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Grimselwelt Magazin 2019

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grimselwelt<br />

DAS MAGAZIN <strong>2019</strong><br />

Berglandwirtschaft<br />

Von Kühen, Schafen<br />

und Smartphones<br />

Ersatz Staumauer Spitallamm<br />

Die KWO baut eine<br />

Staumauer<br />

Sustenweg Wanderung<br />

Langsam, zeitlos,<br />

himmlisch


grimselwelt3 3<br />

Das Konzessionsgebiet der KWO umfasst<br />

420 Quadratkilometer Land –<br />

für die kleine Schweiz ein ganz schön<br />

grosses Gebiet. Die Täler rund um den<br />

Grimsel- und Sustenpass bilden eine alpine<br />

und auf den ersten Blick relativ unproduktive<br />

Landschaft. Doch für die Wasserkraft<br />

sorgt genau diese Umgebung mit ihrem<br />

Wasserreichtum, den enormen Höhenunterschieden<br />

und den Speichermöglichkeiten<br />

für perfekte Voraussetzungen. Und<br />

wie so oft zeigt sich beim genaueren Hinsehen,<br />

dass diese Bergwelt längst nicht so<br />

zufällig wild ist. Im Gegenteil:<br />

Auch in entlegenen Winkeln<br />

wirken verschiedene Akteure<br />

und es herrscht eine<br />

verblüffende Vielfalt.<br />

In dieser Ausgabe geben wir<br />

den Bergbäuerinnen und<br />

Bergbauern das Wort. Denn<br />

sie prägen die Landschaften<br />

durch die Bewirtschaftung<br />

von Feldern, Wegen und Wiesen.<br />

Die Landwirte stehen nicht nur vor<br />

ähnlichen Herausforderungen wie die<br />

KWO, etwa in Hinsicht auf die Digitalisierung<br />

oder den Strukturwandel, die Bauernbetriebe<br />

erbringen auch Leistungen, von<br />

denen die KWO direkt profitiert. Ohne ihren<br />

Einsatz wäre beispielsweise die Zugänglichkeit<br />

zu Wasserfassungen, anderen<br />

Kraftwerksanlagen und weiteren Infrastrukturen<br />

nicht in dieser Qualität vorhanden.<br />

Auch die touristischen Attraktionen<br />

würden leiden und unsere Wohn- und Erholungsgebiete<br />

wären längst nicht mehr so<br />

idyllisch. Zudem finden sich auch oder gerade<br />

in der Berglandwirtschaft innovative<br />

Köpfe, die das Leben in den Dörfern bereichern<br />

und neue Impulse setzen.<br />

Die KWO hat sich nie als Alleinherrscherin<br />

in ihrem Konzessionsgebiet verstanden.<br />

Partnerschaften mit der Region waren in<br />

der Vergangenheit wichtig und werden es<br />

auch in Zukunft sein; für den täglichen<br />

Kraftwerksbetrieb und für die Realisierung<br />

von Grossprojekten, wie den Bau der Ersatzstaumauer<br />

Spitallamm am Grimselsee.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre!<br />

Thomas Huber<br />

Leiter Kommunikation<br />

Willkommen in der <strong>Grimselwelt</strong><br />

grimselwelt<br />

DAS MAGAZIN <strong>2019</strong><br />

Berglandwirtschaft<br />

Von Kühen, Schafen<br />

und Smartphones<br />

Ersatz Staumauer Spitallamm<br />

Die KWO baut eine<br />

Staumauer<br />

Sustenweg Wanderung<br />

Langsam, zeitlos,<br />

himmlisch<br />

Berglandwirtschaft erfordert Flexibilität und Unternehmertum: Pädi Brog beim Schären<br />

seiner Schwarznasenschafe.<br />

Persönlich Seite 10–11<br />

Portraits aus der <strong>Grimselwelt</strong><br />

In der <strong>Grimselwelt</strong> finden sich viele Menschen, die ihrer Passion<br />

nachgehen, sei es als Koch, als Langläufer und Pistenbullyfahrer,<br />

als Hüttenwarte oder Sammler.<br />

Fokus Seite 12–17<br />

Eine Mauer schreibt Geschichte<br />

In den nächsten sechs Jahren baut die KWO eine neue Staumauer<br />

unmittelbar vor die alte Spitallamm-Staumauer am Grimselsee.<br />

Das Bauwerk aus den 1930er Jahren hat Schaden genommen und<br />

muss ersetzt werden.<br />

Der Trupp für alle Fälle Seite 20–21<br />

Unterwegs mit der Baugruppe der KWO<br />

Sie kriechen durch Löcher, stapfen durch matschige Stollen und<br />

arbeiten im Dunkeln: Die Baugruppe der KWO kommt überall<br />

dort zum Einsatz, wo es klemmt, sei es unter oder über der Erde.<br />

Erlebnis Natur Seite 22–23<br />

Ein Weg durch Raum und Zeit<br />

Wer dem alten Sustenweg entlang von Gadmen zum Steingletscher<br />

wandert, erfährt ein völlig neues Passgefühl. Hier präsentiert sich<br />

die Bergwelt ursprünglich und zeitlos.<br />

Hinter den Kulissen Seite 24–25<br />

Frühlingsputz in der Schlucht<br />

Der Spaziergang durch die Aareschlucht ist ein eindrückliches Erlebnis.<br />

Man wandert sozusagen inmitten der Felsen. Damit dies<br />

möglich ist, sind aufwändige Unterhaltsarbeiten nötig, im Winter<br />

und im Frühjahr.<br />

Impressum<br />

Herausgeber KWO Kommunikation, Innertkirchen<br />

Gestaltung und Realisation Laufwerk, Bern<br />

Projektleitung Thomas Huber<br />

Bilder David Birri und KWO<br />

Texte Annette Marti und KWO<br />

Druck Jordi AG, Belp<br />

Auflage 20’000 Exemplare<br />

Die <strong>Grimselwelt</strong> ist ein Engagement der<br />

KWO, Kraftwerke Oberhasli AG<br />

Titelgeschichte Seite 4–9<br />

Von Smart Cows und anderen Tieren<br />

Im Gespräch Seite 18–19<br />

Daniel Fischlin, CEO der KWO<br />

Perspektiven by Fischlin Seite 26–27<br />

Aus dem Notizbuch des CEO’s<br />

Wie in vielen anderen Bereichen verändert sich auch im Leben der<br />

Bergbäuerinnen und Bergbauern Einiges. Ein Blick hinter die Kulissen<br />

zeigt: auch in der Berglandwirtschaft sind vielseitige Fähigkeiten<br />

und Mut gefragt.<br />

Die Energiewende bringt für die Wasserkraft viele Unsicherheiten<br />

mit sich. CEO Daniel Fischlin erklärt, welche Wege er sieht, um<br />

das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Der Umgang mit<br />

Wissen ist dabei zentral.<br />

Womit beschäftigt sich der CEO der KWO über die täglichen Herausforderungen<br />

hinaus? Daniel Fischlin gibt Einblick in das, was<br />

ihn beschäftigt, und zeigt, wie er das Wissen in der Firma besser<br />

zugänglich machen will.<br />

Mix<br />

Produktgruppe aus vorbildlicher<br />

Waldwirtschaft und<br />

anderen kontrollierten Herkünften<br />

Cert no. SQS-COC-023903, www.fsc.org<br />

SQS-COC-100061<br />

© 1996 Forest Stewardship Council


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grimselwelt · berglandwirtschaft 5<br />

Text: Annette Marti, Fotos: David Birri<br />

Digitalisierung im Stall: Die App<br />

«Smart Cow» erleichtert es den<br />

Landwirten, alle wichtigen Daten<br />

zum Vieh zu verwalten.<br />

Text: Annette Marti, Fotos: David Birri<br />

Sie melken ihre Kühe, produzieren Alpkäse und sorgen dafür, dass die Landschaft so aussieht, wie wir<br />

sie kennen: Ist das die ganze Wahrheit hinter dem Leben der Bergbäuerinnen und Bergbauern im<br />

Grimsel- und Sustengebiet? Eine kleine Umfrage zeigt: Landwirte brauchen heute echte Management-<br />

Qualitäten, Mut und eine Reihe vielseitiger Fähigkeiten um zu bestehen.<br />

Thomas Bircher und seine Herde von<br />

Galloway-Rindern, die in Gadmen auf<br />

schwer zugänglichen, steilen Wiesen weiden.<br />

Die Leiber der Kühe dampfen in der frischen Luft, es riecht<br />

nach Heu und schwungvoll platziertem Mist. Die Kälber<br />

strecken ihre Köpfe durch die Barren und beobachten<br />

mit neugierigem Blick, was da für Fremdlinge durch den Mittelgang<br />

des Stalls spazieren. Drüben bei den Milchkühen versucht<br />

jede, schneller zum Futter zu gelangen als die Nachbarin. Es wird<br />

gedrängelt und geschubst. «Das ist normal», sagt Landwirt Walter<br />

Zgraggen und lächelt. «Die müssen immer mal wieder die<br />

Rangordnung herstellen.» Zgraggen hält seine Tiere in einem<br />

Laufstall in Guttannen. Das bedeutet, die Kühe fressen oder liegen,<br />

wie sie gerade wollen und begeben sich dann in den Auslauf,<br />

wenn sie mögen. Der moderne Stall erspart dem Bauern viele<br />

mühsame Arbeiten. So gibt es etwa eine Automatik für die Stallsäuberung<br />

und einen Kran zum Verteilen des Futters. «Das war<br />

die beste Investition überhaupt», sagt Zgraggen. Er erspare sich<br />

damit manchen Murks, wie das Abladen des Heus im Sommer<br />

oder das Herumwuchten von Futterballen. Nichts destotrotz bleiben<br />

viele Arbeiten, die erledigt werden müssen. Und besonders<br />

das Melken der Kühe am Morgen und am Abend erlaubt keinen<br />

Aufschub.


6 grimselwelt · berglandwirtschaft<br />

grimselwelt · berglandwirtschaft 7<br />

Vor dieser ständigen Verpflichtung hatte Valéry Jaun<br />

grössten Respekt. Die junge Frau, die im Kanton Aargau<br />

aufgewachsen ist, führt mit ihrem Partner Ruedi<br />

Zenger einen Bauernbetrieb in Innertkirchen. «Mit einem Bauern<br />

zusammenleben ist okay, dachte ich immer», erzählt sie, «aber<br />

sicher mit keinem, der Milchwirtschaft betreibt.» Sie hatte viele<br />

Jahre im Bereich Gastronomie und Hotellerie gearbeitet, betrieb<br />

Sport und reiste gerne. Die Sache mit der Landwirtschaft entwickelte<br />

sich allerdings ein bisschen anders, als sie es sich vorgestellt<br />

hatte. Anfang Januar übernahm das junge Paar den elterlichen<br />

Betrieb von Ruedi Zenger. Im Spätherbst ist die kleine Tochter<br />

geboren. Es ist ein nicht allzu grosser Betrieb, aber im Stall stehen<br />

auch Kühe und Rinder. «Hm», sagt Valéry Jaun mit einem<br />

breiten Lachen, «jetzt melken wir halt doch… nicht so schlimm.<br />

Ich liebe die Natur und hier erlebe ich die natürlichen Kreisläufe<br />

sehr direkt. Für Ruedi ist die Landwirtschaft sowieso eine grosse<br />

Leidenschaft.» Ob sie den Betrieb tatsächlich übernehmen würden,<br />

haben sich die zwei lange überlegt. Ruedi arbeitete in Bern,<br />

doch nach Jahren begann er, vermehrt an die Wiesen zuhause in<br />

Innertkirchen und ans Bauern zu denken. «Valéry und ich haben<br />

immer geholfen», erzählt er, «dann musste mein Vater einen Winter<br />

lang pausieren und wir absolvierten sozusagen ein Praktikum<br />

auf dem Betrieb.» Nach dieser Erfahrung stiegen sie ein. «Natürlich<br />

ist es nicht einfach in der Berglandwirtschaft», räumt Ruedi<br />

Zenger ein, «trotzdem sehen wir Potential und wollen Vieles ausprobieren.»<br />

Der Zengerhof ist nicht gross genug, um einen Vollerwerb<br />

für die junge Familie zu garantieren. Beide haben Nebenjobs<br />

und daran soll sich vorerst auch nichts ändern. «Ich bin mir<br />

nicht sicher, ob es die grossen Betriebe wirklich leichter haben»,<br />

sagt Zenger, der die Rahmenbedingungen in seiner Abschlussarbeit<br />

am Inforama Hondrich genau untersucht hat. Auch Valéry<br />

Jaun behandelte den Zengerhof in ihrer Diplomarbeit an der Höheren<br />

Fachschule für Tourismus in Thun. So starteten sie mit einer<br />

guten Webseite und einem Konzept voller Ideen. Die zwei<br />

wollen sorgfältig überlegen, in welche Richtung es gehen soll.<br />

Schon jetzt bieten sie in ihrem Hofladen und auf dem Markt eigene<br />

Produkte an: Alpkäse, Eier, Wurst, Brot und selbstgemachten<br />

Sirup. Die verschiedenen Standbeine werden sie vorerst beibehalten.<br />

«Die kleinen Betriebe sind<br />

wichtig für die Landschaft. Wir machen<br />

noch Vieles von Hand und bearbeiten<br />

auch die kleinen und weniger praktischen<br />

Wiesen», ist Ruedi Zenger überzeugt. Für<br />

ihn ist es selbstverständlich, dass es zu den<br />

Aufgaben der Landwirte gehört, zur Umgebung<br />

zu schauen.<br />

Die Landschaftspflege ist auch für<br />

Angelika und Thomas Bircher<br />

aus Nessental ein wichtiger Aspekt<br />

ihrer Arbeit. Würden sie an steilen<br />

Stellen, in Mulden und Gräben oder auf<br />

mit Felsen besetzten Wiesen nicht mehr<br />

mähen, wären viele der heute offenen Flächen<br />

schnell zugewachsen. Früher mähten<br />

die Bauern die hoch in den Bergen gelegenen<br />

Flächen, die Wildheuerwiesen, weil<br />

das Futter knapp war. Heute können die<br />

Tiere auch anders gefüttert werden. Aus<br />

ökologischer Sicht sind diese Wiesen aber<br />

sehr wertvoll und die Landwirte werden<br />

für die Pflege dieser Flächen entschädigt.<br />

«Ohne Beiträge würde sich der Aufwand<br />

nicht auszahlen», bestätigt Angelika Bircher.<br />

Doch die Entschädigung alleine macht es<br />

nicht aus. «Wichtig ist die Freude am Einsatz»,<br />

sagt die junge Frau, die auf einem<br />

Hof in der Nähe von Köln aufgewachsen<br />

ist und immer schon Bäuerin werden wollte.<br />

Heute bewirtschaftet sie zusammen<br />

mit Thomas Bircher im Gadmental 50<br />

Walter Zgraggen beginnt, die Möglichkeiten des Smartphones auch im Stall zu nutzen.<br />

Seiner Schar von Kälbern ist das egal, Hauptsache sie kriegen ihre Streicheleinheiten ab.<br />

Hektaren Land. Bei einer solchen Grösse<br />

ist ein ausgeklügeltes Betriebsmanagement<br />

wichtig. So bilden Birchers beispielsweise<br />

Lehrlinge aus, die ebenfalls auf dem<br />

Hof arbeiten. Für die Pflege der steilsten<br />

Flächen stehen zudem vierbeinige Helfer<br />

im Einsatz: Galloway-Rinder weiden auf<br />

den einstigen Wildheuer-Wiesen und fressen<br />

nicht nur Gras, sondern auch kleine<br />

Büsche ab. «Diese Wiesen sind zwar wichtig<br />

wegen der Artenvielfalt», erklärt Thomas<br />

Bircher, «aber als nahrhaftes Futter<br />

für Milchkühe sind sie nicht geeignet.»<br />

Die genügsamen Galloway mit ihren zottligen<br />

Ohren und dem sandfarbenen Fell<br />

kommen mit dem alpinen Futter aus und<br />

können sich im unwegsamen Gelände gut<br />

bewegen. Allerdings funktioniert die Haltung<br />

nicht ohne Aufwand. Die Zäune<br />

müssen laufend kontrolliert werden und<br />

im trockenen Sommer 2018 bereiteten die<br />

Wasserreserven Sorgen. Hinzu kommt:<br />

Galloway-Rinder sind neugierig und<br />

manchmal ganz schön frech. So müssen<br />

alle kleinen Galloway auf dem Hof in eine<br />

Art Grundschule, wo sie im umzäunten<br />

Auslauf üben, brav hinter der Mama herzugehen.<br />

«Man muss sich mit diesen Tieren<br />

beschäftigen», unterstreicht Angelika<br />

Bircher. «Sonst können wir im steilen Gelände<br />

nicht einmal von einer Weide auf die<br />

andere zügeln.»<br />

Roland Luder, landwirtschaftlicher<br />

Berater und Biologe, stellt den<br />

Bauern im Berner Oberland ein<br />

gutes Zeugnis aus. «Viele Betriebe bewirt-<br />

schaften deutlich mehr Biodiversitätsförderflächen als das vom<br />

Bund vorgeschriebene Minimum», stellt er fest. Sieben Prozent<br />

der Nutzfläche müssen solche Wiesen und Weiden umfassen,<br />

sonst gibt es keine Direktzahlungen für einen Betrieb. Der Kanton<br />

Bern habe die verschiedenen landwirtschaftlichen Ökoprogramme<br />

rasch eingeführt und umgesetzt, sagt Luder. Die Beiträge<br />

für «Blüemliwiesen» seien vergleichsweise hoch. «Heute<br />

tendieren mehr und mehr Landwirte eher gegen das Maximum<br />

von 50 Prozent», sagt Luder. «Das zahlt sich auch für die Natur<br />

aus.»<br />

Vor einigen Jahren hat in der schweizerischen Landwirtschaftspolitik<br />

ein Systemwechsel stattgefunden. Weg von Beiträgen, die<br />

über Tierzahlen und Produkte berechnet wurden, hin zu Entschädigungen<br />

für die Bewirtschaftung bestimmter Flächen und den<br />

Arbeitsaufwand. «Dank diesem System hat die Berglandwirtschaft<br />

gegenüber der Landwirtschaft im Mittelland aufholen kön-<br />

Maschinen erleichtern die tägliche Arbeit im Stall: der Kran im<br />

modernen Laufstall von Walter Zgraggen.<br />

Sie setzen auf Direktvermarktung und gutes<br />

Design: Valéry Jaun und Ruedi Zenger aus<br />

Innertkirchen pflegen ihre hofeigene Webseite.<br />

Galloway-Rinder sind unkompliziert und<br />

geländegängig. Sie brauchen aber auch<br />

viel Aufmerksamkeit und Zuwendung,<br />

sonst werden sie zu wild.<br />

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grimselwelt · berglandwirtschaft 9<br />

Luder<br />

Mit seinem mobilen Melkstand folgt Peter<br />

Luchs auf der Steinalp seinen Kühen, um<br />

sie melken zu können.<br />

Coiffeurtermin für die Schwarznasenschafe<br />

bei Pädi Brog in Geissholz.<br />

Viele Bergbauern setzen auf<br />

die eigene Vermarktung ihrer<br />

Produkte wie Käse, Brot<br />

oder Sirup.<br />

Schafwollkugeln,<br />

die in Meiringen<br />

produziert werden,<br />

eignen sich bestens<br />

als Füllmaterial für<br />

Kissen, Decken<br />

und Bettauflagen.<br />

In der Alpkäserei neben dem Restaurant Steingletscher wird die Milch zu Käse und<br />

anderen Milchprodukten verarbeitet und verkauft.<br />

Heinz Brog setzt zusammen mit seiner Familie voll und ganz auf das Naturprodukt Wolle. Seit einigen<br />

Jahren arbeiten sie beharrlich daran, den Wollpreis wieder auf ein höheres Niveau zu bringen.<br />

KONTAKT & INFO<br />

Regionale Produkte aus dem Püüre Laden<br />

Gadmen: Verkaufsstellen Berghaus Tälli,<br />

Talstation Trift, Talstation Gelmerbahn.<br />

Alle Produkte können auch online<br />

bestellt werden.<br />

www.hasliprodukt.ch<br />

www.zengerhof.ch<br />

www.alpkaeserei-steingletscher.ch<br />

Eine eigentliche, kleine Woll-Verarbeitungs-Fabrik steht nur wenige<br />

Meter neben der Hauptstrasse in Meiringen, das WollReich der Familie<br />

Brog. Hier wird Schafwolle aus dem Haslital gewaschen und gekardet,<br />

auf Maschinen zu Vlies und Schafwollkugeln verarbeitet oder im hauseigenen<br />

Atelier handwerklich bearbeitet. Zu kaufen gibt es nicht nur<br />

Wolle und Vlies, Deko-Gegenstände und Spielsachen, sondern auch<br />

Bettauflagen, Duvets und Kissen sowie mit Schafwolle gefüllte Jacken<br />

von Ortovox. Ruth Brog, die mit ihrem Mann 2001 den Bauernbetrieb<br />

der Eltern in Geissholz übernommen hatte, erzählt, wie sich das Woll-<br />

Reich von einer Spontanidee zu einem kleinen Wirtschaftszweig entwickelt<br />

hat: «Wir haben mit den Schafen angefangen, ohne konkreten<br />

Plan. Durch Zufall kamen wir zu den ersten drei Schwarznasenschafen.»<br />

Ruth Brog erlernte das Filzen, vertiefte ihr Wissen in einer Ausbildung<br />

zum therapeutischen Filzen, und verarbeitete so die ersten Kilogramm<br />

Schafwolle. Das Hobby erhielt eine neue Dimension, als die<br />

Möglichkeit bestand, Maschinen für die Wollverarbeitung aus einer<br />

Heim-Werkstätte zu übernehmen. Weil sie begeistert waren vom Produkt<br />

Schafwolle, sagte die Familie trotz vielen Fragezeichen zu und<br />

fand auch Partner, die sie unterstützten. Sie richteten ihre Produktionsstätte<br />

in Meiringen ein und sahen bald, dass eine Nachfrage besteht.<br />

Heute haben die Brogs 250 Schafe. «Schafwolle ist ein nachnen»,<br />

beobachtet Luder. Ob in den Alpen<br />

oder im Flachland: So oder so müssen<br />

Landwirte viele verschiedene Fähigkeiten<br />

einbringen, um einen Betrieb erfolgreich<br />

führen zu können. Nur schon die verschiedenen<br />

Vorschriften und Regelwerke erfordern<br />

Knowhow. Auch die Digitalisierung<br />

macht vor der Landwirtschaft nicht halt.<br />

In der Direktvermarktung über Webseiten<br />

und Social Media etwa oder mit der Einführung<br />

des Herdenmanagements via<br />

Smartcow-App. Tatsache ist auch, dass der<br />

Wert der produzierten Ware gesunken ist<br />

und sich das Einkommen der meisten<br />

Betriebe laut Luder zu zwei Dritteln oder<br />

gar drei Vierteln aus Direktzahlungen für<br />

Leistungen zu Gunsten der Allgemeinheit<br />

zusammensetzt. Landwirt Peter Luchs aus<br />

Gadmen ist darüber unglücklich. Er beklagt<br />

sich nicht über die Direktzahlungen,<br />

findet aber: «Es ist frustrierend, wenn die<br />

Preise so tief sind. Die Produkte, für die<br />

wir das ganze Jahr über arbeiten, sollten<br />

etwas gelten.» Mit dem Image als «Landschaftsgärtner»<br />

fühlt sich Luchs nicht<br />

ganz wohl, zudem sieht er sich stark abhängig<br />

von der Politik. Die Unsicherheit ist<br />

da – wenn politisch etwas ändert, hat das<br />

Konsequenzen. Auch Walter Zgraggen<br />

sagt: «Wir sind abhängig von der Politik.<br />

Wenn etwas ändert an den Direktzahlungen,<br />

haben wir unter Umständen ein Problem.<br />

Das ist unangenehm.» Deshalb, so<br />

unterstreicht auch er, könne man in der<br />

Berglandwirtschaft nicht nur nach einer<br />

Kostenrechnung wirtschaften, sondern es<br />

brauche Herzblut und die Verbundenheit<br />

mit Ort und Beruf. «Ausserdem», relativiert<br />

er, «waren die Perspektiven schon vor<br />

20 Jahren unsicher. So ist es halt, man<br />

weiss nie genau, was kommt.»<br />

Für Peter Luchs steht deshalb die<br />

Herstellung hochwertiger Produkte<br />

im Vordergrund. Das Fleisch seiner<br />

Mastkälber verkauft er an die Migros,<br />

und mit einem eigenen Laden im Sommer<br />

hat er einen direkten Absatzkanal für die<br />

Produkte aus seiner Alpkäserei beim Steingletscher.<br />

Das funktioniert zwar gut,<br />

bringt aber eine grosse Arbeitsbelastung<br />

mit sich. In den Sommermonaten fallen<br />

viele der Arbeiten gleichzeitig an: Die<br />

Kühe auf der Alp müssen gemolken werden,<br />

die Käserei ist in Betrieb und im Dorf<br />

unten gilt es gleichzeitig, die Heuwiesen<br />

zu bewirtschaften. Luchs schafft das alles<br />

nur mit Hilfe seiner Söhne und saisonaler<br />

Angestellten. Seine Partnerin, die viele<br />

Jahre mitgearbeitet hatte, ist gestorben.<br />

«Gutes Personal für die Alp zu finden, ist<br />

nicht so einfach», weiss er. Umso glücklicher<br />

ist er darüber, dass die Zukunft des<br />

Hofes gesichert scheint. Die zwei Söhne<br />

stehen bereit, den Betrieb zu übernehmen.<br />

Sie haben im Sinn, eine Betriebsgemeinschaft<br />

zu gründen und damit das Problem<br />

des Angebundenseins zu lösen: Gegenseitig<br />

können sie sich aushelfen und abwechseln<br />

– so lässt sich auch die ständige Melkerei<br />

bewältigen.<br />

Schafwolle im Aufwind<br />

wachsender Rohstoff mit unglaublichen<br />

Qualitäten», schwärmt Ruth Brog. «Die Wolle<br />

macht für uns Menschen genau das gleiche<br />

wie für die Schafe: Sie reguliert die Wärme,<br />

ist wasserabweisend und ist erst noch selbstreinigend.<br />

Ich kann nicht verstehen, wieso<br />

wir das alles je aufgegeben haben?» Das<br />

Echo auf die Wollprodukte ist jedoch gross:<br />

Ganze Busse von Gästen besichtigen die<br />

Werkstatt, buchen Führungen auf der Alp<br />

oder übernachten im «Wollhaus», wo alle<br />

Produkte getestet werden können. Unterdessen<br />

sind die zwei Kinder bereits in den Betrieb<br />

eingestiegen und es besteht ein Projekt,<br />

Hof und Produktion an einem Ort zusammenzuführen<br />

und touristisch weiter auszubauen.<br />

Gut möglich, dass die Familie Brog tatsächlich<br />

das erreicht, was ihr grösster Wunsch ist:<br />

den Wollpreis wieder auf einen höheren Wert<br />

zu bringen.<br />

www.wollreich.ch


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grimselwelt · persönlich 11<br />

Sascha Urweider<br />

«Slow food» nach Innertkirchner Art<br />

Mathias Krump<br />

Der Mann mit dem Gespür für Schnee<br />

Fränzi Vontobel und Teddy Zumstein<br />

Hüttenwarte im «Dakota-Land»<br />

Als kleiner Junge sass Sascha Urweider am Stammtisch in der Ecke<br />

und beobachtete das Treiben rund um ihn. Jetzt steht er selber<br />

mitten im Geschehen. Der junge Koch arbeitet im Hotel Restaurant<br />

Urweider in Innertkirchen unbeirrt am guten Ruf des Betriebes.<br />

«Ich kümmere mich nicht um Trends», sagt Urweider. «Meine<br />

Eltern kochten in der Art der piemontesischen Küche, auch ich<br />

baue darauf.» Die Philosophie des «slow food» verfolgen die Urweiders<br />

seit 30 Jahren mit Sorgfalt und Überzeugung. So verzichtet<br />

Sascha Urweider unter anderem konsequent auf Glutamat und<br />

Geschmacksverstärker und kocht seine<br />

Fonds und Saucen selber. Er sucht nach<br />

dem echten Geschmack der Zutaten, die er<br />

am liebsten aus nächster Nähe bezieht.<br />

Das Gemüse aus Grossmutters Garten, die<br />

Eier vom Nachbarn oder die Pilze aus dem<br />

Wald über dem Dorf. Die Weine importiert<br />

die Wirte-Familie direkt aus dem Piemont,<br />

weil ihr die Menschen hinter den Produkten<br />

wichtig sind. Die Aufrichtigkeit zahlt<br />

sich aus: Für die mehrgängigen Abendmenus<br />

hat sich das Restaurant einen Kundenstamm<br />

weit über das Haslital hinaus erarbeitet.<br />

Über Innertkirchen sagt Sascha<br />

Urweider: «Der Standort ist sensationell,<br />

im Winter leben wir von unseren Stammkunden,<br />

im Sommer haben wir die Pässe.»<br />

Im Tagesgeschäft wird die sonst kleine<br />

Speisekarte dann zwar um Älplermagronen<br />

oder Schnitzel erweitert – Aromat<br />

kommt trotzdem nicht auf den Tisch.<br />

www.urweider.ch<br />

Mathias Krump ist einer, der nach vorne<br />

und nach hinten denken kann. So drückt<br />

er aus, was wichtig ist beim Pistenbullyfahren:<br />

«Man schaut voraus und gleichzeitig<br />

muss man überprüfen, was hinten passiert.»<br />

Seit 31 Jahren sorgt Krump in Gadmen<br />

für gut gespurte Langlaufloipen, Winterwanderwege<br />

und Pisten. Unterstützt<br />

wird er von Ersatzfahrer Karl Kühner. Der<br />

gelernte Schreiner, der noch heute im Familienbetrieb<br />

tätig ist, steigt im Winter fast<br />

täglich ins Pistenfahrzeug. Zugute kommt<br />

ihm dabei, dass er seit vielen Jahrzehnten<br />

ein leidenschaftlicher Langläufer ist und<br />

deshalb genau weiss, wie eine Loipe angelegt<br />

sein muss. Die Arbeit braucht ein gutes<br />

Gespür für den Schnee und eine dicke Portion<br />

Erfahrung. «Jeder Winter ist anders»,<br />

sagt Krump. Mit anderen Mitstreitern im<br />

Tal hat er viel für den Wintersport und besonders<br />

für das Langlaufen getan. So war<br />

er 1987 mitverantwortlich dafür, dass ein<br />

erstes Pistenfahrzeug angeschafft wurde. Weil sich kein Fahrer<br />

fand, setzte Krump sich ans Steuer, obwohl er als aktiver Rennläufer<br />

nicht allzu viel Zeit hatte. Und er ist seiner Aufgabe lange<br />

treu geblieben. Aber jetzt ist Schluss. Krump gibt seinen Job weiter.<br />

«Die Zeit ist reif, die Arbeit ist heikel, besonders im steilen Gelände,<br />

man muss sich gut und lange konzentrieren können», sagt er.<br />

Er wird seinen Nachfolgern mit seinem Wissen zur Verfügung<br />

stehen und auch mal einspringen, aber es soll Platz geben für Neues.<br />

«Etwas, das ich unbedingt noch lernen will», sagt Krump und<br />

schmunzelt, «ist schwimmen.»<br />

www.loipe-gadmen.ch<br />

In Fränzi Vontobels und Teddy Zumsteins Leben gibt es ein klares<br />

«Unten» und «Oben». Das Paar pendelt zwischen zwei Welten,<br />

derjenigen am Berg und derjenigen im Tal. Seit drei Jahren führen<br />

die zwei die Gaulihütte im Urbachtal. Sie liegt auf 2205 Metern<br />

über Meer und ist nur in einem mehrstündigen Fussmarsch zu erreichen.<br />

«Wir sind ganz schön abgeschottet da oben», sagt Fränzi,<br />

die selber in der Nähe von Winterthur aufgewachsen ist. «Das<br />

Leben im Gauli ist streng, aber trotzdem sehr befriedigend.» Die<br />

Ruhe der Berge gebe viel Kraft. «Man hat keine Termine, keine<br />

sieben Sachen parallel und ständig noch irgendwelche Schlagzeilen<br />

im Kopf», ergänzt Teddy. «Kleine Dinge sind dort oben wich-<br />

tig, so sind wir schon froh, wenn die Technik<br />

funktioniert.» Gerade im Winter ist<br />

das Hüttenleben manchmal umständlich,<br />

etwa wenn die Turbine zufriert und kein<br />

Strom oder fliessendes Wasser vorhanden<br />

ist. Die Skitourensaison dauert von Mitte<br />

März bis Mitte Mai. Danach kommt das<br />

Talleben, in dem die zwei ihr selbst umgebautes<br />

Bauernhaus in Geissholz geniessen,<br />

Freunde treffen oder in die «Stadt» Meiringen<br />

fahren. Den Sommer über amtet vor<br />

allem Fränzi als Hüttenwartin, während<br />

Teddy als Bergführer unterwegs ist. Die<br />

Wochenenden verbringt jedoch auch er im<br />

Gauli. Den Gästen bietet er dann jeweils<br />

geführte Wanderungen zum Fundort der<br />

Dakota, dem amerikanischen Flugzeug,<br />

das 1946 auf dem Gauligletscher abgestürzt<br />

ist. Dieses Stück Weltgeschichte gibt<br />

dem Leben in der Abgeschiedenheit eine<br />

weitere spannende Dimension.<br />

www.gaulihuette.ch, www.hasliguides.ch<br />

Alex Kehrli<br />

Er sammelt<br />

Autogeschichten<br />

Alex Kehrli hat ein relativ unhandliches Hobby: er sammelt alte<br />

VWs. An vielen verschiedenen Orten lagert unterdessen ein beachtliches<br />

Stück Talgeschichte bei ihm ein.<br />

«Es ist schon viel…», sagt Alex Kehrli und schlägt eine Plastikplane<br />

zurück. Unter einem Turm von Stossstangen, Dachträgern und<br />

Kisten kommt ein alter VW zum Vorschein. Er zuckt mit den<br />

Schultern: «Ich habe halt immer gesammelt. Das gehört irgendwie<br />

dazu.» Als kleinen Jungen nannten sie ihn «Truckli-Alex», weil er<br />

kostbare Dinge in Schachteln aufbewahrte. Und schöne Gegenstände<br />

gibt es viele in Alex Kehrlis Leben – er sammelt in erster<br />

Linie Autos, aber nicht nur. In seinen Lagerräumen finden sich<br />

Schränke voller Zubehör: alte Aschenbecher, Rückspiegel, Werbeschilder,<br />

Schrauben, Leisten und Lampen. Hinzu kommen<br />

Schilder, Büchsen, «Truckli» eben, Bücher und alte Landmaschinen.<br />

«Das Sammeln ist eine Last», seufzt er und lacht im gleichen<br />

Augenblick über sich selber. Denn er hat schon lange aufgegeben,<br />

sich gegen den Impuls anzustemmen. Vieles kriegt er auch geschenkt,<br />

weil die Leute denken, beim Alex seien die Sachen gut<br />

aufgehoben. Tatsächlich – denn in jedem Objekt steckt eine Ge-<br />

schichte, und die sind Kehrli viel zu lieb,<br />

als dass er sie auf den Schrotthaufen werfen<br />

würde. Die Sammlung wird deshalb<br />

laufend grösser. Längst ist sie von seinem<br />

Wohnhaus in Gadmen in den ehemaligen<br />

Ziegenstall übergeschwappt, auf den Vorplatz,<br />

weiter zur Remise gegenüber und zu<br />

den kleinen Scheunen auf der grünen Wiese,<br />

talabwärts zu Einstellplätzen bei Kollegen.<br />

Als Besucher in diesem wohl am wenigsten<br />

organisierten «Museum» der Welt<br />

verliert man schnell den Überblick. Irgendwo<br />

steht ein Kübelwagen, dort ein Bully T1,<br />

da der Käfer des Kaminfegers. An einem<br />

anderen Ort duckt sich ein VW Variant<br />

unter ein Tuch – das Auto eines ehemaligen<br />

KWO-Direktors – und draussen vor der<br />

Tür glänzt ein stylischer VW Karmann aus<br />

dem Jahr 1969. Zu Kehrlis liebstem Auto<br />

dringt nur vor, wer über unzählige Lampen,<br />

Sitze, Auspuffe und Motoren klettert.<br />

Der «Grimsel-Express» steht auf einer Galerie<br />

unter dem Dach. Der schwarz-rote<br />

VW-Bus der ersten Generation diente einst<br />

dazu, Gäste auf der Oberaarstrasse an der<br />

Grimsel hin und her zu chauffieren. Noch<br />

früher gehörte das Auto dem Bäcker von<br />

Innertkirchen. Bevor Alex Kehrli sich dem<br />

«Grimsel-Express» annahm, diente der<br />

Bus als Werkzeugkasten in einem kleinen<br />

Betrieb. In der Szene der VW-Liebhaber<br />

kennt man den Sammler aus Gadmen, der<br />

im Sommer auf dem Bau arbeitet und im<br />

Winter in einem Sportgeschäft. Wenn es<br />

um Details geht, macht ihm sowieso niemand<br />

etwas vor: Kehrli weiss genau, wie<br />

originale Leisten aussehen und welche<br />

Passform der Türen für das jeweilige Modell<br />

korrekt ist. Und doch geht es bei all<br />

dem um vielmehr als um Formalitäten: In<br />

Kehrlis Händen lagert ein Stück Alltags-<br />

Geschichte, die sich in Autos manifestiert.


12 grimselwelt12<br />

grimselwelt · spitallamm baustelle 13<br />

Text: Annette Marti, Fotos: KWO<br />

Sie war damals eine technische Sensation – heute, 90 Jahre nach dem Bau,<br />

beschert die Spitallamm-Staumauer der KWO Probleme. Die Mauer am<br />

Grimselsee mit den typischen «Treppenstufen» muss ersetzt werden, weil<br />

sich ein Spalt zwischen zwei unterschiedlich betonierten Teilen aufgetan<br />

hat. Die KWO wird eine zweite Mauer vor die alte Sperre setzen, um den<br />

See auch in Zukunft vollumfänglich nutzen zu können. Damit eröffnet sich<br />

für die nächsten sechs Jahre wieder eine Grossbaustelle an der Grimsel.<br />

SPITALLAMM: EINE MAUER SCHREIBT GESCHICHTE<br />

Der Bau der Spitallamm-Staumauer<br />

setzte neue Massstäbe im Kraftwerksbau.<br />

Die Aufnahme entstand<br />

im August 1930, zwei Jahre vor der<br />

Inbetriebnahme.<br />

Nichts ist technisch unmöglich,<br />

scheint die Botschaft der historischen<br />

Fotos zu sein, die während<br />

dem Bau der Kraftwerke an der Grimsel<br />

aufgenommen worden sind. Wichtige<br />

Herren mit Hut und Anzug posieren vor<br />

entstehenden Bauwerken, ganze Brigaden<br />

von Arbeitern pickeln sich durch Stollen,<br />

graben Schnee weg und wuchten von<br />

Hand oder mit einfachsten Hilfsmitteln<br />

riesige Apparaturen in Position. Durch die<br />

gesamte Umgebung des Grimselsees ziehen<br />

sich Gleise von Bahnen, Kabel, Masten,<br />

Gerüste und Seilzüge. Baracken reihen<br />

sich dicht aneinander, ein riesiges<br />

Kieswerk spuckt Material aus, während<br />

die Staumauern Meter um Meter höher<br />

wachsen. Die Bauarbeiten dauerten von<br />

1925 bis 1932, als neben dem Grimselsee<br />

auch der Gelmersee als erste Wasserspeicher<br />

der damals noch jungen KWO ihren<br />

Dienst antraten. Die Spitallamm-Staumauer,<br />

die Sperre mit den markanten Stufen,<br />

war eine der ersten richtig hohen<br />

Mauern der Schweiz. Man betonierte sie<br />

nach damaligem Kenntnisstand, es ergaben<br />

sich jedoch bald Probleme mit der<br />

Wärmeentwicklung beim Erhärten des Betons.<br />

Nach einer Saison passte man das<br />

Vorgehen an und betonierte kleinere,<br />

durch Fugen getrennte Einheiten, so dass<br />

die Wärme besser entweichen konnte.<br />

Diese Hohlräume wurden nachträglich<br />

gefüllt, doch die Trennungen entwickelten<br />

sich über die Jahre zu einem Problem.<br />

Zwischen dem wasserseitigen Teil und<br />

dem Hauptkörper auf der Talseite öffnete<br />

sich mit der Zeit ein Spalt, der sich über<br />

die gesamte Länge der Mauer zieht (siehe<br />

Skizze rechts).<br />

«Bei einer Bogenmauer werden die Belastungen<br />

aus dem Wasserdruck zu den Felsflanken<br />

abgeleitet», erklärt KWO-Ingenieur<br />

und Projektleiter Benno Schwegler.<br />

«Heute vermeidet man Trennflächen in<br />

Längsrichtung, wie sie an der Spitallamm-<br />

Staumauer vorkommen, da sich dadurch<br />

Schwachstellen bilden können.» Die Anforderungen<br />

an das Bauwerk sind ohnehin<br />

sehr hoch. Nicht nur wegen des wechselnden<br />

Wasserdrucks, sondern auch, weil die<br />

Mauer Wind und Wetter ausgesetzt ist und<br />

im Extremfall auch einem Erdbeben standhalten<br />

muss. Wenn der Pegelstand des<br />

Wassers tief ist, scheint die Sonne auf die<br />

Was hier zu sehen ist im Juni 1929, ist zum grössten Teil im Grimselsee verschwunden,<br />

unter anderem das alte Hospiz «Hotel Grimsel», vorne rechts.<br />

Wand, und der Beton dehnt sich aus. Dieses<br />

Phänomen hat auch der Spitallamm-<br />

Staumauer zugesetzt. Die wasserseitige<br />

Scheibe entwickelte sich zu einer Schale,<br />

die mit dem Rest der Mauer nicht mehr<br />

richtig im Verbund steht. «Die Fuge zwischen<br />

den beiden Elementen», so Schwegler,<br />

«hat sich über die Jahre weiter geöffnet.<br />

Längerfristig könnte dies zu Problemen<br />

führen.» Hinzu kommt, dass innerhalb der<br />

Mauer da und dort chemische Reaktionen<br />

zu erwarten sind, was bedeutet, dass der<br />

Beton langfristig an verschiedenen Stellen<br />

die Festigkeit verlieren könnte. Dies hat man<br />

aufgrund von Bohrungen festgestellt. Dieses<br />

sogenannte «Betonquellen» ist ein<br />

Grund, weshalb sich die alte Mauer nicht<br />

einfach sanieren lässt, ganz abgesehen davon,<br />

dass der erwähnte Riss kaum solide<br />

«zugepflastert» werden könnte. Die Mauer<br />

ist weder einsturzgefährdet, noch stellt sie<br />

sonst ein akutes Sicherheitsrisiko dar.<br />

Wird sie aber nicht saniert, könnte es für<br />

die KWO in ein paar Jahren dennoch problematisch<br />

werden. Es könnte dann näm-<br />

Grimselsee<br />

Horizontalriss<br />

Vertikalriss<br />

(Bauwerkstrennung)<br />

lich sein, dass man den See nicht mehr<br />

ganz füllen dürfte, um die Mauer nicht zu<br />

stark zu belasten. Das wäre aus wirtschaftlicher<br />

Sicht einschneidend, ist der Grimsel-<br />

see doch ein wichtiger saisonaler Speicher,<br />

der auch zur Netzstabilität im Winter beiträgt.<br />

Was also ist die beste Variante für einen<br />

Ersatz der historischen Spitallamm-Staumauer?<br />

Darüber zerbrachen sich die KWO-<br />

Ingenieure unter Einbezug verschiedener<br />

Experten in den letzten Jahren den Kopf.<br />

Die Lösung, für die nun eine Baubewilligung<br />

vorliegt und deren Realisation im<br />

Sommer <strong>2019</strong> beginnen soll, sieht eine<br />

neue, doppelt gekrümmte Bogenstaumauer<br />

auf der Talseite der heutigen Sperre vor.<br />

Damit entsteht mehr als 90 Jahre nach den<br />

Pionierarbeiten an der Grimsel eine Baustelle,<br />

die zu den spektakulärsten im Gebirge<br />

überhaupt zählen wird. Bis die neue<br />

Bogenmauer steht, wird es sechs Jahre<br />

dauern. Logistisch und planerisch stellen<br />

sich dabei gewaltige Herausforderungen,<br />

um den Betrieb der Kraftwerke nicht zu<br />

stark zu beeinträchtigen, und die Baustelle<br />

neben Tourismus und Verkehr abwickeln<br />

zu können (siehe Seite 17). Aufgrund der<br />

Wetterbedingungen können die Bauarbeiten<br />

nur während fünf Monaten im Jahr<br />

laufen, jeweils von Mai bis Oktober. Während<br />

dieser Zeit wird dann aber umso intensiver<br />

gebaut, an sieben Tagen die Woche<br />

und rund um die Uhr. Die Sommersaison<br />

<strong>2019</strong> steht vor allem im Zeichen der Vorbereitungsarbeiten.<br />

Noch wird von der<br />

neuen Mauer nichts zu sehen sein, aber die<br />

Zufahrtswege und Baustellenplätze werden<br />

eingerichtet und ein neuer Erschliessungsstollen<br />

von der Seeuferegg-Mauer<br />

unter dem Nollen hindurch zur Spitallamm-Sperre<br />

wird ausgebrochen. Gegen<br />

Ende des Sommers <strong>2019</strong> soll der seitliche<br />

Aushub für das neue Bauwerk beginnen.<br />

Die alte Mauer wird auch nach der Fertigstellung<br />

ihrer Zwillingsschwester nicht<br />

verschwinden, denn ein Rückbau wäre<br />

kostspielig und in der gesamten Zeit müsste<br />

die Stromproduktion ohne das Stauvolumen<br />

des Grimselsees stark eingeschränkt<br />

werden. Der Wasserspiegel zwischen den<br />

beiden Mauern wird durch einen seitlichen<br />

Stollen ausgeglichen, damit muss die alte<br />

Mauer auch keine tragenden Funktionen<br />

mehr einnehmen. Die neue Mauer ist ausserdem<br />

so dimensioniert, dass sie bei einer<br />

allfälligen späteren Seevergrösserung mitwachsen<br />

kann.


grimselwelt · spitallamm baustelle 15<br />

die<br />

SPITALLAMM-<br />

Baustelle<br />

in Zahlen<br />

Für die Zufahrt zum oberen<br />

Teil der Baustelle wird<br />

ein Stollen ausgebrochen.<br />

Das Portal befindet sich<br />

unterhalb der Zufahrtsstrasse<br />

zum Grimsel Hospiz.<br />

350 m<br />

1980 müm<br />

<strong>2019</strong><br />

Wie wird eine Baustelle im<br />

hochalpinen Gelände abgewickelt?<br />

Ab der Sommersaison<br />

2020 können Interessierte<br />

Einblick nehmen,<br />

entweder von der Aussichtsplattform<br />

aus oder auf einem<br />

Baustellenrundgang.<br />

Das Alpinhotel Grimsel<br />

Hospiz liegt seit 1932 auf<br />

dem Grimselnollen. Nicht<br />

von ungefähr gilt es als<br />

Historisches Hotel der<br />

Schweiz: 1142 war es das<br />

erste urkundlich erwähnte<br />

Gasthaus in der Schweiz.<br />

Damals stand das Hotel<br />

noch weiter unten, im gestauten<br />

Grimselsee (siehe<br />

Foto Seite 13).<br />

Bergstation der Hospizbahn,<br />

die im Winter als<br />

Zugang zum Grimsel<br />

Hospiz dient. Die Bahn<br />

zwischen Sommerloch<br />

und Nollen wird im Sommer<br />

<strong>2019</strong> saniert und<br />

zukünftig im Selbstfahrbetrieb<br />

funktionieren.<br />

Das Alpinhotel Grimsel<br />

Hospiz bleibt im Sommer<br />

<strong>2019</strong> geschlossen. Die<br />

Zufahrt zum Nollen ist<br />

gesperrt. In den darauffolgenden<br />

Sommersaisons ist<br />

das Hotel trotz Bauarbeiten<br />

geöffnet. Der Winterbetrieb<br />

ist von den Arbeiten<br />

nicht tangiert.<br />

2020<br />

8 PERSONEN<br />

<strong>2019</strong>-25<br />

220’000 m 3<br />

Für den Bau der neuen<br />

Spitallamm-Staumauer ist<br />

eine grosse Menge Beton<br />

nötig. Das Volumen entspricht<br />

ungefähr 10 Prozent<br />

der Kubatur der Cheops-<br />

Pyramide. Betoniert wird<br />

ohne Armierungen, denn<br />

eine Bogenstaumauer ist<br />

auf Druckspannung ausgelegt.<br />

Alle Kräfte werden<br />

zur Seite und in den Boden<br />

abgeleitet.<br />

1925-32<br />

Die Bauzeit der neuen<br />

Mauer dauert insgesamt<br />

sechs Jahre, von <strong>2019</strong> bis<br />

2025, wobei jeweils nur<br />

während ungefähr fünf<br />

Monaten im vom Frühsommer<br />

bis zum Herbst<br />

gearbeitet werden kann.<br />

Schon die Bauzeit der<br />

ersten Spitallamm-Staumauer<br />

nahm mehrere<br />

Jahre in Anspruch und war<br />

ein eigentliches Pionierwerk.<br />

Die Mauer gehörte<br />

damals zu den höchsten<br />

Staumauern der Schweiz.<br />

Die alte Staumauer bleibt<br />

stehen.<br />

Ein Verbindungsstollen<br />

sichert den Ausgleich des<br />

Seespiegels zwischen dem<br />

Grimselsee und dem<br />

Teilstück zwischen den<br />

beiden Mauern.<br />

180 m<br />

80’000 m 3 113 m<br />

Die neue Spitallamm-Staumauer<br />

wird gleich hoch<br />

werden wie die alte. Die<br />

Kronenlänge beträgt 212<br />

Meter. Das Stauwerk ist<br />

zwischen den Talseiten<br />

sowie gegen den See hin<br />

gekrümmt, eine sogenannte<br />

doppelt gekrümmte<br />

Bogenstaumauer.<br />

Der für den Bau berechnete<br />

Fundamentaushub.<br />

94’000’000 m 3<br />

Stauvolumen des Grimselsees,<br />

der grösste See im<br />

Netzwerk der KWO.


16 grimselwelt · spitallamm baustelle<br />

grimselwelt · spitallamm baustelle 17<br />

14 13 12 11 10 9<br />

8 7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

220’000 m 3 BETON,<br />

6 Jahre<br />

NACHGEFRAGT BEI PROJEKTLEITER<br />

BENNO SCHWEGLER<br />

umbau auf dem<br />

grimselnollen<br />

Alpinhotel Grimsel Hospiz<br />

Winter-<br />

Ruheoase<br />

Der Neubau der Spitallamm-Staumauer ist ein Projekt mit beeindruckenden<br />

Dimensionen. Was sind die grössten Herausforderungen<br />

im alpinen Gelände?<br />

Benno Schwegler: Die KWO hat viel Erfahrung mit Baustellen im<br />

Hochgebirge, doch keine Frage: der Ersatz der Spitallamm-Staumauer<br />

ist eine grosse Nummer. Knifflig ist die Planung, denn wir<br />

können wegen der Witterung jeweils nur während fünf Monaten<br />

im Sommer arbeiten. Und falls es aussergewöhnlich kalt wird,<br />

müssen wir die Arbeiten einstellen. Bei allzu tiefen Temperaturen<br />

kann man nicht betonieren. Deshalb dauert die Sache auch so lange.<br />

Zudem müssen wir uns auch vor Naturgefahren vorsehen. Externe<br />

Spezialisten haben die Risiken von Lawinen, Steinschlag und<br />

Murgängen abgeklärt und Schutzmassnahmen definiert.<br />

Von welchem Zeitpunkt an wird man die neue Mauer effektiv<br />

wachsen sehen?<br />

Im Sommer <strong>2019</strong> werden wir die Baustelle vorbereiten und die<br />

Zufahrten erstellen. Der grösste Punkt ist der Ausbruch des Zufahrtsstollens<br />

auf der Nollen-Seite, der sozusagen unter dem Hotel<br />

hindurch führt. Das ist auch ein Grund, weshalb das Hotel<br />

nicht geöffnet bleiben kann. 2020 werden wir den Aushub der<br />

Fundamente erledigen sowie die Stollen ausbrechen, die als Zugang<br />

zu den Kontrollgängen in der Mauer dienen. 2021 werden<br />

die Vorbereitungsarbeiten für das eigentliche Betonieren abgeschlossen<br />

sein. Ab Sommer 2021 und in den darauffolgenden Jahren<br />

sieht man die Mauer wachsen.<br />

Sie benötigen riesige Kubaturen Beton, woher beschaffen Sie das<br />

Material?<br />

Wir werden das Ausbruchmaterial wieder aufbereiten sowie Material<br />

der alten Deponie bei der Gerstenegg verwenden. Dort lagert<br />

Aushub vom Bau des Kraftwerks Grimsel 2, das wir wieder<br />

verwenden können. Insgesamt dürften rund 220’000 Kubikmeter<br />

Beton verbaut werden. Die Aufbereitung der Zuschlagstoffe geschieht<br />

bei der Gerstenegg, das Betonwerk werden wir am Fusse<br />

der Mauer errichten. So beschränken sich die Transporte auf ein<br />

Minimum, trotzdem verläuft ein Teil des Baustellenverkehrs auf<br />

der Passstrasse, das konnten wir nicht anders lösen. Alternativen<br />

wie den Bau einer Transportseilbahn haben wir geprüft, sie erwiesen<br />

sich aber als unrentabel.<br />

Waren auch Alternativen im Gespräch, wie man das gesamte Problem<br />

hätte anders lösen können?<br />

Wir haben verschiedene Varianten geprüft, natürlich. Unter anderem<br />

untersuchten wir, ob es möglich wäre, die heutige Mauer<br />

zu sanieren oder sie zu ersetzen, also zu einem Teil abzubrechen<br />

und neu zu bauen. Bei diesen Varianten hätte der Pegel des Grimselsees<br />

während mehreren Jahren abgesenkt werden müssen, was<br />

für die KWO wirtschaftlich nachteilig wäre, denn ein geringeres<br />

Stauvolumen bedeutet weniger Wasser für die Stromproduktion<br />

im Winter. Die Variante, für die wir uns entschieden haben, bringt<br />

ungefähr gleich hohe Investitionskosten, aber wesentlich geringere<br />

betriebliche Verluste.<br />

BETONPHASE 2021<br />

14 13 12 11 10 9<br />

8 7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

BETONPHASE 2022<br />

14 13 12 11 10 9<br />

8 7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

BETONPHASE 2023<br />

14 13 12 11 8 7 3<br />

2<br />

1<br />

BETONPHASE 2024<br />

Im Frühsommer <strong>2019</strong> beginnen die Arbeiten für den Bau der neuen<br />

Spitallamm-Staumauer. Obwohl in der ersten Phase der Grossbaustelle<br />

die Erschliessung und die Vorbereitungsarbeiten im Vordergrund<br />

stehen, wirkt sich dies bereits auf die Umgebung aus.<br />

Die KWO nutzt diese spezielle Zeit dazu, auch an Hotel und Infrastruktur<br />

auf dem Grimsel Nollen einiges zu verbessern. Die<br />

grösste Einschränkung für Besucherinnen und Besucher wird<br />

sein, dass das Alpinhotel Grimsel Hospiz den Sommer <strong>2019</strong><br />

über geschlossen bleibt. Die Sanierungsmassnahmen betreffen<br />

das Dach des historischen Gebäudes, die Zufahrtstrasse und den<br />

Vorplatz. Weiter werden die Wärterwohnungen im Nebengebäude<br />

zu modernen Personalzimmern umgebaut und die Seilbahn<br />

vom Sommerloch hinauf zum Grimsel Hospiz wird im Sommer<br />

<strong>2019</strong> ebenfalls komplett neu gebaut. Im Dezember <strong>2019</strong> öffnet<br />

das Alpinhotel Grimsel Hospiz wieder seine Türen. Die Winterruhe-Oase<br />

ist von den Bauarbeiten der neuen Staumauer auch in<br />

den Folgejahren nicht betroffen. Gebaut wird während den gesamten<br />

sechs Jahren nur in den Sommermonaten. Ab Sommer<br />

2020 ist das Alpinhotel Grimsel Hospiz wieder offen. Ab 2020<br />

dürfte die Baustelle für die Gäste allmählich interessant werden.<br />

Das Besucherzentrum sowie eine Aussichtsplattform ermöglichen<br />

es, die Dimensionen des Projektes zu erfassen. Für all jene, die<br />

sich ein genaueres Bild machen wollen, wird ein Baustellenrundgang<br />

mit verschiedenen Stationen angeboten. Ab Sommer 2020<br />

ist auch das Spitallamm-Bistro, das <strong>2019</strong> nur Bauarbeiter versorgt,<br />

für Besucher geöffnet.<br />

In Sachen Verkehr ergeben sich durch die Baustelle ebenfalls einige<br />

Veränderungen. Die Zufahrt zum Grimsel Nollen über die<br />

Seeuferegg-Staumauer ist gesperrt. Die Sidelhornbahn ist ausser<br />

Betrieb. Für Wanderungen im Lauteraargebiet sowie für den Zugang<br />

zur Lauteraarhütte stehen im Sommer <strong>2019</strong> Parkplätze beim<br />

Sommerloch zur Verfügung. Der Wanderweg führt von dort auf<br />

der Westseite der Aare direkt hinauf zum Grimselsee, denn die<br />

Spitallamm-Staumauer kann nicht mehr überquert werden. Hier<br />

wie auch bei den anderen, mit der Baustelle verbundenen Änderungen,<br />

sind die Signalisationen zu beachten.<br />

Detaillierte Informationen über die Baustelle finden<br />

Sie unter www.grimselstrom.ch<br />

Baustel l enRundg<br />

ang ab 2020<br />

Eine Baustelle mit den Dimensionen<br />

der Spitallamm-Staumauer<br />

ist keine alltägliche<br />

Geschichte. Deshalb laden wir<br />

Sie ein, sich das bauwerk aus<br />

der Nähe anzusehen.<br />

Ab Sommer 2020 ist die Aussichtsplattform<br />

und der Baustellenrundgang<br />

offen.<br />

Winterbetrieb ab 23. Dezember <strong>2019</strong><br />

Winter im Grimsel Hospiz bedeutet abschalten und entschleunigen.<br />

Tief im Schnee versunken thront das historische Haus inmitten<br />

einer unberührten Naturlandschaft. Bereits bei der aussergewöhnlichen<br />

Anreise mit Luftseilbahnen und durch tiefe Stollen<br />

lässt der Gast die Alltagswelt hinter sich. Die Atmosphäre im<br />

Hotel ist persönlich, im Kamin prasselt ein<br />

Feuer und unter dem Sternendach wartet<br />

ein dampfender Badebottich auf den Gast.<br />

Weitere Informationen zur Winter-Ruheoase<br />

Grimsle Hospiz, finden sie auf unserer<br />

Webseite.<br />

www.grimselwelt.ch/grimselhotels


18 14<br />

grimselwelt14 · im gespräch<br />

grimselwelt · im gespräch 19<br />

DIE FRAGE IST:<br />

Annette Marti: Der Umbau der Energiebranche bringt radikale Änderungen<br />

für ein Unternehmen wie die KWO. Was sind die markantesten<br />

Einschnitte?<br />

Daniel Fischlin: Wir erleben derzeit einen Kulturwandel. In der<br />

Wasserkraft waren in den letzten 90 Jahren die Einnahmen praktisch<br />

immer gesichert, alles war reguliert und es bestand bis Mitte<br />

der 1990er Jahre kein eigentlicher Markt. Diese Zeiten sind vorbei:<br />

es gibt einen Umbruch. Wir stehen mit anderen Energieerzeugungsformen<br />

in Konkurrenz, und diese anderen Energien wurden<br />

erst noch mit Beiträgen gefördert. Plötzlich steht die Wasserkraft<br />

nicht mehr ganz so gut da. Diese Tatsache rüttelt an unserem<br />

Selbstverständnis.<br />

Wie begegnen Sie dieser Herausforderung?<br />

Die entscheidende Frage, die ich mir als CEO stellen muss, ist:<br />

Sind wir als Betrieb so aufgestellt, dass wir mit den Unwägbarkeiten<br />

umgehen können? Aus diesem Grund haben wir einiges im<br />

Betrieb verändert, beispielsweise in der Digitalisierung. Die Kraftwerke<br />

– und nicht nur unsere – funktionierten bisher weitgehend<br />

analog. Wir haben die Einführung von mobilen IT-Mitteln stark<br />

vorangetrieben. So nutzen unsere Mitarbeitenden heute beispielsweise<br />

eine App, mit der sie Störungen erfassen können. Das bringt<br />

uns den Vorteil, dass wir alle Informationen in einem zentralen<br />

System ablegen können. Zuvor war manches nicht so gut dokumentiert<br />

und es ging auch immer wieder Wissen verloren. Das<br />

können wir uns nicht mehr leisten.<br />

Das Wissen einer Firma hängt auch von den Mitarbeitenden ab. Wie<br />

schwierig ist es, Fachkräfte zu finden?<br />

Alles andere als einfach! Es geht uns wie vielen anderen Betrieben<br />

auch: Heute will kaum mehr jemand 30 Jahre in der gleichen Firma<br />

arbeiten. Umso wichtiger ist es, wie wir Wissen abspeichern.<br />

Ein Beispiel: Unsere Turbinen werden im Durchschnitt etwa alle<br />

zehn bis fünfzehn Jahre revidiert. Bis jetzt war es so, dass die langjährigen<br />

Kraftwerksmitarbeitenden alles im Kopf hatten und die<br />

komplizierten Prozesse steuerten. Dieses Knowhow ist unheimlich<br />

wertvoll und muss zugänglich gemacht werden, ansonsten<br />

sind wir nicht mehr flexibel genug.<br />

Das bedeutet, die Computer ersetzen bald die Kraftwerksmitarbeitenden?<br />

Nein, das nicht. Es geht darum, spezifisches Wissen besser zugänglich<br />

zu machen und Weiterbildungen zu fördern. Es ist auch<br />

wichtig, dass wir unsere Mitarbeitenden an verschiedenen Orten<br />

und sind im Tourismus aktiv, der Dienstleistungsgedanke<br />

ist also da.<br />

Die ganze Energiebranche ist in Bewegung.<br />

Auf diese Prozesse haben Sie kaum Einfluss…<br />

Tatsächlich gibt es viele äussere Faktoren,<br />

die wir nicht beeinflussen können. Und dabei<br />

ist nicht nur massgebend, was in der<br />

Schweiz passiert, sondern auch in unseren<br />

Nachbarländern. So wird es beispielsweise<br />

entscheidend sein, wie Deutschlands Fahrplan<br />

in Hinsicht auf den Ausstieg aus der<br />

Kohlestromversorgung aussehen wird. Für<br />

die Schweiz ist die Netzstabilität die grosse<br />

Herausforderung. Im Winter wird es unerlässlich<br />

sein, mehr Saisonspeicher wie<br />

Stauseen bereitzuhalten, um die Schwankungen<br />

der erneuerbaren Energien über einen<br />

längeren Zeitraum ausgleichen zu<br />

können. Dieser Aspekt dürfte sich akzentuieren,<br />

sobald Mühleberg vom Netz geht.<br />

Dann verlieren wir nämlich im Winter notwendige<br />

Bandenergie in der Schweiz.<br />

Ein Kohleausstieg sollte für die Wasserkraft<br />

eher ein Vorteil sein, oder nicht?<br />

Längerfristig schon. Ich kann es mir nicht<br />

anders vorstellen, als dass die Strompreise<br />

über kurz oder lang steigen werden. Wir<br />

sind ein wichtiges Rad im ganzen Gefüge.<br />

Die Frage ist einfach: In welchen Zeiträumen<br />

denkt man? Bei unseren Aktionären<br />

sind verschiedene Themen auf dem Radar.<br />

Diese Unternehmen haben sich teilweise<br />

stark gewandelt, und sind nicht mehr nur<br />

in erster Linie Stromversorger, sondern<br />

auch Dienstleistungsunternehmen. Da ist<br />

es mehr als verständlich, dass eher ein mittelfristiger<br />

zeitlicher Fokus eine Rolle<br />

spielt. Dies steht jedoch im Widerspruch zu<br />

den Zeiteinheiten, in denen sich die Kraftwerke<br />

bewegen, da geht es in der Regel um<br />

mehrere Jahrzehnte.<br />

ZUR PERSON<br />

Seit 2016 ist Daniel Fischlin CEO der<br />

Kraftwerke Oberhasli AG. Zuvor war<br />

er bereits bis 2014, während knapp vier Jahren, als Leiter Engineering<br />

bei der KWO tätig. Dazwischen verantwortete Fischlin als<br />

Leiter strategische Projekte bei der SBB Bewilligung, Projektierung<br />

und Realisierung verschiedenster Kraftwerke, wie beispielsweise<br />

Nant de Drance oder Ritom. Weitere berufliche Stationen Fischlins<br />

sind die BKW Energie AG und die Pöyry Schweiz AG mit Schwerpunkt<br />

thermische Anlagen im In- und Ausland. Seine Karriere<br />

startete Daniel Fischlin bei der ABB als Inbetriebssetzungs- und<br />

Systemingenieur.<br />

einen politischen Erdrutsch sein. Denken Sie nur an die Katastrophe<br />

von Fukushima, die dazu führte, dass der Atomausstieg praktisch<br />

von einem Tag auf den anderen politisch machbar wurde.<br />

Was bedeutet dies für Ihre Ausbauprojekte?<br />

Priorität hat, dass die verschiedenen Projekte Bewilligungsreife<br />

erreichen. Beim Projekt Trift wird es noch ungefähr drei Jahre<br />

dauern, bis eine Baubewilligung vorhanden sein könnte. Dort ist<br />

mir der Austausch mit den Umweltverbänden und mit der Bevölkerung<br />

von Gadmen sehr wichtig. Die Erhöhung der Staumauer<br />

am Grimselsee ist aufgrund des Verfahrens am Verwaltungsgericht<br />

weiter blockiert. Die Ausbauprojekte Kraftwerke Grimsel 3<br />

und 1E wären soweit bereit, dass ein Baugesuch eingereicht werden<br />

könnte.<br />

Daniel Fischlin, CEO der KWO,<br />

erklärt, wie wichtig der<br />

Umgang mit Wissen in den<br />

unsicheren Zeiten der<br />

Energiewende ist. Für seinen<br />

Betrieb bedeutet dies unter<br />

anderem, zahlreiche Prozesse<br />

zu digitalisieren.<br />

FIT GENUG?<br />

einsetzen können und nicht nur in dem einen Kraftwerk, wo sie<br />

immer schon gearbeitet haben. Das bedingt, dass sie schnellen<br />

Zugang zu Informationen haben müssen. Solche Umstellungen<br />

brauchen Zeit, das ist klar. Wenn wir es aber geschickt anstellen,<br />

können wir mit unserem Wissen sogar ein Schulungsmodell aufbauen<br />

und externe Personen ausbilden. Die KWO wäre dazu prädestiniert:<br />

Wir haben mit Grimsel Hydro eine eigene Werkstatt<br />

Die Liberalisierung des Strommarktes bedeutet<br />

ja gerade, dass die Marktmechanismen<br />

frei spielen…<br />

Noch ist die Versorgung in der Schweiz<br />

grösstenteils in öffentlicher Hand, die Aktionäre<br />

sind Gemeinden und Kantone. In<br />

Ländern wie Deutschland, USA oder Australien<br />

liegt die Versorgung häufig in privaten<br />

Händen. Die Schweiz wird sich Gedanken<br />

machen müssen, wie sie die<br />

Verantwortung im Spannungsfeld zwischen<br />

Versorgung und Dienstleistung organisiert.<br />

Manchmal frage ich mich, was<br />

passieren würde, käme es zu einem Blackout.<br />

So ein Ereignis könnte die Ursache für<br />

Eine Art «Aufklärungsarbeit» für die KWO betreiben Sie mit dem<br />

touristischen Engagement. Dies ist also nicht in Frage gestellt?<br />

Für mich ist klar: Die touristischen Angebote sind ein wichtiger<br />

Bestandteil der KWO. Dieses Engagement ist für uns von grossem<br />

Nutzen. Allerdings müssen diese Angebote selbsttragend sein. Die<br />

«Kraftwerke zum Anfassen» erhöhen das Verständnis für unsere<br />

Arbeit und die Leute verstehen, welcher Aufwand hinter der Wasserkraft<br />

steckt.<br />

Die KWO ist ein wichtiger Player im Oberhasli. Wenn ein solches<br />

Unternehmen kränkelt, löst das Unsicherheit aus.<br />

Die Partnerschaft mit der Region war der KWO immer sehr wichtig,<br />

und das ist heute nicht anders, auch wenn sich die Zeiten geändert<br />

haben. Früher konnte die KWO die Anliegen aus der Region<br />

in einem grösseren Umfang unterstützen als dies heute<br />

möglich ist. Denn wir müssen marktfähig bleiben. Umso wichtiger<br />

sind Kooperationen und Partnerschaften unter den Akteuren, die<br />

sich gemeinsam für die Entwicklung der Region einsetzen und<br />

vorhandene Synergien nutzen. Das braucht gegenseitiges Verständnis<br />

und die Bereitschaft für eine engere Zusammenarbeit.<br />

Das bedeutet, wir müssen gut kommunizieren, alle Akteure einbinden<br />

und versuchen, möglichst gute Lösungen für alle zu finden.


20 grimselwelt · baugruppe<br />

grimselwelt · baugruppe 21<br />

beim Chapf erweitert». «Vorne» und «hinten» machen als Begriffe<br />

in der finsteren Unterwelt wenig Sinn, ausser man kennt die<br />

vielen Stollen und Gänge so gut wie Bürki, der die Baugruppe der<br />

KWO leitet. Er kann fast jeden Winkel des weit verzweigten Systems<br />

seiner mentalen Landkarte zuordnen. Wer über keine solche<br />

virtuelle Karte im Kopf verfügt, verliert die Dimensionen im Dunkeln.<br />

Zur Verwirrung trägt bei, dass sich der Schall in den Gängen<br />

schnell ausbreitet und man den Stollenlader deshalb hört, obschon<br />

er über fünf Kilometer weiter weg arbeitet. Für Bürki und<br />

seinen neunköpfigen Bautrupp sind solche Bedingungen alltäglich.<br />

Die Arbeiter bewegen sich schlafwandlerisch sicher im Netz des<br />

Wasserkraftwerks, kennen Ein- und Ausgänge, fahren durch Tunnels<br />

oder kriechen in Röhren. Je nachdem, wo ihr Einsatz gerade<br />

benötigt wird. Die Aufgaben sind vielseitig: Mal gilt es etwas auszubessern,<br />

Ausbrüche zu flicken oder Steine und Dreck wegzuräumen,<br />

dann wieder braucht es bauliche Massnahmen im Brandschutz,<br />

für die Leittechnik oder am Gebäudeunterhalt. Wenn<br />

während einer Entleerung – wie in diesen Wochen im November<br />

– kein Wasser durch die Stollen fliesst, machen zwar die Turbinen<br />

Pause, für die Bauleute geht es aber umso hektischer zu und her.<br />

Viele Orte sind nun zugänglich, die sonst während Jahren von<br />

Wasser bedeckt sind. Bürki wanderte mit Hüftstiefeln und Stirnlampe<br />

ausgerüstet durch rund 40 Kilometer Stollen, um Mängel<br />

zu erkennen. So säuberte sein Trupp im Triebwasserstollen zwischen<br />

Handeck und Chapf einen Sandfang, bevor sie sich an einem<br />

weiteren Ort im weit verzweigten System zu schaffen machten,<br />

nämlich im Gebiet Ärlen, hoch über dem Hotel Handeck.<br />

Die Fahrt zur Baustelle führt uns vorerst wieder ans Tageslicht,<br />

beim Kraftwerk Handeck werden wir allerdings gleich wieder von<br />

einem langen Tunnel verschluckt. Daniel Bürki meldet die Fahrt<br />

bei der Leitstelle und gibt zur Sicherheit an, wie lange und wo genau<br />

wir unterwegs sein werden. Nach verschiedenen Abzweigungen<br />

und Kehren öffnet sich plötzlich eine grosse Türe und wir<br />

fahren hoch über dem Tal aus dem Berg heraus. Über eine Schotterpiste<br />

geht es zur Unteren Grubenbachfassung. Rolf Steinmann,<br />

Christian Thüring und Martin Gehrig haben bereits verschiedene<br />

Arbeiten an der Entsanderanlage erledigt und sind nun dabei, die<br />

Granitsteine der Wasserfassung auszufugen. Den Einfluss aus dem<br />

Sie kennen das weitverzweigte System der KWO wie ihre<br />

Hosentasche: Martin Gehrig, Rolf Steinmann, Stefan<br />

Ammeter und Christian Thüring im Einsatz unter Tag.<br />

Klemmt etwas im System der KWO,<br />

kommt die Baugruppe zum Einsatz.<br />

Daniel Bürki und seine neun Mitarbeiter<br />

kennen die komplexen Anlagen wie<br />

ihre Hosentasche, auch dort, wo vieles<br />

im Dunkeln liegt.<br />

Der Lichtkegel der Stirnlampe schwenkt<br />

suchend hin und her. Die Stiefel geraten<br />

immer wieder in eine schmierige Masse,<br />

von der sie sich mit einem langen Schmatzer<br />

lösen. Aus dem Innern des Berges ist<br />

ein dumpfes Brummen zu hören. Alle anderen<br />

Geräusche der «normalen» Welt<br />

sind ausgesperrt. Wir befinden uns im<br />

Bauch der Erde, in einem Wasserstollen der<br />

KWO zwischen den Kraftwerk Handeck<br />

und dem Wasserschloss Chapf, der ausser<br />

Betrieb ist. «Das Geräusch kommt vom<br />

Motor des Stollenladers», sagt Daniel Bürki,<br />

«im Moment wird der Sandfang vorne<br />

Bachbett haben sie mit einer Plane überdeckt, so dass sie am Trockenen<br />

arbeiten können. Martin Gehrig macht sich Sorgen wegen<br />

dem Wetter. Für das Wochenende ist Schnee angesagt und Gehrig<br />

bespricht sich mit Bürki, ob sie die Baustelle an der Grubenbachfassung<br />

nicht besser schon winterdicht abschliessen sollten. Fällt<br />

auf dieser Höhe Mitte Oktober Schnee, kann dies bedeuten, dass<br />

der Winter definitiv Einzug hält. Auch an weniger exponierten<br />

Stellen und sogar in den unterirdischen Gängen ist das Wetter<br />

stets ein Thema. In den Stollen ist nämlich fast immer ein Luftzug<br />

spürbar und je nach Niederschlag fliesst auch Wasser. Diese Faktoren<br />

erhöhen die Herausforderungen auf den alpinen Baustellen,<br />

ganz abgesehen davon, dass es jedes Mal einen grossen Aufwand<br />

bedeutet, Zugang und Beleuchtung zu installieren und die Wasserwege<br />

abzusichern. «Oft können wir auch Maschinen nur begrenzt<br />

einsetzen, weil es einfach zu eng ist», erklärt Martin Gehrig,<br />

«so müssen wir sogar das Material von Hand hinschaffen und<br />

wieder wegbringen.» Aus all diesen Gründen, ergänzt Daniel Bürki,<br />

sei es enorm wichtig, dass seine Leute die Anlagen gut kennen.<br />

«Wir arbeiten zwar an kleinen Puzzlesteinen, aber die Zusammenhänge<br />

in diesem vielfältig verbundenen System sind sehr komplex»,<br />

sagt er. In einem solch ausgeklügelten Mechanismus muss<br />

jedes Detail stimmen – und dafür ist nicht selten auch der Bautrupp<br />

verantwortlich.


22 grimselwelt · erlebnis natur<br />

grimselwelt · erlebnis natur 23<br />

Startort Wanderung Camping Obermad<br />

(1200 m ü. M.) oder Alpin Center Sustenpass<br />

(Steingletscher, 1865 m ü. M.)<br />

Wanderzeit Obermad – Steingletscher<br />

2.5 – 3 Stunden<br />

Wanderzeit Steingletscher – Obermad<br />

2 – 2.5 Stunden<br />

Wer nur in eine Richtung wandern will,<br />

nutzt für die Hin- oder Rückfahrt das<br />

Postauto.<br />

EIN<br />

WEG<br />

DURCH<br />

RAUM<br />

UND<br />

ZEIT<br />

Die Wanderung entlang des alten Sustenwegs<br />

von Gadmen zum Steingletscher vermittelt ein<br />

völlig neues Passerlebnis: wild, eindrücklich<br />

und zeitlos.<br />

Kurz nach Obermad verschluckt die Natur die Wanderer. Es<br />

geschieht sachte – erst zwei, drei Stunden später wird es klar,<br />

dann nämlich, wenn man oben beim Steingletscher wieder die<br />

«Zivilisation» erreicht. Der alte Sustenweg führt Schritt für Schritt<br />

in eine andere Welt, in eine für schweizer Verhältnisse erstaunlich<br />

wilde und zeitlose Landschaft. Das Unterwegssein zu Fuss verstärkt<br />

das Gefühl, die Zeit verschwimme. Heute wandert man zur<br />

Freude auf dem historischen Weg über den Pass, die früheren Passgänger<br />

taten dies aus Notwendigkeit und trotzdem scheint eines<br />

die Epochen zu verbinden: Wer die Welt zu Fuss erkundet, sieht sie<br />

mit anderen Augen. Doch eins nach dem andern.<br />

Von Schwarzenbrunnen aus, am Ende der Talsohle von Gadmen,<br />

schlängelt sich der vorerst breite Weg bergwärts, entlang von<br />

kunstvoll geschwungenen Trockenmauern. Alle Arten von Pilzen<br />

schimmern zwischen Gras und Farn hervor und Ebereschen tragen<br />

ihre roten «Vogelbeeren» zur Schau. Die alten Marksteine am<br />

Wegrand, der dichte Wald und Felsen mit Flechten, die grün bis<br />

hellgelb leuchten, verleihen der Landschaft<br />

ein märchenhaftes Kleid. Der Weg wird zu<br />

einem Pfad, an vielen Stellen sorgfältig mit<br />

Steinplatten ausgelegt. Er führt durch ein<br />

Tälchen dem Gadmerwasser entlang, ein<br />

Hügelzug trennt diese Welt von der Strasse.<br />

Still ist es hier. Der Motorenlärm und die<br />

Hektik eines betriebsamen Pass-Tages scheinen<br />

weit weg. Wohl behütet von Wald und<br />

Bachbett, geborgen in Senken und Mulden<br />

geht es aufwärts. Still sind auch die Zeitzeugen,<br />

die stumm am Wegrand liegen.<br />

Natürlich hat sich niemand die Mühe gemacht,<br />

die Felsblöcke hübsch in der Landschaft<br />

zu arrangieren. Sie liegen nicht zufällig<br />

da, sondern zeugen von den Kräften,<br />

die in der alpinen Welt zuweilen wirken.<br />

Lawinen und Felsstürze haben ihre Spuren<br />

in dieser Landschaft hinterlassen und fordern<br />

von Natur und Mensch, sich stets neu<br />

anzupassen. Bei Wyssenmad machten die<br />

Blöcke eines Felssturzes einen halben Steinwurf<br />

vor der heute verlassenen Alphütte<br />

halt. Auch die Vegetation verändert sich, je<br />

weiter aufwärts es geht, und zeigt ihre enorme<br />

Widerstandsfähigkeit. Die Föhren werden<br />

immer kleiner und verbergen sich oft<br />

hinter Fels oder in kleinen Mulden. Ragen<br />

sie doch mal in den Himmel hinauf, schlagen<br />

sie ihre knorrigen Wurzeln weit ausgreifend<br />

über Boden und Felsblöcke hinweg.<br />

Im Wechsel zu den dramatischen Nuancen<br />

der Natur finden sich auch viele liebliche<br />

Stimmungen. Oft schlängelt sich der Pfad<br />

durch sanfte Lichtungen, die von Wald<br />

umrandet sind. Die Farben von Gras und<br />

Heidelbeerstauden zaubern besonders im<br />

Herbst eigentliche Kunstgemälde in die<br />

Landschaft. Von allen Seiten streben gurgelnde<br />

Bäche dem Gadmerwasser zu, langsam<br />

und friedlich verlaufen sie in den Ebenen,<br />

wild schäumend springen sie über<br />

Steinstufen talwärts. Das Wasser ist in dieser<br />

Welt eine genauso starke Konstante wie<br />

der Fels. Wer passaufwärts wandert, sollte<br />

sich unbedingt immer mal wieder umdrehen<br />

und den Blick talauswärts schweifen<br />

lassen. Die markanten Felswände der Gadmerfluh<br />

und der Wendenstöcke ragen über<br />

das Tal hinaus. Sie wachsen mit jedem Schritt, den man sich von<br />

Gadmen entfernt. Die Häuschen im Dorf sind bald nur noch winzig<br />

klein. Die Perspektiven entlang des Weges verändern stets. Wohin<br />

führt der Weg? Was ist auf der anderen Seite des Sustenpasses<br />

im Kanton Uri? Welche Welten warten dort? Gut möglich, dass<br />

diese Sehnsucht schon die alten Säumer angetrieben hat. Es ist<br />

reizvoll, weiterzugehen und zu sehen, wohin man kommt, welche<br />

Stimmungen man durchwandert und wo und wie man ans Ziel<br />

gelangt. Für den Augenblick liegt das Ziel aber nicht über allen<br />

Bergen, sondern bei der Alp Steingletscher, die man nach einem<br />

letzten steilen Aufstieg in Serpentinen und einem wundervollen<br />

Abschnitt durch das Hochmoor Miseren – Seeboden erreicht. Hier<br />

also spuckt einem die geheimnisvolle Naturwelt wieder aus. Man<br />

ist zurück im 21. Jahrhundert mit seinen Wohnmobilen, Motorrädern<br />

und schnittigen Autos. Und doch, so scheint es, ist man den<br />

schnellen Passfahrern in diesem Augenblick ein gutes Stück voraus.<br />

Verpflegung und Einkehrmöglichkeiten<br />

Camping Obermad Gadmen, Alpin Center<br />

Sustenpass, Alp Steingletscher (Verkauf<br />

Alpprodukte), Gadmer Lodge (ab Ende<br />

September <strong>2019</strong>)<br />

Öffentliche Brätelplätze Schwarzenbrunnen<br />

mit Blockhaus und Toilette (1 km<br />

nach Obermad) sowie Miseren kurz vor<br />

dem Alpin Center Sustenpass.<br />

Weitere Aktivitäten Mountainbike-Trail<br />

Gadmen: Start bei Obermad/Schwarzenbrunnen<br />

Gletscherpfad Steinalp Ausgangspunkt<br />

Alpin Center Sustenpass<br />

Weitere Informationen zu Ausflügen im<br />

Gadmental finden Sie unter<br />

www.gadmen-dolomiten.ch.<br />

NEUERÖFFNUNG<br />

GADMER LODGE<br />

Im September <strong>2019</strong> wird die neue Hotelperle<br />

im Gadmental eröffnet. Die Gadmer Lodge ist<br />

eine moderne Gästeunterkunft mit gepflegter<br />

Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten<br />

für Feriengäste, Sport- und Naturbegeisterte.<br />

Weitere Infos finden Sie<br />

auf www.gadmerlodge.ch


24 grimselwelt · hinter den kulissen<br />

grimselwelt · hinter den kulissen 25<br />

Unterhaltsarbeiten sind in der Aareschlucht<br />

mit Aufwand und Nervenkitzel<br />

verbunden, ganz besonders die Felsreinigung<br />

jeweils im Frühjahr.<br />

Ab Samstag, 6. April <strong>2019</strong> ist die Aareschlucht<br />

(vom Westeingang, Meiringer Seite) wieder geöffnet.<br />

Der Osteingang (Seite Innertkirchen) öffnet Samstag,<br />

11. Mai <strong>2019</strong>.<br />

Im Juli und im August ist die Schlucht auch abends<br />

zugänglich (vom Westeingang aus), jeweils am<br />

Donnerstag, Freitag und Samstag bietet sich mit<br />

der Abendbeleuchtung ein besonderes Spektakel.<br />

Weitere Informationen www.aareschlucht.ch<br />

Die Aareschlucht zwischen Innertkirchen und Meiringen machte<br />

vergangenen Sommer mit hohen Besucherzahlen von sich reden.<br />

Sie verzeichnete mehr als 184’000 Eintritte und erreichte damit<br />

einen Rekord in ihrer 130-jährigen Geschichte. Die bisherige Bestmarke<br />

aus dem Jahr 1947 wurde deutlich übertroffen. Waren damals<br />

noch organisierte, militärische Besuche Grund für die hohen<br />

Zahlen, zeigte sich in den vergangenen Jahren, dass die Aareschlucht<br />

laufend neue Fans gewinnt. Vor allem bei ausländischen<br />

Gästen ist das Interesse an der Schlucht deutlich gestiegen. Kein<br />

Wunder – das Naturschauspiel von Wasser und Fels ist beeindruckend.<br />

Auf einem Spaziergang durch die Schlucht wird man direkt<br />

mit der Natur konfrontiert. Ihre Schönheit, aber auch ihre gewaltige<br />

Kraft ist deutlich spürbar. Um den vielen Gästen den sicheren<br />

Zugang zu diesem Naturschauspiel zu ermöglichen, muss die Aareschlucht<br />

AG jeden Winter verschiedene Unterhaltsarbeiten erledigen.<br />

In der kalten Jahreszeit, wenn die Schlucht für die Besucher<br />

geschlossen ist, sind fast täglich Handwerker damit beschäftigt,<br />

die Fussgängerstege zu erneuern. «Nach Saisonende prüfen wir<br />

jeden Meter des Rundgangs, um zu sehen, welche Massnahmen<br />

nötig sind», erklärt Ulrich Glarner, Mitglied des Verwaltungsrates<br />

der Aareschlucht AG und zuständig für Bau und Unterhalt.<br />

«Pro Winter schaffen wir etwa 20 Meter neuen Steg.» Die Bauarbeiten<br />

sind aufwändig. Bis die Baustelle schon nur zugänglich gemacht<br />

ist, dauert es eine Weile, muss doch ein an Metallstiften<br />

aufgehängtes Holzgerüst installiert werden, damit man sich überhaupt<br />

bewegen kann. Dann verkeilen die Arbeiter massgefertigte<br />

Eisenanker im Fels, auf denen das Tragsystem ruht. Je nach Zustand<br />

des Steges werden neue Träger angebracht und Holzplanken<br />

ersetzt. Sorge bereiten den Verantwortlichen im Winter die vielen<br />

Eiszapfen, die von den Felswänden der Schlucht hängen. Sie sehen<br />

zwar unglaublich malerisch aus, aber wenn sie mit Getöse abstürzen,<br />

können sie an Wegen und Geländern Schaden verursachen.<br />

«Eisschlag ist noch fast schwieriger zu handhaben als Steinschlag»,<br />

erklärt Glarner. «Den Faktor Eis können<br />

wir nicht beeinflussen.» Um das Risiko<br />

von Steinschlag möglichst klein zu halten,<br />

putzt ein Trupp von Spezialisten, die meisten<br />

von ihnen sind Bergführer, jeweils im<br />

Frühjahr über mehrere Wochen die Felswände<br />

der Schlucht. An Seilen gesichert<br />

balancieren sie über dem Abgrund und<br />

säubern lose Felspartien und Gestein. Da<br />

die Schlucht an manchen Stellen sehr eng<br />

ist, muss die Felsreinigung nicht nur auf<br />

der Seite des Fussgängerstegs vorgenommen<br />

werden, sondern auch an der gegenüberliegenden<br />

Felswand. Erst wenn die<br />

Profis die heiklen Stellen durchkämmt haben<br />

und auch die Tunnels und Galerien auf<br />

brüchige Partien hin untersucht worden<br />

sind, kann die Aareschlucht ihre Pforten<br />

für Gäste aus aller Welt wieder öffnen.<br />

Nichts für schwache Nervren: Nik Kohler<br />

und Lori Rufibach bei der Felsreinigung<br />

in der Aareschlucht.


26 grimselwelt · perspektiven<br />

grimselwelt · perspektiven 27<br />

PERSPEKTIVEN<br />

BY FISCHLIN<br />

Wo der Weg hinführt, ist eine der Fragen,<br />

denen sich ein CEO einer Firma stellen<br />

muss. Ganz egal, wie stark ihn das Hier<br />

und Jetzt der täglichen Aufgaben beschäftigt.<br />

In der Rubrik «Perspektiven by Fischlin»<br />

gewährt der CEO der KWO, Daniel<br />

Fischlin, Einblick in das, was ihn beschäftigt.<br />

Er zeigt Ideen und Impulse auf, die<br />

ihm wichtig sind und welche Prioritäten er<br />

setzt.<br />

Auch ein Wasserkraftunternehmen wie die<br />

KWO ist gezwungen, Arbeitsabläufe effizienter<br />

zu gestalten und digitale Hilfsmittel<br />

zu nutzen. Die KWO hat auf diesem<br />

Gebiet in den letzten Jahren grosse Schritte<br />

unternommen. Für Daniel Fischlin bietet<br />

die Digitalisierung die Chance, das<br />

Wissen in der Firma als zentraler Erfolgsfaktor<br />

zu sichern und es gewinnbringend<br />

für die Zukunft einzusetzen. Weil bisher<br />

viele Abläufe in den Kraftwerken analog<br />

passierten, war das Wissen zwar in den<br />

Köpfen der langjährigen Mitarbeitenden<br />

abgespeichert, für andere Teammitglieder<br />

oder neue Fachkräfte jedoch nicht oder nur<br />

teilweise zugänglich.<br />

Indem heute alle Meldungen über Störungen<br />

und Mängel zu deren Behebungen in<br />

der zentralen Datenbank «iMaint» abgelegt<br />

werden, sind die Informationen nicht<br />

nur allen zugänglich, sondern helfen auch,<br />

in Zukunft Rückschlüsse auf den Zustand<br />

der jeweiligen Anlagen zu ziehen. Ergeben<br />

sich bei einer Maschine in einem bestimmten<br />

Kraftwerk häufig Störungen, ist dies<br />

ersichtlich. Die lückenlose Dokumentation<br />

der Instandhaltungsarbeiten ist ein wichtiger<br />

Informations-Pool für Mitarbeitende.<br />

Sie ermöglicht es auch, Team-<br />

Mitglieder flexibel im Gebiet<br />

einzusetzen. Und zwar nicht nur<br />

in einem bestimmten Kraftwerk,<br />

sondern an verschiedenen Orten<br />

im weitverzweigten System der<br />

KWO. Die gesammelten Informationen<br />

bilden so einen überaus<br />

wichtigen Wissens-Pool für die Unternehmung.<br />

Ja, sie werden zu einem<br />

eigentlichen KWO-Gehirn, von dem<br />

wiederum Mitarbeitende aller Stufen<br />

entscheidende Inputs absaugen können.<br />

In einem ersten Schritt wurde das Ticketing-System<br />

für Störungen und Mängel<br />

im Kraftwerksbetrieb eingeführt. In einem<br />

zweiten Schritt sollen auch komplexe<br />

und umfangreiche Tasks und Teilprojekte,<br />

mit der direkten Zuteilung<br />

von sämtlichen Ressourcen, im<br />

«iMaint» dargestellt und abgewickelt<br />

werden.<br />

1Mit dem Instandhaltungstool<br />

«iMaint»<br />

hat die IT-Abteilung<br />

der KWO ein Programm entwickelt,<br />

das zur Ablage von Daten in den Unterhaltsarbeiten<br />

dient. Alle Mitarbeitenden<br />

sind mit Smartphones ausgerüstet und<br />

können über die KWO App, die offline<br />

und online funktioniert, Störungen und<br />

Mängel mittels Tickets erfassen.<br />

Die Daten werden<br />

über die App ins<br />

«Gehirn» der KWO, in die<br />

zentrale Datenbank «iMaint», hochgeladen.<br />

Das interdisziplinäre Wissen, der Erfahrungsschatz<br />

sowie das vielseitige Fachwissen<br />

wird damit zentral gespeichert und<br />

kann später ausgewertet werden.<br />

2Tritt an einem bestimmten Ort im<br />

Nervensystem der KWO eine Störung<br />

auf, erfassen die Mitarbeitenden<br />

alle ihnen zugänglichen Fakten und<br />

dokumentieren die Störung mit ihren Beschreibungen,<br />

Fotografien und machen<br />

eigene Beurteilungen. Damit ist das<br />

Ticket erfasst und die Störung im<br />

«iMaint» ersichtlich.<br />

3Die Zentrale Leitstelle der KWO,<br />

die einen Grossteil der Betriebsstörungen<br />

direkt erfasst, überwacht<br />

den Ticket-Pool und entscheidet, welche<br />

Aufgaben in welcher Dringlichkeit erledigt<br />

werden. Die Betriebsführung vergibt die<br />

entsprechenden Aufträge zur Behebung<br />

der Störung.<br />

4Die Instandhaltungsfachleute<br />

der KWO bewerten vor<br />

Ort, was zu tun ist und beheben<br />

anschliessend die Störungen.<br />

Sie dokumentieren<br />

ihre Arbeit in der App direkt<br />

zum jeweiligen Ticket, damit<br />

bei einer zukünftigen, ähnlichen<br />

Störung von der Beschreibung<br />

profitiert werden kann. Damit<br />

sind alle Erkenntnisse zum<br />

Vorfall und das wertvolle Wissen<br />

im Instandhaltungstool «iMaint» abgespeichert.<br />

So werden die Tätigkeiten<br />

lückenlos festgehalten.<br />

5Aus der Datenbank «iMaint» können<br />

zukünftig wichtige Verhaltensmuster,<br />

Modelle und Frühwarnsignale<br />

von Maschinen und anderen Kraftwerkskomponenten<br />

abgeleitet werden.<br />

Mit den Tendenzen können Einsätze<br />

in der Instandhaltung vorausschauend<br />

geplant und<br />

realisiert werden.<br />

Einladung zur KWO-Fachtagung<br />

vom 17. & 18. Oktober <strong>2019</strong><br />

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Tagen in den Grimselhotels<br />

Weit weg vom Alltag.<br />

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Die <strong>Grimselwelt</strong> ist ein Engagement der KWO, Kraftwerke Oberhasli AG


28<br />

grimselwelt28<br />

Hotel und Naturresort Handeck<br />

Wie aus dem<br />

Bilderbuch<br />

DIE GRIMSELWELT IST EIN ENGAGEMENT DER KWO, KRAFTWERKE OBERHASLI AG<br />

Das Naturresort Handeck hautnah erleben: Mit blumenübersäten Bergwiesen, murmelnden<br />

Bächen, dunklen Wäldern, erlebnisreichen Wanderrouten und atemberaubenden<br />

Gelmerbahnfahrten. Und einer Käserei, wo man zuschauen darf, wenn<br />

der Käser im Kessi rührt und mit viel Wissen und Leidenschaft Alpkäse herstellt. Das<br />

alles bietet das Superior Hotel mit seinen gediegenen, vielseitigen Zimmern und der<br />

regionalen Küche. Wir freuen uns auf Sie!<br />

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