Taxi Times Berlin - 1. Quartal 2021
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<strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> 3,50€<br />
www.taxi-times.taxi<br />
BERLIN<br />
TAXI BERLIN ZIEHT GRÖSSTEN AUFTRAG<br />
SEINER GESCHICHTE AN LAND<br />
IMPF-FAHRTEN FÜR<br />
DAS TAXIGEWERBE<br />
INSOLVENZEN<br />
Corona-Lockdown mit<br />
Kollateralschäden<br />
FLUGHAFEN BER<br />
LDS hält <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer hin<br />
TAXI UND BVG<br />
Zwischen Konkurrenz<br />
und Kooperation
CORONA-INFO<br />
IMPFZENTREN<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf: Messehalle<br />
21, Westend, Hammarskjöldplatz<br />
(von der Masurenallee in die Zufahrt,<br />
Eingang geradezu); 9 bis 18 Uhr<br />
Mitte: Erika-Heß-Eishalle, Wedding,<br />
Müllerstr. 185 (letzte Einfahrt vor<br />
Beginn der Chausseestr., gegenüber<br />
Sixt-Geschäftsstelle); 9 bis 14 Uhr<br />
Pankow: Velodrom, Prenzlauer Berg,<br />
Landsberger Allee stadteinwärts,<br />
Zugang links neben dem S-Bahn-Zugang<br />
und evtl. von der Fritz-Riedel-Str. *<br />
Tempelhof-Schöneberg: THF-Hangar<br />
4, Tempelhof, Columbiadamm 10<br />
(Zufahrt gegenüber des Columbia-<br />
Theaters) *<br />
Reinickendorf: TXL-Terminal C; für<br />
Taxen vorerst bedeutungslos<br />
Treptow-Köpenick: Arena, Alt-Treptow,<br />
Eichenstr. 4 (Zufahrt nur von der Puschkinallee);<br />
8:30 bis 18:30 Uhr<br />
* war bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht eröffnet<br />
TESTSTATIONEN<br />
Es wird unterschieden zwischen Personen, die kürzlich aus<br />
Risikogebieten zurückgekehrt sind, und denen, die sich aus<br />
anderen Gründen testen lassen möchten oder müssen.<br />
Bei Schnelltests handelt es sich in der Regel um sog. Antigentests.<br />
Ein PCR-Test weist Virus-Erbgut nach, auch noch in<br />
geringen Mengen, unmittelbar nach einer Ansteckung oder,<br />
wenn die Erkrankung schon Tage zurückliegt. Bei Schnelltests<br />
hingegen braucht es eine gewisse Menge an Viren, damit<br />
der Test anschlägt. Das bedeutet: Bei einem negativen Test<br />
besteht ein Restrisiko, dass die Person trotzdem infiziert ist.<br />
Die Tests werden mittlerweile in vielen Hausarzt-Praxen<br />
angeboten, außerdem an größeren Testzentren.<br />
Hier eine (unvollständige) Übersicht:<br />
• Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
› Charlottenburg, Breitscheidplatz, Kaiser-Wilhelm-<br />
Gedächtniskirche; Antigentest 40 €, 10-18 Uhr<br />
› Westend, Soorstr., Parkplatz am Zentralen Omnibusbhf.<br />
(ZOB)<br />
› Wilmersdorf, Uhlandstr. 181 (zw. Grolmanstr. und S-Bahn);<br />
PCR- und Schnelltests, Mo-Fr 7-19 Uhr, Sa+So 9-18 Uhr<br />
• Friedrichshain-Kreuzberg<br />
› Friedrichshain, Stralauer Allee 3, nhow-Hotel (links neben<br />
dem Haupteingang)<br />
› Friedrichshain, Wriezener Karree 15; Antigentest 35,90 €<br />
› Kreuzberg, Gneisenaustr. 40, ASB; Antigentest 39 €,<br />
täglich 16-20 Uhr<br />
› Kreuzberg, Prinzessinnenstr. 14 (Ecke Oranienstr.),<br />
Schnelltest-Zentrum; Antigentest 49,90, Mo-Sa 8-20 Uhr<br />
• Lichtenberg<br />
› Lichtenberg, Landsberger Allee 270 (zw. Vulkanstr. und<br />
Am Wasserwerk); Drive-in, Schnelltest 29,90 €, personalisiert<br />
39,90, täglich 10-14 Uhr<br />
• Mitte<br />
› Mitte, Arkonapl. 5 (Nordseite, Ecke Swinemünder Str.);<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
› Mitte, Auguststraße 20 (zw. Tucholsky u. Kl. Hamburger),<br />
Galerie DNA; PCR-Test 99 €, Schnelltest 49 €, Mo-Fr 7-19<br />
Uhr, Sa+So 9-18 Uhr<br />
› Mitte, Bergstr. 20 (nördl. ggü. Schröderstr.); Antigentest<br />
49,90 €, Mo-Sa 7-15 Uhr<br />
› Mitte, Brückenstr. 1 (Ecke Köpenicker Str.), Kitkat-Club;<br />
Antigentest 24,95 €, Mi-So 9-16 Uhr<br />
› Mitte, Friedrichstr. 101 (am Bhf.), Admiralspalast, täglich<br />
8-20 Uhr<br />
› Mitte, In den Ministergärten 1 (Ecke Gertrud-Kolmar-Str.),<br />
Ärztehaus; PCR-Test 75,76 €, Termine: 030-2123436409<br />
› Moabit, Hauptbahnhof, <strong>1.</strong> Untergeschoss, Mo-Fr 6-23 Uhr,<br />
So 8 bis 23 Uhr; für Reiserückkehrer<br />
› Wedding, Strandbad Plötzensee, Nordufer 26 (Sackg.<br />
nördl. Seestr.); Drive-in Schnelltests<br />
› Wedding, Charité Campus Virchow-Klinikum, Mittelallee<br />
1 (Zufahrt Seestr.), Mo-Freitag 8-13 Uhr; nur mit Termin;<br />
nur für Personen mit akuten Erkältungssymptomen<br />
› Wedding, Corona-Testzentrum, Parkplatz Genter Str.<br />
(ggü. Limburger Str.), Hintereingang Rathaus Wedding;<br />
nur für Pers. aus dem Bezirk Mitte, die Kontakt mit<br />
nachweisl. infiz. Pers. hatten und unter Beobachtung des<br />
Gesundheitsamts Mitte stehen; Reiserückkehrer oder<br />
Saisonarbeiter mit Symptomen; med. Personal, Pflegepersonal,<br />
Apothekenpersonal, Polizei und Feuerwehr<br />
auch ohne Symptome<br />
• Neukölln und Schönefeld<br />
› Britz, Corona-Abstrich-Zentrum, Riesestraße (Ecke<br />
Blaschkoallee); nur mit Termin durch Arbeitgeber und<br />
nur für Beschäftigte mit Dienstort in Neukölln<br />
› Schönefeld, Flughafen BER, Terminal 1, Ebene 0<br />
(Ankunft) rechts (an der <strong>Taxi</strong>-Ladeleiste); PCR-Test 59 €,<br />
7 bis 19 Uhr<br />
• Pankow<br />
› Prenzl. Berg, Am Falkplatz Ecke Gaudystr., Max-Schmeling-Halle;<br />
Schnelltest 49,95 €, Mo+Di 10-13, Mi 15-18,<br />
Do+Sa 10-13 Uhr<br />
• Reinickendorf<br />
› Reinickendorf, Drive-by/Gesundheitsamt Reinickendorf,<br />
Teichstr. 65; nur für Personen aus Reinickendorf,<br />
die Kontakt zu einer infizierten Person hatten und/oder<br />
Krankheitssymptome aufweisen<br />
• Steglitz-Zehlendorf<br />
› Lichterfelde, Testzentrum Süd, Lichterfelder Weg 5<br />
(Sackgasse südl. Goerzallee); Antigentest 83,50 €, Antikörpertest<br />
39,95 €, nur Sa+So 8-18 Uhr<br />
› Lichterfelde, Testzentrum, Goerzallee 305 a (Südseite<br />
nahe Wupperstr.); Schnelltests<br />
• Treptow-Köpenick<br />
› Köpenick, DRK Kliniken, Salvador-Allende-Str. 2-8, Haus<br />
5.3, Mo-Fr 9-11 Uhr.<br />
2 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
DIE TAGE WERDEN LÄNGER<br />
In die Auftragsflaute des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes ist starke Bewegung<br />
gekommen, seit <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> es vollbracht hat, sich vom Senat<br />
mit der Beförderung von Senioren zu den Impfzentren und zurück<br />
beauftragen zu lassen – eine Wohltat in Zeiten des Lockdowns. In<br />
der Persiusstraße ist man entsprechend am Rotieren.<br />
Für einige <strong>Taxi</strong>betriebe kommt diese Auftragsflut zu spät. Vom<br />
Staat im Stich gelassen und von unseriösen Anbietern um ihre<br />
Kundschaft beraubt, konnten sie ihre Fixkosten nicht mehr decken<br />
und mussten ihr Geschäft aufgeben.<br />
Die Meldungen über staatliche Hilfsgelder, Corona-bedingte<br />
Regeln und Verbote, Impfzentrums-Eröffnungen und Änderungen<br />
der Verkehrsführung an deren Adressen gehen momentan beinahe<br />
im Stundentakt ein. Die Adressen, Telefonnummern und Links,<br />
die Sie hier links und unten sehen, sind eine Momentaufnahme<br />
und werden sicherlich schon bald erweitert.<br />
TAXI TIMES WIRD DIGITALER UND INTERAKTIVER<br />
Sicherlich ist Ihnen nicht entgangen, dass <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
auch ein Online-Portal für aktuelle Meldungen hat. Unter<br />
www.taxi-times.com finden Sie in der Regel mehrmals täglich<br />
neue Meldungen. Dieser Online-Auftritt ist kürzlich erneuert worden<br />
und hat jetzt Extra-Regionalseiten für <strong>Berlin</strong> und München.<br />
Dazu mehr auf der letzten Innenseite dieses Heftes (Seite 27).<br />
QR-CODE: TEXT MIT EINEM KLICK EINLESEN<br />
Möchte man die Leser einer gedruckten Veröffentlichung<br />
auf eine bestimmte Internet-Seite verweisen, so ist dies umso<br />
umständlicher, je länger die Adresse der Seite ist. Um dieses Problem<br />
zu umgehen, gibt es bereits seit Jahren den sogenannten<br />
QR-Code, eine quadratische Grafik aus schwarzen und weißen<br />
Pixeln, die im öffentlichen Raum immer häufiger innerhalb von<br />
Werbung zu sehen ist, und über die wohl jeder sich zu Anfang<br />
einmal wunderte.<br />
In einem QR-Code kann praktisch jeder Kurztext „versteckt“<br />
sein. Besonders praktisch ist er aber für komplizierte Internet-<br />
Adressen. Zum Einlesen von QR-Codes mit dem Smartphone gibt<br />
es mehrere Apps. In manchen neueren Modellen ist diese Scan-<br />
Funktion sogar serienmäßig in den „Einstellungen“ zu finden.<br />
Auch wir möchten dies künftig vermehrt nutzen und bitten Sie,<br />
sich mit dieser praktischen Funktion vertraut zu machen. Probieren<br />
Sie es doch gleich einmal mit den drei Codes unten rechts aus!<br />
Viel informative Unterhaltung beim Lesen wünscht Ihnen<br />
INHALT<br />
CORONA-KRISE<br />
2 Adressen: Impfzentren,<br />
Teststationen<br />
4 Großauftrag: Impfzentren<br />
6 Symptomfrei und insolvent<br />
8 Corona-Kurznews<br />
MELDUNGEN<br />
9 News<br />
GEWERBE<br />
10 BER: Gut organisiert aber kaum<br />
<strong>Berlin</strong>er Taxen<br />
RECHT<br />
13 Kolumne: Scheibenwischer und<br />
Touchscreen<br />
TAXI BERLIN<br />
14 Führungswechsel beim BVTM<br />
15 <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland hilft<br />
WETTBEWERB<br />
16 <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und „Jelbi“<br />
18 Berlkönig und Berlkönig BC: Wohin<br />
geht die Reise?<br />
20 <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenkontrollen<br />
22 Ein Uber-Fahrer packt aus<br />
KOLUMNE<br />
23 Das <strong>Taxi</strong> stirbt nicht an Corona<br />
alleine<br />
WISSENSCHAFT<br />
24 <strong>Taxi</strong> Driving Innovation: Zwischen<br />
Disruption und Ordnung<br />
– die Redaktion –<br />
TITELFOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
HOTLINES UND LINKS<br />
Senats-Hotline für Personen ohne Symptome und mit<br />
Verdacht auf eine Infektion: Tel. (030) 90 28 28 28<br />
(täglich von 8 bis 20 Uhr)<br />
Mobiler ärztlicher Bereitschaftsdienst:<br />
116 117 – Infos: 116117.de<br />
Corona-Bürgertelefon des Bundesgesundheitsministeriums:<br />
030 346 465 100<br />
Für <strong>Berlin</strong>er Unternehmer:<br />
Corona-Hotline der IHK: 030 315 10 919<br />
Servicenummer der Investitionsbank: 030 21 25 47 47<br />
<strong>Berlin</strong>-Partner-Hotline: 030 463 02 440<br />
Visit-<strong>Berlin</strong>-Hotline: 030 26 47 48 88<br />
Bitte die<br />
QR-Codes<br />
scannen, um<br />
aktuelle Listen<br />
aufzurufen:<br />
Arztpraxen für<br />
Reiserückkehrer<br />
Hotlines und Empfehlungen<br />
der Bezirke<br />
Arztpraxen für Personen<br />
mit CoViD-19-Symptomen<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
3
CORONA-KRISE<br />
Impfzentrum in der Eichenstraße in Alt-Treptow<br />
GROSSAUFTRAG:<br />
IMPFZENTREN<br />
Ausnahmezustand in der Persiusstraße: <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> hat einen Auftrag<br />
noch nie dagewesener Größe an Land gezogen – und sich damit<br />
Arbeit und Organisationsaufwand in ungekanntem Ausmaß beschert.<br />
Die Bemühungen von Gewerbevertretern,<br />
vom Staat für die<br />
Bewältigung der Corona-Krise in<br />
Anspruch genommen zu werden, waren in<br />
<strong>Berlin</strong> Ende 2020 endlich erfolgreich. Nicht<br />
nur die Landesverbände warben vehement<br />
bei Politikern um Aufträge für das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe, vor allem <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Chef<br />
Hermann Waldner sprach immer wieder<br />
mit Staatssekretären und Senatoren. Ende<br />
Dezember kam schließlich die gute Nachricht.<br />
Seit dem 4. Januar haben in <strong>Berlin</strong><br />
wohnende Senioren, die eine Einladung zur<br />
Impfung erhalten haben, Anspruch auf die<br />
Bezahlung einer <strong>Taxi</strong>fahrt von ihrer Wohnadresse<br />
zum Impfzentrum und zurück.<br />
Über die Eröffnung des ersten der sechs<br />
<strong>Berlin</strong>er Impfzentren in der „Arena“, der<br />
bekannten Konzert- und Veranstaltungshalle<br />
in Alt-Treptow, berichteten zahlreiche<br />
Pressevertreter.<br />
Ein solches Projekt umfasst zahlreiche<br />
Absprachen und Verhandlungen und erfordert<br />
ein hohes Maß an Organisation vieler<br />
Seiten, die alle koordiniert sein müssen.<br />
Während Logistiker mit Hilfe von Ex-THW-<br />
Präsident Albrecht Broemme das Impfzentrum<br />
aufbauten und -zig Impfkabinen mit<br />
Strom- und Datenkabeln, Mobiliar und<br />
EDV einschließlich Drucker ausstatteten,<br />
handelte Hermann Waldner mit dem Deutschen<br />
Roten Kreuz und der Senatsverwaltung<br />
für Gesundheit die Beauftragung des<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes mit den Seniorenfahrten<br />
aus. Pünktlich zur Eröffnung versorgte<br />
„Innungs“-Chef Leszek Nadolski die Presse<br />
mit Informationen.<br />
LANGJÄHRIGE ERFAHRUNG<br />
ZAHLT SICH IN DER KRISE AUS<br />
„Die Vermittlung der Aufträge läuft in<br />
der Regel so ab, dass der Kunde in der<br />
Zentrale das <strong>Taxi</strong> von zu Hause zum Impfzentrum<br />
bestellt, woraufhin die Zentrale<br />
einen Funkauftrag mit den Merkmalen ‚Mit<br />
Trennschutz’, ‚Behilflich sein’ und ‚Coupon’<br />
vermittelt“, so Hermann Waldner.<br />
Bereits Tage vor der Eröffnung organisierte<br />
Boto Töpfer, Chef des <strong>Taxi</strong>verbandes<br />
<strong>Berlin</strong> Brandenburg, vor Ort in Zusammenarbeit<br />
mit den Betreibern, den Sicherheitsdiensten,<br />
der Polizei und in Abstimmung<br />
mit <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> die Anfahrt- und Ladeinfrastruktur<br />
an der Arena.<br />
Die zunächst geplante<br />
Aufstellung in der Martin-<br />
Hoffmann-Straße hätte<br />
nicht funktioniert, das<br />
sah Töpfer auf den ersten<br />
Blick. Er vereinbarte mit<br />
den zuständigen Polizeibeamten,<br />
die Parkbuchten<br />
in der Eichenstraße<br />
in Richtung Arena bereitzustellen,<br />
zudem wurde<br />
in der Puschkinallee der<br />
rechte Rand ab der Elsenstraße für Taxen<br />
reserviert. „Wir führen eine ausgesprochen<br />
zivile Gesprächskultur mit der Polizei,<br />
sowohl auf der Führungsebene als auch<br />
auf der Straße. Das sollten wir auch alle zu<br />
schätzen wissen, indem wir zu den Beamten<br />
genau so freundlich sind.“<br />
Gibt es Probleme, so wird Töpfer meist<br />
schnell damit konfrontiert – und sie landen<br />
auf dem Tisch von Jens Schmiljun, Vertriebschef<br />
bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, in dessen Verantwortung<br />
nun die gesamte Projektleitung<br />
und -steuerung liegt, und der seitdem kaum<br />
einen freien Tag hat, wie er auf Nachfrage<br />
sagt. Zu Anfang gab es Beschwerden über<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer, die die hochbetagten Senioren,<br />
Risikogruppe Nummer eins und von der<br />
frischen Impfung womöglich körperlich<br />
geschwächt, ohne Trennschutz befördern<br />
wollten. Auch schwarze Schafe, die betrü-<br />
Impfzentrum in der Müllerstraße in Wedding<br />
FOTOS: Axel Rühle<br />
4 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
CORONA-KRISE<br />
gerisch mit Bargeld und Coupon doppelt<br />
abkassieren wollten, trugen dazu bei, dass<br />
die Auftragsvermittlung über Funk eingeführt<br />
werden musste. Seitdem läuft es<br />
in der Eichenstraße ziemlich geordnet ab.<br />
Das Aufkommen an Impffahrten hat in der<br />
Persiusstraße allerdings zu einer neuen<br />
Größenordnung der Couponbearbeitung<br />
geführt.<br />
Problemlos klappt auch die Zusammenarbeit<br />
mit den Teams an Einweisern und<br />
Einweiserinnen. Töpfer sagt, er habe Wert<br />
darauf gelegt, ein kulturell und geschlechtlich<br />
gemischtes Team einzusetzen, um mit<br />
gewissen Vorurteilen aufzuräumen, wie er<br />
die Vorbereitungen mit <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> schildert.<br />
Wichtig war für ihn auch, dem Winterwetter<br />
zu begegnen, das jedem noch so<br />
warm gekleideten Einweiser früher oder<br />
später zu schaffen macht. Eine rettende<br />
Idee war die leerstehende Ticketkasse<br />
gegenüber der Arena, die kurzerhand<br />
zum improvisiert beheizten Pausenraum<br />
umfunktioniert wurde. Für das kulinarische<br />
Wohl sorgt inzwischen auch ein<br />
Imbisswagen, der dort permanent Stellung<br />
hält, und Toiletten gibt es in der Arena. Das<br />
Leitstellenpersonal mit den Leuchtwesten<br />
gibt die Coupons sowohl für die Anfahrt als<br />
auch für die Rückfahrt an die <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
aus. Das Einladungsschreiben zum Impfen<br />
ist kein Coupon – nur eine von unzähligen<br />
Fragen, die die Funkzentrale derzeit oft zu<br />
beantworten hat. Jens Schmiljun musste<br />
vieles zum Laufen bringen. Er koordiniert<br />
alles in täglicher Abstimmung mit sämtlichen<br />
Beteiligten.<br />
Hermann Waldner und Jens Schmiljun vor dem<br />
Impfzentrum am Hammarskjöldplatz in Westend<br />
DAS JETZIGE AUFKOMMEN<br />
IST ERST DER ANFANG<br />
Mit der Impffrequenz an den einzelnen<br />
Adressen steigen auch die erforderliche<br />
Zahl an Taxen, die dort pro Minute „durchgejagt“<br />
werden, und der Personalbedarf.<br />
Die aktuelle Zahl von gut 3.000 Fahrten<br />
pro Tag (in zehn Stunden) soll auf maximal<br />
20.000 steigen, wenn<br />
an allen sechs Adressen<br />
Hochbetrieb herrscht. Das<br />
bringt viele kleine Probleme<br />
mit sich, etwa, dass<br />
die Druckerei mit der Herstellung<br />
der Coupons zeitweise<br />
nicht mehr hinterherkam.<br />
„Wir sind das einzige<br />
Bundesland mit so einem<br />
Großauftrag und sind permanent<br />
bemüht, den gut zu<br />
erfüllen, damit die Politik<br />
Grund hat, das so fortzusetzen.<br />
Bisher bekommen wir<br />
auch durchweg positives<br />
Feedback“, so Schmiljun<br />
gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>. Zur<br />
Erfüllung gehört auch die<br />
strikte Einhaltung der vom Senat vorgegebenen<br />
Bedingungen: kein <strong>Taxi</strong> ohne Trennschutz,<br />
kein Fahrer ohne Maske. Nicht nur<br />
die Gewährleistung dieser Qualitätsstandards<br />
erforderte die Funkvermittlung,<br />
auch das kostenintensive Leitstellenpersonal<br />
wird so finanziert.<br />
Nach dem erfolgreichen Start in Alt-<br />
Treptow waren das zweite Impfzentrum<br />
in Westend und das dritte in Wedding<br />
zwar vom Organisationsaufwand her nicht<br />
weniger arbeitsintensiv, für Schmiljun und<br />
Töpfer jedoch mit weniger Unwägbarkeiten<br />
verbunden. Die Eichenstraße stößt bereits<br />
oft an ihre Kapazitätsgrenze, so dass auf<br />
Verlangen der Polizei jedes <strong>Taxi</strong>, das einen<br />
Fahrgast ausgeladen hat, gleich einen<br />
frisch Geimpften einladen muss, damit<br />
kein Chaos ausbricht. Die freien müssen<br />
dann entsprechend lange warten, was<br />
anfangs zu erheblichem Unmut führte, der<br />
sich zu Unrecht auf das Leitstellenpersonal<br />
entlud, doch die Polizei blieb hart. An den<br />
anderen Adressen will <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> solche<br />
Ungerechtigkeiten unbedingt vermeiden.<br />
Auf dem Hammarskjöldplatz mit seiner<br />
riesigen Nachrückfläche und in der Müllerstraße<br />
mit der bisher geringen Impffrequenz<br />
halten sich die Probleme bislang in<br />
Grenzen. Dafür sorgt auch das zahlreiche<br />
Leitstellenpersonal.<br />
Die täglichen Absprachen, Maßnahmen<br />
und Regelungen erledigt Schmiljun in<br />
engem Austausch mit Hermann Waldner.<br />
Bei Redaktionsschluss stand die Eröffnung<br />
der Impfzentren am Flughafen Tegel und<br />
im Velodrom kurz bevor. Wie es am Terminal<br />
C, an der Landsberger Allee und am<br />
Columbiadamm funktioniert, wird sich zeigen.<br />
Mit seinen Verhandlungen hat Waldner<br />
für ein großes Auftragsvolumen für das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe gesorgt.<br />
Derzeit werden Personen ab 80 Jahren<br />
geimpft. „Wir haben um die 200.000 80-<br />
bis 90-Jährige in <strong>Berlin</strong> – und wir haben<br />
alle Grundlagen geschaffen, um sie sicher<br />
zu den Impfzentren und wieder zurück zu<br />
befördern“, sagte <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Geschäftsführer<br />
Hermann Waldner. „Die Fahrgäste<br />
müssen nur unter 030-20 20 20 oder 23 00<br />
23 ihre kostenlose Fahrt anmelden, um den<br />
Rest kümmern wir uns“. Auch an der Möglichkeit<br />
für die Kunden, ihre Impf-Fahrt per<br />
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TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
5
CORONA-KRISE<br />
Keine Würdigung eines systemrelevanten Verkehrsmittels: Der Staat ließ das <strong>Taxi</strong>gewerbe lange Zeit links liegen.<br />
SYMPTOMFREI<br />
UND INSOLVENT<br />
Kranke, Tests und Impfungen – nichts geht ohne <strong>Taxi</strong>s. Der Trennschutz<br />
im <strong>Taxi</strong> ermöglicht jederzeit sichere Fahrten. Doch in dieser Krise<br />
reichen die staatlichen Hilfen nicht aus. Immer mehr Betriebe geben auf.<br />
Risikogruppen müssen zur Impfung,<br />
Erkrankte zum Arzt oder in eine<br />
CoViD-19-geeignete Klinik und<br />
andere zu einer Teststation. Die Dimensionen<br />
sind neu, nicht aber die überaus<br />
wichtige Rolle des <strong>Taxi</strong>s dabei, das seine<br />
gewohnte Aufgabe im öffentlichen Personennahverkehr<br />
als Ergänzung der Linienverkehre<br />
wie immer erfüllt. Insbesondere<br />
im Sinne der Beförderung von Menschen,<br />
die eben nicht mit Bus und Bahn fahren<br />
können oder wollen. Neben vielfältigen<br />
Gründen für den Wunsch nach individueller<br />
Beförderung, wie fehlender oder unattraktiver<br />
Linienverkehrsverbindungen, Zeitnot,<br />
rauschmittelbedingter Orientierungslosigkeit,<br />
körperlicher Einschränkung,<br />
krankheitsbedingter Schwäche oder dem<br />
Bedürfnis nach Sicherheit, geht es heutzutage,<br />
im Sinne des Infektionsschutzes,<br />
oft um die Vermeidung von Nähe zu anderen<br />
Personen. Dies – und dass zu diesem<br />
Zweck die allermeisten <strong>Taxi</strong>s mittlerweile<br />
mit Trennscheibe<br />
oder Trennfolie<br />
ausgestattet sind –<br />
ist schon ein Beleg<br />
dafür, dass das<br />
<strong>Taxi</strong> im Sinne der<br />
Daseinsvorsorge<br />
ein relevanter<br />
Bestandteil des Personenbeförderungssystems<br />
ist.<br />
Trotz mangelnder<br />
staatlicher<br />
Hilfe halten sich<br />
die meisten <strong>Taxi</strong>betrieb<br />
noch gerade so<br />
über Wasser und haben während Corona<br />
die Kranken weiter befördert, die letzte verlässliche<br />
Kundengruppe, die dem Gewerbe<br />
in der Krise geblieben ist. Noch immer<br />
bringen <strong>Taxi</strong>s Menschen sicher zum Testen<br />
oder zur Klinik, neuerdings auch zum<br />
Impfen. Doch diese Umsätze reichen bei<br />
Gegen den Willen der Mehrheit vom Senat abgewickelt: der Flughafen<br />
Tegel, wichtigste Einnahmequelle des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
weitem nicht aus. Die einen Betriebe erhielten<br />
zinsgünstige KfW-Darlehen mit langen<br />
Tilgungszeiten. Das hilft erst einmal, türmt<br />
letztlich aber einen Schuldenberg auf, der<br />
schwerlich durch die normalerweise zu<br />
erzielenden Gewinne eines <strong>Taxi</strong>betriebes<br />
wieder zurückzuführen sein wird. Andere<br />
FOTOS: Stephan Berndt, Axel Rühle<br />
6 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
CORONA-KRISE<br />
zehren ihre letzten Reserven auf – bis es<br />
nicht mehr weiter geht. Daher sind massive<br />
Hilfen nötig, die nicht zurückzuzahlen<br />
sind, um den Exodus nicht einfach nur zu<br />
verzögern.<br />
unverzichtbaren Dienstleistung für die<br />
politisch Verantwortlichen offenbar noch<br />
immer nicht. Sonst wäre die Hilfe eine<br />
andere.<br />
Die Unternehmen können ihre <strong>Taxi</strong>s<br />
jetzt nicht mehr abstellen. Sie machen<br />
weiter. Nur neue Konzepte können jetzt<br />
noch helfen, behinderten- und seniorengerechte<br />
<strong>Taxi</strong>s können da für das Gewerbe<br />
ein Ausweg sein. Wer sich nicht bewegt,<br />
wird früher oder später endgültig aufgeben<br />
müssen.<br />
Es ist mehr noch als nur eine Problematik<br />
der staatlichen Hilfsleistungen. Es ist<br />
der gesamte Umgang der Politik mit dem<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe. Die Würdigung der sozialen<br />
Komponente unserer Arbeit fehlt komplett:<br />
24/7 für alle da, zu staatlich festgelegten<br />
Fahrpreisen, auch bei Fahrten zum Arzt<br />
nur um die Ecke, entsprechend der Strecke<br />
oft für unter zehn Euro. Krankentransporte<br />
kosten ein Vielfaches und sind nicht in der<br />
Masse verfügbar wie <strong>Taxi</strong>s. Trotzdem werden<br />
neue Fahrdienste zugelassen, deren –<br />
teilweise illegales – Agieren weder kontrolliert<br />
noch sanktioniert. Ohne zu schauen,<br />
was <strong>Taxi</strong>s sowieso schon leisten und was<br />
sie in Form von Ride-Pooling oder auch in<br />
Kooperation mit dem Linienverkehr noch<br />
zu leisten im Stande wären. Ohne zusätzliche<br />
Fahrzeuge auf den Straßen, mit einer<br />
vorhandenen Flotte, zentral und digital<br />
gesteuert und bestellbar. Mit Betrieben,<br />
in denen <strong>Taxi</strong>fahrende ordentliche, sozial<br />
abgesicherte Jobs haben und die Steuern<br />
und Abgaben zahlen. Anders die „Rosinenpicker“,<br />
wo Plattformkapitalisten als<br />
Steuervermeider und die angeschlossenen<br />
Fahrenden in prekären Arbeitsverhältnissen<br />
unterwegs sind, mitunter zusätzliches<br />
Schwarzgeld einsacken und dann häufig<br />
noch auf Kosten der Steuerzahler aufstocken<br />
müssen. Das ist der Ausverkauf regionaler<br />
Autonomie in der Personenbeförderung,<br />
zu verantworten von Politik und<br />
Verwaltung.<br />
FOTO: Axel Rühle<br />
Noch zu erschließende Einnahmequelle: Inklusion<br />
DAS ZWEITE MAL ABSTELLEN<br />
IST FÜR VIELE ENDGÜLTIG<br />
Zu Beginn der Pandemie, beim ersten<br />
Lockdown, legten viele Unternehmen ihre<br />
Flotten vorläufig still, oder zumindest<br />
große Teile davon. Versicherungsprämien<br />
und Auftragsvermittlungskosten bei den<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen konnten damit ausgesetzt,<br />
Steuerzahlungen, Sozialversicherungsbeiträge<br />
und Fahrzeugfinanzierungen für drei<br />
Monate gestundet werden. Damals gingen<br />
alle zunächst von einer kurzen Auszeit<br />
von nur wenigen Wochen aus. Dafür war<br />
das ein passendes Mittel, ist so aber heute<br />
nicht wiederholbar. Jetzt heißt es nur noch:<br />
Durchziehen oder Aufgeben.<br />
Die dem <strong>Taxi</strong>gewerbe gewährten Überbrückungshilfen,<br />
die Fixkosten abdecken<br />
sollen, reichen zum Überleben nicht aus.<br />
So werden beispielsweise lediglich Finanzierungskosten,<br />
also nur die Zinsen, als<br />
Fixkosten erstattet. Die Fahrzeugfinanzierungen<br />
selbst müssen weiter aus eigener<br />
Kraft geleistet werden. KfW-Darlehen<br />
oder andere Kredite verzögern den Exodus<br />
nur. Was das <strong>Taxi</strong>gewerbe braucht, sind<br />
November- und Dezemberhilfen, wie sie der<br />
Gastronomie gezahlt werden. Die sind bitternötig,<br />
da kein anderes Gewerbe wie das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe bereits seit Anfang November<br />
so krass vom Lockdown betroffen ist. Der<br />
„Lockdown light“, ohne Kultur, ohne Veranstaltungen<br />
und ohne Gastronomie, war<br />
für <strong>Taxi</strong>s schon der Knockout. Dann wurde<br />
auch noch der letzte <strong>Berlin</strong>er Flughafen<br />
geschlossen. Da geht nichts mehr, außer,<br />
dass <strong>Taxi</strong>s die Kranken weiter fahren, zu<br />
Strahlentherapie, Dialyse und anderen<br />
lebensnotwendigen Behandlungen. Klar,<br />
aber systemrelevant ist das trotz dieser<br />
SO WEIT DIE RÄDER ROLLEN<br />
So lange es <strong>Taxi</strong>s noch gibt, werden sie<br />
ihren Job machen. Wenigstens werden jetzt<br />
die Kosten für die Fahrten zur Impfung<br />
für alle Über-Achtzig-Jährigen vom Staat<br />
übernommen und <strong>Taxi</strong>s mit diesen Fahrten<br />
beauftragt. Wer Kontakt zu Infizierten<br />
hatte, möchte möglicherweise schnell<br />
mittels Test sichergehen, sich nicht angesteckt<br />
zu haben. Aber auch wer deutliche<br />
Grippesymptome hat, gehört nicht in ein<br />
Massenverkehrsmittel, sondern entweder<br />
nach Hause ins Bett oder in eine Klinik,<br />
die auf CoViD-19-Patienten spezialisiert ist.<br />
Und auch ohne Symptome müssen Menschen<br />
aus Risikogruppen sich besonders<br />
schützen. Viele suchen derzeit ein Impfzentrum<br />
auf – was nur mit schriftlicher<br />
Einladung möglich ist. In jedem Fall bietet<br />
der Trennschutz im <strong>Taxi</strong> Fahrern und<br />
Fahrgästen Sicherheit. Bevor das Impfen<br />
aber so richtig losgehen kann, muss erst<br />
einmal genügend Impfstoff vorhanden sein.<br />
Da gab es anfängliche Engpässe, weshalb<br />
zunächst auch nur das Impfzentrum in der<br />
Arena in Alt-Treptow geöffnet wurde und<br />
zehn Tage darauf das zweite im Erika-Heß-<br />
Eisstadion in Wedding. Aktuelle Adressen<br />
von Test- und Impfzentren entnehmen<br />
Sie bitte der aktuellen Tagespresse bzw.<br />
Online-Angeboten. <br />
sb/ar<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
7
CORONA-KRISE<br />
CORONA-NEWS<br />
DER SCHLIMME FAUX-PAS DER<br />
FAHRZEUGHERSTELLER<br />
Als im März und April beim ersten<br />
Corona-Lockdown zahlreiche Fahrzeughersteller<br />
(bzw. deren Banken) großzügig<br />
einer Ratenaussetzung für zwei oder drei<br />
Monate zustimmten, schien das eine unbürokratische<br />
und wirkungsvolle Soforthilfe<br />
zu sein. Mittlerweile entpuppt es sich aber<br />
als Bumerang, denn dadurch wurden die<br />
Unternehmen von den Banken der Fahrzeughersteller<br />
als nicht mehr kreditwürdig<br />
eingestuft.<br />
Die Neuanschaffung von Fahrzeugen<br />
wird also zusätzlich erheblich erschwert.<br />
Der <strong>Taxi</strong>verband München hält diese Vorgehensweise<br />
für völlig unangemessen,<br />
schließlich haben die Unternehmen die<br />
Aussetzung der Ratenzahlung ja nicht<br />
selbst verschuldet. <br />
fb<br />
FÜNF VOR ZWÖLF<br />
Die Idee kam im November in <strong>Berlin</strong> auf,<br />
bevor sie auch in Hamburg Schule machte:<br />
Um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam<br />
zu machen, fuhren <strong>Taxi</strong>fahrer werktags am<br />
späten Vormittag in einer kleinen Kolonne<br />
am Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Energie in der Scharnhorststraße vor, um<br />
demonstrativ um fünf vor zwölf Brandbriefe<br />
an Minister Altmaier abzugeben bzw. in<br />
den Briefkasten zu werfen. Nach einiger<br />
Zeit begannen die Pförtner, die Fahrer<br />
abzuwimmeln, zum jeweils nächsten Tor<br />
zu schicken bzw. nur noch gesammelte Schreiben<br />
entgegenzunehmen. Anschließend<br />
wurde um den Invalidenpark gekreist. Die<br />
regelmäßige Aktion wurde zunächst bis<br />
zum 25. Dezember fortgesetzt.<br />
Die Teilnehmer wechselten tageweise,<br />
wobei ein harter Kern, der unter anderem<br />
aus Danielo Baltrusch von der <strong>Taxi</strong>-<br />
„Innung“, <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Redakteur Simi und<br />
Radio-Moderatorin Sonja bestand, täglich<br />
vor Ort war. Zwei Kollegen ohne eigenes<br />
<strong>Taxi</strong>, deren Betrieb seine Autos zeitweise<br />
außer Betrieb genommen hat, waren auf<br />
ihren Fahrrädern dabei. <br />
tt<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />
ÜBERBRÜCKUNGSHILFE III:<br />
AUFGESTOCKT UND<br />
VERBESSERT<br />
Mit der Überbrückungshilfe greift der Bund Unternehmen<br />
unter die Arme, die aufgrund der Corona-Pandemie ihre<br />
Tätigkeit einstellen bzw. erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen<br />
mussten. Das Programm wurde bis Ende Juni <strong>2021</strong> verlängert.<br />
Gleichzeitig wurde die Förderung in Folgeprogrammen (Überbrückungshilfe<br />
II und III) ausgeweitet und die Zugangsbedingungen<br />
vereinfacht. Damit steht erstmals ein Instrument bereit, bei dem<br />
neben den festen Kosten auch die Abschreibung, die ja bei einem<br />
Fuhrpark von großer Bedeutung ist, Berücksichtigung findet.<br />
Die Antragstellung erfolgt durch einen Rechtsanwalt, Steuerberater<br />
oder Wirtschaftsprüfer über die bundesweit einheitlich digitale<br />
Plattform www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de und kann<br />
inzwischen rückwirkend ab November 2020 beantragt werden, wenn<br />
die Überbrückungshilfe II nicht genutzt wurde.<br />
Von November 2020 bis Juni <strong>2021</strong> wird im Rahmen der Überbrückungshilfe<br />
III der Förderhöchstbetrag auf <strong>1.</strong>5 Millionen Euro pro Schließungsmonat<br />
erhöht – innerhalb der Grenzen des europäischen Beihilferechts<br />
– und Aufwendungen wie Abschreibungen von Wirtschaftsgütern<br />
bis zu 50 Prozent können zusätzlich geltend gemacht werden.<br />
Abschlagszahlungen gibt es bis 100.000 Euro auch für Unternehmen,<br />
die nicht direkt oder indirekt von bundesweiten Schließungen<br />
betroffenen sind.<br />
Die Erstattung der Fixkosten erfolgt in Abhängigkeit vom Umsatzrückgang<br />
während des betreffenden Kalendermonats, typischerweise<br />
im Vergleich zum entsprechenden Monat im Jahr 2019:<br />
• Bei Umsatzrückgängen zwischen 30 und 50 % werden 40 % der<br />
Fixkosten erstattet,<br />
• bei 50 bis 70 % werden 60 % erstattet und<br />
• bei mehr als 70 % werden 90 % erstattet.<br />
Beträgt der Umsatzrückgang weniger als 30 %, erfolgt keine<br />
Erstattung.<br />
Unternehmen mit mehr als 30 % Umsatzeinbruch können die<br />
gestaffelte Fixkostenerstattung erhalten: keine Differenzierung<br />
mehr bei der Förderung nach unterschiedlichen Umsatzeinbrüchen<br />
und Zeiträumen, Schließungsmonaten und direkter oder indirekter<br />
Betroffenheit.<br />
Dazu gehört auch die sog. Neustarthilfe für<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
beim BMF:<br />
Soloselbständige, die einmalig bis zu 7.500 Euro<br />
beträgt, den Zeitraum bis Juni <strong>2021</strong> abdeckt und<br />
über das Elster-Zertifikat zu beantragen ist. Beispiel:<br />
Wer im Jahr 2019 einen monatlichen Umsatz<br />
von 20.000 Euro erzielt hat, kann maximal 5.000<br />
Euro Betriebskostenpauschale beantragen. Auf<br />
Grundsicherung und ähnliche Leistungen ist die<br />
Neustarthilfe aufgrund ihrer Zweckbindung nicht<br />
anzurechnen. <br />
hs<br />
FOTOS: Simi, Adobe Stock<br />
8 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
MELDUNGEN<br />
NEWSTICKER<br />
FOTOS: Axel Rühle, Wilfried Hochfeld, Morris Pudwell<br />
NEUE BLITZSÄULE<br />
Im Ortsteil Fennpfuhl ist eine Messanlage gegen Geschwindigkeits-<br />
und Rotlichtverstöße aufgestellt worden. An der Kreuzung<br />
Landsberger Allee / Weißenseer Weg erfasst die Säule künftig<br />
die Fahrbahn nach Marzahn. Auf der Landsberger Allee, wo über<br />
70.000 Fahrzeuge täglich unterwegs sind, gab es in den letzten Jahren<br />
immer wieder schwere Unfälle, allein im Dezember fünf, bei denen<br />
zwei Fußgänger starben.<br />
Der Senat hat zunehmend Ärger mit Blitzanlagen, da die Anwälte<br />
betroffener Autofahrer immer wieder Angriffspunkte finden, um<br />
Bußgeldentscheidungen anzufechten und zum Teil das Messverfahren<br />
oder das Fehlen der Rohmessdaten beklagen. Ein weiteres<br />
Problem sind zunehmender Vandalismus und Unfälle. So meldete<br />
der „Tagesspiegel“ im Juni 2020, über 60 Prozent der stationären<br />
Blitzer seien deshalb außer Betrieb. Die „neue“ Säule in Fennpfuhl<br />
stand bis zum Sommer in Oberschöneweide, wo sie gezielt demoliert<br />
worden war. Dem Land entstehen so Schäden von bis zu 250.000<br />
Euro pro Gerät, zuzüglich ausbleibender Bußgelder. <br />
ar<br />
WUNDER VON MARZAHN<br />
Einen schweren Unfall hat ein 49-jähriger <strong>Taxi</strong>fahrer am<br />
Abend des 9.12. mit unwahrscheinlichem Glück überlebt.<br />
In der Wuhletalstraße wurde sein Mercedes von einem<br />
mit 60 km/h querenden Straßenbahnzug erfasst und zwischen<br />
diesem und einem Mast förmlich in zwei Teile zerquetscht. Da<br />
der Pkw auf Höhe der Rückbank zusammengedrückt wurde, der<br />
Fahrer aber alleine im Fahrzeug saß, überlebte er und kam mit<br />
Rippenverletzungen ins Krankenhaus.<br />
Später kursierte ein Handyvideo, in dem seine Tochter nach<br />
Fassung ringend die gehässigen und teils menschenverachtenden<br />
Kommentare in sozialen Medien beklagt und an die Menschlichkeit<br />
appelliert: „Ich hab‘ so viele Kommentare gelesen: ‚... definitiv<br />
verdient, dass er verunfallt ist’ oder ‚safe, er war Türke’...? Ihr wisst<br />
nicht mal, was da vorgefallen ist. Woher wollt ihr überhaupt wissen,<br />
dass der <strong>Taxi</strong>fahrer Schuld hatte? Und wie kann man einem Menschen,<br />
den man nicht kennt, den Tod wünschen? In was für einer<br />
Welt leben wir?“ <br />
ar<br />
Michael Donth, CDU-Verkehrsexperte<br />
KEINE FACHKUNDE FÜR<br />
MIETWAGENFAHRER<br />
Die Bundesregierung hat die geplante<br />
Novelle des Personenbeförderungsgesetzes<br />
(PBefG) in den Bundestag eingebracht.<br />
Als Hauptpunkt gilt die Einführung<br />
zweier weiterer Beförderungsarten. Als<br />
neue Form des Linienverkehrs innerhalb<br />
des ÖPNV soll ein sog. Linienbedarfsverkehr<br />
eingeführt werden, und als ebenfalls<br />
neue Form des Gelegenheitsverkehrs<br />
außerhalb des ÖPNV der sogenannte<br />
gebündelte Bedarfsverkehr. Zudem sollen<br />
einzelne Regelungen zum <strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagenverkehr angepasst werden.<br />
Den Kommunen sollen umfassende Steuerungsmöglichkeiten<br />
eingeräumt werden.<br />
Der 45-seitige Entwurf beinhaltet Änderungen<br />
in vereinzelten Bestimmungen<br />
des Gesetzes zur Regionalisierung des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs, des<br />
Straßenverkehrsgesetzes, der Fahrerlaubnisverordnung<br />
und der BOKraft, außerdem<br />
eine Änderung der Fahrerlaubnisverordnung.<br />
Anstelle der Ortskundeprüfung<br />
sollen <strong>Taxi</strong>fahrer künftig eine Fachkunde<br />
nachweisen.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe fordert dies auch für die<br />
Mietwagenfahrer. Dafür sieht die CDU keinen<br />
Spielraum. Wie Findungskommissionsmitglied<br />
Michael Donth kürzlich äußerte,<br />
müsse die geforderte Gleichbehandlung<br />
zwischen <strong>Taxi</strong>s und Mietwagen globaler<br />
betrachtet werden. Daseinsvorsorge habe<br />
ihren (höheren Fahr-)Preis, der durch die<br />
vergünstigte Mehrwertsteuer ausgeglichen<br />
werde, nur das <strong>Taxi</strong> dürfe weiterhin Winker<br />
aufnehmen und Uber dürfe weiterhin<br />
keine Privatpersonen als Fahrer einsetzen.<br />
Mehr Zugeständnisse seien nicht geplant.<br />
Bis zum Inkrafttreten Novelle muss der<br />
Entwurf im Bundestag drei Lesungen, eine<br />
Expertenanhörung und eine Abstimmung<br />
durchlaufen, bevor der Bundesrat sich<br />
damit befasst und am Ende der Bundespräsident<br />
unterzeichnet. <br />
jh/ar<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
9
GEWERBE<br />
GUT ORGANISIERT, ABER<br />
KAUM BERLINER TAXEN<br />
Das <strong>Taxi</strong>-Leitsystem am Flughafen BER ist ausgeklügelt, doch betreffs<br />
Ladeerlaubnis ist für <strong>Berlin</strong>er Taxen noch nicht einmal der vereinbarte,<br />
unbefriedigende Kompromiss erreicht worden. Eine Vor-Ort-Reportage<br />
Gelacht wird über den einstigen<br />
Pannenflughafen kaum noch.<br />
Bei der Anfahrt von Westen<br />
aus sieht man Reihen von abgestellten<br />
Passagiermaschinen, wie zum Verkauf<br />
drapiert. In Schönefeld ist – den Corona-<br />
Umständen entsprechend – Normalität<br />
eingezogen: wenig Passagieraufkommen,<br />
wenig Gedränge, wenig Taxen, vor allem<br />
ist auf den ersten Blick keins mit <strong>Berlin</strong>er<br />
Kennzeichen auf dem schwach gefüllten<br />
<strong>Taxi</strong>speicher T1 zu sehen an diesem regnerischen<br />
Vormittag Ende Dezember, wenige<br />
Tage, bevor das <strong>Berlin</strong>er Verwaltungsgericht<br />
das Verfahren, nach dem in <strong>Berlin</strong><br />
die 300 ladeberechtigten Taxen ausgelost<br />
wurden, für nichtig erklären wird. Warum<br />
schon davor kaum ein <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong> vor Ort<br />
ist, erzählt ein Fahrer mit LDS-Nummernschild:<br />
Die meisten <strong>Berlin</strong>er Kollegen haben<br />
ja keinen LDS-<strong>Taxi</strong>schein, und wenn einer<br />
es dennoch wage, herzukommen, würden<br />
die ortsansässigen Fahrer sofort die Polizei<br />
rufen, damit er einen Punkt in Flensburg<br />
bekomme und ein Bußgeld zahlen müsse.<br />
Er selbst stehe seit fünf bis sechs Stunden<br />
dort, aber woanders sei ja ebenso wenig los.<br />
Auf dem Speicher ist Platz für 550 Taxen.<br />
Der benachbarte Erweiterungsparkplatz<br />
mit 300 Plätzen ist mangels Bedarf noch<br />
nicht geöffnet. Auch der Imbiss ist an<br />
diesem Morgen um kurz nach zehn noch<br />
geschlossen.<br />
TAXI-TIMES-REDAKTEUR ERNEUT IM RADIO<br />
Die unendliche Geschichte des Laderechts<br />
für <strong>Berlin</strong>er Taxen am BER war werbes, deutsche Flughäfen und ihre<br />
Corona-Krise aus Sicht des <strong>Taxi</strong>ge-<br />
auch Thema der Radiosendung „Hier Pflichtfahrgebiete und die <strong>Berlin</strong>er<br />
spricht <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>“ am 7. Januar, die Verkehrspolitik, wobei die Verkehrssenatorin,<br />
die Opposition und zwei<br />
zum vierten Mal von Redakteur Axel<br />
Rühle Podcast-ähnlich produziert hochrangige <strong>Berlin</strong>er Gewerbevertreter<br />
zu Wort kommen.<br />
worden war.<br />
Den Sendeplatz hatte bis zum Herbst Zum Nachhören der Sendung bitte auf<br />
Rumen Milkow belegt. In der einstündigen<br />
Sendung ging es um die begriff „Sendeplatz“<br />
taxi-times.com oben rechts den Such-<br />
eingeben.<br />
ERWARTETE AUSLASTUNG<br />
NOCH NICHT ERREICHT<br />
Mario Scobel, der örtliche Service Manager<br />
Infrastructure von Apcoa, parkt mit seinem<br />
weißen Kombi auf dem <strong>Taxi</strong>speicher<br />
und steigt mit einem Mitarbeiter aus. Er hat<br />
beneidenswerterweise Gewalt über sämtliche<br />
Schranken der <strong>Taxi</strong>-Infrastruktur am<br />
Flughafen. Dieser besteht derzeit aus den<br />
zwei Terminals 1 und 5, und letzteres –<br />
der alte SXF-Bau – wird am 23.2. wegen<br />
geringer Auslastung vorerst geschlossen.<br />
Terminal 1 ist geräumig und angenehm<br />
mit viel Holz gestaltet. Nur die überall flackernde<br />
Mercedes-Reklame ist etwas viel<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
10 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
GEWERBE<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Ausfahrt des <strong>Taxi</strong>speichers T1: Die Display-Anzeige „T1N“<br />
leitet den Fahrer zu Terminal 1, nördliche Ladeleiste. Das<br />
zeigt ihm auch die App an.<br />
des Guten. Die Wege für Passagiere sind<br />
wie befürchtet lang und zudem schlecht<br />
beschildert. Terminal 2 ist betriebsbereit,<br />
aber coronabedingt noch geschlossen und<br />
laut „Morgenpost“ eine „eilig aus dem<br />
Boden gestampfte Abfertigungshalle in<br />
Industriebauweise“, also die Reinkarnation<br />
von Terminal C in Tegel, und soll voraussichtlich<br />
noch <strong>2021</strong> eröffnet werden, sobald<br />
die Passagierzahlen sich vom Corona-Virus<br />
erholt haben. Die Terminals 3 und 4 sind<br />
seit Baubeginn vor 14 ½ Jahren noch nicht<br />
über die Planungsphase hinaus.<br />
Mario Scobel organisiert in Schönefeld die<br />
<strong>Taxi</strong>-Infrastruktur<br />
Herr Scobel, der nicht zitiert werden<br />
möchte, da offizielle Erklärungen dem<br />
Pressesprecher vorbehalten seien, erklärt<br />
freundlich und routiniert die Entstehung<br />
des Parkplatz- und <strong>Taxi</strong>-Schrankensystems:<br />
Am Flughafen Stockholm-Arlanda<br />
war es häufiger zu Streits zwischen wartenden<br />
<strong>Taxi</strong>fahrern über die Rangfolge<br />
gekommen. Nachdem eine Eskalation ein<br />
Todesopfer gefordert hatte, wurde die<br />
Parkhaus-Bewirtschaftungsfirma Airport<br />
Parking Corporation of America (Apcoa)<br />
beauftragt, ein faires Ordnungssystem aufzubauen.<br />
Das geschah anfangs mit gezogenen<br />
Wartenummern wie in einer Behörde,<br />
wurde für weitere europäische Flughäfen<br />
übernommen und bis zum heutigen,<br />
modernen System weiterentwickelt,<br />
das mit österreichischen<br />
Erfassungsgeräten aus<br />
der Maut-Technik arbeitet.<br />
Der erforderliche Transponder<br />
für ein berechtigtes <strong>Taxi</strong><br />
kostet das Unternehmen einmalig<br />
50 Euro. Wer mit dem<br />
<strong>Taxi</strong> die Einfahrtschranke<br />
zum Speicher passiert,<br />
bekommt eine elektronische<br />
Warteposition zugewiesen.<br />
Eine kostenlose App zeigt ihm<br />
ständig den Fortschritt an.<br />
Während des Wartens kann<br />
er den Speicher einmalig für maximal 45<br />
Minuten verlassen und die Zeit zum Essen,<br />
Autowaschen, Tanken usw. nutzen. Kommt<br />
er zu spät zurück, so verfällt seine Position.<br />
WARTEZEIT KANN<br />
GENUTZT WERDEN<br />
Scobel erzählt, das System führe zu<br />
größtmöglicher Gerechtigkeit zwischen<br />
den Fahrern, weshalb Streits hier praktisch<br />
nicht vorkämen. Zudem übe Apcoa für die<br />
Flughafengesellschaft im <strong>Taxi</strong>bereich das<br />
Hausrecht gegenüber den Fahrern aus, und<br />
die Möglichkeit, nötigenfalls Sanktionen<br />
auszusprechen, mache auch die schwierigsten<br />
Fahrer zu freundlichen Kooperationspartnern.<br />
Wer mit dem Vorrücken<br />
zum Terminal an der Reihe ist, bekommt<br />
ein Signal von der App. Wird ein besonderes<br />
Fahrzeug, etwa ein Großraum- oder<br />
Inklusionstaxi, angefordert, erscheint die<br />
Wartenummer auf den großen Anzeigetafeln<br />
in einer anderen Farbe, damit niemand<br />
sich wundert. Da auch ein Nickerchen im<br />
Auto legitim ist, lässt sich ein lauter Weckton<br />
einstellen. Der Fahrer hat dann fünf<br />
Minuten, um die Ausfahrtschranke zu<br />
passieren, anderenfalls beginnt das Warten<br />
von vorn. Das System weist ihm eine<br />
der beiden Ladeleisten zu. Am Terminal 1<br />
gibt es auf der unteren Ebene, wo gelandete<br />
Passagiere aus dem Gebäude kommen,<br />
eine Nord- und eine Süd-Ladeleiste für je<br />
25 Taxen. Wegen der schwachen Auslastung<br />
wird derzeit meist nur die nördliche<br />
genutzt. Terminal 2 wird keine eigene Vorfahrt<br />
haben.<br />
EIN HALTEPLATZ,<br />
DER OHNE SCHILDER AUSKOMMT<br />
Das Apcoa-System ist ausgeklügelt und<br />
beinhaltet ausreichend Service-Personal.<br />
Bei Hochbetrieb könnten laut Scobel zwei<br />
Mann an jeder Ladeleiste stehen. Das kostet<br />
Geld und lässt die Durchfahrtgebühr von<br />
1,40 Euro netto moderat erscheinen. <strong>Taxi</strong>-<br />
Halteplatzschilder gibt es hier nicht. Die<br />
Schranken lassen nur Berechtigte durch,<br />
und wer über die Hauptzufahrt kommt,<br />
VERGABEVERFAHREN<br />
GEKIPPT<br />
Der <strong>Berlin</strong>er Senat muss die Vergabe<br />
der 300 Ladeberechtigungen<br />
für <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>unternehmer neu<br />
regeln. Das <strong>Berlin</strong>er Verwaltungsgericht<br />
hat am 28. Dezember in<br />
einer Eilentscheidung das von<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
durchgeführte Verfahren als<br />
„grob rechtswidrig“ erklärt. Die<br />
Allgemeinverfügung enthalte<br />
Widersprüche, da sie mit der Inbetriebnahme<br />
des Flughafens in Kraft<br />
trat, jedoch ein Zulassungsverfahren<br />
regele, das bereits bis zum 12.<br />
Oktober 2020 abgeschlossen sein<br />
sollte, und rückwirkend ist so etwas<br />
nicht möglich.<br />
Gegen das Verfahren, die ladeberechtigten<br />
<strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>s per<br />
Losentscheid zu ermitteln, hatte<br />
ein <strong>Taxi</strong>unternehmer aus <strong>Berlin</strong><br />
geklagt. Er wollte eine neue Auslosung<br />
erreichen, da viele Unternehmen<br />
von der Verlosung zu spät<br />
erfahren hatten. Die Allgemeinverfügung<br />
war erst am 9.10. im Amtsblatt<br />
von <strong>Berlin</strong> offiziell verkündet<br />
worden, und die Bewerbungsfrist<br />
für das Losverfahren endete bereits<br />
am 12.10. Den Antrag des Unternehmers<br />
lehnte das Gericht zwar ab,<br />
doch kassierte es gleichzeitig die<br />
gesamte <strong>Berlin</strong>-interne Regelung.<br />
Die Vereinbarung zwischen<br />
<strong>Berlin</strong> und dem Landkreis Dahme-<br />
Spreewald ist von dem Urteil<br />
nicht betroffen. Noch ist gegen<br />
den Gerichtsbeschluss (VG 11 L<br />
384/20), mit dem das Gericht den<br />
Senat gleichzeitig auffordert, „das<br />
gesamte Zulassungsverfahren neu<br />
zu regeln“, Beschwerde möglich.<br />
Die Verkehrssenatorin hält die Neuregelung<br />
für sämtliche 300 Berechtigungen<br />
für nicht notwendig.<br />
kann sich gar nicht in den <strong>Taxi</strong>bereich<br />
verirren.<br />
An diesem Tag steht nur ein Mitarbeiter<br />
in gelber Weste an der Nord-Ladeleiste.<br />
Hier stehen auch zwei Taxen mit <strong>Berlin</strong>er<br />
Kennzeichen in der Schlange, ein Elektro-<br />
Toyota und ein Mercedes. Der Toyota-Fahrer<br />
erzählt, er habe vor zehn Jahren den<br />
<strong>Berlin</strong>er und später den LDS-<strong>Taxi</strong>schein<br />
gemacht und gehöre somit zu den ganz<br />
wenigen, die hier laden dürfen. Nicht ohne<br />
Stolz zeigt er seinen gelben Schein mit LDS-<br />
Eintrag und LABO-Stempel. Die Fahrer hier<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
11
GEWERBE<br />
Terminal 1 ist angenehm mit viel Holz<br />
gestaltet.<br />
kennen sich untereinander größtenteils.<br />
Anfangs sei er skeptisch beäugt worden,<br />
erzählt er schmunzelnd, bevor er wieder<br />
einsteigt und lautlos vorrückt. Alle paar<br />
Minuten steigt hier doch jemand ein, oft<br />
mit einem Berg Gepäck. Im Keller ist zwar<br />
ein Bahnhof mit sechs Gleisen und guten<br />
Anschlüssen, aber bei der Planung sind die<br />
Rolltreppen nach unten eingespart worden.<br />
Die <strong>Taxi</strong>-Ladeleisten sind geräumig und<br />
auskömmlich und erscheinen gut geplant.<br />
Scobel erzählt, auf die Vorfahrten direkt<br />
vor den Ausgangstüren sei die Bundespolizei<br />
scharf gewesen, doch sei die Flughafengesellschaft<br />
seiner Empfehlung gefolgt,<br />
dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe sie bekommt. Und<br />
Uber? Für Mietwagen ist hier nirgends<br />
Platz vorgesehen. Manche Uber-Fahrer<br />
hätten anfangs auf den Kurzzeit-Parkplätzen<br />
gestanden, seien es aber schnell leid<br />
gewesen, alle zehn Minuten eine Runde<br />
fahren zu müssen (die hier deutlich größer<br />
ist als in Tegel).<br />
Auch für die Bewirtschaftung der<br />
Kurzparkzonen ist Apcoa verantwortlich.<br />
Zehnminütiges Parken bei einer Abholung<br />
ist kostenlos. Da vorbestellte Taxen hier<br />
keine Vorteile gegenüber privaten Abholern<br />
haben, kann ein Auftrag mit Warten und<br />
Suchen der Fahrgäste teuer werden. Die<br />
unverschämten Preise, die nach der zehnten<br />
Minute anfallen, will Scobel nicht kommentieren,<br />
gibt aber zu bedenken, dass am<br />
Flughafen einer Millionenstadt der Ablauf<br />
zügig erfolgen muss.<br />
Vorgegeben wurden die Preise von der<br />
Flughafengesellschaft. Die Regelung mit je<br />
300 Taxen aus <strong>Berlin</strong> und dem Landkreis<br />
Dahme-Spreewald (LDS), die in <strong>Berlin</strong> auf<br />
wenig Gegenliebe stieß, ist noch nicht<br />
effektiv wirksam. Während das LABO<br />
in <strong>Berlin</strong> die Umsetzung schnell ermöglichte<br />
und die Berechtigungen schneller<br />
verloste, als viele Unternehmer es mitbekamen,<br />
verlangt das Landratsamt auf<br />
der brandenburgischen Seite bis heute die<br />
volle Ortskunde-Prüfung für das gesamte<br />
LDS-Gebiet für <strong>Berlin</strong>er Fahrer. Bis Redaktionsschluss<br />
hatte das Landratsamt mit<br />
Außenstelle in Königs Wusterhausen keine<br />
Erweiterungsprüfung für BER-berechtigte<br />
<strong>Berlin</strong>er Fahrer eingeführt. Je länger fast<br />
nur LDS-<strong>Taxi</strong>fahrer am Flughafen laden<br />
dürfen, desto lukrativer für den Landkreis.<br />
Der Ärger darüber dürfte Landrat Stephan<br />
Loge wenig jucken, denn den bekommen<br />
eher Verkehrssenatorin Günther und<br />
Staatssekretär Streese ab. <br />
ar<br />
Wer sich nach dem Landen in Richtung<br />
<strong>Taxi</strong>halteplatz leiten lässt, trifft automatisch<br />
auf das erste wartende <strong>Taxi</strong>.<br />
Der Transponder kostet 50 Euro. Die TXL-<br />
Transponder sind nicht BER-kompatibel.<br />
Heiß begehrt: die<br />
Berechtigungsplakette<br />
für den BER<br />
<strong>Taxi</strong>schein mit LDS-<br />
Eintrag: bisher nur<br />
wenige Berechtigte<br />
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN<br />
Bitte QR-Codes scannen:<br />
Infobroschüre mit exakter Erläuterung<br />
des <strong>Taxi</strong>-Management-<br />
Systems am BER<br />
Info-Seite der Firma Apcoa mit<br />
Werbevideo zum <strong>Taxi</strong>-Management<br />
am Flughafen<br />
<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung<br />
zu Rechten und<br />
Pflichten am BER<br />
<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung mit<br />
Beschreibung der BER-Anfahrt<br />
einschließlich Video<br />
Skizze mit dem Pflichtfahrgebiet für<br />
den Flughafen (mit Gemeinden und<br />
Ortsteilen in Brandenburg)<br />
<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung: Lade- und<br />
Aufstellrecht am Flughafen – <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>verbände kritisieren BER-Vereinbarung<br />
<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung: <strong>Taxi</strong>-<br />
Laderecht am BER sorgt für Diskussion<br />
im <strong>Berlin</strong>er Landesparlament<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
12 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
RECHTSKOLUMNE<br />
SCHEIBENWISCHER<br />
UND TOUCHSCREEN<br />
In dem ein oder anderen neueren Fahrzeugmodell lässt der<br />
Scheibenwischer sich nur noch über einen Touchscreen bedienen.<br />
Dazu muss man den Blick von der Straße abwenden. Ist das zuässig?<br />
FOTOS: stock.adobe.com; Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Widmen wir uns einmal dem<br />
Scheibenwischer und werfen<br />
einen Blick in die Straßenverkehrszulassungsordnung<br />
(StVZO).<br />
Dort steht in § 40 Abs. 2: „Windschutzscheiben<br />
müssen mit selbsttätig wirkenden<br />
Scheibenwischern versehen sein. Der<br />
Wirkungsbereich der Scheibenwischer ist<br />
so zu bemessen, dass ein ausreichendes<br />
Blickfeld für den Führer des Fahrzeugs<br />
geschaffen wird.“<br />
Scheibenwischer werden üblicherweise<br />
mit dem sogenannten Lenkstockschalter<br />
bedient, gut erreichbar neben dem Lenkrad.<br />
Diese analoge Bedienung ist nicht<br />
mehr in allen Fahrzeugen gang und gäbe.<br />
In einigen neueren Autos lassen sich die<br />
Intervalle des Scheibenwischers nur noch<br />
per Touchscreen einstellen. Dazu muss die<br />
Fahrerin oder der Fahrer den Blick von der<br />
Straße abwenden und auf den Bildschirm<br />
blicken. Dies wurde vor einiger Zeit einem<br />
Fahrer zum Verhängnis. Da er sich beim<br />
digitalen Einstellen der Scheibenwischerintervalle<br />
nicht mehr genügend auf die<br />
Straße konzentrierte, kam er von der<br />
Fahrbahn ab, fuhr in eine Böschung und<br />
kollidierte dort mit einem Netzknotenstationierungszeichen<br />
und mehreren Bäumen.<br />
In einem verkehrsordnungsrechtlichen<br />
Verfahren wurde er in letzter Instanz<br />
vom Oberlandesgericht Karlsruhe wegen<br />
eines Verstoßes gegen § 23 Abs. 1a StVO<br />
zu einer Geldbuße von 200 Euro verurteilt.<br />
Außerdem wurde ihm für die Dauer von<br />
einem Monat das Führen von Fahrzeugen<br />
im Straßenverkehr verboten. Das Gericht<br />
wertete den eingebauten Bildschirm als<br />
elektronisches Gerät im Sinne des § 23<br />
Abs. 1a StVO. Ein starkes Stück! Denn<br />
damit bringt das Gericht zum Ausdruck,<br />
dass auch die Bedienung von fest verbauten<br />
Berührungsbildschirmen nur unter<br />
den Voraussetzungen dieser Vorschrift<br />
gestattet ist und es nicht darauf ankommt,<br />
welchen Zweck der Fahrzeugführer mit der<br />
Bedienung verfolgt.<br />
HAUPTSACHE NUR KURZ AUF<br />
DEN BILDSCHIRM BLICKEN<br />
Nun ja, für mich gibt die Vorschrift des<br />
§ 23 Abs. 1a StVO dies nicht her: „Wer ein<br />
Fahrzeug führt, darf ein elektronisches<br />
Gerät, das der Kommunikation, Information<br />
oder Organisation dient oder zu dienen<br />
bestimmt ist, nur benutzen, wenn<br />
– hierfür das Gerät weder aufgenommen<br />
noch gehalten wird und entweder<br />
– nur eine Sprachsteuerung und Vorlesefunktion<br />
genutzt wird oder<br />
– zur Bedienung und Nutzung des Gerätes<br />
nur eine kurze, den Straßen- und Wetterverhältnissen<br />
angepasste Blickzuwendung<br />
zum Gerät bei gleichzeitig entsprechender<br />
Blickabwendung vom Verkehrsgeschehen<br />
erfolgt oder erforderlich ist.“<br />
Da ein fest verbauter<br />
Berührungsbildschirm<br />
weder<br />
in die Hand genommen<br />
noch gehalten<br />
werden kann, sind<br />
meines Erachtens<br />
die Voraussetzungen<br />
für die Anwendung<br />
der Vorschrift<br />
nicht gegeben. Leider<br />
kommt es aber<br />
nicht immer auf<br />
die Rechtsmeinung<br />
des Rechtsanwalts<br />
an. Wir werden<br />
22,90€<br />
uns daher der Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />
beugen müssen. Auch das<br />
Kammergericht <strong>Berlin</strong> hatte zuvor schon<br />
ähnlich entschieden und insbesondere<br />
ausgeführt: „Unerheblich ist hierbei auch,<br />
ob das Navigationsgerät fest im Fahrzeug<br />
verbaut ist. Die Vorschrift unterscheidet<br />
nicht zwischen mobilen und immobilen<br />
elektronischen Geräten“ [Az.: 3 Ws (B)<br />
49/19]. Auch das sehe ich anders. Dem §<br />
23 Abs. 1a StVO ist doch zu entnehmen,<br />
dass ein elektronisches Gerät benutzt werden<br />
darf, wenn hierfür das Gerät weder<br />
aufgenommen noch gehalten wird – was ja<br />
bei einem fest verbauten Gerät gerade nicht<br />
der Fall ist. Es gilt also fort, was uns nach<br />
wie vor gepredigt wird: Nicht zu lange am<br />
Bildschirm hängen!<br />
In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt und<br />
bleiben Sie bitte gesund! <br />
dh<br />
Daniel Herbst ist Verkehrsanwalt mit<br />
Kanzlei in der Nachodstraße 19, 10779 <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel. 21 00 23 40<br />
LERNBUCH UND APP<br />
Spezialatlas zum<br />
<strong>Taxi</strong>schein für <strong>Berlin</strong><br />
Das Standardwerk für P-Schein-Anwärter,<br />
Ausbilder und Prüfer zur Klärung von Fragen<br />
zur Ortskunde in <strong>Berlin</strong><br />
Mehr Infos: www.spezialatlas.de<br />
Die Trainings-App (Android; iOS) zur Vorbereitung auf<br />
die P-Schein-Prüfung für <strong>Taxi</strong>fahrer in <strong>Berlin</strong>.<br />
Neu: mit Prüfungssimulation<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
13
TAXI BERLIN<br />
Derzeitiges Präsidium des Bundesverbandes:<br />
Hermann Waldner und Herwig Kollar<br />
FÜHRUNGSWECHSEL<br />
BEIM BUNDESVERBAND<br />
TAXI UND MIETWAGEN<br />
Seit November 2016 ist Hermann Waldner Vizepräsident des BVTM.<br />
Präsident Müller hat sich mitsamt seinem niedersächsischen<br />
Landesverband verabschiedet.<br />
Hermann Waldner machte sich Ende<br />
2018 für den Umzug des damaligen<br />
BZP von Frankfurt am Main<br />
in die Bundeshauptstadt stark. Kurz darauf<br />
erfolgte die Einstellung und Einarbeitung<br />
des jungen PR-Spezialisten Michael Oppermann.<br />
Im März 2019 bekam der Verband<br />
seinen heutigen Namen: Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen (BVTM).<br />
Im Frühjahr 2019 führte eine Initiative<br />
von Waldner und Rechtsanwalt Herwig Kollar<br />
sowie vielen Landesverbänden und Mitgliedszentralen<br />
zur Forderung nach einer<br />
Mindestvorbestellfrist für Mietwagen, um<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe vor unfairem Wettbewerb<br />
vor Uber, Free Now & Co. zu schützen.<br />
Spätestens seit dem 10. April 2019 kennt<br />
den BVTM auch eine breitere Öffentlichkeit,<br />
denn mit dem bundesweiten Aktionstag<br />
setzte der Verband ein deutliches Zeichen<br />
gegen die Pläne des Bundesverkehrsministers<br />
Scheuer, per Gesetzesnovelle das<br />
kriminelle Treiben von Uber & Co. weitgehend<br />
zu legalisieren.<br />
DER UNTERSCHIED ZWISCHEN<br />
STADT UND FLÄCHENLAND<br />
Im November 2019 übernahm Michael<br />
Oppermann die Geschäftsführung. Gleichzeitig<br />
kam Kollar in das Präsidium des<br />
Bundesverbands. Der damalige Präsident,<br />
Michael Müller, zugleich Vorsitzender der<br />
Fachvereinigung <strong>Taxi</strong> und Mietwagen im<br />
Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen<br />
(GVN), erklärte 2020 für seinen<br />
Verband gemeinsam mit drei weiteren<br />
Landesverbänden den Austritt aus dem<br />
Bundesverband zum Jahresende. Sein<br />
Rücktritt als Präsident am 3.12. war somit<br />
keine Überraschung.<br />
Welche Hintergründe hat es, dass einige<br />
Landesverbände sich abspalten? Die Forderung<br />
nach einer Mindestvorbestellfrist für<br />
Mietwagen wurde von den Austrittskandidaten<br />
abgelehnt. Bei der Frage der Existenzsicherung<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes konnte es<br />
nach Waldners Ansicht jedoch keine weichen<br />
Kompromisse geben. Die Landesverbände<br />
vertreten – gerade in Bundesländern<br />
mit großen ländlichen Regionen – auch die<br />
Interessen zahlreicher Mietwagenbetriebe,<br />
deren Ablehnung einer Mindestbestellfrist<br />
die Argumentation der Mehrheit der Mitgliedsverbände<br />
im BVTM abgeschwächt<br />
hätte.<br />
Gemeinsam mit Geschäftsführer Oppermann<br />
leiten jetzt Waldner und Kollar den<br />
BVTM. Ein neuer Präsident soll gewählt<br />
werden, sobald die Corona-Bedingungen<br />
eine Wahl ermöglichen.<br />
FOTOS: BVTM, Jens Schmiljun, Axel Rühle<br />
14 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
TAXI BERLIN<br />
Frederik Wilhelmsmeyer<br />
Mesut B. erhielt 5.000 Euro von der <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland.<br />
TAXISTIFTUNG HILFT<br />
Mit einem knüppelähnlichen<br />
Gegenstand wurde am Abend<br />
des 14.1<strong>1.</strong> Mesut B. in der Seydlitzstraße<br />
in Moabit auf den Kopf geschlagen,<br />
als er in sein <strong>Taxi</strong> gestiegen war. Als<br />
er heftige Gegenwehr durch Tritte leistete<br />
und versuchte, zu fliehen, zog der Täter ein<br />
Messer und stach mehrmals auf den zweifachen<br />
Familienvater ein. Als Zeugen dem<br />
lebensgefährlich Verletzten zu Hilfe eilten,<br />
flüchtete der Täter ohne Beute.<br />
Als <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Chef Hermann Waldner<br />
von der Tat erfuhr, regte er Hilfe durch<br />
die <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland an. Unter<br />
Mitwirkung von <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Redakteur<br />
„Simi“ und dem stellvertretenden BVTM-<br />
Geschäftsführer Frederik Wilhelmsmeyer<br />
wurde für den Kollegen, der noch im künstlichen<br />
Koma lag und wegen der Corona-<br />
Regeln nicht einmal von seinen Angehörigen<br />
besucht werden durfte, ein Antrag auf<br />
Hilfszahlung gestellt.<br />
Die <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland ist dem<br />
Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
(BVTM) angegliedert. Die gemeinnützige,<br />
spendenfinanzierte Stiftung befasst sich<br />
mit Sicherheit im <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverkehr.<br />
Im traurigen Rekordjahr 1995 verzeichnete<br />
sie bundesweit zehn Tote und 337<br />
Verletzte durch Überfälle. Sie unterstützt<br />
Hinterbliebene und in Ausnahmefällen<br />
auch überlebende Verbrechensopfer finanziell.<br />
Die Stiftung setzt sich für Sicherheitsvorkehrungen<br />
in Taxen ein und verweist<br />
exemplarisch auf die Bremer <strong>Taxi</strong>flotte, wo<br />
die fast flächendeckende Einführung von<br />
Überfallschutzkameras 2008 die Anzahl<br />
der Überfälle fast auf null und die Aufklärungsquote<br />
auf annähernd 100 Prozent<br />
brachte.<br />
Kurz vor Weihnachten überreichte<br />
Hermann Waldner für die <strong>Taxi</strong>stiftung<br />
Deutschland, zu deren Vorstand er gehört,<br />
Schecks mit Hilfszahlungen an zwei <strong>Taxi</strong>kollegen.<br />
Mesut B., der das Krankenhaus<br />
inzwischen hatte verlassen können, bekam<br />
eine Hilfe in Höhe von 5.000 Euro zur Überbrückung<br />
seiner Arbeitsunfähigkeit nach<br />
der Messerattacke. Ein anderer Kollege,<br />
der bei einem Messerangriff erhebliche<br />
Schnittverletzungen an der Hand erlitten<br />
hatte, erhielt <strong>1.</strong>500 Euro. Das Geld wurde<br />
im Rahmen einer kleinen Zeremonie im<br />
<strong>Taxi</strong>-Zentrum in der Persiusstraße überreicht.<br />
Anschließend fand man sich zum<br />
Fototermin vor dem Kundencenter zusammen.<br />
<br />
ar<br />
TAXI BERLIN TZB GMBH<br />
Persiusstraße 7, 10245 <strong>Berlin</strong><br />
Telefon: +49 (0)30 / 690 27 20<br />
Telefax: +49 (0)30 / 690 27 19<br />
E-Mail: info@taxi-berlin.de<br />
www.taxi-berlin.de<br />
FOTOS: Wilfried Hochfeld, Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Warum sind die „Konkurrenten“ <strong>Taxi</strong> und<br />
Mietwagen überhaupt im selben Verband<br />
organisiert? Das liegt daran, dass die beiden<br />
Branchen auf dem Land keine Konkurrenten<br />
sind, sondern sich häufig ergänzen<br />
und manchmal vom selben Unternehmen<br />
betrieben werden. In sehr kleinen Gemeinden<br />
sind zum Teil nur Mischkonzessionen<br />
lukrativ, also <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
in einen Fahrzeug, was in größeren<br />
Gemeinden nicht zulässig ist.<br />
Nur in Großstädten, wo Milliardenkonzerne<br />
wie Uber und Free Now dem <strong>Taxi</strong> das<br />
Geschäft abgraben, wird der Mietwagen<br />
als bedrohliche Konkurrenz wahrgenommen.<br />
In <strong>Berlin</strong> kämpft das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
inzwischen gegen bald 5.000 Mietwagen,<br />
die zum großen Teil für Uber und/oder Fee<br />
Now arbeiten. Darunter leiden auch seriöse<br />
Mietwagenanbieter.<br />
Seit dem Austritt der drei Landesverbände<br />
und Müllers Rücktritt als Präsident kann<br />
der Bundesverband entschiedener die Forderung<br />
nach einer Mindestbestellfrist für<br />
Mietwagen vertreten. Kurz nach Müllers<br />
Rücktrittserklärung wurde bekannt, dass<br />
er und weitere Vertreter der austretenden<br />
Verbände bereits an der Gründung eines<br />
Konkurrenz-Verbandes arbeiteten, und<br />
das, während er noch amtierender Präsident<br />
und die Landesverbände Mitglieder<br />
waren. Über dieses Verhalten sind im deutschen<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe viele bitter enttäuscht.<br />
„Eine solche Spaltung erscheint in existenziell<br />
schweren Zeiten so unpassend wie selten<br />
zuvor“, so Hermann Waldner.<br />
Mit Waldner und Kollar im Präsidium<br />
will der BVTM auch künftig die starke<br />
Interessenvertretung des deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
bleiben. <br />
ar<br />
Das Kundencenter ist derzeit coronabedingt<br />
geschlossen. Verbrauchsmaterialien<br />
wie Quittungen etc. sind<br />
im Technikcenter Mo-Fr 8-16 Uhr und<br />
in der Außenstelle Ruhleben (Freiheit<br />
22, Mo-Fr 9-18 Uhr) erhältlich.<br />
Fahrer- und Unternehmerbetreuung:<br />
Tel. 20 20 21-130<br />
Geschäftsführer: Hermann Waldner<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Hermann Waldner<br />
Redaktion: Axel Rühle (ar)<br />
Pressekontakt: presse@taxi-berlin.de<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
15
WETTBEWERB<br />
<strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Chef Hermann Waldner und BVG-Chefin Eva Kreienkamp beim Fototermin anlässlich der Jelbi-Kooperation –<br />
mit Sicherheitsabstand bei spätherbstlichem Wetter<br />
TAXI BERLIN UND „JELBI“<br />
Ein <strong>Taxi</strong> kann man in <strong>Berlin</strong> auf viele Arten bestellen. Im Dezember ist<br />
mit der BVG-App „Jelbi“ eine weitere Möglichkeit hinzugekommen. Für<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und die BVG ist die Partnerschaft ein Meilenstein.<br />
Das Zauberwort auf dem Verkehrsmarkt<br />
der Zukunft heißt Beförderungsketten.<br />
Wer Beförderungsketten<br />
anbietet, also die Möglichkeit,<br />
eine Fahrt oder Reise von A nach B, die<br />
verschiedene Verkehrsmittel beinhaltet,<br />
bequem und einfach zu buchen, hat künftig<br />
gute Karten. Wer sich als Anbieter<br />
eines Verkehrsmittel zu einem Teil von<br />
Beförderungsketten macht, profitiert von<br />
dieser Nachfrage. Je mehr Arten der Bestellung<br />
ein Anbieter bietet, desto größer seine<br />
Chancen, in Beförderungsketten eingebunden<br />
zu werden.<br />
Wer in <strong>Berlin</strong> ein <strong>Taxi</strong> nutzen möchte, hat<br />
viele Möglichkeiten, und das rund um die<br />
Uhr: auf der Straße winken, am Halteplatz<br />
einsteigen, bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> anrufen, sich an<br />
der Hotelrezeption eins bestellen lassen,<br />
oder selbst per Fingerklick bestellen: mit<br />
einer der Smartphone-Apps <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>,<br />
<strong>Taxi</strong> Deutschland, taxi.eu, Sixt – oder seit<br />
dem 9. Dezember, 16 Uhr, auch „Jelbi“, einer<br />
App, die die <strong>Berlin</strong>er Verkehrsbetriebe<br />
(BVG) erst letztes Jahr ins Leben gerufen<br />
hatten. Der Name leitet sich aus dem alten<br />
Spitznamen der doppelstöckigen <strong>Berlin</strong>er<br />
Busse her, der „großen Gelben“, wobei die<br />
alten West-<strong>Berlin</strong>er BVG-Busse bis in die<br />
Neunzigerjahre hinein im Unterschied zu<br />
heute gar nicht richtig „jelb“ waren, sondern<br />
eher einen hellen Ocker-Beigeton hatten<br />
– „Dunkelelfenbein“ könnte man sagen.<br />
Hermann Waldner, Geschäftsführer<br />
von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und als Vizepräsident des<br />
Bundesverbandes <strong>Taxi</strong> und Mietwagen e.<br />
V. um eine Einbindung des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
in möglichst weltweite Beförderungsketten<br />
bemüht, zeigte sich über die neue Kooperation<br />
höchst zufrieden: „Das <strong>Taxi</strong> gehört<br />
zu Jelbi, denn: Es ist ein öffentliches Verkehrsmittel<br />
und hat wie Bus und Bahn<br />
eine Beförderungs- und Tarifpflicht, das<br />
FOTO: Andreas Süß / BVG<br />
16 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
WETTBEWERB<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
macht seine Verlässlichkeit aus. Digital und<br />
bargeldlos kann das <strong>Taxi</strong> übrigens schon<br />
lange, aber nicht nur das: Bei allen Fragen<br />
ist <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> auch telefonisch rund<br />
um die Uhr für alle erreichbar – das bietet<br />
nicht jeder. Mit dieser zukunftsweisenden<br />
Kooperation machen die BVG und <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Berlin</strong> die Stadt<br />
wieder ein Stück<br />
mobiler.“<br />
Auch die BVG-<br />
Vorstandsvorsitzende<br />
Eva Kreienkamp<br />
ist „sehr<br />
zufrieden und ein<br />
bisschen stolz“<br />
darauf, „wie sich<br />
unsere Mobilitäts-<br />
App seit dem Start<br />
im vergangenen Jahr entwickelt hat. Mit<br />
den <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>s haben wir nun einen<br />
Partner an Bord, der ebenso zu unserer<br />
Stadt gehört und in ihr verwurzelt ist wie<br />
die BVG. Jetzt können wir endgültig mit<br />
Fug und Recht sagen: Jelbi bietet alle Alternativen,<br />
die es in <strong>Berlin</strong> zum eigenen Auto<br />
gibt.“ In einer Presseerklärung der BVG<br />
hieß es am 10. Dezember: „Mit der Einbindung<br />
von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, einer der innovativsten<br />
<strong>Taxi</strong>vermittlungen Europas, ist<br />
ein weiterer Meilenstein geschafft, um die<br />
urbane Mobilität von morgen schon heute<br />
zu erleben und mitzugestalten.“<br />
TAXI UND BVG KOOPERIEREN<br />
SEIT 49 JAHREN<br />
Die Kooperation zwischen der BVG und<br />
dem <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe hat eine lange<br />
Tradition: Schon seit 1972 nimmt die BVG<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe für den Einsatz schwach<br />
frequentierter Nachtbuslinien in Anspruch.<br />
Das geschah in den ersten Jahren mit normalen<br />
fünsitzigen Taxen, später kamen<br />
Kleinbusse dazu, etwa 13-Sitzer, die auf<br />
heutigen Nachtbuslinien oder als „Berlkönig<br />
BC“ zwischen Rudow und Schulzendorf<br />
(LDS) unterwegs sind. Im September 2010<br />
unterzeichneten <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und die BVG<br />
eine Vereinbarung über Schienenersatzverkehr<br />
bei U-Bahn-Ausfällen. Seitdem<br />
müssen BVG-Fahrgäste bei plötzlichem<br />
Ausfall einer U-Bahn-Linie nicht mehr eine<br />
Stunde oder länger warten, bis die BVG<br />
ersatzweise Busse<br />
aktiviert und aus<br />
«Telefonische<br />
Erreichbarkeit rund um<br />
die Uhr – das bietet<br />
nicht jeder.»<br />
Hermann Waldner<br />
ihren Betriebshöfen<br />
an den Ort<br />
des Geschehens<br />
geschickt hat,<br />
sondern es werden<br />
innerhalb<br />
von Minuten Großraumtaxis<br />
über<br />
die <strong>Berlin</strong>er Funkzentrale<br />
angefordert,<br />
die den Fahrgastandrang bis zum<br />
Eintreffen der „großen Gelben“ abfangen.<br />
„<strong>Berlin</strong> hat sicher die größte Vielfalt<br />
an innovativen und umweltfreundlichen<br />
Mobilitätsanbietern in Deutschland“, sagte<br />
2019 die damalige Vorstandsvorsitzende<br />
der BVG, Dr. Sigrid Nikutta. Heute beinhaltet<br />
das Buchungsspektrum der „Jelbi“-App<br />
U-Bahn, S-Bahn, Regionalbahn, Bus, BVG-<br />
Fähre, Ridesharing (Berlkönig), Carsharing<br />
(Miles, Flinkster, Mobileeee, Cambio,<br />
Greenwheels), E-Moped-Sharing (Tier und<br />
Emmy), Bikesharing (Nextbike), Tretroller-<br />
Sharing (Tier und Voi) und nun auch das<br />
<strong>Taxi</strong> (<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> 202020).<br />
Manch einer mag die neu-entdeckte<br />
Liebe der BVG zum <strong>Taxi</strong> noch nicht so<br />
recht glauben. Als <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> die „Jelbi“-<br />
Kooperation zwischen <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und der<br />
BVG am 10.12. online meldete, kommentierte<br />
ein Leser: „Wozu das denn? Die BVG<br />
hat doch ihren Berlkönig, der durch unsere<br />
Steuergelder lebt! Taxen will die doch gar<br />
nicht.“ Das Misstrauen dürfte weniger<br />
dem <strong>Berlin</strong>er Landesbetrieb BVG gelten<br />
als vielmehr ihrem Kooperationspartner<br />
ViaVan, dessen Mutterkonzern Daimler<br />
Jelbi-Hub an der Gitschiner Straße<br />
nicht nur viel Kapital, sondern vor allem<br />
profithungrige Aktionäre im Hintergrund<br />
hat, und der mit dem massenhaften Abzug<br />
der Kundschaft vom <strong>Taxi</strong>gewerbe hin zu<br />
den konzerneigenen Mietwagen der Marke<br />
Free Now gezeigt hat, dass bei Geld auch<br />
eine traditionsreiche und lange gepflegte<br />
Freundschaft aufhört.<br />
Über die unselige Kooperation des Landes<br />
mit dem Milliardenkonzern ist auch<br />
die <strong>Berlin</strong>er Politik keineswegs durchweg<br />
glücklich. Schon in der Koalition gibt es<br />
Stimmen wie beispielsweise Kristian Ronneburg<br />
von der Linken oder Tino Schopf<br />
von der SPD, die im „Berlkönig“ kein Verkehrsmittel<br />
der Zukunft sehen. Unabhängig<br />
davon muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe aber interessiert<br />
sein, sich in Beförderungsketten zu<br />
etablieren – wenn sie staatlich organisiert<br />
sind, allemal. <br />
ar<br />
SHK-Rechtsanwälte<br />
Martina Schweickhardt<br />
Rechtsanwältin & Notarin<br />
Notariat<br />
Verkehrsrecht<br />
Strafrecht<br />
Zivilrecht<br />
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10779 <strong>Berlin</strong><br />
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TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
17
WETTBEWERB<br />
Einmal steuersubventionierte Konkurrenz,<br />
einmal Hoffnung für das <strong>Taxi</strong>gewerbe:<br />
„Berlkönig“ und „Berlkönig BC“ (rechts)<br />
ZWEI UNGLEICHE<br />
NAMENSVETTERN –<br />
WOHIN GEHT DIE REISE?<br />
Der „Berlkönig BC“ ist eine Kooperation und Einnahmequelle für das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe, der „Berlkönig“ eine steuerlich subventionierte Konkurrenz,<br />
die die Freude über die Kooperation mit der BVG erheblich trübt.<br />
Über die Zukunft des „Berlkönig“<br />
wird immer wieder gestritten, verhandelt,<br />
und dann eine neue Verlängerung<br />
für ein paar Monate vereinbart.<br />
Wie kam es dazu und wie wird es weitergehen?<br />
Noch vor fünf Jahren glaubten viele<br />
Verkehrsplaner, immer neue Verkehrsangebote<br />
würden Fahrzeugbesitz unattraktiv<br />
und dadurch die Straßen leerer machen<br />
statt voller, und schufen die berüchtigte<br />
Kristian Ronneburg, verkehrspolitischer<br />
Sprecher der Fraktion Die Linke<br />
Experimentierklausel in Paragraph 2 des<br />
Personenbeförderungsgesetzes. Die Idee<br />
war, weniger dicht besiedelte Gegenden<br />
nicht mit großen, leeren, 40 Liter Diesel<br />
schluckenden Bussen zu bedienen, sondern<br />
unter Verwendung neuer, digitaler<br />
Möglichkeiten mit kleinen Fahrzeugen,<br />
und zwar auf Abruf, auf neudeutsch „on<br />
demand“ genannt, und sich das sponsern<br />
zu lassen. Statt das bereits vorhandene<br />
und zu wenig ausgelastete <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
ins Boot zu holen, entschied man sich<br />
bei der BVG deshalb für teils elektrisch<br />
betriebene Kleinbusse, die dafür extra von<br />
der Daimler-Tochter ViaVan als Kooperationspartner<br />
bereitgestellt werden mussten.<br />
Dafür brauchte es einen Namen, der<br />
großes Innovationsdenken, ein bisschen<br />
<strong>Berlin</strong>er Respektlosigkeit und einen Schuss<br />
in Selbstironie verkleideten Größenwahn<br />
transportieren würde, und den wirklich<br />
jeder sich merken kann.<br />
Herder und Goethe würden wohl in<br />
ihren Gräbern rotieren, wüssten sie, dass<br />
240 Jahre nach Erscheinen ihrer Ballade<br />
nicht das Original „Erlkönig“, sondern<br />
ausschließlich der verfremdete Titel in<br />
<strong>Berlin</strong> zum Sprachgebrauch gehört. Nach<br />
zahlreichen Interpreten, Musikern und<br />
Parodisten fiel die Figur 2018 auch noch<br />
dem Einfallsreichtum eines findigen Marketingstrategen<br />
zum Opfer, der nach einem<br />
Namen für ein neues On-Demand-Ridesharing-Angebot<br />
suchte und den „Berlkönig“<br />
erfand. Der hat die Nutzung von Subanbietern<br />
durch die BVG zwar auf ein neues<br />
Niveau gebracht, bildet aber nicht etwa den<br />
Anfang solcher Kooperationen.<br />
BVG: ZWISCHEN GEWINN<br />
UND DASEINSVORSORGE<br />
Der Einsatz von Pkw und Kleinbussen<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes im Auftrag der <strong>Berlin</strong>er<br />
Verkehrsbetriebe begann bereits vor knapp<br />
50 Jahren (siehe Seite 16). Als größere<br />
Fahrzeuge erforderlich wurden, schafften<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer, die über die „Innung“<br />
mit der BVG in Geschäftsbeziehungen stan-<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2), Mihai Blank<br />
18 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
WETTBEWERB<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>, Leszek Nadolski<br />
den, eigens Kleinbusse mit 13 Sitzplätzen<br />
und etwa ebenso vielen Stehplätzen an und<br />
bedienen regelmäßig schwächer ausgelastete<br />
Buslinien, was der BVG und damit<br />
dem Land gerade nachts erhebliche Kosten<br />
erspart. Für die involvierten <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
ist es eine lohnende Kooperation. Fällt ein<br />
solches Fahrzeug einmal aus, ordert die<br />
BVG kurzfristig bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> Großraumtaxen,<br />
die dann die Buslinie bedienen.<br />
Im Zuge gewachsener Mobilitätsansprüche<br />
in Kombination mit der Einsicht,<br />
dass eine nachhaltige Verkehrsplanung<br />
Personenverkehr aus privaten Autos in<br />
Sammelfahrzeuge verlagern muss, suchte<br />
man nach Möglichkeiten, dünn besiedelte<br />
Gebiete an das <strong>Berlin</strong>er Liniennetz anzuschließen,<br />
ohne dass Fahrgäste <strong>Taxi</strong>preise<br />
zahlen müssen. So kam es dann zur Idee<br />
des besagten „Berlkönig“ unter Nutzung<br />
der Experimentierklausel. Für die erste<br />
rot-rot-grüne Koalition, die sich eine nachhaltige<br />
Verkehrswende auf die Fahnen<br />
geschrieben hatte, war das vordergründig<br />
ein schlüssiges Konzept. Dass viele<br />
Elektro-Kleinbusse eingesetzt würden,<br />
überzeugte die Verantwortlichen offenbar<br />
mehr als der Einwand des <strong>Taxi</strong>gewerbes,<br />
die bestehende <strong>Taxi</strong>flotte zu nutzen sei<br />
doch sehr viel umweltfreundlicher, als<br />
eine Flotte von über 100 Fahrzeugen neu<br />
in Verkehr zu bringen.<br />
STAATLICHE<br />
ROSINENPICKEREI<br />
Der zweite Widerspruch zum Nachhaltigkeitsgedanken<br />
bestand darin, mit den<br />
schwarzen Kleinbussen nicht etwa Einfamilienhausbewohner<br />
in Randbezirken von<br />
abgelegenen Haltestellen des Linienverkehrs<br />
nach Hause zu bringen, sondern –<br />
salopp gesagt – junges Partyvolk mit Bierflasche<br />
in der Hand, das keinen Bock hat,<br />
zur Straßenbahn zu laufen, zwischen Prenzlauer<br />
Berg und Friedrichshain hin- und herzufahren.<br />
Nur so erschien das Projekt den<br />
Geldgebern von ViaVan attraktiv, und die<br />
innovationsinteressierte BVG zog mit.<br />
Unterdessen stellten BVG und <strong>Taxi</strong>-<br />
„Innung“ Anfang August 2019 ein neues<br />
Projekt auf die Beine, um auch den Einfamilienhausbewohnern<br />
mit der schlechten<br />
Verkehrsanbindung versuchsweise eine<br />
attraktive Fahrmöglichkeit zu bieten. Als<br />
Testgebiet wählte man die dünn besiedelte<br />
und schlecht angebundene Gegend östlich<br />
des Flughafens Schönefeld. Die Rufbus-Verbindung<br />
zwischen dem U-Bahnhof Rudow,<br />
der im Tarifgebiet B (zwischen S-Bahn-Ring<br />
und Stadtgrenze) liegt, und der Gemeinde<br />
Schulzendorf im Tarifgebiet C (Umland) mit<br />
zwei Kleinbussen des <strong>Taxi</strong>gewerbes nannte<br />
man „Berlkönig BC“. Für 50 Cent Zuschlag<br />
zum normalen Fahrschein lässt sich so –<br />
August 2019: feierliche Inbetriebnahme der Schulzendorfer<br />
Umlandanbindung mit LDS-Landrat Stefan Loge<br />
(l.) und der damaligen BVG-Chefin Siegrid Nikutta<br />
ausschließlich per App – eine Fahrt von<br />
bis zu 14 Kilometern buchen. Obwohl die<br />
Fahrer berichten, es gäbe nur zwei tägliche<br />
Stoßzeiten mit nennenswerter Auslastung,<br />
hat die BVG sowohl die Deadline verlängert<br />
(von Ende 2020 auf Sommer <strong>2021</strong>) als auch<br />
das Bediengebiet erweitert.<br />
Der „Berlkönig BC“ kann als vielversprechendes<br />
Projekt angesehen werden,<br />
dünn besiedelte Gebiete durch einen Kompromiss<br />
aus umweltfreundlich, bequem<br />
und erschwinglich zu erschließen und<br />
die Zusammenarbeit zwischen <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
und BVG langfristig fortzusetzen.<br />
Der „Berlkönig“ dagegen ist eine zum Teil<br />
mit Steuergeldern finanzierte Konkurrenz<br />
für das <strong>Taxi</strong>gewerbe, deren Hauptsponsor<br />
ausschließlich wirtschaftliche Interessen<br />
verfolgt. Der Landesbetrieb BVG, der der<br />
Senatsverwaltung für Verkehr untersteht,<br />
begab sich damit auf dünnes Eis, denn mit<br />
dieser Kooperation prallen zwei gänzlich<br />
gegensätzliche Prinzipien aufeinander:<br />
Profitstreben und Daseinsvorsorge.<br />
Auch, wenn man bei der BVG beide „Berlkönige“<br />
für Zukunftsmodelle hält, könnte<br />
die Unvereinbarkeit dieser Interessen, die<br />
sich in zunehmender politischer Ablehnung<br />
manifestiert, in diesem Jahr endgültig<br />
das häufig vorausgesagte und immer<br />
wieder verhinderte Aus für den „Berlkönig“<br />
bedeuten. Das „Neue Deutschland“<br />
(ND) berichtete kurz vor Weihnachten von<br />
einem Umdenken im Senat. „Ein Konzept<br />
zur Ausweitung des Berlkönigs als Teil<br />
Hermann Waldner, Geschäftsführer von <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Berlin</strong>: „Das Gleiche können wir wahrscheinlich<br />
kostengünstiger anbieten.“<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs ist<br />
im Verkehrsvertrag nicht vorgesehen“,<br />
wird Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
zitiert. Vielmehr sollen außerhalb<br />
der Innenstadt Erschließungslücken<br />
mit Rufbussen<br />
geschlossen werden, um den<br />
ÖPNV zu verbessern. Damit<br />
dürfte eine Bevorzugung des<br />
„Berlkönig BC“ gegenüber dem<br />
„Berlkönig“ gemeint sein. Auch<br />
Koalitionspolitiker lehnen den<br />
„Berlkönig“ mit seinen inzwischen<br />
185 Fahrzeugen zunehmend<br />
ab. Kristian Ronneburg<br />
von der Linken meint: „Natürlich<br />
kann die BVG gemeinsam<br />
mit dem Betreiber Viavan ihr<br />
Berlkönig-Angebot im Rahmen<br />
der vierjährigen Erprobungsphase<br />
weiterführen, aber eine<br />
Verkopplung mit den vom Land<br />
bestellten Rufbussen und der<br />
Mobilitätsgarantie ist nicht<br />
möglich.“ Denn: „Das Angebot<br />
darf keine Konkurrenz zum<br />
<strong>Taxi</strong> sein.“ Anscheinend hat<br />
die jahrelange Aufklärungsarbeit<br />
der Gewerbevertretungen<br />
doch gewirkt. Auch Hermann<br />
Waldner, Vizepräsident des<br />
Bundesverbandes <strong>Taxi</strong> und<br />
Mietwagen, erklärt als <strong>Berlin</strong>er Zentralenchef:<br />
„Genau das Gleiche wie die neuen<br />
Mobilitätsangebote der BVG könnten wir<br />
mit unseren vielen Großraumtaxen auch<br />
anbieten, wahrscheinlich sogar kostengünstiger.“<br />
Im Abgeordnetenhaus ist diese<br />
Erkenntnis inzwischen parteiübergreifend<br />
weit verbreitet, sogar bei der CDU und Teilen<br />
der FDP. Bei den Grünen läuft der Vorgang<br />
noch. <br />
ar<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
19
WETTBEWERB<br />
Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der<br />
SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong><br />
TAXI- UND<br />
MIETWAGEN-<br />
KONTROLLEN WEITER<br />
AUF NIEDRIGEM<br />
NIVEAU<br />
Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus,<br />
Tino Schopf, hat eine 15-teilige Anfrage zum <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />
gestellt. Die Antworten des Senats sind zum Teil ernüchternd.<br />
Die <strong>Taxi</strong>s in <strong>Berlin</strong> werden weniger,<br />
die Mietwagen immer mehr. Dieser<br />
Trend besteht zumindest seit<br />
Herbst 2018, wobei die Mietwagen-Kurve<br />
bereits seit Frühjahr 2018 steil nach oben<br />
geht. Ende November gab es in der Bundeshauptstadt<br />
7.020 <strong>Taxi</strong>konzessionen –<br />
mehr als <strong>1.</strong>000 weniger als vor einem Jahr<br />
und sogar gut 400 weniger als Ende 2012,<br />
Tendenz freier Fall. Dazu waren 4.558 Mietwagen<br />
in <strong>Berlin</strong> konzessioniert, Tendenz<br />
steil ansteigend. Die<br />
Zahlen legte Verkehrsstaatssekretär<br />
Ingmar Streese für<br />
den Senat am 15.12.<br />
zu Schopfs Anfrage<br />
vom 23.1<strong>1.</strong> vor.<br />
Wie viele Mietwagen<br />
tatsächlich auf<br />
<strong>Berlin</strong>s Straßen unterwegs sind, kann man<br />
nur mutmaßen. Die fehlende Kontrolle der<br />
Rückkehrpflicht-Einhaltung durch die <strong>Berlin</strong>er<br />
Behörden zieht Hunderte Mietwagen<br />
aus dem Umland und teils weit entfernten<br />
Orten nach <strong>Berlin</strong>, sogar aus Polen. Für die<br />
«Wenn keine<br />
Kontrollen<br />
durchgeführt wurden,<br />
warum nicht?»<br />
Tino Schopf<br />
Kontrollen auswärtiger Mietwagen sind<br />
<strong>Berlin</strong>er Behörden nicht zuständig und<br />
dürfen auch nicht deren Betriebsunterlagen<br />
einsehen.<br />
Schopfs Frage, worin der Senat die<br />
Ursache für den Rückgang der <strong>Taxi</strong>konzessionen<br />
sehe, beantwortete Streese nicht.<br />
Jedenfalls würden nur wenige Genehmigungen<br />
entzogen. Der Hauptteil werde von<br />
den Inhabern zurückgegeben.<br />
Die Anzahl der Tätigen, die im „Sachgebiet,<br />
das die Aufgaben als Genehmigungsund<br />
Aufsichtsbehörde für den Taxen- und<br />
Mietwagenverkehr wahrnimmt“, wurde<br />
von 15,75 im Sommer 2017 auf 19,95 im<br />
Sommer 2018 erhöht, zwei Jahre später<br />
aber wieder um eine Stelle gesenkt.<br />
Bei den vom<br />
LABO durchgeführten<br />
Kontrollen<br />
des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes<br />
wird unterschieden<br />
zwischen den<br />
vier Kategorien<br />
Verkehrskontrollen,<br />
Kontrollen mit Polizei, Finanzkontrolle<br />
Schwarzarbeit (FKS) und Hauptzollamt<br />
(HZA), Betriebssitzkontrollen und<br />
Betriebsprüfungen. Hier fällt auf, dass<br />
mit Ausnahme der Betriebssitzkontrollen<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe deutlich mehr kontrolliert<br />
wurde als das Mietwagengewerbe, in<br />
den Jahren 2017 und 2018 ganze 26 mal<br />
so häufig, obwohl es zu der Zeit nur vierbis<br />
fünfmal so viele <strong>Taxi</strong>- wie Mietwagenkonzessionen<br />
gab. Dazu erläutert Streese,<br />
die Mietwagenunternehmen seien erst mit<br />
deutlich steigenden Genehmigungszahlen<br />
stärker in den Blickpunkt gelangt, zumal<br />
bis 2019 Betriebsprüfungen bei Mietwagenunternehmen<br />
wenig ergiebig gewesen<br />
seien, da prüfungsrelevante Unterlagen<br />
nur in einem sehr begrenzten Rahmen<br />
vorhanden waren bzw. sein mussten.<br />
PERSONALMANGEL<br />
Seit Anfang 2019 werde bei Neuerteilung<br />
einer Mietwagen-Genehmigung die Auflage<br />
erteilt, detaillierte und aussagekräftige<br />
Aufzeichnungen zu den Beförderungsaufträgen<br />
zu führen und zur Überprüfung<br />
bereitzuhalten. Anhand dieser Unterlagen<br />
könne man nunmehr auch konkrete<br />
Betriebsprüfungen sinnvoll vornehmen.<br />
Deshalb strukturiere man nunmehr auch<br />
die Ressourcen beim LABO neu, um die<br />
Betriebsprüfungen bei den Mietwagenunternehmen<br />
auszuweiten. Im Jahr 2020<br />
konnten aber aufgrund der Covid-19-Pandemie<br />
weniger Kontrollen als ursprünglich<br />
geplant durchgeführt werdenMaßnahmen<br />
aus (siehe Tabelle).<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
20 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
WETTBEWERB<br />
Auf den Zuwachs im Mietwagengewerbe<br />
bei einem gleichzeitigen Rückgang im<br />
Taxengewerbe habe das LABO bereits<br />
dahingehend reagiert, dass die Ressourcen<br />
für regelmäßige und außerordentliche<br />
Betriebsprüfungen neu verteilt wurden, so<br />
dass der Fokus verstärkt auf Mietwagen liege.<br />
Die geringe Anzahl von Verkehrskontrollen<br />
beinhalten bei Mietwagen auch Fälle von<br />
„Verdacht Verstoß gegen die Rückkehrpflicht“<br />
– trotz Hinweisen aus dem <strong>Taxi</strong>gewerbe dieses<br />
und letztes Jahr jeweils vier Fälle, davor<br />
noch weniger. Entsprechend gering fiel die<br />
Anzahl der ergriffenen Maßnahmen aus (siehe<br />
Tabelle).<br />
mit einem Bußgeld, sondern lediglich mit<br />
einem Verwarnungsgeld geahndet. Im Jahr<br />
2019 wurden 101 Ordnungswidrigkeiten-<br />
(OWi-)Verfahren eingeleitet, doch nur ein<br />
geringer Teil der angezeigten Verstöße<br />
lasse sich hinreichend beweisen, um ein<br />
Bußgeld zu verhängen. In den ersten elf<br />
Monaten des Jahres 2020 seien 70 E-Mails<br />
mit Hinweisen „in unterschiedlicher<br />
Anzahl und Qualität übermittelt“ worden.<br />
Bei allen Hinweisen werde die Einleitung<br />
eines OWi-Verfahrens geprüft. Bis Ende<br />
November seien 2020 bereits 440 eingeleitet<br />
worden – immerhin mehr als das Vierfache<br />
des Vorjahres. Für die Jahre 2016 bis<br />
FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Maßnahmen<br />
Maßnahmen<br />
Jahr<br />
nach Kontrollen nach Betriebsprüfungen<br />
OWi-Verfahren OWi-Verfahren Widerruf/Versagung<br />
Taxen Mietwagen Taxen Mietwagen Taxen Mietwagen<br />
2016 96 19 17 0 12 0<br />
2017 79 12 16 0 25 0<br />
2018 56 18 27 0 7 0<br />
2019 35 13 18 1 16 1<br />
2020 17 7 15 0 0 4<br />
Schopf fragte, wie viele Hinweise auf<br />
Verstöße gegen die Rückkehrpflicht beim<br />
LABO seit 2016 eingegangen seien, „ab<br />
wann“ ein solcher Hinweis für eine bußgeldbewehrte<br />
Verfolgung ausreiche, wie<br />
und in welcher Anzahl den Hinweisen<br />
nachgegangen werde und wie viele und<br />
welche Maßnahmen eingeleitet wurden.<br />
HINWEISE AUF<br />
UBER-VERSTÖSSE OFT ZU DÜNN<br />
Streese wies auf Umstände hin, die<br />
einem Bußgeld aufgrund eines Hinweises<br />
entgegenstehen können: Fehlen von<br />
Angaben wie Datum, Zeit, Ort, nachvollziehbare<br />
Dokumentation, Nachweis (z.<br />
B. Foto), zudem werde häufig Einspruch<br />
erhoben, so dass der Vorgang „über die<br />
Amtsanwaltschaft an das Amtsgericht<br />
Tiergarten zur Entscheidung abgegeben“<br />
werde, das dann einen „Teil der mit<br />
Bußgeldern von 200 EUR geahndeten<br />
Verstöße gegen die Rückkehrpflicht von<br />
Mietwagen nach § 47 Abs. 2 OWiG eingestellt“<br />
habe, nachdem der Sachverhalt<br />
„anhand von Feststellungen der Polizei<br />
<strong>Berlin</strong> und des LABO umfassend ausermittelt<br />
war.“<br />
Ein einmaliger Verstoß werde nicht<br />
2018 beantwortete Streese Schopfs Frage<br />
nicht.<br />
Auf die Frage, inwieweit im Zuge der<br />
Amtshilfe Daten von Uber über ein Auskunftsersuchen<br />
angefordert wurden, antwortete<br />
Streese, das LABO habe „keinerlei<br />
Daten bei der Firma Uber angefordert“, da<br />
diese eine Vermittlungsplattform betreibe<br />
und daher keine Genehmigungsinhaberin<br />
nach dem PBefG sei. „Dementsprechend<br />
besteht für die Firma Uber gegenüber dem<br />
LABO keine Auskunftspflicht.“<br />
Schopf stellte auch eine Frage, die das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe seit Längerem interessiert.<br />
Er fragte, nach welchen Kriterien ein<br />
Betriebssitz eines Mietwagenbetriebes bei<br />
Ersterteilung genehmigungsfähig ist. Nach<br />
Streeses Antwort müssen am Betriebssitz<br />
die „erforderlichen Ressourcen vorgehalten<br />
und alle Betriebsunterlagen aufbewahrt<br />
und für eine etwaige Prüfung bereitgehalten<br />
werden“ können. Zudem müsse ein<br />
geeigneter Aufenthaltsraum für das Fahrpersonal<br />
vorhanden sein und „am Betriebssitz<br />
oder in unmittelbarer Nähe“ müssen<br />
Stellplätze zur Verfügung stehen – dies<br />
alles entsprechend der Fahrzeuganzahl.<br />
Bereits im Oktober 2018 hatte die Verkehrsverwaltung<br />
unter Regine Günther<br />
auf Anregung des LABO die Mietwagenproblematik<br />
laut Schopf über den Bund-<br />
Länder-Ausschuss auf die Bundesebene<br />
getragen. Wegen der steigenden Zahl von<br />
Verstößen gegen die Rückkehrpflicht und<br />
deren schwierige Nachweisbarkeit habe das<br />
LABO sich gewünscht, von Mietwagenunternehmern<br />
die Erfassung des Beginns und<br />
des Endes jedes Fahrauftrages zu verlangen.<br />
Nachdem einige Bundesländer sich<br />
hierzu „zurückhaltend geäußert“ hätten,<br />
habe „die <strong>Berlin</strong>er Genehmigungsbehörde<br />
die in <strong>Berlin</strong> erteilten Auflagen für Mietwagen<br />
entsprechend dem eigenen Vorschlag<br />
angepasst.“<br />
FISKAL-WEGSTRECKENZÄHLER<br />
FÜR MIETWAGEN<br />
Was das konkret bedeutet, geht aus<br />
einem Beschlussprotokoll des Abgeordnetenhauses<br />
vom 17.9. vor, das <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> vorliegt,<br />
nach dem das <strong>Taxi</strong>gewerbe geschützt,<br />
die Aufzeichnungspflichten und Kontrollen<br />
von Mietwagenunternehmen sichergestellt<br />
und Ausnahmegenehmigungen im Mietwagensektor<br />
zurückgenommen werden<br />
sollen. Der Senat wird aufgefordert, „die<br />
Kontrollen von [...] Mietwagenunternehmen<br />
zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen<br />
deutlich zu verstärken und die<br />
Bedingungen für Kontrollen zu verbessern.<br />
Dabei sollen sowohl die Einhaltung<br />
der Rückkehrpflicht als auch [...] die Erfüllung<br />
der abgaben- und sozialrechtlichen<br />
Verpflichtungen und die Einhaltung von<br />
Vorschriften zur Sicherheit der Fahrgäste<br />
kontrolliert sowie eine fälschungssichere<br />
Aufzeichnung der einzelnen Betriebsvorgänge<br />
sichergestellt werden. Hierzu zähle<br />
die Pflicht zum Einbau von Fiskal-Wegstreckenzählern,<br />
der Widerruf von Ausnahmegenehmigungen,<br />
die Prüfung der<br />
Umsetzbarkeit der Hamburger Anforderungen<br />
an das <strong>Berlin</strong>er Mietwagengewerbe,<br />
Gespräche mit dem Land Brandenburg und<br />
dortigen Genehmigungsbehörden, Personalaufstockungen<br />
beim LABO und beim<br />
Eichamt sowie eine allgemeine Verstärkung<br />
von Kontrollen. <br />
ar<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
21
WETTBEWERB<br />
ALLEINFAHRER MIT<br />
PRAKTIKANTENVERTRAG<br />
Der ehemalige <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
A. Lias (Name von der Redaktion<br />
geändert) hat die Seiten gewechselt<br />
und ist für einige Wochen<br />
für Uber und Free Now gefahren.<br />
Seine Schilderungen zeigen, mit<br />
welchen Tricks sowohl die Fahrer<br />
als auch die Uber- und Free-<br />
Now-Partner-Unternehmen gültige<br />
Gesetze umgehen. Und dabei<br />
geht es nicht nur um die Rückkehrpflicht,<br />
sondern auch um Steuerund<br />
Sozialversicherungsbetrug.<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>: Warum bist Du von <strong>Taxi</strong>fahren<br />
auf Mietwagenfahren umgestiegen?<br />
A. Lias: Aus Neugier und Liebe zur Fahrgastbeförderung,<br />
und um mir eine Meinung<br />
über Uber und Free Now zu bilden.<br />
Warst Du als Festangestellter, geringfügig<br />
Beschäftigter oder Aushilfe<br />
angemeldet?<br />
Weder noch, ich habe einen Praktikums-<br />
Vertrag unterzeichnet. Man bot mir allerdings<br />
eine geringfügige Anstellung zwischen<br />
500 bis 800 Euro an, damit ich die<br />
Möglichkeit eventueller Bezüge über das<br />
Amt nicht verliere. Man hatte mich auch<br />
explizit gefragt, ob ich beim Amt Leistungen<br />
beziehe.<br />
Wie viele Fahrzeuge und Fahrer*Innen<br />
hat der Betrieb?<br />
Mein Chef hat mehrere Mietwagen-Konzessionen.<br />
Ob er auch <strong>Taxi</strong>-Konzessionen<br />
hatte, ist mir nicht bekannt, ebenso wenig<br />
die genaue Zahl der Angestellten. Knapp<br />
unter 50 sind in einer Whatsapp-Gruppe,<br />
in der ich auch eingeloggt war.<br />
Wirst Du nach gearbeiteten Stunden<br />
oder Prozenten bezahlt?<br />
Prozentual. Ich bekomme 28 % vom Gesamtfahrpreis<br />
oder 40 % nach Abzug von Uber.<br />
Uber selbst bekommt 29,75 %, allerdings<br />
verschweigt Uber gerne die tatsächlich vom<br />
Fahrgast eingenommene Summe. So nehmen<br />
sie selektiv systematisch weit mehr<br />
als den genannten Fahrpreis.<br />
Wenn man sich das ausrechnet, wird<br />
klar, dass Du sehr auf das Trinkgeld der<br />
Kunden angewiesen warst. Was aber,<br />
wenn Kunden Dir kein oder nur wenig<br />
Trinkgeld gegeben haben?<br />
Wenn man mich lange hat warten lassen,<br />
ohne Trinkgeld zu geben, aber freundlich<br />
war, gab ich in der Kundenbewertung nur<br />
vier von fünf Sternen und bei unfreundlichen<br />
Gästen zwei bis drei Sterne. Einen<br />
einzigen Stern gab ich nur in Extremfällen,<br />
weil sonst der Fahrgast dauerhaft von mir<br />
gesperrt worden wäre.<br />
Gibt es einen Wegstreckenzähler und<br />
eine Alarmanlage im Auto?<br />
Nein.<br />
Wo holst Du Dein Fahrzeug ab – vom<br />
Betriebssitz des Unternehmers oder fliegender<br />
Wechsel mit der Arbeitskollegin<br />
oder dem Arbeitskollegen?<br />
Ich war Alleinfahrer, somit konnte ich von<br />
meiner Wohnung aus starten und enden.<br />
Lass uns über Deinen Alltag sprechen.<br />
Wie viele Stunden warst Du im Einsatz?<br />
So, wie es mir beliebte. Bei Uber durfte<br />
ich maximal zwölf Stunden online sein,<br />
allerdings wird die Standzeit nicht in<br />
die Online-Zeit einberechnet. Daher sind<br />
eigentlich keine Grenzen gesetzt.<br />
Wie viele Touren hast Du durchschnittlich<br />
gemacht?<br />
8-15 in einer 12-Stunden-Schicht.<br />
Gab es viele Folge-Aufträge?<br />
Mit Ausnahme von Silvester kaum.<br />
Was hast Du dann gemacht, um<br />
schnellstmöglich eine neue Fahrt zu<br />
erhalten?<br />
Ich habe mich dort aufgehalten, wo ich mir<br />
die meisten Aufträge erhofft habe.<br />
Also hast Du beispielsweise in der<br />
Nähe vom Hauptbahnhof, von Krankenhäusern<br />
und großen Firmen gewartet?<br />
Nein, meistens bin ich herumgefahren.<br />
Uber sagt doch aber, sie setzen die Fahrer<br />
offline, wenn diese in Richtung Betriebssitz<br />
des Unternehmens fahren.<br />
Deshalb bin ich offline schnell weit weggefahren<br />
und habe mich dann wieder bei<br />
der Uber-App angemeldet. Anschließend<br />
bin ich langsam im Zick-Zack-Kurs zum<br />
Betriebssitz gefahren.<br />
War das Deine Idee?<br />
Man hat mir diese Infos im Unternehmen<br />
bei der Anmeldung offengelegt, mir aber<br />
die Entscheidung selbst überlassen, ob ich<br />
so vorgehen will.<br />
Wie war das bei der Free-Now-App?<br />
Habt Ihr die auch so ausgetrickst?<br />
Bei Free Now gibt es keinen technischen<br />
Zwang, zum Betriebssitz zurückzukehren,<br />
allerdings erscheint nach dem Ende<br />
jeder Fahrt ein Popup mit dem Hinweis<br />
„Rückkehrpflicht“.<br />
Mit welchen Konsequenzen im Falle<br />
einer Nichtbeachtung?<br />
Keine. Man klickt das Popup einfach nur<br />
weg und macht weiter.<br />
Hat Dich Dein Chef ansonsten auf die<br />
Einhaltung der Regeln (Rückkehrpflicht)<br />
ernsthaft hingewiesen und musstest<br />
Du einen solchen Hinweis gesondert<br />
unterschreiben?<br />
Mir wurden einige Verträge zur Unterschrift<br />
vorgelegt. Allerdings war alles nur<br />
pro forma, und eine Aufklärung hat nur auf<br />
Nachfrage stattgefunden, mit dem Hinweis<br />
dass es nicht wichtig ist, dass die Verträge<br />
lediglich zur eigenen Absicherung dienen.<br />
FOTO: Simi / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
22 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
KOLUMNE<br />
Gab’s auch schon vor Corona<br />
Hast Du bei Uber oder bei dessen Generalpartner<br />
Ennoo Safe-Driver oder auch<br />
bei Free Now noch eine zusätzliche Schulung<br />
gemacht?<br />
Nein, ich war bereits als <strong>Taxi</strong>fahrer mit<br />
Free Now und Uber vertraut, jedoch müssen<br />
laut Aussagen neue Fahrer an einer<br />
Schulung teilnehmen. Über die Rückkehrpflicht<br />
wurde nie gesprochen, aber es gab<br />
einige Tutorials per Mail und in der Uber-<br />
App im Bezug auf richtigen Umgang mit<br />
Fahrgästen.<br />
Über welche App hast Du mehr Touren<br />
vermittelt bekommen – Free-Now-Ride<br />
oder UberX?<br />
UberX – mit weitem Abstand.<br />
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf<br />
den Mietwagenbetrieb ausgewirkt?<br />
Finanziell stehen sie nicht gut da. Viele<br />
Wagen wurden stillgelegt, jeder Cent wird<br />
umgedreht. Wir bekamen sogar die Anweisung,<br />
den Wagen nicht zu waschen.<br />
Wieso hast Du aufgehört, als Mietwagenfahrer<br />
zu arbeiten und was machst<br />
Du jetzt?<br />
Es ist Sklavenarbeit, und was die Zukunft<br />
mit sich bringt, steht aktuell in den Sternen.<br />
Was wünschst Du den Mietwagenfahrer*Innen<br />
und Unternehmern für<br />
die Zukunft?<br />
Dass sie Aufwachen und kein System unterstützen,<br />
das darauf beruht, die Partner und<br />
deren Angestellte auszubeuten. Firmen wie<br />
Uber verdienen allein durch die Vermittlung<br />
mehr als Fahrer und Unternehmer. Sie<br />
tun dafür nichts außer Marketing und Vermittlung.<br />
Für mich grenzt es an Zuhälterei,<br />
da man absolut auf die angewiesen ist.<br />
Das Interview führte Hayrettin Şimşek.<br />
DAS TAXI STIRBT<br />
NICHT AN CORONA<br />
ALLEINE<br />
„80.000 <strong>Taxi</strong>fahrer könnten bis Ende <strong>2021</strong><br />
aufgeben“ – so die Überschrift einer Online-<br />
Meldung Ende November. Bisher hatte daran<br />
doch Uber die Hauptschuld.<br />
Obwohl ich Ende November bereits<br />
mehr als ein halbes Jahr auf<br />
Kurzarbeit Null war und auch<br />
schon die Kündigung im Kasten hatte,<br />
wäre diese journalistische Glanzleistung<br />
beinahe an mir vorbeigegangen.<br />
Journalistische Glanzleistung deswegen,<br />
weil der Artikel, in dem es um den Niedergang<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes geht, es schafft,<br />
ganz ohne Uber auszukommen. Zum Glück<br />
bin ich durch die Praxis in meinem <strong>Taxi</strong>, in<br />
dem ein jeder alles sagen durfte, und ich<br />
mir auch wirklich alles und jedes angehört<br />
habe, bestens auf die aktuelle Situation und<br />
auch auf das vom Spiegel beschriebene Szenario<br />
vorbereitet. Nachdem ich nun auch<br />
noch mehr Zeit zum Nachdenken habe,<br />
halte ich es für durchaus möglich, dass<br />
das bei „Spiegel Online“ gar kein Versehen<br />
war, sondern dass es in Zukunft wirklich so<br />
sein könnte, dass an allem und jedem einzig<br />
und allein Corona Schuld ist. Und das,<br />
obwohl es beispielsweise im Scheidungsrecht<br />
seit vielen Jahren keinen Alleinschuldigen<br />
mehr gibt.<br />
Auch in der Geschichtsschreibung wird<br />
zwischen Anlass und Ursache unterschieden.<br />
Denn, um nur ein Beispiel zu nehmen,<br />
den Personalmangel beim LABO, den gibt<br />
es nicht erst seit Corona. Schon vor Corona<br />
sind die <strong>Berlin</strong>er Behörden kaputt gespart<br />
worden. So wurde ich selbst zum Beispiel<br />
in über zwanzig Jahren im <strong>Taxi</strong> nur ganze<br />
zweimal nach meinem <strong>Taxi</strong>-Schein gefragt.<br />
Zugezogene zogen es deswegen schon vor,<br />
sich gar nicht erst in <strong>Berlin</strong> anzumelden<br />
und somit auch keine Steuern hier zu zahlen.<br />
Uber hat da nur das nachgemacht, was<br />
zuvor schon gängige Praxis in unserer<br />
Stadt war.<br />
Die ebenfalls kaputtgesparten öffentlichen<br />
Verkehrsmittel, möglicherweise auch<br />
das gläsern gemachte <strong>Taxi</strong> und ein paar<br />
klitzekleine Gesetzesänderungen kamen<br />
Uber gerade „recht“ für den Markteintritt<br />
auf unseren ebenfalls kaputten Straßen.<br />
Deswegen sind Uber-Fahrzeuge auch mit<br />
einer Ausnahmegenehmigung unterwegs,<br />
schließlich gab es in unserer Stadt einen<br />
Beförderungsnotstand. Und überhaupt:<br />
Warum sollten Uber-Fahrer (und demnächst<br />
möglicherweise auch <strong>Taxi</strong>fahrer) auch nur<br />
eine Straße lernen, wo doch nur der, der<br />
nichts weiß, alles glauben muss, wie vielleicht<br />
bald: Corona ist an allem Schuld!<br />
Ob es wirklich so kommt, dass Corona<br />
an allem Schuld sein soll, das weiß natürlich<br />
auch ich nicht, genau so wenig, wie<br />
ich weiß, ob die <strong>Taxi</strong>s meines Chefs, die<br />
er gerade an <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer<br />
verkauft, demnächst noch<br />
als öffentliches Verkehrsmittel <strong>Taxi</strong> mit<br />
Beförderungs- und Tarifpflicht und mit<br />
Mindestlohn für den Fahrer unterwegs<br />
sein werden, oder bereits als Mietwagen<br />
für den Steuervermeider Uber und mit von<br />
uns allen bezahlten Aufstockern am Steuer<br />
auf unseren Straßen.<br />
Ich für meinen Teil gehe auf Nummer<br />
sicher und habe es mir bereits vor dem<br />
Spiegel-Artikel angewöhnt zu sagen, dass<br />
ich „Uber-Corona-bedingt“ und nicht einfach<br />
nur „wegen Corona“ aus dem Verkehr<br />
gezogen bin. <br />
rm<br />
FOTO: Rumen Milkow<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
23
WISSENSCHAFT<br />
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ZWISCHEN DISRUPTION<br />
UND ORDNUNG<br />
Der Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen befasst sich intensiv mit der<br />
Zukunft der Branche. Das November-Webinar der <strong>Taxi</strong> Driving<br />
Innovation (TDI) war themenreich – und digital. Wir reißen die Inhalte an.<br />
Das lateinische Wort disrumpere<br />
steht für zerreißen, zerbrechen,<br />
zerschlagen, platzen. Das drastische<br />
Wort Disruption wurde vom Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen für das<br />
Motto der TDI gewählt, um deutlich klarzumachen,<br />
was derzeit weltweit mit dem<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe geschieht.<br />
Zum ersten Themenblock „Uber & Co.:<br />
Neue Mobilität statt gute Arbeit?“ wurden<br />
die Erkenntnisse der amerikanischen<br />
Gesellschaftswissenschaftlerin Alex<br />
Rosenblat vorgestellt, die hunderte Uber-<br />
Fahrer interviewt hat. Anstelle eines Vorgesetzten<br />
gibt im Uber-Auto ein „allwissendes“<br />
Smartphone Rückmeldungen über<br />
Fahrstil, Bremsgewohnheiten, abgelehnte<br />
Aufträge oder Bewertungen und veranlasst<br />
ggf. einen Ausschluss von der Vermittlung,<br />
also faktisch für die Entlassung.<br />
Rosenblat erläuterte Hintergründe von<br />
Ubers rechtlich fragwürdiges Verhalten,<br />
warum man so tut, als wären die Fahrer<br />
unabhängige Auftragnehmer und wie<br />
man sich mit gezielten Falschaussagen<br />
Zuspruch verschaffe. Entgegen schöner<br />
Versprechen verloren Uber-Fahrer in den<br />
USA massenhaft Haus und Job.<br />
Im Anschluss diskutierten Mira Ball,<br />
Verkehrsexpertin der Gewerkschaft ver.<br />
di, Johanna Reinhardt, Projektmanagerin<br />
Innovation / Urbane Mobilität des<br />
Fahrdienstes Clever Shuttle und Herwig<br />
Kollar, Vizepräsident des Bundesverbandes<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V., über das Thema.<br />
Alex Rosenblat,<br />
US-amerikanische<br />
Gesellschaftswissenschaftlerin<br />
Mira Ball kritisierte, es sei unklar, wie<br />
Sozialstandards in der Gig-Economy genau<br />
aussehen könnten. Konkrete Vorgaben der<br />
Kommunen könnten von den Plattformbetreibern<br />
als solche nicht erkannt werden<br />
oder aber man kalkuliere Verstöße und<br />
Sanktionen bewusst ein. Im <strong>Taxi</strong> und im<br />
Mietwagen müsse auch die Arbeitszeit<br />
ohne Fahrgast vollumfänglich vergütet<br />
werden. Man müsse daher alle technischen<br />
Möglichkeiten zur genauen Erfassung<br />
nutzen.<br />
Rechtsanwalt Herwig Kollar verwies darauf,<br />
dass für Uber-Fahrer in den USA nur<br />
die 59 Prozent Zeit mit Fahrgast entlohnt<br />
wird – was in der Öffentlichkeit verschwiegen<br />
werde: Angeblich bezahle man oberhalb<br />
des gesetzlichen Stundenlohns. Solche<br />
bewusst gestreuten Falschinformationen<br />
hätten in Kalifornien dazu geführt,<br />
dass eine staatliche Regelung, welche<br />
Bedienstete der GIG-Economy als<br />
Arbeitnehmer definiert hatte, nun wieder<br />
verwässert wurde.<br />
Johanna Reinhardt positionierte ihre<br />
Sharing-Plattform „CleverShuttle“ als Konzept<br />
mit festangestellten Fahrern und ging<br />
darüber hinweg, dass der Hauptgeldgeber<br />
Deutsche Bahn in der Corona-Hochphase<br />
den Dienst in zahlreichen Großstädten aufgrund<br />
der massiven Verluste wieder eingestellt<br />
hatte. Hätte die DB die Gelder in das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe investiert, wären auch hier<br />
technische Entwicklungen leichter umzusetzen<br />
gewesen.<br />
So aber sei das <strong>Taxi</strong>gewerbe gezwungen,<br />
alle Investitionen aus eigener Kraft zu tätigen,<br />
so Kollar. Er kritisierte die Aufsichts-<br />
FOTOS: BVTM, privat<br />
24 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
WISSENSCHAFT<br />
FOTOS: privat (1), BVTM<br />
behörden: Geltendes Recht nicht durchzusetzen<br />
aus Angst, man könnte dafür von<br />
Uber & Co. verklagt werden, bezeichnete<br />
Kollar als „erbärmliches Versagen“.<br />
MEHR MOBILITÄT<br />
ODER MEHR VERKEHR?<br />
Ein Interview mit dem prominenten<br />
amerikanischen Verkehrsexperten Bruce<br />
Schaller, bekannt für seine Studie „The<br />
New Automobility“, leitete den zweiten Themenblock<br />
ein. Schaller belegte, dass Uber,<br />
Lyft & Co. allein in Boston, Chicago, Los<br />
Angeles, Miami, New York, Philadelphia,<br />
San Francisco, Seattle und Washington<br />
DC für rund zehn Milliarden zusätzlich<br />
gefahrene Kilometer verantwortlich sind<br />
– eine enorme Luftbelastung. Er konnte<br />
beobachten, dass Uber und Lyft häufig<br />
nicht anstelle des eigenen Autos, sonders<br />
als Alternative zum ÖPNV genutzt wurden.<br />
Bruce Schaller, US-amerikanischer<br />
Verkehrsexperte<br />
Hermann Waldner, Justyna Wladarz, Andreas Knie<br />
Mit Blick auf den amerikanischen Markt<br />
empfiehlt Schaller, die Regulierung der<br />
Personenbeförderer den Kommunen zu<br />
überlassen und <strong>Taxi</strong> und Mietwagen bei<br />
gleichen Rechten und Pflichten auf eine<br />
Ebene zu stellen. Zudem müssten sogenannte<br />
Trip Fees eingeführt werden,<br />
Gebühren, die in den Ausbau des ÖPNV<br />
zurückfließen. Zudem sei der Wettbewerb<br />
zu reduzieren. Er habe in den USA dazu<br />
geführt, dass viel zu viele Fahrzeuge um<br />
die Fahrgäste kämpfen.<br />
Es sollten E-<strong>Taxi</strong>s eingesetzt<br />
und unnötiges ‚cruisen‘<br />
vermieden werden.<br />
In der anschließenden<br />
virtuellen Podiumsdiskussion<br />
mit Justyna Wladarz vom Naturschutzbund<br />
(NABU) und Hermann Waldner<br />
vom Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
vertrat Prof. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum<br />
<strong>Berlin</strong><br />
für Sozialforschung die<br />
Meinung, das Hauptproblem<br />
seien die vielen<br />
privaten Fahrzeuge,<br />
die den öffentlichen<br />
Raum okkupieren und<br />
die Umwelt belasten.<br />
Für Knie ist die allgemeine<br />
Diskussion viel<br />
zu kleinteilig und jeder<br />
neue Mobilitätsdienstleister<br />
ein Schritt in<br />
die richtige Richtung,<br />
wobei eine Marktöffnung<br />
auch neue<br />
Gesetze erfordere.<br />
Für Hermann Waldner<br />
muss der taxiähnliche<br />
Verkehr durch<br />
Mietwagen dringend<br />
reguliert werden, da<br />
der Wildwuchs zu<br />
Problemen für die gesamte Gesellschaft<br />
führt, sei es die zusätzliche Umweltbelastung<br />
durch herumfahrende Mietwagen,<br />
die dadurch verstopften Straßen oder die<br />
prekären Arbeitsverhältnisse, welche die<br />
Fahrer in das Netz des Sozialstaates treiben.<br />
Die bestehenden Regeln aus der Zeit<br />
vor dem Internet, z. B. die Rückkehrpflicht,<br />
seien nach wie vor wichtig, reichen aber<br />
nicht mehr aus. Sollte in Zukunft eine sinnvolle<br />
Trennung der beiden Verkehrsarten<br />
aufrechterhalten werden, seien zusätzliche<br />
Kontrollinstrumente nötig, etwa eine Vorbestellfrist<br />
für Mietwagen.<br />
Waldner betonte, einer Zusammenarbeit<br />
mit anderen Verkehrsdienstleistern stehe<br />
nichts im Wege, sie werde seit Jahren<br />
umgesetzt, etwa mit der BVG. Auch gäbe<br />
es beim deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbe keinen<br />
Technologierückstand; die Bestellung per<br />
App funktioniere seit Jahren und die <strong>Taxi</strong>vermittlung<br />
habe anders als in den USA<br />
eine lange Historie.<br />
Für Justyna Wladarz liegt die Lösung<br />
für eine saubere Umwelt nicht allein in der<br />
Technologie. Die neuen<br />
Mobilitätsanbieter könnten<br />
eine Rolle spielen,<br />
allerdings nicht in den<br />
Valerie Lux, Herwig Kollar, Johanna Reinhardt und Mira Ball<br />
Innenstädten. In Deutschland falle die<br />
Abkehr vom Verbrennungsmotor schwer,<br />
während woanders bereits Ziele gesetzt<br />
seien, wann die Innenstädte autofrei beziehungsweise<br />
emissionsfrei werden.<br />
ZUKUNFT TAXI –<br />
EMISSIONSFREI & DIGITAL<br />
Die Zukunft des <strong>Taxi</strong>gewerbes war<br />
Thema des dritten Blocks mit fünf Kurz-<br />
Vorträgen. Der Wiener Funkzentralenchef<br />
Christian Holzhauser, Gewerbevertreter<br />
in der International Road Transport Union<br />
(IRU), Christian Meyer, Key-Account-<br />
Manager Deutschen Telekom für die Verbände<br />
und Organisationen, Gregor Beiner,<br />
vollständig E-mobiler Münchener Unternehmer,<br />
Malte Auer von der Hamburger<br />
Hochbahn und der für seine harte Linie<br />
gegenüber dem Mietwagen-Wildwuchs<br />
bekannte Dirk Ritter von der Hamburger<br />
Verkehrsbehörde tauschten sich über<br />
praktische Anforderungen an das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
der Zukunft aus. Zur Sprache kamen<br />
interessante und sehr vielfältige Aspekte<br />
betreffs „grüner Mobilität, flächendeckende<br />
Versorgung mit Ladesäulen, Inklusion, Verlässlichkeit<br />
bezüglich der Investitionen,<br />
Festpreise für Bestellfahrten, Wasserstoffantrieb<br />
(hier hat die EU nach Holzhausers<br />
Ansicht die Zeichen der Zeit verschlafen),<br />
Digitalisierung, Datenschatz (Wert und<br />
legitime Vermarktungschancen gesammelter<br />
Daten), Vernetzung mit verschiedenen<br />
Mobilitätsformen, WLAN im ÖPNV einschl.<br />
<strong>Taxi</strong>, verstärkte Kooperation mit dem Linienverkehr,<br />
Schnelligkeit bei der Kunden-<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />
25
WISSENSCHAFT<br />
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Michael Oppermann, Stefan Gelbhaar, Detlef Müller, Michael Donth<br />
anfahrt (hier sieht Gregor Beiner das <strong>Taxi</strong><br />
unschlagbar), Kosten für die E-Mobilität<br />
(unterscheiden sich nach Beiners Erfahrung<br />
ökonomisch nicht mehr von denen<br />
der herkömmlichen Technik), Mobilität<br />
ohne eigenes Auto, Vernetzung der verschiedenen<br />
Mobilitätsanbieter, Best-Price-<br />
Ticketing ... Ritter mahnte an, im Chor der<br />
vielen Anbieter müsse das <strong>Taxi</strong>gewerbe mit<br />
einer einzigen Stimme zu hören sein, sonst<br />
sei es ein schwieriger Partner.<br />
DER REFERENTENENTWURF<br />
ZUR PBEFG-NOVELLE<br />
Zum Abschluss kamen wichtige deutsche<br />
Verkehrspolitiker zu Wort. Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer wandte sich mit einer<br />
kurzen Rede direkt an das <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
Anschließend diskutierten die drei PBefG-<br />
Experten Michael Donth (CDU), Detlef Müller<br />
(SPD) und Stefan Gelbhaar (Bündnis<br />
90/Grüne) sowie Michael Oppermann, der<br />
Geschäftsführer des Bundesverbandes <strong>Taxi</strong><br />
und Mietwagen.<br />
Während des knapp einstündigen Talks<br />
stand der aktuelle Referentenentwurf zur<br />
PBefG-Novelle im Vordergrund, der sich<br />
in der Abstimmung mit den Ressorts und<br />
den Fraktionen und in der Anhördung<br />
mit den Verbänden befand. Oppermann<br />
sieht den jetzigen Entwurf als noch lange<br />
nicht fertig und mahnt einen erheblichen<br />
Nachsteuerungsbedarf sowohl in der<br />
Ausrichtung als auch in der handwerklichen<br />
Ausgestaltung an.<br />
Obwohl Podiumsdiskussionen in ähnlichen<br />
Konstellationen bereits mehrfach bei<br />
Veranstaltungen des <strong>Taxi</strong>gewerbes stattfanden,<br />
hatte die hiesige Runde erfrischend<br />
aktuelle Aspekte zu bieten, die sowohl<br />
aufgrund der Corona-Krise als auch durch<br />
die Dynamik der Diskussion über das Personenbeförderungsgesetz<br />
alles andere als<br />
eine Wiederholung war.<br />
Ein gutes Gespür für die Auswahl<br />
versierter Personen bewies der Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen nicht nur<br />
mit sämtlichen Wissenschaftlern und<br />
Gesprächsteilnehmern, sondern auch mit<br />
der Diskussionsleiterin: die 29-jährige,<br />
bereits viel herumgekommene Fachmoderatorin<br />
Valerie Lux („Die erkenntnisreiche<br />
Suche nach unterschiedlichen Pro- und<br />
Contra-Argumenten zieht sich wie ein<br />
roter Faden durch mein Leben“) verlieh<br />
der Veranstaltung mit ihrer kompetenten<br />
und angenehmen Moderation den letzten<br />
Schliff. <br />
ar/sg/rw/jh<br />
IMPRESSUM<br />
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taxi-times Verlags GmbH<br />
Persiusstr. 7<br />
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Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Florian Bachmann (fb), Simon Günnewig (sg),<br />
Daniel Herbst (dh), Rumen Milkow (rm),<br />
Hayrettin „Simi“ Şimşek (hs), Remmer Witte (rw)<br />
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FOTOS: BVTM<br />
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Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr<br />
Heftpreis: 3,50 €<br />
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ISSN-Nr.: 2367-3842<br />
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Meyer, Gregor Beiner,<br />
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<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> DACH, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> München<br />
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<strong>Berlin</strong> eigens gekennzeichnete Mitteilungsseiten,<br />
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Presserechtes selbst verantwortlich ist.<br />
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Gesellschafter (100 %) der taxi-times Verlags<br />
GmbH, <strong>Berlin</strong>, ist Jürgen Hartmann.<br />
26 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI
www.taxi-times.com<br />
ALLES NEU UND DIGITAL<br />
Gut vier Jahre, nachdem die <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Webseite online<br />
ging, ist der Auftritt komplett überarbeitet und auf den<br />
aktuellen Stand gebracht worden. Speziell für die <strong>Berlin</strong>er<br />
und Münchener Leser gibt es eine große Neuerung.<br />
Auch wenn die Seite www.taxi-times.com auf<br />
den ersten Blick weiterhin den Fokus auf<br />
alle wichtigen Infos und News rund um das<br />
Personenbeförderungsgewerbe setzt, hat sich hinter<br />
den Kulissen viel getan.<br />
Der neue Aufbau der Website bietet auch eine übersichtliche<br />
Darstellung von verschiedenen Themenbereichen.<br />
Das neue Design ermöglicht es, Beiträge<br />
wahlweise chronologisch oder per Mausklick gezielt<br />
nach verschiedenen Themenbereichen abzurufen.<br />
Will man ein spezielles Thema recherchieren, so steht<br />
eine umfangreiche Suchfunktion zur Verfügung.<br />
Für die <strong>Berlin</strong>er Leser dürfte die größte Neuerung<br />
die erstmals verfügbare eigenständige <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-<br />
<strong>Berlin</strong>-Seite sein. Unter www.taxi-times.com/berlin<br />
NEUE WERBEMÖGLICHKEITEN<br />
sind ab sofort taxirelevante Neuigkeiten rund um die<br />
Bundeshauptstadt zu finden.<br />
Weiterhin gibt es ausgesuchte Beiträge auch in türkischer<br />
Sprache, was bislang nur in der App ging.<br />
Möglich wird das durch einen Klick auf die kleine<br />
türkische Flagge oben rechts.<br />
Wer Inhalte in den sozialen Medien und Messenger-<br />
Diensten teilen möchte, der kann das jetzt mit einem<br />
Mausklick erledigen. Direkt im Beitrag sind die verschiedenen<br />
Icons für Twitter, Facebook, WhatsApp<br />
und Telegram zu finden.<br />
Auf mobilen Endgeräten leitet das Menü oben links<br />
den User schnell und unkompliziert zu Kategorien wie<br />
Poloitik, Recht usw., auf die <strong>Berlin</strong>er oder Münchener<br />
Regionalseiten oder auch zu den türkischsprachigen<br />
<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Beiträgen. Neben der übersichtlicheren<br />
Darstellung der Inhalte ermöglicht ein Nachtmodus<br />
das augenschonende Stöbern auf der Website.<br />
Übersichtliche Darstellung<br />
von Themenbereichen<br />
Umfangreiche<br />
Suchfunktion<br />
Lokale News rund um<br />
die Bundeshauptstadt<br />
Beiträge auch<br />
in türkischer Sprache<br />
Darstellung der Inhalte<br />
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wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes<br />
Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken<br />
zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. Die Werte variieren in Abhängigkeit von den gewählten<br />
Sonderausstattungen. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und<br />
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