VKD-Praxisberichte 2018
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Der alte Patient<br />
kommt, dass der Anteil der Mediziner, die keinen<br />
Vollversorgungsauftrag annehmen wollen,<br />
kontinuierlich zunimmt. Es gibt bei den Jüngeren<br />
einen Trend zu kürzeren Arbeitszeiten<br />
als sie von älteren Kollegen geleistet werden.<br />
Die Anzahl der Ärztinnen nimmt zu – sie betrug<br />
in 2016 bereits laut KBV fast 45 Prozent<br />
– ebenfalls ein Trend, der sich fortsetzt und u.a.<br />
eine steigende Teilzeitquote zur Folge hat. Laut<br />
Destatis betrug im Wintersemester 2015/2016<br />
der Anteil der weiblichen Medizinstudierenden<br />
rund 61 Prozent. Wie das Zentralinstitut für die<br />
kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi)<br />
in einer Studie ermittelt hat, stieg die Anzahl<br />
der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden<br />
Ärzte und Psychotherapeuten von<br />
2009 bis 2015 um ca. 10 Prozent. Das Wachstum<br />
der angebotenen vertragsärztlichen Leistungen<br />
lag jedoch nur bei 2,8 Prozent. Ob hier die gesundheitspolitisch<br />
festgelegten neuen Sprechzeiten<br />
etwas ändern werden, müssen wir erst<br />
einmal sehen.<br />
Das Ziel einer ausgewogenen haus- und fachärztlichen<br />
Versorgungsstruktur bisheriger Prägung<br />
kann also künftig unter den sich weiter<br />
verschärfenden Bedingungen vermutlich nicht<br />
mehr erreicht werden. Auch hier zeigt sich wieder,<br />
dass die getrennten Sektoren einer besseren<br />
Versorgung im Wege sind. Doch gerade für<br />
geriatrische Patienten ist es besonders wichtig,<br />
dass sich die Behandler in den verschiedenen<br />
Sektoren und Gesundheitsberufen (z.B. Hausärzte,<br />
Ergo- und Physiotherapeuten, Krankenhäuser,<br />
Apotheken) untereinander sehr gut<br />
vernetzen und regional abgestimmte Behandlungspfade<br />
entwickeln.<br />
Veränderung der<br />
Versorgungsstrukturen<br />
Dass eine bessere Verzahnung der Versorgungsstrukturen<br />
insgesamt sinnvoll, wäre, sagt<br />
der <strong>VKD</strong> seit Jahren. Vor allem für die Versorgung<br />
alter Patienten ist sie künftig geradezu<br />
zwingend. Inzwischen gibt es zwar eine ganze<br />
Reihe von Möglichkeiten der Vernetzung und<br />
der Kooperation, jedoch keinen systematischen<br />
Ansatz für eine grundlegende flächendeckende<br />
Lösung. Dazu würden eine sektorenübergreifende<br />
Qualitätssicherung und Bedarfsplanung<br />
mit Berücksichtigung regional unterschiedlicher<br />
Bedingungen sowie Regelungen zur Vergütung<br />
gehören.<br />
Viele Patienten werden im Laufe einer Behandlung<br />
in mehreren Sektoren versorgt. Sektorenübergreifende<br />
Qualitätssicherung bedeutet, die<br />
Patientenversorgung über einen gesamten Behandlungsverlauf,<br />
über alle Versorgungsebenen<br />
hinweg in ihrem Ergebnis zu prüfen. Das GKV-<br />
Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) von<br />
2007 hat dafür die gesetzlichen Vorgaben formuliert<br />
und dem Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
die Aufgabe übertragen, Verfahren nicht<br />
nur für sektorenspezifische, sondern auch für<br />
sektorenübergreifende Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
zu erarbeiten. Ziele sind die Sicherung<br />
der Kontinuität der Patientenversorgung,<br />
die Herstellung der Vergleichbarkeit zwischen<br />
den Sektoren sowie Einrichtungen und die Vermeidung<br />
von Qualitätsbrüchen beim Übergang<br />
der Patienten in den jeweils nächsten Sektor.<br />
Schlussendlich geht es um die Sicherung einer<br />
gleichbleibenden Qualität über den gesamten<br />
Behandlungsweg hinweg. Nur leicht optimis-<br />
Neue Versorgungsmodelle: Regional ausgerichtet<br />
Die Unimedizin Greifswald entwickelt Lösungen für die regionale Versorgung in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Kürzlich wurde das Projekt mit neuen Lösungsansätzen<br />
für spezielle Versorgungsbereiche erstmals öffentlich vorgestellt. Gemeinsam mit<br />
niedergelassenen Haus- und Fachärzten, Krankenhäusern, der Pflege, Physio-, Ergound<br />
Logotherapeuten sollen innovative, sektorenübergreifende Modelle entwickelt<br />
werden, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern. Im Fokus stehen<br />
dabei neben der Kinderheilkunde die Altersmedizin und die Palliativversorgung. Das<br />
Projekt wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-<br />
Vorpommern mit 1 Million Euro bis Ende 2021 gefördert. Das Ziel ist, die Versorgung<br />
stärker an den regionalen Gegebenheiten auszurichten, innovative, regionale und<br />
am Patienten orientierte Versorgungsmodelle zu entwickeln. Die Nutzung der Telemedizin<br />
sowie die Fachkräftegewinnung und neue Formen der Arbeitsteilung sind<br />
zentrale Elemente. Es wird u.a. eine regionale digitale Fallakte für die geriatrische<br />
Versorgung aufgebaut. Sie wird zunächst als Modell in der Region Waren (Müritz/<br />
Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) zusammen mit den dortigen Akteuren umgesetzt.<br />
Wenn sich das Modell bewährt, sollen weitere Regionen folgen.<br />
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<strong>VKD</strong>-<strong>Praxisberichte</strong> <strong>2018</strong> | Der alte Patient • Digitalisierung