LERNEN MIT ZUKUNFT JUNI 2021
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LEBENSRAUM: MENSCH
IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE
Juni 2021
GENERATION CORONA
Sechs Ideen für junge Menschen
DANKE, ES GEHT UNS NICHT GUT
Ehrliche Antwort erwünscht
LOCKDOWN-PFUNDE
Zurück zum Bauchgefühl
r
inhalt & impressum
inhalt
bildung
Werte und Wertevorstellungen
Geht denn das?
Ferien nach einem Jahr Corona
entwicklung
Wie Bücher die Welt verändern können
Meine Ziege lebt in Burundi
Lebensbegleiter*in | Videos
Kindheitsträume vom werden wollen
gesellschaft
Nordamerika Regionalfinale West
Vorsicht: E-Mails können bissig sein!
Sehnsucht nach "normalem Leben"?!
Warum das geschriebene Wort zählt
Wie können wir neue Freunde finden
Danke, es geht uns nicht gut
Sichere Orte für Kinder und
Jugendliche
Falsch Gedacht!
"Gamechanger Corona"
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impressum
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger LERNEN
MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade
23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at
Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser
Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara
Titelseite - Foto: © 7089463 | pixabay.com
Blattlinie:
Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene
ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt
und für künftige Generationen einzusetzen.
Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse
und Anregungen.
Die AutorInnen übernehmen selbst die
Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.
Auflage: 4 mal im Jahr
unterstützung durch
umwelt
Rote Nasen, laut und schrill
gedanken
Neuerscheinungen | Podcasts
Wie geht das?
vielfalt
Kampf Rhetorik
Buchtipp
Sommer 1988
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www.improve.or.at
www.2dudes.online
2 | JUNI 2021
editorial & information
Nicht selbstverständlich:
Wunder Natur
VIELE MENSCHEN HABEN SIE WIEDER ENTDECKT
Winterschlaf - Frühling - sattes Grün, es duftet und
summt in den blühenden Obstbäumen, die Vögel geben
schon um vier Uhr in der Früh ihr erstes Konzert
und wir können uns nicht satt sehen an Klatschmohnfeldern
und Kornblumen. Es ist magisch.
Da kam mir der Gedanke, einen Vergleich zwischen Winterruhe
und Pandemie ziehen. Auch in der Pandemie wurde alles
zurückgefahren, aber so langsam erwacht die Stadt und blüht
wieder auf. Noch ist es ungewohnt, die Wiener Kaffeehauskultur
zu genießen oder wieder ein Museum zu besuchen. Haben wir uns je
vorstellen können, dass sich so viele junge Menschen freuen, wieder die Schule
besuchen zu dürfen? Dass sich so viele Menschen auf ihre Kollegen*innen freuen
und auf einen persönlichen Austausch?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und im Gegensatz zur Natur, die bedingungslos
ihrer Bestimmung folgt, besteht in der Wiedererwachens-Phase
die Gefahr, mit viel Einsatz persönliche Gewohnheiten zu verteidigen, im
schlimmsten Fall Aggressionen gegenüber Andersdenkende zu entwickeln,
ganze Gruppen zu verunglimpfen, statt sich auf das Wohl der Gemeinschaft zu
besinnen. Es ist nun mal so, dass in einer Gemeinschaft die Bürger als auch die
Verwaltung (Politik) Rechte und Pflichten im Sinne des gemeinsamen friedvollen
Zusammenlebens haben. Eine Ordnung, die für den Fortbestand des Lebewesens
„Mensch“ unbedingt erforderlich ist. Hier liegt viel Verantwortung auch in
unserer Hand. Unseren Mitmenschen und Institutionen mit Toleranz, Akzeptanz,
Respekt oder auch mit wertschätzender Kritik zu begegnen, kann nicht verordnet
werden, sondern sollte im zwischenmenschlichen Umgang normal sein.
Da das die Politik derzeit nicht schafft, vielleicht wir Bürger als Solidargemeinschaft?
Ich wünsche Ihnen alles Gute,
Ihr
Karl H. Schrittwieser
Obmann und Herausgeber
LERNEN MIT ZUKUNFT
Foto © kie-ker | pixabay.com
3 | JUNI 2021
information & bildung
Ein zentraler Teil von Bildung:
Werte und Wertvorstellungen
„WERTE ENTSTEHEN IN DER BEGEGNUNG MIT MENSCHEN“
Elisabeth Rechberger
Unternehmensberaterin
für pädag. Bildungseinrichtungen
Business- und Personalcoach
Elternbildnerin
Elementarpädagogin
www.zusammenwachsen.or.at
Wie auch in vielen anderen
Bereichen des Lebens geht es
bei den Werten um Bedürfnisse.
Jeder Mensch hat auch individuelle
Bedürfnisse. Um die Individualität und
die Bedürfnisse des einzelnen Menschen zu
wahren und ein gutes Miteinander in der
Gesellschaft zu leben, braucht es Regeln,
Normen und Werte.
Normen legen fest, wie wir uns in unterschiedlichen
Situationen zu verhalten haben
und Regeln sind die Vereinbarungen für eine
bestimmt Gruppe.
Werte sind Dinge, Ideen oder Vorstellungen,
die Menschen oder Gruppen von Menschen
für bedeutend und erstrebenswert halten. Es
gibt keine allgemein geltenden Werte, die
immer und überall gelten, da der Zeitwandel
die gesellschaftlichen Prioritäten stetig
ändert. Es gibt jedoch bestimmte Wertvorstellungen,
die für ein soziales Zusammenleben
in einer Gesellschaft unverzichtbar sind.
Gängige gesellschaftliche Werte sind beispielsweise
Achtung der Menschenwürde,
Freundschaft, Gleichheit, Verantwortung,
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Gerechtigkeit,
Liebe, Herzlichkeit, und viele andere.
Werte sind eine Voraussetzung für ein gutes
Miteinander in der Gemeinschaft. Sie helfen,
sich in der Welt zurechtzufinden, sich wohlzufühlen
und zu wissen wohin die Reise
geht. Wertebilder werden unter anderem
durch Rituale, Traditionen und Gewohnheiten
weitergegeben.
Um Werte zu bilden, gibt es zwei Möglichkeiten.
Auf der einen Seite implizite Wertebildung
durch Vorleben, Vorbild zu sein
und auf der anderen Seite, explizite
Wertebildung, was bedeutet, über
Werte zu sprechen.
Implizierte Wertebildung passiert
zumeist „nebenbei“. Persönliche
Beziehungen und Bindungen sind für
diese Entwicklung von Werten sehr
entscheidend. Durch Vorleben entwickelt
sich ein Wertebild, welches schon
sehr früh durch das soziale Umfeld
geprägt wird. Das geschieht zumeist
durch die Familie, insbesondere durch
Erziehung.
Bei der expliziten Wertebildung geht
es darum, über Werte ins Gespräch
zu kommen, sich dessen bewusst zu
sein, welche Werte es gibt und was
dahintersteht. Es wird dadurch ein bewussterer
Zugang zu wertorientiertem
Handeln möglich. Zum Beispiel geht
es darum, dass Regeln und Normen
besser verstanden und eingehalten
werden können, wenn man weiß welcher
Wert dahintersteht.
Die inneren Wertehaltungen eines
Menschen zeigen sich im Verhalten
und Handeln. Werte werden dabei vorgelebt
und von anderen übernommen,
ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie
zeigen sich in Regeln und Normen.
Werte sind veränderbar und nicht in
Stein gemeißelt. Die entwickelten
Werte können sich durch, die Gesellschaft,
den Freundeskreis, Erlebnisse,
persönliche Erfahrungen und Weiterentwicklung
ändern und neue können
hinzukommen.
4 | JUNI 2021
Werte sind eine wertvolle Orientierungshilfe, um Entscheidungen im täglichen Alltag und im Leben zu treffen. Je
klarer und bewusster man sich der eigenen Werte ist, umso besser kann es gelingen seine eigenen Ziele zu definieren
und Entscheidungen zu treffen. Sie sind eine wichtige Stütze für die Gestaltung des eigenen Lebens und geben
uns Halt und Stabilität. Daher ist es wichtig sich auch immer wieder mit den eigenen Werten und Wertvorstellungen
auseinanderzusetzen.
• Was ist mir im Leben wichtig?
• Welche Werte sind mir wichtig?
• Welche Werte lebe ich?
• Welche Regeln und Normen gibt es in meinem Leben?
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
5 | JUNI 2021
information & bildung
Lernen und Spaß:
Geht denn das?
DAS SCHULJAHR 2020/21 HAT SCHÜLER, ELTERN UND LEHRER
GLEICHERMASSEN HERAUSGEFORDERT
DI Roswitha Wurm
Dipl. Lerndidaktikerin
Lese- und Rechtschreibtrainerin,
Kinderbuchautorin
Interaktive Lesungen
an Schulen buchbar unter:
www.lesenmitkindern.at
Eine freudvolle Erfahrung war
Lernen für alle Beteiligten
leider nicht immer. Dabei
belegen Forschungsergebnisse:
Lernen ist etwas Positives.
Gehirnforscher machen den Neurotransmitter
Dopamin
für die Lernmotivation
verantwortlich! Dieser
als „Glückshormon“
bekannte Botenstoff
führt bei Freisetzung in
bestimmten Gehirnregionen
zu einer besseren
Klarheit des Denkens und
erzeugt ein Gefühl der
Begeisterung und Freude. Dopamin
wird auch ausgeschüttet, wenn der
Mensch etwas Neues erfährt. Dies
beweist, dass Lernen im Grunde eine
freudvolle Erfahrung ist.
Zu lernen, wie
man wieder verlernt,
ist schwerer zu lernen,
als zu lernen,
wie man lernt.
(Friedrich Löchner)
LEARNING BY DOING
Welche Strategien verhelfen zu
einem freudvollen Lernen? Grundsätzlich
gilt: das bloße Abspeichern
von Wissensinhalten langweilt
Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
Weiß ein Schüler
allerdings warum er etwas
Bestimmtes lernt, etwa
eine Fremdsprache oder für
ein naturwissenschaftliches
Schulfach, dann erhält das
Wissen Sinn. Sprachen sind
dazu da, um mit Menschen
aus anderen Nationen
Kontakt aufzunehmen.
Brieffreundschaften, die von verschiedenen
Organisationen vermittelt
werden, wecken die Neugierde
und Lernfreude. Filme und Serien in
einer anderen Sprache erweitern den
Foto: © OpenClipart | pixabay.com
6 | JUNI 2021
Wortschatz, stures Vokabel Auswendiglernen raubt hingegen der Fremdsprache
die Attraktivität.
Ebenso frischen kleine Experimente, die oft auch im Haushalt durchgeführt
werden können, den Sachkundeunterricht auf. Glücklicherweise
bedienen sich viele Lehrer bereits der „Learning by doing Methode“ in
offenen Lerneinheiten, in denen die Kinder selbst Informationen zu einem
bestimmten Thema einholen und mit verschiedenen praktischen Methoden
ausprobieren. Interaktive Museen gibt es an vielen Orten, diese machen
Lernen zu einem Kinderspiel.
Eine weitere Voraussetzung für freudvolles Lernen ist das Anwenden von
Lernmethoden, die dem bevorzugten Lerntypen des Kindes entsprechen:
durch Hören, durch Sehen, durch (Be)greifen – oder besser noch: durch
eine Kombination von allen dreien.
GEMEINSAM LERNEN
Stundenlanges Brüten über dem Lernstoff ist eine unliebsame Vorstellung
für viele Schüler. Leichter geht es in Gemeinschaft! Viele Kinder suchen
sich in Eigeninitiative Schulkollegen zum gemeinsamen Üben der Mathematikbeispiele
vor Schularbeiten und Tests oder dem Ausarbeiten von
Referaten und Co. Andere brauchen ein wenig Ermutigung und Hilfe, um
geeignete Lernpartner zu finden.
Neben ausgewogener Ernährung und ausreichend Schlaf während der
Schulzeit, hebt auch ein heller, freundlicher Arbeitsplatz die Lernfreude.
Dies muss nicht unbedingt ein eigener Schreibtisch sein. Viele Kinder
lernen gerne im Wohnzimmer. Am besten eignet sich ein Ort, an dem
sich das Kind wohl fühlt und nicht zu stark
abgelenkt ist. Das kann ebenso gut die Hängematte
auf der Veranda oder die Sofaecke
sein.
KONZENTRATION GEZIELT FÖRDERN
Mama, ich kann mich nicht konzentrieren.
Diesen Satz hören Eltern sehr oft. Kindern
und auch Erwachsenen fällt es zunehmend
schwerer ihre Gedanken aufmerksam auf
eine Tätigkeit zu richten und auch längere
Zeit dabei zu verweilen. Die Ursachen sind
vielfältig, etwa übermäßiger Medienkonsum,
mangelnde Frühförderung oder aber auch
angeborene Teilleistungsschwächen.
Konzentration und aufmerksames Arbeiten
kann man mit einfachen und abwechslungsreichen
Übungen trainieren. Bessere
Konzentration fördert die Merkfähigkeit.
Der Lernstoff prägt sich besser und schneller
ein. Dadurch verkürzt sich nach einiger Zeit
sogar die Lernzeit! So macht das Lernen
mehr Spaß!
Auch wenn jetzt dann die wohlverdienten
Ferien beginnen, freudvolles Lernen passiert
an jedem Ort und zu jeder Zeit. Und im
September geht es dann hoffentlich wieder
ungetrübt in der Schule mit dem Lernen los!
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
information & gesellschaft
Jugend debattiert:
Nordamerika Regionalfinale West
ENDE MAI FAND DIE VERANSTALTUNG ONLINE STATT
Ursula Schoeneich
Direktorin der German
School Campus in Newport
Beach, CA USA
www.germanschoolcampus.
com
WIR GRATULIEREN
Sinead Roche hat den 1.
Platz in der Sprach- und
Herkunftsgruppe A.
gewonnen.
Eigentlich sollte der „Jugend debattiert
Wettbewerb“ schon in 2020
stattfinden, doch die Pandemie
hatte alles zum Erliegen gebracht.
Die Schulen in Kalifornien können nur
online unterrichten. Umso mehr wurde
es zu einer großen Herausforderung, den
Wettbewerb zu starten.
In eigens dafür konzipierten Fortbildungen
wurden Lehrerinnern und Lehrer
nach Mountview in Nordkalifornien
zu Projektlehrkräften ausgebildet. Sie
lernten, das Debattieren im Unterricht
einzuführen und methodisch vielfältig
einsetzen zu können. Ende Februar 2021
wurde auch mit einer 10-wöchigen AG
von Sprachschülern begonnen.
Gerade für Schulen mit Deutschbezug
und einem Deutschprogramm in den
USA ist das Debattieren eine super
Methode, um die Sprache zu vermitteln.
Jugend debattiert macht es sich stets zur
Aufgabe, durch die Debatte die Demokratie
zu stärken. Das ist etwas, was
wir in den USA auch umsetzen können.
Nordamerika Regionalfinale West, ging
mit 37 Schüler und Schülerinnen an
den Start und Ost mit 28 Schüler und
Schülerinnen.
Shayan Youssef, Schülerin der 9. Klasse,
hat am ersten „Jugend debattiert Wettbewerb
West“ mit jeweils drei anderen
Schülern/Innen an Diskussionen und
Debatten in Runde 1 zu Themen: "Soll
der Verkauf zuckerhaltiger Getränke und
von Schokoriegeln in der Schule grund-
sätzlich verboten werden?" und
Runde 2 "Sollen Plastiktüten verboten
werden?" teilgenommen. Die
Diskussionsrunden dauerten jeweils
25 Minuten. Shayan hat einen tollen
8. Platz gemacht und wir gratulieren
herzlich.
Ehemalige Finalisten, die auch schon
am Bundesfinale in Berlin teilgenommen
hatten, waren aus Deutschland
zugeschaltet.
Sie haben über ihre Erfahrungen berichtet,
wie die Harmonie im Ablauf,
Glücksmomente nach den Debatten,
der Applaus der Zuschauer, die Anerkennung
als schönes Erlebnis und vor
allem dabei zu bleiben auch wenn es
mal nicht so gut laufen sollte.
Die SchülerInnen haben über zehn
Wochen das Debattieren gelernt und
geübt. Sie probieren selbst aus, wie
eine Debatte auf einfachster Stufe
abläuft.
POSITION BEZIEHEN
Sie lernen, aus einer Streitfrage einen
konkreten Vorschlag zu entwickeln,
ihn zu begründen und zu bewerten.
AUFEINANDER EINGEHEN
Sie lernen, die freie Aussprache einer
Debatte so zu führen, dass jeder
Beitrag den Gedanken eines Vorredners
aufgreift. Sie lernen, Gemeinsamkeiten
und Unterschiede zwischen
den Positionen zu erkennen und
widerstreitende Werte und Interessen
abzuwägen.
Fotos © germanschoolcampus
8 | JUNI 2021
SCHLÜSSE ZIEHEN
Sie lernen, die Debatte in der
Schlussrunde zusammenzufassen
und den für sie wichtigsten
Grund entschieden zu vertreten.
VORAUSSETZUNGEN
KLÄREN
Sie lernen, sich auf Debatten
vorzubereiten, indem sie
herausfinden und darstellen,
was der Streitfrage zugrunde
liegt und worauf sich Positionen
stützen können.
DEBATTIEREN TRAINIEREN
Sie lernen, eine vollständige
Debatte nach Regeln von Jugend
debattiert zu führen und
auszuwerten.
Bei den Debatten kommt es
darauf an, dass jeder schon
in den Schulen lernt, wie und
wozu man debattiert und das
auch regelmäßig übt.
Es war eine tolle Erfahrung
für die Schule und alle Schülerinnen
und Schüler. Ganz
sicher sind sie auch im kommenden
Schuljahr wieder
dabei und können auch ihre
Mitschüler begeistern, am
Wettbewerb teilzunehmen.
Frau Maiss-Minkler (ZfA)
und Ingo Matthias (ZfA)
moderierten das Programm.
Matthias (ZfA) hat
Jugend debattiert in die
USA geholt.
9 | JUNI 2021
information & gesellschaft
Der Kommunikator - Teil 5:
Vorsicht: E-Mails können bissig sein!
DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN
Mag. Markus Neumeyer
Kreativ- und Kommunikationsagentur
Two Dudes
www.2dudes.online
10 | JUNI 2021
Fast alle von uns verschicken
E-Mails. Das ist sowohl im Berufs-
als auch im Privatleben nicht
mehr wegzudenken und gehört
quasi zum guten Ton. Aber Obacht: Die
unverfänglichen elektronischen Nachrichten
können ganz schnell für dicke
Luft sorgen.
Es ist nicht zu leugnen. E-Mails haben
sehr viele Vorteile. Zuallererst helfen Sie
uns dabei Nachrichten in Windeseile,
eigentlich sogar schneller als der Wind,
zu übermitteln. Sie sind auch in der
Geschäftswelt absolut angesehen und
können inzwischen sowohl vom Computer
als auch von Mobilgeräten problemlos
verschickt werden. Nahezu jeder, der
einen Emailaccount hat, kann Mails fast
überall versenden und empfangen. Auch
der finanzielle Aufwand für den Versand
von E-Mails ist mehr als überschaubar,
denn man braucht in erster Linie nur ein
Empfangsgerät und Internetempfang.
Die meisten Emailaccounts sind kostenlos
oder werden vom Arbeitgeber zur
Verfügung gestellt.
ALLESKÖNNER-E-MAIL
In Sachen Umweltschutz ist die elektronische
Post ebenfalls von Vorteil: Sie
müssen nicht transportiert werden und
verbrauchen im Normalfall kein Papier
(lediglich der Stromverbrauch der Server
könnte zum Problem werden). E-Mails
ersparen uns eine Menge Zeit, da man
meist keine langen Adressen schreiben
muss und Nachrichten gleich an mehrere
Empfänger schicken kann. Sie lassen sich
planen, automatisch weiterleiten und
sehr gut archivieren. Man kann mit ihnen
Bilder, Filme, Bücher, Fotos digitaler
Art übermitteln, Glückwünsche versenden
und sieht bei Bedarf gleich, ob sie
gelesen wurden oder nicht. Nicht zuletzt,
können E-Mails mit digitaler Signatur im
Rechtsverkehr eingesetzt werden. Alles
total praktisch, oder?
VOM LANDEN IM FALSCHEN HALS
Wenn der Herbert der Ilse seine nie
enden wollende Liebe in einer E-Mail
gesteht, dann ist das eine sehr persönliche
Nachricht. Könnte sein, die Ilse
freut sich. Wenn Dr. Müller dem Geschäftsführer
Herrn Meiser den aktuellen
Geschäftsbericht schickt, wird es
weniger Platz für Gefühle geben. Könnte
sein, Herr Meiser ärgert sich. Man sieht
hier schon, E-Mails können beides sein:
Höchstprivat und hochoffiziell. Bei der
E-Mail-Kommunikation sollte man aber
auf jeden Fall einiges beachten, denn im
Vergleich zu einem persönlichen Gespräch
von Angesicht zu Angesicht, fehlt
der elektronischen Post der gesamte
Bereich, der durch unsere Mimik, Gestik
und dem Klang unserer Stimmen mitschwingt.
In dieser Hinsicht sind E-Mails
unbedingt mit Vorsicht zu genießen.
Sehr schnell werden sie von den Empfängern
falsch verstanden.
WAS MAN BEACHTEN SOLLTE
Haben Sie in einer E-Mail schon einmal
ganze Sätze in Großbuchstaben
geschrieben und sich dann gewundert,
dass Sie keine oder eine unfreundliche
Antwort bekommen haben? Mich wundert
das nicht im Geringsten, denn
GROSS SCHREIBEN GILT IN DER
ELEKTRONISCHEN KOMMUNI-
KATION ALS SCHREIEN!!!!!
Wenn Sie dann noch die obligatorische
Rufzeichen-Kette verwendet haben,
würde ich Ihnen einen kurzen Anruf
empfehlen, um die Sache aus der Welt
zu räumen. Es gibt aber noch einige
andere Fettnäpfchen, in die man beim
E-Mail-Schreiben treten kann, und das
passiert eigentlich immer unabsichtlich
und solange unbemerkt, bis die Antwort
kommt (oder es eben keine Antwort
gibt). Ich habe Ihnen eine kleine Liste
mit Dos and Don`ts zusammengestellt,
die ich Ihnen sowohl privat als auch
beruflich sehr ans Herz legen möchte:
• Achten Sie auf Flüchtigkeitsfehler.
Schreibt man den Namen falsch oder
„Herr“ statt „Frau“, vermittelt eine
E-Mail schnell den Anschein, der Empfänger
sei dem Absender egal und verdiene
die Mühe nicht, eine Mail nochmal
zu korrigieren.
• Schreiben Sie im Job nicht zu viele
Abkürzungen, vor allem wenn es nicht
ausgemacht ist. „MfG“, „LG“ oder
„fyeo“ sparen oft nur dem Absender Zeit
und wirken nicht seriös. Es gibt sogar
Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
nur bestimmte Kürzel in der Kommunikation erlauben und diese in
Handbüchern festschreiben.
• Verfassen Sie klare Betreffzeilen: Den Betreff sieht man bereits,
wenn man in den Posteingang schaut. Dieser ist eine wichtige
Orientierungsmöglichkeit, um bestimmte Nachrichten wieder zu
finden und oft sogar der Grund, weshalb eine Nachricht gelesen
wird oder eben nicht. Bleiben Sie klar, beziehen Sie sich auf den
Inhalt der Nachricht und vermeiden Sie kryptische Botschaften.
• Finden Sie den passenden „Ton“. Sie wollen einen neuen Kunden
an Land ziehen und verwenden hinter jedem Satz ein Emoji?
Kann gut ankommen, muss es aber nicht. Sie waren mit dem
Empfänger schon Bier trinken und schreiben „Sehr geehrter Herr
…“ – ist zwar freundlich, passt aber auch nicht. Überlegen Sie
sich immer, wem Sie schreiben und passen Sie Ihren Stil dementsprechend
an.
• Fassen Sie sich kurz. E-Mails sind prädestiniert für kurze, klare
Ansagen, also vermeiden Sie es „Romane“ zu schreiben, außer sie
wollen einen Bestseller landen.
• Verschlüsseln Sie sensible Mails. Alle gängigen E-Mail-Programme
verfügen über eine Möglichkeit Nachrichten für Außenstehende
unleserlich zu machen. Wenn Sie nicht wissen wie das
geht, fragen Sie Kollegen oder Dr. Google.
• Vergessen Sie Ihre Signatur nicht. Am besten mit Telefonnummer,
damit man in bestimmten Fällen zurückrufen kann. Manche
Sachen klären sich im persönlichen Gespräch schneller.
• Schicken Sie nur an die passenden Absender. Sammel E-Mails
an ganze Gruppen sind einfach nur nervig.
• Machen Sie nie unnötig Stress. Man kann mit E-Mails Dringlichkeit
vermitteln, aber machen Sie das nie, wenn es nicht wirklich
dringend ist, sonst werden Sie beim nächsten echten Problem
ignoriert.
Zu guter Letzt kann ich Ihnen nur empfehlen, immer nur das zu
schreiben, was Sie selber gerne lesen würden. Bleiben Sie höflich,
auch wenn Sie zornig sind. Lesen Sie ihre Mails vor dem Absenden
noch einmal durch und überlegen Sie sich dabei, wie Ihre Nachricht
auf den Empfänger wirken könnte und was zwischen den
Zeilen steht. UND SCHREIBEN SIE UM HIMMELS WILLEN
KLEIN!!!!!!!!!!!!
Fotos © Gerd Altmann | pixabay.com
11 | JUNI 2021
information & entwicklung
Books4Life Wien:
Wie Bücher die Welt verändern können
MEINE EHRENAMTLICHE ARBEIT IN EINEM SOZIALEN BUCHLADEN
Tina Čakara
Studentin
Junge Redaktion
Foto:
Fotostudio primephoto
Als ich vor einem halben Jahr das
erste Mal den Buchladen Books-
4Life Wien betrete, mit dem
Wunsch ehrenamtlich tätig zu
werden, weiß ich noch nicht, was mich
alles erwarten wird. So viele herzliche
Menschen, die begeistert mit anpacken
und mithilfe von Literatur die Welt ein
kleines Stück besser machen. Menschen,
die nicht müde werden, ihre Liebe zu
Büchern zu teilen. Die im Shop stehen
und sich von Kundinnen und Kunden in
anregende Gespräche über das geschriebene
Wort verwickeln lassen. Die
Lesungen organisieren und Bücherabos
verpacken. Die mit Menschen in Kontakt
treten, die Unterstützung brauchen. Eine
Gemeinschaft, zu der ich passe, wie ein
Lesezeichen zwischen zwei Buchseiten.
DAS KONZEPT
Der Ort, an dem ich mich befinde, ist auf
den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher
Buchladen und doch so viel mehr. Er
wird von Books4Life Wien betrieben,
einem Verein, der ausschließlich aus
dem Engagement von Freiwilligen getragen
wird. Sie haben sich vier Leitgedanken
verschrieben:
1) BOOKS4LIFE WIEN SCHONT DIE
UMWELT
Alle Bücher, die von Books4Life Wien
verkauft werden, sind gebraucht. Jedes
einzelne der Bücher ist schon einmal von
neugierigen Fingern geöffnet worden
oder in einem Zuhause auf dem Nachtkasten
gelegen. Jetzt sind diese Bücher
als liebevolle Spende bei Books4Life
Wien gelandet. Sie werden nicht weggeschmissen,
sondern wiedergelesen, was
die Umwelt schützt und Ressourcen spart.
2) BOOKS4LIFE WIEN FÖRDERT BILDUNG
Die gespendeten Bücher werden sehr günstig
weiterverkauft. Alle Menschen sollen sich
Literatur leisten können und die Möglichkeit
haben, ihr eigenes Bücherregal zu füllen. Bildung
ist ein Menschenrecht und darf keinem
verwehrt bleiben.
3) BOOKS4LIFE WIEN HILFT ARMUT ZU
BEKÄMPFEN
90% des Erlöses werden an soziale Organisationen
und Projekte gespendet, 10% gehen in
die Verwaltung. Fixe Spendenempfänger von
Books4Life Wien sind Amnesty International,
die sich weltweit für Menschenrechte einsetzen
und Die Gruft, die obdachlose Menschen
in Österreich unterstützt. Die anderen
zwei Spendenempfänger werden jedes Jahr
innerhalb des Vereins neu gewählt. Im letzten
Vereinsjahr waren es Footprint, die Betroffene
von Frauenhandel unterstützen und der
Verein der Wiener Frauenhäuser, die misshandelten
Frauen und Kindern Schutz und Hilfe
bieten.
4) BOOKS4LIFE WIEN VERBINDET
MENSCHEN
Der Books4Life Wien Shop verbindet literaturbegeisterte
Menschen und bietet ihnen einen
Ort zum Austausch, zur Zusammenarbeit und
für Veranstaltungen. Mit einem gemeinsamen
Ziel und ehrenamtlichen Engagement werden
Ideen zu konkreten Handlungen.
WIE ALLES BEGANN…
Die Geschichte von Books4Life beginnt in den
Niederlanden. Dort gründeten 2004 zwei Studenten
den ersten Books4Life-Verein an der
12 | JUNI 2021
Universität Tilburg, der schon im ersten Jahr sehr erfolgreich
war und mit dem Verkauf gebrauchter Bücher eine Spende
von 4.000 EURO erwirtschaften konnte. Die Idee fand großen
Anklang und führte in den Folgejahren zu weiteren 5 Books-
4Life-Vereinen in den Niederlanden. Der erste Verein außerhalb
des Landes wurde 2010 in Graz eröffnet. 2012 folgte
Books4Life Wien, zunächst noch ohne eigenem Ladenlokal.
Die Gründerinnen haben gespendete Bücher anfangs noch in
ihren eigenen Wohnzimmern gelagert und auf Flohmärkten
und Straßenfesten weiterverkauft. Drei Umzüge später fühlt
sich das Team heute in der Schlösselgasse 8 wie Zuhause.
Das sind die ersten Kapitel der Geschichte dieses besonderen
Buchladens. Wohin die Reise wohl noch gehen wird, bleibt
offen. Wie bei jeder Geschichte entscheiden auch hier die
Charaktere. Das sind die Menschen, die kommen und Bücher
kaufen: im Shop vor Ort, im Onlineshop oder durch ein
Überraschungs-Bücherabo, das nach Hause geschickt wird.
Hoffentlich wird die Geschichte dieses Buchladens nie zu
Ende gehen.
Fotos © Books4LifeWien
Foto © AnnaliseArt | pixabay.com
13 | JUNI 2021
information & gedanken
Verrückt sein ist wunderbar kreativ:
Sehnsucht nach „normalem Leben“?!
„WAS WIR BRAUCHEN, SIND EIN PAAR VERRÜCKTE LEUTE; SEHT EUCH AN,
WOHIN UNS DIE NORMALEN GEBRACHT HABEN.“ (George Bernard Shaw)
Dr. Manfred Greisinger
Autor, Trainer
Buch-Projekt-Begleiter
Vortragender
Selfness-Coach
ICH-Marke-Pionier
26 Bücher bisher,
aktuell:
„Wolfs-Würde“
www.stoareich.at
Foto: © Gernot Blieberger
Das „normale Leben“ also, das
würde es – nach den Corona
Dramen – bald wieder geben,
tönen die Medien. Und die
Bevölkerung applaudiert. Ja, wir treffen
uns wieder bei Stelzen und Bier. Erzählen
uns seichte Witze und schimpfen
auf die Politiker. Weil’s so klass normal
ist. Wir treiben unsere Kinder zu schulischen
Bestleistungen an – schön brav
sein! – und drohen mit Liebesentzug,
wenn der Nachwuchs nicht spuren will.
Normal ist Trumpf. Alles im und mit
System! Wir sind Montag früh wieder
leibhaftig am Arbeitsplatz – und freuen
uns sogleich auf das Wochenende. Und
auf die Pension. Weil das die meisten
machen – und somit ist´s normal. Die
Krankenstände nehmen wieder zu. Die
Fernreise-Buchungen auch. Wer hält’s
denn auch wirklich Tag für Tag der Norm
entsprechend, vorschriftsmäßig, aus?!
„Der Puls ist normal“, stellt man zufrieden
fest … Der Benzinverbrauch des
Autos ist auch im Normbereich. Hier wie
dort gibt´s keine Ausreißer. Normal ist
das In-der-Schlange-Stehen. Bitte diszipliniert
sein. Einer nach dem anderen.
Ruhe bewahren, meine Herrschaften!
Normal ist so beschaffen, geartet,
gestrickt, wie es die allgemeine Meinung
als das Übliche, Richtige, Bewährte sieht
– und belohnt.
„Frag nicht so blöd!“, empört sich die
Norm. Wenn das jede/r macht, wo kommen
wir da hin?! Hände auf den Tisch,
gerade sitzen – aufrechter Oberkörper,
nicht lümmeln!
BUNTE BLUMEN GEGEN DEN
GRAUEN ALLTAG
Nur nichts außerhalb der Norm, bitte
… DAS wollen wir? DANACH sehnen
wir uns tatsächlich? - Die Künstler-Seele
lebt und gedeiht nicht in/an/mit der
Norm des Durchschnitts; sie braucht und
fördert die Abnormalität. Sie sehnt die
Unkonventionalität herbei und genießt
die Grenzüberschreitung. Deshalb ist sie
ja auch ein Ventil für die graue Normalität.
– Der „teuerste Künstler“ aller
Zeiten, Vincent van Gogh, der leider zu
seiner Zeit völlig verkannt wurde, weil er
nicht in die Norm passte, meinte: „Die
Normalität ist eine gepflasterte Straße;
man kann gut darauf gehen - doch es
wachsen keine Blumen auf ihr.“
Foto: © PublicDomainPictures | pixabay.com
14 | JUNI 2021
Sie wissen
selbst am
besten,
womit Sie
Ihr Wissen
ergänzen
wollen!
IMPROVE-Bildung mit Zukunft
www.improve.or.at
Fotos © faculty, student, girl | pixabay.com
information & entwicklung
Eine Ziege als Starthilfe:
Meine Ziege lebt in Burundi
EIN KREISLAUF, DER KINDERN ZUKUNFT UND GEBORGENHEIT BRINGT
Brigitte Kroutil-Krenn
Caritas Steiermark
Auslandshilfe
Mai 2021
Foto: Jork Weismann
Fotos: © Caritas Auslandshilfe
16 | JUNI 2021
Burundi ist ein wunderschönes
Land – aufgrund seiner Berglandschaft
wird es auch oft die
„Schweiz Afrikas“ genannt, aber
anders als die Schweiz ist Burundi eines
der ärmsten Länder der Welt. Von den
elf Millionen EinwohnerInnen leben drei
Viertel unter der Armutsgrenze und fast
die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15
Jahre alt.
EINE GESCHICHTE MIT FOLGEN
Wie das Nachbarland Ruanda hat auch
Burundi eine leidvolle Geschichte erlebt.
Seit der Unabhängigkeit 1962 stehen
sich die Volksgruppen der Hutu und Tutsi
feindselig gegenüber und bekämpfen einander.
Bis zum Ende des Bürgerkrieges
wurden mehr als 300.000 Menschen
getötet, hunderttausende Kinder blieben
ohne Eltern oder nur mit einem Elternteil
zurück.
Immer wieder kommt es zu geschlechtsspezifischer
Gewalt, vor allem in ländlichen
Regionen ist Gewalt gegen Frauen
und Kinder weit verbreitet. Steigende
Inflation, fehlende Arbeitsplätze, keine
Zukunftsperspektiven tragen zur Frustration
der Bevölkerung bei und führen
zum Aufleben der bekannten ethnischen
Trennlinien und zu einem erneuten Aufflammen
von Gewalt.
WIE EINE ZIEGE DAS LEBEN
VIELER FRAUEN UND KINDER BESSER
MACHT
Alleinerziehende sowie finanziell und
sozial benachteiligte Frauen erhalten
nach einer umfassenden Schulung über
Haltung und Fütterung - eine Ziege. Die
Ziegen werden vorbeugend geimpft und
im ersten Jahr tierärztlich betreut. Die Frauen
sind in Gruppen organisiert und treffen sich regelmäßig
um sich gegenseitig zu unterstützen.
Als Beitrag zur Völkerverständigung wird das
erste weibliche Kitz an eine Frau einer anderen
Ethnie – Hutu oder Tutsi – weitergegeben.
So vervielfachen sich die Begünstigten des
Projektes und die Versöhnung zwischen den
verfeindeten Volksgruppen wird gefördert.
TASK FORCE "ZIEGENVERTEILUNG“
Die Verteilung der Ziegen muss gut geplant
und vorbereitet sein - und ist ein Fest für alle
Beteiligten.
Auch Marie Rose Ntibarirana hat eine Ziege
bekommen. Sie ist Witwe und sorgt für vier
Kinder, zwei eigene Kinder und zwei Pflegekinder.
Während des letzten Bürgerkrieges war
sie zusammen mit ihrem Mann nach Tansania
geflüchtet. Nach ihrer Rückkehr lebte sie mit
ihren Kindern in einem Flüchtlingslager. Ihre
Felder waren inzwischen von anderen Familienmitgliedern
übernommen worden, ihr Mann
starb bald nach der Rückkehr. Mit ihren Kindern
lebte sie in einem kleinen Verschlag am Stadtrand
von Gitega.
Der Bürgerkrieg hat viele Witwen und Waisenkinder
zurückgelassen – der Orden Neues Leben
für die Versöhnung von Sr. Godelive kümmert
sich um Waisenkinder. Die Kinder sollten aber
nicht nur im Waisenheim aufwachsen, sondern
auch das Leben in einer Familie kennen lernen.
Witwen nehmen Waisenkinder auf und bekommen
eine Ziege als Unterstützung. Als die Ziege
zwei Zicklein zur Welt bringt, gibt sie eines an
Matilde Minani weiter.
17 | JUNI 2021
information & gesellschaft
Zurück zu den Anfängen?!
Warum das geschriebene Wort zählt
BEOBACHTEN WIR GERADE EINE ENTWICKLUNG IN DIE GEGENRICHTUNG, ZURÜCK
ZU DEN ANFÄNGEN IN FORM EINER BILDSYMBOLSPRACHE?
Thomas Kolbe
Fachwissenschaftler
für Versuchstierkunde,
Ao. Prof. für die
Service-Plattform
Biomodels Austria
Veterinärmedizinische
Universität Wien
mehr infos
https://de.wikipedia.org/wiki/
Diskos_von_Phaistos
https://de.wikipedia.org/wiki/
Linearschrift_B
https://www.dtv.de/_files_
media/title_pdf/leseprobe-13995.pdf
Vor Jahrtausenden hat der Mensch
begonnen Aufzeichnungen
anzufertigen: Über Lagerbestände
von Nahrungsmitteln,
Tributzahlungen, Erntemengen, Tierbestände.
Dazu wurde eine vereinfachte
Abbildung des Objektes mit einer Zahl
versehen und in Ton eingedrückt und
getrocknet (Assyrien, Babylonien) oder
auf Papyrus aufgemalt (Ägypten). Als
die Städte größer und die Verwaltung
aufwendiger wurde, sind aus den
Symbolen Lautsilben geworden, die in
neuer Reihenfolge auch andere Dinge
ausdrücken konnten (Mykene). In China
gibt es heute noch einen Vorläufer der
Silbenschrift. Daher ist die Kenntnis von
mehreren Tausend Schriftzeichen für
flüssiges Lesen notwendig, wer komplexer
schreiben will muss Zehntausende
von Schriftzeichen kennen. In Europa
gingen die Phönizier den ursprünglichen
Weg weiter, zerlegten Wörter in Laute
und ordneten diese Lautzeichen zu,
den Buchstaben. Diesen 22 Buchstaben
fügten die Griechen später noch die
Vokale bei. Damit konnte man alles
schriftlich festhalten, was man sagen
konnte. Über die Jahrtausende wurden
abstrakte Gedanken über den Sinn des
Lebens, den Sitz der Seele, das Leben
nach dem Tod und vieles andere mehr
niedergeschrieben und für die Nachwelt
festgehalten. Das niedergeschriebene
Wort kann nicht nur Informationen an den
Leser weitergeben, sondern auch Gefühle
und Stimmungen vermitteln, ganze
Szenerien, andere Zeiten und Welten im
Kopf des Lesers entstehen lassen. Es regt
Phantasie und Nachdenken an. Z.B. der
allererste Satz in Tolstois großem Werk,
Anna Karenina, brennt sich in der Erinnerung
ein und regt zum Nachdenken und
Grübeln an. Anspruchsvolle Bücher sind
also nicht nur Material zum Ablesen, sondern
eine Herausforderung für das Gehirn,
die Intention des Schriftstellers zu erfassen.
Was er mit der geschilderten Szene
für das Gesamtwerk bezweckt, warum er
es gerade so formuliert hat, ob es einen
Sinn hinter dem Sinn gibt, ob die Szene
auf heutige Verhältnisse übertragbar
wäre, usw. Shakespeare hat mit seinem
Hamlet nicht deshalb Erfolg, weil er über
einen imaginären Prinzen von Dänemark
Jahrhunderte vor unserer Zeit berichtet,
sondern wegen der Gedanken hinter den
Figuren und der Handlung.
Seitdem Handys Internet-Zugang haben,
aber nur eine kleine umständliche Tastatur
zum Schreiben von Texten, versuchen
die Nutzer so viele Abkürzungen (lol,
GLG) wie möglich zu verwenden und
kleine Bildsymbole zum Ausdrücken ihrer
Gefühle einzufügen. Alleine schon die
schnelle Antwort als email oder Tweet
verhindern ein allzu sorgfältiges Nachden-
18 | JUNI 2021
ken über den geschriebenen Text (was
manche dann schnell bereuen). Kunstvoll
formulierte Sätze mit ausgefallenen Wörtern
wird man da vergeblich suchen. Genauso
wie Erklärungen für einen Smiley:
Warum ist jemand jetzt glücklich? Oder
warum freut er oder sie sich? Worüber
denn eigentlich?
Der ORF möchte Nachrichten in Zukunft
nur noch in einfachen Worten veröffentlichen.
Im Sinne der Inklusion gehandicapter
Personen eine löbliche Initiative.
Für alle anderen ein Niveauverlust, der
dem Gehirn zuerst die Auseinandersetzung
mit komplexeren Sätzen erspart,
später dann unmöglich macht. Studierende
in den Naturwissenschaften haben
jetzt schon Probleme, grammatikalisch
korrekte Sätze zu Papier zu bringen (was
bei Multiple-Choice-Tests kein Problem
darstellt). Sind Erwachsene bald nur
noch in der Lage, Comics zu lesen?
Das Gehirn ist in vielerlei Hinsicht wie
ein Muskel: Um umfassend
einsatzfähig zu
sein, muss es trainiert
werden. Auch
mit anspruchsvollen
Aufgaben.
Versuchen wir
also unseren
Kindern auch
schwierige
Texte zuzumuten.
Sie werden
es später
(hoffentlich)
einmal zu
schätzen wissen.
Foto: © OpenClipart-Vectors | pixabay.com
19 | JUNI 2021
information & gesellschaft
„Generation Corona:“
Wie können wir neue Freude finden?
SECHS IDEEN FÜR JUNGE MENSCHEN
Dominika Letko
Studentin
Generation Corona – ein einschlägiger
Name für uns junge
Menschen, die in dieser pandemischen
Zeit mit ihren eigenen
Problemen ringen müssen. Nicht selten
werden wir auch als „verlorene“ oder
„hoffnungslose“ Generation bezeichnet,
da wir gerade in der Zeit des Wachstums
mit den größten Verlusten und
Versäumnissen konfrontiert werden.
Diese plötzlichen Veränderungen, an
die wir uns adaptieren müssen, können
überfordernd sein und „positiv bleiben“
ist dabei leichter gesagt als getan. Doch
was können wir dagegen tun? Wie können
wir trotz dieser Umstände Mut und
Freude finden? Der folgende Leitfaden
kann Abhilfe schaffen.
DAS LICHT AM ENDE DES TUNNELS
SEHEN
Auch wenn wir nun schon seit über
einem Jahr auf vieles verzichten müssen,
das das Leben für uns ausmacht, ist es
wichtig sich in Erinnerung zu rufen, dass
diese schwierige Phase nur das ist – eine
Phase. Auch sie wird irgendwann enden
und es bleibt der Lichtblick, dass, sobald
es so weit ist, wir in Genüge das nachholen
können, was wir in all der Zeit
verabsäumt haben. Umso mehr schätzen
wir dann diese Dinge auf eine neue Art
und Weise und sind uns mehr denn je
bewusst, dass nichts selbstverständlich
ist.
SICH SELBST ANERKENNUNG
SCHENKEN
Auch wenn alles zurzeit fordernd ist,
haben wir vieles bereits gemeistert und
überstanden. Wenn wir an all die
unverhofften körperlichen, mentalen
und emotionalen Anstrengungen denken,
die wir im letzten Jahr durchgemacht
haben, und wie wir diese trotz
allem in Angriff genommen haben,
dürfen wir durchaus stolz auf uns
sein. Auch das hat Anerkennung verdient
und das können wir uns selbst
auch so zugestehen.
SICH NEU ENTDECKEN
Gerade weil wir momentan auf so
vieles verzichten müssen, sind viele
von uns mit all dieser überschüssigen
Zeit konfrontiert, mit der vermeintlich
nichts anzufangen ist. Aber genau
diese Zeit lässt sich ausgiebig nutzen,
um uns neu zu entdecken und
weiterzuentwickeln. Das könnte
sein: eine neue Sprache lernen, die
Kochkenntnisse erweitern oder Do-It-
Yourself-Projekte angehen. Wenn wir
aus dieser Situation etwas gewinnen
können, dann die Chance, sich uns
selbst zu widmen und in dieser Hinsicht
etwas Neues zu wagen.
DANKBAR SEIN
Das Leben mag in diesen Zeiten für
viele von uns freudlos erscheinen,
dennoch gibt es viele Dinge, für die
wir dankbar sein können. Empfehlenswert
ist, sich täglich diejenigen
Punkte zu notieren bzw. bewusst in
Gedanken zu rufen, für die wir dankbar
sind. Dabei ist es wichtig, sowohl
Dinge von großer als auch kleiner
20 | JUNI 2021
Bedeutung aufzuzählen. Das können
enorme Faktoren sein wie das eigene
Zuhause, die Familie und Gesundheit,
aber auch kleine Freuden wie die Tasse
Kaffee am Morgen, das Lieblingslied im
Radio oder das schöne Wetter.
SICH BEWEGEN
Da aufgrund der Situation viele Aktivitäten
des täglichen Lebens wegfallen,
befinden sich viele von uns nun die
meiste Zeit zuhause und so fällt nun mal
viel Bewegung weg. Allerdings ist es
gerade in dieser Zeit wichtig, regelmäßig
Sport zu betreiben. Abgesehen von den
physischen Vorteilen, setzen Sport und
Bewegung Endorphine frei, wodurch
Glücksgefühle ausgelöst werden. Außerdem
können wir so Stress abbauen,
der besonders in dieser Zeit für viele ein
täglicher Begleiter ist. Dank YouTube
und Co. braucht es nicht einmal mehr
an großartigem Sport-Equipment, um zu
trainieren. Wenn es keine Home-Workouts
sein sollen, können auch Spaziergänge
oder Laufrunden an der frischen
Luft Wunder wirken.
SOZIALE KONTAKTE BEWAHREN
Auch wenn wir Social Distancing betreiben
und aufgrund von Sicherheitsbeschränkungen
auf viele nahe Kontakte
verzichten müssen, ist es wichtig, dass
wir weiterhin sozialisieren und mit anderen
in Verbindung bleiben. Dank des
Internets und der zahlreichen Telefonieund
Videochat-Möglichkeiten fällt uns
das nicht allzu schwer, daher sollten wir
darauf schauen, miteinander im Austausch
zu bleiben und uns auch bei Menschen
zu melden, von denen wir länger
nichts mehr gehört haben. Erinnern wir
uns: Wir sitzen alle im selben Boot!
Durch den digitalen Kontakt können wir
uns dennoch gegenseitig aufbauen und
trotz allem füreinander da sein.
Foto: © Hannah Ollinger | unsplash.com
21 | JUNI 2021
information & gedanken
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com
Professor Abakus
Professor Abakus:
Verständlich und einfach erklärt
Prof. Abakus ist ein aufgeweckter Junge. Er erzählt von Erlebnissen und Beobachtungen
aus seiner kleinen Welt und bezieht das Verhalten Erwachsener mit ein.
Mit kritischen Augen betrachtet er, was er anders machen würde. Vorschläge, die
zum Nachdenken anregen.
• Diesmal widmet er sich dem Thema "Jeder Mensch ist sein eigener Maskenbildner",
Titel des Audiogramms „Fastnachtsgesichter"
• Der zweite Titel „Schnurrende und wedelnde Tierkugeln" beschäftigt sich mit dem
Thema „Solidarität in der Gesellschaft"
Zu finden sind alle HÖR|IMPULSE auf unserer Homepage: http://magazin.LmZukunft.at/
podcasts.html
Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie Professor Abakus, geben Sie einfach
„Professor Abakus“ ein.
22 | JUNI 2021
Schenken
Sie doch heuer
eine Ziege.
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.
schenkenmitsinn.at
T-SHIRT
DAZU SCHENKEN
© iStockphoto (Antagain)
information & vielfalt
Neues Buch von Thomas W. Albrecht:
Kampf Rhetorik
SO WERDEN WIR GEGEN UNSEREN WILLEN BEEINFLUSST
Dipl.Ing. Alexander Ristic
Associated Press Austria
Haben Sie in den letzten Monaten
Zeitung gelesen oder Nachrichten
im Fernsehen verfolgt? Wir
können die Zunahme eines rauen
Tones zwischen den Zeilen oder Worten
feststellen.
Ob im privaten Umfeld, im Berufsleben
oder in sozialen Medien: Zunehmende
aggressive Rhetorik paart sich mit einem
rauen Ton und gezielter sprachlicher Manipulation.
Viele Menschen fühlen sich
Angesicht dieser nicht wertschätzenden
Kommunikation wehrlos, getäuscht und
erkennen die perfiden Muster der
manipulativen Informationspolitik
und Berichterstattung nicht. Es
entsteht eine unterbewusste
Unzufriedenheit und Frustration
über „wie wir miteinander
kommunizieren“ und eine
wehrlose Haltung.
Herr Thomas W. Albrecht ist
ein ausgezeichneter Kenner der
zwischenmenschlichen Kommunikation
und hat einen speziellen
Blick auf die Kunst der Rede als
Ausdruck unserer Kultur und Werte.
In unseren alltäglichen „sympathischen“
Gesprächen und Vorträgen werden
oft Fakten weggelassen, es wird generalisiert
und kognitiv verzerrt. Die
Gesprächspartner und Zuhörer werden
zu Gedanken und Handlungen verleitet,
die für sie nachteilig sind oder sie sogar
manipulativ instrumentalisieren.
Sie sich effizient dagegen zu Wehr setzen
können und wie Sie solche manipulativen
Suggestionen abblocken können.
Es ist wichtig sich eine unbeeinflusste
Meinung zu bilden.
Dieses Buch ist besonders wertvoll,
da der Autor ausgewählte Reden und
Interviews transkribiert hat und diese
detailliert analysiert und kommentiert.
An den Beispielen von Donald Trump,
Angela Merkel, sowie der Interviewtechnik
von Armin Wolf kann man rhetorisch
sehr viel lernen.
Es ist ein außergewöhnliches Sachbuch,
das von der jahrzehntelangen Erfahrung
seines Autors profitiert. Mit großer Expertise
erklärt Thomas W. Albrecht wie
wir miteinander besser und wertschätzender
kommunizieren können! Nur so
kann ein neues und harmonisches Miteinander
nach der Pandemie entstehen.
Dieses lehrreiche Buch kann jedem Leser
empfohlen werden.
Fotos: © Hans Braxmeier | pixabay.com
24 | JUNI 2021
In diesem Buch finden Sie konkrete
Beispiele mit welchen Instrumenten Sie
beeinflusst und manipuliert werden, wie
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Books4Life ist ein Netzwerk
karitativer Second-Hand-Buchläden,
die sich dem Verkauf und
der Aufwertung von Büchern
verschrieben haben.
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26 | JUNI 2021
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Beschreibung - siehe Seite
36
ISBN: 978-3-99060-208-9
180 Seiten, Goldegg
Verlag
www.goldegg-verlag.com
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Ein FAS(D) perfektes Schulkind
Reinhold Feldmann / Anke Noppenberger
Ein Bilderbuch zum FAS(D) - Fetales Alkoholsyndrom bzw. Fetale
Alkoholspektrumstörung, Mit Informationen für Lehrkräfte und Eltern
1. Auflage 2020. 56 Seiten. Innenteil farbig
(978-3-497-02989-1) gebunden, Reinhardt-Verlag, München
Mo ist ein Kind mit FAS(D), Fetaler Alkoholspektrum-Störung. Deshalb versteht Mo
schulische Regeln und soziale Situationen oft nicht altersgerecht, kann sich nicht
gut konzentrieren oder Dinge merken. Die Mitschüler bemerken schnell, dass Mo
sich von ihnen unterscheidet. Auch die Lehrkräfte stehen oft ratlos vor dem Kind mit
FAS(D) in ihrem Klassenraum und auf dem Pausenhof. Das Bilderbuch holt Kinder mit
FAS(D) einfühlsam bei ihren oft unangenehmen Schulerlebnissen ab. Mo zeigt ihnen,
was sie brauchen, damit es ihnen in der Schule gut geht. Wie er durch den schulischen
Alltag geht, ist spannend zu sehen. Dank der verständnisvollen Erwachsenen,
die ihn in der Schule und zuhause umgeben, wird Mo ein selbstbewusster, fröhlicher
Junge – ein Vorbild für andere Kinder mit FAS(D).
27 | JUNI 2021
information & entwicklung
Theater spielen:
Kindheitsträume vom werden wollen
WIE ICH MEINEN TRAUM ENTDECKTE
Lena Knapp
Studentin und
freie Schauspielerin
Foto: © Robert Krenker
Erinnern Sie sich noch daran, was
Sie in Ihrer Kindheit werden
wollten, wenn sie mal groß sind?
Fußballerin? Pilot? Lehrer? Tiefseetaucherin?
Prinzessin? Krankenpfleger?
Forscher? Polizistin? Was war Ihr Traumberuf
als Kind?
WIE ALLES ANFING
Bei mir war es schon früh sehr klar:
Neben drei weiteren täglich wechselnden
Berufen wollte ich, wie viele andere
Kinder wahrscheinlich auch, immer
Schauspielerin werden. Und wie bei den
meisten anderen Kindern auch, begann
meine Karriere auf der ,großen‘ Bühne
des Kindergartens mit einem Publikum
voller stolzer Eltern, die ihre Tränen kaum
zurückhalten können, weil ihr Kind einen
Baum oder eine sprechende Karotte
verkörpert.
Als ich kurz darauf bei einer Vorstellung
des Kinderbuchklassikers ‚Das kleine Ich
bin ich‘ meine Augen nicht von der fesselnden
Geschichte rund um das kleine
bunte Tier auf der Suche nach seiner
Identität lassen konnte, während einige
meiner Freund*innen aus Angst vor dem
dunklen Raum im Schoß der Erzieherin
lagen oder vor Langeweile schliefen,
ließ sich auch hier meine tatsächliche
Begeisterung für das Theater und der
damit zusammenhängende Berufswunsch
stark erahnen.
DAS WILL ICH AUCH!
Dreizehn Jahre später, während der
Schulabschlussfahrt nach Wien sowie
etliche Male dazwischen, ereignete sich
immer noch dasselbe Phänomen. Während
einige meiner Schulkolleg*innen
vor Langeweile oben in der Galerie des
Burgtheaters schliefen oder mit ihren
Handys beschäftigt waren, ließ ich
meine Augen nicht von der Antigone
auf der Bühne, die so schön flüstern
konnte, dass ich Gänsehaut bekam
und mir „Das will ich auch können!“
dachte.
In den Jahren zwischen diesen beiden
Theaterbesuchen ist natürlich viel passiert.
Ich nahm so gut wie jede Möglichkeit
wahr, um Theater zu spielen
und entdeckte die Welt der Bühne immer
mehr für mich. Ich entschied mich
nur für meine weiterführende Schule,
weil sie bekannt für ihre Theater- und
Musicalgruppe sowie ein Unterrichtsfach
mit Theaterschwerpunkt war.
Ich war mir sicher, dass genau dieser
Weg zu meinem Berufswunsch aus der
Kindheit führen würde.
ALLE WEGE FÜHREN ZUM THEATER
Heute, wieder einige Jahre und einen
thematisch komplett anderen Bildungsweg
später, ist mir bewusst, dass dies
nicht der einzige Weg sein muss, den
jede Person geht, die professionell
Theater spielt oder spielen möchte.
Zwischen Schultheater und den ‚erwachseneren‘
Bühnen liegen natürlich
Welten. Was für mich allerdings hinter
beidem steckt, ist im Grunde dasselbe:
meine Motivation auf der Bühne zu
stehen.
Das Gefühl zu spüren, Teil einer Gruppe
zu sein und mit ihr Geschichten zu
erzählen, mitzugestalten und zum
28 | JUNI 2021
Leben erwecken zu können, ganz egal
welcher Stoff erzählt wird, ob es nun
‚Das kleine Ich bin ich‘ oder ‚Antigone‘
ist. Eine Spannung im Raum zwischen
Spielenden und Zusehenden zu schaffen,
bei der alle in einen gemeinsamen
Diskurs eintauchen, sich mit bestimmten
Thematiken beschäftigen oder die
alltäglichen Sorgen vergessen können.
Theaterluft zu schnuppern, vor und hinter
der Bühne. Den Moment zu genießen, in
dem Alles oder Nichts passieren kann.
Genau aus diesen Gründen weiß und
wusste ich schon immer, dass ich meinen
Traumberuf als Kind auch als Erwachsene
ausüben möchte. Egal in welcher Form
und über welchen Weg, ob in der freien
Theaterszene oder vielleicht irgendwann
einmal auf einer den ganz großen
Bühnen.
Aber warum erzähle ich Ihnen das alles?
Wen interessiert schon der Kindheitstraum
irgendeiner Person, die Sie überhaupt
nicht kennen? Welcher Beruf ist
Ihnen denn bei meiner Frage zu Beginn
eingefallen? Manchmal ist es doch auch
schön, an seine eigenen kleinen Anfänge
zurückzudenken. Die eigene Entwicklung,
die persönlichen Ziele und die
Motivation, die hinter der aktuellen oder
auch damaligen Berufs- und Lebenswahl
stecken, zu reflektieren. Was wollte ich
werden? Was bin ich geworden? Was
will ich noch werden? Denn eines habe
ich durch dieses Zurückdenken gelernt:
Das werden wollen, wenn ich mal groß
bin, hört nie auf. Werden ist ein stetiger
Prozess und es ist nie zu früh oder zu
spät damit anzufangen oder weiterzumachen
– ganz egal was das für jede und
jeden persönlich bedeutet.
Foto: Sophie Mashraki / Lena Knapp
Jürg Mäder
Wenn
zu sch
Berüh
von C
Das Haus Pfle
Isolation durc
in unserer Ge
von alten und
erschwerte ih
nen Kontakte
Werdenberg
Im April 2020 stan
men zu, die Türen
einander. Betagte
ständigkeit und Ei
ten, abgeschottet
heime. Um von in
Alltag der Bewohn
Foto © Gerhard G. | pixabay.com
heims zu schaffen
29 | JUNI 2021
on in dieser Isola
rend zwölf Tagen
information & gesellschaft
Ehrliche Antwort erwünscht:
Danke, es geht uns nicht gut
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KNOCHEN UND DIE WUNDEN ZEIGEN SICH OFTMALS ERST JETZT
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Wie geht es Dir? Wie geht es
euch? - fragt eine bekannte
Stimme aus sicherer Distanz.
Da sind sie wieder… Diese häufig gestellten
Fragen, nach dem Wohlergehen
des Gegenübers oder seiner Familie,
als Floskeln in unser gesellschaftliches
Leben integriert, zumeist auch ehrlich
gemeint, aber in den seltensten Fällen
ehrlich beantwortet.
„Danke, geht eh,“ kommt als Antwort
von der anderen Seite. Dazu ein müdes
Lächeln. Da ist er wieder: dieser Kloß
im Hals, der verlangt schnell weiter in
Beschwichtigungen abzudriften oder ihn
einfach gleich mit der Gegenfrage „Und
euch?“ wegzudrücken.
Eine alltägliche Szene. Und doch so
zeichnend für das was gerade da ist, wir
aber mit einem kurzen „Ja eh…“ oder
„Geht eh…“ oder „Danke, eh…“ oder
„Weißt eh…“ wieder in den Untergrund
des Alltags schieben. Weils eben nicht
geht. Weil wir funktionieren (müssen).
Weil oft kein Platz ist für das individuelle
Wohlergehen, für Sorgen, für ein
Innehalten.
Da stehen wir also… Nach einem Jahr
Ausnahmesituation - einem Jahr kollektiver
Krise – über einem Jahr Pandemie.
Und obwohl es sich gerade, sehr
vorsichtig gedacht, nach einem vorläufigen
Ende, einer Entspannung anfühlt,
geht es vielen von uns nicht so richtig
gut. Sollten wir nicht den langsam zurückkommenden
Normalzustand bejubeln? Wir
haben ihn uns so lange herbeigesehnt und
darüber visioniert. Und über diese Entwicklung,
freuen wir uns „eh“. Also kollektiv
betrachtet: Geht’s uns „eh“ gut.
„eh“: Zwei Buchstaben, die einen Unterschied
machen. Aber was für einen? Was
bedeutet dieses „eh“? Ich wollte es genauer
wissen: Google informiert mich darüber,
dass das Wort „eh“ als Adverb für „sowieso,
ohnehin (schon)“ und als Konjunktion
für „bevor, früher“ steht. Also geht es uns
sowieso gut, oder es ging uns früher gut.
Aha…., ja, eh.
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
30 | JUNI 2021
WARUM GEHT’S UNS NICHT EIN-
FACH NUR GUT?
Wir stehen immer noch hier… Nach
einem Jahr Ausnahmesituation – einem
Jahr kollektiver Krise – über einem Jahr
Pandemie. Wo es hingeht, wissen wir
nicht. Was noch kommt, wissen wir
nicht. Die Konsequenzen, sind noch
immer da oder beginnen sich gerade erst
richtig zu zeigen. Die Insel der Seligen,
von der wir geholt wurden, ist in weiter
Ferne. Es ist nicht mehr das, was es
zuvor war. Wir sind einiger Erfahrungen
reicher. Wir haben einige Erkenntnisse
„dazugewonnen“. Wir sind verwundbar.
Verletzlich. Ausgeliefert. Die Probleme
des Systems und jeder Einzelnen/jedes
Einzelnen haben sich an die Oberfläche
gearbeitet. Wir haben funktioniert, und
tun das immer noch.
Der Junge, dessen ersehnter Schulstart,
so ganz anders gelaufen ist, wie erzählt
und der jetzt gar keine Lust mehr auf
Schule hat.
Die Jugendliche, die
10 Stunden am Tag
lernend vor dem PC
verbracht hat, und
das Gefühl hat, die
vielen geforderten
Aufgaben nicht
mehr stemmen zu
können.
Die Frau, die sich
zwischen Homeoffice,
Homeschooling
und Kinderentertainment,
zerreißt.
Der Mann, den
existenzielle Sorgen
plagen, weswegen
er sich in die Arbeit
vertieft, und von Schulgefühlen geplagt wird, seine Frau
nicht mehr zu entlasten.
Das Ehepaar, dessen Probleme, sich nicht mehr länger
im Trubel des Alltags verstecken lassen.
Sie alle können nicht mehr, sie alle funktionieren weiter.
Ihnen allen geht es nicht gut.
Aber jetzt wird es doch eh wieder normaler… werden
Sie sich vielleicht denken. Ja, eh! Und dennoch geht es
vielen unter uns nicht so wirklich gut. Es wird besser, ja
eh. Und doch… Warum ist das so?
Wir haben darüber gelesen, dass viele Menschen unter
dem letzten Jahr und seinen Geschehnissen gelitten
haben. Wir haben Statistiken gesehen, wie viele psychische
Erkrankungen sich zeigen. Wie schlecht es vielen
geht. Also hatten diejenigen doch Glück, bei denen
sich keine psychische Störung bemerkbar gemacht hat,
oder? Sei also dankbar, und mach weiter. Oder?
In meine Praxis kommen derzeit viele Menschen, die
das aber nicht können. Sie sind erschöpft nach einem
Jahr Durchhalten. Sie haben Sorgen, Gedanken, Ängste,
Emotionen und eigene Bedürfnisse verdrängt, weil
sie funktionieren mussten. Sie hatten das Gefühl die
Kontrolle zu verlieren, keine erprobten Bewältigungsstrategien
für die bestehende Situation zu haben, nicht
Entkommen zu können. Sie haben ihr Bestes gegeben,
und hatten doch das Gefühl immer nur dahin zu straucheln.
Die Luft wurde angehalten, um jetzt erleichtert
auszuatmen und neue Luft zu schnappen. Aber die
Erleichterung tritt nicht ein.
Es ist Zeit für eine Bestandsaufnahme, es ist Zeit für ein
Innehalten. Nein, wir müssen nicht weitermachen, als
wäre nichts gewesen. Denn die meisten von uns haben
quasi Unmögliches möglich gemacht. Wir dürfen unsere
Wunden lecken, uns verletzlich zeigen, Revue passieren
lassen, was wir geleistet haben, Verdrängtes verarbeiten
und uns neu aufstellen. Wir dürfen uns zugestehen,
dass wir (teilweise schwer) gebeutelt sind, und Innehalten,
um auf uns zu schauen. Denn es darf uns gut
gehen. Der erste Schritt dazu ist vielleicht ganz einfach,
vielleicht liegt er „eh“ schon auf der Hand… Wir dürfen
in uns hineinspüren und (uns) eine ehrliche Antwort
geben: „Danke, es geht uns nicht gut.“
Foto: © Engin Akyurt | pixabay.com
31 | JUNI 2021
information & gesellschaft
Kinderschutz institutionalisieren:
Sichere Orte für Kinder und Jugendliche
KINDER HABEN DAS RECHT AUF SCHUTZ
Mag. a Sandra Geisler MA
Leiterin der
Erziehungsberatung &
Entwicklungsbegleitung
und der Familienberatung
der Wiener Kinderfreunde
Foto: © Frank Jödicke
Um Kinder und Jugendliche überall
dort, wo sie ihre Zeit verbringen,
wo sie lernen, spielen und
sich ausprobieren, vor Gewalt,
Ausbeutung, sexuellem Missbrauch,
Machtmissbrauch, und anderen Kindeswohlbeeinträchtigungen
zu schützen,
bedarf es institutionell eines entsprechenden
Kinderschutzkonzeptes. Mit
diesem setzt eine Institution ein klares
Zeichen und ein Signal dafür, dass eine
Betreuungseinrichtung oder -situation
ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche
ist und dass diese Haltung unabdingbar
für die pädagogische – auch freizeitpädagogische
- Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen ist. Das Konzept hat
zum Ziel, diese Haltung der Erwachsenen
nicht zufälligerweise bei einzelnen
Mitarbeiter*innen implementiert zu
wissen und bei anderen nicht, sondern
als Selbstverpflichtung der Organisation
und aller ihrer Mitarbeiter*innen festzuschreiben.
INTERNATIONALES QUALITÄTS-
MERKMAL
Ein Kinderschutzkonzept gilt international
bereits seit vielen Jahren als zentrales
Qualitätsmerkmal für Organisationen. In
Österreich zeigt sich laut Ergebnis eines
vom EU-Projekt „Safe Places“ durchgeführten
Mappings, ein zersplittertes Bild
in Hinblick auf Bewusstsein, Wissen und
Verbreitung von Kinderschutzkonzepten.
Expert*innen aus dem Kinderschutzbereich
vom Verein ECPAT Österreich
(Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der
Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeu-
tung) fordern dringend die Implementierung
umfassender Kinderschutzkonzepte
als österreichweiten Standard für
Organisationen.
INHALTE UND ZIELE
Mit einem gut implementieren Kinderschutzkonzept
erhöht die Institution die
Chancen, dass Mitarbeiter*innen unter
anderem auf eine angemessene Nähe
und Distanz zu den Kindern und Jugendlichen
achten, dass auf die Intimsphäre
geachtet wird, dass Grenzverletzungen
erkannt und angesprochen
werden, dass jede*r Mitarbeiter*in im
Falle einer Gefährdung über die entsprechenden
Handlungspläne Bescheid
weiß, dass Kinder und Jugendliche
in ihrer Selbständigkeit, ihrer Selbstachtung
und in der Vertretung ihrer
Interessen und Bedürfnisse gestärkt
werden. Kinder und Jugendliche haben
das Recht auf Sicherheit, Privatsphäre,
Partizipation und achtungsvollen
Umgang.
SENSIBILISIERUNG UND
PRÄVENTION
Im Zuge der Arbeit am Kinderschutzkonzept
der Wiener Kinderfreunde habe
ich die Erfahrung gemacht, dass die zu
Beginn durchgeführte Risikoanalyse,
die dazu dient, Gefährdungen zu erkennen,
in den einzelnen Betreuungseinrichtungen
bereits zu einem bewussten
Schritt Richtung Sensibilisierung aller
Mitarbeiter*innen geführt hat. Wobei
Illustration: © Wiener Kinderfreunde-Karin Blum
32 | JUNI 2021
vorauszuschicken ist, dass die Kinderfreunde
seit mehr als 110 Jahren stets
Vorreiter im Kampf für Kinderrechte und
eine Pädagogik, in deren Mittelpunkt die
Bedürfnisse des Kindes stehen, sind.
Um für das Wohl der Kinder zu sorgen,
müssen die alltäglichen Abläufe, Vorgehensweisen
und Handlungen betrachtet
werden. Dazu gehört es auch, den pädagogischen
Alltag stets zu reflektieren.
Sich bewusst damit auseinanderzusetzen,
welche Bereiche sensibel sind, ist
ein wesentlicher Garant für Prävention.
Diese beginnt etwa beim Auswahlverfahren
für Mitarbeiter*innen und ehrenamtlich
Tätige, geht beispielsweise weiter
beim Umgang mit Nähe und Distanz im
pädagogischen Alltag bis hin zur Thematik
Macht bzw. Machtmissbrauch, z.B.
in Essenssituationen. Darüber hinaus ist
die Auseinandersetzung mit der Frage,
welche Wege Kindern und Jugendlichen
offenstehen, um Hilfe durch Erwachsene
zu bekommen ebenso wichtig wie das
Verfassen eines Verhaltenskodex´ sowie
einer Selbstverpflichtungserklärung für
alle Mitarbeiter*innen.
Die Sensibilisierung aber auch dieser Nutzen
des Konzeptes für die Mitarbeiter*innen sind
auch wesentliche Inhalte der begleitenden
Fortbildungsmaßnahmen.
LINKS:
HANDLUNGSPLÄNE FÜR
MITARBEITER*INNEN
Die Erstellung eines Beschwerdeverfahrens
und klarer, strukturierter, transparenter
Handlungspläne ermöglicht
es jede*r Mitarbeiter*in, im Falle einer
(vermuteten) Gefährdung eines Kindes
und/oder Jugendlichen, weitere notwendige
Schritte einzuleiten. Damit werden
entsprechende Beobachtungen rationaler
betrachtbar und die entsprechenden
Schritte zu festgelegten Folgehandlungen.
https://www.schutzkonzepte.at/safeplaces/
https://www.ots.at/
presseaussendung/
OTS_20201113_
OTS0130/kinderschutzkonzepte-jetztumsetzen
33 | JUNI 2021
information & gedanken
Weiterentwicklung:
Wie geht das?
„SO LASST MICH SCHEINEN, BIS ICH WERDE.“ (Goethe)
Roswitha Maderthaner
Kindergartenleiterin
Montessoriepädagogin
Akademische Trainerin
Dipl.Biografiearbeiterin
zur Zeit Studium der
Elementarpädagogik
Neulich beim Frisör. Zwischen
mir und der Friseurin entstand
ein anregendes Gespräch über
Probleme, die im Laufe des
Lebens eines Menschen auftauchen.
Dabei stellten wir fest, dass es manchen
gelingt, aus und mit diesen Problemen
zu wachsen und andere darin stecken
bleiben, sich wie im Kreis darum drehen.
Gutes Zureden und sämtliche Hilfsangebote
verlaufen bei dieser Gruppe im
Sand, und es scheint so, als würden sie
das Problem irgendwie gar nicht hergeben
wollen. Wachsen, so waren wir beide
uns einig, kann man nur an der Bewältigung
der Probleme. Was aber veranlasst
uns dazu, Probleme zu meistern, und uns
dadurch weiterzuentwickeln?
Eine mögliche Antwort darauf könnte die
Persönlichkeitstheorie nach Julius Kuhl
liefern. Sie besagt, dass das Verhalten
eines Menschen von einem Wechselspiel
verschiedener psychischer Systeme, die
in uns aktiv sind, abhängt. Diese Systeme
steuern demnach, ob wir unsere
Vorsätze umsetzen können und aus
Fehlern lernen können oder eben nicht.
Außerdem bestimmen sie darüber, wie
wir die Welt wahrnehmen. Je nachdem
wie wir die Systeme einsetzen, so gut
kommen wir in der Welt zurecht. Stehe
ich also vor einem Problem und möchte
es mir genauer ansehen, dann wird in
mir im besten Fall eine Art Fehlerzoom
aktiviert, der es mir erlaubt, das Problem
auseinander zu nehmen. Dann wird der
Bereich aktiviert, der dafür zuständig
ist, dass ich mir die einzelnen Teile
ansehe und bewältigen kann. Das heißt,
in mein selbst integriert wird. Damit
ich aber mein neu errungenes Wissen,
das nun Bestandteil meiner selbst ist,
auch zeigen kann, muss wiederrum ein
Bereich in mir aktiviert werden, der mich
zum Handeln bringt. Das alles läuft mehr
oder weniger unbewusst ab. Wichtig dabei
ist aber, wie die Steuerung und das
Umschalten zu den einzelnen Systemen
erfolgt. Kann nämlich der passende Bereich
nicht im richtigen Moment aktiviert
werden, so stagniert alles, und eine
Problemlösung kann nicht stattfinden.
Und wer steuert diese Systeme?
34 | JUNI 2021
Unsere Gefühle, oder Affekte. Je nachdem,
welches Gefühl aktiviert werden
kann, werden Systeme aktiviert oder
lahmgelegt. Der selbständigen Steuerung
dieser Gefühle kommt dabei eine
wichtige Rolle zu, und sollte in der
Kindheit erlernt werden. Diese werden
dann erlernt, wenn sich das Kind ernst
genommen und verstanden fühlt und
gleichzeitig eine positive Rückmeldung
auf seine Selbstäußerung bekommt. Zum
Beispiel bekommt zwar ein Kind eine
positive Rückmeldung, wenn es lobende
Worte für eine gelungene Aktion
bekommt, nimmt aber der Erwachsene
das Kind dabei nicht für vollwertig wahr,
weil er es zu ungeschickt, ungenau oder
der gleichen hält, so kann die positive
Reaktion des Erwachsenen nicht mit
dem Selbst des Kindes verknüpft werden.
Kinder brauchen also wahrhafte Bezugspersonen,
die sie in ihrem Sein ohne
Vorbehalte annehmen und gleichzeitig
positiv auf ihre Äußerungen reagieren.
Deshalb spielt die Haltung der Erwachsenen
gegenüber Kindern, so sie ihnen
eine entwicklungsfördernde Umgebung
schaffen wollen, eine enorme Rolle.
Aber es besteht Hoffnung für diejenigen,
die in ihrer Kindheit keine Gefühlssteuerung
erlernen konnten, und somit
die Systeme nicht gut genug steuern
können. In schwierigen Situationen, so
besagt es diese Verhaltenstheorie, hilft
eine feinfühlige, trostgebende, wertschätzende
und beruhigende Person,
die das Gegenüber wirklich versteht und
ernst nimmt. Sie könnte Gefühle bei den
Hilfesuchenden auslösen, die dazu führen,
dass er/sie das Problem bewältigen
kann. Also kein Rat gebender, analysierender
Mitmensch, sondern einer der
positiven Gefühle aus einem Vertrauen
heraus, durch echte Wertschätzung
auslösen kann.
Schön, wenn man so jemanden in seiner
Nähe hat, oder wenn man so jemand
sein darf, denn so könnten wir uns gegenseitig
helfen, um weiter zu wachsen.
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
35 | JUNI 2021
information & gesellschaft
Neues Buch von Dr. Marcus Täuber:
Falsch Gedacht!
WIE SIE IHRE MENTALE INTELLIGENZ SCHULEN KÖNNEN
Dipl.Ing. Alexander Ristic
Associated Press Austria
Unser Gehirn ist ein leistungsfähiges
Organ und die Basis all
unseres Seins. Mehr als 650
Millionen Jahre brauchte die
Evolution, um die anfangs sehr simplen
Nervensysteme in der Tierwelt zum
menschlichen Gehirn weiterzuentwickeln.
Die wichtigsten Grundfunktionen unserer
Denkweise wurden in der Steinzeit
gelegt. Unser Gehirn denkt egozentrisch,
liebt die Vergangenheit und die „alten
Denkmustern“ und neigt sich in sinnlosen
Gedankenkreisläufen zu verlieren.
Das Wissen darüber, wie unser Denken
funktioniert und welche Auswirkungen
es auf uns hat, kann alles verändern: von
Gesundheit und Beziehung bis zu Karriere,
Zufriedenheit und Glück. Doch um
die Funktionsweisen des menschlichen
Gehirns kreisen immer noch viel falsche
Mythen.
Als ersten Mythos entlarvt der Autor
unsere Tendenz, uns sehr wichtig zu
nehmen: Der übermäßige Einsatz von
Lob, ob in der Erziehung oder Führung,
führt nicht zu besserer Leistung, sondern
zu Ego-Problemen des Gelobten. Auch
der oft strapazierte Begriff der Selbstliebe
gießt häufig Öl ins Feuer und führt
zu Ängsten, Depressionen und Perfektionismus.
Deshalb plädiert er für ein
realistisches Selbstbild und einen differenzierten
Umgang mit Lob.
Einen weiteren Mythos sieht er in der Überschätzung
unserer Intuition: Nur der gleichberechtigte
Dialog zwischen Kopf und Bauch lässt
uns die richtigen Entscheidungen treffen.
Auch die Idee, dass nur der Wille zum Erfolg
führt, wenn es um Veränderungen geht,
enttarnt der Autor als Mythos. Die Willensanstrengung
ist für den kurzfristigen Veränderungsschritt
unabdingbar, muss aber für
den nachhaltigen Erfolg durch Gewohnheiten
ersetzt werden, die über Routinen etabliert
werden. Diese geistige Adaption und Umsetzung
vollziehen nur wenige, weshalb Veränderungen
meist scheitern. „Erfolg beginnt im Kopf
und bleibt leider oft auch dort“, resümiert Dr.
Täuber die Problematik gängiger Motivationsansätze.
In diesem ausgezeichneten Sachbuch finden Sie
viele einfache Beispiele und Experimente zum
Ausprobieren. Mit mentaler Intelligenz können
wir Irrtümer im Kopf aufspüren, sie in förderliche
Gedanken wandeln und unser Gehirn neu
aufstellen.
Wenn wir diese neuen Erkenntnisse und unser
Potenzial entfalten und Gedanken richtig nutzen,
können wir über uns selbst hinauswachsen
und uns unser Wunsch-Gehirn basteln.
Ein kurzweiliges Sachbuch, das uns zum neuen
Denken anleitet und uns zu unseren wahren
Stärken führt.
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
36 | JUNI 2021
information & umwelt
Zwei neue Tiere:
Rote Nase, laut und schrill
NEIN - KEIN BETRUNKENER, SONDERN OSTAFRIKANISCHE KRONEN-TOKOS
Direktor Dr. Michael Mitic
Geschäftsführung
Haus des Meeres/Wien
AQUA TERRA ZOO
www.haus-des-meeres.at
Nachdem das Haus des Meeres
nun endlich wieder geöffnet hat,
werden Besuchern, die unser
Tropenhaus gut kennen, plötzlich
laute und schrille Pfeiflaute auffallen,
die für sie völlig unbekannt klingen
werden. Noch überraschender wird für
sie dann sein, wer sie verursacht. Es sind
nämlich keine kleinen Singvögel und
auch nicht unsere Äffchen sondern stattliche
schwarz-weiß gefärbte Vögel mit
großem, gebogenem rotem Schnabel, der
noch dazu direkt darüber einen zweiten
zu besitzen scheint.
Es handelt sich um ostafrikanische
Kronen-Tokos, die zur Familie der Hornvögel
gehören. Diese deutliche Verdickung
des Oberschnabels, die Krone, ist
namensgebend für diese Vogelart. Das
Fortpflanzungsverhalten ist wirklich besonders:
Typischerweise verschließt das
Weibchen während der Brut ihre Nisthöhle
mit einem Gemisch aus Fäkalien,
Schlamm und klebrigen Nahrungsresten,
wodurch die Jungen und es selbst vor
möglichen Räubern gut geschützt ist.
Ihr Partner versorgt seine Familie in
der Folge mit Nahrung, erst wenn die
Jungvögel flügge geworden sind, wird
die Nisthöhle wieder geöffnet.
Das Haus des Meeres erhielt dieses Paar
kürzlich im Zuge eines Austauschprogramms
mit dem Tiergarten Wels, der
dafür unser Weibchen des östlichen
Gelbschnabel-Tokos erhielt. Auf sie
wartete in Wels bereits ein männlicher
Partner – Zoos quasi als Hochzeitsplaner
im Wonnemonat Mai…
Fotos: © Archiv "Haus des Meeres"
38 | JUNI 2021
Foto © Free-Photos | pixabay.com
39 |JUNI 2021
information & bildung
Genug von Einschränkungen:
Ferien nach einem Jahr Corona
WIE KANN MAN SICH AM BESTEN IN DEN FERIEN AUF DIE SCHULE
VORBEREITEN?
Susanne Zeiler
Lerne.Lieber.Leichter!
Legasthenietherapie &
Dyskalkulietraining
Lerncoaching
Workshops
Familienberatung
Pandemie – Lockdown – Homeschooling…
Natürlich geben
alle Beteiligte ihr Bestes, Lernen
zwischen Küchentisch und Wohnzimmercouch
irgendwie hinzubekommen:
Eltern, Lehrkräfte und die Kinder zeigen
seit mehr als einem Jahr Improvisationstalent,
Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz,
um im Pandemiealltag
irgendwie zu bestehen.
Technische Infrastruktur wurde in unglaublichem
Tempo aufgestellt. Die Zeit
des digitalen Lernens ist angekommen,
ein großer Fortschritt in Richtung modernes
Lernen.
Doch kann digitales Lernen und Homeschooling
einen „normalen“ Schulbetrieb
ersetzen? Besonders bei jungen Schülerinnen
und Schülern ist Lernen sehr
vielschichtig. ExpertInnen sind sich einig:
Der Verlust des Präsenzunterrichts ist
besonders für sie bedeutsam.
Für viele Kinder war es im letzten Jahr
schwierig, den neuen Lernstoff gut
im Gedächtnis zu verankern, weil die
Möglichkeiten trotz aller Kreativität
eingeschränkt waren. Hinzu kommt, dass
es eine emotionale Herausforderung war,
die junge Kinder beim Lernen stark beeinflusst
hat. Kinder haben ihre Freunde
vermisst und den direkten Kontakt zur
Lehrerin, zum Lehrer. Diese zählen im
Grundschulalter nach den Eltern zu den
wichtigsten Bezugspersonen, Lernen
passiert viel über Beziehung. Lernen in
Gemeinschaft, über Bewegung, Spaß,
Neugier, die Rückmeldung der Lehrkraft,…
all das sind für VolksschülerInnen
wichtige Skills und können durch
Digitalisierung nicht ersetzt werden.
Neun Wochen Ferien sind lange und
selbst unter anderen Umständen gerät
ohne Üben einiges in Vergessenheit.
Nach einem Jahr Pandemie, in dem das
Automatisieren schwer möglich war,
noch eher als sonst. Doch sollten dabei
einige wenige Regeln eingehalten werden.
Das Feriengefühl darf nicht beeinträchtigt
werden.
RECHTZEITIG MIT DEM LERNEN
AUFHÖREN!
Klingt seltsam, ist aber so. Es ist wichtig,
kurze, überschaubare Lerneinheiten
mit dem Kind zu vereinbaren. Und auch
wenn es gerade gut geht, und das Kind
motiviert wäre - nach der vereinbarten
Zeit abschließen. Der positive Effekt
wirkt bestimmt nach!
Das kann z.B so aussehen:
•gleich nach dem Frühstück für zehn
Minuten das Einmaleins wiederholen,
täglich eine Reihe.
• abends vor dem Einschlafen täglich 15
Minuten lesen
• ab August wird täglich ein Satz ins
Ferientagebuch geschrieben
Foto © jplenio | pixabay.com
40 | JUNI 2021
Besonders in den Ferien hat der Spaß
beim Lernen einen hohen Stellenwert,
ein guter Zeitpunkt für Lernspiele. Das
1x1 kann z.B hüpfend am Trampolin
oder tanzend zu cooler Musik trainiert
werden. Klassische Spiele wie Schnitzeljagd
eignen sich hervorragend, um
Sätze zu schreiben. Der Kreativität sind
keine Grenzen gesetzt. Comics sind in
den Ferien ein willkommener Lesestoff.
Eine Zeit, in der Eltern den Kindern „ihre
Comic-Helden von damals“ vorstellen
können.
41 | JUNI 2021
information & gesellschaft
Lockdown-Pfunde:
„Gamechanger Corona“
WIE DIE PANDEMIE UNSEREN ESS-STIL ÄNDERT
Mag.a Julia
Geißler-Katzmann
selbstständige Ernährungswissenschafterin
Outdoorpädagogin &
Kinesiologin nach
Dr. med. Klinghardt
www.julika.at
Alle von uns wissen es: seit März
2020 hat ein kleiner Virus uns
ordentlich aus der Komfortzone
gerüttelt und uns in vielen Belangen
zum Umdenken, Umorganisieren und
oft an Rand der nervlichen Belastbarkeitsgrenze
geführt.
Für die meisten von uns hieß es Homeoffice
und Homeschooling, neben Essenszubereitung
und Verpflegung der Familie,
zu schupfen.
Es waren nicht nur die Geschirrberge in
der Küche hoch und die Wäscheberge im
Badezimmer, sondern der Kühlschrank
auf sonderbare Weise auch ständig zum
Nachfüllen bereit!
Wir alle haben die ersten Wochen des
Lockdowns die Hefe in den Supermärkten
vergeblich gesucht, während auf sozialen
Netzwerken fleißig geteilt wurde, wer
welche Sauerteigbrote bäckt, wie man
Hefe selbst herstellen kann etc.
Es wurde also mehr gekocht, laut Umfragen
stieg auch das Interesse an der
Herkunft der Lebensmittel, die wir zu uns
nehmen. Die Kehrseite war, dass viele
durch die psychisch belastende Situation
auch dazu neigten mehr zu essen. Gerade
das Essen aus Frust und Langeweile
hat zugenommen. Dies zeichnete sich
auch in meiner Beratungspraxis ab, viele
Kinder, die durch Bewegungsmangel und
steigenden Süßigkeitenkonsum in die
Gewichtszunahmefalle tappten und den
Weg zu mir fanden. Auch bei mir zuhause
zeichnete sich ab, dass meine Kinder aus
Langeweile öfters nach Süßem fragten.
Vielleicht war das bei Ihnen ähnlich?
Das so genannte „Soul Food“ stand also
hoch im Kurs. Essen, welches uns ein
gutes Gefühl beschert und Geborgenheit
vermittelt.
Da griffen also viele Personen verstärkt
zu (einfachen) Kohlenhydraten, um
sich wohlzufühlen. Umfragen in der
D-A-CH Region (Deutschland-Österreich-Schweiz)
zeigten, dass innerhalb
weniger Wochen bereits 24 % der
Befragten zugenommen haben. Davon
hat mehr als jede/r Zweite zwischen 1-3
Kilogramm und jede/r Fünfte sogar 3-5
Kilogramm zugelegt.
ZURÜCK ZUM GUTEN BAUCH-
GEFÜHL
Wunderbar, wenn jemand gerne isst und
sein Essen auch genießt!
Nahrung, welche zum wahren Genuss
werden darf, und zwar mit allen Sinnen,
ist ein Schlüssel zu einem guten Lebensstil.
Um die Gewichtszunahme dabei
links liegen zu lassen, kann es zunächst
hilfreich sein, sich ganz bewusst zu überlegen,
wie und was Sie essen. Nehmen
Sie ihr Essen während dem Gehen, am
Computer, neben der Zubereitung der
Kinder-Mahlzeiten zu sich? Wie viel Zeit
darf das Essen beanspruchen? Klingelt
nebenbei schon das Handy, weil noch
ein dringender Termin bevorsteht?
Gibt es Momente der Ruhe, um das
Essen wirklich genießen zu können und
zuletzt: wie oft kauen Sie ihren Bissen?
Foto © SK | pixabay.com
42 | JUNI 2021
Wie gut tut das Essen ihrer Körpermitte?
Wie fühlt sich der Bauch nach den
Mahlzeiten an?
Nehmen Sie sich doch mal diese Woche
vor, sich ganz auf das Kauen ihrer Nahrung
zu konzentrieren. Versuchen Sie
jeden Bissen 25-30mal zu kauen. Lauschen
Sie in sich hinein was es bewirkt.
Was sagt ihr Bauch dazu?
Wie schmeckt der erste Bissen im Vergleich
zum letzten und welche Zutaten
(Kräuter, Gewürze) können Sie herausfinden?
Lassen Sie sich drauf ein. Geben Sie
jedem Bissen die Achtsamkeit, die er
verdient!
GOOD FOOD – GOOD MOOD
Was uns allen in Zeiten der Pandemie
helfen kann, sind tatsächlich Lebensmittel,
die unsere Stimmung positiv beeinflussen,
jedoch nicht die Kilos in die Höhe treiben. Es lohnt sich
also das eigene Essen genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit
Vitaminen aus der B-Gruppe und Omega-3-Fettsäuren können
wir unser Nervensystem gut unterstützen.
Diese finden sich in Vollkorngetreideprodukten, Walnüssen,
Maroni, Fisch, Leinsamen, Hanfsamen oder Rapsöl. Auch Hülsenfrüchte,
wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen machen das
Nervenkostüm stabiler und bringen hochwertiges Eiweiß auf
den Teller.
Aufstriche, die als Basis diese stärkehaltigen Sattmacher beinhalten,
sind schnell zubereitet und schmecken am Brot genauso
gut wie zu gekochten Kartoffeln!
Julika-Tipp: Wird noch ein Teelöffel Lein- oder Hanföl dazu
gefügt, bekommt man gleich eine gute Portion Omega-3-Fettsäuren
dazu. Diese Fettsäuren sind wichtig für unser Gehirn und
können ebenso die Entzündungswerte im Blut senken.
Meine Überzeugung ist: wer sich durch nährstoffreiches Essen
fit hält, der hat auch eine gewisse mentale Stabilität, die aus
dem Inneren kommt!
43 | JUNI 2021
information & vielfalt
Elisabeth Dörffel:
Sommer 1988
EINE FEUCHTE RÜCKFAHRT
1988 fuhren mein Mann und ich
wieder einmal mit unserem Trabi
nach Ungarn, wo wir auf einem
Campingplatz am Balaton vierzehn
wunderschöne Tage bei herrlichem
Sonnenwetter verlebten. Danach begaben
wir uns frohgelaunt auf die Heimreise.
Flott ging es auf der Autobahn
vorwärts. In strahlendem Sonnenschein
fuhren wir dahin, als wir auf einem
Schild lasen: „Noch 80 Kilometer bis zum
Grenzkontrollpunkt.“
Plötzlich gab es einen Knall – und unsere
Frontscheibe hatte ein Loch und zersplitterte
sofort in tausend Stücke!
Im Konsum gibts Bananen
1946–1989
Alltagsgeschichten aus der DDR
320 Seiten mit vielen Abbildungen,
Ortsregister, Klappenbroschur
Reihe Zeitgut Band 31,
Zeitgut Verlag, Berlin.
ISBN: 978-3-86614-264-0
Ein Stein war von einem vor uns
fahrenden LKW versehentlich hochgeschleudert
worden und hatte ausgerechnet
unsere Scheibe getroffen. Da
wir nun nichts mehr sehen konnten,
schoben wir den Wagen auf den
Standstreifen. Hier entfernten wir den
Rest der Scheibe zunächst gewissenhaft
und fegten dann die vielen kleinen
Glassplitter aus dem Inneren unseres
Trabis. Als das getan war, erhob sich
die bange Frage: Was nun?
Wir mußten ja weiter.
Wir beschlossen, von der Autobahn herunterzufahren,
und tuckerten, der Not
gehorchend, in unserem lädierten Auto
durch die Landschaft. Zu allem Unglück
setzte nun auch noch Nieselregen ein.
Tapfer fuhren wir weiter Richtung
ungarisch-tschechische Grenze. Endlich
dort angekommen, mußten wir unsere
Pässe vorzeigen, die wir gleich durch
die nicht mehr vorhandene Frontscheibe
reichten. Die Grenzer sahen sich
verdattert an, riefen sich irgendwelche
Scherzworte zu und brachen dann in
schallendes Gelächter aus.
Uns war nicht nach Lachen zumute.
Verbissen, verärgert und entnervt
saßen wir im Auto. Nachdem wir
unsere Ausweise zurückerhalten hatten
und weiter konnten, verfolgte uns das
Gelächter noch bis zum tschechischen
Grenzübergang. Hier wiederholte sich
Foto: Zeitgut Verlag/Privatbesitz der Autorin
44 | JUNI 2021
die gleiche Prozedur: Die Grenzer und
Zöllner lachten, klopften sich auf die
Schenkel und winkten uns schließlich
grinsend durch.
Zum Ärger hatten wir nicht nur den
Spott, es sollte noch schlimmer kommen.
Weil unser Treibstoff zur Neige ging,
fuhren wir an die nächste Tankstelle.
Während der Tankwart das Benzin einfüllte,
kam ein junger Mann mit Lappen
und Eimer auf unser Auto zugerannt, und
ehe wir wußten, wie uns geschah, hatten
wir einen nassen Lappen an der Backe!
Der junge Mann hatte unsere Frontscheibe
putzen wollen und zu spät bemerkt,
daß da gar keine war!
Wieder schallendes Gelächter, diesmal
auf beiden Seiten, denn wir waren ja
ohnehin naß vom ständigen Nieselregen.
Frontscheibe zu kaufen. Leicht war das nicht. Es
bedurfte großer Überredungskünste und einer sehr
reichlich bemessenen Bezahlung, bis uns endlich
eine Werkstatt eine Scheibe überließ. Zurück auf
dem Parkplatz, zogen wir dann gemeinsam mit
Hilfe einer Wäscheleine die neue Frontscheibe ein.
Am nächsten Tag fuhren wir glücklich nach Hause
und freuten uns, daß wir am DDR-Grenzkontrollpunkt
Bad Schandau unsere Pässe wieder durch
die Seitenscheibe reichen konnten.
Übrigens, die Scheibe hielt bis 1990, und unsere
„Rennpappe“ (scherzhafte Bezeichnung für den
Trabant) hat uns noch viele treue Dienste geleistet.
Weiter ging es, aber weil der Regen
immer stärker wurde, steuerten wir den
nächsten Parkplatz an. Es goß nun wie
aus Eimern. Um uns und das Innere
unseres Trabis zu schützen, legten wir
unsere Luftmatratze vor den Rahmen der
nicht mehr vorhandenen Frontscheibe.
Wie waren wir glücklich, als ein Ehepaar
mit seinem Wohnwagen vorbeikam, anhielt
und fragte, ob wir Hilfe brauchten!
Sie luden uns in ihren Wohnwagen ein,
wo wir uns erst einmal trockene Sachen
anziehen konnten. Dann koppelte der
junge Mann sein Auto vom Wohnanhänger
ab und fuhr mit meinem Mann
in die nächstliegende Stadt, um eine
Unser „Trabant“ ist bereit für die Weiterfahrt nach
Hause: Die neue Frontscheibe ist eingesetzt und unser
Gepäck wieder eingepackt.
45 | JUNI 2021
UNSER WEB-KIOSK
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