FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 18
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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Im Frühling 2021 | Ausgabe <strong>18</strong> | Kostenlos, aber nicht umsonst<br />
<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil<br />
®<br />
MERLIN<br />
IM STUDIO<br />
PETRA VON MINDEN 155 Ideen, das Richtige zu tun STEFAN GRÄFE Gäste-Wohlfühl-<br />
Macher im »Lugger« PHIL PORTER Bremen aus der Sicht eines Flaneurs THEMA<br />
Sechs Legenden über Bewohnerparken MAHLZEIT »Prime Burger« an der Ecke
BEXTES BLICK<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 03
» Morgen ist heute schon gestern.«<br />
q AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong><br />
Z<br />
u der trostlosen Situation in der<br />
Bremer Innenstadt postet auf<br />
»facebook« jemand online:<br />
»Die Obernstraße ist nicht<br />
leer, weil Parkplätze fehlen,<br />
sondern weil sie öde ist und<br />
langweilig. Das widerum hat zu<br />
tun mit Leuten, die glauben, dass<br />
das, was man in den Siebzigerjahren für Zukunft<br />
gehalten hat, heute noch etwas mit Zukunft zu tun hat.«<br />
Ist das so ? Wie sieht es mit einer solchen »Denkweise« in Findorff<br />
aus ? Vorweg: Unser Stadtteil wird jünger. Das Durchschnittsalter<br />
sinkt. Es lag mit 44,7 Jahren knapp über dem Durchschnitt<br />
in Bremen. Aber: Vereine im Stadtteil haben Nachwuchssorgen.<br />
Bereits vor zehn Jahren klagte die 1. Vorsitzende des Findorffer<br />
Bürgervereins in der Lokalpresse, ihre größte Sorge sei es, dass<br />
»leider zu wenig junge Menschen die verstorbenen Mitglieder<br />
ersetzen.« Ihr Wunsch: Es sollten sich in Zukunft mehr FindorfferInnen<br />
finden lassen, um »in gemeinnütziger Weise und zum<br />
Wohle Bremens und besonders der Einwohner des Stadtteils<br />
Findorff zu wirken.« Nett gewünscht, aber ist ein staatstragend<br />
und pathetisch formulierter Aufruf in der Zeitung im digitalen<br />
Zeitalter irgendwie ausreichend motivierend, damit sich jüngere<br />
Generationen für den traditionsreichen Verein »finden lassen« ?<br />
Was lesen wir noch in der Vereinssatzung ? »Der Bürgerverein<br />
strebt außerdem die Pflege nachbarlicher Verbundenheit, die<br />
Schaffung eines regen Gemeindelebens an und vertritt die<br />
Angelegenheiten der Einwohnerschaft des Stadtteils. Er ist<br />
partei- und gesellschaftspolitisch und religiös neutral.«<br />
Damit keine Mißverständnisse entstehen: Diese<br />
Philosophie ist zeitlos gut. Aber reichen gute<br />
Absichten aus ? Wie und mit wem repräsentiert<br />
sich dieser Verein intern und nach außen ? Wo<br />
bleiben attraktive Angebote für Jüngere ? Der<br />
Vorstand könnte sich fragen, ob man zum Beispiel<br />
die Lebenswelten von jungen Familien noch abbildet<br />
– und warum es nicht nur diesem Verein seit Jahren nicht<br />
gelingt, für den zunehmenden »Leerstand« mehr Mitglieder zu<br />
gewinnen. Positiv hingegen sieht es für die im Beirat Findorff<br />
vertretenen Parteien aus: Es gibt politischen Nachwuchs, der sich<br />
engagiert und mit älteren Mitgliedern gut zusammenarbeitet.<br />
Der Schwachpunkt heißt: »Jugendbeirat«. Für den ist seit 2017<br />
»die Party geplatzt« – und einen neu gewählten gibt es bis<br />
heute nicht. Man fragt sich, warum das seitdem so ist.<br />
Wie sieht die Altersfrage für <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
aus ? Knallhart recherchiert: Der Herausgeber dieses Stadtteilmagazins<br />
ist aus Sicht seiner Tochter ein »Oldie«, aber die<br />
gute Nachricht ist: Auf den folgenden Seiten kommt er seinem<br />
Anspruch, mit diesem Stadtteilmagazin das vielfältige Findorff<br />
von und für unterschiedliche Generationen abzubilden, so nah<br />
wie nie zuvor – durch »Sichtweisen« von verschiedenen AutorInnen<br />
und FotografInnen aller Altersgruppen – und bei einem<br />
jungen Blogger wie Tim Lösekann, der »seine« Szene gut kennt,<br />
ist beispielsweise ein Interview mit Merlin bestens aufgehoben.<br />
Morgen ist heute schon gestern: Nostalgie kann schön sein, aber<br />
das Zurücksehnen nach alten Zeiten bringt nicht voran. Living<br />
in a bubble ? Die Siebziger- und Achtzigerjahre sind lange vorbei.<br />
Vielleicht sogar in Bremen, vielleicht sogar in Findorff.<br />
<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
06 l MERLIN JANOWSKY<br />
Der Soundmagier aus Findorff über seinen Traum, als DJ<br />
durch Clubs zu touren und von Musik leben zu können<br />
10 l PETRA VON MINDEN<br />
Die Buchautorin über 155 Techniken zur Selbstbehauptung<br />
16 l PHIL PORTER<br />
Buchtipp: Bremen aus der Sicht eines Flaneurs<br />
17 l AKTIV VOR ORT<br />
Nachaltig und digital: die Sparkasse Bremen in Findorff<br />
20 l STEFAN »KIMBO« GRÄFE<br />
Vor Ort im »Lugger«, der neuen Kneipe im Schlachthof<br />
23 l HARTWIG KOMAR<br />
Der Promoter über die Zukunft von Live-Konzerten<br />
24 l DR. OLAF DILLING<br />
Sechs Legenden über »Bewohnerparken«<br />
29 l STADTTEILMARKETING<br />
Mathias Rätsch über (k)ein Logo für Findorff<br />
30 l DORFFKLATSCH<br />
32 l MAHLZEIT<br />
Nicole Henze über »Prime Burger«<br />
34 l SUPERSUSE<br />
»Parkplatzvernichtung durch Bewohnerparken«: Fakten statt Fakes !<br />
Anwalt Dr. Olaf Dilling kennt sich als Experte aus und klärt auf. <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05
PROFILE<br />
q MERLIN JANOWSKY NIMMT SONGS IN SEINEM <strong>FINDORFF</strong>ER STUDIO AUF<br />
» Für meinen Traum gebe ich aktuell alles. «<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 06<br />
MERLIN<br />
SOUNDMAGIER<br />
M<br />
oin Merlin, Du bist Butenbremer:<br />
Deine Wurzeln liegen in einem<br />
ziemlich kleinen Dorf im Landkreis<br />
Oldenburg. Was hat Dich<br />
dazu verleitet, nach Findorff<br />
zu ziehen ?<br />
Findorff ist einfach der schönste<br />
Stadtteil in Bremen. Du bist auf kurzen<br />
Wegen schnell im Zentrum und<br />
dort mitten im Geschehen. Zudem hast Du den Bürgerpark so<br />
gut wie vor der Tür. Trotzdem ist es im Stadtteil sehr ruhig. Ich<br />
kann mich hier ohne Störungen, abgesehen von dem Klingeln<br />
des Paketdiensts, voll und ganz auf meine Musik konzentrieren.<br />
Das ist aber nicht der einzige Grund, der Dich nach Findorff<br />
verschlagen hat, oder ?<br />
Genau ! Neben meiner Tätigkeit als Musikproduzent studiere<br />
ich in Bremen an der Universität Musik- und Kommunikationswissenschaften.<br />
Als Student ist es sehr praktisch in Findorff zu<br />
wohnen: Ich brauche mit dem Rad zehn Minuten bis zur Uni.<br />
Hilft das Studium Dir bei Deiner Arbeit als Produzent und<br />
Songwriter ?<br />
Man lernt schon sehr viel, insbesondere was die Theorie und<br />
frühere musikalische Stile und Epochen angeht. Ich habe zum<br />
Beispiel kürzlich die klassische Musik für mich entdeckt und<br />
werde versuchen, diesen Einfluss in einem meiner nächsten<br />
Songs mitzuverarbeiten. Allerdings muss ich ehrlich zugeben,<br />
dass es langfristig gesehen mein Traum ist, als DJ zu arbeiten,<br />
durch die Clubs zu touren und von meiner Musik leben zu<br />
können. Für meinen Traum gebe ich aktuell alles. Da kommt<br />
mir das Studium leider manchmal ein bisschen in die Quere.<br />
Solange ich noch nicht von meiner Musik leben kann, werde<br />
ich aber erst einmal weiter studieren.<br />
An Deinem Traum arbeitest Du in Deinem eigenen Studio am<br />
Standort Findorff. Wie kann man sich ungefähr vorstellen,<br />
wie es in Deinem Studio aussieht ?<br />
Das Studio ist im Obergeschoss meiner Wohnung. Ich habe<br />
auf beiden Seiten zwar eine Dachschräge, aber trotzdem noch<br />
genug Platz für alles, was ich als Produzent brauche. Natürlich<br />
habe ich ein Computer-Setup. Das brauche ich als grundlegende<br />
Basis, um meine verschiedenen Instrumente einzuspielen.<br />
Außerdem habe ich verschiedene Keyboards und Gitarren, mit<br />
denen ich meiner Kreativität beim Produzieren freien Lauf<br />
lassen kann. Es gibt natürlich ein Mikrofon, um meine Stimme<br />
aufzunehmen. Studiolautsprecher und -kopfhörer sind natürlich<br />
auch mit von der Partie – sonst könnte ich meine Musik ja nicht<br />
hören. Für einen besseren Raumklang habe ich noch sogenannte<br />
»Absorber« an meiner Wand. Für Gäste und Pausen zwischendurch<br />
steht noch eine chillige Couch in meinem Studio. Das<br />
war es dann aber auch.<br />
Du sprichst von Keyboards und Gitarren. Kannst Du beide<br />
Instrumente spielen ?<br />
Ja, genau, seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich Gitarre.<br />
Mit 17 habe ich dann angefangen mir selbst Klavier spielen<br />
beizubringen. Ich habe mich schon immer für Musik interessiert.<br />
Dieses frühzeitige Interesse kommt mir natürlich jetzt<br />
bei den eigenen Produktionen zugute.<br />
Apropos eigene Produktion: Mit über einer Million Streams<br />
Deiner ersten Single »All That She Wants« bist Du auf dem<br />
Weg, Deinen Traum wahr werden zu lassen. Wie kam es zu<br />
Deiner Remix-Version dieses Kulthits aus den Neunzigern ?<br />
Ich wollte einen Song aus den Achtzigern oder Neunzigern neu<br />
interpretieren, weil das aktuell gut funktioniert und ich die<br />
Musik aus der Zeit sehr mag. Ich habe mir vieles aus dieser Zeit<br />
angehört und bin irgendwann auf den Song gestoßen. Ich habe<br />
eine Demo-Version entworfen und meinem Manager geschickt.<br />
Er fand die Demo »cool«, hat vorgeschlagen, dass wir das Lied<br />
mit einer Sängerin aufnehmen sollten und den Kontakt zu<br />
Emma Louise Stansall aufgenommen, um sie für die Aufnahme<br />
zu gewinnen. Sie hat ihre Vocals im Studio in England<br />
aufgenommen und mir zugeschickt. Ich habe ihre Vocals nach<br />
meinen Vorstellungen bearbeitet, sodass sie zum Song passen.<br />
Hast du die Bearbeitung und finale Version des Songs komplett<br />
allein gemeistert oder hattest du Unterstützung ?<br />
Tatsächlich hat mich »ToneNation«, mein ehemaliger Dozent,<br />
unterstützt, den Song abzurunden, den Mix fertig zu stellen und<br />
richtig gut klingen zu lassen. Irgendwann war alles fertig.<br />
Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden ?<br />
Zwischendurch hatten wir zwar das Gefühl, wir sollten den<br />
Song nicht veröffentlichen, weil wir ihn sehr oft angehört<br />
hatten. Ich bin aber heute sehr zufrieden, wie es gelaufen ist.<br />
Damals habe ich zu einem guten Kumpel gesagt, dass es cool<br />
wäre, wenn ich mit dem ersten Song 250.000 Streams erreiche.<br />
Das erschien mir in Wahrheit aber damals absolut utopisch.<br />
Jetzt habe ich deutlich mehr erreicht. Eine Million Streams –<br />
das ist fast vierunddreißig mal ein ausverkauftes Weserstadion.<br />
Das ist echt super viel.<br />
Kommt es zu so vielen Streams, weil Dein Song einfach sehr<br />
gut ist – oder was steckt da alles hinter ?<br />
So einfach geht es leider nicht. Ich habe sehr viele Musikportale<br />
angeschrieben, die meinen Song netterweise in ihre Playlists<br />
gepackt haben. Es steckt schon sehr viel Arbeit dahinter. Wenn<br />
man dranbleibt, läuft es irgendwann von allein – und Dein Song<br />
erreicht immer mehr Aufmerksamkeit.<br />
Gibt es sonst noch Faktoren, die die große Aufmerksamkeit<br />
von »All That She Wants« ermöglicht haben ?<br />
Der Faktor Social-Media spielt auf jeden Fall eine große Rolle.<br />
Es ist schon arbeitsintensiv, auf »Instagram« und anderen u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 07
q MERLIN JANOWSKY IM INTERVIEW<br />
» Man muss keine Angst haben: einfach machen ... «<br />
Plattformen aktiv zu sein und täglich neuen Content zu liefern.<br />
Allein würde ich das auch nicht bewerkstelligt bekommen. Ich<br />
habe zum Glück FreundInnen, die mich bei meinen Projekten<br />
unterstützen. Der Aufwand für Social-Media lohnt sich, da<br />
sich mir dadurch die Chance ergibt, viele Menschen und somit<br />
potenzielle HörerInnen zu erreichen.<br />
Du sprichst von FreundInnen, die Dich unterstützen. Ist es<br />
schwierig für Dich, die verschiedenen Social-Media-Kanäle<br />
gleichzeitig allein zu bedienen ?<br />
Ja, auf jeden Fall ! Man unterschätzt doch sehr, wieviel Arbeit<br />
dahintersteckt. Umso glücklicher bin ich über die Unterstützung,<br />
die ich erhalte. Wenn ich das allein machen würde, wüsste ich<br />
gar nicht, wie das gehen soll. Musikproduzent ist ganz klar ein<br />
Hauptberuf. Wenn man den in Vollzeit machen möchte, kommt<br />
man mit Sicherheit zeitlich über eine 40-Stunden-Woche.<br />
Welche MusikerInnen sind für Dich Vorbilder ?<br />
Mein allergrößtes Vorbild ist Calvin Harris. Calvin ist ein<br />
Songwriter und Produzent aus Großbritannien – und einer der<br />
größten und bestbezahlten DJs weltweit. Der macht alles selbst,<br />
manchmal singt er sogar auch. Er ist ein bisschen wie ich: Auch<br />
er mag seine Stimme nicht, hat er einmal in einem Interview<br />
verraten. Aber in den Songs, die am erfolgreichsten sind, singt<br />
er selbst – total geil !<br />
Auf Deinem ersten Song singst Du nicht selbst. Wie sieht es<br />
mit Deiner zweiten Single »This Ain’t What You Wanted« aus ?<br />
Singst Du diesmal selbst ?<br />
Ja, tatsächlich. Allerdings habe ich »nur« die Backing-Vocals<br />
aufgenommen. Ich unterstütze mit meinem Begleitgesang im<br />
Hintergrund die Hauptstimme. Dadurch kann man der Stimme<br />
von Emma Louise, die wieder die Hauptstimme ist, mehr Fülle<br />
und Durchsetzungskraft gegenüber den Instrumenten verleihen.<br />
War der Ablauf also ähnlich wie bei Deiner ersten Single ?<br />
Teils, teils. Meine zweite Single habe ich selbst geschrieben.<br />
Selbst Komponist zu sein ist ein großer Unterschied – im<br />
Gegensatz zu dem Remix der Neuinterpretation von »All That<br />
She Wants«. Ansonsten lief es wie beim ersten Song ab. Ich habe<br />
wieder eine Demo-Version an meinen Manager geschickt und<br />
später hat Emma ihre Vocals eingesungen, die ich auch diesmal<br />
bearbeitet und mit meinen Backing-Vocals ergänzt habe.<br />
Aber es gab ein neues »Highlight«: Zum Abmischen, also dem<br />
Zusammenfügen aller Einzelspuren zu einer Einheit, mit dem<br />
Ziel eines ausgewogenen Gesamtklangs des Songs, bin ich zu<br />
meinem Manager ins Tonstudio nach Hamburg gefahren. Das<br />
Studio war sehr imposant. Dort hängen noch Platin-Schallplatten<br />
von früher. Sowas sieht man wirklich nicht alle Tage – und<br />
es wirkt alles sehr surreal. Wenn man weiß, wie viel Arbeit<br />
dahintersteckt und es früher noch viel schwerer war, mit Musik<br />
Erfolg zu haben, dann hat jede Platin-Schallplatte als Beweis für<br />
viele verkaufte Tonträger schon eine große Bedeutung.<br />
Wird man irgendwann »taub«, wenn man die ganze Zeit im<br />
Studio sitzt und die gleiche Umgebung um sich hat ?<br />
Ja, auf jeden Fall ! Zwischendurch muss man einfach ab und zu<br />
rausgehen und den Song an einem anderen Ort hören. Mit der<br />
nötigen Entfernung fallen einem noch Kleinigkeiten auf. Was<br />
auch immer sehr wichtig ist, ist ein Autotest.<br />
Was ist ein »Autotest« und warum ist der so wichtig ?<br />
»Autotest« bedeutet einfach, dass man sich zum finalen Hören<br />
in ein Auto setzt und den Sound voll aufdreht. Wenn es dann<br />
gut klingt, ist es wie einen Haken hinter den Song zu setzen –<br />
und man kann sicher sein, dass er funktioniert.<br />
Nach dem Autotest habt Ihr den Song fertig gestellt. Hattest<br />
Du Bedenken, da es Dein erster selbstgeschriebener Song ist ?<br />
Bedenken hatte ich nicht unbedingt, aber nervös war ich schon.<br />
Der erste selbstgeschriebene Song macht einen natürlich noch<br />
ein bisschen angreifbarer. Wenn HörerInnen die erste Single<br />
nicht gefallen hat, konnte ich sagen: »Ja, das Original habe ich<br />
ja nicht selbst geschrieben«. Aber bei meiner zweiten Single<br />
kann ich das nun nicht mehr sagen. Ich stehe dadurch noch ein<br />
bisschen mehr in der Verantwortung. Einerseits bin ich sehr<br />
stolz, andererseits nimmst Du es dir ein bisschen mehr zu<br />
Herzen, wenn andere etwas über »deinen« Song sagen.<br />
Wie fällt das Feedback bisher aus ?<br />
Im Nachhinein war meine Nervosität eher nicht gerechtfertigt,<br />
da ich durchweg positives Feedback zu »This Ain’t What You<br />
Wanted« bekommen habe. Dennoch glaube ich, es ist normal,<br />
ein bisschen nervös zu sein. Man muss die Meinung der ZuhörerInnen<br />
ernst nehmen – denn nur ihnen muss der fertige Song<br />
am Ende gefallen. Nicht mir. Prinzipiell lautet meine Devise:<br />
Man muss keine Angst haben, einfach machen, den Song<br />
veröffentlichen und abwarten, was passiert.<br />
Das Jahr hat zwar schon ein paar Monate auf dem Buckel,<br />
dennoch die Frage: Was sind Deine ganz persönlichen und<br />
musikalischen Ziele für 2021 ?<br />
Auf jeden Fall möchte ich noch mehr Singles veröffentlichen.<br />
Bislang bin ich auf einem sehr guten Weg. Außerdem möchte<br />
ich es schaffen, von meiner Musik leben zu können. Bis dahin<br />
studiere ich weiter, bis es nicht mehr geht. Natürlich muss ich<br />
weiterhin Social-Media betreiben und Musikvideos produzieren.<br />
Alles läuft bisher ganz gut und macht mir sehr viel Spaß.<br />
▼ ÜBER MERLIN JANOWSKY<br />
Merlin ist ein junger Producer und Songwriter aus Bremen. Er<br />
hat bereits mit seiner ersten Single über eine Million Streams erreicht.<br />
Dieser bemerkenswerte Erfolg kommt nicht von irgendwo<br />
her – er kommt aus Findorff, dort wo der 22-Jährige lebt und<br />
täglich hart in seinem Musikstudio für seine Karriere arbeitet.<br />
Interview: Tim Lösekann, Fotos: Phil Porter ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08
PROFILE<br />
q DIE PSYCHOLOGISCHE BERATERIN AUS <strong>FINDORFF</strong> GIBT 155 TIPPS ZUR SELBSTBEHAUPTUNG<br />
» Wir fühlen uns in Findorff pudelwohl. «<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />
PETRA VON MINDEN<br />
RATGEBERIN<br />
F<br />
rau von Minden, Sie sind seit 25 Jahren<br />
selbstständig als psychologische Beraterin,<br />
Coach, Supervisorin und Dozentin in der<br />
Erwachsenenbildung tätig. Das klingt nach<br />
einer ziemlich vielseitigen Karriere. Wie sah<br />
Ihr beruflicher Weg dahin aus und wie war<br />
der Start in die Selbstständigkeit für Sie ?<br />
Mein Lebensweg war nicht ganz gerade.<br />
Ich wusste nach dem Abitur überhaupt nicht,<br />
wo es lang gehen sollte. Ich habe erstmal nach dem Prinzip<br />
»Lust« alles Mögliche ausprobiert. Ich habe zunächst für das<br />
Lehramt studiert – mit meinen Lieblingsfächern. Das hat nichts<br />
mehr mit dem zu tun, was ich heute mache. Ich habe dann vieles<br />
ausprobiert und gemerkt, dass der gemeinsame Faktor die Arbeit<br />
und Begegnung, der intensive Kontakt mit Menschen ist. Erst<br />
ziemlich spät, im Alter von ungefähr 35 Jahren, haben sich die<br />
unterschiedlichen Erfahrungen, inklusive einer eigenen Therapie,<br />
zusammengefügt zu dem, was ich heute beruflich mache.<br />
Die Selbstständigkeit war nicht ganz freiwillig. Die kam, weil<br />
ich einfach nicht den idealen Job gefunden hatte und meine<br />
Fähigkeiten einfach auf eigene Faust angeboten habe.<br />
Vielleicht sollte es so sein.<br />
Heute arbeiten Sie in ganz verschiedenen Bereichen. Wie<br />
vereinen Sie die unterschiedlichen Tätigkeiten – und gibt es<br />
etwas, was Sie besonders gerne machen ? Oder liegt der Reiz<br />
gerade darin, in verschiedenen Kontexten tätig zu sein ?<br />
Ja, diese Vielfältigkeit gefällt mir. Die Lehrerin steckt immer<br />
noch in mir. Die Arbeit an der Schule war aber nicht das Richtige<br />
für mich. Heute unterrichte ich Kommunikation, Beratungsarbeit<br />
etc. in der Erwachsenenbildung, in Ausbildungen und an<br />
der Universität. Für mich steht aber die beratende Tätigkeit im<br />
Vordergrund. Ich berate Menschen in allen Lebenssituationen<br />
und diesen intensiven und ehrlichen Kontakt schätze ich sehr.<br />
Beratung und Coaching biete ich als Supervisorin auch für<br />
Gruppen und Arbeitsteams an. Was ich besonders an meinem<br />
Beruf schätze, ist, dass die Menschen freiwillig und gerne zu<br />
mir kommen. Letztlich ist es das Gesamtbild, welches den Reiz<br />
für mich ausmacht. Unterschiedliche Aufträge mit immer wieder<br />
anderen, herausfordernden Aufgabenstellungen zu haben,<br />
macht mir Spaß. Es ist jeden Tag wieder neu, bunt und immer<br />
wieder überraschend. Ich kann von allem das Beste in meinen<br />
Tätigkeiten vereinen und bleibe dabei flexibel und unabhängig.<br />
Was für Menschen sind es, die Ihr psychologisches Fachwissen<br />
in Anspruch nehmen ?<br />
Ich arbeite in diesem Bereich jetzt seit 25 Jahren und früher<br />
waren es tatsächlich überwiegend Frauen. Aber das stimmt<br />
heute nicht mehr. Jetzt nehmen auch viele Männer Seminarund<br />
Beratungsangebote wahr. Ich berate Menschen aus allen<br />
Bevölkerungsschichten. Viele kommen aus sozialpädagogischen<br />
Berufen. Das liegt aber daran, dass ich in dem Bereich entsprechend<br />
viele Kontakte habe und man mich dort kennt. Auch in<br />
den Kursen, beispielsweise an der Volkshochschule, lernen mich<br />
Menschen kennen, die danach zu mir kommen.<br />
Sich psychologische Unterstützung zu suchen hatte lange einen<br />
schlechten Ruf. Es wurde als Schwäche gesehen und war mit<br />
Scham behaftet. Gibt es solche Vorbehalte immer noch oder<br />
hat sich die gesellschaftliche Meinung da verändert ?<br />
Ich habe das nie so erlebt. Das mag aber auch an mir liegen.<br />
Für mich ist das eher eine Auszeichnung. Ich liebe und schätze<br />
Menschen, die an sich arbeiten und sagen: »Ich will das nicht<br />
alles so hinnehmen, wie es ist. Es soll sich etwas ändern und<br />
ich möchte etwas dafür tun.« Das vertrete ich offenbar so klar,<br />
dass ich noch nie erlebt habe, dass jemand psychologische Unterstützung<br />
als Schwäche gesehen hat. Die meisten, die zu mir<br />
kommen, haben damit kein Problem. Sie reden mit Freunden<br />
und Kollegen durchaus darüber, dass sie zu mir kommen. Es ist<br />
natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Aber psychologische<br />
Hilfe ist definitiv kein Tabuthema mehr. Gott sei Dank !<br />
Ich habe selbst Psychologie studiert und erlebt, dass man als<br />
Psychologin oft mit Respekt, aber auch einer gewissen Vorsicht<br />
behandelt wird. Es gibt zum Beispiel das berühmte PsychologInnen-Klischee,<br />
man würde immer alle in seinem Umfeld<br />
analysieren. Trifft das bei Ihnen zu ?<br />
Ich kann da wieder nur für mich sprechen. Man kann nicht in<br />
die Köpfe anderer gucken. Schon möglich, dass jemand sich<br />
solche Sorgen macht, wenn er oder sie hört, was ich beruflich<br />
mache. Natürlich würden sie sich mit mir unwohl fühlen, wenn<br />
ich mich ihnen gegenüber wie eine Therapeutin benehme. Diese<br />
Personen werden dann ganz genau hinschauen und nachspüren,<br />
wie sie sich mit mir fühlen. Fühlen sie sich analysiert ? Wenn das<br />
von mir nicht kommt, dann wird diese Sorge ganz schnell abgelegt.<br />
Ich frage mich gerade, ob ich wohl durch meinen Beruf<br />
im normalen Alltag anders als andere kommuniziere ? Komplett<br />
weglassen kann ich meine Fähigkeiten wohl nicht. Ich achte viel<br />
auf Nuancen der Kommunikation und auf Körpersprache. Solche<br />
Dinge fallen mir natürlich viel leichter auf, als anderen, einfach,<br />
weil ich das so oft mache. Sicherlich bin ich durch meine<br />
beruflichen Fähigkeiten ein wenig sensibler. Ich merke beispielsweise<br />
schnell, wenn jemand sich zurückziehen und ein Thema<br />
beenden will. Das respektiere ich natürlich immer. Aber bei der<br />
Arbeit habe so etwas wie einen Knopf, den ich anschalte. Damit<br />
fokussiere ich meine Aufmerksamkeit dann ganz stark. Das<br />
mache ich im privaten Kontext nicht so, da bin ich vollkommen<br />
normal. Das gehört sich auch so, finde ich. Tatsächlich habe ich<br />
eher erlebt, dass die Tatsache, dass ich als Psychologin arbeite,<br />
als eine Chance gesehen und mir mehr erzählt wird, nach dem<br />
Motto: »Dann kann ich dich ja gleich mal etwas fragen.«<br />
Neben Ihrer sonstigen Arbeit sind Sie zudem auch Autorin<br />
des Ratgebers »Meine Grenzen erweitern: 155 Techniken zur<br />
Selbstbehauptung und zum Abbau innerer Blockaden«. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 11
q PETRA VON MINDEN IM INTERVIEW<br />
» 155 Ideen, um für sich das Richtige zu finden. «<br />
Ihr Buch richtet sich an Menschen, die quasi zu hilfsbereit sind<br />
und schwer »nein« sagen können. Wie kam es dazu, dass sie<br />
gerade dieses Thema für ihr erstes Buch ausgewählt haben ?<br />
Das ist aus der Arbeit heraus entstanden, weil ich in den Seminaren,<br />
die ich an der Volkshochschule und in anderen Einrichtungen<br />
gebe, immer wieder darüber stolpern musste. Wenn dort<br />
eine Person gesagt hat, dass sie sich nicht richtig abgrenzen kann,<br />
hat der überwiegende Teil der Gruppe ebenfalls ein großes<br />
persönliches Interesse an diesem Thema gezeigt. Immer gab<br />
es dazu viele Fragen, wurde eine Vertiefung des Themas gewünscht.<br />
Die meisten Menschen haben auf die eine oder andere<br />
Weise ein Problem mit der richtigen Grenze. Irgendwann war<br />
dann die Idee da: Wenn so ein großer Bedarf vorhanden ist,<br />
kann ich doch in Buchform die vielen Fragen beantworten. Ich<br />
habe mich aber zunächst auf dem Buchmarkt orientiert. In den<br />
Jahren 2017/20<strong>18</strong> gab es erstaunlicherweise noch gar nicht viele<br />
praktische Ratgeber zu diesem Thema. Die vorhandenen haben<br />
einen anderen Fokus gesetzt. Was mich bei einigen Büchern<br />
immer wieder ärgert, ist der schnelle Tipp: »Du musst einfach<br />
mal ›nein‹ sagen«. Genau das können die Ratsuchenden ja<br />
nicht. Natürlich ist das eine Möglichkeit, aber die reicht für die<br />
meisten Menschen nicht. Zudem muss jeder eine andere Form<br />
finden, die für ihn ganz persönlich geeignet ist. Für hilfsbereite<br />
Menschen ist es einfach gar nicht machbar, so abrupt »nein«<br />
oder »stopp« zu sagen und sein Gegenüber damit im Regen<br />
stehen zu lassen. Sie brauchen z.B. dezentere Formen. Am Ende<br />
sind irre viele Techniken entstanden: 155 Ideen, damit jedeR<br />
für sich das Richtige finden kann. Insgesamt fand ich, dass die<br />
Problematik der Abgrenzung zu oberflächlich behandelt wurde.<br />
Sie setzte nicht dort an, wo das Problem anfängt: teilweise bei<br />
der Erziehung und tief verwurzelt im Unterbewusstsein, in Form<br />
von Mustern und Grundsätzen. Dazu fand ich nicht ausreichend<br />
Informationen. Dieses Thema wollte ich vertiefen. Mittlerweile<br />
sind aber zahlreiche Bücher zu dem gleichen Thema auf den<br />
Markt gekommen. Mein Buch zeichnet sich meines Erachtens<br />
jedoch besonders durch die tiefgehende Betrachtung der<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 12<br />
Problematik aus, als auch durch die Menge der praktischen<br />
Hinweise.<br />
Im Vorgespräch zu unserem Interview hatten Sie erwähnt,<br />
ein wichtiger Aspekt Ihres Buches sei, dass Grenzen im Kopf<br />
entstehen. Was meinen Sie damit ?<br />
Vielleicht sollte ich dazu ein Beispiel bringen. Sobald wir<br />
denken: »Ich kann das nicht.«, oder: »Das wird Ärger geben.<br />
Sie wird sauer sein.«, laufen entsprechende chemische Vorgänge<br />
in unserem Körper ab. Das heißt, der Organismus stellt<br />
sich schon auf die vorgestellte Situation ein, er ›wappnet‹ sich.<br />
Muskeln spannen sich z.B. an, wenn ich an eine Auseinandersetzung<br />
denke. Die ganze Chemie des Organismus verändert<br />
sich entsprechend dieses Gedankens: die Mimik, die Haltung,<br />
die Körperspannung, das Denken, die Wahrnehmung. Genau<br />
das strahle ich dann auch aus. Das sehen die anderen. Unbewusst<br />
wird das ständig wahrgenommen. Dominante Menschen<br />
sehen das als Chance und haben dann leicht die Oberhand.<br />
Die spüren automatisch: Mit der Person kann ich es machen.<br />
Insofern fängt Abgrenzung in unserem Denken an. Wie denken<br />
wir über uns selbst ? Wie beurteilen wir andere oder uns selbst,<br />
unsere Fähigkeiten ? Das meiste davon ist uns gar nicht bewusst:<br />
warum wir bestimmte Dinge machen und wie wir Situationen<br />
beurteilen. Diese Vorgänge sind vollkommen normal und bei allen<br />
Menschen so. Dort wollte ich ansetzen. Was haben die Menschen<br />
für ein Verhältnis zu sich selbst, zu ihrem Körper, zu ihren<br />
Fähigkeiten, zu ihrem Selbstbild ? Der erste Teil des Buches ist<br />
Theorie, weil ich möchte, dass man versteht, was da abläuft.<br />
So kann jeder Verständnis für sich selbst aufbringen und es ist<br />
durchaus auch möglich, etwas zu verändern, zu verbessern, um<br />
dann positiver, selbstbewusster und aufrechter aufzutreten.<br />
Was empfehlen Sie jemandem, der oder die darunter leidet,<br />
sich nicht ausreichend abgrenzen zu können ?<br />
Man kann das sehr kurz zusammenfassen: Das Hauptthema<br />
ist »Abstand«. Das ist das grundsätzliche Thema, um das es die<br />
ganze Zeit geht. Wenn uns jemand im direkten wie im übertragenen<br />
Sinne »zu nahe« tritt, dann läuft in unserem Organismus<br />
dasselbe Programm ab wie bei tatsächlicher Gefahr. Wir<br />
können nicht mehr richtig denken, wir möchten am liebsten<br />
weglaufen und wir können nicht mehr rational agieren. Diesen<br />
emotionalen Stress benutzen einige Menschen. Auch Machtspiele<br />
laufen auf dieser Ebene ab. Also haben alle empfohlenen<br />
Techniken mit dem richtigen Abstand zu tun. Immer ! Diesen<br />
Abstand kann ich sehr unterschiedlich gestalten. Zwei Beispiele:<br />
Einerseits, wenn ich schon vorher weiß, dass mein Grenze überschritten<br />
wird, und andererseits die Situation, wenn so etwas<br />
plötzlich und unerwartet passiert. Da gibt es unterschiedliche<br />
Herangehensweisen. Wenn ich zum Beispiel zur Arbeit muss<br />
und weiß, da ist wieder der Kollege Roth, der meine Einwände<br />
einfach beiseite schiebt und nicht beachtet, dann kann ich<br />
mich vorbereiten, indem ich mir klar mache: Ich kenne meine<br />
Aufgabe und werde meine Bedenken ganz ruhig vertreten. u<br />
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q PETRA VON MINDEN IM INTERVIEW<br />
» Ich schreibe schon mein ganzes Leben lang gern. «<br />
In Findorff seit 1989<br />
Zu Hause und mit einem sicheren Abstand, kann ich mich<br />
gut darauf konzentrieren. Dazu würde ich empfehlen, schon<br />
im Voraus einen sicheren Abstand zu visualisieren. Das heißt,<br />
ich stelle mir zum Beispiel eine Glaswand vor. Ich sehe diese<br />
Glaswand, auch wenn sie gar nicht existiert. Die richte ich dann<br />
in einem angemessen sicheren Abstand ein und sage damit:<br />
»Bis hierhin kannst Du kommen und nicht weiter !« Diesen<br />
Abstand stelle ich mir zwar nur vor, aber in meinem Organismus<br />
verändert diese Vorstellung etwas: Ich fühle mich deutlich<br />
geschützter. Diesen Tipp habe ich in Supervisionen schon ganz<br />
oft weitergegeben. Ich weiß, der klingt verrückt, aber er ist für<br />
die meisten Menschen hochwirksam. Durch diese Technik bin<br />
ich relativ geschützt: Ich weiß, wer ich bin, was ich will und<br />
ich habe mir eine klare Grenze eingerichtet. Es ist erstaunlich,<br />
wie andere Menschen diese Grenze zu spüren scheinen und<br />
darauf prompt reagieren, das ist irre. Dann der zweite Fall: In<br />
einer Situation werde ich verbal überfahren, konnte also meinen<br />
Schutz vorher gar nicht mobilisieren. Keiner ist davor gefeit,<br />
dass jemand plötzlich unsere Grenze überschreitet. Das kann<br />
übrigens auch mit Blicken oder Worten geschehen. Ein abschätziger<br />
Blick ist auch schon eine Grenzüberschreitung. Wieder<br />
geht es um Abstand. Manchmal reicht es tatsächlich, einfach<br />
nur einen kleinen Schritt zurückzugehen, um sich körperlich ein<br />
paar Zentimeter zu entfernen, den Abstand zu vergrößern. Sie<br />
können auch einen Gegenstand, ein Buch oder eine Tasse zur<br />
Hand zu nehmen und so eine »Barriere« zum anderen schaffen.<br />
Auch zeitlich oder inhaltlich können Sie für sich sorgen. Bevor<br />
Sie eine Zusage machen, die Ihnen hinterher wieder leid tut,<br />
könnten Sie sagen: »Darüber werde ich mal nachdenken. Ich<br />
gebe Ihnen nachher Bescheid.« Wenn das nicht geht, weil der<br />
andere Sie bedrängt, bleibt immer noch eine letzte (Notfall-)<br />
Technik, die immer funktioniert: Der Gang auf die Toilette,<br />
eine tatsächlich gesellschaftlich akzeptierte Flucht. Ich gehe<br />
räumlich raus aus der Situation, auf das »stille Örtchen«, und<br />
kann mich sortieren. Ich habe ein bisschen Zeit, ich habe räumlichen<br />
Abstand und kann überlegen, was ich eigentlich wirklich<br />
will. Ich kann meinen Schutz, zum Beispiel die Glaswand,<br />
wieder mobilisieren. Ich kann überlegen, wie ich in die Situation<br />
zurückgehen will und was ich dann sage. Das sind ein paar<br />
Techniken, die man auch gut kombinieren kann.<br />
Über welche Themen würden Sie noch gerne schreiben ?<br />
Ich schreibe schon mein ganzes Leben lang gern – und es fällt<br />
mir relativ leicht. Momentan schreibe ich an einem Buch über<br />
beratende Situationen, wie sie im Alltag zwischen Menschen<br />
stattfinden. Es geht um Grundlagen für beratende Gespräche,<br />
für Laien und für angehende Profis. Ich bin noch ein bisschen<br />
am korrigieren, aber dieser Ratgeber kommt dann wohl Mitte<br />
Juni beim »epubli-Verlag« raus.<br />
Sie arbeiten in Bremen und leben privat in Findorff. Gibt es<br />
bei uns vielleicht mehr potenzielle KlientInnen als anderswo ?<br />
Nein, das sicher nicht, meine KlientInnen kommen aus allen<br />
Berufsgruppen und auch aus allen Herkunftsländern. Ich lebe<br />
schon länger in Findorff, als ich im psychologischen Bereich<br />
arbeite. Der Stadtteil ist zentrumsnah, »multikulti« und es gibt<br />
tolle Geschäfte. Mir gefällt auch die Nähe zum Bürgerpark.<br />
Wir fühlen uns hier einfach pudelwohl.<br />
▼ ÜBER PETRA VON MINDEN<br />
Petra von Minden arbeitet selbständig als Psychologische<br />
Beraterin, Coach, Supervisorin und Dozentin in der Erwachsenenbildung.<br />
Ihre Schwerpunkte sind Kommunikation und<br />
Gesprächsführung, Konfliktbewältigung und Selbstbehauptung.<br />
Privat lebt die 63-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann, der als<br />
Rechtsanwalt tätig ist, seit über 30 Jahren in Findorff. Für alle<br />
interessierten FindorfferInnen und natürlich auch alle anderen<br />
gibt es die Möglichkeit, ein Exemplar des Buches »Meine Grenzen<br />
erweitern: 155 Techniken zur Selbstbehauptung und zum<br />
Abbau innerer Blockaden« direkt bei der Autorin zu erwerben<br />
– gern auch mit persönlicher Widmung. Bei Interesse kann<br />
man sich melden unter Telefon 0421 /35 49 85 oder per E-Mail<br />
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Interview: Leona Ilgner, Foto: Martin Bockhacker ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 14
q BREMEN AUS DER SICHT EINES FLANEURS<br />
q DIE SPARKASSE BREMEN IN <strong>FINDORFF</strong><br />
Nachhaltig und digital<br />
Rom des Nordens: ein Versprechen<br />
V<br />
on unseren nachhaltigen Geldanlagen,<br />
wie BremenKapital<br />
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haben Sie bestimmt<br />
schon gehört. Neu ist<br />
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über das Girokonto. Der Händler erhält<br />
keine Daten, sondern nur die Bezahlbestätigung<br />
durch die Sparkasse.<br />
In einem persönlichen Gespräch erzählen wir Ihnen gerne mehr<br />
dazu. Mein Tipp: Rufen Sie uns an, wenn Sie eine Serviceanfrage<br />
oder einen Beratungswunsch haben. Unter 179-2627 oder per<br />
E-Mail an Filiale27@sparkasse-bremen.de erreichen Sie uns.<br />
Bleiben Sie gesund !<br />
Herzlichst, Saskia Döring, Kundenberaterin<br />
Text: Sakia Döring, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
A<br />
ls dieses Stadtteilmagazin vor vier Jahren<br />
Simone Stöbel, Inhaberin von »modisign«,<br />
in einem Interview befragte, warum sie für<br />
ihr erstes Ladengeschäft die Admiralstraße<br />
123 gewählt hat, sagte sie: »Ich habe vorab<br />
gehorcht, was die Miete wohl<br />
so kosten würde. Dann hat<br />
der Inhaber gewechselt – das<br />
war vorher in meinen heutigen<br />
Räumlichkeiten der bekannte Fotograf Phil Porter. Im<br />
Rückblick betrachtet war er es, der für diese Adresse ein positives<br />
Image aufgebaut hat. Der Standort war durch ihn schon<br />
positiv besetzt; sonst hätte ich das Geschäft nicht übernehmen<br />
können.« Simone Stöbel hat inzwischen ihre Ladenfläche<br />
vergrößert und ist mit »modisign« in die Admiralstraße 158 gezogen.<br />
Nicht nur sie hat expandiert: Auch Phil Porter hat seine<br />
künstlerischen Aktivitäten multimedial massiv ausgebaut und<br />
sein einstiges Findorffer »Revier« auf ganz Bremen ausgeweitet.<br />
Der in eigener Selbsteinschätzung »Hedonist, Voyeur, Ästhet«<br />
ist nach wie vor ein hervorragender Fotograf, aber eben nicht<br />
nur: Porter hat sich größere »Handlungsspielräume« eröffnet<br />
und als personifiziert inszenierte »Marke« konsequent verfolgt.<br />
Wenn es in der Zeit nach »Corona« wieder geht, lädt er demnächst<br />
beispielsweise wieder ein zur »La Rebelión: Maskenball«<br />
mit den Shows »Götter & Gestalten« und »Tanz der Toten« im<br />
BUCHTIPP<br />
»Park Hotel«, veranstaltet »What the Hell« für »Hellfish Tattoo«<br />
als Bremens galanteste Freakshow im »Schuppen 1« und organisiert<br />
für das geneigte Publikum Stadtführungen durch die Bremer<br />
Altstadt als famosen Ritt durch das »Rom des Nordens«. So<br />
empfindet er Bremen und so betitelt er auch ein kleines, feines<br />
gedrucktes Werk, in dem Porter, hier als Literat,<br />
ausgesuchte Sehenswürdigkeiten aus seiner<br />
speziellen Perspektive betrachtet – derartig<br />
interessant geschrieben und neu entdeckt, dass<br />
öde, schnöde Broschüren, mit denen sich Marketingprofis seit<br />
Jahren bemühen, für Bremen zu begeistern, plötzlich ziemlich<br />
hausbacken aussehen. Als begnadeter Selbstinszenierer weiß er,<br />
wie man eine positive Außendarstellung aufbaut und bewirbt<br />
sein Buch wie folgt: »Sex kann man überall auf der Welt haben<br />
– doch nur in Bremen fühlt es sich auch wie Liebe an. Nicht<br />
nur deshalb ist der Titel »Rom des Nordens« kein zufällig gewählter:<br />
Er ist ein Versprechen.« Kann man noch verheißungsvoller<br />
formulieren ? Nein, kann man nicht. Wer sich nicht spätestens<br />
jetzt und sofort unter www.phil-porter.de inspirieren lassen<br />
möchte und »by the way« dieses famose Büchlein bestellt, dem<br />
ist nicht zu helfen. Die 56 Seiten Seiten mit Fotografien von Ben<br />
Drücker gibt es übrigens im Findorffer Bücherfenster und unter<br />
www.philporter.de/shop – und Simone Stöbel hat das besondere<br />
Talent des Bremer Flaneurs von Anfang an erkannt.<br />
Text: Mathias Rätsch, Foto: Soul Chasing Photography ▲<br />
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PROFILE<br />
q STEFAN »KIMBO« GRÄFE IM INTERVIEW<br />
» Ich bin als Pöks hinter dem Tresen herumgelaufen. «<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 20<br />
STEFAN »KIMBO« GRÄFE<br />
KNEIPENWIRT<br />
M<br />
oin Kimbo ! Du betreibst mit Deinen<br />
Partnern Buddle und Madde<br />
seit Anfang 2021 unter dem neuen<br />
Namen »Lugger« die Kneipe im<br />
und den Biergarten am Schlachthof.<br />
Was bedeutet »Lugger« ?<br />
Lugger ist das Segel oder die Segelform<br />
der alten Torfkähne, die auf<br />
dem Torfkanal herum geschippert sind. Wir haben uns für den<br />
Namen entschieden, weil wir einen Bezug zu Findorff und zum<br />
Maritimen wollten, weil wir ein Weltreisekonzept haben. Außerdem<br />
kann man mit »Lugger« tolle Wortspiele machen, so wie<br />
»luggerbleiben«. Auch unsere DJ-Reihe heißt »Luggerrythmus«.<br />
Der Biergarten auf dem Außengelände heißt jetzt »Bierhaven«.<br />
Die Holzhütten sind weg. Was hat sich verändert »drinnen<br />
und draußen« ?<br />
Ich würde sagen: So ziemlich alles. Wir haben den Biergarten<br />
»Bierhaven« genannt, weil wir maritim sind – und auch zwei<br />
Bremerhavener dabeihaben. Madde und ich kommen dort<br />
her und wir nennen Bremerhaven immer »B-haven« (englisch<br />
ausgesprochen, Anmerkung der Reaktion). Das fanden wir<br />
schön, weil es sich ähnlich anhört und wir dazu auch einen<br />
persönlichen Bezug haben. Bei uns gibt es auch keine simplen<br />
Bierbänke. Wir haben alles sehr individuell vom wunderbaren<br />
Immo Wischhusen bauen und entwerfen lassen. Es gibt »Hingucker-Möbel«,<br />
wie es sie bislang in Bremen so noch nicht gab und<br />
die eine andere Art von Gemütlichkeit erzeugen. In der Kneipe<br />
im Schlachthof ist auch fast alles neu. Fast alles ist selbstgebaut,<br />
selbst »gekünstelt«. Der ebenfalls wunderbare Olaf Kock zeichnet<br />
sich zum Beispiel für die Wandgestaltung verantwortlich.<br />
Du bist begeisterter Wahl-Findorffer und im »Lugger« der<br />
Mann vor Ort der »Gäste-Wohlfühl-Macher«. Welche bisherigen<br />
gastronomischen Erfahrungen bringst Du mit ?<br />
Ich bin Quereinsteiger mit dem schon fast üblichen Werdegang<br />
für Gastronomen. Nach Bremen zum Studieren gekommen,<br />
dass dann auch 22 Semester getan und ganz viel nebenher gejobbt.<br />
Dann hatte irgendwann Christoph Lottes, der ein Freund<br />
von mir ist, die Idee, das »Fehrfeld« im Viertel zu eröffnen und<br />
mich als Barchef einzustellen. Von da an ging es richtig los. Erst<br />
habe ich das »Fehrfeld« mit aufgebaut und über fünf Jahre dort<br />
gearbeitet. Dann bin ich ins »PAPP« in die Neustadt gewechselt,<br />
habe es mit aufgebaut und war dort auch der Barchef. Zuletzt<br />
habe ich das »Café Sylvette« in der Kunsthalle mit eröffnet und<br />
mich dort in die Welt des Kaffees verliebt. Ich hatte vorher nie<br />
einen Schluck Kaffee getrunken und fand die neuen Erfahrungen<br />
rund um die braune Bohne sehr spannend. Ich hatte auch<br />
das große Glück, dass ich immer für Freunde in den Läden gearbeitet<br />
habe. Ich war immer mit dabei, wenn es galt, einen neuen<br />
Laden mit anzuschieben. Jetzt möchte ich »Lugger« anschieben,<br />
auf jeden Fall aber weiter drin sitzenbleiben. Es ist anstrengend,<br />
einen Laden mit aufzubauen und bekannt zu machen. Das ist<br />
viel Arbeit, aber auch eine sehr schöne Arbeit. In Findorff im<br />
»Lugger« habe ich meinen »Hafen« gefunden. Der Weg in die<br />
Gastronomie war bei mir insofern auch vorgezeichnet, da meine<br />
Oma immer in Kneipen in Bremerhaven gearbeitet hat und<br />
Kneipen hatte, genau wie meine Mutter. Und da ich ein »Mama-Kind«<br />
war, ist der Weg in die Gastronomie eigentlich klar<br />
gewesen. Rückblickend betrachtet hätte ich gar nicht unbedingt<br />
studieren müssen. (lacht). Ich bin schon als Pöks hinter dem<br />
Tresen herumgelaufen.<br />
Welche Aufgaben haben Buddle und Madde als Betreiber ?<br />
Madde kenne ich mittlerweile seit 35 Jahren. Er gehört zu<br />
meinen allerbesten Freunden. Madde hat lange im Süden für<br />
»Adidas« und »Puma« gearbeitet. Er ist aus unserem Trio derjenige,<br />
der wahnsinnig viel betriebswirtschaftliches Know-how<br />
hat. Er sagt mir, wie viel Budget wir zur Verfügung haben. Er<br />
macht das als Herr der Zahlen nach dem Motto »Nun flipp‘<br />
mal nicht aus.« – denn wenn ich mir die super teuren Kaffeemaschinen<br />
leisten würde, die ich für oben und unten in meiner<br />
Wunschvorstellung gern hätte, dann wäre quasi der ganze<br />
Laden schon bezahlt. Madde ist zudem sehr stilsicher. Buddle<br />
hingegen ist bei uns der »Meister der Veranstaltungstechnik«.<br />
Er ist wahnsinnig stark in technischen Abläufen, in Skizierungen<br />
und sehr genau in Planungsgeschichten. Da ich etwas chaotisch<br />
bin ergänzt sich alles gut. Und Buddle macht die ganzen<br />
buchhalterischen Sachen wie beispielsweise die Personalkosten.<br />
Das muss ich zum Glück nicht machen. Ich kann die ganze<br />
Zeit da sein und mich auch auf das konzentrieren, was ich<br />
gern machen möchte. Beide Partner stehen voll hinter mir. u<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 21
q STEFAN »KIMBO« GRÄFE IM INTERVIEW<br />
» Unbedingt die Gräfe-Fischfrikadellen probieren. «<br />
q PROMOTER HARTWIG KOMAR AUS <strong>FINDORFF</strong><br />
»Optimistisch bleiben ! «<br />
KULTUR<br />
Du bist auch bei den »KulturKraken« aktiv und einer der<br />
Macher von »Lichter der Neustadt«. Haben Du und Deine<br />
Partner mit diesem Background vor, auch Findorff mit<br />
größeren Veranstaltungen kulturell neu zu beleben ?<br />
Ja, so etwas wie »Lichter Findorffs« zu veranstalten kann ich<br />
mir total gut vorstellen; auch um damit gewisse Synergien zu<br />
erzeugen. Toll ist, dass ich mit dem Verein »Kulturzentrum<br />
Schlachthof« einen erstklassigen Veranstalter mit im Haus habe.<br />
Es ist natürlich so, dass ich das Hauptaugenmerk auf die Gastronomie<br />
lege und mich darauf konzentriere. Es wäre darüber<br />
hinaus großartig, mit dem Schlachthof e.V. Hand in Hand neue<br />
Konzepte zu entwickeln. Ein solche Kooperation wäre schön<br />
und als »KulturKraken« würden wir uns darüber sehr freuen.<br />
Doch das ist Hoheitsgebiet des Schlachthofs. Auch im Außenbereich<br />
im »Kolosseum« im Sommer etwas zu veranstalten,<br />
wäre sehr reizvoll. Ich empfehle für Neuigkeiten unsere<br />
Internetseite oder die des Schlachthofs zu besuchen.<br />
Im »Lugger« soll es auch eine Plattform für lokale KünstlerInnen<br />
geben, die von Euch eingeladen sind, mit guten Ideen die<br />
Atmosphäre mitzugestalten. Wie wird das konkret aussehen ?<br />
Wir sind offen für MalerInnen und FotografInnen – und<br />
möchten im »Lugger« optimalerweise alle zwei bis drei Monate<br />
wechselnde Ausstellungen realisieren.<br />
Wie wird die Speisekarte aussehen ?<br />
Ich würde unser Angebot norddeutsch angehauchte, solide<br />
Küche nennen – mit bestimmten »Twists«. Wir haben zum<br />
Beispiel Labskaus auf der Karte. Labskaus machen wir mit<br />
geräucherter Ente statt mit Corned Beef. Christian Macha ist<br />
unser Chefkoch, für uns ist er unser »Leckermacha« ! Er hat<br />
lange im »Canova« gekocht, war im »Chapeau La Vache«, im<br />
»Flagman« in Oberneuland und auch bei »Jan Tabac« in Bremen<br />
Nord. Christian ist ein Koch, der richtig Geschmack in den Fingern<br />
hat und zugleich ein wahnsinnig toller Mensch ist. »Icke«<br />
ist sein Spitzname. Er lebt seit über 20 Jahren in Bremen und<br />
weigert sich weiterhin Hochdeutsch zu sprechen. Er berlinert<br />
immer noch wie ein »waschechter«. Es wird auf der Speisekarte<br />
auch Currywurst geben. Die gehört für uns zu einem Biergarten<br />
einfach dazu. Wir haben eine ehrliche, nachhaltige Küche.<br />
Der Veggie und Vegan-Anteil ist in etwa Hälfte-Hälfte im<br />
Vergleich zum Fleischanteil. Sich vegan oder vegetarisch zu<br />
ernähren macht einfach immer mehr Sinn. Das Fleisch kommt<br />
von einem regionalen Anbieter. Man kann tatsächlich die<br />
Tiere besuchen und gucken wie sie gehalten werden. Darauf<br />
werden wir aber auch in der Karte und im Internet hinweisen.<br />
Es gibt auf unserer Karte außerdem Fisch und auch verschiedene<br />
Fischbrötchen mit einer unschlagbar leckeren Fischfrikadelle.<br />
Die ist handgemacht nach einem alten Rezept meiner<br />
Familie. Die Speisekarte besteht aus etwa zwölf Gerichten und<br />
sogenannten »Trinkbegleitern«. Und da wir mit der »Lugger«<br />
eine Weltreise machen, steuern wir kulinarisch ca. alle zwei<br />
Monate einem anderen Hafen an. Je nachdem wo wir gerade<br />
angelegt haben, gibt es in Tel Aviv zum Beispiel Falafel und<br />
Shakshuka, sowie einen israelischen Wein und auch einen<br />
speziellen Cocktail.<br />
Gibt es kulinarische Angebote, die man nur bei Euch findet ?<br />
Auf jeden Fall unbedingt die Gräfe-Fischfrikadellen probieren.<br />
Wir werden das Rad nicht komplett neu erfinden, aber es vielleicht<br />
nur ein wenig runder machen.<br />
Dein persönliches »Highlight« als Empfehlung ?<br />
H<br />
allo, Hartwig ! Nahezu das gesamte Business<br />
Deiner Branche ist weggebrochen. Wie hat<br />
»ON STAGE« diese Zeit überstanden ?<br />
Mit Leeraufwand für mehrfach verschobene<br />
Tourneen. Wir haben uns auf die Entwicklung<br />
des Label-Geschäfts von »ON STAGE<br />
records« und die Restrukturierung und Erweiterung<br />
des Unternehmens konzentriert.<br />
Kannst Du die Einnahmeverluste prozentual beziffern ?<br />
Die Verluste betragen tatsächlich 100 Prozent. Rein gar nichts<br />
ging mehr. Zum Glück gab es die staatlichen Hilfen.<br />
Deine Agentur in Findorff arbeitet viel mit älteren MusikerInnen<br />
zusammen. Wie gehen MusikerInnen mit dem<br />
Stillstand um, die sonst dafür »brennen«, live vor Publikum<br />
zu spielen ?<br />
Sie üben sich in Geduld und nutzen die Zeit, um neue Alben<br />
zu produzieren. Einige haben sich verständlicherweise aus dem<br />
Live-Geschäft in den Ruhestand zurückgezogen.<br />
Siehst Du Licht am Ende des dunklen Corona-Tunnels ?<br />
Ja, aber ich teile die Euphorie nicht, die in der Branche zum<br />
Teil herrscht, dass gleich nach Öffnung der Clubs und Konzerthallen<br />
ein ausgehungerter »Run« auf die Konzerte entsteht.<br />
Eher glaube ich, dass es zaghaft und langsam wieder startet.<br />
»ON STAGE tour & concert promotion« kündigt Konzerte<br />
ab dem Herbst 2021 an. Wird es »live« wie früher werden ?<br />
Ich denke nicht, dass das Vorniveau jemals wieder erreicht<br />
wird. Wohin die Entwicklung geht, kann man noch nicht<br />
sagen. Nur eines ist sicher: Die Ticketkosten werden steigen.<br />
Kann man Euch durch frühzeitigen Ticketkauf unterstützen ?<br />
Ein frühzeitiger Ticketkauf wird in Zukunft für die Besucher-<br />
Innen noch wichtiger, da noch lange Begrenzungen der<br />
BesucherInnenzahlen bestehen bleiben werden.<br />
Was passiert, wenn Konzerte nicht stattfinden, weil die Pandemie<br />
doch länger andauert oder sich erneut verschärft ?<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 22<br />
Glasklar: Lecker »Flötzinger Helles« oder einen von unseren<br />
leckeren Cocktail-Kreationen oder vielleicht doch einen Wein ?<br />
▼ ÜBER »LUGGER«<br />
Betreiber der Kneipe im Schlachthof und des Biergartens<br />
»Bierhaven« im Außenbereich in der Findorffstraße 51 ist die<br />
Mecking, Ladehoff GbR. Geöffnet ist an sieben Tagen die<br />
Woche. An Sonntagen wird Frühstück und Frühschoppen angeboten.<br />
Der »Bierhaven« ist ab 15:00 Uhr geöffnet. Warme Küche<br />
gibt es ab 17:00 Uhr. Speisen können auch zu den Öffnungszeiten<br />
telefonisch vorbestellt und abgeholt werden. Infos und die<br />
Speisekarte des »Lugger« gibt es auf www.luggerbleiben.de<br />
Interview: Nicole Henze, Foto: Norman Böttger ▲<br />
Dann »gute Nacht Marie«. Natürlich werden wie bisher<br />
gekaufte Tickets erstattet, beziehungsweise behalten die<br />
Gültigkeit für Nachholtermine. An dieser Stelle ein großes<br />
Dankeschön an alle Geduldigen für ihr Verständnis.<br />
Welche Highlights kannst Du für demnächst ankündigen ?<br />
Wir wollen optimistisch bleiben und freuen uns für den<br />
»Neustart« live auf WATERSHED, Carl Palmer’s ELP, Laura<br />
Cox, Nektar, Stan Webb’s Chicken Shack; Véronique Gayot,<br />
als Newcomerin, gehört ebenfalls zu den Highlights. Auch<br />
interessante Tribute Shows wie die Jack Moore Band und die<br />
CCR Revival Band sind im Programm. Einige der verschobenen<br />
Shows finden sich aber erst im Programm 2022 wieder.<br />
Vielen Dank für das Gespräch. Wir sehen uns live vor Ort.<br />
Mehr Informationen unter www.onstage-promotion.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Thomas Borchardt ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23
THEMA<br />
q FAKTEN STATT LEGENDEN: ANWALT DR. OLAF DILLING KLÄRT ÜBER BEWOHNERPARKEN AUF<br />
» Halb aufgesetztes Parken auf Gehwegen ist illegal.«<br />
H<br />
ändlerInnen warnen angesichts der geplanten<br />
Einführung von Bewohnerparken in<br />
Findorff vor Parkchaos: »Protest gegen das<br />
geplante Bewohnerparken in Findorff /<br />
Angst um Kunden« war in einem Artikel<br />
im »Weser Report« zu lesen. Zitat: »Das<br />
Parkchaos wäre programmiert. Eine Verödung<br />
des Stadtteils könnte folgen«, warnt<br />
der Verein Findorffer Geschäftsleute e.V.,<br />
dem ca. 20 Prozent der Unternehmen im Stadtteil angehören.<br />
Fakten statt Vermutungen sind gefragt – und das Wissen des<br />
Experten: Wir haben Rechtsanwalt Dr. Olaf Dilling gebeten,<br />
über die sechs beliebtesten Legenden zum »Bewohnerparken«<br />
aufzuklären. Bitte sachlich einsteigen – und los geht es !<br />
mit mehr als einem Auto. Auf den Punkt gebracht: Der ohnehin<br />
knappe Platz wird seit Jahren immer ungerechter verteilt.<br />
Halb aufgesetztes<br />
Parken ist auf<br />
Gehwegen erlaubt.<br />
Es fallen hunderte<br />
an vorhandenen<br />
Parkplätzen weg.<br />
Starten wir gleich direkt mit der beliebtesten Legende im Protest<br />
gegen das Bewohnerparken: Tatsächlich werden in Findorff<br />
genauso wenig Parkplätze wegfallen, wie in den anderen Quartieren,<br />
in denen das Bewohnerparken bereits eingeführt wurde.<br />
Denn schon aktuell gibt es in Bremer Wohnquartieren fast doppelt<br />
so viele Kraftfahrzeuge wie vorhandene legale Parkplätze.<br />
Dies ist bisher vielen AutofahrerInnen nur nicht aufgefallen.<br />
Warum ? Bisher wurden von der Bremer Verwaltung die Regeln<br />
für das Halten und Parken, wie sie in der Straßenverkehrsordnung<br />
vorgesehen sind, nicht durchgesetzt. Deshalb sind in<br />
vielen Straßen zahlreiche illegale »Parkmöglichkeiten« entstanden.<br />
Dass dagegen nicht vorgegangen wird, beruht zum Teil auf<br />
mangelnder Ausstattung mit Personal, zum Teil auf politisch<br />
motiviertem Opportunismus. Legal ist es ganz bestimmt nicht.<br />
Darüber hinaus verstößt das Falschparken auf Rad- und Gehwegen<br />
auch gegen die Rechte anderer VerkehrsteilnehmerInnen,<br />
die genauso wie AutofahrerInnen Bedarf an gleichberechtigter<br />
Teilhabe am öffentlichen Raum haben. Und das sind gar nicht<br />
so wenige: Inzwischen verzichten in den innenstadtnahen Vierteln<br />
in Bremen knapp die Hälfte der Haushalte auf das eigene<br />
Kraftfahrzeug. Allerdings steigt auch die Zahl der Haushalte<br />
Auch wenn ganze Straßenzüge betroffen sind: Das halb aufgesetzte<br />
Parken auf Gehwegen ist auf den engen Bremer Gehwegen<br />
illegal und führt zu erheblicher Behinderung des Fußverkehrs.<br />
Insofern unterscheidet es sich nicht viel von anderen, oft auch<br />
massenhaft begangenen Verkehrsverstößen, wie bei »rot« über<br />
eine Ampel zu gehen. Im Unterschied zu regelwidrig laufenden<br />
FußgängerInnen, die ganz schnell wieder von der Fahrbahn<br />
sind, steht das falsch geparkte Auto oft über Wochen oder sogar<br />
Monate falsch da, ohne dass der Halter des Fahrzeuges für die<br />
dadurch behinderten FußgängerInnen ansprechbar wäre.<br />
Tatsächlich sieht die Straßenverkehrsordnung vor, dass am<br />
rechten Rand der Fahrbahn geparkt wird. Nur wenn es ausdrücklich<br />
durch ein Verkehrsschild oder durch Markierungen<br />
ausgewiesen ist, ist das aufgesetzte Parken auf Gehwegen<br />
erlaubt. Das setzt aber erst einmal voraus, dass überhaupt<br />
genug Platz vorhanden ist. In Bremer Wohnvierteln ist dies bei<br />
typischen Straßenbreiten von zehn Metern fast nirgendwo der<br />
Fall. Selbst dort, wo das Gehwegparken in Bremen angeordnet<br />
wurde, entspricht es so gut wie nie den rechtlichen Vorgaben:<br />
Die aktuellen Vorschriften sehen eine Restbreite des Gehwegs<br />
von mindestens 1,80 m zuzüglich Sicherheitsabständen vor.<br />
Ansonsten kommen Menschen mit Kinderwagen oder in Rollstühlen<br />
nicht aneinander vorbei. Das heißt, dass zum Beispiel<br />
gehbehinderte Menschen auf die Fahrbahn ausweichen oder –<br />
unter Umständen mehrfach – die Straße queren müssen. Gerade<br />
für mobilitätseingeschränkte Personen oder Familien mit kleinen<br />
Kindern ist das ein »No-Go«. Schlimm ist es an Tagen, an denen<br />
die Müllabfuhr kommt. Dann passt auch ein einzelner Kinderwagen<br />
nicht mehr an den auf den Gehweg gestellten Tonnen vorbei.<br />
Auf der Fahrbahn muss überall eine Durchfahrt von gut drei<br />
Metern frei bleiben. Sonst kommt die Feuerwehr nicht durch.<br />
Als in Bremen die Schilder in den 1970er Jahren aufgestellt<br />
wurden, waren die Autos noch wesentlich schmaler. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 24<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 25
q FAKTEN STATT LEGENDEN: ANWALT DR. OLAF DILLING KLÄRT ÜBER BEWOHNERPARKEN AUF<br />
» Öffentliche Straßen sind für alle da ! «<br />
So war der VW Golf 1978 noch knapp 1,60 m breit. Heute ist<br />
nicht nur dieses Modell noch 20 cm breiter. Mit Spiegeln ist<br />
er sogar mehr als zwei Meter breit, wie übrigens mehr als die<br />
Hälfte der heute zugelassenen Kraftfahrzeuge. Zulässig sind<br />
Breiten bis 2,55 m, ein Maß, das vor allem von Wohnmobilen<br />
auch ausgereizt wird. Diese Entwicklung zeigt: Für die heutigen<br />
Kraftfahrzeuge ist auf Gehwegen schlicht kein Platz mehr.<br />
Einen individuellen Anspruch auf einen Parkplatz in Wohnortnähe<br />
gibt es im deutschen Recht nicht. Es sei denn, der befindet<br />
sich im eigenen Keller, der zur Tiefgarage ausgebaut worden ist.<br />
Nur dann gibt es an dem Parkplatz Privateigentum. Alle anderen<br />
Parkplätze befinden sich im öffentlichen Verkehrsraum. Alle<br />
dort liegenden Parkplätze dienen dem Gemeingebrauch. JedeR<br />
kann sie beanspruchen – aber niemand individuell. Es hängt<br />
daher von der Zahl und Größe der im Quartier vorhandenen<br />
Autos ab, ob der Wunsch nach einem Parkplatz in Wohnortnähe<br />
erfüllt werden kann. Deshalb ließe sich das Versprechen,<br />
dass individuelle Parkplätze garantiert werden, auch beim<br />
besten Willen nicht einhalten. Es reicht, dass sich jemand für<br />
die Sommerferien ein Wohnmobil kauft, oder eine Familie, die<br />
bisher auf ein Auto verzichtet hatte, aus Frust über die illegal<br />
zugeparkten Gehwege sich doch wieder ein neues Fahrzeug<br />
anschafft. Und schon fehlt ein weiterer Parkplatz.<br />
Eine andere Frage ist, ob insgesamt genug Parkplätze zur Verfügung<br />
stehen, um potentiell alle vorhandenen Kraftfahrzeuge im<br />
Quartier aufzunehmen. So wünschenswert das für AutofahrerInnen<br />
sein mag: Es geht im urbanen Umfeld immer zu Lasten<br />
anderer VerkehrsteilnehmerInnen. Und – auch wenn manche<br />
sich erfolgreich gegen die Einsicht wehren – öffentliche Straßen<br />
sind für alle da ! Unabhängig davon, ob jemand mit dem Auto,<br />
dem Fahrrad, zu Fuß oder mit Bus und Bahn unterwegs ist.<br />
Bereits jetzt stellen die Kommunen für den Kraftfahrzeugverkehr<br />
überproportional viel öffentlichen Verkehrsraum zur<br />
Verfügung; in Form von Flächen für den fließenden, wie für<br />
den ruhenden Verkehr. Dabei werden inzwischen ein Großteil<br />
der Wege in der Stadt per Fahrrad, zu Fuß oder mit dem<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26<br />
JedeR bekommt<br />
einen Parkplatz<br />
vor der Tür.<br />
ÖPNV zurückgelegt. Rein theoretisch wäre es schon möglich,<br />
wohnortnahe Parkplätze zu schaffen, damit jeder Familie auch<br />
für Zweit- und Drittwagen, für Wohnmobile und Bullis legale<br />
Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dafür müssten für<br />
den Kfz-Verkehr weitere Flächen in Anspruch genommen und<br />
kostspielig bebaut werden. Angesichts der Wohnungsnot ist das<br />
keine wirklich attraktive Option. Zudem wird angesichts der<br />
aktuellen Immobilienpreise deutlich, wie wertvoll die Flächen<br />
sind, die auch bisher schon für Parkplätze zur Verfügung<br />
stehen. Können Haushalte mit eigenen Autos erwarten, diese<br />
Flächen auch weiterhin umsonst zu bekommen ?<br />
Bewohnerparken<br />
wird bis zu 600<br />
Euro kosten.<br />
Bisher ist das Parken von Kraftfahrzeugen in deutschen Städten<br />
bei Weitem nicht kostendeckend. Das heißt, dass aus öffentlichen<br />
Haushalten kräftig dazu gebuttert wird. Die bislang gratis<br />
zur Verfügung gestellten Parkplätze werden von allen SteuerzahlerInnen<br />
gleichermaßen bezahlt. Egal ob sie selbst vorhandene<br />
»Carsharing«-Angebote nutzen, mit dem Rad fahren oder<br />
öffentliche Verkehrsmittel benutzen.<br />
Dass manche ohne Gegenleistung einen großen Teil des<br />
Verkehrsraums in Beschlag nehmen dürfen und andere dafür<br />
bezahlen, ist ungerecht und außerdem sozial unausgewogen.<br />
Denn gerade sozial Schwache oder alte Menschen haben oft<br />
kein Auto. Die sind dann oft jedoch auch besonders von dem<br />
Parkdruck auf den Gehwegen betroffen.<br />
Bis vor kurzem waren die Gebühren für das Bewohnerparken<br />
gesetzlich bei 30 Euro im Jahr gedeckelt. Das hatte zur Folge,<br />
dass die Kommunen noch nicht einmal die Verwaltungskosten<br />
davon bezahlen konnten – also beispielsweise die Kosten für die<br />
Ausstellung der Parkausweise und die Parkraumüberwachung.<br />
Hinzu kommt noch die Instandhaltung der Infrastruktur, denn<br />
die immer schwereren Autos beschädigen die Bordsteine und<br />
darunter liegende Leitungen. Entgegen der Vorstellung mancher<br />
AutofahrerInnen reicht die Kfz-Steuer bei weitem nicht,<br />
um diese Kosten zu decken. Aus Sicht der Kommunen ist es<br />
daher nachvollziehbar, dass für die Bewohnerausweise die u<br />
Café Werkstatt<br />
Neu: BioEis bey Kaemena, Eisdiele im »Lederi« Hemmstr. 202<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 27
q FAKTEN STATT LEGENDEN: ANWALT DR. OLAF DILLING KLÄRT ÜBER BEWOHNERPARKEN AUF<br />
» Aufenthaltsqualität macht Geschäftsviertel attraktiv.«<br />
q MATHIAS RÄTSCH ÜBER EIN WIEDERKEHRENDES THEMA IN DER LOKALPOLITIK<br />
» (K)ein Logo für Findorff ? «<br />
Gebühren erhöht werden müssen. Es besteht in Bremen jedoch<br />
unter den politischen Parteien Konsens, dass DurchschnittsverdienerInnen,<br />
RentnerInnen oder HandwerkerInnen »sozialverträglich«<br />
belastet werden sollen. Aktuell im Gespräch sind<br />
zwischen 100 und 365 Euro im Jahr. Diese Summen liegen<br />
mit unter einem Euro am Tag deutlich unter dem Betrag, den<br />
NutzerInnen des ÖPNV täglich für ihre Tickets ausgeben.<br />
Die Vorstellung, dass es so etwas wie ein Gewohnheitsrecht auf<br />
Gehwegparken gibt, wird immer wieder geäußert. Aber sie wird<br />
durch die häufige Wiederholung nicht richtiger. So ist es auch mit<br />
dem Gehwegparken: Es wird dadurch, dass es seit Jahren in Bremen<br />
zu Unrecht praktiziert wird, nicht legal. Es gibt in Deutschland<br />
zwar Fälle von Gewohnheitsrecht, Voraussetzung ist dabei<br />
aber stets eine Praxis, bei der nicht gegen bereits gesetzlich oder<br />
per Verordnung geregelte Normen verstoßen wird. Dies ist aber<br />
nicht der Fall. Da die Regelungen über das Halten und Parken<br />
Bundesrecht sind, kann Bremen diese nicht per Gesetz oder Verordnung<br />
neu regeln. Zudem würde dies gegen völkerrechtliche<br />
Verpflichtungen Deutschlands zur Barrierefreiheit und Teilhabe<br />
nach der UN-Behindertenrechtskonvention verstoßen.<br />
Wo es einen gewissen Spielraum gibt, ist bei der Verfolgung<br />
des Falschparkens. Da es sich nicht um Straftaten, sondern nur<br />
um Ordnungswidrigkeiten handelt, kann die Verwaltung im<br />
Einzelfall von der Verfolgung absehen. Allerdings darf die Verwaltung<br />
Rechtsverstöße nicht systematisch dulden, so dass die<br />
Wertungen des Gesetz- und Verordnungsgebers leer laufen. Dies<br />
ist bisher in Bremen der Fall gewesen. Deswegen ist bereits ein<br />
Verfahren beim Verwaltungsgericht anhängig, in dem BewohnerInnen<br />
geklagt haben, weil sie wegen der FalschparkerInnen die<br />
Gehwege vor ihren Häusern nicht mehr benutzen können. Aller<br />
Voraussicht nach wird der Klage stattgegeben. Dann werden die<br />
Behörden die Rechte von FußgängerInnen auch ohne Einführung<br />
des Bewohnerparkens durchsetzen müssen. Mit der Folge, dass<br />
die BewohnerInnen mit ortsfremden AutofahrerInnen um die<br />
dann noch knapperen Parkplätze konkurrieren.<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28<br />
Die Straßenverkehrsordnung<br />
ist<br />
verhandelbar.<br />
Ich gebe zu: Ich wohne in Peterswerder – und kaufe überwiegend<br />
in »meinem« Stadtteil, im Viertel und in der Innenstadt<br />
ein. Es ist in Bremen überwiegend so, dass man lokal vor Ort<br />
einkauft. Ich denke, dass es auch ohne Bewohnerparken keine<br />
gute Idee wäre, für den Einkauf mit dem Auto nach Findorff zu<br />
fahren. Ich würde mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
hinfahren. FindorfferInnen berichten, dass den Einzelhandel<br />
dort seine Erreichbarkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad<br />
attraktiv macht – und die leidet unter zugeparkten Gehwegen.<br />
Dass der Einfluss der Erreichbarkeit mit dem Auto auf den Umsatz<br />
systematisch überschätzt wird, zeigen mehrere Studien, bei<br />
denen die Einführung von Fußgängerzonen oder verkehrsberuhigten<br />
Geschäftsbereichen ausgewertet wurde. Städte, die<br />
Parkraummanagement etabliert haben, haben laut Aussagen<br />
dieser Studien eine große Zufriedenheit bei Einzelhandel und<br />
AnwohnerInnen. Wichtig sind zwei Faktoren: Durch Parkraumbewirtschaftung<br />
können DauerparkerInnen verdrängt werden,<br />
so dass KurzzeitparkerInnen eher einen Parkplatz finden.<br />
Voraussetzung sind Parkplätze, die auch für Auswärtige durch<br />
Entrichtung von Parkgebühren benutzt werden können. Das<br />
Fazit: Aufenthaltsqualität macht Geschäftsviertel attraktiv<br />
und erhöht die Kundennachfrage.<br />
▼ ÜBER DR. OLAF DILLING<br />
Unternehmen in<br />
Findorff verlieren<br />
KundInnen.<br />
Dr. Olaf Dilling ist seit 20<strong>18</strong> als Rechtsanwalt aktiv. Er blickt<br />
auf mehr als 15 Jahre wissenschaftliche und beratende Tätigkeit<br />
im Verwaltungsrecht, vor allem im Umweltrecht, zurück. Seine<br />
Schwerpunkte liegen in verwaltungsrechtlichen, chemikalien‐,<br />
abfall- und naturschutzrechtlichen sowie immissionsschutzrechtlichen<br />
Fragen. Dr. Dilling hat an umfangreichen Gutachten<br />
für Ministerien und Bundesbehörden mitgewirkt und internationale<br />
Erfahrungen im Bereich der umweltrechtlichen Politikberatung.<br />
Er verfügt über umfangreiche Lehr- und Vortragsexpertise.<br />
Neben dem Umweltrecht engagiert sich Dr. Dilling<br />
im Kitarecht. www.re-rechtsanwaelte.de/dr-olaf-dilling<br />
Text: Dr. Olaf Dilling, Foto und Illustrationen: Shutterstock ▲<br />
B<br />
raucht Findorff ein eigenes Logo ?« Diese<br />
Frage ist seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit<br />
ein beliebter Tagesordnungspunkt für den<br />
Beirat Findorff – zuletzt gestellt im Fachausschuss<br />
»Wirtschaft, Kultur, Inneres und Sport«<br />
Ende 2020. Die bisherigen Diskussionen über<br />
ein Stadtteillogo sind vergleichbar mit Fachsimpeleien<br />
von Fans über Werder Bremen:<br />
Alle können irgendwie mitreden, aber<br />
kaum jemand hat tatsächlich fundierte fachliche<br />
Kompetenzen. »Fachsimpelei« trifft es daher<br />
gut: Die dient als lockeres, informelles<br />
Gespräch nicht der Lösung einer bestimmten<br />
Aufgabe in einem Lern- oder<br />
Arbeitsprozess, sondern hat oft eine<br />
andere Funktion. Aber auch lokalpolitische<br />
Profilierungsversuche über<br />
ein »weiches« Thema sind keineswegs<br />
verboten. Zielgerichtet eine Lösung zu<br />
entwickeln sieht allerdings anders aus.<br />
Der Höhepunkt der Logo-Diskussionen war<br />
damals im Mai 2015 erreicht.<br />
Am runden Tisch »Wirtschaftszentrum<br />
Findorff – Leben und<br />
Einkaufen« wurden mehrere<br />
Logos präsentiert. Wilde<br />
Diskussionen entbrannten. Eine Entscheidung gab es nicht.<br />
Gudrun Goldmann, Chefredakteurin des »Zett Magazins«,<br />
Bremens Zeitschrift für Stadtkultur, brachte es damals in einem<br />
Kommentar online in einem Gästebuch gut auf den Punkt: »Ein<br />
Logo zu entwickeln ist schwierig, zumal wenn der Stadtteil<br />
keine klare Definition hat... man kann ein gutes Logo nur<br />
entwickeln, wenn man weiß, was es ausdrücken soll. Zurück<br />
auf Los und gemeinsam darüber nachdenken, was Findorff<br />
ausmacht, was soll ein Logo aussagen über den Ort, an dem<br />
wir leben.« Absolut richtig: Ohne Zielsetzungen kein Konzept;<br />
ohne Konzept keine Positionierung; ohne Positionierung keine<br />
Bewertungskriterien; ohne Bewertungskriterien keine Grundlage<br />
für die Bewertung und Entscheidung über einen Logoentwurf.<br />
Für Gestaltungsprofis unverzichtbar vor dem Designprozess:<br />
die Erarbeitung einer Konzeption. Eine systematische Vorgehensweise<br />
ist gefordert. Es sind dafür folgende Fragen zu klären:<br />
• Warum und wofür braucht Findorff Stadtteilmarketing –<br />
und damit verbunden: ein eigenes Logo ?<br />
• Welche Zielsetzungen hat das Stadtteilmarketing ?<br />
• Wie ist Findorff als Stadtteil zu positionieren ?<br />
• Welche kommunikativen Maßnahmen folgen daraus ?<br />
• Welcher Etat ist für nachhaltige Lösungen notwendig ?<br />
Wenn es auf Basis der Konzeption soweit ist, ein Logo<br />
STADTTEILMARKETING<br />
entwickeln zu lassen, sollten übergeordnet folgende Kriterien<br />
gelten: Ziel im Gestaltungsprozess ist nicht vorrangig die Darstellung<br />
der Dinge, wie sie sind, sondern die Darstellung einer<br />
idealtypischen Realität. Ein Logo ist daher kein von der Identität<br />
und Positionierung des Absenders los gelöstes Dekorelement, kein<br />
Abbild einer »Laune«, die man ständig wechselt, kein Ersatz für<br />
ein einheitlich gestaltetes Corporate Design und keine Antwort<br />
auf persönliche »Geschmacksfragen«. Ein Logo hat eine klare<br />
Funktion: Es soll subjektive Wahrheiten visuell gestaltet »objektivieren«<br />
sowie die Vision der Identität des Absenders<br />
individuell codieren.<br />
Auch wichtig: Wenn die FindorfferInnen sich<br />
mit »ihrem« Logo identifizieren sollen, sind<br />
die Entwürfe und Kriterien öffentlich zu<br />
kommunizieren. – auch um durch Transparenz<br />
eine breite Akzeptanz zu schaffen.<br />
Was aber ist, wenn es nicht gelingen sollte,<br />
ein überzeugendes Konzept für ein professionelles<br />
Stadtteilmarketing und Logo in Findorff<br />
zu realisieren? Dann wird der Stadtteil weiterhin<br />
in seiner Identität durch die vielen, unterschiedlichen<br />
Aktivitäten, Initiativen und<br />
Vereine mit vielen, individuellen<br />
Logos repräsentiert: Die Einheit liegt<br />
dann, wie bisher auch, in der bunten<br />
Vielfalt Findorffs – und ein eigenes<br />
»Logo für Findorff« bleibt »nice to have«, ist aber auch nicht<br />
zwingend erforderlich – zumal <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
als professionell realisiertes Stadtteilmagazin seit Jahren viel für<br />
die Identifikation der FindorfferInnen mit ihrem Stadtteil leistet.<br />
Mathias Rätsch ist Diplom-Designer, Texter, Kommunikationswirt<br />
und Herausgeber. Mit »rätsch Communications« entwickelt<br />
er für seine AuftraggeberInnen intelligente Lösungen für<br />
die Unternehmenskommunikation. Mehr auf www.raetsch.de<br />
Foto: Africa Studio, www.shutterstock.com ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 29
q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />
+++ Der SKATERPLATZ am SCHLACHTHOF soll einen<br />
Namen bekommen. Der Fachausschuss »Wirtschaft, Kultur, Inneres<br />
und Sport« des Beirats Findorff hat einstimmig den Beschluss<br />
gefasst, eine Benennung des Platzes vor dem Schlachthof zu<br />
unterstützen. Mit dem Namen »Familie Schwarz-Platz« verbindet<br />
sich die Erinnerung an die schrecklichen Leiden der Sinti und<br />
Roma während der NS-Zeit und an ihre Deportation im März<br />
1943, die auf dem Gelände des Schlachthofs in Bremen begann.<br />
Mit der Namensgebung soll die Verbindung zu der bereits auf<br />
dem Platz aufgestellten Erinnerungs-Stele hergestellt werden, an<br />
der jährliche Gedenkveranstaltungen durchgeführt werden.<br />
+++ Das <strong>FINDORFF</strong>ER GESCHICHTSBUCH lässt uns<br />
die spannende Geschichte unseres »Dorffes« erleben.<br />
Wissen Sie schon, was vorher auf dem Gelände<br />
der Messehallen stand und kurze Zeit später<br />
wieder abgerissen wurde ? Kennen Sie schon<br />
die Geschichte hinter der Jan-Reiners-<br />
Bahn ? Ist Ihnen bewusst, dass auf dem<br />
Findorff-Grund früher Torfbauern ihr täglich<br />
Brot erwirtschaften mussten ? All diese<br />
Fragen beantwortete Hans-Peter Mester<br />
kurz vor seinem Tod 2016 mit historischem<br />
Hintergrundwissen und fast 300 Bildern der<br />
Vergangenheit. Das Buch gibt es im »Findorffer<br />
Bücherfenster« oder online im Shop über<br />
www.kellnerverlag.de<br />
+++ Darf es ein spannender Krimi von<br />
Henning Mankell, ein fantasievolles<br />
Jugendbuch von Phillip Kerr oder eine<br />
amüsante Satire von Horst Evers sein ? Im<br />
Vorgarten der Zwickauer Straße 19 steht ein knallroter Bücherschrank<br />
in Findorff, der in Corona-Zeiten hungrigen LeserInnen<br />
seitenweise besten »Lesestoff« bietet. Nicht gewusst ? Man kann<br />
aus dem Schrank mit dem Schriftzug BÜCHERDORF vorhandene<br />
Bücher einfach mitnehmen oder aber mitgebrachte Bücher neu<br />
einstellen. Neben Belletristik gibt es auch eine Menge Sachbücher,<br />
Kinderbücher und sogar englischsprachige Bücher. Die Idee<br />
dazu hatte vor Jahren Hausbewohner ULLI HAHNDORF, der<br />
zugleich der Initiator von »Bücherdorf« ist. Es hat damals etwas<br />
gedauert, bis ein passender Schrank gefunden war, welcher im<br />
DORFFKLATSCH<br />
Außenbereich allen Wetterbedingungen Stand hält. Die etwas<br />
längere Suche hat sich gelohnt: Der perfekt lackierte und für<br />
seinen Zweck bestens gewählte Metallschrank ist auch optisch<br />
ein wahres Schmuckstück, in dem Tag und Nacht an die zweihundert<br />
Bücher verschiedener Genres und für jeden Geschmack<br />
bereitgehalten werden – kostenlos für Leserinnen und Leser aller<br />
Altersgruppen. Ulli Hahndorf freut sich übrigens über Nachschub<br />
an guten, zeitlosen Gebrauchtbüchern, die mehr als nur eine/n<br />
LeserIn verdient haben. Wer interessante Bücher abzugeben hat,<br />
kann sie gern vorbeibringen und einstellen. Alles, was es an Büchern<br />
nicht im Schrank gibt, gibt es im Findorffer Bücherfenster<br />
als aktuellen »Lesestoff« frischgedruckt zu kaufen. Kontakt zum<br />
Initiator des Bücherschranks in der Zwickauer Straße 19<br />
gibt es per E-Mail unter buecher@hahndorf.de<br />
+++ Wie steht es um die Öffnungszeiten<br />
und Angebote der RECYCLINGSTATION<br />
<strong>FINDORFF</strong> ? Die Stadtteilbeiräte Findorff,<br />
Walle und Gröpelingen im Bremer Westen<br />
haben ihre Arbeit getan und sich mit einer<br />
überwältigenden Zustimmung für einen<br />
gemeinsamen Beschluss zum Entwicklungsplan<br />
2024 ausgesprochen. Sie fordern in<br />
diesem Beschluss die wieder rekommunalisierte<br />
Bremer Stadtreinigung auf, den »Entwicklungsplan<br />
2024 zur Neuorganisation der Bremer<br />
Recyclingstationen« zu überarbeiten – und<br />
setzen sich dafür ein, dass die Recyclingstationen<br />
Findorff und Oslebshausen mit<br />
ihrem breiten Entsorgungsangebot erhalten<br />
bleiben müssen. Unterstützt wurde und<br />
wird die Forderung u. a. von »Leben in Findorff«, dem Bürgerverein<br />
Findorff und der Klimazone Bremen-Findorff. Auch<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> war dabei. Ausschlaggebend<br />
für das Stimmungsbild im Bremer Westen sind aber nicht nur alle<br />
Beiräte im Bremer Westen, sondern in erster Linie die EinwohnerInnen<br />
in den drei Stadtteilen. Über 6.400 BürgerInnen haben mit<br />
einer in Bremen in den letzten Jahren beispiellos hohen Zahl an<br />
Unterschriften ihren Protest zu den Plänen manifestiert – mittels<br />
einer Petition, die man analog und online zeichnen konnte.<br />
Textredaktion: Mathias Rätsch, Foto: Ulli Hahndorf ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30
▼ GASTROAUTORIN NICOLE HENZE ÜBER »PRIME BURGER« IN DER <strong>FINDORFF</strong>STR. 54<br />
Findorff ? Ein burgerlicher Stadtteil !<br />
R<br />
amadan Uzunkaya kommt<br />
ursprünglich aus dem<br />
nordwestlichen Bremer<br />
Stadtteil Oslebshausen.<br />
Aber sein komplett neu<br />
gestaltetes Burgerrestaurant<br />
hat er Anfang 2021<br />
aus guten Gründen in<br />
Findorff eröffnet. Der Standort<br />
befindet sich gleich gegenüber dem Schlachthof<br />
in der Findorffstraße 54 und (wie passend) in<br />
fußläufiger Nähe zum Bürgerpark – und diese<br />
Ortswahl erweist sich trotz Corona und auch<br />
ohne die in normalen Zeiten stattfindenden<br />
Veranstaltungen mit vielen BesucherInnen im Kulturzentrum<br />
gegenüber bereits jetzt als eine ausgezeichnete Entscheidung:<br />
Vor allem die Jugendlichen im Stadtteil haben »Prime Burger«<br />
passend zu ihren Ernährungsweisen als geschmacklich einwandfreie<br />
Anlaufstelle für schnelles Essen (Neudeutsch: »Fast<br />
Food») für sich entdeckt und sofort gut angenommen: An der<br />
neu geklinkerten Ecke des sanierten Wohnhauses, in dem sich<br />
»Prime Burger« befindet, herrscht seitdem das rege Leben.<br />
Die Karte von Ramadan Uzunkaya besteht aus neun Burgern,<br />
die zwischen 4,70 € bis 6,90 € kosten, zwei Salaten, sieben<br />
Snacks mit neun Saucen, sechs verschiedenen Milchshakes,<br />
Getränken und einem Kids-Menü – wahlweise mit Chicken<br />
Sticks oder Nuggets sowie Pommes, Capri Sonne und einer<br />
tollen Kinderüberraschung für 5,99 €.<br />
Die Patties werden täglich aus frischem, gehacktem Halal-<br />
Rindersteak hergestellt und haben im Geschmack eine leicht<br />
pfeffrige Note. Diesen Patty gibt es auf Burgern in der Variante<br />
Classic, Cheese oder Chili Cheese. Man kann wählen zwischen<br />
einem 130 g oder 150 g Patty. Auch Burger mit Pastirma (türkischer<br />
Rinderschinken), mit Ei und Käse, mit Hähnchenbrustfilet,<br />
Hähnchenbrust in Knusper-Panade sowie einer mit vegetarischem<br />
Gemüsepatty stehen zur Auswahl. Alle Burger werden<br />
MAHLZEIT<br />
mit frischem Salat, Gewürzgurken, roten Zwiebeln,<br />
Tomaten und der speziellen »Prime Burger«-Sauce<br />
zubereitet. Fleischlos ist bei Ramadan Uzunkaya<br />
nicht angesagt: Einen veganen Burger sucht man<br />
im Angebot vergeblich.<br />
Jeder Burger kann mit Extras, wie einem zweiten<br />
Patty, Cheddar, Pastirma oder extra Japalenos,<br />
gepimpt werden. Die Karte ist übersichtlich<br />
strukturiert und hat ein ansprechendes Layout. Die<br />
Wahl kann sofort erfolgen für einen Burger-<br />
Single, als Menü mit Fritten und Getränk oder<br />
als Big-Menü mit größerem Patty, Fritten und<br />
Getränk. Fazit: Findorff wird immer mehr<br />
zum »burgerlichen« Stadtteil, allerdings bei<br />
»Prime Burger« mit einer kleinen, aber feinen Auswahl zu<br />
bezahlbaren Preisen. Gut so.<br />
▼ ÜBER »PRIME BURGER«<br />
»Prime Burger« hat sieben Tage die Woche geöffnet: Montag<br />
bis Donnerstag von 14:00 bis 22:30 Uhr, Freitag und Samstag<br />
von 14:00 bis 23:00 Uhr und Sonntag von 15:00 bis 22:00 Uhr.<br />
Bestellungen können direkt vor Ort in der Findorffstraße 54<br />
abgeholt oder geordert werden – und werden ab einem Bestellwert<br />
von 10,00 € gegen einen kleinen Aufpreis auch online über<br />
Lieferando in Findorff und Umgebung ausgeliefert – in nahezu<br />
alle Bremer Stadtteile zu unterschiedlichen Mindestbestellwerten.<br />
Order sind unter Telefon 0421/175 333 88 möglich. Die<br />
Speisekarte liegt zum Mitnehmen im Restaurant aus. Sie ist<br />
zudem online einsehbar unter www.lieferando.de sowie unter<br />
www.instagram.com/primeburger.bremen. Es gibt bisher eine<br />
Internetpräsenz, deren kryptische Adresse so lang ist, das es<br />
für die Autorin dieser Gastrokritik extra Zeilengeld gab. Aber<br />
mit den Begriffen »Prime«, »Burger« und »Findorff« lässt sich<br />
die folgende Adresse auch problemlos googeln. https://website-214152944066075475225-hamburgerrestaurant.business.site<br />
Text: Nicole Henze, Foto: Engin Akyurt, www.pixabay.com ▲<br />
www.raetsch.de, Foto: »Eiswaffel Sommer« © Schmidsi, www.pixabay.com<br />
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®<br />
IMPRESSUM<br />
AUTOR/INN/EN<br />
Nils Andresen, Dr. Olaf Dilling, Saskia Döring, Nicole Henze,<br />
Tim Lösekann, Suse Lübker, Mathias Rätsch, © Nutzung durch<br />
Nachdruck oder digital, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger<br />
Genehmigung gestattet. Sämtliche Rechte der Vervielfältigung<br />
liegen beim Findorff Verlag. Zuwiderhandlungen in Form<br />
von Urheberrechtsverletzungen werden strafrechtlich verfolgt.<br />
FOTOGRAFIE<br />
Martin Bockhacker, www.bildplantage13.de<br />
Norman Böttger, www.herr-boettger.com<br />
Phil Porter, www.phil-porter.de<br />
Kerstin Rolfes, www.kerstinrolfes.de<br />
ILLUSTRATION<br />
Bettina Bexte, www.bettina-bexte.de<br />
ART DIRECTION<br />
Mathias Rätsch, www.raetsch.de<br />
LEKTORAT<br />
Emily Vanessa Pöthke<br />
BILDNACHWEIS<br />
Seite 5 »The eleventh hour«« © Alexas, www.pixabay.com,<br />
Dilling © www.dasguteportrait.de, Seite 6: Merlin, © Phil<br />
Porter, Seite 10: v. Minden © Bockhacker, Seite 16: Porter ©<br />
Soul Chasing Photography, www.instagram.com, 17: Döring<br />
© KerstinRolfes, Seite 20: Gräfe © Norman Böttger, Seite 23:<br />
Komar © Thomas Borchardt, www.fotocommunity.de, Seite<br />
20-24: »Silly man« © Ezume Images, »Quiz Players« © ONYXprj,<br />
alle www.shutterstock.com, Seite 29: »Tätowierung« ©<br />
Africa Studio, www.shutterstock.com, Seite 30: »Bücherschrank«<br />
© Ulli Hahndorf, Seite 30: »Burger« © Engin Akyurt,<br />
www.pixabay.com, Seite 34: Supersuse © Rainer Pleyer<br />
DRUCK<br />
BerlinDruck GmbH + Co KG,<br />
www.berlindruck.de, FSC ® -mixed<br />
produziert. Es wurden Materialien<br />
aus FSC-zertifizierten Wäldern<br />
und/oder Recyclingmaterial sowie<br />
Material aus kontrollierten<br />
Quellen verwendet.<br />
DRUCKAUFLAGE<br />
10.000 Exemplare<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
Alle Erscheinungstermine 2021/22 auf www.findorff.info<br />
DISTRIBUTION<br />
Verteilung in ca. 7.000 Briefkästen von ausgesuchten Haushalten<br />
in Findorff sowie über ca. 50 »Hotspots« im Stadtteil.<br />
Infos unter »Distribution« auf www.findorff.info<br />
ANZEIGENBUCHUNG<br />
Beratung per Telefon 0421 / 579 55 52 oder E-Mail unter<br />
kontakt@findorff.info. Ansprechpartner ist Herr Rätsch.<br />
Mehr Infos auf www.findorff.info/anzeige/online-buchen<br />
Ausgabe 19 erscheint ab dem <strong>18</strong>. September 2021. Anzeigenschluss<br />
ist der 3. September 2021. Ausgabe 20 erscheint ab<br />
dem 06. November 2021. Anzeigenschluss ist der 22. Oktober<br />
2021. Änderungen vorbehalten. Unser Dank gilt allen treuen<br />
und neuen AnzeigenkundInnen aus und um Findorff, ohne<br />
die diese Ausgabe so nicht möglich gewesen wäre.<br />
HERAUSGEBER<br />
Mathias Rätsch<br />
VERLAG<br />
Findorff Verlag<br />
Magdeburger Str. 7, 28215 Bremen<br />
Telefon 0421 / 579 55 52<br />
Telefax 0421 / 579 55 53<br />
E-Mail kontakt@findorff.info<br />
®<br />
KOOPERATIONEN<br />
Der Findorff Verlag kooperiert mit der Stadtteilinitiative<br />
»Leben in Findorff«. Wir betreuen ehrenamtlich das Portal<br />
www.findorffaktuell.de sowie den www.findorff-finder.de<br />
Findorffstraße 114 · 28215 Bremen<br />
Alle Informatione zu Bestellservice, Mittagstisch,<br />
Sonntagsbuffet und Speisekarte finden Sie<br />
unter www.maharani-bremen.de<br />
Tagesfrische Posts über Findorff auf<br />
www.facebook.com/FindorffVerlag<br />
MITGLIEDSCHAFT<br />
Der Findorff Verlag ist Mitglied in der Handelskammer<br />
Bremen. Infos unter www.handelskammer-bremen.de<br />
FACEBOOK<br />
Gefällt ! Sie finden den Findorff Verlag auf »facebook«:<br />
www.facebook.com/FindorffVerlag<br />
LESERBRIEFE<br />
Wir freuen uns über Leserbriefe zu den Themen in dieser<br />
Ausgabe auf www.findorff-gleich-nebenan.de/leserbriefe<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 33
q SUPERSUSE MAG ES GRÜN. DAS WAR NICHT IMMER SO.<br />
Ihr Immobilien-Expertenteam für Bremen und umzu.<br />
Sparkasse Immobilien Bremen GmbH | An der Reeperbahn 2 | 28217 Bremen | spk-immobilien.de<br />
» Der grüne Zeigefinger «<br />
M<br />
ein Vater war ein Blumenstreichler<br />
und Vogelflüsterer. Auf unserer winzigen<br />
Terrasse in Hamburg-Barmbek<br />
blühte und grünte es in alle<br />
Richtungen, grüner Daumen halt.<br />
Ich erinnere mich an blau-gemusterte<br />
Iris, kunterbunte Primeln und<br />
Phlox. Falls ihr denkt, die kennt<br />
sich ja aus: Ich hab das grad<br />
mal nachgeschlagen, bisher dachte ich die heißen<br />
Flocks. Aber egal. Sein Minibiotop wurde also<br />
gehegt und gepflegt und natürlich mussten<br />
wir das Grünzeugs gebührend bestaunen:<br />
»Sind die nicht schön ? Schau mal, da<br />
kommt schon wieder eine neue Blüte !«.<br />
Ich dachte damals: Na ja, Blumen halt.<br />
Und dann die Vögel. Fraßen ihm aus der<br />
Hand, ganz ehrlich. Er saß auf seinem Liegestuhl<br />
und die Meisen und Spatzen kamen<br />
angeflogen. Sogar ein Wellensittich war mal<br />
dabei, hatte sich wohl herumgesprochen,<br />
das mit dem Vogelfutter. Der konnte sogar<br />
seinen Namen sagen, also blieb er einfach bei<br />
uns und knabberte sich jahrelang durch unsere<br />
Wohnzimmergardinen.<br />
Meine Mutter hatte es eher so mit den Rosen.<br />
Gleiche Verzückung, gleicher Versuch, unsere Leidenschaft<br />
zu entfachen. Klappte nur bedingt. Naja, Blumen halt. Dabei<br />
hatten wir inzwischen einen riesigen Garten mit Apfelbäumen,<br />
Gemüsebeeten, Kompost – alles von meiner Großmutter bewirtschaftet.<br />
Und die wiederum fand, dass wir uns doch alle mehr<br />
begeistern sollten. Klappte wieder nicht. Die Stachelbeeren<br />
waren zu stachlig, die Kartoffeln zu erdig, der Kompost stank.<br />
Und ich durfte ständig Rasen mähen und harken, natürlich<br />
nicht elektrisch. Das war sehr viel Rasen.<br />
Meine Gartenbegeisterung ließ also auf sich warten. In meiner<br />
ersten Wohnung gab es immerhin einen Balkon. Aber der war<br />
bewohnt von unseren WG-Kaninchen. Drei Quadratmeter<br />
Betonfläche voller Köttel – ein paar wehten manchmal zu den<br />
Nachbarn. Irgendwann hatten wir Erbarmen und suchten einen<br />
Bauernhof, so eine Art Altersruhesitz für die Hoppelchen. Der<br />
Balkon wurde danach nicht begrünt, ich zog aus. In meiner<br />
nächsten Wohnung standen immerhin Kräuter auf der Fensterbank,<br />
einen Balkon gab es nicht.<br />
Nun könnte man denken, das war es jetzt, ist nichts hängengeblieben<br />
von den grünen Genen meiner Eltern und Großeltern.<br />
Weit gefehlt: In Bremen wurde alles anders ! Wir zogen in die<br />
Hochparterrewohnung eines Altbremer Hauses und wir durften<br />
den kleinen Garten mitbenutzen. Plötzlich … ihr ahnt es schon …<br />
träumte ich von bunten Sommerblumen, vielleicht auch ein paar<br />
Rosen oder gar ein Kräuterbeet ? Leider gab es einen Haken.<br />
Unsere Vermieter aus der ersten Etage hatten einen Mops (einäugig<br />
übrigens, nach einer Auseinandersetzung mit einem Kampfhund)<br />
und der durfte den Garten täglich umbuddeln. Und als<br />
Klo benutzen. Wir verzichteten auf die Grünflächennutzung.<br />
Jahre später zogen unsere Vermieter in eine andere Stadt – jetzt<br />
waren wir wirklich GartenbesitzerInnen eines winzigen<br />
Nordgartens. Das erste Mal in meinem Leben griff<br />
ich freiwillig zu Rechen und Rosenschere und<br />
machte das Unmögliche möglich: Das mopspipiverseuchte<br />
Erdreich wurde zu einer<br />
dichten Rasenfläche, wild wuchernde<br />
Riesenhecken machten Platz für<br />
Schattenblüher und einmal im Jahr<br />
erntete ich ein paar Blaubeeren, die<br />
ich meinem Liebsten stolz präsentierte.<br />
Der hätte damals schon ein bisschen<br />
mehr Begeisterung zeigen können.<br />
Die Geschichte könnte jetzt zu Ende sein.<br />
Aber nein, wiederum ein paar Jahre später<br />
zogen wir den absoluten Hauptgewinn:<br />
Haus mit riesigem Stadtgarten, wunderbar<br />
verwildert und idyllisch und kein Vergleich<br />
zu unserem Mopsgarten. Im letzten Jahr<br />
fing ich an zu gärtnern, grub Beete um,<br />
pflanzte Gemüse. Mein Liebster schafft seitdem säckeweise<br />
Blumenerde her, baut Hochbeete und denkt über Kompost<br />
nach. Manchmal braucht er Hinweise, wo etwas zu tun ist,<br />
aber da hilft mein grüner Zeigefinger.<br />
SUPERSUSE<br />
Ich habe ihm vorgeschlagen, ein eigenes Beet anzulegen, vielleicht<br />
mit Lieblingsbohnen. Er ist nicht interessiert. Als Kind<br />
wurde ihm ein Beet aufgezwungen, das war nicht schön.<br />
Unsere Kaninchen haben es übrigens richtig gut. Rosen sind<br />
auch schon da, ich könnte mal Phlox aussäen. Mal schauen,<br />
wie die Kinder das finden.<br />
q ÜBER SUSE LÜBKER<br />
Suse »Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />
schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />
konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />
Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />
veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops. 2015<br />
erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von Achterdiek<br />
bis Ziegenmarkt« – für alle kleinen und großen BremerInnen,<br />
die Lust haben, ihre Stadt (neu) zu entdecken. In ihrem Blog<br />
berichtet sie über Alltagsabenteuer und gibt Tipps zum Thema<br />
Zeitmanagement. Der Blog auf www.suseluebker.de/blog<br />
Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 34<br />
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