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Wie wichtig sind die sozialen Medien fürs<br />
Weltretten?<br />
Ich würde da unterscheiden: <strong>Red</strong>en wir von<br />
einem Individuum oder von einer Bewegung?<br />
Als Einzelperson muss ich nicht unbedingt auf<br />
Instagram oder Twitter sein, obwohl es natürlich<br />
hilft, sein Anliegen bekannter zu machen. Es<br />
gibt Leute, die auch ohne soziale Medien viel bewirkt<br />
haben. Für Organisationen hingegen sind<br />
soziale Medien sicher wichtig – allein schon,<br />
um Veranstaltungen zu posten. Es braucht aber<br />
keinen perfekt betreuten Account – wichtiger<br />
ist eine gute Strategie, damit sich das Wort verbreitet<br />
und die Leute auf die Straße gehen.<br />
Fehler sind erlaubt:<br />
Wer sich für<br />
mehr Nachhaltigkeit<br />
engagiert,<br />
muss deswegen<br />
kein ökologisch<br />
makelloses Leben<br />
führen, findet<br />
Alizadeh.<br />
Weltretten braucht darüber hinaus viel<br />
Optimismus. Wie bewahrt man sich diesen?<br />
Ich glaube, indem man sich einer Sache verschreibt,<br />
aber sich nicht in ihr verliert oder sich<br />
selbst dafür aufgibt. Ich musste mich etwa besser<br />
abgrenzen lernen und mehr auf meine mentale<br />
Gesundheit achten. Das bedeutet, dass ich<br />
bewusst Dinge in meinen Alltag integriere, die<br />
ich liebe und die mich glücklich machen.<br />
„Liebe … oder lass es“ – dein Lebensmotto.<br />
Richtig. Mit dem Hund kuscheln. Freunde<br />
umarmen. Das herrliche Weißbrot essen, auch<br />
wenn das trockene Vollkornbrot wahrscheinlich<br />
ein bisschen gesünder wäre. Liebe ist für mich in<br />
vielen Kleinigkeiten des Lebens zu finden. Diese<br />
Kleinigkeiten ergeben eine Art Schutzmantel,<br />
sie geben mir Kraft. Pragmatisch-rational an<br />
die Dinge heranzugehen hilft aber auch. Luisa<br />
Neubauer, die deutsche Klimaschutzaktivistin,<br />
hat dazu mal gesagt, sie sei „Possibilistin“.<br />
Was ist denn das?<br />
Das heißt, sie ist weder Optimistin noch Pessimistin,<br />
aber sie glaubt an die „possibilities“,<br />
also an Möglichkeiten. Das fand ich sehr schön.<br />
Mit all diesen Möglichkeiten: Ist die Zukunft<br />
vielleicht besser als ihr Ruf?<br />
Ich denke: ja. Wir haben Lösungsansätze für<br />
viele Probleme. Jetzt gilt es nur noch, diese<br />
auch anzuwenden.<br />
Öko-Mode, Klimaschutz, Tierrechte, Flüchtlingshilfe.<br />
Was ist der gemeinsame Nenner<br />
bei all deinen Projekten?<br />
Gerechtigkeit! Ich hatte schon als Kind einen<br />
stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und<br />
ich schätze, in Summe geht es mir auch um ein<br />
wärmeres Klima in der Gesellschaft. Das beginnt<br />
schon mit kleinen Dingen. Mit Zivilcourage.<br />
Oder dass man der Frau mit dem Kinderwagen<br />
hilft. Jemanden, der verloren aussieht, fragt,<br />
ob sie oder er Hilfe braucht. Sich ehrenamtlich<br />
engagiert.<br />
Du hast mal in einem Vortrag gesagt: Wenn<br />
man übers Weltretten sprechen will, muss<br />
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