jahresbericht_2020
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Buchbinderei Bereich Industrie (BBI)
Peter Callens
Ein Jahr zum Vergessen?
Am liebsten möchten wir das Kapitel 2020
schnell schliessen und voller Vertrauen in die
Zukunft schauen. Dabei sollte so vieles, das
sich in diesem Jahr abgespielt hat und das
erreicht wurde, nicht einfach in Vergessenheit
geraten.
Beim Zusammenbrechen des wirtschaftlichen
Aspekts unseres arbeitsagogischen
Dual-Auftrags rückt der Sozial-Auftrag in den
Vordergrund. Die Unsicherheiten und Ängste,
die jede und jeder von uns in der Pandemie
erlebt, sind für unsere Mitarbeitenden noch
drastischer. Der Fokus richtet sich daher noch
mehr auf den Menschen. So unterschiedlich
unsere Mitarbeitenden sind, so unterschiedlich
gehen sie mit dieser neuen Situation um.
Wir lernen Hände waschen, desinfizieren und
Abstand halten. Könnten wir das Corona-Virus
nur sichtbar machen, dann könnten wir dies
auch besser bekämpfen!
Wir bleiben in regem Kontakt mit den zu Hause
sitzenden Risikopatienten. Wir versuchen
viele Fragen zu beantworten, Ängste zu vermindern
und Unsicherheiten wegzunehmen.
Zum Glück hatten wir zu jeder Zeit genügend
sinnvolle Arbeit.
Betreuungsarbeit steht in dieser Krise im Vordergrund:
Klare Kommunikation, situatives
Führen, Authentizität, nicht am «Alten» festhalten
(die «Normalität» scheint noch lange
nicht zurück zu kommen), Hoffnung verbreiten,
Achtsamkeit üben, das Vertrauen in das
Leben stärken und aufhören, alles verstehen
zu wollen.
Vertrauen in das Leben… Und dann der Anruf:
Unser sehr geschätzter Mitarbeiter Isidor
ist nach jahrelangem Leiden an seiner psychischen
Krankheit gestorben. Die Betroffenheit
ist gross. Die Mitarbeitenden erstarren in
einer Mischung aus Trauer, Gelassenheit und
Dankbarkeit. Wir trösten uns gegenseitig und
geben der Trauer Platz.
Mitarbeitende gehen, Mitarbeitende kommen.
Jedes Mal erhalten wir wieder die Chance,
eine neue Gruppendynamik zu erleben. Das
Team wächst zusammen, dann ein Konflikt,
ein Vorfall, eine Krise und alles fängt von vorne
wieder an. Und mittendrin, fast unauffällig,
gibt es auch Mitarbeitende, welche enorme
Fortschritte machen, die ihre intrinsische Motivation
gefunden haben, die ihren Zielen nachstreben
und Erfolge erleben, die das entgegengebrachte
Zutrauen und Vertrauen nützen.
Und dann ist da noch die Arbeit. Die grafische
Branche, und damit unsere Kundschaft
aus dem allgemeinen Arbeitsmarkt, ist von
dieser Pandemie wirtschaftlich besonders
getroffen, was zur Folge hat, dass auch wir
besser, schneller und billiger arbeiten müssen.
Die Gewinnmarge schwindet. Zeit, um
noch effizienter zu arbeiten, noch sparsamer
mit Materialien umzugehen, den Aufwand zu
senken und die Wirksamkeit zu steigern. Neue
Kunden müssen akquiriert werden.
Wir überdenken unsere Arbeitsabläufe, mit
dem Ziel, die Takt- und Durchlaufzeiten zu verringern
und die Arbeitsprozesse zu optimieren.
Welche Geräte und Maschinen können
uns dabei helfen? Kennzahlen werden gesammelt:
Stunden erfasst, Produktionsleistung gemessen,
Arbeitsproduktivität berechnet.
Ein Etikettenspender bringt schon einiges, ein
Förderband, das uns hilft in Richtung Fliessbandfertigung
zu experimentieren, noch mehr.
Unsere Mitarbeitenden machen meistens mit.
Veränderungen sind nicht immer einfach.
Wenn sie aber merken, dass effizientes Arbeiten
nicht schnelleres, sondern klügeres Arbeiten
heisst, steigt der Wille, die
Motivation und die Zufriedenheit.
Ein steigender Automatisierungsgrad ist keine
Bedrohung der Arbeitsplätze. Im Gegenteil:
Wir generieren damit neue Aufträge, werden
konkurrenzfähiger und schützen somit
Arbeitsstellen.
Durch die starken Auftragsschwankungen im
grafischen Sektor sind wir auch mit Problemen
der Mitarbeiterauslastung konfrontiert. Auf die
Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, die
uns kurzfristig Mitarbeitende ausleihen, sind
wir deshalb angewiesen. Wir danken den Abteilungsleitern
und den Mitarbeitenden für ihre
Flexibilität und ihren Einsatz! Rückblickend ein
Jahr voller Chancen!
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