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Was ist das Problem?

Die Mieten sind die letzten Jahre über in Münster rasant gestiegen,

in den letzten zehn Jahren im Schnitt um 34%. Für

junge Familien, Rentner*innen, Studierende, Erwerbslose,

Azubis oder Menschen mit geringen und mittleren Einkommen

wird es so immer schwieriger eine bezahlbare und gute

Wohnung zu finden. Viele werden daher an den Stadtrand

oder in umliegende Gemeinden gedrängt. Und wer doch

eine Wohnung findet, hat es immer häufiger mit großen

Vermietern, wie der LEG oder Vonovia, zu tun. Diese sind

für Mieter*innen häufig schlecht zu erreichen und kümmern

sich kaum um wichtige Reparaturen. Gleichzeitig aber werden

die Mieten durch Tricks wie sinnlose Luxussanierungen

teilweise um über 30% auf einen Schlag angehoben.

Warum steigen die Mieten?

Bei so krassen Mietsteigerungen wie in Münster, ist die

Antwort einfach: Profit. Lange Zeit gab es in Münster einen

großen Anteil an Wohnungen unter öffentlicher Kontrolle.

Entweder, weil sie direkt öffentliches Eigentum waren, oder

weil bei ihnen als so genannte Sozialwohnung (dazu später

mehr) zumindest die Miethöhe beeinflusst werden konnte.

Dieser Anteil ist aber in den letzten Jahren massiv zurückgegangen.

Die Anzahl an Sozialwohnungen ist in Münster

bspw. seit 1985 von 20.000 auf jetzt nur noch knapp 8.000

zurückgegangen. Zusätzlich wurden in großem Maße Wohnungen

in öffentlichem Eigentum privatisiert. Das war auch

bei der LEG der Fall, einem der größten Vermieter in Münster.

Der Anteil an Wohnungen im Eigentum großer privater

Investoren wurde also immer größer. Und damit stiegen die

Mieten. Denn für private Investoren ist Wohnen kein Menschenrecht,

sondern eine Kapitalanlage, die Profite erwirtschaften

soll – auf Kosten der Mieter*innen. Besonders gut

geht dies in einer wachsenden Stadt wie Münster, denn dort

findet man so gut wie immer jemanden, die die höhere Miete

gerade so noch zahlen kann. Kurz und knapp lässt sich

also sagen: Ein privatisierter Wohnungsmarkt, kombiniert

mit einer wachsenden Stadt, ergibt ideale Voraussetzungen

für Mietsteigerungen und Verdrängung alteingesessener

Bewohner*innen.

Wird von staatlicher Seite nichts dagegen getan?

Leider nicht wirklich. Es gibt zwar gewisse gesetzliche Regelungen

was Mieten angeht, so darf die Miete bspw. nur in

einem bestimmten Rahmen über der so genannten »ortsüblichen

Vergleichsmiete« liegen. Aber letztendlich sind all

diese Regelungen so konstruiert, dass sie den Anstieg der

Mieten zwar ein bisschen abbremsen, ihn aber nicht aufhalten

können. Hinzu kommen zahlreiche Schlupflöcher. Zum

Beispiel durch Luxussanierungen, deren Kosten sich teuer

auf die Mieter*innen umlegen lassen, oder möblierte Mikroapartments.

Denn für die Möblierung darf auch Miete genommen

werden, hierzu gibt es aber fast keine Regelungen.

So ist auch dies ein beliebter Trick, um Gesetze zur Miethöhe

zu umgehen. Das dürfte dann auch erklären, warum

rund um den Hauptbahnhof in Münster so viele möblierte

Mikroapartments entstehen. Gebaut werden sie von privaten

Investoren wie Pro Urban, Landmarken oder dem Münsteraner

Investor Deilmann.

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Und was ist dann die Lösung?

Auch wenn alle anderen Parteien erzählen, die Lösung wäre

»Bauen, bauen, bauen!«, egal von wem. Das ist definitiv keine

Lösung, denn wie wir gesehen haben, kommt es darauf

an wem der Wohnraum gehört. Und private Investoren verlangen

nicht nur unverschämt hohe Mieten, sie bauen auch

das was eigentlich keiner braucht, aber ihnen den meisten

Profit bringt, bspw. die Mikroapartments am Hauptbahnhof.

Die Lösung wäre also eigentlich einfach: Entweder brauchen

wir wirksame Gesetze, die die Mieten deckeln (dazu

später mehr) oder wir brauchen wieder mehr Wohnraum in

öffentlichem und gemeinschaftlichem Eigentum. Am besten

beides!

Was ist mit der Wohn+Stadtbau?

Wir brauchen Wohnraum in öffentlichem Eigentum und die

Wohn+Stadtbau ist unser städtisches Wohnungsbauunternehmen,

das zum Glück noch nicht privatisiert wurde. Klingt

eigentlich perfekt! Das Problem an der Sache: Nur weil ein

Unternehmen in öffentlicher Hand ist, heißt das leider noch

nicht, dass es auch im Interesse der Menschen handelt.

Der Wohn+Stadtbau wird leider seit Jahren abverlangt,

mehrere Millionen Euro Gewinn zu erwirtschaften und an

die Stadtkasse abzuführen. Also genau das, wovon wir auf

dem Wohnungsmarkt nicht noch mehr brauchen! Als LIN-

KE wollen wir die Gewinnabführung daher stoppen und die

Wohn+Stadtbau finanziell und personell so ausstatten, dass

sie ihrem eigentlichen Auftrag endlich wieder nachkommen

kann.

Und was ist jetzt mit Sozialwohnungen?

Der soziale Wohnungsbau heißt eigentlich »öffentlich geförderter

Wohnungsbau« und funktioniert grob folgendermaßen:

Ein Investor bekommt günstige Kredite oder Zuschüsse

vom Staat für den Bau von Wohnungen, muss dann aber

als Gegenleistung diese zu einer etwas günstigeren Miete

anbieten. Das nennt sich Mietpreisbindung.

Soweit klingt das erst mal gut. Wir haben aber ja bereits

gesehen, dass ein Teil des Problems ist, dass die Anzahl

solcher preisgebundenen Wohnungen in den letzten Jahren

massiv zurückgegangen ist. Das liegt daran, dass die Mietpreisbindung

nur für einige Jahre gilt, danach kann der Investor

die Miete ganz normal erhöhen. Der Fehler liegt also

direkt im System.

Als LINKE setzen wir uns daher auf Landes- und Bundeseben

für einen grundsätzlich anderen sozialen Wohnungsbau

ein. Solange es den nicht gibt, können wir das bestehende

System aber trotzdem auf kommunaler Ebene nutzen:

Wir wollen, dass die zur Verfügung stehenden Fördermittel

möglichst komplett von der städtischen Wohn+Stadtbau abgerufen

werden.

Denn wenn die Wohnungen dann aus der Preisbindung fallen,

gehören sie immer noch der Stadt und damit uns allen.

Und wenn dann der politische Wille stimmt, können wir dafür

sorgen, dass die Mieten trotzdem nicht steigen!

Und wie war das mit dem Mietendeckel?

Die Berliner LINKE hat vor kurzem einen Mietendeckel eingeführt.

Das Prinzip ist einfach: Die Mieten wurden dabei

zum 18. Juni 2019 eingefroren und dürfen erst ab 2022 wieder

maximal um einen Inflationsausgleich angehoben werden.

Zusätzlich gibt es (je nach Ausstattung der Wohnung

und erstmaliger Bezugsfertigkeit) verschiedene Mietobergrenzen,

die nicht überschritten werden dürfen. Höhere

Mieten müssen abgesenkt werden.

Das ist ein ziemlich gutes Instrument, um ein komplett aus

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