Filmakademie Baden-Württemberg Campus Magazin 20/21
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ZWANZIG<br />
ZWANZIG<br />
CAMPUS MAGAZIN<br />
FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
ZWANZIG<br />
EINUNDZWANZIG
CAMPUS MAP<br />
Die technischen Bereiche der <strong>Filmakademie</strong><br />
stellen die technische Infrastruktur für<br />
Verwaltung, Lehre und Produktion sicher.<br />
IT-OfficeNet<br />
Kino<br />
Mobile Technik (Rental)<br />
Studios<br />
Videoschnitt<br />
Werkstatt Szenenbild<br />
Das Ausbildungsangebot spiegelt die ganze<br />
Bandbreite der Themen der Medienbranche<br />
wider, von Drehbuch, Regie und Kamera<br />
bis zu Animation, Szenenbild und<br />
Montage, von Produktion, Filmmusik und<br />
Sounddesign bis zu Motion Design und<br />
Interaktive Medien, verteilt auf<br />
3 Studiengänge:<br />
Film und Medien<br />
Filmmusik und Sounddesign<br />
Produktion<br />
Zudem werden folgende<br />
Diplomaufbaustudiengänge angeboten:<br />
Animation /<br />
Animation & Effects Producer<br />
Animation / Technical Director<br />
Fernsehjournalismus<br />
Filmmusik<br />
Filmschauspiel<br />
Filmton / Sounddesign<br />
Interaktive Medien<br />
Motion Design<br />
Szenenbild<br />
LEHRE<br />
TECHNIK<br />
AKADEMIE<br />
FÜR DARSTELLENDE<br />
KUNST<br />
Die benachbarte ADK bereitet Studierende<br />
umfassend – und deutschlandweit in der<br />
Kombination einmalig – auf Berufe für die Bühne<br />
und den Film vor. Die interdisziplinäre, praxis- und<br />
projektorientierte Ausbildung erfolgt in jahrgangsund<br />
studiengangsübergreifender Zusammenarbeit<br />
zwischen Regie, Dramaturgie, Schauspiel und<br />
Bühnen- und Kostümbild.<br />
ATELIER<br />
LUDWIGSBURG-PARIS<br />
Das Atelier Ludwigsburg-Paris ist eine<br />
inhaltlich autonome Einrichtung unter<br />
dem Dach der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
ALUMNI-NETZWERK<br />
FÖRDERVEREIN<br />
Das Alumni-Netzwerk sorgt für einen regelmäßigen<br />
Kontakt und Austausch mit<br />
den Absolventinnen und Absolventen der<br />
<strong>Filmakademie</strong>, etwa durch die Pflege der<br />
Alumni-Homepage, das Versenden von<br />
Newslettern, die Organisation von Veranstaltungen<br />
und die Weiterleitung von<br />
Jobangeboten.<br />
Der Förderverein der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> e.V. wurde 1993 gegründet<br />
und hat inzwischen über 400 Mitglieder.<br />
Er ist als gemeinnütziger Verein steuerlich<br />
anerkannt und entsprechend seiner Satzun<br />
auf die Leistungsförderung ausgerichtet.
g<br />
Die Stabsstellen sind der<br />
Geschäftsführung direkt zugeordnet.<br />
Assistenz des Direktors<br />
Controlling<br />
Drittmittel<br />
Festivals<br />
Internationales Büro<br />
Justiziar<br />
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit<br />
Referent des Direktors<br />
Stipendien / Pitchings<br />
Studienleitung /<br />
Transmedia Koordination<br />
Vertrieb & Lizenzen<br />
STABSSTELLEN<br />
Im Bereich der Verwaltung umfassen<br />
die Zuständigkeiten u.a.<br />
das Finanz- und Rechnungswesen,<br />
den Jahresabschluss, Controlling,<br />
Risikomanagement, Beschaffungen,<br />
Rechtsfragen, die Stellen-,<br />
Personalplanung und Personalentwicklung<br />
sowie die Allgemeine<br />
Verwaltung und Betriebsorganisation.<br />
Allg. Verwaltung<br />
Bibliothek<br />
Castingbüro<br />
Finanz- & Rechnungswesen<br />
Kfm. Verwaltung<br />
Personal & Honorare<br />
Studienreferat<br />
Verwaltung Lehre<br />
Das Animationsinstitut ist Teil der<br />
<strong>Filmakademie</strong>, es verfügt zugleich in vielen<br />
Bereichen über eigene organisatorische<br />
Strukturen.<br />
FMX<br />
Forschung & Entwicklung<br />
Kfm. Verwaltung<br />
Stabsstellen<br />
Technik/IT-Office<br />
Verwaltung Lehre<br />
ANIMATIONSINSTITUT<br />
VERWALTUNG<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
ASTA<br />
Die Geschäftsführung ist im Bereich der Lehre u.a.<br />
zuständig für die Konzeption, Planung und Umsetzung<br />
der Lehre, die Akquisition der Lehrenden, Studienkoordinator*innen<br />
und Projektbetreuer*innen, Drittmittelproduktionen,<br />
die Entwicklung des Medienstandortes für<br />
Alumni und Existenzgründungen sowie die Zusammenarbeit<br />
mit regionalen und überregionalen Sendern und<br />
Produktionsfirmen.<br />
Der Allgemeine Studierendenausschuss wird<br />
zu Beginn jedes Studienjahres unmittelbar von<br />
der Studierendenschaft gewählt. Er vertritt<br />
die Belange der Studierenden innerhalb und<br />
außerhalb der <strong>Filmakademie</strong> und nimmt beratende<br />
und unterstützende Aufgaben im Dienste der<br />
Studierendenschaft der <strong>Filmakademie</strong> wahr.
EDITORIAL
„DIE KRISE ALS CHANCE”<br />
In der letztjährigen Ausgabe des <strong>Campus</strong> <strong>Magazin</strong>s hatte<br />
ich diese Einführung mit dem Titel überschrieben:<br />
„Weiter so“ reicht nicht mehr! Gemeint war die Notwendigkeit,<br />
auf Umweltthemen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit,<br />
aber auch drängende gesellschaftliche Fragen<br />
wie Diversität und Gleichstellung zu reagieren. Nie hätte<br />
ich mir allerdings träumen lassen, dass dieses „weiter<br />
so“ dermaßen jäh durch eine Pandemie unterbrochen<br />
werden könnte. Wir alle haben einen tiefen Einschnitt<br />
in unser Leben und unsere Gewohnheiten erlebt, die<br />
uns so selbstverständlich schienen und derer wir uns so<br />
sicher waren. Auch die <strong>Filmakademie</strong> musste ihre Tore<br />
schließen, Online-Curricula für die Studierenden und<br />
Hygienepläne für die Durchführung von Dreharbeiten<br />
und das Betreten der Gebäude entwickeln. Dies hat allen<br />
Beteiligten sehr viel abverlangt. Naturgemäß bestimmen<br />
der Corona-Ausbruch und seine Folgen auch den<br />
Inhalt dieses <strong>Campus</strong> <strong>Magazin</strong>s. Studierende, Alumni,<br />
Dozierende berichten über den herausfordernden Umgang<br />
mit der neuen Normalität.<br />
Ebenso müssen wir den nur zu gut bekannten nationalistischen<br />
und isolationistischen Bestrebungen in einigen<br />
Ländern entschieden die Stirn bieten. Deshalb bin<br />
ich sehr glücklich, dass an der <strong>Filmakademie</strong> im Mai<br />
dieses Jahres ein Internationales Büro gegründet wurde,<br />
dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verbund<br />
mit der übrigen Belegschaft alles dafür tun werden, unsere<br />
Filmhochschule noch stärker weltweit zu vernetzen.<br />
Denn wir alle stehen vor immensen globalen Herausforderungen,<br />
denen wir nur durch gemeinsames internationales<br />
Handeln begegnen können. Das gilt nicht<br />
nur für das Bekämpfen einer Pandemie. Nutzen wir<br />
also die Corona-Krise als Chance, um innezuhalten, unsere<br />
bisherigen Planungen und Strategien zu reflektieren<br />
und die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen.<br />
Und dennoch sollten wir gerade jetzt nicht in unseren<br />
Anstrengungen nachlassen, als Gesellschaft und globale<br />
Gemeinschaft unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern.<br />
Schon kriechen überall die ewig Gestrigen und selbsternannten<br />
Bewahrer des Status Quo aus ihren Löchern<br />
und benutzen Corona als Ausrede, damit alles so bleiben<br />
kann, wie es war oder um sogar die ersten erzielten Erfolge,<br />
etwa beim Umweltschutz, rückgängig zu machen.<br />
Gerade jetzt müssen wir in der Filmbranche z.B. auf<br />
Green Shooting setzen. Gerade jetzt, wo Frauen oft eine<br />
Hauptlast der Corona-Krise tragen, müssen wir uns weiterhin<br />
für die Gleichstellung der Geschlechter und natürlich<br />
auch aller ethnischen Gruppen einsetzen. Dabei<br />
sollten wir jedoch nicht in blinden Eifer verfallen und<br />
stets mit Vernunft und Augenmaß agieren. Auch dies ist<br />
mir sehr wichtig und das müssen wir auch unseren Studierenden<br />
vermitteln. Die Gräben, die sich in unserer<br />
Gesellschaft auftun, sind schon groß genug.<br />
Herzlich<br />
Prof. Thomas Schadt<br />
Direktor der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
3
INHALT<br />
2<br />
EDITORIAL<br />
Prof. Thomas Schadt,<br />
Direktor der <strong>Filmakademie</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
6<br />
LEITARTIKEL:<br />
WHAT'S THE STORY?<br />
Prof. Thomas Schadt<br />
28<br />
INTERNATIONALE<br />
NETZWERKE<br />
36<br />
SCREEN.TIME<br />
INTERNATIONAL<br />
70<br />
DAS ATELIER<br />
LUDWIGSBURG-PARIS<br />
10<br />
CAMPUS LUDWIGSBURG<br />
<strong>20</strong><br />
MAKING-OF:<br />
SUPERNOVA<br />
SCREEN.TIME<br />
INTERNATIONAL<br />
38<br />
DAS ANIMATIONSINSTITUT<br />
78<br />
ALUMNI IM FOKUS:<br />
STEFFI ACKERMANN UND<br />
JOCHEN LAUBE<br />
84<br />
EDITION FABW:<br />
SOMMER IN ZEITEN VON<br />
CORONA<br />
24<br />
EIN ÜBERBLICK ÜBER DAS<br />
STUDIUM AN DER<br />
FILMAKADEMIE<br />
HANDWERK, THEORIE<br />
UND PRAXIS<br />
ENGE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT DER FILM- UND<br />
MEDIENBRANCHE<br />
PROJEKTARBEIT IM TEAM<br />
FREIHEIT ZUR<br />
ENTWICKLUNG<br />
DER EIGENEN KREATIVEN<br />
HANDSCHRIFT<br />
60<br />
ALUMNI IM FOKUS:<br />
JOSHI HEIMRATH<br />
68<br />
STECKBRIEF:<br />
BILDGESTALTUNG/KAMERA<br />
69<br />
86<br />
STECKBRIEF: DREHBUCH<br />
87<br />
STECKBRIEF:<br />
FERNSEHJOURNALISMUS<br />
88<br />
SPOTLIGHT:<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
4<br />
STECKBRIEF:<br />
DOKUMENTARFILM
94<br />
STECKBRIEF:<br />
FILMGESTALTUNG 1<br />
95<br />
STECKBRIEF:<br />
FILMGESTALTUNG 2/<br />
ANIMATION<br />
108<br />
SPOTLIGHT:<br />
DIVERSITÄT UND<br />
GLEICHSTELLUNG<br />
114<br />
STECKBRIEF: PRODUKTION<br />
131<br />
STECKBRIEF: SZENENBILD<br />
132<br />
STUDENTISCHES ENGAGEMENT<br />
96<br />
STECKBRIEF:<br />
FILMGESTALTUNG 2/<br />
NEUE MEDIEN<br />
97<br />
ALUMNI IM FOKUS:<br />
JOHN GÜRTLER<br />
115<br />
STECKBRIEF: REGIE 2<br />
116<br />
ALUMNI IM FOKUS:<br />
MATTHIAS DRESCHER<br />
138<br />
STECKBRIEF: SZENISCHER FILM<br />
139<br />
STECKBRIEF: WERBEFILM<br />
102<br />
STECKBRIEF: FILMMUSIK<br />
103<br />
STECKBRIEF:<br />
FILMTON/SOUNDDESIGN<br />
122<br />
AUFTRAGSPRODUKTIONEN<br />
124<br />
DOZIERENDE IM PORTRÄT:<br />
PROF. JOACHIM KOSACK<br />
140<br />
STECKBRIEF: FILMSCHAUSPIEL<br />
142<br />
INTERVIEW:<br />
FILMSCHAUSPIELWORKSHOP<br />
106<br />
STECKBRIEF:<br />
MONTAGE/SCHNITT<br />
130<br />
107<br />
STECKBRIEF:<br />
SERIEN PRODUCING<br />
STECKBRIEF:<br />
MOTION DESIGN<br />
5
LEITARTIKEL<br />
What's<br />
the Story?<br />
GEDANKEN (NICHT NUR) ZUR AUSBILDUNG<br />
AN DER FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
VON PROF. THOMAS SCHADT<br />
Am 9. Oktober <strong>20</strong>19 starrten die meisten Menschen<br />
in Deutschland auf dasselbe Bild ober<br />
besser „Bewegtbild“. Es zeigte eine nahezu leere Straße<br />
und hinter einem parkenden Auto eine vermummte<br />
Gestalt, die ohne jede Hektik mehrmals mit einem<br />
Gewehr über das Autodach hinweg ins OFF schoss. Der<br />
Kommentar erklärte dazu, dass ein in Armeekleidung<br />
verpackter junger Mann mit rechtsextremem Hintergrund<br />
in Halle an der Saale die Synagoge stürmen<br />
wollte, dies nicht schaffte und daraufhin zwei völlig<br />
unbeteiligte Menschen tötete. Die beschriebene Bildaufnahme<br />
inklusive ihrer Kontextualisierung erzeugte,<br />
je nach Gemütslage des Publikums, höchst unterschiedliche<br />
Gefühle. Ängste wie: „Bin ich der nächste?“, „Warum<br />
ausgerechnet bei uns?“, oder „Gibt es eigentlich<br />
nur noch Verrückte?“. Sie löste Mitgefühl und Trauer<br />
für die Opfer aus. Oder Wut: „Wenn das Arschloch mir<br />
begegnet wäre, hätte ich ihn auf der Stelle abgeknallt“<br />
– was natürlich voraussetzt, dass man selbst eine Waffe<br />
bei sich trägt. Vielleicht sogar Bewunderung: „Krass,<br />
geil, hau sie weg!“<br />
Und da wir der Digitalisierung nicht nur die Originalaufnahme<br />
verdanken, sondern auch ihre permanente<br />
mediale Wiederholung, verfolgten uns unsere<br />
6<br />
Gefühlswelten bis in den Schlaf und die kommenden<br />
Tage hinein. So lohnt die Frage, was dabei – bewusst<br />
und unbewusst – mehr in uns hineinwirkte: das Bild,<br />
der Kontext, beides (und dann in welchem Verhältnis),<br />
oder die nicht enden wollende Redundanz auf allen<br />
Kanälen? Und zu fragen gilt auch, warum dieses zufällige<br />
Real-Bewegtbild in seiner amateurhaft diffusen,<br />
verwackelten und letztlich distanzierten Perspektive<br />
selbst stumm und ohne Kontext mehr Authentizität erzeugt<br />
als alle perfekt und aus der Nähe durchinszenierten<br />
und gespielten Tötungsvorgänge eines „TATORT“.<br />
Welcher Instinkt sagt uns eigentlich, das eine ist echt<br />
und das andere gespielt? Oder ist das gar keine ernstzunehmende<br />
Frage mehr? Darauf gibt es, so finde ich,<br />
wenige relevante Antworten.<br />
Die Enttabuisierung dieser Welt hat durch die Digitalisierung<br />
jedenfalls längst stattgefunden. Dieses Rad<br />
dreht niemand mehr zurück. Und der Gewinner dieser<br />
Digitalisierung heißt „Bewegtbild“.<br />
Ist ein Bewegtbild in der Welt, gibt es keine Möglichkeit,<br />
es ein für alle Mal und überall wieder verschwinden<br />
zu lassen. Ausgeschlossen. Das Zeug fliegt wie digitales<br />
Dope durch den virtuellen Raum und macht uns
süchtig in der Versuchung, es immer und immer wieder<br />
anzusehen. Dabei gilt: je abstoßender, desto attraktiver.<br />
Denn wer will sich schon einen Sonnenuntergang<br />
ansehen, wenn gleich nebenan ein Killer live auf<br />
Menschen schießt. Selbst in unserer privaten Kommunikation<br />
haben Bewegtbilder bis hin zu Emojis mittlerweile<br />
mehr zu „sagen“ als das Wort. Und wir nutzen die<br />
manipulative Kraft von Bildern natürlich, um uns ganz<br />
ohne Worte zu gefallen. Wir nutzen sie aber auch, um<br />
andere fertig zu machen, zu bashen, zu mobben oder<br />
sie in einen kriminellen Hinterhalt zu locken. Die amerikanische<br />
Kulturkritikerin Susan Sontag hat schon vor<br />
40 Jahren in ihren „Essays über Fotografie“ zurecht von<br />
einem „Kameragewehr“ gesprochen, das in der Lage ist,<br />
im weitesten Sinne einen anderen zu töten. Oder, etwas<br />
harmloser ausgedrückt, ihn seiner Seele zu berauben.<br />
Und das zu einer Zeit, in der es noch gar keine Digitalisierung<br />
gab. Heute besitzen wir alle ein Kameragewehr.<br />
ZWEITENS:<br />
Fragen ist wichtiger<br />
als antworten.<br />
Die Lehrcurricula an einer Akademie müssen eine<br />
wohlüberlegte Mischung aus bewährten Erkenntnissen<br />
und unerforschtem Neuland abbilden. Das Bewährte<br />
an der <strong>Filmakademie</strong> wäre: Learning by doing, Unterricht<br />
entlang praktischer Projekte in kleinen Klassen.<br />
Unbedingt! Teamarbeit - ja bitte! Bildet Banden, sagen<br />
wir unseren Studierenden, damit ihr später überleben<br />
könnt. Ein Lehrkörper direkt aus der Praxis von Kunst,<br />
Forschung und Wirtschaft: Dazu gibt es keine Alternative.<br />
Niemand an der <strong>Filmakademie</strong> wünscht sich<br />
festangestellte Lehrende, die ohne praktischen Bezug<br />
zur beruflichen Realität Gefahr laufen, den Kontakt zur<br />
Außenwelt ihrer Akademie zu verlieren.<br />
Was heißt das für die Ausbildung an einer <strong>Filmakademie</strong>?<br />
Dazu fünf Gedanken:<br />
ERSTENS:<br />
Was ist die Geschichte?<br />
Der klassische Begriff „Film“ stellt nur noch Bruchteile<br />
dessen dar, womit wir uns an einer <strong>Filmakademie</strong> beschäftigen<br />
sollten. Die Ränder sind mitunter spannender,<br />
wichtiger, wegweisender. Der <strong>Campus</strong> Ludwigsburg<br />
bietet hierfür ideale Voraussetzungen und wir<br />
sind aufgefordert, seine in ihm wohnenden Chancen<br />
viel konsequenter zu nutzen. Die Begriffe Film, Theater,<br />
Animation müssen genreoffen geweitet und neu<br />
verbunden werden. Sie müssen aus ihren traditionellen<br />
Nischen herausgeholt werden, ohne sie in ihrem<br />
traditionellen Wert zu schmälern. Dies bedeutet eine<br />
komplett neue Form der Vernetzung. Bei den kreativen<br />
Lernprozessen der Studierenden sollten nicht weiter<br />
die klassischen, wertenden Begriffspaare wie „Mainstream“<br />
und „Arthouse“ oder „Kunst“ und „Unterhaltung“<br />
im Vordergrund stehen, sondern allein die Frage:<br />
Ist eine Geschichte erzählenswert oder nicht? Und<br />
hat sie in der digitalen und gesellschaftlichen Wirklichkeit<br />
überhaupt eine realistische Überlebenschance?<br />
Relevanz, Originalität und Intensität könnten Kriterien<br />
sein, um diese Fragen zu beantworten.<br />
Und das Neuland? Das ist für uns beispielsweise „das<br />
dialogische Lehrprinzip“, das auf Zuhören beruht. Wir<br />
lernen ebenso viel von den Studierenden wie sie von<br />
uns, heißt unser Credo. Und die Fragen unserer Studierenden<br />
müssen wichtiger sein als unsere Antworten<br />
darauf – wenn wir überhaupt welche haben. Unsere<br />
Fragen an sie müssen im Gegenzug Raum und Zeit<br />
für die Studierenden schaffen, um über eigene, innere<br />
(und nicht äußere, womöglich von uns aufgezwungene<br />
oder „empfohlene“) Antworten nachdenken zu<br />
können. Dabei gilt es, die Themen, die die Studierendenschaft<br />
in immer neuen Wellen ins Haus trägt, unbedingt<br />
ernst zu nehmen, auch wenn sie vordergründig<br />
mit Film gar nichts zu tun haben. Diversität, Rassismus,<br />
Gendergerechtigkeit, Umgang mit Sprache, Klimaschutz<br />
und internationale Netzwerke, das sind die<br />
aktuellen Themen. Oft kommt erst danach die Frage:<br />
„Wie geht eigentlich ein Film?“ Und ist diese Frage gestellt,<br />
kommt die nächste: „Und wo da draußen ist eigentlich<br />
mein Platz, wenn ich dieses geschützte Haus<br />
verlasse?“ Das bedeutet, dass sich Lehrpläne einer ständigen<br />
prozesshaften Evaluierung zu unterwerfen haben,<br />
wollen sie am Nerv des Lebens bleiben und den<br />
Forderungen und Anforderungen der Studierenden gerecht<br />
werden. Dafür brauchen wir eine mit Offenheit,<br />
Neugierde und ausnahmslosem Respekt geführte Debattenkultur.<br />
Kreativer Diskurs braucht angstfreie Räume!<br />
Hierfür stehen alle auf dem <strong>Campus</strong> in der Verantwortung.<br />
7
LEITARTIKEL<br />
DRITTENS:<br />
Und die Märkte?<br />
VIERTENS:<br />
Grenzen<br />
Da ist zunächst der lokale und nationale Markt, vorrangig<br />
das Fernsehen, und hier wiederum das öffentlich-rechtliche<br />
Fernsehen, das nach wie vor potent ist,<br />
so potent, dass es die hiesige Entwicklung des Kinofilms<br />
gleich mit übernimmt. Für diesen Apparat, mit<br />
seinen logischen Zwängen einer nahezu durchgängigen<br />
Programmformatierung, zu arbeiten, ist für viele<br />
immer noch zu Recht eine lohnende Perspektive. Doch<br />
wer von uns weiß, wie lange dieser Markt noch stabil<br />
bleibt. Und da wir Studierende für Märkte auszubilden<br />
haben, die wir mitunter noch gar nicht kennen, wenn<br />
ihr Studium beginnt, die aber entstanden sein können,<br />
wenn sie fünf, sechs Jahre später mit einem Diplom das<br />
Haus wieder verlassen, dürfen wir uns damit alleine<br />
nicht zufriedengeben. Das wäre reaktiv und nicht das,<br />
was wir eigentlich sein sollen, nämlich visionär.<br />
Zukünftige oder bereits existierende neue Märkte und<br />
Medien kommen ins Spiel, in denen meist Englisch gesprochen<br />
wird, weil sie international angelegt sind. Für<br />
diese Arbeitsoptionen müssen wir natürlich auch ausbilden,<br />
mitunter in englischer Sprache. Ein bilinguales<br />
Curriculum wäre folgerichtig konsequent. Denn um in<br />
diesen Märkten konkurrenzfähig agieren zu können,<br />
muss man sich auf internationalem Parkett mit dessen<br />
eigenen Spielregeln bewegen können. Unsere Studierenden<br />
werden jedenfalls ohne ein selbst erlebtes und<br />
reflektiertes internationales Verständnis zukünftig weder<br />
künstlerisch noch industriell Aussicht auf nachhaltigen<br />
Erfolg haben.<br />
„Welche Bilder braucht die Welt?“ hat mich mal ein<br />
Student gefragt und meinte damit: „Welche Geschichten<br />
braucht die Welt?“ Wer glaubt, diese und andere<br />
brennenden Fragen analog, punktuell oder regional lösen<br />
zu können, oder wer glaubt, sich vor ihnen national<br />
oder gar regional abschotten zu können, ist nicht<br />
von dieser Welt.<br />
8<br />
Vor zwei Jahren entstand im Studienbereich Dokumentarfilm<br />
LORD OF THE TOYS über die rechtslastige Influencer-Szene<br />
in Dresden. Der abendfüllende Film<br />
ist schwer auszuhalten und in seiner gnadenlosen Direktheit<br />
zutiefst verstörend, verletzend. Das Fernsehen<br />
hat den Film nicht ausgestrahlt, da Befürchtungen laut<br />
wurden, der Film könne in seiner unkommentierten<br />
Art von einem Fernsehpublikum missverstanden werden.<br />
Womöglich ist das so und nach dieser Lesart wäre<br />
LORD OF THE TOYS somit ein nicht sendefähiger<br />
Film. Solche Filme brauchen wir, weil sie für Kommunikationsmöglichkeiten<br />
außerhalb des Fernsehens stehen.<br />
Die Macher des Films haben nach den Absagen<br />
einen eigenen Verleih gegründet und mit dem Film eine<br />
Kinotournee durch Deutschland organisiert. Er lief<br />
in ausverkauften Kinos, hat Preise gewonnen und eine<br />
deutschlandweite Debatte darüber ausgelöst, wie mit<br />
dem Thema in den Medien umzugehen sei. Im besten<br />
Falle, so lehrt das Beispiel, kann ein Film, auch der<br />
einer Filmhochschule, durch eine kreative Grenzüberschreitung<br />
eine enorme kommunikative Kraft erzeugen.<br />
Dass „DIE ZEIT“ mit LORD OF THE TOYS ihren<br />
Feuilleton-Jahresrückblick <strong>20</strong>18 aufmachte, bestätigt<br />
dies.<br />
Damit ein Film überhaupt mit seinem Publikum kommunizieren<br />
kann, muss er eine „innere Einstellung“<br />
mit Hilfe von Technik in „äußere Einstellungen“, also<br />
Bild und Ton übersetzen. Dabei darf es kein Dogma<br />
geben außer dem Streben nach Qualität. Geschmäcklerisches<br />
wie „schön“ und „hässlich“, politische Etikettierungen<br />
wie „links“ oder „rechts“, Gesellschaftsklischees<br />
wie „die da oben“ und „wir da unten“ oder<br />
einfach gestrickte Muster von „gut“ und „böse“ reichen<br />
hierfür nicht aus. So simpel ist unsere Welt nicht<br />
gestrickt. Zu hinterfragen gilt es vielmehr, was in der<br />
Wahl der erzählerischen Mittel für eine Geschichte<br />
„richtig“ oder „falsch“ ist, und richtig spannend wird<br />
es sowieso erst, wenn das Richtige auf einmal falsch ist<br />
und das Falsche richtig, das Hässliche nur noch schön<br />
ist und das Schöne hässlich, das Böse unser Held wird<br />
und das Gute einfach nur langweilig. Political Correctness<br />
und künstlerisches Schaffen stehen an ihren<br />
Grenzen nicht selten äußerst strittig zueinander. Gut<br />
so! Und unser Grundgesetz schützt diese Kollisionen,<br />
in dem es uns die freie Meinungsäußerung, die Freiheit
der Kunst und die Freiheit der Lehre garantiert. Und<br />
das wiederum sollte garantieren, dass es für künstlerische<br />
Inhalte, für den damit verbundenen Diskurs und<br />
für die möglicherweise begleitende Lehre keinerlei<br />
Formen der Zensur geben darf. Weder von rechts oder<br />
links, weder von oben oder von unten, noch von weiblich,<br />
männlich oder divers.<br />
beantworten können: Was sehe ich? Was höre ich?<br />
Was fühle ich? Was macht das mit mir? Was ist möglich?<br />
Wie geht das? Was will ich? Was tue ich?<br />
ALSO LIEBE STUDIERENDE:<br />
Allerdings, und das ist der entscheidende Hinweis an<br />
dieser Stelle, steht im Grundgesetz auch der Satz: „Die<br />
Freiheit der Lehre entbindet sich nicht von der Treue<br />
zur Verfassung.“ Und deswegen finde ich es richtig, dass<br />
der Gründungsdirektor der DFFB in Berlin 1969 den<br />
sehr präzisen 16mm-Film eines damaligen Studenten<br />
zur Erstellung und Anwendung eines Molotowcocktails<br />
nach der ersten internen Präsentation im Giftschrank<br />
verschwinden ließ. Im Zeitalter der Digitalisierung wäre<br />
eine solche „Zensur“ nicht mehr möglich. Dennoch<br />
gilt, und darüber sollten wir nicht diskutieren müssen:<br />
„Kunstfreiheit“ ja, „Meinungsfreiheit“ ja, „Schießfreiheit“<br />
nein. Oder anders ausgedrückt: Auch Freiheit<br />
braucht Grenzen.<br />
Auf geht`s und das mit Lust! Seid mutig und<br />
frei von Angst auf eurem Weg durch das Studium<br />
hier in Ludwigsburg. Bleibt verspielt, offen,<br />
neugierig, zeigt Gefühle, bildet Banden, stiftet<br />
kreative Unruhe, kommuniziert, hört euch gegenseitig<br />
zu, stellt Fragen, bis wir sie nicht mehr<br />
hören wollen. Erforscht Leerflächen, macht Fehler,<br />
scheitert mit Lust, durchlebt Krisen, lernt,<br />
Kritik zu ertragen, seid lernbereit, zeigt Respekt,<br />
glaubt an euch, an eure Träume, habt Spaß (ganz<br />
wichtig), und überrascht uns bitte immer wieder<br />
aufs Neue mit euren wunderbaren kreativen<br />
Arbeiten. Sie sind doch der entscheidende Faktor,<br />
wenn es gilt, sich der eingangs erwähnten<br />
Enttabuisierung unserer Gesellschaft zu stellen.<br />
FÜNFTENS:<br />
Systemresistente<br />
Persönlichkeiten<br />
(Verfasst im November <strong>20</strong>19)<br />
Also was bilden wir im besten Falle aus? Personen,<br />
die ihr Handwerk exzellent beherrschen. Ja bitte! Aber<br />
noch wichtiger sind kluge Köpfe. Wir brauchen handlungsfähige,<br />
gebildete, in ihrem Tun reflektierte Persönlichkeiten.<br />
Das muss die Anstrengung sein, der<br />
wir uns in der Ausbildung zu stellen haben. Akademie<br />
heißt Diskurs, heißt Inhalt und seine intellektuelle<br />
und emotionale Durchdringung.<br />
Systemresistente Persönlichkeiten sind bereit, für ihr<br />
Tun Verantwortung zu übernehmen. Sie können eine<br />
klare Haltung dazu entwickeln und diese auch artikulieren.<br />
Sie sind entscheidungsfreudig und gewillt, sich<br />
eine eigene Handschrift und Autorenschaft zu erarbeiten,<br />
einen filmgenetischen Fingerabdruck. Sie leben<br />
den Spagat zwischen den eigenen Utopien und den realen<br />
Möglichkeiten des Marktes und sind dafür bereit,<br />
jederzeit mit allen in einen streitbaren Dialog zu treten.<br />
Sie sind zukünftige Meinungsträger*innen oder inspirierende<br />
Multiplikator*innen. Deshalb sollten sie am<br />
Ende ihrer Ausbildung unter anderem folgende Fragen<br />
9
CAMPUS LUDWIGSBURG<br />
ZWANZIG<br />
ZWANZIG<br />
ZWANZIG<br />
EINUNDZWANZIG<br />
WO ZU BEGINN DER 1990ER JAHRE VER-<br />
LASSENE KASERNENHÖFE UND PARK-<br />
PLATZBRACHEN DAS BILD BEHERRSCHTEN, IST<br />
EIN EINZIGARTIGES AUSBILDUNGSZENTRUM<br />
FÜR THEATER, FILM UND MEDIEN GEWACHSEN.<br />
Die Akademie für Darstellende Kunst, die <strong>Filmakademie</strong>,<br />
deren Animationsinstitut und das Atelier Ludwigsburg-Paris<br />
tragen durch die Spitzenstellung, die sie in ihren<br />
jeweiligen Bereichen einnehmen, dazu bei, dass hier<br />
im fachspezifischen sowie im interdisziplinären Raum<br />
auf höchstem Niveau gearbeitet wird.<br />
Ein zentrales Merkmal des Ludwigsburger <strong>Campus</strong> liegt<br />
in der Autonomie der vier ansässigen Ausbildungsstätten<br />
in der Gestaltung ihrer Studieninhalte, während<br />
sie zugleich auf zahlreichen Ebenen miteinander verwoben<br />
sind. Jede Institution verfügt in ihrem Bereich<br />
über erstklassige personelle und technische Ausstattung,<br />
weitreichende internationale Vernetzung und einen<br />
Lehrkörper aus herausragenden Künstler*innen<br />
und Praktiker*innen.<br />
Dieses inspirierende Neben- und Miteinander bringt einen<br />
interdisziplinären Geist mit sich, der Grenzüberschreitungen<br />
zwischen Erzählformen, Genres und Technologien<br />
enorm befördert. Die Möglichkeiten umfassen<br />
Film, Theater, Animation, neueste digitale Produktionstechniken,<br />
transmediale Formate und vieles mehr in einer<br />
räumlichen Nähe, die in der europäischen Hochschullandschaft<br />
ihresgleichen sucht.<br />
Ein gemeinsames Credo der Institutionen besteht in der<br />
starken Projektorientierung des Studiums. Die Studierenden<br />
finden neben der Inspiration somit auch die Ressourcen<br />
für ihre Vorhaben und sorgen mit ihren vielfältigen<br />
und ambitionierten Projekten für ein pulsierendes<br />
<strong>Campus</strong>leben.<br />
Der Ludwigsburger <strong>Campus</strong> bleibt so ein wichtiger Knotenpunkt<br />
für Studierende, Alumni und auch für alle interessierten<br />
Ludwigsburger Bürgerinnen und Bürger, u.a.<br />
mit „Montags an der ADK“, dem Treffpunkt „<strong>Campus</strong><br />
International“ und der Filmreihe „Open House“.<br />
10
ERÖFFNUNGSWOCHE <strong>21</strong>.09. – 25.09.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
<strong>21</strong>.09.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
FESTLICHE ERÖFFNUNG<br />
ADK UND FILMAKADEMIE<br />
11.00 – 13.00 UHR<br />
BEGRÜSSUNG DURCH:<br />
PROF. DR. ELISABETH SCHWEEGER<br />
PROF. THOMAS SCHADT<br />
PROF. ANDREAS HYKADE<br />
ERÖFFNUNGSGAST:<br />
PROF. DR. H.C. JUTTA ALLMENDINGER, SOZIO-<br />
LOGIN UND PRÄSIDENTIN DES WISSENSCHAFTS-<br />
ZENTRUMS BERLIN FÜR SOZIALFORSCHUNG<br />
ORT: HYBRIDVERANSTALTUNG LIVE/ONLINE<br />
ALBRECHT ADE STUDIO UND FILMGALERIE FÜR<br />
ERSTSEMESTER*INNEN VON FABW, ANIMATIONS-<br />
INSITUT UND ADK. ALLE ANDEREN STUDIEREN-<br />
DEN VERFOLGEN DIE VERANSTALTUNG ONLINE.<br />
AUFTAKT NACH MASS<br />
16.30 – 17.30 UHR<br />
ORT: ALBRECHT-ADE-STUDIO<br />
Ein <strong>Campus</strong>, drei Institutionen: Die Akademie für Darstellende<br />
Kunst, die <strong>Filmakademie</strong> und ihr Animationsinstitut.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung „Auftakt nach<br />
Maß“ stellen die Akademieleitungen den Studierenden<br />
des ersten Semesters den <strong>Campus</strong> vor, stehen für erste<br />
Fragen zur Verfügung und übergeben anschließend an<br />
die AStA-Vertreter*innen.<br />
PROF. DR. H.C. JUTTA ALLMENDINGER, PH.D. ist<br />
seit <strong>20</strong>07 Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin<br />
für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie<br />
und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin sowie seit <strong>20</strong>12 Honorarprofessorin<br />
für Soziologie an der Freien Universität Berlin.<br />
Sie studierte Soziologie und Sozialpsychologie in Mannheim<br />
und Madison, Wisconsin, wurde an der Harvard<br />
University promoviert und habilitierte sich an der Freien<br />
Universität Berlin. Von 1992 bis <strong>20</strong>07 war sie Professorin<br />
an der Ludwig-Maximilians-Universität München,<br />
von <strong>20</strong>03 bis <strong>20</strong>07 Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit<br />
in Nürnberg.<br />
Sie wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
erster Klasse, dem Communicator-Preis – Wissenschaftspreis<br />
des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft<br />
und dem Schader-Preis ausgezeichnet. <strong>20</strong>14<br />
wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Tampere<br />
verliehen.<br />
Jutta Allmendinger ist in zahlreichen Beiräten im Inund<br />
Ausland tätig. Seit <strong>20</strong>16 ist sie Mitglied im Aufsichtsrat<br />
der Berliner Stadtreinigung BSR. Im Mai <strong>20</strong>17 wurde<br />
Jutta Allmendinger als Herausgeberin in den neuen<br />
fünfköpfigen Herausgeberrat der Wochenzeitung DIE<br />
ZEIT berufen. Jutta Allmendinger wurde vom Auswärtigen<br />
Amt für das Thomas Mann Fellowship nominiert, in<br />
diesem Rahmen lebte und arbeitete sie <strong>20</strong>18 für vier Monate<br />
im Thomas Mann Haus in Los Angeles.<br />
11
CAMPUS LUDWIGSBURG<br />
12
22. BIS 25.09.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
„MIND THE GAP?”<br />
“When it comes to creative inspiration, job titles and<br />
hierarchy are meaningless.”<br />
Ed Catmull (Gründer von PIXAR)<br />
WORKSHOP MIT<br />
RIMINI PROTOKOLL, HELGARD HAUG,<br />
DANIEL WETZEL /<br />
SIMON JON ANDREASEN (DOZENT) /<br />
ERIC WALLIS (KAMPAGNEN- UND PR-MANAGER,<br />
IMPULSGEBER)<br />
JEWEILS 10.00 – 17.00 UHR<br />
ORT: GETRAG AREAL<br />
Wir leben in einem Land, in dem der soziale und reale<br />
Abstand zwischen „denen dort oben“ und „uns dort<br />
unten“ bzw. „denen, die mitmachen dürfen“, die Regeln<br />
mitgestalten können und denen, die sich als „abgehängt“<br />
wahrnehmen, oder die prekär im Niedriglohnsektor um<br />
Existenz und Rechte bangen müssen, als stetig wachsend<br />
beschrieben wird.<br />
Im Alltag befinden wir uns alle in einer individuellen,<br />
größeren oder kleineren Wahrnehmungs-Blase. Es<br />
braucht aktiven Einsatz, um sich der eigenen Denk- und<br />
Handlungsmuster bewusst zu werden und sie zu hinterfragen.<br />
Das auch „Framing 1“ genannte Verhaltens- und<br />
Denkkonstrukt ist unser komplexer persönlicher Erfahrungsschatz.<br />
Er kann gleichwohl zur Annahme verleiten,<br />
die Welt sei tatsächlich so, wie ich sie sehe.<br />
RIMINI PROTOKOLL: Helgard Haug, Daniel Wetzel und<br />
Stefan Kaegi haben im Jahr <strong>20</strong>00 das Theater-Label Rimini<br />
Protokoll gegründet und arbeiten seither in verschiedenen<br />
Konstellationen unter diesem Namen. Stück<br />
für Stück erweitern sie die Mittel des Theaters, um neue<br />
Perspektiven auf die Wirklichkeit zu schaffen. Rimini<br />
Protokoll entwickeln ihre Bühnenstücke, Interventionen,<br />
szenischen Installationen und Hörspiele oft mit<br />
Expert*innen, die ihr Wissen und Können jenseits des<br />
Theaters erprobt haben. Außerdem übersetzen sie gerne<br />
Räume oder soziale Ordnungen in theatrale Formate.<br />
Viele ihrer Arbeiten zeichnen sich durch Interaktivität<br />
und einen spielerischen Umgang mit Technik aus.<br />
Welche Wege gibt es, sich konträren Welten künstlerisch<br />
zu nähern, sie sicht- und erlebbar zu machen? Welchen<br />
Narrativen und Selbstinszenierungsstrategien sind wir<br />
verhaftet? Und wie können wir diese neu denken, um<br />
so Impulse für die künstlerische, aber auch informelle<br />
Auseinandersetzung zu finden?<br />
Auf einer sehr persönlichen Ebene setzt die Betrachtung<br />
dieser individuellen Perspektiven an. Im Rahmen von<br />
Workshops möchte das Team diese stark unterschiedlich<br />
geprägten Realitäten mit ihren Regeln, Notwendigkeiten,<br />
Voraussetzungen und Möglichkeiten erfahrbar machen:<br />
formatoffen als Film, Theaterstück, App, Prosa, Intervention,<br />
Recherchepapier etc.<br />
SIMON JON ANDREASEN is a professor at the National<br />
Film School of Denmark where he is heading the<br />
Directors Education (Animation and Interactive) and<br />
DADIU (the Danish Academy of Interactive Entertainment).<br />
Simon has directed radio, film and television<br />
and developed games released by the world`s leading<br />
publishers and broadcasters. With one foot in<br />
traditional media and one foot in digital, Simon Jon<br />
Andreasen`s passion is creating storyworlds – universes<br />
that tell stories across old and new formats.<br />
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CAMPUS LUDWIGSBURG<br />
06.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> / 16.04.<strong>20</strong><strong>21</strong><br />
CAMPUSABENDE<br />
17.00 – <strong>21</strong>.00 UHR<br />
CAMPUS IM AUSTAUSCH<br />
GEMEINSAME LEHRANGEBOTE<br />
VON FILMAKADEMIE UND ADK<br />
Um die bestehenden Netzwerke zu verstärken und das<br />
Potenzial des <strong>Campus</strong> weiter auszubauen, finden pro Semester<br />
zwei <strong>Campus</strong>abende statt. Das Programm dieser<br />
Veranstaltungen stellen die Studierenden gemeinsam<br />
mit den AStAs der ADK und der <strong>Filmakademie</strong> zusammen.<br />
Zeitgleich finden keine Lehrveranstaltungen statt.<br />
So entsteht Raum für ungezwungene Begegnungen,<br />
den Austausch von Gedanken, Visionen, Projektideen<br />
und -vorstellungen, Neues oder Gemeinsames<br />
zu schaffen: Raum zur Ausweitung des kreativen<br />
Felds zu einem <strong>Campus</strong> der vielfältigen Möglichkeiten.<br />
Für weitere Informationen kann die Studienleitung kontaktiert<br />
werden.<br />
Die <strong>Campus</strong>-Idee findet ihre konkrete Umsetzung in<br />
der Gestaltung der Lehrpläne, welche die wechselseitige<br />
Teilnahme an den Lehrveranstaltungen vorsehen.<br />
FABW-STUDIERENDE KÖNNEN AN DER ADK<br />
AN FOLGENDEN LEHRVERANSTALTUNGEN<br />
TEILNEHMEN:<br />
• Theorie-Montag (Lektürekurs Gegenwart & Theatergeschichte<br />
/ Ästhetik / Geschichte der Regie und Schauspieler*innenpersönlichkeiten)<br />
• Performancetheorie<br />
• Vergleichende Mediendramaturgie<br />
• Autor*innen im Fokus<br />
• Grundlagen Regie (Raum und *Bühne / Raum und<br />
Klang / Kurzprojekte mit der ABK)<br />
• Grundlagen Schauspiel<br />
• Wort und Wirkung<br />
• Sprechen für Regisseur*innen<br />
• Praxismodule<br />
• Szenisches Arbeiten mit Kai Wessel<br />
• Meisner-Technik und Schauspiel-Workshop mit Kai<br />
Wessel<br />
• Nomadische Recherche / „Adaptionen“-Workshop<br />
ADK-STUDIERENDE KÖNNEN AN DER FABW<br />
TEILNEHMEN WIE FOLGT:<br />
REGIE-STUDIERENDE AN:<br />
• Filmgestaltung 2 (FG 2): ein ganzes Semester<br />
SCHAUSPIEL-STUDIERENDE AM:<br />
• Inszenierungsworkshop<br />
ALLE STUDIERENDE DER ADK AN:<br />
• Filmgeschichte und -theorie (PD Dr. Bernd Kiefer, Nataša<br />
von Kopp, Maurice Fitzpatrick, Prof Dr. Marcus<br />
Stiglegger, Prof. Dr. Lisa Gotto)<br />
• Verschiedene Seminare zu Film- und Medien geschichte<br />
(Teil 1 und Teil 2)<br />
14
• Premiere Kurzgeschichtenband „Sommer“<br />
(geplant, Zeit und Ort nach Ansage)<br />
Premiere des vierten Kurzgeschichtenbandes der<br />
Edition FABW zum Thema „Sommer“ mit Lesung ausgewählter<br />
Beiträge von Studierenden und Alumni von<br />
FABW und ADK mit anschließendem Get-Together.<br />
Schirmherr: Philipp Keel, Verleger des Diogenes<br />
Verlags.<br />
06.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> / 15.01.<strong>20</strong><strong>21</strong><br />
/16.04.<strong>20</strong><strong>21</strong> / 28.05.<strong>20</strong><strong>21</strong><br />
AKA-PITCHINGS<br />
FREITAGS JEWEILS AB 10.00 UHR<br />
ORT: ALBRECHT ADE STUDIO, ADK/BÜHNE<br />
Die AKA-Pitchings dienen der Teamfindung und geben<br />
einen Überblick über aktuelle Themen und Arbeiten. Die<br />
im Fünf-Minuten-Takt gepitchten Projekte reichen u.a.<br />
von performativen Installationen bis hin zu Theaterstücken<br />
oder Festivals, vom Werbe-, Dokumentar-, Animations-<br />
bis hin zum Theaterfilm, von Games bis hin zu<br />
szenischen Filmen. Die AKA-Pitchings schaffen ein Bewusstsein<br />
für die künstlerische Bandbreite und das kreative<br />
Spektrum der Projekte, die an der Akademie für<br />
Darstellende Kunst und der <strong>Filmakademie</strong> entstehen.<br />
Die Teilnahme an allen vier Pitchings ist für<br />
Studierende der <strong>Filmakademie</strong> Pflicht. Für Studierende<br />
der ADK ist die Teilnahme einmal im Studienverlauf<br />
Pflicht. Ansonsten ist die Teilnahme erwünscht,<br />
sofern kein anderer Unterricht betroffen ist.<br />
TERMINE NACH ANSAGE<br />
(JEWEILS MONTAG)<br />
THEATER BEI TAGESLICHT.<br />
ARTISTIC PRODUCING.<br />
SELFMANAGEMENT.<br />
THEORIE-MONTAGE<br />
Theoretische Grundlagen sind auch an besonders praxisbezogenen<br />
Ausbildungsstätten die Basis jeglicher konstruktiver<br />
Auseinandersetzung und Ausgangspunkt für<br />
künstlerische Behauptungen und Handschriften.<br />
So bietet die ADK mit einem festen Theorietag für die<br />
Studierenden verschiedener Ausbildungsrichtungen<br />
Grundlagen- und Übersichtsseminare aus den Bereichen<br />
Ästhetik, Philosophie, Theater-, Film- und Literaturgeschichte<br />
an.<br />
Die Studierenden des gesamten <strong>Campus</strong> haben die Möglichkeit,<br />
gemeinsam diese Veranstaltungen zu besuchen,<br />
die dann in einzelnen Blockseminaren weiter vertieft<br />
werden. Einerseits sollen damit der Kontakt und<br />
die Vernetzung der Studierenden untereinander gefördert<br />
werden. Zum anderen dient die gemeinsame Ausbildung<br />
dazu, sich eine gemeinsame Sprache (und ein<br />
ähnliches Wissen) anzueignen, die dem Diskurs und der<br />
potenziellen Zusammenarbeit auf dem <strong>Campus</strong> zugutekommen<br />
soll.<br />
Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir Interessierte, sich<br />
vorab per E-Mail bei Julia Klaas / Studienbüro Dramaturgie<br />
ADK anzumelden: julia.klaas@adk-bw.de<br />
Die aktive Teilnahme am Pitch kann bis zwei Tage vorher an<br />
folgende E-Mail-Adresse angemeldet werden:<br />
pitch@filmakademie.de (Organisation: Andrea Macos)<br />
15
CAMPUS LUDWIGSBURG<br />
TERMINE NACH ANSAGE<br />
(I.D.R. JEWEILS DONNERSTAG)<br />
ANIMATIONSFILM –<br />
WAS BITTE?<br />
FILMGESCHICHTE ALS<br />
ANIMATIONSGESCHICHTEN<br />
CAMPUS VERNETZT<br />
HOCHSCHULKOOPERATION MIT DER PÄDAGOGI-<br />
SCHEN HOCHSCHULE (PH) IM WS <strong>20</strong><strong>20</strong>/<strong>21</strong><br />
Im Rahmen des Masterstudiengangs „Kulturelle Bildung“<br />
setzen die ADK und die FABW die Zusammenarbeit<br />
mit der PH Ludwigsburg fort.<br />
AB 17.00 UHR<br />
TINA OHNMACHT<br />
PH-STUDIERENDE KÖNNEN AN FOLGENDEN<br />
LEHRVERANSTALTUNGEN TEILNEHMEN:<br />
Was genau sind überhaupt Animationsfilme und wo<br />
kommen sie her? Hat James Cameron recht, wenn er<br />
sagt, AVATAR sei kein Animationsfilm? Warum kennen<br />
wir so viele Trickfilme für Kinder, wo sind die für Erwachsene?<br />
Warum denken so viele Leute, Walt Disney<br />
hätte den Zeichentrick erfunden?<br />
Animations-Geschichten geben einen Überblick über<br />
die Geschichte des Animationsfilms von den Anfängen<br />
– und die liegen lange vor den Anfängen des Films – bis<br />
heute, in Deutschland, den USA, Europa und Asien. Wir<br />
werden bekannte und unbekannte Filme anschauen, Filme,<br />
die zum Nachdenken oder zum Lachen bringen, begeistern,<br />
mal aus heutiger Sicht langweilig erscheinen<br />
oder auch unverstanden bleiben. Jeder Film erzählt eine<br />
Geschichte, ist selbst Teil einer größeren Geschichte und<br />
inspiriert zu neuen Geschichten.<br />
Das Seminar besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil im<br />
Sommersemester gibt einen historischen Überblick über<br />
die Entwicklung des Animationsfilms von den Anfängen<br />
bis zum ersten Disney Feature Film SCHNEEWITT-<br />
CHEN. Im Wintersemester <strong>20</strong><strong>20</strong>/<strong>21</strong> stehen thematische<br />
Schwerpunkte und Präsentationen der Studierenden zu<br />
einem animations-, VFX- oder games-relevanten Thema<br />
ihrer Wahl im Mittelpunkt.<br />
Für aktuelle Informationen bitte Studienplan Animation 3<br />
(Sommersemester) und Animation 4 (Wintersemester)<br />
beachten! Das Seminar ist nach Anmeldung über die Studienleitung<br />
offen für alle Studierenden des Akademie-<strong>Campus</strong>.<br />
Die Veranstaltung findet ab Wintersemester <strong>20</strong><strong>20</strong>/<strong>20</strong><strong>21</strong> auf<br />
Englisch statt.<br />
ADK:<br />
• THEATERGESCHICHTE:<br />
BEGINN 28.09.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
MONTAGS 14.45 – 16.15 UHR<br />
• INTERNATIONALES POLITISCHES THEATER:<br />
16. – 17.04.<strong>20</strong><strong>21</strong> / 23. – 24.04.<strong>20</strong><strong>21</strong> /<br />
07. – 08.05.<strong>20</strong><strong>21</strong><br />
FREITAGS, 09.00 – 13.30 UHR<br />
SAMSTAGS, 17.00 – <strong>21</strong>.00 UHR<br />
Anmeldung per E-Mail an:<br />
julia.klaas@adk-bw.de<br />
FABW:<br />
• COUNTERCULTURE FILMS<br />
Maurice Fitzpatrick<br />
12.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> (17.00 – <strong>20</strong>.00 UHR) /<br />
13. – 14.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> (10.00 – 17.00 UHR)<br />
Dieses Seminar findet in englischer Sprache statt.<br />
• QUEER CINEMA HISTORY - ZUR THEORIE UND<br />
ENTWICKLUNG DES QUEER CINEMA<br />
Lioba Schlösser<br />
03.12.<strong>20</strong><strong>20</strong> (17.00 – <strong>20</strong>-00 UHR) /<br />
04.-05.12.<strong>20</strong><strong>20</strong> (10.00 - 17.00 UHR)<br />
• HELDINNEN MIT SCHWERT: ENTWICKLUNG<br />
DER FRAUENFIGUREN IN DEN SOGENANNTEN<br />
SAMURAI-FILMEN - VON ZUSCHAUERINNEN ZU<br />
KÄMPFERINNEN. EMANZIPATION IM JAPANI-<br />
SCHEN KINO? ENTWICKLUNG UND EINFLUSS AUF<br />
DAS AMERIKANISCHE KINO<br />
Nataša von Kopp<br />
<strong>21</strong>.01.<strong>20</strong><strong>21</strong> (17.00 – <strong>20</strong>.00 UHR) /<br />
22. – 23.01.<strong>20</strong><strong>21</strong> (10.00 – 17.00 UHR)<br />
16
• FILM- UND MEDIENGESCHICHTE:<br />
VON DEN ANFÄNGEN DES FILMS BIS ZUR<br />
ETABLIERUNG DES KLASSISCHEN HOLLYWOOD-<br />
SYSTEMS<br />
Prof. Hans Beller<br />
24.06.<strong>20</strong><strong>21</strong> (17.00 – <strong>20</strong>.00 UHR) /<br />
25. – 26.06.<strong>20</strong><strong>21</strong> (10.00 – 17.00 UHR)<br />
• DER FILMEMACHER NICOLAS WINDING REFN<br />
Prof. Dr. Marcus Stiglegger<br />
22.04.<strong>20</strong><strong>21</strong> (17.00 – <strong>20</strong>.00 UHR) /<br />
23. – 24.04.<strong>20</strong><strong>21</strong> (10.00 – 17.00 UHR)<br />
• FILM- UND MEDIENGESCHICHTE:<br />
MARLENE DIETRICH MEETS MAREN ADE -<br />
FRAUEN IN DER MEDIENGESCHICHTE<br />
Dr. Elisa Jochum<br />
24.06.<strong>20</strong><strong>21</strong> (17.00 – <strong>20</strong>.00 UHR) /<br />
25. – 26.06.<strong>20</strong><strong>21</strong> (10.00 – 17.00 UHR)<br />
• SPIEL/FILM - KULTURTHEORIE DES SPIELS<br />
N.N.<br />
08.07.<strong>20</strong><strong>21</strong> (17.00 – <strong>20</strong>.00 UHR) /<br />
09. – 10.07.<strong>20</strong><strong>21</strong> (10.00 – 17.00 UHR)<br />
Anmeldung jeweils per E-Mail an:<br />
linda.kraemer@filmakademie.de<br />
STUDIERENDE VON ADK UND FABW KÖNNEN<br />
AN FOLGENDEN LEHRVERANSTALTUNGEN DER<br />
PH TEILNEHMEN:<br />
IM WINTERSEMESTER:<br />
• VERTIEFENDE FILMANALYSE<br />
DIENSTAGS (10.15 – 11.45 UHR)<br />
• MEDIENGESCHICHTE - VORLESUNG<br />
MITTWOCHS (10.15 – 11.45 UHR)<br />
• THEORIEN DER MEDIENBILDUNG<br />
DONNERSTAGS (10.15 – 11.45 UHR)<br />
• MEDIENTHEORIE/MEDIENKRITIK<br />
DONNERSTAGS (12.15 – 13.45 UHR)<br />
Für alle Veranstaltungen: Anmeldung per E-Mail an:<br />
thomas.wilke@ph-ludwigsburg.de<br />
Die Veranstaltungen im Sommersemester werden von den<br />
Studienbüros bekannt gegeben.<br />
17
CAMPUS LUDWIGSBURG<br />
CAMPUS FÜR LUDWIGSBURG<br />
05.10.<strong>20</strong><strong>20</strong> / 26.10.<strong>20</strong><strong>20</strong> / 16.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> / 11.01.<strong>20</strong><strong>21</strong> /<br />
22.02.<strong>20</strong><strong>21</strong><br />
MONTAGS AN DER ADK<br />
AUSSICHTEN. EINSICHTEN.<br />
GESPRÄCHE.<br />
JEWEILS <strong>20</strong>.00 UHR<br />
Die Abende mit hochrangigen Künstler*innen, Wissenschaftler*innen<br />
oder Expert*innen verstehen sich als öffentliches<br />
Nachdenken über aktuelle Debatten und Diskurse.<br />
Zu Gast bei der zunehmend beliebten Reihe mit<br />
Vorträgen und Gesprächen sind im Wintersemester <strong>20</strong><strong>21</strong><br />
u.a. der Staatsanwalt THOMAS WILL (stellv. Direktor der<br />
Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer<br />
Verbrechen), ALEIDA ASSMANN (Anglistin und Literatur-<br />
und Kulturwissenschaftlerin), HEMAL NAIK (Doktorand<br />
der Abteilung Kollektivverhalten am Max Planck<br />
Institut für<br />
Verhaltensbiologie in Konstanz), ELKE<br />
AUS DEM MOORE (Kunsthistorikerin, Kuratorin und<br />
Direktorin der Akademie Schloss Solitude) sowie<br />
PETER PANKOW (Schauspieler, bildender Künstler) und<br />
DOMINIK BENDER (Schauspieler, Regisseur) vom Theater<br />
Thikwa in Berlin.<br />
Bisherige Gäste u.a.: ANNETT BAUMAST (Expertin<br />
für Nachhaltigkeit auf dem Gebiet der Kultur),<br />
INÉS DE CASTRO (Direktorin Linden-Museum Stuttgart),<br />
WOLFGANG ENGLER (Soziologe, Philosoph und<br />
langjähriger Rektor der Hochschule für Schauspielkunst<br />
„Ernst-Busch“), MARC GRANDMONTAGNE (Geschäftsführender<br />
Direktor des Bühnenvereins), UL-<br />
RIKE GROOS (Direktorin Kunstmuseum Stuttgart),<br />
MEREDITH HAAF ( Journalistin und Autorin), JOSEF<br />
HADER (Kabarettist und Schauspieler), DOROTHEA VON<br />
HANTELMANN (Kunsthistorikerin, Autorin und freie<br />
Kuratorin), LISA JOPT (Schauspielerin und Mitbegründerin<br />
des Ensemble-Netzwerks), PHILIPP KEEL (Künstler,<br />
Filmemacher, Autor und Verleger), ULRICH KHUON<br />
(Intendant Deutsches Theater Berlin, Vorsitzender des<br />
Bühnenvereins), AINO LABERENZ (Bühnen- und Kostümbildnerin,<br />
Leiterin des Operndorfs von Christoph<br />
Schlingensief ), MATTHIAS LILIENTHAL (Intendant<br />
der Münchner Kammerspiele), PETER W. MARX (Theaterwissenschaftler),<br />
HERFRIED MÜNKLER (Politikwissenschaftler),<br />
CHRISTIANE NÜSSLEIN-VOLHARD<br />
(Nobelpreisträgerin für Medizin), SUSANNE PFEFFER<br />
(Direktorin Museum für Moderne Kunst MMK Frankfurt),<br />
EVA JANKOWSKI und FRANCE-ELENA DAMIAN<br />
(Gründerinnen Pro Quote Bühne), WILFRIED SCHULZ<br />
(Intendant Staatsschauspiel Dresden), Wolf Singer (Hirnforscher),<br />
KAY VOGES (Intendant Schauspiel des Theaters<br />
Dortmund) und ANDRÉ WILMS (Schauspieler).<br />
18
DER OFFENE CAMPUS.<br />
TREFFPUNKT<br />
CAMPUS INTERNTIONAL<br />
Eine Initiative der Studierenden der ADK, FABW und<br />
ihres Animationsinstituts.<br />
Einmal im Quartal wird das Foyer der ADK zu einem<br />
Ort der Begegnung und des Kennenlernens unterschiedlicher<br />
Kulturen, ihrer Hintergründe, Erfahrungen und<br />
Lebenswelten. Unterschiedlichste Veranstaltungsformen<br />
– Vorträge, Diskussionen und Musik – bieten die Möglichkeit,<br />
sich auszutauschen und Netzwerke miteinander<br />
zu verknüpfen. Es ist eine Einladung an Neuzugewanderte<br />
mit und ohne Fluchtgeschichte, an Studierende<br />
der ADK, <strong>Filmakademie</strong> und ihres Animationsinstituts<br />
und an alle Ludwigsburger Akteur*innen für Integration,<br />
engagierte und interessierte Menschen der Stadt.<br />
Die Initiative lädt zum bewährten Get-Together im Anschluss.<br />
DER OFFENE CAMPUS.<br />
EIN KREATIVES, VIELFÄLTIGES<br />
LABOR<br />
Studien- und Semesterarbeiten der Studierenden laden<br />
dazu ein, die zukünftige Künstler*innenschaft in ihrer<br />
Entwicklung zu entdecken und zu begleiten: Öffentliche<br />
filmische Semesterpräsentationen, 10 bis 15 Werkstatt-<br />
Inszenierungen aus dem „Labor“ der ADK-Studierenden,<br />
Bachelorarbeiten und Inszenierungen der zweimal<br />
jährlich stattfindenden Themenmodule. Zum Ende eines<br />
Studienjahres findet alle zwei Jahre das von den Studierenden<br />
ausgerichtete internationale, junge Theaterfestival<br />
„Furore“ statt.<br />
Der offene <strong>Campus</strong> mit ca. 60 öffentlichen Veranstaltungsabenden<br />
gewährt Einblicke in ein kreatives, vielfältiges<br />
interdisziplinäres Labor.<br />
19
MAKING-OF<br />
SUPERNOVA<br />
<strong>20</strong>
EIN DRAMA IM SCIFI-GEWAND – SO<br />
BESCHREIBT DREHBUCHAUTORIN UND<br />
PRODUZENTIN FIEDERIKE WEYKAMP DEN<br />
30-MINÜTIGEN FILM „SUPERNOVA“. ER IST<br />
DAS DIPLOMPROJEKT VON KAMERAMANN<br />
LEONARD FREDERIC CASPARI UND SZE-<br />
NENBILDNERIN KATHARINA KERN. REGIE<br />
FÜHRTE STEVE BACHE. DER FILM NIMMT<br />
NICHT NUR DIE ZUSCHAUER*INNEN MIT<br />
IN EINE ANDERE WELT, AUCH DIE CREW<br />
WURDE WÄHREND IHRER ARBEIT MIT EINER<br />
NOCH NICHT DAGEWESENEN REALITÄT<br />
KONFRONTIERT. DER FILM WURDE ALS ERS-<br />
TES GROSSES PROJEKT DER FILMAKADEMIE<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG UNTER CORONA-BE-<br />
DINGUNGEN GEDREHT.<br />
Man muss über ein paar Kabel steigen, sich an mehreren<br />
Lampen, Kameras und Stativen vorbeiducken und schon<br />
trennt nur noch eine Tür aus Pressspan das Studio-Setting<br />
von einer anderen Welt – der Welt des Kurzfilms<br />
SUPERNOVA. Neun Meter misst der Durchmesser des<br />
sogenannten Habitats, das im Ade-Studio der <strong>Filmakademie</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> für das Projekt aufgebaut wurde.<br />
Im Film arbeiten und wohnen hier die Astronautinnen<br />
Nova, Lucia und Ivy gemeinsam mit mehreren Wissenschaftler*innen<br />
und bereiten den ersten Flug zum Mars<br />
vor. Die drei Astronautinnen befinden sich im Wettbewerb<br />
um die Leitung der Expedition. Der Film begleitet<br />
die Anwärterinnen in der Schlussphase des Verfahrens<br />
und zeigt, wie sie ganz unterschiedlich mit der Situation<br />
umgehen. Sie alle stehen unter Druck, sie haben es so<br />
weit geschafft, doch ist es auch ihr Weg? Was ist ihre<br />
Motivation, welche Erwartungen gibt es von außen, wie<br />
ist ihr Bild von sich selbst? Bei den Charakteren war es<br />
der Drehbuchautorin Friederike Weykamp wichtig, vielschichtige<br />
Frauen zu zeigen, mit verschiedenen Zielen<br />
und Vorstellungen und nicht nur ein neues Frauenbild.<br />
„Ich habe das Gefühl, dass wir von einem Frauenbild<br />
zum nächsten rutschen. Aber ich will zeigen, dass es<br />
nicht die „eine“ Frau gibt. Jeder Mensch soll selbst entscheiden<br />
können, wie sie oder er sein will“, sagt sie. Zudem<br />
will Friederike Weykamp eine neue Normalität zeigen<br />
– in diesem Fall drei Frauen im Wettstreit um eine<br />
Führungsposition. „Ich musste mir oft anhören, das sei<br />
doch unrealistisch. Wenn ich dann entgegnete, dass sich<br />
keiner wundern würde, wenn nur Männer in den Rollen<br />
besetzt wären, waren alle still.“ Auch das soll Film können:<br />
vorstellbar machen, was möglich ist. Kameramann<br />
Leonard Caspari hat SUPERNOVA als Diplomprojekt besonders<br />
gereizt, „weil es vorrangig ein figurenorientiertes<br />
Drama ist, das den Genre-Aspekt der Science-Fiction<br />
in den Hintergrund rückt. Diese Mischung war für<br />
mich spannend, da ich wenig Interesse an Filmen habe,<br />
die vor allem auf Spektakel aus sind. Und es war eine<br />
tolle Gelegenheit, in diesem Genre tätig zu sein, da gerade<br />
Science-Fiction im deutschsprachigen Raum eher eine<br />
Seltenheit ist.“<br />
Die Idee zum Film kam Friederike Weykamp <strong>20</strong>18 während<br />
einer Reise durch die Atacama-Wüste in Chile. Hier<br />
waren die Sterne und die Besiedlung des Mars ein großes<br />
Thema – und eine Anekdote: Ein Mädchen werde<br />
<strong>21</strong>
MAKING-OF<br />
derzeit auf eine Expedition zum Mars vorbereitet. „Diese<br />
Geschichte hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Mit<br />
der Frage: Will das Mädchen das überhaupt? Macht sie<br />
das aus sich heraus, oder wegen der Erwartungen Anderer?“,<br />
erinnert sich Friederike Weykamp. In einem Seminar<br />
für Stoffentwicklung verfolgt sie die Idee weiter<br />
und schreibt das Drehbuch. „Das ist ein großes Privileg<br />
an der Film-Aka. Hier stehen uns die Mittel zur Verfügung,<br />
eigene Stoffe zu entwickeln, auch für mich als<br />
Produktionsstudentin. Und jetzt realisiert ein Team von<br />
30, 40 Leuten das, was vor zwei Jahren in der Wüste in<br />
meinem Kopf entstanden ist. Das ist ein unbeschreibliches<br />
Gefühl.“<br />
In dem Stoffentwicklungs-Kurs hört auch Regisseur Steve<br />
Bache von der Filmidee. „Ich fand gerade das Thema<br />
der Zweifel sehr spannend. Die Anwärterinnen haben es<br />
so weit gebracht und trotzdem zweifelt die Hauptdarstellerin<br />
Nova daran, ob sie das überhaupt will.“ Für Steve<br />
Bache war SUPERNOVA nicht nur der erste Science-Fiction-Film,<br />
sondern auch der erste Studio-Dreh. „Das ist<br />
ganz anders als bei einem Dreh an verschiedenen Locations.<br />
Wir mussten uns lange im Vorhinein im Klaren<br />
darüber sein, wie der Film aussehen soll, entsprechend<br />
wurde dann das Studio gebaut.“<br />
Zwei Studios belegte das Team für den Dreh von SUPER-<br />
NOVA. Mehrere Wochen dauerte der Aufbau des Habitats<br />
im Ade-Studio und der aufwändigen Mars-Landschaft<br />
im Studio 1, zudem gab es drei Außendrehs. Doch<br />
dass der Dreh überhaupt stattfinden konnte, war lange<br />
unklar. Im März <strong>20</strong><strong>20</strong> wurde das gesamte Projekt auf Eis<br />
gelegt – Grund: Corona und die damit einhergehenden<br />
22<br />
Kontaktbeschränkungen. „Die größte Herausforderung<br />
war es, die Energie in dieser ungewissen Phase aufrecht<br />
zu erhalten. Wir standen zwei Tage vor Dreh, als<br />
die Produktion eingestellt werden musste. Inzwischen<br />
fühlt es sich an, als hätte man einen Langspielfilm produziert,“<br />
erzählt Leonard Caspari. Für das Team war es<br />
eine Ausnahmesituation, nicht zu wissen, ob und wie es<br />
weitergeht. „Aus dieser Schockstarre mussten wir erst<br />
wieder in einen Arbeitsmodus zurückkehren,“ erinnert<br />
sich Friederike Weykamp. Und das SUPERNOVA-Team<br />
kehrt zurück. Im Mai entwickeln sie ein Hygiene-Konzept<br />
und können im Juni <strong>20</strong><strong>20</strong> mit den Dreharbeiten beginnen.<br />
Doch es wird ein anderer, ein neuer Drehalltag.<br />
Eine Schauspielerin muss neu gecastet werden, da<br />
die ursprüngliche Besetzung, eine Russin, auf Grund von<br />
Corona nicht nach Deutschland einreisen kann. Die Darstellerinnen<br />
müssen mehrere Corona-Tests machen, das<br />
Team trägt während der Dreharbeiten einen Mund-Nase-Schutz,<br />
es gibt regelmäßige Fieberkontrollen. Statt<br />
geplanter 30 Komparsen dürfen nur fünf am Set sein.<br />
„Vor allem die Arbeit mit einem kleineren Team erschwerte<br />
die Abläufe,“ erzählt Steve Bache. „Zum Beispiel<br />
haben wir normalerweise bei so einem Dreh vier<br />
bis fünf Beleuchter, jetzt waren es zwei bis drei. Auch eine<br />
Maske hatten wir nicht im Studio. Das alles verursacht<br />
längere Laufwege und kostet Zeit.“ Leonard Caspari<br />
ergänzt: „Letztendlich hat aber alles geklappt, was mir<br />
Hoffnung gibt, dass Filme mit hohem Aufwand und Anspruch<br />
trotz der schwierigen Umstände auch weiterhin<br />
produziert werden können.“ SUPERNOVA kann somit<br />
ein Beispiel dafür sein, wie Filmen in Zeiten von Corona<br />
funktionieren kann.
Den Mut für neue Wege zu haben, das will Friederike<br />
Weykamp auch mit dem Film SUPERNOVA vermitteln.<br />
„Man sollte nicht auf einen Anstoß von außen warten,<br />
sondern auf sich selbst hören. Dinge tun, weil sie sich<br />
gut anfühlen und nicht, weil man sie eben so macht. Das<br />
gilt auch für uns 'Film-Akaler': Wir sollten mehr wagen,<br />
nicht nur in Departments denken. Wir sind alle Filmschaffende,<br />
die gemeinsam einen Film realisieren.“<br />
SUPERNOVA soll bis Frühjahr <strong>20</strong><strong>21</strong> fertiggestellt und<br />
anschließend auf nationalen und internationalen Filmfestivals<br />
gezeigt werden.<br />
Text: Marianne Harr<br />
Fotos: Hugo Lenhardt<br />
CAST/CREW<br />
Buch, Producerin: FRIEDERIKE WEYKAMP<br />
Regie: STEVE BACHE<br />
Bildgestaltung: LEONARD FREDERIC CASPARI<br />
Montage: SAM HANDEL<br />
Szenenbild: KATHARINA KERN, NILS SCHIMITZEK<br />
Kostüm: CAROLINE SASSE<br />
Maske: DEMET ERESEN<br />
Set-Ton: FRANZISKA ARNDT, JAN LUKAS MIELKE<br />
Motion Design: TIMO KREITZ<br />
Casting: JULIANE VOIGTLÄNDER, JESSICA LAYHER<br />
Darstellerinnen: BEA BROCKS, KATIA FELLIN,<br />
MASHA TOKAREVA, AGNES LAMPKIN<br />
Produktion:<br />
FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG GMBH<br />
23
IN ZAHLEN<br />
500<br />
STUDIERENDE<br />
HANDWERK, THEORIE<br />
UND PRAXIS<br />
ENGE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT DER FILM- UND<br />
MEDIENBRANCHE<br />
FREIHEIT ZUR<br />
ENTWICKLUNG<br />
DER EIGENEN KREATIVEN<br />
HANDSCHRIFT<br />
PROJEKTARBEIT IM TEAM<br />
130<br />
ANGESTELLTE<br />
300<br />
DOZIERENDE<br />
24
EIN ÜBERBLICK ÜBER DAS STUDIUM<br />
AN DER FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
DAS STUDIUM IST STARK PRAXISORIEN-<br />
TIERT UND STELLT DAS PRINZIP „LEAR-<br />
NING BY DOING“ IN DEN VORDERGRUND. VON<br />
BEGINN AN ERARBEITEN DIE STUDIERENDEN<br />
ALLER GEWERKE IHRE FILME GEMEINSAM. SO<br />
ENTSTEHEN JÄHRLICH ÜBER 250 FILME ALLER<br />
GENRES UND FORMATE.<br />
Das Ausbildungsangebot spiegelt die ganze thematische<br />
Bandbreite der Medienbranche wider, von Drehbuch,<br />
Regie und Kamera bis hin zu Animation, Szenenbild und<br />
Montage, von Produktion, Filmmusik und Sounddesign<br />
bis zu Motion Design und Interaktiven Medien.<br />
Neben den klassischen Erzählformen für Film und Fernsehen<br />
bereichern Social Media, partizipative Performances,<br />
immersives Entertainment, Games und weitere neue<br />
Formen des Geschichtenerzählens die Branche, verändern<br />
Berufsbilder und lassen neue Formate und Ertragsmodelle<br />
entstehen. Studienanfänger*innen erwarten zurecht,<br />
dass ihre Hochschule sie auf diese sich ständig<br />
verändernde Realität bestmöglich vorbereitet. Die Antwort<br />
der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf diese<br />
Herausforderung liegt in einer umfassenden Ausbildung,<br />
die von Anfang an auch Kenntnisse außerhalb des<br />
eigenen Studienschwerpunktes vermittelt.<br />
Sie folgt dem Credo, Studierenden mit dem ganzen<br />
Spektrum ihrer Talente, Schwerpunkte und Ambitionen<br />
größtmögliche Spielräume zur Entwicklung einer individuellen,<br />
künstlerischen Identität zu eröffnen.<br />
AN DER FILMAKADEMIE ERWARTET<br />
DIE STUDIERENDEN:<br />
• eine Ausbildung, die praktisches Filmemachen und<br />
Theorie kombiniert<br />
• Projektarbeit im Team<br />
Betreut und unterrichtet werden die etwa 500 STUDIE-<br />
RENDEN von über 300 HOCHKARÄTIGEN FACHLEU-<br />
TEN aus der Film- und Medienbranche und über 130<br />
Angestellten der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
Über 700 Bewerber*innen konkurrieren jährlich um etwa<br />
100 Studienplätze in den folgenden Studiengängen:<br />
GRUNDSTÄNDIG WERDEN ANGEBOTEN:<br />
• FILM UND MEDIEN<br />
• FILMMUSIK UND SOUNDDESIGN<br />
• PRODUKTION<br />
ALS DIPLOMAUFBAUSTUDIENGÄNGE WERDEN<br />
ANGEBOTEN:<br />
• ANIMATION / ANIMATION &<br />
EFFECTS PRODUCING<br />
• ANIMATION / TECHNICAL DIRECTING<br />
• FERNSEHJOURNALISMUS<br />
• FILMMUSIK<br />
• FILMTON / SOUNDDESIGN<br />
• INTERAKTIVE MEDIEN<br />
• MOTION DESIGN<br />
• SZENENBILD<br />
Die Studienzeit richtet sich danach, ob Studierende im<br />
Grundstudium beginnen, den Quereinstieg wählen oder<br />
im Diplomaufbaustudiengang studieren. Im Vollstudium<br />
(Grund- plus Projektstudium) beträgt die durchschnittliche<br />
Studienzeit 8 Semester plus 1 Diplomsemester.<br />
• die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, die bis in<br />
den Markt reichen und wegweisend für spätere<br />
Jobs sein können, weil die <strong>Filmakademie</strong> eng mit<br />
der Film- und Medienbranche zusammenarbeitet<br />
Der Quereinstieg ist der direkte Einstieg in das Hauptstudium<br />
(Projektstudium) mit Bachelor oder Vordiplom<br />
und dauert in der Regel 4 Semester plus 1 Diplomsemester.<br />
• die Förderung der Freiheit zur Entwicklung der<br />
eigenen kreativen Handschrift<br />
25
IN ZAHLEN<br />
700<br />
BEWERBER*INNEN/JÄHRLICH<br />
100<br />
STUDIENPLÄTZE<br />
14 INTERNATIONALE<br />
PARTNERORGANISATIONEN<br />
40<br />
OUTGOINGS<br />
12<br />
INCOMINGS<br />
FILM UND MEDIEN<br />
PRODUKTION<br />
FILMMUSIK UND SOUNDDESIGN<br />
AUFBAUSTUDIENGÄNGE<br />
ANIMATION / ANIMATION & EFFECTS PRODUCER<br />
ANIMATION / TECHNICAL DIRECTOR<br />
FERNSEHJOURNALISMUS<br />
FILMMUSIK<br />
FILMTON / SOUNDDESIGN<br />
INTERAKTIVE MEDIEN<br />
MOTION DESIGN<br />
SZENENBILD<br />
26
Das Studium im Diplomaufbaustudiengang mit Nachweis<br />
eines abgeschlossenen Studiums in einer artverwandten<br />
Disziplin dauert in der Regel ebenfalls<br />
4 Semester plus 1 Diplomsemester.<br />
Jedes Jahr begrüßt die <strong>Filmakademie</strong> Studierende von<br />
mehr als 12 Partnerinstitutionen aus aller Welt bei sich.<br />
Sie bereichern den <strong>Campus</strong> mit eigenen Projekten und<br />
partizipieren im Rahmen der Internationalen Klasse am<br />
Unterricht.<br />
Studierende der <strong>Filmakademie</strong> haben ebenfalls die Möglichkeit,<br />
an Partnerhochschulen im Ausland zu studieren.<br />
Für Interessierte sind detaillierte Informationen über<br />
den Studienverlauf auf der Homepage der <strong>Filmakademie</strong><br />
www.filmakademie.de im Bereich Studienverlauf erhältlich.<br />
INTERDISZIPLINÄRE VERANSTALTUNGEN<br />
Neben einer fundierten handwerklichen Ausbildung im<br />
jeweiligen Studienfach sowie der Verbesserung der eigenen<br />
Fertigkeiten durch die Mitarbeit an vielfältigen studentischen<br />
Produktionen der <strong>Filmakademie</strong> spielt auch<br />
die Ausbildung eines breit gefächerten Verständnisses<br />
für medienbezogene Prozesse und Diskurse eine wichtige<br />
Rolle. Der berühmte „Blick über den Tellerrand“<br />
bzw. die Erweiterung des eigenen Horizonts ist an der<br />
Film akademie keine „Kür“, sondern ein essenzieller Bestandteil<br />
der künstlerischen Entwicklung, die durch ein<br />
vielfältiges Angebot an Lehrveranstaltungen gefördert<br />
werden soll.<br />
In interdisziplinären Kursen und Seminarreihen werden<br />
Inhalte wie „Green Shooting“, „Green Storytelling“, Genderdiversität<br />
oder der Weg in die berufliche Selbstständigkeit<br />
näher beleuchtet.<br />
Während im Grundstudium verschiedene Seminare zur<br />
Film- und Mediengeschichte Teil des Pflichtunterrichts<br />
sind, wählen Studierende der Diplomaufbaustudiengänge<br />
oder des Quereinstiegs aus einem Angebot an jährlich<br />
wechselnden Filmgeschichts- und Filmtheorie-Seminaren<br />
aus, die stets die individuelle Auseinandersetzung<br />
mit einer Themenstellung und deren Abschluss in Form<br />
einer Hausarbeit oder eines Referats beinhalten.<br />
OPEN HOUSE<br />
OPEN HOUSE ist der Titel einer Lehrveranstaltungsreihe,<br />
die i.d.R. ca. 2x pro Semester im Kino Caligari in<br />
Kooperation mit Kinokult Programmkinos stattfindet.<br />
In dieser Reihe präsentieren – i.d.R. mittwochabends ab<br />
17.00 Uhr – ehemalige Studierende der <strong>Filmakademie</strong><br />
oder aktuelle Gastlehrende ihre neuen Projekte aus unterschiedlichen<br />
Bereichen und berichten im Anschluss<br />
an das Screening in einem Werkgespräch u.a. über die<br />
Entstehung und Hintergründe des Films, gefolgt von einem<br />
Q&A. Hier wird es auch sehr begrüßt, wenn Teammitglieder<br />
der verschiedensten Gewerke anwesend sind<br />
(Regie, VFX, Kamera, Szenenbild etc.) und von ihren Erfahrungen<br />
berichten.<br />
OPEN HOUSE verbindet die Analyse aktueller Medienproduktionen<br />
mit der Vernetzung von Studierenden,<br />
Alumni und Lehrenden bewusst gewerkeübergreifend.<br />
Die kritische und diskursive Auseinandersetzung mit aktuellen<br />
Medienproduktionen ist ein wichtiger Bestandteil<br />
des Lehr- und Bildungsauftrags der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
Sofern es sich bei den eingeladenen Gästen um Alumni<br />
der <strong>Filmakademie</strong> handelt, trägt die OPEN HOUSE-VER-<br />
ANSTALTUNG den Untertitel THERE AND BACK<br />
AGAIN – ALUMNI STELLEN SICH VOR. Dies betont<br />
noch einmal die Bedeutung eines aktiven Studierenden-Alumni-Netzwerks.<br />
27
INTERNATIONALE NETZWERKE<br />
28
Travelling without<br />
moving<br />
IM 28. JAHR IHRES BESTEHENS ERÖFF-<br />
NET DIE FILMAKADEMIE EIN INTERNA-<br />
TIONALES BÜRO UND BRINGT DAMIT IHR<br />
BEKENNTNIS ZU INTERNATIONALITÄT, ZU<br />
EINEM BREITEN HORIZONT UND ZUM ARBEI-<br />
TEN IN GLOBALEN NETZWERKEN ZUM AUS-<br />
DRUCK (SIEHE PRESSEMELDUNG IN DIESER<br />
PUBLIKATION). DARIN WOHNT AUCH EINE<br />
VISION FÜR DEN MEDIENSTANDORT BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG INNE, DESSEN WELTWEITE<br />
VERNETZUNG IM BEREICH DER ANIMATI-<br />
ONSBRANCHE EINE INSPIRATION FÜR ALLE<br />
WEITEREN BEREICHE DES FILM- UND<br />
MEDIENSCHAFFENS DARSTELLT.<br />
Bevor aber internationale Vernetzung im industriellen<br />
Maßstab erfolgen kann, liegt es an uns als praxisorientierte<br />
Hochschule, die Grundlagen dafür zu schaffen:<br />
durch persönliche Kontakte unserer Studierenden mit<br />
Kommiliton*innen aus anderen Weltregionen. So entstehen<br />
Beziehungen und Vertrauen – das Fundament für<br />
spätere künstlerische und geschäftliche Verbindungen.<br />
Der <strong>Filmakademie</strong> bietet die hohe Priorität der Internationalisierung<br />
jetzt auch die Möglichkeit, die Aktivitäten<br />
zwischen Kernbereich und Animationsinstitut stärker<br />
zu synchronisieren. So bestehen durch die vom Animationsinstitut<br />
organisierte und weltweit führende FMX –<br />
Conference on Animation, Effects, Games and Immersive<br />
Media Kontakte zu hochkarätigen Spezialist*innen,<br />
die den Lehrplan der ganzen Akademie in spektakulärer<br />
Weise bereichern können. Umgekehrt verfügt das Internationale<br />
Büro über eine umfangreiche Kenntnis der<br />
Filmhochschullandschaft, die der Mobilität der Animationsstudierenden<br />
zugutekommen wird.<br />
Mobilität, persönliche, physische, individuelle Mobilität<br />
wiederum ist das Instrument im Kern einer nachhaltigen<br />
und auf persönlichen Kontakten basierenden Internationalisierung.<br />
Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses<br />
Texts aber erscheint uns diese Basis, die (Reise)Freiheit,<br />
die wir vor der Covid-19-Krise genießen durften, wie<br />
die „gute alte Zeit“. Die überwältigenden und extrem beschleunigten<br />
Entwicklungen dieser Tage lassen die Vision<br />
der Internationalisierung der <strong>Filmakademie</strong> fast als<br />
ein antizyklisches Unternehmen erscheinen. Aber wäre<br />
es deshalb klug, die mannigfaltigen Ausbildungsangebote<br />
der Akademie wieder verstärkt auf den deutschen<br />
oder deutschsprachigen Markt auszurichten? Nein.<br />
Entsprechend nehmen wir die Herausforderung an und<br />
planen für eine zugegebenermaßen unsichere Zukunft,<br />
in der freies Reisen wieder möglich sein wird. Im Dialog<br />
mit unseren zahlreichen Partnern spüren wir zugleich,<br />
dass es ein Zurück zu den Verhältnissen vor der<br />
Krise nicht geben wird. Viele Institutionen nutzen die<br />
Zwangspause, um Strukturen und Prozesse zu überprüfen<br />
und bestehendes zu hinterfragen. Insofern wohnt<br />
auch dieser Krise eine Chance inne, Existierendes zu<br />
hinterfragen und den veränderten Realitäten anzupassen.<br />
In diesem Sinne bereitet sich die Akademie auf einen<br />
großen Schritt vor: Ab dem Wintersemster <strong>20</strong>22 wird<br />
das Projektstudium an der <strong>Filmakademie</strong> bilingual, die<br />
Aufnahme wird ab diesem Zeitpunkt gleichberechtigt<br />
für Bewerber*innen mit englischen oder deutschen<br />
Sprachkenntnissen möglich sein. Die Reisebeschränkung<br />
schafft auch Kapazitäten für die Vorbereitungen<br />
und Veränderungen, die an der Akademie selbst vorzunehmen<br />
sind: Regularien werden angepasst, es gibt<br />
Sprachkurse für Mitarbeitende und viele Abläufe stehen<br />
29
INTERNATIONALE NETZWERKE<br />
30
auf dem Prüfstand, bevor das gesamte Projektstudium in<br />
die Zweisprachigkeit überführt werden wird.<br />
Parallel dazu werden wir auch die Zahl der Outgoing-Mobilitäten<br />
steigern. Die Zielsetzung, ein verpflichtendes<br />
Mobilitätsjahr in den Studienverlauf zu integrieren, bedeutet<br />
einen echten Paradigmenwechsel. War es zuvor<br />
auf Antrag möglich, die Akademie für ein Jahr zu verlassen,<br />
um im Ausland zu studieren, wird in Zukunft ein<br />
Antrag verlangt werden, wenn Studierende kein Mobilitätsjahr<br />
einlegen. Zukünftig werden also alle Studierenden<br />
von der Internationalität der Akademie profitieren,<br />
denn selbst, wer kein Mobilitätsjahr macht, wird sich im<br />
Projektstudium in engem Austausch mit ausländischen<br />
Studierenden befinden.<br />
Ein derartiger Umbruch erfordert eine präzise Verzahnung<br />
mit den Abteilungen der Lehre. Für Studierende<br />
werden derzeit mit ihnen gemeinsam verzahnte Angebote<br />
entwickelt, die die hochwertige Ausbildung an der<br />
Akademie um spezifische Komponenten erweitern. Die<br />
Suche nach profilierten Partnerinstitutionen ist in vollem<br />
Gange.<br />
Die Schwerpunkte liegen dabei auf den großen Filmindustrien<br />
der Welt: Hollywood, Bollywood, und<br />
Nollywood – USA, Indien und Nigeria. Daneben wird<br />
ein verstärkter Fokus auf die Partnerschaften innerhalb<br />
Europas gelegt, die Vernetzung mit den führenden europäischen<br />
Filmhochschulen ermöglicht Absolvent*innen<br />
die unmittelbare Erweiterung ihres beruflichen Aktionsradius<br />
um benachbarte Territorien. Zudem bleibt<br />
Marokko als Nachbar Europas ein Land im Fokus der Internationalisierung,<br />
weil es hier in den vergangenen Jahren<br />
gelang, ein tragfähiges Netzwerk und eine hohe Expertise<br />
aufzubauen.<br />
Ausgangspunkt der Entwicklung ist die Liste unserer gegenwärtigen<br />
Partnerinstitutionen, die in den kommenden<br />
Jahren fortgeschrieben und erweitert wird:<br />
MIT FOLGENDEN INSTITUTIONEN<br />
BESTEHEN AKTUELL PARTNERSCHAFTEN:<br />
+AFDA – THE SOUTH AFRICAN SCHOOL OF<br />
MOTION PICTURE, LIVE RECORDING AND LIVE<br />
PERFORMANCE, Johannesburg, Südafrika<br />
+AL-QUDS UNIVERSITY, Ramallah, Palästina<br />
COLOMBO FILM & TELEVISION ACADEMY,<br />
Colombo, Sri Lanka<br />
+DOCUBOX, Nairobi, Kenia<br />
+DODGE COLLEGE AT CHAPMAN UNIVERSITY,<br />
Orange County, Kalifornien, USA<br />
+ÉCOLE NATIONALE SUPÉRIEURE LOUIS<br />
LUMIÈRE, Paris, Frankreich<br />
+FTII – FILM- & TELEVISION INSTITUTE OF<br />
INDIA, Pune, Indien<br />
+GOBELINS L’ÉCOLE DE L’IMAGE,<br />
Paris, Frankreich<br />
+KIBBUZIM COLLEGE, Tel Aviv, Israel<br />
+LA FÉMIS, Paris, Frankreich<br />
+LINDENWOOD UNIVERSITY,<br />
St. Charles, Missouri, USA<br />
+MAISHA FILM LAB, KAMPALA, Uganda<br />
+MAHARASHTRA INSTITUTE OF<br />
TECHNOLOGY, Pune, Indien<br />
+NDU – NOTRE DAME UNIVERSITY,<br />
Beirut, Libanon<br />
+UDC – UNIVERSIDAD DEL CINE,<br />
Buenos Aires, Argentinien<br />
INTERNATIONAL CLASS (ICLA)<br />
Neben den strategischen Zielen, die die <strong>Filmakademie</strong><br />
mit ihrer Internationalisierung verfolgt, sind einzelne<br />
Individuen im Zentrum unseres Schaffens. Mobilität im<br />
Studium bedeutet für alle Beteiligten eine Erfahrung, die<br />
nicht nur die Weltsicht, sondern oft genug auch das eigene<br />
Leben tiefgreifend verändert. In den vergangenen<br />
Jahren haben mehr als 30 Gaststudierende die International<br />
Class besucht, den Prototypen eines englischsprachigen<br />
Curriculums für Incoming-Studierende an der<br />
Akademie. Mit Unterstützung der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Stiftung entwickelt ein langjähriger Dozent der ICLA gemeinsam<br />
mit dem Internationalen Büro derzeit den Film<br />
CORONA - DIE WELT UND ICH, in dem zehn Alumni<br />
der ICLA der vergangenen Jahre von ihrem Leben<br />
31
INTERNATIONALE NETZWERKE<br />
in Zeiten der Einschränkungen durch Corona berichten<br />
und auf die Zeit an der <strong>Filmakademie</strong> zurückblicken.<br />
Hier wird sichtbar, wie tiefgreifend eine Auslandserfahrung<br />
im Studium sein kann, wie einzigartig und unvorhersehbar<br />
diese Impulse sind, insbesondere, wenn sie –<br />
wie in der ICLA – mit einem konkreten künstlerischen<br />
Schaffensprozess verknüpft sind.<br />
32
33
INTERNATIONALE NETZWERKE<br />
PRESSEMITTEILUNG | 25.05.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
>>> INTERNATIONALES BÜRO DER<br />
FILMAKADEMIE NIMMT ARBEIT AUF<br />
STAATSSEKRETÄRIN OLSCHOWSKI:<br />
ZUSÄTZLICHE LANDESMITTEL ERMÖGLICHEN INTERNATIONALISIERUNG DER LEHRE UND AUSBAU DER<br />
FÜHRENDEN POSITION DER FILMAKADEMIE<br />
Die <strong>Filmakademie</strong> hat Anfang des<br />
Monats ein neues Internationales<br />
Büro eingerichtet. Im Zentrum der Maßnahme<br />
steht die optimale Vorbereitung der<br />
Studierenden auf einen Arbeitsmarkt, der<br />
auch nach dem Abklingen der gegenwärtigen<br />
Pandemie noch von einem großen Maß<br />
an Internationalität geprägt sein wird.<br />
Staatssekretärin Petra Olschowski, Vorsitzende<br />
des Aufsichtsrates der <strong>Filmakademie</strong>:<br />
„Die Internationalisierung der<br />
Lehre ist ein zentrales Element des Strategiepapiers<br />
‚<strong>Filmakademie</strong> <strong>20</strong>30‘. Das<br />
Land stellt für die Internationalisierung<br />
längerfristig über 300.000 Euro jährlich<br />
bereit. Mit innovativen Projekten wollen<br />
wir die Position der <strong>Filmakademie</strong> als<br />
führende Film- und Medienhochschule im<br />
deutschsprachigen Raum stärken und ausbauen.<br />
Ich bin sicher, dass wir damit auch<br />
ein Signal für ein weltoffenes, lebendiges<br />
und erfolgreiches kulturelles Leben<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> senden.“ Gerade in<br />
Zeiten der Coronakrise sei es wichtig,<br />
eine Perspektive zu eröffnen, die über<br />
die aktuell geltenden Beschränkungen der<br />
Mobilität und des Zusammenlebens hinausblicke,<br />
so die Staatssekretärin weiter.<br />
Das Internationale Büro hat die Aufgabe,<br />
studentische Mobilität, Internationalisierung<br />
der Lehre und zweisprachige<br />
(deutsch-englische)<br />
Unterrichtsangebote<br />
in den kommenden Jahren substanziell<br />
auszubauen. Das Animationsinstitut beteiligt<br />
sich an dieser Initiative mit einer<br />
eigenen Stelle, die die internationalen<br />
Projekte und Initiativen für diesen<br />
Bereich im engen Schulterschluss mit dem<br />
Internationalen Büro koordiniert. Programme<br />
und Partnerschaften können jetzt<br />
in neuen Größenordnungen und auch innerhalb<br />
der Akademie stärker vernetzt gedacht<br />
werden. Die studentische Mobilität<br />
wird zu einem festen Bestandteil des<br />
Studienverlaufs erhoben, ebenso soll die<br />
Umstellung des Curriculums auf ein bilinguales<br />
Hauptstudium zu einer substantiellen<br />
Erhöhung der Zahlen ausländischer<br />
Studierender an der <strong>Filmakademie</strong> führen.<br />
„Die Filmbranche internationalisiert sich<br />
von Jahr zu Jahr stärker. Deswegen wollen<br />
wir unseren Studierenden die besten<br />
denkbaren Perspektiven bieten, in<br />
diesem Umfeld beruflich Fuß zu fassen,“<br />
so Prof. Thomas Schadt, Geschäftsführer<br />
der FABW. „Ganz wichtig sind eigene Auslandserfahrungen,<br />
die wir unseren Studierenden<br />
jetzt viel stärker ermöglichen<br />
und zugleich von diesen einfordern wollen.<br />
Bei allen Möglichkeiten der Kommunikation<br />
über das Internet gehört das Reisen<br />
als notwendige persönliche Erfahrung<br />
weiterhin fest dazu. Außerdem wollen wir<br />
begabte Studierende auch außerhalb des<br />
deutschsprachigen Raumes für ein Studium<br />
in Ludwigsburg begeistern und so zur<br />
34
Internationalisierung - und damit zur Relevanz<br />
- des Medienstandortes beitragen.“<br />
Die weitreichenden Maßnahmen werden in<br />
den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt,<br />
die <strong>Filmakademie</strong> wird die Öffentlichkeit<br />
weiterhin über die Entwicklungen<br />
informieren.<br />
Prof. Andreas Hykade, Leitung Animationsinstitut<br />
der FABW: „Unser Ziel im Bereich<br />
Animation ist es, die weltweit größten<br />
Talente zu einem Projektstudium am Animationsinstitut<br />
zu bewegen und dadurch unseren<br />
Standort zu einem internationalen<br />
Magnet für Alumni des Animationsinstituts<br />
und anderer europäischer Schulen auszubauen.<br />
Um dies zu erreichen, brauchen wir<br />
Maßnahmen, die die Diversität in der Studierendenschaft<br />
erhöhen, damit die internationale<br />
Zusammenarbeit schon im Studium<br />
erprobt werden kann; Maßnahmen, die<br />
den Blick der Studierenden für kulturelle,<br />
wirtschaftliche und künstlerische Unterschiede<br />
in Europa und der ganzen Welt<br />
schärfen; Maßnahmen, die uns erlauben,<br />
voneinander zu lernen und so die eigenen<br />
Stärken auszubauen. All dies kann<br />
nur funktionieren, indem wir die Welt zu<br />
uns holen und in die Welt hinausgehen.”<br />
Das Team des Internationalen Büros setzt<br />
sich aus Mitarbeitenden zusammen, die<br />
Erfahrungen aus den Bereichen Studierendenaustausch,<br />
Internationale Kooperationen,<br />
Konfliktmanagement, Gremienarbeit,<br />
Zusammenarbeit mit Stiftungen, Außenpolitik<br />
und Europäische Förderprogramme mitbringen.<br />
„Das Internationale Büro der <strong>Filmakademie</strong><br />
ist ein Ausdruck des Optimismus und ein<br />
Bekenntnis zu einer von freiheitlichem<br />
Austausch - nicht von Abschottung - geprägten<br />
Zukunft,“ betont Guido Lukoschek,<br />
Leitung Internationales Büro der FABW.<br />
„Ich freue mich über das entgegengebrachte<br />
Vertrauen und ganz besonders darauf,<br />
mit einem herausragend qualifizierten Team<br />
die bevorstehenden Aufgaben anzupacken.”<br />
Mitarbeitende Internationales Büro FABW<br />
v.l.n.r<br />
Sujatha Dovgal<br />
Projektmanagement Internationales Büro<br />
Mark Szilagyi<br />
Projektmanagement Internationales Büro<br />
Tina Ohnmacht<br />
Leitung Internationales Netzwerk Animationsinstitut<br />
Valentina Boye<br />
Projektmanagement International Class<br />
Guido Lukoschek<br />
Leitung Internationales Büro<br />
Barbara Mattes<br />
Internationale Programme und Stipendien<br />
Ostafrika<br />
35
SCREEN.TIME INTERNATIONAL<br />
SCREEN.TIME<br />
INTERNATIONAL<br />
VOM 15. – 17. JULI <strong>20</strong><strong>20</strong> PRÄSENTIERTE<br />
DIE FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEM-<br />
BERG GEMEINSAM MIT IHREM ANIMATIONS-<br />
INSTITUT, IHREM INTERNATIONALEN BÜRO<br />
SOWIE DEM ATELIER LUDWIGSBURG-PARIS<br />
DER FILM- UND MEDIENBRANCHE DAS<br />
NEUE ONLINE-FORMAT „SCREEN.TIME<br />
INTERNATIONAL“.<br />
Bereits im Jahr zuvor konnte die damals neu konzipierte<br />
Veranstaltung SCREEN.TIME mit spannenden Pitchings,<br />
überzeugenden Work-in-Progress-Beispielen<br />
und interessanten Gesprächsrunden punkten und sich<br />
als neues Branchen-Event der <strong>Filmakademie</strong> etablieren.<br />
Doch: Eine Wiederholung im selben Gewand konnte<br />
es im Corona-Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> nicht geben. Dennoch wollten<br />
wir SCREEN.TIME nicht einfach dem Virus zum<br />
Opfer fallen lassen und entschieden uns daher für eine<br />
virtuelle Version der Veranstaltung mit einem erweiterten,<br />
internationalen Programm. Mittels einer App konnten<br />
sich die registrierten Gäste in Projekt- und Personen-Pitchings<br />
von Studierenden und Alumni zuschal ten<br />
und bei Interesse Kontakt aufnehmen. Moderiert wurden<br />
die Pitchings von FABW-Alumnus und -Gastdozent<br />
Oliver Dressnandt.<br />
Ganz im Zeichen der angestrebten weiteren Internationalisierung<br />
der <strong>Filmakademie</strong> waren erstmals auch<br />
englischsprachige Präsentationen der diesjährigen Dipl<br />
o mand*innen aus den Bereichen Animation, VFX und<br />
Technical Directing, ein Programm des Internationalen<br />
Büros der <strong>Filmakademie</strong> mit Projekten der International<br />
Class (ICLA), einem Klassenverbund ausländischer<br />
Gaststudierender an der <strong>Filmakademie</strong>, sowie Beiträge<br />
des Atelier Ludwigsburg-Paris zu sehen. Damit richtet<br />
sich SCREEN.TIME INTERNATIONAL nicht mehr ausschließlich<br />
an Medienvertreter*innen aus dem deutschsprachigen<br />
Raum, sondern zusätzlich an ein internationales<br />
Branchenpublikum. Denn angesichts neuer digitaler<br />
Filmdistributions- und Präsentationswege möchte die<br />
<strong>Filmakademie</strong> ihren Studierenden, Di plomand*innen<br />
und Alumni die Möglichkeit bieten, neue Projekte nicht<br />
36
nur in Deutschland anzustoßen, sondern darüber hinaus<br />
Branchen-Partner*innen im In- und Ausland zu<br />
begeistern. Passend dazu konnten wir mit T-Port, einer<br />
Branchenplattform für junge Filmtalente, einen<br />
internationalen Partner an Bord von SCREEN.TIME<br />
INTERNATIONAL begrüßen. T-Port ist eine innovative<br />
gemeinnützige Online-Plattform zur Förderung aufstrebender<br />
Talente und zur Erleichterung des Vertriebs von<br />
Kurzfilmen innerhalb der Filmindustrie.<br />
Zum Abschluss der virtuellen Veranstaltung wartete zudem<br />
das Animationsinstitut mit einem besonderen Leckerbissen<br />
auf: Die auf Festivals bereits vielfach ausgezeichneten<br />
Kurzfilme BLIESCHOW und THE BEAUT Y<br />
erlebten ihre internationale Online-Premiere. Mittlerweile<br />
wurde THE BEAUTY sogar für einen Student<br />
Oscar nominiert.<br />
Weitere Highlights des Online-Programms waren Videostreams<br />
der Verleihung des Justus-Pankau-Kamerapreises<br />
durch den Lions Club Ludwigsburg an den Studenten<br />
Manuel Meinhardt sowie einer Gesprächsrunde<br />
zum Diplomfilm TRÜMMERMÄDCHEN. Das Drehbuch<br />
von <strong>Filmakademie</strong>-Alumnus Oliver Kracht wurde<br />
auf der letztjährigen Berlinale mit dem Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis<br />
geehrt, einer der höchsten Auszeichnungen<br />
für angehende Filmprojekte. Moderiert von<br />
<strong>Filmakademie</strong>-Direktor Prof. Thomas Schadt, gaben Regisseur<br />
und Drehbuchautor Oliver Kracht, Schauspielerin<br />
Anne Gesa-Raija Lappe und Produzent Simon Buchner<br />
interessante Einblicke in das ambitionierte Projekt.<br />
TRÜMMERMÄDCHEN<br />
THE BEAUT Y<br />
BLIESCHOW<br />
37
38
ANIMATIONSINSTITUT<br />
LIEBE STUDENTINNEN<br />
UND STUDENTEN<br />
DER FILMAKADEMIE,<br />
puh! Das Sommersemester <strong>20</strong><strong>20</strong> war für das Animationsinstitut<br />
sehr anstrengend, denn die Corona-Krise hielt uns in Schach und<br />
forderte uns an allen Fronten. So haben wir innerhalb kürzester<br />
Zeit ein vollwertiges Online-Lehrangebot für unsere Studierenden<br />
entwickelt. Wir haben die Technik an den Start gebracht, damit die Arbeit an<br />
den studentischen Projekten weitergehen konnte. Vor allem aber haben wir<br />
individuellen Kontakt zu unseren Studierenden gehalten, um sicher zu sein,<br />
dass es allen soweit gut geht.<br />
Das Ganze war ein Kraftakt für das Institut. Deshalb möchte ich mich an dieser<br />
Stelle bei all unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allen Dozentinnen<br />
und Dozenten und allen Projektbetreuerinnen und Projektbetreuern ganz<br />
herzlich für den außerordentlichen Einsatz bedanken.<br />
Mein Dank geht ebenfalls an die Studentinnen<br />
und Studenten des Animationsinstituts.<br />
Ihr seid auch in Krisenzeiten unseren Prämissen<br />
„Relevanz“, „Intensität” und „Originalität”<br />
umfänglich gerecht geworden. Als Beispiel<br />
dafür drucken wir auf den folgenden Seiten<br />
die Arbeiten, die unsere Studentin Elisabeth<br />
Weinberger im Rahmen der Online-Lectures<br />
IN GOLDEN FUTURE und INSPIRATION<br />
realisiert hat.<br />
So. Nun wird es aber Zeit, dass wir uns wieder persönlich treffen können.<br />
Die <strong>Filmakademie</strong> und ihr Animationsinstitut planen deshalb für das<br />
Wintersemester <strong>20</strong><strong>20</strong>/<strong>21</strong> ein Hybridsemester, bei dem wir versuchen werden,<br />
das Beste aus der digitalen und der wirklichen Welt miteinander zu vereinen.<br />
Ob uns das gelingen wird, das wird die Zukunft zeigen. Es bleibt auf jeden<br />
Fall spannend. Und ein spannendes Leben ist auch die beste Basis für spannende<br />
Projekte.<br />
In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein erfolgreiches Studienjahr.<br />
Ludwigsburg, 31.7.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Prof. Andreas Hykade<br />
Leiter des Animationsinstituts der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
39
ANIMATIONSINSTITUT<br />
Hinweis<br />
zu S. 40 – 51<br />
Interview und Skizzen<br />
Elisabeth Weinberger<br />
sind nur in der Printversion<br />
verfügbar.<br />
40–51
ANIMATIONSINSTITUT<br />
52
Sechs Gründe<br />
für das Studium am<br />
Animationsinstitut<br />
DAS ANIMATIONSINSTITUT DER FILMAKADEMIE<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG BILDET AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />
HERAUSRAGENDE TALENTE IN DEN BEREICHEN ANIMATION,<br />
VISUAL EFFECTS, TECHNICAL DIRECTING, ANIMATION/EFFECTS<br />
PRODUCING UND INTERAKTIVE MEDIEN AUS. AUSSERDEM<br />
BETREIBT DAS INSTITUT EINE ABTEILUNG FORSCHUNG &<br />
ENTWICKLUNG UND ORGANISIERT DIE JÄHRLICH STATTFINDENDE<br />
INTER NATIONALE KONFERENZ FMX.<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
GANZHEITLICHKEIT & SPEZIALISIERUNG<br />
Wir vermitteln unseren Studierenden das Verständnis für die<br />
ganz heitlichen Zusammenhänge des Mediums Animation und ermöglichen<br />
ihnen darauf aufbauend eine schrittweise Spezialisierung.<br />
PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG<br />
Wir ermutigen und bestärken unsere Studierenden beim Entdecken<br />
und Entwickeln ihrer Originalität.<br />
PROJEKT- UND TEAMARBEIT<br />
Unsere Studierenden entwickeln und realisieren in Teamarbeit<br />
Projekte von besonderer Qualität.<br />
TECHNOLOGIEVORSPRUNG<br />
Die enge Verzahnung mit nationalen und internationalen Forschungsprojekten<br />
verschafft unseren Studierenden auch in technologischer Hinsicht<br />
einen entscheidenden Vorsprung.<br />
FÖRDERUNG & VERNETZUNG<br />
Wir erleichtern unseren Studierenden und Alumni, in der Branche<br />
anzukommen, ihre Rollen zu finden, sich zu vernetzen und ihre Talente<br />
weiterzuentwickeln.<br />
HEIMAT & INTERNATIONALITÄT<br />
Das Animationsinstitut ist Homebase, die FMX Karrieresprungbrett<br />
und Community -Treffpunkt für unsere Studierenden und Alumni.<br />
53
ANIMATIONSINSTITUT<br />
Studieren<br />
am Animationsinstitut<br />
STUDIENANGEBOT<br />
Das Animationsinstitut der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bietet<br />
folgende Studienmöglichkeiten an:<br />
• ANIMATION (U.A. MIT CHARACTER ANIMATION)<br />
• VISUAL EFFECTS<br />
• ANIMATION/EFFECTS PRODUCING<br />
• TECHNICAL DIRECTING<br />
• INTERAKTIVE MEDIEN<br />
GRUNDSTUDIUM & PROJEKT-/DIPLOMAUFBAUSTUDIUM<br />
Im Grundstudium (1. und 2. Jahr) erlernen alle Studierenden der Film akademie<br />
gemeinsam und fächerübergreifend die Basics des Filmemachens. Im zweieinhalbjährigen<br />
Projektstudium (3. und 4. Jahr) spezialisieren sie sich. In das<br />
Projektstudium ist bei entsprechenden Vorkenntnissen auch ein Quereinstieg<br />
möglich.<br />
Animation/Effects Producing, Technical Directing und Interaktive Medien<br />
sind Diplomaufbaustudien gänge, in die mit entsprechender Vorqualifikation<br />
durch ein abgeschlossenes Studium an einer Hochschule oder gleichwertigen<br />
Einrichtung (Bachelor, Master oder Diplom) sowie praktischen Erfahrungen<br />
ein gestiegen werden kann. Hier entfallen für Studierende aus Deutschland und<br />
der EU die Gebühren für ein Zweitstudium.<br />
Die Ausbildung am Animationsinstitut erfolgt praxisorientiert und projektbezogen.<br />
Die Studierenden werden in ihrer Arbeit und Entwicklung individuell<br />
betreut und durch Seminare, Weeklies und Mentorings unterstützt.<br />
Alle Studienmöglichkeiten am Animationsinstitut werden als Vollzeitstudium<br />
absolviert und beginnen im Wintersemester. Jedes Studium schließt mit dem<br />
Diplom ab. Die an der <strong>Filmakademie</strong> erfolgreich abgeschlossene Aus bildung<br />
steht vergleichbaren berufsbefähigenden Abschlüssen an staat lichen Kunsthochschulen<br />
gesetzlich gleich.<br />
54
55
ANIMATIONSINSTITUT<br />
CHARACTER ANIMATION<br />
Innerhalb des Studienangebots Animation bietet das<br />
Animations institut eine einzigartige Ausbildung für den<br />
SPEZIALBEREICH CHARACTER ANIMATION mit all<br />
ihren Facetten und schauspielerischen Herausforderungen<br />
an. Studierende erlernen alle handwerklichen und<br />
stilistischen Skills, um in Filmen oder Games mit klassischen<br />
wie modernen Animations techniken Charaktere<br />
zum Leben zu erwecken.<br />
ANIMATION<br />
Im STUDIENANGEBOT ANIMATION erwerben die<br />
Studierenden Kenntnisse und Fähigkeiten, um spannende<br />
Geschichten auf künstlerischer und technischer<br />
Ebene in Animationsfilme zu verwandeln. Dabei können<br />
sie sich an verschiedenen Produktionstechniken wie<br />
2D- und 3D- Computer animation, Stop Motion, Zeichentrick<br />
und Motion Capture ausprobieren.<br />
VISUAL EFFECTS<br />
VISUELLE EFFEKTE sind aus der Filmbranche nicht<br />
mehr wegzu denken – durch VFX-Shots sind dem<br />
Storytelling keine Grenzen gesetzt. So entstehen am<br />
Computer ganze Städte und Landschaften, fremde Galaxien<br />
und fantastische Welten. Am Animationsinstitut erwerben<br />
die Studierenden die Kenntnisse, die ihnen den<br />
Berufseinsteig in die VFX-Branche ermöglichen.<br />
56
INTERAKTIVE MEDIEN<br />
Das Studienangebot INTERAKTIVE MEDIEN bildet die<br />
Studierenden in der Konzeption, Produktion und dem<br />
künstlerischen und technischen Design von interaktiven<br />
Experiences aus. Dabei steht immer die kreative Idee im<br />
Mittelpunkt, aus der das geeignete Format – z.B. Games,<br />
Apps, VR/XR-Experiences, Medieninstallationen oder<br />
Hörbücher – abgeleitet wird. Ganz nach dem Motto “Games<br />
& Beyond” bildet hierbei Gamification das Leitmotiv<br />
der Interaktion.<br />
ANIMATION/<br />
EFFECTS PRODUCING<br />
Bei ANIMATION/EFFECTS PRODUCING stehen Kreativität<br />
und Organisations geschick im Mittelpunkt.<br />
Als Animation/Effects Producer steuert man die produktionstechnische<br />
Umsetzung von Animations- und<br />
Effects-Projekten.<br />
TECHNICAL DIRECTING<br />
Den TECHNICAL DIRECTORS obliegt bei einem Animations-<br />
oder VFX- Filmprojekt die technische Leitung,<br />
d. h., sie managen die technischen Aspekte der Filmproduktion.<br />
Außerdem entwickeln sie passende Tools und<br />
Plug-ins, automatisieren Abläufe und legen Workflows<br />
und Pipelines fest.<br />
57
THE 25 TH ANNIVERSARY<br />
MAY 04 - 07, STUTTGART, GERMANY<br />
WWW.FMX.DE<br />
AN INITIATIVE OF FILMAKADEMIE´S ANIMATIONSINSTITUT
DAS ANIMATIONSINSTITUT<br />
INSTITUTSLEITER & CONFERENCE CHAIR FMX:<br />
_PROF. ANDREAS HYKADE<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
ZUM ANIMATIONSINSTITUT UNTER:<br />
WWW.ANIMATIONSINSTITUT.DE<br />
KAUFMÄNNISCHE LEITUNG &<br />
LEITUNG PROJEKTMANAGEMENT FMX:<br />
_HEIKE MOZÈR<br />
E-MAIL: INFO@ANIMATIONSINSTITUT.DE<br />
TELEFON: +49 7141 969 82800<br />
TECHNISCHE LEITUNG ANIMATIONSINSTITUT / FMX:<br />
_JOACHIM GENANNT<br />
PROJEKTLEITUNG FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG,<br />
SENIOR LECTURER TECHNICAL DIRECTOR:<br />
_PROF. VOLKER HELZLE<br />
DOZENTIN STUDIENSCHWERPUNKT<br />
INTERAKTIVE MEDIEN:<br />
_ANNA BRINKSCHULTE<br />
WWW.FACEBOOK.COM/ANIMATIONSINSTITUT<br />
INSTAGRAM: @ANIMATIONSINSTITUT<br />
TWITTER: @AI_ANIMATION<br />
WWW.LINKEDIN.COM/<br />
COMPANY/ANIMATIONSINSTITUT<br />
LEITUNG STUDIENVERTIEFUNG<br />
ANIMATION/EFFECTS PRODUCING:<br />
_PROF. LILIAN KLAGES<br />
DOZENT STUDIENVERTIEFUNG VFX:<br />
_PROF. JURI STANOSSEK<br />
KOORDINATION LEHRE:<br />
_CONSTANZE BÜHNER<br />
KOORDINATION STUDIUM:<br />
_CLAUDIA LIEPERT<br />
HERSTELLUNGSLEITUNG:<br />
_ANNA MATACZ<br />
HERSTELLUNGSLEITUNG VFX /<br />
DRITTMITTELPROJEKTE / VR NOW:<br />
_CHRISTIAN MÜLLER<br />
EXTERNE PROJEKTBETREUENDE:<br />
_MARC LUTZ<br />
_STEFAN MICHEL<br />
_PHILIPP OBLÄNDER<br />
_YANNICK PAUL PETZOLD<br />
_ALEXANDRA STAUTMEISTER<br />
_ANDREAS ULMER<br />
59
ALUMNI IM FOKUS
ALUMNI IM FOKUS<br />
62
„ES IST MEIN PERSÖNLICHER ANSPRUCH,<br />
DASS SICH MEINE BILDSPRACHE STETS VON<br />
DER MEINER VORANGEGANGENEN FILME<br />
UNTERSCHEIDET”<br />
Zwölf Fragen an Yoshi Heimrath, Absolvent Bildgestaltung/Kamera<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> ERHIELT YOSHI HEIMRATH EINE „GOLDE-<br />
NE LOLA” UND DAMIT DEN DEUTSCHEN FILM-<br />
PREIS FÜR SEINE ARBEIT AN BURHAN QURBANIS<br />
VERFILMUNG VON ALFRED DÖBLINS „BERLIN<br />
ALEXANDERPLATZ”. ZULETZT DREHTE ER MIT RE-<br />
GISSEUR PETER THORWARTH EIN NETFLIX ORIGI-<br />
NAL MOVIE IN PRAG.<br />
BERLIN ALEXANDERPLATZ WURDE AUF DER BER-<br />
LINALE GEFEIERT, BEIM DEUTSCHEN FILMPREIS<br />
AUSGEZEICHNET – DER START IN DEN KINOS<br />
FAND WEGEN CORONA ERST IM JULI STATT. WIE<br />
BIST DU MIT DIESER VERZÖGERUNG UMGEGAN-<br />
GEN?<br />
Yoshi Heimrath arbeitet seit <strong>20</strong>09 als Director of Photography<br />
für Werbung und Spielfilmproduktionen. Während<br />
seines Studiums an der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
erhielt er <strong>20</strong>08 den Deutschen Kamerapreis für<br />
den Kurzfilm ILLUSION. <strong>20</strong>10 beendete er sein Studium<br />
der Bildgestaltung/Kamera mit dem 90-minütigen<br />
Spielfilm SHAHADA (Regie: Burhan Qurbani), für dessen<br />
Bildgestaltung er auch mit dem First Steps Award<br />
(Sonderpreis Kamera) ausgezeichnet wurde. <strong>20</strong>17 nominierte<br />
ihn die Jury des Deutschen Kamerapreises in der<br />
Kategorie Kinospielfilm für die Bildgestaltung von DIE<br />
BESTE ALLER WELTEN (Regie: <strong>Filmakademie</strong>-Absolvent<br />
Adrian Goiginger). Im vergangenen Jahr arbeitete<br />
er mit Regisseur Arne Feldhusen an der 2. Staffel der<br />
Netflix-Serie HOW TO SELL DRUGS ONLINE (FAST).<br />
LIEBER YOSHI, WIE FEIERT MAN DENN SO EINE<br />
„GOLDENE LOLA“ IN ZEITEN VON CORONA? PER<br />
VIDEOKONFERENZ?<br />
Auf der Couch mit der Familie. Ich persönlich empfand<br />
die diesjährige Verleihung als sehr angenehm. Natürlich<br />
wäre es großartig gewesen, mit meinem Team und allen<br />
anderen Nominierten und Gewinnern anzustoßen.<br />
Doch wenn ich ganz ehrlich bin, war die Videokonferenz<br />
für mich schon aufregend genug. Ich bin weder ein<br />
großer Redner, noch stehe ich gerne auf großen Bühnen.<br />
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit noch einmal bei<br />
all den talentierten Menschen bedanken, mit denen ich<br />
diesen Film machen durfte.<br />
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man mit dem<br />
Kinostart ruhig noch bis zum Wintereinbruch warten<br />
können. Der Film hatte ja bereits seinen großen Moment<br />
auf der Berlinale im Februar. Es war wirklich eine<br />
grandiose und emotionale Premiere. Jedoch kann ich<br />
auch nachvollziehen, dass Verleiher, Produktion und vor<br />
allem Regie nach fünf Jahren Arbeit den Film gerne im<br />
Kino sehen wollen. Als Kameramann befindet man sich<br />
oftmals in einer anderen Ausgangsposition. Seit der letzten<br />
Klappe bei BERLIN ALEXANDERPLATZ habe ich<br />
bereits vier weitere Filme gedreht, die sogar teilweise<br />
schon angelaufen sind.<br />
WIE SEHR BEEINTRÄCHTIGT DIE CORONA-KRISE<br />
DEINE ARBEIT? IST EINE KREATIVE BILDGESTAL-<br />
TUNG UNTER DEN AKTUELLEN HYGIENEBEDIN-<br />
GUNGEN UND ABSTANDSREGELN ÜBERHAUPT<br />
MÖGLICH?<br />
Von einer direkten Beeinträchtigung unserer kreativen<br />
Arbeit würde ich nun nicht sprechen. Ich finde, hier<br />
63
ALUMNI IM FOKUS<br />
wird oft zu schnell gejammert. Natürlich verkompliziert<br />
diese neue Situation Vieles und infolgedessen geht<br />
es langsamer voran als unter „normalen“ Bedingungen.<br />
Dies ist zum Beispiel bei meiner aktuellen Produktion<br />
der Fall, da sie fast ausschließlich in einem Flugzeug<br />
spielt. Cast und Crew befinden sich hier für 10 Stunden<br />
und mehr auf engstem Raum. Die Mund- und Nasebedeckungen<br />
machen es natürlich nicht leichter, an den sowieso<br />
schon begrenzten Sauerstoff zu kommen. Ich bin<br />
jedoch davon überzeugt, dass das Tragen der Masken essenziell<br />
ist, vor allem, wenn Abstandsregeln nicht eingehalten<br />
werden können.<br />
versuchen wir stets, so viel Vorbereitungszeit wie möglich<br />
mit allen Departments einzuräumen. Erst erarbeiten<br />
wir gemeinsam ein visuelles Konzept. Dann erstelle ich<br />
in Abstimmung mit Burhan die Storyboards sowie eine<br />
detaillierte Auflösung für den gesamten Film. Von hier<br />
an gibt es keine Zufälle mehr oder zumindest wissen wir<br />
ziemlich genau, wo die Reise hingehen soll.<br />
NOCH EINMAL ZU BERLIN ALEXANDERPLATZ: AB<br />
WELCHEM PROJEKTSTADIUM WARST DU INVOL-<br />
VIERT UND WIE LIEF DIE ARBEIT AB?<br />
Verhältnismäßig spät! Regisseur Burhan Qurbani und ich<br />
arbeiten schon seit langem miteinander und normalerweise<br />
bin ich ab der ersten Idee in seine Projekte involviert.<br />
Seit unserem gemeinsamen Studium an der FABW<br />
haben wir viele Kurzfilme und drei Spielfilme miteinander<br />
gedreht. Außerdem sind wir privat gut befreundet.<br />
Nach WIR SIND JUNG, WIR SIND STARK hatten wir<br />
eine „Beziehungskrise“. Burhan wollte sich nach neuem<br />
Input und einem neuen Kameramann umsehen. Ich<br />
war ebenfalls der Meinung, dass das keine schlechte Idee<br />
sei. Als Kameramann wächst du daran, mit vielen verschiedenen<br />
Regisseuren zu arbeiten. Es hilft dir sozusagen,<br />
deinen Horizont zu erweitern. Für Regisseure trifft<br />
dies genauso zu.<br />
Letztlich ergab es sich, dass wir bei unseren privaten<br />
Treffen doch über das Projekt redeten und irgendwann<br />
war ich wieder an Board. Zu diesem Zeitpunkt hatte<br />
Burhan bereits fantastische Vorarbeit geleistet und einen<br />
Ordner mit über 4.000 Mood-Bildern gesammelt. Ich<br />
musste nur noch das Drehbuch durchgehen und die jeweiligen<br />
Stimmungen aus den Bildern auswählen. Das<br />
war die perfekte Diskussionsgrundlage für alle weiteren<br />
kreativen Entscheidungen und die Konzeption des visuellen<br />
Stils mit den anderen Departments. Burhan und<br />
ich lieben es, Filme am Reißbrett zu gestalten. Deshalb<br />
64<br />
DER ROMAN BERLIN ALEXANDERPLATZ IST EIN<br />
KLASSIKER, VON RAINER WERNER FASSBINDER<br />
UND PHIL JUTZI VERFILMT. BESONDERS FASS-<br />
BINDERS FILME ZEICHNETEN SICH JA DURCH ÄU-<br />
SSERST LANGE KAMERAEINSTELLUNGEN IN EI-<br />
NER OFT BEDRÜCKENDEN KAMMERSPIELARTIGEN<br />
ATMOSPHÄRE AUS. WIE KAM ES ZU DEINEM FIL-<br />
MISCHEN LOOK? WARUM DIESE GRELLBUNTEN<br />
FARBEN IM GEGENSATZ ZU DEN OFT ENTSÄTTIG-<br />
TEN BILDERN DES NEUEN DEUTSCHEN FILMS?<br />
„Gegensatz“ ist hier das Schlüsselwort. Es ging darum,<br />
einen Kontrast zu den bereits existierenden Filmen zu<br />
schaffen. Die beiden vorangegangen Verfilmungen sind<br />
historisch, die eine schwarz-weiß und die andere, für<br />
ihre Zeit, ungewöhnlich dunkel. Wir wollten eine moderne<br />
Geschichte im Berlin der Gegenwart erzählen<br />
und dem Film einen gewissen Glanz geben, der den Zuschauer<br />
magisch anzieht. Es ist ein Drama über einen<br />
schwarzen Geflüchteten, was kaum aktueller und wichtiger<br />
sein könnte. Aber wen interessiert das noch? Wie<br />
die Motte, die vom hellen Schein angezogen wird und<br />
sich am glühenden Kern verbrennt, wollten wir den Zuschauer<br />
mit einem drama-untypischen Look anlocken.<br />
Das, was er am Ende bekommt, ist vielleicht nicht das,<br />
was er anfangs erwartet hat.
WAS WAR FÜR DICH DIE HERAUSFORDERNDSTE<br />
EINSTELLUNG BZW. SZENE?<br />
Wir hatten in BERLIN ALEXANDERPLATZ viele technisch<br />
komplizierte Einstellungen (Plansequenzen) geplant.<br />
Eine davon war die Plansequenz im Club „Neue<br />
Welt“ mit einer Übergabe der Kamera im Gimbal (eine<br />
motorisierte Aufhängung zur Stabilisierung von Kamerabewegungen,<br />
Anm. d. Red.) auf einen Kamerakran und<br />
wieder zurück.<br />
Allerdings empfinde ich solche Szenen und Einstellungen<br />
meist als weniger herausfordernd. Da genau diese<br />
Einstellungen im Vorfeld sehr genau besprochen werden,<br />
weiß am Drehtag jeder, was zu tun ist. Ich empfand<br />
eher die vielen Sexszenen als herausfordernd. Der Dreh<br />
von Sexszenen verlangt Schauspielern viel ab. Gleichzeitig<br />
muss die Kamera immer das richtige Gefühl für<br />
Nähe und Distanz beibehalten. Sie soll nicht ausstellen<br />
und trotzdem zeigen. Damit dies funktioniert, dürfen<br />
die Schauspieler die Kamera nicht bemerken. Trotzdem<br />
möchte man ihnen so nah wie möglich kommen. Es ist<br />
meist eine langsame Annährung und ein Drahtseilakt,<br />
da der erste Take am authentischsten ist. Man kann sich<br />
auf solche Szenen nicht wirklich vorbereiten, man muss<br />
sie im Moment spüren. Ich glaube, das macht sie für<br />
mich so anspruchsvoll. Für jemanden, der es liebt, alles<br />
sehr genau zu planen, bedeutet dies völligen Kontrollverlust.<br />
dass die Geschichte ein intuitives wildes Handkamerakonzept<br />
benötigt. Trotzdem werde ich Szenen darin finden,<br />
die ein anderes Kamerakonzept erfordern, um der<br />
Komplexität der Geschichte gerecht zu werden. So gehe<br />
ich auch beim Finden einer Bild-Ästhetik vor. Ich betrachte<br />
jede Szene als ein in sich geschlossenes Ganzes<br />
und finde heraus, welche visuelle Sprache ihr emotionaler<br />
Bogen benötigt. Erst danach versuche ich, diesen Flickenteppich<br />
in ein Gesamtkonzept zu bringen. Manchmal<br />
gelingt das auf Anhieb und manchmal muss man<br />
das Konzept einzelner Szenen nochmal überdenken. Auf<br />
diese Art und Weise findet man immer einen Weg, die<br />
visuelle Ästhetik aus der Erzählung entstehen zu lassen<br />
und gleichzeitig eine eigene neue Interpretation zu finden.<br />
STEHT DER NAME YOSHI HEIMRATH FÜR EINE BE-<br />
STIMMTE BILDSPRACHE? HAST DU EINEN EIGE-<br />
NEN, UNVERKENNBAREN LOOK?<br />
WAS WÜRDEST DU SAGEN: SOLLTE SICH DIE<br />
BILD-ÄSTHETIK DER ERZÄHLUNG ANPASSEN<br />
ODER LOSGELÖST DAVON DIE GESCHICHTE RADI-<br />
KAL NEU INTERPRETIEREN?<br />
Beides. Ich bin kein sonderlich großer Fan von Dogmen.<br />
Dennoch orientiert man sich als Gestalter immer an denselben.<br />
Sie helfen dabei, dem Geschichtenerzählen einen<br />
klareren Rahmen zu geben und eine für die Erzählung<br />
bestmögliche visuelle Sprache zu finden. Ein einfaches<br />
Beispiel: Ich kann ein Drehbuch lesen und erkennen,<br />
Nein, ich hoffe nicht! Meine Projekte versuche ich so<br />
auszusuchen, dass sie eine neue Herausforderung sind.<br />
Ich will genreübergreifend drehen und mich visuell stetig<br />
weiterentwickeln. Ich habe einen TATORT gedreht -<br />
einer reicht mir auch. Letztes Jahr habe ich zum ersten<br />
Mal eine Komödie gedreht, ISI & OSSI von Oliver Kienle.<br />
Nach der zweiten Staffel von HOW TO SELL DRUGS<br />
ONLINE (FAST) wurde ich gefragt, ob ich auch die dritte<br />
drehen möchte. Ich habe abgelehnt. Stattdessen drehe<br />
ich jetzt einen Horror-Genrefilm. Nächstes Jahr werde<br />
ich zum ersten Mal ein historisches Drama drehen.<br />
Ich denke, wir alle finden nichts langweiliger, als immer<br />
wieder dasselbe zu machen. Deswegen versuche ich<br />
mit jeder Geschichte, mich selbst neu zu erfinden. Natürlich<br />
habe ich mir über die Jahre gewisse Techniken<br />
und Lösungsansätze zu eigen gemacht, auf die ich immer<br />
wieder zurückgreife. Es ist jedoch mein persönlicher<br />
Anspruch, dass sich meine Bildsprache stets von<br />
der meiner vorangegangen Filme unterscheidet.<br />
65
ALUMNI IM FOKUS<br />
66
DU HAST BEREITS ÜBER DEINE VERSCHIEDENEN<br />
GEMEINSAMEN PROJEKTE MIT BURHAN QURBA-<br />
NI WÄHREND UND NACH DEM STUDIUM AN DER<br />
FILM AKADEMIE UND EURE FREUNDSCHAFT GE-<br />
SPROCHEN. VERSTEHT IHR EUCH MITTLERWEILE<br />
FAST OHNE WORTE?<br />
Wenn ich vom Set auf dem Weg nach Hause im Auto sitze,<br />
genieße ich manchmal die Ruhe. An einem Filmset<br />
wird immer sehr viel gesprochen und diskutiert. Burhan<br />
ist dabei tatsächlich der Einzige, mit dem ich meist<br />
kaum ein Wort wechsle. Also ja, man kann tatsächlich<br />
sagen, dass wir uns „ohne Worte“ verstehen. Das ist<br />
der Vorteil, wenn man sich schon so lange kennt. Jeder<br />
kennt die Stärken und Schwächen des anderen sehr<br />
gut und vertraut dem anderen zu hundert Prozent. Klar,<br />
das wirkt von außen betrachtet sicherlich etwas seltsam.<br />
Man darf aber nicht vergessen, dass wir uns bereits<br />
in der Vorbereitungszeit gründlich ausgetauscht haben.<br />
Das spart einem die Diskussionen am Set und beschleunigt<br />
den Drehprozess.<br />
BURHAN QURBANI, LARS HENNING JUNG, ADRIAN<br />
GOIGINGER, OLIVER KIENLE, NIKIAS CHRYSSOS:<br />
BETRACHTET MAN DIE LISTE DER REGISSEURE,<br />
MIT DENEN DU ÜBERWIEGEND ZUSAMMENARBEI-<br />
TEST, FÄLLT AUF, DASS SIE ALLE AN DER FABW<br />
STUDIERT HABEN. SCHWEISST SO EIN STUDI-<br />
UM AN EIN UND DERSELBEN HOCHSCHULE ZU-<br />
SAMMEN? GIBT ES EINEN ALUMNI-SPIRIT AN DER<br />
FILM AKADEMIE?<br />
Definitiv. Es sind ja nicht nur die Regisseure, sondern<br />
auch viele Alumni aus anderen Studienrichtungen, auf<br />
die man trifft und mit denen man immer wieder zusammenarbeitet.<br />
Mit vielen Mitstudierenden von damals<br />
bin ich immer noch gut befreundet. Auch meine Freundin<br />
hat an der <strong>Filmakademie</strong> studiert. Erst letzte Woche<br />
waren wir mit unserem Sohn auf einem Kindergeburtstag,<br />
auf dem ein Großteil der anwesenden Eltern Alumni<br />
waren. Ein Vater klagte mir sein Leid, dass er sich<br />
immer ausgegrenzt fühle, weil er nicht an der <strong>Filmakademie</strong><br />
studiert hat. Wir wären immer alle so vertraut<br />
miteinander, selbst wenn sich viele von uns auch über<br />
längere Zeit nicht gesehen haben.<br />
WIE FÄLLT DEIN FAZIT DEINES STUDIUMS AN DER<br />
FILMAKADEMIE AUS? WÜRDEST DU SAGEN, DASS<br />
ES DICH GUT AUF „DIE WELT DA DRAUSSEN” VOR-<br />
BEREITET HAT?<br />
Ja und nein! Sich nur auf sein Studium an der <strong>Filmakademie</strong><br />
zu verlassen, ist naiv. Neben den Möglichkeiten,<br />
sich kreativ und gestalterisch auszuprobieren, öffnet ein<br />
Studium an der FABW sicher viele Türen. Ich denke, ohne<br />
die zahlreichen Werbungen/Kurzfilme sowie meinen<br />
abendfüllenden Diplomfilm SHAHADA, die an der <strong>Filmakademie</strong><br />
entstanden sind, hätte ich einen schwierigeren<br />
Einstieg in die „Welt da draußen“ gehabt. Aber auch<br />
diese Möglichkeiten muss man sich erarbeiten und sie<br />
sollten nicht als selbstverständlich angesehen werden.<br />
Natürlich herrscht gerade in den ersten Studienjahren,<br />
trotz der überdurchschnittlich kollegialen Atmosphäre,<br />
ein gewisser Konkurrenzkampf. Als ich mein Studium<br />
begann, war es aufgrund meines Alters (sehr jung) und<br />
meiner daraus resultierenden Erfahrung (sehr wenig) oft<br />
schwer, an die interessanten Projekte und Regisseure zu<br />
kommen. Diesen Nachteil konnte ich nur mit viel kreativem<br />
Output wettmachen. Ein bisschen Glück, also zur<br />
richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, gehört natürlich<br />
auch dazu. Genau diese Mischung hat mich gut auf<br />
die Arbeit als Kameramann vorbereitet. Von Jahr zu Jahr<br />
werden die Projekte immer größer, dementsprechend<br />
steigen Druck und Verantwortung. Damit umzugehen,<br />
sich immer wieder durchzubeißen und sich gleichzeitig<br />
auf das eigene Talent verlassen zu können, muss man<br />
lernen. Die <strong>Filmakademie</strong> bietet dazu die richtigen Voraussetzungen.<br />
Ins kalte Wasser springen muss man am<br />
Ende aber immer selbst.<br />
KÖNNTEST DU DIR VORSTELLEN, INTERNATIONAL<br />
ZU ARBEITEN UND GLAUBST DU, DASS DIE FABW<br />
MIT IHRER AUSBILDUNG EINEN BLICK ÜBER DEN<br />
TELLERRAND DES DEUTSCHEN FILMS ERLAUBT?<br />
Ich hatte das Glück, schon ein bisschen internationale<br />
Erfahrung in der Werbung sammeln zu können. Im<br />
Spielfilm ist es bei mir noch nicht so weit. Aber natürlich<br />
ist es ein angestrebtes Ziel, auch dort irgendwann<br />
mal international zu arbeiten. Bei einigen aus meiner<br />
Studiengeneration hat es ja bereits geklappt. Und um<br />
auf den zweiten Teil der Frage näher einzugehen: Es<br />
war sicher mein größtes Glück, <strong>20</strong>09 an einem Hollywood-Workshop<br />
teilnehmen zu können. Neben der<br />
fantastischen gemeinsamen Zeit mit meinen Studienkollegen<br />
sind die Einblicke in das dortige Filmgeschäft<br />
die nachhaltigsten Erinnerungen an mein Studium an<br />
der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
VIELEN DANK FÜR DEINE MÜHE!<br />
Danke für das Interesse.<br />
67
STECKBRIEF<br />
Bildgestaltung/<br />
Kamera<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Roland Mönch<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Roland Mönch<br />
Christine Montigel<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Interdisziplinäres, praxisorientiertes<br />
Studium, Lehre der<br />
künstlerischen und organisatorischen<br />
Kameraarbeit. National und<br />
international erfahrene Dozierende/<br />
DoPs vermitteln Studieninhalte<br />
auf branchennahem Standard und<br />
darüber hinaus.<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Ego Shooting<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Learning By Doing without too<br />
much Trial And Error<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Kay Gauditz<br />
Prof. Thomas Merker<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
6 – 8 Studentinnen und Studenten<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Die Kunst der Bildgestaltung<br />
und die Praxis der Kameraarbeit,<br />
Teamarbeit und Teamführung,<br />
nationale und internationale<br />
Vernetzung, alle Voraussetzungen,<br />
um in eine erfolgreiche DoP-Karriere<br />
starten zu können.<br />
10<br />
MOTTO<br />
“Cinematography is more than just<br />
making pretty pictures.”<br />
Mario Tosi<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Kreativität und Neugier für neue<br />
Erzählformen, soziale Kompetenz,<br />
Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Empathie, Resilienz. Lust<br />
auf Gestaltung, Lust auf das<br />
Studium an der <strong>Filmakademie</strong> in<br />
Ludwigsburg.<br />
“The director leads the actors,<br />
the cinematographer directs the<br />
audience.”<br />
Conrad Hall<br />
68
Dokumentarfilm<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Thorsten Schütte<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Greda Sieber, Peter Kuczinski<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Heidi Specogna<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
Ca. 6 Studierende<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Lust auf das Unbekannte, kritisches<br />
Denkvermögen, Geduld, Neugierde,<br />
Teamfähigkeit, Kreativität,<br />
Experimentierfreude<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Praxisnahes Lernen und Arbeiten,<br />
versierte Dozent*innen und<br />
Referent*innen, Arbeiten im<br />
Team, ausgezeichnete technische<br />
Ausstattung, große künstlerische<br />
Freiheit, gutes Netzwerk/Kontakte<br />
zum Markt, intensiver Austausch<br />
mit den anderen Fachrichtungen,<br />
internationales Netzwerk und<br />
Austauschmöglichkeiten, Exkursionen<br />
u.a. zum DOCUMENTARY<br />
CAMPUS, zum DOK Filmfestival<br />
Leipzig und zur CPH:DOX<br />
Kopenhagen<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Mit eigenen Ideen und verantwortlicher<br />
Haltung gegenüber<br />
Menschen und Tatsachen Realität<br />
kreativ zu gestalten, formatoffenes<br />
Arbeiten, Recherche- und<br />
Interviewtechniken, gestalterische<br />
und inhaltliche Bandbreite in<br />
Stoffentwicklung und Dramaturgie,<br />
Arbeiten im Team, eigenes<br />
kreatives Potenzial ausschöpfen,<br />
mehr über sich selbst…<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Die Verbreitung von Fake News<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Das dokumentarische Arbeiten<br />
unterscheidet sich von anderen<br />
medialen Formen dadurch, dass<br />
es je nach Sujet und finanzieller<br />
Situation sowohl das Ein-/<br />
Zwei-Personen-Team geben kann,<br />
in dem verschiedene Berufsbereiche<br />
in Personalunion ausgeübt<br />
werden, als auch das große<br />
Filmteam, wie beim Dokudrama,<br />
das dem Spielfilm durchaus<br />
vergleichbar ist. Alles ist möglich!<br />
10<br />
MOTTO<br />
Die Ausformulierung einer<br />
künstlerischen Handschrift beginnt<br />
im Kopf !<br />
69
ATELIER LUDWIGSBURG – PARIS<br />
70
LEITUNG:<br />
_PROF. GERHARD MEIXNER (FILMAKADEMIE)<br />
_PROF. ROMAN PAUL (FILMAKADEMIE)<br />
_CHRISTINE GHAZARIAN (LA FÉMIS)<br />
PROGRAMMKOORDINATION:<br />
_ANNE CHRISTINE KNOTH<br />
PROJEKTBETREUUNG:<br />
_JULIAN BOGENFELD<br />
INFOBOX<br />
Das Atelier wirkt als Pionier im Bereich der<br />
ganzjährigen Postgraduierten-Ausbildung in<br />
Vollzeit für Filmproduktion und -verleih mit<br />
europäischer Ausrichtung. Es entstand <strong>20</strong>01<br />
unter der Schirmherrschaft der im Jahr 1999 gegründeten<br />
Deutsch-Französischen <strong>Filmakademie</strong><br />
auf Initiative der deutschen und französischen<br />
Regierungen hin. Das Ziel der Deutsch-<br />
Französischen <strong>Filmakademie</strong> ist es, die filmische<br />
Zusammenarbeit der beiden Länder<br />
voranzutreiben. Gefördert wird das Programm<br />
auf deutscher Seite von der EU-Kommission<br />
(Creative Europe, MEDIA) sowie vom Ministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, der Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien sowie dem<br />
Deutsch-Französischen Jugendwerk.<br />
unge Filmschaffende, hauptsächlich aus Europa,<br />
J aber auch der ganzen Welt, mit dem Ziel, in der<br />
Produktion oder im Verleih zu arbeiten, kommen im<br />
Atelier Ludwigsburg-Paris zusammen, um gemeinsam<br />
ein Jahr mit intensivem Training in den Bereichen Stoffentwicklung,<br />
Finanzierung, Produktion, Vertrieb und<br />
Marketing zu verbringen.<br />
Angeboten wird die in Europa einmalige Ausbildung<br />
von zwei der führenden Filmschulen in Frankreich und<br />
Deutschland: La Fémis in Paris und der <strong>Filmakademie</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Auf deutscher Seite steht das Atelier unter der Leitung<br />
der Filmproduzenten Prof. Roman Paul und Prof. Gerhard<br />
Meixner von Razor Film. Seit <strong>20</strong>07 ist die angesehene<br />
National Film and Television School in Beaconsfield<br />
bei London ein weiterer wichtiger Kooperationspartner.<br />
71
ATELIER LUDWIGSBURG – PARIS<br />
72
EXKLUSIVE WEITERBILDUNG:<br />
MARKTVORTEIL FÜR ALUMNI DES PROGRAMMS<br />
europäischem Boden verorten, jedoch die beruflichen<br />
Beziehungen zu ihrem Herkunftsland behalten.<br />
Das Atelier bietet für Postgraduierte mit Minimum<br />
6 Monaten professioneller Erfahrung in der Filmbranche<br />
eine praxisorientierte Spezialisierung. Besonders schätzen<br />
die Teilnehmer*innen am Programm den Mix aus<br />
praktischen und theoretischen Elementen: Der Unterricht<br />
wird ausschließlich von erfahrenen Dozent*innen<br />
aus der internationalen Film- und Medienbranche angeboten.<br />
Der große Gewinn durch die Lehrenden aus der<br />
Praxis ist, dass sie derzeitige Trends des Marktes kennen<br />
und so aktuelles Knowhow vermitteln. Die lebhaften<br />
Diskussionen mit den Expert*innen aus den jeweiligen<br />
Bereichen führen auf beiden Seiten zu spannenden<br />
Einsichten. Praxisorientierter und besonders auf Fallstudien<br />
basierender Unterricht sorgt dafür, dass verschiedene<br />
Märkte kennengelernt werden. Durch die engen<br />
Kontakte innerhalb der Gruppe zu Filmschaffenden aus<br />
anderen Ländern und einer damit einhergehenden Vertrauensbasis<br />
sind gemeinsame Projekte, vor allem im Bereich<br />
Koproduktionen, fast der Regelfall.<br />
Die jährlich 18 Teilnehmer*innen erhalten zusätzlich<br />
wichtige Einblicke in die Branche im Rahmen von Exkursionen<br />
zu international renommierten Festivals (Berlinale,<br />
Cannes, Clermont-Ferrand) sowie Fernsehsendern<br />
und Förderinstitutionen (ARTE, BR, EURIMAGES, FFF,<br />
MEDIA u.a.). Auch die Besuche der wichtigsten europäischen<br />
Film-Märkte (Berlinale Coproduction Market und<br />
Cannes Marché du film) vermitteln praxisnah relevante<br />
Kenntnisse. Viele Teilnehmer*innen haben vor dem Besuch<br />
des Programms bereits Erfahrung in der Produktion<br />
gesammelt und sind besonders motiviert, mehr<br />
über Verleih und Vertrieb zu lernen. Auch deshalb kann<br />
das Praktikum im Weltvertrieb oder Verleih – u.a. bei<br />
DCM, The Match Factory und Beta Film in Deutschland,<br />
bei Memento, Ad Vitam, Coproduction Office in Frankreich<br />
sowie Hanway, Mister Smith und Artificial Eye in<br />
Großbritannien – ein wichtiger Schritt in eine erfolgreiche<br />
professionelle Zukunft sein.<br />
Die Gruppe kann somit in einen direkten, intensiven<br />
Dialog mit der Branche treten und so für künftige Zusammenarbeiten<br />
die entscheidenden Weichen stellen.<br />
Die vermittelten Inhalte führen zudem langfristig dazu,<br />
dass die Atelier-Alumni die Verbreitung des europäischen<br />
Films in die Welt erfolgreich vorantreiben und<br />
dessen Wahrnehmung auch außerhalb Europas erhöhen.<br />
Dazu tragen maßgeblich die internationalen Teilnehmer*innen<br />
bei, die sich zwar professionell meist auf<br />
CAMPUS FILMAKADEMIE UND NETZWERKE<br />
Ein großes Plus ist die Situierung des Ateliers an der<br />
<strong>Filmakademie</strong>. Diese eröffnet den Teilnehmer*innen unbegrenzte<br />
Vernetzungs- und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
durch den gemeinsamen <strong>Campus</strong> mit den Studierenden<br />
der <strong>Filmakademie</strong>, ihrem Animationsinstitut und der<br />
Akademie für Darstellende Kunst <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Unbestritten ist: Weit über die Teilnahme hinaus sind<br />
die hier gewonnenen Kontakte wertvoll für das berufliche<br />
Weiterkommen.<br />
In der Lehre findet die Zusammenarbeit von Atelier<br />
und <strong>Filmakademie</strong> in mehreren Bereichen statt: Nennenswert<br />
ist hier vor allem das seit dem Wintersemester<br />
<strong>20</strong>06 angebotene Wahlpflichtfach „International Producing“<br />
für Produktionsstudierende der <strong>Filmakademie</strong><br />
(ab dem 3. Studienjahr) in Kooperation mit dem Atelier<br />
Ludwigsburg-Paris.<br />
Aufgrund der Relevanz des gesellschaftlichen Diskurses<br />
und der vorherrschenden Missstände in der Branche<br />
im Bereich Gender-Gerechtigkeit wird – wie an der<br />
<strong>Filmakademie</strong> allgemein – im Atelier diesem Thema in<br />
Lehre und Struktur Rechnung getragen. Um insbesondere<br />
die weiblichen Filmschaffenden zu fördern, gibt es<br />
verschiedene Angebote, darunter ein Mentoring für die<br />
Teilnehmerinnen durch eine erfahrene Branchenvertreterin<br />
sowie einen Workshop zum Thema Gender. Auch<br />
73
ATELIER LUDWIGSBURG – PARIS<br />
bei der Auswahl von relevanten Dozentinnen wird diese<br />
Thematik berücksichtigt.<br />
Die Talente, die im Atelier ausgebildet werden, sind<br />
die Zukunft der Branche – sie sind mehrheitlich direkt<br />
nach dem Programmbesuch in interessanten Positionen<br />
und/oder Unternehmen beschäftigt. Hierbei spielen die<br />
im Atelier gebildeten Netzwerke eine erhebliche Rolle:<br />
Nicht selten sind die Anbieter*innen von Praktika oder<br />
Dozent*innen während des Weiterbildungsjahrs die zukünftigen<br />
Arbeitgeber*innen. Es unterrichten auf deutscher<br />
Seite etwa Kirsten Niehuus (Geschäftsführerin der<br />
Filmförderung im Medienboard Berlin-Brandenburg),<br />
Vanessa Henneman (Gründerin und Geschäftsführerin<br />
von Henneman Agency), Jakob Claussen (Geschäftsführer<br />
Claussen + Putz Filmproduktion), Jamila Wenske<br />
(Produzentin und Geschäftsführerin Achtung Panda!<br />
Media GmbH), Marc Gabizon (Geschäftsführer Wild<br />
Bunch Germany), Jan Mojto (Geschäftsführer EOS Entertainment<br />
u. Beta Film), Peter Dinges (Vorstand der Filmförderungsanstalt),<br />
Kristin Holst (Förderreferentin bei<br />
der Filmförderungsanstalt), Marie Noëlle (Autorin, Regisseurin<br />
und Produzentin, Geschäftsführerin P’Artisanfilm),<br />
Rebekka Garrido (Produzentin und Geschäftsführerin<br />
Manderley Films) und Leontine Petit (Produzentin,<br />
Gründerin und Geschäftsführerin Lemming Film und<br />
Hamster Film).<br />
Ateliers. Jährlich entstehen zu einem gemeinsamen Thema<br />
neun Kurzfilme, die die Teilnehmer*innen in bi-nationalen<br />
Producer*innen-Teams erarbeiten und über<br />
das Jahr hinweg erfolgreich umsetzen. Die fertigen Filme<br />
bereichern nicht nur das Portfolio der Atelier-Alumni,<br />
sondern erreichen stets auch eine breite Öffentlichkeit,<br />
indem sie nach den Premieren in Ludwigsburg und<br />
Paris auch auf den Französischen Filmtagen Tübingen,<br />
ATELIER NETWORK ist der Verein der ehemaligen<br />
Atelier-Teilnehmer*innen, der ein beachtliches Netzwerk<br />
junger europäischer und internationaler Branchenvertreter*innen<br />
aufgebaut hat, das regelmäßig zusammenkommt.<br />
Dieses Netzwerk ermöglicht den<br />
europaweiten Austausch von Informationen, Erfahrungen,<br />
Kontakten und Jobangeboten. Grenzüberschreitende<br />
Filmprojekte werden gemeinsam von Alumni entwickelt.<br />
Die Vereinsmitglieder profitieren außerdem<br />
erheblich von der Vernetzung innerhalb der Deutsch-<br />
Französischen <strong>Filmakademie</strong> mit den Initiativen<br />
Minitraité, Deutsch-Französisches Filmtreffen und<br />
Atelier.<br />
Der rote Faden und gleichzeitig ein weiterer praktischer<br />
Strang, der sich durch das Weiterbildungsjahr zieht, ist<br />
die Kurzfilmproduktion des Atelier Ludwigsburg-Paris.<br />
Die Produktion einer Kurzfilmreihe, die in Kooperation<br />
der beiden Hochschulen gemeinsam mit ARTE und dem<br />
SWR als Koproduzenten hergestellt wird, ist seit mehr<br />
als 15 Jahren das zentrale Projekt im Curriculum des<br />
74<br />
dem Festival Max Ophüls Preis in Saarbrücken und im<br />
Programm des Fernsehsenders ARTE gezeigt werden.<br />
Eine enge Zusammenarbeit mit Gewerken der <strong>Filmakademie</strong><br />
besteht besonders im Bereich Drehbuch: Schon<br />
seit <strong>20</strong>06 schreiben Studierende der Drehbuchabteilung<br />
die Bücher für diejenigen Atelier-Kurzfilme, die in Ludwigsburg<br />
entstehen. Auch in den Bereichen Bildgestaltung/Kamera,<br />
Montage/Schnitt, Szenenbild, Filmmusik,<br />
Filmton/Sounddesign sowie anderen Gewerken findet<br />
eine intensive Zusammenarbeit zwischen den <strong>Filmakademie</strong>-Studierenden<br />
und den Atelier-Teilnehmenden<br />
statt. Profitieren die Studierenden vor allem von<br />
der internationalen Atmosphäre im Team und u.a. auch<br />
von der gesicherten Festival- und TV-Auswertung der<br />
Kurzfilme, können Atelier-Teilnehmer*innen besonders<br />
aus den fest etablierten Verbindungen der <strong>Filmakademie</strong>-Studierenden<br />
an der Hochschule Nutzen ziehen.
75
ATELIER LUDWIGSBURG – PARIS<br />
ATELIER ALS WEICHENSTELLER FÜR EINE<br />
ERFOLGREICHERE PROFESSIONELLE ZUKUNFT<br />
Jedes Jahr besteht großes Interesse an den 18 Plätzen im<br />
Weiterbildungsjahr: Ausgewählt wird aus zahlreichen<br />
Bewerbungen im Mai/Juni für das kommende Studienjahr.<br />
Im Jahrgang <strong>20</strong>19/<strong>20</strong><strong>20</strong> sind neun verschiedene<br />
Nationen vertreten. Für die Auswahl entscheidend sind<br />
Kriterien wie Berufserfahrung, soziale/kommunikative<br />
Fähigkeiten sowie eine größtmögliche Heterogenität<br />
und Diversität, die unterschiedliche Blickwinkel garantieren<br />
und neue Perspektiven in der Gruppe aufzeigen.<br />
Bemerkenswert ist der sichtliche Anstieg der im Netzwerk<br />
vertretenen Nationen seit der Öffnung <strong>20</strong>14/<strong>20</strong>15<br />
für internationale Kandidat*innen sowie der Einführung<br />
der englischen Sprache als weitere Arbeitssprache. Zwar<br />
liegt der Fokus weiterhin auf Deutschland und Frankreich,<br />
es werden aber auch Teilnehmer*innen aufgenommen,<br />
die Englisch beherrschen und Deutsch und/<br />
oder Französisch lernen möchten.<br />
Wir stellen fest, dass die bereits vor Programmbeginn erworbenen<br />
beruflichen Erfahrungen der Kandidat*innen,<br />
insbesondere im internationalen Kontext, zunehmend<br />
relevanter werden. Meist fehlen aber noch entscheidende<br />
Kenntnisse, um einen weiteren Karriereschritt<br />
zu wagen – etwa in die Selbständigkeit. Hier bietet, laut<br />
Aussagen der Alumni, das Atelier unersetzliche Informationen,<br />
um sich weiterzuentwickeln. Darüber hinaus<br />
ist die Expertise im Bereich internationale Koproduktionen<br />
ein Alleinstellungsmerkmal in Zeiten von Globalisierung.<br />
hohe Beschäftigungsrate der Teilnehmer*innen nach Abschluss<br />
des Programms bestätigt eindrucksvoll die Qualität<br />
der vermittelten Kenntnisse und die Attraktivität<br />
der Absolvent*innen für Arbeitgeber*innen in ganz Europa.<br />
Eine permanente Evaluierung der Studieninhalte<br />
garantiert die Vermittlung aktuellen Knowhows.<br />
POSITIVE EFFEKTE AUF DIE BRANCHE<br />
Die Branche wird durch die Ehemaligen des Programms<br />
bereichert und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen<br />
Filmindustrie verbessert. Dies erfolgt durch<br />
die Vermittlung von Kenntnissen im Atelier, die den<br />
Fokus auf aktuelle Entwicklungen und Trends in allen<br />
Bereichen legen, besonders auch auf digitale Distributionswege<br />
sowie Marketing. Die unternehmerische<br />
und wirtschaftliche Seite des Business ist ebenso elementar<br />
für die meisten Teilnehmer*innen: Viele stehen<br />
an der Schwelle zur Gründung einer eigenen Produktionsfirma<br />
– hier sind Workshops zu Firmengründungen<br />
und alternativen Business-Modellen hilfreich. Auch<br />
soziale Aspekte wie Konfliktmanagement, Teamführung<br />
und ein Bewusstsein für die Gender-Thematik kommen<br />
im Lehrplan nicht zu kurz. Die außergewöhnlich<br />
76
BEWERBUNG UND TEILNAHME<br />
FÜR WEN? JUNGE FILMSCHAFFENDE –<br />
BEWERBER*INNEN AUS ALLER WELT<br />
Das Weiterbildungsjahr wendet sich an angehende<br />
Produzent*innen und Verleiher*innen aus Europa<br />
und der ganzen Welt im Alter von bis zu<br />
30 Jahren und bietet eine vertiefende Ausbildung<br />
mit europäischer Ausrichtung.<br />
Absolvent*innen von Filmhochschulen oder anderen<br />
relevanten Studiengängen mit ersten Berufserfahrungen<br />
in der Filmwirtschaft sind die<br />
Zielgruppe.<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
AUF DER WEBSITE<br />
DES ATELIER LUDWIGSBURG-PARIS<br />
www.atelier-ludwigsburg-paris.com<br />
FOLGT UNS AUF FACEBOOK UNTER<br />
FB.ME/AtelierLudwigsburgParis<br />
ERFORDERLICHE SPRACHKENNTNISSE?<br />
Sehr gute Englischkenntnisse; Deutsch- und<br />
Französischkenntnisse sind von Vorteil.<br />
77
ALUMNI IM FOKUS<br />
EIN DOPPELINTERVIEW<br />
MIT STEFFI ACKERMANN<br />
UND JOCHEN LAUBE<br />
78
STEFFI ACKERMANN UND JOCHEN<br />
LAUBE HABEN SICH BEREITS IM ERS-<br />
TEN SEMESTER AN DER FILMAKADEMIE<br />
KENNENGELERNT UND <strong>20</strong>05 GEMEINSAM<br />
IHR PRODUKTIONS STUDIUM ABGESCHLOS-<br />
SEN. SEITDEM VERBINDET SIE EINE ENGE<br />
FREUNDSCHAFT. MITTLERWEILE ZÄHLEN<br />
BEIDE ZU DEN PRÄGENDEN PERSÖNLICH-<br />
KEITEN IM BEREICH PRODUKTION IN<br />
DEUTSCHLAND.<br />
Steffis beruflicher Weg führte von der Polyphon über<br />
die UFA Fiction zu Warner Bros, wo sie <strong>20</strong>16 zunächst<br />
den neu geschaffenen Posten als Director Development<br />
Local Productions übernahm und später zum Vice President<br />
Local Productions ernannt wurde. Neben Spielfilmen<br />
wie z.B. dem Kinohit JESUS LIEBT MICH,<br />
ROCCA VERÄNDERT DIE WELT (Deutscher Filmpreis)<br />
und DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT<br />
(3 „Lolas“) war sie mit DOCTOR’S DIARY (Grimme-Preis,<br />
Deutscher Fernsehpreis, Deutscher Comedypreis)<br />
schon früh mit Serien erfolgreich. Weitere Hits<br />
wie DOC MEETS DORF und die Disney Channel Eigenproduktion<br />
BINNY UND DER GEIST folgten. Im Juli<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> wechselte Steffi als Director German Original Series<br />
zu Netflix.<br />
Jochen, ein Ludwigsburger Urgestein, blieb seiner Heimat<br />
auch nach dem Diplom treu und gründete ein Jahr<br />
später die Produktionsfirma Sommerhaus Filmproduktion,<br />
mit der er Filme wie NOVEMBERKIND, SONBOL<br />
(Grimme-Preis) oder DIE HAUSHALTSHILFE (Deutscher<br />
Kurzfilmpreis) realisierte. <strong>20</strong>08 übernahm er die Leitung<br />
des Ludwigsburger Büros der UFA Fiction. Während dieser<br />
Zeit entstanden viele preisgekrönte Kino- und Fernsehfilme,<br />
darunter DAS LIED IN MIR, FÜNF JAHRE<br />
LEBEN und KREUZWEG. Seit <strong>20</strong>15 arbeitet Jochen wieder<br />
als selbständiger Produzent und Geschäftsführer der<br />
Sommerhaus Filmproduktion mit Büros in Ludwigsburg,<br />
Berlin und München und hat u.a. den TATORT:<br />
DER ROTE SCHATTEN (Regie: Dominik Graf ) und<br />
den Berlinale-Hit IN DEN GÄNGEN produziert. Vorläufiger<br />
Höhepunkt der Sommerhaus-Erfolgsgeschichte<br />
sind gleich zwei Deutsche Filmpreise <strong>20</strong><strong>20</strong>: eine „Lola“<br />
in Silber in der Kategorie Bester Spielfilm für BERLIN<br />
ALEXANDERPLATZ. Und eine „Lola“ für den Besten<br />
Kinderfilm für ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN<br />
STAHL – mit Koproduzentin Steffi Ackermann.<br />
WIE FEIERT MAN DENN SO EINE GEMEINSAM ER-<br />
RUNGENE „LOLA“ IN ZEITEN VON CORONA? HABT<br />
IHR EUCH IN EINER VIDEOKONFERENZ ZUGE-<br />
PROSTET?<br />
JOCHEN:Das war eine sehr traurige Angelegenheit, als<br />
der Paketdienst hier letzte Woche geklingelt und die<br />
„Lola“ gebracht hat. Und dann war ich nicht mal zuhause<br />
(lacht).<br />
STEFFI: Die hat eigentlich Jochen gewonnen. Ich war<br />
ja nur Koproduzentin. Aber die Wahrheit ist: Die Feier<br />
steht noch aus. Wir haben uns natürlich krass gefreut.<br />
Und im Moment arbeiten wir zusammen heftig daran,<br />
noch die Million Zuschauer zu knacken.<br />
WIEVIELE PROJEKTE HABT IHR SCHON GEMEIN-<br />
SAM REALISIERT?<br />
STEFFI: Ich war mal Set-Assistentin bei Jochens Drittjahresfilm.<br />
79
ALUMNI IM FOKUS<br />
JOCHEN: Ich hab auch mal ein paar Tage bei einem Film<br />
von Steffi geholfen.<br />
Comedy anvertraut haben, was für Sommerhaus eine<br />
große Herausforderung ist.<br />
STEFFI: Und dann kam gleich das ROSA KANINCHEN.<br />
Wir sind uns aber trotzdem schon lange verbunden und<br />
haben ja sogar zeitweise für die gleiche Firma gearbeitet.<br />
Aber da hatten wir fast am wenigsten miteinander<br />
zu tun, weil wir komplett getrennte Aufgabenbereiche<br />
hatten.<br />
JOCHEN: Wir hatten uns das immer vorgenommen,<br />
aber so richtig funktioniert hat es erst, als Steffi die Seiten<br />
gewechselt hat von der Produktion zum Verleih.<br />
Davor haben wir uns eher stark gegenseitig mental bei<br />
dem unterstützt, was wir machen. Ich habe zu meinem<br />
ganzen Produktionsjahrgang noch gute Kontakte, aber<br />
die Verbindung zu Steffi ist für mich die stärkste aus<br />
meiner Zeit an der <strong>Filmakademie</strong>. Wir haben uns auch<br />
nie aus den Augen verloren. Und dass man dann nach<br />
15 Jahren auf der Basis von Vertrauen und einer tiefen<br />
Freundschaft solche Projekte machen kann, ist doch toll.<br />
STEFFI: Diese Freundschaft wird auch nie durch Diskussionen<br />
auf der Arbeitsebene torpediert. Wir machen<br />
ja gerade auch HALLO AGAIN zusammen, den neuen<br />
Film von Maggie Peren, der im September in die Kinos<br />
kommen soll.<br />
KANN EINE BERUFLICHE ZUSAMMENARBEIT AUCH<br />
PROBLEMATISCH SEIN, WENN MAN PRIVAT SO<br />
GUT BEFREUNDET IST?<br />
STEFFI: Jeder hat ja so seine Eigenheiten oder Dinge,<br />
die ihm wichtig sind. Ich kann schon auch nerven, wir<br />
streiten uns aber nie. Es geht immer um die Sache.<br />
JOCHEN: Wir kennen uns ja schon seit der Aufnahmeprüfung.<br />
Und danach hat mich Steffi vier Jahre lang von<br />
sich abschreiben lassen. – In unserem Business ist es<br />
quasi berufsimmanent, dass man phasenweise wahnsinnig<br />
intensiv zusammenarbeitet und dann wieder gar<br />
nicht. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man sich so<br />
gut kennt. Man weiß, worauf man sich einlässt. Das ist<br />
ja auch das Gute an der Teambildung in Ludwigsburg,<br />
weil du vier Jahre lang auf einem Haufen hockst. Viele<br />
Streitpunkte kommen gar nicht auf, wenn du so ein<br />
Vertrauensverhältnis hast. Insofern ist es auch ein bisschen<br />
schade, dass Steffi jetzt die Warner verlässt (das Interview<br />
fand im Juni <strong>20</strong>2 statt, Anm. d. Red.), nachdem<br />
sie uns mit HALLO AGAIN eine klassische Romantic<br />
80<br />
JOCHEN, WAS ERWARTET STEFFI DENN JETZT BEI<br />
NETFLIX?<br />
Jochen: Perspektivisch ist das eine unfassbar spannende<br />
Aufgabe. Da Steffi von der Serie kommt und das kann,<br />
wird sie auch dort gute Serien machen. Und für die<br />
150 Millionen Abonnenten oder mehr erzählen zu können,<br />
ist natürlich eine besondere Herausforderung. Gerade<br />
jetzt in der Corona-Zeit merkt man, wie wichtig<br />
Streaming als Medium geworden ist. Und es geht<br />
auch darum, das Deutschland-Büro weiter auszubauen.<br />
Insofern ist der Zeitpunkt für den Wechsel perfekt. Und<br />
die Leute, die ich bei Netflix kenne, sind sehr gut und<br />
die freuen sich auf Steffi, und umgekehrt.<br />
STEFFI, WAR FÜR DICH DIE PERSPEKTIVE DER<br />
AUFBAUARBEIT EIN ENTSCHEIDENDES ARGUMENT<br />
FÜR DEN WECHSEL? DU BIST JA ERST IM MÄRZ<br />
<strong>20</strong>19 BEI WARNER ZUM DIRECTOR GERMAN ORI-<br />
GINAL SERIES AUFGESTIEGEN.<br />
STEFFI: Ich würde mir gar nicht anmaßen zu sagen,<br />
dass ich etwas aufbaue, es funktioniert ja schon. Ich<br />
freue mich einfach darauf, meine Stärken dort zusätzlich<br />
einzubringen. Bei Warner habe ich auch geschaut,<br />
wo ich das Portfolio noch ergänzen kann. Wir haben eine<br />
Reihe von Debüts auf den Weg gebracht und enorm viel<br />
ausprobiert. Ich bin mir sicher, dass es auch bei Netflix<br />
eine große Offenheit gibt. Schön finde ich, dass ich wieder<br />
sehr nah am Inhalt bin. Ich freue mich darauf, Teil<br />
eines kleinen Teams zu sein und mit ihnen große Aufgaben<br />
anzugehen, so wie sie es jetzt schon tun. Mir geht<br />
es darum, tolle Geschichten zu erzählen und dafür bietet<br />
die Serie natürlich erzählerische Möglichkeiten, die im<br />
Kino ausgeschlossen sind. Nach vier Jahren Kino habe<br />
ich außerdem das Gefühl, nochmal einen anderen Blick<br />
auf die Dinge zu haben als nach drei Serien.<br />
HAT SICH DEINE AFFINITÄT ZU SERIEN EINFACH<br />
ERGEBEN ODER HAST DU DIESE RICHTUNG BE-<br />
WUSST GEWÄHLT?<br />
STEFFI: Die hat sich schon an der <strong>Filmakademie</strong> ausgebildet.<br />
Mit Bora (Dagtekin) habe ich damals viele Serien<br />
geschaut und liebe sie seitdem auch als Konsument. Und<br />
Projekte zu unterstützen und zu entwickeln, ist das, was<br />
uns antreibt. Das geht Jochen sicher genauso.
JOCHEN, IN DEINER VITA FÄLLT AUF, DASS DU<br />
SEHR OFT MIT ANDEREN FILMAKADEMIE-ALUMNI<br />
WIE BURHAN QURBANI, CHRISTIAN SCHWOCHOW,<br />
FLORIAN COSSEN, STEFAN SCHALLER, THOMAS<br />
STUBER ODER ZULETZT SEBASTIAN MARKA AR-<br />
BEITEST. SIND DAS ALLES ALTE SEILSCHAFTEN<br />
AUS DEM STUDIUM ODER ERLEICHTERT ES GENE-<br />
RELL DIE KONTAKTAUFNAHME, WENN MAN SICH<br />
AUF EINEN GEMEINSAMEN BACKGROUND BEZIE-<br />
HEN KANN?<br />
JOCHEN: In den meisten Fällen eher Letzteres. Aus unserem<br />
Jahrgang kannte ich nur Christian und Florian.<br />
Dass man auf der gleichen Schule war, verbindet einen<br />
ja in jedem Beruf. Aber im Zweifelsfall arbeite ich tatsächlich<br />
lieber mit Leuten aus Ludwigsburg. Einerseits<br />
ist das eine Herzenssache, andererseits sind die Alumni<br />
der <strong>Filmakademie</strong> einfach gut. Das gilt auch für andere<br />
Bereiche wie Kamera, Schnitt oder Dokumentarfilm.<br />
STEFFI: Kamera ist ein gutes Beispiel. Mit den Kameraleuten<br />
haben wir im Studium sehr früh und viel<br />
zusammengearbeitet, weil sich in Ludwigsburg eben<br />
vom ersten Semester an Teams bilden. Da spielt auch<br />
der <strong>Campus</strong>gedanke eine große Rolle.<br />
JOCHEN, APROPOS LUDWIGSBURG. HATTEST DU<br />
EIGENTLICH NIE DAS VERLANGEN, MAL WOANDERS<br />
ZU ARBEITEN, VIELLEICHT SOGAR IM AUSLAND?<br />
JOCHEN: Es war nie der Plan, dass ich mit 42 hier in<br />
Ludwigsburg in meinem Häuschen sitze. Aber wenn sich<br />
eine Filmhochschule in der eigenen Heimatstadt ansiedelt<br />
und man ein Interesse am Medium Film, hat, wäre<br />
man ja bescheuert, wenn man sich damit nicht auseinandergesetzt<br />
hätte. Andernfalls wäre ich sicher nie Filmproduzent<br />
geworden, weil ich mit dem Thema gar nicht<br />
in Berührung gekommen wäre. Nach dem Abschluss gab<br />
es schon die Idee wegzugehen, aber dann wurde ich halt<br />
Vater. Hier hatte ich den Luxus, dass meine Eltern sich<br />
auch mal um die Kinder kümmern konnten und meine<br />
Frau sich deshalb auch beruflich weiterentwickeln<br />
konnte. Später wurde das dann beruflich zu einer Art<br />
Alleinstellungsmerkmal. Wenn ich mit Förderanstalten<br />
AM SET VON "ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL"<br />
MIT KAMERAFRAU BELLA HALBEN,<br />
REGISSEURIN CAROLINE LINK UND JOCHEN LAUBE<br />
81
ALUMNI IM FOKUS<br />
z.B. in Berlin zu tun hatte, hieß es immer: „Du bist doch<br />
der, der in Ludwigsburg geblieben ist!“ Das war durchaus<br />
positiv, weil es in Finanzierungsgesprächen immer nur<br />
um die Projekte ging und nie um meine Existenzsicherung.<br />
Hinzu kommt, dass ich soviel unterwegs bin, dass<br />
ich nie das Gefühl habe, ich sitze in einer schwäbischen<br />
Kleinstadt und komme nicht raus. Deshalb habe ich jetzt<br />
keine Bestrebungen mehr, die Stadt zu verlassen.<br />
STEFFI, WIR STELLEN GERADE FEST, DASS UNTER<br />
DEN STUDIERENDEN THEMEN JENSEITS DES FACH-<br />
STUDIUMS WIE NACHHALTIGKEIT ODER GLEICHBE-<br />
RECHTIGUNG AN BEDEUTUNG GEWINNEN. HAT-<br />
TEST DU IN DEINER BERUFLICHEN LAUFBAHN JE<br />
DAS GEFÜHL, ALS FRAU WENIGER ERNST GENOM-<br />
MEN ZU WERDEN ODER MEHR LEISTEN ZU MÜS-<br />
SEN ALS MÄNNLICHE KOLLEGEN?<br />
STEFFI: Nach dem Studium gab es mal eine Situation<br />
mit einem Redakteur, für den offenbar klar war, dass ich<br />
dafür zuständig bin, den Kaffee zu holen. Damals wurde<br />
mir schon bewusst, dass ich mit manchen Redaktionen<br />
gar nicht zusammenarbeiten will. Das war auch ein<br />
Grund, warum ich mit Bora erstmal eine Serie gemacht<br />
habe, damit ich nicht dauernd mit irgendwelchen Leuten<br />
essen gehen und Klinken putzen muss. Mittlerweile<br />
hat sich das deutlich gebessert. Manche Situationen sind<br />
für Frauen aber immer noch anders als für Männer, oft<br />
schon deswegen, weil sie in der Minderheit sind. Ich bin<br />
öfter die einzige Frau am Tisch und das muss man aushalten<br />
können. Deswegen freue ich mich riesig, dass ich<br />
künftig wieder eine Chefin habe und in einem Unternehmen<br />
arbeite, das in puncto Diversität sehr stark aufgestellt<br />
ist.<br />
THEMA CORONA: WIE SIND EURE ERFAHRUNGEN<br />
IN DER KRISE? WIE SEHR BEEINTRÄCHTIGT SIE<br />
EURE ARBEIT UND WIE SEHEN EURE PROGNOSEN<br />
FÜR DIE ZUKUNFT AUS?<br />
STEFFI: Bei Warner sind tatsächlich einige Dreharbeiten<br />
betroffen, aber das erste Projekt ist jetzt zum Glück<br />
schon abgedreht.: NEBENAN, das Regiedebüt von Daniel<br />
Brühl. Auch der zunächst verschobene Dreh von Florian<br />
David Fitz` neuem Film startet jetzt, es kommt also<br />
alles wieder in Gang. Die größte Energie muss sicher in<br />
das Bemühen fließen, das Publikum wieder für das Kino<br />
zu gewinnen und dafür arbeitet Warner gerade eng mit<br />
lokalen Produktionsfirmen zusammen. Mich persönlich<br />
hat Corona auch ziemlich kalt erwischt, weil ich natürlich<br />
dachte, ich könne viel mehr Projekte abschließen,<br />
bevor ich die Firma verlasse.<br />
JOCHEN: Wir haben mit Sommerhaus unglaubliches<br />
Glück gehabt, weil wir letztes Jahr sehr viele Produktionen<br />
hatten und für nächstes Jahr viele geplant sind. Für<br />
uns ist die Krise daher zum Glück nicht existenzgefährdend.<br />
Dieses Jahr gibt es bis Oktober gar keine Dreharbeiten.<br />
Letztes Jahr hätten wir zu diesem Zeitpunkt drei<br />
Drehs parallel gehabt. Speziell eine Kollegin bildet sich<br />
aktuell in Fortbildungen und Gesprächen mit Produzentenverbänden<br />
umfassend weiter, welche Regeln es gibt,<br />
welche sinnvoll sind und welche vielleicht völlig absurd.<br />
Ein Beispiel: Selbst Tagesdarsteller müssen vor ihrem<br />
Einsatz fünf Tage in Quarantäne und werden mehrfach<br />
getestet, müssen also für ihren eher kleinen Beitrag<br />
einen ungeheuren Aufwand betreiben. Solche Dinge beeinflussen<br />
natürlich auch Stoffe und Drehbücher und<br />
damit müssen wir uns zurzeit auseinandersetzen. Es ist<br />
schon Wahnsinn, wie die gesamte Filmherstellung dadurch<br />
auf den Kopf gestellt wird. So schnell wird sich<br />
das wohl auch nicht ändern.<br />
STEFFI: Was studentische Drehs angeht, denke ich, dass<br />
alles, was sich unter kontrollierbaren Bedingungen – an<br />
einem Ort, als Kammerspiel oder mit den gleichen Darstellern<br />
– abspielt, realisierbar ist. Ich habe die Erfahrung<br />
gemacht, dass das Regelwerk erstaunlich gut eingehalten<br />
wird, dass sich die Leute einfach freuen, wieder<br />
drehen zu dürfen und es eine hohe Anpassungsfähigkeit<br />
gibt.<br />
JOCHEN: Allerdings wird den Studierenden an der<br />
Film akademie schon seit 25 Jahren vergeblich gepredigt,<br />
dass sie ein Kammerspiel drehen sollen. Und nicht<br />
einen Film über eine Frau, die am Flughafen von<br />
Buenos Aires ein Lied hört, so wir es bei DAS LIED<br />
IN MIR gemacht haben (lacht). Ich bin gespannt, ob<br />
Corona das schafft.<br />
Was mich allerdings über die Filmherstellung hinaus<br />
umtreibt, ist der Umgang mit den Kinos, weil ich fürchte,<br />
dass man die jetzt aufgestellten Beschränkungen mit<br />
Abstandsregeln und nur 25% Auslastung so schnell nicht<br />
mehr ändert, wenn sie erstmal etabliert sind. Und das<br />
wäre für die Kinos natürlich eine Katastrophe.<br />
82
APROPOS: DU HAST VOR 2 JAHREN IN LUDWIGS-<br />
BURG DAS FILMFESTIVAL „LICHTSPIELLIEBE“ IN-<br />
ITIIERT, MIT VIELEN TOLLEN FILMEN UND TALKS<br />
MIT BEKANNTEN GRÖSSEN DER BRANCHE. KÖN-<br />
NEN WIR UNS HOFFNUNG AUF EINE FORTSET-<br />
ZUNG IM NÄCHSTEN JAHR MACHEN?<br />
JOCHEN: Wir wollen sogar am Termin für dieses Jahr<br />
Anfang November festhalten, sind gerade dabei, ein Programm<br />
aufzustellen und mit dem Scala-Kino im Gespräch,<br />
wie wir es am besten umsetzen können. Wir<br />
planen auch keine virtuellen Inhalte, weil es eben kein<br />
Film-, sondern ein Kinofestival ist mit dem Ziel, Menschen<br />
aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen<br />
wieder ins Kino zu locken. Im letzten Jahr haben<br />
wir z.B. Guido Buchwald zum Dokumentarfilm über Maradona<br />
eingeladen und alle Fußballvereine angeschrieben.<br />
Da waren dann auch Leute dabei, die bestimmt seit<br />
15 Jahren nicht mehr im Kino waren. Es geht um das<br />
Gemeinschaftserlebnis und um den Austausch darüber.<br />
Deshalb ergibt eine Online-Ausgabe keinen Sinn.<br />
BITTE VERVOLLSTÄNDIGT SPONTAN DIESEN SATZ:<br />
DAS STUDIUM AN DER FILMAKADEMIE WAR…<br />
STEFFI: …das beste Studium, das ich beendet habe.<br />
JOCHEN: …für mich die beste Grundlage, heute den<br />
schönsten Beruf der Welt ausüben zu können.<br />
LETZTE FRAGE: Welchen Film aus der gesamten Filmgeschichte<br />
hättet ihr gern produziert und warum?<br />
STEFFI: ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL<br />
(lacht).<br />
JOCHEN: SYSTEMSPRENGER, dann hätte ich jetzt<br />
zwei goldene „Lolas“ (lacht).<br />
DAS TEAM VON "HALLO AGAIN",<br />
U.A. MIT STEFFI, JOCHEN, DEN FABW-ALUMNI MARC ACHENBACH (KAMERA, LI. HINTEN)<br />
UND FABIAN MAUBACH (SOMMERHAUS, 2.V.L. HINTEN)<br />
SOWIE MFG-CHEF PROF. CARL BERGENGRUEN (GANZ RECHTS)<br />
83
EDITION FABW<br />
Sommer –<br />
in Zeiten von Corona<br />
84
VERLAG<br />
VERLAG<br />
EDITION<br />
EDITION<br />
NEUE PUBLIKATIONEN<br />
IN DER EDITION FABW<br />
Nach SCHLUSS STRICHE, NEID und KRIEG widmet<br />
sich <strong>20</strong><strong>20</strong> die vierte Auflage der Kurzgeschichtenbände<br />
in der Edition FABW dem Thema SOMMER.<br />
Im Kontrast zu den vorhergehenden Bänden sollte ein<br />
Büchlein voll von sommerlicher Leichtigkeit entstehen,<br />
mit Kurzgeschichten, die von Kindheitserinnerungen<br />
handeln, von Freibadbesuchen, ersten Flirts… – eben<br />
von allem, was ein richtiger Sommer so hergibt. Und das<br />
löst der vierte Kurzgeschichtenband der Edition FABW<br />
ein, er ist voll von „Sommer“. Aber er ist nicht nur das,<br />
sondern nimmt auch das mit auf, was den Sommer <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
kennzeichnete und wohl auch immer mit ihm in Erinnerung<br />
verbunden bleibt: die Corona-Pandemie, das Covid-19-Virus.<br />
Es war plötzlich da, irgendwann im März<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong>, und stellte im Laufe des Jahres alles auf den Kopf,<br />
im Großen wie im Kleinen, vom Einbruch der Wirtschaft<br />
bis hin zur persönlichen Isolation. Diese Ausnahmesituation,<br />
die uns das Jahr über in Atem hielt und<br />
weiterhin hält, war neben all den Sorgen, die sie mit sich<br />
brachte, aber auch eine Quelle großer kreativer Inspiration.<br />
Weltweit setzten sich Kunstschaffende in den Bereichen<br />
Literatur, Film oder Musik mit SCHLUSS STRICHE den - Unter Auswirkun-<br />
diesem Motto waren die Studierenden<br />
gen der Corona-Pandemie auseinander.<br />
An den Studierenden der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
und der Akademie für Darstellende Kunst ging<br />
dieses Aufbrechen der Weltordnung natürlich ebenfallls<br />
nicht spurlos vorüber, auch sie setzten sich künstlerisch<br />
mit der Corona-Pandemie und ihren zahlreichen Auswirkungen<br />
auf unseren Alltag auseinander. ISBN 978-3-00-057857-1 Um dieser<br />
Auseinandersetzung Raum zu geben und den Sommer<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> real abzubilden, entschieden wir uns im Juli des<br />
Jahres, den „Sommerband“ für diese Texte zu öffnen. Es<br />
sind Szenen, die das Leben in Ludwigsburg während des<br />
„Lockdowns“ beschreiben, aber beispielsweise auch ein<br />
Tagebuch, das die Isolation in Chile und in Spanien beschreibt.<br />
Und so wird dieser vierte Kurzgeschichtenband<br />
der Edition FABW ein Kompendium, das den Sommer<br />
abbildet, wie er ist: leicht, schwelgerisch und voller Liebe<br />
– und gleichzeitig, wie er eben auch sein kann: einsam<br />
und voller Unsicherheit.<br />
der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aufgefordert, ihren Gedankengängen<br />
in Form von Kurzgeschichten freien Lauf zu lassen.<br />
Entstanden sind siebzehn Erzählungen vom Scheitern und von Umbrüchen,<br />
aber auch vom Weitermachen - sogar dann, wenn eigentlich<br />
nichts mehr geht.<br />
„Wenn es gelingt eine gute Kurzgeschichte zu schreiben,<br />
ist das schon fast ein kleines Wunder.“<br />
Philipp Keel, Diogenes Verleger, Künstler und Autor<br />
Schluss striche – Siebzehn Geschichten<br />
Mit dieser Zusammenstellung sind wir uns sicher, ein<br />
Anschlussprojekt auf den Weg zu bringen, das in würdiger<br />
Nachfolge steht zu den vorhergehenden Kurzgeschichtenbänden<br />
der Edition FABW, vor allem zu dem<br />
letztjährigen Band KRIEG, der am 05.02.<strong>20</strong><strong>20</strong> erfolgreich<br />
Premiere feierte – mit einer Podiumsdiskussion,<br />
Lesungen, Musik und einer gelungenen und zahlreich<br />
besuchten anschließenden Feier. An diesen Erfolg soll<br />
der im Februar <strong>20</strong><strong>21</strong> erscheinende Band SOMMER der<br />
Edition FABW anschließen.<br />
Darüber hinaus setzen wir in dieser Reihe auch die Veröffentlichung<br />
von ausgewählten Drehbüchern von Studierenden<br />
der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fort.<br />
Im vergangenen Jahr wurde diese Erweiterung des Portfolios<br />
der Edition FABW erfolgreich mit dem Skript zum<br />
Debütfilm SYSTEMSPRENGER gestartet, dem großen<br />
Gewinner beim diesjährigen Deutschen Filmpreis. Nun<br />
folgt das Buch zum ambitionierten Diplomfilm TRÜM-<br />
MERMÄDCHEN von Autor und Regisseur Oliver Kracht.<br />
Für die im Nachkriegs-Deutschland des Jahres 1946 angesiedelte<br />
Geschichte über eine junge Frau und ihr Streben<br />
nach Emanzipation, Selbstbestimmung und Freiheit<br />
wurde er <strong>20</strong>19 im Rahmen der Berlinale mit dem<br />
Thomas Strittmatter Drehbuchpreis ausgezeichnet.<br />
NEID IST DORT, WO DER MENSCH IST. Er ist Ursache<br />
für Zwist und Gräuel, in seiner engen Verwandtschaft zu Ehrgeiz<br />
aber auch Motor menschlicher Entwicklung. Das macht ihn seit<br />
Menschengedenken zu einem Ansporn für Künstlerinnen und Künstler,<br />
sich auszudrücken. Er ist eine der größten Inspirationsquellen.<br />
In diesem Band der Edition FABW versammeln sich siebzehn<br />
Autorinnen und Autoren, die sich mit Neid beschäftigen und ihm in<br />
ihren Kurzgeschichten all seine Schattierungen abgewinnen; auch in<br />
Lebensbereichen, die nicht unmittelbar an Neid denken lassen –<br />
Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Tod. Und so wird der vorliegende<br />
Band nicht<br />
Schluss<br />
nur zu einem erfrischenden<br />
striche<br />
Lesevergnügen, sondern<br />
auch zur Gelegenheit, sich zu hinterfragen, bisweilen sogar, sich zu<br />
ertappen.<br />
"Müsste ich hingegen einen Rat für eine gute Geschichte geben, dann<br />
wäre jemand, der unter dem Neid besonders leidet, bestimmt kein<br />
schlechter Protagonist."<br />
Philipp Keel,<br />
Diogenes Verleger, Künstler und Autor/Schirmherr der Edition FABW<br />
ISBN 978-3-00-061336-4<br />
Nora Fingscheidts Debütfilm SYSTEMSPRENGER<br />
eröffnete <strong>20</strong>19 die Berlinale und gewann dort den Silbernen<br />
Bären (Alfred-Bauer-Preis). Das hier vorliegende Drehbuch<br />
wurde an der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entwickelt<br />
und <strong>20</strong>17 mit dem Thomas Strittmatter Preis ausgezeichnet.<br />
Der Kinofilm wurde von den Produktionsfirmen kineo<br />
Filmproduktion und Weydeman Bros. in Koproduktion<br />
mit Oma Inge Film und ZDF Das kleine Fernsehspiel produziert.<br />
Die <strong>Filmakademie</strong> publiziert in ihrer Edition FABW nach<br />
zwei Kurzgeschichtenbänden mit SYSTEMSPRENGER<br />
nun erstmals ein Drehbuch.<br />
ISBN xxx<br />
NEID – SIEBZEHN GESCHICHTEN<br />
B A N D<br />
Z W E I<br />
SYSTEMSPRENGER<br />
B A N D<br />
D R E I<br />
NEID<br />
EDITION<br />
SIEBZEHN GESCHICHTEN<br />
EDITION<br />
system<br />
sprenger<br />
DREHBUCH<br />
VON<br />
NEID<br />
NORA FINGSCHEIDT<br />
85
STECKBRIEF<br />
Drehbuch<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Igor Dovgal<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Michael Achilles<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Thomas Schadt<br />
(kommissarisch)<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
ca. 10<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Während des Studiums in<br />
Ludwigsburg kann man sich aufs<br />
Wesentliche konzentrieren:<br />
auf das Drehbuchschreiben.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Wir sehen das Drehbuchstudium<br />
als eine Zeit des Forschens und<br />
des Erlernens von handwerklichen<br />
Grundlagen. Unsere Studierenden<br />
haben die Möglichkeit zu<br />
experimentieren. Sie werden aber<br />
gleichzeitig mit den handwerklichen<br />
Fähigkeiten ausstattet, um<br />
an einem ständig in Veränderung<br />
begriffenen Markt bestehen zu<br />
können.<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
10 steps to successful<br />
screenwriting.<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Der aktuelle Markt ist breit und<br />
dürstet nach guten Autor*innen.<br />
10<br />
MOTTO<br />
Wer nichts erlebt hat, hat auch<br />
nichts zu erzählen.<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Mut, Selbstbewusstsein, Neugier,<br />
Beobachtungsgabe, Teamfähigkeit<br />
86
Fernseh -<br />
journalismus<br />
Kultur – Bildung – Wissenschaft<br />
1<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Konstantin Schenk<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Peter Arens<br />
3<br />
DOZIERENDE<br />
Prof. Dr. Joachim A. Lang,<br />
Günter Myrell,<br />
Katharina Wolff<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
6 Studierende pro Jahrgang<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Weil man lernt, wie man unsere<br />
Welt für ein breites Publikum<br />
begreifbar macht.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Grundlagen der Bildgestaltung,<br />
des O-Tons, der Montage, der<br />
Recherche, des Textens - eben alles,<br />
was einen guten journalistischen<br />
Beitrag ausmacht.<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Wir bilden nicht für aktuelle<br />
Formate aus. Damit sind die<br />
klassischen Nachrichtensendungen<br />
gemeint (Tagesschau, heute etc.)<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Student Oscar <strong>20</strong>17 der Academy Of<br />
Motion Art And Sciences für den<br />
Film GALAMSEY<br />
10<br />
MOTTO<br />
„Nicht nur die technische<br />
Ausbildung ist von Bedeutung,<br />
auch die geistige muss Beachtung<br />
finden.“<br />
Bertolt Brecht<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Einen Bachelor in einem beliebigen<br />
anderen Studienfach für den<br />
Quereinstieg,<br />
Praktische Erfahrung bei einem<br />
Sender und/oder einer Produktionsfirma<br />
für das Grundstudium<br />
87
SPOTLIGHT: NACHHALTIGKEIT<br />
Von Green Shooting<br />
zu Green Storytelling<br />
EIN INTERVIEW MIT THOMAS LECHNER, ZENTRALER HERSTELLUNGSLEITER,<br />
UND CHRISTINA HONIG, STUDENTIN IM STUDIENGANG PRODUKTION<br />
MEHREREN JAHREN FÜR GRÜNES, NACHHALTI-<br />
GES DREHEN EIN. WO SIEHST DU DIESBEZÜGLICH<br />
NOCH DEN GRÖSSTEN HANDLUNGSBEDARF?<br />
LIEBE CHRISTINA, LIEBER THOMAS: MEHR DENN<br />
JE SIND NACHHALTIGKEIT UND DER SCHONEN-<br />
DE UMGANG MIT RESSOURCEN AUCH BEIM FILM-<br />
DREH EIN WICHTIGES THEMA. WAS HAT SICH<br />
BZGL. GREEN SHOOTING IN DEN VERGANGENEN<br />
JAHREN IN DER BRANCHE GETAN?<br />
CHRISTINA: Zusammen mit der Klimabewegung ist das<br />
Thema Nachhaltigkeit in den letzten zwei Jahren auch<br />
in der Filmbranche mehr ins Blickfeld gerückt. Green<br />
Shooting ist den meisten mittlerweile ein Begriff und es<br />
wird mehr über klimaneutrales Produzieren gesprochen,<br />
zum Glück auch in großen Häusern wie dem ZDF. Als<br />
nächstes wird es allerdings Zeit, dass auch Taten folgen.<br />
THOMAS: Green Shooting hat sich in den letzten Jahren<br />
stark in der Filmbranche etabliert. Angefangen bei<br />
den Reisedispositionen von Cast und Crew mit der Bahn,<br />
über die Verwendung von technischen, energiesparenden<br />
Innovationen, bis hin zur Verwendung von klimaneutralen<br />
Utensilien beim Catering haben sich die<br />
Filmproduktionen bewusst auf einen Codex über ressourcensparende<br />
Maßnahmen verständigt. Dieser Gedanke<br />
hat die gesamte Branche erreicht und weitgehend<br />
durchdrungen.<br />
CHRISTINA, DU HAST DICH ZUM „GREEN CONSUL-<br />
TANT“ AUSBILDEN LASSEN UND SETZT DICH SEIT<br />
Christina: Im Bereich neuer Technik und nachhaltiger<br />
Dienstleistungen besteht leider immer noch das Henne-Ei-Problem:<br />
Produzent*innen und Crewmitglieder<br />
haben keine Erfahrung mit ressourcenschonenden Lösungen<br />
und fordern sie daher nicht an, z.B. im Technikverleih,<br />
beim Catering oder bei der Studiomiete. Die<br />
Dienstleister*innen selbst wiederum wagen es nicht, in<br />
umweltfreundliche Technologie oder eine ökologische<br />
Neuausrichtung zu investieren, weil sie den Eindruck<br />
haben, dass es an der Nachfrage mangelt. Hier sind konkrete<br />
Fördermaßnahmen nötig, z.B. bei der Anschaffung<br />
„grüner“ Licht- und Kameratechnik für Verleihe. Wenn<br />
diese dann auch noch günstiger als die alte Technik verliehen<br />
werden kann, sind wir auf einem guten Weg.<br />
WAS HAT DICH DAZU MOTIVIERT, DICH ZUM GREEN<br />
CONSULTANT AUSBILDEN ZU LASSEN?<br />
CHRISTINA: Das war ein Erlebnis an meinem ersten<br />
Filmset: Der Szenenbildner war unzufrieden darüber,<br />
wieviel Müll beim Drehen anfällt. Das Gespräch bekam<br />
ich nicht mehr aus dem Kopf und mir wurde bewusst,<br />
dass das Problem noch weitreichender ist. Drei Jahre<br />
später zog ich nach Ludwigsburg und wurde auf das<br />
Engagement der MFG <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Bereich<br />
Green Shooting aufmerksam. Mittlerweile bietet sie zusammen<br />
mit der HDM Stuttgart ein sehr umfangreiches<br />
Ausbildungsprogramm zum Green Consultant an. Mit<br />
dem Zertifikat kann man MFG-geförderte Filmproduktionen<br />
als Nachhaltigkeitsberater*in betreuen. Abgesehen<br />
davon denke ich, braucht es einfach Eigeninitiative: Sich<br />
mal mit den Kolleg*innen im eigenen Gewerk umzusehen<br />
und sich zu fragen: Wo geht es besser?<br />
88
WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES AN DER FILM-<br />
AKADEMIE, UM GRÜN ZU DREHEN UND ZU ENT-<br />
WICKELN?<br />
WIE KANN DIE FILMAKADEMIE IN ZUKUNFT NOCH<br />
MEHR STUDIERENDE DAZU MOTIVIEREN, GRÜN ZU<br />
DREHEN?<br />
THOMAS: Die Vorstellungen zu Green Shooting haben<br />
die Studierenden offenherzig angenommen. Zahlreiche<br />
Studierende, speziell im Studiengang Produktion, haben<br />
sich wie Christina zum Green Consultant ausbilden<br />
lassen. Dies trägt auch dazu bei, ihr Portfolio im Filmbereich<br />
zu erweitern und neue Jobmöglichkeiten zu<br />
generieren. Obwohl die Mittel bei studentischen Produktionen<br />
begrenzt sind, sind die Studierenden ständig<br />
bemüht, Wege zu finden, um z.B. Müll zu vermeiden und<br />
den Carbon Foot Print ihrer Produktionen zu verringern.<br />
Weiter regen wir innerhalb der Lehre dazu an, die Kalkulationen<br />
der Filme mit einem CO2-Rechner abzugleichen,<br />
um so das Bewusstsein und die Möglichkeiten der<br />
Green Shooting-Idee zu schärfen.<br />
CHRISTINA: Hier braucht es viel Eigeninitiative: Tatsächlich<br />
ist grünes Drehen für uns Student*innen oft sogar<br />
das preiswertere, denn es bedeutet weniger Flug-,<br />
Fahrt- und Stromkosten. Auch das Wiederverwenden<br />
von Ausstattung und das Verzichten auf Einweggeschirr<br />
oder Hotelübernachtungen kommt schnell dem Budget<br />
zugute. Allerdings brauchen wir in unserem Techniklager<br />
mehr grüne Technologien - denn was man in der<br />
Ausbildung nicht kennenlernt, wird man auch später im<br />
Berufsleben nicht einsetzen.<br />
WIE GROSS IST DAS INTERESSE DER FILMAKADE-<br />
MIE-STUDIERENDEN BISHER DARAN, IHRE PRO-<br />
JEKTE IM SINNE VON GREEN SHOOTING UMZU-<br />
SETZEN?<br />
THOMAS: Das Interesse ist sehr groß, wenngleich Investitionen<br />
und die Schaffung von klimaneutralen Rahmenbedingungen<br />
beim Filmdreh nicht immer einfach<br />
umzusetzen sind. Die Anschaffungskosten von neuen,<br />
energieeffizienten Technologien sind hoch und ein<br />
Bahnticket ist oft teurer als ein Billigflug… Doch man<br />
wundert und freut sich, wie kreativ die Studierenden<br />
auch bei diesen Aufgaben sind. Wegwerfgeschirr, Plastikbecher<br />
und Einwegflaschen gehören an Sets der <strong>Filmakademie</strong><br />
bald der Vergangenheit an. Durch die Unterstützung<br />
von Sponsoren und Stiftern finden immer<br />
mehr personalisierte Utensilien Einzug an die Sets der<br />
Filmdrehs.<br />
THOMAS: Wie bereits erwähnt, muss das Bewusstsein<br />
der Studierenden nicht mehr geweckt werden. Diese<br />
Generation hat den Gedanken des Green Shooting erfreulicherweise<br />
bereits weitgehend verinnerlicht und<br />
muss nicht mehr zusätzlich motiviert werden. Doch<br />
nicht nur die Studierenden verstehen sich als Pioniere<br />
dieser Bewegung. Auch die <strong>Filmakademie</strong> als Bildungseinrichtung<br />
unterstützt diese Bewegung und wird voraussichtlich<br />
zukünftig auch vorbildlich „Green“ produzierte<br />
Projekte prämieren und auszeichnen.<br />
WELCHE HERAUSFORDERUNGEN BRINGT „GRÜNES<br />
DREHEN“ MIT SICH?<br />
THOMAS: Wichtig ist die konsequente Installation eines<br />
Green Consultant, schon in der Planungsphase der Produktionen.<br />
Hier werden die Standards gesetzt und analysiert,<br />
wo und womit man klimaneutrale Schritte und<br />
Maßnahmen anwenden kann. Wichtig ist auch, dass in<br />
den nationalen und regionalen Filmförderungen diese<br />
Posten kalkulierbar und somit finanzierbar sind.<br />
„Grüner <strong>Campus</strong> = grüne Branche“? - Welche Chancen<br />
bietet der Markt aktuell Studierenden, die schon während<br />
ihres Studiums im Rahmen ihrer Projekte auf<br />
Nachhaltigkeit und den schonenden Umgang mit Ressourcen<br />
achten?<br />
CHRISTINA: Nach meiner Beobachtung leider wenige.<br />
Green Shooting ist immer noch ein „Luxus“, dem man<br />
sich erst widmen kann, wenn Zeit und Budget es zulassen.<br />
Initiativen wie die Green-Consultant-Bezuschussung<br />
der MFG oder der Grüne Drehpass der FFHSH<br />
sind zwar wichtige Ansätze, die nachhaltiges Produzieren<br />
fördern und medienwirksam belohnen, aber werden<br />
auf lange Sicht keine Transformation herbeiführen. Es<br />
liegt jetzt in der Verantwortung von uns als Berufseinsteiger*innen,<br />
das Thema auf die Agenda zu bringen.<br />
Wir müssen Nachhaltigkeitsziele bei unseren Arbeitgeber*innen,<br />
Produzent*innen und Sendern einfordern<br />
und selbst danach handeln.<br />
THOMAS: Da sich der Gedanke des Green Shooting und<br />
nachhaltigen Produzierens immer mehr in die Branche<br />
integriert und durchsetzt, haben Studierende, die sich<br />
mit dieser Idee identifizieren und evtl. bereits den Credit<br />
eines Green Consultant erreicht haben, gute Chancen,<br />
89
SPOTLIGHT: NACHHALTIGKEIT<br />
sich in diesem Segment zu etablieren. Nicht nur in die<br />
physische Produktion nimmt dieser Fortschritt Einzug,<br />
auch im Geschichtenerzählen und Beschreiben unserer<br />
Welt ist die ökologische Idee fester Bestandteil und nicht<br />
mehr wegzudenken.<br />
CHRISTINA: Vollkommen richtig: Es wird Zeit, dass wir<br />
damit einen Schritt weitergehen und über Green Storytelling<br />
sprechen. Als Filmemacher*innen arbeiten wir<br />
mit einem Medium, das Menschen extrem stark berühren<br />
und beeinflussen kann. Dementsprechend hoch ist<br />
unsere Verantwortung für die Geschichten, die wir uns<br />
entscheiden zu erzählen und dafür, wie wir unsere Lebensrealität<br />
abbilden. Die Klimakrise wird uns in den<br />
nächsten 30-40 Jahren vor massive Herausforderungen<br />
stellen und die Lebensgrundlage unserer Kinder und<br />
Enkel komplett verändern. Diese Tatsache und unsere<br />
Verantwortung dafür, solche Entwicklungen aufzuhalten,<br />
müssen sich auch in unseren Filmen wiederfinden.<br />
„Da ist der Kopf gefragt“<br />
EIN INTERVIEW MIT DEM „GREEN-EXPERTEN“ PHILIP GASSMANN<br />
ZU GREEN SHOOTING UND CO.<br />
LIEBER PHILIP GASSMANN, SIE SIND FILME-<br />
MACHER UND ENGAGIEREN SICH SEIT VIELEN<br />
JAHREN INTENSIV IM BEREICH GREEN FILM PRO-<br />
DUCTION UND SETZEN SICH FÜR UMWELT-<br />
FREUNDLICHE PRODUKTIONSTECHNIKEN EIN.<br />
WAS GAB IHNEN DEN ANSTOSS, SICH FÜR NACH-<br />
HALTIGKEIT IN DER FILM- UND MEDIENBRANCHE<br />
EINZUSETZEN?<br />
Ich beschäftige mich mit dem Thema seit 1974. Damals<br />
gab es bereits eine<br />
junge Umweltbewegung,<br />
die gegen die Zerstörung<br />
der Umwelt demonstriert<br />
hat. Mir war das Demonstrieren<br />
allein zu wenig<br />
und so habe ich 1978<br />
als Schüler einen der ersten<br />
Bioläden Deutschlands<br />
gegründet. Das war<br />
damals echte Pionierarbeit.<br />
Dann bin ich beim<br />
Theater und schließlich beim Film gelandet, aber<br />
das Thema lässt einen nicht los. So habe ich vor<br />
8 Jahren damit angefangen, die Umweltauswirkungen<br />
90<br />
der Film- und TV-Produktion zu untersuchen und was<br />
man konkret dagegen tun kann.<br />
WAS GENAU VERBIRGT SICH HINTER DEM BE-<br />
GRIFF VON UMWELTFREUNDLICHEN PRODUK-<br />
TIONSTECHNIKEN?<br />
Wir haben in sämtlichen Bereichen die Möglichkeit, umweltfreundlichere<br />
Produktionstechniken einzusetzen,<br />
die nicht nur Energie, sondern auch Abgase, Umweltgifte<br />
und weitere Umweltthemen reduzieren.<br />
WAS HAT SICH IN DER BRANCHE DIESBEZÜGLICH<br />
IN DEN VERGANGENEN JAHREN GETAN?<br />
Das Bewusstsein ist größer geworden. Als Beispiel: ich<br />
habe gerade eine Seminarreihe der German Film Commissions<br />
für Profis aus allen Gewerken gehalten, an der<br />
über 500 Leute teilgenommen haben. Das wäre vor 3<br />
Jahren undenkbar gewesen. In den letzten 12 Monaten<br />
habe ich Umweltrichtlinien für große Sender entwickelt,<br />
die jetzt bereits in Kraft sind, auch das ist eine tolle Entwicklung.<br />
Wir sehen eine viel größere Bereitschaft, das<br />
auf allen Ebenen und in allen Bereichen umzusetzen.
WO LIEGEN IHRER MEINUNG NACH BIS HEUTE DIE<br />
GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN?<br />
Ganz einfach: in der Verfügbarkeit von nachhaltigen<br />
Technologien und im Kopf. Es gibt so viele Möglichkeiten,<br />
SOFORT unsere Emissionen um riesige Mengen zu<br />
reduzieren, aber das setzt ein entsprechendes Wissen<br />
und die entsprechende Bereitschaft voraus. Dann brauchen<br />
wir mehr umweltfreundliche Fahrzeuge, Generatoren,<br />
Scheinwerfer und Technologien bei den Verleihern.<br />
Das hat wiederum mit Nachfrage zu tun - und die Nachfrage,<br />
das sind wir. Da ist wieder der Kopf gefragt. Deswegen<br />
ist Bildung in diesem Bereich so unfassbar wichtig.<br />
WIE KANN FILMEMACHER*INNEN EIN GUTER EIN-<br />
STIEG IN DAS THEMA „GREEN SHOOTING“ GELIN-<br />
GEN?<br />
Über das Wissen der Zusammenhänge, die Kenntnis der<br />
vielen Möglichkeiten und die ganz konkreten Praxis-Erfahrungen<br />
damit.<br />
SIE UNTERRICHTEN AUCH ALS DOZENT FÜR<br />
„GREEN SHOOTING“ AN MEHREREN DEUTSCHEN<br />
FILMHOCHSCHULEN, AUCH AN DER FILMAKADE-<br />
MIE. WAS GEBEN SIE IHREN STUDIERENDEN DA-<br />
BEI MIT?<br />
Es geht um unsere Zukunft als Weltbürger, als Land, als<br />
Branche, Beruf und auch ganz privat. Da liegt die Herausforderung<br />
und auch die große Chance.<br />
WIE KÖNNEN SICH FILMSCHAFFENDE IM BEREICH<br />
„GREEN SHOOTING“ WEITERGEHEND ENGAGIEREN?<br />
Das Thema umfasst ja sämtliche Bereiche des Lebens.<br />
Ich bin Praktiker, ich plädiere für das ganz Konkrete.<br />
Mittlerweile hört man ja sogar immer wieder von<br />
Menschen, die bei diesem Thema depressiv werden oder<br />
schlicht und ergreifend resignieren. Warum? Weil sie<br />
keine konkreten Erfolge sehen. Das lässt sich sehr einfach<br />
ändern, indem man einfach anfängt, konkrete Ansatzpunkte<br />
sucht und dann auch angeht. Sie sind überall<br />
und man kann überall etwas tun. Und - Überraschung -<br />
es macht oft sogar Spaß.<br />
WAS SIND DIE NEUESTEN INNOVATIONEN, DIE<br />
„GRÜNES DREHEN“ FÖRDERN KÖNNEN?<br />
Es gibt Innovationen in fast allen Bereichen. Ganz aktuell<br />
gibt es spannende Entwicklungen im Bereich der<br />
Generatoren und der mobilen Stromspeicherung. Da<br />
liegt ein großes Potenzial. Beim Licht tut sich in Sachen<br />
LED sehr viel. Da gibt es mittlerweile große LED-Einheiten,<br />
die gewaltige Mengen Strom sparen können, die<br />
aber leider in Deutschland kaum bekannt sind. Überall<br />
wird emsig geforscht - auch bei den Materialien für den<br />
Dekorationsbau oder bei umweltfreundlicheren Produktionsfahrzeugen.<br />
ALS EXPERTE FÜR GREEN FILM PRODUCTION UND<br />
CO. BERATEN SIE VIELE UNTERNEHMEN DER ME-<br />
DIENBRANCHE. WIE GELINGT ES IHNEN DABEI,<br />
DAS VORHANDENE POTENZIAL FÜR UMWELT-<br />
FREUNDLICHES PRODUZIEREN AUFZUZEIGEN?<br />
„GRÜNER CAMPUS“ = „GRÜNE BRANCHE“?<br />
WELCHE CHANCEN BIETET DER MARKT AKTUELL<br />
STUDIERENDEN, DIE SCHON WÄHREND IHRES<br />
STUDIUMS IM RAHMEN IHRER PROJEKTE AUF<br />
NACHHALTIGKEIT UND DEN SCHONENDEN UM-<br />
GANG MIT RESSOURCEN ACHTEN?<br />
Ich mache gerade eine große Studie für die EU zum Thema<br />
„Nachhaltige Medienwirtschaft in Europa“. Die EU<br />
sowie die Bundesregierung fordern das zunehmend ein.<br />
Die gesamte Branche wird nicht umhinkommen, nachhaltiger<br />
zu werden. Dafür brauchen wir echte Expert*innen<br />
und diese müssen dringend ausgebildet werden. Da<br />
wird es viele neue Jobs geben, aber die Hochschulen<br />
müssen das dann auch entsprechend in ihr Angebot und<br />
vor allen Dingen in ihren Lehrplan aufnehmen. Das passiert<br />
leider nur sehr zaghaft. Hier liegt eine gewaltige<br />
Chance: für die Studierenden, die Hochschulen und natürlich<br />
für unsere Umwelt.<br />
Ein gewaltiger Hebel sind die zusätzlichen positiven Effekte.<br />
Oft kann Geld gespart werden oder ganz einfach<br />
effizienter und auch kreativer gearbeitet werden. Wenn<br />
das betont wird, fällt der Umstieg nicht schwer.<br />
91
SPOTLIGHT: NACHHALTIGKEIT<br />
92
Was ist <strong>Campus</strong>ForFuture?<br />
VON FARINA HASAK, DIPLOMANDIN <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
IM STUDIENSCHWERPUNKT MONTAGE/SCHNITT<br />
<strong>Campus</strong>ForFuture Ludwigsburg entstand vor einigen<br />
Monaten, zeitgleich mit dem Beginn des Wintersemesters<br />
<strong>20</strong>19/<strong>20</strong>. Gegründet wurde die Organisation<br />
von Mitgliedern der schon bestehenden Ortsgruppe<br />
FridaysForFuture Ludwigsburg, weil wir die Studierenden<br />
gezielter ansprechen und einbinden wollten. Unserer<br />
Meinung nach brauchen Klimaschutz und der damit<br />
zusammenhängende Aktivismus eine wissenschaftliche<br />
und informationsbasierte Grundlage, die aufzeigt, dass<br />
die Klimakatastrophe nicht aus der Luft gegriffen, sondern<br />
wissenschaftlich erklärbar ist. Die Menschen müssen<br />
verstehen, was da mit unserer Welt vor sich geht.<br />
Erst im Anschluss daran können sie agieren. Und das<br />
ist es, was wir wollen: Die Mitmenschen zum aktiven<br />
Handeln für den Klimaschutz motivieren. Wir verstehen<br />
uns als der Teil der ForFuture-Bewegung, der Informationen<br />
bereitstellt, Themenkomplexe aufarbeitet und<br />
der Öffentlichkeit nahebringt, die Menschen in den Diskurs<br />
treten lässt.<br />
In der Praxis sieht das so aus: Wir veranstalten Filmabende<br />
mit anschließender Gesprächsrunde mit den<br />
Filmschaffenden und Wissenschaftler*innen aus den jeweiligen<br />
Themengebieten, wir veranstalten Diskussionsrunden,<br />
unterstützen die FridaysForFuture-Aktionen<br />
mit Infoständen oder Ähnlichem. Wir nehmen ebenfalls<br />
an Podiumsgesprächen teil, sind auch mal zu Gast<br />
bei Veranstaltungen im Scala Kino. Diesen Sommer waren<br />
wir Teil der Public Climate School (PCS), einer bundesweiten<br />
Aktion von StudentsForFuture, der offenen<br />
Klima -Uni für alle Interessierten, die mehr zum Thema<br />
Klimagerechtigkeit lernen möchten. In diesem Rahmen<br />
wurden Vorträge, Diskussionen und Workshops angeboten.<br />
Wir Ludwigsburger Aktivist*innen hielten Vorträge<br />
auf der Akademiewiese über „Den Einfluss von Bildung<br />
auf unser Handeln“ und “Die Relevanz von klimapolitischer<br />
Bildung und Diskurs“.<br />
Bewegung lebt von aufmerksamen, spontanen, kreativen,<br />
engagierten Menschen und die findet man an allen<br />
Hochschulen hier in Ludwigsburg. Es ist in unserer heutigen<br />
Zeit immens wichtig, sich für die eigenen Belange<br />
und die, die unsere Mitmenschen ebenso betreffen, einzusetzen<br />
und aktiv zu werden. So wie es gerade aussieht,<br />
tun sich sämtliche Instanzen unserer Bundesregierung<br />
und ebenso der Europäischen Union schwer damit, umweltschützende<br />
Regelungen zu beschließen und ernsthaft<br />
zu handeln. Wir sehen uns in der Pflicht, Handlungsanstöße<br />
zu geben und die notwenigen Inhalte als<br />
Grundlage dafür zu liefern.<br />
Wenn ihr interessiert seid, schreibt uns gerne (campusforfuture-ludwigsburg@gmx.de)<br />
und wir nehmen euch in<br />
unseren E-Mail-Verteiler auf, dann werdet ihr über unsere<br />
Planungstreffen und alle weiteren Aktionen informiert.<br />
Als Alternative werden diese Aktionen auch über<br />
die Whatsapp-Infogruppe von FridaysForFuture Ludwigsburg<br />
oder auf unseren anderen Social-Media-Kanälen<br />
Instagram, Facebook und Twitter verbreitet.<br />
Wir treffen uns regelmäßig einmal pro Monat, um anstehende<br />
Aktionen zu planen, Aufgaben zu verteilen oder<br />
neue Vorhaben zu starten. Wir sind immer offen für<br />
neue Interessierte, egal ob sie schon konkrete Ideen einbringen<br />
oder einfach mal reinschauen wollen. Unsere<br />
93
STECKBRIEF<br />
Filmgestaltung 1<br />
1<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Nils Knoblich<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Jochen Kuhn<br />
3<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
68<br />
5<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Grundstudium und damit<br />
Pflichtseminar, … sorry.<br />
6<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Neben dem Know-how auch das<br />
Know-why und Know-what<br />
7<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
So alt/jung wie die <strong>Filmakademie</strong>.<br />
8<br />
MOTTO<br />
„Es gibt nur eine FG 1.“<br />
4<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Mut zum Experiment<br />
94
Filmgestaltung 2 /<br />
Animation<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Martin Schmidt & Verena Fels<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Martin Schmidt & Verena Fels<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Martin Schmidt & Verena Fels<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Im Zentrum der FG 2 / Animation<br />
steht die Gestaltung eines eigenen<br />
Projektes. Innerhalb von 16<br />
Wochen haben die Studierenden<br />
die Möglichkeit, kurze Animationsfilme,<br />
Games und Mixed-Media-Formate<br />
in künstlerischer<br />
Eigenverantwortung zu realisieren.<br />
Bei der Themenwahl haben die<br />
Studierenden alle Freiheiten<br />
( je persönlicher, desto besser).<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Arbeiten in einer<br />
technikorientierten<br />
Produktionsumgebung.<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Viele filmische Versuche, die<br />
zunächst als gescheitert betrachtet<br />
wurden, haben am Ende große<br />
Erfolge gefeiert.<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
Maximal 8 pro Semester<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Die Studierenden der FG 2 /<br />
Animation haben Lust, sich auszuprobieren,<br />
sind neugierig, ihren<br />
eigenen Blickwinkel zu erweitern,<br />
haben den Mut, Wagnisse einzugehen<br />
und erkunden persönliche<br />
Themen. Und nicht zu vergessen:<br />
Sie haben Spaß an der Animation.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Erstellen von und arbeiten mit<br />
dem Animatic.<br />
Die technischen Ressourcen sind<br />
in der FG 2 sehr begrenzt. Man<br />
muss seine eigenen künstlerischen<br />
Umsetzungswege finden, was<br />
wiederum ein Gewinn ist.<br />
10<br />
MOTTO<br />
Das filmische Experiment<br />
steht im Mittelpunkt.<br />
95
STECKBRIEF<br />
Filmgestaltung 2 /<br />
Neue Medien<br />
1<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
David Spaeth<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Mike Robbins<br />
David Spaeth<br />
3<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
Ca. 12<br />
4<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Wichtig ist die Neugier auf<br />
Erzählformen jenseits des klassischen<br />
Kurzfilms – und die Lust am<br />
Experiment.<br />
5<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Größtmögliche Freiheit bedeutet<br />
meist auch größtmögliche<br />
Unsicherheit – wenn ich tun kann,<br />
was ich möchte, was will ich dann<br />
eigentlich?<br />
Die Filmgestaltung 2 ermöglicht<br />
eine intensive Auseinandersetzung<br />
mit dieser Kernfrage, die uns<br />
Filmemacher*innen immer<br />
begleiten wird.<br />
6<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
In der Filmgestaltung bekommen<br />
die Studierenden einen Einblick<br />
in Erzählweisen jenseits des<br />
klassischen Kurzfilms, mit starkem<br />
Fokus auf Neuen Medien. Vor<br />
allem aber geht es um die Annäherung<br />
vom Inhalt her an eine zu<br />
Beginn noch völlig undefinierte,<br />
für diesen Inhalt passsende Form.<br />
7<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Filmgestaltung 1 und Filmgestaltung<br />
2 teilen zwar denselben<br />
Grundgedanken – in der<br />
Ausführung ist die FG2 aber kein<br />
klassisches Sequel.<br />
8<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Am Ende des Semesters werden<br />
alle Projekte auf zwei Weisen<br />
präsentiert:<br />
- in einer für die Kinoleinwand<br />
erarbeiteten Form<br />
- in einen VR-Space eingebettet<br />
9<br />
MOTTO<br />
Possibility is the mother of<br />
invention<br />
96
ALUMNI IM FOKUS<br />
97
ALUMNI IM FOKUS<br />
98
„Jeder neue Film weckt in mir eine<br />
andere klangliche Idee“<br />
Im Gespräch mit John Gürtler<br />
DER GROSSE ÜBERRASCHUNGSERFOLG<br />
DER VERGANGENEN MONATE IM KINO<br />
UND AUF FESTIVALS WAR DER DEBÜTFILM<br />
„SYSTEMSPRENGER”. EIN ERFOLGSGARANT<br />
WAR DER MUSKIKALISCHE SCORE VON<br />
FABW-ABSOLVENT JOHN GÜRTLER, FÜR<br />
DEN ER IN DIESEM JAHR MIT DEM EUROPÄ-<br />
ISCHEN FILMPREIS AUSGEZEICHNET WUR-<br />
DE UND FÜR DEN DEUTSCHEN FILMPREIS<br />
NOMINIERT WAR. IM INTERVIEW GIBT ER<br />
EINBLICKE IN SEINEN WERDEGANG UND<br />
SEINE ARBEIT.<br />
LIEBER JOHN, DIE ERSTE FRAGE MUSS IN DIESEN<br />
TAGEN NATÜRLICH LAUTEN: GEHT ES DIR GUT?<br />
Danke, es geht mir gut.<br />
überreicht wurde ich eine Dankesrede halten durfte. Das<br />
war ein sehr intimer Moment zusammen mit allen Nominierten<br />
des Jahres und die Stimmung war hoffnungsvoll<br />
und sehr kollegial.<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN DER CORONA-KRISE<br />
SPÜRST DU FÜR DEINE EIGENE ARBEIT UND FÜR<br />
DAS VON DIR MITBEGRÜNDETE BERLINER STUDIO<br />
PARADOX PARADISE?<br />
In erster Linie ist es bei uns durch Corona zu einigen<br />
Unterbrechungen und Verschiebungen gekommen und<br />
ich freue mich und hoffe, dass bald wieder normal gedreht<br />
und produziert werden kann!<br />
KOMMEN WIR ZU ERFREULICHEREN THEMEN.<br />
ALS DU DEN EUROPÄISCHEN FILMPREIS FÜR<br />
„SYSTEMSPRENGER” GEWONNEN HAST, GAB ES<br />
JA NOCH KLASSISCHE PREISVERLEIHUNGEN MIT<br />
GALA UND PUBLIKUM. ERZÄHL UNS DOCH MAL<br />
VON DEINEN EINDRÜCKEN.<br />
Am schönsten war die Einladung ins Rote Rathaus in<br />
Berlin am Vorabend der Verleihung, wo mir zusammen<br />
mit Kamera, Schnitt, Kostüm, Maske und Sound<br />
der Preis von Agnieszka Holland und Wim Wenders<br />
HAST DU INTERNATIONALE FILMGRÖSSEN GE-<br />
TROFFEN UND KONNTEST DU WERTVOLLE KON-<br />
TAKTE KNÜPFEN?<br />
Es war schon verrückt, zusammen mit Juliette Binoche<br />
und Tom Tykwer im Backstage zu sein und ich habe kurz<br />
mit Werner Herzog gesprochen, einem meiner großen<br />
Regiehelden! Der Preis an sich hat mehr Aufmerksamkeit<br />
für unsere Arbeit erzeugt und zu neuen Kontakten<br />
geführt, über die ich mich sehr freue.<br />
AB WELCHEM PROJEKTSTADIUM WARST DU BEI<br />
„SYSTEMSPRENGER” INVOLVIERT?<br />
Bei SYSTEMSPRENGER bin ich schon vor dem Dreh<br />
in die Musik eingestiegen. Wenn mir ein Projekt wirklich<br />
wichtig ist, setze ich mich immer dafür ein, so früh<br />
wie möglich involviert zu werden, um Ideen über einen<br />
längeren Zeitraum entwickeln zu können. Ich mag es<br />
nicht, einen Picture Lock zu erhalten, der schon komplett<br />
mit Musik unterlegt ist. In der Regel fällt es den<br />
99
ALUMNI IM FOKUS<br />
Filmemachern nach einem längeren Schnittprozess<br />
schwer, sich von der vorläufig verwendeten „temp“-Musik<br />
zu lösen. Bei SYSTEMSPRENGER haben wir die<br />
komplette „temp“-Musik des ersten Rohschnitts ignoriert<br />
und haben nur mit neu komponierter Musik gearbeitet.<br />
WIE LIEF DIE ARBEIT AB? HAST DU DEN SCORE<br />
WEITGEHEND ALLEIN ENTWICKELT ODER GAB ES<br />
EINEN REGELMÄSSIGEN AUSTAUSCH MIT DER RE-<br />
GISSEURIN UND AUTORIN NORA FINGSCHEIDT?<br />
Ideen können emotional intuitiv aus dem Buch, den Protagonist*innen<br />
und deren Umwelt entstehen. Das Drehbuch<br />
ist sehr emotional und ich habe zuerst einen Song<br />
geschrieben („1,2,3“), um meine Eindrücke zu kanalisieren.<br />
Dieser Song ist gar nicht im Film gelandet, umfasst<br />
aber meine Empathie mit der kindlich-tragischen Figur<br />
Benni. Parallel dazu bin ich mit dem Multiinstrumentalisten<br />
John Schröder ins Studio gegangen und habe<br />
mit Improvisationskonzepten wilde Drums aufgenommen.<br />
John kommt aus einem musikalischen Umfeld,<br />
vergleichbar mit dem aus STEP ACROSS THE BORDER<br />
und hat (mit über 50 Jahren) eine ähnliche ausbruchartige<br />
Energie beim Improvisieren wie Benni im Film. Das<br />
waren also die ersten freien und assoziativen Musikstücke,<br />
die ich für SYSTEMSPRENGER produziert habe.<br />
den Score regelmäßig mitten im Takt hart abzuschneiden<br />
und den Zuschauer somit ohne einen „emotionalen<br />
Verarbeitungszeitraum“ in die nächste Szene zu katapultieren.<br />
DU HAST BEREITS WÄHREND DES STUDIUMS AN<br />
DER FILMAKADEMIE DREI FILME MIT NORA REALI-<br />
SIERT. VERSTEHT IHR EUCH MITTLERWEILE FAST<br />
OHNE WORTE?<br />
Es ist schön, wenn man sich gut kennt und mit wenigen<br />
Worten kommunizieren kann! Doch Nora kann sich<br />
auch sehr präzise ausdrücken und hat in allen Bereichen<br />
der Produktion konkrete Vorstellungen. Am wichtigsten<br />
sind, denke ich, das Vertrauen, eine gemeinsame Offenheit<br />
für neue Ideen sowie die Suche danach, wie man etwas,<br />
das schon gut funktioniert, noch stärker oder individueller<br />
gestalten kann.<br />
ZU DEINEN JÜNGSTEN FILMEN ZÄHLEN „KIDS<br />
RUN” VON BARBARA OTT, „A PURE PLACE” VON<br />
NIKIAS CHRYSSOS UND „SPACE DOGS” VON ELSA<br />
KREMSER UND LEVIN PETER. ALLE SIND EBEN-<br />
FALLS LUDWIGSBURGER ALUMNI. HAST DU SO<br />
ETWAS WIE EIN FILMAKADEMIE-NETZWERK, DAS<br />
DIR AUCH BERUFLICH DABEI HILFT, NEUE PRO-<br />
JEKTE ZU FINDEN?<br />
BEI „SYSTEMPSRENGER” GEHEN SCORE UND<br />
SOURCE MUSIC FAST FLIESSEND INEINANDER<br />
ÜBER. WIE HABT IHR DAS GEMACHT?<br />
Es gab zwei zentrale Stücke, die am Set gebraucht wurden<br />
und schlussendlich den Sound des Scores stark mitgeprägt<br />
haben. Einmal die Musik, die der Erzieher Micha<br />
in seinem Auto anmacht, wenn er mit Benni für zwei<br />
Wochen in den Wald fährt. Benni hält sich die Ohren zu<br />
und schreit „Kack-Musik!!!“ Dieser schnelle und treibende<br />
Rhythmus findet sich leitmotivisch in unterschiedlicher<br />
Instrumentierung im ganzen Score wieder.<br />
Das Geräuschhafte und die experimentellen Aufnahmetechniken<br />
und Verzerrungen ermöglichten uns, den<br />
Score fließend in die Welt des Sounds von kaum wahrnehmbar<br />
bis impulsiv-brachial zu integrieren.<br />
Die entscheidende Phase bewegte sich parallel zum<br />
(Fein)Schnitt. Nora ist oft nach langen Schnitttagen ins<br />
Studio gekommen und wir haben entweder sehr präzise<br />
zum Bild gearbeitet oder uns lange über die Funktion<br />
und Emotion des Scores unterhalten. Gemeinsam<br />
mit Stephan Bechinger (Schnitt) hatten wir die Idee,<br />
100<br />
Die Zeit an der <strong>Filmakademie</strong> war auf Grund des Aufbaustudiums<br />
ziemlich kurz (2 Jahre). Viele der Regisseur*innen,<br />
mit denen wir arbeiten, haben an der <strong>Filmakademie</strong><br />
studiert, doch kennengelernt haben wir sie<br />
teilweise erst Jahre später, wie im Falle von Barbara und<br />
Nikias. Das Netzwerk, welches mir ermöglicht, als Filmmusikkomponist<br />
zu arbeiten, hat auf jeden Fall seinen<br />
Ursprung an der <strong>Filmakademie</strong> gefunden.<br />
WIE FÄLLT DEIN FAZIT DEINES FILMMUSIK-<br />
STUDIUMS AN DER FILMAKADEMIE AUS?<br />
An der <strong>Filmakademie</strong> zu studieren, ist eine der wichtigsten<br />
Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Auch<br />
wenn die Zeit kurz war, habe ich viel lernen können:<br />
Unterricht und praktische Erfahrung sind dabei gleichermaßen<br />
wichtig.<br />
Prof. Matthias Raue (Leitender Dozent der Abt. Filmmusik,<br />
Anm. d. Red.) hat viel kreativen Raum gelassen, uns wurde<br />
nicht vorgeschrieben, wie wir zu komponieren haben, und<br />
das hat mir sehr gefallen. Vor allem aber habe ich in der<br />
Zeit ein paar enge Freundschaften und Kontakte geknüpft.
VERLIEF DER EINSTIEG INS BERUFSLEBEN OHNE<br />
GRÖSSERE BRÜCHE ODER RÜCKSCHLÄGE?<br />
Ich vermute, dass es eher die Ausnahme ist, gleich vom<br />
Studium in etwas wie ein „geregeltes freiberufliches Leben“<br />
einsteigen zu können! Es bedarf einer Aufbau- und<br />
Gründungsphase und man muss damit rechnen, erstmal<br />
fast alle Aufträge anzunehmen. In meinem Fall waren<br />
das vorwiegend Imagefilme, Sound Branding, Unterricht<br />
und Studioproduktion. Ich bin dankbar für diese Jobs<br />
und habe mich trotzdem nach außen immer soweit wie<br />
möglich nur mit dem repräsentiert, was mich wirklich<br />
interessiert, mit dem, was ich wirklich machen wollte.<br />
DU UNTERRICHTEST SEIT 5 JAHREN AN DER<br />
FILMAKADEMIE IM FACH FILMGESTALTUNG 1 VON<br />
PROF. JOCHEN KUHN UND AN DER HSD DÜSSEL-<br />
DORF...<br />
Die „FG1“ war für mich als Student ein wichtiges Kapitel,<br />
weil dort im kurzen Format die reine Kreativität<br />
gefördert wird! Das Seminar wurde ins Leben gerufen,<br />
um mehr über die Kommunikation zwischen Filmemacher*innen,<br />
Tongestaltenden und Komponist*innen zu<br />
sprechen. In meinem Seminar „Musik und Sound im<br />
künstlerisch-experimentellen Film“ geht es mir aber<br />
auch darum, den Studierenden die Ohren zu öffnen für<br />
die teils noch unterrepräsentierten kreativen und dramaturgischen<br />
Möglichkeiten, die Sound und Musik einem<br />
Film bieten können.<br />
vielfältige Interesse an musikalischen Genres, Musikproduktion<br />
und die Liebe zum Film war der Weg zur Filmmusik<br />
ein ganz natürlicher. Bei einer guten Filmmusik<br />
sind mir die kompositorischen und klangästhetischen<br />
Anteile gleichbedeutend.<br />
BARRY, WILLIAMS, MORRICONE, NEWTON<br />
HOWARD, GOLDSMITH…DIE LISTE GROSSER FILM-<br />
KOMPONISTEN IST LANG. WER SIND DEINE FAVO-<br />
RITEN UND WER HAT DICH AM MEISTEN IN DEI-<br />
NER EIGENEN ARBEIT BEEINFLUSST?<br />
Aus dieser Liste sicher John Barry und Ennio Morricone,<br />
und an Williams kommt niemand vorbei! Als Kind<br />
liefen bei meiner Mutter die Soundtracks von JENSEITS<br />
VON AFRIKA, ES WAR EINMAL IN AMERIKA nebst<br />
Beatles und Beethoven rauf und runter. Die Filmmusik<br />
von Bernard Herrmann, Pierre Jansen, Wendy Carlos,<br />
Ryuichi Sakamoto, Jonny Greenwood, The Can, Cristobal<br />
Tapia de Veer u.v.m. begeistert mich, doch es ist<br />
selten Filmmusik, die neue Filmmusik inspiriert. Vielmehr<br />
suche ich nach Musik, die mir noch unbekannt ist<br />
und emotional oder klanglich etwas bei mir auslöst (diese<br />
stammt oft aus den späten 1960ern).<br />
Jeder neue Film weckt in mir eine andere klangliche<br />
Idee und diese fällt von Film zu Film sehr unterschiedlich<br />
aus. Somit bleibt die Arbeit auch von Projekt zu Projekt<br />
extrem spannend.<br />
DU HAST VOR DEINEM STUDIUM IN LUDWIGSBURG<br />
IN BERLIN SAXOPHON STUDIERT. EINIGE FILM-<br />
KOMPONISTEN WIE JOHN BARRY KAMEN AUCH<br />
VOM JAZZ. ALS LAIE WÜRDE MAN ERSTMAL AN-<br />
NEHMEN, DASS ES EIN RECHT GROSSER SPRUNG<br />
VOM JAZZ ZUR FILMMUSIK IST?<br />
Ich habe am ersten Tag meines Jazzstudiums an der Berliner<br />
UdK schon gewusst, dass es mich woanders hinzieht.<br />
Prof. Jerry Granelli (kurzzeitig Drummer der Band<br />
The Grateful Dead) hat das Fenster geöffnet und uns 5<br />
Minuten stillsitzen und unsere Umgebung akustisch erfahren<br />
lassen. Jazz sei nur ein kleines Stück des „riesigen<br />
Kuchens“ der klingenden Welt. Mein Interesse<br />
an Songs, improvisierter, elektronischer, experimenteller<br />
und zeitgenössischer Musik ließ sich kaum auf mein<br />
Hauptinstrument Saxofon übertragen. Ich habe sehr viel<br />
Klavier gespielt, komponiert und <strong>20</strong>05 mein erstes Studio<br />
mit Kollegen in Berlin Wedding aufgebaut. Über das<br />
AM 9.10. ERSCHEINT JOHN GÜRTLERS ALBUM<br />
"EIGENLICHT" DIGITAL UND AUF VINYL BEI<br />
COUNTERCHANGE RECORDINGS.<br />
101
STECKBRIEF<br />
Filmmusik<br />
1<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Andreas Fuchs<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Matthias Raue<br />
3<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
4<br />
4<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Mindestens Bachelor oder Vordiplom<br />
in einem musikalischen<br />
Studiengang<br />
5<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Der praktische Aspekt der<br />
Ausbildung bietet Möglichkeiten,<br />
die ihr nur hier findet: Orchesteraufnahmen<br />
mit dem Filmorchester<br />
Babelsberg, ein Orchesterworkshop,<br />
Aufnahmen mit Small- und<br />
Bigband und ein Tonstudio, in<br />
dem ihr Musik aufnehmen könnt,<br />
soviel ihr wollt. Außerdem ist der<br />
<strong>Campus</strong> perfekt für Networking, da<br />
eure Kommiliton*innen nach dem<br />
Studium gute Jobs in der Filmwirtschaft<br />
haben.<br />
6<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Ganz viel Learning By Doing – Ihr<br />
macht von Anfang an Musik für<br />
Filme. Die Theorie ist dabei immer<br />
auch projektbezogen: Filmkomposition,<br />
-dramaturgie, Harmonielehre,<br />
TV-Scoring, Filmmusik-Orchestration,<br />
Dirigat, Musikrecht,<br />
Pop-Producing, künstlerische<br />
Filmmusik-Praxis und vieles mehr.<br />
7<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Instrumental-Unterricht gibt es<br />
bei uns nicht. Den habt ihr in der<br />
Regel auch in eurem vorangegangenen<br />
Studium gehabt.<br />
8<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Im Orchester-Workshop dürft ihr<br />
selbst dirigieren.<br />
9<br />
MOTTO<br />
Ausgezeichnete Filmmusik entsteht<br />
durch gute Kommunikation und<br />
Entwicklung einer persönlichen<br />
Filmmusik-Sprache.<br />
102
Filmton /<br />
Sounddesign<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Florian Dittrich<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Tobias Scherer<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Ed Cantù<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
7<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Arbeitsumgebung, wie man sie<br />
auch in der freien Wirtschaft<br />
findet; die Möglichkeit, sich an<br />
allen verschiedenen Genres zu<br />
versuchen, wie: Animations-,<br />
Dokumentar-, Fernsehfilm,<br />
Szenischer Film etc.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Den Entstehungsprozess der<br />
verschiedenen Tonebenen beim<br />
Film und darüber hinaus (Game<br />
Audio)<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Schlafen, sich langweilen<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Der Ton macht MINDESTENS 50%<br />
des Films aus!<br />
10<br />
MOTTO<br />
Hauptsache FETT! ;)<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Passion für guten Sound, technisches<br />
Verständnis, flüssigen<br />
Umgang mit DAWs, Kenntnisse<br />
über die verschiedenen Gewerke<br />
beim Film<br />
103
STECKBRIEF<br />
Montage/Schnitt<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Silke Regele<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Bastian Mattes<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Gisela Castronari-Jaensch<br />
Prof. Jens Klüber<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
6-8<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Nirgendwo sonst hat man die<br />
Chance, an so vielen unterschiedlichen<br />
Projekten mit technischem<br />
Equipment auf höchstem Niveau<br />
und mit so vielen unterschiedlichen<br />
Dozent*innen aus der<br />
Branche zu arbeiten.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Bearbeitung kompletter Workflows<br />
von der Projektvorbereitung bis<br />
zur finalen Abnahme. Montagetheorie<br />
und praktisches Schneiden.<br />
Umgang mit allen Departments<br />
und unterschiedlichsten Menschen.<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Wie man sich langweilt.<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Jedes Studienjahr warten über<br />
100 studentische Projekte darauf,<br />
montiert zu werden.<br />
10<br />
MOTTO<br />
Ein narratives Spiel<br />
mit Raum und Zeit.<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Offenheit für viele verschiedene<br />
Themen und Menschen, Experimentierfreudigkeit,<br />
Neugier und<br />
viel Sitzfleisch.<br />
106
Poster<br />
FinalFinal<br />
Motion<br />
Design<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Jürgen Klozenbücher<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Jürgen Klozenbücher<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Dr. Heike Sperling<br />
Alexander Hanowski<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
5<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Voraussetzung für die Bewerbung<br />
ist ein abgeschlossenes Bachelorstudium<br />
im Bereich Gestaltung,<br />
Design bzw. einem vergleichbaren<br />
Studium.<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Die <strong>Filmakademie</strong> bietet als einzige<br />
Hochschule in Deutschland die<br />
Möglichkeit, in einem hochkarätig<br />
besetzten Netzwerk aus Lehrenden<br />
und Studierenden Motion Design<br />
zu studieren.<br />
Die technische Ausstattung sowie<br />
der Pool an Lehrenden sind auf<br />
höchstem internationalem Niveau.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Natürlich in erster Linie Motion<br />
Design und alles, was dazu<br />
gehört - von der Konzeption und<br />
Recherche über die Führung der<br />
Auftraggeber*innen einschließlich<br />
Präsentationstechniken bis hin<br />
zur professionellen Umsetzung in<br />
Teams aus Spezialist*innen. Transund<br />
Interdisziplinarität bilden den<br />
Kern des Motion Design-Studiums<br />
an der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
Cyber<br />
Motion Design<br />
19/<strong>20</strong><br />
Cyber<br />
T<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Rocket Science<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Genau wie z.B. Filmmusik und<br />
Sounddesign kooperieren wir<br />
als Motion Designer*innen<br />
mit allen anderen Abteilungen<br />
der <strong>Filmakademie</strong>. So entsteht<br />
schon während des Studiums<br />
ein weitläufiges, profundes<br />
Netzwerk, das den Studierenden<br />
ihren Einstieg in das Berufsleben<br />
bzw. die Unternehmensgründung<br />
deutlich erleichtert. Ein weiteres<br />
Highlight: Wir besuchen einmal im<br />
Jahr nationale und internationale<br />
Medienagenturen auf unserer<br />
Exkursion in Metropolen wie<br />
London, Amsterdam, Berlin und<br />
Kopenhagen.<br />
10<br />
MOTTO<br />
Motion Design löst Probleme!<br />
1.<br />
2.<br />
3. Hardcore!<br />
CyberCyber<br />
– Immer weiter,<br />
immer hyper!<br />
www.filmakademie.de/motiondesign<br />
107
SPOTLIGHT: DIVERSITÄT UND GLEICHSSTELLUNG<br />
GEMEINSAM FÜR MEHR<br />
GENDER-GERECHTIGKEIT<br />
CONSTANZE BÜHNER IST NEUE GLEICHSTELLUNGSBEAUFTRAGTE<br />
DER STUDIERENDEN<br />
Im Februar <strong>20</strong>18 wurde von der<br />
Deutschen Film- und Fernsehakademie<br />
Berlin, der Filmuniversität<br />
Babelsberg Konrad Wolf,<br />
der Hochschule für Film und Fernsehen<br />
München, der internationalen<br />
Filmschule Köln, der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln und<br />
der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
eine Initiative gegründet, die<br />
sich mit den Zielen positioniert hat,<br />
ein Bewusstsein für die Geschlechterdarstellung<br />
im Film zu schaffen,<br />
Frauen für das Filmbusiness stark<br />
zu machen, der Null-Toleranz-Maxime<br />
im Umgang mit sexualisierter<br />
Gewalt und jeglicher Form von Diskriminierung<br />
verpflichtet zu sein<br />
und in den Hochschulen zu signalisieren:<br />
Hier wird geschlechtergerecht<br />
gedacht und gearbeitet.<br />
Die Erklärung „Gemeinsam für<br />
Gender-Gerechtigkeit“ der sechs<br />
Filmhochschulen vom Februar<br />
<strong>20</strong>18 beinhaltet unter anderem einen<br />
selbstverpflichtenden 15-Punkte-Plan,<br />
der sich die Erhöhung des<br />
Frauenanteils in Dozierenden- und<br />
Studierendenschaft ebenso zum<br />
Ziel setzt wie die kritische Reflexion<br />
bestehender Rollenbilder sowie<br />
die Aufnahme und Vertiefung<br />
von Lehrveranstaltungen zur studiengangübergreifenden<br />
Vermittlung<br />
von Genderkompetenz.<br />
108<br />
GENDER IN PROGRESS: SEMI-<br />
NARE, WORKSHOPS UND CO.<br />
Daraufhin wurde an der <strong>Filmakademie</strong><br />
das akademieeigene Programm<br />
„Gender in Progress“ gegründet. Angelika<br />
Niermann, von <strong>20</strong>18 bis <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Gleichstellungsbeauftragte der Studierendenschaft,<br />
konzipierte in Zusammenarbeit<br />
mit Studienleitung<br />
und Geschäftsführung ein vielfältiges<br />
Angebot an sich ergänzenden<br />
Workshops, Coachings, Seminaren,<br />
Vorträgen und Podiumsdiskussionen<br />
zum Thema Gendergerechtigkeit,<br />
das stetig erweitert wird.<br />
Die Teilnahme hierzu ist allen Studierenden<br />
- und nach Absprache<br />
auch Mitarbeiter*innen - offen. Bereiche<br />
wie Personal Branding, Führungstraining<br />
und Verhandlungstechniken<br />
werden in Workshops<br />
ebenso behandelt wie Konfliktmanagement<br />
oder die Untersuchung<br />
der eigenen „unconscious bias“ =<br />
unbewusster Vorurteile. Coaches<br />
und Expert*innen aus der Branche<br />
berichten von ihren eigenen Erfahrungen<br />
zum Thema Gendergerechtigkeit<br />
und geben Hilfestellungen,<br />
um dem „Gender Gap“ entgegenzuwirken.<br />
Denn Gleichberechtigung<br />
bedeutet nicht, dass jemand Privilegien<br />
aufgeben muss oder dass jede<br />
Disziplin zwingend paritätisch besetzt<br />
sein muss - es bedeutet, dass<br />
jede Person die gleichen Chancen<br />
haben soll.<br />
Für Studierende, Dozierende und<br />
die Belegschaft der <strong>Filmakademie</strong><br />
sind alle Veranstaltungen des Programms<br />
„Gender in Progress“ im<br />
Lehre-Online-Kalender „Gender in<br />
Progress“ abonnierbar. Koordiniert<br />
wird das Programm von der Studienleiterin<br />
Raphaela Deininger.<br />
NEUE GLEICHSTELLUNGSBEAUF-<br />
TRAGTE DER STUDIERENDEN<br />
Seit August <strong>20</strong><strong>20</strong> ist Constanze<br />
Bühner die Gleichstellungsbeauftragte<br />
für die Studierendenschaft<br />
von <strong>Filmakademie</strong> und Animationsinstitut<br />
der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
Angelika Niermann gibt damit ihr<br />
Amt als Gleichstellungsbeauftragte<br />
für die Studierendenschaft ab. „Als<br />
Gleichstellungsbeauftragte für die<br />
Studierendenschaft ist es wichtig,<br />
dass man am <strong>Campus</strong> präsent und<br />
gut vernetzt ist, um auf Fragen<br />
und Anliegen der Studierenden<br />
eingehen zu können. Ich freue<br />
mich, dass Constanze dieses Amt<br />
und die Aufgabe übernommen<br />
hat.“ Angelika Niermann bleibt der<br />
<strong>Filmakademie</strong> und ihrem Animationsinstitut<br />
aber als Coach und<br />
Dozentin erhalten.
LIEBE CONSTANZE, SEIT AU-<br />
1. GUST BIST DU DIE GLEICH-<br />
STELLUNGSBEAUFTRAGTE FÜR<br />
DIE<br />
STUDIERENDENSCHAFT.<br />
WELCHE AUFGABE ÜBER-<br />
NIMMST DU DAMIT UND IN<br />
WELCHEN FÄLLEN BIST DU DA-<br />
MIT DIE RICHTIGE ANSPRECH-<br />
PARTNERIN FÜR ALLE STUDIE-<br />
RENDEN?<br />
Unter Gleichstellung versteht man<br />
per Definition „Maßnahmen der<br />
Angleichung der Lebenssituation<br />
von im Prinzip gleichberechtigten<br />
heterogenen Bevölkerungsgruppen<br />
(zum Beispiel Männer und Frauen).“<br />
Unter Gleichbehandlung versteht<br />
man Maßnahmen zur Angleichung<br />
benachteiligter<br />
gesellschaftlicher<br />
Gruppen (Menschen mit Behinderung,<br />
Menschen mit Erkrankung,<br />
Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
Kinder bildungsferner Eltern)<br />
in allen Lebensbereichen (auch<br />
nachzulesen unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstellung).<br />
Den hier genannten Definitionen<br />
folgend, sehe ich mich als<br />
Ansprechpartnerin in allen Fällen,<br />
die entweder in die Kategorie<br />
Gleichstellung oder Gleichbehandlung<br />
fallen. Auch bei Unsicherheiten<br />
kann man mich gerne ansprechen.<br />
Ich finde es besser, ihr sucht<br />
früher als später das Gespräch, damit<br />
wir gemeinsam eine Lösung<br />
finden können.<br />
IN DEN VERGANGENEN<br />
2. ZWEI JAHREN WAR AN-<br />
GELIKA NIERMANN GLEICH-<br />
STELLUNGSBEAUFTRAGTE<br />
STUDIERENDENSCHAFT<br />
DER<br />
UND<br />
DU BEREITS MITGLIED IM GEN-<br />
DER-IN-PROGRESS-TEAM. WEL-<br />
CHE ERFAHRUNGEN HABT IHR<br />
HIERBEI GESAMMELT UND WAS<br />
HAT SICH IN DIESER ZEIT IM<br />
BEREICH GENDER UND GLEICH-<br />
STELLUNG AN DER FILMAKADE-<br />
MIE GETAN?<br />
Meinem Empfinden nach hat sich<br />
Einiges getan: es gibt Lehrveranstaltungen<br />
zu dem Thema, wir achten<br />
auf eine gendersensible Sprache<br />
und es gibt ein Bewusstsein dafür,<br />
dass Gleichstellung und Gleichbehandlung<br />
ein wichtiges Thema<br />
sind. Dennoch denke ich, dass wir<br />
erst am Anfang des Weges stehen.<br />
WO SIEHST DU IN DER ME-<br />
3. DIENBRANCHE BZGL. GEN-<br />
DER UND GLEICHSTELLUNG<br />
DEN GRÖSSTEN HANDLUNGS-<br />
BEDARF?<br />
Bedarf sehe ich vor allem bei der<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf.<br />
Dies betrifft jedoch nicht nur<br />
die Medienbranche, sondern ist ein<br />
gesamtgesellschaftliches Thema.<br />
WIE KÖNNEN STUDIEREN-<br />
4. DE DICH ALS GLEICHSTEL-<br />
LUNGSBEAUFTRAGTE KONTAK-<br />
TIEREN?<br />
Am besten per E-Mail oder Telefon:<br />
constanze.buehner@filmakademie.de<br />
oder 07141 – 969 82 851<br />
DREI FRAGEN ZU „GENDER IN PROGRESS“<br />
DIE STUDIERENDEN HENRIKE SOMMER (FILMMUSIK/SOUNDDESIGN)<br />
UND ADRIAN STEUER (PRODUKTION) BERICHTEN VON IHREN<br />
BISHERIGEN ERFAHRUNGEN MIT DEM PROGRAMM.<br />
LIEBE HENRIKE, LIEBER<br />
1. ADRIAN, IHR HABT BE-<br />
REITS AN VERSCHIEDENEN SE-<br />
MINAREN UND WORKSHOPS<br />
VON „GENDER IN PROGRESS“<br />
TEILGENOMMEN. WELCHE THE-<br />
MEN WURDEN BEHANDELT UND<br />
WAS HABT IHR AUS DIESEN<br />
VERANSTALTUNGEN FÜR EUCH<br />
MITGENOMMEN?<br />
HENRIKE: In den Veranstaltungen<br />
ging es um ganz unterschiedliche<br />
Themen, von Feminismus über<br />
Konfliktmanagement bis zu Personal<br />
Branding und Verhandlungstechniken<br />
war alles dabei. Da die<br />
Seminare interdisziplinär sind, kamen<br />
die Teilnehmenden aus allen<br />
Fachrichtungen und manchmal<br />
auch aus dem Kreis der Mitarbeitenden.<br />
Mich haben diese Begegnungen<br />
und der Austausch immer sehr bereichert.<br />
In den Diskussionen habe<br />
ich viel über mich selbst gelernt, reflektiert<br />
und wertvolle Anregungen<br />
bekommen.<br />
ADRIAN: Mir ist besonders die<br />
meistens erschreckend geringe Teilnehmendenzahl<br />
aufgefallen. Es hat<br />
mich besonders ob der Brisanz der<br />
Genderthematik bzw. -ungleichheit<br />
109
SPOTLIGHT: DIVERSITÄT UND GLEICHSSTELLUNG<br />
erstaunt, wie wenige Studierende<br />
sich dann letztlich doch Zeit für<br />
diese Veranstaltungen nehmen. Ich<br />
würde mich da im kommenden<br />
Jahr über ein breiteres Spektrum an<br />
Teilnehmenden freuen.<br />
WELCHE VERANSTAL-<br />
2. TUNG IST EUCH BESON-<br />
DERS IM GEDÄCHTNIS GEBLIE-<br />
BEN UND WARUM?<br />
Henrike: Besonders lehrreich fand<br />
ich ein mehrtägiges Seminar zum<br />
Thema „Kommunikation, Führung<br />
und Konfliktmanagement“. Wir alle<br />
haben immer wieder mit Konflikten<br />
zu tun, sei es im beruflichen<br />
oder privaten Umfeld. In dem Seminar<br />
haben wir besprochen, welche<br />
Kommunikationswege es gibt,<br />
wie Konflikte frühzeitig erkannt<br />
werden können und welche unterschiedlichen<br />
Strategien es im Umgang<br />
mit Konflikten gibt. Das Seminar<br />
hat mir in vielerlei Hinsicht die<br />
Augen geöffnet, zum Beispiel, dass<br />
ein Konflikt nicht immer zwischen<br />
zwei Menschen gleichermaßen besteht.<br />
Seitdem frage ich mich immer:<br />
Ist das ein Problem, das ich<br />
mit einer Person oder Sache habe<br />
oder beruht das auf Gegenseitigkeit?<br />
ADRIAN: Ich empfand den Anti-Bias-Workshop<br />
(bei Selena Dolderer<br />
und Julia Schlingmann, Anm.<br />
d. Redaktion) als sehr bereichernd<br />
und würde mir wünschen, er würde<br />
künftig als Pflichtveranstaltung<br />
für alle Studierenden vorgeschrieben.<br />
Es ist, auch wenn es manchmal<br />
vielleicht unbequem ist, absolut<br />
notwendig, sich mit den eigenen<br />
Privilegien<br />
auseinanderzusetzen,<br />
sich zum Beispiel damit zu beschäftigen,<br />
wie man sozialisiert wurde<br />
oder wo man aufgewachsen ist und<br />
welche Vorteile man dadurch genießt<br />
– und vielleicht auch, wie<br />
man diese einsetzen kann. Mir hat<br />
der Workshop einige Techniken an<br />
die Hand gegeben und mich auch<br />
nochmal dran erinnert, dass Privilegien<br />
in unserer Gesellschaft nicht<br />
nur von Geschlecht und Hautfarbe<br />
abhängen.<br />
3.<br />
INWIEFERN KÖNNEN<br />
EURER<br />
EINSCHÄTZUNG<br />
NACH DAS WISSEN UND DIE ER-<br />
FAHRUNGEN AUS DIESEN SEMI-<br />
NAREN UND WORKSHOPS AUCH<br />
FÜR DIE ARBEIT IN DER FILM-<br />
UND MEDIENBRANCHE HILF-<br />
REICH SEIN?<br />
HENRIKE: Ich bin der Meinung,<br />
dass die Inhalte aus den Seminaren<br />
in vielen Situationen hilfreich<br />
sind. Ein wiederkehrendes Thema<br />
war z.B. das Thema Kommunikation.<br />
Das spielt selbstverständlich<br />
auch in der Film- und Medienbranche<br />
eine große Rolle. Jede*r von uns<br />
muss ständig alles Mögliche kommunizieren,<br />
darüber kann man gar<br />
nicht genug lernen. Aber auch Verhandlungstaktiken<br />
und das Wissen<br />
um die verschiedenen Arten<br />
von Führungsstilen finde ich super<br />
hilfreich. Mir ist bewusst, dass man<br />
nach dem Studium für solche Seminare<br />
viel Geld hinlegen muss. Umso<br />
mehr freut es mich, dass es diese<br />
Angebote für uns an der <strong>Filmakademie</strong><br />
gibt.<br />
ADRIAN: Wichtig ist meines Erachtens<br />
nach, dass wir uns als<br />
Filme machende der Verantwortung<br />
bewusst sind, die wir auf zwei Seiten<br />
tragen: Einmal vor der Kamera,<br />
sprich: bei der Stoffentwicklung darauf<br />
zu achten, dass mit Stereotypen<br />
gebrochen wird oder dass man die<br />
Charaktere möglichst divers besetzt<br />
- und andererseits auch hinter der<br />
Kamera. Wir müssen uns bewusst<br />
machen, dass Frauen in den meisten<br />
Gewerken immer noch unterrepräsentiert<br />
sind und dass wir alle<br />
an diesem Ungleichgewicht arbeiten<br />
müssen. Deshalb stelle ich mir<br />
auch jetzt noch häufiger die Frage<br />
nach Diversität bei der Besetzung<br />
meiner Drehteams.<br />
110
DIE GLEICHSTELLUNGSBEAUFTRAGTEN<br />
FÜR DIE BELEGSCHAFT STELLEN SICH VOR<br />
ANNE CHRISTINE KNOTH UND UTE HÄRTER<br />
WELCHE PROJEKTE KONNTET<br />
IHR IM VERGANGENEN JAHR<br />
BEREITS UMSETZEN?<br />
LIEBE ANNE CHRISTINE,<br />
LIEBE UTE - SEIT JULI <strong>20</strong>19<br />
SEID IHR GEMEINSAM GLEICH-<br />
STELLUNGSBEAUFTRAGTE<br />
FÜR<br />
DIE BELEGSCHAFT. WAS SIND<br />
EURE AUFGABEN?<br />
Als Gleichstellungsbeauftragte unterstützen<br />
wir die Geschäftsleitung<br />
bei der Durchsetzung der gebotenen<br />
Chancengleichheit von Frauen und<br />
Männern und bei der Beseitigung<br />
bestehender Nachteile für Frauen.<br />
Wir setzen uns aktiv für die Erhöhung<br />
der Frauenanteile auf allen<br />
Ebenen ein, in denen Frauen unterrepräsentiert<br />
sind. Zudem wirken<br />
wir auf eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf für Frauen<br />
und für Männer hin.<br />
Wir unterstützen bei Personalangelegenheiten,<br />
wie beim<br />
Wiedereinstieg in den Beruf,<br />
Fortbildungsmöglichkeiten oder<br />
Beförderungswünschen. Außerdem<br />
wirken wir bei Stellenausschreibungen<br />
und -besetzungen beratend<br />
mit. Beteiligt sind wir an personellen,<br />
organisatorischen und sozialen<br />
Maßnahmen der FABW, soweit diese<br />
Auswirkungen auf die berufliche<br />
Situation der weiblichen Beschäftigten<br />
haben können.<br />
Weiterhin sind wir neben der Personalabteilung<br />
Ansprechpartnerinnen<br />
für die Belegschaft bei Anträgen<br />
auf familiengerechtes Arbeiten,<br />
Teilzeitbeschäftigung oder Home<br />
Office. Darüber hinaus sind wir Ansprechpartnerinnen<br />
bei Diskriminierung,<br />
sexueller Diskriminierung,<br />
Machtmissbrauch, Mobbing, Stalking,<br />
sexueller Belästigung und Gewalt.<br />
Wir begleiten und beraten bei<br />
Vorfällen dieser Art.<br />
Wir haben uns zunächst vorrangig<br />
mit der Etablierung des Amtes beschäftigt.<br />
Unter anderem haben wir<br />
Kolleg*innen im Rahmen von Runden<br />
Tischen zu Themen befragt, die<br />
sie am Arbeitsplatz beschäftigen.<br />
Zur Einrichtung des Amtes gehört<br />
auch die Förderung der Sichtbarkeit<br />
im Haus und der Beginn eines Sensibilisierungsprozesses<br />
für Themen<br />
der Gleichstellung. Um dies zu erreichen,<br />
beteiligen wir uns in Arbeitsgruppen,<br />
Besprechungen und<br />
Räten. Auch die Vernetzung intern<br />
mit dem Betriebsrat und den anderen<br />
Gleichstellungsbeauftragten gehören<br />
dazu. Wir sind beratend eingebunden<br />
in Ausschreibungs- und<br />
Bewerbungsverfahren, um gezielt<br />
weibliche Bewerbende in unterrepräsentierte<br />
Bereiche und Leitungspositionen<br />
zu bringen.<br />
Im Herbst letzten Jahres haben wir<br />
die Überarbeitung des Leitfadens<br />
für gendersensible Sprache an der<br />
FABW initiiert. Dieser wurde mit<br />
dem Ziel eingeführt, eine flächendeckende<br />
und einheitliche Verwendung<br />
von gendersensibler Sprache<br />
voranzutreiben. Die Website wurde<br />
überarbeitet in Bezug auf eine gendergerechtere<br />
Sprache und ebenso<br />
wurde eine gendersensible visuelle<br />
Überarbeitung angestoßen.<br />
Im Dezember <strong>20</strong>19 lud<br />
die Film akademie hochschulintern<br />
unter Beteiligung der<br />
111
SPOTLIGHT: DIVERSITÄT UND GLEICHSSTELLUNG<br />
Gleichstellungsbeauftragten zur<br />
ersten außerordentlichen Klausurtagung<br />
zum Thema Geschlechtergerechtigkeit<br />
und Diversität<br />
ein; ein Ziel war die Identifikation<br />
der relevanten Themenschwerpunkte<br />
für die kommende Evaluierung<br />
der Lehre an der FABW im<br />
Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong>.<br />
Die in der Gesellschaft vorherrschende<br />
Diskussion zu Sexismus,<br />
Gendersensibilität und Chancengleichheit<br />
hat auch in den Ergebnissen<br />
einer vom AStA initiierten<br />
Umfrage niedergeschlagen. Aufgrund<br />
der Dringlichkeit dieser<br />
Themen wurden im Januar <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Arbeitskreise in Leben gerufen,<br />
mit folgenden Aufgabenstellungen:<br />
Erarbeiten einer „Richtlinie zum<br />
Schutz vor Diskriminierung und<br />
Übergriffen“ und zur „Erstellung<br />
eines Gleichstellungsplans zur<br />
Weiterentwicklung von Frauenförderplänen<br />
bzw. Gleichstellungskonzepten“.<br />
Zentrale Punkte des<br />
Gleichstellungsplans sind die Abbildung<br />
des Status Quo, die strukturelle<br />
Etablierung der Gleichstellung<br />
an der FABW, die daraus<br />
resultierenden Ziele sowie konkrete<br />
Maßnahmen wie u.a. die Erhöhung<br />
der Zahl der weiblichen<br />
Führungskräfte und weiblichen<br />
Lehrenden, die Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf bzw. Lehre und<br />
die geschlechterparitätische Besetzung<br />
von Gremien.<br />
Im Februar <strong>20</strong><strong>20</strong> präsentierte<br />
die <strong>Filmakademie</strong> ihre Aktivitäten<br />
für Gender-Gerechtigkeit im<br />
Rahmen eines Treffens der Filmhochschulen<br />
auf der Berlinale, an<br />
dessen Vorbereitung wir beteiligt<br />
waren. Wir konnten die Veranstaltung<br />
auch nutzen, um uns<br />
mit den Gleichstellungsbeauftragten<br />
der anderen deutschen<br />
Filmhochschulen zu vernetzen.<br />
Im März <strong>20</strong><strong>20</strong> wurde die Richtlinie<br />
zum Schutz vor Diskriminierung,<br />
sexueller Diskriminierung,<br />
Machtmissbrauch, Mobbing, Stalking,<br />
sexueller Belästigung und<br />
Gewalt vorgestellt, bei deren Ausarbeitung<br />
wir unsere Vorstellungen<br />
zu einer transparenten Vorgehensweise<br />
einbringen konnten.<br />
WELCHEN THEMEN WERDET<br />
IHR EUCH IN DEN KOMMEN-<br />
DEN MONATEN HAUPTSÄCH-<br />
LICH WIDMEN?<br />
In den kommenden Monaten sollen<br />
die Fertigstellung des Gleichstellungsplans<br />
und die sich aus<br />
ihm ergebenden Maßnahmen im<br />
Vordergrund stehen.<br />
Wir möchten bereits angestoßene<br />
Projekte wie Runde Tische, Fortund<br />
Weiterbildungsmaßnahmen<br />
zur Sensibilisierung für Gleichstellung<br />
und Diskriminierung fortführen.<br />
Außerdem planen wir, unsere<br />
strukturelle Einbindung in Bewerbungsverfahren<br />
von der Stellenplanung<br />
bis hin zur Einstellung zu<br />
verstärken.<br />
Wir unterstützen die FABW begleitend<br />
dabei, die jetzigen und zukünftigen<br />
Herausforderungen zur<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
zu meistern.<br />
WELCHE CHANCEN UND PER-<br />
SPEKTIVEN SEHT IHR FÜR DIE<br />
FILMAKADEMIE IN DEN KOM-<br />
MENDEN JAHREN?<br />
Langfristig stellen wir uns vor, ein<br />
Gender-Kompetenzteam FABW<br />
übergreifend aus Belegschaft, Dozierenden<br />
und Studierenden aufzustellen,<br />
das alle Maßnahmen in<br />
Hinblick auf Gleichstellung und<br />
Diversität überdenkt. Maßgeblich<br />
verfolgen wir dabei Parität auf allen<br />
Ebenen sowie das Aufbrechen<br />
von Gender-Stereotypen und alten<br />
Mustern.<br />
WIE KANN MAN EUCH BEI EU-<br />
RER ARBEIT UNTERSTÜTZEN?<br />
Wir freuen uns über jede Ansprache<br />
von Kolleg*innen, damit wir<br />
auf Wünsche und Sorgen reagieren<br />
können und ein besseres Gefühl<br />
für die Belange der Belegschaft bekommen.<br />
Durch den Austausch<br />
mit Kolleg*innen wissen wir, dass<br />
die vorrangigen Themen der Belegschaft<br />
die folgenden sind:<br />
das Zulassen einer Fehlerkultur,<br />
Wertschätzung im Umgang miteinander,<br />
eine klare Kommunikation<br />
der Leitungsebenen, Abbau von<br />
Vorurteilen, Bewusstseinsschaffung<br />
für die Themen der Gleichstellung<br />
und Chancengleichheit,<br />
Schaffung von Begegnungsorten.<br />
Wir freuen uns über jede Unterstützung<br />
von Kolleg*innen, die mit<br />
uns aktiv auf diesen kulturellen<br />
Wandel hinwirken möchten.<br />
112
STECKBRIEF<br />
Produktion<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Tonyslav Tony Bozic<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Wolfgang Kerber<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Gloria Burkert,<br />
Prof. Christian Rohde<br />
4<br />
DOZIERENDE<br />
Oliver Dressnandt, Felix Eisele,<br />
Tobias Pausinger, Julia Wagner<br />
6<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Kreativität, Biss,<br />
Interesse an der Welt.<br />
7<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Der <strong>Campus</strong> ermöglicht größtmöglichen<br />
Fokus und das stärkste<br />
Netzwerk.<br />
8<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Wie werde ich ein(e) starke Produzent*in<br />
mit starker Persönlichkeit?<br />
9<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Rührei für 60 Personen zubereiten.<br />
10<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Den Studiengang Produktion<br />
gibt es seit Gründung der<br />
<strong>Filmakademie</strong>.<br />
11<br />
MOTTO<br />
„Wer wenig denkt, der irrt viel.“<br />
(Leonardo da Vinci)<br />
5<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
15<br />
114
Regie 2<br />
Szenischer Film<br />
Dokumentarfilm<br />
Werbefilm<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Silke Harten-Preiss<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Silke Harten-Preiss<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Szenischer Film:<br />
Prof. Christian Wagner<br />
Dokumentarfilm:<br />
Prof. Michael Möller<br />
Werbefilm:<br />
Michael Rösel<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Weil die <strong>Filmakademie</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wie kaum eine<br />
andere Filmhochschule die enge<br />
und gleichberechtigte Zusammenarbeit<br />
aller Gewerke fördert<br />
und fordert. Dies ist eine wichtige<br />
Voraussetzung für den späteren<br />
Erfolg im Berufsleben.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Das kreative Werkzeug, um die<br />
eigene künstlerische Handschrift<br />
zu entwickeln.<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Wie man in Ludwigsburg korrekt<br />
den Recycling-Müll trennt ;-)<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
…Recycling-Mülltrennung in<br />
Ludwigsburg: es gibt „flach“ und<br />
„rund“. Das hat aber nix mit der<br />
Form des Mülls zu tun ;-)<br />
10<br />
MOTTO<br />
Spätestens im zweiten Jahr fängt<br />
man an, Ludwigsburg zu mögen.<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
15-18<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Leidenschaft fürs<br />
Geschichtenerzählen.<br />
Neugierde.<br />
Visuellen Gestaltungswillen.<br />
Teamfähigkeit.<br />
115
ALUMNI IM FOKUS<br />
116
„WENN MAN FILM ERNST NIMMT,<br />
IST ES IMMER PUNK.”<br />
Im Gespräch mit Matthias Drescher, Absolvent Produktion<br />
MATTHIAS DRESCHER HAT BIS <strong>20</strong>04 PRO-<br />
DUKTION AN DER FILMAKADEMIE<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG STUDIERT UND WAR<br />
NACH SEINEM STUDIUM U.A. FÜR DIE <strong>20</strong>06<br />
GEDREHTE PROSIEBEN-FERNSEHSERIE „ALLES<br />
AUSSER SEX” VERANTWORTLICH. DANACH<br />
REALISIERTE ER MIT SEINER (GEMEINSAM MIT<br />
FILMAKADEMIE-ALUMNUS PHILIPP KNAUSS)<br />
<strong>20</strong>09 GEGRÜNDETEN FIRMA FFL FILM- UND<br />
FERNSEHLABOR LUDWIGSBURG DIE FILMAKA-<br />
DEMIE-PRODUKTIONEN „SCHULD SIND IMMER<br />
DIE ANDEREN” UND „ETA HOFFMANNS DER<br />
SANDMANN”. FÜR DAS VON JULIETTE ALFONSI<br />
UND IHM GESCHRIEBENE DREHBUCH „DIE REISE<br />
DES ELEFANTEN SOLIMAN” ERHIELT ER <strong>20</strong>17<br />
BEIM ITFS DEN DEUTSCHEN ANIMATIONSDREH-<br />
BUCHPREIS. AKTUELL ARBEITET ER AN MEH-<br />
REREN HISTORISCHEN FILMEN SOWIE EINIGEN<br />
ANIMATIONSPROJEKTEN FÜR KINO UND TV. ER<br />
IST SEIT <strong>20</strong>13 MITGLIED DER JURY, DIE JÄHR-<br />
LICH DIE CALIGARI-PREISE DES FÖRDERVER-<br />
EINS DER FABW VERGIBT.<br />
LIEBER MATTHIAS, KEIN GESPRÄCH KOMMT<br />
MOMENTAN AM GROSSEN THEMA CORONA VOR-<br />
BEI. WIE SIND DEINE ERFAHRUNGEN IN DER KRI-<br />
SE?<br />
Wie gut, dass ich eine Familie habe. Bei allen Vorteilen<br />
des ungebundenen Daseins, die besonders in der<br />
Filmbranche ausgeprägt sind, ist eine Krise, die einen<br />
einsperrt, ohne nahe Vertraute und liebe Freunde nur<br />
schlecht zu bewältigen. Wie alle war ich ab dem Frühjahr<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> durch den Corona-Lockdown plötzlich gezwungen,<br />
zuhause zu sein. Normalerweise arbeite ich<br />
gerne und viel im Büro, treffe mich mit Kreativen oder<br />
bin auf Veranstaltungen – vom MFG Jour Fixe in Stuttgart<br />
bis zum Filmfest in Cannes. Stattdessen habe ich<br />
viel Zeit mit meiner Frau und unseren beiden Teenager-Jungs<br />
verbracht. Und das war ganz wunderbar. Man<br />
besinnt sich auf das Wesentliche. Diese Zeit hat mir interessanterweise<br />
Kraft und Muße gegeben.<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN DER CORONA-KRISE<br />
SPÜRST DU FÜR DEINE EIGENE ARBEIT UND DIE<br />
VON DIR MITBEGRÜNDETE PRODUKTIONSFIRMA,<br />
DAS FILM- UND FERNSEHLABOR LUDWIGSBURG<br />
(FFL)?<br />
Konkret mussten wir ein Junger-Dokumentarfilm-Projekt<br />
(KASHKASH, Regie: Lea Najjar), das wir im Libanon<br />
drehen wollten, einen Tag vor Drehbeginn im März<br />
stoppen, weil die Pandemielage einen Dreh nicht mehr<br />
zuließ. Die Kosten für den Produktionsstopp dieses vergleichsweise<br />
kleinen Projekts betragen schnell mehrere<br />
zehntausend Euro, da alle Vorkosten für Serviceproducer,<br />
Protagonisten- und Motivrecherche, Crew, Anwalt, Versicherung<br />
etc. schon ausgegeben wurden und man dieses<br />
Geld nicht zurückholen kann.<br />
Außerdem mussten wir einen für Herbst geplanten TV-<br />
Film verschieben, da sich sowohl Stoffentwicklung als<br />
auch Vorproduktion wegen massiver Unsicherheiten<br />
117
ALUMNI IM FOKUS<br />
STAATSMINISTERIN MONIKA GRÜTTERS HAT JA<br />
EINEN FONDS VON 50 MILLIONEN EURO ANGE-<br />
KÜNDIGT. IST DIESE HILFE AUS DEINER SICHT AN-<br />
GEMESSEN? REICHT SIE AUS?<br />
nicht mehr solide planen ließen. Das killt bei einer kleinen<br />
Firma mit vier Leuten den sorgsam geplanten Jahres-Cashflow.<br />
Gerade bin ich froh, dass es das Kurzarbeitergeld<br />
gibt.<br />
Ganz allgemein hat das Jahr für einen Produzenten feste<br />
Termine und damit verbundene Stoffentwicklungsrhythmen.<br />
Berlinale, Cartoon Movie, Filmmarkt Cannes,<br />
Filmfest München, Annecy, Cartoon Forum, MIPCOM,<br />
Les Arcs etc. – je nachdem, welche Projekte man gerade<br />
vorantreibt, sollte man einige dieser Veranstaltungen<br />
besuchen, Reisen und Hotels buchen und Meetings planen.<br />
Das wurde von Corona komplett durcheinandergeworfen,<br />
da bis Juli beinahe keine Reisen möglich waren.<br />
Zoom-Meetings sind dafür kein dauerhafter Ersatz.<br />
Erstens ist es super, dass es überhaupt einen Corona-Fonds<br />
gibt.<br />
Zweitens habe ich noch nie eine Zeit in der Branche erlebt,<br />
in der genug Geld dagewesen wäre. Man arbeitet<br />
immer mit beschränkten Mitteln.<br />
Drittens klingen 50 Mille viel, sind aber bei einigen<br />
Hundert Produktionsfirmen in Deutschland – darunter<br />
Schwergewichte wie die Constantin oder die UFA – ein<br />
Tropfen auf den heißen Stein.<br />
Deshalb kommt es, viertens, auf das Wie des Geldeinsatzes<br />
an. Investiert man es in Crew-Ausfallgagen, können<br />
die Leute länger überleben, ohne sich einen neuen Job<br />
in einer anderen Branche suchen zu müssen, und stehen<br />
den wieder anlaufenden Produktionen zur Verfügung;<br />
investiert man in Stoffentwicklung oder neue Vertriebsmodelle,<br />
besteht die Chance auf zukünftige (Kassen)Erfolge<br />
oder neue Erlösquellen.<br />
WIE SIND DEINE ERFAHRUNGEN MIT DEN MEHR-<br />
KOSTEN, DIE DURCH DIE CORONA-SICHERHEITS-<br />
MASSNAHMEN AM SET ENTSTEHEN?<br />
Man benötigt je nach Produktionsgröße ein bis zwei Hygienebeauftragte<br />
am Set. Das sind zusätzliche Personalkosten.<br />
Außerdem verzögern sich durch Fieber- und<br />
Corona-Tests, ständiges Desinfizieren und Abstandhalten<br />
die Arbeitsprozesse, was die ohnehin knappen Drehzeiten<br />
verlängert, ohne dass der Tag mehr Stunden hat.<br />
Man muss bzw. müsste also, um Vor-Corona-Qualität<br />
herzustellen, mehr Drehtage planen. Zusätzlich gibt es<br />
Auswirkungen von der Drehbuchentwicklung über die<br />
Masken- und Kostüm-Departments bis hin zum Catering.<br />
Es lässt sich schwer schätzen, aber ca. 5-10% Mehrkosten<br />
sind es bestimmt.<br />
118<br />
BEKOMMT IHR AUCH UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE<br />
SENDER, VOR ALLEM IM HINBLICK AUF EINE AB-<br />
SICHERUNG IM FALLE EINES ERNEUTEN AUSFALLS<br />
DURCH EINE ZWEITE CORONA-WELLE?<br />
Sowohl <strong>Filmakademie</strong>, MFG Filmförderung als auch<br />
der SWR unterstützen uns beim abgebrochenen
Junger-Dokumentarfilm-Projekt sehr gut. Ich glaube,<br />
wir müssen uns ohnehin auf einen Update-Zustand vorbereiten,<br />
in dem die Hygieneanforderungen dauerhaft<br />
erhöht sind. Finde ich gar nicht schlecht, denn von Recherchen<br />
für historische Projekte weiß ich, dass mit jeder<br />
neuen Hygienemaßnahme in der Vergangenheit die<br />
allgemeine Lebenserwartung gestiegen ist. Die Einführung<br />
der Kanalisation in den Städten oder des Kühlschranks<br />
in den Haushalten brachten den Menschen<br />
viele zusätzliche Lebensjahre. Wenn es jetzt Händewaschen<br />
und Maskentragen sind, die uns länger leben lassen,<br />
kommen wir vergleichsweise günstig davon.<br />
WELCHE WEITEREN UNTERSTÜTZENDEN MASS-<br />
NAHMEN WÜRDEST DU DIR VON DER POLITIK,<br />
ABER AUCH VON DEN SENDERN WÜNSCHEN?<br />
Das ist eine sehr grundsätzliche und komplexe Thematik.<br />
Ich bin vorsichtig mit übermäßigen Forderungen insbesondere<br />
an die Politik. Denn Kunst, Film, Serie und auch<br />
Journalismus müssen frei sein. Die naturgemäß immer<br />
vorhandenen finanziellen Abhängigkeiten von der Politik<br />
sollten klein gehalten werden. Neben dem Erzählen<br />
von gut gemachten Geschichten und breitenwirksamer<br />
Unterhaltung ist ein gesundes und skeptisches Hinterfragen<br />
des Ist-Zustandes nach meiner Meinung eine der<br />
wichtigsten Funktionen von uns Geschichtenerzählern.<br />
Und wir haben ja das beste Instrument überhaupt, Zustände<br />
bis in die Extreme zu dehnen und über den Tellerrand<br />
hinaus auszuleuchten: nämlich die Fiktion. Um<br />
stark zu erzählen, egal ob Drama, Horror, Komödie oder<br />
Romanze, muss man gedanklich frei und möglichst unabhängig<br />
sein. Und es darf nicht passieren, dass die Rettungsmaßnahmen<br />
zu einer stärkeren Abhängigkeit führen.<br />
Aktuell habe ich aber das Gefühl, viele Film- und<br />
Medienschaffende tendieren in die entgegengesetzte<br />
Richtung.<br />
explodiert. Ähnlich ist es mit den Ausspielwegen für Bewegtbild.<br />
Es wird immer mehr geben, ohne dass die Alteingesessenen<br />
des Platzes verwiesen werden. Das ZDF<br />
beispielsweise konkurriert mit Netflix nicht in dem Maße,<br />
wie es derzeit herbeigeredet wird, denn die Zielgruppen<br />
sind gänzlich andere.<br />
Kino allerdings hat ein Problem, wenn es nicht darauf<br />
setzt, eine Sensation zu sein. Die Einzigartigkeit, einen<br />
Film in einem großen, dunklen Raum mit perfektem<br />
Ton und Bild ohne Ablenkung gemeinsam mit anderen<br />
Menschen anzuschauen, muss herausgestellt werden.<br />
Sitze, Leinwände, Projektionen müssen perfekt und gepflegt<br />
sein. Nicht Massenabfertigung, sondern Luxuserlebnis<br />
ist die Zukunft, glaube ich. Das rechtfertigt auch<br />
Kinopreise von 15 oder <strong>20</strong> Euro. Jeder billige Filmgenuss<br />
im Kino wird von Netflix & Co. bedroht. Übrigens ganz<br />
unabhängig von Corona. Corona ist da nur ein Brandbeschleuniger.<br />
STICHWORT VIDEO ON DEMAND. IN VIELEN FACH-<br />
ZEITSCHRIFTEN IST BEREITS VON EINER ZEITEN-<br />
WENDE DER FILMINDUSTRIE DIE REDE. SIEHST DU<br />
DAS AUCH SO UND WIRD DIESE ENTWICKLUNG<br />
WEG VOM KINO UND HIN ZUM STREAMINGDIENST<br />
DURCH CORONA NOCH BEFÖRDERT?<br />
Ein Blick zurück. Als ich Mitte der 90er Jahre beim Radio<br />
angefangen habe, wurde noch auf Tonband geschnitten.<br />
Es gab Kulturredakteure, die meinten damals, digitale<br />
Produktionen würden sich nie durchsetzen. Das<br />
Radioangebot über UKW, Streaming und DAB ist seitdem<br />
WIE SIEHT DEINE PROGNOSE FÜR DIE ZUKUNFT<br />
AUS? WAS SIND DEINE NÄCHSTEN PROJEKTE?<br />
Mehr Sender, mehr Plattformen, mehr Ausspielwege.<br />
Das ist doch schön. In der Firma konzentrieren wir uns<br />
noch mehr auf die Entwicklung von außergewöhnlichen<br />
Projekten. In unserem Fall sind das drei historische<br />
Filmprojekte, zwei Animationsfilme und einige TV-Filme,<br />
die wir mit hohem Entwicklungsaufwand vorantreiben<br />
und zwischen <strong>20</strong><strong>21</strong> und <strong>20</strong>24 produzieren wollen.<br />
Ich bin gespannt, was davon letztendlich klappt. Es ist<br />
119
ALUMNI IM FOKUS<br />
MATTHIAS DRESCHER UND JULIETTE ALFONSI NEHMEN BEIM ITFS <strong>20</strong>17<br />
DEN DT. ANIMATIONSDREHBUCHPREIS ENTGEGEN<br />
1<strong>20</strong>
kaum möglich, ohne Optimismus und Durchhaltewillen<br />
in dieser Branche zu bestehen und Spaß und Erfolg zu<br />
haben. Deswegen sollte man nur Projekte vorantreiben,<br />
die man wirklich mag.<br />
GANZ ABGESEHEN VON DER CORONA-KRISE: ICH<br />
HABE GELESEN, DASS DU IN DEN 1990ER JAHREN<br />
EIN ECHT WILDES LEBEN GEFÜHRT HAST. ALS<br />
SCHLAGZEUGER U.A. BEI DER PUNKBAND N.F.P.<br />
UND DEM „ZUFALLSORCHESTER“, DER LIVEBAND<br />
VON ANDRÉ KUDERNATSCH. KONNTEST DU EIN<br />
BISSCHEN ROCK’N ROLL IN DEIN AKTUELLES LE-<br />
BEN HINÜBERRETTEN?<br />
Wenn man Film ernstnimmt, ist es immer Punk. Nie<br />
perfekt, voller Ungewissheiten und Improvisation. Das<br />
ist doch das Schöne daran.<br />
WO WIR GERADE IN DER VERGANGENHEIT<br />
SCHWELGEN: WAS HEBT DAS STUDIUM AN DER<br />
FILMAKADEMIE FÜR DICH VON DEM AN ANDEREN<br />
HOCHSCHULEN AB?<br />
Die Käseglocke über Ludwigsburg ist schon einzigartig<br />
und eignet sich super für die Konzentration aufs Studium.<br />
Provinz ist da echt ein Vorteil.<br />
glaube ich, alle Absolventen mitgenommen. Manche in<br />
der Branche erleben das als elitär. Finde ich nicht. Gerade<br />
die Leute von der Aka, die schon ein paar Jahre in<br />
der Branche hinter sich haben, sind extrem professionell.<br />
Daran orientieren sich die Jüngeren. Manchmal allerdings<br />
denkt der eine oder die andere, man sei schon<br />
allein aufgrund des Studiums an der <strong>Filmakademie</strong> was<br />
Besonderes, aber das legt sich nach ein paar echten Projekten<br />
in der freien Wildbahn bei den meisten schnell<br />
und man besinnt sich auf das Erlernte, auf die Qualität<br />
und, ja, auch auf die Kunst.<br />
WIE HAST DU DEINEN EIGENEN EINSTIEG INS BE-<br />
RUFSLEBEN ERLEBT?<br />
Direkt nach dem Studium habe ich in Köln bei einigen<br />
Firmen als Producer für TV-Entertainment-Formate gearbeitet.<br />
Von drei Pilotierungen unter meiner Verantwortung<br />
ging nur eine auf Sendung. Ich war enttäuscht.<br />
Aber ich habe schnell gelernt, dass das eine gute Erfolgsquote<br />
war. Danach war ich in München Producer für<br />
Primetime-Serie. Und danach war ich beim KIKA in Erfurt<br />
Redakteur. Also eine bunte Reise durch die Branche,<br />
bevor ich mich für das Produzentendasein entschied.<br />
Der Entschluss folgte einer gewissen Abenteuerlust und<br />
ich habe ihn nicht bereut.<br />
IST DIR AUS DEINER STUDIENZEIT ETWAS BESON-<br />
DERS POSITIV ODER NEGATIV IN ERINNERUNG<br />
GEBLIEBEN?<br />
UND ZU GUTER LETZT: WÜRDEST DU DICH NOCH<br />
EINMAL FÜR EIN STUDIUM AN DER FILMAKADE-<br />
MIE ENTSCHEIDEN ODER ES WEITEREMPFEHLEN?<br />
Alle Kommilitonen aus meinem Jahrgang habe ich positiv<br />
in Erinnerung. Mit vielen stehe ich nach wie vor in<br />
Kontakt, mit manchen arbeite ich zusammen und mit<br />
den allerliebsten mache ich sogar gemeinsam Urlaub. Einer<br />
ist inzwischen mein Nachbar.<br />
Ja, definitiv!<br />
DU HAST JA IN DER VERGANGENHEIT VIEL MIT<br />
ALUMNI DER FILMAKADEMIE ZUSAMMENGEAR-<br />
BEITET UND BESCHÄFTIGST AUCH IN DEINER FIR-<br />
MA ABSOLVENT*INNEN DER HOCHSCHULE. GIBT<br />
ES EINEN „SPIRIT“ AN DER FILMAKADEMIE, DER<br />
AUCH NACH DEM STUDIUM NOCH SPÜRBAR IST?<br />
Die Liebe zum Film und inzwischen glücklicherweise<br />
auch zur Serie ist schon sehr ausgeprägt. Das gefällt<br />
mir. Und ein gewisses Qualitätsbewusstsein haben,<br />
1<strong>21</strong>
AUFTRAGSPRODUKTIONEN<br />
122
STUDIUM FINANZIEREN,<br />
ERFAHRUNGEN SAMMELN,<br />
EXISTENZ AUFBAUEN<br />
_YVES ALAIN LAMBERT, HERSTELLUNGSLEITER<br />
DRITTMITTEL/AUFTRAGSPRODUKTIONEN<br />
TEL: +49 7141 969 82370<br />
DRITTMITTEL@FILMAKADEMIE.DE<br />
_ CHRISTIAN MÜLLER, HERSTELLUNGSLEITUNG<br />
DRITTMITTEL/AUFTRAGSPRODUKTIONEN<br />
ANIMATIONSINSTITUT<br />
TEL: +49 7141 969 82817<br />
CHRISTIAN.MUELLER@FILMAKADEMIE.DE<br />
Auftragsproduktionen im Drittmittelbereich werden mit<br />
erfahrenen Studierenden, mit Alumni und bevorzugt<br />
mit Produktionsfirmen, die Absolventinnen und Absolventen<br />
in der Region gegründet haben, realisiert. Auch<br />
die Zusammenarbeit mit externen Firmen ist möglich.<br />
STUDIERENDE<br />
Diese Auftragsproduktionen der FABW ermöglichen<br />
den Studierenden über die Projekte in der Lehre hinaus<br />
wichtige Erfahrungen in der Praxis und bieten zudem<br />
die Möglichkeit, sich den eigenen Lebensunterhalt<br />
zu finanzieren.<br />
Das eigene Tun ist der Schlüssel für den Erfolg. Konzeptwettbewerbe<br />
bieten die Chance, sich auszuprobieren.<br />
Mit welcher Strategie überzeuge ich den Auftraggeber<br />
von meinen Ideen? Welche Haltung nehme ich dabei<br />
ein? Ganz im Sinne der praxisorientierten Ausbildung<br />
lernen die Beteiligten, bereits im Pitch unter realen Bedingungen<br />
zu präsentieren.<br />
Begleitet durch die Mitarbeiter*innen der FABW, übernehmen<br />
Studierende Verantwortung für ein professionelles<br />
Projekt. Verträge müssen erfüllt, Budgets und<br />
Zeitpläne eingehalten werden. Mit anspruchsvollen Auftraggebern<br />
werden Absprachen getroffen, die unbedingt<br />
eingehalten werden müssen. Verbindlich und verlässlich<br />
zu agieren, schafft Vertrauen. Doch wie kommuniziere<br />
ich mit dem Marketingleiter, der Geschäftsführerin oder<br />
einem Familienunternehmer? Warum sind diese Menschen<br />
neugierig auf mich, auf meine Ideen abseits ausgetretener<br />
Pfade? Andererseits: Welchen Zwängen unterliegen<br />
meine Ansprechpartner? Gibt es Grenzen für<br />
meine Kreativität? Welche Rolle spielen Corporate-Identity-Vorgaben<br />
und Marketing-Bibeln?<br />
ALUMNI<br />
Da die Förderung der Absolventinnen und Absolventen<br />
ein wichtiges Anliegen ist, unterstützt die FABW das eigene<br />
Netzwerk und bildet so eine Brücke vom Studium<br />
zur Berufswelt. Die Aufträge bieten jungen Produzentinnen<br />
und Produzenten einen Startimpuls für eine spätere<br />
betriebswirtschaftliche Existenzgrundlage. Nachfolgeprojekte<br />
kann eine Produktionsfirma eigenständig ohne<br />
die <strong>Filmakademie</strong> umsetzen.<br />
EXTERNE FILMPRODUKTIONSFIRMEN<br />
Auch wenn die Zusammenarbeit mit Studierenden und<br />
Alumni im Vordergrund steht, so sind dennoch Kooperationen<br />
mit externen Filmproduktionsfirmen möglich,<br />
wenn Studierende oder Alumni dort in relevanter Rolle<br />
eingebunden sind. Gewinnen Studierende oder Alumni,<br />
die bei einer externen Produktionsfirma arbeiten, einen<br />
Konzeptwettbewerb, so kann jene den Auftrag mit<br />
der FABW zusammen umsetzen.<br />
123
DOZIERENDE IM PORTRÄT<br />
„<br />
Die Tätigkeit an der<br />
<strong>Filmakademie</strong><br />
zwingt mich immer<br />
wieder, mich selbst zu<br />
reflektieren<br />
“<br />
124
Ein Gespräch mit Prof. Joachim Kosack,<br />
leitender Dozent der Abteilung Serien Producing<br />
IM SEPTEMBER <strong>20</strong>18 WURDE JOACHIM<br />
KOSACK IN DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG DER<br />
UFA GMBH BERUFEN UND VERANTWORTET<br />
U.A. DIE BEREICHE STRATEGIE, INTERNE<br />
KOMMUNIKATION, PERSONALENTWICK-<br />
LUNG UND RESEARCH. AUSSERDEM LEHRT<br />
ER SEIT <strong>20</strong>01 AN DER FILMAKADEMIE BA-<br />
DEN-WÜRTTEMBERG UND LEITET DORT ALS<br />
PROFESSOR DEN BEREICH SERIEN PRODU-<br />
CING / SERIENDRAMATURGIE. <strong>20</strong>11 BEKAM<br />
JOACHIM KOSACK DEN ROBERT GEISENDÖR-<br />
FER PREIS VERLIEHEN.<br />
In seiner Funktion als Geschäftsführer der UFA SERIAL<br />
DRAMA verantwortet er vor allem die täglichen langlaufenden<br />
Formate GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN,<br />
UNTER UNS sowie ALLES WAS ZÄHLT und das Daily<br />
Drama FREUNDINNEN – JETZT ERST RECHT.<br />
Joachim Kosack war zuletzt von <strong>20</strong>13 bis August <strong>20</strong>18 in<br />
der Geschäftsführung der UFA FICTION. <strong>20</strong>16 übernahm<br />
er zusätzlich den Geschäftsführerposten der UFA SERIAL<br />
DRAMA, ab <strong>20</strong>17 gemeinsam mit Markus Brunnemann.<br />
Kosack war bereits seit <strong>20</strong>12 Geschäftsführer der UFA<br />
Fernsehproduktion (heute Teil der UFA FICTION). Als<br />
Chefautor, Regisseur und Producer war er seit 1996 für<br />
die GrundyUFA (GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN<br />
und HINTER GITTERN) und anschließend (ab <strong>20</strong>01) als<br />
Produzent für teamWorx tätig.<br />
ENTSTANDEN IN SERIEN PRODUCING:<br />
"WER´S FINDET"...<br />
LIEBER JOACHIM, DIE FILMAKADEMIE WAR <strong>20</strong>01<br />
DIE ERSTE HOCHSCHULE MIT EINEM EIGENEN<br />
AUSBILDUNGSBEREICH IN SERIE, LANGE VOR DEM<br />
SERIEN-BOOM MIT "BREAKING BAD", "HOUSE OF<br />
CARDS", "HOMELAND" ETC. HATTET IHR DAMALS<br />
EINEN 6. SINN?<br />
Nach seinem Wechsel als Redaktionsleiter Fiction zu<br />
SAT.1, wo er <strong>20</strong>11 die Sendergeschäftsführung übernahm,<br />
kehrte Kosack Ende <strong>20</strong>12 zur UFA zurück. Als Produzent<br />
bei teamWorx entwickelte er TV-Events wie DIE<br />
FLUCHT und STAUFFENBERG, auch die erste Telenovela<br />
mit BIANCA – WEGE ZUM GLÜCK. Während seiner<br />
Zeit bei SAT.1 als Leiter des Bereichs Deutsche Fiction,<br />
Senior Vice President und zuletzt Geschäftsführer<br />
zählten mehrfach preisgekrönte Serien wie DER LETZ-<br />
TE BULLE und DANNI LOWINSKI zu seinen wichtigsten<br />
Projekten, ebenso DIE WANDERHURE-Trilogie und<br />
erfolgreiche Einzelstücke wie WIR SIND DAS VOLK,<br />
DER MINISTER und BARFUSS BIS ZUM HALS.<br />
Bei der UFA verantwortete er u.a. die Krimireihe BELLA<br />
BLOCK, die Satire DIE UDO HONIG STORY, mit Markus<br />
Brunnemann die Krimiserie DIE SPEZIALISTEN –<br />
IM NAMEN DER OPFER, die Familien-Serie DAS PU-<br />
BERTIER nach dem Bestseller von Jan Weiler und mit<br />
Benjamin Benedict DER RÜCKTRITT und den historischen<br />
Fernsehfilm ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE.<br />
Im Grunde lag die Etablierung von Serien Producing<br />
zeitlich am Ende des vorletzten Serien-Booms. Bis Ende<br />
der 1990er Jahre gab es in Deutschland durch die Privatsender<br />
einen riesigen Serien-Boom. Der ebbte in den<br />
Nuller-Jahren wieder ab, bis zur nächsten Welle mit<br />
amerikanischen Serien wie CSI, NAVY CIS etc. Es war<br />
damals eine günstige Zeit für eine Serienausbildung, und<br />
der Grundgedanke war zunächst, Serie auch mit einer<br />
gewissen Marktorientierung zu lehren und Studierende<br />
mit kleinen Pilotprojekten in den Markt zu bringen. Das<br />
ging allerdings nur halb auf, weil durch die amerikanischen<br />
Serien die Produktionswelle in den deutschen Privatsendern<br />
wieder abflachte und weil Jan Kromschröder<br />
und ich, als wir <strong>20</strong>05 die Leitung übernahmen, den<br />
Eindruck hatten, dass diese Marktorientierung für eine<br />
<strong>Filmakademie</strong> doch nicht der richtige Ansatz ist, sondern<br />
vielmehr zu fragen: Was ist serielles Erzählen und<br />
Produzieren im Speziellen? Wie arbeitet man dort anders<br />
als z.B. beim Langfilm im Hinblick auf Dramaturgie<br />
und Teamorientierung? Und die Studierenden zu ermutigen,<br />
innerhalb dieses klassischen Regelwerks, das wir<br />
125
DOZIERENDE IM PORTRÄT<br />
immer noch sehr ernst nehmen, ihre Themen nach vorn<br />
zu bringen und sich stofflich auszutoben. Gleich im ersten<br />
Jahr kam Burhan Qurbani mit VÖGEL OHNE BEI-<br />
NE, eine Serie über Migrantenkinder in Kreuzberg, die<br />
ihrer Zeit megaweit voraus war. Wie seine Karriere weiterging,<br />
ist ja allseits bekannt. Die ersten Studierenden<br />
in Serien Producing, darunter auch Robert Dannenberg,<br />
der später DER LETZTE BULLE geschrieben hat, wurden<br />
auf dem <strong>Campus</strong> allerdings verächtlich und wie Aliens<br />
betrachtet, immer unter dem Verdacht, dass wir im<br />
Studiengang quotenorientierte Roboter züchten.<br />
Vor 5-6 Jahren folgte dann der nächste Schub, als vor<br />
allem mit Netflix qualitativ hochwertige, horizontal erzählte<br />
Serien boomten – auch in Deutschland durch<br />
Tom Tykwer oder die <strong>Filmakademie</strong>-Absolventen Christian<br />
Schwochow und Philipp Kadelbach – und hierzulande<br />
nicht mehr nur in der leichten Unterhaltung angesiedelt<br />
wurden.<br />
enorm wichtig wurde – ich nenne sie die SCRUBS-Generation,<br />
von denen einige auch sehr erfolgreich sind,<br />
z.B. die Autorin Anika Soisson, die bei uns schon eine<br />
Mockumentary geschrieben hat, als noch niemand über<br />
dieses Format gesprochen hat. Im Moment haben wir die<br />
Generation Netflix. Bei dieser tollen Entwicklung war<br />
und ist uns immer noch wichtig, dass wir uns internationale<br />
Serien anzuschauen und sie im Kurs analysieren,<br />
wir aber trotzdem sagen: Wir sind in Deutschland und<br />
der Fokus liegt auf dem heimischen Markt. Darauf bin<br />
ich auch stolz, auch wenn die Entwicklung in Zukunft<br />
in Richtung eines bilingualen Unterrichts gehen wird.<br />
Und wir legen nach wie vor Wert auf die Vermittlung<br />
von Grundlagen, etwa von unterschiedlichen Seriendramaturgien.<br />
Dabei konfrontieren wir die Studierenden<br />
z.B. auch mit WAPO BODENSEE, weil wir den Studierenden<br />
die Möglichkeit bieten wollen, in den deutschen<br />
Markt einzusteigen. Bora Dagtekins erster Job nach seinem<br />
Diplom war bei GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEI-<br />
TEN und er redet in jedem Interview gut darüber. Es ist<br />
also wichtig, den deutschen Markt und klassische dramaturgische<br />
Regeln zu kennen, auch wenn heutige Serien<br />
wie BAD BANKS diese Regeln kaum noch befolgen.<br />
Im Moment schreiben natürlich alle Studierenden horizontale<br />
Mini-Serien mit wahnsinnig brutalen Geschichten,<br />
aber es gibt eben noch viele andere Formen von Serien,<br />
die sich immer noch großer Beliebtheit erfreuen.<br />
EURE ALUMNI HABEN IN DER BRANCHE SCHON<br />
DEUTLICHE FUSSSPUREN HINTERLASSEN. QUR-<br />
BANI UND DANNENBERG HAST DU SCHON GE-<br />
NANNT, BORA DAGTEKIN ("DAS PERFEKTE GE-<br />
HEIMNIS", "FACK JU GÖTHE", "TÜRKISCH FÜR<br />
ANFÄNGER") Z.B. IST AKTUELL DEUTSCHLANDS<br />
ERFOLGREICHSTER AUTOR UND REGISSEUR, STEF-<br />
FI ACKERMANN ALS PRODUZENTIN FÜR DIE SERI-<br />
ENENTWICKLUNG BEI NETFLIX ZUSTÄNDIG. WIE<br />
ZUFRIEDEN BIST DU MIT DEM WERDEGANG DES<br />
STUDIENGANGS? UND WAS SIND BISHER DEINE<br />
PERSÖNLICHEN HIGHLIGHTS?<br />
Ich finde die Entwicklung des Studiengangs toll, weil<br />
hier in <strong>20</strong> Jahren gleich drei Generationen durchgelaufen<br />
sind. Die erste, in deren Zeit ein Serienstudium noch<br />
als völlig verrückt angesehen wurde; vor zehn Jahren<br />
dann diejenigen, die auch die kurzen Formen wie die Sit-<br />
Com für sich entdeckten, als durch TWO AND A HALF<br />
MEN oder BIG BANG THEORY komisches Schreiben<br />
126<br />
Das ist die eine Konstante der Ausbildung. Die andere<br />
ist, dass eine Serienentwicklung viel teamorientierter ist<br />
als bei Einzelstücken. Den Begriff Writers Room haben<br />
wir schon vor <strong>20</strong> Jahren benutzt. Die gemeinsame Stoffentwicklung<br />
durch Autor und Producer ist immer der<br />
Kern einer Serie. Der zweite zentrale Aspekt ist, dass Serien<br />
Producing ein Kurs ist über die Frage: Wie begleite<br />
ich Development und wie lasse ich mich begleiten? Deswegen<br />
lesen die Studierenden alle Bücher der anderen in<br />
jedem Schritt mit und geben Feedback dazu. Daher bestehen<br />
für mich nur 50% des Kurses aus inhaltlicher Arbeit,<br />
die andere Hälfte ist zu lernen, wie ich in der Gruppe<br />
damit umgehe, dass mein Projekt bewertet wird und<br />
wie ich mit dieser Kritik umgehe. Und wie ich es schaffe,<br />
von Folge zu Folge auf Kurs und meiner Grundidee<br />
treu zu bleiben. Gleichzeitig lernen die Studierenden dabei,<br />
dass es eine große Verantwortung ist, Kritik zu üben.<br />
Ich habe schon Projekte sterben sehen, weil jemand an<br />
der falschen Stelle eine Augenbraue hochgezogen hat.
WIE SCHAFFST DU ES, DEINE DOPPELFUNKTION<br />
ALS LEITENDER DOZENT AN DER FILMAKADEMIE<br />
UND BEI DER UFA UNTER EINEN HUT ZU BEKOM-<br />
MEN?<br />
Das ist natürlich für alle freien Dozenten eine Herausforderung<br />
und manchmal, wenn der Zug oder der Flieger<br />
vier Stunden Verspätung hat und du abgehetzt in<br />
Ludwigsburg ankommst, fragst du dich schon, warum<br />
du dir das antust. Zunächst mal empfinde ich die Tätigkeit<br />
ganz egoistisch für mich selbst als unbedingt lohnenswert<br />
und sinnvoll, weil sie mich seit den Anfängen<br />
zwingt, mich selbst zu reflektieren. Denn in dem<br />
Moment, in dem ich von meinem eigenen Tun etwas<br />
weitergebe, muss ich es reflektieren. Dann ist für mich<br />
die Inspiration, die ich von den jungen Menschen bekomme,<br />
ganz entscheidend. Und ich bin stolz und glücklich,<br />
wenn es am Ende immer wieder viele Studierende<br />
gibt, die sagen, das waren gute Jahre und die dann<br />
auch ihren Weg in der Branche gehen. Und da für die<br />
UFA durch Nico Hofmann Nachwuchsförderung Teil der<br />
Jobbeschreibung und der Verträge ist, sind die beiden<br />
Tätigkeiten sowieso unter einem Hut. Dann ist es letztlich<br />
nur eine Frage der Organisation und was das angeht,<br />
sind der Studienkoordinator Michael Rösel und ich<br />
schon lange sehr gut aufeinander eingestellt.<br />
Serien wie GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN, die<br />
gerade während Corona unfassbar wichtige Säulen für<br />
die UFA und für RTL sind. Da bin ich zwar nicht im operativen<br />
Geschäft tätig, aber nah am Programm und an<br />
der Aufstellung der Teams beteiligt. Wenn man mit Nico<br />
die gesamte UFA leitet, muss man aber tatsächlich den<br />
Manager-Überblick haben. Das hat auch etwas mit Alterswegen<br />
zu tun. Nico und ich sind jetzt die beiden Älteren<br />
in der Geschäftsführerriege, die ansonsten Anfang<br />
bis Mitte 40 ist. Dann gibt es aber auch ganz viele hochqualifizierte<br />
Mitte bis Ende Dreißigjährige, die in den<br />
Markt streben.<br />
Ganz wichtig ist für mich gerade, die UFA mit Themen<br />
wie Diversität, Employer Branding, Grüne Produktion,<br />
Anti-Diskriminierung, Me-too etc. als modernes Unternehmen<br />
aufzustellen. In unseren Lebens- und Weltbildern<br />
sind Nico und ich uns da sehr ähnlich und haben<br />
als „Innenminister“ und „Außenminister“ eine gute Aufteilung.<br />
:<br />
..."VÖGEL OHNE BEINE"...<br />
DU BIST SEIT <strong>20</strong>18 IN DER GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
DER UFA GMBH, MUSST ALSO VIEL STRATEGISCH<br />
DENKEN UND DAS GROSSE GANZE IM BLICK HA-<br />
BEN. WIE NAH BIST DU NOCH IN KONKRETE FILM-<br />
ODER SERIENPROJEKTE INVOLVIERT?<br />
Eigentlich sind wir immer auch produzierende Geschäftsführer.<br />
Aber das bin ich nicht mehr. Es gibt vielleicht<br />
ein Projekt im Jahr, bei dem ich noch hands-on<br />
produzentisch in der Verantwortung bin. Ansonsten bin<br />
ich als Geschäftsführer der „Serial Drama“ noch nah<br />
dran am Programm, besonders an den langlaufenden<br />
BEIM SOGENANNTEN „GENDERTAG” DER FILM-<br />
AKADEMIE HAST DU VOR EINIGEN MONATEN BE-<br />
REITS ÜBER INITIATIVEN DER UFA FÜR MEHR<br />
GENDERGERECHTIGKEIT REFERIERT. DU SAG-<br />
TEST DAMALS, ES IST FÜR UNTERNEHMEN SOGAR<br />
ZWINGEND NOTWENDIG, SICH DARUM ZU BEMÜ-<br />
HEN, UM ZUKUNFTSFÄHIG ZU BLEIBEN. KANNST<br />
DU DAS KURZ ERLÄUTERN?<br />
Ich glaube, dass es wirtschaftliche Bereiche geben wird,<br />
in denen man sich zwingend neu aufstellen muss, z.B.<br />
beim Thema Grünes Produzieren. Es ist ein Irrglaube,<br />
dass durch nachhaltiges Denken und Handeln alles teurer<br />
wird und Arbeitsplätze verloren gehen. Wir merken<br />
z.B. durch Corona ja gerade, wieviele Reisekosten und<br />
CO2-Emissionen wir durch Online-Konferenzen einsparen<br />
können.<br />
Was die UFA angeht, wird sie ja von außen oft als Moloch<br />
angesehen. Wir sind keine hippe, junge Firma, genauso<br />
127
DOZIERENDE IM PORTRÄT<br />
wenig wie Bertelsmann. Die Stärke solcher Großkonzerne<br />
ist aber, dass du dich innerhalb dieser Welt unglaublich<br />
weiterentwickeln und hocharbeiten kannst und<br />
nicht monothematisch immer die gleiche Sache machen<br />
musst. Wir investieren auch irrsinnig viel in Ausbildung,<br />
haben 40-45 Azubis, die teilweise als Buchhalter anfangen<br />
und als Produktionsleiter enden.<br />
Für junge Leute Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig sind<br />
aber eben noch andere Fragen wichtig: Wie sieht es z.B.<br />
mit der Gleichstellung von Frauen oder People of Colour<br />
aus? Für Nico und mich ist die UFA eine Firma, die<br />
Gesellschaft und Politik nicht nur durch ihr Programm,<br />
sondern auch durch den Umgang mit ihren Mitarbeitern<br />
und das Menschenbild, das sie vermittelt, absolut prägen<br />
kann. Und das halte ich auch für wirtschaftlich wichtig,<br />
denn nur so wirst du auf Dauer die besten Talente<br />
an dich binden können. Gesellschaftlich-politische Relevanz<br />
und wirtschaftlicher Nutzen decken sich in dem<br />
Fall also.<br />
verkrampften Political Correctness landen. Wenn man<br />
für sich und in seinem Team eine für Diversität offene<br />
Grundhaltung hat, dann kann man auch Anfeindungen<br />
aushalten und Kompromisse eingehen. Das gilt auch<br />
für die Aufnahme von Studierenden an einer Hochschule.<br />
Ich habe überhaupt nichts gegen eine Quote. Die Frage<br />
ist nur: Bis wann sollen bestimmte Ziele erreicht werden?<br />
Wenn am Ende eventuell die Qualität auf Grund<br />
einer Quote leidet, muss man gerade bei kreativen Projekten<br />
wirklich aufpassen. Ich muss auch nicht in jedem<br />
Film die gleiche Anzahl von Männern und Frauen haben.<br />
Es kann doch mal mehr Frauen als Männer geben oder<br />
umgekehrt. Wenn ich einen Weltkriegsfilm über deutsche<br />
Soldaten mache, dann wird da keine Frau mitspielen.<br />
Wenn ich natürlich zehn Stoffe hintereinander nur<br />
mit Männern realisiere, sollte ich mich schon fragen,<br />
warum ich immer nur solche Geschichten auswähle.<br />
FINDEST DU ES LEGITIM, IN FIKTIONALEN STOF-<br />
FEN, DIE ABER AUF HISTORISCHEN EREIGNIS-<br />
SEN BASIEREN, VERÄNDERUNGEN IM SINNE EI-<br />
NES DIVERSEREN CASTS VORZUNEHMEN? IM<br />
AMAZON-FILM "AERONAUTS" ÜBER (EIGENTLICH)<br />
2 MÄNNLICHE PIONIERE DER WETTERBAL-<br />
LON-FORSCHUNG IM 19. JAHRHUNDERT WIRD<br />
EINER DER MÄNNER DURCH EINE SEHR RESOLU-<br />
TE, SELBSTBEWUSSTE JUNGE FRAU ERSETZT.<br />
:<br />
..."WEIL DER HIMMEL NICHT WARTET"...<br />
ES GIBT IM BEMÜHEN UM ANTI-DISKRIMINIERUNG<br />
ABER AUCH BEDENKLICHE ENTWICKLUNGEN, DIE<br />
DIE FREIHEIT DER KUNST GEFÄHRDEN KÖNNEN.<br />
KÜRZLICH HAT DIE BBC EINE FOLGE VON "FAWL-<br />
TY TOWERS" WEGEN ANGEBLICH RASSISTISCHER<br />
TENDENZEN AUS DEM NETZ GENOMMEN. HIER<br />
WIRD ALSO NICHT MEHR UNTERSCHIEDEN ZWI-<br />
SCHEN TATSÄCHLICHEM RASSISMUS UND DESSEN<br />
SATIRISCHER DARSTELLUNG ZUM ZWECK SEINER<br />
BLOSSSTELLUNG. WIE KANN MAN SOLCHEN ENT-<br />
WICKLUNGEN ENTGEGENWIRKEN?<br />
Ich glaube, dass man grundsätzlich mit Widersprüchen<br />
leben muss, dass wir aber auch eine gewisse Übertreibung<br />
– Stichwort Umgang mit Denkmälern – aushalten<br />
müssen, um zu einer Veränderung zu kommen, um<br />
innere Rassismen in jedem von uns zu überwinden.<br />
Gleichzeitig muss man jedoch immer gegensteuern, damit<br />
wir nicht in einem falschen Purismus oder einer<br />
128<br />
Da müsste man die Gründe für diese Entscheidung kennen.<br />
Nur um ein Verhältnis 50 zu 50 zwischen Mann<br />
und Frau zu bekommen, das wäre mir zu wenig. Wenn<br />
ich aber eine wahre Geschichte fiktionalisiere, nehme<br />
ich historische „Fehler“ u.U. bewusst in Kauf, weil solche<br />
Veränderungen zu einer spannenden Neuaufladung<br />
führen. Das kann die Geschichten greifbarer machen.<br />
Bei der Serie BODYGUARDS zum Beispiel bestand im<br />
Einstieg die Gruppe der SEKler plötzlich nur aus Frauen,<br />
das hat diesem bekannten Erzählmuster eine ganz neue<br />
Energie gegeben. Spannend wird es immer erst in dem<br />
Moment, wenn man das Muster nicht einfach umdreht,<br />
sondern wenn man fragt: Was ergibt sich daraus?<br />
WIE WIRKT SICH DIE CORONA-KRISE KONKRET<br />
AUF EURE ARBEIT BEI DER UFA AUS, SOWOHL IN<br />
KREATIVER ALS AUCH FINANZIELLER HINSICHT?<br />
Natürlich produzieren wir in diesem Jahr etwas weniger<br />
und unter anderen Bedingungen. Unter dem<br />
Strich kommen wir als UFA aber noch gut weg, weil<br />
wir in vielen Bereichen wie Show, Factual oder bei den
Studioproduktionen, z.B. GZSZ oder UNTER UNS, als<br />
erste mit den aktuell geltenden Maßnahmen, die wir sofort<br />
entwickelten, weitergedreht haben. Wir hatten einen<br />
Katalog mit 80 Maßnahmen entwickelt, wie man<br />
unter den neuen Bedingungen wie Abstandsregeln usw.<br />
produzieren kann und die Bücher daraufhin umgeschrieben.<br />
Zum Teil sind sie dadurch sogar interessanter<br />
geworden. Dieses Papier diente dann auch als Grundlage<br />
für die weiterentwickelten Konzepte der Produzentenallianz,<br />
der Berufsgenossenschaften und des Arbeitsministeriums.<br />
Das war natürlich eine große Anstrengung<br />
und ein riesiges Krisenmanagement, insbesondere für<br />
die Herstellungsleiter und Juristen, aber auch für die<br />
Geschäftsführung. Im produktionstechnischen Bereich<br />
steht das immer noch auf wackligen Füßen, weil es keinen<br />
Versicherungsschutz dafür gibt. Im administrativen<br />
Bereich fangen wir gerade an, bestimmte Erkenntnisse<br />
zu nutzen, um z.B. über völlig andere Arbeitsformen<br />
und Bürostrukturen nachzudenken, über die zu diskutieren<br />
vor Corona noch unvorstellbar war. Insofern ist<br />
das ein zweischneidiges Schwert von Antrieb und Herausforderung<br />
einerseits und andererseits der Frage, wie<br />
man sich gegen das Gefühl wehrt, verletzlich geworden<br />
zu sein. Wir haben ja alle etwas erlebt, das Mitte Februar<br />
noch völlig undenkbar schien. Das ist wie das Überstehen<br />
einer tödlichen Krankheit. Manche Menschen sind<br />
danach voller Energie und andere nur noch ängstlich,<br />
weil sie das erlebt haben. Und so müssen wir als Gesellschaft<br />
und natürlich auch in der UFA lernen, damit umzugehen.<br />
„<br />
Wenn man für sich und in seinem Team eine<br />
für Diversität offene Grundhaltung hat, dann<br />
kann man auch Anfeindungen aushalten und<br />
Kompromisse eingehen.<br />
“<br />
WAS HEBT DIE FILMAKADEMIE FÜR DICH VON AN-<br />
DEREN HOCHSCHULEN AB?<br />
Ich finde die <strong>Filmakademie</strong> extrem agil, beweglich und<br />
es herrscht eine ganz positive Reibung in einem Spannungsfeld<br />
aus strengen Regeln und disruptiv-kreativer<br />
Energie, die diese Regeln immer wieder außer Kraft<br />
setzt. Dazu kommt eine hohe Interdisziplinarität. Die<br />
<strong>Filmakademie</strong> ist für mich, sowohl in den Abteilungen<br />
als auch in der Darstellung nach außen, das Gegenteil<br />
von Hermetik.<br />
WAS IST DEINE PERSÖNLICHE LIEBLINGSSERIE<br />
UND WARUM?<br />
Es gibt ja einfach unfassbar viele Formate, von denen<br />
man mal mehr, mal weniger fasziniert ein paar Episoden,<br />
allein aus professionellen Gesichtspunkten, schaut.<br />
Und dann gibt es aber Formate, wo man wirklich alles<br />
guckt, weil es einen so sehr begeistert. Wenn ich da<br />
die letzten fünf, sechs Jahre betrachte, gab es da einiges,<br />
was mich fasziniert hat. Aber wenn ich nur drei Formate<br />
nennen dürfte, würde ich THE AFFAIR, HOMECOMING<br />
und FLEABAG nennen, weil alle drei eine für mich herausragende<br />
Erzählidee hatten. Ich halte FLEABAG für<br />
eine Perle im Serienuniversum, die sich lange in den Top<br />
5 aller Serien, die es je gegeben hat, halten wird – in der<br />
Kunstfertigkeit, Echtheit und Vielseitigkeit und im Mut.<br />
Vor allem aber auch im handwerklichen Bereich, gerade<br />
beim Thema Payoff. FLEABAG ist für mich aktuell immer<br />
noch das Nonplusultra.<br />
:<br />
..."ZUM GOLDENEN LAMA".<br />
129
STECKBRIEF<br />
Serien<br />
Producing<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Michael Rösel<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Michael Rösel<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Joachim Kosack<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
4 Produktions-Studierende<br />
+ X Drehbuch-Studierende<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Wir sind bundesweit nach wie<br />
vor die einzige Filmhochschule,<br />
die nicht nur Serien konzipiert,<br />
sondern auch produziert – zumindest<br />
Pilotfilme oder Testimonials<br />
davon.<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Serien in einem Writers Room zu<br />
konzipieren und den verantwortungsvollen<br />
Umgang mit anderen<br />
Kreativen. Es könnte ja sein, dass<br />
eine oder einer von ihnen später<br />
mal Redakteur*in wird...<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Kaffee kochen und Brötchen<br />
schmieren<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Einer unserer ersten Studierenden<br />
war Bora Dagtekin (Buch und Regie<br />
bei TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER,<br />
FACK JU GÖTHE u.a.).<br />
Philipp Steffens (ehemaliger<br />
Fiction-Chef bei RTL) hat<br />
unmittelbar nach seinem Serien<br />
Producing-Studium, zusammen<br />
mit seinen beiden Kommilitonen<br />
Robert Dannenberg und Stefan<br />
Scheich, 5 Staffeln von<br />
DER LETZTE BULLE produziert<br />
– eine der erfolgreichsten Serien<br />
bei Sat.1.<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Drehbuch-Autor*innen: die<br />
Bereitschaft, nicht nur für das<br />
Kino in Hollywood, sondern auch<br />
für deutsche Fernseh-Formate zu<br />
arbeiten.<br />
Producer*innen: die Bereitschaft,<br />
gemeinsam mit Drehbuch-Autor*innen<br />
kreative Konzepte zu<br />
entwickeln.<br />
10<br />
MOTTO<br />
Teamwork<br />
130
Szenenbild<br />
1<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Regine Witzig, Steffen<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Silke Buhr, Christian Strang<br />
3<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
4<br />
4<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
• Gute Beobachtungsgabe<br />
• Räumliches<br />
Vorstellungsvermögen<br />
• Zeichnerisches Talent<br />
• Wissen in Kunst und Kultur<br />
• Imagination / Originalität<br />
• Handwerkliches und technisches<br />
Verständnis<br />
• Fähigkeit zur Teamarbeit /<br />
Kommunikation<br />
• Motivation /<br />
(Selbst-)Organisation<br />
• große Portion Enthusiasmus<br />
• Führerschein<br />
5<br />
ZULASSUNGS-<br />
VORAUSSETZUNGEN<br />
B.A. / M.A. in Innenarchitektur,<br />
Architektur, Bühnenbild, Design<br />
und Kunst oder angrenzenden<br />
Fachgebieten,<br />
Praktische Erfahrung im Art<br />
Department<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
• Praxisorientiertes Arbeiten<br />
in Zusammenarbeit mit allen<br />
Gewerken<br />
• Aussagekräftiges Portfolio mit<br />
mindestens vier Projekten bis<br />
zum Diplom<br />
• diverse internationale<br />
Austauschprogramme<br />
• individuelle Auswahl<br />
der projektbetreuenden<br />
Dozierenden<br />
• enges Alumni-Netzwerk<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
• Dramaturgisches<br />
Denkvermögen<br />
• Erstellung visueller Konzepte<br />
• Organisatorische Abläufe der<br />
Filmproduktion<br />
• Budgetverantwortung<br />
• Durchsetzungs- und<br />
Durchhaltevermögen<br />
• Einblicke in aktuelle<br />
Filmprojekte durch Profis der<br />
Branche<br />
8<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Verhältnis Anzahl der Studierenden<br />
zu Dozierenden liegt bei 1:4<br />
9<br />
MOTTO<br />
The world is not enough<br />
131
STUDENTISCHES ENGAGEMENT<br />
EIN GESPRÄCH MIT DEM AStA<br />
DER FILMAKADEMIE<br />
LIEBER ASTA, MIT WELCHEN THEMEN KÖNNEN<br />
SICH STUDIERENDE AN EUCH WENDEN?<br />
Unsere Aufgabe besteht u.a. darin, die Schnittstelle zwischen<br />
Studierenden und der <strong>Filmakademie</strong>-Verwaltung/-Leitung<br />
zu sein. Deswegen können sich unsere<br />
Kommiliton*innen mit allen Themen an uns wenden,<br />
die ihnen an der <strong>Filmakademie</strong> wichtig sind oder die sie<br />
beschäftigen.<br />
Für intime Fragen oder Probleme haben wir zwei Vertrauenspersonen,<br />
die am Anfang jeden Studienjahres<br />
gewählt werden und u.a. die Mailadresse<br />
anlaufstelle.asta@filmakademie.de<br />
betreuen und alleiniges Zugriffsrecht darauf haben.<br />
Wir haben auch einen anonymen Weg, uns zu kontaktieren,<br />
den Anonymen Briefkasten:<br />
https://www.umfrageonline.com/s/anonymerbriefkasten<br />
Zugangscode: B4268a<br />
132<br />
WELCHE BEDEUTUNG HAT DIVERSITÄT FÜR EINE<br />
INSTITUTION WIE DIE FILMAKADEMIE UND WIE<br />
SETZT IHR EUCH ALS ASTA HIERFÜR EIN?<br />
Diversität ist ein Schlagwort, das oftmals verschleiert,<br />
was es eigentlich meint: nämlich, dass verschiedene Personengruppen<br />
unterschiedlicher Backgrounds, Milieus,<br />
Sexualität etc. in einer heterogenen Gruppe zusammenkommen<br />
- und alles repräsentiert ist, was es in unserer<br />
Gesellschaft gibt. Wie jede Institution hat auch die<br />
<strong>Filmakademie</strong> hier noch eine immense Aufgabe vor<br />
sich - und darin liegt unserer Meinung nach eine große<br />
Chance. Denn „Vieles“ kann sich befruchten und wird<br />
dadurch immer „Mehr“! Wir wollen vor allem durch<br />
Chancengleichheit ab dem Bewerbungsprozess dafür<br />
sorgen, dass die <strong>Filmakademie</strong> noch „diverser“ wird und<br />
auf neuen Wegen für die <strong>Filmakademie</strong> werben, um<br />
Leute zu erreichen, die ein Studium hier bisher noch gar<br />
nicht in Betracht gezogen haben, aber ihre ganz eigenen<br />
Perspektiven und Geschichten mitbringen werden.
WIE HABEN SICH EURE AUFGABEN IM ASTA SEIT<br />
BEGINN VON CORONA VERÄNDERT? WELCHE<br />
CHANCEN SEHT IHR AKTUELL IN DER CORONA-<br />
SITUATION?<br />
Durch Corona sind wir noch stärker in die Kommunikation<br />
zwischen den Studierenden und der <strong>Filmakademie</strong><br />
eingespannt worden. Im Digitalen sehen wir auch für<br />
die Zukunft Chancen, z.B. durch Panels, oder auch unseren<br />
Podcast „Impulsraum“, vor allem von internationalen<br />
Filmschaffenden zu lernen. Wir hoffen daher, dass<br />
die <strong>Filmakademie</strong> dies in Zukunft weiter forciert. Trotzdem<br />
sind das gemeinsame Leben auf dem Akademiehof<br />
und Präsenzunterricht das Schönste und Wichtigste an<br />
unserem Studium, weswegen wir uns sehr auf die Zeit<br />
freuen, wenn die Corona-Krise gänzlich überstanden ist.<br />
WELCHE THEMEN SIND EUCH BEI EURER ARBEIT<br />
IM ASTA BESONDERS WICHTIG?<br />
WIE KANN MAN EUCH BEI EURER ARBEIT IM<br />
ASTA UNTERSTÜTZEN?<br />
Jedes Studienjahr wird ein neuer AStA gewählt. Die<br />
größte Unterstützung ist deswegen, selbst ein Teil des<br />
AStA zu werden und sich wählen zu lassen. Außerdem<br />
sind wir immer auf Feedback aus der Studierendenschaft<br />
angewiesen, um Dinge verbessern zu können. Deswegen<br />
ist die Bereitschaft, sich mitteilen und sich in den Fachschaften<br />
zu engagieren, für uns existenziell.<br />
Außerdem unterstützen wir extrem gerne Eigeninitiativen<br />
von Studierenden, die z.B. einen Workshop, Sportkurs,<br />
eine Talkrunde oder oder oder organisieren. Hier<br />
unterstützen wir gern in der Kommunikation und ggf.<br />
auch monetär.<br />
Ach so: und folgt uns natürlich auf Instagram<br />
(@asta_fabw) - Likes und schlechte E-Mail-Abschiedsgrüße<br />
sind uns nämlich das Wichtigste!<br />
Viele unserer Themen kann man unter den Begriffen<br />
„Fairness“ oder „Chancengleichheit“ zusammenfassen.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass jeder Mensch an der<br />
Film akademie möglichst gleiche Bedingungen vorfindet.<br />
Auch im Kulturbereich und somit auch an der <strong>Filmakademie</strong><br />
gibt es viele Ungerechtigkeiten, wie z.B internalisierte<br />
Sexismen. Diese wollen wir bekämpfen. Außerdem<br />
sind uns Initiativen wie Green Shooting oder Sport<br />
und Ausgleich für Studierende sehr wichtig.<br />
SEIT JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> VERANSTALTET IHR EINEN<br />
PODCAST. WOHER KAM DIE IDEE UND WIE IST DIE<br />
RESONANZ?<br />
Fabienne Sailer kam mit der Idee in den AStA, einen<br />
Live-Podcast anzubieten. Im AStA gab es davor schon<br />
die Idee, eine Talkrunde bzw. einen Diskussionsraum zu<br />
gründen. Diese beiden Ideen sind nun im "Impulsraum"<br />
fusioniert. Dort treffen wir auf interessante Impulsgeber*innen<br />
aus der Gesellschaft, außerhalb unserer <strong>Filmakademie</strong>-Bubble,<br />
sprechen mit ihnen und diskutieren<br />
danach in offener Runde miteinander. Und das hoffentlich<br />
auch bald in "real life" an der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
Der Podcast ist zwar vom AStA konzipiert, versteht sich<br />
aber als offene Plattform, und so wünschen wir uns, dass<br />
viele unserer Kommiliton*innen in der Zukunft für eine<br />
oder mehrere Folgen den Podcast moderieren und mit<br />
uns gestalten. Meldet euch, wir freuen uns!<br />
@asta_fabw<br />
133
STUDENTISCHES ENGAGEMENT<br />
DER KAMPF GEGEN „Upskirting”<br />
– MIT LANGEM ATEM ZUM ERFOLG<br />
IM JULI <strong>20</strong><strong>20</strong> VERABSCHIEDETE DER DEUT-<br />
SCHE BUNDESTAG EIN GESETZ, WELCHES<br />
DAS SOGENANNTE „UPSKIRTING“, ALSO<br />
DAS ENTWÜRDIGENDE FOTOGRAFIEREN<br />
VON FRAUEN UNTER DEN ROCK MIT SMART-<br />
PHONES, UNTER STRAFE STELLT. FÜR DIE<br />
FABW-STUDENTIN HANNA SEIDEL NAHM<br />
DAMIT EIN ÜBER 15-MONATIGER EINSATZ<br />
EIN ERFOLGREICHES ENDE. DENN SIE HAT<br />
DIE INITIATIVE GEGEN DAS UPSKIRTING<br />
BEGRÜNDET. FÜR UNSER CAMPUS MAGAZIN<br />
LÄSST SIE DIE EREIGNISSE IN EINER CHRO-<br />
NOLOGIE NOCH EINMAL REVUE PASSIEREN.<br />
• Ida Marie Sassenberg kommt mit ins Team.<br />
• Suche nach juristischer Unterstützung.<br />
• Pressemitteilung über Petition & Start der<br />
Instagramseite „My Panties my Privacy“.<br />
• Erster TV-Auftritt.<br />
• Direkte Zusage für Support von der <strong>Filmakademie</strong><br />
und Kommiliton*innen (hier besonderer Dank an<br />
Thomas Schadt, Tommi Lechner und Jennifer<br />
Mallmann).<br />
Ende März <strong>20</strong>19<br />
• Ich starte die Petition auf Change.org und betreibe<br />
juristische Recherche. Hierbei und auch später<br />
hat mir mein Freund und Regie-Kommilitone,<br />
Felix Mott, oft geholfen.<br />
HANNA SEIDEL UND IDA MARIE SASSENBERG IM<br />
CHANGE.ORG BÜRO IN BERLIN. QUELLE: PRIVAT<br />
Mai<br />
• Auftritt bei Stern TV, was ca. 15.000 neue<br />
Unterschriften bringt.<br />
HANNA SEIDEL UND FELIX MOTT KURZ VOR DEM<br />
START DER PETITION, QUELLE: PRIVAT<br />
April<br />
• Start der Zusammenarbeit mit dem<br />
Team Change.org Berlin.<br />
(CHRISTIAN SOLMECKE, IDA MARIE SASSENBERG,<br />
HANNA SEIDEL UND STEFFEN HALLASCHKA BEI<br />
STERN TV. QUELLE: RTL)<br />
134
• Einrichtung der Mailadresse stopupskirting@web.de<br />
und Kontakt zu Betroffenen.<br />
• Auskunftssperre beantragt aufgrund der vielen<br />
Hassmails.<br />
• Versuch der Kontaktaufnahme zur<br />
Bundesjustizministerin.<br />
Juni<br />
• Weiterhin Suche nach juristischer Unterstützung,<br />
Opferberatung via Mail, Pressearbeit.<br />
• Versuch der Kontaktaufnahme zu Politiker*innen –<br />
reges Interesse und viele Absagen.<br />
Juli<br />
• Treffen mit der Bundestagsabgeordneten<br />
Nicole Bauer.<br />
• Kontakt zu Deutschem Juristinnenbund.<br />
• Bundesrat wird aktiv und sieht Upskirting im<br />
Persönlichkeitsrecht verankert.<br />
• Treffen mit Guido Wolf, Justizminister von<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, der sich unsere Argumente<br />
anhört und daraufhin den Bundesrat davon überzeugen<br />
will, Upskirting im Sexualstrafrecht zu<br />
verankern.<br />
• Start der Kooperation mit den Starterinnen der<br />
Petitionen gegen Tamponsteuer und Genitalverstümmelung.<br />
August<br />
• immer mehr Bundesländer schließen sich der Forderung<br />
an, Upskirting zu pönalisieren.<br />
• Beginn internationaler Pressearbeit.<br />
• Symposium zum Thema sexualisierte Gewalt in<br />
Rothenburg: erste direkte Diskussion mit Jurist*innen<br />
zu dem Thema vor Publikum.<br />
September<br />
• Der Bundesrat veröffentlicht seinen Gesetzesentwurf<br />
und sieht, wie von uns gefordert, Upskirting<br />
im Sexualstrafrecht verortet.<br />
Oktober<br />
• Treffen mit Bundesjustizministerin Lambrecht, die<br />
Upskirting im Persönlichkeitsrecht verankern will.<br />
Nach der Zusage der Justizministerin, Upskirting<br />
strafbar machen zu wollen, wird die Petition für<br />
Unterschriften geschlossen - mit über 109.000<br />
Unterschriften.<br />
IDA MARIE SASSENBERG, HANNA SEIDEL, CHRISTINA<br />
LAMBRECHT - INSTAGRAMPOST VON CHANGE.ORG.<br />
QUELLE: CHANGE.ORG<br />
November<br />
HANNA SEIDEL, GUIDO WOLF, IDA MARIE<br />
SASSENBERG. TREFFEN IM JUSTIZMINISTERIUM<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG, QUELLE: DPA<br />
• Die Bundesregierung veröffentlicht ihren Gesetzesentwurf<br />
und will Upskirting gemeinsam mit<br />
Gafferfotos von Unfallopfern im gleichen Paragrafen<br />
im Persönlichkeitsrecht verankern.<br />
135
STUDENTISCHES ENGAGEMENT<br />
Dezember<br />
Mai <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
• Ich halte einen Impulsvortrag zu unserer Petition<br />
auf einem Treffen der Gleichstellungsbeauftragten<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Januar <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
• Neujahrsempfang des Bundesjustizministeriums:<br />
Wir suchen erneut des Gespräch mit Lambrecht<br />
bezüglich der Verortung des Gesetzes.<br />
• Erste Debatte im Bundestag zum Thema Upskirting.<br />
Die Meinungen gehen auseinander, nicht alle<br />
sind dafür, Upskirting zur Straftat zur machen und<br />
nur die Linke ist dafür, Upskirting im Sexualstrafrecht<br />
zu verankern.<br />
• Ich werde von der Linken als Sachverständige zum<br />
Bundestagsausschuss Recht und Verbraucherschutz<br />
geladen. Dafür schreibe ich eine Stellungnahme<br />
und nehme an der etwa zweistündigen Sitzung teil,<br />
in der ich zu bestimmten Themenpunkten bezüglich<br />
Upskirting befragt werde - etwa Täterplattformen<br />
etc.<br />
Juli <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
LEWAMM GHEBREMARIAM, HANNA SEIDEL,<br />
CHRISTINA LAMBRECHT, IDA MARIE SASSENBERG<br />
AUF DEM NEUJAHRSEMPFANG DES BUNDESJUSTIZ-<br />
MINISTERIUMS.QUELLE: PRIVAT<br />
• SPD und CDU entscheiden sich entgegen aller Erwartungen<br />
dafür, Upskirting doch im Sexualstrafrecht<br />
zu verankern<br />
• Zweite Debatte im Bundestag zum Thema Upskirting,<br />
in der die Mehrheit dafür stimmt, Upskirting<br />
im Sexualstrafrecht zu verankern.<br />
März <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
• Angela Merkel fordert den Präsidenten des Deutschen<br />
Bundestages auf, dass über Upskirting im<br />
Bundestag debattiert wird.<br />
136<br />
SCREENSHOT INSTAGRAM,<br />
18.10.<strong>20</strong>19. QUELLE: PRIVAT
IDA MARIE SASSENBERG & HANNA SEIDEL, QUELLE: PRIVAT<br />
137
STECKBRIEF<br />
Szenischer<br />
Film<br />
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Thorsten Schütte<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Peter Kuczinski<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Nico Hofmann<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
6 - 8 Studierende<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Neugierde, Teamfähigkeit,<br />
Kreativität, Menschenkenntnis,<br />
Offenheit und eine gesunde<br />
Kompromissbereitschaft<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Intensive Zusammenarbeit mit<br />
allen Gewerken in allen Projektphasen,<br />
praxisnahes Lernen und<br />
Arbeiten, versierte Dozent*innen<br />
und Referent*innen, Arbeiten im<br />
Team, ausgezeichnete technische<br />
Ausstattung, große künstlerische<br />
Freiheit, gutes Netzwerk/Kontakte<br />
zum Markt<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Entwicklung kreativer und organisatorischer<br />
Skills, Casting und<br />
Zusammenarbeit mit Schauspieler*innen,<br />
formatoffenes Arbeiten,<br />
Recherche- und Interviewtechniken,<br />
gestalterische und inhaltliche<br />
Bandbreite in Stoffentwicklung<br />
und Dramaturgie, Auflösung und<br />
Schauspielführung, Inszenierung<br />
von Körperlichkeit, Arbeiten im<br />
Team, eigenes kreatives Potenzial<br />
ausschöpfen, mehr über sich<br />
selbst…<br />
8<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Regelmäßig finden gemeinsame<br />
Workshops mit den Schauspielstudierenden<br />
der Akademie<br />
für Darstellende Kunst (ADK)<br />
und Seminare mit international<br />
renommierten Filmemacher*innen<br />
statt.<br />
9<br />
MOTTO<br />
Think out of the box!<br />
138
Werbefilm/<br />
Regie und<br />
Producing<br />
1<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
Olivia Marten<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Martin Schmid<br />
6<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Werbung ist das schnelllebigste<br />
Geschäft. In kürzester Zeit sehr<br />
viele Projekte umzusetzen und<br />
dadurch extrem viele Kontakte<br />
in allen Bereichen (Agentur,<br />
Produktion, Postproduktion usw.)<br />
zu sammeln.<br />
7<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Es gibt kein Rezept, um erfolgreich<br />
zu werden. Jede/r muss ihren/<br />
seinen eigenen individuellen<br />
Weg finden, sich selbst dabei treu<br />
bleiben und nicht den anderen und<br />
ihren Meinungen folgen.<br />
3<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
Ca. 3-4 Regie-Studierende<br />
Ca. 3-4 Produktions-Studierende<br />
4<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Viel Film- und Werbefilminteresse<br />
sowie den Mut, Neues auszuprobieren<br />
und nicht dem Mainstream zu<br />
folgen!<br />
5<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Die <strong>Filmakademie</strong> ist die einzige<br />
Hochschule weltweit, die einen<br />
solch spezifischen Studienschwerpunkt<br />
für Werbefilm über einen<br />
längeren Zeitraum anbietet.<br />
Junge Auszubildende haben die<br />
Möglichkeit, sich eine individuelle<br />
Filmrolle mit großer Unterstützung<br />
aus den Fachkreisen aufzubauen<br />
und Kontakte zu den angesagtesten<br />
Macher*innen der Branche zu<br />
knüpfen.<br />
8<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Es gibt i.d.R. keine bis wenige<br />
Vorgaben für ein Produkt oder ein<br />
Kund*innenbriefing. Die Studierenden<br />
haben die freie Wahl, welche<br />
Art von Filmen sie realisieren<br />
und für welche Marke sie diese<br />
umsetzen.<br />
In diesem Studienbereich werden<br />
außerdem die meisten Festivalnominierungen<br />
und -preise<br />
abgeräumt ;)<br />
9<br />
MOTTO<br />
Immer am Puls der Zeit durch<br />
ständig sich ändernde Werbeformen,<br />
Formate und durch deren<br />
Veröffentlichung in und auf den<br />
dafür vorgesehenen Medien und<br />
Plattformen.<br />
139
STECKBRIEF<br />
Filmschauspielworkshop<br />
+<br />
International<br />
Screen Acting Workshop<br />
1<br />
5<br />
7<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
Juliane Voigtländer<br />
Volontärin: Jessica Layher<br />
2<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
Prof. Christian Wagner<br />
3<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
28-30 Schauspieler*innen<br />
4<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
Schauspielausbildung, Fantasie,<br />
Offenheit und gute Energie!<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
Der Workshop ist sowohl deutschsprachig<br />
als auch in Englisch<br />
einzigartig und wird nur an der<br />
<strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
angeboten.<br />
Die Mischung aus Praxis und<br />
Theorie sowie die Begegnungen mit<br />
Branchenprofis und angehenden<br />
Regisseur*innen runden das<br />
Programm ab.<br />
6<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
Tipps und Tricks für das Schauspiel<br />
vor der Kamera.<br />
Und: Nachwuchsschauspiel meets<br />
Nachwuchsfilmer*innen – hier ist<br />
die Kontaktbörse ;-)<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
Leider dürfen die während des<br />
Workshops gedrehten Szenen nicht<br />
veröffentlicht werden. Es gibt also<br />
KEIN Demomaterial.<br />
8<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
Follow us on Instagram or on our<br />
Blog websites:<br />
https://www.instagram.com/<br />
screenacting_fabw/?hl=de<br />
https://filmschauspielworkshop.<br />
wordpress.com/<br />
https://internationalscreenactingworkshop.wordpress.com/<br />
9<br />
MOTTO<br />
Schon filmreif ?<br />
140
1<br />
STUDIENKOORDINATION<br />
2<br />
PROJEKTBETREUUNG<br />
3<br />
LEITENDE DOZIERENDE<br />
4<br />
WIE VIELE STUDIERENDE<br />
PRO STUDIENJAHR?<br />
6<br />
WARUM SOLLTE MAN<br />
UNBEDINGT HIER STUDIEREN?<br />
7<br />
WAS LERNT MAN HIER<br />
WÄHREND DES STUDIUMS?<br />
8<br />
MYTH BUSTING: WAS LERNT<br />
MAN HIER NICHT?<br />
9<br />
ONE COOL FACT ABOUT...<br />
10<br />
MOTTO<br />
5<br />
WAS SOLLTE MAN<br />
ALS BEWERBER*IN<br />
MITBRINGEN?<br />
141
FILMSCHAUSPIELWORKSHOP<br />
142
EIN INTERVIEW MIT<br />
… Sophie Köster und Julia Schubeius<br />
IN ZEITEN VON CORONA IST „ONLINE“ IN<br />
ALLER MUNDE - ONLINE-SEMINARE, DRE-<br />
HEN VIA ZOOM UND ONLINE-WORKSHOPS.<br />
DIE SCHAUSPIELERIN SOPHIE KÖSTER UND<br />
FABW-STUDENTIN JULIA SCHUBEIUS (RE-<br />
GIE/SZENISCHER FILM) HABEN MIT UNS<br />
ÜBER IHRE ERFAHRUNGEN DER LETZTEN<br />
MONATE GESPROCHEN: ÜBER DEN FILM-<br />
SCHAUSPIELWORKSHOP, DER ERSTMALS<br />
ONLINE STATTFAND, DEN DIGITALEN SEMES-<br />
TERSTART – UND WARUM ONLINE-ERFIN-<br />
DUNGSREICHTUM GUT IST, ABER DIE REALI-<br />
TÄT DOCH EINIGE VORTEILE BIETET.<br />
JULIA: Unsere Gruppe bestand aus fünf Studierenden<br />
der szenischen Regie, Christian Wagner, unserem Regiedozenten,<br />
und Silke Harten-Preiss, der Studienkoordinatorin.<br />
Wir haben ganz viel darüber gesprochen, wie<br />
wir uns dieses Corona- bzw. Zoom-Semester vorstellen.<br />
Christian hat uns sehr mit eingebunden, was super<br />
war, weil man dadurch Feedback geben konnte. Darüber<br />
nämlich, wie es läuft, ob es effektiv ist oder ob<br />
wir in dieser Form etwas lernen. Auch in der Frage, ob<br />
der Unterricht zu lang oder zu kurz ist, da sich niemand<br />
so recht damit auskannte, hat Christian uns mit einbezogen.<br />
Dadurch hatte ich das Gefühl, dass es sehr lehrreich<br />
war.<br />
SOPHIE, DU HAST AM FILMSCHAUSPIELWORK-<br />
SHOP <strong>20</strong><strong>20</strong> DER FILMAKADEMIE BADEN-WÜRT-<br />
TEMBERG TEILGENOMMEN, DER AUFGRUND DER<br />
CORONA-SITUATION ZUM ERSTEN MAL ONLINE<br />
STATTFAND. WIE SEID IHR VORGEGANGEN?<br />
SOPHIE, WIE WAR ES FÜR DICH, AN DEM WORK-<br />
SHOP ONLINE TEILZUNEHMEN? WO LAGEN DIE<br />
HÜRDEN? WO LIEGEN DIE EVENTUELLEN VORTEI-<br />
LE, BZW. GAB ES POTENZIALE, DIE SOGAR BES-<br />
SER AUSGESCHÖPFT WERDEN KONNTEN?<br />
SOPHIE: Am Anfang hatte man den Verdacht, dass er<br />
nicht stattfinden wird. Überall ging es mit Absagen los.<br />
Juliane (Voigtländer, Anm. d. Red.) schrieb mir dann<br />
auch, dass der Workshop nicht stattfinden kann. Später<br />
schrieb sie mir, dass er über Zoom abgehalten wird<br />
und ob wir überhaupt noch mitmachen wollen. Viele<br />
haben überlegt, aber für mich war total klar: Ja, dann<br />
über Zoom, warum nicht - besser als gar nicht!<br />
Es ging dann auch ziemlich schnell los mit dem Schauspielunterricht<br />
bei Prodromos Antoniadis und Alexander<br />
Buresch. Alle haben schnell gemerkt, dass doch vieles<br />
möglich ist über Zoom. Ich glaube, einiges war sehr<br />
theoretisch, aber mir fehlt da der Vergleich zu dem normalen<br />
Workshop. Ich habe total viel mitgenommen über<br />
diese sechs Wochen – das würde ich wirklich nicht missen<br />
wollen. Trotzdem ist es super schade, dass man sich<br />
nicht vor Ort gesehen hat, sich darüber unterhalten und<br />
danach ein Bierchen trinken gehen konnte. Das macht<br />
schon was aus.<br />
JULIA, AUFGRUND DER CORONA-SITUATION IST<br />
DEIN SEMESTER ONLINE GESTARTET. HATTET IHR<br />
MEHR EINZELUNTERRICHT ODER GEMEINSAME<br />
VERANSTALTUNGEN?<br />
SOPHIE: Coachings finden ja bereits online statt und<br />
auch E-Castings. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen,<br />
wie es genau funktioniert, nur, dass es funktioniert.<br />
Gerade bei Figurenarbeit findet viel über einen<br />
sprachlichen Austausch statt, dass man einer Figur näherkommt<br />
und einen eigenen Zugang findet, das funktioniert<br />
über Zoom.<br />
Aber zum Beispiel für das Method Acting fehlt die Hälfte<br />
des Körpers. Das war interessant, aber man kommt<br />
gar nicht dahin, wo man in sechs Wochen mit Cathy<br />
Haase (Schauspiel-Coach, Anm. d. Red.) vor Ort kommen<br />
würde, weil der ganze Körper eine Rolle spielt. Das<br />
ist über Zoom eher ein intellektuelles Herangehen, bei<br />
dem man schon sehr genau sagen kann, worum es in der<br />
Szene geht. Dass man aber in eine Körperarbeit kommt,<br />
ist schwierig.<br />
JULIA UND SOPHIE, IHR BEIDE HABT IM RAHMEN<br />
DES FILMSCHAUSPIELWORKSHOPS ZUSAMMEN<br />
EINE SZENE ERARBEITET UND ÜBER ZOOM GE-<br />
DREHT. WIE HABT IHR DAS AUS EUREN UNTER-<br />
SCHIEDLICHEN PERSPEKTIVEN ALS SCHAUSPIELE-<br />
RIN UND REGISSEURIN ERLEBT?<br />
143
FILMSCHAUSPIELWORKSHOP<br />
SOPHIE: Es war ganz lustig, weil man nicht wusste,<br />
was auf einen zukommt. Wir alle sind mit einem<br />
Fragezeichen gestartet. Ich hatte mir vorher die Serie<br />
LIEBE. JETZT! angeschaut, die auch gerade gedreht wurde.<br />
Dort habe ich mitbekommen, dass sie Handys aufeinander<br />
geklebt haben, mit dem einen gezoomt und dem<br />
anderen gefilmt haben. So konnte man sich informieren,<br />
welche Möglichkeiten es gibt, welche schon ausprobiert<br />
wurden, funktionieren und vor allem gut aussehen.<br />
JULIA: Das war sehr hilfreich und genau das haben wir<br />
für unsere Szene direkt übernommen – die Handys aufeinander<br />
zu kleben. Ich habe das so wahrgenommen,<br />
dass das Proben und Filmen eine sehr konzentrierte Arbeit<br />
war, weil ich den beiden Schauspieler*innen ins Gesicht<br />
schauen konnte und sie dabei so nah waren wie<br />
im Film hinterher auch. Ich habe eine Fokussierung gespürt<br />
und hatte immer nur das Bild, das auch hinterher<br />
im Film zu sehen ist. Wenn man probt, mit den Schauspieler*innen<br />
spricht und in einem Raum ist, dann spürt<br />
man Energien und denkt, Dinge sind schon da, die man<br />
in dem Bild nicht sieht. Das war dann eine Erleuchtung<br />
für mich, dass es etwas Positives haben kann, nur das zu<br />
sehen, was man hinterher auch hat – über das Bild zu<br />
kommunizieren, das dann im Film zu sehen ist.<br />
SOPHIE: Die Szene war ja dann zum Glück auch eine<br />
Videotelefonat-Situation. Das so zu spielen, als würde<br />
man sich richtig unterhalten - was wir in einer anderen<br />
Szene auch ausprobiert haben - war total lustig. Aber<br />
in dieser Situation natürlich aufeinander zu reagieren,<br />
funktioniert einfach nicht. Dadurch dass wir aber diese<br />
Videotelefonat-Situation hatten und der Spielpartner<br />
nur als Anrufer-Bild zu sehen war, klappte das ganz gut.<br />
Lustig war dabei vor allem das Einrichten – die Lichtund<br />
Tonproben. Ich bin wirklich durch den Garten gelaufen<br />
und habe Lichter aufgehängt.<br />
JULIA: Man gibt den Schauspieler*innen so auch viel<br />
mehr Eigenverantwortung!<br />
SOPHIE: Ich bin sehr froh, dass das nicht der Normalzustand<br />
ist, weil es einfach Konzentration abzieht. Ich<br />
muss schauen, dass die Kamera an ist, denn sonst ist<br />
der Take umsonst. Stimmt das Licht? Sind die Requisiten<br />
eingerichtet und ist das Weinglas halb gefüllt? Und steht<br />
es wieder auf dem Platz am Anfang? Zudem muss ich<br />
dann auf den Take spielen. Aber für diesen kurzen Zeitraum<br />
ging das und die Konzentration war da.<br />
144<br />
JULIA, DU HAST DIE SZENEN MIT KOMMILITON*IN-<br />
NEN AUS DEN BEREICHEN MONTAGE/SCHNITT<br />
UND BILDGESTALTUNG/KAMERA UMGESETZT. WIE<br />
SEID IHR MIT DEN ANFORDERUNGEN DES ON-<br />
LINE-UNTERRICHTS UMGEGANGEN? WELCHEN<br />
LÖSUNGSANSATZ HABT IHR GEFUNDEN?<br />
JULIA: Wir hatten die Vorlage von einem existierenden<br />
Spielfilm und die Gruppen wurden vorab eingeteilt.<br />
Es war klar, dass Hendrik Ströhle die Kamera machen<br />
und Roman Brauch schneiden würde. Hendrik und ich<br />
haben uns früh entschlossen, die Szene als Videotelefonat<br />
umzusetzen und nicht als richtiges Gespräch zwischen<br />
den beiden. Das Material dahingehend zu verändern,<br />
lag in unserer eigenen Entscheidung. Ich glaube,<br />
die ursprüngliche Idee war es, dass alles in einem Raum<br />
stattfindet. Wahrscheinlich sollte es so aussehen, als wäre<br />
es echt und die Menschen in einem Raum. Das kam<br />
uns aber zu abstrakt vor, weil man etwas herzustellen<br />
versucht, das nicht da ist. Es ergeben sich allerdings<br />
auch Vorteile aus einer solchen Situation, also haben wir<br />
das dann so beschlossen! Hendrik fand es toll, dass die<br />
Szene nachts spielen sollte, da man größere Möglichkeiten<br />
mit dem Licht hat. Dafür hatte Sophie mehr mit dem<br />
Lichtaufbau zu tun. Bei der Einrichtung des Lichts einen<br />
Abend vor dem Dreh war ich dann selbst gar nicht dabei.<br />
SOPHIE: Genau, ich bin mit dem Handy durch jedes<br />
Zimmer gelaufen und habe alle beweglichen Lampen fotografiert!<br />
Und da Hendrik warmes Licht wollte, habe<br />
ich dann noch Decken und Gardinen drapiert. Aber es<br />
war dann doch alles sehr schnell so eingerichtet, wie es<br />
letztendlich aussehen sollte.<br />
JULIA UND SOPHIE, WORIN BESTANDEN FÜR<br />
EUCH WEITERE SCHWIERIGKEITEN BEI DIESER ART<br />
ZU DREHEN? UND WAS WÜRDET IHR RÜCKBLI-<br />
CKEND BESSER ODER ANDERS MACHEN?<br />
JULIA: Die Schwierigkeiten würde ich in die technische<br />
Richtung schieben und auch die Art von Nähe - das war<br />
tatsächlich eine riesige Schwierigkeit!<br />
SOPHIE: Ja! Es war vor allem auch so komisch nach dem<br />
Drehen. Man hatte die Sehnsucht, das gemeinsam zu beenden,<br />
aber dann saß man allein nach getaner Arbeit zu<br />
Hause. Auch dass man, allein wegen der technischen Gegebenheiten,<br />
nicht gleichzeitig etwas diskutieren kann.<br />
Unter diesen Bedingungen haben wir das alles sehr gut<br />
ausgeschöpft.
Es hat sehr viel Spaß gemacht! Es war so konzentriert!<br />
Ich war allein, es hat nicht so sehr gewuselt um mich<br />
herum und wir haben vorab auch schon Szenen über<br />
Zoom geprobt. Das hat auch sehr gut funktioniert.<br />
JULIA: Das habe ich jetzt auch für meine Regie 2 übernommen.<br />
Wir haben das Casting mit ähnlichen Übungen<br />
gemacht und die Proben auch. Ich konnte die Bilder<br />
der Darsteller nebeneinander haben oder hin- und herschalten<br />
und genau sehen, wie sie reagieren. Das war so<br />
konzentriert und toll zu proben – das würde ich auch<br />
ohne Abstandsregelungen genauso wieder machen! Ich<br />
fand das sehr erkenntnisreich!<br />
Bei einem anderen Projekt war es außerdem eine krasse<br />
Erfahrung für mich, auch live Regiekommentare über<br />
Zoom eingeben zu können. Diese Form von Improvisation<br />
war ganz neu und sehr spannend für mich!<br />
JULIA UND SOPHIE, KOMMEN FÜR EUCH IN ZU-<br />
KUNFT WEITERE SOLCHER ONLINE-PROJEKTE IN-<br />
FRAGE?<br />
SOPHIE: Ja, ich finde sowas immer interessant, aber es<br />
ist ja gerade hoffentlich auch kein Dauerzustand. Ich finde,<br />
wenn man das ernst nimmt und nicht immer sagt<br />
„Das geht nicht, weil wir das jetzt über Zoom machen<br />
müssen“, dann ist wirklich einiges möglich.<br />
JULIA: Ich fand es auch toll zu sagen, wir machen es so,<br />
wie es jetzt gerade geht, denn anders geht es eben nicht.<br />
Wir konnten es nicht live machen und es war richtig<br />
geil, das Beste aus der Situation herauszuholen. Aber<br />
würde es auch anders gehen und man könnte sich treffen,<br />
würde ich das vorziehen.<br />
An Online-Projekten würde mich auf Dauer stören, dass<br />
die Schauspieler*innen viel mit der Technik beschäftigt<br />
sind. Das würde ich ihnen gerne abnehmen.<br />
SOPHIE: Bei LIEBE. JETZT! wurde den Schauspieler*innen<br />
vorab alles aufgebaut. Das Set und die Kamera waren<br />
eingerichtet und man musste nur noch auf Play drücken.<br />
Es ist schon wirklich interessant, was möglich ist.<br />
Aber mittlerweile wird ja auch wieder normal gedreht.<br />
JULIA, DENKST DU, DIESE ART DES DREHENS<br />
HÄLT IN DER ZUKUNFT NOCH MEHR POTENZIAL<br />
BEREIT?<br />
JULIA: Das glaube ich eher nicht. Ich verspüre jetzt<br />
schon in vielen Richtungen, dass diese Art von Film die<br />
Leute nervt – sowas wie: „Nicht schon wieder so ein<br />
Corona-Film, in dem man nur 1.000 talking heads sieht“.<br />
Es ist ja tatsächlich oft beschränkt auf sprechende Menschen.<br />
Es könnte natürlich auch sein, dass sich daraus<br />
ein Trend entwickelt, wobei es den vorher auch schon<br />
gab. Es gab ganze Kinofilme, die nur über Desktops stattfanden<br />
und auch meine Filmgestaltung 1 - da wusste ich<br />
noch gar nichts von Corona - war ein reiner Zoom-Film.<br />
JULIA UND SOPHIE, WIE LANGE HABEN DIE DRE-<br />
HARBEITEN GEDAUERT? WAS HAT AM MEISTEN<br />
SPASS BEREITET?<br />
JULIA: Am meisten Spaß hat es gemacht, wenn die beiden<br />
ihre Kamera angemacht haben. Die ganzen Durchläufe,<br />
die haben immer super viel Spaß gemacht, weil<br />
man eben nur zuschauen konnte. Für die Szene haben<br />
wir dann ungefähr drei Stunden gebraucht.<br />
SOPHIE: Danach durfte man das Speichern nicht vergessen<br />
- man war ja die Einzige, die zu dem Zeitpunkt<br />
die Aufnahme hatte. Was dann länger gedauert hat, war<br />
das Transferieren der Daten. Das hat ungefähr eine Woche<br />
gedauert.<br />
SOPHIE, WIE HAST DU DICH AUF DIESE SPEZI-<br />
ELLEN DREHARBEITEN VORBEREITET, IN DENEN<br />
DU SCHON UM DEN GENAUEN BILDAUSSCHNITT<br />
WEISST? WAS WAR DABEI DIE BESONDERE HER-<br />
AUSFORDERUNG?<br />
SOPHIE: Ich habe mich nicht speziell vorbereitet. Ich<br />
habe zwar gedacht, ich könnte das Spiel auf Zoom im<br />
Blick haben, aber das geht nicht. Dann spiele ich mit<br />
mir selbst - das funktioniert für mich nicht. Das Kamerabild,<br />
das mich aufnimmt, sahen die anderen auch erst,<br />
nachdem ich es verschickt hatte und das ist wiederum<br />
anders als das eigentliche Zoom-Bild. Und da ich selbst<br />
das Kamerabild nicht sehe, macht das für mich gar keinen<br />
Unterschied. Ich mache auch jetzt die Selbstansicht<br />
aus, weil ich merke, dass ich mich durch diesen Kontrollblick<br />
selbst unterbreche und das stört den Fluss. Das<br />
ist eher ein Hindernis als eine Hilfe – und ich verlasse<br />
mich da auf die Regie.<br />
SOPHIE, VOR CORONA HAST DU AM OLDENBURGI-<br />
SCHEN STAATSTHEATER GESPIELT. WIE WIRD DEI-<br />
NER MEINUNG NACH DAS MITEINANDER AUF DER<br />
BÜHNE UND AM SET IN ZUKUNFT NACH CORONA<br />
AUSSEHEN?<br />
145
FILMSCHAUSPIELWORKSHOP<br />
SOPHIE: Ich glaube, es wird sich sehr schnell wieder<br />
normalisieren. Ich merke an mir selbst, dass ich mich<br />
immer wieder daran erinnern muss, dass Corona-Zeit<br />
ist. Es ist noch lange nicht in meinem Körper angekommen,<br />
dass sich etwas verändert hat. Es ist in meinem<br />
Kopf, aber ich habe immer noch den Impuls, alle Leute<br />
zu umarmen. Es kommt jetzt darauf an, wie lange es<br />
geht. Ich glaube nicht, dass sich schon nachhaltig etwas<br />
verändert hat. Wenn die Kontaktbeschränkungen aber<br />
noch den ganzen nächsten Sommer dauern und man<br />
sich daran gewöhnt, braucht es sicher etwas länger, bis<br />
man wieder normalen engen körperlichen Kontakt hat.<br />
Ich kenne das eben anders, weil man sich durch die Arbeit<br />
sonst so nah ist, viel miteinander rumhängt und klischeemäßig<br />
ein bisschen „touchy“ ist – ich kann mir das<br />
gar nicht anders vorstellen, ehrlich gesagt!<br />
Ich habe seitdem nicht mehr geprobt. Aber was ich von<br />
Kollegen mitbekomme, ist ein Abwarten, bis Corona<br />
vorbei ist. Ich glaube, es hat niemand echte Ambitionen,<br />
sich in diesem Zustand einzurichten.<br />
SOPHIE, WAS STEHT BEI DIR IN DER NÄCHSTEN<br />
ZEIT AN?<br />
SOPHIE: Ich habe neue Fotos gemacht und will mir<br />
jetzt eine Agentur suchen. Bisher habe ich hauptsächlich<br />
Theater gespielt und habe den Filmschauspielworkshop<br />
deshalb besucht, um die Filmbranche besser kennenzulernen.<br />
Ich versuche mich jetzt dort weiter zu positionieren.<br />
[ • ]<br />
146
FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG GMBH<br />
AKADEMIEHOF 10<br />
D - 71638 LUDWIGSBURG<br />
TEL: +49 7141 969 0<br />
E-MAIL: INFO@FILMAKADEMIE.DE<br />
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filmakademiebw<br />
filmakdemie_bw<br />
@<strong>Filmakademie</strong>BW<br />
The<strong>Filmakademie</strong><br />
filmakademiebw
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEGEBEN VON DER<br />
FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG GMBH<br />
LUDWIGSBURG<br />
VERANTWORTLICH IM SINNE DES PRESSEGESETZES<br />
Prof. Thomas Schadt<br />
REDAKTION<br />
Andreas Friedrich, Fenja Schnizer<br />
Für das Animationsinstitut: Fabian Stetzler<br />
INTERVIEWS<br />
Andreas Friedrich, Fenja Schnizer, Meike Steinmetz, Fabian Stetzler, Jessica Layher<br />
TEXTE<br />
Michael Achilles, Andreas Friedrich, Marianne Harr, Farina Hasak, Anne Christine Knoth,<br />
Yves Alain Lambert, Guido Lukoschek, Prof. Thomas Schadt, Fenja Schnizer, Hanna Seidel,<br />
Meike Steinmetz, Fabian Stetzler, Dorothea Volke<br />
GESTALTUNG<br />
Kommunikationsdesign Heide Sorn-Daubner, Stuttgart<br />
DRUCK<br />
Ungeheuer + Ulmer KG GmbH & Co., Ludwigsburg<br />
AUFLAGE<br />
2.000<br />
FOTONACHWEIS<br />
Umschlag, S. 2, 4 (linke Spalte, 2.v.o.):<br />
Setfotos „Supernova“ - © Hugo Lenhardt<br />
S. 3: Porträt Thomas Schadt -<br />
© FABW / Fotograf: Roland Mönch<br />
S. 4, 10: Akademiecampus -<br />
© FABW / Fotografin: Catharina Clausen<br />
S. 4: Porträt Yoshi Heimrath - © Yoshi Heimrath<br />
S. 4, 84: Italienische Zitronen - © Andreas Friedrich<br />
S. 5: Porträt John Gürtler - © Lena Härtl<br />
S. 5: Porträt Matthias Drescher - © Tanja Gierich<br />
S. 5: Porträt Joachim Kosack - © Bernd Jaworek<br />
S. 5: Porträt Ida Marie Sassenberg und Hanna Seidel - © privat<br />
S. 5: Porträt Sophie Köster - © Lenja Schultze<br />
S. 5: Porträt Julia Schubeius - © <strong>20</strong><strong>20</strong> Finnegan Godenschweger<br />
S. 11: Porträt Jutta Allmendinger - © WZB: David Ausserhofer<br />
S. 12: © FABW / Fotografin: Catharina Clausen<br />
S. 13: Rimini Protokoll - © Rimini Protokoll<br />
S. 13: Porträt Simon Jon Andreasen - © privat<br />
S. 19: © FABW / ADK<br />
S. <strong>20</strong>-23: Setfotos „Supernova“ - © Hugo Lenhardt<br />
S. 28-33: Internationale Netzwerke - © Guido Lukoschek<br />
S. 35: Team International Office - © Roland Mönch<br />
S. 37: „Trümmermädchen“ (rechte Spalte oben) -<br />
© FABW / Fotograf: Philip Henze<br />
S. 60-61, 63-66: „Berlin Alexanderplatz“ - © Yoshi Heimrath<br />
S. 62: Porträt Yoshi Heimrath - © Yoshi Heimrath<br />
S. 77: Setfoto „22 Karat Liebe“ - © Tibor Pilz<br />
S. 78: „Rocca verändert die Welt“ - © Tiedeken<br />
S. 79: Porträt Steffi Ackermann - © Anne Wilk<br />
S. 79 Porträt Jochen Laube - © privat<br />
S. 81: Setfoto „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ -<br />
© Frédéric Batier<br />
S. 83: Teamfoto „Hallo Again“ -<br />
© Warner Bros./Sommerhaus Film/Gordon Timpen, SMPSP<br />
S. 88: Porträt Christina Honig - © Philip Müller<br />
S. 88: Porträt Thomas Lechner - © privat<br />
S. 90: Porträt Philip Gassmann: © privat<br />
S. 92-93: <strong>Campus</strong>forFuture - © Farina Hasak<br />
S. 97, 99: Aufnahmestudio - © Ed Davenport<br />
S. 98: Porträt John Gürtler - © Lena Härtl<br />
S. 101: Cover Eigenlicht - © Counterchange Recordings<br />
S. 102: © Fabian Uhlmann<br />
S. 103: © Mathias Steiner<br />
S. 107: Porträt Jürgen Klozenbücher, Heike Sperling, Alexander<br />
Hanowski - © Jörg Kahlhöfer<br />
S. 108: Porträt Constanze Bühner -<br />
© FABW / Fotografin: Catharina Clausen<br />
S. 110: Porträt Henrike Sommer - © Katja Leifheit<br />
S. 110: Porträt Adrian Steuer - © Hendrik Ströhle<br />
S. 111: Porträt Anne Christine Knoth, Ute Härter -<br />
© Stella Traube für den Verbund der deutschen Filmhochschulstudierenden<br />
S. 113: © FABW / Fotografin: Catharina Clausen<br />
S. 116: Porträt Matthias Drescher - © Tanja Gierich<br />
S. 117, 1<strong>21</strong>: Matthias Drescher - © privat<br />
S. 118-119: © FFL Film- und Fernsehlabor Ludwigsburg<br />
S. 1<strong>20</strong>: © Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart /<br />
Fotograf: Reiner Pfisterer<br />
S. 122: © <strong>20</strong>19 LÉROT / Leon C. Greiner / www.lerot.de<br />
S. 123: Porträt Yves Alain Lambert - © privat<br />
S. 124: Porträt Joachim Kosack - © Bernd Jaworek<br />
S. 132: © FABW / AStA<br />
S. 134-137: Kampf gegen Upskirting - © s. Bildunterschriften<br />
im Text<br />
S. 142: Porträt Sophie Köster - © Lenja Schultze<br />
S. 142: Porträt Julia Schubeius -<br />
© <strong>20</strong><strong>20</strong> Finnegan Godenschweger<br />
Weitere Fotos:<br />
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