FOCUSMONEY_2021-19_Vorschau
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WASSERBURG: Der<br />
Burggraben aus Wasser<br />
verhindert eine schnelle<br />
Eroberung durch Angreifer<br />
Burggraben-Aktien Unternehmen, deren Geschäftsmodell<br />
nicht so einfach übernommen werden kann, da dieses wie bei<br />
einer Burg durch einen oder mehrere Gräben gesichert ist.<br />
Geprägt hat diesen Begriff niemand Geringeres als Investorenlegende<br />
Warren Buffett, der auf die Frage, worauf er bei<br />
Unternehmen achte, antwortete: „In der Wirtschaft suche<br />
ich nach Wirtschaftsschlössern, die durch uneinnehmbare<br />
Burggräben geschützt sind.“<br />
Enorme Wettbewerbsvorteile. Burggräben entstehen<br />
durch schwer überwindbare Wettbewerbsvorteile, welche<br />
dem Unternehmen die Marktstellung sichern. Je tiefer der<br />
Graben ist, umso schwieriger ist es für die Konkurrenz anzugreifen.<br />
Aus diesem Grund entwickeln sich die Börsenkurse<br />
von Burggraben-Aktien, langfristig betrachtet, deutlich besser<br />
als die der Rivalen. Konkret zeichnen sich fünf Möglichkeiten<br />
ab, um einen Burggraben aufzubauen und die Wettbewerber<br />
hinter sich zu lassen:<br />
1. Starke Marke. Kunden vertrauen Waren und Dienstleistungen,<br />
die von einer bekannten Marke stammen, nachweislich<br />
mehr als No-Name-Produkten. Grund für die Bevorzugung<br />
ist, dass mit der Marke eine gleichbleibend hohe<br />
Qualität verbunden wird. Der Markenname – bezogen auf<br />
das Produkt oder die Firma als Ganzes – stellt einen immateriellen<br />
Vermögensgegenstand dar. So zahlen Kunden für die<br />
Marke ihres Vertrauens gern einen höheren Preis und minimieren<br />
den Suchaufwand nach Alternativen.<br />
2. Patente und Know-how. Als weiterer Wettbewerbsvorteil<br />
gilt geistiges Eigentum. Das Unternehmen beansprucht<br />
ein einzigartiges und von Verbrauchern geschätztes Produkt,<br />
welches kein anderer Hersteller produzieren darf, selbst<br />
wenn er dazu in der Lage wäre. Solange das Unternehmen<br />
Inhaber eines solchen Patents ist, kann es höhere Preise verlangen,<br />
besitzt ein Monopol und ist somit geschützt.<br />
3. Monopolstellung. Hat ein Unternehmen erst mal eine<br />
gewisse Größe erreicht, kann es sich angebotsseitige Wettbewerbsvorteile<br />
sichern und seine Marktstellung weiter ausbauen.<br />
Höhere Risiken können eingegangen und den kleineren<br />
Konzernen die Großaufträge weggeschnappt werden.<br />
Mitbewerber kommen ins Straucheln.<br />
4. Hoher Netzwerkeffekt. Es gibt Unternehmen, die wertvoller<br />
werden, je größer die Klientel ist: Und umso mehr Kunden<br />
ein solches Unternehmen auf sich vereinen kann, desto<br />
höher ist auch der Nutzen für weitere Kunden. Anders gesagt:<br />
Der Kundennutzen steigt bei immer größer werdendem<br />
Netzwerk – auch Netzwerkeffekt genannt. Der Wettbewerbsvorteil<br />
liegt dabei in der Reichweite und der Nachfrage. Konkurrenten,<br />
die mit weniger Usern starten, müssen einen hohen<br />
Aufwand betreiben, um für Neukunden überhaupt<br />
interessant zu werden und dann selbst zu einer Marktgröße<br />
aufzusteigen<br />
5. Hohe Wechselkosten. Zu guter Letzt gelten hohe Wechselkosten<br />
als enormer Wettbewerbsvorteil. Dabei muss der<br />
Kunde viel Zeit oder Geld investieren, um zu einem anderen<br />
Produkt zu wechseln. Wer beispielsweise sein gesamtes System<br />
auf Apple (s. S. 10) aufgebaut hat, der wird nicht schnell<br />
und günstig auf das Androidsystem wechseln wollen. Diese<br />
Burggrabenhürde sichert Unternehmen langfristige Kundenbeziehungen<br />
und dadurch stetige Erträge.<br />
FOCUS-MONEY <strong>19</strong>/<strong>2021</strong><br />
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