Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen. (R)
syndicom
Nr. 22 März-April 2021
magazin
Weniger
arbeiten,
mehr
leben!
Gaoussou Diakité, Gynäkologe
Wir liefern keine
Medikamente.
Sondern medizinisches
Fachwissen.
Aktuell mit Coachings von Ärztinnen und
Ärzten in Mosambik. Helfen Sie mit: solidarmed.ch
Zusammenarbeit, die wirkt.
Inhalt
4 Teamporträt
5 Kurz und bündig
6 Die andere Seite
7 Gastautor
8 Dossier: Verkürzung der
Arbeitszeit
Liebe Leserinnen und Leser,
16 Arbeitswelt
22 Agenda 2030: Arbeit
19 Mobilisieren in Zeiten
von Covid
25 Recht so!
26 Freizeit
27 1000 Worte
28 Bisch im Bild
30 Aus dem Leben
31 Kreuzworträtsel
32 Inter-aktiv
die Bestrebungen der Gewerkschaften, die
Arbeit zu humanisieren, «Arbeit und Leben»
voneinander zu trennen, sind nicht denkbar
ohne die Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit.
Um 1850 wurde der Slogan geprägt:
«8 Stunden arbeiten, 8 Stunden schlafen und
8 Stunden Freizeit und Erholung». Noch heute
hat diese Forderung kaum an Aktualität eingebüsst.
Obwohl Forderungen zur Arbeitszeit immer
Teil der gewerkschaftlichen Aufgabe waren,
fielen sie seit den 1990er-Jahren vielfach aus
unserer Agenda, insbesondere angesichts der
grossen Kämpfe um Lohnfragen. Heute sind sie
im Kontext von Digitalisierung und Gleichstellung
wieder relevant, und Ideen zu einer gut
geregelten Flexibilisierung werden entwickelt,
um einen echten Wertewandel einzuleiten.
Mit der Digitalisierung eröffnen sich neue
Möglichkeiten, Arbeit flexibler zu gestalten –
gerade bezüglich Ort und Zeit – und die Arbeitszeit
zu reduzieren. Denn die Arbeit selber wird
durch höhere Produktivität stark verdichtet, in
der gleichen Zeit muss mehr geleistet werden.
Mit unserem Ziel, die Arbeitszeit heute durch
lebensabschnittsgerechte Arbeitszeitmodelle
zu verkürzen, knüpft syndicom an die historische
Forderung an, «Arbeit und Leben» zu
trennen. Aktuell beteiligen sich schon mehrere
hundert Kolleg*innen aus den Branchen der
Informations- und Kommunikationstechnologie
an dieser Debatte.
8
22
30
Giorgio Pardini, Sektorleiter ICT,
Mitglied der Geschäftsleitung
4
Teamporträt
«Die Arbeitszeit ist einfach zu lang,
das muss sich ändern»
Yvan Bianchini (45, links) behebt für
die Swisscom Callcenter-Störungen.
Im Unternehmen arbeitet er seit über
10 Jahren. Als syndicom-Mitglied ist er
nicht nur Teil der GAV-Strategie gruppe,
sondern auch Personalvertreter für das
Tessin. Er hat schon viele neue Mitglieder
angeworben. Yvan spricht neben
Italienisch auch perfekt Französisch.
Er lebt und arbeitet in Bellinzona.
Fabienne Roduit (32) arbeitet bei der
Swisscom als Operative Process Managerin
in Sion. Daneben studiert die
Walliserin an der FH Wallis Betriebswissenschaft.
Sie ist seit sechs Jahren
Mitglied von syndicom und engagiert
sich in der 24-köpfigen Strategiegruppe,
die die Weiterentwicklung des GAV
Swisscom vorbereitet und begleitet.
Thomas Wälti (49) ist nicht nur Teil der
GAV-Strategiegruppe, sondern auch
Teil des Firmenvorstands Swisscom
Group von syndicom, der die Einhaltung
des GAV überwacht. Daneben amtet
Thomas als Vorstand und Finanzverantwortlicher
der syndicom-Sektion
Bern. Bei der Swisscom arbeitet er als
ICT Service Manager Datenqualität in
Ittigen.
Text: Basil Weingartner
Bild: Illunauten
Das Personal stösst an
seine Grenzen – mehr
Lohn hilft da nicht
Wir setzen uns für neue Arbeitszeitmodelle
bei der Swisscom ein. Solche
braucht es aus mehreren Gründen.
Bei der Swisscom wurden im
letzten Jahrzehnt viele Prozesse
automa tisiert. Übrig geblieben sind
kom plexe, kopflastige Arbeiten. Das
Korrigieren von Prozessen und das
manuelle Prüfen und Anpassen von
Programmierungen brauchen sehr
hohe Konzentration – den ganzen
Tag, bei schnell wechselnden Aufgaben.
Die Angestellten stossen da an
ihre Grenzen. An dieser Tatsache
würden Lohnerhöhungen wenig ändern.
Eine grundsätzliche Arbeitszeitverkürzung
bei gleichbleibendem
Lohn ist deshalb angebracht.
Dies auch, weil die Produktivität
deutlich gestiegen ist. Doch hier
setzt sich ein langjähriger Trend fort:
Vom zusätzlich erarbeiteten Mehrwert
profitieren fast ausschliesslich
die Aktionäre und das Management.
Das muss sich ändern. Sonst hat
die Swisscom bald noch mehr Mühe,
gutes Personal zu finden.
Wir alle sind Teil der Strategiegruppe
von syndicom, die die GAV-
Verhandlungen vorbereitet und
führt. Über Jahre haben wir viele Modelle
angeschaut. Wir haben unsere
Arbeitskolleg*innen zu ihren Bedürfnissen
und Ideen befragt. Es zeigte
sich, dass es für über 50-Jährige neue
Modelle braucht, weil der Druck auf
diese Kolleg*innen besonders hoch
ist. Bei den Jüngeren steht die
Work-Life-Balance im Vordergrund.
Sie brauchen eine Anpassung der Arbeit
an die positiven Veränderungen
im Familienleben. Heute wollen Arbeitnehmende
mehr Zeit in der Familie
verbringen. Auch gibt es immer
mehr Leute, die neben der Arbeit studieren
und mit geeigneten Arbeitsmodellen
entlastet werden können.
Wir sind überzeugt, dass auch die
Swisscom von Arbeitszeitreduktion
und Modellen profitiert, die die Menschen
und ihre Bedürfnisse ins Zentrum
stellen. Angestellte, die privat
genug Zeit für sich haben, sind kreativer
und haben mehr Elan. Wir sind
offen für Gespräche. Wir hoffen, die
Swisscom auch.
Flexiblere Modelle haben viele
Vorteile; doch wir müssen aufpassen.
Denn ohne klare Leitplanken droht
der Druck durch die Flexibilisierungen
noch grösser zu werden.
Kurz und
bündig
Offener Brief gegen Sexismus \ Thema E-ID geht weiter \ Post:
Du bestimmst über deine Überstunden \ Digitaler Stammtisch
der Illus trator*innen \ Neue Regiosekretärin in Zürich \ Hausservice
der Post wird digital \ Neue Webseite der IG Pensionierte
5
Offener Brief der
Tamedia-Journalist*innen
78 Journalist*innen bei TX Group (Ex-Tamedia)
haben einen offenen Brief unterzeichnet,
in dem sie von sexistischen
Aussagen, von einer von Männern geprägten
Betriebskultur und von weiteren
Missständen bei der Mediengruppe berichten.
Um gegen den strukturellen
Sexismus zu kämpfen, fordern sie mehr
Anstand und Respekt, mehr Frauen in
Führungspositionen und ein standardisiertes
Verfahren, um gegen die im offenen
Brief genannte Diskriminierung
vorzugehen. syndicom unterstützt den
Kampf und die Forderungen der Unterzeichnerinnen
und verurteilt die im Brief
erwähnten Arbeitsbedingungen.
Abstimmungsergebnis E-ID
Am 7. März durften wir einen wichtigen
und überwältigenden Sieg für einen
starken öffentlichen Dienst feiern: Das
Schweizer Volk hat sich mit einem klaren
NEIN zur privaten E-ID geäussert.
Das Ergebnis bedeutet, dass grosses
Vertrauen in den Staat in Fragen der
Digitalisierung des Service public vorhanden
ist und es ein mangelndes
Vertrauen in private Unternehmen in
Fragen des Datenschutzes gibt. Jetzt
lehnen wir uns aber nicht zurück: Die
Arbeit am Thema E-ID muss weitergehen.
P.S. Wir entschuldigen uns bei der
Republik, dass wir sie im Magazin Nr. 21
als eine Quelle zur E-ID-Europa-Karte
auf Seite 15 vergessen haben.
Zeitsouveränität bei der Post
Der neue Gesamtarbeitsvertrag bei der
Post, seit Anfang 2021 gültig, bringt den
Angestellten mehr Selbstbestimmung
im Umgang mit ihren Überstunden.
Neu dürfen die Hälfte der Überstunden
selbst eingeplant und tageweise bezogen
werden. Der GAV schreibt ihnen
dieses Recht zu. So muss jeweils unmittelbar
nach der zweimal jährlich stattfindenden
Saldierung in Absprache mit
dem Team der tageweise Bezug der
Überstunden geplant werden. syndicom
hat eine Onlinebroschüre, «Du bestimmst
über deine Überstunden»:
syndicom.ch/uHQlQ
Digitaler Illustrator*innen-
Stammtisch
Bis zu 59 Personen waren am ersten
Online-Stammtisch der Illustrator*innen
bei syndicom eingeschaltet. Trotz
der fehlenden persönlichen Nähe entwickelte
sich rasch ein lebhafter, informativer
Austausch zum Thema «Wie
viel soll ich verlangen?». Auf Grund der
regen Nachfrage ist bereits der nächste
digitale Stammtisch geplant. Das
Thema «Clients from Hell» wird ebenfalls
Stoff für einen spannenden Abend
bieten. Termin: 12. Mai, 17 Uhr. syndicom.ch/illustammtisch
Tamara Balzer
Wir freuen uns, Tamara Balzer als neue
Regionalsekretärin im syndicom-Team
begrüssen zu dürfen. Tamara Balzer ist
für die Region Zürich und Ostschweiz
zuständig. Ihr hoher Gerechtigkeitssinn
war für sie Motivation, Jura zu studieren,
und hat sie auch zu ihrer gewerkschaftlichen
Arbeit geführt.
Post-Hausservice digital?
Bis Mitte 2021 wird der Hausservice der
Post digitalisiert und es wird nicht
mehr möglich sein, ein Schild an den
Briefkasten zu hängen, um den Postboten
zu rufen. Während dieses Angebot
geschlossene Poststellen ersetzen und
den Zugang zum Postboten für alle ermöglichen
sollte, ist klar, dass der Service
public der Post immer nur komplizierter
wird.
Runderneuerter Webauftritt
der IG Pensionierte
Wie in unserer letzten Ausgabe auf
Seite 30 angekündigt, wurde der Internetauftritt
der Interessengruppe (IG)
Pensionierte überarbeitet und neu gestaltet.
Ihr könnt die Webseite erreichen
unter Pensionierte.syndicom.ch.
Alle IG von syndicom sind weiterhin
online unter einem Dach zu finden:
ig.syndicom.ch.
Agenda
Mai
1.
Tag der Arbeit
Angesichts der zunehmenden Prekarität
vieler Arbeitender wird die gewerkschaftliche
Mobilisierung am 1. Mai absolut
entscheidend sein. Aufgrund der
Hygienemassnahmen werden jedoch
nur lokale Versammlungen genehmigt.
Anmeldung ab demnächst auf deinem
Regiosekretariat oder auf den Webseiten
von syndicom und SGB!
3.
Welttag der Pressefreiheit
Mehr denn je muss die Pressefreiheit
verteidigt werden, denn die Internationale
Journalisten-Föderation (IFJ) gab
kürzlich bekannt, dass im Jahr 2020
65 Journalistinnen und Journalisten
im Dienst ihr Leben ver loren haben.
Die Unesco veranstaltet zum 30. Jahrestag
der Windhoek-Erklärung zur
Pressefreiheit eine Konferenz in Namibia:
Bit.ly/2QS85uQ (englisch).
21.
Strike for Future
Initiiert von der Klimastreik-Bewegung,
legt dieser grosse Aktions- und Streiktag
einen weiteren Grundstein für den
langfristigen Wandel hin zu einer nachhaltigen
Gesellschaft, auch für die Zukunft
unserer Arbeitsplätze (siehe
auch Artikel Seite 18). Wir laden euch
ein, euch an lokalen Aktionen zu beteiligen
und dabei die geltenden Schutzmassnahmen
zu beachten.
Mehr Infos: strikeforfuture.ch
Juni
14.
Frauenstreik
In diesem Jahr des 50. Jahrestages
des Frauenwahlrechts ist der Frauenstreik
umso wichtiger. Informationen
zu den verschiedenen Veranstaltungen
und Mobilisierungen werden zu gegebener
Zeit auf der syndicom-Website
veröffentlicht. Merkt euch das Datum
vor!
syndicom.ch/agenda
6 Die andere
Monia Vidi ist Chief Human Resources Officer bei localsearch
Seite
(Swisscom Directories). Der neue Gesamtarbeitsvertrag mit
localsearch, der seit 1. Januar 2021 in Kraft ist, bietet fortschrittliche
Arbeitsbedingungen.
1
Wie unterstützt der neue GAV Ihre
Aktivitäten im Zeitalter der digitalen
Transformation?
Der neue GAV bietet unseren Mitarbeitenden
berufliche Sicherheit. Das
ist gerade in unserer schnelllebigen
Branche von grosser Bedeutung und
macht uns attraktiv als Arbeitgeber.
Das kommt allen zugute, denn je besser
sich unsere Mitarbeitenden bei
uns aufgehoben fühlen, desto mehr
Energie und Motivation steht für die
Bewältigung der unternehmerischen
Herausforderungen zur Verfügung.
2
Wie hat localsearch von der Beteiligung
der Mitarbeitenden an den
Diskussionen und der Entwicklung
des GAV profitiert?
Die Mitarbeitenden stehen im Mittelpunkt
des GAV und ihre Beteiligung
war eine wichtige Voraussetzung für
ein besseres Verständnis ihrer Bedürfnisse.
Die Personalvertretung
entwickelte gemeinsam mit den Gewerkschaften
Vorschläge. In den Diskussionen
und Verhandlungen war
die Mitarbeitersicht entscheidend,
um die aufgeworfenen Probleme konkret
und verständlich zu formulieren.
3
Der GAV enthält neue Regelungen im
Zusammenhang mit der Digitalisierung.
Können Sie uns mehr über
diesen Ansatz erzählen?
Die Digitalisierung bringt sowohl
Chancen als auch Risiken mit sich.
Dem wollen wir Rechnung tragen und
das richtige Arbeitsumfeld für eine
bestmögliche Work-Life-Balance
schaffen. Es ist uns wichtig, unseren
Mitarbeitern so viel Freiheit wie möglich
und alle Werkzeuge zu bieten,
die sie brauchen, um ihr Bestes zu geben.
Dazu gehören auch «Lebenslanges
Lernen» und «Remote Work».
4
Um die Entwicklung Ihrer Teams zu
ermöglichen, wird die Weiterbildung
gefördert. Wie konkret?
Weiterbildung geht heute über die
traditionellen Formen hinaus, Lernziele
können selbständig im eigenen
Tempo gesetzt werden. Dieses
«selbstgesteuerte Lernen» kann überall
und zu jeder Zeit stattfinden. Wir
wollen diese Form des Lernens und
die Entwicklung unserer Mitarbeiter
unterstützen. Es ist auch für uns von
Vorteil, denn eine erfolgreiche Organisation
benötigt kompetente Mitarbeitende.
5
In einer Branche, die Mühe hat, Fachkräfte
zu rekrutieren und zu halten,
was bringt Ihnen der GAV?
Ein guter GAV macht uns als Arbeitgeber
attraktiv, denn er zeigt, wie
wichtig uns unsere Mitarbeitenden
sind. Natürlich sind die Anforderungen
bei uns hoch. Aber: Die Balance
ist entscheidend. Wir bieten fortschrittliche,
faire Anstellungsbedingungen
und viele Freiheiten. Im
Gegen zug leisten unsere Mitarbeitenden
vollen Einsatz.
6
Was sind die wichtigsten technologischen
Herausforderungen für localsearch
in den kommenden Jahren?
Die technologische Entwicklung ist
rasant, sie spielt aber voll in unsere
Hände. Sie ermöglicht uns, für unsere
KMU-Kunden neuartige, innovative
Produkte im Bereich des digitalen
Marketings zu konzipieren und auf
den Markt zu bringen. Daneben legen
wir den Fokus auf das Entschlacken
und Automatisieren von Prozessen.
Das hilft uns dabei, weniger fehleranfällig
und gleichzeitig agiler zu sein.
Fragen: Daniel Hügli
Bild: HR-Today/Aniela Lea Schafroth Photography
Gastautor
In einer gut organisierten Gesellschaft
sollten Produktivitätsgewinne, die sich
vor allem aus der Automatisierung und Digitalisierung
der Wirtschaft ergeben, eigentlich zu
kürzeren Arbeitszeiten und höheren Löhnen der
Angestellten im betroffenen Sektor führen.
Stattdessen bringen sie eine Prekarisierung der
Arbeitsplätze und massive Unterbeschäftigung
mit sich, die durch die Covid-19-Pandemie noch
verschärft werden. Die soziale Ungerechtigkeit
wird dadurch weiter verstärkt.
Die Prozesse, die den Reichtum in wenigen
Händen konzentrieren, laufen immer schneller
ab. Gemäss der Weltbank musste 2018 circa
die Hälfte der Weltbevölkerung mit weniger als
5.50 Dollar pro Tag leben. 2020 könnten bis zu
100 Millionen Menschen zusätzlich in extreme
Armut gestürzt sein und gezwungen, mit weniger
als 1.90 Dollar täglich auszukommen.
Das Gesamtvermögen der zehn Reichsten der
Welt hingegen hat sich 2020 gemäss Oxfam auf
1120 Milliarden Dollar fast verdoppelt. Am 20. Juli
2020 ist Jeff Bezos, der 11 Prozent der Amazon-
Aktien besitzt, in einem Tag um 13 Milliarden
Dollar reicher geworden!
Da sich Produktivitätsgewinne stärker in
den Börsenkursen niederschlagen als in mehr
Freizeit und das vermeintliche «Durchsickern»
der Reichtümer nach unten dem Gesetz der
Schwerkraft nicht folgt und sich der Reichtum
an der Spitze der sozialen Pyramide konzentriert
– dann ist dies Ausdruck von einer schwerwiegenden
Fehlfunktion der Gesellschaft.
Eine Gesellschaft, die einen grossen Teil ihrer
Mitglieder ausschliesst und vergisst, dass sie
diese respektvoll behandeln muss, ebnet politischen
oder wirtschaftlichen Führern den Weg,
die in krassem Antagonismus zu den grossen
gesellschaftlichen Herausforderungen und den
Wünschen und Bedürfnissen der Menschen
stehen.
Produktivitätsgewinn
und Freizeit
Marc Chesney ist Professor an der Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät der
Universität Zürich und ist Leiter des
Kompetenzzentrums für Sustainable
Finance. Er ist Autor des Buchs «Die
permanente Krise», dessen zweite Auflage
im April 2019 beim Versus Verlag
erschienen ist. Er vertritt einen kritischen
Standpunkt gegenüber dem
Finanz sektor und dessen Casino-Mentalität.
Marc Chesney hat eine Volksinitiative
mitlanciert, welche insbesondere
die Mehrwertsteuer durch eine Mikrosteuer
auf dem bargeldlosen Zahlungsverkehr
ersetzen will.
7
10 Die 4-Tage-Woche holt uns aus der Krise
12 Damit alle Haus- und Care-Arbeit leisten können
13 Unser branchenpolitisches Arbeitsheft für 2021
14 Erste Erfahrungen im Ausland stimmen optimistisch
Dossier 9
Weniger
arbeiten,
besser
leben
10 Dossier
So führt uns die 4-Tage-Woche
aus der Krise – und durch die
beschleunigte Digitalisierung
Unerwartet erleben wir gerade ein Grossexperiment
in Arbeitszeitreduktion.
Wir müssen die Arbeit fair teilen.
Text: Oliver Fahrni
Jacinda Ardern ist keine Politikerin wie andere. Die Premierministerin
Neuseelands führt gerne hart, aber fürsorglich.
Als 2019 ein Neofaschist in zwei Moscheen 51
Betende erschoss, verbot Ardern kurzerhand alle halbautomatischen
Waffen und Sturmgewehre. Und liess die
Schiess prügel landesweit einsammeln.
Covid-19 liess sie erst gar keine Chance. Bilanz nach
einem Jahr Corona: weniger als 100 Tote, das Leben geht
weiter. Was machte den Unterschied? Ardern hat die Neuseeländer*innen
in ihre Politik eingebunden. Während
des Lockdowns setzte sie sich jeden Abend auf ihr Sofa
und sprach mit den fünf Millionen Bewohner*innen
(«mein Team») per Facebook-Live darüber, was nun zu tun
sei. Geradeheraus, ohne Rechtfertigungen oder Panikmache.
Sie hörte Vorschläge und Einwände, beantwortete
Fragen zu Lohnersatz, Fieberkurven und Arbeitslosengeld.
Irgendwann sagte Ardern: «Wir sollten die 4-Tage-
Woche einführen. Bei vollem Lohn. Das würde allen dienen,
und ein zusätzlicher freier Tag könnte unserem Tourismus
und der Gastronomie wieder auf die Beine helfen.»
Milliarden für die Krisengewinnler
Weniger arbeiten, um die Krise zu lösen? Unverhofft hat
uns die «Corona-Krise» ein globales Grossexperiment mit
kürzeren Arbeitszeiten beschert. Die waren lange tabu.
Doch nun werden mancherorts die 30-Stunden-Woche,
der Sechsstundentag oder die 4-Tage-Woche geprüft, da
und dort sogar erprobt (siehe Artikel Seite 14).
Die abrupteste Form von Arbeitszeitverkürzung ist
Kurzarbeit. Sie hat in vielen Ländern den Anstieg der Arbeitslosigkeit
gebremst. Einige Schweizer Konzerne und
ihre Aktionäre sind mit Kurzarbeit und mit den Bundesmilliarden
bestens gefahren. Allein die 30 grössten
Schweizer Firmen schütten jetzt mehr als 39 Milliarden
Franken Dividenden aus – und nochmals viele Milliarden
über Aktienrückkauf-Programme.
Dennoch drängen die Krisengewinnler auf längere Arbeitszeiten.
Die 40-Stunden-Woche ist, abgesehen von wenigen
Branchen, längst ein sinnloses Schreckgespenst.
Im Schnitt arbeiten Vollzeitbeschäftigte heute 20 Stunden
länger pro Jahr als noch 2015. Der Gewerbeverband
fantasiert seit einiger Zeit von der 50-Stunden-Woche als
neuer Norm. Liest man die Verlautbarungen der Arbeitgeber,
soll die Krise nun über verlängerte Arbeitstage, unkontrollierte
Flexibilisierung, Sonntags- und Nachtarbeit
und schrankenlose digitale Heimarbeit bewältigt werden.
Volkswirtschaftlich ist das blanker Unsinn, weil diese
Strategie keine Jobs rettet, sondern viele vernichtet. Und
den Druck auf jene erhöht, die noch Arbeit haben. Doch
die ideologisch verhärtete Position der Arbeitgeber zeigt
an, wo die Fronten in der grossen Auseinandersetzung um
die Schweiz nach der Krise verlaufen. Es lohnt sich, etwas
genauer hinzuschauen.
Die doppelte Krise
Das beginnt mit der «Corona-Krise». Eine irreführende Bezeichnung.
Die Weltwirtschaft trat 2018 in eine neue Phase
heftiger Erschütterungen ein, der Handel brach weg
und 2019 mussten Banken und das Finanzsystem schon
mit Milliarden von Dollar stabilisiert werden. Alles lange
vor Ausbruch der Epidemie.
Doch dann haben Sars-CoV-2, «das Virus der Ungleichheit»,
wie es die Hilfsorganisation Oxfam nennt, die Lockdowns
und die fast 25 000 Milliarden Dollar der Rettungspakete
die Krise und den Umbau des Systems auf Lichtgeschwindigkeit
beschleunigt. Vorab seine zwei dominanten
Tendenzen: Die extreme Konzentration von Vermögen,
Kapital, Einkommen und Chancen in immer weniger
Händen. Und die umfassende Digitalisierung von
Wirtschaft und Gesellschaft.
Was bisher nur schleppend anging und oft kaum mehr
als ein Medien-Gag schien, nimmt nun sehr rasch die
Form von datengetriebenen Geschäftsmodellen an: Die
Digitalisierung wird in den kommenden fünf Jahren unsere
Arbeitswelt, unseren Konsum und unsere Lebensformen
auf den Kopf stellen. Dieser Tage bekommen einige
unter uns einen Vorgeschmack auf diese neue Welt, in
Form von digitaler Heimarbeit rund um die Uhr.
Digital nur mit 4-Tage-Woche
Eigentlich wissen alle Ökonomen von Verstand, dass die
Digitalisierung die starke Verkürzung von Arbeitszeiten
geradezu erzwingt, soll sie nicht in einer sozialen Katastrophe
münden. Der Grund ist simpel: Digitale Arbeit
erhöht die Produktivität der Arbeit scharf. Ökonomisch
gesprochen: Grosse Wertschöpfung bei geringem Ressourceneinsatz.
Das meint vor allem eine Ressource – die
menschliche Arbeit. Nur sie schafft Wert (Geld arbeitet
nicht). Aber mit digitalen Techniken (also der zur Maschine
gewordenen Arbeit von Ingenieuren, Maschinenmechanikern,
Programmiererinnen etc.) lassen sich die
Lohnstückkosten einer Ware oder Dienstleistung entscheidend
senken. Hier trifft die Digitalisierung die
Grundmechanik kapitalistischen Wirtschaftens. Von Anfängen
an ging es darum, die Arbeit so zu organisieren,
dass der Lohn für die Arbeit tiefer war als der Wert der produzierten
Ware. Je höher diese Differenz, desto grösser
am Ende der Gewinn für das Kapital.
Freie Zeit
ist ein
Menschenrecht.
Dafür hat der Industriekapitalismus ein strenges Zeitregime
eingerichtet, dem die menschliche, die gelebte
Zeit mit Zwangsmassnahmen unterworfen wurde. Wir haben
das längst verinnerlicht. Aber wie sehr dieses Zeitregime
auf Zwang baut, zeigte sich dieser Tage, als viele
Menschen in Kurzarbeit oder in Heimarbeit zurück in
eine menschliche Zeit fielen. In ihren «Biorhythmus».
Weil die Arbeit durch Lernprozesse und Automatisierung
immer produktiver wurde, konnten Gewerkschaften
seit 1850 in langen, aufreibenden Kämpfen wachsende
Löhne, soziale Absicherungen und mehr freie Zeit erringen.
Vom 16-Stunden-Tag in der Fabrik zum 12-Stunden-Tag
im Glarner Fabrikgesetz (1864), zum (theoretischen)
8-Stunden-Tag heute. Von der 6½-Tage-Woche zu
fünf Tagen. Von der 58-Stunden-Woche über 48 Stunden
(Generalstreik 1918) zur faktischen 42,5-Stunden-Woche.
Der Weckruf der Frauen
Freie Zeit ist ein Menschenrecht. Weniger Zeit aufs Überleben
zu verwenden, um mehr zu leben, ist kein Spruch
für Work-Life-Seminare, sondern ein uraltes menschliches
Projekt. Der Kern aller utopischen Entwürfe. Erst
wenn die nackte Notwendigkeit gebändigt ist und etwas
Musse eintritt, entsteht Zivilisation. Das syndicom-Magazin
hat diese Geschichte der Emanzipation in einem Dossier
im Frühjahr 2018 erzählt.
Doch nachdem 1976 die Initiative für eine 40-Stunden-Woche
gescheitert war, legten die Gewerkschaften
ihre Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten vorläufig auf
Eis. Genauer: sie verlegten sie in die GAV-Verhandlungen.
Die meisten Gesamtarbeitsverträge sind heute weit fortschrittlicher
als das Arbeitsgesetz. Der Weckruf kam in
jüngerer Zeit von der Frauenbewegung. Kürzere Arbeitszeiten
für Frauen und Männer sind eine Voraussetzung
für die gerechtere Aufteilung der gesellschaftlich notwendigen
Arbeit (Haushalt, Care, Kindererziehung), die nicht
entlöhnt wird (siehe Artikel S. 12). Und zuletzt meldete
sich auch die Ökologiebewegung: Klimaschutz und der
sorgsame Umgang des Menschen mit sich selbst verlangen
nach einer Entschleunigung.
Problem: Seit Mitte der 1980er-Jahre behielten die Arbeitgeber
Produktivitätsfortschritte zunehmend für sich.
Heute aber entscheidet die kollektive Nutzung der digitalen
Produktivitätsfortschritte über die Zukunft der Gesellschaft.
Denn Wohlstand und sozialer Fortschritt hängen
nicht nur daran, ob es gelingt, die digitale Plattformarbeit
zu regulieren, die Entwicklung eines Massen-Klickproletariats
zu stoppen, die schlimmen Formen von Flexibilisierung
(wie Arbeit auf Abruf) zu verhindern und die Entgrenzung
der Arbeitszeit durch digitale Heimarbeit zu
unterbinden (mit einem Recht auf Abschalten). Dem gesellschaftlichen
Crash entgehen wir nur, wenn die Gewerkschaften
verhindern, dass das Kapital die wachsende
Produktivität in der Zerstörung von Arbeitsplätzen versilbert.
Wir müssen die Arbeit mit Arbeitszeitverkürzungen
besser verteilen.
Das ist eine alte Forderung. Sie ist erprobt. Etwa in
Frankreich. Zwischen 1998 und 2002 führte die Regierung
in Paris die gesetzliche 35-Stunden-Woche ein. Seither bezichtigen
Wirtschaftsjournalisten und Politiker gern die
«35 Stunden» aller Katastrophen. Seit 2002 hat jede französische
Regierung die «35 Stunden» mit neuen Verordnungen
aufgeweicht. Heute zeigen umfassende Studien:
Die Arbeitszeitverkürzung ist besser als ihr Ruf. Sie hat
Frankreich einen Schub gegeben. Vor allem haben die «35
Stunden» tatsächlich viele Arbeitsplätze geschaffen.
Die Gewerkschaften werden die angelaufenen Experimente
jetzt genau beobachten. Denn klar ist: Die Schweiz
braucht einen neuen Gesellschaftsvertrag zwischen Kapital
und Arbeit. Eine flexible 30-Stunden-Woche wäre ein
ziemlich guter Anfang.
12 Dossier
Wenn alle weniger arbeiten würden ...
Die Verkürzung der Arbeitszeit ist auch Teil der
Gleichstellungsdebatte. Wenn die hier notwendigen
politischen Massnahmen utopisch
erscheinen, so offenbart dies vor allem eine
unhaltbare Vorherrschaft der Wirtschaft.
Text: Muriel Raemy
In der Schweiz ist es praktisch unmöglich, Erwerbsarbeit
und Familie unter einen Hut zu bringen. Diese dringende
Frage betrifft den Arbeitsmarkt, aber auch die Gesellschafts-
und Familienpolitik, die Gleichstellung der Geschlechter
und die Chance, das Leben nach eigenen Ideen
zu gestalten. Mögliche Lösungsansätze auf der wirtschaftlichen
Ebene führen zu einer gewerkschaftlichen Forderung,
die am Schnittpunkt der Herausforderungen steht:
Reduktion der Erwerbsarbeit für alle.
Unhaltbare wirtschaftliche Ausbeutung
Weniger zu arbeiten, könnte grosse Kreise ziehen. «Die
Bedürfnisse verändern sich im Lauf des Lebens. Junge Eltern
hätten die Möglichkeit, die Kinder gemeinsam zu betreuen,
andere könnten sich um ihre alten Eltern kümmern»,
sagt Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung bei
syndicom. Der Zugang der Frauen zum Arbeitsmarkt führte
in der Praxis nicht dazu, dass Männer mehr Familienoder
Hausarbeit leisten. Mit kürzerer Arbeitszeit könnten
auch vollzeitarbeitende Männer sich mehr der Care-Arbeit
widmen, die bis heute auf den Frauen lastet.
2020 rechnete die feministische Ökonomin Mascha
Madörin aus, dass von den 8,7 Milliarden Stunden unbezahlter
Arbeit – Kochen, Putzen, Erziehen, Unterstützung
bei den Hausaufgaben, Pflegen, Zuhören, Gärtnern, Einkaufen,
Waschen, Ehrenamt, Bezahlen von Rechnungen
– 5,6 Milliarden Stunden auf die Frauen entfallen. Patrizia
Mordini: «Diese ungleiche Verteilung entspricht einem
Verlust von ca. 80 Milliarden Franken für die Frauen!» Die
Zahlen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE
2018) zeigen das ganze Ausmass: 61 Prozent der erwerbstätigen
Frauen, aber nur 14 Prozent der erwerbstätigen
Männer gaben an, ihre Arbeitszeit für die Betreuung von
Kindern unter 15 Jahren reduziert zu haben. Dies wirkt
sich direkt aus in Form von tieferen Einkommen und einer
riesigen Lücke in den AHV-Beiträgen der Frauen. Zudem
wenden sich Frauen, wenn sie Mütter werden, häufig
einer Erwerbsarbeit mit weniger Verantwortung zu und
ziehen es vor, ihre Kinder selbst zu betreuen – zu Lasten
ihrer finanziellen Unabhängigkeit.
Die Forderung ist deshalb simpel: Es braucht kürzere
Arbeitszeiten. «Um die schon nachteilige wirtschaftliche
Lage der Frauen nicht noch mehr zu verschlechtern, setzen
wir uns für eine Arbeitszeitverkürzung bei gleichem
Lohn ein», erklärt Patrizia Mordini. Ist das nicht utopisch?
«Utopisch ist für mich, ungeschriebene Gesetze nicht in
Frage zu stellen: Gesetze, wonach eine Frau keinen Zugang
zu Jobs hat, die ihren Kompetenzen entsprechen,
wonach sie für dieselbe Arbeit weniger verdient und,
schlimmer noch, wonach bestimmte unentbehrliche,
«traditionelle Frauenberufe» ganz einfach nicht geschätzt
werden. Sobald die Pflege- und Betreuungsberufe umfassend
anerkannt und gut bezahlt sind, werden sich Männer
dafür interessieren und einsteigen, da bin ich sicher!»
Gewerkschaftliche Forderungen
Die Gewerkschaft syndicom nennt keine Zahl als Ziel bei
der Wochenarbeitszeit. «Wir verlangen einen Bewusstseinswandel:
kürzere, planbare und verlässliche Arbeitszeiten,
längere Elternurlaube und externe Kinderbetreuung,
die an eine möglichst lange und flexible Erwerbsarbeit
angepasst ist – ohne dass jedoch Flexibilisierung und
Digitali sierung zu einer neuen Bedrohung für die Balance
zwischen Arbeit und Leben werden.» Ein Gesellschaftsprojekt
fordert Patrizia Mordini also, in welchem der Staat
eine Wirtschaft fördert, die sich an den Bedürfnissen des
realen Lebens orientiert. Mit diesem Projekt im Hinterkopf
setzt sich syndicom für die Einführung von an den
jeweiligen Lebensabschnitt angepassten Arbeitszeitmodellen
in den Betrieben ein.
Die Zeit ist nicht der einzige Feind
Neben der Wochenarbeitszeit ist die Gewerkschaft
an weiteren Fronten aktiv. Ein Überblick
zur Lage in den Sektoren von syndicom.
Text: Giovanni Valerio
Im Pandemiejahr hat sich die bereits schwierige Lage der
Arbeitnehmenden in der Logistik noch verschlimmert. In
einer jüngsten Umfrage von syndicom zeigte sich, dass
63 % der PostMail-Angestellten Mühe haben, Arbeit, Freizeit
und Familie miteinander zu vereinbaren. 54 % der Belegschaft
von PostLogistics geben an, dass der schnelle Arbeitsrhythmus
Folgen für ihre Gesundheit hat. Der Boom
beim Onlinehandel während des Lockdowns und die folgende
Paketflut haben sicherlich Spuren bei den Arbeitsbedingungen
hinterlassen. «Es braucht mehr Personal»,
fordert Matteo Antonini, Zentralsekretär Logistik bei syndicom.
«So kann verhindert werden, dass die schwankenden
Volumen die Gesundheit zu stark belasten. Der neue
Gesamtarbeitsvertrag enthält wichtige Bestimmungen,
um die Überstunden zu begrenzen und arbeitsfreie Tage
zu garantieren. Zum Beispiel ist es mit der Bekanntgabe
der Arbeitspläne zwei Wochen im Voraus möglich, zusätzliche
Einsätze abzulehnen, ohne dass dies Folgen hat. Zudem
wird die Einhaltung der Zeitsaldi zweimal jährlich
durch eine Saldierung sichergestellt, und die Hälfte der
Überstunden kann tageweise geplant werden.»
Grafische Industrie:
Eindämmen der Krise mit der 42-Stunden-Woche?
Im Mediensektor hingegen hat die Pandemie die Überstundenproblematik
– Alltag im Journalismus – lediglich
auf später verlagert. Da zahlreiche Verlage Kurzarbeitsentschädigung
erhalten, sind sie bei den Überstunden
sehr vorsichtig, um keine Sanktionen des Seco zu riskieren.
In der grafischen Industrie vermochte die Gewerkschaft
eine Situation zu entschärfen, die sich aufgrund
der seit den 90er-Jahren andauernden Krise in der Branche
noch zu verschlechtern drohte: Nach GAV können die
Arbeitgeber die Arbeitszeit mit schriftlichem Einverständnis
der Personalkommission oder der Angestellten
selbst auf 42 Stunden erhöhen. Im Dreischichtbetrieb bedeutet
dies, dass ein Samstag im Monat zusätzlich gearbeitet
werden muss. 2012 hatte syndicom in Bern über
hundert Personen gegen die 42 Stunden als Normalarbeitszeit
mobilisiert. Damit wurde die Erhöhung nicht
vollständig gestoppt. Zumindest aber wird sie nicht überall
angewendet. Allerdings ist festzustellen, dass die Möglichkeit
zur Erhöhung der Arbeitszeit entgegen den Befürchtungen
nicht zu Kündigungen geführt hat.
Swisscom: Flexibilität und Mitwirkung
Flexible Arbeitszeiten. Modelle für eine Teilpensionierung.
Hybridlösungen zwischen Homeoffice und Arbeit
im Betrieb, auch nach der Pandemie. Dies sind einige der
Ideen, die eine erste Reihe von Umfragen bei den Angestellten
von Swisscom ergeben hat. Im Mai werden Workshops
mit den Mitarbeitenden durchgeführt, um die Forderungen
für den neuen GAV zu konkretisieren. Die
Verhandlungen beginnen im Herbst, sodass der GAV 2022
unterzeichnet werden kann.
Die Voraussetzungen für kürzere Arbeitszeiten sind
gegeben, sagt Daniel Hügli, Zentralsekretär ICT bei syndicom:
«Sie beruhen auf drei Punkten: der Motivation des
Personals, die in der Umfrage sichtbar wurde; der Produktivität,
die sich mit der Arbeitszeitverkürzung zeigt; und
einer grösseren Attraktivität von Swisscom auf dem Markt.
Wenn Swisscom junge Talente anziehen will, muss sie
auch hervorragende Arbeitsbedingungen bieten. Flexibilität
und Mitwirkung sind dafür sehr wichtig. So wie das
an die verschiedenen Lebensphasen angepasste flexible
Arbeitszeitmodell, über das wir derzeit diskutieren. Jede
und jeder muss die Wahl haben.»
Aktuelles aus unseren Branchen:
syndicom.ch/branchen
14
Dossier
Rund um den Globus wird
experimentiert und realisiert
Immer mehr Unternehmen versuchen es mit
weniger Arbeitsstunden. Die Resultate sind
ermutigend: Die Leute werden produktiver,
sind weniger gestresst und gesünder. Erste
progressive Regierungen wollen Arbeitszeitverkürzung
ins Gesetz schreiben.
Text: Andreas Minder
Eine ist am Skifahren, die Zweite sitzt hoch über einer
Meeresbucht, der Dritte hält einen kapitalen Karpfen in
die Kamera. Auf der Website der Firma Emagnetix, einer
österreichischen Agentur für digitales Marketing, werden
die Mitarbeitenden bei ihren Freizeit- und Ferienaktivitäten
gezeigt. Sie haben reichlich davon. Die Firma hat 2018
die 30-Stunden-Woche eingeführt, bei gleichem Lohn.
«Wir haben kaum mehr neue Mitarbeitende gefunden»,
begründet Geschäftsführer Klaus Hochreiter die Arbeitszeitverkürzung.
Der Schritt hat sich für alle Beteiligten
ausbezahlt. Rekrutierungsprobleme sind Geschichte,
die Firma ist stark gewachsen. Sie beschäftigt heute über
dreissig Mitarbeitende, mehr als doppelt so viele wie vor
der 30-Stunden-Woche. Und denen geht es gut. Eine externe
Evaluation ergab, dass sich über 80 Prozent von ihnen
gesünder fühlen. Zwei Drittel gaben an, ihre Arbeitsbelastung
sei gesunken.
Dass die Rechnung aufgeht, hat gemäss Hochreiter
zwei Hauptgründe. Erstens: Es wurden Kosten eingespart,
indem alles Mögliche digitalisiert und automatisiert wurde
und indem unnötige Sitzungen gestrichen wurden.
Zweitens: Die Mitarbeitenden wurden effizienter. Hochreiter,
der sich selbst auch an die 30 Stunden hält, sagt,
man verzettle sich weniger, wenn man wisse, dass man
weniger Zeit zur Verfügung habe. Zudem sei man – gerade
in der Kreativbranche – sowieso nicht mehr als sechs
Stunden pro Tag produktiv.
Gute Erfahrungen weltweit
Emagnetix ist kein Einzelfall. Auf der ganzen Welt experimentieren
unterschiedlichste Unternehmen mit Arbeitszeitverkürzungen.
Die neuseeländische Treuhandgesellschaft
Perpetual Guardian zum Beispiel führte 2018 für
ihre rund 250 Mitarbeitenden die 4-Tage-Woche ein. Auch
bei vollem Gehalt, auch mit Erfolg: Die Produktivität ist
gestiegen, der Stress gesunken, die Work-Life-Balance
ausgeglichener. In Japan gab Microsoft seinen 2300 Angestellten
einen Monat lang jeden Freitag frei. Resultat: Die
Leute waren motivierter und ihre Produktivität stieg um
40 Prozent. Die Liste liesse sich beliebig erweitern.
Bei so viel guten Erfahrungen fragt es sich, weshalb weniger
Arbeitsstunden nicht längst die Regel sind. Eine
Antwort liefert möglicherweise ein weiterer, viel zitierter
Versuch: In einem städtischen Altersheim in Göteborg
wurde 2015 der 6-Stunden-Tag eingeführt. Mit vergleichbarer
Wirkung: Auch hier fühlte sich das Personal fitter,
aufmerksamer und gelassener. Trotzdem wurde das Experiment
nicht weitergeführt, auch wegen der Kosten: Es
hatten zusätzliche Pflegende eingestellt werden müssen,
was als zu teuer befunden wurde. Im Gegensatz zu den erfolgreichen
Beispielen waren die Produktivitätsfortschritte
weniger gross, und sie hatten sich nicht in der Kasse,
sondern «nur» in besserer Pflegequalität manifestiert.
Dies – und der traditionelle Widerstand von Arbeitgebern
– dürfte es Arbeitszeitverkürzungen in einigen Betrieben
schwer machen, allen positiven Effekten zum Trotz.
Linke Regierungen gehen voran
Aktuell gibt es in mehreren Ländern Vorstösse, die Arbeitszeit
von staatlicher Seite zu reduzieren. Im Herbst
2020 erwägt die linke Regierung in Spanien die Einführung
einer 4-Tage-Woche. Ein dreijähriges Pilotprojekt,
das zusammen mit den Gewerkschaften entwickelt wurde,
ist jetzt auf dem Weg. In Finnland erarbeitet die Mitte-links-Koalition
Pläne für eine Arbeitszeitreduktion.
Und wiederum in Neuseeland ermuntert Regierungschefin
Jacinda Ardern die Arbeitgeber zur 4-Tage-Woche (siehe
Seite 10). Sie bringt zusätzlich die coronabedingte Krise
des Tourismus ins Spiel: Mit mehr Freizeit könnten die
Menschen mehr Ferien machen – zur Freude von Hotels,
Restaurants und Transportbetrieben. Wann können wir
das in der Schweiz auch?
Einblick in die Debatte in Deutschland bei Ver.di:
Bit.ly/2PsuNsx
Fotostrecke
Das Konzept unseres Fotografen Olivier Vogelsang arbeitet
mit einer Doppelbelichtungstechnik und erschafft damit
einen kontemplativen Blick auf unser Verhältnis zur Arbeitszeit.
Mit dem Begriff der Zeit, definiert durch den Himmel
von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung, ist
hier die Arbeitszeit verbunden, die durch die Berufe unserer
Branchen in Aktion dargestellt wird.
Olivier Vogelsang ist seit fast 30 Jahren engagierter Reporter-Fotograf
und arbeitet für die Schweizer und internationale
Presse sowie für Organisationen. Er hat über zahlreiche
Kriegsgebiete berichtet und war Zeuge des durch Bürgerkriege
verursachten Leids. Als Autor mehrerer Bücher wurde
er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Swiss Press Award.
Wer mehr über seine Arbeit erfahren will, besucht seine Website:
Disvoir.net
Arbeitszeit
Stimmt es, dass wir in der Schweiz im Vergleich mit unseren
Nachbarn viel arbeiten? Ein genauerer Blick auf die Statistiken
zeigt, dass es nur bedingt stimmt. Ebenfalls erstaunlich: Wir
leisten mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit und weltweit
betrachtet arbeiten Menschen in ärmeren Regionen mehr als
Menschen in wohlhabenderen Regionen.
Wir leisten mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit
9,245
Milliarden
Stunden unbezahlte Arbeit (Haus-,
Familien- und Freiwilligenarbeit)
7,929
Milliarden
von allen Erwerbstätigen
geleistete Stunden
Quelle: Quelle: BFS – Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE), Schweizerische Lohnstrukturerhebung
(LSE), Zahlen für 2019
Fortschritt sieht anders aus
Die betriebsübliche Arbeitszeit stagniert in der Schweiz seit 20 Jahren.
46
45
44
43
42
41
Viele Schweizer*innen weichen der Vollzeitstelle mit
langen Arbeitszeiten aus
Tatsächliche Wochenarbeitszeit pro Erwerbstätige*n in Stunden für 2018.
40
1973
1975
1980
1985
1990
1995
Quelle: BFS – Statistik der betriebsüblichen Arbeitszeiten (BUA)
2000
2005
2010
2015
2019
nur Vollzeitangestellte
Schweiz
Grossbritannien
gesamte Bevölkerung
Wie viel wir arbeiten, hängt von unserem
Erwerbsstatus ab
Tatsächliche Wochenarbeitszeit der Vollzeiterwerbstätige*n in Stunden,
in der Schweiz für 2018.
Griechenland
Männer
Frauen
Deutschland
Österreich
Spanien
Italien
Frankreich
0 5 10 15 20 25 30 35
40 45
Selbständigerwerbende
51.9
48.5
Arbeitnehmende in eigener Firma
48.7
45.9
Arbeitnehmende
41.3 40.2
Lernende (im Betrieb)
29.9
28.7
Quelle: Eurostat
Quelle: BFS – Arbeitsvolumenstatistik (AVOL)
Ungesund lange Arbeitszeiten weltweit
Anteil der arbeitstätigen Bevölkerung, die mehr als 48 Stunden pro Woche arbeitet in Prozent. Die internationale
Arbeitsorganisation (engl: ILO) legt die Grenze für überlange und ungesunde Wochenarbeitszeiten bei 48 Stunden fest.
Europa und Zentralasien
10,8 %
10,5 %
Entwicklungsländer
Industrieländer
Total
40,5 %
36,1 %
21,7 %
15,9 %
Amerika
19,3 %
10,3 %
Afrika
32,8 %
Arabische
Staaten
43,6 %
47,2 %
Asien und Pazifik
23 %
45,8 %
15,3 %
Global
Quelle: ILO (2018): Future of work research paper «Working time and the future of work»
16
Eine bessere
Arbeitswelt
Nein zur verlängerten Ladenöffnung und zum
Sonntagsshoppen. Bern und Zug lehnten klar ab,
dass das Verkaufspersonal die Krise bezahlt.
Was bedeutet es, wenn ich als Konsumentin
an zwei Sonntagen im Jahr zusätzlich
die Möglichkeit habe einzukaufen?
Für die Verkäuferin und den
Verkäufer einen Tag weniger mit Familie,
Freundinnen und Freunden.
Denn wer glaubt, die Sonntagsruhe sei
ein Relikt aus christlichem Brauchtum,
irrt. Vielmehr ist es ein gemeinsamer
freier Tag, um zur Ruhe zu kommen
und Privatleben und Arbeit neu
auszubalancieren. Auch ein Irrglaube:
Mehr Arbeitsplätze durch längere Öffnungszeiten.
In der Realität wird die
Personaldecke weiter ausgedünnt und
der Druck auf Löhne und Arbeitszeiten
erhöht. Und das in einer mehrheitlichen
Frauen-Branche. Genau jene
Bevölkerungsgruppe, die ohnehin
schon massiven Benachteiligungen
im Erwerbsleben ausgesetzt ist. Ein
aktuelles Beispiel: Bei der Kleiderkette
H & M werden junge Mütter nach
dem Mutterschaftsurlaub entlassen,
weil sie nicht an Wochenenden oder
zu Randzeiten arbeiten können.
Das Arbeitsgesetz bietet im Detailhandel
den Arbeitnehmenden keinen
ausreichenden Schutz. Die Behauptung,
die Ausdehnung der Öffnungszeiten
sei eine Win-win-Situation für
Arbeitnehmende und Kund*innen, ist
unter den realen Bedingungen
schlicht falsch. Ganz abgesehen davon,
dass kleine Betriebe sich längere
Öffnungen vielfach nicht leisten können
und so von grossen Ketten weiter
unter Zugzwang gesetzt werden.
Wie weit diese Liberalisierungstendenzen
gehen, sehen wir auch an
der Corona-Politik der Bürgerlichen.
Die Wirtschaftskommission des Ständerats
hat auf einen Antrag der Bürgerlichen
hin entschieden, das Verlustgeschäft
im Detailhandel sei
durch mehr Sonntagsarbeit aufzuholen.
Durch solche Regelungen bezahlt
das Verkaufspersonal die Krise. Das
ist inakzeptabel.
Dieser fragwürdigen Kostenabwälzung
sind Ständerat und Nationalrat
am Ende nicht gefolgt. Denn solche Liberalisierungen
haben nichts mit einer
modernen und fairen Arbeitswelt
zu tun. Das hat auch die Stimmbevölkerung
der Kantone Bern und Zug verstanden.
Mit der klaren Ablehnung
zeigt sie sich solidarisch mit den Verkäufer*innen
und unbeeindruckt vom
Liberalisierungsdruck der Bürgerlichen.
Lena Allenspach
Viele kleine Geschäfte – wie die Berner LibRomania – sind gegen die Sonntagsöffnung. (© Alexandre Egger)
Der SGB zur Entscheidung der Räte:
Bit.ly/31rBkqa
«Es gibt keinen erkennbaren Grund, warum die Frauen für die
gleiche Arbeit weniger verdienen.» Patrizia Mordini
17
Gewerkschaften unterstützen
Aktionstag fürs Klima
Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen uns alle, auch am
Arbeitsplatz. syndicom und unsere Schwestergewerkschaften
unterstützen deshalb den Aktionstag der «Strike for Future»-
Bewegung am 21. Mai 2021.
Völlig klar: Auf einem toten Planeten gibt es keine Arbeit. (© Ver.di)
Modelle der ETH Zürich und der Universität
Bern sagen voraus, dass es
2060 bis zu 3,3 Grad wärmer sein wird
als 2010. Starke Stürme im Winter,
Hitzewellen und Dürreperioden im
Sommer nehmen weiter zu. Selbst
wenn weltweit der Klimaschutz konsequent
verfolgt wird und die CO2-Emissionen
kontinuierlich sinken, wird es
wärmer bei mehr Wetterextremen.
Diese Veränderung wird die tägliche
Arbeit von uns allen beeinflussen.
Zwei Beispiele: Wer in Buchläden oder
Postfilialen arbeitet, wird zunehmend
in überhitzten Innenstädten Kundschaft
bedienen müssen. Brief- und
Paketbotinnen und Netzelektriker
werden immer öfter Winterstürmen
und Hitzewellen ausgesetzt sein.
Gute Arbeit bei Extremwetter?
Um die schlimmsten Folgen einzudämmen,
muss rasch gehandelt werden.
Gerade weil es uns am Arbeitsplatz
betrifft, ist dies in unserem
Interesse als Arbeitnehmende. In einer
möglichen Klimakatastrophe wird
gute Arbeit schwierig zu finden sein.
Die internationale Gewerkschaftsbewegung
hat den Slogan «Auf einem toten
Planeten gibt es keine Arbeit» geprägt.
Das stimmt auch in der Schweiz.
Service public für das Klima
Inhaltlich stehen für syndicom drei
Punkte im Zentrum. Erstens ist für
uns klar, dass der Service public eine
zentrale Rolle in der Bekämpfung des
CO2-Ausstosses spielt. Zweitens muss
die Bekämpfung des Klimawandels
sozialverträglich sein: Sie darf nicht
auf Kosten der Arbeitnehmenden gehen.
Drittens steht der Arbeitsschutz
im Zentrum, denn steigende Temperaturen
bedrohen die Gesundheit vieler
Arbeitnehmender.
Wir sind am Aktionstag dabei
Deshalb hat syndicom die Unterstützung
des «Strike for Future»-Aktionstages
am 21. Mai 2021 beschlossen.
Wir rufen alle unsere Mitglieder zur
Beteiligung an lokalen Aktionen auf
(soweit die Pandemiesituation dies
zulässt). An diesem bunten Aktionstag
wollen wir die Kämpfe der Klima- und
der Arbeiter*innenbewegung verbinden.
Denn letztlich geht es bei beiden
Bewegungen darum, dass wir auch in
Zukunft gut leben können – und der
Klimawandel bedroht dieses Ziel.
Um das Schlimmste zu verhindern,
müssen wir heute handeln. In der
nahen Zukunft werden wir uns immer
mehr mit dem Klimawandel beschäftigen
müssen. Am 21. Mai beginnen
wir damit und zeigen, dass der Klimawandel
auch uns Arbeitnehmende
betrifft – und starten den Kampf für
eine gerechtere Zukunft auch in
Klima fragen.
Dominik Fitze
Das Programm für den 21. Mai:
StrikeForFuture.ch
Alarmstufe Rot:
Lohnungleichheit
angestiegen!
Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung,
Mitglied der Geschäftsleitung
Kürzlich meldete das Bundesamt für
Statistik (BFS) das alarmierende Ergebnis
der neusten Analyse zur Lohnungleichheit:
zwischen 2014 und 2018
hat die Lohndiskriminierung nicht
ab-, sondern zugenommen! 2018 verdienten
Frauen in der Gesamtwirtschaft
(privater und öffentlicher Sektor)
19 Prozent weniger als Männer
(2016: 18,3 %; 2014: 18,1 %). Im privaten
Sektor betrug die Differenz gar
19,6 %, mit grossen Unterschieden in
den Branchen: im Gastgewerbe 8,1 %,
im Detailhandel 17,7 %, in der Maschinenindustrie
21,7 % oder im Kreditund
Versicherungsgewerbe 33,4 %.
Diese Lohndiskriminierung ist
teilweise auf Faktoren wie das Bildungsniveau,
die Dienstjahre oder die
Ausübung einer Führungsfunktion
zurückzuführen, und sie wird grösser,
je höher in der Hierarchie. Und: in der
Hälfte der Fälle gibt es für sie keinen
erklärbaren Grund! Keinen erkennbaren
Grund, weshalb Frauen für die
gleiche Arbeit weniger verdienten.
Es ist höchste Zeit. Firmen müssen
Lohnanalysen durchführen und Lohndifferenzen
rasch abbauen. Seit Juni
2020 besteht für Firmen mit über 100
Mitarbeitenden dazu eine gesetzliche
Pflicht. In der Verfassung ist die
Lohngleichheit jedoch schon seit
1981 verankert. Wird nicht endlich
ernsthaft und konsequent gehandelt,
droht die unfaire, verfassungswidrige
Lohnungleichheit immer weiter anzusteigen.
18 Arbeitswelt
«Facebook soll bezahlen – allerdings nicht an die Verlage,
sondern an die Journalist*innen.» Stephanie Vonarburg
Teilen kostet.
Facebook zahlt womöglich künftig für journalistische Inhalte auf
seiner Plattform. Der Druck der australischen Regierung auf den
Online-Konzern dürfte weltweite Auswirkungen haben – auch
für die Schweiz. Rettet das die Medien?
Mit einem neuen Gesetz hatte die australische
Regierung Online-Plattformen
wie Facebook und Google zwingen
wollen, für das Publizieren von
Medienartikeln zu bezahlen. Darauf
reagierte Facebook und sperrte in einer
vorauseilenden Aktion kurzerhand
alle Inhalte austra lischer Medien
– weltweit erstmalig.
Wenige Tage später krebste die
australische Regierung zurück und
verkündete, das Gesetz mildern zu
wollen, während Facebook im Gegenzug
gelobte, in Partnerschaften mit
Verlagen zu investieren. In den USA
und Grossbritannien geschieht dies
bereits mit «Facebook News».
Erhalten auch die Schweizer Medien
künftig Geld von Facebook? Das ist
die grosse Frage, die sich spätestens
seit dem Skandal in Australien alle
stellen.
Gegenseitige Abhängigkeit zwischen
klassischen und sozialen Medien
Das Grundproblem ist altbekannt:
Online-Plattformen profitieren von
den Inhalten der Medien, da sich viele
Menschen vorwiegend über solche
Seiten informieren. Die Medien wiederum
sind auf die Verbreitung ihrer
Inhalte über Social Media oder Suchmaschinen
angewiesen, um ihre
Reichweite zu vergrössern – und so höhere
Werbeeinnahmen zu erzielen.
Ironischerweise sind es gerade Facebook
und Google, die dafür sorgen,
dass die Werbung von den Medien weg
zu den Online-Plattformen wandert.
Ein Dilemma.
Deshalb wollte die australische Regierung
Druck machen. Google zeigte
sich kooperativer als Facebook und
will mit dem Programm «Showcase»
ebenfalls für Medieninhalte bezahlen.
Global herrscht nervöses Interesse
Alle Länder beobachten diese Entwicklungen
genau. Auch in Kanada
wird ein ähnliches Mediengesetz diskutiert.
In der Europäischen Union
dreht sich die Frage rund um die Umsetzung
des neuen europäischen Urheberrechts.
Und in der Schweiz? Hier kam das
Thema bereits mit der Urheberrechtsrevision
2019 auf den Tisch, schaffte
es jedoch nicht in die Vorlage. Das Parlament
gab an, zuerst schauen zu wollen,
wie die EU handeln würde.
Es kommt auch darauf an, wer
von den Geldern profitiert
Stephanie Vonarburg, Vizepräsidentin
von syndicom und Leiterin des
Sektors Medien, ist jedenfalls der
Meinung, dass Facebook & Co für Medieninhalte
bezahlen sollten. «Allerdings
sollte diese Abgabe in einen
gemein samen journalistischen Fördertopf
wandern und der ganzen Branche
zugutekommen.»
Schliesslich hätten nicht alle Medien
die gleichen Möglichkeiten, um
mit internationalen Konzernen zu verhandeln.
«Wichtig ist zudem, dass das
Geld nicht die Verlage, sondern die
Medienschaffenden selbst unterstützt.»
Eva Hirschi
Die Selbstbedienung an Pressetexten durch die digitalen Plattformen muss aufhören. (© iStock)
Artikel auf Netzpolitik.org zum Thema:
Bit.ly/3rupTIZ
Weiterbildung
für die Arbeitswelt der
Zukunft
Dominik Fitze,
Zentralsekretär Jugend bei syndicom
Die Digitalisierung verändert unsere
Jobs, unsere Berufswelt laufend. Was
junge Leute heute in der Lehre lernen,
kann in 10 Jahren schon überholt
sein. Gleichzeitig sind die Karrieren
weniger gerade. Immer mehr Menschen
arbeiten nicht im gelernten Beruf,
immer mehr studieren.
In diesem Umfeld wird Weiterbildung
gerade für die jungen Kolleg*innen
wichtiger. Eine Umfrage vom Februar
unter Mitgliedern unter 35 zeigt,
dass nur knapp die Hälfte in den letzten
zwei Jahren eine Weiterbildung
absolviert haben. Die wichtigsten
Gründe dafür sind mangelnde finanzielle
und zeitliche Ressourcen sowie
mangelnde Informationen, welche
Weiterbildungen sinnvoll wären.
Gegen mangelnde Ressourcen gehen
wir seit langem vor. Unsere GAV
sind wegweisend: Bei Swisscom dürfen
alle jährlich 5 Arbeitstage für Weiterbildung
verwenden. Für die grafische
Industrie führen wir mit Helias
sogar ein eigenes Weiterbildungsinsti
tut, aus GAV-Vollzugsbeiträgen finanziert
und für Mitglieder unter GAV
gratis. Der Einsatz für Weiterbildung
gehört zur syndicom-DNA.
Gegen das Problem der mangelnden
Information müssen wir noch einiges
tun. Es gilt Wege zu finden, unseren
Mitgliedern sinnvolle Beratung
zukommen zu lassen. Die aktuelle
Umfrage zeigt, dass junge Mitglieder
diese gerne von uns erhalten würden.
Daran müssen wir arbeiten.
«Amazon darf nicht zum Vorbild für die Überwachung und
Kontrolle von Angestellten werden.» Daniel Hügli
19
Im Fulfillment ist Amazon (noch) nicht in der Schweiz tätig. syndicom strebt einen branchenweiten GAV an,
der die Arbeitsbedingungen hierzulande enorm verbessern wird. (© Shutterstock)
Der globale Kampf um bessere
Arbeitsbedingungen
Im Fulfillment – also der Auftragsabwicklung für Drittfirmen –
verdient der US-Konzern Amazon Milliarden. Derweil schuften
die Mitarbeitenden für wenig Geld. In der Schweiz verbessert ein
von syndicom ausgehandelter erster GAV die Arbeitsbedingungen
in der Fulfillment-Branche.
Das Vermögen von Jeff Bezos, dem
Gründer und Miteigentümer des Amazon-Konzerns,
wuchs allein seit Beginn
der Pandemie um umgerechnet
70 Milliarden Franken. Nicht von diesem
Geschäftserfolg profitieren die
Amazon-Angestellten, die in den vielen
Verteilzentren des Versandhändlers
die eigentliche Arbeit machen.
Weltweit leiden sie unter Tiefstlöhnen
und miserablen Arbeitsbedingungen.
Neuigkeiten aus Alabama
Gleichzeitig tut der US-Konzern alles,
um eine gewerkschaftliche Organisierung
zu verhindern. Bis anhin mit Erfolg.
Doch nun stimmt die 5800-köpfige
Belegschaft des US-amerikanischen
Verteilzentrums in Bessemer, Alabama,
über den Anschluss an eine Gewerkschaft
ab, bei Redaktionsschluss
war die Auszählung noch im Gang.
Im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen
im digitalisierten Kapitalismus
sei dieses Verdikt ein globaler
Richtungsentscheid, sagt Daniel
Hügli, Zentralsekretär Sektor ICT bei
syndicom. Amazon sei Vorreiter einer
Entwicklung, welche die Grenzen bei
der Überwachung und Kontrolle der
Mitarbeitenden immer weiter verschiebt.
«Es muss verhindert werden,
dass andere Unternehmen und Branchen
dem Beispiel folgen.»
In der Schweiz lange komplett
unreguliert
Ein grosser Teil des 2020 erzielten
Wachstums von Amazon stammt aus
dem Bereich Fulfillment. Das bedeutet,
der Konzern übernimmt für Drittanbieter
auf seiner Plattform die Abwicklung
des Versands an die
Endkund*innen. Amazon dominiert
diesen Bereich global, ist in der
Schweiz bisher aber grundsätzlich
nicht tätig.
Doch das Fulfillment ist auch in
der Schweiz ein wachsendes Geschäft,
das vor allem auch Arbeitsplätze für
Personal mit niedrigerer Qualifikation
schafft. Die Schweizer Fulfillment-
Branche war lange Zeit komplett unreguliert.
Die Folge: keine Mindestlöhne
und Arbeitsbedingungen auf der Basis
des gesetzlichen Minimums.
Das änderte sich 2019, als syndicom
mit dem Schweizer Marktführer,
der MS Direct AG, einen Gesamtarbeitsvertrag
ausgehandelt hat. Dieser
verschafft den Angestellten Mitsprache-
und der Gewerkschaft syndicom
Mitbestimmungsrechte.
Endlich bessere Arbeitsbedingungen
mit dem GAV
Dank des Gesamtarbeitsvertrags gibt
es auch Mindestlöhne und verbesserte
Arbeitsbedingungen. Letztere seien
auch in der Schweizer Fulfillment-
Branche hart – aber nicht vergleichbar
mit jenen bei Amazon, sagt Hügli.
«Wegen des pandemiebedingten
Booms des Versandhandels ist die Belastung
des Personals weiter gestiegen.»
syndicom will den GAV deshalb auf
die gesamte Branche der Dienstleister
ausdehnen. Der globale Kampf um
bessere Arbeitsbedingungen im Fulfillment
wird nicht nur in Alabama,
sondern auch in Muttenz, Lausanne
und Chiasso entschieden.
Basil Weingartner
Mach mit bei der Petition von Amnesty International
an Jeff Bezos: Bit.ly/3fu4nC1
20 Arbeitswelt
«Es wird Zeit, die Paketbranche zu regulieren, wo noch viele
Probleme gelöst werden müssen.» Urs Zbinden
Lohnkürzung bei Quickmail? Das
Gesetz gilt auch in Corona-Zeiten
Gezwungen, ihre kollektive Arbeit per Videokonferenz zu organisieren,
haben das Quickmail-Personal und syndicom bewiesen,
dass man Aktionen gegen missbräuchlichen Lohnkürzungen
auch online führen und gewinnen kann.
Es war ein Team-Meeting, das die Mitarbeitenden
von Quickmail in der Administration
nicht so schnell vergessen
werden. Ende Januar wurden sie
vor die Tatsache gestellt, dass ihr Lohn
um 5 Prozent gekürzt werde. Zwar
handle es sich dabei nur um eine temporäre
Massnahme, so die Geschäftsleitung,
doch ein Ende der Massnahme
wurde nicht definiert.
Und im Übrigen erfolge die Lohnkürzung
rückwirkend auf Anfang Januar,
sei also vom Lohn bereits abgezogen,
der demnächst ausbezahlt
werde. Der Grund für diese drastische
Massnahme sei der schlechte Geschäftsgang.
Schlecht oder erfolgreich, was nun?
Rechtlich gesehen kann ein Arbeitsvertrag
auf zwei Arten abgeändert werden:
Entweder sind beide Parteien mit
der Änderung einverstanden, oder es
muss eine Änderungskündigung
durchgeführt werden. Quickmail wollte
mit seinem Vorgehen den ersten
Weg beschreiten, was in der Belegschaft
auf Empörung stiess. Die Pressemitteilung
von Anfang Februar, die
von einem «erfolgreichen 2020» mit
Quickmail stellt adressierte Sendungen wie
Kataloge und Kundenzeitschriften zu. (© Pixabay)
Umsatzwachstum sprach, goss weiteres
Öl ins Feuer.
Betriebsversammlung in
Corona-Zeiten
Vor diesem Hintergrund meldeten
sich Mitarbeitende von Quickmail bei
syndicom. Unter normalen Umständen
würde eine Betriebsversammlung
einberufen, an welcher man das weitere
Vorgehen bespricht. Doch die Massnahmen
zur Eindämmung der
Covid-Pandemie liessen keine Versammlungen
zu, und zudem waren
alle im Homeoffice. Das stellte die
Quickmail-Mitarbeitenden und syndicom
vor die Frage, wie man sich in Zeiten
von Homeoffice kollektiv organisieren
kann (siehe dazu auch Artikel
Seite 24).
Anstatt die Versammlungen physisch
durchzuführen, fanden diese
mittels Videokonferenzen statt. Mit
diesem Vorgehen konnten Forderungen
aufgestellt und das Mandat zu
Verhandlungen konnte abgeholt werden.
Die Belegschaft forderte die Einhaltung
der gesetzlichen Bestimmungen,
was Änderungskündigungen und
damit die Rückzahlung der bereits
durchgeführten Lohnabzüge zur Folge
hätte.
Doch noch Verhandlungen
Mit diesem Mandat forderte syndicom
von Quickmail Verhandlungen über
die getroffenen Massnahmen. Quickmail
liess sich auf die Verhandlungen
ein und krebste von seinem Vorgehen
zurück. Wer mit der Massnahme nicht
einverstanden war, erhielt eine Änderungskündigung
und die bereits abgezogenen
Löhne wurden rückerstattet.
Der intensive Monat Februar bei
Quickmail hat gezeigt, dass auch in
Zeiten von Homeoffice kollektive Organisierung
möglich ist.
Urs Zbinden
Zur Branche bei syndicom:
syndicom.ch/branchen/logistik/kepmail
KEP-Dienste: Sogar der
Bundesrat will bessere
Arbeitsbedingungen!
Urs Zbinden ist Fachsekretär Logistik im Berner
Zentralsekretariat
Die Branche der Kurier-, Express- und
Paketdienste KEP boomt. Es ist nicht
erst dem pandemiebedingten Lockdown
geschuldet, dass das Volumen
der Pakete auch bei den privaten Postdienstleistern
stetig ansteigt. Doch
wer das Gespräch mit den Zusteller*innen
sucht und sich mit ihnen
über die Arbeitsbedingungen unterhält,
dem wird schnell klar, dass es in
dieser Branche noch viele Probleme
zu lösen gilt. Insbesondere die Mitarbeitenden
von Subunternehmen klagen
über viele Pakete, lange Arbeitstage,
unangekündigte Lohnabzüge und
tiefe Löhne. Mit dieser Botschaft gelangen
sie immer wieder an die Öffentlichkeit,
wie vor einigen Wochen
im «Kassensturz».
Bereits im Herbst 2019 hatte syndicom
den alten Gesamtarbeitsvertrag
der KEP-und-Mail-Branche vorsorglich
gekündigt, da es für diese Probleme
keine genügenden Regelungen
gab. Die vorsorgliche Kündigung hatte
zum Zweck, die Parteien an den Verhandlungstisch
zu bringen. Leider
war die Arbeitgeberseite zu Verhandlungen
nicht bereit, was zum Auslaufen
des Vertrages führte. Doch selbst
der Bundesrat sieht mittlerweile
Handlungsbedarf.
Auf eine Frage im National rat zu
den Arbeitsverhältnissen in der Paketbranche
sprach er sich anfangs März
dafür aus, dass sich die Sozialpartner
auf einheitliche Regelungen in einem
allgemeinverbindlichen Branchen-
GAV einigen sollen. Es wird Zeit, dass
die Paketbranche reguliert wird, damit
sich die Arbeitsbedingungen der
Zusteller*innen verbessern!
«Statt stereotyper Kosmetik ‹für Frauen› braucht es
attraktive Arbeits bedingungen für alle.» Miriam Berger
21
Solidarität verändert die
Arbeitswelt
«Stoppt den permanenten Leistungsdruck und stellt endlich
mehr Personal ein!»: Mit dieser Petition haben sich die Paketzusteller*innen
in Frauenfeld erfolgreich Gehör verschafft. Eine
optimistische, lehrreiche Geschichte auch für andere Teams.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:
121 von 180 Zusteller*innen haben
im November 20 die Petition
«Stoppt den permanenten Leistungsdruck
und stellt endlich mehr Personal
ein» in Frauenfeld unterschrieben.
Dieser Zusammenhalt zeigt: Man
kann sich gemeinsam wehren, trotz
der Pandemie und trotz der Ängste der
Mitarbeitenden.
Die Zusteller*innen in Frauenfeld
haben bewiesen, dass man gemeinsam
mit der Gewerkschaft stark sein
kann. Denn es kam in der Folge zu
enormen Verbesserungen am Arbeitsplatz.
ca. 20 temporäre Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter eingestellt. Die Temporären
waren zunächst als Unterstützung
für die Weihnachtszeit eingeplant.
Fortlaufend wird auch jetzt
neues Personal rekrutiert.
Dank zurück:
Es war auch euer Engagement!
Sehr viele Zusteller*innen haben sich
überglücklich bei uns gemeldet und
sich für das Engagement von uns bedankt.
Doch es war nicht nur unser Engagement,
sondern hauptsächlich das
der Mitarbeitenden. Herzlichen Dank
für das Vertrauen in uns.
Mit den zahlreichen Unterschriften
und der gestiegenen Mitgliederzahl
der Zusteller und Zustellerinnen
hat die Gewerkschaft syndicom das
Mandat erhalten, auch in Zukunft mit
ihnen für besserer Arbeitsbedingungen
zu kämpfen. Ihr seid die Gewerkschaft
im Betrieb, und nur zusammen
können wir eure Situation verbessern.
Azra Ganic, Regionalsekretärin
Die Arbeit von syndicom bei PostLogistics:
syndicom.ch/branchen/logistik/pl-ag
Zusätzliches Personal schon
zwei Wochen nach der Petition
Die Leitung ist nun um eine schnelle
Umsetzung der Forderungen bemüht.
Dies spüren die Mitarbeiter*innen in
ihrer täglichen Arbeit. Die Sekunden-
Sollwerte pro Päckli bestehen zwar
noch, doch der Druck, sie zu erreichen,
wird in diesem Ausnahmezustand
sistiert.
Die Paketbasis in Frauenfeld hat
nach der Übergabe der Petition innerhalb
von zwei Wochen ca. 30 neue und
Action vor dem Paketzentrum Frauenfeld: Gemeinsam haben wir es geschafft. (© syndicom)
Den digitalen Wandel
weiblich gestalten
Miriam Berger,
Zentralsekretärin ICT
Der Frauenanteil in der IT ist bekanntlich
tief. Aber braucht es überhaupt
eine gute Geschlechtermischung? Ja.
Denn in der Branche herrscht Fachkräftemangel,
durchmischte Teams
sind empirisch bestätigt erfolgreicher,
weibliche Vorbilder ziehen andere
weibliche Vorbilder an und die
Personen, die die Algorithmen programmieren,
beeinflussen, wie sich
intelligente Systeme entscheiden –
und bestimmen so mit, wie sich die digitale
Welt entwickelt. Um zu vermeiden,
dass nur eine Mehrheitsgruppe
denkt und argumentiert, hilft es, wenn
die Diversität unter den Entwickelnden
erhöht wird. «Männerberufe» sind
zudem besser entlöhnt. Das trägt zum
Gender-Pension-Gap bei: Frauenrenten
sind immer noch einen Drittel
kleiner als die der Männer.
Um die Branche für Frauen attraktiver
zu gestalten, reicht es offensichtlich
nicht, einmal jährlich die Website
pink einzufärben. Statt stereotyper
Kosmetik müssen die Arbeitsbedingungen
für alle attraktiv gestaltet werden:
die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf ist wichtig. Auch hier geht
es um die Verkürzung der Arbeitszeit.
Nicht nur, um Frauen zu überzeugen,
in der IT Fuss zu fassen, sondern damit
auch Männer unbezahlte Familienarbeit
leisten können. Damit dies
kollektiv garantiert werden kann,
braucht es Gesamtarbeitsverträge in
der Branche, welche die Arbeitsbedingungen
modern gestalten.
Dreisprachige Broschüre «Digitalisierung
und Geschlecht» von der EKF: Bit.ly/31xiTkf
22 Politik
Rettet die 4-Tage-Woche
unseren Planeten?
Weltweit fordern Initiativen
eine Reduktion der Arbeitszeit,
um das Klima zu schützen.
Weniger Arbeit bei gleichem
Lohn reduziert Stress,
verbessert Gesundheit und
Wohlbefinden. Leistet es
auch einen Beitrag zur
Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele?
Text: Eva Schmassmann*
Bild: Keystone SDA
Spanien startet ein Pilotprojekt, um
mit der 4-Tage-Woche die Gesundheit
zu verbessern, die Umwelt zu
schützen und die Produktivität zu
steigern. Der Klima-Aktionsplan der
Klimastreikenden fordert eine Wochenarbeitszeit
von 24 Stunden verteilt
auf vier Tage.
Die Realität in der Schweiz ist
derzeit ziemlich anders: die wöchentliche
Normalarbeitszeit liegt
bei 42 Stunden. Damit führt die
Schweiz zusammen mit Island die
europäische Rangliste für die höchsten
Arbeitszeiten an.
Jährlich werden rund 8 Milliarden
Arbeitsstunden geleistet. 85 %
der erwerbstätigen Männer leisten
ein Vollzeitpensum, bei den Frauen
sind 60 % in Teilzeit angestellt. Frauen
übernehmen den grössten Teil
der unbezahlten Pflege- und Hausarbeit.
In Teilzeit haben sie wesentlich
schlechtere Chancen, in Führungspositionen
aufzurücken.
Im Job-Stress-Index 2020 geben
drei von 10 Erwerbstätigen an, nicht
über ausreichend Ressourcen zu
verfügen, um den Belastungen im
Job zu begegnen. Arbeitsbezogener
Stress kostet Arbeitgebende rund
7,6 Milliarden Franken pro Jahr.
Bessere Gesundheit und
Wohlbefinden
Verschiedene Studien mit Pflegefachkräften
und Sozialarbeitenden
zeigen auf, dass eine Reduktion der
Tagesarbeitszeit bei gleichem Lohn
zu weniger Stress, besserem Schlaf
und allgemein zu besserer Gesundheit
und Wohlbefinden führt. Die
Abwesenheiten infolge Krankheit
nehmen ab. In Berufen mit sehr langen
und/oder flexiblen Arbeitszeiten
kann eine verkürzte Arbeitszeit
einen positiven Effekt auf Gesundheit
und Wohlbefinden haben. Ausschlaggebend
ist, ob die Arbeitszeiten
und die Dauer selbst bestimmt
werden können. Weniger Arbeit
trägt dann zu besserer Work-Life-
Balance bei, wenn sie den Ansprüchen
nach Selbstbestimmung und
Flexibilität der Mitarbeitenden
nachkommt und nicht eine einseitige
Flexibilisierung zugunsten der
Arbeitgebenden ermöglicht.
Kürzere Arbeitszeiten verringern
den Treibhausgasausstoss
Bereits 2006 zeigte eine erste Studie,
dass längere Arbeitszeiten im
Durchschnitt zu höheren Emissionen
führen. Eine Reduktion der Arbeitszeit
um 10 % würde demnach
unseren CO2-Fussabdruck um
14,6 % reduzieren.
Schon 2006 zeigte eine Studie, dass längere Arbeitszeiten im Durchschnitt zu
höheren Emissionen führen. Eine Reduktion der Arbeitszeit um 10 % würde unseren
CO2-Fussabdruck um 14,6 % reduzieren.
23
Dieser Effekt lässt sich mit verschiedenen
Faktoren erklären: Menschen
haben mehr Zeit, um selber
zu kochen, Wege zu Fuss oder per
Velo zurückzulegen oder Konsumgüter
zu reparieren. Es verkürzen
sich die Pendelzeiten, die Effizienz
in der Produktion wird gesteigert,
und der konsumbasierte Fussabdruck
verkleinert sich. Wenn die
Arbeitszeit reduktion mit höherem
Wohlbefinden einhergeht, entfallen
auch «Kompensationskäufe», um
durch Konsum kurzfristige Befriedigung
zu erhalten.
Allerdings hängt der Klimaeffekt
einer Arbeitszeitreduktion stark
von den Aktivitäten ab, die wir in
der neu gewonnenen Zeit ausüben.
Erfahrungen aus Frankreich stimmen
hier optimistisch: Das Land
führte zur Jahrtausendwende die
35-Stunden-Woche ein. In den folgenden
Jahren zeigte sich, dass die
Menschen die neu gewonnene Zeit
in ressourcenschonende Aktivitäten
investieren: Familie, Entspannung,
Sport und ehrenamtliche Tätigkeiten
führten die Liste an. Energieintensive
Aktivitäten wie Reisen
oder Konsum folgten erst auf den
hinteren Plätzen.
Von uns als angenehm empfundene
Aktivitäten sind also oft nicht
energieintensiv. Wenn wir die gesparte
Arbeitszeit in Musik, Kultur
oder Sport investieren, Beziehungen
oder den Garten pflegen, der Spiritualität
mehr Raum geben, steigern
wir unser Wohlbefinden und leisten
einen Beitrag für Umwelt und Klima
*Eva Schmassmann ist Geschäftsführerin
und Koordinatorin
der Plattform Agenda
2030, ein Netzwerk von über
50 Organisationen aus den
Bereichen Umwelt, Entwicklung,
Menschenrechte, nachhaltiges
Wirtschaften, Gender,
Frieden, Wohnen und Arbeiten.
Das Netzwerk setzt sich für
die Umsetzung der UN-Agenda
2030 in der Schweiz ein.
– vorausgesetzt, die Anfahrt lässt
sich klima schonend organisieren.
Mehr Arbeit für alle?
Eine verkürzte Arbeitszeit kann
auch dazu beitragen, die Arbeit gerechter
zwischen Burnout-gefährdeten
Vollzeitarbeitenden und Unterbeschäftigten
oder Arbeitslosen
aufzuteilen.
Doch wer soll die Kosten der
Arbeitszeitreduktion bezahlen? Aus
Gründen der sozialen Gerechtigkeit
darf die Arbeitszeitreduktion für die
tiefen Einkommen nicht mit einer
Lohneinbusse einhergehen. Bei den
hohen Einkommen hingegen kann
eine Einbusse einen zusätzlichen
Klimaeffekt fördern. Ab einer gewissen
Einkommensschwelle trägt ein
zusätzliches Einkommen nicht weiter
zur Steigerung des Wohlbefindens
und der Lebensqualität bei,
vergrössert aber den Treibhausgas-
Fuss abdruck.
Arbeitszeitreduktion als triple win?
Allein mit Arbeitszeitverkürzung
lässt sich unser Planet nicht retten.
Allerdings bietet sie wichtige Hebel,
um diverse positive Effekte zu generieren:
im Sozialen (Gesundheit,
Wohlbefinden), Klima und Umwelt
(vorausgesetzt, die neu gewonnene
Freizeit wird ressourcenschonend
genutzt) und in der Wirtschaft (gerechtere
Verteilung der Arbeit).
Weitere Massnahmen sind jedoch
gefragt: so werden wir nicht um eine
Verschiebung der Arbeitsplätze in
nachhaltige Bereiche herumkommen.
Arbeitsplätze mit grossem
ökologischem Fussabdruck müssen
abgebaut werden. Dafür brauchen
wir zusätzliche Jobs in arbeitsintensiven
und ressourcenschonenden
Bereichen: in der Pflege, in der Bildung,
der Kultur oder der biologischen
Landwirtschaft.
In der Gestaltung dieses Übergangs
werden fraglos auch die Gewerkschaften
eine gewichtige Rolle
spielen müssen!
Die Webseite der Plattform Agenda 2030:
plattformagenda2030.ch
Weniger
arbeiten für
nachhaltigere
Entwicklung
Die UN-Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung wurde 2015 von allen
Staaten der Welt verabschiedet.
Die Länder haben sich darin auf die
Zukunftsvision einer Welt in Frieden
geeinigt, in der niemand Hunger
leiden muss, die Ökosysteme an
Land und im Wasser geschützt sind
und Konsum und Produktion die
planetaren Grenzen nicht überschreiten.
Die Agenda setzt insgesamt
17 Ziele, die Sustainable
Development Goals (SDG), um diese
Zukunftsvision zu verwirklichen.
Damit eine Arbeitszeitreduktion
zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele
der Agenda 2030 beiträgt,
muss sie einen positiven Effekt auf
sozialer, ökologischer und ökonomischer
Ebene erzielen.
Im Zusammenhang mit Arbeit
nimmt die Agenda 2030 die «Decent
Work Agenda» der Internationalen
Arbeitsorganisation ILO auf. SDG 8
setzt das Ziel einer produktiven
Vollbeschäftigung und menschenwürdigen
Arbeit für alle. SDG 3 will
ein gesundes Leben für alle Menschen
gewährleisten. Unbezahlte
Pflege- und Hausarbeit soll gerechter
zwischen den Geschlechtern verteilt
werden; die volle und wirksame
Teilhabe von Frauen und ihre Chancengleichheit
bei der Übernahme
von Führungsrollen soll sichergestellt
werden (SDG 5). Ausserdem
soll Armut beendet (SDG 1), Ungleichheit
reduziert (SDG 10), Biodiversität
geschützt (SDG 14 und 15)
und die Pariser Klimaziele sollen erreicht
werden (SDG 13). (es)
24 Politik
Gemeinsam kommen
wir aus der Krise
Hunderttausende Frauen
gingen im Juni 2019 zum
Frauenstreik auf die Strasse.
Tausende Arbeitnehmende
gehen jeden Herbst an die
Lohn-Demonstrationen. Seit
einem Jahr ist dies aufgrund
der epidemiologischen Lage
nicht mehr erlaubt. Es stellt
Gewerkschaften auf die Probe:
Wie geht Mobilisierung
zu Corona-Zeiten?
Text: Lena Allenspach
Bild: syndicom
Die Gewerkschaft syndicom lebt von
kollektiven Erfolgen, von Versammlungen
und dem Austausch – vom
Zusammenstehen, das derzeit physisch
unmöglich ist. Auch in den Betrieben
hat die Pandemie das Leben
auf den Kopf gestellt. Die Pausenräume
sind leer, zwei Meter Abstand
– die einen sind im Homeoffice,
die anderen nach wie vor draussen
unter wegs. Die Pandemie wirkt sich
je nach Branche unterschiedlich auf
die Arbeit aus, aber sie hat das Leben
aller Arbeitnehmenden auf den
Kopf gestellt. Und damit auch die
gewerkschaftspolitische Arbeit.
Seit 2020 können wichtige
Events für die Arbeiter*innenbewegung
nicht in gewohnter Form stattfinden.
Die Bündelung der Kräfte in
den Organisationen, die für mehr
Gleichstellung, mehr Solidarität
und mehr Zeit im Leben kämpfen,
kann nur bedingt geschehen. Das
Versammeln und Reden auf den
Strassen und Plätzen muss ins Netz
verschoben werden. Anlässlich des
1. Mai haben wir Gewerkschaften
Diskussionsrunden zu unseren Themen
online durchgeführt. In der
Woche des Frauenstreiks 2020 haben
die Referent*innen online zur
Gleichstellung gesprochen. Die Anliegen
werden nicht weniger wichtig,
nur weil das Format der Diskussion
sich temporär ändern muss.
1. Mai im Wohnzimmer?
Doch wesentliche Teile können
durch solche Formate nicht abgedeckt
werden: Der gesellschaftliche
Zusammenhalt, aber auch die
Schlagkraft von Aktionen und Demonstrationen
leiden unter der
Vereinze lung an den Monitoren.
Es ist deshalb klar, dass nach dieser
Pandemie auch der gewerkschaftspolitische
Kampf wieder auf der
Strasse und in den Betrieben stattfinden
muss.
Aktive und kreative Mitglieder
Eine schlagkräftige Organisation
lebt von der Stärke ihrer Basis. So
auch eine Gewerkschaft. Dies kam
im letzten Jahr besonders zum Ausdruck.
Denn die Branchenpolitik
darf besonders in einer Krise wie
der jetzigen nicht pausieren. Viele
Verbesserungen für Arbeitnehmende,
die in der Pandemie massivem
Druck ausgesetzt sind, konnten erreicht
werden. Vom Paketboten bis
zur Mitarbeiterin in der Flugsicherung.
Dies nicht zuletzt, weil sich
unsere Mitglieder aktiv daran beteiligt
haben. Sie haben Problemen gemeinsam
mit uns Sichtbarkeit verliehen,
Lösungen ausgearbeitet und
weitergetragen.
Sogar Neues ist in einem Jahr
Pandemie gewachsen: eine Gruppe
von Illustrator*innen hat sich zusammengeschlossen
und sich unter
dem syndicom-Dach als Gewerkschaft
der Illustrator*innen neu gegründet.
Durch ihre Rolle als Botschafter*innen
haben sich bereits
viele weitere angeschlossen. Dieses
Engagement zieht sich durch viele
Branchen von syndicom. Swisscom-
Mitarbeitende haben für ihre Kolleg*innen
Online-Veranstaltungen
zur Arbeitszeitverkürzung durchgeführt,
die Post-Mitarbeitenden haben
Petitionen unterzeichnet und
Postkarten verschickt, die Selbständigen
und Freischaffenden haben
mit uns für anständige Unterstützung
durch den Bund gekämpft.
Was bleibt also nach einem
Jahr im ausserordentlichen Zustand?
Die Hoffnung, sich bald wieder
auf der Strasse versammeln zu
können. Aber auch das Vertrauen
darauf, dass die wichtige Arbeit und
das enorme Engagement der Mitglieder
weitergehen. Nur gemeinsam
sind wir stark.
Erfolgreich Mobilisieren in Covid-Zeiten:
Frauenrenten.ch/
Recht so!
25
Liebe Rechtsberatung von syndicom,
ich arbeite in einem 100-Prozent-Pensum,
wobei ich davon drei Tage die Woche im
Homeoffice meine Arbeit erbringe. Wie frei
darf ich meine Arbeitszeit gestalten? Darf
ich früh am Morgen und spät am Abend
meine Arbeit erledigen, falls ich mal aus
privaten Gründen tagsüber besetzt bin?
Darf ich im Homeoffice ohne Pause durcharbeiten
und dafür früher mit der Arbeit
aufhören?
Meine Chefin schickt mir oft am späten
Abend eine E-Mail. Muss ich immer erreichbar
sein und eine solche E-Mail sofort beantworten?
Antwort des syndicom-Rechtsdienstes
Wie flexibel du deine Arbeitszeit (im Homeoffice) gestalten
darfst, hängt zunächst von einer allfälligen vertraglichen
Regelung ab. Falls dein Arbeitsvertrag, der GAV oder
das Personalreglement feste Arbeitszeiten (auch) im
Homeoffice vorsieht, sind sie einzuhalten. Andernfalls
schränken die gesetzlichen Vorschriften zum Gesundheitsschutz
und die Praxis in deinem Betrieb die Flexibilität
deiner Arbeitszeit ein. Die Tages- und Abendarbeit
inkl. Pausen und Überzeit muss innerhalb von 14 Stunden
und zudem zwischen 6 und 23 Uhr liegen. Nach einem
Arbeitstag hast du Anspruch auf mind. 11 Stunden
Ruhezeit, die du selber auch einhalten musst.
Auch muss eine allfällige Praxis im Betrieb oder Abrede
von Verfügbarkeit und Erreichbarkeit mit deiner Vorgesetzten
eingehalten werden. Z. B. kannst du bei 8
Soll-Stunden pro Tag im Homeoffice ohne feste Arbeitszeiten
von 6 bis 10 Uhr und von 16 bis 20 Uhr arbeiten,
falls nichts anderes abgemacht ist und deine Vorgesetzte
darüber informiert ist. Die gesetzliche Arbeitszeiterfassungspflicht
gilt auch im Homeoffice. Grundsätzlich ist
die Arbeitgeberin verpflichtet, die Arbeitszeit der Angestellten
zu erfassen. Sie kann die Aufzeichnung aber an
die Angestellten delegieren.
Nein, das entspricht nicht dem Sinn von Pausen, die von
Gesetzes wegen zur Erholung und Verpflegung dienen
sollen. Pausen finden in der Regel zur Mitte der täglichen
Arbeitszeit statt. Das gesetzlich vorgeschriebene Pausenminimum
ist zwingend einzuhalten; «durcharbeiten» ist
nicht erlaubt, denn es kann zu einer Gesundheitsgefährdung
führen. Falls die Pausen vertraglich nicht geregelt
sind, ist die gesetzliche Mindestdauer zu respektieren:
Eine Viertelstunde Pause bei einer täglichen Arbeitszeit
von mehr als fünfeinhalb Stunden, eine halbe Stunde bei
täglich mehr als sieben Stunden oder eine Stunde Pause
bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als neun Stunden.
Nein, du musst nicht immer verfügbar sein, sondern
bloss während der definierten Arbeitszeiten. Verlangt
eine Arbeitgeberin ohne vertragliche Abrede und ausserhalb
von Notfällen, dass ein Arbeitnehmer nach Feierabend
erreichbar ist, kann dies verweigert werden. Falls
die Arbeitszeiten vertraglich nicht festgelegt sind und
auch keine festen Präsenzzeiten im Betrieb bzw. in deinem
Dienst zu respektieren sind, sind auf jeden Fall die
gesetzlichen Vorschriften über Ruhezeiten, Nachtarbeit
und Pausen zu respektieren. Eine E-Mail, die nach Feierabend
bei dir eintrifft, musst du nicht am selben Tag beantworten,
ausser bei einem Notfall.
syndicom.ch/rechtso
26 Freizeit
Tipps
© C.H. Beck
Pia Zanetti, Pozzuoli, Italien, 1970 © Pia Zanetti
Movendo-Kurse für die Post
Movendo, das Bildungsinstitut der
Gewerkschaften, organisiert verschiedenste
Kurse für Mitarbeitende
der Schweizer Post. Im Kurs
«Meine Rechte im GAV Post CH
2021» werden alle wichtigen Bestimmungen
des neuen GAV Post CH,
der am 1. Januar in Kraft getreten
ist, thematisiert und erklärt. Man
erfährt, wie der neue GAV den Arbeitsalltag
verändern kann und was
die neuen Rechte und Pflichten
sind. Anschlies send werden eure
Fragen beantwortet.
Der Kurs ist für alle Mitarbeitenden
der Post CH AG und der PostFinance
AG bestimmt und die Kosten
werden vom Solifonds des GAV Post
übernommen – die Teilnahme ist
also kostenlos. Der Kurs findet jeweils
von 9.30 Uhr bis 15.00 Uhr in
den folgenden Städten statt:
Burgdorf: 11. Mai
Zürich: 2. Juni
Bellinzona: 4. Juni
Luzern: 7. Juni
Biel: 15. Juni
Olten: 21. Juni
St. Gallen: 24. Juni
Chur: 6. Juli
Weiter interessant sind auch
die Kurse «Älter werden im Beruf»,
«Basisseminar für PeKo der Post»,
«AZG für PostAuto-FahrerInnen –
asa», «Stress und Burnout» und «Vorbereitung
auf die Pensionierung».
Movendo bietet natürlich nicht
nur für die Post, sondern für alle
Branchen lehrreiche Kurse an, wobei
man mehr über seine Rechte
lernt. Schau auf der Webseite vorbei
und melde dich einfach an.
Sharada Iser
Poetische Fotografie
Die Fotostiftung Schweiz in Winterthur
zeigt bis zum 24. Mai die Fotografien
und Reportagen von Pia
Zanetti. Die 1943 in Basel geborene
Pia Zanetti wusste schon früh, dass
sie Fotografin werden wollte. Zu Beginn
musste sie aber viele Absagen
einstecken: Einer solch jungen
Dame traute mann kein fotografisches
Geschick zu. Trotzdem schaffte
sie den Durchbruch und behauptete
sich erfolgreich in einer lange
von Männern dominierten Domäne.
Nach ihrer Ausbildung in der Schule
für Gestaltung in Basel machte sie
sich als Fotojournalistin selbständig.
Ab den 60er-Jahren wurde Zanetti
u. a. von Die Woche, Das Magazin
und NZZ oder auch von Hilfswerken
und NGOs für Aufträge in der ganzen
Welt engagiert. Während ihren
Reisen fotografierte sie Menschen
auf der Strasse, bei der Arbeit, im
Fussballstadion oder beim Sinnieren.
Einer seits bildete sie Widerstand
gegen Unrecht ab, andererseits
aber auch die Verwirklichung
von Träumen. Pia Zanetti schafft es,
Momente einzufangen und ihnen
ein Stück Poesie abzuringen.
Für die Ausstellung hat die Fotografin
eine Reihe von Bildern aus ihrem
Archiv ausgewählt, um sie zu
einer Erzählung zusammenzufügen.
Dass es möglich war, einen so umfangreichen
Bilderfluss zu komponieren,
ohne sich auf eine starre
Struktur mit Kapiteln zu beschränken,
spricht für die hohe Qualität
ihrer Arbeit.
Als Begleitbuch zur Ausstellung
erscheint die Monografie «Pia Zanetti.
Photographer» bei Scheidegger
& Spiess und Codax Publisher,
herausgegeben von Peter Pfrunder.
Sharada Iser
Unsere Geschichte als Comic
«Sapiens. Der Aufstieg» ist eine kreative
und humorvolle Comic-Adaption
des Bestsellers «Eine kurze Geschichte
der Menschheit». Ein Werk
des bekannten israelischen Autors
Yuval Noah Harari, das in 45 Sprachen
übersetzt und über 12 Millionen
Mal verkauft wurde. Die Graphic
Novel illustriert, wie der Homo
sapiens die anderen Menschenarten
verdrängte, rasch an die Spitze der
Nahrungskette zum Beherrscher der
Erde aufstieg und ihr Ökosystem
drastisch verändert hat.
Mit Hilfe des französisch-belgischen
Duos David Vandermeulen
und Daniel Casanave erzählt der
Historiker, Philosoph und renommierte
Schriftsteller Yuval Harari
die Entwicklungsgeschichte der
Menschheit – vom ersten Auftreten
des Homo sapiens bis zur landwirtschaftlichen
Revolution, informativ
und witzig. Der Autor tritt in diesem
packenden und lehrreichen Comic –
der in die offizielle Auswahl des
Internationalen Comicfestivals
Angoulême aufgenommen wurde –
selbst als Erzähler auf.
Im Herbst 2021 soll der zweite
Band erscheinen. Insgesamt wird
die Comic-Adaption vier Bände aufweisen,
die jeweils einen Teil der
Buchvorlage zusammenfassen.
Bis dahin möchten wir euch ans
Herz legen, diesen unterhaltsamen
ersten Band zu lesen. Ein aufwendig
und ideenreich gestalteter Comic,
der uns die Geschichte der Menschheit
neu entdecken lässt.
Robin Moret
Das Kursangebot Post/Solifonds:
Movendo.ch/de/kurse/solifonds
Alle Daten zur Ausstellung:
Fotostiftung.ch
Harari, Casanave, Vandermeulen: «Sapiens
– Der Aufstieg», C.H. Beck, Fr. 35.90
1000 Worte
Ruedi Widmer
27
28 Bisch im Bild syndicom stritt für die Renten der Frauen und stand ihnen am Internationalen
Frauentag zur Seite. Die Gewerkschaft bedankte sich bei den Mitarbeitenden der
Post, unterstützte die PostAuto-Chauffeure, machte Betriebsbesuche und hörte
die Anliegen der Illustrator*innen am Online-Stammtisch an.
1
2
3
4
1. Stephanie Vonarburg und Patrizia Mordini, Mitglieder der GL von syndicom, am 15. März vor dem Bundeshaus zur Übergabe von 314 187
Unterschriften an den Ständerat gegen den geplanten Abbau der AHV auf Kosten der Frauen. (© Ueli Johner))
2. Azra Ganic, Regionalsekretärin ICT-Sektor, zu Besuch bei MS Direct in St. Gallen am Internationalen Frauentag, 8. März. (© Azra Ganic)
3. Am 8. März fand auch eine Rosenverteilung im Paketzentrum der Schweizerischen Post in Frauenfeld statt. (© Azra Ganic)
4. syndicom in der Buchhandlung Stauffacher in Bern, wo ein voller Büchertisch für Frauenthemen wirbt. (© Patrizia Mordini)
5. Betriebsbesuche bei privaten Postdienstleistern in Ebikon. (© Matthias Loosli)
6. Ende Februar dankte syndicom gemeinsam mit den Grünen und der SP den Mitarbeitenden der Post für ihren Einsatz während Corona. (© Florin Schütz)
7. syndicom und die PostAuto-Personalvertretung der Verteilregion Mitte reichen eine Petition ein, die eine rasche Diskussion über die
Umsetzung des Alkoholverbots in Postautos fordert, welche die Forderungen der Fahrer berücksichtigt. (© Michael Bolettieri)
8. Mehr als 50 Illustratoren und Zeichnerinnen diskutierten an einem syndicom-Stammtisch über ihre Preisgestaltung. (© Michael Moser)
29
5
6
7
8
30
Aus dem
Leben
«Als geflüchteter Journalist ist es in der
Schweiz nicht leicht, vom Beruf zu leben»
Kairat Birimkulov ist 1967 in Bischkek,
Hauptstadt von Kirgisistan, geboren.
Mit seiner Familie lebt er im Kanton Luzern,
nachdem sie 2007 wegen seiner
Arbeit als Journalist flüchten mussten.
Er arbeitete in Kirgisistan 14 Jahre als
TV-Moderator einer Nachrichtensendung
und als politischer Beobachter.
In der Schweiz liess er sich zum Migrationsfachmann
ausbilden. Seit 2013
arbeitet er für die Schweizerische
Flüchtlingshilfe. Kairat engagiert sich
in verschiedenen Vereinen im Kultur-,
Sozial- und Migrationsbereich: er ist
Gründer und Präsident des Vereins
«Brücke nach Kirgisistan», Gründer und
Präsident von «Zusammen» und Co-
Präsident im Migrant*innen-Parlament
Luzern. Seit 2018 ist er Mitglied von
syndicom und aktiv in der IG Migration.
Text: Idris Djelid
Bild: Patrick Gutenberg
Ich habe viel erlebt:
Unterstützung, aber
auch Diskriminierung
Den letzten Tag in meinem Land
werde ich nie vergessen. Das schweizerische
Konsulat hatte mir einen
«grünen Korridor» offeriert, um Kirgisistan
zu verlassen, damit ich meine
Familie und mein Leben retten
konnte. Doch diesen Weg wirklich zu
gehen, fiel mir unglaublich schwer.
In meinem Herzen wäre ich am liebsten
geblieben, um die demokratischen
Prozesse in meinem Land mitzugestalten
und zu sehen, wie es
wirtschaftlich und politisch in eine
neue Zukunft aufbricht.
Tief traurig und verunsichert besuchte
ich am letzten Morgen in meiner
Heimat meine Lieblingsplätze
und das Fernsehstudio, wo ich 14
Jahre als Moderator gearbeitet hatte.
Als Journalist war mein Ziel, Transparenz
über das korrupte System zu
schaffen, das nach dem Zusammenbruch
der Sowjetunion entstanden
war. Genau diese Transparenz ist
vielen anderen und mir zum Verhängnis
geworden und hat mich zur
Flucht gezwungen. Nach meinen Recherchen
wurde es für mich und meine
Familie zu gefährlich. Ich erhielt
monatelang Drohungen, und nach
einem brutalen Überfall, der mich
schwer verletzte und fast das Leben
kostete, war auch meine Familie in
Schrecken. Ich vergesse nie die
ängstlichen Augen meiner Töchter.
Mit meiner Flucht öffnete ich
eine neue leere Seite im Buch meines
Schicksals. Viele Fragen begleiteten
diese Reise in ein fernes Land.
Nostal gische Erinnerungen an die
Heimat und Zweifel an meiner Entscheidung
plagten mich. Wie wird
meine Frau, wie werden sich meine
Kinder im unbekannten Leben zurechtfinden?
Wie soll man leben?
Nur langsam erkannte ich, dass
dieser schwere Schritt in ein neues
Leben auch eine Chance war.
Ich weiss sehr gut, wie es ist, ein
Flüchtling in einem fremden Land zu
sein. Du musst bei null anfangen
und der Gesellschaft erneut beweisen,
was du kannst. Im Namen der
Migranten und als Journalist möchte
ich folgendes sagen: ich habe vieles
im neuen Zuhause erlebt, Unterstützung
– aber auch Diskriminierung,
die mich oft deprimiert hat.
Als geflüchteter Journalist ist es
in der Schweiz nicht leicht, von seinem
Beruf zu leben. Aber mit dem
Diskurs über mehr Diversi tät unter
den Medienschaffenden und Initiativen
wie den Neuen Medienmacher*innen
oder auch Baba News, einem
Online-Magazin, gemacht von Journalist*innen
mit Migrationshintergrund,
bleibe ich optimistisch.
Neben dem Journalismus habe
ich eine zweite Leidenschaft, denn
als Kind war ich oft im Filmstudio,
wo meine Mutter als Regisseurin arbeitete.
Nun habe ich dank einem
Crowdfunding mein erstes Filmprojekt
realisiert. Mein Film «Schneesturm»
feiert am 4. Juni 2021 im
Stattkino Luzern Premiere. Ich hoffe,
dass ich dort möglichst viele meiner
Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen
begrüssen darf.
Das Filmprojekt auf Wemakeit (mit Trailer):
Bit.ly/3cx29jm
Impressum
Redaktion: Robin Moret (Leitung),
Giovanni Valerio
Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch
Freie Mitarbeit: Rieke Krüger
Porträts, Zeichnungen: Katja Leudolph
Fotos ohne ©Copyright-Vermerk: zVg
Layout und Druck: Stämpfli AG, Bern
Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung,
Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17
Inserate: priska.zuercher@syndicom.ch
Abobestellung: info@syndicom.ch
Abopreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für
Nichtmitglieder: Fr. 50.– (Inland), Fr. 70.– (Ausland)
Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft
Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,
Postfach, 3001 Bern
Das syndicom-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.
Ausgabe Nr. 23 erscheint am 4. Juni 2021
Redaktionsschluss: 3. Mai 2021.
31
Das syndicom-Kreuzworträtsel
Für alle, die sich auf das Leben nach
dem Lockdown freuen: Zu gewinnen gibt
es eine Hotelcard, gespendet von unserer
Dienstleistungspartnerin Hotelcard.
Das Lösungswort wird in der nächsten
Ausgabe zusammen mit dem Namen der
Gewinnerin oder des Gewinners veröffentlicht.
Lösungswort und Absender auf einer
A6-Postkarte senden an: syndicom-
Magazin, Monbijoustrasse 33, Postfach,
3001 Bern. Einsendeschluss: 3. Mai 21.
Der Gewinner
Die Lösung des Kreuzwort rätsels aus
dem syndicom-Magazin Nr. 21 lautet:
DATENSCHUTZ.
Gewonnen hat Jris Stöckli-Wasmer aus
Bettingen. Die Coop-Geschenkkarte ist
unterwegs.
Wir gratulieren herzlich!
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Rp pro Liter
+41 (0)58 817 18 18 - info@syndicom.ch
32 Inter-aktiv
syndicom social
Pendler*innen auf unserer Seite11.03.2021
Gemäss 20 Minuten-Leser*innen sind
unsere #Lohnforderungen berechtigt.
Die #Post-Direktion meint, der #Applaus
von den Balkonen reiche aus. Die Post
hat trotz Krise Gewinn geschrieben, ein Zeichen der
Wertschätzung an die Angestellten wäre angebracht.
@syndicom_de
Journalismus in Not bei Tamedia 19.03.21
Im Geschäftsbericht 2020 der @tx_group
versichert @PietroSupino, dass der Journalismus
weiterhin im Zentrum des Geschäftsmodells stehe.
Die Zahlen sagen etwas anderes:
Tamedia-Mitarbeiterbestand 2019: 1559,
Mitarbeiterbestand 2020: 1428.
@lorenzo_bonati
Hände weg von den Renten der Frauen
16.03.2021
Der Ständerat hat heute im Vorfeld seiner
Debatte zur AHV21-Reform 314 187 Unterschriften
erhalten, die NEIN sagen zu
einer Vorlage, die – einmal mehr – zu Lasten der Frauen
geht. Die geplante Kürzung der Frauenrenten hat eine
Welle der Empörung in der Bevölkerung ausgelöst: Noch
nie haben so viele Menschen in der Schweiz in so kurzer
Zeit online Unterstützung gesammelt. Die Botschaft ist
klar: Eine AHV-Revision, die die realen Probleme der
Frauen ignoriert, hat keine Chance, durchzukommen. Die
Renten der Frauen sind immer noch ein Drittel niedriger
als die der Männer. Es ist an der Zeit, sie zu erhöhen. Und
nicht, sie zu kürzen. instagram.com/syndicom/
Pressefreiheit12.03.2021
Erster Schritt zu einem
Wandel, der um die Welt
gehen muss 17.03.2021
In England gelten jetzt
70 000 #Uber-Fahrer*innen
als Angestellte. «Lediglich» eine Entscheidung
des Obersten Gerichtshofs war dafür
notwendig ... Ein Schritt in die richtige Richtung.
In Genf werden die Uber-Fahrer*innen
über eine Drittfirma mit #GAV angestellt.
Wann ist dies überall in der Schweiz so?
twitter.com/syndicom_fr
#NEWS 65 Journalistinnen und Journalisten
starben im Jahr 2020 im Dienst,
so der jährliche Bericht der IFJ über
Journalist*innen, die weltweit bei arbeitsbedingten
Vorfällen getötet wurden. Mexiko rangiert
mit 14 Morden zum vierten Mal in fünf Jahren als gefährlichstes
Land. twitter.com/IFJGlobal
Mangelnde Anerkennung
für Paketbot*innen10.03.2021
Offener Brief an die TX Group09.03.2021
Die Sexismus-Probleme bei Tamedia sind Ausdruck einer
branchenübergreifenden Problematik: «Zu wenig Frauen in
den Chefetagen, Arbeitsbedingungen, die echte
Gleichstellung verhindern, und veraltete Rollenbilder
sowie Denkmuster.»
twitter.com/Lenaallenspach
Applaus von den Balkonen reicht nicht!
Die diesjährige Lohnrunde bei der Post
verläuft ergebnislos...
Wir sind enttäuscht. Besonders nach
einem Jahr mit noch nie dagewesenem
Paketvolumen wäre ein wenig
Anerkennung angezeigt.
twitter.com/syndicom_fr
Soziale Kriterien für öffentliche Aufträge
23.03.2021
Gemeinsam mit 99 Gewerkschaften aus ganz
Europa haben wir einen Brief an die @EU_Commission
unterzeichnet, in dem wir fordern, dass
#Öffentliche Aufträge nur an Unternehmen
vergeben werden, die ihre Angestellten respektieren.
Der Wettlauf nach unten muss ein Ende
haben. @syndicom_de
Keine Corona-Ausreden11.03.2021
«Der Anspruch, zu den Besten zu gehören, darf nicht
beim Personal enden. Die TX Group ist finanziell kerngesund.
Die Corona-Pandemie war ein temporärer Dämpfer.
Diese ausserordentliche Situation darf nicht als
Entschuldigung herangezogen werden, um die Mitarbeitenden
mit einem ungenügenden Sozialplan abzuspeisen»,
so kommentiert Stephanie Vonarburg, Leiterin
Sektor Medien von syndicom, die Bilanzmedienkonferenz
der TX Group.