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Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB

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durch die schnellere Anb<strong>in</strong>dung von Ostfil<strong>der</strong>n<br />

anstatt etwa des <strong>Zeit</strong> raubenden Umweges über<br />

die Gerokstraße und e<strong>in</strong>e straßenbündige Ortsdurchfahrt<br />

Sillenbuch mit langsamem Tempo<br />

und Kollisionsgefahren. Alles bed<strong>in</strong>gte sich<br />

gegenseitig. Auch hier – <strong>in</strong> Sillenbuch und<br />

Ruit –bildet <strong>der</strong> Tunnel e<strong>in</strong>en wohl nicht jeden<br />

zufriedenstellenden, aber guten, s<strong>in</strong>nvollen und<br />

notwendigen Kompromiss.<br />

Bei den Stadtbahntunneln vom Bopser nach<br />

Degerloch und zur Waldau stehen Notausgänge<br />

und Gleisdreieck Altenbergstaffel <strong>in</strong> engem<br />

Zusammenhang. Der Tunnel vom Bopser erhielt<br />

e<strong>in</strong>en mit Straßenfahrzeugen gängigen, 245<br />

Meter langen Notausgang, mit rund 80 Meter<br />

hohem Abluftkam<strong>in</strong> am Stadtbahntunnel zur<br />

Straße Unteres Kienle. Der an dieser Sackgasse<br />

im Wald hergestellte großzügige, aber abgelegene<br />

Bereitstellungsraum für Rettungsfahrzeuge<br />

wurde bald „verkehrsgünstig“ von e<strong>in</strong>em speziellen<br />

Gewerbe entdeckt, was wir nach Klagen<br />

<strong>der</strong> Anlieger unterbanden. Zum <strong>Zeit</strong>punkt <strong>der</strong><br />

Bauarbeiten an den Tunneln von Bopser bis Degerloch<br />

und noch 1992 zum Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Bauarbeiten<br />

am Tunnel zum Sportgebiet Waldau war<br />

für letzeren nur e<strong>in</strong> niveaufreier Abzweig aus<br />

dem We<strong>in</strong>steigtunnel geplant, noch ke<strong>in</strong> Gleisdreieck.<br />

Der für den Waldautunnel erfor<strong>der</strong>liche<br />

Fluchtweg sollte zunächst auf halber Höhe zwischen<br />

Wasserturm und Haltestelle We<strong>in</strong>steige<br />

im steilen Königsträßle enden. Dort, mitten im<br />

Wald, wäre er für Rettungskräfte beson<strong>der</strong>s im<br />

W<strong>in</strong>ter sehr schlecht erreichbar gewesen. Auch<br />

die im Unteren Kienle gemachten Erfahrungen<br />

galt es zu bedenken. Deshalb sah die Planung<br />

dann vor, den Rettungsstollen unter <strong>der</strong> Stadtbahntrasse<br />

h<strong>in</strong>durch bis zur We<strong>in</strong>steige zu verlängern.<br />

Dafür errechnete sich aber technisch<br />

und wirtschaftlich e<strong>in</strong> enormer Aufwand. All<br />

das stimmte nicht sehr hoffnungsfroh.<br />

So kamen wir auf den E<strong>in</strong>fall, diesen Fluchttunnel<br />

separat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vom Waldautunnel<br />

abzweigenden e<strong>in</strong>gleisigen Fahrtunnel Richtung<br />

Degerloch zu führen. Die Planung auch für<br />

e<strong>in</strong>en kurzen Tunnel <strong>in</strong> Gegenrichtung zwang<br />

sich auf. Das Gleisdreieck war geboren! Ende<br />

1994 stimmten Aufsichtsbehörde und Zuschussgeber<br />

<strong>der</strong> Umplanung zu. Sie war zwar etwas<br />

teurer, aber vor allem technisch und betrieblich<br />

zukunftsfähig. Zunächst, ab 1998, diente das<br />

dann fertiggestellte Gleisdreieck für Betriebsfahrten<br />

zwischen Betriebshof /Hauptwerkstatt<br />

und Ruhbank /Heumaden, ab 2000 dann auch<br />

für den L<strong>in</strong>ienverkehr <strong>der</strong> Fil<strong>der</strong>tangentiall<strong>in</strong>ie<br />

U8 Ostfil<strong>der</strong>n – Möhr<strong>in</strong>gen /Vaih<strong>in</strong>gen. Das<br />

Gleisdreieck ergab nun e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen<br />

Nutzen für die <strong>SSB</strong> und schuf neue Verkehrsbeziehungen<br />

für den ganzen südöstlichen Fil<strong>der</strong>raum.<br />

Der bergmännisch aufgefahrene Stadtbahntunnel<br />

zwischen den Haltestellen Hauptfriedhof<br />

und Ste<strong>in</strong>haldenfeld führt rund 15 Meter tief<br />

unter dem Hauptfriedhof h<strong>in</strong>durch. Es gibt wenig<br />

vergleichbare Planungen <strong>in</strong> Deutschland,<br />

und wenn, dann werden meist bereits seit langer<br />

<strong>Zeit</strong> aufgelassene Friedhöfe unterfahren.<br />

Natürlich gab es gefühlsmäßige Bedenken wegen<br />

<strong>der</strong> Totenruhe, <strong>der</strong> Pietät und <strong>der</strong>gleichen.<br />

Aber mit Unterstützung e<strong>in</strong>es bei <strong>der</strong> Stadt für<br />

solche <strong>Themen</strong> e<strong>in</strong>gerichteten Beirates für ethische<br />

Belange waren sie zu überw<strong>in</strong>den. Dazu<br />

trugen entsprechende Vorkehrungen, Rücksichtnahmen<br />

und Absprachen während des Baues<br />

bei. So wurde während Beerdigungen selbstverständlich<br />

nicht gesprengt. Insgesamt konnte auf<br />

diese Art für diesen Tunnel <strong>der</strong> kürzeste und<br />

zügigste Weg nach Neugereut gewählt werden,<br />

statt etwa e<strong>in</strong>er umwegigen Führung unter <strong>der</strong><br />

Ste<strong>in</strong>haldenstraße. Das Treppenhaus für den<br />

Notausgang wurde am Rand des Friedhofs bei<br />

<strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>haldenstraße errichtet.<br />

Kritisch betrachtet<br />

Die Denkweise <strong>der</strong> 1960er und 70er <strong>Jahre</strong>, nach<br />

Krieg und Zerstörung, zielte auch auf e<strong>in</strong>e<br />

zukünftige autogerechte Stadt. So erschien es<br />

se<strong>in</strong>erzeit schlüssig, zusammen mit dem Bau<br />

<strong>der</strong> Tunnelstrecken für die Stadtbahn auch den<br />

Straßenzug <strong>der</strong> B14 vom Marienplatz bis zum<br />

Neckartor kreuzungsfrei auszubauen. Der Knotenpunkt<br />

Österreichischer Platz war bereits vor<br />

dem <strong>Stadtbahnbau</strong> fertig, die Unterführungen<br />

Wilhelmsplatz, Charlottenplatz und Gebhard-<br />

Müller-Platz wurden zeitgleich mit dem <strong>Stadtbahnbau</strong><br />

hergestellt. Selbst wenn das heute e<strong>in</strong>ige<br />

verteufeln, sollte man bedenken: Wie wäre<br />

die Verkehrssituation heute ohne diese Bauten?<br />

58 Stuttgarter Straßenbahnen AG | <strong>Themen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> | 08.2012

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