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CONNECT Magazin 21-01

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20<strong>21</strong> / Ausgabe <strong>01</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

START-UPS<br />

TREIBER UND PROFITEURE DES „CHINA SPEED“<br />

Neu: „China Trends”<br />

Aktuelle News und Trends aus China<br />

Interview mit<br />

Gloria Wang<br />

HELLA Fast Forward Shanghai<br />

Ping An<br />

Investitionen in Wachstum<br />

und neue Geschäfte<br />

In Frankfurt zu Hause<br />

Ein Tag im Leben von<br />

WU Xiaomao, GritWorld GmbH


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Source: Mapping the European ICT Poles of Excellence. The Atlas of ICT Activity in Europe by the European Commission.<br />

China is within<br />

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Editorial<br />

1<br />

Abb.: THINK A, Shutterstock<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Geschwindigkeit – in der Physik definiert als<br />

das Verhältnis von zurückgelegtem Weg zu aufgewendeter<br />

Zeit. Mit Blick auf China sprechen<br />

Akteure und Beobachter gerne vom „China<br />

Speed” und meinen damit nicht nur den rasanten<br />

wirtschaftlichen Aufschwung der Volksrepublik<br />

in den vergangenen 40 Jahren, sondern in letzter<br />

Zeit vor allem die Geschwindigkeit, mit der<br />

Innovationen in China entwickelt und umgesetzt<br />

werden.<br />

Definiert China also Geschwindigkeit neu? Diese<br />

Frage lässt sich in Bezug auf Start-ups – also<br />

junge, noch nicht etablierte Unternehmen mit<br />

einer innovativen Geschäftsidee – durchaus mit<br />

Ja beantworten. Start-ups treffen in China auf<br />

ein einzigartiges Umfeld für technologische<br />

Innovationen. Doch sie sind nicht nur Profiteure<br />

dieses Umfelds, mit ihren innovativen Ideen und<br />

Produkten sind sie gleichzeitig Treiber des „China<br />

Speed” und gewinnen zunehmend auch außerhalb<br />

ihres Heimatmarktes an Bedeutung.<br />

In der aktuellen Ausgabe des <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>s<br />

beleuchten wir, wie China in den letzten Jahren<br />

auch bei Start-ups aufgeholt hat. Mittlerweile<br />

ist Beijing die Stadt mit den meisten Unicorns<br />

(Start-ups mit einer Marktbewertung von über<br />

einer Milliarde US-Dollar) weltweit. Hinzu kommt,<br />

dass in China zahlreiche Innovations-Cluster<br />

entstehen, die hervorragende Voraussetzungen<br />

für Neugründungen bieten. Wir zeigen, wie deutsche<br />

Unternehmen das Innovationsumfeld nutzen<br />

und mit chinesischen Start-ups zusammenarbeiten.<br />

Außerdem blicken wir auf den Innovationsstandort<br />

Deutschland und berichten darüber,<br />

wie die Bundesländer Start-up-Kooperationen<br />

zwischen China und Deutschland fördern. Ebenfalls<br />

im Fokus stehen chinesische Start-ups, die<br />

in Deutschland aktiv sind beziehungsweise hier<br />

gegründet wurden, und wie sie in Zukunftsbereichen<br />

wie Robotik, künstliche Intelligenz und<br />

Elektromobilität neue, innovative Technologien<br />

nach Europa bringen.<br />

Und natürlich haben wir wieder viele weitere<br />

Beiträge für unsere Leser zusammengestellt,<br />

darunter auch ein Kommentar des CHKD-Hauptgeschäftsführers<br />

DUAN Wei zur China-Kompetenz<br />

in Deutschland. Eine neue Rubrik finden Sie auf<br />

Seite 4: Mit den „China Trends” berichten wir ab<br />

sofort, passend zu dieser Ausgabe, über Technologie-Trends<br />

und Neuigkeiten aus China.<br />

In diesem Sinne: Verlieren Sie keine Zeit, und<br />

schauen Sie rein!<br />

Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />

www.chk-de.org


2<br />

Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

Start-up – Start mit China<br />

04<br />

Kurzmeldungen<br />

12<br />

Aktuelles rund um Ansiedlungen,<br />

Kooperationen und Investitionen<br />

Interview<br />

04 12<br />

...<br />

… Gloria Wang,<br />

HELLA Fast Forward Shanghai<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

Services<br />

32<br />

Community<br />

32<br />

Radklassiker<br />

Frankfurt–Eschborn<br />

04 Neue Ära beim kabellosen Laden –<br />

Xiaomi stellt „Mi Air Charge“ vor<br />

04 Erfolg bei Chipherstellung –<br />

GPU-Beschleuniger aus China<br />

04 China-Blitzlichter<br />

05 Intelligente Beleuchtungssysteme für<br />

den europäischen Markt<br />

05 Eine Anlage an der Kreuzung von<br />

Europa – offizieller Projektbeginn von<br />

Huaweis europäischer Mobilfunkfabrik<br />

im Elsass<br />

05 China Mobile International eröffnet<br />

Rechenzentrum in Frankfurt<br />

06 Deutsche Bahn verzeichnet Rekord im<br />

deutsch-chinesischen Güterverkehr<br />

06 Audi hält Mehrheit an Joint Venture<br />

mit FAW<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 Durch Partnerschaft mit Fosun<br />

Pharma – BioNTech liefert 100 Millionen<br />

Impfstoffdosen nach China<br />

Titelstory<br />

08 Start-up – Start mit China<br />

12 Interview Gloria Wang,<br />

HELLA Fast Forward Shanghai<br />

15 Mit Start-ups aus der Corona-Krise<br />

16 Berlin ist Deutschlands<br />

Start-up-Metropole<br />

18 Innovationsumfeld China<br />

19 Interview Raphael Lang,<br />

China Spirit treibt China Speed<br />

20 Interview Zoe Zhu,<br />

Ping An – Investitionen in Wachstum<br />

und neue Geschäfte<br />

22 Mech-Mind Robotics macht<br />

Industrieroboter schlau<br />

23 1.000 Kilometer autonom fahren<br />

24 Interview Emon Wang, Vernetzung und<br />

Austausch stärken das Ökosystem<br />

26 Zahlen – Daten – Fakten<br />

28 CHKD Member Events 20<strong>21</strong><br />

29 CHKD stellt Beraternetzwerk 20<strong>21</strong> vor<br />

Community<br />

30 Reise: Reisen nach Corona –<br />

Individueller und mit digitalem Service<br />

31 Kultur: Qilin – das magische<br />

chinesische Einhorn<br />

32 Sporttipp: Radklassiker feiert<br />

60. Geburtstag<br />

33 Gesundheit: Unterstützung für<br />

Arbeitnehmer<br />

34 Ein Tag im Leben von Dr. WU Xiaomao,<br />

CEO GritWorld<br />

36 Kommentar<br />

Rubriken<br />

<strong>01</strong> Editorial<br />

28 Impressum<br />

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WeChat-Kanal<br />

Ausgabedatum: 26. März 20<strong>21</strong><br />

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4 Kurzmeldungen<br />

China Trends<br />

Neue Ära beim kabellosen Laden – Xiaomi stellt „Mi Air Charge“ vor<br />

Abb.: Xiaomi<br />

Das chinesische Technologieunternehmen<br />

Xiaomi erreicht den nächsten Meilenstein<br />

in der Entwicklung des kabellosen Ladens.<br />

Die am 29. Januar vorgestellte „Mi Air Charge“-<br />

Technologie soll die aktuellen kabellosen Lademethoden<br />

revolutionieren und es Benutzern ermöglichen,<br />

elektronische Geräte ohne Kabel oder<br />

kabellose Ladestationen aus der Ferne zu laden.<br />

Laut Xiaomi ist das „Mi Air Charge“-System bereits<br />

in der Lage, Smartphones, Smartwatches und<br />

Fitnessarmbänder über mehrere Meter hinweg<br />

mit einer Leistung von fünf Watt kabellos zu<br />

laden. Selbst Hindernisse sollen die Ladeleistung<br />

nicht beeinträchtigen. Die Ladestation sei dabei<br />

in der Lage, die exakte Position des mit Strom zu<br />

versorgenden Gadgets auszumachen. 144 Antennen<br />

würden daraufhin die Energie in Millimeterwellen<br />

strahlenförmig direkt zum Gerät übertragen.<br />

Die Technologie soll auf lange Sicht<br />

sämtliche Netzkabel im Wohnzimmer ersetzen<br />

und Geräte über die Luft mit der notwendigen<br />

Elektrizität versorgen. Bis die Technik so weit ist,<br />

dauert es wohl noch ein wenig. Erste Einsätze<br />

sind laut Hersteller aber schon jetzt möglich. Seit<br />

2<strong>01</strong>9 ist Xiaomi auch in Deutschland tätig, im<br />

vergan genen Jahr bezog die Firma ihren neuen<br />

Sitz in Düsseldorf.<br />

Quellen: Computer Bild, Xiaomi Corporation<br />

Erfolg bei Chipherstellung – GPU-Beschleuniger aus China<br />

China macht bei der Entwicklung komplexer<br />

Halbleiterprodukte weiter große Fortschritte.<br />

Das Shanghaier Unternehmen<br />

Tian shu Zhixin hat erste in China entwickelte<br />

Sieben-Nanometer-GPGPUs vorgestellt, der<br />

GPU-Beschleuniger befinde sich derzeit in der<br />

Testphase. Der Chip mit 24 Milliarden Transistoren<br />

wird als „Big Island“ bezeichnet. GP steht für<br />

General Purpose Computing – gemeint ist eine<br />

breite Anwendung der Rechenleistung eines<br />

Grafikprozessors. Tianshu Zhixin bewirbt das<br />

„Big Island”-Design auch unter anderem für<br />

Cloud-Server, das Trainieren von künstlicher Intelligenz<br />

und für den wissenschaftlichen Einsatz<br />

im HPC-Segment (High Performance Computing).<br />

Damit sollen unter anderem autonomes Fahren,<br />

Bildung, Finanzen, Industrie, Medizin und Überwachung<br />

abgedeckt werden. Die GPGPU hatte laut<br />

Unternehmens angaben im Mai 2020 ihr Tape-out,<br />

erste Chips sind im November vom Auftragsfertiger<br />

zurückgekommen, und im Dezember<br />

wurde „Big Island“ zum ersten Mal gestartet.<br />

Seitdem laufen die Tests und die Validierung,<br />

damit die GPGPU hinsichtlich Hardware und<br />

Software wie gewünscht einsatzfähig ist. Die<br />

Performance-Angaben der GPGPU-Architektur<br />

sind laut Beobachtern beeindruckend, zumal keine<br />

lizenzierte IP von etwa ARM oder Imagination<br />

Technologies (PowerVR) zugrunde liegt. Da die<br />

China-Blitzlichter<br />

• Über 989 Millionen Internetnutzer in China<br />

• Kuaishou plant größten IPO im Tech-Sektor seit Uber<br />

• Täglich 1,09 Milliarden WeChat-Nutzer<br />

• 17,12 Milliarden Essenslieferungen im Jahr 2020<br />

• 74,1 Milliarden Paketlieferungen in elf Monaten 2020<br />

Entwicklung von Big Island laut Tianshu Zhixin<br />

erst 2<strong>01</strong>8 begonnen wurde, war auch die Dauer<br />

bis zur Fertigstellung vergleichsweise kurz.<br />

Quellen: golem.de, Tianshu Zhixin<br />

• Zwei chinesische Unternehmen (AutoX und Pona.ai) unter Top 5 beim autonomen Fahren<br />

• Hurun Global 500: Wert chinesischer Privatunternehmen steigt um 73 Prozent<br />

• Erster Virtual-Reality-Themenpark, der 5G und Extended Reality kombiniert, eröffnet<br />

• Shenzhen startet zweite digitale Lotterie – 20 Millionen digitale RMB im Topf<br />

• Online-Verkäufe zum chinesischen Neujahrsfest erreichen über 139 Milliarden US-Dollar<br />

Quelle: daoinsights.com<br />

Abb.: Tianshu Zhixin<br />

www.chk-de.org


Kurzmeldungen<br />

5<br />

Abb.: huawei.com Abb.: Yeelight<br />

Intelligente Beleuchtungssysteme für den europäischen Markt<br />

Yeelight ist eine weltweit führende Marke<br />

für intelligente Beleuchtungssysteme. Das<br />

chinesische Unternehmen mit Hauptsitz<br />

in Qingdao forscht tiefgehend in den Bereichen<br />

smarte Interaktion, industrielles Design und gesundes<br />

Lichterlebnis. Das Produktportfolio wurde<br />

bereits mit zahlreichen, international renommierten<br />

Designpreisen ausgezeichnet. Die intelligenten<br />

Lampen sind per App sowie Sprachbefehl<br />

steuerbar – ganz ohne Gateway. Im März 2<strong>01</strong>9<br />

gründete Yeelight im oberbayerischen Seesberg<br />

am Starnberger See die erste europäische<br />

Tochtergesellschaft. Innerhalb kürzester Zeit<br />

Eine Anlage an der Kreuzung von Europa – offizieller Projektbeginn<br />

von Huaweis europäischer Mobilfunkfabrik im Elsass<br />

Am 26. Januar gaben Vertreter der Stadtgemeinde<br />

Haguenau und von Huawei<br />

den offiziellen Start von Huaweis neuer<br />

Pro duktionsanlage bekannt, die im Businesspark<br />

Brumath in der französischen Region Grand Est<br />

im Elsass angesiedelt wird. Die Huawei European<br />

Wireless Factory wird den Hauptteil der Mobilfunk-Basisstationen<br />

für die europäischen Kunden<br />

des Unternehmens herstellen. Es ist die erste<br />

Produktionsstätte dieser Art außerhalb Chinas.<br />

Nach der Ankündigung des Projekts Ende 2<strong>01</strong>9<br />

durch den Vorstandsvorsitzenden von Huawei<br />

Liang Hua könnten die Bauarbeiten bereits in<br />

diesem Jahr beginnen, und die Fabrik soll 2023<br />

eröffnet werden. Mit dieser Anlage am Schnittpunkt<br />

Europas ergänzt Huawei seine bereits starke<br />

Präsenz und Verwurzelung auf dem Kontinent<br />

mit derzeit 23 Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen,<br />

über 100 Partneruniversitäten,<br />

konnte sich die Yeelight Germany GmbH auf dem<br />

Markt etablieren und bedeutende Distributoren<br />

und Händler wie Tech Data, Euronics, Expert,<br />

Cyberport, Conrad und tink als Partner gewinnen.<br />

Schnell zeigten auch mehrere Einzelhandelsketten<br />

großes Interesse und übernahmen Yeelight<br />

in ihr Sortiment. Nicht zuletzt begeisterten<br />

Tech-<strong>Magazin</strong>e, Blogs und Influencer mit ihrem<br />

positiven Feedback das europäische Publikum.<br />

Bisher hat sich der Markteintritt als erfolgreich<br />

erwiesen, und der Aufwärtstrend dürfte sich 20<strong>21</strong><br />

fortsetzen.<br />

Quelle: Yeelight Germany<br />

mehr als 3.100 Zulieferern und einer leistungsstarken<br />

Lieferkette.<br />

Für den Bau plant Huawei die Verwendung umweltfreundlicher<br />

Materialien und Prozesse, die<br />

Einschränkung des Einsatzes nicht recycelbarer<br />

und nicht biologisch abbaubarer Ressourcen<br />

sowie die Reduzierung von Abfall. Huawei hat<br />

sich außerdem verpflichtet, die Energieauswirkungen<br />

der Anlage drastisch zu begrenzen.<br />

Es ist ausdrückliches Ziel des Unternehmens,<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Mittelpunkt<br />

dieses Projekts zu stellen.<br />

Quelle: Huawei Deutschland<br />

China Mobile International<br />

eröffnet Rechenzentrum in<br />

Frankfurt<br />

China Mobile International Limited (CMI),<br />

die Tochtergesellschaft des weltweit größten<br />

Mobilfunkanbieters China Mobile, hat<br />

ihr zweites Rechenzentrum in Europa eröffnet.<br />

Die im südlich der Finanzmetropole Frankfurt am<br />

Main gelegenen Mörfelden errichtete Tier-III-<br />

Anlage ist nahtlos mit den CMI-Rechenzentren<br />

in Singapur und Großbritannien, dem CMI Global<br />

Network Center in Hongkong und der umfangreichen<br />

globalen Mobilfunk- und Cloud-Netzwerkinfrastruktur<br />

von CMI verbunden.<br />

„CMI hat unser zweites Rechenzentrum in Europa<br />

in Frankfurt angesiedelt, um sichere und zuverlässige<br />

Hochgeschwindigkeitsverbindungen<br />

bereitzustellen und engere Beziehungen zwischen<br />

Europa und Asien zu ermöglichen. Covid-19<br />

bedeutet, dass mehr Benutzer mehr Zeit online<br />

verbringen und sich zunehmend auf digitale<br />

Dienste für das ortsungebundene Arbeiten und<br />

Lernen sowie beim Online-Shopping verlassen.<br />

Technologie ist heute ein wesentlicher Bestandteil<br />

fast aller Aspekte unseres Lebens, daher<br />

müssen mehr Daten verarbeitet und gespeichert<br />

werden. Dies bedeutet wiederum eine größere<br />

Nachfrage nach Cloud- und Content-Delivery-<br />

Lösungen“, sagte Dr. LI Feng, Vorsitzender und<br />

CEO von CMI. „CMI bietet professionelle Dienstleistungen<br />

aus einer Hand, mit denen Carrierund<br />

Unternehmenskunden in einer neuen Ära der<br />

digitalen Globalisierung auf die Bedürfnisse ihrer<br />

Nutzer reagieren und diese erfüllen können.“<br />

Quelle: China Mobile International<br />

Abb.: China Mobile International<br />

www.chk-de.org


6<br />

Kurzmeldungen<br />

Deutsche Bahn verzeichnet<br />

Rekord im deutschchinesischen<br />

Güterverkehr<br />

Auf der Eisenbahnstrecke zwischen China<br />

und Europa verkehrten im vergangenen<br />

Jahr 12.000 Züge mit insgesamt 200.000<br />

Containern – 3.000 Züge mehr als 2<strong>01</strong>9. Die<br />

Deutsche Bahn rechne damit, zur Mitte des<br />

Jahrzehnts die Marke von einer halben Million<br />

Containereinheiten zu knacken, sagt die für<br />

Güterverkehr zuständige Vorständin Sigrid<br />

Nikutta. Derzeit rollen besonders Schutzmasken,<br />

Autoteile, Elektronik und Kühlmittel auf der<br />

Strecke quer durch Sibirien. „In diesem Jahr werden<br />

Lithium-Ionen-Akkus und Elektrofahrzeuge hinzukommen.“<br />

Die Züge verkehren auf den 11.000<br />

Kilometer langen Strecken zwischen Duisburg<br />

beziehungsweise Hamburg in die chinesischen<br />

Wirtschaftszentren von Chongqing, Xi'an, Hefei<br />

und Zhengzhou. Begonnen hatte die Bahn 2008<br />

mit einem einzigen Zug, mittlerweile sind es zehn<br />

Rundläufe pro Woche.<br />

Quelle: spiegel.de<br />

Teilnehmer der Unterzeichnungs-Zeremonie (v. l. n. r.): Dr. Stephan Wöllenstein (CEO Volkswagen Group China), Dr. Clemens von Goetze (Deutscher<br />

Botschafter China), Dr. LIU Yunfeng (Executive Vice President Volkswagen Group China), Werner Eichhorn (Präsident Audi China), signierend.<br />

Audi hält Mehrheit an Joint Venture mit FAW<br />

Nach der Mutter Volkswagen wird nun<br />

auch die Audi AG erstmals die Mehrheit<br />

an einem Joint Venture in China übernehmen.<br />

Das neu gegründete Unternehmen mit<br />

dem langjährigen VW-Partner FAW Group<br />

(FAW) auf chinesischer Seite wird ab 2024<br />

mit der Produktion von vollelektrischen Pkw<br />

begin nen. Die entsprechende Absichtserklärung<br />

war bereits im Oktober 2020 im Rahmen der<br />

deutsch-chinesischen Automobilkonferenz in<br />

Changchun unterschrieben worden. Die Ankündigung<br />

folgt auf ein Rekordjahr für Audi in<br />

China. 2020 hat die Premiummarkte ihr bestes<br />

Ergebnis seit dem Markteintritt vor 30 Jahren<br />

erzielt. Der starke Absatz trug erheblich dazu bei,<br />

dass Volkswagen trotz konzernweiter Rückgänge<br />

der Verkaufszahlen seine Position als stärkster<br />

Autobauer in China auch 2020 verteidigen konnte.<br />

Der Präsident von Audi China, Werner Eichhorn,<br />

sprach denn auch davon, dass die durch das Joint<br />

Venture gestärkte Partnerschaft von Audi und<br />

FAW das nächste „Goldene Jahrzehnt“ für Audi<br />

in China einläuten werde.<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Abb.: Audi AG<br />

Unternehmensticker<br />

China erstmals größtes Zielland für Auslandsinvestitionen<br />

– Laut UNCTAD sind die<br />

ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2020<br />

um 40 Prozent gefallen. China verzeichnet<br />

trotz der Pandemie eine Steigerung der Investitionen<br />

von vier Prozent. Mit 163 Milliarden<br />

Dollar Direktinvestitionen im vergangenen Jahr<br />

ist das Land neuer Spitzenreiter und löst damit<br />

die USA ab.<br />

Quelle: UNCTAD<br />

AKH-Umfrage: Deutsche Unternehmen blicken<br />

optimistisch nach China – Trotz der<br />

Corona-Pandemie konnte mehr als jedes dritte<br />

deutsche Unternehmen 2020 seinen Umsatz in<br />

China steigern. 77 Prozent der Befragten gehen<br />

davon aus, dass sich ihre Branche in China<br />

besser entwickeln wird als in anderen Märkten.<br />

72 Prozent erwarten für ihr Unternehmen in<br />

China steigende Umsätze sowie 56 Prozent<br />

höhere Gewinne für 20<strong>21</strong>. Diese Zahlen gehen<br />

aus der jährlichen Geschäftsklima-Umfrage<br />

der AHK in China hervor.<br />

Quelle: AHK Greater China<br />

CATL übernimmt Lagerhalle von Lesara in<br />

Erfurt – Der chinesische Batteriehersteller<br />

CATL weitet seine Investition aus und übernimmt<br />

die seit 2<strong>01</strong>9 stillgelegte Lagerhalle<br />

des insolventen Onlinehändlers Lesara. In der<br />

thüringischen Landeshauptstadt sollen dadurch<br />

Hunderte Arbeitsplätze entstehen.<br />

Quelle: Thüringische Landeszeitung<br />

Tencent steigt bei Versicherungsmakler<br />

CLARK ein – Der digitale Versicherungsmanager<br />

CLARK gab im Januar den Abschluss<br />

seiner Series-C-Finanzierungsrunde in Höhe<br />

von 69 Millionen Euro bekannt. Angeführt wird<br />

die jüngste Finanzierungsrunde vom chinesischen<br />

Technologieunternehmen Tencent.<br />

Quelle: CLARK<br />

WuXi Biologics eröffnet ersten Deutschlandstandort<br />

in Leverkusen – Der Experte für Biopharmazeutika<br />

investiert 25 Millionen Euro in<br />

den neuen Standort. Langfristig sollen mehr<br />

als 100 Arbeitsplätze entstehen, derzeit ist das<br />

Unternehmen auf Mitarbeitersuche.<br />

Quelle: NRW.Global Business<br />

Xiaomi plant Europazentrale mit Hunderten<br />

Mitarbeitern in Deutschland – Bereiche<br />

wie Logistik, Finanzen, Service und Marketing<br />

sollen künftig von Düsseldorf aus gesteuert<br />

werden.<br />

Quelle: Handelsblatt<br />

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7<br />

Durch Partnerschaft mit Fosun Pharma – BioNTech<br />

liefert 100 Millionen Impfstoffdosen nach China<br />

Abb.: BioNTech<br />

I<br />

m Dezember 2020 gaben BioNTech und Fosun<br />

Pharma eine erste Liefervereinbarung mit<br />

China über 100 Millionen Dosen des ersten<br />

mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffs im Jahr<br />

20<strong>21</strong> bekannt, abhängig von einer möglichen<br />

Zulassung. Die initialen Dosen werden von<br />

BioNTechs Produktionsstätten in Deutschland<br />

bereitgestellt.<br />

„Seit dem Ausbruch der Covid-19-Epidemie haben<br />

wir eng mit BioNTech zusammenge arbei tet.<br />

Mit der Unterstützung des Joint Prevention and<br />

Control Mechanism of the State Council, insbesondere<br />

mit der National Medical Products<br />

Administration, der National Health Commission,<br />

dem Ministry of Science and Tech nology sowie<br />

weiteren Behörden konnten wir Forschung, Entwicklung<br />

und klinische Testung unseres mRNAbasierten<br />

Covid-19-Impfstoffes in China zügig<br />

vorantreiben. Unter der Voraussetzung, dass der<br />

Impfstoff sicher und wirksam ist, unterstützen<br />

wir aktiv die Vermarktung in China. Der mRNAbasierte<br />

BNT162b2-Impfstoff ist ein exzellentes<br />

Beispiel für eine erfolgreiche internationale<br />

Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit“,<br />

sagte WU Yifang, Chairman und CEO von Fosun<br />

Pharma.<br />

„Wir freuen uns, mit BioNTech ein Liefer abkommen<br />

abgeschlossen zu haben. Dies ist ein<br />

wichtiger Schritt bei Fosun Pharmas und BioN-<br />

Techs Bemühungen, einen Impfstoff für die breite<br />

Bevölkerung in China verfügbar und zugänglich<br />

zu machen", so Wu weiter.<br />

Im März 2020 gaben BioNTech und Fosun Pharma<br />

ihre strategische Zusammenarbeit zur gemeinsamen<br />

Entwicklung und Kommerzialisierung<br />

eines potenziellen Covid-19-Impfstoffs, basierend<br />

auf BioNTechs mRNA-Technologieplattform,<br />

bekannt. Am 26. Januar bereits erhielt das Vakzin<br />

eine Notzulassung in Hongkong.<br />

Quelle: BioNTech<br />

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mit beschränkter Nachschusspflicht, und gehört zum internationalen BDO Netzwerk voneinander unabhängiger Mitgliedsfirmen.<br />

BDO ist der Markenname für das BDO Netzwerk und für jede der BDO Mitgliedsfirmen.<br />

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8 Titel<br />

www.chk-de.org


9<br />

Start-up – Start mit China<br />

Kleine Unternehmensgründungen treiben den „China Speed“ / weltweit<br />

einmaliges Umfeld für technologische Innovationen<br />

In Europa besteht immer noch die weit verbreitete Vorstellung, China sei ein bis ins Kleinste reguliertes<br />

Land. In vielen Bereichen stimmt eher das Gegenteil. Während der Westen zunächst umfassende<br />

Regu larien für neue Technologien festlegt und sich in diesem Korsett Innovationen entwickeln sollen,<br />

ist in China fast alles innerhalb der gesetzlichen Regeln möglich, es wird experimentiert, probiert, und es<br />

lassen sich blitzschnell neue Märkte ausprobieren. Die Regularien und Normen folgen später, wenn sich<br />

erkennen lässt, welche Technologien und welche Konzepte am besten sind.<br />

Abb.: BassKwong, Shutterstock<br />

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10<br />

Titel<br />

E-Auto-Start-up Xpeng sichert sich weitere<br />

zwei Milliarden Dollar. NIO bekommt 1,6<br />

Milliarden Dollar an neuem Kapital, wobei<br />

sich der Aktienkurs in einem halben Jahr vervierfachte.<br />

In China gibt es mittlerweile mehr Startups<br />

mit Milliardenbewertung als in den USA. Das<br />

chinesische E-Auto-Start-up Faraday Future hat<br />

sich mit der Property Solutions Acquisition Corp.<br />

zusammengeschlossen und wird an der Börse mit<br />

3,4 Milliarden US-Dollar bewertet. Die großen<br />

Erfolgsgeschichten machen neue Unternehmensgründungen<br />

aus China auch in Europa bekannt.<br />

Weniger bekannt ist, dass sich China zum wichtigsten<br />

Standort für unzählige kleine Start-ups<br />

entwickelt hat und dort die wohl interessanteste<br />

Start-up-Szene der Welt entsteht.<br />

Die chinesische Regierung investiert massiv in<br />

Technik und Innovation und zählt mit über 200<br />

Unicorns, also Start-ups mit einer Bewertung vor<br />

einem Börsengang von mindestens einer Milliarde<br />

US-Dollar, zu einem der wichtigsten Start-up-<br />

Hubs weltweit. Beijing und Shen zhen werden<br />

vom Hurun Research Institute als wichtige Konkurrenten<br />

für das Silicon Valley genannt. Doch<br />

gibt es in China viele interessante Standorte für<br />

Start-ups, die mit Förderprogram men und ausgefeilter<br />

Infrastruktur um Gründer werben.<br />

Silicon Beijing<br />

Die kleine Straße Innoway liegt im Beijinger<br />

Technikviertel Zhongguancun, wo milliardenschwere<br />

Konzerne wie das Suchmaschinenunternehmen<br />

Baidu und Tencent ihre Anfänge hatten.<br />

Allein im Pekinger Innoway sind seit der Einweihung<br />

der Straße vor fünf Jahren laut offiziellen<br />

Angaben 3.451 Start-up-Teams beheimatet gewesen.<br />

Nach der Analyse des Medienunternehmens<br />

Hurun stammen insgesamt 93 Unicorns aus der<br />

chinesischen Metropole. Peking ist damit die<br />

Welthauptstadt der Unicorns, erst auf dem zweiten<br />

Platz folgt San Francisco.<br />

Die Ranglisten sind jedoch nach unterschiedlichen<br />

Kriterien interpretierbar. Shanghai und<br />

Guangzhou streiten sich um den zweiten Platz,<br />

und viele Start-ups zieht es eher in die Nachbarstädte<br />

im Speckgürtel. Im Raum Shanghai oder<br />

Guangzhou sind innerhalb einer Stunde über<br />

hundert Millionen Menschen und Hunderttausende<br />

Unternehmen erreichbar. Diese enorme<br />

Dichte erleichtert nicht nur die Beschaffung von<br />

Komponenten, sondern ermöglicht auch einen<br />

weltweit einmaligen Austausch von Ideen und<br />

Erfahrungen. Die einzelnen Städte unterstützen<br />

die Entwicklung aktiv nicht nur mit finanziellen<br />

Anreizen, sondern auch mit bester Infrastruktur.<br />

In vielen chinesischen Städten entstehen so<br />

Hightech-Dörfer für Gründer. Dies dient nicht<br />

nur einem regen Ideenaustausch, sondern dort<br />

besteht zumeist die modernste technologische<br />

Infrastruktur, es gibt gezielte Beratungs- und<br />

Dienstleistungsangebote. Oft konzentriert man<br />

sich auf bestimmte Teilgebiete wie autonomes<br />

Fahren, Medizintechnik, hochwertige Lebensmitteltechnologie<br />

oder Fabrikautomations-Lösungen.<br />

Metropolregion Shanghai<br />

Städte mit den meisten Unicorns 2020<br />

Rang Stadt Anzahl (Veränderung im Vgl. zu 2<strong>01</strong>9)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

12<br />

19<br />

19<br />

Beijing<br />

San Francisco<br />

Shanghai<br />

New York<br />

Shenzhen<br />

Hangzhou<br />

London<br />

Palo Alto<br />

Nanjing<br />

Guangzhou<br />

Hong Kong<br />

Berlin<br />

Bilibili, Jianshu, Hupu und viele weitere sind<br />

Start-ups aus Shanghai. Die Metropole sieht sich<br />

bei der Stärke des Start-up-Ökosystems in China<br />

auf Platz zwei und weltweit auf Platz zehn. Die<br />

beliebtesten Branchen in Shanghai sind Fintech,<br />

93<br />

68<br />

47<br />

33<br />

20<br />

20<br />

16<br />

12<br />

11<br />

8<br />

5<br />

5<br />

+ 11<br />

+13<br />

+ 0<br />

+8<br />

+ 2<br />

+ 1<br />

+7<br />

+2<br />

– 1<br />

+ 0<br />

+ 1<br />

+1<br />

Quelle: Hurun Research Institute „Hurun Global Unicorn Index 2020”<br />

Software und Datenanalyse sowie E-Commerce<br />

und Einzelhandel.<br />

Auf unterschiedliche Branchen haben sich die<br />

Städte im Umkreis von Shanghai spezialisiert.<br />

Hangzhou ist bekannt als Heimat des Internetriesen<br />

Alibaba und steckt Milliarden in den Aufbau<br />

von Hochtechnologiezonen. Internetwirtschaft<br />

und Verkehr fließen jetzt in Hangzhou zusammen.<br />

Das zukünftige Auto sei lediglich ein internetgestütztes,<br />

großes, selbst fahrendes Smartphone,<br />

prognostizieren einige Branchenexperten. Die<br />

Internetplattform für die Automobilindustrie<br />

Souche bekam mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar<br />

von Alibaba. Das Automobil-Start-up Leapmotor<br />

ist auf Forschung und Entwicklung, Design und<br />

Entwicklung von Cloud-Computing-basierten<br />

Lösungen für Car-Networking spezialisiert.<br />

Die großen Technologiekonzerne geben nicht nur<br />

Raum für zahlreiche Start-ups, die den Verkehr der<br />

Zukunft schaffen möchten. Die Bedingungen sind<br />

dafür in den neuen Hightech-Zonen einmalig. In<br />

Binjiang, der Hightech-Zone von Hangzhou sind<br />

die Straßen, Fußgängerüberwege und Gebäude<br />

mit unzähligen Sensoren ausgestattet. Alibaba hat<br />

www.chk-de.org


11<br />

Abb.: Zhao jiankang, Shutterstock<br />

bereits in der gesamten Stadt Ampeln, öffentliche<br />

Verkehrsmittel, aber auch Polizei und Feuerwehr<br />

mit einem „City Brain“ vernetzt. Eine Hightech-<br />

Autobahn in das 160 Kilometer entfernte Ningbo<br />

mit einer Spur für elektrisch angetriebene Autos,<br />

die sich während der Fahrt aufladen können, ist<br />

in Bau. Selbstverständlich möchte Hangzhou<br />

den Talenten eine hoch werti ge, grüne Lebensqualität<br />

bieten. Denn im nahen Umkreis liegen<br />

Suzhou, Nanjing oder Wuxi und einige weitere<br />

attraktive Start-up-Zentren, welche ebenfalls um<br />

die besten Fachkräfte und innovativsten Köpfe<br />

wetteifern.<br />

Goldenes Perlflussdelta<br />

Der Wettkampf um innovative Unternehmensgründer<br />

erfasst alle großen Städte im gesamten<br />

Land. Südchina ist für viele wohl am bekanntesten<br />

als Weltzentrum der Elektronik und als<br />

Innovations standort. Nicht nur die Metropolen<br />

Guangzhou und Shenzhen haben dort ausgefeilte<br />

Hilfen für Start-ups und bieten Millionen von gut<br />

qualifizierten Fachkräften. Das nahe Guangzhou<br />

gelegene Foshan beispielsweise wächst nicht nur<br />

in Richtung zehn Millionen Einwohner heran,<br />

dort entstehen auch neue industrielle Themenparks<br />

für Roboterautomation und industrielle<br />

Automatisierung. Noch bevor der große De monstrationspark<br />

für intelligente Fertigungsinnovation<br />

und die Entwicklungszone für internationale<br />

Zusammenarbeit als chinesischdeutsches<br />

Projekt mit dem neuen KUKA-Werk voll<br />

in Betrieb geht, ist bereits im Park die U-Bahn-<br />

Verbindung nach Guangzhou mit direktem Anschluss<br />

an mehrere Universitäten im Bau. Die<br />

Herkunft der jüngsten Unicorns<br />

(Gründung 2<strong>01</strong>7 und später)<br />

China 17 USA 11<br />

Gesamt<br />

33<br />

Europa 0<br />

Andere 5<br />

Quelle: Hurun Research Institute „Hurun Global Unicorn Index 2020”<br />

Stadtregierung lockt Talente mit kostenlosen<br />

Wohnungen, Taschengeld und der Freiheit, selbst<br />

Ideen für eine Firmengründung zu entwickeln. So<br />

soll eine „Kleinstadt der Ideen“ entstehen. Auch<br />

die anderen Millionenstädte in Guangdong haben<br />

ausgefeilte Förderprogramme für Start-ups und<br />

sind auf unterschiedliche Branchen fokussiert.<br />

Start West & Start-up auf dem Land<br />

Doch auch im Landesinneren entsteht eine<br />

leben dige Start-up-Landschaft, die um Talente<br />

wirbt und internationale Kooperationen sucht.<br />

„Auch wir unterstützen Start-ups und möchten<br />

dabei mit Düsseldorf zusammenarbeiten“, so<br />

Chongqings Oberbürgermeister TANG Lianzhi<br />

während des Besuchs einer Delegation aus<br />

Düsseldorf. Die Metropole mit 32 Millionen Einwohnern<br />

ist ebenso wie Wuhan oder Chengdu<br />

und viele weitere chinesische Millionenstädte im<br />

Rennen um die besten Ideen und klügsten Köpfe<br />

und versucht, im Wettbewerb die besten Startmöglichkeiten<br />

zu schaffen.<br />

Die großen Start-ups in Chinas Zentren, die sich<br />

auf die Entwicklung neuer Nahrungsmittel und<br />

biotechnologischer Verfahren spezialisieren,<br />

erlangen auch in Fachkreisen internationales<br />

Renommee. Ebenso bedeutend sind jedoch viele<br />

Tausend kleine Start-ups in Chinas abgelegenen<br />

ländlichen Gebieten, die zumeist von jungen<br />

Rückkehrern gegründet wurden, die in den Städten<br />

studierten und Berufserfahrung sammelten.<br />

Neue effektive Dünge- und Anbaumethoden,<br />

neue Produkte, aber auch neue Vermarktungsstrategien,<br />

besonders über das Internet, geben<br />

dadurch rückständigen Regionen einen großen<br />

Entwicklungsschub. Besonders gefragt sind nachhaltig<br />

produzierte Produkte und gesunde, ökologisch<br />

hochwertige Lebensmittel. Über Websites<br />

oder die sozialen Medien können die Kunden bei<br />

vielen Start-ups nicht nur bestellen, sondern<br />

auch den Anbau live beobachten oder sich ein<br />

Bild von der Aufzucht von Nutztieren machen.<br />

Das ist der digitale Einstieg für das sich neu entwickelnde<br />

Segment „Urlaub auf dem Bauernhof“,<br />

ein Bereich, in dem auch viele Rückkehrer Startups<br />

gründen. Hierbei geht es weniger um die<br />

Gründung einer Pension, sondern um die landesweite<br />

Vermarktung einer ganzen Region.<br />

Abb.: BassKwong, Shutterstock<br />

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12 Interview<br />

Interview<br />

GLORIA WANG<br />

Liebe Frau Wang, HELLA kennt den chinesischen<br />

Markt seit Langem und ist mit 15 Gesellschaften<br />

und mehr als 5.000 Mitarbeitern<br />

in China aktiv. Können Sie uns von Ihren<br />

Erfahrungen in Bezug auf die Innovationsgeschwindigkeit<br />

und die Umsetzung von Innovationen<br />

berichten?<br />

Vor mehr als 30 Jahren ist HELLA seinen Kunden<br />

nach China gefolgt. Seit jeher haben wir unsere<br />

Innovationsphilosophie beibehalten. Dieser Drang<br />

nach Innovationen trifft hier auf den „China<br />

Speed“, und das bringt uns großen Erfolg. Für<br />

HELLA gibt es drei Arten von Innovationen, auf<br />

die wir schauen: erstens innovative Lösungen,<br />

die auf den geschäftlichen Anforderungen basieren<br />

und global nachgefragt werden. Sobald<br />

solche Lösungen erkannt und geprüft wurden,<br />

können sie schnell mit unseren Geschäftseinheiten<br />

verknüpft werden. Zweitens Technologien,<br />

die hoch innovativ oder disruptiv sind. Solche<br />

Technologien zeichnen sich in der Regel durch<br />

eine geringe Entwicklungsreife, hohe Unsicherheit<br />

bei der Marktdiffusion und hohe F&E-Risiken<br />

aus. Wenn sie jedoch den Durchbruch schaffen<br />

oder vom Markt akzeptiert werden, werden sie<br />

wahrscheinlich explosiv wachsen und bestehende<br />

Technologien ersetzen. Um solche Technologien<br />

Gloria Wang ist seit<br />

2009 beim deutschen<br />

Automobilzulieferer HELLA in<br />

China tätig. Nach mehreren<br />

Jahren in Vertrieb und<br />

Marketing nahm sie 2<strong>01</strong>8<br />

eine neue Herausforderung<br />

an und begann mit dem<br />

Aufbau des Venture-<br />

Arms HELLA Fast Forward<br />

Shanghai (HFFS). Mit HFFS<br />

sucht Gloria Wang seitdem<br />

nach Technologien und<br />

Unternehmen, die Synergien<br />

für HELLAs Kerngeschäfte im<br />

Bereich der Entwicklung und<br />

Herstellung von Lichttechnik<br />

und Elektronikprodukten<br />

bringen. Eines hat sie dabei<br />

ganz besonders im Blick: den<br />

„China Speed“.<br />

zu finden, verfolgen wir eine kontinuierliche<br />

Beobachtungsstrategie, um frühzeitig mit den<br />

besten Entwicklern Kontakt aufzu nehmen oder<br />

sogar in sie zu investieren und damit den Grundstein<br />

für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit<br />

zu legen.<br />

Es gibt noch eine dritte Art, die für uns von<br />

Bedeutung ist und bei der es eher um die Anwendungsebene<br />

geht, wie zum Beispiel die<br />

Expansion in neue Märkte, zu neuen Kunden auf<br />

Grundlage bestehender Technologie. Man kann<br />

sagen, dass diese Art vor allem für den chinesischen<br />

Markt wie gemacht ist. Chinas Vorteile in<br />

Sachen Marktpotenzial, die rasante Entwicklung,<br />

die umfassenden Industrieketten, die große Anzahl<br />

an Talenten und die hohe Akzeptanz gegenüber<br />

Neuem lassen die Vorteile des Landes bei der<br />

Entwicklung führender Technologien immer<br />

deutlicher erscheinen. Als HELLA sind wir bereit,<br />

mit lokalen Innovationspartnern zusammenzuarbeiten,<br />

um die Industrialisierung und Vermarktung<br />

neuer Technologien zu fördern.<br />

Wie ist die Situation in China in Bezug auf die<br />

Innovationsfreiheit? In welchen Bereichen gibt<br />

es Einschränkungen?<br />

www.chk-de.org


13<br />

HELLA verfügt über einen umfassenden Mechanismus<br />

zum Screening von Innovationsvorhaben.<br />

Wir haben ähnliche Innovations- und Investi -<br />

tions zentren auch in den USA und in Deutschland,<br />

wo wir daran arbeiten, weltweit exzellente<br />

Innovationsprojekte zu finden. Im Rahmen dieses<br />

Mechanismus genießen wir volle Innovationsfreiheit<br />

und das fast ohne Einschränkung, was<br />

die Analyse des Marktes sowie die Prüfung und<br />

Förderung von Projekten betrifft. Wenn überhaupt,<br />

dann ergeben sich Einschränk ungen durch<br />

die klare interne Eingrenzung von Projektinhal ten.<br />

Als weltweit renommierter Automobilzulieferer<br />

fokussieren wir uns auf die Themen intelligenter<br />

Transport und Mobilität, insbesondere in den Bereichen<br />

Elektrifizierung, autonomes Fahren und<br />

intelligent vernetzte Autos.<br />

Ist China der Ort, an dem HELLA Fuß fassen<br />

und mit Elektroautos und Digitalisierung international<br />

durchstarten will?<br />

Keine Technologie kann allein umgesetzt werden.<br />

Nur mit der Unterstützung der vor- und nachgelagerten<br />

Industrieketten und der Anerkennung<br />

durch den Markt kann sie vermarktet werden.<br />

Die Entwicklung von Elektrofahrzeugen in China<br />

ist für jeden unübersehbar. Zugleich sind auch die<br />

wichtigsten Zulieferer in China angesiedelt. Das<br />

Gleiche gilt für die Digitalisierung, die auf Software<br />

und Algorithmen beruht, die eine gewisse<br />

industrielle Basis und Marktgröße benötigen, um<br />

eine bessere und schnellere Entwicklung und<br />

Iteration zu erreichen.<br />

Damit ist China ein wichtiger Treiber und in vielen<br />

Punkten auch Vorreiter auf dem Weg zur Elektrifizierung<br />

und Digitali sierung von Automobilen.<br />

Auf der anderen Seite wird durch die Globalisierung<br />

der Austausch von Technologien effizienter<br />

und die Marktdifferenzierung kleiner. Während<br />

wir uns also auf die Entwicklung relevanter<br />

Technologien in China konzentrieren, schauen<br />

wir auch in die Welt und suchen nach optimalen<br />

Lösungen in der Technologieentwicklung, indem<br />

wir versuchen, die Stärken des jeweils anderen<br />

zu ergänzen.<br />

Können Sie uns hier ein Beispiel nennen?<br />

Gern. HELLA hat seit vielen Jahren ein Batteriemanagementsystem<br />

(BMS) für Elektrofahrzeuge<br />

entwickelt, das in Europa in der Massenproduktion<br />

eingesetzt wird. Auf diese Weise können wir<br />

uns einerseits auf den Entwicklungsprozess und<br />

die Produktionserfahrung von HELLA verlassen<br />

und andererseits den „China Speed“ nutzen, um<br />

eine schnelle Verbreitung und Verbesserung<br />

unserer Produkte zu erreichen.<br />

Sie sind zuständig für Venture Capital und Inkubatoren.<br />

Was sind Ihre Hauptaufgaben?<br />

HELLA gründete 2<strong>01</strong>8 die HELLA Fast Forward<br />

Shanghai (HFFS) mit dem Ziel, interne und externe<br />

Innovationsbedürfnisse und -möglichkeiten zu<br />

verbinden, um die Kernwettbewerbsfähigkeit<br />

und Geschäftsentwicklung des Unternehmens zu<br />

verbessern. Unsere Hauptaufgabe besteht darin,<br />

aufbauend auf den bestehenden Ressourcen und<br />

dem Netzwerk von HELLA in China kontinuierlich<br />

zu expandieren, um die Innova tionstrends in<br />

China schneller zu erfassen, Inno va tionschancen<br />

zu identifizieren, Geschäfts- und F&E-Kooperationen<br />

besser umzusetzen, zu investieren,<br />

Ergebnisse zu erzielen und Partnerschaften zu<br />

knüpfen.<br />

Wie sollte Ihrer Meinung nach die konkrete<br />

Förderung von Start-ups aussehen? Wie findet<br />

man am besten interessante Start-ups?<br />

Durch Roadshow-Events, Branchenzusammenkünfte,<br />

Industrie-Matchmaking und sogar durch<br />

das Netzwerk von Kollegen und Freunden treffen<br />

wir viele exzellente Start-ups. Letztendlich geht<br />

es darum, Start-ups zu finden, die HELLAs ei genen<br />

strategischen Planungen entsprechen und uns<br />

als zuverlässigen Industriepartner betrachten.<br />

Dies ist ein zweiseitiger Auswahlprozess, bei dem<br />

wir im Grundsatz „Gleichgesinnte“ suchen.<br />

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14 Interview<br />

Nach dem Auswahlprozess gibt es noch viele<br />

Möglichkeiten, Start-ups zu unterstützen. Die<br />

direkteste Unterstützung ist, ein Kunde oder<br />

Partner zu werden und den jungen Unternehmen<br />

zu helfen, aus geschäftlicher Sicht zu wachsen.<br />

Dies gilt in der Regel für Unternehmen ab einer<br />

gewissen Größe und mit einem bewährten<br />

Produkt. Eine andere Art der Unterstützung ist<br />

die Hilfe bei der Industrialisierung von Produkten<br />

oder Technologien. Vielen Firmengründern, die sich<br />

mit der Automobilbranche nicht auskennen, kann<br />

HELLA mit seinem tiefen Branchenver ständ nis<br />

und seinen kompletten industriellen Ressourcen<br />

helfen, eine schnelle Industriali sie rung und<br />

Vermarktung vorzunehmen.<br />

Den Unternehmen, die ein hohes Potenzial und<br />

eine große Kompatibilität mit unserer Strategie<br />

aufweisen, stellen wir auf der Basis von gegenseitigem<br />

Vertrauen und angemessener Bewertung<br />

auch Kapital bereit. Wir fördern sie, beschleunigen<br />

ihre Entwicklung durch Investi tionen und bieten<br />

ihnen langfristige industrielle Unterstützung als<br />

Anteilseigner.<br />

Was sind die größten Herausforderungen bei<br />

der Zusammenarbeit mit chinesischen Startups?<br />

Nicht nur in China, sondern auch weltweit haben<br />

es Automotive-Start-ups schwer. Im Vergleich<br />

zu anderen Branchen wie zum Beispiel der Unterhaltungselektronik<br />

ist die Automobilindustrie<br />

aufgrund ihrer langen F&E-Zyklen, hohen<br />

Validie rungsstandards, hoher Produktionsinvestitionen<br />

und langen Amortisationszeiten<br />

eigentlich nicht so gut geeignet für Start-ups.<br />

Selbst unter sehr günstigen Bedingungen dauert<br />

es in der Regel mindestens zwei Jahre, bis ein<br />

Produkt in das Fahrzeug montiert wird, und noch<br />

ein Jahr, bis ein positiver Cashflow generiert<br />

werden kann.<br />

Wenn es in dieser Zeit noch zu Technologieänderungen,<br />

Projektverzögerungen und Finanzierungs<br />

unsicherheiten kommt, kommen Startups<br />

zusätzlich unter erheblichen finanziellen<br />

Druck. Daher ist es für Start-ups im Cluster Automobilindustrie<br />

oftmals am besten, mit Branchenakteuren<br />

zusammenzuarbeiten, die eine gewisse<br />

Stärke besitzen, um von deren Unterstützung<br />

profitieren zu können und weniger Umwege zu<br />

gehen.<br />

Welche weiteren Herausforderungen gibt es?<br />

Die wohl größte Herausforderung ist die Unternehmenskultur.<br />

Start-ups arbeiten mit Flexibilität,<br />

Trial and Error sowie Durchsetzungsvermö<br />

gen. Außerdem besteht das Managementteam<br />

meist aus Bekannten und engen Freunden, sodass<br />

Entscheidungen effizient getroffen werden. Das<br />

Denken und Handeln ist hier ähnlich, sodass man<br />

sich schnell an neue Situationen anpassen und<br />

zum nächsten Zyklus übergehen kann. Große<br />

Unternehmen haben effiziente Prozesse und eine<br />

klare Arbeitsteilung in den einzelnen Abteilungen.<br />

Hinzu kommt die Sorgfalt deutscher Unterneh men,<br />

die Wert auf eine umfassende Argumen tation<br />

und eine detaillierte Recherche legen, sodass bei<br />

vielen Diskussionen Sprach- und Zeitunterschiede<br />

berücksichtigt werden müssen, was zu einem<br />

längeren Entscheidungszyklus führen kann. Um<br />

die Vorteile beider Seiten auf der Basis von gegenseitigem<br />

Verständnis maximieren zu können,<br />

fungieren wir bei HFFS auch als Bindeglied.<br />

Können Sie uns einige konkrete Projekte mit<br />

Start-ups nennen?<br />

Die meisten technologischen Innovationen können<br />

schnell weltweit synchronisiert werden, und es<br />

gibt einige Technologien, die in China Vorteile<br />

genießen. Nehmen Sie zum Beispiel die Vernetzung<br />

von Autos, Stichwort V2X: Heute ist<br />

China weltweit führend in der Entwicklung von<br />

5G. Auch die Politik unterstützt mit Investitionen<br />

den Aufbau der Infrastruktur und schafft damit<br />

einen Rahmen für die Einführung von LTE-V/5G-<br />

V2X-basierten Fahrzeugen. Als Reaktion auf<br />

diesen Trend hat HELLA in Nebula Link, das<br />

führende V2X-Start-up in China, investiert und<br />

ein Validierungsprojekt mit HELLA-Produkten<br />

durchgeführt. Darüber hin aus haben wir die<br />

Zusammenarbeit zwischen unseren Geschäftsbereichen<br />

und Start-ups im Bereich der Elektrifizierung<br />

auf Basis poten zieller Großserienprojekte<br />

sowie die Verzahnung mit einem Proof-of-<br />

Concept-Projekt für Schein wer fer auf Basis neuer<br />

Leuchtmittel gefördert.<br />

Können Sie uns ein wenig darüber erzählen,<br />

wie Ihre Arbeit mit der HELLA-Entwicklungsabteilung<br />

abläuft?<br />

Wir arbeiten sehr eng mit der F&E-Abteilung zusammen.<br />

Unsere Ingenieure geben uns nicht nur<br />

professionelle Stellungnahmen und Empfehlungen<br />

während der Projektauswahlphase, sondern<br />

beteiligen sich auch an der anschließenden eingehenden<br />

Bewertung. Auch in den nachfolgenden<br />

Phasen der Projektzusammenarbeit und -implementierung<br />

bringen sich unsere Ingenieure mit<br />

ihrem Fachwissen ein und bemühen sich sehr,<br />

Lösungsansätze zu verbessern und mit den Startups<br />

zusammenzuarbeiten. Dies ist unser industrieller<br />

Vorteil und ein wichtiger Grundstein zur<br />

Unterstützung dieses Geschäftsgebiets.<br />

Erwarten Sie von dem neuen EU-China-Investitionsabkommen<br />

eine Erleichterung für die<br />

Technologieentwicklung?<br />

Es gibt viele Bereiche, in denen China und Europa<br />

sich ergänzen können. Zum Beispiel hat Europa<br />

in der Automobilbranche eine lange Geschichte,<br />

standardisierte Prozesse und Normen sowie eine<br />

langjährige Branchenerfahrung und einen Talentpool<br />

– alles große Vorteile. China verfügt über<br />

den weltweit größten Einzelmarkt für Automobile<br />

sowie eine einladende und offene Haltung<br />

gegenüber technologischen Innovationen, was<br />

zusammen mit mit großen Investitionen in 5G,<br />

KI, Big Data und Cloud Computing einen fruchtbaren<br />

Boden für die Entwicklung einer neuen<br />

Generation intelligenter, vernetzter Autos bietet.<br />

Es gibt also Grund zur Annahme, dass die Zusammenarbeit<br />

zwischen beiden Regionen noch<br />

großes Potenzial bietet. Das EU-China-Investitionsabkommen<br />

wird diese Zusammenarbeit erleichtern,<br />

indem es die Integration der Industrien<br />

fördert und die Marktaufteilung durch gegenseitige<br />

Investitionen beschleunigt.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Wang!<br />

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Titel<br />

15<br />

Abb.: goodluz, Shutterstock<br />

Mit Start-ups aus der Corona-Krise<br />

Unternehmensgründungen nehmen stark zu /<br />

deutsch-chinesischer Austausch der Start-up-Szene<br />

Nicht jeder Gründer, der sich zu einer<br />

Selbstständigkeit beispielsweise als<br />

Rechtsanwalt entschließt oder einen<br />

Imbiss an der Ecke eröffnet, hat auch ein Startup.<br />

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die<br />

weltweit größte regionale Förderbank, definiert<br />

diese in ihrem jährlichen Start-up-Report als<br />

wachstumsorientierte junge Unternehmen mit<br />

hohem Zukunftspotenzial, die eine technologische<br />

Innovation oder eine deutschlandweite<br />

Neuheit auf den Markt bringen. Und der Markt<br />

boomt trotz Corona-Krise.<br />

Nach Daten der KfW sank die Gesamtzahl der<br />

Existenzgründungen in Deutschland im vergangenen<br />

Jahr. Bei Start-ups zeigt sich ein entgegengesetztes<br />

Bild: 2.732 neu gegründete<br />

Start-up-Unternehmen gab es in Deutschland<br />

laut Handelsregister-Daten des Branchenportals<br />

Startupdetector im Jahr 2020. Das sind über 300<br />

mehr als 2<strong>01</strong>9, eine Steigerung um 13 Prozent.<br />

In diesen schwierigen Zeiten ist dies keine Selbstverständlichkeit.<br />

„Die Corona-Krise brachte hohe<br />

Belastungen für Selbstständige und Unterneh men<br />

mit sich, die wirtschaftliche Unsicherheit ist<br />

dabei deutlich gestiegen“, so die KfW-Chefvolkswirtin<br />

Fritzi Köhler-Gelb.<br />

Doch auch bestehende Start-ups planen einen<br />

Ausbau ihrer Unternehmen. Über 90 Prozent von<br />

ihnen sondieren Neueinstellungen, und die Perso<br />

nal basis der Neugründung erhöht sich, stellt<br />

der Bundesverband Deutsche Startups in einer<br />

Studie fest. Kundengewinnung, Kapitalbeschaffung<br />

und Cashflow sind jedoch die großen<br />

Heraus forderungen der Corona-Krise. Unterstützung<br />

bekommen die Neugründungen vor<br />

Ort in Innovationszentren und von den Landesregie<br />

rungen, die auch den Austausch mit China<br />

fördern.<br />

Der Bundesverband Deutsche Startups sieht in<br />

China eines der wichtigsten Länder für die<br />

Gründerszene. „Dennoch gibt es wenig Verbindung<br />

zwischen dem deutschen und dem<br />

chinesischen Start-up-Markt. Für viele ist der<br />

chinesische Markt trotz seines enormen Einflusses<br />

aufgrund von Sprachbarrieren, unterschiedlicher<br />

Kulturen und komplexer politischer<br />

Regulierungen schwer bis gar nicht zugänglich”,<br />

so ein Verbandssprecher. Der Verband fördert<br />

daher einen kontinuierlichen Austausch beider<br />

Länder und gemeinsame Ökosysteme bei Startups<br />

und Innovationen. „Ziel ist es, beide Ökosysteme<br />

näher zusammenzubringen. Beide Ökosysteme<br />

können viel voneinander lernen, zudem<br />

expandieren auch immer mehr Investoren und<br />

Start-ups aus China nach Europa und umgekehrt.<br />

Dieser Trend wird nur noch zunehmen”, prognostiziert<br />

Fabian von Heimburg, China-Experte beim<br />

Bundesverband Deutsche Startups.<br />

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16 Titel<br />

Berlin ist Deutschlands Start-up-Metropole<br />

Zum fünften Mal in Folge ernennt der ING<br />

Innovation Index Berlin zum innovativsten<br />

Bundesland. In keinem anderen gründen<br />

so viele Menschen Unternehmen. Und in keinem<br />

anderen sind so viele Menschen pro Kopf in<br />

Hightech-Berufen beschäftigt. Berlin liegt auch<br />

an der Spitze, weil die Mitarbeiter im Durchschnitt<br />

das höchste Bildungsniveau haben. Darüber<br />

hinaus gibt es im Durchschnitt mehr Freiberufler<br />

als in jedem anderen Bundesland. Der<br />

Sektor Electronic Health und Telemedizin hat<br />

Metropolregion<br />

Rhein-Ruhr<br />

12,8 %<br />

(14,3 %)<br />

n-Wert 2020: 1.946; n-Wert 2<strong>01</strong>9: 1.933 (Vorjahreswerte in Klammern)<br />

Niedersachsen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

1,7 % (2,0 %)<br />

Saarland<br />

0,9 % (0,9 %)<br />

8,3 %<br />

(9,8 %)<br />

Schleswig-Holstein<br />

4,2 % (2,6 %)<br />

Bremen<br />

3,1 % (3,9 %)<br />

19,1 %<br />

(20,6 %)<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

7,3 %<br />

(4,0 %)<br />

Hessen<br />

12,3 %<br />

(12,5 %)<br />

Baden-Württemberg<br />

gerade in Corona-Zeiten ein großes Potenzial.<br />

Das Berliner Unternehmen Amboss etwa stellt<br />

medizinisches Wissen digital zur Verfügung, auf<br />

das Ärzte per Smartphone zurückgreifen können.<br />

Das Berliner Fintech-Start-up Mambu, dass<br />

Dienst leistungen für Banken über das Internet<br />

anbietet, sorgte für Schlagzeilen. Die Bewertung<br />

kletterte auf rund 1,7 Milliarden Euro.<br />

Intensiv sind die Kontakte der Hauptstadt mit<br />

China und insbesondere ihrer Partnerstadt<br />

Hauptsitz der Start-ups nach Bundesländern<br />

und Gründungs-Hotspots (2<strong>01</strong>8–2<strong>01</strong>9)<br />

Hamburg<br />

5,8 %<br />

(7,4 %)<br />

Sachsen-Anhalt<br />

1,8 % (1,1 %)<br />

Thüringen<br />

1,0 % (1,2 %)<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

0,9 % (1,0 %)<br />

11,8 %<br />

(12,9 %)<br />

Bayern<br />

6,5 %<br />

(6,9 %)<br />

Brandenburg<br />

1,0% (1,2%)<br />

Sachsen<br />

3,1 % (2,8 %)<br />

München<br />

17,7 %<br />

(16,1 %)<br />

Berlin<br />

Beijing. Während Berlin die Entwicklungen in den<br />

Bereichen Fintech, IoT sowie Gesundheits- und<br />

Biowissenschaften besonders stark im Griff hat<br />

und in den vergangenen sechs Jahren insgesamt<br />

72 Milliarden US-Dollar an Gründerfinanzierung<br />

gesammelt wurden, sind die wichtigsten Bereiche<br />

der chinesischen Hauptstadt KI, Big Data, Blockchain<br />

und Edtech. „Wenn Sie nach einem Umfeld<br />

suchen, das Innovationen fördern kann, hat es<br />

seine Vorteile, von Berlin aus seine Fühler nach<br />

China auszustrecken. Wir bauen die Brücke,<br />

damit wir, gemeinsam mit unseren Partnern in<br />

China, voneinander lernen und miteinander<br />

pro fitieren können“, sagt der Chef der Fördergesellschaft<br />

Berlin Partner, Dr. Stefan Franzke.<br />

Dieses Umfeld zieht auch Technologiekonzerne<br />

aus ganz China an. Die Ant Group, an der Alibaba<br />

zu einem Drittel beteiligt ist, möchte auch in<br />

Europa expandieren. Ant plane einen 100 Millionen<br />

Dollar schweren Fonds, berichtet das Wirtschaftsmagazin<br />

„Capital“. Derzeit werde in Berlin ein<br />

Führungsteam gesucht. Das Geld solle teils von<br />

Ant, teils von anderen Investoren stam men und<br />

in europäische Blockchain- und Fintech-Start-ups<br />

gesteckt werden.<br />

Bundesländer fördern Start-ups<br />

Auch in Deutschland wetteifern die Regionen um<br />

die zukunftsfähigsten Start-ups. Bei den Gründungen<br />

seien Bayern und Berlin in der Frühphase<br />

gleichauf. „Bayern hat die Nase vorn, wenn es<br />

um deep tech geht“ – der szeneübliche Fachbegriff<br />

für mit großem Entwicklungs aufwand<br />

verbundene Technologie – erklärt Carsten Rudolph,<br />

Geschäftsführer der bayerischen Förderagentur<br />

BayStartUP. Die Start-up-Szene in Bayern ist<br />

keineswegs auf die Landeshauptstadt beschränkt:<br />

„50 Prozent der Start-ups sind im Großraum<br />

München, aber 50 Prozent eben auch nicht“, so<br />

Rudolph.<br />

Bundesländer<br />

Gründungs-Hotspots<br />

Quelle: Deutscher Startup Monitor 2020<br />

Das Gründerzentrum EGZ Ingolstadt fokussiert<br />

sich auf die vier Säulen Beratung, Raumfahrt,<br />

Dienstleistungen und Vernetzung. Ein Schwerpunkt<br />

des Zentrums liegt bei der Unterstützung<br />

www.chk-de.org


17<br />

Abb.: Rawpixel.com, Shutterstock<br />

chinesischer Unternehmen; in Ingolstadt ist auch<br />

das China Zentrum Bayern angesiedelt. Beide<br />

Zentren bieten gemeinsam auch Delegationsreisen<br />

für Gründer nach China und andere Netzwerkunterstützung<br />

an.<br />

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerium<br />

legte das Förderprogramm „Start-up BW International“<br />

auf. Im Rahmen des Programms gab<br />

es ebenfalls eine Delegationsreise nach China,<br />

während der neben verschiedener Start-up-<br />

Metropolen auch die Nanjing Tech Week besucht<br />

wurde, welche durch die Provinzregierung und die<br />

Messe Stuttgart Nanjing Ltd. organisiert wurde.<br />

In Sachsen besteht in Leipzig das Business- und<br />

Innovations-Hub Deutschland-China. Dort mussten<br />

geplante Delegationsreisen coronabedingt<br />

verschoben werden. Daher werden dort mit der<br />

„Digital Start-up Class” das Netzwerken und die<br />

Informa tionsgewinnung ins Internet verlegt.<br />

Elektronik und Hightech sind in Nordrhein-<br />

Westfalen ein Kernbereich für die Unterstützung<br />

von Start-ups auf ihrem Weg nach China. So<br />

auch für die AIXaTECH GmbH, deren Geschäftsführer<br />

Dr. Volker Sinhoff im Frühjahr 2<strong>01</strong>9 mit<br />

einer Delegationsreise für Start-ups der IHKs<br />

Dortmund und Köln die Geschäftsbeziehungen<br />

in das Land der Mitte intensivierte. Im Dezember<br />

2<strong>01</strong>9 im südchinesischen Guangzhou während<br />

des „IPIEC Global Finals“ wählten die Juroren<br />

AIXaTECH unter die ersten drei wertvollsten<br />

Start-ups. IPIEC Global ist ein internationaler<br />

Wettbewerb, der sich an Start-up-Unternehmen<br />

aus dem Hightech-Sektor wendet. Das Baesweiler<br />

Unternehmen ist seitdem in China aktiv, leidet<br />

aber wie alle unter den Reisebeschränkungen.<br />

Kontakte sind auch in Zeiten der Pandemie entscheidend.<br />

Daher planen die IHKs Dortmund,<br />

Hagen und Köln im Dezember 20<strong>21</strong> eine digitale<br />

Chinareise zum Thema Start-ups und Innovation.<br />

Die Hansestadt Hamburg ist Europastandort<br />

von großen Digitalunternehmen und bietet auch<br />

Start-ups ein gutes Umfeld und die technischen<br />

Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Verfahren<br />

und Produkte. „Es sind nicht nur amerikanische<br />

Unternehmen, die in Hamburger Start-ups<br />

investieren oder sich in Hamburg niederlassen.<br />

Partner kommen aus China und vielen weiteren<br />

Ländern. Bekanntestes Beispiel ist wohl Smaato,<br />

das vom Werbekonzern Spearhead aus Peking<br />

übernommen wurde, und das seitdem den Expansionskurs<br />

des Hamburger Unternehmens<br />

unterstützt“, sagt Veronika Reichboth, bei der<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamburg<br />

Invest für Start-ups zuständig. „Aktuell interessieren<br />

sich sehr stark Start-ups aus den Bereichen<br />

Wasserstoff und Logistik für Hamburg.“<br />

Dies ist nur ein Teil der Initiativen zur Förderung<br />

der Kooperationen von deutschen und chinesischen<br />

Start-ups. Wie auch in China stehen die<br />

Regionen im Wettbewerb – zum Vorteil der<br />

Unternehmensgründer.<br />

Hier entstehen<br />

Lösungen<br />

Die Sozietät Bietmann zählt zu den führenden Arbeits- und Wirtschaftsrechtskanzleien<br />

in Deutschland. Mit mehr als 50 Berufsträgern<br />

stehen wir unseren Mandanten aus Wirtschaft, Politik<br />

und öffentlichem Raum bundesweit als Dienstleister zur Verfügung.<br />

Das Zusammenwirken der Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />

mit ihren jeweils fachlichen Spezialitäten und die<br />

Einbindung der Berufsträger in eine Vielzahl gesellschaftlicher<br />

Gruppierungen und Netzwerke eröffnen der Sozietät die Kompetenz,<br />

Lebenssachverhalte zu analysieren, zu bewerten und wirtschaftlich<br />

und gesellschaftlich sinnvolle Lösungen zugunsten<br />

unserer Mandantschaft durchzusetzen.<br />

Der Erfolg der zurückliegenden Jahrzehnte und unser Konzept<br />

der „Beratung unter einem Dach“ geben uns RECHT.<br />

Berlin<br />

Jägerstraße 51<br />

1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

Köln<br />

Martinstraße 22-24<br />

50667 Köln<br />

Bonn<br />

Karl-Carstens-Straße 10<br />

53113 Bonn<br />

Erfurt<br />

Hefengasse 3<br />

99084 Erfurt<br />

München<br />

Prinzregentenstraße 67<br />

81675 München<br />

Duisburg<br />

Großenbaumer Allee 1<strong>01</strong><br />

47269 Duisburg<br />

www.bietmann.eu<br />

Bietmann Rechtsanwälte<br />

Steuerberater PartmbB<br />

Partnerschaftsregister<br />

AG Essen PR 4052<br />

www.chk-de.org


18<br />

Titel<br />

Innovationsumfeld China<br />

Voraussetzungen für Neugründungen in China sind einzigartig<br />

Chinas staatlich geförderte Inkubatoren<br />

treiben die heimische E-Commerce-Startup-Szene<br />

an und lassen Chinas digitale<br />

Gründer zunehmend zu echten Silicon-Valley-<br />

Konkurrenten werden“, berichtet das Gründer-<br />

Fachmagazin „StartingUp“. „Bislang war China<br />

vor allem als Heimat der Copy Cats, also der<br />

Ideenkopierer, verschrien, und das Land stand in<br />

der Kritik, bei der Entwicklung von Innovationen<br />

hintenanzustehen. Dies hat sich in den vergangenen<br />

Jahren stark geändert, vor allem aufgrund<br />

eines ausgeprägten Unternehmertums und der<br />

staatlichen Förderung von Start-ups in China,<br />

die weltweit einzigartig ist“, so Patrick Boos,<br />

Managing Director vom Beratungsunternehmen<br />

Accenture.<br />

Hochschulen und technische Fachschulen haben<br />

ein offenes Innovationsumfeld entwickelt und<br />

unterstützen innovative Projekte. Auf Fachmessen,<br />

Kongressen oder Technologieveranstaltungen<br />

sieht man oft studentische Arbeitsgruppen,<br />

die ihre Projekte gern in spielerischer<br />

Form präsentieren. Viele Hochschulen haben<br />

Technologiezentren, aus denen große Hightechkonzerne<br />

hervorgingen. Bereits 1984 gründeten<br />

Wissenschaftler in Beijing als Universitätsableger<br />

Lenovo, der zum größten Computerhersteller der<br />

Welt aufstieg. Die Chinesische Akademie der<br />

Wissenschaften (CAS) ist Hauptanteilsinhaber<br />

des Konzerns mit 50 Milliarden US-Dollar<br />

Jahresumsatz.<br />

Der Staat und vor allem die Städte, die sich einen<br />

harten Wettbewerb um die klügsten und innovativsten<br />

Köpfe liefern, fördern die Existenzgründungen<br />

mit hohen Summen, aber auch mit<br />

einmaligen Arbeitsbedingungen und einer passenden<br />

Infrastruktur. Ein Beispiel für die einzigartige<br />

Förderung von digitalen Innovationen und<br />

Geschäftsmodellen sind die staatlich gestützten<br />

Inkubatoren. Diese sind komplexe Einrichtungen,<br />

die bei der Unternehmensgründung helfen. Neben<br />

der Nutzung von Büroräumen bieten diese<br />

Institutionen eine umfangreiche Infrastruktur mit<br />

fachlichen Beratungsmöglichkeiten, Förderungsmaßnahmen<br />

und Kultur- und Tourismus an geboten.<br />

Weltweit einmalige Rahmenbedingungen<br />

Dieser intensive interne Standortwettbewerb<br />

bedeutet nicht nur optimale Startbedingungen<br />

für neue Geschäftsideen. Die einmalige Größe<br />

des Markts ist einer der wesentlichen Erfolgsfakto<br />

ren der chinesischen Start-up-Szene. China<br />

hat nach den USA den größten Verbrauchermarkt<br />

weltweit. Fast eine Milliarde Menschen nutzen<br />

das Internet. Es gibt auch keine Sprachbarrieren<br />

wie in Europa, eine Lösung kann von allen Kunden<br />

genutzt werden. Auch die enorme Dichte fördert<br />

die Innovationsgeschwindigkeit. Das Land hat<br />

mehrere Cluster, in denen innerhalb einer Stunde<br />

mit Hochgeschwindigkeitszügen jeweils mehr als<br />

100 Millionen Menschen vernetzt sind. Bastelt<br />

ein Start-up dort an einer technischen Innovation,<br />

kann es in nur wenigen Stunden zumeist alle<br />

notwendigen Teile und Komponenten geliefert<br />

bekommen. Der Weg von der Idee über einen<br />

Prototyp bis zum marktfähigen Produkt ist<br />

unglaublich kurz.<br />

Hinzu kommt, dass die Chinesen als sehr auf geschlossen<br />

gegenüber neuen Geschäftsmodel len<br />

und neuen Produktideen gelten. Laut einem<br />

Report der Unternehmensberatung Boston Consulting<br />

Group wachsen chinesische Start-ups<br />

auch deshalb wesentlich schneller zu Unicorns<br />

heran als ihre Konkurrenten in den USA.<br />

Inhalte und Hightech gefragt<br />

Die Sprachbarriere und die Eigenheiten des chinesischen<br />

Markts sind für ausländische Talente<br />

eine große Herausforderung. Dies gilt jedoch<br />

weniger für technische Entwicklungen, die in<br />

China besonders dringend gebraucht werden.<br />

China ist weltweit der größte Markt für Chips<br />

und in einigen praktischen Anwendungsbereichen<br />

von künstlicher Intelligenz führend. Die Boykottmaßnahmen<br />

der USA bei der Lieferung von<br />

Hightech nach China führen dazu, dass das Land<br />

seine eigene Hightech-Industrie noch schneller<br />

entwickeln muss. Enflame Technology, ein chinesisches<br />

KI-Start-up, das Deep-Learning-Chips für<br />

KI-Schulungen entwickelt, hat im Januar weitere<br />

278,5 Millionen US-Dollar von staatlichen und<br />

industriellen Investoren erhalten.<br />

Die Start-up-Szene ist schnell reifer geworden,<br />

und es genügt kaum noch, ein cleveres neues<br />

Geschäftsmodell zu präsentieren, um Finanzierungs<br />

zusagen zu bekommen. Aus negativen<br />

Erfahrungen hat man gelernt. Viel Geld bekamen<br />

beispielsweise Start-ups, die mit kostenlosen<br />

Leihfahrrädern den öffentlichen Verkehr in China<br />

und später weltweit revolutionieren wollten.<br />

Dass der Markt schnell überhitzt war, war augenscheinlich<br />

an mit Rädern überfüllten Innen -<br />

städ ten und Bergen von Fahrrädern zu sehen,<br />

welche die Kommunen entsorgten.<br />

Auch im Bereich E-Commerce kämpften zu viele<br />

Newcomer mit sich ähnelnden Geschäftsmodellen<br />

um Kunden. Doch es entstehen auch ständig<br />

neue Geschäftsfelder. Im Bereich der technischen<br />

Entwicklungen und der Einführung von<br />

Technologie in Produktionsprozesse und Nutzeranwendungen<br />

gibt es einen enormen Bedarf an<br />

neuen Entwicklungen, die von kleinen Start-ups<br />

oft am schnellsten realisiert werden können.<br />

Nirgendwo auf der Welt ließen sich neue Produkte<br />

so leicht zur Marktreife entwickeln wie in<br />

China, berichtet Raphael Lang vom Stuttgarter<br />

Medizintechnik-Start-up Babybe. Zudem gibt<br />

es in China umfassende Hilfen für Start-ups,<br />

die wirklich bei den Neugründungen ankommen.<br />

Mit den richtigen lokalen Ansprechpartnern sind<br />

nicht nur die vielen kleinen Probleme schnell zu<br />

lösen, sondern auch die richtigen Kontakte in<br />

Unternehmen oder Institutionen zu finden.<br />

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Interview 19<br />

Abb.: Christof Mattes<br />

Interview<br />

Raphael Lang<br />

Gründer Babybe<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>3 gründete Raphael Lang das Start-up Babybe<br />

in Deutschland. Das Unternehmen entwickelte eine bionische<br />

Gelmatratze, die Herzschlag, Brustkorbbewegung<br />

und Stimme der Eltern direkt auf frühgeborene Säuglinge<br />

im Inkubator überträgt. Für die Produktentwicklung ging<br />

Lang nach China, 2020 erfolgte der „Exit“ an Natus Medical<br />

aus den USA.<br />

China Spirit treibt China Speed<br />

Lieber Herr Lang, was macht China für Start-ups<br />

so besonders?<br />

bis zu Firmenbesuchen und Verhandlungen den<br />

Stein ins Rollen bringt.<br />

ich die Teile schon am nächsten Tag mit einem<br />

Lächeln auf dem Tisch.<br />

Definitiv der Spirit, aber auch die schnellen<br />

Entwicklungszyklen. Eine Woche Shenzhen ist<br />

so viel wie ein Monat in Deutschland. Das ist<br />

sehr wichtig für Hardware-Start-ups, da die<br />

Entwicklungszeit sehr stark am Finanzpolster<br />

zehrt. Auch findet man hier recht einfach Talente,<br />

und es gibt ein großes Interesse am „German<br />

Spirit“, also daran, auch etwas von unserer<br />

Innovationskultur zu lernen.<br />

Mit wem haben Sie vor Ort zusammengearbeitet,<br />

von wem bekamen Sie Unterstützung?<br />

Sie haben ein Spitzentechnologie-Produkt entwickelt.<br />

Ist China dafür ein geeigneter Testmarkt?<br />

Ja, unbedingt. Wir konnten unseren ersten Prototypen<br />

ohne große Hürden in der Klinik vor Ort<br />

testen. Klar es gibt Sprachbarrieren, deshalb ist<br />

es sehr wichtig, lokale Ansprechpartner zu haben.<br />

Chinesen sind sehr „hands on“, also packen mit<br />

an und helfen, wo sie können.<br />

Welche Vorteile hat der Innovationsstandort<br />

China gegenüber Deutschland?<br />

Was sehen Sie hierzulande als größte Missverständnisse<br />

gegenüber China an?<br />

Stichwort „China Copy Cats“, also der Vorwurf,<br />

dass China nur kopiert. Wir hatten die ersten<br />

Produktpiraten aus Deutschland – zwei Mittelständler<br />

und ein Forschungsinstitut, die sogar<br />

mit EU-Fördermitteln ausgestattet waren und<br />

versucht haben, uns dreist zu kopieren.<br />

Neben dem Geschäftlichen. Hatten Sie auch<br />

Freizeit in Shenzhen? Was hat Shenzhen in dieser<br />

Hinsicht zu bieten?<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>4 waren wir eines der ersten ausländischen<br />

Start-ups in China. Damals hat uns<br />

das Venture-Capital-Unternehmen SOSV nach<br />

China geholt. Es gibt auch tolle „Makerspaces“<br />

in Shenzhen, wo man sich mit kleinerem Budget<br />

einquartieren kann. Unverzichtbar ist meine<br />

Assistentin vor Ort, die für mich vom Hotelzimmer<br />

Wo soll ich anfangen. Es ist schon fast unmöglich,<br />

in der Start-up-Frühphase bezahlbare Büros in<br />

Stuttgart zu finden. Als Hardware-Start-up ist<br />

es zudem fast unmöglich, Zulieferer oder Orte zu<br />

finden, wo man bezahlbare Prototypen bauen<br />

kann. Diese „Mondpreise“, aber auch sehr lange<br />

Lieferzeiten sind ein Problem. In Shenzhen habe<br />

Ich erkunde gern mit dem Kajak das Perlfluss-<br />

Delta rund um Lamma Island und Sai Kung Bay.<br />

Shenzhen ist vielleicht die beste Stadt für<br />

Nachtschwärmer. Überall ist bis in die frühen<br />

Morgenstunden etwas los auf den Straßen. Der<br />

Kanto nese ist ein ausgeprägter Nachtmensch, das<br />

gefällt mir.<br />

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20 Interview<br />

Ping An – Investitionen in Wachstum<br />

und neue Geschäfte<br />

Die größte Versicherungsgesellschaft der Welt in Zahlen<br />

Interview<br />

Zoe Zhu<br />

Vice President Ping An Global Voyager Fund<br />

Liebe Frau Zhu, Ping An hat beeindruckende<br />

Zahlen vorzuweisen, was Bilanzsumme und<br />

Nettogewinn angeht. Was machen Sie mit dem<br />

vielen Geld?<br />

1988 in Shenzhen gegründet<br />

Finanzdienstleistungen: Lebens- und<br />

Krankenversicherungen, Sachversicherungen,<br />

Bankgeschäfte, Wertpapiere,<br />

Vermögensverwaltung<br />

Chinas größtes privates Finanzinstitut<br />

und das sechstgrößte weltweit nach<br />

Marktkapitalisierung<br />

Ping An versichert etwa jede siebte<br />

Person in China und beschäftigt –<br />

als Vertreter oder Angestellter – etwa<br />

jede 800ste Person in China<br />

Die kurze Antwort lautet: Investitionen in Wachstum<br />

und neue Geschäfte. Ping An ist bekannt<br />

dafür, Technologien der nächsten Generation in<br />

seinem Kerngeschäft in großem Umfang zu<br />

imple mentieren. In den letzten fünf Jahren hat<br />

Ping An über 15 Milliarden US-Dollar in Forschung<br />

und Technologieentwicklung investiert. Ping An<br />

beschäftigt circa 1<strong>01</strong>.000 Mitarbeiter in technologieorientierten<br />

Aktivitäten und kann auf eine<br />

gute Erfolgsbilanz bei der Gründung von Unternehmen<br />

verweisen, die erfolgreich aus der Gruppe<br />

ausgegliedert wurden, darunter OneConnect<br />

(NYSE: OCFT), Ping An Healthcare & Technology<br />

(HKG: 1833) und Lufax und so weiter.<br />

Wie sieht Ihre Strategie zur Finanzierung von<br />

Start-ups in Europa aus?<br />

Wir versuchen erstens, sicher zu sein, worin wir<br />

investieren. Zweitens versuchen wir, Beziehungen<br />

Bilanzsumme der Ping-An-Gruppe:<br />

1,3 Trillionen US-Dollar<br />

aufzubauen, die einen zukünftigen Wert schaffen<br />

können. Jedes Unternehmen, in das wir investieren,<br />

ist ein potenzieller Partner für uns.<br />

Deshalb sind die Chemie der Partnerschaft, die<br />

Übereinstimmung der Ziele und die Fähigkeiten,<br />

auf die sich beide Seiten verlassen können,<br />

ex trem wichtig.<br />

Wir streben weltweit 12 bis 18 Investitionen in<br />

Höhe von 15 bis 35 Millionen US-Dollar in<br />

Min der heitsbeteiligungen in der Wachstumsphase<br />

in den Bereichen Fintech, Healthtech und<br />

verwandten Sektoren an. Der Fonds wird sich auf<br />

Investitionen konzentrieren, bei denen eine Zugehörigkeit<br />

zu Ping An das Potenzial hat, das<br />

Nettogewinn pro Jahr:<br />

22 Milliarden US-Dollar<br />

Wachstum des Zielunternehmens erheblich zu<br />

beschleunigen. Wir definieren Unternehmen in<br />

der Wachstumsphase als solche, die bereits einen<br />

„product-market fit“ erreicht haben, einen bedeutenden<br />

Umsatz und eine tragfähige Wirtschaft<br />

lichkeit aufweisen sowie sich an einem<br />

Wendepunkt auf ihrem Weg zu einer breiten<br />

kommerziellen Nutzung befinden. Typischerweise<br />

bestehen solche Unternehmen seit mehr als fünf<br />

Jahren und befinden sich in einer Serie-C- Finanzierungsphase<br />

oder darüber hinaus.<br />

Wer kann sich bei Ihnen um eine Finanzierung<br />

bewerben? Wie sieht der Auswahlprozess aus?<br />

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<strong>21</strong><br />

Abb.: tech.sina Abb.: sohu.com<br />

Wir investieren in der Regel in Unternehmen, die<br />

„von null auf eins“ gewachsen sind, mit etablierten<br />

Fähigkeiten, das Produkt zu bepreisen und einen<br />

Nutzer- oder Kundenstamm zu generieren. Die<br />

Wirtschaftlichkeit der Einheiten sollte ziemlich<br />

klar sein, sodass wir wissen, dass die Unternehmen<br />

mit einer positiven Marge wachsen. Was<br />

wir wirklich tun, ist, in die nächste Phase des<br />

Geschäfts zu investieren, nämlich die Skalierung<br />

„von eins auf n“.<br />

Um prozessorientiert zu sein, machen wir immer<br />

eine Pre-Term-Sheet-Diligence und -Modelle und<br />

wenden Markt-Benchmarks zur Bewertung an.<br />

Wir haben einen zweistufigen IC-Prozess und<br />

ziehen auch externe Berater hinzu, um rechtliche,<br />

regulatorische und Reputations-Hintergrundprüfungen<br />

des Managements und der Vorstände<br />

der Zielunternehmen durchzuführen. Bei der<br />

Bewertung der technischen Aspekte eines Zielunternehmens<br />

können wir auf bedeutende<br />

Exper ten ressourcen innerhalb von Ping An<br />

zurückgreifen.<br />

Was bieten Sie den Unternehmen zusätzlich<br />

zum Kapital? Können Sie auch Kontakte in<br />

China vermitteln?<br />

Wir glauben, dass unsere Fähigkeit, Portfoliounternehmen<br />

mit verschiedenen Geschäftsbereichen<br />

von Ping An zu verbinden, eine wichtige<br />

und einzigartige Quelle der Wertschöpfung<br />

ist. Wir haben ein spezielles Team mit Sitz in<br />

Shanghai und Shenzhen, das über umfangreiche<br />

Erfahrungen im Bereich strategischer M&A und<br />

Fusionsintegration innerhalb der Gruppe verfügt<br />

und die Aufgabe hat, Verbindungen zwischen<br />

Portfoliounternehmen und Ping An-Geschäftseinheiten<br />

herzustellen. Wir versuchen, Portfoliounternehmen<br />

zu helfen, die entweder daran<br />

interessiert sind, nach China zu kommen oder<br />

inter ne Technologien von Ping An zu importieren.<br />

Gibt es bereits Erfolgsgeschichten mit von Ping<br />

An finanzierten Start-ups in Deutschland oder<br />

Europa?<br />

Es gibt ein paar europäische Unternehmen in<br />

unserem Portfolio. Zum Beispiel haben wir letztes<br />

Jahr die Serie-C-Finanzierungsrunde der in<br />

Deutschland ansässigen digitalen Zahnmedizin-<br />

Plattform PlusDental angeführt. Sie nutzen ein<br />

Onlinemodell der Tele-Zahnmedizin, das die<br />

Nutzerakquise durch digitales Marketing zentralisiert<br />

und sich auf Diagnose, Pflegeüberwachung<br />

und Monitoring durch einen digital<br />

bereitgestellten Service konzentriert. Als Ergebnis<br />

bieten sie 50 Prozent günstigere Preise<br />

als traditionelle Kieferorthopäden mit sehr hoher<br />

Kundenzufriedenheit, einer hohen Dichte an<br />

zahn medizinischen Netzwerkpartnern und<br />

eigenen Fertigungslabors. Nach der Investition<br />

arbeiten wir mit dem Unternehmen an Kooperationsmöglichkeiten<br />

sowohl in China als auch in<br />

Eu ropa.<br />

Wir haben auch in 10x aus Großbritannien finanziert,<br />

eine Cloud-native-, End-to-end-Kernbanken-Technologieplattform,<br />

die hochgradig<br />

modular und leicht skalierbar ist. Anschließend<br />

haben wir mehrere Folgeinvestitionen in das<br />

Unternehmen getätigt. Wir sind auch ein Investor<br />

bei Finleap, einem in Deutschland ansässigen<br />

Fintech-Unternehmen, das mehr als 15 technologiegestützte<br />

Unternehmen aufgebaut hat, die<br />

ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen<br />

abdecken.<br />

Liebe Frau Zhu, vielen Dank für das Interview!<br />

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22 Titel<br />

Mech-Mind Robotics macht<br />

Industrieroboter schlau<br />

Industrie 4.0 – vernetzte und digitale Produktion<br />

zieht in die Fabriken ein. Wie kommen<br />

dabei die Einzelteile vom Lager an die Produktionsbänder,<br />

zu den Fertigungsrobotern? Wie<br />

lernt das Produktionssystem, diese ständig wechselnden<br />

Aufgaben selbstständig auszuführen?<br />

Mech-Mind Robotics setzt modernste Technologie<br />

für tiefes Lernen, 3-D-Vision und Bewegungs<br />

planung ein, um Industrierobotern Intelligenz<br />

zu verleihen. Das Start-up entwickelt mit<br />

seinen Fachteams von Ingenieuren, Informatikern<br />

und Industrieexperten Komplettlösungen für<br />

Endbenutzer aus der Industrie, die künstliche<br />

Intelligenz in der Fertigung oder im Betriebsablauf<br />

nutzen möchten.<br />

„Wir beabsichtigen, mit unseren Fähigkeiten<br />

Grund probleme der Industrie zu lösen. Zum Beispiel<br />

ist ein großes Problem, das seit Jahrzehnten<br />

in vielen Branchen in Logistik- oder Produktionsszenarien<br />

besteht, das richtige und schnelle<br />

Auswählen bestimmter und ständig wechselnder<br />

Kom ponenten unter komplexen Szenarien. Traditionell<br />

sind komplexe Kommissioniertätigkeiten<br />

wie Palettieren und Depalettieren, Kommissionieren,<br />

Paketbeladung und Maschinenbedienung<br />

reine Handarbeit, die kostspielig und ineffizient<br />

sind und wegen ihrer Wiederholungshäufigkeit und<br />

Langwierigkeit von den Arbeitnehmern nor m alerweise<br />

nicht gern übernommen werden. Wir<br />

rüsten jetzt Industrieroboter mit unseren KI-<br />

Fähig keiten aus, die wiederum das scheinbar<br />

Unmögliche möglich und erschwinglich machen<br />

können“, erklärt SHAO Tianlan, CEO und Gründer<br />

von Mech-Mind Robotics.<br />

»Wir rüsten jetzt<br />

Industrie roboter mit unseren<br />

KI-Fähigkeiten aus, die<br />

das scheinbar Unmögliche<br />

möglich und erschwinglich<br />

machen können.«<br />

SHAO Tianlan, CEO Mech-Mind Robotics GmbH<br />

werden und wie lang die Lieferzeiten sind,<br />

auch, wie diese in das Materiallager kommen.<br />

Lernen ist ein immerwährender Prozess auch für<br />

Maschinen.<br />

Der Markt ist gewaltig angesichts Millionen von<br />

Industrierobotern, von denen laut dem „World<br />

Robotics 2020 Report“ weniger als ein Prozent<br />

mit KI-Fähigkeiten ausgestattet sind. Mech-<br />

Mind hat in dieser Vertikale die Führung übernommen<br />

und ist das erste Unternehmen, das die<br />

Kombination von KI und Industrierobotik in realen<br />

Szenarien in großem Maßstab für Industrieunternehmen<br />

sowie Logistik, Krankenhäuser und<br />

Banken realisiert. Die intelligenten Industrieroboterlösungen<br />

von Mech-Mind werden in<br />

Automobil-OEM-Fabriken, Gerätewerken, Stahlwerken,<br />

Lebensmittelwerken, Logistiklagern,<br />

Banken und Krankenhäusern in Ländern wie<br />

China, Japan, Südkorea, Deutschland und den<br />

USA eingesetzt. Dieses Potenzial lockt auch<br />

Investoren zu dem erst 2<strong>01</strong>6 gegründeten Unternehmen.<br />

Innerhalb von drei Jahren wurden fünf<br />

Finanzierungsrunden mit Intel und anderen<br />

Investoren durchgeführt. Die kürzlich realisierte<br />

B+-Runde des Fundraisings brachte fast 15 Millionen<br />

US-Dollar ein, womit sich der Gesamtbetrag,<br />

der in allen Runden aufgebracht wurde,<br />

auf etwa 40 Millionen US-Dollar belief.<br />

Mech-Mind Robotics ist seit Oktober 2<strong>01</strong>9 in<br />

Germering westlich von München tätig und<br />

schafft dort ein Kompetenzzentrum, um den<br />

europäischen Markt besser bedienen zu können.<br />

Die Europa-Niederlassung kümmert sich um die<br />

Präsentation von Tech no logie, die Geschäftsentwicklung,<br />

den Vertrieb sowie die Bereitstellung<br />

und Entwicklung von Applikationen. „Das, was<br />

das Team in Bayern so besonders macht, ist die<br />

Mischung aus Young Professionals und Senior<br />

Experts. Unser Team verfügt dabei über umfangreiche<br />

Produktkenntnisse sowie vielseitige Erfahrungen<br />

in verschiedensten Anwendungs- und<br />

Industriebereichen“, erklärt Shao.<br />

Das notwendige Teil kommt wie durch Zauberhand<br />

vom Lager an die Montagelinie zum zuständigen<br />

Roboter. Und dies sekundengenau. Das<br />

ganze System muss dabei möglichst tief mit dem<br />

ständig wechselnden Erfahrungswissen des gesamten<br />

Unternehmens verknüpft werden und<br />

voraus denken lernen. Es muss beispielsweise<br />

wissen, welche Teile in einigen Wochen benötigt<br />

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23<br />

1.000 Kilometer<br />

autonom fahren<br />

»Wir stellen den User in den Mittelpunkt und können nur<br />

aufmerksam zuhören und dann versuchen, unsere Angebote<br />

so weiterzuentwickeln, dass wir den Bedürfnissen unserer<br />

User gerecht werden können.«<br />

ZHANG Hui, Vice President NIO Europe<br />

Der Tesla-Jäger aus China, so lautet eine<br />

gern zitierte Schlagzeile der Medien. Das<br />

chinesische Elektroauto-Start-up NIO jagt<br />

jedoch weniger der amerikanischen Konkurrenz<br />

hinterher, sondern verfolgt eine eigene Strategie.<br />

Mit Erfolg: An den Börsen ist NIO zeitweise mehr<br />

wert als BMW und Daimler zusammen.<br />

Der Höhenflug folgte – für ein Start-up nichts<br />

Ungewöhnliches – auf eine tiefe Krise, die jedoch<br />

auch zeigte, wie eng die Kundenbindung von<br />

Anfang an war. „Es ist mir sehr wichtig zu erwähnen,<br />

dass vor allem unsere User einen bedeutenden<br />

Anteil daran haben, dass NIO weiter<br />

existieren kann. Wir haben in der Krise unsere<br />

User nie vergessen und ihre Bedürfnisse immer<br />

in den Mittelpunkt unserer Arbeit gestellt, denn<br />

letztendlich haben sie NIO durch ihre Treue gerettet“,<br />

berichtet ZHANG Hui, Vice President NIO<br />

Europe.<br />

Jetzt nimmt NIO volle Fahrt auf, nicht nur was<br />

die Börsenbewertung betrifft. Das Unternehmen<br />

hat in diesem Januar mehr als 7.200 Fahrzeuge<br />

ausgeliefert, was über 350 Prozent mehr als im<br />

Vorjahreszeitraum sind. Mit neuen Spitzenmodellen<br />

soll jetzt der Markt erobert werden.<br />

Auf dem NIO Day 2020 stellte der Konzern im<br />

Januar mit dem ET7 seine erste – autonom fahrende<br />

- Limousine vor. Das Auto ist mit dem<br />

Hochleistungsrechner NIO Adam mehr eine<br />

Hightech-Maschine mit einem Autounterbau<br />

und wird als Konkurrenz zum Tesla Model S gesehen.<br />

Erstmals wurde auf dem NIO Day auch<br />

das 150-kWh-Batteriepaket vorgestellt. Dabei<br />

handelt es sich um eine Festkörperbatterie mit<br />

einer hohen Energiedichte von 360 Wh/kg. Damit<br />

soll die Reichweite auf 1000 Kilometer gesteigert<br />

werden.<br />

„Autonomes Fahren war von Beginn an zentrales<br />

Element unserer technologischen Entwicklung,<br />

an der unsere Kollegen im Silicon Valley arbeiten.<br />

Und wir machen sehr gute Fortschritte. Die Vorstufen,<br />

welche bereits jetzt einsatzbereit sind<br />

– bei NIO in China bewegen wir uns auf dem Level<br />

2,5 – ermöglichen ein neues, entspannteres und<br />

sichereres Mobilitätserlebnis. 2020 haben wir<br />

die Funktion Navigate on Pilot (NOP) in un seren<br />

Autos freigeschaltet. Das NOP-System ist eine<br />

tiefgehende Softwareintegration des Navigationssystems<br />

und der auto-assistierten Fahrfunktion<br />

des NIO-Pilot. Es ermöglicht dem Fahrzeug, dem<br />

von der Navigation geplanten Weg zu folgen,<br />

unter bestimmten Bedingungen auf Hauptverkehrsstraßen<br />

und Autobahnen automatisch<br />

Ein- und Ausfahrten zu nehmen, zu überholen<br />

oder einfach nur entspannt zu cruisen”, so<br />

Europachef Zhang.<br />

In China plant NIO mit der Stadtregierung von<br />

Hefei Anhui einen neuen Industriepark für<br />

Energie fahrzeuge. In den USA besteht ein Entwicklungszentrum,<br />

und in München ist die<br />

Europazentrale angesiedelt. Das Start-up ist seit<br />

Beginn international ausgerichtet und möchte<br />

so auch die unterschiedlichen Kundenwünsche<br />

bedienen.<br />

Dabei geht der Trend nicht nur in Richtung elektrisch<br />

angetriebener, autonom fahrender Fahrzeuge.<br />

„Software spielt für uns eine zentrale<br />

Rolle, wenn man eine einzigartige User Experience<br />

bieten will. Wir stellen den User in den<br />

Mittelpunkt und können nur aufmerksam zuhören<br />

und dann versuchen, unsere Angebote so weiterzuentwickeln,<br />

dass wir den Bedürfnissen unserer<br />

User gerecht werden können“, erklärt Zhang.<br />

Deutsche Autobauer waren vor Kurzem noch<br />

stolz darauf „Benzin im Blut“ zu haben, Tesla<br />

stand unter Strom, und NIO versteht sich digital.<br />

Doch wo steht NIO in fünf Jahren? „Erstens<br />

wollen wir das Unternehmen – genauer gesagt<br />

das User Enterprise – mit der höchsten Kundenzufriedenheit<br />

weltweit werden. Zweitens werden<br />

wir NIO als Marke und unsere NIO-Produkte<br />

weltweit etablieren. Drittens verfolgen wir das<br />

Ziel, unseren Anteil am globalen Premium-EV-<br />

Markt zu sichern. Und viertens wollen wir un sere<br />

Technologieführerschaft im Bereich des autonomen<br />

Fahrens ausbauen. Wir haben also viel<br />

vor in den kommenden fünf Jahren”, kündigt<br />

Zhang an.<br />

www.chk-de.org


24<br />

Interview<br />

Vernetzung und Austausch stärken das<br />

Ökosystem für Start-ups<br />

Emon Wang ist<br />

Geschäftsführer von<br />

TechCode Germany, ein<br />

globaler chinesischer<br />

Inkubator, der jungen<br />

Unternehmen neben einem<br />

Ort für die Verwirklichung<br />

ihrer Ideen auch Kontakte<br />

bietet. Denn eine gute<br />

Vernetzung ist das A und O<br />

für Start-ups.<br />

Interview<br />

Emon Wang<br />

Geschäftsführer, TechCode Germany<br />

Lieber Herr Wang, was sind die wichtigsten<br />

Gründe für chinesische Start-ups, nach<br />

Deutschland zu kommen?<br />

Chinesische Start-ups sind noch nicht so lange<br />

in Deutschland. Man kann sagen, dass es Ende<br />

2<strong>01</strong>7 so richtig losging, als Mobike mit dem Bike-<br />

Sharing nach Berlin kam. Das war natürlich ein<br />

großer Name und hat für Aufsehen gesorgt.<br />

Man muss bei dem Ganzen beachten, dass einige<br />

Start-ups aus China in ihrer Heimat schon zu<br />

einer beachtlichen Größe herangewachsen sind.<br />

Sie wollen ihren „Footprint“ in Europa setzen,<br />

und da steht Deutschland an vorderster Stelle.<br />

Viele zieht es nach Berlin als ein Start-up-Hub<br />

in Europa.<br />

Sehen Sie dabei auch Probleme?<br />

Um bei dem Beispiel Mobike zu bleiben: Rückblickend<br />

muss man ehrlicherweise sagen, dass<br />

das Engagement von Mobike nicht nachhaltig<br />

war. Viele Unternehmen haben keine gezielte und<br />

lokalisierte Strategie, keine Produkte, die für den<br />

europäischen Markt geeignet sind.<br />

Aber es gibt auch Erfolgsgeschichten.<br />

Ja, Liangdao aus Berlin ist ein gutes Beispiel.<br />

Die sind sehr etabliert, auch weil sie sehr gut<br />

lokalisiert sind. Hierbei handelt es sich um sehr<br />

erfahrende Gründer, die in Deutschland studiert<br />

haben. Diese chinesischen Start-ups mit „lokaler<br />

DNA“, von denen es auch noch andere Beispiele<br />

gibt, sind defi nitiv ein Erfolgsmodell. Denn die<br />

Kenntnis des deutschen Markts ist enorm wichtig.<br />

Wie unterstützt TechCode Start-ups?<br />

Seit Gründung in 2<strong>01</strong>5 hat TechCode Germany<br />

seine Strategie ständig angepasst. Unser Hauptziel<br />

bleibt unverändert: die zukünftigen „Einhörner“<br />

aus China und Deutschland zu identifizieren<br />

und für sie „tailor made“-Dienstleistungen<br />

anzubieten. Am Anfang galt unser Fokus den<br />

Bereichen Co-Working und China-Landing.<br />

Mittler weile haben wir festgestellt, dass das<br />

nicht ausreicht. Deshalb bieten wir jetzt zunehmend<br />

Beratungsleistungen an, zum Beispiel<br />

für Start-ups in der Frühphase. Man geht nicht<br />

von heute auf morgen nach China, das braucht<br />

Zeit und gute Vorbereitung.<br />

Und andersrum?<br />

Chinesische Start-ups sind beim Markteintritt<br />

ver gleichsweise schneller, aber wir müssen auch<br />

viel „Education Arbeit“ leisten, so nennen wir<br />

das. Da geht es auch um grundsätzliche Dinge,<br />

wie man überhaupt Geschäfte in Deutschland<br />

macht. Wir greifen den Unternehmen unter die<br />

Arme und helfen ihnen so beim Markteinstieg<br />

und allem, was damit zusammenhängt, wie zum<br />

Beispiel Unternehmensgründung, Dienstleistervermittlung,<br />

Standort- und Personalsuche. Strategisch<br />

ist und bleibt es für uns aber auch wichtig,<br />

– trotz Corona – weiterhin die Co-Working-<br />

www.chk-de.org


25<br />

Spaces zu betreiben. Wir versuchen, so weit wie<br />

möglich eine „One-Shop-Solution“ anzubieten, so<br />

können sich die Start-ups während ihrer internationalen<br />

Expansion auf ihr Kerngeschäft fokussieren.<br />

Parallel vernetzen wir unsere Start-ups<br />

ständig mit allen möglichen Partnern in unserem<br />

Netzwerk in beiden Ländern.<br />

Das ist ein gutes Stichwort. Warum ist Vernetzung<br />

für Start-ups so wichtig?<br />

Im chinesischen Kontext ist der Aufbau von<br />

Beziehung – Guanxi – sehr wichtig. Man braucht<br />

diese, um Vertrauen zu schaffen. Das gilt vor<br />

allem für das Netzwerk zwischen Start-ups und<br />

Investoren. Vertrauen schafft man nicht aus<br />

Finanzberichten oder Pitch-Decks. Natürlich<br />

müssen Daten, Präsentationen und Produkte<br />

perfekt sein, aber das sind die Basics. Vielmehr,<br />

insbesondere in der Frühphase, unterstützen<br />

Investoren Start-ups oft nur, weil sie die Gründer<br />

kennen, weil sie vorher bereits in ein anderes<br />

Projekt eines Co-Founders investiert waren, also<br />

weil sie Vertrauen in das Team haben.<br />

Der direkte Kontakt ist durch Corona nun zum<br />

Erliegen gekommen.<br />

Ja, Corona macht die Situation natürlich schwierig.<br />

Man hat keine Offline-Events, keine Gelegen heit,<br />

gemeinsam ein Bier zu trinken oder zum Austausch<br />

während der Kaffeepause. Vor Corona<br />

war bei uns vor der Kaffeemaschine immer eine<br />

Warteschlange, die Wartezeit wurde zum Small<br />

Talk genutzt. Das ist wichtig für das ganze Ökosystem<br />

und auch für den Austausch von Gründern<br />

untereinander.<br />

Welche weiteren Auswirkungen hat die Corona-Pandemie<br />

auf die Start-up-Szene?<br />

Die größte Herausforderung sind die Einschränkungen<br />

beim Reisen. Du kannst kein Unternehmen<br />

in einem anderen Land gründen, ohne vor<br />

Ort gewesen zu sein. Das ist natürlich noch<br />

schwieriger für Start-ups als für die großen<br />

Konzerne. Technologie hilft hier leider nur bedingt,<br />

weil – wie schon gesagt – der Face-to-Face-<br />

Kontakt nicht durch ein Zoom-Meeting ersetzbar<br />

ist.<br />

Wie wird die Start-up-Landschaft nach Corona<br />

aussehen?<br />

Die erste und wichtigste Aufgabe für alle ist es<br />

zu überleben, sich zu erholen. Das ist wird schon<br />

schwierig genug. Ich bin dennoch zuversichtlich,<br />

dass wir eine neue Welle von Start-ups in beide<br />

Richtungen sehen werden und das hoffentlich<br />

schon in der zweiten Jahreshälfte. Ein gutes politisches<br />

Umfeld für Start-ups wird dafür wichtig<br />

sein. Das EU–China-Investitionsabkommen sehe<br />

ich auch als ein positives Signal für die mittelund<br />

langfristige Technologiezusammenarbeit mit<br />

positiven Effekten für Start-ups.<br />

Eine Frage zum Abschluss: Wer ist innovativer<br />

– Chinesen oder Deutsche?<br />

Das muss man differenziert betrachten. Chinesische<br />

Start-ups sind vor allem innovativ im<br />

Markt und sehr gut darin, Marktbedürfnisse zu<br />

bedienen und eine praktische Lösung zu finden.<br />

Ich sehe hier Ähnlichkeiten zwischen Chinesen<br />

und Amerikanern. Um zu erreichen, dass sich<br />

Produkte durchsetzen, muss man auch schon mal<br />

an die Grenzen des Erlaubten gehen. Uber aus<br />

den USA ist so ein Beispiel.<br />

Wenn es um technische Innovationen geht, dann<br />

hat Deutschland immer noch einen Vorsprung<br />

und nimmt eine führende Position ein, vor allem<br />

bei High-End-Produkten. Gleiches gilt für die<br />

Grundlagenforschung. China investiert auch viel<br />

in diese Bereiche, aber die Lücke ist immer noch<br />

da. Klar ist aber auch: Wenn Deutschland hier<br />

nachlässt, dann wird China aufholen und vorbeiziehen.<br />

Die Innovationsgeschwindigkeit in China<br />

ist enorm. Hinzu kommt, dass die Rahmenbedingungen<br />

in China Innovationen fördern und<br />

es eine breite digitale Akzeptanz gibt.<br />

Herr Wang, vielen Dank für das Gespräch!<br />

BERLIN: IHR TOR NACH EUROPA<br />

Berlin bietet Ihnen optimale Bedingungen,<br />

um den europäischen Markt zu erschließen.<br />

Die deutsche Hauptstadt steht für Technologie,<br />

Kultur, Startups und gut ausgebildete<br />

Talente aus aller Welt.<br />

Wir helfen Ihnen, in Berlin erfolgreich<br />

zu sein. Sprechen Sie uns an!<br />

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www.chk-de.org


26 Zahlen - Daten - Fakten<br />

Start-ups weltweit<br />

China macht die größten Sprünge<br />

Die „Startup Ecosystem Rankings 2020“ von StartupBlink listen die besten Start-up-Stand orte<br />

weltweit auf. In das Gesamtergebnis fließen Anzahl, Qualität und das Geschäftsumfeld vor Ort<br />

ein. Eine laut den Autoren „herausragende“ Punktzahl in der „Qualität“ hebt China in dieser<br />

Unter kategorie auf Platz sieben der weltweit besten Start-up-Ökosysteme. Bei den Top-Ten-<br />

Städten machten Beijing und Shanghai 2020 die größten Sprünge. Aber auch Hangzhou (+ 196)<br />

und Guangzhou (+ 147) legten einen rasanten Aufstieg hin.<br />

Länder-Ranking 2020 und Veränderung<br />

im Vergleich zum Vorjahr<br />

Entwicklung in den Top-20-Start-up-<br />

Ländern weltweit (2<strong>01</strong>7–2020)<br />

Rang Land Vgl. 2<strong>01</strong>9<br />

2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>9 2020<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

14<br />

23<br />

USA<br />

Großbritannien<br />

Israel<br />

Kanada<br />

Deutschland<br />

China<br />

Indien<br />

-<br />

-<br />

-1<br />

-1<br />

+4<br />

+13<br />

-6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

USA<br />

Großbritannien<br />

Israel<br />

Kanada<br />

Deutschland<br />

Niederlande<br />

Australien<br />

8<br />

Schweiz<br />

Städte-Ranking 2020 und Veränderung<br />

im Vergleich zum Vorjahr<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Spanien<br />

Schweden<br />

Estland<br />

Frankreich<br />

Quelle: StartupBlink „Startup Ecosystem Rankings 2020“<br />

Rang Land Vgl. 2<strong>01</strong>9 Vgl. 2<strong>01</strong>9<br />

1<br />

6<br />

8<br />

10<br />

33<br />

36<br />

45<br />

San Francisco<br />

Beijing<br />

Berlin<br />

Shanghai<br />

Shenzhen<br />

Hangzhou<br />

Guangzhou<br />

-<br />

+11<br />

+1<br />

+<strong>21</strong><br />

+7<br />

+196<br />

+147<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

Finnland<br />

China<br />

Litauen<br />

Singapur<br />

Russland<br />

Irland<br />

Südkorea<br />

Brasilien<br />

www.chk-de.org


27<br />

Chinas Start-ups<br />

sind am erfolgreichsten<br />

+27<br />

227<br />

233<br />

+30<br />

Die Start-ups mit der höchsten Bewertung weltweit kommen aus China.<br />

Das Reich der Mitte schiebt sich bei der Anzahl von Unternehmensgründungen<br />

mit Milliardenbewertung an die Weltspitze. Dies gelingt durch ein<br />

offenes Investitionsumfeld und Chinas Bemühen für eine offene Weltwirtschaft.<br />

Die meisten chinesischen Unicorns sind in den Bereichen E-Commerce,<br />

KI, Fintech, Logistik und Health Tech tätig.<br />

Länder mit den meisten Unicorns 2020<br />

+3<br />

Anzahl 2020<br />

Anzahl Vgl. 2<strong>01</strong>9<br />

10<br />

+5<br />

11<br />

+0<br />

<strong>21</strong><br />

+11<br />

24<br />

Deutschland<br />

Südkorea<br />

Indien<br />

Großbritannien<br />

China<br />

USA<br />

Branchenverteilung und Bewertung<br />

Unicorns in China 2020<br />

39<br />

Top-Ten Start-ups weltweit<br />

Rang Start-up Headquarter Bewertung in Mrd. US-Dollar<br />

Ant Group<br />

ByteDance<br />

Hangzhou<br />

Beijing<br />

150<br />

80<br />

16<br />

40<br />

Health Tech<br />

Anzahl<br />

16<br />

68<br />

Logistik<br />

18<br />

239<br />

Fintech<br />

Kumulierte Bewertung in Mrd. US-Dollar<br />

<strong>21</strong><br />

39<br />

Künstliche<br />

Intelligenz<br />

70<br />

E-Commerce<br />

Didi Chuxing<br />

Lufax<br />

SpaceX<br />

Stripe<br />

Airbnb<br />

Kuaishou<br />

Cainiao<br />

Palantir Technologies<br />

Beijing<br />

Shanghai<br />

Los Angeles<br />

San Francisco<br />

San Francisco<br />

Beijing<br />

Hangzhou<br />

Palo Alto<br />

55<br />

38<br />

36<br />

36<br />

35<br />

28<br />

27<br />

26<br />

Quelle: Hurun Research Institute „Hurun Global Unicorn Index 2020”<br />

www.chk-de.org


28<br />

>> Impressum<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e. V.<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

Telefon: +49 30 20917522<br />

Telefax: +49 30 20917340<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD), ZHANG Yuan<br />

Telefon: +49 30 20917522<br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Wolfgang Hirn<br />

CHKD Member Events 20<strong>21</strong><br />

Mit Blick auf die weiterhin unsichere Situation<br />

bei der Organisation von Präsenzveranstaltungen<br />

werden die Member Events der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD)<br />

in den kommenden Wochen und Monaten bis<br />

auf weiteres weiterhin online im „CHKD Live“-<br />

Format stattfinden.<br />

CHKD Live ist eine Online-Eventreihe, die im<br />

vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Einschränkungen<br />

ins Leben gerufen wurde. Im<br />

virtuellen und flexiblen Online-Format schafft<br />

die CHKD so Zugang zu ihrem exklusiven Ver-<br />

Veranstaltungskalender<br />

>> Termine<br />

anstaltungsangebot für Mitglieder, um<br />

stets über die aktuelle wirtschaftliche Lage<br />

informiert zu sein und ortsunabhängig<br />

vernetzt zu bleiben.<br />

Hier finden Sie eine Auflistung der bereits<br />

festgelegten Member Events in 20<strong>21</strong> (Änderungen<br />

vorbehalten, Details folgen).<br />

Kontakt:<br />

Frau Eva-Simona Fischkina<br />

030-20917522<br />

eva-simona.fischkina@chk-de.org<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />

Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

e.V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

KONZEPT<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

APRIL<br />

MAI<br />

JUNI<br />

22. April<br />

29. April<br />

TBD<br />

17. Juni<br />

18. Juni<br />

Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz - Praxisfragen für Arbeitgeber<br />

EuGH: „Schrems II“ - Ende des Datentransfers nach China?<br />

Seminar zu den Themen Steuerliche und Rechnungslegungsgrundsätze<br />

& Reporting<br />

R&D & Technology Transfer: German Law Aspects<br />

Management von Unsicherheit - rechtssichere Gestaltung von Lieferketten<br />

in Zeiten der Pandemie (in Kooperation mit dem CHKD Vertretungsbüro<br />

München)<br />

GESTALTUNG<br />

JULI<br />

22. Juli<br />

Building up smart factories & Sustainablity<br />

X+Y Design, XU Yan<br />

AUGUST<br />

19. August<br />

Umsatzsteuer-Brennpunkte in der Betriebsprüfung<br />

SCHLUSSREDAKTION<br />

reisnertext.com<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e. K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: YIUCHEUNG, Shutterstock<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

OKTOBER<br />

NOVEMBER<br />

Setting up Europe localized B2C Connectivity Service for Automotive<br />

Companies<br />

Distressed M&A<br />

Sie haben Interesse an unseren Veranstaltungen?<br />

Gerne halten wir Sie über unsere Infokanäle auf dem Laufenden.<br />

Homepage & Newsletter<br />

www.chk-de.org<br />

15. Oktober<br />

11.November<br />

Social Media<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

20<strong>21</strong> / Ausgabe <strong>01</strong> Ausgabedatum: 26.03.20<strong>21</strong><br />

www.chk-de.org


Services 29<br />

CHKD stellt Beraternetzwerk 20<strong>21</strong> vor<br />

Seit 2<strong>01</strong>7 veröffentlicht die Chinesische Handelskammer in Deutschland<br />

(CHKD) das Verzeichnis „CHKD Beraternetzwerk“. Das Netzwerk ist ein<br />

unabhängiger und neutraler Beraterpool und bildet das erste fachübergreifende<br />

und bundesweit aktive Beraternetzwerk mit China-Bezug. In einem<br />

Verzeichnis (Print und online) werden alle Netzwerkmitglieder vorgestellt. Die<br />

Mitglieder sind außerdem Partner bei Veranstaltungen und Veröffentlichungen<br />

der CHKD.<br />

温 馨 提 示<br />

CHKD Beraternetzwerk 20<strong>21</strong><br />

Das neue Verzeichnis „CHKD Beraternetzwerk“ beinhaltet in der aktualisierten<br />

fünften Auflage insgesamt 20 Beraterprofile aus unterschiedlichen Disziplinen<br />

(Rechtsberatung, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung,<br />

Marketing, Public Relations und andere). Die Beraternetzwerk-Mitglieder stehen<br />

den CHKD-Mitgliedern sowie weiteren Unternehmen, die Beratungsbedarf<br />

haben, mit Rat und Tat zur Seite. Die Berater nehmen außerdem aktiv am Netzwerk<br />

der CHKD teil. So bringen sie ihre Expertise in zahlreiche Veranstaltungen<br />

(unter anderem Member Events) ein und verfassen Fachbeiträge für die Infokanäle<br />

der CHKD (<strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>, Newsletter, Homepage).<br />

Die Mitglieder des „CHKD Beraternetzwerks“ im Jahr 20<strong>21</strong> sind:<br />

Das neue Verzeichnis „CHKD Beraternetzwerk“<br />

finden Sie online unter:<br />

www.chk-de.org/de/beraternetzwerk<br />

Steuerberatung | Rechtsberatung | Wirtschaftsprüfung | Unternehmensberatung<br />

BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

BEITEN BURKHARDT Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Bietmann Rechtsanwälte Steuerberater Part mbB<br />

Bird & Bird LLP<br />

Brockhaus & Kollegen Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Clifford Chance Partnerschaft mit beschränkter Berufshaftung von<br />

Rechtsanwälten, Steuerberatern und Solicitors<br />

CMS Hasche Sigle Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern<br />

mbB<br />

Dornbach GmbH<br />

Ebner Stolz Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte Partnerschaft<br />

mbB<br />

Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Horváth & Partner GmbH<br />

Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

mm1 Consulting & Management PartG<br />

Perlitz Strategy Group GmbH & Co. KG<br />

TMF Deutschland AG<br />

Warth & Klein Grant Thornton AG<br />

Drees & Sommer SE<br />

PR-Beratung | Marketingberatung<br />

agentur von b. GmbH<br />

Storymaker GmbH<br />

B-<strong>CONNECT</strong> GmbH<br />

www.chk-de.org


30 Community<br />

Abb.: Feel good studio, Shutterstock<br />

Reisen nach Corona<br />

Individueller und mit digitalem Service<br />

Viele Touristen fiebern ihren Chinareisen<br />

entgegen, wobei die sehr unterschiedlichen<br />

Regionen des Riesenreichs immer<br />

mehr ins Blickfeld geraten. Einen guten Einblick<br />

in die neuen Reiseziele bieten digitale Tourismusund<br />

Standortprojekte, mit denen sich auch die<br />

Zeit zur ersehnten nächsten Chinareise verkürzen<br />

lässt. Die großen Reiseveranstalter haben bereits<br />

ihre Onlinekataloge ins Netz gestellt.<br />

Auf der anderen Seite wartet die deutsche Touris<br />

muswirtschaft sehnsüchtig auf Gäste aus<br />

China. „Wir sind überzeugt, dass Deutschland<br />

auch nach Corona bei chinesischen Touristen<br />

wieder außerordentlich beliebt sein wird. Laut<br />

einer Erhebung von IPK International haben 46<br />

Prozent der Chinesen die Absicht, Auslandsreisen<br />

zu unternehmen, 25 Prozent würden in den kommenden<br />

zwölf Monaten gern nach Deutschland<br />

zu reisen. Dafür müssen jedoch bestimmte<br />

Voraussetzungen erfüllt sein: Es dürfte keine<br />

oder nur niedrige Infektionsraten am Zielort<br />

geben, es wird erwartet, dass nach der Reiserückkehr<br />

keine Quarantänepflicht besteht, und<br />

kostenlose Schnelltests müssten verfügbar sein“,<br />

so Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstands<br />

der Deutschen Zentrale für Tourismus. Auch<br />

chinesische Reisegesellschaften stehen in den<br />

Startlöchern, um wieder Touristen aus China<br />

nach Deutschland und Europa zu bringen. „Wenn<br />

es die Bestim mungen ermöglichen, können wir<br />

sofort mit unseren Reiseprogrammen starten.<br />

Sicherheit und Gesundheit unserer Gäste haben<br />

dabei aber oberste Priorität“, sagt ZHOU Hongtu,<br />

Ge schäftsführer der KaiYuan Information &<br />

Business GmbH aus München.<br />

Touristen aus China haben zunehmend spezielle<br />

Wünsche und möchten immer weniger in einigen<br />

Tagen möglichst viele europäische Highlights<br />

abhaken. „Auf Europareisen nach Corona sind laut<br />

IPK Veränderungen im Reiseprofil zu erwarten:<br />

Chinesen wollen häufiger individuell (56 Prozent)<br />

als in Gruppen (44 Prozent) verreisen. Anstelle<br />

der bisher beliebten Rundreisen durch verschiedene<br />

europäische Länder würden fast drei Viertel<br />

der Befragten nur noch in ein Zielland reisen“,<br />

berichtet Hedorfer.<br />

Deutschland hat dafür einiges zu bieten und<br />

profitiert auch von den ausgabefreudigen<br />

Besuchern aus China. „Die wichtigsten Markenassoziationen,<br />

die chinesische Touristen mit<br />

Deutschland verbinden, sind schöne Landschaften,<br />

malerische Städte und Besichtigung<br />

historischer Sehenswürdigkeiten. Neben den<br />

kulturellen Attraktionen in allen deutschen Regionen<br />

wird auch der Bereich Shopping wieder<br />

eine große Rolle spielen. Immerhin erreichten die<br />

Reiseausgaben der Chinesen in Deutschland im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>9 5,6 Milliarden Euro. Das spiegelt die<br />

wirtschaftliche Bedeutung für den Einzelhandel<br />

und die Tourismus- und Freizeitindustrie in<br />

Deutschland wider. Rund 40 Prozent des<br />

Tax-Free-Umsatzes entfielen auf chinesische<br />

Touristen“, sagt Hedorfer.<br />

Doch auch bei den realen Reisen erwarten chinesische<br />

Kunden digitalen Service. „Eng mit dem<br />

Konsumverhalten chinesischer Touristen verknüpft<br />

ist die digitale Transformation in der deutschen<br />

Reiseindustrie. So haben viele deutsche<br />

Unternehmen besonders mit Blick auf chinesische<br />

Kunden die Nutzung von Mobile Payment zum<br />

Beispiel mit Alipay eingerichtet und bieten neben<br />

der reinen Bezahlfunktionen viele weitere‚<br />

convenient Services“, so Hedorfer.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.china-tourism.de/reise<br />

www.chinatours.de/ueber-uns/aktuelles/<br />

informationen/katalog<br />

www.kaiyuan.de<br />

www.germany.travel<br />

www.chk-de.org


31<br />

Abb.: carekung, Shutterstock<br />

Qilin – das magische chinesische Einhorn<br />

In der Finanzbranche bezeichnet Einhorn (englisch:<br />

Unicorn) ein Start-up-Unternehmen mit<br />

einer Marktbewertung vor einem Börsengang<br />

oder einem Exit von mehr als einer Milliarde<br />

US-Dollar. Immer mehr Einhörner kommen aus<br />

China, und auch dort ist dies ein Symbol, das in<br />

alten Mythen und Sagen eine wichtige Rolle<br />

spielt. Über die Jahrtausende taucht Qilin in<br />

vielerlei Tiergestalten auf, vermischt sich mit<br />

afrikanischen Tieren, dem mystischen Drachen<br />

und in der Neuzeit mit dem westlichen Einhorn.<br />

Erfolg und Langlebigkeit angesehen. Qilin sind<br />

auch ein Symbol für Fruchtbarkeit.<br />

So wie sich die chinesischen und europäischen<br />

Kulturen unterscheiden, so sind auch die chinesischen<br />

und europäischen Start-ups, die sich<br />

zum Einhorn entwickeln möchten: etwas unterschiedlich,<br />

doch in ihrem Wesen sehr ähnlich,<br />

ein Mix der Kulturen.<br />

Abb.: crystal51, Shutterstock<br />

Qilin – das magische chinesische Einhorn ist einer<br />

von neun Drachensöhnen und kann zwischen Gut<br />

und Böse unterscheiden. Diese Lebewesen werden<br />

manchmal statt des Tigers zu den vier edlen<br />

Tieren gezählt, zu denen auch der chinesische<br />

Drache, der Phoenix und die Schildkröte gehören.<br />

Qilin ist dabei stolz, kraftvoll und wehrhaft. Dabei<br />

ist es eher friedlich, von ruhiger Natur und Vegetarier.<br />

Das Fabeltier wird in China als Symbol<br />

für Glück, gute Vorzeichen, Schutz, Wohlstand,<br />

www.chk-de.org


32<br />

Abb.: GFR_HenningAngerer<br />

Radklassiker feiert 60. Geburtstag<br />

Bei Eschborn–Frankfurt trifft Tradition auf Moderne<br />

Das Rennen Eschborn–Frankfurt gilt als deutscher Radklassiker. Seit 1962 treffen sich die weltbesten Radsportler<br />

in der Rhein-Main-Region. Am 1. Mai kämpfen sie im Herzen der Frankfurter City um den prestigeträchtigen Sieg.<br />

Von Legenden wie Eddy Merckx bis zu Publikumslieblingen wie John Degenkolb gehört das Who’s who zu den<br />

Gewinnern. In diesem Jahr steht bereits die 60. Ausgabe bevor, aber der Radklassiker ist zeitgemäß geblieben. Denn neben<br />

spannendem Sport machen Innovationen das Rennen einzigartig: weltweite TV-Übertragung in 190 Länder, digitale<br />

Rennen als E-Sport-Challenge oder ein gemütlicher Bike Ride auf autofreien Straßen als Beispiel für urbane Mobilität von<br />

morgen.<br />

Radklassiker als ultimatives Firmenerlebnis<br />

Tour-de-France-Atmosphäre in Frankfurt<br />

Profis hautnah zu sehen, ist das eine – mit dem eigenen<br />

Rennrad auf der Strecke zu fahren das andere. Genau<br />

das lockt am 1. Mai auch Tausende Hobbysportler nach<br />

Eschborn und Frankfurt. Mit dabei sind viele Firmenteams.<br />

Gemeinsam eine Challenge zu absolvieren,<br />

sorgt für Teambuilding. Unter Zuschauerjubel Taunus-<br />

Ikonen zu erklettern, ist ein einzigartiges Erlebnis, das<br />

Kunden bindet und bei Mitarbeiterteams für neuen<br />

Schwung sorgt. Gerade jetzt in New-Work-Zeiten,<br />

die von Video-Calls und virtuellem Zusammensein<br />

geprägt sind, motiviert die Aussicht auf gemeinsame<br />

Erlebnisse.<br />

Ins Leben gerufen von einem hessischen Familienunternehmen<br />

steht heute ein Weltmarktführer hinter dem Radklassiker. Die<br />

Amaury Sport Organisation veranstaltet neben Eschborn–<br />

Frankfurt und der Deutschland Tour auch das größte jährliche<br />

Radsportereignis, die Tour de France, und das Shanghai<br />

Critérium. Die chinesischen Fans begrüßen die Tour-Stars mitten<br />

im Pudong District, wo sie sich ein unterhaltsames Rennen mit<br />

den besten heimischen Radsportlern liefern. Ob in Shanghai<br />

oder in Frankfurt: Die Begeisterung für das Radfahren boomt.<br />

Mehr Infos unter www.eschborn-frankfurt.de.<br />

Abb.: travelview, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


Unterstützung für Arbeitnehmer:<br />

Corona-Sonderzahlung & Krankschreibung per<br />

Videosprechstunde<br />

Die Techniker Krankenkasse (TK) ist auch im Jahr 20<strong>21</strong> offizieller Gesundheitspartner<br />

der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD). In der aktuellen Ausgabe des<br />

<strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>s informiert die TK über die Verlängerung der Corona-Sonderzulage<br />

und eine Neuregelung, die Krankschreibungen per Videosprechstunde möglich macht.<br />

Corona-Sonder zah lung bis Mitte 20<strong>21</strong> verlängert<br />

Die Corona-Sonderzahlung wurde bis Mitte 20<strong>21</strong> verlängert. Arbeitgeber<br />

können ihren Beschäftigten in der Zeit vom 1. März 2020 bis zum 30. Juni 20<strong>21</strong><br />

Sonderleistungen in Höhe von insgesamt 1.500 Euro zahlen, ohne dass diese<br />

steuer- oder sozialabgabenpflichtig wären. Ursprünglich galt diese Frist nur bis<br />

zum 31. Dezember 2020. Die Verlängerung der Frist führt nicht zu einer<br />

Erhöhung des Gesamtbetrags, dieser bleibt bei insgesamt 1.500 Euro.<br />

Voraussetzung für die Sonderleistung ist, dass sie zusätzlich zum ohnehin<br />

geschuldeten Arbeitslohn gezahlt wird. Die Prämie ist für durch die Corona-<br />

Pandemie besonders belastete Beschäftigte gedacht. Sie gilt für alle Branchen,<br />

allerdings soll ein Bezug zur Pandemie-Krise bestehen.<br />

Steuer- und sozialabgabenfrei<br />

Die Sonderleistung ist ein steuerlicher Freibetrag. Natürlich können<br />

Arbeitgeber auch höhere Prämien an ihre Mitarbeiter zahlen. Diese<br />

sind im genannten Zeitraum und unter den genannten Voraussetzungen<br />

jedoch nur bis zu einer Höhe von 1.500 Euro steuerfrei.<br />

Weitere Informationen zu diesem Thema<br />

finden Sie unter:<br />

www.firmenkunden.tk.de Suchnummer: 2099858<br />

Krankschreibung per Videosprechstunde möglich – auch für Kinder<br />

Die Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie (AU-RL) wurde geändert: Unter bestimmten<br />

Voraussetzungen kann eine Arbeitsunfähigkeit auch ohne persönlichen<br />

Arzt-Patienten-Kontakt und stattdessen per Videosprechstunde festgestellt<br />

werden. Das ist auch bei Erkrankung eines Kindes möglich<br />

Was sind die „bestimmten Voraussetzungen“?<br />

Gemäß AU-RL kann eine Arbeitsunfähigkeit (AU) per Videosprechstunde festgestellt<br />

werden, wenn der Versicherte in der Arztpraxis persönlich bekannt ist<br />

Infobox<br />

Jetzt zur Techniker Krankenkasse wechseln!<br />

Scannen Sie den QR-Code und informieren Sie sich<br />

über die Vorteile einer TK-Mitgliedschaft.<br />

Mehr unter www.tk.de<br />

und wenn seine Erkrankung dazu geeignet ist, per Videosprechstunde<br />

untersucht zu werden (§ 4 Abs. 5 AU-RL). Es besteht kein Anspruch<br />

auf eine Krankschreibung, nachdem die Videosprechstunde erfolgt<br />

ist. Die Entscheidung darüber liegt beim Arzt.<br />

Kann auch eine ärztliche Bescheinigung zur Erkrankung eines<br />

Kindes anhand einer Videosprechstunde ausgestellt werden?<br />

Der Arzt entscheidet, ob das Kind per Videosprechstunde untersucht<br />

und behandelt werden kann. Grundsätzlich ist dies möglich, wenn<br />

die Untersuchung und Feststellung des jeweiligen Falles im berufsrechtlich<br />

zulässigen Rahmen liegen.<br />

Weitere Informationen zu diesem Thema<br />

finden Sie unter:<br />

www.firmenkunden.tk.de Suchnummer: 2099856


34<br />

»Europa ist nicht<br />

gerade Startup-freundlich.<br />

Venture Capital<br />

ist nicht in ausreichendem<br />

Maße<br />

vorhanden.«<br />

ersparen. Deshalb der Standort Frankfurt.<br />

„Das war die natürliche Wahl, um meine<br />

Firma zu gründen“, sagt WU Xiaomao.<br />

Nach Frankfurt siedelten Wu und seine<br />

Familie schon 2009 über. Der Ingenieur<br />

nahm damals in der Main-Metropole einen<br />

Job bei Crytek an, einem deutschen Spieleentwickler.<br />

Wu hatte zuvor in Nanchang<br />

Elektrotechnik studiert und an der renommierten<br />

Jiaotong-Universität in Shanghai<br />

im Fach Computerwissenschaft promoviert.<br />

An beiden Unis hat er zahlreiche<br />

Auszeichnungen bekommen.<br />

Ein Tag im Leben von<br />

WU Xiaomao<br />

WU Xiaomao sitzt in seinem Büro in Shanghai. Eigentlich wäre sein<br />

Domizil Frankfurt, aber das ist für ihn in diesen seltsamen Covid-<br />

19-Zeiten nicht erreichbar. In Frankfurt ist der Hauptsitz seines<br />

Unternehmens GritWorld GmbH, das er dort vor etwas mehr als<br />

fünf Jahren im Dezember 2<strong>01</strong>5 gegründet hat.<br />

Warum gründet ein Chinese in Frankfurt ein Technologie-<br />

Start-up? Die Bankenmetropole ist nicht gerade für ihre<br />

technologische Kompetenz bekannt. Außerdem: Bietet das<br />

technologie-affine und finanzstarke China nicht das bessere Umfeld<br />

für die Gründung eines Unternehmens? Die Antwort überrascht, weil<br />

sie sehr privater Natur ist: „Weil hier meine Familie ist.“ Seine Tochter<br />

geht hier zur Schule, durchläuft das deutsche Bildungssystem. „Ich mag<br />

insbesondere den Kindergarten und die Grundschule dort.“ Das deutsche<br />

Schulsystem sei – sagt Wu – anders als in China. Wie anders?<br />

„Stressfreier“. Es werde zwar langsam besser, aber die Kinder hätten in<br />

China immer noch einen hohen Druck. Das wolle er seiner Tochter<br />

Zwar war und ist die Spieletechnologie<br />

immer seine große<br />

Leidenschaft, aber nach einiger<br />

Zeit störte ihn bei Crytek das<br />

zu enge Produktportfolio. Das<br />

Unternehmen war nur auf die<br />

Gaming-Industrie fokussiert.<br />

„Ich sah dagegen ein breiteres<br />

Anwendungsgebiet für diese<br />

Technologie.“ Deshalb gründete<br />

er sein Unternehmen GritWorld,<br />

das Real-Time-Grafiken und<br />

Cartoon-Animationen unter<br />

dem Markennamen GritGene<br />

anbietet.<br />

War es schwierig, Startkapital<br />

zu bekommen? „Europa ist nicht<br />

gerade Start-up-freundlich“,<br />

sagt Wu, „Venture Capital ist<br />

nicht in ausreichendem Maße<br />

vorhanden.“ Inzwischen werde<br />

das Angebot an Risikokapital in<br />

Europa besser und größer, weil<br />

man hier realisiert habe, dass<br />

man hinter den USA und China<br />

zurückliege und deshalb etwas<br />

tun muss. Aber seine Geld geber kommen nach wie vor vor allem aus Asien,<br />

darunter die renommierte Private-Equity-Firma The Hillhouse Capital mit<br />

Sitz in Hongkong.<br />

Neue Anwendungsgebiete: Smart City und digitale Fabrik<br />

Mit seinen Produkten bedient er immer noch die alte Kundschaft in der<br />

Gaming-Industrie. Aber eben nicht mehr nur. Zwei wichtige Bereiche sind<br />

www.chk-de.org


Community 35<br />

hinzugekommen. Erstens setzen Stadtverwaltungen<br />

in aller Welt inzwischen auf Smart-<br />

City-Konzepte, für die seine Firma die richtigen<br />

Produkte hat. „Die Idee der Smart City wird in<br />

China und Asien extrem gepusht“, sagt er. Jede<br />

Stadt, jede Regierung dort wolle sich digitalisieren.<br />

Und zweitens wird in vielen Branchen<br />

der verarbeitenden Industrie das Konzept der<br />

digitalen Fabrik umgesetzt. Auch dort können<br />

die Produkte von GritWorld eingesetzt werden.<br />

WU Xiaomao ist also mit seinem Portfolio in zwei<br />

sehr zukunftsträchtigen Wachs tumsmärkten<br />

unterwegs.<br />

»Die Idee der Smart City<br />

wird in China und Asien<br />

extrem gepusht.«<br />

Seine Team ist multikulti. 18 Nationen sind vertreten.<br />

Sein erster Mitarbeiter in Frankfurt war<br />

ein Inder. Wu gibt zu, dass es am Anfang gar<br />

nicht so einfach war, diese bunte Mannschaft zu<br />

führen. Aber jetzt – auch nach einigen interkulturellen<br />

Seminaren – sieht er in einer solchen<br />

diversen Belegschaft auch einen Vorteil: „Das<br />

erzeugt eine lebendige, produktive Kultur mit<br />

vielen Ideen.“<br />

Wie führt er dieses Team? Chinesisch oder<br />

Westlich? Top down oder partizipatorisch? „Es<br />

ist eine Kombination.“ Er versucht, das Beste aus<br />

beiden Managementwelten zu verbinden. „Ich<br />

gebe den Mitarbeitern genug Zeit zu diskutieren.“<br />

Aber irgendwann müssen Entscheidungen gefällt<br />

werden. „Zu viele Diskussionen dürfen nicht die<br />

Effizienz gefährden.“ In Deutschland versuche<br />

man mehr zu planen, und Abweichungen vom<br />

Plan sind eher selten. In China dagegen sei man<br />

pragmatischer, nicht so starr. Wu bezeichnet<br />

sich als „sehr open-minded“. Er hat eine „CEO<br />

Hotline“ installiert. Zudem gibt es jeden Monat<br />

eine „CEO Coffee Time” und einen „CEO Open Day”,<br />

an dem jeder Mitarbeiter in sein Büro kommen<br />

und Ideen, Probleme und Sorgen vorbringen<br />

kann.<br />

Seine größte Sorge derzeit ist allerdings: Wann<br />

kann ich wieder zurück nach Frankfurt kommen?<br />

„Ich hoffe, in der zweiten Jahreshälfte wieder<br />

rei sen zu können.“<br />

Deshalb wächst auch sein Unternehmen rasant.<br />

„Unsere Belegschaft verdoppelt sich jedes Jahr“,<br />

sagt Wu. Derzeitiger Stand: 130. Inzwischen hat<br />

GritWorld zwei zusätzliche Standorte in China<br />

etabliert, einen in Shanghai und einen in Guangzhou.<br />

Im Frankfurter Headquarter, wo knapp 50<br />

Leute sitzen, wird hauptsächlich Forschung und<br />

Entwicklung betrieben. An den beiden chinesischen<br />

Standorten dagegen stehen Produktion<br />

und Vertrieb im Vordergrund. Asien und Europa<br />

sind auch die beiden Regionen, auf die er schwerpunktmäßig<br />

setzt.<br />

Über GritWorld<br />

Die GritWorld GmbH wurde 2<strong>01</strong>5 in Frankfurt am Main gegründet. Das Unternehmen ist<br />

auf Computergrafik- und Vision-Technologien spezialisiert. Bereits kurz nach der Gründung<br />

stiegen mehrere Top-Investoren ein. Seitdem erfährt das Start-up ein schnelles Wachstum.<br />

Derzeit beschäftigt GritWorld in Frankfurt, Shanghai und Guangzhou 130 Mitarbeiter aus<br />

18 Ländern. GritWorlds „digitaler Motor“ sind Echtzeit-Großflächen-3-D-Rekonstruktionstechnologien,<br />

auf die sich die Kernentwicklung konzentriert.<br />

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36 Kommentar<br />

China-Kompetenz aufbauen,<br />

Vorurteile abbauen<br />

In Deutschland gibt es vermehrt Initiativen, die eine differenzierte Auseinandersetzung mit China und mehr China-Kompetenz in Deutschland<br />

fordern. Diese Entwicklung begrüßt die Chinesische Handelskammer in Deutschland (CHKD). Gerade in der aktuellen Situation – bei der<br />

Bewältigung der Corona-Krise und ihrer ökonomischen Folgen – zeigt sich einmal mehr, welchen Stellenwert China als größter Handelspartner<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und der Europäischen Union hat. Eine ausgeprägte China-Kompetenz ist daher insbesondere<br />

für die weitere erfolgreiche Wirtschaftszusammenarbeit zwischen China und Deutschland von großer Bedeutung.<br />

In Analysen zur China-Kompetenz in Deutschland<br />

wird zu Recht nach differenziertem Wissen<br />

über China verlangt – einem Land, dessen<br />

Bild in Deutschland heutzutage oft noch von<br />

überholten Vorstellungen und Klischees geprägt<br />

ist. Dies ist auch deshalb wichtig, da China<br />

mittlerweile eine wichtige Rolle bei der Lösung<br />

globaler Herausforderungen wie Klimaschutz,<br />

Globalisierung oder technischer Innovation<br />

spielt. Vor allem Vertreter aus der Wirtschaft<br />

sehen großen Bedarf an Wissen über China. Für<br />

viele deutsche Unternehmen und Wirtschaftsverbände<br />

hat China in ihrer Arbeit eine große<br />

Bedeutung. Die bereits intensiven Kontakte nach<br />

China werden sich in den kommenden Jahren<br />

noch weiter verstärken.<br />

Durch die im Dezember 2020 erzielte Einigung<br />

beim EU-China-Investitionsabkommen wird der<br />

Trend zur Zusammenarbeit aus Sicht der CHKD<br />

trotz der aktuell schwierigen Lage der Weltwirtschaft<br />

weiter an Fahrt aufnehmen.<br />

Um das Abkommen und die Wirtschaftszusammenarbeit<br />

im Allgemeinen mit Leben zu<br />

füllen, ist aus unserer Sicht der Aufbau einer in<br />

Deutschland bisher noch zu wenig ausgeprägten<br />

DUAN Wei, CHKD-Hauptgeschäftsführer<br />

umfassenden China-Kompetenz nötig. Im vergangenen<br />

Jahr hat auch die durch die deutsche<br />

Bundesregierung eingesetzte „Expertenkommission<br />

Forschung und Innovation“ (EFI) in ihrem<br />

Jahresgutachten zu Recht darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass ein produktiver wissenschaftlicher<br />

und wirtschaftlicher Austausch mit China<br />

Persönlichkeiten braucht, die mit der chinesischen<br />

Sprache und Kultur vertraut sind und die<br />

dortigen Märkte, institutionellen Rahmen-<br />

bedingungen und politischen Strukturen gut<br />

kennen und verstehen. Das Gutachten rückt<br />

ebenfalls das Bild der chinesischen Unternehmen<br />

in Deutschland in ein angemessenes Licht. So<br />

haben sich beispielsweise deutsche Unternehmen,<br />

die zu mehr als 50 Prozent oder vollständig<br />

von chinesischen Investoren übernommen<br />

wurden, im Hinblick auf Beschäftigtenzahl,<br />

Umsatz oder Patentanmeldungen nach der<br />

Übernahme faktisch nicht anders entwickelt, als<br />

von anderen internationalen Investoren übernommene<br />

Unternehmen. Auch verringern Unternehmen,<br />

die von chinesischen Investoren übernommen<br />

wurden – oder eine chinesische<br />

Beteiligung aufweisen – keineswegs ihre Ausgaben<br />

für Forschung und Entwicklung. Andere Studien,<br />

zum Beispiel zu den Auswirkungen chinesischer<br />

Investi tionen oder Übernahmen im Ruhrgebiet,<br />

zeigen ebenfalls, dass zur Furcht vor einem „Ausverkauf“<br />

kein Grund besteht, sondern sich vielmehr<br />

Chancen für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit<br />

öffnen. Zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland sollte also der Aufbau<br />

einer umfassenden China-Kompetenz einhergehen<br />

mit dem Abbau von Vorurteilen gegenüber<br />

den chinesischen Unternehmen in Deutschland.<br />

Abb.: Eva-Simona Fischkina (CHKD) Abb.: Tashatuvango, Shutterstock<br />

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3<br />

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