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LERNEN MIT ZUKUNFT JUNI 2021

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LEBENSRAUM: MENSCH

IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE

Juni 2021

GENERATION CORONA

Sechs Ideen für junge Menschen

DANKE, ES GEHT UNS NICHT GUT

Ehrliche Antwort erwünscht

LOCKDOWN-PFUNDE

Zurück zum Bauchgefühl

r


inhalt & impressum

inhalt

bildung

Werte und Wertevorstellungen

Geht denn das?

Ferien nach einem Jahr Corona

entwicklung

Wie Bücher die Welt verändern können

Meine Ziege lebt in Burundi

Lebensbegleiter*in | Videos

Kindheitsträume vom werden wollen

gesellschaft

Nordamerika Regionalfinale West

Vorsicht: E-Mails können bissig sein!

Sehnsucht nach "normalem Leben"?!

Warum das geschriebene Wort zählt

Wie können wir neue Freunde finden

Danke, es geht uns nicht gut

Sichere Orte für Kinder und

Jugendliche

Falsch Gedacht!

"Gamechanger Corona"

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impressum

Medieninhaber, Herausgeber & Verleger LERNEN

MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade

23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at

Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser

Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara

Titelseite - Foto: © 7089463 | pixabay.com

Blattlinie:

Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene

ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt

und für künftige Generationen einzusetzen.

Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse

und Anregungen.

Die AutorInnen übernehmen selbst die

Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.

Auflage: 4 mal im Jahr

unterstützung durch

umwelt

Rote Nasen, laut und schrill

gedanken

Neuerscheinungen | Podcasts

Wie geht das?

vielfalt

Kampf Rhetorik

Buchtipp

Sommer 1988

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27

44

www.improve.or.at

www.2dudes.online

2 | JUNI 2021


editorial & information

Nicht selbstverständlich:

Wunder Natur

VIELE MENSCHEN HABEN SIE WIEDER ENTDECKT

Winterschlaf - Frühling - sattes Grün, es duftet und

summt in den blühenden Obstbäumen, die Vögel geben

schon um vier Uhr in der Früh ihr erstes Konzert

und wir können uns nicht satt sehen an Klatschmohnfeldern

und Kornblumen. Es ist magisch.

Da kam mir der Gedanke, einen Vergleich zwischen Winterruhe

und Pandemie ziehen. Auch in der Pandemie wurde alles

zurückgefahren, aber so langsam erwacht die Stadt und blüht

wieder auf. Noch ist es ungewohnt, die Wiener Kaffeehauskultur

zu genießen oder wieder ein Museum zu besuchen. Haben wir uns je

vorstellen können, dass sich so viele junge Menschen freuen, wieder die Schule

besuchen zu dürfen? Dass sich so viele Menschen auf ihre Kollegen*innen freuen

und auf einen persönlichen Austausch?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und im Gegensatz zur Natur, die bedingungslos

ihrer Bestimmung folgt, besteht in der Wiedererwachens-Phase

die Gefahr, mit viel Einsatz persönliche Gewohnheiten zu verteidigen, im

schlimmsten Fall Aggressionen gegenüber Andersdenkende zu entwickeln,

ganze Gruppen zu verunglimpfen, statt sich auf das Wohl der Gemeinschaft zu

besinnen. Es ist nun mal so, dass in einer Gemeinschaft die Bürger als auch die

Verwaltung (Politik) Rechte und Pflichten im Sinne des gemeinsamen friedvollen

Zusammenlebens haben. Eine Ordnung, die für den Fortbestand des Lebewesens

„Mensch“ unbedingt erforderlich ist. Hier liegt viel Verantwortung auch in

unserer Hand. Unseren Mitmenschen und Institutionen mit Toleranz, Akzeptanz,

Respekt oder auch mit wertschätzender Kritik zu begegnen, kann nicht verordnet

werden, sondern sollte im zwischenmenschlichen Umgang normal sein.

Da das die Politik derzeit nicht schafft, vielleicht wir Bürger als Solidargemeinschaft?

Ich wünsche Ihnen alles Gute,

Ihr

Karl H. Schrittwieser

Obmann und Herausgeber

LERNEN MIT ZUKUNFT

Foto © kie-ker | pixabay.com

3 | JUNI 2021


information & bildung

Ein zentraler Teil von Bildung:

Werte und Wertvorstellungen

„WERTE ENTSTEHEN IN DER BEGEGNUNG MIT MENSCHEN“

Elisabeth Rechberger

Unternehmensberaterin

für pädag. Bildungseinrichtungen

Business- und Personalcoach

Elternbildnerin

Elementarpädagogin

www.zusammenwachsen.or.at

Wie auch in vielen anderen

Bereichen des Lebens geht es

bei den Werten um Bedürfnisse.

Jeder Mensch hat auch individuelle

Bedürfnisse. Um die Individualität und

die Bedürfnisse des einzelnen Menschen zu

wahren und ein gutes Miteinander in der

Gesellschaft zu leben, braucht es Regeln,

Normen und Werte.

Normen legen fest, wie wir uns in unterschiedlichen

Situationen zu verhalten haben

und Regeln sind die Vereinbarungen für eine

bestimmt Gruppe.

Werte sind Dinge, Ideen oder Vorstellungen,

die Menschen oder Gruppen von Menschen

für bedeutend und erstrebenswert halten. Es

gibt keine allgemein geltenden Werte, die

immer und überall gelten, da der Zeitwandel

die gesellschaftlichen Prioritäten stetig

ändert. Es gibt jedoch bestimmte Wertvorstellungen,

die für ein soziales Zusammenleben

in einer Gesellschaft unverzichtbar sind.

Gängige gesellschaftliche Werte sind beispielsweise

Achtung der Menschenwürde,

Freundschaft, Gleichheit, Verantwortung,

Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Gerechtigkeit,

Liebe, Herzlichkeit, und viele andere.

Werte sind eine Voraussetzung für ein gutes

Miteinander in der Gemeinschaft. Sie helfen,

sich in der Welt zurechtzufinden, sich wohlzufühlen

und zu wissen wohin die Reise

geht. Wertebilder werden unter anderem

durch Rituale, Traditionen und Gewohnheiten

weitergegeben.

Um Werte zu bilden, gibt es zwei Möglichkeiten.

Auf der einen Seite implizite Wertebildung

durch Vorleben, Vorbild zu sein

und auf der anderen Seite, explizite

Wertebildung, was bedeutet, über

Werte zu sprechen.

Implizierte Wertebildung passiert

zumeist „nebenbei“. Persönliche

Beziehungen und Bindungen sind für

diese Entwicklung von Werten sehr

entscheidend. Durch Vorleben entwickelt

sich ein Wertebild, welches schon

sehr früh durch das soziale Umfeld

geprägt wird. Das geschieht zumeist

durch die Familie, insbesondere durch

Erziehung.

Bei der expliziten Wertebildung geht

es darum, über Werte ins Gespräch

zu kommen, sich dessen bewusst zu

sein, welche Werte es gibt und was

dahintersteht. Es wird dadurch ein bewussterer

Zugang zu wertorientiertem

Handeln möglich. Zum Beispiel geht

es darum, dass Regeln und Normen

besser verstanden und eingehalten

werden können, wenn man weiß welcher

Wert dahintersteht.

Die inneren Wertehaltungen eines

Menschen zeigen sich im Verhalten

und Handeln. Werte werden dabei vorgelebt

und von anderen übernommen,

ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie

zeigen sich in Regeln und Normen.

Werte sind veränderbar und nicht in

Stein gemeißelt. Die entwickelten

Werte können sich durch, die Gesellschaft,

den Freundeskreis, Erlebnisse,

persönliche Erfahrungen und Weiterentwicklung

ändern und neue können

hinzukommen.

4 | JUNI 2021


Werte sind eine wertvolle Orientierungshilfe, um Entscheidungen im täglichen Alltag und im Leben zu treffen. Je

klarer und bewusster man sich der eigenen Werte ist, umso besser kann es gelingen seine eigenen Ziele zu definieren

und Entscheidungen zu treffen. Sie sind eine wichtige Stütze für die Gestaltung des eigenen Lebens und geben

uns Halt und Stabilität. Daher ist es wichtig sich auch immer wieder mit den eigenen Werten und Wertvorstellungen

auseinanderzusetzen.

• Was ist mir im Leben wichtig?

• Welche Werte sind mir wichtig?

• Welche Werte lebe ich?

• Welche Regeln und Normen gibt es in meinem Leben?

Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com

5 | JUNI 2021


information & bildung

Lernen und Spaß:

Geht denn das?

DAS SCHULJAHR 2020/21 HAT SCHÜLER, ELTERN UND LEHRER

GLEICHERMASSEN HERAUSGEFORDERT

DI Roswitha Wurm

Dipl. Lerndidaktikerin

Lese- und Rechtschreibtrainerin,

Kinderbuchautorin

Interaktive Lesungen

an Schulen buchbar unter:

www.lesenmitkindern.at

Eine freudvolle Erfahrung war

Lernen für alle Beteiligten

leider nicht immer. Dabei

belegen Forschungsergebnisse:

Lernen ist etwas Positives.

Gehirnforscher machen den Neurotransmitter

Dopamin

für die Lernmotivation

verantwortlich! Dieser

als „Glückshormon“

bekannte Botenstoff

führt bei Freisetzung in

bestimmten Gehirnregionen

zu einer besseren

Klarheit des Denkens und

erzeugt ein Gefühl der

Begeisterung und Freude. Dopamin

wird auch ausgeschüttet, wenn der

Mensch etwas Neues erfährt. Dies

beweist, dass Lernen im Grunde eine

freudvolle Erfahrung ist.

Zu lernen, wie

man wieder verlernt,

ist schwerer zu lernen,

als zu lernen,

wie man lernt.

(Friedrich Löchner)

LEARNING BY DOING

Welche Strategien verhelfen zu

einem freudvollen Lernen? Grundsätzlich

gilt: das bloße Abspeichern

von Wissensinhalten langweilt

Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Weiß ein Schüler

allerdings warum er etwas

Bestimmtes lernt, etwa

eine Fremdsprache oder für

ein naturwissenschaftliches

Schulfach, dann erhält das

Wissen Sinn. Sprachen sind

dazu da, um mit Menschen

aus anderen Nationen

Kontakt aufzunehmen.

Brieffreundschaften, die von verschiedenen

Organisationen vermittelt

werden, wecken die Neugierde

und Lernfreude. Filme und Serien in

einer anderen Sprache erweitern den

Foto: © OpenClipart | pixabay.com

6 | JUNI 2021


Wortschatz, stures Vokabel Auswendiglernen raubt hingegen der Fremdsprache

die Attraktivität.

Ebenso frischen kleine Experimente, die oft auch im Haushalt durchgeführt

werden können, den Sachkundeunterricht auf. Glücklicherweise

bedienen sich viele Lehrer bereits der „Learning by doing Methode“ in

offenen Lerneinheiten, in denen die Kinder selbst Informationen zu einem

bestimmten Thema einholen und mit verschiedenen praktischen Methoden

ausprobieren. Interaktive Museen gibt es an vielen Orten, diese machen

Lernen zu einem Kinderspiel.

Eine weitere Voraussetzung für freudvolles Lernen ist das Anwenden von

Lernmethoden, die dem bevorzugten Lerntypen des Kindes entsprechen:

durch Hören, durch Sehen, durch (Be)greifen – oder besser noch: durch

eine Kombination von allen dreien.

GEMEINSAM LERNEN

Stundenlanges Brüten über dem Lernstoff ist eine unliebsame Vorstellung

für viele Schüler. Leichter geht es in Gemeinschaft! Viele Kinder suchen

sich in Eigeninitiative Schulkollegen zum gemeinsamen Üben der Mathematikbeispiele

vor Schularbeiten und Tests oder dem Ausarbeiten von

Referaten und Co. Andere brauchen ein wenig Ermutigung und Hilfe, um

geeignete Lernpartner zu finden.

Neben ausgewogener Ernährung und ausreichend Schlaf während der

Schulzeit, hebt auch ein heller, freundlicher Arbeitsplatz die Lernfreude.

Dies muss nicht unbedingt ein eigener Schreibtisch sein. Viele Kinder

lernen gerne im Wohnzimmer. Am besten eignet sich ein Ort, an dem

sich das Kind wohl fühlt und nicht zu stark

abgelenkt ist. Das kann ebenso gut die Hängematte

auf der Veranda oder die Sofaecke

sein.

KONZENTRATION GEZIELT FÖRDERN

Mama, ich kann mich nicht konzentrieren.

Diesen Satz hören Eltern sehr oft. Kindern

und auch Erwachsenen fällt es zunehmend

schwerer ihre Gedanken aufmerksam auf

eine Tätigkeit zu richten und auch längere

Zeit dabei zu verweilen. Die Ursachen sind

vielfältig, etwa übermäßiger Medienkonsum,

mangelnde Frühförderung oder aber auch

angeborene Teilleistungsschwächen.

Konzentration und aufmerksames Arbeiten

kann man mit einfachen und abwechslungsreichen

Übungen trainieren. Bessere

Konzentration fördert die Merkfähigkeit.

Der Lernstoff prägt sich besser und schneller

ein. Dadurch verkürzt sich nach einiger Zeit

sogar die Lernzeit! So macht das Lernen

mehr Spaß!

Auch wenn jetzt dann die wohlverdienten

Ferien beginnen, freudvolles Lernen passiert

an jedem Ort und zu jeder Zeit. Und im

September geht es dann hoffentlich wieder

ungetrübt in der Schule mit dem Lernen los!

Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com


information & gesellschaft

Jugend debattiert:

Nordamerika Regionalfinale West

ENDE MAI FAND DIE VERANSTALTUNG ONLINE STATT

Ursula Schoeneich

Direktorin der German

School Campus in Newport

Beach, CA USA

www.germanschoolcampus.

com

WIR GRATULIEREN

Sinead Roche hat den 1.

Platz in der Sprach- und

Herkunftsgruppe A.

gewonnen.

Eigentlich sollte der „Jugend debattiert

Wettbewerb“ schon in 2020

stattfinden, doch die Pandemie

hatte alles zum Erliegen gebracht.

Die Schulen in Kalifornien können nur

online unterrichten. Umso mehr wurde

es zu einer großen Herausforderung, den

Wettbewerb zu starten.

In eigens dafür konzipierten Fortbildungen

wurden Lehrerinnern und Lehrer

nach Mountview in Nordkalifornien

zu Projektlehrkräften ausgebildet. Sie

lernten, das Debattieren im Unterricht

einzuführen und methodisch vielfältig

einsetzen zu können. Ende Februar 2021

wurde auch mit einer 10-wöchigen AG

von Sprachschülern begonnen.

Gerade für Schulen mit Deutschbezug

und einem Deutschprogramm in den

USA ist das Debattieren eine super

Methode, um die Sprache zu vermitteln.

Jugend debattiert macht es sich stets zur

Aufgabe, durch die Debatte die Demokratie

zu stärken. Das ist etwas, was

wir in den USA auch umsetzen können.

Nordamerika Regionalfinale West, ging

mit 37 Schüler und Schülerinnen an

den Start und Ost mit 28 Schüler und

Schülerinnen.

Shayan Youssef, Schülerin der 9. Klasse,

hat am ersten „Jugend debattiert Wettbewerb

West“ mit jeweils drei anderen

Schülern/Innen an Diskussionen und

Debatten in Runde 1 zu Themen: "Soll

der Verkauf zuckerhaltiger Getränke und

von Schokoriegeln in der Schule grund-

sätzlich verboten werden?" und

Runde 2 "Sollen Plastiktüten verboten

werden?" teilgenommen. Die

Diskussionsrunden dauerten jeweils

25 Minuten. Shayan hat einen tollen

8. Platz gemacht und wir gratulieren

herzlich.

Ehemalige Finalisten, die auch schon

am Bundesfinale in Berlin teilgenommen

hatten, waren aus Deutschland

zugeschaltet.

Sie haben über ihre Erfahrungen berichtet,

wie die Harmonie im Ablauf,

Glücksmomente nach den Debatten,

der Applaus der Zuschauer, die Anerkennung

als schönes Erlebnis und vor

allem dabei zu bleiben auch wenn es

mal nicht so gut laufen sollte.

Die SchülerInnen haben über zehn

Wochen das Debattieren gelernt und

geübt. Sie probieren selbst aus, wie

eine Debatte auf einfachster Stufe

abläuft.

POSITION BEZIEHEN

Sie lernen, aus einer Streitfrage einen

konkreten Vorschlag zu entwickeln,

ihn zu begründen und zu bewerten.

AUFEINANDER EINGEHEN

Sie lernen, die freie Aussprache einer

Debatte so zu führen, dass jeder

Beitrag den Gedanken eines Vorredners

aufgreift. Sie lernen, Gemeinsamkeiten

und Unterschiede zwischen

den Positionen zu erkennen und

widerstreitende Werte und Interessen

abzuwägen.

Fotos © germanschoolcampus

8 | JUNI 2021


SCHLÜSSE ZIEHEN

Sie lernen, die Debatte in der

Schlussrunde zusammenzufassen

und den für sie wichtigsten

Grund entschieden zu vertreten.

VORAUSSETZUNGEN

KLÄREN

Sie lernen, sich auf Debatten

vorzubereiten, indem sie

herausfinden und darstellen,

was der Streitfrage zugrunde

liegt und worauf sich Positionen

stützen können.

DEBATTIEREN TRAINIEREN

Sie lernen, eine vollständige

Debatte nach Regeln von Jugend

debattiert zu führen und

auszuwerten.

Bei den Debatten kommt es

darauf an, dass jeder schon

in den Schulen lernt, wie und

wozu man debattiert und das

auch regelmäßig übt.

Es war eine tolle Erfahrung

für die Schule und alle Schülerinnen

und Schüler. Ganz

sicher sind sie auch im kommenden

Schuljahr wieder

dabei und können auch ihre

Mitschüler begeistern, am

Wettbewerb teilzunehmen.

Frau Maiss-Minkler (ZfA)

und Ingo Matthias (ZfA)

moderierten das Programm.

Matthias (ZfA) hat

Jugend debattiert in die

USA geholt.

9 | JUNI 2021


information & gesellschaft

Der Kommunikator - Teil 5:

Vorsicht: E-Mails können bissig sein!

DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN

Mag. Markus Neumeyer

Kreativ- und Kommunikationsagentur

Two Dudes

www.2dudes.online

10 | JUNI 2021

Fast alle von uns verschicken

E-Mails. Das ist sowohl im Berufs-

als auch im Privatleben nicht

mehr wegzudenken und gehört

quasi zum guten Ton. Aber Obacht: Die

unverfänglichen elektronischen Nachrichten

können ganz schnell für dicke

Luft sorgen.

Es ist nicht zu leugnen. E-Mails haben

sehr viele Vorteile. Zuallererst helfen Sie

uns dabei Nachrichten in Windeseile,

eigentlich sogar schneller als der Wind,

zu übermitteln. Sie sind auch in der

Geschäftswelt absolut angesehen und

können inzwischen sowohl vom Computer

als auch von Mobilgeräten problemlos

verschickt werden. Nahezu jeder, der

einen Emailaccount hat, kann Mails fast

überall versenden und empfangen. Auch

der finanzielle Aufwand für den Versand

von E-Mails ist mehr als überschaubar,

denn man braucht in erster Linie nur ein

Empfangsgerät und Internetempfang.

Die meisten Emailaccounts sind kostenlos

oder werden vom Arbeitgeber zur

Verfügung gestellt.

ALLESKÖNNER-E-MAIL

In Sachen Umweltschutz ist die elektronische

Post ebenfalls von Vorteil: Sie

müssen nicht transportiert werden und

verbrauchen im Normalfall kein Papier

(lediglich der Stromverbrauch der Server

könnte zum Problem werden). E-Mails

ersparen uns eine Menge Zeit, da man

meist keine langen Adressen schreiben

muss und Nachrichten gleich an mehrere

Empfänger schicken kann. Sie lassen sich

planen, automatisch weiterleiten und

sehr gut archivieren. Man kann mit ihnen

Bilder, Filme, Bücher, Fotos digitaler

Art übermitteln, Glückwünsche versenden

und sieht bei Bedarf gleich, ob sie

gelesen wurden oder nicht. Nicht zuletzt,

können E-Mails mit digitaler Signatur im

Rechtsverkehr eingesetzt werden. Alles

total praktisch, oder?

VOM LANDEN IM FALSCHEN HALS

Wenn der Herbert der Ilse seine nie

enden wollende Liebe in einer E-Mail

gesteht, dann ist das eine sehr persönliche

Nachricht. Könnte sein, die Ilse

freut sich. Wenn Dr. Müller dem Geschäftsführer

Herrn Meiser den aktuellen

Geschäftsbericht schickt, wird es

weniger Platz für Gefühle geben. Könnte

sein, Herr Meiser ärgert sich. Man sieht

hier schon, E-Mails können beides sein:

Höchstprivat und hochoffiziell. Bei der

E-Mail-Kommunikation sollte man aber

auf jeden Fall einiges beachten, denn im

Vergleich zu einem persönlichen Gespräch

von Angesicht zu Angesicht, fehlt

der elektronischen Post der gesamte

Bereich, der durch unsere Mimik, Gestik

und dem Klang unserer Stimmen mitschwingt.

In dieser Hinsicht sind E-Mails

unbedingt mit Vorsicht zu genießen.

Sehr schnell werden sie von den Empfängern

falsch verstanden.

WAS MAN BEACHTEN SOLLTE

Haben Sie in einer E-Mail schon einmal

ganze Sätze in Großbuchstaben

geschrieben und sich dann gewundert,

dass Sie keine oder eine unfreundliche

Antwort bekommen haben? Mich wundert

das nicht im Geringsten, denn

GROSS SCHREIBEN GILT IN DER

ELEKTRONISCHEN KOMMUNI-

KATION ALS SCHREIEN!!!!!


Wenn Sie dann noch die obligatorische

Rufzeichen-Kette verwendet haben,

würde ich Ihnen einen kurzen Anruf

empfehlen, um die Sache aus der Welt

zu räumen. Es gibt aber noch einige

andere Fettnäpfchen, in die man beim

E-Mail-Schreiben treten kann, und das

passiert eigentlich immer unabsichtlich

und solange unbemerkt, bis die Antwort

kommt (oder es eben keine Antwort

gibt). Ich habe Ihnen eine kleine Liste

mit Dos and Don`ts zusammengestellt,

die ich Ihnen sowohl privat als auch

beruflich sehr ans Herz legen möchte:

• Achten Sie auf Flüchtigkeitsfehler.

Schreibt man den Namen falsch oder

„Herr“ statt „Frau“, vermittelt eine

E-Mail schnell den Anschein, der Empfänger

sei dem Absender egal und verdiene

die Mühe nicht, eine Mail nochmal

zu korrigieren.

• Schreiben Sie im Job nicht zu viele

Abkürzungen, vor allem wenn es nicht

ausgemacht ist. „MfG“, „LG“ oder

„fyeo“ sparen oft nur dem Absender Zeit

und wirken nicht seriös. Es gibt sogar

Unternehmen, die ihren Mitarbeitern

nur bestimmte Kürzel in der Kommunikation erlauben und diese in

Handbüchern festschreiben.

• Verfassen Sie klare Betreffzeilen: Den Betreff sieht man bereits,

wenn man in den Posteingang schaut. Dieser ist eine wichtige

Orientierungsmöglichkeit, um bestimmte Nachrichten wieder zu

finden und oft sogar der Grund, weshalb eine Nachricht gelesen

wird oder eben nicht. Bleiben Sie klar, beziehen Sie sich auf den

Inhalt der Nachricht und vermeiden Sie kryptische Botschaften.

• Finden Sie den passenden „Ton“. Sie wollen einen neuen Kunden

an Land ziehen und verwenden hinter jedem Satz ein Emoji?

Kann gut ankommen, muss es aber nicht. Sie waren mit dem

Empfänger schon Bier trinken und schreiben „Sehr geehrter Herr

…“ – ist zwar freundlich, passt aber auch nicht. Überlegen Sie

sich immer, wem Sie schreiben und passen Sie Ihren Stil dementsprechend

an.

• Fassen Sie sich kurz. E-Mails sind prädestiniert für kurze, klare

Ansagen, also vermeiden Sie es „Romane“ zu schreiben, außer sie

wollen einen Bestseller landen.

• Verschlüsseln Sie sensible Mails. Alle gängigen E-Mail-Programme

verfügen über eine Möglichkeit Nachrichten für Außenstehende

unleserlich zu machen. Wenn Sie nicht wissen wie das

geht, fragen Sie Kollegen oder Dr. Google.

• Vergessen Sie Ihre Signatur nicht. Am besten mit Telefonnummer,

damit man in bestimmten Fällen zurückrufen kann. Manche

Sachen klären sich im persönlichen Gespräch schneller.

• Schicken Sie nur an die passenden Absender. Sammel E-Mails

an ganze Gruppen sind einfach nur nervig.

• Machen Sie nie unnötig Stress. Man kann mit E-Mails Dringlichkeit

vermitteln, aber machen Sie das nie, wenn es nicht wirklich

dringend ist, sonst werden Sie beim nächsten echten Problem

ignoriert.

Zu guter Letzt kann ich Ihnen nur empfehlen, immer nur das zu

schreiben, was Sie selber gerne lesen würden. Bleiben Sie höflich,

auch wenn Sie zornig sind. Lesen Sie ihre Mails vor dem Absenden

noch einmal durch und überlegen Sie sich dabei, wie Ihre Nachricht

auf den Empfänger wirken könnte und was zwischen den

Zeilen steht. UND SCHREIBEN SIE UM HIMMELS WILLEN

KLEIN!!!!!!!!!!!!

Fotos © Gerd Altmann | pixabay.com

11 | JUNI 2021


information & entwicklung

Books4Life Wien:

Wie Bücher die Welt verändern können

MEINE EHRENAMTLICHE ARBEIT IN EINEM SOZIALEN BUCHLADEN

Tina Čakara

Studentin

Junge Redaktion

Foto:

Fotostudio primephoto

Als ich vor einem halben Jahr das

erste Mal den Buchladen Books-

4Life Wien betrete, mit dem

Wunsch ehrenamtlich tätig zu

werden, weiß ich noch nicht, was mich

alles erwarten wird. So viele herzliche

Menschen, die begeistert mit anpacken

und mithilfe von Literatur die Welt ein

kleines Stück besser machen. Menschen,

die nicht müde werden, ihre Liebe zu

Büchern zu teilen. Die im Shop stehen

und sich von Kundinnen und Kunden in

anregende Gespräche über das geschriebene

Wort verwickeln lassen. Die

Lesungen organisieren und Bücherabos

verpacken. Die mit Menschen in Kontakt

treten, die Unterstützung brauchen. Eine

Gemeinschaft, zu der ich passe, wie ein

Lesezeichen zwischen zwei Buchseiten.

DAS KONZEPT

Der Ort, an dem ich mich befinde, ist auf

den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher

Buchladen und doch so viel mehr. Er

wird von Books4Life Wien betrieben,

einem Verein, der ausschließlich aus

dem Engagement von Freiwilligen getragen

wird. Sie haben sich vier Leitgedanken

verschrieben:

1) BOOKS4LIFE WIEN SCHONT DIE

UMWELT

Alle Bücher, die von Books4Life Wien

verkauft werden, sind gebraucht. Jedes

einzelne der Bücher ist schon einmal von

neugierigen Fingern geöffnet worden

oder in einem Zuhause auf dem Nachtkasten

gelegen. Jetzt sind diese Bücher

als liebevolle Spende bei Books4Life

Wien gelandet. Sie werden nicht weggeschmissen,

sondern wiedergelesen, was

die Umwelt schützt und Ressourcen spart.

2) BOOKS4LIFE WIEN FÖRDERT BILDUNG

Die gespendeten Bücher werden sehr günstig

weiterverkauft. Alle Menschen sollen sich

Literatur leisten können und die Möglichkeit

haben, ihr eigenes Bücherregal zu füllen. Bildung

ist ein Menschenrecht und darf keinem

verwehrt bleiben.

3) BOOKS4LIFE WIEN HILFT ARMUT ZU

BEKÄMPFEN

90% des Erlöses werden an soziale Organisationen

und Projekte gespendet, 10% gehen in

die Verwaltung. Fixe Spendenempfänger von

Books4Life Wien sind Amnesty International,

die sich weltweit für Menschenrechte einsetzen

und Die Gruft, die obdachlose Menschen

in Österreich unterstützt. Die anderen

zwei Spendenempfänger werden jedes Jahr

innerhalb des Vereins neu gewählt. Im letzten

Vereinsjahr waren es Footprint, die Betroffene

von Frauenhandel unterstützen und der

Verein der Wiener Frauenhäuser, die misshandelten

Frauen und Kindern Schutz und Hilfe

bieten.

4) BOOKS4LIFE WIEN VERBINDET

MENSCHEN

Der Books4Life Wien Shop verbindet literaturbegeisterte

Menschen und bietet ihnen einen

Ort zum Austausch, zur Zusammenarbeit und

für Veranstaltungen. Mit einem gemeinsamen

Ziel und ehrenamtlichen Engagement werden

Ideen zu konkreten Handlungen.

WIE ALLES BEGANN…

Die Geschichte von Books4Life beginnt in den

Niederlanden. Dort gründeten 2004 zwei Studenten

den ersten Books4Life-Verein an der

12 | JUNI 2021


Universität Tilburg, der schon im ersten Jahr sehr erfolgreich

war und mit dem Verkauf gebrauchter Bücher eine Spende

von 4.000 EURO erwirtschaften konnte. Die Idee fand großen

Anklang und führte in den Folgejahren zu weiteren 5 Books-

4Life-Vereinen in den Niederlanden. Der erste Verein außerhalb

des Landes wurde 2010 in Graz eröffnet. 2012 folgte

Books4Life Wien, zunächst noch ohne eigenem Ladenlokal.

Die Gründerinnen haben gespendete Bücher anfangs noch in

ihren eigenen Wohnzimmern gelagert und auf Flohmärkten

und Straßenfesten weiterverkauft. Drei Umzüge später fühlt

sich das Team heute in der Schlösselgasse 8 wie Zuhause.

Das sind die ersten Kapitel der Geschichte dieses besonderen

Buchladens. Wohin die Reise wohl noch gehen wird, bleibt

offen. Wie bei jeder Geschichte entscheiden auch hier die

Charaktere. Das sind die Menschen, die kommen und Bücher

kaufen: im Shop vor Ort, im Onlineshop oder durch ein

Überraschungs-Bücherabo, das nach Hause geschickt wird.

Hoffentlich wird die Geschichte dieses Buchladens nie zu

Ende gehen.

Fotos © Books4LifeWien

Foto © AnnaliseArt | pixabay.com

13 | JUNI 2021


information & gedanken

Verrückt sein ist wunderbar kreativ:

Sehnsucht nach „normalem Leben“?!

„WAS WIR BRAUCHEN, SIND EIN PAAR VERRÜCKTE LEUTE; SEHT EUCH AN,

WOHIN UNS DIE NORMALEN GEBRACHT HABEN.“ (George Bernard Shaw)

Dr. Manfred Greisinger

Autor, Trainer

Buch-Projekt-Begleiter

Vortragender

Selfness-Coach

ICH-Marke-Pionier

26 Bücher bisher,

aktuell:

„Wolfs-Würde“

www.stoareich.at

Foto: © Gernot Blieberger

Das „normale Leben“ also, das

würde es – nach den Corona

Dramen – bald wieder geben,

tönen die Medien. Und die

Bevölkerung applaudiert. Ja, wir treffen

uns wieder bei Stelzen und Bier. Erzählen

uns seichte Witze und schimpfen

auf die Politiker. Weil’s so klass normal

ist. Wir treiben unsere Kinder zu schulischen

Bestleistungen an – schön brav

sein! – und drohen mit Liebesentzug,

wenn der Nachwuchs nicht spuren will.

Normal ist Trumpf. Alles im und mit

System! Wir sind Montag früh wieder

leibhaftig am Arbeitsplatz – und freuen

uns sogleich auf das Wochenende. Und

auf die Pension. Weil das die meisten

machen – und somit ist´s normal. Die

Krankenstände nehmen wieder zu. Die

Fernreise-Buchungen auch. Wer hält’s

denn auch wirklich Tag für Tag der Norm

entsprechend, vorschriftsmäßig, aus?!

„Der Puls ist normal“, stellt man zufrieden

fest … Der Benzinverbrauch des

Autos ist auch im Normbereich. Hier wie

dort gibt´s keine Ausreißer. Normal ist

das In-der-Schlange-Stehen. Bitte diszipliniert

sein. Einer nach dem anderen.

Ruhe bewahren, meine Herrschaften!

Normal ist so beschaffen, geartet,

gestrickt, wie es die allgemeine Meinung

als das Übliche, Richtige, Bewährte sieht

– und belohnt.

„Frag nicht so blöd!“, empört sich die

Norm. Wenn das jede/r macht, wo kommen

wir da hin?! Hände auf den Tisch,

gerade sitzen – aufrechter Oberkörper,

nicht lümmeln!

BUNTE BLUMEN GEGEN DEN

GRAUEN ALLTAG

Nur nichts außerhalb der Norm, bitte

… DAS wollen wir? DANACH sehnen

wir uns tatsächlich? - Die Künstler-Seele

lebt und gedeiht nicht in/an/mit der

Norm des Durchschnitts; sie braucht und

fördert die Abnormalität. Sie sehnt die

Unkonventionalität herbei und genießt

die Grenzüberschreitung. Deshalb ist sie

ja auch ein Ventil für die graue Normalität.

– Der „teuerste Künstler“ aller

Zeiten, Vincent van Gogh, der leider zu

seiner Zeit völlig verkannt wurde, weil er

nicht in die Norm passte, meinte: „Die

Normalität ist eine gepflasterte Straße;

man kann gut darauf gehen - doch es

wachsen keine Blumen auf ihr.“

Foto: © PublicDomainPictures | pixabay.com

14 | JUNI 2021


Sie wissen

selbst am

besten,

womit Sie

Ihr Wissen

ergänzen

wollen!

IMPROVE-Bildung mit Zukunft

www.improve.or.at

Fotos © faculty, student, girl | pixabay.com


information & entwicklung

Eine Ziege als Starthilfe:

Meine Ziege lebt in Burundi

EIN KREISLAUF, DER KINDERN ZUKUNFT UND GEBORGENHEIT BRINGT

Brigitte Kroutil-Krenn

Caritas Steiermark

Auslandshilfe

Mai 2021

Foto: Jork Weismann

Fotos: © Caritas Auslandshilfe

16 | JUNI 2021

Burundi ist ein wunderschönes

Land – aufgrund seiner Berglandschaft

wird es auch oft die

„Schweiz Afrikas“ genannt, aber

anders als die Schweiz ist Burundi eines

der ärmsten Länder der Welt. Von den

elf Millionen EinwohnerInnen leben drei

Viertel unter der Armutsgrenze und fast

die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15

Jahre alt.

EINE GESCHICHTE MIT FOLGEN

Wie das Nachbarland Ruanda hat auch

Burundi eine leidvolle Geschichte erlebt.

Seit der Unabhängigkeit 1962 stehen

sich die Volksgruppen der Hutu und Tutsi

feindselig gegenüber und bekämpfen einander.

Bis zum Ende des Bürgerkrieges

wurden mehr als 300.000 Menschen

getötet, hunderttausende Kinder blieben

ohne Eltern oder nur mit einem Elternteil

zurück.

Immer wieder kommt es zu geschlechtsspezifischer

Gewalt, vor allem in ländlichen

Regionen ist Gewalt gegen Frauen

und Kinder weit verbreitet. Steigende

Inflation, fehlende Arbeitsplätze, keine

Zukunftsperspektiven tragen zur Frustration

der Bevölkerung bei und führen

zum Aufleben der bekannten ethnischen

Trennlinien und zu einem erneuten Aufflammen

von Gewalt.

WIE EINE ZIEGE DAS LEBEN

VIELER FRAUEN UND KINDER BESSER

MACHT

Alleinerziehende sowie finanziell und

sozial benachteiligte Frauen erhalten

nach einer umfassenden Schulung über

Haltung und Fütterung - eine Ziege. Die

Ziegen werden vorbeugend geimpft und

im ersten Jahr tierärztlich betreut. Die Frauen

sind in Gruppen organisiert und treffen sich regelmäßig

um sich gegenseitig zu unterstützen.

Als Beitrag zur Völkerverständigung wird das

erste weibliche Kitz an eine Frau einer anderen

Ethnie – Hutu oder Tutsi – weitergegeben.

So vervielfachen sich die Begünstigten des

Projektes und die Versöhnung zwischen den

verfeindeten Volksgruppen wird gefördert.

TASK FORCE "ZIEGENVERTEILUNG“

Die Verteilung der Ziegen muss gut geplant

und vorbereitet sein - und ist ein Fest für alle

Beteiligten.

Auch Marie Rose Ntibarirana hat eine Ziege

bekommen. Sie ist Witwe und sorgt für vier

Kinder, zwei eigene Kinder und zwei Pflegekinder.

Während des letzten Bürgerkrieges war

sie zusammen mit ihrem Mann nach Tansania

geflüchtet. Nach ihrer Rückkehr lebte sie mit

ihren Kindern in einem Flüchtlingslager. Ihre

Felder waren inzwischen von anderen Familienmitgliedern

übernommen worden, ihr Mann

starb bald nach der Rückkehr. Mit ihren Kindern

lebte sie in einem kleinen Verschlag am Stadtrand

von Gitega.

Der Bürgerkrieg hat viele Witwen und Waisenkinder

zurückgelassen – der Orden Neues Leben

für die Versöhnung von Sr. Godelive kümmert

sich um Waisenkinder. Die Kinder sollten aber

nicht nur im Waisenheim aufwachsen, sondern

auch das Leben in einer Familie kennen lernen.

Witwen nehmen Waisenkinder auf und bekommen

eine Ziege als Unterstützung. Als die Ziege

zwei Zicklein zur Welt bringt, gibt sie eines an

Matilde Minani weiter.


17 | JUNI 2021


information & gesellschaft

Zurück zu den Anfängen?!

Warum das geschriebene Wort zählt

BEOBACHTEN WIR GERADE EINE ENTWICKLUNG IN DIE GEGENRICHTUNG, ZURÜCK

ZU DEN ANFÄNGEN IN FORM EINER BILDSYMBOLSPRACHE?

Thomas Kolbe

Fachwissenschaftler

für Versuchstierkunde,

Ao. Prof. für die

Service-Plattform

Biomodels Austria

Veterinärmedizinische

Universität Wien

mehr infos

https://de.wikipedia.org/wiki/

Diskos_von_Phaistos

https://de.wikipedia.org/wiki/

Linearschrift_B

https://www.dtv.de/_files_

media/title_pdf/leseprobe-13995.pdf

Vor Jahrtausenden hat der Mensch

begonnen Aufzeichnungen

anzufertigen: Über Lagerbestände

von Nahrungsmitteln,

Tributzahlungen, Erntemengen, Tierbestände.

Dazu wurde eine vereinfachte

Abbildung des Objektes mit einer Zahl

versehen und in Ton eingedrückt und

getrocknet (Assyrien, Babylonien) oder

auf Papyrus aufgemalt (Ägypten). Als

die Städte größer und die Verwaltung

aufwendiger wurde, sind aus den

Symbolen Lautsilben geworden, die in

neuer Reihenfolge auch andere Dinge

ausdrücken konnten (Mykene). In China

gibt es heute noch einen Vorläufer der

Silbenschrift. Daher ist die Kenntnis von

mehreren Tausend Schriftzeichen für

flüssiges Lesen notwendig, wer komplexer

schreiben will muss Zehntausende

von Schriftzeichen kennen. In Europa

gingen die Phönizier den ursprünglichen

Weg weiter, zerlegten Wörter in Laute

und ordneten diese Lautzeichen zu,

den Buchstaben. Diesen 22 Buchstaben

fügten die Griechen später noch die

Vokale bei. Damit konnte man alles

schriftlich festhalten, was man sagen

konnte. Über die Jahrtausende wurden

abstrakte Gedanken über den Sinn des

Lebens, den Sitz der Seele, das Leben

nach dem Tod und vieles andere mehr

niedergeschrieben und für die Nachwelt

festgehalten. Das niedergeschriebene

Wort kann nicht nur Informationen an den

Leser weitergeben, sondern auch Gefühle

und Stimmungen vermitteln, ganze

Szenerien, andere Zeiten und Welten im

Kopf des Lesers entstehen lassen. Es regt

Phantasie und Nachdenken an. Z.B. der

allererste Satz in Tolstois großem Werk,

Anna Karenina, brennt sich in der Erinnerung

ein und regt zum Nachdenken und

Grübeln an. Anspruchsvolle Bücher sind

also nicht nur Material zum Ablesen, sondern

eine Herausforderung für das Gehirn,

die Intention des Schriftstellers zu erfassen.

Was er mit der geschilderten Szene

für das Gesamtwerk bezweckt, warum er

es gerade so formuliert hat, ob es einen

Sinn hinter dem Sinn gibt, ob die Szene

auf heutige Verhältnisse übertragbar

wäre, usw. Shakespeare hat mit seinem

Hamlet nicht deshalb Erfolg, weil er über

einen imaginären Prinzen von Dänemark

Jahrhunderte vor unserer Zeit berichtet,

sondern wegen der Gedanken hinter den

Figuren und der Handlung.

Seitdem Handys Internet-Zugang haben,

aber nur eine kleine umständliche Tastatur

zum Schreiben von Texten, versuchen

die Nutzer so viele Abkürzungen (lol,

GLG) wie möglich zu verwenden und

kleine Bildsymbole zum Ausdrücken ihrer

Gefühle einzufügen. Alleine schon die

schnelle Antwort als email oder Tweet

verhindern ein allzu sorgfältiges Nachden-

18 | JUNI 2021


ken über den geschriebenen Text (was

manche dann schnell bereuen). Kunstvoll

formulierte Sätze mit ausgefallenen Wörtern

wird man da vergeblich suchen. Genauso

wie Erklärungen für einen Smiley:

Warum ist jemand jetzt glücklich? Oder

warum freut er oder sie sich? Worüber

denn eigentlich?

Der ORF möchte Nachrichten in Zukunft

nur noch in einfachen Worten veröffentlichen.

Im Sinne der Inklusion gehandicapter

Personen eine löbliche Initiative.

Für alle anderen ein Niveauverlust, der

dem Gehirn zuerst die Auseinandersetzung

mit komplexeren Sätzen erspart,

später dann unmöglich macht. Studierende

in den Naturwissenschaften haben

jetzt schon Probleme, grammatikalisch

korrekte Sätze zu Papier zu bringen (was

bei Multiple-Choice-Tests kein Problem

darstellt). Sind Erwachsene bald nur

noch in der Lage, Comics zu lesen?

Das Gehirn ist in vielerlei Hinsicht wie

ein Muskel: Um umfassend

einsatzfähig zu

sein, muss es trainiert

werden. Auch

mit anspruchsvollen

Aufgaben.

Versuchen wir

also unseren

Kindern auch

schwierige

Texte zuzumuten.

Sie werden

es später

(hoffentlich)

einmal zu

schätzen wissen.

Foto: © OpenClipart-Vectors | pixabay.com

19 | JUNI 2021


information & gesellschaft

„Generation Corona:“

Wie können wir neue Freude finden?

SECHS IDEEN FÜR JUNGE MENSCHEN

Dominika Letko

Studentin

Generation Corona – ein einschlägiger

Name für uns junge

Menschen, die in dieser pandemischen

Zeit mit ihren eigenen

Problemen ringen müssen. Nicht selten

werden wir auch als „verlorene“ oder

„hoffnungslose“ Generation bezeichnet,

da wir gerade in der Zeit des Wachstums

mit den größten Verlusten und

Versäumnissen konfrontiert werden.

Diese plötzlichen Veränderungen, an

die wir uns adaptieren müssen, können

überfordernd sein und „positiv bleiben“

ist dabei leichter gesagt als getan. Doch

was können wir dagegen tun? Wie können

wir trotz dieser Umstände Mut und

Freude finden? Der folgende Leitfaden

kann Abhilfe schaffen.

DAS LICHT AM ENDE DES TUNNELS

SEHEN

Auch wenn wir nun schon seit über

einem Jahr auf vieles verzichten müssen,

das das Leben für uns ausmacht, ist es

wichtig sich in Erinnerung zu rufen, dass

diese schwierige Phase nur das ist – eine

Phase. Auch sie wird irgendwann enden

und es bleibt der Lichtblick, dass, sobald

es so weit ist, wir in Genüge das nachholen

können, was wir in all der Zeit

verabsäumt haben. Umso mehr schätzen

wir dann diese Dinge auf eine neue Art

und Weise und sind uns mehr denn je

bewusst, dass nichts selbstverständlich

ist.

SICH SELBST ANERKENNUNG

SCHENKEN

Auch wenn alles zurzeit fordernd ist,

haben wir vieles bereits gemeistert und

überstanden. Wenn wir an all die

unverhofften körperlichen, mentalen

und emotionalen Anstrengungen denken,

die wir im letzten Jahr durchgemacht

haben, und wie wir diese trotz

allem in Angriff genommen haben,

dürfen wir durchaus stolz auf uns

sein. Auch das hat Anerkennung verdient

und das können wir uns selbst

auch so zugestehen.

SICH NEU ENTDECKEN

Gerade weil wir momentan auf so

vieles verzichten müssen, sind viele

von uns mit all dieser überschüssigen

Zeit konfrontiert, mit der vermeintlich

nichts anzufangen ist. Aber genau

diese Zeit lässt sich ausgiebig nutzen,

um uns neu zu entdecken und

weiterzuentwickeln. Das könnte

sein: eine neue Sprache lernen, die

Kochkenntnisse erweitern oder Do-It-

Yourself-Projekte angehen. Wenn wir

aus dieser Situation etwas gewinnen

können, dann die Chance, sich uns

selbst zu widmen und in dieser Hinsicht

etwas Neues zu wagen.

DANKBAR SEIN

Das Leben mag in diesen Zeiten für

viele von uns freudlos erscheinen,

dennoch gibt es viele Dinge, für die

wir dankbar sein können. Empfehlenswert

ist, sich täglich diejenigen

Punkte zu notieren bzw. bewusst in

Gedanken zu rufen, für die wir dankbar

sind. Dabei ist es wichtig, sowohl

Dinge von großer als auch kleiner

20 | JUNI 2021


Bedeutung aufzuzählen. Das können

enorme Faktoren sein wie das eigene

Zuhause, die Familie und Gesundheit,

aber auch kleine Freuden wie die Tasse

Kaffee am Morgen, das Lieblingslied im

Radio oder das schöne Wetter.

SICH BEWEGEN

Da aufgrund der Situation viele Aktivitäten

des täglichen Lebens wegfallen,

befinden sich viele von uns nun die

meiste Zeit zuhause und so fällt nun mal

viel Bewegung weg. Allerdings ist es

gerade in dieser Zeit wichtig, regelmäßig

Sport zu betreiben. Abgesehen von den

physischen Vorteilen, setzen Sport und

Bewegung Endorphine frei, wodurch

Glücksgefühle ausgelöst werden. Außerdem

können wir so Stress abbauen,

der besonders in dieser Zeit für viele ein

täglicher Begleiter ist. Dank YouTube

und Co. braucht es nicht einmal mehr

an großartigem Sport-Equipment, um zu

trainieren. Wenn es keine Home-Workouts

sein sollen, können auch Spaziergänge

oder Laufrunden an der frischen

Luft Wunder wirken.

SOZIALE KONTAKTE BEWAHREN

Auch wenn wir Social Distancing betreiben

und aufgrund von Sicherheitsbeschränkungen

auf viele nahe Kontakte

verzichten müssen, ist es wichtig, dass

wir weiterhin sozialisieren und mit anderen

in Verbindung bleiben. Dank des

Internets und der zahlreichen Telefonieund

Videochat-Möglichkeiten fällt uns

das nicht allzu schwer, daher sollten wir

darauf schauen, miteinander im Austausch

zu bleiben und uns auch bei Menschen

zu melden, von denen wir länger

nichts mehr gehört haben. Erinnern wir

uns: Wir sitzen alle im selben Boot!

Durch den digitalen Kontakt können wir

uns dennoch gegenseitig aufbauen und

trotz allem füreinander da sein.

Foto: © Hannah Ollinger | unsplash.com

21 | JUNI 2021


information & gedanken

Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com

Professor Abakus

Professor Abakus:

Verständlich und einfach erklärt

Prof. Abakus ist ein aufgeweckter Junge. Er erzählt von Erlebnissen und Beobachtungen

aus seiner kleinen Welt und bezieht das Verhalten Erwachsener mit ein.

Mit kritischen Augen betrachtet er, was er anders machen würde. Vorschläge, die

zum Nachdenken anregen.

• Diesmal widmet er sich dem Thema "Jeder Mensch ist sein eigener Maskenbildner",

Titel des Audiogramms „Fastnachtsgesichter"

• Der zweite Titel „Schnurrende und wedelnde Tierkugeln" beschäftigt sich mit dem

Thema „Solidarität in der Gesellschaft"

Zu finden sind alle HÖR|IMPULSE auf unserer Homepage: http://magazin.LmZukunft.at/

podcasts.html

Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie Professor Abakus, geben Sie einfach

„Professor Abakus“ ein.

22 | JUNI 2021


Schenken

Sie doch heuer

eine Ziege.

Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude

Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen

im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form

eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.

schenkenmitsinn.at

T-SHIRT

DAZU SCHENKEN

© iStockphoto (Antagain)


information & vielfalt

Neues Buch von Thomas W. Albrecht:

Kampf Rhetorik

SO WERDEN WIR GEGEN UNSEREN WILLEN BEEINFLUSST

Dipl.Ing. Alexander Ristic

Associated Press Austria

Haben Sie in den letzten Monaten

Zeitung gelesen oder Nachrichten

im Fernsehen verfolgt? Wir

können die Zunahme eines rauen

Tones zwischen den Zeilen oder Worten

feststellen.

Ob im privaten Umfeld, im Berufsleben

oder in sozialen Medien: Zunehmende

aggressive Rhetorik paart sich mit einem

rauen Ton und gezielter sprachlicher Manipulation.

Viele Menschen fühlen sich

Angesicht dieser nicht wertschätzenden

Kommunikation wehrlos, getäuscht und

erkennen die perfiden Muster der

manipulativen Informationspolitik

und Berichterstattung nicht. Es

entsteht eine unterbewusste

Unzufriedenheit und Frustration

über „wie wir miteinander

kommunizieren“ und eine

wehrlose Haltung.

Herr Thomas W. Albrecht ist

ein ausgezeichneter Kenner der

zwischenmenschlichen Kommunikation

und hat einen speziellen

Blick auf die Kunst der Rede als

Ausdruck unserer Kultur und Werte.

In unseren alltäglichen „sympathischen“

Gesprächen und Vorträgen werden

oft Fakten weggelassen, es wird generalisiert

und kognitiv verzerrt. Die

Gesprächspartner und Zuhörer werden

zu Gedanken und Handlungen verleitet,

die für sie nachteilig sind oder sie sogar

manipulativ instrumentalisieren.

Sie sich effizient dagegen zu Wehr setzen

können und wie Sie solche manipulativen

Suggestionen abblocken können.

Es ist wichtig sich eine unbeeinflusste

Meinung zu bilden.

Dieses Buch ist besonders wertvoll,

da der Autor ausgewählte Reden und

Interviews transkribiert hat und diese

detailliert analysiert und kommentiert.

An den Beispielen von Donald Trump,

Angela Merkel, sowie der Interviewtechnik

von Armin Wolf kann man rhetorisch

sehr viel lernen.

Es ist ein außergewöhnliches Sachbuch,

das von der jahrzehntelangen Erfahrung

seines Autors profitiert. Mit großer Expertise

erklärt Thomas W. Albrecht wie

wir miteinander besser und wertschätzender

kommunizieren können! Nur so

kann ein neues und harmonisches Miteinander

nach der Pandemie entstehen.

Dieses lehrreiche Buch kann jedem Leser

empfohlen werden.

Fotos: © Hans Braxmeier | pixabay.com

24 | JUNI 2021

In diesem Buch finden Sie konkrete

Beispiele mit welchen Instrumenten Sie

beeinflusst und manipuliert werden, wie


INFO

Books4Life ist ein Netzwerk

karitativer Second-Hand-Buchläden,

die sich dem Verkauf und

der Aufwertung von Büchern

verschrieben haben.

Unsere Vision ist

• Armut zu bekämpfen

• Bildung zu fördern

• Umwelt zu schonen und

• literaturbegeisterte

Menschen zu vernetzen

Unser Verein besteht ausschließlich

aus Freiwilligen.

Somit ist es uns möglich, 90%

des Umsatzes unkompliziert

und direkt an unsere Spendenpartner

weiterzugeben.

DER SOZIALE

BUCHLADEN IN WIEN

BÜCHER KAUFEN

& SPENDEN

Die einfachste Möglichkeit, uns zu

unterstützen, ist mit einem Bücherkauf!

Shop: Schlösselgasse 8 / 1080 Wien

Online-Shop: http://shop.b4l-wien.at

Bücherspenden nehmen wir auch

gern - bitte nur nach Absprache über

info@b4l-wien.at!

Du willst uns unterstützen? So geht‘s:

EVENTS BESUCHEN

Wir basteln mit bedruckten Blättern,

feilen mit euch am Poetryslam und

bieten Schreiberlingen eine Bühne.

Zwei der Spendenempfänger

werden jährlich neu gewählt.

Unsere beiden fixen Partner sind:

Als aktives Mitglied engagierst

du dich im Shop, im Marketing,

bei Events, in der IT oder Verwaltung.

Es gibt genug zu tun!

MITGLIED WERDEN

Als unterstützendes Mitglied

hilfst du uns, die Miete zu

stemmen und bekommst dafür

50% Rabatt auf deinen Einkauf.

Neugierig geworden?

Wir freuen uns auf dich!

info@b4l-wien.at

http://www.b4l-wien.at

ANDERE VON UNSERER IDEE BEGEISTERN


information & entwicklung

Betreuung vor Pflege:

Lebensbegleiter*in

IM DERZEITIGEN SYSTEM PFLEGEN WIR DIE PATIENTEN INS BETT UND VOM

BETT INS HEIM (Dr. Ernest G. Pichlbauer, Gesundheitsökonom)

Karl H. Schrittwieser ˇ

Obmann

IMPROVE-Bildung mit Zukunft

gemeinnütziges Institut

für Erwachsenenbildung

www.improve.or.at

Erste Informationen zu der Diplomausbildung "ganzheitlicher Lebensbegleiter"

erhalten Sie in den angeführten Audiogrammen.

Weitere Details finden Sie auf unserer Homepage: http://www.improve.or.at/

lebensbegleiter-in.html

Für ein persönliches Beratungsgespräch stehen wir gerne zur Verfügung, unter

office@improve.or.at

INFO

Online-Info-

Veranstaltung

ANMELDUNG

http://www.improve.

or.at/online.html

26 | JUNI 2021


information & vielfalt

KAMPF RHETORIK

von Thomas Wilhelm

Albrecht

Beschreibung - siehe Seite 24

ISBN: 978-3-99060-182-2

270 Seiten, Goldegg Verlag

www.goldegg-verlag.com

www.kampfrhetorik.info

FALSCH GEDACHT!

von Dr. Marcus Täuber

Beschreibung - siehe Seite

36

ISBN: 978-3-99060-208-9

180 Seiten, Goldegg

Verlag

www.goldegg-verlag.com

www.ifmes.at

Ein FAS(D) perfektes Schulkind

Reinhold Feldmann / Anke Noppenberger

Ein Bilderbuch zum FAS(D) - Fetales Alkoholsyndrom bzw. Fetale

Alkoholspektrumstörung, Mit Informationen für Lehrkräfte und Eltern

1. Auflage 2020. 56 Seiten. Innenteil farbig

(978-3-497-02989-1) gebunden, Reinhardt-Verlag, München

Mo ist ein Kind mit FAS(D), Fetaler Alkoholspektrum-Störung. Deshalb versteht Mo

schulische Regeln und soziale Situationen oft nicht altersgerecht, kann sich nicht

gut konzentrieren oder Dinge merken. Die Mitschüler bemerken schnell, dass Mo

sich von ihnen unterscheidet. Auch die Lehrkräfte stehen oft ratlos vor dem Kind mit

FAS(D) in ihrem Klassenraum und auf dem Pausenhof. Das Bilderbuch holt Kinder mit

FAS(D) einfühlsam bei ihren oft unangenehmen Schulerlebnissen ab. Mo zeigt ihnen,

was sie brauchen, damit es ihnen in der Schule gut geht. Wie er durch den schulischen

Alltag geht, ist spannend zu sehen. Dank der verständnisvollen Erwachsenen,

die ihn in der Schule und zuhause umgeben, wird Mo ein selbstbewusster, fröhlicher

Junge – ein Vorbild für andere Kinder mit FAS(D).

27 | JUNI 2021


information & entwicklung

Theater spielen:

Kindheitsträume vom werden wollen

WIE ICH MEINEN TRAUM ENTDECKTE

Lena Knapp

Studentin und

freie Schauspielerin

Foto: © Robert Krenker

Erinnern Sie sich noch daran, was

Sie in Ihrer Kindheit werden

wollten, wenn sie mal groß sind?

Fußballerin? Pilot? Lehrer? Tiefseetaucherin?

Prinzessin? Krankenpfleger?

Forscher? Polizistin? Was war Ihr Traumberuf

als Kind?

WIE ALLES ANFING

Bei mir war es schon früh sehr klar:

Neben drei weiteren täglich wechselnden

Berufen wollte ich, wie viele andere

Kinder wahrscheinlich auch, immer

Schauspielerin werden. Und wie bei den

meisten anderen Kindern auch, begann

meine Karriere auf der ,großen‘ Bühne

des Kindergartens mit einem Publikum

voller stolzer Eltern, die ihre Tränen kaum

zurückhalten können, weil ihr Kind einen

Baum oder eine sprechende Karotte

verkörpert.

Als ich kurz darauf bei einer Vorstellung

des Kinderbuchklassikers ‚Das kleine Ich

bin ich‘ meine Augen nicht von der fesselnden

Geschichte rund um das kleine

bunte Tier auf der Suche nach seiner

Identität lassen konnte, während einige

meiner Freund*innen aus Angst vor dem

dunklen Raum im Schoß der Erzieherin

lagen oder vor Langeweile schliefen,

ließ sich auch hier meine tatsächliche

Begeisterung für das Theater und der

damit zusammenhängende Berufswunsch

stark erahnen.

DAS WILL ICH AUCH!

Dreizehn Jahre später, während der

Schulabschlussfahrt nach Wien sowie

etliche Male dazwischen, ereignete sich

immer noch dasselbe Phänomen. Während

einige meiner Schulkolleg*innen

vor Langeweile oben in der Galerie des

Burgtheaters schliefen oder mit ihren

Handys beschäftigt waren, ließ ich

meine Augen nicht von der Antigone

auf der Bühne, die so schön flüstern

konnte, dass ich Gänsehaut bekam

und mir „Das will ich auch können!“

dachte.

In den Jahren zwischen diesen beiden

Theaterbesuchen ist natürlich viel passiert.

Ich nahm so gut wie jede Möglichkeit

wahr, um Theater zu spielen

und entdeckte die Welt der Bühne immer

mehr für mich. Ich entschied mich

nur für meine weiterführende Schule,

weil sie bekannt für ihre Theater- und

Musicalgruppe sowie ein Unterrichtsfach

mit Theaterschwerpunkt war.

Ich war mir sicher, dass genau dieser

Weg zu meinem Berufswunsch aus der

Kindheit führen würde.

ALLE WEGE FÜHREN ZUM THEATER

Heute, wieder einige Jahre und einen

thematisch komplett anderen Bildungsweg

später, ist mir bewusst, dass dies

nicht der einzige Weg sein muss, den

jede Person geht, die professionell

Theater spielt oder spielen möchte.

Zwischen Schultheater und den ‚erwachseneren‘

Bühnen liegen natürlich

Welten. Was für mich allerdings hinter

beidem steckt, ist im Grunde dasselbe:

meine Motivation auf der Bühne zu

stehen.

Das Gefühl zu spüren, Teil einer Gruppe

zu sein und mit ihr Geschichten zu

erzählen, mitzugestalten und zum

28 | JUNI 2021


Leben erwecken zu können, ganz egal

welcher Stoff erzählt wird, ob es nun

‚Das kleine Ich bin ich‘ oder ‚Antigone‘

ist. Eine Spannung im Raum zwischen

Spielenden und Zusehenden zu schaffen,

bei der alle in einen gemeinsamen

Diskurs eintauchen, sich mit bestimmten

Thematiken beschäftigen oder die

alltäglichen Sorgen vergessen können.

Theaterluft zu schnuppern, vor und hinter

der Bühne. Den Moment zu genießen, in

dem Alles oder Nichts passieren kann.

Genau aus diesen Gründen weiß und

wusste ich schon immer, dass ich meinen

Traumberuf als Kind auch als Erwachsene

ausüben möchte. Egal in welcher Form

und über welchen Weg, ob in der freien

Theaterszene oder vielleicht irgendwann

einmal auf einer den ganz großen

Bühnen.

Aber warum erzähle ich Ihnen das alles?

Wen interessiert schon der Kindheitstraum

irgendeiner Person, die Sie überhaupt

nicht kennen? Welcher Beruf ist

Ihnen denn bei meiner Frage zu Beginn

eingefallen? Manchmal ist es doch auch

schön, an seine eigenen kleinen Anfänge

zurückzudenken. Die eigene Entwicklung,

die persönlichen Ziele und die

Motivation, die hinter der aktuellen oder

auch damaligen Berufs- und Lebenswahl

stecken, zu reflektieren. Was wollte ich

werden? Was bin ich geworden? Was

will ich noch werden? Denn eines habe

ich durch dieses Zurückdenken gelernt:

Das werden wollen, wenn ich mal groß

bin, hört nie auf. Werden ist ein stetiger

Prozess und es ist nie zu früh oder zu

spät damit anzufangen oder weiterzumachen

– ganz egal was das für jede und

jeden persönlich bedeutet.

Foto: Sophie Mashraki / Lena Knapp

Jürg Mäder

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Foto © Gerhard G. | pixabay.com

heims zu schaffen

29 | JUNI 2021

on in dieser Isola

rend zwölf Tagen


information & gesellschaft

Ehrliche Antwort erwünscht:

Danke, es geht uns nicht gut

SS WIE EIN TRAUM DAZU BEI, DIE ZUKUNFT ZU

WIR SIND MÜDE, WIR SIND ERSCHÖPFT, DER SCHOCK STECKT TIEF IN UNSEREN

KNOCHEN UND DIE WUNDEN ZEIGEN SICH OFTMALS ERST JETZT

Mag. Reinhard Patricia Winter Weiner

Nah am Leben Coaching

& Beratung e.U.

www.nah-am-leben.at

Wie geht es Dir? Wie geht es

euch? - fragt eine bekannte

Stimme aus sicherer Distanz.

Da sind sie wieder… Diese häufig gestellten

Fragen, nach dem Wohlergehen

des Gegenübers oder seiner Familie,

als Floskeln in unser gesellschaftliches

Leben integriert, zumeist auch ehrlich

gemeint, aber in den seltensten Fällen

ehrlich beantwortet.

„Danke, geht eh,“ kommt als Antwort

von der anderen Seite. Dazu ein müdes

Lächeln. Da ist er wieder: dieser Kloß

im Hals, der verlangt schnell weiter in

Beschwichtigungen abzudriften oder ihn

einfach gleich mit der Gegenfrage „Und

euch?“ wegzudrücken.

Eine alltägliche Szene. Und doch so

zeichnend für das was gerade da ist, wir

aber mit einem kurzen „Ja eh…“ oder

„Geht eh…“ oder „Danke, eh…“ oder

„Weißt eh…“ wieder in den Untergrund

des Alltags schieben. Weils eben nicht

geht. Weil wir funktionieren (müssen).

Weil oft kein Platz ist für das individuelle

Wohlergehen, für Sorgen, für ein

Innehalten.

Da stehen wir also… Nach einem Jahr

Ausnahmesituation - einem Jahr kollektiver

Krise – über einem Jahr Pandemie.

Und obwohl es sich gerade, sehr

vorsichtig gedacht, nach einem vorläufigen

Ende, einer Entspannung anfühlt,

geht es vielen von uns nicht so richtig

gut. Sollten wir nicht den langsam zurückkommenden

Normalzustand bejubeln? Wir

haben ihn uns so lange herbeigesehnt und

darüber visioniert. Und über diese Entwicklung,

freuen wir uns „eh“. Also kollektiv

betrachtet: Geht’s uns „eh“ gut.

„eh“: Zwei Buchstaben, die einen Unterschied

machen. Aber was für einen? Was

bedeutet dieses „eh“? Ich wollte es genauer

wissen: Google informiert mich darüber,

dass das Wort „eh“ als Adverb für „sowieso,

ohnehin (schon)“ und als Konjunktion

für „bevor, früher“ steht. Also geht es uns

sowieso gut, oder es ging uns früher gut.

Aha…., ja, eh.

Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com

30 | JUNI 2021


WARUM GEHT’S UNS NICHT EIN-

FACH NUR GUT?

Wir stehen immer noch hier… Nach

einem Jahr Ausnahmesituation – einem

Jahr kollektiver Krise – über einem Jahr

Pandemie. Wo es hingeht, wissen wir

nicht. Was noch kommt, wissen wir

nicht. Die Konsequenzen, sind noch

immer da oder beginnen sich gerade erst

richtig zu zeigen. Die Insel der Seligen,

von der wir geholt wurden, ist in weiter

Ferne. Es ist nicht mehr das, was es

zuvor war. Wir sind einiger Erfahrungen

reicher. Wir haben einige Erkenntnisse

„dazugewonnen“. Wir sind verwundbar.

Verletzlich. Ausgeliefert. Die Probleme

des Systems und jeder Einzelnen/jedes

Einzelnen haben sich an die Oberfläche

gearbeitet. Wir haben funktioniert, und

tun das immer noch.

Der Junge, dessen ersehnter Schulstart,

so ganz anders gelaufen ist, wie erzählt

und der jetzt gar keine Lust mehr auf

Schule hat.

Die Jugendliche, die

10 Stunden am Tag

lernend vor dem PC

verbracht hat, und

das Gefühl hat, die

vielen geforderten

Aufgaben nicht

mehr stemmen zu

können.

Die Frau, die sich

zwischen Homeoffice,

Homeschooling

und Kinderentertainment,

zerreißt.

Der Mann, den

existenzielle Sorgen

plagen, weswegen

er sich in die Arbeit

vertieft, und von Schulgefühlen geplagt wird, seine Frau

nicht mehr zu entlasten.

Das Ehepaar, dessen Probleme, sich nicht mehr länger

im Trubel des Alltags verstecken lassen.

Sie alle können nicht mehr, sie alle funktionieren weiter.

Ihnen allen geht es nicht gut.

Aber jetzt wird es doch eh wieder normaler… werden

Sie sich vielleicht denken. Ja, eh! Und dennoch geht es

vielen unter uns nicht so wirklich gut. Es wird besser, ja

eh. Und doch… Warum ist das so?

Wir haben darüber gelesen, dass viele Menschen unter

dem letzten Jahr und seinen Geschehnissen gelitten

haben. Wir haben Statistiken gesehen, wie viele psychische

Erkrankungen sich zeigen. Wie schlecht es vielen

geht. Also hatten diejenigen doch Glück, bei denen

sich keine psychische Störung bemerkbar gemacht hat,

oder? Sei also dankbar, und mach weiter. Oder?

In meine Praxis kommen derzeit viele Menschen, die

das aber nicht können. Sie sind erschöpft nach einem

Jahr Durchhalten. Sie haben Sorgen, Gedanken, Ängste,

Emotionen und eigene Bedürfnisse verdrängt, weil

sie funktionieren mussten. Sie hatten das Gefühl die

Kontrolle zu verlieren, keine erprobten Bewältigungsstrategien

für die bestehende Situation zu haben, nicht

Entkommen zu können. Sie haben ihr Bestes gegeben,

und hatten doch das Gefühl immer nur dahin zu straucheln.

Die Luft wurde angehalten, um jetzt erleichtert

auszuatmen und neue Luft zu schnappen. Aber die

Erleichterung tritt nicht ein.

Es ist Zeit für eine Bestandsaufnahme, es ist Zeit für ein

Innehalten. Nein, wir müssen nicht weitermachen, als

wäre nichts gewesen. Denn die meisten von uns haben

quasi Unmögliches möglich gemacht. Wir dürfen unsere

Wunden lecken, uns verletzlich zeigen, Revue passieren

lassen, was wir geleistet haben, Verdrängtes verarbeiten

und uns neu aufstellen. Wir dürfen uns zugestehen,

dass wir (teilweise schwer) gebeutelt sind, und Innehalten,

um auf uns zu schauen. Denn es darf uns gut

gehen. Der erste Schritt dazu ist vielleicht ganz einfach,

vielleicht liegt er „eh“ schon auf der Hand… Wir dürfen

in uns hineinspüren und (uns) eine ehrliche Antwort

geben: „Danke, es geht uns nicht gut.“

Foto: © Engin Akyurt | pixabay.com

31 | JUNI 2021


information & gesellschaft

Kinderschutz institutionalisieren:

Sichere Orte für Kinder und Jugendliche

KINDER HABEN DAS RECHT AUF SCHUTZ

Mag. a Sandra Geisler MA

Leiterin der

Erziehungsberatung &

Entwicklungsbegleitung

und der Familienberatung

der Wiener Kinderfreunde

Foto: © Frank Jödicke

Um Kinder und Jugendliche überall

dort, wo sie ihre Zeit verbringen,

wo sie lernen, spielen und

sich ausprobieren, vor Gewalt,

Ausbeutung, sexuellem Missbrauch,

Machtmissbrauch, und anderen Kindeswohlbeeinträchtigungen

zu schützen,

bedarf es institutionell eines entsprechenden

Kinderschutzkonzeptes. Mit

diesem setzt eine Institution ein klares

Zeichen und ein Signal dafür, dass eine

Betreuungseinrichtung oder -situation

ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche

ist und dass diese Haltung unabdingbar

für die pädagogische – auch freizeitpädagogische

- Arbeit mit Kindern

und Jugendlichen ist. Das Konzept hat

zum Ziel, diese Haltung der Erwachsenen

nicht zufälligerweise bei einzelnen

Mitarbeiter*innen implementiert zu

wissen und bei anderen nicht, sondern

als Selbstverpflichtung der Organisation

und aller ihrer Mitarbeiter*innen festzuschreiben.

INTERNATIONALES QUALITÄTS-

MERKMAL

Ein Kinderschutzkonzept gilt international

bereits seit vielen Jahren als zentrales

Qualitätsmerkmal für Organisationen. In

Österreich zeigt sich laut Ergebnis eines

vom EU-Projekt „Safe Places“ durchgeführten

Mappings, ein zersplittertes Bild

in Hinblick auf Bewusstsein, Wissen und

Verbreitung von Kinderschutzkonzepten.

Expert*innen aus dem Kinderschutzbereich

vom Verein ECPAT Österreich

(Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der

Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeu-

tung) fordern dringend die Implementierung

umfassender Kinderschutzkonzepte

als österreichweiten Standard für

Organisationen.

INHALTE UND ZIELE

Mit einem gut implementieren Kinderschutzkonzept

erhöht die Institution die

Chancen, dass Mitarbeiter*innen unter

anderem auf eine angemessene Nähe

und Distanz zu den Kindern und Jugendlichen

achten, dass auf die Intimsphäre

geachtet wird, dass Grenzverletzungen

erkannt und angesprochen

werden, dass jede*r Mitarbeiter*in im

Falle einer Gefährdung über die entsprechenden

Handlungspläne Bescheid

weiß, dass Kinder und Jugendliche

in ihrer Selbständigkeit, ihrer Selbstachtung

und in der Vertretung ihrer

Interessen und Bedürfnisse gestärkt

werden. Kinder und Jugendliche haben

das Recht auf Sicherheit, Privatsphäre,

Partizipation und achtungsvollen

Umgang.

SENSIBILISIERUNG UND

PRÄVENTION

Im Zuge der Arbeit am Kinderschutzkonzept

der Wiener Kinderfreunde habe

ich die Erfahrung gemacht, dass die zu

Beginn durchgeführte Risikoanalyse,

die dazu dient, Gefährdungen zu erkennen,

in den einzelnen Betreuungseinrichtungen

bereits zu einem bewussten

Schritt Richtung Sensibilisierung aller

Mitarbeiter*innen geführt hat. Wobei

Illustration: © Wiener Kinderfreunde-Karin Blum

32 | JUNI 2021


vorauszuschicken ist, dass die Kinderfreunde

seit mehr als 110 Jahren stets

Vorreiter im Kampf für Kinderrechte und

eine Pädagogik, in deren Mittelpunkt die

Bedürfnisse des Kindes stehen, sind.

Um für das Wohl der Kinder zu sorgen,

müssen die alltäglichen Abläufe, Vorgehensweisen

und Handlungen betrachtet

werden. Dazu gehört es auch, den pädagogischen

Alltag stets zu reflektieren.

Sich bewusst damit auseinanderzusetzen,

welche Bereiche sensibel sind, ist

ein wesentlicher Garant für Prävention.

Diese beginnt etwa beim Auswahlverfahren

für Mitarbeiter*innen und ehrenamtlich

Tätige, geht beispielsweise weiter

beim Umgang mit Nähe und Distanz im

pädagogischen Alltag bis hin zur Thematik

Macht bzw. Machtmissbrauch, z.B.

in Essenssituationen. Darüber hinaus ist

die Auseinandersetzung mit der Frage,

welche Wege Kindern und Jugendlichen

offenstehen, um Hilfe durch Erwachsene

zu bekommen ebenso wichtig wie das

Verfassen eines Verhaltenskodex´ sowie

einer Selbstverpflichtungserklärung für

alle Mitarbeiter*innen.

Die Sensibilisierung aber auch dieser Nutzen

des Konzeptes für die Mitarbeiter*innen sind

auch wesentliche Inhalte der begleitenden

Fortbildungsmaßnahmen.

LINKS:

HANDLUNGSPLÄNE FÜR

MITARBEITER*INNEN

Die Erstellung eines Beschwerdeverfahrens

und klarer, strukturierter, transparenter

Handlungspläne ermöglicht

es jede*r Mitarbeiter*in, im Falle einer

(vermuteten) Gefährdung eines Kindes

und/oder Jugendlichen, weitere notwendige

Schritte einzuleiten. Damit werden

entsprechende Beobachtungen rationaler

betrachtbar und die entsprechenden

Schritte zu festgelegten Folgehandlungen.

https://www.schutzkonzepte.at/safeplaces/

https://www.ots.at/

presseaussendung/

OTS_20201113_

OTS0130/kinderschutzkonzepte-jetztumsetzen

33 | JUNI 2021


information & gedanken

Weiterentwicklung:

Wie geht das?

„SO LASST MICH SCHEINEN, BIS ICH WERDE.“ (Goethe)

Roswitha Maderthaner

Kindergartenleiterin

Montessoriepädagogin

Akademische Trainerin

Dipl.Biografiearbeiterin

zur Zeit Studium der

Elementarpädagogik

Neulich beim Frisör. Zwischen

mir und der Friseurin entstand

ein anregendes Gespräch über

Probleme, die im Laufe des

Lebens eines Menschen auftauchen.

Dabei stellten wir fest, dass es manchen

gelingt, aus und mit diesen Problemen

zu wachsen und andere darin stecken

bleiben, sich wie im Kreis darum drehen.

Gutes Zureden und sämtliche Hilfsangebote

verlaufen bei dieser Gruppe im

Sand, und es scheint so, als würden sie

das Problem irgendwie gar nicht hergeben

wollen. Wachsen, so waren wir beide

uns einig, kann man nur an der Bewältigung

der Probleme. Was aber veranlasst

uns dazu, Probleme zu meistern, und uns

dadurch weiterzuentwickeln?

Eine mögliche Antwort darauf könnte die

Persönlichkeitstheorie nach Julius Kuhl

liefern. Sie besagt, dass das Verhalten

eines Menschen von einem Wechselspiel

verschiedener psychischer Systeme, die

in uns aktiv sind, abhängt. Diese Systeme

steuern demnach, ob wir unsere

Vorsätze umsetzen können und aus

Fehlern lernen können oder eben nicht.

Außerdem bestimmen sie darüber, wie

wir die Welt wahrnehmen. Je nachdem

wie wir die Systeme einsetzen, so gut

kommen wir in der Welt zurecht. Stehe

ich also vor einem Problem und möchte

es mir genauer ansehen, dann wird in

mir im besten Fall eine Art Fehlerzoom

aktiviert, der es mir erlaubt, das Problem

auseinander zu nehmen. Dann wird der

Bereich aktiviert, der dafür zuständig

ist, dass ich mir die einzelnen Teile

ansehe und bewältigen kann. Das heißt,

in mein selbst integriert wird. Damit

ich aber mein neu errungenes Wissen,

das nun Bestandteil meiner selbst ist,

auch zeigen kann, muss wiederrum ein

Bereich in mir aktiviert werden, der mich

zum Handeln bringt. Das alles läuft mehr

oder weniger unbewusst ab. Wichtig dabei

ist aber, wie die Steuerung und das

Umschalten zu den einzelnen Systemen

erfolgt. Kann nämlich der passende Bereich

nicht im richtigen Moment aktiviert

werden, so stagniert alles, und eine

Problemlösung kann nicht stattfinden.

Und wer steuert diese Systeme?

34 | JUNI 2021


Unsere Gefühle, oder Affekte. Je nachdem,

welches Gefühl aktiviert werden

kann, werden Systeme aktiviert oder

lahmgelegt. Der selbständigen Steuerung

dieser Gefühle kommt dabei eine

wichtige Rolle zu, und sollte in der

Kindheit erlernt werden. Diese werden

dann erlernt, wenn sich das Kind ernst

genommen und verstanden fühlt und

gleichzeitig eine positive Rückmeldung

auf seine Selbstäußerung bekommt. Zum

Beispiel bekommt zwar ein Kind eine

positive Rückmeldung, wenn es lobende

Worte für eine gelungene Aktion

bekommt, nimmt aber der Erwachsene

das Kind dabei nicht für vollwertig wahr,

weil er es zu ungeschickt, ungenau oder

der gleichen hält, so kann die positive

Reaktion des Erwachsenen nicht mit

dem Selbst des Kindes verknüpft werden.

Kinder brauchen also wahrhafte Bezugspersonen,

die sie in ihrem Sein ohne

Vorbehalte annehmen und gleichzeitig

positiv auf ihre Äußerungen reagieren.

Deshalb spielt die Haltung der Erwachsenen

gegenüber Kindern, so sie ihnen

eine entwicklungsfördernde Umgebung

schaffen wollen, eine enorme Rolle.

Aber es besteht Hoffnung für diejenigen,

die in ihrer Kindheit keine Gefühlssteuerung

erlernen konnten, und somit

die Systeme nicht gut genug steuern

können. In schwierigen Situationen, so

besagt es diese Verhaltenstheorie, hilft

eine feinfühlige, trostgebende, wertschätzende

und beruhigende Person,

die das Gegenüber wirklich versteht und

ernst nimmt. Sie könnte Gefühle bei den

Hilfesuchenden auslösen, die dazu führen,

dass er/sie das Problem bewältigen

kann. Also kein Rat gebender, analysierender

Mitmensch, sondern einer der

positiven Gefühle aus einem Vertrauen

heraus, durch echte Wertschätzung

auslösen kann.

Schön, wenn man so jemanden in seiner

Nähe hat, oder wenn man so jemand

sein darf, denn so könnten wir uns gegenseitig

helfen, um weiter zu wachsen.

Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com

35 | JUNI 2021


information & gesellschaft

Neues Buch von Dr. Marcus Täuber:

Falsch Gedacht!

WIE SIE IHRE MENTALE INTELLIGENZ SCHULEN KÖNNEN

Dipl.Ing. Alexander Ristic

Associated Press Austria

Unser Gehirn ist ein leistungsfähiges

Organ und die Basis all

unseres Seins. Mehr als 650

Millionen Jahre brauchte die

Evolution, um die anfangs sehr simplen

Nervensysteme in der Tierwelt zum

menschlichen Gehirn weiterzuentwickeln.

Die wichtigsten Grundfunktionen unserer

Denkweise wurden in der Steinzeit

gelegt. Unser Gehirn denkt egozentrisch,

liebt die Vergangenheit und die „alten

Denkmustern“ und neigt sich in sinnlosen

Gedankenkreisläufen zu verlieren.

Das Wissen darüber, wie unser Denken

funktioniert und welche Auswirkungen

es auf uns hat, kann alles verändern: von

Gesundheit und Beziehung bis zu Karriere,

Zufriedenheit und Glück. Doch um

die Funktionsweisen des menschlichen

Gehirns kreisen immer noch viel falsche

Mythen.

Als ersten Mythos entlarvt der Autor

unsere Tendenz, uns sehr wichtig zu

nehmen: Der übermäßige Einsatz von

Lob, ob in der Erziehung oder Führung,

führt nicht zu besserer Leistung, sondern

zu Ego-Problemen des Gelobten. Auch

der oft strapazierte Begriff der Selbstliebe

gießt häufig Öl ins Feuer und führt

zu Ängsten, Depressionen und Perfektionismus.

Deshalb plädiert er für ein

realistisches Selbstbild und einen differenzierten

Umgang mit Lob.

Einen weiteren Mythos sieht er in der Überschätzung

unserer Intuition: Nur der gleichberechtigte

Dialog zwischen Kopf und Bauch lässt

uns die richtigen Entscheidungen treffen.

Auch die Idee, dass nur der Wille zum Erfolg

führt, wenn es um Veränderungen geht,

enttarnt der Autor als Mythos. Die Willensanstrengung

ist für den kurzfristigen Veränderungsschritt

unabdingbar, muss aber für

den nachhaltigen Erfolg durch Gewohnheiten

ersetzt werden, die über Routinen etabliert

werden. Diese geistige Adaption und Umsetzung

vollziehen nur wenige, weshalb Veränderungen

meist scheitern. „Erfolg beginnt im Kopf

und bleibt leider oft auch dort“, resümiert Dr.

Täuber die Problematik gängiger Motivationsansätze.

In diesem ausgezeichneten Sachbuch finden Sie

viele einfache Beispiele und Experimente zum

Ausprobieren. Mit mentaler Intelligenz können

wir Irrtümer im Kopf aufspüren, sie in förderliche

Gedanken wandeln und unser Gehirn neu

aufstellen.

Wenn wir diese neuen Erkenntnisse und unser

Potenzial entfalten und Gedanken richtig nutzen,

können wir über uns selbst hinauswachsen

und uns unser Wunsch-Gehirn basteln.

Ein kurzweiliges Sachbuch, das uns zum neuen

Denken anleitet und uns zu unseren wahren

Stärken führt.

Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com

36 | JUNI 2021


information & umwelt

Zwei neue Tiere:

Rote Nase, laut und schrill

NEIN - KEIN BETRUNKENER, SONDERN OSTAFRIKANISCHE KRONEN-TOKOS

Direktor Dr. Michael Mitic

Geschäftsführung

Haus des Meeres/Wien

AQUA TERRA ZOO

www.haus-des-meeres.at

Nachdem das Haus des Meeres

nun endlich wieder geöffnet hat,

werden Besuchern, die unser

Tropenhaus gut kennen, plötzlich

laute und schrille Pfeiflaute auffallen,

die für sie völlig unbekannt klingen

werden. Noch überraschender wird für

sie dann sein, wer sie verursacht. Es sind

nämlich keine kleinen Singvögel und

auch nicht unsere Äffchen sondern stattliche

schwarz-weiß gefärbte Vögel mit

großem, gebogenem rotem Schnabel, der

noch dazu direkt darüber einen zweiten

zu besitzen scheint.

Es handelt sich um ostafrikanische

Kronen-Tokos, die zur Familie der Hornvögel

gehören. Diese deutliche Verdickung

des Oberschnabels, die Krone, ist

namensgebend für diese Vogelart. Das

Fortpflanzungsverhalten ist wirklich besonders:

Typischerweise verschließt das

Weibchen während der Brut ihre Nisthöhle

mit einem Gemisch aus Fäkalien,

Schlamm und klebrigen Nahrungsresten,

wodurch die Jungen und es selbst vor

möglichen Räubern gut geschützt ist.

Ihr Partner versorgt seine Familie in

der Folge mit Nahrung, erst wenn die

Jungvögel flügge geworden sind, wird

die Nisthöhle wieder geöffnet.

Das Haus des Meeres erhielt dieses Paar

kürzlich im Zuge eines Austauschprogramms

mit dem Tiergarten Wels, der

dafür unser Weibchen des östlichen

Gelbschnabel-Tokos erhielt. Auf sie

wartete in Wels bereits ein männlicher

Partner – Zoos quasi als Hochzeitsplaner

im Wonnemonat Mai…

Fotos: © Archiv "Haus des Meeres"

38 | JUNI 2021


Foto © Free-Photos | pixabay.com

39 |JUNI 2021


information & bildung

Genug von Einschränkungen:

Ferien nach einem Jahr Corona

WIE KANN MAN SICH AM BESTEN IN DEN FERIEN AUF DIE SCHULE

VORBEREITEN?

Susanne Zeiler

Lerne.Lieber.Leichter!

Legasthenietherapie &

Dyskalkulietraining

Lerncoaching

Workshops

Familienberatung

Pandemie – Lockdown – Homeschooling…

Natürlich geben

alle Beteiligte ihr Bestes, Lernen

zwischen Küchentisch und Wohnzimmercouch

irgendwie hinzubekommen:

Eltern, Lehrkräfte und die Kinder zeigen

seit mehr als einem Jahr Improvisationstalent,

Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz,

um im Pandemiealltag

irgendwie zu bestehen.

Technische Infrastruktur wurde in unglaublichem

Tempo aufgestellt. Die Zeit

des digitalen Lernens ist angekommen,

ein großer Fortschritt in Richtung modernes

Lernen.

Doch kann digitales Lernen und Homeschooling

einen „normalen“ Schulbetrieb

ersetzen? Besonders bei jungen Schülerinnen

und Schülern ist Lernen sehr

vielschichtig. ExpertInnen sind sich einig:

Der Verlust des Präsenzunterrichts ist

besonders für sie bedeutsam.

Für viele Kinder war es im letzten Jahr

schwierig, den neuen Lernstoff gut

im Gedächtnis zu verankern, weil die

Möglichkeiten trotz aller Kreativität

eingeschränkt waren. Hinzu kommt, dass

es eine emotionale Herausforderung war,

die junge Kinder beim Lernen stark beeinflusst

hat. Kinder haben ihre Freunde

vermisst und den direkten Kontakt zur

Lehrerin, zum Lehrer. Diese zählen im

Grundschulalter nach den Eltern zu den

wichtigsten Bezugspersonen, Lernen

passiert viel über Beziehung. Lernen in

Gemeinschaft, über Bewegung, Spaß,

Neugier, die Rückmeldung der Lehrkraft,…

all das sind für VolksschülerInnen

wichtige Skills und können durch

Digitalisierung nicht ersetzt werden.

Neun Wochen Ferien sind lange und

selbst unter anderen Umständen gerät

ohne Üben einiges in Vergessenheit.

Nach einem Jahr Pandemie, in dem das

Automatisieren schwer möglich war,

noch eher als sonst. Doch sollten dabei

einige wenige Regeln eingehalten werden.

Das Feriengefühl darf nicht beeinträchtigt

werden.

RECHTZEITIG MIT DEM LERNEN

AUFHÖREN!

Klingt seltsam, ist aber so. Es ist wichtig,

kurze, überschaubare Lerneinheiten

mit dem Kind zu vereinbaren. Und auch

wenn es gerade gut geht, und das Kind

motiviert wäre - nach der vereinbarten

Zeit abschließen. Der positive Effekt

wirkt bestimmt nach!

Das kann z.B so aussehen:

•gleich nach dem Frühstück für zehn

Minuten das Einmaleins wiederholen,

täglich eine Reihe.

• abends vor dem Einschlafen täglich 15

Minuten lesen

• ab August wird täglich ein Satz ins

Ferientagebuch geschrieben

Foto © jplenio | pixabay.com

40 | JUNI 2021


Besonders in den Ferien hat der Spaß

beim Lernen einen hohen Stellenwert,

ein guter Zeitpunkt für Lernspiele. Das

1x1 kann z.B hüpfend am Trampolin

oder tanzend zu cooler Musik trainiert

werden. Klassische Spiele wie Schnitzeljagd

eignen sich hervorragend, um

Sätze zu schreiben. Der Kreativität sind

keine Grenzen gesetzt. Comics sind in

den Ferien ein willkommener Lesestoff.

Eine Zeit, in der Eltern den Kindern „ihre

Comic-Helden von damals“ vorstellen

können.

41 | JUNI 2021


information & gesellschaft

Lockdown-Pfunde:

„Gamechanger Corona“

WIE DIE PANDEMIE UNSEREN ESS-STIL ÄNDERT

Mag.a Julia

Geißler-Katzmann

selbstständige Ernährungswissenschafterin

Outdoorpädagogin &

Kinesiologin nach

Dr. med. Klinghardt

www.julika.at

Alle von uns wissen es: seit März

2020 hat ein kleiner Virus uns

ordentlich aus der Komfortzone

gerüttelt und uns in vielen Belangen

zum Umdenken, Umorganisieren und

oft an Rand der nervlichen Belastbarkeitsgrenze

geführt.

Für die meisten von uns hieß es Homeoffice

und Homeschooling, neben Essenszubereitung

und Verpflegung der Familie,

zu schupfen.

Es waren nicht nur die Geschirrberge in

der Küche hoch und die Wäscheberge im

Badezimmer, sondern der Kühlschrank

auf sonderbare Weise auch ständig zum

Nachfüllen bereit!

Wir alle haben die ersten Wochen des

Lockdowns die Hefe in den Supermärkten

vergeblich gesucht, während auf sozialen

Netzwerken fleißig geteilt wurde, wer

welche Sauerteigbrote bäckt, wie man

Hefe selbst herstellen kann etc.

Es wurde also mehr gekocht, laut Umfragen

stieg auch das Interesse an der

Herkunft der Lebensmittel, die wir zu uns

nehmen. Die Kehrseite war, dass viele

durch die psychisch belastende Situation

auch dazu neigten mehr zu essen. Gerade

das Essen aus Frust und Langeweile

hat zugenommen. Dies zeichnete sich

auch in meiner Beratungspraxis ab, viele

Kinder, die durch Bewegungsmangel und

steigenden Süßigkeitenkonsum in die

Gewichtszunahmefalle tappten und den

Weg zu mir fanden. Auch bei mir zuhause

zeichnete sich ab, dass meine Kinder aus

Langeweile öfters nach Süßem fragten.

Vielleicht war das bei Ihnen ähnlich?

Das so genannte „Soul Food“ stand also

hoch im Kurs. Essen, welches uns ein

gutes Gefühl beschert und Geborgenheit

vermittelt.

Da griffen also viele Personen verstärkt

zu (einfachen) Kohlenhydraten, um

sich wohlzufühlen. Umfragen in der

D-A-CH Region (Deutschland-Österreich-Schweiz)

zeigten, dass innerhalb

weniger Wochen bereits 24 % der

Befragten zugenommen haben. Davon

hat mehr als jede/r Zweite zwischen 1-3

Kilogramm und jede/r Fünfte sogar 3-5

Kilogramm zugelegt.

ZURÜCK ZUM GUTEN BAUCH-

GEFÜHL

Wunderbar, wenn jemand gerne isst und

sein Essen auch genießt!

Nahrung, welche zum wahren Genuss

werden darf, und zwar mit allen Sinnen,

ist ein Schlüssel zu einem guten Lebensstil.

Um die Gewichtszunahme dabei

links liegen zu lassen, kann es zunächst

hilfreich sein, sich ganz bewusst zu überlegen,

wie und was Sie essen. Nehmen

Sie ihr Essen während dem Gehen, am

Computer, neben der Zubereitung der

Kinder-Mahlzeiten zu sich? Wie viel Zeit

darf das Essen beanspruchen? Klingelt

nebenbei schon das Handy, weil noch

ein dringender Termin bevorsteht?

Gibt es Momente der Ruhe, um das

Essen wirklich genießen zu können und

zuletzt: wie oft kauen Sie ihren Bissen?

Foto © SK | pixabay.com

42 | JUNI 2021


Wie gut tut das Essen ihrer Körpermitte?

Wie fühlt sich der Bauch nach den

Mahlzeiten an?

Nehmen Sie sich doch mal diese Woche

vor, sich ganz auf das Kauen ihrer Nahrung

zu konzentrieren. Versuchen Sie

jeden Bissen 25-30mal zu kauen. Lauschen

Sie in sich hinein was es bewirkt.

Was sagt ihr Bauch dazu?

Wie schmeckt der erste Bissen im Vergleich

zum letzten und welche Zutaten

(Kräuter, Gewürze) können Sie herausfinden?

Lassen Sie sich drauf ein. Geben Sie

jedem Bissen die Achtsamkeit, die er

verdient!

GOOD FOOD – GOOD MOOD

Was uns allen in Zeiten der Pandemie

helfen kann, sind tatsächlich Lebensmittel,

die unsere Stimmung positiv beeinflussen,

jedoch nicht die Kilos in die Höhe treiben. Es lohnt sich

also das eigene Essen genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit

Vitaminen aus der B-Gruppe und Omega-3-Fettsäuren können

wir unser Nervensystem gut unterstützen.

Diese finden sich in Vollkorngetreideprodukten, Walnüssen,

Maroni, Fisch, Leinsamen, Hanfsamen oder Rapsöl. Auch Hülsenfrüchte,

wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen machen das

Nervenkostüm stabiler und bringen hochwertiges Eiweiß auf

den Teller.

Aufstriche, die als Basis diese stärkehaltigen Sattmacher beinhalten,

sind schnell zubereitet und schmecken am Brot genauso

gut wie zu gekochten Kartoffeln!

Julika-Tipp: Wird noch ein Teelöffel Lein- oder Hanföl dazu

gefügt, bekommt man gleich eine gute Portion Omega-3-Fettsäuren

dazu. Diese Fettsäuren sind wichtig für unser Gehirn und

können ebenso die Entzündungswerte im Blut senken.

Meine Überzeugung ist: wer sich durch nährstoffreiches Essen

fit hält, der hat auch eine gewisse mentale Stabilität, die aus

dem Inneren kommt!

43 | JUNI 2021


information & vielfalt

Elisabeth Dörffel:

Sommer 1988

EINE FEUCHTE RÜCKFAHRT

1988 fuhren mein Mann und ich

wieder einmal mit unserem Trabi

nach Ungarn, wo wir auf einem

Campingplatz am Balaton vierzehn

wunderschöne Tage bei herrlichem

Sonnenwetter verlebten. Danach begaben

wir uns frohgelaunt auf die Heimreise.

Flott ging es auf der Autobahn

vorwärts. In strahlendem Sonnenschein

fuhren wir dahin, als wir auf einem

Schild lasen: „Noch 80 Kilometer bis zum

Grenzkontrollpunkt.“

Plötzlich gab es einen Knall – und unsere

Frontscheibe hatte ein Loch und zersplitterte

sofort in tausend Stücke!

Im Konsum gibts Bananen

1946–1989

Alltagsgeschichten aus der DDR

320 Seiten mit vielen Abbildungen,

Ortsregister, Klappenbroschur

Reihe Zeitgut Band 31,

Zeitgut Verlag, Berlin.

ISBN: 978-3-86614-264-0

Ein Stein war von einem vor uns

fahrenden LKW versehentlich hochgeschleudert

worden und hatte ausgerechnet

unsere Scheibe getroffen. Da

wir nun nichts mehr sehen konnten,

schoben wir den Wagen auf den

Standstreifen. Hier entfernten wir den

Rest der Scheibe zunächst gewissenhaft

und fegten dann die vielen kleinen

Glassplitter aus dem Inneren unseres

Trabis. Als das getan war, erhob sich

die bange Frage: Was nun?

Wir mußten ja weiter.

Wir beschlossen, von der Autobahn herunterzufahren,

und tuckerten, der Not

gehorchend, in unserem lädierten Auto

durch die Landschaft. Zu allem Unglück

setzte nun auch noch Nieselregen ein.

Tapfer fuhren wir weiter Richtung

ungarisch-tschechische Grenze. Endlich

dort angekommen, mußten wir unsere

Pässe vorzeigen, die wir gleich durch

die nicht mehr vorhandene Frontscheibe

reichten. Die Grenzer sahen sich

verdattert an, riefen sich irgendwelche

Scherzworte zu und brachen dann in

schallendes Gelächter aus.

Uns war nicht nach Lachen zumute.

Verbissen, verärgert und entnervt

saßen wir im Auto. Nachdem wir

unsere Ausweise zurückerhalten hatten

und weiter konnten, verfolgte uns das

Gelächter noch bis zum tschechischen

Grenzübergang. Hier wiederholte sich

Foto: Zeitgut Verlag/Privatbesitz der Autorin

44 | JUNI 2021


die gleiche Prozedur: Die Grenzer und

Zöllner lachten, klopften sich auf die

Schenkel und winkten uns schließlich

grinsend durch.

Zum Ärger hatten wir nicht nur den

Spott, es sollte noch schlimmer kommen.

Weil unser Treibstoff zur Neige ging,

fuhren wir an die nächste Tankstelle.

Während der Tankwart das Benzin einfüllte,

kam ein junger Mann mit Lappen

und Eimer auf unser Auto zugerannt, und

ehe wir wußten, wie uns geschah, hatten

wir einen nassen Lappen an der Backe!

Der junge Mann hatte unsere Frontscheibe

putzen wollen und zu spät bemerkt,

daß da gar keine war!

Wieder schallendes Gelächter, diesmal

auf beiden Seiten, denn wir waren ja

ohnehin naß vom ständigen Nieselregen.

Frontscheibe zu kaufen. Leicht war das nicht. Es

bedurfte großer Überredungskünste und einer sehr

reichlich bemessenen Bezahlung, bis uns endlich

eine Werkstatt eine Scheibe überließ. Zurück auf

dem Parkplatz, zogen wir dann gemeinsam mit

Hilfe einer Wäscheleine die neue Frontscheibe ein.

Am nächsten Tag fuhren wir glücklich nach Hause

und freuten uns, daß wir am DDR-Grenzkontrollpunkt

Bad Schandau unsere Pässe wieder durch

die Seitenscheibe reichen konnten.

Übrigens, die Scheibe hielt bis 1990, und unsere

„Rennpappe“ (scherzhafte Bezeichnung für den

Trabant) hat uns noch viele treue Dienste geleistet.

Weiter ging es, aber weil der Regen

immer stärker wurde, steuerten wir den

nächsten Parkplatz an. Es goß nun wie

aus Eimern. Um uns und das Innere

unseres Trabis zu schützen, legten wir

unsere Luftmatratze vor den Rahmen der

nicht mehr vorhandenen Frontscheibe.

Wie waren wir glücklich, als ein Ehepaar

mit seinem Wohnwagen vorbeikam, anhielt

und fragte, ob wir Hilfe brauchten!

Sie luden uns in ihren Wohnwagen ein,

wo wir uns erst einmal trockene Sachen

anziehen konnten. Dann koppelte der

junge Mann sein Auto vom Wohnanhänger

ab und fuhr mit meinem Mann

in die nächstliegende Stadt, um eine

Unser „Trabant“ ist bereit für die Weiterfahrt nach

Hause: Die neue Frontscheibe ist eingesetzt und unser

Gepäck wieder eingepackt.

45 | JUNI 2021


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