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Vladimir Klos - Ups and Downs

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vladimir klos<br />

<strong>Ups</strong> <strong>and</strong> <strong>Downs</strong><br />

Mein Leben,<br />

ein einziger Tanz<br />

Mit Silke Meier-Brösicke<br />

henschel


<strong>Ups</strong> <strong>and</strong> <strong>Downs</strong><br />

Mein Leben, ein einziger Tanz


vladimir klos<br />

<strong>Ups</strong> <strong>and</strong> <strong>Downs</strong><br />

Mein Leben,<br />

ein einziger Tanz<br />

Mit Silke Meier-Brösicke<br />

Henschel


Inhalt<br />

7 /<br />

9 /<br />

11 /<br />

16 /<br />

26 /<br />

38 /<br />

48 /<br />

52 /<br />

54 /<br />

57 /<br />

59 /<br />

67 /<br />

82 /<br />

92 /<br />

95 /<br />

105 /<br />

Prélude<br />

Vorwort mit Danksagung<br />

Renversé<br />

Am Anfang ein Ende<br />

Ouverture<br />

Ich war kein Wunschkind<br />

Divertissement<br />

Kindheitserinnerungen<br />

Préparation<br />

Ausbildung zum Tänzer<br />

Manège<br />

Erstengagement beim Studio Ballett Prag<br />

Pas Seul<br />

Meine Flucht in den Westen<br />

Entr’acte<br />

Filmdreh in Wien<br />

Révérence<br />

Vortanzen für John Cranko<br />

Tour en l’air<br />

Die erste Begegnung mit Birgit Keil<br />

Adagio<br />

Meine Stuttgarter Anfänge im Corps de Ballet<br />

Allegro<br />

Die erste Hauptrolle Petrucchio<br />

Création<br />

Meine Zusammenarbeit mit John Cranko<br />

Marche Funèbre<br />

Crankos Tod<br />

Changement<br />

Ein Nachfolger für Cranko<br />

Variation<br />

Marcia Haydée als Ballettdirektorin


119 /<br />

128 /<br />

139 /<br />

154 /<br />

157 /<br />

167 /<br />

169 /<br />

175 /<br />

181 /<br />

184 /<br />

192 /<br />

194 /<br />

202 /<br />

205 /<br />

215 /<br />

Gr<strong>and</strong> Allegro<br />

Weltweit auf Tour<br />

Danse Vertige<br />

Schwere Verletzung und Comeback<br />

Gr<strong>and</strong> Jeté<br />

Lieblingsrollen<br />

Coda<br />

Ende der Bühnenlaufbahn<br />

Promenade<br />

Die Freundschaft mit Marchesa Maddalena Mina di Sospiro<br />

Pas d’action<br />

Gründung der Tanzstiftung Birgit Keil in Stuttgart<br />

Exercise<br />

Professor an der Akademie des Tanzes Mannheim<br />

Pirouette<br />

Stellvertretender Direktor am Staatsballett Karlsruhe<br />

Diagonale<br />

Der Karlsruher Weg<br />

Tutu et tricot<br />

Kostümbild<br />

Pas de trois<br />

Jahre zwischen Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart<br />

Contretemps<br />

Intendanzwechsel in Karlsruhe<br />

Gr<strong>and</strong> Pas de deux<br />

Birgit Keil als Partnerin in Beruf und Leben<br />

Finale<br />

Am Ende ein Neuanfang<br />

Anhang<br />

Vita / Rollenverzeichnis / Bühnenpartnerinnen / Vorträge<br />

Über die Co-Autorin / Register / Bildnachweis


»Nicht die Glücklichen sind dankbar.<br />

Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.«<br />

Francis Bacon<br />

Für meine Mutter Libuše,<br />

die meinen Weg voraussah


Manège<br />

Erstengagement beim Studio Ballett Prag<br />

Noch bevor ich das Absolutorium erfolgreich durchlaufen hatte, erhielt ich<br />

mein Erstengagement beim Studio Ballett Prag. Es war 1964 von Pavel Šmok,<br />

dem früheren Ballettdirektor in Ostrau, und Luboš Ogoun, vormals Ballettdirektor<br />

in Brünn, gegründet worden. Programmatisch richteten beide die<br />

Compagnie als progressives Gegenstück zum Ballett des Nationaltheaters<br />

aus, das wohl nach Anweisung der kommunistischen Regierung nur noch<br />

sehr konservatives russisches Ballettrepertoire zeigte. Tragischerweise hatte<br />

sich der vormalige Ballettdirektor Saša Machov, ein talentierter und progressiver<br />

Choreograf, unter dem Druck der sozialistischen Verhältnisse 1951 das<br />

Leben genommen.<br />

Viele Werke wurden eigens für das Studio Ballett Prag kreiert, innovative<br />

Stücke mit zum Teil hochaktuellen Inhalten. Im Mittelpunkt der H<strong>and</strong>lung<br />

von Luboš Ogouns Ballett Hiroshima (Gewissen), im tschechischen Original<br />

Hirošima (Svědomí), st<strong>and</strong>en der US-amerikanische Pilot und seine Besatzung,<br />

die im Zweiten Weltkrieg die Atombombe auf die japanische Stadt abgeworfen<br />

hatten. Eine Tänzerin in der personifizierten Rolle des Gewissens saß<br />

dem Piloten im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken. Ich tanzte einen weiteren<br />

Piloten; es war ein schwieriges Stück, nicht im technischen Sinne, sondern<br />

mental und emotional aufgrund des beklemmenden Inhalts.<br />

Meine erste große Hauptrolle war Romeo – in Luboš Ogouns Romeo und<br />

Julia zur Musik von Peter Iljitsch Tschaikowsky. Mit siebzehn Jahren war ich<br />

der Jüngste in der Compagnie und nahm die mir anvertraute Aufgabe sehr<br />

ernst.<br />

In Der wunderbare M<strong>and</strong>arin von Béla Bartók, der brutalen Geschichte um<br />

die Hure und den M<strong>and</strong>arin, der von den Zuhältern ermordet wird und nicht<br />

sterben kann, ehe das Mädchen ihn umarmt, tanzte ich den jüngeren Freier.<br />

Auch in Rossiniana, das Gioacchino Rossinis spritzige Ouvertüren zu einem<br />

Reigen fügte, wurde ich als junger Liebhaber besetzt Die Kostüme, streng<br />

schwarzweiß gehalten, waren sehr schick. Beim Studio Ballett Prag durfte<br />

ich ein abwechslungsreiches Repertoire tanzen, darunter Sergej Prokofjews<br />

38


Beim Studio Ballett Prag<br />

Erste Sinfonie, die »Klassische«, als Eröffnungsstück eines Abends von Luboš<br />

Ogoun. Wir hatten in den drei Sätzen viel zu tun, was einfach riesigen Spaß<br />

machte. In Fresken von Pavel Šmok tanzte ich an der Seite von Peter Vondruška.<br />

Jahrzehnte später sollten Birgit Keil und ich ihn regelmäßig als Gasttrainer<br />

an das Staatsballett Karlsruhe holen.<br />

Insgesamt waren wir dreißig junge Tänzerinnen und Tänzer, wir kamen aus<br />

Brünn, Prag, Pilsen und Ostrau. Das Leitungsteam war klein: zwei kreative<br />

Menschen an der Spitze, der Dramaturg Vladimír Vašut und die Managerin<br />

Vlasta Dáňová, jeweils eine Garderobiere für die Damen und die Herren und<br />

ein Pianist. Wir arbeiteten meist mit Tonaufnahmen, nicht mit Live- Orchester.<br />

Unsere Spielstätte, das Theater Divadlo Na Fidlovačce, ein strenges, eckiges<br />

Gebäude mit rund sechshundert Sitzplätzen, war ursprünglich ein Operettenund<br />

Volkstheater gewesen, aber wir bespielten auch <strong>and</strong>ere Häuser in Prag<br />

39


Als Pilot (links) in Luboš Ogouns Hiroshima (Gewissen)


und gingen sehr viel auf Tournee. Zudem wirkte die Compagnie in zahlreichen<br />

Fernsehproduktionen und verschiedenen Kurzfilmen mit, um Geld zu<br />

verdienen.<br />

Ich lebte rund vier Jahre aus dem Koffer. Wir waren in der ganzen Welt<br />

unterwegs, tourten von Nordrussl<strong>and</strong> bis zum Kaukasus, nach Kanada<br />

zur Weltausstellung, durch Italien, Frankreich und viele Male durch ganz<br />

Deutschl<strong>and</strong> mit der renommierten Grevesmühl-Agentur, heute die Norddeutsche<br />

Konzertdirektion. Ich erinnere mich nicht an alle Tourneen im<br />

Einzelnen, wohl aber an den schweren Migräneanfall, den ich in Frankreich<br />

erlitt, als ich abends an der Atlantikküste bei Biarritz spazieren ging, es fühlte<br />

sich an wie ein Kälteschock am Kopf. Wir bereisten den südamerikanischen<br />

Kontinent und gastierten in fast allen Häusern von Mexiko bis Chile. In die<br />

USA wurden wir allerdings nie eingeladen, wir kannten lediglich den internationalen<br />

Flughafen John F. Kennedy in New York vom Umsteigen in Richtung<br />

Mexiko-Stadt. Während meiner gesamten Zeit beim Studio Ballett Prag<br />

führte ich akribisch einen Jahreskalender, in den ich alle Vorstellungen in<br />

allen Städten und Ländern eintrug, aber leider gingen mir diese Dokumente<br />

später bei meiner Flucht in den Westen verloren. Aus jeder Stadt, in der wir<br />

auftraten, schickte ich meiner Mutter eine Postkarte. Sie sammelte alle unter<br />

der Glasplatte des Couchtisches in ihrem Wohnzimmer. Es waren am Ende<br />

sehr, sehr viele und zusammen ergaben sie eine ziemlich lückenlose Chronik<br />

unserer ausgedehnten internationalen Reisetätigkeit.<br />

Auf unserer großen Tournee durch die Sowjetunion machten wir auch Station<br />

am Opern- und Ballett-Theater in der armenischen Hauptstadt Jerewan.<br />

Die Abneigung gegen die sowjetische Besatzungsmacht war überall spürbar.<br />

Wir trainierten gemeinsam mit dem dortigen Ballettensemble. Deren Korrepetitor<br />

war einmalig. Wenn er beseelt in die Tasten griff, schien das ganze Klavier<br />

zu hüpfen. Nach der Vorstellung aßen wir im hoteleigenen Restaurant.<br />

Wir hatten als Ausländer, auch wenn wir aus dem sozialistischen Bruderl<strong>and</strong><br />

Tschechoslowakei kamen, von den Behörden eine Art »Anst<strong>and</strong>swauwau«<br />

zur Seite gestellt bekommen. Unter dem fadenscheinigen Vorw<strong>and</strong>, selbst<br />

im Restaurant zu speisen, saß er am Nachbartisch und beobachtete uns<br />

genau. Als Einheimische uns Tänzer auf eine Flasche Champagner einluden<br />

und wir mit ihnen locker ins Gespräch kamen, verfinsterte sich seine Miene<br />

zunehmend. Es kümmerte mich in meiner damaligen Naivität wenig, dass<br />

41


Création<br />

Meine Zusammenarbeit mit John Cranko<br />

Angst hatte ich nie vor John Cranko, aber einen Heidenrespekt. Ich bewunderte<br />

ihn ebenso sehr, wie ich ihm vertraute. Wir verst<strong>and</strong>en uns gut und<br />

waren per Du, gingen aber mit respektvoller Distanz mitein<strong>and</strong>er um. Bei<br />

unseren Gesprächen in der Kantine zeigte er immer ein ernsthaftes Interesse<br />

an meiner Sicht auf bestimmte Dinge und Situationen. John liebte uns, seine<br />

Tänzerinnen und Tänzer, das st<strong>and</strong> völlig außer Zweifel. Aber im Umgang<br />

war er nicht immer »lieb«. Doch im Gegensatz zu manch <strong>and</strong>eren Tänzern<br />

ging er mich nicht persönlich an.<br />

Ich mischte mich nie in sein Privatleben ein. Da ich mit Birgit zusammen<br />

war und wir die wenigen gemeinsamen freien Abende zu zweit verbringen<br />

wollten, gehörte ich auch nicht zu seiner Clique, die beim legendären Griechen<br />

Mimis am Feuersee im Westen Stuttgarts die Nächte durchfeierte. Ich<br />

weiß nicht, was er über die private Beziehung zwischen Birgit und mir dachte.<br />

Wahrscheinlich war ihm unsere Harmonie suspekt. John liebte Dissonanzen.<br />

Als er zur Einstudierung seines Balletts Poème de l’extase in London war,<br />

klingelte einmal mitten in der Nacht mein Telefon. John war am Apparat. Er<br />

war völlig verzweifelt und flehte mich an, sofort nach London zu kommen.<br />

»Hilf mir, ich kann das hier allein nicht ertragen.« Ich hatte keine Ahnung,<br />

was vorgefallen war, und versuchte ihn zu beruhigen. »John, ich habe hier in<br />

Stuttgart zu viel zu tun, ich muss morgen eine Vorstellung tanzen. Ich kann<br />

jetzt nicht nach London fliegen.« John probte mit dem Royal Ballet, wo seine<br />

Karriere begonnen hatte, und wollte dem Londoner Publikum unbedingt<br />

zeigen, was er konnte. Offensichtlich gab es Schwierigkeiten und er st<strong>and</strong><br />

unter einem enormen Druck. Damals wunderte ich mich, dass er ausgerechnet<br />

mich anrief und meinen Beist<strong>and</strong> suchte. Später habe ich begriffen,<br />

dass John wahrscheinlich Heimweh nach Stuttgart hatte. Er vermisste seine<br />

Familie – und die war das Stuttgarter Ballett.<br />

Cranko war für mich viel mehr als nur ein Chef. Er war Mentor, Förderer<br />

und vielleicht auch ein wenig Vaterersatz: Er hat mich zu dem erzogen, was<br />

ich heute bin. Birgit und ich haben ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Das<br />

mag ein wenig pathetisch klingen. Aber Johns Ensemblephilosophie war<br />

82


Mit John Cranko, 1973<br />

83


84<br />

es, junge Tänzerinnen und Tänzer mit wenig Erfahrung in großen Partien<br />

zu besetzen, damit sie sich entwickeln konnten. Er schenkte uns sein Vertrauen,<br />

und dieses Vertrauen durften wir nicht missbrauchen. Er war wie ein<br />

Schutzpatron für seine Tänzerinnen und Tänzer. John lud auch Gäste wie<br />

die Weltstars Rudolf Nurejew oder Margot Fonteyn nach Stuttgart ein, um<br />

hier Vorstellungen zu tanzen, besetzte die so erfolgreichen internationalen<br />

Tourneen aber fast ausschließlich mit Mitgliedern seines Stuttgarter Ensembles.<br />

So machte er uns zu Stars und das Stuttgarter Ballett weltberühmt. Nur<br />

als Jane L<strong>and</strong>on durch ihre Heirat für den ersten Satz von Initialen R.B.M.E.<br />

ausfiel, nahm John kurzerh<strong>and</strong> Patricia »Pat« Neary zu einem unserer vielen<br />

New York-Gastspiele mit. Die ehemalige Solistin des New York City Ballet<br />

war regelmäßig in Stuttgart und studierte mit uns die großen Ballette von<br />

George Balanchine wie Agon, Allegro Brillante oder Symphony in C ein. Sie<br />

freute sich sehr darauf, wieder einmal in New York tanzen zu dürfen, und<br />

legte sich mächtig ins Zeug.<br />

John Cranko war sehr ehrgeizig, aber im positiven Sinne. Einen besonderen<br />

Unterstützer f<strong>and</strong> er in Fritz Höver, der 1958 in Stuttgart die Noverre-Gesellschaft<br />

gegründet hatte. Höver förderte nicht nur junge Choreografinnen und<br />

Choreografen. Er leistete auch wertvolle Vermittlungsarbeit und führte die<br />

Zuschauerinnen und Zuschauer an Crankos Werke heran. Gemeinsam gelang<br />

es den beiden, in Stuttgart ein sehr informiertes Ballett publikum aufzubauen,<br />

das bis heute wohl einmalig in Deutschl<strong>and</strong> ist. Noch immer ist das<br />

Opernhaus voll, wenn das Stuttgarter Ballett Vorstellungen tanzt. Cranko hat<br />

eine Entwicklung in Gang gesetzt, die seine Nachfolger Marcia Haydée, Reid<br />

Anderson und seit 2018 Tamas Detrich umsichtig fortführen – bis ins Jahr<br />

2021, in dem wir das sechzigjährige Bestehen des Stuttgarter Ballett feiern.<br />

Brouillards war die erste Kreation, die ich 1970 mit John Cranko erarbeiten<br />

durfte. John bezog seine Inspiration für dieses Stück aus der musikalischen<br />

Vorlage, den zwei impressionistischen Préludes-Zyklen für Klavier<br />

des französischen Komponisten Claude Debussy. Der fabelhafte Pianist Karl<br />

Heinz Lautner begleitete uns. In meinen Augen gelang John mit Brouillards<br />

eine sehr persönliche Kostbarkeit, eine Choreografie voller Poesie. Er war<br />

ein Meister im Beobachten seiner Ensemblemitglieder, er kannte und verinnerlichte<br />

die unterschiedlichen Persönlichkeiten seiner Tänzerinnen<br />

und Tänzer, ihre Stärken und Schwächen. Er schnitt die solistischen Miniatu<br />

ren genau auf die jeweilige Person zu. Es gelang ihm, sich in einer fast


Mit Birgit und Heinz Clauss (liegend)<br />

in John Crankos Brouillards, 1970<br />

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dokumentarischen Art dem Wesen der Tänzer anzunähern. Judith Reyn gab<br />

in La puerta del vino die erotische Verführerin; Reid Anderson, Jiří Kylián und<br />

ich umwarben sie. Das geheimnisvolle Voiles kreierte John als Pas de deux<br />

für die kleine, zierliche Japanerin Kyoko Ishimatsu und Bernd Berg. Les fées<br />

sont d‘exquises danseuses war ein hinreißendes, witziges Duett voller Cranko-<br />

Esprit für die beiden Frauen Leigh-Ann Griffiths und Jane L<strong>and</strong>on. Dann<br />

kam Rickys Nummer mit schwarzer Melone und Spazierstock. Als Charlie<br />

Chaplin legte er einen Stepptanz vom Feinsten aufs Parkett. Egon Madsen<br />

folgte als verliebter Junge, der sich für ein auf einer Bank schlafendes Mädchen<br />

die Seele aus dem Leib tanzte. Jedes Mal, wenn Egon sich zu seiner<br />

Partnerin setzte, sie aufwachte, aufst<strong>and</strong> und wegging, litt ich furchtbar mit<br />

ihm mit, wie er so mutterseelenallein und enttäuscht zurückblieb. Als vorletzten<br />

Satz choreografierte John den Pas de trois Des pas sur la neige für Birgit,<br />

Heinz und mich. Heinz war zehn Jahre älter als ich und der weitaus erfahrenere<br />

Kollege. Cranko griff diesen Altersunterschied auf und erzählt von Begegnungen<br />

verschiedener Generationen. Eine Frau zwischen zwei Männern.<br />

Am Ende wiederholte sich der titelgebende Eröffnungssatz Brouillards, eine<br />

Ensemble-Choreografie, in der John die Tänzerinnen und Tänzer wie sich<br />

bewegende und bewegte Nebelschwaden inszenierte, die zuletzt im Dunkel<br />

der Bühne entschw<strong>and</strong>en. Bald nach der Uraufführung in Stuttgart wurde<br />

Brouillards in Berlin auch fürs Fernsehen aufgezeichnet.<br />

Zu meiner Zeit holte sich Cranko nur für eine einzige Kreation einen Gast<br />

nach Stuttgart. Margot Fonteyn, der Superstar vom Royal Ballet London, war<br />

seine Idealbesetzung der weiblichen Hauptrolle in der 1970 uraufgeführten<br />

Hommage an den Jugendstil Poème de l’extase. Zur hochexpressiven Musik<br />

von Alex<strong>and</strong>er Skrjabin gab Margot Fonteyn die alternde Diva, die von einem<br />

jungen Mann, getanzt von Egon Madsen, vergeblich umworben wird. Ihre<br />

vier Ex-Liebhaber, die in ihren Erinnerungen als Visionen wieder lebendig<br />

werden, waren mit Jan Stripling, Bernd Berg, Heinz Clauss und Richard<br />

Cragun besetzt. Ich tanzte in der Gruppe. Der junge Bühnen- und Kostümbildner<br />

Jürgen Rose, der schon 1962 mit seinen Entwürfen zu Crankos<br />

Romeo und Julia für Furore gesorgt hatte, übernahm die überaus opulente, ja<br />

spektakuläre Ausstattung. Er ließ sich für Poème de l’extase von den Gemälden<br />

des Wiener Secessionisten Gustav Klimt inspirieren. Doch in der Uraufführungspremiere<br />

kam es zu einer technischen Panne, die allen Beteiligten bis<br />

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Mit Birgit als Die Schöne in John Crankos Poème de l’extase<br />

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Vier Visionen: Thierry Sette, ich, Marcia Haydée als Die Schöne, Richard Cragun und R<strong>and</strong>y Diamond<br />

in John Crankos Poème de l’extase<br />

heute als Albtraum in Erinnerung geblieben sein dürfte. Nach der ersten<br />

Szene f<strong>and</strong> ein aufwändiger Umbau statt. Der mondäne Salon verw<strong>and</strong>elte<br />

sich in einen großen Raum, zu beiden Seiten von golddurchwirkten großen<br />

Schals umrahmt. Diese Schals waren vor der Vorstellung im Schnürboden<br />

entsprechend vorbereitet worden, um während der Verw<strong>and</strong>lung hängend<br />

herunterzufallen. Doch einer der beiden Schals blieb stecken. Die Premiere<br />

konnte nicht fortgesetzt werden, denn die Schals kamen am Ende des Stückes<br />

noch einmal ziemlich spektakulär zum Einsatz: Im großen Fin de siècle-<br />

Finale rennen die vier Ex-Liebhaber nach hinten, reißen die beiden Schals<br />

nach unten und stürmen in wallende Tücher gehüllt von der Bühne. Die Diva<br />

bleibt allein zurück, in ihren Erinnerungen gefangen. Nach dieser Panne<br />

musste die Vorstellung unterbrochen und der Vorhang geschlossen werden.<br />

Der Schal wurde wieder richtig eingehängt und die Szene neu gestartet. Ab<br />

diesem Zeitpunkt lief die Premiere wie am Schnürchen. Bei den späteren<br />

Gastspielen in New York, in denen Margot Fonteyn wie in Stuttgart in der<br />

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Hauptrolle reüssierte, passierte dieses Malheur glücklicherweise nicht mehr,<br />

auch nicht mehr bei den vielen Vorstellungen in Stuttgart, die ich als erster<br />

und vierter Ex-Liebhaber tanzte. Aufgrund des großen internationalen Erfolgs<br />

übernahm das Royal Ballet London Poème de l’extase später in sein Repertoire.<br />

Als zweite Kreation Crankos, in der ich solistisch besetzt war, folgte 1970<br />

Igor Strawinskys Orpheus. Heinz tanzte den Orpheus, Birgit die Eurydike.<br />

Wieder bildete ich mit Reid Anderson und Jiří Kylián ein Trio, als Boten Apolls<br />

und der Unterwelt, die durch das komplette Stück führen. Jiří kannte ich seit<br />

meiner Zeit in der Vorbereitungsklasse der Ballettschule am National t heater<br />

Prag. Er kam direkt nach seinem Studium in Engl<strong>and</strong> im August 1968 ins<br />

Stuttgarter Ensemble. Reid Anderson war kurz nach mir im Januar 1969 dazu<br />

gestoßen. John nannte uns drei hoch gewachsene, schöne Jungs während der<br />

Proben immer »the three graces«, die drei Grazien. Damit war ein Spitzname<br />

geboren, den wir als Trio bis zu Crankos Tod nicht wieder loswerden sollten.<br />

Wir drei trugen in Orpheus gemeinsam eine riesige Maske beim Tanzen. Nur<br />

zu gut erinnere ich mich noch an das Blutbad der Bacchantinnen kurz vor<br />

Ende des Stücks, wenn sie Orpheus im Rausch zerfleischen. Für die Tänzerinnen<br />

waren hierfür auf der Hinterbühne Schwämme mit roter Flüssigkeit<br />

ausgelegt. Das Theaterblut lief überall herunter und spritzte auch auf unsere<br />

weißen Kostüme. Den Applaus nahmen dann auch wir drei Grazien stets<br />

blutverschmiert entgegen.<br />

Für einen Gala-Abend im Juni 1970, kurz nach der Uraufführung von<br />

Orpheus, erarbeitete John mit Jane L<strong>and</strong>on, Reid Anderson und mir den Pas<br />

de trois Ballade zu der wunderbar träumerischen Musik von Gabriel Fauré. In<br />

Carmen 1971 und der zweiten Fassung von Schwanensee 1972 war ich in der<br />

Gruppe besetzt und hatte das große Glück, John während dieser Kreationsprozesse<br />

selbst zu erleben. Später tanzte ich auch die Hauptrollen in diesen<br />

Stücken, Don José und Prinz Siegfried. Ohnehin war ich immer neugierig<br />

auf Johns Arbeit und ließ keine Gelegenheit aus, ihm bei Proben zusehen<br />

zu können. Wie oft st<strong>and</strong> ich im Türrahmen zu dem Ballettsaal, in dem er<br />

probte, und versuchte von da aus einen Blick auf seine choreografische Arbeit<br />

mit den Tänzerinnen und Tänzern zu erhaschen. Bei den Proben zur Neufassung<br />

von Die Jahreszeiten zu Alex<strong>and</strong>er Glasunows Musik erwischte John<br />

mich beim Spicken und fragte charmant: »Hast du Zeit?« Denn er wusste,<br />

dass ich Vorstellung hatte. »Ja«, sagte ich und John wartete im Ballettsaal, bis<br />

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Mit Heinz Clauss als Orpheus, Birgit als Eurydike und den »drei Grazien« Reid Anderson,<br />

Jiří Kylián und mir (ganz rechts) in John Crankos Orpheus, 1970<br />

ich umgezogen war, und kreierte dann in Windeseile ein Solo in Der Winter<br />

für mich. Das war 1971.<br />

Unvergessen bleibt mir auch die Zusammenarbeit für das Ballett Initialen<br />

R.B.M.E. ein Jahr später. Es ist vielleicht Crankos persönlichstes Ballett, eine getanzte<br />

Liebeserklärung an Richard »Ricky« Cragun, Birgit Keil, Marcia Haydée<br />

und Egon Madsen, seine Ersten Solisten, Musen, Partner und Freunde. Ich<br />

war im zweiten Satz besetzt, dem Satz, den John Birgit widmete. Später habe<br />

ich oft auch den dritten Satz mit Marcia getanzt. Cranko hatte Initialen seinen<br />

Stars Ricky, Birgit, Marcia und Egon im wahrsten Sinne auf den Leib choreografiert<br />

und sie in ihrer Einzigartigkeit in Szene gesetzt. Seine großartige Ode<br />

an die Freundschaft steht bis heute auf dem Spielplan des Stuttgarter Ballett<br />

und verzaubert immer noch gleichermaßen das Publikum und die Generationen<br />

von Tänzerinnen und Tänzern, die es nach uns getanzt haben.<br />

Johns Kreation Spuren, in der er in den Nebenrollen wieder auf die Dreierkette<br />

Reid, Jiří und mich zurückgriff, war inspiriert von der Flucht der beiden<br />

Tänzer des Kirov-Balletts Galina und Valery Panov aus der Sowjetunion. Es<br />

war ein sehr politisches Stück. Cranko setzte sich darin mit Diktatur, Konzentrationslagern,<br />

Gewalt und Folter ausein<strong>and</strong>er. Das war 1973, als Spuren gemeinsam<br />

mit dem leichtfüßigen Green und der Wiederaufnahme von L’Estro<br />

Armonico in einem dreiteiligen Abend uraufgeführt wurde, ein Wagnis. Eine<br />

90


Mit Marcia Haydée in John Crankos Initialen R.B.M.E., im Hintergrund Richard Cragun,<br />

Melinda Witham und Egon Madsen<br />

Ausein<strong>and</strong>ersetzung mit aktuellen politischen Themen war im klassischen<br />

Ballett damals absolut ungewöhnlich. Die Premiere kam nicht gut an. John<br />

wurde vom Publikum ausgebuht, die Kritiken verrissen seine beiden neuen<br />

Stücke fast ausnahmslos. Heute weiß ich, dass John mit Spuren seiner Zeit<br />

voraus war. Hätte er seine Werke zehn Jahre später gezeigt, wären sie von<br />

Publikum und Presse sicherlich <strong>and</strong>ers aufgenommen worden. Doch wer<br />

konnte damals ahnen, dass Spuren und Green seine letzten Kreationen<br />

werden sollten? Wer konnte damals ahnen, dass uns nur noch wenige Wochen<br />

mit John blieben?<br />

91


Vita<br />

1. Juli 1946<br />

<strong>Vladimir</strong> Augustin Jan <strong>Klos</strong> wird in Prag als<br />

zweites Kind der Eltern Dr. rer. nat. Mag.<br />

pharm. <strong>Vladimir</strong> <strong>Klos</strong> und Libuše <strong>Klos</strong>ová,<br />

geb. Pleinerová, geboren<br />

1953<br />

Erster Ballettunterricht in der Ballettschule<br />

Emma Geitlerová<br />

1954<br />

Aufnahme in die Vorbereitungsklasse von<br />

Dana Pásková am Nationaltheater Prag für<br />

das Konservatorium<br />

1960 –1964<br />

Ballettausbildung am Konservatorium Prag<br />

1964<br />

Film Starci Na Chmelu (Hopfenpflücker)<br />

Abitur<br />

1964 –1968<br />

Erstengagement beim Studio Ballett Prag mit<br />

zahlreichen internationalen Gastspielreisen,<br />

u. a. zur Weltausstellung 1967 nach Montréal,<br />

sowie Musical- und Fernsehengagements in<br />

Österreich und Deutschl<strong>and</strong>; diverse Filmund<br />

Fernsehproduktionen in der Tschechoslowakei,<br />

in Deutschl<strong>and</strong>, Österreich und<br />

Großbritannien<br />

1965<br />

Absolutorium in Kooperation mit der Akademie<br />

der Musischen Künste Prag, Abschluss<br />

mit Auszeichnung<br />

21. August 1968<br />

Einmarsch der Truppen des Warschauer<br />

Pakts in die Tschechoslowakei<br />

27. August 1968<br />

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings<br />

Flucht nach Österreich im letzten Zug<br />

von Prag nach Wien<br />

September 1968<br />

Film Donnerwetter! Donnerwetter! Bonifatius<br />

Kiesewetter; Titelrolle unter dem Künstlernamen<br />

Robert Christian<br />

1. Dezember 1968<br />

Mitglied des Stuttgarter Ballett unter<br />

John Cranko<br />

1969<br />

Beginn der privaten und beruflichen Partnerschaft<br />

mit Birgit Keil (Erste Solistin des<br />

Stuttgarter Ballett 1961–1995)<br />

1972<br />

Ernennung zum Solisten des Stuttgarter<br />

Ballett<br />

1973<br />

Ernennung zum Ersten Solisten des<br />

Stuttgarter Ballett (bis 1998)<br />

Juli 1974<br />

Debüt als Albrecht in Giselle nach Jules Perrot<br />

an der Mailänder Scala mit Liliana Cosi als<br />

Giselle<br />

1984<br />

Auszeichnung als »Bester Darsteller des<br />

Jahres« von der Zeitschrift ballettanz für<br />

die Rolle des Harold Mitchell (Mitch) in<br />

End station Sehnsucht, Choreografie: John<br />

Neumeier; Emmy Award für die Fernsehproduktion<br />

A Lot Of Happiness,<br />

Choreografie: Kenneth MacMillan<br />

1985<br />

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse<br />

1988<br />

Marcia Haydée und <strong>Vladimir</strong> <strong>Klos</strong> tanzen<br />

Sonntag von Hans van Manen im Kleinen<br />

Haus des Staatstheaters Stuttgart<br />

1994<br />

Beginn der Lehrtätigkeit an der Akademie<br />

des Tanzes Mannheim<br />

1969 –1996<br />

Weltweite Tourneen mit dem Stuttgarter<br />

Ballett:<br />

Argentinien: Buenos Aires, Córdoba, Mar<br />

del Plata, Rosario; Australien: Adelaide,<br />

Melbourne, Sydney; Belgien: Brüssel,<br />

Gent; Brasilien: Brasília, Curitiba, Porto<br />

Alegre, Rio de Janeiro, São Paulo; Bundesrepublik<br />

Deutschl<strong>and</strong>: bundesweit; Chile:<br />

Santiago; China: Peking, Shanghai; Dänemark:<br />

Kopenhagen; DDR: Dresden, Leipzig,<br />

Ost-Berlin; Finnl<strong>and</strong>: Helsinki; Frankreich:<br />

Cannes, Clermont­ Ferr<strong>and</strong>, Lyon, Nancy,<br />

Paris; Griechenl<strong>and</strong>: Athen; Großbritannien:<br />

Birmingham, Glasgow, London; Hongkong;<br />

Indien: Bombay, New Delhi; Iran: Teheran;<br />

Israel: Caesarea, Haifa, Jerusalem, Nathania,<br />

Tel Aviv; Italien: Catania, Nervi, Reggio<br />

Emilia, Rom, Spoleto, Turin, Verona; Japan:<br />

Fukuoka, Hiroshima, Kōbe, Kyōto, Nagoya,<br />

Osaka, Tokio; Kanada: Ottawa, Toronto,<br />

215


Vancouver; Luxemburg: Luxemburg; Mexiko:<br />

Guanajuato, Mexiko-Stadt; Monaco: Monte<br />

Carlo; Niederl<strong>and</strong>e: Amsterdam, Den Haag,<br />

Rotterdam; Österreich: Salzburg, Wien;<br />

Polen: Warschau; Schweiz: Basel, Lausanne,<br />

Winterthur, Zürich; Spanien: Barcelona,<br />

Madrid; Taiwan: Kaohsiung, Taipeh;<br />

Tschechoslowakei: Prag; Ungarn: Budapest;<br />

UdSSR: Leningrad, Moskau; Uruguay:<br />

Montevideo; USA: Artpark, Baltimore,<br />

Berkeley, Bloomington, Boston, Chicago,<br />

Detroit, Holmdale, Lafayette, Lansing, Los<br />

Angeles, Minnesota, New York, Philadelphia,<br />

Sacramento, San Antonio, San Diego, San<br />

Francisco, St. Louis, Washington D.C., West<br />

Palm Beach; Venezuela: Caracas<br />

Sologastauftritte u. a. am Théâtre des<br />

Champs-Elysées Paris, Théâtre de la Ville<br />

Paris, der Mailänder Scala, Theater Basel,<br />

Teatro Regio Turin, London Coliseum, Eliot<br />

Feld Ballet New York, Wiener Staatsoper,<br />

Theater an der Wien und bei der Stars of<br />

World Ballet Tour Australien (Adelaide,<br />

Brisbane, Melbourne, Perth, Sydney)<br />

Zusammenarbeit u. a. mit den Choreografen<br />

John Cranko, John Taras, Kenneth MacMillan,<br />

Peter Wright, Glen Tetley, Jiří Kylián, John<br />

Neumeier, Heinz Spoerli, Uwe Scholz, Eliot<br />

Feld, Hans van Manen, Maurice Béjart,<br />

William Forsythe, Marcia Haydée, Norbert<br />

Vesak, Patrice Montagnon, Renato Zanella,<br />

Vittorio Biagi, Jean-Luc Leguay, Pierre Wyss,<br />

David Bintley<br />

22. Juli 1995<br />

Im Rahmen von Birgit Keils Abschiedsgala<br />

Ein Abend für Birgit Keil mit dem Stuttgarter<br />

Ballett Bekanntgabe der Gründung der Tanzstiftung<br />

Birgit Keil zur Förderung des tänzerischen<br />

und choreografischen Nachwuchses;<br />

Übernahme des Vorsitzes des Künstlerischen<br />

Beirates der Tanzstiftung Birgit Keil<br />

10. Mai 1996<br />

Beendigung der Bühnenlaufbahn mit seiner<br />

letzten Vorstellung beim Stuttgarter Ballett<br />

als Mortimer in David Bintleys Edward II.<br />

Seit 1998<br />

Tätigkeit als Dozent und Jurymitglied beim<br />

Seminário Internacional de Dança de Brasília,<br />

Brasilien<br />

1999<br />

Ernennung zum Professor an der Akademie<br />

des Tanzes Mannheim, Lehrtätigkeit dort bis<br />

2019<br />

2003–2019<br />

Stellvertretender Direktor des Balletts am<br />

Badischen Staatstheater Karlsruhe; Tätigkeit<br />

als Kostümbildner<br />

2012<br />

Das Ballett des Badischen Staatstheaters<br />

Karlsruhe wird zum Badischen Staatsballett<br />

Karlsruhe<br />

Seit 2012<br />

Jurymitglied bei der Eva Evdokimova Educational<br />

Ballet Competition Tokio, Japan<br />

2017<br />

Prix Hélène<br />

20. Juli 2019<br />

Ernennung zum Ehrenmitglied des Badischen<br />

Staatstheaters Karlsruhe im Rahmen der Abschiedsgala<br />

des Staatsballetts Karlsruhe<br />

8. bis 9. August 2019<br />

Galavorstellung »In Honor of Birgit Keil <strong>and</strong><br />

<strong>Vladimir</strong> <strong>Klos</strong>« der Eva Evdokimova Memorial<br />

Educational Ballet Competition Tokio, Japan<br />

2021<br />

Stiftung des Birgit-Keil-Preises gemeinsam<br />

mit Birgit Keil<br />

216


Rollenverzeichnis Film<br />

1964<br />

Starci Na Chmelu (Hopfenpflücker); Karel;<br />

Regie: Ladislav Rychman<br />

1965<br />

Strakatí Andelé (Die buntscheckigen Engel);<br />

Regie: Pavel Blumenfeld<br />

1967<br />

Když Má Svátek Dominika (Tausche Katze<br />

gegen Bruder); Regie: Ján Valásek<br />

1967<br />

Kočka V Dešti (Katze im Regen);<br />

Regie: Moris Issa<br />

1967<br />

Král A Žena (König und Frau); Page;<br />

Regie: Evald Schorm<br />

1968<br />

Donnerwetter! Donnerwetter! Bonifatius<br />

Kiesewetter; Titelrolle unter dem Künstlernamen<br />

Robert Christian; Regie Helmut Weiss<br />

1964–1968<br />

Diverse Fernsehproduktionen in der<br />

Tschecho slowakei, in Deutschl<strong>and</strong>,<br />

Österreich und Großbritannien<br />

Rollenverzeichnis Tanz<br />

UA = Uraufführung<br />

EA = Erstaufführung<br />

WA = Wiederaufnahme<br />

Studio Ballett Prag 1965–1968<br />

Sněd‘ (Gangrän); Kreation; Musik: Collage;<br />

Choreografie: Pavel Šmok; Solopartie<br />

Hirošima (Svědomí) (Hiroshima (Gewissen));<br />

Kreation; Musik: Wiliam Bukový;<br />

Choreografie: Luboš Ogoun; Pilot u. a.<br />

Fresky (Fresken); Kreation; Musik: Bohuslav<br />

Martinů; Choreografie: Pavel Šmok;<br />

Solopartie<br />

Jazz-Suite; Kreation; Musik: Karel Krautgartner;<br />

Choreografie: Pavel Šmok; Solopartie<br />

Nedbalky (Negligée); Kreation; Musik: Oskar<br />

Nedbal; Choreografie: Pavel Šmok; Solopartie<br />

Klasická Symfonie (Prokofjews Erste Sinfonie);<br />

Kreation; Musik: Sergej Prokofjew;<br />

Choreografie: Luboš Ogoun; Solopartie<br />

Reflexy (Reflektionen); Kreation; Musik:<br />

Zdeněk Zouhar; Choreografie: Pavel Šmok;<br />

Solopartie<br />

Romeo a Julie (Romeo und Julia); Kreation;<br />

Musik: Peter I. Tschaikowsky;<br />

Choreografie: Luboš Ogoun; Titelrolle<br />

Rossiniána (Rossiniana); Kreation;<br />

Musik: Gioacchino Rossini; Choreografie:<br />

Pavel Šmok; junger Liebhaber<br />

Podivuhodn ý M<strong>and</strong>arin (Der wunderbare<br />

M<strong>and</strong>arin); Kreation; Musik: Béla Bartók;<br />

Choreografie: Luboš Ogoun; jüngerer Freier<br />

Koproduktionen des Studio<br />

Ballett Prag im Ausl<strong>and</strong><br />

1965<br />

Wie man was wird im Leben ohne sich<br />

anzustrengen; Kreation; Musik: Frank<br />

Loesser; Choreografie: Dale Moreda;<br />

Theater an der Wien<br />

1967<br />

Charleys Tante; Kreation; Musik: Ralph Maria<br />

Siegel; Choreografie: Gene Reed; Deutsches<br />

Theater München<br />

1968<br />

Orfeo ed Euridice; Kreation; Musik: Christoph<br />

Willibald Gluck; Choreografie: Luboš Ogoun;<br />

Solopartie; Opern-Fernsehproduktion des<br />

BR, ORF und ZDF<br />

Stuttgarter Ballett<br />

2. Januar 1969<br />

Schwanensee (1. Fassung 1963); Musik: Peter<br />

I. Tschaikowsky; Choreografie: John Cranko;<br />

Corps de Ballet<br />

26. Januar 1969<br />

Onegin; Musik: Peter I. Tschaikowsky;<br />

Choreografie: John Cranko; Corps de Ballet<br />

30. Januar 1969<br />

Giselle; Musik: Adolphe Adam;<br />

Choreografie: Peter Wright; Pas de six<br />

1. Februar 1969<br />

Romeo und Julia; Musik: Sergej Prokofjew;<br />

Choreografie: John Cranko; Corps de Ballet<br />

217


Unvergessliche Ballette,<br />

große Bühnenmomente<br />

<strong>Vladimir</strong> <strong>Klos</strong> ist gerade 22 Jahre alt, als er 1968 nach der gewaltsamen<br />

Niederschlagung des Prager Frühlings aus seinem L<strong>and</strong><br />

fliehen muss. Doch das junge tänzerische Ausnahmetalent findet<br />

im Westen eine neue künstlerische Heimat. Der Choreo graf John<br />

Cranko, Schöpfer des »Stutt garter Ballett wunders«, engagiert ihn<br />

noch im selben Jahr.<br />

<strong>Klos</strong> steigt schnell zum Ersten Solisten auf und trägt selbst maßgeblich<br />

zum Wunder dieser legendären Compagnie bei. Große<br />

Choreografen wie John Neumeier, Uwe Scholz und Jiří Kylián<br />

kreieren Rollen für ihn. Vor allem seine Bühnen partnerschaft mit<br />

Birgit Keil bringt beiden Künstlern internationale An erkennung.<br />

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn er schafft <strong>Klos</strong> viele<br />

neue Wunder, indem er als Päda goge und Vize­ Ballettdirektor<br />

jungen Tänzerinnen und Tänzern dabei hilft, ihre Begabung voll<br />

zu entfalten.<br />

In der reich bebilderten Autobiografie mit vielen erstmals veröffentlichten<br />

Fotos wird eine der schönsten, bedeutend sten Epochen des<br />

Balletts wieder lebendig und ein Stück Zeitgeschichte erzählt. Doch<br />

die Erin nerungen von <strong>Vladimir</strong> <strong>Klos</strong> sind nicht nur geprägt von<br />

den großen und un ver gesslichen Bühnen momenten, sondern auch<br />

von Verlust, Krankheit und Verletzungen – und offen baren genau<br />

in dieser Ambi valenz eine große Stärke.<br />

ISBN 978-3-89487-834-4<br />

www.henschel-verlag.de

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