Die Woche der Brüderlichkeit 2021 in Stuttgart
Die zentrale Eröffnungsfeier zur "Woche der Brüderlichkeit" fand am 7. März 2021 in der Liederhalle Stuttgart statt. Im Rahmen der Eröffnungsfeier, die live im SWR Fernsehen übertragen wurde, zeichnete der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit den Regisseur Christian Stückl mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2021 aus. Die Dokumentation erinnert in Bildern und Texten an besondere Momente der Eröffnungsfeier und ist gleichzeitig ein großer Dank an alle Beteiligten.
Die zentrale Eröffnungsfeier zur "Woche der Brüderlichkeit" fand am 7. März 2021 in der Liederhalle Stuttgart statt.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier, die live im SWR Fernsehen übertragen wurde, zeichnete der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit den Regisseur Christian Stückl mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2021 aus.
Die Dokumentation erinnert in Bildern und Texten an besondere Momente der Eröffnungsfeier und ist gleichzeitig ein großer Dank an alle Beteiligten.
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Die Woche der
Brüderlichkeit 2021 in
STUTTGART
Dokumentation der Eröffnung
mit Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille
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Gastgeber der Zentralen Eröffnung
der Woche der Brüderlichkeit 2021
FOTO: Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle | Florian Selig
WIR DANKEN ALLEN, die zum Gelingen der Zentralen Eröffnungsfeier
zur Woche der Brüderlichkeit in Stuttgart beigetragen haben.
So der Stadt Stuttgart und dem Land Baden Württemberg, der Stuttgarter GCJZ
und der Jüdischen Gemeinde Stuttgart, allen Mitarbeitenden des SWR und der Liederhalle
und nicht zuletzt den Stuttgarter Philharmonikern.
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„ZU EUREM GEDÄCHTNIS: VISUAL HISTORY“
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Vorwort von
Generalsekretärin Pfarrerin Ilona Klemens
Die Stuttgarter Philharmoniker
Grußwort von Dr. Frank Nopper, Oberbürgermeister von Stuttgart
Evelin König im Gespräch mit Winfried Kretschmann,
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
Laudatio von Kardinal Reinhard Marx,
Erzbischof von München und Freising
Preisverleihung an Christian Stückl durch Pfarrer Friedhelm Pieper,
Evangelischer Präsident des DKR sowie
Prof. Dr. Andreas Nachama, Jüdischer Präsident des DKR
Eröffnungsansprache von Dr. Margaretha Hackermeier,
Katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates
Urkunde
Martin Buber und Franz Rosenzweig
Träger*innen der Buber-Rosenzweig-Medaille von 1968 bis 2021
Die WdB 2021 in den Medien
HERAUSGEBER:
Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
DEUTSCHER KOORDINIERUNGSRAT E.V.
Postfach 14 45, D-61214 Bad Nauheim,
Telefon: 06032 / 91 11 - 0, Fax: 91 11 - 25
info@deutscher-koordinierungsrat.de,
www.deutscher-koordinierungsrat.de
REDAKTION: Pfarrerin Ilona Klemens (verantw.)
FOTOS: Ulrich Oberst, Ludwigshafen
GESTALTUNG: schwanke-raasch visuelle kommunikation
4 ı WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT 2021
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Endlich!
Endlich war es möglich: Endlich wieder eine analoge Veranstaltung.
Endlich ein echtes Wiedersehen ohne Bildschirm und ohne kilometerweite
Distanzen. Endlich wieder Gespräche von Angesicht zu Angesicht, wenn auch
mit dem inzwischen gewohnten Mund-Nasen-Schutz und auf Abstand.
Endlich wieder gemeinsam musizieren, diskutieren, Engagement öffentlich
würdigen. Endlich ein konkretes und öffentliches Zeichen setzen gegen all
den Hass, den Antisemitismus und Rassismus in unserem Land, der gerade
unter Corona bedrohlich zu Tage getreten ist!
Sowohl Ministerpräsident Winfried Kretschmann als auch Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper haben in ihren
Beiträgen zu klarem Engagement ermutigt, sowie den Einsatz aller demokratischen Kräfte gegen Menschenfeinde
und Verschwörungsmythen gefordert. Dazu galt es insbesondere im Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“
auf gelebtes und vielfältiges jüdisches Leben als selbstverständlichen Teil der Gesellschaft hinzuweisen.
Endlich konnten wir eine Person würdigen und mit der Buber-Rosenzweig-Medaille auszeichnen, die sich seit Jahrzehnten
mit aller Kraft gegen Judenfeindschaft einsetzt. Christian Stückl hat sich als Spielleiter der Oberammergauer Passions -
spiele dem Vorwurf des christlichen Antijudaismus gestellt und die Aufführung Zug um Zug überarbeitet. Als Theater -
regisseur und Intendant schlägt er immer wieder thematische Brücken zum Verhältnis der Religionen zueinander und
tritt für eine offene, plurale Gesellschaft ein. Oberammergau ist durch ihn, so Kardinal Marx in seiner Laudatio,
ein „Laboratorium neuen Denkens“ geworden. Stückl sei ein „Mann mit Wumms“, so Moderatorin Evelin König,
dessen Leidenschaft für die Menschen und seine Arbeit immerzu spürbar sei.
Endlich!
Alles ist endlich – eigentlich eine Binsenweisheit, aber dennoch seit einem Jahr besonders schmerzlich spürbar.
Traditionen und Routinen, gewohnte Abläufe und bekannte Formate wurden in der Pandemie nicht nur in Frage gestellt,
sondern geradezu verunmöglicht. Nach zwei, mit allen Mühen vorbereiteten aber vergeblichen Anläufen, die Buber-
Rosenzweig-Medaille 2020 in Dresden an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zu verleihen, mussten wir in der Vorbereitung
für Stuttgart 2021 neu denken und organisieren lernen. Das bedeutete Verzicht auf die gewohnten Angebote des
traditionellen Eröffnungswochenendes zur „Woche der Brüderlichkeit“ (WdB): kein Kiddusch in der jüdischen Gemeinde
am Freitagabend, kein Vortrag des Preisträgers, keine Jüdisch-Christliche Gemeinschaftsfeier am Samstagabend.
Für die bundesweite Eröffnung der WdB am Sonntag schien ein Setting in einer Art Studioformat die beste Lösung zu sein:
Ohne Publikum, mit wenigen Gästen, aber wenigstens mit wunderbarer Musik und wichtiger politischer und gesellschaft -
licher Unterstützung in einem Raum, der durch seine schiere Größe genug Sicherheit bot. Gemeinsam mit dem SWR, der
mit einer Liveübertragung im Fernsehen und dem Livestream im Netz eine virtuelle Teilnahme für alle Interessierten ermöglichte,
ist uns dann eine gemeinsame Stunde in der Liederhalle in Stuttgart gelungen, die wir hier in vielen Bildern
und Texten dokumentieren möchten. Online ist sie für ein Jahr bis März 2022 noch in der Mediathek der ARD zu finden.
Möge auch die Pandemie „endlich“ sein – nämlich möglichst bald vorbei und überstanden. Die Sehnsucht nach
echter Begegnung, nach Gespräch, Dialog und Berührung ist groß. Wir hoffen, dass die bundesweite Eröffnung der
„Woche der Brüderlichkeit“ am 6. März 2022 in Osnabrück wieder in Realpräsenz vieler Menschen stattfinden kann.
Und damit – endlich – ein großes Wiedersehen möglich wird!
Ihnen, die Sie diese Dokumentation in Händen halten, wünsche ich bis dahin von Herzen:
Bleiben Sie gesund, behütet und engagiert!
Ilona Klemens, Generalsekretärin
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ERÖFFNUNG DER WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT
Musikalische Begleitung
Stuttgarter Philharmoniker
unter Leitung von
Chefdirigent Dan Ettinger
„Wie schön, endlich einmal wieder live Musik hören zu können“, das war von vielen
zu hören, die vor Ort oder live am Bildschirm dabei waren.
Die Stuttgarter Philharmoniker haben mit den von Chefdirigent Dan Ettinger persönlich
ausgewählten Werken einen musikalischen Akzent gesetzt, der den Charakter der
Veranstaltung wesentlich mitgeprägt hat.
Dazu haben die zwei wunderbaren Sängerinnen, Sopranistin Rinnat Moriah und
Mezzosopranistin Hagar Sharvit, alle sofort in mitreißender Weise von ihrem Können
überzeugt.
Folgende vier Musikstücke wurden gespielt:
„Shnei Shoshanim“ („Zwei Rosen“) – Jacob Orland, Mordechai Zeira
„Ouvertüre über hebräische Themen“, op. 34 – Sergej Prokofjew
„Myrtle Blossom from Eden“, Schlussduett – Paul Ben-Haim
Finale der „Pulcinella“-Suite – Igor Strawinsky
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WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT 2021 ı 7
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„Lassen Sie uns Mut-Macher
für ein gutes Miteinander aller
Religionen und Kulturen sein!“
ERÖFFNUNG DER WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT
Grußwort von Dr. Frank Nopper,
Oberbürgermeister von Stuttgart
Verehrte Ehrengäste,
liebe Schwestern und Brüder
im Geiste der Brüderlichkeit,
meine sehr geehrten Damen
und Herren,
Stuttgart ist in diesem Jahr zum ersten
Mal Schauplatz der Eröffnungsveranstaltung
der bundesweiten Woche der Brüderlichkeit,
zu der ich Sie ganz herzlich
willkommen heiße. Wir sind damit zwar
zugegebenermaßen erst spät Ihre Gast -
geber geworden, aber immerhin wurde
schon die Auftaktveranstaltung im Jahre
1952 in Wiesbaden von einem Schwaben
eröffnet, von einem langjährigen Stuttgarter
Bürger und späteren Stuttgarter
Ehrenbürger, vom unvergessenen ersten
Bundespräsidenten Theodor Heuss.
Stuttgart ist seit langer Zeit ein zentraler
Ort der christlich-jüdischen Versöhnung.
Eine der allerersten Gesellschaften für
christlich-jüdischen Zusammenarbeit
wurde 1948 in Stuttgart gegründet. Sie
trägt bis heute entscheidend dazu bei,
dass es in Stuttgart ein gutes Miteinander
von Christen und Juden gibt. Stuttgart
pflegt den christlich-jüdischen Dialog
auch durch die Städtefreundschaft mit
Schawe-Zion, das von Juden aus Württemberg
gegründet wurde, um dem
Holocaust zu entkommen. Jedes Jahr wird
bei uns zudem die Otto Hirsch-Auszeichnung
verliehen, die ein wichtiges Element
einer gemeinsamen Erinnerungs- und Zukunftskultur
ist. Der gebürtige Stuttgarter
Otto Hirsch war ein Vorkämpfer des Austausches
zwischen Christen und Juden.
Später wurde er Opfer des Holocaust.
Sein Schicksal mahnt uns eindringlich,
bei der christlich-jüdischen Aussöhnung
nicht nachzulassen.
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Der humanitäre Gedanke der Brüderlichkeit
hat in Stuttgart eine große Tradition
und prägte schon das Denken des größten
Sohnes der Stadt, des Philosophen
Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Wie in
Stein gemeißelt schreibt er in seiner
Rechtsphilosophie aus dem Jahr 1820:
„Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist,
nicht weil er Jude, Katholik, Protestant,
Deutscher, Italiener usf. ist.“ Seit Hegels
Erkenntnis im Jahre 1820 haben wir, so
scheint es, wenig dazu gelernt. Denn
Antisemitismus, Hass, Diskriminierung
von Menschen wegen ihres Glaubens,
ihrer Nationalität, ihrer Hautfarbe treten
wie Pestbeulen immer wieder auf – auch
in unseren Tagen. Dem muss sich eine
humanitäre Gesellschaft im Geiste der
Brüderlichkeit mit aller Entschiedenheit
entgegenstellen.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, Stuttgart war kurz nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs Schauplatz
einer großen Rede, der „Rede der Hoffnung“
des damaligen amerikanischen
Außenministers James F. Byrnes. Sie hat
vielen Menschen Mut und Hoffnung
gemacht. Stuttgart ist also ein Ort, der
Mut und Hoffnung geben kann – gerade
auch bei der Woche der Brüderlichkeit.
Von Stuttgart geht deswegen hier und
heute die Botschaft aus: Lassen Sie uns
Mut-Macher für ein gutes Miteinander
aller Religionen und Kulturen sein!
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ERÖFFNUNG DER WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT
Interview mit Winfried Kretschmann,
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
Jüdisches Leben
wieder sichtbar machen
Schirmherr der Woche der Brüderlichkeit ist
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier.
Zur Tradition der Eröffnungsfeier zur Woche
der Brüderlichkeit gehört auch, dass die jeweiligen
Ministerpräsidenten des Bundeslandes,
in dem die Eröffnungsfeier stattfindet,
ein paar Grußworte sprechen. Im Interview
mit dem baden-württembergischen
Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann
sprach SWR Moderatorin Evelin König über
seinen Umgang mit Verschwörungsmythen
und jüdisches Leben in Stuttgart.
Evelin König: Antisemitisch sind immer
die anderen, sagt Ihr Antisemitismus -
beauftragter der Landesregierung. Wo
sehen, wo erleben Sie Antisemitismus?
Winfried Kretschmann: Wir erleben ihn
eigentlich ständig. Und wir erleben ihn
jetzt besonders stark. Weil wir jetzt spüren,
wie diese Verschwörungsmythen, eine der
großen Ursachen für den Antisemitismus,
zunehmen in dieser Corona-Krise, und wie
sie sich auch speziell gegen Juden richten.
Dem entgegenzutreten ist ganz entschieden
wichtig. Und gleichzeitig aber auch,
dass wir uns immer wieder der Tatsachen
versichern, immer wieder auf Fakten zurückkehren
in unseren streitigen Diskussionen.
Das ist das Entscheidende. Denn nur
wenn wir das geknackt bekommen, diese
ganzen grassierenden Verschwörungs -
mythen, besonders auch gegenüber Juden,
dann haben wir eine echte Chance, den
Antisemitismus auch mal zu besiegen.
Evelin König: Wie reagieren Sie denn
persönlich, wenn Sie da so etwas
an klingen hören? Sofort harte Kante,
Diplomatie zu Ende?
Evelin König: Sie haben gerade schon
Hannah Arendt angesprochen – eine
Journalistin, Theoretikerin, die Sie in
Ihrem politischen Denken sehr beeindruckt
und geprägt hat. Sie hat den Eichmann-Prozess
journalistisch begleitet und
da ihre politische Theorie entwickelt. Was
fasziniert Sie an dieser jüdischen Frau?
Winfried Kretschmann: Sie hat etwas
Fundamentales für die Politik gesagt,
nämlich: Die Grundlage der Politik ist die
Pluralität des Menschen. Also ihre Verschiedenheit.
Sie hat zudem den Begriff
der Natalität, der "Geburtlichkeit", geprägt
und uns nochmal ins Gedächtnis gerufen:
Jeder Mensch ist verschieden. Keiner ist
so wie vor ihm und nach ihm. Und weil wir
alle verschieden sind, können wir Dinge
denken und daraus handeln, wie noch
nie ein Mensch vor uns gedacht und gehandelt
hat. Das Bewusstsein von dieser
Pluralität, dass es Menschen nur im Plural
gibt, dass wir verschieden sind und dass
darin etwas Großartiges liegt, das hält
eine Gesellschaft zusammen. Der Psalm 8
sagt: "Du hast ihn nur wenig geringer gemacht
als Gott". Ich meine, das ist nun mal
eine großartige Aussage. In dieser Verschiedenheit
kommen die Kreativität und
Stärke des Menschengeschlechts zum
Vorschein. Und wenn wir sie leugnen,
dann geht's abwärts.
Evelin König: Nun sind Sie ja auch Ethiklehrer,
zumindest mal gewesen früher.
Kinder kriegen in der Schule Shoah,
Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht
beigebracht. Aber was lernen sie
vom Judentum, jetzt, hier und heute?
Winfried Kretschmann: Ja. Da reagiere
ich ungehalten. Aber man muss trotzdem
immer versuchen, auch Vorurteile aufzuhellen.
Ein Begriff, der von Hannah Arendt
stammt, und der zeigt: Sie war selber
skeptisch. Wir kriegen Vorurteile nicht einfach
leicht beseitigt. Aber wir bekommen
sie vielleicht aufgehellt und da nützt nichts
anderes als Argumentieren. In der Demokratie
haben wir zum Schluss immer nur
Argumente.
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Winfried Kretschmann: Das ist ganz
wichtig. Wir feiern dieses Jahr 1.700 Jahre
jüdisches Leben in Deutschland. Wir
müssen auch stärker wieder das jüdische
Leben sichtbar machen. Deutlich machen,
was es ausmacht, was sein Charme ist,
was seine Besonderheiten sind. Als ich
zum ersten Mal als Ministerpräsident auf
dem Schlossplatz in Stuttgart wieder den
Chanukka-Leuchter anzünden durfte, hat
mich das unglaublich berührt: Jüdisches
Leben ist wieder sichtbar auf einem wichtigen
Platz der Landeshauptstadt! Und das
müssen wir wieder mehr machen: Zeigen,
dass es eine lebendige Religionsgemeinschaft
ist, die uns, ob Jude, Muslim oder
was oder Nichtgläubiger, viel zu bieten
und zu sagen hat.
Evelin König: Und die auch hier zu uns
gehört, hier in dieses Land.
Ein Teil von uns ist.
Winfried Kretschmann: Absolut.
Seit 1.700 Jahren.
„Wir müssen auch stärker wieder das jüdische
Leben sichtbar machen. Deutlich machen,
was es ausmacht, was sein Charme ist,
was seine Besonderheiten sind.“
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VERLEIHUNG DER BUBER-ROSENZWEIG-MEDAILLE AN CHRISTIAN STÜCKL,
SPIELLEITER DER OBERAMMERGAUER FESTSPIELE
Laudatio von Kardinal Reinhard Marx,
Erzbischof von München und Freising
Meine sehr verehrten Damen und
Herren, hier im Saal und wo immer
Sie mit uns verbunden sind,
lieber Christian Stückl,
es ist mir eine große Ehre, ein paar lobende
Worte über den Preisträger dieses Jahres
zu sagen. Worte und Bilder können etwas
bewirken. Wir erleben das gerade bei der
Reise des Papstes in den Irak. Worte, Bilder,
Inszenierungen können Bewegung in
Gang bringen. Aber eben auch negativ.
Und dafür steht auch das, was in der
langen Geschichte des Verhältnisses von
Christen und Juden zu beklagen ist.
Das Wort vom Gottesmord etwa. Gerade
da, wo die Passionsgeschichte uns alle
ergreift, kommt dieses Wort seit dem
2. Jahrhundert auf und die Juden werden
zu Schuldigen erklärt, und das hat ver -
heerende Folgen, ja bis heute eigentlich,
in Köpfen und Herzen. Und die Nationalsozialisten
konnten an diesen Antijuda -
ismus mit ihrer Ideologie anknüpfen, an
diese Bilder, die auch in Passionsspielen
im Mittelalter – und es gab ja überall
Passionsspiele – auftauchten oder in
Bildern an Kathedralen heute noch
zu sehen sind.
Es hat lange gedauert, bis die Katholische
Kirche, ja die Christenheit insgesamt, sich
davon gelöst hat. Im Zweiten Vatikanischen
Konzil hat die Katholische Kirche einen
Paradigmenwechsel vorgenommen im
Verhältnis zum Judentum, aber auch zu
den anderen Religionen. Und die Rezep -
tion dieser Entscheidung – das heißt als
Christen die Wurzeln des eigenen Glaubens,
die Wurzeln des eigenen Lebens anzuerkennen
und ein neues Freundschaftsverhältnis
zu den Juden und dann auch
natürlich zu allen anderen Menschen zu
finden –, das fordert bis heute heraus.
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Wir haben es ja in den anderen Reden
eben gehört: Das ist nicht zu Ende. Aber
für mich als Erzbischof von München und
Freising ist Oberammergau ein Testfall und
ein Laboratorium für diese Rezeption des
neuen Denkens, der neuen Geschwisterlichkeit.
„Fratelli tutti“ sagt Papst Franziskus,
wir sind alle Brüder und Schwestern.
Und diese Botschaft wirklich auch umzusetzen
in einer Geschichte, die herausfordernd
ist; denn das ist die Passionsgeschichte,
und Christian Stückl weiß genau,
was das bedeutet. Das habe ich immer
empfunden. Es ist für ihn nicht irgendein
Theaterstück, obwohl das Theater ja auch
aus einer geistlichen Tradition kommt,
wenn wir an die griechischen Ursprünge
des Theaters denken. Er weiß, dass er etwas
Geistliches tut, er ist auch fasziniert von der
Person Jesu. Das spüre ich in jeder Begegnung,
wenn wir darüber sprechen. Und
auch, wie er die Menschen begeistert. Er
weiß, dass man die Menschen mitnehmen
muss. Das ist eine jahrzehntelange Arbeit
an dem Text, der verändert wurde, von allen
Antijudaismen befreit wurde. Die Reise
ins Heilige Land, das Gespräch mit Rabbinern
weltweit. Immer wieder der Versuch,
den Dialog in Gang zu bringen und jetzt
ein Spiel darzustellen, das wirklich bewegt.
Ich habe es 2010 dreimal angeschaut und
war jedes Mal sehr, sehr bewegt. Vor allen
Dingen auch von der Stelle, die wir gerade
gesehen haben: wo Jesus mit dem
Gebetsschal als gläubiger Jude mit seinen
Jüngern isst und auf Hebräisch singt und
betet „Schema Jisrael“. Das hat mich ergriffen,
weil mit diesem Bild – ich habe von
Bildern und Worten gesprochen – deutlich
wird: Schaut auf den Juden Jesus aus
Galiläa, aus Nazareth! Das ist unser Heiland,
das ist unser Erlöser, der Jude Jesus.
Und wenn ihr ihn verstehen wollt, dann
müsst ihr ihn als Juden sehen, und dann
müsst ihr erkennen, dass die Geschichte,
die Auseinandersetzung mit den Gegnern,
eine Geschichte ist, die uns angeht,
und nicht Schuldige suchen bei den
Juden, sondern: Wir sind verstrickt in diese
Geschichte.
Das ist etwas, was wirklich großartig geschieht.
Das kann vielleicht auch nur ein
„oberbayerischer Dickschädel“, wie er
natürlich auch einer ist. Und er ist ein wirklicher
Christ, ein Mensch, ein neugieriger
Mensch, ein leidenschaftlicher Theatermann,
all das, was man von ihm auch in
anderen Bereichen kennt. Und einer der
neugierig ist auf Menschen, der Grenzen
überschreiten will, aber mit einer Leidenschaft
für die Geschwisterlichkeit aller
Menschen. Und das ist etwas, was mich
sehr anspricht und was ich bewundere.
Das muss ich ganz offen auch hier vor
allen sagen.
Deswegen glaube ich, ist er ein wirklich
treffender Preisträger für die Buber-Rosenzweig-Medaille.
Denn es geht ja vor allen
Dingen auch darum, das christlich-jüdische
Verhältnis auf diese neue Grundlage zu
stellen und es weiterzuführen. Und eben
auch deutlich zu machen: Wir als Christen
und Juden gehen miteinander! Wir lassen
uns nie wieder gegeneinander stellen,
und gemeinsam wollen wir Zeugnis ab -
legen für den Gott Abrahams, Isaaks und
Jakobs, den Jesus seinen Vater genannt
hat und der der Vater aller Menschen ist.
Das ist unser Auftrag und dieser Auftrag
ist noch nicht beendet.
Herzlichen Glückwunsch und Schalom!
Für die Drucklegung wurde die frei
gesprochene Rede sprachlich etwas bearbeitet.
„Christian Stückl weiß, dass man die Menschen mitnehmen muss.
Das ist eine jahrzehntelange Arbeit an dem Text, der verändert
wurde, von allen Antijudaismen befreit wurde.“
WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT 2021 ı 13
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Verleihung der Buber-Rosenzweig-
Medaille an Christian Stückl
Der Deutsche Koordinierungsrat der
Gesellschaften für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit verleiht die Buber-
Rosenzweig-Medaille 2021 an Herrn
Christian Stückl, Oberammergau.
Mit dieser Auszeichnung würdigen wir
das Engagement Christian Stückls gegen
christlichen Antijudaismus, insbesondere
als Regisseur der Oberammergauer
Passionsspiele, die seit fast 400 Jahren
die Geschichte des Leidens und Sterbens
Jesu Christi nachzeichnen.
Christian Stückl hat mit Geduld und Ausdauer
die Aufführung Zug um Zug von
ihrem ursprünglich judenfeindlichen Charakter
befreit. Er hält dabei Kontakt zu jüdischen
Organisationen und arbeitet immer
wieder neu am Text. Vor Beginn der Probenarbeit
fährt er mit den Hauptdarstellern ins
Heilige Land, um die Umwelt und das Leben
Jesu besser zu verstehen und besucht gemeinsam
die Gedenkstätte Yad Vashem.
Im Mittelpunkt der heutigen Passionsspiele
stehen der Jude Jesus und seine Verwurzelung
in der jüdischen Tradition.
Als Theatermacher und Intendant schlägt
Christian Stückl darüber hinaus mit der
Auswahl der Stücke und seinen Inszenierungen
vielfach Brücken zu Themen der
hebräischen Bibel als gemeinsamer Grundlage
für Juden und Christen und ihrer
aktuellen Bedeutung.
In den Aufführungen geht es immer
wieder um die Themen Kirche, Judentum,
Rassismus und das Verhältnis der Religionen
zueinander.
Christian Stückl steht mit seinem ganzen
Schaffen ein gegen Antisemitismus,
Rassismus und für eine offene und plurale
Gesellschaft. Dies ist in diesen besonderen
Zeiten eine zentrale Botschaft.
Darüber hinaus ist seine Arbeit als
Theatermacher ein einzigartiger Beitrag
zum Jahresthema des Deutschen
Koordinierungsrates für 2021: ZU EUREM
GEDÄCHTNIS – VISUAL HISTORY
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ERÖFFNUNG DER WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT
Eröffnungsansprache von
Dr. Margaretha Hackermeier, Katholische Präsidentin
des Deutschen Koordinierungsrates
Der DKR hat die Buber-Rosenzweig-
Medaille verliehen – an Christian Stückl.
Ihr engagierter Einsatz, Herr Stückl,
ist von großer Bedeutung!
Denn weit über 1.000 Jahre geschah das
Erinnern an die Passion Christi auf Kosten
der Juden. Es war eine Selbstverständlichkeit,
den Juden die Schuld an der Hinrichtung
Jesu zuzuschieben. Die Katholische
Kirche hat in den 1960er Jahren im Rahmen
des II. Vatikanischen Konzils offiziell
ihre Grundposition verändert und den
Weg geebnet für einen Dialogprozess mit
dem Judentum. Der bekannte Judaist
Ernst Ludwig Ehrlich, der ja in diesem Jahr
seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte,
sagte damals: „Jede Konzilserklärung
bleibt toter Buchstabe, wenn Menschen
sie sich nicht aneignen, sie nicht in die
Tat umsetzen.“
Und genau das, Herr Stückl, haben Sie
getan: den Geist des II. Vatikanums für die
Oberammergauer Passionsspiele in die Tat
umgesetzt, d.h. das Drehbuch von Anti -
judaismus befreit. Heute können die Zuschauer
wie in einem szenischen Bilderbuch
eindrücklich lernen, dass Jesus und
seine Familie Juden waren und sie diese
Religion gelebt und wertgeschätzt haben
– UND dass dies kein Widerspruch mehr
zur katholischen Tradition bedeutet.
Jede Botschaft bleibt toter Buchstabe,
wenn Menschen sie nicht in die Tat umsetzen
– auch bei Gedenkfeiern! Deshalb
stellt sich unser Thema der Woche der
Brüderlichkeit die Frage: Wie muss Erinnern,
Gedenken und Gedächtnis gestaltet
werden? Wie können ihre Botschaften
wirksam werden und zu Handlungs -
optionen motivieren?
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„… zu Eurem Gedächtnis: VISUAL HISTORY“
– die lebendige, persönliche Ausstrahlung
eines Zeitzeugen und die damit verbundene
Wirkkraft kann niemals ersetzt werden.
Aber wir dürfen trotzdem den Aufwand
nicht scheuen, Erinnerungs- und
Gedenkarbeit weiterzuentwickeln. Und
zwar so, dass der Ausspruch „Nie wieder“
durch Mark und Bein geht und nicht bald
mit einem müden Lächeln kommentiert
wird.
Die Bildebene ist ein Aspekt, den wir in
unserem Thema in den Vordergrund gestellt
haben. Der sogenannte Iconic Turn
sollte auch für die Erinnerungs- und Gedenkarbeit
angewandt werden. Einen
Anfang hat hier die Shoah-Foundation
gemacht, die inzwischen über 50.000
Zeitzeugenberichte per Video realisiert
hat. Außerdem hat sie in Kooperation mit
einer Universität ihre Möglichkeiten für
den Einsatz im Schulunterricht erprobt.
Lassen Sie uns also alle Kräfte bündeln,
dass unser Erinnern und Gedenken aufrüttelt
gegen menschenfeindliche Strömungen,
wie Antisemitismus, Rassismus
und Verschwörungstheorien. Vor allem
in absehbarer Zukunft, wenn keine Zeitzeugen
mehr uns die Gräuel der Shoah
lebendig und authentisch erzählen
können.
Die Verleihung der Buber-Rosenzweig-
Medaille soll heute ein Zeichen setzen –
für Dialog, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ihre Präsenz, Herr Ministerpräsident,
Herr Oberbürgermeister, Herr
Kardinal, appelliert an alle gesellschaft -
lichen Kräfte, daran mitzuwirken. In unserer
aktuellen Situation ist es wichtig, das Feld
der Präsenz und der Meinungsäußerung
nicht nur den zersetzenden Kräften zu
überlassen.
Der Dialog soll das die Zukunft bestimmende
Moment werden – und zwar für
die kommenden 1700 Jahre.
In diesem Sinne eröffne ich die Woche
der Brüderlichkeit,
die sich pandemiebedingt auch über
die nächsten Wochen und Monate
erstrecken darf.
Dr. Margaretha Hackermeier
Katholische Präsidentin des Deutschen
Koordinierungsrates
WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT 2021 ı 17
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Martin Buber und
Franz Rosenzweig
Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verleiht
jährlich die Buber-Rosenzweig-Medaille an
Persönlichkeiten, Initiativen oder Einrichtungen,
die sich um die Verständigung zwischen
ethnischen und religiösen Gruppen verdient
gemacht und im wissenschaftlichen,
künstlerischen, politischen oder sozialen
Bereich einen Beitrag für die christlich-jüdische
Zusammenarbeit geleistet haben.
Welche Begründung gibt es
für den Namen dieser Medaille?
Martin Buber und Franz Rosenzweig haben dem dialogischen Denken starke Anregungen gegeben,
die für die moderne jüdische und christliche Theologie richtungsweisend sind. Sie waren ebenso
Wegbereiter moderner Erwachsenenbildung und Pädagogik.
Wer sind Martin Buber und Franz Rosenzweig?
Martin Buber, geboren am 8. Februar 1878 in Wien, gestorben
am 13. Juni 1965 in Jerusalem, studierte in Wien, Leipzig, Berlin
und Zürich Philosophie und Kunstgeschichte, war jahrzehntelang
einer der geistigen Führer im deutschen Zionismus, gründete den
Jüdischen Verlag und gemeinsam mit Franz Rosenzweig das
Jüdische Lehrhaus in Frankfurt und gab die Zeitschrift „Der Jude“
(1916 – 1924) heraus. Bis 1933 war Buber Honorarprofessor an der
Frankfurter Universität, seit 1939 wegen nationalsozialistischer
Verfolgung Professor für Soziologie an der Universität Jerusalem.
Seine zahlreichen Schriften sind in einer Auswahl letzter Hand in
drei Bänden zu den Themen Religionsphilosophie, Chassidismus,
Bibel und einem vierten mit dem Titel „Der Jude und sein Judentum“
erschienen. Er hat sich darin wiederholt mit dem Problem
christlich-jüdischer Begegnung beschäftigt, insbesondere in
„Zwei Glaubensweisen“.
Gemeinsam mit dem Katholiken Joseph Wittig und mit Victor
von Weizsäcker gab er die Zeitschrift „Die Kreatur“ (Berlin 1926 ff.)
heraus, die den Versuch gemeinsamer Weltverantwortung von
Juden und Christen dokumentieren sollte. In den Religionsgesprächen
mit christlichen Theologen im Stuttgarter „Freijüdischen
Lehrhaus“, besonders in dem letzten dieser Gespräche mit dem
Bonner evangelischen Theologen Karl Ludwig Schmidt im Januar
1933, hat er in vorbildlicher Weise die Möglichkeit einer christlichjüdischen
Begegnung ausgeschritten. Gemeinsam mit Franz
Rosenzweig übertrug er die Heilige Schrift neu, gewissermaßen
als Abschiedsgeschenk des Judentums in Deutschland an die
Deutschen.
Franz Rosenzweig, geboren am
25. Dezember 1886 in Kassel, gestorben
am 10. Dezember 1929 in Frankfurt am
Main, gründete 1919 das Freie Jüdische
Lehrhaus in Frankfurt am Main; seit 1922
gelähmt; ein Schüler Hegels („Hegel und
der Staat“, 1926); ursprünglich dem Judentum
entfremdet, fand aber, angeregt durch
Hermann Cohen, zurück zum Judentum
und wurde neben Martin Buber zum bedeutendsten
Exeget des Judentums in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bahnbrechend
war Rosenzweigs Buch „Der
Stern der Erlösung“, bedeutend seine
Übersetzung der Gedichte Jehuda Halevis
und der Hebräischen Bibel (letztere gemeinsam
mit Martin Buber). Sein Briefwechsel
mit Eugen Rosenstock-Huessy ist
einer der wesentlichen Beiträge unserer
Zeit zum christlich- jüdischen Gespräch.
In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hat sich
insbesondere Professor Karl Thieme für
die Erschließung der Werke Rosenzweigs
eingesetzt.
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Träger*innen der Buber-Rosenzweig-Medaille
1968 Professor Dr. Friedrich Heer, Wien
Professor Dr. Friedrich-Wilhelm Marquardt, Berlin
1969 Professor Dr. Ernst Simon, Jerusalem
1970 Dr. Dr. Eva Reichmann, London
Rabbiner Professor Dr. R. R. Geis, Düsseldorf
1971 Bischof D. Kurt Scharf, Berlin
1972 Msgr. Dr. A. C. Ramselaar, Utrecht
1973 Professor Dr. Helmut Gollwitzer, Berlin
1974 Dr. H. G. Adler, London
1975 Archbishop G. Appleton, Jerusalem/Wantage
Abt Laurentius Klein, Jerusalem
1976 Dr. Ernst-Ludwig Ehrlich, Basel
1977 Friedrich Dürrenmatt, Neuchàtel
1978 Dr. Grete Schaeder, Göttingen
Professor Dr. Albrecht D. Goes, Stuttgart
1979 Manès Sperber, Paris
Dr. James Parkes, Southampton
1980 Professor Dr. Eugen Kogon, Königstein
Dr. Gertrud Luckner, Freiburg
1981 Isaac Bashevis Singer, New York
1982 Schalom Ben-Chorin, Jerusalem
1983 Helene Jacobs, Berlin
1984 Siegfried Theodor Arndt, Leipzig
Helmut Eschwege, Dresden
1985 Professor Dr. Franz Mußner, Passau
1986 Professor Dr. Heinz Kremers, Duisburg
1987 Siedlung Neve Schalom, Israel
1988 Arbeitskreis Studium in Israel
1989 Sir Yehudi Menuhin, London
1990 Charlotte Petersen, Dillenburg
1991 Leo-Baeck-Erziehungszentrum, Haifa
1992 Dr. Hildegard Hamm-Brücher, München
Dr. Annemarie Renger, Bonn
1993 Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, Berlin
1994 Professor Dr. Jakob Petuchowski, Cincinnati
Professor Dr. Clemens Thoma, Luzern
1995 Dr. Richard von Weizsäcker, Berlin
1996 Professor Dr. Franklin Hamlin Littell,
Philadelphia
Professor Dr. Joseph Walk, Jerusalem
1997 Hans Koschnick, Bremen
1998 Lea Rabin, Tel Aviv
1999 Erzbischof Henryk Muszynski, Gnesen
2000 Dr. h.c. Johannes Rau, Berlin
2001 Schule Ohne Rassismus
2002 Dr. h.c. Edna Brocke, Essen
Professor Dr. Rolf Rendtorff, Karben
Professor Dr. Johann Baptist Metz, Münster
2003 Dr. h.c. Joschka Fischer, Berlin
2004 Daniel Barenboim, Berlin
2005 Professor Dr. Peter von der Osten-Sacken, Berlin
Institut Kirche und Judentum, Berlin
2006 Leon de Winter, Amsterdam
Gesicht Zeigen!
Aktion weltoffenes Deutschland e.V., Berlin
2007 Esther Schapira, Frankfurt am Main
Dr. Georg M. Hafner, Frankfurt am Main
2008 Stef Wertheimer, Tefen/Tel Aviv
2009 Professor Dr. Erich Zenger, Münster
2010 Dr. Daniel Libeskind, New York
2011 Dr. Navid Kermani, Köln
2012 Präses Nikolaus Schneider, Düsseldorf
2013 Mirjam Pressler, Landshut
Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main
2014 György Konrád, Budapest
2015 Professor Dr. Hanspeter Heinz, Augsburg
Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim
Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Bonn
2016 Professor Dr. Micha Brumlik, Berlin
2017 Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise
Christen und Juden (KLAK)
2018 Peter Maffay, Tutzing
2019 Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus
(KIgA)
Netzwerk für Demokratie und Courage e.V.
(NDC)
2020 Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
2021 Christian Stückl, Oberammergau
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Die Themenhefte
des Deutschen Koordinierungsrates
„Tu deinen Mund auf
für die Anderen“
THEMENHEFT 2020
Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
DEUTSCHER KOORDINIERUNGSRAT E.V.
Die Themenhefte des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit greifen aktuelle Fragen auf und suchen aus einer christlich-jüdischen Perspektive
nach tragfähigen Antworten. Informativ und kritisch, unterhaltsam und anregend wollen sie den
Leserinnen und Lesern Stoff zum Nachdenken und Wegweisung zum Handeln geben.
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Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.
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