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MAI 2021 · NR. 342 · UNBEZAHLBAR
STADTGESPRÄCH
Vom Hobby zum Beruf: Jenny und
Max studieren Game-Produktion
und Management. S. 10
STADTGESCHICHTEN
Drahtseilakt auf dem Alten
Friedhof mit Slackline-
Profi Tobias Basler. S. 20
LET´S PLAY
Draußen spielen für Fortgeschrittene,
die Erfüllung eines lang gehegten
Traums und warum alle Welt jetzt
Schach spielt. S. 14
MOTORÖLE
ADDITIVE
FAHRZEUGPFLEGE
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INHALT
IM MAI
LASS MAL SPIELEN
Zum Spielen ist man nie zu alt. Ich
geb’s zu: Bei mir türmen sich nicht nur
diverse Brett- und Videospiele, meine
Regale sind auch voll mit Lego-Sets und
anderem Spielzeug. Wenn ich an einem
Spielplatz vorbeigehe, komme ich nicht
drum herum, eine Runde zu schaukeln
oder die Wipptiere auszutesten. Ja, der
Spieltrieb ist groß in mir.
Dem Thema „Spielen“ frönen wir auch
in der Mai-Ausgabe. Im Titelthema
„Let’s Play – Spieltrieb in der Doppelstadt“
geht es beispielsweise um den
großen Schach-Hype der vergangenen
Monate, drei Ulmer, die ein eSport-
Projekt gestartet haben und Golf mit
Frisbeescheiben. Im Stadtgespräch
kommen diesmal gleich zwei Leute zu
Wort. Jenny Däubler und Max Reinalter
machen ihr Hobby zum Beruf. Die
beiden studieren „Game-Produktion
und Management“ an der Hochschu-
le Neu-Ulm und erzählen, wie das so
abläuft. Die Stadtgeschichten drehen
sich im Mai um Tobias Basler, den deutschen
Meister auf der Slackline. Selbstverständlich
kommen auch wieder viele
andere Menschen aus der Region zu
Wort. Wir haben euch gefragt: „Was ist
dein Lieblingsspiel?“
Natürlich war’s das noch nicht. Wir
werfen einen Blick in die Küche vom
„Dray’s“, stellen euch Niclas Tritschlers
mobilen Unverpackt-Stand vor und bei
unseren Studis geht es um die Avocado-
Aufzucht.
Randvoll, das neue FRIZZ! Beinahe wie
eine gut sortierte Spielesammlung.
Macht’s gut und bis demnächst,
23
30
Foto: Manuel Bischof Foto: Stefanie Müller
04
Foto: Stefanie Müller
Foto: Julia Haaga
14
26
04 STADTLEBEN
Alles rund um die Doppelstadt
10 STADTGESPRÄCH
Jenny Däubler und Max Reinalter
studieren Game-Produktion und
Management an der HNU
14 LET´S PLAY
Spieltrieb in der Doppelstadt mit
Schach, eSports-Turnieren und
Funsportarten
20 STADTGESCHICHTEN
Tobias Basler – deutscher
Meister im Slackline
22 NACHGEFRAGT
„Was ist dein Lieblingsspiel?“
26 KÜCHENZAUBER
Heute ist Markttag! Drei Stände
auf dem Ulmer Wochenmarkt
stellen sich vor
28 FRIZZ-KIDS
Erlebe unsere Wälder mit dem
Programm des Alb-Donau-Kreises
30 GOLF-SPECIAL
Im Gespräch mit Luis Meyer und
Mark Philipp Lindner vom
New Golf Club
34 LETZTE SEITE
Das Letzte kommt zum Schluss |
Impressum
3
Foto: Stefanie Müller
STADTLEBEN
ULM/NEU-ULM
GIN AUS SÖFLINGEN
SIE BRENNEN FÜRS HANDWERK
herrschende Kurzarbeit in die
Karten gespielt – Freunde halfen
auch bei der Elektrik und
den Fliesen. „Jetzt ist die Destille
schon ein richtiger Hingucker
und wenn wir brennen,
kann man uns nun zuschauen“,
freut sich Korbinian Rau.
„Aktuell warten wir auf die
letzten Genehmigungen, dann
kann es losgehen“, ergänzt
Russ.
4
Die beiden Braumeister Korbinian Rau (links) und Dominik Russ vor der neuen Destille in der Söflinger Kronen-Brauerei.
Beim Brauen kann man ihnen über die Schulter schauen. | Foto: Stefanie Müller
Korbinian Rau und Dominik
Russ brennen in der Söflinger
Kronen-Brauerei preisgekrönten
Gin. Mit der neuen
Destille kann man ihnen dabei
nun auch über die Schulter
schauen. „Wir sind beide
Braumeister“, erklärt der 34-
jährige Korbinian Rau. „Ich
beim Barfüßer, Dominik hier
in der Kronen-Brauerei. In
der Meisterschule haben wir
uns auch kennengelernt. Damals
habe ich schon nach der
Lehre mit Obstbränden experimentiert“
sagt Rau, „als der
Gin-Hype dann aufkam, hat
Dominik vorgeschlagen, das
doch auch mal zu versuchen.“
tober. Da hat natürlich keiner
gedacht, dass jetzt erst mal
fünf Monate alles zu ist. Unseren
Gin gibt es ja vor allem
auch in Bars wie Frau Berger,
Ronnie Biggs, früher auch in
der Hudson – da geht natürlich
gerade nichts und das
Wacholderbeeren,
Hopfen und Malz
Also machten sich die beiden
in Sachen Gin schlau und probierten
sich am In-Getränk.
Schnell war die Idee geboren,
Zutaten aus ihrem täglichen
Job, dem Bierbrauen, zu nutzen.
Zu den Wacholderbeeren
gesellten sich also Hopfen und
Malz. Da ihre Mischung sehr
gut ankam, musste bald eine
größere Destille her. „Bestellt
haben wir sie im letzten Okmerken
wir auch“, so Dominik
Russ. Ein paar Händler listen
ihn online, momentan gibt
es den Gin nun vor allem bei
der Brauerei zu kaufen. Beim
recht zeitaufwendigen Aufbau
der Destille hat den beiden
dann aber die vielerorts
Bescheinigung
anfordern. Klick.
AOK Baden-Württemberg
Ausgezeichnete Tropfen
Ab und zu gibt es auch etwas
ganz Besonderes, einen Winter-
oder Sommergin zum Beispiel.
Und nicht nur die Ulmer
lieben das Getränk, die beiden
haben bereits mehrere Preise
für ihren Gin bekommen.
Im International Wine Spirit
Competition (IWSC) gab es
Bronze und die Winteredition
2020 bekam Silber. Nun sind
alle gespannt, was nun aus
der neuen, größeren Destille
herauskommt. „Wir glauben
ja, der wird noch besser“, sagen
beide unisono – glänzende
Aussichten also.
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Text: Stefanie Müller
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ZGH 0076/48 · 06/2020 · Foto: Getty Images
KARIBIK
IN DER AU
UNVERPACKT
AUF ACHSE
Daniel Bürger (rechts) bringt den Liederkranz auf Vordermann. Künstler Massimo
Ecosi sorgt für den coolen Look. | Foto: Jessy J. Photography
Der Biergarten Liederkranz hat wieder geöffnet, wenn auch
ganz anders, als man es von früher kennt. Daniel Bürger hat
den Liederkranz zum zweiten Mal in einen Streetfoodmarkt
verwandelt. An verschiedenen Ständen gibt es Crêpes, asiatische
Burger, so genannte „Bao Buns“, Eis und natürlich kühle
Getränke. Bürger ist in der Gastronomieszene kein Unbekannter,
startete vor sechs Jahren seinen Streetfoodmarkt in
Söflingen, brachte kreative Burgerkreationen und XXL-Barbecues
nach Ulm.
Upcycling und Kreativität
Im Liederkranz hat sich in den vergangenen Wochen einiges
getan – 300 Euro-Paletten hat Bürger zusammen mit Liederkranz-Pächter
Stefan Beilhardt beschafft. Das alte Mobiliar
der Ulmer Münsterbrauerei haben sie farbenfroh „upgecycelt“,
eine Grillhütte mit Bar, Sitzmöglichkeiten samt Unterschlupf
ist entstanden. „Dann hatte ich jemanden gesucht,
der künstlerisch und kreativ ist, um Ulm optisch in den Liederkranz
zu bringen.“ Massimo Ecosi war genau der Richtige
dafür. In Blau und Grün brachte er Albert Einstein in den
Biergarten, es folgen noch die Stadtbibliothek und der Ulmer
Spatz.
Niclas Tritschler in seinem vier Quadratmeter großen, mobilen Unverpackt-Stand
auf dem Ulmer Wochenmarkt. | Foto: Heike Viefhaus
Nudeln, Reis und Müsli. Trockenfrüchte, Schokolade und Gummibären
aber auch Hygieneartikel, hat Niclas Tritschler in seinem
Unverpackt-Sortiment. Mit seinem mobilen Stand besucht
der 21-jährige Chemie- und Biologiestudent die Wochenmärkte
in Ulm und der Region.
Nachhaltig, fair und total im Trend
„Ich möchte jedem ermöglichen, unverpackte Artikel einkaufen
zu können. Gerade in heutigen Zeiten, wo Nachhaltigkeit
großgeschrieben wird, ist es wichtig, sich darum zu bemühen
und aktiv zu werden. In vielen Städten gibt es schon Unverpacktläden.
Doch ob sie sich dort gegenwärtig wirtschaftlich
halten können? Oder auch in kleineren Ortschaften? Mit meiner
mobilen Variante, übrigens der ersten in Süddeutschland,
bin ich da auf der sichereren Seite.“ Um die 100 verschiedenen
Artikel aus fairer Produktion und nachhaltiger Landwirtschaft
verkauft Tritschler an seinem vier Quadratmeter großen Stand;
unterstützt wird er dabei von Mutter und Schwester.
Text: Heike Viefhaus
unverpackt-vollgepackt.de
Jeden Tag was anderes
Der neue Liederkranz soll natürlich coronakonform betrieben
werden. „Sicherheit geht vor“, betont Bürger. Das Programm
ändert sich jeden Tag. Das Dienstagsmotto: „Chillen
im Liederkranz“. Mittwochs steht eine karibische Nacht mit
Salsa und Delikatessen vom Grill auf dem Plan. Mit Burgern,
Beats und Bier geht es am Donnerstag weiter. „Für den Freitag
bieten wir Veranstaltern eine Plattform, etwa für Konzerte.“
Samstags soll es auch Livemusik und -veranstaltungen
geben: „Etwas ruhiger und traditioneller. Singer-Songwriter
beispielsweise.“ Für Sonntag planen Bürger und Beilhardt
klassische Konzerte. „Im Liederkranz soll sich jeder wohlfühlen.“
Bürger strotzt vor Tatendrang. Der Sand fürs karibische
Feeling ist bereits aufgeschüttet, auch die Bühne für geplante
Theaterstücke, voraussichtlich im August und September,
steht. Wer Ideen hat oder eigene Projekte umsetzen möchte,
kann sich gerne per Mail an Daniel Bürger wenden.
Text: Julia Haaga
liederkranzulm.de
buero@liederkranzulm.de
5
STADTLEBEN
ULM/NEU-ULM
LITERARISCHER LOCKDOWN
DER MENSCH – ZU SCHLAU ZUM ÜBERLEBEN
Ein neues Hobby im Lockdown entwickeln und schlummernde
Talente erwecken? Sicher kann der eine oder andere davon berichten.
So auch die beiden Autoren Dr. Matthias Meier und
Baha Meier-Arian. Der niedergelassene Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie und die Expertin für Verhaltensanalysen
haben nach Feierabend gemeinsam Lektüre geschrieben.
Dr. Matthias Meier und Baha Meier-Adrian haben im Lockdown gemeinsam zwei
Bücher verfasst. | Foto: Julia Haaga
Der Körper heilt sich selbst
Das Resultat heißt „Der Mensch – zu schlau zum Überleben“
und ist im novum-Verlag erschienen. Eine bemerkenswerte wie
fokussierte Sammlung weltweiter Studien und Beobachtungen.
Die These: 97 Prozent aller chronischen Erkrankungen kann
der Körper eigenständig heilen – vorausgesetzt, man überlässt
ihm das Ruder! Die Krux laut Dr. Meier: „Wenn erstmal Symptome
aufgetreten sind, sind wir auf Ärzte angewiesen, die jedoch
in aller Regel nur Medikamente, Spritzen und/oder Operationen
kennen. Es gibt viele Spezialisten, die ihr jeweiliges
Fachgebiet zwar beherrschen, aber die Zusammenhänge, die
fachübergreifend bestehen, nicht kennen oder bei ihrer Therapieentscheidung
berücksichtigen.“
Basierend auf allerlei Fallbeispielen schaffen die Ulmer Autoren
eine ausführliche Annäherung an das moderne Leben und
einen neuen Blickwinkel auf unser Gesundheitssystem.
Text: Julia Haaga
novumverlag.com
Das Mineralwasser
deiner Heimat!
Geschützt und ursprünglich rein - in mehreren 1000 Jahren
wurde das Wasser durch verschiedene Erd- und Gesteinsschichten
ganz natürlich gefi ltert und mineralisiert
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6
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FLAMMKUCHEN
TO GO
BOLZENSCHNEIDER
ZUM ANDERSSEIN
Vorerst gibt es die Flammkuchen nur zum Mitnehmen. | Foto: Stefanie Müller
Flammkuchen statt Veranstaltungen – das könnte der ein oder
andere denken, wenn er bei Maurer Veranstaltungstechnik in
Blaustein-Dietingen vorbeischaut. Immer donnerstags und
sonntags heizt Melanie Maurer die Öfen auf dem Firmengelände
an und backt frische Flammkuchen. Während Mann Steffen
von der Veranstaltungstechnik vorerst umgesattelt hat und nun
für Unternehmen ausgeklügelte Online-Events anbietet, wollte
auch die gelernte Restaurantfachfrau nicht untätig sein. „Im ersten
Lockdown hatten wir auf einmal gar keine Aufträge mehr“,
erzählt Melanie Maurer. „Da haben wir überlegt, was wir machen
können, um wieder Leben in unsere Räumlichkeiten zu
bringen“, so Steffen Maurer.
50er-Jahre-Feeling
Die Firma investierte in neue Technik, um digitale Events anbieten
zu können. Inzwischen habe man seit vergangenem Sommer
150 Online-Veranstaltungen durchgeführt, so Steffen Maurer.
„Und ich habe mir überlegt, auf der Terrasse der Firma in Dietingen
ein kleines Café zu eröffnen“, so Melanie Maurer. Das „Studio
M“ war geboren, mit Spitzendeckchen und 50er-Jahre-Möbeln.
Im Dezember kam dann die Erlaubnis: „Jetzt dürfen wir
also – aber eigentlich dürfen wir doch nicht“, sagt die 38-Jährige
im Hinblick auf den Lockdown. „Also haben wir uns überlegt,
wir starten mit Flammkuchen zum Abholen.“ Momentan gibt es
vier verschiedene Sorten. Sobald die Maurers das Café für den
Publikumsverkehr öffnen dürfen, wird das Angebot erweitert.
Text: Stefanie Müller
maurer-veranstaltungstechnik.de
NOCH MEHR
FRIZZ
Im April erschien „Starting over“ der Ulmer Roadstring Army. | Foto: Markus Imhof
Im April erschien die neue Single „Starting Over“ samt Musikvideo
der Ulmer Roadstring Army. Der Song beschäftigt sich mit
dem Thema Selbstverwirklichung. Frontmann Basti Seliger sagt
dazu: „Wir wollen mit dem Song den gesellschaftlichen Druck
aufzeigen, der auf den Menschen lastet, die sich dazu entscheiden,
einfach sie selbst zu sein und einen musikalischen Aufruf
zu mehr Solidarität und Diversity starten. ‚Starting Over‘ ist der
Bolzenschneider zum Anderssein für alle diejenigen, die nach
dem Mut suchen, aus gesellschaftlichen Normen auszubrechen.“
Text: Dominik Schele
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7
STADTLEBEN
ULM/NEU-ULM
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BREADCAST
AUS DEM MUSEUM
Das Ulmer Virtual-Reality-Spiel „The Social Engineer“. | Collage: Pascal Jansen
Daniel Hirschle, Fabian Fischbach und Pascal Jansen, Medieninformatik-Studierende
der Uni Ulm waren mit ihrem Spiel
„The Social-Engineer“ für den Deutschen Computerspielpreis
2021 nominiert. In dem Virtual Reality Game versucht der
Spieler an sicherheitsrelevante Informationen zu gelangen,
um Firmen-Daten und -Geheimnisse auszuspionieren. Ziel soll
sein, Nutzer und Firmen für die Gefahren zu sensibilisieren.
Das Spiel kam gut an und so erhalten Hirschle, Fischbach und
Jansen nun 25.000 Euro für die Weiterentwicklung.
Weitere Folgen des Breadcast sind bereits im (Brot)kasten. | Foto: Andrea Piacquadio
Was machen Museumsmitarbeiter, die sich während Corona
langweilen? Genau: einen Podcast! So geschehen beim Ulmer
Museum Brot und Kunst. Dort haben sich die Mitarbeiter überlegt,
wie sie ihr Wissen auch bei geschlossenem Museum verbreiten
können. Die Lösung: Breadcast, der Podcast rund ums Brot.
Die erste Folge erschien Ende März. Dr. Isabel Greschat und
Dr. Marianne Honold sprechen mit der Märchenforscherin
Prof. Sabine Wienker-Piepho. Weitere Folgen sind schon vorproduziert
und sollen nach und nach erscheinen.
Text: Dominik Schele
uni-ulm.de
Text: Kerstin Auernhammer
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8
WAS WÄCHST
DENN DA?
Studentin Sabrina hat den grünen Daumen. Aus dem
begrenzten Platz in der Studentenküche macht sie das
Beste – und zieht Avocadopflanzen.
DIE STUDIS
VON NEBENAN
TEIL 3
Direkt neben der FRIZZ-Redaktion
wohnen die Studenten
Sabrina, Felix und Tobias. Was
die drei außer studieren noch
so alles treiben, verraten sie jeden
Monat im FRIZZ.
Avocadokern und Zahnstocher.
Bevor man sich selbst eine Avocadopflanze aus einem
Avocadokern heranziehen kann, muss man sich natürlich
erstmal eine Avocado kaufen. Beim Kauf sollte man
darauf achten, dass die Avocado beim Drucktest leicht
nachgibt und dass sie gut riecht, dann ist sie reif!
Nachdem man den Kern aus der Frucht herausgelöst
hat, wäscht man ihn ab und legt ihn zum Trocknen auf
die Heizung. Meistens bin ich ungeduldig und warte
nicht länger als einen Tag, bis ich den Kern ins Wasser
setze.
Das geht folgendermaßen:
1. Avocadokern ausrichten, so dass der dickere Teil
nach unten zeigt
2. Zahnstocher auf ca. der Mitte rundum einstechen
3. In ein Gefäß voller Wasser stellen
Sabrina
Der dickere Teil muss ins Wasser.
Dann braucht man viiiiieeel Zeit – je nach Jahreszeit.
Im Sommer wächst die Avodaco schneller als in den
trüben Monaten. Wichtig ist noch, dass der Avocadokern
ausreichend Sonnenlicht zur Verfügung hat. Der
beste Platz dafür, ist das Fensterbrett. Das Wasser alle
paar Tage wieder auffüllen.
Wenn der Kern dann aufgebrochen ist und sich Wurzeln
und Blätter zeigen, kann man die Pflanze eintopfen.
Ganz wichtig: Gießen nicht vergessen! Die Erde
sollte immer leicht feucht sein.
Eigene Avocadofrüchte sind nicht so einfach zu bekommen,
jedoch sieht die Pflanze mit viel Liebe wunderschön
aus!
Felix
Die Pflanze wird eingetopft.
Den Avocadokern nicht wegzuschmeißen, kann also im
schönsten Fall eine tolle Zimmerpflanze ergeben. Diese
Idee kann man natürlich auch auf andere Küchenreste
anwenden, zum Beispiel beim Rest einer Lauchzwiebel,
bei Paprikakernen oder alten Kartoffeln!
NÄCHSEN MONAT:
FELIX ERZÄHLT
VOM SKATEN
Tobias
9
STADT
GESPRÄCH
WIR MACHEN UNSER
HOBBY ZUM BERUF
Jenny Däubler und Max Reinalter sind Gamer aus
Leidenschaft. Die beiden gehören zu den Ersten, die an der
HNU „Ga me-Pro duk ti on und Ma nage ment“ studieren.
FRIZZ: Jenny, Max – was
habt ihr zuletzt gespielt?
Jenny Däubler: League of Legends.
Das ist ein Computerspiel,
das 2009 erschienen ist
und das weltweit viele Millionen
Menschen spielen. Es ist
ein Teamspiel, fünf gegen fünf
auf einer Karte, und wir haben
da in unserem Studiengang
ein Turnier, bei dem wir in
Teams gegeneinander spielen.
Und das letzte analoge
Spiel?
Das war ein Exit-Spiel.
Max Reinalter: Nein, stimmt
gar nicht, wir haben doch neulich
mit Freunden „Mensch
ärgere Dich nicht“ gespielt.
Stimmt! Aber wir spielen
schon überwiegend Online-
Games.
Wie seid ihr denn zum Gaming
gekommen?
Boah, das hat bei mir früh
angefangen. Mein Vater ist
auch sehr interessiert am Gaming,
da hab ich im Kindesalter
schon viel mitgekriegt.
Mit 12 hab ich dann meine
erste Playstation bekommen.
Da hab ich meistens so Auto-
Rennspiele oder Lego Star
Wars gespielt.
Ich war so 11, 12 um den
Dreh. Da durfte ich auf dem
alten Arbeits-PC meines Vaters
spielen. Der hatte noch
Windows 95 drauf. (lacht) Wir
hatten in dem Alter immer eine
Stunde Medienzeit am Tag,
die ging bei mir komplett am
PC drauf, Fernsehen hat mich
gar nicht so interessiert. Ich
habe dann eher um die Minuten
am Computer gefeilscht,
um noch ein Level fertigzubekommen.
Am Anfang waren es
Spiele wie „Sendung mit der
Maus“ und „Löwenzahn“.
Jaaaa ... ohhhhh ... die
hab ich auch immer gespielt,
die waren super! Und Disney-
Spiele wie Tarzan und Mulan.
Ihr interessiert euch also
privat sehr für Spiele – wie
seid ihr denn auf die Idee
gekommen, das beruflich zu
machen?
Mir war relativ früh klar,
dass ich mit dem PC arbeiten
will. Ich habe mich für ein
Informatikstudium angemeldet
und habe das auch angefangen,
aber ich fand das sehr
trocken. Aus diesem Grund
habe ich mich informiert, ob
es was in Richtung Gaming
gibt – aber diese Studiengänge
waren entweder kostenpflichtig
oder weit weg. Als ich dann
gemeinsam mit Jenny über einen
Zeitungsartikel gestolpert
bin, in dem der neue Studiengang
der Hochschule Neu-
Ulm vorgestellt wurde, wusste
ich: Das ist es!
Ich hatte vorher schon
Game Engineering in Kempten
studiert, hab das aber
nicht gepackt. Den Kemptener
Studiengang hatte ich damals
auf der Ulmer Bildungsmesse
entdeckt, die hatten da einen
Stand. Das weiß ich noch genau:
Da hat es mich hingezogen,
weil da ein Mädel mit
knall-blauen Haaren stand,
das fand ich mega! Tja, und
als das in Kempten nichts geworden
ist, bin ich zur HNU
gewechselt, weil da eine
Freundin von mir studiert hat.
An der Hochschule habe ich
dann Max kennengelernt und
wir sind ein Paar geworden.
Als wir den Artikel über den
Studiengang gelesen haben,
haben wir gesagt: Das machen
wir jetzt zusammen!
Der Studiengang an der
HNU ist ja noch sehr neu,
ihr wart bei den ersten Studenten
dabei ...
Ja, in unserem Jahrgang
sind so 50-60 Leute. Am Anfang
hat es tatsächlich noch
etwas geholpert, weil der
Studiengangsleiter zum Semesterbeginn
noch gar nicht
da war, das war ein bisschen
schwierig. Und man hatte den
Eindruck, die HNU sucht händeringend
nach Lehrkräften,
weil wir teilweise schnelle
Wechsel drin hatten.
10
Zur Person
Jenny Däubler, 23
Der Traum wäre es,
zu zweit oder zu
dritt eine eigene
Gaming-Firma zu
gründen.
Zur Person
Max Reinalter, 24
Ich hatte als Teenie
eine Stunde ,Medienzeit‘
am Tag – ich
habe immer PC statt
Fernseher genommen.
Foto: privat
11
STADT
GESPRÄCH
Max Reinalter durfte mit 11 zum ersten Mal an Papas alten Arbeits-PC. Kein Vergleich zu heute: „Der hatte damals noch Windows 95!“ Jenny Däublers PC steht gleich
nebenan – das Paar hat sich an der Hochschule Neu-Ulm kennengelernt. | Fotos: privat
12
Bis zu fünf neue in einem
Fach!
Ja, aber mittlerweile hat
sich das eingespielt. Ab und zu
gibt es auch ein paar Sprachbarrieren.
Genau, weißt du noch, wir
hatten da mal diesen Entwickler
aus Finnland ...
Ahhh, den mochte ich, der
war cool.
Nicht umsonst ist ein Teil
des Studiengangs auf Englisch
...
Englisch ist sehr wichtig
im Gaming, klar. Und damit
auch in unserem Studiengang.
Was zählt noch alles dazu?
Game Design, Psychologie,
Programmieren und Informatik,
Wirtschaft, Projektmanagement,
Gamification
und Serious Games ...
Da sind wahnsinnig viele
Facetten dabei, darunter auch
vieles, was gerade erst noch
im Entstehen ist. Game-Psychologie
zum Beispiel. Es gibt
glaube ich in Deutschland nur
einen Experten auf dem Gebiet.
Aber man sieht, dass der
Studiengang nicht dazu da
ist, um Spiele zu entwickeln,
es geht mehr um das Management
dahinter.
Was kann man denn mit
dem Bachelor in der Tasche
alles machen?
Der Traum wäre es, zu
zweit oder zu dritt eine kleine
Firma zu gründen und unsere
eigenen Spiele zu entwickeln
und zu vermarkten. Aber wir
sind da noch nicht festgelegt.
Gaming ist ein wachsender
Markt, und durch das Projektmanagement
sind wir sehr
breit aufgestellt, da kann man
auch in anderen Branchen
oder in Firmen anfangen.
Wenn das mit der eigenen
Firma nichts wird, wer wäre
dein Traum-Arbeitgeber?
Riot Games – das sind die,
die League of Legends entwickelt
haben. Wobei die mittlerweile
zum Weltmarktführer
Tencent Games gehören.
Das ist eine chinesische Firma
mit über 60.000 Mitarbeitern,
die haben Büros in Berlin,
New York, Shanghai ...
Also der Markt ist wirklich
groß. Auch der Bereich Gamification
und Serious Games
– da schaut man quasi, wie
man spieltypische Elemente
und Prozesse in spielfremdem
Kontext einsetzen kann. Da
gibt es Jobs im medizinischen
Bereich oder in Personalabteilungen.
Zum Beispiel kann
man mittels VR-Technologie
die Menschen in einen Raum
projizieren und sie coachen,
wie man Präsentationen oder
Pitchgespräche meistert.
Eine echte Zukunftsbranche
also. Wie sind denn so
die Einstiegsgehälter?
(lacht): Tja, da hat uns unser
Prof schon auf den Boden
der Tatsachen geholt. Die Einstiegsgehälter
sind jetzt nicht
soooo hoch, aber es kommt
natürlich immer drauf an, was
man daraus macht.
Mal so ein paar typische
Gamer-Klischees abgefragt:
Seid ihr eigentlich die klassischen
Stubenhocker?
Ich fürchte, das trifft
schon ein bisschen auf uns
zu. Gaming nimmt als Hobby
schon viel Zeit ein.
Naja, ich gehe schon auch
gerne ins Kino und treffe mich
auch mit Freunden, wir sind
also keine Einzelgänger ohne
Sozialkontakte.
Wie viel Zeit verbringt ihr
denn vor dem PC?
Wir zählen da ehrlich
gesagt nicht mit. Aber es ist
schon viel. Wir stehen auf,
fahren den PC hoch, frühstücken,
machen uns fertig und
dann geht es schon mit der Uni
los, das ist ja momentan auch
alles am PC. Und auch abseits
vom Studium verbringen wir
viel Zeit vor dem Bildschirm.
Das stimmt. Aber das Gute
daran ist: Corona hat unseren
Alltag nicht sonderlich verändert.
Text: Kerstin Auernhammer
Mehr Infos über den Studiengang
Ga me-Pro duk ti on und Ma nage ment
(B.A.) an der HNU gibt‘s online auf der
Homepage der HNU
Internet: hnu.de
LET‘S
PLAY
LET‘S
PLAY
SPIELTRIEB IN DER
DOPPELSTADT
Mehr über unseren Titelhelden, den
deutschen Meister im Slacklining, Tobias Basler,
erfahrt ihr in den Stadtgeschichten ab Seite 20.
14
Menschen spielen
gerne. Dabei ist
es egal, ob es sich
um Brett-, Videooder
Glücksspiele
handelt.
Ein Zitat von Friedrich Schiller besagt:
„Der Mensch ist nur da ganz Mensch,
wo er spielt.“ Und damit hatte er recht.
In jeder Kultur und in jeder Gesellschaftsschicht
wird gespielt. Mit dem
Wort „Spielen“ verbinden wir zwar
hauptsächlich die Aktivitäten von
Kindern, aber natürlich spielen auch
Jugendliche und Erwachsene. Seien
es Pokerabende mit Freunden, das Abschalten
in der abendlichen Runde
Call of Duty oder auch das spielerische
Herangehen an sportliche Aktivitäten
– der Spieltrieb ist bei allen Menschen
vorhanden. Auch wenn hinter all dem
zunächst kein tieferer Sinn zu stecken
scheint, ist es doch nicht zu unterschätzen.
In der Psychologie wird Spielen
als Verhalten gesehen, welches nicht
für das unmittelbare Überleben notwendig,
aber dennoch wichtig ist. Es ist
ein Verhalten ohne Zweck, aber nicht
ohne Sinn. Denn beim Spielen werden
– unabhängig vom Alter – Dinge wie
Kooperation, Problembewältigung und
kreatives Denken gelernt. Außerdem
sorgt es für eine Auszeit vom Alltag und
kann Frust kompensieren. Abseits davon
schütten spielerische Aktivitäten
Endorphine aus und sorgen für Glücksgefühle.
Unser Spieltrieb ist also eine
durchaus sinnvolle und gute Sache.
15 Foto:
Manuel Bischof
LET‘S
PLAY
In den vergangenen Monaten erlebte Schach einen
regelrechten Boom. | Foto: Cottonbro
Egal ob on- oder offline. Gemeinsam spielt es sich immer
noch am besten. | Foto: Cottonbro
Das Brettspiel „Ulm“ spielt zu einer Zeit, als das Münster
noch nicht vollendet war. | Foto: Archiv
Möglichkeiten, den Spieltrieb zu befriedigen,
haben Ulm und Neu-Ulm haufenweise.
Seit Jahren ist die CAT-Con in Ulm
beispielsweise ein fester Bestandteil für
Spielebegeisterte. Bei der zweimal im Jahr
stattfindenden Spieleveranstaltung, die
immer ein Wochenende dauert, werden
rund um die Uhr Pen-and-Paper-Rollenspiele,
Brettspiele, Tabletop und Kartenspiele
gespielt. Ulm hat sogar ein nach der
Stadt benanntes Brettspiel: „Ulm – Tempora
in priscum aurum“. In dem Strategiespiel
versuchen die Spieler als Ulmer
Bürger in die Annalen der Stadtgeschichte
einzugehen.
In der Neu-Ulmer Lessingstraße eröffnet
demnächst der Spiele-Parcours „Face off“,
eine Art Spielplatz im Stil der TV-Show
„Schlag den Raab“. Zwei Teams können
hier in 13 Spielen gegeneinander antreten.
Darüber hinaus gibt es an der Hochschule
Neu-Ulm seit zwei Jahren den Studiengang
„Game-Produktion und Management“,
in dem es um die Herstellung von
Videospielen – von der Idee bis zur Vermarktung
– geht. Wie der Studiengang genau
abläuft, haben uns Jenny Däubler und
Max Reinalter im Stadtgespräch auf Seite
10 erklärt.
DER KLASSIKER
IST ZURÜCK
Brettspiele – insbesondere solche, die sich
online spielen lassen – boomen förmlich
in der Pandemie. Egal, ob komplexe Vertreter
wie „Risiko“ und „Dominion“ oder
einfachere wie „Malefiz“ und „Mensch
ärgere Dich nicht“ lassen sich schnell und
einfach virtuell spielen. Viele Spiele haben
dafür eigene Onlineangebote oder lassen
sich mittels eines Programms wie dem
Tabletop-Simulator spielen. Auch Schach
zählt dazu. In den vergangenen Monaten
konnte man – insbesondere online – einen
wahren Schach-Hype feststellen.
Zurückzuführen ist das vermutlich auf
die Netflix-Serie „Das Damengambit“, in
welcher eine junge Frau ihr Talent für das
Spiel entdeckt und Schach-Weltmeisterin
werden möchte. Kurz nach Erscheinen
der Serie begannen zahlreiche Kanäle auf
Twitch damit, Schachpartien zu streamen.
Es wurden Turniere veranstaltet und Partien
von Schach-Großmeistern analysiert
und kommentiert. Die Nutzerzahlen auf
Schachwebseiten schossen daraufhin in
die Höhe.
Auch Marius Haller hat sich anstecken
lassen. „Ich hab früher mit meinem Opa
öfter Schach gespielt. Aber das war eher
so nebenher und ich hab auch kein einziges
Mal gewonnen“, lacht Marius Haller.
„Über die Jahre hab ich dann hier und
da mal eine Partie mit Freunden gespielt,
aber das war auch eher zum Spaß. Wir
waren da auch nie zu 100 Prozent regelfest.“
Als er im vergangenen Jahr zu Besuch
bei seinem Bruder war, lief dort auf
dem Fernseher eine Online-Schachpartie.
Piktogramme designed by Freepik
16
TRIKOT STATT TRESEN
ULMER KNEIPENTURNIER
Die Geschichte des Ulmer Kneipenturniers ist untrennbar mit
Andreas Hoff-Wagner verbunden. Nun hat er ein Buch zum Thema
veröffentlicht.
FRIZZ: Andreas, wie ging das damals los mit dem
Kneipenturnier?
Andreas Hoff-Wagner: Die eigentliche Geburtsstunde
des Kneipenturniers waren die ersten Spiele, bei denen
die Mitarbeiter und Gäste der Szenekneipe Fortschritt
am Sonntagmittag leicht verkatert gegen die Barkeeper
und Gäste der Sonderbar Fußball spielten. Das sprach sich
im Ulmer Nachtleben schnell rum. Immer mehr Teams
wollten sich mit uns messen, darunter das Myer’s, das Hades,
das Café Largo und das Citrus. Aus den Begegnungen
entstand dann letztendlich das Kneipenturnier.
Haben immer die gleichen Teams teilgenommen oder
war das unterschiedlich?
Das Turnier war eigentlich immer ein Spiegelbild der
Kneipen- und Diskolandschaft. So konnte man auch Veränderungen
¬ Stichwort: Rauchverbot ¬ am Teilnehmerfeld
ablesen. Salon Hansen wurde etwa ersetzt durch das
Ulmer Zelt. Ein ständiger Wandel. Häufig dabei waren
über die Jahre aber Myer’s, Largo, Museumscafé, Wileyclub,
Fortschritt, Brettle, Violet, Citrus, Hades, Heidi,
Omar und Brazil.
Gibt es ein Turnier, an das du oft zurückdenkst?
Definitiv! An das völlig aufgeblasene Turnier 2004. Mit
24 Teams und zu vielen Ehrgeizlingen hatte das jeglichen
Charme verloren. Da mussten wir die Notbremse ziehen.
Nach zweijähriger Pause entschied ich mich nach vielen
Nachfragen, das „Back-to-the-Roots-Kneipenturnier“ an
der Neu-Ulmer Weststadtschule neu zu starten. Es folgten
sieben tolle Jahre.
Andreas Hoff-Wagner hat ein Buch zum Ulmer Kneipenturnier herausgebracht.
Tatkräftige Unterstützung erhielt er von Tochter Wawa. | Foto: privat
Gab es besondere Spiele?
Klar! Zum Beispiel, wenn die Nachteulen vom Citrus gegen
die vom Hades verkatert aufliefen. Legendär waren die
Spiele zwischen dem Café Fortschritt und dem Café Largo.
Ein wahrer Kulturclash! Subkultur gegen Discoboys. Das
war Rivalität fast an der Schmerzgrenze. (lacht)
Du hast jetzt in Eigenregie ein Buch über das Ulmer
Kneipenturnier herausgebracht. Wie kam es dazu?
Im Corona-Lockdown habe ich aus purer Langeweile angefangen,
alte Artikel zu lesen und entschloss mich spontan,
ein Fotobuch mit allen Artikeln und Bildern in chronologischer
Reihenfolge zu erstellen. Eigentlich nur für mich
ganz persönlich. Als das Buch fertig war, fand ich es doch
sehr gelungen und habe ein Video davon in verschiedenen
WhatsApp-Gruppen geteilt. Trotz des stolzen Preises kamen
dann um die 30 Bestellungen zusammen, was ich so
überhaupt nicht geplant hatte.
Das war Rivalität fast
an der Schmerzgrenze.
Hattest du Hilfe beim Recherchieren und Zusammensuchen
der Artikel und Bilder?
Ja. Meine 15-jährige Tochter Wawa hat mir sehr viel dabei
geholfen, da sie sich mit den neuen Medien sehr gut auskennt
– im Gegensatz zu mir. Dafür bin ich echt dankbar.
Sie war und ist eine sehr große Hilfe.
Wie kommt man denn an das Buch?
Man kann das, leider zu teuer geratene, Fotobuch (47,90 €,
Anm. d. Red.) bei mir über hoff-wagner@gmx.de bestellen.
Ich bin gerade dabei, über einen Verleger eine neu aufgearbeitete
Auflage auf Machbarkeit bezüglich eines günstigeren
Preises zu erfragen.
Möchtest du noch etwas loswerden?
Ja. Beim Erarbeiten des Buches bin ich mit der Vergänglichkeit
konfrontiert worden. Daher möchte ich einen besonderen
Dank an den verstorbenen Jakob Resch richten,
der dem Turnier immer große Rückendeckung gegeben
hat und jedes Jahr tolle Artikel in der Südwest Presse platziert
hatte. Ein weiterer Dank geht an den Künstler Thomas
Kahl, der seinen ganz eigenen Anteil an dem Ganzen
hatte, indem er mir ein Kunstwerk frei zur Verfügung
stellte und selber als Spieler das Turnier auf seine ureigene
Art bereicherte. Ein letzter Gruß an Charlie und Christoph
Nasfeter, die immer herrlich süffisant kommentiert haben.
Das werden sie sicher weiterhin von „oben“ machen.
Text: Dominik Schele
17
LET‘S
PLAY
18
Andreas Wingerter, Nick Hausner und Marvin Brischar (v. l.) haben sich einen Traum erfüllt und richten als „MNA
Gaming“ eSports-Turniere und Events aus. | Foto: MNA Gaming
„Ich wusste am Anfang nicht, was ich davon
halten soll. Da spielt irgendjemand
2D-Schach und ein Typ kommentiert das
Ganze“, erzählt der 26-Jährige und fügt
hinzu: „Mein Bruder meinte dann, dass
in seinem Freundeskreis gerade alle im
Schachfieber wären und fast täglich online
gegeneinander spielen würden. Zu
dem Zeitpunkt fand ich das noch recht
seltsam.“ Als Marius dann immer wieder
„Das Damengambit“ empfohlen wurde
und er sich die Serie schließlich ansah,
bekam er selbst Lust aufs Schachspielen.
„Die Serie hab ich an einem Samstag
durchgesuchtet und fand sie richtig gut.
Direkt am Abend hab ich mich dann auf
einer Schachwebsite angemeldet und ein
paar Partien gespielt. Am Anfang gegen
den Computer. Das lief ganz gut, dank des
einfachsten Schwierigkeitsgrads“, berichtet
der Wiblinger schmunzelnd. „Ich
bin dann aber recht schnell auf Partien
gegen menschliche Gegner umgestiegen.
Das ist ganz cool, denn das Programm
paart immer ungefähr gleich starke
Gegner.“ Die Programme greifen hierzu
auf das Elo-System zurück, welches die
Spielstärke in Punkten
angibt. Zunächst startet
man mit einem Elo-Wert
von 1200 (Amateur-
Spielstärke). Durch den
Gewinn einer Partie können
bis zu zehn Punkte
hinzukommen, bei Niederlagen
zehn abgezogen
werden. Die Online-
Schachanbieter paaren im Regelfall Spieler
mit ähnlichen Elo-Zahlen, es sei denn,
FUN FACT:
In Ulm und Neu-Ulm
gibt es über 250
Spielplätze.
man möchte explizit gegen stärkere bzw.
schwächere Gegner antreten. „Ich hab
mich in den letzten Monaten echt verbessert
und versuche immer mit leicht stärkeren
Spielern zu spielen. Mittlerweile
ist meine Elo bei 1.540, was echt nicht
schlecht ist für einen Hobbyspieler“, sagt
Marius.
ENTERTAINMENT
FÜR ALLE
Beinahe könnte man glauben Online-
Schach laufe regulären eSport-Titeln wie
„League of Legends“ oder
„Fortnite“ den Rang ab.
Dem ist aber ganz und
gar nicht so. Die Nutzerzahlen
sind im vergangenen
Jahr auch in diesem
Bereich weiter gestiegen.
Sowohl was Spieler als
auch was Streamer angeht.
Drei Jungs aus Ulm haben dieses Potenzial
erkannt und ein Projekt gestartet,
das sich mit der Ausrichtung von eSports-
Turnieren und Events
beschäftigt. Marvin Brischar,
Nick Hausner
und Andreas Wingerter
verbindet nicht nur eine
jahrelange Freundschaft,
sondern auch die Liebe
zu Videospielen und vor
allem zu eSports. Seit Jahren
sind sie in der Szene
aktiv, etwa als Spieler, Coach oder Turnierveranstalter.
2020 haben sie sich mit
FUN FACT:
Von Ulm und Neu-Ulm
gibt es jeweils eine
Monopoly-Variante.
der Gründung von MNA Gaming einen
lang gehegten Traum erfüllt. „Die Idee
tragen wir eigentlich schon recht lang mit
uns herum“, erzählt Nick Hausner. „Während
der Lockdown-Phase letztes Jahr
haben wir dann beschlossen, das Ganze in
die Tat umzusetzen.“
Gesagt, getan. Kurze Zeit später stand die
Homepage, der Twitchkanal wurde eingerichtet
und die ersten Turniere geplant.
Wichtig ist den Dreien, dass ihr Angebot
sich nicht nur an professionelle Spieler
richtet. „Unser Ziel ist es, allen Spielerinnen
und Spielern – egal ob Einsteiger
oder Profi – eine Plattform zu bieten, auf
der man sich mit anderen Spielern messen
kann.“ Aktuell fokussiert man sich insbesondere
auf Online-Turniere für beliebte
eSport-Titel wie „Call Of Duty – Warzone“,
„Fortnite“ und „FIFA“. Künftig sollen
aber noch weitere Spiele hinzukommen.
„Wir sind selbst leidenschaftliche Zocker
und haben uns schon bei verschiedenen
Turnieren und in verschiedensten Ligen
gemessen. Ich denke, wir können ganz
gut einschätzen, welche Art von Events
Gamer mögen. Und genau diese Events
wollen wir bieten“, sagt Nick Hausner,
der hauptsächlich für die Planung und
Durchführung der Events zuständig ist.
Doch nicht nur die Teilnehmer selbst sollen
auf ihre Kosten kommen. Auch den
Zuschauern soll Entertainment geboten
werden. Daher werden die Veranstaltungen
auf dem eigenen Twitch-Kanal
ausgestrahlt und dabei von den Jungs mit
viel Fachwissen kommentiert. Aktuell finden
die Turniere coronabedingt natürlich
nur online statt. Das soll sich in Zukunft
aber ändern. „Die Pandemie hat zwar für
eine größere Aufmerksamkeit für Online-
Turniere und Streaming-
Plattformen gesorgt und
daher war das der richtige
Zeitpunkt für uns,
um mit MNA Gaming
loszulegen. Allerdings
fällt auf der anderen Seite
ein wahnsinnig wichtiger
Aspekt weg“, meint Hausner
und ergänzt: „In den letzten Monaten
war es nicht möglich, Offline-Events mit
Zuschauern abzuhalten. Das ist schade,
denn gerade die sind für eSports ebenso
wichtig wie für andere Sportarten und für
alle Beteiligten immer was Besonderes.“
GEHT DOCH MAL RAUS
ZUM SPIELEN
So schön Spieleabende im Kreis der Familie
oder virtuelle Wettkämpfe auch sein
können, haben sie den Nachteil, dass man
dafür nur in den eigenen vier Wänden
leibt. Gerade jetzt, wenn die Temperaturen
steigen, zieht es viele nach draußen.
Und auch da kann dem Spieltrieb
nachgegangen werden. Ulm und Neu-
Ulm bieten zahlreiche Spielplätze für
die Jüngeren. Aber auch für diejenigen,
die aus dem Schaukel-Alter raus sind,
gibt es Orte, an denen sie sich spielerisch
austoben können. Neben einigen Boulebzw.
Bocciafeldern am Roten Berg, in der
Friedrichsau oder dem
Stadtgarten „Auf dem
Graben“, finden sich am
Karlsplatz und im Glacis
Riesenschachbretter.
Natürlich dürfen auch
die vielen Bolzplätze,
FUN FACT:
HNU-Professor
Michael Hebel war beim
diesjährigen Deutschen
Computerspielpreis
Teil der Jury.
Tischtennisplatten und
Minigolfplätze nicht vergessen
werden. Abseits
davon sieht man im Frühling
und Sommer immer wieder Menschen,
die sich ihr „Spielzeug“ selbst mitbringen.
Man trifft auf Spielende, die in
der Friedrichsau beim Wikingerschach
„Kubb“ versuchen, gegnerische Holzklötze
mit Wurfhölzern umzuwerfen. In
der Parkanlage des Alten Friedhofs stößt
man des Öfteren auf junge Leute, die um
ein rundes aufgespanntes Netz stehen
und versuchen einen Ball so auf das Netz
zu schlagen, dass der Gegner einen Fehler
macht. Das Ganze nennt sich „Spikeball“
und spielt sich in etwa wie Beachvolleyball.
Eine Funsportart, die zwei andere miteinander
verbindet, nämlich Golf und
Frisbee, ist Discgolf. Theoretisch kann es
überall gespielt werden, sofern man eine
Frisbee-Scheibe und ein geeignetes Ziel
hat. Im Wiley, direkt hinter der Hochschule
Neu-Ulm, befindet sich eine Discgolfanlage
mit neun Löchern. Matthias
Rainer hat Discgolf für sich entdeckt, als
er an der HNU studierte. „Ich weiß gar
nicht mehr so genau, wann das angefangen
hat. Irgendjemand hat mal ne Frisbee
mitgebracht und wir haben in der
Mittagspause einfach drauflos gespielt“,
erinnert sich Matthias. „Anfangs ging es
aber erst mal hauptsächlich darum, das
Ziel überhaupt zu treffen.
Erst nach und nach
haben wir Discgolf dann
auch richtig gespielt, also
alle neun Löcher und mit
den richtigen Frisbees.“
Tatsächlich gibt es beim
Discgolf drei verschiedene
Frisbee-Scheiben:
den „Driver“, der für weite
Würfe gedacht ist, die
„Midrange“- oder „Approach“-Scheibe
für Annäherungswürfe und den „Putter“
für den Wurf in den Fangkorb. „Seitdem
ich mein Studium abgeschlossen habe,
spiele ich nicht mehr so häufig. Das
liegt aber vor allem daran, dass meine
ehemaligen Kommilitonen weggezogen
sind und ich meinen Freundeskreis nur
manchmal dafür gewinnen kann. Meine
Frau ist kein allzu großer Fan von Discgolf,
aber ich hoffe ich kann meinen Sohn
irgendwann davon überzeugen“, meint
der Neu-Ulmer und fügt schmunzelnd
hinzu: „Der ist aber erst zwei Jahre alt geworden.
Das dauert noch ein wenig.“
Text: Dominik Schele
Discgolf kann jeder spielen. Im Neu-Ulmer Wiley,
hinter der Hochschule, sogar auf einer Anlage mit
neun Löchern. | Fotos: Hermann Manne
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19
STADT
GESCHICHTEN
TRENDSPORT FÜR ULM
SLACKLINING – DAS BAND DER WELT
Vom Stadtpark bis zur Deutschen Meisterschaft. Viele Jahre hat die Slackline sein
ganzes Leben bestimmt. Tobias Basler (35) über eine Sportart, die oft unterschätzt
wird, doch gerade im Frühjahr unser Leben ein wenig ausbalancieren könnte.
Tobias Basler wurde 2015 Deutscher Meister im Tricklining. Gleich gibt es ein paar Tricks mit Salto. „Wenn ich auf einem Contest bin, denke ich während eines Tricks bereits
über den nächsten nach. Wenn die Leute mich anfeuern, dann bringt mich das voran.“ | Foto: Manuel Bischof
20
Ein blass-trüber Samstag im Alten Friedhof. Das Wetter hat sich
entschieden, Frühlingsverweigerer zu werden. Eingepackt in
warme Mäntel erwarten eine Reporterin und ein Fotograf mit
Spannung, was gleich passiert. Tobias Basler aka „Tobi“ trägt
kurze Trainingshosen und ein Shirt. Würde die Sonne scheinen
– Tobis Strahlen wäre heller. Man merkt: Der Mann ist in seinem
Element. Er setzt sich auf das schmale Band, das jetzt auf
anderthalb Metern Höhe zwischen zwei Bäumen gespannt ist. Er
beginnt, auf und ab zu wippen und schwingt sich nach oben. Die
Line steht unter Spannung, Tobi tänzelt und wippt. „Was soll ich
jetzt machen ...? Ein paar Figuren? Sowas wie Yoga? Zeigt mir die
Figuren, ich versuche mein Glück ...!“
Die Slackline: der rote Faden in seinem Leben
Es ist die Slackline, die gleich einem roten Faden sein Leben seit
2013 bestimmt. An einem sonnigen Tag im August steht Tobi zum
ersten Mal auf einer dieser Lines, die aussehen wie Lkw-Spanngurte.
Sein bester Freund Rafi hat es vorgeschlagen. Eigentlich
spielen sie zusammen in der Tischkicker-Bundesliga – sogar gar
nicht mal schlecht. Doch an diesem Tag probieren sie im Geislinger
Stadtpark etwas Neues aus. Noch bevor der Nachmittag zu
Ende geht, hat Tobi Feuer gefangen.
Ein ohrenbetäubendes Schwingen geht jetzt von der Trick line
im Alten Friedhof aus, fast wie das langgezogene Hämmern eines
Spechts. Tobi setzt zum Salto an. Die koordinierten Bewegungsabläufe
hat er früher täglich, Schritt für Schritt, auf dem Trampolin
einstudiert. Flink wie ein Seiltänzer turnt er über die Line,
lächelt, macht kehrt. Nicht ganz ernst gemeinte Regieanweisung
des Fotografen: „Jetzt küss die Line ...“ Tobi geht in die Hocke,
verharrt regungslos, richtet seinen Kopf nach unten, gibt der
Slackline einen Schmatz, strahlt und springt wieder auf.
„Wusstest du, dass du beim Slacklinen gut sein würdest?“ Diese
Frage drängt sich unweigerlich auf. „Ganz und gar nicht! Am
Anfang konnte ich nicht einmal ruhig aufrecht stehen ... Ich habe
bei der Arbeit auf Nachtschicht umgestellt, um tagsüber üben zu
können. Täglich mindestens sechs Stunden und am Wochenende
durchgehend.“ Ohne das Gleichgewicht zu verlieren, verharrt
er während des Interviews auf dem Seil. „Im Internet hab ich
mir Videos von Slacklinern angeschaut. Dann kam ich zum Tricklining.“
Dabei wird die Line fester gespannt – das ermöglicht
akrobatisch gewagte Sprünge wie Saltos, Back Bounces und Drehungen
(Spins). „Ich ging auf Shows und unterhielt mich mit den
Slacklinern, fragte manchmal, wie die das so machen.“ Schnell ist
Tobi in der nach wie vor überschaubaren Szene bekannt und baut
Piktogramme designed by Freepik
sich seine eigene Crew auf. „Wir fuhren auf Contests nach Spanien,
waren in Andorra, Tschechien und Holland.“ In Geislingen
ließ der Bürgermeister einen Slackpark für die „Slackerjunkies“
errichten. „Gibbon Slacklines“ machte Tobi zum Botschafter und
schickte ihn nach Katar. Dort stand er für die Tochter des Königs
auf der Line – unter strenger Geheimhaltung. „Mit verbundenen
Augen ging es mit dem Jeep durch die Wüste.“
Wenn du auf der Line stehst, hört die
Welt um dich herum auf, zu existieren.
Wer einmal auf einer Slackline stand,
weiß das.
„Hattest du Vorbilder?“ Tobi zögert. „Klar, doch irgendwann
wurden meine Vorbilder zu Freunden und wir haben zusammen
geübt.“ Mit Giovanna aus Brasilien oder Andy Lewis (USA), dem
ersten Weltmeister im Slacklining im Jahr 2008. Am liebsten hat
Tobi die „Back Bounces“, Sprungkombinationen, bei denen man
auf dem Rücken landet. Er, der nie davor geturnt hat, macht bei
drei Meter hohen Sprüngen und der Landung auf einem gerade
einmal 50 mm breiten Band eine gute Figur.
2015. Mit seiner Crew tritt Tobi in Saarbrücken an. Acht Mann,
ein eigener DJ für den Sound („schnell muss es sein, elektronisch,
am besten Drum ’n’ Base“). „Die Meisterschaften fanden in
einer Chill-Out-Lounge statt. An dem Abend war ohnehin bereits
Go, Tobi! Der Salto sitzt perfekt. | Foto: Manuel Bischof
Party, unglaublich viele Leute, die meisten waren verkleidet.“
Tobi schafft die Kombinationen, ist in Gedanken bereits beim
nächsten Bounce, die Menge tobt. Tobias Basler wird Deutscher
Meister. „Nachdem das Ergebnis feststand, feierten wir in dem
Club bis in die frühen Morgenstunden.“
Im gleichen Jahr wird Tobi Vater. Zunächst zieht er sich aus der
Öffentlichkeit zurück. Doch schnell ist klar: Die Slackline wird
immer ein Teil seines Lebens sein. „Gerade in schwierigen Zeiten
schafft das Slacklinen einen wunderbaren Ausgleich. Ich empfehle
jedem, der sich jetzt angesprochen fühlt, es mal zu probieren.
Wenn die ersten Meter auf der Line geschafft sind, stellt sich
schnell ein Erfolg ein, für den es sich lohnt, weiterzumachen.“
Ein letzter Trick, sein Favorit, der Buttflip, ehe das Interview zu
Ende geht. „Slacklinen schafft nicht nur einen körperlichen, sondern
auch einen psychischen Ausgleich.“ Wer Lust hat, sich auf
die Line zu wagen, kann sich direkt an Tobi wenden, der wahrscheinlich
niemals aufgehört hat, ein Botschafter für einen Sport
zu sein, der, wie er sagt „so fair ist wie kein anderer. Wir sind eine
große Familie – weltweit.“
Text: Julia Haaga
LET’S SLACK TOGETHER..!
Die Ulmer Slackline-Szene trifft man oft im
Alten Friedhof. „Auch in der Friedrichsau
gibt es schöne Plätzchen“, sagt Eli Neuser
(31), Vereinsgründerin der Ulmer Slackliner.
Wichtig sei es, die Bäume immer mit einem
Schutz zu umwickeln. „Da reicht auch ein
altes Handtuch“, so Eli, die ihre Disziplin
im High linen (30 Meter aufwärts) vor vier
Jahren entdeckt hat. „Die Bäume sollten
nicht zu schmal sein. Wenn man den Baum
gerade so umarmen kann, dann ist er optimal
dafür geeignet.“
Prima Ballerina! Im Alten Friedhof hat der Single-Papa heute eine 20 Meter
lange Trickline gespannt. Meist ist er im heimischen Geislinger Park anzutreffen,
heute stellt er den Trendsport exklusiv für FRIZZ in Ulm vor. | Foto: Manuel Bischof
Wer ein bisschen Mut und Geduld mitbringt,
ist auch bei den Geislinger Slacklinern im
Park beim oberen Biergarten bestens aufgehoben.
Hier gibt‘s meisterliche Tricks von
Tobi persönlich.
Slackline Ulm
E-Mail: slackline.ulm@gmail.com
Internet: slackline-ulm.de
Tobias Basler
E-Mail: b.tobi@gmx.net
21
FRAGE?
ANTWORT!
WAS IST DEIN
LIEBLINGSSPIEL?
Als Kind habe ich viel Theater gespielt.
Heute arbeite ich in einem
Kindergarten – das hat bisweilen
auch ein bisschen was von Theater
... Abgesehen von diesem meinem
alltäglichen Theater, sehe ich hier
aber auch ständig, wie leicht es
Kindern fällt, zu spielen und welche
Bedeutung Spielen auch für
Erwachsene haben kann. Spielen
heißt für mich, mich auf eine andere
Ebene zu begeben und das,
worüber ich mir im „wirklichen
Leben“ allzu oft den Kopf zerbreche
oder Sorgen mache, nicht so
ernst zu nehmen und spontan zu
bleiben. Das empfinde ich immer
wieder als sehr heilsam.
Momentan jongliere ich auch
gerne mit drei Keulen, in der
Hoffnung, dass sie eines Tages in
ästhetisch wirkender Weise und
gleichmäßig von der einen zur
anderen Hand fliegen. Um Eintönigkeit
zu vermeiden, probiere ich
auch gerne verschiedene Gesellschaftsspiele
aus.
Dank meiner Wohnsituation
(WG) und dem Lockdown habe
ich in der letzten Zeit sehr häufig
die Gelegenheit, Spiele zu spielen.
Damit das ganze mehr Pep hat,
modifizieren wir manchmal die
Regeln oder denken uns neue aus.
Zumindest bis wir wieder unbekümmert
ausgehen können, hoffe
ich, tun dies unsere Ideen nicht!
Foto: privat
22
Leonie, 30
aus Ulm
„WIR ERFINDEN
NEUE REGELN
FÜR SPIELE.“
Ich liebe Basketball. Ich habe meine
gesamte Jugend am Korb verbracht.
In jeder freien Minute mit
meinen Kumpels draußen und in
Urspring, im Jugendinternat. Seit
drei Jahren dann auch beruflich
im Verein beim TSG Söflingen.
Das heißt: Drei Mal die Woche
Training, am Wochenende ein
Spiel. Derzeit sind wir in der zweiten
Regionalliga – mit Ambition
nach oben. Durch Corona hatten
wir allerdings nur ein paar Spiele,
dann wurde die Saison abgebrochen.
Wir werden sehen, wann es
weitergeht.
Derzeit spiele ich mit meinen
Kumpels viel auf Freiplätzen. Am
Wiley, im Glacis, in der Friedrichsau
… Der perfekte Platz ist
für jedermann frei zugänglich,
großflächig, mit eingezeichneten
Linien, Netzkörben und Gummiboden.
Asphaltboden ist nicht
so gut für die Gelenke, und viele
Plätze sind einfach zu klein. Am
Karlsplatz könnte man das Feld
etwas ausbauen, vielleicht noch
einen zweiten Korb anbringen.
Der Spot an sich ist echt schön, so
mitten in der Natur.
Basketball hat sich im Laufe der
Jahre verändert und ist schneller
geworden. Man hat jetzt mehr
Chancen, auch wenn man kein
Riese wie Dirk Nowitzki ist
(lacht). Früher war alles auf Größe
abgestimmt. Auf die Spielintelligenz
kommt es allerdings auch
an! Ich bin Pointguard. Als Spielmacher
muss man ein gutes Auge
haben, den Überblick wahren und
seine Mitspieler gut einsetzen.
Wenn ein Wille da ist und der
Teamgeist vorhanden, dann entscheidet
eben nicht nur die Größe,
sondern auch die Intelligenz!
Janic, 24
aus Ulm
Foto: Julia Haaga
„AUF DIE SPIEL-
INTELLIGENZ
KOMMT ES AN.“
23
FRAGE?
ANTWORT!
Ich bin von Geburt an blind,
deshalb muss ein Spiel für mich
barrierefrei sein. Schach ist bei
mir an oberster Stelle. Warum?
Es ist ehrlicher als jedes „Mensch
ärgere Dich nicht“, denn es hat
nichts mit Glück zu tun, sondern
mit Können, Taktik und Vorausdenken.
Schach lässt sich für mich
leicht spielen, Figuren und Farbe
müssen natürlich erstastbar sein
und die schwarzen Felder auf dem
Schachbrett sind etwas erhöht –
sonst sieht mein Spiel aber aus
wie jedes andere.
Foto: Stefanie Müller
Ich habe das Schachspielen mit
12 Jahren in der Schule gelernt,
man konnte sich damals zwischen
Leichtathletik oder Schach entscheiden
– keine Frage, was ich
da bevorzugt habe! Anfangs war
ich kein besonders guter Schachspieler
– das kam erst später mit
der Übung. Einmal habe ich im
Schachclub in Ulm gespielt. Da
ich da noch nicht besonders gut
war, habe ich meinen Gegner
mit meinen Zügen wohl ziemlich
verunsichert – das war lustig …
Ansonsten spiele ich einfach zum
Zeitvertreib, momentan auch
über WhatsApp – in Covidzeiten
eine gute Alternative. Am liebsten
spiele ich gegen meinen Vater,
weil der nach Gefühl spielt, oft
recht unkonventionelle Züge
macht und am Ende trotzdem
gewinnt.
Alwin, 44
aus Neu-Ulm
24
„SCHACH HAT NICHTS
MIT GLÜCK ZU TUN,
SONDERN MIT KÖNNEN.“
Hintergründe S. 22-25: mons.design / Freepik
„DANK POKÉMON
GO KENNE ICH FAST
ALLE ECKEN VON
ULM.“
Ich weiß noch genau, wann ich
angefangen habe, Pokémon Go zu
spielen: Im Februar 2018. Meine
Kinder haben damals Pokémon
Go gespielt, ich bin öfter Nordic
Walking gegangen. Die Kinder
meinten, das könnte man gut kombinieren.
Eines Tages hat meine
Tochter mir das Spiel kurzerhand
heruntergeladen und wir waren
zusammen unterwegs. Ich dachte
immer, das sei mehr was für Jüngere.
Schnell habe ich gemerkt,
dass durchaus auch Ältere Pokémon
Go spielen. Wir hatten dann
die Wette, wer im Spiel schneller
Level 40 erreicht. Ich habe gewonnen
– obwohl meine Tochter
zwei Jahre Vorsprung hatte.
Ich finde es toll, draußen zu sein
und zu laufen. Bis vor einem halben
Jahr habe ich in Böfingen
gewohnt, und dank des Spiels
bin ich in alle Ecken des Ortsteils
gekommen. Ich war zum Beispiel
vorher nie im Böfinger Wald, aber
als da mal ein seltenes Pokémon
aufgetaucht ist, musste ich natürlich
hin!
Früher habe ich viel alleine gespielt,
aber Pokémon Go hat eine
sehr rege Community in Ulm.
Übers Spiel ich habe wahnsinnig
viele nette Leute kennengelernt.
Mit einigen bin ich mittlerweile
sogar gut befreundet.
Bianca, 43
aus Ulm
MACH MIT!
Du möchtest auch dabei
sein? Dann schreib uns deine
Antwort mit Bild bis zum
09.05.2021 an mag@swp.de
mit dem Betreff
„NACHGEFRAGT“.
Die nächste Frage:
„Was ist Kunst für dich?“
Foto: Kerstin Auernhammer
25
KÜCHEN
ZAUBER
Rund 80 Stände tummeln sich samstags auf dem
Ulmer Münsterplatz – ab 6 Uhr morgens bis 13
Uhr ist Marktzeit! Einkaufen auf dem Wochenmarkt,
das ist eine ganz besondere Atmosphäre.
Hier darf noch probiert werden, so dass der Käse
oder die Erdbeeren garantiert kein Fehlkauf
sind. Ein Pläuschchen mit Bekannten oder mit
dem Menschen auf der anderen Seite der Kasse
gehören dazu. Wir stellen heute drei Stände des
Ulmer Wochenmarkts vor.
HEUTE IST
MARKTTAG!
Weitere Stände findest du unter
ulmer-wochenmarkt.de
GEWÜRZE
SÜSS TRIFFT SCHARF
Chakalaka, Piri-Piri, Baharat – ist das eine Geheimsprache? Nein.
Das sind Kundenwünsche am Gewürzstand von Hiltrud Geiss auf
dem Ulmer Wochenmarkt. Die Fachfrau für alles Würzige betreibt
den Spezialitätenhandel seit den 70er-Jahren, Tochter Carmen war
schon im Alter von zwei Wochen dabei. Über 250 Gewürze, Kräuter
und Salze haben Mutter und Tochter im Angebot, dazu kommen
noch Kräuter- und Früchtetees. „Wir merken schnell, wenn in einer
Kochsendung im Fernsehen mal ein außergewöhnliches Gewürz
empfohlen wird. Dann kommen unsere Kunden und verlangen danach“,
meint Carmen Süß schmunzelnd.
Wo: Wochenmarkt Ulm
OLIVEN UND KÄSE
BEI JEANETTE DOLPP
Französischer Brie, der zartschmelzend
auf der Zunge zergeht. Mittelalter
Bergkäse, dessen kräftiges Aroma super
zu Kässpätzle passt. Feige-Senf-Honig-
Frischkäse, der pur oder als Begleitung
etwa zu Pellkartoffeln eine gute Figur
macht. Eingelegte Oliven, scharfe gefüllte
Peperoncini. Wer Käse und Antipasti
mag, wird diesen Stand lieben. Jeanette
Dolpp hat über 30 Jahre Erfahrung
und ist mit mehreren Ständen auf Wochenmärkten
in der Region vertreten.
Am Ulmer Stand bedient meist Viviana
Testa. Sie verrät: „Unser Verkaufsschlager
ist der mittelalte Berkäse“.
Wo: Wochenmarkt Ulm & Neu-Ulm
BAUERNBROTE DIESCH
KNUSPRIGE HOLZOFENBROTE
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Beim Ehinger Landwirt Josef Diesch wird der Holzofen
vier Mal die Woche eingeheizt, um die vielen Laibe Brot für
seine Marktkunden zu backen. Vollkorn-, Weiß- und Bauernbrot
gibt es am Stand – das Innere der Brote variiert,
was sie aber alle haben, ist eine gut gebackene, knusprige
Rinde. Wobei da die Geschmäcker sehr verschieden sind,
wie Josef Diesch weiß: „Meine Kunden wählen ihr Brot
ganz bewusst aus, der eine will ein dunkles Brot, der andere
möchte es lieber weich und hell.“
Wo: Wochenmarkt Ulm, Ehingen & Blaustein
Brot designed by Freepik
Gemüse designed by pikisuperstar/Freepik
BLICK IN
DIE KÜCHE
DRAY´S
FINE AMERICAN
FOOD
GEMEINDEPL. 12 | 89077 ULM
Terrence Drayton ist Koch aus
Leidenschaft. Der Amerikaner,
den alle nur Dray nennen, hat
sich vor eineinhalb Jahren einen
Traum erfüllt und in Söflingen
ein Restaurant eröffnet,
gemeinsam mit seiner Frau Roana.
„Burger sind unsere Bestseller“,
sagen die beiden. „Daher
ist der Grill ein wichtiges
Gerät in meiner Küche“, betont
Dray.
Die Komposition macht
den Geschmack
Wer ihn am Grill sieht, merkt,
dass Burgerbraten sehr wohl
eine Küchenkunst ist. Den Anfang
machen die richtigen Zutaten,
wie die Briochebrötchen
oder das Fleisch für die Pattys,
das einen gewissen Fettanteil
haben muss: „Ansonsten werden
die Pattys zu trocken – ein
oft gemachter Fehler.“ Dann
grillt Dray flink eine Scheibe
Käse an, die er mit gekonntem
Handgriff auf das Patty legt.
Je nach Burger verwendet
er Gouda oder Cheddar. Die
Würze kommt von den selbstgemachten
Soßen, klassisch
oder scharf. Die Pattys selber
werden nicht gewürzt. Es ist
die Komposition aller Zutaten,
die beim Essen schließlich das
Geschmackserlebnis ausmacht.
Den Grill benutzt Dray auch für
den süßen Renner, seine Pancakes.
Das Rezept hat er selbst
ausgetüftelt, es macht ihm
ein bisschen Heimweh: „Die
schmecken nach Amerika.“
Oben: Dray mit seinem wichtigsten Küchengerät, dem Grill. | Unten: Dray und seine Frau Roana haben vor eineinhalb Jahren
in Söflingen das „Dray’s“ eröffnet.
Text und Fotos:
Petra Starzmann
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FRIZZ
KIDS
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MACH MIT!
Du möchtest auch dabei sein? Dann schreib
eine E-Mail an mag@swp.de mit dem Betreff
„Kids Fragebogen“.
X
X
X
...ICH HABE GESCHWISTER
...ICH MALE GERNE
...ICH MACHE GERNE SPORT
...ICH LESE GERNE
...ICH TEILE GERNE
...ICH HÖRE GERNE MUSIK
...ICH PUZZLE GERNE
...ICH MAG AUSFLÜGE
...ICH PUTZE GERNE ZÄHNE
...ICH VERKLEIDE MICH GERNE
X
X
X
X
Illustrationen: rawpixel.com / Freepik
Von Anfang an glücklich
KINDER
SCHMÖKERN
ERLEBE
UNSERE WÄLDER
Geht raus, spielen!
Vlad Tomei, Mihai Gheorghe
ISBN: 978-3-414-82531-5
ab 3 Jahren
22,90 Euro
Eine Box, fünfzig Spielekarten, jede Menge Spaß! Bist du auch
im letzten Jahrhundert großgeworden? Hast draußen herumgetobt,
bist um die Häuser gezogen und hast alle möglichen
Spiele gespielt? Hüpfekästchen, Fangen und Verstecken. Völkerball,
Murmeln und Gummitwist. Bist durch Büsche gekrochen
und in Bäche gesprungen? Erinnerst du dich an all die
Spiele? In dieser Box sind 50 davon versammelt: Jede Karte ein
Spiel, mit Schritt-für-Schritt-Anleitung. Gebe die Box deinen
Kindern, Enkeln, Nichten oder Neffen und schicke sie raus!
Und vielleicht spielst du selbst ja mal wieder Hüpfekästchen.
Das Straßenmalkreide-Buch
Julia Hansen
ISBN: 978-3-772-47632-7
ab 4 Jahren
10,99 Euro
Jetzt wird´s bunt! Dieses Buch ist das perfekte Geschenk für
die Eltern der Straßenmalkreide-Fans und alle Kinder, die
gern draußen spielen! In diesem Ideenbuch gibt es neue Kreide-Rezepte
für jede Gemütslage von flüssig, eiskalt über lustig
geformt bis hin zu spannend blubbernd!
Mit witzigen Spielideen und kunterbunten Malanregungen
für unterschiedliche Untergründe wird das bunte Werkeln
zum großen Spaß. Ein weiteres Highlight im Buch sind tolle
Anregungen für schöne Fotokunstwerke mit Kreidemalerei.
Der Spaziergang durch die Wälder rund um Ulm ist in den
letzten Monaten sehr beliebt geworden. Die Ausflüge in
die regionale Botanik sorgen nicht nur für Ablenkung und
Spaß, man lernt auch etwas. Das Programm „Wald erleben“,
welches von Förstern und Waldpädagogen zusammengestellt
wurde, unterstützt das Ganze. Es zielt darauf ab, allen
Generationen den Wald erlebbar und Zusammenhänge begreifbar
zu machen.
Buntes Programm
Die Angebote von „Wald erleben“ sind dabei ganz unterschiedlich.
Unter anderem mit dabei sind Aktionen, wie
„Lebensgemeinschaft Wald und Bienen“ am Eselsberg, „Tag
und Nacht mit wilder Küche“ in Lauterach, „Fährten erkennen
und lesen“ im Griesinger Wald oder dem „Förster-
Crashkurs“ im Ulmer Maienwäldle.
Da es aktuell schwierig ist, gedruckte Programme in öffentlichen
Gebäuden abzuholen, wird das Programm momentan
nur online veröffentlicht.
Text: Dominik Schele
Online abrufbar: das Programm „Wald erleben“. | Foto: freepik
alb-donau-kreis.de
50 Wald-Abenteuer &
50 Kreativ-Projekte
Stefanie Zysk
ISBN: 978-3-649-63321-1
ISBN: 978-3-649-62873-6
ab 8 Jahren
je 10,00 Euro
Freuen Sie sich auf:
- Individuelle Kundenbetreuung
- Babybekleidung ab Größe 44
- Kindermode bis Größe 104
- Große Spielwarenabteilung
- Vom Schnuller bis zum Kinderbett
- Autositze, Möbel, Reisebetten, Kinderwagen uvm.
H O P P A L A
Kinder aufgepasst! Diese zwei Kartensets gehören in jeden
Rucksack. Eine tolle Möglichkeit, die Natur gemeinsam zu entdecken.
Auf den abwischbaren Karten in der stabilen Blechdose
„50 Wald-Abenteuer“ finden Abenteurer und Naturforscher
Tipps und Anleitungen zum Forschen, Bauen und Spielen.
In „50 Kreativ-Projekte“ finden Naturfreunde tolle Ideen für
jede Jahreszeit, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Fotos der
Bastelobjekte. Hier ist bestimmt für jeden etwas dabei.
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10.00 - 18.00 Uhr I Sa: 10.00 - 16.00 Uhr
Wegenerstr. 2 | 89231 Neu-Ulm | Tel. 0731 87400 | info@neher-hoppala.de | www.neher-hoppala.de
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GOLF
SPECIAL
AB INS
GRÜNE
Foto: Jopwell von Pexels
Im New Golf Club in Neu-Ulm gibt es
jede Menge Spaß im Grünen.
Auch, wenn man es nicht unbedingt denkt –
viele junge Leute schlagen hier regelmäßig
ab. Und das nicht nur, weil der Club einen
eigenen Starbucks hat.
Luis Meyer und Mark Philipp Lindner sind
Trainer im New Golf Club und erzählen
aus ihrem Arbeitsalltag.
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FRIZZ: Ihr seid beide hauptberufliche
Golftrainer – ein
Plus bei der Damenwelt?
Mark Philipp Lindner: (lacht)
Ja, das ist fast gleichzusetzen
mit einem Skilehrer.
Luis Meyer: Mal so, mal so.
Manche haben dann eher ein
schnöseliges Bild vor Augen,
andere finden es aber auch
spannend ¬ eben mal was anderes.
Viele wissen auch gar
nicht, dass es den Beruf als solches
gibt.
Da sprichst du auch gleich
etwas an: Der Golfsport wird
von manchen eher als etwas
versnobt angesehen ...
Mark Philipp Lindner: Ach,
das sind die alten Vorurteile.
Interessant ist es, wenn man
die Leute dann mal wirklich
mitnimmt. Ich hatte auf der
Sportschule viele Fußballer,
die auch diese Bilder im Kopf
hatten. Dann haben sie einmal
mit uns eine Exkursion gemacht
und waren begeistert.
Das Vorurteil kommt wohl aus
Filmen, in denen alte Männer
in karierten Hosen aus ihrem
Porsche steigen und Golfspielen
gehen. Ich sag nur: selber
mal ausprobieren!
Golfspielen
ist eigentlich
immer wie
ein kleines
Event im
Freien.
Luis Meyer: Ich sehe das genauso.
Ich habe viele Freunde,
die auch erst skeptisch waren.
Und kaum einmal mit auf dem
Platz, waren sie total begeistert.
Es ist eine Sportart, die
viel Spaß macht, die man auch
mal alleine betreiben kann.
Und man braucht auch niemanden,
der gleich gut ist. Das
geht beim Golf alles zusammen.
Im letzten Jahr haben wir
auch einen Beach-Club gebaut,
als Gimmick für die jüngeren
Mitglieder. Denn seit Corona
sind bei uns viele neue junge
Spieler dazugekommen.
Warum sollte man es eurer
Meinung nach einfach mal
probieren?
Mark Philipp Lindner: Das
Golfspielen ist stadtnah, man
hat kaum eine Anreise, wir
sind hier ein sehr junges Team.
Eines unserer Aushängeschilder
ist auch die Indoor-Anlage
– hier kann man Abschläge auf
eine Leinwand machen. Das ist
ein bisschen wie PlayStation
spielen.
Luis Meyer: Es ist für viele
schön, mal ein bisschen rauszukommen,
mal was Neues
ausprobieren. Reisen sind ja gerade
nur beschränkt möglich ¬
hier bei uns ist alles ein kleines
Event im Freien. Freitagabend
gibt es dann auch mal Musik
und Getränke, wir sitzen zusammen
bei entspann ter Stimmung.
Wie kommt man denn überhaupt
dazu, Golf zu spielen?
Mark Philipp Lindner: Bei
mir war es purer Zufall. In
einem Urlaub hat meine Familie
mit einer anderen Bekanntschaft
geschlossen und als ich
fragte, ob wir uns beim Pool
treffen, lautete die Antwort:
„Nein, ich gehe Golfspielen!“
Also bin ich mit und habe das
einfach auch mal ausprobiert.
Und was soll ich sagen – ich
bin seit dem ersten Tag begeistert
dabei. Zuhause habe ich
dann auf einem kleinen Platz
in der Nachbargemeinde meine
Platzreife gemacht und so
nahm die Golfkarriere ihren
Lauf.
Wie sieht es denn mit den
Corona-Beschränkungen
beim Golfen derzeit aus?
Luis Meyer: Auf dem Gelände
dürfen wir wieder seit 8. März
trainieren. Wir haben ja den
Vorteil, dass wir die 1,5 Meter
Abstand immer halten – denn
keiner will einen Schläger an
KENNST DU
SCHON?
Mark Philipp Lindner, 26 Jahre alt, kommt
ursprünglich aus Thüringen. Weil seine
damalige Freundin aus der Gegend kam,
bewarb er sich in Bayern und ist seit 2017
selbstständiger Golf-Trainer beim
New Golf Club.
Luis Meyer, 24 Jahre alt, aus Neu-Ulm.
Er hat schon seine Ausbildung beim
New Golf Club absolviert. Seinen ersten
Trainerschein machte er mit 16 Jahren,
seit 2019 ist er selbstständiger Golflehrer
im New Golf Club und büffelt gerade
nebenher für den Sportfachwirt.
31
GOLF
SPECIAL
Luis Meyer und Mark Philipp Lindner trinken noch einen Kaffee, bevor es auf den Platz geht. Der New Golf Club hat einen eigenen Starbucks. | Foto: Stefanie Müller
den Kopf bekommen. Unterricht
zu geben war auch nie
verboten: Privat dürften wir
schon auch zu Spielern in den
Garten kommen, um Trainingseinheiten
zu geben – aber
im Winter war der Andrang
nicht so groß.
Apropos – was machen Golflehrer
denn eigentlich im
Winter?
Luis Meyer: Im Winter gibt es
die schon angesprochene Indoor-Lounge.
Wir haben auch
gerade ein neues Messsystem
bekommen, jetzt ist alles noch
realer und noch mehr im virtuellen
Spaßbereich. Da kann
man auf der Leinwand auf den
schönsten Golfplätzen der
Welt spielen, aber auch Scheiben
zerschießen. Es ist ein
bisschen wie Wegfahren ohne
Wegfahren – ob auf Sylt oder
gleich unter Palmen.
Was sollte man mitbringen
oder können, wenn man Golf
spielen lernen will?
Mark Philipp Lindner: Es
gibt überhaupt keine Voraussetzungen.
Von Vorteil sind natürlich
gute Koordination und
man sollte fit sein, dann fällt es
einem leichter. Das muss man
aber nicht unbedingt mitbringen,
man kann das alles einfach
erlernen und sich antrainieren.
Kraft ist entgegen der landläufigen
Meinung nicht das wichtigste
– es kommt vor allem auf
die Technik an.
Text: Stefanie Müller
PREISE
Teens & Twens-Tarif
(14 bis max. 24 Jahre)
12 Euro pro Lebensjahr pro Jahr
Students
(25 bis max. 27 Jahre)
330 Euro pro Jahr
KONTAKT
New Golf Club Neu-Ulm
Kammer-Krummen-Str. 100
89233 Neu-Ulm
Telefon: 0731 70533315
E-Mail: info@newgolfclub.de
www.newgolfclub.de
Piktogramme Seite 31-33 designed by macrovector/Freepik
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PLATZREIFE
WAS IST DAS?
Die Platzreife wurde im Golfsport aus zwei Gründen eingeführt.
Einerseits soll der Golfer wissen, wie er sich auf dem
Platz zu verhalten hat – insbesondere, um sich und andere
nicht zu gefährden. Auf der anderen Seite sind die erlernten
Regeln wichtig, damit es beim Golfen nicht zu unnötigen Verzögerungen
kommt. Die Platzreife ist – vereinfacht gesagt – die
„Grundausbildung für Golfer“ und der Kurs umfasst einen Theorie-
und einen Praxisteil.
Die Theorie
Der Theorieteil des Platzreifekurses umfasst hauptsächlich
zwei Themenbereiche: die Golfregeln sowie die Golfetikette.
So wird den Golfern in spe vermittelt, was zu tun ist, sollte
der Ball ins Aus gehen oder im Wasserhindernis landen. Auch
das Thema Sicherheit auf dem Platz kommt hier zum Tragen.
Außerdem erfährt man, wie man sich generell auf dem Platz,
am Abschlag und auf dem Green verhält. Die meisten der Regeln
werden direkt auf dem Golfplatz gelehrt. Der Golflehrer
demonstriert dabei Situationen, in denen Regel- und Etikette-
Wissen gefordert sind und bespricht diese mit den Schülern.
Die Praxis
Im Praxisteil des Platzreifekurses geht es vor allem darum, die
Techniken der wichtigsten Golfschläger zu vermitteln. Der
Golfschwung zählt zu den anspruchsvollsten Bewegungsabläufen
der Sportwelt. Daher ist es nahezu unmöglich, während des
Kurses aus einem Anfänger einen Profi zu machen. Aber darum
geht es auch nicht. Wichtig ist, dass der angehende Golfer sich
mit den unterschiedlichen Schlägern (Driver, Eisen, Wedges
und Putter) und deren Schlagtechniken vertraut macht. Das
Ziel ist, dass der Spieler ein paar passable Bälle schlagen kann
und ein Gefühlt für Schwung und Koordination entwickelt.
Hierzu wird unter Anleitung der Golflehrer sowohl auf dem
Übungsplatz, der Driving Range als auch auf dem Golfplatz
selbst trainiert. Beim den Clubs in der Region sind Leihschläger
in der Kursgebühr inbegriffen.
Die Prüfung
Theorie- und Praxisteil finden im Normalfall an einem Tag
statt. Der theoretische Teil besteht aus einem Multiple-Choice-
Test mit 30 Fragen. Verschiedene Spielsituation werden beschrieben
und der Prüfling kreuzt die korrekte Antwort an. Die
Fragen beschäftigen sich mit den Golfregeln, der Etikette auf
dem Platz und dem Golfspiel im Allgemeinen. Der theoretische
Teil der Prüfung dauert etwa 30 Minuten.
Die praktische Prüfung findet auf dem Golfplatz statt. Der
Golflehrer und eine kleine Gruppe an angehenden Golfern spielen
neun Löcher. Es wird eine bestimmte Schlagzahl vorgegeben,
welche erreicht werden muss. Außerdem wird natürlich
auch geprüft, ob die Golfregeln sowie die Etikette richtig angewandt
werden. Die Dauer des Praxisteils ist unterschiedlich, je
nachdem wie viele Prüflinge in der Gruppe sind.
Golflehrer zeigen beim Platzreifekurs, worauf es beim Greifen der Schläger und
beim Schwung ankommt. | Foto: drobotdean/freepik.com
Nach der Prüfung
Mit Bestehen der Platzreife ist der erste Schritt zum Golfer
getan. Man ist nun dazu berechtigt auf dem (clubeigenen)
Golfplatz zu spielen und einen DGV-Ausweis mit Handicap-
Nachweis zu erhalten. Bis vor einigen Jahren erhielt man mit
Bestehen der Platzreife noch automatisch ein Handicap von 54.
Dem ist leider nicht mehr so. Wer heute ein Handicap haben
möchte, muss zunächst an einem offiziellen Club-Turnier teilnehmen.
Das hört sich allerdings schlimmer an als es ist. Immer
wieder gibt es Turniere speziell für Einsteiger, bei welchen
man mit Spielern auf gleichem Niveau spielt.
Erst mal reinschnuppern
Wer sich nicht sicher ist und nicht sofort mit dem Platzreifekurs
starten möchte, kann auch zunächst einen Schnupperkurs
absolvieren. Dabei kann man sich zwei Stunden lang auf dem
Übungsplatz und der Driving Range ausprobieren und sehen,
ob Golf das richtige ist. Das Ganze wird natürlich von einem
Golflehrer begleitet.
Text: Dominik Schele
PLATZREIFEKURS
IN DER REGION
ab 259 Euro
SCHNUPPERKURS
IN DER REGION
ab 19 Euro
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LETZTE
SEITE
Der gute alte Wocheneinkauf steht an.
Im Gegensatz zu allen Mustermännern
und -frauen nicht am Samstagvormittag,
sondern am Freitag in aller Herrgottsfrühe.
Selbstverständlich hab ich eine akribisch
vorbereitete Einkaufsliste dabei. Ebenso
selbstverständlich kümmert die Liste
mich nicht im Geringsten. Nach kürzester
Zeit liegt das halbe Warensortiment im
Einkaufswagen.
Der Cornflakes-Schock
In der Cerealienabteilung bin ich
eigentlich nie. Heute aber schon und sofort
weiß ich, was ich brauche: Gehirn, Magen
und Seele geifern förmlich nach „Chocos“.
Mit wild hin- und herzuckenden Augen
scanne ich Regalreihe um Regalreihe. Als
mein Blick auf die Chocos-Packung fällt,
glaube ich nicht, was ich sehe. Wer ist das?
Welch teuflisches Spiel wird hier gespielt?
Auf der Packung ist nicht mein guter, alter
Kumpel, der gutgelaunte Bär, sondern
dieser dämliche Affe von den Choco
Pops. Dezent verwirrt schnappe ich mir
trotzdem eine Schachtel und mache mich
auf zur Kasse.
Die Fastfood-Ernüchterung
Auf dem Nachhauseweg beschließe ich,
einen kurzen Zwischenstopp einzulegen.
Fastfood soll mich vom Gedanken an den
Chocos-Bären ablenken und so besuche
ich die güldene Möwe. Am Tresen des
Pappschachtel-Restaurants steht mir
der Sinn nicht nach Frühstück, sondern
nach Erheiterung. Daher bestelle ich
eine Juniortüte. Der junge Mann an der
Kasse schaut mich mit leerem Blick an
und fragt eloquent: „Ehwas?“ Ich bestelle
erneut, etwas lauter, etwas deutlicher. Der
junge Mann zuckt mit den Schultern und
entgegnet: „Gibt’s nich.“ Direkt mache
ich mich bereit, noch etwas deutlicher
zu bestellen, als sich ein Mitarbeiter
in meinem Alter einschaltet und uns
beiden mitteilt, dass das heute „Happy
Meal“ heißt. Interessant, denke ich und
korrigiere meine Bestellung. Der junge
Mann fragt: „Mit was?“ und ich antworte
geistesgegenwärtig: „Mit allem!“ Es stellt
sich heraus, dass die Zusammenstellung
dieser Kindertüte dann doch nicht ganz so
simpel ist. Nicht nur kann man zwischen
verschiedenen Burgern, Beilagen und
Salat wählen. Zusätzlich steht man
auch vor der Wahl, ob man nun lieber
viereinhalb Apfelstückchen, ein nach
nichts schmeckendes Wassereis oder
eine Art Minismoothie mit dabeihaben
AFFENTHEATER
möchte. Ich entscheide mich für die
Apfelstücke. Weiter geht es mit den
Getränken. Da fühle ich mich auf sicherem
Terrain und ordere eine klassische Cola.
„Geht nich. Nur Apfelschorle, Wasser,
O-Saft, Milch oder Capri-Sun.“ Ganz kurz
wundere ich mich über seine sonderbare
Aussprache des Wortes „Capri Sonne“,
seufze kurz und bestelle ein Wasser. Ich
bin beinahe am Ende meiner Kräfte, da
deutet er auf ein Schild neben sich und
fragt: „Welches Spielzeug?“ Entscheiden
kann ich mich zwischen drei furchtbaren
Glitzerstofftieren und zwei jeweils
sechsseitigen Büchlein über Roboter.
Ohne ein weiteres Wort verlasse ich die
Wirtschaft mit der gelben Doppelparabel.
Die Spielzeug-Enttäuschung
Der Wecker klingelte um 5.15 Uhr. Ich
schäle mich aus der Decke und verspüre
eine gewisse Vorfreude. Ich hole die
Chocos-Packung hervor, reiße sie auf
und werfe einen Blick hinein. Nichts. Ich
ziehe den verschweißten Plastikbeutel aus
der Packung und schaue erneut. Nichts.
Sorgfältig öffne ich den Beutel und stecke
meine Hand rein. Ich wühle und wühle,
doch: nichts! Ratlos schichte ich die
Chocos um. In der Plastiktüte: nichts. In
der Schüssel: nichts. Komplett verwirrt,
betrachte ich die Packung genauer und
falle aus allen Wolken. Der Affe hat nicht
nur den Bären ersetzt, er hat auch das
Spielzeug wegrationalisiert. Irgendwann
habe ich mich von dem Schock erholt und
sitze mit einer vollen Schüssel vor dem
Fernseher.
Alles was bleibt, ist Hass
Ich zappe durch die Kanäle und meine
Laune verdüstert sich, sofern möglich,
noch weiter. Wo sind die Cartoons? Es
ist Samstagfrüh. Dokus über Hitler, über
Trucker oder Schnäppchenjäger schallen
mir entgegen. Panisch schalte ich durch
die Kanäle und oben im dreistelligen
Bereich begrüßen mich animierte Figuren.
Computergenerierte Figuren, mit weniger
Polygonen als Edward Carnby im ersten
„Alone in the Dark“. Ich schalte weiter.
Und weiter. Und weiter. Und dann
ist er plötzlich da. Mein Retter in der
Not: Captain Future! Christian Bruhns
Introsound erzeugt Gänsehaut auf meinen
Armen. Ich schnappe mir die Cornflakes-
Schüssel, lehne mich zurück und ein
kleiner Seufzer verlässt meine Lippen. Auf
den Bildschirm starrend, führe ich die mit
Milch vollgesogenen Chocos zum Mund,
beginne zu kauen und verspüre unbändigen
Hass. Der Bär ist verschwunden. Spielzeug
gibt’s keins mehr. Und jetzt schmecken die
scheiß Cornflakes auch noch nach Choco
Pops und nicht nach Chocos. Ich verfluche
dich, Affe!
Dominik Schele
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IMPRESSUM
FRIZZ, das monatliche Stadtmagazin,
Herausgeber:
Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG
Frauenstraße 77 • 89073 Ulm
Tel: 0731 156-529
E-Mail: info@frizz-ulm.de
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Anschrift wie Verlag,
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Redaktionsleitung:
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Dominik Schele
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Titelbild:
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Druck:
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Zeissstraße 8 • 89264 Weißenhorn
Redaktionsschluss: 10.05.2021
Anzeigenschluss: 07.05.2021
Erscheinung: 01.06.2021
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