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Offener Brief des CDU-Fraktionsvorsitzenden zur Initiative Marwa El ...

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20<br />

Kommentar<br />

Ein großes Potential:<br />

Dresden und China<br />

Die Beziehungen der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

Dresden zum „Land der Mitte“ – zhong<br />

guo – wie China auf chinesisch genannt<br />

wird, sind vielfältig und insgesamt in erfreulicher<br />

Entwicklung.<br />

Seit mehr als einem Menschenalter befinden<br />

sich die Staatlichen Kunstsammlungen<br />

in einem fruchtbaren Austausch mit<br />

großen chinesischen Museen, insbesondere<br />

mit dem Palastmuseum und mit dem<br />

Nationalmuseum in Peking. Die in beiden<br />

Städten gezeigte Ausstellung „Goldener<br />

Drache – Weißer Adler“ erinnerte<br />

2009/10 an die bedeutenden kulturellen<br />

Beziehungen im 18. Jahrhundert. Gegenwärtig<br />

und noch bis Ende März 2012<br />

läuft an prominenter Stelle im Nationalmuseum<br />

in Peking die gemeinsam mit<br />

den staatlichen Sammlungen in Berlin und<br />

München veranstaltete Schau über die europäische<br />

Aufklärung mit mehr als sechshundert<br />

Exponaten, die großenteils aus<br />

Dresden stammen.<br />

An Dresdner Hochschulen studieren seit<br />

Jahren in wechselnder Anzahl, aber insgesamt<br />

immer mehr als eintausend chinesische<br />

Studenten. Die Hochschule für<br />

Technik und Wirtschaft hat in den vergangenen<br />

zwanzig Jahren in Hangzhou eine<br />

Fachhochschule gleicher Art aufbauen<br />

helfen und betreibt mit ihr einen kontinuierlichen<br />

Dozenten- und Studentenaustausch.<br />

Die Dresden International University<br />

bietet Chinesen, die ein Fachstudium<br />

in Deutschland absolvieren wollen, vorbereitende<br />

Kurse an.<br />

Auch die wirtschaftlichen Kontakte von<br />

Dresden nach China sind intensiv.<br />

Die IHK Dresden hat in Yangzhou ein berufliches<br />

Ausbildungszentrum nach deutschem<br />

Muster eingerichtet, <strong>des</strong>sen Absolventen<br />

in chinesischen Betrieben<br />

außerordentlich begehrt sind. Weitere<br />

acht Zentren sind in Vorbereitung. Die<br />

SBS Bühnentechnik hat zahlreiche chinesische<br />

Theater und Konzerthallen, nicht<br />

Die DRESDNER UNION · März ‘12<br />

zuletzt in Hangzhou, mit einer modernen<br />

Bühnentechnik ausgestattet. Die Von Ardenne<br />

Anlagetechnik betreut mit einer<br />

eigenen Niederlassung ihre zahlreichen<br />

chinesischen Kunden. Die Krise der vergangenen<br />

Jahre hat bestehende Beziehungen<br />

nicht unberührt gelassen, im Ergebnis<br />

aber eher befestigt.<br />

Vor diesem Hintergrund hat sich die Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

Dresden zu Recht entschlossen,<br />

offizielle Beziehungen nach<br />

Hangzhou <strong>zur</strong> einstigen Residenz der<br />

südlichen Sung-Dynastie und heutigen<br />

Hauptstadt der südchinesischen Provinz<br />

Zhejian aufzunehmen, die im Herbst 2007<br />

zu einer grundsätzlichen Verständigung<br />

und 2009 zu einem förmlichen Partnerschaftsabkommen<br />

geführt haben. Der bisherige<br />

Oberbürgermeister von Hangzhou,<br />

der die Partnerschaft voran getrieben und<br />

mit Oberbürgermeisterin Helma Orosz<br />

unterzeichnet hat, ist inzwischen Minister<br />

der Provinz Zhejian geworden. Beide<br />

Stadtverwaltungen unterstützen diese<br />

junge Partnerschaft, die vom Austausch<br />

zwischen Universitäten, Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen, aber auch vom<br />

Wirtschafts- und Kulturaustausch geprägt<br />

ist – von der gegenseitigen Teilnahme an<br />

Kinderchorfestivals bis hin zu hochrangigen<br />

Konzerten verschiedener Ensembles<br />

in der jeweiligen Partnerstadt. Auch hat<br />

sich ungeachtet der großen Entfernung<br />

bereits ein Schüleraustausch zwischen der<br />

Freien Montessorischule in Dresden und<br />

der Maiyuqiao School in Hangzhou entwickelt.<br />

Für das laufende Jahr ist eine monographische<br />

Schau <strong>des</strong> Werks von Prof. Xu<br />

Jiang, Präsident der in Hangzhou ansässigen<br />

Chinesischen Akademie der Künste,<br />

in den Staatlichen Kunstsammlungen in<br />

Dresden geplant.<br />

Die Besuche von Deutschen aus Dresden<br />

in China und die Besuche von Chinesen in<br />

Deutschland haben an Zahl deutlich zugenommen.<br />

Europareisen sind in China eine<br />

Wachstumsindustrie, die uns weitere Be-<br />

Dr. Malte von Bargen<br />

Vorsitzender „Chinesischer Pavillon zu Dresden e. V.“<br />

suche bescheren wird. Dies alles ist erfreulich,<br />

lässt aber leicht vergessen, dass<br />

das reale China-Potential, welches Dresden<br />

birgt, bisher nur ansatzweise genutzt<br />

wird. Zu diesem Potential gehören, um neben<br />

den schon benannten Einrichtungen<br />

nur die wichtigsten Beispiele zu erwähnen,<br />

auch der Zwinger mit seiner europaweit<br />

bedeutendsten Sammlung chinesischen<br />

Porzellans, der Park in Pillnitz mit<br />

seiner chinesischen Abteilung, ein gelungenes<br />

Beispiel der Nachempfindung chinesischer<br />

Kultur durch deutsche Bau- und<br />

Gartenmeister, und schließlich der Chinesische<br />

Pavillon auf dem Weißen Hirsch,<br />

einst kaiserlich chinesischer Ausstellungspavillon<br />

auf der Internationalen Hygiene<br />

Ausstellung 1911, heute nach Brand<br />

und Vandalismus grundsaniert und, soweit<br />

bekannt, einziges historisches und<br />

von chinesischen Besuchern mit großer<br />

Sympathie aufgenommenes chinesisches<br />

Originaldenkmal dieser Größe auf deutschem<br />

Boden.<br />

Kurz: das China-Potential Dresdens ist<br />

größer und vielfältiger als das vieler anderer<br />

deutscher Städte. Es kommt hinzu,<br />

dass Dresden als Kulturstadt und insbesondere<br />

als Musikstadt vieles anbieten<br />

kann, was kultivierte Chinesen besonders<br />

schätzen: ein großzügiges Stadtbild<br />

in höchst abwechslungsreicher, harmonischer<br />

Landschaft, berühmte Sammlungen,<br />

Bühnen und Orchester, hervorragende<br />

Chöre und zahlreiche Spitzenmusiker,<br />

nicht zuletzt dokumentiert durch den<br />

Wechsel von Christian Thielemann von<br />

München nach Dresden.<br />

Bei so bedeutendem Potential müssten<br />

eigentlich chinesische Europareisende<br />

bevorzugt Dresden als eines ihrer<br />

Ziele wählen. Sie tun es in<strong>des</strong>sen<br />

bisher nicht. Im Jahr 2010 waren an<br />

den Übernachtungen von Ausländern<br />

in Deutschland Chinesen mit 1,5% beteiligt,<br />

in Dresden aber nur mit 0,4%.<br />

Die Gründe für diese auffallende Diskre-

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