stahl + eisen 04/2021 (Leseprobe)
ANLAGENTECHNIK // WEITERE THEMEN: u.a. Wäzlagerungen trotzden widrigen Bedingungen, Innovative Lösung für Knüppelhersteller, China-Kolumne: Preissprünge machen fit, aus Wissenschaft + Technik: Heavy Plates for Automotive, Bankenunabhängige Finanzierung, Ein guter Fang: Edelstahl Rostfrei für die Fischindustrie
ANLAGENTECHNIK // WEITERE THEMEN: u.a. Wäzlagerungen trotzden widrigen Bedingungen, Innovative Lösung für Knüppelhersteller, China-Kolumne: Preissprünge machen fit, aus Wissenschaft + Technik: Heavy Plates for Automotive, Bankenunabhängige Finanzierung, Ein guter Fang: Edelstahl Rostfrei für die Fischindustrie
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Nr. 4 | April <strong>2021</strong><br />
Magazin für die Herstellung und Verarbeitung von Eisen + Stahl<br />
Transformation<br />
Beim Großanlagenbau<br />
Heavy Plates<br />
for Automotive<br />
Anlagentechnik<br />
Schlaglichter auf ausgewählte Aspekte
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in der Theorie klingt es bestechend simpel: In der Krise lässt sich durch<br />
geschickte (und mutige) Investitionen die Grundlage für zukünftige<br />
Erfolge legen. In der Praxis ist das eine Herausforderung, wenn im<br />
Tagesgeschäft vor allem Krisenmanagement gefragt ist. Die ersten<br />
vorliegenden Geschäftsberichte zum zurückliegenden „Coronajahr 2020“ zeigen<br />
es. Während die Verluste in die Höhe schießen, schrumpfen Umsätze und Investitionen.<br />
Ob das Geschäftsjahr <strong>2021</strong> in Deutschland und Europa wesentlich besser ausfallen wird, ist noch<br />
nicht absehbar – speziell die bundesdeutsche Politik hat weiterhin ihre Schwierigkeiten, einen<br />
klaren Kurs bei ihren Pandemiemaßnahmen zu finden.<br />
Von diesen Unsicherheiten unbeirrt zeigt sich indes die SMS group. Der führende Anlagenbauer<br />
setzt in diesen herausfordernden Zeiten ein klares Zeichen und übernimmt die fehlenden 40,8<br />
Prozent der Anteile an Paul Wurth (siehe auch Seite 6). Der Standort Luxemburg soll innerhalb<br />
der Gruppe zum Forschungs- und Entwicklungszentrum für Dekarbonisierung und Recycling<br />
ausgebaut werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Übernahme zwar auch mit Mut zu<br />
tun hat, aber noch vielmehr mit der klaren Haltung, dass die mittlerweile 150 Jahre alte<br />
Unternehmensgruppe sprichwörtlich "enkelfähig" sein will.<br />
Welche wirtschaftliche Kraft sich entfalten kann, wenn die Fesseln durch das Coronavirus und<br />
die Maßnahmen dagegen gelöst sind, zeigt sich in China. Die Preise für Baustähle nähern sich<br />
ihrem Allzeithoch und heißgewalzte Stahlbleche nähern sich den Höchstpr<strong>eisen</strong> aus dem Jahr<br />
2014, wie unser China-Kolumnist Fabian Grummes auf Seite 32 notiert hat. Aus Europa hat<br />
entsprechend auch Voestalpine erst jüngst gemeldet (siehe Seite 8), dass der chinesische<br />
Aufschwung positiv auf das eigene Geschäft wirkt. Es wäre sehr erfreulich, wenn auch<br />
hierzulande der Markt äquivalent wieder an Geschwindigkeit aufnimmt.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Torsten Paßmann, Chefredakteur<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 3
STAHL<br />
EISEN<br />
Inhalt 4 | <strong>2021</strong><br />
Cover:<br />
Anlagen und Prozesse zur<br />
Stahlerzeugung werden<br />
fortlaufend optimiert.<br />
Quelle: Norenko Andrey/shutterstock.com<br />
NEWS<br />
TERMINE<br />
6 Wirtschaft + Industrie<br />
u.a. mit SMS group, Dillinger und Saar<strong>stahl</strong><br />
sowie Voestalpine<br />
10 Klima + Umwelt<br />
u.a. mit Kobelco, GMH, BMW und Volvo<br />
12 Additive Fertigung<br />
u.a. mit Sandvik, DEW und Materialise<br />
TITELTHEMA: ANLAGENTECHNIK<br />
16 Wälzlagerungen trotzen widrigen<br />
Bedingungen<br />
Wartungsfreie Lösung optimiert Kosten im Betrieb<br />
von Stranggießanlagen<br />
16<br />
Wälzlagerungen<br />
trotzen widrigen Bedingungen<br />
Wartungsfreie Lösung optimiert Kosten im Betrieb<br />
von Stranggießanlagen<br />
20 Verringerter Energieeinsatz und geringere<br />
Umweltbelastung<br />
Wie Öfen mit Schrottvorwärmung die Stahlherstellung<br />
„grüner“ machen können<br />
22 Innovative Lösung für Knüppel-Hersteller<br />
im High-End-Markt<br />
Huaigang Special Steel setzt beim Upgrade auf<br />
Anlagen von SMS Concast<br />
23 Freiformschmiedepresse mit<br />
„magic eye“-Monitoring<br />
Pangang Jiangyou Changcheng setzt auf<br />
Siempelkamp-Anlage<br />
POLITIK<br />
MÄRKTE<br />
24 Pandemie und Klimawandel beschleunigen<br />
Transformationen beim Großanlagenbau<br />
Auftragseingänge aus dem Ausland sanken 2020<br />
um 42 Prozent<br />
26 Energiemärkte in Zeiten der<br />
Corona-Pandemie<br />
Deutsche Handelspunkte reagieren auf globale<br />
Ereignisse<br />
29 Erdgasnetz soll grünen Wasserstoff<br />
transportieren<br />
Stahlbranche kann von neuer Membrantechnologie<br />
profitieren<br />
60<br />
Höchstmaß an Produkt- und<br />
Produktionssicherheit<br />
Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei ist für die Fischindustrie ein „guter Fang“<br />
30 Kurbelwellenschmiede auf Speed<br />
Thyssenkrupp Gerlach setzt auf ein Anlagen- und<br />
Ersatzteilkonzept von Rösler Oberflächentechnik<br />
32 Preissprünge machen fit<br />
China-Kolumne von Fabian Grummes<br />
33 Zuversicht hinsichtlich der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung<br />
Aktuelle Meldung aus dem BMWi<br />
4 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
WISSENSCHAFT<br />
TECHNIK<br />
39 Heavy Plates for Automotive<br />
Approaches of NLMK DanSteel to the development<br />
of chemical composition and production technology<br />
of these steels<br />
29<br />
Erdgasnetz soll grünen Wasserstoff<br />
transportieren<br />
Stahlbranche kann von neuer Membrantechnologie<br />
profitieren<br />
48 Positiver Effekt bei niedrigen<br />
Temperaturen<br />
Ungemahlener Hüttensand als Ersatz natürlicher<br />
Gesteinskörnungen bei der Betonherstellung<br />
50 Erhöhte Nutzlast durch Hardox<br />
Hersteller von Fahrbetonmischern setzt auf Stahl<br />
von SSAB<br />
RECHT<br />
FINANZEN<br />
54 Schon mal an eine KMU-Anleihe gedacht?<br />
Notwendigkeit zur bankenunabhängigen<br />
Finanzierung hat sich weiter manifestiert<br />
BERUF<br />
KARRIERE<br />
56 Die investierte Zeit und Energie lohnen sich<br />
Feedbackgespräche lassen sich auch mit Mitarbeitern<br />
im Homeoffice erfolgreich führen<br />
STYLE<br />
STORY<br />
60 Höchstmaß an Produkt- und<br />
Produktionssicherheit<br />
Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei ist für die Fischindustrie<br />
ein „guter Fang“<br />
Heavy Plates for Automotive<br />
39 Several approaches of NLMK DanSteel<br />
63 „Stahl spielt vor allem bei<br />
Brückenbauprojekten eine Rolle“<br />
Interview mit Kurt Saygin, Vorsitzender des<br />
Vorstandes, Ingenieure ohne Grenzen<br />
IMMER<br />
EWIG<br />
3 Editorial<br />
9 Termine<br />
34 Länder + Anlagen<br />
58 VDEh-Personalia<br />
64 People<br />
66 Vorschau + Impressum<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 5
NEWS<br />
TERMINE<br />
Klima<br />
Umwelt<br />
Die von Kobelco gewählte Kombination<br />
von Technologien zur Reduzierung<br />
der CO 2 -Emissionen ist auf<br />
verschiedene Hochöfen anwendbar.<br />
Kobelco verifiziert Technologie zur Senkung<br />
der CO 2 -Emissionen von Hochöfen<br />
Der japanische Stahlerzeuger Kobe Steel (Kobelco) hat jüngst<br />
den erfolgreichen Test einer Technologie verkündet, mit der<br />
sich die CO 2 -Emissionen aus dem Hochofenbetrieb deutlich reduzieren<br />
lassen sollen. In dem Demonstrationstest wurde nachgewiesen,<br />
dass die Reduktionsmittelrate (RAR) dauerhaft von<br />
518 kg/tHM (Tonne Roh<strong>eisen</strong>) auf 415 kg/tHM reduziert werden<br />
konnte. Dazu setzte das Unternehmen eine große Menge an<br />
heiß brikettiertem Eisen (HBI) ein, welches mithilfe des Midrex-<br />
Prozesses hergestellt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass diese<br />
Technologie die CO 2 -Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen<br />
Verfahren um etwa 20 % reduzieren kann. Darüber<br />
hinaus wurde für den Verifikationstest dieser Technologie<br />
die nach Firmenangaben weltweit niedrigste Koksrate (239 kg/<br />
tHM) erreicht. Um diese Werte zu erreichen, setzte der Stahlerzeuger<br />
u.a. auch auf fortschrittliche Pellet-Produktionstechnologie,<br />
HBI-Beschickungstechnologie für Hochöfen und den Einsatz<br />
von KI für den Hochofenbetrieb. Das Unternehmen sieht<br />
darin einen vielversprechenden Ansatz, um in naher Zukunft<br />
CO 2 -Emissionen zu reduzieren – mit geringeren Zusatzkosten<br />
im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Kobelco erwägt, die<br />
Technologie weltweit als Lizenzprodukt anzubieten. Der Demonstrationstest<br />
wurde im Oktober 2020 einen Monat lang in<br />
einem großen Hochofen (4.844 m3) des Kakogawa-Werks in der<br />
Präfektur Hyogo durchgeführt.<br />
GMH Gruppe treibt Wasserstoff-Infrastruktur voran<br />
Die Georgsmarienhütte (GMH) Gruppe will<br />
ihre Stahlproduktion bis 2050 klimaneutral<br />
gestalten. Ein Schlüssel dazu ist klimaneutraler<br />
grüner Wasserstoff, der künftig durch<br />
Pipelines des Fernleitungsnetzbetreibers<br />
Nowega angeliefert werden könnte. Beide<br />
Unternehmen sind Mitglieder der Initiative<br />
GET H2, die sich zum Ziel gesetzt hat, zügig<br />
eine bundesweite Wasserstoffinfrastruktur<br />
zu entwickeln. Der grüne Wasserstoff soll in<br />
den Bearbeitungsprozessen langfristig Erdgas<br />
ersetzen. Dementsprechend hat die<br />
GMH Gruppe bei der sogenannten „Grüngasabfrage”<br />
der deutschen Gas-Fernleitungsnetzbetreiber<br />
Bedarf angemeldet. Diese<br />
Abfrage ist wesentlicher Bestandteil der<br />
Planung für ein deutsches Wasserstoffnetz,<br />
das laut Bundesregierung nur da entstehen<br />
soll, wo auch der Bedarf vorhanden ist. Hier<br />
kommt Nowega ins Spiel. Der Fernleitungsnetzbetreiber<br />
ist seit 2019 Teil der Initiative<br />
GET H2 und hat die Umsetzung einer ersten<br />
Wasserstoffinfrastruktur von Lingen bis<br />
Gelsenkirchen mit angestoßen. Letztere soll<br />
Erzeugung, Transport, Speicherung und<br />
industriellen Verbrauch von grünem Wasserstoff<br />
verbinden. 2024 wollen die ingesamt<br />
42 Partner mit diesem „ersten frei<br />
zugänglichen Wasserstoffnetz in Deutschland“<br />
an den Start gehen.<br />
Wuppermann: Werke in Österreich beziehen<br />
zu 100 Prozent Ökostrom<br />
An den österreichischen Standorten Judenburg und Altmünster setzt die Wuppermann AG bei der Energieversorgung auf Nachhaltigkeit<br />
und macht sich die Kraft von Wasser, Sonne und Wind zunutze. Die Wuppermann Austria GmbH in Judenburg bezieht seit Anfang<br />
2019 zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien. Das Rohrwerk der Wuppermann Metalltechnik GmbH in Altmünster hat<br />
im Januar <strong>2021</strong> nachgezogen und nutzt 100-prozentigen Ökostrom aus Wasserkraft. Damit, so verkündet es die Gesellschaft, sind beide<br />
Standorte im Strombezug komplett CO 2 -frei.<br />
Quellen: Kobelco; Vattenfall<br />
10 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
Volvo Group will mit fossilfreiem Stahl produzieren<br />
Die Volvo Group und SSAB haben eine<br />
Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.<br />
Noch in diesem Jahr will Volvo damit<br />
beginnen, die ersten Konzeptfahrzeuge<br />
und Maschinen mit Stahlkomponenten<br />
des schwedischen Konzerns zu<br />
produzieren. Der Autobauer ist nach<br />
eigenen Angaben „fest entschlossen, bis<br />
2050 ein klimaneutrales Unternehmen<br />
zu sein”. Mit Blick auf die verwendeten<br />
Komponenten wolle die Gruppe nun<br />
„schrittweise auf fossilfreie Alternativen<br />
umsteigen“, sagt Martin Lundstedt, Präsident<br />
und CEO der Volvo Group. Der<br />
betont weiter: „Dies ist ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg zu komplett klimaneutralen<br />
Transporten.“ Im Laufe des<br />
Jahres 2022 will Volvo dann mit der Serienproduktion<br />
in kleinem Maßstab beginnen,<br />
um anschließend schrittweise<br />
zur Massenproduktion überzugehen.<br />
Auch in Sachen Forschung und Entwicklung<br />
wollen die beiden Unternehmen<br />
zusammenarbeiten. Erklärtes Ziel ist es,<br />
den eingesetzten Stahl bei Volvo hinsichtlich<br />
Gewicht und Qualität zu optimieren.<br />
Zudem stehen neue Logistiklösungen<br />
auf der Agenda, um die Umweltbelastung<br />
der Transporte bei SSAB zu<br />
reduzieren. Demnach beabsichtigen die<br />
Partner, künftig Volvo-Fahrzeuge einzusetzen,<br />
die mit Batterien oder Brennstoffzellen<br />
betrieben werden.<br />
BMW group investiert in neues Verfahren<br />
zur CO 2 -freien Stahlproduktion<br />
Die BMW group investiert nach eigenen Angaben in ein innovatives<br />
Verfahren zur CO 2 -freien Stahlherstellung, das Boston Metal<br />
entwickelt hat. Das US-amerikanische Startup verwendet für seine<br />
neue Technologie Elektrizität, um über eine Elektrolysezelle Flüssig<strong>eisen</strong><br />
herzustellen, das später zu Stahl weiterverarbeitet wird. In<br />
den kommenden Jahren will das Unternehmen dieses Verfahren<br />
für die Stahlerzeugung im industriellen Maßstab ausbauen. Die<br />
Investition erfolgt über den Venture-Capital-Fonds BMW i Ventures<br />
und ist Teil der Nachhaltigkeitsaktivitäten der BMW Group. Mit<br />
letzteren zielt der Automobilkonzern darauf ab, seine CO 2 -Emissionen<br />
bereits im Lieferantennetzwerk deutlich zu reduzieren. „Wir<br />
ermitteln in unserem Lieferantennetzwerk systematisch diejenigen<br />
Rohstoffe und Komponenten, die die höchsten CO 2 -Emissionen<br />
in der Herstellung haben. Stahl gehört dazu, ist aber für die Automobilproduktion<br />
unentbehrlich. Daher haben wir uns im Bereich<br />
Stahl zum Ziel gesetzt, die CO 2 -Emissionen in der Lieferkette kontinuierlich<br />
zu senken“, erklärt Dr. Andreas Wendt, Vorstand der<br />
BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk. Ihm zufolge sollen<br />
die CO 2 -Emissionen des Konzerns im Jahr 2030 rund zwei Millionen<br />
Tonnen unter dem heutigen Wert liegen.<br />
Hybrit-Initiative: Baustart für Wasserstoffspeicher<br />
in Luleå<br />
Im schwedischen Svartöberget, einem Stadtteil von Luleå, hat der<br />
Bau einer Wasserstoffspeicheranlage begonnen. Die Umsetzung<br />
des Projektes übernimmt das Joint Venture Hybrit Development,<br />
das aus der gemeinsamen Hybrit-Initiative von SSAB, LKAB und<br />
Vattenfall hervorgegangen ist. Ziel der Maßnahme ist es, die Speichertechnologie<br />
für Wasserstoff weiterzuentwickeln. Bis 2022 soll<br />
der Speicher betriebsbereit sein und bis 2024 vollständig betrieben<br />
werden. „Wir freuen uns sehr, dass Hybrit weiterhin ein Vorreiter<br />
bei der Entwicklung einer effizienten Produktion für fossilfreien<br />
Stahl ist, was sich nun auch durch den Bau des Pilotspeichers<br />
in Luleå für die großtechnische Erzeugung von fossilfreiem<br />
Wasserstoff darstellt“, so Andreas Regnell, Head of Strategy bei<br />
Vattenfall und Chairman of the Board bei Hybrit. Die Speicherung<br />
biete die Möglichkeit, die Nachfrage nach Strom zu flexibilisieren<br />
und das Energiesystem zu stabilisieren. Der Wasserstoff<br />
soll zu jenen Zeiten produziert werden, in denen es viel Strom<br />
gibt – beispielsweise bei windigen Bedingungen. So könne der<br />
Energieträger dann verwendet werden, wenn das Stromnetz belastet<br />
sei, erklärt Regnell.<br />
Ein 100 Kubikmeter große Wasserstofflager wird in einer geschlossenen<br />
Felshöhle in etwa 30 Meter Tiefe unter der Erde errichtet.<br />
Der Bau des unterirdischen Speichers bietet die Möglichkeit, den<br />
erforderlichen Druck zu gewährleisten, um große Mengen an<br />
Energie in Form von Wasserstoff auf kostengünstige Weise zu<br />
speichern.<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 11
TITELTHEMA: ANLAGENTECHNIK<br />
ÜBERBLICK<br />
Schlaglichter<br />
auf Aspekte der<br />
Anlagentechnik<br />
Es geht um Wälzlagerungen, Öfen mit Schrottvorwärmung<br />
und Lösungen von Anlagenbauern<br />
14 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
Ein Autor von Schaeffler skizziert, wie eine wartungsfreie Lösung für Wälzlagerungen<br />
die Kosten im Betrieb von Stranggießanlagen optimieren soll und aus der Schweiz<br />
kommt ein Diskussionsbeitrag, wie Öfen mit Schrottvorwärmung die<br />
Stahlherstellung „grüner“ machen können. Dazu werden jüngst umgesetzte oder<br />
in Auftrag gegebene Lösungen von Anlagebauern skizziert.<br />
Quelle: Norenko Andrey/shutterstock.com<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 15
TITELTHEMA: ANLAGENTECHNIK<br />
Wälzlager<br />
Wälzlagerungen trotzen widrigen<br />
Bedingungen<br />
Wartungsfreie Lösung optimiert Kosten im Betrieb von Stranggießanlagen<br />
AUTOR: Philipp Weippert, Schaeffler<br />
www.schaeffler.de<br />
DARUM GEHT’S: Ein Härtetest hat es bewiesen:<br />
mit Pendel- und Zylinderrollenlagern<br />
von Schaeffler, eingesetzt in Strangführungsrollen<br />
einer Stranggießanlage,<br />
wurden 2 Millionen Tonnen Stahl erzeugt<br />
– ganz ohne Nachschmierung.<br />
Kostenvergleich von Lagern<br />
Offene Lager sind günstig in der Anschaffung, abgedichtete auf<br />
lange Sicht<br />
Hitze, hohe Feuchtigkeit und starke<br />
Verschmutzung durch Staub und<br />
Zunder: Stranggießanlagen sind<br />
zweifelsohne eine extreme Belastungsprobe<br />
für Wälzlagerungen. Zusätzlich verhindern<br />
die geringen Drehzahlen der Strangführungsrollen<br />
den Aufbau eines trennenden<br />
Schmierfilms zwischen den Wälzpartnern<br />
im Lager. In der sogenannten<br />
Biegezone der Anlage sind außerdem die<br />
mechanischen Kräfte besonders groß. Eine<br />
speziell an diese widrigen Bedingungen<br />
angepasste Lagerkonstruktion ist für die<br />
Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit von<br />
Stranggießanlagen unabdingbar.<br />
In den letzten 20 Jahren haben sich<br />
unter den Stahlerzeugern unterschiedliche<br />
Betriebsstrategien etabliert. Während<br />
ein Teil der Betreiber nach der Produktion<br />
von 1 Million Tonnen Stahl die Rollenlinien<br />
überholt und die Lager gegen Neue<br />
austauscht, setzen andere auf eine einmalige<br />
Wiederaufbereitung der Lager.<br />
Manche Stahlwerke reizen das Potenzial<br />
der Wälzlagerung möglichst weit aus und<br />
erzeugen deutlich mehr als eine Million<br />
Tonnen Stahl mit einem Satz Strangführungsrollen.<br />
Je größer die erzeugte Menge<br />
Stahl, desto höher wird das Risiko eines<br />
ungeplanten Ausfalles und desto anspruchsvoller<br />
die Lagerlösung. Unter Umständen<br />
sind spezielle Beschichtungen,<br />
hochwertige und teure Schmierfette, aber<br />
vor allem größere Schmierstoffmengen,<br />
kürzere Wartungsintervalle etc. erforderlich.<br />
Dies treibt wiederum die Betriebskosten<br />
in die Höhe. Eine pauschale Bewertung<br />
zugunsten der ein oder anderen<br />
Betriebsstrategie kann nicht einfach getroffen<br />
werden. Daher ist es ist für Stahlerzeuger<br />
finanziell interessant, die unterschiedlichen<br />
Lager- und Dichtungskonzepte<br />
miteinander zu vergleichen. Es gilt<br />
Die Abbildung vergleicht ein offenes (4) und ein abgedichtetes Strangführungslager<br />
mit Nachschmierung der äußeren Dichtung (3). Die X-Achse zeigt die Amortisationszeit<br />
in Jahren (2), die Y-Achse die kumulierten Kosten in % (1). Die markierte<br />
Fläche zwischen den beiden Kurven (5) entspricht der Einsparung.<br />
zu prüfen, welche Lagerlösung durch<br />
längere Gebrauchsdauern oder geringere<br />
Betriebskosten ein besser zum Betrieb<br />
passt und positiv zum Betriebsergebnis<br />
beitragen kann.<br />
Standardlösung mit äußerer<br />
Dichtung<br />
Nach wie vor weit verbreitet ist die Verwendung<br />
von offenen Rollenlagern in<br />
Kombination mit einer äußeren Dichtung.<br />
Das Schmierfett wird von einer Zentralschmieranlage<br />
durch den Lageraußenring<br />
zugeführt, schmiert Lager und äußere<br />
Dichtung und tritt dort aus. Der sich ausbildende<br />
Fettwulst bildet eine Barriere<br />
gegen Kühlwasser und Zunder. Aufgrund<br />
der sehr geringen Drehzahlen müssen große<br />
Mengen an Schmierfett eingesetzt werden,<br />
um sicherzustellen, dass das Lager<br />
ausreichend geschmiert wird und dass der<br />
Fettwulst erhalten bleibt. Diese Lösung<br />
verursacht die höchsten Kosten hinsichtlich<br />
Schmierstoffbedarf, Wasser- und Zunderaufbereitung<br />
sowie Fettentsorgung.<br />
Lagerintegrierte Dichtung und<br />
äußere Dichtung<br />
Eine Alternative zur Standardlösung stellen<br />
Lager mit integrierter Dichtung dar. Sie<br />
werden beim Hersteller vorbefettet und<br />
sind in der Anlage wartungsfrei. Der Automobil-<br />
und Industriezulieferer Schaeffler<br />
bietet für Stranggießanlagen aus dem Co-<br />
CaB (Continuous Caster Bearing)-Programm<br />
als Festlager FAG-Pendelrollenlager<br />
der Reihen 240 und 241 an. Sie verfügen<br />
beidseitig über integrierte Dichtungen aus<br />
FKM und sind gegen offene Lager 1:1 austauschbar.<br />
Als Loslager kommen die neuen abgedichteten<br />
FAG-Zylinderrollenlager aus dem<br />
CoCaB-Programm zum Einsatz. Sie verfügen<br />
im Vergleich zu den offenen Varianten<br />
ebenfalls über identische Außenmaße und<br />
sind mit FKM-Dichtungen ausgestattet. Die<br />
maßstabilisierten Lagerringe und die FKM-<br />
Dichtungen sind für die hohen Temperaturen<br />
in Stranggießanlagen ausgelegt. Beide<br />
Lagertypen werden standardmäßig mit<br />
einem hochwertigen Schaeffler Arcanol<br />
Quelle (5): Schaeffler<br />
16 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
Schmierfett befüllt. Die gewählte Dichtungsanordnung<br />
und -form erlaubt bei<br />
beiden Lagerbauarten ein zusätzliches Fettreservoir<br />
seitlich der Rollen. Das Dichtungsdesign<br />
wurde genau auf die Lagerspiele<br />
und Verkippungen abgestimmt, um<br />
die Dichtwirkung unter allen Betriebsbedingungen<br />
sicherzustellen.<br />
Lagerinnengeometrie speziell auf<br />
Stranggießanlagen abgestimmt<br />
Viele marktgängige Loslagerlösungen stellen<br />
einen Kompromiss zwischen Verschiebbarkeit,<br />
Tragfähigkeit und zulässiger Verkippung<br />
dar und erfüllen die Anforderungen<br />
in Stranggießanlagen nicht optimal.<br />
Das CoCaB FAG-Zylinderrollenlager verbindet<br />
mit Hilfe einer speziellen Wälzkörper-Profilierung<br />
die Vorteile vollrolliger<br />
Zylinderrollenlager mit den Eigenschaften<br />
eines Pendelrollenlagers: Hohe radiale<br />
Tragfähigkeit, zwanglose axiale Verschiebbarkeit<br />
und die Möglichkeit, Winkelfehler<br />
auszugleichen. Durch eine speziell auf die<br />
Optimal für die rauen Einsatzbedingungen<br />
in Stranggießanlagen geeignet: FAG-Pendelrollenlager<br />
der Reihen 240 und 241 mit<br />
robustem Stahlblechkäfig und beidseitigen<br />
Dichtungen<br />
Von außen nicht erkennbar: die spezielle<br />
Profilierung der Wälzkörper erlaubt Verkippungen<br />
und verhindert so schädliche<br />
Kantenspannungen.<br />
hohen Lasten abgestimmte Profilierung<br />
werden Kantenspannungen an den Rollen<br />
vermieden. Die Profilierung ist so ausgelegt,<br />
dass die Zylinderrollenlager unter<br />
hoher Last Winkelfehler von bis zu 8 Winkelminuten<br />
ausgleichen können. Wie bei<br />
Zylinderrollenlagern üblich, wird die Ausdehnung<br />
der Wellen mit den FAG-Lagern<br />
zwanglos ausgeglichen. In allen axialen<br />
Verschiebepositionen sind die gleichen<br />
Lastverhältnisse gewährleistet. Eine axiale<br />
Voreinstellung des Lagers ist nicht erforderlich.<br />
Zur Lagerung der Strangführungsrollen bietet der Automobil- und Industriezulieferer<br />
Schaeffler neben offenen auch abgedichtete Zylinder- und Pendelrollenlager aus dem<br />
CoCaB-Programm. In den oberen Segmenten kommen INA-Nadellager zum Einsatz. Für<br />
angetriebene Rollen stehen geteilte FAG-Zylinder- und Pendelrollenlager zur Verfügung.<br />
Spezielle FAG-Lagergehäuse mit Wasserkühlung vervollständigen das Programm.<br />
Dichtungsdesign – zwei<br />
Möglichkeiten<br />
Lebensdauergeschmierte Wälzlager von<br />
Strangführungsrollen bieten Betreibern<br />
zwei Möglichkeiten: einen Betrieb mit<br />
Nachschmierung oder einen Betrieb ohne<br />
Nachschmierung. Bei der ersten Variante<br />
wird lediglich die äußere Dichtung geschmiert<br />
und das austretende Fett bildet<br />
eine zusätzliche Barriere gegen Staub und<br />
Zunder. Nach der Umrüstung von offenen<br />
auf abgedichtete Lager genügt nun ein<br />
kostengünstiges Fett, da es nicht im Wälzkontakt<br />
eingesetzt wird und es hauptsächlich<br />
dazu dient, den abrasiven Schmutz<br />
und Wasser von der äußeren Dichtlippe<br />
fernzuhalten. Auch die Fettmenge pro Zeit<br />
kann reduziert werden. Signifikante Einsparungen<br />
werden bei diesem Konzept<br />
durch die in Feldtests bewiesene hohe Gebrauchsdauer<br />
der Lager, den geringeren<br />
Schmierstoffbedarf und die niedrigeren<br />
Entsorgungskosten erzielt. Diese Variante<br />
ist technisch einfach realisierbar und hin-<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 17
WISSENSCHAFT<br />
TECHNIK<br />
Heavy Plate Steel<br />
HEAVY PLATES<br />
FOR<br />
AUTOMOTIVE<br />
This paper describes several approaches of NLMK DanSteel to the development of<br />
chemical composition and production technology of these steels depending on the<br />
method of manufacturing of casing and functional elements of vehicle axles.<br />
Quelle:<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 39
WISSENSCHAFT<br />
TECHNIK<br />
Heavy Plate Steel<br />
AUTHORS: Eugene Goli-Oglu – PhD,<br />
Technology and Product Development<br />
Manager, NLMK DanSteel, Frederiksvaerk,<br />
Denmark; Rainer WOLF<br />
– Manager for Germany, Austria &<br />
Switzerland, NLMK Europe, Düsseldorf,<br />
Germany<br />
ego@nlmk.com<br />
ABSTRACT: In modern commercial<br />
and heavy automotive industry, heavy<br />
plate products have several specialized<br />
segments of use. One of such technological<br />
and metal-intensive segments is<br />
the niche of casings and functional<br />
elements of axles of medium- and heavy-loaded<br />
vehicles. Depending on the<br />
method of manufacturing of the vehicle<br />
axle elements, heavy plate steels<br />
of various configurations with yield<br />
strength from 400 to 500 MPa and cold<br />
resistance of up to -80° C are used. The<br />
article describes several approaches of<br />
the Danish heavy plate mill NLMK<br />
DanSteel to the development of chemical<br />
composition and production technology<br />
of these steels depending on<br />
the method of manufacturing of casing<br />
and functional elements of vehicle<br />
axles. The main reasons and rationale<br />
for using different types of steels<br />
are explained, including the use of traditional<br />
steels with the option of improved<br />
chemical composition and new<br />
generation steels with improved weldability<br />
and cold resistance.<br />
Examples of heavy duty industrial<br />
vehicles<br />
... with different types of axels<br />
a b<br />
c d<br />
Figure 1<br />
In the automotive industry, heavy plate<br />
rolled steel products are not used<br />
on such a massive scale as coils, but<br />
have several specialized segments of application,<br />
especially in commercial (passenger<br />
buses, trucks) and heavy (heavy-duty<br />
special machinery, mining dump<br />
trucks, road-building machinery, underground<br />
machinery) automotive industry.<br />
One of such technological and metal-intensive<br />
segments – casings and functional<br />
elements of axles. The nominal wall<br />
thickness of the elements is up to 60<br />
mm, and in project-specific equipment<br />
for quarries, underground and lifting<br />
operations – up to 80 mm. The basic types<br />
of the vehicle axles made of heavy<br />
plate steels are steering driving axles<br />
with planetary wheel gears with loadcarrying<br />
capacity up to ~100 tons for<br />
mobile AT- and RT-cranes (fig. 1a), material<br />
handling, aircraft towing tractors<br />
(fig. 1b), harbor cranes (fig. 1c), driving<br />
axles with planetary wheel gears with<br />
load-carrying capacity of up to ~200 tons<br />
for forklift trucks (fig. 1d), dumpers, loaders,<br />
oscillation axles of loading and unloading<br />
equipment, off-road and mining<br />
cranes, tandem and tridem axles as well<br />
as components for independent wheel<br />
suspensions, in particular for mobile cranes<br />
and fire fighting vehicles.<br />
The metallurgical approach to the<br />
development of the chemical composition<br />
and production technology, as well<br />
as a set of methods for determining the<br />
engineering properties of heavy plate<br />
steels for casing and functional elements<br />
of medium and heavy-loaded axles<br />
differs and largely depends on the<br />
characteristics of the production chains<br />
of specific manufacturers of axles, suspensions<br />
and chassis. Among European<br />
manufacturers, the most popular technological<br />
solutions for the manufacture<br />
of casing and functional elements are:<br />
1) assembly welding with possible subsequent<br />
cold or warm (≤560° C) bending;<br />
2) hot stamping (≥720° C) with possible<br />
additional cold or warm bending. Preference<br />
is given to one or another manufacturing<br />
process depending on the performance<br />
characteristics, wall thickness,<br />
design and structural features of<br />
an axle, production capacity of the assembly<br />
line, etc. Therefore, the main<br />
metallurgical task in the development<br />
of the chemical composition and production<br />
technology is ensuring the required<br />
level and uniformity of the mechanical<br />
properties of heavy plates and<br />
taking into account all subsequent technological<br />
operations in the manufacturing<br />
process of axle elements including<br />
conditions of its operation.<br />
The purpose of the article is to describe<br />
approaches to the development of<br />
the chemical composition and production<br />
technology of heavy plate steels<br />
with a yield strength of 400 to 500 MPa,<br />
intended for casing and functional elements<br />
of medium- and heavy-loaded<br />
vehicle axles of various designs and<br />
functions.<br />
General provisions<br />
The modern approach of European manufacturers<br />
of medium- and heavy-loaded<br />
vehicle axles to the choice of applicable<br />
heavy plate steels is different,<br />
however, most manufacturers prefer to<br />
use steels with a minimum yield<br />
strength (YS, ReH) of 400-500 MPa and<br />
ultimate tensile strength (UTS, Rm) of<br />
at least 520 MPa. The heavy plates of<br />
this ranges are considered to be the<br />
most economically balanced in terms of<br />
strength class for casing and functional<br />
elements of vehicles axles. Their use<br />
combines the required set of engineering<br />
characteristics (strength, toughness,<br />
flexibility, weldability, fatigue resis-<br />
40 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
RECHT<br />
FINANZEN<br />
Unternehmensfinanzierung<br />
Mittels einer KMU-Anleihe<br />
wird Kapital über die Börse<br />
aufgenommen, die Anteile<br />
am Unternehmen verbleiben<br />
aber bei den bisherigen<br />
Inhabern.<br />
Schon mal an eine KMU-Anleihe<br />
gedacht?<br />
Notwendigkeit zur bankenunabhängigen Finanzierung hat sich weiter manifestiert<br />
AUTOR: Falko Bozicevic, Chefredakteur<br />
BondGuide<br />
www.bondguide.de<br />
DARUM GEHT’S: Bankenunabhängige Finanzierungen<br />
für kleine und mittelgroße<br />
Unternehmen (KMU) sind kein neuzeitliches<br />
Phänomen infolge der Coronakrise,<br />
haben in den letzten Quartalen<br />
aber noch einmal erheblich an Bedeutung<br />
gewonnen. Speziell sogenannte<br />
KMU-Anleihen als erprobte Möglichkeit<br />
spülen nicht nur frisches Geld in die Kasse:<br />
Sie machen das Unternehmen auch<br />
als Ganzes besser.<br />
Der Begriff „KMU-Anleihen“ mag ungewohnt<br />
oder neu klingen, aber er<br />
beschreibt börsennotierte Unternehmensanleihen,<br />
also verbriefte und gehandelte<br />
Kredite. Unternehmensanleihen gibt es<br />
schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.<br />
Rückenwind erhielten sie in Deutschland vor<br />
allem durch die vor ziemlich genau zehn<br />
Jahren eingeführte Begrifflichkeit der „Mittelstandsanleihe“.<br />
Die Börsenbetreiber in<br />
Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg-<br />
Hannover und München ließen sich das ein<br />
jeweils eigenes Marktsegment kosten, ging<br />
es doch darum, die frischen Vermarktungsmöglichkeiten<br />
maximal auszuschöpfen. Dies<br />
ging einige Jahre gut – bis zum Krisenjahr<br />
2016, in dem zahlreiche Emittenten von Mittelstandsanleihen<br />
in die Insolvenz gingen.<br />
Hintergrund waren gehäufte Fälle von Betrug<br />
bzw. schlichter Inkompetenz – zuweilen war<br />
die Trennlinie nicht scharf zu erkennen.<br />
Sowohl die für solch ein strukturiertes Produkt<br />
notwendigen Dienstleister als auch die<br />
Marktsegmente hat es mittlerweile en masse<br />
„dahingerafft“. Höflicher formuliert: Nicht<br />
nur die Emittenten, auch die Dienstleister-<br />
Branche konsolidierte, und Mittelstandsanleihen<br />
heißen inzwischen vorzugsweise KMU-<br />
Anleihen, um mit der unrühmlichen Pionierphase<br />
auch begrifflich abzuschließen.<br />
KMU-Anleihetilgungen ab 2013<br />
Streuung von 5 bis 100 Mio. Euro<br />
Im Kern definieren vier grundlegende Kriterien,<br />
was eine KMU-Anleihe ausmacht:<br />
■ Emittent ist ein mittelständisches Unternehmen<br />
(KMU)<br />
■ Notierung an einer heimischen Börse<br />
■ anlegerfreundliche Stückelung von je 1.000<br />
EUR<br />
■ Laufzeit in der Regel fünf Jahre; Abweichungen<br />
möglich, aber die Ausnahme<br />
Durchschnittliches Volumen einer KMU-<br />
Anleihe sind ca. 20 bis 30 Mio. EUR, mit<br />
einer Streuung von 5 bis rund 100 Mio.<br />
EUR. Namhafte Emittenten wie Underberg,<br />
Katjes oder Karlsberg Brauerei wären als<br />
Beispiele zu nennen, aber auch der Fußballclub<br />
Schalke <strong>04</strong> und demnächst Werder<br />
Bremen. Aufgrund der immer weitreichenderen<br />
Beschränkungen durch die Basel-<br />
Richtlinien werden Hausbanken zunehmend<br />
restriktiver. Und jedes KMU, das in<br />
den letzten zwölf Monaten versucht hat, an<br />
Fördermittel oder dringend benötigte Finanzierungslinien<br />
zu gelangen, wird bestätigen<br />
können, dass spätestens jetzt die<br />
Zeit für Alternativen statt eines Gangs nach<br />
Canossa gekommen sein dürfte.<br />
Vorteile einer KMU-Anleihe<br />
Neben den eingangs erwähnten gibt es eine<br />
Handvoll weiterer, teilweise nicht so offensichtlicher<br />
Vorteile, die ich an dieser Stelle<br />
gerne namentlich nennen möchte. Da wäre<br />
zunächst der Umstand, dass man nach erfolgreicher<br />
Emission einer KMU-Anleihe<br />
rund vier Jahre Planungssicherheit und<br />
Ruhe vor seinen Kreditgebern hat – keine<br />
jährlichen Gespräche mit der Hausbank<br />
oder gar einer Syndikatsrunde. Vier Jahre<br />
deshalb, da man sich spätestens ein Jahr vor<br />
Fälligkeit um die anstehende Refinanzie-<br />
Das vorzeitige Tilgungsvolumen kann das reguläre durchaus<br />
überschreiten<br />
Quellen: TunedIn by Westend61/shutterstock.com; BondGuide<br />
54 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
Die wichtigsten Player am Markt für Anleihen seit 2009 und 2017<br />
Zwei Häuser sind konstant an der Spitze<br />
Der jeweils linke Block listet alle Mandate seit 2009, der rechte betrachtet als Teilmenge lediglich die Mandate seit 2017. Bei Rechtsanwälten<br />
zeigt sich, dass Heuking Kühn an Momentum gewonnen hat, während Norton Rose vor allem zwischen 2009 und 2017 stark war.<br />
rung gekümmert haben sollte, besser natürlich<br />
früher – häufig eine Folgeanleihe. Man<br />
darf sich selbstverständlich nicht darauf<br />
verlassen, dass das Börsenumfeld ausgerechnet<br />
zum Ende der Laufzeit 100%ig mitspielt.<br />
Was uns ebenfalls viele Mittelständler,<br />
die eine KMU-Anleihe begeben haben, berichten:<br />
Die erforderlichen Transparenzpflichten,<br />
die mit einer Notierung am Kapitalmarkt<br />
einhergehen, machen das Unternehmen<br />
als Ganzes besser. Dies geht los<br />
bei einer Professionalisierung der Firmenstrukturen<br />
bis hin zur Übung, vor Investoren<br />
und Medien auf Konferenzen zu präsentieren.<br />
Wer 30 Mio. EUR aufnehmen<br />
möchte, muss sich auch in die Karten<br />
schauen lassen. Feedback von Investoren<br />
hilft, die eigenen Ziele permanent zu hinterfragen,<br />
kritisch zu prüfen und nötigenfalls<br />
anzupassen.<br />
Der nächste Punkt wäre der öffentliche<br />
Ruf. Und zwar sowohl als attraktiver potenzieller<br />
Arbeitgeber als auch im Gespräch<br />
mit sicherlich weiterhin existierenden<br />
Hausbanken. Denn das ist eine weitere Erfahrung<br />
der vergangenen zehn Jahre: Wer<br />
erfolgreich eine KMU-Anleihe platziert hat,<br />
dem würden dieselben Hausbanken, die<br />
sich zuvor noch reserviert gezeigt hatten,<br />
plötzlich am liebsten Geldkoffer vor die Tür<br />
stellen. Denn nur initial ins Risiko gehen<br />
mochten sie nicht: Wer hat, dem wird<br />
obendrein gegeben.<br />
Lästigkeitsaufschlag<br />
Mit jährlichen Zinskupons zwischen 4 und<br />
7% zahlen mittelständische Anleiheemittenten<br />
häufig mehr als eine Bankenfinanzierung<br />
gekostet hätte – wäre sie denn verfügbar<br />
gewesen. Das rechnet sich aber gegen<br />
besagte fünf Jahre Planungssicherheit.<br />
Jeder Mittelständler muss selbst überschlagen,<br />
wie viel ihm dieser „Lästigkeitsaufschlag“<br />
wert ist.<br />
Als letzter Punkt sollte genannt werden,<br />
dass sich durch Begebung einer Anleihe<br />
nichts an oder in der Gesellschafterstruktur<br />
ändert – oft wichtig für Mittelständler.<br />
Das wäre bei einem Aktien-Börsengang anders.<br />
Wir haben schon alle Unternehmensstrukturen<br />
gesehen von der AG über die<br />
gewohnten GmbHs bis hin zur KGaA, und<br />
da eine Anleihe ein verbriefter Kredit ist,<br />
kann kein Gläubiger in die Geschäftstätigkeit<br />
„hineinreden“. Als Investor darf er<br />
allerdings Fragen stellen und größere werden<br />
dies auch mindestens jährlich wahrnehmen.<br />
Nicht zuletzt, auch wenn das bisher<br />
vergleichsweise selten vorkam – z.B.<br />
Bastei Lübbe –, kann die Kapitalmarktakzeptanz<br />
mit einer notierten Anleihe quasi<br />
geübt werden, bevor ein IPO (Initital Public<br />
Offering / öffentliches Angebot) mit dem<br />
Eigenkapital umgesetzt wird.<br />
Keine Scheu vor der<br />
Öffentlichkeit bitte<br />
Kommen wir zu den Kosten. Bei Emission an<br />
einen öffentlichen Kapitalmarkt braucht ein<br />
Mittelständler an die zehn verschiedene<br />
Dienstleister. Die wichtigsten wären der Anwalt<br />
für den Wertpapierprospekt, der Corporate<br />
Advisor und das begleitende Finanzinstitut.<br />
Auch eine professionelle Agentur für<br />
Investor Relations (IR) sollte mandatiert werden<br />
– sie ist in jedem Falle gut investiertes<br />
Geld, speziell bei Kapitalmarktdebütanten.<br />
Bei allen genannten Punkten gibt es Spielarten,<br />
aber häufig wird nur ein vermeintlicher<br />
Vorteil (z.B. Kosteneinsparung) zulasten<br />
eines Nachteils an anderer Stelle eingetauscht.<br />
Gerade Debütanten sollten nicht<br />
versuchen, das Rad neu zu erfinden oder<br />
„schlauer zu sein als der Markt“. Das geht<br />
fast zielsicher nach hinten los.<br />
Der „Schwund“ vom Bruttoemissionserlös<br />
wird sich so auf bis zu 5% belaufen. Einige<br />
Kosten wie Prospekterstellung sind einmaliger<br />
Natur, andere wie fortlaufende Investor<br />
Relations (IR), Teilnahme an Konferenzen etc.<br />
sind wiederkehrend – aber unerlässlich, speziell<br />
wenn es nicht bei einem einmaligen<br />
Ausflug an den Kapitalmarkt bleiben sollte.<br />
Tatsächlich werden die meisten begebenen<br />
Anleihen durch einen Folge-Bond abgelöst.<br />
Oben genannte Mittelständler wie Katjes oder<br />
Underberg sind alle schon zum wiederholten<br />
Male unterwegs – und es sagt zugleich etwas<br />
darüber aus, wie zufrieden sie mit ihren bisherigen<br />
Entscheidungen sind. Katjes hatte im<br />
April 2019 über 100 Mio. EUR Emissionsvolumen<br />
bei ihrer Folgeanleihe binnen Stunden<br />
„eingetütet“.<br />
Fazit<br />
Die Bedeutung von KMU-Anleihen als bankenunabhängige<br />
Finanzierung wird in den<br />
nächsten Jahren eher noch weiter zunehmen,<br />
mit oder ohne Corona. Mittelständler,<br />
die daran interessiert sind, sollten mit mehreren<br />
Monaten Vorlauf planen – ein halbes<br />
Jahr wäre ein guter Richtwert – und sich<br />
mit den marktführenden Dienstleistern<br />
ausstatten, die ihre gute Arbeit schon unter<br />
Beweis gestellt haben: Investoren werden<br />
großes Augenmerk auf das Gesamtpaket<br />
richten. Denn nicht jeder ist eine Katjes<br />
und Investoren werden genauso skrupulös<br />
mit einem Debütanten ins Gericht gehen,<br />
wie es seine Hausbank täte.<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 55
STYLE<br />
STORY<br />
Stahl im Alltag<br />
Die glatte Oberfläche des<br />
Nockengewebebandes aus<br />
Edel<strong>stahl</strong> ermöglicht leichtes<br />
Ablösen des Produktes am Ende<br />
des Produktionsprozesses.<br />
Höchstmaß an Produkt- und<br />
Produktionssicherheit<br />
Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei ist für die Fischindustrie ein „guter Fang“<br />
AUTOR: Dr. Hans-Peter Wilbert, Warenzeichenverband<br />
Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei<br />
www.wzv-rostfrei.de<br />
DARUM GEHT’S: Im Jahr 2030 soll die<br />
Gesamtmenge an weltweit produziertem<br />
Fisch bei 2<strong>04</strong> Millionen Tonnen liegen.<br />
Unverzichtbar für die verlässliche Produktqualität<br />
von Fisch sind an den gesamten,<br />
zunehmend automatisierten<br />
Verarbeitungsprozess angepasste Techniken<br />
und Werkstoffe. Nur mit Anlagen,<br />
Ausstattungen und Armaturen aus Edel<strong>stahl</strong><br />
Rostfrei sind die strengen Vorgaben<br />
der Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
Schlachten, Ausnehmen, Säubern, Sortieren,<br />
Filetieren, Verpacken, Kühlen oder<br />
Frosten bis hin zu Lagerung und Transport<br />
zu erfüllen.<br />
Industrieller Fischfang erfolgt in der Hochseefischerei<br />
durch Trawler, an der Küste<br />
mit Kuttern. Während die kleineren Schiffe<br />
im Morgengrauen auslaufen und oft noch<br />
am selben Tag oder binnen weniger Tage in<br />
ihren Heimathafen zurückkehren, sind die<br />
großen bis zu anderthalb Monate unterwegs.<br />
Sobald der Fisch auf hoher See oder an der<br />
Küste das Wasser verlassen hat, muss er gekühlt,<br />
verarbeitet und auf Eis gelagert werden.<br />
Deshalb sind Trawler schwimmende<br />
Fischfabriken, in denen während der Weiterfahrt<br />
die vollautomatisierte Verarbeitung<br />
und Lagerung erfolgt. Nach dem Fang werden<br />
die Fische maschinell geschlachtet, ausgenommen<br />
und sortiert. Anschließend werden<br />
sie entweder komplett oder zu Filets<br />
geschnitten in großen Blöcken aus jeweils<br />
einer Fischart bei minus 40 Grad tiefgefroren.<br />
So werden sie bis zur Rückkehr in den Hafen<br />
im Kühlraum des Fangschiffs bei minus 18<br />
Grad Celsius gelagert. Fischfangflotten übergeben<br />
ihren Fang dem Mutterschiff für diese<br />
Verarbeitung. Kleinere Schiffe bringen ihre<br />
Beute gekühlt als ganze Fische oder bereits<br />
filetiert und tiefgefroren an Land.<br />
Traditionelle Fangmethoden<br />
Abhängig von der Fischart, die gefangen<br />
werden soll, kommen in der Hochseefischerei<br />
unterschiedliche Fangmethoden zum<br />
Einsatz. Zu den am meisten eingesetzten<br />
Methoden gehören die sogenannten pelagischen<br />
Schleppnetze. Diese tütenförmigen,<br />
an ihrem Ende mit einer Tasche verschlossenen<br />
Netze sind bis zu 1.500 Meter<br />
lang und haben Maschenöffnungen, die bis<br />
zu 128 Meter groß sein können. Ihre 23.000<br />
Quadratmeter große Netzöffnung könnten<br />
zwölf Jumbojets gleichzeitig passieren. Entsprechend<br />
groß ist das Fassungsvermögen<br />
eines solchen im Wasser schwimmenden<br />
Netzes: 500 Tonnen Fisch passen in eine<br />
Netzfüllung. Sehr verbreitet sind in der<br />
Hochseefischerei auch Grundschleppnetze,<br />
deren Form denen der pelagischen Netze<br />
ähnelt. Allerdings sind sie wesentlich kleiner<br />
- maximal 200 Meter lang und haben<br />
eine "nur" 100 Quadratmeter große Netzöffnung.<br />
Gewichte an der Netzunterseite<br />
halten das Netz am Meeresboden, über den<br />
es bei Fahrgeschwindigkeit gezogen wird,<br />
um die am Grund lebenden Fische aufzuscheuchen.<br />
Für Thunfisch sind sogenannte<br />
Ringwaden die häufigste Fangtechnik. Diese<br />
bis zu 2.000 Meter langen und 200 Meter<br />
hohen Netze werden ringförmig um den<br />
Fischschwarm gelegt und mit einer durch<br />
Ringe gezogenen Schnürleine zugezogen.<br />
Marine Aquakulturen stehen in<br />
der Kritik<br />
Seit den 1980er-Jahren werden diese traditionellen<br />
Fangmethoden von wildlebendem<br />
Fisch zunehmend durch Fischfarmen, sogenannte<br />
Aquakulturen, ersetzt. Marine<br />
Aquakulturen, die insbesondere in Chile<br />
und Norwegen stark verbreitet sind, stehen<br />
– ebenso wie die sich immer mehr abzeichnende<br />
Überfischung der Weltmeere – stark<br />
in der Kritik von Umweltschützern. Vor<br />
allem in Chile werden Lachsfarmen in riesigen,<br />
in Fjorden oder Meeresarmen verankerten<br />
Netzgehegen betrieben. Futter<br />
und Fäkalien sinken auf den Meeresgrund,<br />
wo diese Biomasse ein ergiebiger Nährboden<br />
für Krankheiten, Parasiten und Algenbildung<br />
ist. Zur Vermeidung dieser Folgen<br />
werden die Fische mit Antibiotika behan-<br />
Quelle: f<br />
60 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
Die mechanische Reinigung des Wassers an<br />
Zu- und Ablauf der Kreislaufanlagen<br />
übernehmen Trommelfilter aus Edel<strong>stahl</strong>.<br />
Nockengewebebänder aus Edel<strong>stahl</strong><br />
transportieren den Fisch in Kühl- und<br />
Gefrierprozessen.<br />
Indoor-Aquakulturen in Kreislaufanlagen<br />
etablieren sich als umwelt- und gesundheitsverträgliche<br />
Alternative in der Fischzucht.<br />
Filetiermesser aus Edel<strong>stahl</strong> zum manuellen Verarbeiten zeichnen spezielle Klingenformen, -längen und -stärken aus.<br />
delt und große Mengen Pestizide ins Wasser<br />
eingebracht. Als umwelt- und gesundheitsverträgliche<br />
Alternative etablieren<br />
sich deshalb weltweit immer mehr Indoor-<br />
Aquakulturen in Kreislaufanlagen. Diese<br />
standortunabhängigen Farmen ermöglichen<br />
die Aufzucht von Fischen in Wasserbecken<br />
an Land. Hier wird das Wasser unter<br />
konstanter Sauerstoffzufuhr permanent<br />
durch die Anlage gepumpt und dabei einer<br />
mehrstufigen mechanischen und biologischen<br />
Reinigung unterzogen. Neben dem<br />
sehr geringen Wasserverbrauch spricht die<br />
medikamenten- und pestizidfreie Aufzucht<br />
mit exakt bemessener Futtermenge und<br />
Beckengröße für diese Fischproduktion.<br />
Indoor-Anlagen brauchen<br />
Edel<strong>stahl</strong><br />
Für die Aufzucht kommen in Indoor-Aquakulturanlagen<br />
beispielsweise 1,25 Meter<br />
hohe Rundbecken mit unterschiedlichen<br />
Durchmessern aus Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei zum<br />
Einsatz. Diese Becken werden aus polierten<br />
1,5 Millimeter dicken Edel<strong>stahl</strong>segmenten<br />
mit horizontal gestoßener Fuge gefertigt<br />
und mit Winkelprofilen aus nichtrostendem<br />
Stahl verschraubt. Vertikal werden die Segmente<br />
überlappend montiert und mit Edel<strong>stahl</strong>schrauben<br />
verbunden. Die Verbindung<br />
mit der Bodenplatte erfolgt wiederum mit<br />
Winkelprofilen aus Edel<strong>stahl</strong>. Auch für die<br />
Laufwerke in den Bandfutterautomaten, für<br />
UV-Desinfektionsanlagen am Frischwasserzulauf<br />
oder Steuerschränke, in denen die<br />
Anlagen zur Steuerung und Überwachung<br />
der gesamten Prozesskette der Indoor-Aquakulturen<br />
untergebracht sind, wird angesichts<br />
der korrosiven Umgebung standardmäßig<br />
rostfreier Stahl verwendet. Die mechanische<br />
Reinigung des Wassers an Zu- und<br />
Ablauf übernehmen Trommelfilter aus Edel<strong>stahl</strong><br />
im Dauerbetrieb - je nach Anlage mit<br />
Süß- oder Salzwasser. Mit Hilfe dieser Filter<br />
werden am Zulauf Sediment oder Algen<br />
entfernt. Am Ablauf reduzieren sie durch<br />
Mikrosiebung Nährstofffrachten und Kot,<br />
um die nachgelagerten biologischen Filter<br />
zu unterstützen. Oftmals werden in diesen<br />
Filterelementen aus Kostengründen Kunststoffgewebe<br />
für die mechanische Wasseraufbereitung<br />
eingesetzt. Durch den unvermeidlichen<br />
Abrieb von Kunststoffpartikeln im<br />
Filterprozess können jedoch Mikroplastikfrachten<br />
im Wasser entstehen, die von den<br />
Fischen aufgenommen werden und damit<br />
Alle Anlagen-Komponenten aus<br />
Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei sind bei den<br />
extremen Einsatzbedingungen<br />
in der Fischindustrie hohen<br />
Anforderungen<br />
ausgesetzt.<br />
letztlich auf dem Teller der Verbraucher<br />
landen. Diese Erkenntnis veranlasst immer<br />
mehr Betreiber von Indoor-Aquakulturen<br />
mit Kreislaufanlage, Filterelemente mit<br />
Edel<strong>stahl</strong>gewebe einzusetzen. Die Verarbeitung<br />
der schlachtreifen Fische aus Aquakulturen<br />
erfolgt anlog zu jener auf den Fabrikschiffen.<br />
Hoher Grad an Automatisierung<br />
Große Fischfabriken – zu Wasser wie zu<br />
Lande – verarbeiten die gigantischen Stückzahlen<br />
in hohem Tempo und mit ausgeklügelten<br />
Prozessen. Schlachtmaschinen aus<br />
Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei entnehmen pro Stunde<br />
bis zu 3 000 Fischen Eingeweide und Kiemen,<br />
bevor spezielle Schuppgeräte und<br />
Enthäutungsmaschinen die nächsten<br />
Schritte übernehmen: Richtiges Waschen<br />
und Schuppen ist entscheidend für Aussehen<br />
und Haltbarkeit der Fische. Mit der<br />
Klingenwahl für die Enthäutung – stumpfe<br />
oder scharfe Edel<strong>stahl</strong>klinge – wird zugleich<br />
der Grat der zu entfernenden<br />
Schichtdicke festgelegt. Zum Filetieren<br />
kommen je nach Betriebsgröße und Fischart<br />
Fischmesser oder Spezialmaschinen<br />
zum Einsatz. Filetiermesser zum manuellen<br />
Verarbeiten zeichnen spezielle Klingenformen,<br />
-längen und -stärken aus. Gefertigt<br />
aus hochwertigem Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei und<br />
zwischen 5,5 und 31,5 Zentimeter lang,<br />
ermöglichen sie ebenso präzises wie ermüdungsfreies<br />
Arbeiten. Mit Filetiermaschinen<br />
werden bis zu 30 Fische pro Minute<br />
ohne vorangehendes Ausnehmen schnell<br />
und sauber filetiert, indem die Bauchgräten<br />
mit einem Schnitt entfernt werden. Gabelgrätenschneider<br />
für besonders grätenreiche<br />
Fische oder Grätenzieher zum Entfernen<br />
der Nacken- und Zwischenmuskelgrä-<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 61
VORSCHAU<br />
IMPRESSUM<br />
Bis zum nächsten Mal<br />
VORSCHAU 5/<strong>2021</strong><br />
Titelthema: Stahlstandort NRW<br />
Die Titelstrecke beschäftigt sich mit zentralen<br />
Akteuren, relevanten Innovationen und der<br />
Förderpolitik im Bundesland<br />
Politik + Märkte<br />
Kosten pro vermiedene Tonne<br />
CO 2 – Vergleichsrechnung für<br />
verschiedene Technologien<br />
Wissenschaft + Technik<br />
Digitalisierungsprojekte – begleitendes<br />
Change-Management als Erfolgsfaktor<br />
Style + Story<br />
Heavy Metal und Stahl – das Image der Szene ist<br />
<strong>eisen</strong>hart, aber viele Musiker haben auch einen<br />
persönlichen Bezug zur Branche<br />
Impressum<br />
Verlag:<br />
Maenken Kommunikation GmbH<br />
Von-der-Wettern-Straße 25<br />
51149 Köln, info@maenken.com<br />
Geschäftsführung:<br />
René Khestel, Dr. Wieland Mänken<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />
Mitherausgeber:<br />
Stahlinstitut VDEh<br />
Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahl,<br />
Vorsitzender Stahlinstitut VDEh<br />
Dr.-Ing. Hans Bodo Lüngen<br />
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
Stahlinstitut VDEh<br />
Objektleitung:<br />
Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />
Tel. +49 2203 3584-182<br />
wolfgang.locker@maenken.com<br />
Redaktion:<br />
Torsten Paßmann (Chefredakteur)<br />
Tel. +49 2203 3584-120<br />
torsten.passmann@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />
Niklas Reiprich<br />
niklas.reiprich@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />
Mitarbeit:<br />
Fabian Grummes<br />
Herausgeberbeirat:<br />
Prof. Dr. Dieter Senk,<br />
Prof. Dr. Norbert Bannenberg,<br />
Dr.-Ing. Hans Bodo Lüngen<br />
Anzeigen:<br />
Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />
Tel. +49 2203 3584-182<br />
wolfgang.locker@maenken.com<br />
Marie-Kristin Janßen<br />
Tel. +49 2203 3584-172<br />
marie-kristin.janssen@maenken.com<br />
Susanne Kessler<br />
Tel. +49 2203 3584-116<br />
susanne.kessler@maenken.com<br />
Druck:<br />
D+L Printpartner<br />
Schavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />
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eine eventuelle Veröffentlichung<br />
bitte nur an:<br />
Redaktion „<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>“<br />
Maenken Kommunikation GmbH<br />
Von-der-Wettern-Straße 25<br />
51149 Köln, Tel. +49 2203 3584-0<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>@maenken.com<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
Anzeigenpreise:<br />
Preisliste Nr. 49 vom 1. Januar <strong>2021</strong><br />
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€ 295,00, persönliche VDEh-Mitglieder<br />
€ 190,00.Einzelheft € 24,00<br />
Der Abonnementpreis gilt bei einer<br />
Mindestbezugszeit von 12 Monaten.<br />
Abonnementkündigungen sind nur<br />
möglich zum 31. Dezember und müssen<br />
bis zum 15. November beim Herausgeber<br />
eingetroffen sein. Ansonsten verlängert<br />
sich das Abonnement um weitere 12<br />
Monate. Jahresbezugspreis E-Paper für<br />
Print-Abonnenten Inland € 5,00 inkl. 19%<br />
Mwst. Ausland: Binnenmarktländer –<br />
Empfänger mit Umsatzsteuer-Identifikations-Nr.<br />
€ 4,20, Binnenmarktländer –<br />
Empfänger ohne Umsatzsteuer-<br />
Identifikations-Nr. € 5,00<br />
Haftung:<br />
Für Leistungsminderungen durch höhere<br />
Gewalt und andere vom Herausgeber nicht<br />
verschuldete Umstände (z. B. Streik)<br />
können keine Entschädigungsansprüche<br />
von Abonnenten und/oder Inserenten<br />
geltend gemacht werden.<br />
Copyright:<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung<br />
außerhalb der durch das Urherberrechtsgesetz<br />
festgelegten Grenzen ist ohne<br />
Zustimmung des Herausgebers unzulässig.<br />
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />
Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />
in elektronischen Systemen.<br />
Urheberrecht für Autoren:<br />
Mit Annahme des Manuskripts gehen das<br />
Recht zur Veröffentlichung sowie die<br />
Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von<br />
Nachdruckrechten, zur elektronischen<br />
Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung<br />
von Sonderdrucken, Fotokopien<br />
und Mikrokopien an den Herausgeber über.<br />
In der unaufge forderten Zusendung von<br />
Beiträgen und Informationen an den<br />
Herausgeber liegt das jederzeit widerrufliche<br />
Einverständnis, die zugesandten<br />
Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken<br />
einzustellen, die vom Herausgeber<br />
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Dritten geführt werden.<br />
Warenzeichen:<br />
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,<br />
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oder sonstigen Kennzeichen in dieser<br />
Zeitschrift berechtigt nicht zu der<br />
Annahme, dass diese ohne weiteres von<br />
jedermann frei benutzt werden dürfen.<br />
Vielmehr handelt es sich häufig um<br />
eingetragene Warenzeichen oder gesetzlich<br />
geschützte Kennzeichen, auch wenn<br />
sie als solche nicht eigens gekennzeichnet<br />
sind.<br />
Erfüllungsort:<br />
Köln © <strong>2021</strong> Maenken<br />
Kommunikation GmbH, Köln<br />
Quellen: Shutterstock.com (NicoElNino, Brandon Nagy, Oskari Porkka, riekephotos)<br />
66 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de
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