02.04.2021 Aufrufe

die KLETTE #32 - Februar 2021

Wir zeigen euch die großformatigen Werke des jungen Künstlers Max Flatischler. Außerdem haben wir das Lauftalent Emil Bezecny über seine Rekorde befragt und die gehörlose Lily Marek erzählt von ihrem neuen YouTube-Kanal. Und dann haben wir da für euch auch noch eine nagelneue Kolumne, in der wir mit einer Expertin über Mythen und Gerüchte rund um die Themen Sex und Geschlechterrollen aufräumen werden. Diesmal geht es um Pornos. Ein starkes Kommentar unserer Chefredakteurin Stefi erwartet euch zur aktuellen Diskussion rund um die psychischen Gesundheit junger Menschen.

Wir zeigen euch die großformatigen Werke des jungen Künstlers Max Flatischler. Außerdem haben wir das Lauftalent Emil Bezecny über seine Rekorde befragt und die gehörlose Lily Marek erzählt von ihrem neuen YouTube-Kanal.

Und dann haben wir da für euch auch noch eine nagelneue Kolumne, in der wir mit einer Expertin über Mythen und Gerüchte rund um die Themen Sex und Geschlechterrollen aufräumen werden. Diesmal geht es um Pornos.

Ein starkes Kommentar unserer Chefredakteurin Stefi erwartet euch zur aktuellen Diskussion rund um die psychischen Gesundheit junger Menschen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausgabe 32 / Februar 2021

Junge Kunst

Der Neustädter Künstler Max Flatischler

(20) liebt das große Format. Der Zehnergassen-Absolvent,

der vorerst mal Sport

und Geschichte studiert, hat uns seine

Werke gezeigt.

Schneller Sport

Was macht einen guten Mittel- und Langstreckenläufer

aus? Emil Bezecny (16) hat uns

mehr über seine Leidenschaft verraten.

Gebärden-YouTube

Lily Marek (23) ist gehörlos und erzählt

über die Welt, die Wahrnehmung und

die Kultur der Gehörlosen.

#lassunsreden

Wie denken wir durch Pornos über Sex

nach? Wir haben Antworten in unserer

neuen Rubrik.

Foto: Max Flatischler fotografiert von Mehmet Özdemir


dieklette.offiziell

dieklette

www.dieklette.at

Liebe Leser*innen!

Einerseits hat sich ja schon eine Distanz-Routine

eingestellt. Das sieht man auch bei den

Menschen, die wir für euch in dieser Ausgabe

porträtieren. Der Fußballer, der nicht mehr

zum Training konnte und sich deshalb seiner

anderen Leidenschaft, dem Malen widmet.

Oder der Läufer, der seinen Sport wenigstens

gut trainieren kann. Und gut Abstand halten

lässt sich auch als Content-Creator auf YouTube.

So wie Lily, die vor kurzem einen eigenen

Kanal gestartet hat.

Und andererseits sind die Auswirkungen der

letzten Monate im Ausnahmzustand nicht

mehr schönzureden. Daher beschäftigt sich

Stefi in ihrem Kommentar auf der letzten

Seite mit der psychischen Gesundheit junger

Menschen.

Und dann haben wir da für euch auch noch

eine nagelneue Kolumne, in der wir mit einer

Expertin über Mythen und Gerüchte rund um

die Themen Sex und Geschlechterrollen aufräumen

werden.

Wir hoffen sehr, euch bald wieder Veranstaltungstipps

und Kinostarts liefern zu können.

Bis dahin freuen wir uns über Feedback und

Beitragsideen - einfach an

redaktion@dieklette.at schreiben!

Alles Liebe!

Eure KLETTE-Redaktion

Julia

Roschinsky (18)

Redakteurin

Celina

Dinhopl (19)

Redakteurin

Lara

Karner (17)

Redakteurin

Marie

Hanakamp (22)

Redakteurin, Social

Media, Marketing

Janine

Tremmel (21)

Redakteurin

Mehmet

Özdemir (18)

Redakteur

Iris

Strasser (21)

stv. Chefredakteurin

Stefanie

Marek (25)

Chefredakteurin

Malen mit Talent. Wir sind bei einer Ausstellung von

Nachwuchs-Künstler*innen in Neustadt auf den 20-jährigen

Max Flatischler aufmerksam geworden.

YouTube ohne Ton. Seit kurzem betreibt Lily Marek (23)

ihren eigenen Kanal zum Thema Gebärdensprache und

Gehörlosigkeit.

Laufen mit Motivation. Emil Bezecny ist 16 Jahre alt und

in seiner Altersklasse ganz vorne mit dabei. Wir haben den

Schüler der Zehnergasse über seinen Sport befragt.

„Lass uns Reden“. Die neue Rubrik mit

Sexualpädagogin Martina Gröschl.

„Was man in der Schule nicht lernt“ – Fake News

Tipps der Redaktion

Ausprobiert: Jurassic Park bingen

#klettekommentar

... 04

... 08

... 14

... 19

... 12

... 20

... 22

... 23

14

04

08

IMPRESSUM. Redaktion: Stefanie Marek, Iris Strasser, Janine Tremmel, Marie Hanakamp, Lara Karner, Celina

Dinhopl, Julia Roschinsky, Mehmet Özdemir. „die Klette“ ist eine regionale Monatszeitung, die von einer Lehrredaktion

ehrenamtlich produziert wird. Ein Projekt des Wiener Neustädter Vereins Mediengruppe 65b, Verein zur Förderung der

Medienkompetenz- und Kultur von Jugendlichen. Projektleitung: Conrad Heßler. Kontakt: die Klette, Fritz Radel-Gasse

48, 2700 Wr. Neustadt. Mail: redaktion@dieklette.at | Fotos wurden wenn nicht anders angegeben zur Verfügung

gestellt. Website: www.dieklette.at, Druck: flyeralarm.at mit Unterstützung des Landes Niederösterreich und der

Stadt Wiener Neustadt

Aus der Redaktion

Eine neue Kolumne beglückt

euch in dieser Ausgabe der

KLETTE

Auf Seite 18 reden wir erstmals

über alles rund um Sex, Gender,

Menstruation, Geschlechterrollen

und mehr. Dafür haben wir auch

eine Expertin mit an Bord.

Thema diesmal: Pornos

Warum wir gendern

Um der Diversität an Geschlechtern

mittels Sprache Raum zu geben,

verwenden wir in der KLETTE

das Gendersternchen

Direkte Zitate bleiben weiterhin

unverändert und liegen in der

Verantwortung der interviewten

Personen.

Einladung

„Medien selber machen“ ist

unsere Devise und wir laden dich

dazu ein! Es sind keine Vorkenntnisse

notwendig. Du schreibst,

fotografierst oder gestaltest

gerne? - Dann probiere das bei

uns einfach mal aus! Schreib uns

und wir laden dich zur nächsten

Redaktionssitzung ein:

redaktion@dieklette.at



Via YouTube-Tutorials zum Künstler - wie der

junge Fußballer Max zum Maler wurde .

Menschen erreichen

im großen Stil

Künstler-Portrait | Max Flatischler (20) ist ein junger Künstler

aus Wiener Neustadt. Das Malen auf großen Leinwänden und

mit bunten Farben ist für ihn mittlerweile mehr als nur ein

Hobby. Mit der Klette hat er über seine Leidenschaft fürs Abstrakte

und seine Vorbilder geredet.

Lara Karner

Im September 2019 geht Max

mit seiner Freundin Schulsachen

einkaufen, als ihn die

Muse küsst. „Ich stand dann vor

dem Regal mit Leinwänden und

Farben und habe mir spontan

ein paar Sachen gekauft“. Seine

ersten Bilder malt er mit Hilfe

von YouTube-Tutorials, schnell

taucht er komplett in die Welt

des Malens ein. Er malt aus

Spaß, macht mittlerweile aber

auch Auftragsarbeiten.

Kosten- und Zeitintensiv

Eigentlich spielt Max Fußball

für den SC Katzelsdorf, doch

während der Corona-Krise dürfen

Spiele und Trainings zuerst

nur eingeschränkt und dann gar

nicht mehr stattfinden. Seine

neu gewonnene Freizeit verbringt

er nun mit der Kunst.

Zuerst malt er auf Leinwänden

in verschiedenen Größen, die

ihm oft seine Mutter mitbringt,

auf längere Sicht kann das aber

ziemlich teuer werden. Deshalb

beginnt er die Rahmen selbst

zu bauen. So kann er auch auf

größeren Flächen arbeiten, was

seine Kunst nach eigener Aussage

„besser rüberkommen“ lässt.

Der 20-Jährige beschreibt im

Interview, dass seine Bilder in

vielen einzelnen Schritten entstehen.

Zuerst wird der Rahmen

gebaut, dann wird vorgezeichnet,

dann die Leinwand verspachtelt

und der Hintergrund

entsteht. Wenn diese Schicht

getrocknet ist mischt er die

restlichen Farben und trägt sie

mit einer Spachtel oder einem

Schwamm auf die Leinwand

auf. Bei der Farbgestaltung

Max bei seiner

ersten Ausstellung

im Hotel

Hilton in Wiener

Neustadt im

Sommer 2020.



FACTS

Name: Max Flatischler

Alter: 20

Geburtsort: Wiener

Neustadt

Wohnort: Neudörfl

Hobby: Fußball

Schule: BG Zehnergasse

Studium: Geschichte und

Sport auf Lehramt (Uni

Wien)

Link:

Instagram @artfmax

greift der junge Künstler meistens

zu hellen Farben. Am liebsten

hat er helle Blau-, Rosa- und

Grüntöne. Der ganze Prozess

dauert mit den Trocknungszeiten

und der Ausbesserungsarbeit

zum Schluss meistens einige

Tage. Die großen Leinwände

brauchen natürlich auch Platz,

daher malt Max meistens im

Keller und hört dabei Musik.

Hat er erst einmal mit einem

Bild begonnen, kann ihn nichts

mehr davon abhalten weiterzuarbeiten.

„Wenn es hart auf hart

kommt, male ich auch bis mitten

in der Nacht“. Dabei kommt

es schon mal vor, dass er vor lauter

Malen aufs Essen und Trinken

vergisst.

Zeichenunterricht

in der Schule

Schon in der Volksschule mochte

Max den Zeichenunterricht

und seine damalige Lehrerin

erkannte schon früh sein Potential.

So hat sie einmal zu seiner

Mutter gesagt, dass sie ihn sich

sehr gut auf der Wiener Universität

für angewandte Kunst

vorstellen könnte. Nachdem er

das Bundesgymnasium Zehnergasse

absolviert hatte, entschied

er sich aber für einen anderen

Weg.

Heute studiert der Künstler

zwar wirklich, aber nicht Kunst.

Sondern Geschichte und Sport

auf Lehramt an der Uni Wien.

Neben dem Studium und auch

danach möchte Max aber weiter

malen. Auf die Frage, ob

Künstler sein Traumberuf ist,

antwortet er, dass er in erster Linie

schon Lehrer werden möchte.

Auch wenn es nach eigenen

Angaben nicht sein Ziel ist, mit

der Kunst Geld zu verdienen

oder reich zu werden, freut er

sich immer, wenn anderen seine

Kunst gefällt. Außerdem

ist das mit der Kunst als Beruf

eine schwere Sache, wie er sagt:

„Man braucht so viel Glück, um

davon leben zu können – also

kann ich es nicht als Traumberuf

bezeichnen. Ich hoffe zwar

viele mit meiner Kunst zu erreichen,

aber reich werde ich damit

wohl eher nicht – Aber vielleicht

ergibt sich ja was“, lacht er.

Die eigene Kunst zu

den Leuten bringen

Über die Sozialen Medien versucht

Max seine Kunst der Welt

zu zeigen – und das mit Erfolg.

Immer mehr Leute folgen ihm

über Instagram und Facebook.

Im Interview erzählt er, dass

er nach der Erstellung seiner

Instagramseite seine ganzen

Freunde abonnierte, die anfangs

gar nicht wussten, beziehungsweise

glauben konnten, dass er

diese Bilder gemalt hatte. Von

seinen Freunden bekommt er

vor allem positives Feedback,

aber wenn einem etwas mal

nicht gefällt, dann sagt der es

auch. „Geschmäcker sind eben

verschieden und nicht jedem

gefällt jedes meiner Bilder. Ich

arbeite ja auch mit verschiedenen

Stilen.“ Abseits der Sozialen

Medien bekommt er auch viele

positive Reaktionen von der Familie.

Auf die Frage, wie er seinen eigenen

Stil beschreiben würde,

meint Max, dass er verschiedene

Sachen ausprobiert. Für seine

Bilder verwendet er immer

wieder neue Maltechniken. „Ich

mach das alles nach Hausverstand“.

Portraits machen ihm

momentan am meisten Spaß,

wie er uns verrät. Für diese

braucht er meistens etwas länger

als für seine abstrakten Arbeiten.

„Das Abstrakte ist freier

und passiert deshalb meistens

etwas schneller“.

Der Niederösterreichische

Künstler „VOKA“ (voka.at), der

den Begriff des „Spontanrealismus“

prägte und John Beckley

(Johnbeckley.com), der größtenteils

abstrakte Bilder fertigt,

sind Künstler, zu denen Max

aufschaut. Er möchte sie aber

nicht kopieren oder möglichst

nah an ihre Werke herankommen.

Er sagt, dass sie ihm einfach

gefallen und ihn zu seinen

Werken inspirieren. #

Oben: Max und sein

Bild „power and

wealth“.

Unten: Der Neustädter

arbeitet an einer

großformatigen Leinwand

meist mehrere

Tage.



Lily Marek verwendet die

Österreichische Gebärdensprache.

Die Gebärde auf

dem Foto bedeutet nicht

Rock‘n‘Roll sondern Liebe.

Die ÖGS liebt sie auf jeden

Fall, deshalb unterrichtet Lily

sie auch.

Fotos: Caroline Marek

„Meine Hauptsprache ist die Gebärdensprache und

ich fühle mich dabei sehr wohl.“

„Von Gebärdensprache

profitiert jeder“

Nachgefragt | Lily Marek (23) ist spätertaubt. Auf ihrem

YouTube-Kanal postet sie seit kurzem regelmäßig persönliche

Videos zum Thema Gebärdensprache und Gehörlosigkeit und

engagiert sich bei der Jugendkommission des Österreichischen

Gehörlosenbundes.

Stefanie Marek

Warum hast du beschlossen,

einen YouTube-Kanal zu machen?

Worum geht es in den

Videos?

Lily Marek: Es gibt sehr wenige

gehörlose YouTuber. Ich

mache gerne Videos und habe

mir gedacht, ich möchte sie

mit der Welt teilen. Meine

Videos sollen zeigen, dass wir

Gehörlose eigentlich genauso

normal wie Hörende sind.

Ich nehme einerseits Videos

über meinen Lebensstil auf

und andererseits möchte

ich Bewusstsein für unsere

Gehörlosen-Welt schaffen.

Ich möchte Fragen, Besonderheiten,

Vorurteile oder

Verwirrungen aufklären, die

Hörende womöglich über uns

haben. Ich möchte auch unsere

Sprache und Kultur verbreiten

und Neugierde in den

Leuten wecken, sich diese mal

anzuschauen.

Wie ist die Situation für gehörlose

junge Menschen wie

dich, die vor allem in Österreich

in ländlichen Gebieten

leben? Was gibt es, was fehlt

und was sind deine Ideen

dazu?

Am Land sind Gehörlose

oft alleine und haben keine

Peer-Gruppen. Es gibt

auch weniger Angebote für

Gehörlose als in der Stadt.

Oft finden Betroffene erst

als Jugendliche oder junge

Erwachsene die Gehörlosen-Community

und das ist

manchmal auch ihr erster

Kontakt zur Gebärdensprache.

Freundschaften zu anderen

Gehörlosen zu schließen

ist oft schwieriger im Erwachsenenalter,

als wenn man zum

Beispiel in dieselbe Schule

gegangen oder gemeinsam

aufgewachsen ist und so eine

starke Identität aufbauen

konnte. Ich bin vor kurzem

der Jugendkommission des

ÖGLB (Österreichischer Gehörlosen

Bund) beigetreten

(siehe Infobox). Das ist eine

Gruppe von Jugendlichen, die

Veranstaltungen, Workshops,

Spieleabende und Vorträge

für gebärdensprachige und

gehörlose Jugendliche organisiert.

Ich möchte einfach, dass

gehörlose Jugendliche einen

sicheren Ort haben, an dem

sie sich mühelos austauschen

und lernen können.

Du bist spätertaubt. Was bedeutet

das und was heißt das

für deinen Alltag?

Spätertaubt bedeutet, dass

man nach dem Abschluss des

Lautspracherwerbs, also nach

dem Alter von fünf oder sechs

Jahren sein Gehör verliert.

Meine Geschichte ist sehr

kompliziert, da ich fluktuierenden

progressiven Hörverlust

habe, der sich kurzweilig

schon im Kindergarten bemerkbar

gemacht hat, mich

aber nie vom Lautspracherwerb

abgehalten hat. In der

Oberstufe bemerkte ich immer

öfter, dass ich etwas nicht

mitbekam und ich mir sehr

schwer tat, Gesprächen zu

folgen. Mein Hörtest zeigte,

dass ich schon die längste Zeit

von Hörgeräten profitieren

hätte können. Die genauen

Ursachen für den schwankenden

Hörverlust kenne ich

FACTS

Name: Lily Marek

Alter: 23

Aus Wiener Neustadt,

wohnt jetzt in Raglitz

Beruf: Gebärdensprachpädagogin

an der Uni

Wien und am Sprachzentrum

Wien

Links:

Instagram:

@lilys_deaf_life

@oeglb_jugend

Youtube: Lily’s Deaf Life

www. oeglb.at

„Ich möchte

einfach, dass

gehörlose

Jugendliche

einen sicheren

Ort haben,

an dem sie

sich mühelos

austauschen

und lernen

können.“



Mit ihrem YouTube

Kanal will Lily Vorurteile

aufklären und

Fragen beantworten.

nicht. Aber für mich spielt

der Grund keine Rolle, da es

an der Tatsache ja nichts ändert.

Mittlerweile ist die Lautsprache

für mich nicht mehr

hörbar und ich fühle mich in

meiner stillen Welt wohler,

als dauernd Geräuschen mit

dem Hörgerät ausgesetzt zu

sein. Es ist allein meine Entscheidung,

ob ich Hörgeräte

benutzen will, ob ich meine

Stimme benutzten will, oder

nicht. Niemand darf für mich

entscheiden. Meine Hauptsprache

ist nun die Österreichische

Gebärdensprache

und ich fühle mich dabei sehr

wohl. Selbstakzeptanz ist am

wichtigsten. Alle Personen in

meinem Leben, die mir nahestehen,

haben angefangen die

Gebärdensprache zu lernen

und mich und meine Kommunikationswahl

akzeptiert.

Damit habe ich mehr Entgegenkommen,

als die meisten

Gehörlosen in ihren Familien.

Welche Rolle spielt ÖGS in

deinem Leben?

ÖGS ist mein Leben. Ohne

diese Sprache und die Community

könnte ich mir mein

Leben nicht mehr vorstellen.

Diese visuelle Sprache, die

Kultur und die Community

haben mir von Anfang an

so viel gegeben, dass meine

Perspektive über den Verlust

meines Gehörs sich sehr

schnell zu „Deaf Gain“ (eine

Bereicherung) umgewandelt

hat. Ich hatte anfangs Angst,

ob ich in der Gehörlosen/

Gebärdensprach-Community

akzeptiert werde. Ich hatte

sehr viele Selbstzweifel, die

von der Community aber

bis dato noch nie bestätigt

worden sind.

Ich unterrichte außerdem

die Österreichische Gebärdensprache

in Wien.

Ich muss dazu sagen, dass

es in Österreich viele Dialekte

in der Gebärdensprache

gibt und ich unterrichte

den Wiener Dialekt.

Ich habe in der Equalizent

Schulungs- und Beratungs

GmbH in Wien die Ausbildung

zur Gebärdensprachpädagogin

gemacht und im

Anschluss gleich angefangen

zu arbeiten. Ich habe einfach

Spaß daran, mein Wissen

über die wunderschöne Sprache

und Kultur weiterzugeben

und dabei viele neue Menschen

kennenzulernen.

Was sind wichtige Dinge, die

die Leute über Gehörlosigkeit

und Gebärdensprache

wissen sollten?

Gehörlos bedeutet nicht unbedingt,

dass man gar nichts

hört. Manche Gehörlosen

können bestimmte Geräusche

wahrnehmen oder haben

Hörhilfen. Die Gehörlosencommunity

ist so divers und

das ist das Schöne daran. Es

gibt Gehörlose, die so geboren

sind und andere, die spätertaubt

sind, gehörlose, die

gebärden oder in Lautsprache

reden oder Lippenlesen können.

Alle sind willkommen.

Gehörlosigkeit ist außerdem

stark mit der Identität verbunden.

Leider haben die

meisten nicht das Privileg

mit Gebärdensprache aufzuwachsen.

Weil es immer noch

viele Vorurteile gibt, wie etwa,

dass die Gebärdensprache den

Lautspracherwerb behindert.

Es ist aber wissenschaftlich

bewiesen, dass genau das

Gegenteil der Fall ist. Gebärdensprachen

sind natürlich

entstandene Sprachen mit eigener

Grammatik, Syntax und

Regeln. Gebärdensprache ist

nicht universell, jedes Land

hat seine eigenen Gebärdensprachen

und Dialekte.

Wie sollen Hörende am besten

mit Gehörlosen umgehen?

Zum Umgang mit Gehörlosen

möchte ich einfach sagen, wir

sind Menschen genau wie ihr.

Wir können alles, genau wie

ihr, mit dem kleinen Unterschied,

dass wir die Welt anders

wahrnehmen und anders kommunizieren.

Also keine Angst

vor uns. Seid offen für andere

Kommunikationswege, wie

zum Beispiel das Aufschreiben

auf Papier, Gestikulieren

und am Handy zu tippen. Es

sollte immer ein gegenseitiges

Entgegenkommen sein. Nicht

erwarten, dass alle Gehörlosen

Lippenlesen können. Maximal

30 Prozent vom Gesagten kann

an den Lippen und der Mimik

abgeschaut werden, der Rest

muss mühsam erraten werden.

Gibt es noch etwas, das du

gerne sagen willst?

Ich möchte sagen, dass jeder von

der Gebärdensprache profitiert.

Ist man in einer lauten Umgebung

oder in einer sehr leisen,

zum Beispiel in der Bibliothek,

hat man trotzdem eine Kommunikationsmöglichkeit.

Ist man

weit voneinander entfernt, oder

durch Glasscheiben getrennt,

Unterwasser, oder hat gerade

einen vollen Mund, ist die Gebärdensprache

ebenso anwendbar.

Das räumliche und bildliche

Denken wird außerdem

geschult, da Gebärdensprache ja

eine dreidimensionale Sprache

ist. #



Dinge, die man nicht

in der Schule lernt... #03

Fake-News erkennen

Die Klette informiert / Spätestens dann, wenn man einen Vertrag unterzeichnen,

eine Wohnung mieten oder ein Auto kaufen möchte, fragt man sich: Wie funktioniert

das eigentlich alles? Wo lernt man solche Dinge? Traurig, aber wahr, man

lernt die essentiellen Dinge des Lebens meistens nicht in der Schule. Die Klette-Redaktion

hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, euer Wissen in Sachen „Facts,

die zum Erwachsendasein dazugehören“ ein klein wenig aufzustocken – von

Steuern, über Gefühle bis hin zu Hygiene, wir lassen kein Thema aus. Diesmal geht

es um Fake News.

Marie Hanakamp

Fake News – dieser Begriff ist nicht nur durch Trump in den letzten Jahren so oft aufgepoppt wie noch nie.

Auch auf Instagram, Twitter und Co. werden täglich Millionen von Falschnachrichten verbreitet. Warum?

Entweder aus Langeweile, aus dem Wunsch die eigene Lebensweise oder das eigene Gedankengut zu verbreiten,

oder einfach aus Spaß am Übermitteln von Falschinformationen. Mittlerweile gehen einige Sozialen

Netzwerke so weit, dass sie bei Posts zu kontroversen Themen, wie zum Beispiel der Covid-19 Impfung oder

der US-Wahlen, eine Verlinkung zu offiziellen Webseiten daruntersetzen.

Aber wie kann ich guten Gewissens Meldungen aus dem Internet glauben und vielleicht sogar weiterverbreiten?

Die Klette-Redaktion hat da ein paar Tipps für euch.

• Kommt dir eine Nachricht verdächtig vor, solltest du Schlüsselwörter in eine Suchmaschine eingeben.

Wird die Meldung von mehreren vertrauenswürdigen Medien (offizielle Medien wie der ORF sowie Qualitätsmedien,

bei denen Journalist*innen arbeiten, die gründlich recherchieren) verbreitet, kannst du dir

sicherer sein, dass die Meldung wahr ist.

• Stelle sicher, dass die Meldung aktuell ist. Manchmal werden auch alte Informationen wieder neu hochgekocht,

weil möglicherweise kein anderer Content zur Verfügung steht.

• Schau dir die Quelle der Nachricht genau an. Handelt es sich um einen Tweet von @barbiegirl2433, recherchierst

du vielleicht eher nach, als bei einem Tweet von @derstandardat. Auch die Follower-Anzahl und die

vorherigen Posts des Users können dir über die Richtigkeit der Meldung Aufschluss geben.

• Schau dir die Gestaltung der Meldung an. Merkmale für Falschnachrichten sind zum Beispiel Emotionalität,

viele Ausrufe- und Fragezeichen oder spektakuläre, fast schon übertriebene Bilder. Mit diesen Stilmitteln

rückt der Inhalt der Meldung in den Hintergrund, ganz nach dem Motto „Eine auffällige Verpackung lockt

User*innen an“.

• Bist du dir nach diversen Recherchen noch immer unsicher, was eine Nachricht angeht, bieten Webseiten

wie „Faktenfinder“ oder Hoaxsearch.de oder die App „Fake News Check“ ihre Hilfe an. Dort kannst du

Schlagzeilen auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.

Letztendlich sind Fake News natürlich auch amüsant. Wer hat nicht schon mal über einen Tweet von

Ex-US-Präsident Donald Trump gelacht. Trotzdem sollte man nie vergessen, dass es viele Menschen gibt,

die Fake News von wahren Fakten nicht unterscheiden können. Die Weiterverbreitung kann global zu

schwerwiegenden Folgen führen und sollte durch einen guten Faktencheck unbedingt verhindert werden.



Zehn bis zwölf Mal die Woche,

täglich jeweils zwei bis vier Stunden Training

Der Medaille bei

den Olympischen

Spielen entgegen

„Dieses Foto ist von der

Leichtathletikarena Eisenstadt

und das waren die U20 5km

Österreichischen Meisterschaften,

die ich gewonnen habe.“

Sport-Porträt | Der sechszehnjährige Emil hat schon jetzt einen

Plan, wann er die erstmögliche Chance auf eine Medaille bei

den Olympischen Spielen ergattern kann. Dafür trainiert er

aber auch täglich bis zu zwei Mal. Das zahlt sich aus: Erst letzten

Sommer hat er einen Rekord aufgestellt. Was er sonst noch

über das Laufen zu sagen hat, erzählt er im Klette-Interview.

Celina Dinhopl

Es ist September 2020 beim

„FIT for BRAIN RUN“ in

Wien: Emil hat gerade den Rekord

von Kevin Kamenschak

geknackt. Nur 14:52 Minuten

hat er für eine Strecke von

fünf Kilometern gebraucht.

Damit ist seine Zeit die Weltjahresbestleistung;

und das hat

er geschafft, obwohl ihm sogar

mitten auf der Strecke ein

Hund zugelaufen ist und ihm

für eine kurze Zeit das Laufen

erschwert hat.

Spaß am Wettkämpfen

Emil ist Langstreckenläufer,

um genauer zu sein Mittel- bis

Langstreckenläufer von 1,5

bis zehn Kilometer in der Altersklasse

U18. Mit dem Laufen

hat er im Alter von zwölf

Jahren angefangen. „Dazu gekommen

bin ich, weil ich damals

etwas dicker gewesen bin

und etwas dagegen tun wollte“,

so Emil. Sein Vater war unter

anderem eine treibende Kraft

für Emil um mit dem Laufen

anzufangen. Als sich der Sport

bemerkbar zu machen bgann

und er ein gewisses Talent und

Spaß daran entdeckte, wollte

Emil auch bei Wettkämpfen

antreten. Sein erster Wettkampf

wurde vom Heeressportverein

(HSV) organisiert:

„Durch meinen ersten Wettkampf

habe ich festgestellt,

dass mir Wettkämpfe Spaß

machen und ich auch sehr viel

Potential im Laufen habe.“

Kurz vor seinem Fünf-Kilometer-Rekord

hat er bereits in der

Disziplin drei Kilometer eine

Zeit von 8:34 geschafft und

somit einen Wiener-Rekord

geknackt.

Zweimal Training am Tag

Dass man in einem Verein ist,

ist vor allem für Wettkämpfe

wichtig, um als offizielle*r

Läufer*in zu gelten. Bis Dezember

2019 war Emil beim

Verein HSV Marathon Wiener

Neustadt und wechselte dann

zum DSG Wien (= „Diözesansportgemeinschaft,

die offizielle

Sportorganisation der

Erzdiözese Wien). „Denn dort

sind mehr Läufer, mit denen

ich besser trainieren kann und

beim HSV sind eher diejenigen,

die zum Spaß laufen“. Er

selbst hält sich an einen konsequenten

Trainingsplan, den

sein Vater erstellt hat. Der war

früher selbst Läufer und hat

viel über das Thema recherchiert.

Emil trainiert circa zehn bis

zwölf Mal die Woche, täglich

jeweils zwei bis vier Stunden.

Das bedeutet, dass es sogar

bis zu zwei Trainingseinheiten

am Tag hat, jeweils um 10:00

und und um 16:30 Uhr. Langes

Ausschlafen und im Bett

liegen bleiben gehört nicht

zu Emils Routine. Stattdessen

läuft er auch oft schon vor

Schulbeginn, meistens um sieben

Uhr. Seinem harten Training

und seinem Ehrgeiz hat

er immerhin seine Erfolge zu

verdanken.

Einen Wettkampf kann man

sich in etwa wie einen Schull-

FACTS

Name: Emil Bezecny

Alter: 16

Wohnort: Neudörfl

Sport: Mittel- und

Langstreckenläufer

Schule: BG Zehnergasse

Karriereziel: Medaille bei

dem Olympischen Spielen

2028

Hobbies: Radfahren,

Schwimmen, Turnen



auf vorstellen. Bei einer Meisterschaft

geht es aber etwas

strenger zu: Kampfrichter*innen,

bessere Zeitmessung und

strengere Richtlinien gehören

zu so einem Wettkampf dazu.

Die anderen Teilnehmer (die

im Fall von Emil tatsächlich

nur männlich sind) sind meistens

bekannte Gesichter für

ihn. In seiner Altersklasse sind

bei jeder Meisterschaft ein

paar Burschen dabei, die immer

wieder mitmachen. Doch

welche Beziehungen hat Emil

zu seinen Konkurrenten? „Ich

freue mich, wenn ich sie wiedersehe.

So wirkliche Konkurrenten

sind wir nur im Wettkampf,

aber außerhalb kann

man sich schon normal unterhalten.“

Bei Volksläufen wird

nicht nach Geschlechtern getrennt.

Bei diesen macht Emil

auch manchmal mit, jedenfalls

wenn sie in den Trainingsplan

passen.

Kohlenhydrate zum Erfolg

Aber auch neben Volksläufen

gibt es auch weitere Läufe,

die sich negativ mit dem Plan

überschneiden: Das Laufen in

der Schule. Zwar ist es auch

dort sein Lieblingssport, aber

sein spezielles Training passt

nicht wirklich mit jenem der

Schule zusammen, das auf alle

Schüler ausgerichtet ist.

Vor einem Wettkampf hat

Emil bestimmte Methoden,

um sich bestmöglich vorzubereiten:

Je nach Wettkampf gibt

es ein spezielles Training, das

ihn langfristig in Form bringt.

Am Vorabend achtet er darauf,

viele Kohlenhydrate zu essen

und sich gut zu regenerieren,

um am nächsten Tag genug

Kraft zu haben und seine erwünschte

Leistung erbringen

zu können. Schnappschüsse,

die in „in action“ sehen, machen

ihm gar nichts aus. „Mit

den meisten Bildern von mir

habe ich kein Problem, aber

wenn es ein Bild ist, auf dem

ich doch schon sehr angestrengt

aussehe, nehme ich das

einfach mit Humor, das passiert

jedem.“

Umgebung statt Musik

Beim Training selbst beschäftigt

er sich entweder mit seinem

Vater, der ihn mit dem

Rad Gesellschaft leistet, oder

er fokussiert sich ganz und gar

auf das Laufen und betrachtet

die Umgebung, wenn er

alleine ist. Musik hört er keine

währenddessen, hat aber

schon längst damit anfangen

wollen. Ein besonders schöner

Moment beim Laufen ist

es für ihn, wenn er beim Training

oder Wettkampf mehr

erreicht, als er sich anfangs

Seit seinem

dreizehnten

Lebensjahr läuft

Emil und schon

bald darauf nahm

er an Wettbewerben

teil.

erwartet hat. Das ist auch bei

seinem drei Kilometer Rekord

so gewesen.

Sport als Beruf

Mit dem Laufen möchte er

später auch sein Geld verdienen.

Einen „normalen“ Beruf

hat er sich auch noch gar nicht

überlegt, dafür aber ein konkretes

Karriereziel: Sich eine

Medaille bei den Olympischen

Spielen schnappen. Wann das

Ziel realisierbar ist, darüber

hat er sich auch bereits Gedanken

gemacht: „Die nächsten

sind ja schon dieses Jahr, aber

die danach 2023; da würde ich

schon einmal gerne dabei sein.

So richtig Medaille machen,

das wäre dann 2028 möglich.“

Laut Emil gibt es nämlich auch

eine Altersbeschränkung bei

den Olympischen Spielen: Er

meint, dass man mindestens

achtzehn sein muss, um daran

teilzunehmen. „Davor ist eh

fast unmöglich.“

Nicht nur Laufen

Neben dem Laufen mag Emil

jedoch auch noch weitere

Dinge, doch vor allem sportliche

Betätigung: „Radfahren,

schwimmen und turnen.“ Und

„normale“ Teenager-Dinge?

„In meiner Freizeit spiele ich

schon gerne Videospiele, ich

gehe aber nicht so oft fort,

wenn dann ins Kino. Aber

fortgehen und trinken tue ich

nicht.“ #

Dieses Foto ist auf der

Laufbahn des Wiener

Leichtathletik Verbands

(WLV) entstanden, als Emil

die drei Kilometer in 8:34

Minuten gelaufen ist.



#lassunsreden

LINK-TIPPS

Sexwecan.at (super

Videos zu unterschiedlichen

Themen der ersten

Liebe/Sex)

Wienxtra.at – Thema

Porno – Borschüre erster

Sex und große Liebe

Klicksafe.de – lets talk

about porno

Saferinternet.at –

Kann das Pornoschauen

Jugendlichen Schaden?

Firstlove.at – online

Beratung

Rataufdraht.at – online

Beratung

Loveline.de – online

Beratung

„Pornos: Die Infoquelle

Nummer Eins“

Kolumne | Wir wollen reden! Mit Expertin Martina

Gröschl und mit euch. Und zwar über alles rund um

Sex, Gender, Menstruation, Geschlechterrollen und

mehr. In dieser Ausgabe geht es um Pornos und wie

sie die Vorstellungen beeinflussen, die wir von Sex

haben. Alles fake? Oder doch nicht?

Sind Pornos so schlecht wie ihr Image?

Martina Gröschl: Pornos sind keine Aufklärung, sie sind

aber trotzdem die Informationsquelle Nummer Eins bei

Jugendlichen, wenn es um Sex geht. Man sollte Pornos

nicht so negativ sehen. Es geht darum, dass man sich bewusst

ist, dass Pornos fiktiv und immer inszeniert sind und

dass die Lust gespielt ist. Es ist okay Pornos zu schauen,

aber man sollte sich noch andere Quellen suchen, um sich

über Sex zu informieren (siehe Infobox). Jugendschutz ist

wichtig und die Altersbeschränkungen sinnvoll, weil Gewalt

und Kinderpornografie ein Thema sein können. Ein

späterer Zugang zu Pornos ist deshalb gut, weil man davon

ausgeht, dass man schon besser unterscheiden kann,

was echt ist und was nicht, wenn man älter ist.

Was ist das Gute an Pornos?

Man sieht nackte Körper und kommt mit dem Thema Sex

in Kontakt. Pornos schauen kann sehr aufregend sein, auch

weil es verboten ist. Manche finden das ekelhaft, andere

faszinierend, Pornos funktionieren bei jedem anders. Man

muss sie sich nicht anschauen, im Zweifelsfall wegklicken.

Vermitteln Pornos bestimmte Geschlechterrollen?

Ja. Pornos sind meistens von und für Männer gemacht.

Frauen haben dabei eher die passiven Rollen. Man könnte

auch zeigen, dass Frauen Nein sagen, oder die Hand umlenken

können, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Man könnte

auch zeigen wie man Vulva und Klitoris stimuliert. Vor

allem Mädels können Pornos verunsichern, weil sie sich

fragen „Muss ich das jetzt auch machen?“ Nein, macht nur

wobei ihr euch wohl fühlt. Burschen machen sich vor allem

Sorgen, ob ihr Penis zu klein ist. Pornodarsteller werden

per Casting nach ihrer Penislänge ausgesucht. Das ist klar,

dass die alle ziemlich groß sind.

Was ist echt? Was ist fake?

Keine Geschlechtsteile schauen gleich aus, auch Brüste

nicht. In Pornos ist viel präpariert und operiert. Auch diese

„Spermaüberschwemmungen“ (cum shot) sind unrealistisch.

Es funktioniert im echten Leben nicht so, dass vor

allem die Frauen für Sex sofort bereit sind, dass sie immer

stöhnen und alle immer einen Orgasmus bekommen. Es

müssen nicht 1000 Stellungen gemacht werden und ein

Orgasmus ist bei Frauen nicht unbedingt das Ziel. Im echten

Leben passieren außerdem auch Pannen. Das ist okay

und Sex soll auch Spaß machen. Verhütung ist natürlich

auch kein Thema in Pornos weil es da hauptsächlich um

die Erregung geht, darauf sollte man beim Sex aber nicht

vergessen.

Was müssen Jugendliche rechtlich bei dem Thema

beachten?

Ab 18 ist es gesetzlich erlaubt Pornos anzuschauen und

zu besitzen. Wenn man unter 18 ist und solche Videos geschickt

bekommt, dann am besten gleich löschen. Denn das

sit strafbar. Sexting und Nacktbilder in einer Beziehung zu

verschicken (wenn die Beteiligten einverstanden sind) ist erlaubt.

Wenn man sowas aber an Dritte weiter schickt, ist das

ebenfalls strafbar, das kann als Kinderpornographie gelten.

Dein Tipp?

Beim Sex sind Entspannung, Lust und Spaß das Wichtigste.

Achtet auf eure eigenen Gefühle und auf eure Grenzen.

Macht nichts, was sich nicht gut anfühlt. Es muss immer

für beide passen. Wenn ihr etwas aus Pornos ausprobieren

wollt, dann sprecht vorher darüber und macht es nicht

einfach so. Bei Pornos geht es außerdem immer um eine

Show, eine Performance, aber beim Sex geht es nicht um

die Darstellung, sondern ums Ausprobieren und dass ihr

ihr selbst sein könnt. #

Mit Martina Gröschl

Sie ist ist Sozialarbeiterin,

Jugendberaterin

und Sexualpädagogin

bei der

Jugendberatungsstelle

AUFTRIEB in

Wiener Neustadt.

www.auftrieb.co.at



|| Empfehlungen der Redaktion

|| Empfehlungen der Redaktion

Game

Film

Musik

Podcast

Automata

Call me by your name

Ashnikko

Lange Rede, Kurzer

Menschen, die auf dem

Mond leben und Maschinen,

die sich die Erde zu eigen

gemacht haben – So sieht

die post-apokalyptische Welt von NieR:Automata

aus. Das von Platinum Games entwickelte

und von Square Enix veröffentlichte

Action-Rollenspiel aus dem Jahr 2017 lässt

Spieler_innen in menschengeschaffene

Kampf-Androiden schlüpfen, die gegen die

stetig-wachsende Heerschar von Maschinen

ankämpfen.

2B, 9S und A2 sind auf dieser Mission unsere

Protagonist_innen, die je nach Entscheidungspfad

bis zu 26 verschiedene Enden

freischalten können. Besonders verblüffend:

die detailgetreue Welt. (USK: ab 16 Jahren,

PEGI: ab 18 Jahren)

~Mehmet

Der Film aus dem Jahr

2017 erzählt die Geschichte

eines jungen Liebespaares.

Eliot ist siebzehn

und langweilt sich in den Sommertagen

des Jahres 1983. Seine Eltern nehmen

einen Neuengländer auf, der Elios Vater

über den Sommer bei Forschungsarbeiten

unterstützen soll. Der Junge soll dem Gast

die Gegend zeigen und das soll der Beginn

einer Freundschaft werden.

Elio beginnt sich in den jungen Mann zu

verlieben und es kommt zu einer Beziehung,

da sie Angst vor öffentlicher

Bloßstellung haben, halten sie diese aber

geheim. Die Beziehung geht auseinander,

als der Neuengländer zurück nach Hause

muss, wo er sich bald verlobt. Eine rührende

Liebesgeschichte, die letztendlich an der

weiten Entfernung zerbricht.

~Lara

Als „Bubblegum-Musik“ beschreibt

die amerikanische

Sängerin und Rapperin

Ashnikko ihre genreübergreifende Musik.

Die originelle Beschreibung ist, wie ich

finde, sehr passend, da die Musikerin

mit ihren fantasievollen, vor Kreativität

sprühenden Musikvideos und dem interessanten

Musikmix punkten kann.

Auch ihr ausgefallener, bunter Kleidungsstil

und die ikonischen blauen Haare, die

mittlerweile ihr Markenzeichen geworden

sind, heben Ashnikko in der Musikszene

hervor. Ihre Songtexte sind aussagekräftig,

empowering und strahlen den Feminismus

aus, den Ashnikko stark vertritt.

Im Jänner 2021 ist ihr erstes Album

„DEMIDEVIL“ erschienen. Meine persönlichen

Songtipps: Daisy, Cry (feat.

Grimes)

~Julia

Die Podcast-Welt ist meiner

Meinung nach voll von

komödiantischen Meisterwerken

und mitreißenden Geschichtsstunden.

Was mir allerdings gefehlt hat, war

das Tiefgründige. Das habe ich mit „Lange

Rede, Kurzer“ gefunden. Die Synchronsprecherin

Natascha Geisler (die deutsche

Stimme von Jennifer Lopez und Marion

Cotillard) und Youtuberin Ella Thebee

sprechen über Themen, die wohl jeden

jungen Erwachsenen irgendwann mal

betreffen – das Loslassen von Dingen, das

Erwachsenwerden, wie man lernt Nein

zu sagen, Zukunftsangst uvm. Ella und

Natascha machen aus eher abstrakten

Themen, eine Hörsession, die zum Reflektieren

und Nachdenken anregt. Hören

könnt ihr „Lange Rede, Kurzer“ auf allen

gängigen Podcast-Plattformen.

~Marie

YouTube I

YouTube II

Buch

Serie

Mirellativegal

Music by Blanks

Lolita

Das Damengambit

Ihr sucht eine abwechslungsreiche

Video-Mischung

aus Tipps und Tricks zum

umweltfreundlichen, nachhaltigem Leben,

veganen Lifestyle und Trash-TV? Die deutsche

Youtuberin „Mirellativegal“ kombiniert

jede Woche ernste, gesellschaftskritische

Thematiken und Reality-TV Analysen auf

ihrem Kanal.

Von Drama über die neuen Folgen von

Temptation Island und der Bachelorette

bis hin zu den besten veganen Ersatzprodukten

findet ihr also alles, was es

für einen entspannten YouTube Abend

braucht. Mein persönlicher Tipp für alle

Trash-TV-LiebhaberInnen: Die brandneue

Video-Reihe zur „Couple-Challenge“, in der

Mirella das klassische Reality-Show Drama

und kritische Analysen zu den KandidatInnen

und der Sendung vereint!

~Julia

Bekannt durch Songs von

anderen – der Niederländer

Blanks (im echten Leben Simon

de Wit) erregte in den letzten Jahren

besonders Aufmerksamkeit durch seine

Style Swaps auf YouTube, wobei er Songs,

wie „Better now“ von Post Malone in einen

80er-Jahre Hit oder „Without Me“ von Halsey

in einen Raggae-Song verwandelte.

Lieder, die er in einer seiner „1-hour-Challenges“

schreibt und produziert, werden

mittlerweile von Millionen Menschen über

Spotify, Itunes und Co. gehört. Er überzeugt

einerseits mit seinem musikalischen

Talent, andererseits aber auch mit seiner

lustigen und leichten Art. Das erkennt

man auch an seinen Followern: ganze

1,25 Millionen Menschen folgen dem

23-Jährigen auf Youtube

~Marie

Ein Mann Namens Humbert

Humbert erzählt über seine

Liebe zu „Lolita“ in Retrospektive

aus dem Gefängnis. Er hat eine

Vorliebe für präpubertäre Mädchen, manche

von ihnen bezeichnet er als „Nympheten“.

Das lebt er jedoch nicht aus, bis er

die zwölfjährige Dolores Haze kennenlernt.

Er selbst nennt sie Lolita und begibt sich

mit ihr auf eine Reise durch die Vereinigten

Staaten.

Dass die „Liebe“ zu Lolita keine Liebe,

sondern Missbrauch ist, wird in dem Buch

deutlich. Das Vermeiden von vulgären Ausdrücken

und detaillierter Beschreibungen

machen den Inhalt um einiges lesbarer, als

man es vermuten würde. Zudem schafft

der Autor Nabovok es, die Lesenden an das

Buch zu fesseln, ohne mit dem Protagonisten

zu sympathisieren.

~Celina

„Das Damengambit“, in der

Originalsprache „The Queen’s

Gambit“, ist eine der neueren

Eigenproduktionen aus dem Hause Netflix

und was soll ich sagen: Diese Miniserie hat

mich von ihrer ersten Folge an gepackt. Die

Serie besteht aus sieben Folgen, die je circa

eine Stunde lang sind, also kann man sie

gemütlich an einem Sonntag bingen. Die

Hauptfigur Beth wächst in den 50er-Jahren

in einem Waisenhaus auf und lernt Schachspielen

vom Hausmeister. Sie ist so intelligent

und talentiert, dass sie das Potential

hat, Schachgroßmeisterin zu werden. Ihre

Medikamente- und Alkoholabhängigkeit

machen ihr allerdings das Leben schwer. Es

ist eine großartige Serie, die sogar meinen

Papa dazu veranlasst hat, ein familiäres

Schachturnier zu veranstalten, deren Sieger*in

einen Pokal erhält.

~Janine



Bild 01: Janine vor dem

Marathon als Dino-Film

Skeptikerin.

Bild 02: Danach - Janine

ist jetzt Fan.

FILM ÜBERSICHT:

Jurassic Park (1993) –

Steven Spielberg (Amazon

Prime Gratis)

Vergessene Welt:

Jurassic Park (1997) –

Steven Spielberg (Amazon

Prime Gratis)

Jurassic Park III

(2001) (Amazon Prime

Gratis)

Jurassic World (2015)

(Amazon Prime zum

Leihen oder Kaufen)

Jurassic World: Das

gefallene Königreich

(2018) (Amazon Prime

zum Leihen oder Kaufen)

Extra, jedoch noch nicht

ausprobiert:

Jurassic Park – Neue

Abenteuer (Netflix

Serie)

Geplant: Jurassic World:

Dominion (2022)

Selbstversuch:

Jurassic Park

Ausprobiert | Wie soll man sich momentan anders die Zeit vertreiben

als sich einen Film nach dem anderen reinzuziehen?

Nach meinem Marvel-Marathon während des ersten Lockdowns,

habe ich beschlossen, mich der nächsten epischen

Filmreihe zu widmen, der ich davor eher skeptisch gegenübergestanden

bin. Ich wollte mich selbst davon überzeugen, ob lebende

Dinosaurier in einem Freizeitpark wirklich so lächerlich

sind, wie sie klingen.

Janine Tremmel

„Jurassic Park“ hat für mich immer

zu diesen weltberühmten

Filmreihen gezählt, die ich immer

noch nicht gesehen hatte,

weil ich irgendwie gedacht habe,

sie würde mir sowieso nicht gefallen.

Naja, ich habe mir kürzlich alle

Filme innerhalb eines Wochenendes

reingezogen und muss

zugegeben, es ist berechtigt, dass

sie bis heute zu den erfolgreichsten

Filmen aller Zeiten gehören.

Wieder einmal hat mich Steven

Spielberg nicht enttäuscht und

auch die anderen Regisseure

haben einen ziemlich guten Job

gemacht. Wenn man bedenkt,

dass der erste Film bereits 1993

erschienen ist, ist es unfassbar

wie gut die Animationen sind.

Die Dinos sehen wirklich sehr

realistisch aus und natürlich

werden auch die Spezialeffekte

mit der Zeit immer heftiger.

Die paar „Ich greif mir an den

Kopf “-Momente wurden von

der guten Animation, der Filmmusik

und den sehr talentierten

Schauspieler*innen wieder ausgeglichen.

Mein persönliches Extra-Schmankerl

der neueren Filme:

Chris Pratt in der Hauptrolle!

Die Story folgt in jedem Film

dem Schema: Es werden Dinos

gezüchtet, sie rennen im Endeffekt

Amok und die Held*innen

des Filmes müssen es irgendwie

wieder hinbiegen.

Es klingt so banal, aber ich finde

die Filme einfach cool. Sie sind

spannend, schön gemacht und

angenehm zu schauen. Außerdem

veranschaulicht der Film

gut, dass wir Menschen andere

Lebewesen gerne zu unserem

Vergnügen ausnutzen und dass

wir immer der schlimmste

Feind aller Tiere bleiben werden,

egal wie groß und gefährlich

sie sind.

Mir haben zwar alle Filme gut

gefallen, aber der erste Jurassic

Park ist mein absoluter Favorit.

Er hat einfach diesen Kultfaktor,

den ich extrem liebe. Ich freue

mich auch schon sehr auf den

nächsten Jurassic World, hoffentlich

2022.

Mein Fazit: Ein absolutes MUSS

für alle, die auf spannende

Science-Fiction-Abenteuer stehen!

#

#klettekommentar

von KLETTE

Chefredakteurin

Stefanie Marek

Die Psyche geht

uns alle an!

Psychische Gesundheit ist in Österreich egal – nicht

denen die es betrifft, sondern denen, die daran etwas

ändern könnten. Denen, die beschließen, dass die Schulen

offen, zu und offen und die Freizeiteinrichtungen zu sind

und die meinen, dass es 2024 dann ein paar mehr Therapieplätze

geben soll. Was nutzt uns 2024 jetzt?

Psychische Gesundheit ist in Österreich egal – nicht denen die

es betrifft, sondern denen, die daran etwas ändern könnten.

Denen, die beschließen, dass die Schulen offen, zu und offen

und die Freizeiteinrichtungen zu sind und die meinen, dass es

2024 dann ein paar mehr Therapieplätze geben soll. Was nutzt

uns 2024 jetzt?

Psychotherapeutische und psychiatrische Angebote sind für Kinder

und Jugendliche leichter zugänglich als für Erwachsene, oft

sind sie bis zum 18. Lebensjahr gratis. Spätestens jetzt in der

Corona-Krise ist aber klar: Das bestehende Angebot reicht nicht

aus und hat auch zuvor nicht ausgereicht. Expert*innen schlagen

Alarm: Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll. Die soziale

Isolation ist vor allem für die Jüngeren extrem belastend, aber

auch junge Erwachsene kämpfen stark. „Die sind doch heute alle

depressiv!“, „Das ist ja nur in eurem Kopf!“ – Ja wisst ihr, genau

das ist ja das Problem und ohne Hilfe, da schauts im Kopf und in

der Zukunft weiter schwierig aus, egal wie schwach oder stark

die psychische Belastung ist. Liebe Entscheidungsträger*innen,

dass euch zumindest unsere Klima-Zukunft nicht besonders

interessiert, das wissen wir ja schon. Zur Sache mit der Psyche

hier ein bisschen Nachhilfe:

Psychische Krankheiten verschwinden nicht automatisch, sobald

man 18 wird. Kassenplätze? – Haha, vergiss es! Therapie ist

teuer, kaum leistbar für die meisten über 18. Probieren wir’s mal

anders: Psychische Probleme machen uns auf kurz oder lang zu

schlechten Leistungsträger*innen und kosten den Staat mehr

Geld, als es bräuchte, um ihnen durch ein ausreichendes Angebot

und leistbare Therapie vorzubeugen. Und wenn ihr es nur so

versteht, holt euch gleich euer Armutszeugnis ab. Null Punkte für

vorrausschauende Planung. Fünf Minus für die Menschlichkeit.



Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!