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GOLD: Schatzkammer Rheinland-Pfalz 2021

Die kulturtouristische Publikation des Landes Rheinland-Pfalz ist eine Kooperation der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH mit dem Kultursommer Rheinland-Pfalz und der Generaldirektion Kulturelles Erbe. Bilder und Geschichten zur Kultur des Landes werden durch Veranstaltungshinweise ergänzt, wie z.B. das diesjährige Lutherstück der Nibelungen Festspiel und die große Landesausstellung zur Gewissensfreiheit in Worms, die Musikfestivals an Rhein und Mosel oder die Illuminale in Trier.

Die kulturtouristische Publikation des Landes Rheinland-Pfalz ist eine Kooperation der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH mit dem Kultursommer Rheinland-Pfalz und der Generaldirektion Kulturelles Erbe.
Bilder und Geschichten zur Kultur des Landes werden durch Veranstaltungshinweise ergänzt, wie z.B. das diesjährige Lutherstück der Nibelungen Festspiel und die große Landesausstellung zur Gewissensfreiheit in Worms, die Musikfestivals an Rhein und Mosel oder die Illuminale in Trier.

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Kreisstädte und kreisfreie Städte

in Zusammenarbeit mit Kultursommer Rheinland-Pfalz der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und

der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz

Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau

Für die gekennzeichneten Betriebe liegen Informationen zur Barrierefreiheit vor.

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Titelmotiv:

shapefruit AG, Telegrafenstraße 13, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Tel. 02641 80050, www.shapefruit.de

Titel: mainzplus CITYMARKETING GmbH/Marcus Farmer, S. 2: shutterstock, S. 4 kl. Bild: lichtreflexe, S. 7 kl. Bild: A.Feller,

S. 8: kl. Bild: Klaus Venus, S. 11 kl. Bild: Museum am Strom, S. 14 gr. Bild: Stadt Worms, S. 15 kl. Bild: B.Bertram,

S. 17 kl. Bild: GDKE, S. 18 gr. Bild: Schloss Engers, S. 19 kl. Bild: Christian Baraja, S. 22 gr. Bild: Collage,

Fotos: Gerd Eichmann/Sebastian Puiatti (BOREALIS – ein Kunstwerk von Dan Acher), kl. Bild: Norbert Miguletz,

S. 23: kl. Bild links: Palatia Jazz, kl. Bild rechts: Kultursommer Rheinland-Pfalz

Restliche soweit nicht anders erwähnt: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz

Februar 2021, Aufgrund der aktuellen Lage sind Änderungen vorbehalten.

Gutenbergplatz in Mainz, Rheinhessen

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Wege zu den

Ursprüngen

Es ist das am besten erhaltene römische Stadttor

nördlich der Alpen und zählt zum Welterbe

der UNESCO: die Porta Nigra in Trier. In diesem

kleinen Heft mit Tipps zu Ausflügen zu den

Wurzeln unserer Geschichte im heutigen

Rheinland-Pfalz spielen die Römer eine wichtige

Rolle, gibt es doch kein anderes Bundesland mit

so vielen römischen Zeugnissen wie das an Rhein

und Mosel. Aber bereits vor den Römern waren

die Kelten da, und nach ihnen spielten das

klösterliche sowie auch das jüdische Leben im

Mittelalter eine oft unterschätzte Rolle für die

Entwicklung der Gesellschaft bis heute. Mit

Namen wie Gutenberg und Luther sind wichtige

Weichenstellungen für die Neuzeit mit den alten

Städten Mainz und Worms am Rhein verbunden.

Die Französische Revolution, die sozialen

Verhältnisse und die beginnende Industrialisierung

hatten gewaltige, auch stark verunsichernde

Auswirkungen auf die Menschen, die um das

Jahr 1800 im Südwesten Deutschlands lebten.

Daher war es eine Zeit der Räuber, aber auch

der Revolutionäre – und zugleich die der

Entstehung der deutschen Demokratiebewegung,

die im Südwesten ihren Anfang nahm.

Ganz aktuell wird der Kultursommer Rheinland-

Pfalz 30 Jahre alt und bietet erneut ein Programm

mit zahlreichen Anregungen und

Anlässen für einen Besuch 2021.

Wir wünschen viel Freude

beim Lesen!

Porta Nigra in Trier, Mosel

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Auf den Spuren

wehrhafter Kelten

Ansehen

Keltensiedlung Altburg bei

Bundenbach

In dem Freilichtmuseum kann man den Alltag in

keltischer Zeit erleben.

Bevor die Römer kamen, lebten schon seit

Jahrhunderten keltische Stämme im heutigen

Rheinland-Pfalz. Sie errichteten Festungen

und befestigte Höhensiedlungen zur

Verteidigung gegen germanische Übergriffe.

Ihre Fürsten bestatteten sie in prächtigen

und aufwendigen Grabanlagen und ihre

kunstvollen Schmuckstücke erinnern heute

noch an ihre Kunstfertigkeit.

Keltischer Skulpturenweg auf dem

Donnersberg

Er verbindet den Ringwall, der damals ein

Oppidum, eine keltische Stadt, umschloss, mit

dem rekonstruierten Keltendorf in Steinbach.

Deutliche Spuren ihrer Besiedlung der Pfalz

finden sich am Donnersberg. Mitten im Wald

stößt man auf die teils rekonstruierten Überreste

eines fast zehn Kilometer langen, meterhohen

Schutzwalles. Das nahe gelegene Keltendorf in

Steinbach lässt die Kultur des Volkes, das uns

durch Asterix und Obelix noch ein wenig

vertraut ist, wieder lebendig werden. Auch bei

4


Keltischer Ringwall bei Otzenhausen, Hunsrück

Hingehen

bis 5.9. Die Dame von Schengen

Sonderausstellung zu ca. 2.500 Jahre

alten Grabfunden im Archäologiepark

Belginum, Morbach-Wederath. Das

moderne Museum steht mitten in einem

antiken Straßendorf. Anschaulich wird das

Leben an einer Fernstraße in keltischer

und römischer Zeit gezeigt.

Bundenbach im südlichen Hunsrück wurde eine

keltische Siedlung anschaulich und realitätsnah

rekonstruiert. Die dortige Altburg ist eine vom 3.

bis 1. Jh. v. Chr. genutzte keltische Kleinburg, wie

sie damals zahlreich waren. Die gegenüberliegende

Schmidtburg soll 926 zum Schutz gegen

Ungarneinfälle errichtet worden sein. Jahrhunderte

später diente die noch heute eindrucksvolle,

offen zugängliche Ruine u. a. dem bekannten

Räuber Schinderhannes als Unterschlupf.

Von Feen, Kobolden und Druiden

Die wichtigsten keltischen Stämme des Rhein-

Mosel-Gebietes waren die Mediomatriker und

die Treverer – nach denen die Stadt Trier

(Augusta Treverorum) benannt ist. Im gallischen

Krieg stellten sie sich mal gegen Cäsar, mal

waren sie seine Verbündeten. Schließlich

arrangierten sie sich aber mit den Römern. Die

Kelten kannten über 400 Götter und Göttinnen.

Feen und Kobolde lebten für sie überall in der

Natur. Ihre Druiden waren Priester, Gelehrte

und Heiler zugleich. Und die Kelten fürchteten

wohl tatsächlich, dass ihnen der Himmel auf den

Kopf fällt – allerdings erst am Ende der Zeiten.

Zum Beginn der schönen Jahreszeit am 1. Mai

feierten sie „Beltane“ bereits mit Maibaum und

Maikönigin, der Ursprung unseres „Tanzes in den

Mai“.

An der Grenze vom Saarland zu Rheinland-

Pfalz, am westlichen Ende des Nationalparks

Hunsrück-Hochwald, befindet sich bei Otzenhausen

ein gigantischer keltischer Ringwall, der

als das besterhaltene keltische Monument

Deutschlands gilt. Bis zu 40 Meter breit und

immer noch 12 Meter hoch umschließt er ein

heute bewaldetes Plateau, auf dem die Siedlung

lag. Im dortigen Keltenpark entsteht derzeit ein

keltisches Dorf, so wie es vor zweitausend

Jahren ausgesehen haben könnte. Die ganze

Gegend ist ein wunderbares Wandergebiet in

herrlicher Natur und zugleich zu den Wurzeln

unserer Kultur!

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Wellness auf

Römisch!

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Kaiserthermen in Trier, Mosel


Hingehen

1.–30.9. Illuminale Trier

Scheinbar bekannte Räume verwandeln

sich in mystische Zauberwelten.

10.7.–3.10. Mosel Musikfestival

Herausragende Konzerte von Klassik bis

Jazz entlang der Mosel.

Und wie bauten die Römer ihre

eindrucksvollen Thermen?

Mit „opus caementitium“, mit Zement. Den haben

wir sozusagen von den Römern geerbt. Aber wir

müssen neidlos anerkennen, dass ihrer besser

war, denn viele moderne Betonbauten sind nach

relativ kurzer Zeit schon wieder sanierungsreif –

und die römischen, wie die Porta Nigra, stehen

immer noch.

Wellness ist keine moderne Erfindung!

Das wird bei einem Besuch in den römischen

Thermen Triers, den Barbarathermen, den

Kaiserthermen oder den Thermen am Viehmarkt

(im Kubus des Stararchitekten Oswald

Mathias Ungers) ersichtlich. Ihre Fußböden

und Wände waren beheizt, die Wände mit

kostbarem Marmor ausgekleidet und durch

die hohen Doppelglasfenster strömte mildes

Sonnenlicht. Kunstvolle Statuen zierten die

Nischen. In den großen Städten des Imperiums

waren Thermen fester Bestandteil des

öffentlichen Lebens und wichtige Freizeiteinrichtungen.

Und das zu moderaten Preisen. Denn die

Thermen waren auch Stätten der Geselligkeit:

Es gab kulturelle Angebote und Möglichkeiten,

Sport zu treiben. Dienstbare Geister kümmerten

sich um das Aussehen, die Nagel- und Bartpflege

und zupften lästiges Körperhaar aus. Massagen

dienten der Gesundheit. Wer hungrig und

durstig war, fand leckere Speisen und Getränke.

Selbst eine Toilettenspülung gab es damals

schon – mit Brauchwasser aus den Badebecken!

Auch Amphitheater gehörten quasi zur Grundausstattung

vieler römischer Städte, vor allem in

einer Metropole wie Trier. Tierhatzen und

Gladiatorenkämpfe, Hinrichtungen, aber auch

musische Vorträge und religiöse Festspiele

zählten zum Unterhaltungsprogramm für bis zu

20.000 Zuschauer. In der hohen Brüstungsmauer

sind noch Kammern und Käfige zu sehen, in

denen Tiere und Menschen auf ihren Auftritt

warteten. Treppen führen in den geräumigen

Keller.

In der Konstantin-Basilika, dem Herzstück des

Palastbezirks, kann man heute noch spüren, wie

winzig klein man sich fühlte, wenn man vor den

römischen Kaiser trat. Die Preußen machten aus

dem einstigen Thronsaal Konstantins des

Großen ein protestantisches Gotteshaus – als

Pendant zum katholischen Dom. An dieser

ältesten Bischofskirche Deutschlands haben seit

1.700 Jahren alle Generationen von der Römerzeit

bis zur Gegenwart architektonisch wie

künstlerisch ihre Spuren hinterlassen.

Ansehen

Rheinisches Landesmuseum

Trier der GDKE

Eines der wichtigsten archäologischen Museen

in Deutschland. In der Sonderausstellung

ECHO – Die Aura der Antike: Werner Kroener

(bis 12.9.) treten moderne Kunstwerke in Dialog

mit ihren antiken Vorbildern.

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Klein Jerusalem

am Rhein

Als SchUM-Städte bzw. SchUM-Gemeinden

bezeichneten die Juden im Mittelalter die

drei größten und einflussreichsten jüdischen

Gemeinden im deutschen Raum: Mainz,

Worms und Speyer am Rhein. Die Bezeichnung

SchUM setzt sich aus den Anfangsbuchstaben

der mittelalterlichen, hebräischen

Namen der drei Städte zusammen: Schin

(Sch) für Schpira (Speyer), Waw (U) für

Warmaisa (Worms) und Mem (M) für Magenza

(Mainz). Ihre Geschichte reicht bis ins

9. und 10. Jahrhundert zurück, ihre Schulen

und Gelehrten waren in ganz Europa bekannt

und zogen zahlreiche Studenten an. Vom

11. bis 14. Jahrhundert bildeten sie das

religiöse und kulturelle Zentrum des

aschkenasischen Judentums.

Worms wurde von den Juden

manchmal auch Klein Jerusalem

genannt. Sein Judenviertel gehört zu den

besterhaltenen im Rheinland. Synagoge und

Bad sind noch immer zu besichtigen. Im Jahr

1076 wurde der jüdische Friedhof Heiliger Sand

gegründet, der älteste noch erhaltene jüdische

Friedhof in Europa. Bis heute befinden sich dort

über 2.500 Grabsteine aus dem 11. bis 20. Jahrhundert.

In Speyer wurde das rituelle Bad, die

Mikwe, Anfang des 12. Jahrhunderts errichtet.

Hingehen

18.6.–4.7. An den Ufern der Poesie

Ein theatrales, musikalisches und literarisches

Festival. Zur Eröffnung: „Ich rede

von der Cholera“ von Heinrich Heine. Das

weitere Programm greift das Jubiläum

„1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

auf.

Sept.–Nov. SchUM-Kulturtage in

Mainz, Worms und Speyer

bilden die Höhepunkte der

ganzjährigen Veranstaltungen.

Sie ist die älteste Europas, heute noch gut

erhalten und zugleich Beispiel salischer Baukunst,

wie der Speyrer Dom. Das Treppenhaus

der Mikwe führt unter die Erde in den Vorraum.

Ansehen

SchUM am Rhein – Vom Mittelalter

in die Moderne

ist die neue Dauerausstellung im Jüdischen

Museum Worms (Raschi-Haus).

Glasfenster des weltberühmten

Künstlers Marc Chagall

Einmalig in Deutschland, sind sie in der

Kirche St. Stephan in Mainz zu sehen.

8


Rubrikname

Neue Synagoge mit

Säulenresten in Mainz,

Rheinhessen

Dann geht es noch tiefer in den Badeschacht mit

dem Tauchbecken. Nebenan befand sich ein

Tanz- und Brauthaus, das auch als Versammlungsort

für die Gemeinde, für Feste, Hochzeiten

und Ratssitzungen diente.

Dunkle Zeiten und der Neuanfang

Der Mainzer Judenfriedhof, Judensand genannt,

ist der älteste jüdische Friedhof Europas. Hier

stehen Grabsteine aus dem frühen 11. Jahrhundert,

der älteste wird auf 1049 datiert. Die 2010

eröffnete Neue Synagoge Mainz ist der Nachfolgebau

der im Dritten Reich zerstörten Hauptsynagoge

von Mainz – und ein architektonisches

Juwel. Heinrich Heine (1797–1856) hat mit

seinem „Rabbi von Bacharach“ an die leidvolle

jüdische Geschichte der Gemeinden am Rhein

erinnert. Aus Anlass des angeblichen Ritualmords

an Werner von Bacharach wurden am

Rhein im späten 15. Jahrhundert wieder einmal

Juden verfolgt, misshandelt und getötet. In

Heines Geschichte versöhnt der Rhein zwar die

Gegensätze, sie ist aber zugleich Aufforderung

zum kritischen Blick hinter die romantische

Kulisse.

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Hier schrieb

Hildegard von

Bingen Geschichte

Hingehen

25.6.–29.8. RheinVokal

Das Festival am Mittelrhein ist an Spielorten

von Ingelheim bis Bendorf zu Gast,

u. a. in der Basilika St. Martin, Bingen.

1.–15.8. Mattheiser Sommer-

Akademie

Meisterkonzerte mit Solistinnen und

Solisten von Weltrang.

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Klosterruine Disibodenberg, Nahe


„Der Wein macht das Blut des Trinkers gut

und gesund.“ Das meinte schon Hildegard von

Bingen. Die Äbtissin, Theologin, Seherin,

Dichterin, Natur- und Heilkundlerin war

geprägt durch die Natur ihrer Heimat an der

Nahe, wo auch heute noch der Wein, das Obst

und die Kräuter prächtig gedeihen.

Auch die heilende Wirkung des Hopfens und die

damit verbundene Braukunst beschrieb die

Heilige. Bierbrauen war in jenen Tagen sowieso

Frauensache. Wer heute auf Hildegards Spuren

unterwegs ist, findet somit einige Brauereien und

Biere, die noch nach ihr benannt sind, wie z. B.

die Brauerei Sankt Hildegard in Bingen. Auch

eine ehemalige Kapelle der Zisterziensermönche

des Disibodenbergs beherbergt heute eine

Brauerei inklusive eines Restaurants. Ganz im

Sinne und im Einklang mit Hildegard von Bingen.

Hildegard selbst wurde in der Nähe des Edelsteinzentrums

Idar-Oberstein geboren, hier

beginnt der Hildegard-von-Bingen-Pilgerwanderweg.

Sie schrieb über die heilende Wirkung

der Steine, die man dort immer noch findet und

bearbeitet, wovon man sich im Edelsteinmuseum

sowie in der einzigen zur Besichtigung freigegebenen

Edelsteinmine Europas im Steinkaulenberg

überzeugen kann.

Ansehen

Sonderausstellung

„Die Kaiserflüsterin“

(bis 31.10.) im Museum am Strom, Bingen,

mit Originaldokumenten und aufwendigen

grafischen Inszenierungen.

Kaiserpfalz Ingelheim und

Museum bei der Kaiserpfalz

Ein lohnender Ausflug zu diesem bedeutenden

Stützpunkt der reisenden Kaiser, hier traf

Hildegard von Bingen im Jahr 1163 Friedrich

Barbarossa.

In der Nähe befindet sich die Ruine des Klosters

Disibodenberg, in dem die Heilige nach dem

Eintritt ins Kloster bis zu ihrem 40. Lebensjahr

lebte. Um 1100 entstand das Benediktinerkloster

u. a. aus Teilen eines vormaligen römischen

Tempels. Im Jahr 1112 wurden Jutta von Sponheim

und ihre 14-jährige Schülerin Hildegard in

einer eigenen Klause im Männerkloster aufgenommen.

Hildegard wurde 1136, damals schon

berühmt, Leiterin des Frauenkonvents und

strebte ein eigenes Kloster an, das einige Jahre

später in Bingen entstehen sollte.

„Eine der schönsten

Örtlichkeiten der Welt“

Mit seinen Brückenhäusern über der Nahe, der

Pauluskirche, sehenswerten Museen u. v. m. ist

die Kurstadt Bad Kreuznach das kulturelle

Zentrum der Region. Der Hildegardweg endet

nur wenige Kilometer weiter dort, wo die Nahe

in den Rhein mündet: in Bingen, dem Tor zum

Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Hier auf

dem Rupertsberg lag Hildegards Frauenkloster,

im Museum am Strom kann man sich anschaulich

über sie und ihr Werk informieren. An einem

heißen Tag empfiehlt sich ein Terrassenplatz am

wunderschön gestalteten Rheinufer mit Rundblick

auf die Wallfahrtskirche St. Hildegard in

Rüdesheim-Eibingen, das Niederwalddenkmal,

den Mäuseturm, Burg Klopp, den Rochusberg.

„Eine der schönsten Örtlichkeiten der Welt“,

urteilte Goethe, der natürlich auch dort war.

Die Kaiserflüsterin

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Wer war dieser „Man

of the Millennium“?

Die Erfindung des Buchdrucks war der Beginn

einer ganzen Medienrevolution, war entscheidend

für den weiteren Verlauf der

Weltgeschichte und prägt unseren Alltag bis

heute. Post Mortem wurde Johannes

Gutenberg deshalb 1998 sogar von amerikanischen

Journalisten zum „Man of the

Millennium“ gekürt. Zu Recht. Die Ursprünge

des Buchdrucks liegen in Mainz und sein

Erfinder, Johannes Gutenberg, ist somit wohl

der berühmteste Sohn der Stadt. Wer sich

heute auf seine Spuren durch die rheinlandpfälzische

Landeshauptstadt macht, wird

schnell fündig.

Zunächst wacht auf dem Gutenbergplatz ein

überlebensgroßes Bronzestandbild des Buchdruckers

über das bunte Treiben der Mainzer

Altstadt. In unmittelbarer Nähe zur heutigen

Fußgängerzone stand einst der Hof zum Gutenberg,

in dem um 1400 Johannes Gutenberg als

Johannes Gensfleisch zur Welt kam. Später

benannte er sich nach dem Familienbesitz

Johannes Gutenberg. Wenige Schritte entfernt

befindet sich die Ruine der frühgotischen Kirche

St. Christoph – laut Überlieferung war sie

Gutenbergs Pfarrkirche. Leider im Zweiten

Weltkrieg zerstört, erinnert sie heute an die

Schrecken des Krieges. Die Vermutung, dass das

noch erhaltene spätgotische Taufbecken der

Kirche auch dasjenige von Gutenberg gewesen

sei, hat sich jedoch nicht bestätigt. Ein Stück

weiter, am Ende des Platzes, befindet sich der

Algesheimer Hof, in dem Gutenberg als Hofmann

(alter Begriff eines Gehöft-Pächters) seine

letzten Jahre verbracht haben soll.

Hingehen

März bis Aug. Mainzer Meisterkonzerte

und Mainzer Musiksommer

Klassische Konzerte im klassischen Raum,

und dass das auch richtig Spaß machen

kann, zeigen vor allem die Künstlerinnen

und Künstler, die im Juli und August beim

Musiksommer zu Gast sind.

19.6.–6.10. Summer in the City

Open-Air-Konzerte auf der Zitadelle

Mainz, über den Dächern der Stadt.

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Von hier aus gelangt man in wenigen Minuten

zur Einkaufsstraße Am Brand. In dem Menschengetümmel

und abgelenkt von den hell

erleuchteten Schaufenstern übersieht man leicht

das Haus zum Korb. Mit den für Gutenbergs Zeit

charakteristischen Treppengiebeln ist es das

neben der Kirche St. Christoph noch einzig

erhaltene Haus in Mainz, das unmittelbar mit

Johannes Gutenberg und der Erfindung des

Buchdrucks in Verbindung steht. Denn hier

richtete er seine Druckwerkstatt ein und druckte

die weltberühmten Bibeln. Sowohl die ganze

Geschichte rund um dieses weltumspannende

Literaturereignis als auch die Bibeln selbst

können im Gutenberg-Museum nahe dem

Mainzer Dom erlebt und besichtigt werden. Ein

besonderes Highlight ist der sogenannte Druckladen

des Museums,

der den Besuchern die Möglichkeit bietet, selbst

verschiedene Drucktechniken auszuprobieren.

Nach dem Museumsbesuch lässt es sich gut in

einem der vielen Cafés und Weinstuben im

Schatten des Doms verweilen. Der Domkreuzgang

stammt, wie Gutenberg, aus der Zeit um

1400 und ist damit ebenfalls ein baulicher

Zeitzeuge jener bedeutenden Tage. Passend

also, dass genau hier, rund um den Dom und am

Rhein, die Mainzer jedes Jahr die Johannisnacht

zu Ehren ihres berühmten Mitbürgers Johannes

Gutenberg feiern. Natürlich mit rheinhessischem

Wein und der dazugehörenden Lebensfreude,

wie sie auch Johannes Gutenberg schon kannte.

Mainz, Rheinhessen

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13


Hier stehe ich...

Es dauerte lange, bis die neue Technik

Johannes Gutenbergs, des in seiner Zeit

überhaupt nicht prominenten „Erfinders des

Buchdrucks“, einschlug: Das geschah erst mit

den Flugschriften Martin Luthers nach 1517 –

und den vielen Reaktionen darauf, pro und

contra.

Deshalb wurde Luther zum Reichstag in Worms

geladen. So trafen Luther und Kaiser Karl V. zum

ersten und einzigen Mal persönlich aufeinander:

der große weltgeschichtliche Moment in Luthers

Leben, seine Sternstunde.

Fest im Glauben verankert

Die katholische Kirche hatte die Wirkung dieses

Massenmediums unterschätzt und geriet nun

unter Druck. Im Januar 1521 wurde Luther durch

eine päpstliche Bulle exkommuniziert. Die Kurie

in Rom forderte, dass dem Kirchenbann die

Reichsacht folgen müsse, doch ohne rechtliches

Gehör durfte niemand geächtet werden.

Gefragt, ob er bei dem bleibe, was er in Büchern

behaupte, hielt Luther eine lange Rede, die mit

den Worten endete: „Wenn ich nicht durch

Schriftzeugnisse oder offenkundige rationale

Gründe widerlegt werde – denn allein dem

Papst oder den Konzilien glaube ich nicht, da

feststeht, dass sie häufig geirrt und sich auch

14


Ansehen

‚Hier stehe ich.‘ Gewissen und

Protest – 1521 bis 2021

Landesausstellung im Museum der Stadt

Worms (3.7.–30.12.) mit über 120 Exponaten

sowie je 14 Medienstationen und Themeninseln.

Luther, die Protestanten

und die Pfalz

ist Teil der Dauerausstellung im

Historischen Museum der Pfalz, Speyer.

Hingehen

16.7.–1.8. „Luther“

Uraufführung der Nibelungenfestspiele vor

dem Wormser Dom als hochspannende

Staatsaffäre zwischen Machtintrige und

Religionskampf.

Rekonstruktion von Worms 1521

selbst widersprochen haben –, so bin ich durch

die von mir angeführten Schriftworte gebunden.

Und solang mein Gewissen durch die Worte

Gottes gefangen ist, kann und will ich nicht

widerrufen, weil gegen das Gewissen zu handeln

beschwerlich, unheilsam und gefährlich ist.

Gott helfe mir! Amen.“ Mit der doppelten

Berufung auf das „Gewissen“ des gläubigen

Individuums stellt er dieses über alle Tradition

und Autorität. „Hier stehe ich, ich kann nicht

anders“ hat er so nicht gesagt, aber es fasst

Luthers Gewissensentscheidung sehr gut

zusammen. Für Kaiser Karl war die Sache damit

klar. Als oberster Schirmherr des christlichen

Abendlandes gehörte es zu seinen vornehmsten

Amtspflichten, gegen Ketzerei vorzugehen. Er

ließ am 19. April verkünden: „(...) denn es ist

sicher, dass ein einzelner Bruder irrt, wenn er

gegen die Meinung der ganzen Christenheit

steht, da sonst die ganze Christenheit tausend

Jahre und mehr geirrt haben müsste.“ Karls

Wormser Edikt sprach die Reichsacht über

Luther aus und ordnete die Verbrennung seiner

Bücher an. Damit war das Leben Luthers und

seiner Anhänger aufs Äußerste gefährdet. Erst

der Augsburger Religionsfriede 1555 änderte

dies, weil es nicht gelang, die Reformation

erfolgreich zu unterdrücken. In Worms hätte

alles noch ganz anders kommen können, wenn

Luther widerrufen hätte.

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Im Wald, da sind

die Räuber!

Die Jahre zwischen der Französischen

Revolution (1789) und dem Wiener Kongress

(1815) gelten als „große Zeit“ der Räuberbanden.

Koalitionskriege gegen Frankreich

verwüsteten ganze Landstriche. Missernten,

Einquartierungen und Abgaben ließen die

Gruppe der Menschen, die am Rand oder gar

außerhalb der Gesellschaft standen, rasant

wachsen. Viele sahen kriminelle Delikte als

einzigen Ausweg an und bildeten nicht selten

Räuberbanden, die ganze Landstriche links

und rechts des Rheins verunsicherten. Gerne

suchten sie sich bessergestellte Bürger und

Bauern als Opfer aus. Nur selten kannten sie

Mitleid.

Die unübersichtlichen Waldgebiete und die

territoriale Zersplitterung machten gerade den

Hunsrück, den Westerwald und den Taunus zum

Dorado für Gauner. Ab 1797 wurde die Region

ins Napoleonische Reich integriert und das neue

Strafverfolgungssystem führte dazu, dass die

meisten gefasst, abgeurteilt und ihre Anführer

oft noch in jungen Jahren hingerichtet wurden.

Mathias Weber, aus der Nähe von Neuss,

genannt der Fetzer, spielte eine Führungsrolle in

der um 1790 bei Groningen entstandenen

Niederländischen Bande. Er galt als gleichermaßen

verwegen wie brutal. Seine Bande war die

damals bestorganisierte und erfolgreichste. Um

1798 setzte sie sich auch im Raum Neuwied fest

und bildete die sogenannte Neuwieder Bande,

wobei ihnen zahlreiche Unterstützer halfen und

korrupte Amtmänner Schutz vor Verfolgung

boten. Der Fetzer wurde wiederholt festgenommen,

konnte jedoch mehrfach entkommen.

Unter anderem gelang ihm die Flucht aus dem

Windmühlenturm in Neuss durch einen Sprung

aus sieben Metern Höhe. Aber die ähnlich

spektakuläre Flucht des Schinderhannes aus

dem Gefängnisturm in Simmern machte mehr

Schlagzeilen.

Zwischen Heldenmythos und

Räuberpistole

Gegenüber dem später zu einer Art Robin Hood

verklärten Schinderhannes, Johannes Bückler,

der mit seiner Bande vor allem im Hunsrück und

im Taunus sein Unwesen trieb und 1803 in Mainz

sein Ende fand, war der Sohn eines Pfarrers im

Westerwald, Andreas Balzar von Flammersfeld,

eigentlich die faszinierendere Figur. Der ehemalige

Theologiestudent und Wilderer schloss sich

einer Räuberbande an und wurde ihr Anführer.

Als ein französischer Soldat von Flammersfelds

Braut vergewaltigte, begann dessen Bande,

einen Guerillakampf gegen die Franzosen; er

galt daher in der heimischen Bevölkerung als

Freiheitskämpfer. Es heißt, er habe 21 französische

Offiziere erschossen, bevor er 1797 im Hof

von Schloss Westerburg exekutiert wurde.

16


Wald bei Boppard, Romantischer Rhein

„Entdeckungsreise: Mittelalter

in Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz verfügt über ein außergewöhnlich

reiches kulturelles Erbe. Über

viele Jahrhunderte hinweg war der Raum

am Rhein eine politische, wirtschaftliche

und kulturelle Zentrallandschaft Europas.

Bedeutende historische Ereignisse fanden

hier statt, Könige und Kaiser, geistliche und

weltliche Fürsten hinterließen eine Vielzahl

beeindruckender Bauten. In den drei

jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms

und Mainz entstanden im Mittelalter

einzigartige Monumente. Wie in kaum

einem anderen Bundesland kann man in

Rheinland-Pfalz bis heute mittelalterliche

Geschichte am authentischen Ort erfahren

und erleben.

Ansehen

Räuber – 7000 Jahre Tatort

Mittelrhein

ist die aktuelle Sonderausstellung (28.3.21–

9.1.22) im Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein/Landesmuseum

Koblenz der GDKE

gegenüber dem Deutschen Eck in Koblenz.

Vom 3.7.2021-9.1.2022 kommt der Räuber Hotzenplotz

in einer Mitmachausstellung für Kinder

und Familien dazu.

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Schloss Engers, Neuwied, Romantischer Rhein

Kulturelles Gold

am Rhein

Von der Rheinromantik bis zur Industriegeschichte,

der Mittelrhein war immer ein Ort

kultureller Ursprünge. Eine Reise durch

Jahrhunderte deutscher Geschichte bietet

eine kleine Tour entlang des Mittelrheins, wo

es von faszinierenden Zeugnissen aus der

Geschichte nur so wimmelt.

besangen die Faszination des Rheins zwischen

Bingen und Bonn. Auch heute noch ist der

Charme dieser Gegend unverkennbar. Besonders

bei einer Schifffahrt durch das Tal, wobei

schroffe Felsen und Weinberge sowie zahlreiche

Burgen und alte Stadtbilder an einem vorüberziehen.

Die Romantiker im 18. Jahrhundert hatten eine

große Vorliebe für wilde Landschaften mit

mittelalterlichen Burgen und Städtchen und

waren somit am Rhein genau richtig. Egal ob

William Turner, Clemens Brentano oder Victor

Hugo – sie alle kamen, malten, dichteten oder

Verlässt man das berühmte „Tal der Loreley“ bei

Koblenz, der Heimat des Romantikers Clemens

Brentano und häufiger Aufenthaltsort des

Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, und

fährt weiter in Richtung Siebengebirge, kommt

man nach Schloss Engers direkt am Rhein, das

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Hingehen

31.5.–27.8. Mittelrhein Musik Festival

Swing, Jazz und mehr „open air“ mit Götz

Alsmann, Martha High und die Nils

Landgren Funk Unit, Mario Biondi u. a.

4.7.–30.9. Internationales

Musikfestival Koblenz

Junge Talente und Koryphäen der klassischen

Musikszene sind u. a. im Schlosshof

Engers zu erleben.

Ansehen

ARP-Museum, Remagen-Rolandseck

Mit Sonderausstellung „Rodin/Arp“

(27.6.–14.11.).

8.–29.8. Sonntagsmatineen

auf der Sayner Hütte.

20.–29.8. Rheinfels SAGA

Die Geschichte rund um Burg Rheinfels

am Originalspielort St. Goar.

in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im

Auftrag des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten

Johann IX. Philipp von Walderdorff als Jagd-,

Lust- und Sommerschloss erbaut wurde. Hier im

Spiegelsaal finden regelmäßig meisterhafte

Kammermusik-Konzerte der Villa Musica statt

und der Schlosshof wird zur Open-Air-Bühne.

Schmetterlinge und Eisenkunst

Engers ist ein Stadtteil von Neuwied, in dem sich

das Eiszeitmuseum in Schloss Monrepos und das

Roentgen Museum, das mit höfischer und

bürgerlicher Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts

faszinierende Einblicke in die Kulturgeschichte

gibt, befinden.

wenige Kilometer von Schloss Engers entfernt

– einer der faszinierendsten Orte deutscher

Industriegeschichte: die Sayner Hütte, spezialisiert

auf Gusseisen. Nach 1926 stillgelegt,

begeistert sie heute Besucher mit ihrer Geschichte,

ihren meisterhaften Produkten und

ihrer außergewöhnlichen Eisenkunstguss-Architektur.

Die Sayner Hütte ist Teil des Kulturparks

Sayn mit Schloss Sayn, dem berühmten Garten

der Schmetterlinge im Schlosspark, Burg Sayn,

dem Stammsitz derer von Sayn-Wittgenstein,

dem Mühlenmuseum Hein’s Mühle und der Abtei

Sayn aus dem 12. Jahrhundert. Nur einen kleinen

Spaziergang entfernt trifft man sogar auf den

rekonstruierten Limes, den römischen Grenzwall

mit Palisade und Wachtturm.

Noch während die Epoche der Rheinromantik

im vollen Gange war, entstand in Bendorf – nur

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Wiege der

Demokratie

Hambacher Schloss, Pfalz

Der Südwesten ist nicht nur die wärmste und

weinreichste Gegend, sondern auch die

„Wiege der Demokratie“ in Deutschland.

Ermutigt durch die Französische Revolution, griff

der Geist der Bürgerfreiheit auf die Gegenden

am Rhein über. Am 19. September 1789 läuteten

Bergzaberner Bürger die Sturmglocke, besetzten

das Rathaus und sperrten den regierungstreuen

Stadtrat aus. Dann entwickelte sich das

nahe Landau, die französische Festung, zum

Kernpunkt der revolutionären Bewegung. Im

September 1792 besetzten französische Truppen

die Pfalz und eroberten die Festung Mainz.

Damit gaben sie der revolutionären Bewegung

in der Südpfalz den letzten nötigen Anschub,

sich durchzusetzen. Die Gründung der Bergzaberner

Republik erfolgte am 14. März 1793.

Am 17. März 1793 trat das erste nach demokratischen

Grundsätzen zustande gekommene

Parlament der deutschen Geschichte im Mainzer

Deutschhaus zusammen, dem heutigen Sitz

des Landtags von Rheinland-Pfalz. Mit der

Mainzer Republik entstand ein bürgerlich-demokratisches

Staatswesen. Den Mainzer Delegierten

war jedoch bewusst, dass ihre Republik, auf

sich allein gestellt, nicht lebensfähig war. Daher

beantragten sie, wie zuvor schon die Bad

Bergzaberner, beim Konvent in Paris die Angliederung

an Frankreich. Der Konvent nahm beide

Anträge einstimmig an. Doch mittlerweile hatten

starke preußische Truppen mit der Belagerung

und Bombardierung der Stadt Mainz begonnen

und waren nach vier Monaten erfolgreich. Auch

in der Südpfalz wurden die Franzosen zurückgedrängt,

und so kam es überall zur Verfolgung der

deutschen Jakobiner und ihrer Angehörigen.

Das endete erst 1795, als die französischen

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Revolutionstruppen erneut zum Rhein vorstießen

und das gesamte linksrheinische Gebiet für

20 Jahre Frankreich angegliedert wurde.

Die erste Großdemonstration

Deutschlands

Das nächste Lebenszeichen der deutschen

Demokratiebewegung im deutschen Südwesten

war das Hambacher Fest 1832 auf dem Hambacher

Schloss bei Neustadt an der Weinstraße:

die erste politische Massendemonstration

Deutschlands. Auf Einladung von mutigen

Männern wie Johann Philipp Abresch aus

Neustadt, Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer und

Johann Georg August Wirth kamen über

30.000 Menschen, eine für damalige Verhältnisse

ungeheuer große Zahl. Aber auch hier wurde

von der Obrigkeit anschließend wieder vielen

Beteiligten der Prozess gemacht, auch wenn sie

– ein spektakulärer Akt des bürgerlichen Ungehorsams!

– zunächst vom Schwurgericht in

Landau freigesprochen wurden.

Hingehen

4.6.–29.8. „Liberté, wir kommen!“

Premiere feiert das Freilufttheater im

Schlosshof in Bad Bergzabern – dort, wo

die Geschichte im Jahr 1792 ihren Anfang

nahm. Anschließend geht das Chawwerusch-Ensemble

auf Tournee in der Pfalz.

Ab 5.9. Kunstpfad Kirrweiler

Aktuelle Kunst, dauerhaft im öffentlichen

Raum installiert und durch Sonderprojekte

ergänzt.

5.–18.9. Neustadter Herbst

Festival Alte Musik an der Weinstraße mit

Werken aus Renaissance, Barock und

Klassik und erstklassigem Wein renommierter

Neustadter Weingüter.

3.–24.9. Via Mediaeval „Nordlichter“

Musik und Räume des Mittelalters sind

Programm, wenn die Musiktraditionen

Nordeuropas an Orten romanischen

Ursprungs in der Pfalz erklingen.

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Nordlichter

Collage: Nordlichter in Zweibrücken

Das Motto des 30. Kultursommers Rheinland-

Pfalz lautet „Kompass Europa: Nordlichter“.

Die Kunst und Kultur, aber auch die Lebensart

der Länder Nordeuropas stehen bei zahlreichen

Veranstaltungen von April bis November

im Fokus. Hier einige Beispiele:

Die Kunsthalle Mainz zeigt

den dänischen Künstler

Joachim Koester in der

bislang umfangreichsten

Einzelausstellung in Deutschland

(vsl. bis Juni). Ab

Spätsommer geht es hier mit

„Your quarantine is my

normality“ um die Wahrnehmung

von Distanz und Nähe

mit Werken wichtiger

Vertreter der zeitgenössischen

Kunst aus Schweden, Norwegen und

Dänemark.

Die Sonderausstellung „Petterson, Pippi Langstrumpf

und Mama Muh“ zu den Figuren der

schwedischen Kinderbuchliteratur ist das ganze

Jahr über im Museum für Puppentheaterkultur,

Bad Kreuznach zu erleben.

Im „b-05“ in Montabaur (15.5.-19.6.) werden

Alltag und Kultur der Wikinger in einer Ausstel-

27.-29.8. Nordlichter Kulturfest in

Zweibrücken

Die Polarlicht-Installation „Borealis“ sowie

Straßentheater und Livemusik aus den

nordischen Ländern sind die Höhepunkte

dieses Sommerfestes des Kultursommers.

Mit dabei sind u. a. Kimmo Pojhonnen

(Finnland), Nicklas Sahl (Dänemark) und

Lucy in Blue (Island).

Das Wochenende ist auch der Auftakt

zum Festival Euroclassic in der Westpfalz.

Hier sind bis Oktober u.a. der schwedische

Akrobaten-Circus Circör, das dänische

Chortheater Amanda und das estnische

Vokalensemble Vox Clamantis zu Gast.

lung, mit Vorträgen, Musikveranstaltungen und

Holzworkshops lebendig. Nicht weit davon, im

Keramikmuseum Westerwald, sind die größten

Arbeiten der norwegische Künstlerin Marit

Tingleff zu sehen (10.6.-24.10.), die aus Westerwälder

Ton entstanden.

Mit acht Projekten in Deutschland haben die

beiden dänischen Baumeister Arne Jacobsen

und Otto Weitling hier die meisten Bauten

außerhalb ihrer Heimat realisiert, darunter das

Mainzer Rathaus. Ihre „Gesamtkunstwerke“ sind

in Mainz zu sehen (1.6.-2.7.).

Die Ausstellung „Northern Lights – durchs Feuer“

in der Villa Streccius, Landau, (13.8.-26.9.)

konzentriert sich ganz auf typische Keramik der

Länder Nordeuropas.

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Jazz nordisch

Theater, Film, Literatur & mehr

Beim Kammgarn-Jazzfestival in Kaiserslautern

gastieren in diesem Jahr das Nils Landgren

Projekt, das Tingvall Trio und die wohl bekannteste

norwegische Jazzsängerin: Rebekka

Bakken. Falls der geplante Termin vom 15. bis

18.4. nicht möglich sein sollte, findet das Festival

vom 19. bis 22.8. statt.

Rebekka Bakken ist auch der Top Act beim

Internationalen Jazzfestival Bingen (25.-27.6.).

Unter dem Motto „Northern Jazz Lights“ feiert

es sein 25. jähriges Jubiläum einfach nach. Auf

fünf Open-Air-Bühnen spielen außerdem das

Daniel Herskedal Quartett, das Snorre Kirk

Quartett, Kadri Voorand im Duo mit Mihkel

Mälgand u. v. m.

Palatia Jazz, das

weinkulinarische

Festival in der

Pfalz, hat einige

der besten

Jazzensembles

der nordischen

Länder zu Gast

(27.7.-22.8.),

darunter das

Tingvall Trio, das Emil Brandqvist Trio, Rhymden

und das Hakon Kornstadt Duo.

Einen finnischen Schwerpunkt hat das Horizonte

Weltmusikfestival (16.-18.7.) auf der Festung

Ehrenbreistein in Koblenz – mit Tango, Saunabereich

und finnischer Gastronomie.

Die Westerwälder Literaturtage (18.4.-28.10.)

präsentieren „Nordlichter“ aus Deutschland und

Nordeuropa. Eingeladen sind Arne Dahl, Katrine

Engberg, Hanns-Josef Ortheil, Mariana Leky,

Norbert Scheuer und viele andere.

Die Heimat Europa Filmfestspiele in Simmern,

Hunsrück (8.8.-6.9.; Schirmherr Edgar Reitz)

bieten aktuelle Heimatfilme aus den nordischen

Ländern und Deutschland - verbunden mit

Live-Musik und kulinarischen Spezialitäten.

Zum Abschluss des „Nordlichter“-Kultursommers

plant das Theaterfestival „NO STRINGS

ATTACHED“ in Mainz im Oktober ein internationales

Gastspielprogramm, u. a. mit dem Performance-Kollektiv

BERLIN mit „True Copy“, einem

Stück über den berühmten Kunstfälscher Geert

Jan Jansen.

Die Orgel:

Instrument des Jahres 2021

Viele große und kleine Orgeln wollen in Rheinland-Pfalz

entdeckt werden: Die Domorgeln,

die in eigenen Konzertreihen oder Festivals wie

den Internationalen Musiktagen Speyer erklingen,

moderne oder historische Instrumente.

Beginnend mit Trier-Pfalzel, stellt das Projekt

„Prelude-Orgel“ jederzeit Informationen und

Klangbeispiele zu kulturhistorisch wertvollen

Instrumenten bereit. 50 interaktive Tafeln werden

in diesem „Jahr der Orgel“ installiert.

Mehr Musik

Das Festival „Gegen den Strom“ an der Lahn

(Mai-Nov.) bietet in rund 30 Veranstaltungen

Musik, Theater, Tanz, Literatur, Philosophie und

Theologie zum Motto des Kultursommers

„Nordlichter“ sowie zum Thema „1.700 Jahre

jüdische Kultur in Deutschland“.

Welche Instrumente besonders geeignet sind

für die Musiktraditionen und die Interpreten

der „Nordlicht-Länder“, loten die Orgelwochen

des Kultursommers aus (20.8.-8.10.).

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