EGL_Publikation_Karim_Beji
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Hinter den Platten
Karim Beji – 2021
Das Benzi(wil)
Mitte der 1960er wird das Benziwil zu einem
idealen Standort: Nach Abbruch der ehemaligen
Bauerngüter steht eine riesige Fläche zur Verfügung,
auf welcher der Architekt Otto Glaus das
Projekt «Betaville» entwarf. Seine Vorstellungen
bestanden aus einer weitgehend autonomen
Siedlung mit eigener Post, Restaurant und Einkaufsladen,
dominiert von einem Hochhaus.
Blau, Rot und Grün (RGB) bilden das Farbkonzept
des Benziwil, welches an den Türen, Wänden
und Jalousien zu sehen ist.
Otto Glaus arbeitete zu Beginn um 1937 bei
Le Corbusier und studierte von 1941 bis 1945
Architektur an der ETH Zürich. 1950 erhielt
er einen Grossauftrag für die katholische Kirche
in Meilen ZH. Ab 1950 realisierte er besonders
viele Projekte in Zürich. Glaus wird als einer der
Vertreter des «béton brut» bezeichnet,
lehnt dies selber aber ab, da Beton für ihn die
freie kubische Gestaltung zulässt und es ihm
nicht um die rohe Oberfläche geht.
1965 wurde ein Wettbewerb für den Bau einer
Grosssiedlung am Rand der Gemeinde Emmen
ausgeschrieben. Preisgünstiger Wohnraum
für 2‘500 Personen und auch öffentliche Nutzungen
waren gefordert. Der erste Preis ging an
das Projekt, das Otto Glaus in Zusammenarbeit
mit Bert Allemann entwickelt hatte. Die Planung
der Grosssiedlung Benziwil begann 1966.
Die 1973 einsetzende Realisierung dauerte rund
22 Jahre. Im Jahr 2000 wurden sechs weitere
Wohnblöcke hinzugefügt.
Die Grosssiedlung Benziwil liegt im nördlichen
Teil der Luzerner Gemeinde Emmen.
Die Siedlung beinhaltet 19 Gebäude, wovon der
Kern, welcher in dieser Arbeit behandelt wird,
sieben Gebäude enthält. Die Siedlung wird
im Nordosten von der Eisenbahnschlaufe begrenzt,
welche im Südwesten an der Benziwilstrasse
weiter Richtung Emmen und Luzern
führt. Der Kern zeichnet sich durch die ersten
sieben Häuser ab, welche um 1976 bezugsbereit
waren. Danach erst wurden die restlichen
Häuser gebaut. Das Zentrum bildet das
19-geschossige Benziwil 25, welches zusätzlich
auffällt durch den Stand auf der
höchsten Stelle des Terrains.
Der Auftraggeber war die Viscosestiftung
Emmenbrücke und die
Personalfürsorgestiftung der Firma
Anliker & Co. AG Emmenbrücke.
Die Siedlung sollte Platz für
die Mitarbeiter des grössten
Arbeitgeber der Zentralschweiz
schaffen.Mitarbeiter der Viscose
und Anliker konnten als Erste und
zu besonders vorzüglichen Preisen
einziehen oder ihre eigene Wohnung
kaufen. Einige der damals
eingezogenen Bewohner leben
heute immer noch in ihrer Wohnung
im Benziwil.
Das Areal bietet im Inneren durch
die grosszügigen Gebäudeabstände
viel Platz für Fusswege, Parkanlagen,
Spielplätze und weitere
Treffpunkte. Die einzelnen Blöcke
sind versetzt angeordnet und
variieren in deren Fläche
und Höhe. Die Häuser haben 5 bis
19 Geschosse.
Das Benziwil 17 ist dabei das
kleinste Haus und das Benziwil 25
das grösste. Von dessen Dach aus
sieht man an schönen Tagen bis
nach Deutschland. Alle
Gebäude besitzen eine einheitliche
Konstruktion und Gestaltung. Der
Plattenbau wurde mit Fertigelementen
aus Sichtbeton konstruiert,
dessen Flachdächer zugänglich
gemacht wurden. 1978 wurde
der Europrefab-Preis an Otto Glaus
vergeben.
Ein Merkmal dieser Plattenbausiedlung
ist der orthogonale Aufbau
durch das kontinuierliche Vorund
Zurückspringen der Baukörper,
sowie der Höhenstaffelung. Das
Innere der Häuser ist trotz sehr
grosszügigen Dimensionen
abwechslungsreich gestaltet und
beinhaltet 2.5 , 3.5 , 4.5 und 5.5
Zimmer Wohnungen zum Verkauf
oder zur Miete. Ausgerichtet sind die
Wohnungen nach den vier Himmelsrichtungen.
In den Baukörpern finden sich
offene und auch geschlossene Bereiche.
Anfänglich wurde ein Hallenbad geplant,
wo heute nun der Spielplatz vor dem
Benziwil 25 steht. Die Gebäude 15 bis 21
besitzen unterhalb eine
Tiefgarage. Eine zweite, grössere zweistöckige
Tiefgarage befindet sich unterhalb
der Piazza - der autofreie Kernplatz
der Siedlung. Deren Einfahrt stand zuerst
und nach fertigstellung wurden die
Gebäude 29 und 31 darauf «gesetzt».
Es wurde überall an den gemeinsamen
Nutzen gedacht und so gab es auch 100L
Gefrierfächer im Benziwil 17, welche
gemietet werden konnten. Leider mussten
diese aber Ende 2020 aufgegeben
werden, da für die Kühlung keine Ersatzteile
mehr verfügbar waren.
Heute findet sich eine Kita im ehemaligen
Einkaufsladen. Zusätzlich existiert
ein Kinderhort im Zwischengeschoss
1 des Gebäude 25, was das kinderfreundliche
Quartier besonders für
Familien attraktiv macht. Für Erwachsene
findet sich ein Bastelraum im Erdgeschoss
des Gebäude 17, ein Partyraum
im Erdgeschoss des Gebäude 21 und
ein Handwerksraum im Gebäude 25.
Viele Veranstaltungen im Quartier, sowie
auch die Räume werden vom Quartierverein
Benziwil verwaltet und organisiert.
Im umliegenden Gebiet gehört der Heubächli-Weiher
fest zum Benziwil dazu
und bietet Grillstellen und Erholungsgebiete
zugleich.
«Es war noch im Aushub und noch gar
nicht fertig, jedoch konnten damals schon
Leute einziehen.»
– Anonym
«Der Mann einer meiner Kolleginnen
arbeitete bei einer Werbeagentur, welche
in den 70er in Luzern recht gross und
bekannt war. Sie haben dazumals das
Inserat für das Benziwil in der Zeitung
gestaltet. Dazu stellten sie einen zürcher
Fotografen an. Es war zu dieser Zeit viel
Geld für Werbung vorhanden. Die Fotos
kosteten 1‘800.-. Fotomontage kam ebenfalls
zum Einsatz, denn sie wollten, dass
sich das Hochhaus im Weiher spiegelt.
Zum Abschluss kam noch der Text;
«Benziwil au Lac» auf das Foto. Heute
würde man doch einfach mit dem Handy
rasch ein Foto knipsen.»
– Pia D‘Agati
Es ist überraschenderweise das grösste Quartier
in Emmen und hatte zu Beginn die grösste
Heizzentrale der Zentralschweiz. Diese befindet
sich unter dem Gebäude 25 und ragt in den
Hügel hinein. Damals wurde mit Gas, Strom
und Öl geheizt, je nachdem was gerade am
günstigsten war. Während dem Sturm Lothar
im Jahre 1999 war es das einzige Quartier in
Emmen, das dank dem Energiespeicher und
Notgenerator noch mit Strom versorgt wurde.
Viele Konstruktionspläne wurden durch die
Überschwemmungen der kleinen Emme zerstört.
Es wurde alles im Keller in Gebäude C8
gelagert und so waren viele der Unterlagen
nicht mehr brauchbar. Für neue Handwerker
bringt dies heute Schwierigkeiten mit sich, da
ihnen die nötigen Unterlagen fehlen.
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich habe italienische Wurzeln, wurde aber hier
geboren. Aufgewachsen bin ich in Reussbühl.
In Reussbühl blieb ich, weil es job- und ausbildungsmässig
klappte, eigentlich sehr lange. Seit
sieben Jahren bin ich nun in Emmenbrücke. Vor
langer Zeit hatte ich die Ausbildung zum Elektroniker
abgeschlossen. Ich hängte die Ausbildung
zum Technischen Projektleiter an und
danach gab es einen Umschwung. Ich ging an
die HSG (Uni St.Gallen) und habe dort Verkaufsund
Vertriebsmanagement studiert. Durch diverse
Verkaufsmandate kam ich dann in Kontakt
mit der Firma, unter welcher ich heute arbeite.
Damals war sie noch ein Start-up, die Firma ist
seither sehr stark gewachsen. Wir haben dann
eine Holding gegründet. Momentan arbeite ich
als Lead Consulter und als Verkaufsleiter im
digitalen Marketing. Das Hauptbüro ist in Luzern
bei der JLS Digital AG. Wir haben drei Geschäftsbereiche:
Digital Signage (Digitale Werbung),
Kommunikation und Production und Solution
und Appentwickluung. Ich bin dabei im Digital
Signage tätig und betreue den Bankensektor. Digital
Signage an sich ist ein riesen Spektrum und
hat auch schlussendlich was mit Architektur zu
tun. Es ist alles, was man momentan als digitale
Werbung sieht. Diese ist zum Beispiel in Schaufenstern
und in Geschäften zu sehen. Durch die
Betreuung verschiedenster Kunden vor Ort, bin
ich natürlich auch sehr viel unterwegs. Mein
Vorteil ist, dass ich dreisprachig bin und somit
auch die Westschweiz und das Tessin abdecken
kann. Ich bin nicht der Typ, der immer im Büro
hinter dem Monitor sitzen kann. Den Mix, den
ich bei meiner Arbeit habe, finde ich ganz cool.
Dabei bin ich auch immer unter Menschen, was
ich ebenfalls geniesse. Seit insgesamt 10 Jahren
bin ich nun dabei.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Ich treibe sehr, sehr viel Sport. Crossfit, Vitaparcours,
Krafttraining, Groupfitness, alles
Mögliche …
Mit Kitesurfing möchte ich demnächst auch
beginnen. Zurzeit trainiere ich sehr viel Zuhause,
mit dem Eigengewicht und diversen Utensilien.
Im Ryffig hinten haben wir einen sehr guten
Vitaparcours, den ich auch immer noch besuchen
kann. Zudem bin ich auch verrückt nach
Fussball und Motorsport. Ab und zu sehe ich mir
Formel1 Rennen an, natürlich vor Ort, sofern es
klappt. Dazu kommt noch das Reisen. Im Jahr
2019 vor dem Lockdown zum Beispiel habe ich
sicher sechs Auslandreisen unternommen. Im
Moment bin ich aber auch hier wieder eingeschränkt.
Gibt es Ziele die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Beruflich stehe ich momentan gut da. Ich habe
mir schon oft überlegt, ob ich noch mehr
machen soll, aber mir ist die Work-Life Balance
sehr wichtig und diese ist momentan gut für
mich. Durch die momentane Situation bin ich
dadurch, da ich sehr viele Hobbys habe, ziemlich
eingeschränkt.
Mein Ziel ist es noch einige Sachen zu lernen,
aber dies eher im Freizeitbereich.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Ein Erlebnis, das mich prägte, war als ich einen
«Overload» zwischen Ausbildungen und 100%
Arbeiten hatte. Kurz vor dem Durchdrehen war
ich. Das ist nun schon über 10 Jahre her. Damals
war ich noch voll in der zweiten Ausbildung, war
aber nicht mehr nur Student, sondern musste
noch nebenbei 100% Arbeiten und dann alles
unter einen Hut bringen. Es war für mich auch
eine Lehre. Ich lernte dabei, dass in der Ruhe
alles viel besser geht. Schritt für Schritt.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Ich hatte eigentlich eine Immobilie gesucht
zum Kaufen, welche ich auch selber renovieren
kann, so wie ich es will. Ein Wunsch, den ich
schon immer hatte, war eine Terrassen/Attikawohnung.
Nach einem halben Jahr suchen, bin
ich auf die Immobilie im Benziwil gestossen. Es
sah aber nicht so aus, wie es aussehen sollte.
Katastrophal war es. Trotzdem besichtigte ich
die Wohnung, weil man sehr viel Fläche geboten
bekommt. Es sind beinahe 400 Quadratmeter
zusammen mit der Terrasse und der privaten
Waschküche. Mein Kollege, der Innenarchitekt
war, kam damals zur Besichtigung mit und sah
das Potenzial der Immobilie. So kaufte ich die
4.5 Zimmer Wohnung und habe sie, bevor ich
einzog, zwei Monate lang umgebaut. Es war ein
riesen Kraftakt. Du bist selber Bauherr, du musst
selber kontrollieren. Den Blick auf die Berglandschaft,
den ich hier vom Schlafzimmer aus und
dann erst recht vom Dach aus habe, ist einfach
unbezahlbar. Es gab auch andere Faktoren, die
eine Rollte spielten, wie die Erschliessbarkeit,
da ich sehr oft unterwegs bin. Dadurch dass der
Block 15 in den Hang gebaut ist, steht er am
höchsten und dadurch habe ich auch auf meiner
Dachterrasse Privatsphäre.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Zu Beginn hatte ich etwas Mühe mit dem äusseren
Erscheinungsbild. Das sagen bestimmt auch
viele. Seit Jahren kämpfen wir für eine Fassadenerneuerung.
Leider geht das aber nicht, da
der Besitzer die grössten Anteile des Benziwil
besitzt und die Rennovation nicht will.
Das Äussere, habe ich dann schnell gemerkt, ist
wortwörtlich nur die Fassade. Alles was innen
läuft ist ganz anders. Es ist sehr familiär. Ich hatte
noch nie so wenig Probleme. Es funktioniert
einfach alles. Im Sommer zum Beispiel haben
viele ihre Partys auf den Dachterassen. Dabei
wird es auch laut, aber niemand motzt. Es ist
alles sehr locker hier.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es eine
kleine Stadt ist, in der alle zusammenleben.
Was ist am Benziwil besonders?
Die Aussicht. Das ganze Grün rundherum. Wenn
du in der Mitte der Wohnung stehst, hast du das
Gefühl, dass du im Wald stehst, dank der ganzen
Bäume rundherum. Im Sommer hörst du alle
möglichen Vögel, wobei dies meine Freundin
eher aufregt. Du bist trotz der zentralen Lage
sehr naturnah, alles ist zu Fuss erreichbar und
das finde ich sehr speziell. Hat vielleicht auch
etwas mit dem Haus hier zu tun, da wir wirklich
nahe am Waldrand sind. Wie es sonst im Benziwil
ist, kann ich nicht beurteilen. Was ebenfalls
besonders ist, sind die dutzenden Wanderwege
im Wald unterhalb und der Ryffigweiher.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Friedlich. Ich habe wirklich meine Ruhe hier.
Wie sehen Aussenstehende das Benziwil?
Es gibt halt das Problem dieser Fassadensicht.
Manchmal hört man sogar das Wort Ghetto oder
Plattenbaughetto. Ganz zu Beginn, bevor ich hier
wohnte, hatte ich auch diesen Eindruck.
Aber wenn du siehst, was du dann hier
bekommst. Es gibt Leute, die ebenfalls Eigentümer
sind und an den Eigentümerversammlungen
immer wieder das Renovieren ansprechen.
Aber alle sagen, sie würden nie von hier weggehen,
denn wo findest du für diesen Preis dieses
Wohnen und Leben, diese Aussicht im Grünen
mit allem Drum und Dran.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Ich habe mir erhofft, dass wir zusammen etwas
erreichen können. Das wir als Gemeinschaft
zusammen renovieren können, sei es auch nur
einen neuen Anstrich. Weil wir immer Herrn
Jordi vor uns haben, stossen wir leider auf
Beton. Das Problem haben alle. Wegen dem
haben alle gelernt, für sich selber zu schauen
und selber ihre Wünsche zu verwirklichen. Ich
finde es wirklich schade. Die Parksituation ist
auch noch verbessrungsfähig, aber da ich zwei
Parkplätze habe, stört mich das nicht gross. Ich
weiss aber, dass dies einige Bewohner stört.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten zusammenfassen?
Idyllische Stadt.
Siragusa – Benziwil 15
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich heisse Andrea Cottini und komme aus
Brasilien. In die Schweiz kam ich mit 18 Jahren
und heute bin ich 33 Jahre alt.
Gearbeitet habe ich immer in verschiedenen
Berufen, unter anderem auch in Hotels oder im
Spital. Vor acht Jahren habe ich meine Tochter
bekommen und seit 12 Jahren wohne ich im
Benziwil. Ich kam in die Schweiz wegen meinem
Mann. Wir lernten uns in Brasilien kennen und
nun sind wir auch schon 15 Jahre zusammen.
Ich verkaufte damals die Kuchen meiner Mutter
und er kaufte uns ein Mal alle Kuchen ab. Aufgewachsen
bin ich bei meinen Eltern in Salvado,
was nord-östlich in Brasilien liegt. Es ist auch
die Stadt des Kakao. Heute Arbeite ich im
Service als Servicetochter, bin für den Partyraum
zuständig und schaue zum ganzen Quartier
als eine Art Quartier Abwärtin. Viele kennen
mich hier. Ich würde gerne noch mehr machen,
aber ich habe keine Zeit dazu …
Die Zeit ist etwas Kostbares.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Ich mache viel Sport und tanze besonders
gerne. Ausser Tango tanze ich eigentlich alles.
Besonders gerne tanze ich Hip-Hop, Reggaeton,
Bachata, Salsa, Samba. Meistens mache ich das
für mich alleine, aber oft begleiten mich Kolleginnen
dabei und wir tanzen einmal pro Woche
zusammen im Partyraum, den wir mieten.
Kochen zählt auch zu meinen Hobbys, ich liebe
es, so viel Neues wie möglich auszuprobieren.
Gibt es Ziele die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Also das kurzfristige Ziel ist die Autoprüfung,
an der ich schon seit zwei Jahren dran bin. Das
langfristige Ziel ist es, meine eigene Tanzschule
zu eröffnen und daran arbeite ich seit vier
Jahren.
Ich würde auch gerne noch eine Ausbildung als
Kleinkinderbetreuerin hier in der Schweiz
abschliessen. Ein Ziel das ich sicher erreicht
habe, ist es, eine wunderbare Familie zu
gründen.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Ich ging in Brasilien zur Schule und konnte
diese leider nicht abschliessen. Mit 18 musste
ich für einen Abschluss weiter lernen, was ich
nicht konnte, da ich mit 16 Jahren begann durch
Brasilien zu reisen. Ich reiste von oben bis unten
durch Brasilien und konnte so leider meine
Ausbildung nicht abschliessen. Auf der anderen
Seite weiss ich dafür von anderem viel mehr.
Es war schon gut so, wie es geschah.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Die Familie meines Mannes wohnt schon seit
40 Jahren im Benziwil und mein Mann ist hier
aufgewachsen. Daher erschliesst sich, dass
ich auch direkt ins Benziwil kam, als ich in die
Schweiz kam.
Sein Vater lebte zuvor in dieser Wohnung und
als er raus ging, bekamen wir zusammen diese
4.5 Zimmer Wohnung, was auch wegen unserer
Tochter sehr von Vorteil war. Vorher waren wir
im Haus 25 in einer kleineren Wohnung. Es ist
sehr ruhig hier und die Natur ist auch sehr nahe.
Was sollte ich also vermissen?
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Also wenn jemand schon länger hier wohnt, wird
das bestimmt einen Einfluss haben.
Es gibt den Benziweiher, welcher wunderschön
ist. Ich mag die Natur, sie ist gewissermassen
auch prägend für mich.
Was ist am Benziwil besonders?
Es ist wunderschön hier und es gibt sehr gute
Mietpreise hier, das sind sicher besonderere
Vorteile.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Die Bewohner leben hier sehr gemeinschaftlich.
Ein fantastisches Quartier, in dem sich sehr viele
kennen.
Wie kommt man auf dem Areal zusammen?
Man trifft sich, wenn zum Beispiel der Samichlaus
vorbei kommt oder an den Kinder Nach-
mittagen. Wegen Corona läuft leider beides
nicht mehr.
Wie sehen Aussenstehende das Benziwil?
Es ist ein sehr bekanntes Quartier, aber sonst
kann ich dazu nicht viel sagen.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Ich sehe diese weniger stark, als auch schon.
Die Häuser bräuchten von aussen mal wieder
einen neuen Anstrich, oder einen neuen
Spielplatz. Wir bekamen schon einen neuen
Spielplatz, jedoch ist dieser auf der
anderen Seite des Benziwil.
Wie funktioniert das System im Haus?
In diesem Haus funktioniert alles perfekt.
Fast alle haben ihre eigene Waschmaschine und
sonst gibt’s im Keller noch eine Waschküche,
welche ich immer benutzen kann, da viele eben
ihre eigenen Waschtürme haben.
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Ich würde die Spielplätze aufbessern und
generell besonders auf die Hygiene achten, da
die Sandkästen und die Wiesen leider nicht sehr
sauber sind. Im Partyraum würde ich das Mobiliar
aufstocken. Auf dem Platz würde ich noch
härter mit den Autos durchgreifen, da selten
trotzdem Autos auf dem Platz sind, obwohl es
verboten ist. Sonst würde ich mir aussen auch
mehr Licht wünschen.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten
zusammenfassen?
Extrem ruhig.
Wie sieht das Verhältnis mit dem Vermieter/
der Verwaltung aus?
Wir haben eine Mietwohnung und alles läuft
reibungslos.
Cottini – Benziwil 17
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich heisse Pia D‘Agati, kam 1958 auf die Welt
und bin in Rothenburg aufgewachsen. Da ging
ich auch in die Schule und habe danach eine
Coiffure Lehre gestartet. Ich kam dann nach
Emmenbrücke und habe für 15 Jahre als
Coiffeurin gearbeitet. Ich ging nach Florenz,
um Italienisch zu lernen und habe dort meinen
Mann kennengelernt, welchen ich mit in
die Schweiz brachte. Nach dieser Zeit bekam
ich dann meine zwei Kinder, Gianluca (31) und
Sarah (27), und legte für 10 Jahre eine Arbeitspause
ein. Nach dieser Pause bekam ich eine
Anstellung als Sachbearbeiterin bei Ackermann.
Die Firma musste dann aber schliessen und so
ging ich zu WMF, blieb dort 10 Jahre lang, bis
die dann auch schlossen. Jetzt bin ich seit fünf
Jahren bei der Sola. In zwei Jahren werde ich
pensioniert. Auf Ende Februar 2021 habe ich
aber gekündet, weil ich letztens krank war und
nicht mehr so viel Kraft und Energie habe. Somit
gehe ich ein Jahr früher in die Pension.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Ich ging schon immer gerne Joggen. Zurzeit
etwas weniger. Wir wollen aber den Sport langsam
wieder ankurbeln, mit Vitaparcours und
Turnen. Lesen und Kochen gehören ebenfalls zu
meinen Hobbys. An Konzerte und Opern gehe
ich ebenfalls gerne. Gestern gerade sahen wir
uns den Stream des Opernhaus Zürich an.
Was wir regelmässig unternehmen, ist eine
Städtereise durch Europa und jeden Sommer
gehört auch Italien als Reiseziel dazu.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
In meinem Alter ist es schwierig. Ich versuche
immer noch gut zu leben, Freude am Leben zu
haben, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen,
für andere Leute da zu sein und wenn ich
jemandem helfen kann, dem auch zu helfen.
Sonstige hochgesteckte Ziele oder derartiges
habe ich nicht. Gesund bleiben ist im
Moment das wichtigste.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Ich hatte ein ganz tolles Leben mit ganz vielen
tollen Erlebnissen, was ich auch immer noch
habe. Aber etwas Gefährliches oder Abenteuerliches
geschah mir nie. Immer trainiert habe ich,
dass wenn etwas geschieht ich vorbereitet war,
vor allem sportlich.
Mit 56 habe ich einen Halbmarathon bestritten.
Das war ein tolles Ereignis. Ein Jahr habe ich
dafür trainiert.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Mein Mann Emanuele arbeitete in der Viscosi.
Dazumal gehörte das Benziwil noch der Stiftung.
Wir hatten eine viel zu kleine Wohnung und die
Kinder wurden immer grösser. Nach einer Anfrage
bei der Viscosuisse Stiftung, für
eine grössere Wohnung, bekamen wir 1996
unsere jetzige Wohnung. Für meine Kinder war
es toll, denn sie hatten viele andere Kinder zum
Spielen und wir hatten keine Angst um sie, da
der Platz autofrei ist. Als sie dann grösser wurden
und ins Nachtleben kamen, hatten sie auch
immer eine ÖV Anbindung per Zug und Bus.
Anfang der 80er, als wir noch jung waren,
kamen wir im Partyraum an Silvester zum ersten
Mal in Kontakt mit dem Benziwil. Danach sagte
mein Mann er wolle hier niemals Wohnen. Diese
Betonwüste, diese Kaserne… Für ihn als
Florentiner war es ein Schock.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Gerade als die Kinder noch klein waren, gab
uns das Benziwil eine schöne Verbundenheit.
Es gab eine Frauengruppe und wir trafen uns
mit den Kindern auch regelmässig zum Basteln,
Samichlaus und Rebenlicht zusammen. Hat uns
das geprägt? Ich weiss es nicht, wir lebten hier.
Ob wir wohl anders wären, wenn wir hier nicht
leben würden, kann ich nicht sagen. Was ich
sagen kann ist, dass das Benziwil sicher einen
guten Einfluss hatte. Sicher auch durch die Gemeinschaft,
welche hier gepflegt wird.
Was ist am Benziwil besonders?
Den Kontakt zu anderen kann man hier entwe-
der haben oder nicht. Dass einem diese
Auswahl steht, finde ich schon besonders. Die
Erschlossenheit zu ÖV und Autobahn ist auch
sehr vorteilhaft.
Leider haben wir einige Besonderheiten, wie
das Geschäft oder das Restaurant, heute nicht
mehr. Es fehlt uns aber nicht, das Benziwil lebte
damals einfach noch mehr als heute. Wenn man
kleine Kinder hat, ist es wirklich perfekt. Sie
haben immer jemandem zum Spielen und es ist
altersdurchmischt.
Das Benziwil hat sich sehr verändert.
Etwas was mich immer erstaunte, schon von
Beginn an, ist diese Stille.
Heute ist es immer noch vielfach genau gleich.
Wenn wir da an eine Piazza in Italien denken,
wäre es einfach voll, es gäbe eine Festwirtschaft
und es würde überall geplaudert werden. Diese
Ruhe hier finde ich auch manchmal unheimlich.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Sehr angenehm, sicher und ruhig. Zudem finde
ich es eigentlich trotz der Fassade wunderschön.
Mein Mann erlebte damals die Änderungen
in Florenz. Es gab eine deutlich steigende
Kriminalität und alles musste angebunden und
dreifach gesichert werden. Für ihn war das hier
eine heile Welt.
Das Benziwil hat viel mehr Vorteil als Nachteile.
Wie kommt man auf dem Areal zusammen?
Vieles ist durch und muss ersetzt oder erneuert
werden.
Früher, als der Brunnen noch nicht bepflanzt
war, spielten unsere Kinder dort als wäre es ein
Schwimmbad. Danach legten sie die Badetücher
auf dem Platz aus zum Sonnenbaden.
Wie funktioniert das System im Haus?
Das funktioniert sicher einwandfrei, ich bin
schliesslich der Hauswart.
Alle kommen immer zu uns, wenn sie keine Eier
oder kein Mehl mehr haben.
Oder ob man eine Stunde zu den Kindern schauen
könne und so weiter, alles Mögliche hören wir
hier.
Ich glaube, wir sind das einzige Haus, welches
keine Probleme hat.
Alle im Haus wissen, wie ich es haben will.
Wenn es etwas gibt, dann sage ich es einige
Male und danach machen es auch alle so. Wir
haben sicher die sauberste Waschküche ...
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Ich würde die Fassade erneuern und generell
das Ganze mehr instandhalten.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten
zusammenfassen?
Unser Zuhause.
Eigentlich funktioniert das Zusammenkommen
nicht mehr. Der «Chlaus» war dieses Jahr auch
nicht mehr. Natürlich hat Corona einen Einfluss.
Das Turnen aber bleibt mir noch. Die Frauengruppe
rief das ins Leben und Frau Strada führt
das seit Beginn an immer noch. Es findet immer
im Partyraum statt. Sonst sind es eher private
Treffen. Das Öffentliche gibt es so nicht mehr.
Wie sehen Aussenstehende das Benziwil?
Es wird leider oft als Mietskaserne betitelt.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Die macht mir Sorgen, weil nicht viel getan wird.
D‘Agati – Benziwil 17
Wie sieht das Verhältnis mit dem Vermieter/
der Verwaltung aus?
Perfekt. Sie sind sehr nett. Wenn etwas defekt
ist oder sonst was ist, wird sofort gehandelt.
Also es wäre nicht mein Job. Es gibt sicher
Leute, die immer reklamieren, für welche es
dann vielleicht weniger gut funktioniert. Wenn
ich ausflippe, ertragen sie mich auch. Jedes Jahr
im Sommer, wenn das Wasser bei mir im Treppenhaus
eindringt, weil sich die Sickerleitung
überfüllt, gibt es einen Bach durchs Gebäude.
Da flippe ich dann auch immer aus. Ach ja, eine
neue Sickerleitung wäre auch noch was zum
Thema was ich am Benziwil ändern würde.
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich heisse Michèle Bolfing, bin 38 Jahre alt und
bin in Emmenbrücke auf die Welt gekommen
und im Herdschwand Quartier aufgewachsen.
Sechs Jahre ging ich auch hier in die Schule und
danach in die Kanti. Nach der Kanti studierte
ich in Bern Geschichts & Sportwissenschaften.
Nach einem Jahr kam ich dann wegen Rückenproblemen
wieder nach Hause und habe das
Sportstudium an den Nagel gehängt. So habe ich
dann an der PH Geschichte, Englisch, Naturwissenschaften
und Sport begonnen zu studieren
und wurde Sekundarlehrerin. Nach dieser Ausbildung
begann ich in Rickenbach LU zu arbeiten
und bin nun seit 13 Jahren hier beschäftigt.
Währendem habe ich noch eine Ausbildung im
Coaching & Mentoring abgeschlossen und für
sieben Jahre an der PH Luzern doziert. Als ich
vor einem Jahr schwanger geworden bin, habe
ich dann alles aufgegeben. Ich sagte mir: Nein,
jetzt höre ich auf, denn sonst wäre es mir zu
stressig geworden mit Arbeiten, Schule, PH,
Uni und Familie. Ich entschied lediglich bei der
Schule zu bleiben und dort ein 70% Pensum
aufrecht zu erhalten, so war es nicht ein all zu
grosses hin und her.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Ich bin mit Tennis aufgewachsen im TC Emmen
und spiele heute noch- oder besser gesagt wieder
Tennis. Dazu habe ich 20 Jahre Kunst- und
Geräteturnen in Luzern betrieben. Von 18 bis 33
leitete ich die Mädchen und war für die technische
Leitung zuständig. Das war alles neben
der Ausbildung. Sie hatten damals Probleme,
jemanden zu finden und so übernahm ich die
Stelle ad interim. Meine Vorgängerin tauchte
aber nie mehr auf und schliesslich hatte ich den
Job dann endgültig. Ich hatte Zeit und wollte
eh Sport studieren und so dachte ich mir, ich
könne die Daten ja auch gleich verwerten. Bis
25 habe ich ja selber noch im Wettkampfbereich
geturnt, bis ich dann mit dem Arbeiten begann.
Nebenbei habe ich eben noch den ganzen Verein
geleitet. Die Leiterausbildung in Magglingen kam
dazu und Leiter habe ich dann auch ausgebildet.
Zusätzlich absolvierte ich die Ausbildung zur
Kampfrichterin und machte diverse Weiterbildungen.
Es ging alles neben dem Sportstudium
her, weil wenn man Sport studiert, gibt es eine
Mindestzahl an Leiterkursen, die man gemacht
haben muss, die einen dann befähigen in der
jeweiligen Sportart zu unterrichten. Ich begann
auch noch Leiterkurse in Tanzen, Klettern, Skifahren
und Snowboarden. Den Experten habe
ich nie gemacht, weil ich wusste, dass man auf
dieser Stufe Kurse geben musste und ich sonst
schon ja genug beschäftigt war. Nach dem ich
mit 25 aufhörte mit dem Wettkampfturnen an
der Spitze, hatte ich Lust wieder etwas anderes
zu machen und kam so eben zurück zum Tennis.
Zum Teil nehme ich auch an Turnieren teil, aber
jetzt ist gerade Pause. Mit Corona habe ich eh
gerade eine längere Erholungspause und auch
viel Zeit um dann wieder reinzukommen. Sonst
gehe ich noch Downhillen und habe da Sandro
– meinen Mann – auch mit reingezogen. Er ist
vorher immer hinauf und herab gefahren und ich
nur hinab. Das habe ich ein wenig von meinem
Bruder abgeschaut, er ist begeisterter Sportler.
Allgemein ist meine Familie sportlich aktiv; Beide
Eltern mit Tennis, Schwimmen, Velofahren
und meine Schwester ist im Ausdauerbereich
mit Marathon, Joggen und Klettern dabei.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Mein grosses Ziel war schon immer 100‘000
Franken im Jahr zu verdienen. Das habe ich
erreicht. Dieses Ziel hatte ich schon als Kind,
warum weiss ich auch nicht genau. Eine Familie
wollte ich auch schon immer. Vier Kinder. Da wir
relativ spät mit der Familienplanung begonnen
haben, werde ich dieses Ziel nicht erreichen.
Das ist aber auch gut so. Das letzte wäre dann
noch ein Haus, was ich schon immer wollte. Hier
sind wir nun auch dran. Das langfristige Ziel ist
es, das Haus meiner Eltern zu übernehmen und
sozusagen zurückzukehren.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Meine Kindheit hat mich sehr geprägt. Ich hatte
ein sehr gutes Umfeld, auch mit meinen Eltern
und bin in einer heilen Welt in Emmenbrücke
aufgewachsen. Man hört ja viel von Emmenbrücke.
Auch viel Schlechtes, sei es wegen Ausländer,
wegen Gewalt oder wegen schlechten
Schulen. Ich habe nicht wirklich etwas von dem
mitbekommen, bis auf das Schutzgeld, mit welchem
man sich in der Pause freikaufen konnte,
damit man nicht verschlagen wurde. Ich bin
aber irgendwie in meiner eigenen Welt gewesen
und alles ist ein bisschen an mir vorbeigezogen.
Wir hatten einen sehr starken Zusammenhalt in
der Familie, auch durch den Sport. Deswegen
waren wir auch viel unterwegs. Im Sommer
gingen wir Schwimmen, Velofahren und Wandern.
Früher hassten meine Geschwister und ich
das Wandern, es fühlte sich an, als würden wir
die ganze Schweiz bewandern. Heute gehen wir
jedoch alle sehr gerne Wandern. Mein Vater hat
mich als Sandwichkind immer voll beschäftigt.
Man sagt ja auch, dass das Kind in der Mitte
immer anders sein will und ausbrechen will und
ich denke, darum hat er sich bei mir sehr Mühe
gegeben.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Ich wollte eigentlich nie im Benziwil wohnen.
Ich bin in Emmenbrücke in einem reichen
Quartier aufgewachsen. Im Emmenbrücke gibt
es zwei. Das Erlen- und das Herdschwanden
Quartier. Es hiess immer; «Benzi, also wenn
du dort hinziehst, das ist die Übelste, unterste
Schublade.»
Mit 18 war das auch etwas meine eigene Vorstellung
vom Benziwil. Wir kannten die Kinder
aus dem Benziwil und fanden, dass das die
Prügelkinder sind. Wir sagten immer;
«Diese Benzikinder aus den Hochhäusern sind
voll schlimm.» Lange suchte ich eine Wohnung.
Zu Beginn wollte ich in die Stadt nach Luzern,
habe aber nichts gefunden. Die Nachbarn hier,
die ich vom Tennis kannte, sagten mir dann,
dass diese tolle Wohnung frei sei und dass diese
etwas für mich wäre. Als erstes dachte ich:
«Oh nein, nicht das Benziwil!» Aber ich kannte
es ja noch gar nicht richtig. Die 3.5 Zimmer
Wohnung hat einen tollen Grundriss, 100m²
Wohnung mit Balkon und 100m² Dach. Gleich
bei der Besichtigung fand ich die Wohnung toll.
Trotzdem war ich mir ein bisschen unsicher, da
ich noch fast niemanden hier kannte. Ich wagte
es dann aber und bereue es keinen Tag.
Ich habe es mit meinen direkten Nachbarn seit
14 Jahren sehr gut. Zu Beginn wohnte ich noch
Bolfing – Benziwil 19
alleine hier, vor 2-3 Jahren kam dann noch der
Sandro dazu.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Eigentlich schon. Ich habe das Gefühl, dass sich
mein ganzes Erwachsenenleben hier abgespielt
hat. Mein Kinderleben hatte ich ja nicht hier. Es
hat mich auch geprägt, weil ich zuerst alleine
hinkam und nun mit der Familie hier lebe.
Es hatte mal gebrannt und dieser Brand prägte
meine Familie und mich auch sehr. Wir hatten
nichts mehr. Ich hatte den Kinderwagen dabei
und war in kurzen Hosen und T-Shirt. Das war
alles, was mir blieb. Wir waren draussen und
heulten nur noch. Dreckig waren wir auch und
alle hatten eine Rauchvergiftung, da wir noch
kurz in der Wohnung waren. Wildfremde Leute
kamen auf uns zu. Eine Frau kam mit einem
Sack voller Kleider für meinen halbjährigen
Sohn. Andere brachten uns zwei Kisten, damit
wir unsere Katzen einpacken konnten. Wieder
andere brachten uns Wasser und Decken. Sie
nahmen uns auch die Kinder ab, es waren nämlich
die beiden Kinder von Sandro und meinen
Sohn da. Sie sagten uns, falls wir irgendetwas
benötigten, sollen wir ungeniert auf sie zugehen,
oder auch, wenn wir einen Schlafplatz bräuchten.
Wir hätten an dem Abend etwa 10 Schlafmöglichkeiten
gehabt bei Leuten, die wir nicht
kannten, aber glücklicherweise konnten wir zu
meinen Eltern nach Hause. Die Solidarität der
Bewohner berührte mich jedoch sehr.
Sonst prägend ist vielleicht auch, dass in diesem
Haus sehr viele auch im Tennisclub sind. Wir
sind quasi das Tennishaus. Der erste, der dritte
und wir beide vom achten Stock sind alle vom
Tennisclub.
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Ich würde die ganzen Fassaden und das Farbkonzept
ändern. Sonst finde ich es mega toll.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten
zusammenfassen?
Benzi Bronx, weil ich unter Freunden immer
dieses Wort brauche.
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich bin der Fernando Gomes, bin 38 Jahre alt
und komme aus Portugal. Die ersten 11 Jahre
habe ich dort auch gelebt und bin dann in die
Schweiz gekommen. Mein Vater kam schon als
ich fünf war in die Schweiz und die Mutter dann
als ich acht Jahre alt war. Meine Schwester und
ich waren noch für drei Jahre bei meiner Grossmutter.
Hier in der Schweiz bin ich dann zuerst
in Reussbühl in einem kleinen, alten Block mit
vier Wohnungen aufgewachsen. Wir hatten da
noch Heizöfen mit Öl. Das Haus gibt es heute
nicht mehr. In Reussbühl ging ich auch zur
Schule und habe danach eine KV Lehre in der
Versicherungsbranche abgeschlossen. Danach
arbeitete ich für weitere acht Jahre in dieser
Branche und habe dann für drei bis vier Jahre
in einer Finanzinstitution und bei John Lay, dem
General Importeur von Panasonic, gearbeitet.
Seither arbeite ich nun seit 10 Jahren wieder bei
einer Versicherung.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Im Moment Fitness. Die Fotografie ist auch
etwas, was mich interessiert. Für das nehme ich
mir aber fast zu wenig Zeit. Sonst ab und zu
Gamen, mit der Familie oder Freunden, oder
aber auch zum Essen einladen. Wir haben oft
Gäste bei uns. Im Moment natürlich weniger.
Meine Schwester wohnt einen Stock weiter
unten und meine Mutter im Haus vis à vis. So
ergibt sich ein regelmässiges Familientreffen mit
Essen.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Erreicht habe ich, dass ich nun eine Familie
habe. Das war schon immer ein grosses Ziel.
Ich habe auch schon eine Tochter und nun ist
die zweite Tochter unterwegs. Sonst sind es
Weiterbildungen, die ich abschliessen konnte.
Ich bin auch weiterhin dran mich auszubilden.
Als ich klein war, waren wir sehr arm. Meine
Mutter hat in Portugal die Wäsche noch im Fluss
gewaschen und wir hatten kaum Geld fürs Essen
und mussten Stoffwindeln verwenden. Wir sind
also so schon etwas aufgestiegen. Das war
aber auch nur möglich, da unsere Eltern in die
Schweiz kamen. In Portugal hatte unser Vater
300 bis 400 Franken im Monat für die ganze
Familie. Er war auch der erste, der in die
Schweiz kam und arbeitete um uns Verbliebenen
in Portugal Finanziell zu unterstützen.
Typisch Südländer halt. Danach kam einer nach
dem anderen aus der Familie nach. Früher war
es auch noch anders mit der Aufenthaltsbewilligung.
Man kam in die Schweiz und konnte für
neun Monate arbeiten und musste danach aber
für drei Monate wieder zurück. Als mein Vater
dann das ganze Jahr in der Schweiz bleiben
durfte, also den B-Ausweis hatte, konnten wir
nachkommen. Mein Vater ist heute wieder in
Portugal und ist pensioniert, während meine
Mutter ebenfalls im Benziwil wohnt.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Sicher die Trennung meiner Eltern. Der ganze
Neuanfang mit dem Umzug in die Schweiz und
des Neubeginnens. Du kommst in die Schule
und hast kein Wort verstanden. Hast dir immer
mehr Mühe geben müssen als die anderen. Ich
kann mich daher nicht gross beklagen, wie mein
Leben nun läuft.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Ich wohnte schon in zwei anderen Wohnungen
im Benziwil. Das erste Mal war mit meiner
damaligen Freundin. Sie wohnte in Rothenburg
und hatte schon zwei Buben. Danach bekamen
wir noch eine Tochter und die Wohnung wurde
zu klein. So suchten wir etwas grösseres und
sahen eine freie 5.5 Zimmer Wohnung im Benziwil.
Also zogen wir hier hin. Das zweite Mal habe
ich im Block 25 gewohnt. Zuvor wohnte ich in
der Stadt und hatte eine 3.5 Zimmer Wohnung.
Ich hörte dann, dass eine viel grössere 3.5
Zimmer Maisonette mit Garten im Benziwil frei
wird. Meine Schwester wohnte zu der Zeit auch
im Benziwil und so ging ich die Wohnung besichtigen
und nahm sie auch gleich. Ich lernte dann
meine jetzige Frau kennen. Wir wollten zusammenziehen,
da sie aus Bern ist und so haben
wir unsere heutige 5.5 Zimmer Wohnung gefunden.
Meine Mutter hat danach die 3.5 Zimmer
Wohnung in der 25 übernommen. Das tolle am
Benziwil ist, dass die Wohnungen super grosse
Räume haben. Preislich bekommst du das,
was dir das Benziwil bietet, nirgendwo sonst.
Es ist halt nicht mehr ganz so neu, aber für uns
reicht‘s. So können wir etwas Geld beiseitelegen
und uns später mal etwas kaufen oder bauen.
Die Küche und die Bäder wurden mal gemacht,
aber ansonsten ist diese Wohnung noch im
originalen Zustand. Insgesamt bin ich seit vier
Jahren im Benziwil und in dieser Wohnung seit
einem Jahr.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Geprägt würde ich nicht sagen. Ich bin schon
erwachsen hier hingekommen und hatte mein
Umfeld ausserhalb vom Benziwil. Ich denke, früher
war es sicher noch anders, als der Quartierladen
noch existierte.
Was ist am Benziwil besonders?
Es ist ziemlich anonym aber irgendwie auch
«heimelig». Es ist auch wie ein kleines Dorf in
sich. Für die Kinder ist es perfekt, da es auch
autofrei ist. Es sieht etwas «ghettomässig» aus,
aber das ist es überhaupt nicht. Du siehst hier
jung und alt, neue und langjährige Bewohner.
Es gibt viele Grünflächen und Spielplätze, sowie
auch einen Fussballrasen.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Es ist gemütlich und meistens relativ ruhig. Es
gibt auch noch den Quartierverein, welcher
immer wieder etwas organisiert. Der Partyraum
unten im Haus ist auch noch toll. Den kann man
ziemlich günstig mieten. Ordentlich Leute haben
darin Platz und eine Küche ist ebenfalls eingebaut.
Bis vor kurzem hatten wir noch einen
grossen Kühlraum, in welchem man ein Gefrierfach
mieten konnte. Leider ist der nun weg.
Eigentlich hast du alles. Die Kita ist in der Nähe,
es hat immer einen Parkplatz und die Autobahn
ist ebenfalls fast um die Ecke.
Wie kommt man auf dem Areal zusammen?
Wir kennen einfach die Bewohner in unserem
Block, aber sonst kennen wir eigentlich niemanden.
Ich denke, die Eltern von kleinen Kindern
kommen schon auch noch gut auf dem Areal
zusammen, weil eben die Kinder sich auch
treffen. Sonst fördert eben der Quartierverein
das Zusammenkommen, durch die Events, die
geplant werden.
Wie sehen Aussenstehende das Benziwil?
Also es staunen alle, wenn sie hereinkommen,
wie cool die Wohnungen aussehen. Die Menschen
haben von aussen sicher einen anderen
Eindruck, welcher sich stark vom Inneren unterscheidet.
Also das Militär kennt das Benziwil
zum Beispiel auch sehr gut. Die FLAP (Flugabwehr)
sind gleich in der Kaserne nach der Zugschleife
stationiert. Sie nehmen auch den Block
25 als Ziel für ihre Flugabwehrübungen.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Es entwickelt sich eher zurück. Das Einzige, was
neu ist und wirklich was bringt, ist die Kita. Dort
werden wir dann wahrscheinlich auch unsere
Kleine hinschicken. Früher war schon mehr los,
mit der Poststelle als Beispiel.
Sie wollen leider auch nicht mehr allzu viel investieren.
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Wenn ich könnte, würde ich den Platz abändern,
einen Garten anlegen und allgemein mehr Pflanzen
integrieren. Zudem würde ich auch noch die
Spielplätze renovieren.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten zusammenfassen?
Rückzugsort und Familie.
Wie sieht das Verhältnis mit dem Vermieter/
der Verwaltung aus?
Wir können uns nicht beklagen.
Gomes – Benziwil 21
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich bin Simon und bin inzwischen 30 Jahre alt.
Ursprünglich habe ich nach der Schule Konditor/
Confisseur gelernt, habe dann aber nach dem
Abschluss relativ rasch gewechselt. Angehängt
habe ich die dreijährige Lehre zum Detailhandelsfachmann
im Jumbo in Emmen und habe
diese ebenfalls abgeschlossen. Ich wurde nach
dem Abschluss beim Jumbo weiter beschäftigt
und habe durch einen Berufsbildnerkurs, welcher
nur einige Tage dauerte, intern die Lehrlingsbetreuung
übernommen.
Nach weiteren knapp zwei Jahren habe ich dann
mit dem Sozialpädagogikstudium gestartet. Es
war ein vierjähriges, berufsbegleitendes Studium.
Nun bin ich seit knapp zwei Jahren auf
diesem Gebiet am Arbeiten.
Insgesamt waren das zehn Jahre Ausbildung. Es
war eine lange Zeit, aber es hat sich gelohnt.
Den aktuellen Arbeitsplatz bekam ich im Studium,
als ich in der Hälfte das Praktikum gewechselt
habe. Dies ist im Sozialpädagogikstudium
üblich, um einen zweiten Einblick in eine andere
Ausrichtung zu bekommen und so fand ich dann
meinen Platz bei einer Institution im Jugendheim.
Das Studium kann man zwar auch in drei
Jahren absolvieren, jedoch hat man da Montag
bis Freitag Schule. Mit dem vierjährigen Teilzeitstudium
hatte ich einfach mehr Freiheiten, auch
um zu Arbeiten.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Ich bin da recht kreativ unterwegs. Ich gehe
auch gerne handwerkliche Arbeiten an, wenn es
was zum Reparieren oder Aufbauen gibt. Malen
und Graffiti sind zwei Hobbys, die ich stärker
ausübe. Besonders das Graffiti ist seit längerem
mein Steckenpferd. In Emmen gibt es auch
drei legale Flächen, auf welchen man Malen
und Sprayen darf. Das Malen beschränkt sich
auf Papier und Leinwände. Hier kommt es auch
sehr darauf an, in welcher Stimmung ich gerade
bin. Es kann etwas ganz Einfaches werden oder
aber auch etwas, worin ich fünf bis sechs Stunden
investiere und genauer in den Bildaufbau
gehe. Einem Stil würde ich mich nicht zuordnen
können oder wollen. Inspiration fand ich früher
in Heften wie Backspin und heute viel im Internet.
Kollegen, welche dasselbe Hobby haben,
inspirieren mich ebenfalls, wenn wir uns austauschen
oder auch mal zusammen unterwegs
sind. Musik ist auch immer ein wichtiger Teil,
wobei es inzwischen mehr das Konsumieren der
Musik ist. Ich habe aktuell einfach keine Zeit
mehr für die Produktion von Musik. Die Richtung
dabei ist querbeet, alles ausser Schlager. Da
habe ich den Zugang noch nicht gefunden oder
werde ihn vielleicht auch nie finden. Hauptsächlich
aber Hip-Hop und Rap. Von Englisch, über
Deutsch und Französisch ist alles dabei. Etwas
habe ich selber auch schon was produziert und
Tonstudioerfahrungen gesammelt. Sport mache
ich auch regelmässig.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Ich setze mir immer wieder Ziele. Kleinere, wie
auch grössere.
Beruflich hätte ich gesagt, dass ich die Ziele,
welche ich verfolgte auch erreicht habe. Es geht
dann sicher auch mal weiter mit einer Weiterbildung.
Persönlich bin ich nicht vorsichtig mit Zielen,
aber ich mache es lieber pauschal. Ich will einfach
zufrieden sein, wie auch immer das Leben
verläuft und das Beste daraus machen. Das würde
ich auch als übergeordnetes Ziel nehmen.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Eines der positivsten Prägungen war, dass ich
früh von Zuhause ausgezogen bin. Also früh, mit
18, bin ich damals nach der ersten Lehre ausgezogen.
Ich war damals auch schon in einer
WG und entdeckte das selbstständige Leben,
welches mir auch sehr gutgetan hat. Die letzte
Ausbildung war ebenfalls prägend im Sinne des
eigenen Selbstverständnis. Ich leistete gewisse
Biografie-Arbeiten und habe geschaut, woher
denn was genau kommt. Viele kamen mit sehr
heftigen Schicksalsschlägen daher wie beispielsweise
der Verlust von Familienmitgliedern
oder Missbrauchsgeschichten, also so heavy
Shit. Es war bei mir besonders die Faszination
des genauen Hinsehens. Das führt dazu, dass
man herausfindet, woher gewisse Prägungen
kommen, wieso man gewisse Werte übernommen
hat, ob das deine Werte oder fremde Werte
zum Beispiel der Eltern sind, da es so von den
Eltern gelernt wurde. Es war teilweise sicher
erklärend und andererseits auch für mich selber
bereichernd im Bezug auf die Frage: Warum bin
ich so, wie ich bin, woher kommt das? Besonders
menschlich hat es mich weitergebracht.
Auch im Umgang mit anderen Menschen.
Schlussendlich verstehe ich mich nun selbst
besser. Der Job, den ich aktuell ausübe, ist
dabei ebenfalls hilfreich.
Negativ geprägt, hmm. Ich bin, glaube ich, zu
optimistisch. Es gibt immer irgendwo – sofern
man es schafft, eine Perspektive einzunehmen –
etwas Gutes.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Daran sind meine Eltern schuld. Mein Vater
arbeitete früher bei der Viscosi. Sie waren früher
der grösste Arbeitgeber der Region und haben
auch die Benziwil-Siedlung aufgebaut. Zu
Beginn waren es fast ausschliesslich Arbeiterwohnungen.
Ende der 80er sind sie dann damals
eingezogen und als ich 1990 auf die Welt kam,
war ich direkt hier. Es ist auch die ursprüngliche
Wohnung, in der ich aufgewachsen bin und heute
noch lebe. Es gab einen kleinen Unterbruch
mit 13, als sich meine Eltern geschieden haben,
bin ich mit meinem Vater ausgezogen. Das war
aber immer noch in Emmenbrücke. Nach einigen
Jahren kam ich aber wieder in die Wohnung
zurück, in die damalige WG meines Bruders. Seit
fünf Jahren nun habe ich die WG übernommen.
Eigentlich beinahe mein ganzes Leben spielte
sich in dieser Wohnung ab.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Ich würde schon behaupten. Der grosse Unterschied
hier war besonders als Kind. Du hast
immer jemanden zum Spielen gehabt. Die Kinder
kamen dabei aus verschiedensten sozialen
Schichten und jeglichsten kulturellen Hintergründen.
Ein richtiger «Melting Pot» war es. Ich
nahm das schon seit Beginn wahr, aber nie im
negativen Sinne, es war eher sehr bereichernd.
Wenn ich an Freunde denke, welche in «besseren»
Gegenden aufgewachsen sind, hatten diese
den Austausch nicht, oder er war nur auf die
Schule beschränkt. Bei mir war es von Anfang
an klar und mir war es auch nicht wichtig, woher
jemand ursprünglich kommt. Das Quartier zur
Zeit als ich noch in die Oberstufe ging, hatte eine
eigene Postfiliale, Pizzeria und «Quartierladen»
hatte, war bestimmt auch prägend. Es war ein
Dorf im Dorf. So fühlte es sich zumindest an.
Was ist am Benziwil besonders?
Es ist ein sehr paradoxes Quartier für mich.
In diesem Block in dem ich wohne, kenne ich
eigentlich alle Parteien bis auf die neu Zugezogenen.
Von anderen Blöcken kenne ich ebenfalls
Bewohner, die schon sehr lange hier wohnen.
Gleichzeitig kannst du hier aber auch mega
anonym leben. Ob im Block oder im Quartier
an sich. Das Benziwil hat sicher auch durch die
geografische Lage und sonst in der Gemeinde
eine Art Sonderposition mit Mythen, obwohl ich
es als sehr offen empfinde. Jetzt mit Corona
natürlich nicht, aber sonst tummeln sich ständig
Leute auf dem Platz und es gibt überall Partys.
Trotzdem hat es das Image von: «Ja, die dort im
Benziwil sind für sich.»
Wir sind ja auch im Kessel zwischen Rothenburg
und Emmenbrücke. Gleichzeitig hat das Benziwil
eine eigene Identität. Ich finde es generell sehr
spannend.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Ich glaube, ich habe wirklich die Blütezeit, die
goldene Ära, erlebt, als es noch lebte mit der
Pizzeria und dem Laden als Beispiel. Mittlerweile
wurde das Ganze deutlich ruhiger. Das
ist auch gar nicht negativ. Es ist sicher einfach
anders. Der Quartierverein organisiert viel Öffentlichkeitsarbeit
mit der Gemeinde zusammen
und gleichzeitig hat man das Gefühl, dass im
Quartier nicht wirklich viel getan wird. Ich erfahre
auch immer wieder, dass Menschen hierher
zurückkommen, wie Kinder, die hier wohnten
und nun erwachsen sind, wieder zurückkommen.
Können sie das Benziwil in zwei Worten
zusammenfassen?
Ausgeglichen anders.
Thoma – Benziwil 23
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich bin 78 Jahre alt. Aufgewachsen und in die
Schule gegangen bin ich in der Ostschweiz. Die
Lehre machte ich als Tiefbauzeichnerin, als erste
Frau im Kanton St. Gallen. Diese schloss ich
1963 ab und ging ein halbes Jahr nach England.
Nach der Rückkehr, arbeitete ich an verschiedenen
Orten auf dem Beruf. Drei Jahre nach meinem
Abschluss heiratete ich und bekam einen
Sohn mit meinem Mann. Nach beinahe zwei
Jahren Ehe verstarb dieser.
Ich arbeitete weiter in Pfäffikon Schwyz, heiratete
ein zweites Mal und bin in die Innenschweiz
gekommen, genauer nach Ebikon. Da war ich
dann Hausfrau. Wir bekamen ein Mädchen. Mit
diesem Ehemann war ich gut neun Jahre verheiratet,
bis es nicht mehr funktionierte. Ich begann
dann wieder zu arbeiten und kam zu Schindler.
Natürlich nicht als Bauzeichnerin, sondern als
Elektrozeichnerin. Ich blieb dort bis cicra 1991,
dann habe ich nicht mehr gearbeitet, ausgenommen
einiger Kurzzeitstellen, wie beispielsweise
eineinhalb Jahre bei der Caritas Flüchtlingsbetreuung
in Luzern. Ich führte eine Zeit lang ein
einfaches Leben im Jura. 1996 bin ich dann ins
Benziwil gekommen.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Garten, Pflanzen, Bio Essen und allgemein Ernährung
interessierten mich stets. Ich wollte
zudem immer wissen, wie die Welt läuft, bin absoluter
Newsjunkie und lasse keine Abstimmung
aus. Ich schaue gerne fern und lese Zeitungen.
Man muss bei den Nachrichten aber aufpassen,
dass sie einen nicht zu sehr belasten, ansonsten
geht man unter. Zudem habe ich Musik gemacht,
Oboe gespielt und im Chor gesungen. Habe viel
gebastelt, gemalt, genäht ... Sonst lese ich gerne,
vor allem philosophische und buddhistische
Werke. Ich habe ebenfalls auch an
diversen Retreats teilgenommen, alle in der
Schweiz, damit ich nicht ins Ausland musste.
Fliegen ist nämlich nicht so meins und wenn ich
auf Reisen ging, dann mit dem Velo. Kajakmeisterin
war ich auch mal. Ich habe das Gefühl,
dass ich nichts mehr machen muss. Ich habe
alles getan, was mich interessierte und tue nun
sehr gerne mal nichts.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Ich bin kein Karriere Mensch. Das hat mich nie
gereizt. Ich wollte ein Leben führen, in dem ich
mich wohl fühle. Das habe ich gesucht. Ich lebe
sehr einfach hier, ich brauche nicht viel und ich
möchte hier sicher auch nicht weggehen.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Einmal wollte ich mit meinem Freund, den ich 14
Jahre lang hatte, nach Italien auswandern, in ein
alternatives Dorf in der Toskana, welches für den
Wiederaufbau geplant wurde. Wir kauften ein
Haus, das eher eine Ruine war und wir merkten
schnell, dass der Staat nicht allzu offen für
Veränderungen war. Es kam dazu, dass sie uns
Vorschriften machten. Innen sollte das Haus
modern sein und aussen mit altem Gestein.
Dieses Theater wurde uns irgendwann zu viel. Es
war sehr interessant, das Land kennen zu lernen
und zu sehen wie dort gearbeitet wird. Italiener,
die plappern und plappern ohne viel Inhalt. Die
Ruine haben wir daraufhin wieder verkauft.
Gelebt haben wir dort eigentlich nur einen
Sommer lang in einem Tipi Zelt, das ich selbst
genäht habe.
Ein anderes prägendes Erlebnis war, dass sich
mein erster Mann sich auf tragische Weise das
Leben nahm. Als wir im Haus meiner Schwiegereltern
in Horgen wohnten, spritzte er Balken mit
DDT und trug dabei keine Maske. Irgendwann
ging es ihm dann nicht mehr gut. Immer mehreren
Gärtnern und Schreinern erging es gleich,
woraufhin das DDT verboten wurde, denn es
enthielt chlorierte Wasserstoffe. Diese Partikel
bleiben im Körper und verursachen grossen
Schaden. Er sagte mir: «Wenn ich nicht gesund
bin, dann will ich nicht leben.»
Die Ärzte konnten uns auch nicht helfen, der
Stoff wurde einfach verboten und die Schicksale
der Einzelpersonen ignoriert.
Eines Tages hatte mein Mann keine Kraft mehr
und ich konnte ihn auch nicht aufhalten.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Mein Sohn hatte Probleme und ich habe für ihn
eine 2.5 Wohnung gekauft, welche auch relativ
günstig war. Er wohnt heute noch dort. Seine
Freundin bekam ein Kind und ich kam dann
ebenfalls ins Benziwil. Mutterinstinkt halt, auch
wenn das Ganze eher zufällig geschah.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Nein, das nicht. Hier ist man besonders freundlich
und ich habe auch tolle Nachbarn. Treffen
kommen so auch oft zustande und es gibt auch
ab und zu eine Runde Kaffee. Wir tauschen uns
untereinander aus, was ich schätze, aber als
prägend würde ich es nicht bezeichnen.
Was ist am Benziwil besonders?
Die Lage und Aussicht sind toll. Die Bushaltestelle
ist ebenfalls nicht weit weg und in die
Stadt dauerts auch nicht lange. Wir haben einen
Weiher und einen Wald in der Nähe. Kulturell
läuft nun aber weniger. Die Samichlaus Umzüge
und andere Aktivitäten und Treffen, fand ich toll.
Es gibt noch einen Partyraum, der aber vor allem
von Ausländern genutzt wird. Einmal wurde eine
Suppenküche organisiert. Leider funktionierte
diese nicht. Die Ausländer bringen andere
Mentalitäten. Sie sitzen zusammen und schauen
für sich. Die Schweizer machen dies nicht oder
nicht mehr. Das stört mich aber auch gar nicht.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Es stört mich niemand und ich störe niemanden.
Es ist so, wie ich es haben will und ich bin hier
sehr zufrieden.
Wie kommt man auf dem Areal zusammen?
Heute gibt es Events, aber auch nicht mehr viele.
An das letzte Mal kann ich mich gar nicht mehr
erinnern. Im Moment haben die vielen alten
Leute auf dem Areal auch Angst vor Covid-19.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Ich kann das nicht wirklich beurteilen. So lange
ich nicht mehr für die Wohnung zahlen muss und
alles so bleibt wie es ist, bin ich zufrieden.
Wie funktioniert das System im Haus?
Es funktioniert gut. Im Keller haben wir eine
Waschküche mit sechs Maschinen und die
renovierten Wohnungen erhalten neu sogar
einen eigenen Waschturm. Wenn etwas defekt
ist, sagt man es der Verwaltung und es wird
direkt gehandelt. Sie haben mir sogar einen neuen
Kochherd eingebaut.
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Nein, von meinem Stand aus nichts.
Wie sieht das Verhältnis mit dem Vermieter/
der Verwaltung aus?
Wenn man zu ihnen geht, reagieren sie sofort.
Letztens hing ein Plakat im Lift mit der Aufschrift
«Der Lift ist keine Hundetoilette», weil jemand
Wasser im Lift ausgeschüttet hatte. Sie verdächtigten
natürlich mich, da ich einen Hund besitze.
Ich ging also direkt vorbei und erklärte, dass
mein Hund gar nicht im Stande dazu wäre, so viel
Wasser zu lassen, wie es im Lift hatte. Daraufhin
nahm die Verwaltung das Plakat wieder weg.
Baumann – Benziwil 25
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich bin Aleks Djokic, komme aus Serbien und
wohnte in Bosnien, was auch mein Heimatort ist.
Geboren wurde ich aber in der Schweiz, in Aarau
und nun bin ich 25 Jahre alt. Ich habe sehr viel
Familie in Bosnien sowie in der Schweiz.
Im Moment ist der Kontakt zur Familie in Bosnien
eher schwer. Corona kam und die Grenzen
sind geschlossen worden. Seit drei Jahren bin
ich nun nicht mehr in Bosnien gewesen. Zuvor
ging ich sicher drei Mal pro Jahr meine Familien
besuchen. Ich schloss eine EBA (Eidgenössisches
Berufs Attest) Lehre als Heizungsinstallateur
ab und arbeitete sechs Jahre lang als
Lüftungsinstallateur. Aktuell bin ich auf Arbeitssuche.
Wegen Corona und anderen wirtschaftlichen
Gründen habe ich leider die Kündigung
bekommen. Im Benziwil wohne ich nun seit
einem Jahr. Es fühlt sich ganz anders an, als die
Orte an denen ich zuvor gewohnt habe. Ich sah,
dass hier Events geplant werden. Der
«Samichlaus» kommt oder auch sonst treffen
sich oft Leute draussen. Das finde ich ganz toll.
Zuvor habe ich so ein Zusammenleben noch nie
gesehen. Ich lernte auch meine Nachbarin kennen,
weil ich früher mal mit ihr in einem Club
gearbeitet habe. Zufällig wurde sie dann plötzlich
meine Nachbarin.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Die Autobranche ist ein Hobby von mir. Ich
schraube gerne an Autos rum und arbeite selbstständig
im Auto An- und Verkauf. Export und
Import gehört dabei auch dazu. Momentan ist
auch das stillgelegt.
Vom Sport her habe ich mal Fitness- und Krafttraining
betrieben. Ich hatte da dann auch einen
Personal Coach.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Im Moment bin ich auf der Stellensuche und
suche eine neue Herausforderung. Ob ich jetzt
wieder als Lüftungsinstallateur weiterarbeite
oder etwas Neues versuche, weiss ich noch
nicht. Ein längerfristiges Ziel ist es, eine Familie
zu gründen. Wenn es möglich ist, dann möchte
ich mit meiner Frau hier hinziehen, da es eine
schöne Wohnung und Gegend ist.
Ich überlegte mir früher Amerika zu erkunden
und zu bereisen. Eine Weltreise zum Beispiel war
auch schon immer ein Traum.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Ich werde niemals mehr Snowboard fahren
können, da ich einen riesen Unfall hatte. Ich war
damals 15 und es geschah in Engelberg.
Ich kam fast ums Leben. Ich hatte es riskiert,
denn ich wäre 40 Meter in die Tiefe gefallen,
hätte ich mich nicht an einem Baum festgehalten.
Vor mir geschah eben schon ein Unfall. Ich
musste ausweichen und so stolperte ich selber.
Dies brachte mich von der Piste ab und ich kam
direkt ans Ende einer Felswand.
Sonst ging ich einmal nach Spanien. Das war
ganz toll und auch ganz anders. Ich konnte dort
auch meine Englisch Kenntnisse erproben.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Ich war zuvor in einer alten Wohnung in Emmenbrücke
mit meinem Vater. Seine Freundin wohnte
auch noch dort und ich hatte nur ein Zimmer
für mich. Ich sagte ihm dann Mal, dass ich ausziehen
will. So suchte ich ab da eine Wohnung.
Einmal sah ich ein Inserat für diese 2.5 Zimmer
Wohnung im Benziwil. Sie sah super schön aus
und ich rief gleich am nächsten Tag an. Bei der
Besichtigung war ich von der Wohnung direkt
fasziniert. Einfach nur wow, sagte ich. Insgesamt
ging ich drei Wohnungen besichtigen. In der
ersten war die Küche rot. Also ein Mann und eine
rote Küche, da bin ich mir nicht so sicher. Die
zweite Wohnung hatte dann eine gelbe Küche.
Gelb, okay, ist schon etwas anderes, aber das
musst du dann immer gut reinigen, weil es rasch
dreckig wirkt. Die dritte hatte dann eine richtig
schöne Holzküche. Das war das, was ich suchte.
Die Gegend an sich ist auch sehr schön. Es ist
alles nebeneinander und jeder sieht jeden. Auch
auf dem Balkon. Das störte mich aber nicht. Es
ist auch alles offen. Also wenn du die Eingangstüre
öffnest, bist du direkt draussen und nicht
zuerst im Gang.
Ich habe einen Balkon, den ich auch schätze und
habe mir dort eine kleine Lounge eingerichtet.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Im Winter hat es mich besonders geprägt mit
den ganzen Veranstaltungen. Am Hauseingang
hängt immer ein Plan, worauf ersichtlich ist,
welche Veranstaltungen folgen. Es ist anders
als bei anderen. Bei anderen ist es einfach okay,
dass du dort wohnst und gut ist. Aber du
bekommst nichts dazu. Weil das hier aber ganz
anders ist, will ich sicher lange Zeit hierbleiben.
Irgendwann, sobald es hier knapp wird, werde
ich im Benziwil eine Wohnung suchen, die grösser
ist.
Was ist am Benziwil besonders?
Es gibt nicht viel besonderes. Auf dem Innenhof
ist eine Kita und dort spielen auch immer Kinder.
Es ist eine schöne Gegend mit einer tollen Aussicht.
Vor kurzem entdeckte ich auch den Weiher.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Es lebt sich schön und vor allem sehr ruhig.
Alle sind freundlich und ich hatte noch nie eine
Beschwerde.
Bei der letzten Wohnung hatte ich laute Nachbarn
und ein schreiendes Baby oberhalb.
Wie kommt man auf dem Areal zusammen?
Im Benziwil 25 wohnten drei Kollegen von mir.
Einer zog leider mit seiner Freundin weg. Im
Haus kenne ich die Nachbarin, sowie auch den
Hauswart. Es sind alle sehr freundlich.
Wie sehen Aussenstehende das Benziwil?
Wenn ich sage, dass ich im Benziwil wohne,
sagen viele, dass es ihnen nur etwas sagt, sie
aber nicht richtig wissen wo es ist. Einige sagten
auch dass sie schon im Benziwil wohnten.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Etwas was mich stört, ist dass es keine Glasfaserleitung
im Benziwil hat. Das Internet ist eher
schwach. Ich musste zu einem anderen Anbieter
wechseln.
Es hat auch sehr viel Platz auf dem Areal, welchen
man besser und schöner nutzen könnte.
Wie funktioniert das System im Haus?
Ich überlegte mir vor kurzem, ob ich mir eine
Waschmaschine und Tumbler zulegen soll.
In der Wohnung hat es zumindest einen
Anschluss. In den Waschräumen kann ich
mich sonst aber auch einfach und unkompliziert
einschreiben.
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Es fehlt Farbe. Es ist eher alles grau.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten
zusammenfasen?
Schön und aktiv.
Wie sieht das Verhältnis mit dem Vermieter/
der Verwaltung aus?
Es ist eine Eigentumswohnung, welche ich
gemietet habe. Der Eigentümer hat, soviel ich
weiss, sicher 3-4 Wohnungen, die er in diesem
Block besitzt. Die Wohnungen von ihm sind an
den gelben Eingangstüren zu erkennen. Die der
Nachbarin zum Beispiel gehört auch ihm. Daher
habe ich keinen Kontakt zu irgendeinem Büro
und nur zum Besitzer.
Djokic – Benziwil 27
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich heisse Heidi Schild bin kürzlich 62 geworden
und wohne seit 40 Jahren in dieser Wohnung.
Mit 17 habe ich meinen Mann kennen gelernt.
Er war damals 16. 1983 bekamen wir das erste,
1985 und 1987 das zweite und dritte Kind, dann
war die Familienplanung abgeschlossen. Die
Kinder wuchsen auch alle im Benziwil auf und
der älteste ist heute 37. Mit 20 Jahren habe ich
die 3-jährige Handelsschule abgeschlossen, ein
Abschluss, der damals wie eine Matura galt. Vor
der Handelsschule ging ich mit 16 in die Westschweiz,
es war damals noch üblich, ein Austauschjahr
zu machen. Es war auch eine gute
Ausrede um von Zuhause mal wegzukommen
und französisch zu lernen war durchaus nützlich.
Es hat mir in der Handelsschule sehr geholfen.
Während der Schule musste man eine 2-monatige
Praktikumsstelle finden und ich fand meine
Stelle mit Hilfe des Telefonbuchs. Die erste
Nummer, welche unter Buchhaltungsbüros kam,
rief ich an und man sagte mir, ich solle doch vorbeikommen
und das letzte Schulzeugnis mitbringen.
Nach 15 Minuten hatte ich die Praktikumsstelle.
Nach Ende der Handelsschule konnte ich
in demselben Büro meine erste Arbeitsstelle
antreten. Mit meinem 1. Lohn habe ich die
Autofahrschule finanziert, mit dem 2. Lohn ein
Auto gekauft, obwohl ich die Fahrprüfung noch
gar nicht hatte. Das Auto musste auf dem Parkfeld
warten, bis ich die Prüfung nach 3 Monaten
bestand und mein Fahrlehrer hat mir noch am
Prüfungstag geholfen, das Fahrzeug einzulösen.
Bei der ersten Ausfahrt an einem Samstagmorgen
fiel der Auspuff ab. Die einzige Garage weit
und breit war eine in Ebikon. Durch diese Panne
lernte ich den Automechaniker kennen. Als dieser
sich 1983 selbständig machte, holte er mich
ins Boot und für die nächsten 28 Jahre erledigte
ich alle Arbeiten als Bürofachfrau und als Buchhalterin.
Dort lernte ich auch, wie ein Computer
funktioniert, denn das war damals noch nicht
Teil der Ausbildung. Mein Mann wurde dann
ein Computerfan und hat 1987 ein Computerprogramm
für mich geschrieben, damit ich die
Buchhaltung effizienter erledigen konnte. Die
Garage wuchs und wuchs und irgendwann merkte
ich an, dass sie wohl jetzt ein Buchhaltungsbüro
bräuchte. Dann war ich eine Zeit lang für die
Übermittlung zum Buchhaltungsbüro zuständig,
dieser Kontakt brachte es mit sich, dass ich noch
für andere Firmen Buchhaltungsarbeiten ausführen
konnte, aber das war Jahre später.
Nebst all den Zahlen wollte ich noch etwas
menschliches Arbeiten. Im Jahr 1993 suchte der
Verein Familienhilfe Personen zur Unterstützung
für alte Menschen. Nach einem Telefonat mit
der Leiterin bekam ich die Chance dort mitzuarbeiten.
Der Verein schloss sich mit dem Verein
Krankenpflege zur Spitex Emmen zusammen.
Ich begann 1993 mit einen kleinen Pensum als
Haushalthilfe, nach einem SRK-Kurs als Pflegehelferin
und war 2009 in einem Vollzeitpensum
tätig. Im Jahr 2009 wechselte bei der Spitex
die Chefin und es ändert sich viel. Zwei Frauen,
ein Mann und ich gründeten eine private Spitex.
Auf Wunsch meiner alten Spitex war ich übergangsweise
noch an 3 Abenden in Teilzeit tätig,
daneben arbeitete ich schon für unsere private,
immer mehr und mehr Aufträge hatten wir. Nach
der Anfangsgründung 2009 war es am 24. Dez.
2010 endlich soweit, der Eintrag im Handelsregister
mit uns allen vier schien wie ein Weihnachtsgeschenk.
Ich dachte, es startet soeben
mit der eigenen Spitex ein neues Leben. 3 Wochen
später, am 13. Januar hatte ich Leukämie.
Der Traum war aus. Ich ging am Morgen mit
einem Hautausschlag zum Hausarzt und am
Abend bekam ich auf der Notfallstation des Spitals
die Worte zu hören: «Sie haben Leukämie,
Sie sind todkrank». Nur, ich wusste nicht wo. Die
Ärzte sagten, dass es sich eigentlich nicht durch
einen Ausschlag zeige, sondern durch Müdigkeit
etwa. Für Müdigkeit hatte ich aber keine Zeit. Am
selben Abend erhielt ich auch schon die erste
Tablette gegen den Krebs. Das ganze Jahr lang
kam eine Chemotherapie nach der anderen. Ich
hatte praktisch alle Nebenwirkungen, die es
gibt. Alle Abteilungen des ganzen Kantonsspital
Luzern, mit Ausnahme der Urologie, die ja für
Männer ist, kenne ich also. Überall war ich Gast.
Ich liess mich aber nie unterkriegen. Zum Glück
waren die Kinder schon gross und so konnte
ich mich auf die Therapien konzentrieren. Meine
Mutter, die ebenfalls den Brustkrebs besiegte,
sagte immer; «Wenn es jemand überlebt, dann
bist du das». Am 1. März 2012 bekam ich zum
Abschluss im Unispital Basel eine Stammzellentransplantation.
Die Überlebensquote war 70%,
das heisst, von drei Patienten überleben es
nur zwei. Heute ist die Chance höher. Ich hatte
Glück, die gespendeten Stammzellen nisteten
sich ein. Nach 12 Tagen gab es erste Anzeichen
dafür. Zwei Monate später konnte ich im Rollstuhl
nach Hause gehen. Heute kann ich wieder
selber gehen, aber ich habe diverse Lähmungen
und andere Körperfunktionsstörungen,
Gedächtnisprobleme und Wortfindungsstörungen.
Nach diesem Gespräch hier bin ich flach,
den Rest des Tages muss ich mich ausruhen.
Höchstens zwei bis drei Stunden am Tag kann
ich etwas arbeiten, dabei ist der Haushalt oder
Kochen schon eingerechnet. Die Buchhaltungen
sind eine Beschäftigung, die mir Spass machen.
Mein Sohn unterstützt mich dabei als Mitarbeiter.
Wenn er eigene Arbeitswege geht, hilft mir eine
andere Person. Es freut mich, wenn ich noch
etwas Sinnvolles tun kann.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Als wir 20 Jahre alt waren haben mein Mann und
ich abgemacht, dass wir sobald wir in der
Pension sind, 10 Jahre lang Campen gehen.
Meine eigene Bibliothek zu haben, habe ich
erreicht. Ich träumte immer von einer eigenen
Bibliothek und konnte diese in einem
kleinen Rahmen verwirklichen.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
damals noch gab, hat man sich oft getroffen
und auch gesprochen. So erfuhren wir, dass
die Dame dieser 5.5 Zimmer Wohnung gerne
eine Dachterrasse hätte. Wir wollten natürlich
eine grössere Wohnung und so kam es zu
einem Wohnungstausch.
Was ist am Benziwil besonders?
Es hat sehr viele Grünflächen und es ist vor
allem autofrei. Im Benziwil kann man herumgehen
ohne ein Auto zu sehen. Der Bus an der
Benziwilstrasse unten bringt einen zum Migros
oder in die Stadt. Oberhalb dem Kapfquartier
hat es sogar noch den Bahnhof Rothenburg
Dorf. Es gibt zudem eine sehr gute Anbindung
zur Autobahn, was auch ausschlaggebend war,
damit mein Mann seinen heutigen Job überhaupt
bekam. Die Firma, für die er arbeitet, hat den
Sitz in Aarau und suchte jemanden, der schon
auf der halben Strecke zum Tessin wohnt. Wenn
es also was im Tessin zu reparieren gab, war es
immer er, welcher aufgeboten wurde, da er den
kürzesten Weg hatte. Es ist schon sehr praktisch.
In dieser Wohnung ist es zudem sehr ruhig. Wir
müssen uns wirklich bemühen, um etwa die
Züge in der Zugschleife oder die Nachbarn zu
hören.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Bevor wir ins Benziwil kamen, wohnten wir beide
zuhause bei den Eltern in der Stadt Luzern.
Überall hatte es ein Haus nach dem anderen und
viel zu viel Verkehr. Wir wollten ins Grüne und
etwas weiter weg von der Stadt leben. Ich war
23 und mein Mann war damals gerade fertig mit
der Ausbildung. Im Stadtanzeiger fanden wir
dann ein Inserat für eine 2.5 Zimmer Wohnung
und bekamen diese auch gleich. Wir wohnen nun
seit 1981 im Haus, das 1976 fertiggebaut wurde.
Der Sohn hatte zudem den Quartierladen von
2009 bis 2012. Ich habe noch den Bau der Häuser
29+31 erlebt. Zuerst im 5.Stock in einer 2
Zimmer Wohnung. Als bei uns ein weiteres Kind
unterwegs war, sind wir dann hinunter gezogen
in diese 5.5 Zimmer, in der wir heute leben. Wir
meldeten der Verwaltung, dass wir eine grössere
Wohnung brauchen. Im «Lädeli», welches es
Schild – Benziwil 27
Sehr ruhig. Wenn man viel Kontakt zu anderen
pflegen will, dann kann man das machen. Wenn
man das aber nicht will, kann man es auch nicht
machen. Beides geht. Ich habe Kontakt zu einer
Person, die in der 25 wohnt, zu jemandem der
in der 33 lebt und zu einer jungen Familie die im
selben Haus wohnt, da ich den Mann seit seiner
Kindheit kenne und der deshalb auch ins Benziwil
kam.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Benziwil?
Es steht nie etwas leer und es wird noch gut gepflegt.
Was ich schade finde ist, dass die neuen
Türen der Wohnungen einfach in weiss gestrichen
werden und nicht in der original RGB Farbgebung.
Diese kleinen Sachen machen dann das
Benziwil langsam kaputt.
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Ich heisse Jennifer Thali, bin 22 Jahre alt und
wohne hier seit bald 20 Jahren. Im Hübeli ging
ich in die Primarschule und im Gersag dann in
die Oberstufe. Ich absolvierte vor nicht allzu
langer Zeit meine Ausbildung zur Polydesignerin
3D, welche ich bei der Migros unter Micasa und
SportX machen durfte. Wenn wir etwas erstellen,
dann arbeiten wir vor allem am Computer und
illustrieren oder erstellen Grafiken. Sonst wird
heute nicht mehr besonders gezeichnet, sondern
direkt auf der Verkaufsfläche umgesetzt.
Insgesamt gibt es drei verschiedene Ausrichtungen
und ich hatte mich für den Schwerpunkt
Styling entschieden. Darin geht es besonders in
der Verfeinerung und um Detailarbeiten, wofür
ein genaues Auge wichtig ist. Es gibt sonst noch
die Ausrichtung Messebau und Konzept. Letztere
arbeiten eigentlich ausschliesslich am Computer.
Meine Mutter heisst Lynn und kommt aus den
Philippinen. Sie kam wegen meinem Vater, den
sie in Hongkong kennenlernte, damals als einzige
der Familie in die Schweiz. Seit 1998 ist sie
nun in der Schweiz. Auf den Philippinen machte
sie eine Ausbildung zur Sekretärin und kam nach
Hongkong, wo sie fünf Jahre als jene arbeitete.
Welche Hobbys verfolgten oder verfolgen Sie?
Ein Hobby, welches ich stark auslebe, ist Tanzen.
Jazz tanze ich seit drei bis vier Jahren und
Ballett seit zwei Jahren.
Ich gehe dafür für beides in Luzern in die Musical
Factory und sonst noch fürs Jazz nach Zürich.
Nähen und Zeichnen gehören auch zu meinen
Freizeitbeschäftigungen.
Gibt es Ziele, die Sie verfolgen oder schon
erreicht haben?
Ich möchte sicher noch auf Reisen gehen. Gleich
ein halbes Jahr habe ich aber nicht vor. Eher erst
Mal einen Monat oder einfach etappenweise.
Allzu lange von Zuhause weg zu sein, kann ich
denke ich nicht wirklich.
Die Polarlichter möchte ich unbedingt mal zu
Gesicht bekommen, der Rest ist mir eigentlich
egal, dann kann ich in Ruhe sterben.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie prägte?
Ich wüsste gerade nichts mega Dramatisches.
Vielleicht, dass sich die Eltern vor sieben Jahren
getrennt haben, aber sonst fällt mir nichts ein.
Toll ist, dass meine Mutter, mein Bruder und ich
immer noch ein gutes Verhältnis zu unserem
Vater haben.
Wie sind Sie ins Benziwil gekommen?
Hmm gute Frage. Bevor wir ins Benziwil kamen,
haben wir in Ebikon gewohnt. Wir kamen
dann dadurch, dass wir eine grössere Wohnung
suchten, 2001 ins Benziwil Quartier. Ein Kollege
unseres Vaters wohnte zu der Zeit schon im Benziwil
und wollte ausziehen. So bekamen wir dann
seine Wohnung. Wir sind froh, dass wir diese
Wohnung bekamen, denn unsere
Grosseltern wohnen an derselben Strasse weiter
oben. Seit 20 Jahren ist die Familie schon hier
und ich bin auch im Benziwil aufgewachsen.
Hat Sie das Benziwil geprägt?
Also ich muss sagen, dass ich mich hier wohl
fühle. Mein Bruder und ich konnten unsere Kindheit
hier toll ausleben mit den Spielplätzen und
den vielen anderen Kinder, die es gab.
Sonst ist auch alles wie Migros, Coop und die
Bank in der Nähe und der Standort ist
einfach toll.
Man merkt richtig, wie bequem das Wohnen
eigentlich sein kann.
Was ist am Benziwil besonders?
Es ist gross und es gibt viel Natur rundherum,
was es nicht in allen Quartieren gibt.
Es ist sehr ruhig und trotzdem ist man schnell an
einem Bahnhof. Wenn ich manchmal vom Ausgang
nachhause komme, ist es zum Teil eher
unheimlich mit dem Wald oder wie ruhig und leer
es doch sein kann.
Wie beschreiben Sie das Leben im Benziwil?
Ruhig und familiär.
Wir haben tolle Nachbarn hier und man kennt
sich untereinander.
Es ist einfach auch freundlich
Wie kommt man auf dem Areal zusammen?
Ich weiss, dass es einen Quartiervereinstreff
gibt, an den ich aber noch nie gegangen bin. Es
hängen oft Zettel im Haus oder bei der Bushaltestelle
dafür. An der Grillstelle beim Weiher kommen
auch noch oft viele Bewohner zusammen.
Wie sehen Aussenstehende das Benziwil?
Einige kennen es, aber einige auch nicht. „Häh
Benziwil, wo ist das?“, hörte ich also auch von
Leuten aus Emmenbrücke. Kolleginnen sagten,
es sei sehr schön, ruhig und grün hier. Ich hörte
aber auch schon, dass es «gruusig» sei. Darauf
dann wieder, dass es eine tolle Architektur gäbe
und nicht so 0815 ist. Also sehr gemischt.
Ich glaube nicht, dass es einen schlechten Ruf
hat. Es wohnen auch viele Familien hier und die,
die es kennen, wissen das auch.
Wie funktioniert das System im Haus?
Ja funktioniert alles. Wir haben auch zwei
Waschräume. Bei einem müssen wir uns immer
eintragen und beim anderen hat jeder einmal im
Monat einen Waschtag. Wenn unsere Nachbarn
mal schon früher fertig sind, geben sie uns auch
den Schlüssel. Es ist also sehr flexibel. Manchmal
bringen auch Nachbarn die Pakete rauf. Mir
wurde aber auch schon ein Paket gestohlen. Das
arme Zalando Paket ... Es war wahrscheinlich
jemand aus dem Quartier, da das Paket draussen
vor dem Eingang abgestellt wurde.
Würden Sie etwas am Benziwil ändern?
Nein. Bis auf die Zugschleife, die hätte ich eher
an einem anderen Ort geplant.
Sonst wünsche ich mir mehr Strassenbeleuchtung.
Können Sie das Benziwil in zwei Worten
zusammenfassen?
Friedlich, bewohnbar.
Wie sieht das Verhältnis mit dem Vermieter/
der Verwaltung aus?
Wir bekamen mit, dass die Verwaltung manchmal
nicht sehr zuvorkommend ist. Sie sparen
oft und zögern vieles heraus. Abgesehen davon
funktioniert es aber eigentlich gut.
Thali – Benziwil 29
Der Blick hinein
Bevor ich nach Luzern zog, stieg ich
jedes Mal in einen Zug von Biel nach
Luzern und stieg in Olten um. Jeder
Zug, welcher dann von Olten Richtung
Luzern fährt, passiert die Zugschleife
die bei Rothenburg beginnt. Jede Fahrt
staunte ich aus dem Fenster und
sah diese Art «Kleinstadt» oder
«Mikrokosmos». Ich sprach wildfremde
Menschen auf dem Areal an,
ging an allen Häusern klingeln und fragte
die, welche nicht interessiert
waren, ob sie denn nicht jemand anderen
kennen. Rasch hatte ich eine Handvoll
Bewohner zusammen, welche
sich bei jeder Fahrt ins Quartier
vergrösserte. Ich war schon sehr früh
überrascht wie nett und grosszügig alle
Bewohner hier waren. Früh spürte ich
den Zusammenhalt im Quartier. Die
Wohnungen, welche ich dokumentieren
durfte, sind alle so extrem unterschiedlich,
obwohl der Grundriss bei allen
derselbe ist.
Viel Gesagtes, welches ich von den
Bewohnern im Interview oder bei
Gesprächen auf dem Areal erfahren
habe, bestätigte sich. Es ist zu jeder
Stunde unheimlich ruhig und jede
Wohnung überraschte mich positiv
durch ihre Diversität, die Kreativität und
den Eigensinn der Bewohner. Herausfordernd
war besonders das korrekte
Belichten des Negativs mit den drei
Scheinwerfern, welche ich zu jedem
Portrait mitgebracht habe. Oft ergaben
sich sehr spontane Rendezvous. Ich
musste relativ flexibel und kurzfristig
planen, was anspruchsvoll war. Trotz
den Umständen mit denen wir im Jahr
2021 immer noch leben, bin ich
erstaunt und zugleich froh darüber,
dass ich so zahlreiche Bewohner
Portraitieren und ihre Wohnungen
dokumentieren durfte. Mein Ziel mit
dem Blick durch die Fassaden habe ich
erreicht. Im Buch gelingt dies durch
das Cover und den Gang von Haus zu
Haus und Bewohner zu Bewohner.
Auf der Webseite, auf welcher der
Besucher selber entscheiden muss,
welches Haus und Bewohner er
wählt, geschieht das tiefer gehen
durchs Navigieren.
Impressum
Konzept/Gestaltung/Fotografien
Karim Beji
Korrektorat/Transkription/
Proofreading
Karim Beji
Anika Herrendorf
Clara Füngling
Dozierende
Andrea Diefenbach
Jules Spinatsch
Schriften
Gentium Book Basic
IBM Plex Sans
Druck
Karim Beji &
Hulliger Druck
Webseite
www.cameraarts.ch/students/2001/
karim.beji/
Quellen
Tagblatt,
www.tagblatt.ch/ostschweiz/rheintal/
architekt-otto-glaus-der-kursaal-erbauer-ld.241966,
(Aufgerufen: 12.03.2021)
Architekturbibliothek,
www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/grosssiedlung-benziwil/,
(Aufgerufen: 12.03.2021)
Quartierverein Benziwil
www.qvbenziwil.ch,
(Aufgerufen: 12.03.2021)
Schumacher Beatrice: In Bewegung
- Geschichte der Gemeinde Emmen,
Verlag: Die Region Emmenbrücke, Juni
2004, S.210
Danksagungen
Ich danke Aleks Djokic, Andrea Cottini,
Carmelo Siragusa, Emanuele und
Pia D‘Agati, Fernando Gomes, Heidi
Schild, Jennifer Thali, Michèle Bolfing
& Sandro Christen, Rosmarie Baumann,
Simon Thoma. Zudem danke ich allen
Personen mit welchen ich kontakt hatte,
aber in der Arbeit nicht aufgeführt
sind.
Veröffentlicht für die Ausstellung Emmenbrücke
Genius Loci in der Hochschule
für Design und Kunst Luzern.
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ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung ist ohne schriftliche Zustimmung
des des Autors unzulässig.
Dies gilt insbesondere für die elektronische
oder sonstige Vervielfältigung,
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Zugänglichmachung.
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Karim Beji
+41 76 490 56 65
contact@karimbeji.ch
karimbeji.ch
Printed in Switzerland
Erste Auflage, 4 Exemplare, April 2021
©2021 Karim Beji
Studiengang: Camera Arts
Hochschule für Kunst und Design
Luzern.