Stahlreport 2021.05
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76. Jahrgang | Mai 2021<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel, Produktion und Verarbeitung<br />
05<br />
21<br />
Spitzenquartal | S. 36<br />
Industrieproduktion schnellt nach oben<br />
Ein Netzwerk-Business | S. 10<br />
TS Steel Trade – Spezialist für deklassiertes Material<br />
Ideal für Wasserstoffstahl? | S. 46<br />
Schwedens Weg zu „grünem“ Stahl
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Dr. Axel Willauschus<br />
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Manfred Feurer, Prof. Dr. Joachim Lueg,<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
gerade brummt es wieder. Die Industrieproduktion, so zeigt der Einkaufsmanager-Index<br />
EMI, ist im März auf ein Allzeithoch gestiegen (siehe S. 36). Noch nie<br />
seit Start des Indexes 1996 sind Produktion wie Auftragseingang der Industrie<br />
stärker gewachsen. Davon profitiert auch der Stahlhandel. So hat zum Beispiel<br />
Klöckner & Co. für die ersten drei Monate 2021 gerade das stärkste Quartal seit<br />
zwölf Jahren gemeldet (siehe S. 15).<br />
Was für ein Jahresauftakt! Fast könnte man angesichts der positiven Stimmung,<br />
die dieser Aufwärtstrend verbreitet, schon wieder vergessen, dass die Märkte<br />
immer noch im Zeichen der Pandemie stehen. So hat sich der europäische Pkw-<br />
Absatz im ersten Quartal kaum gegenüber dem historisch niedrigen Vorjahresquartal<br />
verbessert. Anhaltende Lockdowns, geschlossene Autohäuser und zum<br />
Jahreswechsel ausgelaufene Anreizprogramme sorgen derzeit für Gegenwind,<br />
teilte der Verband der Automobilindustrie e.V. mit.<br />
Durchwachsener sieht es etwa auch in der Baubranche aus. Dort wird die<br />
Geschäftslage zwar immer noch als gut bewertet, die Erwartungen für die<br />
kommenden Monate werden allerdings verhaltener beurteilt (siehe S. 37).<br />
Etwas Beruhigung verschafft da der Blick auf den mittelfristigen Konjunkturtrend<br />
in Deutschland. Nach coronabedingtem historischem Einbruch der Wirtschaftsleistung<br />
im vergangenen Jahr sieht die Bundesregierung in diesem und<br />
im nächsten Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts deutlich oberhalb<br />
von 3 %. Alles natürlich mit dem Warnhinweis versehen, dass keine weiteren<br />
harten, halben, Brücken-, Wellenbrecher- oder Teil-Lockdowns dazwischen<br />
kommen.<br />
Mut macht auch der Fortschritt der Impfkampagne. Zum Redaktionsschluss<br />
dieser Ausage war Ende April rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung<br />
zumindest Erstgeimpft. Das lässt auf eine baldige Normalisierung hoffen.<br />
Drücken wir die Daumen!<br />
Wie immer viel Vergnügen und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre wünscht<br />
Markus Huneke<br />
Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
3
Inhalt <strong>Stahlreport</strong> 05 2021<br />
36<br />
Quartal auf Allzeithoch<br />
China kurbelt Industrieproduktion an<br />
Das haben sie beim Einkaufsmanager-Index auch noch nicht gesehen:<br />
Auftragseingang und Produktion der deutschen Industrie sind im März<br />
wie noch nie seit Index-Erhebung gestiegen – China und USA sei dank.<br />
Unsicherheiten gehen u.a. von steigenden Einkaufspreisen aus.<br />
46<br />
10<br />
A Peoples Business<br />
IIA-Spezialist TS Steel Trade<br />
Deklassiertes Material, Überwalzmengen,<br />
Sonderposten und deren Logistik stehen<br />
für TS Steel Trade im Fokus. Für jede<br />
Erzeugnisform kann das Unternehmen auf<br />
entsprechende Kanäle zurückgreifen,<br />
meist im persönlichen Kontakt.<br />
Schwedens Weg zum Wasserstoffstahl<br />
Industrieprojekt mit deutscher Beteiligung<br />
Auch die schwedische Stahlindustrie befindet sich im<br />
Umbruch. „Grüner“ Stahl ist das Ziel. In einem groß<br />
angelegten Projekt investiert ein internationales<br />
Konsortium in eine Anlage im Norden des Landes.<br />
Mit dabei sind auch zwei deutsche Unternehmen.<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
PERSÖNLICHES<br />
6 Kurznachrichten<br />
STAHLHANDEL<br />
8 Ernst Krebs – Neue Lagerhalle errichtet<br />
10 TS Steel Trade – Ein Netzwerk-Business<br />
12 XOM Materials – Interview mit Tim Milde<br />
15 Klöckner & Co. – Bestes Quartal seit Langem<br />
STAHLVERARBEITUNG<br />
16 Dürr setzt bei Angeboten auf Kalkulationssoftware<br />
20 Uhl – Stahlbau-Herausforderung in Israel<br />
STAHLPRODUKTION<br />
22 thyssenkrupp Steel – Stahltransporte transparenter gemacht<br />
24 Steeltec – Geeignet für Zerspanungsanwendungen<br />
34<br />
Entwicklung entkoppelt<br />
Stahlpreise<br />
zu Jahresbeginn<br />
Das vergangene Jahr endete für<br />
den Stahlhandel nach einem bis<br />
dahin pandemiegeschüttelten<br />
Verlauf mit einer Rallye. Das<br />
wurde dann noch von der<br />
Entwicklung zu Beginn des<br />
neuen Jahres getoppt, wie Jörg<br />
Feger, Bereichsleiter BDS-<br />
Research feststellt (S. 34).<br />
ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />
28 Kasto macht Fertigung und Intralogistik effizienter<br />
30 Rösler – Federstahl-Schellen effizient kugelstrahlen<br />
32 transfluid – Technologie für präzise Biegeaufgaben<br />
BDS-RESEARCH<br />
34 Völlig losgelöst ...<br />
MESSEN UND MÄRKTE<br />
36 Einkaufsmanager-Index – Industrieproduktion auf Allzeithoch<br />
37 Bauwirtschaft – Geschäftslage gut, Erwartungen verhalten<br />
38 Zuliefererindustrie erholt sich<br />
39 Massivumformung – Gebremster Optimismus<br />
40 Maschinenbau – Starke Dynamik im Februar<br />
42 GWS – Mit Kernprodukten erfolgreich<br />
44 Termine<br />
45 Messekalender<br />
WISSENSWERTES<br />
46 „Grüner“ Stahl – Schwedens Weg mit deutscher Beteiligung<br />
LIFESTEEL<br />
50 „Lanstroper Ei“ im neuen Glanz<br />
50 Impressum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
5
Persönliches<br />
Kurznachrichten<br />
Bild: Industrieverband Feuerverzinken<br />
Industrieverband<br />
Feuerverzinken<br />
Sebastian Schiweck<br />
ist seit 1. April 2021 Hauptgeschäftsführer<br />
des Industrieverbandes Feuerverzinken.<br />
„Mit Schaffung der Position des Hauptgeschäftsführers<br />
wurde die 2020 eingeleitete<br />
Umstrukturierung des Industrieverbandes<br />
Feuerverzinken abgeschlossen. Hierfür<br />
haben wir mit Herrn Schiweck die ideale<br />
Besetzung zur Erweiterung<br />
der derzeitigen<br />
Geschäftsführung<br />
gefunden“,<br />
erklärte Martin Kopf,<br />
Vorsitzender des<br />
Industrieverbandes<br />
Feuerverzinken.<br />
Sebastian Schiweck<br />
studierte nach<br />
Abschluss einer<br />
kaufmännischen Ausbildung Volkswirtschaftslehre<br />
mit der Spezialisierung<br />
Umweltpolitik und promovierte im<br />
Anschluss zum DBA. Berufliche Erfahrungen<br />
sammelte er beim Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertag, als Referent bei der<br />
IHK Lüneburg-Wolfsburg sowie der Wirtschaftsvereinigung<br />
Metalle, wo er zuletzt als<br />
Bereichsleiter Nachhaltigkeit tätig war.<br />
GMH<br />
Dr. Alexander Becker<br />
übernimmt zum 1. Juli 2021 als Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung die Leitung der<br />
GMH-Gruppe. Seit 2015 war Becker für<br />
thyssenkrupp tätig<br />
und hat von Brasilien<br />
und Deutschland<br />
aus die<br />
Geschäftseinheit<br />
Forged Technologies<br />
geführt. Industrieerfahrung<br />
sammelte er<br />
Quelle: GMH Gruppe<br />
zuvor im Automotivebereich:<br />
Bei der<br />
Continental AG<br />
waren dies in den Jahren 2007 bis 2014<br />
Stationen in Brasilien und China.<br />
2006 hat Alexander Becker an der WHU –<br />
Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung<br />
in Koblenz/Vallendar im<br />
Bereich Automotive promoviert. Zuvor studierte<br />
er Internationales Management in Rio<br />
de Janeiro sowie Wirtschaftsingenieurwesen<br />
an der Technischen Universität Darmstadt.<br />
Im Dezember 2020 hatte CFO Thomas Löhr<br />
interimistisch den Vorsitz der Geschäftsführung<br />
übernommen. Er verantwortet weiterhin<br />
die Bereiche Finanzen und Controlling<br />
der GMH-Gruppe.<br />
Fischer Profil<br />
Gordon Brede und<br />
Michael Wahl<br />
bilden seit 1. April 2021 die neue Doppelspitze<br />
in der Fischer Profil GmbH. Abgelöst<br />
wurde der bisherige Geschäftsführer<br />
Dr.-Ing. Horst Dieter Schulz, der in den<br />
Ruhestand gegangen ist. Gordon Brede ist<br />
bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten in<br />
Führungspositionen in der Branche tätig. Er<br />
leitete zuletzt den Bereich Vertrieb bei<br />
Fischer Profil, den er 2017 nach einem<br />
Wechsel von Hoesch Bausysteme übernahm.<br />
Auf seiner neuen Position verantwortet<br />
er nun zusätzlich zum Vertrieb und Marketing<br />
die Leitung der Bereiche Finanzen,<br />
Beschaffung und Materialwirtschaft.<br />
Michael Wahl blickt ebenfalls auf eine lange<br />
Karriere in der Industrie zurück. Mehrere<br />
Jahre war er im Bereich Automotive als Produktionsleiter<br />
und später als Bereichsleiter<br />
Produktion bei der Unilux AG tätig. In den<br />
letzten 14 Jahren war er für die Werksleitung<br />
bei Fischer Profil verantwortlich. Als<br />
Geschäftsführer ist er nun zuständig für die<br />
Bereiche Produktion, Personal, Entwicklung,<br />
Zulassungen, Health and Safety und Qualität.<br />
GWS<br />
Thomas Latajka<br />
wird neuer Geschäftsführer bei der GWS<br />
Gesellschaft für Warenwirtschafts-System<br />
mbH. Er tritt die Nachfolge von Georg Mersmann<br />
an, der das Unternehmen zum 31.<br />
März 2021 verlassen hat. Der ERP-Experte<br />
mit langjähriger Erfahrung im KMU- und<br />
Enterprise-Marktsegment wird im August an<br />
die Seite von GWS-Geschäftsführer Udo<br />
Lorenz treten. Unter<br />
dem neuen Führungsduo<br />
steht –<br />
neben der Entwicklung<br />
der Bestandsund<br />
Neukunden –<br />
vor allem die Weiterführung<br />
der konsequenten<br />
Cloud-Ausrichtung<br />
aller<br />
GWS-Produkte im<br />
Fokus der strategischen Planungen.<br />
Latajka verfügt über langjährige Erfahrung<br />
im Segment der kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (KMU) sowie im Enterprise-<br />
Bild: GWS<br />
Marktsegment und bringt ein ausgeprägtes<br />
technisches Know-how im Bereich der Entwicklung<br />
von ERP-Produkten mit.<br />
Festo<br />
Dr. Frank Melzer<br />
Vorstand Product and Technology Management<br />
der Festo SE & Co. KG, übergab turnusgemäß<br />
seinen Vorsitz des Lenkungskreises,<br />
dem zentralen Steuerungsorgan der<br />
Plattform Industrie 4.0. Die Plattform Industrie<br />
4.0 ist ein<br />
Zusammenschluss<br />
von Unternehmen,<br />
Gewerkschaften,<br />
Verbänden, Wissenschaft<br />
und Politik,<br />
um die digitale<br />
Transformation der<br />
Produktion in<br />
Deutschland voranzubringen.<br />
Die offizielle Amtsübergabe des Lenkungskreisvorsitzes<br />
der Plattform Industrie 4.0<br />
fand auf der Hannover Messe statt – coronabedingt<br />
rein virtuell. Dr. Frank Melzer,<br />
Vorstand Product and Technology Management,<br />
zog eine positive Gesamtbilanz und<br />
wünschte seinem Nachfolger, Dr. Frank<br />
Possel-Dölken, Chief Digital Officer und Mitglied<br />
der Geschäftsführung von Phoenix<br />
Contact, alles Gute für die Fortführung der<br />
Plattform.<br />
Energie- und Klimaagentur<br />
Ulf C. Reichardt<br />
verantwortet und gestaltet seit dem 1. April<br />
2021 den Aufbau der neuen Landesgesellschaft<br />
Energie- und Klimaagentur. 2022 soll<br />
sie unter seiner Führung die operative<br />
Arbeit aufnehmen. Reichardt war zuletzt als<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK Köln tätig<br />
und bekleidete zuvor verschiedene Managementpositionen<br />
bei thyssenkrupp.<br />
Mit der Energie- und Klimaagentur NRW<br />
möchte die Landesregierung Nordrhein-<br />
Westfalen die CO 2 -Minderung weiter konsequent<br />
vorantreiben<br />
und gemeinsam mit<br />
Unternehmen, Kommunen<br />
sowie Bürgerinnen<br />
und Bürgern<br />
weitere Maßnahmen<br />
für den Klimaschutz<br />
und eine verlässliche<br />
Energieversorgung<br />
initiieren.<br />
Bild: Festo<br />
Bild: Energie- und Klimaagentur<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Gitterträgerschweißanlagen<br />
<br />
<br />
<br />
Flexibel<br />
Vo<br />
ollautomatisch<br />
Ve<br />
erschnittfrei<br />
Die VGA Versa dient der flexiblen Fertigung<br />
von Gitterträgern und produziert just-in-timvollautomatisch.<br />
und<br />
Die Anlage bietet zudem eine automatische<br />
Höhenverstellung der Gitterträger sowie<br />
eine optimale Integration in Ihr<br />
Fertigungskonzept.<br />
www. progress-m.com
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Spatenstich für die Erweiterung: der<br />
geschäftsführende Gesellschafter der Ernst<br />
Krebs KG Daniel Krebs (Mitte) mit Architekt<br />
Andreas Seidensticker (r.) sowie Frank Balkenhol<br />
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />
(li.)<br />
Ernst Krebs KG – neue Lagerhallen in stürmischen Zeiten<br />
Standort verpflichtet!<br />
Auch wenn Corona die Welt in Atem hält: Stahl Krebs investiert in die Zukunft. In einem<br />
ambitionierten Bauvorhaben erweitert der Solinger Stahlhändler die vorhandenen rund 10.000 m 2<br />
Lagerflächen aktuell um weitere ca. 5.000 m 2 . Mit dem ersten Spatenstich hat der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Daniel Krebs Mitte April den Baubeginn offiziell gestartet. Bereits Ende 2021 – passend<br />
zum 140-jährigen Jubiläum im Jahr 2022 – sollen die neuen Hallen bezugsfertig und mit neuen<br />
Produkten bevorratet sein.<br />
[ Kontakt]<br />
Ernst Krebs KG<br />
Dellenfeld 38–40<br />
42653 Solingen<br />
+49 212 5969-0<br />
www.stahl-krebs.de<br />
Als Pionier des Stahlhandels<br />
belieferte Stahl Krebs in den Gründungsjahren<br />
seit 1882 zunächst die<br />
in Solingen ansässige Schneidwarenindustrie.<br />
Mit den Jahren wurde<br />
das Portfolio dann auf Hersteller von<br />
Handwerkzeugen und chirurgische<br />
Instrumente sowie den Bereich Automotive<br />
ausgeweitet. Seit 1990 ist<br />
das heute in der fünften Generation<br />
geführte Unternehmen im Industriegebiet<br />
Dyckerfeld im Solinger Norden<br />
heimisch. Mit der Planung der<br />
dringend benötigten neuen Hallenund<br />
Logistikflächen hatte das Unternehmen,<br />
das Daniel Krebs zufolge<br />
vor allem durch seinen Servicegedanken<br />
in den Schlüsselbranchen<br />
überzeugt, bereits vor zwei Jahren<br />
begonnen.<br />
Breites Lagerprogramm<br />
Aktuell umfasst das Lagerprogramm<br />
ca. 13.000 t rostfreie Stähle sowie<br />
Qualitäts-, Edelbau- und Werkzeugstähle.<br />
Eine Besonderheit stellen martensitische<br />
rostfreie Stahlgüten dar,<br />
die in Solingen als Lang- und Flachprodukte<br />
in einer großen Abmessungsvielfalt<br />
bevorratet werden.<br />
„Als etablierter Stahlhändler verfolgen<br />
wir das Ziel, unseren anspruchsvollen<br />
Kunden hochwertige Qualitätsprodukte<br />
bereit zu stellen. Als<br />
moderner Dienstleister bieten wir<br />
dafür innovative Services rund um<br />
Lagerhaltung, Anarbeitung und<br />
Logistik sowie Werkstoff- und<br />
Anwendungsberatung“, sagt Daniel<br />
Krebs, der eine seiner Aufgaben<br />
darin sieht, das Unternehmen für<br />
die digitale Zukunft aufzustellen und<br />
die richtige Technologie für die komplexen<br />
Herausforderungen des Alltags<br />
zu implementieren.<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Bilder: Stahl Krebs<br />
Für diese Vorhaben wurde eigens<br />
die Stelle des Digital Innovations<br />
Officers geschaffen. Durch konsequente<br />
Digitalisierung der Geschäftsprozesse<br />
und neue Arbeitsweisen<br />
will das Unternehmen die Effizienz<br />
der Zusammenarbeit steigern und<br />
das digitale Vernetzen mit Kunden<br />
und Lieferanten weiterentwickeln.<br />
Team wird großgeschrieben<br />
Genau so groß wie die Zukunftsfähigkeit<br />
werden bei Stahl Krebs das<br />
Team und die Verbundenheit mit<br />
der Region geschrieben. So bieten<br />
die neuen Hallen nicht nur Raum<br />
für neue Ideen, sondern auch neue<br />
Arbeitsplätze. Das aktuelle Team der<br />
„STAHL KREBSe“ besteht aus 55<br />
Kolleginnen und Kollegen, die<br />
gemeinsam den Service und die<br />
Arbeitsprozesse optimieren, so das<br />
Unternehmen.<br />
Um die Mitarbeiter intensiv und<br />
anhaltend auf die Wandelambitionen<br />
vorzubereiten, entschied sich das<br />
Familienunternehmen schon vor<br />
fünf Jahren dazu, neue Wege zu<br />
gehen und eine eigene Personalentwicklung<br />
zu implementieren. In der<br />
Organisation, die Daniel Krebs in<br />
der fünften Generation führt, soll<br />
jeder sein Potenzial entfalten. Ein<br />
erfahrener Coach begleitet nicht nur<br />
die Führungskräfte in dem Kulturwandel,<br />
sondern alle Mitarbeiter.<br />
Dazu gehört auch der Anspruch,<br />
jedes Jahr junge Menschen auszubilden,<br />
die im besten Fall nach erfolgreichem<br />
Abschluss der Ausbildung<br />
direkt einen Arbeitsplatz bei Stahl<br />
Krebs erhalten.<br />
„Bei Stahl Krebs schauen wir<br />
über den Tellerrand und das wissen<br />
unsere Geschäftspartner und Mitarbeitende<br />
zu schätzen“, so Daniel<br />
Krebs. Weiter verrät er auch seine<br />
Vision: „Unsere Devise heißt Kunden<br />
zu verstehen, Werte zu leben und<br />
Dinge gemeinsam nach vorn zu entwickeln.<br />
Wir wollen nicht nur optimale<br />
Stahlqualität anbieten, sondern<br />
auch immer wieder mit neuen Ideen<br />
begeistern. Als wichtiger Versorger<br />
zahlreicher Schlüsselbranchen verstehen<br />
wir uns als leistungsstarker<br />
Lösungsanbieter für anspruchsvolle<br />
Industrien“.<br />
Neuer Firmenauftritt<br />
Um diese Idee noch deutlicher zu<br />
visualisieren entstand im letzten<br />
Jahr auch ein neuer Firmenauftritt.<br />
Die Website sowie der Slogan: „our<br />
steel. YOUR BUSINESS.“ zeigen einprägsam<br />
das Selbstverständnis des<br />
innovativen Stahlhändlers, der<br />
national und international die Stahlversorgung<br />
anspruchsvoller Kunden<br />
mit seinem globalen Lieferanten-Netzwerk<br />
sichert. Der neue<br />
Auftritt soll die gelebte Faszination<br />
für hochwertige Stähle und den<br />
spürbaren Mehrwert für Geschäftspartner<br />
auf allen Ebenen des modernen<br />
Stahlhandels noch besser transportieren.<br />
Für die Ernst Krebs KG<br />
ist der Spatenstich ein logischer<br />
nächster Schritt in der kontinuierlichen<br />
Entwicklung des Unternehmens.<br />
2<br />
Breites Lagerprogramm<br />
wird erweitert:<br />
Ende 2021<br />
stehen Stahl Krebs<br />
insgesamt ca.<br />
15.000 m 2 Lagerfläche<br />
zur Verfügung.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
9
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
TS Steel Trade – Spezialist für deklassiertes Material<br />
Ein Netzwerk-Business<br />
Von Rundstahl über Walzdraht bis hin zu Blechen und Coils – über alle Erzeugnisformen hinweg hat sich die badenwürttembergische<br />
TS Steel Trade GmbH auf den Handel mit IIA-Material spezialisiert. Entscheidend für den Erfolg sind<br />
vor allem die persönlichen Kontakte, die der Gründer und Inhaber Timo Stibitz und seine derzeit rund 15 Mitarbeiter zu<br />
Stahlproduzenten sowie Stahlverwendern pflegen – sowohl Europa wie weltweit.<br />
[ Kontakt]<br />
TS Steel Trade GmbH<br />
Carl-Benz-Straße 3<br />
68723 Schwetzingen<br />
+49 6202 92608-10<br />
www.tssteeltrade.de<br />
Angefangen hat Timo Stibitz<br />
mit vier Mitarbeitern. 2018 hat der<br />
gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann<br />
das Trading-Unternehmen<br />
mit der Ausrichtung vorrangig<br />
auf deklassierte Stahlprodukte, Sonderposten<br />
sowie Überwalzmengen<br />
gegründet. Neben IIA-Material handelt<br />
das Unternehmen auch mit Produkten<br />
aus dem IA-Bereich wie Stabstahl,<br />
Blechen, Coils sowie Rohren.<br />
Der Erfolg stellte sich schnell ein,<br />
bereits drei Jahre später beschäftigt<br />
das Unternehmen heute nahezu dreimal<br />
soviele Mitarbeiter.<br />
Abgesehen von dem klaren<br />
Fokus auf deklassiertes Material verfolgt<br />
TS Steel Trade eher eine breitangelegte<br />
Strategie. „Wir haben uns<br />
nicht, wie viele andere, auf ein<br />
bestimmtes Nischenprodukt spezialisiert,<br />
sondern sind über alle Erzeugnisformen<br />
hinweg aktiv. Das hat den<br />
großen Vorteil, dass wir auf eine<br />
breite Erfahrung für jedes Produkt<br />
zurückgreifen können und für jedes<br />
entsprechende Kanäle öffnen können“,<br />
so Stibitz.<br />
Weltweit kaufen,<br />
weltweit verkaufen<br />
TS Steel Trade ist ein reines Handelshaus,<br />
Vermittlungsgeschäfte<br />
übernimmt das Unternehmen nicht.<br />
Vom Standort in Schwetzingen aus<br />
wird entsprechendes Material von<br />
Lieferanten in Europa und weltweit<br />
aufgekauft und an Kunden weiterveräußert.<br />
Lagerhaltung gehört<br />
nicht zum Angebot. „Wir arbeiten<br />
jedoch häufig mit Konsignationslägern<br />
und können bei Bedarf auf<br />
Speditionsläger zugreifen“, so Stibitz<br />
weiter.<br />
Was das Sortiment angeht, ist<br />
TS Steel Trade breit aufgestellt:<br />
Blankstahl, Rundstahl, Walzdraht,<br />
Spaltband, Bleche und Coils, ab und<br />
zu gehen auch Rohre oder sogar<br />
Schweißkonstruktionen über den<br />
Schreibtisch. Die Kunden befinden<br />
sich dabei in ganz Europa, aber auch<br />
Länder wie die Türkei, Indien und<br />
Bangladesh gehören zum Aktionsradius.<br />
Etwa 70 % macht der Handel mit<br />
IIA-Material bei TS Steel Trade derzeit<br />
aus. Mit den übrigen rund 30 %<br />
ist das Unternehmen auch im „normalen“<br />
IA-Bereich unterwegs und<br />
beliefert zum Beispiel Umformbetriebe<br />
mit Vormaterial.<br />
Erfolg dank Netzwerk<br />
Der Handel mit IIA-Material ist vor<br />
allem ein Netzwerk-Business. Das<br />
Telefon und – vor Corona-Zeiten –<br />
persönliche Vor-Ort-Kontakte sind<br />
für den Geschäftsführer die wichtigsten<br />
Instrumente. „Es ist ein reines<br />
Akquisegeschäft, die meiste Zeit<br />
sitze ich am Telefon. Aber auch<br />
online generiere ich immer mehr<br />
Geschäft“, erläutert Timo Stibitz.<br />
Dank seiner über zehnjährigen<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Erfahrung im Stahlhandel verfügt<br />
er über Kontakte zu so gut wie jedem<br />
Werk in Europa. Aber auch über<br />
Europa hinaus wird Material gekauft.<br />
„Gerade bei unserem Fokus auf<br />
deklassiertes Material kommt uns<br />
unser ausgeprägtes, gut entwickeltes<br />
Netzwerk zu Gute. Wir pflegen langfristige<br />
Beziehungen, sind aber<br />
immer auch im Spotgeschäft unterwegs“,<br />
so Stibitz.<br />
Trotz starker Bedeutung des persönlichen<br />
Kontakts spielt die Digitalisierung<br />
auch für TS Steel Trade<br />
eine Rolle. „Die Automatisierung<br />
von Abläufen, zum Beispiel bei der<br />
Bereitstellung und Übermittlung<br />
von Dokumenten – das alles wird<br />
in Zukunft deutlich zunehmen, auch<br />
in unserem Bereich“, ist sich Stibitz<br />
sicher.<br />
Eine Stärke ist auch die Logistik<br />
Zur Stärke des Unternehmens gehört<br />
neben dem Trading auch die Logistik<br />
– eine optimale wie logische Ergänzung.<br />
So wird die komplette Frachtlogistik<br />
für die georderten Erzeugnisse<br />
übernommen: Export-Abwicklung,<br />
Dokumentbereitstellung, Frachtanfragen<br />
und -vergaben, Containerbuchungen<br />
und Verschiffungen. Jedes<br />
Stahlerzeugnis wird von jedem Lieferstandort<br />
aus zu jedem gewünschten<br />
Standort geliefert, ohne dass sich Kunden<br />
selbst um die nötigen Formalitäten<br />
kümmern müssen – ein weltweiter<br />
Rundumservice.<br />
Für die Logistik, die in diesem<br />
Bereich ein überaus differenziertes<br />
Knowhow benötigt, sieht Stibitz<br />
Wachstumspotenzial. Um diese<br />
Anforderungen besser bedienen zu<br />
können, hat er die TS Logistics GmbH<br />
gegründet.<br />
Für die Zukunft plant der Unternehmensgründer,<br />
sich noch breiter<br />
aufzustellen. „Wir möchten noch<br />
mehr in die Bereiche Rohre oder auch<br />
Edelstahl gehen. Auch Anarbeitung<br />
ist für uns ein Thema in der Zukunft,<br />
ebenso wie der Ausbau der Logistik“,<br />
plant Stibitz. „Um zu wachsen, brauche<br />
ich aber die richtigen Leute –<br />
branchenerfahrene Experten, möglichst<br />
mit eigenem Netzwerk, das<br />
wäre optimal“, sagt Stibitz. 2<br />
DIE SCHNELLSTEN AUCH BEI HÄRTESTEN JOBS<br />
Spitzenleistung in punkto Sägeleistung<br />
und Automatisierungsgrad<br />
Für höchste Anforderungen an Schnittleistung,<br />
Automatisierung und Prozesssicherheit in Stahlhandel<br />
und Produktion bieten die BEHRINGER Bandsägeautomaten<br />
der HBM-Baureihe ein überzeugendes Paket.<br />
Unsere Spezialisten beraten Sie gerne!<br />
Hochleistungs-Sägezentrum HBM440A-PC-E<br />
Vollautomatischer, mannloser Betrieb<br />
Dynamische Ablagepositionen auf der Abfuhrseite<br />
Hauptzeitparalleles Be- und Entladen<br />
Höchste Schnittleistung beim Sägen von Vollmaterialien<br />
und Rohren aller Güten<br />
Abschnitt-Sortiereinrichtung<br />
mit beidseitiger Abschiebeeinheit<br />
FIT FOR FUTURE MIT BEHRINGER<br />
BEHRINGER GmbH<br />
Industriestraße 23<br />
74912 Kirchardt<br />
Phone: +49 7266 207-0<br />
info@behringer.net<br />
www.behringer.net
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
XOM Materials – eProcurement-Lösung für den Stahleinkauf<br />
Endlich weg von der Handarbeit<br />
Die manuelle Datenübertragung ist heute keine wertschöpfende Tätigkeit mehr. Trotzdem benötigen die Abläufe im Stahlund<br />
Werkstoffeinkauf meist immer noch viel Handarbeit – dabei ließe sich vieles automatisieren. Eine Lösung bietet die<br />
XOM Materials GmbH mit ihrem eProcurement-Tool. Ein Gespräch mit Tim Milde, Chief Operating Officer des Berliner<br />
Technologie-Unternehmens.<br />
Herr Milde, glauben Sie an<br />
Prognosen?<br />
Tim Milde: Wie bitte? Warum?<br />
Bis vor Kurzem galten Digitalisierung<br />
und Disruption oft als Synonym. Heute<br />
argumentiert mancher jedoch, der<br />
große Knall sei ausgeblieben, die Digitalisierungs-Ankündigungen<br />
wären<br />
zu vollmundig gewesen, alles nur PR.<br />
Was kann eine Einkaufslösung wie<br />
das XOM eProcurement-Tool heute<br />
in der Praxis konkret leisten?<br />
Zunächst einmal: Wir sind nicht angetreten,<br />
um den Stahlhandel abzuschaffen.<br />
Im Gegenteil, wir bieten mit unserer<br />
eProcurement-Technologie ein<br />
Instrument, mit dem sich Händler<br />
beim Stahleinkauf besser aufstellen<br />
können, ohne dabei die eigenen Prozesse<br />
aus der Hand zu geben. Die vielen<br />
manuellen Handgriffe verursachen<br />
doch hohe Kosten, sind langsam<br />
und enthalten Fehler. Da setzt unsere<br />
eProcurement-Lösung an, mit der wir<br />
die Abläufe beim Einkauf digital abbilden.<br />
Was genau verbirgt sich hinter der<br />
eProcurement-Lösung von XOM Materials?<br />
Bei XOM eProcurement handelt es<br />
sich um eine Stand-alone-Lösung für<br />
den Einkauf von Werkstoffen. Die<br />
Technologie, die dahintersteckt, ist<br />
ähnlich wie bei XOM eShop. Die Einkaufslösung<br />
fokussiert aber auf ganz<br />
andere Anforderungen. Das ist wie<br />
beim Fahrzeugbau, wo mit derselben<br />
Technologie sehr verschiedene<br />
Modelle gebaut werden.<br />
Tim Milde, Chief<br />
Operating Officer<br />
von XOM Materials,<br />
im Gespräch mit<br />
Markus Huneke,<br />
Chefredakteur<br />
<strong>Stahlreport</strong>.<br />
Bild: BDS<br />
Als Nutzer des XOM eProcurements<br />
finde ich mich also nicht plötzlich<br />
auch auf dem XOM-Marktplatz wieder?<br />
Nein, natürlich nicht! Das XOM eProcurement<br />
konzentriert sich auf den<br />
langfristigen, strategischen Stahl- und<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Werkstoffeinkauf, auf die Prozesse<br />
zwischen Einkäufer und Lieferant.<br />
Mit unserer Lösung machen wir die<br />
wiederkehrenden Abläufe zwischen<br />
diesen beiden Parteien effizienter,<br />
von der Anfrage über die Verhandlung<br />
bis hin zur Bestellung. Das XOM eProcurement-Tool<br />
stellt keine öffentlich<br />
einsehbaren Anfragen<br />
oder Angebote her, wir<br />
schaffen damit keine<br />
größere Markttransparenz.<br />
Sie werden als<br />
Nutzer des eProcurements<br />
keine vorinstallierte<br />
Lieferanten-<br />
Datenbank finden.<br />
Jedes Unternehmen muss seine eigenen<br />
Lieferanten explizit ansprechen<br />
und einpflegen. Kein Dritter kann<br />
neben Einkäufer und ausgewähltem<br />
Lieferanten Anfragen, Aufträge und<br />
Daten einsehen.<br />
Wie funktioniert das XOM eProcurement?<br />
Welche Abläufe bildet es ab?<br />
Das XOM eProcurement konzentriert<br />
sich auf Mengen, die innerhalb von<br />
Rahmenverträgen beschafft werden<br />
sowie auf Projektanfragen, Zukäufe,<br />
Lagerergänzungen und Stock-outs.<br />
Bei jedem Abruf werden dabei standardmäßig<br />
dieselben Abläufe durchlaufen,<br />
immer wieder, immer die gleichen.<br />
Gerade im Stahleinkauf ist dabei<br />
heute noch ein sehr hoher Anteil<br />
„Wir sind nicht angetreten, um<br />
den Stahlhandel abzuschaffen.“<br />
manueller Tätigkeit nötig. Aus eigener<br />
Erfahrung kenne ich die Excellisten,<br />
die mit Lineal und Stift stundenlang<br />
bearbeitet und zwischen Werk und<br />
Einkäufer hin- und hergeschickt werden.<br />
Mit unserer eProcurement-Lösung<br />
werden die Dispositionslisten automatisch<br />
aus dem eigenen Warenwirtschaftssystem<br />
geholt und per Schnittstelle<br />
in das System übernommen.<br />
Dazu wird im Vorfeld einmalig eine<br />
Standardpreisliste des Lieferanten<br />
eingepflegt. Werden nun Mengen in<br />
das eProcurement-Tool hochgeladen,<br />
werden die Artikelstammdaten des<br />
Einkäufers automatisch mit den Artikeldaten<br />
des Werks abgeglichen. Man<br />
sieht die bereits verhandelten Konditionen<br />
direkt und ohne Suchen, inklusive<br />
Walzdatum. Individuelle Änderungen<br />
der Bestellung können dabei<br />
nach Bedarf pro Posten eingegeben<br />
werden. Das System bietet darüber<br />
hinaus auch die Möglichkeit, auf<br />
Wunsch weitere Anbieter anzufragen<br />
– zum Beispiel für Zukaufsprodukte.<br />
Welchen Vorteil haben Lieferanten<br />
davon, XOM eProcurement zu nutzen?<br />
Die Lieferanten sehen einen großen<br />
Benefit darin, denn auch ihre Abläufe<br />
werden effizienter. Die Werke und<br />
Zukaufslieferanten bekommen von<br />
ihren Kunden doch sehr viele Anfragen<br />
mit vielen Dispositionslisten. Wenn<br />
diese Anfragen nicht<br />
mehr händisch übertragen<br />
werden müssen,<br />
sondern automatisch<br />
verarbeitet werden,<br />
spart das Aufwand und<br />
Kosten. Außerdem ist<br />
die Hürde, das XOM<br />
eProcurement zu nutzen,<br />
für Lieferanten klein, denn ihnen<br />
entstehen dabei keine Kosten.<br />
Das Interesse der Werke ist daher<br />
groß. Aktuell haben wir bereits rund<br />
200 Lieferanten, die mit dem eProcurement<br />
arbeiten, rund 110 davon sind<br />
Stahlwerke. Wenn Einkäufer diese<br />
Lieferanten also in ihr eigenes eProcurement-System<br />
einpflegen, ist deren<br />
Katalog schon vorhanden. Der Händler<br />
muss seinem Lieferanten nun nur<br />
mitteilen, dass er ab jetzt die XOM<br />
eProcurement-Lösung als Einkaufssoftware<br />
nutzt.<br />
Was ist, wenn der Lieferant das XOM<br />
eProcurement nicht nutzt?<br />
Macht der Lieferant noch nicht mit,<br />
ändert sich für ihn an den Abläufen q<br />
Alles im Überblick:<br />
das Dashboard der<br />
XOM eProcurement-<br />
Lösung<br />
Grafiken: XOM Materials GmbH<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
13
Stahlhandel<br />
Berichte<br />
XOM eProcurement<br />
bildet die Einkaufsprozesse<br />
von Stahl<br />
digital ab, wodurch<br />
manuelle Eingriffe<br />
stark reduziert werden.<br />
q nichts. Er wird die Bestellung wie<br />
üblich bearbeiten. Zusätzlich können<br />
wir zukünftig auch manuelle Angebote<br />
auslesen und in unser System<br />
übertragen. Das kennt man seit vielen<br />
Jahren aus der Rechnungseingangsverarbeitung.<br />
Was ist mit kleineren Zukaufspositionen?<br />
Die sind doch auch ein fester<br />
Bestandteil des Einkaufs.<br />
Auch kleinere Posten, die nicht über<br />
Werke eingekauft werden, können<br />
mit XOM eProcurement gemanagt<br />
werden. In diesem Fall wird einfach<br />
ein entsprechender Auftrag für den<br />
gewünschten Artikel generiert und<br />
aus dem System an zuvor ausgewählte<br />
Händler geschickt.<br />
Ist dieser Händler seinerseits als<br />
Lieferant hinterlegt, läuft das automatisch.<br />
Ist der Zukaufslieferant noch<br />
nicht angelegt, wird ebenfalls ein Auftrag<br />
angelegt, der dann aber manuell<br />
verschickt werden muss. Denn in diesem<br />
Fall fehlen ja noch Informationen.<br />
Das ist derselbe Ablauf wie heute,<br />
nur dass dem Disponenten viele<br />
Schritte abgenommen werden.<br />
XOM eProcurement wird also für jedes<br />
Unternehmen individuell konfiguriert<br />
und bereitgestellt. Handelt es sich<br />
dabei um eine lokale Vor-Ort-Installation,<br />
einen sogenannten On-Premise-Dienst?<br />
Wir bieten die Lösung nicht als lokale<br />
Installation an, sondern ausschließlich<br />
als Software-as-a-Service. Etwas anderes<br />
wäre gar nicht darzustellen, etwa was<br />
die Kosten angeht. Um das XOM eProcurement-Tool<br />
zu nutzen, benötigen<br />
Sie keine eigene IT-Abteilung mit hohen<br />
Personal- und Hardwarekosten. Die<br />
Software wird zudem regelmäßig aktualisiert.<br />
Bei Clouddiensten ist das kein<br />
Problem, dort sind die Anwender immer<br />
auf dem aktuellen Stand, ohne dass<br />
ihre Abläufe dabei komplett zerschossen<br />
werden. Bei Vor-Ort-Installationen,<br />
die oft viele unternehmensspezifische<br />
Veränderungen enthalten, sind Updates<br />
ein sehr schwieriges Thema.<br />
Clouddienste werden oft als unsicher<br />
angesehen. Die eigenen Daten könnten<br />
gehackt oder vom Cloudanbieter<br />
für eigene Zwecke ausgewertet werden.<br />
Das Risiko gehackt zu werden, ist bei<br />
lokal betriebener Software viel höher.<br />
Denn dort muss sich die eigene IT-<br />
Abteilung um die Sicherung kümmern,<br />
die noch viele andere Aufgaben<br />
nebenher hat und in der Regel auch<br />
nicht über spezielle Expertise verfügt.<br />
Die großen Cloudanbieter wie<br />
Microsoft, Amazon & Co., beschäftigen<br />
ganze Abteilungen, die sich nur mit<br />
diesem Thema auseinandersetzen.<br />
Und mit den Serverstandorten dieser<br />
Anbieter in Europa und Deutschland<br />
ist auch sichergestellt, dass sie sich<br />
an hiesige Datenschutzbestimmungen<br />
halten. Die Daten in der Cloud sind<br />
also sicherer als bei einer Software,<br />
die im eigenen Keller betrieben wird.<br />
Das Microsoft Office-Paket beispielsweise<br />
wird fast ausschließlich nur<br />
noch als Cloudlösung verkauft und<br />
genutzt.<br />
Welche Voraussetzungen muss ein<br />
Unternehmen mitbringen, um das<br />
XOM eProcurement zu nutzen?<br />
Die eProcument-Lösung wird, wie<br />
andere Software-Produkte auch, für<br />
jedes Unternehmen separat zur Verfügung<br />
gestellt. Was wir also initial<br />
bereitstellen, ist eine leere Instanz,<br />
die dann mit Daten, wie den Artikelstammdaten,<br />
befüllt werden muss.<br />
Wie wird sich das XOM eProcurement<br />
weiter entwickeln?<br />
Es gibt rund um die Werkstoffbeschaffung<br />
noch viele Dinge, die sich schlanker<br />
und besser gestalten lassen. Spannend<br />
sind zum Beispiel das<br />
Lieferzeitenmanagement oder die<br />
Abfrage von Walzplänen. Im Kern<br />
kommt es immer darauf an, ob der<br />
Disponent dabei einen Nutzen hat<br />
oder nicht.<br />
Herr Milde, vielen Dank für das<br />
Gespräch. 2<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Klöckner & Co-Start ins Geschäftsjahr 2021<br />
Bestes Quartal seit über zwölf Jahren<br />
Klöckner & Co ist stark in das neue Geschäftsjahr gestartet und erzielte das beste Quartalsergebnis<br />
seit über zwölf Jahren, teilte der Konzern Ende April mit. Durch die äußerst positive Preisentwicklung<br />
stieg der Umsatz trotz pandemiebedingt rückläufiger Absatzmengen um 5,3 % auf 1,5 Mrd. €<br />
(Q1 2020: 1,4 Mrd. €).<br />
Das operative Ergebnis<br />
(EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten<br />
lag mit 130 Mio. € (Q1<br />
2020: 21 Mio. €) am oberen Ende<br />
der Prognose von 110 Mio. € bis<br />
130 Mio. €. Einschließlich wesentlicher<br />
Sondereffekte, die überwiegend<br />
aus der Veräußerung geschlossener<br />
Standorte resultierten, betrug<br />
das EBITDA 141 Mio. € (Q1 2020:<br />
21 Mio. €). Das Konzernergebnis<br />
verbesserte sich auf 86 Mio. € nach<br />
–21 Mio. € im Vorjahreszeitraum.<br />
„Die erzielten Ergebnisse bestätigen<br />
unsere Strategie und belegen,<br />
dass die Digitalisierungs- und<br />
Restrukturierungsmaßnahmen im<br />
Rahmen des Projekts Surtsey greifen.<br />
Dadurch profitieren wir noch<br />
stärker von dem positiven Marktumfeld“,<br />
sagte Gisbert Rühl, Vorsitzender<br />
des Vorstands der Klöckner<br />
& Co SE.<br />
Digitaler Umsatz gestiegen<br />
Der Digitalumsatz stieg im Vergleich<br />
zum Vorjahresquartal um<br />
10 % auf über 45 % (Q1 2020: 35 %).<br />
Der Kloeckner Assistant, eine KIgetriebene<br />
Softwareanwendung für<br />
die automatisierte Bearbeitung von<br />
Anfragen und Bestellungen, hatte<br />
dabei maßgeblich zu dem Anstieg<br />
beigetragen: Mit dem Kloeckner<br />
Assistant wurden innerhalb eines<br />
Jahres bereits Umsätze von rund<br />
einer halben Milliarde Euro automatisiert<br />
abgewickelt – davon<br />
alleine rund 200 Mio. € im ersten<br />
Quartal 2021.<br />
Gemeinsam mit den Klöckner &<br />
Co-Onlineshops mit ihren mittlerweile<br />
über 65.000 registrierten Kunden und<br />
über einer halben Million jährlichen<br />
Logins haben die Tools beträchtliche<br />
Teile der Verkaufsprozesse von Klöckner<br />
& Co digitalisiert, so der Konzern.<br />
Auch XOM Materials erzielte im abgelaufenen<br />
Quartal Fortschritte, insbesondere<br />
mit der eProcurement-Lösung,<br />
mit der XOM Materials seit dem ersten<br />
Quartal nun auch in den USA und<br />
Lateinamerika vertreten ist, teilte das<br />
UNternehemen mit. Der Wert aller<br />
auf der Plattform verkauften Produkte<br />
lag im ersten Quartal 2021 demnach<br />
bereits bei rund 150 Mio. €. 2<br />
Ausblick 2021<br />
Europa<br />
+5 bis10 %<br />
Reale<br />
Stahlnachfrage<br />
Bauindustrie<br />
Maschinen- und<br />
Anlagenbau<br />
Energiesektor<br />
Automobilindustrie<br />
Schiffbau<br />
Quelle: Klöckner & Co SE<br />
USA<br />
+5 bis10 %<br />
[ Kontakt]<br />
Klöckner & Co SE<br />
47057 Duisburg<br />
+49 203 307-0<br />
www.kloeckner.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
15
Stahlverarbeitung<br />
Bericht<br />
Bilder: Spanflug Technologies<br />
Dürr Metall- und Kunststofftechnik fertigt komplexe Bauteile aus ganz unterschiedlichen Werkstoffen.<br />
Dürr-Geschäftsführer Michèl Dürr (r.)<br />
und Betriebsleiter Daniel Schäfer.<br />
Dürr Metall & Kunststofftechnik setzt auf „Spanflug für Fertiger“<br />
Kalkulationssoftware verbessert Angebotserstellung<br />
Um den Preis für Dreh- und Frästeile zuverlässig und schnell zu ermitteln, setzt die Dürr Metall & Kunststofftechnik aus<br />
dem badischen Karlsbad-Ittersbach bei Karlsruhe auf die Kalkulationssoftware „Spanflug für Fertiger“ der Münchner<br />
Spanflug Technologies. Damit kommen die CNC-Experten auf Basis einer technischen Zeichnung und eines CAD-Modells<br />
mit wenigen Mausklicks schnell und sicher zu einem reproduzierbaren Ergebnis und einem marktgerechten Preis – auch<br />
bei komplexen Werkstücken.<br />
[ Kontakt]<br />
Spanflug<br />
Technologies GmbH<br />
Müllerstraße 56<br />
80469 München<br />
+49 89 21555438<br />
www.spanflug.de<br />
Dürr Metall<br />
Auf der Hub 41<br />
76307 Karlsbad-<br />
Ittersbach<br />
+49 7248 92410-0<br />
www.duerr-metall.de<br />
„Was uns auszeichnet?“<br />
Michèl Dürr überlegt nicht lange.<br />
„Wir bieten unseren Kunden eine<br />
hohe Qualität und können auf ganz<br />
unterschiedliche Aufträge sehr flexibel<br />
reagieren.“ Er führt die Dürr<br />
Metall & Kunststofftechnik seit dem<br />
Jahr 2019 in zweiter Generation. Zu<br />
seinen Kunden gehören Hersteller<br />
aus der Elektro- und Mikrotechnik<br />
oder auch der Bau- und Medizinbranche.<br />
„Mit unseren CNC-Fräs- und<br />
Drehmaschinen bearbeiten wir eine<br />
Vielfalt an Materialien wie Edelstahl,<br />
Kupfer, Aluminium, Kunststoff und<br />
sogar Titan“, wirft Betriebsleiter<br />
Daniel Schäfer ein und zeigt in der<br />
Produktionshalle auf eine Fräsmaschine,<br />
auf der gerade Nasenimplantate<br />
aus diesem extrem festen Leichtmetall<br />
gefertigt werden. „Wir liefern<br />
nicht nur Teile, sondern auch Komplettlösungen.<br />
Dabei sind wir bei<br />
allem, was wir tun, zuverlässig und<br />
schnell“, sagt er.<br />
Das hat sich zum Beispiel zu<br />
Beginn der Pandemie gezeigt, als<br />
ein Kunde in die Fertigung von<br />
Atemschutzmasken eingestiegen ist.<br />
Für deren Verschweißung benötigte<br />
er innerhalb kurzer Zeit eine pas-<br />
sende Maschine. „In einer Nachtund<br />
Nebelaktion haben wir für ihn<br />
eine große Menge an Titan-Bauteilen<br />
gefräst“, erzählt Michèl Dürr.<br />
Aktuell beschäftigt das Unternehmen<br />
knapp 20 Mitarbeiter. Wenn<br />
es nach dem Geschäftsführer geht,<br />
soll die Zahl weiter steigen: „Wir<br />
wollen wachsen, auch wenn das<br />
bedingt durch Corona gerade etwas<br />
schwierig geworden ist.“ Für 2021<br />
plant der CNC-Fertiger in eine neue<br />
Werkzeugmaschine zu investieren.<br />
„Dann wird sich die Auftragslage<br />
auch wieder erholen“, ist er zuversichtlich.<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Der passende Partner<br />
an der Seite<br />
Bei der Rückkehr zu einer besseren<br />
Auftragslage trägt auch bei, dass die<br />
Dürr Metall & Kunststofftechnik seit<br />
einigen Monaten zu einem Netzwerk<br />
qualifizierter Fertigungsbetriebe aus<br />
ganz Deutschland gehört. Ins Leben<br />
gerufen hat dieses Spanflug Technologies,<br />
ein Start-up der Technischen<br />
Universität München. Das<br />
junge Unternehmen bietet auf seiner<br />
Fertigungsplattform einen vollständig<br />
automatisierten Bestellprozess<br />
für CNC-Dreh- und Frästeile an. Kunden<br />
können basierend auf einem<br />
CAD-Modell und einer technischen<br />
Zeichnung online sofort Dreh- und<br />
Frästeile bestellen, ohne auf Rückmeldungen<br />
warten zu müssen. Die<br />
Beschaffungsnebenkosten lassen<br />
sich so entscheidend senken. Der<br />
Bestellprozess wird von oft mehreren<br />
Tagen auf wenige Minuten verkürzt.<br />
Mit dem Netzwerk stellt Spanflug<br />
seinen Kunden den passenden Partner<br />
zur Seite – zum Beispiel Dürr<br />
Metall & Kunststofftechnik aus Karlsbad.<br />
„In diesem Lieferantenportal<br />
erhält der Kunde die Bauteile zum<br />
Festpreisangebot“, erläutert Betriebsleiter<br />
Daniel Schäfer. „Uns fiel auf,<br />
dass die Preise bei Spanflug immer<br />
ganz genau passen, während sie sich<br />
bei uns gerade bei zunehmendem<br />
Auftragsvolumen oft aufgebläht<br />
haben.“ Auch ließen sich die Angebotspreise<br />
nicht reproduzierbar<br />
ermitteln, weil bestimmte Parameter<br />
wie Rüst- oder Fertigungszeiten<br />
abgeschätzt werden müssen und<br />
damit stark von Erfahrungswerten<br />
abhängen. Geschäftsführer Dürr und<br />
Betriebsleiter Schäfer hatten schon<br />
seit einiger Zeit nach einer effizienteren<br />
Lösung gesucht, mit der sich<br />
die Kalkulation vor allem für komplexe<br />
Dreh- und Frästeile beschleunigen<br />
lässt, um so die Trefferquote<br />
ihrer Angebote zu erhöhen. Dann<br />
kamen sie mit den Fachleuten von<br />
Spanflug ins Gespräch.<br />
Eine zuverlässige<br />
Kalkulationssoftware<br />
Das Münchner Unternehmen bietet<br />
Betrieben wie Dürr Metall &<br />
Kunststofftechnik genau<br />
für diese Fälle „Spanflug<br />
für Fertiger“<br />
an. Die Kalkulationssoftware<br />
basiert auf einem<br />
Preisalgorithmus,<br />
den Spanflug<br />
seit 2018 für<br />
seine Online-Plattform<br />
zur Beschaffung<br />
von CNC-Drehund<br />
Frästeilen einsetzt.<br />
Dieser wurde anhand von inzwischen<br />
mehr als 100.000 Dreh- und<br />
Frästeilen optimiert. Fertigungsrelevante<br />
Merkmale werden automatisch<br />
aus einem CAD-Modell – und<br />
optional einer technischen Zeichnung<br />
– ausgewertet. Darüber hinaus<br />
können die Fertiger eine detaillierte<br />
Aufschlüsselung der errechneten<br />
Kosten für Material, Rüsten, Programmieren,<br />
Fertigung und Versand<br />
sehen und individuell anpassen.<br />
„Wir konnten die Vollversion<br />
kostenlos testen“, berichtet Schäfer.<br />
Die Handhabung sei intuitiv, eine<br />
große Schulung deshalb auch nicht<br />
erforderlich gewesen – ein Online-<br />
Seminar genügte für die Einführung.<br />
Beide, Geschäftsführer Dürr und<br />
Betriebsleiter Schäfer, waren von<br />
den Vorteilen wie der Einfachheit<br />
und der Zeitersparnis bei der Angebotserstellung<br />
schnell überzeugt.<br />
Gemeinsam entschieden sie, die Software<br />
nach der Testphase für das<br />
Unternehmen freischalten zu lassen.<br />
Eine knappe Stunde später war sie<br />
im Einsatz. Denn bei „Spanflug für<br />
Fertiger“ handelt es sich um eine<br />
cloud-basierte Software-as-a-Service-<br />
Lösung, die ohne Installation oder<br />
Datenbestand läuft.<br />
„Uns geht es<br />
darum, unsere Zeit<br />
noch sinnvoller zu nutzen.<br />
Haben wir digital alles sauber<br />
hinterlegt, profitieren wir<br />
anschließend von der Einfachheit<br />
und sparen deutlich<br />
Zeit und Kosten.“<br />
Ohne großen Aufwand zum Ziel<br />
Daniel Schäfer lädt das CAD-Modell<br />
und die technische Zeichnung hoch.<br />
Auf dem Bildschirm erscheint das<br />
Bauteil in 3-D-Ansicht. Automatisch<br />
liest die Software die benötigten<br />
Informationen über das Werkstück<br />
ein, beispielsweise Oberflächenbeschaffenheit,<br />
Material und Toleranzen.<br />
Das Programm registriert, ob<br />
zum Beispiel ein Gewinde vorhanden<br />
ist oder scharfe Ecken und Kanten,<br />
die gerade bei komplexen<br />
Bauteilen<br />
auf der Zeichnung<br />
oft nicht<br />
ersichtlich<br />
sind. „Es<br />
erkennt<br />
auch, ob<br />
das Teil<br />
sich überhaupt<br />
auf der<br />
Maschine herstellen<br />
lässt“, sagt<br />
Schäfer. „Falls nicht,<br />
meldet sich das Programm<br />
mit einem entsprechenden Warnhinweis.“<br />
Für den Betriebsleiter eine<br />
wichtige Hilfe, so muss er sich nicht<br />
erst in den Prozess hineindenken.<br />
Die Software nimmt etwa die<br />
Information „Aluminium“ als Werkstoff<br />
auf und blendet automatisch<br />
alle anderen zur Verfügung stehenden<br />
Materialien aus. So geht sie auch<br />
mit anderen Parametern um, Fehlberechnungen<br />
lassen sich damit von<br />
vornherein ausschließen. Da es sich<br />
bei der zu fertigenden Komponente<br />
Daniel Schäfer,<br />
Dürr-Betriebsleiter<br />
um ein Frästeil handelt, stehen auch q<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
17
Stahlverarbeitung<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Im Programm sind<br />
alle im Einsatz<br />
befindlichen Maschinen<br />
mit allen erforderlichen<br />
Informationen<br />
hinterlegt.<br />
Die Preise für Dreh- und Frästeile ermittelt Daniel Schäfer mit der<br />
Kalkulationssoftware „Spanflug für Fertiger“.<br />
q keine Drehmaschinen zur Auswahl.<br />
Der Betriebsleiter klickt sich durch<br />
die verschiedenen Felder. Er kann<br />
alle wichtigen Parameter variabel<br />
verändern. Dazu hat er zum Beispiel<br />
Details zu den verwendeten Werkzeugmaschinen<br />
hinterlegt, wie Typ,<br />
Drehzahl oder Größe, und Kalkulationseinstellungen<br />
wie Marge, Rüstund<br />
Materialkosten individuell angepasst.<br />
Die Zeit, um das Bauteil auf<br />
der CNC-Maschine zu programmieren,<br />
gibt er<br />
mit knapp zwei<br />
Stunden an, die<br />
Fertigung selbst<br />
mit etwa zwölf<br />
Minuten. „Ich<br />
„Es ist wichtig,<br />
dass wir die Werte<br />
in einem bestimmten<br />
Rahmen frei einstellen<br />
können. Wir wissen ja selbst<br />
aufgrund unserer Erfahrung,<br />
wie lange beispielsweise die<br />
Kollegen für das Rüsten<br />
benötigen.“<br />
Daniel Schäfer,<br />
Dürr-Betriebsleiter<br />
kann diese<br />
Werte jederzeit<br />
anpassen“,<br />
erklärt<br />
Schäfer. Die<br />
Rüstzeiten erscheinen<br />
ihm dann doch<br />
zu eng und er verlängert<br />
sie um einige Minuten. Das Programm<br />
fragt ihn, ob ein Messprotokoll<br />
oder ein Werkstoffabnahmeprüfzeugnis<br />
erforderlich sind. Schäfer<br />
wählt abschließend noch die vom<br />
Kunden geforderte Stückzahl aus.<br />
Nach wenigen Minuten und einigen<br />
Klicks erscheint auf dem Bildschirm<br />
der Verkaufspreis: Bei fünf Werkstücken<br />
kostet jedes Teil 147 €.<br />
„Es ist wichtig, dass wir die<br />
Werte in einem bestimmten Rahmen<br />
frei einstellen können“, sagt der<br />
Betriebsleiter. „Wir wissen ja selbst<br />
aufgrund unserer Erfahrung, wie<br />
lange beispielsweise die Kollegen<br />
für das Rüsten benötigen.“<br />
Optimierte Einstellungen<br />
„Spanflug für Fertiger“ kalkuliert<br />
den Preis bei jeder Änderung entsprechend<br />
nach. Erforderlich sind<br />
optimierte Einstellungen insbesondere<br />
bei anspruchsvollen Bauteilen,<br />
beispielsweise wenn sie extrem<br />
geringe Wandstärken aufweisen –<br />
das Material darf bei der Bearbeitung<br />
an diesen Stellen dann nicht nachgeben.<br />
Das gilt auch bei geänderten<br />
Materialpreisen. „Bekommen wir<br />
das Aluminium zu einem günstigeren<br />
Preis, geben wir das für diesen<br />
Auftrag in der Software an, was sich<br />
positiv auf den Angebotspreis auswirkt“,<br />
sagt Schäfer. „Wir können<br />
bei der Fertigung eventuell auch<br />
Werkzeugwege einsparen, das<br />
macht sich vor allem bei höheren<br />
Stückzahlen bemerkbar. Verändert<br />
sich die Stückzahl, muss der Nutzer<br />
einfach nur den neuen Wert eintippen.<br />
Die Software passt den Preis<br />
an – und zeigt den Staffelpreis beispielsweise<br />
für zehn, 25 oder 150<br />
Teile.<br />
Dann kommt die Einfachheit<br />
„Spanflug für Fertiger“ erledigt die<br />
komplette Grundkalkulation, und<br />
genau das macht die Arbeit für<br />
Daniel Schäfer so einfach – und<br />
schnell: „Die manuelle Preisberechnung<br />
hat nicht nur länger gedauert,<br />
sie war auch ungenauer“, sagt der<br />
Betriebsleiter. „Mit der neuen Software<br />
kommt dagegen immer derselbe<br />
Preis heraus, der sich genau<br />
nachvollziehen lässt.“<br />
Die Spanflug-Lösung entlastet<br />
den Fertiger aus Karlsbad von administrativen<br />
Aufgaben, um Kundenanfragen<br />
schneller beantworten zu<br />
können. „Das passt auch gut in unser<br />
Digitalisierungskonzept hier im<br />
Unternehmen“, erläutert Betriebsleiter<br />
Schäfer. „Uns geht es darum,<br />
unsere Zeit noch sinnvoller zu nutzen.<br />
Haben wir digital alles sauber<br />
hinterlegt, profitieren wir anschließend<br />
von der Einfachheit und sparen<br />
deutlich Zeit und Kosten.“ Eine Vereinfachung<br />
der Prozesse sei vor allem<br />
bei dem geplanten Wachstum ein<br />
wichtiger Punkt, wirft Geschäftsführer<br />
Dürr ein. „Spanflug für Fertiger“<br />
passt damit gut in die Geschäftsstrategie<br />
des CNC-Fertigers. 2<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
SMS group übernimmt Anlagenbauer Paul Wurth<br />
Weiter Maßstäbe setzen<br />
Die SMS group übernimmt die restlichen Anteile von 40,8 % an der Paul Wurth S.A.<br />
Diese waren bisher im Besitz des Luxemburger Staats sowie staatseigener Bankgesellschaften.<br />
SMS wird damit alleiniger Eigentümer des Anlagenbaus von Paul Wurth. Der Konzern stärke<br />
damit seine Kompetenz in der Metallurgie sowie Wasserstoff-Technologie. Mit diesem Schritt<br />
soll der Standort Luxemburg zum Forschungs- und Entwicklungszentrum für Dekarbonisierung<br />
und Recycling innerhalb der SMS group ausgebaut werden. SMS und Paul Wurth bündeln<br />
hierzu ihre Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten. Gemeinsam wolle man auf diesen<br />
Zukunftsfeldern auch weiterhin technologisch Maßstäbe setzen, teilten die Unternehmen mit.<br />
Das künftige Leistungsspektrum umfasst alle Technologien zur Senkung von CO 2 -Emissionen<br />
in bestehenden Stahlwerken, die wasserstoffbasierte, CO 2 -freie Direktreduktion von Eisenerz<br />
sowie Technologien für die Herstellung synthetischer Brennstoffe und nachgelagerter Produkte.<br />
„In den kommenden Jahrzehnten werden Technologien zur Dekarbonisierung in integrierten<br />
Stahlwerken die konventionellen Hochöfen und Kokereien ersetzen. Dafür wird die<br />
bestehende Energiebilanz in einem Hüttenwerk neu gedacht und organisiert werden. Unsere<br />
Kunden benötigen dafür vollintegrierte Lösungen. Neben dieser Dekarbonisierungs-Roadmap<br />
wird auch die Entwicklung immer effizienterer digitaler Lösungen für selbstlernende Prozesse<br />
an Bedeutung gewinnen. Dieser Umbruch in der globalen Stahlindustrie ist der richtige Zeitpunkt<br />
für Paul Wurth und SMS, um ihre metallurgische Expertise in einem integrierten<br />
Lösungsanbieter zusammenzubringen“, sagte Edwin Eichler, Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />
der SMS group GmbH.<br />
Stahl<br />
Tränenblech<br />
Stahl Riffel-/<br />
Waffelblech<br />
Cor-Ten<br />
Tränenblech*<br />
BELAGBLECHE<br />
ERSTMALS AUCH<br />
AUS COR-TEN!<br />
Bild: Hengst<br />
Christopher Heine (CEO, li.) und Volker Plücker (Group Vice President Filtration for<br />
Industry & Environment)<br />
Industriefiltration der Bosch Rexroth AG wird Teil von Hengst<br />
Auf zukunftsfähige Technologie gesetzt<br />
STÄRKE:<br />
Tränen- / Riffel- & Waffelbleche<br />
3,0 bis 10,0 mm + Träne<br />
Duett- / Quintettbleche<br />
1,5 / 2,5 / 3,5 / 5 / 8 mm + Träne<br />
FORMATE:<br />
1.000 mm x 2.000 mm<br />
1.250 mm x 2.500 mm<br />
1.335 mm x 3.000 mm*<br />
1.500 mm x 3.000 mm<br />
Nach den Übernahmen von Nordic<br />
Air Filtration (2016) und Delbag (2018)<br />
gehört nun auch das Hydraulik-Filtrationsgeschäft<br />
der Bosch Rexroth AG offiziell zu<br />
Hengst Filtration. Die rund 190 Mitarbeiter<br />
am Standort Ketsch (Baden-Württemberg,<br />
Deutschland) ergänzen mit ihrer Hydraulikfilterkompetenz<br />
das Portfolio der technologisch<br />
führenden Filtrationslösungen des<br />
Familienunternehmens. Im Werk in Ketsch<br />
werden hochanspruchsvolle Komplettfilter<br />
und Filterelemente für extreme Industrieund<br />
Mobilhydraulikanwendungen gefertigt,<br />
die in mehr als 30 Ländern vertrieben werden.<br />
Mit der nun abgeschlossenen Transaktion<br />
werden auch mehr als 40 Schutzrechte<br />
im Hydraulikfiltergeschäft auf Hengst Filtration<br />
übertragen.<br />
„Mit der Übernahme unterstreichen wir<br />
nicht nur unseren Führungsanspruch in<br />
Sachen Industriefiltration, sondern integrieren<br />
weiter konsequent zukunftsfähige Filtrationstechnologien<br />
in unser Portfolio“, freute<br />
sich Christopher Heine (CEO Hengst) über<br />
den erfolgreichen Vollzug der Transaktion.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.hengst.com<br />
LOGISTIK:<br />
von der einzelnen Tafel<br />
über Pakete bis hin zur<br />
kompletten Ladung<br />
droesser.de/belagbleche<br />
KONTAKT<br />
Koray Süerdem<br />
ksueerdem@droesser.de<br />
+49 (0) 2263 / 87 - 421<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
19<br />
Peter Drösser GmbH<br />
Ackerstraße 144 // 51065 Köln<br />
www.droesser.de
Stahlverarbeitung<br />
Bericht<br />
Stahl- und Metallbau Uhl – ungewöhnliches Bauprojekt erfordert beste Expertise<br />
Herausforderung in Israel<br />
Das Stahl- und Metallbauunternehmen Uhl hat im Dezember 2020 ein nicht gerade alltägliches Bauprojekt ausgeführt:<br />
ein Privatgebäude der Superlative im israelischen Tel Aviv. Gemeinsam mit anderen Unternehmen hat das Würzburger<br />
Unternehmen allen organisatorischen Herausforderungen vor und während der Bauphase getrotzt – erfolgreich.<br />
[ Kontakt]<br />
UHL GmbH & Co.<br />
Stahl- und Metallbau KG<br />
Im Kreuz 13<br />
97076 Würzburg<br />
+49 931 27990-0<br />
www.uhl-wuerzburg.de<br />
Was bringt einen Fachbetrieb<br />
für Hallen- und Stahlbau, Fenster,<br />
Türen und Fassaden in Anbetracht<br />
von Corona an seine organisatorischen<br />
Grenzen? Ein ambitioniertes<br />
Bauprojekt in Tel Aviv.<br />
Der wohlhabende Hauseigentümer<br />
aus Israel schwört offenbar auf<br />
deutsche Wertarbeit, sodass das<br />
Würzburger Unternehmen ins Spiel<br />
kam. Laut Uhl-Geschäftsführer Thomas<br />
Schneider erforderte das internationale<br />
Projekt bereits im Vorfeld<br />
viel Abstimmung: „Architektenteams<br />
kamen aus New York und<br />
Israel. Ein Fassadenbauer hat seinen<br />
Sitz in der Nähe von Berlin, wir in<br />
Würzburg. Die Rohbauer wiederum<br />
firmieren in Israel. Mit diesen gab<br />
es einige Unstimmigkeiten. Die<br />
mussten wir vor Ort bereinigen,<br />
damit unsere Elemente passten.“<br />
„Das Bauvorhaben an sich wäre auch hier bei uns<br />
spektakulär und speziell gewesen. Und dann noch in<br />
Tel Aviv, das war das i-Tüpfelchen.“<br />
Thomas Schneider, Geschäftsführer Uhl GmbH & Co. Stahlbau und Metallbau KG<br />
Aus der Heimat gesteuert<br />
Mit dem Bau eines luxuriösen Privathauses<br />
in Israel hat Uhl im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „Neuland“<br />
betreten und hinsichtlich des<br />
Projektablaufs eine echte Gratwanderung<br />
bewältigt. In Zusammenarbeit<br />
mit dem weltberühmten Architekturbüro<br />
„Libeskind“ aus New<br />
York ging Projektleiter Christopher<br />
David von Uhl über seine bisherigen<br />
Grenzen hinaus. Er konnte sich<br />
nämlich coronabedingt nur einmal<br />
– im März 2020 – ein Bild vor Ort<br />
machen. Alles Weitere wurde dann<br />
ausschließlich aus der Heimat<br />
gesteuert. Zu den Aufgaben des Uhl-<br />
Teams zählte dabei nicht nur die<br />
Lieferung fertiger Elemente, sondern<br />
zum ersten Mal auch die Verantwortungsübernahme<br />
bei der Montage<br />
in Israel.<br />
Zu den Problemen, die zu bewältigen<br />
waren, gehörte auch, dass<br />
einige israelische Firmen wie beispielsweise<br />
die Gerüstbauer Qualitätsstandards<br />
vermissen ließen.<br />
Das fehlende Fachwissen konnte<br />
die „Uhl-Delegation“ vor Ort allerdings<br />
beheben.<br />
Ungewohnte „Spannung“ gab es<br />
hinsichtlich der Materiallieferung:<br />
Die Elemente und das Glas überstanden<br />
allerdings sowohl den Seeweg<br />
als auch den Zoll. Einen Wermutstropfen<br />
gab es für Thomas<br />
Schneider dennoch: „Der Glaslieferant<br />
produzierte zwei Scheiben<br />
falsch. Die korrekte Ware ist bereits<br />
auf dem Seeweg, kann aber wegen<br />
der Pandemie vermutlich erst im<br />
Sommer eingearbeitet werden.“<br />
20 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Heiko Krause (l.) und sein Team um Matthias Schenk<br />
(Mitte) und Peter Schneider (r.) hatten in Israel<br />
fünf Wochen lang eine anspruchsvolle Aufgabe.<br />
Keine Angriffsfläche an der<br />
Steilküste für den Seewind<br />
Hinzu kamen die Anforderungen bei<br />
der Montage der Bauteile aus Aluminium,<br />
hier waren viel Fingerspitzengefühl<br />
und Präzision gefragt.<br />
„Das ganze Haus wurde im Nachgang<br />
unserer Leistung mit Keramik<br />
verkleidet. Bei Element- und Scheibenhöhen<br />
von bis zu 7,40 m betrug<br />
die maximale Toleranz 2 bis 3 mm“,<br />
schildert Heiko Krause, der für Uhl<br />
die Montage vor Ort verantwortete.<br />
Damit nicht genug der Herausforderung:<br />
„Da sich das Gebäude an<br />
einer Steilküste direkt am Meer<br />
befand, war bei der Verglasung der<br />
bis zu 800 kg schweren Scheiben<br />
stets darauf zu achten, dass der Seewind<br />
keine Angriffsfläche bekommt.<br />
Hierbei mussten einige Scheiben,<br />
welche sich hinter einem Dachvorsprung<br />
befanden, mit einer speziellen<br />
Pendelkonstruktion montiert<br />
werden. Kontergewichte sorgten<br />
hierbei dafür, dass die Glasscheibe<br />
in einer waagerechten Position am<br />
Kran gehalten werden“, schildert<br />
Heiko Krause die Ausgangslage, die<br />
ihm großes organisatorisches<br />
Geschick und Improvisationstalent<br />
abverlangte.<br />
„Hürden sind da,<br />
um genommen zu werden“<br />
Die „Würzburger Gesandtschaft“<br />
erfüllte, bis auf die Ausnahme der<br />
zwei Scheiben, alle Aufgaben von<br />
November bis Weihnachten. Dabei<br />
sah sie sich mit dem Corona-Virus<br />
zu Beginn wohl dem größten Gegner<br />
gegenüber. Wegen drohender Quarantäne<br />
flogen sie bereits ein paar<br />
Tage vor dem geplanten Termin nach<br />
Tel Aviv. Im Hotel erwies sich die<br />
Verkostung wegen „Corona“ als<br />
Selbstverpflegung.<br />
Angesichts all dieser Herausforderungen<br />
fällt die Bilanz des Uhl-<br />
Geschäftsführers sehr positiv aus –<br />
trotz einiger Anlaufschwierigkeiten:<br />
„Probleme gibt es nahezu bei allen<br />
Projekten. Lösungsfindungen gehören<br />
zu unserem Job. Eine Besonderheit<br />
am Bauprojekt war schon durch<br />
die geografische Lage begründet.“<br />
Einen besonderen Dank spricht er<br />
seinen „erfolgreichen Mitarbeitern<br />
und der Firma APEX“ aus. „Unser<br />
jahrzehntelanger Partner und Auftraggeber<br />
hat uns sein Vertrauen<br />
geschenkt, welches wir zurückzahlen<br />
konnten.“<br />
Das persönliche Resümee von<br />
Projektleiter Christopher David lautet:<br />
„Der Auftrag war schon aus architektonischer<br />
Sicht etwas Besonderes,<br />
die Planung war nicht ganz einfach.<br />
Hinzu kam die Herausforderung bei<br />
der Logistik, unser Material und<br />
Werkzeug sicher und unbeschadet<br />
nach Israel zu bekommen – sowie<br />
Das Projekt: Eine besondere technische Herausforderung<br />
für die Uhl-Mitarbeiter.<br />
die Anmeldung der Monteure für die<br />
Montage. Da unsere Baustellen sich<br />
hauptsächlich in Deutschland befinden,<br />
ist das „seefeste“ Verladen der<br />
Güter im Container, die Zollformalitäten<br />
und Beschaffung von Arbeitsvisa<br />
nichts Alltägliches. Hinzu<br />
kommt noch die weltweite Pandemiesituation,<br />
die zu Auftragsbeginn<br />
keiner auf dem Schirm hatte.“<br />
Schlussendlich sind die Fassaden<br />
jedoch vollständig und unbeschadet<br />
in Israel angekommen, trotz<br />
strenger Einreisevorschriften aufgrund<br />
von COVID-19 konnte die<br />
Montage erfolgreich durchgeführt<br />
werden. 2<br />
Bilder: Uhl GmbH, Animation: Libeskind, New York<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
21
Stahlproduktion<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Über 700 Lkw pro Tag: Mit Transporeon<br />
reduziert thyssenkrupp Steel Europe seine<br />
Beladezeiten und verbessert Frachtvergabe,<br />
Abwicklung und Steuerung.<br />
Bilder: Transporeon/thyssenkrupp<br />
thyssenkrupp Steel Europe erweitert Transporeon-Zusammenarbeit<br />
Echtzeit-Tracking macht Stahltransporte präziser<br />
Deutschlands größter Stahlhersteller erweitert seine Kooperation mit der global tätigen Logistik-Plattform Transporeon<br />
aus Ulm. Bereits seit zwölf Jahren nutzt thyssenkrupp Steel Europe die Transporeon-Services. Zukünftig vergibt das<br />
Unternehmen nun über 500 Stahltransporte täglich über die deutsche Transportlogistik-Plattform. Um seine Transport-<br />
Vergabe noch vorausschauender zu steuern, setzt thyssenkrupp Steel Europe dabei auf Echtzeit-Tracking.<br />
Bereits seit 2008 nutzt thyssenkrupp Steel Europe<br />
das Time Slot Management von Transporeon zur Koordinierung<br />
der Be- und Entladeprozesse von Lkw. Die<br />
nun beschlossene erweiterte Kooperation erlaubt es<br />
dem Stahlhersteller, Lieferungen an seine Kunden auch<br />
außerhalb der Ladezone zu überwachen.<br />
Slots vergeben wie im Flughafen-Tower<br />
Dank Echtzeit-Tracking (Real-Time Visibility – RTV)<br />
kann thyssenkrupp Steel Europe künftig die Position<br />
jedes Transports einsehen und steuern – ähnlich wie<br />
der Tower an einem Flughafen den Verkehr kontrolliert<br />
und seine Zeitslots flexibel zur sicheren Durchführung<br />
„Wir haben uns für Transporeon<br />
entschieden, weil<br />
wir das Tracking unserer<br />
Lieferungen und die<br />
Berechnung der genauen<br />
Ankunftszeiten besser<br />
koordinieren wollen.“<br />
Ingo Brauckmann, CEO Logistics Services<br />
& Customer Operations bei TK Steel<br />
von Starts und Landungen vergibt. Präzise ermittelte<br />
Ankunftszeiten ermöglichen es, die Prozesse in der<br />
Ladezone deutlich vorausschauender zu planen als bisher<br />
und „just in time“ abzuwickeln. So können unnötige<br />
Wartezeiten vermieden und Kosten – beispielsweise<br />
durch nicht genutzte Kräne, die auf Lkw warten – minimiert<br />
werden. Dynamisch kann ein neues Zeitfenster<br />
vergeben werden, falls sich ein Lkw verspätet.<br />
Datenbasierte RTV erlaubt es, die Transportzeiten<br />
der Lkw im Voraus automatisch zu kalkulieren. Die<br />
Ankunftszeit werde in 88 % der Fälle bereits sechs Stunden<br />
im Voraus korrekt angeben. Diesen im Marktvergleich<br />
weit überdurchschnittlichen Wert beabsichtigen<br />
thyssenkrupp Steel Europe und Transporeon noch weiter<br />
zu verbessern. Dafür haben die Partner vereinbart,<br />
gemeinsam einen auf künstlicher Intelligenz basierenden<br />
Algorithmus speziell für den Bedarf von thyssenkrupp<br />
Steel Europe zu entwickeln.<br />
Das Transporeon-Netzwerk ist das eigenen Angaben<br />
zufolge größte seiner Art. Mehr als 100.000 Frachtführer<br />
greifen demnach darauf zurück. Die Standorte der thyssenkrupp<br />
Steel Europe AG verlassen pro Tag über 700<br />
Lkw, die eine Vielzahl verschiedener Flachstahlprodukte<br />
an die Kunden ausliefern.<br />
www.thyssenkrupp-steel.com<br />
www.transporeon.com<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Saarstahl<br />
Neuer Roheisentransportkran<br />
Der Saarstahl-Konzern hat im April einen neuen Roheisentransportkran<br />
installiert. Nachdem die Großbauteile für den neuen<br />
Schwerlastkran im LD-Stahlwerk von Saarstahl per Schiff in Völklingen<br />
ankamen, sind sie mit dem eigens dafür aufgebauten Gittermastkran<br />
entladen worden. Der neue Roheisentransportkran ersetzt<br />
den vorhandenen Kran und dient dem Transport von Roheisenpfannen.<br />
Nachdem das von den Hochöfen aus Dillingen per Torpedowagen<br />
kommende Roheisen in die Roheisenpfannen umgefüllt ist,<br />
bringt der Kran diese zuerst zu den Entschwefelungsanlagen. Nach<br />
erfolgter Entschwefelung wird dann das Roheisen mit dem Kran in<br />
die Konverter gefüllt, zur anschließenden Herstellung des flüssigen<br />
Rohstahls. Das Gesamtvolumen der Investition beträgt rund<br />
14 Mio. €, teilte der Konzern mit.<br />
Die Großbauteile für den neuen Saarstahl-Roheisenkran werden aus<br />
dem Schiff entladen.<br />
Bild: Saarstahl/Dirk Martin<br />
Rohstahlproduktion<br />
weltweit<br />
Die weltweite Rohstahlproduktion der 64<br />
Länder, die dem Weltstahlverband (world -<br />
steel) Bericht erstatten, lag im März 2021<br />
bei 169,2 Mio. t, ein Anstieg um 15,2 % im<br />
Vergleich zum März 2020. Aufgrund der<br />
anhaltenden Schwierigkeiten, die die<br />
COVID-19-Pandemie mit sich bringt, sind<br />
viele dieser Zahlen des Monats Schätzungen,<br />
die mit der Produktionsaktualisierung<br />
des nächsten Monats revidiert werden können.<br />
Rohstahlproduktion weltweit März 2021<br />
China 94,0 Mio. t 19,1%<br />
Japan 8,3 Mio. t 4,6%<br />
Südkorea 6,1 Mio. t 4,7%<br />
Deutschland 3,6 Mio. t 10,4%<br />
EU 13,6 Mio. t 17,5%<br />
USA 7,1 Mio. t 1,0%<br />
GUS 9,1 Mio. t 7,0%<br />
Russland 6,6 Mio. t 9,4%<br />
Türkei 3,4 Mio. t 9,2%<br />
Quelle: worldsteel<br />
Rohstahlproduktion<br />
in Deutschland<br />
Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist<br />
im März 2021 um rund 15 % auf 3,8 Mio. t<br />
gestiegen. Mit diesem Ergebnis liegt sie auf<br />
dem höchsten Stand seit fast vier Jahren.<br />
Im ersten Quartal hat die Erzeugung im Vorjahresvergleich<br />
um rund 3 % zugelegt.<br />
Rohstahlproduktion in Deutschland März 2021<br />
Rohstahl gesamt 3.775 14,8%<br />
Oxygenstahl 2.558 13,7%<br />
Elektrostahl 1.217 17,2%<br />
Roheisen 2.326 10,7%<br />
Warmgewalzte Stahlerzeugnisse 3.376 11,9%<br />
Quelle: WV Stahl<br />
März 2021 in Tonnen<br />
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent<br />
Produktion nichtrostender<br />
Stähle weiter rückläufig<br />
Das International Stainless Steel Forum<br />
(ISSF) hat Zahlen für das Gesamtjahr 2020<br />
veröffentlicht, die zeigen, dass die Schmelzbetriebsproduktion<br />
von Edelstahl im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 2,5 % auf 50,9 Mio. t<br />
gesunken ist.<br />
Region Quartal Veränderung<br />
I/2020 II/2020 III/2020 IV/2020 2020 2019 in Prozent<br />
Angaben in 1.000 t<br />
Europa 1.812 1.370 1.421 1.719 6.323 6.805 -7,1<br />
USA 627 450 499 568 2.144 2.593 -17,3<br />
China 5.989* 7.455* 8.460 8.236 30.139 29.400 2,5<br />
Asien ohne China/Korea 1.886 1.080 1.627 1.837 6.429 7.894 -18,6<br />
Andere 1 1.322 1.250 1.520 1.765 5.857 5.525 6,0<br />
Gesamt 11.636* 11.605* 13.526 14.125 50.892 52.218 -2,5<br />
Quelle: ISSF<br />
1<br />
Brasilien, Russland, Südafrika, Südkorea, Indonesien, * überarbeitet<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
23
Stahlproduktion<br />
Bericht<br />
Die einbaufertigen Präzisionsdrehteile der Firma Ohnmacht Zerspanungstechnik kommen in Hydraulik,<br />
Antriebstechnik, Maschinenbau und anderen Anwendungen zum Einsatz.<br />
Bild: Ohnmacht<br />
Steeltec – XTP-Versuchsreihe mit Ohnmacht Zerspanungstechnik<br />
Hochfest und zerspanbar<br />
Dass Stahl in der Anwendung oft die zwei eigentlich konträren Eigenschaften hohe Festigkeit bei gleichzeitig hoher<br />
Zerspanbarkeit vereinen soll, ist so etwas wie der ewige Kampf im Werkstoffdesign. Um die eigenen Werkstoffe in dieser<br />
Hinsicht weiterzuentwickeln, hat der Blankstahlspezialist Steeltec in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Partner<br />
Ohnmacht Zerspanungstechnik nun umfassende Zerspanungstests durchgeführt. Das Ergebnis: Dank der Steeltec-eigenen<br />
Xtreme Performance Technology (XTP®) sind Stähle auch mit Festigkeiten von über 1.500 N/mm² zerspanbar.<br />
[ Kontakt]<br />
Steeltec AG<br />
6020 Emmenbrücke<br />
Schweiz<br />
+41 41 209 6363<br />
www.steeltec-group.com<br />
Ohnmacht<br />
Zerspanungstechnik<br />
78736 Epfendorf-<br />
Trichtingen<br />
Tel. +49 7404 2882<br />
www.ohnmacht-cnc.de<br />
Die Firma Ohnmacht Zerspanungstechnik<br />
aus Epfendorf im<br />
baden-württembergischen Landkreis<br />
Rottweil fertigt seit mehr als 40 Jahren<br />
einbaufertige Präzisionsdrehteile.<br />
Genutzt werden CNC-Drehzentren<br />
mit einem Stangendurchlass<br />
von 10 bis 80 mm. Die Produkte werden<br />
in der Hydraulik und Antriebstechnik,<br />
im Maschinenbau, im Hochdruckbehälterbau,<br />
in Armaturen und<br />
Rohrleitungen sowie im Motorsport<br />
eingesetzt. Darüber hinaus fertigt<br />
Ohnmacht Sonderdrehteile in Kleinund<br />
Mittelserien.<br />
In den Zielanwendungen herrschen<br />
extrem hohe Drücke und<br />
Antriebsmomente, daher setzt Ohnmacht<br />
seit jeher besonders hochfeste<br />
Stähle ein. Mit Bauteilen aus Standardstählen<br />
kommen die Kunden<br />
des süddeutschen Unternehmens in<br />
puncto Festigkeit schnell an ihre<br />
Grenzen. Bei normaler Zugfestigkeit<br />
treten erfahrungsgemäß Störungen<br />
– zum Beispiel Brüche oder Risse –<br />
auf, wie Geschäftsführer Gunther<br />
Ohnmacht berichtet.<br />
Spezialstahl für komplexe<br />
Anwendungen<br />
Deswegen setzt Ohnmacht seit rund<br />
drei Jahrzehnten auf die Zusammenarbeit<br />
mit Steeltec und fertigt Teile<br />
aus den hochfesten Spezialstählen<br />
ETG 88 und ETG 100. Sie eignen<br />
sich für komplexe Teile sowie<br />
anspruchsvolle Herstellungsprozesse<br />
und sind dem Unternehmen<br />
zufolge viel besser zerspanbar als<br />
Standardvergütungsstahl. Letzterer<br />
muss für eine hohe Zugfestigkeit in<br />
der Regel zunächst einer Wärmebehandlung<br />
unterzogen werden.<br />
Darauf folgt eine oft beschwerliche<br />
Nachbearbeitung.<br />
Um einen Stahl zu erhalten, der<br />
weder diese aufwendigen Schritte<br />
noch die Zugabe teurer Legierungselemente<br />
benötigt, hat Steeltec die<br />
Xtreme Performance Technology<br />
(XTP) entwickelt. Über eine kontrollierte<br />
thermomechanische Prozessführung<br />
entsteht bei der Stahlherstellung<br />
ein extrem homogenes,<br />
ultrafeinkörniges Gefüge. Die im<br />
Stahl eigentlich gegenläufigen Eigenschaften<br />
Festigkeit und Zähigkeit<br />
werden gleichermaßen erzielt, so<br />
der Hersteller. Das erspart Anwendern<br />
Kosten und gibt ihnen einen<br />
multifunktionalen Stahl, dessen<br />
Eigenschaften sich kundenspezifisch<br />
exakt wie benötigt gestalten lassen.<br />
Gesucht:<br />
Stähle mit höherer Festigkeit<br />
Werkzeugsysteme – wie sie bei Ohnmacht<br />
im Einsatz sind – weisen heutzutage<br />
immer höhere Standzeiten<br />
auf und können immer mehr Stahl<br />
in geringerer Zeit bearbeiten. Doch<br />
damit diese Vorteile im Herstellungsprozess<br />
wirklich genutzt werden<br />
können, muss auch der zu bearbei-<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Zerspanbarkeitsindex von Werkstoffen<br />
Bild: Steeltec AG<br />
Die Zerspanbarkeit<br />
eines Werkstoffs<br />
hängt auch von den<br />
Umgebungsbedingungen<br />
ab, etwa vom<br />
Zusammenspiel von<br />
Maschine, Werkzeug<br />
und Schnittgeschwindigkeit.<br />
Der Index vergleicht<br />
die Zerspanbarkeit<br />
verschiedener<br />
Werkstoffe – darunter<br />
die von Steeltec und<br />
Ohnmacht getesteten,<br />
besonders hochfesten<br />
XTP ® -Werkstoffe.<br />
tende Werkstoff selbst ständig weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Ob ein Werkstoff gut zerspanbar<br />
ist, hängt vor allem von seiner Festigkeit<br />
und Zähigkeit ab. Ist er hochfest<br />
und zäh, verschleißen die Werkzeuge<br />
schneller, da eine höhere<br />
Schnittkraft und mehr Energie zum<br />
Zerspanen benötigt werden. Auch<br />
auf die Oberflächengüte des Werkstoffs<br />
wirkt sich dies negativ aus.<br />
Gut zerspanbare Werkstoffe zeigen<br />
je nach Bedarf glatte Oberflächen,<br />
produzieren kurze Späne, benötigen<br />
geringere Zerspankräfte und ermöglichen<br />
insgesamt hohe Werkzeugstandzeiten<br />
– dafür mussten Anwender<br />
jedoch bisher Abstriche bei der<br />
Festigkeit machen.<br />
Steeltec vereine mit XTP beide<br />
Eigenschaften miteinander. Eine Versuchsreihe<br />
gemeinsam mit dem langjährigen<br />
Partner Ohnmacht sollte<br />
nun zeigen, ob diese Vorteile auch<br />
Anwendung in der Praxis finden können.<br />
Bei der Beurteilung des Testergebnisses<br />
waren besonders die folgenden<br />
Faktoren von Bedeutung: die<br />
Länge der Späne, die Standzeiten der<br />
Werkzeuge und die Oberflächen der<br />
Bauteile. Bei Festigkeiten von über<br />
1.500 N/mm² werden als Schneidstoff<br />
verstärkt Bornitrid und Schneidkeramik<br />
verwendet. Die Zerspanbarkeit<br />
hängt jedoch nicht nur vom<br />
Werkstoff, sondern auch von den<br />
Zerspanungsbedingungen ab – vom<br />
Zusammenspiel von Maschine,<br />
Werkzeug und Schnittgeschwindigkeit.<br />
XTP-Stahl im<br />
Zerspanungsversuch<br />
Um das Potenzial des XTP-Verfahrens<br />
weiter zu erforschen, ist Steeltec<br />
auf Ohnmacht zugegangen. Denn der<br />
langjährige und zuverlässige Partner<br />
setzt genau die passenden Werkzeuge<br />
und Maschinen für den hochfesten<br />
Bereich ein.<br />
Bei dem Test setzten Steeltec und<br />
Ohnmacht unterschiedliche Materialien<br />
wie C45 XTP und 42CrMo4 XTP<br />
ein. Die XTP-Anlagentechnik ist für<br />
einen Abmessungsbereich von rund<br />
16 bis rund 40 mm verfügbar. Die<br />
Firma Ohnmacht stellt jedoch Produkte<br />
mit Durchmessern von 25 bis<br />
300 mm her, somit kamen beim Test<br />
Stahlstangen im Abmessungsbereich<br />
von 25 bis 40 mm zum Einsatz. Das<br />
XTP-Material wurde mit Festigkeiten<br />
auf einer Skala von 800 N/mm² bis<br />
1.700 N/mm² zerspant. Bewertet wurden<br />
die Ergebnisse anschließend hinsichtlich<br />
Oberflächengüte, Spanform,<br />
Schnittparametern und Verschleiß<br />
der einzelnen Werkzeuge.<br />
Speziell beim Einstechen und<br />
beim Gewindeformen stellte sich je<br />
nach Zugfestigkeit des getesteten<br />
Materials ein hoher Verschleiß vor<br />
allem beim Abstechen des fertigen<br />
Teils von der Stange ein. Doch das<br />
erhoffte Ergebnis konnten die Partner<br />
bestätigen: Der XTP-behandelte<br />
Werkstoff mit hohen Zähigkeits- und<br />
Festigkeitswerten konnte im Test<br />
mit speziellen Werkzeugen für diese<br />
Festigkeit gut zerspant werden.<br />
„Passendes Material mit einer<br />
Festigkeit von 1.700 N/mm2 gab es<br />
am Markt bislang nicht. In der Vergangenheit<br />
merkten wir bei hochvergütetem<br />
Material teilweise schon<br />
nach der Bearbeitung von 10 bis 15<br />
Teilen, dass die Werkzeuge der<br />
Maschine zerschlissen sind“, sagt<br />
Ohnmacht-Geschäftsführer Gunther<br />
Ohnmacht. „Neue Werkzeugsysteme<br />
können heute aber das Fünffache<br />
leisten. Mit dem Spezialstahl von<br />
Steeltec können dank unserer Drehversuche<br />
so mehr Teile von hoher<br />
Qualität produziert werden – für alle<br />
Beteiligten eine Win-win-Situation.“<br />
Bei den Zerspanungsversuchen<br />
mit der Firma Ohnmacht gewann der<br />
Blankstahlproduzent viele Erkenntnisse,<br />
die den Einsatz von XTP-Stahl<br />
auch für zerspanungsintensive Teile<br />
rechtfertigen. Beide Partner profitieren<br />
von dem Ergebnis: Steeltec<br />
konnte das Optimierungspotenzial<br />
seiner Werkstoffe weiter austesten;<br />
für Ohnmacht birgt XTP interessante<br />
Einsatzmöglichkeiten für die Fertigung.<br />
2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
25
Stahlproduktion<br />
Nachrichten<br />
Technologie erfolgreich getestet<br />
Weniger CO 2 im Hochofen<br />
Bild: ArcelorMittal<br />
Die Verleihung des Awards fand am 19. April im Rahmen der „Nace Corrosion Virtual Conference &<br />
Expo 2021“ statt.<br />
DEW gewinnen Innovation Award in Kategorie Material Design<br />
Printdur ausgezeichnet<br />
Hochfester, nichtrostender, austenitischer<br />
Stahl für die additive Fertigung – das<br />
ist der Printdur HSA. Die Stahlpulver-Innovation<br />
der Deutschen Edelstahlwerke<br />
(DEW), einem Unternehmen der Swiss Steel<br />
Group, wurde jüngst mit dem MP Corrosion<br />
Innovation of the Year Award 2021 ausgezeichnet.<br />
Die Verleihung des Awards fand<br />
am 19. April im Rahmen der „Nace Corrosion<br />
Virtual Conference & Expo 2021“ statt.<br />
Zwei neue Hubbalkenöfen für thyssenkrupp Steel Europe<br />
Brammen energieeffizenter erwärmen<br />
Die Eigenschaften des Printdur HSA bieten<br />
breite Anwendungsmöglichkeiten im allgemeinen<br />
Maschinenbau, wie bei Lebensmittel-<br />
und Chemieanlagen, Pumpenbauteilen,<br />
Kraftwerksindustrie oder der Automobilindustrie.<br />
Der neuentwickelte Werkstoff<br />
zeichnet sich durch seine gute Verarbeitbarkeit<br />
mittels selektivem Laserschmelzen<br />
aus – einem additiven Fertigungsverfahren,<br />
das sich zur Herstellung von Teilen mit<br />
komplexen Strukturen eignet. Darüber<br />
hinaus stellen die DEW Printdur HSA komplett<br />
ohne das Legierungselement Nickel<br />
her. Damit einhergehend sind die Sicherheitsbestimmungen<br />
während der Verarbeitung<br />
des Pulvers deutlich reduziert. Deutlich<br />
erhöht sind hingegen die Streckgrenze,<br />
Zugfestigkeit und Härte im Vergleich zu<br />
typischen austenitischen Stählen, beispielsweise<br />
316L.<br />
Im Vergleich zu 316L, der sich als Standardstahl<br />
in der additiven Fertigung etabliert hat,<br />
macht eine hohe PREN (Pitting Resistance<br />
Equivalent Number) Kennzahl von 36 (316L =<br />
28) den Werkstoff sehr korrosionsbeständig:<br />
Im gedruckten Zustand charakterisiert sich<br />
Printdur ® HSA sowohl nach SEP 1877 Verfahren<br />
II (Prüfung zur Beständigkeit gegen interkristalline<br />
Korrosion) als auch nach ASTM<br />
G48 Methode E (Prüfung zur Beständigkeit<br />
gegen Lochkorrosion) durch eine sehr gute<br />
Korrosionsbeständigkeit.<br />
https://materialsperformance.com/<br />
Der japanische Stahlhersteller<br />
Kobe Steel hat bekannt gegeben, dass<br />
das Unternehmen erfolgreich eine Technologie<br />
demonstriert hat, mit der ein<br />
erheblicher Teil der CO 2 -Emissionen aus<br />
dem Hochofenbetrieb reduziert werden<br />
kann. Dabei wurden die Technologien von<br />
Midrex aus dem Maschinenbau und die<br />
Hochofenbetriebstechnologie aus dem<br />
Eisen- und Stahlgeschäft kombiniert.<br />
Der Demonstrationstest wurde einen<br />
Monat lang an einem großen Hochofen<br />
(4.844 m 3 ) des Kakogawa-Werks in der<br />
Präfektur Hyogo, Japan, im Oktober 2020<br />
durchgeführt.<br />
Die Menge der CO 2 -Emissionen des<br />
Hochofens wird durch die Reduktionsmittelrate<br />
(RAR) oder die Menge an Kohlenstoffbrennstoff<br />
bestimmt, die bei der<br />
Eisenerzeugung im Hochofen verwendet<br />
wird. In dem Demonstrationstest wurde<br />
nachgewiesen, dass die RAR von 518<br />
kg/tHM (Tonne Roheisen) auf 415<br />
kg/tHM stabil reduziert werden konnte,<br />
indem eine große Menge an heißem brikettiertem<br />
Eisen (HBI) eingesetzt wurde,<br />
das mit dem Midrex-Prozess hergestellt<br />
wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass<br />
diese Technologie die CO 2 -Emissionen im<br />
Vergleich zu einem herkömmlichen Verfahren<br />
um ca. 20 % reduzieren könne.<br />
Darüber hinaus wurde bei dem Test die<br />
weltweit niedrigste Koksrate (239 kg/tHM)<br />
erreicht, so das Unternehmen. Kobe<br />
Steel sieht darin eine vielversprechende<br />
Lösung, die in naher Zukunft mit geringeren<br />
Zusatzkosten im Vergleich zu anderen<br />
Maßnahmen zur CO 2 -Reduzierung zur<br />
Verfügung stehen könnte.<br />
www.kobelco.co.jp<br />
Die thyssenkrupp Steel Europe AG (TKS) hat den italienischen Spezialisten für<br />
metallurgische Anlagen Danieli mit der Lieferung von zwei neuen Hubbalkenöfen für das<br />
Warmwalzwerk 4 in Bruckhausen, Duisburg, beauftragt. Das meldete Danieli im März. Das<br />
Projekt ist Teil der TKS-Strategie 2030, die Inbetriebnahme der Brammenöfen ist für<br />
Anfang 2024 geplant.<br />
Der neue Danieli-Hubbalkenofen werde eine hohe Produktivität erreichen und die Qualität<br />
der Brammenoberfläche verbessern. Gleichzeitig werden der Energieverbrauch sowie die<br />
Stickstoffxoid-Emissionen reduziert, so das Unternehmen.Das optimierte Verbrennungssystem<br />
der Öfen, das bereits für eine mögliche Wasserstoff-Zugabe ausgelegt ist, werde zu<br />
einer Steigerung des Ofenwirkungsgrades und einer Reduzierung der CO 2 -Emissionen auf<br />
bis zu ca. 53 kg/t bei Dauerbetrieb mit maximaler Produktivität führen.<br />
Bild: Kobe Steel<br />
Hochofen im Kakogawa-Werk von Kobe Steel<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
RHI Magnesita 2020 mit stabiler Entwicklung<br />
Fokus auf Forschung und Entwicklung<br />
RHI Magnesita, ein weltweit agierender Anbieter von Feuerfestprodukten,<br />
-systemen und -lösungen hat sich im vergangenen<br />
Jahr trotz schwieriger Bedingungen stabil entwickelt, teilte das<br />
niederländisch-österreichische Unternehmen mit. RHI Magnesita<br />
hat 2020 eine Bruttogewinnmarge von 24,4 % (2019: 24,5 %) und<br />
ein bereinigtes EBITA von 11,5 % (2019: 14,0 %) erzielt.<br />
Bild: ArcelorMittal<br />
Um „grünen Stahl“ wettbewerbsfähig herzustellen passt ArcelorMittal die<br />
Produktion in Bremen (Bild) und Eisenhüttenstadt schrittweise an.<br />
ArcelorMittal setzt Dekarbonisierung in Deutschland um<br />
Flachstahl wird klimaneutral<br />
ArcelorMittal hat sich zum Ziel gesetzt, seine CO 2 -Emissionen<br />
bei der Stahlproduktion in Europa bis 2030 um 30 % zu reduzieren<br />
und bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Hierzu verfolgt<br />
der Konzern die Strategie, einerseits „Smart-Carbon-Technologien“<br />
im Hochofenprozess zu verwenden und andererseits<br />
innovative DRI-Technologien in Kombination mit einem Elektrolichtbogenofen<br />
zu nutzen.<br />
Im Jahr 2021 verstärke das Unternehmen nun sein Engagement<br />
für Nachhaltigkeit und forciere seine Pläne, zu einem klimaneutralen<br />
Unternehmen zu werden. Zu diesem Zweck will der Konzern<br />
ein umfangreiches, auf vier Jahre angelegtes F&E-Programm einführen,<br />
um seine Position im Bereich Nachhaltigkeit in der Feuerfestindustrie<br />
auszubauen. Dazu sollen in den nächsten vier Jahren<br />
50 Mio. € in die Technologieforschung und den Bau von Pilotanlagen<br />
investiert werden, darunter auch in eine neue Technologie zur<br />
Bindung von CO 2 . „Wir sind auf dem Weg zu einer CO 2 -neutralen<br />
Welt“, sagte Stefan Borgas, CEO RHI Magnesita.<br />
„2020 war das herausforderndste Jahr, das unsere Branche je<br />
erlebt hat. Während der gesamten Pandemie hat RHI Magnesita<br />
es geschafft, die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zu schützen, die Geschäftskontinuität für unsere<br />
Kunden sicher zu stellen und hat gleichzeitig Initiativen ergriffen,<br />
um die Liquidität aufrecht zu erhalten und die zukünftige Rentabilität<br />
zu untermauern“, sagte Stefan Borgas, CEO RHI Magnesita.<br />
www.rhimagnesita.com<br />
In Deutschland betreibt der Konzern in Hamburg bereits ein Werk<br />
mit DRI-Anlage und Elektrolichtbogenofen, bei dem die Umstellung<br />
auf den Einsatz von Wasserstoff vorbereitet wird. Mit dem<br />
geplanten Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland<br />
beabsichtigt ArcelorMittal bis 2026 den Bau einer großindustriellen<br />
Anlage zur Direktreduktion von Eisenerz (DRI) in Bremen und<br />
einer innovativen DRI-Pilotanlage in Eisenhüttenstadt in Kombination<br />
mit Elektrolichtbogenöfen.<br />
KKS 463 NA<br />
POWERFUL SOLUTIONS –<br />
PASSIONATE PEOPLE<br />
MANNLOSE PRODUKTION.<br />
VOLLAUTOMATISCHE<br />
UNIVERSAL-KREISSÄGE<br />
Unter Einsatz von grünem Wasserstoff sollen dann bis zu<br />
3,5 Mio. t Stahl mit deutlich weniger CO 2 -Emissionen erzeugt werden.<br />
Abhängig von der verfügbaren Wasserstoffmenge können<br />
CO 2 -Einsparungen von mehr als 5 Mio. t im Vergleich zur aktuellen<br />
Hochofenroute erreicht werden. Die Technologieumstellung erfordere<br />
Investitionen in Milliardenhöhe und verursache wesentlich<br />
höhere Produktionskosten.<br />
Zur Umsetzung des Vorhabens soll die Produktion in Bremen und<br />
Eisenhüttenstadt schrittweise angepasst werden, um grünen Qualitätsstahl<br />
auf Wasserstoffbasis wettbewerbsfähig herstellen zu<br />
können. Dieses Jahr sollen die beiden Hochöfen an den Standorten<br />
umgerüstet werden, um noch 2021 Erdgas einzublasen und<br />
damit die CO 2 -Emissionen bereits weiter zu senken. Anschließend<br />
sollen DRI-Anlagen an beiden Standorten errichtet werden.<br />
http://corporate.arcelormittal.com<br />
<br />
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Ausklinkroboter Bandsägen<br />
Blechbearbeitungszentren<br />
Kreissägen Lackieranlagen<br />
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Strahlanlagen<br />
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WWW.KALTENBACH.COM<br />
<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
27
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht<br />
Zur Lagerung von Langgut bis 6 m setzt die Schweizer<br />
Mechtop AG auf ein UNITOWER-Turmlager mit 108 Kassetten.<br />
Mechtop – große Auftragsbandbreite fordert flexible Fertigungstechnik<br />
Immer in Bewegung bleiben<br />
„Mechanics in Motion“ – unter diesem Slogan hat sich die Mechtop AG aus dem schweizerischen Wangen bei Olten auf<br />
Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen hauptsächlich für die Lebensmittelindustrie spezialisiert. Die Aufträge<br />
könnten unterschiedlicher kaum sein und erfordern deshalb ein hohes Maß an Flexibilität. Mit zwei automatischen<br />
Turmlagersystemen und einer Bandsägemaschine aus dem Hause Kasto hat Mechtop nun seine Fertigung und<br />
Intralogistik effizienter und leistungsfähiger gestaltet.<br />
[ Kontakt]<br />
KASTO Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
77855 Achern Gamshurst<br />
+49 7841 61-0<br />
www.kasto.com<br />
Strenge Hygienestandards, ein<br />
harter internationaler Wettbewerb<br />
sowie ein entsprechender Zeit- und<br />
Kostendruck: Die Anforderungen in<br />
der Lebensmittelproduktion sind<br />
hoch. Nahrungsmittelhersteller müssen<br />
ihre Produkte jederzeit zuverlässig<br />
und in einwandfreier Qualität liefern<br />
können – denn sonst verlieren<br />
die Kunden schnell das Vertrauen in<br />
eine Marke. Auch die eingesetzten<br />
Maschinen und Anlagen müssen deshalb<br />
besondere Ansprüche erfüllen.<br />
Fehlfunktionen oder gar Ausfälle können<br />
zu teuren Stillstandszeiten führen,<br />
was gerade im Umgang mit verderblichen<br />
Lebensmitteln ein No-Go<br />
ist.<br />
Mit den Gegebenheiten der Branche<br />
bestens vertraut ist die Mechtop<br />
AG mit Sitz im schweizerischen Wangen<br />
bei Olten. Das im Jahr 1995 als<br />
Ein-Mann-Betrieb gegründete Unternehmen<br />
beschäftigt mittlerweile mehr<br />
als 50 Mitarbeiter und ist auf Fördertechnik,<br />
Anlagen- und Sondermaschinenbau,<br />
Rohr- und Dampfleitungsbau,<br />
Metall- und Stahlbau sowie den Behälter-<br />
und Apparatebau spezialisiert.<br />
Die meisten Kunden stammen aus<br />
der Lebensmittelindustrie. „Unser<br />
Motto lautet ‚Mechanics in Motion‘<br />
und bezieht sich sowohl auf unsere<br />
Produktpalette als auch auf unsere<br />
kompetenten und flexiblen Service-<br />
„Kasto hat einen<br />
außergewöhnlich<br />
guten Ruf und steht<br />
für eine zuverlässig hohe<br />
Produktqualität.“<br />
Dominic Felice, Mitglied der<br />
Mechtop-Geschäftsleitung<br />
Mitarbeiter“, beschreibt Dominic<br />
Felice, Mitglied der Geschäftsleitung.<br />
Keine Kragarmlager mehr<br />
Neben dem Team, das überall in der<br />
Schweiz für seine Kunden im Einsatz<br />
ist, stellt auch der Maschinenpark bei<br />
Mechtop ein wichtiges Standbein für<br />
den anhaltenden Erfolg dar. „Wir fertigen<br />
hauptsächlich Einzelstücke,<br />
Kleinst- und Kleinserien“, erklärt<br />
Felice. „Das muss häufig schnell gehen<br />
– zum Beispiel, wenn es sich um dringend<br />
benötigte Ersatzteile handelt.“<br />
Dafür benötigt das Unternehmen<br />
Maschinen, die sowohl leistungsfähig<br />
als auch variabel in der Anwendung<br />
sind – das gilt auch für die interne<br />
Logistik.<br />
Die am häufigsten verwendeten<br />
Materialien bei Mechtop sind rostfreie<br />
Stähle. Schließlich müssen die gefertigten<br />
Anlagen und Komponenten für<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Ein weiteres Turmlagersystem vom<br />
Typ KASTOecostore bietet auf 26<br />
Palettenfächern Platz für Bleche mit<br />
Formaten bis zu 3 x 1,5 m.<br />
den Einsatz in der hygienesensiblen<br />
Lebensmittelproduktion geeignet sein.<br />
Verarbeitet werden sowohl Bleche als<br />
auch Langgut wie Stangen, Rohre und<br />
Profile. Aufbewahrt wurde beides in<br />
der Vergangenheit in manuell bedienten<br />
Kragarmlagern. „Das war jedoch<br />
äußerst zeit- und arbeitsaufwendig“,<br />
schildert Felice. „Die Mitarbeiter mussten<br />
die benötigten Artikel zuerst<br />
suchen und dann mühsam von Hand<br />
oder per Stapler entnehmen.“ Mechtop<br />
entschied sich daher, seine Lagertechnik<br />
zu modernisieren und zu automatisieren<br />
– und setzte dazu auf die kompakten<br />
Kasto-Turmlagersysteme<br />
KASTOecostore und UNITOWER.<br />
Der gute Ruf eilte voraus<br />
Der Säge- und Lagertechnik-Spezialist<br />
mit Sitz im süddeutschen Achern war<br />
den Verantwortlichen bei Mechtop<br />
schon länger ein Begriff.<br />
„Gemeinsam haben wir uns verschiedene<br />
Lösungsmöglichkeiten angeschaut<br />
und anschließend die am besten<br />
geeignete ausgewählt.“ Bei beiden<br />
Lagersystemen handelt es sich um<br />
platzsparende Turmlager mit speziell<br />
auf die Kundenanforderung ausgeführte<br />
Beladehöhe. Der UNITOWER ist<br />
mit 108 Lagerkassetten zur Aufnahme<br />
von Langgut bis 6 m Länge ausgelegt,<br />
die Kassetten sind zur Aufbewahrung<br />
der rostfreien Materialien mit Aluminium<br />
ausgekleidet. Der KASTOecostore<br />
bietet auf 26 Palettenfächern Platz für<br />
Bleche mit Formaten bis zu 3 x 1,5 m.<br />
Die beiden Turmlager sind an die<br />
Außenwand der bestehenden Produktionshalle<br />
bei Mechtop angebaut. Der<br />
Regalblock des UNITOWER wurde<br />
dabei mit einer Unterkonstruktion ausgeführt,<br />
an der die Dach- und Fassadenpaneele<br />
direkt befestigt wurden.<br />
Zur optimalen Raumausnutzung trotz<br />
der behördlich begrenzten Gebäudehöhe<br />
wurde die Anlage in einer 3 m<br />
tiefen Grube aufgestellt.<br />
Das Langgutlager besitzt eine<br />
außenliegende Einlagerstation,<br />
die von den anliefernden<br />
Lkw direkt angefahren<br />
werden kann. Bleche<br />
werden durch ein<br />
Rolltor in die Halle<br />
gebracht und dort<br />
an die innenliegende<br />
Ein- und<br />
Auslagerstation<br />
übergeben. Ein Hubwerk<br />
bringt dann die<br />
Paletten und Kassetten<br />
automatisch zum entsprechenden<br />
Lagerfach und stellt<br />
benötigte Artikel nach dem Prinzip<br />
„Ware zum Mann“ bereit. Ein zusätzliches<br />
Hubmittel wie etwa ein Gabelstapler<br />
ist zur Auslagerung der Systempaletten<br />
nicht erforderlich. Dies<br />
sorgt für kurze Zugriffszeiten und eine<br />
ergonomische Arbeitsweise.<br />
Mehr Platz und<br />
besserer Überblick<br />
Die Bestandsführung erfolgt bei Mechtop<br />
in SAP. Daran angebunden sind<br />
die beiden Lager aber nicht, auch wenn<br />
das von Kasto aus problemlos möglich<br />
gewesen wäre. Bei der Diversität der q<br />
„Wir haben viel<br />
wertvollen Platz dazugewonnen,<br />
einen besseren<br />
Überblick und mehr Kontrolle<br />
über unsere Bestände, und wir<br />
können deutlich effizienter<br />
und produktiver arbeiten.“<br />
Dominic Felice, Mitglied der<br />
Mechtop-Geschäftsleitung<br />
Die gesägten Abschnitte gelangen über eine<br />
Rutsche in einen Behälter und können dort<br />
von den Mitarbeitern abgeholt werden.<br />
Bildnachweis: Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Ebenfalls bei Mechtop im Einsatz: die automatische Bandsäge KASTOmicut A 2.6. Sie ist für effiziente<br />
Abläng- und Gehrungsschnitte bei Rohren, Profilen und Vollmaterial konzipiert.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
29
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Berichte<br />
q Aufträge und den kleinen Losgrößen<br />
erschien dieser Schritt dem Unternehmen<br />
nicht notwendig.<br />
Spielraum beim Gehrungssägen<br />
Seit Anfang des Jahres 2020 sind die<br />
beiden Kasto-Lager bei Mechtop in<br />
Betrieb. Zur gleichen Zeit investierte<br />
das Unternehmen auch in eine automatische<br />
Bandsäge des Herstellers: Die<br />
KASTOmicut A 2.6 ist für effiziente<br />
Abläng- und Gehrungsschnitte bei Rohren,<br />
Profilen und Vollmaterial konzipiert.<br />
Mit einem Schnittbereich von bis<br />
zu 260 mm Durchmesser und stufenlos<br />
einstellbaren Gehrungswinkeln von -<br />
45 bis +60 ° bietet die Schwenkrahmen-Bandsäge<br />
genug Spielraum für<br />
eine Vielzahl unterschiedlicher Bauteile.<br />
Die intelligente Zusatzausstattung<br />
ermöglicht einen weitgehend mannlosen<br />
Betrieb: „Wir bearbeiten auf der<br />
KASTOmicut hauptsächlich Teile in<br />
Kleinst- und Kleinserien bis etwa 20<br />
Stück“, erklärt Felice. „Dabei profitieren<br />
wir besonders von dem automatischen<br />
Materialvorschub, mit der die Säge solche<br />
Aufträge selbstständig abarbeiten<br />
kann.“ Die gesägten Abschnitte gelangen<br />
über eine Rutsche in einen Behälter<br />
und können dort von den Mitarbeitern<br />
abgeholt werden.<br />
Der schwere gusseiserne Sägerahmen<br />
sorgt für eine hohe Schnittqualität<br />
– auch bei schwer zu zerspanenden<br />
Materialien. Mit einer Schnittgenauigkeit<br />
von +/-0,1 mm pro 100 mm Materialhöhe<br />
arbeitet die KASTOmicut sehr<br />
präzise, so der Hersteller. Die kleinste<br />
Abschnittlänge beträgt lediglich 6 mm,<br />
und mit einer Reststücklänge von 30<br />
mm kann Mechtop das zu sägende<br />
Material fast vollständig nutzen. „Kasto<br />
hat uns hier wirklich ein Gesamtpaket<br />
geliefert, das unsere tägliche Arbeit<br />
erheblich erleichtert“, findet Felice.<br />
Mit der Zusammenarbeit mit dem<br />
Säge- und Lagertechnik-Spezialisten<br />
ist die Geschäftsleitung bei Mechtop<br />
rundum zufrieden. „Ein großer Vorteil<br />
sind sicherlich die kurzen Reaktionszeiten<br />
– auch, weil Kasto mit seiner<br />
Schweizer Niederlassung in Rheinfelden<br />
nur wenige Kilometer entfernt ist“,<br />
erklärt er. „Service-Techniker und<br />
Ersatzteile sind bei Bedarf im Handumdrehen<br />
bei uns“ – ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
mit dem auch Mechtop<br />
bei seinen Kunden punktet. 2<br />
Foto: Mubea Automotive Poland sp. zo.o.<br />
Rösler – Federstahl-Schellen effizient kugelstrahlen<br />
Sicherer, kürzer und<br />
schonender Strahlen<br />
Durch Shot Peening – Kugelstrahlen – erhöht ein weltweit<br />
agierender Automobilzulieferer die Zugfestigkeit von<br />
Federbandschellen. Das Unternehmen investierte dafür in seinem<br />
polnischen Werk in eine zweite Strahlanlage von Rösler. Der mit<br />
einer extrem verschleißresistenten Hochleistungsturbine<br />
ausgestattete Multi-Tumbler RMT 70 wurde für einen<br />
vollautomatischen Prozess inklusive Be- und Entladen ausgelegt.<br />
Dank Vorab-Simulation der Drehtrommel werden die Teile perfekt<br />
durchgemischt. Dies sorgt für eine prozesssichere sowie schonende<br />
Chargenbearbeitung und verkürzt die Strahlzeit, so Rösler.<br />
Geht es um die Entwicklung<br />
und Herstellung von Automobilkomponenten,<br />
die zu einer Gewichtsreduzierung<br />
und einem verringerten<br />
CO 2 -Ausstoß beitragen, zählt die glo-<br />
Der mit einer verschleißresistenten<br />
Hochleistungsturbine ausgestattete<br />
Multi-Tumbler RMT 70 ermöglicht das<br />
vollautomatische Shot Peening von<br />
Federbandschellen mit prozesssicherem<br />
Ergebnis in kürzester Zeit ohne<br />
Ausschuss.<br />
bal tätige Mubea-Unternehmensgruppe<br />
zu den Marktführern. Das<br />
Produktprogramm umfasst Bauteile<br />
für das Fahrwerk, die Karosserie<br />
und den Antrieb. Neben dem Auto-<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
mobilbereich fertigt die Gruppe Komponenten<br />
und Baugruppen für die<br />
Luftfahrt- und Hausgeräteindustrie<br />
sowie individuelle Lösungen für weitere<br />
Industrieanwendungen. Mit<br />
über 700 Varianten bietet Mubea<br />
auch das weltweit größte Portfolio<br />
an Federbandschellen. Gefertigt werden<br />
von diesen Schlauch-Stutzen-<br />
Verbindungselementen mehr als 1<br />
Mrd. pro Jahr an Standorten in<br />
Europa, Asien, Nord- und Südamerika.<br />
Simulation verkürzt Strahlzeit<br />
Damit die aus hochfestem, legiertem<br />
Federstahl hergestellten Teile den<br />
wechselnden Belastungen in Fahrzeugen<br />
dauerhaft standhalten, wird<br />
ihre Zugfestigkeit durch einen Shot-<br />
Peening-Prozess verbessert. Die<br />
Mubea Automotive Poland sp. zo.o.<br />
investierte dafür in eine zweite Strahl-<br />
anlage von Rösler und entschied sich<br />
für einen Multi-Tumbler RMT 70, in<br />
dem die Federbandschellen als Charge<br />
mit einem maximalen Gewicht von<br />
1.800 kg vollautomatisiert bearbeitet<br />
werden können. Ausschlaggebend<br />
für die Entscheidung war dem Unternehmen<br />
zufolge die Strahltrommel-<br />
Geometrie. Die Teiledurchmischung<br />
wurde mittels einer Simulation des<br />
Laufverhaltens der Werkstücke in der<br />
Trommel optimiert und dadurch Bearbeitungszeit<br />
verkürzt. Die Ausführung<br />
der Strahltrommel leistet ebenfalls<br />
einen Beitrag zur erhöhten Produktivität:<br />
Sie verhindert, dass sich Teile<br />
verklemmen und es dadurch zu Ausschuss<br />
kommt.<br />
Hohe Wirtschaftlichkeit und<br />
verringerter Wartungsaufwand<br />
Speziell auf die hohen Anforderungen<br />
von Mubea Automotive Poland<br />
ausgelegt ist auch die Ausstattung<br />
mit der langlebigen Strahlturbine<br />
Rutten mit einer Antriebsleistung<br />
von 30 kW und Y-förmigen Wurfschaufeln.<br />
Durch den berechneten<br />
Krümmungswinkel der Schaufeln<br />
wird bei maximaler Abwurfgeschwindigkeit<br />
ein präziser Strahlmittelabwurf<br />
und damit ein optimaler<br />
Wirkungsgrad erzielt.<br />
Gleichzeitig erfolgt die Strahlmittelabgabe<br />
energieeffizient, wodurch<br />
sich Einsparungen von bis zu 25 %<br />
realisieren lassen, so der Hersteller.<br />
Die beidseitig verwendbaren Wurfschaufeln<br />
werden aus einer extrem<br />
verschleißresistenten Legierung<br />
hergestellt. Die Rutten-Hochleistungsturbine<br />
erreicht dadurch – je<br />
nach eingesetztem Strahlmittel –<br />
im Vergleich zu einer herkömmlichen<br />
Turbine dem Hersteller<br />
zufolge eine 10- bis 16- fache längere<br />
Standzeit. Dies erhöhe die<br />
Anlagenverfügbarkeit spürbar, während<br />
die Wartungskosten reduziert<br />
werden können.<br />
Auf die Anwendung<br />
abgestimmte Automatisierung<br />
Für ein komplett automatisiertes<br />
Shot Peening wurde die Standardanlage<br />
mit einem Beschickungssystem<br />
inklusive Wiegezelle und Softwareintegration<br />
erweitert. Dies<br />
ermöglicht, dass während des automatischen<br />
Beladevorgangs das optimale<br />
Chargengewicht ermittelt<br />
wird. Die Steuerung passt die Strahlzeit<br />
an das Chargengewicht an.<br />
Während des Prozesses ist die<br />
Trommel hermetisch mit einem<br />
Deckel verschlossen. Die Drehzahl<br />
des Trommel- und des Turbinenantriebs<br />
werden über Frequenzumrichter<br />
automatisch stufenlos angepasst.<br />
In Kombination mit der optimalen<br />
Teiledurchmischung wird bei<br />
jeder Charge ein prozesssicheres<br />
Strahlergebnis in kürzester Zeit<br />
erzielt. Dazu leistet auch die kontinuierliche<br />
Überwachung prozessrelevanter<br />
Parameter einen Beitrag.<br />
Die Strahlmittelaufbereitung ist<br />
ebenfalls auf das Gesamtsystem<br />
abgestimmt und gewährleistet eine<br />
gleichbleibende Qualität des Strahlmittels.<br />
2<br />
[ Kontakt]<br />
Rösler Oberflächen -<br />
technik GmbH<br />
Vorstadt 1<br />
96190 Untermerzbach<br />
+49 9533 924-0<br />
www.rosler.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
31
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Die Flexibilität der<br />
CNC-Rohrbiegemaschinen<br />
von transfluid<br />
ermöglicht besonders<br />
wirtschaftliche und<br />
präzise Biegeprozesse,<br />
so das Unternehmen.<br />
Bild: transfluid<br />
Vollautomatische CNC-Rohrbiegemaschinen „t bend“ von transfluid<br />
Erweiterte Biege-Kapazitäten<br />
Mit den Rohrbiegemaschinen „t bend“ von Maschinenbauer transfluid lassen sich Rohre multidimensional und automatisiert<br />
biegen. Hocheffiziente CNC-Biegetechnik ermögliche dabei höchste Präzision fur kleine und große Biegeaufgaben.<br />
[ Kontakt]<br />
transfluid Maschinenbau<br />
GmbH<br />
Hünegräben 20-22<br />
57392 Schmallenberg<br />
Tel. +49 2972 971-0<br />
www.transfluid.de<br />
Die vollautomatisierten t bend-<br />
Lösungen machen dem Hersteller<br />
zufolge problemlos optimale Taktzeiten<br />
und hohe Stückzahlen möglich.<br />
Um noch genauer auf die unterschiedlichen<br />
Bedarfe der Kunden eingehen<br />
zu können, hat transfluid die<br />
Maschinengrößen bzw. Maschinenkapazitäten<br />
nun angepasst und noch<br />
einmal erweitert. „Wir bieten die passende<br />
Lösung für jede Anforderung<br />
und schaffen mit der Erweiterung<br />
des Spektrums noch vielseitigere und<br />
flexiblere Möglichkeiten der Rohrbearbeitung<br />
für alle Kunden und<br />
Märkte“, so Flaeper.<br />
Für extremste<br />
Geometrien geeignet<br />
„Die servoelektrisch gesteuerte Dornbiegemaschine<br />
sorgt für das Plus an<br />
Effizienz. Denn synchron programmierbare<br />
elektrische Achsen ermöglichen<br />
optimale Zykluszeiten. Multiradienwerkzeuge<br />
mit automatischem<br />
Werkzeugwechsel erlauben das Biegen<br />
von unterschiedlichen Radien<br />
und selbst extremsten Geometrien<br />
an einem Rohr“, sagt Flaeper.<br />
Die Rechts-/Links-Biegemaschinen<br />
von transfluid setzen dabei selbst<br />
komplexeste Biegungen präzise<br />
und maßgenau um. Sie<br />
sind weiterhin in den<br />
gewohnten Größen<br />
erhältlich.<br />
Individuelle<br />
Ausstattungsvarianten<br />
der Biegemaschinen<br />
bieten<br />
individuell<br />
optimierte Möglichkeiten<br />
der Rohrbear-<br />
„Die Flexibilitä t<br />
unserer fortschritt -<br />
lichen CNC-Rohrbiege -<br />
maschinen ermöglicht<br />
besonders wirtschaftliche<br />
Biegeprozesse.“<br />
Stefanie Flaeper, Geschäftsführerin<br />
transfluid<br />
beitung. Dazu zählen neben Multi-<br />
Biegeebenen auch das Freiformen<br />
großer Biegeradien sowie das Trennen<br />
im Biegeprozess.Auch eine Nachdruckvorrichtung<br />
(„Centerline Booster“)<br />
kann ergänzt werden, ebenso<br />
ist die automatische Be- und Entladung<br />
problemlos hinzufügbar. Die<br />
Maschinen können zudem unkompliziert<br />
in komplette Fertigungsabläufe<br />
(Prozessketten) eingebunden<br />
werden. Die optionale<br />
t project-Software<br />
sorgt für sichere<br />
und kollisionsfreie<br />
Biegevorgänge.<br />
Komplette Biegesimulationen<br />
helfen dabei, Bie -<br />
ge- und Prozessdaten<br />
zuverlässig<br />
zu ermitteln 2<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Barth – mobile Dreh- und Wendevorrichtung<br />
Damit es nicht auf den Rücken geht<br />
In vielen Betrieben wird etwa bei der<br />
Metallverarbeitung das Drehen und Wenden<br />
schwerer Bauteile durch Körpereinsatz<br />
bewältigt. Dabei wird nicht nur Personal<br />
gebunden, sondern die unpraktische<br />
Arbeitsweise schädigt auf Dauer auch<br />
Rücken und Gelenke. Die Barth GmbH bietet<br />
mit dem wendoSYST, dem wendoLIFT<br />
und dem kippLIFT eine Reihe von Dreh-,<br />
Kipp- und Wendevorrichtungen, die aufgrund<br />
der robusten Bauweise und der einfachen<br />
Handhabung eine Lösung für viele<br />
Anwendungen darstellen. Die stufenlose<br />
Höhenverstellbarkeit ermöglicht dem Mitarbeiter<br />
dabei ein ergonomisches Arbeiten.<br />
Alle Tische sind dank bremsbarer Lenkrollen<br />
mobil und zudem als Arbeitstisch einsetzbar.<br />
Selbst für das Wenden besonders schwerer<br />
und großformatiger Bauteile bietet der<br />
Hitachi High-Tech – neues Funkenspektrometer OE720<br />
Leistungsstarke Metallanalyse<br />
Mit der Markteinführung des neuen<br />
Funkenspektrometers OE720 hat Hitachi<br />
High-Tech Analytical Science sein Angebot<br />
an Metallanalysegeräten weiter ausgebaut.<br />
Vor eineinhalb Jahren hatte Hitachi bereits<br />
mit dem OE750 ein Analysegerät auf den<br />
Markt gebracht, das Metallanalysen auf<br />
hohem Niveau auch für kleinere Betriebe<br />
realisierbar macht. Zu diesem Modell<br />
gesellt sich nun das neue Modell OE720<br />
von Hitachi High-Tech, das es Gießereien,<br />
Metallherstellern und -verarbeitern einfacher<br />
machen soll, die zunehmend strengeren<br />
Vorschriften und Spezifikationen sicher<br />
zu erfüllen. Der OE720 bietet die gleichen<br />
hohen Leistungsmerkmale wie das OE750,<br />
ist aber preisgünstiger, da er keine Gase<br />
analysieren kann.<br />
Das neue optische Emissionsspektrometer<br />
OE720 erreiche dabei niedrige Nachweisgrenzen,<br />
wie wenige andere Funkenspektrometer<br />
seiner Klasse, so der Hersteller.<br />
Somit könne sich das Gerät mit der Leistungsfähigkeit<br />
deutlich teurerer Analysesysteme<br />
messen. Für viele Gießereien und<br />
Metallhersteller werde damit eine Qualitätsanalyse<br />
auf hohem Niveau zum ersten<br />
Mal möglich.<br />
wendoLIFT eine sichere Möglichkeit für das<br />
Handling: Die Vorrichtung kippt das Werkstück<br />
nach innen, sodass es nicht nach<br />
außen fallen kann und ohne zusätzliche<br />
Fixierung auskommt. Als Basis des wendo-<br />
LIFT-Aufbaus dient ein Hubtisch der<br />
1.000kg-Klasse mit einem akku-hydraulischen<br />
Aggregat. Mit einer Fernbedienung<br />
lässt sich die integrierte Hydraulik aktivieren,<br />
über die das Werkstück automatisch<br />
nahezu in die Senkrechte gezogen und<br />
nach dem manuellen Umklappen des Werkstückes<br />
dann entgegen dieser Richtung<br />
wieder in die Waagerechte gebracht werden<br />
kann. Dadurch kann das Wenden ohne<br />
großen körperlichen Kraftaufwand durch<br />
nur eine Person erfolgen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.barth-maschinenbau.de<br />
Die hohe Leistungsfähigkeit der OE-Serie<br />
von Hitachi liegt in dem Zusammenspiel<br />
der LightWing-Optik (zum Patent angemeldet)<br />
mit moderner CMOS-Detektortechnologie.<br />
Diese aufeinander abgestimmte Kombination<br />
ermöglicht es, den gesamten<br />
Wellenlängenbereich abzudecken, der für<br />
die Messung aller im ppm-Bereich nachzuweisenden<br />
Elemente in Metallen erforderlich<br />
ist.<br />
Weitere Informationen<br />
www.hhtas.net/oe-serie-de<br />
Qualitätsanalyse von Metallen auf hohem<br />
Niveau: Das neue Funkenspektrometer OE720<br />
von Hitachi High-Tech<br />
Bild: Hitachi<br />
Macht den Bediener zum Produktionsmanager:<br />
die neue Plasmaschneidanlage V303 von<br />
Voortman.<br />
Neue Blechschneidemaschine<br />
V303 von Voortman<br />
Bediener werden<br />
Produktionsmanager<br />
Das niederländische Maschinenbauunternehmen<br />
Voortman Steel Machinery<br />
hat seine neue Plasmaschneidanlage<br />
V303 vorgestellt. Bediener sollen mit<br />
der V303 die verfügbare Zeit noch effizienter<br />
nutzen können. Mit einer neuen<br />
Pufferverwaltung kann die V303 beispielsweise<br />
Blechtafel für Blechtafel<br />
schneiden, ohne dass der Maschinenführer<br />
eingreifen muss.<br />
Weitere Vorteile sind dem Unternehmen<br />
zufolge die hervorragende Schnittqualität<br />
und maximale Benutzerfreundlichkeit.<br />
Aufgrund einiger neuer Funktionen werde<br />
der Bediener zunehmend zum Produktionsmanager.<br />
Die V303 ist mit einer<br />
eigens entwickelten Steuerungssoftware<br />
ausgestattet. Mit Hilfe der VACAM-Pufferfunktion<br />
ist es möglich, mehrere Aufgaben<br />
in die Pufferliste aufzunehmen und<br />
nacheinander auszuführen, ohne dass ein<br />
Bediener eingreifen muss. Dadurch sind<br />
weniger manuelle Eingriffe nötig und die<br />
Betriebszeit maximiert sich.<br />
Mit der neuen ‘Xtensive Bevel Cutting-<br />
Technologie’ ist unter anderem das vollautomatische<br />
Schneiden komplexer<br />
Fasen möglich. Dabei ist Voortman<br />
zufolge keine manuelle Korrektur erforderlich<br />
und es müssen keine Vorproben<br />
geschnitten werden. In Kombination mit<br />
der Instant Cut- und der True Volt-Technologie<br />
von Voortman biete die V303<br />
eine deutliche Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit<br />
und -qualität.<br />
Weitere Informationen<br />
www.voortman.net<br />
Bild: Voortman<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
33
BDS<br />
XXXXX Research A XXXXX<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Völlig losgelöst …<br />
So sang Peter Schilling 1982 über Major Tom – den Hitparade-Astronauten, der mit seinem<br />
Raumschiff, entkoppelt von jeder Schwerkraft, weiter und weiter ins All schwebt. Fast 40 Jahre<br />
danach lässt sich dieses Phänomen bei den Stahlpreisen beobachten. Auch die haben sich irgendwie<br />
entkoppelt. Nachdem das Stahljahr 2020 nach ordentlichem Start durch „Corona“ zunächst<br />
ausgebremst wurde, erlebte der Stahlhandel gegen Jahresende bei guten Lagerabsätzen eine<br />
selten in dieser Form gesehene Preisrallye. Kaum zu erwarten war dann, dass die Preisdynamik<br />
zu Beginn des Jahres 2021 noch einmal an Fahrt zugelegt hat.<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis einschließlich<br />
Februar 2021 vorliegenden<br />
Zahlen.<br />
Fragen zur<br />
Statistik<br />
beantwortet im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahl -<br />
handel (BDS) Jörg<br />
Feger, Prokurist<br />
und Bereichsleiter<br />
Research:<br />
Feger-BDS@<br />
stahlhandel.com<br />
Foto: privat<br />
Lagerabsatz<br />
Die Entwicklung des Lagerabsatzes<br />
im Jahr 2020 glich einer Berg- und<br />
Talfahrt. Mit knapp 970.000 t im<br />
Monatsschnitt verlief das erste Quartal<br />
sehr stark und lag 4 % über dem<br />
Vorjahreszeitraum. Vor allem durch<br />
die Coronapandemie verursacht<br />
brach der Absatz im zweiten Quartal<br />
dann ein. Mit durchschnittlich<br />
744.000 t pro Monat lag er in Q2 gut<br />
18 % unter dem Vorjahreswert. Mit<br />
durchschnittlich 878.000 Monatstonnen<br />
erholte sich der Absatz im<br />
dritten Quartal dann ein wenig, lag<br />
aber immer noch 7 % unter Vorjahresniveau.<br />
Der Jahresendspurt konnte sich<br />
dann aber sehen lassen. Im vierten<br />
Quartal 2020 wurden monatlich<br />
durchschnittlich 859.000 t abgesetzt.<br />
Das sind 9,4 % mehr als im<br />
Jahresendquartal 2019. Besonders<br />
erfreulich waren die Entwicklungen<br />
zu Jahresende bei Bandblech, Kaltgewalztem<br />
und Oberflächenveredeltem<br />
Blech. Insgesamt wurden im<br />
vergangenen Jahr 10,35 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt.<br />
Das ist ein Minus von 3,4 % im Vergleich<br />
zu 2019.<br />
Festzuhalten ist, dass sich die<br />
Auftragslage 2020 je nach Abnehmerbranche<br />
deutlich unterschieden<br />
hat. Die Bauwirtschaft war das Zugpferd<br />
der Konjunktur, der Automobil-<br />
und Maschinenbau hingen über<br />
weite Strecken zurück, konnten<br />
gegen Jahresende aber spürbar zulegen.<br />
Der Lagerabsatz zu Jahresbeginn<br />
2021 verlief dann recht ordentlich.<br />
Im Januar wurden 911.000 t<br />
Walzstahlfertigerzeugnisse abgesetzt<br />
– 6,6 % weniger als im Januar<br />
2020. Ähnlich verlief der Februar:<br />
Mit 909.000 t lag der Lagerabsatz<br />
3 % hinter dem Vorjahresmonat –<br />
wobei die beiden Vergleichsmonate<br />
allerdings auch außerordentlich<br />
stark verlaufen waren. Beeinträchtigt<br />
wurde der Jahresstart 2021<br />
zudem durch die kalte Witterung,<br />
die größere Bautätigkeiten nicht<br />
zuließ.<br />
Lagerbestand<br />
Das vergangene Jahr war von durchweg<br />
niedrigen Lagerbeständen<br />
geprägt. Am 31. Dezember 2020 lag<br />
der Bestand mit 1,92 Mio. t rund<br />
5 % niedriger als im Dezember 2019.<br />
Selten war der Lagerbestand in der<br />
deutschen Stahldistribution so<br />
gering. Im Januar und Februar 2021<br />
konnte der Bestand nur in sehr<br />
bescheidenem Maße zulegen. 1,96<br />
Mio. t wurden Ende Februar gemeldet.<br />
Das sind 6,1 % weniger als Ende<br />
Februar 2020.<br />
Lagerreichweite<br />
Im Jahr 2020 variierte die Lagerreichweite<br />
in den einzelnen Mona-<br />
ten aufgrund der sehr unterschiedlichen<br />
Lagerabsätze stark. Im<br />
Schnitt bewegte sie sich bei 2,5<br />
Monaten bzw. 75 Tagen. Sie lag<br />
damit unter dem Durchschnittswert<br />
des Jahres 2019. Aufgrund der<br />
immer noch sehr niedrigen Lagerbestände<br />
lag sie im Februar 2021<br />
bei geringen 2,2 Monaten bzw. 66<br />
Tagen (vgl. Abbildung 1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im<br />
kleinlosigen Bereich zufolge stiegen<br />
die Preise für die meisten Stahlprodukte<br />
zu Jahresbeginn 2020. In<br />
den Sommermonaten war der<br />
Trend entgegengesetzt. Hier gab<br />
es meist leichte Rückgänge. Im<br />
September und Oktober verteuerten<br />
sich fast alle Produkte. Diese<br />
Entwicklung setzte sich im November<br />
und vor allem Dezember sehr<br />
dynamisch fort.<br />
Bei allen Produktgruppen kam<br />
es zu starken Preiserhöhungen. In<br />
den ersten Wochen des Jahres 2021<br />
legten die Preise auf breiter Front<br />
noch einmal mit derartiger Wucht<br />
zu, wie es bisher kaum erlebt wurde.<br />
Dabei fiel der Anstieg bei Flachprodukten<br />
noch deutlicher als bei Langprodukten<br />
aus (vgl. Abbildungen 2<br />
und 3). 2<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution<br />
n Absatzindex (2007 = 100)<br />
n Lagerreichweite in Tagen<br />
Abb.1<br />
140<br />
200<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
97<br />
94<br />
90 89 91<br />
94<br />
100<br />
74<br />
68<br />
82<br />
89 93<br />
82<br />
98 98<br />
62<br />
91<br />
91<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
40<br />
60<br />
20<br />
0<br />
75 81 81 72 63<br />
Ø<br />
2017<br />
Ø<br />
2018<br />
Ø<br />
2019<br />
Ø<br />
2020<br />
Ø<br />
2021<br />
66 63 87 96 78 72 78 69 66 60 93 63 66<br />
Feb.<br />
2020<br />
März<br />
2020<br />
April<br />
2020<br />
Mai<br />
2020<br />
Juni<br />
2020<br />
Juli<br />
2020<br />
Aug.<br />
2020<br />
Sep.<br />
2020<br />
Okt.<br />
2020<br />
Nov.<br />
2020<br />
Dez.<br />
2020<br />
Jan.<br />
2021<br />
Feb.<br />
2021<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
|<br />
2010<br />
|<br />
2011<br />
|<br />
2012<br />
|<br />
2013<br />
|<br />
2014<br />
|<br />
2015<br />
|<br />
2016<br />
|<br />
2017<br />
|<br />
2018<br />
|<br />
2019<br />
|<br />
2020<br />
|<br />
2021<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
Quelle: BDS<br />
80<br />
|<br />
2010<br />
|<br />
2011<br />
|<br />
2012<br />
|<br />
2013<br />
|<br />
2014<br />
|<br />
2015<br />
|<br />
2016<br />
|<br />
2017<br />
|<br />
2018<br />
|<br />
2019<br />
|<br />
2020<br />
|<br />
2021<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
35
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
Einkaufsmanager-Index im März 2021<br />
Industrieproduktion klettert auf Allzeithoch<br />
Zum Ende des ersten Quartals hat sich das Wachstumstempo in der Industrie deutlich beschleunigt. Das zeigt der<br />
saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der im März mit 66,6 Punkten nach 60,7 Zählern im<br />
Februar auf ein neues Allzeithoch gestiegen ist. Wie der englische Finanzdienstleister IHS Markit weiter mitteilte, seien<br />
sowohl beim Auftragseingang als auch bei der Produktion die stärksten Zuwächse seit Umfragebeginn im Jahr 1996<br />
verzeichnet worden.<br />
Der ermittelte Wert sei nicht<br />
nur eine deutliche Verbesserung<br />
zum Vormonat, sondern auch zum<br />
bisherigen Umfragehoch (63,3) vom<br />
Dezember 2017. „Es ist bemerkenswert,<br />
wie erfolgreich sich die deutsche<br />
Industrie gegen die negativen<br />
Auswirkungen der Corona-Krise<br />
stemmt“, betonte Dr. Silvius Grobosch,<br />
Hauptgeschäftsführer des<br />
Bundesverbandes Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik e.V.<br />
(BME). Sorge bereiten allerdings die<br />
deutlich gestiegenen Einkaufspreise<br />
– eine Folge der Engpässe bei Rohstoffen<br />
und anderen Vormaterialien,<br />
fügte Grobosch hinzu.<br />
INFO<br />
Über den EMI<br />
Es brummt wieder<br />
„Die deutsche Industrie brummt wie<br />
kaum zuvor und 2021 könnte ein<br />
außerordentlich gutes Jahr werden.<br />
Diese Prognose steht aber unter dem<br />
Vorbehalt, dass es keinen Komplett-<br />
Lockdown mehr geben wird“, kommentierte<br />
Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin<br />
der Helaba Landesbank<br />
Hessen-Thüringen, auf BME-<br />
Anfrage. Corona spiele somit weiterhin<br />
eine wesentliche Rolle für die<br />
deutsche Wirtschaft.<br />
Schwung komme insbesondere<br />
vom Export: Sowohl China als auch<br />
die USA als wichtige Abnehmerländer<br />
liefen extrem gut und hätten<br />
Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen<br />
Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine<br />
Momentaufnahme der Geschäftssituation im Verarbeitenden Gewerbe –<br />
errechnet aus den Teilindizes für Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung,<br />
Lieferzeiten und Vormaterialbeständen. Der Index erscheint seit 1996 unter<br />
Schirmherrschaft des BME. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanzund<br />
Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und<br />
beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der<br />
verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ<br />
für die deutsche Wirtschaft ausgewählt).<br />
Corona entweder schon ganz hinter<br />
sich oder seien mit den Impfungen<br />
weit fortgeschritten. „Die deutsche<br />
Politik hat es jetzt in der Hand, was<br />
mit der deutschen Industrie in diesem<br />
Jahr noch passiert. Boom or Bust<br />
und damit Aufschwung oder Pleite“,<br />
fügte die Helaba-Bankdirektorin in<br />
ihrem Statement für den BME hinzu.<br />
„Während sich die meisten börsennotierten<br />
Rohstoffpreise im März<br />
eher seitwärts bewegten, sprangen die<br />
Preise für Warmbreitband und verzinkte<br />
Bleche nochmals kräftig nach<br />
oben. Eine hohe Nachfrage und ein<br />
nicht ausreichendes Angebot katapultierten<br />
den Preis für Warmbreitband<br />
erstmals wieder über die Marke von<br />
1.000 € je Tonne. Wir erwarten jedoch<br />
den Höhepunkt der Spotmarktpreise<br />
im zweiten Quartal. Die Halbjahreskontraktpreise<br />
für das zweite Halbjahr<br />
2021 haben jedoch noch Potenzial<br />
nach oben“, sagte Dr. Heinz-Jürgen<br />
Büchner, Managing Director Industrials,<br />
Automotive & Services der IKB<br />
Deutsche Industriebank AG. 2<br />
Weitere Informationen<br />
www.bme.de/services/<br />
einkaufsmanager-index<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Schwierigere Materialversorgung bremst Bauwirtschaft<br />
Geschäftslage gut, Erwartungen verhalten<br />
„Unsere Mitgliedsunternehmen melden eine solide Auftragslage. Ihre Geschäftserwartungen<br />
beurteilen sie hingegen deutlich verhaltener. Folge der globalen Corona-Pandemie sind<br />
Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen insbesondere global gehandelten Baumaterialien.“ Mit<br />
diesen Worten fasst der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix<br />
Pakleppa, die wesentlichen Ergebnisse der ZDB-Frühjahrsumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben<br />
zusammen.<br />
Insgesamt wird die Geschäftslage<br />
von den Unternehmen „gut“<br />
(45 %) oder zumindest als „befriedigend“<br />
(36 %) eingestuft. 19 % bewerten<br />
ihre Geschäftslage als „schlecht“. Das<br />
insgesamt positive Gesamturteil wird<br />
maßgeblich durch die Unternehmen<br />
im Wohnungsbau und Ausbau beeinflusst.<br />
Mehr als 70 % der im Wohnungsbau<br />
tätigen Unternehmen und 60 %<br />
der im Ausbau tätigen Unternehmen<br />
bewerten ihre Geschäftslage als „gut“.<br />
Unter den überwiegend im Wirtschaftsbau,<br />
Straßenbau oder öffentlichen<br />
Hochbau tätigen Unternehmen<br />
sind das jeweils nicht einmal 30 %.<br />
Deutlich skeptischer hingegen<br />
beurteilen Unternehmen aller Bausparten<br />
die Geschäftserwartungen der<br />
kommenden Monate. Fast 20 % sehen<br />
eine Verschlechterung der Situation;<br />
zwei Drittel gehen von einer stabilen<br />
Baukonjunktur aus; und nur 14 %<br />
erwarten eine weitere Verbesserung.<br />
Quelle: ZDB<br />
Umsatzerwartung<br />
und Auftragslage<br />
Die gegenwärtige Auftragslage im<br />
Wohnungsbau und im Ausbau wird<br />
überwiegend als „gut“ wahrgenommen<br />
(65 bzw. 53 %). Die Corona-Pandemie<br />
hat die Nachfrage im Wohnungsbau<br />
bisher nicht beschädigt, so<br />
der ZDB. Daher erwarten die Unternehmen<br />
in 2021 auch ein Umsatzwachstum.<br />
Die stabil hohe Nachfrage<br />
im Wohnungsbau und die verbesserten<br />
Rahmenbedingungen für Sanierungen<br />
stützen diese Geschäftsfelder.<br />
Im öffentlichen Hoch- und Straßenbau<br />
sind es hingegen nur jeweils<br />
21 % der Unternehmen, die zu einer<br />
guten Beurteilung ihrer Auftragslage<br />
kommen. Dies korrespondiert dem<br />
ZDB zufolge mit der Einschätzung der<br />
Unternehmen zum Investitionsverhalten<br />
der Kommunen. Fast 57 %<br />
sehen ein schwächeres Investitionsverhalten<br />
als im Vorjahr. Daher gehen<br />
die Unternehmen hier auch von einer<br />
rückläufigen Umsatzentwicklung in<br />
2021 aus. Für den öffentlichen Bau<br />
sehen nur 13 % der Unternehmen Steigerungen<br />
im Straßenbau, etwa 60 %<br />
rechnen dagegen mit Rückgängen.<br />
Auch im Wirtschaftsbau sehen<br />
weniger als 30 % der Unternehmen<br />
eine gute Auftragslage. Hier werden<br />
die Bremsspuren der im letzten Jahr<br />
coronabedingten rückläufigen Aufträge<br />
aus der Industrie und den Dienstleistungsbereichen<br />
sichtbar. Etwa 44 %<br />
erwarten weniger Aufträge.<br />
Fachkräftemangel und<br />
Material-Lieferschwierigkeiten<br />
Unter den Behinderungsgründen der<br />
Bautätigkeit stechen zwei Faktoren<br />
hervor, die von jeweils zwei Dritteln<br />
der Unternehmer genannt wurden, so<br />
der ZDB: der Fachkräftemangel und<br />
Lieferschwierigkeiten bei Material.<br />
Während der Fachkräftemangel schon<br />
länger beklagt wird, ist die mangelnde<br />
Materialverfügbarkeit, insbesondere<br />
ZDB Frühjahrsumfrage 2021<br />
global gehandelter Rohstoffe wie Stahl<br />
und Erdölprodukte, ein Phänomen der<br />
aktuellen Corona-Pandemie.<br />
Während zwei Drittel der Unternehmen<br />
bei mineralischen Rohstoffen<br />
wie Sand, Kies, Beton und Zement<br />
noch eine problemlose Verfügbarkeit<br />
sehen, sind es bei Stahl nur knapp<br />
30 %, bei Kunststoffen ca. 20 % und<br />
bei Holz gar nur 16 %.<br />
Annähernd alle befragten Unternehmen<br />
haben in den letzten drei<br />
Monaten Preissteigerungen bei Baumaterial<br />
festgestellt, 75 % sprechen<br />
von deutlichen Preissteigerungen und<br />
22 % nur von leichten. Auch für die<br />
kommenden Monate wird mit anhaltenden<br />
Preissteigerungen gerechnet.<br />
Die Verknappung von Materialien<br />
sowie die insgesamt noch hohe Nachfrage<br />
nach Bauleistungen treiben die<br />
Einkaufspreise weiter in die Höhe.<br />
Über die Hälfte der Unternehmen<br />
sehen derzeit ein deutlich erhöhtes<br />
Preisniveau bei Stahl, Bitumen und<br />
Kunststoffen. 2<br />
Weitere Informationen<br />
www.zdb.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
37
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
ArGeZ: Lage und Erwartung gehen auseinander<br />
Zulieferindustrie erholt sich<br />
In der gesamten deutschen Zulieferindustrie verbessert sich laut Ifo-Institut<br />
die aktuelle Geschäftslage. Jeder zweite Zulieferer schätzt die gegenwärtige<br />
Lage inzwischen als „gut“ ein. Etwas schlechter sieht es bei den Erwartungen<br />
für die nächsten sechs Monate aus.<br />
Quelle: ArGeZ<br />
Der saisonbereinigte Saldo<br />
von positiven und negativen Beurteilungen<br />
legte im April um deutliche<br />
13,0 Punkte zu, meldete die Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie<br />
(ArGeZ). Diese zehnte aufeinander<br />
folgende Verbesserung treibt den<br />
Saldo auf einen Wert von 37,3 Punkten.<br />
Während die Hälfte der Zulieferer<br />
die Lage inzwischen als „gut“<br />
bewertet, sieht es bei den Erwartungen<br />
für die kommenden sechs<br />
Monate schlechter aus. Der Saldo<br />
bleibt durch die marginale Verschlechterung<br />
um 0,3 Punkte auf<br />
einem akzeptablen Niveau von 22,8<br />
Punkten. Allerdings werde die Lücke<br />
zwischen Einschätzung der aktuellen<br />
Lage und den Erwartungen<br />
dadurch größer.<br />
Saldo der positiven und negativen Meldungen<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
Aktuelle Lage<br />
Kein Grund zur Sorge<br />
„Historisch betrachtet ist dies kein<br />
Grund zur Sorge“, so die ArGeZ. Dass<br />
die Erwartungshaltung im Vergleich<br />
zur Beurteilung der aktuellen Lage<br />
schlechter ausfällt, sei eher die Regel<br />
als die Ausnahme. Dennoch bergen<br />
Schnittpunkte und die darauffolgenden<br />
Entwicklungen von Lagebeurteilung<br />
und Erwartungshaltung oft<br />
-70<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
INFO<br />
Geschäftsklima Zulieferindustrie Deutschland April 2021<br />
Erwartungen für die nächsten sechs Monate<br />
Über den „Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie“<br />
Der Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie wird von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie ArGeZ in Zusammenarbeit mit dem Ifo-Institut, München,<br />
ermittelt. Er beruht auf der Befragung von rund 600 Unternehmen und deckt<br />
die in der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie zusammengeschlossenen<br />
Branchen Gießerei-Industrie, Aluminiumindustrie, Kunststoffverarbeitung,<br />
Stahl- und Metallverarbeitung, NE-Metall-Industrie, Kautschukindustrie sowie<br />
Technische Textilien ab.<br />
Raum für Interpretationen. So sei<br />
die Stagnation der Erwartungshaltung<br />
insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der Halbleiterproblematik bei den<br />
Automobilherstellern zu sehen. Komplexe<br />
Fertigungsverfahren und eine<br />
ungemindert hohe Nachfrage nach<br />
den elektronischen Bauteilen aus verschiedenen<br />
Sektoren sorgen nach wie<br />
vor für einen erheblichen Engpass am<br />
Markt. Dass sich die Produktionsziele<br />
der Hersteller für das Jahr 2021 noch<br />
aufrechterhalten lassen, ist daher<br />
mehr und mehr zu bezweifeln, so die<br />
ArGeZ.<br />
Zudem haben viele Zulieferer<br />
ein Problem mit der Rohstoffversorgung.<br />
An den knapper werdenden<br />
Rohstoffmärkten sind die benötigten<br />
Mengen schwerer zu bekommen und<br />
die Preise steigen auf Rekordhöhen,<br />
stellt die Arbeitsgemeinschaft Zulieferer<br />
fest. Inwiefern sich die Erwartungshaltung<br />
der Zulieferer folglich<br />
in den kommenden Wochen abkühlen<br />
werde und ob die positive Entwicklung<br />
der aktuellen Geschäftslage<br />
nachhaltig ist, bleibe vorerst<br />
ungewiss. 2<br />
Weitere Informationen<br />
www.argez.de<br />
38 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Massivumformung: Ergebnisse aus Trendumfrage für das 2. Quartal 2021<br />
Gebremster Optimismus<br />
Die Unternehmen der deutschen Massivumformung bewerten ihre Geschäftslage zwar zunehmend<br />
positiv, stehen jedoch durch die aktuelle Stahlmarktentwicklung unter Druck, teilte der<br />
Industrieverband Massivumformung e. V. (IMU) im April mit. Trotz steigender Herausforderungen<br />
bleibe auch der Blick auf die weitere Entwicklung optimistisch, wenngleich die Zuversicht im Vergleich<br />
zum Jahresbeginn etwas eingetrübt sei. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Trendbefragung<br />
des IMU für das zweite Quartal 2021.<br />
Weniger als 10 % der Unternehmen bewerten<br />
ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Damit blickt<br />
die Branche deutlich positiver auf die wirtschaftliche<br />
Entwicklung als im Juli 2020, wo der Wert noch bei<br />
über 90 % lag. Mit etwa 49 % geht knapp die Hälfte<br />
der befragten Unternehmen für die nächsten drei<br />
Monate von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus.<br />
Der Anteil derer, die eine weitere Verbesserung erwarten,<br />
sank zwar von über 46 % im Januar auf nun 34 %,<br />
die Erwartungen bleiben insgesamt jedoch deutlich<br />
positiv. Nach einem Rückgang der Produktion um<br />
23 % im Jahr 2020 ist die Branche nun optimistisch,<br />
im laufenden Jahr einen Zuwachs um 14 % erreichen<br />
zu können.<br />
Stahlpreise setzen die Branche unter Druck<br />
„Angesichts der Turbulenzen in den globalen Lieferketten<br />
stehen unsere Mitglieder vor großen Herausforderungen“,<br />
erläutert Thomas Hüttenhein, Vorstandsvorsitzender<br />
des IMU die Situation. Viele Betriebe sind<br />
derzeit von Lieferengpässen sowohl bei bestellten und<br />
eingeplanten Jahresmengen als auch darüber hinausgehendem<br />
Bedarf an Stahl betroffen. Dies führt bereits<br />
zu Beeinträchtigungen bei der Produktion. Hinzu kommen<br />
logistische Herausforderungen bei Kunden in der<br />
Automobilindustrie, die zu temporären Stillständen<br />
führen.<br />
„Die Auslastung in den Unternehmen ist hoch. Die<br />
hohen Stahlpreise setzen die Branche jedoch enorm<br />
unter Druck, so dass die grundsätzlich positive Stimmung<br />
doch angespannt ist“, so Hüttenhein weiter.<br />
CO 2 -Abgabe belastet Betriebsergebnisse<br />
Neben den steigenden Material- und Logistikkosten sieht<br />
sich die Branche seit Anfang des Jahres zudem mit einer<br />
CO 2 -Abgabe konfrontiert, die den betriebswirtschaftlichen<br />
Erfolg gefährde. IMU-Geschäftsführer Tobias Hain mahnt:<br />
„Die aktuelle Situation führt dazu, dass das Geschäft ist<br />
immer weniger planbar ist. Daher fordern wir die Politik<br />
auf mehr Planungssicherheit herzustellen und die in Aussicht<br />
gestellten Entlastungen von den wettbewerbsschädlichen<br />
CO 2 -Kosten unbürokratisch und zeitnah umzusetzen.<br />
Der Verlust von Aufträgen ins Ausland nutzt dem globalen<br />
Klima nicht und gefährdet die etablierten Wertschöpfungsstrukturen<br />
in Deutschland.“<br />
Angelehnt an den „Green Deal“ der EU-Kommission<br />
hat der Verband mit der Industrieinitiative „NOCARBforging<br />
2050“ ein eigenes Umweltprogramm ins Leben<br />
gerufen, mit dem Ziel einer CO 2 -emissionsneutralen Massivumformtechnologie<br />
bis spätestens im Jahr 2050. 2<br />
INFO<br />
Weitere Informationen<br />
www.massivumformung.de<br />
Über den Industrieverband Massivumformung<br />
Der Industrieverband Massivumformung ist der deutsche Fachverband der<br />
Branche. 250 Unternehmen betreiben Massivumformung in Deutschland.<br />
Gemeinsam bilden sie einen starken Wirtschaftsfaktor: 3 Mio. t Material verändern<br />
ihre Form beim Gesenkschmieden, Kaltfließpressen, Freiformschmieden<br />
und Ringwalzen. In vielen Regionen Deutschlands entstehen so hochwertige<br />
Produkte im Gesamtwert von jährlich 9 Mrd. €. Damit ist Deutschland in dieser<br />
wichtigen Industriesparte der Marktführer Europas und die Nummer 2 weltweit.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
39
Messen<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
Maschinenbau: Zeichen stehen auf Aufschwung<br />
Starke Dynamik im Februar<br />
Im Februar konnte der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau zum ersten Mal seit Oktober 2018 wieder mit<br />
einer zweistelligen Wachstumsrate (plus 12 %) glänzen. Damit konnte die Branche die Schlappe vom Januar komplett<br />
ausgleichen. Die entscheidenden Impulse kamen aus dem Ausland (plus 17 %).<br />
Alle Grafiken: VDMA<br />
Deutschland: Auftragseingang im Maschinenbau<br />
Preisbereinigte Indizes, Basis Umsatz 2015 = 100<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Deutschland: Maschinenproduktion<br />
Preisbereinigter Index, Basis 2015 = 100<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />
Originalindizes<br />
Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />
Originalindizes<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
An dem guten Auftragseingang<br />
im Februar sind mit einer Steigerung<br />
von 12 % die Euro-Partnerländer<br />
beteiligt, stellt der Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
e. V. (VDMA) in seiner aktuellen<br />
Konjunkturübersicht fest.<br />
Noch dynamischer entwickelte sich<br />
demnach der Bestelleingang aus<br />
den Nicht-Euro-Ländern (plus 20<br />
%). Die Inlandsorders übertrafen ihr<br />
Vorjahresniveau lediglich um 2 %.<br />
Größter Produktionsrückgang<br />
seit Finanzkrise<br />
Im Jahr 2020 verfehlte die Produktion<br />
ihr Vorjahresniveau nach<br />
Berechnungen des Statistischen<br />
Bundesamtes um insgesamt 12,0 %.<br />
Es kam also nicht ganz so schlimm<br />
wie von vielen Prognostikern<br />
befürchtet, so der VDMA. Dennoch<br />
erlebte der Maschinenbau 2020 seinen<br />
stärksten Produktionsrückgang<br />
seit der Finanzkrise (minus 24,7 %<br />
im Jahr 2009). Im Januar 2021 verfehlte<br />
die Produktion ihr Vorjahresniveau<br />
nach vorläufigen Berechnungen<br />
um 7,7 %. Für das gesamte<br />
laufende Jahr rechnen die VDMA-<br />
Volkswirte mit der naheliegenden<br />
Einschränkung, dass aktuell jede<br />
Prognose mit ungewöhnlich großen<br />
Unsicherheiten einhergeht, mit<br />
einem Plus in Höhe von 4 %. Das<br />
ohnehin recht magere Niveau des<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Jahres 2019 würde dann noch<br />
immer um rund 8 % verfehlt.<br />
Branche exportierte weniger<br />
Die deutschen Maschinenausfuhren<br />
sanken im Januar 2021 nach vorläufigen<br />
Zahlen um 13 % gegenüber<br />
dem Vorjahresmonat. Im weniger<br />
schwankungsanfälligen Dreimonatsdurchschnitt<br />
November 2020<br />
bis Januar 2021 lagen die Ausfuhren<br />
der Maschinen- und Anlagenbauer<br />
8,4 % unter dem gleichen Vorjahresniveau.<br />
Die Maschinenausfuhren<br />
in die Regionen Ostasien (plus<br />
5,3 %) und Australien-Ozeanien<br />
(plus 7,4 %) sind zurück auf dem<br />
Wachstumspfad. Die Maschinenausfuhren<br />
in die EU-27 schrumpften<br />
hingegen im gleichen Berichtszeitraum<br />
um 12,5 % und liegen damit<br />
knapp 4 % unter Durchschnitt.<br />
In den letzten drei statistisch<br />
nachweisbaren Monaten (Dezember<br />
2020 – Februar 2021) wiesen 17<br />
der insgesamt 27 in der VDMA-Auftragseingangsstatistik<br />
separat auszuwertenden<br />
Fachzweige im Vorjahresvergleich<br />
ein Plus auf, zehn<br />
Fachzweige ein Minus. Sechs Fachzweige<br />
erzielten dabei Zuwachsraten<br />
von 20 % und mehr: Textilmaschinen,<br />
Bergbaumaschinen,<br />
Kunststoff- und Gummimaschinen,<br />
Fördertechnik, Druck- und Papiertechnik<br />
und Fluidtechnik. Power<br />
Systems (Turbinen), Textile Care,<br />
Fabric and Leather Technologies<br />
sowie Verfahrenstechnische<br />
Maschinen und Apparate mussten<br />
dagegen Orderrückgänge von 20 %<br />
und mehr hinnehmen.<br />
Im Verarbeitenden Gewerbe<br />
setzte das Geschäftsklima dem<br />
VDMA zufolge im März seinen Aufschwung<br />
weiter fort. Die Unternehmer<br />
waren demnach deutlich zufriedener<br />
mit ihrem aktuellen<br />
Geschäftsverlauf. Die Nachfrage<br />
nach Industriegütern habe zudem<br />
merklich angezogen. In allen Industriebranchen<br />
stehen die Zeichen<br />
auf Aufschwung, so der VDMA. 2<br />
Weitere Informationen<br />
www. vdma.org<br />
Deutsche Maschinenausfuhr nach Regionen<br />
Reale Veränderungen in Prozent z. Vj., November 2020 bis Januar 2021<br />
Ostasien (16,0)<br />
Australien-Ozeanien (1,3)<br />
Sonstiges Europa (14,5)<br />
Nordamerika (12,3)<br />
Afrika (2,2)<br />
Naher,Mittlerer Osten (2,5)<br />
Südostasien (2,7)<br />
EU-27 (42,8)<br />
Lateinamerika (3,7)<br />
Zentral- u. Südasien (2,2)<br />
Ø Jan. - Dezember 2020:<br />
-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10<br />
Deutschland: Auftragseingang für ausgewählte Fachzweige<br />
Reale Veränderungen in Prozent z. Vj., Dezember 2020 – Februar 2021<br />
Landtechnik<br />
Robotik u. Automation<br />
Baumaschinen u. Baustoffanlagen<br />
Antriebstechnik<br />
Deutschland: Lagebeurteilung und Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Saldo der positiven und negativen Meldungen<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
Kunststoff- u.Gummimasch.<br />
Fördertechnik<br />
Druck- und Papiertechnik<br />
Fluidtechnik<br />
Armaturen<br />
Allgemeine Luftttechnik<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Nahrungsm.u.Verpm.<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Verfahrenstechnik<br />
Jan. - Dezember 2020 Nov. 2020- Januar 2021<br />
-11,4% (real -12,2%)<br />
Ø Maschinenbau 2%<br />
*) Anteil an der gesamten<br />
deutschen Maschinenausfuhr in Prozent.<br />
-60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60<br />
Lagebeurteilung<br />
Geschäftserwartungen für die nächsten 6 Monate<br />
-40<br />
-60<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
41
Messen<br />
und Märkte<br />
Bericht/Nachrichten<br />
GWS-Unternehmensgruppe: Umsatz 2020 gewachsen<br />
Mit Kernprodukten erfolgreich<br />
Die GWS-Unternehmensgruppe , Anbieter von ERP-Systemen für<br />
den Handel im deutschsprachigen Europa, hat sich auch im<br />
Pandemiejahr 2020 weiter positiv entwickelt. Trotz der<br />
Investitionsvorsicht in vielen Branchen und der zum Teil massiven<br />
Einschränkungen durch die Lockdowns gelang es der Gruppe, den<br />
Umsatz auf rund 63,5 Mio. € zu erhöhen. Gegenüber dem Vorjahr<br />
bedeutet dies ein Plus von rund 5 %.<br />
CastForge 2021 abgesagt<br />
Die CastForge ist um ein weiteres Jahr<br />
auf 2022 verschoben worden. Angesichts<br />
der weiterhin fehlenden Öffnungsperspektiven<br />
für das Messewesen seien die<br />
Risiken im Hinblick auf eine Veranstaltung<br />
im Juni 2021 für die meisten AusstellerInnen<br />
nicht mehr tragbar, teilte der<br />
Veranstalter mit. Die nächste Fachmesse<br />
für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung<br />
ist damit vom 21. – 23. Juni 2022 in<br />
der Messe Stuttgart geplant. Als Fachmesse<br />
legt die CastForge ihren Fokus auf<br />
Guss- und Schmiedeteile und deren Bearbeitung.<br />
Internationale Hersteller von<br />
Guss- und Schmiedeteilen sowie hoch<br />
spezialisierte Bearbeiter präsentieren<br />
sich den industriellen Einkäufern aus dem<br />
Maschinen- und Anlagenbau, der<br />
Antriebstechnik, der Pumpen- und<br />
Hydraulikindustrie und dem Nutzfahrzeugbau.<br />
Verantwortlich dafür waren<br />
dem Unternehmen zufolge neben den<br />
bereits erfolgreichen ERP-Systemen<br />
und Add-on-Lösungen auch die neuen<br />
Wachstumstreiber Microsoft Dynamics<br />
365 CRM und eCommerce-Plattformen.<br />
Verbunden mit der erneut<br />
positiven Geschäftsentwicklung war<br />
eine weitere Erhöhung der Beschäftigtenzahl.<br />
Sie wuchs an den verschiedenen<br />
Standorten der Unternehmensgruppe<br />
auf rund 480 Personen.<br />
Lizenzerlöse sind Basis<br />
des Erfolgs<br />
Getragen wurde der positive Ge -<br />
schäftsverlauf auch im Jahr 2020 von<br />
den Lizenzerlösen, zu denen unterschiedlichste<br />
Neukunden- und<br />
Bestandskunden-Projekte in ganz<br />
Deutschland sowie dem deutschsprachigen<br />
Ausland beitrugen.<br />
Als besonders verkaufsstark<br />
erwiesen sich dabei weiterhin die<br />
GWS-Kernprodukte gevis ERP BC und<br />
gevis 365 Enterprise. Beide sind speziell<br />
für den Handel entwickelt und<br />
setzen auf Microsoft-Dynamics-Plattformen<br />
auf. Die nicht zuletzt durch<br />
Corona angetriebene Diskussion um<br />
die Digitalisierung sowie Künstliche<br />
Intelligenz trug ebenfalls zur positiven<br />
Entwicklung des Unternehmens bei.<br />
Aktuell umfasst die Kundenbasis<br />
mehr als 1.300 Unternehmen.<br />
GWS wächst stärker als der Markt<br />
Viele der GWS-Projekte, die im vergangenen<br />
Jahr erfolgreich durchgeführt<br />
wurden, setzen auf den Einsatz<br />
cloudbasierter Lösungen. Umsätze<br />
aus diesem neuen, stark wachsenden<br />
Geschäftsmodell erweiterten die<br />
Lizenzerlöse entsprechend. Zunehmende<br />
Erlöse ergaben sich darüber<br />
hinaus aus der Unternehmens- und<br />
Organisationsberatung.<br />
Erfolgreich gestaltete sich im<br />
vergangenen Jahr außerdem der Vertrieb<br />
von IT-Lösungen, die die zuvor<br />
genannten Kernprodukte ergänzen.<br />
Neben Dokumentenmanagementund<br />
Business Intelligence-Lösungen<br />
zählten hierzu besonders Microsoft<br />
365-Produkte, e-Commerce, Mobility-<br />
& Security-Lösungen. Alle Segmente<br />
zusammengenommen, er -<br />
zielte die GWS Unternehmensgruppe<br />
ein Wachstum, das nicht nur deutlich<br />
über dem Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP), sondern auch über dem<br />
Wachstum der IT-Branche liegt.<br />
Während das BIP 2020 ein deutliches<br />
Minus aufwies, betrug der<br />
Zuwachs in der IT-Branche 3 %. 2<br />
[ Kontakt]<br />
GWS Gesellschaft für<br />
Warenwirtschafts-Systeme mbH<br />
Willy-Brandt-Weg 1 · 48155 Münster<br />
+49 251 7000-02<br />
www.erpsystem.de · www.gws.ms<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.castforge.de<br />
Ausbildungszahlen im<br />
Baugewerbe weiter auf<br />
hohem Niveau<br />
Derzeit absolvieren rund 39.100 junge<br />
Menschen eine Lehre auf dem Bau, das<br />
sind 5,6 % mehr als im 1. Quartal 2020,<br />
meldete der Zentralverband Deutsches<br />
Baugewerbe (ZDB). Die Auszubildenden<br />
lernen in rund 15.000 Betrieben und<br />
damit in 3,3 % mehr Unternehmen als im<br />
vergleichbaren Vorjahreszeitraum.<br />
SSC-Lieferungen<br />
gesunken<br />
In den ersten zwei Monaten des Jahres<br />
2021 ist der Versand von Stahl-Service-<br />
Centern (SSC) in der EU-27 sowie im Vereinigten<br />
Königreich im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 5,5 % gesunken, teilte der<br />
Brüsseler Verband Eurometal mit. Im<br />
Februar 2021 sanken die Lieferungen von<br />
Bandstahlerzeugnissen im Vergleich zum<br />
Februar 2020 um 1,7 %, im Vergleich zu<br />
einem Rückgang von 9,2 % im Januar.<br />
Ausgedrückt in Versandtagen, erreichten<br />
die Lagerbestände bei SSC der EU-27 im<br />
Februar 63 Tage, verglichen mit 66 Tagen<br />
im Februar 2020. Für Februar 2021 ist<br />
der Index der Lagerbestände gesunken<br />
und notierte bei Index 85, verglichen mit<br />
Index 92 im Februar 2020 (Durchschnitt<br />
2018 = Index 100).<br />
42 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
„Wir bilden mit Lantek die<br />
Prozesskette Blech auch mit<br />
Maschinen verschiedener<br />
Hersteller umfassend ab“<br />
Thomas Schneider, Entwicklungsgeschäftsführer<br />
Werkzeugmaschinen von Trumpf<br />
Trumpf geht enge Partnerschaft mit Lantek ein<br />
Softwaregeschäft erweitert<br />
Die Maschinen- und Anlagenbaugruppe<br />
Trumpf hat das Softwarehaus Lantek<br />
übernommen. Damit setze man auf<br />
Software in der Blechbearbeitung, die unabhängig<br />
vom Maschinenhersteller läuft.<br />
„Trumpf öffnet sich damit den Produktionsökosystemen<br />
der Kunden“, sagte Thomas<br />
Schneider, Entwicklungsgeschäftsführer<br />
Werkzeugmaschinen von Trumpf. „Der Prozess<br />
unserer Kunden ist unser Fokus – wir<br />
bilden mit Lantek die Prozesskette Blech<br />
auch mit Maschinen verschiedener Hersteller<br />
umfassend ab. So gehen wir einen weiteren<br />
großen Schritt in Richtung effizienter<br />
und vernetzter Blechfertigung und bereichern<br />
das Lösungsportfolio der Smart<br />
Factory.“<br />
Nach der Beteiligung an der Entwicklung von<br />
umati, der offenen Maschinendatenschnittstelle,<br />
die Entwicklung von omlox, des offenen<br />
Ortungsstandards sowie der Kooperation<br />
mit dem Intralogistikexperten Jungheinrich<br />
bei fahrerlosen Flurförderfahrzeugen sei die<br />
Zusammenarbeit mit Lantek ein weiterer<br />
Jungheinrich behauptet sich 2020<br />
Zuversichtlich für 2021<br />
Schritt hin zu Prozessoptimierung und Vernetzung<br />
für die Blechfertigung der Zukunft. „Wir<br />
freuen uns auf die enge Zusammenarbeit mit<br />
Trumpf. Lantek ist seit 35 Jahren führend im<br />
Bereich der Blechbearbeitungssoftware, dank<br />
seiner Fähigkeit, die besten Fertigungslösungen<br />
auf alle Schneidanlagen zu bringen. Dies<br />
wird auch weiterhin unser Ziel sein, indem wir<br />
die Vernetzung und die Eigenständigkeit zwischen<br />
Werkzeugmaschinenherstellern sicherstellen",<br />
sagte Alberto López de Biñaspre,<br />
CEO von Lantek.<br />
Der inhabergeführte Softwarespezialist Lantek<br />
wurde 1986 gegründet und hat seinen<br />
Hauptsitz im spanischen Vitoria-Gasteiz.<br />
Das Unternehmen ist weltweit mit 20<br />
Standorten in 14 Ländern tätig. Mehr als<br />
200 Mitarbeiter entwickeln, implementieren<br />
und warten Software für die Blech- und<br />
Metallbearbeitung mit beliebigen Schnitttechnologien.<br />
Eine Integration unter der<br />
Marke Trumpf ist nicht geplant.<br />
www.lantek.com<br />
www.trumpf.com<br />
Trotz des coronabedingten Konjunktureinbruchs konnte Jungheinrich sein<br />
Geschäftsjahr 2020 besser abschließen, als zu Beginn der Pandemie zunächst erwartet.<br />
Alle Kennzahlen liegen in der oberen Hälfte der im Oktober 2020 angehobenen Prognose,<br />
zum Teil wurden die Ziele übertroffen, teilte das Unternehmen im März mit.<br />
Bild: Trumpf<br />
In einem maßgeblich durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie bestimmten Marktumfeld<br />
erreichte im Geschäftsjahr 2020 der Umsatz 3,81 Mrd. € (Vorjahr: 4,07 Mrd. €). Der<br />
Auftragseingangswert, der die Geschäftsfelder Neugeschäft, Miete und Gebrauchtgeräte<br />
sowie Kundendienst umfasst, erreichte 2020 aufgrund eines starken Schlussquartals 3,78<br />
Mrd. € (Vorjahr: 3,92 Mrd. €). Das EBIT erreichte 218 Mio. € (Vorjahr: 263 Mio. €), damit<br />
ergab sich eine EBIT-Rendite von 5,7 % (Vorjahr: 6,4 %). Das Ergebnis nach Steuern belief<br />
sich auf 151 Mio. € (Vorjahr: 177 Mio. €). Für das laufende Jahr erwartet Jungheinrich ein<br />
Wachstum des weltweiten Markts für Flurförderzeuge im mittleren bis hohen einstelligen<br />
Prozentbereich, für den Kernmarkt Europa geht das Unternehmen von einem Anstieg des<br />
Marktvolumens im mittleren einstelligen Prozentbereich aus.<br />
Fachverband Metall NW<br />
Frühjahrsbelebung<br />
im Metallhandwerk<br />
Die aktuelle Lage im nordrheinwestfälischen<br />
Metallhandwerk entwickelt<br />
sich trotz der anhaltenden Pandemie<br />
leicht positiv. Allerdings verhindern massive<br />
Kostensteigerungen bei den Zulieferungen<br />
eine noch deutlichere Belebung.<br />
Das sind die zentralen Ergebnisse aus der<br />
neuen Konjunkturbefragung des Fachverbandes<br />
Metall NW unter seinen Mitgliedern.<br />
Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage<br />
äußern sich vier von zehn Metallern positiv.<br />
Allerdings besteht nach wie vor ein<br />
Unterschied zwischen den beiden großen<br />
Bereichen des Metallbaus und der Feinwerkmechanik.<br />
Bei rund doppelt so vielen<br />
Metallbauern wie Feinwerkmechanikern<br />
trifft diese Einschätzung zu. Analog<br />
schätzen mehr als 5 % der Metallbauer<br />
aber mehr als 15 % der Feinwerker ihre<br />
Lage als mangelhaft oder schlechter ein.<br />
Auch hinsichtlich der Perspektiven für<br />
das Jahr 2021 gehen die Einschätzungen<br />
auseinander. Im Metallbau überwiegen<br />
deutlich die Optimisten im Gegensatz zur<br />
Feinwerkmechanik, wo 18 % mit einer<br />
Verschlechterung und lediglich 15 % mit<br />
einer Verbesserung der jeweiligen wirtschaftlichen<br />
Lage rechnen. Der insgesamt<br />
verhaltene Optimismus gepaart mit<br />
den stark wahrgenommenen Kostensteigerungen<br />
bei Zulieferungen sind eine<br />
klare Bremse bei den Investitionsvorhaben.<br />
Zwei Drittel der nordrhein-westfälischen<br />
Metaller üben hier Zurückhaltung.<br />
www.metallhandwerk-nrw.de<br />
CRU<br />
Steel Decarbonisation<br />
Strategies 2021<br />
Unter dem Titel „Steel Decarbonisation<br />
Strategies 2021“ präsentiert der<br />
Marktinformationsdienstleister CRU<br />
vom 29. Juni bis 1. Juli 2021 eine virtuelle<br />
Konferenz zum Thema „Grüner Stahl“.<br />
https://events.crugroup.com/<br />
SteelDecarbonisation/<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
43
Messen<br />
und Märkte<br />
Termine<br />
DVS<br />
Hüttentag online<br />
Der Hüttentag online des DVS – Verband für<br />
Schweißen und verwandte Verfahren feierte<br />
am 15. April 2021 seine Premiere als virtueller<br />
Branchentreff der Stahlindustrie. Unter<br />
dem Motto „Perspektiven für Stahl in der<br />
Pandemie-Zeit und darüber hinaus“ wurde<br />
die Veranstaltung von der DVS Media GmbH<br />
organisiert.<br />
Auf dem Programm standen Keynotes<br />
führender Vertreter der deutschen Stahlindustrie<br />
vor allem zur viel diskutierten<br />
Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Eine<br />
anschließende Podiumsdiskussion beleuchtete<br />
wichtige Aspekte aus der individuellen<br />
Sicht einzelner Unternehmen. Bei den rund<br />
300 Teilnehmern und 17 Ausstellern sei das<br />
wegen der Pandemie gewählte Online-Format<br />
sehr gut angekommen, teilte der Veranstalter<br />
mit.<br />
Der Hüttentag soll am 4. November 2021<br />
als Präsenzveranstaltung in Essen stattfinden,<br />
sofern die Pandemie es erlaubt, so der<br />
Veranstalter.<br />
BME<br />
www.home-of-steel.de/huettentag<br />
Moulding Expo<br />
Nächste reguläre Fachmesse<br />
in 2023<br />
Die Moulding Expo 2021 ist abgesagt. Da<br />
die derzeitige Pandemielage keine Perspektive<br />
für das Messewesen ergibt, haben sich<br />
die Veranstalter gegen eine Durchführung<br />
der Fachmesse im Juni 2021 entschieden.<br />
Die nächste reguläre Moulding Expo findet<br />
Innovationspreis 2021 ausgeschrieben<br />
Kompetente Lösungen für Beschaffung<br />
und Logistik zeichnet der Bundesverband<br />
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik<br />
e.V. (BME) auch 2021 mit dem BME-Innovationspreis<br />
aus. Prämiert werden innovative<br />
Leistungen und Konzepte von Unternehmen,<br />
die die Effizienz von Einkauf,<br />
Supply Chain Management und Logistik<br />
dauerhaft steigern und so das Unternehmensergebnis<br />
nachweislich verbessern.<br />
Um den BME-Innovationspreis können<br />
sich Einkaufs- und Logistikabteilungen aus<br />
Industrie, Handel und aus dem Dienstleistungssektor<br />
bewerben. Voraussetzung ist,<br />
turnusgemäß vom 13. bis 16. Juni 2023 in<br />
der Messe Stuttgart statt.<br />
Am 10. Juni 2021 ist mit einem virtuellen<br />
Innovationstag eine erste gezielte Maßnahme<br />
auf dem Weg zur Moulding Expo<br />
2023 geplant. Ziel ist es, die Highlights aus<br />
dem für 2021 geplanten Rahmen- und Vortragsprogramm<br />
– trotz Absage des physischen<br />
Messetermins – international und<br />
kostenfrei zugänglich zu machen. Weiterführende<br />
Informationen und ein detailliertes<br />
Programm sollen in Kürze veröffentlich werden.<br />
www.moulding-expo.de<br />
bvik-Workshop<br />
Digitales Brand-Management:<br />
Make Tools not Rules!<br />
Digitales Brand-Management steht im Fokus<br />
des bvik-Workshops „Make Tools not<br />
Rules!“ der wirDesign communication AG<br />
am 17. Juni 2021 von 15:30 bis 17:30 h.<br />
Vorgestellt wird, wie ein „Brandportal“ als<br />
Dreh- und Angelpunkt einer Marke nachhaltig<br />
die Effizienz steigern und dafür sorgen<br />
kann, dass das Corporate Design von allen<br />
Nutzern richtig anwendet wird. Der Zugriff<br />
auf eine gemeinsame Plattform erleichtere<br />
nicht nur den Workflow, sondern verbessere<br />
die Kommunikation und das Verständnis für<br />
einen einheitlichen Markenprozess, so der<br />
veranstaltende Industrie-Verband für Kommunikation<br />
& Marketing.<br />
https://bvik.org/veranstaltung/brandmanagement/<br />
dass das eingereichte Konzept in der Praxis<br />
verwirklicht wurde und nachweislich<br />
zum Unternehmenserfolg beiträgt. Die<br />
unabhängige Fachjury des BME-Innovationspreises<br />
wählt die besten Konzepte aus<br />
und lädt die nominierten Unternehmen zur<br />
Präsentation ein. Die offizielle Bekanntgabe<br />
und Verleihung des BME-Innovationspreises<br />
2021 erfolgen im Rahmen des 56.<br />
BME-Symposiums Einkauf und Logistik<br />
DIGITAL (8.-10. November 2021). Einsendeschluss:<br />
2. Juli 2021<br />
www.bme.de/initiativen/foerderpreiseawards<br />
Konradin-Seminar<br />
Qualitiy Engineering –<br />
Innovationsforum digital<br />
Am 18. Mai 2021 findet von 09:00 bis<br />
15:30 h das „QUALITY ENGINEERING Innovationsforum<br />
digital“, veranstaltet vom Konradin-Verlag,<br />
statt. Thema der Online-Veranstaltung<br />
ist die Qualitätssicherung in<br />
Produktionsumgebungen. Aktuelle Entwicklungen<br />
wie Digitalisierung, Automatisierung<br />
sowie ein anhaltender Trend zu kleineren<br />
Losgrößen werden in den fünf den „Fokusthemen“<br />
Messtechnik, Werkstoffprüfung,<br />
Analysegeräte, Optoelektronik und QS-Systeme/Software<br />
aufgegriffen. Die Veranstaltung<br />
richtet sich sowohl an Führungskräfte<br />
wie Mitarbeiter in der Qualitätssicherung.<br />
https://quality-engineering.industrie.de/<br />
qe-innovationsforum-digital-2021/<br />
VDW<br />
Neue Messe GrindingHub<br />
Vom 17. bis 20. Mai 2022 findet erstmals<br />
die neue Messe GrindingHub in Stuttgart<br />
statt. Veranstalter sind der Verein Deutscher<br />
Werkzeugmaschinenfabriken e.V.<br />
(VDW) und die Landesmesse Stuttgart<br />
GmbH. Ziel ist es, sie als neue Leitmesse für<br />
Schleiftechnik und Superfinishing zu etablieren.<br />
Unter dem Motto GrindingHub – Brings<br />
solutions to the surface geht sie erstmals<br />
2022 in Stuttgart an den Start.<br />
www.messe-stuttgart.de/grindinghub<br />
Fraunhofer-Webinar<br />
Future Work Talks<br />
Mit dem Webinarformat »Future Work Talks«<br />
möchte das „Future Work Lab“ von Fraunhofer<br />
IAO und Fraunhofer IPA eine Plattform<br />
für den Austausch über neue digitale Lösungen<br />
wie datengetriebene Produktionsoptimierung<br />
oder Qualifikation 4.0 bieten folgenden<br />
Veranstaltungen:<br />
z am 21.05.2021, 9.00 bis 11.30 Uhr –<br />
Qualifizierung 4.0<br />
z am 18.06.2021, 9.00 bis 11.30 Uhr –<br />
Innovieren für und auf dem Shopfloor<br />
z am 22.07.2021, 9.00 bis 12.00 Uhr –<br />
Datengetriebene Optimierungsstrategien<br />
Expertinnen und Experten aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft werden über aktuelle Entwicklungen<br />
berichten und dabei die Frage<br />
„Wie sieht die Industriearbeit der Zukunft<br />
aus?“ diskutieren.<br />
http://bit.ly/fraunhofer-futuretalk<br />
44 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Messekalender<br />
Datum Messe Ort Info<br />
22.-23.06.2021 BDS-Seminar: Qualitäts- und Edelstahl Osnabrück www.stahlhandel.com<br />
28.-29.06.2021 BDS-Seminar: Blankstahl Ludwigsburg www.stahlhandel.com<br />
18.-20.08.2021 BDS-Seminar: Stahlkunde Dortmund www.stahlhandel.com<br />
07.08.09.2021 BDS-Seminar: Stahleinkauf kompakt Duisburg www.stahlhandel.com<br />
07-12.09.2021 IAA – Internationale Automobilausstellung München www.iaa.de<br />
13.-14.09.2021 BDS-Seminar: Mehr Umsatz, Ertrag und Kunden I Köln www.stahlhandel.com<br />
15.-16.09.2021 Stainless 2021 Brünn www.stainess2021.com<br />
20.-22.09.2021 BDS-Seminar: Rohre und Rohrzubehör Paderborn www.stahlhandel.com<br />
21.-22.09.2021 StahlTag 2021 Frankfurt/Main www.mbi-infosource.de<br />
27.-28.09.2021 BDS-Seminar: „Ladies first“ – die Arbeitswelt der Frau im Stahlhandel Münster www.stahlhandel.com<br />
28.-30.09.2021 Aluminium 2021, Weltleitmesse für Aluminium und seine Anwendungsindustrien Düsseldorf www.aluminium-exhibition.com<br />
30.09.2021 BDS: 28. Stahlhandelstag 2021 online www.stahlhandel.com<br />
04.-09.10.2021 EMO Milano, Die Welt der Metallbearbeitung Mailand www.emo-milano.com<br />
05.-07.10.2021 11. Internationale Zulieferbörse (IZB) Wolfsburg www.izb-online.com<br />
05.-07.10.2021 Parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung Stuttgart www.parts2clean.de<br />
05.-07.10.2021 Made in Steel Mailand/Italien www.madeinsteel.it<br />
05.-08.10.2021 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
12.-14.10.2021 DeburringEXPO, Leitmesse für Entgrattechnologien und Präzisionsoberflächen Karlsruhe www.deburring-expo.de<br />
18.-19.10.2021 BDS-Seminar: Auszubildende im Focus Mannheim www.stahlhandel.com<br />
20.-21.10.2021 BDS-Seminar: Nach der Ausbildung ist vor dem Arbeitsleben Mannheim www.stahlhandel.com<br />
20.-22.10.2021 DST Dreh- und Spantage Südwest Villingen- www.DSTsuedwest.de<br />
Schwenningen<br />
26.-29.10.2021 Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung Stuttgart www.blechexpo-messe.de<br />
08.-10.11.2021 56. Symposium Einkauf und Logistik Berlin www.bme.de<br />
09.-10.11.2021 BDS-Seminar: Betonstahl Kehl www.stahlhandel.com<br />
09.-11.11.2021 Fastener Fair, Internationale Fachmesse der Verbindungs- und Befestigungsbranche Stuttgart www.fastenerfair.com<br />
29.11.-01.12.2021 BDS-Seminar: Stahlkunde Gengenbach www.stahlhandel.com<br />
30.11.-02.12.2021 Stainless Steel World Conference & Expo Maastricht www.stainless-steel-world.net<br />
06.-07.12.2021 BDS-Seminar: Nichtrostende Stähle Düsseldorf www.stahlhandel.com<br />
07.-08.12.2021 BDS-Seminar: Stahleinkauf kompakt Duisburg www.stahlhandel.com<br />
18.-21.01.2022 SWISSBAU Basel www.swissbau.ch<br />
25.-28.01.2022 NORTEC, Fachmesse für Produktion Hamburg www.nortec-hamburg.de<br />
15.-17.02.2022 EuroCIS, The Leading Trader Fair for Retail Technology Düsseldorf www.eurocis.com<br />
06.-09.03.2022 Internationale Eisenwarenmesse Köln www.eisenwarenmesse.de<br />
08.-10.03.2022 LogiMAT, Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement Stuttgart www.logimat-messe.de<br />
04.-08.04.2022 MACH, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie Birmingham www.machexhibition.com<br />
26.-29.04.2022 PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle Lackiertechnik Karlsruhe www.paintexpo.de<br />
26.-29.04.2022 IFH Intherm, Fachmesse für Sanitär-, Haus- und Gebäudetechnik Nürnberg www.ifh-intherm.de<br />
17.-20.05.2022 GrindingHub – von der Branche für die Branche! Stuttgart www.messe-stuttgart.de/grindinghub<br />
03.-06.05.2022 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />
09.-13.05.2022 wire und Tube, Internationale Fachmesse für Rohr, Röhren, Herstellung Düsseldorf www.tube.de<br />
und Verarbeitung sowie Internationale Messe der Draht- und Kabelindustrie<br />
www.wire.de<br />
Immer aktuell<br />
auch auf<br />
www.stahlreport.com<br />
25.-28.05.2022 Lamiera Mailand www.lamiera.net<br />
21.-23.06.2022 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/castforge<br />
21.-23.06.2022 LASYS Fachmesse für Systemlösungen für die Laser-Materialbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/lasys<br />
13.-17.09.2022 AMB, Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/amb<br />
14.-17.09.2022 GaLaBau, Internationale Leitmesse für Planung, Bau und Pflege Nürnberg www.galabau-messe.com<br />
von Urban-, Grün- und Freiräumen<br />
04.-07.10.2022 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
25.-28.10.2022 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Hannover www.euroblech.com<br />
04.-10.05.2023 Interpack – Processing & Packaging Düsseldorf www.interpack.de<br />
09.-12.05.2023 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />
13.-16.06.2023 Moulding Expo, Internationale Fachmesse Werkzeug-, Modell- und Formenbau Stuttgart www.messe-stuttgart.de/<br />
moulding-expo<br />
11.-15.09.2023 SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, Weltleitmesse Fügen, Trennen, Beschichten Essen www.schweissen-schneiden.com<br />
Sie möchten Ihre Veranstaltung bei uns im Kalender sehen?<br />
Kommen Sie gern auf uns zu unter +49 211 86497-0 oder jung-bds@stahlhandel.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
45
Wissenswertes<br />
Bericht<br />
Nachhaltige Industrie: Wird Schweden Vorreiter für Wasserstoffstahl?<br />
H 2 O statt CO 2<br />
Ein Seehafen, eine Eisenmine und Unmengen erneuerbare Energie: Nordschweden ist ein idealer Standort für die<br />
Produktion von Wasserstoffstahl. Zwei internationale Konsortien investieren dort – mit deutscher Beteiligung.<br />
Die Bergbaustadt<br />
Kiruna: Die Abraumhalden<br />
im Hintergrund<br />
lassen erahnen,<br />
was unter Tage<br />
bewegt wird.<br />
Bis zum Polarkreis sind es von Luleå aus nur<br />
etwa 100 km. Knapp 80.000 Menschen leben hier. Das<br />
sind fast ein Drittel aller Einwohner der nordschwedischen<br />
Provinz Norrbotten, die so groß ist wie Bayern<br />
und Baden-Württemberg zusammen. Weitgehend ungezähmte<br />
Natur prägt diese Landschaft: Flüsse, die das<br />
Skandengebirge gen Ostsee hinunterstürzen und weite<br />
Ebenen, über die kaum gebremste Winde fegen. Im<br />
Winter kann der Hafen von Luleå nur dank Eisbrechern<br />
befahren werden. Und doch ist er nach dem Hafen von<br />
Stockholm der größte an Schwedens Ostküste.<br />
Umgeschlagen werden hier vor allem Kohle, Stahl<br />
und Eisenerz: Luleå ist einer der beiden Endpunkte<br />
der skandinavischen Erzbahn. Der andere ist Narvik<br />
in Norwegen. Dazwischen liegt Lappland mit der Bergbaustadt<br />
Kiruna und deren gleichnamigem Bergwerk,<br />
das als produktivste Eisenerzmine der Welt gilt. In<br />
Luleå wird das Erz aus Kiruna mit Kohle, die über die<br />
Ostsee kommt, zu Stahl verarbeitet.<br />
Stahlherstellung muss sich neu erfinden<br />
Doch damit soll – zumindest in dieser Form – bald<br />
Schluss sein. Denn Schwedens Stahlindustrie will es<br />
den Stromerzeugern des Landes gleichtun: Seit einem<br />
knappen Jahr kommen die nämlich ganz ohne Kohle<br />
aus.<br />
Nicht nur in Schweden muss der CO 2 -Ausstoß der<br />
Stahlproduktion drastisch sinken, wenn die Welt ihre<br />
Emissionsziele erreichen will: Die Herstellung von Rohstahl<br />
machte im Jahr 2018 5,4 % der globalen Treibhausgasemissionen<br />
aus. Nach Zahlen der Internationalen<br />
Energieagentur IEA kamen 75 % der dabei<br />
verbrauchten Energie aus Kohle.<br />
Wasserdampf statt Kohlendioxid<br />
Doch – ähnlich wie in der Zementherstellung – lassen<br />
sich die Emissionen bei der Stahlproduktion nicht einfach<br />
dadurch senken, dass man erneuerbaren Strom<br />
verwendet. Denn der Kohlenstoff aus der Kohle bindet<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
Bilder: Fredric Alm / Alm & ME / LKAB<br />
den Sauerstoff, sodass aus Eisenerz Roheisen<br />
wird und später Stahl: Aus Kohlenstoff<br />
und Sauerstoff wird Kohlendioxid.<br />
Manche<br />
Stahlproduzenten setzen<br />
darauf, das entstehende CO 2<br />
einzufangen und zu speichern<br />
oder als Rohstoff zu verwenden.<br />
Doch das ist aus verschiedenen<br />
Gründen umstritten.<br />
Deshalb haben Stahlkocher<br />
begonnen, ganz neue Verfahren<br />
zu entwickeln, bei denen sie den<br />
Sauerstoff statt mit Kohlenstoff mit<br />
Wasserstoff aus dem Eisenoxid lösen.<br />
Als Abgas entsteht dann Wasserdampf statt<br />
Kohlendioxid. Mehrere Unternehmen verfolgen diesen<br />
Ansatz, darunter auch die deutschen Stahlkonzerne<br />
thyssenkrupp und Salzgitter. Doch nun schickt sich<br />
Projektpartner<br />
des Konsortiums sind<br />
neben dem schwedischen<br />
Nutzfahrzeugbauer Scania,<br />
der zum VW-Konzern gehört,<br />
zwei deutsche Unternehmen:<br />
der Kaltbandhersteller<br />
Bilstein und der Anlagenbauer<br />
SMS-Group.<br />
die Region um Luleå an, zum Vorreiter<br />
beim Wasserstoffstahl zu werden.<br />
Schwedische Vorreiter<br />
mit deutschen Partnern<br />
Einer der Technologieführer<br />
ist die schwedische SSAB.<br />
Gemeinsam mit dem Eisenerzproduzenten<br />
LKAB aus Kiruna<br />
und dem Stromerzeuger Vattenfall<br />
hat man das Projekt<br />
HYBRIT im SSAB-Werk Luleå aus<br />
der Taufe gehoben: Im September<br />
2020 hat dort eine Testanlage den<br />
Betrieb aufgenommen, die Stahl ohne<br />
den Einsatz von Kohle produziert. Mittlerweile<br />
konkretisieren sich die Pläne für eine industrielle Massenproduktion<br />
von Eisenschwamm, einem Zwischenprodukt<br />
der Stahlherstellung.<br />
q<br />
Laut Angaben des<br />
Bergbauunternehmens<br />
LKAB wird in<br />
Kiruna jeden Tag<br />
genug Eisenerz für<br />
sechs Eiffel-Türme<br />
gefördert.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
47
Wissenswertes<br />
Bericht<br />
Rund 15 TWh Strom<br />
pro Jahr produzieren<br />
allein die Wasserkraftwerke<br />
in der<br />
schwedischen Nordprovinz<br />
Norrbotten.<br />
q Nun will auch die Stockholmer<br />
Beteiligungsgesellschaft Vargas<br />
Holding, die unter anderem hinter<br />
dem Batteriehersteller Northvolt<br />
steht, in der Region CO 2 -freien<br />
Stahl produzieren. Projektpartner<br />
des Konsortiums namens H2 Green<br />
Steel sind neben dem schwedischen<br />
Nutzfahrzeugbauer Scania,<br />
der zum VW-Konzern gehört, zwei<br />
deutsche Unternehmen: die Bilstein-Gruppe<br />
und der Anlagenbauer<br />
SMS-Group.<br />
Erstes Großprojekt für<br />
Wasserstoff-Stahl weltweit<br />
H2 Green Steel will nicht weniger<br />
als die weltweit erste Anlage zur<br />
Massenproduktion von emissionsfreiem<br />
Stahl sprichwörtlich aus dem<br />
Boden stampfen: In der Stadt Boden<br />
nämlich – etwa 30 Kilometer von<br />
Luleå die Erzbahntrasse hinauf –<br />
soll auf der grünen Wiese eine komplette<br />
Produktionsanlage inklusive<br />
Wasserstoffproduktion entstehen.<br />
Ab 2026 soll das Werk jährlich 2,5<br />
Mio. t Wasserstoff-Stahl produzieren,<br />
ab 2030 dann 5 Mio. t. Zum Vergleich:<br />
In ganz Deutschland werden<br />
pro Jahr rund 40 Mio. t Stahl hergestellt.<br />
Den benötigten Wasserstoff will<br />
man selbst vor Ort aus Wasser erzeugen.<br />
Dafür will H2 Green Steel einen<br />
– geradezu monströsen – Elektrolyseur<br />
mit einer Leistung von 800 MW<br />
bauen. Die größten Elektrolyseure<br />
haben heute eine Leistung im unteren<br />
zweistelligen Megawattbereich,<br />
andere Energiekonzerne wollen bis<br />
Mitte des Jahrzehnts an der Dreistelligkeit<br />
kratzen.<br />
Riesige Mengen an<br />
nachhaltigem Strom benötigt<br />
800 MW – das allein sind aktuell<br />
2 % des durchschnittlichen Stromverbrauchs<br />
von ganz Schweden.<br />
Hinzu kommt die Energie, die für<br />
die Stahlproduktion selbst anfällt.<br />
Zwar sei man tunlichst auf Energieeffizienz<br />
bedacht, erklärte Maria<br />
Persson Gulda, Chief Project Officer<br />
und Chief Technical Officer von H2<br />
Green Steel, bei der Online-Präsentation<br />
des Projekts. So werde etwa<br />
der erzeugte Stahl – im Unterschied<br />
zu herkömmlichen Verfahren –<br />
unmittelbar nach der Herstellung in<br />
die gewünschte Form gewalzt, ohne<br />
ihn zwischendurch erkalten zu lassen.<br />
Aber auch H2 Green Steel wird<br />
den Stahl auf weit über 1.000 °C<br />
erhitzen und dafür weitere Unmengen<br />
an Energie einsetzen müssen.<br />
Dass ein Teil der Abwärme in das<br />
lokale Fernwärmenetz gespeist werden,<br />
hilft zwar den Energieverbrauch<br />
der Region insgesamt etwas zu<br />
begrenzen. Es beantwortet aber nicht<br />
die Frage, wo all der grüne Strom<br />
herkommen soll, ohne den auch Wasserstoffstahl<br />
nicht emissionsfrei ist.<br />
Nordschweden der<br />
ideale Standort?<br />
Ein Schlüssel zu der Antwort ist die<br />
Standortwahl: Allein in Norrbotten<br />
betreibt Vattenfall 15 Wasserkraftwerke<br />
mit einer installierten Gesamtleistung<br />
von 4,3 GW. Kaum 100 km<br />
südlich entwickeln derzeit verschiedene<br />
Betreiberunternehmen das<br />
Windkraftareal Markbygden. Nach<br />
Fertigstellung soll es eine Kapazität<br />
von mehr als 4 GW haben und damit<br />
der größte Onshore-Windpark<br />
Europas sein. Zusammen, heißt es<br />
Bilder: Asa Bäcklin, Jennie Pettersson/Vattenfall<br />
Bilder: Fredric Alm / Alm & ME / LKAB<br />
48 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
ei H2 Green Steel, würden diese<br />
beiden Energiequellen einst jährlich<br />
25 TWh erneuerbaren Strom generieren<br />
– fast ein Fünftel der aktuellen<br />
Stromproduktion des Landes.<br />
Doch die reichen Quellen erneuerbarer<br />
Energie waren nicht das einzige<br />
Argument für Luleå beziehungsweise<br />
Boden: „Die Region ist wirklich<br />
das Bergbau- und Metall-Mekka von<br />
Schweden“, erklärte Aufsichtsratmitglied<br />
Harald Mix bei der Projektvorstellung.<br />
Entsprechend groß sei die<br />
Expertise der Arbeitskräfte. Hinzu<br />
seien harte Standortfaktoren gekommen:<br />
die Größe des freien Geländes,<br />
ein direkter Anschluss an eine Höchstspannungsleitung<br />
mit 400 kV und<br />
natürlich die Nähe zu Erzbahn und<br />
Hafen. Letzterer soll nun für 1,7 Mrd.<br />
Kronen (rund 360 Mio. €) ausgebaut<br />
werden. Das Wasserstoff-Stahlwerk<br />
in Boden, heißt es beim Hafenbetreiber,<br />
könnte das Umschlagvolumen<br />
um 80 % erhöhen. 2<br />
2020 hat die Pilotanlage von HYBRIT ihre<br />
Arbeit aufgenommen. Nun will das Konsortium<br />
in Massenproduktion investieren.<br />
Dieser Artikel erscheint mit freundlicher<br />
Genehmigung der Deutschen<br />
Welle .<br />
Ohne Eisbrecher geht im Hafen von Luleå im Winter nichts. Nun soll er für grünen Stahl ausgebaut werden.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 5|21<br />
49
Lifesteel<br />
XXXXX Nachricht A XXXXX<br />
Die betagten Stahlteile des „Eiffelturms<br />
des Ruhrgebiets“ benötigen den<br />
Reinheitsgrad SA 2,5<br />
KST Kugel-Strahltechnik reinigt „Eiffelturm des Ruhrgebiets“<br />
„Lanstroper Ei“ erstrahlt in neuem Glanz<br />
Bald strahlt es wieder, das „Lanstroper Ei“ – wie der historische Wasserturm<br />
im Dortmunder Nordosten liebevoll genannt wird. Dieser durchläuft<br />
gerade eine Runderneuerung. KST Kugel-Strahltechnik hat das stählerne<br />
Fachwerkgerüst des Baudenkmals im ersten Schritt von Grund auf gereinigt.<br />
Ziel der Intensivbehandlung am „Eiffelturm des Ruhrgebiets“ war der für die<br />
Restaurierung erforderliche hohe Reinheitsgrad SA 2,5. Mit der Reinigung<br />
der Tragekonstruktion startete die lang geplante, rund 2 Mio. € teure Rettung<br />
des denkmalgeschützten Lanstroper Eis. Das 55 m hohe und 180 t schwere<br />
Bauwerk ist eines der letzten Exemplare eines sogenannten geschlossenen<br />
Barkhausen-Behälters – benannt nach dem gleichnamigen Ingenieur.<br />
Witterung und Alter hatten in gut 115 Jahren Spuren hinterlassen, der<br />
Rostfraß machte dem Bauwerk zu schaffen. Im Auftrag der Stadt Dortmund<br />
nahmen die Oberflächenspezialisten von KST Kugel-Strahltechnik den Kampf<br />
gegen die Zeichen der Zeit auf. Und befreiten das K-Fachwerk systematisch<br />
von Rost, Altbeschichtungen, Schmutz, Moos und vielem mehr.<br />
Mit dem erreichten Reinheitsgrad SA 2,5 sind jetzt mindestens 95 % der<br />
Gerüstoberflächen frei von sichtbaren Rückständen. Die Bearbeitung des<br />
Behälters soll folgen. Der 1904/05 erbaute Wasserhochbehälter war bis<br />
1980 für die Wasserversorgung verschiedener Stadtteile und Orte rund<br />
um Dortmund im Einsatz. Im zweiten Leben wird er zum glanzvollen Ausflugsziel.<br />
Weitere Informationen<br />
www.kst-hagen.de<br />
Bilder: KST Kugel-Strahltechnik<br />
Impressum<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel,<br />
Produktion und Verarbeitung<br />
Offizielles Organ des<br />
BDS-Fernstudiums<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband<br />
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50 <strong>Stahlreport</strong> 5|21
BERUFSBILDUNG 2021<br />
S EMINARTHE<br />
MA<br />
T ERMIN<br />
ORT<br />
KREATIVE ARBEITSANSÄTZE ZUR STEIGERUNG DER 04.05, 11.05 ONLINE<br />
UMSATZRENTABILITÄT – DIES VOR DEM HINTERGRUND und 18.05.2021<br />
DER KLEINLOSPROBLEMATIK<br />
QUALITÄTS- UND EDELSTAHL<br />
22.–23.06. .2021 OSNABRÜCK<br />
BLANKSTAHL 28.–29.06. .2021 LUDWIGSBURG<br />
STAHLKUNDE<br />
STAHLEINKAUF KOMPAKT<br />
18.–20.08. .2021<br />
07.08.09.2021 DORTMUND<br />
DUISBURG<br />
MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN I<br />
ROHRE UND ROHRZUBEHÖR<br />
13.–14.09. .2021<br />
20.–22.09. .2021<br />
KÖLN<br />
PADERBORN<br />
„LADIES FIRST“ – DIE ARBEITSWELT DER FRAU<br />
IM STAHLHANDEL<br />
27.–28.09. .2021 MÜNSTER<br />
AUSZUBILDENDE IM FOCUS 18.–19.10. .2021 MANNHEIM<br />
NACH DER AUSBILDUNG IST VOR DEM ARBEITSLEBEN 20.–21.10. .2021 MANNHEIM<br />
BETONSTAHL 09.–10.11. .2021 KEHL<br />
STAHLKUNDE<br />
NICHTROSTENDE STÄHLE<br />
29.11.–01. .12.2021<br />
06.–07.12. .2021<br />
GENGENBACH<br />
DÜSSELDORF<br />
STAHLEINKAUF KOMPAKT<br />
07.–08.12. .2021 DUISBURG<br />
Diese Übersicht gibt den aktuellen Stand der Seminarplanungen wieder. Änderungen sind<br />
vorbehalten. Über weitere Details<br />
sowie zu den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte unter www.stahlhandel.com.<br />
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INFOS & ANMELDUNG<br />
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