Kunstblitz_Juli-September_2021
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Magazin für Kunst und Kultur
DER KUNSTBLITZ
kostenlos
Juli - September|2021
www.kunstblitz.de
14 Xenia Hausner
28 James Ensor
OBERES BELVEDERE, WIEN GUSTAV KLIMT
06 Italien Sehnsucht
Surrealismus
in Deutschland?
Kunst von 1919-49
3. Juli bis 10. Oktober 2021
Panorama Museum Bad Frankenhausen
www.panorama-museum.de, Di bis So 10 - 17 Uhr
Edgar Ende: Das fliegende Schiff, 1933, Landesmuseum Oldenburg
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
UNTER UNS
KEINE ANGST VOR ALIENS! SIE SIND EIN SEGEN FÜR
DEN KUNSTMARKT!
Liebe Leser*innen,
haben Sie auch mit Spannung den geheimen Bericht
über UFOs aus den USA erwartet? Ich auf jeden Fall!
Obwohl, als persönlicher Zeuge einer UFO-Sichtung
glaube ich schon längst, dass wir seit Jahrzehnten Besuch
aus dem All bekommen. Mein Pech damals war,
dass ich kein Smartphone, keine Video- oder Polaroidkamera
dabei hatte und noch dazu auch nur 11 Jahre
alt war. Nach meinem ersten Versuch, das Ereignis
meinen Eltern zu erzählen, wurde mir sofort klar, dass
sie mich als Kind nicht wirklich ernst nehmen konnten.
Deswegen entschied ich mich dafür, mein Geheimnis
für mich zu behalten und ich ließ die Erwachsenen
glauben, dass ich ein fantasievoller Junge sei, der gerne
Aufmerksamkeit möchte und deswegen Geschichten
über UFOs erfindet.
Viele Jahrzehnte später sammelten sich tausende von
Meldungen aus der ganzen Welt über unerklärliche
Sichtungen von fliegenden Objekten, die sich lautlos
bewegen und extreme Geschwindigkeiten in weniger
als einer Sekunde erreichen können. Der kleine Junge
von damals ist jetzt ein erwachsener Mann und freut
sich über andere Zeitzeugen, die wie er diese wunderbare
und außergewöhnliche Erfahrung gemacht haben.
Fünf oder zehn Millionen Jahre…
Für das Universum einfach nur „Peanuts“
Es ist absolut unlogisch zu glauben, dass wir die einzige
intelligente Form des Lebens in einem unendlichen
Universum sind. Stellen Sie sich vor wie es wäre, wenn,
fünf oder zehn Millionen Jahre bevor die ersten Bakterien
die Erde bevölkerten, auf anderen Planeten ähnliche
intelligente Formen des Lebens ihre Geburt schon
gefeiert hätten… Was glauben Sie, wie weit ihre Technologie
heute wäre? Haben Sie die passende Antwort
gefunden? Denken Sie einfach, wie weit sich unsere
Technologie in den letzten 100 Jahren entwickelt hat.
„Es sind fliegende Waffen der Russen oder
Chinesen“… Dann wären wir längst alle verloren!
Sichtungen von UFOs gab es schon seit den vierziger
Jahren und manche sind sogar noch älter datiert. Damals
konnten alle Militärmächte der Welt von so einer
Technologie nur träumen und heute versuchen wir diesen
Traum zu realisieren, aber es fehlt zum Glück noch
eine Menge. Lassen wir den Unsinn!
Und was wollen die Aliens von uns?
Reisen ins All kosten Geld! Elon Musk möchte touristische
Reisen auf den Mond oder Mars organisieren. Es
ist ein logisches Denken, um neue Unternehmungen zu
gründen. Wer zuerst den Anfang macht, verdient das
dicke Geld! Für Aliens sind solche Reisen schon längst
Wirklichkeit. Wer weiß, wie viele Planeten in ihrem
Katalog als Ziele schon angeboten werden?! Ich kann
alle, die Angst vor UFOs haben beruhigen… Gold, Platin,
Uran, Öl oder andere Derivate interessieren die Aliens
nicht. Wenn sie solche Ressourcen brauchen, finden
sie sie auf Millionen von anderen Planeten (die keine
Bewohner haben, wo sie sich damit ohne Krieg, Invasionen
oder Stress reichlich versorgen können).
Das Leben, in all seinen Variationen fasziniert und
macht neugierig!
Kunst wird sie begeistern!
Wenn wir verstanden haben, dass sie unsere Ressourcen
nicht brauchen, was könnte sie also begeistern?
Sehr wahrscheinlich unsere Kreativität: die Kunst (und
damit meine ich in erster Linie Musik und bildende
Kunst), das Kunsthandwerk! Videokunst ist für sie sehr
wahrscheinlich zu primitiv, außerdem besitzen sie solche
uralten Geräte nicht mehr.
Wenn wir unsere Kampfflugzeuge nicht immer hinterherschickten,
hätten wir vielleicht schon längst Aliens,
die unsere Kunstmessen, Kunstgalerien und Museen
regelmäßig besuchen kämen. Neue Märkte braucht
das Land!
Wenn sie, wie wir, die gute italienische Küche genießen
wollten, wäre es auch ein Segen für die Gastronomie,
die unter der Corona-Pandemie sehr gelitten hat.
Import-Export würde extrem florieren!
Zahlreiche unternehmerische neue Ideen wären die
Folge. Einseitigerweise haben sie schon angefangen
Geld zu verdienen...Ihre Reiseagenturen boomen! Sie
verbringen ihre Urlaubs- und Studienreisen bei uns
und wer weiß wo sonst noch.
„Die Entfernungen sind zu groß...“ Was wir nicht
können, können die anderen auch nicht?!
Die naivste Argumentation, die ich bis jetzt gehört
habe ist: Eine Reise durch Galaxien dauerte viel zu
lange, wäre also unmöglich! Wir messen, was möglich
oder unmöglich ist, nur mit unseren bekannten
Erfahrungen. Wir sind der Maßstab für alles… Absoluter
Schwachsinn! Der Mensch im Mittelalter fand
Fernsehen unmöglich. Der Mensch im achtzehnten
Jahrhundert glaubte auch nicht an Faxgeräte, Smartphones
und Videokonferenzen. Das alles war damals
auch unmöglich!
Bleiben Sie gesund, kaufen und genießen Sie die Kunst
der zeitgenössischen Künstler auf der Erde, bevor sie
ihre Werke ins Universum exportieren werden! ;-)
Patrizio Medagli
3
DER KUNSTBLITZ | INHALT
6 MUSEUM AUGUST MACKE HAUS
14 ALBERTINA – BASTEIHALLE
22 WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM &
FONDATION CORBOUD
28 KUNSTHALLE MANNHEIM
34 WILHELM-FABRY-MUSEUM
XENIA HAUSNER
Pure Cool, 2016
Acryl und Öl auf Dibond
Dr. Dorothee Ritz © Bildrecht, Wien, 2021
IMPRESSUM Herausgeber und Eigentümer: Patrizio Medagli Verantwortlich
für den redaktionellen Inhalt: Patrizio Medagli Redaktion:
Harald Klee, Patrizio Medagli, Helga Wicher, Giuliana Medagli,
Bernd Goymann. Redaktion Postadresse: Vohwinkeler Str. 154, 42329
Wuppertal (Germany) Telefon 0202 738217, info@derkunstblitz.com,
www.derkunstblitz.de Redaktion Frankfurt, Postadresse: Am Sandhügel
30, 63150 Heusenstamm. Verlag: Weinheimer Verlags-GmbH
Konzeption/Layout: Eduardo Rahmani, Gertenbachstraße 20, 42899
Remscheid, Tel: 02191 5658298, Fax: 02191 54598, info@ bvg-menzel.de,
www.bvg-menzel.de Bildmaterial: Museum August Macke
Haus, Albertina-Basteihalle, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation
Corboud, Kunsthalle Mannheim, Wilhelm-Fabry-Museum, Neue Nationalgalerie,
Martin Pöll, Oberes Belvedere Wien, Panorama Museum,
Titelseite/Quelle: Oberes Belvedere Wien, Albertina-Basteihalle,
Kunsthalle Mannheim, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine
Gewähr übernommen. Der Nachdruck ist – auch auszugsweise – nur
mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen oder Initialen gezeichnete
Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die
der Edition ARTistica wieder
40 NEUE NATIONALGALERIE
46 PORTRÄT MARTIN PÖLL
48 OBERES BELVEDERE – WIEN
54 PANORAMA MUSEUM
62 NOTIZEN
4
SOMMER | 2021
CHARLES WILP
Into Space
13. Juni bis
26. September 2021
Charles Wilp © Ingrid Freifrau von Droste zu Hülshoff Wilp
Öffnungszeiten:
Di / Mi / Fr: 15 Uhr - 17 Uhr
Do: 15 Uhr - 20 Uhr
Sa: 14 Uhr -17 Uhr
So / Feiertage: 11 Uhr - 17 Uhr
Wilhelm-Fabry-Museum
Benrather Straße 32a
40721 Hilden
www.wilhelm-fabry-museum.de
Club Hilden-Haan
5
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM AUGUST MACKE HAUS
AUF DEN SPUREN DEUTSCHSPRACHIGER KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER 1905-1933
bis 19.09.2021
6
SOMMER | 2021
ITALIENSEHNSUCHT!
WASSILY KANDINSKY
Rapallo – Boot im Meer, 1906. Öl auf Karton, 23,9 x 33 cm. Franz Marc Museum, Kochel, Dauerleihgabe, erworben durch Ernst von Siemens
Kunststiftung, Kulturstiftung der Länder, Stiftung Etta und Otto Stangl. © Foto: Collecto: www.collecto.art
7
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM AUGUST MACKE HAUS
MAX PECHSTEIN
Monterosso al Mare, 1924
Öl auf Leinwand, 85 x 100 cm
Privatsammlung; © Foto: Dieter Otte
Italien – spätestens seit Goethes Reise
(1786–88) Sehnsuchtsziel und Inbegriff
eines paradiesischen Arkadiens
für „Nordländer“! Allein die Fülle der
Kunstwerke in den Kirchen, Palazzi
und Museen zog Bildungsreisende, aber
auch Künstlerinnen und Künstler aus der
ganzen Welt an. Daneben lockten die südliche
Sonne, die mediterrane Landschaft, das
gute Leben. Auch wenn Paris zu Beginn des
20. Jahrhunderts zur Kunstmetropole Europas
avancierte, blieb Italien für die junge
Künstlergeneration ein begehrtes Reiseziel
– zumal, wenn dies mit einem Stipendium
in den deutschen Künstlerhäusern, der Villa
Romana in Florenz oder der Villa Massimo
in Rom verbunden war. Beide Einrichtungen
formierten sich 1905 bzw. 1910 – in
8
SOMMER | 2021
ADOLF ERBSLÖH
Am Meer bei Positano, 1923
Öl auf Leinwand 48,2 x 37,2 cm
Privatsammlung, Foto: Privatarchiv
ALEXANDER KANOLDT
Ansicht von Subiaco, 1924
Öl auf Leinwand 100 x 60,5 cm
Museum der bildenden Künste Leipzig
© Foto: Ursula Gerstenberger
der Hochzeit des Expressionismus. So kamen
etwa Karl Schmidt-Rottluff, Helmuth
Macke oder Max Peiffer Watenphul als Stipendiaten
nach Rom. In der von Max Klinger
erworbenen Villa Romana arbeiteten u.
a. Ernst Barlach, Max Beckmann, Dora Hitz
oder Hans Purrmann.
August Macke, Erich Heckel, Max Pechstein
und Walter Ophey erkundeten vor Ausbruch
des Ersten Weltkriegs auf eigene
Faust Italien. Wassily Kandinsky und Gabriele
Münter verbrachten kostbare Monate
der Zweisamkeit an der ligurischen Küste.
Weitere Künstlerpaare, wie Gertrud Alber-
Eberz und Josef Eberz oder Maria Caspar-
Filser und Karl Caspar entdeckten gemeinsam
die italienische Landschaft rund
um Florenz, an der Amalfi-Küste oder in
9
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM AUGUST MACKE HAUS
AUGUST MACKE
Venedig, 1905. Öl auf Leinwand 38 x 51 cm LWL Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Westfälisches
Landesmuseum, Münster/ Leihgabe aus Privatbesitz. © Foto: LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches
Landesmuseum, Münster/ Hanna Neander
Umbrien. In Positano entstand in den frühen
zwanziger Jahren eine quirlige Künstlerkolonie,
in der sich u. a. Anita Rée, Carlo Mense
oder Richard Seewald niederließen. Adolf
Erbslöh malte dort heroisch-pathetische
Landschaften – vergleichbar mit den monumentalen
Kompositionen seines Freundes
Alexander Kanoldt. Für Werner Gilles, Hans
Kuhn oder Eduard Bargheer wurde Italien
zur zweiten Heimat.
Erstmals widmet sich eine Ausstellung den
Italienreisen der deutschen Künstlerinnen
und Künstler zwischen 1905 und 1933: Expressionistische
Dramatik und neusachliche
Kühle – beide Temperaturlagen finden sich
in der Auseinandersetzung mit dem Land,
seinen Städten und Orten, seinen Leuten,
seiner Landschaft und seinen Legenden.
Die Ausstellung mit ca. 100 Gemälden, Papierarbeiten,
Fotografien und Skulpturen
10
SOMMER | 2021
ADOLF ERBSLÖH
Positano, um 1923. Öl auf Leinwand 94,5 x 131 cm
Dauerleihgabe im Von-der-Heydt-Museum Wuppertal
© Foto: Privatarchiv
von 30 Künstlerinnen und Künstlern zwischen
1905 und 1933 macht die große Bedeutung
Italiens für die deutsche Avantgarde
eindrucksvoll sichtbar.
Die von Martina Padberg kuratierte Ausstellung
ist eine Kooperation mit dem Museum
im Kulturspeicher Würzburg und den Kunstsammlungen
Zwickau – Max Pechstein Museum.
Weder in Würzburg noch in Zwickau
konnte die Schau pandemiebedingt bisher
öffentlich gezeigt werden. Nun setzen wir
alle Hoffnungen darauf, dies endlich in
Bonn ermöglichen zu können!
»Italiensehnsucht« hat durch Corona einen
neuen, schmerzlichen Beiklang bekommen
und ist Titel einer Ausstellung, in der
durch expressionistische Farben, malerische
Städte und Landschaften Italiens sowie die
südländische Sonne dieses Gefühl geweckt
wird. An vorherigen Stationen in Würzburg
11
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM AUGUST MACKE HAUS
KARL SCHMIDT-ROTTLUFF
Monte Palatino, 1930. Öl auf Leinwand 98,5 x 112 cm
Brücke-Museum, Berlin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff-Stiftung
Foto: Nick Ash
und Zwickau sowie digital und im Ausstellungskatalog
waren die Werke bisher erlebbar.
„Nun kann das Publikum in Bonn die
Arbeiten im Museum August Macke Haus
betrachten und auf diesem Weg das Dolce
Vita-Gefühl und die Wichtigkeit der Italienreisen
von Künstlerinnen und Künstlern
im beginnenden 20. Jahrhundert erfahren“,
freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär
der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Museum August
Macke Haus
Hochstadenring 36
53119 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 655 531
www.august-macke-haus.de
12
SOMMER | 2021
BILDER RAHMEN – BERATUNG ONLINE!
Unabhängig von Zeit und Ort können sie im Atelier
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13
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA
ALBERTINA -
Basteihalle
XENIA
HAUSNER
Bis 8. August 2021
„TRUE LIES“
14
SOMMER | 2021
XENIA HAUSNER
Paris Bar, 2001
Acryl auf Hartfaser
Sammlung Droege © Bildrecht, Wien, 2021
15
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA
In einer umfassenden Retrospektive
zeigt die ALBERTINA Xenia Hausner –
eine der wichtigsten österreichischen
Malerinnen unserer Zeit. Die sichtbar
gemachte Fiktion spielt im Œuvre der 1951
geborenen Künstlerin eine entscheidende
Rolle. True Lies verweist auf die Bedeutung
der Inszenierung als Gestaltungs- und Kompositionsprinzip
im Schaffen Xenia Hausners.
Für ihre großformatigen Gemälde konstruiert
die Künstlerin vorab aufwendige
räumliche Settings in ihrem Atelier: Installationen,
die sie als Vorlage für ihre
Bilder zunächst fotografiert. Zerschnittene
Autos oder Zugabteile aus Karton werden
XENIA HAUSNER
Kopfschuss, 2002-2004
Acryl auf Hartfaser
Schlossberghotel – Das Kunsthotel © Studio Xenia
Hausner | Bildrecht, Wien, 2021, Foto Stefan Liewehr
XENIA HAUSNER
Gone, 2020
Öl auf Papier auf Dibond
Courtesy of Xenia Hausner © Studio Xenia Hausner |
Bildrecht, Wien, 2021, Foto Stefan Liewehr
zur Bühne für die Figuren, die Hausner wie
Schauspieler zu einem lebenden Bild arrangiert.
Malerei und Fotografie sind im Entstehungsprozess
eng verschränkt und treten in
ein dialektisches Verhältnis: die farbstarke
und flächige Malerei „widerspricht“ gewissermaßen
dem zuvor entstandenen Foto.
Das malerische Prozedere wiederum ist bei
Hausner durch filmische und fotografische
Methoden geprägt. Die Wahl des Ausschnitts,
das Fragmentarische, die Montage,
die durch die Farbe gesteuerte Lichtregie –
all dies trägt zum intensiv atmosphärischen
Charakter der Bilder bei. Die von Xenia
Hausner erschaffenen Szenarien bleiben
16
SOMMER | 2021
rätselhaft und irritierend. Wie Bruchstücke
einer Geschichte, vergleichbar mit Filmstills,
denen der Plot abhandengekommen ist,
entziehen sie sich einer eindeutigen Lesart.
Während die Kunstgeschichte über Jahrhunderte
vom männlichen Blick geprägt ist,
verortet Xenia Hausner ihre Inszenierungen
in einer von Frauen dominierten Gegenwelt:
Die Themen und Geschichten Hausners werden
vorrangig von Frauen verkörpert, die
alle Rollen einnehmen und so stellvertretend
für alle Genderzugehörigkeiten agieren.
Den männlichen stereotypen Blickachsen,
stellt sie starke, widersprüchliche und
komplexe Frauenfiguren gegenüber. Xenia
Hausners Frauenbilder spiegeln eine diffe-
XENIA HAUSNER
Crime Map, 2010
Öl auf Dibond
Privatsammlung, Schweiz, © Bildrecht, Wien, 2021
renzierte weibliche Befindlichkeit wider.
Meist in Überlebensgröße, in einer unverwechselbaren,
intensiven Farbpalette mit
breitem Pinsel, werden die plastisch herausmodellierten
Figuren zu Stellvertretern
allgemein gültiger Situationen und existenzieller
Lebensfragen.
XENIA HAUSNER
Adler und Engel, 2005
Acryl auf Hartfaser und Karton
ALBERTINA, Wien – Sammlung Batliner © Bildrecht,
Wien, 2021
EXILES
Die Flüchtlingsbewegung 2015 gab den
Anlass für den Zyklus Exiles, Vertriebene.
Allerdings ist keine bestimmte Flucht
gemeint. Die Personen gleichen nicht den
Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak jenes
Septembers. Die Gestalten, die sich hier an
17
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA
XENIA HAUSNER
Ken Park, 2016
Acryl und Öl auf Dibond
Courtesy of Xenia Hausner © Bildrecht, Wien, 2021
den geöffneten Fenstern drängen, könnten
auch wir selbst sein. Der Mensch als entwurzelter
Nomade: ein ewiger Wanderer auf
der Flucht vor der Welt, vor sich selbst.
PARIS BAR
Im schwachen Schein des Leuchtkastens
liegt ein Paar: Die nackte Frau ist stellenweise
mit gemusterten Tüchern, mit zerknitterten
Papierbögen drapiert. Ob die zweite
Person eine Frau oder ein Mann ist, bleibt
ungewiss. Die Situation ist ebenso ambivalent
wie im Gemälde Unter Strom. Für diese
Szene hat sich Xenia Hausner den Neonschriftzug
des bekannten Berliner Restaurants
und Szenelokals Paris Bar ausgeborgt,
das dem Werk auch seinen Titel gibt.
AMOUR FOU | PUPPEN KÖRPER AUTOMATEN
Xenia Hausner zitiert immer wieder Arbeiten
anderer Künstler. In Rosemaries
Baby ist es neben Jeff Koons’ Basketball die
gepunktete Wand im Hintergrund, angeregt
von Damien Hirsts „Spot Paintings“. In
Amour Fou korrespondiert die verschlungene
Bewegung einer Arbeit von Frank Stella
mit der Art und Weise, wie die beiden Figuren
im Vordergrund ineinander verstrickt
sind. In Puppen Körper Automaten wird die
dritte Person im Bild durch eine Skulptur
18
SOMMER | 2021
demonstriert zugleich ein Machtverhältnis,
ein Herrschen und Beherrschtwerden.
XENIA HAUSNER
Puppen Körper Automaten, 2002/2005
Acryl auf Hartfaser
Privatbesitz © Studio Xenia Hausner | Bildrecht, Wien,
2021, Foto Stefan Liewehr
KOPFSCHUSS
Es ist ein verstörender Augenblick, in dem
wir die Künstlerin hier überraschen: Vor
einer quietschbunten Wand sitzt sie alleine
an einem Tisch. Während Maria Lassnig
einige Jahre später in Du oder ich eine Pistole
auf den eigenen Kopf, eine zweite auf
den Betrachter richtet, ist Xenia Hausners
Kopfschuss von Resignation geprägt. Mit
dem Finger am Abzug, dem Revolver an der
Schläfe, schaut sie mit leerem Blick an uns
vorbei: als hätte sie nur noch nicht die Kraft
gefunden abzudrücken.
von Richard Tuttle verkörpert, während im
Hintergrund eine dreifarbige Arbeit von Imi
Knoebel das Zusammenspiel der drei Figuren
sowie den Werktitel mit der Aneinanderreihung
der drei Begriffe aufgreift.
ADLER UND ENGEL
Xenia Hausner setzt ihre Figuren zueinander
in Beziehung. Doch um welche Art
von Beziehung es sich handelt, lässt die
Künstlerin zumeist offen. Ist es eine harmonische
oder eine toxische Beziehung?
Dominiert eine Person die andere? Wer ist
der Adler und wer der Engel? Die Geste der
Umarmung ist eine der Zuwendung und
XENIA HAUSNER
Vor dem Leben, 2015
Öl auf Papier auf Hartfaser
The Bennett Collection of Women Realists © Bildrecht,
Wien, 2021
19
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA
XENIA HAUSNER
Pure Cool, 2016
Acryl und Öl auf Dibond
Dr. Dorothee Ritz © Bildrecht, Wien, 2021
CRIME MAP
Crime Map, „Verbrechenskarte“, bezeichnet
in der Kriminologie eine Informationsgrafik
zur Darstellung und Analyse von
Verbrechensmustern. Der Titel lässt somit
vermuten, dass die Szene den Ort eines Verbrechens
zeigt. Drei Frauenkörper liegen auf
dem gefliesten Boden. Der Bildausschnitt
ist so knapp gewählt, dass wir nicht sagen
können, ob es noch weitere Opfer gibt.
Auch sonst lässt nichts auf den Tathergang
schließen: kein Blut, keine Verletzung, keine
Tatwaffe. Im Grunde ist nicht einmal gewiss,
ob es sich um einen Tatort handelt: ein Beispiel,
wie Xenia Hausner den Assoziationsraum
eines Bildes durch seinen Titel öffnet.
KEN PARK
Mit Ken Park bezieht sich die Künstlerin
auf den gleichnamigen Spielfilm aus dem
Jahr 2002: ein Coming-of-Age-Drama, das
von Pubertierenden in einer kalifornischen
Kleinstadt handelt. Die drei Figuren sind
bei Xenia Hausner eher Studierende, die
sich zum Reden und Musikhören zusammengefunden
haben. Der Titel lässt ahnen,
dass auch sie mit mehr Problemen zu
kämpfen haben, als es den Anschein hat.
EINBLICK IN DIE AUSSTELLUNGSHALLE
Foto © Robert Bodnar
20
SOMMER | 2021
ZITATE XENIA HAUSNER
„Es gibt eine Sehnsucht nach Eindeutigkeit,
nach Gewissheit, an der man sich orientieren
kann. Das nennt man dann Wahrheit. Wir leben
alle mit unseren jeweiligen Annahmen der
Wirklichkeit. ‚True lies‘, also ‚wahre Lügen‘, lügen
mit Bedacht. Jedes gelungene Kunstwerk
lügt die Wahrheit herbei. Die gemalte, komponierte
Besonderheit ist die Lüge, die die Wahrheit
beschwört. Über die Fiktion der Kunst lernen
wir die Welt besser verstehen. Darum geht
es in meiner Kunst, in jeder Kunst! Ich male
erfundene Geschichten, die der Betrachter mit
seinem eigenen Leben zur Deckung bringen
kann.“
„Ich will nicht, dass zu Beginn meiner Arbeit
an einem Bild schon alles feststeht, es muss
anfangs etwas Ungelöstes mitschwingen, das
ich herausfinden kann. Das ist das Spannende.
Das Bild nimmt oft eine überraschende Wendung,
auf die ich mich dann einlassen muss.“
„Letztlich ist alles, woran ich arbeite, ambivalent
und fragmentarisch. Ich möchte gar
nicht alles ans Licht holen und verstehen. Die
Dinge im Halbdunkel zu belassen ist völlig ausreichend.
Meine Bilder haben keine eindeutige
Botschaft, das Leben ist ja nicht schwarz-weiß.
Betrachter lesen das Bild mit ihrem eigenen
Fundus an Lebenserfahrungen.“
„Ich gebe keine Gebrauchsanweisungen oder
Leseanleitungen. Im Gegenteil. Eindeutige Lesarten
sind langweilig. Das Leben ist ein Fragezeichen.
Kunst muss geheimnisvoll, unangepasst
und irrational sein.“
„Mein Kosmos ist weiblich. Frauen sind Drehund
Angelpunkt in meiner Arbeit, in den Bildern
agieren sie stellvertretend für alle Genderzugehörigkeiten.
Ich arbeite alle Menschheitsthemen
in weiblicher Besetzung ab.“
„Meine Figuren sind keine Pin-up-Schönheiten,
eher ausgeprägte Persönlichkeiten. Sie agieren
aus einer Position der Stärke. Bei mir sind sie
selbstbewusst und sehnsüchtig zugleich. Mit ihrem
indiskreten Blick sind sie in einer Zwiesprache
mit mir und natürlich auch mit jenen, die sie
betrachten.“
„Ich bin nicht tagesaktuell, aber seismografisch,
und reflektiere meine Zeit. Ich hänge mich
nicht an den Abendnachrichten auf, lebe aber
sehr bewusst in unserer heutigen Welt.“
Albertina
Albertinaplatz 1
1010 Wien
www.albertina.at
21
DER KUNSTBLITZ | WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM & FONDATION CORBOUD
PAUL SIGNAC, Konstantinopel: Yeni Djami, 1909, Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation
Corboud, Dauerleihgabe Stiftung Kunst im Landesbesitz (NRW)
Sommer im Hafen von Istanbul.
Unter vollen Segeln schieben sich
Schiffe links und rechts aus dem
Sichtfeld des Betrachters. Wie ein
aufgehender Vorhang geben sie den Blick
frei auf die einmalige Skyline aus Kuppeln,
Türmen und Minaretten. Mit einem einmaligen
Farbgefühl und tausenden Pinseltupfern
zauberte Paul Signac diese Szenerie im
Jahre 1909 auf die Leinwand. Damals hieß
die Stadt noch Konstantinopel und war die
bedeutendste Metropole des Osmanischen
Reiches. Vom 16.4. – 22.8.2021 steht dieses
pointilistische Meisterwerk mit dem Titel
22
SOMMER | 2021
Bon Voyage,
Signac!
Bis 22.8.2021
Eine impressionistische Reise durch die eigene Sammlung
GUSTAVE CAILLEBOTTE, Garten in Trouville, um 1882, Öl auf Leinwand,
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
23
DER KUNSTBLITZ | WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM & FONDATION CORBOUD
VINCENT VAN GOGH, Die Zugbrücke, 1888, Öl auf Leinwand,
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln,
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
Konstantinopel: Yeni Djami im Mittelpunkt
der Sonderschau „Bon Voyage, Signac!“.
Mit dieser impressionistischen Reise begrüßt
das Wallraf Signacs Hafenansicht als
Dauerleihgabe der Stiftung Kunst im Landesbesitz
(NRW) in seiner Sammlung. Umfänglich
restauriert wird dieses wunderbare
Spätwerk erstmals seit 1963 wieder öffentlich
zu sehen sein.
„Bon Voyage, Signac!“ startet in Paris
und führt über die Normandie und
Bretagne durch die Provence bis zur Côte
d’Azur, um nach Stippvisiten auf Korsika
und in Venedig schließlich am Bosporus in
Konstantinopel (heute Istanbul) zu enden.
Neun hochkarätige Signac-Leihgaben und
rund siebzig sammlungseigene Gemälde
von Künstlern wie Monet, Renoir, Caillebotte,
Gauguin, Cézanne, van Gogh und
Matisse nehmen die Besucher mit auf die
impressionistische Bilderreise. Die Gemälde,
die Signac und seine Mitstreiter damals im
24
SOMMER | 2021
Frankreichs, das mit seinen vielen reizvollen
Ansichten zahlreiche Künstler inspirierte.
Paris ist Teil der Provinz Île-de-France,
die mit 12 Millionen Einwohnern das
wirtschaftliche, politische und kulturelle
Zentrum des Landes bildet. Wie die Ausstellung
zeigt, haben sich hier zahlreiche
Künstler gerne inspirieren lassen und das
nicht nur von den Schlössern in Versailles
und Vaux-Ie-Vicomte.
Die Wiege des Impressionismus steht allerdings
in der Normandie. In die Küstenregion
im Norden Frankreichs führt die nächste
Ausstellungsetappe. Künstler wie Boudin,
Caillebotte, Luce und Monet reisten hierher,
um Strände, Häfen, Dörfer und Menschen in
PAUL SIGNAC, Der Pont des Arts, 1912,
Öl auf Leinwand, Museum Folkwang, Essen
Gepäck mit nach Hause brachten, wecken
auch heute noch bei den Betrachtenden –
neben Bewunderung und Kunstgenuss – vor
allem das Fernweh!
Tickets gibt es exklusiv im Onlineshop auf
www.wallraf.museum.
Der malerische Urlaub startet auf dem
Vorplatz der Kathedrale Notre-Dame, einem
der ältesten gotischen Kirchengebäude
PAUL SIGNAC, Marseille - Fischerboote, 1907,
Öl auf Leinwand,
Musée del´ Annonciade, Saint-Tropez
25
DER KUNSTBLITZ | WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM & FONDATION CORBOUD
FERNAND LOYEN DU PUIGAUDEAU, Die Piazzetta in Venedig bei Nacht, o. J.,
Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
schillernden Farben festzuhalten. So wurde
aus dem kleinen Küstenort Trouville in kurzer
Zeit eine frühe Hochburg der Freiluftmalerei.
In die Bretagne zog es viele Maler
aus Paris spätestens nach Eröffnung der
direkten Bahnverbindung im Jahre 1863.
Die außergewöhnlichen Lichtverhältnisse
auf der Halbinsel gepaart mit der Exotik
der Region, ihren keltischen Wurzeln und
fantasievollen Legenden begeisterten Meister
wie Bernard, Gauguin und Signac. Sie
malten die bretonische Landschaft zu allen
Jahreszeiten und setzten dabei auch die
Bevölkerung mit großer Hingabe in Szene.
Später nahmen viele Maler für neue
Inspirationen auch weite Fahrten auf sich.
Die Ausstellung zeigt, wie die Sonne Südfrankreichs
und ihr faszinierendes Licht
nicht nur die Impressionisten anzog, sondern
auch Postimpressionisten wie Cézanne
und van Gogh oder Fauvisten wie Matisse
und van Dongen. Nach Stippvisiten in Monaco,
auf Korsika und in Venedig endet die
Bilderreise schließlich am Bosporus, wo
Paul Signac sein legendäres Werk Konstantinopel:
Yeni Djami malte.
26
SOMMER | 2021
MORISOT, BERTHE Hafen von Nizza, 1881,
Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum &
Fondation Corboud, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM & FON-
DATION CORBOUD
Obenmarspforten (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
www.wallraf.museum
27
DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE MANNHEIM
Das Werk des belgischen Künstlers
James Ensor (1860–1949), der
berühmte „Maler der Masken“, ist
tief in der Geschichte der Kunsthalle
Mannheim verwurzelt. Mit einem Ankauf
1927 und einer Einzelausstellung 1928
wurde der Maler als bedeutender zeitgenössischer
Ausnahmekünstler gewürdigt. Damit
gehörte die Kunsthalle zu einem der ersten
Museen in Deutschland, das den belgischen
Künstler wahrnahm. Nun widmet die
Kunsthalle James Ensor erneut eine große
Ausstellung, in deren Zentrum das Schicksal
eines Bildes steht, das einst zur Sammlung
des Museums gehörte.
Das Gemälde „Der Tod und die Masken“
James Ensor
bis 03.10.21
Die Kunsthalle Mannheim widmet dem belgischen Maler
und Zeichner James Ensor eine Sonderausstellung
JAMES ENSOR Die Intrige, 1890 Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen
© Hugo Maertens, Collection KMSKA - Flemish Community (CC0)
28
SOMMER | 2021
JAMES ENSOR
Das malende Skelett, 1896 Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen; © Hugo Maertens, Collection
KMSKA - Flemish Community (CCO)
wurde 1937 von den Nationalsozialisten
als „entartet“ beschlagnahmt und befindet
sich heute im Musée des Beaux-Arts
Lüttich. Anlässlich der Ausstellung kehrt
es temporär nach Mannheim zurück. „Dass
uns das Museum in Lüttich hierbei unterstützt
hat und wir es nun in Mannheim zeigen
können, ist eine kleine Sensation“, so
Dr. Inge Herold, Kuratorin der Ausstellung:
„So können wir unsere eigene Museums- und
Sammlungsgeschichte und Kunstgeschichte
miteinander verknüpfen“. In den 1950er-
Jahren wurde als Ersatz für das verlorene
Bild das Gemälde „Der tote Hahn“ erworben,
das beispielhaft für Ensors Stillleben steht,
die einen wichtigen Stellenwert in seinem
29
DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE MANNHEIM
JAMES ENSOR
Festnahme der Masken, 1891,
The Phoebus Foundation, Antwerpen
© The Phoebus Foundation, Antwerpen
Schaffen beanspruchen. Als Bild im Bild
taucht es in Ensors zentralem Werk „Das
malende Skelett“ auf. Um diese drei Bilder
gruppieren sich weitere internationale Leihgaben.
Insgesamt zeigt die Kunsthalle über
60 Gemälde, 120 Arbeiten auf Papier sowie
einige Masken aus Ensors Besitz.
SELBSTBILDNIS – TOD – STILLLEBEN – MASKE
Die Ausstellung zeigt in zwei Stockwerken
des Jugendstil-Gebäudes Gemälde und
Grafiken aus dem Motivkreis Selbstbildnis–
Maske–Tod–Stillleben, die diese eng verflochtene
Thematik in Ensors Schaffen wiederspiegeln.
Vorgestellt werden aber auch
Ensors Darstellungen der Landschaft um
seinen Lebensmittelpunkt Ostende, seine
Beschäftigung mit dem Motiv des Liebesgartens,
seine Experimente als Musiker
und Choreograph einer Ballettpantomime,
seine Auseinandersetzung mit christlichen
Themen sowie seine Experimente in
Druckgrafik und Zeichnung.
Während seiner gesamten Laufbahn hat
James Ensor Selbstbildnisse gemalt. Nach
klassischen Selbstporträts an der Staffelei
kam er zu Darstellungen, in denen er die
Identität wechselte oder sich verwandelte.
Seine Selbststilisierung, in der der Aspekt
des verkannten Künstlers zum Tragen
kommt, reicht bis zu Vergöttlichung und
Martyrium. 1887, nach dem Tod seines
Vaters, beginnt Ensor sich verstärkt mit
dem Motivkreis „Tod“ auseinanderzusetzen.
Zentrales Werk ist „Das malende Skelett“,
ein Selbstporträt im Atelier, bei dem
Ensors Kopf durch einen Totenschädel
ersetzt ist: eine kritische Selbstbefragung
und Selbstbehauptung. Die makabre Vision
der eigenen Vergänglichkeit ist gepaart
mit der selbstbewussten Überzeugung des
„Weiterexistierens“ nach dem Tod und sei
es nur als Skelett.
Eine große Rolle in Ensors Werk spielen
Stillleben. Geprägt von der flämisch-niederländischen
Tradition fand er zu einem
individuellen Repertoire, das vom Meer,
der Karnevalstradition Ostendes und den
30
SOMMER | 2021
MALKURSE in Wuppertal
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31
DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE MANNHEIM
UNBEKANNT
Ensor an seinem Harmonium, 1925 Mu.ZEE, Ostende © Mu.ZEE, Ostende;
Foto: Jeanne Creten-Georges
Dingen im elterlichen Souvenirladen bestimmt
war. So bilden die Stillleben einen
Teil seiner skurrilen Lebenswelt ab. Die Todesmotivik
fand anhand von Skelettköpfen
ebenfalls Eingang in diesen Teil seines
Werks. Den Gedanken des Stilllebens im
wörtlichen Sinne als nature morte, als tote
Natur, verkörpert das Gemälde „Der tote
Hahn“ aus dem Besitz der Kunsthalle. Die
Gegenüberstellung von verdorrtem Gemüse
und erntefrischem Obst versinnbildlicht
den Kreislauf von Werden und Vergehen.
Die Idee von der Schönheit der Natur verbindet
sich mit der Mahnung an die Vergänglichkeit
derselben.
Bekannt ist Ensor jedoch vor allem als Maler
der Masken. Die intensive Auseinandersetzung
mit der Thematik wurde auch vom
Künstler selbst mit seinem biografischen
Umfeld in Verbindung gebracht: In Ostende
war es Brauch, während der Karnevalszeit
Masken und Verkleidungen anzulegen,
den Alltag abzustreifen und Konventionen
außer Kraft zu setzen. Auch im Souvenir-
32
SOMMER | 2021
JAMES ENSOR
Die Austernesserin (Originaltitel: Im Land der Farben),
1882, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten,
Antwerpen, © Hugo Maertens, Collection KMSKA -
Flemish Community (CC0)
laden seiner Familie war Ensor von Masken
umgeben, die ihm Anregung für malerische
Experimente eröffneten. Die Maske wurde
ihm zum Motiv, das für die Verschmelzung
von Realitätsebenen und für Täuschung
und Demaskierung steht.
ENSOR ALS VORREITER DER MODERNE
Schon früh wurde James Ensor das Etikett
„Maler der Masken“ verliehen, doch sein
Werk ist weitaus vielfältiger. Die Ausstellung
in der Kunsthalle Mannheim gibt
Einblick in den Kosmos von Ensors Welt
und Schaffen, das heitere und düstere
Elemente vereint und von Landschaften
über Stillleben und Liebesgärten bis zu
christlichen Motiven und Porträts reicht.
Doch Ensor malte nicht nur, er komponierte
auch Musik, konnte mit Sprache
umgehen und hatte einen bisweilen skurrilen
Humor. „Lange abgelehnt, erfuhr der
eigenwillige Außenseiter schließlich große
Anerkennung, er war Impulsgeber für
andere Künstlerinnen und Künstler“, so Dr.
Inge Herold: „Er nahm vielfach Aspekte
der Moderne vorweg. Mit seinen karnevalesken
Albträumen gab er Einblick in eine
Welt im Umbruch. Das macht sein Werk
so zeitlos und gleichzeitig aktuell.“
KATALOG
Zur Ausstellung erscheint im Deutschen
Kunstverlag ein Katalog (220 Seiten, dt./
engl.) mit Beiträgen von Inge Herold, Johan
Holten, Mathias Listl, Herwig Todts und Xavier
Tricot. Er ist für 29,50 Euro im Museumsshop
der Kunsthalle Mannheim erhältlich.
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim
www.kuma.art
33
DER KUNSTBLITZ | WILHELM-FABRY-MUSEUM
Charles
Wilp
Kunst im Rausch
der Werbung und Into
Space in Hilden
CHARLES WILP bei der Arbeit
Courtesy: Ingrid Freifrau von Droste zu Hülshoff Wilp
34
SOMMER | 2021
35
DER KUNSTBLITZ | WILHELM-FABRY-MUSEUM
Hilden präsentiert in diesem Jahr
gleich zwei Ausstellungen zu
dem Fotografen, Werber und
Ausnahmekünstler Charles Wilp,
der im Jahr 2022 seinen 90. Geburtstag feiern
würde. Zu seinen Weggefährten, Freunden
und Kollegen zählten u. a. Man Ray,
Yves Klein, Andy Warhol und Joseph Beuys.
Bereits 1972 hatte er mit seinen Fotografien
des „Konsumrealismus“ und der „Entstehung
des Lebens“ eine Einzelausstellung auf der
documenta 5.
Die Ausstellung „Into Space“ im Wilhelm-
Fabry-Museum konzentriert sich auf den
ungewöhnlichen naturwissenschaftlichen
Ansatz in Wilps Œuvre: den Weltraum. Geprägt
von der großen Faszination für die
Raumfahrt, die in den späten 1960er-Jahren
ihren Höhepunkt hatte, war er einer der
ersten Künstler, der für seine Arbeiten Materialien
aus der Weltraumtechnik nutzte.
Wilp versuchte, das sinnliche Erlebnis von
Schweben und Schwerelosigkeit sogar in der
Werbung erlebbar zu machen.
1961 ernennt der Künstler Yves Klein seinen
Freund Wilp zum „Prince of Space“ und
überlässt ihm kurz vor seinem Tod symbolisch
777777 Kubikmeter endlosen sensibilisierten
Raum. Zwei Jahre zuvor erschien die
auf der Homepage des Museums of Modern
Art (MoMA) gelistete Langspielplatte „Tanz
der Leere“ von Yves Klein und Charles Wilp.
Auf ihr ist lediglich das Kratzen der Saphir-
Nadel beim Abspielen zu hören; sie verkauf-
Bürgermeister Claus Pommer, Sandra Abend, Ulrike Arnold und Victor van Keuren (v. l.).
36
SOMMER | 2021
te sich mehr als 20.000 Mal. Diese LP knüpft
an Kleins visuelle Werke und seine philosophischen
Überlegungen zur Leere an, die
Wilp fotografisch dokumentierte. Musik hat
für Wilp wie auch für den Astronauten Ulf
Merbold Parallelen zur Raumfahrt; Musik
sei schon immer die schwereloseste Kunst
überhaupt gewesen, resümierte Charles
Wilp.
Seine Faszination für das Weltall und die
Musik scheint biografisch geprägt zu sein.
Nach Aussagen von Wilp sei seine Mutter
Pianistin gewesen, die Stummfilme wie
„Die Frau im Mond“ von Fritz Lang musikalisch
begleitete. Sie soll zum Kreis um den
deutschen Raketenforscher und späteren
NASA-Chef Wernher von Braun gehört haben,
auch darin begründe sich Wilps frühe
Begeisterung für den Weltraum. Die Idee zu
den legendären Afri-Cola-Spots sei ihm gekommen,
als er den Weltraumpionier Wernher
von Braun bei der NASA besuchte und
dort ein Poster von einem Pin-up-Girl durch
eine vereiste Glastüre sah.
Der Künstler, der sich später den Namen
„ARTronaut“ gab, nahm an mehreren Parabelflügen
teil. Die Schwerelosigkeit war für
ihn nach eigenem Bekunden die Triebkraft
der Kreativität. Als erster Künstler ließ er
1986 eigene Werke, die sogenannten „Space
Sculptures“, mit ins All reisen.
Dialogisch ergänzt wird diese Ausstellung
durch eine Präsentation im Kunstraum mit
Bilder von Wilp auf dem Leuchttisch
Foto: Michael Ebert
dem Titel „Kunst im Rausch der Werbung“.
Charles Wilp war ein Pionier auf dem Gebiet
der modernen Werbung und innovativer
visueller Konzepte. Seine frechen und provozierenden
Kreationen, beispielsweise für
den Limonadenproduzenten Karl Flach (Afri
Cola) oder VW, markieren einen Höhepunkt
und zugleich den Wandel in der bundesdeutschen
Werbewirtschaft.
Seine Kampagnen sind ebenso zur Geschichte
geworden wie der orangefarbene Overall
des exzentrischen Starfotografen, der seinen
Namen genauso berühmt machte wie
die Marken, die er bewarb. In der Ausstellung
im Kunstraum liegt der Fokus auf der
Schnittstelle zwischen Kunst und Werbung.
Die kraftvollen und bildgewaltigen fotografischen
Arbeiten Wilps werden im Kontext
ihrer Entstehungshintergründe präsentiert.
Interdisziplinäre Bezüge zu legendären
Kunstaktionen oder zu Musik- und Filmpro-
37
DER KUNSTBLITZ | WILHELM-FABRY-MUSEUM
RUBRIK
Cover der Afri Cola Platte
Courtesy: Ingrid Freifrau von
Droste zu Hülshoff Wilp
Mit sichtlicher Begeisterung stellt Dr. Sandra Abend
das neue Buch über Charles Wilp vor.
jekten werden dabei genauso zum Thema
wie seine Modeaufnahmen oder Politikerporträts,
die er mit individuellen Attributen
ausstattete.
Die beiden Ausstellungen entstehen in
enger Kooperation mit Ingrid Freifrau von
Droste zu Hülshoff Wilp, der Witwe des
Künstlers, sowie mit dem Fotografen Ansgar
Maria van Treeck. Er arbeitete acht Jahre
mit Charles Wilp zusammen und war mit
dem Medienkünstler befreundet. In Vorbereitung
auf die Präsentationen fand ein Praxisseminar
am Institut für Kunstgeschichte
der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
statt, in dem auch die zur Ausstellung erscheinende
Publikation „Kunst im Rausch
der Werbung“ zusammen mit Beiträgen
und Gesprächen von Kulturschaffenden wie
Klaus Honnef, Klaus Dencker, Michael Ebert,
Dietmar Post zusammengestellt wurde.
Wilhelm-Fabry-Museum
Benrather Str. 32,
40721 Hilden
Telefon: 02103 5903
38
SOMMER | 2021
Charles Wilp
Kunst im Rausch der Werbung
30. Mai bis 25. August 2021
Kunstraum Gewerbepark-Süd
Hofstraße 64, 40723 Hilden
www.hilden.de
Öffnungszeiten:
Di - Fr:
Sa, So und
an Feiertagen:
14 bis 18 Uhr
11 bis 16 Uhr
Club Hilden-Haan
39
DER KUNSTBLITZ | NEUE NATIONALGALERIE
Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie
1900-1945. Die Sammlung
40
SOMMER | 2021
„Die Kunst der Gesellschaft“
22. August 2021 bis Sommer 2023
LOTTE LASERSTEIN, Abend über Potsdam, 1930. Erworben mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland, der Stiftung Deutsche
Klassenlotterie Berlin, der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und anderer © VG Bild-Kunst, Bonn 2021.
Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Roman März
41
43
CHRISTIAN SCHAD, Sonja, 1928
Erworben durch die Freunde der Nationalgalerie aus Mitteln der Stiftung von Ingeborg und Günter Milich
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders
DER KUNSTBLITZ | NEUE NATIONALGALERIE
ROSA BARBA. IN A PERPETUAL NOW
GEPLANT VON
22. AUGUST 2021 – 13. FEBRUAR 2022
ALEXANDER CALDER.
Minimal / Maximal Alexander Calder, Les trois
ailes, 1963, Metall, bemalt Musée national d’Art
Modern Centre Georges Pompidou,
Paris © 2021 Calder
Foundation, New York / Artist Rights Society
(ARS), New York
Ausstellung spürt dem besonderen Verhältnis
von Größe, Maßstab und Räumlichkeit
nach und eröffnet durch die Konfrontation
der organischen Formen von Calders Kunst
einen besonderen Dialog zur strengen Geometrie
von Mies van der Rohes Gebäude. Der
offene, experimentelle Ansatz der speziell für
die Glashalle der Neuen Nationalgalerie konzipierten
Ausstellung setzt dabei auf die Einbeziehung
der Besucher*innen, die Calders
Werke teilweise in Aktion erleben können.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie–Staatliche
Museen zu Berlin
Zur Wieder eröffnung der Neuen Nationalgalerie
präsentiert die in Berlin lebende Künstlerin
Rosa Barba verschiedene Arbeiten unter
dem Titel „Ina Perpetual Now“. Neben zentralen
Stücken ihres Gesamtwerkes der Jahre
2009-2021 wird auch ein neuer Film gezeigt,
der anlässlich der Ausstellung entstanden ist.
Die raumgreifende Stahlkonstruktion nimmt
in ihrer architektonischen Struktur Bezug auf
Mies van der Rohes frühes Projekt „Landhausaus
Backstein“ und zeigt insgesamt 15
filmische und skulpturale Werke. Die eigens
für die Architektur der Neuen Nationalgalerie
entwickelte räumlich-architektonische
Konstruktion folgt dem Prinzip der filmischen
Montage, die eine Schlüsselrolle im
Werk der Künstlerin einnimmt.
ZUR NEUEN NATIONALGALERIE
Die Neue Nationalgalerie, als letztes eigenständiges
Werk von Ludwig Mies van der
Rohe erbaut, gilt als das Vermächtnis eines
visionären Baumeisters des 20. Jahrhunderts.
Während ihrer fast 50-jährigen Nutzung
seit ihrer Eröffnung am 15. September
44
SOMMER | 2021
ALEXANDER CALDER.
Minimal / Maximal Neue Nationalgalerie mit „Têtes et
Queue“ von Alexander Calder, 1993© Staatliche Museen zu
Berlin, Nationalgalerie / Reinhard Friedrich
1968 fanden in der Neuen Nationalgalerie
bedeutende Ausstellungen statt, darunter
Retrospektiven zu A. R. Penck (1988) oder
Gerhard Richter (2012), künstlerische Interventionen
von Jenny Holzer (2001) oder Otto
Piene (2014) sowie die Sammlungstrilogie
„ModerneZeiten. 1900-1945“ (2010/2011),
„Der geteilte Himmel.1945-1968“ (2011-
2013) und „Ausweitung der Kampfzone.
1968-2000“ (2013/2014). Während der sanierungsbedingten
Schließung fungierte
die „NeueGalerie“ im Hamburger Bahnhof
als Dependance für die Neue Nationalgalerie.
In wechselnden Präsentationen wurden
Ausschnitte aus der Sammlung zur Kunst
des frühen 20. Jahrhunderts vorgestellt.
Die „Neue Galerie“ eröffnete 2015 mit
„Die Schwarzen Jahre. Geschichten einer
Sammlung 1933-1945“, zeigte u. a. Ausstellungen
zu Ernst Ludwig Kirchner (2016)
und Rudolph Belling (2017) und schloss
2019 mit der vielbeachteten Präsentation
„Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der
Künstler im Nationalsozialismus“.
Neue Nationalgalerie
Potsdamer Straße 50
10785 Berlin
Di bis So 10–18 Uhr,
Mi bis 22Uhr
45
DER KUNSTBLITZ | PORTRAIT MARTIN PÖLL
G
eboren 1990 in Südtirol.
2012 - 2018 Studium und Meisterschüler an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste
Karlsruhe bei Prof. Harald Klingelhöller.
Auslandssemester an der Listaháskóli Ísland Reykjavík
bei Ólafur Gíslason. Künstlerische Assistenz bei
Kunstprofessoren Karlsruhe, Stipendium der Balkenhol-
Stiftung bei Prof. Stephan Balkenhol in Meisenthal.
Lebt und arbeitet in Karlsruhe.
Pöll ist Sammler. Durchstreift den Wald, die Wiesen,
konserviert das Harz der Bäume, das feinziselierte
Muster der Seerosenblätter Beobachten, auswerten,
formen.
Er ist ein Künstler, der die
Schnittstelle von Material und
Form erforscht. Das Material der
Natur ist Ursprung von Skulptur.
Pöll erweist dem Material
Referenz, indem er es zuweilen
belässt, wie es ist.
Es ist nicht nur das Material, das
er der Natur entnimmt, für ihn
hält die Natur Formen parat, die
nicht unbedingt an das erinnern,
was die Geschichte der Skulptur
an Vokabular von gängigen
Formen vorrätig hält.
Zapfen
Material: Stoff,
90 x 33 x 33 cm
Ode an eine Seerose II
Material: Baumharz, Eisen
7 x 123 x 128 cm
Das Formlose ist nur scheinbar
ohne Form, es ist ein Zustand der
Veränderung von Materialien.
Empreinte, Material:
Keramik, 23 x 23cm
Geschwister
Material: Baumharz, Holz, 3 x 33 x 28 cm
fliegen lassen, Material: Keramik,
Eisen 400 x 85 cm
Zu sehen ist die Skulptur in der
Ausstellung Skulptur Südwest der
Gesellschaft junger Kunst in
Baden-Baden, Altes Dampfbad,
Marktplatz 13, 76530 Baden-
Baden. In der Zeit von 30.04. bis
03.10.2021 ausgestellt.
spruce seed, Material: Keramik (geschöpfter Ton), Baumrinde,
Baumharz, Maße: Maße variabel
Text Thomas Schoenberger
DER KUNSTBLITZ | OBERES BELVEDERE, WIEN
Bis 13. Februar 2022
DAME MIT FÄCHER
KLIMTS LETZTE WERKE
Den Kopf erhoben, mit selbstsicherem
Blick: So begegnet uns
Gustav Klimts geheimnisvolle
Dame mit Fächer im Belvedere
– seit einhundert Jahren erstmals wieder
in Wien zu sehen. Das letzte Porträt aus
der Hand des Künstlers zeigt eindrucksvoll,
wie stark und eigenständig auch seine finale
Schaffensphase ist. So nimmt Klimt
expressive Elemente der „Jungen Wilden“
seiner Zeit auf, bleibt aber gleichzeitig
dem eigenen Stil treu. In einer Sonderausstellung
widmet sich das Belvedere diesem
letzten Aufbruch der Malerikone.
Generaldirektorin Stella Rollig: „Letzte Werke
eines Künstlers umgibt immer eine besondere
Aura. So auch Dame mit Fächer und
Die Braut. Die beiden mutmaßlich letzten
Gemälde, an die Klimt vor seinem Tod Hand
angelegt hat, nach mehr als einem Jahrhundert
wieder vereint zu sehen macht diese
Ausstellung zum Must-See des Frühjahrs.“
Staatssekretärin Andrea
Mayer, Generaldirektorin
Stella Rolling und
Kurator Markus Fellinger
vor Dame mit Fächer
Foto: Sandro Zanzinger /
Belvedere, Wien
48
SOMMER | 2021
GUSTAV KLIMT
„Dame mit Fächer“, 1917-1918, Leihgabe aus Privatbesitz © Belvedere, Wien
Foto: Markus Guschelbauer
Das Porträt Dame mit Fächer entstand im Laufe
des Jahres 1917. Als Klimt am 11. Jänner
1918 einen Schlaganfall erlitt, an dessen Folgen
er am 6. Februar starb, war das Bild beinahe
fertiggestellt. Es handelt sich nicht um ein
Auftragswerk, sondern um eine Variation von
Klimts Lieblingsthema der „schönen Wienerin“.
KLIMTS LETZTE WERKE
Wohl kurz nach Gustav Klimts Tod im
Jahr 1918 entstand in seinem Atelier
eine Fotografie. Darauf abgebildet
sind zwei Gemälde auf je einer Staffelei:
Dame mit Fächer und Die Braut.
49
DER KUNSTBLITZ | OBERES BELVEDERE, WIEN
Foto: Erwin Böhler
Courtesy of the Michael Huey and Christian Witt-Dörring
Photo Archive
Während Die Braut sich bereits seit 1971 als
Leihgabe im Belvedere befindet, war Dame
mit Fächer zuletzt im Jahr 1920 in Wien
ausgestellt und seit 1994 nicht mehr öffentlich
zu sehen. Ebenjene beiden Gemälde
werden nun, nach über einhundert Jahren,
erstmals wieder zusammen präsentiert.
Gemeinsam mit einer Auswahl weiterer
unvollendeter Werke repräsentieren diese
späten ikonischen Gemälde die letzte Ent-
wicklung in Gustav Klimts künstlerischem
Schaffen. Die darin ersichtlichen Arbeitsstufen
geben Einblick in den Entstehungsprozess.
Der Stil des Spätwerks ist Klimts
Antwort auf die Konfrontation mit dem
Schaffen von Künstlern wie van Gogh, Matisse,
Gauguin und den jungen Expressionisten.
Er greift Elemente wie die starke
Leuchtkraft der Farben und den offenen,
skizzenhaften Pinselstrich auf und erzeugt
dadurch eine expressive Ausdrucksform.
Obwohl der Künstler in seinen letzten
Gemälden auf den Einsatz von Blattmetall
verzichtete, blieb er der formalen
Errungenschaft seiner Goldenen Periode
treu: der Neuinterpretation des Tafelbildes
als materielles Objekt im Sinne eines kostbaren
Schmuckstücks. In seinem Spätwerk
versucht Klimt, diesen Eindruck weniger
durch die Anmutung kunsthandwerklicher
Gestaltung zu erreichen. Vielmehr sucht er
nun auf dieser Grundlage eine expressivere
Bildsprache, die eine emotionale, positive
und weltbejahende Haltung vermittelt.
Kurator Markus Fellinger: „Es überrascht,
dass ein Gemälde von so lichter Farbigkeit
und knisternder Erotik von einem zurückgezogen
lebenden Melancholiker gemalt wurde.
Klimt betrieb die Malerei aber als Heilmittel
50
SOMMER | 2021
Ausstellungsansicht „Dame mit Fächer.
Gustav Klimts letzte Werke“
Fotos: Johannes Stoll / Belvedere, Wien
gegen die Widrigkeiten des Lebens. Dass er
mitten im Ersten Weltkrieg solche Bilder
malte, wurde und wird häufig als dekadent
empfunden. Klimt sah seine Aufgabe aber
nicht in einer Kritik der Verhältnisse, sondern
darin, der düsteren Wirklichkeit eine Vision
der schönen Dinge des Lebens entgegenzusetzen:
Farben, Harmonie, Liebe, Erotik.“
Der erste Teil der Schau zeigt Dame mit Fächer
im Kontext der späten, unvollendeten Gemälde
von Gustav Klimt. Zu sehen sind unter anderem
Die Braut, Amalie Zuckerkandl, Adam
und Eva und Dame in Weiß. Ab Oktober wird
die Ausstellung adaptiert und um eine weitere
Komponente ergänzt: Das neue Kapitel
beleuchtet Klimts Affinität zu ostasiatischen
Kunststilen und zeigt auf, wie sich diese im
Werk widerspiegeln. Dame mit Fächer. Gustav
Klimts letzte Werke macht den Aufbruch des
Malers in eine neue Schaffensphase kurz vor
seinem Tod nachvollziehbar.
PROVENIENZ DER DAME MIT FÄCHER
Dame mit Fächer wurde im Jahr 1920 als
Leihgabe des Industriellen Erwin Böhler in
der Kunstschau in Wien ausgestellt. Noch
im selben Jahr wurde es zu seinem Bruder
Heinrich Böhler in die Schweiz gebracht,
wo es bis in die 1960er-Jahre im Besitz der
Familie verblieb. Zeitweilig im Bestand der
Sammlung Rudolf Leopolds, befand sich
das Bild seitdem in unterschiedlichem Privatbesitz.
Es wurde 1981 in Tokio und 1992
in Krakau öffentlich gezeigt. Als Leihgabe
wird es nun im Oberen Belvedere im Rahmen
einer zweiteiligen Sonderausstellung
präsentiert.
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51
DER KUNSTBLITZ | OBERES BELVEDERE, WIEN
BIOGRAFIE DES KÜNSTLERS
1862 Gustav Klimt wird am 14. Juli in Baumgarten bei Wien als erster Sohn
des selbstständigen Graveurs Ernst Klimt sen. geboren.
1876-83 Klimt studiert an der Wiener Kunstgewerbeschule. Um 1880
begründet er eine Arbeitsgemeinschaft mit seinem jüngeren Bruder Ernst und
Franz Matsch, die bis 1892 alle großen Aufträge gemeinsam ausführt.
Erste selbstständige Aufträge für Wand- und Deckenbilder, sowie für
Martin Gerlach’s Allegorien und Embleme.
1886-88 Deckenbilder im Stiegenhaus des Burgtheaters.
1890-91 Zwickelbilder im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums.
1892 Tod von Klimts Vater und seinem Bruder Ernst; Beginn einer mehrjährigen Lebenskrise.
1894 Auftrag für die Deckenbilder in der Aula der Universität (Fakultätsbilder), gemeinsam
mit Franz Matsch; in der Folge langsame Aufl ösung der Kooperation mit Matsch.
1897 - Klimt ist Gründungsmitglied und erster Präsident der Vereinigung bildender Künstler
Wiens, Secession. Er entwickelt sich zum kompromisslosen Avantgardisten.
1898 Klimt verbringt erstmals die Sommerfrische im Salzkammergut, mit der Familie seiner
engen Freundin Emilie Flöge.
1899 Geburt von Klimts ersten Kindern Gustav Ucicky und Gustav Zimmermann.
1900 Beginn der Kontroversen um die Fakultätsbilder. Goldmedaille der Pariser
Weltausstellung für das Fakultätsbild Philosophie. Klimt experimentiert erstmals mit dem
Einsatz von Blattgold in der 1901 fertiggestellten Judith.
1902 Beethovenausstellung in der Secession. Klimt hat dafür im Jahr zuvor den
Beethovenfries gemalt.
1905 Nach längeren Kontroversen Austritt der Klimt-Gruppe aus der Secession.
1908 Die Klimt-Gruppe organisiert die Kunstschau. Klimt zeigt erstmals das Gemälde Der
Kuss, das vom österreichischen Staat für die Moderne Galerie im Belvedere angekauft wird.
1909 Die Klimt-Gruppe organisiert die Internationale Kunstschau. Längere Reise nach Paris,
Madrid und Toledo. Klimt wendet sich von der Verwendung von Blattmetall in seinen Gemälden
ab und entwickelt in den nächsten Jahren den farbenfrohen Stil seines Spätwerks.
1911 Vollendung von Klimts Mosaikfries für das Palais Stoclet in Brüssel. Klimt bezieht sein
abgelegenes Gartenatelier in der Feldmühlgasse 11 in Wien-Hietzing. Beginn des Rückzugs
aus dem öffentlichen Leben. Klimt stellt seine Gemälde nur noch im Ausland aus.
1914 Beginn des Ersten Weltkriegs.
1918 Am 11. Jänner erleidet Klimt einen Schlaganfall. In der Folge entwickelt er eine
Lungenentzündung, an der er am 6. Februar verstirbt.
52
SOMMER | 2021
DIETER SCHWALM
Ölbilder, Zeichnungen und Skulpturen
Dieter Schwalm „Baustelle - Schwebebahnstation“, Öl auf Leinwand
DIETER SCHWALM
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www.arte-artistica.com
d.schwalm@arte-artistica.com
53
DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN
Surrealismus in Deutschland?
Kunst von 1919 bis 1949
bis 10. Oktober 2021
Sonderausstellung im Panorama Museum Bad Frankenhausen
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SOMMER | 2021
MAC ZIMMERMANN
Traumschiff, 1947, Tempera auf Papier, fest montiert auf Hartfaser, 22,4 x 47 cm
Pommersches Landesmuseum, Greifswald
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Seit 1992 wurden im Panorama Museum
Bad Frankenhausen bereits
89 Sonderausstellungen präsentiert.
Neben Überblicksschauen zu
ganzen Stilrichtungen, Themen und Kunstepochen
gab es immer wieder auch groß angelegte
Retrospektiven auf das Lebenswerk
einzelner Künstler, deren Schaffen vielfach
gar zum ersten Mal überhaupt in Deutschland
vorgestellt wurde. Fokussierten die
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DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN
EDGAR JENÉ
Köpfe mit Vogel, 1929, Öl auf Leinwand, 61,2 x 65 cm, Kunsthandel Widder, Wien
verschiedenen kunsthistorischen Projekte
Teile der europäischen Hochkunst vom Spätmittelalter
bis zum frühen 20. Jahrhundert,
so spannt sich der Bogen im zeitgenössischen
Bereich von internationalen Größen
bis zu nahezu vergessenen Einzelgängern
und Individualisten, deren verbindendes
Merkmal ihre unbestrittene Meisterschaft
in der Beherrschung der Form wie die Welthaltigkeit
ihres künstlerischen Anliegens
ist. Entdeckungen aus ganz Europa wie aus
Übersee standen ebenso schon im Blick-
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SOMMER | 2021
FRANZ RADZIWILL
Wenn der Mensch ruht, ist Gott auf der Erde, 1943
Öl auf Leinwand, 95 x 129 cm. Radziwill Sammlung
Claus Hüppe, courtesy Kunsthalle Emden
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
punkt wie das Werk von Werner Tübke, das
in Ergänzung zu seinem Panoramagemälde
bereits mehrfach in großer Breite vorgestellt
wurde.
Die 90. Sonderausstellung widmet sich dem
Thema „Surrealismus in Deutschland?“. Der
Surrealismus gilt gemeinhin als eine hauptsächlich
in Frankreich wirkende geistige Bewegung,
die ihr bestimmendes Zentrum im
Kreis um André Breton in Paris hatte und im
Wesentlichen auf die Zeit zwischen den beiden
Weltkriegen begrenzt war. Doch auch
Spanien sah Breton als fruchtbare terre surréaliste.
Durch den Gang ins Exil sollte der
Surrealismus schließlich vor allem in Mexiko
und in den USA seine Fortsetzung finden.
Erst nach 1945 konnten auch in Europa
Neueröffnung Galerie Coba
Foto: © Anna Schwartz
Vier Malerinnen
von rechts nach links:
ornelia rnenutsch
(Wuppertal), nes re
(Wuppertal), the issmann
(Bochum) & nes Siri rost
(Wetter) haben sich zur
Galeriegemeinschaft
Cooperation Barmen, kurz
Galerie coba
zusammengeschlossen.
Erste Ausstellung
„ier al alerei“
Bis Mi 18.08.2021
jeden Mittwoch
(16:00 – 19:00 Uhr) ab 07. Juli und
jeden ersten Sonntag im Monat
(13:00 - 16:00 Uhr).
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DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN
KARL KUNZ
Circe, 1942 auf Sperrholz, 110 x 139 cm, Privatsammlung
surrealistische Bestrebungen – zumindest
kurzzeitig – neu entfaltet werden, bis die
Kunstentwicklung in Ost wie West jeweils
andere Wege ging.
Surrealismus in Deutschland ist bislang
kaum als eigenes Thema dargestellt worden.
Erstmals soll der Beitrag deutscher Künstler
zum Surrealismus deshalb von 1919 bis
unmittelbar nach dem Krieg in einer Ausstellung
betrachtet werden. Der Schwerpunkt
liegt dabei auf jenen Leistungen, die
wesentliche Positionen dieser Strömung
der Klassischen Moderne repräsentiert haben.
Hinzu kommen Künstler, die zumindest
phasenweise von surrealistischen Tendenzen
geprägt waren bzw. diese aufgegriffen
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SOMMER | 2021
UROLOGISCHE PRIVATPRAXIS
WUPPERTAL
HEIKE FUDICKAR
DR. MED. GEORG FUDICKAR
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DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN
RICHARD OELZE
Gold, 1947, Öl auf Malpappe, 53 x 74 cm, Worpsweder Kunststiftung F. Netzel, Worpswede
Foto: © Till Schargorodsky
oder fortgeführt haben. Das künstlerische
Umfeld wird schließlich ebenso in den Blick
genommen wie Vorläufer (besonders der
Dadaismus) und andere Erscheinungen, die
historisch mit dem Surrealismus verbunden
sind. Die Exposition präsentiert mehr
als 100 Gemälde und unikale Arbeiten auf
Papier von knapp 40 Künstlern, darunter
Hans Bellmer, Edgar Ende, Edgar Jené, Karl
Kunz oder auch Richard Oelze. Zahlreiche
Museen, Galerien und private Leihgeber aus
Deutschland, Österreich, Frankreich und der
Schweiz stellen ihre Werke für die Schau
zur Verfügung. Leider gab es zu dieser Ausstellung
corona-bedingt keine Vernissage.
Trotzdem freuen wir uns auf zahlreiche Besucher
und Besucherinnen bis zum 10. Oktober
2021.
Mehr Infos unter:
www.panorama-museum.de
60 SOMMER | 2021
Das Fachgeschäft für Künstlerbedarf in Wuppertal
zum Beispiel umfangreiches Angebot der Firma
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Telefon: 946 000 95 - www-via-dellarte.de
AUGUST MACKE 1887–1914, Badende mit Lebensbäumen, 1910, Öl auf Leinwand
46 × 38 cm, Fondazione Gabriele e Anna Braglia, Lugano, Foto: Christoph Münstermann
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DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
FONDATION BEYELER
CLOSE-UP
19. SEPTEMBER 2021 BIS 2. JANUAR 2022
Berthe Morisot, Mary Cassatt, Paula Modersohn-Becker,
Lotte Laserstein, Frida
Kahlo, Alice Neel, Marlene Dumas, Cindy
Sherman, Elizabeth Peyton
Die Ausstellung zeigt Werke von Künstlerinnen,
deren Schaffen herausragende Positionen
innerhalb der Geschichte der Moderne
seit 1870 bis heute darstellen. Es ist der Zeitraum,
zu dessen Beginn es Künstlerinnen in
Europa und Amerika erstmals möglich wurde,
auf breiter Basis professionell tätig zu sein.
Im Zentrum der Ausstellung stehen neun
Künstlerinnen, denen die Konzentration auf
die Darstellung von Menschen, auf Porträts
und Selbstporträts gemeinsam ist.Die Französin
Berthe Morisot und die Amerikanerin
Mary Cassatt, beide aktiv in den 1870er
und 1880er Jahren in Paris, der Metropole
des damaligen aktuellen Kunstschaffens;
die Deutsche Paula Modersohn-Becker um
1900 bis 1907 zwischen der norddeutschen
Provinz Worpswede und der Weltstadt Paris;
die Deutsche Lotte Laserstein um 1925 bis
1933 im grossstädtischen Berlin der Weimarer
Republik; die Mexikanerin Frida Kahlo
seit Ende der 1920er Jahre bis um 1950 in
Mexiko City; die Amerikanerin Alice Neel seit
Ende der 1920er bis Anfang der 1980er Jahre,
zuerst in Kuba, dann in Manhattan, von
Greenwich Village über Spanish Harlem bis
zur Upper West Side; Marlene Dumas, aufgewachsen
in Südafrika in der Hochphase der
Apartheid, seit 1976 in Amsterdam; zur gleichen
Zeit die Amerikanerin Cindy Sherman in
New York, dem von einer neuen Generation
geprägten westlichen Brennpunkt zeitgenössischer
Kunst; schliesslich die Amerikanerin
Elizabeth Peyton seit den 1990er Jahren,
zwischen New York und Westeuropa.
Das Interesse der Ausstellung gilt dem spezifischen
Blick der Künstlerinnen auf ihre eigene
Umgebung, der in den Porträts und Bildern
ihrer selbst und von anderen zum Ausdruck
kommt. In der Zusammenschau lässt sich erleben,
wie sich der Blick der Künstlerinnen
auf ihr Gegenüber zwischen 1870 und heute
wandelt und was ihn auszeichnet.
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
4125 Basel, Schweiz
www.fondationbeyeler.ch
BERTHE MORISOT
„Junge Frau auf dem Sofa (Jeune Femme au Divan),“
1885, Öl auf Leinwand, 61 x 50.2 cm
Tate, London; Bequeathed by the Hon. Mrs A.E.
Pleydell-Bouveriethrough the Friends of the Tate
Gallery 1968, Photo ©Tate
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SOMMER | 2021
Hausverwaltung
seit 1996 in Wuppertal und Umgebung
Wir beschränken uns nicht nur auf die professionelle
Verwaltung und Abrechnung, sondern übernehmen
für Sie die Vermietung und kümmern uns mit
zuverlässigen Wuppertaler Unternehmen um die
Wartung & Pflege Ihrer Immobilie.
Um Ihnen mit dem nötigen Fachwissen zur
Verfügung stehen zu können, nehmen wir als
Mitgliedsunternehmen im Verband der
Nordrhein-Westfälischen
Immobilienverwalter E.V.,
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kompetenten Partner zur Seite.
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DER KUNSTBLITZ | STADT BRÜHL
AM 24. JULI 2020 IST PROF. MAURIZIO CALVESI IM ALTER VON 92 JAHREN IN ROM
GESTORBEN. Joseph und Anna Fassbender-Preis 2021 -
Bewerben Sie sich jetzt digital!
Brühl (bpm) Die Bewerbung zum Brühler Kunstpreis
für Grafik und Handzeichnung hat begonnen.
Bis zum 23.07.2021 können sich interessierte
Kunstschaffende mit Papierarbeiten aus
den Bereichen Druckgrafik und Handzeichnung
digital bewerben. Es ist keine Altersbegrenzung
für die Teilnahme vorgegeben.
Der Preis ist in diesem Jahr mit 1.500,00 € dotiert.
Zudem erhält, wer den Wettbewerb für sich
entscheiden kann, die Möglichkeit zu einer Einzelausstellung
in Brühl.
Der Fachjury gehören Kunsthistoriker und
Kunsthistorikerinnen, Kunstschaffende, der Vorsitzende
der Max-Ernst-Gesellschaft e.V., eine
Vertreterin der Einwohnerschaft sowie der Bürgermeister
der Stadt Brühl an. In diesem Jahr
ergänzt zudem eine Nachwuchsjurorin die Jury.
Die Verleihung des Kunstpreises sowie die Ausstellungseröffnung
erfolgen am 12. November
2021.
Der Joseph und Anna Fassbender-Preis ist eine
private Stiftung von Anna Fassbender zu Ehren
Ihres Gatten Joseph, einem der wegweisenden
deutschen Grafiker des 20. Jahrhunderts. Die
Künstlerwitwe beauftragte die Stadt Brühl im
Jahr 1989 mit der Vergabe des bundesweit beachteten
Kunstpreises.
Die Teilnahmebedingungen und Bewerbungsunterlagen
für den Joseph und Anna Fassbender-Preis
2021 stehen unter www.bruehl.de
zum Download bereit.
Prof. Maurizio Calvesi (im Hintergrund eine Skulptur von Mario Ceroli).
Italien hat einen seiner bedeutendsten
Kunsthistoriker und Kunstkritiker verloren.
In den Jahren 1984 und 1986 war Calvesi
Direktor und Kurator der Biennale di Venezia.
Er veröffentlichte zahlreiche und relevante
Publikationen über Caravaggio, Dürer,
Piranesi, De Chirico, Ceroli, Duchamp, Boccioni
und den Futurismus (um nur wenige
Namen zu nennen).
In den 80‘Jahren entdeckte Maurizio Calvesi
die Künstler der „Pittura della Memoria“ ,
auch genannt „Pittura della Citazione“ oder
„Pittura Colta“, und präsentierte sie auf der
Biennale von Venedig. Er kuratierte unzählige
Ausstellungen und er nahm bedeutende
Posten in verschiedenen Museen und kulturellen
Einrichtungen ein. Im Laufe seiner
Studien (über 60 Jahre) führte Calvesi entscheidende
Forschungen über die Arbeiten
von Caravaggio, Boccioni und Burri durch.
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SOMMER | 2021
RIITTA LE
Ölbilder und Zeichnungen
www.alerie.heineann.onlinealerieriittauleeuine.htl
www.arte-artistica.co www.kic-cronener.eriitta-pule
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..................
2021
DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
IN VORBEREITUNG!
............................
S-S S 221
Wie bereits in der letzten Kunstblitz-Ausgabe
angekündigt, werden wir eine „nützliche
Publikation“ für Künstler/innen, Galeristen,
Museen, Kuratoren von Ausstellungen
und Kunstmessen, sowie für Kunstsammler
herausgeben.
Ursprünglich hatten wir die erste Ausgabe
des Kataloges für 2020 geplant, allerdings
haben uns die Schwierigkeiten und die
Beschränkungen, die sich durch Covid 19
auch in der Kunstszene bemerkbar machten,
dazu bewegt, die erste Erscheinung in das
Jahr 2021 zu vertagen.
Wir laden Kunstschaffende aus den Bereichen
Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Videokunst,
Performance, Computerkunst und
Installationen, als auch Künstlergruppen,
Kunstgalerien und Kunstvereine ein, sich bei
uns zu bewerben. Es versteht sich von selbst,
dass wir uns, bevor wir eine Zusage für die
Aufnahme in den Katalog erteilen können,
ein Bild von der Professionalität der
Bewerber/innen machen werden.
Einer eventuellen autodidaktischen Biografie
sollte hierbei nichts im Wege stehen, sofern
das künstlerische Wirken der Bewerber/innen
überzeugt und gewährleistet ist.
Es ist unser Ziel, dank aller gesammelten
Informationen möglichst viele Themen bzw.
Fragestellungen abzudecken, die sich in
Verbindung mit einer p r o d u k t i v e n
Zusammenarbeit von Kunstschaffenden
und den potentiellen Ausstellern
ergeben können. Die Publikation soll das
gesamte Netzwerk erreichen, das wir b is
d a t o m i t d e r internationalen Kunstszene
aufgebaut haben. Selbstverständlich
werden darin auch Kunstwerke der
einzelnen Künstler/innen vorgestellt.
Wenn Sie auch Ihre Arbeiten in unserer
Publikation vorstellen möchten, neue Kontakte
und Ausstellungsmöglichkeiten in
Deutschland und im Ausland suchen, senden
Sie uns bitte eine E-Mail an:
redaktion@derkunstblitz.com. Nach einer
kurzen Sichtung Ihrer Werke, schicken wir
Ihnen ausführliche Informationen über das
Projekt. Viel Erfolg!
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SOMMER | 2021
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DÜSSELDORF