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durch
blick
Nr. 2/2021
kostenlos
zum Mitnehmen
Autorenzeitschrift
... nicht nur für Senioren
MEINUNGEN
INFORMATION
UNTERHALTUNG
KULTUR
Seit 1986
Siegener Naturfotograf
lebt im UNESCO-Weltnaturerbe Seite 20 20
Siegen-Weidenau
Weidenauer Str. 173
Telefon 0271 - 44022
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Tel. 0271.30372800
Inhaltsübersicht
Kurz berichtet
Kurz berichtet4
Aus den Beiräten 14
Aus den Seniorenbeiräten 16
Naturfotograf Roman Vitt 20
Geistiger Frühjahrsputz 23
Wie das Wissen den Regalen entrissen wurde 24
Museum Wilnsdorf 28
Faust 31
Der Keltenfürst vom Glauberg 32
Minilandwirtschaft im Wirtschaftswunder 34
Säuglinge zwischen warme Backsteine gelegt 38
Höhepunkt Kirmes 40
Sommertage 42
Kindheit in Burbach 44
Mundart 47
Das Portrait 50
Gedächtnistraining 52
Der kurze Traum vom eigenen Heim 54
Unsere Sprache folgt der Zeit 55
Auf dem Pilgerpfad der Mönche 56
Kein Tabuthema 57
Die Sprengung 58
Wie konnte das passieren 62
Sophie Scholl 64
Wiederkehrende Termine 70
Kreuztaler Ehrenamtsprojekte 72
Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“ 73
Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 74
Leserbriefe 77
durchblick verlost Freikarten 77
Es fiel uns auf / Lösungen 78
Zu guter Letzt / Impressum 78
Aus der Redaktion
An Sophie Scholl, eine „Andersdenkerin“ im positiven Sinn, die in diesem Mai
100 Jahre alt geworden wäre, erinnert Wilfried Lerchenstein. Sein Essay beschäftigt
sich nicht – wie üblich – mit der Widerstandskämpferin Sophie, sondern
mit der jungen Frau, die Wünsche und Erwartungen an die Zukunft hat. Wir lernen
sie als junge Studentin kennen, die sich erfahren will und neugierig ins Leben hinausstürmt.
(Ab Seite 64)
Dieses Heft ist der Start für eine Serie, die unregelmäßig unter dem Titel „Die
Auswanderer“ erscheinen soll. Wir wollen darin Menschen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein
vorstellen, die mit ungewöhnlichen Biografien, Berufen, Hobbys
usw. ihr Glück „in der Ferne“ gefunden haben. Mit Roman Vitt aus Mecklenburg-
Vorpommern beginnt die Serie. Er hat neben dem Titelbild auch alle Fotos auf den
Seiten 20-23 beigesteuert. Arg gebeutelt durch die coronabedingten Einschränkungen
hofft Roman Vitt nun wieder auf Gäste für seine Ferienwohnungen mitten im
Weltnaturerbegebiet und auf TeilnehmerInnen für seine Fotokurse.
Weiter geht es in der Winterausgabe mit der Wittgensteinerin Mechthild Lauber, die
ländlich – fast wie in Wittgenstein – in der Nähe von Hannover lebt. Seit vielen Jahren
beschäftigt sie sich kreativ mit ihrem Hobby „Hirngespinste“, einer besonderen Art
des Spinnens.
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2/2021 durchblick 3
Kurz berichtet
Maria Anspach
Eine große Kollegin hat die Bühne verlassen
Wir, die Kolleginnen und Kollegen des
durchblick, erinnern uns mit großer
Freude an die gemeinsame Zeit mit
Maria und sind sehr betroffen, dass
diese Periode nach fast 19 Jahren,
am 4. Februar 2021, unwiederbringlich
zu Ende gegangen ist. Wir hatten
Maria als aufrichtige und bescheidene
Frau ins Herz geschlossen und
sind dankbar für Zeit, die wir mit ihr
erleben durften. Maria gehörte zu den
Menschen, mit denen man gerne zusammen
war und Gedanken austauschte.
Sie verstand es, auf unaufdringliche
Weise Perspektiven zu erweitern und,
wenn es sein musste, „verführte“ Maria
dazu, eigene Sichtweisen zu überdenken.
Von ihren journalistischen und
schriftstellerischen Fähigkeiten haben
wir alle lernen dürfen.
Jan Vering, ihr früherer Kollege bei
der „Westfälischen Rundschau“, hatte
Maria, anlässlich der im „durchblick“
erschienen Rezension ihres Buches
„Mummenschanz“, so beschrieben:
„Maria Anspach ist eine Siegerländer
Institution. Zwar würde das niemand
vehementer bestreiten als sie selbst,
aber es stimmt trotzdem. Mindestens
zwei Generationen hiesiger Journalisten
aller Formate – gedruckt oder gesendet
– haben von ihrer Arbeit und
dem persönlichen Kontakt mit „Mary“
oder „der Maria“ profitiert. Sie ist ein
sehr ungewöhnlicher Mensch: offen bis
hin zur Verletzlichkeit, herzlich, dabei
ganz ohne Maske, was eigene Ängste
und Zweifel angeht“.
Den „durchblick“ hat Maria in den
Jahren ihrer aktiven Tätigkeit mit
unzähligen wunderbaren Beiträgen
bereichert. Die Bandbreite ihrer Themen
umfasste alles Menschliche, mit
aller Ernsthaftigkeit, wo es geboten
war, aber auch satirisch, karikierend,
entlarvend, wo es ihr notwendig erschien.
Sie hatte eine erfrischende
Respektlosigkeit vor Obrigkeiten und
eine gefühlvolle Wärme für die weniger
privilegierten Mitmenschen.
„Als Satirikerin stellt Maria scheinheilige
Konventionen bloß, demaskiert
hohle Sitten und Gebräuche. Hintergründig
philosophierend gibt sie ihrem
Pessimismus von der Unverbesserlichkeit
der Menschen die Form
von frechem Gespensterulk, makabren
Phantasien und grausamen Moritaten“,
so charakterisierte Wolfgang
Drost Maria äußerst treffend im Vorwort
ihres Buches „Mummenschanz.
Mit Maria Anspach ist nicht nur eine
aufrichtige und unbestechliche Journalistin
von der Bühne abgetreten, auch
für das letzte Mitglied des Siegener
Kabarettisten-Kleeblatts „Hexenbesen“
ist nun das Rampenlicht erloschen.
Nach Hilde Fiedler, Emmi Blume-Härter
und nun Maria Anspach hat sich der
Vorhang endgültig geschlossen.
MIETEN STATT
Kurz berichtet
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„NULLTARIF“.
Auf die Sieg-Taler, fertig, los
SVB‐Kunden bestimmen mit
Spielend Gutes tun: Die neue Sponsoringplattform der SVB.
Siegen. Sieg-Taler statt Bit-Coin! Auf
der neuen Sponsoringplattform der
Siegener Versorgungsbetriebe (SVB)
fließt jetzt diese neue Währung. Denn
der Energiedienstleister gibt Codes an
Kundinnen und Kunden aus, die anschließend
für die vielen Vereine im
Siegerland bares Geld wert sind.
Wer einen Spenden-Code für Sieg-
Taler ergattert hat, entscheidet, wohin
das Fördergeld fließt. Dafür haben die
SVB eine neue Sponsoringplattform
aufgesetzt. Hier präsentieren Vereine
ihre Projekte, für die sie finanzielle Unterstützung
brauchen. „Ehrenamtliche
halten das Siegerland lebendig“, sagt
Thomas Mehrer, Geschäftsführer der
SVB. „In den Vereinen treffen sich die
Bürgerinnen und Bürger; sie engagieren
sich für ihre Heimat und die Menschen
vor Ort. Das fördern wir schon
seit Jahren“. In diesem Jahr stellen die
Siegener Versorgungsbetriebe insgesamt
20.000 Euro für die Vereine aus
der Region auf der Plattform zur Verfügung.
Unter www.siegerland-vereint.de
können Vereine ab sofort Projekte vorstellen,
für die sie sich die finanzielle
Unterstützung der SVB wünschen.
Wie hoch die Summe ausfällt, entscheiden
die Menschen aus dem Siegerland.
Sieg-Taler gibt es im Wert von
einem bis zehn Euro.
db
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4 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 5
Kurz berichtet
Kurz berichtet
Pflege Zuhause
sicherstellen
Handverpackte Abwechslung
Bibliothek Wilnsdorf zum Mitnehmen
Arbeiterwohlfahrt – auf Reisen
Neue Ziele in ganz Deutschland
Bonn. Die Rahmenbedingungen für
die ambulante Pflege müssen verbessert
werden. Das fordert die BAGSO
– Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.
Rund achtzig
Prozent der Pflegebedürftigen werden
derzeit zu Hause versorgt, die meisten
fast ausschließlich von Angehörigen.
Die Zahl der Pflegebedürftigen
wird in den kommenden Jahren weiter
steigen, während gleichzeitig die
Zahl der potenziellen Pflegekräfte abnimmt.
„Wir brauchen gute Lösungen, um
auch in Zukunft möglichst vielen
Menschen bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit
ein Leben zu Hause zu ermöglichen.
Dazu zählen frühzeitige
Beratung, Hilfenetzwerke aus Familien,
Fachkräften und Ehrenamtlichen
vor Ort und ein Lebensumfeld, das
die Gesundheit fördert“, sagte Franz
Müntefering, Vorsitzender der BAGSO.
Präventive Hausbesuche sollten
bundesweit eingeführt werden, um
frühzeitig Hilfebedarfe älterer Menschen
zu erkennen und passgenaue
Unterstützung zu organisieren. Dazu
gehörten auch hauswirtschaftliche
Hilfen und Angebote zur Alltags- und
Lebensgestaltung. Pflegende Angehörige
müssten durch den Aufbau gemischter
Pflegearrangements unterstützt
und die Vereinbarkeit von Beruf
und Pflege verbessert werden. db
Bibliotheksleiterin Ina Bange packt fleißig Medienpäckchen.
Wilnsdorf. An der Seite eines Ermittlers
einen spannenden Kriminalfall lösen,
in geheimnisvolle Fantasiewelten
eintauchen oder bei zauberhaften Märchengeschichten
einfach mal tagträumen
– Lesen lässt uns oftmals alles um
uns herum vergessen.
Damit der Lesestoff nicht ausgeht,
bietet die Bibliothek Wilnsdorf die kontaktlose
Ausleihe an, mit der sich Inhaber
eines Bibliotheksausweises Unterhaltung
nach Hause holen können.
„Gerade in der momentanen Situation
sind viele dankbar über Abwechslung,
egal ob in Form von Büchern, Filmen
oder Hörspielen“, so Bibliotheksleiterin
Ina Bange. „Wir bekommen viele positive
Rückmeldungen von Nutzern, die
einfach froh sind, dass wir trotz verschlossener
Türen weiterhin für sie da
sind. Außerdem haben uns schon viele
kleine wunderbare Aufmerksamkeiten
erreicht.“ So finden die Mitarbeiterinnen
in den Rückgabekisten immer wieder
nette Briefe, Grußkarten und Süßigkeiten
von netten Nutzern.
Die kontaktlose Ausleihe funktioniert
so: Der Nutzer kann sich unter www.
go-libri.de informieren. Seine Wünsche
teilt er an (bibliothek@wilnsdorf.de)
oder 02739 802-200 mit. Daraufhin
suchen die Mitarbeiterinnen die Medien
heraus und packen ein „Bücherpaket“,
das, nach telefonischer Terminsabsprache,
vor dem Eingang der Bibliothek
abgeholt werden kann.
Ein gern angenommener Service ist
außerdem das Verschicken von Fotos
des Bestseller- und Neuerwerbungstischs
direkt auf das Handy der Leser.
Wer diesen Service nutzen möchte,
kann in der Bibliothek anfragen. Natürlich
ist auch die Rückgabe ausgeliehener
Medien kontaktlos möglich. Diese
können ganz einfach in eine beschriftete
Kiste auf dem Abholtisch gelegt
werden. Das digitale Angebot der Bibliothek
wird gut genutzt. „Im Januar
wurden 1033 Medien über die Onleihe24
ausgeliehen“, zieht Bange ein
erstes Fazit. Unter www.onleihe24.de
können Inhaber eines Bibliotheksausweises
zwischen zahlreichen eBooks,
Hörbüchern, Musik, Filmen und vielem
mehr auswählen und diese am Tablet,
eBook-Reader oder Smartphone nutzen.
Wer noch keinen Bibliotheksausweis
besitzt, kann diesen unter (portal.
wilnsdorf.de) beantragen. Bei Fragen
stehen die Mitarbeiterinnen der Bibliothek
zu den Öffnungszeiten telefonisch
und per E-Mail zur Verfügung. db
Siegen-Wittgenstein, Olpe. Auch
wenn in den ersten Monaten des Jahres
2021 die Corona-Pandemie die Reiseindustrie
weiterhin in Atem hält und vieles
eingeschränkt ist, besteht zumindest
etwas Hoffnung, ab dem Sommer
wieder wegfahren zu können.
Für reisefreudige Seniorinnen und
Senioren hat der AWO-Kreisverband
Siegen-Wittgenstein/Olpe zahlreiche
Urlaubsreisen im Programm: Vom 18.
– 28.07. geht es nach Bad Wörishofen
und vom 15. – 22.08. nach Bad Neuenahr.
Prien am malerischen Chiemsee
mit seiner faszinierenden Bergkulisse
wird vom 12. – 22.09. angesteuert.
Meeresliebhaber kommen bei Reisen
zur Insel Norderney im September (nur
noch Doppelzimmer frei) und vom 19.
– 29.10. voll auf ihre Kosten. Alle Fahrten
werden von ehrenamtlichen Reisebegleitern
betreut.
Anmeldung, Infos und Katalog bei der
AWO unter 0271/3386-167 oder per
E-Mail: Reisen@awo-siegen.de.db
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Ganzjährig: Weiße Hosen
In ihrem Fachgeschäft „Jeans 66” bietet
Inhaberin Petra Poggel klassische Herrenkonfektion
sowie klassische Jeanswear von
führenden Markenherstellern an.
Hier sind Hosen in allen Größen,
Längen, Schnitten und Formen verfügbar.
In allen Konfektionsgrößen gibt es eine
einzigartige Auswahl von ca. 50 kg bis
ca. 300 kg Körpergewicht, bzw. ca. 160 cm
bis ca. 220 cm Körpergröße.
Die außergewöhnliche Fachkompetenz sowie
das unglaublich umfangreiche und hochwertige
Sortiment vom Slip bis zum Sakko hat sich weit
herumgesprochen: Die Kunden kommen aus
dem gesamten Bundesgebiet.
Zur Schützenfest- und Sommersaison gehören
selbstverständlich auch weiße Hosen in feinster
Strechqualität.
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von der Chefin persönlich von A-Z bedient.
– So soll´s sein!
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Betriebsferien 2021: Montag 6. September bis Samstag 9. Oktober
6 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 7
Kurz berichtet
Kurz berichtet
Enkellos
Umfrage der Uni
Zeit schenken
Ein ganz besonderes Ehrenamt
Wegweiser für
24-Stunden Versorgung
Neunkirchen im Bundesprogramm
Projekt für Menschen mit Demenz
Pia Brettschneider
Siegen. Was macht das mit einem,
wenn man ungewollt ohne Enkel bleibt?
Wie gehen Sie mit der Sehnsucht nach
einem Enkelkind um? Hat Ihr unerfüllter
Wunsch Auswirkungen auf das
Wohlbefinden? Empfinden Sie diese
Situation als belastend? Genau diesen
Fragen widmet sich die Universität Siegen
in einer groß angelegten Umfrage.
In der Studie soll untersucht werden,
ob der unerfüllte Enkelwunsch Einfluss
auf das Wohlbefinden hat.
Pia Brettschneider von der Uni Siegen
bittet, die Studie zu unterstützen. Wer
möchte, sollte mindestens 55 Jahre alt
sein, mindestens selbst ein Kind über 27
Jahre und kein leibliches Enkelkind haben
und bereit sein, an einem Interview
teilzunehmen. Unter allen Teilnehmenden
werden - sozusagen als Dankeschön
- Buch-Gutscheine im Wert von 30 Euro
verlost. Informationen unter www.enkellos.de
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Kreuztal. Schwerstkranken Menschen
Zeit und Trost spenden, ist das Ziel der
ambulanten Hospizhilfe der Stiftung Diakoniestation
Kreuztal. Ehrenamtliche
Hospizhelfer kommen einer elementar
wichtigen Aufgabe nach, sie stehen den
Menschen in der letzten Lebensphase
zur Seite.
Ohne Fachkenntnisse ist all dies nicht
zu leisten. Die Ehrenamtlichen durchlaufen
zunächst eine Schulung, um die
Aufgaben und zuweilen auch Herausforderungen
der Begleitung zu meistern.
Dazu gehört neben der Vermittlung von
Wissen und Fähigkeiten auch die Auseinandersetzung
mit der eigenen Sterblichkeit.
Am Ende erhalten alle Teilnehmer
ein Zertifikat und können eine
Begleitung beginnen.
Teilnehmen können Männer und Frauen
aus unterschiedlichen Berufsbildern,
Die Haar-Spezialisten
bei allen
Haarproblemen!
unabhängig der Konfession und des Alters.
In einem ersten persönlichen Gespräch
mit der Leitung des Hospizdienstes
können die Interessenten vor Beginn
des Ausbildungskurses bereits Fragen
stellen und das Ehrenamt unverbindlich
kennenlernen.
Die Einsatzorte der ehrenamtlich Tätigen
für die ambulante Hospizhilfe der
Stiftung Diakoniestation Kreuztal sind
vielfältig. Die Begleitung der schwerstkranken
und sterbenden Menschen findet
zu Hause, in Seniorenheimen und in
Krankenhäusern statt.
Voraussichtlich im September startet
der neue ca. neunmonatige kostenlose
Ausbildungskurs. Interessierte erhalten
Informationen zum neuen Kurs bei
Katherina Platte unter 02732/1028
oder E-Mail platte@diakoniestationkreuztal.de.
Ein Teil des Teams. Hintere Reihe v.l.: Kathi Heide, Mirjam Schleifenbaum, Elke
Bernshausen, Martina Vetter, Annette Krämer-Becker, Anne Treude. Vordere Reihe
v.l.: Angelika Swirinski-Kölsch, Ulrike Conrad, Carmen Heide, Martina Klappert.
Kompetente Ansprechpartnerinnen für
Alterszahnheilkunde
Dr. Silja Stötzel & Dr. Cynthia Six
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Öffnungszeiten: Mo.–Do. 7:30–19:30 Uhr • Fr. 7:30-13:30 Uhr
Hausbesuche sind möglich
Siegen. Im eigenen Haushalt rund
um die Uhr versorgt zu werden — das
wünschen sich viele alte und pflegebedürftige
Menschen. Mit Schlagworten
wie „24-Stunden-Betreuung“ werben
Vermittlungsagenturen mit Versprechungen
für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
Was für viele ältere Menschen
und ihre Angehörigen verlockend klingt,
entspricht jedoch vielfach nicht den
geltenden rechtlichen Regelungen.
Die Verbraucherzentrale NRW hat in
ihrem überarbeiteten Wegweiser „Ausländische
Haushalts- und Betreuungskräfte
im Privathaushalt“ zusammengestellt,
welche legalen Möglichkeiten
es bei der Einstellung einer ausländischen
Kraft zur Betreuung von Senioren
gibt.
In der Broschüre werden Vor- und
Nachteile einer Beschäftigung der Betreuung
durch ausländische Kräfte
beleuchtet und mögliche Stolperfallen
aufgezeigt.
So lässt das deutsche Arbeitsrecht
zum Beispiel keine ununterbrochene
Beschäftigung zu. „Vielen ist nicht
klar, dass eine 24-Stunden-Betreuung
mit dem Arbeitszeitgesetz nur
vereinbar wäre, wenn verschiedene
Personen in drei Schichten arbeiten
würden“, so Charlotte Dahlheim, Projektleiterin
NRW. Legal ist eine solche
Beschäftigung, wenn Steuern und Sozialversicherungsbeiträge
entweder in
Deutschland oder im Herkunftsland
der Haushalts- und Betreuungskraft
gezahlt werden.
Adressen unter www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen
oder
www.pflegewegweiser-nrw.de.db
Bettina Großhaus-Lutz
Neunkirchen. Das Bundesministerium
für Familie, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
hat das Bundesprogramm „Lokale Allianzen
für Demenz“ ins Leben gerufen.
Die Gemeinde Neunkirchen wurde in
der aktuellen Förderwelle in das Bundesprogramm
für die kommenden drei
Jahre aufgenommen. Unter dem Projektnamen
„Neunkirchener Allianzen für
Menschen mit Demenz (Neunkirchen/
Siegerland)“ haben sich neben der Senioren-Service-Stelle
der Heimatverein
Zeppenfeld, der Verein Hand in Hand
Neunkirchen e.V., die evangelische Kirchengemeinde
Neunkirchen und der
DRK Ortsverein zusammengeschlossen.
Mit der Stabilisierung und Ausweitung
des Netzwerks der lokalen Akteure in der
Seniorenarbeit soll eine bessere Integration
demenzerkrankter Menschen in
das Alltagsleben gefördert werden. „Wir
möchten vermeiden, dass sich erkrankte
Menschen zurückziehen“, erklärt Seniorenberaterin
Bettina Großhaus-Lutz.
„Der Rückzug aus dem gesellschaftlichen
Leben hat neben den Symptomen
der Demenzerkrankung, auch noch die
Vereinsamung des Betroffenen und seiner
Angehörigen zur Folge.“
Stattdessen sollen mit dem Projekt
„Neunkirchener Allianzen für Menschen
mit Demenz (Neunkirchen/Siegerland)“
das bestehende Netzwerk ausgedehnt,
die Lebenssituation von Demenzkranken
und ihren An- und Zugehörigen optimiert
werden. „Der Schwerpunkt liegt
auf der Entlastung und Unterstützung
der Betroffenen.
Künftig möchten wir unseren Blick
aber auch auf die Teilhabe an gemeinsamen
Veranstaltungen im Freizeit- und
Kulturbereich richten“, so Großhaus-
Lutz. Geplant sind u.a. ein Demenzcafé,
geführte Wanderungen sowie Theaterund
Konzertbesuche für Menschen mit
und ohne Demenz. Unter dem Titel „Es
war einmal“ sollen zur Erinnerungspflege
Nachmittage mit Filmen und Bilddokumenten
aus dem Siegerland angeboten
werden. Nicht zuletzt ist „Mach
mal P.A.u.s.e.“ (Pflegende Angehörige
unterstützen, stärken, entlasten) ein
wichtiger Baustein.
db
8 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 9
Fürstlich fühlen
im Oberen Schloss
Einst war es die Residenz der Grafen
und Fürsten von Nassau. Heute beherbergt
das Obere Schloss mit dem
Siegerlandmuseum eine bedeutende
Sammlung zur Kunst– und Kulturgeschichte
der Region.
Auf www.siegerlandmuseum.de finden
Sie Informationen zu Dauer- und
Sonderausstellungen, Führungen und
museumspädagogischen Angeboten.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Kontakt: Siegerlandmuseum
Oberes Schloss 3 • 57072 Siegen
Telefon (0271) 23041-0
siegerlandmuseum@siegen.de
www.siegerlandmuseum.de
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr,
Sonderöffnungszeiten an Feiertagen.
Kurz berichtet
Hallo Hanna
Besuchsdienst der Siegerländer Frauenhilfen
Beate Ohrendorf-Weiß koordiniert
und begleitet den Besuchsdienst.
Siegen. Der Bezirksverband der Siegerländer
Frauenhilfen e. V. bietet einsamen
Menschen jeden Alters einen
telefonischen Besuchsdienst an. Viele
Menschen befinden sich isoliert in ihren
Wohnungen oder Häusern ohne eine
persönliche Teilhabe am gesellschaftlichen
Geschehen. Ihnen fehlt der lebendige
Austausch, wie z.B. nur ein
„Schwätzchen“ an der Haustür.
Sie benötigen Menschen, die sich Zeit
nehmen für ihre Anliegen, Gedanken
und Erlebnisse. So kann das Gefühl der
Einsamkeit oder Isolation zumindest
verkleinert werden.
Vom Bezirksverband ist geplant, diese
Menschen an einem fest vereinbarten
Wochentag, durch qualifizierte
Ehrenamtliche anrufen zu lassen Die
Koordinatorin Beate Ohrendorf-Weiß
vermittelt und begleitet das Projekt.
Die Angerufenen dürfen sich ganz dem
Erzählen ihrer Anliegen widmen und, die
GesprächspartnerInnen haben das, was
heute meist fehlt: Zeit.
Angestrebt ist, dass eine gegenseitige
Anteilnahme und Vertrauen in einer
freundschaftlichen Wahlverwandtschaft
entsteht. „Wir möchten Menschen, die
sich isoliert und einsam fühlen, ermutigen
regelmäßig zu telefonieren und ihren
Bedarf dafür anzumelden“, erzählt
die Koordinatorin.
Kontakt unter 0271/22511 oder E-
Mail: info@hallohanna.de.
Das Projekt wird unterstützt durch
die Bürgerstiftung Siegen und durch
die Evangelische Kirche von Westfalen.
Die Geschäftsstelle des Bezirksverbands
befindet sich in Siegen, in der
Friedrichstraße 27.
db
Wohnungsunternehmen
gegründet 1909
An der Alche 7
57072 Siegen
• Telefon: 02 71/33 58 70
• Fax 02 71/ 3 35 87 23
• www.wgseg.de
• E-Mail: info@wgseg.de
Wohnstätten -
genossenschaft
Siegen eG
Ihr Partner fürs
Wohnen und Bauen
MitarbeiterInnen wehren sich
Finanzierung soll gekürzt werden
Siegen. Sie machen auf die geplanten
Kürzung des Tagespflege-Budgets
aufmerksam, die MitarbeiterInnen von
Statt Altenheim. „Die geplanten Änderungen
könnten über 5.000 Betreiber
von Tagespflegeeinrichtungen in existentielle
Not bringen und würde einen
erheblichen Einschnitt für die Gäste und
deren Angehörigen bedeuten“, berichtet
Verena Moczarski von Statt Altenheim.
Das Bundesministerium für Gesundheit
hat sein Eckpunktepapier zu den
geplanten Gesetzesänderungen der
neuen Pflegereform 2021 herausgegeben.
Eine der größten
Änderungen: Das
Budget zur Nutzung der
Tagespflege soll halbiert
werden.
Für viele Pflegebedürftige
wäre durch die
angedachte Halbierung
des Tagespflegebudgets
eine Versorgung in den
eigenen vier Wänden
nicht mehr möglich. Für
sie bliebe nur noch der
Weg ins Altenheim. db
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guten und sicheren
Wohnraum zur Verfügung.
Rufen Sie uns an
oder besuchen Sie uns.
Besucherzeiten:
Montag: 8.30-12.00 Uhr
Mittwoch: 8.30-12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00-16.00 Uhr
oder nach Vereinbarung
10 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 11
Kurz berichtet
Pleasures of Association, and Poissons, such as Love-
Siegen. Ausstellung der Künstlerin
Mariana Castillo Deball im Museum für
Gegenwartskunst Siegen.
Die in Mexiko-City geborene Bildhauerin
stellt mit ihren Arbeiten die Weltkulturen
in völlig neue Zusammenhänge,
um auch unbequeme Wahrheiten über
unser europäisches Geschichtsbild zu
visualisieren. Ein großes Thema Deballs
ist die Zeit der Eroberer, Konquistadoren
und Kolonialisierung durch die Europäer.
Sie recherchiert in Bibliotheken und
Archiven, arbeitet mit Wissenschaftlern
zusammen, unter anderem mit Historikern,
Archäologen oder Ethnologen.
Aus diesen Erkenntnissen entstehen
ihre Arbeiten in der ihr eigenen künstlerischen
Sprache. Sie stellt mit ihren
Installationen, Videos und Skulpturen
neue zeitliche, räumliche und kulturelle
Zusammenhänge her. Ohne Teamarbeit
mit Künstlern vor Ort und Expertenwissen
wäre ihre Arbeit gar nicht möglich.
Magisch zieht es den Besucher gleich
in den großen Ausstellungssaal, wo sie
ihr Werk die „Nuremberg Map of Tenochtitlan“
von 2013/2021 präsentiert.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte
ihrer Geburtsstadt Mexico City,
die auf den Trümmern der ehemaligen
Azteken-Hauptstadt Technochtitlan
entstanden ist. Mit der Eroberung Mexikos
durch Hernán Cortéz für die spanische
Krone wurden die Menschen und
die Hochkultur der Azteken sowie ihre
Stadt nach und nach ausradiert – durch
Unterdrückung, Gewalt und Zerstörung
Amarantus
Überraschend, unbequem, und originell
Foto: Rita Petri
Nuremberg Map of Tenochtitlan
ebenso wie durch die Verbreitung von
neuen Seuchen durch die Eroberer. Mit
dem Stadtplan von 1521 und seiner
späteren Verfielfältigung und Verbreitung
wollte sich die spanische Krone
rechtfertigen, wie lohnend die kostspielige
Eroberungs- bzw. Raubzug-Politik
in den neu entdeckten Ländern war. Ein
lohnendes Investment für die europäischen
Kolonialherren. Deball nahm sich
diese Nürnberger Karte, die wiederum
auf einem Plan der präkolonialen Zeit
von einem Azteken basierte, zum Vorbild
für ein raumübergreifendes Pflaster
aus Holzplatten, in welches diese Karte
eingraviert ist. Darauf stehen lebensgroße,
bunt maskierte Figuren, die sich
auf Karnevalstänze der Kolonialherren
beziehen. Diese üppigen Feste waren
nur für Spanier zugelassen. Die indigenen
Einwohner feierten dann eigene
Feste in ähnlichen Kostümen als Persiflage
auf den christlichen Brauch.
Mit dieser Arbeit wurde Mariana Deball
2013 mit dem Preis der Nationalgalerie in
Berlin ausgezeichnet.
Eine aktuelle Installation von
2017/2021 ist „Pleasures of Association,
and Poissons, such as Love”.* Hier
hat Deball ein Bambusgerüst spiralförmig
aufgehängt, an dem zarte Bahnen
aus weißem, hellen Japan-Papier durch
den Raum zu schweben scheinen. Die
Papierstreifen sind mit Tuscheabreibungen
von verschiedenen Fossilien bedeckt.
Ein filigranes Werk. Es basiert auf einer
Technik, die eine amerikanische Archäologin
bei der Erforschung der Maya-Kultur
einsetzte, um Spuren uralter Fossilien
als Abdruck im Stein zu dokumentieren.
Deball setzt sich hier mit der Evolution
auseinander und zeigt die Entwicklung
der Wirbeltiere vom Fisch zum Vogel. Der
Prozess dauerte 200 Millionen Jahre.
Amarantus, der Titel der Ausstellung,
bezieht sich auf die Pflanze Amarant
(Fuchsschwanz), die in der griechischen
Mythologie eine nie verwelkende Pflanze
meint. Auch Mariana Castillo Deball sieht
in ihren Arbeiten ähnlich, dass Kunst und
Wissenschaft der Weltkulturen, wenn
auch vergessen oder zerstört, in Bruchstücken
weiterleben und immer wieder
neu aufblühen. Ein Rundgang sorgt noch
für viele neue Überraschungen.
Die umfassende Ausstellung war bis
zum 30.05.21 in Siegen geplant, vielleicht
geht sie noch in Verlängerung.
Reichhaltiges Material zu „Amarantus“
findet sich auch auf der Homepage unter
MGK Siegen sowie ein Ausstellungsgespräch
mit der Künstlerin und Museumsdirektor
Thomas Thiel auf You Tube.
Mariana Castillo Deball: geb. 1975 in
Mexiko-Stadt, Kunststudium an der Universität
UNAM in Mexiko, später u.a. in
Maastricht, Niederlande. Sie lebt heute
abwechselnd in Berlin und Amsterdam.
Seit 2015 lehrt sie außerdem als Professorin
für Bildhauerei an der Kunstakademie
in Münster.
Tessie Reeh
*Ein Zitat und Wortspiel von Naturforscher Charles Darwin.
Kurz berichtet
Professorin für Soziale Arbeit
FOM Hochschule beruft Dr. Kathrin Bieler
Siegen. Die FOM (Hochschule für
Oekonomie und Management) in Siegen
verstärkt den Hochschulbereich
„Gesundheit & Soziales“. Dr. Kathrin
Bieler, seit dem Wintersemester 2019
Lehrbeauftragte am Siegener Hochschulzentrum,
wurde zur Professorin
für Soziale Arbeit berufen.
Prof. Dr. Kathrin Bieler studierte „Soziale
Arbeit“ an der Fachhochschule Koblenz,
nach dem Diplom schloss sie ein Master-Studium
in „Gerontomanagement“
an der Katholischen Fachhochschule
Mainz an. 2017 folgte die Promotion am
Institut für Soziologie der Universität
Koblenz-Landau mit dem Schwerpunkt
Organisationsentwicklung und Konfliktmanagement.
Berufliche Erfahrungen sammelte Kathrin
Bieler zunächst in verschiedenen
Einsatzfeldern der Kinder- und Jugendhilfe.
Anschließend war sie als Dipl.-Sozialarbeiterin
und -pädagogin im Sozialen
Dienst im Marienhaus Altenzentrum
St. Josef in Betzdorf sowie in der Beratungs-
und Koordinierungsstelle für ältere
und pflegebedürftige Menschen im
Pflegestützpunkt Hamm/Wissen tätig.
Seit 2011 ist Dr. Kathrin Bieler Teil des
Qualitätsmanagement-Teams für die Altenhilfe-Einrichtungen
der Gemeinnützigen
Gesellschaft der Franziskanerinnen
zu Olpe mbH. In Siegen lehrt Prof. Dr.
Kathrin Bieler Methoden und Theorien
der Sozialen Arbeit, Case Management
und Qualitätsmanagement im Sozialund
Gesundheitswesen.
db
DRK Rettungsdienst
erhielt erneute Zertifizierung
Siegen-Wittgenstein. Der DRK Rettungsdienst
wurde erneut von der Deutschen
Gesellschaft zur Zertifizierung
von Managementsystemen zertifiziert.
„Seit 1996 ist unser DRK Rettungsdienst
bereits nach ISO 9001 zertifiziert.
In den letzten Jahren erfolgten
umfangreiche Änderungen, sowohl an
der Norm als auch in unseren internen
Arbeitsabläufen. Mit Einführung der Intranet
Plattform „Vision“ konnten wir
bereits im Jahr 2018 die erfolgreiche
Zertifizierung auf die ISO 9001:2015
erreichen“, sagt Marco Klein, Qualitätsmanagement
Beauftragter des Kreisverbandes.
db
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12 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 13
Aus den Beiräten
Abschied von einem guten Freund und Kollegen
Siegen. Dr. Horst Bach ist 80-jährig
als Vorsitzender des Siegener Seniorenbeirats
nach kurzer, schwerer
Krankheit verstorben.
Nahezu sieben Jahrzehnte ist es
her, dass wir uns das erste Mal begegneten.
Es war im evangelischen Kindergottesdienst
in der Haardter Kirche,
wo mich Horst Bach als Neuling
mit unserer Gruppenleiterin bekannt
machte. Horst war kurz zuvor auf
das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium
gewechselt, wo wir uns einige Jahre
später im Turnverein der Schule wieder
trafen. Er führte uns Jüngere in die nicht
immer angenehme Kunst des Geräteturnens
ein und belohnte uns abschließend
stets mit einem Basketballspiel.
Unsere anfänglich häufigen Schrittfehler
korrigierte er mit freundlicher Gelassenheit.
Im Laufe der Zeit war er mehrfach
Schiedsrichter bei Fußballspielen gegen
eine benachbarte Klasse. Nicht zuletzt
dank seiner Erfahrungen als junger Unparteiischer
bei Vereinsspielen brauchte
er nie einen Platzverweis auszusprechen.
Nach seinem Lehramtsstudium und
ausgiebiger schulpraktischer Erfahrung
war er 20 Jahre lang Rektor einer
Grundschule, bevor er als Schulaufsichtsbeamter
in den Kreis Olpe wechselte
und dort zum Schulamtsdirektor
befördert wurde. In diese Zeit fällt sein
Promotionsstudium zum Doktor der Philosophie.
Sein Doktorvater war Professor
Wolfgang Klafki. Dieser hatte für die
geisteswissenschaftliche Pädagogik ein
ähnlich hohes Ansehen wie Fritz Walter
für den Fußball der Männer. Apropos
Fußball: Bei gelegentlichen gemeinsamen
Fortbildungsveranstaltungen bestand
immer noch genügend Zeit für
Fachsimpeleien rund um das runde Leder.
Auch Heiteres aus früherer gemeinsamer
Schulzeit war ein willkommenes
Thema am Rande.
Im Jahre 2007 wurde Horst Bach in
den Seniorenbeirat der Universitätsstadt
Siegen gewählt und übernahm
das Amt des Pressesprechers. Im
Jahre 2012 wurde er Vorsitzender
des Gremiums. Im Jahre 2017 wurde
er wegen seiner Beliebtheit und geschätzten
Leitung wiedergewählt. Das
Wohl der älteren Mitbürgerinnen und
Mitbürger war ihm stets ein Herzensanliegen.
Einfühlsamkeit, Uneigennützigkeit
und hilfsbereite Wertschätzung
waren Richtschnur für sein Tun. Damit
wurde der Seniorenbeirat als Sprachrohr
der älteren Generation mit Leben
erfüllt. Auch in kritischen Situationen
bewies er Humor, Geschick und Weitblick
im Sinne aller Beteiligten. In seine
Amtszeit fiel ein reger Austausch
mit den Seniorenvertretungen der
Partnerstädte Leeds, Plauen, Ypern
und Zakopane. Besonders der Besuch
in der polnischen Wintersportmetropole
wurde zu einem unvergesslichen
Erlebnis. Weitere Höhepunkte waren
Plenumsveranstaltungen mit den Vorsitzenden
der Bundes- bzw. Landesseniorenvertretungen
Franz Müntefering
und Jürgen Jentsch im vergangenen
Jahr sowie Vorträge fachkundiger Referenten
zu Themen, welche vor allem
die ältere Generation betreffen.
Wir alle sind Horst Bach dankbar für
die gemeinsame Zeit. Er wird uns als
Freund, Kollege und Vorbild stets in
guter Erinnerung bleiben.
Ernst Göckus
So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden
Die Senioren- und Pflegeberatung
des Kreises Siegen-Wittgenstein
informiert und berät zu:
• Finanzierungsmöglichkeiten der Pflege und
sozialen Leistungen im Alter
• Vorbereitung auf Pflegegutachten und
Anträge für Pflegeleistungen
• Angeboten und Organisation von Pflege-,
Hilfe und Unterstützungsmöglichkeiten
• Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung
Für wen?
Ältere Menschen, Pflegebedürftige,
Angehörige und Bezugspersonen
Was?
Kostenlose, vertrauliche und
anbieterneutrale Beratung
Wann?
Vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit
oder bei bestehendem Pflegebedarf
Wo?
Kreisweit in allen Regionen,
bei Bedarf auch zuhause
Stelle jetzt wieder besetzt
Neue Behindertenbeauftragte im Dienst
• Altersgerechtem Wohnen
• Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige
Monica Massenhove
Siegen. Die Stadt Siegen hat seit Februar
eine neue Beauftragte für die Belange
der Menschen mit Behinderung.
Monica Massenhove folgt auf Rainer
Damerius, der im Juli letzten Jahres
nach fast 30-jähriger Tätigkeit in den
Ruhestand verabschiedet wurde. Monica
Massenhove ist seit 1990 bei der
Stadtverwaltung Siegen als Diplom-
Sozialpädagogin in verschiedenen Arbeitsbereichen
beschäftigt. In diese
Zeit fällt auch ihr berufliches Engagement
bei dem Aufbau des Frauencafés
Mayla sowie der Kultur- und Begegnungsstätte
„KulturIntegrationQuartier“
(KIQ) für Flüchtlinge, Asylbewerber
und Zugewanderte in der ehemaligen
Hammerhütter Schule.
„Durch ihre langjährige Tätigkeit im
Bereich Jugend und Soziales ist Monica
Massenhove mit den Strukturen
professioneller sowie ehrenamtlicher
Arbeit bestens vertraut“, erklärt Dezernent
André Schmidt. Hauptaufgabe der
59-Jährigen werde es sein, das bestehende
Netzwerk mit und für Menschen
mit Behinderung weiter zu stärken und
auszubauen.
Zunächst möchte sie sich bei allen
Akteuren, Gremien und Institutionen
vorstellen, „gemeinsam bedarfsgerechte
Angebote konzipieren und realisieren,
das ist das Ziel meiner Tätigkeit als Beauftragte
für die Menschen mit Handicap
oder Beeinträchtigungen in Siegen“,
betont Monica Massenhove. db
Ansprechpartnerinnen
Sonja Irle: 0271 333-2729
Heike Dielmann: 0271 333-2728
Katharina Massong: 0271 333-2723
Gaby Jakobs: 0271 333-2722
Dienstgebäude
Kreis Siegen-Wittgenstein
Bismarckstraße 45, 57076 Siegen
(Zugang barrierefrei)
E-Mail: pflegeberatung@siegen-wittgenstein.de
www.siegen-wittgenstein.de/pflegeberatung
14 durchblick 2/2021
2/2021 durchblick 15
Aus den Seniorenbeiräten
Sitzplatzhöhe
Internetpräsenz für SeniorInnen
Siegen. Die im Planungsentwurf
Herrengarten vorgestellte Sitzplatzhöhe
von 45 cm ist nach Ansicht des
Seniorenbeirats nicht altersgerecht.
Schon seit langem fordert das Gremium
durch ihren Vertreter Helmut
Plate, dem Sprecher des Arbeitskreises
Verkehr und Sicherheit, eine
Sitzhöhe von 55 cm, z. B. auch in
Buswartehäuschen. Denn ältere Menschen
haben, wie auch Behinderte
und Kranke, weniger Schwierigkeiten
beim Hinsetzen, wohl aber beim sich
Erheben, d.h. je tiefer der Sitz, umso
beschwerlicher das Aufstehen. Fehlende
Armlehnen verhindern zudem
die Möglichkeit des Aufstützens.
Da der geplante Park der Erholung
dienen soll, sei, so der Seniorenbeirat,
davon auszugehen, dass zahlreiche
Menschen der genannten Gruppen
dort anzutreffen sind, die Forderung
deswegen einen breiten Hintergrund
habe. Ein Vorschlag könne auch sein,
jede zweite Bank mit 55 cm Sitzhöhe
auszustatten, was auch der ganzen
Gestaltung des Parks eine Auflockerung
bringen würde.
eg
Digital und Fit
Kreuztal. Das Stadteilbüro Fritz-Erler-
Siedlung in Kreuztal bietet kostenlose
digitale Fitness-Angebote für SeniorInnen
an. Die Online-Trainingsvideos für zu
Hause sind unter www.stadtteilbuero-feskreuztal.de/regelmaessige-angebote/
sport-fitness-bewegung/online-seniorenfitness-zum-mitmachen
freigeschaltet.
Tablets, auf denen die Trainingsvideos
gespeichert sind, kann auch kostenlos
gegen ein Pfand von 20,- € ausgeliehen
werden. Nach einer kurzen Einweisung in
den Umgang mit dem Tablett können die
Fitness-Übungen dann zu Hause geturnt
werden. Infos unter Stadteilbüro 52773
Kreuztal, Danziger Str. 2. 02732 / 3790
Kreuztal. Mit dem Älter werden verändern
sich die Interessen, Themen und
Informationsbedarfe. Dem tragen nun
die Stadt Kreuztal und der Seniorenbeirat
mit einer neuen Internetpräsenz für
Seniorinnen und Senioren Rechnung. Sie
ist in die Kreuztaler Hauptseite über das
farbige Menü in der Kopfzeile eingebunden
oder kann direkt über www.kreuztalsenioren.de
aufgerufen werden.
Rund 6.900 Menschen, die das 65.
Lebensjahr erreicht haben, leben aktuell
in Kreuztal. Die Anzahl der Seniorinnen
und Senioren wie auch deren Anteil
an der Gesamtbevölkerung wird in den
nächsten Jahren weiter steigen. Der demografische
Wandel geht für diese Altersgruppe
einher mit einem Gewinn an
gestaltbarer Lebenszeit, die sie für sich
selbst und auch unterstützend für andere
als erfahrene Arbeitskräfte, ehrenamtlich
Engagierte oder für ihre Familien
leben, einsetzen und füllen können.
Dafür bündelt die neue Internetplattform
eine Vielzahl von Informationen
und präsentiert Themen reich bebildert
und nach Rubriken gegliedert. Der Fokus
liegt auf den lokalen Angeboten, spart
aber auch weiterführende Informationen
nicht aus. Alle Inhalte wie Dienste, Hilfsangebote
und mögliches Engagement im
Ehrenamt sowie Angebote für Aktivitäten
in der Freizeit werden anschaulich und
umfassend dargestellt. Zu allen Themen
werden erste Ansprechpersonen genannt
und auf weiterführende Informationen
im Internet verwiesen. So können
wichtige Telefonnummern und Adressen
schnell gefunden werden.
Beim Stöbern auf der neuen Seite wird
bei den vielen Initiativen und Projekten
schnell deutlich, dass die junggebliebene
Generation weiterhin aktiv am Leben
teilnimmt und sich auch ehrenamtlich
stark engagiert. Insbesondere in der Rubrik
„Seniorenbeirat“ erhält man einen
guten Eindruck zu den Handlungsfeldern
dieses Gremiums. Ebenso kann man
Ehrenamt und Engagement am Beispiel
der Kreuztaler Frühstücktreffs in den
Stadtteilen oder des Projektes „Heinzelwerker“
kaum übersehen. Das Projekt
Heinzelwerker gibt den Ehrenamtlichen
eine Möglichkeit, mit ihren handwerklichen
Fähigkeiten kleinere Reparaturen in
Haushalten zu übernehmen.
Die Startseite wird tagesaktuell mit
den neuesten Veranstaltungen und Angeboten
gefüllt. Zwar pausieren derzeit
coronabedingt die meisten Kurse und
Treffpunkte, sobald es aber wieder möglich
ist, wird die ganze Palette der Veranstaltungen
und Kurse dort zu finden sein.
In der Zwischenzeit wurden teilweise
Online-Angebote entwickelt, wie zum
Beispiel „Digi-Gym“ (digitale Gymnastik
zuhause). Im Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus
kann man, falls nicht
vorhanden, für diese Art der körperlichen
Betätigung Tablets ausleihen.
Die Seite für Senioren soll wachsen
und ergänzt werden. Vorschläge oder
Anregungen
nehmen die
städtischen
Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
sowie die
Mitglieder des
Seniorenbeirates
gern entgegen.
Sie können
diese aber
auch über die
Homepage direkt
unter dem
Menü-Punkt
„Ihre Anregung
– Ihr Anliegen“
eintragen. db
Andrea Hasenstab,
(Geschäftsstelle des
Seniorenbeirats der
Stadt Kreuztal)
02732 / 51-470
Mail: A.Hasenstab@
Kreuztal.de
16 durchblick 2/2021
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Sparkasse Siegen blickt zufrieden zurück
2020 war ein anspruchsvolles, starkes Wachstumsjahr
Sparkasse Siegen. „Das Jahr 2020 war für alle Menschen
eine große Belastung. Wir danken unseren Kundinnen und
Kunden für ihr Vertrauen und unseren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern für ihre geleistete Arbeit.“ Diesen Dank stellte
Wilfried Groos, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Siegen,
ganz bewusst der Bilanzpressekonferenz voran, bevor er gemeinsam
mit dem Gesamtvorstand zum Rückblick auf das Geschäftsjahr
2020 kam. „Mehr als jeder zweite Einwohner im
Geschäftsgebiet, also in Siegen, Freudenberg, Hilchenbach,
Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf, habe seine Hauptbankverbindung
bei der Sparkasse Siegen“, so Groos.
Banken und Sparkassen zählen zur kritischen Infrastruktur,
die auch während einer Krise wie der Corona Pandemie arbeitsund
leistungsfähig bleiben muss. Die Sparkasse Siegen hat
ihren Versorgungsauftrag als systemrelevanter Bereich sehr
ernst genommen und ihre Erreichbarkeit direkt zu Beginn der
Pandemie stark ausgebaut: Die Kapazitäten am Telefon und im
Kundenservicecenter wurden verdoppelt, es wurde vermehrt
Videoberatung angeboten. Die Sparkasse Siegen ist weiterhin
sehr stabil aufgestellt und hat mit dem Jahr 2020 trotz der
Corona Pandemie ein besonders starkes Wachstumsjahr hinter
sich. So konnte sie im Kundengeschäftsvolumen (Summe aus
Krediten, Einlagen und Wertpapierbestand) einen Zuwachs
von 372 Mio. Euro verzeichnen und überschritt damit in 2020
erstmals die 8 Mrd. Euro-Grenze.
Digitalisierung und bargeldloses Bezahlen
Die Digitalisierung hat 2020 Flügel bekommen, in vielen
Branchen. Dazu Günter Zimmermann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender
der Sparkasse Siegen: „Kaum jemand, der
in der aktuellen Arbeitswelt keine Berührung mit Homeoffice
oder Videokonferenzen hat. Unsere Kunden nehmen mehr
und mehr den digitalen Weg zu ihrer Sparkasse. Der ist sehr
kurz und beginnt – wenn man so möchte – auf der heimischen
Couch oder im eigenen Homeoffice. Am anderen Ende der Leitung
sitzt bei uns immer ein Mensch; eine Mitarbeiterin oder
ein Mitarbeiter der Sparkasse Siegen. Das schätzen unsere
Kunden ganz besonders: Sie nehmen den schnellen, digitalen
Weg und bekommen dabei immer den gewohnt guten Service
und die verlässliche Beratung ihrer Sparkasse.“
Inzwischen sind fast 70 Prozent aller Konten bei der Sparkasse
Siegen für das Online-Banking freigeschaltet; das sind mehr
als im bundesdeutschen Schnitt. Die meistbesuchte Filiale der
Sparkasse Siegen ist mit großem Abstand die Internet-Filiale:
Sie wurde im vergangenen Jahr 8 Mio. Mal aufgerufen. Über
38.000 Kunden der Sparkasse Siegen nutzen die Sparkassen-
App; das sind fast 10.000 Nutzer mehr als im vergangenen
Jahr. Und wer die Sparkassen-App auf dem Smartphone hat,
nutzt diesen kurzen Weg zur Sparkasse Siegen besonders häufig:
Rund 300 Mal pro Jahr besucht jeder App-Nutzer darüber
seine mobile Filiale. Im Jahr 2020 wurden 1,8 Mio. Überweisungen
online getätigt – das sind mehr als drei Viertel aller
Überweisungen. 79.000 Kunden erhalten ihre Auszüge ins E-
Postfach, denn das spart nicht nur den Gang zum Kontoauszugsdrucker,
sondern schont auch die Umwelt.
Auch das digitale Bezahlen, seit Jahren schon auf dem Vormarsch,
wurde 2020 durch die Corona Pandemie zusätzlich
vorangetrieben. Das Zahlungsverhalten der Kunden hat sich
spürbar verändert. Im vergangenen Jahr zahlten Kunden der
Sparkasse Siegen über 77,5 Mio. Mal mit ihrer Sparkassen-
Card; im Vergleich zum Vorjahr 30,5 Prozent häufiger. Seitdem
beim Bäcker, beim Metzger oder am Kiosk auch Kleinstbeträge
ganz einfach kontaktlos gezahlt werden können, wird auch
dafür immer häufiger die Karte oder das Smartphone genutzt.
Die Betragsgrenze für Kontaktlos-Zahlungen liegt heute bei
50 Euro. Wilfried Groos: „Unsere Kreditkarten werden bei 20
Prozent aller Transaktionen kontaktlos genutzt, bei der Sparkassen-Card
sind es inzwischen schon über 50 Prozent.“ Die
Anzahl der Kunden, die ihre Karte in einer App auf dem Smartphone
oder der Smartwatch nutzen, hat sich 2020 mehr als
verdreifacht und die Anzahl der Transaktionen, die über mobile
Geräte abgewickelt werden, ist über das Jahr auf mehr als
4,5-fache angestiegen.
Privatkunden
In den Filialen galt es 2020 zunächst, möglichst rasch die
AHA-Regelungen umzusetzen, damit die Kundenberatung
weiterhin verlässlich stattfinden kann, „mit der klaren Botschaft:
Wir sind weiterhin für unsere Kunden da, wir bleiben
als Ansprechpartner vor Ort“, beschreibt Vorstandsmitglied
Tillmann Reusch die Situation im vergangenen März. Alle Beratungsfilialen
und Beratungscenter der Sparkasse Siegen
blieben ohne Unterbrechung geöffnet, unter Beachtung der
Hygienevorschriften und Abstandsregeln, mit zusätzlichen
Schutzwänden aus Plexiglas und Abstandsmarkierungen auf
dem Boden. Zudem erfolgt seit Beginn der Pandemie eine
zusätzliche Reinigung von SB-Geräten, insbesondere von
Touch-Pads. Obwohl auch Präsenztermine in den Filialen angeboten
wurden, nutzten die Kunden gern den telefonischen
oder digitalen Beratungsweg. Wichtig ist uns dabei, dass wir
nur zertifizierte digitale Verbindungen nutzen mit sicherer
Datenübertragung und End-to-End Verschlüsselung, um unsere
gewohnt hohen Sicherheitsstandards auf allen Kanälen
zu gewährleisten. In unserer Filiale
in Dahlbruch, die wir derzeit noch
umbauen, setzen wir als Pilotprojekt
weitere Konzepte moderner
Beratung um. Neben einem neuartigen
Raumkonzept erwartet unsere
Kunden dort künftig die gewohnt
gute Beratungs- und Servicequalität
unterstützt mit modernster Technik.
Wir möchten unseren Kunden alle
Möglichkeiten, auch die digitalen,
anbieten und ihnen zugleich persönlicher
Ansprechpartner sein – egal
ob auf digitalem Weg oder vor Ort
in der Filiale.“
Immobilien
Mit den Erfahrungen der Pandemie
scheint der Wunsch nach den eigenen vier Wänden noch
größer geworden zu sein – die Menschen haben 2020 sehr
viel Zeit zuhause verbracht. Dazu Reusch: „Unser Ziel ist es,
möglichst viele Menschen dabei zu unterstützen und sie durch
kompetente Beratung, mit der richtigen Baufinanzierung und
den passenden Versicherungen ins eigene Haus oder in ihre
Eigentumswohnung zu bringen. Bei über 1.000 Familien ist es
uns gelungen, sie 2020 in ihr neues Zuhause zu begleiten.“
Dafür bietet sie ein Komplettpaket rund um die eigenen vier
Wände an: Baufinanzierung, Immobilienvermittlung, Versicherungen
und auch die Vermarktung von Immobilien. Zudem berät
das Immobiliencenter der Sparkasse Siegen auch zu Fördermitteln,
unter anderem für die energetische Sanierung der
eigenen vier Wände.
Geldanlage
Die Sparkasse Siegen verzeichnete im Jahr 2020 einen großen
Zuwachs in der Geldvermögensbildung: 278 Mio. Euro,
davon knapp 200 Mio. Euro von Privatpersonen. Burkhard
Braach: „Das werten wir als hohen Vertrauensbeweis unserer
Kunden. Zugleich sollten größere Teile der Bevölkerung
an gesamtwirtschaftlichen Wertzuwächsen teilhaben. Das
gelingt, indem diese Einlagen in werthaltige Kapitalmarktanlagen
investiert werden. Im Wertpapiergeschäft können unsere
Kunden von ihren Einlagen nachhaltig profitieren. Für die
Anlage größerer Vermögen stehen die Spezialisten im sparkasseneigenen
Portfoliomanagement mit der „Aktiven Depotbetreuung“
und der „Individuellen Vermögensverwaltung“ zur
Verfügung.
Gesellschaftliches Engagement
Wilfried Groos: „2020 lag das Spendenengagement der
Sparkasse Siegen erstmals über 5 Mio. Euro, zur Verfügung
gestellt für das Gemeinwohl der Region. Da wir wussten, dass
viele Sportvereine, soziale Einrichtungen und Kulturinstitutionen
im vergangenen Jahr große Probleme hatten, an Einnahmen
zu kommen, haben wir innerhalb kürzester Zeit eine
Vielzahl an Aktionen konzipiert, um Akteure zu vernetzen und
Unterstützung zu geben.“
So startete das Jahr mit einer großen Behelfsmasken-Näh-
Aktion. Dazu Dr. Nadine Uebe-Emden: „Mehr als 100 Vereine
der Region nähten fast 6.000 Masken, mit denen über 40 Senioreneinrichtungen
und Wohngruppen ausgestattet werden
konnten, und erhielten dafür fast 48.000 Euro an Spenden
für die Vereinskassen.“ Weiter ging es mit einer süßen Oster-
Überraschung für die Kliniken in der Region. „Wir haben sie
Blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück: Günter Zimmermann, Wilfried Groos,
Burkhard Braach, Dr. Nadine Uebe-Emden und Tillmann Reusch.
mit großen Schokoladen-Paketen beliefern lassen als kleines
Dankeschön für ihr besonderes Engagement“, so Uebe-Emden.
Über den Sommer lief außerdem die inzwischen zehnte
Runde im Projektwettbewerb „Gut für Schulen“, der trotz oder
gerade wegen der Pandemie viele Bewerbungen von Schulen
um Fördergelder nach sich zog. 29 Grundschulen machten
mit, so viele wie nie zuvor, und durften sich am Jahresende
über Preisgelder in Höhe von insgesamt 56.500 Euro freuen.
In der Vorweihnachtszeit brachte die Sparkasse Musiker und
Künstler, denen es derzeit an Auftrittsmöglichkeiten und Engagements
mangelt, mit Senioreneinrichtungen zusammen.
„Das Programm fand nachmittags und Coronakonform draußen
statt; die Bewohner haben im Außenbereich mit viel Abstand
oder von ihren Fenstern aus zugeschaut und zugehört“, erläutert
Dr. Uebe-Emden. Im November startete dann die Aktion
„Adventswunder“. Gemeinnützige Institutionen und Vereine
gestalteten über 450 Weihnachtskugeln, aus denen die Sparkasse
an jedem Wochentag im Dezember 12 Vereine zog, die
sich über eine Spende in Höhe von 500 Euro freuen durften.
Im Rahmen von „Adventswunder“ wurden insgesamt 102.000
Euro gespendet. Diese Sonderaktionen blieben sogar überregional
nicht verborgen: „Wir freuen uns sehr darüber, dass
die FAZ im Rahmen ihrer Auszeichnung „Helden in der Krise“
neben vielen anderen Initiativen auch das Engagement der
Sparkasse Siegen wahrgenommen und uns in diese Liste mit
aufgenommen hat,“ so Dr. Nadine Uebe-Emden abschließend.
Im Stiftungsservice verzeichnete die Sparkasse Zuwächse,
„sowohl an Stiftern wie auch an Stiftungen,“ wie Günter Zimmermann
berichtete. „Gerade in schwierigen Zeiten erfährt die
stifterische Idee, sich nachhaltig für die Gemeinschaft einzusetzen,
besondere Aufmerksamkeit.“ Das Vermögen aller im
Stiftungsservice der Sparkasse Siegen betreuten Stiftungen ist
inzwischen auf 53,4 Mio. Euro angewachsen und verteilt sich
auf 33 Stiftungen, Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds. Die
beiden sparkasseneigenen Stiftungen haben im vergangenen
Jahr 1,7 Mio. Euro an Mitteln für die Region bereitgestellt.
Ausblick 2021
Zum Schluss der Jahrespressekonferenz gab Wilfried Groos
noch einen kurzen Ausblick: „Die Sparquote ist bundesweit
deutlich höher als in den vergangenen Jahren. Die Einlagen
wachsen stärker als die Kredite. Wir freuen uns über jeden
Kunden, der uns sein Geld anvertraut. Wir raten aber, aktuell
nicht benötigte liquide Mittel nicht einfach auf dem Konto ruhen
zu lassen, sondern sie sinnvoll einzusetzen für die eigene
Altersvorsorge – sei es in Form einer Immobilie zur Selbstnutzung
oder als Kapitalanalage oder in Aktien. “
•
Die Auswanderer
Die Auswanderer
Siegener Naturfotograf
Roman Vitt lebt jetzt in Mecklenburg-Vorpommern
An einem solch exklusiven Ort
zu wohnen oder aber seine Ferien zu
verbringen, ist einmalig in Deutschland.
Wenn man dann noch Interesse
an Fauna, Flora und Fotografie hat,
kann man sich wohl keinen besseren
Guide vor Ort als den naturverliebten
Inhaber wünschen.
Erste fotografische Schritte machte
Roman Vitt als Jugendlicher mit
einer Spiegelreflexkamera, die er zur
Konfirmation geschenkt bekam. Die
Leidenschaft wurde geweckt, eine
Ausbildung zum Fotografen folgte
und so startete eine über Jahrzehnte
andauernde erfolgreiche Karriere als
Kranich
Roman Vitt
Herbst in Serrahn
Der Herbst ist Roman Vitts
liebste Jahreszeit im Müritz-
Nationalpark, wenn Nebel
die Seen, Moore und Sümpfe mystisch
erscheinen lässt. An sonnigen
Tagen können Naturfreunde dann
aber auch den Indian Summer, wenn
das Blattgrün zu Blattgold wird, an
der Mecklenburgischen Seenplatte
besonders intensiv erleben. In Sommernächten
verzaubern unzählige
Sterne den Himmel über dem Weltnaturerbegebiet
Serrahn, da fast kein
künstliches Licht den Nachthimmel
stört. Schon als Kind schätzte der
in Siegen geborene Roman Vitt die
Natur in all ihren Facetten. Später
bei einem Urlaub lernte der Berufsfotograf
die Flora und Fauna im
Müritz-Nationalpark mit ihren alten,
verborgenen Buchenwäldern, Seen
und Mooren – einem idealen Rückzugsgebiet
für viele seltene Tier- und
Pflanzenarten – kennen und lieben.
2009 ergab ein Zufall, dass er hier
einen alten Waldbauernhof – der zu
DDR-Zeiten als Ornithologische Station
genutzt wurde – ersteigern konnte.
Nicht der höchste Kaufpreis war
hierbei entscheidend, sondern das
nationalparkverträglichste Konzept
für eine neue Nutzung. Nach zwei
Jahren Umbau war sein neues Refugium
inklusive zweier Ferienwohnungen
und einer Naturfotogalerie
in der umgebauten Scheune nebenan
fertig. 2011 erklärte das Welterbekomitee
diese Buchenwälder zum
UNESCO-Weltnaturerbe.
Streit zwischen Grünspecht und Eichenhäher
Birkenmoor im Winter
Fliegenpilzchen ein Tag alt
selbstständiger Werbe- und Personenfotograf
für Agenturen und diverse
Medien.
Nun im Ruhestand im südöstlichen
Müritz-Nationalpark (Feldberger
Seenlandschaft) lebend, konzentriert
er sich wieder auf seine fotografischen
Wurzeln: der Natur- und Tierfotografie.
Vitt ist zu jeder Tages- und Dämmerungszeit
geduldig unterwegs, um
den besonderen Moment zu erwischen.
Er kennt die richtigen Plätze, wo man
Besonderheiten beobachten oder fotografieren
kann. Zum Beispiel große Vogelschwärme
wie die der Kraniche,
Seeadler
20 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 21
Gesellschaft
Geistiger Frühjahrsputz
die im Herbst hier ihre Rast machen. In
dieser Wildnis sind mehr als 260 Vogelarten
gezählt worden. Im 18. Jahrhundert
war das Waldgebiet um Serrahn
ein abgeschottetes Jagdgebiet für den
Adel. Später dann wurde es Jagdrevier
der DDR-Eliten. „Trotz höchstem Naturschutzstatus“,
beklagt Roman Vitt,
„gibt es bis heute großflächig – selbst in
den Schutzgebieten – unnötige Treibjagden!
Zudem besonders fragwürdig
für einen Nationalpark, der sich auf die
Fahne geschrieben hat, die Natur sich
selbst zu überlassen, ohne Eingriff von
außen durch den Menschen als ‚Regulator‘“.
Es soll ein Eldorado von zum
Teil vom Aussterben bedrohter Tiere
und Pflanzenarten bleiben. So gibt es
in der Nähe einen beliebten Naturerlebnis-pfad
mit dem Titel „Der lange Weg
zum Urwald“. Totholz bleibt einfach
liegen. Es bietet unzähligen Insekten
Reh
Füchsin
Waschbär
einen Unterschlupf, Nahrung und einen
geschützten Ort zum Überleben. Ich
denke an den Bayerischen Wald, der
bei meiner letzten Wanderung zum Lusen
durch abgestorbene Fichtenstämme
wie durch einen Geisterwald führte. Der
Bayerische Wald wurde 1970 als erster
deutscher Nationalpark gegründet. Im
Müritz-Nationalpark ist das vereinzelte
Totholz nicht so auffällig. Das Weltnaturerbe
Serrahner-Buchenwälder ist als
besonderes Schutzgebiet gleichgestellt
mit dem Yellowstone Nationalpark im
amerikanischen Wyoming, oder dem
Serengeti-Nationalpark in Tansania, da
diese Gebiete ebenfalls zum UNESCO-
Weltnaturerbe gehören. Wenn Reisen
wieder möglich wird, wäre Ecuador ein
Ziel für Roman Vitt, um dort Kolibris
zu fotografieren. Infos unter:
www.naturfotografie-roman-vitt.de
Text: Tessie Reeh Bilder: Roman Vitt
spielende
Fuchswelpen
Nach verlängertem Winterschlaf und Osterruhe
soll es jetzt leicht, locker und so durchgeimpft
wie möglich in den Sommer gehen! Doch vorher
bleibt noch Zeit für den geistigen Frühjahrsputz.
Auf dem Dachboden, also meinem „Oberstübchen“,
fängt jedes gute Ausmisten an. Was brauche ich noch,
und was kann weg? Da sind die vielen Vorhaben, die ich
gesammelt habe. Gute Vorhaben, die es wert sind, sie
bei Gelegenheit einmal umzusetzen! Wenn Zeit dafür ist.
Nach einem Jahr Leben im Wartestand fällt das Wegwerfen
leicht: Alles, was ich immer noch nicht gemacht habe,
trotz so viel mehr Zeit zu Hause, fliegt raus.
Die gesammelten Zeitschriften-Artikel, die ich noch
lesen wollte, tragen glücklicherweise bereits ein Datum:
Was älter als ein Jahr ist, kann ungeprüft weg. Ich vertraue
darauf, dass die Redaktionen alles Interessante noch einmal
schreiben, dann ist es wieder frisch.
Als nächstes nehme ich mir alles Angefangene vor: Solange
ich es noch nicht zu Ende gebracht habe, fällt es mir
ständig wieder ein und belegt damit Platz im Bewusstsein,
wo ich nur sehr wenig Stauraum zur Verfügung habe. Was
kann ich innerhalb von wenigen Minuten erledigen? Welchen
Aufgaben kann ich einen Termin geben, um sie aus
dem Kopf zu kriegen? Und was
zählt zu den vielen Vorhaben,
die ich ohnehin nicht umsetze?
Dann gibt es Sachen, die mit
hinterhältigen Erwartungen verknüpft
sind: Die vielen Hosen,
die man noch gut für die Gartenarbeit
verwenden kann. Die
vielen Kleider, die wieder prima
sitzen, sobald ich ein paar Kilo
abgenommen habe. Wenn ich
Foto: Pixabay.de
mich davon trenne, befreit das viel mehr
als nur den Kleiderschrank: Plötzlich habe
ich nur noch Passendes anzuziehen! Und
plötzlich brüllt mich nicht mehr täglich die
unerledigte Gartenarbeit an, sobald ich eine
Schranktür öffne.
Was habe ich sonst noch unter den Teppich
gekehrt, worüber ich gelegentlich stolpere?
Was habe ich auf der Mattscheibe, was
meinen Durchblick trübt? Nicht alle Verkrustungen
lassen sich gleich lösen, aber es kann
Spaß machen, mit dem Gedanken zu spielen.
Dafür hier eine kreative Schreibaufgabe für
Sie. Dieser Urlaub geht auch in der Pandemie:
Nehmen Sie sich einen Stift und schreiben
Sie eine luftig-leichte Reisegeschichte!
Endlich Urlaub!
Ich verreise und mache Urlaub von mir selbst.
Ich lasse alle meine Beschränkungen zu Hause,
meine Kümmernisse,
meinen Gewohnheitsgroll,
meine körperlichen Unzulänglichkeiten,
meine Verklemmungen,
meine Schüchternheiten,
meine Ängste, meinen Ärger,
meine Rücksichtnahmen,
meine Aufgaben
– und dann fahre ich
mit federleichtem Reisegepäck weg!
Wo fahre ich hin?
Was ist möglich?
Was erlebe ich?
Wie lange bleibe ich?
Wen lerne ich kennen,
wenn ich all das Aufgezählte zu Hause lasse?
Adele von Bünau
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Kultur
Kultur
Wie das Wissen den Regalen entrissen wurde
Friedrich Arnold Brockhaus
Es gab einmal eine Zeit, da gehörte in sehr vielen
Haushalten ein Wörterbuch zur Grundausstattung.
Man konnte sich schließlich nicht überall auskennen.
Aber es war gut zu wissen wo man nachschauen konnte.
Beim Lesen der Tageszeitung tauchten mitunter Fragen
auf, die rasch durch ein Blättern im Nachschlagewerk zu
klären waren. Nicht zuletzt war ein Wörterbuch auch für
den häuslichen Lernzuwachs der Schulkinder eine gute
Hilfe. Die Jungen und Mädchen prägten sich durch die
Nutzung eines Schülerlexikons nicht nur die Wortbedeutung
ein, sondern dazu die richtige Schreibweise. Im Laufe
der Zeit beherrschten sie das Alphabet wie im Schlaf. Dies
alles klappte daheim mit dem Buch vor Augen deutlich
besser als alleine durch die Worte der Lehrerin oder des
Lehrers.
Im Dachraum unseres Hauses, von allen Bewohnern
„Ollern“ genannt, fand ich beim Stöbern einst ein dickes
Buch. Da ich schon leidlich gut lesen konnte, schlug ich
es auf und stieß auf eine Vielzahl von Worten, die allesamt
mit einem „M“ begannen. Und noch heute habe ich das
erste dieser Worte vor Augen. Es lautete „Mäander“ und
der Begriff war fett gedruckt.
Weiter las ich, dass dies
der Name eines Flusses im
kleinasiatischen Teil der Türkei
ist, der dank unzähliger
Windungen und Richtungsänderungen
seiner Mündung
ins ägäische Meer „zutrödelt“.
Dazu war angegeben,
dass nach diesem Fluss und
seinen Abknickungen auch
künstlerische Ornamente, die
schon im antiken Griechenland
beliebt waren, benannt
seien. Hätte mir meine damalige
Lehrerin dies alles
erzählt, dann wäre es schon
längst der Vergessenheit anheimgefallen.
Als das Buch in meine
Hände kam, war es schon sehr
alt. Jedenfalls ließen der arg ramponierte
Rücken und ein Riss im
verblassten Umschlag dies vermuten.
Immerhin war noch lesbar, dass es sich
um ein Konversations-Lexikon der Firma
Brockhaus handelte. Neben den mit „M“
beginnenden Worten waren nur noch Begriffe
mit dem Anfangsbuchstaben „L“ enthalten.
So war offenkundig, dass das Nachschlagewerk
aus vielen weiteren Bänden bestehen musste. Diese waren
aber leider nicht zu finden. Meine hierzu befragte Oma
meinte, dass ein Bruder meines Großvaters vor dem ersten
Krieg die Wiesenbauschule in der Stadt besucht habe. Von
diesem müsse das Buch, in dem nicht nur Worte erklärt
wurden, sondern das auch viele Bilder und sogar bunte
Zeichnungen als Erläuterungen enthielt, stammen.
Foto: Wikipoedia Commons
Um die Geschichte der Nachschlagewerke ein wenig zu
beleuchten, lade ich Sie, meine lieben Leserinnen und Leser,
an dieser Stelle zu einer ganz kleinen Zeitreise ein. Schon
in der Antike fanden sich Naturforscher, die den Wunsch
hegten, das Wissen ihrer Zeit zielgerichtet zusammenzutragen.
Der einflussreiche Grieche Aristoteles (384 – 322
v. Chr.) war einer der wichtigsten. Neben vielem anderen
untersuchte und beschrieb er auch alle damals bekannten
Tier- und Pflanzenarten. Die schriftlichen Werke wurden in
Bibliotheken gesammelt, von denen diejenige in Alexandria
herausragte. Das damalige Wissen wurde hier auf über
900.000 Schriftrollen festgehalten. Zahlreiche Gelehrte und
Forscher trugen in dem geistigen Zentrum des Mittelmeer-
raums zu dieser riesigen Sammlung bei. Als die Bibliothek
anno 49 v. Chr. in Flammen aufging, verlor die Menschheit
unschätzbare Werte.
Nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei den Römern
gab es zahlreiche Philosophen und sonstige Geistesarbeiter,
die es sich zur Aufgabe machten, systematisch vor
allem spezielle Fachgebiete nach allen Richtungen hin zu
durchleuchten und alles Wissenswerte niederzuschreiben.
Einer der bekanntesten war Plinius der Ältere. In den 37
Büchern seiner „Naturalis Historiae“ wertete der Universalgelehrte
Tausende römischer und griechischer Quellen
aus. Es entstand mit dieser Enzyklopädie ein Standardwerk
der Naturkunde. So ganz nebenbei bemerkt soll der
ältere Plinius auch den Ursprung des Bonmots „In vino
veritas“ (Im Wein liegt die Wahrheit) geprägt haben und
der Spruch „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ wird ebenfalls
auf ihn zurückgeführt. Beim Ausbruch des Vesuv (79
n. Chr.) kam er ums Leben.
Auf deutschem Boden dienten in jener Zeit zwar verschiedene
Runen als Zeichen für gewisse Gegenstände,
aber eine Gebrauchsschrift gab es noch gar nicht. Historische
Ereignisse wurden durch Sänger in Form von „Preisliedern“
weitergegeben. Und nur die Ereignisse, die sie
besangen, blieben in der Erinnerung der Menschen – alles
andere geriet in Vergessenheit. Es sollten mehr als tausend
Jahre vergehen, bis dass in unseren Landen ein Gelehrter
namens Albertus Magnus (um 1200 bis 1280) damit begann,
das Wissen seiner Zeit zu erfassen und verständlich
darzulegen. Das Wort „verständlich“ muss freilich dahingehend
eingeschränkt werden, dass im 13. Jahrhundert
noch fast alles Geschriebene in lateinischer Sprache verfasst
wurde und damit nur einem bestimmten Personenkreis
zugänglich war. Eines seiner vielen Sammelwerke
heißt „De animalibus“ und in diesem Buch „Über die Tiere“
ist unter anderem mit vielen Details dargelegt, wie und
warum vor mehr als einem Jahrtausend der Eichelhäher
zum Spottnamen „Magolwes“ kam.
Richtig Fahrt auf nahm die Entstehung von Lexika im
18. Jahrhundert. Der Buchhändler und Verleger Johann
Heinrich Zedler (1706 – 1751) veröffentlichte ab 1731 das
„Große vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschaften
und Künste“ in deutscher Sprache. Dies war die mit
Abstand größte allgemeine Enzyklopädie der damaligen
Zeit und stellt auch heute noch eine bedeutende Quelle für
Forschende dar. Das erste Wörterbuch der „hochdeutschen
Mundart“ stammt indes von einem Sprachwissenschaftler
namens Johann Christoph Adelung (1732 – 1806). In der
1781 erschienenen Erstauflage beschrieb er (ähnlich wie
heute der Duden) in rund 60.000 Artikeln die Rechtschreibung,
Grammatik und Bedeutung des deutschen Wortschatzes
und damit den Entwicklungsstand unserer Sprache
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Als ich elf Jahre alt geworden war, da machte ich zum
zweiten Male Bekanntschaft mit einer Brockhaus-Enzyklopädie.
Und diesmal war es nicht nur ein Buch, sondern
es waren einundzwanzig, alle ordentlich nebeneinander in
einem Bücherregal stehend, das eine ganze Wandbreite
einnahm. Damals begann gerade mein Katechumenenunterricht,
und er begann mit einer Begünstigung. Ich durfte
nämlich im Pfarrhaus vor jeder Unterweisung einen Eimer,
gefüllt mit Kohlen, vom Keller ins Obergeschoss tragen.
Diese Kinderarbeit war sehr begehrt, denn der Herr Pfarrer
drückte dem Kohlenholer jedes Mal ein Fünfzigpfennigstück
in die Hand. Das waren vier Mark im Monat – für einen
Elfjährigen, der das Wort „Taschengeld“ nicht kannte,
eine unbeschreiblich hohe Summe. Für mich bot der Aufenthalt
in der Wohnung freilich noch einen zusätzlichen
Reiz – und das waren die erwähnten Bücher, in denen der
Hausherr mich sogar blättern ließ.
Foto: Wikipoedia Commons
24 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 25
Kultur
Kultur
Auf dem schwarzen Rücken der Lexikonbände standen
auf rotem Schild die goldgeprägten Lettern „DER GROS-
SE BROCKHAUS“. Es war eine Prachtausgabe und es
war ein Blickfang für jeden Besucher. Bücher mit einem
solch edlen Aussehen hatte ich noch nirgendwo gesehen.
Meine Achtung vor dem Besitzer dieser Schätze wuchs in
die Nähe der Bewunderung. Da mein Großvater der Kirchenälteste
in der Gemeinde war, kam der Herr Pfarrer vor
jedem Kirchgang in unser Haus und zog sich für den Gottesdienst
um. Dieser Nähe hatte ich neben dem sicheren
Einkommen als Kohlenschlepper auch noch manch andere
Begünstigung zu verdanken.
In jener Zeit konnte das Verlagshaus „F.A. Brockhaus“
schon auf viele erfolgreiche Jahre zurückblicken. Als
Gründungstag gilt der 15. Oktober 1805. Drei Jahre später
erwarb Friedrich Arnold Brockhaus die Rechte an einem
„Conversations-Lexicon“, das in den folgenden Jahren gedruckt
und verkauft wurde. Nach diesem Startschuss veröffentlichte
der Verlag in mehr oder weniger regelmäßigen
Abständen zwei Jahrhunderte lang aktualisierte Neuauflagen.
Das Lexikon wurde zum Standardwerk des deutschen
Bildungsbürgertums. Natürlich gab es auch noch andere
Lexika-Herausgeber – wie zum Beispiel Meyer und Herder.
Aber so ähnlich wie bei dem „Tempo“-Taschentuch
der Markenname ein Oberbegriff für „Papiertaschentuch“
wurde und „Uhu“ für Klebstoff steht, verhält es sich auch
mit dem Namen „Brockhaus“. Das stetig anwachsende Renommee
des Verlags sorgte dafür, dass viele Deutsche alle
möglichen Lexika schlicht und einfach als „Brockhaus“
bezeichneten. Wenn bei Unterhaltungen etwas unklar blieb,
dann wurde empfohlen: „Schlag nach bei Brockhaus!“
Zum 200-jährigen Jubiläum des Verlags im Jahr 2005
erschien die 21. Auflage. Im Zeitraffer einige Zahlen zu
diesem Werk: 30 Bände, dreihunderttausend Stichwörter
und 40.000 Bilder auf 24.500 Seiten; jeder Band zwei
Kilo schwer; Gesamtbreite 1,50 Meter; verlagsseitiger
Neupreis 2.820 Euro. Drei Jahre später teilte der Verlag
mit, dass die kostendeckende Verkaufszahl von zwanzigtausend
Exemplaren nicht erreicht wurde und dass diese
Auflage voraussichtlich die letzte auf Papier gedruckte Enzyklopädie
des Brockhaus-Verlags gewesen sei. Dies war
– schlicht gesagt – die Kapitulation vor dem Internet und
– drastisch ausgedrückt – der letzte Nagel im Sarg. Die über
viele Generationen hinweg verlässliche Instanz im Regal
war am Ende.
Vor ein paar Jahren setzten sich einige meiner Stammtischbrüder
heftig über ein sportliches Thema auseinander
– ohne dass eine Einigung zustande kam. Am Schluss
der lebendigen Diskussion wetteten die beiden eifrigsten
Streiter schließlich um eine Runde Getränke. „Die trinken
wir nach dem Faktencheck in der nächsten Woche.“ „So
lange brauchen wir nicht zu warten“, sagte einer unserer
„Brüder“ und zog ein Mobiltelefon aus seiner Jacke. Er
tippte ein wenig auf dem Gerät herum und sagte knapp
und bestimmt zu einem der Wetter: „Du kannst die Runde
sofort bestellen, der Werner hat recht!“
Der stolze Besitzer des Taschen-Computers zeigte uns
auf dem kleinen Bildschirm das Resultat seiner Suche und
erläuterte uns danach das Geheimnis seines schlauen Telefons:
„Es ist ein Smartphone und man kann damit im Internet
surfen.“ Dieser Vorgang wurde für mich zu einem
Schlüsselerlebnis. Wenn man mit einer solchen Technik
nicht mehr nur zu jeder Zeit, sondern auch an jedem Ort
ruck-zuck auf das Wissen der Menschheit zurückgreifen
kann, dann bedarf es wahrhaftig keiner dicken Bücher
mehr, in denen man das Gesuchte findet. Noch dazu ist
das Gefundene auf dem aktuellen Stand.
Der Grundstein für den revolutionären Wandel in Sachen
„Nachschlagewerke“ wurde vor zwei Jahrzehnten
gelegt. Am 15. Januar 2001 schickte sich ein neuer Internetanbieter
an, das Wissen der Welt für jeden kostenfrei
zugänglich zu machen. Das vom US-amerikanischen Medienunternehmer
Jimmy Wales in Gang gesetzte Vorhaben
erlebte innerhalb kurzer Zeit einen beispiellosen Aufschwung.
Die Rede ist von der Online-Enzyklopädie mit
dem Namen „Wikipedia“. Die Nutzung dieser Plattform
ist schon längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden.
In Deutschland wird die Seite inzwischen tagtäglich
W15 Millionen Mal aufgerufen.
Die Bezeichnung „Wikipedia“ setzt sich aus zwei Begriffen
zusammen. Zum einen aus dem Wort „Wiki“, das
in Hawaii genutzt wird und „schnell“ bedeutet. Zum anderen
aus den Endsilben des im englischen Sprachraum gebräuchlichen
Wortes „Encyclopedia“. In der „Wikipedia“
hat man somit – der Wortbedeutung entsprechend – die
Möglichkeit, schnell „nachzuschlagen“, um an Informationen
zu kommen und sich zu bilden.
Der Leitgedanke der Internetseite ist einfach: Die Informationen,
die Menschen im Online-Lexikon suchen, werden
von anderen Menschen bereitgestellt. Das heißt, dass
jeder, der sich zur Mitarbeit angemeldet hat, sein eigenes
Wissen und seine Erfahrungen anderen unter einem Stichwort
vermitteln kann. Und wenn in diesem Beitrag eine
Unrichtigkeit zu finden ist, dann können andere Nutzer
diesen Fehler berichtigen.
Das Konzept konnte vor allem deshalb erfolgreich umgesetzt
werden, weil die Nutzung kostenfrei und nichtkommerziell
ist. Wer die Seite aufruft, muss kein Passwort oder
seine Kontodaten angeben. Und das ist deshalb machbar,
weil die Mitarbeit bei den „Wikipedianern“ ehrenamtlich ist.
Die Deckung der sonstigen Kosten erfolgt durch Spenden.
Dass die Anfeindungen mit der Behauptung, dass das
Freiwilligenprojekt unzuverlässig sei, anfangs massiv
waren, lässt sich denken. Sie kamen naturgemäß aus den
Reihen der Konkurrenz, die den Verkauf ihrer gedruckten
Erzeugnisse gefährdet sah. Massive Skepsis brandete aber
auch aus dem Bereich der Wissenschaft auf. Wer in der
Literaturliste einer studentischen Arbeit als Quelle „Wikipedia“
angab, der verspielte die Chance auf eine gute
Benotung von vornherein.
Die anfangs zumindest in Teilen berechtigte Kritik hat
im Laufe der Jahre zu vielen Verbesserungen geführt. Wer
bei Wikipedia schreibt, der muss sich an Regeln halten
und gewisse Kriterien erfüllen. Hierunter fällt vor allem
das Gebot der Neutralität – eine eigene Meinung ist nicht
gefragt. Die Artikel sind mit akzeptierten Quellen zu belegen.
Eine inzwischen eingerichtete strenge Qualitätskontrolle
sorgt dafür, dass das Online-Lexikon immer besser
wird.
Wie sieht das System „Wikipedia“ im Vergleich mit anderen
aber tatsächlich aus? Können ganz normale Schreiber
den Experten eines Lexikonverlags Paroli bieten? Die
Zeitschrift „stern“ machte die Probe aufs Exempel und gab
bei einem renommierten Recherche-Institut eine Studie in
Auftrag. Die Wissenschaftler sollten die Frage klären, ob
in einem kostenlosen Online-Lexikon mehr Fehler als in
der von Profis geschriebenen Online-Version des Brockhaus-Lexikons
zu finden sind.
Das Ergebnis der Studie überraschte sicherlich nicht
nur die Brockhaus-Nutzer. Bei 50 zufällig ausgewählten
Einträgen aus allen möglichen Bereichen bekam Wikipedia
bei 43 Artikeln bessere Noten als der Konkurrent. Nur
sechsmal (bei einem „Unentschieden“) dominierte der
Brockhaus. Dass auch in der Rubrik „Richtigkeit“ die Freiwilligen
die Nase vorn hatten, freute auch den Schreiber
dieser Zeilen, der selbst gelegentlich hilft, Fehler zu beheben
und Ergänzendes zu schreiben. Der Vorteil der Masse
wirkt, denn hunderttausend Augen sehen mehr als selbst
die gewissenhaftesten Brockhaus-Redakteure.
Diesen blieb als Trost, dass sie bei der Verständlichkeit
besser abschnitten. Und dieser Aspekt ist bei nicht gerade
wenigen unter den 2,5 Millionen in deutscher Sprache verfassten
Wikipedia-Artikeln tatsächlich zu beobachten und
zu kritisieren. Diese Beiträge wurden offensichtlich von
sehr schlauen Spezialisten für sehr kluge Experten (und
für welche, die das noch werden wollen) geschrieben. Sie
sind daher für den „Normalnutzer“ zu kompliziert, viel zu
weitschweifig und daher nicht mehr konsumierbar.
Ich habe versuchshalber das Wort „Bundestag“ in die
Suchspalte getippt und der Begriff wurde mir auf vierundfünfzig
DIN-A5-Seiten bis ins Kleinste erklärt. Wahnsinn
– ein kleines Fachbuch! Und derlei Beispiele gibt es in großer
Zahl. Wer nicht die Zeit hat, sich ein einfaches Wort
dermaßen ausführlich verdeutlichen zu lassen, der sollte
besser woanders nachschlagen.
Im Jahr 2005 wollte der Pressesprecher des Brockhausverlags
noch nicht sehen, was sich anbahnte. Wikipedia sei
zwar ganz nett, aber keine Konkurrenz für ihre edlen Bände.
Inzwischen musste auch er einsehen, dass es genau umgekehrt
ist. Das Online-Lexikon hat sich durchgesetzt. In
unserer Sprache kommen tagtäglich 400 Artikel neu hinzu.
Und das alles ohne kommerzielle Absichten! Wie das enden
wird, weiß selbst Gründer Jimmy Wales aus Alabama
nicht. Vom 15. bis zum 21. März diesen Jahres feierten
jedenfalls die deutschen Wikipedianer ausgiebig den erst
zwanzigsten Geburtstag.
Alle Bilder: wikimedia-commons
Ulli Weber
26 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 27
Kultur
Museumsmomente
Faust
– ein komödienmäßiges Remake
ICH SCHREIBE GESCHICHTE!
FÜR SIE.
Damit sich Tradition entfalten kann.
Damit Erlebtes Ordnung gewinnt.
Damit Sinn wächst.
Biografie • Portrait
Firmengeschichte
Adele von Bünau
Redakteurin und Biografin
www.ihre-autobiografie.de
Telefon: 02 71-67 34 67 06
Allenthalben werden klassische Literatur und Theaterstücke
bis zur Unkenntlichkeit von modernen
Autoren „zeitgemäß“ umgestaltet. Nichts ist diesem
Trend der Zeit mehr heilig. Fast nichts. Niemand hat
sich meines Wissens z. B. bisher an Goethes Faust herangewagt.
Die Notwendigkeit liegt doch auf der Hand, weswegen
ich jetzt mal einen Versuch wagen werde.
An Goethes Gretchen will ich das Ganze aufhängen:
sie ist als Charakter eigentlich eine Fehlkonstruktion. Ihr
Schnippisches: „Bin weder Fräulein weder schön – kann
ungeleit nach Hause gehn“ hat Biss und ist Ausdruck einer
Person, die sich das Heft wohl nicht so leicht aus der Hand
nehmen lässt, weder von Faust noch von Mephisto, schon
gar nicht von Frau Marthe, wie das im Stück so abläuft.
Einen völlig neuen, anderen Charakter stellt Gretchen mit
folgender Antwort auf Fausts Frage dar: „Bin wohl ein Fräulein,
bin wohl schön, und
möchte gerne mit Euch
gehn“. Das gibt dem Verlauf
des Stückes eine völlig
neue Wende. Das klingt
nicht nur positiv, konstruktiv,
gar nicht mehr Teenymäßig
zickig, sondern
leitet auch ebensolche positive
Entwicklungen für
das Drama ein. Faust denkt
folglich „Aha, sie will ja
doch selbst. Was brauch´
ich da Mephisto, den miesen
Kerl! – Da ich es offenbar
doch auch allein schaffe,
sie zu beeindrucken und
rumzukriegen. – So alt bin
ich nun auch wieder nicht
– und wenn schon, manche Teenys stehen eben auf ältere Herren.
– Die sind sowieso zumeist zahlungskräftiger und sicher
auch treuer als die jungen Habenichtse.
Das läuft also prima in meinem Sinn. Und Frau Marthe
laden wir mal zum Kaffee ein. Als Schwiegermutter mag
sie gerne durchgehen. Und hat auch was Besseres verdient
als diesen dubiosen Mephisto. Und meine Seele brauche ich
dem Kerl demnach auch nicht rauszurücken, die bleibt an
ihrem angestammten Platz, im Gehirn natürlich, wie man
heutzutage weiß“. Und das Stück geht erfolgreich seinem
Ende zu; nicht sehr tiefsinnig, zugegeben, dafür aber kürzer,
prägnanter und mit jedem durchschnittlichen Ensemble bespielbar,
was dem Intendanten Kosten spart und wegen des
guten Endes dem Publikum eine trübe Stimmung.
Der neue Plot steht also!
Wer macht sich nun an die leidige Durcharbeitung, an die
Verversung und die Verreimung im Stile Goethes?
Wo sind die unbekannten Talente, Verseschmiede?
Es lebe das Remake! Angemessenes Kunstwerk einer
geistarmen Epoche!
Foto: Pixabay.de
„Ich lebe, ich weiß nicht wie lang.
Ich sterbe, ich weiß nicht wann.
ich fahre, ich weiß nicht wohin –
mich wundert‘s, dass ich so fröhlich bin.“
Magister Martin (1498)
Könnte das nicht auch für uns heute gelten und sollten
wir nicht versuchen, dem Dasein Positives abzugewinnen,
soweit wir es können?
Addy Knabe
Für Kids, Familien, Brautpaare oder Senioren
ist das volkskundliche Museum Wilnsdorf im
Lauf der Jahre ein Besuchsmagnet geworden.
In „normalen Zeiten“ hat das Museum 12 000 bis
20 000 Besucher im Jahr. Gemanagt wird das Haus
und das umfangreiche Rahmenprogramm von Museumsleiterin
Dr. Nauck und ihrer Assistentin, Frau
Molsberger. Diverse Zeitarbeiter und Unterstützer
kommen bei anderen Arbeiten zum Einsatz. Der
Hausmeister von nebenan, im Rathaus, hilft den Museumsleuten
bei besonderen Aufgaben natürlich auch.
Bei Museumsfesten helfen viele Hände bei Aufund
Abbau und den verschiedensten Aufgaben
Museum Wilnsdorf
wie Mitmachaktionen. Das Sommerfest fand 2019
unter dem Motto „Zeit und Mensch - ein bunter
Streifzug durch die Geschichte“ statt. Historische
Akteure, wie zum Beispiel Wikinger, die vom Leben
der Nordmänner erzählten, belebten das Fest.
Ebenso wie Handwerker, die für zwei Tage ihr Lager aufgestellt
hatten. Im Angebot zum Verkauf waren unter anderem
Schnitzereien, Glas- und Lederarbeiten. Persönlichkeiten
des Barock, Ritter und Landsknechte waren zugegen und
„Rotröcke“, die über ihren Einsatz im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
berichteten. Im Museumsgebäude herrschte
natürlich auch reges Treiben.
Ursprünglich stand der Gedanke eines Heimatmuseums
und einer regionalgeschichtlichen Begegnungsstätte bei der
Gründung des Wilnsdorfer Museums im Vordergrund. Der
zweigeschossige offene Hauptsaal mit Emporen ist noch
heute das Herzstück der Sammlung mit ihren liebevoll eingerichteten
Zimmern, Werkstätten und Läden aus der „guten
alten Zeit“. Schwer war die Arbeit auf dem Feld, im Hauberg,
in den Gruben und Schmieden. Frauen mussten sich mit der
Wäsche plagen und mit dem Kochen für meist große Familien.
Zwischen den einzelnen Themenräumen sind immer
wieder lebensgroße Puppen mit Originalkleidung oder Tracht
ausgestellt. Bei unserem Besuch sortiert Direktorin Nauck
gerade alte Damenwäsche, umsäumt mit feinen Stickereien.
Alles perfekt gepflegt und kostbar. „Von Männern ist kaum
alte Arbeitskleidung erhalten und Wäsche eigentlich auch
nicht, alles wurde bei der harten Arbeit verschlissen.“
Der große Saal ist auch eine beliebte „Location“ für standesamtliche
Trauungen. In „normalen Jahren“ geben sich an
die 70 Paare offiziell das Ja-Wort. Alles wird perfekt wunschgemäß
vorbereitet. „Fast alles ist erlaubt“, sagt Dr. Nauck,
„aber Konfetti bitte nur draußen“.
Eine separate Ausstellung befasst sich mit dem Siegerländer
Bergbau. Stolz ist Frau Dr. Nauck auf die neu eingerichtete
dreidimensionale Reise in den Bergbau mit VR-Brille.
Um 2003 konnte das Museum einen zweiten Schwerpunkt
setzen. Die Übernahme der „Sammlung Dr. Albrecht“
Foto:Rita Petri
Museumsleiterin Dr. Corinna Nauck und Assistentin
Regina Molsberger mit Maskottchen „Mammut Willy“
machte es möglich. Sie besteht aus etwa 7000 Repliken von
bekannten Museumsobjekten aus aller Welt und erlaubte es
dem Haus nun einen „kulturgeschichtlichen Lehrpfad“ einzurichten.
Dieser soll Einblicke in die Erdgeschichte von der
Steinzeit über die antiken Hochkulturen bis ins Mittelalter
und in die Neuzeit geben. Dieser Rundgang ist besonders
bei den Kids beliebt. Ihre Highlights sind die Neandertaler,
der lebensgroße, gewaltige Mammut und die nachgebildete
altägyptische Grabkammer. Schade für die Schulklassen, die
immer wieder gern das Museum besuchen, dass für sie ein
striktes Handy-Verbot besteht. Kein Selfie mit der barbusigen
Neandertalerin! Kinder und Eltern aufgepasst: Für 2022 ist
eine große Dinosaurier Ausstellung in Wilnsdorf geplant. Sicher
lassen sich dann coole Fotos mit den Dinos machen. Wer
weiß, was sich das Museum dazu einfallen lässt?
Normalerweise werden um die 300 museumspädagogische
Veranstaltungen im Haus pro Jahr durchgeführt. Die richten
sich unter anderem auch an Demenz-Kranke mit ihrer Begleitung.
Dies ist für die Senioren eine sehr wertvolle Wiederbegegnung
mit der Vergangenheit: für Menschen, die die Kriegsund
Nachkriegszeit und vor allem das für viele harte Leben im
ländlichen Siegerland miterlebt haben. Begeistert sind Frauen,
ihre alte Küche wieder zu sehen oder ihre „gute Stube“ von
damals. Ebenso entzückt sind alle von dem alten Krämerladen,
dem Friseur oder dem Puppendoktor. Ja, es war einmal!
Gut für das Museum war auch der Besuch von WDR Reporter
Markus Krczal in der Reihe „Nachts im Museum“, die
wieder Lust auf Museumsbesuche in ganz Südwestfalen gemacht
hat. Doch leider bleibt das Wilnsdorfer Haus bis auf
Weiteres geschlossen. Bis dahin ist noch viel zu planen, sortieren,
reparieren, und mit dem Staubwedel ganz sorgfältig abzustauben.
Viele Informationen kann man sich im Internet holen
unter www.museum-wilnsdorf.de Tessie Reeh
28 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 29
Museumsmomente von Rita Petri
Museum Wilnsdorf
2
6
1
3
7 8
Fotos:
4 5
9
1. Altägyptischer Sarkophag
2. Neandertaler
3. Prähistorische Felsmalereien
4. Prähistorische Fossilien
5. Prähistorische Fossilien
6. Figuren in traditionellen
Festtagstrachten
7. Beim Barbier
8. Schneiderin bei der Arbeit
9. Hochzeit nach altem Brauch
10. Korbflechter im Gespräch
10
Der Keltenfürst vom Glauberg
Archäologische Ausgrabungen in der Wetterau
Keltenwelt am Glauberg Museum, Archäoligischer Park
und Forschungszentrum Glauburg.
Es war ein wunderschöner sonniger Herbsttag im
Oktober 2020. Weiße Wolkenbündel segelten eilig
durch das Blau des Himmels. Die Stille wurde nur
vom monotonen Brummen einiger Insekten unterbrochen.
Norbert, Hannah und ich machten uns auf, die archäologischen
Ausgrabungen am Glauberg in der Wetterau zu
besichtigen.
In 2009 hatte ich auf dem Weg zum Arzt einen Schlaganfall
erlitten und mein kleines Auto verwandelte sich
schlagartig in einen Schrottklumpen. Mein Aktionsradius
war durch dieses Ereignis sehr klein geworden. Aber wie
das so ist: Wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von
irgendwo ein Lichtlein her. In meinem Fall waren es sogar
zwei Lichtlein, nämlich Norbert und Hannah. Das Paar wurde
danach zu meinen sozusagen „ständigen Wegbegleitern“.
Kultur
In 2020, wir hatten bereits die erste Corona-Welle
hinter uns gebracht und mussten Masken tragen, meldete
sich Hannah wieder einmal bei mir. Sie hatte im Museum
„Keltenwelt am Glauberg“ in Glauburg angerufen,
um herauszufinden, ob die Austellungshalle trotz Corona-
Beschränkungen geöffnet war. Sie war. Das schöne Wetter
an diesem Tag inspirierte außerordentlich, und so machten
wir uns voller Erwartung auf den Weg, um die erst seit 20
Jahren bekannt gewordenen Ausgrabungen aus der Zeit der
Kelten kennen zu lernen. Die Grabungen und der Glauberg
rückten erst im Jahr 1986 in den Fokus der Öffentlichkeit
und waren wohl mehr regional als überregional bekannt
geworden, weil die Medien sich immer noch überwiegend
mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung beschäftigten.
Norbert fungierte als Steuermann und Hannah hatte –
ganz Familienoberhaupt – ein paar Snacks für unterwegs
eingepackt.
Wir näherten uns dem Glauberg durch die sanft hügelige
Wetterau und ihr noch immer wohltuendes Grün bis
wir bei Glauburg die Anhöhe erreicht hatten. Hier auf dem
höchsten Punkt war ein ganz modernes Museum entstanden,
in dem die einzelnen Artefakte präsentiert wurden.
Vom Bistro mit seinen Panorama-Scheiben und der Terrasse
überblickte man das gesamte Gelände des Grabungsfeldes.
Von hier aus sah man deutlich das sogenannte Fürstengrab,
Blick aus dem Museum auf das Ausgrabungsgelände mit dem rekonstruierten Grabhügel..
Der Keltenfürst, 1,86 m
hohe Sandsteinstatue aus
dem Grabhügel.
einen enormen Grabhügel
mit 48 Meter Durchmesser
und einige Gräben an seinen
Rändern. In einiger Entfernung
entdeckte man noch
zwei weitere Grabhügel.
Die Fundstätte zählt zu
der bedeutendsten der europäischen
Eisenzeit. Der Glauberg
war um 400 vor Chr.
Sitz keltischer Herrscher von
weitreichender gesellschaftlicher
und wirtschaftlicher
Macht. Antike Zeitzeugen
aus dieser Zeit sind: (siehe
nebenstehenden Kasten)
Im Fürstengrab fand man
die 1,86 m hohe Steinskulptur
eines vollständig erhaltenen
eisenzeitlichen Kriegers,
das Abbild eines Keltenherrschers
von großem wissenschaftlichen
Interesse.
Da in einem aus dem
fünften Jahrhundert vor Chr.
stammenden Grab lediglich
Gürtelschnallen aus Metall,
der Goldschmuck um Hals,
Arm und Finger sowie Goldbordüren
um den Gewandausschnitt und die Gewandnadeln,
auch Fibeln genannt, überlebten, kann man an der
Statue aus Sandstein sehen, wie ein Keltenfürst aussah und
wie er bekleidet war. Auch Grabbeigaben, wie Speerspitzen,
Schwert und Schild, vervollkommneten das Gesamtbild.
Herzförmig gebogene Drahtreste, eine Holzscheibe
sowie Leder- und Stoffreste lassen sich zu einer Kappe rekonstruieren.
Vielleicht handelt es sich hier sogar um einen
Krieger-Druiden?
Die Gewandnadeln waren z.B. mit Chimären (Fabelwesen)
aus Metall geschmückt. Diese waren wohl damals
gerade in Mode. So eine Chimäre in groß habe ich zuvor
nur im Etrusker-Museum in Florenz gesehen, als ich in
den 70-er Jahren dort die archäologischen Ausgrabungen
von 12 Etruskerstädtchen besichtigte.
Im Fürstengrab vom Glauberg waren auf den Schnabelkannen
der Grabbeigaben auch Miniaturen zu sehen,
die einen Menschen darstellten, der von zwei Chimären
flankiert war. Das sollten wohl Verzierungen sein, eine
Art modischer Dekor. Die gleichen Miniaturen sind mir
auf einem großen Tongefäß im Etruskerstädtchen Chiusi
begegnet. Hier muss es also zwischen Etrurien und den
Glauberger Kelten rege Handelsbeziehungen gegeben haben.
Vielleicht stand man sich auch in spiritueller Hinsicht
besonders nahe.
Die Datierungsmethode führte zur Erkenntnis, dass die
Anlage des Herrschergrabes 1 am Glauberg in die Zeit zwischen
430 und 380 v. Chr. fiel. Die Zeit vor unserer Zeitrechnung
war also durchaus keine „primitive“ Zeit. Sie hatte
Halsring aus dem Grab
eine bäuerliche Struktur,
denn die Wetterau war
besonders fruchtbar. Die
Pflugschar aus Holz war
an der Spitze mit Eisen
verstärkt, wie in Etrurien.
Man lebte von unterschiedlichen
Getreidearten
und Hülsenfrüchten,
Rüben und Blattgemüsen
und trank Honigwein,
wie in den nach ertruskischem
Vorbild gestalteten
Schnabelkannen nachgewiesen
werden konnte.
Erna Homolla
Alle Fotos: Wikipoedia Commons
Schnabelkanne mit Chimären
Alle Bilder wikimedia commons
Antike Zeitzeugen:
431-404 v. Chr. Peleponesischer
Krieg zwischen Athen
und Sparta wütet,
um 430 v. Chr. Phidias vollendet
seine Zeus-Statue von Olympia,
eines der 7 Weltwunder,
um 425 v. Chr. Herodot, ein
griechischer Geschichtsschreiber,
stirbt,
423 v. Chr. Dareios II Großkönig
von Persien
437 v. Chr. Platon wird geboren
404 v. Chr. Artaxerxes II als
Nachfolger von Dareius II
Großkönig von Persien
409 v. Chr. Pausanias wird
König von Sparta,
403 v.Chr. Wiederherstellung
der Demokratie in Athen
387 v. Chr. Kelten unter der
Führerschaft von Brennus erobern
Rom,
387 v. Chr. Platon gründet seine
Philosophen Schule in Athen
384 v. Chr. Aristoteles wird Geb.
32 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 33
Kultur
Kultur
Minilandwirtschaft in den Zeiten
nur vom eigenen Acker. Keimende Restbestände des Wintervorrates
wurden im Frühjahr wieder „gesetzt“ und im Herbst und erfreute uns im Frühjahr mit einem oder zwei Lämmchen.
sich für sie ein Liebeserlebnis, sie wurde zum Bock geleitet
geerntet. Unsere Herbstferien verlebten wir ausschließlich Zunächst blieben sie in einem kleinen Gehege, doch fand unser
bei der Erdäpfelernte. Mit einem leeren Handwagen zogen
wir zum Acker, beladen mit einem vollen Sack kehrten wir
abends heim. Neben dem Einsammeln von Kartoffeln bestand
unsere Hauptaufgabe darin, die dicken Steine vom
Land zu sammeln. Mutti klagte oft: „Wir sind steinreich! Die
Steine wachsen schneller als die Erträge.“
Als Lohn für unsere Mühe, die wir – zugegeben – oft brummig
ausführten, winkte am Ende der Ferien im September der
Kirmesbesuch. Großzügig spendierte Mutti uns vier Kindern
zwei Mark. Es blieb uns allen in besonderer Erinnerung, denn
von jeweils fünfzig Pfennigen konnten wir uns einen ganzen
Nachmittag vergnügen. Ja, ihr sogar am Abend einmal ein
mit Spielkarten bedrucktes Schnapsglas als kleines Geschenk
mitbringen. Einmal gewannen wir sogar an der Losbude ein
schwarzes Keramikpferd, das jahrelang einen Ehrenplatz im
Wohnzimmerschrank hatte.
Unsere landwirtschaftliche Kleintiermenagerie bestand
aus Kaninchen, die großgezogen und geschlachtet des Öfteren
das sonntägliche Mahl bestimmten. Damals fuhr unsere
Mutti im Frühjahr für ein Wochenende nach Siegburg. In unmittelbarer
Nachbarschaft einer Hühnerfarm lebte dort unser
Onkel Helmut. Am Sonnabend ging es erst mit Bus, dann per
Zug zur Verwandtschaft und mit einem großen, gut tragbar
tierliebender Bruder bald heraus, dass man sie wie ein
Hündchen an einer Leine im nahen Eichenwald „ausführen“
konnte. In dieser Idylle lebten nicht nur wir Kinder, sondern
auch die Tiere eigentlich sehr glücklich. Niemand kam auf
den Gedanken, Lebensmittel zu entsorgen. Das wäre als Sünde
angesehen worden. Wir kannten nicht einmal Mülltonnen!
Neben einer Schwester gehörten zwei gänzlich unterschiedliche
Zwillingsbrüder zu unserer Familie. Der eine
liebte die Tiere beinahe abgöttisch, der andere fand oft Gefallen
daran, sie zu ärgern. So auch unseren Hahn, dessen stolze
Art es war, hoch erhobenen Hauptes frühmorgens seinen laut
tönenden Weckruf erschallen zu lassen. Oft stand unser Bruder
vor dem Pferch und ärgerte ihn mit einem langen Stock
durch den Zaun stochernd. Sobald der Hahn drauflos picken
wollte, zog er ihn weg. Das arme Tier wurde erregt und störrisch,
plusterte die Flügel breit auf und sprang wütend umher,
während der Bengel sich belachte und amüsierte. Aber dies
sollte sich rächen.
Wir mussten wieder einmal am Abend die Hühnerschar
hüten und natürlich hatte sich unser Bruder frühzeitig aus
dem Staube gemacht. Fröhlich und einträchtig scharrte das
Federvieh im Gras, als sich der Hahn plötzlich und voluminös
aufplusterte, den zum Kampf bereiten Kopf senkte und
des Wirtschaftswunders
verschnürten Pappkarton kehrte sie am Sonntagabend wieder wie ein Pfeil über die Wiese und den Garten davon sauste.
heim. Das Gepäck versehen mit zig Einstichlöchern, darin ein Er hatte unseren Bruder bemerkt, der nichtsahnend um die
unentwegtes Gepiepse von meistens 25-35 kleinen, herzigen Hausecke kam. Wie ein Blitz schoss ihm der Hahn entgegen
Eintagsküken. Es waren kleine Hähnchen, die damals noch und krallte sich auf dem Kopf fest. Dabei schlug er wild
Unser Mittagstisch bestand grundsätzlich aus Erzeugnissen des eigenen Anbaus, und „alles BIO“ war selbstverständlich. verschenkt und nicht geschreddert wurden …!
mit den Flügeln und hackte blitzschnell mit seinem
Mutti kam stets glücklich von diesem Besuch zurück und
Mein Enkel erklärte mir vor einigen Monaten: „Oma, landwirtschaftlicher Nebenerwerb an. Sie erwarben ein Haus
ganz besonders erfreulich war es, wenn sich unter die Hähnchen
ein, zwei oder drei Hühnchen, daheim bei uns „Pitt-
ich wünsche mir zum Geburtstag drei Hühner und mit einem angegliederten, großen Garten, einem außerhalb
einen Hahn“. „Und wo willst du sie unterbringen?“, gelegenen Acker und einer Grünlandfläche.
chen“ genannt, verirrt hatten. Vom Frühjahr bis zum Herbst
gab ich zu bedenken. „Na hinter der Garage wo du den Komposthaufen
hast. Du wirst dich jeden Tag freuen, wenn ich
die frischen Eier bringe“, sprudelte es aus ihm heraus, „ich
habe schon für alle vier einen Namen, nämlich: Eva, Maria
und Hildegard und der Hahn heißt dann Herrmann“. Natürlich
war ich im ersten Moment unangenehm überrascht. Das
gefiel mir gar nicht. Als ich jedoch seine verschmitzte, dazu
herausfordernde Gesichtsmimik sah, fragte ich nach: „Du
willst das Federvieh doch wohl nicht nach mir benennen“?
Er grinste mich an. „Aber klar! Oma, das ist doch eine große
Ehre für dich. Jeden Morgen hörst du deinen Namen und sofort
kommen alle angerannt“.
Noch ist über die Umsetzung seines Planes nicht entschieden,
dieser erinnerte mich jedoch lebhaft an meine Kindheit
und wie glücklich wir mit allerlei Getier aufwuchsen. Es gehörte
zu unserem Leben. Wir sahen es als selbstverständlich
und vollkommen natürlich an. Alle unsere Vorfahren waren
im landwirtschaftlichen Bereich ansässig gewesen, da gehörten
„Ackerbau und Viehzucht“ einfach dazu. Nach der Flucht
unserer Eltern aus der DDR bot sich in der neuen Heimat ein
Während unser Vater einer festen Arbeit nachging, oblagen
unserer Mutter und uns Kindern die damit anfallenden
Arbeiten und die Hege und Pflege des Kleinviehs. Wir waren
fast Selbstversorger. Supermärkte mit Frischetheke gab
es noch nicht. Gemüse und Obst, ohne „Gütesiegel“, wurde
ausschließlich aus eigener Ernte verköstigt. Egal ob krumm
oder gerade gewachsen, ein wenig wurmstichig oder ab und
zu von kleinen Wühlmäuschen angeknabbert. Unser Mittagstisch
bestand grundsätzlich aus Erzeugnissen des eigenen Anbaus,
und „alles BIO“ war selbstverständlich: Stangenbohnen
galten als ergiebigstes Gemüse und es wurde nicht geklagt,
wenn es drei Tage hintereinander Muttis gesunde Bohnensuppe
gab. Für die verschiedensten Hülsenfruchtvarianten
kannte sie stets nur die Aussagen: „Kinder, ihr wisst ja gar
nicht wie gesund das ist, etwas Besseres gibt es nicht“, und
dann wurden auch die Teller leer geputzt. Das galt ebenso für
Spinat und Mangold.
Außerdem wurde alles was der Boden hergab, wie Obst,
Bohnen, Erbsen, Möhren und Kohlrabi noch emsig eingekocht.
Oder es wurde in Salzlake eingelegt. Kartoffeln gab es
war es die Aufgabe von uns Vieren das Federvieh zu hüten.
Im Karree, jeder an einer Ecke mussten wir aufpassen, dass
die Tiere für eine gewisse Zeit genügend Grünzeug picken
konnten, dabei aber niemals auf die Nachbargrundstücke
ausbüxen durften.
Unser pfiffiger Bruder verschwand dann grundsätzlich
still und heimlich, was jedes Mal in ein großes Beschwerdegeschrei
ausuferte. Wir sammelten auch freiwillig Brennnesseln,
die kleingehackt für die Tiere als besondere Leckerbissen
galten. Nach und nach wurden die Hähnchen
von Mutti geschlachtet und verarbeitet. Die ersten knusprigkrossen
verputzten wir gierig und schnell. Da jedoch die
Tiere überwiegend zur gleichen Zeit schlachtreif wurden,
änderte sich dies mit der Zeit. Mutti pries die „äußerst gesunden
Geflügelgerichte“ zwar weiterhin, doch wir jammerten:
„Schon wieder!“
Unseren Milchbedarf lieferte die treue Liese, eine weiße
Ziege. Vom Frühjahr bis zum Herbst wurde sie mittels eines
langen Seils an einen Baum angebunden. Sie meckerte ständig
und graste nebenbei die Wiese ab. Einmal im Herbst bot
Foto: Wikipoedia Commons
34 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 35
Schnabel in die Haarpracht hinein. Unser Bruder begann
laut zu schreien und versuchte, sich gegen das wütende Tier
zu wehren. Sein ängstliches und wildes Schlagen mit den
Armen hatte endlich Erfolg. Doch der Hahn biss sich beim
Absturz noch in seinem Gesäßbereich in der Lederhose fest
und machte den Triumph perfekt. Der Hahn blieb unverletzt,
doch unserem Bruder fehlten einige Haarbüschel und dazu
floss etwas Blut.
Auch die Ziegenlämmer wurden im Herbst geschlachtet.
Dies übernahm der Hirte des Dorfes und dabei durfte ich
helfen. Der erste Lammbraten schmeckte uns allen ganz vorzüglich
und Mutti musste ihn regelrecht verteidigen, bevor er
auf den Tisch kam. Bei den nachfolgenden widmeten wir den
einst glücklich herumspringenden Tiere aber auch schmerzliche
Gedanken. Mutti weckte teilweise auch Fleischgerichte
in Gläsern ein, die wir dann irgendwann vorgesetzt bekamen.
Wir kannten noch keine Kühltruhe und Tiefkühlware.
Unverhofft besuchte uns einmal der ortsansässige Metzger.
Er bot unseren Eltern eine Kuh an! Sie sei ihm zum
Schlachten angeboten worden, gebe aber immer noch jeden
Tag acht bis zehn Liter Milch. Das Angebot war, Mutti solle
das Tier noch „ausmelken“ und dann wollte er es wieder abholen
und vermarkten. Schnell wurde in unserem Keller ein
Eckchen geschaffen. Wir besorgten Heu und Stroh und die
rotbunte Kuh zog bei uns ein. Sie hieß Schimmel und ihre
Milch schmeckte wesentlich besser als jene von Liese. Mutti
erstand ein Butterfass, wir bekamen eine Zentrifuge und
es gab eine Zeitlang frische Butter und auch Kuchen mit
eigener Schlagsahne. Geschlagen von zwei in sich rotierenden
handbetriebenen Schlägern. Zum Abendbrot gab es eigene
erzeugte Buttermilch und aus den Resten kochte Mutti
einen säuerlich, aber schmackhaft-erfrischenden Nachtisch
für einen warmen Sommertag.
Nachdem sich Schimmel in unserem Keller für Monate
heimisch gefühlt hatte und der Platz wieder frei geworden
war, sann Vati über
weiteres Nutzvieh
nach. Er ummauerte
den kleinen Bereich
als Schweinestall
und besorgte
einen Schweinetrog.
Wir bekamen
zwei niedliche
kleine Ferkelchen.
Welch eine Wonne!
Nein, Mitleid oder
Skrupel kannten
wir in diesem Falle
nicht. Wir wussten,
sie würden
auch eines Tages
geschlachtet und
von uns verspeist
werden. Die kleinen
Schweine waren
zwar noch nett
anzusehen, und
sie wuchsen und
gediehen prächtig
und dann überwog
der Gedanke an die
deftige Wurst, an
Schinken, an ein
Es bedurfte keines Labels oder eines Siegels für artgerechte Haltung.
Eine unbeschwerte Kindheit
in Zeiten des Nebenerwerbs.
selten bereitetes Kotelett. Doch in diesem Falle war unseren
Eltern das Glück wirklich nicht hold. Beide Schweine hatten
die Schlachtreife erreicht, als unsere Mutti an ihnen die
Veränderungen auf der Haut wahrnahm. Der Tierarzt kam,
danach der Abdecker, beide Schweine hatten Rotlauf und
Mutti weinte tagelang um den herben Verlust.
Als Älteste musste ich mittags das vorbereitete
Essen für meine Geschwister erwärmen,
wenn Mutti im Garten oder auf
dem Feld war. Unsere jüngste Schwester
hatte Muttis Ankündigung mitbekommen,
dass es Erbsensuppe geben solle, aber keine
Würstchen dazu. Nach der Schule holte
ich den Topf aus der Speisekammer, stellte
ihn auf die Herdplatte, wollte noch einmal
umrühren und – was war das? Oben auf
der Suppe schwamm eine Schicht getrockneter
Haselnussblüten. Wie Beeren und
Blätter, Holz, Tannenzapfen und ähnliches
hatten wir sehr häufig die Produkte der
Natur gesammelt. Und dabei waren auch
die von den Ästen herabhängenden Blütenkätzchen,
die wir „Würstchen“ nannten.
Unsere kleine Schwester war flugs in
den Wald geeilt, um die Suppe mit diesen
„Würstchen“ zu verfeinern. Heimlich entsorgte
ich die Beilage, wärmte die Suppe
und niemand bemerkte etwas.
Eva-Maria Herrmann
36 durchblick 2/2021
Bild: Wikipoedia Commons
Foto: Archiv Herrmann
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2/2021 durchblick 37
Aus der Region
Aus der Region
Säuglinge zwischen warme Backsteine gelegt
Anna Schlag
Die heutige Hebamme ist an einer staatlichen Hebammenschule
ausgebildet worden. Sie ist eine behördlich
geprüfte und zugelassene Geburtshelferin
und hat das Recht, Schwangere zu beraten und Geburtshilfe
zu leisten. Weiterhin betreut sie Wöchnerinnen und
Kinder während der ersten zehn Tage. Jede Gebärende ist
verpflichtet, eine Hebamme hinzuzuziehen. Dies ist durch
das Hebammengesetz von 1985geregelt.
Seit dem 1. Januar 2020 befindet sich die Hebammenausbildung
im Übergang. Wer diesen Beruf ausüben will,
muss ein Bachelorstudium absolvieren. Bis zum 31. Dezember
2022 gibt es für die bisherige Ausbildung noch
eine Übergangsfrist.
Die Geburt findet heutzutage fast ausschließlich im
Kreißsaal in einem Krankenhaus statt. Der Neuankömmling
erblickte früher auf dem Lande, wo kein Krankenhaus
vorhanden war, fast immer im Elternhaus unter Mithilfe
der Hebamme das Licht der Welt. Die Geburtshelferin
musste einst die Entscheidungen alleine treffen. Es war
kein Arzt, wie heute in den Krankenhäusern, zur Stelle.
Der Arzt wurde erst bei schweren Komplikationen benachrichtigt.
Dies war alles mit Problemen verbunden, denn es
gab keinen Fernsprecher, Handy bzw. kaum einen fahrbaren
Untersatz. Nur die großen Bauern und die Wohlhabenden
benutzten die Pferdekutsche.
Eine dieser letzten sogenannten Haushebammen in Dahlbruch
war Frau Anna Schlag, geb. Hirsch. Der Name Haushebamme
deswegen, da sie nur in den Wohnhäusern ihre Tätigkeit
ausübte und nicht in einer Klinik. Der Berufsweg von
Anna Schlag begann quasi am 15. Januar 1901, als in Dahlbruch
mit der Gemeindeschelle bekanntgeben wurde, dass
eine Bezirks-Hebammenstelle durch Ableben einer Hebamme
frei geworden sei. Frauen und Jungfrauen zwischen
Zertifikat und Berechtigung zur Ausübung des Berufs der Hebamme.
20 und 30 Jahren, die unbescholten und insbesondere nicht
außerehelich geboren haben, Neigung zum Hebammenberuf
besitzen und sich ausbilden lassen wollen, werden gesucht.
Auch Frau Schlag meldete sich mit weiteren Frauen.
Da mehrere geeignete Personen in die engere Wahl
kamen, wurde in der Schule zu Dahlbruch eine Frauenversammlung
einberufen, in der sie ihre spätere Hebamme
selbst wählen konnten. Was für eine unglaubliche Demokratie
vor 120 Jahren gab es damals schon in Dahlbruch.
Laut Anwesenheitsliste, die dem ausführlichen Protokoll
beigefügt war und im Hilchenbacher Stadtarchiv lagerte,
waren 114 wahlberechtigte Frauen anwesend. Die Wahl
gewann Anna Schlag. Sie verpflichtete sich, die Hebammenschule
mit einer Abschlussprüfung in Paderborn zu
besuchen, den Beruf wenigstens drei Jahre in Dahlbruch
auszuüben und danach bei Beendigung oder Wechsel wenigstens
ein halbes Jahr vorher zu kündigen. Schon zwei
Tage später wurde dem Kreisarzt für weitere Entscheidungen
die Wahl von Anna Schlag mitgeteilt.
Bereits Anfang 1902 erhielt sie die Berechtigung zur
selbstständigen Ausübung des Hebammenberufes durch bestandene
Prüfung mit der Zensur 1 (sehr Gut). Hebammen
sind Fachfrauen rund um die Geburt, von der Schwangerenvorsorge
und Geburtsvorbereitung bis zur Nachfrage im
Wochenbett und der Rückbildungsgymnastik sowie bei allen
Fragen zum Stillen. Anna Schlag hatte ihren Dienst als Hebamme,
nach Vertrag mit der Gemeinde Dahlbruch und eine
Bestätigung durch den Landrat, im Februar 1902 begonnen
und ihn genau nach 40 Jahren, nämlich Ende Januar 1942 eingestellt.
Bis zu ihrem Tod 1960 lebte sie in Dahlbruch.
Heute kommen Neugeborene, die weniger als fünf Pfund
wiegen, sofort vom Kreißsaal in den Brutkasten, der unter
anderem eine gleichbleibende Temperatur hat. Dieser wird
Geburtshaus von Anna Schlag geb. Hirsch.
umgehend mit dem Neugeborenen in die Kinderklinik befördert,
da hier bessere Voraussetzungen wie anderswo für
solche Situationen sind. Ja, wir haben heute im Siegerland
sogar einen Baby-Notarztwagen. Solche technischen Hilfsmittel
gab es früher natürlich nicht, aber die zu leicht Geborenen
gab es schon. Anna versuchte auch diese Kleinstkinder,
die sogenannten Frühchen, am Leben zu erhalten. Sie
legte die Kleinen zwischen Steine, die vorher im Backofen
angewärmt wurden. Diese Backsteine, die längere Zeit die
Temperatur behielten, wurden beim Erkalten durch neu angewärmte
unter einem Wolltuch ausgewechselt. Diese einfache
Methode von Anna, die auch Erfolg hatte, könnte man
als Vorläufer der Brutkästen bezeichnen.
Schlicht und einfach wie früher alles war, waren auch
die Instrumente einer Hebamme, die sie in ihrem Köfferchen
zur Entbindung mitbrachte. Die Geburtszange, die
Ihr Profi für
Komplettbad - Lösungen
und regenerative Energien
Zertifizierter Fachbetrieb
für senioren- und
behindertengerechte
Installationen
Alle Fotos: Archiv Bensberg
bereits 1620 in England im Gebrauch war, lag
natürlich immer im Köfferchen. Bei Dunkelheit
nahm die Geburtshelferin stets eine Sturmlaterne
mit. Auch in der Stube, wo die Geburt vonstatten
ging, wurde diese Laterne als Lichtspender
aufgestellt. Dahlbruch bekam zwar 1911/12
elektrisches Licht, aber wegen der hohen Kosten
schlossen viele Hauseigentümer nur zögernd an.
Die Straßenbeleuchtung kam noch viel später.
Somit war die Sturmlaterne noch viele Jahre danach
nachts Annas Begleiter.
Anna Schlag hat in langer und treuer Berufsarbeit
bei mehr als 1 800 Geburten Hilfsmaßnahmen
während der Geburt zur Abwendung von
Gefahren für Mutter und Kind eingeleitet. Dabei
wird sie in den vier Jahrzehnten manches an
Freud und Leid erlebt haben. Von der Geburt bis
acht Wochen danach ist die Wochenbettzeit. Es
war damals eine kritische Zeit für die Wöchnerinnen, denn
in dieser Zeit bilden sich die schwangerschaftsbedingten
Körperveränderungen weitgehend zurück. Infolge einer
Infektion bei den Geburtswehen trat früher häufig das
schlimme Wochenbettfieber auf. Da man noch kein Antibiotika
kannte, verstarb manchmal die Mutter hieran und
der Säugling brauchte eine Amme.
Große Armut herrschte damals bei den meisten Menschen.
Entsprechend fiel auch das Honorar für eine Hebamme
aus. Wenn auch die Gebührenordnung für die Bezirkshebammen
vom Regierungspräsidenten im Juli 1903
eindeutig geregelt und veröffentlicht worden war, hatte
Frau Schlag oft keinen Pfennig für die Geburtshilfe bekommen.
Trotzdem hatte sie ihren Beruf geliebt und war
eine angesehene, respektvolle Kapazität geworden.
Heinz Bensberg
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38 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 39
Höhepunkt
Kirmes
In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts konnten
Schaustellerfamilien überleben, ohne weit reisen zu
müssen. Die Wochenenden einer Saison von Frühling
bis Herbst reichten gerade aus, alle größeren Orte des Siegerlandes
abzufahren; dann war schon wieder Winter und
Zeit für Reparaturen und Renovierungsanstriche. Aber in
der Zwischenzeit ging es rund, je nach Fahrgeschäft im
wahrsten Sinne des Wortes.
Für die Unterhaltung der Bevölkerung sorgten ansonsten
Kino, Radio, Gesangverein, Gastwirtschaften. Fernseher
standen nur in sehr wenigen Häusern. Fahrten ins Theater
oder die Oper nach Köln, Frankfurt oder Wiesbaden blieben
absolute Ausnahme. Die Wenigsten hatten ein Auto und wer
hätte auch in der Zeit das Vieh versorgen sollen? Die Siegerlandhalle
wurde erst 1961 gebaut!
Aber Kirmes! Kirmes ging!
Mittwochsabends rückten die großen Fahrgeschäfte an.
Donnerstags war Aufbau, freitags galt es! Die Frauen gingen
noch schnell zum Friseur und überprüften den Sonntagsanzug
des Angetrauten. Man machte sich fein. Man
ging „im Sunnichs“.
Am Freitagabend – Bis dahin mussten alle noch arbeiten.
– gab es kein Halten. Wenn es gut lief, war „Sperrstunde“
allenfalls ein Diskussionsvorschlag. Den meisten Jugendlichen
und Erwachsenen nagten Kriegserlebnisse noch im
Hinterkopf. Aber darüber sprach man nicht, schon gar nicht
wenn Kirmes war. Da wurde sich amüsiert. Das lenkte ab.
Und so traf sich das dörfliche „Who is who?“, entweder mitten
drin oder zum Bierchen in der nahen Kneipe.
Und auf dem Kirmesplatz ging die Lucie ab.
Kinder kamen auch auf ihre Kosten mit Zuckerstangen,
bunten Flattern am Stock, die sich im Wind drehten, und
ganz vielen Menschen, mehr als jemals sonst auf einen Haufen
zu sehen waren – höchstens Weihnachten in der Kirche.
Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Im Mittelpunkt das Kinderkarussell mit Pferden, Motorrädern,
Kutschen, Polizeiautos und – ganz wie im Gedicht
bei Rainer Maria Rilke – „dann und wann ein weißer Elefant“.
Jedes kleine Gesicht strahlte wie eine „Batschschnitte“.
Sogar manche Väter quetschten sich auf ein Motorrad.
In ein Auto hätten sie ja auch nicht gepasst.
Die jüngere Jugend hatte sich erfolgreich bei der Verwandtschaft
einen „Kirmesgroschen“ geschnorrt. Ohne
Moos nichts los!
Sie stürmte die Stufen zum „Schlickerkarussell“ hoch
und suchte Außenplätze zu ergattern. In zwei Reihen hingen
Holzsitze mit Eisengestängen an vier Ketten am Drehteller.
Wenn sich das runde Dach drehte, segelte man hoch über
den Köpfen durch Raum und Zeit.
Die älteren Jugendlichen, die noch ungebundenen, die
„Losslerijen“ rückten in geschlechtergetrennten Gruppen
und Paaren an in der eindeutigen Absicht, diese Trennung
zu überwinden. Sie stürmten ebenfalls die Treppen zum
Schlickerkarussell. Die männlichen Geschlechts belegten
einen Platz in unmittelbarer Nähe ihrer Derzeitigen. Solange
das Karussell noch stand, lümmelten sie sich über
die Querstange vor ihnen, die sie am Herausfallen hindern
sollte. Sie nahmen lautstark Kontakt auf zu den Umstehenden.
Das allein war schon wesentlicher Bestandteil
des Vergnügens. Wenn die meist männliche Hilfskraft von
allen Fahrgästen die Gebühr eingesammelt hatte, setzte
die Maschine sich in Bewegung. Die Jungen trillerten die
Mädchen in ihren Sitzen. Die drehten sich dann zusätzlich
mit um ihre eigene Achse. Oder sie bekamen Schubse, die
sie weit aus der Bahn schleuderten. Die Mädchen kreischten
und aus dem Lautsprecher schmetterten Caterina Valente
und Silvio Francesco: „Tippitippitipso, beim Calypso
sind dann alle wieder froh!“
Foto: wikimedia-commons
In Schießbuden steckten kleine weiße Gipshülsen auf einer
Nagelleiste. Sie trugen künstliche Rosen und warteten
darauf, zerschossen zu werden. Dann gaben sie ihre Fracht
frei für die jeweilige Liebste. Natürlich schossen die Männer
für die Frauen! Frauen trugen den erlegten Wachsblumenstrauß
oder den erschossenen Teddybären zur allgemeinen
Bewunderung vor sich her. Ein Lebkuchenherz „Immer
Dein“, am Band um den Hals getragen, erfüllte den gleichen
Zweck, ließ sich aber aufessen oder als Würze für die
Sauce des Sonntagsbratens nutzen.
Ein Stück weiter lockte die Berg- und Talbahn: „Steigen
Sie ein, die nächste Fahrt ist wieder mit Musik!“. Hier
kassierten die jungen Männer bei voller Fahrt, gegen die
Fliehkraft nach innen geneigt am Abteil stehend und hangelten
sich mit schlafwandlerischer Sicherheit zum nächsten
Abteil. Dazu sang Bruce Lowe: „Das alte Haus von
Rocky Docky hat vieles schon erlebt. Kein Wunder, dass
es zittert! Kein Wunder, dass es bebt.“ Interessant, dass
keiner abstürzte. Aber das waren auch verwegene Kerle!
Vielleicht gab es doch einen unbemerkten Schwund, denn
fast jedes Fahrgeschäft stellte ein Pappschild ins Kassiererhäuschen:
„Junger Mann zum Mitfahren gesucht.“ Die
Siegerländer hielten sich aber eher an: „Bleibe im Lande
und nähre Dich redlich.“
Zwischen Berg- und Talbahn und Autoscooter zog ein
kleines blaues Ein-Personen-Glücksspielbüdchen Besucher
magisch an. Auf einem Lichtband, unterteilt in fünf Felder
(Kreuz, Herz, Pik, Karo, Blanko) leuchteten die Felder nach
dem Zufallsprinzip auf und hielten irgendwann an. Man
setzte seinen Groschen auf eine Farbe. Blieb auf diesem
Feld das Licht stehen, erhielt man für seinen Groschen eine
meist leicht abgegriffene Marke. Alle Groschen wurden
kassiert und verschwanden im Spielbudennirwana. Stoppte
das Licht auf dem Blankofeld, kassierte die Spielleiterin,
eine etwas angejahrte Dame, mit einer erstaunlich emotionslosen
Sachlichkeit alles: „Die
Bank gewinnt.“
Ab einer bestimmten Anzahl von
Marken, bekam man einen Gewinn;
zum Beispiel ein hochwertiges Fahrtenmesser
aus echtem Blech. So
manche dörfliche Zockerseele wurde
ihr mühsam erbetteltes Kirmesgeld
los, ohne je ein Fahrtenmesser
zu ergattern.
Da blieb dann am Autoscooter
nur noch das Zusehen. Um die viereckige
Fahrbahn aus Metall führten
außen Standflächen aus Holzbohlen.
Sie waren etwas tiefer gelegt, damit
Zuschauer nicht unversehens die Fahrfläche
betraten. Hier gingen die Lucie
und die Post gleichzeitig ab! Jonnie
Ray legte sich ins Zeug: „Yes, tonight,
Josefine, yes tonight – yip yip, way
Erinnerungen
Das Kinderkarussel war für uns der
Mittelpunkt des Rummelplatzes.
Foto: Archiv Schöllchen
bop, di boom ditti di boom ditti di.“ Alle Leute – im Alltag
ohne Auto und Führerschein – wurde hier zu Graf Berghe von
Trips. Mitten in diesem Getümmel sprangen die Helfer von
Scooter zu Scooter, kassierten die Chips und lenkten unbesetzte
Fahrzeuge im Stehen (!) aus dem Getümmel an den
Rand. Und alle hatten noch beide Füße!
Der absolute Knüller jeder Kirmes aber war und blieb die
Anlage mit den Schiffschaukeln. Hier ließ man sich nicht passiv
bewegen. Hier musste man alleine oder zu zweit Muskelkraft
einsetzen und mit Gewichtsverlagerung arbeiten. Pärchen
zahlten das Gleiche und konnten ihren Spaß verdoppeln,
wenn sie zusammenlegten. Das ging bis in die Horizontale.
Je nach Alter flogen Zöpfe oder Petticoat. Wer es übertrieb
und in die Gefahrenzone gelangte, wurde vom zuständigen
jungen Mann mithilfe einer eingebauten Mechanik schnöde
ausgebremst. Auf freie Schiffe stand man an. Wie bei allen
Fahrgeschäften herrschte das „stringente Windhundverfahren“.
– Der Schnellste gewinnt. Sieger/innen wurden friedlich
anerkannt. Vielleicht lag das auch Freddy Quinns besänftigenden
Klagen: „Brrännend heißerr Wüstensand ...“
Den Höhepunkt jedes Kirmestages bildete eine besondere
Schaueinlage. In der Schiffschaukelanlage befand sich
eine abgesperrte Einheit, die nur mit besonderer Genehmigung
bei nachgewiesener Eignung benutzt werden durfte.
Damals muss der Ausdruck „Einzelfallprüfung“ erfunden
worden sein. Während der Höhenflug aller Schiffschaukeln
spätestens gestoppt wurde durch den Querbalken, an dem sie
aufgehängt waren, umkreiste das Schiff hier eine Eisenstange,
die den Überschlag ermöglichte. Wenn das Kirmesgeschehen
am frühen Abend bei noch guter Sicht zwischenzeitig etwas
zur Ruhe kam, trat Er in Aktion: Der angesagteste Schiffschaukelbremser
des gesamten Siegerlandes. In schwarzer
Jeans mit karierten Aufschlägen, kariertem Hemd, die geölten
nackenlangen Haare nach hinten gekämmt, stieg er
unaufgeregt in seine Schaukel. Zuschauer und besonders
Zuschauerinnen hielten inne und
merkten auf. Der Protagonist steckte
seine Füße in Fußbindungen, schnallte
sich mit den Handgelenken fest,
verlagerte sein Gewicht und erreichte
in kürzester Zeit die Geschwindigkeit
zum Überschlag. Dann kam der Clou!
Er dosierte seinen Schwung so, dass
er genau bis in die Senkrechte über
dem Drehpunkt reichte. Dann stand
oder hing (?) er dort oben, angeschmachtet
von der Damenwelt. Zum
Küssen schön!
Das ließ man aber lieber. Denn
montags baute er ab, dienstags war
er schon unterwegs, um in einer anderen
Siegerländer Ortschaft andere
Frauen zu beeindrucken.
Tiefer Seufzer und Cut...
Tilla-Ute Schöllchen
40 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 41
Sommertage
oder die Zeit
der Ferien
Die letzte Klassenarbeit war geschrieben und wir fieberten
alle dem letzten Schultag entgegen und dem
Beginn der großen Ferien. Bei uns hieß es „große“
Ferien, weil sie sechs Wochen dauerten, im Gegensatz zu
den immer viel zu kurzen anderen Ferien im Jahr.
Am letzten Tag wurde nicht mehr viel „gemacht“, wie
wir sagten. Meistens wurde ein Film angeschaut, den wir
auswählen durften und der mit den erdkundlichen oder biologischen
Fächern zusammenhing, oder, wenn wir nicht auswählen
durften, gar politische; die gefielen uns weniger.
Wer dann fast regelmäßig „krank“ war, war Dodo. Dodo
hieß eigentlich Dorothee, aber zu Hause wurde sie Dodo genannt
und wir nannten sie ebenfalls so.
Auf dem Rückweg dachte ich, ich schau mal bei Dodo
vorbei und erzähle ihr von dem tollen Film, den wir heute
gesehen hatten. Vielleicht würde sie das aufmuntern und sie
würde schneller wieder gesund, denn Schlehmanns wollten
doch in Urlaub fahren, und weit weg, nach Mauritius oder so.
Bei Schlehmanns machte keiner auf, obwohl ich Sturm geklingelt
hatte. Herr Gelber von nebenan sagte, Schlehmanns seien
nicht da, die seien doch schon in aller Frühe los zum Flughafen.
„Und Dodo?“ fragte ich, „die ist doch krank.“ „I wo“, sagte
Herr Gelber, „die ist putzmunter, die Schlehmanns fahren
doch jedes Jahr am letzten Schultag schon in aller Frühe los.“
Zu Hause druckste ich herum und fragte Mutter schließlich,
warum ich nicht schon einen Tag früher Ferien machen
könnte, so wie Dodo. Sie brauche mir doch nur eine
Entschuldigung zu schreiben. „Und – findest du das gut?“
fragte sie. Nein, ich fand es eigentlich nicht gut. Mutter war
eh' nicht so gut auf Schlehmanns zu sprechen. Das seien
Neureiche, sagte sie, die würden mit dem, was sie haben,
nur rumprotzen, im Gegenteil zu Beiborns, die schon immer
reich gewesen wären, und die würden bescheiden tun.
Wenn ich mir’s so richtig überlegte, Beiborns Benno, eigentlich
hieß er Benjamin, war ein lieber, netter Junge aus der
Parallelklasse, der nie so affektiert war wie manch anderer und
auch nicht immer Markenklamotten trug, nur manchmal. Und
das sah ich eher zufällig. Und Bennos Eltern waren richtig nett
und hatten mich schon mehrmals, wenn Benno zum Schwimmen
fahren wollte, in ihrem Auto mitgenommen. Dodo dagegen
war „aufgebrezelt“, wie wir sagten, und prahlte oft mit
ihren Designerklamotten, was für ein tolles Haus und Auto sie
haben, und wo sie schon überall im Urlaub waren – in Mexiko,
auf den Malediven und eine Mittelmeerkreuzfahrt hatte sie
auch schon gemacht – und wie toll das immer alles war.
Wenn wir dann am ersten Schultag unsere Ferienerlebnisse
erzählten, waren wir schon ein bisschen neidisch, denn die
meisten von uns und auch ich konnten mit so Erlebnissen natürlich
nicht aufwarten. Aber mitgenommen, zur Schule z. B.,
hatten die mich noch nie. Erst viel später habe ich erkannt, was
ich hatte, was Dodo nicht hatte: Eine unbeschwerte, glückliche
Kindheit. Dodo hatte fast nie Zeit zum Spielen, sie musste
nämlich zum Klavierunterricht, zum Reiten und Tennis regelmäßig
jede Woche. Wir konnten in unserer Freizeit toben
und uns allerlei Dinge ausdenken und „das wahre Leben“ trainieren
mit Detektiv- und Schnitzeljagden, Geschicklichkeitsspielen
aller Art und Mutter-Kind-Spielen, wobei Hannes aus
unserer Clique immer den Vater spielen und immer zur Arbeit
musste, weil er sonst nur herumstand und für nichts zu gebrauchen
war. Und die Ferien, die „großen“ Ferien, die waren für
unsere Clique bestimmt so toll wie die von Dodo, nur anders.
Was seltsam war, während der Schulzeit kamen wir morgens
schlecht aus den Federn. Doch in den Ferien brauchten
wir nicht einmal geweckt zu werden. Irgendeiner sprang aus
dem Bett und dann wurden alle nacheinander aus dem Haus
getrommelt. Wir hockten zusammen und losten aus, bei wem
wir heute frühstücken würden, denn das Frühstück war nicht
bei allen gleich. Bei Hannes frühstückten wir am liebsten. Da
gab es immer die dicken Nutellabrote, bei Geli gab’s entweder
Marmeladenbrote oder manchmal Brötchen mit Eszet-Schokolade.
Das war auch toll. Bei Jörg gab’s Cornflakes, weil
Jörgs Mutter meinte, wir müssten auch mal was Gesundes essen.
Bei Anni waren wir nicht so gerne, da saß der Opa mit am
Tisch und hatte an jedem von uns was auszusetzen. Bei uns
gab’s oft Käse- oder Salamibrote, damit wir für den Tag gut
gerüstet wären, meinte Mutter. Da waren die andern auch mit
einverstanden. Dann ging’s hinaus ins Leben.
Wenn das Wetter gut war, machten wir allerlei Spiele
oder wir zogen an den Bach, der im Sommer nicht so viel
Wasser führte. Dort übten wir uns im Staudammbau oder
in Bachbegradigungen, wobei Jörg ständig renaturierte,
weil er die Biegungen viel schöner fand. Geli, Hannes und
ich waren mehr für die Fließgeschwindigkeit. Es war herrlich,
in dem Wasser zu spielen, Steine zu suchen, oder, was
auch toll war: Manchmal machten wir eine Schlacht und
bewarfen uns gegenseitig mit dem Uferschlamm, so dass
wir nachher wie die Schweine aussahen und uns im Wasser
wieder säuberten, ehe wir nach Hause gingen.
Wenn es heiß war und die Sonne so richtig vom Himmel
brannte, legten wir uns in das frische Bachwasser und suchten
Abkühlung. Manchmal vergaßen wir sogar die Mittagszeit.
Wir waren so damit beschäftigt, die kleinen Fischchen
zu fangen, um sie anschließend wieder ins Wasser zu werfen.
Einfach nur so ein Wettbewerb, wer der flinkste von uns war
und die meisten schaffte, bis wir merkten, dass wir Hunger
hatten. Nach dem Mittagessen ging es gleich weiter. Abends
kamen wir müde und braungebrannt nach Hause, manchmal
aber auch rot, wie Geli, die eine helle Haut und süße kleine
Sommersprossen um die Nase hatte.
Einmal kam ich nach Hause gerannt, alle andern hinter
mir her. Ich hatte einen kleinen Frosch eingefangen und nun
wollte ich von Mutter ein Einweckglas haben, damit ich den
Frosch hineinsetzen konnte, denn ich wusste, Frösche zeigen
im Glas das Wetter an. Wenn sie oben auf der Leiter sitzen
wird es schön, bleiben sie unten hocken gibt es Regen.
Anni hatte Gras und Löwenzahn mitgebracht, damit er
etwas zu fressen hatte und weich lag. Mutter meinte, dass
man das arme Tier doch nicht dahinein sperren könne. Aber
wir hatten sie schnell überzeugt. Was wir nur noch brauchten
war eine Leiter, wie sollte er sonst nach oben kommen?
Hannes, der sonst immer die besten Ideen hatte, meinte, wir
könnten doch einen Ast hinein stellen. Aber das fanden wir
nicht gut, es sollte schon eine Leiter sein. Da fiel Jörg ein,
dass er noch eine Spielzeugleiter von Playmobil hatte, rannte
nach Hause und war im Nullkommanix wieder da. Übers
Glas spannten wir ein Taschentuch und ermunterten den
Frosch, auf die Leiter zu klettern. Er tat es nicht, sondern
versteckte sich unter einem Löwenzahnblatt.
Am nächsten Morgen saß der Frosch tatsächlich auf der
Leiter, aber draußen regnete es in Strömen. Mutter meinte, der
wolle an die Luft, die wäre unten im Glas zu dünn, wir sollten
ihn rauslassen und wieder zum Bach bringen, und außerdem
fräßen Frösche kein Gras und Löwenzahn. Als die andern kamen,
wollten sie sofort wissen, ob er unten hocke, denn dass es
regnete, hatten sie ja alle mitgekriegt. „Kein Verlass auf Frösche“,
meinte Jörg und wollte seine Leiter wieder haben. Wir
trugen gemeinsam im strömenden
Regen das Glas zum Bach
und setzten den kleinen Frosch
aus. Der überlegte nicht lang und
sprang mit einem Satz und in hohem
Bogen davon.
An solchen Tagen, an denen
es regnete, hatten wir unsere Regensachen
an und zogen durchs
Dorf, spielten Klingelmännchen,
scheuchten die Katzen, oder,
Erinnerungen
(0271)
87 00 87
wenn die Mülltonnen draußen standen, klappten wir die Deckel
auf und hatten auch sonst noch allen möglichen Unsinn
im Kopf. Auch solche Tage waren herrlich.
Manchmal durften wir auch bei Anni auf dem Dachboden
spielen. Da stöberten wir in den alten Kisten und Körben
nach Brauchbarem, z. B. was sich zum Verkleiden eignete.
Das taten wir alle schrecklich gern. Einmal tauchte Hannes
hinter einer Kiste auf und hatte sich wie ein Pirat verkleidet
mit Kopftuch und einer Augenklappe, die er irgendwo rausgekramt
hatte. Anni hatte einen tollen großen Strohhut auf
dem Kopf mit roten Bändern und Stoffrosen. Jörg fand ein
großes weißes Betttuch, das er sich umgehängt hatte, und
kam aus einer Ecke gesprungen, so dass Anni aufschrie und
glaubte, wir hätten ein Gespenst aufgescheucht. Wir tobten
und hatten unseren Spaß, bis von unten einer rief: „Könnt
ihr nicht was leiser sein?!“
Bei Geli konnten wir in der Scheune spielen und im Heu
toben und uns verstecken. Nur Hannes bekam dann immer
tränende Augen, wenn wir zu lange im Heu waren. Er rannte
nach Hause und ward den ganzen Tag nicht mehr gesehen.
Streit gab es, wenn wir alle auf den Traktor wollten und
wer zuerst am Lenkrad sitzen durfte. Und die „Frauen sollten
sowieso nur nebenan oder hintendrauf“ mitfahren. Dann waren
wir Mädels beleidigt und fanden die Jungs sowieso alle
blöd und gingen zu uns nach Hause zum Spielen.
Am nächsten Tag erzählten wir den Jungs, was wir alles
Tolles gemacht hatten und dass sie richtig was verpasst hätten.
Was, haben wir natürlich nicht gesagt. Es wäre für sie
wahrscheinlich sowieso zu langweilig gewesen. Wir haben
nämlich Grimms Märchen und Janosch gelesen, und Geli
sagte, bei ihnen müssen wir mal Hauffs und Bechstein lesen.
Die kannten wir nicht und verabredeten uns für den nächsten
Fall, wenn wir die Jungs wieder total doof fanden. Dann
waren die Ferien zu Ende.
Dodo war nicht brauner als wir waren. Und das, was sie
erzählte, konnte uns diesmal nicht vom Hocker reißen, denn
irgendwie war in dem, was sie erzählte, so ein Unterton zu
hören, dass sie oft nicht machen konnte, was sie wollte, sondern
mit ihren Eltern hierhin und dahin reisen musste, keine
richtigen Freunde am Pool fand, und überhaupt.
Geli, Anni, Hannes, Jörg und ich, wir fanden, wir hatten
wieder mal tolle Ferien gehabt, hatten uns richtig ausgetobt
und waren der Meinung, dass die Ferien doch eigentlich noch
viel zu kurz waren.
Marie Haberland
Birlenbacher Straße Straße 23 · 57078 23 • Siegen 57078 · Fax Siegen 0271 /• 780770 E-Mail: · E-Mail: taxi-peter@gmx.de
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42 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 43
in den Fünfziger Jahren
des 20sten Jahrhunderts
Kindheit in Burbach –
Fortsetzung aus Heft 1-2021
Foto: Hartmut Reeh
In unsere Erziehung griffen viele Autoritäten ein: Lehrer,
Pfarrer, Onkel, Tanten, der Polizist. Offensichtlich gab
es eine gesellschaftlich akzeptierte Zusammenarbeit der
verschiedensten Institutionen.
Eine beliebte Einflussnahme, kindliche Gefügigkeit zu
erreichen, war – natürlich im Falle zeitnah gegebener kindlicher
Widersetzlichkeit: „Luck lo, lo ös dr Bollzei! Dä nimmd
dich böt, wenn de itzend ned lieb best!“ Wirkte! Auch wenn
der arme Polizist gar nicht bemerkte, dass er diesbezüglich
Zweck entfremdet eingesetzt worden war. Ein Afrikanisches
Sprichwort lautet: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind
zu erziehen.“, so gilt das Gleiche für Burbach. Wenn wir vom
„Hoppelpadche“ hinter Schuster Roth aus die Kirchenmauer
hochkletterten, sah das todsicher eine besorgte Nachbarin.
Die ließ sich ihre Sorge um unsere körperliche Unversehrtheit
nicht anmerken sondern bellte unmissverständlich: „Machder
au suford lo runner, sust kummen ech au lo huech!“ Wir wendeten
folgsam, weil wir nicht wussten, dass sie bluffte.
Wenn wir heimlich unreife Stachelbeeren stibitzten, bollerte
Onkel Herrmann: „Gündrr, mächsde dich aus däen
Strüche raus, weje däen Qualstern“
Kamen wir abends mit dem Glockengeläut nach Hause,
waren unsere Missetaten schon öffentlich und wir froh,
wenn wir „kinn um de Schuddel“ kriegten.
Zunächst gingen wir im alten Konfirmandenhaus in den
Kindergarten. Sie finden es leicht. Gehen Sie die Nassauische
Straße hoch bis zum kleinen Kreisel. Sie laufen genau
darauf zu. Ein barocker Giebel, Natursteinmauer, schmiedeeiserner
Zaun und Pforte zeugen vom hohen Wert der
christlichen Erziehung damals. Wenn Sie sich immer noch
nicht orientiert haben, lesen Sie einfach. Es steht dran. Genau
über der Türe. Eine der Kindergärtnerinnen kam zu Fuß
vom Kreuzborn und leistete dabei gleich den „Hol- und
Bringdienst“ für ihre Institution. Der knapp bemessene Etat
Erinnerungen
machte sich überall bemerkbar. Unsere „Tanten“ feuerten
einen gusseisernen Ofen an. Es dauerte eine Weile, bis eine
angenehme Betriebstemperatur erreicht war. Wenn Streichhölzer
fehlten, gingen sie mit einer Kerze im Kochtopf ins
Nachbarhaus Feuer holen. Brannte die Kerze bei der Rückkehr
nicht mehr, fing die Prozedur von vorne an.
Mitten im Raum stand ein großes, hölzernes, heiß umkämpftes
Schaukelpferd. Meistens schaukelten die Jungen.
Zur dörflichen Verhaltenskultur gehörten durchsetzungsfähige
Mädchen definitiv nicht. Manchmal richtete eine Tante
auch Zeitfenster ein, damit alle mal drankamen. Vor dem
Haus bot ein riesiger Sandkasten Platz für alle. Als Werkzeug
standen flache Bretter zur Verfügung, an einem Ende
mit ausgesägtem Griff. Das war’ s. Das reichte. Wir waren
auf sozialistische Weise alle gleich. Wir backten damit Kuchen,
bauten Burgen oder zerstörten die Gebilde der anderen
und – ebenso beliebt – hauten sie uns gegenseitig auf
den Kopf und sangen dabei: „Die güldne Sonne, voll Freud
und Wonne, bringt unserm Kränzen mit ihrem Glänzen ein
Herz erfrischendes liebliches Licht.“
Bei Regen stachen wir mit Prickelstiften selbst gemalte
Äpfel aus. Aber bitte mit rechts, dem schönen Händchen.
Linkshänder wurden umtrainiert. Dass bei denen die Äpfel
schon mal zu Birnen mutierten, fiel nicht weiter auf. Sie waren
eben einfach ungeschickt. Und Muggelsteine gab es! Was,
Sie kennen Muggelsteine nicht? Dann kann man Ihnen auch
nicht mehr helfen. An Ihnen ist das Leben vorbei gegangen.
Besonders feierlich wurde es im Advent.
Die Tanten holten jedes Jahr dasselbe papierne Adventshäuschen
hervor, stellten es auf – mit einer Kerze in der Mitte
– und öffneten täglich ein neues Fenster. Es erschien rotes
Transparentpapier mit schwarz aufgedrucktem Bibelspruch,
der vorgelesen wurde.
Stinklangweilig! Echt!
Kein Kind verstand das. Daher erlitt die geforderte Andacht
auch schon mal die eine oder andere Delle.
Am letzten Kindergartentag vor den Weihnachtsferien
wurde das Adventshaus zusammengeklappt und bis zur fürderhin
fälligen Erbauung im Schrank verstaut.
Zu unserer Zeit leitete Hauptschullehrer Reppekus die
Evangelische Volksschule Burbach. Herr Möller, Herr Hoppe,
Herr Mückner und Fräulein Klein vervollständigten das
Kollegium. Bei fünf Lehrkräften und acht Klassen ergab
sich von allein, dass immer zwei Klassenstufen zusammengefasst
wurden.
Alle Lehrkräfte zeichneten sich durch Eigenheiten aus.
Fräulein Klein war zu einer Zeit Lehrerin geworden, als Frauen
bei ihrer Eheschließung den öffentlichen Dienst verlassen
mussten. Sie wird ihre Gründe gehabt haben an ihrer Selbstständigkeit
fest zu halten und auf einen Ehemann und Haushaltsvorstand
zu verzichten. Herrn Mückner fehlte der rechte
44 durchblick 2/2021
Unterarm. Er schrieb
deshalb mit links und
wurde allenthalben
wegen seiner wirklich
schönen Schrift bewundert.
Herr Hoppe kam
allmorgendlich, auch
bei Regen, Schnee und
Hagelschlag, auf seinem
Sachs-Motorrad
angeknattert. Er zückte
im Musikunterricht
(gesungenes Potpourri
durch das deutsche
Volksliedgut) die Geige
und fiedelte.
Herr Möller legte
jeden Morgen den Weg
aus der Siedlung zur
Schule zu Fuß zurück.
Wenn er nach Schulschluss sich ebenso bergauf geplagt hatte,
freute sich seine Frau, dass er sich den Stress mit der Dorfjugend
abgestrampelt hatte und ausgeglichen die heimischen
Hallen betrat. Seinen Boxerhund führte er nur zum Spaß aus.
In den Räumen der Klasse eins bis vier standen dicht
hintereinander klassische doppelsitzige Schulbänke von
einheitlicher Größe Kleine Piepmäuse und lange Lulatsche
mussten sich eben einrichten. Extrawürste gab es nicht, von
Wirbelsäulenschäden war möglicher Weise nicht einmal die
Schreibweise bekannt. Der Tisch war schräg fest angesetzt
und barg ganz vorne, in einem waagerechte Streifen Einlässe
für Griffel und Tintenfass. Entsprechend wurde stramm
frontal unterrichtet. Vorne ging die Post ab: einer für alle
und alle für einen. Einer war einer und alle waren 40 bis
50. Der Arbeitsschulgedanke der Zwanziger Jahre hatte
Burbacher Pädagogik nicht nachhaltig angekränkelt. So
bildeten Übungsphasen, wo sich Kinder allein mit einem
Rechenkärtchen befassen durften, lustvolle Höhepunkte.
Die oberen Jahrgänge konnten sich auch offener Unterrichtsformen
erfreuen. Zumindest gab es Gruppentische.
Foto: Archiv Schöllchen
Erinnerungen
Im alten Konfirmandenhaus befand sich der Kindergarten.
Das ehrwürdige Haus zeugt vom hohen Wert der christlichen Erziehung damals.
Schulbücher blieben über lange Jahre gleich und wurden
von der Reihe der nachfolgenden Geschwister aufgebraucht.
Wir alle lachten an der gleichen Stelle laut auf, wenn beim
Stück: „Die Tiere im Wald“ vorgelesen wurde: „Ein Gewitter
ist im Anzug.“
In der Schulküche im Keller lernten die großen Mädchen (!)
Kochen und Backen. In den Pausen während der Vorweihnachtszeit
belagerten wir deshalb die Küchenfenster und
streckten unsere Hände hinein, um frisch gebackene Plätzchen
zu ergattern. Diese Fenster sehen sie heute noch, wenn
Sie zwischen der ehemaligen Arztpraxis Dr. Girod und
Schulgebäude in Richtung Bürgerhaus gehen rechts im Basaltsockel.
Jungen betraten diesen Raum nicht. Turnhalle?
Fehlanzeige! Wir stellten uns auf dem Schulhof an einer gedachten
Linie auf – 45 – Kinder. Jungen standen immer ganz
vorne, Mädchen weiter hinten, nicht vor der dritten Reihe.
Der Lehrer pfiff. Wir stürmten los. Vielleicht gab es ja eine
Ziellinie, aber sie spielte keine Rolle. Und raten Sie mal, wer
gewann? Trotzdem waren solche Bewegungsstunden sehr
beliebt. Im Winter stand ein leer geräumter Klassenraum
2/2021 durchblick 45
Erinnerungen
Mundart
zur Verfügung. Da standen wir mit 45 Schüler*innen in einer
Reihe an der einzigen Turnmatte an und machten unseren
Purzelbaum, Handstand oder – ganz verwegen - Handstand
abrollen. Dafür brachten wir unsere Sportkleidung mit.
Schließlich kam so etwas ja nur einmal im Monat vor. Wir
nahmen diesen Mangel nicht wahr. Bewegungsmöglichkeiten
bot unser dörfliches Umfeld reichlich.
Aber es gab eine Schülerbücherei. Einmal im Monat war
jede Klasse mit Ausleihen dran. Wir lasen wie besessen „Rappenschön“
oder „Das Mädchen aus dem Bambuswald“. Die
Mädchen bekamen auch außerschulischen Handarbeitsunterricht
bei Schäfers Elfriede in der „Alten Burbach“. Das Haus
steht heute noch. Gehen Sie mal über den ampelgesteuerten
Fußweg am Konfirmandenhaus geradeaus in die „Alte Burbach“.
Nein nicht rechts davon in den Freibadweg! Geradeaus!
Jetzt sehen Sie zur Rechten, ehe die Querstraße kommt,
zwei Häuser. Im zweiten lernten die Burbacher Mädchen in
den Fünfziger-Jahren Häkeln, Stricken, Sticken. Wir fertigten
wunderbare Gebilde; zum Beispiel mit einem Spiel Stricknadeln
(Googeln Sie mal, was das ist) kleine Pompadours mit
zweifarbigen Mustern. Die führten wir dann in der Vorweihnachtszeit
aus, wenn im Heimhoftheater ein Märchen aufgeführt
wurde. Den Höhepunkt jeder Stunde bildete jedoch das
Stundenende, wenn wir alle – im Winter schon dick eingemummelt
– die Hände zum Gebet falteten. Mit Fausthandschuhen.
Über Sonntage lässt sich nicht viel sagen. Sonntage waren
eher langweilig. Alle trugen ihre Sonntagskleider und ruhten
sich aus. Vormittags gingen die Erwachsenen in die Kirche.
Da fast alle Burbacher protestantischen Glaubens waren in die
Evangelische Kirche am Römer. Naja, manche Männer gingen
auch zum Frühschoppen bei Kochs oder Winters oder Rübsamens
oder Böchers. Wir Kinder besuchten um elf Uhr nach
dem regulären den Kindergottesdienst.
Das war spannend. Nach Gesang, Gebet
und wieder Gesang knieten sich die
erwachsenen Gottesdiensthelfer*innen
falsch rum in die Kirchenbank mit dem
Rücken zur Kanzel auf eine Sitzbank
und erzählten uns Abenteuer von Jesus.
Anschließend verteilten sie die heiß
begehrten Blättchen „Gottesbrünnlein“
oder „Kinderbote“. Die belehrten
uns über Gut und Böse. Da hatte doch
ein Mädchen ihre Mutter angelogen.
Abends, als sie kunstvoll im langen
Band einen Apfel schälte, streckte ihr
ein dicker Wurm seinen Kopf aus einem
Loch entgegen. Da hatte sie nun
den Salat! Nur wegen ihrer Lügen!
Mittags gab es tolles Essen, meistens
Sonntagsbraten. Das lässt man
sich ja gefallen. Danach marschierten
Kinder richtig frommer Familien in
Foto: Archiv Schöllchen
die Sonntagsschule des Vereinshauses. Wenn Sie von der
Alten Vogtei aus in Fahrtrichtung die Ginnerbach entlang
gehen in Richtung Siedlung, zählen Sie mal die Häuser auf
der rechten Seite. Das vierte, heute ein gepflegtes Eigenheim
mit Fachwerk und Schiefer, beherbergte die Sonntagsschule
und war „Vereinshaus“. Es gibt aber auch Burbacher*innen,
die es nie von innen gesehen haben.
Manche Familien gingen spazieren im Sonntagskleid,
im Sonntagsanzug, mit Hut. Im Klartext: Wir Kinder durften
uns nicht schmutzig machen. Danach fand man sich bei
Kaffee und Kuchen zum Schwätzchen zusammen. (Whats-
App gab es noch nicht. Unsere Udates waren mundverlesen.)
Manche gingen aber auch auf ein Bierchen zu Kochs
oder Winters oder Rübsamens oder Böchers.
Nach dem Abendessen gingen wir Kinder ins Bett. Es
war uns mehr oder weniger gelungen sauber zu bleiben. Die
Erwachsenen saßen noch zusammen oder gingen ins Kino.
Das lag links neben Böchers – heute „Alt Burbach“. Wenn
Sie sich mit dem Rücken zum Schaufenster des Aldi stellen
zwischen Bushaltestelle und Fußgängerüberweg, denken
Sie sich mal die neuen Vorbauten weg. Dann bleibt der
hintere Querbau auf einer Erhöhung übrig. Dort, über zwei
Treppen zu erklimmen, lag der Eingang zum Kino. Die Filme
zeigten Erbauliches: „Grün ist die Heide“ mit Sonja Ziemann
und Rudolf Prack oder „Die Fischerin vom Bodensee“
mit Marianne Hold und Gerhard Riedmann. Manche gingen
aber auch ... Na, sie wissen schon.
Aber im Advent war alles anders. Da versammelte sich
die Familie am Nachmittag zur Dämmerstunde im Wohnzimmer
und sang gemeinsam Advents- und Weihnachtslieder.
Wenn man um diese Zeit durchs Dorf ging, sah man in
den Fenstern den Schein der roten Kerzen und hörte durch
die Fensterscheiben die Gesänge. Fortseztung folgt.
Tilla-Ute Schöllchen
Schwestern im „Sunnichs“ (Sonntagskleidung)
E ganz normaler Sunnich
De Sunnicher kunn ech als Kend net goot leire. Mr
därfde net schbilln wie mr wull un net off Baam
kleddern, weil mr jo de Sunnichsklierer oahadde –
un die därfden net dräeglich wäern.
Ech erinnern mich noch goot oa en Sunnich im Freehjoahr.
Wie alt ech woar weiß ech net mie, awwer ie de Schuel
ging ech noch net. Et woar e woarmer Daach. De Sunn
schien un ech hadde Knieschtrembe oa un om Kobb en
bloe Schlobb. Mir woar de Zeit ze lang. Du koom zum
Gleck Kölbachs Ursel vorbei. Datt woar mei Freundin un
woahnde nur poor Haiser weirer. Außerdäem woarn mir
eimer alt. Datt Ursel woar och schie rausgebotzd berm
Sunnichskleidche un hadde och en Schlobb om Kobb. Mir
iwwerläden, watt mir woahl maache kinne. Datt Ursel
schwätzde bet mir nur viernähm. „Wommer in euerm Stall
mimm Nestdotz spielen?“ froochde et. Gesaad, gedoo! Mir
ginge ie däen leerije Schdall (de Keeh woarn off dr Weide).
Do woar us Glucke bet de neije Hingelcher, un all scherrden
se im Schdrieh.
Et dauerde net lang, du hadden mr dr Nestdotz entdeckt
un funge äen flott. Bet däen Nestdetze verhält et sich sue:
Datt sei de klaansde un bessje zereggegebliwwene Hingelcher
– se hadden och noch net sue vill Fäerercher oa sich
– äewe sue klaane Puttschcher. Datt Ursel un ech schbillden
en ganz Zeit bet däem Deerche. Mir liese äen laufe un funge
äen wirrer ie un trruuchen äen im Schdall remhäer. Mei
Mudder hierde us un rief: „Watt maacht ihr da im Schdall?“
„Mir schbilln berm Nestdotz!“ „Ihr sullt net emmer oa däem
oarme Deer knatsche, da wisst et iwwerhaupt net mie. Nu
maacht au bet de goore Klierer aus däem Schdall!“
Mr schbillden bet däem zereggegebliwwene Hingelche.
Also mußden mir aus däem Schdall. Tja, watt sulle mir
etz schbilln? Dräeglichmaache därfden mir us jo net. Datt
Ursel mussde mol off de Kloo. Zo ussem Kloo es zo saa,
darret gewess datt schroosde ie ganz Borbich woar – jedenfalls
koom et mir sue fier. Ech schaamde mich emmer,
wenn mir Besuch kridden. Da hieß et jedesmol: „Sigrid,
weis mol dr Abtritt!“ Un da mußde mr zum Haus naus
un bei dr Schauer en Diier offmache. Un da reechts oa dr
Omma un dm Obba äehrem Holz vorbei ie de hinnerschde
dungel Ägge. Do woar en Bräererdier un dohenner e
klaa dungel Kabuffje, datt nur aus em Holzbräet bet nem
Loch ie dr Medde beschdunn. Oa dr Wand hung oa nem
Naal zereechdegeschnirrenes Zeiringsbabeier zum abbotze.
Vorn woar en Klabbe, die kunn mr fortnäehme un kunn
da däen Kiwwel bet de zwie Henkeln rauszieh, dä unner
däem Loch schdunn. Wenn dä Kiwwel voll woar, wuer hä
off de Mesde geschudd.
So, datt Ursel muuch sei Geschäfd un duu nohme mir
us e Schdäggelche voa dr Omma ähre Raumschanze un
mengten ie däem Kiwwel un luggden, watt all dodenn
remhärschwumm. Bei däe Mengerei fiel off eimol dm Ursel
seine neie Schlobb ie däen Kiwwel. Et wull äehn berm
Schdäggelche rausfesche, dreggde äehn awwer noch deefer
ie däen Surrel,, sue datt mr en goarnet mie sieh kunn. Du
fung datt Ursel oa ze plarrn: „Ich krieg se geschimpft, wenn
ich ohne den Schlobb nachhaus komm. Der war ganz neu!“
Also noohme mir die Klabbe vorn raus. Zum Gleck woar
dr Kiwwel nur half voll. Jedes puuk sich en Henkel un mir
zuuche un deiten sue lang oa däem schwäre, grueße Kiwwel,
bis mir en fier us Mesde geaarbt hadden. Do kibbden
mir äehn em un suchden en ganz
Zeit no däem Schlobb. Datt Ursel
funn seine Schlobb!
Duu luggde us Omma zur
Dier naus, sooch, watt mir gemaacht
hadden un rief gä mei
Vadder: „Waldemar! Lugg emol,
watt die Halungemenscher etz
wirrer gemaacht hoa! Dr Schess
fleißt bis off de Schdrooße. Wär
mächt die Sauerei etz wech?“
Datt Ursel muuch sich flott ab.
Vorn oam Schdäggelche bammelde
dr Schlobb un braun
Breeh drebbelde raus. Ech kridde
voa meinem Vadder en Tracht
un de Omma saade; „Beluggd au
mol, wie die goore Schooh aussieh!
Nä, nä, un datt oam heilije
Sunnich!“
Sigrid Kobsch, Burbach
Foto: pixabay
46 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 47
Mundart
Mundart
Di Saujonge fam Vogelsang
Ewald Holdinghausen, früher
Rektor der Weidenauer
Jung-Stilling-Schule.
Bild: Foto LOOS Weidenau
Mier hadde eh d`r
Jong-Schdilling-Schoal
enn
nojjer Rektor kräje, dat wor
d`r Ewald Holdinghausen,
och genannd „Schdrechma“.
Ech glauwe, hä konn
kenn rechdiche Mänsche
zaichen. Wann hä os wat
fergleckern woll, da molde
hä emmer nur Schdrechmänner.
Hä wor d`r bässde
Lehrer, dä ech jeh hadde.
Wann ainer fa minne Lehrern
on schbärer min Professorn
en gore Ennfluss
ob min ganzes Läwe on ob
min Karakder hadde, da
wor dat d`r Schdrechma.
Earlechkaid, Ofrechdechkaid, Fliss, Sauberkaid on Wäldoffehaid
– dat wor et wechdechste, wat hä os bibrochde usser
däm Reche, Läse, Schriwe, Erdkunde on Geschechde. Wann
mir wat ussgegefrässe hadde, da wosde mir schor em Foaruss,
wat hennerher russkom. Awer wann mir earlech zogowe wat
mir gemachd hadde, da gob et di Schläj glich ob d`r Schdäll
– nur lechder. Awer dohmet wor di Sache foarbi on fergässe.
Em örschde Wäldgreech wor hä als jonger Saldoht eh
russische Gefangeschaft gerore on no Sibirien ferschläbd
wuern. Hä wor da 1917 bi d`r roat-wisse Revolution uss
däm Gefangenelager ussgebroche on duerch de Mongolei
on China no Shanghai gekomme. Do hadde hä bi `nem
Frachder uss Holland ahgeheuerd on wor for`m Enn fam
Greech schor werrer d`rhaim ahgekomme.
Fa der ohglaubleche Duer verzealde hä wahne gern. No
ner gewesse Zitt hadde mier dat Denge russ kräje. On wann
m`r da so en d`r Glasse sose on hadde Erdkunde orrer Deutsch,
da wardede mier ob et rechdiche Schdechwoard. On wann
dat kom, da frogde ainer fa os, wi dat werrer so gewäse wear
dohmols en Sibirien. Fa do ah bruchde mier niks meh ze learn,
di Geschechde wuer fa`m Schdrechma ferzeald. On wann hä
am Enn wor, da wor och dermaist schor de Pause do.
Als klaine Jonge sochde mier em Frejoar gern Gläwern,
och Maikäfer genannd, Wann m`r e paar hadde, da drähde
m`r se ob d`r Röcke on da schdrammbelde se met de Bai wi
gäck. Mier guggde da wat for`n Farb se onnedronner hadde.
Worn se wiss, da nannde m`r se „Bäcker“, di schwarze worn
Schoarnsdefäjern. Hadde m`r fele fa ainer Soarde, da duschde
m´r gä enn anner Farb.
Em Frejoar, a warme Maidaj, gob et ömmer werrer gä
Owend jonge Pärcher oawe am Gierschbrich, henner däm
Wierenauer Wasserbassäng, eh d`r Hauberch ferschwenne.
Di ällere Jonge sähde: „Mier soche och Maikäfer.“ Awer
wann mier di frogde, ob se os e paar gä könne, da hadde di
net enn d`rbi. On di Mädcher lachde nur.
Mier worn jo net so obgeklärd wi di jongwe Lü fa heut.
Wann mir wat russfenne wolle, da mossde mier dat alles sachde
on met fel Gerore fersoche. Dermaist wuern m`r beloge. So
waor dat bes mier os foarnome, d`r Sache ob d`r Grond ze go.
„M`r go se beschliche!“, so nannde m`r dat - mier kannte dat
fam Karl May. On wat m`r do ze seh kräje, dat sorjde dofor, dat
m`r wahne groase Aue machde. Et wor bal so wi bi dä Maikäfer.
Ai Dail fa dän hadde sech dermaist ob d`r Röcke gelät on
zappelte ömmer werrer emol met de Bai en d`r Loft. Dä annere
fersochde russzufenne, wat die Farb fa d`r Onnersidde wor on
ob et e Bäcker orrer e Schoarnstefäjer sin könn. On itz hadde
m`r am Enn da doch noch russgefonne, wat m`r wesse wolle.
Min Babbe öwerlees de Zocht on de Oardnung d`rhaim
minner Mamme. Fa ear kräj ech bi nem Grond d`rörschd d`r
Hennern fersohld on dohnoh mossde ech en`t Bädde. Awer
aimohl ha ech se och fa äm rechdich kräje. Awer dat wor och
e beas Denge, zemols fa sinnem Schdandponkt uss.
Zo Oasdern hadde mier min Dande en Modellkaste
met „Platilin Knetmasse“ gebrocht. Dohmet formde ech
d`rörschd Oasderäjjer, da Oasderhase on am Enn och noch
en Schlang. Di wor ganz aifach ze mache on ech hadde se
och schea gerengeld on da minnem Babbe a nem Fridach als
„Geschäng“ en sin Bädde gelät.
Fridachs song min Babbe ömmer em Männergesangverein
„Germania“ eh Kottmanns Wirtschaft. A däm Owend kom hä
zesame met Schlossersch Erich nohaim. D`r Erich schbelde
noch e schea Leedche ob d`r Zerrer eh oser Köche. Dohnoh
geng d`r Erich nohaim on os Babbe eh sin Bädde.
Hä geng sachde ren – awer ir konnt ou net forschdelln,
wi schwinn hä werrer russ kom. Min Mamme sähde hennerher,
hä wer öwer dat Foosenn uss em Bädde geschbronge.
De Dür wor zo on hä zerbroch d`r Rahme metsamt Schloss
– on wor och schor eh minnem Zemmer. Dat wor`t ainziche
Mohl, dat hä mir so rechdech d`r Hennern ferhaue häd. Ech
ha em dat net öwel genomme – ech hadde et jo och ferdehnt.
Gerhard Peysar, früher Weidenau
En Enkear
no`m Wannern
En Enkear no`m Wannern, dat geheart och d`rzo;
m`r setzt äng zesame, esst, drenkt on es fro.
Mir hadde och rächt schwinn en Kneipe gefonne,
di baste os god for zwo Nommedachsschdonne.
Di Wirtin kom huerdich, ech beschdallde en Wuerscht,
on ha net fergässe dat Bier gäh d`r Duerscht.
Dat brochde se derörschd; god so – Duerscht es en Gwal!
Awer uss d`r Köche kom e harter Schandal.
M´r horde Geräbbel on et wuer sech geschannd.
Wearwäje? Dat blew os örschd emol obekannd.
On itz kom di Wirtin, di Wuerscht ob nem Däller.
All guggde se äntsätzt – och ech als Beschdäller.
Di hadde wahrhafdich – mech lausde d`r Affe –
d`r Dumme ob`m Würschtche!!! Dat mech m`r ze schaffe!!!
„Wat sall dat da heiße?“, froude ech di foll Groll.
„Mein` se, dat mir di Wuerscht noch mol ronnerfalln soll!?“
Dä Däller schdonn for mir, ech ha ren gehaue,
doch no minnem Würschdche do guggde zwo Aue;
di löchdede glönich, di brande wi`n Fackel,
on di zwo Pupille gehorden nem Dackel.
Dä fong a ze winseln on dä leef ömmer rond,
on ech dochde bi mir: Wat häd da dä Hond?
Itz wuer et m`r zefeel! Ech sähde gä di Frau:
„Dat es doch kenn Zoschdand met däm blöde Wauwau!
Dat schdört mech duerch on duerch, dat halen ech net uss,
di ganze Esseräj es hebi kenn Genuss!
Dä guggd en ainem fort ob min Delikadässe;
Krijd da dat Dier bi ou net genoch ze frässe?“
„Dä kömmd örschd no ou dra! E Hond, dä moss warde!
Awer wann se lef wonn sin, da häd hä gore Karde.
Söll et grad äwe go, da ässe se schnäller,
Sie ässe do nämlech uss däm sinnem Däller.“
Ulli Weber, Flammersbach
De Johres-
Hauptversammlung
Ganz wechdech, dat är all et weßt
de Johreshauptversammlung es!
Oft stressich, mänchmoal och bet Qualen
verbunge sie de Vörstandswahlen.
Kum emet es bereit zom Führ‘n,
on döt hä‘t krijjt hä bal ze spörn
dat mänche , die än hö begröße
än morn alt dabbeln bet de Föße.
Doch halt, wenn mir Bilanz hö mache,
da görret och moal wat ze lache;
denn insjesamt, dat wüerd bal klor
wor‘t werrer moal e goret Johr,
bet gore Vörsätze jespickt,
on veelet es os och jeglöggt.
Bim Oursderbotz, bim Maibaumfestche,
bim Dorffest soaw mr frohe Gäsde!
Doadröwer lourndet ze berechde,
des Vörstands Ärwet ze belechde,
doabet e jedet Mitglied spört:
os Dorfverein wüerd god jeführt!
Min Botschaft hat är etz vernomme,
dröm loaßt os etz zor Sache komme.
Doch eh de Fachwarde mir hörn,
wonn äwe mir de Stömm noch schmeern …
Prost zesame, on wierer gieret bet TOP 1
Bruno Steuber Ferndorf
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48 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 49
Das Portrait
Das Portrait
Stefan Kober
Elisabeth Mutke
Jahrgang 1960, geboren in Siegen, gelernter Kaufmann,
seit 2014 Küster in der Siegener Nikolai Kirche. Er ist
verheiratet und hat eine Tochter.
Sein Arbeitsplatz sei einer der schönsten in Siegen,
meint Stefan Kober, der als Küster der evangelischen
Nikolaikirche sein Amt mit Leidenschaft ausfüllt.
„Der Küster ist nicht zu sehen, aber überall“ erklärt er augenzwinkernd,
„er kommt als erster und geht als letzter“.
Er ist Hüter der Kirche (von lat. custos Wächter) und verantwortlich
für Ordnung, technische Sicherheit und Brandschutz.
In Coronazeiten natürlich auch für die Einhaltung
der Regeln. Er bereitet die Gottesdienste vor, begleitet sie
und ist für die Nachbereitung zuständig. Unterstützt wird er
von zahlreichen Ehrenamtlichen aus der Gemeinde. Trotz
Corona gab es immer wieder Präsenzgottesdienste, an dem
statt normalerweise 700 nur 90 Gläubige teilnehmen konnten.
Aber auch Video-Übertragungen von 45-minütigen Andachten
wurden nach und nach immer besser angenommen.
Dies war anfangs natürlich Neuland für alle Beteiligten.
Besondere Freude bereitet es Stefan Kober, Touristengruppen,
Schulklassen oder Studierende aus aller Welt durch
seine Kirche zu führen. Natürlich wollen fast alle sofort den
Turm besteigen, um auf der Plattform die Aussicht zu genießen
und um mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem goldenen
Krönchen von 1658, ein Selfie zu machen. Dies ist aber nur
sehr restriktiv mit Anmeldung und unter Beaufsichtigung
möglich. Es gibt nur einen engen Aufgang, ist also gefährlich.
Die historischen Fakten zur Kirchengeschichte vermittelt
er mit seiner lockeren und humorvollen Art.
Auf dem Turm finden in der Adventszeit auch die berühmten
Turmkonzerte statt, bei denen jedes Jahr abwechselnde
Ensembles, meist Blasorchester, für die festliche musikalische
Begleitung des darunter liegenden Weihnachtsmarkts sorgen.
Von Pfingsten bis Oktober haben die Vorbereitungen für
Hochzeiten in der Nikolaikirche Vorrang. Beliebt sind Samstage.
Spitze waren einmal fünf Trauungen an einem Tag.
Auch viele externe Paare wünschen sich den kirchlichen Segen
unter dem Krönchen. Natürlich muss es heute eine besonders
attraktive Location sein, um einzigartige Bilder für
die Hochzeitsbücher zu fotografieren. Und wo kann die ganze
Hochzeitsgesellschaft am besten abgelichtet werden? Vor
dem Haupteingang der Kirche auf den Stufen, die wie eine
Bühne angelegt sind. Hier wird Konfetti gestreut und Luftballons
in den Himmel geschickt und die Brautleute bejubelt.
Dann kommt Kober auf ein nicht so angenehmes Thema
zu sprechen. Die ärgerliche Müllsituation rund um
Marktplatz und Kirchentreppe. Er muss für die Sauberkeit
rund um die Kirche sorgen, vor allem am Sonntagmorgen
nach manch einer ausschweifenden Partynacht. Dankbar
ist er den Mitarbeitern der Stadt Siegen, die ihn bei der Beseitigung
von Müllbergen, Schmutz und schlimmer noch
von Graffiti mit Lackfarben unterstützen, um die Würde
des Ortes wieder herzustellen. Aber sonst, wie gesagt, ist
sein Arbeitsplatz fast der schönste in Siegen. •
Immer für einen guten Spruch zu haben ist die quirlige
Frau Mutke aus Niederdielfen. Jeder im Ortskern kennt
die Seniorin, die gern ein Schwätzchen hält: ob im Supermarkt,
in der Sparkasse, im Bus oder nach der Messe.
Am liebsten aber an ihrem Gartenzaun unter der Bahnbrücke
in Dielfen. Der Garten wird hingebungsvoll von ihr
rund ums Jahr gepflegt. Im Hintergrund gackern Hühner.
Es gibt Gemüsebeete. Rund ums Haus sind liebevoll Blumenkästen
und bunte Kübel arrangiert, auf die zahlreiche
Gartenzwerge und Schneewittchen aufpassen. Neben dem
Hauseingang zeigt ein buntes Glasfenster den Siegerländer
Schmied. Ein Geschenk?
Aber der Mittelpunkt ihres Gartens ist eine Sternmagnolie,
die sie seit vielen Jahren besonders hegt und pflegt.
Zu jeder Jahreszeit macht ihr Lebensbaum eine gute Figur.
Aber spannend wird es um die Osterzeit: Elisabeth
Mutke ist fast immer die erste, die ihren Baum mit bunten
Eiern schmückt, der alle Blicke auf sich zieht. Mal
hängen sie in den noch verschneiten, kahlen Ästen mit
winzigen Knospen, mal sind zu dieser Zeit schon fast die
Blütensterne der Magnolie zwischen ihren fast 700 Ostereiern
zu sehen. Seit vielen Jahren berichtet die lokale
Presse immer mal wieder über dieses Osterspektakel im
Dielfer Garten von Frau Mutke. Inzwischen ist sie sogar
ein kleiner Internet-Star und Radio Siegen sowie der
WDR berichteten. Vor zwei Jahren, an ihrem 80. Geburtstag,
Anfang April, war der Osterbaum natürlich mit einer
weißen 80 geschmückt.
Seit ihrer Kindheit ist Elisabeth Mutke eng mit der katholischen
Kirche verbunden. Über viele Jahrzehnte nahm
sie regelmäßig an Prozessionen und Pilgerreisen teil. Ein
unvergessliches Ereignis war ihre Wallfahrt nach Lourdes
im Jahr 1999, worüber sie immer wieder gern erzählt. Die
Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, das Singen und Beten
in feierlicher Umgebung, bedeuten ihr viel. So hat sie
schon über zwanzig Mal regelmäßig an Wallfahrten nach
Kevelaer teilgenommen und wäre natürlich noch heute
gern dabei. In vielen Vereinen war oder ist sie noch Mitglied,
sie liebt die Gemeinschaft.
Seitdem Frau Mutke verwitwet ist, hat sie sich nicht
zurückgezogen. Immer noch hält sie viele Kontakte und
trifft regelmäßig am Sonntagnachmittag Freundinnen zum
Kaffeeklatsch. Um mobil zu sein, hat sie eine Monatskarte
für den Bus und ist gern ihrer näheren Umgebung unterwegs,
oder auch mal in Siegen und Kreuztal und freut sich
über jede neue Bekanntschaft.
Sie strahlt mit ihrer freundlichen Offenheit und positiven
Einstellung gute Laune aus und genießt nach einem erfüllten
Familienleben voller Arbeit und Pflichten nun ihre Jahrgang 1939, geboren in Niederdielfen im Haus, wo
Freiheit.
• sie noch heute lebt. Sie hat zwei Söhne. Seit 1998 ist sie
Texte: Tessie Reeh; Fotos: Rita Petri
verwitwet.
50 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 51
Gedächtnistrai ning
Lösungen
Seite 78
Blumen- Steckbriefe
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Überall blühen die Blumen. Welche Blumen sind hier
beschrieben?
1. Die Blume um die es hier geht, stammt ursprünglich aus
Südafrika. Bei uns gibt es über 250 Wildarten. Die Blume
ist pflegeleicht und kann den ganzen Sommer durch blühen.
Sie ist bei uns die Balkonblume Nr. 1. Es gibt sie in stehenden
und hängenden Arten.
2. Bei dieser Blume stehen die Blüten einzeln oder in unterschiedlich
aufgebauten Blütenständen zusammen. Die
meist vielen Fruchtblätter sind nicht miteinander verwachsen.
Es gibt diese Blume in vielen Farben und Variationen.
Die Blume hat häufig auch eine symbolische Aussage. Aber
Vorsicht, Sie können sich auch an ihr verletzen.
3. Hier handelt es sich jetzt um einen Strauch oder auch
um einen kleinen Baum. Die ca. 10-18 Arten stammen
ursprünglich aus Südamerika und gedeihen am besten in
subtropischen Gebieten und dem Mittelmeerraum. In den
seitenständigen Blütenständen stehen meist nur drei Blüten
und drei große auffällig rosa bis lila gefärbte Hochblätter.
An weißen Häuserfronten sehen sie sehr schön aus.
4. Jetzt geht es um eine krautige Pflanze, die oberirdischen
Pflanzenteile sind mit einfachen, oftmals klebrigen Trichomen
behaart. Die Blüten stehen einzeln in eingabeligen
Blütenständen und werden von einem Paar nahezu gleicher
Tragblätter begleitet. Sie gehört zur Familie der Nachtschattengewächse
und zählt zu den wichtigsten Zierpflanzen oft
in Blumenampeln und -kästen zu finden. Auch sie ist in den
subtropischen Gebieten Südamerikas weit verbreitet.
5. Diese Blumen sind kurzlebig bis ausdauernd und krautig.
Die Köpfchen tragen weiße Zungen und gelbe Röhrenblüten
und sind selten auch ohne Zungenblüten anzutreffen.
Sie haben einen körbchenförmigen Blütenstand
und stinken beim Verwelken. Lassen sich nicht so leicht
pflücken auf den Wiesen, mit einer Blumenschere geht
es leichter. Die Art und Gattung ist in Europa beheimatet
und oft auf Wiesen zu finden. Als Zierpflanze erscheint
sie auch als Bäumchen.
Trainingsziel: Denkflexibilität
Schauen Sie zwei Minuten
auf das Zahlenfeld und prägen
Sie sich die Zahlen und
deren Positionen
9 + X + 1
+ X + 5 + gut ein.
7 + 8 + X
+ X + 11 +
4 + X + 6
Decken Sie das gelbe Zahlenfeld
ab! Nun haben zwei
Zahlen ihren
Wert geändert
und
zwei Zahlen
haben
9 + X + 7
+ X + 3 +
1 + 8 + X
die Plätze + X + 11 +
getauscht.
Welche?
4 + X + 5
Trainingsziel:
Merkfähigkeit
Konzentration,
Die Übungen wurden zusammengestellt von:
Gedächtnistrainerin
Bernadette von Plettenberg
Mitglied im Bundesverband Gedächtnistraining e.V.
02732 / 590420 bernadette@plettenberg-struwe.de
Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage
Es gibt einige Lieder in denen Tiere
eine Rolle spielen. Welche Lieder fallen
Ihnen dazu ein?
z.B. Kommt ein Vogel geflogen,
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Trainingsziel: Urteilsfähigkeit
Die Erdbeere
Viele Menschen lieben sie als Marmelade
oder Gelee. Beschreiben Sie Ihr Vorgehen,
wie Sie die Erdbeeren auf dem Feld
pflücken bis sie zur Marmelade verarbeitet,
fertig auf dem Frühstückstisch steht.
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Was bin ich?
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52 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 53
Unterhaltung
Der kurze Traum vom eigenen Heim …
Kultur
Unsere Sprache folgt der Zeit
Ein fürchterlich lautes ohrenbetäubendes Getöse riss
sie in den frühen Morgenstunden ganz schnöde aus
ihren schönsten Träumen. Die Wucht, mit der sie aus
dem Bett geschleudert wurden, war gewaltig und zerstörte
ihre gesamte Wohnung mit einem Schlag. Die Möbel kippten
um, zerbarsten und im ersten Augenblick schien es, als
hätten sich Blitz und Donner eines Gewitters zu einem stürmischen
Unwetter vereinigt. Sie wurden vollkommen überrumpelt.
Die Witterung konnte es doch nicht sein, durchfuhr
es Fridolin. Die Wetterlage hatte sich in den letzten Wochen
zuvor kaum verändert. Eine so gewaltige Verschlechterung
hätten sie instinktiv bemerkt und zur Vorsorge veranlasst.
Vollkommen verwirrt und zunächst zu keinem klaren Gedanken
fähig krabbelte Fridolin, noch am ganzen Leibe zitternd,
auf seine Beine und blickte um sich. „Oh Gott, oh
Gott, wo ist mein Riekchen?“, dachte er suchend. Eben lag
sie noch eng an ihn geschmiegt in seinen Armen. Er hatte
ihren warmen Körper und ihr leichtes Schnarchen neben
sich gespürt. „Um Himmels Willen. Wo war sein Riekchen
geblieben“? Doch ehe er sich noch einigermaßen aufrichten
konnte, fiel er auch schon auf den Rücken. Seine Beinchen
versagten unter einem erneuten lauten Gedröhne und Getöse.
Er konnte sich nirgends festhalten und spürte nur noch
im Unterbewusstsein, dass er sich von Intervallen durchgeschüttelt
in einer waagerechten Lage befand.
Foto: Wikipedia Commons
Das musste sein letztes Stündlein sein, und wie in einem
Film durchlebte er die schönsten Augenblicke seines ach so
jungen und hoffnungsvollen Lebens.
In einer Großfamilie war er fröhlich und ohne Not aufgewachsen.
Neben Vater und Mutter bevölkerten eine reichliche
Kinderschar ihr Domizil. Unzählige Schwestern und Brüder,
dazu Großeltern, Onkel und Tanten, zig Cousins und Cousinen
und viele mehr gehörten zu dieser illustren Verwandtschaft.
Einmütig lebten sie alle nebeneinander. Es gab nie
Streit oder Auseinandersetzungen und sie führten ein privilegiertes
Leben. In ihrer kolonisierenden und stetig zunehmenden
Population stand der reichliche Nachwuchs grundsätzlich
an erster Stelle. Es gab selbstverständlich keinen Mangel an
Wohnraum und ungehindert konnten sie sich ihrer Lebenskultur
ausbreiten. Die Kinderzimmer umfassten einen eigenen,
immer gut klimatisierten Bereich, in dem sich die Brut austoben,
lümmeln und tummeln konnte. Unbeschwert, ohne Not
und mit reichlich zu Essen wuchsen sie alle heran.
Neugierig war der pubertierende Fridolin eines Tages auf
Entdeckungstour gegangen. Er fühlte sich stark, eigentlich
auch schon erwachsen und vor allem selbstständig. Eine neue
Welt erschloss sich ihm. Ach, er sah ja so viel Neues und unvermittelt
war ihm das Herz aufgegangen. Er sah Riekchen,
ein junges liebliches weibliches Wesen und er verliebte sich
bis über beide Ohren in die Holde. Sie sah ihn verlegen und
scheu an, schlug zunächst noch die Augen nieder, doch dann
ließ sie, von heißen Gefühlen entflammt, ihre Wimpern klimpern.
Fridolin, der junge Heißsporn, war so angetan, dass er
sich spontan und ohne weitere Überlegungen in der Familie
der Schwiegereltern einnistete. Nachdem sich die erste Leidenschaft
gelegt hatte, sie aber immer noch nicht voreinander
lassen konnten und glückselig ineinander verliebt waren,
wurden beide von dem Gedanken beflügelt sich ein eigenes
gemütliches Zuhause zu schaffen. Sie gingen auf Wohnungssuche.
Zunächst suchten sie in einem noch unerschlossenen
Neubaugebiet in ihrer Nähe ein schnuckeliges Zuhause.
Doch dort gefiel es Riekchen gar nicht. In den bereits belegten
einzelnen Unterkünften befand sich ein eher neureiches
Völkchen. Riekchen meinte, dass sie doch beide in einer
Mehrgenerationen-Gemeinschaft groß geworden seien. „Ich
will Räumlichkeiten, in denen wir ebenfalls inmitten einer
großen Kinderschar leben können“, sagte sie energisch ihrem
Fridolin. Fündig geworden, entschieden sie sich schließlich
für einen, im Parterre befindlichen, renovierungsbedürftigen
Altbau. Verwandte und Freunde halfen beim Umzug.
Und erst gestern hatten beide freudig und stolz das von
Rieke bemalte Schild „Hier lebt und liebt Familie Borke“ begutachtet,
das heute an die Haustür geschraubt werden sollte.
Warum musste heute der Harvester kommen, den Wald
roden und damit ihren Traum vom eigenen Leben zerstören?
Eva-Maria Herrmann
Mihaly von Zichy, „Der alte Hagestolz“
Bild: wikimedia commons Österreichische Galerie Belvedere
Mit den vielen neuen Wortschöpfungen in unserer
Umgangssprache hat Oma Inge mittlerweile kein
Problem mehr. Doch mit der Art, wie ihre Mutter
auch heute manchmal noch spricht, schon eher. Uroma Hilde
versuchte einmal ihrem neunjährigen Urenkel Leo zu erklären,
dass man früher „Billets“ löste, wenn man mit öffentlichen
Verkehrsmitteln, wie zum Beispiel der Bahn, reisen wollte.
Oder dass man über das „Trottoir“ spazierte und zum Ausruhen
auf einem „Chaiselongue“ verweilte. Leo verstand diese
Wörter natürlich nicht und schaute seine Uroma nur fragend
an. Französisch gehörte noch nicht zu seinen Schulfächern,
dass er sich vielleicht einen Sinn hätte ableiten können. Uroma
Hilde bedauert sehr, dass der fränzösische Teil der Umgangssprache
sehr viel weniger geworden ist. Ihre Tochter,
Oma Hilde, versteht den ein oder anderen Begriff aus dieser
alten Umgangssprache noch, weigert sich aber, diesen heute
noch zu gebrauchen. Doch Uroma Hilde gab so schnell nicht
auf und versuchte, Leo auch Begriffe aus der alten deutschen
Umgangssprache näher zu bringen.
So erklärte sie das Elend, wie ihre Generation sich früher
mit „Muckefuck“, auch Ersatzkaffee genannt, oder „Blümchenkaffee“,
als gestreckter Bohnenkaffee bekannt, begnügen
musste, weil es ja nichts anderes gab. Doch auch diesmal
hatte Leo viele Fragezeichen in seinem Blick. Sie vertraute
ihm auch an, dass seine Oma Inge als Kind nie eine schöne
Schreibschrift hatte und folglich waren das für sie dann
„Schmieralien“. So einen „Mumpitz“ konnte sie nicht akzeptieren
und somit musste ihre Tochter viele Hausaufgaben neu
schreiben. Leo verdrehte bei solchen Äußerungen nur die Augen,
hörte ihr aber weiter geduldig zu. Doch als Uroma Hilde
vom „Flur bohnern“ und dem netten Nachbarn, dem sie
geraten hatte, besser ein „Bratkartoffelverhältnis“ einzugehen,
als ein „Hagestolz“ zu bleiben, zum Besten gab, rannte Leo,
wie von einer Tarantel gestochen, aus dem Zimmer. Das verstand
er alles nicht. Uroma Hilde hörte sich an, als wenn sie in
einer ganz anderen Welt, die Leo sich nicht vorstellen konnte,
gelebt hat. Dabei war es doch nur die deutsche Alltagssprache
von vor sechzig bis hundert Jahren. Wenn Uroma Hilde schon
mal vor sich hin träumte, war sie gedanklich bei den Damen,
die ihr „Boudoir“ aufsuchten, um sich mit ihren wohlriechenden
„Duftwässerchen“ zu benetzen. Oder sie dachte an die
Zeiten, als man den Unterschied zwischen „Backfisch“ (junge
Unschuld) und „Blaustrumpf“ (gebildetes Weib) noch geläufig
waren. Und so ging sie in Gedanken immer weiter und
kam wiederum zu ihrer Mutter, die immer zu sagen pflegte:
Hauptsache man hat „viel im Tornister“ (nämlich Wissen)
und die kannte auch den Unterschied zwischen einer „Muhme“
(Schwester der Mutter) und einer Tante (Schwester des
Vaters). Doch diese Dinge interessieren heutzutage nur noch
wenige. Und so haben wir alle doch längst verstanden, dass
die Sprache der Zeit folgt. Viele Wörter gehen dabei leider unter.
Schade eigentlich!
Ulla D’Amico
54 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 55
Aus der Region
Gesellschaft
Auf dem Pilgerweg der Mönche
Vom Kloster Marienthal zum Kloster Marienstatt
Seelische Erkrankungen
Kein Tabuthema mehr
Abteikirche Marienstatt
Unweit des ehemaligen Klosters Marienthal weist am
vorbeiführenden Wanderweg ein Schild auf ein anderes
Kloster hin: Abtei Marienstatt. Bis dort sind
rund 23 Wanderkilometer zurück zu legen. Mönche des Zisterzienserordens
betreuten von 1450 bis 1560 den Seelsorgebezirk
Marienthal, wo 1460 eine Kapelle errichtet wurde.
Als im Jahr 1666 dort ein eigenes Kloster entstand, wurde
das mehrstündige Begehen des Bergweges entbehrlich.
In dem ehemaligen Klostergebäude von Marienstatt befand
sich ab 1973 eine Bildungsstätte des Erzbistums Köln.
Seit dem 1.Mai 2016 werden die Räumlichkeiten durch die
Klostergastronomie auf verschiedene Weise genutzt. Die Kirche
dient weiterhin uneingeschränkt als Verkündigungsstätte.
Mischwald mit altem Baumstand säumt zunächst den
Weg und wird nach halbstündiger Wanderzeit von einer unbewaldeten
Hochfläche abgelöst, die auf verschiedene Weise
landwirtschaftlich genutzt wird. Beglückende Aussichtspunkte
wie die Felsformation der „Spitzen Ley“ und der „Hohen
Ley“ bereichern die erlebnisreiche Wanderstrecke. Am Ufer
der Nister lädt der Gasthof “ Zum Nisterstrand “ zur Rast ein.
Sechs bis sieben Stunden Wanderzeit sind zum Begehen des
reizvollen Weges erforderlich.
Ziel der Tageswanderung von Marienthal nach Marienstatt
ist das dortige Zisterzienser–Kloster, welches im Jahr 2012
sein 800 jähriges Jubiläum feierte. Es wurde ursprünglich im
Jahr 2012 in Mörlen bei Kirburg als kleine Gebets- und Besinnungsstätte
errichtet, in der nur wenige Mönche tätig sein
konnten. Vorrausgegangen war eine großzügige Schenkung
der Adelheid von Molsberg, die bis zum Tode ihres ersten
Mannes auf der Freusburg im Siegtal wohnhaft war. Die Verlegung
des Klosters in Form eines größeren und neuen Gebäudes
erfolgte zehn Jahre später, erneut durch eine Schenkung.
Graf Heinrich III von Sayn und dessen Ehefrau, Mechtild von
Landsberg, übertrugen dem Kloster maßgeblichen Grundbesitz
im fruchtbaren und geschützten Tal der Nister.
Die Umsiedlung von den rauen Höhen des Westerwaldes
(ca. 450 MüM) ins rund 250 Meter hoch gelegene Nistertal
Kloster Marienstatt
war sicherlich eine maßgebliche Bereicherung, da die landwirtschaftlichen
Flächen in Klosternähe ertragreicher zu bewirtschaften
waren.
Die wechselvolle Geschichte des Klosters hat Dr. Jens
Friedhof in Heft zwei der Reihe „Siegerland“ im Jahr 2009
dargestellt.
Eigentümer der Klosterkirche ist seit Jahrzehnten das
Land Rheinland-Pfalz. Die ca. zehn Jahre andauernden Restaurierungsarbeiten
konnten im Jahr 2007 mit einem Kostenaufwand
von ca. 8,2 Millionen abgeschlossen werden.
Gymnasium, das frühere Internatsgebäude, die Bibliothek
und weitere Baulichkeiten gehören der Bruderschaft, die dort
mit elf Ordensangehörigen vertreten ist. Leiter des Klosters
ist Abt Andreas Range.
Nach dem Passieren des Torhauses und dem Durchschreiben
des Klosterhofes wird der Blick auf das Eingangsportal
der Abteikirche frei. In einer Nische eingebettet befindet sich
die Plastik des Bernhard von Clairvaux, der im Jahr 1 115
in Frankereich im Tal dieses Namens mit einer Klostergründung
beauftragt wurde. Unter diesem Namen ist er in die Geschichte
eingegangen. Im Kloster Marienstatt wird ihm eine
besondere Verehrung zuteil. Hervorzuheben sind seine 96
Predigten über das alttestamentliche „Hohe Lied der Liebe“
des Königs Salomon.
Zurück zum Pilgerweg der Mönche:
Steinbrüche, rauschende Wasserfälle, vor allem aber
mächtige, historische Steinbrücken, prägen den Weg im Tal
der Nister, die von der Sieg in der Nähe von Nisterbrück aufgenommen
wird. In Pandemiezeiten wird die ausgeschilderte
Wanderstrecke gerne als Urlaubsersatz angenommen.
In der Klosterbücherei kann Informationsmaterial zur Geschichte
des Klosters erworben werden. Ein Satz des Bernard
von Clairvaux mag die Besucher auf der Heimfahrt begleiten:
„Wenn der Mensch zu Gott findet,
wird er auch zum Menschen zurück finden“.
Fotos und Text: Heinz Stötzel
Für eine gute Lebensqualität sind neben körperlichem
Wohlbefinden auch die seelische Gesundheit und
seelisches Wohlbefinden eine entscheidende Voraussetzung.
Die Zahl der Menschen, die von psychischen
Belastungen und Erkrankungen direkt oder indirekt (z. B.
als Angehörige) betroffen sind, steigt jedoch seit einigen
Jahren stetig an.
Dies betrifft auch die Altersgruppe der über 65-jährigen
Menschen. Hinter Veränderungen, die als natürliche
Begleiterscheinung des Älterwerdens gelten, wie beispielsweise
sozialer Rückzug, Antriebsminderung, Vergesslichkeit
oder Ängstlichkeit, kann auch eine behandelbare
psychische Erkrankung als Ursache stecken.
In der Altersgruppe 65 Jahre und älter sind laut der
Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. mehr
als 20% der Menschen betroffen (DGPPN, 2020). Eine
psychische Erkrankung stellt nicht nur für Erkrankte,
sondern auch für deren Partner und Angehörige eine
große Belastung dar. Sie ist für das Umfeld der Betroffenen
meist schwer begreifbar, rätselhaft und manchmal
auch beängstigend. Häufig kommt es zu Schamgefühlen,
Angst, Überforderung, Mutlosigkeit und Verzweiflung.
Außerdem fällt es den Beteiligten meistens schwer,
sich in dieser Situation Hilfe zu suchen und in Anspruch
zu nehmen. Sie ziehen sich immer mehr zurück und es
kommt zur sozialen Isolation.
Sozialdienst katholischer Frauen
57072 Siegen, Häutebachweg 5
Offene Sprechstunde:
Dienstags 9 – 13 Uhr
Telefonische Gespräche und Termine:
Montags
Dienstags
Mittwochs
Donnerstags
Freitags
9 – 12 Uhr
9 – 12 Uhr
13 – 17 Uhr
9 – 12 Uhr
9 – 12 Uhr
Der Sozialdienst katholischer Frauen macht mit
dem Projekt „Halt(e)stelle“ allen Menschen, die von
psychischer Belastung oder Erkrankung direkt oder
indirekt (als Angehörige) betroffen sind, ein Angebot,
ins Gespräch zu kommen. Seit Mitte Juni 2020 steht
Frau Stephanie Müller telefonisch oder persönlich im
Häutebachweg 5 in Siegen als Gesprächspartnerin zur
Verfügung. Es können entlastende Gespräche geführt
werden, oder gemeinsam Unterstützungsmöglichkeiten
gesucht und Lösungsideen entwickelt werden. Wenn der
erste Schritt schwerfällt, leistet Frau Müller gerne auch
ganz praktische Hilfe, indem sie Möglichkeiten erkundet
oder Kontakte herstellt.
Die „Halt(e)stelle“ ist für Ratsuchende eine Gelegenheit
Innezuhalten und Halt, Entlastung und Orientierungshilfe
zu finden. Das Angebot ist kostenlos und offen
für jeden, der sich dadurch angesprochen fühlt.
Die „Halt(e)stelle“ arbeitet an einer guten Vernetzung
in der regionalen Hilfe- und Unterstützungslandschaft,
um Ratsuchende ausführlich über bestehende Möglichkeiten
informieren zu können.
Das Projekt wird zu großen Teilen durch den ‚Sonderfonds
für spezifisch armutsorientierte Dienste‘ des Caritasverbandes
für das Erzbistum Paderborn e.V. finanziert.
(Für einen selbst zu erbringenden Eigenanteil freuen wir
uns über Spenden.)
•
Weitere Informationen erteilt Stephanie Müller
0271/23 252-24, E-Mail: s.mueller@skf-siegen.de.
skf-siegen.de/haltestelle.
56 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 57
Unterhaltung
Unterhaltung
Die Sprengung
Kriegszustand im Seitenweg
Foto: Wikipedia Commons
von dem zügellosen und ungehörigen Verhalten vorzujammern.
Solche Vorträge endeten stets mit den Worten:
„Das nächste Mal komme ich nicht mehr mit zu dieser
verdorbenen Gesellschaft!“ Da sie dann aber doch jedes
Mal , wenn eine Einladung ausgesprochen wurde, diesen
Entschluss vergessen zu haben schien und auch die
Schleifenbaums bereitwillig immer wieder selbst einlud,
hütete sich Karl-Otto sie daran zu erinnern. Er gewöhnte
sich an, seine Ohren auf „Durchzug“ zu stellen und die
wüsten Beschimpfungen und dreisten Behauptungen an
sich abgleiten zu lassen. Doch da sie jetzt keine Ruhe gab,
stellte er sich schließlich an die Treppe und fragte etwas
abwesend: „Okay, und was ist daran so schlimm? Könnten
wir auch mal wieder!“ – „Nein! Nein! Nein! Ich höre
ja wohl nicht richtig. Das kann ja wohl nicht sein. Ich sag
es ja immer, du hörst mir einfach nicht zu!“, schimpfte
Luise. Plötzlich hörte er es auch, das dumpfe Knallen.
Die Fensterscheibe im Wohnzimmer zerbarst und Rasenstücke
flogen durch den Raum. So schnell er konnte, eilte
er die Treppe hinauf, riss seiner Frau das Fernglas aus der
Hand und sah fassungslos auf den Krater im nachbarlichen
Garten. Dann wählte er den Polizei-Notruf.
Am nächsten Tag saßen Karl-Otto und Luise, einträchtig
zeitungslesend, nebeneinander auf dem Sofa vor dem
notdürftig mit Folie verklebten Fenster. Luise verspürte
nicht die geringste Lust, sich die Vorgänge in Nachbars
Garten durch das Fernglas anzusehen. Diese Menschen
waren für sie „gestorben“. Und so fanden die beiden dann
auch gemeinsam diesen Zeitungsbericht:
KRIEGSZUSTAND IM SEITENWEG
Siegen-Wittgenstein. Der ehemalige Soldat Henning
B. aus S. hat seine Nachbarschaft mit einem
waghalsigen Sprengmanöver schockiert. Gestern
in den frühen Nachmittagsstunden erschreckte ein
Knall den Seitenweg und ließ mehrere Fensterscheiben
zerspringen. Henning B. hatte einen Gartenteich
anlegen wollen und sich die Sache leicht gemacht.
Mit einem selbstgebauten Sprengsatz wollte er sich
eine Menge Arbeit ersparen.
„Hab ich mal in einem Buch über Kanada gelesen. Da
hat das ein Farmer auch so gemacht. Ok, da waren die
nächsten Nachbarn vielleicht nicht so nah dran“, lautete
der knappe Kommentar des Täters unserer Zeitung gegenüber.
Nun muss sich Henning B. vor Gericht verantworten
und sich mit den finanziellen Folgen herumschlagen, da
seine Versicherung diese ganz sicher nicht übernehmen
wird. Außerdem wird er gut daran tun, sich eine neue
Wohnung zu suchen, denn die Anwohner Karl-Otto T. und
seine Frau Luise bezeichnen das nachbarschaftliche Verhältnis
als massiv gestört.
Ulla D’Amico
Genervt ließ er die Tageszeitung sinken. „Karl-Otto!
Karl-Otto! Komm und sieh dir das wieder an!“
Ausgerechnet beim Sportteil musste seine Frau
ihn wieder mal stören. Seit Jahren schien seine Luise zu
wissen, wann er ungefähr die Stelle in der Zeitungslektüre
erreicht hatte, an der es für ihn spannend wurde. Immer
ausgerechnet dann, wenn er sein Tabellenstudium von den
verschiedenen Fußballspielen in der Region betrieb.
„Was ist denn schon wieder? Was soll ich mir denn schon
wieder angucken? Lass doch die Nachbarn in Ruhe!“, rief
er ziemlich genervt. Seine Frau stand – wie so oft – mit dem
Fernglas am Badezimmerfenster im ersten Stock und beobachtete
das Treiben der Nachbarn. Ihn interessierte das
alles nicht. „Leben und vor allem leben lassen“ war seine
Devise oder wie er auch zu sagen pflegte: „Jedem Tierchen
sein Pläsierchen.“ Er dachte und sprach sehr gerne in solchen
Lebensweisheiten. Schließlich hatten das schon viele
Menschen vor ihm auch so gesehen. Also konnte er doch
nicht total falsch liegen. Insgesamt würde er sich selbst als
umgänglichen, lebensfrohen Menschen bezeichnen. Doch
seine Frau war da völlig anders. Sie musste stets genauestens
informiert sein über das Leben „auf der anderen Seite
des Gartenzauns“, wie sie immer sagte. Damit ging sie ihm
natürlich sehr auf die Nerven, denn Luise war durchaus
nicht damit zufrieden, alles zu wissen, nein, sie musste
auch zu allen Vorgängen ihren Kommentar abgeben und
der war nie positiv.
„Die sprengen ihren Garten! Ist das denn zu glauben?
Da muss man doch etwas tun!“ Flüchtig überlegte Karl-
Otto, was daran nun wieder so bemerkenswert oder gar
falsch sein sollte – gab es gerade akuten Wassermangel?
Hatte die Stadtverwaltung das Wässern der Rasenflächen
untersagt? Oder bestand etwa die Gefahr, dass in den Augen
seiner Frau schützenswerte Maulwürfe ertranken?
Oder konnten die Sonnenblumen am Gartenzaun neuerdings
kein Wasser ab? Er konnte sich beim besten Willen
keinen Reim darauf machen, warum seine Luise sich wieder
so ereiferte. Die neu eingezogenen Nachbarn schienen
seine Frau besonders zur Weißglut zu bringen. Sie konnten
einfach machen was sie wollten, in den Augen von Luise
war alles falsch. Da Karl-Otto in Gedanken noch bei seiner
geliebten Fußballtabelle war, bemühte er sich auch nicht
sonderlich herauszufinden, in welcher Hinsicht das Verhalten
der Nachbarn seine Frau störte. Er versuchte sich
mit einem dahin genuschelten: „Nein wirklich?“ aus der
Affäre zu ziehen und ließ den Redeschwall seiner Frau an
sich vorbeiziehen.
Auch bei den vorherigen Nachbarn hatte Luise immer
etwas auszusetzen gehabt. Mit den Schleifenbaums
hatten sie – völlig unbeschadet von dem ständigen Genörgel
seiner Frau – ein tolles Nachbarschaftsverhältnis
gehabt. Sie hatten gemeinsame Grillabende veranstaltet,
auf denen Luise stets vergnügt und ausgelassen alle
Späße mitmachte, um ihm dann am nächsten Morgen
58 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 59
Gesellschaft
Warum Gendern?
Gesellschaft
Kommentar
Sagen wie es ist
Das Grundrecht auf freie Wahl von Beruf, Arbeitsplatz
und Ausbildung gilt in Deutschland für
Frauen und Männer. Als Ausdruck dafür endeten
Stellenangebote früher mit dem Hinweis (m/w). Aber damit
wurden die Interessen der Menschen verletzt, die sich
weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht
zuordnen lassen. Dieser Einschätzung folgte das Bundesverfassungsgericht
(BVG) im Oktober 2017 und ging davon
aus, dass es sich bundesweit um 160000 Menschen
handelt, deren geschlechtliche Zugehörigkeit für die
Mehrheitsgesellschaft unsichtbar war und ist. So führte ein
Beschluss des BVG dazu, dass Stellenangebote ab Januar
2019 mit dem Zusatz „m/w/d“ zu ergänzen sind, wobei das
„d“ für divers steht. Daraufhin haben In den vergangenen
zwei Jahren landesweit 300 (dreihundert) Erwachsene ihr
Geschlecht zu „divers“ umtragen lassen. Demnach ist die
im Urteil des Bundesverfassungsgerichts genannte Zahl
deutlich zu hoch gegriffen (Quelle: DIE ZEIT, 15.04.21).
Bezogen auf den Kreis Siegen-Wittgenstein handelte es
sich dann um zwölf Personen, derentwegen Stellenangebote
und jegliche Anreden in der Schriftsprache kompliziert
geworden sind.
Immerhin versteht sich die große Mehrheit der Menschen
mit abweichenden Geschlechtsmerkmalen eindeutig
als Mann oder Frau. Einige ordnen sich einem Geschlecht
dazwischen zu, andere erleben ihr Geschlecht als fließend,
also zwischen den Identitäten wechselnd. Dabei ist zu beachten,
dass es sich immer um die geschlechtliche Identität
handelt und nicht um die sexuelle Orientierung.
Sprache stiftet Identität
Die Einführung des „d“ brachte Aufwind für die Forderung,
auch in der zweipoligen Gesellschaft nachzubessern.
Denn im Deutschen gilt – wenn von allen Menschen
gesprochen wird – traditionell die männliche Form. Nur
wenn ausschließlich weibliche Personen gemeint sind,
werden die Buchstaben ‚in‘ angehängt. (Beispiel: Verbraucher,
Zuschauer, Handwerker).
Darin wird eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts
sowie aller unter „d“ zusammengefassten Identitäten
gesehen. Also wurde und wird in Wort und Schrift
ein „gendern“ gefordert. Das heißt, Wörter die Menschen
beschreiben, sind grammatikalisch so anzupassen, dass
im Sprachbild alle damit gemeinten Menschen gleichwertig
erkennbar sind. (Beispiel Bundespräsident Steinmeier
2019: „Jeder ‚Staatsbürger‘ ist ermächtigt …“ und – gegendert
– 2021: „Liebe ‚Landsleute‘ ...“).
Die Herausforderung: Der Begriff „Geschlecht“ kann
sich im Deutschen u.a. auf das biologische, das gesellschaftliche
oder ein Adelsgeschlecht beziehen. Das englische
„gender“ bezeichnet die gesellschaftliche, also die
soziale Dimension von Geschlecht. Und die soll auch im
Deutschen Sprachgebrauch für Frau und Mann in Wort
und Schrift präzisiert werden.
Die Sprache lebt (und leidet)
Sprecher*innen im Radio oder Fernsehen setzen dies
um, indem sie in ihrem Wortfluss Dehnungen machen,
also eine Betonung wie z.B. bei „Hörer–innen“. Gemeint
sind sogenannte „Genderpausen“, die sich allerdings nicht
immer einbauen lassen. Auch Wortneuschöpfungen wie
„Gästin“ oder „Menschin“ werden sich vermutlich nicht
durchsetzen, ebenso wenig wie eine gendergerechte Formulierung
der Floskel „Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“.
Unter dem Einfluss der Globalisierung sowie durch die
verbreitete Nutzung digitaler Medien, ist die Gesellschaft
vielfältiger geworden. Außerdem wird Anerkennung von
Gruppen gefordert, die einst unsichtbar für die Mehrheitsgesellschaft
waren. Das gilt z.B. für den Zusammenschluss
von Personenmit den entsprechenden sexuellen Orientierungen,
die sich unter dem Sammelbegriff LBGT (eine aus
dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung für
Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) gegen Diskriminierungen
wehren.
Das fragwürdige N-Wort
Wenn einzelnen Bevölkerungsteilen oder Identitäten
die geforderte Selbstbestimmung verweigert wird, kann
dies als Diskriminierung empfunden werden. Interessenvertreter
sehen es sogar als Entmündigung an, wenn eine
Bevölkerungsgruppe nicht selbst entscheiden durfte wie
sie genannt werden will. Ein markantes Beispiel ist die
Benennung der Menschen mit tiefdunkler Hautfarbe. Als
zulässige Personenbeschreibung galt lange das aus dem
spanischen abgeleitete ‚negro‘. Der Bürgerrechtler Martin
Luther King benutzte es 1963 in seiner bekanntesten An-
Dr. Martin Luther King, jr (1929 – 1968)
sprache („I have a dream …“) noch 16-mal. Wenige
Jahre später wurde die Bezeichnung „Neger“ im Duden
als „abwertend“, und dann als „diskriminierend“,
eingeordnet. Aktuell handelt es sich um ein Unwort,
dessen bloße Aussprache schon etwas Böses ist.
Ausnahme: die Bezeichnung „Neger“ ist noch erlaubt,
wenn damit ein kleiner Ort im Bereich der Stadt
Olpe gemeint ist.
Wie geht es weiter?
Der bayerische Leitspruch „Mia san mia“ klingt so
selbstbewusst wie die Aussage des Niedersachsen, der
sich als „sturmfest und erdverwachsen“ bezeichnet.
Über diese oder vergleichbare Selbstinszenierungen
kann man hinweg sehen. Aber sie werden zur Bedrohung
für die Gesellschaft, wenn daraus Privilegien abgeleitet
werden, die Abwehrreaktionen anderer Gruppen
auslösen. Und wer einen Statusverlust befürchtet,
findet zahlreiche andere, die ebenfalls das Gefühl haben,
verdrängt zu werden.
Für viele „Unverstanden-Erleuchtete“ sind die
sogenannten „sozialen Medien“ ein unverzichtbares
Instrument. Es ist anonym und nahezu kostenfrei einzusetzen,
hat eine große Reichweite und bietet alle
Freiheiten hinsichtlich Zielsetzung und Wortwahl.
Daher droht die Gesellschaft gerade in der gegenwärtigen
Zeit großer Ratlosigkeit in immer enger gefasste
Identitäten zu zersplittern, deren Zugehörige immer
unzufrieden sind, gemeinsam Vorurteile pflegen,
Fremde hassen und dazu neigen, rechts zu wählen.
. Erich Kerkhoff
Foto: wikipedia commons
Wenn man in diesen Tagen morgens seine Lokalzeitung
aufschlägt, wird einem eine ganze Seite Meinungen
von Lesern präsentiert, in diesen Zeiten vorwiegend
zum Thema Corona-Pandemie. Dazu gibt es im Fernsehen und
anderen Medien Kommentare von Experten oder solchen, die
sich dazu berufen fühlen. Sich eine Meinung zu einem Sachverhalt
zu bilden ist wichtig, aber bei der häufigen Komplexität
der Dinge nicht immer ganz einfach. Vielleicht gibt es deshalb
auch so viele Leugner der Pandemie, weil es ja viel einfacher
ist, ohne lange nachzudenken etwas zu negieren.
Ich will aber hier eher auf unseren täglichen Alltag zu sprechen
kommen. Der schwedische Schriftsteller Tomas Sjödin
gebraucht das Bild von einem durchsichtigen Plastikbehälter,
in dem die Menschen ihre Probleme mit sich rumschleppen.
Jeder hat seine eigene Kiste, aber wir meinen bei dem großen
Abstand, den wir oft haben, dass es Menschen gibt, denen es
einfach nur immer gut gehe.
Probleme tauchen in jeder Lebensgeschichte und in jedem
Alter auf. Dabei sind diese in jungen Jahren natürlich anders als
bei uns Alten. Welche Antwort geben wir, wenn uns jemand fragt:
„Wie geht`s?“ Ich behaupte, dass wir darauf selten eine aufrichtige
Antwort geben. Wir haben Antworten auf Lager, die nur dazu da
sind, nicht zu sagen, wie es uns geht: „Danke, gut.“ – „Man schlägt
sich durch.“ – „Alles paletti.“ – „Ich kann nicht klagen.“ Warum
sagen wir das? Vielleicht ist es uns unangenehm, jemand mit unseren
Schwierigkeiten zu konfrontieren. Vielleicht brauchen wir eine
bestimmte Atmosphäre oder Nähe, um uns zu öffnen. Vielleicht
müssten wir eine etwas längere Geschichte erzählen, wollen aber
den anderen damit nicht behelligen. Da sagen wir lieber, dass alles
in Ordnung ist, dass wir gesund sind und keine Sorgen haben.
Wie viel wärmer und menschlicher könnte unser Leben sein,
wenn wir einander ein bisschen öfter wenigsten einen Blick in
unsere Kiste gewähren würden, unser Leben etwas durchsichtiger
machen würden. Körperliche Nähe ist in diesen schlimmen
Pandemiezeiten ja nicht sinnvoll beziehungsweise sogar verboten.
Darunter leiden wir. Aber lasst uns die Hoffnung haben, dass
uns diese Seuche in absehbarer
Zeit wieder aus ihren Krallen
loslässt. Aber wir können andere
Menschen trotzdem an
unserem Ergehen teilhaben
lassen. Wenn wir das tun, glaube
ich, dass unsere Behältnisse
dann ein klein bisschen leichter
zu tragen wären. Dass ein
Kilo, um mit dem Literaturnobelpreisträger
Tranströmer zu
sprechen, plötzlich nur noch
700 Gramm schwer wäre. In
diesem Sinne: Bleiben Sie aufgeschlossen
und gesund. • Heute von Horst Mahle
60 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 61
Gesellschaft
Gesellschaft
wie konnte das passieren?
Ein beispielhafter Reinfall auf Online Kriminalität
Es fängt an mit einem Anruf am frühen Freitagnachmittag:
Eine Frauenstimme mit starkem ausländischem
Akzent versucht, mir etwas zu sagen. Ich
verstehe zwar „Microsoft“, aber mehr auch nicht, sage der
Dame, dass ich sie leider nicht verstehe, und lege auf. Das
mache ich eigentlich immer bei Anrufen dieser Art.
Aber kurz darauf geht wieder das Telefon. Diesmal ist
es ein Mann, er spricht auch mit Akzent, ist aber besser zu
verstehen. Er meldet sich als Mitarbeiter von Microsoft: Microsoft
hat festgestellt, dass mein PC gefährdet ist und ich
leicht Opfer von Kriminellen werden könnte, die alles in
meinem PC einsehen können, meine E-Mails, mein Online
Banking etc. Ich reagiere zunächst ungläubig, nein, mein PC
ist in Ordnung! „Öffnen Sie ihren PC“, sagt er und gibt mir
eine Tastenkombination. Auf meinem PC erscheint eine Seite
mit vielen Warnmeldungen. „Das beheben wir gern kostenlos“,
sagt mein Anrufer. Ich bin zwar irritiert, aber in dem
Moment hat er mich auch schon am Haken, was wäre wenn?
In der Zwischenzeit erscheint meine Freundin, wir sind
verabredet für einen Spaziergang. Sie wartet eine Weile und
beobachtet, was da passiert. Mein Anrufer sagt, dass er eine
TAN braucht, um weiterzuarbeiten. Inzwischen ist er mit
dem TeamViewer in meinem PC. Mein Desktop ist schwarz,
ich sehe nur die Bewegungen seines Cursors auf der Scheibe,
habe kein gutes Gefühl dabei, aber Herr Fernandez - ich
habe ihn nach seinem Namen gefragt – beruhigt mich: „Sie
können bei Ihrer Bank nachfragen, alles ist in Ordnung, ich
bin da!“ Nach einer Zeit verabschiedet sich meine Freundin,
weil der Prozess wohl doch länger dauert und gibt mir zu
verstehen, dass sie das Ganze sehr suspekt findet. „Ich auch“
antworte ich ihr, bleibe aber trotzdem dran am PC.
Immer wieder fordert Fernandez neue TANs, und plötzlich
werden die Summen, die ich eingeben soll, größer. Ich
steige aus und lege einfach auf. Sofort geht das Telefon, „Keine
Sorge, alles in Ordnung“, er suggeriert
mir, dass er diese Zahlen braucht,
um den Schaden zu beheben. Ich
lasse mich einseifen und mache weiter
und frage ihn, wie lange das noch
gehen soll. Er nennt eine Prozentzahl,
wie weit wir bereits gekommen seien:
„Geben Sie mir noch fünf Minuten“.
Aus den fünf Minuten werden Stunden.
Nach einer Weile lege ich wieder
auf, weil ich kein gutes Gefühl bei der
Sache habe, aber auch sehr unsicher
bin. Sofort erneuter Anruf: „Keine
Sorge, Madam!“ (Wir kommunizieren
inzwischen in einem Gemisch aus
Deutsch und Englisch).
Als er nach fast drei Stunden plötzlich die Eingabe einer
Summe von 7.000 fordert, sage ich ganz klar „Nein, jetzt
nicht mehr, ich mache Schluss!“ „Okay“, sagt er, „es fehlen
jetzt nur noch drei Prozent, machen wir morgen weiter.“
Inzwischen ist es 17:10 Uhr. Wir vereinbaren, dass er am
Samstagmorgen um 10:00 Uhr wieder anruft.
Kurz darauf ein Anruf meiner Freundin. Sie hat ihrem
Mieter erzählt, was da bei mir läuft. Der rät mir ganz
aufgeregt, dass ich mir sofort einen Kontoauszug meiner
Bank holen solle und mein Konto sperren lasse. Mit genau
dieser Masche haben die Kriminellen seinem Nachbarn
sämtliche Konten abgeräumt.
In windeseile bin ich zur Filiale meiner Sparkasse
gefahren und habe den Kontoauszug meines Girokontos
geholt: 7.000 € plus! Wie konnte das sein? Mir ging auf,
dass Herr Fernandez während seiner Aktionen unbemerkt
eine größere Summe von meinem Fairzinskonto auf mein
Girokonto übertragen hatte, was ja ohne weiteres möglich
ist. So konnte er dann mit den von mir angegebenen TAN-
Nummern das Girokonto räumen. Mir wurde klar, dass ich
auf einen ganz üblen Trick hereingefallen bin und habe
direkt mein Konto sperren lassen.
Sofort versuchte ich, meine Spezialisten vom Senecafé zu
erreichen, keine Antwort. Aber zum Glück habe ich ja noch
andere Freunde bei ALTERAktiv, die sich mit diesen Dingen
auskennen. Klaus Reifenrath ist meine Rettung. Am Samstagmorgen
früh bringe ich Klaus meinen PC. Er gibt mir den
Tipp: „Frag den Kerl nach einer Telefonnummer, wo du ihn
erreichen kannst und sag, der PC geht nicht an, du meldest
dich wieder bei ihm, wenn er wieder funktioniert. Jede Wette,
der gibt dir keine Nummer und meldet sich nicht wieder.“
Kaum wieder zu Hause geht mein Telefon: Herr Fernandez!
Eine Stunde früher als vereinbart. Als ich ihm erkläre,
dass ich den PC nicht öffnen kann, weil er nicht da ist. „Ich
durchblick-Collage: Nicole Scherzberg
habe ihn nämlich zu einem bekannten Experten gebracht.“
„Wir sind die besten Experten bei Microsoft!“, ist seine Antwort.
Er will es nicht verstehen, ich muss ein paar Mal wiederholen,
dass wir nicht weitermachen können, weil der PC
nicht da ist. Er möge mir doch seine Telefonnummer geben,
ich melde mich bei ihm, wenn der PC wieder da ist. Ich merke,
er wird etwas ungehalten, gibt mir keine Telefonnummer,
dafür aber eine E-Mail-Adresse. Das Gespräch ist beendet.
Inzwischen erscheinen auf meinem Smartphone E-
Mails: Vielen Dank für Ihre Bestellung! Ich öffne eine und
stelle fest, der angegebene Betrag entspricht exakt einer der
Summen, die ich bei unserem „TAN-Spiel“ angegeben habe.
Mir ist klar: Das Geld ist weg! Gott sei Dank ist das Konto
gesperrt. Aber was nun?
Am Montagmorgen nehme ich sofort Kontakt zur Sparkasse
in Siegen auf. Ja, das Konto ist gesperrt, aber das
Onlinebanking nicht. Das erledigt die Mitarbeiterin der
Sparkasse und empfiehlt mir, sofort zur Polizei zu gehen
und Anzeige zu erstatten. Ohne diese Anzeige kann auch
die Sparkasse nichts tun. Einen Kollegen hat sie sofort informiert,
der versuchen soll, die Gelder zurückzuholen. Ich
bekomme einen Kontoauszug über alle Buchungen. Dabei
stellen wir fest, dass Herr Fernandez am Freitag gleich
zweimal je 5.000 € von meinem Fairzinskonto auf mein
Girokonto übertragen hat, um davon dann all die Summen
mit TAN abzubuchen. Bleibt mir nur die Hoffnung, dass es
gelingt, wenigstens die größeren Summen zurückzuholen.
Bei der Polizei bekomme ich erst einmal den Hinweis,
ich müsse die Anzeige online erstellen. Geht nicht, ich habe
meinen PC nicht und darf damit im Augenblick auch auf
keinen Fall ins Internet gehen. Der Beamte erbarmt sich
und ruft einen Kollegen, damit der die Anzeige schriftlich
aufnimmt. Das ist ein großes Glück, denn der Beamte ist
sehr interessiert an allen Details und gibt mir den Hinweis,
dass ich mit der Anzeigenerstattung auch gegen alle Bestellungen,
die eventuell mit meinen Passwörtern noch irgendwo
getätigt werden würden, angehen könnte. Ich bin
für ihn kein Einzelfall.
Bleibt noch der Gang zu meiner Sparkassenfiliale. Dort
wird der ganze Hergang noch einmal im Detail aufgenommen.
So habe ich die Chance, auch die restlichen Beträge
von der Versicherung der Sparkasse zurückzubekommen.
Die großen Beträge sind bereits zurückgebucht, was für ein
Glück! Den Rest schreibe ich auch gerne als Lehrgeld ab.
Es ist unglaublich, wie konnte ich bloß auf diese Masche
reinfallen? Mein Senecafe-Experte war richtig sauer: „Ich
sage es euch doch immer wieder, Microsoft ruft nie an!“ Da
habe ich wohl nicht aufgepasst, damit haben sie mich tatsächlich
geködert. Dass die Polizei nie anruft und nach Daten
und Wertgegenständen fragt, das weiß ich. Auch, dass
die Banken telefonisch keine Angaben zu Kontonummern
etc. fordern ist mir bekannt. Und doch passiert es immer
wieder, dass Leute darauf reinfallen. Die Betrüger sind Profis
mit einem unglaublichen Geschick. Deshalb aufgepasst!
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2/2021 durchblick 63
Essay
Essay
Sophie Scholl, eine Quer denkerin im positiven Sinne
Die Widerstandskämpferin wurde vor 100 Jahren am 9. Mai 1921 geboren. Doch wer war der Mensch hinter der Ikone?
Von Oktober 1941 bis März 1942 arbeitete Sophie Scholl
als Kindergärtnerin in Blumberg, heute im Landkreis
Schwarzwald-Baar in Baden-Württemberg. Das Foto
wurde bei einem Besuch von Sophies Bruder Hans Scholl
in Blumberg von diesem aufgenommen.
Foto: Wikipedia Commons
Die 22-jährige Wellness-Widerständlerin „Jana aus
Kassel“ machte auf einer Querdenker-Demonstration
von Corona-Skeptikern in Hannover im Herbst 2020
mit ihrer Opferstilisierung und dem geschichtsklitternden, aus
faktenvergessenem Egoismus geborenen und deshalb unanständigen
Vergleich mit Sophie Scholl von sich reden. Ein
solcher Vergleich ist gefährlich und stellt nämlich nicht nur
eine maßlose Überhöhung der eigenen Bedeutung dar. Er ist
vor allem ein Schlag ins Gesicht all jener, die in der gleichgeschalteten
NS-Diktatur tatsächlich ihr Leben aufs Spiel gesetzt
haben, um dem verbrecherischen Massenmörder Adolf Hitler
etwas entgegenzusetzen. Zu Recht erntete „Jana aus Kassel“
anschließend einen Shitstorm in den sozialen Medien.
Durch das zusätzliche Tragen einer KZ-Häftlingskleidung
oder eines Judensterns auf solchen Demonstrationen
werden die in der Bundesrepublik Deutschland auf einer
freiheitlich-demokratischen Grundordnung basierenden
Einschränkungen in der Corona-Pandemie unzulässigerweise
mit der Zeit des Nationalsozialismus verglichen, was
eine Verhöhnung der Millionen Opfer des Holocaust bedeutet.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt auch,
wenn ein Mensch – wie Sophie Scholl – seit 78 Jahren tot
ist und es ihm, anders als „Jana aus Kassel“, nicht vergönnt
war, seinen 22. Geburtstag zu erleben.
Sophie, eigentlich Sofie Magdalena Scholl, wurde am
9. Mai 1921 in Forchtenberg im Hohenloher Land geboren.
Schon ihre Großmutter mütterlicherseits hatte den Vornamen
Sophie. Ihre Eltern, der Schultheiß (Bürgermeister)
von Forchtenberg Robert Scholl (1891 – 1975) und die ehemalige
Diakonisse Magdalene „Lina“, geb. Müller (1881 –
1958), hatten am 23. November 1916 geheiratet. Dem Ehepaar
wurden mit Inge (1917), Hans (1918), Elisabeth „Liesl“
(1920), Sophie, Werner (1922), der seit 1944 als Soldat an
der Ostfront verschollen ist, und der schon im ersten Lebensjahr
verstorbenen Thilde (1925) sechs Kinder geboren.
Während Inge 81 Jahre alt wurde, starb Elisabeth 2020 einen
Tag nach ihrem 100. Geburtstag. Dass auch Sophie am
9. Mai 2021 dieses gesegnete Alter hätte erreichen können,
wenn sie nicht am 22. Februar 1943 mit dem Fallbeil im
Gefängnis in München-Stadelheim ermordet worden wäre,
ist ein Gedanke, der gar nicht so abwegig ist.
Sophie war sechs Jahre alt, da konnte sie schon quer durch
den Kocher schwimmen. Als neunjähriges Kind, das eher als
still und schüchtern galt, ist von ihr der ziemlich kecke Ausspruch
„Die Brävste bin ich nicht, die Schönste will ich gar
nicht sein, aber die Gescheiteste bin ich immer noch“ überliefert.
Nach einem kurzen Intermezzo in Ludwigsburg zog die
Familie Scholl im März 1932 nach Ulm, wo Sophie seit April
wie ihre Schwestern die Mädchenoberrealschule besuchte und
ihr Vater sich als Helfer in Steuersachen selbständig machte.
Robert Scholl war ein liberal-humanistisch gesinnter Pazifist
und Gegner des NS-Regimes, musste aber akzeptieren, dass
nach und nach alle seine Kinder, die den Idealen der Bündischen
Jugend nacheiferten, nicht nur in die Hitlerjugend (HJ)
bzw. den Bund Deutscher Mädel (BDM) eintraten, sondern
sich dort auch aus Überzeugung engagierten und die Karriereleiter
emporstiegen. Im Januar 1934 trat auch Sophie in
die Jungmädelschaft der HJ ein. Ein gutes Jahr später war
sie bereits als Jungmädelscharführerin für 15 Mädchen und
ab Mai 1936 als Scharführerin in Ulm-Söflingen für 40 Jungmädel
verantwortlich, nachdem sie mit dem Satz „Ich gelobe
meinem Führer Adolf Hitler mein ganzes Leben hindurch
unverbrüchliche Treue“ vereidigt worden war. Vor allem das
geforderte „Gerade-Sein“ hatte Sophie angesprochen und
fand sich seitdem auch stets in ihrer Persönlichkeit wieder. Sie
übernahm von ihrem Bruder Hans Rituale und Geländespiele,
die ihren Ursprung in bündischen Traditionen hatten. Sophie
galt als sehr fanatisch. Ein säumiges Jungmädel ließ sie
z.B. von der Polizei in der elterlichen Metzgerei zum Dienst
abholen. Sie wurde aber von Zeitzeuginnen auch als romantisch,
idealistisch und kommunistisch beschrieben. So sammelte
sie bei Ausflügen das Geld und den Proviant ihrer aus
armen und reichen Familien stammenden Jungmädel ein und
verteilte anschließend alles gerecht untereinander. Schon im
Alter von 14 Jahren begann sie zu rauchen und ersetzte ihren
geraden Pagenschnitt durch eine Kurzhaarfrisur im Nacken
und an den Seiten. Ihre oben längeren Haare mündeten vorne
in eine vorwitzige Tolle. Sie durchlebte in ihrer Pubertät mit
ihren Worten „in einem Wellental meines Lebens“ eine Achterbahn
der Gefühle und zeigte eine enge Verbundenheit zur
Natur, insbesondere zu Blumen und Bäumen. Im März 1937
wurde Sophie, deren protestantische Mutter – anders als Sophies
Vater – sehr fromm war, in ihrer Uniform konfirmiert
und führte seit Mai 1937 ein Tagebuch. Sophie pflegte einen
frivolen Tanzstil, wenn bei ihrer Freundin Annlies Kammerer
amerikanische Swing-Rhythmen zu hören waren. Seit 1937
war der vier Jahre ältere Berufssoldat Friedrich „Fritz“ Hartnagel
(1917 – 2001), den sie bei einer solchen Tanzveranstaltung
näher kennengelernt hatte, ihr fester Freund. Mit ihm unterhielt
sie, wie auch zu allen anderen ihr wichtigen Personen,
darunter ihre beste Freundin Lisa Remppis, einen intensiven
Briefwechsel. War sie sich für eine intime Liebesbeziehung
in ihrem Brief vom 15. August 1938 anfangs „einfach noch
zu jung“, schreibt sie ihrem Freund 15 Monate später auf der
Suche nach Klarheit: „Ich kann mich nicht aufgeben für Dich“.
Am 10. November 1937 wurden Inge, Werner und Sophie
wegen bündischer Umtriebe verhaftet, wobei Sophie bereits
nach einigen Stunden wieder frei kam. Am 14. Dezember wurde
auch Hans in seiner Kaserne verhaftet, ebenfalls wegen bündischer
Umtriebe und, wie schon vorher sein Bruder Werner,
wegen angeblicher Unzucht. Er war schon Ostern 1936 seines
Postens als Fähnleinführer im Ulmer Jungvolk enthoben worden.
Alle Verfahren wurden später aufgrund eines neuen Straffreiheitsgesetzes
eingestellt, wobei Hans aber erst noch am
2. Juni 1938 vor Gericht stand. Sophie, die sich aufmüpfig
gezeigt hatte, wurde deshalb im Frühjahr 1938 als Gruppenführerin
bei den Jungmädeln abgesetzt. Obwohl sie in ihrem
Gestapoverhör am 18. Februar 1943 die Verhaftung ihrer Geschwister
als einen Grund für ihre weltanschauliche Entfremdung
vom BDM und dem NS-Regime anführte, zeigte sie
wiederum dadurch ein widersprüchliches Verhalten, dass sie
noch bis zum Frühjahr 1941 mittwochs die BDM-Heimabende
in Ulm besuchte.
Sophie trampte Mitte April 1938 unangemeldet mit Lisa
Remppis nach Augsburg, wo Fritz kaserniert war. Im Juni
1939 saß sie bei einem Ausflug mit Fritz sogar vom Bodensee
nach Ulm am Lenkrad des Autos seiner Eltern. Sophie,
die nicht oberflächlich werden und nie aufhören wollte, an
sich selbst zu arbeiten, wollte noch viel schaffen. Sie strebte
an, als Frau selbständig zu sein und eine sinnvolle Arbeit zu
finden, wenn nötig, gegen die Tradition und gegen gesellschaftliche
Zwänge. Sie distanzierte sich von ihren Klassenkameradinnen
und dem spießigen Ulm. Statt dessen pflegte
sie Freundschaften zu den Künstlern Albert Kley und Wilhelm
Geyer und begeisterte sich für die Bildhauerin Renée
Sintenis und die Malerin Paula Modersohn-Becker. Ihre
Lieblingsdichter waren Manfred Hausmann und Rainer Maria
Rilke. Die begeisterte Leseratte Sophie las aber auch die
verbotenen Werke von Thomas Mann und Heinrich Heine.
Sie war auch zeichnerisch sehr begabt und illustrierte z.B.
eine Übersetzung von Peter Pan ins Deutsche.
Dem Berufssoldaten Fritz Hartnagel schrieb sie wenige
Tage nach dem für sie entsetzlichen Beginn des Zweiten Weltkriegs:
„Ich kann es nicht begreifen, dass nun dauernd Menschen
in Lebensgefahr gebracht werden von andern Menschen.
[…] Sag nicht, es ist für‘s Vaterland“. Da ihr Vater dafür sorgte,
dass in ihrer Familie verbotenerweise ein Schweizer Radiosender
gehört werden konnte, war auch Sophie so stets darüber
informiert, was jenseits der ständigen NS-Propaganda tatsächlich
auf der Welt passierte. Das Gefühl der Überlegenheit, zu
den Wenigen und nicht zu den Vielen zu gehören, verband die
Scholl-Geschwister, die inzwischen längst festgestellt hatten,
dass ihr Vater mit seinen Vorhersagen richtig gelegen hatte
und mit dessen politischer Einstellung sie nun übereinstimmten.
Im März 1940 legte Sophie mit einem befriedigenden
Notenschnitt ihr Abitur ab. Nachdem am 14. Juni 1940 Paris
kampflos an die Nazis übergeben worden war, weil es für die
Pariser von unmittelbarem Nutzen war, ging Sophie hart mit
den Franzosen ins Gericht. Sie schrieb: „Es hätte mir mehr
imponiert, sie hätten Paris verteidigt bis zum letzten Schuss,
ohne Rücksicht auf die vielen Kunstschätze, die es birgt. […]
Aber Nutzen ist heute alles. Sinn gibt es nicht mehr. Ehre gibt
es wohl auch nicht mehr. Die Hauptsache, dass man mit dem
Leben davonkommt“. Radikal denkt sie bereits in eine andere
Richtung: Wenn eine Politik böse ist, muss man die Niederlage
des eigenen Volkes wünschen, um der Gerechtigkeit zum
Sieg zu verhelfen. Aus diesem Grund verteidigte sie z.B. im
Winter 1941/42 Fritz gegenüber den Standpunkt ihrer Familie,
keine Winterkleidung für die an der Ostfront kämpfenden
deutschen Soldaten zu spenden. Für Sophie kam immer zuerst
das Denken und sie war überzeugt, dass die Gefühle den Menschen
oft irreleiten. Sie kann durchaus auch im positiven Sinne
als Querdenkerin bezeichnet werden, wenn man damit eine
kreative Denkmethode umschreibt.
Vom 8. April 1940 bis zum 22. März 1941 absolvierte Sophie
im ev. Fröbelseminar in Ulm-Söflingen eine Ausbildung
zur Kindergärtnerin. Ihre Hoffnung, dadurch dem Pflichthalbjahr
im Reichsarbeitsdienst (RAD) zu entgehen, erfüllte sich
nicht. Schon am 6. April 1941 fand sie sich im RAD-Lager im
Krauchenwieser Landschlösschen wieder. Sie hasste es, hier
ihre Zeit vergeuden zu müssen, zumal sie mit fast allen anderen
Arbeitsmaiden keine Gemeinsamkeiten hatte.
Sophie hatte mit den Worten „Man sollte das Leben eines
Mönches führen, ehe man sich hineinstürzt, wohin Gefühl
und Begehren wollen“ auch andere Vorstellungen in Bezug
auf Sexualität als ihr Freund. Sie hatte Sehnsucht nach einer
geistigen Beziehung zu Fritz und versuchte, auf
64 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 65
Essay
Essay
körperliche Liebe zu verzichten. Indem sie sich in ihrem Bemühen,
sich von allem Sinnlichen frei zu machen, das radikale
augustinische Liebes-Ideal zu eigen machte, forderte sich
Gleiches von Fritz. Sophie sah in der Beziehungskrise, in der
sie Härte zeigte, eine Kraftprobe und war Ende 1940 auch zu
einer endgültigen Trennung von Fritz bereit, der aber nach
und nach ihren Standpunkt akzeptierte. Das Buch „Augustinus
– Die Gestalt als Gefüge“ gehörte während der RAD-
Zeit zu Sophies ständiger Lektüre. Sophie, die schon früher
keine Klavierstunde ausgelassen hatte und für die die Musik
ein Lebenselexier war, nutzte regelmäßig die Gelegenheit,
mit ihrer RAD-Lagerfreundin Gisela Hertling in der kath. St.
Laurentiuskirche in Krauchenwies Orgel zu spielen. Durch
den langfristig die Konversion der Scholl-Geschwister anstrebenden
Einfluss von Otto „Otl“ Aicher, einen sehr gläubigen
Katholiken, gemeinsamen Freund und späteren Ehemann von
Sophies Schwester Inge, wurde bald auch Sophies Interesse
an spirituellen Fragen des Christentums und am katholischen
Glauben geweckt. Mit dem Anspruch, „gut zu werden“, suchte
sie immer mehr den Zugang zu Gott.
An die RAD-Zeit schloss sich für Sophie vom Oktober
1941 bis Ende März 1942 noch ein Einsatz im Kriegshilfsdienst
an, den sie überwiegend in einem Kinderhort in
Blumberg absolvierte. Nach einer Ende Oktober gemeinsam
mit Fritz in Augsburg verbrachten Nacht „der schrecklichen
Verfehlung“, die Sophie als nicht bestandene Bewährungsprobe
empfand, geriet ihre Beziehung mit ihm erneut in eine
schwere Krise. Fritz, selbst inzwischen fromm geworden,
wollte „dem Geschlechtlichen einen Sinn geben“, sah es
als Geschenk Gottes, ja sogar als durch sie beide wirkende
Liebe Gottes an und schlug vor, öfters zu beten. Was folgte,
waren im November 1941 gemeinsame Wochenenden in
einem Doppelzimmer in Freiburg. Auch Sophie suchte, verbunden
mit der Frage nach dem gerechten Gott, nach dem
für sie noch fernen Gott. Sie hatte Sehnsucht nach der Kraft
des Gebets, die sie aber noch immer nicht spürte. Manchmal
überkam sie eine existenzielle Angst und verzweifelte Leere.
In solchen Stunden belastete sie auch das Gefühl der Schuld,
den Nazis früher zugejubelt und durch ihr Verhalten dazu beigetragen
zu haben, ihre Macht zu festigen.
Robert Scholl, inzwischen geprüfter Steuerberater, hatte
Hitler einer Mitarbeiterin gegenüber als „größte Gottesgeißel“
bezeichnet. Er wurde von dieser denunziert und am
16. Februar 1942 von der Gestapo verhört. Die im Prozess vom
3. August 1942 gegen ihn verhängte viermonatige Haftstrafe
musste er drei Wochen später antreten, wurde aber bereits am
23. Oktober vorzeitig nach Hause entlassen. Sophie hatte in
dieser Zeit manchmal abends vor den Gefängnisfenstern auf
der Blockflöte das berühmte Lied „Die Gedanken sind frei“
gespielt. Die Zulassung als Steuerberater wurde ihrem Vater
verbunden mit einem Berufsverbot wegen politischer Unzuverlässigkeit
nach seiner Haftentlassung wieder entzogen.
Im Mai 1942 wurde Fritz an die Ostfront versetzt. Sophie
sah ihn danach nicht wieder und schrieb sich in München an
der Universität als Studentin für die Fächer Philosophie und
66
Biologie ein. Hier studierte bereits ihr Bruder Hans, der zur
medizinischen Studentenkompanie gehörte. Sophie, die anfangs
bei Prof. Carl Muth wohnte, lernte bald auch mit Willi
Graf, Alexander „Schurik“ Schmorell und Christoph „Christl“
Probst drei mit Hans eng befreundete Medizin-Studenten und
viele weitere dem NS-Regime gegenüber ablehnend eingestellte
Persönlichkeiten kennen, darunter der Philosophie-
Professor Kurt Huber und der mit einem Redeverbot belegte
katholische Schriftsteller Theodor Haecker. Alle waren davon
überzeugt, dass Nazi-Deutschland den Krieg verlieren
würde. Sophie glaubte wie die Nazis an den Sieg des Stärkeren,
aber den des Stärkeren im Geiste, und war überzeugt,
auf der Seite der Sieger zu stehen. Aber sich nur in Gedanken
fortzuentwickeln, reichte Sophie längst nicht mehr. Aus
dem Denken musste endlich Handeln werden, eine sichtbare
Tat. Noch entschlossener, etwas zu tun, äußerte sie sich am
3. Dezember 1942 gegenüber ihrer Freundin Susanne „Suse“
Hirzel: „Wenn jeder nur eine Meinung hat gegen dieses System,
aber nicht handelt, so macht er sich schuldig. […] Ich
jedenfalls will nicht schuldig werden. Wenn jetzt Hitler daherkäme
und ich eine Pistole hätte, würde ich ihn erschießen.
Wenn es die Männer nicht machen, muss es eben eine Frau
tun“. Sophie hatte bereits im Mai 1942 von Fritz 1.000 RM
„für einen guten Zweck“ erhalten, ihn aber vergeblich gebeten,
einen Bezugsschein für einen Vervielfältigungsapparat mit
einem Wehrmachtsstempel versehen zu lassen. Gleichwohl
sind die ersten vier „Flugblätter der Weißen Rose“ noch ohne
ihre Mitwirkung vor dem Hintergrund der bekannt gewordenen
Massenerschießungen und anderer grausamer Verbrechen
in den besetzten polnischen Gebieten entstanden. Sie wurden
zwischen dem 27. Juni und dem 12. Juli 1942 per Post an ca.
100 ausgesuchte bürgerliche Intellektuelle verschickt. Am 23.
Juli 1942 wurden Hans, Willi und Schurik am Münchener Ostbahnhof
für ihre „Frontfamulatur“, den bis zum 7. November
1942 dauernden Lazaretteinsatz an der Ostfront, verabschiedet.
Dort war bereits der Soldat Werner Scholl stationiert, den Hans
dort zufällig traf. Zu Beginn des Wintersemesters bezog Sophie
Ende November 1942 mit Hans eine gemeinsame Wohnung
in München. Die sonst so emanzipierte Sophie Scholl
akzeptierte als einzige Frau innerhalb der Weißen Rose die
traditionelle Rollenverteilung und bediente bei ihren konspirativen
Treffen stumm den Samowar, während die Männer sich
die Köpfe heiß redeten. Unter dem Eindruck der Erlebnisse in
Russland entstand im Januar 1943 das fünfte Flugblatt unter
dem Titel „Flugblätter der Widerstandsbewegung in Deutschland“.
Sophie, die inzwischen die gemeinsamen Finanzen der
Widerstandsgruppe verwaltete und für die Beschaffung von
Schreibpapier, Briefumschlägen und Briefmarken zuständig
war, brachte 2.000 Flugblätter auf einer Zugreise am 25. Januar
1943 zu Hans Hirzel nach Ulm, wovon sie bereits unterwegs
in Augsburg 250 Stück in zwei Briefkästen warf. Um
Portokosten zu sparen und den Eindruck einer über das gesamte
Großdeutsche Reich verteilten Widerstandsorganisation
zu erwecken, wurden die Briefe mit den Flugblättern möglichst
im Zug in die Städte gebracht und dort zur Post gegeben,
wo auch die Adressaten wohnten. Neben der Nachtaktion von
Hans, Willi und Schurik am 28. Januar verteilte auch Sophie
tagsüber dieses Flugblatt in München. Am 2. Februar 1943 erfuhr
Sophie, dass es Fritz noch gelungen war, mit Erfrierungen
an Händen und Füßen vor der Kapitulation der 6. Armee aus
Stalingrad ausgeflogen zu werden. Die Niederlage von Stalingrad
war am 3. Februar und in der darauffolgenden Woche der
Anlass für die nächtliche Anbringung der Parolen „Nieder mit
Hitler“ und „Freiheit“ am Universitätsgebäude und anderen
Hauswänden. Diese Aktionen erfolgten ohne Sophie, die aber
gerne hieran teilgenommen hätte. Auch entstand umgehend
nach einem Entwurf von Prof. Kurt Huber das sechste, mit
„Kommilitoninnen! Kommilitonen!“ überschriebene Flugblatt,
welches als Briefinhalt in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar
von Hans, Schurik und Willi in verschiedene Münchener
Briefkästen eingeworfen wurde. Auch Sophie, die vorher beim
Adressieren und Eintüten mitgeholfen hatte, steckte tagsüber
an diesem Dienstag gemeinsam mit Gisela Schertling etwa 50
Briefe mit Flugblättern in einen Briefkasten. „Es fallen so viele
Menschen für das Regime, es ist an der Zeit, dass jemand
dagegen fällt“, sagte Sophie einmal in diesen Tagen.
Die Hoffnung der Geschwister Scholl, in der Münchener
Studentenschaft zahlreiche gleichgesinnte Multiplikatoren für
ihre Flugblattaktion zu finden, beruhte auf den tumultartigen
Szenen, die sich am 13. Januar 1943 im Deutschen Museum
bei einem Festakt zum 470-jährigen Bestehen der Ludwig-
Maximilians-Universität ereignet hatten, an dem Hans und
Sophie trotz Teilnahmezwang aber nicht teilgenommen hatten.
Zum ersten Mal hatten die Studenten den Aufstand gegen die
NSDAP geprobt. Gauleiter Paul Giesler, 1895 in Siegen geboren,
hatte vorher in seiner sexistischen Rede vor allem bei
den Studentinnen für Empörung gesorgt, als er sie aufforderte,
statt sich an der Universität herumzudrücken, lieber dem Führer
ein Kind zu schenken. Wenn einige von ihnen nicht hübsch
genug seien, würde er gern jeder einen seiner Adjutanten zuweisen,
er könne ihnen ein erfreuliches Erlebnis versprechen.
Am 18. Februar füllten Hans und Sophie einen Koffer
und eine Aktentasche mit 50 Restexemplaren des fünften
und 1.500 Stück des sechsten Flugblatts. Während der laufenden
Vorlesungen verteilten die Geschwister Scholl bis
11 Uhr Flugblätter in den menschenleeren Gängen des Universitätsgebäudes.
Als sie schon am Hinterausgang angelangt
waren, machten sie plötzlich kehrt, weil sich noch immer
Flugblätter in dem Koffer befanden, und legten zunächst weitere
Flugblätter im ersten Stock aus. Dann eilten sie die Treppe
zum zweiten Stock hinauf. Von hier warfen erst Sophie und
dann auch Hans weitere Flugblätter hinunter in den Lichthof.
Weder der Inhalt von Sophies zuletzt geschriebenen Briefen,
in denen sie auch von einer Zukunft mit Fritz träumte, noch
sonst etwas spricht hierbei für eine sorgfältig unter Abwägung
und bewusster Inkaufnahme der damit verbundenen Risiken
geplante Aktion oder gar einen gezielten öffentlichen Opfergang.
Vielmehr muss von unüberlegtem Leichtsinn, gepaart
mit „Übermut oder Dummheit“, wie Sophie später im Verhör
einräumte, ausgegangen werden.
Schon früher hatte Sophie, nach ihren eigenen Worten
„mit einem kleinen Teufelchen im Nacken“, ein leichtsinniges
Verhalten an den Tag gelegt, etwa als sie im Fröbel-Seminar
regelmäßig die Bitte der Heimleiterin ignorierte, während der
gemeinsamen Teilnahme an der Übertragung von Hitlerreden
im Radio auf das provokante Lesen in verbotenen Bücher zu
verzichten, oder mit dem verräterischen Satz „Vater verfolgt
jetzt den Krieg durch ein neues Radio (Kurzwellen!)“ in einem
Brief an ihren Bruder Hans.
Hans und Sophie, die sich vom Hausmeister widerstandslos
verhaften ließen, wurden ins Münchener Gestapo-Gefängnis
gebracht, wo sie umgehend von Robert Mohr vernommen
wurden. Anfangs sah es noch so aus, als könnten sie konzentriert
und wortgewandt den Verdacht entkräften, die Urheber
der Flugblattaktion zu sein. Eine parallel durchgeführte
Durchsuchung ihrer Wohnung beförderte jedoch so viel belastendes
Material zutage, dass sie in getrennten weiteren Verhören
jeweils ein Geständnis ablegten. Dabei bemühten sie sich,
jeweils selbst so viel Schuld wie möglich auf sich zu nehmen
und die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ außen vor zu
lassen und nicht ebenfalls zu belasten. Gefragt, was sie und
die anderen zum Handeln bewogen hatte, antwortete Sophie:
„Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland
verloren ist und dass jedes Menschenleben, das für diesen
verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.“ Als weiteren
und hauptsächlichen Grund für ihre Abneigung gegen den
Nationalsozialismus führte sie an, dass nach ihrer Auffassung
die geistige Freiheit des Menschen in einer Weise eingeschränkt
werde, die ihrem inneren Wesen widerspreche.
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Am 20. Februar gab Sophie am Ende ihrer Vernehmung zu
Protokoll: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan
zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte.“
Am 21. Februar wurde nicht nur für die Geschwister Scholl,
sondern auch für Christl Probst der Haftbefehl erlassen. Sophie
schrieb auf die Rückseite der Akte mit der Anklageschrift
zweimal das Wort „Freiheit“, davon einmal in Großbuchstaben,
was als ihr Vermächtnis an die Nachwelt erst Jahrzehnte später
entdeckt wurde. Auf ausdrücklichen Wunsch des Gauleiters
fand bereits einen Tag später unter dem Vorsitz von Richard
Freisler vor dem nach München verlegten Volksgerichtshof
der Prozess gegen die drei Angeklagten statt. Am Morgen des
Prozesstages erzählte Sophie ihrer Zellengenossin ihren letzten
Traum. Darin hatte sie an einem schönen Tag ein Kind im
Taufkleid einen steilen Berg hinaufgetragen, als sich plötzlich
eine Gletscherspalte auftat. Sophie legte das Kind auf die gegenüberliegende
Seite, bevor sie selbst in die Tiefe stürzte. Die
Mitgefangene deutete den Traum so, dass das Kind die Idee
symbolisiere, für die die Angeklagten stünden. Die Idee werde
sich durchsetzen, doch sie, die Wegbereiter, müssten vorher
sterben. In Anwesenheit von Werner Scholl – die Eltern hatte
Freisler aus dem Gerichtssaal bringen lassen – wurden alle
Angeklagten zum Tode verurteilt. Sophie verzichtete auf ein
Schlusswort. Die Verurteilten wurden anschließend in das Gefängnis
München-Stadelheim verbracht, wo damals die Todesurteile
mit der „Fallschwertmaschine“ vollstreckt wurden. Die
Eltern und Werner durften dort noch mit Hans und Sophie sprechen,
bevor sie nach Ulm abreisten. Einzeln erhielten die Geschwister
Scholl anschließend das protestantische Abendmahl.
Ein Gnadengesuch war vom Reichsminister der Justiz abgelehnt
worden, so dass Sophie bereits am 22. Februar 1943 um
17 Uhr enthauptet wurde, zwei Minuten vor ihrem Bruder und
fünf Minuten vor Christl Probst, dem dreifachen Familienvater.
Für eine Zigarettenlänge durften alle drei vorher noch einmal
zusammen stehen und sich ein letztes Mal umarmen. Alle
Leichen wurden zum Friedhof am Perlacher Forst in München
gebracht, wo die Ermordeten am 24. Februar 1943 nebeneinander
beerdigt wurden. Robert und Lina Scholl hatten erst
einen Tag vorher aus einer von einer Mandantin vorbeibrachten
Neu-Ulmer Tageszeitung die Todesmeldung erfahren. Als
Fritz im Lazarett in Lemberg Sophies letzten Brief erhielt, war
sie bereits hingerichtet worden. Erst am 27. Februar erfuhr er
von Werner telefonisch von ihrem Tod. Im Oktober 1945 heiratete
er in Ulm Sophies Schwester Elisabeth. Am 19. April
1943 verurteilte Freisler in einem zweiten Hochverratsprozess
mit Alexander Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf noch
drei weitere Mitglieder der „Weißen Rose“ zum Tode.
In seiner BBC-Radioansprache vom 27. Juni 1943 urteilte
Thomas Mann über Sophie und Hans Scholl sowie die anderen
Mitglieder der „Weißen Rose“: „Brave, herrliche junge Leute!
Ihr sollt nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein!
[…] die ihr, als noch Nacht über Deutschland und Europa lag,
wusstet und verkündetet: ‚Es dämmert ein neuer Glaube an
Freiheit und Ehre.‘“ Die Alliierten reagierten ebenfalls rasch.
Im Juli 1943 warf die Royal Air Force mehrere Millionen Exemplare
des sechsten Flugblatts der Weißen Rose (mit einer
eigenen Einleitung) über Norddeutschland ab.
Wo bisher für Sophie Scholl als vermeintliches Idol und
eine Ikone des Widerstands ein Denkmal errichtet worden war,
zeichnete sich aus den vielen, oft erst viele Jahre später einsehbaren
Unterlagen und festgehaltenen Zeitzeugenberichten
nach und nach immer mehr das Bild einer selbstbewussten
und emanzipierten Jugendlichen ab, die mit ganz alterstypischer
Radikalität um ihre Ideale von Freiheit, Gerechtigkeit
und menschenwürdiger Politik kämpfte. Und zum Vorschein
kam eine intelligente junge Frau mit einer komplexen und
hochsensiblen Persönlichkeit, die gerne gelebt hat, weiterleben
wollte und auch einen Mutterwunsch hegte. Mit ihren Stärken
und Schwächen hat sie einen kontinuierlichen individuellen
Entwicklungs- und Reifungsprozess durchlaufen und hatte
dabei eine viel kompliziertere und widersprüchlichere Persönlichkeit,
als ursprünglich angenommen. Vor dem dadurch von
ihr entstandenen Lebensbild ist mancher vorher entstandene
Mythos wie der von der mutigen und furchtlosen Heldin zu
Recht inzwischen verblasst. Gleichwohl taugt Sophie Scholl
nicht nur für die heranwachsende Generation gerade in Zeiten
der zunehmenden Gewalt von rechts mehr denn je als Vorbild,
wenn man sich dem Menschen Sophie Scholl nur behutsam
und aufmerksam genug annähert.
Viele Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen
wurden inzwischen nach ihr bzw. den Geschwistern Scholl
benannt. Regisseur Michael Verhoeven drehte mit „Die Weiße
Rose“ den erfolgreichsten deutschen Kinofilm des Jahres
1982. „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ ist ein weiterer
deutscher Film des Regisseurs Marc Rothemund aus dem
Jahr 2005 nach einem Drehbuch von Fred Breinersdorfer.
Der Film wurde auf der Berlinale 2005 mit dem Silbernen
Bären für die beste Regie und für die beste Hauptdarstellerin
(Julia Jentsch) ausgezeichnet. Seit 1987 gibt es in München
die „Weiße Rose Stiftung e.V.“ unter dem Vorsitz von
Dr. Hildegard Kronawitter. Seit 1980 wird mit dem Geschwister-Scholl-Preis
ein mit 10.000 Euro dotierter Literaturpreis
vergeben, 2020 an die iranisch-amerikanische Schriftstellerin
Dina Nayeri für ihr Buch „Der undankbare Flüchtling“. Vom
Hinrichtungs- zum Gedenkort: Ein berührender Moment war
die Projektion der Widerstandskämpferin Sophie Scholl auf
die Außenmauer der Justizvollzugsanstalt Stadelheim am
22. Februar 2021, 78 Jahre nachdem sie dort hingerichtet
worden war. Sie erfolgte vorab im Rahmen der Kunstaktion
„Faces for the Names – Stadelheim Opfer“ mit Projektionen
von Opfer-„Gesichtern auf der Mauer“. An die mehr als 1.000
Menschen, die während der NS-Zeit in Stadelheim hingerichtet
wurden, wurde so vom 25. – 28. Februar 2021 erinnert.
Wilfried Lerchstein
Literatur (auszugsweise): Vinke, Hermann: Das kurze Leben der Sophie Scholl, 1997. Leisner,
Barbara: Ich würde es genauso wieder machen – Sophie Scholl, 2000. Vinke, Hermann: Hoffentlich
schreibst du recht bald – Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Eine Freundschaft 1937 – 1943,
2006. Beuys, Barbara: Sophie Scholl – Biografie, 2010. Gottschalk, Maren: Schluss. Jetzt werde
ich etwas tun. Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl, 2012. Gottschalk, Maren: Wie schwer
ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl, eine Biografie, 2020. Zoske, Robert M.: Sophie Scholl:
Es reut mich nichts – Porträt einer Widerständigen, 2020. Grimm, Imre/RND: Die Wellnesswiderständler,
Siegener Zeitung vom 25.11.2020
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68 durchblick 2/2021
2/2021 durchblick 69
Wiederkehrende Termine
montags:
11-12 Uhr Seniorengymnastik mit
Anne Freudenberger, Dr. Ernst-Schuppener-Haus,
Stadtteilbüro Heidenberg,
0271/23418872
13.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle
Leben im Alter“, Rathaus Weidenauer
Straße 215, 0271/404-2200
14.00 Montagscafé des DRK–Siegen
Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,
Schneppenkauten 1, 0271-76585
15.30 und 17.30 Aquafitness,
Hans-Reinhardt-Schule Siegen, Rosterstr.
198 Anm. 0271/3300045
18.00 Lese- und Literaturkreis mit
Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V
Siegen, Melanchtonstr. 61, in der
Bibliothek 0271/7411019
20.30 Tangosalon: Milonga, Tango
Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18
Jeden 1. Montag im Monat
19.00 Trauergruppe der Ambulanten
Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation
Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028
20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21
Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18
Jeden 2. Montag im Monat
10.00 Trauercafé der Ambulanten
ökumenischen Hospizhilfe Siegen
e.V., städtisches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,
Marienborner Str. 0271/23602-67
15.15 Montagsgespräch des „Bund
der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle
Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838
18.30 „Anders Altern“ Gruppe für
gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,
städtisches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,
0271/404-2200
VdK Soziale Sicherheit in einer
großen Gemeinschaft
Kreisverband
Siegen-Olpe-Wittgenstein
57072 Siegen Morleystr.15-17
Tel.: 02 71 / 30 38 29-0
Fax: 02 71 / 30 38 29-18
e-mail: kv-siegen@vdk.de
www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wittgenstein
Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,
wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt
an den für Sie zuständigen Ortsverband
Jeden 3. Montag im Monat
15.00 ALTERAktiv, Lesepaten, städtisches
Begegnungszentrum Haus
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner
Straße 151 02739/2290
18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:
Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus
Herbstzeitlos“ Siegen 370354
Jeden 4. Montag im Monat
14.30 Kaffeekränzchen: „AWO-Begegnungsstätte
Rosterberg“, Siegen,
Rosterstr.186
14.30-16.30 Spielenachmittag,
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,
Struthstr. 4, 02753/507740
Letzter Montag im Monat
18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und
Bronchitis, städitsches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,
Marienborner Str. 151 02737/3308
dienstags:
9.30 Malgruppe freies Malen, (außer
1. Di. im Monat) „Haus Herbstzeitlos“
Siegen, Marienborner Straße 151
0271/62400 oder 0271/399245
Jeden 1. Dienstag im Monat
9.00 Die Creativen Siegen, „Haus
Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner
Str. 151 02737/3455
15.00 ALTERAktiv Lesepaten, städt.
Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“
Siegen, 02739/2290
15.30-17.00 Smartphone-Treff,
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,
Struthstraße 4, Information: „Aufwind
Jugendhilfe GmbH“, Julia Trettin
0172/4286150
18.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,
Kreisklinikum Weidenau
Brigitte Schmelzer 02737/93470
Jeden 2. Dienstag
im Monat
9.00 Smartphonkurs,
„AWO-Begegnungsstätte
Rosterberg“,
Siegen, Rosterstr.186
0271/3303-603
19.00 Vorwärts-Chor,
„Haus Herbstzeitlos“
Si., Marienborner Str.
Jeden 3. Dienstag
im Monat
15.00-17.00 Treffen
der Heinzelwerker,
Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“
Si., Marienborner Str.
15.30-17.00 Smartphone-Treff,
AWO
Seniorenzentrum
Erndtebrück, Struthstraße
4, Information:
Aufwind Jugendhilfe
GmbH, Julia Trettin
0172/4286150
Jeden 4. Dienstag im Monat
9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte
„Rosterberg“, Siegen,
Rosterstr.186 0271/3303-603
19.00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum
„Haus Herbstzeitlos“
Siegen, Marienborner Straße 151
mittwochs:
8.30 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,
Stadteilbüro FES & MGH Kreuztal,
Danziger Str. 2 02732/3790
9.00 Wandern, Nordic Walking, ab
Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,
Günter Dickel 0271/334566
9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-
Fries-Seniorenzentrum der AWO,
Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn
0271/3303-603
10.00-12.00 Heinzelwerker Sprechstunde,
„Regiestelle Leben im Alter“,
Rathaus Si.-Weidenau 404-2200
10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,
Tempo und Strecke sind angepasst,
ab Rathaus Siegen-Weidenau
0271/404-2200
10.00-11.00 Sprechstunde des
Seniorenbeirats, SeniorenService-
Stelle Siegen-Geisweid, Am Klafelder
Markt 20 0271/372199-05
13.00-17.00 ALTERAktiv
Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe
Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,
Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,
0171-8821420
14.00-16.00 Hilfen für zu Hause des
Diakonischen Freundeskreises Siegen-
Süd, Diakonie Siegen-Eiserfeld,
Mühlenstr. 7
14.00-17.00 Taschengeldbörse
Siegen, MehrGenerationenZentrum,
Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße
7 0271/2346066
15.30 Geselliger Kaffeenachmittag
Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße
61 0271/2316679
Jeden 1. Mittwoch im Monat
10.00 Trauercafé Regenbogen der
ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation
Kreuztal, Ernsdorfstraße 3
02732/1028
14.30 Museums-Momente, Führung
für Menschen mit Demenz und ihre
Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“
Siegen, Anmeldung
erforderlich 0271-4057710
15.00 Seniorennachmittag des Heimatvereins
Burbach-Niederdresselndorf,
Alte Schule 0273-67726
15.00 Frauenzimmer, Frauencafé des
DRK-Niederschelden, Mudersbach,
Josefstraße 1 0271/354962
17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund
um Handy Laptop und Co. Stadteilbüro
FES & Mehrgenerationenh. Kreuztal,
Danziger Str. 2 02732/3790
19.30 Treffen der Heimatfreunde Trupach,
Kapellenschule Si.-Trupbach,
Trupbacher Str. 34 0271/371022
Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.
Jeden 3. Mittwoch im Monat
14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe
Runde, Christofferhaus Siegen,
Friedrich-Wilhelm-Str. 118
14.30 Wir tanzen wieder! Für
Menschen mit und ohne Demenz,
Tanzschule „Im Takt“, Netphen-
Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24
Anm. 0271/234178-17
Letzter Mittwoch im Monat
10.30 Senioren helfen Senioren:
Smartphontreffen des Seniorenbeirats,
Beratungsstelle im Gebäude
der Sparkasse Siegen-Geisweid, Am
Klafelder Markt 20
15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale
Demenz im Café Auszeit
Kreuztal, Ernsdorfstr. 5
donnerstags:
10.00-12.00 Seniorenwerkstatt,
des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.
Spanischsprachige Gemeinde
e.V., kath. Gemeindehaus Siegen,
St.-Michaelstraße 3 0271/42517
10-12 Uhr Diakonischer Freundeskreis
Siegen-Süd, Hilfen für zu
Hause, Eiserfeld, Mühlenstraße
Jeden 2. Donnerstag
15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten
im Leben für Menschen mit Gedächtnisproblemen
KSG-Senioren Wohnanlage
Weidenau, Weidenauer Str. 202
Jeden 4. Donnerstag
15.00 Trauercafé der Ambulanten
ökum. Hospizhilfe Siegen e.V., „Haus
Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner
Str. 151 0271/23602-67
freitags:
15.30 Singkreis Lebendiges Haus
e.V Siegen, Melanchtonstraße 61
0271/7032846
17.00 Tanzen ab der Lebensmitte
auch ohne Partner, TanzZentrum Si.-
Geisweid, Birlenbacher Hütte 16
0271/84999
18.00 Wochenschlussandacht in der
Autobahnkirche Anmeldung unter:
Autobahnkirche-Siegerland.de
21.00 Tango Milonga, Café Basico
Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von
Buschhütten kommend vor der
Eisenbahnbrücke links)
Jeden 2. Freit. im Monat
15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe
Siegen e.V. „Haus Herbstzeitlos“
Siegen, Marienborner Str. 151
0271/6610335
samstags:
Jeden 3. Samstag im Monat
9-12 Uhr Repaircafé, Kath. Gemeindehaus
Erndtebrück, Birkenweg 2,
Information: Wittgenstein im Wandel,
Friederike Oldeleer 02759/2149560
13.00 ALTERAktiv Repaircafé,
Mehrgenerationenzentrum im
Haus der der Martinigemeinde St.-
Johannstraße 7 0171-8821420
Jeden 4. Samstag im Monat
13.00 Klimawelten Repaircafé,
Florenburg Hilchenbach,
Kirchweg
17, Ingrid
Lagemann
02733/2366
sonntags:
20.00 Uhr
Salsa Fiesta,
Café Basico
Kreuztal,
Hüttenstraße 30
(von Siegen vor
der Eisenbahnbrücke
lks.)
Jeden 1. Sonntag
im Monat
14.00 Johannland-Museum
geöffnet, ab 15
Uhr Kaffee und
Kuchen Netphen
-Irmgarteichen,
Glockenstraße 19
15.00 Führungen
im Wodanstollen
Heimatverein
Salchendorf e.V.,
Neunkirchen,
Arbachstr. 28 a
0170 4770666
15.00 Trauercafé
der Ambulanten
ökumenischen
Hospizhilfe
Siegen e.V.,
Pfarrheim Heilig
Kreuz Siegen,
Im Kalten Born
Siegen, Telefon
0271/23602-67
Jeden 2. Sonntag
im Monat
10.00-12.00
Tausch und
Plausch, Treffen
der Briefmarkenfreunde
Netpherland,
Heimatmuseum
Netphen,
Lahnstr. 47
02737/209527
(W. Lerchstein)
14.30 Sonntagscafé,
Alten
Linde Wilnsdorf-
Niederdielfen,
Weißtalstr. 2
15.00 Sonntagscafe,
Heimatverein
im Bürgerhaus
Siegen-Nie-
Alte Poststraße 21 • Siegen
0271 52 00 9
derschelden, Auf der Burg 15
0271/311579
Jeden 3. Sonntag im Monat
14.30 Kaffeeklatsch, Heimatverein
Salchendorf e.V., Haus Henrichs Neunkirchen-Salchendorf,
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70 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 71
Es klingelt an
Herrn Gehs Tür.
Matthias Damski
hatte sich zuvor angemeldet.
Er hat Klebstoff
und Werkzeug in
der Tasche und zwei
Fliegengitter-Sets, die
er bei Herrn Geh anbringen
möchte. Dieser
schafft das aus gesundheitlichen
Gründen
nicht mehr eigenständig
und hat bei Adrian
Stötzel im Stadtteilbüro
Fritz-Erler-Siedlung
& Mehrgenerationenhaus Kreuztal angerufen und nach Unterstützung
durch die „Kreuztaler Heinzelwerker“ gefragt. Vier
Tage später, der Kontakt zwischen Matthias und Herrn Geh
wurde zwischenzeitlich hergestellt und die Details der Aufgabe
besprochen, freut sich Herr Geh über seine neuen Fliegengitter:
„Eine astreine Arbeit hat der Mann geleistet. Kompetent
und freundlich. Echt top, muss ich sagen.“
Da es sich bei den „Kreuztaler Heinzelwerkern“ um ein
kostenloses ehrenamtliches Angebot für einmalige, kleinere
handwerkliche und andere Hilfstätigkeiten handelt, bezahlte
Herr Geh nur die Materialkosten.
„Man kann jeden Tag eine gute Tat vollbringen“, sagt
Matthias Damski, dem es Freude bereitet, sein handwerkliches
Talent immer wieder neu unter Beweis zu stellen.
Ein paar Wochen später am Höhberg. Durch ihren Sohn
hatte Frau Kahr Kontakt zum Stadtteilbüro & Mehrgenerationenhaus
aufgenommen. Da Frau Kahr, ebenfalls aus
gesundheitlichen Gründen, nicht mehr so oft mit ihrem klei-
Kreuztaler
Ehrenamtsprojekte
„Heinzelwerker“ und „Taschengeldbörse“
Koordinator Adrian Stötzel
Stadtteilbüro
Fritz-Erler-Siedlung &
Mehrgenerationenhaus
Danziger Straße 2, 57223 Kreuztal
Heinzelwerker & Taschengeldbörse
Ansprechpartner:
Adrian Stötzel
Telefon: 02732 / 3790
E-Mail: a.stoetzel@kreuztal.de
www.stadtteilbuero-fes-kreuztal.de
Matthias Damski im Einsatz
nen Hund Benny Gassi gehen kann, stellten die beiden eine
Anfrage an die „Kreuztaler Taschengeldbörse“. Hier werden
Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 20 Jahren
für regelmäßige Tätigkeiten – wie in diesem Fall mit
dem Gassi gehen – vermittelt. Schon zwei Tage nach der
Anfrage per E-Mail traf sich die 14-jährige Emma mit Frau
Kahr und ging mit Benny zur Probe Gassi. Frau Kahr war
überrascht, dass sich Benny und Emma auf Anhieb so gut
verstanden, denn Benny vertraut Fremden für gewöhnlich
nicht so schnell. Mittlerweile geht Emma immer wochentags
morgens vor der Schule mit Benny Gassi. Für die Wochenenden
fand sich eine zweite Schülerin, Lea, die ebenfalls
morgens eine halbe Stunde mit Benny läuft. Die beiden
Schülerinnen erhalten von Frau Kahr ein Taschengeld für
ihren Einsatz. Frau Kahr ist sehr zufrieden mit der Zuverlässigkeit
und dem Einsatz der beiden Mädchen.
Ähnliche Tätigkeiten, die durch die Kreuztaler Taschengeldbörse
abgedeckt werden können, sind zum Beispiel leichte
Gartenarbeiten oder Unterstützung beim Einkaufen.
Die Kreuztaler Ehrenamtsprojekte „Heinzelwerker“ und
„Taschengeldbörse“ wurden 2014 ins Leben gerufen und
werden durch das Stadtteilbüro & Mehrgenerationenhaus
Kreuztal koordiniert. Hierbei nimmt die Einrichtung eine
vermittelnde Funktion ein. Anfragen können an Adrian Stötzel
gerichtet werden (Kontakt, siehe unten). Dieser sucht
individuell für jeden Einsatz und jede Anfrage geeignete
Ehrenamtliche oder Schülerinnen und Schüler und stellt den
Kontakt zwischen den Beteiligten her.
„Die Angebote sind auf den Einsatz von ehrenamtlich
engagierten Menschen angewiesen. Können auch Sie sich
vorstellen, einen kleinen Teil Ihrer Zeit und Ihre Fähigkeiten
einzusetzen, um anderen Menschen zu helfen und eine
Freude zu schenken?“ fragt Adrian Stötzel und fügt hinzu:
„Dann werden Sie HeinzelwerkerIn!“
•
72 durchblick 2/2021
montags
57074 Siegen • Marienborner Straße 151
www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen
10.00 - 12.00 Sprechstunde der
Seniorenhilfe Siegen
10.00 - 12.00 Werkstatt geöffnet
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé
Computertreff
17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung
dienstags
Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,
Computertreff
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des
durchblick geöffnet
10.00 - 12.00 ALTERAktiv-Malgruppe
(außer 1. Di. im Monat)
Kostenlose Parkplätze am Haus
Bushaltestelle: Blumenstraße
Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:
B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.
Seniorenbegegnungszentrum
der Universitätsstadt Siegen
Nicola Veit
Rechtsanwältin und Notarin
Rathausstraße 1
57234 Wilnsdorf
02739-1049
info@rechtsanwaeltin-veit.de
www.rechtsanwaeltin-veit.de
mittwochs
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé
Computertreff
09.30 - 11.00 Englischkurs auf Anfrage
0271 / 404-2200
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des
durchblick geöffnet
11.00 - 12.30 Englischkurs auf Anfrage
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé
Computertreff
14.30 - 16.30 Handarbeiten mit der
Seniorenhilfe Siegen
14.30 - 16.30 Werkstatt geöffnet
15.00 - 17.00 Singen mit der
Seniorenhilfe Siegen
19.00 - 22.30 Film und Videoclub
19.00 - 21.00 Regenbogentreff
Spielen und Klönen
Verwaltung:
Regiestelle Leben im Alter 0271/404-2434
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
Lesepaten 02739 / 22 90
Senec@fé 0271 / 2 50 32 39
Malgruppe 0271 / 624 00 oder -39 92 45
durchblick - siegen e.V.
Geschäftsstelle 0271/ 6 16 47
Redaktion 0171 / 6 20 64 13
Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02
SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 61 62
Seniorenhilfe Siegen e.V.
Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35
Gruppen
Trauercafé0271 / 23 602-67
Film- und Video-Club 02732 /1 24 60
SHG Sauerst. Therapie 0271 / 37 03 54
Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67
Werkstatt0271 / 6 27 76
Englischkurse 0271 / 404-2200
donnerstags
09.30 - 10.30 Selbstverteidigung
10.00 - 12.00 Sprechstunde der
Seniorenhilfe Siegen
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des
durchblick geöffnet
11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung
12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl
0271 / 404-2200
freitags
11.00 - 13.30 Englischkurs 1
13.30 - 14.00 Englischkurs 2
0271 / 404-2200
samstags
09.00 - 12.00 Wandergruppe der
Seniorenhilfe Siegen
Termine auf Anfrage
Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:
• Sprachen (von Arabisch bis Türkisch)
• Computerkurse (Grundlagen, Internet, Office u. a.)
• Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter
• Gesundheitsangebote und vieles Andere mehr.
VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen
Internet: www.vhs-siegen.de; E-Mail: vhs@siegen.de
Telefon: 0271 404-3000
Tätigkeitsschwerpunkte:
Grundstücksrecht
Verkehrsrecht
Erb- und Familienrecht
HonorarAnwältin
Mitglied im
AnwaltVerein
VertrauensAnwalt
Veranstaltungen finden nur statt, wenn
behördliche Beschränkungen das zulassen.
Juni
Juli
Veranstaltungen finden nur statt, wenn
behördliche Beschränkungen das zulassen.
10. Donnerstag
15.30 VHS Siegen, Café Literatur-Zeit,
Adelbert von Chamissos Reise um
die Welt, KrönchenCenter Siegen
22. Donnerstag
14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
17. Donnerstag
18.30 VHS Siegen, Siegener Forum:
Vom Triumphzug über die Wandermenagerie
zur Völkerschau,
KrönchenCenter Siegen
19.30 VHS Siegen, vhs.wissen live:
Von Glanz und Elend des aufrechten
Ganges, KrönchenCenter Siegen
18. Freitag
19.30 VHS Siegen, vhs.wissen live:
Was bleibt von Karl Marx? KrönchenCenter
Siegen
28. Montag
10.00 Stadtteilfrühstück, Stadtteilbüro
FES & Mehrgenerationenhaus,
Kreuztal, Danzinger Str. 2
(Kostenbeitrag 2,50 Euro)
29. Dienstag
19.30 VHS Siegen,wissen live: Jetzt
oder nie! Kann die Klimabewegung
das Klima noch retten?
KrönchenCenter Siegen
Bildschirmkonferenz
von Jörn Heller
Jasmin ist hübsch, Yvonne adrett,
Susanne schlecht beleuchtet,
das Haar von Günther trieft vor Fett,
die Stirn ist schweißbefeuchtet.
Gerlindes Haut scheint welk und fahl
im Licht der Schreibtischfunzel,
Karl-Heinz wirkt heut besonders kahl,
der Screen zeigt jede Runzel.
Die Zeit ist knapp, der Ton ein Graus,
doch alles effizient,
weil jeder alles von zu Haus
direkt beim Namen nennt.
Horst-Eberhard hält Monolog,
Carola macht Notizen,
Janine, die um die Ecke bog,
sieht man beim Bleistiftspitzen.
Von oben links merkt Klaus was an,
die Stimme wirkt verdoppelt,
rechts unten kommt jetzt Silke dran,
auch diese rückgekoppelt.
Ich schalte stumm und geh aufs Klo,
mein Headset hat Probleme,
such mir ein Sofa irgendwo
und mach es mir bequeme.
Kann sein, dass ich gelegentlich
aus meinem Rechteck winke.
Mehr geht aus Technikgründen nich,
weil ich grad Kaffee trinke.
Foto: Wikipedia Commons
30. Mittwoch
14.00 Ü 55-Treff, verschiedene
Aktivitäten, im Stadtteilbüro FES
& Mehrgenerationenhaus, Kreuztal,
Danzinger Straße 2. (Anteiliger
Kostenbeitrag 1,50 Euro)
1. Donnerstag
15.30 VHS Siegen, Café-Literatur-
Zeit: Thomas Mann in Davos,
KrönchenCenter Siegen
19.00 VHS Siegen, WEB-Vortrag:
Großbritannien seit 1945: Weltmacht
außer Dienst? KrönchenCenter
4. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
18.00 Buch Brass Ensemble: All you
need is BRASS, Abteigarten Stift Keppel
Hilchenbach, Stift-Keppel-Weg 37
Senioren-Service-Stellen
im Kreis Siegen-Wittgenstein
Stadt Siegen
Rathaus Weidenau 0271/404-2238
Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen
Termine nach Vereinbarung
u.knopp@siegen.de
Stadt Siegen-Geisweid
0271/372199-05
Am Klafelder Markt 20 57078 Siegen
mittwochs 11-12 Uhr
u.knopp@siegen.de
7. Mittwoch
20.00 Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke:
Mord im Museum, Siegerlandhalle
Siegen, Koblenzer Str.
8. Donnerstag
14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,
städtisches Begegnungszentrum
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner
Str. 151
11. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
Gemeinde Neunkirchen
Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-200
Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen
b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de
Stadt Netphen
02738/603-145
Amtsstr. 6 57250 Netphen
stadt@netphen.de
Stadt Hilchenbach
Gudrun Roth 02733/288-229
Markt 13 57271 Hilchenbach
g.roth@hilchenbach.de
Foto: Wikipedia Commons
Stadt Bad Laasphe
Maike Thielmann 02752/909-153
Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe
m.thielmann@bad-laasphe.de
25. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
28. Mittwoch
14.00 Ü55-Treff, verschiedene Aktivitäten,
Stadtteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus,
Kreuztal, Danziger
Str. 2 (Kostenbeitrag 1,50 €)
30. Freitag
18.00 Open-Air-Konzert, Soundslike,
Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1
Beispielbild
Stadt Kreuztal
02732/51-0
Siegener Str. 5 57223 Kreuztal
stadt.kreuztal@kreuztal.de
Gemeinde Burbach
Birgit Meier-Braun 02736/45-56
Eicher Weg 13 57299 Burbach
b.meier-braun@burbach-siegerland.de
Stadt Freudenberg
Heike Weigel 02734/43-174
Mórer Platz 1 57258 Freudenberg
h.weigel@freudenberg-stadt.de
Gemeinde Wilnsdorf
Jutta Schmidt 02739/802-129
Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf
j.schmidt@wilnsdorf.de
Foto: Wikipedia Commons
„Taschengeldbörse“
Hilfe für Dich – Job für mich
Sie brauchen Hilfe in Haus und Garten?
Wenden Sie sich an die Taschengeldbörse!
Der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
vermittelt Schülerinnen und Schüler für haushaltsnahe
Dienstleistungen wie zum Beispiel Einkäufe erledigen, den
Rasen mähen, den Hund ausführen und ähnliches mehr.
www.alteraktiv-siegen.de
Sprechstunden:
Jeden Mittwoch von 14:00 bis 17:00 Uhr
Frau Camilla Stettner 02 71-2 34 60 66
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.
St. Johann-Str. 7 ● 57074 Siegen
Nutzen Sie die Möglichkeit, unabhängig von der Wetterlage und
ganzjährig, komplett gestaltete Grabanlagen zu beichtigen.
Auf über 500 m 2 zeigen wir Ihnen vom klassischen Denkmal bis zur
modernen Grabgestaltung eine Vielfalt von Materiealien, Formen
und Ausführungen.
74 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 75
Veranstaltungen finden nur statt, wenn
behördliche Beschränkungen das zulassen.
1. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
5. Donnerstag
14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
6. Freitag
18.00 Open-Air-Konzert, 2nd HAND,
Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1
8. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
12. Freitag
20.00 kreuztalkultur, LaBrassBanda
Open Air, Dreslers Park Kreuztal
13. Freitag
18.00 Open-Air-Konzert, Noisic,
Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1
14.Samstag
20.00 Openair: Big-Band der Musikschule
der Stadt Siegen mit Soul-
Funk, Latin-Rock bis Afro-Cuban
und Salsa, Alte Linde, Wilnsdorf-
Niederdielfen. Auf dem Platz der
Grillhütte Niederdielfen, Grimbergstraße
hinter dem Förderturm.
15. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
19. Donnerstag
14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos
Siegen, Marienborner Str. 151
20. Freitag
18.00 Open-Air-Konzert, T-Time
with Lukas, Rathausplatz Netphen,
Amtsstr. 1
19.30 Open-Air-Konzert, mit
DELTA Q der A-capella Band, Zentrum
Via Adrina Bad Berleburg,
Stedenhofstraße 2
August
Zuhause bei der WGh
21.Samstag
18.00 Musikschule Burbach e.V. Open
Air: Römerkonzert mit der Philharmonie
Südwestfalen, evangelische
Kirche Burbach
22. Sonntag
11.00 Familientag im Zentrum Via
Adrina, Bad Berleburg, Stedenhofstr.
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
25.Mittwoch
14.00 Ü55-Treff, verschiedene Aktivitäten,
Stadtteilbüro FES& Mehrgenerationenhaus,
Kreuztal, Danzinger
Str. 2 (Kostenbeitrag 1,50 €)
27. Freitag
18.00 Open-Air-Konzert, Harakiri,
Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1
28. Samstag
14.00 Stadtteilfest in der Fritz-Erler-Siedlung,
Kreuztal
29. Sonntag
16.00 Konzert: Sonntagnachmittag
um 4 im Schlossgarten, Oberes
Schloss Siegen
30. Montag
10.00 Stadtteilfrühstück, Stadtteilbüro
FES& Mehrgenerationenhaus,
Kreuztal, Danzinger Str. 2 (Kostenbeitrag
2,50 € )
WGh - Wohnungsgenossenschaft hüttental eG
Jahnstraße 45 · 57076 Siegen
Telefon 0271 48951-0 · Fax 0271 48951-51
info@wgh-siegen.de · www.wgh-siegen.de
Ihre Zeitschrift „durchblick“ finde ich
sehr gut und informativ. Der Aufbau
und die Gestaltung der Themen gefallen
mir ebenso sehr, wie, dass Sie
auf zertifiziertem, hervorragendem
Papier drucken. Besonders möchte ich
mich aber für den Aufbau im Internet
bedanken. Im Bereich „Archiv/Suche“
erscheinen nach Eingabe des Autors
all seine Berichte. Man hat einen sauberen
Überblick von den bereits erschienenen
Artikeln, kann diese anklicken
und sofort lesen. So etwas habe
ich selbst in unseren Tageszeiten noch
nicht gefunden, vielen Dank dafür!
Rösel Dürschke, Helgersdorf
Der „Durchblick“ liegt in unserer
Sparkasse aus; daher kenne ich die
Zeitschrift. Die Berichte sind auch für
Nicht-Senioren interessant. (Ganz toll
war übrigens der Beitrag von Eva-Maria
Herrmann „Redewendungen aus dem
Handwerk“ mit Bezug auf das Lied „Drei
Jahre und ein Tag“ von Reinhard Mey.)
Roland Scholz, Erndtebrück
db 1-2021 Dä schdrubbiche Hond.
Dieses Mundart-Gedicht fand der
Raumländer Karl-Heinz Schneider so
anregend, dass er sich flugs daran
machte, die Verse in „Römmelanner
Platt“ zu übersetzen. Das Ergebnis
sprach uns so gut an, dass wir es für
unsere Leserinnen und Lesern nachstehend
zur Kenntnis bringen.
db-Redaktion
Leserbriefe
durchblick verlost Freikarten
für eine Kulturveranstaltung Ihrer Wahl
in folgenden Bühnen
Dä schtruwwellije Hund
Gäre sein mei Fraa un ech em Herwest uff de Beene
doss Löb ess da su bunt, de Luft es glur un reene,
em Wald erres so stell, ma fiehlt sich wie im Dröm,
all die Blimmcher lachen, züm Freund werd jeerer Böhm.
Oh su `nem scheene Werdag ginge mer spaziere
doch wenn ech du dro denken, da fängt`s mech oh zu freere.
Unnerwegs em Bieche-Waald,
du hätts em `ne Huhr richdisch laut geknallt.
Inns woar vo weirem klur: Mer mürren schwinner genn
sunst kann ma nix erkenne – doss sieht ma nür vo nuh.
Unn wie mer neejer kamen, du sooche mer denn Grund:
Enn griene Gensterfärschter, dä zielde uff sein Hund.
Doss laange Schiessgewehr, doss woar schon dicht beim Kobb,
doss soog gefährlich aus, mer riffen alle zwee laut: STOPP !
Wie mer da veer emm stannen, forschten mer emm Chor:
„Woss host dü Jäjerschmann da met däm Hundche veer? “
Hä saad:
„Ech hatte veel Geduld mett emm, doch dumet ess jetzt Schluss,
doss Dier krijet jetzt uff der Schställ sufort dänn Gnadenschuss.
Dä wärd doch immer mieh omm ganse Balch rem schro -
Güggt üch doss Fäll doch oah, du verhungert jeder Floh.
Dä dumme Köder müss noch haure eh de Eäre,
dä siehd doch kaum noch woss – unn härd noch wahne schwer.
Dä ess seid laanger Zeit feer nix mie zü gebrüche,
mer machen nür poar Schridde, da erre schon omm krüsche.
Unn itzt, – zü gürrer letzt – un öh fer alle Denge:
Hä lesst seid Wuchen schon sei Schwenzche nür noch hänge.“
Du gräsch mei Fraa fer laurer Angste: „Mein liewer Bettgenosse:
lööf fort! Su schwinne wie de kannst, sunst werscht dü öh erschosse!“
Ohne Kunst
wird`s
still
Karl-Heinz Schneider, Raumland
Gewinnen können Sie
3 x 2 Eintrittskarten,
wenn Sie bis 15.Juli eine
Nachricht mit Namen, Telefonnummer
und dem Vermerk Freikarten senden an:
Redaktion durchblick
Marienborner Str. 151
57074 Siegen
oder:
gewinnspiel@durchblick-siegen.de
Gewinner werden telef. benachrichtigt.
Den Veranstaltungswunsch dürfen die
GewinnerInnen mit den jeweiligen Bühnen
absprechen.
Die Tickets werden auf Ihren Namen
an der Abendkasse hinterlegt.
Gewinner der letzten Verlosung:
Je zwei Theatergutscheine für das Schauspiel
„Meeresrand“ mit Gilla Cremer im
Gebrüder-Busch-Theather Hilchenbach
erhielten: Gudrun Plett, Manfred Nötzel
und Irmgard Pütz.
76 durchblick 2/2021
2/2021 durchblick 77
Unterhaltung / Impressum
Es fiel uns auf, …
…dass PC-Viren Trojaner heißen. Bei einem Trojaner handelt
es sich um ein Computer-Programm, das sich als harmlos
tarnt. Es kann aber ganze Netzwerke von Rechnern mit
schädlichen Programmier-Anweisungen infizieren, wenn es
zum Beispiel als Anhängsel in einer E-Mail aufgerufen wird.
Seinen Namen verdankt das Schadprogramm dem Trojanischen
Pferd, in dem sich bekanntlich in der Mythologie die
griechischen Soldaten versteckten und so die Menschen in
der Stadt Troja überlisteten.
…dass ein Botendienst für Medikamente eingerichtet
wurde. Senioren, sowie auch andere Corona-Risikopatienten,
können sich ihre Medikamente von der Apotheke vor Ort
nach Hause liefern lassen. Das gilt auch für Menschen, die
Erkältungssymptome haben. Dieser Service soll dazu beitragen,
die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen.
…dass es ab diesem Jahr die elektronische Patientenakte
gibt. Gesundheitsdaten (z.B. Diagnosen) werden nun
digital gespeichert. Der Patient entscheidet aber selbst, ob
überhaupt und welche Unterlagen in der elektronischen
Patientenakte(ePA) hinterlegt werden. Die Informationen
sollen die Therapie verbessern, weil der behandelnde Arzt die
Krankengeschichte komplett einsehen kann.
…dass Geld doch glücklich machen kann. Je mehr Einkommen
ein Mensch zur Verfügung hat, desto glücklicher ist
er. Das trifft zumindest tendenziell zu, wie aus einer neuen
Studie hervorgeht. Die Autoren begründen dies vor allem damit,
dass gut verdienende Personen mehr Freiheiten haben,
ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.
homa
Gedächtnistraining – Lösungen
Blumen-Steckbriefe: 1. Geranie oder Pelargonie;
2. Rosen; 3. Bougainvillea; 4. Petunien; 5. Margeriten.
Lieder raten (Vorschläge): Kommt ein Vogel geflogen.
Alle meine Entchen. Alle Vögel sind schon da. Fuchs
du hast die Gans gestohlen. Summ summ summ Bienchen
summ herum. Im Märzen der Bauer sein Rösslein
anspannt. Auf einem Baum ein Kuckuck saß usw.. The
Lion sleeps tonight. Da steht ein Pferd auf´m Flur. See
you later alligator. Häschen in der Grube uvm..
Zu guter Letzt:
Verpackungswahn
Buchblock im Einband,
Einband im Umschlag,
folienverschweißt
und verpackt zum Geburtstag,
Tütchen darüber
mit Tesafilmlasche,
letzte Versiegelung:
Tragetasche!
Jörn Heller aus „Frische Verse"
Zahlen
merken:
9+X+7
+X+3+
1+8+X
+X+11+
4+X+5
durch
blick
Gemeinnützige Seniorenzeitschrift
für Siegen und Siegen-Wittgenstein
Herausgeber:
durchblick-siegen Information und Medien e.V.
Anschrift der Redaktion:
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen
Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de
Internet: www.durchblick-siegen.de
Öffnungszeiten:
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr
Redaktion:
Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Adelheid Knabe, Ulla
D'Amico, Ingrid Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP),
Eberhard Freundt, Eva-Maria Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin),
Erna Homolla, Erich Kerkhoff, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),
Helga Siebel-Achenbach, Tessie Reeh, Ulli Weber.
Bildredaktion:
Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg
Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die
veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.
Lektorat:
Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,
Dieter Moll.
Internet:
Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:
Bernadette von Plettenberg, Bruno Steuber, Karl-Heinz Schneider,
Ernst Göckus, Heinz Stötzel, Andrea Hasenstab, Hartmut Reeh,
Tilla-Ute Schöllchen, Heinz Bensberg, Eva Schumacher, Jörn Heller,
Adele von Bünau, Roman Vitt, Marie Haberland, Gerhard Peysar,
Stephanie Müller, Wilfried Lerchenstein, Adrian Stötzel,
Sigrid Kobsch.
Gestaltung und Herstellung:
Michael Brösel, Friedhelm Eickhoff, Rita Petri, Nicole Scherzberg.
Anzeigenanfrage:
durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47
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Es gilt die Preisliste 12/2015
(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)
Druck:
Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen
Erscheinungsweise:
März, Juni, September, Dezember
Verteilung:
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Jörgen Meister, Marion Ortmann, Birgit Rabanus, Gerd Bombien,
Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Maximilian Großhaus-Lutz,
Rüdiger Zimmermann und alle Redakteure
Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in
Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-
Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren
Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen
der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern
und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein.
Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben
jährlich 8,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion
wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe
zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt
keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des
Herausgebers gestattet.
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die Universitätsstadt Siegen
und den Kreis
Siegen-Wittgenstein
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78 durchblick 2/2021
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• ca. 1.400 Handwerksbetriebe in den
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