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db 02 2021

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durch

blick

Nr. 2/2021

kostenlos

zum Mitnehmen

Autorenzeitschrift

... nicht nur für Senioren

MEINUNGEN

INFORMATION

UNTERHALTUNG

KULTUR

Seit 1986

Siegener Naturfotograf

lebt im UNESCO-Weltnaturerbe Seite 20 20


Siegen-Weidenau

Weidenauer Str. 173

Telefon 0271 - 44022

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Rechtsanwaltskanzlei

Dr. Buß & Coll.

Dr. jur. Annette Buß

Tätigkeitsschwerpunkt

- Erbrecht

- Familienrecht

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Patientenverfügungen

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Hörsystem verfügt über einen individuell

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Interessenten wenden sich an einen autorisierten

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können sich anmelden. Die Teilnahme ist kostenfrei und ohne

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• Unter Beachtung aller Hygiene-Vorschriften sind

wir nach vorheriger Terminvereinbarung zu

unseren regulären Öffnungszeiten für Sie da!

• Gesucht werden 50 Testhörer

• Die Teilnahme ist kostenfrei und ohne jegliche Verpflichtungen

Informationen und Anmeldung bei

Gerland & Panning Hörgeräte (Philips Partnerakustiker)

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Oder per E-Mail unter:

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Niklas Panning

Tel. 0271.30372800

Inhaltsübersicht

Kurz berichtet

Kurz berichtet4

Aus den Beiräten 14

Aus den Seniorenbeiräten 16

Naturfotograf Roman Vitt 20

Geistiger Frühjahrsputz 23

Wie das Wissen den Regalen entrissen wurde 24

Museum Wilnsdorf 28

Faust 31

Der Keltenfürst vom Glauberg 32

Minilandwirtschaft im Wirtschaftswunder 34

Säuglinge zwischen warme Backsteine gelegt 38

Höhepunkt Kirmes 40

Sommertage 42

Kindheit in Burbach 44

Mundart 47

Das Portrait 50

Gedächtnistraining 52

Der kurze Traum vom eigenen Heim 54

Unsere Sprache folgt der Zeit 55

Auf dem Pilgerpfad der Mönche 56

Kein Tabuthema 57

Die Sprengung 58

Wie konnte das passieren 62

Sophie Scholl 64

Wiederkehrende Termine 70

Kreuztaler Ehrenamtsprojekte 72

Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“ 73

Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 74

Leserbriefe 77

durchblick verlost Freikarten 77

Es fiel uns auf / Lösungen 78

Zu guter Letzt / Impressum 78

Aus der Redaktion

An Sophie Scholl, eine „Andersdenkerin“ im positiven Sinn, die in diesem Mai

100 Jahre alt geworden wäre, erinnert Wilfried Lerchenstein. Sein Essay beschäftigt

sich nicht – wie üblich – mit der Widerstandskämpferin Sophie, sondern

mit der jungen Frau, die Wünsche und Erwartungen an die Zukunft hat. Wir lernen

sie als junge Studentin kennen, die sich erfahren will und neugierig ins Leben hinausstürmt.

(Ab Seite 64)

Dieses Heft ist der Start für eine Serie, die unregelmäßig unter dem Titel „Die

Auswanderer“ erscheinen soll. Wir wollen darin Menschen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein

vorstellen, die mit ungewöhnlichen Biografien, Berufen, Hobbys

usw. ihr Glück „in der Ferne“ gefunden haben. Mit Roman Vitt aus Mecklenburg-

Vorpommern beginnt die Serie. Er hat neben dem Titelbild auch alle Fotos auf den

Seiten 20-23 beigesteuert. Arg gebeutelt durch die coronabedingten Einschränkungen

hofft Roman Vitt nun wieder auf Gäste für seine Ferienwohnungen mitten im

Weltnaturerbegebiet und auf TeilnehmerInnen für seine Fotokurse.

Weiter geht es in der Winterausgabe mit der Wittgensteinerin Mechthild Lauber, die

ländlich – fast wie in Wittgenstein – in der Nähe von Hannover lebt. Seit vielen Jahren

beschäftigt sie sich kreativ mit ihrem Hobby „Hirngespinste“, einer besonderen Art

des Spinnens.

Ein Unternehmen der

Marien Gesellschaft Siegen

Mehr für

Menschen.

Unsere Wohn- und Pflegeeinrichtungen

möchten mit

Ihnen in den nächsten aktiven

Lebensabschnitt starten.

• Marienheim, Weidenau

• Haus St. Elisabeth, Netphen

• Haus St. Raphael, Burbach

• Haus St. Klara, Friesenhagen

• Haus Mutter Teresa, Niederfischbach

• Haus St. Anna, Netphen

Weitere Informationen

erhalten Sie unter:

Telefon 0271 231 2126

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2/2021 durchblick 3



Kurz berichtet

Maria Anspach

Eine große Kollegin hat die Bühne verlassen

Wir, die Kolleginnen und Kollegen des

durchblick, erinnern uns mit großer

Freude an die gemeinsame Zeit mit

Maria und sind sehr betroffen, dass

diese Periode nach fast 19 Jahren,

am 4. Februar 2021, unwiederbringlich

zu Ende gegangen ist. Wir hatten

Maria als aufrichtige und bescheidene

Frau ins Herz geschlossen und

sind dankbar für Zeit, die wir mit ihr

erleben durften. Maria gehörte zu den

Menschen, mit denen man gerne zusammen

war und Gedanken austauschte.

Sie verstand es, auf unaufdringliche

Weise Perspektiven zu erweitern und,

wenn es sein musste, „verführte“ Maria

dazu, eigene Sichtweisen zu überdenken.

Von ihren journalistischen und

schriftstellerischen Fähigkeiten haben

wir alle lernen dürfen.

Jan Vering, ihr früherer Kollege bei

der „Westfälischen Rundschau“, hatte

Maria, anlässlich der im „durchblick“

erschienen Rezension ihres Buches

„Mummenschanz“, so beschrieben:

„Maria Anspach ist eine Siegerländer

Institution. Zwar würde das niemand

vehementer bestreiten als sie selbst,

aber es stimmt trotzdem. Mindestens

zwei Generationen hiesiger Journalisten

aller Formate – gedruckt oder gesendet

– haben von ihrer Arbeit und

dem persönlichen Kontakt mit „Mary“

oder „der Maria“ profitiert. Sie ist ein

sehr ungewöhnlicher Mensch: offen bis

hin zur Verletzlichkeit, herzlich, dabei

ganz ohne Maske, was eigene Ängste

und Zweifel angeht“.

Den „durchblick“ hat Maria in den

Jahren ihrer aktiven Tätigkeit mit

unzähligen wunderbaren Beiträgen

bereichert. Die Bandbreite ihrer Themen

umfasste alles Menschliche, mit

aller Ernsthaftigkeit, wo es geboten

war, aber auch satirisch, karikierend,

entlarvend, wo es ihr notwendig erschien.

Sie hatte eine erfrischende

Respektlosigkeit vor Obrigkeiten und

eine gefühlvolle Wärme für die weniger

privilegierten Mitmenschen.

„Als Satirikerin stellt Maria scheinheilige

Konventionen bloß, demaskiert

hohle Sitten und Gebräuche. Hintergründig

philosophierend gibt sie ihrem

Pessimismus von der Unverbesserlichkeit

der Menschen die Form

von frechem Gespensterulk, makabren

Phantasien und grausamen Moritaten“,

so charakterisierte Wolfgang

Drost Maria äußerst treffend im Vorwort

ihres Buches „Mummenschanz.

Mit Maria Anspach ist nicht nur eine

aufrichtige und unbestechliche Journalistin

von der Bühne abgetreten, auch

für das letzte Mitglied des Siegener

Kabarettisten-Kleeblatts „Hexenbesen“

ist nun das Rampenlicht erloschen.

Nach Hilde Fiedler, Emmi Blume-Härter

und nun Maria Anspach hat sich der

Vorhang endgültig geschlossen.

MIETEN STATT

Kurz berichtet

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Auf die Sieg-Taler, fertig, los

SVB‐Kunden bestimmen mit

Spielend Gutes tun: Die neue Sponsoringplattform der SVB.

Siegen. Sieg-Taler statt Bit-Coin! Auf

der neuen Sponsoringplattform der

Siegener Versorgungsbetriebe (SVB)

fließt jetzt diese neue Währung. Denn

der Energiedienstleister gibt Codes an

Kundinnen und Kunden aus, die anschließend

für die vielen Vereine im

Siegerland bares Geld wert sind.

Wer einen Spenden-Code für Sieg-

Taler ergattert hat, entscheidet, wohin

das Fördergeld fließt. Dafür haben die

SVB eine neue Sponsoringplattform

aufgesetzt. Hier präsentieren Vereine

ihre Projekte, für die sie finanzielle Unterstützung

brauchen. „Ehrenamtliche

halten das Siegerland lebendig“, sagt

Thomas Mehrer, Geschäftsführer der

SVB. „In den Vereinen treffen sich die

Bürgerinnen und Bürger; sie engagieren

sich für ihre Heimat und die Menschen

vor Ort. Das fördern wir schon

seit Jahren“. In diesem Jahr stellen die

Siegener Versorgungsbetriebe insgesamt

20.000 Euro für die Vereine aus

der Region auf der Plattform zur Verfügung.

Unter www.siegerland-vereint.de

können Vereine ab sofort Projekte vorstellen,

für die sie sich die finanzielle

Unterstützung der SVB wünschen.

Wie hoch die Summe ausfällt, entscheiden

die Menschen aus dem Siegerland.

Sieg-Taler gibt es im Wert von

einem bis zehn Euro.

db

*Mit SVB Komfortwärme können Sie Ihre neue Heizung jetzt

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hohe Invesonskosten und sichern sich zuverlässige

Energie- bzw. Wärmeversorgung zu gewohnt fairen

SVB-Preisen. Mehr erfahren unter

www.svb-siegen.de/komfortwaerme.

Wir beraten Sie gerne – in unserem

Kundenzentrum, am Telefon unter

0271 3307-280 oder im Internet auf

www.svb-siegen.de.

4 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 5



Kurz berichtet

Kurz berichtet

Pflege Zuhause

sicherstellen

Handverpackte Abwechslung

Bibliothek Wilnsdorf zum Mitnehmen

Arbeiterwohlfahrt – auf Reisen

Neue Ziele in ganz Deutschland

Bonn. Die Rahmenbedingungen für

die ambulante Pflege müssen verbessert

werden. Das fordert die BAGSO

– Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.

Rund achtzig

Prozent der Pflegebedürftigen werden

derzeit zu Hause versorgt, die meisten

fast ausschließlich von Angehörigen.

Die Zahl der Pflegebedürftigen

wird in den kommenden Jahren weiter

steigen, während gleichzeitig die

Zahl der potenziellen Pflegekräfte abnimmt.

„Wir brauchen gute Lösungen, um

auch in Zukunft möglichst vielen

Menschen bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit

ein Leben zu Hause zu ermöglichen.

Dazu zählen frühzeitige

Beratung, Hilfenetzwerke aus Familien,

Fachkräften und Ehrenamtlichen

vor Ort und ein Lebensumfeld, das

die Gesundheit fördert“, sagte Franz

Müntefering, Vorsitzender der BAGSO.

Präventive Hausbesuche sollten

bundesweit eingeführt werden, um

frühzeitig Hilfebedarfe älterer Menschen

zu erkennen und passgenaue

Unterstützung zu organisieren. Dazu

gehörten auch hauswirtschaftliche

Hilfen und Angebote zur Alltags- und

Lebensgestaltung. Pflegende Angehörige

müssten durch den Aufbau gemischter

Pflegearrangements unterstützt

und die Vereinbarkeit von Beruf

und Pflege verbessert werden. db

Bibliotheksleiterin Ina Bange packt fleißig Medienpäckchen.

Wilnsdorf. An der Seite eines Ermittlers

einen spannenden Kriminalfall lösen,

in geheimnisvolle Fantasiewelten

eintauchen oder bei zauberhaften Märchengeschichten

einfach mal tagträumen

– Lesen lässt uns oftmals alles um

uns herum vergessen.

Damit der Lesestoff nicht ausgeht,

bietet die Bibliothek Wilnsdorf die kontaktlose

Ausleihe an, mit der sich Inhaber

eines Bibliotheksausweises Unterhaltung

nach Hause holen können.

„Gerade in der momentanen Situation

sind viele dankbar über Abwechslung,

egal ob in Form von Büchern, Filmen

oder Hörspielen“, so Bibliotheksleiterin

Ina Bange. „Wir bekommen viele positive

Rückmeldungen von Nutzern, die

einfach froh sind, dass wir trotz verschlossener

Türen weiterhin für sie da

sind. Außerdem haben uns schon viele

kleine wunderbare Aufmerksamkeiten

erreicht.“ So finden die Mitarbeiterinnen

in den Rückgabekisten immer wieder

nette Briefe, Grußkarten und Süßigkeiten

von netten Nutzern.

Die kontaktlose Ausleihe funktioniert

so: Der Nutzer kann sich unter www.

go-libri.de informieren. Seine Wünsche

teilt er an (bibliothek@wilnsdorf.de)

oder 02739 802-200 mit. Daraufhin

suchen die Mitarbeiterinnen die Medien

heraus und packen ein „Bücherpaket“,

das, nach telefonischer Terminsabsprache,

vor dem Eingang der Bibliothek

abgeholt werden kann.

Ein gern angenommener Service ist

außerdem das Verschicken von Fotos

des Bestseller- und Neuerwerbungstischs

direkt auf das Handy der Leser.

Wer diesen Service nutzen möchte,

kann in der Bibliothek anfragen. Natürlich

ist auch die Rückgabe ausgeliehener

Medien kontaktlos möglich. Diese

können ganz einfach in eine beschriftete

Kiste auf dem Abholtisch gelegt

werden. Das digitale Angebot der Bibliothek

wird gut genutzt. „Im Januar

wurden 1033 Medien über die Onleihe24

ausgeliehen“, zieht Bange ein

erstes Fazit. Unter www.onleihe24.de

können Inhaber eines Bibliotheksausweises

zwischen zahlreichen eBooks,

Hörbüchern, Musik, Filmen und vielem

mehr auswählen und diese am Tablet,

eBook-Reader oder Smartphone nutzen.

Wer noch keinen Bibliotheksausweis

besitzt, kann diesen unter (portal.

wilnsdorf.de) beantragen. Bei Fragen

stehen die Mitarbeiterinnen der Bibliothek

zu den Öffnungszeiten telefonisch

und per E-Mail zur Verfügung. db

Siegen-Wittgenstein, Olpe. Auch

wenn in den ersten Monaten des Jahres

2021 die Corona-Pandemie die Reiseindustrie

weiterhin in Atem hält und vieles

eingeschränkt ist, besteht zumindest

etwas Hoffnung, ab dem Sommer

wieder wegfahren zu können.

Für reisefreudige Seniorinnen und

Senioren hat der AWO-Kreisverband

Siegen-Wittgenstein/Olpe zahlreiche

Urlaubsreisen im Programm: Vom 18.

– 28.07. geht es nach Bad Wörishofen

und vom 15. – 22.08. nach Bad Neuenahr.

Prien am malerischen Chiemsee

mit seiner faszinierenden Bergkulisse

wird vom 12. – 22.09. angesteuert.

Meeresliebhaber kommen bei Reisen

zur Insel Norderney im September (nur

noch Doppelzimmer frei) und vom 19.

– 29.10. voll auf ihre Kosten. Alle Fahrten

werden von ehrenamtlichen Reisebegleitern

betreut.

Anmeldung, Infos und Katalog bei der

AWO unter 0271/3386-167 oder per

E-Mail: Reisen@awo-siegen.de.db

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Herrenkonfektion

und Jeanswaer

Ganzjährig: Weiße Hosen

In ihrem Fachgeschäft „Jeans 66” bietet

Inhaberin Petra Poggel klassische Herrenkonfektion

sowie klassische Jeanswear von

führenden Markenherstellern an.

Hier sind Hosen in allen Größen,

Längen, Schnitten und Formen verfügbar.

In allen Konfektionsgrößen gibt es eine

einzigartige Auswahl von ca. 50 kg bis

ca. 300 kg Körpergewicht, bzw. ca. 160 cm

bis ca. 220 cm Körpergröße.

Die außergewöhnliche Fachkompetenz sowie

das unglaublich umfangreiche und hochwertige

Sortiment vom Slip bis zum Sakko hat sich weit

herumgesprochen: Die Kunden kommen aus

dem gesamten Bundesgebiet.

Zur Schützenfest- und Sommersaison gehören

selbstverständlich auch weiße Hosen in feinster

Strechqualität.

Übrigens: Jeder Kunde wird bei Jeans 66

von der Chefin persönlich von A-Z bedient.

– So soll´s sein!

Parkplätze vor dem Haus

Foto: Wikipoedia Commons

31

Jahre

Inhaberin Petra Poggel

Marburger Str. 66

57223 Kreuztal

Tel. 0 27 32 / 32 66

www.jeans66.de

HERRENKONFEKTION

Hosen-Größen: 46 bis 72 // 23 bis 40 // 94 bis 122 // 51 bis 85

Freizeithemden M bis 7 XL

Businesshemden 37 bis 56

Jeansjacken

S bis 12 XL

Jacken

3 XL bis 12 XL

Westen

3 XL bis 10 XL

Shirts

XXL bis 10 XL

Strickjacken nur noch Gr. 70

Strickpullover Gr. 64 bis Gr. 74

Sporthosen

Hosenträger

Gürtel

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120 cm und 140 cm

100 cm bis 180 cm

Sakko’s/Janker/Anzüge – Nur Übergrößen –

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1990

Pullunder Gr. 66 / 68/ 70

Bademäntel 3 XL bis 10 XL

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XL bis 6 XL

Schlafanzüge Gr. 60 bis Gr. 80

Unterwäsche Gr. 8 bis Gr. 18

Jeans-Größen: 30 bis 56 inch Weite (30 bis 40 inch Länge)

Damen-Größen: Größe 34 bis Größe 48

Öffnungszeiten: Montag-Freitag 10 bis 18 Uhr I Samstag 10 bis 13 Uhr

Betriebsferien 2021: Montag 6. September bis Samstag 9. Oktober

6 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 7



Kurz berichtet

Kurz berichtet

Enkellos

Umfrage der Uni

Zeit schenken

Ein ganz besonderes Ehrenamt

Wegweiser für

24-Stunden Versorgung

Neunkirchen im Bundesprogramm

Projekt für Menschen mit Demenz

Pia Brettschneider

Siegen. Was macht das mit einem,

wenn man ungewollt ohne Enkel bleibt?

Wie gehen Sie mit der Sehnsucht nach

einem Enkelkind um? Hat Ihr unerfüllter

Wunsch Auswirkungen auf das

Wohlbefinden? Empfinden Sie diese

Situation als belastend? Genau diesen

Fragen widmet sich die Universität Siegen

in einer groß angelegten Umfrage.

In der Studie soll untersucht werden,

ob der unerfüllte Enkelwunsch Einfluss

auf das Wohlbefinden hat.

Pia Brettschneider von der Uni Siegen

bittet, die Studie zu unterstützen. Wer

möchte, sollte mindestens 55 Jahre alt

sein, mindestens selbst ein Kind über 27

Jahre und kein leibliches Enkelkind haben

und bereit sein, an einem Interview

teilzunehmen. Unter allen Teilnehmenden

werden - sozusagen als Dankeschön

- Buch-Gutscheine im Wert von 30 Euro

verlost. Informationen unter www.enkellos.de

oder 0271/740-4391. db

Wenn das Eigenhaar

zu dünn wird

füllen wir es Ihnen

natürlich und

sicher wieder auf.

Haare zum Leben!

Lassen Sie sich von

uns beraten.

Haar-Praxis Geisler OHG

Ziegeleistr. 5

57078 Siegen-Geisweid

Tel. 0271/8 90 95 92

www.haare-siegen.de

Kreuztal. Schwerstkranken Menschen

Zeit und Trost spenden, ist das Ziel der

ambulanten Hospizhilfe der Stiftung Diakoniestation

Kreuztal. Ehrenamtliche

Hospizhelfer kommen einer elementar

wichtigen Aufgabe nach, sie stehen den

Menschen in der letzten Lebensphase

zur Seite.

Ohne Fachkenntnisse ist all dies nicht

zu leisten. Die Ehrenamtlichen durchlaufen

zunächst eine Schulung, um die

Aufgaben und zuweilen auch Herausforderungen

der Begleitung zu meistern.

Dazu gehört neben der Vermittlung von

Wissen und Fähigkeiten auch die Auseinandersetzung

mit der eigenen Sterblichkeit.

Am Ende erhalten alle Teilnehmer

ein Zertifikat und können eine

Begleitung beginnen.

Teilnehmen können Männer und Frauen

aus unterschiedlichen Berufsbildern,

Die Haar-Spezialisten

bei allen

Haarproblemen!

unabhängig der Konfession und des Alters.

In einem ersten persönlichen Gespräch

mit der Leitung des Hospizdienstes

können die Interessenten vor Beginn

des Ausbildungskurses bereits Fragen

stellen und das Ehrenamt unverbindlich

kennenlernen.

Die Einsatzorte der ehrenamtlich Tätigen

für die ambulante Hospizhilfe der

Stiftung Diakoniestation Kreuztal sind

vielfältig. Die Begleitung der schwerstkranken

und sterbenden Menschen findet

zu Hause, in Seniorenheimen und in

Krankenhäusern statt.

Voraussichtlich im September startet

der neue ca. neunmonatige kostenlose

Ausbildungskurs. Interessierte erhalten

Informationen zum neuen Kurs bei

Katherina Platte unter 02732/1028

oder E-Mail platte@diakoniestationkreuztal.de.

Ein Teil des Teams. Hintere Reihe v.l.: Kathi Heide, Mirjam Schleifenbaum, Elke

Bernshausen, Martina Vetter, Annette Krämer-Becker, Anne Treude. Vordere Reihe

v.l.: Angelika Swirinski-Kölsch, Ulrike Conrad, Carmen Heide, Martina Klappert.

Kompetente Ansprechpartnerinnen für

Alterszahnheilkunde

Dr. Silja Stötzel & Dr. Cynthia Six

57080 Siegen ● Eiserfelder Str. 429 • Tel. 0271 / 35 60 50

Öffnungszeiten: Mo.–Do. 7:30–19:30 Uhr • Fr. 7:30-13:30 Uhr

Hausbesuche sind möglich

Siegen. Im eigenen Haushalt rund

um die Uhr versorgt zu werden — das

wünschen sich viele alte und pflegebedürftige

Menschen. Mit Schlagworten

wie „24-Stunden-Betreuung“ werben

Vermittlungsagenturen mit Versprechungen

für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.

Was für viele ältere Menschen

und ihre Angehörigen verlockend klingt,

entspricht jedoch vielfach nicht den

geltenden rechtlichen Regelungen.

Die Verbraucherzentrale NRW hat in

ihrem überarbeiteten Wegweiser „Ausländische

Haushalts- und Betreuungskräfte

im Privathaushalt“ zusammengestellt,

welche legalen Möglichkeiten

es bei der Einstellung einer ausländischen

Kraft zur Betreuung von Senioren

gibt.

In der Broschüre werden Vor- und

Nachteile einer Beschäftigung der Betreuung

durch ausländische Kräfte

beleuchtet und mögliche Stolperfallen

aufgezeigt.

So lässt das deutsche Arbeitsrecht

zum Beispiel keine ununterbrochene

Beschäftigung zu. „Vielen ist nicht

klar, dass eine 24-Stunden-Betreuung

mit dem Arbeitszeitgesetz nur

vereinbar wäre, wenn verschiedene

Personen in drei Schichten arbeiten

würden“, so Charlotte Dahlheim, Projektleiterin

NRW. Legal ist eine solche

Beschäftigung, wenn Steuern und Sozialversicherungsbeiträge

entweder in

Deutschland oder im Herkunftsland

der Haushalts- und Betreuungskraft

gezahlt werden.

Adressen unter www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen

oder

www.pflegewegweiser-nrw.de.db

Bettina Großhaus-Lutz

Neunkirchen. Das Bundesministerium

für Familie, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

hat das Bundesprogramm „Lokale Allianzen

für Demenz“ ins Leben gerufen.

Die Gemeinde Neunkirchen wurde in

der aktuellen Förderwelle in das Bundesprogramm

für die kommenden drei

Jahre aufgenommen. Unter dem Projektnamen

„Neunkirchener Allianzen für

Menschen mit Demenz (Neunkirchen/

Siegerland)“ haben sich neben der Senioren-Service-Stelle

der Heimatverein

Zeppenfeld, der Verein Hand in Hand

Neunkirchen e.V., die evangelische Kirchengemeinde

Neunkirchen und der

DRK Ortsverein zusammengeschlossen.

Mit der Stabilisierung und Ausweitung

des Netzwerks der lokalen Akteure in der

Seniorenarbeit soll eine bessere Integration

demenzerkrankter Menschen in

das Alltagsleben gefördert werden. „Wir

möchten vermeiden, dass sich erkrankte

Menschen zurückziehen“, erklärt Seniorenberaterin

Bettina Großhaus-Lutz.

„Der Rückzug aus dem gesellschaftlichen

Leben hat neben den Symptomen

der Demenzerkrankung, auch noch die

Vereinsamung des Betroffenen und seiner

Angehörigen zur Folge.“

Stattdessen sollen mit dem Projekt

„Neunkirchener Allianzen für Menschen

mit Demenz (Neunkirchen/Siegerland)“

das bestehende Netzwerk ausgedehnt,

die Lebenssituation von Demenzkranken

und ihren An- und Zugehörigen optimiert

werden. „Der Schwerpunkt liegt

auf der Entlastung und Unterstützung

der Betroffenen.

Künftig möchten wir unseren Blick

aber auch auf die Teilhabe an gemeinsamen

Veranstaltungen im Freizeit- und

Kulturbereich richten“, so Großhaus-

Lutz. Geplant sind u.a. ein Demenzcafé,

geführte Wanderungen sowie Theaterund

Konzertbesuche für Menschen mit

und ohne Demenz. Unter dem Titel „Es

war einmal“ sollen zur Erinnerungspflege

Nachmittage mit Filmen und Bilddokumenten

aus dem Siegerland angeboten

werden. Nicht zuletzt ist „Mach

mal P.A.u.s.e.“ (Pflegende Angehörige

unterstützen, stärken, entlasten) ein

wichtiger Baustein.

db

8 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 9



Fürstlich fühlen

im Oberen Schloss

Einst war es die Residenz der Grafen

und Fürsten von Nassau. Heute beherbergt

das Obere Schloss mit dem

Siegerlandmuseum eine bedeutende

Sammlung zur Kunst– und Kulturgeschichte

der Region.

Auf www.siegerlandmuseum.de finden

Sie Informationen zu Dauer- und

Sonderausstellungen, Führungen und

museumspädagogischen Angeboten.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Kontakt: Siegerlandmuseum

Oberes Schloss 3 • 57072 Siegen

Telefon (0271) 23041-0

siegerlandmuseum@siegen.de

www.siegerlandmuseum.de

Öffnungszeiten:

dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr,

Sonderöffnungszeiten an Feiertagen.

Kurz berichtet

Hallo Hanna

Besuchsdienst der Siegerländer Frauenhilfen

Beate Ohrendorf-Weiß koordiniert

und begleitet den Besuchsdienst.

Siegen. Der Bezirksverband der Siegerländer

Frauenhilfen e. V. bietet einsamen

Menschen jeden Alters einen

telefonischen Besuchsdienst an. Viele

Menschen befinden sich isoliert in ihren

Wohnungen oder Häusern ohne eine

persönliche Teilhabe am gesellschaftlichen

Geschehen. Ihnen fehlt der lebendige

Austausch, wie z.B. nur ein

„Schwätzchen“ an der Haustür.

Sie benötigen Menschen, die sich Zeit

nehmen für ihre Anliegen, Gedanken

und Erlebnisse. So kann das Gefühl der

Einsamkeit oder Isolation zumindest

verkleinert werden.

Vom Bezirksverband ist geplant, diese

Menschen an einem fest vereinbarten

Wochentag, durch qualifizierte

Ehrenamtliche anrufen zu lassen Die

Koordinatorin Beate Ohrendorf-Weiß

vermittelt und begleitet das Projekt.

Die Angerufenen dürfen sich ganz dem

Erzählen ihrer Anliegen widmen und, die

GesprächspartnerInnen haben das, was

heute meist fehlt: Zeit.

Angestrebt ist, dass eine gegenseitige

Anteilnahme und Vertrauen in einer

freundschaftlichen Wahlverwandtschaft

entsteht. „Wir möchten Menschen, die

sich isoliert und einsam fühlen, ermutigen

regelmäßig zu telefonieren und ihren

Bedarf dafür anzumelden“, erzählt

die Koordinatorin.

Kontakt unter 0271/22511 oder E-

Mail: info@hallohanna.de.

Das Projekt wird unterstützt durch

die Bürgerstiftung Siegen und durch

die Evangelische Kirche von Westfalen.

Die Geschäftsstelle des Bezirksverbands

befindet sich in Siegen, in der

Friedrichstraße 27.

db

Wohnungsunternehmen

gegründet 1909

An der Alche 7

57072 Siegen

• Telefon: 02 71/33 58 70

• Fax 02 71/ 3 35 87 23

• www.wgseg.de

• E-Mail: info@wgseg.de

Wohnstätten -

genossenschaft

Siegen eG

Ihr Partner fürs

Wohnen und Bauen

MitarbeiterInnen wehren sich

Finanzierung soll gekürzt werden

Siegen. Sie machen auf die geplanten

Kürzung des Tagespflege-Budgets

aufmerksam, die MitarbeiterInnen von

Statt Altenheim. „Die geplanten Änderungen

könnten über 5.000 Betreiber

von Tagespflegeeinrichtungen in existentielle

Not bringen und würde einen

erheblichen Einschnitt für die Gäste und

deren Angehörigen bedeuten“, berichtet

Verena Moczarski von Statt Altenheim.

Das Bundesministerium für Gesundheit

hat sein Eckpunktepapier zu den

geplanten Gesetzesänderungen der

neuen Pflegereform 2021 herausgegeben.

Eine der größten

Änderungen: Das

Budget zur Nutzung der

Tagespflege soll halbiert

werden.

Für viele Pflegebedürftige

wäre durch die

angedachte Halbierung

des Tagespflegebudgets

eine Versorgung in den

eigenen vier Wänden

nicht mehr möglich. Für

sie bliebe nur noch der

Weg ins Altenheim. db

Wir stellen Ihnen

guten und sicheren

Wohnraum zur Verfügung.

Rufen Sie uns an

oder besuchen Sie uns.

Besucherzeiten:

Montag: 8.30-12.00 Uhr

Mittwoch: 8.30-12.00 Uhr

Donnerstag: 14.00-16.00 Uhr

oder nach Vereinbarung

10 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 11



Kurz berichtet

Pleasures of Association, and Poissons, such as Love-

Siegen. Ausstellung der Künstlerin

Mariana Castillo Deball im Museum für

Gegenwartskunst Siegen.

Die in Mexiko-City geborene Bildhauerin

stellt mit ihren Arbeiten die Weltkulturen

in völlig neue Zusammenhänge,

um auch unbequeme Wahrheiten über

unser europäisches Geschichtsbild zu

visualisieren. Ein großes Thema Deballs

ist die Zeit der Eroberer, Konquistadoren

und Kolonialisierung durch die Europäer.

Sie recherchiert in Bibliotheken und

Archiven, arbeitet mit Wissenschaftlern

zusammen, unter anderem mit Historikern,

Archäologen oder Ethnologen.

Aus diesen Erkenntnissen entstehen

ihre Arbeiten in der ihr eigenen künstlerischen

Sprache. Sie stellt mit ihren

Installationen, Videos und Skulpturen

neue zeitliche, räumliche und kulturelle

Zusammenhänge her. Ohne Teamarbeit

mit Künstlern vor Ort und Expertenwissen

wäre ihre Arbeit gar nicht möglich.

Magisch zieht es den Besucher gleich

in den großen Ausstellungssaal, wo sie

ihr Werk die „Nuremberg Map of Tenochtitlan“

von 2013/2021 präsentiert.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte

ihrer Geburtsstadt Mexico City,

die auf den Trümmern der ehemaligen

Azteken-Hauptstadt Technochtitlan

entstanden ist. Mit der Eroberung Mexikos

durch Hernán Cortéz für die spanische

Krone wurden die Menschen und

die Hochkultur der Azteken sowie ihre

Stadt nach und nach ausradiert – durch

Unterdrückung, Gewalt und Zerstörung

Amarantus

Überraschend, unbequem, und originell

Foto: Rita Petri

Nuremberg Map of Tenochtitlan

ebenso wie durch die Verbreitung von

neuen Seuchen durch die Eroberer. Mit

dem Stadtplan von 1521 und seiner

späteren Verfielfältigung und Verbreitung

wollte sich die spanische Krone

rechtfertigen, wie lohnend die kostspielige

Eroberungs- bzw. Raubzug-Politik

in den neu entdeckten Ländern war. Ein

lohnendes Investment für die europäischen

Kolonialherren. Deball nahm sich

diese Nürnberger Karte, die wiederum

auf einem Plan der präkolonialen Zeit

von einem Azteken basierte, zum Vorbild

für ein raumübergreifendes Pflaster

aus Holzplatten, in welches diese Karte

eingraviert ist. Darauf stehen lebensgroße,

bunt maskierte Figuren, die sich

auf Karnevalstänze der Kolonialherren

beziehen. Diese üppigen Feste waren

nur für Spanier zugelassen. Die indigenen

Einwohner feierten dann eigene

Feste in ähnlichen Kostümen als Persiflage

auf den christlichen Brauch.

Mit dieser Arbeit wurde Mariana Deball

2013 mit dem Preis der Nationalgalerie in

Berlin ausgezeichnet.

Eine aktuelle Installation von

2017/2021 ist „Pleasures of Association,

and Poissons, such as Love”.* Hier

hat Deball ein Bambusgerüst spiralförmig

aufgehängt, an dem zarte Bahnen

aus weißem, hellen Japan-Papier durch

den Raum zu schweben scheinen. Die

Papierstreifen sind mit Tuscheabreibungen

von verschiedenen Fossilien bedeckt.

Ein filigranes Werk. Es basiert auf einer

Technik, die eine amerikanische Archäologin

bei der Erforschung der Maya-Kultur

einsetzte, um Spuren uralter Fossilien

als Abdruck im Stein zu dokumentieren.

Deball setzt sich hier mit der Evolution

auseinander und zeigt die Entwicklung

der Wirbeltiere vom Fisch zum Vogel. Der

Prozess dauerte 200 Millionen Jahre.

Amarantus, der Titel der Ausstellung,

bezieht sich auf die Pflanze Amarant

(Fuchsschwanz), die in der griechischen

Mythologie eine nie verwelkende Pflanze

meint. Auch Mariana Castillo Deball sieht

in ihren Arbeiten ähnlich, dass Kunst und

Wissenschaft der Weltkulturen, wenn

auch vergessen oder zerstört, in Bruchstücken

weiterleben und immer wieder

neu aufblühen. Ein Rundgang sorgt noch

für viele neue Überraschungen.

Die umfassende Ausstellung war bis

zum 30.05.21 in Siegen geplant, vielleicht

geht sie noch in Verlängerung.

Reichhaltiges Material zu „Amarantus“

findet sich auch auf der Homepage unter

MGK Siegen sowie ein Ausstellungsgespräch

mit der Künstlerin und Museumsdirektor

Thomas Thiel auf You Tube.

Mariana Castillo Deball: geb. 1975 in

Mexiko-Stadt, Kunststudium an der Universität

UNAM in Mexiko, später u.a. in

Maastricht, Niederlande. Sie lebt heute

abwechselnd in Berlin und Amsterdam.

Seit 2015 lehrt sie außerdem als Professorin

für Bildhauerei an der Kunstakademie

in Münster.

Tessie Reeh

*Ein Zitat und Wortspiel von Naturforscher Charles Darwin.

Kurz berichtet

Professorin für Soziale Arbeit

FOM Hochschule beruft Dr. Kathrin Bieler

Siegen. Die FOM (Hochschule für

Oekonomie und Management) in Siegen

verstärkt den Hochschulbereich

„Gesundheit & Soziales“. Dr. Kathrin

Bieler, seit dem Wintersemester 2019

Lehrbeauftragte am Siegener Hochschulzentrum,

wurde zur Professorin

für Soziale Arbeit berufen.

Prof. Dr. Kathrin Bieler studierte „Soziale

Arbeit“ an der Fachhochschule Koblenz,

nach dem Diplom schloss sie ein Master-Studium

in „Gerontomanagement“

an der Katholischen Fachhochschule

Mainz an. 2017 folgte die Promotion am

Institut für Soziologie der Universität

Koblenz-Landau mit dem Schwerpunkt

Organisationsentwicklung und Konfliktmanagement.

Berufliche Erfahrungen sammelte Kathrin

Bieler zunächst in verschiedenen

Einsatzfeldern der Kinder- und Jugendhilfe.

Anschließend war sie als Dipl.-Sozialarbeiterin

und -pädagogin im Sozialen

Dienst im Marienhaus Altenzentrum

St. Josef in Betzdorf sowie in der Beratungs-

und Koordinierungsstelle für ältere

und pflegebedürftige Menschen im

Pflegestützpunkt Hamm/Wissen tätig.

Seit 2011 ist Dr. Kathrin Bieler Teil des

Qualitätsmanagement-Teams für die Altenhilfe-Einrichtungen

der Gemeinnützigen

Gesellschaft der Franziskanerinnen

zu Olpe mbH. In Siegen lehrt Prof. Dr.

Kathrin Bieler Methoden und Theorien

der Sozialen Arbeit, Case Management

und Qualitätsmanagement im Sozialund

Gesundheitswesen.

db

DRK Rettungsdienst

erhielt erneute Zertifizierung

Siegen-Wittgenstein. Der DRK Rettungsdienst

wurde erneut von der Deutschen

Gesellschaft zur Zertifizierung

von Managementsystemen zertifiziert.

„Seit 1996 ist unser DRK Rettungsdienst

bereits nach ISO 9001 zertifiziert.

In den letzten Jahren erfolgten

umfangreiche Änderungen, sowohl an

der Norm als auch in unseren internen

Arbeitsabläufen. Mit Einführung der Intranet

Plattform „Vision“ konnten wir

bereits im Jahr 2018 die erfolgreiche

Zertifizierung auf die ISO 9001:2015

erreichen“, sagt Marco Klein, Qualitätsmanagement

Beauftragter des Kreisverbandes.

db

Gesund und beweglich bleiben

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Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der

Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre

Besucher freudig am Leben teilnehmen.

Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter

Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -

benötigt.

Dem Pflegepersonal ist wichtig, die ihnen

anvertrauten Menschen als Einheit von

Körper und Seele zu sehen.

Nicht nur die körperliche Pflege, auch

seelische und geistige Bedürfnisse werden

in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell

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12 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 13



Aus den Beiräten

Abschied von einem guten Freund und Kollegen

Siegen. Dr. Horst Bach ist 80-jährig

als Vorsitzender des Siegener Seniorenbeirats

nach kurzer, schwerer

Krankheit verstorben.

Nahezu sieben Jahrzehnte ist es

her, dass wir uns das erste Mal begegneten.

Es war im evangelischen Kindergottesdienst

in der Haardter Kirche,

wo mich Horst Bach als Neuling

mit unserer Gruppenleiterin bekannt

machte. Horst war kurz zuvor auf

das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium

gewechselt, wo wir uns einige Jahre

später im Turnverein der Schule wieder

trafen. Er führte uns Jüngere in die nicht

immer angenehme Kunst des Geräteturnens

ein und belohnte uns abschließend

stets mit einem Basketballspiel.

Unsere anfänglich häufigen Schrittfehler

korrigierte er mit freundlicher Gelassenheit.

Im Laufe der Zeit war er mehrfach

Schiedsrichter bei Fußballspielen gegen

eine benachbarte Klasse. Nicht zuletzt

dank seiner Erfahrungen als junger Unparteiischer

bei Vereinsspielen brauchte

er nie einen Platzverweis auszusprechen.

Nach seinem Lehramtsstudium und

ausgiebiger schulpraktischer Erfahrung

war er 20 Jahre lang Rektor einer

Grundschule, bevor er als Schulaufsichtsbeamter

in den Kreis Olpe wechselte

und dort zum Schulamtsdirektor

befördert wurde. In diese Zeit fällt sein

Promotionsstudium zum Doktor der Philosophie.

Sein Doktorvater war Professor

Wolfgang Klafki. Dieser hatte für die

geisteswissenschaftliche Pädagogik ein

ähnlich hohes Ansehen wie Fritz Walter

für den Fußball der Männer. Apropos

Fußball: Bei gelegentlichen gemeinsamen

Fortbildungsveranstaltungen bestand

immer noch genügend Zeit für

Fachsimpeleien rund um das runde Leder.

Auch Heiteres aus früherer gemeinsamer

Schulzeit war ein willkommenes

Thema am Rande.

Im Jahre 2007 wurde Horst Bach in

den Seniorenbeirat der Universitätsstadt

Siegen gewählt und übernahm

das Amt des Pressesprechers. Im

Jahre 2012 wurde er Vorsitzender

des Gremiums. Im Jahre 2017 wurde

er wegen seiner Beliebtheit und geschätzten

Leitung wiedergewählt. Das

Wohl der älteren Mitbürgerinnen und

Mitbürger war ihm stets ein Herzensanliegen.

Einfühlsamkeit, Uneigennützigkeit

und hilfsbereite Wertschätzung

waren Richtschnur für sein Tun. Damit

wurde der Seniorenbeirat als Sprachrohr

der älteren Generation mit Leben

erfüllt. Auch in kritischen Situationen

bewies er Humor, Geschick und Weitblick

im Sinne aller Beteiligten. In seine

Amtszeit fiel ein reger Austausch

mit den Seniorenvertretungen der

Partnerstädte Leeds, Plauen, Ypern

und Zakopane. Besonders der Besuch

in der polnischen Wintersportmetropole

wurde zu einem unvergesslichen

Erlebnis. Weitere Höhepunkte waren

Plenumsveranstaltungen mit den Vorsitzenden

der Bundes- bzw. Landesseniorenvertretungen

Franz Müntefering

und Jürgen Jentsch im vergangenen

Jahr sowie Vorträge fachkundiger Referenten

zu Themen, welche vor allem

die ältere Generation betreffen.

Wir alle sind Horst Bach dankbar für

die gemeinsame Zeit. Er wird uns als

Freund, Kollege und Vorbild stets in

guter Erinnerung bleiben.

Ernst Göckus

So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden

Die Senioren- und Pflegeberatung

des Kreises Siegen-Wittgenstein

informiert und berät zu:

• Finanzierungsmöglichkeiten der Pflege und

sozialen Leistungen im Alter

• Vorbereitung auf Pflegegutachten und

Anträge für Pflegeleistungen

• Angeboten und Organisation von Pflege-,

Hilfe und Unterstützungsmöglichkeiten

• Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung

Für wen?

Ältere Menschen, Pflegebedürftige,

Angehörige und Bezugspersonen

Was?

Kostenlose, vertrauliche und

anbieterneutrale Beratung

Wann?

Vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit

oder bei bestehendem Pflegebedarf

Wo?

Kreisweit in allen Regionen,

bei Bedarf auch zuhause

Stelle jetzt wieder besetzt

Neue Behindertenbeauftragte im Dienst

• Altersgerechtem Wohnen

• Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige

Monica Massenhove

Siegen. Die Stadt Siegen hat seit Februar

eine neue Beauftragte für die Belange

der Menschen mit Behinderung.

Monica Massenhove folgt auf Rainer

Damerius, der im Juli letzten Jahres

nach fast 30-jähriger Tätigkeit in den

Ruhestand verabschiedet wurde. Monica

Massenhove ist seit 1990 bei der

Stadtverwaltung Siegen als Diplom-

Sozialpädagogin in verschiedenen Arbeitsbereichen

beschäftigt. In diese

Zeit fällt auch ihr berufliches Engagement

bei dem Aufbau des Frauencafés

Mayla sowie der Kultur- und Begegnungsstätte

„KulturIntegrationQuartier“

(KIQ) für Flüchtlinge, Asylbewerber

und Zugewanderte in der ehemaligen

Hammerhütter Schule.

„Durch ihre langjährige Tätigkeit im

Bereich Jugend und Soziales ist Monica

Massenhove mit den Strukturen

professioneller sowie ehrenamtlicher

Arbeit bestens vertraut“, erklärt Dezernent

André Schmidt. Hauptaufgabe der

59-Jährigen werde es sein, das bestehende

Netzwerk mit und für Menschen

mit Behinderung weiter zu stärken und

auszubauen.

Zunächst möchte sie sich bei allen

Akteuren, Gremien und Institutionen

vorstellen, „gemeinsam bedarfsgerechte

Angebote konzipieren und realisieren,

das ist das Ziel meiner Tätigkeit als Beauftragte

für die Menschen mit Handicap

oder Beeinträchtigungen in Siegen“,

betont Monica Massenhove. db

Ansprechpartnerinnen

Sonja Irle: 0271 333-2729

Heike Dielmann: 0271 333-2728

Katharina Massong: 0271 333-2723

Gaby Jakobs: 0271 333-2722

Dienstgebäude

Kreis Siegen-Wittgenstein

Bismarckstraße 45, 57076 Siegen

(Zugang barrierefrei)

E-Mail: pflegeberatung@siegen-wittgenstein.de

www.siegen-wittgenstein.de/pflegeberatung

14 durchblick 2/2021

2/2021 durchblick 15



Aus den Seniorenbeiräten

Sitzplatzhöhe

Internetpräsenz für SeniorInnen

Siegen. Die im Planungsentwurf

Herrengarten vorgestellte Sitzplatzhöhe

von 45 cm ist nach Ansicht des

Seniorenbeirats nicht altersgerecht.

Schon seit langem fordert das Gremium

durch ihren Vertreter Helmut

Plate, dem Sprecher des Arbeitskreises

Verkehr und Sicherheit, eine

Sitzhöhe von 55 cm, z. B. auch in

Buswartehäuschen. Denn ältere Menschen

haben, wie auch Behinderte

und Kranke, weniger Schwierigkeiten

beim Hinsetzen, wohl aber beim sich

Erheben, d.h. je tiefer der Sitz, umso

beschwerlicher das Aufstehen. Fehlende

Armlehnen verhindern zudem

die Möglichkeit des Aufstützens.

Da der geplante Park der Erholung

dienen soll, sei, so der Seniorenbeirat,

davon auszugehen, dass zahlreiche

Menschen der genannten Gruppen

dort anzutreffen sind, die Forderung

deswegen einen breiten Hintergrund

habe. Ein Vorschlag könne auch sein,

jede zweite Bank mit 55 cm Sitzhöhe

auszustatten, was auch der ganzen

Gestaltung des Parks eine Auflockerung

bringen würde.

eg

Digital und Fit

Kreuztal. Das Stadteilbüro Fritz-Erler-

Siedlung in Kreuztal bietet kostenlose

digitale Fitness-Angebote für SeniorInnen

an. Die Online-Trainingsvideos für zu

Hause sind unter www.stadtteilbuero-feskreuztal.de/regelmaessige-angebote/

sport-fitness-bewegung/online-seniorenfitness-zum-mitmachen

freigeschaltet.

Tablets, auf denen die Trainingsvideos

gespeichert sind, kann auch kostenlos

gegen ein Pfand von 20,- € ausgeliehen

werden. Nach einer kurzen Einweisung in

den Umgang mit dem Tablett können die

Fitness-Übungen dann zu Hause geturnt

werden. Infos unter Stadteilbüro 52773

Kreuztal, Danziger Str. 2. 02732 / 3790

Kreuztal. Mit dem Älter werden verändern

sich die Interessen, Themen und

Informationsbedarfe. Dem tragen nun

die Stadt Kreuztal und der Seniorenbeirat

mit einer neuen Internetpräsenz für

Seniorinnen und Senioren Rechnung. Sie

ist in die Kreuztaler Hauptseite über das

farbige Menü in der Kopfzeile eingebunden

oder kann direkt über www.kreuztalsenioren.de

aufgerufen werden.

Rund 6.900 Menschen, die das 65.

Lebensjahr erreicht haben, leben aktuell

in Kreuztal. Die Anzahl der Seniorinnen

und Senioren wie auch deren Anteil

an der Gesamtbevölkerung wird in den

nächsten Jahren weiter steigen. Der demografische

Wandel geht für diese Altersgruppe

einher mit einem Gewinn an

gestaltbarer Lebenszeit, die sie für sich

selbst und auch unterstützend für andere

als erfahrene Arbeitskräfte, ehrenamtlich

Engagierte oder für ihre Familien

leben, einsetzen und füllen können.

Dafür bündelt die neue Internetplattform

eine Vielzahl von Informationen

und präsentiert Themen reich bebildert

und nach Rubriken gegliedert. Der Fokus

liegt auf den lokalen Angeboten, spart

aber auch weiterführende Informationen

nicht aus. Alle Inhalte wie Dienste, Hilfsangebote

und mögliches Engagement im

Ehrenamt sowie Angebote für Aktivitäten

in der Freizeit werden anschaulich und

umfassend dargestellt. Zu allen Themen

werden erste Ansprechpersonen genannt

und auf weiterführende Informationen

im Internet verwiesen. So können

wichtige Telefonnummern und Adressen

schnell gefunden werden.

Beim Stöbern auf der neuen Seite wird

bei den vielen Initiativen und Projekten

schnell deutlich, dass die junggebliebene

Generation weiterhin aktiv am Leben

teilnimmt und sich auch ehrenamtlich

stark engagiert. Insbesondere in der Rubrik

„Seniorenbeirat“ erhält man einen

guten Eindruck zu den Handlungsfeldern

dieses Gremiums. Ebenso kann man

Ehrenamt und Engagement am Beispiel

der Kreuztaler Frühstücktreffs in den

Stadtteilen oder des Projektes „Heinzelwerker“

kaum übersehen. Das Projekt

Heinzelwerker gibt den Ehrenamtlichen

eine Möglichkeit, mit ihren handwerklichen

Fähigkeiten kleinere Reparaturen in

Haushalten zu übernehmen.

Die Startseite wird tagesaktuell mit

den neuesten Veranstaltungen und Angeboten

gefüllt. Zwar pausieren derzeit

coronabedingt die meisten Kurse und

Treffpunkte, sobald es aber wieder möglich

ist, wird die ganze Palette der Veranstaltungen

und Kurse dort zu finden sein.

In der Zwischenzeit wurden teilweise

Online-Angebote entwickelt, wie zum

Beispiel „Digi-Gym“ (digitale Gymnastik

zuhause). Im Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus

kann man, falls nicht

vorhanden, für diese Art der körperlichen

Betätigung Tablets ausleihen.

Die Seite für Senioren soll wachsen

und ergänzt werden. Vorschläge oder

Anregungen

nehmen die

städtischen

Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter

sowie die

Mitglieder des

Seniorenbeirates

gern entgegen.

Sie können

diese aber

auch über die

Homepage direkt

unter dem

Menü-Punkt

„Ihre Anregung

– Ihr Anliegen“

eintragen. db

Andrea Hasenstab,

(Geschäftsstelle des

Seniorenbeirats der

Stadt Kreuztal)

02732 / 51-470

Mail: A.Hasenstab@

Kreuztal.de

16 durchblick 2/2021

sparkasse-siegen.de

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Wir sind im KundenserviceCenter der

Sparkasse Siegen montags bis freitags

von 8 bis 20 Uhr persönlich für Sie da.

Außerhalb dieser Zeiten hinterlassen Sie uns

bitte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.

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besten Kundenhotlines ausgezeichnet.

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Siegen



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Sparkasse Siegen blickt zufrieden zurück

2020 war ein anspruchsvolles, starkes Wachstumsjahr

Sparkasse Siegen. „Das Jahr 2020 war für alle Menschen

eine große Belastung. Wir danken unseren Kundinnen und

Kunden für ihr Vertrauen und unseren Mitarbeiterinnen und

Mitarbeitern für ihre geleistete Arbeit.“ Diesen Dank stellte

Wilfried Groos, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Siegen,

ganz bewusst der Bilanzpressekonferenz voran, bevor er gemeinsam

mit dem Gesamtvorstand zum Rückblick auf das Geschäftsjahr

2020 kam. „Mehr als jeder zweite Einwohner im

Geschäftsgebiet, also in Siegen, Freudenberg, Hilchenbach,

Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf, habe seine Hauptbankverbindung

bei der Sparkasse Siegen“, so Groos.

Banken und Sparkassen zählen zur kritischen Infrastruktur,

die auch während einer Krise wie der Corona Pandemie arbeitsund

leistungsfähig bleiben muss. Die Sparkasse Siegen hat

ihren Versorgungsauftrag als systemrelevanter Bereich sehr

ernst genommen und ihre Erreichbarkeit direkt zu Beginn der

Pandemie stark ausgebaut: Die Kapazitäten am Telefon und im

Kundenservicecenter wurden verdoppelt, es wurde vermehrt

Videoberatung angeboten. Die Sparkasse Siegen ist weiterhin

sehr stabil aufgestellt und hat mit dem Jahr 2020 trotz der

Corona Pandemie ein besonders starkes Wachstumsjahr hinter

sich. So konnte sie im Kundengeschäftsvolumen (Summe aus

Krediten, Einlagen und Wertpapierbestand) einen Zuwachs

von 372 Mio. Euro verzeichnen und überschritt damit in 2020

erstmals die 8 Mrd. Euro-Grenze.

Digitalisierung und bargeldloses Bezahlen

Die Digitalisierung hat 2020 Flügel bekommen, in vielen

Branchen. Dazu Günter Zimmermann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender

der Sparkasse Siegen: „Kaum jemand, der

in der aktuellen Arbeitswelt keine Berührung mit Homeoffice

oder Videokonferenzen hat. Unsere Kunden nehmen mehr

und mehr den digitalen Weg zu ihrer Sparkasse. Der ist sehr

kurz und beginnt – wenn man so möchte – auf der heimischen

Couch oder im eigenen Homeoffice. Am anderen Ende der Leitung

sitzt bei uns immer ein Mensch; eine Mitarbeiterin oder

ein Mitarbeiter der Sparkasse Siegen. Das schätzen unsere

Kunden ganz besonders: Sie nehmen den schnellen, digitalen

Weg und bekommen dabei immer den gewohnt guten Service

und die verlässliche Beratung ihrer Sparkasse.“

Inzwischen sind fast 70 Prozent aller Konten bei der Sparkasse

Siegen für das Online-Banking freigeschaltet; das sind mehr

als im bundesdeutschen Schnitt. Die meistbesuchte Filiale der

Sparkasse Siegen ist mit großem Abstand die Internet-Filiale:

Sie wurde im vergangenen Jahr 8 Mio. Mal aufgerufen. Über

38.000 Kunden der Sparkasse Siegen nutzen die Sparkassen-

App; das sind fast 10.000 Nutzer mehr als im vergangenen

Jahr. Und wer die Sparkassen-App auf dem Smartphone hat,

nutzt diesen kurzen Weg zur Sparkasse Siegen besonders häufig:

Rund 300 Mal pro Jahr besucht jeder App-Nutzer darüber

seine mobile Filiale. Im Jahr 2020 wurden 1,8 Mio. Überweisungen

online getätigt – das sind mehr als drei Viertel aller

Überweisungen. 79.000 Kunden erhalten ihre Auszüge ins E-

Postfach, denn das spart nicht nur den Gang zum Kontoauszugsdrucker,

sondern schont auch die Umwelt.

Auch das digitale Bezahlen, seit Jahren schon auf dem Vormarsch,

wurde 2020 durch die Corona Pandemie zusätzlich

vorangetrieben. Das Zahlungsverhalten der Kunden hat sich

spürbar verändert. Im vergangenen Jahr zahlten Kunden der

Sparkasse Siegen über 77,5 Mio. Mal mit ihrer Sparkassen-

Card; im Vergleich zum Vorjahr 30,5 Prozent häufiger. Seitdem

beim Bäcker, beim Metzger oder am Kiosk auch Kleinstbeträge

ganz einfach kontaktlos gezahlt werden können, wird auch

dafür immer häufiger die Karte oder das Smartphone genutzt.

Die Betragsgrenze für Kontaktlos-Zahlungen liegt heute bei

50 Euro. Wilfried Groos: „Unsere Kreditkarten werden bei 20

Prozent aller Transaktionen kontaktlos genutzt, bei der Sparkassen-Card

sind es inzwischen schon über 50 Prozent.“ Die

Anzahl der Kunden, die ihre Karte in einer App auf dem Smartphone

oder der Smartwatch nutzen, hat sich 2020 mehr als

verdreifacht und die Anzahl der Transaktionen, die über mobile

Geräte abgewickelt werden, ist über das Jahr auf mehr als

4,5-fache angestiegen.

Privatkunden

In den Filialen galt es 2020 zunächst, möglichst rasch die

AHA-Regelungen umzusetzen, damit die Kundenberatung

weiterhin verlässlich stattfinden kann, „mit der klaren Botschaft:

Wir sind weiterhin für unsere Kunden da, wir bleiben

als Ansprechpartner vor Ort“, beschreibt Vorstandsmitglied

Tillmann Reusch die Situation im vergangenen März. Alle Beratungsfilialen

und Beratungscenter der Sparkasse Siegen

blieben ohne Unterbrechung geöffnet, unter Beachtung der

Hygienevorschriften und Abstandsregeln, mit zusätzlichen

Schutzwänden aus Plexiglas und Abstandsmarkierungen auf

dem Boden. Zudem erfolgt seit Beginn der Pandemie eine

zusätzliche Reinigung von SB-Geräten, insbesondere von

Touch-Pads. Obwohl auch Präsenztermine in den Filialen angeboten

wurden, nutzten die Kunden gern den telefonischen

oder digitalen Beratungsweg. Wichtig ist uns dabei, dass wir

nur zertifizierte digitale Verbindungen nutzen mit sicherer

Datenübertragung und End-to-End Verschlüsselung, um unsere

gewohnt hohen Sicherheitsstandards auf allen Kanälen

zu gewährleisten. In unserer Filiale

in Dahlbruch, die wir derzeit noch

umbauen, setzen wir als Pilotprojekt

weitere Konzepte moderner

Beratung um. Neben einem neuartigen

Raumkonzept erwartet unsere

Kunden dort künftig die gewohnt

gute Beratungs- und Servicequalität

unterstützt mit modernster Technik.

Wir möchten unseren Kunden alle

Möglichkeiten, auch die digitalen,

anbieten und ihnen zugleich persönlicher

Ansprechpartner sein – egal

ob auf digitalem Weg oder vor Ort

in der Filiale.“

Immobilien

Mit den Erfahrungen der Pandemie

scheint der Wunsch nach den eigenen vier Wänden noch

größer geworden zu sein – die Menschen haben 2020 sehr

viel Zeit zuhause verbracht. Dazu Reusch: „Unser Ziel ist es,

möglichst viele Menschen dabei zu unterstützen und sie durch

kompetente Beratung, mit der richtigen Baufinanzierung und

den passenden Versicherungen ins eigene Haus oder in ihre

Eigentumswohnung zu bringen. Bei über 1.000 Familien ist es

uns gelungen, sie 2020 in ihr neues Zuhause zu begleiten.“

Dafür bietet sie ein Komplettpaket rund um die eigenen vier

Wände an: Baufinanzierung, Immobilienvermittlung, Versicherungen

und auch die Vermarktung von Immobilien. Zudem berät

das Immobiliencenter der Sparkasse Siegen auch zu Fördermitteln,

unter anderem für die energetische Sanierung der

eigenen vier Wände.

Geldanlage

Die Sparkasse Siegen verzeichnete im Jahr 2020 einen großen

Zuwachs in der Geldvermögensbildung: 278 Mio. Euro,

davon knapp 200 Mio. Euro von Privatpersonen. Burkhard

Braach: „Das werten wir als hohen Vertrauensbeweis unserer

Kunden. Zugleich sollten größere Teile der Bevölkerung

an gesamtwirtschaftlichen Wertzuwächsen teilhaben. Das

gelingt, indem diese Einlagen in werthaltige Kapitalmarktanlagen

investiert werden. Im Wertpapiergeschäft können unsere

Kunden von ihren Einlagen nachhaltig profitieren. Für die

Anlage größerer Vermögen stehen die Spezialisten im sparkasseneigenen

Portfoliomanagement mit der „Aktiven Depotbetreuung“

und der „Individuellen Vermögensverwaltung“ zur

Verfügung.

Gesellschaftliches Engagement

Wilfried Groos: „2020 lag das Spendenengagement der

Sparkasse Siegen erstmals über 5 Mio. Euro, zur Verfügung

gestellt für das Gemeinwohl der Region. Da wir wussten, dass

viele Sportvereine, soziale Einrichtungen und Kulturinstitutionen

im vergangenen Jahr große Probleme hatten, an Einnahmen

zu kommen, haben wir innerhalb kürzester Zeit eine

Vielzahl an Aktionen konzipiert, um Akteure zu vernetzen und

Unterstützung zu geben.“

So startete das Jahr mit einer großen Behelfsmasken-Näh-

Aktion. Dazu Dr. Nadine Uebe-Emden: „Mehr als 100 Vereine

der Region nähten fast 6.000 Masken, mit denen über 40 Senioreneinrichtungen

und Wohngruppen ausgestattet werden

konnten, und erhielten dafür fast 48.000 Euro an Spenden

für die Vereinskassen.“ Weiter ging es mit einer süßen Oster-

Überraschung für die Kliniken in der Region. „Wir haben sie

Blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück: Günter Zimmermann, Wilfried Groos,

Burkhard Braach, Dr. Nadine Uebe-Emden und Tillmann Reusch.

mit großen Schokoladen-Paketen beliefern lassen als kleines

Dankeschön für ihr besonderes Engagement“, so Uebe-Emden.

Über den Sommer lief außerdem die inzwischen zehnte

Runde im Projektwettbewerb „Gut für Schulen“, der trotz oder

gerade wegen der Pandemie viele Bewerbungen von Schulen

um Fördergelder nach sich zog. 29 Grundschulen machten

mit, so viele wie nie zuvor, und durften sich am Jahresende

über Preisgelder in Höhe von insgesamt 56.500 Euro freuen.

In der Vorweihnachtszeit brachte die Sparkasse Musiker und

Künstler, denen es derzeit an Auftrittsmöglichkeiten und Engagements

mangelt, mit Senioreneinrichtungen zusammen.

„Das Programm fand nachmittags und Coronakonform draußen

statt; die Bewohner haben im Außenbereich mit viel Abstand

oder von ihren Fenstern aus zugeschaut und zugehört“, erläutert

Dr. Uebe-Emden. Im November startete dann die Aktion

„Adventswunder“. Gemeinnützige Institutionen und Vereine

gestalteten über 450 Weihnachtskugeln, aus denen die Sparkasse

an jedem Wochentag im Dezember 12 Vereine zog, die

sich über eine Spende in Höhe von 500 Euro freuen durften.

Im Rahmen von „Adventswunder“ wurden insgesamt 102.000

Euro gespendet. Diese Sonderaktionen blieben sogar überregional

nicht verborgen: „Wir freuen uns sehr darüber, dass

die FAZ im Rahmen ihrer Auszeichnung „Helden in der Krise“

neben vielen anderen Initiativen auch das Engagement der

Sparkasse Siegen wahrgenommen und uns in diese Liste mit

aufgenommen hat,“ so Dr. Nadine Uebe-Emden abschließend.

Im Stiftungsservice verzeichnete die Sparkasse Zuwächse,

„sowohl an Stiftern wie auch an Stiftungen,“ wie Günter Zimmermann

berichtete. „Gerade in schwierigen Zeiten erfährt die

stifterische Idee, sich nachhaltig für die Gemeinschaft einzusetzen,

besondere Aufmerksamkeit.“ Das Vermögen aller im

Stiftungsservice der Sparkasse Siegen betreuten Stiftungen ist

inzwischen auf 53,4 Mio. Euro angewachsen und verteilt sich

auf 33 Stiftungen, Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds. Die

beiden sparkasseneigenen Stiftungen haben im vergangenen

Jahr 1,7 Mio. Euro an Mitteln für die Region bereitgestellt.

Ausblick 2021

Zum Schluss der Jahrespressekonferenz gab Wilfried Groos

noch einen kurzen Ausblick: „Die Sparquote ist bundesweit

deutlich höher als in den vergangenen Jahren. Die Einlagen

wachsen stärker als die Kredite. Wir freuen uns über jeden

Kunden, der uns sein Geld anvertraut. Wir raten aber, aktuell

nicht benötigte liquide Mittel nicht einfach auf dem Konto ruhen

zu lassen, sondern sie sinnvoll einzusetzen für die eigene

Altersvorsorge – sei es in Form einer Immobilie zur Selbstnutzung

oder als Kapitalanalage oder in Aktien. “



Die Auswanderer

Die Auswanderer

Siegener Naturfotograf

Roman Vitt lebt jetzt in Mecklenburg-Vorpommern

An einem solch exklusiven Ort

zu wohnen oder aber seine Ferien zu

verbringen, ist einmalig in Deutschland.

Wenn man dann noch Interesse

an Fauna, Flora und Fotografie hat,

kann man sich wohl keinen besseren

Guide vor Ort als den naturverliebten

Inhaber wünschen.

Erste fotografische Schritte machte

Roman Vitt als Jugendlicher mit

einer Spiegelreflexkamera, die er zur

Konfirmation geschenkt bekam. Die

Leidenschaft wurde geweckt, eine

Ausbildung zum Fotografen folgte

und so startete eine über Jahrzehnte

andauernde erfolgreiche Karriere als

Kranich

Roman Vitt

Herbst in Serrahn

Der Herbst ist Roman Vitts

liebste Jahreszeit im Müritz-

Nationalpark, wenn Nebel

die Seen, Moore und Sümpfe mystisch

erscheinen lässt. An sonnigen

Tagen können Naturfreunde dann

aber auch den Indian Summer, wenn

das Blattgrün zu Blattgold wird, an

der Mecklenburgischen Seenplatte

besonders intensiv erleben. In Sommernächten

verzaubern unzählige

Sterne den Himmel über dem Weltnaturerbegebiet

Serrahn, da fast kein

künstliches Licht den Nachthimmel

stört. Schon als Kind schätzte der

in Siegen geborene Roman Vitt die

Natur in all ihren Facetten. Später

bei einem Urlaub lernte der Berufsfotograf

die Flora und Fauna im

Müritz-Nationalpark mit ihren alten,

verborgenen Buchenwäldern, Seen

und Mooren – einem idealen Rückzugsgebiet

für viele seltene Tier- und

Pflanzenarten – kennen und lieben.

2009 ergab ein Zufall, dass er hier

einen alten Waldbauernhof – der zu

DDR-Zeiten als Ornithologische Station

genutzt wurde – ersteigern konnte.

Nicht der höchste Kaufpreis war

hierbei entscheidend, sondern das

nationalparkverträglichste Konzept

für eine neue Nutzung. Nach zwei

Jahren Umbau war sein neues Refugium

inklusive zweier Ferienwohnungen

und einer Naturfotogalerie

in der umgebauten Scheune nebenan

fertig. 2011 erklärte das Welterbekomitee

diese Buchenwälder zum

UNESCO-Weltnaturerbe.

Streit zwischen Grünspecht und Eichenhäher

Birkenmoor im Winter

Fliegenpilzchen ein Tag alt

selbstständiger Werbe- und Personenfotograf

für Agenturen und diverse

Medien.

Nun im Ruhestand im südöstlichen

Müritz-Nationalpark (Feldberger

Seenlandschaft) lebend, konzentriert

er sich wieder auf seine fotografischen

Wurzeln: der Natur- und Tierfotografie.

Vitt ist zu jeder Tages- und Dämmerungszeit

geduldig unterwegs, um

den besonderen Moment zu erwischen.

Er kennt die richtigen Plätze, wo man

Besonderheiten beobachten oder fotografieren

kann. Zum Beispiel große Vogelschwärme

wie die der Kraniche,

Seeadler

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Gesellschaft

Geistiger Frühjahrsputz

die im Herbst hier ihre Rast machen. In

dieser Wildnis sind mehr als 260 Vogelarten

gezählt worden. Im 18. Jahrhundert

war das Waldgebiet um Serrahn

ein abgeschottetes Jagdgebiet für den

Adel. Später dann wurde es Jagdrevier

der DDR-Eliten. „Trotz höchstem Naturschutzstatus“,

beklagt Roman Vitt,

„gibt es bis heute großflächig – selbst in

den Schutzgebieten – unnötige Treibjagden!

Zudem besonders fragwürdig

für einen Nationalpark, der sich auf die

Fahne geschrieben hat, die Natur sich

selbst zu überlassen, ohne Eingriff von

außen durch den Menschen als ‚Regulator‘“.

Es soll ein Eldorado von zum

Teil vom Aussterben bedrohter Tiere

und Pflanzenarten bleiben. So gibt es

in der Nähe einen beliebten Naturerlebnis-pfad

mit dem Titel „Der lange Weg

zum Urwald“. Totholz bleibt einfach

liegen. Es bietet unzähligen Insekten

Reh

Füchsin

Waschbär

einen Unterschlupf, Nahrung und einen

geschützten Ort zum Überleben. Ich

denke an den Bayerischen Wald, der

bei meiner letzten Wanderung zum Lusen

durch abgestorbene Fichtenstämme

wie durch einen Geisterwald führte. Der

Bayerische Wald wurde 1970 als erster

deutscher Nationalpark gegründet. Im

Müritz-Nationalpark ist das vereinzelte

Totholz nicht so auffällig. Das Weltnaturerbe

Serrahner-Buchenwälder ist als

besonderes Schutzgebiet gleichgestellt

mit dem Yellowstone Nationalpark im

amerikanischen Wyoming, oder dem

Serengeti-Nationalpark in Tansania, da

diese Gebiete ebenfalls zum UNESCO-

Weltnaturerbe gehören. Wenn Reisen

wieder möglich wird, wäre Ecuador ein

Ziel für Roman Vitt, um dort Kolibris

zu fotografieren. Infos unter:

www.naturfotografie-roman-vitt.de

Text: Tessie Reeh Bilder: Roman Vitt

spielende

Fuchswelpen

Nach verlängertem Winterschlaf und Osterruhe

soll es jetzt leicht, locker und so durchgeimpft

wie möglich in den Sommer gehen! Doch vorher

bleibt noch Zeit für den geistigen Frühjahrsputz.

Auf dem Dachboden, also meinem „Oberstübchen“,

fängt jedes gute Ausmisten an. Was brauche ich noch,

und was kann weg? Da sind die vielen Vorhaben, die ich

gesammelt habe. Gute Vorhaben, die es wert sind, sie

bei Gelegenheit einmal umzusetzen! Wenn Zeit dafür ist.

Nach einem Jahr Leben im Wartestand fällt das Wegwerfen

leicht: Alles, was ich immer noch nicht gemacht habe,

trotz so viel mehr Zeit zu Hause, fliegt raus.

Die gesammelten Zeitschriften-Artikel, die ich noch

lesen wollte, tragen glücklicherweise bereits ein Datum:

Was älter als ein Jahr ist, kann ungeprüft weg. Ich vertraue

darauf, dass die Redaktionen alles Interessante noch einmal

schreiben, dann ist es wieder frisch.

Als nächstes nehme ich mir alles Angefangene vor: Solange

ich es noch nicht zu Ende gebracht habe, fällt es mir

ständig wieder ein und belegt damit Platz im Bewusstsein,

wo ich nur sehr wenig Stauraum zur Verfügung habe. Was

kann ich innerhalb von wenigen Minuten erledigen? Welchen

Aufgaben kann ich einen Termin geben, um sie aus

dem Kopf zu kriegen? Und was

zählt zu den vielen Vorhaben,

die ich ohnehin nicht umsetze?

Dann gibt es Sachen, die mit

hinterhältigen Erwartungen verknüpft

sind: Die vielen Hosen,

die man noch gut für die Gartenarbeit

verwenden kann. Die

vielen Kleider, die wieder prima

sitzen, sobald ich ein paar Kilo

abgenommen habe. Wenn ich

Foto: Pixabay.de

mich davon trenne, befreit das viel mehr

als nur den Kleiderschrank: Plötzlich habe

ich nur noch Passendes anzuziehen! Und

plötzlich brüllt mich nicht mehr täglich die

unerledigte Gartenarbeit an, sobald ich eine

Schranktür öffne.

Was habe ich sonst noch unter den Teppich

gekehrt, worüber ich gelegentlich stolpere?

Was habe ich auf der Mattscheibe, was

meinen Durchblick trübt? Nicht alle Verkrustungen

lassen sich gleich lösen, aber es kann

Spaß machen, mit dem Gedanken zu spielen.

Dafür hier eine kreative Schreibaufgabe für

Sie. Dieser Urlaub geht auch in der Pandemie:

Nehmen Sie sich einen Stift und schreiben

Sie eine luftig-leichte Reisegeschichte!

Endlich Urlaub!

Ich verreise und mache Urlaub von mir selbst.

Ich lasse alle meine Beschränkungen zu Hause,

meine Kümmernisse,

meinen Gewohnheitsgroll,

meine körperlichen Unzulänglichkeiten,

meine Verklemmungen,

meine Schüchternheiten,

meine Ängste, meinen Ärger,

meine Rücksichtnahmen,

meine Aufgaben

– und dann fahre ich

mit federleichtem Reisegepäck weg!

Wo fahre ich hin?

Was ist möglich?

Was erlebe ich?

Wie lange bleibe ich?

Wen lerne ich kennen,

wenn ich all das Aufgezählte zu Hause lasse?

Adele von Bünau

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Kultur

Kultur

Wie das Wissen den Regalen entrissen wurde

Friedrich Arnold Brockhaus

Es gab einmal eine Zeit, da gehörte in sehr vielen

Haushalten ein Wörterbuch zur Grundausstattung.

Man konnte sich schließlich nicht überall auskennen.

Aber es war gut zu wissen wo man nachschauen konnte.

Beim Lesen der Tageszeitung tauchten mitunter Fragen

auf, die rasch durch ein Blättern im Nachschlagewerk zu

klären waren. Nicht zuletzt war ein Wörterbuch auch für

den häuslichen Lernzuwachs der Schulkinder eine gute

Hilfe. Die Jungen und Mädchen prägten sich durch die

Nutzung eines Schülerlexikons nicht nur die Wortbedeutung

ein, sondern dazu die richtige Schreibweise. Im Laufe

der Zeit beherrschten sie das Alphabet wie im Schlaf. Dies

alles klappte daheim mit dem Buch vor Augen deutlich

besser als alleine durch die Worte der Lehrerin oder des

Lehrers.

Im Dachraum unseres Hauses, von allen Bewohnern

„Ollern“ genannt, fand ich beim Stöbern einst ein dickes

Buch. Da ich schon leidlich gut lesen konnte, schlug ich

es auf und stieß auf eine Vielzahl von Worten, die allesamt

mit einem „M“ begannen. Und noch heute habe ich das

erste dieser Worte vor Augen. Es lautete „Mäander“ und

der Begriff war fett gedruckt.

Weiter las ich, dass dies

der Name eines Flusses im

kleinasiatischen Teil der Türkei

ist, der dank unzähliger

Windungen und Richtungsänderungen

seiner Mündung

ins ägäische Meer „zutrödelt“.

Dazu war angegeben,

dass nach diesem Fluss und

seinen Abknickungen auch

künstlerische Ornamente, die

schon im antiken Griechenland

beliebt waren, benannt

seien. Hätte mir meine damalige

Lehrerin dies alles

erzählt, dann wäre es schon

längst der Vergessenheit anheimgefallen.

Als das Buch in meine

Hände kam, war es schon sehr

alt. Jedenfalls ließen der arg ramponierte

Rücken und ein Riss im

verblassten Umschlag dies vermuten.

Immerhin war noch lesbar, dass es sich

um ein Konversations-Lexikon der Firma

Brockhaus handelte. Neben den mit „M“

beginnenden Worten waren nur noch Begriffe

mit dem Anfangsbuchstaben „L“ enthalten.

So war offenkundig, dass das Nachschlagewerk

aus vielen weiteren Bänden bestehen musste. Diese waren

aber leider nicht zu finden. Meine hierzu befragte Oma

meinte, dass ein Bruder meines Großvaters vor dem ersten

Krieg die Wiesenbauschule in der Stadt besucht habe. Von

diesem müsse das Buch, in dem nicht nur Worte erklärt

wurden, sondern das auch viele Bilder und sogar bunte

Zeichnungen als Erläuterungen enthielt, stammen.

Foto: Wikipoedia Commons

Um die Geschichte der Nachschlagewerke ein wenig zu

beleuchten, lade ich Sie, meine lieben Leserinnen und Leser,

an dieser Stelle zu einer ganz kleinen Zeitreise ein. Schon

in der Antike fanden sich Naturforscher, die den Wunsch

hegten, das Wissen ihrer Zeit zielgerichtet zusammenzutragen.

Der einflussreiche Grieche Aristoteles (384 – 322

v. Chr.) war einer der wichtigsten. Neben vielem anderen

untersuchte und beschrieb er auch alle damals bekannten

Tier- und Pflanzenarten. Die schriftlichen Werke wurden in

Bibliotheken gesammelt, von denen diejenige in Alexandria

herausragte. Das damalige Wissen wurde hier auf über

900.000 Schriftrollen festgehalten. Zahlreiche Gelehrte und

Forscher trugen in dem geistigen Zentrum des Mittelmeer-

raums zu dieser riesigen Sammlung bei. Als die Bibliothek

anno 49 v. Chr. in Flammen aufging, verlor die Menschheit

unschätzbare Werte.

Nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei den Römern

gab es zahlreiche Philosophen und sonstige Geistesarbeiter,

die es sich zur Aufgabe machten, systematisch vor

allem spezielle Fachgebiete nach allen Richtungen hin zu

durchleuchten und alles Wissenswerte niederzuschreiben.

Einer der bekanntesten war Plinius der Ältere. In den 37

Büchern seiner „Naturalis Historiae“ wertete der Universalgelehrte

Tausende römischer und griechischer Quellen

aus. Es entstand mit dieser Enzyklopädie ein Standardwerk

der Naturkunde. So ganz nebenbei bemerkt soll der

ältere Plinius auch den Ursprung des Bonmots „In vino

veritas“ (Im Wein liegt die Wahrheit) geprägt haben und

der Spruch „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ wird ebenfalls

auf ihn zurückgeführt. Beim Ausbruch des Vesuv (79

n. Chr.) kam er ums Leben.

Auf deutschem Boden dienten in jener Zeit zwar verschiedene

Runen als Zeichen für gewisse Gegenstände,

aber eine Gebrauchsschrift gab es noch gar nicht. Historische

Ereignisse wurden durch Sänger in Form von „Preisliedern“

weitergegeben. Und nur die Ereignisse, die sie

besangen, blieben in der Erinnerung der Menschen – alles

andere geriet in Vergessenheit. Es sollten mehr als tausend

Jahre vergehen, bis dass in unseren Landen ein Gelehrter

namens Albertus Magnus (um 1200 bis 1280) damit begann,

das Wissen seiner Zeit zu erfassen und verständlich

darzulegen. Das Wort „verständlich“ muss freilich dahingehend

eingeschränkt werden, dass im 13. Jahrhundert

noch fast alles Geschriebene in lateinischer Sprache verfasst

wurde und damit nur einem bestimmten Personenkreis

zugänglich war. Eines seiner vielen Sammelwerke

heißt „De animalibus“ und in diesem Buch „Über die Tiere“

ist unter anderem mit vielen Details dargelegt, wie und

warum vor mehr als einem Jahrtausend der Eichelhäher

zum Spottnamen „Magolwes“ kam.

Richtig Fahrt auf nahm die Entstehung von Lexika im

18. Jahrhundert. Der Buchhändler und Verleger Johann

Heinrich Zedler (1706 – 1751) veröffentlichte ab 1731 das

„Große vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschaften

und Künste“ in deutscher Sprache. Dies war die mit

Abstand größte allgemeine Enzyklopädie der damaligen

Zeit und stellt auch heute noch eine bedeutende Quelle für

Forschende dar. Das erste Wörterbuch der „hochdeutschen

Mundart“ stammt indes von einem Sprachwissenschaftler

namens Johann Christoph Adelung (1732 – 1806). In der

1781 erschienenen Erstauflage beschrieb er (ähnlich wie

heute der Duden) in rund 60.000 Artikeln die Rechtschreibung,

Grammatik und Bedeutung des deutschen Wortschatzes

und damit den Entwicklungsstand unserer Sprache

in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Als ich elf Jahre alt geworden war, da machte ich zum

zweiten Male Bekanntschaft mit einer Brockhaus-Enzyklopädie.

Und diesmal war es nicht nur ein Buch, sondern

es waren einundzwanzig, alle ordentlich nebeneinander in

einem Bücherregal stehend, das eine ganze Wandbreite

einnahm. Damals begann gerade mein Katechumenenunterricht,

und er begann mit einer Begünstigung. Ich durfte

nämlich im Pfarrhaus vor jeder Unterweisung einen Eimer,

gefüllt mit Kohlen, vom Keller ins Obergeschoss tragen.

Diese Kinderarbeit war sehr begehrt, denn der Herr Pfarrer

drückte dem Kohlenholer jedes Mal ein Fünfzigpfennigstück

in die Hand. Das waren vier Mark im Monat – für einen

Elfjährigen, der das Wort „Taschengeld“ nicht kannte,

eine unbeschreiblich hohe Summe. Für mich bot der Aufenthalt

in der Wohnung freilich noch einen zusätzlichen

Reiz – und das waren die erwähnten Bücher, in denen der

Hausherr mich sogar blättern ließ.

Foto: Wikipoedia Commons

24 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 25



Kultur

Kultur

Auf dem schwarzen Rücken der Lexikonbände standen

auf rotem Schild die goldgeprägten Lettern „DER GROS-

SE BROCKHAUS“. Es war eine Prachtausgabe und es

war ein Blickfang für jeden Besucher. Bücher mit einem

solch edlen Aussehen hatte ich noch nirgendwo gesehen.

Meine Achtung vor dem Besitzer dieser Schätze wuchs in

die Nähe der Bewunderung. Da mein Großvater der Kirchenälteste

in der Gemeinde war, kam der Herr Pfarrer vor

jedem Kirchgang in unser Haus und zog sich für den Gottesdienst

um. Dieser Nähe hatte ich neben dem sicheren

Einkommen als Kohlenschlepper auch noch manch andere

Begünstigung zu verdanken.

In jener Zeit konnte das Verlagshaus „F.A. Brockhaus“

schon auf viele erfolgreiche Jahre zurückblicken. Als

Gründungstag gilt der 15. Oktober 1805. Drei Jahre später

erwarb Friedrich Arnold Brockhaus die Rechte an einem

„Conversations-Lexicon“, das in den folgenden Jahren gedruckt

und verkauft wurde. Nach diesem Startschuss veröffentlichte

der Verlag in mehr oder weniger regelmäßigen

Abständen zwei Jahrhunderte lang aktualisierte Neuauflagen.

Das Lexikon wurde zum Standardwerk des deutschen

Bildungsbürgertums. Natürlich gab es auch noch andere

Lexika-Herausgeber – wie zum Beispiel Meyer und Herder.

Aber so ähnlich wie bei dem „Tempo“-Taschentuch

der Markenname ein Oberbegriff für „Papiertaschentuch“

wurde und „Uhu“ für Klebstoff steht, verhält es sich auch

mit dem Namen „Brockhaus“. Das stetig anwachsende Renommee

des Verlags sorgte dafür, dass viele Deutsche alle

möglichen Lexika schlicht und einfach als „Brockhaus“

bezeichneten. Wenn bei Unterhaltungen etwas unklar blieb,

dann wurde empfohlen: „Schlag nach bei Brockhaus!“

Zum 200-jährigen Jubiläum des Verlags im Jahr 2005

erschien die 21. Auflage. Im Zeitraffer einige Zahlen zu

diesem Werk: 30 Bände, dreihunderttausend Stichwörter

und 40.000 Bilder auf 24.500 Seiten; jeder Band zwei

Kilo schwer; Gesamtbreite 1,50 Meter; verlagsseitiger

Neupreis 2.820 Euro. Drei Jahre später teilte der Verlag

mit, dass die kostendeckende Verkaufszahl von zwanzigtausend

Exemplaren nicht erreicht wurde und dass diese

Auflage voraussichtlich die letzte auf Papier gedruckte Enzyklopädie

des Brockhaus-Verlags gewesen sei. Dies war

– schlicht gesagt – die Kapitulation vor dem Internet und

– drastisch ausgedrückt – der letzte Nagel im Sarg. Die über

viele Generationen hinweg verlässliche Instanz im Regal

war am Ende.

Vor ein paar Jahren setzten sich einige meiner Stammtischbrüder

heftig über ein sportliches Thema auseinander

– ohne dass eine Einigung zustande kam. Am Schluss

der lebendigen Diskussion wetteten die beiden eifrigsten

Streiter schließlich um eine Runde Getränke. „Die trinken

wir nach dem Faktencheck in der nächsten Woche.“ „So

lange brauchen wir nicht zu warten“, sagte einer unserer

„Brüder“ und zog ein Mobiltelefon aus seiner Jacke. Er

tippte ein wenig auf dem Gerät herum und sagte knapp

und bestimmt zu einem der Wetter: „Du kannst die Runde

sofort bestellen, der Werner hat recht!“

Der stolze Besitzer des Taschen-Computers zeigte uns

auf dem kleinen Bildschirm das Resultat seiner Suche und

erläuterte uns danach das Geheimnis seines schlauen Telefons:

„Es ist ein Smartphone und man kann damit im Internet

surfen.“ Dieser Vorgang wurde für mich zu einem

Schlüsselerlebnis. Wenn man mit einer solchen Technik

nicht mehr nur zu jeder Zeit, sondern auch an jedem Ort

ruck-zuck auf das Wissen der Menschheit zurückgreifen

kann, dann bedarf es wahrhaftig keiner dicken Bücher

mehr, in denen man das Gesuchte findet. Noch dazu ist

das Gefundene auf dem aktuellen Stand.

Der Grundstein für den revolutionären Wandel in Sachen

„Nachschlagewerke“ wurde vor zwei Jahrzehnten

gelegt. Am 15. Januar 2001 schickte sich ein neuer Internetanbieter

an, das Wissen der Welt für jeden kostenfrei

zugänglich zu machen. Das vom US-amerikanischen Medienunternehmer

Jimmy Wales in Gang gesetzte Vorhaben

erlebte innerhalb kurzer Zeit einen beispiellosen Aufschwung.

Die Rede ist von der Online-Enzyklopädie mit

dem Namen „Wikipedia“. Die Nutzung dieser Plattform

ist schon längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

In Deutschland wird die Seite inzwischen tagtäglich

W15 Millionen Mal aufgerufen.

Die Bezeichnung „Wikipedia“ setzt sich aus zwei Begriffen

zusammen. Zum einen aus dem Wort „Wiki“, das

in Hawaii genutzt wird und „schnell“ bedeutet. Zum anderen

aus den Endsilben des im englischen Sprachraum gebräuchlichen

Wortes „Encyclopedia“. In der „Wikipedia“

hat man somit – der Wortbedeutung entsprechend – die

Möglichkeit, schnell „nachzuschlagen“, um an Informationen

zu kommen und sich zu bilden.

Der Leitgedanke der Internetseite ist einfach: Die Informationen,

die Menschen im Online-Lexikon suchen, werden

von anderen Menschen bereitgestellt. Das heißt, dass

jeder, der sich zur Mitarbeit angemeldet hat, sein eigenes

Wissen und seine Erfahrungen anderen unter einem Stichwort

vermitteln kann. Und wenn in diesem Beitrag eine

Unrichtigkeit zu finden ist, dann können andere Nutzer

diesen Fehler berichtigen.

Das Konzept konnte vor allem deshalb erfolgreich umgesetzt

werden, weil die Nutzung kostenfrei und nichtkommerziell

ist. Wer die Seite aufruft, muss kein Passwort oder

seine Kontodaten angeben. Und das ist deshalb machbar,

weil die Mitarbeit bei den „Wikipedianern“ ehrenamtlich ist.

Die Deckung der sonstigen Kosten erfolgt durch Spenden.

Dass die Anfeindungen mit der Behauptung, dass das

Freiwilligenprojekt unzuverlässig sei, anfangs massiv

waren, lässt sich denken. Sie kamen naturgemäß aus den

Reihen der Konkurrenz, die den Verkauf ihrer gedruckten

Erzeugnisse gefährdet sah. Massive Skepsis brandete aber

auch aus dem Bereich der Wissenschaft auf. Wer in der

Literaturliste einer studentischen Arbeit als Quelle „Wikipedia“

angab, der verspielte die Chance auf eine gute

Benotung von vornherein.

Die anfangs zumindest in Teilen berechtigte Kritik hat

im Laufe der Jahre zu vielen Verbesserungen geführt. Wer

bei Wikipedia schreibt, der muss sich an Regeln halten

und gewisse Kriterien erfüllen. Hierunter fällt vor allem

das Gebot der Neutralität – eine eigene Meinung ist nicht

gefragt. Die Artikel sind mit akzeptierten Quellen zu belegen.

Eine inzwischen eingerichtete strenge Qualitätskontrolle

sorgt dafür, dass das Online-Lexikon immer besser

wird.

Wie sieht das System „Wikipedia“ im Vergleich mit anderen

aber tatsächlich aus? Können ganz normale Schreiber

den Experten eines Lexikonverlags Paroli bieten? Die

Zeitschrift „stern“ machte die Probe aufs Exempel und gab

bei einem renommierten Recherche-Institut eine Studie in

Auftrag. Die Wissenschaftler sollten die Frage klären, ob

in einem kostenlosen Online-Lexikon mehr Fehler als in

der von Profis geschriebenen Online-Version des Brockhaus-Lexikons

zu finden sind.

Das Ergebnis der Studie überraschte sicherlich nicht

nur die Brockhaus-Nutzer. Bei 50 zufällig ausgewählten

Einträgen aus allen möglichen Bereichen bekam Wikipedia

bei 43 Artikeln bessere Noten als der Konkurrent. Nur

sechsmal (bei einem „Unentschieden“) dominierte der

Brockhaus. Dass auch in der Rubrik „Richtigkeit“ die Freiwilligen

die Nase vorn hatten, freute auch den Schreiber

dieser Zeilen, der selbst gelegentlich hilft, Fehler zu beheben

und Ergänzendes zu schreiben. Der Vorteil der Masse

wirkt, denn hunderttausend Augen sehen mehr als selbst

die gewissenhaftesten Brockhaus-Redakteure.

Diesen blieb als Trost, dass sie bei der Verständlichkeit

besser abschnitten. Und dieser Aspekt ist bei nicht gerade

wenigen unter den 2,5 Millionen in deutscher Sprache verfassten

Wikipedia-Artikeln tatsächlich zu beobachten und

zu kritisieren. Diese Beiträge wurden offensichtlich von

sehr schlauen Spezialisten für sehr kluge Experten (und

für welche, die das noch werden wollen) geschrieben. Sie

sind daher für den „Normalnutzer“ zu kompliziert, viel zu

weitschweifig und daher nicht mehr konsumierbar.

Ich habe versuchshalber das Wort „Bundestag“ in die

Suchspalte getippt und der Begriff wurde mir auf vierundfünfzig

DIN-A5-Seiten bis ins Kleinste erklärt. Wahnsinn

– ein kleines Fachbuch! Und derlei Beispiele gibt es in großer

Zahl. Wer nicht die Zeit hat, sich ein einfaches Wort

dermaßen ausführlich verdeutlichen zu lassen, der sollte

besser woanders nachschlagen.

Im Jahr 2005 wollte der Pressesprecher des Brockhausverlags

noch nicht sehen, was sich anbahnte. Wikipedia sei

zwar ganz nett, aber keine Konkurrenz für ihre edlen Bände.

Inzwischen musste auch er einsehen, dass es genau umgekehrt

ist. Das Online-Lexikon hat sich durchgesetzt. In

unserer Sprache kommen tagtäglich 400 Artikel neu hinzu.

Und das alles ohne kommerzielle Absichten! Wie das enden

wird, weiß selbst Gründer Jimmy Wales aus Alabama

nicht. Vom 15. bis zum 21. März diesen Jahres feierten

jedenfalls die deutschen Wikipedianer ausgiebig den erst

zwanzigsten Geburtstag.

Alle Bilder: wikimedia-commons

Ulli Weber

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Kultur

Museumsmomente

Faust

– ein komödienmäßiges Remake

ICH SCHREIBE GESCHICHTE!

FÜR SIE.

Damit sich Tradition entfalten kann.

Damit Erlebtes Ordnung gewinnt.

Damit Sinn wächst.

Biografie • Portrait

Firmengeschichte

Adele von Bünau

Redakteurin und Biografin

www.ihre-autobiografie.de

Telefon: 02 71-67 34 67 06

Allenthalben werden klassische Literatur und Theaterstücke

bis zur Unkenntlichkeit von modernen

Autoren „zeitgemäß“ umgestaltet. Nichts ist diesem

Trend der Zeit mehr heilig. Fast nichts. Niemand hat

sich meines Wissens z. B. bisher an Goethes Faust herangewagt.

Die Notwendigkeit liegt doch auf der Hand, weswegen

ich jetzt mal einen Versuch wagen werde.

An Goethes Gretchen will ich das Ganze aufhängen:

sie ist als Charakter eigentlich eine Fehlkonstruktion. Ihr

Schnippisches: „Bin weder Fräulein weder schön – kann

ungeleit nach Hause gehn“ hat Biss und ist Ausdruck einer

Person, die sich das Heft wohl nicht so leicht aus der Hand

nehmen lässt, weder von Faust noch von Mephisto, schon

gar nicht von Frau Marthe, wie das im Stück so abläuft.

Einen völlig neuen, anderen Charakter stellt Gretchen mit

folgender Antwort auf Fausts Frage dar: „Bin wohl ein Fräulein,

bin wohl schön, und

möchte gerne mit Euch

gehn“. Das gibt dem Verlauf

des Stückes eine völlig

neue Wende. Das klingt

nicht nur positiv, konstruktiv,

gar nicht mehr Teenymäßig

zickig, sondern

leitet auch ebensolche positive

Entwicklungen für

das Drama ein. Faust denkt

folglich „Aha, sie will ja

doch selbst. Was brauch´

ich da Mephisto, den miesen

Kerl! – Da ich es offenbar

doch auch allein schaffe,

sie zu beeindrucken und

rumzukriegen. – So alt bin

ich nun auch wieder nicht

– und wenn schon, manche Teenys stehen eben auf ältere Herren.

– Die sind sowieso zumeist zahlungskräftiger und sicher

auch treuer als die jungen Habenichtse.

Das läuft also prima in meinem Sinn. Und Frau Marthe

laden wir mal zum Kaffee ein. Als Schwiegermutter mag

sie gerne durchgehen. Und hat auch was Besseres verdient

als diesen dubiosen Mephisto. Und meine Seele brauche ich

dem Kerl demnach auch nicht rauszurücken, die bleibt an

ihrem angestammten Platz, im Gehirn natürlich, wie man

heutzutage weiß“. Und das Stück geht erfolgreich seinem

Ende zu; nicht sehr tiefsinnig, zugegeben, dafür aber kürzer,

prägnanter und mit jedem durchschnittlichen Ensemble bespielbar,

was dem Intendanten Kosten spart und wegen des

guten Endes dem Publikum eine trübe Stimmung.

Der neue Plot steht also!

Wer macht sich nun an die leidige Durcharbeitung, an die

Verversung und die Verreimung im Stile Goethes?

Wo sind die unbekannten Talente, Verseschmiede?

Es lebe das Remake! Angemessenes Kunstwerk einer

geistarmen Epoche!

Foto: Pixabay.de

„Ich lebe, ich weiß nicht wie lang.

Ich sterbe, ich weiß nicht wann.

ich fahre, ich weiß nicht wohin –

mich wundert‘s, dass ich so fröhlich bin.“

Magister Martin (1498)

Könnte das nicht auch für uns heute gelten und sollten

wir nicht versuchen, dem Dasein Positives abzugewinnen,

soweit wir es können?

Addy Knabe

Für Kids, Familien, Brautpaare oder Senioren

ist das volkskundliche Museum Wilnsdorf im

Lauf der Jahre ein Besuchsmagnet geworden.

In „normalen Zeiten“ hat das Museum 12 000 bis

20 000 Besucher im Jahr. Gemanagt wird das Haus

und das umfangreiche Rahmenprogramm von Museumsleiterin

Dr. Nauck und ihrer Assistentin, Frau

Molsberger. Diverse Zeitarbeiter und Unterstützer

kommen bei anderen Arbeiten zum Einsatz. Der

Hausmeister von nebenan, im Rathaus, hilft den Museumsleuten

bei besonderen Aufgaben natürlich auch.

Bei Museumsfesten helfen viele Hände bei Aufund

Abbau und den verschiedensten Aufgaben

Museum Wilnsdorf

wie Mitmachaktionen. Das Sommerfest fand 2019

unter dem Motto „Zeit und Mensch - ein bunter

Streifzug durch die Geschichte“ statt. Historische

Akteure, wie zum Beispiel Wikinger, die vom Leben

der Nordmänner erzählten, belebten das Fest.

Ebenso wie Handwerker, die für zwei Tage ihr Lager aufgestellt

hatten. Im Angebot zum Verkauf waren unter anderem

Schnitzereien, Glas- und Lederarbeiten. Persönlichkeiten

des Barock, Ritter und Landsknechte waren zugegen und

„Rotröcke“, die über ihren Einsatz im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg

berichteten. Im Museumsgebäude herrschte

natürlich auch reges Treiben.

Ursprünglich stand der Gedanke eines Heimatmuseums

und einer regionalgeschichtlichen Begegnungsstätte bei der

Gründung des Wilnsdorfer Museums im Vordergrund. Der

zweigeschossige offene Hauptsaal mit Emporen ist noch

heute das Herzstück der Sammlung mit ihren liebevoll eingerichteten

Zimmern, Werkstätten und Läden aus der „guten

alten Zeit“. Schwer war die Arbeit auf dem Feld, im Hauberg,

in den Gruben und Schmieden. Frauen mussten sich mit der

Wäsche plagen und mit dem Kochen für meist große Familien.

Zwischen den einzelnen Themenräumen sind immer

wieder lebensgroße Puppen mit Originalkleidung oder Tracht

ausgestellt. Bei unserem Besuch sortiert Direktorin Nauck

gerade alte Damenwäsche, umsäumt mit feinen Stickereien.

Alles perfekt gepflegt und kostbar. „Von Männern ist kaum

alte Arbeitskleidung erhalten und Wäsche eigentlich auch

nicht, alles wurde bei der harten Arbeit verschlissen.“

Der große Saal ist auch eine beliebte „Location“ für standesamtliche

Trauungen. In „normalen Jahren“ geben sich an

die 70 Paare offiziell das Ja-Wort. Alles wird perfekt wunschgemäß

vorbereitet. „Fast alles ist erlaubt“, sagt Dr. Nauck,

„aber Konfetti bitte nur draußen“.

Eine separate Ausstellung befasst sich mit dem Siegerländer

Bergbau. Stolz ist Frau Dr. Nauck auf die neu eingerichtete

dreidimensionale Reise in den Bergbau mit VR-Brille.

Um 2003 konnte das Museum einen zweiten Schwerpunkt

setzen. Die Übernahme der „Sammlung Dr. Albrecht“

Foto:Rita Petri

Museumsleiterin Dr. Corinna Nauck und Assistentin

Regina Molsberger mit Maskottchen „Mammut Willy“

machte es möglich. Sie besteht aus etwa 7000 Repliken von

bekannten Museumsobjekten aus aller Welt und erlaubte es

dem Haus nun einen „kulturgeschichtlichen Lehrpfad“ einzurichten.

Dieser soll Einblicke in die Erdgeschichte von der

Steinzeit über die antiken Hochkulturen bis ins Mittelalter

und in die Neuzeit geben. Dieser Rundgang ist besonders

bei den Kids beliebt. Ihre Highlights sind die Neandertaler,

der lebensgroße, gewaltige Mammut und die nachgebildete

altägyptische Grabkammer. Schade für die Schulklassen, die

immer wieder gern das Museum besuchen, dass für sie ein

striktes Handy-Verbot besteht. Kein Selfie mit der barbusigen

Neandertalerin! Kinder und Eltern aufgepasst: Für 2022 ist

eine große Dinosaurier Ausstellung in Wilnsdorf geplant. Sicher

lassen sich dann coole Fotos mit den Dinos machen. Wer

weiß, was sich das Museum dazu einfallen lässt?

Normalerweise werden um die 300 museumspädagogische

Veranstaltungen im Haus pro Jahr durchgeführt. Die richten

sich unter anderem auch an Demenz-Kranke mit ihrer Begleitung.

Dies ist für die Senioren eine sehr wertvolle Wiederbegegnung

mit der Vergangenheit: für Menschen, die die Kriegsund

Nachkriegszeit und vor allem das für viele harte Leben im

ländlichen Siegerland miterlebt haben. Begeistert sind Frauen,

ihre alte Küche wieder zu sehen oder ihre „gute Stube“ von

damals. Ebenso entzückt sind alle von dem alten Krämerladen,

dem Friseur oder dem Puppendoktor. Ja, es war einmal!

Gut für das Museum war auch der Besuch von WDR Reporter

Markus Krczal in der Reihe „Nachts im Museum“, die

wieder Lust auf Museumsbesuche in ganz Südwestfalen gemacht

hat. Doch leider bleibt das Wilnsdorfer Haus bis auf

Weiteres geschlossen. Bis dahin ist noch viel zu planen, sortieren,

reparieren, und mit dem Staubwedel ganz sorgfältig abzustauben.

Viele Informationen kann man sich im Internet holen

unter www.museum-wilnsdorf.de Tessie Reeh

28 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 29



Museumsmomente von Rita Petri

Museum Wilnsdorf

2

6

1

3

7 8

Fotos:

4 5

9

1. Altägyptischer Sarkophag

2. Neandertaler

3. Prähistorische Felsmalereien

4. Prähistorische Fossilien

5. Prähistorische Fossilien

6. Figuren in traditionellen

Festtagstrachten

7. Beim Barbier

8. Schneiderin bei der Arbeit

9. Hochzeit nach altem Brauch

10. Korbflechter im Gespräch

10



Der Keltenfürst vom Glauberg

Archäologische Ausgrabungen in der Wetterau

Keltenwelt am Glauberg Museum, Archäoligischer Park

und Forschungszentrum Glauburg.

Es war ein wunderschöner sonniger Herbsttag im

Oktober 2020. Weiße Wolkenbündel segelten eilig

durch das Blau des Himmels. Die Stille wurde nur

vom monotonen Brummen einiger Insekten unterbrochen.

Norbert, Hannah und ich machten uns auf, die archäologischen

Ausgrabungen am Glauberg in der Wetterau zu

besichtigen.

In 2009 hatte ich auf dem Weg zum Arzt einen Schlaganfall

erlitten und mein kleines Auto verwandelte sich

schlagartig in einen Schrottklumpen. Mein Aktionsradius

war durch dieses Ereignis sehr klein geworden. Aber wie

das so ist: Wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von

irgendwo ein Lichtlein her. In meinem Fall waren es sogar

zwei Lichtlein, nämlich Norbert und Hannah. Das Paar wurde

danach zu meinen sozusagen „ständigen Wegbegleitern“.

Kultur

In 2020, wir hatten bereits die erste Corona-Welle

hinter uns gebracht und mussten Masken tragen, meldete

sich Hannah wieder einmal bei mir. Sie hatte im Museum

„Keltenwelt am Glauberg“ in Glauburg angerufen,

um herauszufinden, ob die Austellungshalle trotz Corona-

Beschränkungen geöffnet war. Sie war. Das schöne Wetter

an diesem Tag inspirierte außerordentlich, und so machten

wir uns voller Erwartung auf den Weg, um die erst seit 20

Jahren bekannt gewordenen Ausgrabungen aus der Zeit der

Kelten kennen zu lernen. Die Grabungen und der Glauberg

rückten erst im Jahr 1986 in den Fokus der Öffentlichkeit

und waren wohl mehr regional als überregional bekannt

geworden, weil die Medien sich immer noch überwiegend

mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung beschäftigten.

Norbert fungierte als Steuermann und Hannah hatte –

ganz Familienoberhaupt – ein paar Snacks für unterwegs

eingepackt.

Wir näherten uns dem Glauberg durch die sanft hügelige

Wetterau und ihr noch immer wohltuendes Grün bis

wir bei Glauburg die Anhöhe erreicht hatten. Hier auf dem

höchsten Punkt war ein ganz modernes Museum entstanden,

in dem die einzelnen Artefakte präsentiert wurden.

Vom Bistro mit seinen Panorama-Scheiben und der Terrasse

überblickte man das gesamte Gelände des Grabungsfeldes.

Von hier aus sah man deutlich das sogenannte Fürstengrab,

Blick aus dem Museum auf das Ausgrabungsgelände mit dem rekonstruierten Grabhügel..

Der Keltenfürst, 1,86 m

hohe Sandsteinstatue aus

dem Grabhügel.

einen enormen Grabhügel

mit 48 Meter Durchmesser

und einige Gräben an seinen

Rändern. In einiger Entfernung

entdeckte man noch

zwei weitere Grabhügel.

Die Fundstätte zählt zu

der bedeutendsten der europäischen

Eisenzeit. Der Glauberg

war um 400 vor Chr.

Sitz keltischer Herrscher von

weitreichender gesellschaftlicher

und wirtschaftlicher

Macht. Antike Zeitzeugen

aus dieser Zeit sind: (siehe

nebenstehenden Kasten)

Im Fürstengrab fand man

die 1,86 m hohe Steinskulptur

eines vollständig erhaltenen

eisenzeitlichen Kriegers,

das Abbild eines Keltenherrschers

von großem wissenschaftlichen

Interesse.

Da in einem aus dem

fünften Jahrhundert vor Chr.

stammenden Grab lediglich

Gürtelschnallen aus Metall,

der Goldschmuck um Hals,

Arm und Finger sowie Goldbordüren

um den Gewandausschnitt und die Gewandnadeln,

auch Fibeln genannt, überlebten, kann man an der

Statue aus Sandstein sehen, wie ein Keltenfürst aussah und

wie er bekleidet war. Auch Grabbeigaben, wie Speerspitzen,

Schwert und Schild, vervollkommneten das Gesamtbild.

Herzförmig gebogene Drahtreste, eine Holzscheibe

sowie Leder- und Stoffreste lassen sich zu einer Kappe rekonstruieren.

Vielleicht handelt es sich hier sogar um einen

Krieger-Druiden?

Die Gewandnadeln waren z.B. mit Chimären (Fabelwesen)

aus Metall geschmückt. Diese waren wohl damals

gerade in Mode. So eine Chimäre in groß habe ich zuvor

nur im Etrusker-Museum in Florenz gesehen, als ich in

den 70-er Jahren dort die archäologischen Ausgrabungen

von 12 Etruskerstädtchen besichtigte.

Im Fürstengrab vom Glauberg waren auf den Schnabelkannen

der Grabbeigaben auch Miniaturen zu sehen,

die einen Menschen darstellten, der von zwei Chimären

flankiert war. Das sollten wohl Verzierungen sein, eine

Art modischer Dekor. Die gleichen Miniaturen sind mir

auf einem großen Tongefäß im Etruskerstädtchen Chiusi

begegnet. Hier muss es also zwischen Etrurien und den

Glauberger Kelten rege Handelsbeziehungen gegeben haben.

Vielleicht stand man sich auch in spiritueller Hinsicht

besonders nahe.

Die Datierungsmethode führte zur Erkenntnis, dass die

Anlage des Herrschergrabes 1 am Glauberg in die Zeit zwischen

430 und 380 v. Chr. fiel. Die Zeit vor unserer Zeitrechnung

war also durchaus keine „primitive“ Zeit. Sie hatte

Halsring aus dem Grab

eine bäuerliche Struktur,

denn die Wetterau war

besonders fruchtbar. Die

Pflugschar aus Holz war

an der Spitze mit Eisen

verstärkt, wie in Etrurien.

Man lebte von unterschiedlichen

Getreidearten

und Hülsenfrüchten,

Rüben und Blattgemüsen

und trank Honigwein,

wie in den nach ertruskischem

Vorbild gestalteten

Schnabelkannen nachgewiesen

werden konnte.

Erna Homolla

Alle Fotos: Wikipoedia Commons

Schnabelkanne mit Chimären

Alle Bilder wikimedia commons

Antike Zeitzeugen:

431-404 v. Chr. Peleponesischer

Krieg zwischen Athen

und Sparta wütet,

um 430 v. Chr. Phidias vollendet

seine Zeus-Statue von Olympia,

eines der 7 Weltwunder,

um 425 v. Chr. Herodot, ein

griechischer Geschichtsschreiber,

stirbt,

423 v. Chr. Dareios II Großkönig

von Persien

437 v. Chr. Platon wird geboren

404 v. Chr. Artaxerxes II als

Nachfolger von Dareius II

Großkönig von Persien

409 v. Chr. Pausanias wird

König von Sparta,

403 v.Chr. Wiederherstellung

der Demokratie in Athen

387 v. Chr. Kelten unter der

Führerschaft von Brennus erobern

Rom,

387 v. Chr. Platon gründet seine

Philosophen Schule in Athen

384 v. Chr. Aristoteles wird Geb.

32 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 33



Kultur

Kultur

Minilandwirtschaft in den Zeiten

nur vom eigenen Acker. Keimende Restbestände des Wintervorrates

wurden im Frühjahr wieder „gesetzt“ und im Herbst und erfreute uns im Frühjahr mit einem oder zwei Lämmchen.

sich für sie ein Liebeserlebnis, sie wurde zum Bock geleitet

geerntet. Unsere Herbstferien verlebten wir ausschließlich Zunächst blieben sie in einem kleinen Gehege, doch fand unser

bei der Erdäpfelernte. Mit einem leeren Handwagen zogen

wir zum Acker, beladen mit einem vollen Sack kehrten wir

abends heim. Neben dem Einsammeln von Kartoffeln bestand

unsere Hauptaufgabe darin, die dicken Steine vom

Land zu sammeln. Mutti klagte oft: „Wir sind steinreich! Die

Steine wachsen schneller als die Erträge.“

Als Lohn für unsere Mühe, die wir – zugegeben – oft brummig

ausführten, winkte am Ende der Ferien im September der

Kirmesbesuch. Großzügig spendierte Mutti uns vier Kindern

zwei Mark. Es blieb uns allen in besonderer Erinnerung, denn

von jeweils fünfzig Pfennigen konnten wir uns einen ganzen

Nachmittag vergnügen. Ja, ihr sogar am Abend einmal ein

mit Spielkarten bedrucktes Schnapsglas als kleines Geschenk

mitbringen. Einmal gewannen wir sogar an der Losbude ein

schwarzes Keramikpferd, das jahrelang einen Ehrenplatz im

Wohnzimmerschrank hatte.

Unsere landwirtschaftliche Kleintiermenagerie bestand

aus Kaninchen, die großgezogen und geschlachtet des Öfteren

das sonntägliche Mahl bestimmten. Damals fuhr unsere

Mutti im Frühjahr für ein Wochenende nach Siegburg. In unmittelbarer

Nachbarschaft einer Hühnerfarm lebte dort unser

Onkel Helmut. Am Sonnabend ging es erst mit Bus, dann per

Zug zur Verwandtschaft und mit einem großen, gut tragbar

tierliebender Bruder bald heraus, dass man sie wie ein

Hündchen an einer Leine im nahen Eichenwald „ausführen“

konnte. In dieser Idylle lebten nicht nur wir Kinder, sondern

auch die Tiere eigentlich sehr glücklich. Niemand kam auf

den Gedanken, Lebensmittel zu entsorgen. Das wäre als Sünde

angesehen worden. Wir kannten nicht einmal Mülltonnen!

Neben einer Schwester gehörten zwei gänzlich unterschiedliche

Zwillingsbrüder zu unserer Familie. Der eine

liebte die Tiere beinahe abgöttisch, der andere fand oft Gefallen

daran, sie zu ärgern. So auch unseren Hahn, dessen stolze

Art es war, hoch erhobenen Hauptes frühmorgens seinen laut

tönenden Weckruf erschallen zu lassen. Oft stand unser Bruder

vor dem Pferch und ärgerte ihn mit einem langen Stock

durch den Zaun stochernd. Sobald der Hahn drauflos picken

wollte, zog er ihn weg. Das arme Tier wurde erregt und störrisch,

plusterte die Flügel breit auf und sprang wütend umher,

während der Bengel sich belachte und amüsierte. Aber dies

sollte sich rächen.

Wir mussten wieder einmal am Abend die Hühnerschar

hüten und natürlich hatte sich unser Bruder frühzeitig aus

dem Staube gemacht. Fröhlich und einträchtig scharrte das

Federvieh im Gras, als sich der Hahn plötzlich und voluminös

aufplusterte, den zum Kampf bereiten Kopf senkte und

des Wirtschaftswunders

verschnürten Pappkarton kehrte sie am Sonntagabend wieder wie ein Pfeil über die Wiese und den Garten davon sauste.

heim. Das Gepäck versehen mit zig Einstichlöchern, darin ein Er hatte unseren Bruder bemerkt, der nichtsahnend um die

unentwegtes Gepiepse von meistens 25-35 kleinen, herzigen Hausecke kam. Wie ein Blitz schoss ihm der Hahn entgegen

Eintagsküken. Es waren kleine Hähnchen, die damals noch und krallte sich auf dem Kopf fest. Dabei schlug er wild

Unser Mittagstisch bestand grundsätzlich aus Erzeugnissen des eigenen Anbaus, und „alles BIO“ war selbstverständlich. verschenkt und nicht geschreddert wurden …!

mit den Flügeln und hackte blitzschnell mit seinem

Mutti kam stets glücklich von diesem Besuch zurück und

Mein Enkel erklärte mir vor einigen Monaten: „Oma, landwirtschaftlicher Nebenerwerb an. Sie erwarben ein Haus

ganz besonders erfreulich war es, wenn sich unter die Hähnchen

ein, zwei oder drei Hühnchen, daheim bei uns „Pitt-

ich wünsche mir zum Geburtstag drei Hühner und mit einem angegliederten, großen Garten, einem außerhalb

einen Hahn“. „Und wo willst du sie unterbringen?“, gelegenen Acker und einer Grünlandfläche.

chen“ genannt, verirrt hatten. Vom Frühjahr bis zum Herbst

gab ich zu bedenken. „Na hinter der Garage wo du den Komposthaufen

hast. Du wirst dich jeden Tag freuen, wenn ich

die frischen Eier bringe“, sprudelte es aus ihm heraus, „ich

habe schon für alle vier einen Namen, nämlich: Eva, Maria

und Hildegard und der Hahn heißt dann Herrmann“. Natürlich

war ich im ersten Moment unangenehm überrascht. Das

gefiel mir gar nicht. Als ich jedoch seine verschmitzte, dazu

herausfordernde Gesichtsmimik sah, fragte ich nach: „Du

willst das Federvieh doch wohl nicht nach mir benennen“?

Er grinste mich an. „Aber klar! Oma, das ist doch eine große

Ehre für dich. Jeden Morgen hörst du deinen Namen und sofort

kommen alle angerannt“.

Noch ist über die Umsetzung seines Planes nicht entschieden,

dieser erinnerte mich jedoch lebhaft an meine Kindheit

und wie glücklich wir mit allerlei Getier aufwuchsen. Es gehörte

zu unserem Leben. Wir sahen es als selbstverständlich

und vollkommen natürlich an. Alle unsere Vorfahren waren

im landwirtschaftlichen Bereich ansässig gewesen, da gehörten

„Ackerbau und Viehzucht“ einfach dazu. Nach der Flucht

unserer Eltern aus der DDR bot sich in der neuen Heimat ein

Während unser Vater einer festen Arbeit nachging, oblagen

unserer Mutter und uns Kindern die damit anfallenden

Arbeiten und die Hege und Pflege des Kleinviehs. Wir waren

fast Selbstversorger. Supermärkte mit Frischetheke gab

es noch nicht. Gemüse und Obst, ohne „Gütesiegel“, wurde

ausschließlich aus eigener Ernte verköstigt. Egal ob krumm

oder gerade gewachsen, ein wenig wurmstichig oder ab und

zu von kleinen Wühlmäuschen angeknabbert. Unser Mittagstisch

bestand grundsätzlich aus Erzeugnissen des eigenen Anbaus,

und „alles BIO“ war selbstverständlich: Stangenbohnen

galten als ergiebigstes Gemüse und es wurde nicht geklagt,

wenn es drei Tage hintereinander Muttis gesunde Bohnensuppe

gab. Für die verschiedensten Hülsenfruchtvarianten

kannte sie stets nur die Aussagen: „Kinder, ihr wisst ja gar

nicht wie gesund das ist, etwas Besseres gibt es nicht“, und

dann wurden auch die Teller leer geputzt. Das galt ebenso für

Spinat und Mangold.

Außerdem wurde alles was der Boden hergab, wie Obst,

Bohnen, Erbsen, Möhren und Kohlrabi noch emsig eingekocht.

Oder es wurde in Salzlake eingelegt. Kartoffeln gab es

war es die Aufgabe von uns Vieren das Federvieh zu hüten.

Im Karree, jeder an einer Ecke mussten wir aufpassen, dass

die Tiere für eine gewisse Zeit genügend Grünzeug picken

konnten, dabei aber niemals auf die Nachbargrundstücke

ausbüxen durften.

Unser pfiffiger Bruder verschwand dann grundsätzlich

still und heimlich, was jedes Mal in ein großes Beschwerdegeschrei

ausuferte. Wir sammelten auch freiwillig Brennnesseln,

die kleingehackt für die Tiere als besondere Leckerbissen

galten. Nach und nach wurden die Hähnchen

von Mutti geschlachtet und verarbeitet. Die ersten knusprigkrossen

verputzten wir gierig und schnell. Da jedoch die

Tiere überwiegend zur gleichen Zeit schlachtreif wurden,

änderte sich dies mit der Zeit. Mutti pries die „äußerst gesunden

Geflügelgerichte“ zwar weiterhin, doch wir jammerten:

„Schon wieder!“

Unseren Milchbedarf lieferte die treue Liese, eine weiße

Ziege. Vom Frühjahr bis zum Herbst wurde sie mittels eines

langen Seils an einen Baum angebunden. Sie meckerte ständig

und graste nebenbei die Wiese ab. Einmal im Herbst bot

Foto: Wikipoedia Commons

34 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 35



Schnabel in die Haarpracht hinein. Unser Bruder begann

laut zu schreien und versuchte, sich gegen das wütende Tier

zu wehren. Sein ängstliches und wildes Schlagen mit den

Armen hatte endlich Erfolg. Doch der Hahn biss sich beim

Absturz noch in seinem Gesäßbereich in der Lederhose fest

und machte den Triumph perfekt. Der Hahn blieb unverletzt,

doch unserem Bruder fehlten einige Haarbüschel und dazu

floss etwas Blut.

Auch die Ziegenlämmer wurden im Herbst geschlachtet.

Dies übernahm der Hirte des Dorfes und dabei durfte ich

helfen. Der erste Lammbraten schmeckte uns allen ganz vorzüglich

und Mutti musste ihn regelrecht verteidigen, bevor er

auf den Tisch kam. Bei den nachfolgenden widmeten wir den

einst glücklich herumspringenden Tiere aber auch schmerzliche

Gedanken. Mutti weckte teilweise auch Fleischgerichte

in Gläsern ein, die wir dann irgendwann vorgesetzt bekamen.

Wir kannten noch keine Kühltruhe und Tiefkühlware.

Unverhofft besuchte uns einmal der ortsansässige Metzger.

Er bot unseren Eltern eine Kuh an! Sie sei ihm zum

Schlachten angeboten worden, gebe aber immer noch jeden

Tag acht bis zehn Liter Milch. Das Angebot war, Mutti solle

das Tier noch „ausmelken“ und dann wollte er es wieder abholen

und vermarkten. Schnell wurde in unserem Keller ein

Eckchen geschaffen. Wir besorgten Heu und Stroh und die

rotbunte Kuh zog bei uns ein. Sie hieß Schimmel und ihre

Milch schmeckte wesentlich besser als jene von Liese. Mutti

erstand ein Butterfass, wir bekamen eine Zentrifuge und

es gab eine Zeitlang frische Butter und auch Kuchen mit

eigener Schlagsahne. Geschlagen von zwei in sich rotierenden

handbetriebenen Schlägern. Zum Abendbrot gab es eigene

erzeugte Buttermilch und aus den Resten kochte Mutti

einen säuerlich, aber schmackhaft-erfrischenden Nachtisch

für einen warmen Sommertag.

Nachdem sich Schimmel in unserem Keller für Monate

heimisch gefühlt hatte und der Platz wieder frei geworden

war, sann Vati über

weiteres Nutzvieh

nach. Er ummauerte

den kleinen Bereich

als Schweinestall

und besorgte

einen Schweinetrog.

Wir bekamen

zwei niedliche

kleine Ferkelchen.

Welch eine Wonne!

Nein, Mitleid oder

Skrupel kannten

wir in diesem Falle

nicht. Wir wussten,

sie würden

auch eines Tages

geschlachtet und

von uns verspeist

werden. Die kleinen

Schweine waren

zwar noch nett

anzusehen, und

sie wuchsen und

gediehen prächtig

und dann überwog

der Gedanke an die

deftige Wurst, an

Schinken, an ein

Es bedurfte keines Labels oder eines Siegels für artgerechte Haltung.

Eine unbeschwerte Kindheit

in Zeiten des Nebenerwerbs.

selten bereitetes Kotelett. Doch in diesem Falle war unseren

Eltern das Glück wirklich nicht hold. Beide Schweine hatten

die Schlachtreife erreicht, als unsere Mutti an ihnen die

Veränderungen auf der Haut wahrnahm. Der Tierarzt kam,

danach der Abdecker, beide Schweine hatten Rotlauf und

Mutti weinte tagelang um den herben Verlust.

Als Älteste musste ich mittags das vorbereitete

Essen für meine Geschwister erwärmen,

wenn Mutti im Garten oder auf

dem Feld war. Unsere jüngste Schwester

hatte Muttis Ankündigung mitbekommen,

dass es Erbsensuppe geben solle, aber keine

Würstchen dazu. Nach der Schule holte

ich den Topf aus der Speisekammer, stellte

ihn auf die Herdplatte, wollte noch einmal

umrühren und – was war das? Oben auf

der Suppe schwamm eine Schicht getrockneter

Haselnussblüten. Wie Beeren und

Blätter, Holz, Tannenzapfen und ähnliches

hatten wir sehr häufig die Produkte der

Natur gesammelt. Und dabei waren auch

die von den Ästen herabhängenden Blütenkätzchen,

die wir „Würstchen“ nannten.

Unsere kleine Schwester war flugs in

den Wald geeilt, um die Suppe mit diesen

„Würstchen“ zu verfeinern. Heimlich entsorgte

ich die Beilage, wärmte die Suppe

und niemand bemerkte etwas.

Eva-Maria Herrmann

36 durchblick 2/2021

Bild: Wikipoedia Commons

Foto: Archiv Herrmann

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2/2021 durchblick 37



Aus der Region

Aus der Region

Säuglinge zwischen warme Backsteine gelegt

Anna Schlag

Die heutige Hebamme ist an einer staatlichen Hebammenschule

ausgebildet worden. Sie ist eine behördlich

geprüfte und zugelassene Geburtshelferin

und hat das Recht, Schwangere zu beraten und Geburtshilfe

zu leisten. Weiterhin betreut sie Wöchnerinnen und

Kinder während der ersten zehn Tage. Jede Gebärende ist

verpflichtet, eine Hebamme hinzuzuziehen. Dies ist durch

das Hebammengesetz von 1985geregelt.

Seit dem 1. Januar 2020 befindet sich die Hebammenausbildung

im Übergang. Wer diesen Beruf ausüben will,

muss ein Bachelorstudium absolvieren. Bis zum 31. Dezember

2022 gibt es für die bisherige Ausbildung noch

eine Übergangsfrist.

Die Geburt findet heutzutage fast ausschließlich im

Kreißsaal in einem Krankenhaus statt. Der Neuankömmling

erblickte früher auf dem Lande, wo kein Krankenhaus

vorhanden war, fast immer im Elternhaus unter Mithilfe

der Hebamme das Licht der Welt. Die Geburtshelferin

musste einst die Entscheidungen alleine treffen. Es war

kein Arzt, wie heute in den Krankenhäusern, zur Stelle.

Der Arzt wurde erst bei schweren Komplikationen benachrichtigt.

Dies war alles mit Problemen verbunden, denn es

gab keinen Fernsprecher, Handy bzw. kaum einen fahrbaren

Untersatz. Nur die großen Bauern und die Wohlhabenden

benutzten die Pferdekutsche.

Eine dieser letzten sogenannten Haushebammen in Dahlbruch

war Frau Anna Schlag, geb. Hirsch. Der Name Haushebamme

deswegen, da sie nur in den Wohnhäusern ihre Tätigkeit

ausübte und nicht in einer Klinik. Der Berufsweg von

Anna Schlag begann quasi am 15. Januar 1901, als in Dahlbruch

mit der Gemeindeschelle bekanntgeben wurde, dass

eine Bezirks-Hebammenstelle durch Ableben einer Hebamme

frei geworden sei. Frauen und Jungfrauen zwischen

Zertifikat und Berechtigung zur Ausübung des Berufs der Hebamme.

20 und 30 Jahren, die unbescholten und insbesondere nicht

außerehelich geboren haben, Neigung zum Hebammenberuf

besitzen und sich ausbilden lassen wollen, werden gesucht.

Auch Frau Schlag meldete sich mit weiteren Frauen.

Da mehrere geeignete Personen in die engere Wahl

kamen, wurde in der Schule zu Dahlbruch eine Frauenversammlung

einberufen, in der sie ihre spätere Hebamme

selbst wählen konnten. Was für eine unglaubliche Demokratie

vor 120 Jahren gab es damals schon in Dahlbruch.

Laut Anwesenheitsliste, die dem ausführlichen Protokoll

beigefügt war und im Hilchenbacher Stadtarchiv lagerte,

waren 114 wahlberechtigte Frauen anwesend. Die Wahl

gewann Anna Schlag. Sie verpflichtete sich, die Hebammenschule

mit einer Abschlussprüfung in Paderborn zu

besuchen, den Beruf wenigstens drei Jahre in Dahlbruch

auszuüben und danach bei Beendigung oder Wechsel wenigstens

ein halbes Jahr vorher zu kündigen. Schon zwei

Tage später wurde dem Kreisarzt für weitere Entscheidungen

die Wahl von Anna Schlag mitgeteilt.

Bereits Anfang 1902 erhielt sie die Berechtigung zur

selbstständigen Ausübung des Hebammenberufes durch bestandene

Prüfung mit der Zensur 1 (sehr Gut). Hebammen

sind Fachfrauen rund um die Geburt, von der Schwangerenvorsorge

und Geburtsvorbereitung bis zur Nachfrage im

Wochenbett und der Rückbildungsgymnastik sowie bei allen

Fragen zum Stillen. Anna Schlag hatte ihren Dienst als Hebamme,

nach Vertrag mit der Gemeinde Dahlbruch und eine

Bestätigung durch den Landrat, im Februar 1902 begonnen

und ihn genau nach 40 Jahren, nämlich Ende Januar 1942 eingestellt.

Bis zu ihrem Tod 1960 lebte sie in Dahlbruch.

Heute kommen Neugeborene, die weniger als fünf Pfund

wiegen, sofort vom Kreißsaal in den Brutkasten, der unter

anderem eine gleichbleibende Temperatur hat. Dieser wird

Geburtshaus von Anna Schlag geb. Hirsch.

umgehend mit dem Neugeborenen in die Kinderklinik befördert,

da hier bessere Voraussetzungen wie anderswo für

solche Situationen sind. Ja, wir haben heute im Siegerland

sogar einen Baby-Notarztwagen. Solche technischen Hilfsmittel

gab es früher natürlich nicht, aber die zu leicht Geborenen

gab es schon. Anna versuchte auch diese Kleinstkinder,

die sogenannten Frühchen, am Leben zu erhalten. Sie

legte die Kleinen zwischen Steine, die vorher im Backofen

angewärmt wurden. Diese Backsteine, die längere Zeit die

Temperatur behielten, wurden beim Erkalten durch neu angewärmte

unter einem Wolltuch ausgewechselt. Diese einfache

Methode von Anna, die auch Erfolg hatte, könnte man

als Vorläufer der Brutkästen bezeichnen.

Schlicht und einfach wie früher alles war, waren auch

die Instrumente einer Hebamme, die sie in ihrem Köfferchen

zur Entbindung mitbrachte. Die Geburtszange, die

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Alle Fotos: Archiv Bensberg

bereits 1620 in England im Gebrauch war, lag

natürlich immer im Köfferchen. Bei Dunkelheit

nahm die Geburtshelferin stets eine Sturmlaterne

mit. Auch in der Stube, wo die Geburt vonstatten

ging, wurde diese Laterne als Lichtspender

aufgestellt. Dahlbruch bekam zwar 1911/12

elektrisches Licht, aber wegen der hohen Kosten

schlossen viele Hauseigentümer nur zögernd an.

Die Straßenbeleuchtung kam noch viel später.

Somit war die Sturmlaterne noch viele Jahre danach

nachts Annas Begleiter.

Anna Schlag hat in langer und treuer Berufsarbeit

bei mehr als 1 800 Geburten Hilfsmaßnahmen

während der Geburt zur Abwendung von

Gefahren für Mutter und Kind eingeleitet. Dabei

wird sie in den vier Jahrzehnten manches an

Freud und Leid erlebt haben. Von der Geburt bis

acht Wochen danach ist die Wochenbettzeit. Es

war damals eine kritische Zeit für die Wöchnerinnen, denn

in dieser Zeit bilden sich die schwangerschaftsbedingten

Körperveränderungen weitgehend zurück. Infolge einer

Infektion bei den Geburtswehen trat früher häufig das

schlimme Wochenbettfieber auf. Da man noch kein Antibiotika

kannte, verstarb manchmal die Mutter hieran und

der Säugling brauchte eine Amme.

Große Armut herrschte damals bei den meisten Menschen.

Entsprechend fiel auch das Honorar für eine Hebamme

aus. Wenn auch die Gebührenordnung für die Bezirkshebammen

vom Regierungspräsidenten im Juli 1903

eindeutig geregelt und veröffentlicht worden war, hatte

Frau Schlag oft keinen Pfennig für die Geburtshilfe bekommen.

Trotzdem hatte sie ihren Beruf geliebt und war

eine angesehene, respektvolle Kapazität geworden.

Heinz Bensberg

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38 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 39



Höhepunkt

Kirmes

In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts konnten

Schaustellerfamilien überleben, ohne weit reisen zu

müssen. Die Wochenenden einer Saison von Frühling

bis Herbst reichten gerade aus, alle größeren Orte des Siegerlandes

abzufahren; dann war schon wieder Winter und

Zeit für Reparaturen und Renovierungsanstriche. Aber in

der Zwischenzeit ging es rund, je nach Fahrgeschäft im

wahrsten Sinne des Wortes.

Für die Unterhaltung der Bevölkerung sorgten ansonsten

Kino, Radio, Gesangverein, Gastwirtschaften. Fernseher

standen nur in sehr wenigen Häusern. Fahrten ins Theater

oder die Oper nach Köln, Frankfurt oder Wiesbaden blieben

absolute Ausnahme. Die Wenigsten hatten ein Auto und wer

hätte auch in der Zeit das Vieh versorgen sollen? Die Siegerlandhalle

wurde erst 1961 gebaut!

Aber Kirmes! Kirmes ging!

Mittwochsabends rückten die großen Fahrgeschäfte an.

Donnerstags war Aufbau, freitags galt es! Die Frauen gingen

noch schnell zum Friseur und überprüften den Sonntagsanzug

des Angetrauten. Man machte sich fein. Man

ging „im Sunnichs“.

Am Freitagabend – Bis dahin mussten alle noch arbeiten.

– gab es kein Halten. Wenn es gut lief, war „Sperrstunde“

allenfalls ein Diskussionsvorschlag. Den meisten Jugendlichen

und Erwachsenen nagten Kriegserlebnisse noch im

Hinterkopf. Aber darüber sprach man nicht, schon gar nicht

wenn Kirmes war. Da wurde sich amüsiert. Das lenkte ab.

Und so traf sich das dörfliche „Who is who?“, entweder mitten

drin oder zum Bierchen in der nahen Kneipe.

Und auf dem Kirmesplatz ging die Lucie ab.

Kinder kamen auch auf ihre Kosten mit Zuckerstangen,

bunten Flattern am Stock, die sich im Wind drehten, und

ganz vielen Menschen, mehr als jemals sonst auf einen Haufen

zu sehen waren – höchstens Weihnachten in der Kirche.

Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Im Mittelpunkt das Kinderkarussell mit Pferden, Motorrädern,

Kutschen, Polizeiautos und – ganz wie im Gedicht

bei Rainer Maria Rilke – „dann und wann ein weißer Elefant“.

Jedes kleine Gesicht strahlte wie eine „Batschschnitte“.

Sogar manche Väter quetschten sich auf ein Motorrad.

In ein Auto hätten sie ja auch nicht gepasst.

Die jüngere Jugend hatte sich erfolgreich bei der Verwandtschaft

einen „Kirmesgroschen“ geschnorrt. Ohne

Moos nichts los!

Sie stürmte die Stufen zum „Schlickerkarussell“ hoch

und suchte Außenplätze zu ergattern. In zwei Reihen hingen

Holzsitze mit Eisengestängen an vier Ketten am Drehteller.

Wenn sich das runde Dach drehte, segelte man hoch über

den Köpfen durch Raum und Zeit.

Die älteren Jugendlichen, die noch ungebundenen, die

„Losslerijen“ rückten in geschlechtergetrennten Gruppen

und Paaren an in der eindeutigen Absicht, diese Trennung

zu überwinden. Sie stürmten ebenfalls die Treppen zum

Schlickerkarussell. Die männlichen Geschlechts belegten

einen Platz in unmittelbarer Nähe ihrer Derzeitigen. Solange

das Karussell noch stand, lümmelten sie sich über

die Querstange vor ihnen, die sie am Herausfallen hindern

sollte. Sie nahmen lautstark Kontakt auf zu den Umstehenden.

Das allein war schon wesentlicher Bestandteil

des Vergnügens. Wenn die meist männliche Hilfskraft von

allen Fahrgästen die Gebühr eingesammelt hatte, setzte

die Maschine sich in Bewegung. Die Jungen trillerten die

Mädchen in ihren Sitzen. Die drehten sich dann zusätzlich

mit um ihre eigene Achse. Oder sie bekamen Schubse, die

sie weit aus der Bahn schleuderten. Die Mädchen kreischten

und aus dem Lautsprecher schmetterten Caterina Valente

und Silvio Francesco: „Tippitippitipso, beim Calypso

sind dann alle wieder froh!“

Foto: wikimedia-commons

In Schießbuden steckten kleine weiße Gipshülsen auf einer

Nagelleiste. Sie trugen künstliche Rosen und warteten

darauf, zerschossen zu werden. Dann gaben sie ihre Fracht

frei für die jeweilige Liebste. Natürlich schossen die Männer

für die Frauen! Frauen trugen den erlegten Wachsblumenstrauß

oder den erschossenen Teddybären zur allgemeinen

Bewunderung vor sich her. Ein Lebkuchenherz „Immer

Dein“, am Band um den Hals getragen, erfüllte den gleichen

Zweck, ließ sich aber aufessen oder als Würze für die

Sauce des Sonntagsbratens nutzen.

Ein Stück weiter lockte die Berg- und Talbahn: „Steigen

Sie ein, die nächste Fahrt ist wieder mit Musik!“. Hier

kassierten die jungen Männer bei voller Fahrt, gegen die

Fliehkraft nach innen geneigt am Abteil stehend und hangelten

sich mit schlafwandlerischer Sicherheit zum nächsten

Abteil. Dazu sang Bruce Lowe: „Das alte Haus von

Rocky Docky hat vieles schon erlebt. Kein Wunder, dass

es zittert! Kein Wunder, dass es bebt.“ Interessant, dass

keiner abstürzte. Aber das waren auch verwegene Kerle!

Vielleicht gab es doch einen unbemerkten Schwund, denn

fast jedes Fahrgeschäft stellte ein Pappschild ins Kassiererhäuschen:

„Junger Mann zum Mitfahren gesucht.“ Die

Siegerländer hielten sich aber eher an: „Bleibe im Lande

und nähre Dich redlich.“

Zwischen Berg- und Talbahn und Autoscooter zog ein

kleines blaues Ein-Personen-Glücksspielbüdchen Besucher

magisch an. Auf einem Lichtband, unterteilt in fünf Felder

(Kreuz, Herz, Pik, Karo, Blanko) leuchteten die Felder nach

dem Zufallsprinzip auf und hielten irgendwann an. Man

setzte seinen Groschen auf eine Farbe. Blieb auf diesem

Feld das Licht stehen, erhielt man für seinen Groschen eine

meist leicht abgegriffene Marke. Alle Groschen wurden

kassiert und verschwanden im Spielbudennirwana. Stoppte

das Licht auf dem Blankofeld, kassierte die Spielleiterin,

eine etwas angejahrte Dame, mit einer erstaunlich emotionslosen

Sachlichkeit alles: „Die

Bank gewinnt.“

Ab einer bestimmten Anzahl von

Marken, bekam man einen Gewinn;

zum Beispiel ein hochwertiges Fahrtenmesser

aus echtem Blech. So

manche dörfliche Zockerseele wurde

ihr mühsam erbetteltes Kirmesgeld

los, ohne je ein Fahrtenmesser

zu ergattern.

Da blieb dann am Autoscooter

nur noch das Zusehen. Um die viereckige

Fahrbahn aus Metall führten

außen Standflächen aus Holzbohlen.

Sie waren etwas tiefer gelegt, damit

Zuschauer nicht unversehens die Fahrfläche

betraten. Hier gingen die Lucie

und die Post gleichzeitig ab! Jonnie

Ray legte sich ins Zeug: „Yes, tonight,

Josefine, yes tonight – yip yip, way

Erinnerungen

Das Kinderkarussel war für uns der

Mittelpunkt des Rummelplatzes.

Foto: Archiv Schöllchen

bop, di boom ditti di boom ditti di.“ Alle Leute – im Alltag

ohne Auto und Führerschein – wurde hier zu Graf Berghe von

Trips. Mitten in diesem Getümmel sprangen die Helfer von

Scooter zu Scooter, kassierten die Chips und lenkten unbesetzte

Fahrzeuge im Stehen (!) aus dem Getümmel an den

Rand. Und alle hatten noch beide Füße!

Der absolute Knüller jeder Kirmes aber war und blieb die

Anlage mit den Schiffschaukeln. Hier ließ man sich nicht passiv

bewegen. Hier musste man alleine oder zu zweit Muskelkraft

einsetzen und mit Gewichtsverlagerung arbeiten. Pärchen

zahlten das Gleiche und konnten ihren Spaß verdoppeln,

wenn sie zusammenlegten. Das ging bis in die Horizontale.

Je nach Alter flogen Zöpfe oder Petticoat. Wer es übertrieb

und in die Gefahrenzone gelangte, wurde vom zuständigen

jungen Mann mithilfe einer eingebauten Mechanik schnöde

ausgebremst. Auf freie Schiffe stand man an. Wie bei allen

Fahrgeschäften herrschte das „stringente Windhundverfahren“.

– Der Schnellste gewinnt. Sieger/innen wurden friedlich

anerkannt. Vielleicht lag das auch Freddy Quinns besänftigenden

Klagen: „Brrännend heißerr Wüstensand ...“

Den Höhepunkt jedes Kirmestages bildete eine besondere

Schaueinlage. In der Schiffschaukelanlage befand sich

eine abgesperrte Einheit, die nur mit besonderer Genehmigung

bei nachgewiesener Eignung benutzt werden durfte.

Damals muss der Ausdruck „Einzelfallprüfung“ erfunden

worden sein. Während der Höhenflug aller Schiffschaukeln

spätestens gestoppt wurde durch den Querbalken, an dem sie

aufgehängt waren, umkreiste das Schiff hier eine Eisenstange,

die den Überschlag ermöglichte. Wenn das Kirmesgeschehen

am frühen Abend bei noch guter Sicht zwischenzeitig etwas

zur Ruhe kam, trat Er in Aktion: Der angesagteste Schiffschaukelbremser

des gesamten Siegerlandes. In schwarzer

Jeans mit karierten Aufschlägen, kariertem Hemd, die geölten

nackenlangen Haare nach hinten gekämmt, stieg er

unaufgeregt in seine Schaukel. Zuschauer und besonders

Zuschauerinnen hielten inne und

merkten auf. Der Protagonist steckte

seine Füße in Fußbindungen, schnallte

sich mit den Handgelenken fest,

verlagerte sein Gewicht und erreichte

in kürzester Zeit die Geschwindigkeit

zum Überschlag. Dann kam der Clou!

Er dosierte seinen Schwung so, dass

er genau bis in die Senkrechte über

dem Drehpunkt reichte. Dann stand

oder hing (?) er dort oben, angeschmachtet

von der Damenwelt. Zum

Küssen schön!

Das ließ man aber lieber. Denn

montags baute er ab, dienstags war

er schon unterwegs, um in einer anderen

Siegerländer Ortschaft andere

Frauen zu beeindrucken.

Tiefer Seufzer und Cut...

Tilla-Ute Schöllchen

40 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 41



Sommertage

oder die Zeit

der Ferien

Die letzte Klassenarbeit war geschrieben und wir fieberten

alle dem letzten Schultag entgegen und dem

Beginn der großen Ferien. Bei uns hieß es „große“

Ferien, weil sie sechs Wochen dauerten, im Gegensatz zu

den immer viel zu kurzen anderen Ferien im Jahr.

Am letzten Tag wurde nicht mehr viel „gemacht“, wie

wir sagten. Meistens wurde ein Film angeschaut, den wir

auswählen durften und der mit den erdkundlichen oder biologischen

Fächern zusammenhing, oder, wenn wir nicht auswählen

durften, gar politische; die gefielen uns weniger.

Wer dann fast regelmäßig „krank“ war, war Dodo. Dodo

hieß eigentlich Dorothee, aber zu Hause wurde sie Dodo genannt

und wir nannten sie ebenfalls so.

Auf dem Rückweg dachte ich, ich schau mal bei Dodo

vorbei und erzähle ihr von dem tollen Film, den wir heute

gesehen hatten. Vielleicht würde sie das aufmuntern und sie

würde schneller wieder gesund, denn Schlehmanns wollten

doch in Urlaub fahren, und weit weg, nach Mauritius oder so.

Bei Schlehmanns machte keiner auf, obwohl ich Sturm geklingelt

hatte. Herr Gelber von nebenan sagte, Schlehmanns seien

nicht da, die seien doch schon in aller Frühe los zum Flughafen.

„Und Dodo?“ fragte ich, „die ist doch krank.“ „I wo“, sagte

Herr Gelber, „die ist putzmunter, die Schlehmanns fahren

doch jedes Jahr am letzten Schultag schon in aller Frühe los.“

Zu Hause druckste ich herum und fragte Mutter schließlich,

warum ich nicht schon einen Tag früher Ferien machen

könnte, so wie Dodo. Sie brauche mir doch nur eine

Entschuldigung zu schreiben. „Und – findest du das gut?“

fragte sie. Nein, ich fand es eigentlich nicht gut. Mutter war

eh' nicht so gut auf Schlehmanns zu sprechen. Das seien

Neureiche, sagte sie, die würden mit dem, was sie haben,

nur rumprotzen, im Gegenteil zu Beiborns, die schon immer

reich gewesen wären, und die würden bescheiden tun.

Wenn ich mir’s so richtig überlegte, Beiborns Benno, eigentlich

hieß er Benjamin, war ein lieber, netter Junge aus der

Parallelklasse, der nie so affektiert war wie manch anderer und

auch nicht immer Markenklamotten trug, nur manchmal. Und

das sah ich eher zufällig. Und Bennos Eltern waren richtig nett

und hatten mich schon mehrmals, wenn Benno zum Schwimmen

fahren wollte, in ihrem Auto mitgenommen. Dodo dagegen

war „aufgebrezelt“, wie wir sagten, und prahlte oft mit

ihren Designerklamotten, was für ein tolles Haus und Auto sie

haben, und wo sie schon überall im Urlaub waren – in Mexiko,

auf den Malediven und eine Mittelmeerkreuzfahrt hatte sie

auch schon gemacht – und wie toll das immer alles war.

Wenn wir dann am ersten Schultag unsere Ferienerlebnisse

erzählten, waren wir schon ein bisschen neidisch, denn die

meisten von uns und auch ich konnten mit so Erlebnissen natürlich

nicht aufwarten. Aber mitgenommen, zur Schule z. B.,

hatten die mich noch nie. Erst viel später habe ich erkannt, was

ich hatte, was Dodo nicht hatte: Eine unbeschwerte, glückliche

Kindheit. Dodo hatte fast nie Zeit zum Spielen, sie musste

nämlich zum Klavierunterricht, zum Reiten und Tennis regelmäßig

jede Woche. Wir konnten in unserer Freizeit toben

und uns allerlei Dinge ausdenken und „das wahre Leben“ trainieren

mit Detektiv- und Schnitzeljagden, Geschicklichkeitsspielen

aller Art und Mutter-Kind-Spielen, wobei Hannes aus

unserer Clique immer den Vater spielen und immer zur Arbeit

musste, weil er sonst nur herumstand und für nichts zu gebrauchen

war. Und die Ferien, die „großen“ Ferien, die waren für

unsere Clique bestimmt so toll wie die von Dodo, nur anders.

Was seltsam war, während der Schulzeit kamen wir morgens

schlecht aus den Federn. Doch in den Ferien brauchten

wir nicht einmal geweckt zu werden. Irgendeiner sprang aus

dem Bett und dann wurden alle nacheinander aus dem Haus

getrommelt. Wir hockten zusammen und losten aus, bei wem

wir heute frühstücken würden, denn das Frühstück war nicht

bei allen gleich. Bei Hannes frühstückten wir am liebsten. Da

gab es immer die dicken Nutellabrote, bei Geli gab’s entweder

Marmeladenbrote oder manchmal Brötchen mit Eszet-Schokolade.

Das war auch toll. Bei Jörg gab’s Cornflakes, weil

Jörgs Mutter meinte, wir müssten auch mal was Gesundes essen.

Bei Anni waren wir nicht so gerne, da saß der Opa mit am

Tisch und hatte an jedem von uns was auszusetzen. Bei uns

gab’s oft Käse- oder Salamibrote, damit wir für den Tag gut

gerüstet wären, meinte Mutter. Da waren die andern auch mit

einverstanden. Dann ging’s hinaus ins Leben.

Wenn das Wetter gut war, machten wir allerlei Spiele

oder wir zogen an den Bach, der im Sommer nicht so viel

Wasser führte. Dort übten wir uns im Staudammbau oder

in Bachbegradigungen, wobei Jörg ständig renaturierte,

weil er die Biegungen viel schöner fand. Geli, Hannes und

ich waren mehr für die Fließgeschwindigkeit. Es war herrlich,

in dem Wasser zu spielen, Steine zu suchen, oder, was

auch toll war: Manchmal machten wir eine Schlacht und

bewarfen uns gegenseitig mit dem Uferschlamm, so dass

wir nachher wie die Schweine aussahen und uns im Wasser

wieder säuberten, ehe wir nach Hause gingen.

Wenn es heiß war und die Sonne so richtig vom Himmel

brannte, legten wir uns in das frische Bachwasser und suchten

Abkühlung. Manchmal vergaßen wir sogar die Mittagszeit.

Wir waren so damit beschäftigt, die kleinen Fischchen

zu fangen, um sie anschließend wieder ins Wasser zu werfen.

Einfach nur so ein Wettbewerb, wer der flinkste von uns war

und die meisten schaffte, bis wir merkten, dass wir Hunger

hatten. Nach dem Mittagessen ging es gleich weiter. Abends

kamen wir müde und braungebrannt nach Hause, manchmal

aber auch rot, wie Geli, die eine helle Haut und süße kleine

Sommersprossen um die Nase hatte.

Einmal kam ich nach Hause gerannt, alle andern hinter

mir her. Ich hatte einen kleinen Frosch eingefangen und nun

wollte ich von Mutter ein Einweckglas haben, damit ich den

Frosch hineinsetzen konnte, denn ich wusste, Frösche zeigen

im Glas das Wetter an. Wenn sie oben auf der Leiter sitzen

wird es schön, bleiben sie unten hocken gibt es Regen.

Anni hatte Gras und Löwenzahn mitgebracht, damit er

etwas zu fressen hatte und weich lag. Mutter meinte, dass

man das arme Tier doch nicht dahinein sperren könne. Aber

wir hatten sie schnell überzeugt. Was wir nur noch brauchten

war eine Leiter, wie sollte er sonst nach oben kommen?

Hannes, der sonst immer die besten Ideen hatte, meinte, wir

könnten doch einen Ast hinein stellen. Aber das fanden wir

nicht gut, es sollte schon eine Leiter sein. Da fiel Jörg ein,

dass er noch eine Spielzeugleiter von Playmobil hatte, rannte

nach Hause und war im Nullkommanix wieder da. Übers

Glas spannten wir ein Taschentuch und ermunterten den

Frosch, auf die Leiter zu klettern. Er tat es nicht, sondern

versteckte sich unter einem Löwenzahnblatt.

Am nächsten Morgen saß der Frosch tatsächlich auf der

Leiter, aber draußen regnete es in Strömen. Mutter meinte, der

wolle an die Luft, die wäre unten im Glas zu dünn, wir sollten

ihn rauslassen und wieder zum Bach bringen, und außerdem

fräßen Frösche kein Gras und Löwenzahn. Als die andern kamen,

wollten sie sofort wissen, ob er unten hocke, denn dass es

regnete, hatten sie ja alle mitgekriegt. „Kein Verlass auf Frösche“,

meinte Jörg und wollte seine Leiter wieder haben. Wir

trugen gemeinsam im strömenden

Regen das Glas zum Bach

und setzten den kleinen Frosch

aus. Der überlegte nicht lang und

sprang mit einem Satz und in hohem

Bogen davon.

An solchen Tagen, an denen

es regnete, hatten wir unsere Regensachen

an und zogen durchs

Dorf, spielten Klingelmännchen,

scheuchten die Katzen, oder,

Erinnerungen

(0271)

87 00 87

wenn die Mülltonnen draußen standen, klappten wir die Deckel

auf und hatten auch sonst noch allen möglichen Unsinn

im Kopf. Auch solche Tage waren herrlich.

Manchmal durften wir auch bei Anni auf dem Dachboden

spielen. Da stöberten wir in den alten Kisten und Körben

nach Brauchbarem, z. B. was sich zum Verkleiden eignete.

Das taten wir alle schrecklich gern. Einmal tauchte Hannes

hinter einer Kiste auf und hatte sich wie ein Pirat verkleidet

mit Kopftuch und einer Augenklappe, die er irgendwo rausgekramt

hatte. Anni hatte einen tollen großen Strohhut auf

dem Kopf mit roten Bändern und Stoffrosen. Jörg fand ein

großes weißes Betttuch, das er sich umgehängt hatte, und

kam aus einer Ecke gesprungen, so dass Anni aufschrie und

glaubte, wir hätten ein Gespenst aufgescheucht. Wir tobten

und hatten unseren Spaß, bis von unten einer rief: „Könnt

ihr nicht was leiser sein?!“

Bei Geli konnten wir in der Scheune spielen und im Heu

toben und uns verstecken. Nur Hannes bekam dann immer

tränende Augen, wenn wir zu lange im Heu waren. Er rannte

nach Hause und ward den ganzen Tag nicht mehr gesehen.

Streit gab es, wenn wir alle auf den Traktor wollten und

wer zuerst am Lenkrad sitzen durfte. Und die „Frauen sollten

sowieso nur nebenan oder hintendrauf“ mitfahren. Dann waren

wir Mädels beleidigt und fanden die Jungs sowieso alle

blöd und gingen zu uns nach Hause zum Spielen.

Am nächsten Tag erzählten wir den Jungs, was wir alles

Tolles gemacht hatten und dass sie richtig was verpasst hätten.

Was, haben wir natürlich nicht gesagt. Es wäre für sie

wahrscheinlich sowieso zu langweilig gewesen. Wir haben

nämlich Grimms Märchen und Janosch gelesen, und Geli

sagte, bei ihnen müssen wir mal Hauffs und Bechstein lesen.

Die kannten wir nicht und verabredeten uns für den nächsten

Fall, wenn wir die Jungs wieder total doof fanden. Dann

waren die Ferien zu Ende.

Dodo war nicht brauner als wir waren. Und das, was sie

erzählte, konnte uns diesmal nicht vom Hocker reißen, denn

irgendwie war in dem, was sie erzählte, so ein Unterton zu

hören, dass sie oft nicht machen konnte, was sie wollte, sondern

mit ihren Eltern hierhin und dahin reisen musste, keine

richtigen Freunde am Pool fand, und überhaupt.

Geli, Anni, Hannes, Jörg und ich, wir fanden, wir hatten

wieder mal tolle Ferien gehabt, hatten uns richtig ausgetobt

und waren der Meinung, dass die Ferien doch eigentlich noch

viel zu kurz waren.

Marie Haberland

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42 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 43



in den Fünfziger Jahren

des 20sten Jahrhunderts

Kindheit in Burbach –

Fortsetzung aus Heft 1-2021

Foto: Hartmut Reeh

In unsere Erziehung griffen viele Autoritäten ein: Lehrer,

Pfarrer, Onkel, Tanten, der Polizist. Offensichtlich gab

es eine gesellschaftlich akzeptierte Zusammenarbeit der

verschiedensten Institutionen.

Eine beliebte Einflussnahme, kindliche Gefügigkeit zu

erreichen, war – natürlich im Falle zeitnah gegebener kindlicher

Widersetzlichkeit: „Luck lo, lo ös dr Bollzei! Dä nimmd

dich böt, wenn de itzend ned lieb best!“ Wirkte! Auch wenn

der arme Polizist gar nicht bemerkte, dass er diesbezüglich

Zweck entfremdet eingesetzt worden war. Ein Afrikanisches

Sprichwort lautet: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind

zu erziehen.“, so gilt das Gleiche für Burbach. Wenn wir vom

„Hoppelpadche“ hinter Schuster Roth aus die Kirchenmauer

hochkletterten, sah das todsicher eine besorgte Nachbarin.

Die ließ sich ihre Sorge um unsere körperliche Unversehrtheit

nicht anmerken sondern bellte unmissverständlich: „Machder

au suford lo runner, sust kummen ech au lo huech!“ Wir wendeten

folgsam, weil wir nicht wussten, dass sie bluffte.

Wenn wir heimlich unreife Stachelbeeren stibitzten, bollerte

Onkel Herrmann: „Gündrr, mächsde dich aus däen

Strüche raus, weje däen Qualstern“

Kamen wir abends mit dem Glockengeläut nach Hause,

waren unsere Missetaten schon öffentlich und wir froh,

wenn wir „kinn um de Schuddel“ kriegten.

Zunächst gingen wir im alten Konfirmandenhaus in den

Kindergarten. Sie finden es leicht. Gehen Sie die Nassauische

Straße hoch bis zum kleinen Kreisel. Sie laufen genau

darauf zu. Ein barocker Giebel, Natursteinmauer, schmiedeeiserner

Zaun und Pforte zeugen vom hohen Wert der

christlichen Erziehung damals. Wenn Sie sich immer noch

nicht orientiert haben, lesen Sie einfach. Es steht dran. Genau

über der Türe. Eine der Kindergärtnerinnen kam zu Fuß

vom Kreuzborn und leistete dabei gleich den „Hol- und

Bringdienst“ für ihre Institution. Der knapp bemessene Etat

Erinnerungen

machte sich überall bemerkbar. Unsere „Tanten“ feuerten

einen gusseisernen Ofen an. Es dauerte eine Weile, bis eine

angenehme Betriebstemperatur erreicht war. Wenn Streichhölzer

fehlten, gingen sie mit einer Kerze im Kochtopf ins

Nachbarhaus Feuer holen. Brannte die Kerze bei der Rückkehr

nicht mehr, fing die Prozedur von vorne an.

Mitten im Raum stand ein großes, hölzernes, heiß umkämpftes

Schaukelpferd. Meistens schaukelten die Jungen.

Zur dörflichen Verhaltenskultur gehörten durchsetzungsfähige

Mädchen definitiv nicht. Manchmal richtete eine Tante

auch Zeitfenster ein, damit alle mal drankamen. Vor dem

Haus bot ein riesiger Sandkasten Platz für alle. Als Werkzeug

standen flache Bretter zur Verfügung, an einem Ende

mit ausgesägtem Griff. Das war’ s. Das reichte. Wir waren

auf sozialistische Weise alle gleich. Wir backten damit Kuchen,

bauten Burgen oder zerstörten die Gebilde der anderen

und – ebenso beliebt – hauten sie uns gegenseitig auf

den Kopf und sangen dabei: „Die güldne Sonne, voll Freud

und Wonne, bringt unserm Kränzen mit ihrem Glänzen ein

Herz erfrischendes liebliches Licht.“

Bei Regen stachen wir mit Prickelstiften selbst gemalte

Äpfel aus. Aber bitte mit rechts, dem schönen Händchen.

Linkshänder wurden umtrainiert. Dass bei denen die Äpfel

schon mal zu Birnen mutierten, fiel nicht weiter auf. Sie waren

eben einfach ungeschickt. Und Muggelsteine gab es! Was,

Sie kennen Muggelsteine nicht? Dann kann man Ihnen auch

nicht mehr helfen. An Ihnen ist das Leben vorbei gegangen.

Besonders feierlich wurde es im Advent.

Die Tanten holten jedes Jahr dasselbe papierne Adventshäuschen

hervor, stellten es auf – mit einer Kerze in der Mitte

– und öffneten täglich ein neues Fenster. Es erschien rotes

Transparentpapier mit schwarz aufgedrucktem Bibelspruch,

der vorgelesen wurde.

Stinklangweilig! Echt!

Kein Kind verstand das. Daher erlitt die geforderte Andacht

auch schon mal die eine oder andere Delle.

Am letzten Kindergartentag vor den Weihnachtsferien

wurde das Adventshaus zusammengeklappt und bis zur fürderhin

fälligen Erbauung im Schrank verstaut.

Zu unserer Zeit leitete Hauptschullehrer Reppekus die

Evangelische Volksschule Burbach. Herr Möller, Herr Hoppe,

Herr Mückner und Fräulein Klein vervollständigten das

Kollegium. Bei fünf Lehrkräften und acht Klassen ergab

sich von allein, dass immer zwei Klassenstufen zusammengefasst

wurden.

Alle Lehrkräfte zeichneten sich durch Eigenheiten aus.

Fräulein Klein war zu einer Zeit Lehrerin geworden, als Frauen

bei ihrer Eheschließung den öffentlichen Dienst verlassen

mussten. Sie wird ihre Gründe gehabt haben an ihrer Selbstständigkeit

fest zu halten und auf einen Ehemann und Haushaltsvorstand

zu verzichten. Herrn Mückner fehlte der rechte

44 durchblick 2/2021

Unterarm. Er schrieb

deshalb mit links und

wurde allenthalben

wegen seiner wirklich

schönen Schrift bewundert.

Herr Hoppe kam

allmorgendlich, auch

bei Regen, Schnee und

Hagelschlag, auf seinem

Sachs-Motorrad

angeknattert. Er zückte

im Musikunterricht

(gesungenes Potpourri

durch das deutsche

Volksliedgut) die Geige

und fiedelte.

Herr Möller legte

jeden Morgen den Weg

aus der Siedlung zur

Schule zu Fuß zurück.

Wenn er nach Schulschluss sich ebenso bergauf geplagt hatte,

freute sich seine Frau, dass er sich den Stress mit der Dorfjugend

abgestrampelt hatte und ausgeglichen die heimischen

Hallen betrat. Seinen Boxerhund führte er nur zum Spaß aus.

In den Räumen der Klasse eins bis vier standen dicht

hintereinander klassische doppelsitzige Schulbänke von

einheitlicher Größe Kleine Piepmäuse und lange Lulatsche

mussten sich eben einrichten. Extrawürste gab es nicht, von

Wirbelsäulenschäden war möglicher Weise nicht einmal die

Schreibweise bekannt. Der Tisch war schräg fest angesetzt

und barg ganz vorne, in einem waagerechte Streifen Einlässe

für Griffel und Tintenfass. Entsprechend wurde stramm

frontal unterrichtet. Vorne ging die Post ab: einer für alle

und alle für einen. Einer war einer und alle waren 40 bis

50. Der Arbeitsschulgedanke der Zwanziger Jahre hatte

Burbacher Pädagogik nicht nachhaltig angekränkelt. So

bildeten Übungsphasen, wo sich Kinder allein mit einem

Rechenkärtchen befassen durften, lustvolle Höhepunkte.

Die oberen Jahrgänge konnten sich auch offener Unterrichtsformen

erfreuen. Zumindest gab es Gruppentische.

Foto: Archiv Schöllchen

Erinnerungen

Im alten Konfirmandenhaus befand sich der Kindergarten.

Das ehrwürdige Haus zeugt vom hohen Wert der christlichen Erziehung damals.

Schulbücher blieben über lange Jahre gleich und wurden

von der Reihe der nachfolgenden Geschwister aufgebraucht.

Wir alle lachten an der gleichen Stelle laut auf, wenn beim

Stück: „Die Tiere im Wald“ vorgelesen wurde: „Ein Gewitter

ist im Anzug.“

In der Schulküche im Keller lernten die großen Mädchen (!)

Kochen und Backen. In den Pausen während der Vorweihnachtszeit

belagerten wir deshalb die Küchenfenster und

streckten unsere Hände hinein, um frisch gebackene Plätzchen

zu ergattern. Diese Fenster sehen sie heute noch, wenn

Sie zwischen der ehemaligen Arztpraxis Dr. Girod und

Schulgebäude in Richtung Bürgerhaus gehen rechts im Basaltsockel.

Jungen betraten diesen Raum nicht. Turnhalle?

Fehlanzeige! Wir stellten uns auf dem Schulhof an einer gedachten

Linie auf – 45 – Kinder. Jungen standen immer ganz

vorne, Mädchen weiter hinten, nicht vor der dritten Reihe.

Der Lehrer pfiff. Wir stürmten los. Vielleicht gab es ja eine

Ziellinie, aber sie spielte keine Rolle. Und raten Sie mal, wer

gewann? Trotzdem waren solche Bewegungsstunden sehr

beliebt. Im Winter stand ein leer geräumter Klassenraum

2/2021 durchblick 45



Erinnerungen

Mundart

zur Verfügung. Da standen wir mit 45 Schüler*innen in einer

Reihe an der einzigen Turnmatte an und machten unseren

Purzelbaum, Handstand oder – ganz verwegen - Handstand

abrollen. Dafür brachten wir unsere Sportkleidung mit.

Schließlich kam so etwas ja nur einmal im Monat vor. Wir

nahmen diesen Mangel nicht wahr. Bewegungsmöglichkeiten

bot unser dörfliches Umfeld reichlich.

Aber es gab eine Schülerbücherei. Einmal im Monat war

jede Klasse mit Ausleihen dran. Wir lasen wie besessen „Rappenschön“

oder „Das Mädchen aus dem Bambuswald“. Die

Mädchen bekamen auch außerschulischen Handarbeitsunterricht

bei Schäfers Elfriede in der „Alten Burbach“. Das Haus

steht heute noch. Gehen Sie mal über den ampelgesteuerten

Fußweg am Konfirmandenhaus geradeaus in die „Alte Burbach“.

Nein nicht rechts davon in den Freibadweg! Geradeaus!

Jetzt sehen Sie zur Rechten, ehe die Querstraße kommt,

zwei Häuser. Im zweiten lernten die Burbacher Mädchen in

den Fünfziger-Jahren Häkeln, Stricken, Sticken. Wir fertigten

wunderbare Gebilde; zum Beispiel mit einem Spiel Stricknadeln

(Googeln Sie mal, was das ist) kleine Pompadours mit

zweifarbigen Mustern. Die führten wir dann in der Vorweihnachtszeit

aus, wenn im Heimhoftheater ein Märchen aufgeführt

wurde. Den Höhepunkt jeder Stunde bildete jedoch das

Stundenende, wenn wir alle – im Winter schon dick eingemummelt

– die Hände zum Gebet falteten. Mit Fausthandschuhen.

Über Sonntage lässt sich nicht viel sagen. Sonntage waren

eher langweilig. Alle trugen ihre Sonntagskleider und ruhten

sich aus. Vormittags gingen die Erwachsenen in die Kirche.

Da fast alle Burbacher protestantischen Glaubens waren in die

Evangelische Kirche am Römer. Naja, manche Männer gingen

auch zum Frühschoppen bei Kochs oder Winters oder Rübsamens

oder Böchers. Wir Kinder besuchten um elf Uhr nach

dem regulären den Kindergottesdienst.

Das war spannend. Nach Gesang, Gebet

und wieder Gesang knieten sich die

erwachsenen Gottesdiensthelfer*innen

falsch rum in die Kirchenbank mit dem

Rücken zur Kanzel auf eine Sitzbank

und erzählten uns Abenteuer von Jesus.

Anschließend verteilten sie die heiß

begehrten Blättchen „Gottesbrünnlein“

oder „Kinderbote“. Die belehrten

uns über Gut und Böse. Da hatte doch

ein Mädchen ihre Mutter angelogen.

Abends, als sie kunstvoll im langen

Band einen Apfel schälte, streckte ihr

ein dicker Wurm seinen Kopf aus einem

Loch entgegen. Da hatte sie nun

den Salat! Nur wegen ihrer Lügen!

Mittags gab es tolles Essen, meistens

Sonntagsbraten. Das lässt man

sich ja gefallen. Danach marschierten

Kinder richtig frommer Familien in

Foto: Archiv Schöllchen

die Sonntagsschule des Vereinshauses. Wenn Sie von der

Alten Vogtei aus in Fahrtrichtung die Ginnerbach entlang

gehen in Richtung Siedlung, zählen Sie mal die Häuser auf

der rechten Seite. Das vierte, heute ein gepflegtes Eigenheim

mit Fachwerk und Schiefer, beherbergte die Sonntagsschule

und war „Vereinshaus“. Es gibt aber auch Burbacher*innen,

die es nie von innen gesehen haben.

Manche Familien gingen spazieren im Sonntagskleid,

im Sonntagsanzug, mit Hut. Im Klartext: Wir Kinder durften

uns nicht schmutzig machen. Danach fand man sich bei

Kaffee und Kuchen zum Schwätzchen zusammen. (Whats-

App gab es noch nicht. Unsere Udates waren mundverlesen.)

Manche gingen aber auch auf ein Bierchen zu Kochs

oder Winters oder Rübsamens oder Böchers.

Nach dem Abendessen gingen wir Kinder ins Bett. Es

war uns mehr oder weniger gelungen sauber zu bleiben. Die

Erwachsenen saßen noch zusammen oder gingen ins Kino.

Das lag links neben Böchers – heute „Alt Burbach“. Wenn

Sie sich mit dem Rücken zum Schaufenster des Aldi stellen

zwischen Bushaltestelle und Fußgängerüberweg, denken

Sie sich mal die neuen Vorbauten weg. Dann bleibt der

hintere Querbau auf einer Erhöhung übrig. Dort, über zwei

Treppen zu erklimmen, lag der Eingang zum Kino. Die Filme

zeigten Erbauliches: „Grün ist die Heide“ mit Sonja Ziemann

und Rudolf Prack oder „Die Fischerin vom Bodensee“

mit Marianne Hold und Gerhard Riedmann. Manche gingen

aber auch ... Na, sie wissen schon.

Aber im Advent war alles anders. Da versammelte sich

die Familie am Nachmittag zur Dämmerstunde im Wohnzimmer

und sang gemeinsam Advents- und Weihnachtslieder.

Wenn man um diese Zeit durchs Dorf ging, sah man in

den Fenstern den Schein der roten Kerzen und hörte durch

die Fensterscheiben die Gesänge. Fortseztung folgt.

Tilla-Ute Schöllchen

Schwestern im „Sunnichs“ (Sonntagskleidung)

E ganz normaler Sunnich

De Sunnicher kunn ech als Kend net goot leire. Mr

därfde net schbilln wie mr wull un net off Baam

kleddern, weil mr jo de Sunnichsklierer oahadde –

un die därfden net dräeglich wäern.

Ech erinnern mich noch goot oa en Sunnich im Freehjoahr.

Wie alt ech woar weiß ech net mie, awwer ie de Schuel

ging ech noch net. Et woar e woarmer Daach. De Sunn

schien un ech hadde Knieschtrembe oa un om Kobb en

bloe Schlobb. Mir woar de Zeit ze lang. Du koom zum

Gleck Kölbachs Ursel vorbei. Datt woar mei Freundin un

woahnde nur poor Haiser weirer. Außerdäem woarn mir

eimer alt. Datt Ursel woar och schie rausgebotzd berm

Sunnichskleidche un hadde och en Schlobb om Kobb. Mir

iwwerläden, watt mir woahl maache kinne. Datt Ursel

schwätzde bet mir nur viernähm. „Wommer in euerm Stall

mimm Nestdotz spielen?“ froochde et. Gesaad, gedoo! Mir

ginge ie däen leerije Schdall (de Keeh woarn off dr Weide).

Do woar us Glucke bet de neije Hingelcher, un all scherrden

se im Schdrieh.

Et dauerde net lang, du hadden mr dr Nestdotz entdeckt

un funge äen flott. Bet däen Nestdetze verhält et sich sue:

Datt sei de klaansde un bessje zereggegebliwwene Hingelcher

– se hadden och noch net sue vill Fäerercher oa sich

– äewe sue klaane Puttschcher. Datt Ursel un ech schbillden

en ganz Zeit bet däem Deerche. Mir liese äen laufe un funge

äen wirrer ie un trruuchen äen im Schdall remhäer. Mei

Mudder hierde us un rief: „Watt maacht ihr da im Schdall?“

„Mir schbilln berm Nestdotz!“ „Ihr sullt net emmer oa däem

oarme Deer knatsche, da wisst et iwwerhaupt net mie. Nu

maacht au bet de goore Klierer aus däem Schdall!“

Mr schbillden bet däem zereggegebliwwene Hingelche.

Also mußden mir aus däem Schdall. Tja, watt sulle mir

etz schbilln? Dräeglichmaache därfden mir us jo net. Datt

Ursel mussde mol off de Kloo. Zo ussem Kloo es zo saa,

darret gewess datt schroosde ie ganz Borbich woar – jedenfalls

koom et mir sue fier. Ech schaamde mich emmer,

wenn mir Besuch kridden. Da hieß et jedesmol: „Sigrid,

weis mol dr Abtritt!“ Un da mußde mr zum Haus naus

un bei dr Schauer en Diier offmache. Un da reechts oa dr

Omma un dm Obba äehrem Holz vorbei ie de hinnerschde

dungel Ägge. Do woar en Bräererdier un dohenner e

klaa dungel Kabuffje, datt nur aus em Holzbräet bet nem

Loch ie dr Medde beschdunn. Oa dr Wand hung oa nem

Naal zereechdegeschnirrenes Zeiringsbabeier zum abbotze.

Vorn woar en Klabbe, die kunn mr fortnäehme un kunn

da däen Kiwwel bet de zwie Henkeln rauszieh, dä unner

däem Loch schdunn. Wenn dä Kiwwel voll woar, wuer hä

off de Mesde geschudd.

So, datt Ursel muuch sei Geschäfd un duu nohme mir

us e Schdäggelche voa dr Omma ähre Raumschanze un

mengten ie däem Kiwwel un luggden, watt all dodenn

remhärschwumm. Bei däe Mengerei fiel off eimol dm Ursel

seine neie Schlobb ie däen Kiwwel. Et wull äehn berm

Schdäggelche rausfesche, dreggde äehn awwer noch deefer

ie däen Surrel,, sue datt mr en goarnet mie sieh kunn. Du

fung datt Ursel oa ze plarrn: „Ich krieg se geschimpft, wenn

ich ohne den Schlobb nachhaus komm. Der war ganz neu!“

Also noohme mir die Klabbe vorn raus. Zum Gleck woar

dr Kiwwel nur half voll. Jedes puuk sich en Henkel un mir

zuuche un deiten sue lang oa däem schwäre, grueße Kiwwel,

bis mir en fier us Mesde geaarbt hadden. Do kibbden

mir äehn em un suchden en ganz

Zeit no däem Schlobb. Datt Ursel

funn seine Schlobb!

Duu luggde us Omma zur

Dier naus, sooch, watt mir gemaacht

hadden un rief gä mei

Vadder: „Waldemar! Lugg emol,

watt die Halungemenscher etz

wirrer gemaacht hoa! Dr Schess

fleißt bis off de Schdrooße. Wär

mächt die Sauerei etz wech?“

Datt Ursel muuch sich flott ab.

Vorn oam Schdäggelche bammelde

dr Schlobb un braun

Breeh drebbelde raus. Ech kridde

voa meinem Vadder en Tracht

un de Omma saade; „Beluggd au

mol, wie die goore Schooh aussieh!

Nä, nä, un datt oam heilije

Sunnich!“

Sigrid Kobsch, Burbach

Foto: pixabay

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Mundart

Mundart

Di Saujonge fam Vogelsang

Ewald Holdinghausen, früher

Rektor der Weidenauer

Jung-Stilling-Schule.

Bild: Foto LOOS Weidenau

Mier hadde eh d`r

Jong-Schdilling-Schoal

enn

nojjer Rektor kräje, dat wor

d`r Ewald Holdinghausen,

och genannd „Schdrechma“.

Ech glauwe, hä konn

kenn rechdiche Mänsche

zaichen. Wann hä os wat

fergleckern woll, da molde

hä emmer nur Schdrechmänner.

Hä wor d`r bässde

Lehrer, dä ech jeh hadde.

Wann ainer fa minne Lehrern

on schbärer min Professorn

en gore Ennfluss

ob min ganzes Läwe on ob

min Karakder hadde, da

wor dat d`r Schdrechma.

Earlechkaid, Ofrechdechkaid, Fliss, Sauberkaid on Wäldoffehaid

– dat wor et wechdechste, wat hä os bibrochde usser

däm Reche, Läse, Schriwe, Erdkunde on Geschechde. Wann

mir wat ussgegefrässe hadde, da wosde mir schor em Foaruss,

wat hennerher russkom. Awer wann mir earlech zogowe wat

mir gemachd hadde, da gob et di Schläj glich ob d`r Schdäll

– nur lechder. Awer dohmet wor di Sache foarbi on fergässe.

Em örschde Wäldgreech wor hä als jonger Saldoht eh

russische Gefangeschaft gerore on no Sibirien ferschläbd

wuern. Hä wor da 1917 bi d`r roat-wisse Revolution uss

däm Gefangenelager ussgebroche on duerch de Mongolei

on China no Shanghai gekomme. Do hadde hä bi `nem

Frachder uss Holland ahgeheuerd on wor for`m Enn fam

Greech schor werrer d`rhaim ahgekomme.

Fa der ohglaubleche Duer verzealde hä wahne gern. No

ner gewesse Zitt hadde mier dat Denge russ kräje. On wann

m`r da so en d`r Glasse sose on hadde Erdkunde orrer Deutsch,

da wardede mier ob et rechdiche Schdechwoard. On wann

dat kom, da frogde ainer fa os, wi dat werrer so gewäse wear

dohmols en Sibirien. Fa do ah bruchde mier niks meh ze learn,

di Geschechde wuer fa`m Schdrechma ferzeald. On wann hä

am Enn wor, da wor och dermaist schor de Pause do.

Als klaine Jonge sochde mier em Frejoar gern Gläwern,

och Maikäfer genannd, Wann m`r e paar hadde, da drähde

m`r se ob d`r Röcke on da schdrammbelde se met de Bai wi

gäck. Mier guggde da wat for`n Farb se onnedronner hadde.

Worn se wiss, da nannde m`r se „Bäcker“, di schwarze worn

Schoarnsdefäjern. Hadde m`r fele fa ainer Soarde, da duschde

m´r gä enn anner Farb.

Em Frejoar, a warme Maidaj, gob et ömmer werrer gä

Owend jonge Pärcher oawe am Gierschbrich, henner däm

Wierenauer Wasserbassäng, eh d`r Hauberch ferschwenne.

Di ällere Jonge sähde: „Mier soche och Maikäfer.“ Awer

wann mier di frogde, ob se os e paar gä könne, da hadde di

net enn d`rbi. On di Mädcher lachde nur.

Mier worn jo net so obgeklärd wi di jongwe Lü fa heut.

Wann mir wat russfenne wolle, da mossde mier dat alles sachde

on met fel Gerore fersoche. Dermaist wuern m`r beloge. So

waor dat bes mier os foarnome, d`r Sache ob d`r Grond ze go.

„M`r go se beschliche!“, so nannde m`r dat - mier kannte dat

fam Karl May. On wat m`r do ze seh kräje, dat sorjde dofor, dat

m`r wahne groase Aue machde. Et wor bal so wi bi dä Maikäfer.

Ai Dail fa dän hadde sech dermaist ob d`r Röcke gelät on

zappelte ömmer werrer emol met de Bai en d`r Loft. Dä annere

fersochde russzufenne, wat die Farb fa d`r Onnersidde wor on

ob et e Bäcker orrer e Schoarnstefäjer sin könn. On itz hadde

m`r am Enn da doch noch russgefonne, wat m`r wesse wolle.

Min Babbe öwerlees de Zocht on de Oardnung d`rhaim

minner Mamme. Fa ear kräj ech bi nem Grond d`rörschd d`r

Hennern fersohld on dohnoh mossde ech en`t Bädde. Awer

aimohl ha ech se och fa äm rechdich kräje. Awer dat wor och

e beas Denge, zemols fa sinnem Schdandponkt uss.

Zo Oasdern hadde mier min Dande en Modellkaste

met „Platilin Knetmasse“ gebrocht. Dohmet formde ech

d`rörschd Oasderäjjer, da Oasderhase on am Enn och noch

en Schlang. Di wor ganz aifach ze mache on ech hadde se

och schea gerengeld on da minnem Babbe a nem Fridach als

„Geschäng“ en sin Bädde gelät.

Fridachs song min Babbe ömmer em Männergesangverein

„Germania“ eh Kottmanns Wirtschaft. A däm Owend kom hä

zesame met Schlossersch Erich nohaim. D`r Erich schbelde

noch e schea Leedche ob d`r Zerrer eh oser Köche. Dohnoh

geng d`r Erich nohaim on os Babbe eh sin Bädde.

Hä geng sachde ren – awer ir konnt ou net forschdelln,

wi schwinn hä werrer russ kom. Min Mamme sähde hennerher,

hä wer öwer dat Foosenn uss em Bädde geschbronge.

De Dür wor zo on hä zerbroch d`r Rahme metsamt Schloss

– on wor och schor eh minnem Zemmer. Dat wor`t ainziche

Mohl, dat hä mir so rechdech d`r Hennern ferhaue häd. Ech

ha em dat net öwel genomme – ech hadde et jo och ferdehnt.

Gerhard Peysar, früher Weidenau

En Enkear

no`m Wannern

En Enkear no`m Wannern, dat geheart och d`rzo;

m`r setzt äng zesame, esst, drenkt on es fro.

Mir hadde och rächt schwinn en Kneipe gefonne,

di baste os god for zwo Nommedachsschdonne.

Di Wirtin kom huerdich, ech beschdallde en Wuerscht,

on ha net fergässe dat Bier gäh d`r Duerscht.

Dat brochde se derörschd; god so – Duerscht es en Gwal!

Awer uss d`r Köche kom e harter Schandal.

M´r horde Geräbbel on et wuer sech geschannd.

Wearwäje? Dat blew os örschd emol obekannd.

On itz kom di Wirtin, di Wuerscht ob nem Däller.

All guggde se äntsätzt – och ech als Beschdäller.

Di hadde wahrhafdich – mech lausde d`r Affe –

d`r Dumme ob`m Würschtche!!! Dat mech m`r ze schaffe!!!

„Wat sall dat da heiße?“, froude ech di foll Groll.

„Mein` se, dat mir di Wuerscht noch mol ronnerfalln soll!?“

Dä Däller schdonn for mir, ech ha ren gehaue,

doch no minnem Würschdche do guggde zwo Aue;

di löchdede glönich, di brande wi`n Fackel,

on di zwo Pupille gehorden nem Dackel.

Dä fong a ze winseln on dä leef ömmer rond,

on ech dochde bi mir: Wat häd da dä Hond?

Itz wuer et m`r zefeel! Ech sähde gä di Frau:

„Dat es doch kenn Zoschdand met däm blöde Wauwau!

Dat schdört mech duerch on duerch, dat halen ech net uss,

di ganze Esseräj es hebi kenn Genuss!

Dä guggd en ainem fort ob min Delikadässe;

Krijd da dat Dier bi ou net genoch ze frässe?“

„Dä kömmd örschd no ou dra! E Hond, dä moss warde!

Awer wann se lef wonn sin, da häd hä gore Karde.

Söll et grad äwe go, da ässe se schnäller,

Sie ässe do nämlech uss däm sinnem Däller.“

Ulli Weber, Flammersbach

De Johres-

Hauptversammlung

Ganz wechdech, dat är all et weßt

de Johreshauptversammlung es!

Oft stressich, mänchmoal och bet Qualen

verbunge sie de Vörstandswahlen.

Kum emet es bereit zom Führ‘n,

on döt hä‘t krijjt hä bal ze spörn

dat mänche , die än hö begröße

än morn alt dabbeln bet de Föße.

Doch halt, wenn mir Bilanz hö mache,

da görret och moal wat ze lache;

denn insjesamt, dat wüerd bal klor

wor‘t werrer moal e goret Johr,

bet gore Vörsätze jespickt,

on veelet es os och jeglöggt.

Bim Oursderbotz, bim Maibaumfestche,

bim Dorffest soaw mr frohe Gäsde!

Doadröwer lourndet ze berechde,

des Vörstands Ärwet ze belechde,

doabet e jedet Mitglied spört:

os Dorfverein wüerd god jeführt!

Min Botschaft hat är etz vernomme,

dröm loaßt os etz zor Sache komme.

Doch eh de Fachwarde mir hörn,

wonn äwe mir de Stömm noch schmeern …

Prost zesame, on wierer gieret bet TOP 1

Bruno Steuber Ferndorf

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Das Portrait

Das Portrait

Stefan Kober

Elisabeth Mutke

Jahrgang 1960, geboren in Siegen, gelernter Kaufmann,

seit 2014 Küster in der Siegener Nikolai Kirche. Er ist

verheiratet und hat eine Tochter.

Sein Arbeitsplatz sei einer der schönsten in Siegen,

meint Stefan Kober, der als Küster der evangelischen

Nikolaikirche sein Amt mit Leidenschaft ausfüllt.

„Der Küster ist nicht zu sehen, aber überall“ erklärt er augenzwinkernd,

„er kommt als erster und geht als letzter“.

Er ist Hüter der Kirche (von lat. custos Wächter) und verantwortlich

für Ordnung, technische Sicherheit und Brandschutz.

In Coronazeiten natürlich auch für die Einhaltung

der Regeln. Er bereitet die Gottesdienste vor, begleitet sie

und ist für die Nachbereitung zuständig. Unterstützt wird er

von zahlreichen Ehrenamtlichen aus der Gemeinde. Trotz

Corona gab es immer wieder Präsenzgottesdienste, an dem

statt normalerweise 700 nur 90 Gläubige teilnehmen konnten.

Aber auch Video-Übertragungen von 45-minütigen Andachten

wurden nach und nach immer besser angenommen.

Dies war anfangs natürlich Neuland für alle Beteiligten.

Besondere Freude bereitet es Stefan Kober, Touristengruppen,

Schulklassen oder Studierende aus aller Welt durch

seine Kirche zu führen. Natürlich wollen fast alle sofort den

Turm besteigen, um auf der Plattform die Aussicht zu genießen

und um mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem goldenen

Krönchen von 1658, ein Selfie zu machen. Dies ist aber nur

sehr restriktiv mit Anmeldung und unter Beaufsichtigung

möglich. Es gibt nur einen engen Aufgang, ist also gefährlich.

Die historischen Fakten zur Kirchengeschichte vermittelt

er mit seiner lockeren und humorvollen Art.

Auf dem Turm finden in der Adventszeit auch die berühmten

Turmkonzerte statt, bei denen jedes Jahr abwechselnde

Ensembles, meist Blasorchester, für die festliche musikalische

Begleitung des darunter liegenden Weihnachtsmarkts sorgen.

Von Pfingsten bis Oktober haben die Vorbereitungen für

Hochzeiten in der Nikolaikirche Vorrang. Beliebt sind Samstage.

Spitze waren einmal fünf Trauungen an einem Tag.

Auch viele externe Paare wünschen sich den kirchlichen Segen

unter dem Krönchen. Natürlich muss es heute eine besonders

attraktive Location sein, um einzigartige Bilder für

die Hochzeitsbücher zu fotografieren. Und wo kann die ganze

Hochzeitsgesellschaft am besten abgelichtet werden? Vor

dem Haupteingang der Kirche auf den Stufen, die wie eine

Bühne angelegt sind. Hier wird Konfetti gestreut und Luftballons

in den Himmel geschickt und die Brautleute bejubelt.

Dann kommt Kober auf ein nicht so angenehmes Thema

zu sprechen. Die ärgerliche Müllsituation rund um

Marktplatz und Kirchentreppe. Er muss für die Sauberkeit

rund um die Kirche sorgen, vor allem am Sonntagmorgen

nach manch einer ausschweifenden Partynacht. Dankbar

ist er den Mitarbeitern der Stadt Siegen, die ihn bei der Beseitigung

von Müllbergen, Schmutz und schlimmer noch

von Graffiti mit Lackfarben unterstützen, um die Würde

des Ortes wieder herzustellen. Aber sonst, wie gesagt, ist

sein Arbeitsplatz fast der schönste in Siegen. •

Immer für einen guten Spruch zu haben ist die quirlige

Frau Mutke aus Niederdielfen. Jeder im Ortskern kennt

die Seniorin, die gern ein Schwätzchen hält: ob im Supermarkt,

in der Sparkasse, im Bus oder nach der Messe.

Am liebsten aber an ihrem Gartenzaun unter der Bahnbrücke

in Dielfen. Der Garten wird hingebungsvoll von ihr

rund ums Jahr gepflegt. Im Hintergrund gackern Hühner.

Es gibt Gemüsebeete. Rund ums Haus sind liebevoll Blumenkästen

und bunte Kübel arrangiert, auf die zahlreiche

Gartenzwerge und Schneewittchen aufpassen. Neben dem

Hauseingang zeigt ein buntes Glasfenster den Siegerländer

Schmied. Ein Geschenk?

Aber der Mittelpunkt ihres Gartens ist eine Sternmagnolie,

die sie seit vielen Jahren besonders hegt und pflegt.

Zu jeder Jahreszeit macht ihr Lebensbaum eine gute Figur.

Aber spannend wird es um die Osterzeit: Elisabeth

Mutke ist fast immer die erste, die ihren Baum mit bunten

Eiern schmückt, der alle Blicke auf sich zieht. Mal

hängen sie in den noch verschneiten, kahlen Ästen mit

winzigen Knospen, mal sind zu dieser Zeit schon fast die

Blütensterne der Magnolie zwischen ihren fast 700 Ostereiern

zu sehen. Seit vielen Jahren berichtet die lokale

Presse immer mal wieder über dieses Osterspektakel im

Dielfer Garten von Frau Mutke. Inzwischen ist sie sogar

ein kleiner Internet-Star und Radio Siegen sowie der

WDR berichteten. Vor zwei Jahren, an ihrem 80. Geburtstag,

Anfang April, war der Osterbaum natürlich mit einer

weißen 80 geschmückt.

Seit ihrer Kindheit ist Elisabeth Mutke eng mit der katholischen

Kirche verbunden. Über viele Jahrzehnte nahm

sie regelmäßig an Prozessionen und Pilgerreisen teil. Ein

unvergessliches Ereignis war ihre Wallfahrt nach Lourdes

im Jahr 1999, worüber sie immer wieder gern erzählt. Die

Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, das Singen und Beten

in feierlicher Umgebung, bedeuten ihr viel. So hat sie

schon über zwanzig Mal regelmäßig an Wallfahrten nach

Kevelaer teilgenommen und wäre natürlich noch heute

gern dabei. In vielen Vereinen war oder ist sie noch Mitglied,

sie liebt die Gemeinschaft.

Seitdem Frau Mutke verwitwet ist, hat sie sich nicht

zurückgezogen. Immer noch hält sie viele Kontakte und

trifft regelmäßig am Sonntagnachmittag Freundinnen zum

Kaffeeklatsch. Um mobil zu sein, hat sie eine Monatskarte

für den Bus und ist gern ihrer näheren Umgebung unterwegs,

oder auch mal in Siegen und Kreuztal und freut sich

über jede neue Bekanntschaft.

Sie strahlt mit ihrer freundlichen Offenheit und positiven

Einstellung gute Laune aus und genießt nach einem erfüllten

Familienleben voller Arbeit und Pflichten nun ihre Jahrgang 1939, geboren in Niederdielfen im Haus, wo

Freiheit.

• sie noch heute lebt. Sie hat zwei Söhne. Seit 1998 ist sie

Texte: Tessie Reeh; Fotos: Rita Petri

verwitwet.

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Gedächtnistrai ning

Lösungen

Seite 78

Blumen- Steckbriefe

Zahlen merken

Lieder raten

Überall blühen die Blumen. Welche Blumen sind hier

beschrieben?

1. Die Blume um die es hier geht, stammt ursprünglich aus

Südafrika. Bei uns gibt es über 250 Wildarten. Die Blume

ist pflegeleicht und kann den ganzen Sommer durch blühen.

Sie ist bei uns die Balkonblume Nr. 1. Es gibt sie in stehenden

und hängenden Arten.

2. Bei dieser Blume stehen die Blüten einzeln oder in unterschiedlich

aufgebauten Blütenständen zusammen. Die

meist vielen Fruchtblätter sind nicht miteinander verwachsen.

Es gibt diese Blume in vielen Farben und Variationen.

Die Blume hat häufig auch eine symbolische Aussage. Aber

Vorsicht, Sie können sich auch an ihr verletzen.

3. Hier handelt es sich jetzt um einen Strauch oder auch

um einen kleinen Baum. Die ca. 10-18 Arten stammen

ursprünglich aus Südamerika und gedeihen am besten in

subtropischen Gebieten und dem Mittelmeerraum. In den

seitenständigen Blütenständen stehen meist nur drei Blüten

und drei große auffällig rosa bis lila gefärbte Hochblätter.

An weißen Häuserfronten sehen sie sehr schön aus.

4. Jetzt geht es um eine krautige Pflanze, die oberirdischen

Pflanzenteile sind mit einfachen, oftmals klebrigen Trichomen

behaart. Die Blüten stehen einzeln in eingabeligen

Blütenständen und werden von einem Paar nahezu gleicher

Tragblätter begleitet. Sie gehört zur Familie der Nachtschattengewächse

und zählt zu den wichtigsten Zierpflanzen oft

in Blumenampeln und -kästen zu finden. Auch sie ist in den

subtropischen Gebieten Südamerikas weit verbreitet.

5. Diese Blumen sind kurzlebig bis ausdauernd und krautig.

Die Köpfchen tragen weiße Zungen und gelbe Röhrenblüten

und sind selten auch ohne Zungenblüten anzutreffen.

Sie haben einen körbchenförmigen Blütenstand

und stinken beim Verwelken. Lassen sich nicht so leicht

pflücken auf den Wiesen, mit einer Blumenschere geht

es leichter. Die Art und Gattung ist in Europa beheimatet

und oft auf Wiesen zu finden. Als Zierpflanze erscheint

sie auch als Bäumchen.

Trainingsziel: Denkflexibilität

Schauen Sie zwei Minuten

auf das Zahlenfeld und prägen

Sie sich die Zahlen und

deren Positionen

9 + X + 1

+ X + 5 + gut ein.

7 + 8 + X

+ X + 11 +

4 + X + 6

Decken Sie das gelbe Zahlenfeld

ab! Nun haben zwei

Zahlen ihren

Wert geändert

und

zwei Zahlen

haben

9 + X + 7

+ X + 3 +

1 + 8 + X

die Plätze + X + 11 +

getauscht.

Welche?

4 + X + 5

Trainingsziel:

Merkfähigkeit

Konzentration,

Die Übungen wurden zusammengestellt von:

Gedächtnistrainerin

Bernadette von Plettenberg

Mitglied im Bundesverband Gedächtnistraining e.V.

02732 / 590420 bernadette@plettenberg-struwe.de

Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage

Es gibt einige Lieder in denen Tiere

eine Rolle spielen. Welche Lieder fallen

Ihnen dazu ein?

z.B. Kommt ein Vogel geflogen,

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Trainingsziel: Urteilsfähigkeit

Die Erdbeere

Viele Menschen lieben sie als Marmelade

oder Gelee. Beschreiben Sie Ihr Vorgehen,

wie Sie die Erdbeeren auf dem Feld

pflücken bis sie zur Marmelade verarbeitet,

fertig auf dem Frühstückstisch steht.

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Was bin ich?

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Unterhaltung

Der kurze Traum vom eigenen Heim …

Kultur

Unsere Sprache folgt der Zeit

Ein fürchterlich lautes ohrenbetäubendes Getöse riss

sie in den frühen Morgenstunden ganz schnöde aus

ihren schönsten Träumen. Die Wucht, mit der sie aus

dem Bett geschleudert wurden, war gewaltig und zerstörte

ihre gesamte Wohnung mit einem Schlag. Die Möbel kippten

um, zerbarsten und im ersten Augenblick schien es, als

hätten sich Blitz und Donner eines Gewitters zu einem stürmischen

Unwetter vereinigt. Sie wurden vollkommen überrumpelt.

Die Witterung konnte es doch nicht sein, durchfuhr

es Fridolin. Die Wetterlage hatte sich in den letzten Wochen

zuvor kaum verändert. Eine so gewaltige Verschlechterung

hätten sie instinktiv bemerkt und zur Vorsorge veranlasst.

Vollkommen verwirrt und zunächst zu keinem klaren Gedanken

fähig krabbelte Fridolin, noch am ganzen Leibe zitternd,

auf seine Beine und blickte um sich. „Oh Gott, oh

Gott, wo ist mein Riekchen?“, dachte er suchend. Eben lag

sie noch eng an ihn geschmiegt in seinen Armen. Er hatte

ihren warmen Körper und ihr leichtes Schnarchen neben

sich gespürt. „Um Himmels Willen. Wo war sein Riekchen

geblieben“? Doch ehe er sich noch einigermaßen aufrichten

konnte, fiel er auch schon auf den Rücken. Seine Beinchen

versagten unter einem erneuten lauten Gedröhne und Getöse.

Er konnte sich nirgends festhalten und spürte nur noch

im Unterbewusstsein, dass er sich von Intervallen durchgeschüttelt

in einer waagerechten Lage befand.

Foto: Wikipedia Commons

Das musste sein letztes Stündlein sein, und wie in einem

Film durchlebte er die schönsten Augenblicke seines ach so

jungen und hoffnungsvollen Lebens.

In einer Großfamilie war er fröhlich und ohne Not aufgewachsen.

Neben Vater und Mutter bevölkerten eine reichliche

Kinderschar ihr Domizil. Unzählige Schwestern und Brüder,

dazu Großeltern, Onkel und Tanten, zig Cousins und Cousinen

und viele mehr gehörten zu dieser illustren Verwandtschaft.

Einmütig lebten sie alle nebeneinander. Es gab nie

Streit oder Auseinandersetzungen und sie führten ein privilegiertes

Leben. In ihrer kolonisierenden und stetig zunehmenden

Population stand der reichliche Nachwuchs grundsätzlich

an erster Stelle. Es gab selbstverständlich keinen Mangel an

Wohnraum und ungehindert konnten sie sich ihrer Lebenskultur

ausbreiten. Die Kinderzimmer umfassten einen eigenen,

immer gut klimatisierten Bereich, in dem sich die Brut austoben,

lümmeln und tummeln konnte. Unbeschwert, ohne Not

und mit reichlich zu Essen wuchsen sie alle heran.

Neugierig war der pubertierende Fridolin eines Tages auf

Entdeckungstour gegangen. Er fühlte sich stark, eigentlich

auch schon erwachsen und vor allem selbstständig. Eine neue

Welt erschloss sich ihm. Ach, er sah ja so viel Neues und unvermittelt

war ihm das Herz aufgegangen. Er sah Riekchen,

ein junges liebliches weibliches Wesen und er verliebte sich

bis über beide Ohren in die Holde. Sie sah ihn verlegen und

scheu an, schlug zunächst noch die Augen nieder, doch dann

ließ sie, von heißen Gefühlen entflammt, ihre Wimpern klimpern.

Fridolin, der junge Heißsporn, war so angetan, dass er

sich spontan und ohne weitere Überlegungen in der Familie

der Schwiegereltern einnistete. Nachdem sich die erste Leidenschaft

gelegt hatte, sie aber immer noch nicht voreinander

lassen konnten und glückselig ineinander verliebt waren,

wurden beide von dem Gedanken beflügelt sich ein eigenes

gemütliches Zuhause zu schaffen. Sie gingen auf Wohnungssuche.

Zunächst suchten sie in einem noch unerschlossenen

Neubaugebiet in ihrer Nähe ein schnuckeliges Zuhause.

Doch dort gefiel es Riekchen gar nicht. In den bereits belegten

einzelnen Unterkünften befand sich ein eher neureiches

Völkchen. Riekchen meinte, dass sie doch beide in einer

Mehrgenerationen-Gemeinschaft groß geworden seien. „Ich

will Räumlichkeiten, in denen wir ebenfalls inmitten einer

großen Kinderschar leben können“, sagte sie energisch ihrem

Fridolin. Fündig geworden, entschieden sie sich schließlich

für einen, im Parterre befindlichen, renovierungsbedürftigen

Altbau. Verwandte und Freunde halfen beim Umzug.

Und erst gestern hatten beide freudig und stolz das von

Rieke bemalte Schild „Hier lebt und liebt Familie Borke“ begutachtet,

das heute an die Haustür geschraubt werden sollte.

Warum musste heute der Harvester kommen, den Wald

roden und damit ihren Traum vom eigenen Leben zerstören?

Eva-Maria Herrmann

Mihaly von Zichy, „Der alte Hagestolz“

Bild: wikimedia commons Österreichische Galerie Belvedere

Mit den vielen neuen Wortschöpfungen in unserer

Umgangssprache hat Oma Inge mittlerweile kein

Problem mehr. Doch mit der Art, wie ihre Mutter

auch heute manchmal noch spricht, schon eher. Uroma Hilde

versuchte einmal ihrem neunjährigen Urenkel Leo zu erklären,

dass man früher „Billets“ löste, wenn man mit öffentlichen

Verkehrsmitteln, wie zum Beispiel der Bahn, reisen wollte.

Oder dass man über das „Trottoir“ spazierte und zum Ausruhen

auf einem „Chaiselongue“ verweilte. Leo verstand diese

Wörter natürlich nicht und schaute seine Uroma nur fragend

an. Französisch gehörte noch nicht zu seinen Schulfächern,

dass er sich vielleicht einen Sinn hätte ableiten können. Uroma

Hilde bedauert sehr, dass der fränzösische Teil der Umgangssprache

sehr viel weniger geworden ist. Ihre Tochter,

Oma Hilde, versteht den ein oder anderen Begriff aus dieser

alten Umgangssprache noch, weigert sich aber, diesen heute

noch zu gebrauchen. Doch Uroma Hilde gab so schnell nicht

auf und versuchte, Leo auch Begriffe aus der alten deutschen

Umgangssprache näher zu bringen.

So erklärte sie das Elend, wie ihre Generation sich früher

mit „Muckefuck“, auch Ersatzkaffee genannt, oder „Blümchenkaffee“,

als gestreckter Bohnenkaffee bekannt, begnügen

musste, weil es ja nichts anderes gab. Doch auch diesmal

hatte Leo viele Fragezeichen in seinem Blick. Sie vertraute

ihm auch an, dass seine Oma Inge als Kind nie eine schöne

Schreibschrift hatte und folglich waren das für sie dann

„Schmieralien“. So einen „Mumpitz“ konnte sie nicht akzeptieren

und somit musste ihre Tochter viele Hausaufgaben neu

schreiben. Leo verdrehte bei solchen Äußerungen nur die Augen,

hörte ihr aber weiter geduldig zu. Doch als Uroma Hilde

vom „Flur bohnern“ und dem netten Nachbarn, dem sie

geraten hatte, besser ein „Bratkartoffelverhältnis“ einzugehen,

als ein „Hagestolz“ zu bleiben, zum Besten gab, rannte Leo,

wie von einer Tarantel gestochen, aus dem Zimmer. Das verstand

er alles nicht. Uroma Hilde hörte sich an, als wenn sie in

einer ganz anderen Welt, die Leo sich nicht vorstellen konnte,

gelebt hat. Dabei war es doch nur die deutsche Alltagssprache

von vor sechzig bis hundert Jahren. Wenn Uroma Hilde schon

mal vor sich hin träumte, war sie gedanklich bei den Damen,

die ihr „Boudoir“ aufsuchten, um sich mit ihren wohlriechenden

„Duftwässerchen“ zu benetzen. Oder sie dachte an die

Zeiten, als man den Unterschied zwischen „Backfisch“ (junge

Unschuld) und „Blaustrumpf“ (gebildetes Weib) noch geläufig

waren. Und so ging sie in Gedanken immer weiter und

kam wiederum zu ihrer Mutter, die immer zu sagen pflegte:

Hauptsache man hat „viel im Tornister“ (nämlich Wissen)

und die kannte auch den Unterschied zwischen einer „Muhme“

(Schwester der Mutter) und einer Tante (Schwester des

Vaters). Doch diese Dinge interessieren heutzutage nur noch

wenige. Und so haben wir alle doch längst verstanden, dass

die Sprache der Zeit folgt. Viele Wörter gehen dabei leider unter.

Schade eigentlich!

Ulla D’Amico

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Aus der Region

Gesellschaft

Auf dem Pilgerweg der Mönche

Vom Kloster Marienthal zum Kloster Marienstatt

Seelische Erkrankungen

Kein Tabuthema mehr

Abteikirche Marienstatt

Unweit des ehemaligen Klosters Marienthal weist am

vorbeiführenden Wanderweg ein Schild auf ein anderes

Kloster hin: Abtei Marienstatt. Bis dort sind

rund 23 Wanderkilometer zurück zu legen. Mönche des Zisterzienserordens

betreuten von 1450 bis 1560 den Seelsorgebezirk

Marienthal, wo 1460 eine Kapelle errichtet wurde.

Als im Jahr 1666 dort ein eigenes Kloster entstand, wurde

das mehrstündige Begehen des Bergweges entbehrlich.

In dem ehemaligen Klostergebäude von Marienstatt befand

sich ab 1973 eine Bildungsstätte des Erzbistums Köln.

Seit dem 1.Mai 2016 werden die Räumlichkeiten durch die

Klostergastronomie auf verschiedene Weise genutzt. Die Kirche

dient weiterhin uneingeschränkt als Verkündigungsstätte.

Mischwald mit altem Baumstand säumt zunächst den

Weg und wird nach halbstündiger Wanderzeit von einer unbewaldeten

Hochfläche abgelöst, die auf verschiedene Weise

landwirtschaftlich genutzt wird. Beglückende Aussichtspunkte

wie die Felsformation der „Spitzen Ley“ und der „Hohen

Ley“ bereichern die erlebnisreiche Wanderstrecke. Am Ufer

der Nister lädt der Gasthof “ Zum Nisterstrand “ zur Rast ein.

Sechs bis sieben Stunden Wanderzeit sind zum Begehen des

reizvollen Weges erforderlich.

Ziel der Tageswanderung von Marienthal nach Marienstatt

ist das dortige Zisterzienser–Kloster, welches im Jahr 2012

sein 800 jähriges Jubiläum feierte. Es wurde ursprünglich im

Jahr 2012 in Mörlen bei Kirburg als kleine Gebets- und Besinnungsstätte

errichtet, in der nur wenige Mönche tätig sein

konnten. Vorrausgegangen war eine großzügige Schenkung

der Adelheid von Molsberg, die bis zum Tode ihres ersten

Mannes auf der Freusburg im Siegtal wohnhaft war. Die Verlegung

des Klosters in Form eines größeren und neuen Gebäudes

erfolgte zehn Jahre später, erneut durch eine Schenkung.

Graf Heinrich III von Sayn und dessen Ehefrau, Mechtild von

Landsberg, übertrugen dem Kloster maßgeblichen Grundbesitz

im fruchtbaren und geschützten Tal der Nister.

Die Umsiedlung von den rauen Höhen des Westerwaldes

(ca. 450 MüM) ins rund 250 Meter hoch gelegene Nistertal

Kloster Marienstatt

war sicherlich eine maßgebliche Bereicherung, da die landwirtschaftlichen

Flächen in Klosternähe ertragreicher zu bewirtschaften

waren.

Die wechselvolle Geschichte des Klosters hat Dr. Jens

Friedhof in Heft zwei der Reihe „Siegerland“ im Jahr 2009

dargestellt.

Eigentümer der Klosterkirche ist seit Jahrzehnten das

Land Rheinland-Pfalz. Die ca. zehn Jahre andauernden Restaurierungsarbeiten

konnten im Jahr 2007 mit einem Kostenaufwand

von ca. 8,2 Millionen abgeschlossen werden.

Gymnasium, das frühere Internatsgebäude, die Bibliothek

und weitere Baulichkeiten gehören der Bruderschaft, die dort

mit elf Ordensangehörigen vertreten ist. Leiter des Klosters

ist Abt Andreas Range.

Nach dem Passieren des Torhauses und dem Durchschreiben

des Klosterhofes wird der Blick auf das Eingangsportal

der Abteikirche frei. In einer Nische eingebettet befindet sich

die Plastik des Bernhard von Clairvaux, der im Jahr 1 115

in Frankereich im Tal dieses Namens mit einer Klostergründung

beauftragt wurde. Unter diesem Namen ist er in die Geschichte

eingegangen. Im Kloster Marienstatt wird ihm eine

besondere Verehrung zuteil. Hervorzuheben sind seine 96

Predigten über das alttestamentliche „Hohe Lied der Liebe“

des Königs Salomon.

Zurück zum Pilgerweg der Mönche:

Steinbrüche, rauschende Wasserfälle, vor allem aber

mächtige, historische Steinbrücken, prägen den Weg im Tal

der Nister, die von der Sieg in der Nähe von Nisterbrück aufgenommen

wird. In Pandemiezeiten wird die ausgeschilderte

Wanderstrecke gerne als Urlaubsersatz angenommen.

In der Klosterbücherei kann Informationsmaterial zur Geschichte

des Klosters erworben werden. Ein Satz des Bernard

von Clairvaux mag die Besucher auf der Heimfahrt begleiten:

„Wenn der Mensch zu Gott findet,

wird er auch zum Menschen zurück finden“.

Fotos und Text: Heinz Stötzel

Für eine gute Lebensqualität sind neben körperlichem

Wohlbefinden auch die seelische Gesundheit und

seelisches Wohlbefinden eine entscheidende Voraussetzung.

Die Zahl der Menschen, die von psychischen

Belastungen und Erkrankungen direkt oder indirekt (z. B.

als Angehörige) betroffen sind, steigt jedoch seit einigen

Jahren stetig an.

Dies betrifft auch die Altersgruppe der über 65-jährigen

Menschen. Hinter Veränderungen, die als natürliche

Begleiterscheinung des Älterwerdens gelten, wie beispielsweise

sozialer Rückzug, Antriebsminderung, Vergesslichkeit

oder Ängstlichkeit, kann auch eine behandelbare

psychische Erkrankung als Ursache stecken.

In der Altersgruppe 65 Jahre und älter sind laut der

Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,

Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. mehr

als 20% der Menschen betroffen (DGPPN, 2020). Eine

psychische Erkrankung stellt nicht nur für Erkrankte,

sondern auch für deren Partner und Angehörige eine

große Belastung dar. Sie ist für das Umfeld der Betroffenen

meist schwer begreifbar, rätselhaft und manchmal

auch beängstigend. Häufig kommt es zu Schamgefühlen,

Angst, Überforderung, Mutlosigkeit und Verzweiflung.

Außerdem fällt es den Beteiligten meistens schwer,

sich in dieser Situation Hilfe zu suchen und in Anspruch

zu nehmen. Sie ziehen sich immer mehr zurück und es

kommt zur sozialen Isolation.

Sozialdienst katholischer Frauen

57072 Siegen, Häutebachweg 5

Offene Sprechstunde:

Dienstags 9 – 13 Uhr

Telefonische Gespräche und Termine:

Montags

Dienstags

Mittwochs

Donnerstags

Freitags

9 – 12 Uhr

9 – 12 Uhr

13 – 17 Uhr

9 – 12 Uhr

9 – 12 Uhr

Der Sozialdienst katholischer Frauen macht mit

dem Projekt „Halt(e)stelle“ allen Menschen, die von

psychischer Belastung oder Erkrankung direkt oder

indirekt (als Angehörige) betroffen sind, ein Angebot,

ins Gespräch zu kommen. Seit Mitte Juni 2020 steht

Frau Stephanie Müller telefonisch oder persönlich im

Häutebachweg 5 in Siegen als Gesprächspartnerin zur

Verfügung. Es können entlastende Gespräche geführt

werden, oder gemeinsam Unterstützungsmöglichkeiten

gesucht und Lösungsideen entwickelt werden. Wenn der

erste Schritt schwerfällt, leistet Frau Müller gerne auch

ganz praktische Hilfe, indem sie Möglichkeiten erkundet

oder Kontakte herstellt.

Die „Halt(e)stelle“ ist für Ratsuchende eine Gelegenheit

Innezuhalten und Halt, Entlastung und Orientierungshilfe

zu finden. Das Angebot ist kostenlos und offen

für jeden, der sich dadurch angesprochen fühlt.

Die „Halt(e)stelle“ arbeitet an einer guten Vernetzung

in der regionalen Hilfe- und Unterstützungslandschaft,

um Ratsuchende ausführlich über bestehende Möglichkeiten

informieren zu können.

Das Projekt wird zu großen Teilen durch den ‚Sonderfonds

für spezifisch armutsorientierte Dienste‘ des Caritasverbandes

für das Erzbistum Paderborn e.V. finanziert.

(Für einen selbst zu erbringenden Eigenanteil freuen wir

uns über Spenden.)

Weitere Informationen erteilt Stephanie Müller

0271/23 252-24, E-Mail: s.mueller@skf-siegen.de.

skf-siegen.de/haltestelle.

56 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 57



Unterhaltung

Unterhaltung

Die Sprengung

Kriegszustand im Seitenweg

Foto: Wikipedia Commons

von dem zügellosen und ungehörigen Verhalten vorzujammern.

Solche Vorträge endeten stets mit den Worten:

„Das nächste Mal komme ich nicht mehr mit zu dieser

verdorbenen Gesellschaft!“ Da sie dann aber doch jedes

Mal , wenn eine Einladung ausgesprochen wurde, diesen

Entschluss vergessen zu haben schien und auch die

Schleifenbaums bereitwillig immer wieder selbst einlud,

hütete sich Karl-Otto sie daran zu erinnern. Er gewöhnte

sich an, seine Ohren auf „Durchzug“ zu stellen und die

wüsten Beschimpfungen und dreisten Behauptungen an

sich abgleiten zu lassen. Doch da sie jetzt keine Ruhe gab,

stellte er sich schließlich an die Treppe und fragte etwas

abwesend: „Okay, und was ist daran so schlimm? Könnten

wir auch mal wieder!“ – „Nein! Nein! Nein! Ich höre

ja wohl nicht richtig. Das kann ja wohl nicht sein. Ich sag

es ja immer, du hörst mir einfach nicht zu!“, schimpfte

Luise. Plötzlich hörte er es auch, das dumpfe Knallen.

Die Fensterscheibe im Wohnzimmer zerbarst und Rasenstücke

flogen durch den Raum. So schnell er konnte, eilte

er die Treppe hinauf, riss seiner Frau das Fernglas aus der

Hand und sah fassungslos auf den Krater im nachbarlichen

Garten. Dann wählte er den Polizei-Notruf.

Am nächsten Tag saßen Karl-Otto und Luise, einträchtig

zeitungslesend, nebeneinander auf dem Sofa vor dem

notdürftig mit Folie verklebten Fenster. Luise verspürte

nicht die geringste Lust, sich die Vorgänge in Nachbars

Garten durch das Fernglas anzusehen. Diese Menschen

waren für sie „gestorben“. Und so fanden die beiden dann

auch gemeinsam diesen Zeitungsbericht:

KRIEGSZUSTAND IM SEITENWEG

Siegen-Wittgenstein. Der ehemalige Soldat Henning

B. aus S. hat seine Nachbarschaft mit einem

waghalsigen Sprengmanöver schockiert. Gestern

in den frühen Nachmittagsstunden erschreckte ein

Knall den Seitenweg und ließ mehrere Fensterscheiben

zerspringen. Henning B. hatte einen Gartenteich

anlegen wollen und sich die Sache leicht gemacht.

Mit einem selbstgebauten Sprengsatz wollte er sich

eine Menge Arbeit ersparen.

„Hab ich mal in einem Buch über Kanada gelesen. Da

hat das ein Farmer auch so gemacht. Ok, da waren die

nächsten Nachbarn vielleicht nicht so nah dran“, lautete

der knappe Kommentar des Täters unserer Zeitung gegenüber.

Nun muss sich Henning B. vor Gericht verantworten

und sich mit den finanziellen Folgen herumschlagen, da

seine Versicherung diese ganz sicher nicht übernehmen

wird. Außerdem wird er gut daran tun, sich eine neue

Wohnung zu suchen, denn die Anwohner Karl-Otto T. und

seine Frau Luise bezeichnen das nachbarschaftliche Verhältnis

als massiv gestört.

Ulla D’Amico

Genervt ließ er die Tageszeitung sinken. „Karl-Otto!

Karl-Otto! Komm und sieh dir das wieder an!“

Ausgerechnet beim Sportteil musste seine Frau

ihn wieder mal stören. Seit Jahren schien seine Luise zu

wissen, wann er ungefähr die Stelle in der Zeitungslektüre

erreicht hatte, an der es für ihn spannend wurde. Immer

ausgerechnet dann, wenn er sein Tabellenstudium von den

verschiedenen Fußballspielen in der Region betrieb.

„Was ist denn schon wieder? Was soll ich mir denn schon

wieder angucken? Lass doch die Nachbarn in Ruhe!“, rief

er ziemlich genervt. Seine Frau stand – wie so oft – mit dem

Fernglas am Badezimmerfenster im ersten Stock und beobachtete

das Treiben der Nachbarn. Ihn interessierte das

alles nicht. „Leben und vor allem leben lassen“ war seine

Devise oder wie er auch zu sagen pflegte: „Jedem Tierchen

sein Pläsierchen.“ Er dachte und sprach sehr gerne in solchen

Lebensweisheiten. Schließlich hatten das schon viele

Menschen vor ihm auch so gesehen. Also konnte er doch

nicht total falsch liegen. Insgesamt würde er sich selbst als

umgänglichen, lebensfrohen Menschen bezeichnen. Doch

seine Frau war da völlig anders. Sie musste stets genauestens

informiert sein über das Leben „auf der anderen Seite

des Gartenzauns“, wie sie immer sagte. Damit ging sie ihm

natürlich sehr auf die Nerven, denn Luise war durchaus

nicht damit zufrieden, alles zu wissen, nein, sie musste

auch zu allen Vorgängen ihren Kommentar abgeben und

der war nie positiv.

„Die sprengen ihren Garten! Ist das denn zu glauben?

Da muss man doch etwas tun!“ Flüchtig überlegte Karl-

Otto, was daran nun wieder so bemerkenswert oder gar

falsch sein sollte – gab es gerade akuten Wassermangel?

Hatte die Stadtverwaltung das Wässern der Rasenflächen

untersagt? Oder bestand etwa die Gefahr, dass in den Augen

seiner Frau schützenswerte Maulwürfe ertranken?

Oder konnten die Sonnenblumen am Gartenzaun neuerdings

kein Wasser ab? Er konnte sich beim besten Willen

keinen Reim darauf machen, warum seine Luise sich wieder

so ereiferte. Die neu eingezogenen Nachbarn schienen

seine Frau besonders zur Weißglut zu bringen. Sie konnten

einfach machen was sie wollten, in den Augen von Luise

war alles falsch. Da Karl-Otto in Gedanken noch bei seiner

geliebten Fußballtabelle war, bemühte er sich auch nicht

sonderlich herauszufinden, in welcher Hinsicht das Verhalten

der Nachbarn seine Frau störte. Er versuchte sich

mit einem dahin genuschelten: „Nein wirklich?“ aus der

Affäre zu ziehen und ließ den Redeschwall seiner Frau an

sich vorbeiziehen.

Auch bei den vorherigen Nachbarn hatte Luise immer

etwas auszusetzen gehabt. Mit den Schleifenbaums

hatten sie – völlig unbeschadet von dem ständigen Genörgel

seiner Frau – ein tolles Nachbarschaftsverhältnis

gehabt. Sie hatten gemeinsame Grillabende veranstaltet,

auf denen Luise stets vergnügt und ausgelassen alle

Späße mitmachte, um ihm dann am nächsten Morgen

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Gesellschaft

Warum Gendern?

Gesellschaft

Kommentar

Sagen wie es ist

Das Grundrecht auf freie Wahl von Beruf, Arbeitsplatz

und Ausbildung gilt in Deutschland für

Frauen und Männer. Als Ausdruck dafür endeten

Stellenangebote früher mit dem Hinweis (m/w). Aber damit

wurden die Interessen der Menschen verletzt, die sich

weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht

zuordnen lassen. Dieser Einschätzung folgte das Bundesverfassungsgericht

(BVG) im Oktober 2017 und ging davon

aus, dass es sich bundesweit um 160000 Menschen

handelt, deren geschlechtliche Zugehörigkeit für die

Mehrheitsgesellschaft unsichtbar war und ist. So führte ein

Beschluss des BVG dazu, dass Stellenangebote ab Januar

2019 mit dem Zusatz „m/w/d“ zu ergänzen sind, wobei das

„d“ für divers steht. Daraufhin haben In den vergangenen

zwei Jahren landesweit 300 (dreihundert) Erwachsene ihr

Geschlecht zu „divers“ umtragen lassen. Demnach ist die

im Urteil des Bundesverfassungsgerichts genannte Zahl

deutlich zu hoch gegriffen (Quelle: DIE ZEIT, 15.04.21).

Bezogen auf den Kreis Siegen-Wittgenstein handelte es

sich dann um zwölf Personen, derentwegen Stellenangebote

und jegliche Anreden in der Schriftsprache kompliziert

geworden sind.

Immerhin versteht sich die große Mehrheit der Menschen

mit abweichenden Geschlechtsmerkmalen eindeutig

als Mann oder Frau. Einige ordnen sich einem Geschlecht

dazwischen zu, andere erleben ihr Geschlecht als fließend,

also zwischen den Identitäten wechselnd. Dabei ist zu beachten,

dass es sich immer um die geschlechtliche Identität

handelt und nicht um die sexuelle Orientierung.

Sprache stiftet Identität

Die Einführung des „d“ brachte Aufwind für die Forderung,

auch in der zweipoligen Gesellschaft nachzubessern.

Denn im Deutschen gilt – wenn von allen Menschen

gesprochen wird – traditionell die männliche Form. Nur

wenn ausschließlich weibliche Personen gemeint sind,

werden die Buchstaben ‚in‘ angehängt. (Beispiel: Verbraucher,

Zuschauer, Handwerker).

Darin wird eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts

sowie aller unter „d“ zusammengefassten Identitäten

gesehen. Also wurde und wird in Wort und Schrift

ein „gendern“ gefordert. Das heißt, Wörter die Menschen

beschreiben, sind grammatikalisch so anzupassen, dass

im Sprachbild alle damit gemeinten Menschen gleichwertig

erkennbar sind. (Beispiel Bundespräsident Steinmeier

2019: „Jeder ‚Staatsbürger‘ ist ermächtigt …“ und – gegendert

– 2021: „Liebe ‚Landsleute‘ ...“).

Die Herausforderung: Der Begriff „Geschlecht“ kann

sich im Deutschen u.a. auf das biologische, das gesellschaftliche

oder ein Adelsgeschlecht beziehen. Das englische

„gender“ bezeichnet die gesellschaftliche, also die

soziale Dimension von Geschlecht. Und die soll auch im

Deutschen Sprachgebrauch für Frau und Mann in Wort

und Schrift präzisiert werden.

Die Sprache lebt (und leidet)

Sprecher*innen im Radio oder Fernsehen setzen dies

um, indem sie in ihrem Wortfluss Dehnungen machen,

also eine Betonung wie z.B. bei „Hörer–innen“. Gemeint

sind sogenannte „Genderpausen“, die sich allerdings nicht

immer einbauen lassen. Auch Wortneuschöpfungen wie

„Gästin“ oder „Menschin“ werden sich vermutlich nicht

durchsetzen, ebenso wenig wie eine gendergerechte Formulierung

der Floskel „Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“.

Unter dem Einfluss der Globalisierung sowie durch die

verbreitete Nutzung digitaler Medien, ist die Gesellschaft

vielfältiger geworden. Außerdem wird Anerkennung von

Gruppen gefordert, die einst unsichtbar für die Mehrheitsgesellschaft

waren. Das gilt z.B. für den Zusammenschluss

von Personenmit den entsprechenden sexuellen Orientierungen,

die sich unter dem Sammelbegriff LBGT (eine aus

dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung für

Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) gegen Diskriminierungen

wehren.

Das fragwürdige N-Wort

Wenn einzelnen Bevölkerungsteilen oder Identitäten

die geforderte Selbstbestimmung verweigert wird, kann

dies als Diskriminierung empfunden werden. Interessenvertreter

sehen es sogar als Entmündigung an, wenn eine

Bevölkerungsgruppe nicht selbst entscheiden durfte wie

sie genannt werden will. Ein markantes Beispiel ist die

Benennung der Menschen mit tiefdunkler Hautfarbe. Als

zulässige Personenbeschreibung galt lange das aus dem

spanischen abgeleitete ‚negro‘. Der Bürgerrechtler Martin

Luther King benutzte es 1963 in seiner bekanntesten An-

Dr. Martin Luther King, jr (1929 – 1968)

sprache („I have a dream …“) noch 16-mal. Wenige

Jahre später wurde die Bezeichnung „Neger“ im Duden

als „abwertend“, und dann als „diskriminierend“,

eingeordnet. Aktuell handelt es sich um ein Unwort,

dessen bloße Aussprache schon etwas Böses ist.

Ausnahme: die Bezeichnung „Neger“ ist noch erlaubt,

wenn damit ein kleiner Ort im Bereich der Stadt

Olpe gemeint ist.

Wie geht es weiter?

Der bayerische Leitspruch „Mia san mia“ klingt so

selbstbewusst wie die Aussage des Niedersachsen, der

sich als „sturmfest und erdverwachsen“ bezeichnet.

Über diese oder vergleichbare Selbstinszenierungen

kann man hinweg sehen. Aber sie werden zur Bedrohung

für die Gesellschaft, wenn daraus Privilegien abgeleitet

werden, die Abwehrreaktionen anderer Gruppen

auslösen. Und wer einen Statusverlust befürchtet,

findet zahlreiche andere, die ebenfalls das Gefühl haben,

verdrängt zu werden.

Für viele „Unverstanden-Erleuchtete“ sind die

sogenannten „sozialen Medien“ ein unverzichtbares

Instrument. Es ist anonym und nahezu kostenfrei einzusetzen,

hat eine große Reichweite und bietet alle

Freiheiten hinsichtlich Zielsetzung und Wortwahl.

Daher droht die Gesellschaft gerade in der gegenwärtigen

Zeit großer Ratlosigkeit in immer enger gefasste

Identitäten zu zersplittern, deren Zugehörige immer

unzufrieden sind, gemeinsam Vorurteile pflegen,

Fremde hassen und dazu neigen, rechts zu wählen.

. Erich Kerkhoff

Foto: wikipedia commons

Wenn man in diesen Tagen morgens seine Lokalzeitung

aufschlägt, wird einem eine ganze Seite Meinungen

von Lesern präsentiert, in diesen Zeiten vorwiegend

zum Thema Corona-Pandemie. Dazu gibt es im Fernsehen und

anderen Medien Kommentare von Experten oder solchen, die

sich dazu berufen fühlen. Sich eine Meinung zu einem Sachverhalt

zu bilden ist wichtig, aber bei der häufigen Komplexität

der Dinge nicht immer ganz einfach. Vielleicht gibt es deshalb

auch so viele Leugner der Pandemie, weil es ja viel einfacher

ist, ohne lange nachzudenken etwas zu negieren.

Ich will aber hier eher auf unseren täglichen Alltag zu sprechen

kommen. Der schwedische Schriftsteller Tomas Sjödin

gebraucht das Bild von einem durchsichtigen Plastikbehälter,

in dem die Menschen ihre Probleme mit sich rumschleppen.

Jeder hat seine eigene Kiste, aber wir meinen bei dem großen

Abstand, den wir oft haben, dass es Menschen gibt, denen es

einfach nur immer gut gehe.

Probleme tauchen in jeder Lebensgeschichte und in jedem

Alter auf. Dabei sind diese in jungen Jahren natürlich anders als

bei uns Alten. Welche Antwort geben wir, wenn uns jemand fragt:

„Wie geht`s?“ Ich behaupte, dass wir darauf selten eine aufrichtige

Antwort geben. Wir haben Antworten auf Lager, die nur dazu da

sind, nicht zu sagen, wie es uns geht: „Danke, gut.“ – „Man schlägt

sich durch.“ – „Alles paletti.“ – „Ich kann nicht klagen.“ Warum

sagen wir das? Vielleicht ist es uns unangenehm, jemand mit unseren

Schwierigkeiten zu konfrontieren. Vielleicht brauchen wir eine

bestimmte Atmosphäre oder Nähe, um uns zu öffnen. Vielleicht

müssten wir eine etwas längere Geschichte erzählen, wollen aber

den anderen damit nicht behelligen. Da sagen wir lieber, dass alles

in Ordnung ist, dass wir gesund sind und keine Sorgen haben.

Wie viel wärmer und menschlicher könnte unser Leben sein,

wenn wir einander ein bisschen öfter wenigsten einen Blick in

unsere Kiste gewähren würden, unser Leben etwas durchsichtiger

machen würden. Körperliche Nähe ist in diesen schlimmen

Pandemiezeiten ja nicht sinnvoll beziehungsweise sogar verboten.

Darunter leiden wir. Aber lasst uns die Hoffnung haben, dass

uns diese Seuche in absehbarer

Zeit wieder aus ihren Krallen

loslässt. Aber wir können andere

Menschen trotzdem an

unserem Ergehen teilhaben

lassen. Wenn wir das tun, glaube

ich, dass unsere Behältnisse

dann ein klein bisschen leichter

zu tragen wären. Dass ein

Kilo, um mit dem Literaturnobelpreisträger

Tranströmer zu

sprechen, plötzlich nur noch

700 Gramm schwer wäre. In

diesem Sinne: Bleiben Sie aufgeschlossen

und gesund. • Heute von Horst Mahle

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Gesellschaft

Gesellschaft

wie konnte das passieren?

Ein beispielhafter Reinfall auf Online Kriminalität

Es fängt an mit einem Anruf am frühen Freitagnachmittag:

Eine Frauenstimme mit starkem ausländischem

Akzent versucht, mir etwas zu sagen. Ich

verstehe zwar „Microsoft“, aber mehr auch nicht, sage der

Dame, dass ich sie leider nicht verstehe, und lege auf. Das

mache ich eigentlich immer bei Anrufen dieser Art.

Aber kurz darauf geht wieder das Telefon. Diesmal ist

es ein Mann, er spricht auch mit Akzent, ist aber besser zu

verstehen. Er meldet sich als Mitarbeiter von Microsoft: Microsoft

hat festgestellt, dass mein PC gefährdet ist und ich

leicht Opfer von Kriminellen werden könnte, die alles in

meinem PC einsehen können, meine E-Mails, mein Online

Banking etc. Ich reagiere zunächst ungläubig, nein, mein PC

ist in Ordnung! „Öffnen Sie ihren PC“, sagt er und gibt mir

eine Tastenkombination. Auf meinem PC erscheint eine Seite

mit vielen Warnmeldungen. „Das beheben wir gern kostenlos“,

sagt mein Anrufer. Ich bin zwar irritiert, aber in dem

Moment hat er mich auch schon am Haken, was wäre wenn?

In der Zwischenzeit erscheint meine Freundin, wir sind

verabredet für einen Spaziergang. Sie wartet eine Weile und

beobachtet, was da passiert. Mein Anrufer sagt, dass er eine

TAN braucht, um weiterzuarbeiten. Inzwischen ist er mit

dem TeamViewer in meinem PC. Mein Desktop ist schwarz,

ich sehe nur die Bewegungen seines Cursors auf der Scheibe,

habe kein gutes Gefühl dabei, aber Herr Fernandez - ich

habe ihn nach seinem Namen gefragt – beruhigt mich: „Sie

können bei Ihrer Bank nachfragen, alles ist in Ordnung, ich

bin da!“ Nach einer Zeit verabschiedet sich meine Freundin,

weil der Prozess wohl doch länger dauert und gibt mir zu

verstehen, dass sie das Ganze sehr suspekt findet. „Ich auch“

antworte ich ihr, bleibe aber trotzdem dran am PC.

Immer wieder fordert Fernandez neue TANs, und plötzlich

werden die Summen, die ich eingeben soll, größer. Ich

steige aus und lege einfach auf. Sofort geht das Telefon, „Keine

Sorge, alles in Ordnung“, er suggeriert

mir, dass er diese Zahlen braucht,

um den Schaden zu beheben. Ich

lasse mich einseifen und mache weiter

und frage ihn, wie lange das noch

gehen soll. Er nennt eine Prozentzahl,

wie weit wir bereits gekommen seien:

„Geben Sie mir noch fünf Minuten“.

Aus den fünf Minuten werden Stunden.

Nach einer Weile lege ich wieder

auf, weil ich kein gutes Gefühl bei der

Sache habe, aber auch sehr unsicher

bin. Sofort erneuter Anruf: „Keine

Sorge, Madam!“ (Wir kommunizieren

inzwischen in einem Gemisch aus

Deutsch und Englisch).

Als er nach fast drei Stunden plötzlich die Eingabe einer

Summe von 7.000 fordert, sage ich ganz klar „Nein, jetzt

nicht mehr, ich mache Schluss!“ „Okay“, sagt er, „es fehlen

jetzt nur noch drei Prozent, machen wir morgen weiter.“

Inzwischen ist es 17:10 Uhr. Wir vereinbaren, dass er am

Samstagmorgen um 10:00 Uhr wieder anruft.

Kurz darauf ein Anruf meiner Freundin. Sie hat ihrem

Mieter erzählt, was da bei mir läuft. Der rät mir ganz

aufgeregt, dass ich mir sofort einen Kontoauszug meiner

Bank holen solle und mein Konto sperren lasse. Mit genau

dieser Masche haben die Kriminellen seinem Nachbarn

sämtliche Konten abgeräumt.

In windeseile bin ich zur Filiale meiner Sparkasse

gefahren und habe den Kontoauszug meines Girokontos

geholt: 7.000 € plus! Wie konnte das sein? Mir ging auf,

dass Herr Fernandez während seiner Aktionen unbemerkt

eine größere Summe von meinem Fairzinskonto auf mein

Girokonto übertragen hatte, was ja ohne weiteres möglich

ist. So konnte er dann mit den von mir angegebenen TAN-

Nummern das Girokonto räumen. Mir wurde klar, dass ich

auf einen ganz üblen Trick hereingefallen bin und habe

direkt mein Konto sperren lassen.

Sofort versuchte ich, meine Spezialisten vom Senecafé zu

erreichen, keine Antwort. Aber zum Glück habe ich ja noch

andere Freunde bei ALTERAktiv, die sich mit diesen Dingen

auskennen. Klaus Reifenrath ist meine Rettung. Am Samstagmorgen

früh bringe ich Klaus meinen PC. Er gibt mir den

Tipp: „Frag den Kerl nach einer Telefonnummer, wo du ihn

erreichen kannst und sag, der PC geht nicht an, du meldest

dich wieder bei ihm, wenn er wieder funktioniert. Jede Wette,

der gibt dir keine Nummer und meldet sich nicht wieder.“

Kaum wieder zu Hause geht mein Telefon: Herr Fernandez!

Eine Stunde früher als vereinbart. Als ich ihm erkläre,

dass ich den PC nicht öffnen kann, weil er nicht da ist. „Ich

durchblick-Collage: Nicole Scherzberg

habe ihn nämlich zu einem bekannten Experten gebracht.“

„Wir sind die besten Experten bei Microsoft!“, ist seine Antwort.

Er will es nicht verstehen, ich muss ein paar Mal wiederholen,

dass wir nicht weitermachen können, weil der PC

nicht da ist. Er möge mir doch seine Telefonnummer geben,

ich melde mich bei ihm, wenn der PC wieder da ist. Ich merke,

er wird etwas ungehalten, gibt mir keine Telefonnummer,

dafür aber eine E-Mail-Adresse. Das Gespräch ist beendet.

Inzwischen erscheinen auf meinem Smartphone E-

Mails: Vielen Dank für Ihre Bestellung! Ich öffne eine und

stelle fest, der angegebene Betrag entspricht exakt einer der

Summen, die ich bei unserem „TAN-Spiel“ angegeben habe.

Mir ist klar: Das Geld ist weg! Gott sei Dank ist das Konto

gesperrt. Aber was nun?

Am Montagmorgen nehme ich sofort Kontakt zur Sparkasse

in Siegen auf. Ja, das Konto ist gesperrt, aber das

Onlinebanking nicht. Das erledigt die Mitarbeiterin der

Sparkasse und empfiehlt mir, sofort zur Polizei zu gehen

und Anzeige zu erstatten. Ohne diese Anzeige kann auch

die Sparkasse nichts tun. Einen Kollegen hat sie sofort informiert,

der versuchen soll, die Gelder zurückzuholen. Ich

bekomme einen Kontoauszug über alle Buchungen. Dabei

stellen wir fest, dass Herr Fernandez am Freitag gleich

zweimal je 5.000 € von meinem Fairzinskonto auf mein

Girokonto übertragen hat, um davon dann all die Summen

mit TAN abzubuchen. Bleibt mir nur die Hoffnung, dass es

gelingt, wenigstens die größeren Summen zurückzuholen.

Bei der Polizei bekomme ich erst einmal den Hinweis,

ich müsse die Anzeige online erstellen. Geht nicht, ich habe

meinen PC nicht und darf damit im Augenblick auch auf

keinen Fall ins Internet gehen. Der Beamte erbarmt sich

und ruft einen Kollegen, damit der die Anzeige schriftlich

aufnimmt. Das ist ein großes Glück, denn der Beamte ist

sehr interessiert an allen Details und gibt mir den Hinweis,

dass ich mit der Anzeigenerstattung auch gegen alle Bestellungen,

die eventuell mit meinen Passwörtern noch irgendwo

getätigt werden würden, angehen könnte. Ich bin

für ihn kein Einzelfall.

Bleibt noch der Gang zu meiner Sparkassenfiliale. Dort

wird der ganze Hergang noch einmal im Detail aufgenommen.

So habe ich die Chance, auch die restlichen Beträge

von der Versicherung der Sparkasse zurückzubekommen.

Die großen Beträge sind bereits zurückgebucht, was für ein

Glück! Den Rest schreibe ich auch gerne als Lehrgeld ab.

Es ist unglaublich, wie konnte ich bloß auf diese Masche

reinfallen? Mein Senecafe-Experte war richtig sauer: „Ich

sage es euch doch immer wieder, Microsoft ruft nie an!“ Da

habe ich wohl nicht aufgepasst, damit haben sie mich tatsächlich

geködert. Dass die Polizei nie anruft und nach Daten

und Wertgegenständen fragt, das weiß ich. Auch, dass

die Banken telefonisch keine Angaben zu Kontonummern

etc. fordern ist mir bekannt. Und doch passiert es immer

wieder, dass Leute darauf reinfallen. Die Betrüger sind Profis

mit einem unglaublichen Geschick. Deshalb aufgepasst!

Anne Alhäuser

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62 durchblick 2/2021

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Essay

Essay

Sophie Scholl, eine Quer denkerin im positiven Sinne

Die Widerstandskämpferin wurde vor 100 Jahren am 9. Mai 1921 geboren. Doch wer war der Mensch hinter der Ikone?

Von Oktober 1941 bis März 1942 arbeitete Sophie Scholl

als Kindergärtnerin in Blumberg, heute im Landkreis

Schwarzwald-Baar in Baden-Württemberg. Das Foto

wurde bei einem Besuch von Sophies Bruder Hans Scholl

in Blumberg von diesem aufgenommen.

Foto: Wikipedia Commons

Die 22-jährige Wellness-Widerständlerin „Jana aus

Kassel“ machte auf einer Querdenker-Demonstration

von Corona-Skeptikern in Hannover im Herbst 2020

mit ihrer Opferstilisierung und dem geschichtsklitternden, aus

faktenvergessenem Egoismus geborenen und deshalb unanständigen

Vergleich mit Sophie Scholl von sich reden. Ein

solcher Vergleich ist gefährlich und stellt nämlich nicht nur

eine maßlose Überhöhung der eigenen Bedeutung dar. Er ist

vor allem ein Schlag ins Gesicht all jener, die in der gleichgeschalteten

NS-Diktatur tatsächlich ihr Leben aufs Spiel gesetzt

haben, um dem verbrecherischen Massenmörder Adolf Hitler

etwas entgegenzusetzen. Zu Recht erntete „Jana aus Kassel“

anschließend einen Shitstorm in den sozialen Medien.

Durch das zusätzliche Tragen einer KZ-Häftlingskleidung

oder eines Judensterns auf solchen Demonstrationen

werden die in der Bundesrepublik Deutschland auf einer

freiheitlich-demokratischen Grundordnung basierenden

Einschränkungen in der Corona-Pandemie unzulässigerweise

mit der Zeit des Nationalsozialismus verglichen, was

eine Verhöhnung der Millionen Opfer des Holocaust bedeutet.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt auch,

wenn ein Mensch – wie Sophie Scholl – seit 78 Jahren tot

ist und es ihm, anders als „Jana aus Kassel“, nicht vergönnt

war, seinen 22. Geburtstag zu erleben.

Sophie, eigentlich Sofie Magdalena Scholl, wurde am

9. Mai 1921 in Forchtenberg im Hohenloher Land geboren.

Schon ihre Großmutter mütterlicherseits hatte den Vornamen

Sophie. Ihre Eltern, der Schultheiß (Bürgermeister)

von Forchtenberg Robert Scholl (1891 – 1975) und die ehemalige

Diakonisse Magdalene „Lina“, geb. Müller (1881 –

1958), hatten am 23. November 1916 geheiratet. Dem Ehepaar

wurden mit Inge (1917), Hans (1918), Elisabeth „Liesl“

(1920), Sophie, Werner (1922), der seit 1944 als Soldat an

der Ostfront verschollen ist, und der schon im ersten Lebensjahr

verstorbenen Thilde (1925) sechs Kinder geboren.

Während Inge 81 Jahre alt wurde, starb Elisabeth 2020 einen

Tag nach ihrem 100. Geburtstag. Dass auch Sophie am

9. Mai 2021 dieses gesegnete Alter hätte erreichen können,

wenn sie nicht am 22. Februar 1943 mit dem Fallbeil im

Gefängnis in München-Stadelheim ermordet worden wäre,

ist ein Gedanke, der gar nicht so abwegig ist.

Sophie war sechs Jahre alt, da konnte sie schon quer durch

den Kocher schwimmen. Als neunjähriges Kind, das eher als

still und schüchtern galt, ist von ihr der ziemlich kecke Ausspruch

„Die Brävste bin ich nicht, die Schönste will ich gar

nicht sein, aber die Gescheiteste bin ich immer noch“ überliefert.

Nach einem kurzen Intermezzo in Ludwigsburg zog die

Familie Scholl im März 1932 nach Ulm, wo Sophie seit April

wie ihre Schwestern die Mädchenoberrealschule besuchte und

ihr Vater sich als Helfer in Steuersachen selbständig machte.

Robert Scholl war ein liberal-humanistisch gesinnter Pazifist

und Gegner des NS-Regimes, musste aber akzeptieren, dass

nach und nach alle seine Kinder, die den Idealen der Bündischen

Jugend nacheiferten, nicht nur in die Hitlerjugend (HJ)

bzw. den Bund Deutscher Mädel (BDM) eintraten, sondern

sich dort auch aus Überzeugung engagierten und die Karriereleiter

emporstiegen. Im Januar 1934 trat auch Sophie in

die Jungmädelschaft der HJ ein. Ein gutes Jahr später war

sie bereits als Jungmädelscharführerin für 15 Mädchen und

ab Mai 1936 als Scharführerin in Ulm-Söflingen für 40 Jungmädel

verantwortlich, nachdem sie mit dem Satz „Ich gelobe

meinem Führer Adolf Hitler mein ganzes Leben hindurch

unverbrüchliche Treue“ vereidigt worden war. Vor allem das

geforderte „Gerade-Sein“ hatte Sophie angesprochen und

fand sich seitdem auch stets in ihrer Persönlichkeit wieder. Sie

übernahm von ihrem Bruder Hans Rituale und Geländespiele,

die ihren Ursprung in bündischen Traditionen hatten. Sophie

galt als sehr fanatisch. Ein säumiges Jungmädel ließ sie

z.B. von der Polizei in der elterlichen Metzgerei zum Dienst

abholen. Sie wurde aber von Zeitzeuginnen auch als romantisch,

idealistisch und kommunistisch beschrieben. So sammelte

sie bei Ausflügen das Geld und den Proviant ihrer aus

armen und reichen Familien stammenden Jungmädel ein und

verteilte anschließend alles gerecht untereinander. Schon im

Alter von 14 Jahren begann sie zu rauchen und ersetzte ihren

geraden Pagenschnitt durch eine Kurzhaarfrisur im Nacken

und an den Seiten. Ihre oben längeren Haare mündeten vorne

in eine vorwitzige Tolle. Sie durchlebte in ihrer Pubertät mit

ihren Worten „in einem Wellental meines Lebens“ eine Achterbahn

der Gefühle und zeigte eine enge Verbundenheit zur

Natur, insbesondere zu Blumen und Bäumen. Im März 1937

wurde Sophie, deren protestantische Mutter – anders als Sophies

Vater – sehr fromm war, in ihrer Uniform konfirmiert

und führte seit Mai 1937 ein Tagebuch. Sophie pflegte einen

frivolen Tanzstil, wenn bei ihrer Freundin Annlies Kammerer

amerikanische Swing-Rhythmen zu hören waren. Seit 1937

war der vier Jahre ältere Berufssoldat Friedrich „Fritz“ Hartnagel

(1917 – 2001), den sie bei einer solchen Tanzveranstaltung

näher kennengelernt hatte, ihr fester Freund. Mit ihm unterhielt

sie, wie auch zu allen anderen ihr wichtigen Personen,

darunter ihre beste Freundin Lisa Remppis, einen intensiven

Briefwechsel. War sie sich für eine intime Liebesbeziehung

in ihrem Brief vom 15. August 1938 anfangs „einfach noch

zu jung“, schreibt sie ihrem Freund 15 Monate später auf der

Suche nach Klarheit: „Ich kann mich nicht aufgeben für Dich“.

Am 10. November 1937 wurden Inge, Werner und Sophie

wegen bündischer Umtriebe verhaftet, wobei Sophie bereits

nach einigen Stunden wieder frei kam. Am 14. Dezember wurde

auch Hans in seiner Kaserne verhaftet, ebenfalls wegen bündischer

Umtriebe und, wie schon vorher sein Bruder Werner,

wegen angeblicher Unzucht. Er war schon Ostern 1936 seines

Postens als Fähnleinführer im Ulmer Jungvolk enthoben worden.

Alle Verfahren wurden später aufgrund eines neuen Straffreiheitsgesetzes

eingestellt, wobei Hans aber erst noch am

2. Juni 1938 vor Gericht stand. Sophie, die sich aufmüpfig

gezeigt hatte, wurde deshalb im Frühjahr 1938 als Gruppenführerin

bei den Jungmädeln abgesetzt. Obwohl sie in ihrem

Gestapoverhör am 18. Februar 1943 die Verhaftung ihrer Geschwister

als einen Grund für ihre weltanschauliche Entfremdung

vom BDM und dem NS-Regime anführte, zeigte sie

wiederum dadurch ein widersprüchliches Verhalten, dass sie

noch bis zum Frühjahr 1941 mittwochs die BDM-Heimabende

in Ulm besuchte.

Sophie trampte Mitte April 1938 unangemeldet mit Lisa

Remppis nach Augsburg, wo Fritz kaserniert war. Im Juni

1939 saß sie bei einem Ausflug mit Fritz sogar vom Bodensee

nach Ulm am Lenkrad des Autos seiner Eltern. Sophie,

die nicht oberflächlich werden und nie aufhören wollte, an

sich selbst zu arbeiten, wollte noch viel schaffen. Sie strebte

an, als Frau selbständig zu sein und eine sinnvolle Arbeit zu

finden, wenn nötig, gegen die Tradition und gegen gesellschaftliche

Zwänge. Sie distanzierte sich von ihren Klassenkameradinnen

und dem spießigen Ulm. Statt dessen pflegte

sie Freundschaften zu den Künstlern Albert Kley und Wilhelm

Geyer und begeisterte sich für die Bildhauerin Renée

Sintenis und die Malerin Paula Modersohn-Becker. Ihre

Lieblingsdichter waren Manfred Hausmann und Rainer Maria

Rilke. Die begeisterte Leseratte Sophie las aber auch die

verbotenen Werke von Thomas Mann und Heinrich Heine.

Sie war auch zeichnerisch sehr begabt und illustrierte z.B.

eine Übersetzung von Peter Pan ins Deutsche.

Dem Berufssoldaten Fritz Hartnagel schrieb sie wenige

Tage nach dem für sie entsetzlichen Beginn des Zweiten Weltkriegs:

„Ich kann es nicht begreifen, dass nun dauernd Menschen

in Lebensgefahr gebracht werden von andern Menschen.

[…] Sag nicht, es ist für‘s Vaterland“. Da ihr Vater dafür sorgte,

dass in ihrer Familie verbotenerweise ein Schweizer Radiosender

gehört werden konnte, war auch Sophie so stets darüber

informiert, was jenseits der ständigen NS-Propaganda tatsächlich

auf der Welt passierte. Das Gefühl der Überlegenheit, zu

den Wenigen und nicht zu den Vielen zu gehören, verband die

Scholl-Geschwister, die inzwischen längst festgestellt hatten,

dass ihr Vater mit seinen Vorhersagen richtig gelegen hatte

und mit dessen politischer Einstellung sie nun übereinstimmten.

Im März 1940 legte Sophie mit einem befriedigenden

Notenschnitt ihr Abitur ab. Nachdem am 14. Juni 1940 Paris

kampflos an die Nazis übergeben worden war, weil es für die

Pariser von unmittelbarem Nutzen war, ging Sophie hart mit

den Franzosen ins Gericht. Sie schrieb: „Es hätte mir mehr

imponiert, sie hätten Paris verteidigt bis zum letzten Schuss,

ohne Rücksicht auf die vielen Kunstschätze, die es birgt. […]

Aber Nutzen ist heute alles. Sinn gibt es nicht mehr. Ehre gibt

es wohl auch nicht mehr. Die Hauptsache, dass man mit dem

Leben davonkommt“. Radikal denkt sie bereits in eine andere

Richtung: Wenn eine Politik böse ist, muss man die Niederlage

des eigenen Volkes wünschen, um der Gerechtigkeit zum

Sieg zu verhelfen. Aus diesem Grund verteidigte sie z.B. im

Winter 1941/42 Fritz gegenüber den Standpunkt ihrer Familie,

keine Winterkleidung für die an der Ostfront kämpfenden

deutschen Soldaten zu spenden. Für Sophie kam immer zuerst

das Denken und sie war überzeugt, dass die Gefühle den Menschen

oft irreleiten. Sie kann durchaus auch im positiven Sinne

als Querdenkerin bezeichnet werden, wenn man damit eine

kreative Denkmethode umschreibt.

Vom 8. April 1940 bis zum 22. März 1941 absolvierte Sophie

im ev. Fröbelseminar in Ulm-Söflingen eine Ausbildung

zur Kindergärtnerin. Ihre Hoffnung, dadurch dem Pflichthalbjahr

im Reichsarbeitsdienst (RAD) zu entgehen, erfüllte sich

nicht. Schon am 6. April 1941 fand sie sich im RAD-Lager im

Krauchenwieser Landschlösschen wieder. Sie hasste es, hier

ihre Zeit vergeuden zu müssen, zumal sie mit fast allen anderen

Arbeitsmaiden keine Gemeinsamkeiten hatte.

Sophie hatte mit den Worten „Man sollte das Leben eines

Mönches führen, ehe man sich hineinstürzt, wohin Gefühl

und Begehren wollen“ auch andere Vorstellungen in Bezug

auf Sexualität als ihr Freund. Sie hatte Sehnsucht nach einer

geistigen Beziehung zu Fritz und versuchte, auf

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Essay

Essay

körperliche Liebe zu verzichten. Indem sie sich in ihrem Bemühen,

sich von allem Sinnlichen frei zu machen, das radikale

augustinische Liebes-Ideal zu eigen machte, forderte sich

Gleiches von Fritz. Sophie sah in der Beziehungskrise, in der

sie Härte zeigte, eine Kraftprobe und war Ende 1940 auch zu

einer endgültigen Trennung von Fritz bereit, der aber nach

und nach ihren Standpunkt akzeptierte. Das Buch „Augustinus

– Die Gestalt als Gefüge“ gehörte während der RAD-

Zeit zu Sophies ständiger Lektüre. Sophie, die schon früher

keine Klavierstunde ausgelassen hatte und für die die Musik

ein Lebenselexier war, nutzte regelmäßig die Gelegenheit,

mit ihrer RAD-Lagerfreundin Gisela Hertling in der kath. St.

Laurentiuskirche in Krauchenwies Orgel zu spielen. Durch

den langfristig die Konversion der Scholl-Geschwister anstrebenden

Einfluss von Otto „Otl“ Aicher, einen sehr gläubigen

Katholiken, gemeinsamen Freund und späteren Ehemann von

Sophies Schwester Inge, wurde bald auch Sophies Interesse

an spirituellen Fragen des Christentums und am katholischen

Glauben geweckt. Mit dem Anspruch, „gut zu werden“, suchte

sie immer mehr den Zugang zu Gott.

An die RAD-Zeit schloss sich für Sophie vom Oktober

1941 bis Ende März 1942 noch ein Einsatz im Kriegshilfsdienst

an, den sie überwiegend in einem Kinderhort in

Blumberg absolvierte. Nach einer Ende Oktober gemeinsam

mit Fritz in Augsburg verbrachten Nacht „der schrecklichen

Verfehlung“, die Sophie als nicht bestandene Bewährungsprobe

empfand, geriet ihre Beziehung mit ihm erneut in eine

schwere Krise. Fritz, selbst inzwischen fromm geworden,

wollte „dem Geschlechtlichen einen Sinn geben“, sah es

als Geschenk Gottes, ja sogar als durch sie beide wirkende

Liebe Gottes an und schlug vor, öfters zu beten. Was folgte,

waren im November 1941 gemeinsame Wochenenden in

einem Doppelzimmer in Freiburg. Auch Sophie suchte, verbunden

mit der Frage nach dem gerechten Gott, nach dem

für sie noch fernen Gott. Sie hatte Sehnsucht nach der Kraft

des Gebets, die sie aber noch immer nicht spürte. Manchmal

überkam sie eine existenzielle Angst und verzweifelte Leere.

In solchen Stunden belastete sie auch das Gefühl der Schuld,

den Nazis früher zugejubelt und durch ihr Verhalten dazu beigetragen

zu haben, ihre Macht zu festigen.

Robert Scholl, inzwischen geprüfter Steuerberater, hatte

Hitler einer Mitarbeiterin gegenüber als „größte Gottesgeißel“

bezeichnet. Er wurde von dieser denunziert und am

16. Februar 1942 von der Gestapo verhört. Die im Prozess vom

3. August 1942 gegen ihn verhängte viermonatige Haftstrafe

musste er drei Wochen später antreten, wurde aber bereits am

23. Oktober vorzeitig nach Hause entlassen. Sophie hatte in

dieser Zeit manchmal abends vor den Gefängnisfenstern auf

der Blockflöte das berühmte Lied „Die Gedanken sind frei“

gespielt. Die Zulassung als Steuerberater wurde ihrem Vater

verbunden mit einem Berufsverbot wegen politischer Unzuverlässigkeit

nach seiner Haftentlassung wieder entzogen.

Im Mai 1942 wurde Fritz an die Ostfront versetzt. Sophie

sah ihn danach nicht wieder und schrieb sich in München an

der Universität als Studentin für die Fächer Philosophie und

66

Biologie ein. Hier studierte bereits ihr Bruder Hans, der zur

medizinischen Studentenkompanie gehörte. Sophie, die anfangs

bei Prof. Carl Muth wohnte, lernte bald auch mit Willi

Graf, Alexander „Schurik“ Schmorell und Christoph „Christl“

Probst drei mit Hans eng befreundete Medizin-Studenten und

viele weitere dem NS-Regime gegenüber ablehnend eingestellte

Persönlichkeiten kennen, darunter der Philosophie-

Professor Kurt Huber und der mit einem Redeverbot belegte

katholische Schriftsteller Theodor Haecker. Alle waren davon

überzeugt, dass Nazi-Deutschland den Krieg verlieren

würde. Sophie glaubte wie die Nazis an den Sieg des Stärkeren,

aber den des Stärkeren im Geiste, und war überzeugt,

auf der Seite der Sieger zu stehen. Aber sich nur in Gedanken

fortzuentwickeln, reichte Sophie längst nicht mehr. Aus

dem Denken musste endlich Handeln werden, eine sichtbare

Tat. Noch entschlossener, etwas zu tun, äußerte sie sich am

3. Dezember 1942 gegenüber ihrer Freundin Susanne „Suse“

Hirzel: „Wenn jeder nur eine Meinung hat gegen dieses System,

aber nicht handelt, so macht er sich schuldig. […] Ich

jedenfalls will nicht schuldig werden. Wenn jetzt Hitler daherkäme

und ich eine Pistole hätte, würde ich ihn erschießen.

Wenn es die Männer nicht machen, muss es eben eine Frau

tun“. Sophie hatte bereits im Mai 1942 von Fritz 1.000 RM

„für einen guten Zweck“ erhalten, ihn aber vergeblich gebeten,

einen Bezugsschein für einen Vervielfältigungsapparat mit

einem Wehrmachtsstempel versehen zu lassen. Gleichwohl

sind die ersten vier „Flugblätter der Weißen Rose“ noch ohne

ihre Mitwirkung vor dem Hintergrund der bekannt gewordenen

Massenerschießungen und anderer grausamer Verbrechen

in den besetzten polnischen Gebieten entstanden. Sie wurden

zwischen dem 27. Juni und dem 12. Juli 1942 per Post an ca.

100 ausgesuchte bürgerliche Intellektuelle verschickt. Am 23.

Juli 1942 wurden Hans, Willi und Schurik am Münchener Ostbahnhof

für ihre „Frontfamulatur“, den bis zum 7. November

1942 dauernden Lazaretteinsatz an der Ostfront, verabschiedet.

Dort war bereits der Soldat Werner Scholl stationiert, den Hans

dort zufällig traf. Zu Beginn des Wintersemesters bezog Sophie

Ende November 1942 mit Hans eine gemeinsame Wohnung

in München. Die sonst so emanzipierte Sophie Scholl

akzeptierte als einzige Frau innerhalb der Weißen Rose die

traditionelle Rollenverteilung und bediente bei ihren konspirativen

Treffen stumm den Samowar, während die Männer sich

die Köpfe heiß redeten. Unter dem Eindruck der Erlebnisse in

Russland entstand im Januar 1943 das fünfte Flugblatt unter

dem Titel „Flugblätter der Widerstandsbewegung in Deutschland“.

Sophie, die inzwischen die gemeinsamen Finanzen der

Widerstandsgruppe verwaltete und für die Beschaffung von

Schreibpapier, Briefumschlägen und Briefmarken zuständig

war, brachte 2.000 Flugblätter auf einer Zugreise am 25. Januar

1943 zu Hans Hirzel nach Ulm, wovon sie bereits unterwegs

in Augsburg 250 Stück in zwei Briefkästen warf. Um

Portokosten zu sparen und den Eindruck einer über das gesamte

Großdeutsche Reich verteilten Widerstandsorganisation

zu erwecken, wurden die Briefe mit den Flugblättern möglichst

im Zug in die Städte gebracht und dort zur Post gegeben,

wo auch die Adressaten wohnten. Neben der Nachtaktion von

Hans, Willi und Schurik am 28. Januar verteilte auch Sophie

tagsüber dieses Flugblatt in München. Am 2. Februar 1943 erfuhr

Sophie, dass es Fritz noch gelungen war, mit Erfrierungen

an Händen und Füßen vor der Kapitulation der 6. Armee aus

Stalingrad ausgeflogen zu werden. Die Niederlage von Stalingrad

war am 3. Februar und in der darauffolgenden Woche der

Anlass für die nächtliche Anbringung der Parolen „Nieder mit

Hitler“ und „Freiheit“ am Universitätsgebäude und anderen

Hauswänden. Diese Aktionen erfolgten ohne Sophie, die aber

gerne hieran teilgenommen hätte. Auch entstand umgehend

nach einem Entwurf von Prof. Kurt Huber das sechste, mit

„Kommilitoninnen! Kommilitonen!“ überschriebene Flugblatt,

welches als Briefinhalt in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar

von Hans, Schurik und Willi in verschiedene Münchener

Briefkästen eingeworfen wurde. Auch Sophie, die vorher beim

Adressieren und Eintüten mitgeholfen hatte, steckte tagsüber

an diesem Dienstag gemeinsam mit Gisela Schertling etwa 50

Briefe mit Flugblättern in einen Briefkasten. „Es fallen so viele

Menschen für das Regime, es ist an der Zeit, dass jemand

dagegen fällt“, sagte Sophie einmal in diesen Tagen.

Die Hoffnung der Geschwister Scholl, in der Münchener

Studentenschaft zahlreiche gleichgesinnte Multiplikatoren für

ihre Flugblattaktion zu finden, beruhte auf den tumultartigen

Szenen, die sich am 13. Januar 1943 im Deutschen Museum

bei einem Festakt zum 470-jährigen Bestehen der Ludwig-

Maximilians-Universität ereignet hatten, an dem Hans und

Sophie trotz Teilnahmezwang aber nicht teilgenommen hatten.

Zum ersten Mal hatten die Studenten den Aufstand gegen die

NSDAP geprobt. Gauleiter Paul Giesler, 1895 in Siegen geboren,

hatte vorher in seiner sexistischen Rede vor allem bei

den Studentinnen für Empörung gesorgt, als er sie aufforderte,

statt sich an der Universität herumzudrücken, lieber dem Führer

ein Kind zu schenken. Wenn einige von ihnen nicht hübsch

genug seien, würde er gern jeder einen seiner Adjutanten zuweisen,

er könne ihnen ein erfreuliches Erlebnis versprechen.

Am 18. Februar füllten Hans und Sophie einen Koffer

und eine Aktentasche mit 50 Restexemplaren des fünften

und 1.500 Stück des sechsten Flugblatts. Während der laufenden

Vorlesungen verteilten die Geschwister Scholl bis

11 Uhr Flugblätter in den menschenleeren Gängen des Universitätsgebäudes.

Als sie schon am Hinterausgang angelangt

waren, machten sie plötzlich kehrt, weil sich noch immer

Flugblätter in dem Koffer befanden, und legten zunächst weitere

Flugblätter im ersten Stock aus. Dann eilten sie die Treppe

zum zweiten Stock hinauf. Von hier warfen erst Sophie und

dann auch Hans weitere Flugblätter hinunter in den Lichthof.

Weder der Inhalt von Sophies zuletzt geschriebenen Briefen,

in denen sie auch von einer Zukunft mit Fritz träumte, noch

sonst etwas spricht hierbei für eine sorgfältig unter Abwägung

und bewusster Inkaufnahme der damit verbundenen Risiken

geplante Aktion oder gar einen gezielten öffentlichen Opfergang.

Vielmehr muss von unüberlegtem Leichtsinn, gepaart

mit „Übermut oder Dummheit“, wie Sophie später im Verhör

einräumte, ausgegangen werden.

Schon früher hatte Sophie, nach ihren eigenen Worten

„mit einem kleinen Teufelchen im Nacken“, ein leichtsinniges

Verhalten an den Tag gelegt, etwa als sie im Fröbel-Seminar

regelmäßig die Bitte der Heimleiterin ignorierte, während der

gemeinsamen Teilnahme an der Übertragung von Hitlerreden

im Radio auf das provokante Lesen in verbotenen Bücher zu

verzichten, oder mit dem verräterischen Satz „Vater verfolgt

jetzt den Krieg durch ein neues Radio (Kurzwellen!)“ in einem

Brief an ihren Bruder Hans.

Hans und Sophie, die sich vom Hausmeister widerstandslos

verhaften ließen, wurden ins Münchener Gestapo-Gefängnis

gebracht, wo sie umgehend von Robert Mohr vernommen

wurden. Anfangs sah es noch so aus, als könnten sie konzentriert

und wortgewandt den Verdacht entkräften, die Urheber

der Flugblattaktion zu sein. Eine parallel durchgeführte

Durchsuchung ihrer Wohnung beförderte jedoch so viel belastendes

Material zutage, dass sie in getrennten weiteren Verhören

jeweils ein Geständnis ablegten. Dabei bemühten sie sich,

jeweils selbst so viel Schuld wie möglich auf sich zu nehmen

und die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ außen vor zu

lassen und nicht ebenfalls zu belasten. Gefragt, was sie und

die anderen zum Handeln bewogen hatte, antwortete Sophie:

„Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland

verloren ist und dass jedes Menschenleben, das für diesen

verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.“ Als weiteren

und hauptsächlichen Grund für ihre Abneigung gegen den

Nationalsozialismus führte sie an, dass nach ihrer Auffassung

die geistige Freiheit des Menschen in einer Weise eingeschränkt

werde, die ihrem inneren Wesen widerspreche.

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Am 20. Februar gab Sophie am Ende ihrer Vernehmung zu

Protokoll: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan

zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte.“

Am 21. Februar wurde nicht nur für die Geschwister Scholl,

sondern auch für Christl Probst der Haftbefehl erlassen. Sophie

schrieb auf die Rückseite der Akte mit der Anklageschrift

zweimal das Wort „Freiheit“, davon einmal in Großbuchstaben,

was als ihr Vermächtnis an die Nachwelt erst Jahrzehnte später

entdeckt wurde. Auf ausdrücklichen Wunsch des Gauleiters

fand bereits einen Tag später unter dem Vorsitz von Richard

Freisler vor dem nach München verlegten Volksgerichtshof

der Prozess gegen die drei Angeklagten statt. Am Morgen des

Prozesstages erzählte Sophie ihrer Zellengenossin ihren letzten

Traum. Darin hatte sie an einem schönen Tag ein Kind im

Taufkleid einen steilen Berg hinaufgetragen, als sich plötzlich

eine Gletscherspalte auftat. Sophie legte das Kind auf die gegenüberliegende

Seite, bevor sie selbst in die Tiefe stürzte. Die

Mitgefangene deutete den Traum so, dass das Kind die Idee

symbolisiere, für die die Angeklagten stünden. Die Idee werde

sich durchsetzen, doch sie, die Wegbereiter, müssten vorher

sterben. In Anwesenheit von Werner Scholl – die Eltern hatte

Freisler aus dem Gerichtssaal bringen lassen – wurden alle

Angeklagten zum Tode verurteilt. Sophie verzichtete auf ein

Schlusswort. Die Verurteilten wurden anschließend in das Gefängnis

München-Stadelheim verbracht, wo damals die Todesurteile

mit der „Fallschwertmaschine“ vollstreckt wurden. Die

Eltern und Werner durften dort noch mit Hans und Sophie sprechen,

bevor sie nach Ulm abreisten. Einzeln erhielten die Geschwister

Scholl anschließend das protestantische Abendmahl.

Ein Gnadengesuch war vom Reichsminister der Justiz abgelehnt

worden, so dass Sophie bereits am 22. Februar 1943 um

17 Uhr enthauptet wurde, zwei Minuten vor ihrem Bruder und

fünf Minuten vor Christl Probst, dem dreifachen Familienvater.

Für eine Zigarettenlänge durften alle drei vorher noch einmal

zusammen stehen und sich ein letztes Mal umarmen. Alle

Leichen wurden zum Friedhof am Perlacher Forst in München

gebracht, wo die Ermordeten am 24. Februar 1943 nebeneinander

beerdigt wurden. Robert und Lina Scholl hatten erst

einen Tag vorher aus einer von einer Mandantin vorbeibrachten

Neu-Ulmer Tageszeitung die Todesmeldung erfahren. Als

Fritz im Lazarett in Lemberg Sophies letzten Brief erhielt, war

sie bereits hingerichtet worden. Erst am 27. Februar erfuhr er

von Werner telefonisch von ihrem Tod. Im Oktober 1945 heiratete

er in Ulm Sophies Schwester Elisabeth. Am 19. April

1943 verurteilte Freisler in einem zweiten Hochverratsprozess

mit Alexander Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf noch

drei weitere Mitglieder der „Weißen Rose“ zum Tode.

In seiner BBC-Radioansprache vom 27. Juni 1943 urteilte

Thomas Mann über Sophie und Hans Scholl sowie die anderen

Mitglieder der „Weißen Rose“: „Brave, herrliche junge Leute!

Ihr sollt nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein!

[…] die ihr, als noch Nacht über Deutschland und Europa lag,

wusstet und verkündetet: ‚Es dämmert ein neuer Glaube an

Freiheit und Ehre.‘“ Die Alliierten reagierten ebenfalls rasch.

Im Juli 1943 warf die Royal Air Force mehrere Millionen Exemplare

des sechsten Flugblatts der Weißen Rose (mit einer

eigenen Einleitung) über Norddeutschland ab.

Wo bisher für Sophie Scholl als vermeintliches Idol und

eine Ikone des Widerstands ein Denkmal errichtet worden war,

zeichnete sich aus den vielen, oft erst viele Jahre später einsehbaren

Unterlagen und festgehaltenen Zeitzeugenberichten

nach und nach immer mehr das Bild einer selbstbewussten

und emanzipierten Jugendlichen ab, die mit ganz alterstypischer

Radikalität um ihre Ideale von Freiheit, Gerechtigkeit

und menschenwürdiger Politik kämpfte. Und zum Vorschein

kam eine intelligente junge Frau mit einer komplexen und

hochsensiblen Persönlichkeit, die gerne gelebt hat, weiterleben

wollte und auch einen Mutterwunsch hegte. Mit ihren Stärken

und Schwächen hat sie einen kontinuierlichen individuellen

Entwicklungs- und Reifungsprozess durchlaufen und hatte

dabei eine viel kompliziertere und widersprüchlichere Persönlichkeit,

als ursprünglich angenommen. Vor dem dadurch von

ihr entstandenen Lebensbild ist mancher vorher entstandene

Mythos wie der von der mutigen und furchtlosen Heldin zu

Recht inzwischen verblasst. Gleichwohl taugt Sophie Scholl

nicht nur für die heranwachsende Generation gerade in Zeiten

der zunehmenden Gewalt von rechts mehr denn je als Vorbild,

wenn man sich dem Menschen Sophie Scholl nur behutsam

und aufmerksam genug annähert.

Viele Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen

wurden inzwischen nach ihr bzw. den Geschwistern Scholl

benannt. Regisseur Michael Verhoeven drehte mit „Die Weiße

Rose“ den erfolgreichsten deutschen Kinofilm des Jahres

1982. „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ ist ein weiterer

deutscher Film des Regisseurs Marc Rothemund aus dem

Jahr 2005 nach einem Drehbuch von Fred Breinersdorfer.

Der Film wurde auf der Berlinale 2005 mit dem Silbernen

Bären für die beste Regie und für die beste Hauptdarstellerin

(Julia Jentsch) ausgezeichnet. Seit 1987 gibt es in München

die „Weiße Rose Stiftung e.V.“ unter dem Vorsitz von

Dr. Hildegard Kronawitter. Seit 1980 wird mit dem Geschwister-Scholl-Preis

ein mit 10.000 Euro dotierter Literaturpreis

vergeben, 2020 an die iranisch-amerikanische Schriftstellerin

Dina Nayeri für ihr Buch „Der undankbare Flüchtling“. Vom

Hinrichtungs- zum Gedenkort: Ein berührender Moment war

die Projektion der Widerstandskämpferin Sophie Scholl auf

die Außenmauer der Justizvollzugsanstalt Stadelheim am

22. Februar 2021, 78 Jahre nachdem sie dort hingerichtet

worden war. Sie erfolgte vorab im Rahmen der Kunstaktion

„Faces for the Names – Stadelheim Opfer“ mit Projektionen

von Opfer-„Gesichtern auf der Mauer“. An die mehr als 1.000

Menschen, die während der NS-Zeit in Stadelheim hingerichtet

wurden, wurde so vom 25. – 28. Februar 2021 erinnert.

Wilfried Lerchstein

Literatur (auszugsweise): Vinke, Hermann: Das kurze Leben der Sophie Scholl, 1997. Leisner,

Barbara: Ich würde es genauso wieder machen – Sophie Scholl, 2000. Vinke, Hermann: Hoffentlich

schreibst du recht bald – Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Eine Freundschaft 1937 – 1943,

2006. Beuys, Barbara: Sophie Scholl – Biografie, 2010. Gottschalk, Maren: Schluss. Jetzt werde

ich etwas tun. Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl, 2012. Gottschalk, Maren: Wie schwer

ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl, eine Biografie, 2020. Zoske, Robert M.: Sophie Scholl:

Es reut mich nichts – Porträt einer Widerständigen, 2020. Grimm, Imre/RND: Die Wellnesswiderständler,

Siegener Zeitung vom 25.11.2020

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E-Mail: siegen@vivacus.de

68 durchblick 2/2021

2/2021 durchblick 69



Wiederkehrende Termine

montags:

11-12 Uhr Seniorengymnastik mit

Anne Freudenberger, Dr. Ernst-Schuppener-Haus,

Stadtteilbüro Heidenberg,

0271/23418872

13.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle

Leben im Alter“, Rathaus Weidenauer

Straße 215, 0271/404-2200

14.00 Montagscafé des DRK–Siegen

Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,

Schneppenkauten 1, 0271-76585

15.30 und 17.30 Aquafitness,

Hans-Reinhardt-Schule Siegen, Rosterstr.

198 Anm. 0271/3300045

18.00 Lese- und Literaturkreis mit

Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V

Siegen, Melanchtonstr. 61, in der

Bibliothek 0271/7411019

20.30 Tangosalon: Milonga, Tango

Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18

Jeden 1. Montag im Monat

19.00 Trauergruppe der Ambulanten

Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028

20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21

Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18

Jeden 2. Montag im Monat

10.00 Trauercafé der Ambulanten

ökumenischen Hospizhilfe Siegen

e.V., städtisches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,

Marienborner Str. 0271/23602-67

15.15 Montagsgespräch des „Bund

der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle

Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838

18.30 „Anders Altern“ Gruppe für

gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,

städtisches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,

0271/404-2200

VdK Soziale Sicherheit in einer

großen Gemeinschaft

Kreisverband

Siegen-Olpe-Wittgenstein

57072 Siegen Morleystr.15-17

Tel.: 02 71 / 30 38 29-0

Fax: 02 71 / 30 38 29-18

e-mail: kv-siegen@vdk.de

www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wittgenstein

Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,

wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt

an den für Sie zuständigen Ortsverband

Jeden 3. Montag im Monat

15.00 ALTERAktiv, Lesepaten, städtisches

Begegnungszentrum Haus

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner

Straße 151 02739/2290

18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:

Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus

Herbstzeitlos“ Siegen 370354

Jeden 4. Montag im Monat

14.30 Kaffeekränzchen: „AWO-Begegnungsstätte

Rosterberg“, Siegen,

Rosterstr.186

14.30-16.30 Spielenachmittag,

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,

Struthstr. 4, 02753/507740

Letzter Montag im Monat

18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und

Bronchitis, städitsches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,

Marienborner Str. 151 02737/3308

dienstags:

9.30 Malgruppe freies Malen, (außer

1. Di. im Monat) „Haus Herbstzeitlos“

Siegen, Marienborner Straße 151

0271/62400 oder 0271/399245

Jeden 1. Dienstag im Monat

9.00 Die Creativen Siegen, „Haus

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner

Str. 151 02737/3455

15.00 ALTERAktiv Lesepaten, städt.

Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“

Siegen, 02739/2290

15.30-17.00 Smartphone-Treff,

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,

Struthstraße 4, Information: „Aufwind

Jugendhilfe GmbH“, Julia Trettin

0172/4286150

18.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,

Kreisklinikum Weidenau

Brigitte Schmelzer 02737/93470

Jeden 2. Dienstag

im Monat

9.00 Smartphonkurs,

„AWO-Begegnungsstätte

Rosterberg“,

Siegen, Rosterstr.186

0271/3303-603

19.00 Vorwärts-Chor,

„Haus Herbstzeitlos“

Si., Marienborner Str.

Jeden 3. Dienstag

im Monat

15.00-17.00 Treffen

der Heinzelwerker,

Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“

Si., Marienborner Str.

15.30-17.00 Smartphone-Treff,

AWO

Seniorenzentrum

Erndtebrück, Struthstraße

4, Information:

Aufwind Jugendhilfe

GmbH, Julia Trettin

0172/4286150

Jeden 4. Dienstag im Monat

9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte

„Rosterberg“, Siegen,

Rosterstr.186 0271/3303-603

19.00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“

Siegen, Marienborner Straße 151

mittwochs:

8.30 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,

Stadteilbüro FES & MGH Kreuztal,

Danziger Str. 2 02732/3790

9.00 Wandern, Nordic Walking, ab

Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,

Günter Dickel 0271/334566

9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-

Fries-Seniorenzentrum der AWO,

Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn

0271/3303-603

10.00-12.00 Heinzelwerker Sprechstunde,

„Regiestelle Leben im Alter“,

Rathaus Si.-Weidenau 404-2200

10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,

Tempo und Strecke sind angepasst,

ab Rathaus Siegen-Weidenau

0271/404-2200

10.00-11.00 Sprechstunde des

Seniorenbeirats, SeniorenService-

Stelle Siegen-Geisweid, Am Klafelder

Markt 20 0271/372199-05

13.00-17.00 ALTERAktiv

Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe

Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,

Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,

0171-8821420

14.00-16.00 Hilfen für zu Hause des

Diakonischen Freundeskreises Siegen-

Süd, Diakonie Siegen-Eiserfeld,

Mühlenstr. 7

14.00-17.00 Taschengeldbörse

Siegen, MehrGenerationenZentrum,

Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße

7 0271/2346066

15.30 Geselliger Kaffeenachmittag

Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße

61 0271/2316679

Jeden 1. Mittwoch im Monat

10.00 Trauercafé Regenbogen der

ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation

Kreuztal, Ernsdorfstraße 3

02732/1028

14.30 Museums-Momente, Führung

für Menschen mit Demenz und ihre

Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“

Siegen, Anmeldung

erforderlich 0271-4057710

15.00 Seniorennachmittag des Heimatvereins

Burbach-Niederdresselndorf,

Alte Schule 0273-67726

15.00 Frauenzimmer, Frauencafé des

DRK-Niederschelden, Mudersbach,

Josefstraße 1 0271/354962

17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund

um Handy Laptop und Co. Stadteilbüro

FES & Mehrgenerationenh. Kreuztal,

Danziger Str. 2 02732/3790

19.30 Treffen der Heimatfreunde Trupach,

Kapellenschule Si.-Trupbach,

Trupbacher Str. 34 0271/371022

Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.

Jeden 3. Mittwoch im Monat

14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe

Runde, Christofferhaus Siegen,

Friedrich-Wilhelm-Str. 118

14.30 Wir tanzen wieder! Für

Menschen mit und ohne Demenz,

Tanzschule „Im Takt“, Netphen-

Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24

Anm. 0271/234178-17

Letzter Mittwoch im Monat

10.30 Senioren helfen Senioren:

Smartphontreffen des Seniorenbeirats,

Beratungsstelle im Gebäude

der Sparkasse Siegen-Geisweid, Am

Klafelder Markt 20

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale

Demenz im Café Auszeit

Kreuztal, Ernsdorfstr. 5

donnerstags:

10.00-12.00 Seniorenwerkstatt,

des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.

Spanischsprachige Gemeinde

e.V., kath. Gemeindehaus Siegen,

St.-Michaelstraße 3 0271/42517

10-12 Uhr Diakonischer Freundeskreis

Siegen-Süd, Hilfen für zu

Hause, Eiserfeld, Mühlenstraße

Jeden 2. Donnerstag

15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten

im Leben für Menschen mit Gedächtnisproblemen

KSG-Senioren Wohnanlage

Weidenau, Weidenauer Str. 202

Jeden 4. Donnerstag

15.00 Trauercafé der Ambulanten

ökum. Hospizhilfe Siegen e.V., „Haus

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner

Str. 151 0271/23602-67

freitags:

15.30 Singkreis Lebendiges Haus

e.V Siegen, Melanchtonstraße 61

0271/7032846

17.00 Tanzen ab der Lebensmitte

auch ohne Partner, TanzZentrum Si.-

Geisweid, Birlenbacher Hütte 16

0271/84999

18.00 Wochenschlussandacht in der

Autobahnkirche Anmeldung unter:

Autobahnkirche-Siegerland.de

21.00 Tango Milonga, Café Basico

Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von

Buschhütten kommend vor der

Eisenbahnbrücke links)

Jeden 2. Freit. im Monat

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe

Siegen e.V. „Haus Herbstzeitlos“

Siegen, Marienborner Str. 151

0271/6610335

samstags:

Jeden 3. Samstag im Monat

9-12 Uhr Repaircafé, Kath. Gemeindehaus

Erndtebrück, Birkenweg 2,

Information: Wittgenstein im Wandel,

Friederike Oldeleer 02759/2149560

13.00 ALTERAktiv Repaircafé,

Mehrgenerationenzentrum im

Haus der der Martinigemeinde St.-

Johannstraße 7 0171-8821420

Jeden 4. Samstag im Monat

13.00 Klimawelten Repaircafé,

Florenburg Hilchenbach,

Kirchweg

17, Ingrid

Lagemann

02733/2366

sonntags:

20.00 Uhr

Salsa Fiesta,

Café Basico

Kreuztal,

Hüttenstraße 30

(von Siegen vor

der Eisenbahnbrücke

lks.)

Jeden 1. Sonntag

im Monat

14.00 Johannland-Museum

geöffnet, ab 15

Uhr Kaffee und

Kuchen Netphen

-Irmgarteichen,

Glockenstraße 19

15.00 Führungen

im Wodanstollen

Heimatverein

Salchendorf e.V.,

Neunkirchen,

Arbachstr. 28 a

0170 4770666

15.00 Trauercafé

der Ambulanten

ökumenischen

Hospizhilfe

Siegen e.V.,

Pfarrheim Heilig

Kreuz Siegen,

Im Kalten Born

Siegen, Telefon

0271/23602-67

Jeden 2. Sonntag

im Monat

10.00-12.00

Tausch und

Plausch, Treffen

der Briefmarkenfreunde

Netpherland,

Heimatmuseum

Netphen,

Lahnstr. 47

02737/209527

(W. Lerchstein)

14.30 Sonntagscafé,

Alten

Linde Wilnsdorf-

Niederdielfen,

Weißtalstr. 2

15.00 Sonntagscafe,

Heimatverein

im Bürgerhaus

Siegen-Nie-

Alte Poststraße 21 • Siegen

0271 52 00 9

derschelden, Auf der Burg 15

0271/311579

Jeden 3. Sonntag im Monat

14.30 Kaffeeklatsch, Heimatverein

Salchendorf e.V., Haus Henrichs Neunkirchen-Salchendorf,

Hindenburgpl. 1

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DENKEN SIE AN

IHRE FAMILIE.

Bestattungsvorsorge:

Sprechen Sie uns an.

Rathausstraße 5 • Wilnsdorf

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70 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 71



Es klingelt an

Herrn Gehs Tür.

Matthias Damski

hatte sich zuvor angemeldet.

Er hat Klebstoff

und Werkzeug in

der Tasche und zwei

Fliegengitter-Sets, die

er bei Herrn Geh anbringen

möchte. Dieser

schafft das aus gesundheitlichen

Gründen

nicht mehr eigenständig

und hat bei Adrian

Stötzel im Stadtteilbüro

Fritz-Erler-Siedlung

& Mehrgenerationenhaus Kreuztal angerufen und nach Unterstützung

durch die „Kreuztaler Heinzelwerker“ gefragt. Vier

Tage später, der Kontakt zwischen Matthias und Herrn Geh

wurde zwischenzeitlich hergestellt und die Details der Aufgabe

besprochen, freut sich Herr Geh über seine neuen Fliegengitter:

„Eine astreine Arbeit hat der Mann geleistet. Kompetent

und freundlich. Echt top, muss ich sagen.“

Da es sich bei den „Kreuztaler Heinzelwerkern“ um ein

kostenloses ehrenamtliches Angebot für einmalige, kleinere

handwerkliche und andere Hilfstätigkeiten handelt, bezahlte

Herr Geh nur die Materialkosten.

„Man kann jeden Tag eine gute Tat vollbringen“, sagt

Matthias Damski, dem es Freude bereitet, sein handwerkliches

Talent immer wieder neu unter Beweis zu stellen.

Ein paar Wochen später am Höhberg. Durch ihren Sohn

hatte Frau Kahr Kontakt zum Stadtteilbüro & Mehrgenerationenhaus

aufgenommen. Da Frau Kahr, ebenfalls aus

gesundheitlichen Gründen, nicht mehr so oft mit ihrem klei-

Kreuztaler

Ehrenamtsprojekte

„Heinzelwerker“ und „Taschengeldbörse“

Koordinator Adrian Stötzel

Stadtteilbüro

Fritz-Erler-Siedlung &

Mehrgenerationenhaus

Danziger Straße 2, 57223 Kreuztal

Heinzelwerker & Taschengeldbörse

Ansprechpartner:

Adrian Stötzel

Telefon: 02732 / 3790

E-Mail: a.stoetzel@kreuztal.de

www.stadtteilbuero-fes-kreuztal.de

Matthias Damski im Einsatz

nen Hund Benny Gassi gehen kann, stellten die beiden eine

Anfrage an die „Kreuztaler Taschengeldbörse“. Hier werden

Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 20 Jahren

für regelmäßige Tätigkeiten – wie in diesem Fall mit

dem Gassi gehen – vermittelt. Schon zwei Tage nach der

Anfrage per E-Mail traf sich die 14-jährige Emma mit Frau

Kahr und ging mit Benny zur Probe Gassi. Frau Kahr war

überrascht, dass sich Benny und Emma auf Anhieb so gut

verstanden, denn Benny vertraut Fremden für gewöhnlich

nicht so schnell. Mittlerweile geht Emma immer wochentags

morgens vor der Schule mit Benny Gassi. Für die Wochenenden

fand sich eine zweite Schülerin, Lea, die ebenfalls

morgens eine halbe Stunde mit Benny läuft. Die beiden

Schülerinnen erhalten von Frau Kahr ein Taschengeld für

ihren Einsatz. Frau Kahr ist sehr zufrieden mit der Zuverlässigkeit

und dem Einsatz der beiden Mädchen.

Ähnliche Tätigkeiten, die durch die Kreuztaler Taschengeldbörse

abgedeckt werden können, sind zum Beispiel leichte

Gartenarbeiten oder Unterstützung beim Einkaufen.

Die Kreuztaler Ehrenamtsprojekte „Heinzelwerker“ und

„Taschengeldbörse“ wurden 2014 ins Leben gerufen und

werden durch das Stadtteilbüro & Mehrgenerationenhaus

Kreuztal koordiniert. Hierbei nimmt die Einrichtung eine

vermittelnde Funktion ein. Anfragen können an Adrian Stötzel

gerichtet werden (Kontakt, siehe unten). Dieser sucht

individuell für jeden Einsatz und jede Anfrage geeignete

Ehrenamtliche oder Schülerinnen und Schüler und stellt den

Kontakt zwischen den Beteiligten her.

„Die Angebote sind auf den Einsatz von ehrenamtlich

engagierten Menschen angewiesen. Können auch Sie sich

vorstellen, einen kleinen Teil Ihrer Zeit und Ihre Fähigkeiten

einzusetzen, um anderen Menschen zu helfen und eine

Freude zu schenken?“ fragt Adrian Stötzel und fügt hinzu:

„Dann werden Sie HeinzelwerkerIn!“

72 durchblick 2/2021

montags

57074 Siegen • Marienborner Straße 151

www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen

10.00 - 12.00 Sprechstunde der

Seniorenhilfe Siegen

10.00 - 12.00 Werkstatt geöffnet

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé

Computertreff

17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung

dienstags

Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,

Computertreff

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des

durchblick geöffnet

10.00 - 12.00 ALTERAktiv-Malgruppe

(außer 1. Di. im Monat)

Kostenlose Parkplätze am Haus

Bushaltestelle: Blumenstraße

Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:

B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.

Seniorenbegegnungszentrum

der Universitätsstadt Siegen

Nicola Veit

Rechtsanwältin und Notarin

Rathausstraße 1

57234 Wilnsdorf

02739-1049

info@rechtsanwaeltin-veit.de

www.rechtsanwaeltin-veit.de

mittwochs

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé

Computertreff

09.30 - 11.00 Englischkurs auf Anfrage

0271 / 404-2200

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des

durchblick geöffnet

11.00 - 12.30 Englischkurs auf Anfrage

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé

Computertreff

14.30 - 16.30 Handarbeiten mit der

Seniorenhilfe Siegen

14.30 - 16.30 Werkstatt geöffnet

15.00 - 17.00 Singen mit der

Seniorenhilfe Siegen

19.00 - 22.30 Film und Videoclub

19.00 - 21.00 Regenbogentreff

Spielen und Klönen

Verwaltung:

Regiestelle Leben im Alter 0271/404-2434

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

Lesepaten 02739 / 22 90

Senec@fé 0271 / 2 50 32 39

Malgruppe 0271 / 624 00 oder -39 92 45

durchblick - siegen e.V.

Geschäftsstelle 0271/ 6 16 47

Redaktion 0171 / 6 20 64 13

Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02

SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 61 62

Seniorenhilfe Siegen e.V.

Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35

Gruppen

Trauercafé0271 / 23 602-67

Film- und Video-Club 02732 /1 24 60

SHG Sauerst. Therapie 0271 / 37 03 54

Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67

Werkstatt0271 / 6 27 76

Englischkurse 0271 / 404-2200

donnerstags

09.30 - 10.30 Selbstverteidigung

10.00 - 12.00 Sprechstunde der

Seniorenhilfe Siegen

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des

durchblick geöffnet

11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung

12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl

0271 / 404-2200

freitags

11.00 - 13.30 Englischkurs 1

13.30 - 14.00 Englischkurs 2

0271 / 404-2200

samstags

09.00 - 12.00 Wandergruppe der

Seniorenhilfe Siegen

Termine auf Anfrage

Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:

• Sprachen (von Arabisch bis Türkisch)

• Computerkurse (Grundlagen, Internet, Office u. a.)

• Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter

• Gesundheitsangebote und vieles Andere mehr.

VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen

Internet: www.vhs-siegen.de; E-Mail: vhs@siegen.de

Telefon: 0271 404-3000

Tätigkeitsschwerpunkte:

Grundstücksrecht

Verkehrsrecht

Erb- und Familienrecht

HonorarAnwältin

Mitglied im

AnwaltVerein

VertrauensAnwalt



Veranstaltungen finden nur statt, wenn

behördliche Beschränkungen das zulassen.

Juni

Juli

Veranstaltungen finden nur statt, wenn

behördliche Beschränkungen das zulassen.

10. Donnerstag

15.30 VHS Siegen, Café Literatur-Zeit,

Adelbert von Chamissos Reise um

die Welt, KrönchenCenter Siegen

22. Donnerstag

14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

17. Donnerstag

18.30 VHS Siegen, Siegener Forum:

Vom Triumphzug über die Wandermenagerie

zur Völkerschau,

KrönchenCenter Siegen

19.30 VHS Siegen, vhs.wissen live:

Von Glanz und Elend des aufrechten

Ganges, KrönchenCenter Siegen

18. Freitag

19.30 VHS Siegen, vhs.wissen live:

Was bleibt von Karl Marx? KrönchenCenter

Siegen

28. Montag

10.00 Stadtteilfrühstück, Stadtteilbüro

FES & Mehrgenerationenhaus,

Kreuztal, Danzinger Str. 2

(Kostenbeitrag 2,50 Euro)

29. Dienstag

19.30 VHS Siegen,wissen live: Jetzt

oder nie! Kann die Klimabewegung

das Klima noch retten?

KrönchenCenter Siegen

Bildschirmkonferenz

von Jörn Heller

Jasmin ist hübsch, Yvonne adrett,

Susanne schlecht beleuchtet,

das Haar von Günther trieft vor Fett,

die Stirn ist schweißbefeuchtet.

Gerlindes Haut scheint welk und fahl

im Licht der Schreibtischfunzel,

Karl-Heinz wirkt heut besonders kahl,

der Screen zeigt jede Runzel.

Die Zeit ist knapp, der Ton ein Graus,

doch alles effizient,

weil jeder alles von zu Haus

direkt beim Namen nennt.

Horst-Eberhard hält Monolog,

Carola macht Notizen,

Janine, die um die Ecke bog,

sieht man beim Bleistiftspitzen.

Von oben links merkt Klaus was an,

die Stimme wirkt verdoppelt,

rechts unten kommt jetzt Silke dran,

auch diese rückgekoppelt.

Ich schalte stumm und geh aufs Klo,

mein Headset hat Probleme,

such mir ein Sofa irgendwo

und mach es mir bequeme.

Kann sein, dass ich gelegentlich

aus meinem Rechteck winke.

Mehr geht aus Technikgründen nich,

weil ich grad Kaffee trinke.

Foto: Wikipedia Commons

30. Mittwoch

14.00 Ü 55-Treff, verschiedene

Aktivitäten, im Stadtteilbüro FES

& Mehrgenerationenhaus, Kreuztal,

Danzinger Straße 2. (Anteiliger

Kostenbeitrag 1,50 Euro)

1. Donnerstag

15.30 VHS Siegen, Café-Literatur-

Zeit: Thomas Mann in Davos,

KrönchenCenter Siegen

19.00 VHS Siegen, WEB-Vortrag:

Großbritannien seit 1945: Weltmacht

außer Dienst? KrönchenCenter

4. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

18.00 Buch Brass Ensemble: All you

need is BRASS, Abteigarten Stift Keppel

Hilchenbach, Stift-Keppel-Weg 37

Senioren-Service-Stellen

im Kreis Siegen-Wittgenstein

Stadt Siegen

Rathaus Weidenau 0271/404-2238

Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen

Termine nach Vereinbarung

u.knopp@siegen.de

Stadt Siegen-Geisweid

0271/372199-05

Am Klafelder Markt 20 57078 Siegen

mittwochs 11-12 Uhr

u.knopp@siegen.de

7. Mittwoch

20.00 Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke:

Mord im Museum, Siegerlandhalle

Siegen, Koblenzer Str.

8. Donnerstag

14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,

städtisches Begegnungszentrum

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner

Str. 151

11. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

Gemeinde Neunkirchen

Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-200

Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen

b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de

Stadt Netphen

02738/603-145

Amtsstr. 6 57250 Netphen

stadt@netphen.de

Stadt Hilchenbach

Gudrun Roth 02733/288-229

Markt 13 57271 Hilchenbach

g.roth@hilchenbach.de

Foto: Wikipedia Commons

Stadt Bad Laasphe

Maike Thielmann 02752/909-153

Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe

m.thielmann@bad-laasphe.de

25. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

28. Mittwoch

14.00 Ü55-Treff, verschiedene Aktivitäten,

Stadtteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus,

Kreuztal, Danziger

Str. 2 (Kostenbeitrag 1,50 €)

30. Freitag

18.00 Open-Air-Konzert, Soundslike,

Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1

Beispielbild

Stadt Kreuztal

02732/51-0

Siegener Str. 5 57223 Kreuztal

stadt.kreuztal@kreuztal.de

Gemeinde Burbach

Birgit Meier-Braun 02736/45-56

Eicher Weg 13 57299 Burbach

b.meier-braun@burbach-siegerland.de

Stadt Freudenberg

Heike Weigel 02734/43-174

Mórer Platz 1 57258 Freudenberg

h.weigel@freudenberg-stadt.de

Gemeinde Wilnsdorf

Jutta Schmidt 02739/802-129

Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf

j.schmidt@wilnsdorf.de

Foto: Wikipedia Commons

„Taschengeldbörse“

Hilfe für Dich – Job für mich

Sie brauchen Hilfe in Haus und Garten?

Wenden Sie sich an die Taschengeldbörse!

Der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

vermittelt Schülerinnen und Schüler für haushaltsnahe

Dienstleistungen wie zum Beispiel Einkäufe erledigen, den

Rasen mähen, den Hund ausführen und ähnliches mehr.

www.alteraktiv-siegen.de

Sprechstunden:

Jeden Mittwoch von 14:00 bis 17:00 Uhr

Frau Camilla Stettner 02 71-2 34 60 66

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

St. Johann-Str. 7 ● 57074 Siegen

Nutzen Sie die Möglichkeit, unabhängig von der Wetterlage und

ganzjährig, komplett gestaltete Grabanlagen zu beichtigen.

Auf über 500 m 2 zeigen wir Ihnen vom klassischen Denkmal bis zur

modernen Grabgestaltung eine Vielfalt von Materiealien, Formen

und Ausführungen.

74 durchblick 2/2021 2/2021 durchblick 75



Veranstaltungen finden nur statt, wenn

behördliche Beschränkungen das zulassen.

1. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

5. Donnerstag

14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

6. Freitag

18.00 Open-Air-Konzert, 2nd HAND,

Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1

8. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

12. Freitag

20.00 kreuztalkultur, LaBrassBanda

Open Air, Dreslers Park Kreuztal

13. Freitag

18.00 Open-Air-Konzert, Noisic,

Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1

14.Samstag

20.00 Openair: Big-Band der Musikschule

der Stadt Siegen mit Soul-

Funk, Latin-Rock bis Afro-Cuban

und Salsa, Alte Linde, Wilnsdorf-

Niederdielfen. Auf dem Platz der

Grillhütte Niederdielfen, Grimbergstraße

hinter dem Förderturm.

15. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

19. Donnerstag

14.30 Literaturcafe der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

20. Freitag

18.00 Open-Air-Konzert, T-Time

with Lukas, Rathausplatz Netphen,

Amtsstr. 1

19.30 Open-Air-Konzert, mit

DELTA Q der A-capella Band, Zentrum

Via Adrina Bad Berleburg,

Stedenhofstraße 2

August

Zuhause bei der WGh

21.Samstag

18.00 Musikschule Burbach e.V. Open

Air: Römerkonzert mit der Philharmonie

Südwestfalen, evangelische

Kirche Burbach

22. Sonntag

11.00 Familientag im Zentrum Via

Adrina, Bad Berleburg, Stedenhofstr.

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

25.Mittwoch

14.00 Ü55-Treff, verschiedene Aktivitäten,

Stadtteilbüro FES& Mehrgenerationenhaus,

Kreuztal, Danzinger

Str. 2 (Kostenbeitrag 1,50 €)

27. Freitag

18.00 Open-Air-Konzert, Harakiri,

Rathausplatz Netphen, Amtsstr. 1

28. Samstag

14.00 Stadtteilfest in der Fritz-Erler-Siedlung,

Kreuztal

29. Sonntag

16.00 Konzert: Sonntagnachmittag

um 4 im Schlossgarten, Oberes

Schloss Siegen

30. Montag

10.00 Stadtteilfrühstück, Stadtteilbüro

FES& Mehrgenerationenhaus,

Kreuztal, Danzinger Str. 2 (Kostenbeitrag

2,50 € )

WGh - Wohnungsgenossenschaft hüttental eG

Jahnstraße 45 · 57076 Siegen

Telefon 0271 48951-0 · Fax 0271 48951-51

info@wgh-siegen.de · www.wgh-siegen.de

Ihre Zeitschrift „durchblick“ finde ich

sehr gut und informativ. Der Aufbau

und die Gestaltung der Themen gefallen

mir ebenso sehr, wie, dass Sie

auf zertifiziertem, hervorragendem

Papier drucken. Besonders möchte ich

mich aber für den Aufbau im Internet

bedanken. Im Bereich „Archiv/Suche“

erscheinen nach Eingabe des Autors

all seine Berichte. Man hat einen sauberen

Überblick von den bereits erschienenen

Artikeln, kann diese anklicken

und sofort lesen. So etwas habe

ich selbst in unseren Tageszeiten noch

nicht gefunden, vielen Dank dafür!

Rösel Dürschke, Helgersdorf

Der „Durchblick“ liegt in unserer

Sparkasse aus; daher kenne ich die

Zeitschrift. Die Berichte sind auch für

Nicht-Senioren interessant. (Ganz toll

war übrigens der Beitrag von Eva-Maria

Herrmann „Redewendungen aus dem

Handwerk“ mit Bezug auf das Lied „Drei

Jahre und ein Tag“ von Reinhard Mey.)

Roland Scholz, Erndtebrück

db 1-2021 Dä schdrubbiche Hond.

Dieses Mundart-Gedicht fand der

Raumländer Karl-Heinz Schneider so

anregend, dass er sich flugs daran

machte, die Verse in „Römmelanner

Platt“ zu übersetzen. Das Ergebnis

sprach uns so gut an, dass wir es für

unsere Leserinnen und Lesern nachstehend

zur Kenntnis bringen.

db-Redaktion

Leserbriefe

durchblick verlost Freikarten

für eine Kulturveranstaltung Ihrer Wahl

in folgenden Bühnen

Dä schtruwwellije Hund

Gäre sein mei Fraa un ech em Herwest uff de Beene

doss Löb ess da su bunt, de Luft es glur un reene,

em Wald erres so stell, ma fiehlt sich wie im Dröm,

all die Blimmcher lachen, züm Freund werd jeerer Böhm.

Oh su `nem scheene Werdag ginge mer spaziere

doch wenn ech du dro denken, da fängt`s mech oh zu freere.

Unnerwegs em Bieche-Waald,

du hätts em `ne Huhr richdisch laut geknallt.

Inns woar vo weirem klur: Mer mürren schwinner genn

sunst kann ma nix erkenne – doss sieht ma nür vo nuh.

Unn wie mer neejer kamen, du sooche mer denn Grund:

Enn griene Gensterfärschter, dä zielde uff sein Hund.

Doss laange Schiessgewehr, doss woar schon dicht beim Kobb,

doss soog gefährlich aus, mer riffen alle zwee laut: STOPP !

Wie mer da veer emm stannen, forschten mer emm Chor:

„Woss host dü Jäjerschmann da met däm Hundche veer? “

Hä saad:

„Ech hatte veel Geduld mett emm, doch dumet ess jetzt Schluss,

doss Dier krijet jetzt uff der Schställ sufort dänn Gnadenschuss.

Dä wärd doch immer mieh omm ganse Balch rem schro -

Güggt üch doss Fäll doch oah, du verhungert jeder Floh.

Dä dumme Köder müss noch haure eh de Eäre,

dä siehd doch kaum noch woss – unn härd noch wahne schwer.

Dä ess seid laanger Zeit feer nix mie zü gebrüche,

mer machen nür poar Schridde, da erre schon omm krüsche.

Unn itzt, – zü gürrer letzt – un öh fer alle Denge:

Hä lesst seid Wuchen schon sei Schwenzche nür noch hänge.“

Du gräsch mei Fraa fer laurer Angste: „Mein liewer Bettgenosse:

lööf fort! Su schwinne wie de kannst, sunst werscht dü öh erschosse!“

Ohne Kunst

wird`s

still

Karl-Heinz Schneider, Raumland

Gewinnen können Sie

3 x 2 Eintrittskarten,

wenn Sie bis 15.Juli eine

Nachricht mit Namen, Telefonnummer

und dem Vermerk Freikarten senden an:

Redaktion durchblick

Marienborner Str. 151

57074 Siegen

oder:

gewinnspiel@durchblick-siegen.de

Gewinner werden telef. benachrichtigt.

Den Veranstaltungswunsch dürfen die

GewinnerInnen mit den jeweiligen Bühnen

absprechen.

Die Tickets werden auf Ihren Namen

an der Abendkasse hinterlegt.

Gewinner der letzten Verlosung:

Je zwei Theatergutscheine für das Schauspiel

„Meeresrand“ mit Gilla Cremer im

Gebrüder-Busch-Theather Hilchenbach

erhielten: Gudrun Plett, Manfred Nötzel

und Irmgard Pütz.

76 durchblick 2/2021

2/2021 durchblick 77



Unterhaltung / Impressum

Es fiel uns auf, …

…dass PC-Viren Trojaner heißen. Bei einem Trojaner handelt

es sich um ein Computer-Programm, das sich als harmlos

tarnt. Es kann aber ganze Netzwerke von Rechnern mit

schädlichen Programmier-Anweisungen infizieren, wenn es

zum Beispiel als Anhängsel in einer E-Mail aufgerufen wird.

Seinen Namen verdankt das Schadprogramm dem Trojanischen

Pferd, in dem sich bekanntlich in der Mythologie die

griechischen Soldaten versteckten und so die Menschen in

der Stadt Troja überlisteten.

…dass ein Botendienst für Medikamente eingerichtet

wurde. Senioren, sowie auch andere Corona-Risikopatienten,

können sich ihre Medikamente von der Apotheke vor Ort

nach Hause liefern lassen. Das gilt auch für Menschen, die

Erkältungssymptome haben. Dieser Service soll dazu beitragen,

die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen.

…dass es ab diesem Jahr die elektronische Patientenakte

gibt. Gesundheitsdaten (z.B. Diagnosen) werden nun

digital gespeichert. Der Patient entscheidet aber selbst, ob

überhaupt und welche Unterlagen in der elektronischen

Patientenakte(ePA) hinterlegt werden. Die Informationen

sollen die Therapie verbessern, weil der behandelnde Arzt die

Krankengeschichte komplett einsehen kann.

…dass Geld doch glücklich machen kann. Je mehr Einkommen

ein Mensch zur Verfügung hat, desto glücklicher ist

er. Das trifft zumindest tendenziell zu, wie aus einer neuen

Studie hervorgeht. Die Autoren begründen dies vor allem damit,

dass gut verdienende Personen mehr Freiheiten haben,

ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.

homa

Gedächtnistraining – Lösungen

Blumen-Steckbriefe: 1. Geranie oder Pelargonie;

2. Rosen; 3. Bougainvillea; 4. Petunien; 5. Margeriten.

Lieder raten (Vorschläge): Kommt ein Vogel geflogen.

Alle meine Entchen. Alle Vögel sind schon da. Fuchs

du hast die Gans gestohlen. Summ summ summ Bienchen

summ herum. Im Märzen der Bauer sein Rösslein

anspannt. Auf einem Baum ein Kuckuck saß usw.. The

Lion sleeps tonight. Da steht ein Pferd auf´m Flur. See

you later alligator. Häschen in der Grube uvm..

Zu guter Letzt:

Verpackungswahn

Buchblock im Einband,

Einband im Umschlag,

folienverschweißt

und verpackt zum Geburtstag,

Tütchen darüber

mit Tesafilmlasche,

letzte Versiegelung:

Tragetasche!

Jörn Heller aus „Frische Verse"

Zahlen

merken:

9+X+7

+X+3+

1+8+X

+X+11+

4+X+5

durch

blick

Gemeinnützige Seniorenzeitschrift

für Siegen und Siegen-Wittgenstein

Herausgeber:

durchblick-siegen Information und Medien e.V.

Anschrift der Redaktion:

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen

Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de

Internet: www.durchblick-siegen.de

Öffnungszeiten:

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr

Redaktion:

Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Adelheid Knabe, Ulla

D'Amico, Ingrid Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP),

Eberhard Freundt, Eva-Maria Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin),

Erna Homolla, Erich Kerkhoff, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),

Helga Siebel-Achenbach, Tessie Reeh, Ulli Weber.

Bildredaktion:

Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg

Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die

veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.

Lektorat:

Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,

Dieter Moll.

Internet:

Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:

Bernadette von Plettenberg, Bruno Steuber, Karl-Heinz Schneider,

Ernst Göckus, Heinz Stötzel, Andrea Hasenstab, Hartmut Reeh,

Tilla-Ute Schöllchen, Heinz Bensberg, Eva Schumacher, Jörn Heller,

Adele von Bünau, Roman Vitt, Marie Haberland, Gerhard Peysar,

Stephanie Müller, Wilfried Lerchenstein, Adrian Stötzel,

Sigrid Kobsch.

Gestaltung und Herstellung:

Michael Brösel, Friedhelm Eickhoff, Rita Petri, Nicole Scherzberg.

Anzeigenanfrage:

durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47

E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de

Es gilt die Preisliste 12/2015

(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)

Druck:

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen

Erscheinungsweise:

März, Juni, September, Dezember

Verteilung:

Nadine Gerhard (Ltg.), Wolfgang von Keutz, Christel Schmidt-Hufer,

Jörgen Meister, Marion Ortmann, Birgit Rabanus, Gerd Bombien,

Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Maximilian Großhaus-Lutz,

Rüdiger Zimmermann und alle Redakteure

Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in

Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-

Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren

Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen

der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern

und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben

jährlich 8,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion

wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe

zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt

keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des

Herausgebers gestattet.

Gefördert durch

die Universitätsstadt Siegen

und den Kreis

Siegen-Wittgenstein

F r i e d h o f s w a l d S i e g e n

gepflegter, alter

Baumbestand in Stadtnähe

barrierefreie Erreichbarkeit,

gut ausgebaute Wege,

angrenzende Parkplätze

Andachtsplatz, Friedhofshalle

kostenlose, individuelle

Betreuung und Beratung in

allen Bestattungsfragen

preiswerte Bestattungsart

auch für Ortsfremde

Wenden Sie sich vertrauensvoll an uns!

Universitätsstadt Siegen - Grünflächenabteilung, Tel. 0271/404-4807, www.siegen.de

78 durchblick 2/2021



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