31.03.2021 Aufrufe

architektur Fachmagazin Ausgabe 2 2021

Diese Ausgabe von architektur Fachmagazin widmet sich als Schwerpunkt einem der klassischen Themenbereiche der Architektur. Dem Wohnen – und damit verschiedensten Facetten des modernen Wohnbaus. Die von uns dafür ausgewählten Projekte zeigen auf den folgenden Seiten auf, wie vielschichtig sich Planer und deren Bauwerke der Aufgabe des Wohnens widmen können. Besonders interessant ist dabei natürlich wie immer, wie die manchmal recht ungewöhnlichen Aufgabenstellungen und Erwartungen in Wohnraum umgesetzt wurden.

Diese Ausgabe von architektur Fachmagazin widmet sich als Schwerpunkt einem der klassischen Themenbereiche der Architektur. Dem Wohnen – und damit verschiedensten Facetten des modernen Wohnbaus. Die von uns dafür ausgewählten Projekte zeigen auf den folgenden Seiten auf, wie vielschichtig sich Planer und deren Bauwerke der Aufgabe des Wohnens widmen können. Besonders interessant ist dabei natürlich wie immer, wie die manchmal recht ungewöhnlichen Aufgabenstellungen und Erwartungen in Wohnraum umgesetzt wurden.

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

10<br />

Architekturszene<br />

KliNaWo<br />

Klimaneutrale Energieversorgung<br />

für den Bestand<br />

Altbauten haben aufgrund ihrer besonderen<br />

baulichen Eigenschaften eine Sonderstellung,<br />

wenn es um die Implementierung<br />

nachhaltiger Ressourcen geht. Doch auch<br />

in die Jahre gekommene Bauwerke müssen<br />

nicht unbedingt mit fossilen Heizungen<br />

betrieben werden. Es besteht durchaus die<br />

Möglichkeit, diese mit CO 2 -neutralen Systemen<br />

auszustatten – es wird damit eine Wärmeversorgung,<br />

die frei von Kohlendioxid<br />

ist und keine Belastung für die Luftreinheit<br />

darstellt, realisiert. Einfach ist die Sanierung<br />

der Heizanlage im Gebäudebestand selbstverständlich<br />

nicht. Dies gilt vor allem unter<br />

dem Gesichtspunkt, dass es für Bestandsbauten<br />

keine allgemeingültige Lösung gibt.<br />

Es gilt, im Spannungsfeld zwischen baulichen<br />

und technischen Möglichkeiten zu<br />

entscheiden, ob und wie die Erfordernisse<br />

des Klimaschutzes in den Vordergrund zu<br />

stellen sind.<br />

Gelungenes Beispiel für eine nachhaltige<br />

Sanierung ist das House of Commons<br />

in Pradl. Arbeits- und Umweltmediziner<br />

Heinz Fuchsig sanierte das 100 Jahre alte<br />

Zinshaus im Innsbrucker Stadtteil gemäß<br />

© VOGEWOSI<br />

einem Nachhaltigkeitskonzept, das die sozialen<br />

Aspekte des Wohnens und die Energietechnik<br />

gleichermaßen berücksichtigt.<br />

Nach der Isolierung alter Fassaden, erfolgte<br />

die Implementierung eines zentralen, klimaneutralen<br />

Heizsystems. Betrieben wird<br />

Letzeres mit 24 m 2 Solarzellen auf dem<br />

Dach sowie mit zwei Grundwasser-Wärmepumpen.<br />

In der Nacht erfolgt eine automatische<br />

Lüftung. Zur Stärkung des sozialen<br />

Zusammenhalts der Bewohner, schuf<br />

Fuchsig gemeinschaftlich nutzbare Räume<br />

– damit rief er in Pradl das Konzept des Co-<br />

Housing ins Leben. In einer „Leihkammer“<br />

bringen die Parteien gemeinschaftlich<br />

nutzbare Gegenstände unter. Der gemeinsamen<br />

Nutzung dienen auch Garten, Hochbeet<br />

und Werkstatt.<br />

Der kostenoptimierte Wohnbau<br />

als gelungenes Experiment<br />

Innovation braucht Mut. Diesen bewiesen<br />

die Planer des Projekts KliNaWo –Klimagerechter<br />

Nachhaltiger Wohnbau. Gemeinschaftlich<br />

und energetisch optimale Werte<br />

waren das Ziel der gemeinnützigen Wohnanlage<br />

im Vorarlberger Feldkirch. Das Architekturbüro<br />

Walser und Werle realisierte in<br />

Zusammenarbeit mit der VOGEWOSI 2017<br />

ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus mit<br />

18 Wohneinheiten. Ebendieses fungiert als<br />

Modellvorhaben für klimaoptimierte und<br />

kostensparende Bauweise. Eine optimal<br />

gestaltete Gebäudehülle in Passivhausqualität<br />

soll für beste Energiewerte in den<br />

Wohnräumen sorgen. Zur Berechnung der<br />

Lebenszykluskosten kam ein österreichweit<br />

einzigartiges Verfahren zur Anwendung.<br />

Mehr als 60.000 Varianten wurden<br />

mithilfe einer speziellen Software durchgespielt,<br />

wobei man die Angebotspreise, den<br />

Energiebedarf und die Wartungskosten als<br />

Basis heranzog. Ziel war das Finden der<br />

perfekten Gebäudevariante für ein Energieund<br />

Kostenoptimum.<br />

Und dieses Experiment war ein voller Erfolg.<br />

Die Energiekosten für eine Wohnung von<br />

76 m 2 , liegen mit 10,60 Euro pro Monat unter<br />

dem ursprünglich errechneten und angestrebten<br />

Wert. Mit einem Energieverbrauch<br />

von nur 14 kWh je m 2 Wohnnutzfläche für<br />

Warmwasser und Heizung, gehört der Bau<br />

zu einem der energieeffizientesten Mehrfamilienhäuser<br />

in Österreich. Auch die soziale<br />

Komponente kam bei KliNaWo nicht zu kurz.<br />

Für das Projekt sind die Einkommensgrenzen<br />

vergleichsweise hoch angesetzt. Außerdem<br />

setzten die Planer bei der Ausstattung<br />

bewusst auf Einrichtungsgegenstände von<br />

hohem Wert. Es sollte damit eine ausgewogene<br />

gesellschaftliche Durchmischung<br />

erreicht und die Bildung sozialer Ghettos<br />

vermieden werden.<br />

Eine kostengünstige, soziale und klimaschonende<br />

Bauweise müssen einander also<br />

nicht ausschließen. Das Projekt KliNaWo<br />

zeigt auf, dass eine Kombination aller drei<br />

Komponenten in der Architektur durchaus<br />

machbar ist.<br />

•<br />

KliNaWo<br />

© VOGEWOSI

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