City-Magazin-Ausgabe-2021-05-Linz
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UNTER DACH. Die Rückseite der Kleinsiedlung,
eine der vier Torbauten wird gerade eingedeckt.
MARKT
Kleinvieh, Ziegen und Schweine
befanden. Im Obergeschoß wurden
zwei weitere Räume untergebracht.
Von dort gelangt man
auf den Dachboden, der ebenfalls
bewohnt werden kann. Jedes Haus hat an
der Rückseite außerdem rund 300 m 2 Gartengrund.
Die Häuser wurden mit Ziegeln
und Betondoppelhohlsteinen errichtet
und mit Eternitschiefer gedeckt.
Pionierleistung. Trotz der enormen
Baukosten, die durch die hohen Materialpreise
und Löhne verursacht wurden,
hoffte man die Jahresmiete auf lediglich
800 bis 1.000 Kronen festsetzen zu können.
Eine Besonderheit für damalige Verhältnisse
war, dass die Häuser mit elektrischer
Beleuchtung und Wasserleitung
ausgestattet wurden. Im Herbst 1919
konnten die ersten 26 Häuser fertiggestellt
werden und im Frühjahr 1920 folgte
der Rest. Das Linzer Tagblatt vom 3. April
1920 lobte die neuen Bauten: „Gegenüber
den unhygienischen Wohnungen, wie sie
mitunter in der Pfarrgasse, Hofgasse,
Klosterstraße, Altstadt,
Ludl usw. anzutreffen sind, repräsentieren
sich die neu adaptierten
Räume in den Gemeindewohnhäusern
als förmliche Erholungsstätten.”
Vorbilder aus Deutschland. Im Mai
1923 wurde die Gemeinde Kleinmünchen
mit rund 7.300 Einwohnern auf 1.485
Hektar zur Stadt Linz eingemeindet. Linz
wuchs ab dann mit rund 101.342 Einwohnern
zur Großstadt heran. Ende 1928
wurde der Straßenzug der Siedlung nach
Joseph Haydn benannt. Es wird häufig
behauptet, dass Stadtbaudirektor Kühne
ein gebürtiger Niederländer gewesen wäre
und daher die Siedlung in der Haydnstraße
vom Baustil seiner Heimat beeinflusst
sei. Doch Kühne war deutscher Architekt.
Er trat am 25. Jänner 1915 die Stelle des
Linzer Stadtbaudirektors an und wirkte
hier bis zu seinem Ruhestand 1949. Zuvor
arbeitete er im Stadtbauamt Berlin-Charlottenburg.
Eine ähnliche Architektur
gab es damals bereits im Holländischen
Viertel in Potsdam. Im Jahr 1914 wurde
in Berlin mit der Gartenstadt Staaken mit
rund 450 Häusern begonnen. Sie war der
konzeptionelle Ausgangspunkt bzw. das
Vorbild für die Planungen in Linz.
Eindeutige Handschrift. Mit dem
Prinzip der Gartenstädte sollte den bisher
überbelegten und kasernenartigen Wohnblöcken
sowie einer Seuchengefahr entgegengewirkt
werden, um den Bewohnern
eine bessere Lebensqualität zu bieten.
Auch in der Wohnsiedlung Wimhölzlstraße
17-27 ist dieser Stil klar erkennbar.
Kühnes Handschrift trägt ebenfalls das
bislang denkmalgeschützte Arbeiterviertel
Sintstraße in Hafennähe. Diese historischen
Beispiele für den sozialen Wohnbau
müssen gegenwärtig teilweise neuen Eigentumswohnungen
der GWG weichen. ■
Weitere Einblicke …
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