03.05.2021 Aufrufe

stahl + eisen 04/2021 (Leseprobe)

ANLAGENTECHNIK // WEITERE THEMEN: u.a. Wäzlagerungen trotzden widrigen Bedingungen, Innovative Lösung für Knüppelhersteller, China-Kolumne: Preissprünge machen fit, aus Wissenschaft + Technik: Heavy Plates for Automotive, Bankenunabhängige Finanzierung, Ein guter Fang: Edelstahl Rostfrei für die Fischindustrie

ANLAGENTECHNIK // WEITERE THEMEN: u.a. Wäzlagerungen trotzden widrigen Bedingungen, Innovative Lösung für Knüppelhersteller, China-Kolumne: Preissprünge machen fit, aus Wissenschaft + Technik: Heavy Plates for Automotive, Bankenunabhängige Finanzierung, Ein guter Fang: Edelstahl Rostfrei für die Fischindustrie

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Nr. 4 | April <strong>2021</strong><br />

Magazin für die Herstellung und Verarbeitung von Eisen + Stahl<br />

Transformation<br />

Beim Großanlagenbau<br />

Heavy Plates<br />

for Automotive<br />

Anlagentechnik<br />

Schlaglichter auf ausgewählte Aspekte


EFFICIENCY THROUGH<br />

EXPERTISE & INNOVATION<br />

PAUL WURTH is one of the world leaders in design<br />

and supply of the full range of technologies for cokemaking,<br />

hot metal production and related environmental<br />

technologies. Our profound knowledge of raw<br />

materials and their transformation, combined with reliable<br />

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reduce the carbon footprint of your operations.<br />

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reducing technologies<br />

• Coke oven plants, machinery, gas treatment &<br />

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PAUL WURTH S.A.<br />

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L -1122 Luxembourg<br />

Tel. +352 4970 -1<br />

paulwurth@paulwurth.com<br />

www.paulwurth.com


Liebe Leserinnen & Leser,<br />

Aktuelle<br />

Nachrichten finden<br />

Sie dauerhaft auf<br />

<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de. Sie<br />

sind Social-Mediaaffin?<br />

Auf Twitter<br />

schreiben wir als @<br />

<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>_de.<br />

in der Theorie klingt es bestechend simpel: In der Krise lässt sich durch<br />

geschickte (und mutige) Investitionen die Grundlage für zukünftige<br />

Erfolge legen. In der Praxis ist das eine Herausforderung, wenn im<br />

Tagesgeschäft vor allem Krisenmanagement gefragt ist. Die ersten<br />

vorliegenden Geschäftsberichte zum zurückliegenden „Coronajahr 2020“ zeigen<br />

es. Während die Verluste in die Höhe schießen, schrumpfen Umsätze und Investitionen.<br />

Ob das Geschäftsjahr <strong>2021</strong> in Deutschland und Europa wesentlich besser ausfallen wird, ist noch<br />

nicht absehbar – speziell die bundesdeutsche Politik hat weiterhin ihre Schwierigkeiten, einen<br />

klaren Kurs bei ihren Pandemiemaßnahmen zu finden.<br />

Von diesen Unsicherheiten unbeirrt zeigt sich indes die SMS group. Der führende Anlagenbauer<br />

setzt in diesen herausfordernden Zeiten ein klares Zeichen und übernimmt die fehlenden 40,8<br />

Prozent der Anteile an Paul Wurth (siehe auch Seite 6). Der Standort Luxemburg soll innerhalb<br />

der Gruppe zum Forschungs- und Entwicklungszentrum für Dekarbonisierung und Recycling<br />

ausgebaut werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Übernahme zwar auch mit Mut zu<br />

tun hat, aber noch vielmehr mit der klaren Haltung, dass die mittlerweile 150 Jahre alte<br />

Unternehmensgruppe sprichwörtlich "enkelfähig" sein will.<br />

Welche wirtschaftliche Kraft sich entfalten kann, wenn die Fesseln durch das Coronavirus und<br />

die Maßnahmen dagegen gelöst sind, zeigt sich in China. Die Preise für Baustähle nähern sich<br />

ihrem Allzeithoch und heißgewalzte Stahlbleche nähern sich den Höchstpr<strong>eisen</strong> aus dem Jahr<br />

2014, wie unser China-Kolumnist Fabian Grummes auf Seite 32 notiert hat. Aus Europa hat<br />

entsprechend auch Voestalpine erst jüngst gemeldet (siehe Seite 8), dass der chinesische<br />

Aufschwung positiv auf das eigene Geschäft wirkt. Es wäre sehr erfreulich, wenn auch<br />

hierzulande der Markt äquivalent wieder an Geschwindigkeit aufnimmt.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Torsten Paßmann, Chefredakteur<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 3


STAHL<br />

EISEN<br />

Inhalt 4 | <strong>2021</strong><br />

Cover:<br />

Anlagen und Prozesse zur<br />

Stahlerzeugung werden<br />

fortlaufend optimiert.<br />

Quelle: Norenko Andrey/shutterstock.com<br />

NEWS<br />

TERMINE<br />

6 Wirtschaft + Industrie<br />

u.a. mit SMS group, Dillinger und Saar<strong>stahl</strong><br />

sowie Voestalpine<br />

10 Klima + Umwelt<br />

u.a. mit Kobelco, GMH, BMW und Volvo<br />

12 Additive Fertigung<br />

u.a. mit Sandvik, DEW und Materialise<br />

TITELTHEMA: ANLAGENTECHNIK<br />

16 Wälzlagerungen trotzen widrigen<br />

Bedingungen<br />

Wartungsfreie Lösung optimiert Kosten im Betrieb<br />

von Stranggießanlagen<br />

16<br />

Wälzlagerungen<br />

trotzen widrigen Bedingungen<br />

Wartungsfreie Lösung optimiert Kosten im Betrieb<br />

von Stranggießanlagen<br />

20 Verringerter Energieeinsatz und geringere<br />

Umweltbelastung<br />

Wie Öfen mit Schrottvorwärmung die Stahlherstellung<br />

„grüner“ machen können<br />

22 Innovative Lösung für Knüppel-Hersteller<br />

im High-End-Markt<br />

Huaigang Special Steel setzt beim Upgrade auf<br />

Anlagen von SMS Concast<br />

23 Freiformschmiedepresse mit<br />

„magic eye“-Monitoring<br />

Pangang Jiangyou Changcheng setzt auf<br />

Siempelkamp-Anlage<br />

POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

24 Pandemie und Klimawandel beschleunigen<br />

Transformationen beim Großanlagenbau<br />

Auftragseingänge aus dem Ausland sanken 2020<br />

um 42 Prozent<br />

26 Energiemärkte in Zeiten der<br />

Corona-Pandemie<br />

Deutsche Handelspunkte reagieren auf globale<br />

Ereignisse<br />

29 Erdgasnetz soll grünen Wasserstoff<br />

transportieren<br />

Stahlbranche kann von neuer Membrantechnologie<br />

profitieren<br />

60<br />

Höchstmaß an Produkt- und<br />

Produktionssicherheit<br />

Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei ist für die Fischindustrie ein „guter Fang“<br />

30 Kurbelwellenschmiede auf Speed<br />

Thyssenkrupp Gerlach setzt auf ein Anlagen- und<br />

Ersatzteilkonzept von Rösler Oberflächentechnik<br />

32 Preissprünge machen fit<br />

China-Kolumne von Fabian Grummes<br />

33 Zuversicht hinsichtlich der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung<br />

Aktuelle Meldung aus dem BMWi<br />

4 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

39 Heavy Plates for Automotive<br />

Approaches of NLMK DanSteel to the development<br />

of chemical composition and production technology<br />

of these steels<br />

29<br />

Erdgasnetz soll grünen Wasserstoff<br />

transportieren<br />

Stahlbranche kann von neuer Membrantechnologie<br />

profitieren<br />

48 Positiver Effekt bei niedrigen<br />

Temperaturen<br />

Ungemahlener Hüttensand als Ersatz natürlicher<br />

Gesteinskörnungen bei der Betonherstellung<br />

50 Erhöhte Nutzlast durch Hardox<br />

Hersteller von Fahrbetonmischern setzt auf Stahl<br />

von SSAB<br />

RECHT<br />

FINANZEN<br />

54 Schon mal an eine KMU-Anleihe gedacht?<br />

Notwendigkeit zur bankenunabhängigen<br />

Finanzierung hat sich weiter manifestiert<br />

BERUF<br />

KARRIERE<br />

56 Die investierte Zeit und Energie lohnen sich<br />

Feedbackgespräche lassen sich auch mit Mitarbeitern<br />

im Homeoffice erfolgreich führen<br />

STYLE<br />

STORY<br />

60 Höchstmaß an Produkt- und<br />

Produktionssicherheit<br />

Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei ist für die Fischindustrie<br />

ein „guter Fang“<br />

Heavy Plates for Automotive<br />

39 Several approaches of NLMK DanSteel<br />

63 „Stahl spielt vor allem bei<br />

Brückenbauprojekten eine Rolle“<br />

Interview mit Kurt Saygin, Vorsitzender des<br />

Vorstandes, Ingenieure ohne Grenzen<br />

IMMER<br />

EWIG<br />

3 Editorial<br />

9 Termine<br />

34 Länder + Anlagen<br />

58 VDEh-Personalia<br />

64 People<br />

66 Vorschau + Impressum<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 5


NEWS<br />

TERMINE<br />

Klima<br />

Umwelt<br />

Die von Kobelco gewählte Kombination<br />

von Technologien zur Reduzierung<br />

der CO 2 -Emissionen ist auf<br />

verschiedene Hochöfen anwendbar.<br />

Kobelco verifiziert Technologie zur Senkung<br />

der CO 2 -Emissionen von Hochöfen<br />

Der japanische Stahlerzeuger Kobe Steel (Kobelco) hat jüngst<br />

den erfolgreichen Test einer Technologie verkündet, mit der<br />

sich die CO 2 -Emissionen aus dem Hochofenbetrieb deutlich reduzieren<br />

lassen sollen. In dem Demonstrationstest wurde nachgewiesen,<br />

dass die Reduktionsmittelrate (RAR) dauerhaft von<br />

518 kg/tHM (Tonne Roh<strong>eisen</strong>) auf 415 kg/tHM reduziert werden<br />

konnte. Dazu setzte das Unternehmen eine große Menge an<br />

heiß brikettiertem Eisen (HBI) ein, welches mithilfe des Midrex-<br />

Prozesses hergestellt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass diese<br />

Technologie die CO 2 -Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen<br />

Verfahren um etwa 20 % reduzieren kann. Darüber<br />

hinaus wurde für den Verifikationstest dieser Technologie<br />

die nach Firmenangaben weltweit niedrigste Koksrate (239 kg/<br />

tHM) erreicht. Um diese Werte zu erreichen, setzte der Stahlerzeuger<br />

u.a. auch auf fortschrittliche Pellet-Produktionstechnologie,<br />

HBI-Beschickungstechnologie für Hochöfen und den Einsatz<br />

von KI für den Hochofenbetrieb. Das Unternehmen sieht<br />

darin einen vielversprechenden Ansatz, um in naher Zukunft<br />

CO 2 -Emissionen zu reduzieren – mit geringeren Zusatzkosten<br />

im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Kobelco erwägt, die<br />

Technologie weltweit als Lizenzprodukt anzubieten. Der Demonstrationstest<br />

wurde im Oktober 2020 einen Monat lang in<br />

einem großen Hochofen (4.844 m3) des Kakogawa-Werks in der<br />

Präfektur Hyogo durchgeführt.<br />

GMH Gruppe treibt Wasserstoff-Infrastruktur voran<br />

Die Georgsmarienhütte (GMH) Gruppe will<br />

ihre Stahlproduktion bis 2050 klimaneutral<br />

gestalten. Ein Schlüssel dazu ist klimaneutraler<br />

grüner Wasserstoff, der künftig durch<br />

Pipelines des Fernleitungsnetzbetreibers<br />

Nowega angeliefert werden könnte. Beide<br />

Unternehmen sind Mitglieder der Initiative<br />

GET H2, die sich zum Ziel gesetzt hat, zügig<br />

eine bundesweite Wasserstoffinfrastruktur<br />

zu entwickeln. Der grüne Wasserstoff soll in<br />

den Bearbeitungsprozessen langfristig Erdgas<br />

ersetzen. Dementsprechend hat die<br />

GMH Gruppe bei der sogenannten „Grüngasabfrage”<br />

der deutschen Gas-Fernleitungsnetzbetreiber<br />

Bedarf angemeldet. Diese<br />

Abfrage ist wesentlicher Bestandteil der<br />

Planung für ein deutsches Wasserstoffnetz,<br />

das laut Bundesregierung nur da entstehen<br />

soll, wo auch der Bedarf vorhanden ist. Hier<br />

kommt Nowega ins Spiel. Der Fernleitungsnetzbetreiber<br />

ist seit 2019 Teil der Initiative<br />

GET H2 und hat die Umsetzung einer ersten<br />

Wasserstoffinfrastruktur von Lingen bis<br />

Gelsenkirchen mit angestoßen. Letztere soll<br />

Erzeugung, Transport, Speicherung und<br />

industriellen Verbrauch von grünem Wasserstoff<br />

verbinden. 2024 wollen die ingesamt<br />

42 Partner mit diesem „ersten frei<br />

zugänglichen Wasserstoffnetz in Deutschland“<br />

an den Start gehen.<br />

Wuppermann: Werke in Österreich beziehen<br />

zu 100 Prozent Ökostrom<br />

An den österreichischen Standorten Judenburg und Altmünster setzt die Wuppermann AG bei der Energieversorgung auf Nachhaltigkeit<br />

und macht sich die Kraft von Wasser, Sonne und Wind zunutze. Die Wuppermann Austria GmbH in Judenburg bezieht seit Anfang<br />

2019 zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien. Das Rohrwerk der Wuppermann Metalltechnik GmbH in Altmünster hat<br />

im Januar <strong>2021</strong> nachgezogen und nutzt 100-prozentigen Ökostrom aus Wasserkraft. Damit, so verkündet es die Gesellschaft, sind beide<br />

Standorte im Strombezug komplett CO 2 -frei.<br />

Quellen: Kobelco; Vattenfall<br />

10 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Volvo Group will mit fossilfreiem Stahl produzieren<br />

Die Volvo Group und SSAB haben eine<br />

Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.<br />

Noch in diesem Jahr will Volvo damit<br />

beginnen, die ersten Konzeptfahrzeuge<br />

und Maschinen mit Stahlkomponenten<br />

des schwedischen Konzerns zu<br />

produzieren. Der Autobauer ist nach<br />

eigenen Angaben „fest entschlossen, bis<br />

2050 ein klimaneutrales Unternehmen<br />

zu sein”. Mit Blick auf die verwendeten<br />

Komponenten wolle die Gruppe nun<br />

„schrittweise auf fossilfreie Alternativen<br />

umsteigen“, sagt Martin Lundstedt, Präsident<br />

und CEO der Volvo Group. Der<br />

betont weiter: „Dies ist ein wichtiger<br />

Schritt auf dem Weg zu komplett klimaneutralen<br />

Transporten.“ Im Laufe des<br />

Jahres 2022 will Volvo dann mit der Serienproduktion<br />

in kleinem Maßstab beginnen,<br />

um anschließend schrittweise<br />

zur Massenproduktion überzugehen.<br />

Auch in Sachen Forschung und Entwicklung<br />

wollen die beiden Unternehmen<br />

zusammenarbeiten. Erklärtes Ziel ist es,<br />

den eingesetzten Stahl bei Volvo hinsichtlich<br />

Gewicht und Qualität zu optimieren.<br />

Zudem stehen neue Logistiklösungen<br />

auf der Agenda, um die Umweltbelastung<br />

der Transporte bei SSAB zu<br />

reduzieren. Demnach beabsichtigen die<br />

Partner, künftig Volvo-Fahrzeuge einzusetzen,<br />

die mit Batterien oder Brennstoffzellen<br />

betrieben werden.<br />

BMW group investiert in neues Verfahren<br />

zur CO 2 -freien Stahlproduktion<br />

Die BMW group investiert nach eigenen Angaben in ein innovatives<br />

Verfahren zur CO 2 -freien Stahlherstellung, das Boston Metal<br />

entwickelt hat. Das US-amerikanische Startup verwendet für seine<br />

neue Technologie Elektrizität, um über eine Elektrolysezelle Flüssig<strong>eisen</strong><br />

herzustellen, das später zu Stahl weiterverarbeitet wird. In<br />

den kommenden Jahren will das Unternehmen dieses Verfahren<br />

für die Stahlerzeugung im industriellen Maßstab ausbauen. Die<br />

Investition erfolgt über den Venture-Capital-Fonds BMW i Ventures<br />

und ist Teil der Nachhaltigkeitsaktivitäten der BMW Group. Mit<br />

letzteren zielt der Automobilkonzern darauf ab, seine CO 2 -Emissionen<br />

bereits im Lieferantennetzwerk deutlich zu reduzieren. „Wir<br />

ermitteln in unserem Lieferantennetzwerk systematisch diejenigen<br />

Rohstoffe und Komponenten, die die höchsten CO 2 -Emissionen<br />

in der Herstellung haben. Stahl gehört dazu, ist aber für die Automobilproduktion<br />

unentbehrlich. Daher haben wir uns im Bereich<br />

Stahl zum Ziel gesetzt, die CO 2 -Emissionen in der Lieferkette kontinuierlich<br />

zu senken“, erklärt Dr. Andreas Wendt, Vorstand der<br />

BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk. Ihm zufolge sollen<br />

die CO 2 -Emissionen des Konzerns im Jahr 2030 rund zwei Millionen<br />

Tonnen unter dem heutigen Wert liegen.<br />

Hybrit-Initiative: Baustart für Wasserstoffspeicher<br />

in Luleå<br />

Im schwedischen Svartöberget, einem Stadtteil von Luleå, hat der<br />

Bau einer Wasserstoffspeicheranlage begonnen. Die Umsetzung<br />

des Projektes übernimmt das Joint Venture Hybrit Development,<br />

das aus der gemeinsamen Hybrit-Initiative von SSAB, LKAB und<br />

Vattenfall hervorgegangen ist. Ziel der Maßnahme ist es, die Speichertechnologie<br />

für Wasserstoff weiterzuentwickeln. Bis 2022 soll<br />

der Speicher betriebsbereit sein und bis 2024 vollständig betrieben<br />

werden. „Wir freuen uns sehr, dass Hybrit weiterhin ein Vorreiter<br />

bei der Entwicklung einer effizienten Produktion für fossilfreien<br />

Stahl ist, was sich nun auch durch den Bau des Pilotspeichers<br />

in Luleå für die großtechnische Erzeugung von fossilfreiem<br />

Wasserstoff darstellt“, so Andreas Regnell, Head of Strategy bei<br />

Vattenfall und Chairman of the Board bei Hybrit. Die Speicherung<br />

biete die Möglichkeit, die Nachfrage nach Strom zu flexibilisieren<br />

und das Energiesystem zu stabilisieren. Der Wasserstoff<br />

soll zu jenen Zeiten produziert werden, in denen es viel Strom<br />

gibt – beispielsweise bei windigen Bedingungen. So könne der<br />

Energieträger dann verwendet werden, wenn das Stromnetz belastet<br />

sei, erklärt Regnell.<br />

Ein 100 Kubikmeter große Wasserstofflager wird in einer geschlossenen<br />

Felshöhle in etwa 30 Meter Tiefe unter der Erde errichtet.<br />

Der Bau des unterirdischen Speichers bietet die Möglichkeit, den<br />

erforderlichen Druck zu gewährleisten, um große Mengen an<br />

Energie in Form von Wasserstoff auf kostengünstige Weise zu<br />

speichern.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 11


TITELTHEMA: ANLAGENTECHNIK<br />

ÜBERBLICK<br />

Schlaglichter<br />

auf Aspekte der<br />

Anlagentechnik<br />

Es geht um Wälzlagerungen, Öfen mit Schrottvorwärmung<br />

und Lösungen von Anlagenbauern<br />

14 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Ein Autor von Schaeffler skizziert, wie eine wartungsfreie Lösung für Wälzlagerungen<br />

die Kosten im Betrieb von Stranggießanlagen optimieren soll und aus der Schweiz<br />

kommt ein Diskussionsbeitrag, wie Öfen mit Schrottvorwärmung die<br />

Stahlherstellung „grüner“ machen können. Dazu werden jüngst umgesetzte oder<br />

in Auftrag gegebene Lösungen von Anlagebauern skizziert.<br />

Quelle: Norenko Andrey/shutterstock.com<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 15


TITELTHEMA: ANLAGENTECHNIK<br />

Wälzlager<br />

Wälzlagerungen trotzen widrigen<br />

Bedingungen<br />

Wartungsfreie Lösung optimiert Kosten im Betrieb von Stranggießanlagen<br />

AUTOR: Philipp Weippert, Schaeffler<br />

www.schaeffler.de<br />

DARUM GEHT’S: Ein Härtetest hat es bewiesen:<br />

mit Pendel- und Zylinderrollenlagern<br />

von Schaeffler, eingesetzt in Strangführungsrollen<br />

einer Stranggießanlage,<br />

wurden 2 Millionen Tonnen Stahl erzeugt<br />

– ganz ohne Nachschmierung.<br />

Kostenvergleich von Lagern<br />

Offene Lager sind günstig in der Anschaffung, abgedichtete auf<br />

lange Sicht<br />

Hitze, hohe Feuchtigkeit und starke<br />

Verschmutzung durch Staub und<br />

Zunder: Stranggießanlagen sind<br />

zweifelsohne eine extreme Belastungsprobe<br />

für Wälzlagerungen. Zusätzlich verhindern<br />

die geringen Drehzahlen der Strangführungsrollen<br />

den Aufbau eines trennenden<br />

Schmierfilms zwischen den Wälzpartnern<br />

im Lager. In der sogenannten<br />

Biegezone der Anlage sind außerdem die<br />

mechanischen Kräfte besonders groß. Eine<br />

speziell an diese widrigen Bedingungen<br />

angepasste Lagerkonstruktion ist für die<br />

Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit von<br />

Stranggießanlagen unabdingbar.<br />

In den letzten 20 Jahren haben sich<br />

unter den Stahlerzeugern unterschiedliche<br />

Betriebsstrategien etabliert. Während<br />

ein Teil der Betreiber nach der Produktion<br />

von 1 Million Tonnen Stahl die Rollenlinien<br />

überholt und die Lager gegen Neue<br />

austauscht, setzen andere auf eine einmalige<br />

Wiederaufbereitung der Lager.<br />

Manche Stahlwerke reizen das Potenzial<br />

der Wälzlagerung möglichst weit aus und<br />

erzeugen deutlich mehr als eine Million<br />

Tonnen Stahl mit einem Satz Strangführungsrollen.<br />

Je größer die erzeugte Menge<br />

Stahl, desto höher wird das Risiko eines<br />

ungeplanten Ausfalles und desto anspruchsvoller<br />

die Lagerlösung. Unter Umständen<br />

sind spezielle Beschichtungen,<br />

hochwertige und teure Schmierfette, aber<br />

vor allem größere Schmierstoffmengen,<br />

kürzere Wartungsintervalle etc. erforderlich.<br />

Dies treibt wiederum die Betriebskosten<br />

in die Höhe. Eine pauschale Bewertung<br />

zugunsten der ein oder anderen<br />

Betriebsstrategie kann nicht einfach getroffen<br />

werden. Daher ist es ist für Stahlerzeuger<br />

finanziell interessant, die unterschiedlichen<br />

Lager- und Dichtungskonzepte<br />

miteinander zu vergleichen. Es gilt<br />

Die Abbildung vergleicht ein offenes (4) und ein abgedichtetes Strangführungslager<br />

mit Nachschmierung der äußeren Dichtung (3). Die X-Achse zeigt die Amortisationszeit<br />

in Jahren (2), die Y-Achse die kumulierten Kosten in % (1). Die markierte<br />

Fläche zwischen den beiden Kurven (5) entspricht der Einsparung.<br />

zu prüfen, welche Lagerlösung durch<br />

längere Gebrauchsdauern oder geringere<br />

Betriebskosten ein besser zum Betrieb<br />

passt und positiv zum Betriebsergebnis<br />

beitragen kann.<br />

Standardlösung mit äußerer<br />

Dichtung<br />

Nach wie vor weit verbreitet ist die Verwendung<br />

von offenen Rollenlagern in<br />

Kombination mit einer äußeren Dichtung.<br />

Das Schmierfett wird von einer Zentralschmieranlage<br />

durch den Lageraußenring<br />

zugeführt, schmiert Lager und äußere<br />

Dichtung und tritt dort aus. Der sich ausbildende<br />

Fettwulst bildet eine Barriere<br />

gegen Kühlwasser und Zunder. Aufgrund<br />

der sehr geringen Drehzahlen müssen große<br />

Mengen an Schmierfett eingesetzt werden,<br />

um sicherzustellen, dass das Lager<br />

ausreichend geschmiert wird und dass der<br />

Fettwulst erhalten bleibt. Diese Lösung<br />

verursacht die höchsten Kosten hinsichtlich<br />

Schmierstoffbedarf, Wasser- und Zunderaufbereitung<br />

sowie Fettentsorgung.<br />

Lagerintegrierte Dichtung und<br />

äußere Dichtung<br />

Eine Alternative zur Standardlösung stellen<br />

Lager mit integrierter Dichtung dar. Sie<br />

werden beim Hersteller vorbefettet und<br />

sind in der Anlage wartungsfrei. Der Automobil-<br />

und Industriezulieferer Schaeffler<br />

bietet für Stranggießanlagen aus dem Co-<br />

CaB (Continuous Caster Bearing)-Programm<br />

als Festlager FAG-Pendelrollenlager<br />

der Reihen 240 und 241 an. Sie verfügen<br />

beidseitig über integrierte Dichtungen aus<br />

FKM und sind gegen offene Lager 1:1 austauschbar.<br />

Als Loslager kommen die neuen abgedichteten<br />

FAG-Zylinderrollenlager aus dem<br />

CoCaB-Programm zum Einsatz. Sie verfügen<br />

im Vergleich zu den offenen Varianten<br />

ebenfalls über identische Außenmaße und<br />

sind mit FKM-Dichtungen ausgestattet. Die<br />

maßstabilisierten Lagerringe und die FKM-<br />

Dichtungen sind für die hohen Temperaturen<br />

in Stranggießanlagen ausgelegt. Beide<br />

Lagertypen werden standardmäßig mit<br />

einem hochwertigen Schaeffler Arcanol<br />

Quelle (5): Schaeffler<br />

16 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Schmierfett befüllt. Die gewählte Dichtungsanordnung<br />

und -form erlaubt bei<br />

beiden Lagerbauarten ein zusätzliches Fettreservoir<br />

seitlich der Rollen. Das Dichtungsdesign<br />

wurde genau auf die Lagerspiele<br />

und Verkippungen abgestimmt, um<br />

die Dichtwirkung unter allen Betriebsbedingungen<br />

sicherzustellen.<br />

Lagerinnengeometrie speziell auf<br />

Stranggießanlagen abgestimmt<br />

Viele marktgängige Loslagerlösungen stellen<br />

einen Kompromiss zwischen Verschiebbarkeit,<br />

Tragfähigkeit und zulässiger Verkippung<br />

dar und erfüllen die Anforderungen<br />

in Stranggießanlagen nicht optimal.<br />

Das CoCaB FAG-Zylinderrollenlager verbindet<br />

mit Hilfe einer speziellen Wälzkörper-Profilierung<br />

die Vorteile vollrolliger<br />

Zylinderrollenlager mit den Eigenschaften<br />

eines Pendelrollenlagers: Hohe radiale<br />

Tragfähigkeit, zwanglose axiale Verschiebbarkeit<br />

und die Möglichkeit, Winkelfehler<br />

auszugleichen. Durch eine speziell auf die<br />

Optimal für die rauen Einsatzbedingungen<br />

in Stranggießanlagen geeignet: FAG-Pendelrollenlager<br />

der Reihen 240 und 241 mit<br />

robustem Stahlblechkäfig und beidseitigen<br />

Dichtungen<br />

Von außen nicht erkennbar: die spezielle<br />

Profilierung der Wälzkörper erlaubt Verkippungen<br />

und verhindert so schädliche<br />

Kantenspannungen.<br />

hohen Lasten abgestimmte Profilierung<br />

werden Kantenspannungen an den Rollen<br />

vermieden. Die Profilierung ist so ausgelegt,<br />

dass die Zylinderrollenlager unter<br />

hoher Last Winkelfehler von bis zu 8 Winkelminuten<br />

ausgleichen können. Wie bei<br />

Zylinderrollenlagern üblich, wird die Ausdehnung<br />

der Wellen mit den FAG-Lagern<br />

zwanglos ausgeglichen. In allen axialen<br />

Verschiebepositionen sind die gleichen<br />

Lastverhältnisse gewährleistet. Eine axiale<br />

Voreinstellung des Lagers ist nicht erforderlich.<br />

Zur Lagerung der Strangführungsrollen bietet der Automobil- und Industriezulieferer<br />

Schaeffler neben offenen auch abgedichtete Zylinder- und Pendelrollenlager aus dem<br />

CoCaB-Programm. In den oberen Segmenten kommen INA-Nadellager zum Einsatz. Für<br />

angetriebene Rollen stehen geteilte FAG-Zylinder- und Pendelrollenlager zur Verfügung.<br />

Spezielle FAG-Lagergehäuse mit Wasserkühlung vervollständigen das Programm.<br />

Dichtungsdesign – zwei<br />

Möglichkeiten<br />

Lebensdauergeschmierte Wälzlager von<br />

Strangführungsrollen bieten Betreibern<br />

zwei Möglichkeiten: einen Betrieb mit<br />

Nachschmierung oder einen Betrieb ohne<br />

Nachschmierung. Bei der ersten Variante<br />

wird lediglich die äußere Dichtung geschmiert<br />

und das austretende Fett bildet<br />

eine zusätzliche Barriere gegen Staub und<br />

Zunder. Nach der Umrüstung von offenen<br />

auf abgedichtete Lager genügt nun ein<br />

kostengünstiges Fett, da es nicht im Wälzkontakt<br />

eingesetzt wird und es hauptsächlich<br />

dazu dient, den abrasiven Schmutz<br />

und Wasser von der äußeren Dichtlippe<br />

fernzuhalten. Auch die Fettmenge pro Zeit<br />

kann reduziert werden. Signifikante Einsparungen<br />

werden bei diesem Konzept<br />

durch die in Feldtests bewiesene hohe Gebrauchsdauer<br />

der Lager, den geringeren<br />

Schmierstoffbedarf und die niedrigeren<br />

Entsorgungskosten erzielt. Diese Variante<br />

ist technisch einfach realisierbar und hin-<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 17


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Heavy Plate Steel<br />

HEAVY PLATES<br />

FOR<br />

AUTOMOTIVE<br />

This paper describes several approaches of NLMK DanSteel to the development of<br />

chemical composition and production technology of these steels depending on the<br />

method of manufacturing of casing and functional elements of vehicle axles.<br />

Quelle:<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 39


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Heavy Plate Steel<br />

AUTHORS: Eugene Goli-Oglu – PhD,<br />

Technology and Product Development<br />

Manager, NLMK DanSteel, Frederiksvaerk,<br />

Denmark; Rainer WOLF<br />

– Manager for Germany, Austria &<br />

Switzerland, NLMK Europe, Düsseldorf,<br />

Germany<br />

ego@nlmk.com<br />

ABSTRACT: In modern commercial<br />

and heavy automotive industry, heavy<br />

plate products have several specialized<br />

segments of use. One of such technological<br />

and metal-intensive segments is<br />

the niche of casings and functional<br />

elements of axles of medium- and heavy-loaded<br />

vehicles. Depending on the<br />

method of manufacturing of the vehicle<br />

axle elements, heavy plate steels<br />

of various configurations with yield<br />

strength from 400 to 500 MPa and cold<br />

resistance of up to -80° C are used. The<br />

article describes several approaches of<br />

the Danish heavy plate mill NLMK<br />

DanSteel to the development of chemical<br />

composition and production technology<br />

of these steels depending on<br />

the method of manufacturing of casing<br />

and functional elements of vehicle<br />

axles. The main reasons and rationale<br />

for using different types of steels<br />

are explained, including the use of traditional<br />

steels with the option of improved<br />

chemical composition and new<br />

generation steels with improved weldability<br />

and cold resistance.<br />

Examples of heavy duty industrial<br />

vehicles<br />

... with different types of axels<br />

a b<br />

c d<br />

Figure 1<br />

In the automotive industry, heavy plate<br />

rolled steel products are not used<br />

on such a massive scale as coils, but<br />

have several specialized segments of application,<br />

especially in commercial (passenger<br />

buses, trucks) and heavy (heavy-duty<br />

special machinery, mining dump<br />

trucks, road-building machinery, underground<br />

machinery) automotive industry.<br />

One of such technological and metal-intensive<br />

segments – casings and functional<br />

elements of axles. The nominal wall<br />

thickness of the elements is up to 60<br />

mm, and in project-specific equipment<br />

for quarries, underground and lifting<br />

operations – up to 80 mm. The basic types<br />

of the vehicle axles made of heavy<br />

plate steels are steering driving axles<br />

with planetary wheel gears with loadcarrying<br />

capacity up to ~100 tons for<br />

mobile AT- and RT-cranes (fig. 1a), material<br />

handling, aircraft towing tractors<br />

(fig. 1b), harbor cranes (fig. 1c), driving<br />

axles with planetary wheel gears with<br />

load-carrying capacity of up to ~200 tons<br />

for forklift trucks (fig. 1d), dumpers, loaders,<br />

oscillation axles of loading and unloading<br />

equipment, off-road and mining<br />

cranes, tandem and tridem axles as well<br />

as components for independent wheel<br />

suspensions, in particular for mobile cranes<br />

and fire fighting vehicles.<br />

The metallurgical approach to the<br />

development of the chemical composition<br />

and production technology, as well<br />

as a set of methods for determining the<br />

engineering properties of heavy plate<br />

steels for casing and functional elements<br />

of medium and heavy-loaded axles<br />

differs and largely depends on the<br />

characteristics of the production chains<br />

of specific manufacturers of axles, suspensions<br />

and chassis. Among European<br />

manufacturers, the most popular technological<br />

solutions for the manufacture<br />

of casing and functional elements are:<br />

1) assembly welding with possible subsequent<br />

cold or warm (≤560° C) bending;<br />

2) hot stamping (≥720° C) with possible<br />

additional cold or warm bending. Preference<br />

is given to one or another manufacturing<br />

process depending on the performance<br />

characteristics, wall thickness,<br />

design and structural features of<br />

an axle, production capacity of the assembly<br />

line, etc. Therefore, the main<br />

metallurgical task in the development<br />

of the chemical composition and production<br />

technology is ensuring the required<br />

level and uniformity of the mechanical<br />

properties of heavy plates and<br />

taking into account all subsequent technological<br />

operations in the manufacturing<br />

process of axle elements including<br />

conditions of its operation.<br />

The purpose of the article is to describe<br />

approaches to the development of<br />

the chemical composition and production<br />

technology of heavy plate steels<br />

with a yield strength of 400 to 500 MPa,<br />

intended for casing and functional elements<br />

of medium- and heavy-loaded<br />

vehicle axles of various designs and<br />

functions.<br />

General provisions<br />

The modern approach of European manufacturers<br />

of medium- and heavy-loaded<br />

vehicle axles to the choice of applicable<br />

heavy plate steels is different,<br />

however, most manufacturers prefer to<br />

use steels with a minimum yield<br />

strength (YS, ReH) of 400-500 MPa and<br />

ultimate tensile strength (UTS, Rm) of<br />

at least 520 MPa. The heavy plates of<br />

this ranges are considered to be the<br />

most economically balanced in terms of<br />

strength class for casing and functional<br />

elements of vehicles axles. Their use<br />

combines the required set of engineering<br />

characteristics (strength, toughness,<br />

flexibility, weldability, fatigue resis-<br />

40 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


RECHT<br />

FINANZEN<br />

Unternehmensfinanzierung<br />

Mittels einer KMU-Anleihe<br />

wird Kapital über die Börse<br />

aufgenommen, die Anteile<br />

am Unternehmen verbleiben<br />

aber bei den bisherigen<br />

Inhabern.<br />

Schon mal an eine KMU-Anleihe<br />

gedacht?<br />

Notwendigkeit zur bankenunabhängigen Finanzierung hat sich weiter manifestiert<br />

AUTOR: Falko Bozicevic, Chefredakteur<br />

BondGuide<br />

www.bondguide.de<br />

DARUM GEHT’S: Bankenunabhängige Finanzierungen<br />

für kleine und mittelgroße<br />

Unternehmen (KMU) sind kein neuzeitliches<br />

Phänomen infolge der Coronakrise,<br />

haben in den letzten Quartalen<br />

aber noch einmal erheblich an Bedeutung<br />

gewonnen. Speziell sogenannte<br />

KMU-Anleihen als erprobte Möglichkeit<br />

spülen nicht nur frisches Geld in die Kasse:<br />

Sie machen das Unternehmen auch<br />

als Ganzes besser.<br />

Der Begriff „KMU-Anleihen“ mag ungewohnt<br />

oder neu klingen, aber er<br />

beschreibt börsennotierte Unternehmensanleihen,<br />

also verbriefte und gehandelte<br />

Kredite. Unternehmensanleihen gibt es<br />

schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.<br />

Rückenwind erhielten sie in Deutschland vor<br />

allem durch die vor ziemlich genau zehn<br />

Jahren eingeführte Begrifflichkeit der „Mittelstandsanleihe“.<br />

Die Börsenbetreiber in<br />

Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg-<br />

Hannover und München ließen sich das ein<br />

jeweils eigenes Marktsegment kosten, ging<br />

es doch darum, die frischen Vermarktungsmöglichkeiten<br />

maximal auszuschöpfen. Dies<br />

ging einige Jahre gut – bis zum Krisenjahr<br />

2016, in dem zahlreiche Emittenten von Mittelstandsanleihen<br />

in die Insolvenz gingen.<br />

Hintergrund waren gehäufte Fälle von Betrug<br />

bzw. schlichter Inkompetenz – zuweilen war<br />

die Trennlinie nicht scharf zu erkennen.<br />

Sowohl die für solch ein strukturiertes Produkt<br />

notwendigen Dienstleister als auch die<br />

Marktsegmente hat es mittlerweile en masse<br />

„dahingerafft“. Höflicher formuliert: Nicht<br />

nur die Emittenten, auch die Dienstleister-<br />

Branche konsolidierte, und Mittelstandsanleihen<br />

heißen inzwischen vorzugsweise KMU-<br />

Anleihen, um mit der unrühmlichen Pionierphase<br />

auch begrifflich abzuschließen.<br />

KMU-Anleihetilgungen ab 2013<br />

Streuung von 5 bis 100 Mio. Euro<br />

Im Kern definieren vier grundlegende Kriterien,<br />

was eine KMU-Anleihe ausmacht:<br />

■ Emittent ist ein mittelständisches Unternehmen<br />

(KMU)<br />

■ Notierung an einer heimischen Börse<br />

■ anlegerfreundliche Stückelung von je 1.000<br />

EUR<br />

■ Laufzeit in der Regel fünf Jahre; Abweichungen<br />

möglich, aber die Ausnahme<br />

Durchschnittliches Volumen einer KMU-<br />

Anleihe sind ca. 20 bis 30 Mio. EUR, mit<br />

einer Streuung von 5 bis rund 100 Mio.<br />

EUR. Namhafte Emittenten wie Underberg,<br />

Katjes oder Karlsberg Brauerei wären als<br />

Beispiele zu nennen, aber auch der Fußballclub<br />

Schalke <strong>04</strong> und demnächst Werder<br />

Bremen. Aufgrund der immer weitreichenderen<br />

Beschränkungen durch die Basel-<br />

Richtlinien werden Hausbanken zunehmend<br />

restriktiver. Und jedes KMU, das in<br />

den letzten zwölf Monaten versucht hat, an<br />

Fördermittel oder dringend benötigte Finanzierungslinien<br />

zu gelangen, wird bestätigen<br />

können, dass spätestens jetzt die<br />

Zeit für Alternativen statt eines Gangs nach<br />

Canossa gekommen sein dürfte.<br />

Vorteile einer KMU-Anleihe<br />

Neben den eingangs erwähnten gibt es eine<br />

Handvoll weiterer, teilweise nicht so offensichtlicher<br />

Vorteile, die ich an dieser Stelle<br />

gerne namentlich nennen möchte. Da wäre<br />

zunächst der Umstand, dass man nach erfolgreicher<br />

Emission einer KMU-Anleihe<br />

rund vier Jahre Planungssicherheit und<br />

Ruhe vor seinen Kreditgebern hat – keine<br />

jährlichen Gespräche mit der Hausbank<br />

oder gar einer Syndikatsrunde. Vier Jahre<br />

deshalb, da man sich spätestens ein Jahr vor<br />

Fälligkeit um die anstehende Refinanzie-<br />

Das vorzeitige Tilgungsvolumen kann das reguläre durchaus<br />

überschreiten<br />

Quellen: TunedIn by Westend61/shutterstock.com; BondGuide<br />

54 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Die wichtigsten Player am Markt für Anleihen seit 2009 und 2017<br />

Zwei Häuser sind konstant an der Spitze<br />

Der jeweils linke Block listet alle Mandate seit 2009, der rechte betrachtet als Teilmenge lediglich die Mandate seit 2017. Bei Rechtsanwälten<br />

zeigt sich, dass Heuking Kühn an Momentum gewonnen hat, während Norton Rose vor allem zwischen 2009 und 2017 stark war.<br />

rung gekümmert haben sollte, besser natürlich<br />

früher – häufig eine Folgeanleihe. Man<br />

darf sich selbstverständlich nicht darauf<br />

verlassen, dass das Börsenumfeld ausgerechnet<br />

zum Ende der Laufzeit 100%ig mitspielt.<br />

Was uns ebenfalls viele Mittelständler,<br />

die eine KMU-Anleihe begeben haben, berichten:<br />

Die erforderlichen Transparenzpflichten,<br />

die mit einer Notierung am Kapitalmarkt<br />

einhergehen, machen das Unternehmen<br />

als Ganzes besser. Dies geht los<br />

bei einer Professionalisierung der Firmenstrukturen<br />

bis hin zur Übung, vor Investoren<br />

und Medien auf Konferenzen zu präsentieren.<br />

Wer 30 Mio. EUR aufnehmen<br />

möchte, muss sich auch in die Karten<br />

schauen lassen. Feedback von Investoren<br />

hilft, die eigenen Ziele permanent zu hinterfragen,<br />

kritisch zu prüfen und nötigenfalls<br />

anzupassen.<br />

Der nächste Punkt wäre der öffentliche<br />

Ruf. Und zwar sowohl als attraktiver potenzieller<br />

Arbeitgeber als auch im Gespräch<br />

mit sicherlich weiterhin existierenden<br />

Hausbanken. Denn das ist eine weitere Erfahrung<br />

der vergangenen zehn Jahre: Wer<br />

erfolgreich eine KMU-Anleihe platziert hat,<br />

dem würden dieselben Hausbanken, die<br />

sich zuvor noch reserviert gezeigt hatten,<br />

plötzlich am liebsten Geldkoffer vor die Tür<br />

stellen. Denn nur initial ins Risiko gehen<br />

mochten sie nicht: Wer hat, dem wird<br />

obendrein gegeben.<br />

Lästigkeitsaufschlag<br />

Mit jährlichen Zinskupons zwischen 4 und<br />

7% zahlen mittelständische Anleiheemittenten<br />

häufig mehr als eine Bankenfinanzierung<br />

gekostet hätte – wäre sie denn verfügbar<br />

gewesen. Das rechnet sich aber gegen<br />

besagte fünf Jahre Planungssicherheit.<br />

Jeder Mittelständler muss selbst überschlagen,<br />

wie viel ihm dieser „Lästigkeitsaufschlag“<br />

wert ist.<br />

Als letzter Punkt sollte genannt werden,<br />

dass sich durch Begebung einer Anleihe<br />

nichts an oder in der Gesellschafterstruktur<br />

ändert – oft wichtig für Mittelständler.<br />

Das wäre bei einem Aktien-Börsengang anders.<br />

Wir haben schon alle Unternehmensstrukturen<br />

gesehen von der AG über die<br />

gewohnten GmbHs bis hin zur KGaA, und<br />

da eine Anleihe ein verbriefter Kredit ist,<br />

kann kein Gläubiger in die Geschäftstätigkeit<br />

„hineinreden“. Als Investor darf er<br />

allerdings Fragen stellen und größere werden<br />

dies auch mindestens jährlich wahrnehmen.<br />

Nicht zuletzt, auch wenn das bisher<br />

vergleichsweise selten vorkam – z.B.<br />

Bastei Lübbe –, kann die Kapitalmarktakzeptanz<br />

mit einer notierten Anleihe quasi<br />

geübt werden, bevor ein IPO (Initital Public<br />

Offering / öffentliches Angebot) mit dem<br />

Eigenkapital umgesetzt wird.<br />

Keine Scheu vor der<br />

Öffentlichkeit bitte<br />

Kommen wir zu den Kosten. Bei Emission an<br />

einen öffentlichen Kapitalmarkt braucht ein<br />

Mittelständler an die zehn verschiedene<br />

Dienstleister. Die wichtigsten wären der Anwalt<br />

für den Wertpapierprospekt, der Corporate<br />

Advisor und das begleitende Finanzinstitut.<br />

Auch eine professionelle Agentur für<br />

Investor Relations (IR) sollte mandatiert werden<br />

– sie ist in jedem Falle gut investiertes<br />

Geld, speziell bei Kapitalmarktdebütanten.<br />

Bei allen genannten Punkten gibt es Spielarten,<br />

aber häufig wird nur ein vermeintlicher<br />

Vorteil (z.B. Kosteneinsparung) zulasten<br />

eines Nachteils an anderer Stelle eingetauscht.<br />

Gerade Debütanten sollten nicht<br />

versuchen, das Rad neu zu erfinden oder<br />

„schlauer zu sein als der Markt“. Das geht<br />

fast zielsicher nach hinten los.<br />

Der „Schwund“ vom Bruttoemissionserlös<br />

wird sich so auf bis zu 5% belaufen. Einige<br />

Kosten wie Prospekterstellung sind einmaliger<br />

Natur, andere wie fortlaufende Investor<br />

Relations (IR), Teilnahme an Konferenzen etc.<br />

sind wiederkehrend – aber unerlässlich, speziell<br />

wenn es nicht bei einem einmaligen<br />

Ausflug an den Kapitalmarkt bleiben sollte.<br />

Tatsächlich werden die meisten begebenen<br />

Anleihen durch einen Folge-Bond abgelöst.<br />

Oben genannte Mittelständler wie Katjes oder<br />

Underberg sind alle schon zum wiederholten<br />

Male unterwegs – und es sagt zugleich etwas<br />

darüber aus, wie zufrieden sie mit ihren bisherigen<br />

Entscheidungen sind. Katjes hatte im<br />

April 2019 über 100 Mio. EUR Emissionsvolumen<br />

bei ihrer Folgeanleihe binnen Stunden<br />

„eingetütet“.<br />

Fazit<br />

Die Bedeutung von KMU-Anleihen als bankenunabhängige<br />

Finanzierung wird in den<br />

nächsten Jahren eher noch weiter zunehmen,<br />

mit oder ohne Corona. Mittelständler,<br />

die daran interessiert sind, sollten mit mehreren<br />

Monaten Vorlauf planen – ein halbes<br />

Jahr wäre ein guter Richtwert – und sich<br />

mit den marktführenden Dienstleistern<br />

ausstatten, die ihre gute Arbeit schon unter<br />

Beweis gestellt haben: Investoren werden<br />

großes Augenmerk auf das Gesamtpaket<br />

richten. Denn nicht jeder ist eine Katjes<br />

und Investoren werden genauso skrupulös<br />

mit einem Debütanten ins Gericht gehen,<br />

wie es seine Hausbank täte.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 55


STYLE<br />

STORY<br />

Stahl im Alltag<br />

Die glatte Oberfläche des<br />

Nockengewebebandes aus<br />

Edel<strong>stahl</strong> ermöglicht leichtes<br />

Ablösen des Produktes am Ende<br />

des Produktionsprozesses.<br />

Höchstmaß an Produkt- und<br />

Produktionssicherheit<br />

Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei ist für die Fischindustrie ein „guter Fang“<br />

AUTOR: Dr. Hans-Peter Wilbert, Warenzeichenverband<br />

Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei<br />

www.wzv-rostfrei.de<br />

DARUM GEHT’S: Im Jahr 2030 soll die<br />

Gesamtmenge an weltweit produziertem<br />

Fisch bei 2<strong>04</strong> Millionen Tonnen liegen.<br />

Unverzichtbar für die verlässliche Produktqualität<br />

von Fisch sind an den gesamten,<br />

zunehmend automatisierten<br />

Verarbeitungsprozess angepasste Techniken<br />

und Werkstoffe. Nur mit Anlagen,<br />

Ausstattungen und Armaturen aus Edel<strong>stahl</strong><br />

Rostfrei sind die strengen Vorgaben<br />

der Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

Schlachten, Ausnehmen, Säubern, Sortieren,<br />

Filetieren, Verpacken, Kühlen oder<br />

Frosten bis hin zu Lagerung und Transport<br />

zu erfüllen.<br />

Industrieller Fischfang erfolgt in der Hochseefischerei<br />

durch Trawler, an der Küste<br />

mit Kuttern. Während die kleineren Schiffe<br />

im Morgengrauen auslaufen und oft noch<br />

am selben Tag oder binnen weniger Tage in<br />

ihren Heimathafen zurückkehren, sind die<br />

großen bis zu anderthalb Monate unterwegs.<br />

Sobald der Fisch auf hoher See oder an der<br />

Küste das Wasser verlassen hat, muss er gekühlt,<br />

verarbeitet und auf Eis gelagert werden.<br />

Deshalb sind Trawler schwimmende<br />

Fischfabriken, in denen während der Weiterfahrt<br />

die vollautomatisierte Verarbeitung<br />

und Lagerung erfolgt. Nach dem Fang werden<br />

die Fische maschinell geschlachtet, ausgenommen<br />

und sortiert. Anschließend werden<br />

sie entweder komplett oder zu Filets<br />

geschnitten in großen Blöcken aus jeweils<br />

einer Fischart bei minus 40 Grad tiefgefroren.<br />

So werden sie bis zur Rückkehr in den Hafen<br />

im Kühlraum des Fangschiffs bei minus 18<br />

Grad Celsius gelagert. Fischfangflotten übergeben<br />

ihren Fang dem Mutterschiff für diese<br />

Verarbeitung. Kleinere Schiffe bringen ihre<br />

Beute gekühlt als ganze Fische oder bereits<br />

filetiert und tiefgefroren an Land.<br />

Traditionelle Fangmethoden<br />

Abhängig von der Fischart, die gefangen<br />

werden soll, kommen in der Hochseefischerei<br />

unterschiedliche Fangmethoden zum<br />

Einsatz. Zu den am meisten eingesetzten<br />

Methoden gehören die sogenannten pelagischen<br />

Schleppnetze. Diese tütenförmigen,<br />

an ihrem Ende mit einer Tasche verschlossenen<br />

Netze sind bis zu 1.500 Meter<br />

lang und haben Maschenöffnungen, die bis<br />

zu 128 Meter groß sein können. Ihre 23.000<br />

Quadratmeter große Netzöffnung könnten<br />

zwölf Jumbojets gleichzeitig passieren. Entsprechend<br />

groß ist das Fassungsvermögen<br />

eines solchen im Wasser schwimmenden<br />

Netzes: 500 Tonnen Fisch passen in eine<br />

Netzfüllung. Sehr verbreitet sind in der<br />

Hochseefischerei auch Grundschleppnetze,<br />

deren Form denen der pelagischen Netze<br />

ähnelt. Allerdings sind sie wesentlich kleiner<br />

- maximal 200 Meter lang und haben<br />

eine "nur" 100 Quadratmeter große Netzöffnung.<br />

Gewichte an der Netzunterseite<br />

halten das Netz am Meeresboden, über den<br />

es bei Fahrgeschwindigkeit gezogen wird,<br />

um die am Grund lebenden Fische aufzuscheuchen.<br />

Für Thunfisch sind sogenannte<br />

Ringwaden die häufigste Fangtechnik. Diese<br />

bis zu 2.000 Meter langen und 200 Meter<br />

hohen Netze werden ringförmig um den<br />

Fischschwarm gelegt und mit einer durch<br />

Ringe gezogenen Schnürleine zugezogen.<br />

Marine Aquakulturen stehen in<br />

der Kritik<br />

Seit den 1980er-Jahren werden diese traditionellen<br />

Fangmethoden von wildlebendem<br />

Fisch zunehmend durch Fischfarmen, sogenannte<br />

Aquakulturen, ersetzt. Marine<br />

Aquakulturen, die insbesondere in Chile<br />

und Norwegen stark verbreitet sind, stehen<br />

– ebenso wie die sich immer mehr abzeichnende<br />

Überfischung der Weltmeere – stark<br />

in der Kritik von Umweltschützern. Vor<br />

allem in Chile werden Lachsfarmen in riesigen,<br />

in Fjorden oder Meeresarmen verankerten<br />

Netzgehegen betrieben. Futter<br />

und Fäkalien sinken auf den Meeresgrund,<br />

wo diese Biomasse ein ergiebiger Nährboden<br />

für Krankheiten, Parasiten und Algenbildung<br />

ist. Zur Vermeidung dieser Folgen<br />

werden die Fische mit Antibiotika behan-<br />

Quelle: f<br />

60 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Die mechanische Reinigung des Wassers an<br />

Zu- und Ablauf der Kreislaufanlagen<br />

übernehmen Trommelfilter aus Edel<strong>stahl</strong>.<br />

Nockengewebebänder aus Edel<strong>stahl</strong><br />

transportieren den Fisch in Kühl- und<br />

Gefrierprozessen.<br />

Indoor-Aquakulturen in Kreislaufanlagen<br />

etablieren sich als umwelt- und gesundheitsverträgliche<br />

Alternative in der Fischzucht.<br />

Filetiermesser aus Edel<strong>stahl</strong> zum manuellen Verarbeiten zeichnen spezielle Klingenformen, -längen und -stärken aus.<br />

delt und große Mengen Pestizide ins Wasser<br />

eingebracht. Als umwelt- und gesundheitsverträgliche<br />

Alternative etablieren<br />

sich deshalb weltweit immer mehr Indoor-<br />

Aquakulturen in Kreislaufanlagen. Diese<br />

standortunabhängigen Farmen ermöglichen<br />

die Aufzucht von Fischen in Wasserbecken<br />

an Land. Hier wird das Wasser unter<br />

konstanter Sauerstoffzufuhr permanent<br />

durch die Anlage gepumpt und dabei einer<br />

mehrstufigen mechanischen und biologischen<br />

Reinigung unterzogen. Neben dem<br />

sehr geringen Wasserverbrauch spricht die<br />

medikamenten- und pestizidfreie Aufzucht<br />

mit exakt bemessener Futtermenge und<br />

Beckengröße für diese Fischproduktion.<br />

Indoor-Anlagen brauchen<br />

Edel<strong>stahl</strong><br />

Für die Aufzucht kommen in Indoor-Aquakulturanlagen<br />

beispielsweise 1,25 Meter<br />

hohe Rundbecken mit unterschiedlichen<br />

Durchmessern aus Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei zum<br />

Einsatz. Diese Becken werden aus polierten<br />

1,5 Millimeter dicken Edel<strong>stahl</strong>segmenten<br />

mit horizontal gestoßener Fuge gefertigt<br />

und mit Winkelprofilen aus nichtrostendem<br />

Stahl verschraubt. Vertikal werden die Segmente<br />

überlappend montiert und mit Edel<strong>stahl</strong>schrauben<br />

verbunden. Die Verbindung<br />

mit der Bodenplatte erfolgt wiederum mit<br />

Winkelprofilen aus Edel<strong>stahl</strong>. Auch für die<br />

Laufwerke in den Bandfutterautomaten, für<br />

UV-Desinfektionsanlagen am Frischwasserzulauf<br />

oder Steuerschränke, in denen die<br />

Anlagen zur Steuerung und Überwachung<br />

der gesamten Prozesskette der Indoor-Aquakulturen<br />

untergebracht sind, wird angesichts<br />

der korrosiven Umgebung standardmäßig<br />

rostfreier Stahl verwendet. Die mechanische<br />

Reinigung des Wassers an Zu- und<br />

Ablauf übernehmen Trommelfilter aus Edel<strong>stahl</strong><br />

im Dauerbetrieb - je nach Anlage mit<br />

Süß- oder Salzwasser. Mit Hilfe dieser Filter<br />

werden am Zulauf Sediment oder Algen<br />

entfernt. Am Ablauf reduzieren sie durch<br />

Mikrosiebung Nährstofffrachten und Kot,<br />

um die nachgelagerten biologischen Filter<br />

zu unterstützen. Oftmals werden in diesen<br />

Filterelementen aus Kostengründen Kunststoffgewebe<br />

für die mechanische Wasseraufbereitung<br />

eingesetzt. Durch den unvermeidlichen<br />

Abrieb von Kunststoffpartikeln im<br />

Filterprozess können jedoch Mikroplastikfrachten<br />

im Wasser entstehen, die von den<br />

Fischen aufgenommen werden und damit<br />

Alle Anlagen-Komponenten aus<br />

Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei sind bei den<br />

extremen Einsatzbedingungen<br />

in der Fischindustrie hohen<br />

Anforderungen<br />

ausgesetzt.<br />

letztlich auf dem Teller der Verbraucher<br />

landen. Diese Erkenntnis veranlasst immer<br />

mehr Betreiber von Indoor-Aquakulturen<br />

mit Kreislaufanlage, Filterelemente mit<br />

Edel<strong>stahl</strong>gewebe einzusetzen. Die Verarbeitung<br />

der schlachtreifen Fische aus Aquakulturen<br />

erfolgt anlog zu jener auf den Fabrikschiffen.<br />

Hoher Grad an Automatisierung<br />

Große Fischfabriken – zu Wasser wie zu<br />

Lande – verarbeiten die gigantischen Stückzahlen<br />

in hohem Tempo und mit ausgeklügelten<br />

Prozessen. Schlachtmaschinen aus<br />

Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei entnehmen pro Stunde<br />

bis zu 3 000 Fischen Eingeweide und Kiemen,<br />

bevor spezielle Schuppgeräte und<br />

Enthäutungsmaschinen die nächsten<br />

Schritte übernehmen: Richtiges Waschen<br />

und Schuppen ist entscheidend für Aussehen<br />

und Haltbarkeit der Fische. Mit der<br />

Klingenwahl für die Enthäutung – stumpfe<br />

oder scharfe Edel<strong>stahl</strong>klinge – wird zugleich<br />

der Grat der zu entfernenden<br />

Schichtdicke festgelegt. Zum Filetieren<br />

kommen je nach Betriebsgröße und Fischart<br />

Fischmesser oder Spezialmaschinen<br />

zum Einsatz. Filetiermesser zum manuellen<br />

Verarbeiten zeichnen spezielle Klingenformen,<br />

-längen und -stärken aus. Gefertigt<br />

aus hochwertigem Edel<strong>stahl</strong> Rostfrei und<br />

zwischen 5,5 und 31,5 Zentimeter lang,<br />

ermöglichen sie ebenso präzises wie ermüdungsfreies<br />

Arbeiten. Mit Filetiermaschinen<br />

werden bis zu 30 Fische pro Minute<br />

ohne vorangehendes Ausnehmen schnell<br />

und sauber filetiert, indem die Bauchgräten<br />

mit einem Schnitt entfernt werden. Gabelgrätenschneider<br />

für besonders grätenreiche<br />

Fische oder Grätenzieher zum Entfernen<br />

der Nacken- und Zwischenmuskelgrä-<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2021</strong> 61


VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

Bis zum nächsten Mal<br />

VORSCHAU 5/<strong>2021</strong><br />

Titelthema: Stahlstandort NRW<br />

Die Titelstrecke beschäftigt sich mit zentralen<br />

Akteuren, relevanten Innovationen und der<br />

Förderpolitik im Bundesland<br />

Politik + Märkte<br />

Kosten pro vermiedene Tonne<br />

CO 2 – Vergleichsrechnung für<br />

verschiedene Technologien<br />

Wissenschaft + Technik<br />

Digitalisierungsprojekte – begleitendes<br />

Change-Management als Erfolgsfaktor<br />

Style + Story<br />

Heavy Metal und Stahl – das Image der Szene ist<br />

<strong>eisen</strong>hart, aber viele Musiker haben auch einen<br />

persönlichen Bezug zur Branche<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Straße 25<br />

51149 Köln, info@maenken.com<br />

Geschäftsführung:<br />

René Khestel, Dr. Wieland Mänken<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />

Mitherausgeber:<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl,<br />

Vorsitzender Stahlinstitut VDEh<br />

Dr.-Ing. Hans Bodo Lüngen<br />

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

Objektleitung:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

wolfgang.locker@maenken.com<br />

Redaktion:<br />

Torsten Paßmann (Chefredakteur)<br />

Tel. +49 2203 3584-120<br />

torsten.passmann@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

Niklas Reiprich<br />

niklas.reiprich@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

Mitarbeit:<br />

Fabian Grummes<br />

Herausgeberbeirat:<br />

Prof. Dr. Dieter Senk,<br />

Prof. Dr. Norbert Bannenberg,<br />

Dr.-Ing. Hans Bodo Lüngen<br />

Anzeigen:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

wolfgang.locker@maenken.com<br />

Marie-Kristin Janßen<br />

Tel. +49 2203 3584-172<br />

marie-kristin.janssen@maenken.com<br />

Susanne Kessler<br />

Tel. +49 2203 3584-116<br />

susanne.kessler@maenken.com<br />

Druck:<br />

D+L Printpartner<br />

Schavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />

Zuschriften und Beiträge für<br />

eine eventuelle Veröffentlichung<br />

bitte nur an:<br />

Redaktion „<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>“<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Straße 25<br />

51149 Köln, Tel. +49 2203 3584-0<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>@maenken.com<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Anzeigenpreise:<br />

Preisliste Nr. 49 vom 1. Januar <strong>2021</strong><br />

Jahresbezugspreis<br />

(inkl. Versandkosten):<br />

Inland € 244,00 inkl. 7% MwSt.,<br />

persönliche VDEh-Mitglieder € 173,00<br />

inkl. 7% MwSt.; Binnenmarktländer –<br />

Empfänger mit Umsatzsteuer-Identifikations-Nr.<br />

€ 274,49, Drittländer:<br />

€ 295,00, persönliche VDEh-Mitglieder<br />

€ 190,00.Einzelheft € 24,00<br />

Der Abonnementpreis gilt bei einer<br />

Mindestbezugszeit von 12 Monaten.<br />

Abonnementkündigungen sind nur<br />

möglich zum 31. Dezember und müssen<br />

bis zum 15. November beim Herausgeber<br />

eingetroffen sein. Ansonsten verlängert<br />

sich das Abonnement um weitere 12<br />

Monate. Jahresbezugspreis E-Paper für<br />

Print-Abonnenten Inland € 5,00 inkl. 19%<br />

Mwst. Ausland: Binnenmarktländer –<br />

Empfänger mit Umsatzsteuer-Identifikations-Nr.<br />

€ 4,20, Binnenmarktländer –<br />

Empfänger ohne Umsatzsteuer-<br />

Identifikations-Nr. € 5,00<br />

Haftung:<br />

Für Leistungsminderungen durch höhere<br />

Gewalt und andere vom Herausgeber nicht<br />

verschuldete Umstände (z. B. Streik)<br />

können keine Entschädigungsansprüche<br />

von Abonnenten und/oder Inserenten<br />

geltend gemacht werden.<br />

Copyright:<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der durch das Urherberrechtsgesetz<br />

festgelegten Grenzen ist ohne<br />

Zustimmung des Herausgebers unzulässig.<br />

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen.<br />

Urheberrecht für Autoren:<br />

Mit Annahme des Manuskripts gehen das<br />

Recht zur Veröffentlichung sowie die<br />

Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von<br />

Nachdruckrechten, zur elektronischen<br />

Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung<br />

von Sonderdrucken, Fotokopien<br />

und Mikrokopien an den Herausgeber über.<br />

In der unaufge forderten Zusendung von<br />

Beiträgen und Informationen an den<br />

Herausgeber liegt das jederzeit widerrufliche<br />

Einverständnis, die zugesandten<br />

Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken<br />

einzustellen, die vom Herausgeber<br />

oder von mit diesem kooperierenden<br />

Dritten geführt werden.<br />

Warenzeichen:<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,<br />

Warenbezeichnungen, Handelsnamen<br />

oder sonstigen Kennzeichen in dieser<br />

Zeitschrift berechtigt nicht zu der<br />

Annahme, dass diese ohne weiteres von<br />

jedermann frei benutzt werden dürfen.<br />

Vielmehr handelt es sich häufig um<br />

eingetragene Warenzeichen oder gesetzlich<br />

geschützte Kennzeichen, auch wenn<br />

sie als solche nicht eigens gekennzeichnet<br />

sind.<br />

Erfüllungsort:<br />

Köln © <strong>2021</strong> Maenken<br />

Kommunikation GmbH, Köln<br />

Quellen: Shutterstock.com (NicoElNino, Brandon Nagy, Oskari Porkka, riekephotos)<br />

66 April <strong>2021</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


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