möbel kultur 03/21
ZKZ 4937 3 I 2021 MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS und Im exklusiven Roundtable macht die Industrie deutlich, wo es derzeit hakt Foto: Hartmann Möbelwerke Emotionales Storytelling Hartmann will mehr Sichtbarkeit auf der Fläche UMSÄTZE 2021 23,8 MRD. FÜR DIE TOP 30 Nobilia: Meister in der Krise Ada: Hochwertig auch im Netz BabyOne: Generationswechsel F.A.N.: Gut vorbereitet aus dem Lockdown Der Küchenmacher: Achtes Haus in Köln Wüsthof: Alles dreht sich ums Zuhause
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ZKZ 4937<br />
3 I 20<strong>21</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
und<br />
Im exklusiven Roundtable<br />
macht die Industrie deutlich,<br />
wo es derzeit hakt<br />
Foto: Hartmann Möbelwerke<br />
Emotionales<br />
Storytelling<br />
Hartmann will mehr<br />
Sichtbarkeit auf der Fläche<br />
UMSÄTZE 20<strong>21</strong><br />
23,8 MRD. FÜR<br />
DIE TOP 30<br />
Nobilia: Meister in der Krise<br />
Ada: Hochwertig auch im Netz<br />
BabyOne: Generationswechsel<br />
F.A.N.: Gut vorbereitet aus dem Lockdown<br />
Der Küchenmacher: Achtes Haus in Köln<br />
Wüsthof: Alles dreht sich ums Zuhause
FOTODES<br />
MONATS<br />
„Click & Meet“ heißt seit<br />
dem 8. März das neue<br />
Shoppingerlebnis – so wie<br />
hier bei Butlers. Weil die<br />
Inzidenzwerte längst nicht<br />
überall unter 50 liegen,<br />
dürfen Kunden vielerorts<br />
nur nach Termin-Vereinbarung<br />
in die Läden. Immerhin<br />
– nach dem langen<br />
Lockdown seit Mitte<br />
Dezember ist dies für den<br />
Einzelhandel ein erster<br />
Lichtblick. Für die Großfläche<br />
dürfte sich das<br />
Thema aufgrund des hohen<br />
Aufwands allerdings als<br />
wenig lukrativ darstellen.<br />
8 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 9<br />
Foto: Butlers
3 20<strong>21</strong><br />
UMSÄTZE20<strong>21</strong><br />
ABSTAND<br />
CORONA-PANDEMIE<br />
WARENABHOLUNG<br />
MASKENPFLICHT<br />
VIDEO-BERATUNG<br />
HYGIENE-KONZEPTE<br />
FULFILLMENT<br />
LICK & MEET<br />
LIEFERUNG<br />
HOMEOFFICE<br />
ONLINE-SHOPPING<br />
CLICK & COLLECT<br />
LIEFERENGPÄSSE<br />
ONLINE-BE<br />
VIDEO-CHAT<br />
DISTANZ-SICHERUNG<br />
LIEFERZEITEN<br />
Illustration: Freepik.com<br />
Onlineumsätze<br />
wachsen rasant<br />
> Top 30 kommen mit kleinem Plus<br />
auf insgesamt 23,77 Mrd. Euro<br />
> Corona-Pandemie befeuert<br />
E-Commerce und Click & Collect<br />
> Die Branchenleader des deutschen<br />
Möbelhandels bleiben optimistisch<br />
++ FACTS & FIGURES ++ STATISTIKEN ++ UMFRAGEN ++ PROGNOSEN ++
<strong>03</strong><br />
ANALYSE<br />
Online-Anbieter machen große Sprünge<br />
Der Umsatz der Top 30 im deutschen Möbelhandel stieg 2020 um 1,2 Prozent auf 23,767 Mrd. Euro.<br />
Während in den vergangenen Jahren die zunehmende Konzentration das beherrschende Thema war,<br />
drehte sich 2020 alles um die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Was sich auch 20<strong>21</strong> bislang fortsetzt.<br />
Von dem Lockdown konnte vor allem der E-Commerce profitieren, aber auch der stationäre Handel<br />
rüstete digital auf – insbesondere was die Kommunikation zum Endkunden angeht.<br />
Voller Elan und Rückenwind startete<br />
der deutsche Möbelhandel ins Jahr<br />
2020. Die Dynamik wurde dann jäh<br />
gestoppt, als es im März 2020 zum ersten<br />
Lockdown kam. Die Umsatz-Aussichten<br />
für den Rest des Jahres waren düster. Um<br />
so überraschender für die meisten der<br />
Branche gestaltete sich die positive Nachfragesituation<br />
nach dem Lockdown, sodass<br />
der Großteil im Einrichtungs handel mit<br />
einem blauen Auge davon gekommen ist.<br />
Der Handelsverband Möbel und Küchen<br />
(BVDM) vermeldet für 2020 sogar noch<br />
ein leichtes Plus von einem Prozent auf<br />
34,5 Mrd. Euro.<br />
Die Top 30 legten dabei laut Er hebung<br />
der „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ um 1,2 Prozent auf<br />
23,767 Mrd. Euro zu. An der Spitzen-<br />
Rangfolge Ikea, XXXLutz und Höffner<br />
änderte sich 2020 nichts. Im kommenden<br />
Jahr allerdings wird die XXXLutz-<br />
Gruppe eng zu den Schweden aufrücken,<br />
weil dann die 50-prozentige Beteiligung<br />
an Roller, Tejo‘s und Schulenburg, die erst<br />
Anfang dieses Jahres durch das Bundeskartellamt<br />
genehmigt worden ist, zum<br />
Tragen kommt. Ob die Österreicher dann<br />
allerdings zur Nummer 1 avancieren,<br />
bleibt abzuwarten. Denn im Zuge des<br />
Deals mussten Standorte abgegeben werden,<br />
was auch den Umsatz schmälern<br />
wird. Auch wenn das Thema Konzentration<br />
2020 nicht so stark im Vordergrund<br />
stand, bleibt es doch für die Branche<br />
damit sehr präsent.<br />
Genauso wie der viel beschworene<br />
Digitalisierungsschub, der sich im vergangenen<br />
Jahr auf unterschiedliche Weise<br />
auch im Möbelhandel deutlich bemerkbar<br />
machte. Auf der einen Seite konnten<br />
die Onlineanbieter ganz klar im Lockdown<br />
von einer verstärkten Nachfrage<br />
profitieren. So legten Otto und Amazon<br />
mit satten Zuwächsen drauf und Home24<br />
machte einen Sprung auf 285 Mio. Euro<br />
Umsatz und katapultierte sich damit von<br />
Platz 20 auf Rang 15. Insgesamt gab es<br />
auf den Plätzen 1 bis 20 jedoch kaum<br />
größere Bewegungen im Ranking. Der<br />
Umsatz stieg nur minimal von 22,26 auf<br />
22,43 Mio. Euro. Dagegen gab es auf den<br />
Rängen <strong>21</strong> bis 30 erhebliche Veränderungen.<br />
So schob sich Westwing von Platz 25<br />
auf Rang <strong>21</strong> und verwies Bett1.de auf<br />
Platz 22. Auch Wayfair machte Boden gut<br />
(von 29 auf 26). Obwohl Opti Wohnwelt<br />
einen Platz auf 23 nach hinten rutschte,<br />
drückt dies nicht den expansiven Kurs des<br />
Unternehmens aus. Im kommenden Jahr<br />
wird das Begros-Mitglied beim Umsatz<br />
einen deutlichen Zuwachs bekommen,<br />
weil das Unternehmen 12 Roller-Stand-<br />
DIE TOP 20<br />
im deutschen Möbelhandel<br />
1. Ikea 5.325 Mio. Euro<br />
2. XXXLutz (inkl. Poco) 4.293 Mio. Euro *<br />
3. Höffner 2.100 Mio. Euro *<br />
4. Otto Group 1.840 Mio. Euro*<br />
5. Tessner-Gruppe 1.460 Mio. Euro<br />
6. Porta Möbel 1.200 Mio. Euro<br />
7. Dänisches Bettenlager 1.128 Mio. Euro<br />
8. Segmüller 1.100 Mio. Euro*<br />
9. Amazon.de 900 Mio. Euro *<br />
10. Möbel Martin 350 Mio. Euro<br />
11. Schaffrath 340 Mio. Euro *<br />
12. Möbel Hardeck 320 Mio. Euro *<br />
12. Ostermann 300 Mio. Euro *<br />
14. Küchen Aktuell 296 Mio. Euro<br />
15. Home 24 285 Mio. Euro*<br />
16. Weko inkl. Raumschmiede 260 Mio. Euro*<br />
17. Rieger 250 Mio. Euro<br />
18. Braun Möbel-Center 245 Mio. Euro<br />
19. Inhofer 230 Mio. Euro<br />
20. Hofmeister <strong>21</strong>0 Mio. Euro<br />
*geschätzte<br />
*geschätzte<br />
Werte,<br />
Werte,<br />
Grafik:<br />
Grafik:<br />
<strong>möbel</strong><br />
<strong>möbel</strong><br />
<strong>kultur</strong><br />
<strong>kultur</strong><br />
orte, sechs Tejo‘s sowie zwei Schulenburg-Häuser<br />
übernommen hat, die die<br />
Tessner-Gruppe aufgrund des Zusammenschlusses<br />
mit XXXLutz aus kartellrechtlichen<br />
Gründen abstoßen musste.<br />
Damit dürfte Opti Wohnwelt 20<strong>21</strong> unter<br />
die Top 20 vorrücken.<br />
Allerdings ist der ein oder andere an<br />
seine logistischen Grenzen gestoßen, was<br />
sich in verlängerten Lieferzeiten und<br />
Reklamationsbearbeitungen widergespiegelt<br />
hat. Auf der anderen Seite haben<br />
viele Möbelhändler zum ersten<br />
Mal „Click & Collect“ für<br />
sich entdeckt. Zudem lief<br />
auch in Sachen Kommunikation<br />
mit den Kunden fast alles<br />
übers Internet. Zumindest<br />
konnten so die meisten ca.<br />
ein Viertel der Umsätze im<br />
Lockdown generieren, was<br />
aber wohl eher für mittelständische<br />
Häuser gilt, die<br />
einen engen Kundenkontakt<br />
pflegen. Viele der Großflächenanbieter<br />
mussten deshalb<br />
im letzten Jahr ein<br />
Umsatzminus wegstecken.<br />
Zwar konnte im Laufe des<br />
Jahres einiges an Verlusten<br />
wieder wettgemacht werden,<br />
aber im Lockdown zeigte<br />
sich, wer den besseren Draht<br />
zu den Kunden hat.<br />
Für den zweiten Lockdown<br />
ab Mitte Dezember 2020 hatten<br />
sich deshalb die meisten<br />
besser präpariert und boten<br />
zahlreiche Services an wie<br />
Video-Beratung, Einzeltermine<br />
für die Küchenplanung<br />
und eben „Click & Collect“.<br />
Bei allen dürfte inzwischen<br />
angekommen sein, dass künftig<br />
hybride Konzepte von<br />
Nöten sind, um sich robuster<br />
für die Herausforderungen<br />
der Zukunft aufzustellen.<br />
<br />
<br />
RITA BREER,<br />
EVELYNE BECKMANN
TOP-THEMA/BRANCHENWERKSTATT<br />
An welchen Ecken<br />
und Kanten es hakt<br />
Welche Herausforderungen kommen auf die Möbelbranche nach dem langen Lockdown zu?<br />
Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ diskutierte mit Elmar Duffner, VDM-Präsident und CEO der Vivonio-Gruppe,<br />
VDM-Geschäftsführer Jan Kurth, Dr. Andreas Hettich, Beiratsvorsitzender der Hettich Holding<br />
und Dr. Timo Renz, Managing Partner von Dr. Wieselhuber & Partner, am virtuellen, runden<br />
Tisch über Digitalisierungserfolge, internationale Potenziale und die nachhaltigen Effekte des<br />
anhaltenden Homings in Deutschland.<br />
24 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Herr Kurth, wie ist die<br />
Möbelindustrie aktuell gestimmt?<br />
Jan Kurth: Die Möbelindustrie ist derzeit<br />
nicht mehr so gut gestimmt,<br />
wie das noch Ende letzten Jahres<br />
der Fall war. Das lässt sich auch an<br />
den aktuellen Ifo-Geschäftsklimazahlen<br />
ablesen. Der Unterschied<br />
zum ersten Lockdown ist der, dass<br />
der jetzige erstens länger dauert und<br />
uns zweitens in einer ganz anderen<br />
Phase als im Frühjahr 2020 trifft.<br />
Mitte Dezember bis Mitte Februar<br />
ist nämlich die umsatzstärkste Zeit<br />
des Jahres, die bei vielen 30 Prozent<br />
des Jahresumsatzes ausmacht.<br />
Das schmerzt und reißt natürlich<br />
für das vor uns liegende Jahr große<br />
Lücken, sodass es schwer sein wird,<br />
diese wieder aufzufüllen. Wenngleich<br />
wir schon davon ausgehen,<br />
dass die Nachfrage im Zuge der<br />
Lockerungen wieder anspringen<br />
wird. Deshalb glaube ich, dass die<br />
Herausforderungen in 20<strong>21</strong> größer<br />
sein werden als im vergangenen<br />
Jahr. Um meine Aussagen noch mit<br />
ein paar Fakten zu untermauern:<br />
Im März planen laut einer aktuellen<br />
Verbandsumfrage zwei Drittel<br />
der befragten Möbelproduzenten<br />
Kurzarbeit. Im Februar hatte erst<br />
die Hälfte der Betriebe zu diesem<br />
Instrument gegriffen. Mehr als 80<br />
Prozent der Unternehmen litten im<br />
Februar unter Rückgängen beim Auftragseingang.<br />
Bei rund 30 Prozent<br />
der Hersteller beliefen sich die Einbußen<br />
auf mehr als 70 Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahresmonat.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Welche Bereiche sind<br />
besonders betroffen?<br />
Jan Kurth: Die Auftragseingänge sind<br />
im Januar dramatisch eingebrochen,<br />
im Polster- und Wohnbereich in der<br />
Spitze bis zu 80 Prozent. Das sind<br />
enorme Größenordnungen und<br />
dramatische Einschnitte, wie wir<br />
sie 2020 nicht gesehen haben. Im<br />
Bereich Küche liegen die Einbußen<br />
deutlich geringer, weil noch viele<br />
Planungen in der Pipeline sind. Insgesamt<br />
blicken wir aber mit Sorge<br />
auf die aktuelle Situation, weil diese,<br />
auch wenn wir aus dem letzten Jahr<br />
Erfahrungen sammeln konnten,<br />
noch mal schwieriger ist.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sind die Umsatzverluste<br />
überhaupt noch aufholbar?<br />
Jan Kurth: Das kommt sehr darauf an,<br />
wie der Restart ausfällt. Wir geben<br />
die Hoffnung noch nicht auf. Denn<br />
welch eine Rallye im letzten Jahr<br />
möglich war, konnte keiner ahnen.<br />
Somit hoffen wir, dass, wenn die<br />
Geschäfte wieder richtig öffnen dürfen,<br />
viel Umsatz nachgeholt wird.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie hatten gemeinsam mit<br />
dem BVDM ein solidarisches Miteinander<br />
von Industrie und Handel angemahnt. Wie<br />
stellt sich das gerade dar? Ist der Appell<br />
auf offene Ohren gestoßen?<br />
Jan Kurth: Unterschiedlich, je nach<br />
Handelspartnern. Es ist nicht<br />
so, dass jeder Händler und jeder<br />
Verband extremes Verständnis ins-<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 25
KÜCHE/NOBILIA<br />
Kapazitäten für weiteres<br />
Wachstum: Das Werk<br />
für Sonderteile in Gütersloh-Spexard<br />
rechts<br />
der A2 und vis-à-vis der<br />
Stammwerke in Verl-<br />
Sürenheide (l.) ist ebenso<br />
in der Anlaufphase<br />
wie der neue Standort<br />
Saarlouis. Im saarländischen<br />
Küchenwerk,<br />
das vorzugsweise für<br />
den französischen Markt<br />
produzieren soll, werden<br />
zunächst 100 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Meister<br />
in der Krise<br />
Das abgelaufene Geschäftsjahr –<br />
das Jahr unseres 75-jährigen<br />
Firmenjubiläums – wird uns<br />
noch lange in Erinnerung bleiben.<br />
In dem Jahr hat uns die Corona-Pandemie<br />
vor große Herausforderungen<br />
gestellt.“ Mit diesen Worten<br />
leitet Nobilia-Geschäftsführer Dr.<br />
Lars Bopf die Bilanz 2020 ein. Und<br />
in der Tat war das vergangene ein<br />
ereignisreiches Jahr – auch aus ganz<br />
eigener Sicht des Unternehmens, in<br />
dem viel passiert und angeschoben<br />
wurde.<br />
Zuerst die Zahlen: Wie nicht<br />
anders zu erwarten, wurde der<br />
Erfolgskurs fortgesetzt. Der Gesamtproduktionsumsatz<br />
von Nobilia<br />
stieg in 2020 um 82 Mio. Euro auf<br />
1,37 Mrd. Euro und somit um 6,4<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahresumsatz.<br />
Das Produktionsvolumen<br />
p.a. wuchs parallel dazu um<br />
300.000 auf 7,83 Mio. Schränke<br />
bzw. 783.000 Küchenkommissionen.<br />
Die Zahl der Mitarbeiter vergrößerte<br />
sich um 207 auf insgesamt<br />
3.945 Beschäftigte.<br />
Maßgeblicher Wachstumstreiber<br />
war, wie grundsätzlich in der<br />
Branche, das Inlandsgeschäft. In<br />
Deutschland kletterte der Umsatz<br />
auf 710,9 Mio. Euro, also nominal<br />
um 9,9 Prozent. Inzwischen haben<br />
dabei die Küchenspezialisten (47%<br />
Anteil, 2019: 42%) den Anteil der<br />
Einrichtungshäuser (41%, 2019:<br />
43%) überholt. 12 Prozent verteilen<br />
sich auf den Vertriebskanal SB /<br />
Discount und auf die sonstigen Vertriebswege<br />
Internet, Objektgeschäft<br />
sowie Elektro- oder Badspezialisten.<br />
Der Export legte um 2,8 Prozent<br />
auf 658,9 Mio. Euro zu. Der Anteil<br />
am Gesamtumsatz beträgt aktuell<br />
48,1 Prozent. Dabei kam Nobilia<br />
zugute, dass sich das Unternehmen<br />
in den letzten Jahren im Ausland<br />
sehr breit aufgestellt habe, erläutert<br />
dazu Dr. Bopf. Auf einem hohen<br />
Niveau dominiert hier weiterhin<br />
das Frankreichgeschäft, gefolgt von<br />
Belgien, Österreich und den Niederlanden.<br />
Der chinesische Markt<br />
belegt erneut Platz 5 der für Nobilia<br />
wichtigsten Exportländer.<br />
12<br />
47<br />
%<br />
Von 1,37 Mrd. Euro Umsatz hat Nobilia<br />
2020 allein 82 Mio. Euro mehr als 2019<br />
erwirtschaftet. Eine Größenordnung,<br />
die viele Küchenhersteller nicht einmal<br />
absolut erreichen – und eine Meisterleistung,<br />
wenn man die bereits hohe<br />
Markt abdeckung hierzulande berücksichtigt.<br />
Wachstumstreiber waren u. a.<br />
die Ausweitung auf Bad und Wohnen,<br />
das Schnellliefer programm „elements“<br />
ebenso wie neue Geräte-Partnerschaften<br />
und Aktivitäten im Ausland. Vor<br />
allem auch mit seinem Corona-Krisenmanagement<br />
gelang es dem Branchenprimus,<br />
seine Stärke erneut unter<br />
Beweis zu stellen.<br />
Spezialisten sind jetzt Hauptabsatzkanal<br />
Nobilia-Inlandsumsatz nach<br />
Vertriebswegen, Grafik: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong><br />
41<br />
Einrichtungshäuser<br />
Küchenspezialisten<br />
SB / Discount /<br />
Sonstige<br />
Erstmals hat Nobilia mit<br />
Küchenspezialisten mehr<br />
Umsatz erwirtschaftet als<br />
im Möbel- und Discounthandel.<br />
Eine Verschiebung,<br />
die ebenso den Markttrend<br />
widerspiegelt.<br />
30 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
Inklusive der eigenen Handelsumsätze<br />
erzielte Nobilia als Gruppe<br />
1,542 Mrd. Euro und damit 6,5 Prozent<br />
Plus. Dies bedeutet also, dass<br />
allein im vergangenen Jahr 93,7<br />
Mio. Euro mehr in die Konzernkasse<br />
geflossen sind (konsolidiert, ohne<br />
Franchisegebühren). Dazu zählen das<br />
britische und stark expansive Franchisesystem<br />
Kütchenhaus, dem derzeit<br />
39 Küchenstudios angeschlossen<br />
sind, sowie die Minderheitsbeteiligung<br />
an der belgischen Handelskette<br />
Menatam (èggo), die Mehrheitsbeteiligung<br />
an der französischen<br />
Franchise-Organisation FBD (460<br />
Küchenstudios der Vertriebsschienen<br />
Ixina, Cuisine Plus, Cuisines Références<br />
und Vanden Borre Kitchen).<br />
Und die Gruppe treibt ihre Internationalisierung<br />
erfolgreich voran.<br />
In der Bilanz unerwähnt blieb die<br />
noch nicht genehmigte Neu-Akquisition<br />
in Frankreich: die in der Presse<br />
bereits diskutierte 25%-Beteiligung<br />
an Abbou-Gruppe (Aviva, Elton Cuisines<br />
mit 98 Filialen).<br />
Auch Inhaber Werner Stickling<br />
zeigte sich mit dem Wachstum<br />
zufrieden, zumal die Ertragslage<br />
2020 weiterhin „auskömmlich“ war.<br />
Zugleich lobt der Senior das große<br />
Engagement der Belegschaft während<br />
der Pandemie, was zum Jahresende<br />
mit 2.500 Euro Sonderprämie für<br />
jeden Mitarbeiter belohnt wurde.<br />
Auf 134 Mio. Euro kamen die<br />
Investitionen, vor allem für Werk III<br />
in Gütersloh und Werk V in Saarlouis.<br />
Alles wurde planmäßig fertiggestellt.<br />
Daneben standen die neue<br />
Kollektion mit der Rasterumstellung,<br />
Gleittüren für Wohnraumplanungen,<br />
dem ausgebauten Bad-Angebot und<br />
dem Schnelllieferprogramm „elements“<br />
im Mittelpunkt des turbulenten<br />
Jahres 2020. Auch die neuen<br />
Kooperationen mit Samsung (mit<br />
35 Geräten und neuer Einbaulinie<br />
„infinite“) sowie Bora mit dem<br />
exklusiven Kochfeldabzug „GP4“<br />
für die Komplettvermarktung laufen<br />
vielversprechend an.<br />
Ein Ausblick auf die Weiterentwicklung<br />
in diesem Jahr fällt dem<br />
Nobilia-Management erwartungsgemäß<br />
schwer angesichts der Unklarheiten<br />
im Pandemieverlauf und<br />
der noch unbestimmten Öffnung<br />
im Handel. Doch sieht Dr. Bopf das<br />
Unternehmen u. a. durch das breite<br />
Portfolio und die neuen, hochmodernen<br />
Werksstandorte auch für die<br />
nächsten Herausforderungen gut<br />
aufgestellt.<br />
HEIKE LORENZ<br />
NACHGEHAKT<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Herr Dr. Bopf, mit jetzt<br />
1,542 Mrd. Euro inklusive des konsolidierten<br />
Handelsumsatzes hat Nobilia<br />
den Abstand zur schwedischen Nobia-<br />
Gruppe – die 1,26 Mrd. Euro umsetzte –<br />
nochmals vergrößert. Ist damit nun die<br />
Position von Nobilia als Europas Nr.1<br />
unter den Küchenkonzernen bewiesen?<br />
Dr. Lars Bopf: Das ist eine Frage der<br />
Interpretation und wen man mit<br />
in den Vergleich einbezieht. Wenn<br />
man allein die absolute Zahl an<br />
Küchen betrachtet, ist Ikea wahrscheinlich<br />
der größte Vermarkter<br />
in Europa. Viel wichtiger als dieses<br />
Ranking ist für uns aber die<br />
Tatsache, dass wir sehr zufrieden<br />
aus diesem anspruchsvollen Jahr<br />
herausgekommen sind.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Das Plus von 6,5 Prozent<br />
ist gerade für einen Branchenriesen<br />
bemerkenswert, bei dem der Ausfall<br />
von Lieferketten und Absatzmärkten<br />
weltweit eine besondere Größenordnung<br />
erreicht. Was war das Entscheidende<br />
im Nobilia-Krisenmanagement?<br />
Dr. Lars Bopf: Wir sind immer sehr<br />
stark auf Sicht fahren. Haben aufmerksam<br />
die Entwicklung beobachtet<br />
und äußerst frühzeitig<br />
reagiert, indem wir hohe Sicherheitsbestände<br />
für Zulieferteile und<br />
Geräte bevorratet haben. Und dies<br />
schon zu einem Zeitpunkt, als das<br />
Ausmaß der Pandemie noch gar<br />
nicht so deutlich war. Vor allem<br />
hat sich unsere Mannschaft als<br />
hochflexibel erwiesen, alle haben<br />
an einem Strang gezogen. Wir sind<br />
froh darüber, dass es bei Nobilia<br />
keinen Stillstand und keine Kurzarbeit<br />
gab und wir daher also<br />
immer zu 100 Prozent lieferfähig<br />
sein konnten.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie ist der aktuelle<br />
Stand, nachdem der Nachfrageboom<br />
zuerst die Lieferzeiten verlängert hat<br />
und dann durch den erneuten Lockdown<br />
ausgebremst wurde?<br />
Dr. Lars Bopf: Unsere Lieferzeiten<br />
bei neuen Aufträgen liegen derzeit<br />
im Schnitt bei etwa fünf Wochen.<br />
Gleichzeitig bauen wir noch Auftragsbestände<br />
aus dem Dezember<br />
ab und es kommen auch Aufträge<br />
aus Auslandsmärkten ohne Lockdown<br />
dazu, sodass die Produktion<br />
bisher weiterhin auf Hochtouren<br />
läuft.<br />
Nobilia-Geschäftsführer Dr. Lars Bopf:<br />
„Alle haben an<br />
einem Strang<br />
gezogen“<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Neben den beiden Werken<br />
in Verl hat Nobilia nun zwei weitere<br />
fertiggestellt. Wann laufen hier die ersten<br />
Kommissionen vom Band und mit<br />
welchen Kapazitäten gehen die neuen<br />
Werke an den Start?<br />
Dr. Lars Bopf: In Werk III am Gütersloher<br />
Hüttenbrink, das für Sonderteile<br />
und nicht für Schränke<br />
bestimmt ist, werden die Anlagen<br />
gerade hochgefahren. In Saarlouis<br />
ist ebenfalls die Industrialisierung<br />
abgeschlossen und die ersten Anlagen<br />
stehen, sodass wir in den<br />
Probebetrieb einsteigen konnten.<br />
Parallel werden die Mitarbeiter<br />
eingearbeitet. Es werden aber zu<br />
Anfang nicht mehr als hundert<br />
sein. Wie viele Küchen dort produziert<br />
werden, hängt von der<br />
weiteren Marktentwicklung ab.<br />
Wir werden keine Überkapazitäten<br />
aufbauen, sondern wie seinerzeit<br />
in Werk II sukzessive nur so<br />
viel, wie der Markt es verlangt.<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 31
INDUSTRIE<br />
Hartmann Möbelwerke: Emotionales Storytelling am POS<br />
„Vater: Tischler.<br />
Mutter: Natur“<br />
Moderne Optiken zeigt Hartmann<br />
mit der Bank „Lea“ und den<br />
passenden Stühlen. Für die massive<br />
Ausstrahlung sorgt der dazugehörende<br />
„Baumkanten“-Tisch.<br />
Vom Baum bis zum fertigen Möbel.<br />
Bernhard Hartmann setzt mit<br />
seinem Unternehmen im münsterländischen<br />
Beelen auf eine<br />
vollstufige Produktion. Rechts:<br />
Beeindruckendes Motiv aus der<br />
neuen Marken-Kampagne mit<br />
dem Programm „Runa“.<br />
Wir wollen im Markt als<br />
Hartmann Massivholz<strong>möbel</strong><br />
viel stärker als<br />
eigenständige Marke wahrgenommen<br />
werden“, sagt Inhaber Bernhard<br />
Hartmann selbstbewusst. Und<br />
damit kommt der Unternehmer<br />
gerade recht. Denn die Menschen<br />
wollen raus, die Natur erleben, sich<br />
in diesen beengten Corona-Zeiten<br />
wenigstens ab und zu ein bisschen<br />
frei fühlen. Und das können sie<br />
draußen derzeit am besten – oder<br />
eben in ihrem Zuhause mit entsprechenden,<br />
naturnahen Sehnsuchts-Möbeln.<br />
Das traditionsreiche<br />
Unternehmen, das seit vielen<br />
Jahrzehnten mit seinen Massivholz<strong>möbel</strong>n<br />
das Natürliche im Blick hat,<br />
trifft den aktuellen Nerv. Das Thema<br />
Hartmann will sichtbarer werden, im Möbelhandel und<br />
damit auch für die Endkunden. Ein erster wichtiger<br />
Schritt dahin war der Relaunch der Marke im letzten<br />
Jahr. Jetzt geht es darum, mit Geschichten rund ums<br />
Möbel für hohe Aufmerksamkeit zu sorgen. Dabei setzt<br />
das westfälische Familienunternehmen, das in diesem<br />
Jahr seinen 110. Geburtstag feiert, sowohl auf starke<br />
Darstellungen am Point of Sale, als auch auf die entsprechenden<br />
Inhalte in den sozialen Medien.<br />
Nachhaltigkeit, das bei Hartmann<br />
ebenso nicht nur Lippenbekenntnis<br />
ist, sondern nachvollziehbar<br />
gelebt wird, tut sein übriges. Gleichwohl<br />
weiß Geschäftsführer Holger<br />
Hanhardt, dass es ein langer Weg ist,<br />
eine gewisse Markenbekanntheit zu<br />
erlangen – wenn man kein Millionenbudget<br />
zur Verfügung hat. Doch<br />
am Anfang steht der erste Schritt.<br />
Und der ist getan.<br />
Bereits vor rund zwei Jahren stand<br />
für ihn und Bernhard Hartmann fest,<br />
in puncto Markenbildung neue Wege<br />
zu gehen. Die konkrete Umsetzung<br />
fiel dann direkt in den ersten Lockdown<br />
im Frühjahr 2020. Doch trotz<br />
Corona, mit all den Unsicherheiten,<br />
die uns auch noch ein Jahr später<br />
begleiten, ging der Hersteller mutig<br />
Fotos: Hartmann<br />
voran und hat den geplanten Markenrelaunch<br />
durchgezogen. Gemeinsam<br />
mit der Agentur Brinkert Lück<br />
Creatives aus Hamburg entstand nicht<br />
nur ein modernes Logo mit dem<br />
passenden Slogan „Von der Natur<br />
empfohlen“. Auch eine komplett<br />
neue Bildsprache wurde entwickelt,<br />
die zeigt, dass die Möbel eins mit<br />
der Natur sind. Die Testimonials der<br />
Kampagne sind nicht irgendwelche<br />
Promis, sondern Eule, Eichhörnchen,<br />
Hirsch & Co., eben alle, die<br />
man in den heimischen Wäldern<br />
antreffen könnte. Die Tiere wurden<br />
in die Motive eingefügt, als seien<br />
sie gerade zufällig vorbeigekommen.<br />
Angereichert um die passenden Texte<br />
wie „Vater: Tischler. Mutter: Natur“,<br />
„Machen Sie aus Ihrem Wohnzimmer<br />
ein Naturschutzgebiet“ oder<br />
„Greta würde Hartmann lieben“.<br />
Um „den neuen Hartmann“<br />
bekannt zu machen wurden in den<br />
letzten Monaten bereits eine Vielzahl<br />
an Flächen im Handel umgebaut.<br />
Zu den Vorreitern zählen sowohl<br />
große Filialisten wie Porta, Schaffrath<br />
oder Hardeck in Bochum. Doch<br />
auch der Mittelstand, wie Bernskötter<br />
in Mülheim oder der Möbelmarkt<br />
Dogern, wollen die Hartmann-<br />
Geschichten am POS erzählen.<br />
„Der Kunde will in der heutigen<br />
Zeit wissen, welche Geschichte sein<br />
Möbelstück erzählt. Das interessiert<br />
ihn mehr als irgendwelche Rabattschlachten“,<br />
betont Holger Hanhardt.<br />
In den letzten Wochen und Monaten<br />
kommen immer mehr Anfragen bei<br />
38 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 39
3 / 20<strong>21</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
POLSTER<br />
PREMIUM<br />
Foto: Himolla
POLSTER PREMIUM<br />
Als modulares System erweist<br />
sich „Edgy“ von Bretz enorm<br />
flexibel. Die Lehnenelemente<br />
können jederzeit um- oder<br />
abgebaut werden.<br />
Foto: Bretz<br />
Die Chancen<br />
DER KRISE<br />
In Krisenzeiten rückt man näher zusammen, heißt es und für die deutsche<br />
Polster<strong>möbel</strong>industrie und die Bundesbürger trifft das auch zu. Denn Dank des<br />
Inlandkonsums können die hiesigen Hersteller auf ein ordentliches Geschäftsjahr<br />
2020 zurückblicken. Laut Verband der Deutschen Polster <strong>möbel</strong>industrie<br />
(VdDP) erwirtschafteten die Unternehmen, die 50 oder mehr Mitarbeiter<br />
beschäftigen, einen Umsatz von 919,9 Mio. Euro. Verglichen mit 2019 ist<br />
das ein Plus von 1,88 Prozent, wobei die gute Entwicklung allein vom Inland<br />
angetrieben wurde. Hier betrug der Zuwachs 8,93 Prozent. Gleichzeitig ist die<br />
positive Entwicklung ein Indikator dafür, dass sich hierzulande hochwertige<br />
Sofas und Sessel zunehmender Beliebtheit erfreuen. Qualität, Lang lebigkeit<br />
und Nachhaltigkeit sind gefragter denn je. Für Polster<strong>möbel</strong>, die diese Werte<br />
erfüllen, wird dann gern auch tiefer in die Tasche gegriffen. Um diese Entwicklung<br />
zu pushen, ist es wichtig, auch im Premium- Bereich Emotionen<br />
am POS zu wecken und die Konsumenten zu inspirieren. Himolla hat dafür<br />
jüngst Marketing und Handschrift neu ausgerichtet. Emotional in den Fokus<br />
gerückt, wecken die Polster<strong>möbel</strong> Begehrlichkeiten. Ähnliches beobachtet Ada.<br />
Für ihre Premium-Marke Ada Austria Premium haben die Österreicher erst im<br />
Herbst 2020 ein neues POS-Konzept gelauncht, das mit natürlichen Materialien<br />
sowie Bildern die Wertigkeit der Produkte unterstreicht – für mehr Umsatz<br />
auf der Fläche. Und auch im E-Commerce wird es immer entscheidender, die<br />
Verbraucher mit Wow-Inszenierungen und umfassenden Informationen durchweg<br />
zu inspirieren, denn auch dort wächst das Ordervolumen für Möbel aus dem Hochwert-Segment.<br />
In Zeiten von Lockdowns und unsicheren Öffnungsperspektiven ist<br />
zumindest das für die Industrie ein Lichtblick. <br />
Doris Schmidt<br />
Top-Themen<br />
in diesem Polster<br />
Premium-Special:<br />
Ada Austria Premium:<br />
Potenzial im E-Commerce<br />
Jab Anstoetz: In drei<br />
Schritten zum Traumvorhang<br />
Himolla: Nachhaltig mit<br />
System<br />
W. Schillig: Die Strategie<br />
trägt Früchte<br />
Rohleder: Als klimaneutraler<br />
Hersteller zertifiziert<br />
ZUM TITEL<br />
Das Sofa „Signa 1052“ von Himolla überzeugt<br />
sowohl mit seiner einladenden Optik als auch mit<br />
seinen komfortablen Funktionen.<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 47
POLSTER PREMIUM<br />
ADA AUSTRIA PREMIUM: HOCHWERT IM NETZ<br />
Potenzial im<br />
E-COMMERCE<br />
Hochwert-Möbel erfreuen sich einer immer stärkeren Nachfrage.<br />
Nicht zuletzt im Pandemiejahr 2020 setzten die Verbraucher verstärkt<br />
auf Sofas und Sessel aus dem High-End-Bereich. Um diese<br />
Entwicklung weiter voranzutreiben, hat Ada für seine Premium-<br />
Kollektion ein emotionales POS-Konzept entwickelt. Zusätzlich<br />
werden ausgewählte Produkte über E-Commerce-Plattformen<br />
einer breiteren Zielgruppe zugänglich gemacht.<br />
POSITIVES<br />
FEEDBACK:<br />
Das neue Studio-Konzept von Ada Austria<br />
Premium (r.) wurde gut angenommen.<br />
SMARTE<br />
FEATURES<br />
kennzeichnen die Produkte von<br />
Ada Austria Premium – so auch<br />
die Sitzgruppe „Amsterdam“.<br />
Die Corona-Pandemie hat auch bei<br />
den Polster<strong>möbel</strong>herstellern für<br />
ein turbulentes 2020 gesorgt. „Das<br />
vergangene Jahr war durch verschiedene<br />
Hochs und Tiefs gekennzeichnet“, bringt es<br />
Ada-Vorstand Gerhard Vorraber auf den Punkt.<br />
„Der erste Lockdown war sehr hart, aber<br />
wir konnten danach eine große Nachfrage<br />
verzeichnen und auch über den Sommer<br />
gute Umsätze erzielen. Im Herbst hat sich<br />
die Situation mit Preiserhöhungen von Lieferanten und<br />
Rohstoffknappheit aber erneut zugespitzt.“ Für die Österreicher<br />
war das aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu<br />
stecken. Im Gegenteil: Sie erarbeiteten neue Konzepte, um<br />
die Begehrlichkeiten für ihre Hochwert-Polster<strong>möbel</strong> noch<br />
weiter zu pushen.<br />
So stellte der Hersteller im Herbst auf der M.O.W. in Bad<br />
Salzuflen sein neues, emotionales Studio-Konzept für seine<br />
Marke Ada Austria Premium vor (siehe auch Seite 52). „Das<br />
48 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
HOCHWERTIGE<br />
Materialien und eine zeitlos<br />
moderne Formensprache<br />
sind für Ada Austria Premium<br />
typisch. Die Premium-Möbel<br />
werden am österreichischen<br />
Standort in Anger gefertigt (u.).<br />
Rechts: „Dortmund“.<br />
Feedback unserer Kunden hat unsere Erwartungen übertroffen.<br />
Das neue Konzept wird sehr gut angenommen“, freut<br />
sich Vorraber. „Wir haben bereits 15 Studios in Deutschland<br />
in der Pipeline, von denen sieben bereits umgesetzt wurden<br />
und die anderen in den nächsten Wochen folgen. Insgesamt<br />
planen wir rund 50 Studios, wobei wir auch in Österreich<br />
bereits mit 17 Premium Partnern arbeiten.“<br />
Erfolgreich ist Ada mit seinen Premium-Möbeln auch im<br />
Internet unterwegs. Neben den Portalen von Möbelhändlern<br />
werden ausgewählte Premium-Modelle unter anderem auch<br />
auf den Portalen bekannter E-Commerce-Player angeboten –<br />
und das mit Erfolg. „Wir sind mit unseren Online-Partnern<br />
zufrieden. Polster<strong>möbel</strong> mit hohem Designanspruch und<br />
einem zusätzlichen Serviceangebot erfreuen sich aktuell einer<br />
starken Nachfrage. Wir haben uns mit unserer Marke Ada<br />
Austria Premium im E-Commerce gut etabliert und wachsen<br />
mit unseren Partnern“, erklärt Vorraber und betont, dass<br />
sich High-End-Produkte gut für das Internetgeschäft eignen.<br />
„Hochwertige Qualität aus Österreich ist aktuell sehr gefragt,<br />
denn es wird für Konsumenten immer wichtiger, Produkte<br />
von regionalen Herstellern zu kaufen. Die hohe Qualität und<br />
sorgfältige Auswahl der Materialien spielt bei der Kaufentscheidung<br />
eine wichtige Rolle. Der Kunde nimmt sich jetzt<br />
auch viel mehr Zeit, sein Lieblingsprodukt zu suchen und<br />
ist bereit, mehr Geld in eine gute Qualität zu investieren.“<br />
In Zukunft soll das E-Commerce-Geschäft weiter ausgebaut<br />
werden. „Wir sehen hier noch viel Potenzial. Die<br />
Bereiche online und stationär vermischen sich auch aktuell.<br />
Neben reinen Onlinern gibt es auch viele stationäre Händler,<br />
die ihr Sortiment in Webshops anbieten.“<br />
Mit neuen Produktentwicklungen und -optimierungen<br />
gibt Ada seinen Partnern nicht zuletzt nachhaltige Inspirationen<br />
für ihr Angebot. Damit die Händler sich auch<br />
in Pandemiezeiten ohne Möbelmessen einen Überblick<br />
über das Ada-Portfolio machen können, bieten ihnen die<br />
Österreicher Termine vor Ort an. Darüber hinaus arbeitet<br />
der Hersteller aktuell an einem geführten Rundgang mit<br />
Videounterstützung, um eine persönliche Betreuung zu<br />
gewährleisten. <br />
DORIS SCHMIDT<br />
www.ada.at<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 49
SCHLAFEN<br />
F.A.N Frankenstolz: Gut vorbereitet aus dem Lockdown<br />
Hochwert-Bereich<br />
wird ausgebaut<br />
Ein neuer Markenauftritt und innovative Entwicklungen: F.A.N. Frankenstolz ist mit Elan<br />
ins neue Jahr gestartet – mit Erfolg. Auch wenn die Heimtextil und „imm cologne“ fehlten,<br />
konnte der Hersteller mit seiner virtuellen Messe zahlreiche Partner erreichen. Wie das<br />
vergangene Corona-Jahr für das Unternehmen verlaufen ist und welche Erwartungen CCO<br />
Frank Gänser an 20<strong>21</strong> hat, erläutert er im Gespräch mit der „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Herr Gänser, Sie haben jetzt<br />
einen frischen Markenauftritt. Wie genau<br />
sieht dieser aus und warum haben Sie sich<br />
für einen Relaunch entschieden?<br />
Frank Gänser: Unser Ziel ist es, neben<br />
der breit aufgestellten Marke „F.A.N.<br />
Schlafkomfort“ ein weiteres Standbein<br />
im hochwertigen Bereich<br />
unter der Marke „Frankenstolz“ zu<br />
platzieren. Darin findet man Ideen<br />
und Innovationen, die ausschließlich<br />
„Frankenstolz“ vorbehalten sind –<br />
wie z.B. die Matratze „Pyramedus“.<br />
Wir denken hier sehr lösungsorientiert<br />
aus Sicht des Verbrauchers und<br />
platzieren die Marke nur dort, wo<br />
F.A.N. Frankenstolz-CCO<br />
Frank Gänser freut sich, dass<br />
über die virtuelle Messe der<br />
Herbert Neumeyer Gruppe (o.)<br />
zahlreiche Händler erreicht<br />
werden konnten.<br />
Neben der breit<br />
aufgestellten Marke „F.A.N.<br />
Schlafkomfort“ wollen wir mit<br />
Frankenstolz ein weiteres<br />
Standbein im hochwertigen<br />
Bereich platzieren.<br />
56 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
Inzwischen ist<br />
der Onlinehandel der<br />
stärkste Bereich bei<br />
F.A.N. Frankenstolz<br />
und nimmt auch in der<br />
Unter nehmensgruppe<br />
einen hohen Anteil<br />
ein.<br />
die Ware auch markenkonform präsentiert<br />
wird und der Handel bereit<br />
ist, eine entsprechende Nutzungsvereinbarung<br />
mit uns einzugehen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Ende Januar haben Sie<br />
zudem erstmals eine virtuelle Messe veranstaltet,<br />
um die Neuheiten der Herbert<br />
Neumeyer Gruppe zu präsentieren. Wie<br />
war die Resonanz auf das Event?<br />
Frank Gänser: Der virtuelle Showroom<br />
wurde sehr gut von unseren<br />
Partnern angenommen. Mit ca. 350<br />
Besuchern innerhalb 4 Tagen haben<br />
wir unser Soll mehr als erreicht.<br />
Dies motiviert uns ebenso wie<br />
unsere Schwesterunternehmen<br />
Centa-Star und Häussling auch für<br />
die Zukunft mit diesem Medium<br />
weiter zu arbeiten. Auch nach der<br />
offiziellen Präsentation finden noch<br />
immer Termine statt, was uns sehr<br />
freut. Die virtuelle Messe oder der<br />
virtuelle Showroom ist in Pandemie-Zeiten<br />
eine sehr gute Alternative<br />
zu den herkömmlichen Messen,<br />
wobei sie den persönlichen Kontakt,<br />
das Fühlen der Materialien und auch<br />
den Austausch miteinander, welcher<br />
bei Messen ebenso wichtig ist, nicht<br />
ersetzen. Nichtsdestotrotz haben wir<br />
bezüglich der persönlichen Begleitung<br />
während des Besuchs unserer<br />
Partner im Showroom tolle Gespräche<br />
führen können und ausgesprochen<br />
positives Feedback erhalten.<br />
Das treibt uns weiter an.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was sind für Sie die Vor- und<br />
Nachteile einer virtuellen Präsentation?<br />
Frank Gänser: Von Vorteil ist eindeutig,<br />
dass Sie in kurzer Zeit viele Themen<br />
zeigen und besprechen können. Der<br />
Nachteil ist der fehlende persönliche<br />
Kontakt und das Fühlen der Ware.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was hat sich als Highlight<br />
ihrer Neuheiten herauskristallisiert<br />
und was sind die Besonderheiten des<br />
Produkts?<br />
Frank Gänser: Alle drei Unternehmen<br />
der Herbert Neumeyer Gruppe –<br />
Frankenstolz, Centa-Star und Häussling<br />
– hatten in ihrer jeweiligen<br />
Sparte Neuheiten zu bieten. Speziell<br />
bei Frankenstolz überzeugte<br />
neben dem „Pyramedus“-Konzept,<br />
das wir gemeinsam mit dem Chiropraktiker<br />
Boris Biebl und unserer<br />
„Frankenstolz Akademie der<br />
Ingenieure“ entwickelt haben, die<br />
Boost-Matratze „Energy“. Hier<br />
ist es gelungen eine Matratze mit<br />
einem exklusiven Boost-Schaum<br />
zu entwickeln, der bisher nur in<br />
Sportschuhen zum Einsatz kam. Die<br />
Kombination Taschenfederkern und<br />
Boost-Schaum bietet dem Schlafenden<br />
Erholung und Regeneration,<br />
worauf in der heutigen Zeit viele<br />
Menschen großen Wert legen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: 2020 hatten Sie an zwei<br />
Standorten die Mundschutzproduktion<br />
aufgenommen. Wie war die Nachfrage?<br />
Frank Gänser: Wir hatten große Anfragen<br />
von unterschiedlichen Industriezweigen<br />
aus ganz Deutschland<br />
und stellten temporär Mund- und<br />
Nasenschutz-Masken her. Gerne<br />
sind wir unserer Verantwortung<br />
nachgekommen und konnten somit<br />
auch sehr schnell unseren Mitarbeitern<br />
Sicherheit bieten.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie begegnen Sie den Sorgen<br />
einer Ansteckung innerhalb Ihres<br />
Unternehmens?<br />
Frank Gänser: Zum Schutz aller in<br />
unserem Unternehmen finden zwei<br />
bis drei Mal im Monat Schnelltests an<br />
unseren Werken statt, um möglichst<br />
unmittelbar auf positive Befunde<br />
reagieren zu können. Darüberhinaus<br />
haben wir ein Hygienekonzept<br />
entwickelt, an welches sich unsere<br />
Mitarbeiter sehr eigenverantwortlich<br />
halten. Auch das kommt bei unseren<br />
Mitarbeitern sehr gut an.<br />
Für die sportiven Kunden hat<br />
Frankenstolz die Matratze<br />
„Energy“ gelauncht. Bei ihr kommt<br />
erstmals die Boost-Technologie<br />
– eine spezielle Schaumtechnik –<br />
zum Einsatz, die aus dem Bereich<br />
von Sportschuhen bekannt ist.<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 57
SCHLAFEN<br />
Nicht nur durch das beleuchtete Podest zieht<br />
der Dunlopillo Betten-POS bei Porta in Aachen<br />
mit dem „Traumhaft“-Motiv alle Blicke auf sich.<br />
Dunlopillo: Bildstarke POS-Inszenierungen in allen Porta-Häusern<br />
Vorfreude wecken<br />
Alles neu macht – in diesen<br />
besonderen Zeiten – der April.<br />
In den kommenden Wochen<br />
werden viele Möbelhäuser unter<br />
Einhaltung der Corona-Regeln<br />
wieder öffnen können. Endlich in<br />
Geschäften bummeln zu können,<br />
wird zum Event an sich. Und um<br />
dieses Event so inspirierend wie<br />
möglich zu gestalten, war das Dunlopillo-Team<br />
in den vergangenen<br />
Wochen fleißig: In allen Porta-Häusern<br />
wurden die Flächen für die<br />
neue Bettenkollektion im Look der<br />
bildstarken Kampagne eingerichtet.<br />
Unter der Leitung von Christina<br />
Neuburger, Lead Retail Marketing,<br />
wurde ein Konzept entwickelt, dass<br />
Endkunden in einzigartige Traumwelten<br />
entführen soll. „Die markanten<br />
Accessoires unserer Marketing-Strategie<br />
sind schon von Weitem zu sehen<br />
und wecken Neugier. Noch auffälliger<br />
sind die 2,20 m hohen Leuchtstelen,<br />
die Kunden direkt zum Dunlopillo-<br />
POS leiten“ erläutert Neuburger das<br />
Konzept.<br />
Jeder POS ist mit innovativ gestalteten<br />
Muster-Displays ausgestattet,<br />
an denen sich Kunden die Elemente<br />
ihres Wunschmodells auswählen<br />
und somit ihr persönliches Traumbett<br />
zusammenstellen können.<br />
Die Leuchtstelen dienen dabei als<br />
Brand-Tower für Fans von Qualität<br />
und Design. Da alle Komponenten<br />
für jedes Bett kombiniert werden<br />
können, unterstützt Dunlopillo weiterhin<br />
mit jeder Sortimentserweiterung<br />
die Maxime, sowohl die Beratung<br />
als auch die Kaufentscheidung<br />
so fundiert und gleichzeitig einfach<br />
wie möglich zu machen.<br />
Während des bundesweiten Roll -<br />
outs der Bettenkollektion entsteht<br />
parallel in Frankfurt ein neuer<br />
Showroom für alle Dunlopillo und<br />
Emma Produkte – in direkter Nachbarschaft<br />
des Emma-Hauptsitzes.<br />
Die Eröffnung ist für das zweite<br />
Quartal 20<strong>21</strong> geplant.<br />
Das Dunlopillo-Team freut sich<br />
schon jetzt auf den direkten Kontakt<br />
und die Gespräche mit Kunden auf<br />
der Fläche sowie mit Handelspartnern<br />
im Frankfurter Showroom.<br />
www.dunlopillo.de<br />
Fotos: Moritz Reich<br />
„Fantastisch“ – die POS-Inszenierung<br />
bei Porta in Frechen.<br />
62 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
Auch Christoph v.<br />
Wrisberg, Geschäftsführer<br />
von Dunlopillo Deutschland,<br />
ließ es sich nicht<br />
nehmen, beim Aufbau der<br />
Dunlopillo-Bettenkollektion<br />
bei Porta in Frechen<br />
vorbeizuschauen.<br />
Voilà: Christina Neuburger,<br />
Lead Retail<br />
Marketing, ist mit<br />
der Gestaltung des<br />
POS zufrieden.<br />
Jeder POS ist mit<br />
einem Muster-Display<br />
ausgestattet.<br />
Von Christina Neuburger, Lead Retail Marketing,<br />
stammt das POS-Konzept. Typisch ist<br />
das Muster-Display, das Kunden zeigt, was an<br />
Individualisierung möglich ist.<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 63
DAS MAGAZIN FÜR FACHSORTIMENTE IM MÖBEL- UND ONLINEHANDEL<br />
LifeStyle<br />
MÄRZ 20<strong>21</strong><br />
F&H Group<br />
Große Show<br />
im Scandi-Style<br />
Sallys Welt<br />
Prämierte<br />
Influencerin<br />
Villeroy & Boch<br />
Tisch<strong>kultur</strong><br />
neu aufgestellt<br />
Foto: Södahl by F&H Group<br />
Wüsthof setzt auf Internationalisierung und Digital-Strategie<br />
Alles dreht sich<br />
ums Zuhause
LifeStyle<br />
MÄRZ 20<strong>21</strong><br />
Thermos: Can Cooler<br />
in stylishem Design<br />
Sobald der Frühling kommt und die Temperaturen nach<br />
oben gehen, steigt draußen der Bedarf an kühlen<br />
Getränken. Der neue „Can Cooler“ von Thermos kühlt den<br />
Inhalt von Dosen an heißen Großstadt-Tagen, bei Herausforderungen<br />
in der Wildnis und beim Feierabend-Bier im<br />
Grünen bis zu 12 Stunden. www.thermos.eu<br />
Inhalt<br />
brands+trends<br />
73 Trends | Thermos: Can Cooler in stylishem Design<br />
photo-shoot<br />
74 Sallys Welt | Influencerin sahnt „Store of the Year“ ab<br />
business<br />
76 Wüsthof | Es dreht sich alles ums Zuhause<br />
78 Villeroy & Boch | Neuer Name für neue Inhalte<br />
products<br />
80 F&H Group | Startet jetzt in Deutschland durch<br />
82 Mepal | Rechteckig noch platzsparender<br />
82 Brabantia | Top-Abnehmer für Handgespültes<br />
83 Kela | Die Erfolgsgeschichte geht weiter<br />
85 Gefu | Promotionspower fürs Sommerfeeling<br />
Die Emotionen<br />
bleiben auf der Strecke!<br />
Die Corona-Pandemie hat bewirkt, dass die Digitalisierung einen<br />
enormen Schub bekommen hat. Video-Konferenzen gehören inzwischen<br />
zum „New Normal“ und der tägliche Austausch mit den Kollegen über<br />
Teams & Co. zählt fest zum morgendlichen Ritual. Wenn die Technik funktioniert,<br />
laufen die Prozesse einwandfrei. Für alle, die sowieso schon lange<br />
im Homeoffice arbeiten, hat sich ohnehin nicht viel verändert. Trotzdem<br />
fehlt da was! Sich Face-to-Face auf einen Kaffee zu treffen oder einen<br />
kurzen Schnack auf dem Gang zu halten und dabei enthusiastisch von den<br />
Eindrücken eines interessanten Interviews oder einer Reportage vor Ort<br />
zu berichten, packt einen emotional einfach viel mehr. Auf der digitalen<br />
Autobahn ist kaum Platz für Gefühle.<br />
news<br />
83 WMF| Neuer Elektrogrill<br />
84 Alessi | Schick weiter gefaltet<br />
84 Donkey Products | Kreativer Wink<br />
84 Kostbar | Jetzt mit Feuerdesign<br />
84 Philippi | Auf neuen Wegen<br />
84 Thomas| Natürlich<br />
84 Impressum<br />
Optimismus<br />
in schwierigen Zeiten:<br />
Nymphenburg lässt<br />
Tauben aus Biskuitporzellan schweben.<br />
Titelmotiv „LifeStyle by <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“:<br />
Zu den Perlen im Portfolio der F&H<br />
Group gehört Södahl. Mit maßgeschneiderten<br />
Shop-in-Shop-Systemen<br />
für ein optimiertes Sortiment lässt das<br />
Unternehmen die Marke glänzen. Als<br />
Vollsortimenter gibt es Heimtextilien<br />
für jeden Wohnbereich, das Bad und<br />
natürlich das Schlafzimmer –<br />
z. B. Bettwäsche mit Naturmotiven.<br />
www.fh-gmbh.de<br />
Am deutlichsten hat sich das bei den zahlreichen<br />
Produkt vorstellungen gezeigt, die aktuell in den diversen<br />
Video-Meetings organisiert werden. Da in diesem Jahr<br />
bislang noch keine Konsumgütermessen stattgefunden<br />
haben, stellen viele Unternehmen ihre<br />
Innovationen nun digital vor. Die neuen Kollektionen<br />
werden zum Teil mit viel Mühe und Kreativität<br />
präsentiert oder sogar über 360 Grad-Begehungen<br />
von Showrooms visualisiert, was technisch<br />
bestimmt eine Herausforderung ist. Natürlich<br />
bekommt man damit einen ersten Eindruck von<br />
den neuen Serien, aber es ist doch ein ganz anderes<br />
Gefühl, wenn man Produkte in die Hand nehmen,<br />
die Oberflächenstruktur spüren und die Qualität live<br />
begutachten kann.<br />
Wie ich vermissen viele die Messen. Natürlich<br />
bedeuten die diversen Veranstaltungen wie Heimtextil, „imm<br />
cologne“, EK Live, Christmasworld oder Ambiente zum Jahresstart<br />
immer viel Aufwand und Stress für alle Beteiligten, doch die Inspirationen,<br />
die damit verknüpft sind, die persönlichen Begegnungen und<br />
neuen Kontakte können aus heutiger Sicht gar nicht hoch genug bewertet<br />
werden. Alternativ gibt es auch bei den Messen diverse Angebote, wie den<br />
„Consumer Goods Digital Day“, wo Austausch stattfinden kann und relevante<br />
Themen von Referenten aufbereitet werden, aber ein echtes Erlebnis<br />
in den Hallen vor Ort können die zahlreichen Aktivitäten nicht ersetzen.<br />
Bleibt die Hoffnung, dass spätestens im kommenden Jahr Messebesuche<br />
wieder möglich sind – auch wenn diese sich verändern werden. <br />
RITA BREER<br />
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 73
photo-shoot<br />
Influencerin sahnt<br />
„Store of the Year“ ab<br />
Foto: Sallys Welt<br />
Youtuberin, Bloggerin, Nobilia-Botschafterin und jetzt auch noch<br />
mit dem „Store of the Year“ ausgezeichnet: Sally. Mit ihrem Youtube-Kanal<br />
„Sallys Welt“ erzielt die Expertin fürs Backen, die im<br />
richtigen Leben Saliha Özcan heißt, im Schnitt über zwölf Millionen<br />
Views im Monat. Sie gilt damit als deutschland- und europaweit<br />
bedeutendste Food-Bloggerin, die auch schon mit MHK und<br />
Bosch erfolgreich kooperiert hat. Der gleichnamige Shop in<br />
Mannheim macht „die digitale Koch-, Back- und Produkt-Welt der<br />
YouTuberin Sally begehbar. Das Konzept über zeugte die Jury mit<br />
der zukunftsweisenden Verzahnung von Online-Marketing und<br />
stationärem Einkaufen sowie dem eventgerechten Ladenbau“,<br />
heißt es in der Begründung der HDE-Jury, die das Konzept in der<br />
Kategorie „Living“ zum Sieger kürte. Für ihre Kunden rollte die<br />
beliebte Influencerin einen bunten Teppich an Produkten aus.<br />
www.sallys-shop.de<br />
74 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
3/20<strong>21</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 75
usiness<br />
Wüsthof: Interview mit dem neuen CEO Jan-Patrick Schmitz<br />
Es dreht sich alles<br />
ums Zuhause<br />
Traditionsreiche Marken wie Steiff oder Montblanc<br />
reizen Jan-Patrick Schmitz, weil Zukunft<br />
nach seinem Verständnis immer auch Herkunft<br />
braucht. Seit 1. Januar ist der international versierte<br />
Manager, der mit seiner Familie in New<br />
Jersey lebt, CEO von Wüsthof. Nicht nur am<br />
heimischen Markt, sondern auch in Europa<br />
und vor allem in Asien will er das Familienunternehmen<br />
weiter voranbringen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Wo soll sich die Marke<br />
Wüsthof hin entwickeln und was verbirgt sich<br />
hinter dem „Projekt 8“?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Das Projekt 8 wurde<br />
vor einigen Jahren von der Familie Wüsthof<br />
ins Leben gerufen, um die über 200 Jahre<br />
alte Firmentradition in die Zukunft zu führen.<br />
In diesem Zusammenhang hat sich die<br />
Familie die Frage gestellt, wie sich der Markt<br />
und das Umfeld in Deutschland und global in<br />
10, 20 oder 50 Jahren entwickeln könnte. Der<br />
Name entstand, weil es dabei zunächst um die<br />
8. Generation im Familienbetrieb geht, die<br />
nach Viola Wüsthof und Harald Wüsthof<br />
kommt, die die 7. Generation repräsentieren.<br />
Aber eigentlich denken wir langfristig über die<br />
8. Generation hinaus. Und wir überlegen,<br />
wie wir mit den rasanten Veränderungen der<br />
letzten 20 Jahre umgehen müssen, in denen<br />
wir einen gesellschaftlichen und technologischen<br />
Wandel vollzogen haben wie nie zuvor.<br />
Darauf stellen wir uns mit Projekt 8 ein.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Das heißt die nächste<br />
Generation steht schon in den Startlöchern?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Genau genommen<br />
stehen die nächsten zwei Generationen schon<br />
bereit.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Was hat Sie an der<br />
Marke Wüsthof so besonders gereizt, dass Sie<br />
Ihre berufliche Selbstständigkeit aufgegeben<br />
haben?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Die Faszination kommt<br />
aus verschiedenen Richtungen. Zum einen<br />
war ich vor einiger Zeit Executive Chairman<br />
der Lifefactory-Marke aus Kalifornien.<br />
Dort habe ich zum ersten Mal die emotionale<br />
Bedeutung der Themen Essen und Kochen<br />
erkannt, dass es eben nicht nur um das rein<br />
Mit der neuen<br />
„Performer“-<br />
Messerserie<br />
brachte Wüsthof<br />
im Oktober 2020<br />
die perfekte<br />
Messerserie für<br />
Multi Performer<br />
in die Küche.<br />
Hat ein Faible für<br />
Marken: Jan-Patrick<br />
Schmitz, der seit dem<br />
1. Januar 20<strong>21</strong> CEO bei<br />
Wüsthof ist.<br />
Foto: Wüsthof<br />
76 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>21</strong>
Handwerkliche geht, sondern das Beisammensein<br />
mit Familie und Freunden wichtig ist. Ebenso<br />
aber gehören für mich auch Nachhaltigkeit und<br />
Gesundheit sowie der Manufakturgedanke zum<br />
Produkt und zur Marke. Darin steckt eine sehr<br />
spannende Dynamik.<br />
Ich habe darüber hinaus, wenn sie meine Vita<br />
verfolgen, durchaus eine Affinität zu traditionellen,<br />
deutschen Marken. Mich interessieren Marken,<br />
die ein starkes Fundament haben, aber auch<br />
interessante Zukunftsperspektiven. Ausschlaggebend<br />
aber war der Dialog mit Viola Wüsthof<br />
und Harald Wüsthof. Wir arbeiten bereits seit<br />
Herbst 2019 zusammen. Dabei haben wir erkannt,<br />
welches Potenzial die Marke hat, nicht nur<br />
in Deutschland, Europa, und Nordamerika, wo<br />
wir seit vielen Jahren erfolgreich sind, sondern<br />
auch in Asien. Es freut mich sehr, dass sich Wüsthof<br />
dort mehr engagieren möchte, da ich viele<br />
Jahre in Japan gelebt habe.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Haben deutsche Marken<br />
in Asien immer noch einen ganz besonderen<br />
Klang?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Ja, das ist nach wie vor so.<br />
Das Image und die Qualität und die Werte europäischer<br />
Marken und speziell deutscher, sind<br />
hoch angesehen. In China gilt das im Übrigen<br />
auch. Wir sind als Marke zwar auch in Asien<br />
unterwegs, aber bei weitem nicht so stark wie in<br />
Europa. Der chinesischen Markt für Premium-<br />
Produkte hat sich sehr gewandelt. Statt um Prestige<br />
und Darstellung geht es dort inzwischen<br />
mehr und mehr um gesundes Leben, zuhause zu<br />
sein, und um das Selbstwertgefühl in Bezug auf<br />
Freunde, Kollegen und Familie. Wellness, Health,<br />
Sport, Essen, Küche, das sind alles Themen, bei<br />
denen die Marke Wüsthof eine gute Position über<br />
200 Jahre lang aufgebaut hat. Und die gilt es für<br />
viele Chinesen zu entdecken.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Werden Sie sich noch<br />
mehr in Richtung Premium entwickeln?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Das ist eine Frage der Definition<br />
von Premium. Ja, wenn Premium im<br />
Sinne von Manufakturmarke und von Werten,<br />
die über das Produkt hinaus gehen, verstanden<br />
wird. Wenn Sie unter Premium das eine Prozent<br />
der Ultraluxuskäuferschicht, die für sehr hohe<br />
Preise empfänglich ist, meinen, dann lautet die<br />
Antwort eindeutig nein.<br />
Wir sind noch eine der wenigen deutschen<br />
Messermarken, die zu 100 Prozent in Solingen<br />
fertigen. Das allein ist ein Teil der Marken<strong>kultur</strong><br />
und bedeutet natürlich Premium. Wir wissen<br />
alle, dass solche hochwertigen Produkte, die an<br />
einem deutschen Standort produziert werden,<br />
auch einen gewissen Preis bedeuten. Also wenn<br />
wir nicht die Ein-Prozent-Marke sind, dann sind<br />
wir aber ebenso wenig die 99-Prozent-Marke.<br />
Diesen Weg gehen so viele, die in den Preiskampf<br />
einsteigen und jeden Konsumenten an<br />
jedem Ort der Erde mit Messern versorgen wollen.<br />
Uns als Marke zu verwässern, ist ganz sicher<br />
nicht unser Ziel.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Wüsthof ist auf der<br />
einen Seite fachhandelstreu. Auf der anderen<br />
Seite gibt es aber auch großflächige Handelspartner<br />
wie z. B. den Möbelhandel. Wie<br />
wollen Sie den Spagat künftig bewältigen?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Die Frage der unterschiedlichen<br />
Handelspartner und der Distribution<br />
generell, z. B. auch wie wir im E-Commerce<br />
vertreten sind, ist in erster Linie eine<br />
Entscheidung des Konsumenten. Wüsthof ist<br />
nicht nur ein Messerhersteller, sondern eindeutig<br />
auch eine Lifestyle-Marke. Und wir sind<br />
durchaus sehr design-affin. Wenn ich an die<br />
Küche meiner Mutter zurückdenke, dann sehe<br />
ich einen Arbeitsraum, und zusätzlich gab es<br />
das Esszimmer. Heute sieht das ganz anders aus.<br />
Die Küche ist Teil des Lebensraumes geworden,<br />
wo man sich trifft, wo man Gemeinsamkeiten<br />
hat, und insoweit sind die Produkte, die sich<br />
in dem Raum befinden, Teil des Designs und<br />
des Lebensgefühls. Insofern ist der Möbelhandel<br />
durchaus ein Vertriebskanal, der zu unserer<br />
Marke passt, weil der Konsument unsere Marke<br />
dort auch sucht.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Es gibt viele neue Handelsformate,<br />
die man im weitesten Sinne als<br />
Concept Stores bezeichnen kann. Sehen Sie<br />
Wüsthof auch in diesen Kanälen?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Die Handelslandschaft ist<br />
stark in Bewegung. Eins weiß ich ganz sicher,<br />
nämlich dass kaufen auch erleben bedeutet.<br />
Stationärer Handel und das Erleben von Marken<br />
wird es so lange geben, wie es Menschen gibt.<br />
Der Handel muss natürlich erkennen, dass er<br />
nicht mehr das ist, was er einmal war, nämlich<br />
ein Vertriebspunkt, an dem man viele Marken<br />
unterschiedlicher Kategorien kaufen konnte.<br />
Das kann man heute mit Sicherheit besser im<br />
Internet. Das Thema Erleben ist deshalb um<br />
so wichtiger geworden. Welche Erlebnisplätze<br />
die Marke Wüsthof in Zukunft haben wird,<br />
kann ich allerdings heute konkret noch nicht<br />
sagen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Sie sprachen bereits<br />
von neuen Absatzmärkten in Asien. Wie hoch<br />
ist der Exportanteil bei Wüsthof?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Sehr hoch, wir sind mit<br />
Sicherheit eine erfolgreiche Marke in Deutschland,<br />
aber unser Geschäft ist zum großen Anteil<br />
international. Nordamerika und USA insgesamt<br />
sind der größte Markt. Dort erfreuen wir uns<br />
Jahrzehntelang einer kontinuierlichen Entwicklung<br />
mit extrem hohem Bekanntheitsgrad. An<br />
zweiter Stelle folgt Deutschland. Es gibt aber<br />
noch viel Potenzial in Europa, wo wir zwar<br />
vertreten sind, aber nicht in der Breite und<br />
Tiefe wie in unseren angestammten Märkten.<br />
Und darüber hinaus fokussieren wir Asien, wo<br />
wir präsent sind, aber auf keinen Fall so, wie<br />
es für eine europäische Premiummarke möglich<br />
ist. Daher liegt dort, wenn man in die Zukunft<br />
blickt, zusammen mit Europa das größte<br />
Entwicklungspotenzial.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Und welche Länder sind<br />
das konkret in Europa?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Während wir in Deutschland<br />
von Flensburg bis Garmisch- Partenkirchen<br />
bekannt sind, kann man gleiches nicht von Frankreich,<br />
Großbritannien oder Italien behaupten.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Der positive Effekt der<br />
Corona-Pandemie liegt darin, dass der Fokus<br />
auf das Zuhause gelenkt wurde. Wie wollen<br />
Sie diese Dynamik in die Nach-Corona-Zeit<br />
zu retten?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Corona hat zweifelsfrei<br />
die Aufmerksamkeit auf Kochen, auf Essen, auf<br />
Familie verstärkt. Allerdings beobachten wir einige<br />
der Trends schon seit einigen Jahren sowohl in<br />
Europa, als auch in Amerika. Wenn man beispielsweise<br />
vor zehn Jahren in einen Supermarkt<br />
gegangen ist, dann war die Frischgemüseecke<br />
eher kleiner, und die Fertiggerichte fanden auf<br />
15 Regalen Platz. Das hat sich komplett gedreht.<br />
Die Aufmerksamkeit für eine bewusste Ernährung<br />
und die Herkunft unserer Produkte sind<br />
wichtiger geworden. Corona und die Pandemie haben<br />
diesen Prozess noch einmal um ein vielfaches<br />
beschleunigt und werden es nachhaltig verändern.<br />
Der Fokus auf Gemeinsamkeit, auf Gesundheit, auf<br />
Balance im Leben wird lange anhalten.<br />
Es ist zwar wichtig, im Dialog mit den Konsumenten<br />
zu stehen, um zu kommunizieren, dass<br />
wir die besten Messer der Welt herstellen, aber<br />
Funktion kann nur ein Thema sein, weil Emotionen<br />
und Lebensstile wichtiger geworden sind.<br />
Diese müssen im Mittelpunkt des Dialogs mit den<br />
Konsumenten stehen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> lifestyle: Mit welchen Vorbildern<br />
wollen Sie hier arbeiten?<br />
Jan-Patrick Schmitz: Natürlich erfreuen wir uns<br />
schon immer großer Beliebtheit bei den Chefköchen<br />
und Profis, und diese werden auch sicherlich<br />
Teil der Kommunikation bleiben. Allerdings<br />
wird sich nicht alles um die großen Stars drehen,<br />
sondern um Menschen wie du und ich. Unsere<br />
Vorbilder sind im täglichen Leben zu finden, also<br />
sowohl bei Food-Fans, die enthusiastisch kochen,<br />
als auch bei Köchen aus den Restaurants von<br />
nebenan. DAS INTERVIEW FÜHRTE RITA BREER<br />
FACTS<br />
WÜSTHOF 1814 von Johann Abraham<br />
Wüsthof gegründet<br />
INHABER Viola Wüsthof und<br />
Harald Wüsthof<br />
CEO seit 1. Januar 20<strong>21</strong>:<br />
Jan-Patrick Schmitz<br />
Mitarbeiter weltweit 500, davon knapp<br />
400 in Solingen<br />
Sortiment Küchen- und Kochmesser<br />
im mittleren und gehoben Segment<br />
Export in über 80 Länder,<br />
Schwerpunkt USA und Europa<br />
www.wusthof.com<br />
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