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civitas-sommer-2021-zu_hause, Fotoquelle: Ardea-studio, Quelle: stock.adobe.com

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civitasdas Magazin

KIRCHE IN DEN STADTTEILEN BUCHFORST | BUCHHEIM | MÜLHEIM

ZU

HAUSE ...

Ausgabe Sommer | 2021 | KOSTENLOS ZUR MITNAHME

THEMA – Wo wohnt Gott? | Essay

KULTUR – IN ZEITEN DER PANDEMIE | Bestandsaufnahme

SENIOREN – Neues Wohnen | Interview


GELEIT

IMPRESSUM

Herausgeber:

Katholische Kirchengemeinde

St. Clemens und Mauritius

Elisabeth-Breuer-Straße 46

51065 Köln

Tel.: +49 / 221 / 96 70 20

Fax.: +49 / 221 / 96 70 29 0

www.clemens-mauritius.de

Bankverbindung:

IBAN: DE47 3705 0198 0001 1924 75

BIC: COLSDE33XXX

Redaktion:

Verantwortlich: Stefan Wagner, Pfarrer

E-Mail: redaktion@clemens-mauritius.de

Mitglieder: Z. Barbaric, B. de Cosnac, S. Grimm, T. Laroche,

R. Linke, W. Obermann, S. Wagner, H. Weiß, L. Weyand

Konzeption, Projektsteuerung:

Silke Grimm, Reinhard Linke, Stefan Wagner

Design, Layout und Fotografie:

Silke Grimm | www.silkegrimm.eu

Liebe Leserinnen und Leser,

was verbinden Sie mit dem Begriff ZUHAUSE? Sicherlich haben auch Sie in den zurückliegenden Monaten

der Pandemie Ihr ZUHAUSE ganz neu erfahren. Als Ort des Home-Schooling und Home-Office, als Ort des

digitalen Lernens, als Online-Gottesdienstort, als gemütlicher digitaler Treffpunkt im Freundes- oder Verwandtenkreis

usw. Der einen mag die Decke auf den Kopf gefallen sein und der andere wird erfahren haben,

welchen Schutz und welche Freiheiten das Zuhause gerade in Zeiten der Einschränkungen bietet.

Autoren dieser Ausgabe:

M. Brake, B. de Cosnac (BdC), A. Kühn, T. Laroche (TL), R. Linke,

T. van Nies, B. Nkanza, W. Obermann, D. Peffgen, S. Wagner,

C. Weinhag, L. Weyand, B. Wintermantel

Lektorat:

Lisa Weyand, Helga Weiß

Titelbild + Impressum: Ardea-studio, Quelle: stock.adobe.com

Druck:

Cologne Print Arens, In der Lößbörde 28, 50859 Köln

Auflage: 8.400 Stück

Erscheinungsdatum: 11.06.2021

Hinweise:

Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht immer

die Position der Redaktion wieder. Die Redaktion behält

sich in allen Fällen redaktionelle Änderungen vor.

Spenden zur Deckung der Druckkosten werden gerne

angenommen.

Bildnachweise:

S. 6 – 9: S. Grimm, S. 11: Buchforster Geschichtswerkstatt,

S. 12 – 13: Umfragepartner, S. 14: divedog * , S. 17: Kertu * ,

S. 19: caz_che * , S. 20: Andrea * , KB3 * , Yü Lan * , poco_bw * , Elena

Milovzorova * , Guido * S. 21: Svensen * , Olivier Tabary * , foto.fritz * ,

Boris Stroujko * , D.aniel * , Ajdin Kamber * S. 24: dieterkowallski ** ,

S. 26: volf anders * , S. 27: ala * , S. 28 – 29: S. Grimm, S. 30 – 33:

S. Grimm, S. 34: iracosma * , S. 36 – 37: E. Wieners, M. Haber,

M. Birke, S. 38 – 39: M. Feithen, S. Grimm, S. 40 – 41: B. Nkanza,

S. 42 – 43: T. Höft + Umfragepartner, S. 45: GarkushaArt * , S. 46:

iiierlok_xolms * , S. 49: stnazkul * , S. 50: Stockwerk-Fotodesign * ,

S. 52: REDPIXEL * , S. 53: S. Grimm, S. 54: 3plusx *

( * Quelle: stock.adobe.com), ( * * Quelle: photocase.de)

LUST

ZU HELFEN?

Wir suchen Menschen,

die bei der Verteilung

dieses Magazins mitwirken.

redaktion@clemens-mauritius.de

oder telefonisch

bei Zdenko Barbarić

(0160 / 90 64 53 61)

Vieles hat sich verändert. Plötzlich stehen Fragen zu

Nähe und Distanz ganz anders im Raum. Wir entwickeln

neue Formate, um das Gefühl von ZUHAUSE-

Sein zu erfahren und spüren doch, was uns fehlt:

Die (körperliche) Nähe bei der Begrüßung und beim

Abschied und erst recht während eines Treffens, eines

Besuchs, einer Schulstunde, eines Meetings in der

Firma, beim Besuch der Eltern, Kinder, Geschwister

oder im Gottesdienst. Für viele von uns ist aber

gerade die persönliche, nahe Begegnung Ausdruck von

ZUHAUSE. Zuhause bin ich, wo mein Herz ist, wo

Herzen einander begegnen, wo Angenommenwerden

und Annehmen gelebt werden.

Und auch das hat die Pandemie uns gelehrt: Wege des

neuen Miteinanders zu finden, einerseits wenn wir auf

engem Raum zusammenleben und uns räumlich nicht

aus dem Weg gehen können und andererseits wenn wir

räumlich wegen des Kontaktverbotes oder der Ausgangssperre

nicht zusammenkommen dürfen.

Sie halten die neue Ausgabe unseres Magazins civitas in

Händen. Hier erfahren Sie viel über das ZUHAUSE.

Aus verschiedenen Perspektiven erzählen Menschen, was

sie mit diesem Begriff und diesem Gefühl verbinden.

Der erste Blick geht auf unsere Quartiere und die Veränderung

derselben durch große Baumaßnahmen zur

Schaffung von Wohnraum. (S. 6 – 9) Die Weiße Siedlung

in Buchforst als Komposition von Wohnbebauung und

Kirchen- und Versammlungsräumen ist bis heute ein architektonischer

Blickfang. (S. 10f) Es folgen die Stimmen

Einzelner zum Thema ZUHAUSE in unserer Umfrage.

(S. 11f) Auch Gott wohnt!, und zwar unter den Menschen!,

ist die Antwort des Theologen auf die Frage: „Wo

wohnt Gott?“. (S. 14 – 16) Jeder und jedem ist es aber

gar nicht vergönnt, (bezahlbaren) Wohnraum zu finden.

Weltweit wird die Frage, wo Menschen ZUHAUSE sein

dürfen, immer existentieller. (S. 18 – 21) Menschen finden

ihr ZUHAUSE in Bildung und Kultur und erfahren

schmerzlich, was ihnen in dieser Zeit der Pandemie verloren

gegangen ist. (S. 25f) Am Beispiel von zwei Familien

wird deutlich, wie das ZUHAUSE uns prägt und uns ins

Leben begleitet. (S. 28 – 33) Bis dann irgendwann auch

die Fragen nach dem Wohnen als Senior*in virulent werden.

(S. 34f) Kindermund spricht aus, wo Gott wohnt

(S.36f) und damit vielleicht auch, wo und/ oder wie das

Leben nach dem Tod seine Vollendung findet, wenn der

Leib zu Grabe getragen wird, auch wenn der Leib das

Licht der Welt noch gar nicht erblickt hat. (S. 38f)

Auch die Kirche ist für viele ein Zuhause. In unserer

Pfarrei engagieren sich sehr viele Menschen ehrenamtlich,

prägen damit das Bild von Kirche hier vor Ort

(S. 40f) und hinein in die Weltkirche. (S. 42f) Der

Crashkurs Kirche schenkt einen Blick auf Versöhnung.

Da, wo ich ZUHAUSE und angenommen bin,

geschieht Versöhnung, auch sakramental. (S. 44f)

Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen viel

Freude beim Blättern und Lesen der neuen Ausgabe

und lade Sie ein, uns gerne Rückmeldungen zu geben.

Es grüßt Sie herzlichst Ihr Pfarrer Stefan Wagner.

3



INHALT

03

GELEIT

06 – 09

AKTUELLES

Willkommen

Gespräch mit

Herrn Stentenbach

10 – 11

DIE WEISSE STADT

Buchforster

Wohngeschichte(n)

Nachbarschaft

18 – 21

BILDSTRECKE

Wohnraum

22 – 23

BUCHVOR-

STELLUNGEN

Zeit zum Lesen

24 – 27

KULTUR

Die Kultur

in Zeiten der Pandemie

Eine Bestandsaufnahme

von Lisa Weyand

44 – 45

CRASHKURS

KIRCHE

Beichte

Eine Herleitung

46 – 48

RÜCKMELDUNG

Ihr Impuls zählt

Austausch

49

TERMINE

Online

THEMA FAMILIE JUGEND SENIOREN GOTTESDIENST TRAUER CARITAS

KONTAKTE

12 – 13

THEMA

Zeit zum Nachdenken

Online-Umfrage

14 – 17

THEMA

Gott im Himmel, und du,

Mensch, auf der Erde

Essay von

Christian Weinhag

28 – 29

FAMILIE

Miteinander

Gespräch mit

Familie Badorf

INHALT

30 – 33

JUGEND

Loslassen

Gespräch mit

Familie Lorenz / Völlmar

34 – 35

SENIOREN

Neues Wohnen

Gespräch mit

Frau Battke

36 – 37

GOTTESDIENST

Wo wohnt Gott?

Kinder malen

und erzählen

38 – 39

TRAUER

Ein Zuhause

Orte der Erinnerung

und des Trostes

40 – 41

CARITAS

Zeit zur Begegnung

Projekt "Bumuntu"

Ein Reisebericht

42 – 43

EHRENAMT

Wir sind Kirche

Vorstellung

unterschiedlicher

Engagierter

50 – 52

KONTAKTE

ADRESSEN

Gemeinde, Soziales

Informationen

53

WIR STELLEN VOR

Treffpunkt

Daniel Peffgen

Vorstellung

54

NACHGEDACHT

Wir verabschieden uns

Schlussworte

5



AKTUELLES

Können Sie uns einen Überblick geben, über welche

Größenordnungen wir sprechen, wenn es um neue

Wohngebiete auf unserem Gemeindegebiet geht?

Da möchte ich ein wenig ausholen. Die Entwicklung

läuft im Grunde seit 2008, als für den innenstadtnahen

Bereich ein großer Flächenplan (für ein Gebiet

von ca. 160 ha) aufgestellt wurde.

Einbezogen sind hierin auch mehrere Flächen

unseres Gemeindegebietes. Angefangen von Mülheim-Nord,

wo auf ca. 7 ha hochwertiger Arbeitsplatzraum

entsteht, was sich wiederum auf die

Wohnraumsituation und damit kleinere Wohnraumprojekte

auswirkt. Im Mülheimer Süden hingegen

„Der Masterplan zur Stadtentwicklung

für die Innenstadt der Stadt Köln

schließt diese Gebiete ausdrücklich

ein, so dass es hier eine verlässliche

Planungsgrundlage gibt.“

sind Wohnraumprojekte aufgesetzt, in denen verschiedene

Investorengruppen insgesamt Wohnraum

für ca. 10.000 Einwohner erstellen. Der Masterplan

zur Stadtentwicklung für die Innenstadt der Stadt

Köln schließt diese Gebiete ausdrücklich ein, so dass

es hier eine verlässliche Planungsgrundlage gibt.

Insgesamt kann festgehalten werden dass es sich

bei den Stadtteilen teilweise um eine Erhöhung der

Anzahl von Einwohnern von 25 % des Bestands

handelt.

Über welche Zeiträume sprechen wir, wenn wir uns

die sich abzeichnende Entwicklung betrachten?

Im Grunde sprechen wir hier – wie bereits erwähnt

– von Beginn 2008 mit der Planungsphase bis hin zu

2025. Dann sollen große Teile der geplanten Bebauung

fertiggestellt sein.

Gibt es schon Informationen über Bauträger oder

auch die Zielgruppen des Wohnraums?

Das ist alles sehr konkret. Hier einige Beispiele:

Gerch Group – 16 ha, der urbane Stadtteil ca. 3000

Wohnungen; CG Gruppe – 4 ha circa 46.000 m²

Wohnfläche ca. 700 Wohnungen; Danzier Straße –

Straße Windmühlenstraße 300 Wohnungen;

Holsteinstraße – Sonderburger Straße 120 Wohnungen

(bereits gebaut) und weitere Bauten.

WILLLKOMMEN

Im Gespräch mit Herrn Stentenbach zum Thema ”Neue Wohngebiete” im Bereich unserer Kirchengemeinde

Die Schäl Sick befindet sich aktuell in einem dynamischen Entwicklungsprozess. Das

können wir auch in Bereich des Gebietes unserer Kirchengemeinde feststellen. Kleinere

Erschließungsprojekte für neuen Wohnraum gibt es in Buchheim und Buchforst. Im Mülheimer

Süden entstehen tausende von neuen Wohnungen. Das wirft Fragen auf, die wir

an dieser Stelle einmal – in aller Kürze – beleuchten wollen.

6 7



AKUTELLES

AKTUELLES

Buchheim Projekt:

WVM – Wuppertaler Straße 240 Wohnung; GAG –

Carlsberg Quartier 230 Wohnung (bereits gebaut);

GAG – Mülheimer Ring und Bergisch Gladbacher

Strasse ca. 200 Wohnungen; Deutsche Reihenhaus –

45 Häuser – alles direkt gegenüber an Sankt Theresia

– 45 Häuser Gauweg und weitere Bauten.

Es handelt sich derzeit um die größte Quartier-Entwicklung

der Stadt. Sie trägt den Slogan: „Jung,

visionär, familienfreundlich”. Zielgruppen sind nicht

explizit definiert, beziehungsweise breit gestreut.

Da es sich weitgehend um Investorenprojekte handelt,

sind beachtlicher Quadratmeterpreise zu

erwarten (in Buchheim 6.000 € /m² Wohnfläche bis

Mühlheim Rheinlage circa 10.000 € /m² und mehr?).

Teile des Carlsberg Quartiers in Köln-Mülheim

Im Gespräch mit Stefan Stentenbach, Architekt und Mitglied im Pfarrgemeinderat

der Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius

Wie kam es dazu, dass Sie sich mit diesem Thema

aus Sicht der Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius

beschäftigen?

Wir sind über unsere Infrastruktur (Gebäude,

Kirchen) als Kirchengemeinde derzeit sehr zentral

und gut vertreten, die ja quasi die Keimzelle der

jeweiligen Ortsviertel bildet. Nun brauchen wir aber

”Leuchtturmprojekte”, um als Katholische Kirche

positiv wahrgenommen zu werden. Meines

Erachtens wurde leider eine große Chance für ein

solches Leuchtturmprojekt im Bereich des ”Pohlschen

Hauses” (Anm.d.R.: Haus in Mülheim am

Rheinufer neben der Kirche von St. Clemens) vertan.

Hier hätte ich mir ein integratives Café mit Biergarten

vorstellen können (Anm. d. R.: Konzept entwickelt

in 2015/16), das sowohl dem Stadtteil wie auch

der Kirchengemeinde gut getan hätte. Weitere Konzepte

wurden für den Bereich um St. Antonius und

der Danzier Strasse entwickelt. Diese Pläne werden

mittlerweile von der Aachener Wohnungsbaugesellschaft

verfolgt. Das ist insofern bedauerlich, da sich

die Kirchengemeinde nach meiner Einschätzung ein

Stück finanzielle Unabhängigkeit hätte schaffen können,

indem sie die Projekte in ihrer Regie verfolgt

hätte. Positive Effekte im sozialen (Inklusion) und

wirtschaftlichen Bereich (Finanzierung von Personalstellen)

wurden hier leider verpasst.

Über welche Ebenen reden wir, wenn es um die Interessenlage

der Kirchengemeinde geht, sich der neuen

Wohngebiete anzunehmen?

Eine Ebene ist die der Präsenz: Es geht darum, als

Kirchengemeinde Präsenz zu zeigen.

Eine weitere Ebene ist, in Bezug auf die neu einzurichtenden

Kindertagesstätten Flagge zu zeigen.

Die dritte Ebene ist, Potential wirtschaftlicher Erträge

für die Gemeinde besser als bisher zu erschließen.

Die vierte Ebene ist die Ansprache der Menschen.

Hier gibt es Ansätze, bzw. Aktionen durch den Sachausschuß

"Willkommen bei uns", des Pfarrgemeinderates.

So werden beispielsweise die neu hinzugezogenen

Gemeindemitglieder durch die Kirchengemeinde

direkt adressiert. Aber ob das reicht?

Wie stellt sich denn die Kirchengemeinde der sich

abzeichnenden Entwicklung? Bestehen gar schon

Konzepte oder konkrete Ideen?

Auf den drei ersten angesprochenen Ebenen fehlen

noch konkrete Ideen zu strukturellen Entwicklungen

der Kirchengemeinde in den Neubaugebieten. Was

fehlt ist der erkennbare Wille und der Mut, Chancen

aufzugreifen und konsequent zu verfolgen, bzw. auch

umzusetzen. Der Pfarrgemeinderat hat ein Team

benannt, dass sich der Entwicklung der Gemeinde

angenommen hat (Anm.d.R.: Strategieteam). Dieses

Team sollte sich auch dieses Themas

annehmen. Auf der vierten Ebene ( Anm.d.R.: Ansprache

der neuen Gemeindemitglieder) ist der

Sachausschuss ”Willkommen bei uns” des Pfarrgemeinderates,

wie bereits erwähnt, aktiv.

Bei wem liegt denn heute die Zuständigkeit in der

Kirchengemeinde für die Ansprache der zukünftigen

Gemeindemitglieder, und wie sieht es in Zukunft aus

– Stichwort ”Pastoraler Zukunftsweg”?

Das ist eine gute Frage. In der derzeitigen Situation

gibt es nur den bereits angesprochen Sachausschuss

”Willkommen bei uns”, der sich – im Rahmen seiner

Möglichkeiten – mit dem Thema beschäftigt. Mit

den sich abzeichnenden Veränderungen in Richtung

der ”Pfarrei der Zukunft” deutet sich eine ”Rolle

rückwärts” an. Mit den Gemeindefusionen der

Vergangenheit wurden lokale Strukturen vor Ort

zerstört und engagierte Menschen ”verloren”. Jetzt

soll es – nach jahrelangem Ringen um Gemeinsamkeit

– wieder in Richtung der ”Gemeinde vor Ort”

gehen. Dies birgt natürlich die Gefahr, dass nun die

Menschen, die sich im Zuge der Gemeindefusionen

für die Gemeinde engagiert haben, sich frustriert

abwenden. Hier versucht die Gemeinde nun über die

Aktivitäten der Zukunftsentwicklung gegenzusteuern.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview führte Reinhard Linke

Hier entstehen ca. 200 Wohnungen (Bergisch Gladbacher Str. / Mülheimer Ring)

SACHAUSSCHUSS WILLKOMMEN BEI UNS

Der Sachausschuss des Pfarrgemeinderates hat

sich – stellvertretend für die Pfarrgemeinde St.

Clemens und Mauritius – zur Aufgabe gemacht, neu

hinzugezogene Familien, Paare und Singles

in unserer Kirchengemeinde willkommen zu heißen.

Die Mitglieder des Ausschusses möchten

vermitteln, dass die Kirche vor Ort viel Positives für

Menschen zu bieten hat. Es geht dabei um

Themen wie: Willkommen heißen, Präsenz zeigen,

Begegnungen, Gespräche und Gemeinschaft

zu ermöglichen. Neue Gemeindemitglieder sollen

ermuntert werden, am Gemeindeleben

teilzunehmen (z.B. Wahrnehmen von Angeboten),

mitzuwirken (z.B. bei der Durchführung von

Angeboten) und mitzugestalten (z.B. in den Gremien).

AUCH GOTTESHÄUSER BIETEN EIN ZUHAUSE …

In der katholischen St. Elisabethkirche in der

Elisabeth-Breuer-Straße im Stadtteil Mülheim hat die

Gemeinde ‚Allerheiligen‘ der rumänischen Orthodoxie

seit über 20 Jahren ihr Zuhause und feiert dort

regelmäßig byzantinische Liturgie.

In Zukunft sollen die Kirche und die Räumlichkeiten

des Pfarrzentrums, des Pfarrbüros und des Pfarrhauses

in den Besitz der rumänischen Gemeinde

übergehen. Die Verhandlungen laufen.

Die Absprachen bezüglich der weiteren gemeinsamen

Nutzung unserer beiden Gemeinden waren

schnell getan, weil wir auf eine lange und gute

Kooperation zurückblicken, die jetzt umgekehrt

wird. Die katholische Gemeinde wird Gast bei der

rumänischen!

8 9



MENSCHEN IM VEEDEL

Die Weiße Stadt

BUCHFORSTER WOHNGESCHICHTE(N)

Die Weiße Stadt genannte Siedlung in Buchforst bildet zusammen mit der Pfarrkirche

St. Petrus Canisius eine bauliche Einheit.

Als die 1932 /33 fertiggestellte

Siedlung – sie war Teil einer östlichen

Stadterweiterung von Köln

in dieser Zeit – als reine Zeilenbausiedlung

mit fünfgeschossigen

Mehr- und ein – bis zweigeschossigen

Einfamilienhäusern mit Kirche

und Gemeinschaftshaus endlich

stand, da gab es Buchforst als

Stadtteil noch gar nicht. Alle hier

sprachen noch vom „Kalker Feld“.

Der Architekt Wilhelm Riphahn

hatte zusammen mit dem Essener

Kollegen Caspar Maria Grod 578

Wohneinheiten ersonnen, die von

verschiedenen Bauherren umgesetzt

worden sind.

Riphahn war in Köln sehr bekannt

durch den Restaurantbau

der „Bastei“ (1924) oder später

durch das Opern- und Schauspielhaus

am Offenbachplatz (1950).

Sogar seine Grabstätte auf Melaten

ist einer seiner Siedlungen

nachempfunden, mit Kopf- und

Flügelbau!

Der Baubeginn an der Heidelberger

Straße war 1929, die Planungen

liefen aber schon seit 1926, dies war

für einen neuen Stadtteil ein großer

Schritt, schuf die GAG hier doch

fast einen ganzen Vorort.

Auch bei Führungen in Buchforst

höre ich immer wieder etwas von

der „Bauhaussiedlung“. Das dürfen

Sie natürlich sagen – schöner und

vor allem richtiger ist aber das Folgende:

Einzige Siedlung Kölns im

konsequent „Internationalen Stil“.

Hört sich doch gleich besser an,

und Ihr Gegenüber wird staunen

ob Ihrer Kenntnisse zur Architekturgeschichte!

Als Kunsthistoriker würde ich

sagen, dass die Siedlung besonders

durch die katholische Kirche eine

Mitte bekommt. Klar differenziert

fügen sich die Stereometrien der

Kirche zu einem ganz harmonischen,

weiß verputzten Ensemble.

Die Idee von Licht und Sonne bestimmt

die Grundrisse, die Zeilenbauten

sind streng nach dem Einfall

des Sonnenlichtes ausgerichtet.

Mit der 1930 – 31 errichteten

katholischen Pfarrkirche St. Petrus

Canisius (Kölns erster Jesuit, der als

Pieter de Hondt nach Köln kam,

latinisiert wird dann aus niederländisch

Hondt= Hund lat. canis – Canisius)

wird dann der quasi „neueste

Heilige“ in dieser supermodernen

Kirche der Pfarrpatron. Seine Heiligsprechung

war gerade fünf Jahre

her, und er wurde auch zum „Zweiten

Apostel Deutschlands“ernannt

(nach dem Hl. Bonifatius), und das

bedeutete für den dann kurze Zeit

später so genannten Kölner Ortsteil

Buchforst eine absolut moderne

Ausrichtung. Das Zusammenspiel

der beiden Baukörper der Kirche,

das langgestreckte eingeschossige

Langhaus und der kantige, vertikale

Turm mit seiner Bekrönung sind

von feinen Proportionen geprägt.

Zusammen mit dem Rund der Apsis,

(1 – 3) Kirche vor der Zerstörrung, 4) Köln-Buchforst – Casanusstraße, 5) Luftaufnahme Köln-Buchforst, 6) Weiße Stadt, 7) Casanusstraße (v. l. nach r.)

die heute leider zugemauert ist, ergeben

das Lichtband der Fenster und

die Arkaden beim Eingang einen

harmonischen Mittelpunkt der Siedlung.

Die Kirche steht exakt in der

Hauptachse der Erschließung von

der Cusanusstraße her, als Kontrapunkt

zum Eingangsbau in die Siedlung,

dem ehemaligen Vereinshaus

mit Gaststätte (früher: Buchforster

Hof). Das konsequent Moderne an

der Kirche ist ihre städtebauliche

Anbindung in die Siedlung, sie ist als

Kirche stets erkennbar und in ihren

Formen doch eingebunden und

extravagant zugleich, das können nur

gute Architekten!

Als so gewürdigter wichtigster

Beitrag des „Neuen Bauens“ im

sozialen Wohnungsbau im Rheinland

strahlt die Siedlung bis heute

gemeinsam mit dem benachbarten

„Blauen Hof“ um die Wette. Es sind

für die Stadt Köln herausragende

Beispiele eines mit eigenem Balkon

und ausgebautem Bad versehenen

Wohnens Anfang der Notzeiten in

den 1930-er Jahren. Viele Menschen

in Köln wären froh um eine solche

Ausstattung gewesen. Schaut man

sich alte Postkarten und Luftbilder,

besonders von der Heidelbergerund

Cusanusstraße an, so sind

die pavillionartigen Ladenlokale

und die schönen Winkel zwischen

Hauszeilenende und schrägem

Straßenverlauf bis heute erkennbar

und geben Buchforst eine besondere

Note. Die Buchforster Geschichts-

werkstatt hat dazu schöne Bilder

aufbereitet, und Führungen gibt es

bald wieder halbjährlich!

Text: Thomas van Nies M.A.,

RVDL Köln (Deutz)

2021 FEIERN WIR ...

den 500. Geburtstag den

Heiligen Petrus Canisius und

das 90jährige Bestehen der

Kirche St. Petrus Canisius.

Geplant sind verschiedene

Veranstaltungen im zweiten

Halbjahr. Informationen folgen

auf unserer Internetseite:

www.clemens-mauritius.de

10 11



THEMA

ZEIT ZUM NAC HDENKEN

WAS IST FÜR DICH ZU HAUSE?

„Mein Kopf will immer nur weiter, mein Herz sagt, dass ich zu Hause vermiss, wo auch

immer das ist ... Der Liedtext von Max Giesinger sagt eine Menge aus über das, was uns vor

lauter Alltag manches mal verloren zu gehen droht. Für den einen ist es ein Ort von Geborgenheit

und Zuflucht, für andere ein Ort, den sie vermissen oder von dem sie am liebsten

ausreißen würden. Wir haben ein paar Menschen gefragt: „Was ist für dich zu Hause?”

STEFAN AMEIS, 50

DÜNNWALD

KARIN LOEHER, 54

HÖHENHAUS

JAN KOHLENBERG, 37

DÜNNWALD

BENEDIKT VOORWOLD, 17

MÜLHEIM

ANN KATHRIN BALD, 38

MÜLHEIM

FILMON ANDEMARIAM, 32

NEUEHRENFELD

ANDREA KÜHN, 34

MÜLHEIM

JOSHUA SCHMIDT, 26

SIEGEN

Es braucht Vertrautheit,

Geborgenheit, wohlfühlen

und angekommen sein.

Dieses kann durch Familie

und Freunde, das eigene

Zuhause, in Gebäuden, an

Orten oder in der Natur

erlebt werden.

Aber auf jeden Fall hat es

etwas mit Gefühlen und

Seele zu tun.

Mancher sucht lange und

findet es vielleicht nie! Jedoch

hat man es gefunden,

ist es von unschätzbarem

Wert!

Zuhause ist da wo ich mich

wohl fühle, wo Freunde

sind, wo ich mein Herz verloren

habe. Einfach gesagt,

wo ich gerne bin. Wo ich

mich gut aufgehoben fühle,

wo ich helfen kann und

auch von lieben Menschen

Hilfe bekomme, wenn es

einmal nötig ist.

Zuhause ist für mich mehr

als nur die reine Örtlichkeit

des Wohnortes, es ist für

mich ein sicherer Hafen,

um im Kreise der Familie

und seiner Liebsten das

Leben sowie die Gemeinschaft

zu genießen, in

guten wie auch in weniger

guten Zeiten. Örtliche

Veränderungen und die

Gründung einer Familie

erweitern kontinuierlich

die Begrifflichkeit und das

Gefühl für zu Hause. Eine

sichere Umgebung schafft

die Basis, um die vielfältigen

Herausforderungen

des Alltages zu bewältigen.

Zuhause fühle ich mich da,

wo ich geliebt werde. Zuhause

ist also meine Familie,

Zuhause ist aber auch meine

Arbeitsstelle, wo ich bei den

Kolleg*innen anerkannt bin.

Zuhause ist da, wo ich so sein

kann, wie ich bin. Zuhause

ist auch da, wo die Umgebung

vertraut ist und wo ich

mich auskenne. In meinem

Zuhause kann ich ausruhen,

Kraft tanken, Pläne machen.

Zu meinem Zuhause gehört

auch die Mülheimer Gottestracht,

die wir jetzt schon

zum zweiten Mail nicht feiern

können. Und zuletzt natürlich:

Zuhause ist da, wo sich mein

Smartphone automatisch im

WLAN befindet.

In meiner Kindheit war für

mich zu Hause immer der

Ort, an dem ich aufgewachsen

bin und mich geborgen

gefühlt habe. Nachdem mein

Bruder und ich ausgezogen

sind, hat mein Vater unser

Haus verkauft. Das Gefühl

war furchtbar. Ich wohnte

zwar schon in Köln und fühlte

mich wohl, trotzdem hatte

ich das Gefühl, meine Heimat

zu verlieren. Der Ort, an den

man, egal was auch passiert,

immer zurückkehren kann,

war verloren. Heute habe

ich meine eigene Familie

und würde nicht mehr einen

bestimmten Ort definieren.

Zu Hause ist heute da, wo

meine Liebsten sind.

Mein Name ist Filmon Andemariam,

geboren wurde ich

in Eritrea. Ich bin verheiratet,

habe zwei Kinder und lebe

seit 2014 in Deutschland.

Heimat bedeutet alles für

mich. Ich vermisse meine

Eltern, Verwandten und

Freunde, das Essen und

auch die Kultur. Hier in Köln

fühle ich mich sehr wohl –

Deutschland ist zu meiner

zweiten Heimat geworden.

Es gibt jedoch auch viele

Momente, in denen ich mich

nach meinem Zuhause in

Afrika sehne. Ich hoffe, dass

meine Kinder bald meine

Eltern und meine Geschwister

kennenlernen können, um

Oma und Opa zu umarmen.

Zuhause ist, wo ich bedingungslos

angenommen bin,

wo ich sein darf, ganz so,

wie ich gerade bin; wo man

liebt und Liebe erfährt. Das

ist der Kreis meiner Familie.

Als Pendler zwischen Familie

und Zweitwohnung ist

Zuhause noch mehr: Dort wo

ich mich ins Gebet zurückziehe;

so als wäre Gebet, Begegnung

mit Gott, ein Zuhause,

das man immer mit sich

trägt. So ist es auch der Ort,

wo ich beruflich im Dienst

an Gott und den Menschen

liebend tätig bin. Wo ich mit

Gott bewusst unterwegs bin,

ihn in Begegnungen mit Menschen

erlebe, dort wird jeder

Ort zu etwas Besonderem.

Zuhause war für mich in

meiner Kindheit immer

mein Heimatdorf, die bekannten

Straßen, das vertraute

Familienleben und

die Menschen, die schon

immer um mich herum

gelebt haben. Nach einem

halben Jahr im Ausland

bin ich wieder zurück in

die Nähe meines Heimatdorfes

gezogen und habe

erkannt, dass es die Nähe

zu den wichtigen Personen

meines Lebens ist, die

einen Ort zu einem Zuhause

machen. Ich brauche

meine Liebsten um mich

herum damit ich wirklich

das Gefühl habe zuhause,

angekommen zu sein.

12 13



THEMA

„Denn Gott ist im Himmel, und du, Mensch, bist auf der Erde.“

Die Bibel, das Buch Qohelet (Prediger) 5,1 – Wo wohnt Gott?

Wenn das nur so einfach wäre! Alle wissen, wo sie

hingehören. Götter und Engel wohnen droben: sei

es im Himmel oder im Olymp. Mensch und Getier

leben drunten auf der Erde. Da siehe ein jedes

Lebewesen zu, sich eine Behausung zu verschaffen!

Wohnungen sind zuerst einmal Schutzräume und

zum Überleben der Art unverzichtbar. Das gilt auch

für die Spezies Mensch. Draußen toben die Orkane,

und es schüttet kübelweise aus der Höhe. Drinnen

gibt es einen Herd, eine warme Mahlzeit und vor

allem ein Bett. Zur Wohnkultur gehört Sauberkeit.

Keine Raubkatze schleppt das gerissene Tier in ihre

Höhle. Draußen wird die Beute zerlegt und gefressen,

drinnen gedöst und geschlafen.

Die Götter oben, die Menschen unten: Da weiß doch

jeder, wo er hingehört? Aber so einfach ist es eben

nicht. Auch hier gilt der Grundsatz allen Strebens:

Was ich nicht habe, zieht mich an. Wer nach unten

gehört, den erfasst eine glühende Sehnsucht nach

oben; wer leichten Herzens in den oberen Regionen

wohnt, der verspürt ein unstillbares Verlangen nach

unten. So kommt Bewegung in die Welt: die Götter

und Engel zu den Menschen, die Menschen zur Sonne

und am besten noch darüber hinaus zu den Göttern.

Dieser permanente Wohnungswechsel macht alle

nervös. Es gibt unzählige Motive für den angestrebten

Wohnungstausch. Darüber erzählen die Mythen der

Kulturen. Gibt es ein Motiv für den ewigen Wunsch

nach Veränderung und Tapetenwechsel? Wie sollte es

anders sein: Auch hier wird die Liebe zur Triebfeder

des Handelns. Die Göttersöhne sind entzückt. Wann

und wie auch immer sie die Menschentöchter entdeckt

haben, ihre Schönheit erweckt Begehrlichkeiten. Der

Drang nach unten steigert sich ins Unerträgliche. Da ist

kein Halten mehr. Die Menschentöchter reagieren zwar

im ersten Augenblick etwas verstört über den Besuch

von oben, doch dann lassen sie sich ganz schnell ein auf

das Spiel der vertauschten Welten ... Was der Mythos so

unterhaltsam ausplaudert, entpuppt sich in der Wirklichkeit

allerdings als eine Vergewaltigung. Die Affäre

bleibt nicht folgenlos. Die Menschentöchter gebären

das Geschlecht der Riesen. Der Mythos erzählt, wie die

Gewalt zu den Menschen kam. Fortan bestimmt sie das

Zusammenleben der Menschen: in ihren Beziehungen,

in ihren Wohnungen, im öffentlichen Leben.

Von einem Wohnungswechsel mit Folgen erzählt

uns die Bibel. Die Geschichte der Menschen beginnt

nämlich mit einer „fristlosen Kündigung“. Dabei

hatte alles doch so gut angefangen. Einer der ältesten

Gottesnamen lautet „Baumeister“. Gott ist ein

Architekt, der sein Handwerk gut gelernt hat. Kein

Wunder, steht ihm doch „Frau Weisheit“ als Gehilfin

zur Seite. Was da herauskommt, ist ein Meisterwerk:

Die Welt – und Gott ist ihr Baumeister. Die Entstehung

der Welt beginnt damit, dass ihr Konstrukteur

zuerst einmal Ordnung schafft. Das „Wohnungschaos“

ist nicht die Erfindung fauler Menschenkinder.

Chaos ist die Vorform der Schöpfung; es wird nicht

besiegt, sondern zur Seite gedrängt. Und der auf diese

Weise freigewordene Platz wird zum Lebensraum

der Geschöpfe. Alles ist ein Geschenk: das Leben,

der Lebensraum, das Wohnen in einer geordneten

Welt: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und

siehe, es war sehr gut“ (Genesis 1,31). Und was macht

man, wenn alles gelungen ist? Man feiert ein Fest.

Der siebte Tag ist kein langweiliger „Ruhetag“, sondern

ein Festtag. Gott und seine Geschöpfe tanzen in

einem endlosen Reigen durch den Garten Eden.

Eden ist ein Garten, der als Wohnraum nicht nur

für das Menschenpaar konzipiert ist. Hier ist für

alle Platz! In Gottes Schöpfung sind die Hautfarben

gemischt, da ist Vielfalt angesagt, auch in den

Gattungen. Da gibt es ein Lebensrecht für Bienen,

Lurche, Wale und für das „Geschmeiß“ (Fliege,

Mücke, Wanze). Die Pointe ist zum Schreien: Am

Anfang steht „die Wohngemeinschaft“, Zimmer frei

für Schöpfer und Geschöpf. Es hätte so schön sein

können in Eden ... Doch schon da gab es den Grundsatz

allen Strebens: Was ich nicht habe, zieht mich

an. Was ich nicht bin, will ich werden. Der Mensch

wollte sein wie Gott. Das Geschöpf Mensch vergaß,

dass alles ein Geschenk ist: das Leben, der Lebensraum,

das Wohnen in einer geordneten Welt. Die

„WG“ platzte, der Hausherr war sauer, und es folgte

der Rausschmiss.

In diesem Augenblick begann die menschliche Not:

Wohnungssuche unter erschwerten Bedingungen. Das ist

der Anfang der Geschichte Gottes mit den Menschen.

Zum Leben ist Wasser unerlässlich. Weil das Wasser

knapp ist im Orient, entstehen Verteilungskämpfe.

Sie zwingen die Menschen zur ständigen Wanderschaft.

Die Wohnkultur der Nomaden wird bestimmt

durch einen reichen Viehbestand, denn die

Herden sind Ressourcen des Überlebens: Fleisch,

Fett und Fell. Die Herden brauchen Weiden. Weidewechsel

bestimmt den Lebensrhythmus. Die Wurzeln

des Osterfestes liegen in der Nomadenkultur.

Der Weidewechsel um die erste Vollmondnacht des

Frühjahrs markiert den Aufbruch zur neuen Weide,

zum Aufbruch im Aufgrünen der Erde.

Die Sesshaftwerdung war für Israel ein konfliktreicher

Prozess. Der Boden des „Gelobten Landes“ war

bereits vergeben. Es gehört zu den ungelösten Rätseln

„Eden ist ein Garten,

der als Wohnraum nicht nur

für das Menschenpaar

konzipiert ist.

Hier ist für alle Platz!“

biblischer Geschichte, warum der Gott der Hebräer

ein „Land von Milch und Honig überfließend“

verspricht, das seit Urzeiten schon vergeben war Ein

Wohn- und Bleiberecht auf erbeutetem Land, dessen

Bewohner und Vieh dem „Heiligen Bann“ anheim

fielen: Tod den Männern und dem Vieh, Versklavung

der Frauen und Kinder. Es war ein Wohnen auf Abruf.

Zankapfel war immer das Wasser.

Wem gehört der Boden? Noch bevor die Horde der

Hebräer das Ziel ihrer vierzigjährigen Wüstenwanderung

erreichte, war darüber schon entschieden

worden. Der Boden gehört dem Pharao bzw. dem

(Stadt)könig. Grund und Boden sind Krongut oder

„Königsgärten“. Wer wohnen will, muss pachten.

Die Hypothek lastet schwer auf den Schultern der

Pächter. Wer der Abgabenpflicht auf Pacht, Ernte

und Kopfsteuer nicht nachkommen kann, landet

nicht nur in Schuldhaft, sondern verliert Haus und

Hof. Nicht nur Wasserknappheit war existenzbedrohend,

auch der Ausbruch von Epidemien. Dem

betroffenen Clan wurde das Haus über dem Kopf

abgerissen, das Vieh notgeschlachtet, Hab und Gut

verbrannt. Wohnort des Aussätzigen wurde von jetzt

auf gleich die Höhle der Verbannten außerhalb der

Wohn- und Lebensgemeinschaft der Städter. Die Heilung

der Aussätzigen war für die Zeitgenossen Jesu

das Wunder aller Wunder.

Der Boden ist Krongut. Die Israeliten setzten dem

Königsrecht noch eins drauf: Gott allein ist Eigentümer

von Grund und Boden. Denn nur dank seiner

Erwählung und Führung sind sie dahin gekommen,

was sie als „gottverheißen“ endlich erobern und

beziehen durften. Dieses Land ist ihnen anvertraut.

„Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!“ Und da der

14 15



THEMA

Glaube schwach ist, ist die Zahl der Niederlagen übermächtig.

Kriege und Verbannung rufen immer wieder

in Erinnerung: Es gibt kein ewiges Wohnrecht. Das

Leben im Exil, das Wohnen in der Fremde wurde für

Israel ein ewiges Motiv innerhalb seiner Geschichte.

Innerhalb dieses Wechsels von Vertreibung und

Rückkehr gibt es allerdings ein Vermächtnis. Gott ist

einzig, das Land seine Gabe und das gewährte Wohnrecht

kann niemand veräußern. Alle fünfzig Jahre

feierten die Israeliten ihr „Jobeljahr“. Dann ist die

Schuldhaft beendet, offene Rechnungen verfallen, verpfändeter

Boden kehrt zurück zu seinem Eigentümer:

Die ursprünglichen Besitzverhältnisse werden wiederhergestellt.

Kein Mann werde versklavt, keine Frau

zur Prostitution gezwungen und kein Kind verkauft!

Der Eigentümer von Grund und Boden ist Gott.

Dieser duldet nicht die Verpfändung seiner Pächter,

die mit ihren Clans auf seiner Scholle „gasten“. Das

Wohnrecht ist unkündbar, die soziale Gesetzgebung

Israels eine Erinnerung im kollektiven Gedächtnis der

Menschheit: Du, Mensch, bist nur Gast auf Erden!

Der Versuch ist uralt. Irgendwo, so lautet der Wunsch,

muss es doch einen Ort auf Erden geben, wo sich die

göttliche Gegenwart materialisiert. Die Hardliner unter

den Frommen platzierten das „höhere Wesen“ auf

Berggipfel oder in Waldlichtungen und raunten von

„heiligen Bezirken“. Folgenreicher war die Entwicklung

von sogenannten „Gotteshäusern“. Eine abenteuerliche

Vorstellung: Die Gottheit wird regelrecht

„eingesperrt“. Theologen setzten sie in Hausarrest

und nannten diese Orte Tempel, Synagoge, Kirche,

Kathedrale … Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt! Ist

die Gottheit erst mal dingfest gemacht, dann möchten

ihre Verehrer sie auch „besuchen“ dürfen. Das war die

Geburtsstunde des Wallfahrtstourismus, der bis auf

den heutigen Tag anhält. Am Zielort der Pilgerschaft

geht es dann sehr weltlich zu. Da wird Kasse gemacht

trotz miesem Essen, schmuddeliger Unterkunft und

auch Ablass gegen Kasse.

Gott wohnt weder im Himmel noch auf Erden.

Jesus aus Nazareth verlor jede Form von Sanftmut

und Selbstbeherrschung, als er gegen den frommen

Tourismus am Jerusalemer Tempel zu Felde zog. Es

soll ja Menschen geben, deren Gefühle in Wallung

geraten, wenn sie nach langer Abwesenheit in die

Domstadt zurückkehren. Beim Anblick der Domtürme

werden sie dann sentimental. Dass der „Herrjott“

ausgerechnet dieses Bauwerk favorisiere, um dort

seine Gegenwart logieren zu lassen, ist Ausdruck

rheinischer Großmannssucht. Gott wohnt bei den

Lebenden und nicht bei den Toten! Was da sonntags

um 10 abgeht, hat einen hohen Unterhaltungswert …

Gott wohnt nirgendwo, um jetzt endlich die Katze

aus dem Sack zu lassen. Und wenn Sie das begründet

wissen wollen, dann schlagen Sie nach im Buch der

Bücher, d. h. der Bibel. Und dort empfehle ich Ihnen

die Lektüre des 18. Kapitels aus dem 1. Buch Mose

(auch Genesis genannt). Dort erfahren Sie, wie der

Ewige seinen Freund Abraham aufsucht. Die Begegnung

findet statt in einem Eichenhain zur Mittagshitze;

der Erzvater Abraham döst am Zelteingang vor

sich hin, als er einen Unbekannten auf sich zukommen

sieht. Die Spannung steigert sich wie in einem

guten Krimi. Der große Unbekannte: Ist er Freund

oder Feind? Die Spannung schlägt um in Erleichterung.

Was sich jetzt zwischen den beiden Protagonisten

abspielt, ist die wunderbare Inszenierung

orientalischer Gastfreundschaft. Wer sie auch nur ein

einziges Mal als Mitteleuropäer erleben durfte, weiß

fortan, wo Gott wohnt: weder in der Höhe, noch in

der Tiefe. Gott wohnt im „Zwischen“, in der Begegnung,

in der freundlichen Aufnahme des Fremden,

in jedem „Willkommen“, in jedem freundlichem Lächeln,

wenn man Ihnen die Tür öffnet und Sie bittet

einzutreten. So und nicht anders wohnt Gott unter

den Menschen.

Text: Christian Weinhag, Pfr.

CHRISTIAN WEINHAG geboren 1952, ist Theologe,

seit 1992 katholischer Priester und seit der Gründung von

St. Clemens und Mauritius im Jahr 2010 Mitglied

des hiesigen Pastoralteams. Zuvor war er bereits seit

1999 Pfarrer der Vorgängergemeinde St. Clemens und

Liebfrauen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten

zählen Kunst und Kultur und in den Wochen vor

Fronleichnam die Mülheimer Gottestracht.

16 17



BILDSTRECKE

WOHN-

RAUM

”Wohnen als Luxusgut?” – Diese Frage beschäftigt die Gesellschaft immer wieder. Das

Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sagt dazu, entgegen immer wieder

geäußerten Ansichten, nichts. In einigen Landesverfassungen der Bundesländer hingegen

wird das Thema Wohnen unterschiedlich behandelt.

Politisch ist das Thema ”Wohnraum” oder auch

”Bezahlbarer Wohnraum” ein Dauerbrenner. Vom

Mietendeckel über das Verbot zum Bau von Einfamilienhäusern

bis hin zu Innovations- und Investitionsstau

reichen die Positionen. Aktuell spitzt sich zudem

die Lage zu, da der benötigte Baustoff (z.B. Holz) in

Deutschland knapp wird, da Länder wie die USA und

China schlicht den Markt für wichtige Baustoffe in

Deutschland leerkaufen.

Was bedeutet die aktuelle Entwicklung für unsere

Zukunft, wenn wir auch noch das Thema Klimawandel

mit in den Blick nehmen? Das Thema Wohnen ist

ein zentraler Baustein für unsere weitere Entwicklung.

So setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass die

Gestaltung von Wohnraum einen wichtigen Beitrag zur

Klimaentwicklung leisten kann. So soll der Erhitzung

der Großstädte – wie wir sie in den letzten heißen Sommern

selbst erlebt haben – durch Begrünung, auch von

Dächern und Fassaden, entgegengewirkt werden. Dies

sind kleine Hoffnungsschimmer, dass Städteplaner und

Architekten die Zeichen der Zeit erkannt haben und

kreative Lösungen entwickeln wollen.

So weit zu der Lage in unserem Land. Schauen wir

einmal über den Tellerrand können wir feststellen, dass

andere Länder und Völker mit ganz anderen Problemen

zu kämpfen haben.

Flüchtlingslager, Slums und erbärmliche Zustände in

Kriegsgebieten bekommen wir tagtäglich in den Nachrichten

präsentiert. Dazu kommt der Trend, dass es immer

mehr Menschen in die Metropolen zieht, was die

Problematik im Thema Wohnraum noch verschärft.

Neben der Sicherung der Ernährung ist das Thema

Wohnen sicher der Bereich, der zu einem menschenwürdigen

Dasein einen zentralen Baustein liefert.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Wohnformen auf unserem

Planeten ist der Wohnort für die Menschen ein

zentraler Ort ihrer Existenz. Hoffen wir, dass wir dies

nicht aus den Augen verlieren.

Text: Reinhard Linke

18 19



20 21



BUCHVORSTELLUNGEN

ZEIT ZUM LES EN

Sie können die von uns

vorgestellten Bücher

in unserer kath. Bücherei

ausleihen.

VIEL FREUDE.

Im Haus des Vaters gibt es viele Wohnungen. (Joh. 14,2a)

Mit dem prägnanten Slogan „Wohnst Du noch, oder lebst Du schon?“ hat der Möbelriese

IKEA den Nagel auf den Kopf getroffen. So sehr auch die Umstände einer Behausung

variieren können, so unterschiedlich können die Orte sein, die uns ein inneres Zuhause

geben. Die einen wohnen im Kloster, ihrem eigenen Lebensraum. Andere halten Gärten

und Balkone, denn Blumen gehören zu jedem angenehmen Wohnen dazu. Vom kleinen

WG-Zimmer über das schicke Loft, die Eigentumswohnung, die Einsiedelei in einem

Konvent, die Zelle in der JVA oder das Eigenheim: irgendwo muss jeder Nacht für Nacht

sein Haupt zum Schlaf betten. Und wie sich die unterschiedlichsten Mitmenschen ihre

Wohnung im Haus des Vaters und dessen Umgebung gestalten, ist mindestens genauso

vielfältig. (TL)

FLORIAN RÖTZER:

SEIN UND WOHNEN

Westend, 22,00 €

ALEX JOHNSON:

BÜCHER-MÖBEL

Deutsche V.-A., ca. 10,00 €

ANDREA SCHÜTZ:

FRAU SCHNECKE

SUCHT EIN NEUES HAUS

PingPong, 12,99 €

SUE STUART-SMITH:

VOM WACHSEN UND

WERDEN.

Piper, 22,00 €

Es gibt Gärtnerhäuschen

zum Wohnen und Schreiben.

Doch Gärten an sich

sind schon verlängerte

Wohnräume. Grüne Oasen,

um zu entspannen, Freunde

zum Kaffee einzuladen

oder auch, wie die, britische

Autorin Sue Stuart-Smith

schreibt, Rückzugsorte, um

Stress, Traumata und Sucht

zu heilen. Die Psychiaterin

und Psychotherapeutin,

ehemalige Literaturstudentin

in Cambridge, analysiert

fesselnd weltweite

Erfahrungen in Sachen

Re-Insertion Krimineller und

Genesung Kranker dank

der Arbeit mit Samen und

Blumen. Denn Gartenarbeit

bedeutet auch Frust, den

es zu überwinden gilt, um

daran zu wachsen. Allein

Balkonpflege ist Therapie.

Verwahrloste Beete

vor einem Seniorenheim,

schreibt sie, sind fatal für

die Psyche. Kapitel wie "Der

sichere grüne Raum", "Krieg

und Gartenarbeit", "Blick

aus dem Krankenzimmer"

weisen den Weg. Zahlreich

und erstaunlich sind auch

Stuart-Smiths "grüne"

Bibelreferenzen. – Wer

letztlich weder einen Garten

noch einen Balkon besitzt,

kann mit dem Hegen

von Zimmerpflanzen und

frischen Blumensträußen

sein Wohlsein im kleinsten

Wohnraum beeinflussen.

Ein wunderbares Buch,

erstmals auf Deutsch. In

England ein Bestseller. Aber

Achtung – keine Fiktion und

kein Schmöker. (BdC)

JOHANNES MAYER,

PFARRER KILIA

SAUM ET. AL.:

DAS GROSSE BUCH

DER KLOSTERHEIL-

KUNDE

Zabert-Sandmann

Ein Buch, das man trotz

des Titels – so lang wie ein

Verdauungstrakt – immer

wieder gerne zur Hand

nimmt. Neben der Historie

und praktischen Anwendung

von Heilpflanzen porträtiert

das Autorenteam

Klosterräume in Deutschland

und Österreich. Zum

gesunden Wohnen und Leben

gehören u. a. der "Umgang

mit Luft und Licht",

die "konkrete Umgebung"

und Wasser-, Sonnen-, Bewegungs-,

Ordnungs- und

Heilkräutertherapien. Die

Mönche, so die Autoren,

berufen sich auf Ärzte-Philosophen

wie Pythagoras

und Hippokrates. Wichtig

sei "der gesunde Rhythmus

des Lebens". Ein Satz der

Autoren resümiert das

Buch: "Wie wir die Lehren

der Nonnen und Mönche in

unserem modernen Alltag

sinnvoll nutzen können."

Gut gegliedert, zum Nachschlagen

wie in einem

Lexikon, mit zahlreichen

Fotos und Zeichnungen.

Und Heilpflanzentipps u. a.

gegen Schnupfen, Akne,

Altershaut und Impotenz.

(BdC)

Mitten in den Zeiten einer

Pandemie erscheint eine

umfassende Studie über

das Wohnen vom deutschen

Philosophen Florian

Rötzer. In dem bemerkenswerten

Buch zeigt er auf,

wie sich unterschiedliche

Konzepte der Sesshaftigkeit

im Verlauf der

Menschheitsgeschichte

immer wieder verändert

haben, wie sich Wohnsitze

vom Schutzort zur beinahe

gläsernen Plattform einer

postmodernen Existenz

gewandelt haben und was

für einen Einfluss das

Wohnen auf Lebensqualität,

individuelle Sicherheit

und natürlich auf soziale

Strukturen nimmt. Hierzu

untersucht Rötzer Betrachtungen

von Philosophen,

wie Platon, Nietzsche oder

Flusser und zeichnet ein

bemerkenswertes Bild

einer unserer zentralsten

Lebensgrundlagen, die selten

in dieser umfassenden

Weise beleuchtet wurden.

Neben spannenden

Erörterungen wirft der aus

Bayern stammende Autor

auch Fragen in den Raum:

Sind Gefangene obdachlos,

wenn sie im Verlauf

einer mehrjährigen Haft

ihre Wohnung verlieren?

Welche Wechselwirkungen

haben das Bedürfnis nach

Schutz und der Wunsch,

vollwertiges Mitglied einer

digitalisierten Gesellschaft

zu sein? Ein Buch voll mit

interessanten Fakten und

einer längst überfälligen

Gesamtschau über das

Phänomen „Wohnen“. (TL)

„Welche

Wechselwirkungen

haben das

Bedürfnis nach

Schutz und der

Wunsch,

vollwertiges

Mitglied einer

digitalisierten

Gesellschaft zu

sein?“

Ein Buch an sich ist nicht

nur für sich gesehen schon

ein Kultobjekt, auch Wohnräume

können gezielt mit

Büchern gestaltet werden.

In seinem Buch „Bücher-

Möbel“ zeigt Alex Johnson,

wie das geht. Er fokussiert

sowohl auf Möbel und

Accessoires, die aus alten

Büchern erst hergestellt

werden, als auch auf

Möbel, die der Aufbewahrung

oder Präsentation von

Büchern dienen. Hierbei

sind die gezeigten Objekte

unterschiedlich schwer

nachzubauen: für manches

reicht es mit einer Kiste

Bastelmaterial loszuwerkeln,

anderes bedarf der

sorgfältigen Planung. In

Zeiten des Upcycling und

der Ressourcenreduktion

eine erfrischende und

fordernde Sammlung

origineller Ideen für jeden

Bibliophilen. (TL)

Frau Schnecke ist, was

ihr Zuhause angeht, wie

die meisten Menschen

recht wählerisch. Im

Fachgeschäft für Schneckenhäuser

findet sie eine

Vielzahl von Eigenheim-

Modellen. Aber das eine,

das Gewächshaus, ist

ihr zu durchsichtig, das

andere, ein Hochaus, zu

hoch und so weiter und

so fort. Selbst die Schneckenhaus-Fachberaterin

ist

manchmal ratlos angesichts

der anspruchsvollen

Schneckenwünsche. Ein

von Joelle Tourlonois nett

illustriertes Kinderbuch ab

3 Jahren, in dem es viel zu

entdecken und zu besprechen

gibt. Am besten, man

zeichnet nach der Buchlektüre

mit seinem eigenen

Kind das ideale Schneckenhaus.

Autorin Andrea

Schütz, Diplompsychologin,

hat sich auf Kinderbücher

spezialisiert. Sie lebt

selbst in einem besonderen,

rosafarbenen Haus im

Schwarzwald. (BdC)

22 23



KULTUR

DIE KULTUR IN ZEITEN DER PANDEMIE

In diesem Jahr 2020 / 21 des grassierenden Coronavirus wurde auf eklatante Weise offenbar,

welchen Stellenwert Kultur und Bildung in Politik und Gesellschaft haben: einen

sehr geringen.

„Den isoliert zu Hause

sitzenden Kindern wird

nicht nur die Gegenwart

genommen,

sondern auch die

Zukunft verbaut.“

Beginnen wir mit der Basis, den Schulen. In diesem monatelang anhaltenden

Lockdown, in dem Schulen ohne Konzept mal geöffnet, dann

wieder geschlossen wurden, selbstverständlich nach Bundesländern, ja

nach Kommunen unterschiedlich, konnte von einem geregelten Unterricht

keine Rede sein. Offensichtlich maß die Politik den Schulen keine erhöhte

Aufmerksamkeit zu. Die Mängel in der Digitalisierung traten auf eine erschreckende

Weise zutage. Die technische Ausrüstung von Klassenräumen

– Luftfiltergeräte, Tablets, W-Lan, Schnelltests – scheiterte an finanziellen

Mitteln, einem allgemeinen Desinteresse und/oder einer überbordenden

Bürokratie. Kinder langweilten sich zu Hause und lernten nichts. Viele der

jetzigen Zweit- und Drittklässler können nicht richtig lesen und schreiben.

Lernlücken klaffen immer größer. Das sind Defizite, die sich nur in Jahren

aufholen lassen. Den isoliert zu Hause sitzenden Kindern wird nicht nur

die Gegenwart genommen, sondern auch die Zukunft verbaut. Sie mussten

wochen- und monatelang ohne soziale Kontakte auskommen. Das legt

ein systemisches Problem offen. Im Sommer des vergangenen Jahres, als

die Ansteckungszahlen fast gegen Null tendierten, hatte man es schlicht

verschlafen, die Schulen besser auszustatten. Die Förderung von Industrie

und Unternehmen oder die Ermöglichung von Fußballspielen schien den

Politikern allemal wichtiger. Kinder haben halt keine mächtige Lobby und

zahlen auch keine Bestechungsgelder.

Im Kulturbereich, in dem von 1,8 Millionen Beschäftigten mehr als eine

halbe Million schlecht bezahlte Mini- und Soloselbständige sind, ist Covid

19 eine Katastrophe. Opern, Theater, Museen und Konzertsäle sind

geschlossen, Bibliotheken und Buchhandlungen gar nicht oder nur eingeschränkt

zugänglich. Die Liste der abgesagten Festspiele, Musik- und Kulturveranstaltungen

ist endlos. Laut einer aktuellen Prognos-Studie beliefen

sich die Umsatzverluste 2020 auf 22,4 Milliarden Euro, ein Minus von 13 %

bezogen auf 2019. Der Deutsche Kulturrat stellte den größten Rückgang

seit 2009 fest. In ihrer Umsatzentwicklung wurde die Kunstszene um mindestens

14 Jahre zurückgeworfen. Ein staatliches Kulturprogramm hat im

Juni 2020 eine Milliarde und in diesem Februar eine zweite Milliarde Euro

bereitgestellt. Das klingt nach viel Geld, aber die deutsche Kreativ- und

Kulturwirtschaft hat im Jahr 2019 üppige 170 Milliarden Umsatz gemacht,

mehr als die chemische Industrie. Zwei Milliarden Euro sind da vergleichsweise

wenig, zumal wenn der Umsatz der darstellenden Künste um 85 %

und der des Musiksektors um 54 % eingebrochen ist. Die Filmwirtschaft

verlor 48 %. Freischaffende Künstler sind gezwungen, als Sprechstundenhilfen,

Verkäufer oder Kassierer zu arbeiten, um über die Runden zu kommen.

24 25



KULTUR

„Auch ohne die

finanziellen Probleme

kämpft die gesamte

Kulturbranche darum,

in ihrer Bedeutung für

das gesellschaftliche

Leben angemessen

gewürdigt zu werden.“

Der Lockdown verhindert den lebendigen Kontakt, der lebenswichtig

sowohl für Künstler als auch für Kunstgenießer ist. Kreative Arbeit an

Musik, Texten und neuen Formaten kann zum großen Teil nicht ohne

gegenseitigen Austausch funktionieren. Im persönlichen Zusammensein, in

der Diskussion und Reibung mit anderen findet der Kunstschaffende Inspiration

und Anregung. Diese informelle Kommunikation kann derzeit nicht

stattfinden und ist digital nicht ersetzbar. Das gilt auch für den Kunstgenuss.

Das „Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ (Walter Benjamin)

von Kunstwerken ermöglicht den Kunstliebhabern zwar eine gewisse

Teilhabe an der Kultur. Opern und Konzerte sind im Radio und auf CDs

zugänglich, Bücherlesungen und virtuelle Museumsbesuche im Internet,

aber das befriedigt nicht das Bedürfnis nach Begegnung und Austausch mit

Gleichgesinnten.

Die Kultureinrichtungen wurden als erste geschlossen und werden wahrscheinlich

als letzte wieder geöffnet, obwohl die Ansteckungsgefahr anderswo

viel größer ist als in Konzertsälen und Museen. Das lässt sich leider

mit der Bildungsferne vieler Politiker erklären. Regierungschefs mancher

Bundesländer werfen Museen, Theater und andere Kulturbetriebe „immer

wieder in gemeinsame Versorgungstöpfe mit Spaßbädern und Bordellen“

(DER SPIEGEL, 27.02.2021).

Auch ohne die finanziellen Probleme kämpft die gesamte Kulturbranche

darum, in ihrer Bedeutung für das gesellschaftliche Leben angemessen gewürdigt

zu werden. Die Kultur fehlt vielen Menschen, die Sehnsucht nach

Bühnen und Musik ist groß. Ob sich der Kunst- und Kultursektor nach

dem (hoffentlichen) Abflauen der Pandemie wieder erholen wird, ist ungewiss.

In den kommenden Jahren müssen massive Haushaltslöcher gestopft

werden. Der erste Sparkandidat ist erfahrungsgemäß die Kultur.

Text: Lisa Weyand

26 27



FAMILIE

fleißig beobachten. Also ist es nicht immer leise. Doch

wir haben uns alle eingelebt. Als ich die Kinder gefragt

habe, kam nur, dass hier alles Supi sei doch sie hätten

auch gerne ihr eigenes Zimmer wie die Älteste.

Wie sehen denn die Kontakte mit den anderen Familien

im Haus aus?

Kontakt zu anderen Familien im Haus haben wir noch

nicht so wirklich, höchstens wenn man sich im Hausflur

begegnet. Mehr lässt Corona zur Zeit nicht zu.

Haben die Kinder schon – trotz Corona – eine Anbindung

in der Umgebung gefunden? Der Don-Bosco-

Club als Jugendzentrum ist ja z. B. in unmittelbarer

Nachbarschaft.

Weder wir noch die Kinder nehmen zur Zeit am

kulturellem und gesellschaftlichen Leben teil, da wir

unsere Familie und andere Personen schützen wollen.

Wenn jetzt eine Fee käme und Ihnen drei Wünsche

für Ihren aktuellen Lebensraum schenken würde, was

wären dann Ihre Wünsche? Und dann hätten auch die

Kinder noch drei Wünsche frei.

Wir als Eltern würden uns Corona weg wünschen,

damit die Kids wieder normal leben dürfen um keine

Entwicklungsstörungen zu bekommen.

„Die Kids wünschen sich

Spielgeräte für den Hof,

Fahrräder und viele Freunde ...“

Mein Mann wünscht sich Parkplätze .

Und ich endlich eine Küche um richtig zu Kochen.

Die Kids wünschen sich Spielgeräte für den Hof,

Fahrräder und viele Freunde wünscht sich Mara!

Einfach mal ohne Angst groß zu Feiern ohne Vorurteile.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview führte Reinhard Linke

MITEINANDER

Im Gespräch mit Familie Badorf

Liebe Familie Badorf, Sie wohnen jetzt seit einem Jahr im multireligiösen Wohnhaus (Cordoba

– siehe auch civitas-Ausgabe Weihnachten 2018) in der Hacketäuerstraße in Köln-Mülheim.

Vielen Dank, dass Sie uns an Ihren Erfahrungen in dieser Wohnumgebung teilhaben lassen.

Welchen Vorstellungen und Erwartungen haben Sie

mit ihrem Umzug verbunden?

Erwartungen hatten wir eigentlich keine. Unsere

Vorstellungen waren ein herzliches Miteinander und

Austausch aller Art untereinander.

Ist es so gekommen, wie Sie sich das gedacht haben?

Nein und Ja, dank Corona konnte man sich nicht

wirklich kennenlernen und so wird leider hinter

dem Rücken anderer geredet, ohne dass sich jemand

verteidigen kann. Doch das Familienleben hier in der

Wohnung ist nun sehr viel ruhiger, da man sich aus

dem Weg gehen kann.

Wie erleben Sie als Eltern ihren neuen Lebensraum

und wie erleben die Kinder diesen?

Wir als Eltern erleben die Wohnsituation sehr erholend

und (manchmal) friedlich. Es ist ein Unterschied,

wenn sich ein 8 Personen Haushalt auf 73 m 2

streitet oder auf über 150 m 2 . Denn wir haben 2 Kids

in der Pubertät und einen der jetzt bald rein kommt.

Dazwischen tummeln sich noch 3 kleinere, die alles

28 29



JUGEND

Wie war das, wann spürte die Familie, dass sich

eine Veränderung einstellen würde, dass das Küken

flügge werden will?

Eltern: Eigentlich schon etwas früher, Anne war gerade

15 Jahre alt und ging nach der Mittelstufe für ein

Schuljahr nach Irland. Später, im letzten Schuljahr,

zeichnete sich durch den Studienwunsch ab, dass die

Wahl des Studienortes nicht Köln sein würde.

Ist das eher so ein Gefühl wie: „Nein, das Kind ist

doch nicht so weit und es braucht uns doch noch”

oder eher: „Schön, dass sich unser Kind auf den

Weg machen will, eigenständig zu werden”?

Eltern: Eher letzteres, obwohl es gefühlsmäßig natürlich

nicht so einfach ist, das Küken fliegen zu lassen.

„Gefühlsmäßig ist es

natürlich nicht so einfach,

das Küken fliegen

zu lassen.“

LOSLASSEN

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Im Gespräch mit Familie Lorenz / Völlmar

Es ist ein einschneidendes Ereignis im Familienleben, wenn ein Kind – das in dem Fall ja

eher eine junge Erwachsene / ein junger Erwachsener ist – das Nest der Familie verlässt.

”Sich auf eigene Füße stellen” oder auch in ein eigenständiges Leben starten, so heißt

es häufig zum Start dieses neuen Lebensabschnitts. Nur, was bedeutet das für Familien,

diese Phase zu durchleben? Wir haben eine Familie gefunden, die uns an ihren Erfahrungen

hierzu teilhaben läßt.

ganzjährig in allen Veedeln!

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JUGEND

Ute Lorenz, Guido Völlmar mit Tochter Anne Völlmar

War das schwierig, den Eltern ”beizubringen”, dass

es bald so weit ist, das Elternhaus zu verlassen, um

in eine eigene Wohnung zu ziehen und sich vom

Elternhaus ein Stück abzulösen?

Anne: Nein, wir hatten das ja bereits mit meinem

Auslandsjahr geprobt.

Welche Gefühle waren mit dem ”Loslassen” verbunden?

Anne: Vorfreude, Stolz den neuen Schritt gehen zu

können.

Eltern: Stolz, weil Anne das alleine hinbekommt

bzw. sie ein selbstständiger Mensch geworden ist,

aber natürlich mit ein wenig Wehmut verbunden.

Als es dann soweit wahr, welche Gedanken stellten

sich da ein?

Anne: Freudige Erwartung auf das Neue und Unbekannte.

Ich wusste ja, dass ich immer wieder zurück

kommen kann.

Was macht denn das neue Zuhause, oder ist es noch

”nur” die neue Wohnung?

Anne: Ich fühle mich sehr wohl in meiner ersten eigenen

Wohnung, und doch fühle ich mich in beiden

Städten zu Hause.

Gibt es Wünsche, wie sich die Zukunft mit der neuen

Lebenssituation für die Familie gestaltet?

Eltern: DasVerhältnis zueinander ist noch besser

geworden. Wir videochatten regelmäßig, so dass wir

engen Kontakt haben und freuen uns immer sehr,

wenn wir uns besuchen. So können wir immer noch

teilhaben am Leben des Anderen. Wir wünschen

uns, dass wir uns über die Zeit nicht verlieren und

uns immer wieder über ein Wiedersehen freuen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview führte Reinhard Linke

Wie geht es denn so, nach dem Auszug eures Kindes?

Eltern: Am Anfang fehlte natürlich irgendetwas, aber

das ungewohnte Gefühl wich schnell der Freude über

den gelungenen Schritt unserer Tochter. Wir hatten

ja schon geübt.

32 33



SENIOREN

NEUES WOHNEN

Im Gespräch mit Frau Battke, Verein "Neues Wohnen im Alter e.V."

„Ältere Menschen verbringen vier Fünftel ihrer täglich zur Verfügung stehenden Zeit in

der eigenen Wohnung, doppelt so viel wie jüngere Altersgruppen“, ist ein weiteres Ergebnis

einer Studie aus dem Jahr 2020, die der Verein seiner Arbeit zu Grunde legt.

Aktuell leben 95% der Senioren in einer selbst genutzten Wohnung, 50 % davon in der

eigenen. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Altersgruppe der über 65-Jährigen in den

nächsten Jahrzehnten überproportional wachsen wird.“

So stellt der „Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen E.V.“ in einer

Studie aus dem Jahr 2020 seinen Aufgaben einige Grundlagen voran.

In unserem Artikel stellen wir den „Verein für neues Wohnen e.V.“ in unserer Stadt vor, der

sich der Aufgabe stellt, Menschen ab 50 Jahren zu beraten, wie sie im Alter leben möchten.

Guten Tag Frau Battke! Sie arbeiten für den Verein

„Neues Wohnen im Alter e.V.“. Was ist die Aufgabe

des Vereins?

Der Verein ist seit 1985 aktiv für neue Wohnformen,

die auch die Bedürfnisse von Älteren berücksichtigen.

Wir wollen das Spektrum der Möglichkeiten erweitern,

würdevoll, finanziell tragbar, gemeinschaftlich

und selbstbestimmt zu wohnen. Das trägt zur Lebensqualität

in dieser Stadt bei.

Wir tun dies durch Beratung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit

für das Thema und die bereits vorhandenen

oder im Entstehen begriffenen Angebote.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Wir sind zunächst einmal für Menschen da, die sich für

neue Wohnformen interessieren, die ihre Wohn- und

Lebenssituation verändern wollen. Das sind meist Menschen

ab 50. Die Mehrzahl der, die unsere Beratung in

Anspruch nehmen, ist zwischen 60 und 70, denn diese

wollen auch noch selber etwas aufbauen und mitgestalten.

Menschen jenseits der 70 suchen oft einfach einen

guten Platz zum Wohnen, sind weniger am Gründen

eines neuen Projekts interessiert. Oft melden sich aber

auch jüngere Angehörige, die eine spannende Alternative

zum Heim für einen Elternteil suchen.

Wir sind ebenfalls im Gespräch mit Wohnungsbaugesellschaften,

fachlichen und regionalen Netzwerken sowie

der Stadt Köln, um das Thema neue Wohnformen

für Ältere, von und mit Älteren voranzubringen.

Und schließlich wollen wir die gesamte Stadt-Gesellschaft

sensibel machen für die Wohn-Bedürfnisse

junger wie alter Menschen und ihre vielen guten Ideen

dazu, gerade auch der Älteren.

Was sind die Wünsche der Interessierten?

Die alten Familienstrukturen funktionieren nur noch

teilweise, Tendenz sinkend. Das merken viele mit

zunehmendem Alter.

Die „jüngeren Älteren“, die 50 – 70jährigen suchen

meist „Wohn-Freunde“, wollen autonom und selbstbestimmt

leben, suchen eine Wohnsituation, in der sie

eine gute Balance aus Rückzug und Geselligkeit haben.

Hier bringen wir Interessierte zusammen, ernüchtern

aber auch, wo die Erwartungen zu idyllisch sind.

Die Bedürfnisse der meisten Interessierten aus der

älteren Generation – ab 75 – lassen sich so auf den

Punkt bringen: „Nicht allein und nicht ins Heim“.

Wir zeigen auf: Was gibt es hier noch für Möglichkeiten?

Passt Mehrgenerationen-Wohnen, eine reine

Alten-WG oder ist doch eher betreutes Wohnen oder

eine Wohnpflegegemeinschaft angesagt?

Was für Wohnformen gibt es?

Wir haben in Köln zum Beispiel eine Reihe von

Mehrgenerationen-Wohnprojekten, die ausdrücklich

wert darauf legen, dass Jüngere und Ältere zusammen

leben und sich gegenseitig unterstützen. Da, wo es gut

klappt, freuen die Älteren sich am Kinderhüten oder

Kochen für junge Familien, die Jüngeren nehmen die

Älteren gerne mal mit zum Einkaufen oder helfen ihnen

bei technischen Problemen. Man kann sich diese

und weitere Projekte in der Wohnprojektebörse auf

unserer Internetseite ansehen: https://www.nwia.de

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Der Verein ist Mitglied im Kölner Mehr-als-Wohnen-

Bündnis und trägt dessen Forderungen mit. Unter

anderem wünschen wir uns ein klares Gegenüber

bei der Stadt für das Thema neue Wohnformen,

Ansprechpartner*innen mit Kompetenz, Ausstattung

und Entscheidungsbefugnissen.

Auch hätten wir gerne ein handfestes Signal der Politik,

dass gemeinschaftliche Wohnformen ausdrücklich

unterstützt werden – zum Beispiel durch bessere Rahmenbedingungen

für Bau- und Wohn-Projekte. Dann

wird es auch mehr Projekte geben und die Vielfalt der

Wohnformen wächst.

„Die alten Familienstrukturen

funktionieren nur noch teilweise,

Tendenz sinkend. Das merken

viele mit zunehmendem Alter.“

Die vorhandenen zivilgesellschaftlichen Strukturen

sollte die Politik stärken und besser ausstatten. Denn

die engagierten Bürger*innen, die sich schon lange um

diese Themen kümmern, haben die praktische Erfahrung

und sind näher dran an den Leuten.

Der Verein wird seit 2019 mit einer halben Stelle und

Sachkosten von der Stadt finanziert. Die halbe Personalstelle

besetzt Frau Battke.

Vielen Dank für das Interview.

Dieses Interview führte Wolfgang Obermann

TIPPS

• Fangen Sie früh genug an darüber nachzudenken,

wie Sie im Alter wohnen wollen. Ab 70 findet man

derzeit nur schwer einen Platz in einem altersgemischten

Wohnprojekt.

• Befragen Sie sich selbst, was Sie erwarten; lernen

Sie Ihre eigenen Wohnwünsche kennen

(z.B. mit dem NWiA-Fragebogen auf https://

www.nwia.de/wohnprojekteb%C3%B6rse/).

• Klären Sie dabei für sich, was bei einer neuen

Wohnform im Alter für Sie unabdingbar ist

(z.B. Barrierefreiheit, ÖPNV-Anbindung…) und wo Sie

flexibel sind oder noch flexibler werden könnten

(z.B. bei der Größe oder Lage des Projekts).

• Denken Sie in „Geben und Nehmen“: Formulieren

Sie nicht nur Erwartungen und Ansprüche, sondern

sagen Sie auch, was Sie an Talenten, Ressourcen

und Zeit einbringen können.

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GOTTESDIENST

Wo wohnt Gott?

Wenn Menschen miteinander über Gott ins Gespräch kommen, dann ist das Gottesdienst. Auf

diesen Seiten finden Sie einige Gedanken von Familien zur Frage: Wo wohnt der liebe Gott?

Familie Wieners

Wo wohnt Gott?

Im Himmel in den Wolken von wo er

auf uns ALLE herabschaut.

Was macht er wohl den ganzen Tag?

Er hilft den Menschen, die nach seiner

Hilfe rufen.

Sein Zuhause ist anders als das was

wir kennen. Er braucht kein Bett, da

er nie ruht, keine Küche, da er nie

isst und kein Badezimmer. Was er

braucht ist,: “das wir Menschen an

ihn glauben.“

Bild: Elisabeth,

Text: Gabriela mit Victoria

„Da ist es schön weil man dort keinen Hunger

hat und keine Sorgen und nichts haben

möchte – man ist absolut glücklich.“

Familie Birke

Wo wohnt Gott?

Im Himmel in einem Wolken Schloss

am Regenbogen.

Mit wem?

Gott wohnt dort mit den Engeln und

Heiligen und allen Gestorbenen.

Das Wolken Schloss hat einen ganz

schönen Garten mit einem Wolkenbrunnen

die Tür zum Schloss ist der

Sonnenuntergang.

Was ist das Besondere dort?

Da ist es schön weil man dort keinen

Hunger hat und keine Sorgen und

nichts haben möchte – man ist absolut

glücklich.

Bild und Text: Madita Emilia Birke

Familie Haber

Wo wohnt Gott?

Ich glaube das Gott unserem Leben

vom Himmel aus zuguckt und auch

von dort auf einer Wolke sitzend

unsere Gebete wahrnimmt!

Auf der schönsten Wolke der Welt

(und dem Himmel).

Bild und Text: Madita

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EIN ZUHAUSE

eine eigene Grabstätte

dafür hergerichtet. Einmal

im Jahr werden dort unsere

totgeborenen Kinder in

einer Urne bestattet.

Es ist uns wichtig, trauernden

Familien einen Ort

der Trauer und des Trostes

zu schaffen, den es sonst so

nicht geben würde.

2.

TRAUER

1.

Auf dem Katholischen Friedhof an der Sonderburger Straße hat die Gemeinde zwei Gedenkstätten

für Kinder geschaffen. Im oberen Bereich befindet sich der Platz für die totgeborenen

Kinder. Kinder, die nie das Licht der Erde gesehen haben, werden dort einmal

im Jahr beigesetzt. Im unteren Bereich des Friefhos ist ein eigener Flur für die Kinder, die

während oder kurz nach der Geburt verstorben sind.

Beide Orte sollen den Eltern einen Ort des Trauerns und Gedenken ermöglichen und eine

Hilfe sein, dieses traumatische Ereignis zu verarbeiten. Die Orte sind zudem Orte des

Trostes im Sinne des christlichen Glaubens „Jeder Mensch ist bei Gott wertvoll und kostbar

und geliebt“. Der Kirchengemeinde sind diese beiden Orte ein Herzensanliegen. Die

unaussprechbare Trauer der Eltern kann so einen Platz finden.

In den Krankenhäusern ist

es üblich, sicherzustellen,

dass Tot- und Fehlgeburten

eine würdige Bestattung

erhalten, soweit sich die

Eltern nicht selbst darum

kümmern. Grundlage ist

der Gesetzestext aus dem

Bestattungsgesetz NRW.

Diese Feiern werden überwiegend

von Seelsorgern

an den Kliniken durchgeführt

und die betroffenen

Eltern werden einbezogen,

soweit das gewünscht

ist. Praxen und private

Kliniken müssen sich auch

an das Gesetz halten, wenn

sie Abtreibungen vornehmen

oder es zu Fehlgeburten

kommt.

Christoph Kuckelkorn,

Bestatter: Vor über 15

Jahren habe ich begonnen,

für verschiedene Institute

hier in Köln frühgeborene

und abgetriebene

Kinder beizusetzen. Die

schiere Anzahl jedes

Jahr – (zwischen 800 und

2000) hat mich dabei jedes

Mal extrem beschäftigt.

Irgendwann suchte und

fand ich den Kontakt

zu Frau Bartscherer (bis

2019 Vors. Katholikenausschuß,

Anm. d.Red.) und

gemeinsam fanden wir in

der Katholischen Kirchengemeinde

St.Clemens

und Mauritius diese tolle

Kooperation.

Pater Thomas

Lüersmann: „Niemand

ist vergessen“ – unter

dieses Wort stellten wir

die Beisetzung der totgeborenen

Kinder in diesem

Jahr. Wenn wir 951 ungeborene

Kinder beisetzen,

dann fragen wir selbstverständlich

nach den

Worten dieser Kinder, die

wir nicht hören werden,

nach ihrem Lächeln, dass

wir nicht sehen werden,

nach ihrer Liebe, die wir

nicht spüren werden.

Und doch, niemand ist

je vergessen, auch diese

Kinder nicht. Wir vergessen

sie nicht, sie erhalten

einen würdigen Ort der

Erinnerung und sind bei

Gott nicht vergessen.

Gregor Stiels,

Vorsitzender des Katholikenausschuß:

Seit 2013

hat es sich der Katholikenausschuß

der Stadt Köln

zur Aufgabe gemacht, zahlreichen

Kindern, die nie

das Licht der Welt erblickt

haben, eine würdevolle

Bestattung zu ermöglichen.

In diesem Anliegen sind

wir mit dem Bestattungshaus

und der Kirchengemeinde

St. Clemens und

Mauritius verbunden.

Auf dem Katholischen

Friedhof hat die Gemeinde

Wir sehen uns geleitet von

der Zusage Gottes, dass

jeder Mensch schon von

Beginn an im Mutterleib

zu ihm gehört. Daraus erwächst

für uns als Christen

eine besondere Verantwortung.

Text: Wolfgang Obermann

„Wir vergessen

sie nicht, sie

erhalten einen

würdigen Ort

der Erinnerung

und sind bei Gott

nicht vergessen.“

Mit dem Begriff „Sternenkinder“ bezeichnet man Kinder, die während

der Geburt oder kurz nach der Geburt sterben. Im Jahr 2013

waren das in Deutschland ca. 2500 Kinder. Seit 2013 ist es auch

möglich, Babys mit einem Gewicht unter 500 Gramm auf einem

Friedhof zu beerdigen.

Für Eltern ist der Verlust

des Kindes im Bauch der

Mutter oder kurz nach

der Geburt ein schwerer

Schicksalsschlag, der

zutiefst erschüttert und die

Welt aus den Fugen bringt.

Mit dem kleinen Menschen

stirbt seine ganze Zukunft.

Viele Wünsche, Träume

und Hoffnungen sind mit

einem Mal nichtig. Von

einer Stunde auf die andere

ist alles anders. Babys, die

das Leben nicht kennenlernen

durften, werden

Sternenkinder genannt.

Sternenkinder werden auf

unserem Friedhof beerdigt.

Im Vergleich zu den anderen

Flächen und Gräbern

auf Friedhöfen sind diese

Stellen oft eher bunt und

fröhlich. Die Holzkreuze

sind mit Farben bemalt, auf

den Gräbern sind Teddys,

Spielzeug und andere bunte

Sachen zu sehen. Und doch

verstummt man an diesen

Gräbern. Das Leid läßt

einen sprachlos werden.

Eltern können über ihr

totes Kind bestimmen. Wo

soll es die Tage bis zur Beerdigung

verbringen, beim

Bestatter, im Krankenhaus

oder auch zu Hause? In

den meisten Bundesländern

kann ein Kind bis zu 36

Stunden mit nach Hause

kommen. Danach muss das

Kind beerdigt werden.

Selbstverständlich dürfen

Eltern ihrem Kind einen

Namen geben. Der Name

bedeutet, dass hier ein kleiner

Mensch gestorben ist.

Unserer Kirchengemeinde

ist es ein Herzensanliegen,

Eltern diese Möglichkeit

anzubieten. Die Gemeinde

versteht das als einen

Teil der Seelsorge und des

Mitleids, um den Eltern

ein wenig beim Umgang

mit ihrer Trauer zu helfen.

(Auszug aus dem Artikel

„Sternenkinder: Wenn das

Leben plötzlich und viel

zu früh endet“, von Benita

Wintermantel.)

Nachzulesen:

www.familie.de.

38

39



CARITAS

ZEIT ZUR BEG EGNUNG

In unserer Gemeinde unterstützen wir Menschen in allen Problemlagen. Der Blick geht jedoch

immer auch „über den Tellerrand hinaus“. Im Folgenden beschreibt Herr Barthélemy

Nkanza eine Reise in seine Heimat – den Kongo. Dort unterstützt er schon seit Jahren das

Projekt „Bumuntu“. Dieses Projekt soll durch den Sachausschuß „Eine Welt“ des Pfarrgemeinderates

begleitet und gefördert werden.

Ein

Reisebericht

Eine Reise in Demokratischer Republik Kongo

Ende Januar diesen Jahres machte ich mich auf nach Kinshasa, der Hauptstadt

der Demokratischen Republik im Kongo. Ziele dieser Reise waren die Unterstützung

der Jugendarbeit, die Ausstattung von EDV-Schulung- und Computerpraxisräumen,

die Förderung von EDV-Kursen und Sport- und Freizeitaktivitäten

und das Ausloten vor Ort nach Ausbildungsmöglichkeiten für die

Jugendlichen, insbesondere für Mädchen, die früh Mutter geworden sind.

Kinshasa, 29.01.2021

Meine erste Begegnung mit Jugendlichen fand in der Gemeinde Ndjili, eine

der 24 Kommunen der Hauptstadt Kinshasa statt. Bei diesem Treffen ging es

zunächst um die Erläuterung des Projekts „Bumuntu„ und einzelne Gespräche

mit verschiedenen Jugendbegleitern. Im Anschluss folgte die Übergabe

der mitgebrachten Fußballtrikots und Shorts an die Fußball-Juniorenmannschaft.

Mädchen werden nicht gefördert, da es an Materialien mangelt. In

dieser Hinsicht habe ich Kontakte mit ehemaligen Basketballspielerinnen

aufgenommen, die sich für einen engagieren Einsatz bereit erklärten. Dazu

werden Sportbekleidungen und verschiedene Accessoires benötigt, um einen

reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Der Bedarf an Sportbekleidungen

aller Sportarten, außer Boxen und Wintersport, ist größer denn je.

3) Gymnasium St. Pierre zu Kisantu, Klassenraum

4) Ausgabe von Fußballtrikots an die Jugend-

Fußballmannschaft in Kisantu.

SPENDEN

Für diejenigen, die uns finanziell

unterstützen möchten,

können Sie die Caritas Bankverbindung

verwenden, indem

Sie das Schlüsselwort

„BUMUNTU„ als Verwendungszweck

angeben.

Mit Ihren Spenden unterstützen

Sie das Projekt „Bumuntu„.

Spendenkonto:

Katholische Kirchengemeinde

St. Clemens und Mauritius

IBAN:

DE76 3706 0193 0018 5980 19

Pax-Bank

BIC: GENODED1PAX

Verwendungszweck:

Spende BUMUNTU

Vielen Dank

Klassenräume betrat. Freude und Konsternation waren da, und ich konnte feststellen,

was aus diesem damals geschätzten Gebäude geworden ist. Die Klassenzimmer

sind in einem renovierungsbedürftigen Zustand, zurzeit ist das Bistum

nicht imstande, die benötigten Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.

Kisantu, 14.02.2021

Begleitet von einem ehemaligen Kommilitonen fuhr ich ein zweites Mal

nach Kisantu, wo ich Fußballtrikots an die dortige Jugendfußballmannschaft

übergeben sollte. Die Stadt liegt etwa 40 km südlich der Hauptstadt

Kinshasa. Die katholische Kirche betreut hier eine Grundschule,

ein Gymnasium und eine Berufsschule. Auf meiner Agenda standen die

Besichtigung der katholischen Schulen, Gespräche mit den Schulleitern und

anschließend die Übergabe von Sportbekleidungen an die lokale Jugendfußballmannschaft.

Die Grundschule ist durch eine Finanzierung des Kindermissionswerks

Sternsinger aus Aachen renoviert worden. Die Klassenräume

und die Werkstätten sind in einem desolaten Zustand, so dass das Internat

geschlossen wurde. Die Gebäude sind nicht mehr haltbar und müssen somit

abgerissen werden. Wegen fehlender Finanzierung ist bislang noch keine

Planung vorgenommen worden.

Die in bestimmten Stadtteilen der Hauptstadt weit verbreitete Jugendkriminalität

könnte durch eine gute Politik für den Schutz der Jugend verringert werden.

Fehlende elterliche Autorität, aufgrund von Arbeitslosigkeit und Armut,

mangelnde Schulbildung und Sportanlagen, fehlende Jugendschutzgesetze und

Freizeitaktivitäten sind Ursachen, die die Lage noch schlimmer machen. In fast

allen Bereichen gibt es viel zu tun. Alphabetisierung als Basisbildung, Grundbildung,

Berufsausbildung, Förderung sportlicher Aktivitäten, Wertevermittlung

und anschließend Unterstützung von Jugendbegleitern durch qualifizierte

Sozialarbeiter könnten den Jugendlichen Zukunftsperspektiven geben.

Mit Hilfe verschiedener örtlicher katholischer Gemeinden, die bereit sind,

uns Räume zur Verfügung zu stellen, engagieren wir uns durch verschiedenen

Lehrgänge (Bürokaufmann/frau, Kassierer/in, Buchhalter/in,

Schneiderei, EDV-Kurse, MS Office, kaufmännische Software,). Um dies

zu erreichen, benötigen wir Computerausrüstung und Zubehör (Desktops,

Monitore, NAS-Server, Laptops, Kopierer, Tablets, digitale Projektoren,

Strahler, Drucker, Mäuse, Scanner, Zubehör, externe und interne Festplatten,

Speicherkarten, USB-Sticks, Nähmaschine und Accessoire, usw.). Die

Sportaktivitäten sind auch ein Mittel zum Zweck, um die Jugendlichen zu

erreichen. Gebraucht werden auch hierfür komplette Sportbekleidungen,

Trikots für Fußball, Basketball, Handball, Judo, Volleyball für Jungen und

Mädchen aller Kategorien, Trainingsleibchen, Sportschuhe, Schienbeinschoner,

Trainingshütchen, Fußbälle, Basketbälle, Volleybälle, Markierungsteller,

Torwarthandschuhe, Sporttaschen und verschiedene Accessoires.

1) Ausgabe von Sportbekleidungen in der Gemeinde

Ndjili in Kinshasa (Hauptstadt Kinshasa)

2) Bischofsrezidenz

Kisantu, vom 03.02.2021 bis zum 09.02.2021

Die zweite Etappe war das Bistum Kisantu – eine Stadt in der Provinz

Kongo-Central im Westen der Demokratischen Republik Kongo. In dem

dortigen Internat erhielt ich nach 4 Jahren (1972 bis 1976) mein Abitur. Ich

bekam Gänsehaut und ein ambivalentes Gefühl, als ich nach 45 Jahren die

(¹)Bumuntu bedeutet Menschlichkeit,

Würde in Kikongo, eine der

Sprachen im Kongo.

Im Nachhinein würde ich sagen, dass es sich gelohnt hat, diese Reise unternommen

zu haben. Ich habe Realitäten vor Ort erlebt, viel gesehen, gehört

und gelernt und ich betrachte nun alles mit einer völlig anderen Brille. Ich

bin zuversichtlich, einiges durch diese Begegnungen bewegt zu haben.

Text: Barthélemy Nkanza

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41



EHRENAMT

WIR SIND KIRCHE

Viele Menschen engagieren sich in der Kirche, in unserer Gemeinde in den unterschiedlichsten

Bereichen der Liturgie, der Caritas, der Verkündigung und der gelebten Gemeinschaft.

Ohne ihr Einbringen in allen verschiedenen Bereichen ist eine lebendige Kirche vor Ort undenkbar.

Nach dem Motto: „Wenn viele Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, …“

Die Gemeinde sind wir alle. Wir

haben es in der Hand, durch unser

Mitwirken eine Gemeinschaft mitzugestalten,

die uns alle bereichert.

Durch mein Engagement habe ich

viele Gemeindemitglieder kennengelernt,

die mich durch ihre vielfältigen

Sichtweisen und Perspektiven im

positiven Sinne zum Nachdenken

gebracht haben. Ich hoffe, dass ich

durch mein Mitwirken andere Menschen

ebenfalls bereichern kann.

Seit nunmehr 26 Jahren bin ich

Taufkatechetin. Für viele Familien

beginnt mit der Taufe ihrer Kinder

eine Zeit, Kirche und ihre Gemeindemitglieder

neu zu erleben. Diese,

manchmal erste Kontaktaufnahme

nach längerer Pause, mit ehrenamtlichen

„Leuten von nebenan“

erleichtert den Zugang und ist mir

deshalb wichtig.

Hildegard Hasbach, Taufkatechetin

Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft

Mülheim am Rhein von

1435, lebt die Schützentraditionen

im Stadtteil Mülheim. Wir hoffen,

dass unser traditionelles Schützen-

und Volksfest (Fronleichnam)

im Jahre 2022 in gewohnter Form

wieder stattfindet. Zu diesem Fest

kommen viele Menschen aus der Region

zusammen, um gemeinsam mit

uns zu feiern. Das stärkt die Gemeinschaft

und den Zusammenhalt.

Ich bin in der Gemeinde tätig, weil

ich gerne meinen Mitmenschen

eine Freude bereite. Als Messdienerin

sehe ich gerne, wenn sich die

Messbesucher über meine Mithilfe

freuen. Ich war auch schon vorher

öfters in der Kirche und habe damals

(wie auch noch heute) gerne an

Aktivitäten für Kinder und Jugendliche

teilgenommen. So bin ich

inzwischen nicht nur Messdienerin,

sondern singe auch mit viel Freude

im Chor. Es ist einfach ein Nehmen

und Geben!

Lena Trennheuser, Messdienerin

Ich bin nun im dritten Jahr Mitglied

des Finanzausschusses im Kirchenvorstand.

Es macht mir großen Spaß,

hinter die Fassaden zu gucken und

meine in der freien Wirtschaft gesammelten

Kenntnisse und Erfahrungen

einzubringen und mit der teilweise

ganz anderen Wirklichkeit in unserer

Kirchengemeinde abzugleichen.

Da fast alle Aktivitäten in unserer

Gemeinde auch finanzielle Auswirkungen

haben, habe ich mittlerweile

einen sehr guten Einblick in die

bunte, lebendige und wirklich faszinierende

Vielfalt all dessen gewonnen,

was Haupt- und Ehrenamtliche hier

regelmäßig auf die Beine stellen. Das

zu unterstützen und zu fördern und

den finanziellen Handlungsspielraum

für die Lebendigkeit unserer Gemeinde

zu erhalten, treibt mich an.

Christoph Baum, KV- Finanzausschuss

Mir, Monika Rüben, macht es Freude,

bedürftigen und ärmeren Menschen

zu helfen und dann zu sehen,

wie diese glücklich aus der Kleiderstube

und der Lebensmittel-Ausgabe

gehen. Das gibt mir das Gefühl, das

Richtige zu machen. Aber was auch

noch wichtig ist, in einem Team zu

sein, in dem ich mich wohlfühle und

ein gutes Miteinander ist. Wo wir

auch Freude und Spaß haben. Wo

alles passt.

Monika Rüben, Lebensmittelausgabe St.

Mauritius, Kleiderstube Jacke wie Hose

Dr. Alexander Rüttgers, Lektor, Strategieteam,

Elternratsvorsitzender der Kita Herz Jesu

Uwe Zollmarsch, Sankt Sebastianus

Schützenbruderschaft

DANKE

Die hier vertretenen Ehrenamtlichen

unserer Gemeinde stehen

stellvertretend für ALLE ehrenamtlich

Engagierten in unserer

Kirchengemeinde St. Clemens

und Mauritius, denen wir auf

diesem Weg für ihre Mitarbeit, ihr

Mittun und ihr Mitdenken DAN-

KEN, gerade auch in dieser für die

Kirche recht bewegten Zeit.

In der nächsten Ausgabe stellen wir

ihnen weitere Ehrenamtliche vor,

seien Sie gespannt ...

Haben wir Ihr Interesse an einer Mitarbeit

geweckt oder Sie haben Fragen?

Dann freuen wir uns, wenn Sie sich

bei uns melden und wir uns persönlich

kennenlernen.

Corinna Stäge, Bärbel Müller-Platz

und Katja Trennheuser (SA Engagementförderung)

Christian Höft,

Engagementförderer

hoeft@clemens-mauritius.de,

Tel.: 0178 – 3 29 19 03

Wir engagieren uns getreu des

Vereinsmottos: „Ein Veedel Eine Familie“,

das Diversität des Stadtteils,

herkunfts-, und altersunabhängig im

Sport vereinen möchte.

Wir möchten vor allem auch Jugendlichen

und jungen Erwachsenen eine

Perspektive geben, indem wir ihnen

eine Alternative zum manchmal

doch recht schweren Alltag bieten.

Jeder Mensch soll sich bei uns herzlich

willkommen fühlen, ganz so wie er ist!

Lukas Kletsch, Andre Peffgen

DJK Viktoria Buchheim

Auf dem Weg aus meiner Heimat

nach Deutschland habe ich wenig

Unterstützung erfahren. In Deutschland

selber umso mehr! Ich bin Katholik

geworden, und die Worte aus

der Bibel, dass man jedem Menschen

helfen soll, sind mir sehr wichtig.

Evar Simivalley, Gottesdienstassistent

Da ich sehr religiös erzogen worden

bin und meine Eltern immer ein

Vorbild waren, den Glauben zu leben,

ist der Glaube ein wichtiger Teil

meines Lebens, und ich freute mich,

als mir die Möglichkeit angeboten

wurde, den Dienst der Kommunionhelferin

auszuüben. Ganz nach den

Worten meines Vaters: „Frage nicht

was die Kirche für dich tun kann,

sondern frage dich selbst, was du tun

kannst.“

Lilia Bolg, Kommunionhelferin

42 43



CRASHKURS KIRCHE

Beichte

Die Beichte setzt die Erkenntnis voraus, dass wir schuldig geworden

sind. Um das überhaupt zu sehen, braucht es eine kritische Reflexion;

ein kritisches Schauen auf den Tag oder eine entsprechende Zeitspanne.

Wir fragen uns dabei, wo wir hinter dem zurückgeblieben sind, was

Gott uns zutraut. Gott traut uns zu, das Gute zu tun und das Schlechte

zu unterlassen. Wer sich unabhängig von der Beichte nie kritisch

hinterfragt, der verpasst die Möglichkeit zum Wachstum im Leben. Die

Beichte mit ihrer Vorbereitung hilft uns demnach, in unserem Leben zu

wachsen.

Das Beichtsakrament ist das Sakrament der Versöhnung mit Gott und den Menschen.

Es wird vom Priester gespendet und mündet in der sakramentalen Lossprechung. Bewusst

begleitet uns das Sakrament in der Kommunionvorbereitung als Erstbeichte, in

der Firmvorbereitung und vor einer Eheschließung. Im Anschluss verlieren viele das Sakrament

aus dem Blickfeld. Es kann der Eindruck entstehen, dass die Beichte das Sakrament

ist, das mit den unangenehmsten Gefühlen verbunden ist. Zu Unrecht.

44

B

In der Beichte geht es nicht in erster Linie um eine Fokussierung auf

das, was sündhaft gewesen ist, sondern es ist vor allem ein Sakrament,

das auf Zukunft hin ausgerichtet ist und heilsame Zukunft ermöglicht.

Dort kommt uns Gott auf besonders liebevolle, weil versöhnlich annehmende

Art nahe.

Eine Beichte ist nur dann verpflichtend, wenn eine schwere Sünde

begangen wurde. Die Gründe, die aus dem Alltag zur Beichte motivieren

können, sind dagegen lässliche Sünden. Bei diesen ist eine Beichte

lediglich empfohlen. Sie zerstören nicht die Gottesbeziehung wie bei

einer schweren Sünde, sondern sie belasten sie. Und meistens belasten

sie nicht nur die Beziehung zu Gott, sondern auch zu unseren Mitmenschen

und uns selber. Ein belastetes Gewissen spürt man, vor allem

dann, wenn sich etwas anhäuft. Es sind die kleinen Nachlässigkeiten des

Lebens, das Unterlassen des Guten, wo es möglich gewesen wäre. Wir

bleiben hinter dem zurück, was wir eigentlich als Christ sein könnten

und wollten. Die Beichte ist damit keine Aktion, zu der man aufrecht

stehend, aus dem Alltag kommt, sich bewusst klein macht, um danach

scheinbar wieder aufgerichtet zu werden. Vielmehr kommen wir bereits

mit krummem Rücken zur Beichte, dürfen dort Gott vertrauensvoll

hinhalten, was unheil ist an unserem Verhalten und Tun. Die Beichte

macht uns nicht klein, sie richtet auf, sie macht uns nicht schwach,

sondern bestärkt uns zum Guten hin.

Warum dann überhaupt zur Beichte gehen, wenn man es doch nicht

in allen Fällen verpflichtend tun muss und die Angelegenheit mit Gott

im persönlichen Gebet selbst regeln könnte, ohne das unangenehme

Bekenntnis vor einer anderen Person?

„Es geht in der Beichte

nicht um Verurteilung,

sondern um das

Gegenteil, Erlösung

und Befreiung“

Die Beichte ermutigt uns zum konkreten Aussprechen dessen, was

schuldhaft belastet. Wenn wir Belastendes aussprechen, distanzieren wir

uns emotional von diesen Situationen. Was ausgesprochen wird, nimmt

uns nicht mehr ganz gefangen Die Beichte bietet einen geschützten Rahmen,

um dieses Aussprechen ohne Angst wagen zu können.

Es geht in der Beichte nicht um Verurteilung, sondern um das Gegenteil,

Erlösung und Befreiung. Während im persönlichen Gebet das Sakramentale

fehlt, ist es in der Beichte garantiert. Dort sitzt ein Priester,

ein Mensch, den wir sehen können, eindeutig hören, und von dem wir

uns in heilsamen Zeichen bewegen lassen können. Es geht nicht um

die persönliche Meinung des Priesters, sondern er nimmt sich in seiner

Person gänzlich zurück und lässt Gott zur Sprache und zur Handlung

kommen. Wir erfahren die Zuwendung Gottes in den eindeutigen

Worten und Zeichenhandlungen des Priesters. Versöhnung, Zukunft,

Neuanfang, Ermutigung zum Guten, werden wahrhaftig erlebbar.

Wir wissen, wie heilsam es sein kann, von einem Menschen gesagt zu

bekommen: Es ist dir verziehen, es ist gut. Das ist es auch, was uns Gott

in der Beichte anbietet. Einen Neuanfang ohne Lasten, die unseren

Rücken krumm machen.

Die Buße hat nicht den Zweck, uns zu gängeln. Sie folgt der Sehnsucht,

das, was wir an Schaden angerichtet haben, wieder gutzumachen. Wir

kennen es, unabhängig von einer Beichte, den Wunsch zu verspüren

etwas „wieder gutmachen“ zu wollen. Da nicht alles was angerichtet

wird, wieder gutgemacht werden kann, kann eine Buße dafür auch stellvertretend

stehen. Eine sinnvoll aufgegebe Buße holt aus der eigenen

Handlungsunfähigkeit heraus. Gerade dann, wenn ein Schaden nicht

wieder gut zu machen ist. Dass Gott die Scherben, die wir hinterlassen,

aufkehrt, das ist auch die Zusage, die wir in der Beichte erhalten.

Text: Andrea Kühn, Gemeindeassistentin

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RÜCKMELDUNG

In Köln, einer modernen Millionenstadt in Deutschland,

war es Teil unserer Lebenswelt in unserem

Stadtviertel vor etwas über dreißig Jahren, dass Kinder

zusammen in einen katholischen Kindergarten gingen,

in eine katholische Grundschule, im katholischen

Sportverein am Nachmittag zusammen kamen und

in den Ferien – in von der katholischen Jugendgruppe

organisierten Zeltlagern – vielseitige Abenteuer

erleben und wertvolle eigenständige Erfahrungen im

Leben machen durften. So ist es, allem Vernehmen

nach, weitgehend bis heute geblieben. Dabei war keine

dieser Aktivitäten exklusiv und blieb Kindern anderer

Konfession oder Religionszugehörigkeit verschlossen.

IHRE

RÜCK-

MELDUNG

ZÄHLT ...

Ich bin Soldat und die Hälfte meiner Zeit alleinerziehender Vater. In beiden Rollen hilft es

mir sehr, dass ich durch eine Kindheit geprägt wurde, in der zu einer liebenden Familie

auch eine lebendige Kirchengemeinde dazugehörte.

Gleichzeitig waren nur wenige Straßenzüge entfernt

die Sozial- und Familienverhältnisse deutlich weniger

idyllisch. Aber auch dort war mit einem „Don-Bosco-

Club“ der Kirche eine bis heute wertvolle Anlaufstelle

für Kinder, Jugendliche und Eltern vorhanden. Für die

Kinder und Jugendliche dieses Teils unseres Viertels

war und ist diese von einem katholischen Orden

getragene Sozialeinrichtung oft eine der wenigen Gelegenheiten

für verlässliche Verhältnisse, gewaltfreien

Umgang, ein Rückzugsort vor Familien und einem

Leben mit massiven Armuts-, Bildungs- und Drogenproblemen.

Und, so erschütternd das ist, schlicht auch

einfach eine Möglichkeit für eine gesunde, warme

Mahlzeit einmal am Tag. Für uns Kinder „von der

anderen Seite der Bahnschienen“ war aber auch die

Verbindung unserer Kirchengemeinde mit dem „Don-

Bosco-Club“ eine unschätzbare Chance zum „Kulturschock“,

zum Kennenlernen, Verstehen und Wertschätzen

anderer Lebenswelten, und zur Begegnung

mit engagierten Menschen im unermüdlichen Einsatz

für Schwächere und Benachteiligte.

An allen diesen Punkten spielten und spielen ehrenamtlich

Engagierte eine entscheidende Rolle: ohne

sie und ihren Einsatz würden weder die Jugendarbeit,

noch das Gemeindeleben funktionieren. Aber in der

Mitte, als räumlicher, aber auch ideeller und spiritueller

Bezugsort, stand und steht die Kirche. Und

dazu gehört der Pfarrer der Gemeinde. In meinem

persönlichen Erleben sind dies Menschen, die sich aus

Überzeugung – Berufung – heraus Zeit nehmen, „da“

sind und ihre

Gemeinden kennen. Engagierte Persönlichkeiten, die

aus eigener Erfahrung zehren und die nicht weltfremd,

sondern – eher häufiger als nicht – bei den Menschen

und ihrer Lebenswirklichkeit zuhause sind.

Als Soldat, im Einsatz in Krisengebieten – als Blauhelm

zur Friedenssicherung vor dem Libanon, für

die Europäische Union zur Pirateriebekämpfung und

Sicherung von Nahrungsmittellieferungen vor der

Küste Somalias – habe ich als noch junger erwachsener

Mann erlebt, wie fragil die vermeintliche Sicherheit

unserer menschlichen Gesellschaften ist. Ich habe auch

erfahren, wie schnell ich mit meinem eigenen Wissen

und dem unbewussten Vertrauen auf funktionierende

Verhältnisse an Grenzen kommen kann. Dabei

wurde mir einerseits klar, wie wichtig ein Team, eine

Gemeinschaft von Menschen ist, auf die ich mich

verlassen kann. Andererseits habe ich aber auch erlebt,

dass ich in Krisensituationen, in Verantwortung für

mich und mir anvertraute Menschen, bei Entscheidungen

von gravierender Tragweite – bis zum Einsatz von

Waffengewalt – ich nicht vollkommen alleine und auf

mich gestellt war.

In meiner eigenen Entwicklung, aber vor allem als

Papa, wurde mir gerade durch meine Erfahrungen

in Extremsituationen bewusst, wie wichtig ein gutes

Fundament aus kultureller, gemeinschaftlicher aber

auch religiöser Prägung für mich ist. Ein schlichter

Besuch im Kunstmuseum macht sofort deutlich,

dass ohne zumindest rudimentäre Kenntnisse der

Geschichten aus der Bibel, das kulturelle Vokabular

zum Verständnis unserer eigenen Geschichte extrem

lückenhaft wäre. Auch haben mir die in jedem

Leben unvermeidbaren kleinen und größeren Krisen,

Anstrengungen und leidvollen Erfahrungen immer

wieder gezeigt, wie wertvoll es sein kann, auf die alten

religiösen Rituale und darin geradezu pädagogisch

clever verpackte Lebensweisheiten zurückgreifen

zu können. Der ritualisierte Raum für Trauer beim

Verlust eines geliebten Menschen für Angehörige und

Freunde, genauso, wie der über Jahrhunderte und

Jahrtausende geübte seelsorgerische Beistand für die

Kranken und Sterbenden selbst. Aber auch in Eheschließung

und Kindertaufe, von der Begrüßung neuen

Aufbruchs und neuen Lebens, bis zum Abschied daraus,

haben die katholische Kirche und die Menschen,

die sie tragen, unschätzbar Wertvolles zu bieten.

„Aber in der Mitte,

als räumlicher,

aber auch ideeller

und spiritueller

Bezugsort, stand

und steht die Kirche.“

Für mich persönlich, aber auch um meinen Kindern

später eine echte freie eigene Wahl – statt schlichter

Unwissenheit und Unkenntnis – zu ermöglichen, gehe

ich mittlerweile seit etwa sechs Jahren wieder regelmäßig

alleine und mit meinen Kindern in Sonntags- und

Feiertagsgottesdienste. Dazu gehört, mitten in der

Millionenstadt, unweit vom Dom, in der fast tausendjährigen

wunderschönen romanischen Basilika St. Maria

im Kapitol, ein liebevoll von Gemeindepfarrer und

Eltern gestalteter sonntäglicher Kindergottesdienst.

Auch haben einige von uns Eltern für unsere Kinder

in den vergangenen beiden Jahren eine Kommunionvorbereitung

ins Leben gerufen und anschließend

Erstkommunion – die Aufnahme in die „Mahlgemeinschaft“

der Gemeinde, aber auch der Christenheit

als Ganzes – mit den Kindern gefeiert. Übrigens mit

Kindern, die sich zumeist außerhalb der Kirche wohl

kaum begegnet wären, mit Freude von einer Gemeinde

von Menschen feierlich aufgenommen, die wir

anderweitig nicht kennen gelernt hätten.

All das wird – und umso wertvoller in diesen Zeiten

geschlossener Kultureinrichtungen – von Musik,

Kunst, Architektur und Geschichte eingerahmt. Musik,

die inspirieren und träumen lassen kann; Kunst,

die schön erscheinen mag, oder nachdenklich macht;

Architektur, die beeindrucken, aber auch Geschichten

erzählen kann; und eine Geschichte, die – wie auch

die Gegenwart – nicht immer nur Glanz und Heiligenschein

vermittelt, sondern auch zu kritischem

Hinterfragen einlädt. Entscheidend ist für mich als

Mensch, als Bürger, aber auch als Vater, dass ich

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47



TERMINE

48

sowohl bewusst das Schöne, die Inspiration suche, den

Raum für Nachdenklichkeit, aber dabei auch nicht die

Augen vor dem Fragwürdigen, dem Kritikwürdigen

verschließe. Nicht-hingehen wäre für mich ein Verlust

und eine verpasste Chance – und zwar nicht nur für

mich alleine.

Dabei geht es mir nicht darum, den christlichen Glauben,

und schon gar nicht die von Menschen begründete,

geführte und mit all ihren Fehlern – aber auch

wertvollen Leistungen – verantwortete katholische

Kirche als einzig wahr oder richtig darzustellen. Mir

geht es darum, dafür zu plädieren, dass wir uns als diejenigen,

denen Kirche und Gemeinschaft am Herzen

liegen, nicht davor drücken, hinzusehen, hinzugehen

und – wo wir können – mitzumachen, mitzugestalten.

Wir können als Menschen nie mit absoluter Gewissheit

sicher sein, ob wir Recht haben oder richtig liegen

– im Guten, wie im Schlechten. Wir müssen dabei

in letzter Konsequenz auf Vertrauen und Glauben

zurückgreifen. Sei es im Glauben an universelle Menschenwürde

– mit oder ohne Grundlage in einem wie

auch immer gearteten Gott. Sei es im Vertrauen in die

Wissenschaft und das Fundament logischer Beweisführung,

bis zu dem Punkt, mit dem wir vorläufig weiter

arbeiten in unserem Streben nach Erkenntnis. Oder

sei es im Vertrauen auf unser eigenes Urteil, unser

Gewissen, wenn wir gute von schlechten Entscheidungen

trennen. Dabei kann uns eine Auseinandersetzung

mit Religion helfen. Auch dann, wenn es darum geht,

denn Sinn in unserem unvermeidlich endlichen irdischen

Leben zu suchen. Und auf ihre Weise, für den,

der dazu Zugang hat, können bei all dem auch ein guter

Pfarrer mit seinen Predigten und seiner Seelsorge,

sowie die katholische Kirche mit ihren alten Ritualen

ein wertvoller Beitrag sein.

Deshalb, genauso wenig, wie nicht-Wählen ein

vernünftiger Umgang mit Frust in einer Demokratie

ist, ist das Austreten aus der Kirche in meinen Augen

ein guter Umgang mit Frust mit der Institution oder

ihren Führungspersonen. Denn damit Institutionen

besser werden, brauchen sie kritisches Augenmerk von

außen und innen. Aber wenn nur Wenige hingehen,

hinschauen, sich auseinandersetzen, dann fehlt es

genau daran. Entscheidende Chancen, die Möglichkeiten

der katholischen Kirche zum Guten zu nutzen,

werden dabei erodiert – für die Gesellschaft als

Ganzes, wie für den Einzelnen und auch zukünftige

Generationen.

Letztlich braucht es für echte religiöse Freiheit zumindest

die Chance, sich mit den potentiell wertvollen und

hilfreichen Elementen der katholischen Interpretation

des Christentums auseinanderzusetzen. Dabei bleibt es

„Wir können als Menschen

nie mit absoluter Gewissheit

sicher sein, ob wir Recht haben

oder richtig liegen – im Guten,

wie im Schlechten. Wir müssen

dabei in letzter Konsequenz

auf Vertrauen und Glauben

zurückgreifen.“

jedem selbst überlassen, zu entscheiden, was von Wert

und als zu erhalten erachtet wird: Caritatives, Sozialarbeit,

Jugendzeltlager oder Chorkonzerte in vor

Jahrhunderten durchdachter natürlicher Akustik; oder

schlicht das Gebet in Dankbarkeit oder Verzweiflung,

ritualisiert in hunderten Sprachen in aller Welt ähnlich

und vertraut, oder ganz persönlich und still. Vor

allem aber sollten wir das, was wir als gut erkennen,

leben und teilen. Es reicht dabei nicht, dass wir es andere

für uns machen lassen. Wir sind selbst gefordert.

Text: Moritz Brake

SCHREIBEN SIE UNS ...

Mit dieser civitas-Ausgabe starten wir eine neue

Rubrik. Unter dem Namen "Rückmeldung" rufen wir

Sie auf, uns Ihre ganz persönliche Sicht auf ganz

unterschiedliche Themen in unserer Gemeinde und

unseren Veedeln zu schildern.

Dieser Beitrag kann die Form einer Stellungnahme

zu einem gewissen Thema einnehmen, Lob oder

Kritik äußern, er kann eine Meinung widerspiegeln

oder eine ganz eigene Geschichte erzählen.

Wir möchten Ihnen mit dieser neuen Rubrik die Möglichkeit

bieten, sich thematisch einzubringen, Ihre

Gedanken mit uns und den Leser*innen von civitas

zu teilen und so Ihre Ideen zu kommunizieren.

Wir sind gespannt, welche Geschichten Sie erzählen.

Foto: shutterstock/Tan Yee Ping

Termine

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation möchten wir an dieser Stelle auf

unsere Internetseite hinweisen, auf der wir Ihnen in den Rubriken Veranstaltungen

und Aktuelles unsere aktuellen Termine und Veranstaltungen vorstellen.

Wir sind voller Zuversicht, dass wir uns im nächsten halben Jahr auch

außerhalb der Gottesdienste wieder begegnen werden. Bleiben Sie gesund.

www.clemens-mauritius.de

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für Sie da.

jederzeit.

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Ab sofort haben Sie die

Möglichkeit, sich online auf

unserer Internetseite für unsere

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anzumelden.

Dies geht auf der Internetseite

der Pfarrgemeinde unter der

Rubrik Gottesdienste.

Eine telefonische Anmeldung

ist weiterhin über das Pastoralbüro

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49



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Als modernes Bestattungsunternehmen und Meisterbetrieb im Herzen von

Köln-Mülheim bieten wir Ihnen eine Vielzahl von Dienstleistungen.

WIR

helfen

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PASTORALTEAM

Stefan Wagner | Pfarrer

Christian Weinhag | Pfarrvikar

Wolfgang Heinen | Subsidiar

Pater Thomas Lüersmann | Pfarrvikar

Bruno Nebel | Pfarrvikar

Johannes Schmitz | Diakon mit Zivilberuf

Ralf Zilligen | Diakon mit Zivilberuf

Beate Bleck | Pastoralreferentin

Ralf Steiner | Gemeindereferent

Wolfgang Obermann | Gemeindereferent

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Christian Höft | Engagementförderer

zu erreichen über Email:

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(Beispiel: wagner@clemens-mauritius.de)

oder telefonisch über das Pastoralbüro

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Partner. Wir beraten Sie gerne unverbindlich und kostenfrei.

Wir sind bei einem Sterbefall jederzeit telefonisch für Sie unter 0221 - 61 37 25

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Mi.: 10.00 Uhr – 12.00 Uhr

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0221 / 6 47 08 55

info@don-bosco-club.de

www.don-bosco-club.de

www.work4you.koeln

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0221 / 16 92 00 74

area51@kja.de

Support 51

Charlierstraße 11, 51065 Köln

0221 / 16 83 49 32

katharina.ritter@kja.de

Internet: www.clemens-mauritius.de

Treffpunkt

Die Kirchengemeinde ist an den zentralen Punkten von

Buchforst, Buchheim und Mülheim vertreten.

Weithin sichtbar durch ihre Kirchen

und verankert durch Räumlichkeiten

- zwölf Räume in unterschiedlichen

Größen -, in denen Gemeindeleben

stattfindet und in denen

Gemeinschaft erfahren wird.

Vor neun Jahren hat der Kirchenvorstand

einen Vermietungsausschuss

eingerichtet - derzeit bestehend

aus 8 Mitgliedern und einem

Mitglied des Pfarrgemeinderates,

der sich mit der Hilfe von Frau

Barbaric um die Organisation der

Nutzung kümmert.

Neben der Möglichkeit, in diesen

Räumen Gemeinschaft und Geselligkeit

zu erleben, wird durch

Vermietungen ein finanzieller

Beitrag zum Erhalt der Pfarrzentren

erwirtschaftet.

Ziel ist, auch zukünftig preisgünstige

Gelegenheiten für

Feiern (Hochzeiten, Geburtstage,

Taufen), besonders auch für sozial

benachteiligte Familien, vorhalten

zu können. Sehr beliebt unter

unseren Gästen zeigt sich der Partyraum

"Krypta", der sich unter

der Kirche St. Petrus Canisius in

Köln-Buchforst befindet.

Durch die engagierte Arbeit des

Vermietungsteams erfreuten

sich die Räume einer sehr guten

Auslastung, bis die Pandemie diese

Auslastung massiv traf.

Wir hoffen, nach der Pandemie

hier wieder anknüpfen zu können.

Text: Für den Vermietungsausschuss

Daniel Peffgen

KONTAKT

Daniel Peffgen

Telefon:

0221 / 96 70 2 - 26

Email:

vermietung@

clemens-mauritius.de

Wir

stellen

vor

Daniel Peffgen ist 29 Jahre alt,

wohnhaft in Köln-Buchheim und

seit seinem 8. Lebensjahr mit der

Kirchengemeinde verbunden.

Er ist seit neun Jahren Mitglied des

Kirchenvorstands und leitet den

Vermietungsausschuss.

Beruflich sorgt Daniel Peffgen als

Straßenbahnfahrer bei der KVB für

unsere wohlbehaltene Fahrt von A

nach B.

Seinen Ausgleich findet er bei

Spaziergängen mit seinem treuen

Weggefährten Hund Golfo. Wenn

es seine Zeit erlaubt, besucht Daniel

Peffgen gerne unterschiedliche

Städte. Einer seiner Lieblingsorte

ist das Allgäu. Hier kann er auf langen

Spaziergängen gut entspannen.

Als Fan des 1. FC Köln und der

Kölner Haie wünscht er sich sicher

sehnlich, dass bald wieder Besuche

im Stadion möglich sein werden.

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NACHGEDACHT

„„Zu Hause ist, wo das Herz eine Heimat findet."

Fred Ammon

Liebe

Leserinnen

und Leser,

am Ende

des Magazins

bleibt,

Ihnen eine gute

Sommerzeit

zu wünschen.

Bei allen Einschränkungen in vielen Bereichen unseres Lebens

während der Pandemie bleibt das ZU HAUSE unser Anker.

Im Namen des Redaktionsteams

und der katholischen Kirchengemeinde

wünsche ich Ihnen, dies immer wieder zu erfahren.

Ihr Pfarrer Stefan Wagner

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Katholische Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius | Köln

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