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Dissertation

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ausgebildet wurden und der akademische Nachwuchs auf eine Hochschullaufbahn vorbereitet<br />

wurde. Die politischen Einflüsse und Veränderungen, nach denen in dieser Arbeit gefragt<br />

wird, sind möglicherweise in allen oder nur in einzelnen dieser Bereiche aufzufinden. Um<br />

eine Gesamteinschätzung geben zu können, werden daher das Personal wie auch die<br />

Studenten untersucht, die in den Instituten durchgeführten Forschungen und die angebotene<br />

Lehre. Der Untersuchungszeitraum ist durch die Prozesse Nazifizierung wie Entnazifizierung<br />

gegeben. Das Ende ist durch den Abschluss der gesetzlichen Entnazifizierung markiert sowie<br />

durch den grundsätzlichen personellen Umbau der Göttinger Physik zu Beginn der fünfziger<br />

Jahre. Drei Ordinarien mussten in kurzer Folge ersetzt werden: Robert Pohl wurde 1952<br />

emeritiert, Hans Kopfermann wurde 1953 wegberufen, und Richard Becker starb 1955.<br />

Zur Göttinger Physik liegen bereits wissenschaftshistorische Arbeiten vor, die einen guten<br />

Überblick über ihre Geschichte vermitteln. Sie haben gezeigt, dass die Göttinger Physik<br />

mehrfach internationale Bedeutung erlangte, zum Beispiel in der Weimarer Zeit wie auch<br />

nach 1945. 38 Der Nationalsozialismus markierte durch die Vertreibung von über der Hälfte<br />

der Physikprofessoren und -assistenten einen gravierenden Einschnitt. 39 Trotzdem konnte ein<br />

relativ hohes Niveau in Forschung und Lehre gehalten werden. 40 Die Nachkriegszeit brachte<br />

einen neuen Aufschwung in der Physik, der durch den Zuzug berühmter Physiker wie Werner<br />

Heisenberg, Otto Hahn, Max von Laue und Carl Friedrich von Weizsäcker erkennbar ist. 41<br />

Diese ’großen Köpfe‘ beeinflussten die Entwicklung der universitären Physik jedoch nur am<br />

Rande, da sie vor allem am Kaiser-Wilhelm- beziehungsweise Max-Planck-Institut für Physik<br />

37 Zum Einbruch der internationalen Beziehungen für die deutsche Physikerschaft nach dem Ersten Weltkrieg<br />

siehe Metzler [2000]. Der dortige Abschnitt über die Zeit nach 1945 weist eher essayistischen Charakter auf;<br />

diesbezüglich bedarf es noch weiterer Forschungsarbeit, wie Metzler selbst feststellt (S. 211).<br />

38 Siehe Hund [1969], [1982], [1987], [1994]; speziell zur Weimarer Zeit Lemmerich [1982]; zur NS-Zeit<br />

Rosenow [1987/98]. Auch in der Aerodynamik rangierte Göttingen an international führender Stelle, siehe<br />

Trischler [1992]; Rotta [1990].<br />

39 Die beste Arbeit zur Vertreibung der Göttinger Physiker und Mathematiker ist immer noch Beyerchen<br />

[1980/82]. Unter Zugrundelegung seiner Personalauflistung der beiden Experimentalphysikinstitute und des<br />

Instituts für theoretische Physik (Tabelle 1 am Ende seines 2. Kapitels) wurden 1933 vier Siebtel der Göttinger<br />

Physiker entlassen. Wenn man die beiden Institute der angewandten Physik hinzurechnet ergibt sich, dass<br />

ziemlich genau die Hälfte der Göttinger Physiker entlassen wurde. Zur den Entlassungen an der Universität<br />

Göttingen 1933 siehe Dahms [1986].<br />

40 Diese These vertreten Hund [1987] und Rosenow [1987/98]; siehe auch Beyerchen [1980/82].<br />

41 Zu den bedeutenden Göttinger Physikern liegen eine Reihe (auto)biografische Arbeiten vor. Siehe<br />

beispielsweise die Autobiografien von Max Born [1975]; Max Laue [1952]; Werner Heisenberg [1969]; siehe<br />

auch Cassidy [1995]; Geyer, Herwig & Rechenberg (Hrsg.) [1993]. Zu Max Born und James Franck siehe auch<br />

Lemmerich [1982]; außerdem befinden sich zwei biografische Studien zu James Franck von Jost Lemmerich<br />

und Alan D. Beyerchen in Vorbereitung. Hans Kopfermann steht im Zentrum einer wissenschaftshistorischen<br />

Arbeit von Klaus Schlüpmann, deren vorläufige Version im Internet unter http://www.aleph99.org/etusci/ks/<br />

einzusehen ist. Zu Houtermans siehe Landrock [2003]; Amaldi [1998]. Zur Karriere des Göttinger Astronomen<br />

Otto Heckmann siehe Hentschel & Renneberg [1994], [1995]. Über den ersten Nachkriegsdekan und<br />

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