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Taxi Times Berlin - 1. Quartal 2021

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<strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> 3,50€<br />

www.taxi-times.taxi<br />

BERLIN<br />

TAXI BERLIN ZIEHT GRÖSSTEN AUFTRAG<br />

SEINER GESCHICHTE AN LAND<br />

IMPF-FAHRTEN FÜR<br />

DAS TAXIGEWERBE<br />

INSOLVENZEN<br />

Corona-Lockdown mit<br />

Kollateralschäden<br />

FLUGHAFEN BER<br />

LDS hält <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer hin<br />

TAXI UND BVG<br />

Zwischen Konkurrenz<br />

und Kooperation


CORONA-INFO<br />

IMPFZENTREN<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf: Messehalle<br />

21, Westend, Hammarskjöldplatz<br />

(von der Masurenallee in die Zufahrt,<br />

Eingang geradezu); 9 bis 18 Uhr<br />

Mitte: Erika-Heß-Eishalle, Wedding,<br />

Müllerstr. 185 (letzte Einfahrt vor<br />

Beginn der Chausseestr., gegenüber<br />

Sixt-Geschäftsstelle); 9 bis 14 Uhr<br />

Pankow: Velodrom, Prenzlauer Berg,<br />

Landsberger Allee stadteinwärts,<br />

Zugang links neben dem S-Bahn-Zugang<br />

und evtl. von der Fritz-Riedel-Str. *<br />

Tempelhof-Schöneberg: THF-Hangar<br />

4, Tempelhof, Columbiadamm 10<br />

(Zufahrt gegenüber des Columbia-<br />

Theaters) *<br />

Reinickendorf: TXL-Terminal C; für<br />

Taxen vorerst bedeutungslos<br />

Treptow-Köpenick: Arena, Alt-Treptow,<br />

Eichenstr. 4 (Zufahrt nur von der Puschkinallee);<br />

8:30 bis 18:30 Uhr<br />

* war bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht eröffnet<br />

TESTSTATIONEN<br />

Es wird unterschieden zwischen Personen, die kürzlich aus<br />

Risikogebieten zurückgekehrt sind, und denen, die sich aus<br />

anderen Gründen testen lassen möchten oder müssen.<br />

Bei Schnelltests handelt es sich in der Regel um sog. Antigentests.<br />

Ein PCR-Test weist Virus-Erbgut nach, auch noch in<br />

geringen Mengen, unmittelbar nach einer Ansteckung oder,<br />

wenn die Erkrankung schon Tage zurückliegt. Bei Schnelltests<br />

hingegen braucht es eine gewisse Menge an Viren, damit<br />

der Test anschlägt. Das bedeutet: Bei einem negativen Test<br />

besteht ein Restrisiko, dass die Person trotzdem infiziert ist.<br />

Die Tests werden mittlerweile in vielen Hausarzt-Praxen<br />

angeboten, außerdem an größeren Testzentren.<br />

Hier eine (unvollständige) Übersicht:<br />

• Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

› Charlottenburg, Breitscheidplatz, Kaiser-Wilhelm-<br />

Gedächtniskirche; Antigentest 40 €, 10-18 Uhr<br />

› Westend, Soorstr., Parkplatz am Zentralen Omnibusbhf.<br />

(ZOB)<br />

› Wilmersdorf, Uhlandstr. 181 (zw. Grolmanstr. und S-Bahn);<br />

PCR- und Schnelltests, Mo-Fr 7-19 Uhr, Sa+So 9-18 Uhr<br />

• Friedrichshain-Kreuzberg<br />

› Friedrichshain, Stralauer Allee 3, nhow-Hotel (links neben<br />

dem Haupteingang)<br />

› Friedrichshain, Wriezener Karree 15; Antigentest 35,90 €<br />

› Kreuzberg, Gneisenaustr. 40, ASB; Antigentest 39 €,<br />

täglich 16-20 Uhr<br />

› Kreuzberg, Prinzessinnenstr. 14 (Ecke Oranienstr.),<br />

Schnelltest-Zentrum; Antigentest 49,90, Mo-Sa 8-20 Uhr<br />

• Lichtenberg<br />

› Lichtenberg, Landsberger Allee 270 (zw. Vulkanstr. und<br />

Am Wasserwerk); Drive-in, Schnelltest 29,90 €, personalisiert<br />

39,90, täglich 10-14 Uhr<br />

• Mitte<br />

› Mitte, Arkonapl. 5 (Nordseite, Ecke Swinemünder Str.);<br />

Gemeinschaftspraxis<br />

› Mitte, Auguststraße 20 (zw. Tucholsky u. Kl. Hamburger),<br />

Galerie DNA; PCR-Test 99 €, Schnelltest 49 €, Mo-Fr 7-19<br />

Uhr, Sa+So 9-18 Uhr<br />

› Mitte, Bergstr. 20 (nördl. ggü. Schröderstr.); Antigentest<br />

49,90 €, Mo-Sa 7-15 Uhr<br />

› Mitte, Brückenstr. 1 (Ecke Köpenicker Str.), Kitkat-Club;<br />

Antigentest 24,95 €, Mi-So 9-16 Uhr<br />

› Mitte, Friedrichstr. 101 (am Bhf.), Admiralspalast, täglich<br />

8-20 Uhr<br />

› Mitte, In den Ministergärten 1 (Ecke Gertrud-Kolmar-Str.),<br />

Ärztehaus; PCR-Test 75,76 €, Termine: 030-2123436409<br />

› Moabit, Hauptbahnhof, <strong>1.</strong> Untergeschoss, Mo-Fr 6-23 Uhr,<br />

So 8 bis 23 Uhr; für Reiserückkehrer<br />

› Wedding, Strandbad Plötzensee, Nordufer 26 (Sackg.<br />

nördl. Seestr.); Drive-in Schnelltests<br />

› Wedding, Charité Campus Virchow-Klinikum, Mittelallee<br />

1 (Zufahrt Seestr.), Mo-Freitag 8-13 Uhr; nur mit Termin;<br />

nur für Personen mit akuten Erkältungssymptomen<br />

› Wedding, Corona-Testzentrum, Parkplatz Genter Str.<br />

(ggü. Limburger Str.), Hintereingang Rathaus Wedding;<br />

nur für Pers. aus dem Bezirk Mitte, die Kontakt mit<br />

nachweisl. infiz. Pers. hatten und unter Beobachtung des<br />

Gesundheitsamts Mitte stehen; Reiserückkehrer oder<br />

Saisonarbeiter mit Symptomen; med. Personal, Pflegepersonal,<br />

Apothekenpersonal, Polizei und Feuerwehr<br />

auch ohne Symptome<br />

• Neukölln und Schönefeld<br />

› Britz, Corona-Abstrich-Zentrum, Riesestraße (Ecke<br />

Blaschkoallee); nur mit Termin durch Arbeitgeber und<br />

nur für Beschäftigte mit Dienstort in Neukölln<br />

› Schönefeld, Flughafen BER, Terminal 1, Ebene 0<br />

(Ankunft) rechts (an der <strong>Taxi</strong>-Ladeleiste); PCR-Test 59 €,<br />

7 bis 19 Uhr<br />

• Pankow<br />

› Prenzl. Berg, Am Falkplatz Ecke Gaudystr., Max-Schmeling-Halle;<br />

Schnelltest 49,95 €, Mo+Di 10-13, Mi 15-18,<br />

Do+Sa 10-13 Uhr<br />

• Reinickendorf<br />

› Reinickendorf, Drive-by/Gesundheitsamt Reinickendorf,<br />

Teichstr. 65; nur für Personen aus Reinickendorf,<br />

die Kontakt zu einer infizierten Person hatten und/oder<br />

Krankheitssymptome aufweisen<br />

• Steglitz-Zehlendorf<br />

› Lichterfelde, Testzentrum Süd, Lichterfelder Weg 5<br />

(Sackgasse südl. Goerzallee); Antigentest 83,50 €, Antikörpertest<br />

39,95 €, nur Sa+So 8-18 Uhr<br />

› Lichterfelde, Testzentrum, Goerzallee 305 a (Südseite<br />

nahe Wupperstr.); Schnelltests<br />

• Treptow-Köpenick<br />

› Köpenick, DRK Kliniken, Salvador-Allende-Str. 2-8, Haus<br />

5.3, Mo-Fr 9-11 Uhr.<br />

2 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


DIE TAGE WERDEN LÄNGER<br />

In die Auftragsflaute des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes ist starke Bewegung<br />

gekommen, seit <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> es vollbracht hat, sich vom Senat<br />

mit der Beförderung von Senioren zu den Impfzentren und zurück<br />

beauftragen zu lassen – eine Wohltat in Zeiten des Lockdowns. In<br />

der Persiusstraße ist man entsprechend am Rotieren.<br />

Für einige <strong>Taxi</strong>betriebe kommt diese Auftragsflut zu spät. Vom<br />

Staat im Stich gelassen und von unseriösen Anbietern um ihre<br />

Kundschaft beraubt, konnten sie ihre Fixkosten nicht mehr decken<br />

und mussten ihr Geschäft aufgeben.<br />

Die Meldungen über staatliche Hilfsgelder, Corona-bedingte<br />

Regeln und Verbote, Impfzentrums-Eröffnungen und Änderungen<br />

der Verkehrsführung an deren Adressen gehen momentan beinahe<br />

im Stundentakt ein. Die Adressen, Telefonnummern und Links,<br />

die Sie hier links und unten sehen, sind eine Momentaufnahme<br />

und werden sicherlich schon bald erweitert.<br />

TAXI TIMES WIRD DIGITALER UND INTERAKTIVER<br />

Sicherlich ist Ihnen nicht entgangen, dass <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

auch ein Online-Portal für aktuelle Meldungen hat. Unter<br />

www.taxi-times.com finden Sie in der Regel mehrmals täglich<br />

neue Meldungen. Dieser Online-Auftritt ist kürzlich erneuert worden<br />

und hat jetzt Extra-Regionalseiten für <strong>Berlin</strong> und München.<br />

Dazu mehr auf der letzten Innenseite dieses Heftes (Seite 27).<br />

QR-CODE: TEXT MIT EINEM KLICK EINLESEN<br />

Möchte man die Leser einer gedruckten Veröffentlichung<br />

auf eine bestimmte Internet-Seite verweisen, so ist dies umso<br />

umständlicher, je länger die Adresse der Seite ist. Um dieses Problem<br />

zu umgehen, gibt es bereits seit Jahren den sogenannten<br />

QR-Code, eine quadratische Grafik aus schwarzen und weißen<br />

Pixeln, die im öffentlichen Raum immer häufiger innerhalb von<br />

Werbung zu sehen ist, und über die wohl jeder sich zu Anfang<br />

einmal wunderte.<br />

In einem QR-Code kann praktisch jeder Kurztext „versteckt“<br />

sein. Besonders praktisch ist er aber für komplizierte Internet-<br />

Adressen. Zum Einlesen von QR-Codes mit dem Smartphone gibt<br />

es mehrere Apps. In manchen neueren Modellen ist diese Scan-<br />

Funktion sogar serienmäßig in den „Einstellungen“ zu finden.<br />

Auch wir möchten dies künftig vermehrt nutzen und bitten Sie,<br />

sich mit dieser praktischen Funktion vertraut zu machen. Probieren<br />

Sie es doch gleich einmal mit den drei Codes unten rechts aus!<br />

Viel informative Unterhaltung beim Lesen wünscht Ihnen<br />

INHALT<br />

CORONA-KRISE<br />

2 Adressen: Impfzentren,<br />

Teststationen<br />

4 Großauftrag: Impfzentren<br />

6 Symptomfrei und insolvent<br />

8 Corona-Kurznews<br />

MELDUNGEN<br />

9 News<br />

GEWERBE<br />

10 BER: Gut organisiert aber kaum<br />

<strong>Berlin</strong>er Taxen<br />

RECHT<br />

13 Kolumne: Scheibenwischer und<br />

Touchscreen<br />

TAXI BERLIN<br />

14 Führungswechsel beim BVTM<br />

15 <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland hilft<br />

WETTBEWERB<br />

16 <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und „Jelbi“<br />

18 Berlkönig und Berlkönig BC: Wohin<br />

geht die Reise?<br />

20 <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenkontrollen<br />

22 Ein Uber-Fahrer packt aus<br />

KOLUMNE<br />

23 Das <strong>Taxi</strong> stirbt nicht an Corona<br />

alleine<br />

WISSENSCHAFT<br />

24 <strong>Taxi</strong> Driving Innovation: Zwischen<br />

Disruption und Ordnung<br />

– die Redaktion –<br />

TITELFOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

HOTLINES UND LINKS<br />

Senats-Hotline für Personen ohne Symptome und mit<br />

Verdacht auf eine Infektion: Tel. (030) 90 28 28 28<br />

(täglich von 8 bis 20 Uhr)<br />

Mobiler ärztlicher Bereitschaftsdienst:<br />

116 117 – Infos: 116117.de<br />

Corona-Bürgertelefon des Bundesgesundheitsministeriums:<br />

030 346 465 100<br />

Für <strong>Berlin</strong>er Unternehmer:<br />

Corona-Hotline der IHK: 030 315 10 919<br />

Servicenummer der Investitionsbank: 030 21 25 47 47<br />

<strong>Berlin</strong>-Partner-Hotline: 030 463 02 440<br />

Visit-<strong>Berlin</strong>-Hotline: 030 26 47 48 88<br />

Bitte die<br />

QR-Codes<br />

scannen, um<br />

aktuelle Listen<br />

aufzurufen:<br />

Arztpraxen für<br />

Reiserückkehrer<br />

Hotlines und Empfehlungen<br />

der Bezirke<br />

Arztpraxen für Personen<br />

mit CoViD-19-Symptomen<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

3


CORONA-KRISE<br />

Impfzentrum in der Eichenstraße in Alt-Treptow<br />

GROSSAUFTRAG:<br />

IMPFZENTREN<br />

Ausnahmezustand in der Persiusstraße: <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> hat einen Auftrag<br />

noch nie dagewesener Größe an Land gezogen – und sich damit<br />

Arbeit und Organisationsaufwand in ungekanntem Ausmaß beschert.<br />

Die Bemühungen von Gewerbevertretern,<br />

vom Staat für die<br />

Bewältigung der Corona-Krise in<br />

Anspruch genommen zu werden, waren in<br />

<strong>Berlin</strong> Ende 2020 endlich erfolgreich. Nicht<br />

nur die Landesverbände warben vehement<br />

bei Politikern um Aufträge für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe, vor allem <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Chef<br />

Hermann Waldner sprach immer wieder<br />

mit Staatssekretären und Senatoren. Ende<br />

Dezember kam schließlich die gute Nachricht.<br />

Seit dem 4. Januar haben in <strong>Berlin</strong><br />

wohnende Senioren, die eine Einladung zur<br />

Impfung erhalten haben, Anspruch auf die<br />

Bezahlung einer <strong>Taxi</strong>fahrt von ihrer Wohnadresse<br />

zum Impfzentrum und zurück.<br />

Über die Eröffnung des ersten der sechs<br />

<strong>Berlin</strong>er Impfzentren in der „Arena“, der<br />

bekannten Konzert- und Veranstaltungshalle<br />

in Alt-Treptow, berichteten zahlreiche<br />

Pressevertreter.<br />

Ein solches Projekt umfasst zahlreiche<br />

Absprachen und Verhandlungen und erfordert<br />

ein hohes Maß an Organisation vieler<br />

Seiten, die alle koordiniert sein müssen.<br />

Während Logistiker mit Hilfe von Ex-THW-<br />

Präsident Albrecht Broemme das Impfzentrum<br />

aufbauten und -zig Impfkabinen mit<br />

Strom- und Datenkabeln, Mobiliar und<br />

EDV einschließlich Drucker ausstatteten,<br />

handelte Hermann Waldner mit dem Deutschen<br />

Roten Kreuz und der Senatsverwaltung<br />

für Gesundheit die Beauftragung des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes mit den Seniorenfahrten<br />

aus. Pünktlich zur Eröffnung versorgte<br />

„Innungs“-Chef Leszek Nadolski die Presse<br />

mit Informationen.<br />

LANGJÄHRIGE ERFAHRUNG<br />

ZAHLT SICH IN DER KRISE AUS<br />

„Die Vermittlung der Aufträge läuft in<br />

der Regel so ab, dass der Kunde in der<br />

Zentrale das <strong>Taxi</strong> von zu Hause zum Impfzentrum<br />

bestellt, woraufhin die Zentrale<br />

einen Funkauftrag mit den Merkmalen ‚Mit<br />

Trennschutz’, ‚Behilflich sein’ und ‚Coupon’<br />

vermittelt“, so Hermann Waldner.<br />

Bereits Tage vor der Eröffnung organisierte<br />

Boto Töpfer, Chef des <strong>Taxi</strong>verbandes<br />

<strong>Berlin</strong> Brandenburg, vor Ort in Zusammenarbeit<br />

mit den Betreibern, den Sicherheitsdiensten,<br />

der Polizei und in Abstimmung<br />

mit <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> die Anfahrt- und Ladeinfrastruktur<br />

an der Arena.<br />

Die zunächst geplante<br />

Aufstellung in der Martin-<br />

Hoffmann-Straße hätte<br />

nicht funktioniert, das<br />

sah Töpfer auf den ersten<br />

Blick. Er vereinbarte mit<br />

den zuständigen Polizeibeamten,<br />

die Parkbuchten<br />

in der Eichenstraße<br />

in Richtung Arena bereitzustellen,<br />

zudem wurde<br />

in der Puschkinallee der<br />

rechte Rand ab der Elsenstraße für Taxen<br />

reserviert. „Wir führen eine ausgesprochen<br />

zivile Gesprächskultur mit der Polizei,<br />

sowohl auf der Führungsebene als auch<br />

auf der Straße. Das sollten wir auch alle zu<br />

schätzen wissen, indem wir zu den Beamten<br />

genau so freundlich sind.“<br />

Gibt es Probleme, so wird Töpfer meist<br />

schnell damit konfrontiert – und sie landen<br />

auf dem Tisch von Jens Schmiljun, Vertriebschef<br />

bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, in dessen Verantwortung<br />

nun die gesamte Projektleitung<br />

und -steuerung liegt, und der seitdem kaum<br />

einen freien Tag hat, wie er auf Nachfrage<br />

sagt. Zu Anfang gab es Beschwerden über<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer, die die hochbetagten Senioren,<br />

Risikogruppe Nummer eins und von der<br />

frischen Impfung womöglich körperlich<br />

geschwächt, ohne Trennschutz befördern<br />

wollten. Auch schwarze Schafe, die betrü-<br />

Impfzentrum in der Müllerstraße in Wedding<br />

FOTOS: Axel Rühle<br />

4 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


CORONA-KRISE<br />

gerisch mit Bargeld und Coupon doppelt<br />

abkassieren wollten, trugen dazu bei, dass<br />

die Auftragsvermittlung über Funk eingeführt<br />

werden musste. Seitdem läuft es<br />

in der Eichenstraße ziemlich geordnet ab.<br />

Das Aufkommen an Impffahrten hat in der<br />

Persiusstraße allerdings zu einer neuen<br />

Größenordnung der Couponbearbeitung<br />

geführt.<br />

Problemlos klappt auch die Zusammenarbeit<br />

mit den Teams an Einweisern und<br />

Einweiserinnen. Töpfer sagt, er habe Wert<br />

darauf gelegt, ein kulturell und geschlechtlich<br />

gemischtes Team einzusetzen, um mit<br />

gewissen Vorurteilen aufzuräumen, wie er<br />

die Vorbereitungen mit <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> schildert.<br />

Wichtig war für ihn auch, dem Winterwetter<br />

zu begegnen, das jedem noch so<br />

warm gekleideten Einweiser früher oder<br />

später zu schaffen macht. Eine rettende<br />

Idee war die leerstehende Ticketkasse<br />

gegenüber der Arena, die kurzerhand<br />

zum improvisiert beheizten Pausenraum<br />

umfunktioniert wurde. Für das kulinarische<br />

Wohl sorgt inzwischen auch ein<br />

Imbisswagen, der dort permanent Stellung<br />

hält, und Toiletten gibt es in der Arena. Das<br />

Leitstellenpersonal mit den Leuchtwesten<br />

gibt die Coupons sowohl für die Anfahrt als<br />

auch für die Rückfahrt an die <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

aus. Das Einladungsschreiben zum Impfen<br />

ist kein Coupon – nur eine von unzähligen<br />

Fragen, die die Funkzentrale derzeit oft zu<br />

beantworten hat. Jens Schmiljun musste<br />

vieles zum Laufen bringen. Er koordiniert<br />

alles in täglicher Abstimmung mit sämtlichen<br />

Beteiligten.<br />

Hermann Waldner und Jens Schmiljun vor dem<br />

Impfzentrum am Hammarskjöldplatz in Westend<br />

DAS JETZIGE AUFKOMMEN<br />

IST ERST DER ANFANG<br />

Mit der Impffrequenz an den einzelnen<br />

Adressen steigen auch die erforderliche<br />

Zahl an Taxen, die dort pro Minute „durchgejagt“<br />

werden, und der Personalbedarf.<br />

Die aktuelle Zahl von gut 3.000 Fahrten<br />

pro Tag (in zehn Stunden) soll auf maximal<br />

20.000 steigen, wenn<br />

an allen sechs Adressen<br />

Hochbetrieb herrscht. Das<br />

bringt viele kleine Probleme<br />

mit sich, etwa, dass<br />

die Druckerei mit der Herstellung<br />

der Coupons zeitweise<br />

nicht mehr hinterherkam.<br />

„Wir sind das einzige<br />

Bundesland mit so einem<br />

Großauftrag und sind permanent<br />

bemüht, den gut zu<br />

erfüllen, damit die Politik<br />

Grund hat, das so fortzusetzen.<br />

Bisher bekommen wir<br />

auch durchweg positives<br />

Feedback“, so Schmiljun<br />

gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>. Zur<br />

Erfüllung gehört auch die<br />

strikte Einhaltung der vom Senat vorgegebenen<br />

Bedingungen: kein <strong>Taxi</strong> ohne Trennschutz,<br />

kein Fahrer ohne Maske. Nicht nur<br />

die Gewährleistung dieser Qualitätsstandards<br />

erforderte die Funkvermittlung,<br />

auch das kostenintensive Leitstellenpersonal<br />

wird so finanziert.<br />

Nach dem erfolgreichen Start in Alt-<br />

Treptow waren das zweite Impfzentrum<br />

in Westend und das dritte in Wedding<br />

zwar vom Organisationsaufwand her nicht<br />

weniger arbeitsintensiv, für Schmiljun und<br />

Töpfer jedoch mit weniger Unwägbarkeiten<br />

verbunden. Die Eichenstraße stößt bereits<br />

oft an ihre Kapazitätsgrenze, so dass auf<br />

Verlangen der Polizei jedes <strong>Taxi</strong>, das einen<br />

Fahrgast ausgeladen hat, gleich einen<br />

frisch Geimpften einladen muss, damit<br />

kein Chaos ausbricht. Die freien müssen<br />

dann entsprechend lange warten, was<br />

anfangs zu erheblichem Unmut führte, der<br />

sich zu Unrecht auf das Leitstellenpersonal<br />

entlud, doch die Polizei blieb hart. An den<br />

anderen Adressen will <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> solche<br />

Ungerechtigkeiten unbedingt vermeiden.<br />

Auf dem Hammarskjöldplatz mit seiner<br />

riesigen Nachrückfläche und in der Müllerstraße<br />

mit der bisher geringen Impffrequenz<br />

halten sich die Probleme bislang in<br />

Grenzen. Dafür sorgt auch das zahlreiche<br />

Leitstellenpersonal.<br />

Die täglichen Absprachen, Maßnahmen<br />

und Regelungen erledigt Schmiljun in<br />

engem Austausch mit Hermann Waldner.<br />

Bei Redaktionsschluss stand die Eröffnung<br />

der Impfzentren am Flughafen Tegel und<br />

im Velodrom kurz bevor. Wie es am Terminal<br />

C, an der Landsberger Allee und am<br />

Columbiadamm funktioniert, wird sich zeigen.<br />

Mit seinen Verhandlungen hat Waldner<br />

für ein großes Auftragsvolumen für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe gesorgt.<br />

Derzeit werden Personen ab 80 Jahren<br />

geimpft. „Wir haben um die 200.000 80-<br />

bis 90-Jährige in <strong>Berlin</strong> – und wir haben<br />

alle Grundlagen geschaffen, um sie sicher<br />

zu den Impfzentren und wieder zurück zu<br />

befördern“, sagte <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Geschäftsführer<br />

Hermann Waldner. „Die Fahrgäste<br />

müssen nur unter 030-20 20 20 oder 23 00<br />

23 ihre kostenlose Fahrt anmelden, um den<br />

Rest kümmern wir uns“. Auch an der Möglichkeit<br />

für die Kunden, ihre Impf-Fahrt per<br />

App zu bestellen, wird gearbeitet. ar<br />

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TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

5


CORONA-KRISE<br />

Keine Würdigung eines systemrelevanten Verkehrsmittels: Der Staat ließ das <strong>Taxi</strong>gewerbe lange Zeit links liegen.<br />

SYMPTOMFREI<br />

UND INSOLVENT<br />

Kranke, Tests und Impfungen – nichts geht ohne <strong>Taxi</strong>s. Der Trennschutz<br />

im <strong>Taxi</strong> ermöglicht jederzeit sichere Fahrten. Doch in dieser Krise<br />

reichen die staatlichen Hilfen nicht aus. Immer mehr Betriebe geben auf.<br />

Risikogruppen müssen zur Impfung,<br />

Erkrankte zum Arzt oder in eine<br />

CoViD-19-geeignete Klinik und<br />

andere zu einer Teststation. Die Dimensionen<br />

sind neu, nicht aber die überaus<br />

wichtige Rolle des <strong>Taxi</strong>s dabei, das seine<br />

gewohnte Aufgabe im öffentlichen Personennahverkehr<br />

als Ergänzung der Linienverkehre<br />

wie immer erfüllt. Insbesondere<br />

im Sinne der Beförderung von Menschen,<br />

die eben nicht mit Bus und Bahn fahren<br />

können oder wollen. Neben vielfältigen<br />

Gründen für den Wunsch nach individueller<br />

Beförderung, wie fehlender oder unattraktiver<br />

Linienverkehrsverbindungen, Zeitnot,<br />

rauschmittelbedingter Orientierungslosigkeit,<br />

körperlicher Einschränkung,<br />

krankheitsbedingter Schwäche oder dem<br />

Bedürfnis nach Sicherheit, geht es heutzutage,<br />

im Sinne des Infektionsschutzes,<br />

oft um die Vermeidung von Nähe zu anderen<br />

Personen. Dies – und dass zu diesem<br />

Zweck die allermeisten <strong>Taxi</strong>s mittlerweile<br />

mit Trennscheibe<br />

oder Trennfolie<br />

ausgestattet sind –<br />

ist schon ein Beleg<br />

dafür, dass das<br />

<strong>Taxi</strong> im Sinne der<br />

Daseinsvorsorge<br />

ein relevanter<br />

Bestandteil des Personenbeförderungssystems<br />

ist.<br />

Trotz mangelnder<br />

staatlicher<br />

Hilfe halten sich<br />

die meisten <strong>Taxi</strong>betrieb<br />

noch gerade so<br />

über Wasser und haben während Corona<br />

die Kranken weiter befördert, die letzte verlässliche<br />

Kundengruppe, die dem Gewerbe<br />

in der Krise geblieben ist. Noch immer<br />

bringen <strong>Taxi</strong>s Menschen sicher zum Testen<br />

oder zur Klinik, neuerdings auch zum<br />

Impfen. Doch diese Umsätze reichen bei<br />

Gegen den Willen der Mehrheit vom Senat abgewickelt: der Flughafen<br />

Tegel, wichtigste Einnahmequelle des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

weitem nicht aus. Die einen Betriebe erhielten<br />

zinsgünstige KfW-Darlehen mit langen<br />

Tilgungszeiten. Das hilft erst einmal, türmt<br />

letztlich aber einen Schuldenberg auf, der<br />

schwerlich durch die normalerweise zu<br />

erzielenden Gewinne eines <strong>Taxi</strong>betriebes<br />

wieder zurückzuführen sein wird. Andere<br />

FOTOS: Stephan Berndt, Axel Rühle<br />

6 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


CORONA-KRISE<br />

zehren ihre letzten Reserven auf – bis es<br />

nicht mehr weiter geht. Daher sind massive<br />

Hilfen nötig, die nicht zurückzuzahlen<br />

sind, um den Exodus nicht einfach nur zu<br />

verzögern.<br />

unverzichtbaren Dienstleistung für die<br />

politisch Verantwortlichen offenbar noch<br />

immer nicht. Sonst wäre die Hilfe eine<br />

andere.<br />

Die Unternehmen können ihre <strong>Taxi</strong>s<br />

jetzt nicht mehr abstellen. Sie machen<br />

weiter. Nur neue Konzepte können jetzt<br />

noch helfen, behinderten- und seniorengerechte<br />

<strong>Taxi</strong>s können da für das Gewerbe<br />

ein Ausweg sein. Wer sich nicht bewegt,<br />

wird früher oder später endgültig aufgeben<br />

müssen.<br />

Es ist mehr noch als nur eine Problematik<br />

der staatlichen Hilfsleistungen. Es ist<br />

der gesamte Umgang der Politik mit dem<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe. Die Würdigung der sozialen<br />

Komponente unserer Arbeit fehlt komplett:<br />

24/7 für alle da, zu staatlich festgelegten<br />

Fahrpreisen, auch bei Fahrten zum Arzt<br />

nur um die Ecke, entsprechend der Strecke<br />

oft für unter zehn Euro. Krankentransporte<br />

kosten ein Vielfaches und sind nicht in der<br />

Masse verfügbar wie <strong>Taxi</strong>s. Trotzdem werden<br />

neue Fahrdienste zugelassen, deren –<br />

teilweise illegales – Agieren weder kontrolliert<br />

noch sanktioniert. Ohne zu schauen,<br />

was <strong>Taxi</strong>s sowieso schon leisten und was<br />

sie in Form von Ride-Pooling oder auch in<br />

Kooperation mit dem Linienverkehr noch<br />

zu leisten im Stande wären. Ohne zusätzliche<br />

Fahrzeuge auf den Straßen, mit einer<br />

vorhandenen Flotte, zentral und digital<br />

gesteuert und bestellbar. Mit Betrieben,<br />

in denen <strong>Taxi</strong>fahrende ordentliche, sozial<br />

abgesicherte Jobs haben und die Steuern<br />

und Abgaben zahlen. Anders die „Rosinenpicker“,<br />

wo Plattformkapitalisten als<br />

Steuervermeider und die angeschlossenen<br />

Fahrenden in prekären Arbeitsverhältnissen<br />

unterwegs sind, mitunter zusätzliches<br />

Schwarzgeld einsacken und dann häufig<br />

noch auf Kosten der Steuerzahler aufstocken<br />

müssen. Das ist der Ausverkauf regionaler<br />

Autonomie in der Personenbeförderung,<br />

zu verantworten von Politik und<br />

Verwaltung.<br />

FOTO: Axel Rühle<br />

Noch zu erschließende Einnahmequelle: Inklusion<br />

DAS ZWEITE MAL ABSTELLEN<br />

IST FÜR VIELE ENDGÜLTIG<br />

Zu Beginn der Pandemie, beim ersten<br />

Lockdown, legten viele Unternehmen ihre<br />

Flotten vorläufig still, oder zumindest<br />

große Teile davon. Versicherungsprämien<br />

und Auftragsvermittlungskosten bei den<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen konnten damit ausgesetzt,<br />

Steuerzahlungen, Sozialversicherungsbeiträge<br />

und Fahrzeugfinanzierungen für drei<br />

Monate gestundet werden. Damals gingen<br />

alle zunächst von einer kurzen Auszeit<br />

von nur wenigen Wochen aus. Dafür war<br />

das ein passendes Mittel, ist so aber heute<br />

nicht wiederholbar. Jetzt heißt es nur noch:<br />

Durchziehen oder Aufgeben.<br />

Die dem <strong>Taxi</strong>gewerbe gewährten Überbrückungshilfen,<br />

die Fixkosten abdecken<br />

sollen, reichen zum Überleben nicht aus.<br />

So werden beispielsweise lediglich Finanzierungskosten,<br />

also nur die Zinsen, als<br />

Fixkosten erstattet. Die Fahrzeugfinanzierungen<br />

selbst müssen weiter aus eigener<br />

Kraft geleistet werden. KfW-Darlehen<br />

oder andere Kredite verzögern den Exodus<br />

nur. Was das <strong>Taxi</strong>gewerbe braucht, sind<br />

November- und Dezemberhilfen, wie sie der<br />

Gastronomie gezahlt werden. Die sind bitternötig,<br />

da kein anderes Gewerbe wie das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe bereits seit Anfang November<br />

so krass vom Lockdown betroffen ist. Der<br />

„Lockdown light“, ohne Kultur, ohne Veranstaltungen<br />

und ohne Gastronomie, war<br />

für <strong>Taxi</strong>s schon der Knockout. Dann wurde<br />

auch noch der letzte <strong>Berlin</strong>er Flughafen<br />

geschlossen. Da geht nichts mehr, außer,<br />

dass <strong>Taxi</strong>s die Kranken weiter fahren, zu<br />

Strahlentherapie, Dialyse und anderen<br />

lebensnotwendigen Behandlungen. Klar,<br />

aber systemrelevant ist das trotz dieser<br />

SO WEIT DIE RÄDER ROLLEN<br />

So lange es <strong>Taxi</strong>s noch gibt, werden sie<br />

ihren Job machen. Wenigstens werden jetzt<br />

die Kosten für die Fahrten zur Impfung<br />

für alle Über-Achtzig-Jährigen vom Staat<br />

übernommen und <strong>Taxi</strong>s mit diesen Fahrten<br />

beauftragt. Wer Kontakt zu Infizierten<br />

hatte, möchte möglicherweise schnell<br />

mittels Test sichergehen, sich nicht angesteckt<br />

zu haben. Aber auch wer deutliche<br />

Grippesymptome hat, gehört nicht in ein<br />

Massenverkehrsmittel, sondern entweder<br />

nach Hause ins Bett oder in eine Klinik,<br />

die auf CoViD-19-Patienten spezialisiert ist.<br />

Und auch ohne Symptome müssen Menschen<br />

aus Risikogruppen sich besonders<br />

schützen. Viele suchen derzeit ein Impfzentrum<br />

auf – was nur mit schriftlicher<br />

Einladung möglich ist. In jedem Fall bietet<br />

der Trennschutz im <strong>Taxi</strong> Fahrern und<br />

Fahrgästen Sicherheit. Bevor das Impfen<br />

aber so richtig losgehen kann, muss erst<br />

einmal genügend Impfstoff vorhanden sein.<br />

Da gab es anfängliche Engpässe, weshalb<br />

zunächst auch nur das Impfzentrum in der<br />

Arena in Alt-Treptow geöffnet wurde und<br />

zehn Tage darauf das zweite im Erika-Heß-<br />

Eisstadion in Wedding. Aktuelle Adressen<br />

von Test- und Impfzentren entnehmen<br />

Sie bitte der aktuellen Tagespresse bzw.<br />

Online-Angeboten. <br />

sb/ar<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

7


CORONA-KRISE<br />

CORONA-NEWS<br />

DER SCHLIMME FAUX-PAS DER<br />

FAHRZEUGHERSTELLER<br />

Als im März und April beim ersten<br />

Corona-Lockdown zahlreiche Fahrzeughersteller<br />

(bzw. deren Banken) großzügig<br />

einer Ratenaussetzung für zwei oder drei<br />

Monate zustimmten, schien das eine unbürokratische<br />

und wirkungsvolle Soforthilfe<br />

zu sein. Mittlerweile entpuppt es sich aber<br />

als Bumerang, denn dadurch wurden die<br />

Unternehmen von den Banken der Fahrzeughersteller<br />

als nicht mehr kreditwürdig<br />

eingestuft.<br />

Die Neuanschaffung von Fahrzeugen<br />

wird also zusätzlich erheblich erschwert.<br />

Der <strong>Taxi</strong>verband München hält diese Vorgehensweise<br />

für völlig unangemessen,<br />

schließlich haben die Unternehmen die<br />

Aussetzung der Ratenzahlung ja nicht<br />

selbst verschuldet. <br />

fb<br />

FÜNF VOR ZWÖLF<br />

Die Idee kam im November in <strong>Berlin</strong> auf,<br />

bevor sie auch in Hamburg Schule machte:<br />

Um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam<br />

zu machen, fuhren <strong>Taxi</strong>fahrer werktags am<br />

späten Vormittag in einer kleinen Kolonne<br />

am Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Energie in der Scharnhorststraße vor, um<br />

demonstrativ um fünf vor zwölf Brandbriefe<br />

an Minister Altmaier abzugeben bzw. in<br />

den Briefkasten zu werfen. Nach einiger<br />

Zeit begannen die Pförtner, die Fahrer<br />

abzuwimmeln, zum jeweils nächsten Tor<br />

zu schicken bzw. nur noch gesammelte Schreiben<br />

entgegenzunehmen. Anschließend<br />

wurde um den Invalidenpark gekreist. Die<br />

regelmäßige Aktion wurde zunächst bis<br />

zum 25. Dezember fortgesetzt.<br />

Die Teilnehmer wechselten tageweise,<br />

wobei ein harter Kern, der unter anderem<br />

aus Danielo Baltrusch von der <strong>Taxi</strong>-<br />

„Innung“, <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Redakteur Simi und<br />

Radio-Moderatorin Sonja bestand, täglich<br />

vor Ort war. Zwei Kollegen ohne eigenes<br />

<strong>Taxi</strong>, deren Betrieb seine Autos zeitweise<br />

außer Betrieb genommen hat, waren auf<br />

ihren Fahrrädern dabei. <br />

tt<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

ÜBERBRÜCKUNGSHILFE III:<br />

AUFGESTOCKT UND<br />

VERBESSERT<br />

Mit der Überbrückungshilfe greift der Bund Unternehmen<br />

unter die Arme, die aufgrund der Corona-Pandemie ihre<br />

Tätigkeit einstellen bzw. erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen<br />

mussten. Das Programm wurde bis Ende Juni <strong>2021</strong> verlängert.<br />

Gleichzeitig wurde die Förderung in Folgeprogrammen (Überbrückungshilfe<br />

II und III) ausgeweitet und die Zugangsbedingungen<br />

vereinfacht. Damit steht erstmals ein Instrument bereit, bei dem<br />

neben den festen Kosten auch die Abschreibung, die ja bei einem<br />

Fuhrpark von großer Bedeutung ist, Berücksichtigung findet.<br />

Die Antragstellung erfolgt durch einen Rechtsanwalt, Steuerberater<br />

oder Wirtschaftsprüfer über die bundesweit einheitlich digitale<br />

Plattform www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de und kann<br />

inzwischen rückwirkend ab November 2020 beantragt werden, wenn<br />

die Überbrückungshilfe II nicht genutzt wurde.<br />

Von November 2020 bis Juni <strong>2021</strong> wird im Rahmen der Überbrückungshilfe<br />

III der Förderhöchstbetrag auf <strong>1.</strong>5 Millionen Euro pro Schließungsmonat<br />

erhöht – innerhalb der Grenzen des europäischen Beihilferechts<br />

– und Aufwendungen wie Abschreibungen von Wirtschaftsgütern<br />

bis zu 50 Prozent können zusätzlich geltend gemacht werden.<br />

Abschlagszahlungen gibt es bis 100.000 Euro auch für Unternehmen,<br />

die nicht direkt oder indirekt von bundesweiten Schließungen<br />

betroffenen sind.<br />

Die Erstattung der Fixkosten erfolgt in Abhängigkeit vom Umsatzrückgang<br />

während des betreffenden Kalendermonats, typischerweise<br />

im Vergleich zum entsprechenden Monat im Jahr 2019:<br />

• Bei Umsatzrückgängen zwischen 30 und 50 % werden 40 % der<br />

Fixkosten erstattet,<br />

• bei 50 bis 70 % werden 60 % erstattet und<br />

• bei mehr als 70 % werden 90 % erstattet.<br />

Beträgt der Umsatzrückgang weniger als 30 %, erfolgt keine<br />

Erstattung.<br />

Unternehmen mit mehr als 30 % Umsatzeinbruch können die<br />

gestaffelte Fixkostenerstattung erhalten: keine Differenzierung<br />

mehr bei der Förderung nach unterschiedlichen Umsatzeinbrüchen<br />

und Zeiträumen, Schließungsmonaten und direkter oder indirekter<br />

Betroffenheit.<br />

Dazu gehört auch die sog. Neustarthilfe für<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

beim BMF:<br />

Soloselbständige, die einmalig bis zu 7.500 Euro<br />

beträgt, den Zeitraum bis Juni <strong>2021</strong> abdeckt und<br />

über das Elster-Zertifikat zu beantragen ist. Beispiel:<br />

Wer im Jahr 2019 einen monatlichen Umsatz<br />

von 20.000 Euro erzielt hat, kann maximal 5.000<br />

Euro Betriebskostenpauschale beantragen. Auf<br />

Grundsicherung und ähnliche Leistungen ist die<br />

Neustarthilfe aufgrund ihrer Zweckbindung nicht<br />

anzurechnen. <br />

hs<br />

FOTOS: Simi, Adobe Stock<br />

8 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


MELDUNGEN<br />

NEWSTICKER<br />

FOTOS: Axel Rühle, Wilfried Hochfeld, Morris Pudwell<br />

NEUE BLITZSÄULE<br />

Im Ortsteil Fennpfuhl ist eine Messanlage gegen Geschwindigkeits-<br />

und Rotlichtverstöße aufgestellt worden. An der Kreuzung<br />

Landsberger Allee / Weißenseer Weg erfasst die Säule künftig<br />

die Fahrbahn nach Marzahn. Auf der Landsberger Allee, wo über<br />

70.000 Fahrzeuge täglich unterwegs sind, gab es in den letzten Jahren<br />

immer wieder schwere Unfälle, allein im Dezember fünf, bei denen<br />

zwei Fußgänger starben.<br />

Der Senat hat zunehmend Ärger mit Blitzanlagen, da die Anwälte<br />

betroffener Autofahrer immer wieder Angriffspunkte finden, um<br />

Bußgeldentscheidungen anzufechten und zum Teil das Messverfahren<br />

oder das Fehlen der Rohmessdaten beklagen. Ein weiteres<br />

Problem sind zunehmender Vandalismus und Unfälle. So meldete<br />

der „Tagesspiegel“ im Juni 2020, über 60 Prozent der stationären<br />

Blitzer seien deshalb außer Betrieb. Die „neue“ Säule in Fennpfuhl<br />

stand bis zum Sommer in Oberschöneweide, wo sie gezielt demoliert<br />

worden war. Dem Land entstehen so Schäden von bis zu 250.000<br />

Euro pro Gerät, zuzüglich ausbleibender Bußgelder. <br />

ar<br />

WUNDER VON MARZAHN<br />

Einen schweren Unfall hat ein 49-jähriger <strong>Taxi</strong>fahrer am<br />

Abend des 9.12. mit unwahrscheinlichem Glück überlebt.<br />

In der Wuhletalstraße wurde sein Mercedes von einem<br />

mit 60 km/h querenden Straßenbahnzug erfasst und zwischen<br />

diesem und einem Mast förmlich in zwei Teile zerquetscht. Da<br />

der Pkw auf Höhe der Rückbank zusammengedrückt wurde, der<br />

Fahrer aber alleine im Fahrzeug saß, überlebte er und kam mit<br />

Rippenverletzungen ins Krankenhaus.<br />

Später kursierte ein Handyvideo, in dem seine Tochter nach<br />

Fassung ringend die gehässigen und teils menschenverachtenden<br />

Kommentare in sozialen Medien beklagt und an die Menschlichkeit<br />

appelliert: „Ich hab‘ so viele Kommentare gelesen: ‚... definitiv<br />

verdient, dass er verunfallt ist’ oder ‚safe, er war Türke’...? Ihr wisst<br />

nicht mal, was da vorgefallen ist. Woher wollt ihr überhaupt wissen,<br />

dass der <strong>Taxi</strong>fahrer Schuld hatte? Und wie kann man einem Menschen,<br />

den man nicht kennt, den Tod wünschen? In was für einer<br />

Welt leben wir?“ <br />

ar<br />

Michael Donth, CDU-Verkehrsexperte<br />

KEINE FACHKUNDE FÜR<br />

MIETWAGENFAHRER<br />

Die Bundesregierung hat die geplante<br />

Novelle des Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) in den Bundestag eingebracht.<br />

Als Hauptpunkt gilt die Einführung<br />

zweier weiterer Beförderungsarten. Als<br />

neue Form des Linienverkehrs innerhalb<br />

des ÖPNV soll ein sog. Linienbedarfsverkehr<br />

eingeführt werden, und als ebenfalls<br />

neue Form des Gelegenheitsverkehrs<br />

außerhalb des ÖPNV der sogenannte<br />

gebündelte Bedarfsverkehr. Zudem sollen<br />

einzelne Regelungen zum <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenverkehr angepasst werden.<br />

Den Kommunen sollen umfassende Steuerungsmöglichkeiten<br />

eingeräumt werden.<br />

Der 45-seitige Entwurf beinhaltet Änderungen<br />

in vereinzelten Bestimmungen<br />

des Gesetzes zur Regionalisierung des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs, des<br />

Straßenverkehrsgesetzes, der Fahrerlaubnisverordnung<br />

und der BOKraft, außerdem<br />

eine Änderung der Fahrerlaubnisverordnung.<br />

Anstelle der Ortskundeprüfung<br />

sollen <strong>Taxi</strong>fahrer künftig eine Fachkunde<br />

nachweisen.<br />

Das <strong>Taxi</strong>gewerbe fordert dies auch für die<br />

Mietwagenfahrer. Dafür sieht die CDU keinen<br />

Spielraum. Wie Findungskommissionsmitglied<br />

Michael Donth kürzlich äußerte,<br />

müsse die geforderte Gleichbehandlung<br />

zwischen <strong>Taxi</strong>s und Mietwagen globaler<br />

betrachtet werden. Daseinsvorsorge habe<br />

ihren (höheren Fahr-)Preis, der durch die<br />

vergünstigte Mehrwertsteuer ausgeglichen<br />

werde, nur das <strong>Taxi</strong> dürfe weiterhin Winker<br />

aufnehmen und Uber dürfe weiterhin<br />

keine Privatpersonen als Fahrer einsetzen.<br />

Mehr Zugeständnisse seien nicht geplant.<br />

Bis zum Inkrafttreten Novelle muss der<br />

Entwurf im Bundestag drei Lesungen, eine<br />

Expertenanhörung und eine Abstimmung<br />

durchlaufen, bevor der Bundesrat sich<br />

damit befasst und am Ende der Bundespräsident<br />

unterzeichnet. <br />

jh/ar<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

9


GEWERBE<br />

GUT ORGANISIERT, ABER<br />

KAUM BERLINER TAXEN<br />

Das <strong>Taxi</strong>-Leitsystem am Flughafen BER ist ausgeklügelt, doch betreffs<br />

Ladeerlaubnis ist für <strong>Berlin</strong>er Taxen noch nicht einmal der vereinbarte,<br />

unbefriedigende Kompromiss erreicht worden. Eine Vor-Ort-Reportage<br />

Gelacht wird über den einstigen<br />

Pannenflughafen kaum noch.<br />

Bei der Anfahrt von Westen<br />

aus sieht man Reihen von abgestellten<br />

Passagiermaschinen, wie zum Verkauf<br />

drapiert. In Schönefeld ist – den Corona-<br />

Umständen entsprechend – Normalität<br />

eingezogen: wenig Passagieraufkommen,<br />

wenig Gedränge, wenig Taxen, vor allem<br />

ist auf den ersten Blick keins mit <strong>Berlin</strong>er<br />

Kennzeichen auf dem schwach gefüllten<br />

<strong>Taxi</strong>speicher T1 zu sehen an diesem regnerischen<br />

Vormittag Ende Dezember, wenige<br />

Tage, bevor das <strong>Berlin</strong>er Verwaltungsgericht<br />

das Verfahren, nach dem in <strong>Berlin</strong><br />

die 300 ladeberechtigten Taxen ausgelost<br />

wurden, für nichtig erklären wird. Warum<br />

schon davor kaum ein <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong> vor Ort<br />

ist, erzählt ein Fahrer mit LDS-Nummernschild:<br />

Die meisten <strong>Berlin</strong>er Kollegen haben<br />

ja keinen LDS-<strong>Taxi</strong>schein, und wenn einer<br />

es dennoch wage, herzukommen, würden<br />

die ortsansässigen Fahrer sofort die Polizei<br />

rufen, damit er einen Punkt in Flensburg<br />

bekomme und ein Bußgeld zahlen müsse.<br />

Er selbst stehe seit fünf bis sechs Stunden<br />

dort, aber woanders sei ja ebenso wenig los.<br />

Auf dem Speicher ist Platz für 550 Taxen.<br />

Der benachbarte Erweiterungsparkplatz<br />

mit 300 Plätzen ist mangels Bedarf noch<br />

nicht geöffnet. Auch der Imbiss ist an<br />

diesem Morgen um kurz nach zehn noch<br />

geschlossen.<br />

TAXI-TIMES-REDAKTEUR ERNEUT IM RADIO<br />

Die unendliche Geschichte des Laderechts<br />

für <strong>Berlin</strong>er Taxen am BER war werbes, deutsche Flughäfen und ihre<br />

Corona-Krise aus Sicht des <strong>Taxi</strong>ge-<br />

auch Thema der Radiosendung „Hier Pflichtfahrgebiete und die <strong>Berlin</strong>er<br />

spricht <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>“ am 7. Januar, die Verkehrspolitik, wobei die Verkehrssenatorin,<br />

die Opposition und zwei<br />

zum vierten Mal von Redakteur Axel<br />

Rühle Podcast-ähnlich produziert hochrangige <strong>Berlin</strong>er Gewerbevertreter<br />

zu Wort kommen.<br />

worden war.<br />

Den Sendeplatz hatte bis zum Herbst Zum Nachhören der Sendung bitte auf<br />

Rumen Milkow belegt. In der einstündigen<br />

Sendung ging es um die begriff „Sendeplatz“<br />

taxi-times.com oben rechts den Such-<br />

eingeben.<br />

ERWARTETE AUSLASTUNG<br />

NOCH NICHT ERREICHT<br />

Mario Scobel, der örtliche Service Manager<br />

Infrastructure von Apcoa, parkt mit seinem<br />

weißen Kombi auf dem <strong>Taxi</strong>speicher<br />

und steigt mit einem Mitarbeiter aus. Er hat<br />

beneidenswerterweise Gewalt über sämtliche<br />

Schranken der <strong>Taxi</strong>-Infrastruktur am<br />

Flughafen. Dieser besteht derzeit aus den<br />

zwei Terminals 1 und 5, und letzteres –<br />

der alte SXF-Bau – wird am 23.2. wegen<br />

geringer Auslastung vorerst geschlossen.<br />

Terminal 1 ist geräumig und angenehm<br />

mit viel Holz gestaltet. Nur die überall flackernde<br />

Mercedes-Reklame ist etwas viel<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

10 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


GEWERBE<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Ausfahrt des <strong>Taxi</strong>speichers T1: Die Display-Anzeige „T1N“<br />

leitet den Fahrer zu Terminal 1, nördliche Ladeleiste. Das<br />

zeigt ihm auch die App an.<br />

des Guten. Die Wege für Passagiere sind<br />

wie befürchtet lang und zudem schlecht<br />

beschildert. Terminal 2 ist betriebsbereit,<br />

aber coronabedingt noch geschlossen und<br />

laut „Morgenpost“ eine „eilig aus dem<br />

Boden gestampfte Abfertigungshalle in<br />

Industriebauweise“, also die Reinkarnation<br />

von Terminal C in Tegel, und soll voraussichtlich<br />

noch <strong>2021</strong> eröffnet werden, sobald<br />

die Passagierzahlen sich vom Corona-Virus<br />

erholt haben. Die Terminals 3 und 4 sind<br />

seit Baubeginn vor 14 ½ Jahren noch nicht<br />

über die Planungsphase hinaus.<br />

Mario Scobel organisiert in Schönefeld die<br />

<strong>Taxi</strong>-Infrastruktur<br />

Herr Scobel, der nicht zitiert werden<br />

möchte, da offizielle Erklärungen dem<br />

Pressesprecher vorbehalten seien, erklärt<br />

freundlich und routiniert die Entstehung<br />

des Parkplatz- und <strong>Taxi</strong>-Schrankensystems:<br />

Am Flughafen Stockholm-Arlanda<br />

war es häufiger zu Streits zwischen wartenden<br />

<strong>Taxi</strong>fahrern über die Rangfolge<br />

gekommen. Nachdem eine Eskalation ein<br />

Todesopfer gefordert hatte, wurde die<br />

Parkhaus-Bewirtschaftungsfirma Airport<br />

Parking Corporation of America (Apcoa)<br />

beauftragt, ein faires Ordnungssystem aufzubauen.<br />

Das geschah anfangs mit gezogenen<br />

Wartenummern wie in einer Behörde,<br />

wurde für weitere europäische Flughäfen<br />

übernommen und bis zum heutigen,<br />

modernen System weiterentwickelt,<br />

das mit österreichischen<br />

Erfassungsgeräten aus<br />

der Maut-Technik arbeitet.<br />

Der erforderliche Transponder<br />

für ein berechtigtes <strong>Taxi</strong><br />

kostet das Unternehmen einmalig<br />

50 Euro. Wer mit dem<br />

<strong>Taxi</strong> die Einfahrtschranke<br />

zum Speicher passiert,<br />

bekommt eine elektronische<br />

Warteposition zugewiesen.<br />

Eine kostenlose App zeigt ihm<br />

ständig den Fortschritt an.<br />

Während des Wartens kann<br />

er den Speicher einmalig für maximal 45<br />

Minuten verlassen und die Zeit zum Essen,<br />

Autowaschen, Tanken usw. nutzen. Kommt<br />

er zu spät zurück, so verfällt seine Position.<br />

WARTEZEIT KANN<br />

GENUTZT WERDEN<br />

Scobel erzählt, das System führe zu<br />

größtmöglicher Gerechtigkeit zwischen<br />

den Fahrern, weshalb Streits hier praktisch<br />

nicht vorkämen. Zudem übe Apcoa für die<br />

Flughafengesellschaft im <strong>Taxi</strong>bereich das<br />

Hausrecht gegenüber den Fahrern aus, und<br />

die Möglichkeit, nötigenfalls Sanktionen<br />

auszusprechen, mache auch die schwierigsten<br />

Fahrer zu freundlichen Kooperationspartnern.<br />

Wer mit dem Vorrücken<br />

zum Terminal an der Reihe ist, bekommt<br />

ein Signal von der App. Wird ein besonderes<br />

Fahrzeug, etwa ein Großraum- oder<br />

Inklusionstaxi, angefordert, erscheint die<br />

Wartenummer auf den großen Anzeigetafeln<br />

in einer anderen Farbe, damit niemand<br />

sich wundert. Da auch ein Nickerchen im<br />

Auto legitim ist, lässt sich ein lauter Weckton<br />

einstellen. Der Fahrer hat dann fünf<br />

Minuten, um die Ausfahrtschranke zu<br />

passieren, anderenfalls beginnt das Warten<br />

von vorn. Das System weist ihm eine<br />

der beiden Ladeleisten zu. Am Terminal 1<br />

gibt es auf der unteren Ebene, wo gelandete<br />

Passagiere aus dem Gebäude kommen,<br />

eine Nord- und eine Süd-Ladeleiste für je<br />

25 Taxen. Wegen der schwachen Auslastung<br />

wird derzeit meist nur die nördliche<br />

genutzt. Terminal 2 wird keine eigene Vorfahrt<br />

haben.<br />

EIN HALTEPLATZ,<br />

DER OHNE SCHILDER AUSKOMMT<br />

Das Apcoa-System ist ausgeklügelt und<br />

beinhaltet ausreichend Service-Personal.<br />

Bei Hochbetrieb könnten laut Scobel zwei<br />

Mann an jeder Ladeleiste stehen. Das kostet<br />

Geld und lässt die Durchfahrtgebühr von<br />

1,40 Euro netto moderat erscheinen. <strong>Taxi</strong>-<br />

Halteplatzschilder gibt es hier nicht. Die<br />

Schranken lassen nur Berechtigte durch,<br />

und wer über die Hauptzufahrt kommt,<br />

VERGABEVERFAHREN<br />

GEKIPPT<br />

Der <strong>Berlin</strong>er Senat muss die Vergabe<br />

der 300 Ladeberechtigungen<br />

für <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>unternehmer neu<br />

regeln. Das <strong>Berlin</strong>er Verwaltungsgericht<br />

hat am 28. Dezember in<br />

einer Eilentscheidung das von<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

durchgeführte Verfahren als<br />

„grob rechtswidrig“ erklärt. Die<br />

Allgemeinverfügung enthalte<br />

Widersprüche, da sie mit der Inbetriebnahme<br />

des Flughafens in Kraft<br />

trat, jedoch ein Zulassungsverfahren<br />

regele, das bereits bis zum 12.<br />

Oktober 2020 abgeschlossen sein<br />

sollte, und rückwirkend ist so etwas<br />

nicht möglich.<br />

Gegen das Verfahren, die ladeberechtigten<br />

<strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>s per<br />

Losentscheid zu ermitteln, hatte<br />

ein <strong>Taxi</strong>unternehmer aus <strong>Berlin</strong><br />

geklagt. Er wollte eine neue Auslosung<br />

erreichen, da viele Unternehmen<br />

von der Verlosung zu spät<br />

erfahren hatten. Die Allgemeinverfügung<br />

war erst am 9.10. im Amtsblatt<br />

von <strong>Berlin</strong> offiziell verkündet<br />

worden, und die Bewerbungsfrist<br />

für das Losverfahren endete bereits<br />

am 12.10. Den Antrag des Unternehmers<br />

lehnte das Gericht zwar ab,<br />

doch kassierte es gleichzeitig die<br />

gesamte <strong>Berlin</strong>-interne Regelung.<br />

Die Vereinbarung zwischen<br />

<strong>Berlin</strong> und dem Landkreis Dahme-<br />

Spreewald ist von dem Urteil<br />

nicht betroffen. Noch ist gegen<br />

den Gerichtsbeschluss (VG 11 L<br />

384/20), mit dem das Gericht den<br />

Senat gleichzeitig auffordert, „das<br />

gesamte Zulassungsverfahren neu<br />

zu regeln“, Beschwerde möglich.<br />

Die Verkehrssenatorin hält die Neuregelung<br />

für sämtliche 300 Berechtigungen<br />

für nicht notwendig.<br />

kann sich gar nicht in den <strong>Taxi</strong>bereich<br />

verirren.<br />

An diesem Tag steht nur ein Mitarbeiter<br />

in gelber Weste an der Nord-Ladeleiste.<br />

Hier stehen auch zwei Taxen mit <strong>Berlin</strong>er<br />

Kennzeichen in der Schlange, ein Elektro-<br />

Toyota und ein Mercedes. Der Toyota-Fahrer<br />

erzählt, er habe vor zehn Jahren den<br />

<strong>Berlin</strong>er und später den LDS-<strong>Taxi</strong>schein<br />

gemacht und gehöre somit zu den ganz<br />

wenigen, die hier laden dürfen. Nicht ohne<br />

Stolz zeigt er seinen gelben Schein mit LDS-<br />

Eintrag und LABO-Stempel. Die Fahrer hier<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

11


GEWERBE<br />

Terminal 1 ist angenehm mit viel Holz<br />

gestaltet.<br />

kennen sich untereinander größtenteils.<br />

Anfangs sei er skeptisch beäugt worden,<br />

erzählt er schmunzelnd, bevor er wieder<br />

einsteigt und lautlos vorrückt. Alle paar<br />

Minuten steigt hier doch jemand ein, oft<br />

mit einem Berg Gepäck. Im Keller ist zwar<br />

ein Bahnhof mit sechs Gleisen und guten<br />

Anschlüssen, aber bei der Planung sind die<br />

Rolltreppen nach unten eingespart worden.<br />

Die <strong>Taxi</strong>-Ladeleisten sind geräumig und<br />

auskömmlich und erscheinen gut geplant.<br />

Scobel erzählt, auf die Vorfahrten direkt<br />

vor den Ausgangstüren sei die Bundespolizei<br />

scharf gewesen, doch sei die Flughafengesellschaft<br />

seiner Empfehlung gefolgt,<br />

dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe sie bekommt. Und<br />

Uber? Für Mietwagen ist hier nirgends<br />

Platz vorgesehen. Manche Uber-Fahrer<br />

hätten anfangs auf den Kurzzeit-Parkplätzen<br />

gestanden, seien es aber schnell leid<br />

gewesen, alle zehn Minuten eine Runde<br />

fahren zu müssen (die hier deutlich größer<br />

ist als in Tegel).<br />

Auch für die Bewirtschaftung der<br />

Kurzparkzonen ist Apcoa verantwortlich.<br />

Zehnminütiges Parken bei einer Abholung<br />

ist kostenlos. Da vorbestellte Taxen hier<br />

keine Vorteile gegenüber privaten Abholern<br />

haben, kann ein Auftrag mit Warten und<br />

Suchen der Fahrgäste teuer werden. Die<br />

unverschämten Preise, die nach der zehnten<br />

Minute anfallen, will Scobel nicht kommentieren,<br />

gibt aber zu bedenken, dass am<br />

Flughafen einer Millionenstadt der Ablauf<br />

zügig erfolgen muss.<br />

Vorgegeben wurden die Preise von der<br />

Flughafengesellschaft. Die Regelung mit je<br />

300 Taxen aus <strong>Berlin</strong> und dem Landkreis<br />

Dahme-Spreewald (LDS), die in <strong>Berlin</strong> auf<br />

wenig Gegenliebe stieß, ist noch nicht<br />

effektiv wirksam. Während das LABO<br />

in <strong>Berlin</strong> die Umsetzung schnell ermöglichte<br />

und die Berechtigungen schneller<br />

verloste, als viele Unternehmer es mitbekamen,<br />

verlangt das Landratsamt auf<br />

der brandenburgischen Seite bis heute die<br />

volle Ortskunde-Prüfung für das gesamte<br />

LDS-Gebiet für <strong>Berlin</strong>er Fahrer. Bis Redaktionsschluss<br />

hatte das Landratsamt mit<br />

Außenstelle in Königs Wusterhausen keine<br />

Erweiterungsprüfung für BER-berechtigte<br />

<strong>Berlin</strong>er Fahrer eingeführt. Je länger fast<br />

nur LDS-<strong>Taxi</strong>fahrer am Flughafen laden<br />

dürfen, desto lukrativer für den Landkreis.<br />

Der Ärger darüber dürfte Landrat Stephan<br />

Loge wenig jucken, denn den bekommen<br />

eher Verkehrssenatorin Günther und<br />

Staatssekretär Streese ab. <br />

ar<br />

Wer sich nach dem Landen in Richtung<br />

<strong>Taxi</strong>halteplatz leiten lässt, trifft automatisch<br />

auf das erste wartende <strong>Taxi</strong>.<br />

Der Transponder kostet 50 Euro. Die TXL-<br />

Transponder sind nicht BER-kompatibel.<br />

Heiß begehrt: die<br />

Berechtigungsplakette<br />

für den BER<br />

<strong>Taxi</strong>schein mit LDS-<br />

Eintrag: bisher nur<br />

wenige Berechtigte<br />

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN<br />

Bitte QR-Codes scannen:<br />

Infobroschüre mit exakter Erläuterung<br />

des <strong>Taxi</strong>-Management-<br />

Systems am BER<br />

Info-Seite der Firma Apcoa mit<br />

Werbevideo zum <strong>Taxi</strong>-Management<br />

am Flughafen<br />

<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung<br />

zu Rechten und<br />

Pflichten am BER<br />

<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung mit<br />

Beschreibung der BER-Anfahrt<br />

einschließlich Video<br />

Skizze mit dem Pflichtfahrgebiet für<br />

den Flughafen (mit Gemeinden und<br />

Ortsteilen in Brandenburg)<br />

<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung: Lade- und<br />

Aufstellrecht am Flughafen – <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Taxi</strong>verbände kritisieren BER-Vereinbarung<br />

<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Onlinemeldung: <strong>Taxi</strong>-<br />

Laderecht am BER sorgt für Diskussion<br />

im <strong>Berlin</strong>er Landesparlament<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

12 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


RECHTSKOLUMNE<br />

SCHEIBENWISCHER<br />

UND TOUCHSCREEN<br />

In dem ein oder anderen neueren Fahrzeugmodell lässt der<br />

Scheibenwischer sich nur noch über einen Touchscreen bedienen.<br />

Dazu muss man den Blick von der Straße abwenden. Ist das zuässig?<br />

FOTOS: stock.adobe.com; Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Widmen wir uns einmal dem<br />

Scheibenwischer und werfen<br />

einen Blick in die Straßenverkehrszulassungsordnung<br />

(StVZO).<br />

Dort steht in § 40 Abs. 2: „Windschutzscheiben<br />

müssen mit selbsttätig wirkenden<br />

Scheibenwischern versehen sein. Der<br />

Wirkungsbereich der Scheibenwischer ist<br />

so zu bemessen, dass ein ausreichendes<br />

Blickfeld für den Führer des Fahrzeugs<br />

geschaffen wird.“<br />

Scheibenwischer werden üblicherweise<br />

mit dem sogenannten Lenkstockschalter<br />

bedient, gut erreichbar neben dem Lenkrad.<br />

Diese analoge Bedienung ist nicht<br />

mehr in allen Fahrzeugen gang und gäbe.<br />

In einigen neueren Autos lassen sich die<br />

Intervalle des Scheibenwischers nur noch<br />

per Touchscreen einstellen. Dazu muss die<br />

Fahrerin oder der Fahrer den Blick von der<br />

Straße abwenden und auf den Bildschirm<br />

blicken. Dies wurde vor einiger Zeit einem<br />

Fahrer zum Verhängnis. Da er sich beim<br />

digitalen Einstellen der Scheibenwischerintervalle<br />

nicht mehr genügend auf die<br />

Straße konzentrierte, kam er von der<br />

Fahrbahn ab, fuhr in eine Böschung und<br />

kollidierte dort mit einem Netzknotenstationierungszeichen<br />

und mehreren Bäumen.<br />

In einem verkehrsordnungsrechtlichen<br />

Verfahren wurde er in letzter Instanz<br />

vom Oberlandesgericht Karlsruhe wegen<br />

eines Verstoßes gegen § 23 Abs. 1a StVO<br />

zu einer Geldbuße von 200 Euro verurteilt.<br />

Außerdem wurde ihm für die Dauer von<br />

einem Monat das Führen von Fahrzeugen<br />

im Straßenverkehr verboten. Das Gericht<br />

wertete den eingebauten Bildschirm als<br />

elektronisches Gerät im Sinne des § 23<br />

Abs. 1a StVO. Ein starkes Stück! Denn<br />

damit bringt das Gericht zum Ausdruck,<br />

dass auch die Bedienung von fest verbauten<br />

Berührungsbildschirmen nur unter<br />

den Voraussetzungen dieser Vorschrift<br />

gestattet ist und es nicht darauf ankommt,<br />

welchen Zweck der Fahrzeugführer mit der<br />

Bedienung verfolgt.<br />

HAUPTSACHE NUR KURZ AUF<br />

DEN BILDSCHIRM BLICKEN<br />

Nun ja, für mich gibt die Vorschrift des<br />

§ 23 Abs. 1a StVO dies nicht her: „Wer ein<br />

Fahrzeug führt, darf ein elektronisches<br />

Gerät, das der Kommunikation, Information<br />

oder Organisation dient oder zu dienen<br />

bestimmt ist, nur benutzen, wenn<br />

– hierfür das Gerät weder aufgenommen<br />

noch gehalten wird und entweder<br />

– nur eine Sprachsteuerung und Vorlesefunktion<br />

genutzt wird oder<br />

– zur Bedienung und Nutzung des Gerätes<br />

nur eine kurze, den Straßen- und Wetterverhältnissen<br />

angepasste Blickzuwendung<br />

zum Gerät bei gleichzeitig entsprechender<br />

Blickabwendung vom Verkehrsgeschehen<br />

erfolgt oder erforderlich ist.“<br />

Da ein fest verbauter<br />

Berührungsbildschirm<br />

weder<br />

in die Hand genommen<br />

noch gehalten<br />

werden kann, sind<br />

meines Erachtens<br />

die Voraussetzungen<br />

für die Anwendung<br />

der Vorschrift<br />

nicht gegeben. Leider<br />

kommt es aber<br />

nicht immer auf<br />

die Rechtsmeinung<br />

des Rechtsanwalts<br />

an. Wir werden<br />

22,90€<br />

uns daher der Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />

beugen müssen. Auch das<br />

Kammergericht <strong>Berlin</strong> hatte zuvor schon<br />

ähnlich entschieden und insbesondere<br />

ausgeführt: „Unerheblich ist hierbei auch,<br />

ob das Navigationsgerät fest im Fahrzeug<br />

verbaut ist. Die Vorschrift unterscheidet<br />

nicht zwischen mobilen und immobilen<br />

elektronischen Geräten“ [Az.: 3 Ws (B)<br />

49/19]. Auch das sehe ich anders. Dem §<br />

23 Abs. 1a StVO ist doch zu entnehmen,<br />

dass ein elektronisches Gerät benutzt werden<br />

darf, wenn hierfür das Gerät weder<br />

aufgenommen noch gehalten wird – was ja<br />

bei einem fest verbauten Gerät gerade nicht<br />

der Fall ist. Es gilt also fort, was uns nach<br />

wie vor gepredigt wird: Nicht zu lange am<br />

Bildschirm hängen!<br />

In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt und<br />

bleiben Sie bitte gesund! <br />

dh<br />

Daniel Herbst ist Verkehrsanwalt mit<br />

Kanzlei in der Nachodstraße 19, 10779 <strong>Berlin</strong>,<br />

Tel. 21 00 23 40<br />

LERNBUCH UND APP<br />

Spezialatlas zum<br />

<strong>Taxi</strong>schein für <strong>Berlin</strong><br />

Das Standardwerk für P-Schein-Anwärter,<br />

Ausbilder und Prüfer zur Klärung von Fragen<br />

zur Ortskunde in <strong>Berlin</strong><br />

Mehr Infos: www.spezialatlas.de<br />

Die Trainings-App (Android; iOS) zur Vorbereitung auf<br />

die P-Schein-Prüfung für <strong>Taxi</strong>fahrer in <strong>Berlin</strong>.<br />

Neu: mit Prüfungssimulation<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

13


TAXI BERLIN<br />

Derzeitiges Präsidium des Bundesverbandes:<br />

Hermann Waldner und Herwig Kollar<br />

FÜHRUNGSWECHSEL<br />

BEIM BUNDESVERBAND<br />

TAXI UND MIETWAGEN<br />

Seit November 2016 ist Hermann Waldner Vizepräsident des BVTM.<br />

Präsident Müller hat sich mitsamt seinem niedersächsischen<br />

Landesverband verabschiedet.<br />

Hermann Waldner machte sich Ende<br />

2018 für den Umzug des damaligen<br />

BZP von Frankfurt am Main<br />

in die Bundeshauptstadt stark. Kurz darauf<br />

erfolgte die Einstellung und Einarbeitung<br />

des jungen PR-Spezialisten Michael Oppermann.<br />

Im März 2019 bekam der Verband<br />

seinen heutigen Namen: Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen (BVTM).<br />

Im Frühjahr 2019 führte eine Initiative<br />

von Waldner und Rechtsanwalt Herwig Kollar<br />

sowie vielen Landesverbänden und Mitgliedszentralen<br />

zur Forderung nach einer<br />

Mindestvorbestellfrist für Mietwagen, um<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe vor unfairem Wettbewerb<br />

vor Uber, Free Now & Co. zu schützen.<br />

Spätestens seit dem 10. April 2019 kennt<br />

den BVTM auch eine breitere Öffentlichkeit,<br />

denn mit dem bundesweiten Aktionstag<br />

setzte der Verband ein deutliches Zeichen<br />

gegen die Pläne des Bundesverkehrsministers<br />

Scheuer, per Gesetzesnovelle das<br />

kriminelle Treiben von Uber & Co. weitgehend<br />

zu legalisieren.<br />

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN<br />

STADT UND FLÄCHENLAND<br />

Im November 2019 übernahm Michael<br />

Oppermann die Geschäftsführung. Gleichzeitig<br />

kam Kollar in das Präsidium des<br />

Bundesverbands. Der damalige Präsident,<br />

Michael Müller, zugleich Vorsitzender der<br />

Fachvereinigung <strong>Taxi</strong> und Mietwagen im<br />

Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen<br />

(GVN), erklärte 2020 für seinen<br />

Verband gemeinsam mit drei weiteren<br />

Landesverbänden den Austritt aus dem<br />

Bundesverband zum Jahresende. Sein<br />

Rücktritt als Präsident am 3.12. war somit<br />

keine Überraschung.<br />

Welche Hintergründe hat es, dass einige<br />

Landesverbände sich abspalten? Die Forderung<br />

nach einer Mindestvorbestellfrist für<br />

Mietwagen wurde von den Austrittskandidaten<br />

abgelehnt. Bei der Frage der Existenzsicherung<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes konnte es<br />

nach Waldners Ansicht jedoch keine weichen<br />

Kompromisse geben. Die Landesverbände<br />

vertreten – gerade in Bundesländern<br />

mit großen ländlichen Regionen – auch die<br />

Interessen zahlreicher Mietwagenbetriebe,<br />

deren Ablehnung einer Mindestbestellfrist<br />

die Argumentation der Mehrheit der Mitgliedsverbände<br />

im BVTM abgeschwächt<br />

hätte.<br />

Gemeinsam mit Geschäftsführer Oppermann<br />

leiten jetzt Waldner und Kollar den<br />

BVTM. Ein neuer Präsident soll gewählt<br />

werden, sobald die Corona-Bedingungen<br />

eine Wahl ermöglichen.<br />

FOTOS: BVTM, Jens Schmiljun, Axel Rühle<br />

14 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


TAXI BERLIN<br />

Frederik Wilhelmsmeyer<br />

Mesut B. erhielt 5.000 Euro von der <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland.<br />

TAXISTIFTUNG HILFT<br />

Mit einem knüppelähnlichen<br />

Gegenstand wurde am Abend<br />

des 14.1<strong>1.</strong> Mesut B. in der Seydlitzstraße<br />

in Moabit auf den Kopf geschlagen,<br />

als er in sein <strong>Taxi</strong> gestiegen war. Als<br />

er heftige Gegenwehr durch Tritte leistete<br />

und versuchte, zu fliehen, zog der Täter ein<br />

Messer und stach mehrmals auf den zweifachen<br />

Familienvater ein. Als Zeugen dem<br />

lebensgefährlich Verletzten zu Hilfe eilten,<br />

flüchtete der Täter ohne Beute.<br />

Als <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Chef Hermann Waldner<br />

von der Tat erfuhr, regte er Hilfe durch<br />

die <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland an. Unter<br />

Mitwirkung von <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Redakteur<br />

„Simi“ und dem stellvertretenden BVTM-<br />

Geschäftsführer Frederik Wilhelmsmeyer<br />

wurde für den Kollegen, der noch im künstlichen<br />

Koma lag und wegen der Corona-<br />

Regeln nicht einmal von seinen Angehörigen<br />

besucht werden durfte, ein Antrag auf<br />

Hilfszahlung gestellt.<br />

Die <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland ist dem<br />

Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />

(BVTM) angegliedert. Die gemeinnützige,<br />

spendenfinanzierte Stiftung befasst sich<br />

mit Sicherheit im <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverkehr.<br />

Im traurigen Rekordjahr 1995 verzeichnete<br />

sie bundesweit zehn Tote und 337<br />

Verletzte durch Überfälle. Sie unterstützt<br />

Hinterbliebene und in Ausnahmefällen<br />

auch überlebende Verbrechensopfer finanziell.<br />

Die Stiftung setzt sich für Sicherheitsvorkehrungen<br />

in Taxen ein und verweist<br />

exemplarisch auf die Bremer <strong>Taxi</strong>flotte, wo<br />

die fast flächendeckende Einführung von<br />

Überfallschutzkameras 2008 die Anzahl<br />

der Überfälle fast auf null und die Aufklärungsquote<br />

auf annähernd 100 Prozent<br />

brachte.<br />

Kurz vor Weihnachten überreichte<br />

Hermann Waldner für die <strong>Taxi</strong>stiftung<br />

Deutschland, zu deren Vorstand er gehört,<br />

Schecks mit Hilfszahlungen an zwei <strong>Taxi</strong>kollegen.<br />

Mesut B., der das Krankenhaus<br />

inzwischen hatte verlassen können, bekam<br />

eine Hilfe in Höhe von 5.000 Euro zur Überbrückung<br />

seiner Arbeitsunfähigkeit nach<br />

der Messerattacke. Ein anderer Kollege,<br />

der bei einem Messerangriff erhebliche<br />

Schnittverletzungen an der Hand erlitten<br />

hatte, erhielt <strong>1.</strong>500 Euro. Das Geld wurde<br />

im Rahmen einer kleinen Zeremonie im<br />

<strong>Taxi</strong>-Zentrum in der Persiusstraße überreicht.<br />

Anschließend fand man sich zum<br />

Fototermin vor dem Kundencenter zusammen.<br />

<br />

ar<br />

TAXI BERLIN TZB GMBH<br />

Persiusstraße 7, 10245 <strong>Berlin</strong><br />

Telefon: +49 (0)30 / 690 27 20<br />

Telefax: +49 (0)30 / 690 27 19<br />

E-Mail: info@taxi-berlin.de<br />

www.taxi-berlin.de<br />

FOTOS: Wilfried Hochfeld, Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Warum sind die „Konkurrenten“ <strong>Taxi</strong> und<br />

Mietwagen überhaupt im selben Verband<br />

organisiert? Das liegt daran, dass die beiden<br />

Branchen auf dem Land keine Konkurrenten<br />

sind, sondern sich häufig ergänzen<br />

und manchmal vom selben Unternehmen<br />

betrieben werden. In sehr kleinen Gemeinden<br />

sind zum Teil nur Mischkonzessionen<br />

lukrativ, also <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />

in einen Fahrzeug, was in größeren<br />

Gemeinden nicht zulässig ist.<br />

Nur in Großstädten, wo Milliardenkonzerne<br />

wie Uber und Free Now dem <strong>Taxi</strong> das<br />

Geschäft abgraben, wird der Mietwagen<br />

als bedrohliche Konkurrenz wahrgenommen.<br />

In <strong>Berlin</strong> kämpft das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

inzwischen gegen bald 5.000 Mietwagen,<br />

die zum großen Teil für Uber und/oder Fee<br />

Now arbeiten. Darunter leiden auch seriöse<br />

Mietwagenanbieter.<br />

Seit dem Austritt der drei Landesverbände<br />

und Müllers Rücktritt als Präsident kann<br />

der Bundesverband entschiedener die Forderung<br />

nach einer Mindestbestellfrist für<br />

Mietwagen vertreten. Kurz nach Müllers<br />

Rücktrittserklärung wurde bekannt, dass<br />

er und weitere Vertreter der austretenden<br />

Verbände bereits an der Gründung eines<br />

Konkurrenz-Verbandes arbeiteten, und<br />

das, während er noch amtierender Präsident<br />

und die Landesverbände Mitglieder<br />

waren. Über dieses Verhalten sind im deutschen<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe viele bitter enttäuscht.<br />

„Eine solche Spaltung erscheint in existenziell<br />

schweren Zeiten so unpassend wie selten<br />

zuvor“, so Hermann Waldner.<br />

Mit Waldner und Kollar im Präsidium<br />

will der BVTM auch künftig die starke<br />

Interessenvertretung des deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

bleiben. <br />

ar<br />

Das Kundencenter ist derzeit coronabedingt<br />

geschlossen. Verbrauchsmaterialien<br />

wie Quittungen etc. sind<br />

im Technikcenter Mo-Fr 8-16 Uhr und<br />

in der Außenstelle Ruhleben (Freiheit<br />

22, Mo-Fr 9-18 Uhr) erhältlich.<br />

Fahrer- und Unternehmerbetreuung:<br />

Tel. 20 20 21-130<br />

Geschäftsführer: Hermann Waldner<br />

Presserechtlich verantwortlich für<br />

diese Seite: Hermann Waldner<br />

Redaktion: Axel Rühle (ar)<br />

Pressekontakt: presse@taxi-berlin.de<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

15


WETTBEWERB<br />

<strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Chef Hermann Waldner und BVG-Chefin Eva Kreienkamp beim Fototermin anlässlich der Jelbi-Kooperation –<br />

mit Sicherheitsabstand bei spätherbstlichem Wetter<br />

TAXI BERLIN UND „JELBI“<br />

Ein <strong>Taxi</strong> kann man in <strong>Berlin</strong> auf viele Arten bestellen. Im Dezember ist<br />

mit der BVG-App „Jelbi“ eine weitere Möglichkeit hinzugekommen. Für<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und die BVG ist die Partnerschaft ein Meilenstein.<br />

Das Zauberwort auf dem Verkehrsmarkt<br />

der Zukunft heißt Beförderungsketten.<br />

Wer Beförderungsketten<br />

anbietet, also die Möglichkeit,<br />

eine Fahrt oder Reise von A nach B, die<br />

verschiedene Verkehrsmittel beinhaltet,<br />

bequem und einfach zu buchen, hat künftig<br />

gute Karten. Wer sich als Anbieter<br />

eines Verkehrsmittel zu einem Teil von<br />

Beförderungsketten macht, profitiert von<br />

dieser Nachfrage. Je mehr Arten der Bestellung<br />

ein Anbieter bietet, desto größer seine<br />

Chancen, in Beförderungsketten eingebunden<br />

zu werden.<br />

Wer in <strong>Berlin</strong> ein <strong>Taxi</strong> nutzen möchte, hat<br />

viele Möglichkeiten, und das rund um die<br />

Uhr: auf der Straße winken, am Halteplatz<br />

einsteigen, bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> anrufen, sich an<br />

der Hotelrezeption eins bestellen lassen,<br />

oder selbst per Fingerklick bestellen: mit<br />

einer der Smartphone-Apps <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>,<br />

<strong>Taxi</strong> Deutschland, taxi.eu, Sixt – oder seit<br />

dem 9. Dezember, 16 Uhr, auch „Jelbi“, einer<br />

App, die die <strong>Berlin</strong>er Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) erst letztes Jahr ins Leben gerufen<br />

hatten. Der Name leitet sich aus dem alten<br />

Spitznamen der doppelstöckigen <strong>Berlin</strong>er<br />

Busse her, der „großen Gelben“, wobei die<br />

alten West-<strong>Berlin</strong>er BVG-Busse bis in die<br />

Neunzigerjahre hinein im Unterschied zu<br />

heute gar nicht richtig „jelb“ waren, sondern<br />

eher einen hellen Ocker-Beigeton hatten<br />

– „Dunkelelfenbein“ könnte man sagen.<br />

Hermann Waldner, Geschäftsführer<br />

von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und als Vizepräsident des<br />

Bundesverbandes <strong>Taxi</strong> und Mietwagen e.<br />

V. um eine Einbindung des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

in möglichst weltweite Beförderungsketten<br />

bemüht, zeigte sich über die neue Kooperation<br />

höchst zufrieden: „Das <strong>Taxi</strong> gehört<br />

zu Jelbi, denn: Es ist ein öffentliches Verkehrsmittel<br />

und hat wie Bus und Bahn<br />

eine Beförderungs- und Tarifpflicht, das<br />

FOTO: Andreas Süß / BVG<br />

16 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


WETTBEWERB<br />

FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

macht seine Verlässlichkeit aus. Digital und<br />

bargeldlos kann das <strong>Taxi</strong> übrigens schon<br />

lange, aber nicht nur das: Bei allen Fragen<br />

ist <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> auch telefonisch rund<br />

um die Uhr für alle erreichbar – das bietet<br />

nicht jeder. Mit dieser zukunftsweisenden<br />

Kooperation machen die BVG und <strong>Taxi</strong><br />

<strong>Berlin</strong> die Stadt<br />

wieder ein Stück<br />

mobiler.“<br />

Auch die BVG-<br />

Vorstandsvorsitzende<br />

Eva Kreienkamp<br />

ist „sehr<br />

zufrieden und ein<br />

bisschen stolz“<br />

darauf, „wie sich<br />

unsere Mobilitäts-<br />

App seit dem Start<br />

im vergangenen Jahr entwickelt hat. Mit<br />

den <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>s haben wir nun einen<br />

Partner an Bord, der ebenso zu unserer<br />

Stadt gehört und in ihr verwurzelt ist wie<br />

die BVG. Jetzt können wir endgültig mit<br />

Fug und Recht sagen: Jelbi bietet alle Alternativen,<br />

die es in <strong>Berlin</strong> zum eigenen Auto<br />

gibt.“ In einer Presseerklärung der BVG<br />

hieß es am 10. Dezember: „Mit der Einbindung<br />

von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, einer der innovativsten<br />

<strong>Taxi</strong>vermittlungen Europas, ist<br />

ein weiterer Meilenstein geschafft, um die<br />

urbane Mobilität von morgen schon heute<br />

zu erleben und mitzugestalten.“<br />

TAXI UND BVG KOOPERIEREN<br />

SEIT 49 JAHREN<br />

Die Kooperation zwischen der BVG und<br />

dem <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe hat eine lange<br />

Tradition: Schon seit 1972 nimmt die BVG<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe für den Einsatz schwach<br />

frequentierter Nachtbuslinien in Anspruch.<br />

Das geschah in den ersten Jahren mit normalen<br />

fünsitzigen Taxen, später kamen<br />

Kleinbusse dazu, etwa 13-Sitzer, die auf<br />

heutigen Nachtbuslinien oder als „Berlkönig<br />

BC“ zwischen Rudow und Schulzendorf<br />

(LDS) unterwegs sind. Im September 2010<br />

unterzeichneten <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und die BVG<br />

eine Vereinbarung über Schienenersatzverkehr<br />

bei U-Bahn-Ausfällen. Seitdem<br />

müssen BVG-Fahrgäste bei plötzlichem<br />

Ausfall einer U-Bahn-Linie nicht mehr eine<br />

Stunde oder länger warten, bis die BVG<br />

ersatzweise Busse<br />

aktiviert und aus<br />

«Telefonische<br />

Erreichbarkeit rund um<br />

die Uhr – das bietet<br />

nicht jeder.»<br />

Hermann Waldner<br />

ihren Betriebshöfen<br />

an den Ort<br />

des Geschehens<br />

geschickt hat,<br />

sondern es werden<br />

innerhalb<br />

von Minuten Großraumtaxis<br />

über<br />

die <strong>Berlin</strong>er Funkzentrale<br />

angefordert,<br />

die den Fahrgastandrang bis zum<br />

Eintreffen der „großen Gelben“ abfangen.<br />

„<strong>Berlin</strong> hat sicher die größte Vielfalt<br />

an innovativen und umweltfreundlichen<br />

Mobilitätsanbietern in Deutschland“, sagte<br />

2019 die damalige Vorstandsvorsitzende<br />

der BVG, Dr. Sigrid Nikutta. Heute beinhaltet<br />

das Buchungsspektrum der „Jelbi“-App<br />

U-Bahn, S-Bahn, Regionalbahn, Bus, BVG-<br />

Fähre, Ridesharing (Berlkönig), Carsharing<br />

(Miles, Flinkster, Mobileeee, Cambio,<br />

Greenwheels), E-Moped-Sharing (Tier und<br />

Emmy), Bikesharing (Nextbike), Tretroller-<br />

Sharing (Tier und Voi) und nun auch das<br />

<strong>Taxi</strong> (<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> 202020).<br />

Manch einer mag die neu-entdeckte<br />

Liebe der BVG zum <strong>Taxi</strong> noch nicht so<br />

recht glauben. Als <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> die „Jelbi“-<br />

Kooperation zwischen <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und der<br />

BVG am 10.12. online meldete, kommentierte<br />

ein Leser: „Wozu das denn? Die BVG<br />

hat doch ihren Berlkönig, der durch unsere<br />

Steuergelder lebt! Taxen will die doch gar<br />

nicht.“ Das Misstrauen dürfte weniger<br />

dem <strong>Berlin</strong>er Landesbetrieb BVG gelten<br />

als vielmehr ihrem Kooperationspartner<br />

ViaVan, dessen Mutterkonzern Daimler<br />

Jelbi-Hub an der Gitschiner Straße<br />

nicht nur viel Kapital, sondern vor allem<br />

profithungrige Aktionäre im Hintergrund<br />

hat, und der mit dem massenhaften Abzug<br />

der Kundschaft vom <strong>Taxi</strong>gewerbe hin zu<br />

den konzerneigenen Mietwagen der Marke<br />

Free Now gezeigt hat, dass bei Geld auch<br />

eine traditionsreiche und lange gepflegte<br />

Freundschaft aufhört.<br />

Über die unselige Kooperation des Landes<br />

mit dem Milliardenkonzern ist auch<br />

die <strong>Berlin</strong>er Politik keineswegs durchweg<br />

glücklich. Schon in der Koalition gibt es<br />

Stimmen wie beispielsweise Kristian Ronneburg<br />

von der Linken oder Tino Schopf<br />

von der SPD, die im „Berlkönig“ kein Verkehrsmittel<br />

der Zukunft sehen. Unabhängig<br />

davon muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe aber interessiert<br />

sein, sich in Beförderungsketten zu<br />

etablieren – wenn sie staatlich organisiert<br />

sind, allemal. <br />

ar<br />

SHK-Rechtsanwälte<br />

Martina Schweickhardt<br />

Rechtsanwältin & Notarin<br />

Notariat<br />

Verkehrsrecht<br />

Strafrecht<br />

Zivilrecht<br />

Daniel Herbst<br />

Rechtsanwalt<br />

Nachodstraße 19<br />

10779 <strong>Berlin</strong><br />

(im Erdgeschoss)<br />

Telefon: 030 / 210 023 40<br />

André Klemm<br />

Rechtsanwalt<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

17


WETTBEWERB<br />

Einmal steuersubventionierte Konkurrenz,<br />

einmal Hoffnung für das <strong>Taxi</strong>gewerbe:<br />

„Berlkönig“ und „Berlkönig BC“ (rechts)<br />

ZWEI UNGLEICHE<br />

NAMENSVETTERN –<br />

WOHIN GEHT DIE REISE?<br />

Der „Berlkönig BC“ ist eine Kooperation und Einnahmequelle für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe, der „Berlkönig“ eine steuerlich subventionierte Konkurrenz,<br />

die die Freude über die Kooperation mit der BVG erheblich trübt.<br />

Über die Zukunft des „Berlkönig“<br />

wird immer wieder gestritten, verhandelt,<br />

und dann eine neue Verlängerung<br />

für ein paar Monate vereinbart.<br />

Wie kam es dazu und wie wird es weitergehen?<br />

Noch vor fünf Jahren glaubten viele<br />

Verkehrsplaner, immer neue Verkehrsangebote<br />

würden Fahrzeugbesitz unattraktiv<br />

und dadurch die Straßen leerer machen<br />

statt voller, und schufen die berüchtigte<br />

Kristian Ronneburg, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der Fraktion Die Linke<br />

Experimentierklausel in Paragraph 2 des<br />

Personenbeförderungsgesetzes. Die Idee<br />

war, weniger dicht besiedelte Gegenden<br />

nicht mit großen, leeren, 40 Liter Diesel<br />

schluckenden Bussen zu bedienen, sondern<br />

unter Verwendung neuer, digitaler<br />

Möglichkeiten mit kleinen Fahrzeugen,<br />

und zwar auf Abruf, auf neudeutsch „on<br />

demand“ genannt, und sich das sponsern<br />

zu lassen. Statt das bereits vorhandene<br />

und zu wenig ausgelastete <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

ins Boot zu holen, entschied man sich<br />

bei der BVG deshalb für teils elektrisch<br />

betriebene Kleinbusse, die dafür extra von<br />

der Daimler-Tochter ViaVan als Kooperationspartner<br />

bereitgestellt werden mussten.<br />

Dafür brauchte es einen Namen, der<br />

großes Innovationsdenken, ein bisschen<br />

<strong>Berlin</strong>er Respektlosigkeit und einen Schuss<br />

in Selbstironie verkleideten Größenwahn<br />

transportieren würde, und den wirklich<br />

jeder sich merken kann.<br />

Herder und Goethe würden wohl in<br />

ihren Gräbern rotieren, wüssten sie, dass<br />

240 Jahre nach Erscheinen ihrer Ballade<br />

nicht das Original „Erlkönig“, sondern<br />

ausschließlich der verfremdete Titel in<br />

<strong>Berlin</strong> zum Sprachgebrauch gehört. Nach<br />

zahlreichen Interpreten, Musikern und<br />

Parodisten fiel die Figur 2018 auch noch<br />

dem Einfallsreichtum eines findigen Marketingstrategen<br />

zum Opfer, der nach einem<br />

Namen für ein neues On-Demand-Ridesharing-Angebot<br />

suchte und den „Berlkönig“<br />

erfand. Der hat die Nutzung von Subanbietern<br />

durch die BVG zwar auf ein neues<br />

Niveau gebracht, bildet aber nicht etwa den<br />

Anfang solcher Kooperationen.<br />

BVG: ZWISCHEN GEWINN<br />

UND DASEINSVORSORGE<br />

Der Einsatz von Pkw und Kleinbussen<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes im Auftrag der <strong>Berlin</strong>er<br />

Verkehrsbetriebe begann bereits vor knapp<br />

50 Jahren (siehe Seite 16). Als größere<br />

Fahrzeuge erforderlich wurden, schafften<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer, die über die „Innung“<br />

mit der BVG in Geschäftsbeziehungen stan-<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2), Mihai Blank<br />

18 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


WETTBEWERB<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>, Leszek Nadolski<br />

den, eigens Kleinbusse mit 13 Sitzplätzen<br />

und etwa ebenso vielen Stehplätzen an und<br />

bedienen regelmäßig schwächer ausgelastete<br />

Buslinien, was der BVG und damit<br />

dem Land gerade nachts erhebliche Kosten<br />

erspart. Für die involvierten <strong>Taxi</strong>betriebe<br />

ist es eine lohnende Kooperation. Fällt ein<br />

solches Fahrzeug einmal aus, ordert die<br />

BVG kurzfristig bei <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> Großraumtaxen,<br />

die dann die Buslinie bedienen.<br />

Im Zuge gewachsener Mobilitätsansprüche<br />

in Kombination mit der Einsicht,<br />

dass eine nachhaltige Verkehrsplanung<br />

Personenverkehr aus privaten Autos in<br />

Sammelfahrzeuge verlagern muss, suchte<br />

man nach Möglichkeiten, dünn besiedelte<br />

Gebiete an das <strong>Berlin</strong>er Liniennetz anzuschließen,<br />

ohne dass Fahrgäste <strong>Taxi</strong>preise<br />

zahlen müssen. So kam es dann zur Idee<br />

des besagten „Berlkönig“ unter Nutzung<br />

der Experimentierklausel. Für die erste<br />

rot-rot-grüne Koalition, die sich eine nachhaltige<br />

Verkehrswende auf die Fahnen<br />

geschrieben hatte, war das vordergründig<br />

ein schlüssiges Konzept. Dass viele<br />

Elektro-Kleinbusse eingesetzt würden,<br />

überzeugte die Verantwortlichen offenbar<br />

mehr als der Einwand des <strong>Taxi</strong>gewerbes,<br />

die bestehende <strong>Taxi</strong>flotte zu nutzen sei<br />

doch sehr viel umweltfreundlicher, als<br />

eine Flotte von über 100 Fahrzeugen neu<br />

in Verkehr zu bringen.<br />

STAATLICHE<br />

ROSINENPICKEREI<br />

Der zweite Widerspruch zum Nachhaltigkeitsgedanken<br />

bestand darin, mit den<br />

schwarzen Kleinbussen nicht etwa Einfamilienhausbewohner<br />

in Randbezirken von<br />

abgelegenen Haltestellen des Linienverkehrs<br />

nach Hause zu bringen, sondern –<br />

salopp gesagt – junges Partyvolk mit Bierflasche<br />

in der Hand, das keinen Bock hat,<br />

zur Straßenbahn zu laufen, zwischen Prenzlauer<br />

Berg und Friedrichshain hin- und herzufahren.<br />

Nur so erschien das Projekt den<br />

Geldgebern von ViaVan attraktiv, und die<br />

innovationsinteressierte BVG zog mit.<br />

Unterdessen stellten BVG und <strong>Taxi</strong>-<br />

„Innung“ Anfang August 2019 ein neues<br />

Projekt auf die Beine, um auch den Einfamilienhausbewohnern<br />

mit der schlechten<br />

Verkehrsanbindung versuchsweise eine<br />

attraktive Fahrmöglichkeit zu bieten. Als<br />

Testgebiet wählte man die dünn besiedelte<br />

und schlecht angebundene Gegend östlich<br />

des Flughafens Schönefeld. Die Rufbus-Verbindung<br />

zwischen dem U-Bahnhof Rudow,<br />

der im Tarifgebiet B (zwischen S-Bahn-Ring<br />

und Stadtgrenze) liegt, und der Gemeinde<br />

Schulzendorf im Tarifgebiet C (Umland) mit<br />

zwei Kleinbussen des <strong>Taxi</strong>gewerbes nannte<br />

man „Berlkönig BC“. Für 50 Cent Zuschlag<br />

zum normalen Fahrschein lässt sich so –<br />

August 2019: feierliche Inbetriebnahme der Schulzendorfer<br />

Umlandanbindung mit LDS-Landrat Stefan Loge<br />

(l.) und der damaligen BVG-Chefin Siegrid Nikutta<br />

ausschließlich per App – eine Fahrt von<br />

bis zu 14 Kilometern buchen. Obwohl die<br />

Fahrer berichten, es gäbe nur zwei tägliche<br />

Stoßzeiten mit nennenswerter Auslastung,<br />

hat die BVG sowohl die Deadline verlängert<br />

(von Ende 2020 auf Sommer <strong>2021</strong>) als auch<br />

das Bediengebiet erweitert.<br />

Der „Berlkönig BC“ kann als vielversprechendes<br />

Projekt angesehen werden,<br />

dünn besiedelte Gebiete durch einen Kompromiss<br />

aus umweltfreundlich, bequem<br />

und erschwinglich zu erschließen und<br />

die Zusammenarbeit zwischen <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

und BVG langfristig fortzusetzen.<br />

Der „Berlkönig“ dagegen ist eine zum Teil<br />

mit Steuergeldern finanzierte Konkurrenz<br />

für das <strong>Taxi</strong>gewerbe, deren Hauptsponsor<br />

ausschließlich wirtschaftliche Interessen<br />

verfolgt. Der Landesbetrieb BVG, der der<br />

Senatsverwaltung für Verkehr untersteht,<br />

begab sich damit auf dünnes Eis, denn mit<br />

dieser Kooperation prallen zwei gänzlich<br />

gegensätzliche Prinzipien aufeinander:<br />

Profitstreben und Daseinsvorsorge.<br />

Auch, wenn man bei der BVG beide „Berlkönige“<br />

für Zukunftsmodelle hält, könnte<br />

die Unvereinbarkeit dieser Interessen, die<br />

sich in zunehmender politischer Ablehnung<br />

manifestiert, in diesem Jahr endgültig<br />

das häufig vorausgesagte und immer<br />

wieder verhinderte Aus für den „Berlkönig“<br />

bedeuten. Das „Neue Deutschland“<br />

(ND) berichtete kurz vor Weihnachten von<br />

einem Umdenken im Senat. „Ein Konzept<br />

zur Ausweitung des Berlkönigs als Teil<br />

Hermann Waldner, Geschäftsführer von <strong>Taxi</strong><br />

<strong>Berlin</strong>: „Das Gleiche können wir wahrscheinlich<br />

kostengünstiger anbieten.“<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs ist<br />

im Verkehrsvertrag nicht vorgesehen“,<br />

wird Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

zitiert. Vielmehr sollen außerhalb<br />

der Innenstadt Erschließungslücken<br />

mit Rufbussen<br />

geschlossen werden, um den<br />

ÖPNV zu verbessern. Damit<br />

dürfte eine Bevorzugung des<br />

„Berlkönig BC“ gegenüber dem<br />

„Berlkönig“ gemeint sein. Auch<br />

Koalitionspolitiker lehnen den<br />

„Berlkönig“ mit seinen inzwischen<br />

185 Fahrzeugen zunehmend<br />

ab. Kristian Ronneburg<br />

von der Linken meint: „Natürlich<br />

kann die BVG gemeinsam<br />

mit dem Betreiber Viavan ihr<br />

Berlkönig-Angebot im Rahmen<br />

der vierjährigen Erprobungsphase<br />

weiterführen, aber eine<br />

Verkopplung mit den vom Land<br />

bestellten Rufbussen und der<br />

Mobilitätsgarantie ist nicht<br />

möglich.“ Denn: „Das Angebot<br />

darf keine Konkurrenz zum<br />

<strong>Taxi</strong> sein.“ Anscheinend hat<br />

die jahrelange Aufklärungsarbeit<br />

der Gewerbevertretungen<br />

doch gewirkt. Auch Hermann<br />

Waldner, Vizepräsident des<br />

Bundesverbandes <strong>Taxi</strong> und<br />

Mietwagen, erklärt als <strong>Berlin</strong>er Zentralenchef:<br />

„Genau das Gleiche wie die neuen<br />

Mobilitätsangebote der BVG könnten wir<br />

mit unseren vielen Großraumtaxen auch<br />

anbieten, wahrscheinlich sogar kostengünstiger.“<br />

Im Abgeordnetenhaus ist diese<br />

Erkenntnis inzwischen parteiübergreifend<br />

weit verbreitet, sogar bei der CDU und Teilen<br />

der FDP. Bei den Grünen läuft der Vorgang<br />

noch. <br />

ar<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

19


WETTBEWERB<br />

Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der<br />

SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong><br />

TAXI- UND<br />

MIETWAGEN-<br />

KONTROLLEN WEITER<br />

AUF NIEDRIGEM<br />

NIVEAU<br />

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus,<br />

Tino Schopf, hat eine 15-teilige Anfrage zum <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />

gestellt. Die Antworten des Senats sind zum Teil ernüchternd.<br />

Die <strong>Taxi</strong>s in <strong>Berlin</strong> werden weniger,<br />

die Mietwagen immer mehr. Dieser<br />

Trend besteht zumindest seit<br />

Herbst 2018, wobei die Mietwagen-Kurve<br />

bereits seit Frühjahr 2018 steil nach oben<br />

geht. Ende November gab es in der Bundeshauptstadt<br />

7.020 <strong>Taxi</strong>konzessionen –<br />

mehr als <strong>1.</strong>000 weniger als vor einem Jahr<br />

und sogar gut 400 weniger als Ende 2012,<br />

Tendenz freier Fall. Dazu waren 4.558 Mietwagen<br />

in <strong>Berlin</strong> konzessioniert, Tendenz<br />

steil ansteigend. Die<br />

Zahlen legte Verkehrsstaatssekretär<br />

Ingmar Streese für<br />

den Senat am 15.12.<br />

zu Schopfs Anfrage<br />

vom 23.1<strong>1.</strong> vor.<br />

Wie viele Mietwagen<br />

tatsächlich auf<br />

<strong>Berlin</strong>s Straßen unterwegs sind, kann man<br />

nur mutmaßen. Die fehlende Kontrolle der<br />

Rückkehrpflicht-Einhaltung durch die <strong>Berlin</strong>er<br />

Behörden zieht Hunderte Mietwagen<br />

aus dem Umland und teils weit entfernten<br />

Orten nach <strong>Berlin</strong>, sogar aus Polen. Für die<br />

«Wenn keine<br />

Kontrollen<br />

durchgeführt wurden,<br />

warum nicht?»<br />

Tino Schopf<br />

Kontrollen auswärtiger Mietwagen sind<br />

<strong>Berlin</strong>er Behörden nicht zuständig und<br />

dürfen auch nicht deren Betriebsunterlagen<br />

einsehen.<br />

Schopfs Frage, worin der Senat die<br />

Ursache für den Rückgang der <strong>Taxi</strong>konzessionen<br />

sehe, beantwortete Streese nicht.<br />

Jedenfalls würden nur wenige Genehmigungen<br />

entzogen. Der Hauptteil werde von<br />

den Inhabern zurückgegeben.<br />

Die Anzahl der Tätigen, die im „Sachgebiet,<br />

das die Aufgaben als Genehmigungsund<br />

Aufsichtsbehörde für den Taxen- und<br />

Mietwagenverkehr wahrnimmt“, wurde<br />

von 15,75 im Sommer 2017 auf 19,95 im<br />

Sommer 2018 erhöht, zwei Jahre später<br />

aber wieder um eine Stelle gesenkt.<br />

Bei den vom<br />

LABO durchgeführten<br />

Kontrollen<br />

des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes<br />

wird unterschieden<br />

zwischen den<br />

vier Kategorien<br />

Verkehrskontrollen,<br />

Kontrollen mit Polizei, Finanzkontrolle<br />

Schwarzarbeit (FKS) und Hauptzollamt<br />

(HZA), Betriebssitzkontrollen und<br />

Betriebsprüfungen. Hier fällt auf, dass<br />

mit Ausnahme der Betriebssitzkontrollen<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe deutlich mehr kontrolliert<br />

wurde als das Mietwagengewerbe, in<br />

den Jahren 2017 und 2018 ganze 26 mal<br />

so häufig, obwohl es zu der Zeit nur vierbis<br />

fünfmal so viele <strong>Taxi</strong>- wie Mietwagenkonzessionen<br />

gab. Dazu erläutert Streese,<br />

die Mietwagenunternehmen seien erst mit<br />

deutlich steigenden Genehmigungszahlen<br />

stärker in den Blickpunkt gelangt, zumal<br />

bis 2019 Betriebsprüfungen bei Mietwagenunternehmen<br />

wenig ergiebig gewesen<br />

seien, da prüfungsrelevante Unterlagen<br />

nur in einem sehr begrenzten Rahmen<br />

vorhanden waren bzw. sein mussten.<br />

PERSONALMANGEL<br />

Seit Anfang 2019 werde bei Neuerteilung<br />

einer Mietwagen-Genehmigung die Auflage<br />

erteilt, detaillierte und aussagekräftige<br />

Aufzeichnungen zu den Beförderungsaufträgen<br />

zu führen und zur Überprüfung<br />

bereitzuhalten. Anhand dieser Unterlagen<br />

könne man nunmehr auch konkrete<br />

Betriebsprüfungen sinnvoll vornehmen.<br />

Deshalb strukturiere man nunmehr auch<br />

die Ressourcen beim LABO neu, um die<br />

Betriebsprüfungen bei den Mietwagenunternehmen<br />

auszuweiten. Im Jahr 2020<br />

konnten aber aufgrund der Covid-19-Pandemie<br />

weniger Kontrollen als ursprünglich<br />

geplant durchgeführt werdenMaßnahmen<br />

aus (siehe Tabelle).<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

20 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


WETTBEWERB<br />

Auf den Zuwachs im Mietwagengewerbe<br />

bei einem gleichzeitigen Rückgang im<br />

Taxengewerbe habe das LABO bereits<br />

dahingehend reagiert, dass die Ressourcen<br />

für regelmäßige und außerordentliche<br />

Betriebsprüfungen neu verteilt wurden, so<br />

dass der Fokus verstärkt auf Mietwagen liege.<br />

Die geringe Anzahl von Verkehrskontrollen<br />

beinhalten bei Mietwagen auch Fälle von<br />

„Verdacht Verstoß gegen die Rückkehrpflicht“<br />

– trotz Hinweisen aus dem <strong>Taxi</strong>gewerbe dieses<br />

und letztes Jahr jeweils vier Fälle, davor<br />

noch weniger. Entsprechend gering fiel die<br />

Anzahl der ergriffenen Maßnahmen aus (siehe<br />

Tabelle).<br />

mit einem Bußgeld, sondern lediglich mit<br />

einem Verwarnungsgeld geahndet. Im Jahr<br />

2019 wurden 101 Ordnungswidrigkeiten-<br />

(OWi-)Verfahren eingeleitet, doch nur ein<br />

geringer Teil der angezeigten Verstöße<br />

lasse sich hinreichend beweisen, um ein<br />

Bußgeld zu verhängen. In den ersten elf<br />

Monaten des Jahres 2020 seien 70 E-Mails<br />

mit Hinweisen „in unterschiedlicher<br />

Anzahl und Qualität übermittelt“ worden.<br />

Bei allen Hinweisen werde die Einleitung<br />

eines OWi-Verfahrens geprüft. Bis Ende<br />

November seien 2020 bereits 440 eingeleitet<br />

worden – immerhin mehr als das Vierfache<br />

des Vorjahres. Für die Jahre 2016 bis<br />

FOTOS: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Maßnahmen<br />

Maßnahmen<br />

Jahr<br />

nach Kontrollen nach Betriebsprüfungen<br />

OWi-Verfahren OWi-Verfahren Widerruf/Versagung<br />

Taxen Mietwagen Taxen Mietwagen Taxen Mietwagen<br />

2016 96 19 17 0 12 0<br />

2017 79 12 16 0 25 0<br />

2018 56 18 27 0 7 0<br />

2019 35 13 18 1 16 1<br />

2020 17 7 15 0 0 4<br />

Schopf fragte, wie viele Hinweise auf<br />

Verstöße gegen die Rückkehrpflicht beim<br />

LABO seit 2016 eingegangen seien, „ab<br />

wann“ ein solcher Hinweis für eine bußgeldbewehrte<br />

Verfolgung ausreiche, wie<br />

und in welcher Anzahl den Hinweisen<br />

nachgegangen werde und wie viele und<br />

welche Maßnahmen eingeleitet wurden.<br />

HINWEISE AUF<br />

UBER-VERSTÖSSE OFT ZU DÜNN<br />

Streese wies auf Umstände hin, die<br />

einem Bußgeld aufgrund eines Hinweises<br />

entgegenstehen können: Fehlen von<br />

Angaben wie Datum, Zeit, Ort, nachvollziehbare<br />

Dokumentation, Nachweis (z.<br />

B. Foto), zudem werde häufig Einspruch<br />

erhoben, so dass der Vorgang „über die<br />

Amtsanwaltschaft an das Amtsgericht<br />

Tiergarten zur Entscheidung abgegeben“<br />

werde, das dann einen „Teil der mit<br />

Bußgeldern von 200 EUR geahndeten<br />

Verstöße gegen die Rückkehrpflicht von<br />

Mietwagen nach § 47 Abs. 2 OWiG eingestellt“<br />

habe, nachdem der Sachverhalt<br />

„anhand von Feststellungen der Polizei<br />

<strong>Berlin</strong> und des LABO umfassend ausermittelt<br />

war.“<br />

Ein einmaliger Verstoß werde nicht<br />

2018 beantwortete Streese Schopfs Frage<br />

nicht.<br />

Auf die Frage, inwieweit im Zuge der<br />

Amtshilfe Daten von Uber über ein Auskunftsersuchen<br />

angefordert wurden, antwortete<br />

Streese, das LABO habe „keinerlei<br />

Daten bei der Firma Uber angefordert“, da<br />

diese eine Vermittlungsplattform betreibe<br />

und daher keine Genehmigungsinhaberin<br />

nach dem PBefG sei. „Dementsprechend<br />

besteht für die Firma Uber gegenüber dem<br />

LABO keine Auskunftspflicht.“<br />

Schopf stellte auch eine Frage, die das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe seit Längerem interessiert.<br />

Er fragte, nach welchen Kriterien ein<br />

Betriebssitz eines Mietwagenbetriebes bei<br />

Ersterteilung genehmigungsfähig ist. Nach<br />

Streeses Antwort müssen am Betriebssitz<br />

die „erforderlichen Ressourcen vorgehalten<br />

und alle Betriebsunterlagen aufbewahrt<br />

und für eine etwaige Prüfung bereitgehalten<br />

werden“ können. Zudem müsse ein<br />

geeigneter Aufenthaltsraum für das Fahrpersonal<br />

vorhanden sein und „am Betriebssitz<br />

oder in unmittelbarer Nähe“ müssen<br />

Stellplätze zur Verfügung stehen – dies<br />

alles entsprechend der Fahrzeuganzahl.<br />

Bereits im Oktober 2018 hatte die Verkehrsverwaltung<br />

unter Regine Günther<br />

auf Anregung des LABO die Mietwagenproblematik<br />

laut Schopf über den Bund-<br />

Länder-Ausschuss auf die Bundesebene<br />

getragen. Wegen der steigenden Zahl von<br />

Verstößen gegen die Rückkehrpflicht und<br />

deren schwierige Nachweisbarkeit habe das<br />

LABO sich gewünscht, von Mietwagenunternehmern<br />

die Erfassung des Beginns und<br />

des Endes jedes Fahrauftrages zu verlangen.<br />

Nachdem einige Bundesländer sich<br />

hierzu „zurückhaltend geäußert“ hätten,<br />

habe „die <strong>Berlin</strong>er Genehmigungsbehörde<br />

die in <strong>Berlin</strong> erteilten Auflagen für Mietwagen<br />

entsprechend dem eigenen Vorschlag<br />

angepasst.“<br />

FISKAL-WEGSTRECKENZÄHLER<br />

FÜR MIETWAGEN<br />

Was das konkret bedeutet, geht aus<br />

einem Beschlussprotokoll des Abgeordnetenhauses<br />

vom 17.9. vor, das <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> vorliegt,<br />

nach dem das <strong>Taxi</strong>gewerbe geschützt,<br />

die Aufzeichnungspflichten und Kontrollen<br />

von Mietwagenunternehmen sichergestellt<br />

und Ausnahmegenehmigungen im Mietwagensektor<br />

zurückgenommen werden<br />

sollen. Der Senat wird aufgefordert, „die<br />

Kontrollen von [...] Mietwagenunternehmen<br />

zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen<br />

deutlich zu verstärken und die<br />

Bedingungen für Kontrollen zu verbessern.<br />

Dabei sollen sowohl die Einhaltung<br />

der Rückkehrpflicht als auch [...] die Erfüllung<br />

der abgaben- und sozialrechtlichen<br />

Verpflichtungen und die Einhaltung von<br />

Vorschriften zur Sicherheit der Fahrgäste<br />

kontrolliert sowie eine fälschungssichere<br />

Aufzeichnung der einzelnen Betriebsvorgänge<br />

sichergestellt werden. Hierzu zähle<br />

die Pflicht zum Einbau von Fiskal-Wegstreckenzählern,<br />

der Widerruf von Ausnahmegenehmigungen,<br />

die Prüfung der<br />

Umsetzbarkeit der Hamburger Anforderungen<br />

an das <strong>Berlin</strong>er Mietwagengewerbe,<br />

Gespräche mit dem Land Brandenburg und<br />

dortigen Genehmigungsbehörden, Personalaufstockungen<br />

beim LABO und beim<br />

Eichamt sowie eine allgemeine Verstärkung<br />

von Kontrollen. <br />

ar<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

21


WETTBEWERB<br />

ALLEINFAHRER MIT<br />

PRAKTIKANTENVERTRAG<br />

Der ehemalige <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

A. Lias (Name von der Redaktion<br />

geändert) hat die Seiten gewechselt<br />

und ist für einige Wochen<br />

für Uber und Free Now gefahren.<br />

Seine Schilderungen zeigen, mit<br />

welchen Tricks sowohl die Fahrer<br />

als auch die Uber- und Free-<br />

Now-Partner-Unternehmen gültige<br />

Gesetze umgehen. Und dabei<br />

geht es nicht nur um die Rückkehrpflicht,<br />

sondern auch um Steuerund<br />

Sozialversicherungsbetrug.<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>: Warum bist Du von <strong>Taxi</strong>fahren<br />

auf Mietwagenfahren umgestiegen?<br />

A. Lias: Aus Neugier und Liebe zur Fahrgastbeförderung,<br />

und um mir eine Meinung<br />

über Uber und Free Now zu bilden.<br />

Warst Du als Festangestellter, geringfügig<br />

Beschäftigter oder Aushilfe<br />

angemeldet?<br />

Weder noch, ich habe einen Praktikums-<br />

Vertrag unterzeichnet. Man bot mir allerdings<br />

eine geringfügige Anstellung zwischen<br />

500 bis 800 Euro an, damit ich die<br />

Möglichkeit eventueller Bezüge über das<br />

Amt nicht verliere. Man hatte mich auch<br />

explizit gefragt, ob ich beim Amt Leistungen<br />

beziehe.<br />

Wie viele Fahrzeuge und Fahrer*Innen<br />

hat der Betrieb?<br />

Mein Chef hat mehrere Mietwagen-Konzessionen.<br />

Ob er auch <strong>Taxi</strong>-Konzessionen<br />

hatte, ist mir nicht bekannt, ebenso wenig<br />

die genaue Zahl der Angestellten. Knapp<br />

unter 50 sind in einer Whatsapp-Gruppe,<br />

in der ich auch eingeloggt war.<br />

Wirst Du nach gearbeiteten Stunden<br />

oder Prozenten bezahlt?<br />

Prozentual. Ich bekomme 28 % vom Gesamtfahrpreis<br />

oder 40 % nach Abzug von Uber.<br />

Uber selbst bekommt 29,75 %, allerdings<br />

verschweigt Uber gerne die tatsächlich vom<br />

Fahrgast eingenommene Summe. So nehmen<br />

sie selektiv systematisch weit mehr<br />

als den genannten Fahrpreis.<br />

Wenn man sich das ausrechnet, wird<br />

klar, dass Du sehr auf das Trinkgeld der<br />

Kunden angewiesen warst. Was aber,<br />

wenn Kunden Dir kein oder nur wenig<br />

Trinkgeld gegeben haben?<br />

Wenn man mich lange hat warten lassen,<br />

ohne Trinkgeld zu geben, aber freundlich<br />

war, gab ich in der Kundenbewertung nur<br />

vier von fünf Sternen und bei unfreundlichen<br />

Gästen zwei bis drei Sterne. Einen<br />

einzigen Stern gab ich nur in Extremfällen,<br />

weil sonst der Fahrgast dauerhaft von mir<br />

gesperrt worden wäre.<br />

Gibt es einen Wegstreckenzähler und<br />

eine Alarmanlage im Auto?<br />

Nein.<br />

Wo holst Du Dein Fahrzeug ab – vom<br />

Betriebssitz des Unternehmers oder fliegender<br />

Wechsel mit der Arbeitskollegin<br />

oder dem Arbeitskollegen?<br />

Ich war Alleinfahrer, somit konnte ich von<br />

meiner Wohnung aus starten und enden.<br />

Lass uns über Deinen Alltag sprechen.<br />

Wie viele Stunden warst Du im Einsatz?<br />

So, wie es mir beliebte. Bei Uber durfte<br />

ich maximal zwölf Stunden online sein,<br />

allerdings wird die Standzeit nicht in<br />

die Online-Zeit einberechnet. Daher sind<br />

eigentlich keine Grenzen gesetzt.<br />

Wie viele Touren hast Du durchschnittlich<br />

gemacht?<br />

8-15 in einer 12-Stunden-Schicht.<br />

Gab es viele Folge-Aufträge?<br />

Mit Ausnahme von Silvester kaum.<br />

Was hast Du dann gemacht, um<br />

schnellstmöglich eine neue Fahrt zu<br />

erhalten?<br />

Ich habe mich dort aufgehalten, wo ich mir<br />

die meisten Aufträge erhofft habe.<br />

Also hast Du beispielsweise in der<br />

Nähe vom Hauptbahnhof, von Krankenhäusern<br />

und großen Firmen gewartet?<br />

Nein, meistens bin ich herumgefahren.<br />

Uber sagt doch aber, sie setzen die Fahrer<br />

offline, wenn diese in Richtung Betriebssitz<br />

des Unternehmens fahren.<br />

Deshalb bin ich offline schnell weit weggefahren<br />

und habe mich dann wieder bei<br />

der Uber-App angemeldet. Anschließend<br />

bin ich langsam im Zick-Zack-Kurs zum<br />

Betriebssitz gefahren.<br />

War das Deine Idee?<br />

Man hat mir diese Infos im Unternehmen<br />

bei der Anmeldung offengelegt, mir aber<br />

die Entscheidung selbst überlassen, ob ich<br />

so vorgehen will.<br />

Wie war das bei der Free-Now-App?<br />

Habt Ihr die auch so ausgetrickst?<br />

Bei Free Now gibt es keinen technischen<br />

Zwang, zum Betriebssitz zurückzukehren,<br />

allerdings erscheint nach dem Ende<br />

jeder Fahrt ein Popup mit dem Hinweis<br />

„Rückkehrpflicht“.<br />

Mit welchen Konsequenzen im Falle<br />

einer Nichtbeachtung?<br />

Keine. Man klickt das Popup einfach nur<br />

weg und macht weiter.<br />

Hat Dich Dein Chef ansonsten auf die<br />

Einhaltung der Regeln (Rückkehrpflicht)<br />

ernsthaft hingewiesen und musstest<br />

Du einen solchen Hinweis gesondert<br />

unterschreiben?<br />

Mir wurden einige Verträge zur Unterschrift<br />

vorgelegt. Allerdings war alles nur<br />

pro forma, und eine Aufklärung hat nur auf<br />

Nachfrage stattgefunden, mit dem Hinweis<br />

dass es nicht wichtig ist, dass die Verträge<br />

lediglich zur eigenen Absicherung dienen.<br />

FOTO: Simi / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

22 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


KOLUMNE<br />

Gab’s auch schon vor Corona<br />

Hast Du bei Uber oder bei dessen Generalpartner<br />

Ennoo Safe-Driver oder auch<br />

bei Free Now noch eine zusätzliche Schulung<br />

gemacht?<br />

Nein, ich war bereits als <strong>Taxi</strong>fahrer mit<br />

Free Now und Uber vertraut, jedoch müssen<br />

laut Aussagen neue Fahrer an einer<br />

Schulung teilnehmen. Über die Rückkehrpflicht<br />

wurde nie gesprochen, aber es gab<br />

einige Tutorials per Mail und in der Uber-<br />

App im Bezug auf richtigen Umgang mit<br />

Fahrgästen.<br />

Über welche App hast Du mehr Touren<br />

vermittelt bekommen – Free-Now-Ride<br />

oder UberX?<br />

UberX – mit weitem Abstand.<br />

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf<br />

den Mietwagenbetrieb ausgewirkt?<br />

Finanziell stehen sie nicht gut da. Viele<br />

Wagen wurden stillgelegt, jeder Cent wird<br />

umgedreht. Wir bekamen sogar die Anweisung,<br />

den Wagen nicht zu waschen.<br />

Wieso hast Du aufgehört, als Mietwagenfahrer<br />

zu arbeiten und was machst<br />

Du jetzt?<br />

Es ist Sklavenarbeit, und was die Zukunft<br />

mit sich bringt, steht aktuell in den Sternen.<br />

Was wünschst Du den Mietwagenfahrer*Innen<br />

und Unternehmern für<br />

die Zukunft?<br />

Dass sie Aufwachen und kein System unterstützen,<br />

das darauf beruht, die Partner und<br />

deren Angestellte auszubeuten. Firmen wie<br />

Uber verdienen allein durch die Vermittlung<br />

mehr als Fahrer und Unternehmer. Sie<br />

tun dafür nichts außer Marketing und Vermittlung.<br />

Für mich grenzt es an Zuhälterei,<br />

da man absolut auf die angewiesen ist.<br />

Das Interview führte Hayrettin Şimşek.<br />

DAS TAXI STIRBT<br />

NICHT AN CORONA<br />

ALLEINE<br />

„80.000 <strong>Taxi</strong>fahrer könnten bis Ende <strong>2021</strong><br />

aufgeben“ – so die Überschrift einer Online-<br />

Meldung Ende November. Bisher hatte daran<br />

doch Uber die Hauptschuld.<br />

Obwohl ich Ende November bereits<br />

mehr als ein halbes Jahr auf<br />

Kurzarbeit Null war und auch<br />

schon die Kündigung im Kasten hatte,<br />

wäre diese journalistische Glanzleistung<br />

beinahe an mir vorbeigegangen.<br />

Journalistische Glanzleistung deswegen,<br />

weil der Artikel, in dem es um den Niedergang<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes geht, es schafft,<br />

ganz ohne Uber auszukommen. Zum Glück<br />

bin ich durch die Praxis in meinem <strong>Taxi</strong>, in<br />

dem ein jeder alles sagen durfte, und ich<br />

mir auch wirklich alles und jedes angehört<br />

habe, bestens auf die aktuelle Situation und<br />

auch auf das vom Spiegel beschriebene Szenario<br />

vorbereitet. Nachdem ich nun auch<br />

noch mehr Zeit zum Nachdenken habe,<br />

halte ich es für durchaus möglich, dass<br />

das bei „Spiegel Online“ gar kein Versehen<br />

war, sondern dass es in Zukunft wirklich so<br />

sein könnte, dass an allem und jedem einzig<br />

und allein Corona Schuld ist. Und das,<br />

obwohl es beispielsweise im Scheidungsrecht<br />

seit vielen Jahren keinen Alleinschuldigen<br />

mehr gibt.<br />

Auch in der Geschichtsschreibung wird<br />

zwischen Anlass und Ursache unterschieden.<br />

Denn, um nur ein Beispiel zu nehmen,<br />

den Personalmangel beim LABO, den gibt<br />

es nicht erst seit Corona. Schon vor Corona<br />

sind die <strong>Berlin</strong>er Behörden kaputt gespart<br />

worden. So wurde ich selbst zum Beispiel<br />

in über zwanzig Jahren im <strong>Taxi</strong> nur ganze<br />

zweimal nach meinem <strong>Taxi</strong>-Schein gefragt.<br />

Zugezogene zogen es deswegen schon vor,<br />

sich gar nicht erst in <strong>Berlin</strong> anzumelden<br />

und somit auch keine Steuern hier zu zahlen.<br />

Uber hat da nur das nachgemacht, was<br />

zuvor schon gängige Praxis in unserer<br />

Stadt war.<br />

Die ebenfalls kaputtgesparten öffentlichen<br />

Verkehrsmittel, möglicherweise auch<br />

das gläsern gemachte <strong>Taxi</strong> und ein paar<br />

klitzekleine Gesetzesänderungen kamen<br />

Uber gerade „recht“ für den Markteintritt<br />

auf unseren ebenfalls kaputten Straßen.<br />

Deswegen sind Uber-Fahrzeuge auch mit<br />

einer Ausnahmegenehmigung unterwegs,<br />

schließlich gab es in unserer Stadt einen<br />

Beförderungsnotstand. Und überhaupt:<br />

Warum sollten Uber-Fahrer (und demnächst<br />

möglicherweise auch <strong>Taxi</strong>fahrer) auch nur<br />

eine Straße lernen, wo doch nur der, der<br />

nichts weiß, alles glauben muss, wie vielleicht<br />

bald: Corona ist an allem Schuld!<br />

Ob es wirklich so kommt, dass Corona<br />

an allem Schuld sein soll, das weiß natürlich<br />

auch ich nicht, genau so wenig, wie<br />

ich weiß, ob die <strong>Taxi</strong>s meines Chefs, die<br />

er gerade an <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer<br />

verkauft, demnächst noch<br />

als öffentliches Verkehrsmittel <strong>Taxi</strong> mit<br />

Beförderungs- und Tarifpflicht und mit<br />

Mindestlohn für den Fahrer unterwegs<br />

sein werden, oder bereits als Mietwagen<br />

für den Steuervermeider Uber und mit von<br />

uns allen bezahlten Aufstockern am Steuer<br />

auf unseren Straßen.<br />

Ich für meinen Teil gehe auf Nummer<br />

sicher und habe es mir bereits vor dem<br />

Spiegel-Artikel angewöhnt zu sagen, dass<br />

ich „Uber-Corona-bedingt“ und nicht einfach<br />

nur „wegen Corona“ aus dem Verkehr<br />

gezogen bin. <br />

rm<br />

FOTO: Rumen Milkow<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

23


WISSENSCHAFT<br />

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ZWISCHEN DISRUPTION<br />

UND ORDNUNG<br />

Der Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen befasst sich intensiv mit der<br />

Zukunft der Branche. Das November-Webinar der <strong>Taxi</strong> Driving<br />

Innovation (TDI) war themenreich – und digital. Wir reißen die Inhalte an.<br />

Das lateinische Wort disrumpere<br />

steht für zerreißen, zerbrechen,<br />

zerschlagen, platzen. Das drastische<br />

Wort Disruption wurde vom Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen für das<br />

Motto der TDI gewählt, um deutlich klarzumachen,<br />

was derzeit weltweit mit dem<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe geschieht.<br />

Zum ersten Themenblock „Uber & Co.:<br />

Neue Mobilität statt gute Arbeit?“ wurden<br />

die Erkenntnisse der amerikanischen<br />

Gesellschaftswissenschaftlerin Alex<br />

Rosenblat vorgestellt, die hunderte Uber-<br />

Fahrer interviewt hat. Anstelle eines Vorgesetzten<br />

gibt im Uber-Auto ein „allwissendes“<br />

Smartphone Rückmeldungen über<br />

Fahrstil, Bremsgewohnheiten, abgelehnte<br />

Aufträge oder Bewertungen und veranlasst<br />

ggf. einen Ausschluss von der Vermittlung,<br />

also faktisch für die Entlassung.<br />

Rosenblat erläuterte Hintergründe von<br />

Ubers rechtlich fragwürdiges Verhalten,<br />

warum man so tut, als wären die Fahrer<br />

unabhängige Auftragnehmer und wie<br />

man sich mit gezielten Falschaussagen<br />

Zuspruch verschaffe. Entgegen schöner<br />

Versprechen verloren Uber-Fahrer in den<br />

USA massenhaft Haus und Job.<br />

Im Anschluss diskutierten Mira Ball,<br />

Verkehrsexpertin der Gewerkschaft ver.<br />

di, Johanna Reinhardt, Projektmanagerin<br />

Innovation / Urbane Mobilität des<br />

Fahrdienstes Clever Shuttle und Herwig<br />

Kollar, Vizepräsident des Bundesverbandes<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen e. V., über das Thema.<br />

Alex Rosenblat,<br />

US-amerikanische<br />

Gesellschaftswissenschaftlerin<br />

Mira Ball kritisierte, es sei unklar, wie<br />

Sozialstandards in der Gig-Economy genau<br />

aussehen könnten. Konkrete Vorgaben der<br />

Kommunen könnten von den Plattformbetreibern<br />

als solche nicht erkannt werden<br />

oder aber man kalkuliere Verstöße und<br />

Sanktionen bewusst ein. Im <strong>Taxi</strong> und im<br />

Mietwagen müsse auch die Arbeitszeit<br />

ohne Fahrgast vollumfänglich vergütet<br />

werden. Man müsse daher alle technischen<br />

Möglichkeiten zur genauen Erfassung<br />

nutzen.<br />

Rechtsanwalt Herwig Kollar verwies darauf,<br />

dass für Uber-Fahrer in den USA nur<br />

die 59 Prozent Zeit mit Fahrgast entlohnt<br />

wird – was in der Öffentlichkeit verschwiegen<br />

werde: Angeblich bezahle man oberhalb<br />

des gesetzlichen Stundenlohns. Solche<br />

bewusst gestreuten Falschinformationen<br />

hätten in Kalifornien dazu geführt,<br />

dass eine staatliche Regelung, welche<br />

Bedienstete der GIG-Economy als<br />

Arbeitnehmer definiert hatte, nun wieder<br />

verwässert wurde.<br />

Johanna Reinhardt positionierte ihre<br />

Sharing-Plattform „CleverShuttle“ als Konzept<br />

mit festangestellten Fahrern und ging<br />

darüber hinweg, dass der Hauptgeldgeber<br />

Deutsche Bahn in der Corona-Hochphase<br />

den Dienst in zahlreichen Großstädten aufgrund<br />

der massiven Verluste wieder eingestellt<br />

hatte. Hätte die DB die Gelder in das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe investiert, wären auch hier<br />

technische Entwicklungen leichter umzusetzen<br />

gewesen.<br />

So aber sei das <strong>Taxi</strong>gewerbe gezwungen,<br />

alle Investitionen aus eigener Kraft zu tätigen,<br />

so Kollar. Er kritisierte die Aufsichts-<br />

FOTOS: BVTM, privat<br />

24 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


WISSENSCHAFT<br />

FOTOS: privat (1), BVTM<br />

behörden: Geltendes Recht nicht durchzusetzen<br />

aus Angst, man könnte dafür von<br />

Uber & Co. verklagt werden, bezeichnete<br />

Kollar als „erbärmliches Versagen“.<br />

MEHR MOBILITÄT<br />

ODER MEHR VERKEHR?<br />

Ein Interview mit dem prominenten<br />

amerikanischen Verkehrsexperten Bruce<br />

Schaller, bekannt für seine Studie „The<br />

New Automobility“, leitete den zweiten Themenblock<br />

ein. Schaller belegte, dass Uber,<br />

Lyft & Co. allein in Boston, Chicago, Los<br />

Angeles, Miami, New York, Philadelphia,<br />

San Francisco, Seattle und Washington<br />

DC für rund zehn Milliarden zusätzlich<br />

gefahrene Kilometer verantwortlich sind<br />

– eine enorme Luftbelastung. Er konnte<br />

beobachten, dass Uber und Lyft häufig<br />

nicht anstelle des eigenen Autos, sonders<br />

als Alternative zum ÖPNV genutzt wurden.<br />

Bruce Schaller, US-amerikanischer<br />

Verkehrsexperte<br />

Hermann Waldner, Justyna Wladarz, Andreas Knie<br />

Mit Blick auf den amerikanischen Markt<br />

empfiehlt Schaller, die Regulierung der<br />

Personenbeförderer den Kommunen zu<br />

überlassen und <strong>Taxi</strong> und Mietwagen bei<br />

gleichen Rechten und Pflichten auf eine<br />

Ebene zu stellen. Zudem müssten sogenannte<br />

Trip Fees eingeführt werden,<br />

Gebühren, die in den Ausbau des ÖPNV<br />

zurückfließen. Zudem sei der Wettbewerb<br />

zu reduzieren. Er habe in den USA dazu<br />

geführt, dass viel zu viele Fahrzeuge um<br />

die Fahrgäste kämpfen.<br />

Es sollten E-<strong>Taxi</strong>s eingesetzt<br />

und unnötiges ‚cruisen‘<br />

vermieden werden.<br />

In der anschließenden<br />

virtuellen Podiumsdiskussion<br />

mit Justyna Wladarz vom Naturschutzbund<br />

(NABU) und Hermann Waldner<br />

vom Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />

vertrat Prof. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum<br />

<strong>Berlin</strong><br />

für Sozialforschung die<br />

Meinung, das Hauptproblem<br />

seien die vielen<br />

privaten Fahrzeuge,<br />

die den öffentlichen<br />

Raum okkupieren und<br />

die Umwelt belasten.<br />

Für Knie ist die allgemeine<br />

Diskussion viel<br />

zu kleinteilig und jeder<br />

neue Mobilitätsdienstleister<br />

ein Schritt in<br />

die richtige Richtung,<br />

wobei eine Marktöffnung<br />

auch neue<br />

Gesetze erfordere.<br />

Für Hermann Waldner<br />

muss der taxiähnliche<br />

Verkehr durch<br />

Mietwagen dringend<br />

reguliert werden, da<br />

der Wildwuchs zu<br />

Problemen für die gesamte Gesellschaft<br />

führt, sei es die zusätzliche Umweltbelastung<br />

durch herumfahrende Mietwagen,<br />

die dadurch verstopften Straßen oder die<br />

prekären Arbeitsverhältnisse, welche die<br />

Fahrer in das Netz des Sozialstaates treiben.<br />

Die bestehenden Regeln aus der Zeit<br />

vor dem Internet, z. B. die Rückkehrpflicht,<br />

seien nach wie vor wichtig, reichen aber<br />

nicht mehr aus. Sollte in Zukunft eine sinnvolle<br />

Trennung der beiden Verkehrsarten<br />

aufrechterhalten werden, seien zusätzliche<br />

Kontrollinstrumente nötig, etwa eine Vorbestellfrist<br />

für Mietwagen.<br />

Waldner betonte, einer Zusammenarbeit<br />

mit anderen Verkehrsdienstleistern stehe<br />

nichts im Wege, sie werde seit Jahren<br />

umgesetzt, etwa mit der BVG. Auch gäbe<br />

es beim deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbe keinen<br />

Technologierückstand; die Bestellung per<br />

App funktioniere seit Jahren und die <strong>Taxi</strong>vermittlung<br />

habe anders als in den USA<br />

eine lange Historie.<br />

Für Justyna Wladarz liegt die Lösung<br />

für eine saubere Umwelt nicht allein in der<br />

Technologie. Die neuen<br />

Mobilitätsanbieter könnten<br />

eine Rolle spielen,<br />

allerdings nicht in den<br />

Valerie Lux, Herwig Kollar, Johanna Reinhardt und Mira Ball<br />

Innenstädten. In Deutschland falle die<br />

Abkehr vom Verbrennungsmotor schwer,<br />

während woanders bereits Ziele gesetzt<br />

seien, wann die Innenstädte autofrei beziehungsweise<br />

emissionsfrei werden.<br />

ZUKUNFT TAXI –<br />

EMISSIONSFREI & DIGITAL<br />

Die Zukunft des <strong>Taxi</strong>gewerbes war<br />

Thema des dritten Blocks mit fünf Kurz-<br />

Vorträgen. Der Wiener Funkzentralenchef<br />

Christian Holzhauser, Gewerbevertreter<br />

in der International Road Transport Union<br />

(IRU), Christian Meyer, Key-Account-<br />

Manager Deutschen Telekom für die Verbände<br />

und Organisationen, Gregor Beiner,<br />

vollständig E-mobiler Münchener Unternehmer,<br />

Malte Auer von der Hamburger<br />

Hochbahn und der für seine harte Linie<br />

gegenüber dem Mietwagen-Wildwuchs<br />

bekannte Dirk Ritter von der Hamburger<br />

Verkehrsbehörde tauschten sich über<br />

praktische Anforderungen an das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

der Zukunft aus. Zur Sprache kamen<br />

interessante und sehr vielfältige Aspekte<br />

betreffs „grüner Mobilität, flächendeckende<br />

Versorgung mit Ladesäulen, Inklusion, Verlässlichkeit<br />

bezüglich der Investitionen,<br />

Festpreise für Bestellfahrten, Wasserstoffantrieb<br />

(hier hat die EU nach Holzhausers<br />

Ansicht die Zeichen der Zeit verschlafen),<br />

Digitalisierung, Datenschatz (Wert und<br />

legitime Vermarktungschancen gesammelter<br />

Daten), Vernetzung mit verschiedenen<br />

Mobilitätsformen, WLAN im ÖPNV einschl.<br />

<strong>Taxi</strong>, verstärkte Kooperation mit dem Linienverkehr,<br />

Schnelligkeit bei der Kunden-<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong><br />

25


WISSENSCHAFT<br />

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Michael Oppermann, Stefan Gelbhaar, Detlef Müller, Michael Donth<br />

anfahrt (hier sieht Gregor Beiner das <strong>Taxi</strong><br />

unschlagbar), Kosten für die E-Mobilität<br />

(unterscheiden sich nach Beiners Erfahrung<br />

ökonomisch nicht mehr von denen<br />

der herkömmlichen Technik), Mobilität<br />

ohne eigenes Auto, Vernetzung der verschiedenen<br />

Mobilitätsanbieter, Best-Price-<br />

Ticketing ... Ritter mahnte an, im Chor der<br />

vielen Anbieter müsse das <strong>Taxi</strong>gewerbe mit<br />

einer einzigen Stimme zu hören sein, sonst<br />

sei es ein schwieriger Partner.<br />

DER REFERENTENENTWURF<br />

ZUR PBEFG-NOVELLE<br />

Zum Abschluss kamen wichtige deutsche<br />

Verkehrspolitiker zu Wort. Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer wandte sich mit einer<br />

kurzen Rede direkt an das <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />

Anschließend diskutierten die drei PBefG-<br />

Experten Michael Donth (CDU), Detlef Müller<br />

(SPD) und Stefan Gelbhaar (Bündnis<br />

90/Grüne) sowie Michael Oppermann, der<br />

Geschäftsführer des Bundesverbandes <strong>Taxi</strong><br />

und Mietwagen.<br />

Während des knapp einstündigen Talks<br />

stand der aktuelle Referentenentwurf zur<br />

PBefG-Novelle im Vordergrund, der sich<br />

in der Abstimmung mit den Ressorts und<br />

den Fraktionen und in der Anhördung<br />

mit den Verbänden befand. Oppermann<br />

sieht den jetzigen Entwurf als noch lange<br />

nicht fertig und mahnt einen erheblichen<br />

Nachsteuerungsbedarf sowohl in der<br />

Ausrichtung als auch in der handwerklichen<br />

Ausgestaltung an.<br />

Obwohl Podiumsdiskussionen in ähnlichen<br />

Konstellationen bereits mehrfach bei<br />

Veranstaltungen des <strong>Taxi</strong>gewerbes stattfanden,<br />

hatte die hiesige Runde erfrischend<br />

aktuelle Aspekte zu bieten, die sowohl<br />

aufgrund der Corona-Krise als auch durch<br />

die Dynamik der Diskussion über das Personenbeförderungsgesetz<br />

alles andere als<br />

eine Wiederholung war.<br />

Ein gutes Gespür für die Auswahl<br />

versierter Personen bewies der Bundesverband<br />

<strong>Taxi</strong> und Mietwagen nicht nur<br />

mit sämtlichen Wissenschaftlern und<br />

Gesprächsteilnehmern, sondern auch mit<br />

der Diskussionsleiterin: die 29-jährige,<br />

bereits viel herumgekommene Fachmoderatorin<br />

Valerie Lux („Die erkenntnisreiche<br />

Suche nach unterschiedlichen Pro- und<br />

Contra-Argumenten zieht sich wie ein<br />

roter Faden durch mein Leben“) verlieh<br />

der Veranstaltung mit ihrer kompetenten<br />

und angenehmen Moderation den letzten<br />

Schliff. <br />

ar/sg/rw/jh<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag<br />

taxi-times Verlags GmbH<br />

Persiusstr. 7<br />

10245 <strong>Berlin</strong>, Deutschland<br />

Telefon: +49 (0)30 / 55 57 92 67-0<br />

E-Mail: info@taxi-times.com<br />

Internet: www.taxi-times.com<br />

Geschäftsführer und V. i. S. d. P.<br />

Jürgen Hartmann (jh)<br />

Bankverbindung<br />

Stadtsparkasse München<br />

IBAN: DE89701500001003173828<br />

BIC: SSKMDEMM<br />

UST-ID: DE293535109<br />

Handelsregister: Amtsgericht München<br />

HRB 209524<br />

Redaktion (tt)<br />

Axel Rühle (ar), Jürgen Hartmann (jh),<br />

Stephan Berndt (sb)<br />

E-Mail: tt-berlin@taxi-times.taxi<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Florian Bachmann (fb), Simon Günnewig (sg),<br />

Daniel Herbst (dh), Rumen Milkow (rm),<br />

Hayrettin „Simi“ Şimşek (hs), Remmer Witte (rw)<br />

Grafik & Layout<br />

Stanislav Statsenko, layout@inversi-design.de<br />

Anzeigen und Vertrieb<br />

anzeigen@taxi-times.com<br />

Telefon: +49 (0)30 / 55 57 92 67-0<br />

FOTOS: BVTM<br />

Druck<br />

Silber Druck oHG,<br />

Otto-Hahn-Straße 25<br />

D-34253 Lohfelden<br />

Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr<br />

Heftpreis: 3,50 €<br />

(inkl. MwSt und Versand)<br />

ISSN-Nr.: 2367-3842<br />

Weitere Verlagsmagazine:<br />

Christian Holzhauser, Christian<br />

Meyer, Gregor Beiner,<br />

Malte Auer, Dirk Ritter<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> DACH, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> München<br />

Die <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> TZB GmbH bekommt in <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

<strong>Berlin</strong> eigens gekennzeichnete Mitteilungsseiten,<br />

für deren Inhalte die Genannte im Sinne des<br />

Presserechtes selbst verantwortlich ist.<br />

Veröffentlichung gemäß § 7a <strong>Berlin</strong>er<br />

Pressegesetzes bzw. § 8, Absatz 3 des Bayerischen<br />

Pressegesetzes.<br />

Gesellschafter (100 %) der taxi-times Verlags<br />

GmbH, <strong>Berlin</strong>, ist Jürgen Hartmann.<br />

26 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI


www.taxi-times.com<br />

ALLES NEU UND DIGITAL<br />

Gut vier Jahre, nachdem die <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Webseite online<br />

ging, ist der Auftritt komplett überarbeitet und auf den<br />

aktuellen Stand gebracht worden. Speziell für die <strong>Berlin</strong>er<br />

und Münchener Leser gibt es eine große Neuerung.<br />

Auch wenn die Seite www.taxi-times.com auf<br />

den ersten Blick weiterhin den Fokus auf<br />

alle wichtigen Infos und News rund um das<br />

Personenbeförderungsgewerbe setzt, hat sich hinter<br />

den Kulissen viel getan.<br />

Der neue Aufbau der Website bietet auch eine übersichtliche<br />

Darstellung von verschiedenen Themenbereichen.<br />

Das neue Design ermöglicht es, Beiträge<br />

wahlweise chronologisch oder per Mausklick gezielt<br />

nach verschiedenen Themenbereichen abzurufen.<br />

Will man ein spezielles Thema recherchieren, so steht<br />

eine umfangreiche Suchfunktion zur Verfügung.<br />

Für die <strong>Berlin</strong>er Leser dürfte die größte Neuerung<br />

die erstmals verfügbare eigenständige <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-<br />

<strong>Berlin</strong>-Seite sein. Unter www.taxi-times.com/berlin<br />

NEUE WERBEMÖGLICHKEITEN<br />

sind ab sofort taxirelevante Neuigkeiten rund um die<br />

Bundeshauptstadt zu finden.<br />

Weiterhin gibt es ausgesuchte Beiträge auch in türkischer<br />

Sprache, was bislang nur in der App ging.<br />

Möglich wird das durch einen Klick auf die kleine<br />

türkische Flagge oben rechts.<br />

Wer Inhalte in den sozialen Medien und Messenger-<br />

Diensten teilen möchte, der kann das jetzt mit einem<br />

Mausklick erledigen. Direkt im Beitrag sind die verschiedenen<br />

Icons für Twitter, Facebook, WhatsApp<br />

und Telegram zu finden.<br />

Auf mobilen Endgeräten leitet das Menü oben links<br />

den User schnell und unkompliziert zu Kategorien wie<br />

Poloitik, Recht usw., auf die <strong>Berlin</strong>er oder Münchener<br />

Regionalseiten oder auch zu den türkischsprachigen<br />

<strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Beiträgen. Neben der übersichtlicheren<br />

Darstellung der Inhalte ermöglicht ein Nachtmodus<br />

das augenschonende Stöbern auf der Website.<br />

Übersichtliche Darstellung<br />

von Themenbereichen<br />

Umfangreiche<br />

Suchfunktion<br />

Lokale News rund um<br />

die Bundeshauptstadt<br />

Beiträge auch<br />

in türkischer Sprache<br />

Darstellung der Inhalte<br />

im Nachtmodus<br />

Mit dem Relaunch bieten sich jetzt auch den<br />

Werbekunden viele zusätzliche Möglichkeiten,<br />

ihre Produkte und Dienstleistungen auf der <strong>Taxi</strong>-<br />

<strong>Times</strong>-Website zu präsentieren. Infos zu möglichen<br />

Bannerformen und Platzierungen finden<br />

sich unter www.taxi-times.com/mediadaten.<br />

Eine persönliche Beratung erhalten Sie unter<br />

0151-27 08 29 76.<br />

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<strong>Berlin</strong> bitte den<br />

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zuzüglich lokaler Überführungskosten. | 4 Die angegebenen Werte wurden nach<br />

dem vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Es handelt sich um die „NEFZ-CO₂-Werte“<br />

i. S. v. Art. 2 Nr. 1 Durchführungsverordnung (EU) 2017/1153. Die Kraftstoffverbrauchswerte<br />

wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes<br />

Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken<br />

zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. Die Werte variieren in Abhängigkeit von den gewählten<br />

Sonderausstattungen. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und<br />

zu den offiziellen spezifischen CO₂-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem<br />

„Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch und die CO₂-Emissionen neuer Personenkraftwagen“<br />

entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der Deutschen Automobil<br />

Treuhand GmbH unter www.dat.de unentgeltlich erhältlich ist. | Abbildung entspricht<br />

nicht dem Angebot. Abbildung enthält Sonderausstattungen. | Druckfehler und Irrtümer<br />

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