Die Malteser-Zeitung 2/2021
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 2/2021
Gemeinsam wertvolle Zeit verbringen
KulturGut, Heiligen begegnen
Anna, ein besonderes Kind
INHALT
IMFOKUS
04 Ordenshaus – ein ganz besonderes Haus
06 Ordenshaus – heimelig und modern zugleich
08 Ordenshaus – lebendige Farb- und Lichtwelten
09 Ein guter Platz zum Arbeiten
KULTURGUT
11 Der Krisenhelfer
RELIGIONAKTUELL
14 Heilige Messe via Facebook
15 Das Wort Gottes bereits in
704 Sprachen übersetzt
LEBENSWERT
16 Anna – ein besonderes Kind mit
einem besonderen Lächeln
18 Lassen wir unsere Sterbenden nicht allein!
04
11
MALTESERÖSTERREICH
20 Berichte aus den Bereichen:
Vielfältige Initiativen und Dienste
20
44
MALTESERWELTWEIT
44 Die Hoffnung auf ein ganz normales Leben
46 Papstbesuch gibt den Menschen im Irak
Hoffnung
47 Sauerstoff, Schutzausrüstung und
psychosoziale Unterstützung
47 Covid-19-Prävention für Kinder,
Schwangere und junge Mütter
MEDIZINAKTUELL
49 Ein Wunder
50 Wo Licht ist, kann auch Schatten sein
49 56
GELESENEMPFOHLEN
53 Interessante Neuerscheinungen
RUNDSCHAU
56 „Exodus 90“ – wenn der Name Programm ist
68 Wir trauern um
Spenden
Bitte verwenden
Sie den beiliegenden
Zahlschein!
2
DIE MALTESER 2/2021
IHRE SPENDE IST
STEUERLICH
ABSETZBAR
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
Einsamkeit ist ein großes Thema unserer Zeit, vor allem in
der Anonymität von Großstädten. Durch die Corona-Pandemie
ist sie ein noch größeres Thema geworden – und zwar
nicht bloß in Zusammenhang mit älteren, nicht mehr berufstätigen
Menschen. Auch junge Menschen haben darunter
gelitten, ihre Freunde nicht treffen, ihre Lieblingslokale und
Sportvereine nicht besuchen zu können.
Menschen in Senioreneinrichtungen hatten den Vorteil,
durch Pflegekräfte, Mitarbeiter und die Bewohner Ansprache
zu haben. Sie konnten sich in dieser Gemeinschaft gut aufgehoben
fühlen. Wenngleich Besuche von außen phasenweise
gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich waren, hatten
sie ihre sozialen Kontakte, die für das psychische Wohlergehen
so wichtig sind. In unserem Altenwohnheim, das schon
bald ins neue Malteser Ordenshaus übersiedelt, wurde neben
analog auch online gebetet und – mit entsprechendem Abstand
– auch gemeinsam gegessen.
Besonders gefordert waren unsere Mitarbeiter: Sie haben
sich zum Teil in Privatquarantäne begeben, um die Bewohner
nicht zu gefährden. Sie haben die soziale Komponente,
die sonst die Angehörigen und ehrenamtlichen Besucher
übernehmen, abgedeckt. Sie alle waren großartig!
Ebenso wie in der Malteser Kinderhilfe und in der mobilen
Pflege von Malteser Care haben unsere Helfer und Pflegekräfte
im (noch) Haus Malta Unglaubliches geleistet. Die
Bewohner und unsere Betreuten wurden gut und sicher versorgt.
Sie wurden keinem Risiko ausgesetzt oder gar alleine
gelassen.
Alle unsere ehrenamtlichen Strukturen haben rasch ihre
Aktivitäten angepasst und digitale Kontaktnetze ins Leben
gerufen, Briefe und Bastelpakete versandt und Einkaufsdienste
eingeführt – alles neben den Rettungsdiensten und
laufenden Projekten. Im Aufbau und laufenden Betrieb von
Test- und Impfstraßen wurde wesentlich mitgewirkt und es
wurde ein umfangreiches, spirituelles analoges und digitales
Programm auf die Beine gestellt.
Das ist eine enorm starke Leistung einer wahrlich starken
Gemeinschaft. Ich danke Allen aus tiefstem Herzen!
Norbert Salburg-Falkenstein
Prokurator
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden (Malteserorden),
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, T: 01/512 72 44,
E: presse@malteser.at
Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren
dieser Ausgabe: Wolfgang J. Bandion, Dominik Batthyany, Erzabt
Dr. Korbinian Birnbacher OSB, Georg Eltz, Familie Emathinger,
Antonia Franckenstein, Alexa Gaspari, Ulrich Glaunach, Clemens
Grill, Lisa Hammer; Bartolomäus Khevenhüller, Thomas Kissich,
Severin Knoflach, Gloria Krenn, Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn,
Andreas Mensdorff-Pouilly, Clemens Mirbach-Harff, Richard Mischak,
Paula Mutas, Michael Prügl, Johannes Reinprecht, Norbert
Salburg-Falkenstein, Claudia Schober, Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath,
Lisa Schoenmeier, Peter und Pia Seilern, Richard
Steeb, Verena Trentini, Cordula Wasser, Manuel Weinberger, Susanne
Wick, Tobias Zöhrer, Alexia Zwitkovits
Bildrechte: CHAI/Malteser International, Rosa Elena Haack/Mal-
teser International, Kreativagentur-inShot, KHM Museumsverband,
LOFT Kreativagentur, Shutterstock-1788659135-Maxx-Studio, Andreas
Tischler, UNIDO Foto – United Nations Industrial Development
Organization (UNIDO), Youth Forum Foto – United Nations Office
on Drugs and Crime (UNODC). Hinweis: Aus Gründen der besseren
Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher
Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten
gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at
Lektorat: Edith Holzer, Franziska Holzheimer
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien.
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung
über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und
seiner Werke, sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der
Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: Mai 2021
DIE MALTESER 2/2021 3
EIN GANZ BESONDERES HAUS
Die Bauarbeiten für das neue Ordenshaus der MALTESER in Wien Landstraße gehen zügig voran. Mit großer Vorfreude
dürfen wir der Eröffnung Ende 2021 entgegensehen.
Von Andreas Mensdorff-Pouilly
Ein Hausbau ist immer eine Herausforderung. Der Umbau
eines Hauses zu einem Ordenshaus, in dem unterschiedlichste
Menschen miteinander leben, arbeiten,
sich umeinander kümmern und Anteil nehmen werden,
ist mehr als nur herausfordernd. Er ist ungemein bereichernd.
Die Herausforderung auf der einen Seite, die Bereicherung
auf der anderen Seite: Sie werden sich nicht die
Waage halten. Die Bereicherung wird überwiegen. Eindeutig!
Dafür sorgen die Besonderheiten des Ortes, an
dem das neue Ordenshaus entsteht, und die Menschen,
die es mit Leben füllen werden. Die Lage ist unvergleichlich:
mitten in Wien, an einem historischen Ort mit besonderer
Gastlichkeit – sowohl in geschichtlich-traditioneller
als auch in spiritueller Hinsicht. Auf einzigartige
Weise werden hier auf engem Raum die Angebote des
Franziskus Spitals, des Ordens der Elisabethinen und
des Malteserordens vereint.
Flächenwidmung und Denkmalschutz
Bis zum Umbau bedurfte es vieler durchaus profaner Arbeitsschritte.
Gehen wir kurz zum Anfang des Projekts:
4
DIE MALTESER 2/2021
IMFOKUS
Das Haus steht für eine familiäre Atmosphäre, Gemeinschaft
und Nächstenliebe
Wochenendbesuch: die Familie ist beim gemeinsamen Essen
im Malteser Ordenshaus herzlich willkommen
Zunächst galt es, die Bebaubarkeit der Flächen zu eruieren
und die Flächenwidmung unter Berücksichtigung der
umliegenden Nutzung, des Grünraums, der Bauhöhe, der
Belichtung und Beschattung sowie des Zugangs vom öffentlichen
Grund rechtlich abzustimmen. Auch musste
die bebaubare Fläche durch Untersuchung bestehender
alter Einbauten aufbereitet und letztendlich die archäologische
Befreiung eingeholt werden.
Nicht zu vergessen ist das Zusammenspiel mit der bestehenden
Bausubstanz in seiner Denkmalwürdigkeit, die Anforderungen,
die durch die Erweiterung des Franziskusspitals
gestellt waren, und die Neuausrichtung der Unterkunft
der Elisabethinen! Die Bauabwicklung erfolgte im laufendem
Betrieb. Die räumlich beengte Situation erforderte
eine besonders gute Logistik und Disziplin aller Beteiligten
– von der Anlieferung über die Krannutzung bis hin zur
Terminplanung.
Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit
Was nach ungemütlichem Baulärm und viel Staub klingt,
führt im Ergebnis zu einem wunderbaren, stillen und
reinen Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit für die
kommenden Benützer des Hauses. Dafür wurden räumlich
durchdachte Konzepte geplant, sowohl in Bezug auf
die Größe der Wohngruppen, der Aufenthaltsbereiche
und der Freiräume, als auch in Bezug auf das Verhältnis
zwischen Innen- und Außen.
Die Appartements im Altbau wurden an die bestehenden
Bausubstanz angepasst, was eine reizvolle Atmosphäre
und ein gediegenes Umfeld schafft. Die Appartements
im Neubau sind modern gehalten. Große Fenster und
hohe Räume lassen ein helles und freundliches Zuhause
entstehen.
Kurze Wege ermöglichen leichte Orientierung
Das Zusammenleben der Bewohner findet in offenen,
großzügigen Gemeinschaftsbereichen statt. Individuelle
Zonen ermöglichen einen geschützten Aufenthalt sowohl
innerhalb der Wohngruppen als auch auf den Terrassen
und im hauseigenen Garten. Die Wohngruppen
sind im Neubau zentral organisiert, sodass die Wege im
täglichen Ablauf kurz bleiben. Ein zentraler Stützpunkt
fügt sich dezent in den Grundriss ein und ermöglicht
eine gute Übersicht.
Den Mitarbeitern stehen eigene Rückzugsbereiche und
spezielle Betreuungsräume zur Verfügung. Die Verwaltung
ist für die optimale Führung des Ordenshauses
vom Tagesgeschehen getrennt. Die unterschiedlichen
Innenhöfe bilden mit den Gebäuden einen besonderen
Ort, einen Ruhepol inmitten der Stadt. Besondere Ruhe
und Einkehr finden die Benutzer des Hauses zudem in
der hauseigenen Kapelle.
DIE MALTESER 2/2021 5
IMFOKUS
HEIMELIG UND MODERN ZUGLEICH
Das neue MALTESER Ordenshaus, in dem künftig auch die Bewohner der Seniorenresidenz Haus Malta ihr neues Zuhause
finden werden, bietet professionelle Betreuung und Pflege rund um die Uhr sowie vielfältige Zusatzangebote. Hier die
wichtigsten Informationen im Überblick.
Von Thomas Kissich
Das Ordenshaus ist ein Wohn- und Pflegeheim für pflegebedürftige
Menschen. Im Sinne der Dienstleistung
„Wohnen und Pflege“ werden seitens des Fonds Soziales
Wien (FSW) Personen der Pflegestufen 3 bis 7 gefördert.
Privatzahlende können auch bei einer niedereren
Pflegestufe aufgenommen werden. Eine Pflegebedürftigkeit
ist allerdings Grundvoraussetzung.
Das Haus wurde nach den neuesten Standards und wissenschaftlichen
Erkenntnissen im Bereich der stationären
Langzeitpflege errichtet. Es verfügt über modernste
Arbeitsmittel, um den Pflegealltag sowohl für die Bewohner
als auch für die Mitarbeiter so angenehm wie
möglich zu gestalten.
Allgemeine Räumlichkeiten im neuen MALTESER
Ordenshaus
Das breite und vielfältige Angebot am Standort des
Franziskus Spitals steht natürlich auch den Bewohnern
des Malteser Ordenshauses zur Verfügung. Hier
ein kleiner Einblick in die allgemeinen Räumlichkeiten:
• Speisesaal, Bibliothek, Bridgezimmer
• Ärzteraum
• Räume für Therapie- und Rehabilitationsangebote
• Sozialraum
• Ruheraum
• Räume für Dienstleistungen (Friseur, Pediküre)
• Therapie- und Wellnessbad
• Garderoben, Wäscherei, Werkstatt
• Empfang
6
DIE MALTESER 2/2021
IMFOKUS
Wohngruppen im neuen Zubau
Die sechs Wohnbereiche im Pflegehaus werden als
Wohngruppen geführt. Diese bestehen aus einem zentralen
Aufenthaltsbereich, von dem aus die Zimmer auf kurzem
Weg erreicht werden können. Der Begegnungssalon mit Aktivitätenküche
ist das Zentrum des täglichen Lebens: Hier
wird gegessen, geplaudert und Kaffee getrunken.
Das Konzept der Wohngruppen wurde ganz bewusst gewählt,
weil dadurch eine familiäre Wohlfühlatmosphäre
entsteht. Zudem haben Wohngruppen kleinere Strukturen,
die unseren Bewohnern die Orientierung erleichtern.
Für jeden das passende Konzept
• Appartements sind als Einzelzimmer mit eigener
Nasszelle und WC gestaltet. Sie verfügen über
Satellitenanschluss, einen persönlichen Telefonanschluss
und eine Notrufanlage. Alle Appartements
sind barrierefrei und behindertengerecht.
Der Wohn- und Schlafbereich kann mit persönlichem
Mobiliar gestaltet werden. Im Klostertrakt
können die Appartements selbst eingerichtet
werden. Das Pflegebett wird aufgrund
von gesetzlichen und hygienischen Bestimmungen
sowie pflegerisch-medizinischen Vorgaben
in jedem Appartement vom Ordenshaus gestellt.
• Wohnen im Kloster: Die Appartements im Klostertrakt
werden liebevoll in die ganz besondere Atmosphäre
des historischen Gebäudeteiles integriert. Die
Grundrisse der Einheiten sind wegen der räumlichen
Struktur des Klosters und der Vorgaben des Bundesdenkmalamtes
unterschiedlich. Dadurch können auf
Wunsch auch Doppeleinheiten geschaffen werden.
Jede Einheit ist individuell mit einem gemütlichen
Wohn- und Essbereich, einem eigenen Schlafzimmer
sowie einem eigenen Bad mit WC ausgestattet.
Leistungsumfang des Hauses
• Wohn- und Pflegeappartements
• Fachärztliche Betreuung, ganzheitliche und aktivierende
Pflege
• Sozialbegleitung und Animation, Aktivitäten mit
Demenzkranken und Demenzbetreuung
• Bewegungs- und Psychotherapie
• Singen, Spielen, Literatur- und Malrunde
• Durch Malteser ehrenamtlich organisierte Ausflüge,
gemeinames Feiern der Hl. Messe am Sonntag
• Seelsorgerische Betreuung, Kapelle im Haus
• Saisonale Frischküche mit Menüauswahl, Kaffee, Tee
und Saftbar
• Friseur und Fußpflege
Psychotherapie und Ausbildungsangebote
Psychotherapeutische Betreuung: die psychotherapeutische
Betreuung im Haus Malta wird auch im neuen
Ordenshaus fortgeführt und sowohl für die Bewohner
als auch für die Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Ausbildung:
Für Studierende gibt es die Möglichkeit, im
Zuge ihres Propädeutikums ein einjähriges
Praktikum im Ordenshaus
zu machen. Interessenten wenden
sich bitte direkt an Dr. Dominik
Batthyány, batthyany@gmx.at,
T: +43 676 880 883 91
Palliativbetreuung: Mit Würde
und Nächstenliebe bis zuletzt engagieren
sich die Malteser ehrenamtlich
im Palliativbereich, natürlich
auch im Ordenshaus. Ausbildung:
Auch hier besteht die Möglichkeit,
in Zusammenarbeit mit den Maltesern
eine Palliativausbildung zu
absolvieren. Wenden Sie sich bitte an Dr. Johannes
Mlczoch, mpd@malteser.at, T: +43 664 411 88 69
Im Klostertrakt können die Bewohner eingebettet in
die christlichen Gemeinschaften des Malteserordens
ihren Alltag genießen.
DIE MALTESER 2/2021 7
IMFOKUS
LEBENDIGE FARB- UND LICHTWELTEN
Das neue MALTESER Ordenshaus mitgestalten zu dürfen, ist eine wunderbare Aufgabe! Die richtige Wahl von Farben,
Licht und Formen spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Von Claudia Schober
Der bewusste Einsatz von Farben, Licht und Bildern kann atmosphärisch,
emotional und funktional vieles ermöglichen,
gibt es doch spannende Erkenntnisse darüber, was Menschen
im Alter besonders brauchen, was Pflegekräfte bei ihrer
Arbeit unterstützt, was bei der wichtigen psychosozialen
Betreuung hilft und was allen Freude bereitet! Bestimmte
Farbkombinationen sind geeignet, ältere Menschen zu mobilisieren,
anzuregen oder zu beruhigen. Sie dienen als Leitund
Orientierungsgefüge, das die Menschen einbindet, aktiviert
sowie schützt und attraktive Arbeitsplätze schafft.
Das Besondere des neuen Ordenshauses ist die Verbindung
von Alt und Neu: Zimmer, Aufenthaltsräume und Infrastruktur
im denkmalgeschützten Elisabethinenkloster mit
einer Kapelle aus dem frühen 18. Jahrhundert und angeschlossen
der fünfstöckige Neubau. Für beide Häuser mit
allen Auflagen eines Pflegebetriebes habe ich ein Gesamtkonzept
für Farbe, Licht und Bilder erarbeitet. Die Mitarbeiter
haben mit ihrer Erfahrung dazu beigetragen.
Mit Bildern Freude erzeugen und motivieren
Entscheidend für die Farbwirkung sind Flächengröße,
Reinheit, Intensität sowie die Nachbarfarbe. Speziell berücksichtigt
habe ich die Wahrnehmungsfähigkeit von
Menschen im Alter. So ist das Blickfeld durch eine gebückte
Haltung tiefer und die Aufmerksamkeit daher stärker
auf den Boden gerichtet. Geringe Sehschärfe, verminderte
Kontrastwahrnehmung, erschwertes räumliches Sehen und
stark vermehrter Lichtbedarf bei gleichzeitig erhöhter Blendeempfindlichkeit
können in älteren Menschen Unsicherheit
erzeugen und die Lebensfreude mindern. Menschen
mit Demenz nehmen vermehrt emotional wahr. Sehbehinderungen
bewirken dann oft Überforderung und Stress.
Die gute Nachricht: Alte Menschen erinnern sich an Farben
und reagieren auf gewisse Farben äußerst positiv. Mit den
richtigen Bildern kann man zusätzlich Freude erzeugen, an
Erlebtes erinnern und auch motivieren, zum Aufenthaltsraum,
auf die Terrasse oder in den Garten zu gehen.
Emblem der Hilfswerke des Ordens (weißes Kreuz
auf rotem Schild) als roter Faden
Jedes Stockwerk des neuen Ordenshauses steht unter dem
Schutz eines Heiligen. Entsprechend erhält jedes Stockwerk
im Neubau zusätzlich eine Themenzuordnung – visualisiert
mit Bildern aus Gottes Schöpfung in der Natur. Wände,
Böden und die Einrichtung sind jeweils in einer dualen
Farbwelt gestaltet. Eine motivierende und eine beruhigende
Farbe sorgen für Geborgenheit und Wohlbefinden. Für
eine bessere Orientierung der Bewohner wird eine Seite des
Ganges in der motivierenden Farbe, die gegenüberliegende
Seite in der beruhigenden Farbe gestrichen. So fällt es leichter,
sich die Gehrichtung und den Rückweg zu merken. Ein
transparentes Leitsystem mit dem Logo der Malteser ist der
rote Faden durch die beiden Häuser.
Mein nächster Schritt ist, das passende farbige Outfit für die
Mitarbeiter zusammenzustellen. Ich freue mich jetzt schon
auf den Moment, in dem Bewohner, Mitarbeiter und Besucher
dieses liebevoll gestaltete Haus beleben werden.
8
DIE MALTESER 2/2021
IMFOKUS
EIN GUTER PLATZ ZUM ARBEITEN
Die MALTESER sind Arbeitgeber für viele engagierte Pflegkräfte: Ob stationär oder mobil, ob für Erwachsene oder Kinder – die
Einsatzbereiche sind vielfältig. Hier erzählen Mitarbeiter, warum sie sich für die MALTESER entschieden haben und wieso
sie gerne zur Arbeit gehen.
STECKBRIEF VERONIKA
Tätigkeit: Diplomierte Gesunden- und Krankenpflegeperson Haus Malta/MALTESER
Ordenshaus. Tätig seit: April 2020
Das Besondere an meinem Job: Die freundliche und wertschätzende Atmosphäre. Es
fühlt sich an, wie zu Hause zu arbeiten. Warum Pflege: Ich helfe gerne. Ich wollte schon
als Kind Krankenschwester werden. Warum Malteser: Wir unterstützen uns gegenseitig,
auch außerhalb der Arbeit. Wir sind hier eine Familie und halten zusammen.
STECKBRIEF MIRNA
STECKBRIEF ARMIN
Tätigkeit: MALTESER Kinderhilfe/Hilde Umdasch Haus (HUH). Tätig seit: 2018
Das Besondere an meinem Job: Die Arbeit mit Kindern und deren Angehörigen ist mir besonders
wichtig. Im HUH profitiert man von der interdisziplinären Zusammenarbeit. Auch in
Krisensituationen kann man sich auf jeden Einzelnen verlassen. Warum Pflege: Der Zivildienst
hat mir einen Einblick in den Gesundheitsbereich geboten, woraufhin ich mich entschloss, die
Ausbildung zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger zu machen. Warum Malteser:
Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere. Man arbeitet mit sehr vielen
Menschen zusammen und lernt viel voneinander.
Tätigkeit: MALTESER Care/Mobile Pflege, Case & Care Managerin Kinder und Jugendlichen
Pflege. Tätig seit: 2016 Warum Pflege bei Malteser Care: Mir macht
die Arbeit bei Malteser Care viel Freude. In der Betreuung von Kindern und Jugendlichen
bemühen wir uns nicht nur um das Wohl der jungen Menschen, wir stellen
sicher, dass es der ganzen Familie gut geht. Eine zufriedene Familie ist für mich das
schönste Geschenk.
DIE MALTESER 2/2021 9
IMFOKUS
STECKBRIEF ROMANA
Tätigkeit: MALTESER Kinderhilfe/Hilde Umdasch Haus (HUH). Tätig seit: 2015
Das Besondere an meinem Job: Der Kontakt mit Menschen, die ganzheitliche Sicht des
Lebens. Auch die Arbeitszeiten passen gut für mich. Besondere Freude macht mir die Zusammenarbeit
mit anderen Berufsgruppen. Warum Pflege: Mit 16 hat mich der Beruf
schon fasziniert. Ich war an einem Tag der offenen Tür in einer Krankenpflegeschule. Das
Tätigkeitsfeld hat mich sehr angesprochen. Aber erst Anfang 20 habe ich mich für den Beruf
reif genug gefühlt. Warum Malteser: Trotz der unterschiedlichen Persönlichkeiten und
Berufe zählt jede Meinung und wird gehört. Die Zusammenarbeit im Team funktioniert gut.
Viele Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten arbeiten harmonisch zusammen.
STECKBRIEF GABI
Tätigkeit: Heimhilfe Haus Malta/ MALTESER Ordenshaus. Tätig seit: Februar 2010
Das Besondere an meinem Job: Die familiäre Atmosphäre. Warum Pflege: Weil mir
schon immer die Beziehung zu alten Menschen wichtig war und ich leidenschaftlich gerne
helfe und diene. Weil sich durch meine Arbeitskraft keine Konzernbosse bereichern können.
Warum Malteser: Weil wir eine große Familie sind, uns gegenseitig unterstützen,
füreinander da sind und das nicht nur in der Arbeit.
STECKBRIEF INA
Tätigkeit: MALTESER Care/Mobile Pflege Tätig seit: 2020
Das Besondere an meinem Job: Es macht große Freude, mit Menschen zu arbeiten. Zu den
Herausforderungen gehört, dass die Menschen so unterschiedlich und verschieden sind. Damit
muss man umgehen können. Das macht diese Arbeit so umfangreich und man trägt eine sehr
große Verantwortung. Warum Pflege: Mit zwölf Jahren wusste ich schon, dass ich Krankenschwester
werden möchte. Hätten meine Eltern nicht darauf bestanden, dass ich maturiere, hätte
ich schon mit 16 Jahren die Ausbildung zur Krankenschwester begonnen. Warum Malteser:
Man wird bei den Maltesern als Mensch und nicht als Arbeitskraft betrachtet. Außerdem arbeitet
man in einem hoch motivierten Team und nach einem ganzheitlichen Ansatz.
ELTERN AUFGEPASST
AM 11. NOVEMBER 2021 IST „BOYS’ DAY“!
Bei dieser Art von Berufsmesse können Burschen soziale Berufe
kennenlernen und persönliche Gespräche mit Männern
führen, die in diesen Berufen arbeiten. Es wird gezeigt und
erklärt, wie die Arbeit aussieht und warum dringend mehr
Männer in Spitälern, Schulen, Betreuungseinrichtungen für
Kinder und Jugendliche sowie Alten- und Pflegeheimen gebraucht
werden.
Nähere Infos: www.boysday.at/burschen
10
DIE MALTESER 2/2021
KULTURGUT
KULTURGUT
DIE NEUE BEITRAGSREIHE DER MALTESER
„Wenn wir Menschen nicht in die Museen können, kommen die Museen eben zu uns.“
Unter diesem Leitgedanken haben wir für unser Magazin
„Die MALTESER“ eine neue Beitragsreihe gestaltet.
Ab sofort wird in jeder Ausgabe ein bekanntes Gemälde
eines oder einer Heiligen vorgestellt mit allerlei spannenden
Informationen zur Entstehung, zur künstlerischen
Darstellungsform oder auch zu Orten, an denen
wir Abbildern dieser Heiligen begegnen.
Die Auswahl der Porträts und Künstler, die in ihren
Werken Geschichte und Religion auf einzigartige Weise
verbinden, treffen unsere beiden kunst- und kulturversierten
Ordensbrüder Professor Richard Mischak und
Professor Wolfgang J. Bandion:
Richard Mischak ist Fachbereichsleiter
an der Fachhochschule
Salzburg. Zuvor war der studierte
Mathematiker mit Doktortitel von
der TU Wien und MBA-Abschluss
von INSEAD Fontainebleau viele
Jahre lang in verschiedenen Ländern
im Bereich Unternehmens-
beratung und Managementconsulting tätig. Seit 2014
kümmert er sich um die Digitalisierung des Bibliotheksbestands
und Schriftenarchivs der Malteser in Österreich.
Unseren Lesern ist er durch seine regelmäßigen
Rezensionen bestens bekannt.
Wolfgang Bandion studierte Geschichte,
Philosophie und Kunstgeschichte
in Wien und Rom. Seit
1969 ist er in der Volksbildung
tätig, publizierte zahlreiche kulturhistorische
Aufsätze und war
lange Zeit als Professor an der Religionspädagogischen
Akademie
der Erzdiözese Wien und der Universität
für angewandte Kunst Wien aktiv. Er ist darüber
hinaus Vorstandsmitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft
Mauthausen, österreichischer Delegierter im
Comité International de Mauthausen und Mitglied des
Österreichischen P.E.N.-Clubs. 2011 wurde Bandion vom
Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem mit dem
Verdienstkreuz al merito geehrt.
DER KRISENHELFER
Den Auftakt zur neuen Beitragsreihe “KulturGut“ macht ein Porträt des Hl. Josef – der Krisenhelfer aus Nazareth. Er
übernimmt Verantwortung für das Leben und die Schöpfung und gilt in Zeiten großer Herausforderungen als besondere
Quelle der Inspiration.
Von Richard Mischak
Er hat kaum ein Wort gesagt, er kam in den Nachrichten
seiner Zeit nicht vor, er war bescheiden und gehorsam:
Josef der Nährvater von Jesus. Im Neuen Testament ist
nichts von ihm überliefert, auch sein Tod wird nicht erwähnt
– und doch hat Gott durch Josef von Nazareth
große Dinge getan. Seine Attribute in der künstlerischen
Darstellung sind das Jesuskind auf dem Arm, der
blühende Stab, die Lilie, die Taube und das Winkelmaß.
Schutzpatron der katholischen Kirche
Am 8. Dezember 2020 wurde das „Josefsjahr“ verkündet.
Anlass war der 150. Jahrestag des Dekrets „Quemadmodum
Deus“, mit dem der selige Papst Pius IX
den Hl. Josef zum Schutzpatron der katholischen Kirche
proklamierte. Dazu hat aktuell Papst Franziskus ein
apostolisches Schreiben mit dem Titel „Patris Corde“ (z.
Dt.: „Mit väterlichem Herzen“) verfasst, indem er offizi-
DIE MALTESER 2/2021 11
KULTURGUT
ell ein dem Hl. Josef geweihtes Jahr ausruft. Von Papst
Johannes XXIII. wurde Josef neben der Gottesmutter
Maria zum besonderen Schutzpatron des Zweiten Vatikanischen
Konzils bestimmt.
Vorbild für alle Väter
Der Kirchenvater Hl. Hieronymus geht davon aus, dass
Josef noch vor der Taufe Jesu, also vor seinem öffentlichen
Auftreten, gestorben war. Der Hl. Josef stammt
aus dem Geschlecht Davids und ist als Mann Marias
der soziale Vater Jesu. Er flieht mit der Familie nach
Ägypten und sorgt sich um seinen Ziehsohn. Josef widersteht
Konventionen, ist einer der „Gerechten“ (Mt
1,19). Vielleicht hat er noch andere Kinder. Dazu gibt
es keine gesicherten Belege. Josef glaubt und handelt
scheinbar stumm und klaglos in und aus Liebe zu Maria.
Josefstag auch der Vatertag. Josef gilt hier als Patron
der Ehepaare und Familien, Kinder, Jugendlichen und
Waisen, der Jungfräulichkeit, der Kämpfer gegen den
Kommunismus, der Arbeiter, Handwerker, Zimmerleute,
Holzhauer, Schreiner, Wagner, Totengräber, Ingenieure,
Erzieher, Pioniere, Reisenden und Verbannten, der
Sterbenden, bei Augenleiden, in Versuchungen und Verzweiflung,
bei Wohnungsnot, für einen guten Tod und
als Förderer der Seelen, die sich ihm anempfehlen.
Der Hl. Josef ist in seiner fundamentalen und einzigartigen
Aufgabe als Ehemann Marias und irdischer Vater
Jesu Vorbild für alle Väter. Heute ist er – mehr denn je
– notwendig, denn immer häufiger kommt es zu einer
sozialen Abwesenheit des Vaters. Sie muss durch die Gesellschaft
ersetzt werden.
Alter Mann oder junger, vitaler Handwerker?
Gerade frühe Darstellungen der Christenheit zeigen Josef
als alten Mann mit weißem Bart. Diese Vorstellung
eines betagten Mannes geht auf folgenden Umstand
zurück: Er soll vor seiner Ehe mit Maria schon einmal
verheiratet gewesen sein. Die christliche Ikonographie
macht ihn vor diesem Hintergrund eher zum Großvater
Jesu. Jedoch heiratete ein Mann zu seinen Zeiten gewöhnlich
im Alter von 18 Jahren. Josef konnte durchaus
trotz zweiter Ehe ein junger Mann gewesen sein.
Auffällig ist, dass sich etwa ab dem 17. Jahrhundert das
Bild des Josef auch in der Kunst ändert: jünger, vitaler,
als Handwerker fest zupackend, mit Alltagsszenen der
Heiligen Familie.
Josefstag als Vatertag und Tag der Arbeit
Das Fest „Heiliger Josef, der Arbeiter“, hat Papst Pius
XII. im Jahr 1955 als Gedenktag eingeführt. Es soll Josef
mit dem Tag der Arbeit am 1. Mai in Verbindung bringen.
In Spanien ist, wie in vielen anderen Ländern, der
Hl. Josef – Darstellung aus der Geburtskirche in
Bethlehem
12
DIE MALTESER 2/2021
KULTURGUT
Der Heilige Josef
interpretiert von Wolfgang J. Bandion
Die „Heilige Familie mit einem Engel“ von Albrecht
Altdorfer aus dem Jahr 1515 zeigt die Gottesmutter
mit dem gesegneten Jesuskind. Das
Bild irritiert zunächst durch die flankierenden
irdischen Menschenbilder. Links die gedrungene
ältere Gestalt des Heiligen Josef, dem Typ des
Zimmermanns näher als dem Nährvater Jesu.
Rechts als Diakon erkennbar, ein junger Mann
mit fliehendem Kinn. Die Ideale von Schönheit
und Ausgewogenheit der Proportionen, wie sie
Antike und Renaissance verstanden, zeigen sich in
der Darstellung Jesu. Der außerirdische Glanz der
Krone Mariens verweist auf ihre besondere Auserwähltheit.
Fruchtfestons geben dem Bild eine Einfassung.
Die Kunst der Donauschule überrascht
immer wieder durch ihre gewollte Ambivalenz von
Realitätsferne und -nähe, von Mensch und Natur.
Im Heiligen Josef werden sich viele Betrachter
wiedererkennen. Er ist ganz Mensch und staunende
Zuneigung zugleich.
Kunsthistorisches Museum, Wien
GRATIS, aber leider nicht kostenlos.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Die MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch bleiben.
Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit umfassend
zu informieren. Doch die Produktion und der Versand
sind leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 1/2021
Konto lautend auf MALTESER Austria
Verwendungszweck: „Zeitung“
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800
Falls Sie, Ihre Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit
informiert werden wollen, senden wir Ihnen die Zeitung gerne
regelmäßig zu. Scheiben Sie einfach an: presse@malteser.at
Spenden an MALTESER Austria sind von der Steuer absetzbar!
Ein Recht auf den Tod?
Klinische Ethikberatung
Wie die Väter, so die Söhne
DIE MALTESER 2/2021 13
MalteserZeitung 1_21 ok.indd 1 04.03.21 17:29
RELIGIONAKTUELL
Erinnerungen aus dem Jahr 2019
HEILIGE MESSE VIA FACEBOOK
März 2020: Die Anzeichen für einen Lockdown verdichten sich. Für zwei bis drei Wochen wird die
Welt den Atem anhalten. Auch alle öffentlichen Gottesdienste sollen ausgesetzt werden. Ein gewichtiger
Grund, aus der Not eine Tugend zu machen und kreativ zu denken.
Von Clemens Grill
Wir alle erinnern uns an diese Situation im März 2020: Wir
waren sprachlos. Es war für die Allermeisten von uns das erste
Mal überhaupt, dass so etwas eingetreten ist. Auch für mich
und alle anderen Pfarrer war es gänzlich neu: Heilige Messen
dürfen zwar gefeiert werden, allerdings unter Ausschluss
der Öffentlichkeit. Doch ist es nicht gerade das gemeinsame
Feiern, das unser kirchliches Leben so prägt? Ist nicht das
Wort Communio etwas ganz Wesentliches für unser Selbstverständnis
als Christen, besonders als Katholiken?
Mit dem Brustton der Überzeugung habe ich mir und
vor allem vielen anderen gesagt: Ab Montag, den 16.
März, übertrage ich die heilige Messe täglich über Facebook.
Ehrlich gestanden hatte ich zu dem Zeitpunkt
noch keine Ahnung, wie das anzustellen ist. Ich hatte
weder Kamera noch Mikrofone, noch sonst eine technische
Ausrüstung. Nach ein paar Anrufen bei technikaffinen
Menschen war es mir schnell klar: Es ist keine
Hexerei, du schaffst das schon! Das Handy war die Kamera,
ein ausgeborgtes Mikrofon sorgte für den Ton,
mein Internetwürfel hat in der Kirche seinen Platz gefunden
– und los ging‘s.
Eine ungeahnt große Gemeinde
Die Erfahrung nach der ersten gestreamten Messe war:
In zwölf Priesterjahren hatte ich noch nie an einem Wochentag
eine derart große Gemeinde – verstreut über
ganz Österreich und darüber hinaus. Anschließend
das Reflektieren, das Sprechen darüber. Für mich war
es spannend und herausfordernd, mit einer Kamera –
meinem Handy – die Messe zu feiern. Dass hinter der
Kamera viele Menschen waren, die mitgefeiert haben,
wurde mir erst im Laufe der nächsten Tage bewusst.
Auf die erste Messe folgte die zweite, die dritte und, wie
wir wissen, noch viele weitere. Die Reaktionen auf die
Messen waren äußerst positiv. Viele Menschen haben
mich über alle möglichen Kanäle kontaktiert, mit einigen
bin ich heute noch in virtuellem Kontakt.
Virtuelle Seelsorge
Als der erste Sonntag kam, stand die Frage nach der musikalischen
Begleitung im Raum. Drei geistliche Schwestern
in einer meiner Pfarren haben mit mir live mitgefeiert,
eine der Schwestern hat die Orgel gespielt. Schnell
wurde uns bewusst: Die Situation wird sich so schnell
nicht ändern. Dies war vor allem schmerzhaft, weil Ostern
– das Fest aller Feste – bald vor der Tür stand. Die
Teilnehmeranzahl wurde auf fünf erhöht, dabei sind es
am Palmsonntag meistens mehr als hundert mal so vie-
14
DIE MALTESER 2/2021
RELIGIONAKTUELL
DAS WORT GOTTES BEREITS IN 704
SPRACHEN ÜBERSETZT
Die komplette Bibel kann erstmals in über 700 Sprachen gelesen werden. Damit haben nun mehr als 7,5 Milliarden
Menschen weltweit Zugang zum Wort Gottes.
Das ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Statistik
des Weltbundes der Bibelgesellschaften zur Bibelübersetzung.
Mindestens ein Buch der Bibel ist in 3.435
Sprachen übersetzt. Das Neue Testament kann bereits
le! Trotzdem haben wir Ostern gefeiert, die drei
Schwestern, mein Kaplan und ich: „Wo zwei oder
drei in meinem Namen versammelt sind, da bin
ich mitten unter ihnen!“
Nach diesem Jesuswort waren wir physisch nicht
viele mehr. Virtuell waren wir jedoch eine stattliche
Gemeinde: Das steirische Liesingtal hatte trotz
der Konkurrenz von ORF, Servus TV, Missio, St.
Rochus sowie den diversen Stiften und anderen
Pfarren einen ordentlichen Gottesdienstbesuch
– mehr als sonst zu Ostern. Auch aus der großen
Malteserfamilie hatten wir etliche Mitfeiernde.
Viele der Reaktionen haben mir Mut gemacht und
mir gezeigt, dass meine „Internet“-Ansage von
Mitte März goldrichtig war. Einige Nachrichten haben
mich auch zum Schmunzeln angeregt: „Es war
so gemütlich, mit dir Messe zu feiern. Stell dir vor:
Wir haben währenddessen gebruncht, danke für
die Predigt übrigens.“
Ebenso wichtig wie die virtuelle Seelsorge war das
analoge Handeln vor Ort, also in meinen Pfarren.
Bei meinen täglichen ausgedehnten Spaziergängen
bin ich sehr vielen begegnet und konnte mit Menschen
ins Gespräch kommen, die ich sonst nie bei
irgendwelchen kirchlichen Veranstaltungen, von
Gottesdiensten ganz abgesehen, angetroffen hätte.
Dankbar, dass ich durch alle langen Monate dieser
Pandemie gut durchgekommen bin, stelle ich fest: Es
geht auch im Internet. Viel schöner ist es jedoch live
vor Ort mit der physischen Präsenz vieler Menschen.
in 1.571 Sprachen gelesen werden. Insgesamt gibt es rund 7.360
Sprachen auf der ganzen Welt. Damit liegen für knapp 4.000 Sprachen
bisher keine Übersetzung eines biblischen Buches vor. Geht
es nach dem Wunsch des Weltbundes der Bibelgesellschaften, sollen
daher in den nächsten 20 Jahren Übersetzungsprojekte in weiteren
1.200 Sprachen realisiert werden.
66 neue Übersetzungsprojekte
Ein kleiner Meilenstein zu diesem ambitionierten Ziel wurde 2020
erreicht. Im vergangenen Jahr konnten – trotz der Einschränkungen
durch die COVID-19-Pandemie – 66 neue Übersetzungsprojekte
finalisiert werden. Damit sind diese Texte weiteren 707 Millionen
Menschen zugänglich. Die Übersetzungsprojekte umfassten
einzelne biblische Bücher, Ausgaben des Neuen Testaments sowie
Gesamtausgaben der Bibel. Darunter finden sich Neuübersetzungen
und Überarbeitungen vorhandener Ausgaben ebenso
wie Sprachen mit einer Erstübersetzung der Bibel. So wurde das
Neue Testament in der indigenen Sprache Hano des Inselstaates
Vanuatu (Ozeanien) fertiggestellt. Ebenso konnte die komplette
Bibel erstmals in Dagaare herausgegeben werden, einer westafrikanischen
Sprache mit insgesamt über einer Million Sprechern in
Ghana und Burkina Faso.
Mit Gottes Hilfe durch die Krise
„Mit dem Blick auf zwei Jahrhunderte bibelgesellschaftlichen
Wirkens und 75 Jahre gemeinsamen Arbeitens im Weltbund der
Bibelgesellschaften danken wir Gott für seinen Segen, den er unserer
Mission zuteilwerden lässt, allen Menschen die Bibel zur Verfügung
zu stellen“, so Michael Perreau, Generaldirektor des Weltbundes
der Bibelgesellschaften. „Jede Übersetzung, die fertiggestellt
wird, ermöglicht mehr Menschen den Zugang zu Gottes Wort.“
Das sei gerade jetzt in der weltweiten Krise besonders wichtig, so
Perreau.
*Der Text durfte mit freundlicher Genehmigung des Referats für
Bibelpastoral der Erzdiözese Wien leicht modifiziert und gekürzt
wiedergegeben werden.
DIE MALTESER 2/2021 15
LEBENSWERT
ANNA – EIN BESONDERES KIND MIT
EINEM BESONDEREN LÄCHELN
Für manche Eltern ist Down-Syndrom eine niederschmetternde Diagnose. Für andere ist sie ein Geschenk, das uns alle daran
erinnert, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Von Peter und Pia Seilern
Marie Czernin hatte uns im Jahr 2012 angerufen und gefragt,
ob wir bereit wären, unsere Tochter Anna im Magazin
„Die MALTESER“ vorzustellen. Anna war damals
gerade einmal eineinhalb Jahre jung und sollte in der
Ausgabe 02/2012 allen Leserinnen und Lesern zeigen,
dass auch dieses zarte Wesen mit Down-Syndrom ein
Ebenbild Gottes und somit lebenswert ist.
Nach gut neun Jahren darf sich Anna erneut der geneigten
Leserschaft zuwenden und ihre Eltern, Pia und
Peter, dürfen ein wenig über ihre Erlebnisse mit Anna
erzählen: Anna wurde Anfang März zehn Jahre alt. Sie
ist ein wunderbares Mädchen, liebt Musik über alles
und tanzt leidenschaftlich gerne, sodass einem schon
beim Zusehen schwindlig wird, wenn sie ihre Pirouetten
dreht. Meistens kann sie sich sehr gut alleine beschäftigen,
vor allem mit Spielsachen, die Musik oder Geräusche
machen oder etwas sagen. Mit ihrem Charme
wickelt sie neben ihrer Familie auch ihre Lehrerinnen,
Therapeuten, Freunde und alle anderen um den Finger.
Viel Zeit und Geld für gute Betreuung
Bei Annas Geburt wurde auch ein Herzfehler diagnos-
tiziert, der bereits eine Operation erforderte. Gottlob
blieb Anna bis heute ein weiterer Eingriff erspart. Dennoch
wird ihr Herz bis heute regelmäßig von einem Kardiologen
untersucht. Die Krankenkassa trägt einen Teil
der Kosten für die laufenden und regelmäßigen Therapien.
Das ist natürlich eine große Erleichterung. Dennoch
wenden wir viel Zeit und Geld auf, um unsere Tochter
möglichst gut betreut zu wissen.
Die Arztbesuche, die Therapien und manchmal auch ungeplante
Klinikaufenthalte sind Begleiterscheinungen
im Leben mit einem besonderen Kind. Da Anna manchmal
der Meinung ist, sie brauche nicht zu trinken, kam
es schon einige Male vor, dass sie wegen Dehydrierung in
die Klinik aufgenommen werden musste. Eine Esslernschule
in Graz war sehr hilfreich und zeigte Anna, wie
sie sich mit unserer Unterstützung besser und gesünder
ernähren kann.
Großzügige Hilfe der MALTESER
Segensreich war hier die Unterstützung des Malteserordens,
der sich bereit erklärt hatte, die Kosten für diese
Therapie zu übernehmen. Vorangegangen war ein Ein-
16
DIE MALTESER 2/2021
LELEBENSWERT
kehrwochenende im Stift Admont, wo sich für Peter die
Gelegenheit ergeben hatte, mit Ordensbruder Kommerzialrat
Martin Auer-Arland ins Gespräch zu kommen und
von Anna und ihren Besonderheiten und Bedürfnissen
zu erzählen. Dies hatte im Sinne der Hilfe für die Herren
Kranken dazu geführt, dass weitere Ordensbrüder ihre
Unterstützung zusagten.
Namentlich darf ich hier den Prokurator des Großpriorats,
Norbert Salburg-Falkenstein, den Kanzler des
Großpriorats, Dipl. Ing. Richard Freiherr von Steeb, sowie
Heinrich Freiherr von Steeb nennen. Ihnen allen gebührt
ausdrücklicher und herzlicher Dank. Ebenso war
es ein schönes Erlebnis, in Gemeinschaft mit Personen
des Alten- und Pflegeheimes bei einem Mittagessen in
den Räumen der Steirischen Malteser zu Gast sein zu
dürfen.
Ein fröhliches Schulkind
Anna ging gerne in den Kindergarten und geht jetzt
schon das vierte Jahr in die Schule. Sie besucht die
Sonderschule, da diese für sie gut geeignet ist – kleine
Klasse, intensive Betreuung. Ihre Mitschüler sind
ganz unterschiedlichen Alters. Die Spanne reicht von
sieben bis 16 Jahre. Bei Anna wurde neben dem Down-
Syndrom auch Autismus diagnostiziert, sodass sie in einer
solchen Klasse besser aufgehoben ist. Auch gibt es
im ländlichen Niederösterreich nicht so viele passende
Schulen zur Auswahl. Viele Kinder mit Down-Syndrom
besuchen allgemein die Volksschule und gehen danach
in entsprechende weiterführende Schulen. Da Anna
aber – im Unterschied zu vielen anderen Kindern mit
Down-Syndrom – noch nicht spricht und da auch ihre
sonstige Entwicklung verzögert ist, ist für sie die Sonderschule
geeigneter.
Anna besucht neben der Schule regelmäßig Therapien
und Fördereinheiten. Leider muss davon einiges privat
finanziert werden. Auch muss einiges an Fahrtweg
und Fahrzeit in Kauf genommen werden, denn in unserer
unmittelbaren Wohngegend gibt es kaum Möglichkeiten
für Therapien oder Förderkurse. Auch ist es
sehr unterschiedlich, wie viel und für welche speziellen
Herausforderungen die betreuten Kinder Therapien benötigen.
Jede Familie muss hier die für sie geeigneten
Förderungen finden. Neben der Herzoperation als Baby
hatte Anna im Alter von sechs Jahren einen Eingriff an
beiden Hüftgelenken. Unter diesen Umständen tun ihr
eine Hippotherapie und die Bewegung auf einem Therapiefahrrad
sehr gut.
Zeitreise mit eigenen Gesetzen
Das Spektrum bei Menschen mit Down-Syndrom ist
breit. Viele führen ein relativ selbstständiges Leben
und könnten auch auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß
fassen. Doch dazu bräuchte es mehr Arbeitgeber, die
sich darauf einlassen und Menschen mit Down-Syndrom
Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Möglicherweise
wird Anna einmal eine große Musikerin oder
Tänzerin.
Wir lernen über Anna viele Menschen kennen, die wir
sonst nie getroffen hätten. In Wien und Umgebung
gibt es Spielgruppentreffen für Kinder mit Down-
Syndrom und ihre Familien. Neben dem Spaß für die
Kinder können sich hier auch die Eltern austauschen.
Dieses Miteinander ist wichtig, denn das Leben mit
Anna ist wie eine Zeitreise mit ganz eigenen Gesetzen.
Auch wenn Anna uns viel abverlangt an Aufmerksamkeit
und Betreuung, so lässt ihre Lebensweise so manches
in anderem Licht erscheinen. Scheinbar wichtige
Dinge werden zur Nebensache, die hektische Zeit wird
entschleunigt und ihr meist frohes Gemüt lässt einen
den Ärger des Alltags oft vergessen. Dazu kommt die
Gewissheit, von Gott getragen zu sein und in ihrer Person
Jesus zu begegnen.
Ein ziemlich normales Leben
Auch heute gilt noch das, was Pia schon 2012 gesagt
hatte: Wir wollen über das Morgen nicht allzu viel nachdenken.
Wir können alles nur Schritt für Schritt machen.
Wenn man sich einmal auf solch ein besonderes Kind
eingestellt hat, dann stellt man fest, dass wir eigentlich
ein ziemlich normales Leben führen.
DIE MALTESER 2/2021 17
LEBENSWERT
LASSEN WIR UNSERE
STERBENDEN NICHT ALLEIN!
Das Leben kann in allen Phasen ein großes Geschenk sein. Unabänderlich muss aber jeder von uns
auch einmal sterben. Für die MALTESER hat dabei die Würde des Menschen höchste Priorität –
gerade auf der letzten Wegstrecke, die wir selbst gehen oder auf der wir andere begleiten.
Wir stehen derzeit vor großen gesetzlichen Veränderungen,
die ältere und kranke Menschen künftig noch stärker
unter Druck setzen könnten, als es derzeit ohnehin
der Fall ist. Gerade weil wir wissen, dass Menschen heute
mehr denn je Hilfe und Beistand beim Sterben brauchen,
wollen wir Sterbende nicht allein lassen, sondern sie bewusst
beim Sterben begleiten. Vermutlich wäre es besser,
hier von Lebenshilfe als von Sterbehilfe zu sprechen.
UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE MALTESER
Von Dr. Korbinian Birnbacher OSB
Wir fordern deshalb allerhöchste Achtsamkeit bei dieser
ebenso komplexen wie sensiblen Thematik und hoffen, dass
sowohl Suizidprävention als auch Hospiz- und Palliativbetreuung,
wo wir durch unser Engagement wertvolle Erfahrungen
einbringen können, ausgebaut werden. Kein sterbender
Mensch darf vereinsamen und sich überflüssig oder
nutzlos vorkommen. Wir treten als Malteser dafür ein, dass
nach einem beachtenswerten Vermächtniswort von Kardinal
Franz König, niemand durch die Hand, aber ein jeder an
der Hand eines Menschen sterben darf und soll.
Ehrlichkeit und Liebe
Persönlich bin ich nie glücklicheren Menschen begegnet
als jenen, die ich beim Sterben begleiten durfte. Mit großen,
gütigen und dankbaren Augen haben sie mich an-
Der Palliativdienst sowie die Besuchs-, Kranken- und Pflegedienste der Malteser sehen es als ursächliche Aufgabe
ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit an, Lebensqualität zu vermitteln und gegen Einsamkeit und Depression anzukämpfen.
Sie gewährleisten eine gute medizinische Versorgung durch mobile Pflege – wie etwa bei Malteser Care – oder
durch stationäre Betreuung und Pflege im Malteser Ordenshaus sowie bei der Malteser Kinderhilfe. In diesen
Einrichtungen arbeitet das professionelle Pflegepersonal mit erfahrenen Psychologen, Therapeuten und Ärzten zusammen,
um das ideale Maß an medizinischer Versorgung, Schmerztherapie, Gemeinschaft, Pflege und Förderung
anbieten zu können und auch in schwierigen Situationen Lebensfreude zu ermöglichen beziehungsweise auf dem
letzten Weg würdevoll und einfühlsam zu begleiten.
18
DIE MALTESER 2/2021
LEBENSWERT
SORGSAMER UMGANG MIT DEM
THEMA STERBEHILFE
Vor wenigen Wochen hat auf Einladung des Justizministeriums
das Dialogforum Sterbehilfe stattgefunden.
gelächelt – in vollem Bewusstsein, dass jetzt etwas kommen
wird, was sie in dieser Einmaligkeit noch nie zuvor
erfahren haben. Dankbar für jede Form von Anteilnahme
an ihrem Leben, legten sie mir eine Art ungeschminkte
Lebensbilanz vor und wollten wenigstens am Ende ihres
Lebens ein Stück Ehrlichkeit und Liebe erfahren dürfen.
Auch wenn ihnen klar war, dass das Leben nun unweigerlich
zu Ende ging, waren sie dankbar für das Leben, so wie
es ihnen geschenkt wurde. Sie waren jetzt einfach neugierig
auf das, was nun kommen wird. Angst hatten sie nur,
wenn sie allein und verlassen waren, wenn keiner sich
mehr um sie kümmerte und niemand mehr an sie dachte.
Verbittert waren sie nur, wenn ihnen schmerzlich bewusst
wurde, dass man lediglich hinter ihrem materiellen Erbe
her war. Nur völlig hilflose, vereinsamte und verzweifelte
Menschen suchen einen Ausweg durch Selbsttötung.
Ich kann nur appellieren: Lassen wir bitte unsere Sterbenden
nicht allein! Tun wir alles, damit niemand aus Verzweiflung
nur noch im Suizid einen letzten (Er-)Lösungsweg
sieht. Tun wir alles, dass Menschen in Österreich auch
künftig menschenwürdig leben und sterben können!
Vertreter aus Medizin, Pflege, Hilfs- und Sozialeinrichtungen,
Wissenschaft, Verfassungsdienst, dem Sozialministerium
sowie der Religionsgemeinschaften nahmen
an diesem Dialogforum teil, um eine gesetzliche Neuregelung
der passiven Sterbehilfe zu diskutieren.
„Mit der Gesetzesänderung geht die Gefahr einher, dass
Menschen, die beispielsweise Pflege und Hilfe benötigen,
sich als Last oder Belastung für andere empfinden und ihr
Leben beenden möchten. Der Beschluss des Verfassungsgerichtshofes
ist zu akzeptieren und trotzdem ist klar:
Jedes Menschenleben ist lebenswert und wertvoll. Die
Würde eines Menschen ist unantastbar. Und das muss so
bleiben“, so Erzabt Korbinian Birnbacher OSB, Vorsitzender
der Österreichischen Ordenskonferenz.
Prävention und Betreuung
Um den Prozess der Gesetzesänderung gut zu begleiten,
fordern die Ordensgemeinschaften Österreich einerseits
die Suizidprävention auszubauen und andererseits die
Hospiz- und Palliativbetreuung abzusichern. Geht es
doch im Grunde darum, den Menschen in herausfordernden
und schwierigen Zeiten Orientierung und Sicherheit
zu geben. Es braucht in diesen Lebenssituationen ausreichend
Raum und Zeit für Gespräche und die vorhandenen
Strukturen und Einrichtungen, die Hilfe leisten und
Halt geben.
INDIVIDUELLE PFLEGE
UND BETREUUNG
IM EIGENEN ZUHAUSE
MALTESER Care ist seit vielen Jahren als kompetenter
Partner für Familien in ganz Österreich tätig. Wir
bieten bestmögliche Pflege- und Betreuungsleistungen
zu Hause an. Unsere diplomierten Gesundheits- und
Krankenpflegepersonen beraten Sie gerne.
Details zu unseren Leistungen unter
+43 1 361 97 88 • office@malteser.care
www.malteser.care
DIE MALTESER 2/2021 19
MALTESERÖSTERREICH
EINE GELUNGENE
PREMIERE
Im Februar 2021 fand mit großem Erfolg erstmals das
Wahlfach für Notfallkompetenz und Arzneimittellehre
(NKA) an der Medizinischen Universität Wien statt, organisiert
von den Vienna Premedics, den Maltesern sowie
der Universitätsklinik für Notfallmedizin.
NEU IN WIEN: ERSTE HILFE AM KIND
Ab sofort bieten die MALTESER in Wien Erste-Hilfe-Kurse für die Versorgung von Kindern in Notfällen an. Der erste Kurs
ist bereits erfolgreich über die Bühne gegangen.
Von Antonia Franckenstein
Die Teilnehmer des Kurses „Erste Hilfe am Kind“ lernen,
was im Notfall zu tun ist, wenn ein Kind oder Säugling
Hilfe benötigt. Ein Kind ist nicht einfach ein „kleiner
Erwachsener“. Es reagiert im Notfall anders. Der neue
Kurs der Malteser ist speziell darauf abgestimmt, die
wichtigsten Lerninhalte zu Kindernotfällen zu vermitteln.
Er richtet sich insbesondere an Eltern, Großeltern,
Babysitter, werdende Mütter und Väter sowie Personen,
die im Arbeitsumfeld viel mit Kindern zu tun haben. Im
Rahmen von praktischen Übungen gewinnen die Teilnehmer
Sicherheit, um im Notfall fachgerecht helfen zu
können.
Kontakt und Anmeldung: www.malteser.at
Die Kursinhalte im Überblick:
• Grundlagen der Ersten Hilfe, erweiterte Erste Hilfe
• Notfallcheck am Säugling/Kind
• Herz-Lungen-Wiederbelebung am Säugling/Kind
nach den neuesten ERC-Guidelines
• Umgang mit dem halbautomatischen Defibrillator
• Erkrankungen und Notfälle des Kindes, Unfallverhütung
• Maßnahmen bei plötzlichen Erkrankungen, Atemwegsverlegungen
und Vergiftungen
• Versorgung von Wunden sowie Knochen- und Gelenksverletzungen
20
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
Malteser Kinderprogramm: Beim Projekt „Zorrom
Chavore“ gestalten Malteser einen Nachmittag für
Kinder aus Romafamilien. Auch diesmal standen
Zeichnen, Malen und Ballspielen im Freien auf dem
Programm. Jeder Einwurf, jeder Eckball wurde beim
Fußball zu einem sportlichen Highlight. Auch beim
Frisbee- und Ballspielen wurde gehüpft, gelaufen und
gesprungen – über alle Sprachbarrieren hinweg.
NEUES AUS DEM BEREICH
STEIERMARK
Malteser testen ehrenamtlich: Hohen Besuch
aus der Politik bekam die Antigen Teststraße
für Mitarbeiter der Wirtschaftskammer Steiermark
unter anderem vom Landeshauptmann der
Steiermark, Hermann Schützenhofer, sowie der
Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort,
Margarete Schramböck.
Sanitäter kochen: Der Rettungsdienst verlangt laufenden
Einsatz und viel Energie. Deshalb haben engagierte Malteser
beschlossen, für die jeweiligen diensthabenden Sanitäter vom
Roten Kreuz sowie der Maltesern zu kochen. Jetzt macht die Arbeit
allen gleich doppelt Freude!
Valentinstag: Ein Anlass, den von den Maltesern
betreuten Menschen Kärtchen zu schreiben, um
zu sagen: „Schön, dass es Dich gibt!“
DIE MALTESER 2/2021 21
MALTESERÖSTERREICH
Impfen im Haus Malta: Bewohner und Mitarbeiter sowie die im Haus Malta aktiven Ehrenamtlichen werden geimpft.
Malteser leisten dabei ehrenamtlich Impfdienst – gemeinsam helfen für die Sicherheit der Bewohner!
Impfdienst im Austria Center: In Zusammenarbeit mit der Berufsrettung
Wien, dem Samariterbund Wien, der Johanniter Unfallhilfe und dem Roten
Kreuz helfen die Malteser in der COVID-19-Impfstraße im Austria Center Vienna.
Testen vor dem Einsatz: Vor
dem Einsatz ist auch für die
Malteser Rettungsteams testen
angesagt.
NEUES AUS DEM BEREICH
WIEN
Wings for Life Run 2021: Die Malteser waren wieder dabei! Mit dem Startgeld
und den Spenden wird die Rückenmarksforschung unterstützt. Die Heilung von
Querschnittlähmung ist das Ziel! Laufend helfen, dort wo Not ist.
Spätestens im Herbst geht es weiter mit dem 5. Kinderhilfelauf:
Laufevent zugunsten der MALTESER Kinderhilfe am 3.10.2021 in
Amstetten, der Virtuell Run kann von 30.09-03.10 gelaufen werden.
www.kinderhilfelauf.at
22 DIE MALTESER 2/2021 4/2020
MALTESERÖSTERREICH
Im Einsatz für einen kleinen Patienten: Ein ehrenamtliches Krankentransportteam der Malteser hat einen
kleinen Patienten aus einem Wiener Krankenhaus zur MALTESER Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus geführt. Auf
der Fahrt von Wien nach Amstetten hat der kleine Patient die Herzen des Teams im Sturm erobert.
NEUES AUS DEM BEREICH
WIEN
Wir haben Zuwachs bekommen: Der Bereich Wien hat nun insgesamt
sechs neue ehrenamtliche Rettungssanitäterinnen dazugewonnen! Nach
erfolgreichem Abschluss der Ausbildung können sie nun den Malteser Rettungsdienst
unterstützen! Danke für die Bereitschaft zur Fortbildung und
für das ehrenamtliche Engagement!
MALTESER Rettungsteam im Einsatz
DIE MALTESER 2/2021 23
Vor dem Dienstantritt: Fahrzeugcheck und danach zum stillen Gebet in den Dom zu St. Jakob
Der Tiroler Rettungsdienst in Zahlen: Zum Rettungsdienst gehören unter Führung des Roten Kreuzes der
Samariterbund Tirol, die Johanniter Unfallhilfe, die Malteser und der Österreichische Rettungsdienst. In Tirol werden
pro Jahr rund 133.000 und am Tag etwa 364 Einsätze von 226 Rettungs- und 13 Notarztfahrzeugen bewältigt.
Insgesamt konnten im Jahr 2019 356.000 Einsätze im Rettungsdienst und Krankentransport verzeichnet werden.
Die rund 2800 Freiwilligen im Rettungsdienst Tirol leisten pro Jahr etwa 501.000 Stunden.
NEUES AUS DEM BEREICH
TIROL/VORARLBERG
Schutzausrüstung für den Rettungsdienst: Schon seit über einem Jahr gehören aufgrund der Covid-19-Pandemie
erhöhte Hygienemaßnahmen zum Alltag unserer Sanitäter im Rettungsdienst. Nach einer Antigentestung der Mannschaft
vor Dienstbeginn wird das Fahrzeug und das Material gründlich durchgecheckt. Im Dienst schützen sich die
Sanitäter stets mit FFP2-Masken und bei Covid-19-Verdachtsfällen auch mit Schutzanzügen. Daneben wird das Fahrzeug
regelmäßig desinfiziert und durchgelüftet.
Einkaufsdienste: Wo Hilfe gebraucht
wird, sind die Malteser
zur Stelle.
Malteser Frühlings-Fahrradbotendienst:
Danke den Gärtnereien für die Spende! So erhielten
die von den Malteser betreuten Personen
einen persönlichen Frühlingsgruß.
Apothekeninventur:
Muss auch sein.
24
DIE MALTESER 2/2021
Heilige Messe: Gemeinsam mit den in Tirol Betreuten die Hl. Messe zu feiern, ist in der Pandemie leider nur in
einem sehr kleinen Kreis möglich.
Ostergräber in Innsbruck: Nach zwei Jahren war es heuer wieder möglich, mit negativem Corona-Test und allerlei
Vorsichtsmaßnahmen in Zweier- und Dreiergruppen einige Ostergräber in Innsbruck zu besuchen. Für alle eine
große Freude, besonders im Hinblick auf die Auferstehung unseres Herrn.
NEUES AUS DEM BEREICH
TIROL/VORARLBERG
Muttertag: Ausflug zu einer Wallfahrtskirche mit Betreuten. Der Pandemie
geschuldet finden Ausflüge heuer in Kleingruppen statt. Der erste ging nach
Locherbaden mit Gebet, wunderbarem Wetter und bester Laune!
Die Malteser gratulieren Loni P.
recht herzlich zu ihrem 100. Geburtstag
und wünschen viel Gesundheit!
Nach dem Foto wurde
auf der Innpromenade angestoßen
und der Bürgermeister von
Rum machte seine Aufwartung mit
einem musikalisch untermalten
Geburtstagsständchen.
DIE MALTESER 2/2021 25
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER Bruckfahrdienst: Freitags werden Kinder mit Beeinträchtigung aus der Wochenbetreuung in Bruck an
der Großglocknerstraße abgeholt und zu ihren Familien nach Hause geführt, wo sie dann am Sonntag wieder abgeholt
werden. Damit es auf der Fahrt nicht langweilig wird, werden unsere Einmalhandschuhe auch gerne einmal in
Ballontiere verwandelt.
NEUES AUS DEM BEREICH
SALZBURG
Spiritualität gemeinsam leben: Monatsmessen
wie beispielsweise in der St. Michaels-
Kirche oder wie anlässlich des Weltkrankentags
in der Kajetankirche finden regelmäßig
statt. Natürlich unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen
im Zusammenhang mit
der Covid-19-Pandemie.
Erste-Hilfe-Fortbildung: Die regelmäßige
Fortbildung für den Notfall ist auch den Salzburger
Ordensmitgliedern sehr wichtig.
26 DIE MALTESER 4/2020
NEUES AUS DEM BEREICH
SALZBURG
Vinzibus: Jeden ersten Mittwoch im Monat verteilen die Malteser
in der Nähe vom Schloss Mirabell belegte Brote und Obst an Obdachlose.
Besuchsdienst: Das Frühlingswetter macht Besuchsdienste bei den von
den Maltesern Betreuten im Freien möglich. Ein wahrer Grund zur Freude!
NEUES AUS DEM BEREICH
BURGENLAND
MALTESER Kochteam in Notschlafstelle: Ein etablierter regelmäßiger Dienst, der allen große Freude macht
und auch ein kulinarisches Highlight ist.
HAUS MALTA/MALTESER ORDENSHAUS
Feiern: Während des Lockdowns gab es natürlich nur wenig Besucher, dafür aber gemeinsame Feiern, wie zu St. Patrick.
DIE MALTESER 4/2020
27
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER KINDERHILFE
EIN STÜCK LEBENSFREUDE SCHENKEN
Ob Fasching, Ostern, ein abwechslungsreicher Spaziergang oder bunter Nachmittag im Garten – bei der MALTESER
Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus, kurz HUH, ist immer etwas los! Das Haus ist für ganz besondere Kinder und Jugendliche
eingerichtet, die spezielle Pflege, Therapie und Förderung benötigen. Die positive und familiäre Atmosphäre im Haus
ist deutlich spürbar. Das ist dem Team der MALTESER Kinderhilfe, den Sponsoren und Unterstützern, den Familien und vielen
ehrenamtlichen Helfern zu verdanken. Hier ein kleiner Rundblick mit schönen Momenten und berührenden Einblicken.
Von Katharina Stögner
Hurra, hurra! Der Fasching im HUH ist da!
Der Faschingsdienstag war auch im HUH der Höhepunkt der närrischen Zeit: Unsere „Glücksbärlis“ gestalteten mit
den Kindern einen Tag des Feierns und Singens. Die gemeinsame Jause am Nachmittag schmeckte in dieser fröhlichen
Runde besonders gut. Unsere Hausmutter, Praktikanten und Pädagogen hatten dafür eine bunte Vielfalt an
köstlichen Leckereien hergerichtet. Kein Wunder, dass die Kinder nach diesem wunderbaren Tag so richtig müde ins
Bett fielen. Gute Nacht, schlaft gut!
Gut für dich, gut für mich
Ein wohltuendes und gleichzeitig lehrreiches Bewegungserlebnis hatten die Mitarbeiter des HUH im Rahmen eines
Kinästhetik-Workshops. Sie wurden von Kollegen über die gesundheitsfördernden Aspekte der Kinästhetik und deren
Einsatz in der Pflege unterrichtet. Dabei lernten die Pfleger, durch die Sensibilisierung für die eigene Bewegung
sowie die des Gegenübers jede Unterstützung an die Situation angepasst und gesundheitsfördernd zu gestalten. Danke
für diese tolle Initiative!
28
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
Unterwegs zur Palmweihe
Die Herz Jesu Kirche in Amstetten war am Palmsonntag das Ziel der jugendlichen Bewohner des Hilde Umdasch Hauses.
Jeweils begleitet und betreut von einer Mitarbeiterin der Malteser Kinderhilfe, genossen sie den Ausflug und die
Abwechslung. Mit dabei waren Osterkörbchen mit Palmzweigen, einer verzierten Weihwasserflasche und bemalten
Ostereiern. Danke an Pfarrer Johann Schwarzl, der die jungen Besucher mit einer Fürbitte bedachte. Es ist ein schönes
Gefühl, in der Pfarrgemeinde so gut eingebettet und aufgehoben zu sein!
Muttertag und Dankeschön-Tag
Auch dieses Jahr feierte die Malteser Kinderhilfe den Muttertag und ehrte die Mütter für ihre Fürsorge ihren Kindern
gegenüber. Gleichzeitig zelebrierte das HUH den „Dankeschön-Tag“. Der Dank ging an die Pflegenden und Betreuenden
im HUH für ihr Engagement und den liebevollen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Als Anerkennung
für ihre Leistungen, die sie 365 Tage im Jahr erbringen, erhielten die Mitarbeiter wunderbar duftende und liebevoll
arrangierte Blumen von der Gärtnerei Fuchs aus Pöchlarn. Vergelt’s Gott!
Orange Füße, gelbe Schnäbel
Ein wunderschöner, kalter, aber sonniger Wintertag war für die
Malteser Kinderhilfe die perfekte Einladung zu einem Ausflug ans
Wasser. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch die
Mitarbeiterinnen hatten großen Spaß daran, die übermütigen Enten
im Wasser zu beobachten. Der Mund-Nasen-Schutz und der entsprechende
Abstand durften in Zeiten von Corona natürlich nicht
fehlen.
DIE MALTESER 2/2021 29
Kamishibai-Theater im HUH
Eine Woche lang floss „Die Moldau“ durch das Hilde Umdasch Haus – freilich nur in Form von Musik und Theater. Das
Musikstück von Friedrich Smetana hatte die Kinder zu einem interaktiven Theater inspiriert, das als Kamishibai-Theater
aufgeführt wurde. Die Hintergrundbilder und die Stabfiguren waren von den Kindern selbst gemalt. Jede Szene
wurde erzählt, dann wurde die Musik dazu gehört und schließlich die Szene dargeboten. Es wurde Wasser gespritzt,
getanzt und mit Seidentüchern geschwungen.
„Von mir bleibt mehr als nur Erinnerung“
Viele Menschen wollen über das Leben hinaus helfen und Gutes bewirken. Viele regeln ihren Nachlass zugunsten
ihrer Kinder und Familien und wollen dennoch einen kleinen Anteil auch nachhaltig sozial über den Tod hinaus wirken
lassen. Andere haben keine Familie und möchten bestimmen, was nach ihnen mit ihrem Eigentum geschieht.
Eine Möglichkeit ist eine Testamentspende – zum Beispiel an die Malteser Kinderhilfe. Sie ist Partner und Mitglied
im Verein Vergissmeinnicht. Nähere Informationen: www.malteser-kinderhilfe.at/spenden/testamentspende/
Danke, danke, danke!
Eine großzügige Spende von 1.000 Euro durfte die Malteser
Kinderhilfe von der Raika Amstetten in Empfang nehmen. Wir sagen
ein herzliches Danke und Vergelt’s Gott! Auch diese Spende
trägt dazu bei, den Kindern und Jugendlichen durch individuelle
Therapie- und Förderprogramme ein Stück mehr Lebensqualität
und Lebensfreude zu schenken.
Geschäftsleiter Dir. Johann Pambalk-Blumauer und
DGKP Romana Weber Bereichsleitung Pflege
30
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
FÜR DIE SCHAUKEL, SPENDEN, LOS!
Seit Dezember 2020 läuft das Projekt „Traumschaukel“.
Das Ziel: Kindern im Rollstuhl soll die sinnliche Erfahrung
des Schaukelns ermöglicht werden. Mit der Veröffentlichung
des eigens für das Projekt komponierten
Songs startet nun eine große Spendenkampagne.
Eine Amstettner Bürgerin hatte den Stein ins Rollen
gebracht. „Ich wurde von ihr auf den Bedarf einer
öffentlich zugänglichen Rollstuhlschaukel aufmerksam
gemacht“, so Kulturstadtrat Stefan Jandl. Nahezu
gleichzeitig hatten Georg Trimmel vom Stadtmarketing
Amstetten und Patrick Losbichler von der LOFT Kreativagentur
die Idee, gemeinsam mit einigen Amstettner
Musikbands eine Benefizaktion ins Leben zu rufen. Kurzerhand
wurde daraus eine gemeinsame Sache: Das Projekt
„Traumschaukel“ war geboren.
Von Lisa Hammer
Club‘, ‚PÄM‘ und ‚Stereo Bullets‘ ein altes Volksmusik-
Lied neu interpretiert und eigens für das Projekt zugeschnitten.
So ist der Song ‚Hoch Hinaus‘ entstanden“,
erklärt Patrick Losbichler, selbst passionierter Musiker.
Georg Trimmel vom Stadtmarketing freut sich über den
Zusammenschluss der regionalen Kultur- und Kreativszene:
„Es ist schön zu sehen, dass sich die Kulturschaffenden
und Kreativen der Region für ein so tolles
Projekt zusammenfinden. Gemeinsam möchten wir
möglichst viele Menschen erreichen und zum Spenden
motivieren.“
Highlight der Aktion wird schließlich das Benefizkonzert
„Band Clash“ am 3. Oktober 2021 in der Pölz-Halle
sein. Abgewickelt wird die Spendenaktion mit Unterstützung
des Vereins „Amstetten Hilft“.
„Hoch hinaus“ am 3. Oktober 2021
„Mittlerweile haben die ‚Buffalo Bells‘, der ‚Penthouse
Alle Infos unter: www.traumschaukel.at
Wenn auch Sie die MALTESER Kinderhilfe unterstützen
wollen, freuen wir uns sehr über Ihre Spende!
Online: www.malteser-kinderhilfe.at/spenden/
Spendenkonto: MALTESER Kinderhilfe
IBAN: AT32 2011 1827 9642 5000
Laufen Sie mit beim Charity Run „Laufend helfen“:
www.kinderhilfelauf.at
DIE MALTESER 2/2021 31
XXXXX
MALTESERÖSTERREICH
LOURDES
2021
Burgenland
Steiermark
Tirol
Salzburg
32
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
VIRTUELLE WALLFAHRT NACH LOURDES
Traditionell begeben sich die Malteser am ersten Wochenende
im Mai gemeinsam mit zahlreichen Kranken
und Menschen mit Behinderung auf Wallfahrt nach
Lourdes, um an der Grotte von Massabielle zu beten und
Kraft zu tanken. Schon 2020 war es aufgrund der Pandemie
leider nicht möglich, unsere Pilgerfahrt anzutreten,
und auch heuer konnten wir das Risiko leider nicht
eingehen – gerade auch, weil viele der uns anvertrauten
Menschen zur Hochrisikogruppe zählen. Für viele von
ihnen ist eine Wallfahrt ein großer Traum, eine Reise
dorthin ein großes Geschenk, das neue Lebenskraft gibt.
Die Malteser haben daher beschlossen, heuer Lourdes
zu den von uns betreuten Menschen kommen zu lassen,
indem wir geweihte Fläschchen mit dem Wasser aus der
Grotte persönlich überreicht haben.
VERGISSMEINNICHT
Vermächtnisse ermöglichen Außergewöhnliches – Die MALTESER sind Partner der Initiative für das gute Testament. Und
es gibt wachsendes Interesse an Erbrecht und Testamentsspende.
Meist vererben Testamentsspender moderate Vermögen
und ermöglichen damit erst die laufende Arbeit gemeinnütziger
Einrichtungen, wie Gregor Holfeld, Bereichsleitung
Malteser Austria Tirol/Vorarlberg betont: „Malteser
helfen dort, wo Not ist – im Sozial-, Sanitäts- und Rettungsdienst,
in der Pflege von Personen mit Handicap und
Menschen im Alter, sowie im Kampf gegen Einsamkeit. In
zahlreichen Projekten werden auch Kinder und Jugendliche
aus einem sozial herausfordernden Umfeld oder mit
Behinderung unterstützt. Jedes Vermächtnis an die Malteser
ermöglicht es uns, Nächstenliebe, Gemeinschaft und
Spiritualität zu leben, ‚letzte‘ Herzenswünsche zu erfüllen
und Lebensfreude zu schenken.“
DIE MALTESER 2/2021 33
Oberösterreich
Burgenland
Wien
OSTERN
Ostern – es wurde gebacken und verpackt, überbracht und zugesandt. Alle Bereiche
der Malteser haben ihren Freunden und den von ihnen Betreuten Briefe,
Süßigkeiten, Osterlichter und andere kleine Geschenke vorbereitet. Es gab
Online-Messfeiern und Gebete und viele Telefonate, um das gemeinschaftliche
Osterfest zu feiern und die Nächstenliebe spürbar zu machen.
Salzburg
Tirol
34
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
GEMEINSAM STATT EINSAM DANK INTERNET
In Zeiten von Corona bieten die neuen Medien ungeahnte Möglichkeiten, einander virtuell zu begegnen, gemeinsam zu beten,
Delegationsabende zu veranstalten und sogar Vorträgen unseres Großkanzlers zu lauschen.
Von Verena Trentini
Schon im ersten Lockdown, im Frühjahr 2020, war meine
Idee, gemeinsam via Internet zu beten, auf sehr fruchtbaren
Boden gefallen. Die Johannesgemeinschaft griff
die Anregung auf und veranstaltet seither regelmäßig
Gebetsabende online. Im zweiten Lockdown im Herbst
entstand die Idee, auch unsere Delegationsabende für
den Bereich Tirol/Vorarlberg online abzuhalten.
Die Freude war groß: Endlich konnten wir einander nach
langer Zeit wieder sehen, wenn auch nur über unsere
Webkameras. Nach einem Impuls unseres Delegationsgeistlichen
Pater Robert Deinhammer SJ kamen alle
Teilnehmer einzeln zu Wort. Jeder erzählte, wie es ihm
ging und was ihm besonders am Herzen lag. Vor allem
die Einsamkeit, der fehlende soziale Kontakt machte uns
allen zu schaffen. Umso mehr genossen wir es, einander
zumindest virtuell zu begegnen und ein Stück Gemeinschaft
zu spüren.
Sitzungen, Versammlungen und Vorträge
Dieses positive Erlebnis hat uns darin bestärkt, unsere Delegationsabende
weiterhin auf diese Weise zu organisieren.
Ebenso werden Delegationratssitzungen online abgehalten,
und auch die Delegationsversammlung mit der Wahl unseres
neuen Schatzmeisters wurde auf diesem Weg bewerkstelligt.
Erstaunlich, was mit den neuen Medien alles möglich ist!
Selbst Vorträge lassen sich wunderbar online gestalten.
So referierte Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddhin für Kandidaten,
die sich zur Aufnahme in den Malteserorden
vorbereiten, via Microsoft Teams. Aufgrund des großen
Erfolges wurde der Vortrag für die Delegation sowie für
die Ordensmitglieder anderer Delegationen wiederholt.
Online-Diskussion zu aktuellen Themen
Sogar Großkanzler Bailli Albrecht Boeselager betrat das
virtuelle Podium, um im Rahmen eines Delegationsabends
über sein mannigfaltiges Leben im Dienst des
Ordens weltweit zu erzählen. 80 überaus interessierte
Ordensmitglieder nahmen an dem Meeting teil, in dem
es um aktuell besonders brisante Themen wie staatliche
Souveränität, den diplomatischen Einsatz des Malteserordens
in muslimischen Ländern, die Unabhängigkeit des
Ordens von Politik und Wirtschaft sowie den Einsatz gegen
Menschen- und Organhandel ging.
Es war eine große Freude, den Großkanzler an diesem
Abend virtuell erleben zu dürfen! Danke dafür! Gerne
nützen wir weiterhin die Vorteile der virtuellen Welt
und der neuen Medien, die uns einander in Zeiten von
Corona näherbringen und räumliche Distanzen überwinden
lassen.
DIE MALTESER 2/2021 35
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER IM GESPRÄCH
Unter diesem Titel ist ein neues Gesprächsformat für den Freiwilligenbereich entstanden. Es soll den Austausch und die
Gemeinschaft unter den Mitgliedern fördern und Spiritualität sowie Lebenserfahrung vermitteln.
Von Tobias Zöhrer
in dieser Branche und zum Einfluss des Glaubens auf sein
Handeln. Auch für sein Engagement im Malteserorden
interessierten sich die Teilnehmer besonders. Seine vielfältige
Lebenserfahrung und offene Art, mit der er auch
kritische Fragen kompetent beantwortete, waren beeindruckend.
Im Rahmen eines monatlich stattfindenden virtuellen
Kamingesprächs geben interessante Persönlichkeiten
der Malteser Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit. Als
ersten Gast durften wir den Botschafter des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens, Sebastian Prinz von Schoenaich-
Carolath begrüßen. Er erzählte von seiner spannenden
Tätigkeit als Diplomat und in der Finanzwelt. Besonders
in Erinnerung blieb die Diskussion zu ethischen Fragen
In der zweiten Ausgabe durften wir uns mit Christoph
Bazil, dem Präsidenten des Bundesdenkmalamtes, austauschen.
Unter anderem ging es um Restitutionsverfahren
von geraubten Kunstwerken, bei denen das Bundesdenkmalamt
die Rückabwicklungen an die rechtmäßigen
Besitzer durchführt. Speziell war der Ort, von dem aus
der Präsident per Webcam zu unserem Talk zugeschaltet
war: Sein Büro befindet sich im Schweizertrakt der Hofburg,
im ehemaligem Audienzzimmer Kaiser Franz I./II.
AKKREDITIERUNG BEI DER UNIDO
Botschafter Granser überreicht das Beglaubigungsschreiben an UNIDO Generaldirektor LI Yong.
Von Alexia Zwitkovits
Mit der kürzlichen Überreichung des Beglaubigungsschreibens
und der damit verbundenen Akkreditierung
von Botschafter Günther Granser als Ständiger Vertreter
des Souveränen Malteserordens bei der Organisation
der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung
(UNIDO), wird ein weiterer Schritt in Richtung engerer
Zusammenarbeit und auf eine gemeinsame Zukunft gesetzt.
Seit einer Resolution der UN-Generalversammlung
vom August 1994, besitzt der Orden Beobachterstatus
bei den Vereinten Nationen und hat somit die
Möglichkeit, auch im internationalen diplomatischen
Feld aktiv mitzuwirken.
S.E. Herr LI Yong, Generaldirektor der Organisation der
Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO),
mit Botschafter Günther Granser, Ständiger Vertreter des
Souveränen Malteser-Ritter-Ordens bei der UNIDO
© United Nations Industrial Development
Organization (UNIDO)
In seiner Antrittsrede brachte Botschafter Granser im
Namen des Malteserordens seine Anerkennung und
Wertschätzung für die Arbeit und die Leistungen der
UNIDO gegenüber Generaldirektor LI Yong zum Aus-
36
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
druck. Insbesondere auf dem Gebiet der Armutsbekämpfung,
der Globalisierung und der ökologischen
Nachhaltigkeit gilt UNIDO als primärer Advokat einer
nachhaltigen industriellen Entwicklung und Zukunft.
Der Orden erfüllt mit seinen vielseitigen Tätigkeitsfeldern
den offiziellen Auftrag der humanitären Diplomatie,
indem er weltweit Menschen in verschiedensten
Problemsituationen hilft und unterstützt.
Botschafter Granser betonte gegenüber den
UNITED NATIONS
VIENNA
YOUTH FORUM 2021 DER
UNODC JUGENDINITIATIVE
Am Rande der jährlichen, hochrangig besetzten Konferenz
der Commission of Narcotic Drugs (CND) des United Nations
Office on Drugs and Crime (UNODC) fand auch heuer
wieder das bedeutende Jugendforum der UNODC Jugendinitiative
statt, welches seit 2012 ein fixer Teil der UN
Familie ist und jährlich mit Unterstützung des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens veranstaltet wird.
Spezielle Situationen erfordern spezielle Maßnahmenund
so wurde auch das Jugendforum im Zeitraum vom
29. März bis 2. April 2021 basierend auf strikten Präventionsmaßnahmen
gegen die COVID-19-Pandemie
ausschließlich online abgehalten. Insgesamt wurden 62
Jugendliche aus 41 Ländern für die Teilnahme am diesjährigen
Forum ausgewählt.
Das Hauptziel des Forums ist es, junge Menschen aus
der ganzen Welt, die im Bereich der Drogenprävention,
der Gesundheitsförderung und der Stärkung der Jugend
tätig sind, zusammenzubringen. So können sich
die Teilnehmer über Ideen, Visionen sowie unterschiedliche
Perspektiven zum besseren Schutz der Gesundheit
anwesenden hochrangigen Mitarbeitern der Vereinten
Nationen, dass der Orden höchstes Interesse daran hat,
Mittel und Wege für eine engere Zusammenarbeit mit
der UNIDO zu finden und die bereits bestehende langjährige
Beziehung weiterzuentwickeln.
Von Paula Mutas
und des Wohlbefindens Gleichaltriger austauschen und
haben die Möglichkeit, ihre gemeinsame Botschaft an
die politischen Entscheidungsträger auf globaler Ebene
zu übermitteln. Das reine Online-Format hat die
Jugendlichen nicht davon abgehalten, sich interaktiv
auszutauschen, und so waren die Beteiligung sowie das
Engagement aller bemerkenswert. Der technologische
Fortschritt wurde in vollem Umfang genutzt – Gruppenaktivitäten,
die normalerweise bei persönlichen Treffen
stattfinden, wurden in die virtuelle Umgebung verlegt.
Die diesjährige Eröffnungszeremonie war geprägt von
hochrangigen Rednern: UNODC Executive Director Frau
Ghada Waly betonte in ihrer Rede, wie wichtig die aktive
Teilnahme sowie das Einbringen eigener Ideen seitens der
Jugendlichen sei. Botschafter Günther Granser begrüßte
die Teilnehmer im Namen des Souveränen Malteserordens
und versicherte ihnen, dass sie als „Botschafter des guten
Willens“ fungieren, die sich für eine nachhaltigere Zukunft
einsetzen. Er forderte die Jugendlichen auf, die Pandemie
nicht als Hindernis, sondern als Chance für Wachstum und
Entwicklung zu sehen und sich aktiv darum zu bemühen,
© United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC)
DIE MALTESER 2/2021 37
MALTESERÖSTERREICH
dass ihre Stimmen gehört werden. Auch Botschafter Mikhail
Ulyanov, Ständiger Vertreter der Russischen Föderation
in Wien, richtete motivierende Worte an die Teilnehmer.
Obwohl das Forum abgeschlossen ist, werden die
Jugendlichen weiterhin an Veranstaltungen zusammen
mit der UNODC und der Jugendinitiative
teilnehmen. In einem weiteren Schritt werden ganz
individuelle Strategien entwickelt, die den Jugendlichen
konkret helfen, die Erkenntnisse aus dem Jugendforum
in ihrem persönlichen Umfeld in die Tat
umzusetzen.
DIE MENSCHENWÜRDE IM ZENTRUM
UNSERES HANDELNS
Bei der 46. Sitzung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen im Februar 2021 in Genf betonte MALTESER Großkanzler
Albrecht Boeselager die vielfältigen Herausforderungen, denen sich die humanitären Akteure im Zuge der
COVID-Notlage stellen müssen.
Quelle: orderofmalta.int
„Die COVID-19-Pandemie mit ihren verheerenden Auswirkungen
auf die Gesundheit und die Wirtschaft vieler
Nationen gesellt sich zu den globalen Spannungen und
Konflikten, den wachsenden Problemen des Hungers,
der Umweltzerstörung, der Frage der Flüchtlinge und
der vor Krieg, Terrorismus und Hunger Fliehenden sowie
den vielen Formen der Gewalt, die die Menschenwürde
demütigen und verletzen“, so der Großkanzler
in seiner Ansprache. Er plädierte für „eine schnelle und
flächendeckende globale Verteilung der Impfstoffe“.
Dies sei nicht nur ein ethischer, sondern auch ein wissenschaftlicher
und klinischer Imperativ und der beste
Weg ist, die Pandemie zu stoppen.
Beschämende Misshandlung von Migranten
Darüber hinaus äußerte der Großkanzler seine tiefe
Besorgnis über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen
in vielen Teilen der Welt, vom Horn von Afrika
über die Kaukasusregion bis hin zum kriegsgebeutelten
Syrien: „Der Schutz der Rechte von Minderheiten, die
oft Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt sind,
bleibt ein Gebot in einer Zeit, in der die Logik der Macht,
des Nationalismus und des Populismus auf Kosten der
Logik des Dialogs wächst.“ Weiters verwies Boeselager
auf die Notlage vieler Migranten in Südosteuropa, die
„in beklagenswerten, heruntergekommenen Lagern“
untergebracht würden, „um die Ankunft anderer Migranten
zu verhindern.“
Glaubensbasierte Organisationen als zuverlässigste
Ersthelfer
Indem er die Bemühungen des Malteserordens zur
Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten während
ihres Transits darstellte, betonte Boeselager die
Notwendigkeit, an transnationalen Ansätzen zu arbeiten,
die auf gemeinsamen Werten beruhen. In diesem
Rahmen könne sich die Arbeit von glaubensbasierten
Organisationen als besonders effektiv erweisen: „Bei
massiven Menschenrechtsverletzungen sind die zuverlässigsten
Ersthelfer für lokale Gemeinschaften sehr oft
die glaubensbasierten Organisationen. Der Malteserorden,
der über viel Erfahrung mit Interventionen in
schwierigen Gebieten verfügt, die von ethnischen oder
religiösen Feindseligkeiten betroffen sind, ruft zu einem
engeren interreligiösen Dialog auf, der für die Hilfe für
die Opfer in diesen Situationen von grundlegender Bedeutung
ist.“
38
DIE MALTESER 2/2021
XXXX
KAMPF GEGEN DEN
MENSCHENHANDEL
Im Schatten der globalen Corona-Pandemie beobachten wir eine dramatische Zunahme des weltweiten Menschenhandels.
Es gilt, diese moderne Form der Sklaverei entschieden zu bekämpfen.
Von Botschafter Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath
Menschenhandel bedeutet physische und psychische Ausbeutung
sowie Ausübung von Gewalt, somit Zerstörung
der Würde des Menschen, einem gerade für uns Christen,
aber auch für alle anderen Menschen und Religionen so
hohem Wert. Menschenhandel umfasst Zwangsarbeit,
die Rekrutierung von Kindern als Soldaten und Arbeitssklaven,
Zwangsprostitution, den Kauf und Diebstahl
von Kindern für Adoption oder Missbrauch, Kinderpornographie
für die Verbreitung im Internet, Organdiebstahl,
Zwangskriminalität und Straßenbettelei.
Die Vereinten Nationen gehen weltweit von rund 40 Millionen
Betroffenen aus und vermuten in 13 europäischen
Ländern etwa 800.000 Fälle. Allein in Österreich geht man
von 15.000 bis 25.000 Fällen aus. Der Umsatz, der weltweit
durch diese Form der Ausbeutung von Menschen erzielt
wird, liegt bei etwa 150 bis 200 Milliarden Euro und
damit an zweiter Stelle in der internationalen Kriminalitätsstatistik.
Nach offiziellen Berichten ist Österreich ein
Ziel- und Transitland, ein Tor für viele Osteuropäer und
Menschen aus Afrika und Asien. Die häufigste Form des
Menschenhandels ist die sexuelle Ausbeutung gefolgt von
häuslicher Leibeigenschaft und erzwungener Bettelei.
Menschen um 100 Euro
War Sklaverei früher meist lokal organisiert, ist die moderne
Form der Sklaverei globaler Natur. Menschen können
um den Erdball im Darknet gehandelt werden, kriminelle
Organisationen sind global vernetzt. Früher stellten Sklaven
für ihre Herren einen hohen Eigentumswert dar. Heute
gehen offizielle Stellen von durchschnittlichen Preisen
um 100 Euro pro Person aus. Der Mensch ist „wertlos“.
Was können wir dagegen tun? Wir müssen größeres Bewusstsein
für dieses Thema schaffen und für die Würde
der Betroffenen kämpfen. Best-Practice-Lösungen aus
anderen Ländern sollten schnellstmöglich übernommen
sowie Präventions-, Schutz- und Rehabilitationsmaßnahmen
für Opfer verstärkt werden. Wir alle tragen eine Mitverantwortung
für unsere Mitmenschen.
MALTESER Sonderbotschafter gegen Menschenhandel
Papst Franziskus hat zuletzt immer wieder sehr eindringlich
auf das Thema hingewiesen und alle Menschen – besonders
uns Katholiken – aufgefordert, hinzuschauen
und aktiv zu werden. Die Malteser haben diesen Auftrag
angenommen und zwei Sonderbotschafter berufen, die
sich auf internationaler Ebene mit diesem Thema beschäftigen.
Wir liegen damit genau auf der Linie unseres
Propriums: Verteidigung des Glaubens und Hilfe für die
Schwächsten.
Wenn wir dieser Sünde der Menschheit ein Gesicht geben
wollen, dann kann es das der heiligen Bakhita sein, einesudanesischen
Sklavin, die im Jahr 1941 als Nonne in Italien
starb. Mit sieben Jahren wurde sie entführt, mehrmals
verkauft und musste während ihrer Sklavenzeit sehr
viel erleiden. Im Alter von 19 Jahren ging Bakhita zu den
Kanossianerinnen nach Venedig. 1896 legte sie in Verona
ihr Gelübde ab.
Erfahren Sie mehr über die internationalen diplomatischen
Aktivitäten des Malteser Ordens gegen Menschenhandel
unter www.diplomatie-humanitaire.org
DIE MALTESER 2/2021 39
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
WENN PFLEGE ZUR BERUFUNG WIRD –
DANKE, ILSE!
Was wäre MALTESER Care ohne sie gewesen? Wir sagen unserer langjährigen Pflegdienstleiterin Ilse Hummer ein herzliches
„Vergelt`s Gott!“ und wünschen ihr alles erdenklich Gute für den wohlverdienten Ruhestand.
Von Susanne Wick
Als Ilse 1961 in Gmunden zur Welt kam, war ihr der Beruf
der Krankenschwester noch nicht in die Wiege gelegt
worden. Nach Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht,
der Haushaltsschule und einer Lehre als Einzelhandelskauffrau
beschloss Ilse vor 30 Jahren, die Ausbildung
zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin
zu absolvieren. Zu diesem Zeitpunkt war Ilse bereits
verheiratet und hatte zwei kleine Töchter.
Während der nächsten Jahre folgten Positionen in verschieden
stationären Einrichtungen in Oberösterreich, wo
Ilse zur Pflegedirektorin avancierte und neben den beruflichen
Herausforderungen auch noch akademische Weiterund
Sonderausbildungen im Pflegebereich absolvierte.
Pflege mit hoher Qualität für die MALTESER
Im Jahr 2010 wechselte Ilse in den mobilen Bereich und
zu Malteser Care. Dort baute sie als Case & Care Managerin
den Bereich Oberösterreich auf. Seit 2016 ist sie
Pflegedienstleiterin von Malteser Care und als solche
maßgeblich am Erfolg und an der Weiterentwicklung
des Unternehmens beteiligt.
Ideen im Team zu entwickeln und umzusetzen, persönliche
Ressourcen und Fähigkeiten einzubringen und Entwicklungsprozesse
mitzugestalten, liegen ihr besonders
am Herzen. So hat sie mit Akribie und großem Zeitaufwand
– neben ihrem täglichen Einsatz als Pflegedienstleiterin
– den gesamten und aufwendigen Prozess der
ÖQZ24-Zertifizierung begleitet. Damit wurde Malteser
Care zu einer der ersten zertifizierten Organisationen
für Personenbetreuung in der 24-Stunden-Pflege und
-Betreuung in Österreich.
Humorvoll und immer auf Augenhöhe
Ilse ist ein Mensch, der auf Augenhöhe mit anderen interagiert.
Ehrlichkeit, Offenheit und Klarheit sind ihr
immens wichtig, selbst wenn es einmal um unangenehme
oder kritische Gespräche geht. Qualität im Umgang
mit den Klienten, den Angehörigen, den Kollegen, den
Personenbetreuern und all jenen, mit denen sie täglich
in zahlreichen und endlos scheinenden Telefonaten in
Kontakt steht, hat jederzeit Priorität.
Immer lösungsorientiert, freundlich und höflich – sogar
in oft sehr schwierigen und aufreibenden Situationen
– schafft sie es, die Ruhe zu bewahren und ihrem Gegenüber
ein Gefühl der Sicherheit und der Entlastung zu
geben. Humor, Mut, Leidenschaft und Entschlossenheit
sind Ilses unschlagbare Stärken. Damit meistert sie jede
Situation.
40
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERÖSTERREICH
Ein neuer Lebensabschnitt
Im Herbst tritt Ilse in den wohlverdienten Ruhestand.
Wir werden sie sehr vermissen und lassen sie nicht ohne
die guten Wünsche und Dankesworte ihrer zahlreichen
Weggefährten gehen. Hier sind einige „O-Töne“ stellvertretend
abgedruckt.
Marlene: „Ilse ist das Herz von Malteser Care. Sie zeigt
so viel Engagement, immer gepaart mit Herzlichkeit
und echtem persönlichen Interesse am Gegenüber. Es
wird schwer sein, die Lücke zu füllen, die sie hinterlässt.
Sie ist mehr als eine Pflegedienstleitung. Ihre Wärme
und Fürsorge hat uns zu einer Familie gemacht. Ich
freue mich für sie, dass sie diese ganze Energie nun ihren
Claudia: „Liebe Ilse, vielen Dank für deine Wertschätzung
und dass du mir immer auf Augenhöhe begegnet
bist. Mit dir als Fels in der Brandung ging es immer irgendwie
weiter. Ich wünsche dir für die Pension die verdiente
Ruhe und Zeit, um alles zu tun, was dir gut tut.
Gesundheit soll dich und deine Lieben begleiten.“
Robert: „Ilse war immer wie eine Mutter zu uns, hat
immer ein offenes Ohr und ist jederzeit für alle da.“
Sandra: „Ich bedanke mich bei Ilse für die gemeinsame
Zeit bei Malteser Care und die gute Zusammenarbeit.
Es war ein unkompliziertes Arbeiten mit ihr. Sie nahm
sich immer Zeit für alle Probleme. Ich wünsche Ilse alles
Gute für die wohlverdiente Pension.“
Liebsten, den Enkelkindern und ausgewählten Herzensprojekten
schenken kann. Mir wird sie sehr fehlen.“
Jacqueline: „Liebe Ilse, du bist unser Vorbild, an dem
wir uns orientieren können. Du hast uns immer zugehört
und bist uns fortwährend beigestanden. Du hast
wundervolle Eigenschaften. Du bist eine Teamplayerin,
vertrauenswürdig, du warst immer respektvoll und fair,
eine Visionärin, empathisch, mutig und authentisch.
Ich danke dir für die schöne Zeit, die wir gemeinsam
verbringen durften. Ich wünsche dir alles Gute für deine
Pensionierung.“
Andrea: „Ilse ist ein herzensguter Mensch, fürsorglich
und war immer für alle da – der Inbegriff von Mutterinstinkt.
Ich wünsche ihr nur das Beste, wundervolle Momente,
Zeit für sich und viel Freude und Gesundheit bis
ins hohe Alter.“
Stefan: „Ihr begeisternder, beherzter, bewegter Lebensweg
– innen wie außen. Ihre äußeren Bahnen wird sie in
der Pensionierung anderswo ziehen. In der Erinnerung
ist und bleibt sie aber eine von uns.“
Margareta: „Für mich war Ilse wie eine Mutter, für uns
alle. Sie hat mir immer geholfen, wenn ein großes Problem
aufgetaucht ist, und sie war immer für mich und
uns zur Stelle. Ich werde sie sehr vermissen. Für mich ist
sie die beste Chefin, die ich jemals hatte.“
Andrea und Karin: „Liebe Ilse, mit einem tränenden
Auge lassen wir dich in deinen neuen Lebensabschnitt
DIE MALTESER 2/2021 41
MALTESERÖSTERREICH
gehen und wünschen dir von ganzem Herzen das
Allerallerbeste! Du wirst uns sehr fehlen! Deine
Tür stand immer offen für uns und Du hast immer
eine Lösung aus dem Ärmel gezogen. Natürlich
auch dein Lachen, deine Fröhlichkeit, deine
Gutmütigkeit und die tolle Zusammenarbeit.
Persönlich werden uns deine extrem guten Torten
und Mehlspeisen abgehen, mit denen du uns
verwöhnt hast. Vielen Dank dafür!“
Helmut: „Ilse ist unser „Grisu“: Wie der kleine
Dache aus den bekannten KInderbüchern eine
immer einsatzbereite Feuerwehr, wann und wo
immer es Hilfe und Unterstützung braucht. Liebenswürdig,
vertrauensvoll und mit einem gesunden
Schuss an Optimismus, wodurch auch
unlösbar scheinende Probleme zu einer für alle
akzeptablen und guten Lösung kommen. Wenn
Ilse im Herbst ihren wohlverdienten Unruhestand
antritt wird, wird wohl erst so richtig klar
sein, wo überall sie mit ihren zündenden Ideen
und unermüdlichen Aktivitäten fehlt. Mir persönlich
wird Ilse als Mensch und ganz wichtige
Austauschpartnerin im beruflichen Kontext fehlen.
Privat hoffe ich, dass Ilse die berufliche Heimat
nie vergessen wird und uns oft und gerne
besucht oder auch telefonisch mit uns allen in
Kontakt bleibt! Ein ganz, ganz großes und herzliches
Dankeschön für das gelebte Miteinander
und Füreinander-Dasein, liebe Ilse!“
MALTESER CARE
WENN HILFE RICHTIG
GUT ANKOMMT
Von Susanne Wick
In der Ausgabe 4/2020 unseres Magazins „Die MALTESER“
berichteten wir über eine unserer Klientinnen, die 14-jährige
Lea. Sie leidet aufgrund einer Schädigung des Gehirns an
einer Lähmung der Arme und Beine und benötigt im Alltag
umfassende Unterstützung. Bei der täglichen Pflege hilft
nun ein Patienten-Deckenlift, der dank der großzügigen
Spende von Mitarbeitern der Firma Takeda angeschafft werden
konnte. Lea freut sich riesig über ihren Lift und sagt von
ganzem Herzen DANKE!
Wir haben für Sie geöffnet und freuen uns auf Ihren Besuch
Erholung pur im Schloßhotel Mailberg! Hochzeiten, Veranstaltungen, Romantik im historischen Ambiente.
42
Schloßhotel Mailberg, 2024 Mailberg 1, Tel. +43 2943 30301, reservierung@schlosshotel-mailberg.at
DIE MALTESER 2/2021
www.schlosshotel-mailberg.at
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
MOBILER DIENST AM NÄCHSTEN
Als Serviceanbieter im Pflege- und Betreuungsbereich geht MALTESER Care mit der Zeit. Wir bieten nun in Wien durch
den Fonds Soziales Wien (FSW) geförderte Leistungen an.
Von Susanne Wick
Gute Nachrichten für die Bewohner der Bundeshauptstadt:
In Wien ist es Malteser Care gelungen, geförderte
Leistungen durch den Fond Soziales Wien (FSW) im Rahmen
der Hauskrankenpflege anbieten zu können.
Heimhilfe
Heimhelfer unterstützen bei Einkäufen, der Haushaltsführung,
beim Aufwärmen von Mahlzeiten oder der Körperpflege.
Sie kommen je nach Bedarf zu vereinbarten
Zeiten zu den Klienten nach Hause, um sie dort zu unterstützen
– auch am Wochenende.
Hauskrankenpflege
Die Hauskrankenpflege ist eine Pflege und Betreuung, die
ausschließlich durch diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte
sowie Pflegefachassistenten bei den
Klienten zu Hause durchgeführt wird.
Es handelt sich um eine aktivierende und reaktivierende
Pflege. Dabei stehen die ganzheitliche Betreuung
sowie Erhalt und Förderung der Selbstständigkeit im
Vordergrund. So umfasst die Hauskrankenpflege beispielsweise
Mobilisation, Körperpflege, Injektionen,
Medikamentengaben und Sondenernährung. Auch vorbeugende
Pflegemaßnahmen sowie Beratung und Pflegeanleitung
für Klienten und deren Angehörige zählen
zur Hauskrankenpflege.
Dieser Dienst ist für jene Klienten, denen durch den FSW
geförderte Leistungen wie Heimhilfe, Besuchsdienste
und die mehrstündige Alltagsbegleitung angeboten wird.
Begleit- und Besuchsdienst
Der Begleit- und Besuchsdienst ist für jene gedacht, denen
es aufgrund körperlicher oder psychischer Beeinträchtigungen
schwerfällt, ohne fremde Hilfe das Haus
zu verlassen. Geschulte Betreuer begleiten an allen Werktagen
zu vereinbarten Terminen und unterstützen beispielsweise
bei Arztbesuchen oder dringenden Erledigungen
in der Apotheke oder bei der Bank.
Mehrstündige Alltagsbegleitung
Das Angebot der mehrstündige Alltagsbegleitung richtet
sich an Menschen, die nicht, weder selbstständig
noch mit Hilfe ihrer Angehörigen, zurechtkommen. Soziale
Altagsbegleiter kommen zu vereinbarten Zeiten
nach Hause und unterstützen bei der Zubereitung von
Mahlzeiten, begleiten bei Arztbesuchen, Besorgungen
oder Spaziergängen. Der Umfang der geförderten
Dienstleistungen richtet sich nach dem persönlichen
Pflegebedarf, der von einer Mitarbeiterin bzw. einem
Mitarbeiter des Kundenservice des FSW erhoben wird.
DIE MALTESER 2/2021 43
MALTESERWELTWEIT
KROATIEN
DIE HOFFNUNG AUF EIN GANZ
NORMALES LEBEN
Wie ein Kranker keinen größeren Wunsch hat, als die Rückkehr zu einem gesunden und normalen Leben, so sind die
ethnisch gemischten Bewohner der „Banovina“ in Kroatien in dem einen gemeinsamen Wunsch vereint, nach Krieg und
Erdbeben wieder ein ganz normales Leben zu führen.
Von Georg Eltz
Die Gegend um die Städtchen Sisak, Petrinja und Glina
etwa 50 km südlich von Zagreb bezaubert durch ihr wunderschönes
Hügelland. Doch die Region hat bereits viel
mitgemacht: Während der Auseinandersetzungen des
kroatischen Unabhängigkeitskrieges von 1991 bis 1995
verlief die Grenzlinie der Serbischen Republik Krajna mitten
durch das Gebiet. Tausende Familien wurden entwurzelt
und vertrieben. Die darniederliegende wirtschaftliche
Infrastruktur beschleunigte die Landflucht, die schon vor
dem zweiten Weltkrieg eingesetzt hatte.
25 Jahre nach dem Bürgerkrieg ist zwar die Armut immer
noch sichtbar, aber dennoch ist ein normaler Alltag eingekehrt:
das meiste wieder aufgebaut, die erkennbaren
Narben des Krieges verheilt oder wenigstens übertüncht,
etliche Wirtschaftsbetriebe im Aufschwung, mehrere aus
EU-Mitteln finanzierte Infrastrukturprojekte im Bau und
der Anschluss an die relativ reiche Hauptstadtregion –
sichtbar in Form einer Autobahn – beinahe geschafft.
Welle der Hilfsbereitschaft
Dann, in den letzten Tagen des Jahres 2020, zwischen
dem katholischen und dem orthodoxen Weihnachtsfest,
wird die Gegend von einer Reihe von Erdbeben erschüttert,
deren Nachbeben bis heute andauern. Der Erdstoß
vom 29. Dezember mit seiner Stärke von 6,4 und einem
Epizentrum nahe von Glina ist so stark, dass viele der
oft uralten oder selbstgebauten Häuser einstürzen. Die
schwer beschädigten Wohnbauten, in die sich nur wenige
zum Schlafen zurücktrauen, werden zum Dilemma: Ihre
Bewohner müssen in der Winterkälte erst einmal Notunterkünfte
finden, aber ihre Habe wollen und können sie
nicht aufgeben.
Eine beachtliche Welle der Hilfsbereitschaft erreicht Petrinja
schon am folgenden Tag. Hilfstransporte aus Kroatien
selbst und aus den Nachbarländern: Zelte, Decken,
Wohncontainer, Lebensmittel. Glücklicherweise gibt es
nur wenige Verschüttete, aber leider acht Todesopfer. Den
materiellen Schaden erheben die kroatischen Behörden:
Rund 20.000 Häuser wurden bisher für strukturell beschädigt
erklärt, für über mehr als 4000 davon ein striktes
Betretungsverbot sowie eine Abrissverfügung verhängt.
Dazu zählen nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Krankenhäuser,
Ämter, Geschäfte, Arbeitsplätze, Schulen und
Kirchen.
Ein Fall für die MALTESER
In dieser Situation fühlen sich die Malteser aufgefordert,
zu helfen! Obgleich nur vier Ordensmitglieder in
Kroatien leben, kann ein Spendenaufruf gestartet werden,
der vor allem in Österreich gehört wird. Eine beträchtliche
Summe kommt zusammen, die gemeinsam
mit der Caritas Sisak und in Abstimmung mit der sich
noch im status nascendi befindenden nationalen Caritas
gewissenhaft eingesetzt wird. Letztere investiert die
44
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERWELTWEIT
enormen Spendenmittel, die ihr vor allem aus der kroatischen
Diaspora zufließen, zunächst in den Bau von 200
winterfesten Wohncontainern, die in kürzester Frist neben
den beschädigten Häusern aufgestellt werden und erst
einmal sichere Schlafplätze bieten. Gleichzeitig stellt die
kroatische Regierung ebenfalls Container auf, vor allem als
geschlossene Siedlungen im städtischen Bereich.
Diese freilich nützen den Kleinbauern aus den verstreut
liegenden Dörfern im Hinterland nichts: Sie müssen sich
weiter um ihre Tiere und Kulturen kümmern – sie sind ihre
Lebensgrundlage. Um diesen Menschen zu helfen, kommt
eine bewährte Lösung von 1992 aus Petrinja wieder zum
Einsatz: Das Holzhaus der Organisation „Bauern helfen
Bauern – Salzburg“ unter der Leitung von Doraja und
Xandi Eberle: Ein zweistöckiges Holzhaus von insgesamt
55m² mit einfacher, aber kompletter Ausstattung: Dusche,
WC, Holzherd, kleine Küche. Erdbebensicher auf einen
Betonsockel montiert, den derzeit die Stadt Petrinja samt
dem Versprechen von Wasser- und Stromanschluss den
gemeinsam ausgesuchten Empfängern bereitstellt, kann
eine erfahrene Truppe das zweistöckige Haus binnen einer
Woche fertigstellen.
„Häuser der Hoffnung“ für Sisak
Auch Zagreb wurde vor einem Jahr von einem heftigen
Erdbeben heimgesucht: am 22. März 2020. Tausende von
Gebäuden, darunter alle innerstädtischen Kirchen, wurden
als schwer beschädigt eingestuft und daher behördlich
geschlossen. Außer einigen privaten Renovierungen, die
unter Missachtung der staatlichen Programme und der
versprochenen Subventionen in Direktvergabe bereits abgeschlossen
wurden, ist bis zum heutigen Tage praktisch
nichts geschehen. Es gibt allenfalls vage Zusagen von Finanzierungen,
aber bis heute weiß man nicht, wem die
Verfügung über diese Mittel zufallen wird, und schon gar
nicht, wann die Renovierungsarbeiten in der kroatischen
Hauptstadt beginnen sollen. Alles ist und bleibt weiter geschlossen.
Das lässt für die abgelegene Region Banovina
wenig Gutes erwarten.
In der Zwischenzeit versuchen die Malteser, den Menschen
ein Bleiben zu ermöglichen. Das Projekt wurde von der Diözese
Sisak „Häuser der Hoffnung“ getauft und in der Osterwoche
den Medien vorgestellt. Es ist heute schon mehr
als nur ein Versprechen: Zwei Häuser sind gerade im Bau,
acht stehen bereits, eines davon auf dem Hof der Familie
Bradara. Das Ehepaar Bradara hatte leider bisher nicht
viel Glück im Leben: Die Zerstörung und Enteignung ihres
Hofs, Verschleppung, Konzentrationslager, Vertreibung
aus der bosnischen Heimat und einen Neuanfang in Kroatien
haben sie bereits er- und überlebt. Und nun haben sie
wieder das Dach über dem Kopf verloren. Trotzdem bewirteten
sie liebenswürdig die Medienvertreter.
Die kroatischen Malteser wollen hier mithelfen, Hoffnung
auf einen Neuanfang zu machen. Das Holzhaus macht es
dem Ehepaar Bradara möglich, am Hof zu bleiben, weiter
zu wirtschaften und ihr Zuhause wieder aufzubauen. Der
jüngste Sohn der Baradas, Danijel, ist mit einem Mädchen
aus der Nachbarschaft verheiratet und will sich im Dorf
eine Zukunft aufbauen. Das Holzhaus steht als Zeichen der
Hoffnung für eine ganze Region.
Bitte spenden Sie!
Wie wird es weitergehen? Noch gibt es viele Menschen, die
Hilfe und ein sicheres Dach über dem Kopf brauchen. Bitte
helfen auch Sie und unterstützen Sie den Wiederaufbau in
der Diözese Sisak mit Ihrer Spende! Vergelt’s Gott!
SPENDENKONTO: MALTESER Austria
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWW
Spendenzweck: „Erdbeben Kroatien“
DIE MALTESER 2/2021 45
MALTESERWELTWEIT
© Peace and Freedom Organization
PAPSTBESUCH GIBT DEN
MENSCHEN IM IRAK HOFFNUNG
© wikipedia
Clemens Graf von Mirbach-Harff, Generalsekretär von MALTESER International, bereiste Anfang März zeitgleich zum
Besuch des Papstes die Ninewa-Ebene im Irak, um sich ein Bild der Projektaktivitäten der vergangenen drei Jahre
zu machen. Er berichtet:
Von Clemens Graf von Mirbach-Harff, Generalsekretär Malteser International
„Die Zerstörungswut, welche durch den Vormarsch
und die Rückzugsgefechte des sogenannten IS in der
Ninewa-Ebene wütete, ist noch immer sichtbar. In den
verkohlten Häusern riecht man den Brandbeschleuniger
und den Sprengstoff, überall in den Straßen sieht
man die Spuren der Zerstörung.
In der Stadt Karakosch in der Ninewa-Ebene im Nordirak
lebten vor dem Einmarsch des IS im Jahr 2014 etwa
50.000 Menschen, die meisten davon Christen. Fast alle
haben die Stadt auf der Flucht vor den Terroristen verlassen.
Wer das nicht tat, war der Willkür des IS ausgesetzt
und verlor nicht selten auf grausame Art sein Leben.
Nur die Hälfte der Bevölkerung ist bislang zurückkehrt.
Viele Vertriebene – insbesondere Christen – leben nach
wie vor im Exil. Sie sehen oftmals keine wirtschaftliche
Perspektive für eine Rückkehr oder fürchten noch
immer um ihre Sicherheit. In den Gesprächen mit den
Menschen vor Ort merkten wir: Das Trauma der Vertreibung
und der Zerstörung ihrer Heimat sitzt bei vielen
Einwohnern von Karakosch noch immer tief.
Umfangreiches Programm für die Rückkehr Geflüchteter
in die Ninewa-Ebene
Christen, sunnitische und schiitische Araber, Jesiden,
Turkmenen, sunnitische Schabak, schiitische Schabak,
Kakae, Kurden – die Ninewa-Ebene ist Heimat für zahlreiche
ethnische und religiöse Gruppen. Im Jahr 2018
hatte Malteser International mit Unterstützung des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (BMZ) ein umfangreiches Wiederaufbauprogramm
für Rückkehrer in der Ninewa-Ebene
gestartet. Es war mit über 30 Millionen Euro das größte
Projekt, das bislang von Malteser International begleitet
wurde. Die Mittel waren vom Deutschen Bundestag
freigegeben worden, insbesondere auf Initiative der
Abgeordneten Volker Kauder und Rüdiger Kruse, die
ursprünglich geplant hatten, mit in den Irak zu reisen,
ihre Teilnahme aufgrund der scharfen Corona-Auflagen
aber absagen mussten.
Ziel unserer Arbeit in der Ninewa-Ebene war es, einen
Beitrag für mehr Stabilität in der Region zu leisten. Dafür
haben wir mit vielen lokalen Partnerorganisationen
46
DIE MALTESER 2/2021
MALTESERWELTWEIT
Malteser International Projekt Wiederaufbau in der Ninewa-Ebene
die notwendige Infrastruktur geschaffen. Das Programm
basiert insgesamt auf vier Säulen: dem Wiederaufbau
zerstörter Häuser und der Infrastruktur, Maßnahmen
zur Schaffung eines sicheren Einkommens für die Familien
in der Region, einer Bildungskomponente und
der Förderung des friedlichen Zusammenlebens in den
Gemeinden. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurde
eine fünfte Komponente mit Präventions- und Schutzmaßnahmen
gegen das Virus ergänzt.
Ein starkes Programm dank starker lokaler Partner
Bei meinem Besuch in der Ninewa-Ebene habe ich viele
unserer Partnerorganisationen vor Ort getroffen.
Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement
sie sich für ihre Projekte und den interreligiösen
Dialog in ihrer Gemeinde einsetzen. Insgesamt haben
wir seit Beginn des Programms im Jahr 2018 mehr als
2.000 Häuser wiederaufgebaut. Mit der Auszahlung
von Bargeld und mit Einkommen schaffenden Maßnahmen,
an denen rund 35.000 Menschen teilnahmen,
halfen wir dabei, den Lebensunterhalt der Familien zu
sichern.
Bildungsmöglichkeiten sind ebenfalls ein wichtiger
Faktor dafür, dass Menschen wieder in ihre Heimat
zurückkehren. Wir haben Schulen und Kindergärten
wiederaufgebaut, neu ausgestattet und mit Beginn der
Corona-Pandemie Online-Angebote für Schüler ermöglicht.
All das ist aber wenig wert, wenn es keinen Frieden
gibt. Daher ist uns die Förderung des friedlichen Zusammenlebens
verschiedener religiöser und ethnischer
Gruppen in unserem Programm besonders wichtig gewesen.
Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen
haben wir neue Jugendzentren und Sporteinrichtungen
gebaut sowie Sport-, Kultur- und Musikveranstaltungen
angeboten, um Orte für Begegnungen abseits des normalen
Alltags zu schaffen.
Feiertag für Minderheiten nach Papstbesuch
Zeitgleich zu unserer Reise besuchte auch der Papst
erstmals den Irak. Sein Besuch war ein echter Lichtblick
für die Menschen vor Ort. Wir hatten das Glück
an der Feier der Heiligen Messe des Papstes in Erbil
teilnehmen zu können. Die Stimmung dort war sehr
besonders. Man spürte, wie froh die Menschen waren,
sich als Gemeinschaft identifizieren und wahrnehmen
zu können.
Die Tatsache, dass die irakische Zentralregierung anlässlich
des Papstbesuches einen Feiertag für Minderheiten
ausgerufen hat, stimmt viele hoffnungsvoll.
Sowohl Christen als auch Muslime haben uns erzählt,
wie froh sie sind, dass die Minderheiten im Irak endlich
nicht mehr als Gäste angesehen werden, sondern als Teil
und Frucht einer Jahrhunderte alten friedlichen Koexistenz.“
DIE MALTESER 2/2021 47
MALTESERWELTWEIT
Über das Hilfsprogramm der Malteser konnten im vergangenen
Jahr rund 36.000 Behandlungen für die Menschen in
Maracaibo ermöglicht werden.
VENEZUELA
COVID-19-PRÄVENTION
FÜR KINDER, SCHWANGE-
RE UND JUNGE MÜTTER
Von Lisa Schoenmeier
Für viele Familien in Venezuela wird
die Lage immer schwieriger. Oft gibt es
tagelang kein Wasser oder Strom und
die Lebensmittelpreise sind so stark
gestiegen, dass viele Familien ihre täglichen
Bedürfnisse kaum decken können.
Sieben Millionen Menschen sind
auf Unterstützung angewiesen und die Corona-Pandemie
verschlimmert die Lage für die Bevölkerung zusätzlich.
Bereits vor der Pandemie war die medizinische Versorgung
aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise unzureichend.
Gemeinsam mit dem Malteserorden in Venezuela und der
Partnerorganisationen SAHEP unterstützt Malteser International
drei Krankenhäuser in der Hafenstadt Maracaibo
in der Provinz Zulia im Nordwesten des Landes insbesondere
bei der Versorgung von Kindern, Schwangeren und Stillenden.
Die Partnerorganisationen liefern Medikamente,
medizinische Ausrüstung, Reinigungs- und Managementmaterialien
an die Krankenhäuser sowie Multivitaminpräparate
für die Schwangeren und Stillenden. Darüber hinaus
unterstützen sie die Instandhaltung der Notfall- und Kinderstationen,
insbesondere auch im Hinblick auf Hygiene
und Infektionskontrolle zur Covid-19-Prävention. Über das
Hilfsprogramm konnten im vergangenen Jahr bereits rund
36.000 Behandlungen für die Menschen in Maracaibo ermöglicht
werden.
48
DIE MALTESER 2/2021
NOTHILFE INDIEN
SAUERSTOFF, SCHUTZAUS-
RÜSTUNG UND PSYCHO-
SOZIALE UNTERSTÜTZUNG
Von Cordula Wasser
Die Ausbreitung der Virusmutation
B.1.617 führte Anfang Mai zu einer dramatischen
Zuspitzung der Corona-Situation
in Indien: Krankenhäuser konnten
Patienten nicht mehr versorgen, es
fehlte insbesondere an Pflegekräften,
Intensivbetten und medizinischem Sauerstoff.
Die Menschen starben vor den Krankenhäusern.
Gemeinsam mit einer lokalen Partnerorganisation half Malteser
International schnell: Im nord-westlichen Bundesstaat
Rajasthan wurden medizinische Masken und Hygieneartikel
an Gesundheitspersonal und Lehrkräfte verteilt sowie
Krankenhäuser mit Sauerstoff und Schutzausrüstungen
ausgestattet. Pflegepersonal informierte die Menschen über
die Verbreitungswege und mögliche Impfungen gegen das
Virus. Parallel zur Ausbreitung der Virusmutation weiteten
auch die Malteser ihre Hilfe im Nachbarland Nepal aus und
stellten Ende Mai 100.000 Euro Soforthilfe für eine Impfkampagne
in Indien bereit.
Zusätzlich zu den lebensrettenden Maßnahmen haben
die Helfer insbesondere auch die seelische Belastung der
Menschen im Blick. Viele Betroffene sind durch die Einschränkungen
völlig verarmt oder mussten miterleben, wie
Familienmitglieder an Covid-19 verstarben. Auch diese Belastungen
dürfen nicht vergessen werden. Jede Unterstützung
wird weiterhin dringend benötigt.
SPENDENKONTO: Spendenzweck „Indien“
IBAN: DE103 70601201201200012, BIC: GENODED1PA7
MEDIZINAKTUELL
EIN WUNDER
Lilian kam drei Monate zu früh zur Welt. Nach 106 Tagen Intensivpflege und einer Corona-Erkrankung konnte sie als
gesundes Baby aus dem MALTESER Krankenhaus der Heiligen Familie im Westjordanland entlassen werden.
Eine Frühgeburt in der 27. Woche ist schon eine Herausforderung.
Dazu noch coronapositiv zu sein, ist eine
gewaltige Herausforderung. Unter diesen Umständen
am Höhepunkt der Corona-Pandemie in Betlehem auf
die Welt zu kommen und zu überleben, ist ein wahres
Wunder – ein Lichtblick in einem ausgesprochen komplizierten
Jahr.
Von Noemi Penna*
Unendlich dankbar
Am 5. April konnte Lilian mit etwas mehr als zwei Kilo
Gewicht die Intensivstation verlassen und durfte nach
Hause zu ihrer Familie. „Während der Corona-Pandemie
schwanger zu sein, war wirklich hart. Als unser
Baby dann noch so früh geboren wurde, waren wir extrem
besorgt. Die ganze Schwangerschaft und Lilians
dreimonatiger Aufenthalt auf der Intensivstation waren
die schwierigste Zeit meines Lebens. Ich bin dem Krankenhaus
der Heiligen Familie unendlich dankbar für die
medizinische Behandlung, finanzielle Unterstützung
und psychologische Hilfe, die wir erhalten haben“, so die
überglückliche Mutter.
Lilian war von Anfang an ein sehr komplizierter Fall. Ihr
fast noch durchsichtiger kleiner Körper wog ein halbes
Kilo und hatte keine vollständig geformten Lungen. Der
Inkubator wurde sofort nach der Geburt in einer eigenen
Abteilung des Krankenhauses isoliert und von einem
Spezialteam übernommen. Glücklicherweise hat
die Covid-Infektion die Genesung der kleinen Lilian
nicht beeinträchtigt. Sie wurde nach 14 Tagen negativ
getestet.
Helfen, wo Not ist
Dass die Geschichte für Lilian so gut ausgegangen ist, ist
den hochkompetenten Spezialisten des von den Maltesern
geführten Krankenhauses der Heiligen Familie zu
verdanken. Die Klinik ist die einzige im gesamten Westjordanland
mit einer hochmodernen gynäkologischen
Einrichtung. Jährlich werden hier rund 4.700 Kinder
geboren. Unabhängig von Religion, ethnischer Zugehörigkeit
oder Zahlungsfähigkeit der Patienten wird hier
jeder, der Hilfe benötigt, behandelt.
*Der Beitrag von Noemi Penna wurde aus dem Italienischen übersetzt
und gekürzt. Er darf mit freundlicher Genehmigung der Autorin hier
abgedruckt werden.Quelle: https://www.lastampa.it/topnews/primopiano/2021/04/15/news/bimba-prematura-di-27-settimane-positiva-alcovid-dimessa-dopo-106-giorni-di-terapia-intensiva-1.40155988
DIE MALTESER 2/2021 49
MEDIZINAKTUELL
WO LICHT IST, KANN AUCH
SCHATTEN SEIN
Mit Corona hat die Internetnutzung neue Dimensionen erreicht. Immer mehr Kinder sitzen stundenlang vor digitalen
Geräten, nutzen Apps und spielen Online-Games. Dies schürt Ängste bei den Eltern. Zu Recht?
„Es häuft sich die elterliche Sorge, dass die Kinder vom
Internet nicht mehr loskommen und sich dann in der
wirklichen Welt nicht mehr zurechtfinden könnten“,
bringt der Wiener Psychotherapeut Dominik Batthyány
das Thema auf den Punkt. „Die Digitalisierung hat
unseren Alltag grundlegend verändert, und Corona hat
diese Veränderung massiv beschleunigt. Sie zwingt uns
zur Anpassung. Das kann bei manchen Menschen zu
Problemen führen. Neue Medien und das Internet aber
generell zu dämonisieren, wäre der falsche Weg. Wie bei
allem im Leben und in der Medizin macht auch hier die
Dosis das Gift.“
Können Eltern also ganz beruhigt sein? Sehen wir uns
einmal den neuen Corona-Alltag von Kindern an: Durch
das Homeschooling sind viele verstärkt in den Kontakt
mit digitalen Medien gekommen. Gleichzeitig ist der reale,
persönliche Kontakt mit Freunden stark gesunken.
Von Katharina Stögner
Dieser fehlende Kontakt mit Gleichaltrigen macht es
Kindern schwer, ihre eigene Identität und ein gesundes
Wir-Gefühl zu entwickeln. Vor allem beim Einstieg in
die erste Klasse Volksschule und nach einem Wechsel
in eine andere oder weiterführende Schule spielen diese
Mechanismen eine grundlegende Rolle für die weitere
soziale Entwicklung der Kinder und einen natürlichen
Ablösungsprozess von den Eltern.
Strategien zur Problemlösung
Damit nicht genug, wurden vielen Kindern – und auch
Erwachsenen – gelernte und erprobte Problemlösungsstrukturen
genommen. Dominik Batthyány: „Wir sind
gewohnt, mit Problemen von außen oder mit Gefühlen,
die von innen auf uns zukommen, umzugehen. Dazu
entwickelt jeder für sich ganz unterschiedliche Strategien
und Ventile. Die einen suchen sich Hobbies wie
Theaterspielen, die anderen betreiben Sport oder verab-
50
DIE MALTESER 2/2021
MEDIZINAKTUELL
reden sich mit der besten Freundin. Durch die Corona-
Pandemie wurden beziehungsweise werden viele dieser
Problemlösungsstategien unterbunden. Viele Dinge,
die zur persönlichen Stabilisierung wichtig waren, sind
weggefallen. Hier können Computerspiele oder soziale
Medien ein Ersatz sein beziehungsweise zur neuen Problemlösungsstrategie
werden, wenn keine andere zur
Verfügung steht.“
Hat die neue Medienwelt die Kinder einmal in ihren
Bann gezogen, „sind die Kids total abwesend“ und „überhaupt
nicht mehr erreichbar“, wie Eltern zunehmend
klagen. Oder es kommt zu „ständigen Streitereien“, obwohl
die Familienstruktur grundsätzlich intakt ist. „Ich
stelle dann häufig fest, dass der Grund für diese Unruhe
im Fehlen eines funktionierenden Rahmens für die Mediennutzung
liegt. Die meisten Familien haben einfach
noch nicht festgelegt, wie mit den jeweiligen Medien
in der Familie umgegangen werden soll“, so Batthyány.
„Ich prüfe dann die Situation anhand von Fragen an
das Kind. Wenn es Kontakt mit Freunden hat, Interessen
nachgeht, Freude an anderen Aktivitäten hat, sich
psychisch stabil und nicht außergewöhnlich belastet
zeigt, habe ich wenig Sorge, dass es mediensüchtig ist.
Vielmehr gehe ich davon aus, dass das Kind gerade im
Sog des Computerspielens gefangen ist und erst lernen
Dr. Dominik Batthyány ist Psychotherapeut in eigener
Praxis in Wien und Spezialist auf dem Gebiet der
Beobachtung von Verhaltensformen im Umgang mit sozialen
Medien und virtuellen Technologien. Er ist Gründer
und Leiter der Therapie- und Beratungsstelle für
Verhaltenssüchte/Mediensucht und Leiter des Instituts
für Verhaltenssüchte an der Sigmund Freud Privatuniversität
in Wien.
ONLINE-FASTEN ODER „DIGITAL DETOX“
Erwachsene sollten nicht nur auf das Online-Verhalten ihrer Kinder achten. Sie sollten sich auch selbst beobachten
und kritisch hinterfragen: Warum tue ich dies oder das im Internet? Ist das notwendig? Ist das noch ein
gesundes Maß? Nutze ich das Internet als einen Rückzugsort, um Konflikten aus dem Weg zu gehen, um mit
niemanden reden, keine Fragen beantworten oder mich Problemen nicht stellen zu müssen?
Versuchen Sie immer wieder einmal bewusst, auf Internet, Fernsehen, Online-Spiele und das Handy zu verzichten.
Diese Art des Fastens ist sehr gesund und hat eine gute Vorbildwirkung für die eigenen Kinder. Wir zeigen
ihnen auf diese Weise, dass auch wir Erwachsene immer wieder für uns abklären müssen, ob wir in einem Sog
gefangen sind, ob wir noch ausreichend Zeit für uns selbst haben, für die Dinge und Menschen, die uns wichtig
sind – oder ob das Internet diese Zeit auffrisst.
Wie schon Paracelsus sagte: „Dosis facit venenum.“ Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist. Alle Dinge
sind Gift, und nichts ist ohne Gift.
DIE MALTESER 2/2021 51
MEDIZINAKTUELL
muss, es richtig zu dosieren – angeleitet durch einen
Rahmen, der in der Familie aufgestellt werden muß.“
Soziale Medien als wichtiger Ankerpunkt
Kritisch wird es dann, wenn das Kind das Interesse an
anderen Dingen, am Kontakt mit anderen Menschen,
verliert und die Online-Welt scheinbar zum einzigen
Interesse geworden ist. „Versuchen Sie herauszufinden,
wie es Ihrem Kind geht“, rät Batthyány, „zeigen Sie Interesse
an dem, was Ihr Kind tut.“ Eltern
sollten anerkennen, dass Computerspiele
und die sozialen Medien ein
wichtiger Teil des Lebens von jungen
Menschen geworden sind. Das gilt in
der Schule ebenso wie in der Freizeit.
Arbeitsgruppen in der Schule stimmen
sich über WhatsApp ab, Gruppenarbeiten
werden über Online-Tools organisiert,
und so gehört es auch dazu, bei
Online-Spielen nach dem Schulunterricht
Spaß zu haben. „Die Jugendlichen
müssen sich verstanden fühlen. Die Eltern
sollten die Online-Interessen ihres
Nachwuchses daher nicht als etwas Unwichtiges abtun“,
so Batthyány. Es ist hilfreich, wenn es gelingt, sich immer
wieder die Frage zu stellen; „Wie geht es meinem
Kind eigentlich?“. Es ist wichtig, mit den Kindern im
Gespräch zu bleiben, ihnen das Gefühl zu geben, dass
sie mit ihren Fragen und Problemen immer kommen
können und nichts zu befüchrten haben.
Natürlich muss sich die Internet-Aktivität der Kinder
auch im Rahmen halten. Für junge Menschen ist es
wichtig, eine Struktur zu haben, die Orientierung gibt.
Das gilt auch für die Freizeit. Batthyány: „Im Bann des
Bildschirms werden Gedanken und Gefühle gebunden,
man schaltet ab und denkt in dieser Zeit nicht an die
eigenen Gefühle. So können auch negative Gefühle und
Probleme verdrängt werden. Kinder haben noch nicht
die Impulskontrolle, sich bewusst und ohne Unterstützung
diesem Sog entziehen zu können und zu sagen:
‚Okay, Schluss mit dem Spielen, jetzt kümmere ich mich
um meine Hausaufgaben.‘“
Sicherer Rahmen und Alternativen
Zugegeben: Dem Nachwuchs Regeln für Online-Zeit
und eine gesunde Mediennutzung mitzugeben, ist kein
einfaches Unterfangen. Dennoch: Es braucht diesen
Rahmen, der Sicherheit vermittelt und das Verhalten
regelt. Wichtig ist, konsequent zu bleiben und immer
auch Alternativen anzubieten. Eltern sind eingeladen zu
überlegen, was sie mit Kindern gemeinsam unternehmen
könnten, wofür sie sie begeistern oder welche zusätzlichen
Interessen sie wecken und etablieren könnten.
Egal, ob Musikunterricht, Tanzgruppe, fixe Treffen
mit Freunden auf dem Spielplatz oder Radfahren und
Sporteln mit der ganzen Familie sind gute Alternativen
zum Online-Gaming.
Und wie schon gesagt: Das Internet darf nicht verteufelt
werden. Batthyány: „Es ist in vielen Bereichen – gerade
in dieser Krisenzeit – hilfreich. Es ermöglicht uns, Essen
online zu bestellen, online einzukaufen und sich alles
nach Hause vor die Tür liefern zu lassen. Es gibt großartige
Kultur-, Unterhaltungs- und Fortbildungsangebote
im Internet und natürlich wichtige Kontaktmöglichkeiten.
Habe ich mich früher mit einem Freund extra getroffen,
um ihm mein Herz auszuschütten, kann ich das
heute über einen Videocall machen. Menschen, die sehr
alleine, nicht mobil oder vielleicht an einem anderen
Ort sind, kann man auf diese Weise sehen und hören.
Das gibt ein gutes Gefühl von Gemeinschaft – sowohl
für Kinder als auch für Erwachsene.“
52
DIE MALTESER 2/2021
GELESENEMPFOHLEN
DIE BIBEL
IN REIMEN
Ein Buch für die ganze Familie
Von Michael Prügl
Die „Bibel in Reimen“ ist das bisher herausforderndste
Projekt, dem sich Thomas Brezina gestellt hat. Ursprünglich
mit 100 Seiten veranschlagt, entstand im
Laufe eines Jahres ein Buch mit 370 vollillustrierten
Seiten und einem Gewicht von 1,2 Kilogramm.
Schon länger arbeitete der beliebte Kinderbuchautor
Thomas Brezina an verschiedenen Projekten in
Reimform. Eines Tages kam die Idee, die Bibel in dieser
Form zu gestalten, um den Geschichten aus dem
Buch der Bücher auf den Grund zu gehen. In Reimen
zu schreiben zwingt einen dazu, den Kern einer Sache
zu erkennen und auszudrücken. Ursprünglich wurde
das Projekt „Bibel in Reimen“ als Kinderbibel geplant,
doch im Arbeitsprozess stellte sich heraus, dass hier
ein weit größeres Werk entsteht und nicht nur Kinder
angesprochen werden: Die Bibel ist ein Buch für die
ganze Familie.
Antworten auf wichtige Fragen
Großartige Illustrationen von Pablo Tambuscio treffen
auf die präzisen Reime des Bestseller-Autors. Die berührenden
Geschichten aus dem alten und dem neuen
Testament werden dadurch neu erzählt und beleuchtet.
Sie geben Antworten auf Fragen, die sich nicht nur
Autor und Illustrator während der Textarbeit gestellt
haben, sondern die auch Leser immer wieder aufwerfen.
Mit der „Bibel in Reimen“ drückt Brezina Hoffnung,
Glaube und Zuversicht aus und verzichtet dabei auf
Standardsätze und Allgemeingültiges. Im letzten Kapitel
„Sieh die Welt als großen Garten“ heißt es etwa:
„Staune über Gottes Wunder, fühle in dir seine Kraft.
Statt auf andere zu warten, sei der Mensch, der Gutes
schafft.“ Sätze wie diese können ob ihrer Schönheit tatsächlich
zu Tränen rühren.
Thomas Brezina. Die Bibel in Reimen. Joppy Verlag, März 2021.
368 Seiten, ISBN 978-3-99001-466-0, 24,95 Euro
DIE MALTESER 2/2021 53
GELESENEMPFOHLEN
DES ESS MA MIA AM LIABSTN
Die Passauer MALTESER haben ein Kochbuch herausgebracht und sammeln damit
Spenden für finanziell benachteiligte Mitmenschen. Gemeinsam mit dem MALTESER-
Projekt „Mahlzeiten-Patenschaften“ eine schöne Idee zum Nachmachen!
Von Rosemarie Krenn
Das Kochbuch bietet nicht nur köstliche Rezepte aus der
großen und bunten Malteserwelt. Es ist ein großartiges
Gemeinschaftswerk, auch optisch eine Augenweide, und
der Erlös kommt einem sozialen Zweck zugute. Die Idee
dazu hatte die Altöttinger Dienststellenleiterin Elvira Dittler.
Gemeinsam mit der Referentin Soziales Ehrenamt,
Rosmarie Krenn, setzte sie sie in die Tat um. Die beiden riefen
Haupt- und Ehrenamtliche, Senioren und Menschen,
die den Maltesern nahestehen, auf, ihre Lieblingsrezepte
auszuwählen und sie in einer gemeinsamen Kochaktion
zuzubereiten. Begleitet von einem professionellen Fotoshooting
wurden die Gerichte in Szene gesetzt.
Köstliche Küche für die Praxis
Die Speisen sind einfach zu kochen oder zu backen und
enthalten keine ausgefallenen Zutaten – eine Küche für
die Praxis eben! Durch Zugabe des jeweiligen Lieblingsgewürzes
lässt sich jedem Gericht noch eine persönliche Note
verleihen. Der Reinerlös des Buches kommt dem Sozialen
Ehrenamt der Malteser zugute. „Wir sind in vielen Bereichen
aktiv, um beeinträchtigten Mitmenschen und Senioren,
einsamen Menschen und solchen, die in einer schwierigen
Lebenslage sind, beizustehen, sie zu unterstützen
und Freude und Licht in ihren oft nicht leichten Alltag zu
bringen“, erklärt Rosmarie Krenn. „Des ess ma mia am
liabstn“ ist nicht nur ein ganz tolles Kochbuch, sondern
auch eine nette Geschenkidee, die Gutes tut.
Bestellmöglichkeiten:
E: rosmarie.krenn@malteser.org, T: +49 0 851 95666 45,
18 Euro, zzgl. Versandkosten
Mancher mag es gar nicht glauben, dass in unserer Überflussgesellschaft,
in der täglich Tonnen von guten Lebensmitteln
im Abfall landen, Menschen hungern müssen.
Doch es gibt auch in unseren Breiten viele arme
Menschen, die unverschuldet in diese Situation gekommen
sind und die sich nicht einmal ein warmes Essen am
Tag leisten können. Gesprochen wird darüber meistens
nicht. Die Scheu der Menschen, Hilfe auch nur zu suchen,
geschweige denn anzunehmen, ist groß. Altersarmut ist
nicht salonfähig und findet hinter verschlossenen Türen
statt.
54
DIE MALTESER 2/2021
GELESENEMPFOHLEN
UND MORGEN TREFFEN
WIR UNS GESTERN
Eine Geschichte über Demenz, die Mut macht.
Das Leben hört nicht auf, weil jemand an Alzheimer erkrankt.
Doch die Zeit, wie wir sie kennen, existiert für
Demenzkranke nicht mehr. Der Tag beginnt nicht mehr
am Morgen und endet nicht mehr am Abend. Mit Alzheimer
lebt man nur im Hier und Jetzt.
Aber ist Leben im Hier und Jetzt nicht das, was wir alle
machen sollten? Diese Frage stellt Pfleger Micha der
Medizinstudentin Anna, welche einen Patienten mit
Spitznamen Fisch während seiner Demenzerkrankung
begleitet. Sie wird dabei von Professor Luck unterstützt.
Jedoch hört Anna nicht immer auf den Rat des Professors.
Sie beschließt, Fisch seinen letzten Traum zu erfüllen
und fliegt mit ihm kurzerhand nach Rom, um
sich dort mit dessen Jugendliebe und Exfrau Sophia zu
treffen. Auf der turbulenten Reise lernt Anna nicht nur
mehr über die Krankheit Demenz, sondern auch über
den Sinn des Lebens.
Neue Perspektiven
Mit dieser aufklärenden und zugleich romantischen
Damit genau diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten,
haben die Malteser vor einigen Jahren das Projekt der Mahlzeiten-Patenschaften
ins Leben gerufen. Das Prinzip ist ganz
einfach: Die Malteser suchen nach Paten, die ihnen Geld zur
Verfügung stellen. Die Spenden kommen in einen großen Topf
und die Malteser machen sich gezielt auf die Suche nach Menschen,
denen es an Mitteln fehlt, sich wenigstens einmal am Tag
etwas Anständiges zu essen zu leisten. Die Malteser liefern das
Essen kostenlos an die Empfänger aus.
Informationen: www.malteser-passau.de
Von Gloria Krenn
Geschichte eröffnet der
Autor und Arzt, Dr. med.
Carsten Lekutat, in seinem
Roman „Und morgen
treffen wir uns gestern“
eine ganz neue
Perspektive auf Demenz. Gedanken, Gefühle
und Eindrücke ab der Frühdiagnose bis zur fortgeschrittenen
Krankheit werden ausführlich erzählt.
Für die Angehörigen ist es oft schwer zu verstehen, was
bei Demenz passiert. Beim Lesen des Buches hat man
die Chance, Einblicke in die Gefühlswelt eines Demenzpatienten
zu bekommen, und vielleicht ermöglicht dies
auch den Angehörigen, die Erkrankten besser zu verstehen.
Leben auf eine andere Art
Vor allem bezieht sich Carsten Lekutat auf den Aspekt,
dass Demenz nicht unbedingt von Traurigkeit oder Unglück
begleitet wird. Vielmehr ist es ein Leben auf eine
andere Art, die auch Glück und Freude miteinschließt.
Das Buch ist sehr verständlich und einfach
zu lesen. Im Anhang führt der Autor durch
eine kurze wissenschaftliche Abhandlung.
Er klärt auf, wie man Demenz erkennt, wie
man vorbeugen kann, wie man den Verlauf
einer bestehenden Erkrankung verlangsamt
und was es bedeutet, achtsam durchs Leben
zu gehen.
Dr. med. Carsten Lekutat. Und morgen treffen wir
uns gestern. Eine Geschichte über Demenz, die
Mut macht. Becker Joest Volk Verlag GmbH & Co. KG,
2. Auflage April 2018, 180 Seiten, ISBN 978-3-
95453-144-8, 20,90 Euro
DIE MALTESER 2/2021 55
„EXODUS 90“ – WENN DER
NAME PROGRAMM IST
90 Tage, um sich von Gewohnheiten zu befreien. 90 Tage Verzicht und Gebet, um frei für
Gott zu werden. Johannes Reinprecht, Leiter des Instituts für Ehe und Familie, im Interview
über seine Selbsterfahrung mit der Askese-Challenge „Exodus 90“.
Welche Rolle spielen Spiritualität und Glaube in
Ihrem Leben und im Leben Ihrer Familie?
Einerseits eine sehr große Rolle und andererseits eine immer
noch zu kleine Rolle, denn ich ringe darum, ein noch
hingebungsvollerer Mann für Christus zu sein. Die innere
Freundschaft mit Christus halte ich für das Wesentlichste
im Glauben. Alles Weitere – Caritas, Gebete, Zeit für andere
– fließt aus dieser Freundschaft.
Wie sind Sie auf „Exodus 90“ aufmerksam geworden?
Ich hatte schon einmal davon gehört, doch es brauchte
noch einen Freund, der mir von seiner persönlichen Erfahrung
damit erzählt hat. Das ist wohl die wirksamste
Evangelisationsmethode – etwas zu tun, sich für etwas
zu interessieren, weil es jemand tut, dem ich vertraue, der
mir nichts verkaufen will, der mich einfach an seiner Freude
teilhaben lassen will, der es mir vergönnt, diese wunderbare
Erfahrung auch machen zu können. Das hat mich
überzeugt. So habe ich mich sofort angemeldet.
Was haben Sie sich erwartet und wie haben Sie sich
vorbereitet?
Es gibt eine organisierte Vorbereitungsphase, in der jeder
für sich das Warum, das persönliche Ziel, definiert. Es
sollte möglichst konkret sein, Außenwirkung haben und
der Familie, der Kirche, einem anderen Menschen dienen.
Dann bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Begleitet hat
mich dabei eine App am Mobiltelefon, die durch die 90
Von Katharina Stögner
Tage führt. Es wird für jeden Tag ein Text aus dem Buch
Exodus und das Tagesevangelium zum Lesen und Reflektieren
angeboten. Zusätzlich gibt es Askeseübungen – wie
etwa kalt zu duschen, der Verzicht auf gesüßte Getränke,
auf Alkohol, Nikotin, Kaffee, aber auch auf oft subtil ablenkende
Gewohnheiten, wie zum Beispiel zwischen den
Mahlzeiten irgendetwas zu essen, fernzusehen oder nicht
erbauliche Musik zu hören. Es geht dabei nicht um Askese
um der Askese willen, sondern darum, frei zu werden
von schlechten Gewohnheiten und Platz zu schaffen für
die Vertiefung der persönlichen Beziehung mit Christus.
In einem Tagesrückblick überlegt man, was gelungen ist,
wofür man dankbar ist, wofür man Gott um Hilfe bittet.
Die App zeigt laufend an, was man von seinem Pensum
absolviert hat, motiviert für das, was noch bevorsteht und
lobt für das, was man geschafft hat – ein fast spielerischer
Zugang, der wohl gerade Männer besonders anspricht.
Gibt es gemeinsame Treffen in Gruppen?
Zu Beginn gab es bei uns ein Zoom-Treffen in der Großgruppe
von rund 60 Männern. Da werden die Regeln erklärt
und Kleingruppen zu in etwa acht Personen gebildet. Diese
Kleingruppen treffen sich dann wöchentlich für 30 Minuten,
wegen Corona leider nur online. Jeder der „Mitbrüder“
berichtet dabei in 90 Sekunden, wie es ihm ergangen ist.
Was hat Ihnen beim Durchhalten geholfen?
In diesen 90 Tagen durchläuft man persönlich unterschiedlichste
Phasen, Höhen und Tiefen. Zunächst über-
56
DIE MALTESER 2/2021
RUNDSCHAU
Wie haben Sie sich am 91. Tag gefühlt?
Es war eine stille Freude da, dass ich es geschafft habe. Ich
habe Gott Danke gesagt. Es war schön, ein Bier zu trinken
und etwas Süßes zu essen. Aber das war mir gar nicht
so wichtig. Viel wichtiger war, dass ich in den 90 Tagen
ein Stück Freiheit errungen habe. Es ist schön, frei von
Frustnaschen und Pausenespresso zu sein; frei von der
Angewohnheit, mit Musik zu laufen oder an der U-Bahn-
Station die E-Mails zu checken.
wiegt die Begeisterung, dann stellt sich Gewohnheit ein
und es kommt die erste Krise. Dabei hilft die wöchentliche
Gruppe bzw. der „anchor“ – ein Kollege aus der Gruppe,
für den man und der für einen betet und mit dem man
sich regelmäßig austauscht, um einander zu stärken. Dieses
Miteinander und auch das tägliche Lesen der Texte aus
der Bibel helfen sehr. Sie sind gezielt gewählt und gut auf
die Phasen, die man während des Programms durchläuft,
abgestimmt.
Was würden Sie Menschen sagen, die sich überlegen,
an „Exodus 90“ teilzunehmen?
Versuch’ es einfach, wenn du den Eindruck hast, das könnte
etwas für dich sein! Probier’s! Wenn man es schafft, ist es ein
großer Gewinn. Wenn man nicht bis zum Ende durchhält,
ist das ja keine Tragödie. Man nimmt auf jeden Fall viel mit
beziehungsweise kann man es nächstes Mal ja wieder neu
versuchen.
Wie ist es Ihrer Familie während der Challenge
ergangen?
Sie war sehr positiv, unterstützend und rücksichtsvoll.
Sie haben meinen „Exodus“ keinesfalls belastend erlebt.
Das ist auch wichtig! Die Erfinder dieses Programms legen
großen Wert darauf, dass man vor allem mit seiner Ehefrau,
aber auch mit seiner Familie darüber gesprochen und
Einvernehmen hergestellt hat. Es geht um Befreiung, aber
nicht über die Liebe zur Familie hinaus.
Was war das Schwierigste bei der Challenge?
Eiskalt zu duschen war die schwierigste Übung für mich.
Geholfen hat mir dabei, dass ich sie für jemanden aufgeopfert
habe. Wenn mir das brutal kalte Wasser über den Rücken
gelaufen ist, habe ich eine Sekunde meinen Exodus-
Brüdern „geschenkt“ und eine Sekunde für die beruflichen
Herausforderungen geopfert. Das Opfer, dass man aus Liebe
zu jemanden gibt, wirkt. Dieses Bewusstsein hat mich
die Übung mit Freude tun lassen – damit war es leichter.
Was war Ihre wichtigste Erfahrung bei
„Exodus 90“?
Das war das Erlebnis, nicht allein zu sein. Ich war Teil einer
Gruppe mit sympathischen, jungen, modernen Männern –
alles Menschen, bei denen ich das Gefühl hatte: Da ist ein
Drive, da geht man gemeinsam diesen Weg. Die Spannung
und Grenzen sind gut gehalten worden und haben nie ein
gesundes Maß überschritten. Ich kann „Exodus 90“ nur
empfehlen. Ich werde es wieder machen.
WAS IST „EXODUS 90“?
Der Titel bezieht sich auf das Buch Exodus: Gott nahm sein Volk an der Hand und führte die Israeliten aus Ägypten und aus
der Sklaverei heraus. Im übertragenen Sinn werden Männer in diesem Programm an der Hand genommen und sanft ohne
Zwang und ohne Gruppendruck zur Befreiung von inneren Zwängen, Süchten und Abhängigkeiten von Materialismus und
Konsum geführt. Das Programm basiert auf den Kernelementen Gebet, Askese und Männergemeinschaft. Es lehrt Enthaltsamkeit
in einem sehr umfassenden, befreienden Sinn. Weitere Informationen: https://exodus90.com/
Ein ähnliches Programm gibt es auch für Frauen. Wir werden es in der nächsten Ausgabe von „Die MALTESER“ vorstellen.
DIE MALTESER 2/2021 57
RUNDSCHAU
Gerold bei einem Rombesuch mit den MALTESERN in der
Sixtinischen Kapelle
ERÖFFNUNG
ENDE 2021
Jetzt anmelden!
DANKE, DASS DU BEI UNS WARST!
Traurigen Herzens mussten wir Abschied nehmen von Gerold
Emathinger, der am Gründonnerstag im 24. Lebensjahr
in den Armen seiner Familie friedlich eingeschlafen ist. In
seinem Lachen und seinen freundlichen Augen war Gottes
Liebe spürbar. Seine Geduld, Dankbarkeit, Ausdauer und
Freundlichkeit waren vorbildlich. Gerold ist viel herumgekommen
– nicht nur aufgrund seiner häufigen Krankenhausaufenthalte
zwischen Wien, Passau und Chiemsee. Vor
allem war Gerold mit uns Maltesern auf Reisen. Wir sind gemeinsam
nach Lourdes gepilgert, waren in Venedig, Padua,
Loretto, Mariazell und 2015 in Rom. Der absolute Höhepunkt
dort war der Besuch der Sixtinischen Kapelle. Gerold
konnte solche Räume mit seiner einzigartigen Akustik und
Stimmung besonders wahrnehmen und genießen. Danke,
Gerold, dass wir dich begleiten durften!
MALTESER
ORDENSHAUS
Das neue MALTESER Ordenshaus wird
als Senioren- und Pflegewohnheim in 1030
Wien ab Ende 2021 die Aufgaben des derzeitigen
Hauses Malta übernehmen.
Sie können sich ab sofort anmelden oder
voranmelden!
WIR TRAUERN UM
+ 25.03.2021
Alexander Reichsgraf Schaffgotsch
Ehren- und Devotions-Ritter
+ 01.04.2021
Gerold Emathinger
Betreuter Bereich Oberösterreich
+ 01.06.2021
Heidi Gräfin zu Castell-Castell
Mitglied Bereich Salzburg
✝
www.malteser-ordenshaus.at
R.I.P.
58
DIE MALTESER 2/2021
RUNDSCHAU
MITARBEITER GESUCHT!
Unser Team im Haus Malta, das bald ins neue Ordenshaus übersiedelt, wächst! Wir suchen zusätzliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die verschiedensten Bereiche. Auf www.malteserjobs.at finden Sie
unsere aktuellen Stellenausschreibungen. Werden Sie Teil eines engagierten Teams in einem modern eingerichteten
und neu gestalteten Ordenshaus, in dem Gemeinschaft, Nächstenliebe und Wohlfühlen für die
Bewohner und Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen!
JETZT BEWERBEN: www.malteserjobs.at
Wir suchen:
Assistenz der Geschäftsführung
Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege
Pflegefachassistenz (PFA)
Pflegeassistenz (PA)
Bewirb dich jetzt:
www.malteserjobs.at
#giveasmile
KONTAKT
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95
E: zentrale@malteser.at
I: www.malteser.at
MALTESER International
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteser-international.org
MALTESER Care
Helmut Lutz
T: +43 1 361 97 88 Fax 50
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)
E: office@malteser.care
I: www.malteser.care
MALTESER Kinderhilfe
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA
T: +43 7472 98201
E: office@malteser-kinderhilfe.at
I: www.malteser-kinderhilfe.at
Haus Malta
Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich
T: +43 1 597 59 91
E: hausmalta@malteser.at
I: www.hausmalta.at
MALTESER Johannesgemeinschaft
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld
T: +43 1 512 72 44
E: mjg@malteser.at
I: www.malteserorden.at/mjg
DIE MALTESER 2/2021 59
Komm ins
Team Pflege,
um gemeinsam
wertvolle
#giveasmile
Zeit
zu teilen.
Jetzt bewerben:
www.malteserjobs.at
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Katharina Stögner
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90
presse@malteser.at
www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78
zentrale@malteser.at
www.malteser.at
Österreichische Post AG
MZ 11Z038858M
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Johannesgasse 2, 1010 Wien
60
DIE MALTESER 2/2021