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Seelische Probleme im Umgang mit Sterben und Tod

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Gr<strong>und</strong>lagen<br />

� Warum kann ich es vielleicht nicht annehmen?<br />

Zur Illustration <strong>und</strong> als Anregung zur persönlichen Reflexion lassen wir zwei Grazer<br />

Entwicklungstechniker <strong>mit</strong> einem recht anschaulichen Beispiel zu Wort kommen:<br />

„Ein wesentliches Merkmal der Wahrnehmung ist demnach, dass offensichtlich zwei<br />

Menschen, die von verschiedenen Weltbildern ausgehen, denselben Sinneseindruck<br />

verschieden wahrnehmen. (...)<br />

Wie wesentlich das Weltbild für uns Menschen ist, wird vor allem dort klar, wo die<br />

Sinneswahrnehmung in das Weltbild schlicht <strong>und</strong> einfach nicht eingeordnet werden kann.<br />

Lassen wir (...) [einen] Mitteleuropäer zum Beispiel Zeuge einer Levitation werden, des<br />

freien Schwebens eines Menschen <strong>im</strong> Raum aufgr<strong>und</strong> paranormaler Kräfte. Er würde das,<br />

was er sieht, ‚nicht wahrhaben’ wollen, da es aus dem seiner Wahrnehmung zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Weltbild vollständig herausfällt.<br />

Er hat nun zwei Chancen, <strong>mit</strong> diesem Sinneseindruck umzugehen. Entweder verwirft er<br />

sein Weltbild, da es ihn in diesem speziellen Fall irregeleitet hat, oder aber er verwirft den<br />

Sinneseindruck, da er nicht ins Weltbild passt. In der Regel wird der ‚Test<strong>mit</strong>teleuropäer’<br />

den zweiten Weg beschreiten – er wird ‚seinen Augen nicht trauen’. Er wird annehmen,<br />

Opfer eines Tricks zu sein, den er seiner ‚mangelhaften’ Augen wegen nicht herausfinden<br />

kann. Das Weltbild ist so<strong>mit</strong> stärker als der Sinneseindruck, ja es wird vor allzu großer<br />

Diskrepanz zwischen Sinneseindruck <strong>und</strong> Selbstverständnis insofern geschützt, als dem<br />

Sinneseindruck wesentlich geringere Glaubwürdigkeit beigemessen wird, als dem von<br />

diesem angegriffenen Weltbild. Es werden überhaupt nur solche Sinneseindrücke<br />

‚wahrgenommen’, die <strong>mit</strong> dem anerzogenen Weltbild übereinst<strong>im</strong>men.“ 3<br />

Wir lernen eben von Kindheit an, die wahrgenommenen Dinge gefühls- <strong>und</strong><br />

verstandesmäßig zu interpretieren, <strong>und</strong> zwar <strong>im</strong> Einklang <strong>mit</strong> der jeweils herrschenden<br />

Kultur- <strong>und</strong> Gesellschaftsordnung. Wahrnehmungen werden also in die nach der<br />

jeweiligen Weltanschauung als wahr <strong>und</strong> wirksam anerkannten natur- <strong>und</strong><br />

geisteswissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten eingeordnet bzw. diesen untergeordnet.<br />

Was passiert aber, wenn Wahrnehmungen nicht mehr ins Weltbild passen, <strong>Probleme</strong> darin<br />

keine Erklärung mehr finden oder Widersprüchlichkeiten auftauchen? Wenn ein Weltbild<br />

3 WALLNER, Heinz Peter, NARODOSLAWSKY, Michael: Inseln der Nachhaltigkeit. Logbuch für ein neues<br />

Weltbild, NP Buchverlag, St.Pölten, 2001, S 72 f<br />

Seite 6 von 50 © Verfasser

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