Retail in Transition
ISBN 978-3-86859-719-6
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<strong>Retail</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Transition</strong>
Digitale Technologien, neue Geschäftsmodelle<br />
und die <strong>in</strong> Deutschland seit<br />
über e<strong>in</strong>em Jahr andauernde Coronapandemie,<br />
gepaart mit e<strong>in</strong>em demografischen<br />
wie auch kulturellen Wandel,<br />
erschüttern den E<strong>in</strong>zelhandel. E<strong>in</strong>erseits<br />
bedrohen die stark angestiegenen Umsätze<br />
im Onl<strong>in</strong>ehandel den stationären<br />
Handel fundamental <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Existenz.<br />
Andererseits setzen immer mehr E<strong>in</strong>zelhändler<br />
mit Geschäften im Stadtzentrum<br />
stärker auf digitale Verkaufskanäle.<br />
Entwicklungen wie diese haben tiefgreifende<br />
Auswirkungen auf unsere<br />
Städte und das urbane Leben. In diesem<br />
Kontext erbrachte caspar.esearch<br />
e<strong>in</strong>e systematische Untersuchung, die<br />
darauf abzielt, die tieferen Zusammenhänge<br />
der Veränderungen im E<strong>in</strong>zelhandel<br />
zu erkennen. Sie gibt vor allem<br />
Antworten darauf, wie unsere Stadtzentren<br />
und Städte <strong>in</strong> der Zukunft mit e<strong>in</strong>er<br />
veränderten E<strong>in</strong>zelhandelslandschaft
aussehen könnten. Denn was wir heute<br />
<strong>in</strong> unseren Innenstädten erleben, ist<br />
zunächst e<strong>in</strong> Sterben alter Geschäftsmodelle<br />
und -ideen, was dann <strong>in</strong> zweiter<br />
L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Entvölkerung der E<strong>in</strong>kaufsstraßen<br />
nach sich zieht.<br />
caspar.esearch ist die Forschungsabteilung<br />
des Architekturstudios caspar.,<br />
die seit 2017 mit führenden Vertretern<br />
unterschiedlicher Interessensgruppen<br />
und Experten über die Zukunft der<br />
Innenstädte im Dialog steht. Unser Ziel<br />
ist es, die nötigen Kenntnisse für den<br />
anstehenden Wandel <strong>in</strong> unseren Städten<br />
zu erwerben. Ergreifen wir – über die<br />
anfängliche Schockstarre h<strong>in</strong>aus – beherzt<br />
die <strong>in</strong> diesem Wandel verborgen<br />
liegenden Chancen!
110 Vorwort<br />
112 E<strong>in</strong>leitung<br />
114 Grundlagen Forschung<br />
1<br />
118 <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong> –<br />
Verkaufswelten im Umbruch<br />
120 Fakten<br />
140 Workshop Interviews<br />
2<br />
176 Der Wandel der Innenstädte<br />
178 Hauptthesen<br />
182 Aktion 1<br />
116 Aktion 2<br />
160 Aktion 3<br />
3<br />
182 Perspektiven für deutsche<br />
Städte<br />
186 Fallstudien:<br />
Köln, Frankfurt, München,<br />
Düsseldorf, Hamburg, Berl<strong>in</strong>
Vorwort zur<br />
aktualisierten<br />
deutschen<br />
Auflage<br />
Unsere Zeit ist schnelllebig, im permanenten Wandel.<br />
Auch dieses Buch wurde vom Lauf der Zeiten erfasst<br />
und zum Zeichen rasanter Veränderungen. Als<br />
wir 2017 mit der Konzeption von <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong><br />
begannen, war die Welt noch e<strong>in</strong>e ganz andere<br />
als die von heute. Wir, e<strong>in</strong> Team aus nationalen und<br />
<strong>in</strong>ternationalen Architekten bei caspar., tauschten<br />
uns über die immer weiter ausgreifenden Veränderungen<br />
unserer Welt aus. Dreh- und Angelpunkt der<br />
ersten Diskussionen waren die Herausforderungen<br />
e<strong>in</strong>er smarten Digitalisierung, Globalisierung und<br />
e<strong>in</strong>er Cyber World, die alle unsere Lebensbereiche<br />
und -welten immer mehr <strong>in</strong> Beschlag nehmen.<br />
Damals trieb uns vornehmlich e<strong>in</strong> tiefsitzendes Unbehagen<br />
an. Die Sorge um unsere Städte, wie sich<br />
diese physisch-materiell-soziale Substanz unter<br />
dem E<strong>in</strong>fluss virtuell-digitaler Techniken und Dynamiken<br />
zu zersetzen begann. Städte s<strong>in</strong>d Orte, Stätten<br />
mit Tradition, Historie, Identität und persönlicher<br />
Identifikation von Millionen von Menschen. Architektur<br />
jeglicher Art, von der Kirche, dem Wohnhaus,<br />
Fabrik oder Bürohaus bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Brücke, ist<br />
das althergebrachte B<strong>in</strong>deglied zwischen dieser gebauten<br />
Umwelt und der Psyche, den Wünschen und<br />
Träumen der Gesellschaft.
11<br />
Plötzlich weicht die digitale Ungebundenheit und<br />
Unverb<strong>in</strong>dlichkeit viele, wenn nicht alle, dieser<br />
Faktoren auf. Ortsungebunden können wir pr<strong>in</strong>zipiell<br />
von überall auf der Welt uns mit Informationen,<br />
Arbeit, sozialen Kontakten und Waren versorgen.<br />
Die virtuelle Sche<strong>in</strong>welt des World Wide Web steht<br />
jedem offen und ist sofort greifbar. Daher die Frage:<br />
Brauchen wir unsere Städte eigentlich noch als<br />
materielle, analoge Objekte, als Begegnungsstätten,<br />
Identifikationsbild unserer Persönlichkeit, Arbeitsumfeld<br />
oder für den kulturellen Austausch? Kurz<br />
gefragt, s<strong>in</strong>d unsere Städte noch die Orte, wo wir<br />
frei, sicher, ungezwungen und vielfältig leben und<br />
arbeiten können?<br />
Im Oktober 2019 erschien die erste englischsprachige<br />
Ausgabe von <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong>. Seitdem<br />
werden die Nöte unserer Innenstädte mit all den<br />
damit verbundenen existenziellen Fragen des<br />
stationären E<strong>in</strong>zelhandels leidenschaftlich <strong>in</strong> den<br />
Feuilletons aller großen Magaz<strong>in</strong>e, Zeitungen und<br />
Onl<strong>in</strong>edienste diskutiert. Ke<strong>in</strong> Tag vergeht, an dem<br />
nicht <strong>in</strong> den Medien und Foren Beurteilungen zum<br />
wirtschaftlich-kulturellen Niedergang unserer<br />
Städte, besonders unserer Innenstädte, veröffentlicht<br />
werden.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen die seit Frühjahr 2020 <strong>in</strong> Europa wütenden<br />
Auswirkungen der weltweiten Coronapandemie.<br />
COVID-19 wird oft mit e<strong>in</strong>em Brennglas verglichen,<br />
das erbarmungslos die Schwächen unserer<br />
Gesellschaft, politischen Ordnung, mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Versorgung und des Wirtschaftssystems entblößt.<br />
E<strong>in</strong> schnelles Opfer der Epidemie wurden auch die<br />
Städte. Wirtschaftlich durch s<strong>in</strong>kende Besucherzahlen<br />
vom E-Commerce schwer gebeutelt, erfolgte e<strong>in</strong><br />
zweiter harter Schlag <strong>in</strong> Form von mehrfachen und<br />
lang anhaltenden Lockdowns. Der massenhaft erzwungene<br />
Rückzug <strong>in</strong> häusliche Gefilde und an die<br />
digitalen Instrumente der materiellen Bedarfsbefriedigung<br />
entvölkert seitdem die Städte und treibt den<br />
stationären E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> den Ru<strong>in</strong>.<br />
Alles Tatsachen, die uns, ke<strong>in</strong>e zwei Jahre nach<br />
der Veröffentlichung der englischen Orig<strong>in</strong>alausgabe,<br />
aufgrund der dramatischen Entwicklungen die<br />
ursprüngliche Thematik noch drastischer vor Augen<br />
führen. Die Lage ist zudem umfangreicher, komplexer<br />
und damit auch komplizierter geworden. Die hier<br />
vorliegende deutsche Ausgabe von <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong><br />
ist daher ke<strong>in</strong>e schlichte Übersetzung. Sie<br />
beruht zunächst auf der Aktualisierung der empirischen<br />
Daten und Fakten (Stand Frühjahr 2021).<br />
Noch wichtiger und relevanter war uns allerd<strong>in</strong>gs<br />
die Darstellung, wie sich unser architektonisches<br />
Denken und Handeln über die Zeit weiterentwickelt<br />
hat. Insbesondere <strong>in</strong> dem dafür vorgesehenen Teil 3<br />
fand e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Neufokussierung gleichbedeutend<br />
mit e<strong>in</strong>er stofflichen Expansion statt.<br />
Die deutsche Ausgabe von <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong> ist<br />
e<strong>in</strong> der aktuellen Lage und der Brisanz der Ereignisse<br />
geschuldeter work <strong>in</strong> progress. Der Stand der<br />
Forschungsarbeiten von caspar.esearch kann auf<br />
der digitalen Plattform www.retail<strong>in</strong>transition.archi<br />
nachverfolgt werden.<br />
Caspar Schmitz-Morkramer
E<strong>in</strong>leitung<br />
Im Lauf des letzten Jahrzehnts und <strong>in</strong>sbesondere<br />
seit dem weltweiten Ausbruch der Infektionskrankheit<br />
COVID-19 g<strong>in</strong>g bzw. geht e<strong>in</strong> Riss durch den<br />
deutschen E<strong>in</strong>zelhandel. H<strong>in</strong>zu kommen immer<br />
schnellere und effizientere digitale Prozessketten<br />
mit den daraus entstehenden revolutionären Geschäftsmodellen<br />
und -praktiken. Die Auswirkungen<br />
auf den sozio-kulturellen Zusammenhalt unserer<br />
Gesellschaft s<strong>in</strong>d weitreichend. Kunden können<br />
sich heutzutage per Mausklick von zuhause aus<br />
die bunte Warenwelt direkt <strong>in</strong>s Haus liefern lassen,<br />
ohne auch nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Schritt vor die eigene<br />
Tür, geschweige denn <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geschäft gesetzt zu<br />
haben. Noch vor zehn Jahren war e<strong>in</strong> derartiger<br />
Service völlig unbekannt. Heute s<strong>in</strong>d Kunden quasi<br />
24/7 beim Onl<strong>in</strong>eshopp<strong>in</strong>g. Auf ihren Mobiltelefonen<br />
wählen sie, vielleicht auf dem Weg zur Arbeit,<br />
unter unzähligen Angeboten zum Beispiel schicke<br />
Schuhmodelle aus. Sobald ihre Wahl erfolgt ist,<br />
bestätigen sie den Kauf und bezahlen mit ihrem<br />
Smartphone. Dann wird die Ware umgehend an ihre<br />
Adresse geliefert.<br />
Die neuen Vertriebs- und Verkaufsformen betreffen<br />
alle Produktgruppen von Kleidung bis Lebensmittel.<br />
In vielen Städten und Kommunen zeigen sich schon<br />
erste Anzeichen der negativen Auswirkungen auf<br />
das urbane Leben: Je mehr Käufe onl<strong>in</strong>e erledigt<br />
werden, umso mehr schließen Geschäfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
alarmierenden Zahl und Geschw<strong>in</strong>digkeit. Angesichts<br />
dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob<br />
wir damit das Ende des stationären Handels bzw.<br />
den Abstieg der Innenstädte erleben, so wie wir sie<br />
kennen und lieben? – Vielleicht aber auch nicht …<br />
Erhebungen zeigen, dass dennoch das „Erlebnis<br />
E<strong>in</strong>kauf“ <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen Offl<strong>in</strong>eläden, <strong>in</strong> denen<br />
Kunden <strong>in</strong>dividuell beraten werden, e<strong>in</strong>en großen<br />
Stellenwert e<strong>in</strong>nimmt. Marktführer der unterschiedlichsten<br />
Onl<strong>in</strong>ebranchen <strong>in</strong>vestieren <strong>in</strong> die Ausstattung<br />
dieser 3D-Läden, um auch auf analogen<br />
Wegen e<strong>in</strong>e Kundenb<strong>in</strong>dung zu erreichen. Über<br />
diese Wiederbelebung herkömmlicher Marken- und<br />
Vertriebspraktiken h<strong>in</strong>aus generieren e<strong>in</strong>ige Firmen<br />
mit Hilfe revolutionärer Technologien und frischer<br />
Kreativität neues Potenzial für unsere absterbenden<br />
Innenstädte. Dieser neue Auftritt <strong>in</strong> zentralen <strong>in</strong>nerstädtischen<br />
Lagen offeriert teils überraschende<br />
Formen des zeitgemäßen Lebens und Arbeitens<br />
im urbanen Kontext. Mit anderen Worten, genau<br />
die Kräfte, die das Absterben des traditionellen<br />
stationären Handels vorantreiben, kreieren neue<br />
Ladenkonzepte sowie e<strong>in</strong> unkonventionelles „E<strong>in</strong>kaufserlebnis“.
13<br />
Ohne genau vorhersagen zu können, wie und was<br />
geschehen wird, ist e<strong>in</strong>es sicher: Die Städte der<br />
Zukunft werden vom Aussehen und der Funktion<br />
her teils sehr unterschiedlich zu denen se<strong>in</strong>, an die<br />
wir heute gewöhnt s<strong>in</strong>d. Für uns gilt es heute, die<br />
Transformationen, die diesen neuen Vertriebs- und<br />
Verkaufsformen zugrunde liegen, klar zu erkennen.<br />
Dieser Erkenntnisschritt ist absolut notwendig, um<br />
die zukünftigen Anforderungen und Bedürfnisse der<br />
Urbanität und der Stadtplanung vorherzusehen und<br />
ihnen dann erfolgreich zu begegnen.<br />
Aus diesem Grund startete caspar.esearch die<br />
Studie <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong>, die die aktuellen Trends<br />
<strong>in</strong> Technik und Technologie, der Immobilienwirtschaft,<br />
der Stadtplanung und der Mobilität <strong>in</strong><br />
Bezug auf das urbane Leben sowie die Entwicklung<br />
der Stadtzentren aufspürt und nachgeht. Unsere<br />
Untersuchungen sollen aufzeigen, wie der Wandel<br />
im E<strong>in</strong>zelhandel unsere Innenstädte transformieren<br />
wird. Uns ist daran gelegen, e<strong>in</strong>e öffentliche Diskussion<br />
zu stimulieren und e<strong>in</strong>e Debatte zu führen, wie<br />
Städte zu planen s<strong>in</strong>d, öffentliche Orte entworfen<br />
werden müssen und <strong>in</strong>dividuelle Gebäude revitalisiert<br />
werden können, damit sie den Anforderungen<br />
der Nutzer weiter gerecht bleiben. Dar<strong>in</strong> liegt die<br />
große Herausforderung für unsere Städte.<br />
Architekten, Stadtplaner, E<strong>in</strong>zelhändler, Immobilienbesitzer<br />
und -makler, Projektentwickler sowie die<br />
Vertreter der Städte mögen <strong>in</strong> <strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong><br />
nützliche Ideen und Anregungen für die Wiederbelebung<br />
der städtischen E<strong>in</strong>kaufslandschaften f<strong>in</strong>den.<br />
Denn die Komplexität des Themas und der damit<br />
verbundenen Aufgaben befreit ke<strong>in</strong>en der oben<br />
genannten Akteure von dieser Ause<strong>in</strong>andersetzung.<br />
In der Tat hoffen wir, dass diese Publikation das<br />
Interesse e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit erregt. Nicht<br />
nur auf Seiten der Planer und Eigentümer, sondern<br />
auch der <strong>in</strong>dividuellen Ladenbetreiber e<strong>in</strong>schließlich<br />
der Käuferschichten und Bürger, die unsere Innenstädte<br />
bevölkern.<br />
Wir stellen uns gerne dieser großen Herausforderung,<br />
das historische Projekt „Stadt der Zukunft“<br />
neu zu denken, zu def<strong>in</strong>ieren und zu planen. Als<br />
Architekten s<strong>in</strong>d wir der Auffassung, dass die Veränderungen,<br />
die auf uns alle zukommen – <strong>in</strong>sofern<br />
sie korrekt analysiert werden – zu e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>n<br />
unserer Gesellschaft führen. Unser Hauptanliegen<br />
dabei ist es, öffentliche Räume zu generieren und<br />
Gebäude zu konzipieren, <strong>in</strong> denen Menschen ihre<br />
Potenziale noch besser er- und ausleben können.<br />
Wir bezeichnen dies als Maßstab Mensch – es stellt<br />
die Triebfeder unserer Arbeit dar.<br />
Darunter stellen wir uns nicht nur e<strong>in</strong>en permanenten<br />
Wandel vor, sondern auch die Hoffnung, dass<br />
die Städte der Zukunft e<strong>in</strong>e neue, starke Form der<br />
B<strong>in</strong>dung mit ihren Bürgern verknüpft. Dann wird der<br />
Handel <strong>in</strong> das Schlaglicht der Städte zurückkehren,<br />
e<strong>in</strong> absoluter Gew<strong>in</strong>n für die Idee der europäischen<br />
Stadt.
Grundlagen<br />
Forschung<br />
E<strong>in</strong>zelhändler<br />
Immobilien<br />
Verkaufswelten<br />
im Umbruch<br />
Designer<br />
Architekten +<br />
Stadtplaner
15<br />
Teil<br />
Inhalt<br />
Zielgruppe<br />
Teil 1<br />
Verkaufswelten<br />
im Umbruch<br />
Basierend auf statistischen Erhebungen von<br />
Marktanalysen bildet Teil 1 wesentliche Trends<br />
ab. Dies be<strong>in</strong>haltet Entwicklungen im E<strong>in</strong>zelhandel<br />
e<strong>in</strong>schließlich deren spezialisierte Verbreitung <strong>in</strong><br />
unterschiedlichsten Bereichen, das Verhalten der<br />
Konsumenten <strong>in</strong> verschiedenen Produktkategorien,<br />
die Kopplung von E<strong>in</strong>kauf und Erlebnis sowie den<br />
Anstieg der Paketzustellungen an private Haushalte.<br />
Zusätzlich wird der E<strong>in</strong>fluss der Aufspaltung des<br />
E<strong>in</strong>zelhandels <strong>in</strong> Deutschland und se<strong>in</strong>e Auswirkungen<br />
auf die Innenstädte untersucht. Die Analyse<br />
erfolgt auf drei Ebenen; e<strong>in</strong>er übergeordneten städtischen,<br />
der der Straße und dem Sockelgeschoss<br />
der umliegenden Bebauung (Pl<strong>in</strong>th).<br />
E<strong>in</strong>zelhändler und Markenverantwortliche;<br />
Stadtplaner sowie<br />
Mitarbeiter und Beauftragte von<br />
Städten<br />
Teil 2<br />
Städte im Umbruch<br />
Teil 2 stellt drei Strategien vor gegen den zu erwartenden<br />
weiteren Rückgang von E<strong>in</strong>zelhandelsflächen<br />
<strong>in</strong> Innenstadtlagen:<br />
1. Beibehaltung des städtischen E<strong>in</strong>zelhandels<br />
durch neue Konzepte; Massenkonsum wird ersetzt<br />
durch differenzierte E<strong>in</strong>kaufserlebnisse.<br />
2. Bildung und Förderung e<strong>in</strong>er stärkeren Durchmischung<br />
des E<strong>in</strong>zelhandels, unter anderem mit<br />
Gastronomie und sogar Wohne<strong>in</strong>heiten.<br />
3. Verbesserung der Zugänglichkeit – Stichwort<br />
Mobilität – und der Aufwertung des öffentlichen<br />
Raums im S<strong>in</strong>ne von visueller Attraktivität und<br />
Sauberkeit.<br />
Jede dieser Strategien stützt sich auf Internetrecherchen<br />
und ist begleitet durch reale Fallstudien<br />
<strong>in</strong>novativer Beispiele und städtischer Experimente.<br />
Städtische Entscheidungsträger,<br />
Architekten, Stadtplaner, E<strong>in</strong>zelhändler,<br />
Immobilienexperten,<br />
Zukunftsforscher<br />
Teil 3<br />
Fallstudien:<br />
Köln, Frankfurt,<br />
München,<br />
Düsseldorf,<br />
Hamburg und<br />
Berl<strong>in</strong><br />
Teil 3 beg<strong>in</strong>nt mit morphologischen Studien <strong>in</strong> verschiedenen<br />
deutschen Großstädten, um beispielsweise<br />
sich wiederholende räumliche Strukturen<br />
zu ermitteln, die dazu geeignet s<strong>in</strong>d, Entwürfe und<br />
Konzepte aufzunehmen, die <strong>in</strong> Teil 2 vorgestellt<br />
wurden. Dazu werden architektonische Skizzen und<br />
Collagen präsentiert, die jeweils markante Orte <strong>in</strong><br />
den Innenstädten widerspiegeln, nachdem sie die<br />
hier vorgestellten drei Strategien durchlaufen haben.<br />
Städtische Entscheidungsträger,<br />
Architekten und Stadtplaner,<br />
Bürger, Immobilienbesitzer und<br />
Projektentwickler
Vor<strong>in</strong>dustrieller<br />
Städtebau<br />
Die moderne<br />
Stadt<br />
bis 1850 1850–1940<br />
Kontext<br />
Städtische Zentren entstehen an Kreuzungen<br />
von Handel und Kommunikation.<br />
E<strong>in</strong> Markt, die Kirche und das Rathaus<br />
bilden das städtische Zentrum.<br />
Entstehung von Eisen- und Straßenbahnstrecken.<br />
Trennung von geschäftigen und<br />
weniger frequentierten E<strong>in</strong>kaufsstraßen<br />
im Zentrum sowie den ruhigen Wohngegenden<br />
<strong>in</strong> den Vorstädten.<br />
Straße<br />
Hauptstraßen führen von und zu Straßenkreuzungen<br />
und Aktivitätszentren. Das<br />
soziale und wirtschaftliche Leben f<strong>in</strong>det<br />
auf öffentlichen Plätzen, Straßen, Kaianlagen<br />
und Brücken statt, die jeweils zu<br />
Marktzwecken genutzt werden.<br />
Entstehung von breiten Boulevards<br />
durch historisch gewachsene Stadtkerne.<br />
Verkehrsströme werden getrennt geführt.<br />
Geschäfte siedeln sich entlang der<br />
Hauptstraßen und -achsen an, ebenso an<br />
öffentlichen Plätzen, Straßenbahnhaltestellen<br />
und Bahnhöfen.<br />
Sockelgeschoss<br />
Das Leben, Arbeiten und der Handel f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> und demselben Gebäude statt.<br />
Die Waren werden an hölzernen Ständen<br />
oder mittels <strong>in</strong> Fassaden <strong>in</strong>tegrierten Auslagen<br />
angeboten.<br />
Gebäudefassaden werden als attraktive<br />
Schaufensterfassaden ausgebildet, um<br />
Passanten anzuziehen.
17<br />
Das Zeitalter des<br />
Automobils<br />
Die Wiederentdeckung<br />
des<br />
Maßstabs Mensch<br />
1940–1970 1970–1990 1990– heute<br />
Die Rückkehr <strong>in</strong>s<br />
Stadtzentrum<br />
Enormer Zuwachs an Autoverkehr. Funktionale<br />
Trennung: Büros, Geschäfte und<br />
Theater im Stadtzentrum; Wohnungsbau<br />
und Shopp<strong>in</strong>gcenter <strong>in</strong> den Vorstädten<br />
und dem Umland.<br />
„War on cars“ und die Forderung e<strong>in</strong>es<br />
fußgängergerechten Straßenbilds.<br />
Neue Geschäfte und Supermärkte<br />
entstehen unter anderem <strong>in</strong> zentralen<br />
Shopp<strong>in</strong>gmalls.<br />
Die Wiederentdeckung der Stadtzentren<br />
als Orte des sozialen Austauschs,<br />
Amüsements und Freizeit. Stadtzentren<br />
werden für Fußgänger hergerichtet und<br />
verschönert.<br />
Trennung unterschiedlicher Verkehrsarten:<br />
Zusammenhängende Räume<br />
verschw<strong>in</strong>den. Die Vorstädte werden von<br />
e<strong>in</strong>er Hierarchie der Straßenführung bestimmt,<br />
e<strong>in</strong>schließlich der Durchwegung<br />
auf unterschiedlichen Ebenen.<br />
Die Wiederentdeckung des öffentlichen<br />
Raums als e<strong>in</strong> Ort des Flanierens, Treffens<br />
und Versammelns. Fußgängerzonen<br />
werden <strong>in</strong> den Innenstädten angelegt.<br />
Mehr Raum für Fußgänger, weniger für<br />
den Autoverkehr. Geteilt genutzte Verkehrsräume<br />
schaffen offene Straßen für<br />
alle Nutzer. E<strong>in</strong>geschränkte Abgrenzung<br />
zwischen Autos, Fahrradfahrern und<br />
Fußgängern.<br />
Offene Gebäudestrukturen <strong>in</strong> den<br />
Vorstädten erlauben neue Formen von<br />
Läden und Geschäften: Schaufenster<br />
und Verkauf zur Straße; Vertrieb und<br />
Lagerhaltung im rückwärtigen Gebäudeteil.<br />
Der Zugang und die Erschließung der<br />
Wohnbauten erfolgen getrennt.<br />
Kle<strong>in</strong>maßstäbliche Entwicklung von<br />
Wohngebäuden <strong>in</strong> den Innenstädten. E<strong>in</strong>ige<br />
wenige E<strong>in</strong>kaufsstraßen entwickeln<br />
sich als Shopp<strong>in</strong>g-Magneten. Viele Erdgeschosslagen<br />
werden für Wohnzwecke<br />
genutzt und wieder als geschlossene<br />
Fassaden entworfen.<br />
Verstärkte Interaktion zwischen Straßen<br />
und angrenzenden Wohngebäuden, Geschäften,<br />
Restaurants und Cafés, wo sich<br />
Young Urban Professionals treffen und<br />
arbeiten.
1<br />
<strong>Retail</strong> <strong>in</strong> <strong>Transition</strong> –<br />
Verkaufswelten im<br />
Umbruch
19
Fakten<br />
Der Onl<strong>in</strong>ehandel im Vergleich zum<br />
stationären Handel wächst und<br />
wächst. Von etwa 55 Milliarden Euro<br />
im Jahr 2018 stieg der Umsatz im digitalen<br />
Handel auf bis zu 74,6 Milliarden<br />
Euro im Jahr 2020. [1]<br />
Viele E<strong>in</strong>zelhändler betreiben ihr Geschäft<br />
<strong>in</strong>zwischen als Omnichannel-<br />
Bus<strong>in</strong>ess auf vielen Kanälen und Plattformen,<br />
um ihren Kunden vielfache<br />
Möglichkeiten zum E<strong>in</strong>kauf zu bieten.
21<br />
Der Aufstieg vom „E<strong>in</strong>kaufen als Erlebnis“:<br />
In Europa geben die Kunden mehr<br />
aus für Erlebnisse rund ums E<strong>in</strong>kaufen<br />
als für die eigentlichen Produkte.<br />
Entwicklungen <strong>in</strong> den Städten und bei<br />
der Mobilität stehen <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
mit den Veränderungen <strong>in</strong> den<br />
E<strong>in</strong>kaufswelten. Diese bee<strong>in</strong>flussen die<br />
Attraktivität des städtischen Umfelds<br />
<strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht.
Der Anteil der Umsätze des Onl<strong>in</strong>ehandels<br />
am gesamten E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong><br />
Deutschland wächst überproportional.<br />
Seit 2020 hat sich das Wachstum noch<br />
beschleunigt.<br />
Deutschland ist h<strong>in</strong>ter Großbritannien Europas<br />
zweitgrößter Onl<strong>in</strong>emarkt. Im Jahr 2019 belief<br />
sich der Umsatz im B2C-E-Commerce <strong>in</strong> Deutschland<br />
auf 59,2 Milliarden Euro [2]. In der Entwicklung<br />
könnte der Onl<strong>in</strong>eumsatz mit zunehmender<br />
Dynamik bis Ende 2021 auf bis zu 97,5 Milliarden<br />
Euro wachsen [3].<br />
[1] IFH. In: Handelsblatt Nr. 64 vom 01.–05.04.2021.<br />
[2] Statista. Umsatz durch E-Commerce (B2C) <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong><br />
den Jahren 1999-2019. https://www.de.statista.com/statistik/<br />
daten/studie/3979/umfrage/e-commerce-umsatz-<strong>in</strong>-deutschlandseit-1999<br />
(24.02.2021)<br />
[3] eMarketer. Germany Ecommerce 2020. https://www.emarketer.<br />
com/content/germany-ecommerce-2020 (24.02.2021)<br />
Grafik 1. Anteil der Onl<strong>in</strong>everkäufe am Gesamtmarkt des<br />
E<strong>in</strong>zelhandels (2019) weltweit. Quelle: CRR.
23<br />
50 %<br />
5,4 %<br />
Italien<br />
10,9 %<br />
10,3 %<br />
9,9 %<br />
Spanien<br />
19,7 % UK<br />
16,5 %<br />
USA<br />
15,9 %<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Schweden<br />
Niederlande<br />
0 %<br />
3,7 %
Der klassische stationäre E<strong>in</strong>zelhandel<br />
ist ohne e<strong>in</strong>e gleichzeitige Onl<strong>in</strong>epräsenz<br />
nicht überlebensfähig.<br />
Zudem fordern Kunden heutzutage analoge wie<br />
auch gleichzeitig digitale Möglichkeiten beim Kauf<br />
von Produkten. Das Schlagwort dafür lautet Omnichannel-Bus<strong>in</strong>ess.<br />
Noch vor e<strong>in</strong>er Dekade g<strong>in</strong>gen die Käufer, nachdem<br />
sie das gewünschte Produkt <strong>in</strong> der Magaz<strong>in</strong>- oder<br />
Fernsehwerbung gesehen hatten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geschäft,<br />
um es zu erwerben. Die Ladenbedienung mag das<br />
Produkt dann h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Qualitäten noch<br />
weiter ausführlich erläutert haben. Nach dem Kauf<br />
bestand e<strong>in</strong>e Garantie, die es dem Kunden erlaubte,<br />
das Produkt wieder zurückzugeben bzw. zu tauschen.<br />
Diese logische Abfolge von Schritten, die bei<br />
jedem Kauf zeitlich nache<strong>in</strong>ander erfolgen, wird als<br />
path to purchase bezeichnet.<br />
E<strong>in</strong>zelhändler und Vertriebler übertreffen sich<br />
e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der Bereitstellung von ansprechenden<br />
und profitablen Omnichannel-Angeboten, <strong>in</strong>dem sie<br />
den Vorlieben und Erwartungen der Kunden folgen.<br />
Die Daten dafür unterscheiden sich nach Produktkategorien.<br />
Wir kaufen Lebensmittel nicht <strong>in</strong> derselben<br />
Art und Weise, wie wir elektronische Güter<br />
erwerben, weder onl<strong>in</strong>e noch offl<strong>in</strong>e. Grafik 3 zeigt<br />
e<strong>in</strong>e Langzeitstudie aus Deutschland, die darstellt,<br />
welche Wege Käufer gehen beim Kauf von Lebensmitteln,<br />
Kleidung, Technik und Möbeln. [4]<br />
Technologischer Fortschritt, neue Geschäftsmodelle<br />
und sowohl das Internet als auch Smartphones<br />
haben die Wege zum Produkt vervielfacht. Informationen<br />
über Produkte s<strong>in</strong>d auf entsprechenden<br />
Webseiten und Blogs jederzeit verfügbar, auch<br />
ohne den Besuch e<strong>in</strong>es Geschäfts. So kann man<br />
Kleidung über das eigene Mobiltelefon von zuhause<br />
aus bestellen und dorth<strong>in</strong> geliefert bekommen.<br />
Gleiches gilt für Lebensmittel, für deren Besorgung<br />
man nicht mehr im Laden anstehen muss, man<br />
holt e<strong>in</strong>fach die fertiggepackte E<strong>in</strong>kaufstüte im<br />
Supermarkt nach der Arbeit auf dem Weg nach<br />
Hause ab. Moderne Technik macht Onl<strong>in</strong>e- wie<br />
auch Offl<strong>in</strong>eshopp<strong>in</strong>g möglich und verb<strong>in</strong>det sich<br />
im sogenannten Omnichannel-Konzept, welches als<br />
das gegenwärtig effizienteste Pr<strong>in</strong>zip der Kundenb<strong>in</strong>dung<br />
bezeichnet wird.<br />
[4] siehe auch: KPMG. Trends im Handel 2025: Erfolgreich <strong>in</strong><br />
Zeiten von Omni-Bus<strong>in</strong>ess.
25<br />
0,3 428<br />
0,4 432<br />
0,5 423<br />
0,7 417<br />
1 426<br />
1,5 430<br />
1,9 433<br />
2,4 428<br />
2,9 432<br />
3,7 419<br />
4,7 427<br />
5,6 438<br />
6,3 445<br />
7,1 451<br />
7,8 458<br />
8,3 478<br />
9 493<br />
9,5 514<br />
10,1 527<br />
10,9<br />
544<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017 2018<br />
2019<br />
Umsatzvolumen im gesamtdeutschen E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> Mrd. Euro (netto) Onl<strong>in</strong>eanteil (%)<br />
Grafik 2. Onl<strong>in</strong>eanteil am E<strong>in</strong>zelhandel im engeren S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Prozent (<strong>in</strong>stitutionelle E<strong>in</strong>zelhandelsformen <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>schließlich<br />
ihrer Onl<strong>in</strong>eumsätze, ohne Apotheken, Kfz-, Brennstoff- und Kraftstoffhandel). Quelle: HDE Onl<strong>in</strong>e-Monitor 2020.
Welche Szenarien haben sie schon angewendet?<br />
Welche Szenarien werden sie <strong>in</strong> der Zukunft anwenden?<br />
Gewünschte zukünftige Szenarien, z. B. nach größter Zustimmung<br />
Lebensmittel<br />
Kleidung &<br />
Accessoires<br />
Informationen onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>holen vor dem Besuch<br />
e<strong>in</strong>es Geschäfts, dann Kauf im Geschäft<br />
23<br />
34<br />
10<br />
14<br />
Kauf im Geschäft mit anschließender<br />
Lieferung nach Hause<br />
8 6<br />
16<br />
14<br />
Onl<strong>in</strong>e bestellen, dann Abholung der<br />
Ware im Geschäft<br />
5<br />
12<br />
16<br />
22<br />
Information im Geschäft und dann<br />
Onl<strong>in</strong>ebestellung<br />
8<br />
25<br />
6<br />
10<br />
Im Geschäft die Bestellung über das<br />
Onl<strong>in</strong>ehändlerportal aufgeben<br />
8<br />
17<br />
11<br />
15<br />
Im Geschäft das eigene Smartphone zur<br />
Information über Produkte nutzen<br />
13<br />
9<br />
7<br />
11<br />
Onl<strong>in</strong>e bestellen und dann das Produkt <strong>in</strong><br />
das Geschäft zurückbr<strong>in</strong>gen<br />
2 9<br />
5 20<br />
Im Geschäft das Produkt über das Portal<br />
e<strong>in</strong>es anderen Händlers bestellen<br />
6<br />
7<br />
3<br />
8
27<br />
Gesundheit &<br />
Wellness<br />
Heimwerken &<br />
Garten<br />
Elektronik<br />
Wohnen &<br />
Möbel<br />
36 52 62<br />
53<br />
15 16 12<br />
12<br />
10 29 26 58<br />
11 29 28 21<br />
8 16 26 20<br />
20 32 21 29<br />
18 16 38 26<br />
13 15 11 13<br />
15 10 21 16<br />
12 19 17 19<br />
14<br />
26 25 15<br />
13<br />
11 11 16<br />
6 5 10<br />
8<br />
17 18 16<br />
17<br />
7 7 20<br />
12<br />
8 4 10<br />
8<br />
Beliebte Omnichannel-Szenarien nach Produktkategorien. Quelle: [4]
Onl<strong>in</strong>eshopp<strong>in</strong>g ist nicht <strong>in</strong> allen<br />
Produktkategorien gleich verbreitet.<br />
E<strong>in</strong>e Analyse des deutschen Markts offenbart,<br />
dass die Hälfte der Onl<strong>in</strong>ekäufe auf Elektronik und<br />
Kleidung entfallen (Grafik 4). Fast die Hälfte aller <strong>in</strong><br />
regulären Geschäften e<strong>in</strong>gekauften Waren gehören<br />
zur Kategorie der FMCG (fast mov<strong>in</strong>g consumer<br />
goods), Güter mit e<strong>in</strong>er hohen Umschlagsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
wie etwa verpackte Lebensmittel, Getränke,<br />
Toilettenartikel und andere Güter, die ständig erneuert<br />
werden müssen. Obwohl sie 2019 nur 8,7%<br />
der Onl<strong>in</strong>everkäufe am Gesamtumsatz des deutschen<br />
Onl<strong>in</strong>ehandels ausmachten [5], verzeichnen<br />
FMCGs <strong>in</strong> letzter Zeit deutlich überdurchschnittliche<br />
Verkaufszahlen. 2019 stieg die Zahl der jährlichen<br />
Onl<strong>in</strong>ekäufe um 11% an und der Lebensmittelanteil<br />
<strong>in</strong> Bezug auf FMCGs um 16% [6], da<br />
neue Handelsketten den Markt eroberten – so zum<br />
Beispiel <strong>in</strong> den USA, wo Hightech-Giganten wie<br />
Amazon und Google den Handel mit Lebensmitteln<br />
testeten. In Deutschland bieten bereits große<br />
Supermarktketten wie Rewe oder Edeka Onl<strong>in</strong>elieferservices<br />
an. Ebenso mehren sich <strong>in</strong> Großstädten<br />
die Angebote von re<strong>in</strong>en Onl<strong>in</strong>esupermärkten wie<br />
Amazon Fresh, Picnic, Gorillas oder Fl<strong>in</strong>k.<br />
[5] Statista. Umsatz mit FMCG-Produkten im Onl<strong>in</strong>e-Handel<br />
<strong>in</strong> Deutschland von 2010 bis 2019. https://de.statista.com/<br />
statistik/daten/studie/696103/umfrage/umsatz-mit-fmcgim-deutschen-onl<strong>in</strong>e-handel/<br />
(24.02.2021)<br />
[6] HDE Onl<strong>in</strong>e-Monitor 2020. https://e<strong>in</strong>zelhandel.de/<strong>in</strong>dex.<br />
php?option=com_attachments&task=download&id=10433<br />
(24.02.2021)
29<br />
Mode & Accessoires<br />
7,0 24,7<br />
Elektronik<br />
Heimwerken & Garten<br />
Wohnen & Möbel<br />
5,8<br />
24,2<br />
Schmuck & Uhren<br />
Freizeit & Hobby<br />
Büro & Schreibwaren<br />
FMCG 42,0<br />
Gesundheit & Wellness<br />
Sonstige<br />
8,7<br />
Grafik 4. Anteile der Branchen am Offl<strong>in</strong>eund<br />
Onl<strong>in</strong>evolumen <strong>in</strong> Prozent (2019).<br />
Quelle: HDE Onl<strong>in</strong>e-Monitor 2020.<br />
Mode & Accessoires<br />
-1,4<br />
+10,1<br />
Elektronik<br />
-5,1<br />
+10,4<br />
Heimwerken & Garten<br />
+1,2<br />
+9,6<br />
Wohnen & Möbel<br />
-2,9<br />
+11,1<br />
Freizeit & Hobby<br />
-2,4 +12,2<br />
FMCG<br />
+1,4<br />
+15,9<br />
im Geschäft<br />
onl<strong>in</strong>e<br />
Grafik 5. Veränderungsraten offl<strong>in</strong>e und<br />
onl<strong>in</strong>e 2019 nach Branchen im Vergleich.<br />
Quelle: HDE Onl<strong>in</strong>e-Monitor 2020.
E<strong>in</strong>kaufen und Shopp<strong>in</strong>g wird immer<br />
mehr zu e<strong>in</strong>em „Erlebnis“: In Europa geben<br />
die Kunden dafür <strong>in</strong>zwischen mehr<br />
aus als für die eigentlichen Produkte.<br />
Im Zeitalter des Überflusses und der Warenwirtschaft<br />
verlagern Konsumenten mehr von ihrer Zeit<br />
und ihren Ausgaben auf Erlebnis-E<strong>in</strong>käufe und<br />
-Tätigkeiten, wie beispielsweise <strong>in</strong> Restaurants, Cafés<br />
sowie <strong>in</strong> Theatern und K<strong>in</strong>os. Diese soziologischökonomische<br />
Verschiebung wird <strong>in</strong> der Fachwelt als<br />
Experience Economy bezeichnet.<br />
Studien belegen, dass der Jahrgang der Millennials,<br />
unter anderem die Generation Z – Personen, die im<br />
Zeitraum zwischen 1997 und 2012 geboren wurden –,<br />
vermehrt Erlebnisse statt materieller D<strong>in</strong>ge bevorzugt<br />
(20% laut e<strong>in</strong>er Studie von OC&C [7]). Des<br />
Weiteren wird seitdem diese Entwicklung als generationenübergreifend<br />
gesehen. Untersuchungen<br />
der Organisation for Economic Cooperation and<br />
Development (OECD) besagen, dass <strong>in</strong> den letzten<br />
fünf Jahren Europäer ihr E<strong>in</strong>kommen vermehrt für<br />
Restaurantbesuche, Ferien und Freizeitaktivitäten<br />
ausgaben. Selbstverständlich variieren die Zahlen<br />
von Land zu Land und werden jeweils unterschiedlich<br />
von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen<br />
Faktoren bee<strong>in</strong>flusst. In Deutschland zum Beispiel<br />
wurde 2019 19,2% mehr für Speisen und Getränke<br />
als 2014 ausgegeben (die durchschnittliche Steigerung<br />
lag <strong>in</strong> der EU bei 13,1%). In demselben Zeitraum<br />
gaben Deutsche 24,5% mehr <strong>in</strong> Restaurants<br />
und Hotels aus (EU-Durchschnitt +23,6%) und 3,9%<br />
mehr für Kleidung und Schuhe (EU-Durchschnitt<br />
+9,7%) (Grafik 6) [8]. Im Corona-Halbjahr 2020 lagen<br />
dagegen die Ausgaben der Deutschen bei - 26% im<br />
Segment Textilen und bei -66% mit Blick auf private<br />
und Geschäftsreisen [9].<br />
In Großbritannien, 2019 das EU-Land mit der höchsten<br />
Verbreitung des Onl<strong>in</strong>ehandels, gab die Bevölkerung<br />
20,9% mehr <strong>in</strong> Restaurants und Hotels aus,<br />
für Speisen und Getränke 15,2% mehr und für Kleidung<br />
und Schuhe 22,2% mehr [8].<br />
[7] OC&C. Generation Z hat Lust auf Erlebnisse. https://www.<br />
occstrategy.com/de/%C3%BCber-occ/neuigkeiten-und-medien/<br />
article/id/3745/2019/03/generation-z-hat-lust-auf-erlebnisse<br />
(24.02.2021)<br />
[8] OECD. F<strong>in</strong>al consumption expenditure of households.<br />
https://stats.oecd.org/Index.aspx?DataSetCode=SNA_TABLE5<br />
(24.02.2021)<br />
[9] HDE Standort-Monitor 2021. https://e<strong>in</strong>zelhandel.de/<br />
component/attachments/download/10514 (18.02.2021)<br />
Grafik 6. Haushaltsausgaben (2019) nach Konsum pro Segment <strong>in</strong><br />
Prozent. Quelle: [8]
31<br />
+ 19,2 %<br />
10 %<br />
Speisen & Getränke<br />
5 %<br />
0<br />
10 %<br />
EU<br />
Deutschland<br />
Großbritannien<br />
Kleidung & Schuhe Restaurant & Hotel<br />
5 %<br />
0<br />
10 %<br />
5 %<br />
0<br />
+ 24,5 %<br />
+ 3,9 %<br />
2014 2019
Die Entwicklungen im E<strong>in</strong>zelhandel<br />
durchlaufen e<strong>in</strong>en ständigen Prozess<br />
der Verlagerung, wobei vier Kriterien<br />
herausstechen.<br />
Der Onl<strong>in</strong>ehandel und der Erlebnis-Konsum wachsen<br />
unaufhörlich. Dabei ergeben sich im gesamten<br />
Warenverkehr und -handel entsprechende Verschiebungen,<br />
deren vier wichtigste Elemente s<strong>in</strong>d:<br />
1. E<strong>in</strong>käufer kehren von den E<strong>in</strong>kaufszentren auf<br />
der grünen Wiese und den Gewerbegebieten <strong>in</strong><br />
die Stadtzentren zurück [10].<br />
2. Während <strong>in</strong>ternationale Ketten und Franchise-<br />
Unternehmen die hohen Mieten <strong>in</strong> den zentralen<br />
Lagen verkraften, ziehen kle<strong>in</strong>e Boutiquen und<br />
familiengeführte Geschäfte an die Ränder der<br />
Stadtzentren [10].<br />
3. Shopp<strong>in</strong>gcenter werden wieder <strong>in</strong> den Innenstädten<br />
realisiert. In Deutschland gibt es 544<br />
Shopp<strong>in</strong>gcenter (Stand 27.05.2020). Von den 69<br />
Centern, die <strong>in</strong> den Jahren 2010 bis 2018 h<strong>in</strong>zukamen,<br />
s<strong>in</strong>d 75% <strong>in</strong> Innenstädten entstanden,<br />
18% <strong>in</strong> Stadtteilzentren und nur 5% <strong>in</strong> Stadtrandlage<br />
bzw. auf grüner Wiese [11].<br />
4. 1A-Lagen <strong>in</strong> großen Städten s<strong>in</strong>d die Gew<strong>in</strong>ner<br />
des Wandels im stationären E<strong>in</strong>zelhandel, dafür<br />
kämpfen die Geschäfte <strong>in</strong> Randlagen und kle<strong>in</strong>eren<br />
Städten um ihr Überleben.<br />
Dieses Muster des Wandels und der Verdrängung<br />
ist sicherlich nicht nachhaltig. Experten sagen<br />
voraus, dass die Leerstände <strong>in</strong> den Innenstädten<br />
und die Fluktuationen im Bestand des stationären<br />
Handels weiter stetig zunehmen werden [10] mit<br />
all den nachteiligen Konsequenzen für das urbane<br />
Leben und die Attraktivität der Städte.<br />
Weiter ist festzustellen, dass Shopp<strong>in</strong>gcenter und<br />
Malls, trotz ihrer größeren f<strong>in</strong>anziellen Lukrativität<br />
im Vergleich zu vielen verstreuten Boutiquen, ke<strong>in</strong>e<br />
Lösung für die Krise des E<strong>in</strong>zelhandels darstellen,<br />
ganz zu schweigen von der stark abfallenden<br />
Attraktivität der Stadtzentren. Erhebungen des EHI<br />
<strong>Retail</strong> Institute zufolge kauften im Jahr 2012 0,28<br />
Millionen Personen täglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />
e<strong>in</strong>, 2020 waren es 0,64 Millionen Personen<br />
[12]. Im E<strong>in</strong>zelhandel allgeme<strong>in</strong> verbesserte sich die<br />
Geschäftslage von e<strong>in</strong>em Tief im Frühjahr 2019 auf<br />
e<strong>in</strong> Hoch im Folgejahr um 11 Prozentpunkte [13].<br />
Aber auch die Zukunft von Malls ist ungewiss; laut<br />
e<strong>in</strong>em Bericht von CNBC vom 27. Juli 2020 werden<br />
<strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren 25% der amerikanischen<br />
Shopp<strong>in</strong>gmalls schließen. Viele dieser leerstehenden<br />
Immobilien werden <strong>in</strong> Büros, Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und Lagerhäuser umfunktioniert.<br />
Obwohl die USA e<strong>in</strong>e höhere Zahl an Shopp<strong>in</strong>gcentern<br />
aufweist, ist noch nicht gewiss, wie sich<br />
dieser Trend auf Europa niederschlagen wird [14].<br />
[10] Paradigm Shift <strong>in</strong> City Centers. Across Magaz<strong>in</strong>e.<br />
https://www.across-magaz<strong>in</strong>e.com/paradigm-shift-city-centers/<br />
(01.04.2021); Zu hohe Preise, zu wenig Erlebnis. Warum<br />
kle<strong>in</strong>e Läden immer öfter sterben. Handelsblatt. https://www.<br />
handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/gewerbevielfalt<strong>in</strong>-deutschland-zu-hohe-preise-zu-wenig-erlebnis-warumkle<strong>in</strong>e-laeden-immer-oefter-sterben/25206008.html<br />
(18.02.2021)<br />
[11] EHI <strong>Retail</strong> Institute. Shopp<strong>in</strong>g-Center <strong>in</strong> Deutschland 2019.<br />
https://www.handelsdaten.de/branchen/shopp<strong>in</strong>g-center<br />
(18.02.2021)<br />
[12] EHI <strong>Retail</strong> Institute. Shopp<strong>in</strong>g-Center. https://<br />
www.handelsdaten.de/shopp<strong>in</strong>g-center/e<strong>in</strong>kaufshaeufigkeite<strong>in</strong>kaufszentren-jahresvergleich<br />
(24.02.2021)<br />
[13] HDE Zahlenspiegel 2020. https://e<strong>in</strong>zelhandel.de/<strong>in</strong>dex.<br />
php?option=com_attachments&task=download&id=10482<br />
(18.02.2021)<br />
[14] Thomas, Lauren: 25% of U.S. malls are expected to shut<br />
with<strong>in</strong> 5 years. https://www.cnbc.com/2020/08/27/25percent-ofus-malls-are-set-to-shut-with<strong>in</strong>-5-years-what-comes-next.html<br />
(18.02.2021)
33<br />
Grafik 7. Verteilung der zwischen 1991 und 2020 eröffneten<br />
Shopp<strong>in</strong>gcenter <strong>in</strong> Deutschland, nach Standort und <strong>in</strong> Prozent.<br />
Quelle: EHI <strong>Retail</strong> Institute.<br />
75 75<br />
Stadtzentrum<br />
Urbane Randgebiete<br />
Grüne Wiese / Umland<br />
64<br />
68<br />
45<br />
44<br />
40<br />
35<br />
31<br />
25<br />
27<br />
18<br />
19<br />
11<br />
5<br />
5<br />
7<br />
6<br />
1991–1995 1996–2000 2001–2005 2006–2010 2011–2018 2010–2020
Das Wachstum von E-Commerce<br />
erhöht das Volumen der Paketzustellungen,<br />
was wiederum das Verkehrsaufkommen<br />
und die dadurch bed<strong>in</strong>gten<br />
Luftverschmutzungen <strong>in</strong> den<br />
Städten negativ bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
80<br />
+91,6 % +33,3 %<br />
60<br />
7,18 8,27<br />
9,97<br />
11,93<br />
13,59<br />
15,4<br />
17,17<br />
19,1<br />
21,07<br />
23,21<br />
25,46<br />
40<br />
20<br />
2010<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
B2B<br />
B2C<br />
Grafik 8. Jährliche Aufstellung der Paketzustellung <strong>in</strong> Europa<br />
von 2010 bis 2020, <strong>in</strong> Abschnitten (Milliarden Euro).<br />
Quelle: Statista.
35<br />
In dem Maß, <strong>in</strong> dem der Onl<strong>in</strong>ehandel wächst, steigt<br />
auch die Zahl der ausgelieferten Pakete. Die jährliche<br />
Bilanz der europäischen Paketzustellungen verzeichnet<br />
zwischen 2015 und 2019 e<strong>in</strong>en Zuwachs<br />
von 24%. Amazon konnte se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>nahmen auf dem<br />
europäischen Markt <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren fast<br />
verdoppeln. [15]<br />
Unterschiedliche Erhebungen gehen davon aus,<br />
dass dieses Wachstum alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> dem Segment<br />
Bus<strong>in</strong>ess-to-Customer (B2C) vonstattengeht, da die<br />
Zahlen des Bus<strong>in</strong>ess-to-Bus<strong>in</strong>ess (B2B) seit 2010<br />
rückläufig s<strong>in</strong>d [16].<br />
E<strong>in</strong>e aktuelle Studie des amerikanischen Postzustellers<br />
Pitney Bowes hat ermittelt, dass das<br />
Paketvolumen weltweit im Jahr 2019 erstmals die<br />
100-Milliarden-Marke überstiegen hat. Pro Sekunde<br />
werden demnach auf der Welt 3.248 Pakete verschickt.<br />
Der Studie zufolge wird sich das Paketvolumen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der nächsten sechs Jahre wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
mehr als verdoppeln. Bis 2026 soll das<br />
globale Versandvolumen 220 bis 262 Milliarden<br />
Pakete erreichen mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Wachstumsrate<br />
von 14,8% von 2020 bis 2024 [17].<br />
Der starke Anstieg des B2C-Warenverkehrs stellt<br />
zwei wesentliche Bedrohungen für unsere Städte dar.<br />
E<strong>in</strong>erseits bedeutet es mehr Auslieferungen, mehr<br />
Verkehr und Luftverschmutzung. E<strong>in</strong>e Studie des<br />
University Transportation Research Center <strong>in</strong> New<br />
York attestierte, dass Lieferfahrzeuge bei der Zustellung<br />
bis zu e<strong>in</strong>er Stunde e<strong>in</strong>en Parkplatz suchen.<br />
Andererseits f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Umgebung der<br />
Auslieferungen mehr Müll <strong>in</strong> den Straßen, was die<br />
ökologische Bilanz der Städte verschlechtert. Daher<br />
erproben Lieferfirmen schon alternative Arten der<br />
Zustellung, zum Beispiel mit Hilfe von Drohnen und<br />
kle<strong>in</strong>en Elektrofahrzeugen, <strong>in</strong> der Hoffnung, dass<br />
diese auch die Zustellung effizienter machen.<br />
Obwohl dies schon die Ökobilanz der Postzusteller<br />
verbessert, verbleibt das Problem des zusätzlichen<br />
Verpackungsmülls.<br />
[15] Statista. B2C market share of parcel services <strong>in</strong> europe.<br />
https://www.statista.com/statistics/235412/b2cmarket-share-of-parcel-services-<strong>in</strong>-europe/<br />
(24.02.2021)<br />
[16] Apex Insight. Annual revenue of the parcel market <strong>in</strong><br />
Europe from 2010 to 2020, by segment (<strong>in</strong> billion euros).<br />
https://www. statista.com/statistics/235412/b2c-marketshare-of-parcel-services-<strong>in</strong>-europe<br />
(18.05.2018)<br />
[17] Pitney Bowes. Parcel Shipp<strong>in</strong>g Index. https://www.<br />
pitneybowes.com/content/dam/pitneybowes/germany/de/<br />
Newsroom/pressemitteilungen/PM_2020ParcelShipp<strong>in</strong>g<br />
Index_DE.pdf (18.02.2021)
Im Zusammenhang mit dem Wandel im<br />
stationären E<strong>in</strong>zelhandel stehen Stadtund<br />
Mobilitätsentwicklungen, die die<br />
Attraktivität des urbanen Umfelds auf<br />
vielfache Weise bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Sockelgeschoss<br />
öffentlicher Raum<br />
Stadt auf Augenhöhe<br />
Sockelgeschoss, öffentlicher Raum und die Stadt auf Augenhöhe<br />
beziehen sich auf die Quelle: [18].<br />
[18] STIPO (2016). The City at the Eye Level – Second and<br />
Extended Version. N.B. Die Autoren beziehen sich auf e<strong>in</strong>ige der<br />
etablierten Vordenker <strong>in</strong> Bezug auf die Bewertung und Neudef<strong>in</strong>ition<br />
des öffentlichen Raums, wie etwa Jan Gehl, Kev<strong>in</strong> Lynch<br />
und Jane Jacobs.
37<br />
Grafik 9. Unattraktive Sockelgeschosse und Erdgeschosszonen,<br />
die die Passanten nicht zum Verweilen oder Betreten des Gebäudes<br />
e<strong>in</strong>laden.<br />
Grafik 10. E<strong>in</strong>e lebendige Erdgeschosszone macht die Straße<br />
attraktiv, e<strong>in</strong>e Basis für gute menschliche Interaktion.<br />
Obwohl wir nicht genau vorhersehen können, wie<br />
Stadtzentren – unter dem E<strong>in</strong>fluss des Onl<strong>in</strong>ehandels<br />
– <strong>in</strong> Zukunft aussehen werden, können wir<br />
dennoch ergründen, wie die bisher dargestellten<br />
Veränderungen die Attraktivität der Städte bee<strong>in</strong>flussen<br />
werden.<br />
In dem Diagramm auf der nächsten Seite s<strong>in</strong>d die<br />
Trends <strong>in</strong> Bezug auf Stadtentwicklung und Mobilität<br />
mit siebzehn Kriterien der Erreichbarkeit und der<br />
funktionalen Durchmischung großer Straßen verbunden<br />
[18]. Blaue Pfeile stehen für positive E<strong>in</strong>flüsse,<br />
weiße dagegen für negative. Das Diagramm stellt<br />
e<strong>in</strong>e zukünftige durchmischte Realität dar. Auf der<br />
e<strong>in</strong>en Seite bef<strong>in</strong>den sich Marken des Internets und<br />
weitere Firmen, die Concept-Stores oder Pop-up-<br />
Stores <strong>in</strong> den Stadtzentren eröffnen, was e<strong>in</strong>en positiven<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die funktionale Durchmischung<br />
der Städte haben könnte. Andererseits könnte die<br />
Vermehrung von E<strong>in</strong>kaufszentren und die damit<br />
verbundene Krise der kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelhändler (Kritikpunkt<br />
„Reduzierung des Bedarfs an E<strong>in</strong>zelhandels-<br />
flächen“) die fe<strong>in</strong>e Balance des urbanen Netzwerks<br />
zerstören. Gleichzeitig mögen die Ersatzwelten für<br />
urbanes Leben <strong>in</strong> den klimatisierten E<strong>in</strong>kaufstempeln<br />
das allgeme<strong>in</strong>e Stadterlebnis (Kritikpunkte „nicht<br />
angenehm zu begehen und befahren“ und „ke<strong>in</strong>e<br />
schönen Aussichten“) weiter abschwächen.<br />
Den Kritikpunkt, dass vermehrter Verkehr und<br />
Verpackungsmüll das Leben der Städter bee<strong>in</strong>trächtigt,<br />
kennen wir bereits. Abschließend kommt<br />
h<strong>in</strong>zu, dass die Errichtung von autofreien Zonen<br />
entweder positive oder negative Auswirkungen auf<br />
die Stadtzentren haben können. Sofern die Städte<br />
die Bereitstellung von Fahrrädern und öffentlichem<br />
Nahverkehr garantieren, so dass die Erreichbarkeit<br />
der Zentren weiterh<strong>in</strong> möglich ist, dann wird<br />
die Verbannung des <strong>in</strong>dividuellen Autoverkehrs<br />
paradiesische Zustände für Fußgänger etablieren.<br />
Im negativen Fall hält es die Menschen vom Besuch<br />
der Stadtzentren ab, was gleichbedeutend mit e<strong>in</strong>er<br />
Verödung unserer Städte wäre.
Die zunehmende Reduzierung von Geschäften<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kaufsstraßen, verbunden<br />
mit (und befeuert von) schlechten<br />
Mobilitätsangeboten <strong>in</strong> Richtung der<br />
Stadtzentren, verleitet Menschen, mehr<br />
Zeit <strong>in</strong> der jeweils neuesten Generation<br />
von Shopp<strong>in</strong>gmalls zu verbr<strong>in</strong>gen. Dort<br />
können sie alle Annehmlichkeiten von<br />
Restaurantbesuchen, Freizeit, Darbietungen<br />
und andere Erlebnisse genießen.<br />
Unter e<strong>in</strong>em solchen Paradigmenwechsel<br />
werden die Städte leiden. Wenn E<strong>in</strong>kaufsstraßen<br />
an ihrer Frequentierung<br />
e<strong>in</strong>büßen, verlieren sie schnell ihre<br />
Attraktivität. E<strong>in</strong>erseits aus der Sicht der<br />
Faktenlage (Geschäfte schließen), dann<br />
aus visuell-materieller Sicht (Fassaden<br />
bröckeln) und letztlich vom menschlichen<br />
Standpunkt (weniger Aktivitäten und Ereignisse<br />
f<strong>in</strong>den statt).<br />
Allerd<strong>in</strong>gs verfügt die Straße über viel<br />
Potenzial: Sie ist das verb<strong>in</strong>dende Glied,<br />
welches Museen, Landmarken, Bürogebäude,<br />
Knotenpunkte des öffentlichen<br />
Nahverkehrs und die urbanen E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
mite<strong>in</strong>ander vernetzt. Die<br />
vermehrte Etablierung von Fußgängerzonen<br />
<strong>in</strong> deutschen Innenstädten ab den<br />
60er-Jahren bis zu den heutigen autofreien<br />
Zonen ermutigte Passanten, wieder<br />
durch die Straßen zu flanieren. Jetzt<br />
gilt es zu verh<strong>in</strong>dern, dass diese Fußgängerzonen<br />
veröden oder von parkenden<br />
Zulieferwagen verstellt werden.<br />
E<strong>in</strong>zelhändler<br />
ziehen zurück <strong>in</strong> die<br />
Stadt<br />
Reduzierung des<br />
Bedarfs an E<strong>in</strong>zelhandelsflächen<br />
Städtische<br />
E<strong>in</strong>kaufszentren<br />
Autoverbot <strong>in</strong><br />
Stadtzentren<br />
Anstieg der<br />
Paketzustellungen<br />
In dem Maße wie der E<strong>in</strong>zelhandel<br />
und sonstige Funktionen anderswo<br />
stattf<strong>in</strong>den, zum Beispiel <strong>in</strong> riesigen<br />
E<strong>in</strong>kaufszentren, eröffnen sich neue<br />
Möglichkeiten <strong>in</strong> den freigewordenen<br />
Sockelgeschossen der ehemaligen Geschäfte<br />
– <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> vormals monofunktionalen<br />
E<strong>in</strong>kaufsstraßen. Um neues<br />
Leben <strong>in</strong> die Stadt zu br<strong>in</strong>gen, kommt<br />
es speziell auf die Wiederbelebung und<br />
Öffnung der Sockelgeschosse an, sie<br />
s<strong>in</strong>d der Schlüssel zu e<strong>in</strong>er belebten und<br />
attraktiven Stadt.
39<br />
Position auf städtischen Gehrouten<br />
Fußgänger (5–20 Passanten/M<strong>in</strong>ute)<br />
Vernetzung des Straßengeflechts<br />
Verb<strong>in</strong>dung zu Plätzen und Parks<br />
Netzwerk<br />
Funktionen erfüllt von Bedeutung/Relevanz<br />
Gebietsdichte<br />
Funktionale<br />
Intensität<br />
Kontext<br />
Angenehm zu gehen und mit dem Fahrrad zu fahren<br />
Sitzgelegenheiten<br />
Schöne Ausblicke, Beobachten von Menschen<br />
Nähe von Parkplätzen<br />
Gehmöglichkeiten ohne H<strong>in</strong>dernisse<br />
Kreuzungen an vielen Punkten<br />
Begehbarkeit Nutzerkomfort<br />
M<strong>in</strong>destens 10 Türen/Tore je 100 Meter Straßenfront<br />
Bewegung, Spiel, Interaktion<br />
Aktivitäten übers ganze Jahr<br />
Variables<br />
Programm<br />
Straße<br />
Unterschiedliche Funktionen<br />
Wertige Cafés, Geschäfte und Kultur<br />
Funktionale<br />
Durchmischung<br />
Sockelgeschosse<br />
Positiver E<strong>in</strong>fluss<br />
Negativer E<strong>in</strong>fluss
Hauptthesen
79<br />
Aktion 1<br />
Beibehaltung des städtischen<br />
E<strong>in</strong>zelhandels durch neue Konzepte;<br />
Massenkonsum wird ersetzt durch<br />
differenzierte E<strong>in</strong>kaufserlebnisse.<br />
Aktion 2<br />
Förderung e<strong>in</strong>er stärkeren Durchmischung<br />
des E<strong>in</strong>zelhandels,<br />
unter anderem mit Gastronomie<br />
und sogar Wohne<strong>in</strong>heiten.<br />
Aktion 3<br />
Verbesserung der Zugänglichkeit<br />
– Stichwort Mobilität – und des<br />
öffentlichen Raums im S<strong>in</strong>ne von<br />
visueller Attraktivität und Sauberkeit.
Das Wachstum des Onl<strong>in</strong>ehandels und die daraus<br />
folgenden Veränderungen im stationären Handel, die<br />
im vorangegangenen Kapitel beschrieben wurden,<br />
s<strong>in</strong>d das Ergebnis von marktwirtschaftlichen Kräften,<br />
technologischen Entwicklungen und sozio-kulturellen<br />
Transformationen.<br />
Obwohl derartige Entwicklungen eigentlich nie revidierbar<br />
s<strong>in</strong>d, besteht die Möglichkeit, ihre negativen<br />
Auswirkungen auf die Stadtzentren durch politische<br />
Maßnahmen, Stadtplanung und private Initiativen zu<br />
mildern. In der Tat liegt <strong>in</strong> dem Verlust von stationären<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsaktivitäten, der Reduzierung der dafür benötigten<br />
Flächen im Verkauf wie auch <strong>in</strong> der Lagerhaltung<br />
e<strong>in</strong>e Chance für die Innenstädte, neue Nutzungen<br />
<strong>in</strong> das urbane Gefüge zu <strong>in</strong>tegrieren. Neue Wohnformen,<br />
Erlebnisgastronomie, Werkstätten und Standorte<br />
für die Produktion gehören dazu. Zu guter Letzt werden<br />
aber auch neue Formen der Mobilität benötigt, die<br />
es den Menschen erlauben, gut und umweltfreundlich<br />
mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln <strong>in</strong> die Stadtzentren<br />
zu gelangen.<br />
In diesem Kapitel werden drei Strategien für e<strong>in</strong>e Neuprogrammierung<br />
der Innenstädte vorgestellt.<br />
Grafik 11. Das Diagramm verdeutlicht drei Strategien, um dem<br />
durch den Onl<strong>in</strong>ehandel entstandenen Verlust an Attraktivität <strong>in</strong><br />
den Städten entgegenzutreten.
81<br />
Ziel<br />
Bewahrung der Attraktivität und Lebendigkeit von Stadtzentren<br />
„Wie sollen wir auf den Niedergang des E<strong>in</strong>zelhandels reagieren<br />
und gleichzeitig unsere Städte attraktiv und lebendig halten?“<br />
Strategische<br />
Ebene<br />
Neuprogrammierung der Stadtzentren<br />
1. Beibehaltung des städtischen<br />
E<strong>in</strong>zelhandels durch<br />
neue Konzepte<br />
2. Durchmischung fördern 3. Verbesserung der<br />
Mobilität und des öffentlichen<br />
Raums<br />
Wie werden stationäre<br />
Geschäfte <strong>in</strong> Zukunft<br />
aussehen, bed<strong>in</strong>gt durch<br />
das starke Wachstum des<br />
Omnichannel-Handels?<br />
Welche Funktionen und<br />
Aktivitäten können im<br />
wachsenden Leerstand<br />
der E<strong>in</strong>kaufsstraßen stattf<strong>in</strong>den?<br />
Welche Transformationen<br />
müssen im öffentlichen<br />
Raum stattf<strong>in</strong>den, um<br />
Interaktion unter den Besuchern<br />
der Stadtzentren<br />
zu fördern?<br />
Taktische Ebene<br />
Neue Konzepte für den<br />
stationären Handel<br />
Alternative Nutzungen von<br />
Läden und Geschäften<br />
Innovative Mobilitätskonzepte<br />
Aktionen<br />
– Das Geschäft als<br />
Erlebnisraum<br />
– Das Geschäft als Ort<br />
der Co-Produktion<br />
– Pop-up-Stores<br />
– Geschäfte mit e<strong>in</strong>em<br />
Anteil von Gastronomie<br />
– Lebensmittelherstellung<br />
– Neue Wohnformen<br />
– Warenproduktion und<br />
Kreativwirtschaft<br />
– Kunst und Freizeit<br />
– Energiegew<strong>in</strong>nung<br />
– Kostenloser Nahverkehr<br />
– Multimodale Transportsysteme<br />
– Dezentralisierte Flotte<br />
autonomer Mietwagen
Aktion 1<br />
Beibehaltung des<br />
städtischen E<strong>in</strong>zelhandels<br />
durch neue<br />
Konzepte; differenzierte<br />
E<strong>in</strong>kaufserlebnisse<br />
statt Massenkonsum.<br />
Das Aufkommen des Onl<strong>in</strong>ehandels wie auch die<br />
vorgestellten Trends zw<strong>in</strong>gen die Marken, die<br />
E<strong>in</strong>zelhändler und die Ladenmanager, die Funktion<br />
und das Aussehen des stationären Handels neu<br />
zu überdenken. In der ganzen Welt experimentieren<br />
schon Firmen mit neuen Formen für ihre Läden<br />
und Geschäfte. E<strong>in</strong>e Untersuchung der <strong>in</strong>dividuellen<br />
Ausrichtungen ergab vier Antworten, den stationären<br />
Handel <strong>in</strong> Zeiten von E-Commerce zu prägen:<br />
1. Das Geschäft als Erlebnisraum<br />
2. Das Geschäft als e<strong>in</strong> Ort der Co-Produktion<br />
3. Pop-up-Stores<br />
4. Geschäfte mit e<strong>in</strong>em Anteil von Gastronomie<br />
Interessanterweise <strong>in</strong>tegrieren e<strong>in</strong>e Handvoll von<br />
Geschäften mehr als e<strong>in</strong>e der oben aufgeführten<br />
Maßnahmen. Zum Beispiel s<strong>in</strong>d die Flagship-Stores<br />
von Nike und Adidas beides, Experimentierfeld<br />
und Ort der Co-Produktion – dank der Herstellung<br />
im Laden und der Rapid-Prototyp-Technologie.
83<br />
4.<br />
1.<br />
Lau Pa Sat<br />
Barneys<br />
Memomi Labs<br />
H&M<br />
It’s Pleat<br />
Eataly<br />
Brandless<br />
Nike<br />
Stores<br />
Adidas<br />
Shop<br />
Selfridges<br />
Fragrance<br />
Lab<br />
2. Uniqlo 3.<br />
M<strong>in</strong>istry of<br />
Supply<br />
Dresden Vision<br />
Fast Food Aid<br />
ECCO<br />
Quant-U<br />
Grafik 12. Neue stationäre E<strong>in</strong>zelhandelskonzepte, Beispiele und Fallstudien.
Angekommen im Hier und Jetzt<br />
„In der Zeit, als wegen Corona viele öffentliche<br />
Räume geschlossen waren, haben wir erlebt, wie<br />
wichtig sie s<strong>in</strong>d. Öffentliche Räume heißt nicht<br />
zw<strong>in</strong>gend, dass sie Räume der öffentlichen Hand<br />
s<strong>in</strong>d, also dem Staat gehören. Es ist e<strong>in</strong> qualitativer<br />
Begriff, der <strong>in</strong>klusiv ist: In öffentlichen Räumen<br />
können Menschen aus allen sozialen und kulturellen<br />
Milieus zusammenkommen, von Spielplätzen<br />
bis zur Sportstätte, von Parks bis – ja – zur Straße.“<br />
Habek, Robert. Von hier an anders: E<strong>in</strong>e politische<br />
Skizze. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2021.<br />
Die Politik, wenn nicht gar bestimmte Politiker<br />
haben begriffen, wie und wo sich die Gesellschaft<br />
verändert und welche Spuren dies im Land h<strong>in</strong>terlässt.<br />
Im Hier und Jetzt e<strong>in</strong>er Welt, die wie getrieben<br />
ist von epidemiologischen Fragen, Zahlen, Daten<br />
und Vorschriften bzw. Verboten, zählen plötzlich<br />
wieder althergebrachte Werte und verlässliche<br />
Zustände. Die Summe der im Zitat oben benannten<br />
Orte und Qualitäten ergibt erste Konturen vom Bild<br />
e<strong>in</strong>er Stadt. Städte s<strong>in</strong>d seit jeher Orte, <strong>in</strong> denen der<br />
Wandel, der Fortschritt, schlicht jede Art von Veränderung,<br />
sich besonders exponiert. Zählen wir all die<br />
<strong>in</strong> diesem Buch bereits benannten Fakten zusammen<br />
und fügen den „Megatrend“ Coronapandemie<br />
h<strong>in</strong>zu, wissen wir, dass Gesellschaft und Wirtschaft<br />
– will sagen das öffentliche Leben und Arbeiten –<br />
an ihren Belastungsgrenzen angekommen s<strong>in</strong>d.<br />
Was kann die Architektur <strong>in</strong> solchen Krisenzeiten<br />
leisten? Denn ähnlich wie Politik und Wirtschaft<br />
ist me<strong>in</strong>es Erachtens auch die Architektur gefordert.<br />
Sie wird zum B<strong>in</strong>deglied e<strong>in</strong>er systemimmanenten<br />
H<strong>in</strong>terfragung wie auch Neudef<strong>in</strong>ition der Wirtschaft,<br />
des Handels und des gesellschaftlichen Mite<strong>in</strong>anders.<br />
Sie entwirft, plant und realisiert Bauten und
185<br />
Orte, die sich Menschen aneignen. Das muss immer<br />
im Hier und Jetzt, auf der Höhe der Zeit geschehen,<br />
die Flucht <strong>in</strong> die Vergangenheit oder sonstige<br />
Plattitüden wäre e<strong>in</strong>e fahrlässige Missachtung der<br />
drängenden Fragen und Bedürfnisse unserer Zeit.<br />
Nicht mehr die freie Natur, sondern die gebaute<br />
Umwelt bevölkern heutzutage die meisten Menschen<br />
auf unserem Globus. Dicht gedrängt arbeiten,<br />
kommunizieren, berühren, ja, reiben sie sich dort<br />
<strong>in</strong> den ste<strong>in</strong>ernen Wüsten. Mit anderen Worten, die<br />
Antworten der Architektur auf die gegenwärtige<br />
Krise s<strong>in</strong>d überlebensnotwendig für das Wohlergehen<br />
des größten Teils der Menschheit.<br />
E<strong>in</strong>e Utopie zuviel?<br />
Zu allen Zeiten ersonnen Gesellschaften Utopien<br />
und Visionen neuer Lebensformen und Geme<strong>in</strong>schaften.<br />
Fast immer standen diese auch im direkten<br />
Zusammenhang mit teils sehr konkreten Aussagen<br />
über fiktive oder reale Städte. Zum Beispiel<br />
war der H<strong>in</strong>tergedanke von Thomas Mores Utopia<br />
die Reformation der europäischen Gesellschaft am<br />
Beispiel Londons. Sozusagen waren und s<strong>in</strong>d Utopien<br />
– e<strong>in</strong>schließlich ihrer Projektionen auf Städte<br />
– immer das ideelle Ebenbild aktueller wie gegenwärtiger<br />
Probleme im jeweiligen Hier und Jetzt.<br />
Analyse, ob das Geschäftsmodell der europäischen<br />
Stadt auf neue Füße gestellt werden kann. E<strong>in</strong> ‚Weiter<br />
wie bisher‘ schließt sich schon jetzt automatisch aus.<br />
Architektur, von allen Künsten, die durch ihre allgegenwärtige<br />
Präsenz am härtesten geforderte,<br />
steht als Allererste <strong>in</strong> der Pflicht, den virtuell-digitalen<br />
Welten e<strong>in</strong> konstruktives, physisch-materielles<br />
und sensorisches Gegengewicht zu bieten. Wir<br />
Architekten s<strong>in</strong>d es unserem urbanisierten Planeten<br />
schuldig, e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nhafte, nachhaltig gebaute Umwelt<br />
zu schaffen. Getrieben von der Charta von Athen<br />
(CIAM) uferte der Städtebau im 20. Jahrhundert<br />
unter anderem <strong>in</strong> der autogerechten Stadt aus. Um<br />
derartige Fehlentwicklungen zeitnah und wirkungsvoll<br />
zu verh<strong>in</strong>dern, gilt es <strong>in</strong> unserer heutigen Zeit<br />
wachsam zu se<strong>in</strong>, dass Städte nicht zu digital leergefegten<br />
Wüsten oder gar zu webbasierten Slums<br />
verkommen.<br />
Wie also die Zukunft denken, planen, zeichnen und<br />
umsetzen? Die auf den folgenden Seiten exemplarisch<br />
vorgestellten Szenarien gehen der Frage<br />
nach, wie architektonisch und städteplanerisch mit<br />
unseren digital-ausgebremsten Städten umzugehen<br />
ist. Erschwerend h<strong>in</strong>zu kommen werden die jetzt<br />
noch nicht absehbaren wirtschaftlichen Folgen der<br />
Coronapandemie und der damit <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
stehenden Lockdowns. Wie konkret dann der Stillstand<br />
und die Verödung der im Lockdown verharrenden<br />
Stadtzentren se<strong>in</strong> wird, beruht auch auf der
Fallstudien
187
Köln<br />
Köln, bisher e<strong>in</strong> Mekka des E<strong>in</strong>kaufstourismus,<br />
teilt sich hauptsächlich<br />
<strong>in</strong> drei E<strong>in</strong>kaufsstraßen und fünf E<strong>in</strong>kaufszentren.<br />
Mit über 16.000 Passanten pro Stunde<br />
war die Schildergasse unter den Top 5<br />
E<strong>in</strong>kaufsmeilen Deutschlands. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
verzeichnen, wie überall auf der Welt,<br />
die Straßen und Malls <strong>in</strong> Köln kaum Unterschiede<br />
im Angebot.
189<br />
Monopolisierung und Standardisierung<br />
verflachen das Warenangebot,<br />
drücken den Standard und leisten<br />
damit der Monotonie des Kommerzes<br />
immer mehr Vorschub.
191<br />
Die Konsequenzen für den architektonischen und<br />
öffentlichen Raum s<strong>in</strong>d fatal. Das Stadtbild als<br />
Identitätsträger ist nachhaltig beschädigt, e<strong>in</strong>zelne<br />
Gebäude verwahrlosen und treten als re<strong>in</strong>e „Lagerhaltung“<br />
immer mehr <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Das<br />
Straßenbild ist <strong>in</strong>different, auswechselbar und von<br />
e<strong>in</strong>er atmosphärischen Tristesse geprägt. Fazit:<br />
Spezialisierte und/oder <strong>in</strong>habergeführte E<strong>in</strong>zelhändler<br />
s<strong>in</strong>d nur noch rar gesät oder nicht mehr<br />
vertreten. Der hohe Mietspiegel zw<strong>in</strong>gt viele von<br />
ihnen zur Geschäftsaufgabe. Der Veränderungsdruck<br />
<strong>in</strong> Kölns E<strong>in</strong>kaufsstraßen wächst beständig.
B<br />
Ehrenstraße / Breite Straße<br />
H<br />
Hohe Straße<br />
S<br />
Schildergasse<br />
Hauptbahnhof<br />
€ 55–100 / m2<br />
1<br />
B<br />
2<br />
4<br />
H<br />
€ 150–250 / m2<br />
3<br />
Neumarkt<br />
S<br />
5<br />
€ 150–250 / m2<br />
Lage der E<strong>in</strong>kaufsstraßen <strong>in</strong> Köln mit den jeweiligen Mieten <strong>in</strong> Euro/m2. Quelle: Rhe<strong>in</strong>ische Immobilienbörse e.V/IHK Köln.
193<br />
1<br />
2<br />
3<br />
DuMont Carré<br />
Karstadt Köln<br />
Neumarkt Galerie Köln<br />
4<br />
Opern Passagen<br />
5<br />
Galeria Kaufhof<br />
Cologne Hohe Straße
Köln besteht – wie viele andere deutsche<br />
Städte – aus e<strong>in</strong>er endlichen Zahl<br />
von Raum- und Gebäudetypologien.<br />
Monofunktionaler<br />
Block<br />
Monofunktionales<br />
Gebäude<br />
Kulturelle und kreative Aktivitäten<br />
Neue Lebensformen<br />
Arbeiten <strong>in</strong> der Innenstadt<br />
Lebensmittelproduktion <strong>in</strong> der Innenstadt<br />
Energiegew<strong>in</strong>nung
195<br />
Jedes Stadtzentrum setzt sich aus unzähligen<br />
Gebäuden zusammen, wobei e<strong>in</strong> jedes e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige<br />
Gestalt, materielle und ästhetische Qualitäten,<br />
Verb<strong>in</strong>dung mit der Umgebung, Funktion und<br />
Geschichte hat. Trotz dieser Vielfalt ist es möglich,<br />
e<strong>in</strong>e bestimmte Zahl wiederkehrender Muster räumlicher<br />
Art und Gebäudetypologien nach architektonischen<br />
Kriterien der Proportion, horizontaler oder<br />
vertikaler Ausrichtung und Positionen zu erkennen.<br />
Alle E<strong>in</strong>kaufszentren zum Beispiel, die <strong>in</strong> den vorangegangenen<br />
Kapiteln beschrieben wurden, können<br />
aufgrund ihrer Dimensionen, Ausmaße und dem<br />
Fehlen e<strong>in</strong>es mittigen Innenhofs mit der Beschreibung<br />
„Monofunktionaler Block“ klassifiziert werden.<br />
Dachparkplätze<br />
Kommerziell genutztes<br />
Erdgeschoss<br />
Baulücke<br />
Platz/Innenhof<br />
E<strong>in</strong>e räumliche Analyse der städtebaulichen Struktur von Köln lässt sechs relevante Typologien erkennen.
Monofunktionaler Block<br />
Monofunktionales<br />
Gebäude
197<br />
Dachparkplätze<br />
Kommerziell genutztes<br />
Erdgeschoss<br />
Baulücke<br />
Platz/Innenhof<br />
Die sechs Typologien des Städtebaus und der Architektur gemäß ihrer Lage <strong>in</strong> der urbanen Struktur von Köln.
E<strong>in</strong>e Vision für<br />
die Schildergasse<br />
<strong>in</strong> Köln.<br />
Die Schildergasse neu gedacht mit frischen Konzepten, alternativen Nutzungen, neuartigen<br />
Typologien und sozialen Akteuren, die wieder <strong>in</strong> die Innenstadt gelockt werden.
199
Neue Aktivitäten, neue Programme, neue Typologien,<br />
neue Gebäude und neue Nutzer (vielleicht<br />
sogar Formen von Künstlicher Intelligenz) besetzen,<br />
besiedeln und beleben die Innenstädte der Zukunft.<br />
E<strong>in</strong>ige davon werden früher, andere später auf der<br />
Bildfläche ersche<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>es ist allerd<strong>in</strong>gs jetzt<br />
schon sicher: Die Städte werden nicht so bleiben,<br />
wie sie s<strong>in</strong>d. Aus der herkömmlichen Flaniermeile<br />
entsteht e<strong>in</strong>e neue „Öffentliche Zone“.
201<br />
Die Schildergasse der Zukunft – e<strong>in</strong> öffentlicher Raum, der von allen E<strong>in</strong>wohnern jeglichen Alters und auch der<br />
Künstlichen Intelligenz genutzt wird.
203<br />
Ideen<br />
– Stadtmarket<strong>in</strong>g: Domstadt mit E<strong>in</strong>kaufsanschluss.<br />
– Nutzung der Kirchen und der klerikalen Architektur<br />
<strong>in</strong> Kölns Stadtgesicht als städtebaulichen<br />
Marken und Highlights.<br />
– Verr<strong>in</strong>gerung e<strong>in</strong>es konsumgetriebenen Stressfaktors:<br />
Schaffung e<strong>in</strong>er entspannten Atmosphäre,<br />
die mehr als nur das Shopp<strong>in</strong>g erlaubt.<br />
– Was wir heute mehr denn je brauchen, ist das<br />
genaue Gegenteil der modularen, seriellen Stadt<br />
aus der Retorte von Moderne oder Post-Moderne,<br />
nämlich höchste Individualität und Identität!<br />
– E<strong>in</strong>e fantastische wie gleichzeitig e<strong>in</strong>malige Gelegenheit:<br />
Mit der Verlagerung des Handels <strong>in</strong> das<br />
Internet werden <strong>in</strong>nerstädtische Flächen frei. Statt<br />
Verknappung stehen immer mehr neue Flächen<br />
<strong>in</strong> bester Lage zur Revitalisierung bereit unter dem<br />
Motto „Neues Denken, Planen und Nutzen“.<br />
– Doppeltes Potenzial – Immobilien ohne Rückseiten:<br />
Wo früher noch täglich Waren angeliefert<br />
wurden, Logistik mit starker Frequenz stattfand,<br />
ist heute gähnende Leere und Stille. Zeit und Platz<br />
für die „E<strong>in</strong>kaufsstraße“.<br />
– Kommerzielle E<strong>in</strong>heiten: Dort, wo Flächen <strong>in</strong><br />
Gebäuden und im öffentlichen Raum frei werden,<br />
sich öffnen oder veröden, ist dr<strong>in</strong>gender Handlungsbedarf<br />
angesagt. Flexible E<strong>in</strong>heiten, Opportunitätswaben<br />
als neue ökonomische Größen des<br />
stationären Handels.
E<strong>in</strong>e Vision für<br />
den Alexanderplatz<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.
225<br />
Ideen<br />
Symbolhaft donnert die Dampframme <strong>in</strong> Döbl<strong>in</strong>s<br />
Roman Berl<strong>in</strong> Alexanderplatz mit Getöse die Spundwände<br />
für den U-Bahntunnelbau <strong>in</strong> den Boden.<br />
Der Platz kommt niemals zur Ruhe. Nicht nur konstruktiv,<br />
auch historisch und sozial s<strong>in</strong>d die Erschütterungen<br />
auf Berl<strong>in</strong>s größtem öffentlichem Platz für<br />
jedermann zu spüren, zu sehen und nachzuverfolgen.<br />
Seitdem gilt der Alexanderplatz als Synonym<br />
für unaufhaltsamen Fortschritt, permanenten Wandel<br />
– und letztlich als Abbild menschlicher Verwerfungen.<br />
Heute gibt die circa acht Hektar große Fläche e<strong>in</strong><br />
Bild städtischer Orientierungslosigkeit ab. Die am<br />
südwestlichen Rand gelegenen zwei Peter-Behrens-<br />
Bauten, das Alexander- und Berol<strong>in</strong>ahaus, flankieren<br />
bzw. fassen den Platz nur noch mühsam. Nach<br />
Nord-Osten franst der Alexanderplatz städtebaulich<br />
aus, verliert sich regelrecht. Daran können auch<br />
die 2004 im Zuge der Neugestaltung wieder verlegten<br />
Tramschienen und errichteten Haltestellen<br />
nichts ändern. Auch haben die für die Platzgestaltung<br />
und Randbebauung erfolgten Wettbewerbe<br />
noch nichts Grundlegendes bewegt. Allerd<strong>in</strong>gs erlangte<br />
der Alexanderplatz als größter Krim<strong>in</strong>alitätsschwerpunkt<br />
Berl<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>e traurige Spitzenposition.<br />
Der Alexanderplatz ist e<strong>in</strong> perfektes Beispiel dafür,<br />
wie sich Städtebau und Architektur überschätzen<br />
können. Statt e<strong>in</strong>es Zusammenspiels aller Kräfte<br />
wurde bisher zu sehr auf E<strong>in</strong>zelmaßnahmen gesetzt.<br />
Dabei wissen wir, dass der öffentliche Raum aus<br />
e<strong>in</strong>em Zusammenspiel aller entsteht, lebt und belebt<br />
wird.<br />
– Das menschliche Maß: S<strong>in</strong>neswahrnehmungen<br />
und Größenordnungen des Stadtbilds auf Augenhöhe.<br />
Die menschliche Stadt f<strong>in</strong>det sich wieder<br />
auf belebten Plätzen, Parks und Straßen. Bestenfalls<br />
br<strong>in</strong>gt Architektur das menschliche Maß<br />
voll zur Geltung. Statt bemitleidenswerte Randfiguren<br />
urbaner Verwahrlosung spielen Gebäude<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Funktion, <strong>in</strong>dem sie Attraktionen<br />
im städtischen Umfeld darstellen und e<strong>in</strong>en unverzichtbaren<br />
Faktor im Erlebnis Stadt abgeben.<br />
– Gute öffentliche Räume mit hoher Lebensqualität<br />
bedürfen der Kohäsion durch Präsenz, nämlich die<br />
der Bevölkerung.<br />
– Zu große räumliche Offenheit kippt schnell <strong>in</strong><br />
Verlorenheit und Unsicherheit.<br />
– Strukturierung des Raums durch Bepflanzung<br />
und Möblierung (Brunnen, Bänke, Kiosk). Der<br />
Alexanderplatz ist eher e<strong>in</strong> Fleck als e<strong>in</strong> Platz im<br />
städtischen Gefüge Berl<strong>in</strong>s.<br />
– Fazit frei nach Jan Gehl, Architekt und Stadtplaner<br />
aus Kopenhagen: Der Wandel muss für alle<br />
S<strong>in</strong>ne spürbar bleiben, darf aber nie zur verbauten<br />
Agonie verkommen. E<strong>in</strong>en Überblick geben<br />
dabei die zwölf Qualitätskriterien für die Stadt auf<br />
Augenhöhe (<strong>in</strong>: Gehl, Jan. Städte für Menschen.<br />
S. 275).
227
Impressum<br />
Sprachliche Gleichstellung<br />
Sofern Personenbezeichnungen <strong>in</strong> männlicher Form<br />
verwendet werden, s<strong>in</strong>d mit diesen stets sowohl<br />
männliche als auch weibliche Personen geme<strong>in</strong>t.
235<br />
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