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279.TIROL - Juli 2021

Ausgabe 4, Juli 2021

Ausgabe 4, Juli 2021

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1

DER

BÜRGERIN IST

DAS WURSCHT

AUSGABE 4 | JULI 2021

ZUR KLAUSUR

NACH MARIA

WALDRAST

REGIONALE

ZUKUNFT

GESTALTEN


2

3

ZUR BESSEREN ÜBERSICHT

HABEN WIR ZWEI ZENTRA-

LE SCHWERPUNKTE IN DIE-

SER AUSGABE WIE FOLGT

GEKENNZEICHNET.

DIGITALISIERUNG

Die Corona-Krise hat gezeigt, welch

hohen positiven Einfluss die Digitalisierung

in unser aller Leben haben

kann. Alle Artikel im Magazin rund um

dieses Thema sind mit diesem Icon

gekennzeichnet.

ZUKUNFT GEMEINDE

Nur gemeinsam und in Kooperation

mit Expert*innen können die aktuellen

Herausforderungen in den Gemeinden

gelöst werden. Sie finden alle Themen

rund um die Zukunft der Gemeinden

anhand dieser Kennzeichnung.

Die GemNova bemüht sich um eine

gendersensible Sprache in all ihren

Texten. Dies umfasst die Ansprache

nicht nur des männlichen und weiblichen

Geschlechts, sondern auch

des dritten Geschlechts. Dies sind

Personen, die sich nicht in das binäre

Geschlechtssystem „männlich“ und

„weiblich“ einordnen lassen (wollen).

Regionalität und Umweltverträglichkeit

sind uns ein Anliegen.


INHALT

tirol.investiert

GemNova inside

tirol.hat Recht

tirol.traditionell

tirol.ist schön

20

BAUBRANCHE

KÄMPFT MIT

HOHEN PREISEN

06 Bei GemNova kann man

keine Karriere machen

08 Der Bürgerin ist das

wurscht …

34 Nationalpark Hohe Tauern

50 Jahre und kein bisschen

leise

36 Rums, bums, rechtssicher,

fertig, eh klar...

64 Spannender Ausflug in

die Vergangenheit

86 Baumtraum

tirol.Politik

GemNova inside

tirol.digital

40 Grüne Beschaffung

90 Ich brenne für die Gemeinde

14 Digital kommunizieren in

Gemeinden, Teil 2

16 Endlich... unser erstes

gemeinsames Zuhause

18 Die Geschichtenerzähler*innen

tirol.investiert

20 Baubranche kämpft mit

hohen Rohstoffpreisen

tirol.kulturell

43 Die lästige Kunst

44 Lesestoff für heiße Tage

48 Ich will Wissen vermitteln

tirol.extravagant

50 Wie bitte? Wie?

tirol.bunt und vielfältig

66 Hier kann ich ruhig schlafen

tirol.sportlich und gesund

68 Tiroler radeln,

Tirol erradeln

70 Wir würden deine Gemeinde

gerne beschenken!

92 Tirol forstet auf

GemNova.Menschen

95 Die GemNova-Zwillinge

96 Wofür wir stehen

56

tirol.denkt weiter

S DIE WIEGRENZEN

SUSTAINABILITY

DER SCHULEN

Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat

audant. Sequae adi tectibernam quo

Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit

und wer bestimmt, ob etwas nachhaltig

ist ommolup oder nicht?“ tatur.

22 Katastrophenmanagement:

Vorbereitet für den Tag X?

24 Ernstfall Blackout

26 Retten Sie Leben in Ihrer

Gemeinde

tirol.mobil

28 Eine abgefahrene Idee

30 Neues Mobilitätscenter im

Bürgerservice Telfs

tirol.Wissen

52 Land schafft Bäume

tirol.sucht Menschen

54 Wenn die Suche nach

qualifiziertem Personal zur

Herkulesaufgabe wird

tirol.denkt weiter

56 S wie Sustainability

58 Viele Menschen können

vieles ändern

72 Mit dem Abenteuerexpress

bewegt um die Welt

tirol.bildet

74 Zur Klausur nach

Maria Waldrast

76 Sprachliche Förderung für

alle Kinder

80 Netflix für Gemeinderäte

82 Flexible Kinderbetreuung

leicht gemacht –

das Konzept Hort

tirol.blickt über die Grenzen

tirol.kooperiert

98 Eine saubere Sache!?

100 Förderung für innovative

öffentliche Beschaffung

102 Ständig einen Schritt voraus

tirol.modern und innovativ

104 Mehr Dorf, mehr Leben,

mehr Reith

108 erlebnis.film

110 Regionale Zukunft gestalten

112 Der Weg zur Fusion

68

tirol.sportlich und gesund

TIROLER RADELN,

TIROL ERRADELN

Radfahren ist in seinen verschiedenen

Formen in Tirol eine der meist ausgeübten

Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter

anderem seit der Durchführung der UCI Radweltmeisterschaft

2018 bemüht sich Tirol verstärkt,

sich auch als internationale und nationale

Raddestination zu positionieren.

tirol.sozial

84 Lernen vom Erfolgsmodell

INKOBA

tirol.spart

32 Voranschlag und MFP (mittelfristige

Finanzplanung)

60 Warum wir uns bei GemNova

dem Thema Pflege widmen

62 Gemeinsam helfen, um

Gutes zu bewirken

108

tirol.modern und innovativ

ERLEBNIS.FILM

Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert

kommunizieren will, kommt am Einsatz von

Video- und TV-Dienstleistungen nicht vorbei.


6 GemNova.inside

GemNova.inside 7

BEI GEMNOVA KANN MAN

KEINE KARRIERE MACHEN

Wenn wir dieses Magazin

durchblättern, fällt uns die

Vielfalt an Themen auf.

Wir hoffen natürlich, dass

Sie als Leser*in auch so

begeistert 279.TIROL lesen

wie wir. Eigentlich gehen wir

ja davon aus. :-) Vielfalt ist

bei GemNova einer unserer

fünf Werte.

Wir beschäftigen Menschen aus über 30

Ländern dieser Welt. Wir schauen nicht auf

das Alter, die Religion, das Geschlecht, die

sexuelle Ausrichtung oder die Hautfarbe.

Wir machen mit dieser Buntheit die besten

Erfahrungen, und wir stehen ganz klar für

eine offene und vielfältige Gesellschaft.

Unsere Frauenquote liegt bei 85 Prozent,

und wir schütteln eigentlich alle nur den

Kopf, wenn in heutigen Zeiten über gleiche

Bezahlung diskutiert wird. Über eine

Selbstverständlichkeit zu diskutieren, ist

schon äußerst sonderbar.

Neben dem Wert Vielfalt sind uns Wertschätzung,

Verantwortung, Vertrauen

und Authentizität wichtig. Wenn wir Menschen

suchen, dann schauen wir hauptsächlich

auf die gemeinsamen Werte und

die Motive, wieso jemand bei uns arbeiten

will. Wertschätzung, weil es auch selbstverständlich

sein sollte, dass man jede*n

gleich wertschätzend behandelt. Wir

machen keine Unterschiede nach Rang

und Funktion, jede*r ist gleich wichtig

für unsere Gesellschaft. Wir übergeben

Menschen Verantwortung und vertrauen

ihnen dabei, dass sie diese wahrnehmen

und damit umzugehen wissen. Und wir

sagen: „Sei du selbst. Sei authentisch.“

Zusammengefasst nennen wir das „Die

Seele der GemNova“.

Bei uns arbeiten viele Menschen, die diese

Wertehaltung mitbringen und leben.

Wir schauen auch genau darauf. Einher

geht damit auch, dass wir „einen gesellschaftlichen

Beitrag leisten“ als unseren

Unternehmenssinn sehen. Und wir

fördern aktiv noch andere Dinge: Zeige

Schwächen, denn starke Persönlichkeiten

zeigen Schwächen, schwache sind vermeintlich

immer stark. Sei selbstreflexiv,

nimm dich nicht zu wichtig und achte auf

deinen Narzissmus. Kritisiere, bring Ideen

ein und mach Fehler, zu denen du stehst.

Streb nicht nach Karriere im klassischen

Sinn, sondern entwickle dich als Mensch,

als Persönlichkeit. Das ist echte Karriere.

Wieso wir das heute schreiben? Aus

zwei Gründen:

1.

Wir wollen an dieser Stelle unseren

vielen Kolleg*innen unseren Dank aussprechen.

Ihr seid einfach coole, individuelle

und starke Persönlichkeiten, denen

jede*r vertrauen kann, die wertschätzend

Verantwortung übernehmen, ihre Vielfalt

einbringen und dabei sie selbst bleiben.

2.

Ist das auch etwas, auf das sich

unsere Kund*innen verlassen können. Sie

haben es mit Menschen zu tun, die Verantwortung

übernehmen, Fehler eingestehen

und sich nicht in den Mittelpunkt

drängen, sondern nur an der Sache interessiert

sind: einen Beitrag zu leisten für

Tirols Gemeinden. Wir sind überzeugt,

das spüren unsere Kund*innen tagtäglich,

wenn sie mit uns arbeiten.

Herzlichen Dank und einen schönen

Sommer!

Alois Rathgeb

Niki Kraak


8 GemNova.inside

GemNova.inside 9

Der

Bürgerin

ist das

Letztes Mal habe ich über den Georg und den

Karl geschrieben, wie sie sich über echte und

sinnvolle Digitalisierung unterhalten haben.

Mein Wissensstand ist, dass sich nun auch Karl

mit seiner Gemeinde dazu entschlossen hat,

echt und sinnvoll zu digitalisieren. Na ja, er hat

ja dafür einen guten Partner mit einem Tiroler

Dienstleister, der den Gemeinden gehört, gefunden.

Dieser Geschichte lassen wir aber heute

ihren Lauf. Georg und Karl werden in diesem

Magazin schon wieder erscheinen und berichten,

wie es ihnen damit geht.

wurscht …

Aber was hat das nun mit dem Wurschtigkeitsgefühl

der Bürgerin auf sich? Na ja, der Bürgerin

ist es eigentlich herzlich wurscht, wie die

Gemeinde was macht und wie digitalisiert. Der

Bürgerin ist es nur wichtig, dass alles einfach

funktioniert und dass sie alles möglichst einfach

bekommt, was sie von der Gemeinde will.

Und damit sind wir heute beim zweiten wichtigen

Thema im Zusammenhang mit echter und

sinnvoller Digitalisierung: der Bürgerin (natürlich

auch „Der Bürger“ und „Das Bürgerlein“).

Aus unserer Sicht hat die Digitalisierung im

kommunalen Bereich zwei wesentliche Ebenen:

die Ebene der Verwaltung und die Ebene

der Bürgerin.

Es ist natürlich schön, wenn die Verwaltung

durch Digitalisierung effizienter wird, aber es

muss so digitalisiert werden, dass es auch bei

der Bürgerin ankommt.

ZUM AUTOR

ALOIS RATHGEB

Alois Rathgeb ist Gründer und

Geschäftsführer der GemNova.


10 GemNova.inside

GemNova.inside 11

Was meine ich mit „bei der Bürgerin

ankommt“? Es ist ja derzeit offenbar

in, alle möglichen Apps, Anwendungen,

Karten für die Bürgerin zu produzieren.

Kommunikations-App, Müllkarte,

Gutscheine, Beschwerde-App, Kindergartenanmeldeplattform

u. v. m. Wenn

das so weitergeht, dann kommt diese

Digitalisierung bei der Bürgerin eben

nicht an. Irgendwann wird die Bürgerin

– nennen wir sie jetzt einfach mal Lisi

–, also die Lisi wiederum sagen: „Liebe

Gemeinde, mir ist es jetzt echt wurscht.

Ich verzichte auf dieses ganze Wirrwarr,

ich kenn mich nicht mehr aus.“

Da hat sie ja gar nicht ganz so unrecht.

Aber was erwartet sich nun Lisi und wie

könnte man vorgehen?

Die Lisi erwartet sich auf jeden Fall Einfachheit.

Einmal registrieren und aus. Die

Lisi will nicht laufend Apps downloaden,

mehrere Karten mit sich rumschleppen

und in unterschiedlichen Anwendungen

sich registrieren und wieder Datenbanken

befüllen.

Dabei findet man die Lisi ja sehr eindeutig

im Zentralen Melderegister (ZMR). Dort ist

sie mit all ihren Daten vorhanden, sogar

eindeutig vorhanden. Und wenn die Lisi

eine Firma hat, dann ist sie im Unternehmensregister

(UR) auch mit der Firma

eindeutig vorhanden. Und wenn sie

ein Haus hat, das ihr gehört, ist sie im

Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister

(AGWR) und im Grundbuch eindeutig vorhanden.

Also alles da, eindeutig da.

Das heißt nun theoretisch: Die Lisi könnte

sich in einer Anwendung einmal einloggen

bzw. registrieren. Künftig mit der Austria-ID.

Das System greift auf die Register zu und

erkennt Lisi. Fast schon persönlich. Und in

dieser Anwendung kann Lisi dann auf alles

zugreifen, was die Gemeinde an Leistungen

zur Verfügung stellt. Wie würde Karl

dazu sagen:

Rums.

Bums. Fertig.

Eh klar !

Die Leistungen der Gemeinde gliedern sich

dabei in drei Hauptkategorien:

+ E-Government-Anwendungen (Meldezettel,

Bauakt u. v. m.)

+ Müll (Müll deshalb separat, weil dieser

nicht personenbezogen, sondern

eigentümerbezogen ist)

+ Serviceleistungen der Gemeinde

(Schwimmbadeintritte, Rückvergütungen,

Liftkarten, Gutscheine zur Belebung

der heimischen Wirtschaft, Jubiläumsgelder

u. v. m.)

Die Drei Module

einer Gemeindekarte

Durchgängige Digitalisierung

Müll Dienstleistungen E-Government

Die Gemeindekarte/

das Gemeindeportal als

zentrales Medium für

Gemeindeprozesse und

Dienstleistungen.

+ Besonderheit der

hoheitlichen Abgaben

+ Liegenschaftsbezogen,

nur für Eigentümer

+ Zutrittssystem

Recycylinghof

+ Verwiegung am

Recyclinghof

+ Müllsäcke-Automat

+ Unterschiedliche Vergünstigungen

und Vorteile

für Bürger*innen

+ Anbindungen von

anderen Institutionen

(u. a. Kaufmannschaft,

TVB etc.)

+ Zutrittsberechtigungen

+ Regionalwährung

+ Service für Bürger*innen

+ Darstellung von kommunalen

Belangen

+ Einbringungen von

Bürgeranliegen

+ Einsicht in Akten

+ Nachrichtenportal

AGWR GB ZMR UR

VERWALTUNG

FINANZ LOHN BAUAMT

DATEIABLAGE BILDUNG

ETC.

E-GOVERNMENT

BÜRGER

SERVICES FÜR

EIGENTÜMER

SERVICES FÜR

BÜRGER

Um das zu verwirklichen, benötigt es

eine Basistechnologie, die all diese Dinge

machbar werden lässt. Diese Basistechnologie

können wir, gemeinsam mit

unserem Partner brain behind zur Verfügung

stellen. Derzeit als nahezu einzige

Technologie in ganz Österreich.

Was kann nun die Lisi damit machen,

wenn das mal alles läuft? Dazu ein paar

kurze Anwendungsbeispiele.

Als Erstes bekommt Lisi ein Schreiben von

der Gemeinde mit einer Karte (oder eine

Einladung, sich einmalig zu registrieren, und


12 GemNova.inside

GemNova.inside 13

sie bekommt dann die Karte). Lisi tut das

natürlich und kann ab jetzt auf alles zugreifen

(künftig natürlich auch mit Mobiltelefon

oder Uhr etc.).

Lisi sieht, dass man auf der Plattform die

Jahreskarte für das Schwimmbad kaufen

kann. Das tut sie, und das System sagt Lisis

Gemeindekarte, dass sie ab jetzt damit ins

Schwimmbad darf. Also keine eigene Karte,

sondern die Gemeindekarte macht das

ab jetzt.

Lisi ist Leiterin der Bücherei, und die

Gemeinde hat ein elektronisches Schloss.

Lisis Gemeindekarte weiß das und öffnet

die Tür zur Bücherei.

Lisi braucht Müllsäcke und geht zum

Gemeindemüllsackautomaten, kurz GEM-

SA, hält ihre Gemeindekarte hin und holt

sich zehn Säcke raus. Fünf davon kostenlos,

fünf werden mit der nächsten Vorschreibung

verrechnet.

Die Gemeinde will die heimische Wirtschaft

nach Corona fördern und stellt jeder Bürgerin

einen 100-Euro-Gutschein zur Verfügung.

Das wird auf die Gemeindekarte

von Lisi gebucht. Lisi kann damit in allen

Betrieben im Ort bezahlen (direkt bei der

Bankomatkasse, wie mit einer Debitkarte).

Und Lisi hat zwei Söhne, Karl und Georg,

und die gehen nächstes Jahr in den Kindergarten.

Lisi steigt in die Anwendung ein,

klickt die Namen ihrer beiden Spitzbuben an

und meldet diese für den Kindergarten an.

Lisi meint, als sie das nächste Mal

die Bürgermeisterin trifft: „Des is mir

jetzt nimmer wurscht. Des is a Wahn-

sinn, was ihr da macht. Geh …“, oder so.

Da müssen wir ihr natürlich Recht geben,

das sehen wir auch so. Echt und sinnvoll

ist das Ganze auf jeden Fall. Aus diesem

Grund möchten wir allen Gemeinden diese

Möglichkeit geben, dass sie einen Schritt in

diese Richtung gehen können. Einfach und

kostengünstig sich zumindest die Voraussetzungen

zu schaffen, künftig mit EINER

Anwendung viele Leistungen den Lisis der

Gemeinde zur Verfügung zu stellen.

Diese Anwendung wird ein Portal, an welches

jede Gemeinde schnell und einfach

andocken wird können. Durch eine Gesamtlösung

wird es für einzelne Gemeinden

natürlich günstiger. Leistungen, die es in

der Gemeinde A gibt, kann die Gemeinde

B einfach übernehmen und auf ihre Bedürfnisse

anpassen. Somit setzen wir auf EINE

Technologie. Und zwar auf die nahezu einzige,

die das alles abbilden kann. Damit sparen

wir Unmengen an Geld, wenn nicht jede

Gemeinde für sich etwas aufbaut. Die Lisi

würd’s freuen.

Des ist mir

jetzt nimmer

wurscht. Des is a

wahnsinn.

„Ja, aber“, sagt Bürgermeisterin Angelika,

„ich habe ja schon eine Müllkarte.“ „Kein

Problem“, sagen wir. „Melde dich bei uns,

wir packen das in eine Gesamtlösung, die

zukunftsfähig ist.“ „Normale“ Müllkarten

sind darauf natürlich nicht vorbereitet.

„Und die Kommunikation mit den Bürgerinnen?“

Eh klar, die geht dann auch über die

Anwendung oder eine App. „Und damit kann

ich wirklich auch ins Parkhaus fahren?“ Ja,

eh klar, der Schranken muss nur mit der

Karte kommunizieren, ganz einfach. „Und

ich kann dann in meinen Bauakt Einsicht

nehmen?“ Ja, schon, wenn du GeOrg als

Kommunalsoftwarelösung hast, dann

ist das recht einfach zu lösen. „Und

…?“ Ja, das geht auch.


14 tirol.digital

tirol.digital

15

DIGITAL

KOMMUNIZIEREN

IN GEMEINDEN

Teil 2: Kommunikation

DIE LEHRE DARAUS:

1. Wer aktiv kommuniziert,

sollte sein Gegenüber kennen.

Oder umgekehrt, wer sich konstruktiv einbringen möchte,

braucht sich nicht in der Anonymität des Netzes zu verstecken.

2. Es ist gefährlich,

Meldungen unverzüglich und

ungefiltert online zu stellen.

Ging es im ersten Teil um die rasche und zielgerichtete Information in Richtung Bürger*in,

liegt der Fokus diesmal auf deren aktiver Einbindung. Die einseitige Information wird durch

die Komponente des beiderseitigen Dialoges ergänzt. Auch dabei stellt die Digitalisierung jene

Instrumente und Prozesse zur Verfügung, die eine aktive Partizipation, Vernetzung und die

dafür nötige Transparenz ermöglichen.

ZUM AUTOR

MAG. MARTIN WEX

Martin Wex ist seit 2019 bei der

GemNova im Bereich Digitalisierung

tätig. Darüber hinaus ist er

Landtagsabgeordneter und Vizebürgermeister

von Schwaz.

Kontakt: m.wex@gemnova.at

Externe Kommunikation

Spätestens, als sich das Internet Mitte der

2000er Jahre zum „Mitmach-Web“ weiterentwickelte

(Stichwort: Web 2.0), eröffneten

sich auch für die Kommunikation zwischen

den Gemeinden und deren Bürger*innen

neue Möglichkeiten.

Web 1.0

Erste Erfahrungen im Web 2.0 haben wir

in Schwaz mit einem elektronischen Tage-

buch auf der Website der Stadt gemacht.

Gut gemeint, mussten wir aber alsbald

auch unliebsame Einträge zur Kenntnis neh-

men. Schließlich musste das Tagebuch vom

Netz genommen werden, da es auch für

Verleumdungen und für bewusste Desinformation

missbraucht wurde. Ähnlich erging

es uns mit der Applikation „Buergermeldungen.com“.

Ungeschult kam es vonseiten der

Beamtenschaft zu unliebsamen Überreaktionen

gegenüber den ungefilterten Meldungen

von Bürger*innen. Ungeklärt war

zudem damals auch noch, wer innerhalb

der Gemeinde nach außen kommuniziert.

Letztlich wurde das Projekt vom Bürger-

meister eingestellt.

Web 2.0

Zwischenzeitlich ist eine Registrierung der

User zum Standard geworden. Sie reicht

vom unsicheren einfachen Opt-in (einmalige

Zustimmung mittels Checkbox oder

Angabe einer Mailadresse) bis zum eher

sicheren „Double-Opt-in“, bei dem der Eintrag

in die Datenbank durch einen zweiten

Schritt bestätigt werden muss. Meist wird

hierzu eine E-Mail-Nachricht mit der Bitte

um Bestätigung an die eingetragene Kontaktadresse

gesendet. Onlineredaktionssysteme

ermöglichen die Kontrolle der freizugebenden

Beiträge.

Gab es früher Einschulungen für das richtige

Formulieren von Briefen und die höfliche

Ansprache am Telefon, so müssen

diese nun um die Onlinekommunikation

erweitert werden. Dies ist umso wichtiger,

da Onlinenachrichten meist sehr zeitnah

erfolgen, von verschiedenen Stellen verfasst

und über einen erweiterten Empfängerkreis

verfügen. Eine klare Aufteilung der

Aufgaben und eine Schulung der Mitarbeiter*innen

sind dazu nötige Voraussetzungen.

Dies beginnt bei der Formulierung von

E-Mails und endet in der laufenden Betreuung

von Social-Media-Einträgen. Denn auch

Kommentare auf Postings der Gemeinde

3. Wer, wann, wie kommuniziert,

muss gelernt sein, auch gemeindeintern.

dürfen nicht unbeobachtet bleiben.

Der eigentliche Mehrwert von Web-2.0-Anwendungen

liegt jedoch nicht in der direkten

Kommunikation, sondern im Aufbau und

der Nutzung von Plattformen, auf denen

sich Gleichgesinnte austauschen und Mitstreiter

für ihre Ideen gewinnen können. Im

besten Fall auch die Entscheidungsträger

der Gemeinde. Eine gelungene Anwendung

einer Bürgerbeteiligung ist die „Ideenplattform

Mannheim“. Für die Verwaltung bietet

die Ideenplattform die Chance, mehr über

die Ideen der Bürger*innen zu erfahren und

relevante Themenfelder zu identifizieren.

Glaubt man diversen Jugendstudien, treten

Werte wie Solidarität, Teilhabe und Engagement

anstelle von Egoismus und Selbstdarstellung.

Das ist erfreulich und sollte von

den Gemeinden aktiv digitale Beteiligungsinstrumente

gefördert werden.

Interne Kommunikation

Verändert hat sich nicht nur die Kommunikation

der Gemeinde mit ihren Gemeindebürger*innen,

sondern auch jene innerhalb

der Gemeinden selbst, ihrer Abteilungen

sowie mit den vor- und nachgelagerten

Stellen. Sicherlich hat die Pandemie und

das oftmals damit verbundene Homeoffice

die Bereitschaft zur Verwendung

neuer digitaler Kommunikationsformen

gesteigert. Videokonferenzen sind zum

täglichen Begleiter geworden. Gemeinden

investieren in Übertragungstechnologien.

Die TGO (Tiroler Gemeindeordnung) wurde

dafür novelliert.

Ganz im Sinne der echten und sinnvollen

Digitalisierung begleiten wir Gemeinden

gerne bei der Umstellung zu einer

digitalen Kommunikationslösung. Unsere

Kolleg*innen aus dem OpenDigital-Team

unterstützen dabei mit ihrer umfangreichen

Expertise im Bereich Digitalisierung.

Hier geht's zum

Erklärvideo zur Ideenplattform

Mannheim


16 tirol.digital

tirol.digital

ENDLICH...

2

17

... UNSER ERSTES GEMEINSAMES ZUHAUSE

Seit März 2021 setzt nun die Gemeindeverwaltung

Kaltenbach in Kombination mit GeOrg auch GISela, die GIS-

Lösung von GISquadrat ein.

GemNova hat sich für die Softwarelösung GISela entschieden, da diese alle in einer

Gemeinde benötigten Geoinformationsanwendungen integriert anbietet. Von klassischen

Fachschalen für Wasser, Kanal und Grundstücke über Wartungsbuch bis zu

Anwendungen zur Visualisierung von Daten aus den zentralen Registern und aus GeOrg.

Darüber hinaus sind GISela und GeOrg direkt ineinander integriert. Ein nahtloser

Übergang zwischen den Programmen wird durch die direkten Integrationen zwischen

den beiden Programmen gewährleistet.

1

GeOrg und Gisela

haben nun ihre

erste gemeinsame

Wohnung in Tirol

bezogen.

Sie unterstützen nun gemeinsam

die Gemeinde Kaltenbach bei den

Verwaltungsprozessen. GeOrg

liefert die Daten und Gisela bildet

diese in ihrem System ab.

3

Der Vorteil für die Gemeinden ist

nun, dass sie nicht nur die Daten

haben, sondern diese auch visualisiert

darstellen können.

ZUR AUTORIN

DIPL.-KFR.

VERENA KAISER

Verena Kaiser ist Projektverantwortliche

im Team Digitalisierung

und seit 2020 bei der GemNova.

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at

4So können beispielsweise Leerstände

einer Gemeinde auf

Gebäudeebene angezeigt werden.


18 tirol.digital tirol.mobil tirol.digital

19

Die geschichtenerzähler*innen

Im Gespräch mit Michael Ölhafen (Geschäftsführer Locandy), Dr. Barbara Thaler (Kunsthistorikerin),

Julienne Schult (Biologin & Germanistin) und Prof. Dr. Thorsten Schwerte (Zoologe an der

Universität Innsbruck)

Locandy beschäftigt sich sehr viel mit

Storytelling. Diesen Begriff hört man

immer wieder, aber was ist das denn

eigentlich genau?

Julienne Schult: Storytelling ist eigentlich

nichts Neues. Geschichten zu erzählen,

um eine Botschaft zu vermitteln, ist tief in

unserer Gesellschaft verwurzelt. In den letzten

Jahren hat sich der Begriff Storytelling

jedoch vor allem als eine Marketingmethode

etabliert. Dabei werden Geschichten über

ein Produkt oder ein Unternehmen erzählt,

und durch die Geschichten soll so eine persönliche

Beziehung hergestellt werden.

In der Recherche für dieses Gespräch bin

ich immer wieder auf die Heldenreise als

ein weltweites Grundmuster für Mythologien

gestoßen. Ist das auch im modernen

Storytelling, das du beschreibst,

relevant?

Julienne Schult: Die Dramaturgie ist ein

essenzieller Bestandteil jeder Geschichte.

Bereits Aristoteles hat Geschichten auf ihre

Struktur untersucht und festgestellt, dass

sie immer einen Anfang, Höhepunkt und

Ende haben. Die Heldenreise von Joseph

Campbell ist ein komplexeres Muster, das

man in vielen erfolgreichen Büchern und

Filmen wiederfindet, wie beispielsweise

Odysseus, Harry Potter oder Herr der Ringe.

Und warum eignet sich dieses Muster so

gut für Storytelling?

Barbara Thaler: Bei der Heldenreise stehen

die Person und das, was sie erlebt, im Mittelpunkt.

Ihre Beziehungen, Abenteuer, Erfolge,

aber ganz besonders auch Fehlschläge

machen sie menschlich und nahbar. Man

kann sich dann mit dem Helden identifizieren,

mit ihm fühlen und mitfiebern. Diese

Emotionen sind eine ideale Voraussetzung,

um Inhalte jeder Art zu vermitteln.

Mit Locandy ist ein handlungsorientiertes

Lernen

möglich, welches durch die

Verwendung des Smartphones

im Vergleich zu

Büchern oder anderen gedruckten

Anleitungen sehr

gerne angenommen wird.

Was macht denn für dich eine Geschichte

zu einer richtig guten Geschichte, einer

Story?

Julienne Schult: Für mich ist eine gute

Geschichte, wenn sie einen guten Spannungsbogen

mit unerwarteten Wendungen

aufweist. Wenn sie es schafft, einen wirklich

zu fesseln. Dafür braucht es natürlich sowohl

einen interessanten Protagonisten als auch

einen gleich starken Antagonisten.

Und was mache ich, wenn ich keine guten

Geschichten zu erzählen habe?

Julienne Schult: Gute Geschichten finden

sich eigentlich überall. Die Kunst ist es

nur, sie gut zu erzählen. Wobei sich eine

Geschichte aber auch immer weiter verbessern

kann, je öfter sie erzählt wird.

Durch die Reaktionen der Rezipienten

erkennt man, was gut an einer Geschichte

ist und wo sie Schwachstellen aufweist,

und kann diese ausbessern.

Barbara, ein Beispiel dafür, dass gute

Geschichten überall zu finden sind, ist

deine Arbeit. Auch du als Kunsthistorikerin

verwendest die Plattform von

Locandy, um damit Storytelling umzusetzen

und Wissen zu vermitteln. Welche

Vorteile ergeben sich in diesem Bereich?

Barbara Thaler: Der Vorteil bei der Kunstund

Kulturvermittlung liegt auf der Hand:

Das Wissen wird direkt am Ort des Geschehens

vermittelt. Das steigert die Authentizität

enorm. Wenn man die Auswirkungen und

„Folgen“ einer historischen Entscheidung,

einer künstlerischen Schöpfung unmittelbar

fühlen kann, dann wird Geschichte oder

Kunstgeschichte eben nicht nur gelehrt, sondern

neu erlebbar gemacht. Das ist es, was

Menschen nachhaltig berührt und beeindruckt.

Wo liegen hier die Unterschiede zu einem

klassischen Museum?

Barbara Thaler: Kultur- und Abenteuer-

Guides von Locandy bieten dem Besucher

Freiheit. Zumeist führt ja eine „wiederbelebte“

historische Person durch die jeweilige

Thematik, oder es wird Geschichte

durch spielerische Elemente aufbereitet.

Das unterscheidet sich schon sehr von der

üblichen Weitergabe von Fakten in Museen.

Hier liegt nochmals ein ganz besonderer

Mehrwert, der auch Anreiz sein kann, sich

selbst noch mehr in eine interessante Thematik

zu vertiefen.

Werden die durch Storytelling vermittelten

Inhalte denn auch tatsächlich besser

aufgenommen?

OBEN:

Mit dem Smartphone

durch Tirols Wälder

(© Locandy)

Thorsten Schwerte: In Studien zur Methode

und Wirksamkeit zeigte sich, dass Lernende

Wissensvermittlung mit Storytelling

sehr schätzen, da sie Inhalte mit mehreren

Sinnen begreifbar macht. Mit Locandy ist

ein handlungsorientiertes Lernen möglich,

welches durch die Verwendung des Smartphones

im Vergleich zu Büchern oder anderen

gedruckten Anleitungen sehr gerne

angenommen wird.

Und wie wird gerade bei den komplexeren

Themen die Qualität der Inhalte gesichert?

Thorsten Schwerte: Wir haben Wissenschaftler

aus den Fächern der Geistes- und

Naturwissenschaften in unserem Team. Die

Inhalte werden, wo möglich, aus Publikationen

entnommen, die wissenschaftlich nachvollziehbar

sind.

Michael, mit Locandy bietet ihr einen

Baukasten für digitale Guides und interaktives

Geschichtenerzählen. Kannst du

uns ein Beispiel aus Tirol nennen, wie

Storytelling „made by Locandy“ aussieht?

Locandy

15

LOCANDIANER

EXPERT*INNEN

FÜR DIGITALE, INTERAKTIVE GUIDES ALLER ART

2012

GRÜNDUNG

SITZ IN INNSBRUCK

Michael Ölhafen: Ja, zum Beispiel „Das Rätsel

des Köfler Bergsturzes“ in Längenfeld im

Ötztal. Dieses interaktive Hörspielabenteuer

führt die Besucher auf eine geologische

Spurensuche. Mysteriöse Felszeichnungen,

eine geheimnisvolle Hexenhütte, ein Zeitportal

– das sind die Zutaten des neuen Erlebnisweges

im Ötztal bei Winklen. Man wird

auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit

geschickt und lernt dabei einiges

über die geologischen Besonderheiten der

Region. Mithilfe von Installationen, der natürlichen

Umgebung und einer analogen Karte

muss man dem Geheimnis des Bergsturzes

auf die Spur kommen.

Aktuell bist du ja auch öfter hier bei uns

im GemNova-Büro anzutreffen. Welche

spannenden Geschichten werden denn

da geschrieben?

Michael Ölhafen: Gemeinsam mit GemNova,

der Pädagogischen Hochschule Tirol und

der Uni Innsbruck entwickeln wir bewusstseinsbildende,

multimediale Hörspiel-Erlebniswege

für Tirol. Diese behandeln sehr

aktuelle Themen wie Klima und Umweltschutz,

Artenvielfalt und Energieeffizienz.

115

PROJEKTE

BEI 56 KUNDEN

LINKS:

Spannung und Interaktion

mit der Umgebung

(© Locandy)

Die Erlebniswege sollen für einen verantwortungsvollen

Umgang mit der Umwelt, den

natürlichen Ressourcen und für die jeweiligen

Auswirkungen auf den Klimaschutz

sensibilisieren. Wir möchten auf spielerische

Art und Weise Wissens- und Handlungskompetenzen

schaffen, die einen kritischen Blick

auf das eigene Konsumverhalten und den

Energieverbrauch ermöglichen.

.

MÄRKTE

AUT/DE/CH/ITA/USA

DAS GESPRÄCH FÜHRTE

FERDINAND ZANGERL

Der gebürtige Tiroler Ferdinand Zangerl

studiert seit 2018 Innovations- und Produktmanagement

an der Fachhochschule Wels,

Oberösterreich. Bei der GemNova begleitet er

die Umsetzung verschiedener Projekte.


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ZUM AUTOR

DI ALEXANDER GOSTNER

BAUBRANCHE

KÄMPFT MIT

HOHEN

ROHSTOFF-

PREISEN

Alexander Gostner ist seit 2016 bei der GemNova und

verantwortet den Bereich Infrastruktur. In den letzten

Jahren hat die GemNova Infrastruktur bereits über

140 Projekte begleitet.

Kontakt: a.gostner@gemnova.at

Erstens kommt es anders, zweitens

als man denkt. Trotz Corona hat die Baubranche –

im Vergleich zu anderen Bereichen – das Vorjahr

wirtschaftlich recht gut überstanden.

In den vergangenen Monaten hat sich

diese positive Entwicklung weiter verstärkt.

Die Baubranche brummt, die

Auslastung ist sehr hoch, mitunter müssen

Aufträge sogar abgelehnt werden.

Gleichzeitig gehen die Rohstoffpreise

seit Wochen durch die Decke. Bestimmte

Materialien können nur mehr schwer

bis gar nicht mehr geliefert werden.

Völlig klar, dass insbesondere jene Materialien,

an denen am Bau Mangel herrscht, von

massiven Preiserhöhungen betroffen sind.

Fragt man nach den Gründen, erhält man

unter anderem diese Antworten: Erstens:

China freue sich über einen signifikant

starken Wirtschaftsaufschwung, die Konjunktur

ist besser als erwartet angesprungen.

Zweitens gäbe es offensichtlich einen

Mangel an Frachtcontainern, um die benötigten

Materialien nach Europa zu bringen.

Zum dritten, so heißt es, gäbe es bei der

Nachfrage die übliche saisonale Steigerung

in diesen Monaten, und last not least würde

sich auch die Investitionsprämie sehr positiv

auf das Baugeschäft auswirken.

Die Preise explodieren

Besonders deutlich lässt sich diese Entwicklung,

diese Preisexplosion am Beispiel

Stahl ablesen. Dazu folgende Zahlen: Heuer

im März lag der Großhandelspreisindex

von Eisen und Stahl laut Statistik Austria

um 30,9 Prozent über dem Durchschnitt

des Vorjahres. Bei Betonstahl ergeben

sich daraus Preiserhöhungen um mindestens

35 bis 40 Prozent allein im ersten

Quartal 2021. Doch das ist nur ein

besonders signifikantes Beispiel. Mittlerweile

lassen sich ähnliche Preisexplosionen

auch bei anderen Rohstoffen beobachten

– sei es bei Dämmmaterial, Holz

oder Bitumen. Gleichzeitig lassen auch die

praktische Verfügbarkeit sowie die damit

einhergehenden Lieferzeiten sehr zu wünschen

übrig. Das ist, pointiert formuliert,

ein wahrer Teufelskreis.

Gerade in diesen turbulenten Zeiten ist

es somit unumgänglich, in der Projektvorbereitung

möglichst genau zu arbeiten

und entsprechende Zeit dafür zu verwenden.

Um einen möglichst reibungslosen

Ablauf sicherzustellen, ist es außerdem

wichtig, sowohl bei den Terminen als auch

bei den Kosten Puffer in Form von Reserven

einzukalkulieren. Der Ablauf des Projektes

sollte genau durchgeplant werden,

am besten anhand von Etappenzielen

bis zur finalen Abnahme. Ein sorgfältiges

Abarbeiten der einzelnen Projektphasen

vor dem Hintergrund des beschlossenen

Termin- und Kostenrahmens ermöglicht

es dem Bauherren, rechtzeitig reagieren

zu können. Das Raum- und Funktionsprogramm

bzw. der Leistungskatalog sollte

möglichst genau definiert werden und

neben den rein baulichen Maßnahmen

sollte auch das Controlling der Finanzen

(Stichwort Gesamtbudget, Zwischenfinanzierung,

Fördergelder, Liquiditätsplan)

genauestens erfolgen.

2020

BEISPIEL PREISE

BETOHNSTAHL

2021

+ 35 BIS

40%

GERADE IN

DIESEN TURBU-

LENTEN ZEITEN

IST ES SOMIT

UNUMGÄNGLICH,

IN DER PROJEKT-

VORBEREITUNG

MÖGLICHST

GENAU ZU ARBEI-

TEN UND ENT-

SPRECHENDE

ZEIT DAFÜR ZU

VERWENDEN.

Fahren auf Sicht

Eine laufende Kostenverfolgung ist für die

Finanzierbarkeit eines Projektes unverzichtbar;

es ist derzeit für die Tiroler

Gemeinden umso wichtiger, auf Sicht zu

fahren. Wenige trauen sich im Moment

vorherzusagen, wie sich die Märkte entwickeln.

Gerade auch deshalb sollte die

Bestellung auf jeden Fall exakt und strategisch

erfolgen.

So herausfordernd die Situation aktuell

auch für alle Beteiligten ist, ein langfristiger

Trend in der aktuellen Preisentwicklung

kann daraus aber nicht automatisch

abgeleitet werden. Im Bau sind die Kunden

sehr preissensitiv. Ein potenzieller

Rückgang der Nachfrage kann dementsprechend

zu einem rückläufigen Auftragsvolumen

führen. Darum gilt es, in den

nächsten Monaten die Preisentwicklung

genau zu beobachten.


22 tirol.investiert tirol.investiert 23

KATASTROPHENMANAGEMENT

VORBEREITET FÜR DEN TAG X?

Das Hochwasser von Kössen 2013, der Felssturz von Vals 2017 oder die Stürme und das Schneechaos

in Osttirol: Immer wieder sind Tiroler Gemeinden von Katastrophen betroffen. Aber Gefahren

gehen auch von Kraftwerken, Chemietransporten oder Krankheiten aus, wie die anhaltende

Pandemie zeigt. Krisen und Katastrophen sind für die Tiroler Gemeinden eine enorme Herausforderung.

Der in Krisen- und Katastrophenmanagement ausgebildete Bürgermeister von Assling,

Bernhard Schneider, schildert dazu seine Einschätzung.

EIN GESPRÄCH MIT JAN SCHÄFER

Wie kommt ein Bürgermeister dazu, Krisen-

und Katastrophenmanagement zu

studieren?

BILD: Kapitale Schäden

entstanden in den letzten

zwei Wintern durch Sturm

und Schnee in Osttirol.

(© Jan Schäfer)

Die Gemeinde Assling in Osttirol erstreckt

sich über rund 99 Quadratkilometer, auf

denen sich 29 Wildbäche und 19 Lawinenstriche

befinden. Es liegt also auf der Hand:

Als sich 2010 die Möglichkeit für ein entsprechendes

Studium zu diesem wichtigen

Thema ergab, schrieb ich mich ein. Schließlich

geht es in solchen Fällen um weitaus

mehr als einen Katastrophenplan, der im

Ernstfall aus der Schublade geholt wird.

Ohne Frage sind diese Pläne im Katastrophenfall

gute Instrumente. Jedoch ist eine

Gemeinde gut beraten, ständig mögliche

Szenarien durchzuspielen, auch wenn sie

oft noch so weltfremd erscheinen. Man

denke an Fukushima, an das Erdbeben, den

verheerenden Tsunami, Atomunfall, dann

noch ein Wintereinbruch und alles zur gleichen

Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, würde

man ein solches Szenario für ein Planspiel

vorschlagen, es führte wohl zu allgemeinem

Kopfschütteln. Obwohl es gut wäre,

das Unmögliche einmal durchzudenken

und durchzuspielen! Die so gewonnenen

Erkenntnisse sind dann im Katastrophenplan

mit den entsprechenden Maßnahmen

zu fixieren. Selbstverständlich müssen auf

dieser Basis sämtliche Szenarien mit der

Gemeindeeinsatzleitung, allen Akteur*innen

wie z. B. Feuerwehr, Lawinenkommission,

Bergrettung usw. und den offiziellen

Stellen geprobt werden! So wie es schon

nach Großereignissen geschieht.

Wenn man die Schlagzeilen regelmäßig

verfolgt, scheint es so, als hätten die

Katastrophen zugenommen. Stimmt dieser

Eindruck?

Teilweise. Katastrophen hat es schon

immer gegeben. Nur: Durch die Medien

werden solche Nachrichten aus der ganzen

Welt rascher verbreitet. Die Digitalisierung

mit ihren Möglichkeiten beschleunigt das

um ein Vielfaches. Aber man muss auch

sehen, unser Leben ist wesentlich komplexer

geworden. Damit steigt das Gefahrenpotenzial.

Ebenfalls ist der Klimawandel

mit seinen Auswirkungen klar erkennbar.

Wird dem in Bezug auf Krisenmanagement

Rechnung getragen?

Ja, aber nicht in dem Umfang, wie es wünschenswert

wäre. Die Möglichkeiten, die

die Digitalisierung bietet, werden noch zu

wenig ausgeschöpft. Hier liegt viel Potenzial.

Generell sollte man mehr ins Katastrophenmanagement

investieren. Damit

meine ich neben den Schutzverbauungen

auch eine ausreichende Unterstützung der

Gemeinden. Schließlich müssen sie die

Sicherheit gewährleisten. Das fängt beim

Schneeräumen an, geht über die Kommunikationsausstattung

und hört beim Einsatzfahrzeug

nicht auf. Nach meinem Verständnis

ist Sicherheit Öffentlichkeitskompetenz.

Wie sieht es in Bezug auf die Krisenkommunikation

aus?

Die Krisenkommunikation geht heute

rasend schnell. Sobald ein Ereignis

passiert, gibt es im Netz schon Bilder

oder einen Film dazu. Man hat als Einsatzleitung

keine Chance mehr, sich auf

eine Presseaussendung oder eine Stellungnahme

vorzubereiten. Man muss sofort

reagieren, anstatt vorbereitet zu agieren.

Hinzu kommt: Für fast alles gibt es mittlerweile

schon eine App. Wir müssen dabei

jedoch aufpassen, dass wir die Bürgerinnen

und Bürger nicht dahin „erziehen“, dass die

Eigenverantwortung noch mehr abnimmt

– unter dem Motto: Ich habe noch keine

Nachricht von einer Winterstraßensperre

bekommen, also kann ich fahren. Diese

Information muss hauptsächlich eine Holschuld

bleiben! Ebenfalls muss die Bevölkerung

bestimmte Gefahren auch selbst einschätzen

können, denn was passiert, wenn

diese Informationsmedien ausfallen? Wie

wird dann kommuniziert und wie leitet die

Gemeindeeinsatzleitung in einem solchen

Fall den Einsatz? Daher sollte als „Plan B“

auf die altbewährten Instrumente nicht verzichtet

werden.

Und wie ist es um das Katastrophenmanagement

in den Tiroler Gemeinden

bestellt?

Generell sind die Gemeinden gut aufgestellt

und haben in der Vergangenheit bei

Katastrophen sehr gut reagiert. Das Thema

wird ernst genommen. Die Blaulichtorganisationen,

die Lawinenkommissionen,

die Ämter wie die BH, die Wildbach- und

Lawinenverbauung, Forst, Baubezirksamt

und Agrar unterstützen die Gemeinden

tatkräftig in diesen Ausnahmesituationen.

Das überbehördliche Zusammenspiel ist

über die Jahre gewachsen und funktioniert

sehr gut. Anhand der letzten Ereignisse

sehen wir, dass der Personalabbau bzw.

das Nichtnachbesetzen des Personals

und die Reduktion des Fuhrparkes in den

angesprochenen Ämtern unser System an

die Grenzen bringt. Bei solchen Ereignissen

benötigen wir in den Tiroler Bezirken

die Unterstützung dieser Fachkräfte. Das

gehört auch zum Katastrophenschutz.

Gibt es etwas zu verbessern?

Es besteht immer Spielraum nach oben.

Aber mit jeder Katastrophe lernt man

dazu und baut dann entsprechend das

Krisen- und Katastrophenmanagement

aus. Die Ausstattung, die es im Ernstfall

braucht, ist nicht überall optimal. Natürlich

ist das eine Frage der Finanzen, wie ich

vorhin schon erwähnte. Man muss einfach

das Verhältnis sehen: Was kostet eine

Investition in den Katastrophenschutz

und welche Kosten entstehen durch eine

Katastrophe? Prävention ist immer billiger,

nur will man sich die nicht immer

leisten. Potenzial gibt es noch in der

Bewertung (Risikoanalyse) der Szenarien.

Diese müssen je nach Zuständigkeit

von der Gemeinde über den Bezirk, das

Land und den Bund nach einem einheitlichen

Bewertungssystem durchgeführt

werden. So kann die Gefahr von allen

handelnden Stellen bzw. Einsatzleitungen

richtig eingeschätzt werden. Da holpert’s

extrem. Zum Beispiel könnte durch

ein einheitliches Beurteilungssystem,

wie bei der Einstufung der Lawinengefahr,

manche Hürde genommen werden.

Was ich mir jedoch grundlegend wünsche,

auch im Hinblick auf die bevorstehenden

Gemeinderatswahlen, ist eine „Grundausbildung

im Krisen- und Katastrophenmanagement“

für Bürgermeisterinnen und

Bürgermeister. Gleiches gilt für Gemeinderätinnen

und Gemeinderäte. Man stelle

sich vor, eine neue Bürgermeisterin oder

ein neuer Bürgermeister wurde gerade

gewählt, ist wenige Wochen im Amt, und

eine Katastrophe passiert. Was dann?

Eine entsprechende Schulung wäre nicht

nur eine enorme Hilfestellung, es geht

auch um Rechts- und Haftungsfragen, für

die der Bürgermeister, die Bürgermeisterin

im schlimmsten Fall dann am Ende

ganz allein geradestehen muss.

Haben Sie zum Abschluss noch einen

Tipp für die Gemeinden?

Regelmäßig schulen und mit Planspielen

den Ernstfall üben, damit die Abläufe

eines Einsatzes verinnerlicht werden.

Sicher lässt es sich von „außen“ immer

g’scheit daherreden. Aber: Das Unvorhergesehene,

Unvorstellbare kann immer und

überall geschehen. Da helfen oft auch die

besten Konzepte und Ausbildungen nichts.

Eine gute Vorbereitung ist noch die beste

Versicherung für den Tag X, den sich niemand

wünscht.

Danke für das Interview, Bürgermeister

Schneider!

ZUR PERSON

Bernhard Schneider, Jahrgang

1964, ist das 18. Jahr Bürgermeister

in der Gemeinde Assling

in Osttirol. Davor war er

sechs Jahre lang Vizebürgermeister.

Neben seinem Amt

in Assling ist der Osttiroler

u. a. Geschäftsführer des

Abfallwirtschaftsverbands Osttirol,

Obmann des Abwasserverbands

Unteres Pustertal

und des Sozialsprengels Assling,

Anras und Abfaltersbach.

2010 inskribierte sich Bernhard

Schneider an der UMIT Hall

für den Studienlehrgang

sozialökonomisches und

psychosoziales Krisen-

und Katastrophenmanagement,

den er

erfolgreich absolvierte.

BERNHARD

SCHNEIDER


24

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25

ERNSTFALL

„DIE BESONDERHEIT

BEI UNS IN TIROL

IST WIRKLICH EIN-

ZIGARTIG: WIR HA-

BEN HIER SPEZIELLE

KRAFTWERKE DES

TIWAG-KONZERNS, DIE

SCHWARZSTARTFÄHIG

UND INSELBE TRIEBS-

FÄHIG SIND.“

OBEN: Seit der Fertigstellung

im Jahr 2017 wird im

Gemeindekraftwerk St. Leonhard

im Pitztal Ökostrom für

rund 4.000 Haushalte erzeugt.

(© ZT Eberl)

CHRISTIAN AMMER

ABTEILUNGSLEITER SYSTEM-

FÜHRUNG NETZ DER TINETZ

Ein derartiger Stromausfall XXL führt zu

weitreichenden Infrastrukturausfällen.

Denn betrieben wird fast unsere gesamte

Grundversorgung mit Strom. Christian

Ammer, Abteilungsleiter Systemführung

Netz der TINETZ: „Ganz wesentlich bei

einem Blackout ist, dass das Bewusstsein

da sein muss, dass es hier nicht nur um

einen Stromausfall geht, sondern dass

auch weitere Infrastruktur beeinträchtigt

wird. Das Handynetz fällt aus, Internet fällt

aus, aber nicht nur das, sondern auch die

Wasserversorgung, die Abwasserversorgung,

die Gasversorgung.“

Dabei ist eine ganz wesentliche Kenngröße

die Netzfrequenz von 50 Hertz. Wird diese

um 0,2 Hertz unter- oder überschritten,

droht der Blackout. „Die Netzleitstelle der

TINETZ in Thaur überwacht das Stromnetz

WENN IN GANZ TIROL DIE LICHTER AUSGEHEN

Unsere Gesellschaft war noch nie so abhängig von elektrischer

Energie wie heute. Das Horrorszenario schlechthin ist daher ein

Blackout. Also ein überregionaler und längerfristiger Stromausfall.

Doch was bedeutet ein Blackout für Tirol?

und stellt damit die Versorgung sicher.

In der Erzeugerleitstelle der TIWAG in

Silz werden die Kraftwerke von Prutz im

Oberland bis Amlach in Osttirol, 40 an

der Zahl, überwacht, und sie stellen damit

sicher, dass die Energie auch erzeugt

wird, die in Tirol verbraucht wird“, erklärt

Markus Konrad, zuständig für die Kraftwerksbetriebsführung

der TIWAG. „Den

Blackout stellt die Netzleitstelle in Thaur

fest. Diese Information teilen sie den

unterlagerten Netzbetreibern, den Innsbrucker

Kommunalbetrieben, den Stadtwerken,

dem E-Werk Reutte und auch uns

in der Erzeugerleitstelle der TIWAG mit.

Da poppt dann bei uns auf den Bildschirmen

der Notfallalarm Blackout auf. Diese

Meldung bestätigen wir, um zu signalisieren,

dass wir verstanden haben. Und dann

beginnt die Zeit zu laufen.“

„Die Besonderheit bei uns in Tirol ist wirklich

einzigartig: Wir haben hier spezielle

Kraftwerke des TIWAG-Konzerns, die

schwarzstartfähig und inselbetriebsfähig

sind. Sie ermöglichen uns, rasch wieder

ein Netz im Inselbetrieb aufzubauen und

die Tiroler Bevölkerung und Wirtschaft

wieder mit Energie zu versorgen“, so

Ammer. „Die Schwarzstartfähigkeit eines

Kraftwerkes sagt aus, dass dieses Kraftwerk

von null weg eine Spannung aufbauen

kann und damit in der Lage ist, eine

Insel zu versorgen. Dies sind im wesentlichen

Regelkraftwerke. In dem Fall die

großen Speicherkraftwerke der TIWAG.“

Die genannte Insel ist in diesem Zusammenhang

das Bundesland Tirol.

Im Falle eines Blackouts sind auch die

Tiroler Gemeinden und ihr Krisenma-

nagement stark gefragt. Wir haben

drei Gemeinden besucht, die innovative

Ideen umgesetzt haben, um im Ernstfall

gewappnet zu sein. Wir haben etwa

bei Elmar Haid, Bürgermeister von St.

Leonhard im Pitztal, vorbeigeschaut, um

zu erfahren, wie man sich dort auf ein

Blackout vorbereitet. „Wir sind im Pitztal

momentan sehr stark mit dem Thema

Strom beschäftigt. Wir versuchen gerade,

gemeinsame Notfallpläne zu erstellen. Das

Thema Blackout beschäftigt uns dabei

talweit“, erzählt Haid. Seine Gemeinde

hat einen besonderen Trumpf im Ärmel.

„Wir haben vor vier Jahren ein Kraftwerk in

St. Leonhard in Betrieb genommen, das zu

100 Prozent im Besitz der Gemeinde ist.

Momentan speisen wir den Strom in das

öffentliche Netz ein. Wir sind aber gerade

dabei, eine Versorgungsleitung in Richtung

Gemeindehaus zu legen. Dadurch können

in Zukunft die gemeindeeigenen Gebäude,

also Gemeindehaus, Gemeindesaal, Feuerwehrhalle,

Rettungsgarage, aber auch das

neue Volksschul- und Kindergartenzentrum

mit diesem eigenen Strom im Notfall

versorgt werden“, so Bürgermeister Haid.

Weiter geht es nach Bad Häring. Die

Unterländer haben ihre Blackout-Vorbereitungen

bereits abgeschlossen. Sie setzen

auf eine ähnliche Lösung wie die Pitztaler,

wenn auch auf anderer technischer

Basis. Ziel ist es ebenfalls, eine Notfallversorgungsstruktur

für die Bevölkerung

aufzubauen. Einbezogen sind dabei eine

Reihe von Gemeindeeinrichtungen sowie

Schule, Kindergarten und Altenwohnheim.

Die Notstromversorgung kann innerhalb

kürzester Zeit mit einem leistungsfähigen,

fahrbaren Notstromaggregat aufgebaut

werden und Stromausfälle von bis zu

einer Woche abfedern. „Die Gemeinde Bad

Häring befasst sich schon seit Längerem

mit dem Thema Blackout.

„Wir haben mittlerweile die

tolle Situation, im Ernstfall

eine Woche mit diesem Gerät,

das wir über die GemNova

beschafft haben, unter Volllast

durchfahren zu können.“

HERMANN RITZER

BÜRGERMEISTER BAD HÄRING

Im Zuge der Sanierung des Gemeindeamtes

haben wir uns entschlossen, Notfallvorkehrungen

mit umzusetzen. Mittlerweile

ist es fertig, wir haben es getestet,

es funktioniert wirklich hervorragend. Wir

haben mittlerweile die tolle Situation, im

Ernstfall eine Woche mit diesem Gerät, das

wir über die GemNova beschafft haben,

unter Volllast durchfahren zu können. Wir

hoffen natürlich, dass das Ganze nicht länger

als eine Woche dauert, so lange haben

wir nämlich mit unserem Dieselvorrat vorgesorgt“,

erklärt Bürgermeister Ritzer.

Gute Vorbereitung macht Systeme sicherer

oder hilft bei der Bewältigung eines

Ernstfalls. Die Stadt Schwaz hat sich gut

gewappnet, dass bei einem Blackout nicht

auch noch Feuerwehr, Rettung, Polizei oder

der Winterdienst ausfallen.

„Bei einem Stromausfall

ist nicht nur die Versorgung

der Fahrzeuge wichtig,

sondern auch die der Notstromaggregate.“

GERT DELAZER

SICHERHEITSBEAUFTRAGTER

STADT SCHWAZ

Gert Delazer, Sicherheitsbeauftragter

der Stadt Schwaz: „In der Stadt Schwaz

hat man sich schon länger Gedanken

gemacht, wie die Blaulichtorganisationen

bei einem Blackout zu Treibstoff kommen.

Bei der Schaller-Tankstelle konnten

wir nun eine Lösung umsetzen, bei der

die Zapfsäulen mit einem Notstromgerät

mit Energie versorgt werden, damit Feuerwehr,

Polizei, Rettung, aber auch der

Sozialsprengel und der städtische Bauhof

zu Treibstoff kommen. Bei einem Stromausfall

ist ja nicht nur die Versorgung der

Fahrzeuge wichtig, sondern auch die der

Notstromaggregate.“

ZUM VIDEO-

BEITRAG

AUTOR

MANFRED

SCHIECHTL


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RETTEN SIE LEBEN

IN IHRER GEMEINDE

CHRISTIAN PLETZER

Durch meine Ausbildung zum

Rettungssanitäter und Feuerwehrmann

weiß ich, wie

wichtig schnelles Handeln

im Ernstfall ist. Mein Ziel als

Medizinprodukteberater ist

es daher, jede Gemeinde individuell

zu beraten und so die

beste Lösung gemeinsam zu

erarbeiten.

ZUM AUTOR

MARIO FOIDL

Mario Foidl ist seit Mai 2019 Projektverantwortlicher im

Bereich Beschaffung. Unter anderem ist er Ihr Ansprechpartner

für nachhaltige Beschaffung und die Einkaufsplattform.

Kontakt: m.foidl@gemnova.at

Ein plötzlicher Herztod kann jedem und jeder widerfahren, jederzeit und überall. Er ist die

häufigste Todesursache bei Erwachsenen über 40 Jahren weltweit. Rund alle 30 Minuten

stirbt in Österreich ein Mensch am plötzlichen Herztod, pro Jahr sind es über 15.000

Menschen. Eine wirksame Behandlung steht zur Verfügung, sie muss nur umgehend

eingesetzt werden – noch bevor Nothelfer eintreffen.

Wertvolles Know-how

Aus diesem Grund möchten wir eine neue

Partnerschaft vorstellen, die das Leben

Ihrer Gemeindebürger*innen sicherer

macht und im Notfall dieses auch retten

kann. Die Koloszar Medizintechnik GmbH

– kurz KMT – betreut seit über 35 Jahren

zuverlässig kleine und große Institutionen

in ganz Österreich. Deren regelmäßig

geschulte Expert*innen aus den Bereichen

Rettung, Flugrettung, Krankenpflege und

Feuerwehr stehen den Gemeinden und

deren dazugehörigen Institutionen jederzeit

mit Rat und Tat zur Seite und geben ihr

Know-how an die Anwender*innen weiter.

Als notfallmedizinischer Komplettausstatter

für Krankenhäuser und medizinische

Einrichtungen sowie für Rettungsdienste

und Feuerwehren sind deren Medizinprodukteberater*innen

genauso für die Anforderungen

der Einsatzkräfte geschult wie für

den betrieblichen und öffentlichen Bereich.

Defibrillatoren retten Leben

Automatisierte externe Defibrillatoren

(AEDs) funktionieren erwiesenermaßen

lebensrettend. Die Überlebensraten bei

plötzlichem Herzstillstand sind mindestens

viermal höher, wenn Herz-Lungen-

Wiederbelebung (HLW) zusammen mit

AED-Schocks verwendet werden, statt

nur HLW allein. Deshalb ist sofortiges

Handeln unumgänglich! Die speziell für

den Laiennutzer*innen konstruierten Defibrillatoren

vereinigen Hochwertigkeit und

Umweltschutz in einem einfach zu bedienenden

System. Und das in der kleinsten

und leichtesten Ausführung, die bei

führenden AED-Herstellern erhältlich ist.

Egal ob für das Gemeindeamt, Schulen,

Turnhallen, Sportplätze, Pflegeheime oder

sonstige kommunale Einrichtungen wird

eine AED-Lösung, die auf die speziellen

Anforderungen in einer Tiroler Gemeinde

zugeschnitten ist, angeboten.

RUND

ALLE 30

MINUTEN

STIRBT EIN

MENSCH

AN HERZ-

TOD.

*

BILD: V. l. n. r.: Prokurist und Verkaufsleiter Marco Sodomka,

Bürgermeister Erich Ruetz, Medizinprodukteberater Christian

Pletzer, Bauamtsleiter Ing. Florian Rangger bei der Defibrillatorübergabe

vor dem Museum Thurnfels in Völs. (© GemNova)

Beispiel Völs

Die Gemeinde Völs durften wir erfreulicherweise

bereits bei der Beschaffung der Defibrillatoren

unterstützen. „Der Ausbau des

Defibrillatorennetzwerkes stand für unseren

Gemeinderat fest und wurde von uns

in Völs von langer Hand geplant. Auch in

unserem Gemeindegebiet soll ein flächendeckendes

Netzwerk an Defibrillatorenstandorten

aufgebaut werden. Rasche Hilfe

bei einem medizinischen Notfall kann binnen

weniger Minuten über Leben und Tod

entscheiden. Dem Gemeinderat ist eine

möglichst breite und öffentliche Zugänglichkeit

ein besonderes Anliegen. Weitere

Standorte sind aktuell in Prüfung, und die

Umsetzung des Projekts soll noch dieses

Jahr abgeschlossen werden. Dabei auf die

Hilfe der GemNova in Kooperation mit ihrer

Partnerin, der KMT, zurückgreifen zu können,

erleichtert für uns den Prozess und

schont die Ressourcen unserer Gemeinde.

Personell ebenso wie finanziell durch die

verhandelten Konditionen“, so Erich Ruetz,

Bürgermeister der Marktgemeinde Völs.

Gerne unterstützen wir, in Zusammenarbeit

mit dem geschulten Personal der

Firma KMT, auch Sie dabei, für ein Stück

mehr Sicherheit in Ihrer Gemeinde zu

sorgen.

* IN ÖSTERREICH

ERICH RUETZ


28 tirol.mobil

ENTGELTLICHE GemNova.Menschen EINSCHALTUNG 29

Eine

„abgefahrene“

Idee

ES WERDE LICHT

ÖFFENTLICHE BELEUCHTUNG UMSTELLEN

UND ENERGIE SPAREN

BILD: Auch der Fußballplatz Beselepark in Innsbruck

ist mit einer modernen LED-Beleuchtung

ausgestattet. (© IKB)

„Fiat lux“ – es werde Licht. Die IKB setzt dabei auf moderne LED-Lösungen. Insbesondere für

Gemeinden und öffentliche Einrichtungen. Kostenlose Beratungen dazu sind jederzeit möglich.

NovaBike ist die neue E-Bike-Sharing-Komplettlösung von GemNova – mit hochwertigen E-Bikes, dazugehörigen

Lademöglichkeiten für drinnen und draußen, einer nutzerfreundlichen App und einem Service- und Reparaturpaket

mit regionalen Partnern. Das NovaBike ist eine gesunde, zeitsparende und umweltfreundliche Alternative

zu anderen Verkehrsmitteln.

Viele Menschen in Tirol lieben ihr Fahrrad

– ob Rennrad, Mountainbike oder Citybike

– das „Zweirad“ liegt voll im Trend. Neben

der sportlichen Nutzung steigen immer

mehr Menschen vom Auto auf ein Rad um,

um im Alltag von A nach B zu kommen.

Das Rad ist eine umweltfreundliche Alternative

zu anderen Verkehrsmitteln. Aus

diesem Grund macht es auch für Gemeinden

Sinn, in eine nachhaltige E-Bike-Flotte

zu investieren. Gerade Gemeindemitarbeiter*innen

haben oft kurze Strecken zu

bewältigen, die für den Fußweg zu lang und

für eine Autofahrt eigentlich zu kurz sind.

Auch Bürger*innen können ihr Auto stehen

lassen und kurze Strecken im Gemeindegebiet

bequem mit dem E-Bike fahren.

Das E-Bike soll keine andere Form von

Mobilität ersetzen, sondern im Idealfall

eine Lücke schließen. Stichwort: multimodale

Mobilität. Der Begriff multimodal

beschreibt nichts weiter als die Nutzung

mehrerer verschiedener statt nur

einer Mobilitätsform. Durch die in Tirol

oft abseits vom Dorfkern gelegenen Bahnhöfe

ist das NovaBike eine richtig interessante

Alternative als First bzw. Last Mile

für Berufspendler*innen. Für die Fahrt in

der Früh hin und am Abend zurück vom

Bahnhof wird oft ein Zweitauto benötigt,

hier ist das NovaBike eine umweltfreundliche

und kostengünstige Alternative. Der

Berufspendler, die Berufspendlerin schaltet

in der Früh per App das NovaBike im

Dorf frei, radelt bequem mit elektrischer

Unterstützung zum Bahnhof, schließt dort

das Bike am Ladehub an und beendet mit

der App die Ausleihe. Am Abend beim

Heimweg kann das NovaBike bequem per

App im Zug schon reserviert werden, nach

der elektrisch unterstützten Heimfahrt

wird die Ausleihe beim Hub im Ortskern

wieder abgeschlossen.

ZUM AUTOR

MARKUS KATHREIN

Markus Kathrein ist bei der GemNova

im Bereich Multimodale Mobilität tätig

und ist Experte im Bereich Planung,

Erstellung und Umsetzung von regionalen

Mobilitätskonzepten.

Kontakt: m.kathrein@gemnova.at

Die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG

(IKB) bietet Gemeinden und öffentlichen

Einrichtungen moderne Systeme für die

Beleuchtung von öffentlichen Räumen wie

Sportanlagen, Parks, Straßen und Parkplätzen.

Dabei setzt die IKB auf energieeffiziente

LED-Lösungen: Gemeinde und Bürger

profitieren von einer erheblichen Kostenreduktion

bei Energie (bis zu 50 Prozent)

und Wartung.

Rundum-Service vom Profi

Energiekosten, gesetzliche Richtlinien,

Umweltschutz und Gestaltungsthemen

sind wichtige Aspekte bei der Optimierung

einer bestehenden Sportanlagenbeleuchtung.

Die IKB kann dazu auf die

Bedürfnisse von Gemeinden abgestimmte

All-inclusive-Pakete liefern. Nach der

ausführlichen und individuellen Beratung

kann sich die Gemeinde für eine Lösung

entscheiden, die von den IKB-Fachleuten

umgesetzt wird.

Die Vorteile einer LED-Beleuchtung

LED-Beleuchtungen bringen viele Vorteile,

allen voran die beachtliche Strom- und

Kosteneinsparung. LED-Lampen haben

eine lange Lebensdauer bei geringem

Wartungsbedarf. Das Licht ist gerichtet,

blendet nicht und sorgt für eine bessere

und gleichmäßige Ausleuchtung des Sportplatzes.

Bei der Beleuchtung wird weißes

Licht verwendet, das zu einer besseren

Farbwiedergabe bei Dämmerung und in

der Nacht führt.

Für eine kostenlose Beratung kontaktieren

Sie uns am besten noch heute – wir

freuen uns auf Sie!

MARTIN ANGERER

Geschäftsbereich Energieservices

Innsbrucker Kommunalbetriebe AG

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Im Vergleich zu herkömmlichen

Energielösungen überzeugt das

Contracting-Modell der IKB mit

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der Planung bis zur Inbetriebnahme

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Energie- und Betriebskosten

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Ausleuchtung

+ Reduzierte Blendwirkung

+ Flexible Steuerung (Trainingsbetrieb,

Wettkampfbetrieb

...)

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365 Tagen im Jahr ist unser

Stördienst für Sie erreichbar


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NEUES

MOBILITÄTSCENTER

IM BÜRGERSERVICE TELFS

ZUM AUTOR

DIPL-BW. ANDREAS KNAPP, MBA

Andreas Knapp ist bei der GemNova im Bereich Multimodale

Mobilität tätig. Er verfügt über jahrelange Erfahrung bei der

Planung, Finanzierung und Ausschreibung von regionalen

Mobilitätskonzepten.

Machen Sie Schluss

mit Ihrem alten

Business Banking.

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Seit 22.4.2021 ist in der Marktgemeinde

Telfs im Bürgerservicebüro in der

Obermarktstraße auch ein Mobilitätsservice

beheimatet und hat somit den

Weg zum Öffi-Ticket noch einfacher und

attraktiver gestaltet.

Nach der fertiggestellten Park-&-Ride-Anlage

und dem aktuellen Bahnhofsneubau

ist die Installierung der Vertriebspartnerschaft

zwischen den ÖBB und der Marktgemeinde

Telfs ein weiteres Signal an die

Bevölkerung, den öffentlichen Nah- und

Regionalverkehr einfach und komfortabel

Kontakt: a.knapp@gemnova.at

zu nutzen. Nach Seefeld, Reutte, Ötztal

Bahnhof, Sölden, Imst, St. Anton, St. Johann

in Tirol, Hopfgarten, Westendorf, Steinach

und Kirchberg in Tirol ist dieser Vorortservice

nun auch mitten in Telfs gegeben und

erfreut sich großer Beliebtheit in Sachen

Beratung und Information.

Neben ÖBB-Standardtickets und Verbundtickets

sind auch Tickets für die ÖBB-

Sparschiene und Gruppenermäßigungen

sowie die ÖBB-Vorteilscard erhältlich und

machen damit den Weg zum Öffi-Ticket

für die Kund*innen aus dem Raum Telfs

künftig noch einfacher.

Die Mitarbeiter*innen wurden speziell

für den Ticketverkauf und die Beratung

geschult, die technischen Voraussetzungen

sowie Marketingmittel werden von

den ÖBB zur Verfügung gestellt. Geöffnet

ist das Bürgerservice Montag bis Freitag

von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr.

LINKS: Mit dem Mobilitätsservice der

Marktgemeinde Telfs steht einer bequemen

und umweltfreundlichen Fahrt mit der S-Bahn

nichts mehr im Wege. (© ÖBB)

RECHTS: Die Mitarbeiter*innen des Bürgerservice

Vanessa Rusch und Eugen Schilcher

wurden für den Verkauf der ÖBB-Tickets

geschult. (© MG Telfs/Pichler)

„DIE ZUG- UND BUS-

VERBINDUNGEN IM

RAUM TELFS UND

UMGEBUNG ERFREU-

EN SICH STEIGENDER

BELIEBTHEIT.“

„Viele Tickets werden bereits online

gekauft. Dennoch setzen auch Kundinnen

und Kunden auf persönliche

Beratung und Betreuung. Unser Büro

vom Bürgerservice Telfs übernimmt

daher sehr gerne ab 22.4.2021 diese

Serviceleistung für Einheimische und

Gäste und erweitert damit das Angebot

der klimafreundlichen Mobilität“,

freut sich Bürgermeister

Christian Härting.

sparkasse.at/telebanking-pro

OBEN: ÖBB-Regionalmanager

René Zumtobel

(© ÖBB/Scheiblecker)

Jetzt

umsteigen

„DANK UNSERES

NEUEN VERTRIEBS-

PARTNERS IST

DER ZUGANG ZUM

ÖFFENTLICHEN

VERKEHR IM TIROLER

OBERLAND NOCH

ATTRAKTIVER

GEWORDEN.“

„Alle am ÖBB-Ticketautomaten erhältlichen

Tickets können von den Kundinnen

und Kunden auch hier beim Bürgerservice

der Marktgemeinde Telfs erworben werden.

Zudem spart man sich Wege. So kann

man beispielsweise die ÖBB-Vorteilscard

gleich hier beantragen oder verlängern.

Einer bequemen und umweltfreundlichen

Fahrt mit den Öffis innerhalb von Tirol oder

über die Bundeslandgrenzen hinaus steht

somit nichts mehr im Wege.“


32

tirol.spart

tirol.spart

33

Voranschlag und

MFP (mittelfristige

Finanzplanung)

Vorhaben mit GeOrg dem Gemeindeorganisator:

Über die Unterschiede zwischen der Kameralistik und der Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung

(VRV) 2015 ist schon ausreichend informiert und diskutiert worden.

Die reine Finanzierungsrechnung der Kameralistik wurde in der VRV 2015 um die Ergebnisrechnung

und die Vermögensrechnung erweitert.

LINKS

Komplett neue und

komfortable Möglichkeiten

der Erfassung

und Darstellung von

Projekten sind mit

GeOrg, dem Gemeindeorganisator.

möglich.

(© rawpixels)

ZUM AUTOR

CHRISTOPH

CAROTTA

Christoph Carotta wechselte

nach langjähriger Tätigkeit in

einer Bank 2017 zur GemNova.

Er verantwortet den Bereich

Kommunalfinanz.

Kontakt:

c.carotta@gemnova.at

Bei meinen Gesprächen und Vorträgen

habe ich häufig den Finanzierungshaushalt

in den Vordergrund gestellt. Dies vor allem,

um dem weniger Geübten mit dem reinen

Zahlungsfluss (Cashflow) einen Zusammenhang

aufzuzeigen. Insbesondere den

Zusammenhang von Stichtagsbetrachtung

(Vermögenshaushalt zum Jahreswechsel)

und periodischer Betrachtung (Finanzierunghaushalt

und Ergebnishaushalt).

Der STICHTAG ist in diesem Fall immer

der Zeitpunkt, zu welchem die Vermögensrechnung

erstellt wird. Bei einem Unternehmen

kann das Wirtschaftsjahr vom

Kalenderjahr abweichen. In der saisonalen

Gastronomie wird häufig davon Gebrauch

gemacht, indem der Bilanzstichtag z. B. auf

den 1. November gelegt wird. Im Geltungsbereich

der VRV 2015 ist das nicht möglich.

Hier ist klar geregelt: Der Rechnungsabschluss

ist für das abgelaufene Kalenderjahr

als Finanzjahr zu erstellen (VRV 2015

§ 13 (1)). Somit ist der „Stichtag“, für den die

Vermögensrechnung gilt, eindeutig. Dementsprechend

sehen wir mit dem Rechnungsabschluss

zum 31. Dezember, wie

sich das Vermögen der Gemeinde zum selben

Zeitpunkt des Vorjahres verändert hat.

Aus den beiden Haushalten (Finanzierungshaushalt,

Ergebnishaushalt) können

wir erkennen, welche Einnahmen und Ausgaben,

welche Aufwendungen und Erträge

unser Vermögen positiv oder negativ beeinflusst

haben.

Die Finanzierungsrechnung und die Ergebnisrechnung

gelten demnach für den Zeitraum

– die Periode – zwischen dem 1. Jänner

und dem 31. Dezember.

Ein Voranschlag muss für den Finanzierungshaushalt

und den Ergebnishaushalt

erstellt werden. Der Vermögenshaushalt

oder Teile daraus sind nicht Teil des Voranschlages,

wohl aber deren Dotierungen,

Auflösungen, Zuführungen oder Entnahmen.

Die relevanten Bestandteile des Voranschlages

finden wir im § 5 der VRV 2015:

Ergebnisvoranschlag, Finanzierungsvoranschlag,

Detailnachweis auf Kontenebene,

Stellenplan Gesamthaushalt und jene

Beilagen, die im § 5 in den Absätzen 2

und 3 explizit angeführt sind. Hier geht

es vor allem um Mittelverwendungs- und

Aufbringungsgruppen, Nachweise von

Transferzahlungen, Zuführungen und

Entnahmen von Haushaltsreserven und

Rücklagen sowie der Dokumentation von

Finanzschulden (Aufnahme, Tilgung, Endstand,

Laufzeit etc.).

Im Detail ist der Voranschlag in der VRV

2015 in Abschnitt 2, §§ 4 bis 12 geregelt.

Zusätzlich zur VRV 2015 ist laut TGO

(Tiroler Gemeindeordnung) § 88 Absatz 2

noch der MFP (Mittelfristiger Finanzplan)

zu erstellen. Er beinhaltet dieselben Inhalte

wie der Voranschlag und soll die dem

Voranschlag folgenden nächsten vier Jahre

darstellen. Dieser MFP und der Nachweis

von Vorhaben (§ 82 TGO) sind Bestandteil

des Voranschlages der Tiroler Gemeinden.

GEORG, der Gemeindeorganisator bietet

auch dazu einen besonderen Komfort.

Mit einem Klick ist ein Haushaltsprogramm

zu erstellen, in welchem einfach

und komfortabel ein Vorhaben dargestellt

werden kann. Das Vorhaben kann dabei

leicht mehrere Kostenstellen und Konten

umfassen (z. B. Gemeindezentrum

mit Kindergarten, Volksschule, Hort und

Arztpraxis). Alle Kostenstellen, Konten und

Steuersätze werden dabei auf einfachste

Art in dieses von Ihnen gestaltete Haushaltsprogramm

integriert. Laufende Kostenüberwachung,

klare Darstellung und

perfekte Dokumentation begleiten auf

diese Art die komplexesten Projekte in

Ihrer Gemeinde. Auf einfachste Art wird

dabei eine „Anlage im Bau“ begleitet und

nach Vollendung aktiviert. Vollkommen

egal, über welchen Zeitraum sich Ihr Vorhaben

erstreckt.


34 tirol.hat Recht tirol.hat Recht

35

ZUR AUTORIN

MAG HELENE

MATTERS-

BERGER

Helene Mattersberger ist

seit 20 Jahren im Nationalpark

Hohe Tauern für

Öffentlichkeitsarbeit und

die Nationalpark Akademie

zuständig.

Kontakt: h.mattersberger@

hohetauern.at

BILD: Der Dorfersee ist

ein wunderschön gelegener

Bergsee im Kalser

Dorfertal. (© NPA

Stefan Leitner)

Nationalpark

hohe

Tauern

Mit der politischen Willensbekundung der

Landeshauptleute von Kärnten, Tirol und

Salzburg am Fuße des Großglockners in

Heiligenblut am 23. Oktober 1971, den Nationalpark

Hohe Tauern zu errichten, begann

die österreichische Nationalparkgeschichte.

1981 konnte in Kärnten der Nationalpark

Hohe Tauern ausgewiesen werden. 1984

folgte der Salzburger Anteil und 1992 war

es in Tirol soweit. Eine Erfolgsgeschichte,

die den weiteren fünf österreichischen

Nationalparks den Weg ebnete.

Heute präsentiert sich der Hochgebirgsnationalpark

Hohe Tauern mit einer Fläche

von 1.856 Quadratkilometern als

größtes Schutzgebiet der Alpen. 10.000

Tierarten, 3.500 Pflanzenarten (inkl. Pilzen),

zahlreiche Gletscher und Gletscherbäche,

Hochgebirgsseen und beeindruckende

Gebirgspanoramen machen den

Nationalpark Hohe Tauern aus. Es ist die

50 Jahre und kein bisschen leise

Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen,

die dieses großartige alpine Naturschutzgebiet

auszeichnet.

Refugium für seltene Arten

Die Murmeltiere haben im Nationalpark

Hohe Tauern einen riesigen Lebensraum.

Außer natürlichen Feinden – wie Steinadlern,

die sich manchmal ein Jungtier

schnappen – haben sie im größten Schutzgebiet

der Alpen nichts zu befürchten. Sie

waren im Gegensatz zu Steinböcken oder

Bartgeiern vermutlich nie ganz aus den

Hohen Tauern verschwunden. Dass Wanderer*innen

heute bei ihren Touren mit

etwas Glück in der Ferne mächtige Steinböcke

beobachten oder von einem neugierigen

Bartgeier ins Visier genommen

werden, hat viel mit dem Nationalpark

Hohe Tauern zu tun. Mit der Einrichtung

des Schutzgebiets wurde der Grundstein

dafür gelegt, dass seltene und an extreme

Standorte angepasste Tier- und Pflanzenarten

einen sicheren Lebensraum haben.

Es ist ein Lebensraum mit über 300 Gipfeln

über 3.000 Meter Höhe, ausgedehnten

Gletschern, vielen Seen und tosenden

Bächen, weiten Almen und urwaldähnlichen

Wäldern. Die Ökosysteme können sich in

der Kernzone weitgehend unbeeinflusst

vom Menschen entwickeln.

Wertvolle Kulturlandschaft

Gleichzeitig gewährleistet der Nationalpark,

dass die traditionell vom Menschen

geprägte Kulturlandschaft der Almen und

Wälder wie seit Generationen bewirtschaftet

wird. Die artenreichen Bergmähder

– unter anderem die berühmten

Sajatmähder in Prägraten in Osttirol oder

die Glocknerwiesen entlang der Großglockner

Hochalpenstraße –, auf denen

Orchideen, Türkenbund, Anemonen und

Flockenblumen für eine außergewöhnliche

Blütenpracht sorgen, sind nur deshalb

so artenreich, weil sie regelmäßig

gemäht werden. Für die arbeitsintensive

und schwere Arbeit der Bergbäuerinnen

und Bergbauern im Nationalparkgebiet

gibt es neben den bestehenden Fördermaßnahmen

auch Sonderförderungen seitens

des Nationalparks Hohe Tauern. Denn

wenn Almen aufgelassen werden, entsteht

Wald, und Artenvielfalt geht verloren.

Naturerlebnis Nationalpark

Der Schutz der einzigartigen Natur ist nur

eine der drei Kernaufgaben der Nationalparkarbeit.

Der Nationalpark Hohe Tauern

ist auch dazu da, den Besucher*innen ein

eindrucksvolles Naturerlebnis zu bieten.

Diese werden von den Nationalpark-Ranger*innen

zu den schönsten Plätzen im

Schutzgebiet geführt und bekommen

dabei interessantes Wissen zur heimischen

Tier- und Pflanzenwelt vermittelt.

Das aktuelle Angebot findet man auf der

Website www.hohetauern.at/besuchen.

Ein Besuch lohnt sich!

www.hohetauern.at

www.facebook.com/hohetauern

WUSSTEN SIE,

DASS ...

… DIE VEGETATION

VOM TAL HINAUF IN

DIE GIPFELREGION

DER HOHEN TAUERN

EINER 4.000 KILO-

METER LANGEN REI-

SE BIS IN DIE ARKTIS

ENTSPRICHT?

Wenn Förderungen genutzt werden

sollen, muss besonderes

Augenmerk auf eine vergaberechtlich

transparente und einwandfreie

dokumentierte Ausschreibung

gelegt werden. Die

GemNova durfte schon zum zweiten

Mal den Nationalpark Hohe

Tauern bei einer Ausschreibung

begleiten und dabei im gewünschten

Umfang von Vorbereitung

bis Vertragsschluss die gesamte

Ausschreibung durchführen.

Fakten des Vergabeverfahrens:

· Oberschwellenbereich

· Offenes Verfahren

· Individuelle Beratung von Vorbereitung

bis Vertragsschluss

· Elektronische Vergabe

· Dokumentation für Förderstelle

Die GemNova unterstützt öffentliche

Auftraggeber bei Ausschreibungen

von Dienstleistungen,

aber auch von Bau- und Lieferaufträgen.

Bei Fragen zu öffentlichen

Ausschreibungen stehen wir

gerne zur Verfügung.

Rückfragen: Mag. Alexander

Sporer, a.sporer@gemnova.at

Nationalpark

Magazin

In der Öffentlichkeitsarbeit

ist neben der Website und

dem Social-Media-Auftritt

des Nationalparks Hohe Tauern

das Nationalpark Magazin

ein unverzichtbares Medium,

um die heimische Bevölkerung

und die Gäste zu informieren.

Zweimal jährlich erscheint das

Magazin mit einer Auflage von

rund 750.000 Stück und wird

an die Haushalte von Kärnten,

Salzburg und Tirol zugesandt.

Weiters kann das Magazin

auf Wunsch bestellt werden

(Bestellung: nationalparkrat@

hohetauern.at).

Die Finanzierung erfolgt über

den Bund und die Länder. Dabei

ist eine vergaberechtlich einwandfreie

Ausschreibung im

EU-Oberschwellenbereich

für die Umsetzung unerlässlich.

Um dies zu gewährleisten,

wurde 2021 die GemNova

mit der vergaberechtlichen

Ausschreibungsdurchführung

und Beratung beauftragt. Die

Erstellung der Unterlagen, die

Bekanntgabe und die vollelek-

tronische Durchführung mittels

der Vergabeplattform und

schlussendlich die

Zuschlagserteilung

konnten somit mit

professioneller

Hilfe durch Mag.

Alexander Sporer

von der GemNova

erfolgreich durchgeführt

werden.

MAG. HELENE

MATTERSBERGER

BILD: (© NPA Stefan Leitner)


36

tirol.hat Recht

tirol.hat Recht

37

ZUM AUTOR

MAG. IUR.

CHRISTIAN LECHNER

Christian Lechner kann auf eine 18-jährige

Berufserfahrung als Amtsleiter,

Bauamtsleiter und Finanzverwalter

zurückblicken. Seit drei Jahren arbeitet er

bei der GemNova in den Bereichen Recht,

Finanzen bzw. Gemeindeentwicklung und

Digitalisierung. In diesen Bereichen ist er

als Jurist und mit seiner Praxiserfahrung

für rechtliche Themen und Fragestellungen,

Prozess- und Projektabläufe in den

Gemeinden verantwortlich.

Rums, bums,

RECHTSSICHER ,

fertig, eh klar …

Rums, bums, RECHTSSICHER, fertig, eh klar … in den unendlichen

Weiten des Weltalls ist Georg immer noch nicht unterwegs,

aber im Hier und Jetzt 2021 geht in Vordermberg die liche Gemeindearbeit effizient und rechtssicher, gestützt durch

tägechte

und sinnvolle Digitalisierung, weiter.

Die Fälligkeit der Gemeindeabgaben rückt

für Georg immer näher, und daher befasst

er sich damit, wie er rechtskonforme

Abgabenbescheide erstellt – dabei stößt

er auf spannende und wichtige Fragen.

Die Entwicklung von leistbarem Wohnen

hat auch vor der Gemeinde Vordermberg

nicht Halt gemacht. In den vergangenen

Jahrzehnten haben fast ausschließlich

(Allein-)Eigentümer den Grundsteuer-,

Wasser-, Kanal- oder Abfallbescheid etc.

für ihre Liegenschaft erhalten – diese

Situation stellt sich nun völlig anders dar.

Mittlerweile weisen über zwei Drittel der

bebauten Liegenschaften mehrere Eigentümer,

also (Mit-)Eigentum auf.

Georg muss klären, wie diese Abgaben bei

(Mit-)Eigentum mittels Bescheide nun festzusetzen

sind.

+ Ist jede der Abgaben (z. B. Wassergebühr)

einer Liegenschaft auf alle

(Mit-)Eigentümer aufzuteilen und sind

damit Bescheide an jeden der (Mit-)

Eigentümer zu richten?

+ Oder genügt es, einen einheitlichen

Bescheid mit der jeweils gesamten

Abgabe (z. B. Wassergebühr) einer

Liegenschaft an einen, mehrere

oder alle dieser (Mit-)Eigentümer

zu richten?

+ Welche Variante ist nun rechtskonform

und somit für die Gemeinde

bindend?

+ Von wem kann Georg die Abgaben

„verlangen“ – wer schuldet die

Abgabe?

Von wem kann

Georg die Abgaben

„verlangen“?

Wer schuldet die Abgabe?

Die Bundesabgabenordnung (BAO), BGBl

194/1961, zuletzt geändert durch BGBl I

52/2021, ist die Rechtsgrundlage für das

Abgabenverfahren in der Gemeinde, und

dort ist liest Georg Folgendes:

Gemäß § 6 BAO sind Personen, die

nach den Abgabenvorschriften dieselbe

abgabenrechtliche Leistung schulden,

Gesamtschuldner. Personen, die gemeinsam

zu einer Abgabe heranzuziehen

sind, sind ebenfalls Gesamtschuldner,

dies gilt insbesondere für Gesellschafter

einer nach bürgerlichem Recht nicht

rechtsfähigen Personenvereinigung.

Gesamtschuldner sind demnach Mitschuldner

zur ungeteilten Hand nach § 891 ABGB.

Das heißt, dass jeder einzelne der (Mit-)

Eigentümer grundsätzlich in der Pflicht

steht, dass er den gesamten Abgabenbetrag

der gemeinsamen Liegenschaft an die

Gemeinde bezahlt. Ob das jedem bewusst

bzw. bekannt ist?

Über den § 6 BAO gibt es viel an Judikatur

– unter anderem jene, dass es die Entscheidung

von Georg (Abgabenbehörde) ist,

die Abgaben (Leistungsgebot) an einen der

Gesamtschuldner oder an mehrere oder

gar an alle Gesamtschuldner zu richten,

und weiters, ob die Inanspruchnahme mit

einem Teil oder dem gesamten offenen

Betrag erfolgt (siehe Ritz, Bundesabgabenordnung

Kommentar 2, Rz 7 zu § 6 BAO,

mit weiteren Zitaten). Solche Ermessensentscheidungen

sind zu begründen (siehe

Ritz, Bundesabgabenordnung Kommentar 2,

Rz 13 zu §§ 20, 21 BAO). Georg als Bürgermeister

und damit Abgabenbehörde muss

aus seiner Sicht alles tun, damit dieses

Gesamtschuldverhältnis gegenüber allen

(Mit-)Eigentümern festgesetzt wird.

Nun, Georg ist durchaus bewusst, dass viele

eine Aufteilung der jeweiligen Abgabe (z.

B. der eigene Wasserverbrauch) und somit

getrennte Bescheiderstellung an jeden einzelnen

(Mit-)Eigentümer gerne so haben

wollen. Das Eigentumsdenken ist in vielen

Köpfen stark verankert – nach dem Motto

“„Ich zahle für das, was mir gehört“. Durchaus

kommt es auch vor, dass unter so manchen

(Mit-)Eigentümern nicht gerade ein

gutes Verhältnis herrscht. Unter diesen

Aspekten nehmen viele (Mit-)Eigentümer

die Abgabenaufteilung durch die Gemeinde

sehr gerne in Anspruch bzw. setzen sie diese

mit dem Argument des Bürgerservices

sogar voraus.

Die Fragen zu einheitlichen Abgabenbescheiden

beschäftigen ihn auch noch,

als er in seiner Abendlektüre der Tiroler

Gemeindeordnung „TGO“ blättert.

Da stößt er irgendwann darauf, dass seine

Gemeinde Vordermberg mit seiner

Gebarung sparsam, zweckmäßig und

wirtschaftlich umgehen muss und sein

Überprüfungsausschuss das gemäß § 109

Abs 2 TGO sogar prüfen muss.

Wie ein Blitz rechnet er im Kopf: 200

bebaute Liegenschaften mit Grundsteuer-,

Wasser-, Kanal- und Abfallbescheid

ergibt rund 800 Bescheide, bei durchschnittlich

vier (Mit-)Eigentümern pro Liegenschaft.

Bei einer Aufteilung der Abgaben

auf diese (Mit-)Eigentümer müssten

2.400 Bescheide erstellt werden! Puhhh,

denkt er sich, ein erheblicher und eigentlich

unnötiger Mehraufwand bei einer

Aufteilung, da mehr Sach- und Personalressourcen

benötigt werden.

Spezialfall

Grundsteuer

Aufteilung der Grundsteuer

auf die (Mit-)Eigentümer nach

ideellen Anteilen?

Karin ist (Mit-)Eigentümerin eines Grundstücks

in der Gemeinde Vordermberg und

hat einen Grundsteuerbescheid über die

gesamte Grundsteuer der Liegenschaft

vonseiten der Gemeinde „bekommen“. Sie

verlangt nun von Georg einen eigenen

Grundsteuerbescheid nur für ihren (ideellen)

Liegenschaftsanteil.

Die Grundsteuer wird auf Basis des sogenannten

Einheitswertbescheides des

Finanzamtes festgesetzt. Gemäß § 252

BAO ist die Bindung des Grundsteuerbescheides

durch den Spruch des Einheitswertbescheids

(Feststellungsbescheid)

geregelt. Damit darf Georg (als

Grundsteuer festsetzende Behörde) bei

der Grundsteuerfestsetzung keine andere

Beurteilung zugrunde legen als jene,

die im vorangegangenen Einheitswertbescheid

zum Ausdruck gekommen ist (vgl.

VwGH 91/15/0134).

Für einen Steuergegenstand ist jedenfalls

nur die Erlassung eines einheitlichen

Grundsteuerbescheides zulässig.

Sofern der Steuergegenstand mehreren

gehört, so sind sie Gesamtschuldner

(vgl. § 9 Abs 2 GrStG; Ritz, BAO-

Kommentar 6, Rz 3 zu § 6 BAO).


38

tirol.hat Recht

ENTGELTLICHE tirol.hat EINSCHALTUNG

Recht 39

Spezielle vorgaben

bei einheitlichen

Abgabenbescheiden

gegenüber Gesamtschuldner

in der BAO

Karl aus Hintermberg hat die letzte Diskussion

mit Georg aus Vordermberg bezüglich

der Rechtskonformität und auch effizienteren

Gestaltung der Arbeitsprozesse keine

Ruhe gelassen. Daher schaut Karl aus Hintermberg

bei Georg vorbei. Georg ist noch

ganz in seine Arbeit vertieft und schildert

Karl so nebenbei seine „Überlegungen zu

den Abgaben“. Karl meint: „Ich nutze das

Gesamtschuldverhältnis auch und adressiere

alle (Mit-)Eigentümer, indem ich dem

Empfänger die Ergänzung „… und Mitbes.“

bzw „… und Miteigentümer“ anhänge.“ Georg

erklärt ihm aber in diesem Zusammenhang,

dass der VwGH in seinen Erkenntnissen

bereits mehrmals festgestellt hat,

dass unter anderem die Bezeichnung

„und Mitbes.“ nicht geeignet ist, um den

Bescheid diesen an alle Abgabenschuldner

zu adressieren. Hier geht nämlich nicht

hervor, gegenüber welchen (anderen) Adressaten

als dem Empfänger die Behörde den

Bescheid erlassen will (VwGH 21.07.1995,

92/17/0270, 01.10.2018, 2006/13/0123).

Grundsätzlich sieht § 81 Abs 1 u. 2 BAO

vor, dass mehrere Personen (also alle (Mit-)

Eigentümer), welche für die Erfüllung der

abgabenrechtlichen Pflicht infragekommen,

aus ihrer Mitte einen gemeinsamen

Bevollmächtigten an die Abgabenbehörde

namhaft machen müssen. Sollte dies unterbleiben,

so kann die Abgabenbehörde eine

der zur Erfüllung der abgabenrechtlichen

Pflichten in Betracht kommenden mehreren

Personen als Vertreter mit Wirkung für die

Gesamtheit bestellen.

Wenn das Gesamtschuldverhältnis

gegen alle Abgabenschuldner festgesetzt

wird, ist § 199 BAO zu beachten.

Dort ist normiert, dass gegen Personen,

die zur Entrichtung einer Abgabe als

Gesamtschuldner verpflichtet sind, ein

einheitlicher Abgabenbescheid erlassen

werden kann. Hier muss jedoch dann

unbedingt darauf geachtet werden, dass

diese Personen (alle Miteigentümer)

der Personengemeinschaft im Spruch

des Bescheides gemäß § 93 Abs 2 BAO

anzuführen sind.

Die Gemeinschaft als solche kann nicht

Bescheidadressat sein (vgl. Fischerlehner,

Abgabenverfahren § 199, Anm. 1; VwGH

1.10.2008, 2006/13/0123). Da Georg einen

einheitlichen Abgabenbescheid erlässt, hat

er weiters gemäß § 101 BAO darauf zu achten,

dass er auf die Rechtsfolgen im Abgabenbescheid

hinzuweisen hat.

Spezialfall

zustellung

bei Wohnungseigentum als besonderes

(Mit-)Eigentum

Georg weiß, dass Eigentümergemeinschaften

(EG), die Wohnungseigentum begründet

haben, im Sinne des Umsatzsteuergesetzes

(UStG) Unternehmer darstellen

– diese werden im sogenannten öffentlichen

Unternehmensregister geführt. Bei

ordnungsgemäß vorliegenden Rechnungen

ist diese EG prinzipiell zum Vorsteuerabzug

berechtigt. Es kann durchaus zu einem

steuerlichen Vorteil kommen. Wie schon

erwähnt, ist für einen Vorsteuerabzug eine

ordnungsgemäße Rechnung Voraussetzung.

Damit ist ein Bescheid an die WEG

zustellen mit Nennung der Bescheidadressaten

(alle (Mit-)Eigentümer) im Bescheidspruch

(vgl. BFG RV/7104733/2018). Eine

Lastschriftanzeige ergeht unter Anführung

der UID-Nummer an die Wohnungseigentumsgemeinschaft

(WEG).

Was nun –

Aufgaben Aufteilen

oder nicht?

Für Georg ist klar, seine Software „GeOrg“

kann sämtliche Bescheidadressaten rechtssicher

im Spruch seiner Abgabenbescheide

nennen. Daher wird er für seine Gemeinde

Vordermberg jeweils einen einheitlichen

Abgabenbescheid gegenüber allen (Mit-)

Eigentümern erlassen und damit nach den

Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit

und Zweckmäßigkeit für seine

Gemeinde handeln. Weiters kommt er zum

Schluss, wer als Abgabenbehörde legitimerweise

eine Aufteilung der Abgaben (Ausnahme

Grundsteuer) und damit „Hausverwaltungstätigkeiten“

übernimmt, handelt

auch sparsam und wirtschaftlich, jedoch

für die jeweiligen (Mit-)Eigentümer, die sich

eine selbstständige Aufteilung ersparen,

und nicht für die eigene Gemeinde.

Die Fälligkeit steht bevor, und die Software

in der Gemeinde Vordermberg erstellt Lastschriftanzeigen

bzw. Bescheide und stellt

diese im Versandcockpit zur Freigabe der

Sendung bereit. Georg hat sich intensiv

mit seinen Abgabenverfahren beschäftigt

und alle wichtigen Themen erwogen

und beleuchtet. Er denkt sich: „Mit meiner

Software ‚GeOrg‘ ist die rechtssichere und

effiziente Abwicklung kein Problem.“ Das

Thema Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung

(VRV 2015) beschäftigt

Georg auch noch immer – er erinnert sich

an sein Gespräch mit Karl und ihr Thema

„Minusvermögen“. Ihm kommt schon der

nächste Gedanke: „Super cool wäre doch

auch, wenn die Gemeinde Vordermberg

ihren Bürger*innen eine Art ‚Bürger*innen-

Cockpit‘ zur Verfügung stellt. Über dieses

können diese selbstständig und jederzeit

ihre bei der Gemeinde Vordermberg liegenden

Grundsteuerakten, Anmeldungen der

Kinder bei den Betreuungseinrichtungen,

Abgabenvorschreibungen etc. einsehen,

anmelden oder ändern.“

Eine Bürgerkommunikation der Zukunft

nach dem Motto:

Rums, bums,

RECHTSSICHER ,

transparent

fertig, eh klar …

In turbulenten Zeiten ist es besonders

wichtig, einen verlässlichen Partner an

der Seite zu haben. Seit 1939 steht die

NEUE HEIMAT TIROL für leistbares Wohnen.

Über 40.000 Tirolerinnen und Tiroler

wohnen unter einem Dach der NHT. Die

günstigen Mieten und hohe Wohnqualität

zeichnen unsere Anlagen ebenso aus wie

die Auszeichnungen für Architektur und

Kunst am Bau.

Eine gute und enge Zusammenarbeit mit

den Tiroler Gemeinden ist uns dabei sehr

wichtig. Gemeinsam verbindet uns das

Ziel, den Menschen ausreichend und

preiswert Wohnraum zur Verfügung zu

stellen, und damit die Ausgewogenheit

zwischen Ballungsräumen und ländlichem

Raum auch in Zukunft zur gewährleisten.

Eine zunehmende Herausforderung ist

dabei die Bereitstellung von entsprechenden

Grundstücken. Grund und Boden sind

in Tirol sehr knapp und teuer. Im Rahmen

der Raumordnungspolitik stehen mit der

Vertragsraumordnung sowie Schaffung

von Vorbehaltsflächen jedoch wirksame

Instrumente für die Gemeinden bereit.

DAS RUNDUM-

Sorglos-

PAKET

Die NEUE HEIMAT TIROL ist der größte, gemeinnützige Wohnbauträger

in Tirol und auch für die Umsetzung großer Gemeindeprojekte

ein verlässlicher Partner. Von der Planung bis zur späteren Bewirtschaftung

der Gebäude bietet die NHT Service aus einer Hand.

Gemeinsam haben wir auf diese Weise

bereits viele, neue und innovative Modelle

in den Tiroler Gemeinden umgesetzt.

Eine große Hürde bei Großprojekten ist

auch immer das Bundesvergabegesetz.

Durch das Bestbieter-Prinzip sind regionale

Lösungen auch in Zukunft möglich.

Die Wertschöpfung bleibt damit vor Ort.

Diese Vorteile gilt es noch mehr zu nutzen!

Die enorme Expertise in unserem Haus

ermöglicht es uns, neben dem Wohnbau

auch im Kommunalbereich zunehmend

Fuß zu fassen. Für die Gemeinden Natters,

Mutters und Götzens haben wir

2018 ein modernes Wohn- und Pflegeheim

errichtet. Ein aktuelles Referenzprojekt

ist das „Haus der Generationen“ mit

Kinderbildungszentrum in Volders.

Aufgrund der gut eingespielten Zusammenarbeit

mit unseren Partnern – vom

Planer und Architekt bis zu den Baufirmen

– führt mit der NHT jedes Projekt

erfolgreich zum Ziel. Seit über 80 Jahren

ist die NHT am Tiroler Markt aktiv und

zählt mittlerweile zu den

größten, gemeinnützigen

Bauträgern in Österreich.

Ein wichtiges Anliegen ist

uns dabei auch die klimafreundliche

Ausstattung

unserer Häuser.

Die NHT ist in diesem

Bereich seit vielen Jahren

Trendsetter für die ganze

Branche. Wir errichten

unsere Objekte seit 2012

ausschließlich im Passivhaustandard.

Bei den

Bestandsanlagen und im Neubau setzen

wir konsequent auf eine klimafreundliche

Ausstattung. Bis 2030 wollen wir

mit unseren zentral beheizten Gebäuden

CO2 neutral sein und sind damit auch ein

wichtiger Begleiter zur Tiroler Energieautonomie

2050.

Faktum ist: Die KundInnen wünschen

sich heute, möglichst Energie-unabhängig

zu sein, gleichzeitig wollen sie einen

Beitrag für die Umwelt leisten. Diese

Erwartungen sind eine tragende Säule bei

der Planung unserer Anlagen. Wir arbeiten

sehr eng mit der Universität Innsbruck

zusammen, ständig auf der Suche nach

neuen und innovativen Lösungen.

Wir wollen dabei nicht nur Leuchtturmprojekte

inszenieren, sondern einen konkreten

Mehrwert für den späteren Betrieb

mitliefern. Nach der Schlüsselübergabe

ist unser Job nicht erledigt. Wir begleiten

und betreuen unsere Immobilien über

den gesamten Lebenszyklus und agieren

damit zu 100 % nachhaltig.

BILD:

Hannes Gschwentner

und DI Mag. Markus

Pollo. (© NHT/Forcher)


40 tirol.hat Recht tirol.hat Recht

41

Grüne

beschaffung

Öffentliche Aufträge sind von großer

Bedeutung für die Volkswirtschaften (in

Österreich werden jährlich rund 66 Milliarden

Euro öffentlich vergeben), weshalb

das Beschaffungswesen EU-weit als

eines der zentralsten Instrumente angesehen

wird, den Ausbau des Umwelt- und

Klimaschutzes zu fördern. Dementsprechend

enthält das Bundesvergabegesetz

2018 in Umsetzung der Vergabe-RL

2014/24/EU auch klare Vorgaben, wie

öffentliche Auftraggeber zur Förderung

einer nachhaltigen Entwicklung beitragen

können und müssen. Die neue Verpflichtung

zur nachhaltigen Beschaffung

kann gerade für die Region eine echte

Chance auf Wertschöpfung sein.

Die (neue) Pflicht zur umweltgerechten Vergabe

als Chance für die Region

Im jüngst veröffentlichten (Vergabe-)Bericht

der Stabsstelle für Vergaberecht (BMJ) wird

betont, dass bei der Durchführung von Vergabeverfahren

in Österreich auf die Grundsätze

einer umweltgerechten, sozialen

und innovativen Beschaffung Bedacht zu

nehmen ist. Abschließend heißt es darin

wörtlich, dass „die nachhaltige Beschaffung

verankert, die Kriterien hinsichtlich

der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung

harmonisiert und die Vorreiterrolle Österreichs

bei der nachhaltigen öffentlichen

Beschaffung gesichert werden sollen“

(vgl Bericht der Republik Österreich vom

16.4.2021, GZ 2021 0.172.413). Ausgangspunkt

für die verpflichtende grüne Vergabe

in Österreich ist dabei § 20 Abs. 5 Bundesvergabegesetz

2018, der die Berücksichtigung

der „Umweltgerechtheit der Leistung“

zu einem allgemeinen Vergabegrundsatz

erklärt (gleichrangig mit den Prinzipien

der Bietergleichbehandlung, Nichtdiskriminierung,

Transparenz etc.). Die Umweltgerechtheit

der Leistung kann insbesondere

– so die Bestimmung weiter – durch

die Berücksichtigung ökologischer Aspekte

(z. B. Energieeffizienz, Materialeffizienz,

Abfall und Emissionsvermeidung, Bodenschutz)

bei der Beschreibung der Leistung,

bei der Festlegung der technischen Spezifikationen

(z. B. Vorschreibung von Umweltzeichen,

wie das „Österreichische Umweltzeichen“),

bei der Festlegung nachhaltiger

Zuschlagskriterien (z. B. Bewertung von

Lebenszykluskosten) oder bei der Festlegung

von Bedingungen im Leistungsvertrag

erfolgen (z. B. die Definition des exakten

Prozederes bei der Abholung und Wiederverwendung

von Abfall, der beim Verbrauch

des beschafften Produktes anfällt). Anders

ausgedrückt: Der Auftraggeber kann die

verpflichtenden Aspekte der Nachhaltigkeit

in verschiedenen Vergabephasen und quer

über den gesamten Beschaffungsprozess

berücksichtigen. Das Bundesvergabegesetz

2018 verfolgt daher den Ansatz eines horizontalen

Nachhaltigkeitsprinzips.

Die Tatsache, dass die nachhaltige

Beschaffung bereits Pflicht ist (und

nicht etwa bloße Tugend), verdeutlicht

auch der jüngst veröffentlichte Entwurf

des Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetzes

1 , der alle öffentlichen

Auftraggeber – und nicht nur die Verkehrsbetriebe

– zur Dekarbonisierung

eines Großteils ihres Fuhrparks verpflichtet.

Diese gesetzliche Beschränkung

des grundsätzlich freien öffentlichen

Beschaffungswillens verdeutlicht den steigenden

Handlungsdruck auf die gesamte

öffentliche Privatwirtschaftsverwaltung.

Konkret soll unter Androhung empfindlicher

Geldstrafen ein gewisser Mindestanteil

an emissionsarmen und emissionsfreien

Fahrzeugen der öffentlichen Hand

sichergestellt werden (der Gesetzesentwurf

spricht von „sauberen“ Fahrzeugen).

So müssen bis Ende 2025 10 Prozent der

LKW, 38,5 Prozent der PKW und 45 Prozent

der Busse „sauber“ sein. Die Quote erhöht

sich noch einmal bis Ende 2030, wonach

bis dahin bereits 15 Prozent der LKW, 38,5

Prozent der PKW und 65 Prozent der Busse

saubere Fahrzeuge sein müssen. Als saubere

schwere Straßenfahrzeuge (LKW, Bus)

gelten ausschließlich alternativ betriebene

Fahrzeuge (z. B. Elektro, Wasserstoff, Biogas).

Die Definition eines sauberen leichten

Straßenfahrzeuges basiert hingegen auf

bestimmten maximalen Auspuffemissionen

hinsichtlich CO 2

und Luftschadstoffen.

So darf ein leichtes Fahrzeug nicht

mehr als 50 Gramm CO 2

pro Kilometer

ausstoßen und den Emissionsgrenzwert

an Luftschadstoffen von 80 Prozent nicht

überschreiten.

Die verpflichtende grüne Beschaffung

ist somit – noch mehr als bisher – alternativlos

bei Vergaben der öffentlichen

Hand. Die damit einhergehenden Herausforderungen

sind allerdings auch eine

gute Möglichkeit, den kommenden Wirtschaftsaufschwung

des EU-Green-Deals

in die Gemeinde zu holen und insbesondere

die Erfolgsaussichten von kleinen

regionalen Unternehmen im öffentlichen

Wettbewerb zu stärken. Wie bereits

aufgezeigt, steht öffentlichen Auftraggeber*innen

neben der bloßen Verpflichtung,

auf die Umweltgerechtheit Bedacht

zu nehmen, doch die weite Bandbreite

an entsprechenden vergaberechtlichen

Gestaltungsmöglichkeiten offen. Ein cleverer

Einsatz der passenden „grünen“

Vergabehebel (z. B. Berücksichtigung von

Transportkilometern, des Ausstoßes von

CO 2

-Äquivalenten in der Lieferkette, Bio-

Zertifizierungen bei Lebensmitteln, Dauer

von Tiertransporten, Lehrlingsbeschäftigung

etc.) ermöglicht die Einhaltung der

politischen Vorbildfunktion bei gleichzeitiger

Stärkung der regionalen Wertschöpfung.

Für einen langfristigen (regionalen) Erfolg ist

letztlich die passgenaue Konzipierung und

Integration einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie

im (regionalen) öffentlichen

Einkauf erforderlich: das sogenannte Green

Public Procurement (GPP). Dies hat klarerweise

mit Blick auf den konkreten Anbietermarkt

zu erfolgen, der im besten Fall auch

aktiv am GPP-Prozess teilnimmt. So könnte

die interessierte Unternehmerlandschaft im

Zuge einer vergaberechtlichen Markterkundung

auf förderbare und förderungsfähige

„grüne“ Alleinstellungsmerkmale abgefragt

werden. Welche „grünen“ Kriterien und Innovationen

sind bereits vorhanden? Welche

ökologischen, sozialen, innovativen Nachhaltigkeitsaspekte

können bis wann umgesetzt

werden? Eine derart ausgerichtete Markterkundung

ermöglicht eine fundierte Einschätzung

des Marktgefüges und gibt darüber

hinaus wertvolle Kenntnis über bereits

vorhandene nachhaltige Tools, Zertifizierungen

und/oder innovative Lösungen des

konkreten Anbietermarkts. Die Ergebnisse

der Markterkundung können bei entsprechender

Offenlegung sodann vergabekonform

im zukünftigen Beschaffungsprozess

berücksichtigt werden. Selbst wenn der

potenzielle Bieterkreis diesbezüglich noch

wenig vorzuweisen hätte (was z. B. im Hinblick

auf die aktive Green-Start-up-Szene

in Tirol bezweifelt werden darf 2 ), wird es

naturgemäß gerade den kleineren Einheiten

bzw. kleineren Betrieben leichter fallen, entsprechende

Schritte unternehmensintern

rechtzeitig umzusetzen, um bei der Vergabe

punkten zu können (wie die erfolgreiche

Implementierung eines Umweltmanagementsystems,

die Erlangung von Klimazertifizierungen

etc.). Darüber hinaus kann sich

die Gemeinde über die umgesetzte „grüne“

Beschaffungsstrategie und ein positiv kommuniziertes,

gelebtes Green Public Procurement

wirkungsvoll als zukunftsgewandte

Einheit positionieren und als innovativer

Standort ihre Anziehungskraft auf die junge,

nachhaltige Unternehmerszene erhöhen.

Unter diesen Voraussetzungen ist daher

das (neue) grüne Vergaberecht eine echte

Chance auf nachhaltige Wertschöpfung

in der Region.

DAS (NEUE)

GRÜNE VERGABE-

RECHT IST EINE

ECHTE CHANCE AUF

NACH-

HALTIGE WERT-

SCHÖPFUNG

IN DER REGION.

1

Entwurf des Bundesgesetzes über die Beschaffung und den Einsatz

sauberer Straßenfahrzeuge vom 3.5.2021; das Aussendungsschreiben,

der Begutachtungstext und die Erläuterungen sind auch

auf der Website des Bundesministeriums für Justiz abrufbar: https://

www.bmj.gv.at/themen/vergaberecht (Rubrik Dokumente) (letzter

Aufruf: 10.6.2021).

2

Siehe z. B. https://www.startup.tirol/. Nach dem aktuellen Austrian

Start-up Monitor 2020 werden österreichweit sogar rund 63 Prozent

aller Start-ups als „Green Start-ups“ eingestuft (https://austrianstartupmonitor.at/)

(letzte Aufrufe: 10.6.2021).

ZUM AUTOR

MAG. BERTHOLD HOFBAUER

Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid &

Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete

sind das Vergaberecht, das Green

Public Procurement (insbesondere die vergabeund

vertragsrechtliche Verankerung von Nachhaltigkeitszielen),

die Vergabe-Compliance und

das Nachhaltigkeitsrecht. Zudem ist er (Mit-)

Herausgeber des Kommentars zum Vergaberecht

„BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift

„Nachhaltigkeitsrecht – Zeitschrift für das

Recht der nachhaltigen Entwicklung“.


42

tirol.kulturell

43

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DIGITALISIERUNG SCHAFFT EFFIZIENZ UND NACHHALTIGKEIT

fürs Gebäude

in der Küche

Die

Lästige

Kunst

AUTOR

GABRIEL CASTANEDA

Castañeda 2021

05.06. Roppen (T)

12.06. Nassereith (T)

19.06. Wörgl (T)

02.07. Kauns (T)

10.07. Fulpmes (T)

16.07. Elbigenalp (T)

23.07. Zams (T)

24./25.07. Grins (Tyrol Inn Stones) (T)

26.08. Imst (T)

07./08.09. Casanova (Support) (W)

09.09. Brunn am Gebirge (Support) (NÖ)

10.09. Jenbach (T)

11.09. Hatting (T)

15.09. Hohenems (V)

14.10. Kirchberg (T)

12.11. Zirl (T)

26.11. Götzens (T)

www.castaneda.tv

Künstlerinnen und Künstler sind Menschen, die

Dinge nicht als das betrachten, was sie sind.

Ein Baum kann eine Skulptur sein, ein Stein

ein Teil einer Installation, ein Satz aus dem

Kontext gerissen plötzlich eine völlig andere

Bedeutung bekommen. Grandioses Beispiel

für mich ist das „GRÜSS GÖTTIN!“-Schild von

Ursula Beiler. Als ich das Schild zum ersten Mal

sah, dachte ich mir: „Oh, ok. Das ist lustig … aber

was ist da die Kunst daran?“ Heute begreife

ich, welch grandioses Werk das eigentlich ist.

Selbst nach 13 Jahren löst dieses Schild derartige

Emotionen aus, dass es Leute gibt, die sich

die Arbeit machen, dieses völlig harmlose Schild

mit einer völlig harmlosen, lustigen Botschaft zu

überkleben, zu zerstören oder entfernen zu lassen.

In Wahrheit besteht die Performancekunst

des Schildes darin, was es in den Menschen

auslöst, nicht darin, was draufsteht.

In fast jedem kleinen Örtchen gibt es diese

zwei, drei „schrägen Vögel“, die ihr Haus bunt

anmalen, irgendwelche Statuen im Garten stehen

haben, seltsame Performancekunst betreiben,

völlig wirre Bilder zusammenpinseln, verquere

Musikstücke komponieren oder in Laken

gekleidet auf einer Bühne ein Avantgardestück

aufführen. Oft ein Leben lang belächelt, folgen

diese Menschen unbeirrt ihrem inneren Drang,

ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.

Die letzten sieben Monate haben uns eindrucksvoll

gezeigt, was bleibt, wenn wir unser

Leben auf „systemrelevante“ Dinge reduzieren.

So wirklich sexy war das nicht. Kunst, in

welcher Form auch immer, ist das, was uns

Menschen von allen anderen Lebewesen

unterscheidet. Arien komponieren, Gedichte

schreiben, Statuen bauen – all das ist uns Menschen

vorbehalten. Und nehmen wir an, eines

Tages würden irgendwelche Außerirdischen auf

unserer Erde landen: Was würden wir denen

wohl voller Stolz zeigen? Unsere Buchhaltungssysteme?

Unsere Handys? Den neuen Billa?

Wohl eher nicht. Also, kümmert euch um die

schrägen Vögel in eurer Gemeinde. Sie machen

nichts „Sinnloses“. Sie machen Kunst.

www.hagleitner.com


44 tirol.kulturell tirol.kulturell 45

LESEstoff

FÜR

EISSE

HEISSE

TAGE

DER SCHATTEN

DES WINDES

CARLOS RUIZ ZAFÓN

Ein Buch kann ein Leben verändern. Das

stellt Daniel Sempere fest, nachdem ihm

sein Vater 1945 an den geheimnisvollen

Ort – den Friedhof der vergessenen

Bücher – führt. Daniel entdeckt einen

verschollenen Roman, Der Schatten des

Windes“, welcher ihn sein ganzes Leben

lang begleiten und vor große Herausforderungen

stellen wird.

Dieses Buch ist ein richtiger Pageturner,

und man kann sich auf lange Nächte einstellen,

da man es einfach nicht weglegen

möchte. Zu spannend ist es zu verfolgen,

wie sich die Geschichte für Daniel

weiterentwickeln wird. Deshalb ist es

auch nicht erstaunlich, dass man sich

sofort, nachdem man den ersten Teil

gelesen hat, auch die folgenden drei Teile

besorgt. Man will einfach wissen, wie

die Geschichte zu Ende geht und ob es

ein glückliches Ende geben wird.

WÜRDE

GERALD HÜTHER

Wir alle wollen in Würde sterben,

aber sollten wir nicht erst einmal in

Würde leben? Würde ist ein großer

Begriff. Gleich in Artikel 1 des Grundgesetzes

heißt es: „Die Würde des

Menschen ist unantastbar.“ Doch

was genau ist Würde? Was bedeutet

es, wenn uns unsere Würde genommen

wird, weil wir etwa in der digitalen

Welt nur noch als Datensatz

zählen oder im Netz geschmäht werden?

Wenn wir uns selbst würdelos

verhalten oder andere entwürdigen?

Dieses Buch hat mich sehr zum

Nachdenken gebracht. Wie anfangs

geschrieben steht: Was ist Würde?

Ist sie wirklich noch unantastbar?

Wie handelt unsere Gesellschaft in

diesem Zusammenhang? Für mich

war dieses Buch von Gerald Hüther

sehr augenöffnend und bewegend.

EINE LIEBE

ÜBER DEM MEER

JESSICA BROCKMOLE

Isle of Skye, 1912. Eines Tages erhält die schottische Schriftstellerin Elspeth einen Brief aus Amerika. Der

Absender, ein junger Mann namens David, bewundert ihre Gedichte. Obwohl ein Ozean zwischen ihnen

liegt, ist es der Beginn einer tiefen Liebe. Erst die Wirren des Weltkrieges führen die beiden zusammen,

nur um sie unter tragischen Umständen wieder zu trennen. Mehr als zwei Jahrzehnte später stößt Elspeths

Tochter Margaret auf Davids Briefe und kommt so der Geschichte dieser schicksalhaften Liebe auf die Spur.

Es ist eine herzzerreißende Geschichte, in die man sich vollkommen hineinfühlen kann. Der Fernseher wird

länger nicht eingeschaltet, wenn man startet, dieses Buch zu lesen.


46 tirol.kulturell tirol.kulturell 47

Jeder isst sie, jeder liebt sie: Tomaten. Sie stecken in einer Dose Tomatenmark, in

der Soße einer Fertigpizza, in Tomatensaft und Ketchup. Und dennoch wissen wir

fast nichts über ihre Produktion. Wo, wie und von wem werden die industriell verarbeiteten

Früchte angebaut und geerntet? Zwei Jahre lang ist Jean-Baptiste Malet

diesen und anderen Fragen nachgegangen. Seine Suche hat ihn von den Grenzen

Chinas über Peking, Kalifornien, Italien bis nach Ghana geführt. Er hat mit Bauern,

Erntehelfern und Genwissenschaftlern gesprochen und kam Schritt für Schritt den

mafiösen Aktivitäten der Lebensmittelindustrie auf die Spur. Herausgekommen ist

eine faszinierende Reportage, welche die komplexen Zusammenhänge und erschütternden

Verwerfungen des globalisierten Kapitalismus besser erklärt als jeder Roman.

Conclusion für mich aus diesem Buch: Die Welt ist wirklich korrupt, und ich werde nie

wieder sizilianische Tomaten oder -produkte essen (falls du Tomaten liebst, besser

nicht lesen :-)).

DAS TOMATEN-

IMPERIUM

JEAN-BAPTISTE MALET

DIE REGELN

VELOMINATI

Lilys Mutter ist vor zehn Jahren umgekommen. Ihr Vater herrscht wie ein grausamer Rachegott über

die inzwischen 14-Jährige. Eines Tages flieht Lily aus der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses,

wandert über die staubigen Straßen der Südstaaten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie begegnet

wunderbaren Menschen, rettet mit Mut und Klugheit ein Leben und findet bei drei Frauen Unterschlupf,

die wie im Märchen in großer Eintracht zusammenwohnen. Die drei Schwestern geben dem Mädchen

alles, was es braucht: Liebe, Halt und Geborgenheit. Sie nehmen Lily in ihre Familie auf und weihen sie

in die Geheimnisse weiblichen Wissens ein. Lily lernt alles über die Bienenzucht. Sie erfährt, wer ihre

Mutter, die sie so schmerzlich vermisst, wirklich war, und sie verliebt sich. Doch eines Tages steht ihr

Vater am Gartentor.

Dieses Buch war für meinen Englandaufenthalt ein dauerhafter Begleiter. Nicht nur einmal, sondern

mehrere Male habe ich es während dieses Jahres gelesen. Entsprechend ist es mir auch im Gedächtnis

geblieben. Es ist spannend geschrieben, fesselnd, dramatisch und absolut nicht kitschig. Ich habe

es in Englisch gelesen und kann es absolut weiterempfehlen, da es relativ einfach zu lesen ist. In der

Originalsprache kommen auch die lustigen Szenen besser herüber.

EMPFOHLEN VON

MAG. SANDRA WIMMER

Sandra Wimmer verantwortet den Bereich Aus- und

Weiterbildung. Sie hat selbst als Deutschtrainerin

gearbeitet und ist Expertin im Bereich Sprach- und

Wissensvermittlung.

Kontakt: s.wimmer@gemnova.at

DIE BIENENHÜTERIN

SUE MONK KIDD

IF YOU’RE

OUT RIDING

IN BAD

WEATHER,

IT MEANS

YOU ARE

A BADASS.

PERIOD.

AUSZUG AUS

„DIE REGELN“

Dieses Buch gehört als unverzichtbarer

Leitfaden in die Ausrüstung jedes ernsthaften

Rennradfahrers! Die Velominati

stehen für die bedingungslose Liebe für

das schnelle Radfahren – nicht einfach

nur als Freizeitvergnügen oder als Art

der Fortbewegung, sondern als Ausdruck

einer eigenen Lebensart. Sie haben sich

formiert, um das bedeutende kulturelle

Erbe des Straßenradsports zu feiern und

zu wahren, samt dem steten Streben

nach sportlicher Höchstleistung im Sattel

und absoluter Eleganz im Auftreten. Die

Regeln sind ihre Bibel. Markenzeichen und

Erfolgsgeheimnis der Velominati ist eine

unvergleichlich trockene Mischung aus

echter Passion für den Radsport, enormem

Fachwissen, großer Klappe und viel

Sinn für Humor.

Alle, die mich kennen, wissen, dass immer

auch ein Radbuch dabei sein muss. Dieses

Buch ist für alle, die entweder ihre Stereotype

gegenüber Rennradfahrern bestätigt

haben möchten oder sich vor Lachen

Bauchmuskeln antrainieren möchten oder

verstehen möchten, wie ein Rennradler

tickt oder immer korrekt auf dem Fahrrad

unterwegs sein möchten. Ein super Buch

zum Schmökern. Und die wichtigste Regel

lautet: Regel #5 (wenn du wissen willst,

was sie besagt, lies das Buch :-)).


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tirol.kulturell

tirol.kulturell

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ICH

WILL

WISSEN

VER-

MITTELN

VON

REINHOLD

OBLAK

Im November wird Michael Forcher 80 Jahre jung. Der Historiker,

Autor, Gründer des Haymon Verlages spricht über „seinen“ Verlag,

über Andreas Hofer und Michael Gaismair, über die Tiroler Schützen

und Eduard Wallnöfer. Michael Forcher befindet sich nach wie vor

im selbst gewählten Unruhestand.

Damit sind wir eh beim Thema. 1982

hast du in Innsbruck den Haymon Verlag

gegründet. Warum gründet ein vernunftbegabter

Mensch wie du ausgerechnet

einen Verlag?

Michael Forcher: Mein erklärtes Ziel war

und ist es, Wissen zu vermitteln. Darum

wollte ich zuerst Professor am Gymnasium

werden, darum entschied ich mich dann für

den Journalismus, später war ich Pressereferent

am Theater. Darum schreibe ich auch

Bücher. Wissensvermittlung ist mein Credo,

mein Antrieb, mein Bildungsauftrag, wenn

du so willst. Aber natürlich hast du schon

Recht: Am Anfang wusste ich wirklich nicht,

worauf konkret ich mich da einlasse. Andererseits

habe ich auch viel Glück gehabt.

Michael Gaismair, auf ihn kommen

wir noch zurück, war ja indirekt dein

Geburtshelfer.

So ist es. Ich wollte immer schon ein Buch

über diese faszinierende Persönlichkeit

schreiben. Der Tyrolia Verlag hatte mir

bereits zugesagt. Doch dann war das Land

Tirol plötzlich nicht bereit, ein Buch über

Gaismair zu subventionieren, die Tyrolia hat

mir daraufhin wieder abgesagt. Gut, habe

ich mir gedacht, dann gründe ich halt selbst

einen Verlag. So ist es dann zum Haymon

Verlag gekommen.

Ein Schritt ins Ungewisse.

UNTEN:

Michael Forcher

versteht sich vor allem

als Wissensvermittler.

Darum studierte er

Geschichte, darum hat

er den Haymon Verlag

gegründet, darum

schreibt er Bücher.

(© Felix Richter)

Das kann man ruhig so sagen, ja. Mein Bruder

hat mir damals 100.000 Schilling geliehen,

ich selbst hatte auch etwas auf der

hohen Kante. Natürlich habe ich mir alles

viel einfacher vorgestellt, als es dann tatsächlich

war. Es gibt ja nicht nur die Druckkosten

zu bezahlen, die Autorenhonorare.

Was man als Neuling gerne vergisst, sind

die allgemeinen Kosten, dafür ist Monat für

Monat ein Haufen Geld notwendig. Aber ich

habe auch großes Glück gehabt.

Weil es plötzlich viele Subventionen

gegeben hat?

(Lacht.) Nein. Ich wollte nie auf Subventionen

angewiesen sein, hab sie darum auch

für meinen Verlag kategorisch abgelehnt.

Zumindest die ersten Jahre. Mein Glück war,

dass sich gleich zwei der ersten Bücher ausgezeichnet

verkauft haben. Die Memoiren

des Südtirolers Friedl Volgger, der ja schon

in der faschistischen Zeit eine Rolle im

Widerstand gespielt hat und von den Nazis

ins KZ Dachau deportiert wurde. Nach 1945

war er in allen Phasen der Südtirolpolitik

eine der Schlüsselfiguren, sowohl als Journalist

als auch als Politiker nicht unumstritten.

Er hatte viel Aufregendes zu erzählen.

Eine Autobiografie, die für großes Aufsehen

sorgte, heftig diskutiert wurde und sich ausgezeichnet

verkaufte. Der zweite Glücksfall,

das zweite Buch …

… war deines über Michael Gaismair.

Nicht ganz, mein Buch über Tirols Geschichte

in Wort und Bild. Über 130.000 verkaufte

Exemplare, nun bereits in der zwölften Auflage.

Diese beiden Bücher haben den Haymon

Verlag, insbesondere am Beginn, schon

sehr gestützt. Am Anfang waren meine Frau

und ich die einzigen Angestellten, dann sind

es halt immer mehr geworden. Heute, im

Rückblick, war die Verlagsgründung eine

Erfolgsgeschichte.

2005 hast du dich endgültig vom Verlag

getrennt, ein Jahr später bist du in

den Unruhestand gegangen. Und hast

begonnen, Bücher um Bücher um Bücher

zu schreiben. Flucht vor der Langeweile?

Als Verleger hatte ich einfach keine Zeit

mehr, Bücher zu schreiben. Da musste ich

mich um all die anderen Sachen kümmern.

Doch dann das große Aufatmen, endlich

durfte ich wieder schreiben, mein Wissen

bzw. jenes anderer Menschen in Buchform

weitergeben.

In Tirol wird der stockkonservative Andreas

Hofer (1767–1810) überschätzt und

als „Nationalheld“ hochverehrt, der sozial

engagierte und liberale Bauernführer

Michael Gaismair hingegen unterschätzt

und kleingehalten. Du hast über beide

Personen ein Buch geschrieben. Warum

dieses eklatante Ungleichgewicht?

Das ist einfach zu erklären. Gaismair war

damals gegen die herrschende Regierung,

Hofer hingegen für den Kaiser. Auch heute

werden brave, obrigkeitshörige Menschen

vielfach mehr geschätzt als unbequeme Kritiker,

auch wenn – zumindest bei uns – die

Mächtigen ihre Gegner nicht wie den Gaismair

gleich umbringen lassen. Als vor über

25 Jahren mein Buch über Michael Gaismair

erschien, wurde ich schon gefragt, wie ich

über so einen Rebellen schreiben könne, der

die Verhältnisse in Tirol massiv kritisiert hat.

Auch deshalb wurden die Erinnerungen an

den Bauernführer über Jahrhunderte unterdrückt,

und auch in unserer Zeit blieb Gaismair

fast verschwiegen. Mittlerweile hat

sich das geändert.

Und bei Hofer?

Auch da ändert sich etwas. Heute wird anerkannt,

was er alles falsch gemacht, wo er

versagt hat. Andererseits kann man nicht

nur aus heutiger Zeit über ihn urteilen. Er

trat mit allem, was er hatte und konnte, für

seine Überzeugung ein. Wenn er mit seinen

Getreuen jeden Tag einen Rosenkranz gebetet

hat, dann war das damals halt so. Seine

Persönlichkeit und sein Schicksal faszinieren

mich genauso wie Michael Gaismair.

Über die Tiroler Schützen und ihre Verstrickungen

in der NS-Zeit hast du ebenfalls

geforscht und geschrieben. Die

Erwartungen an dieses Buch waren sehr

hoch, deine Kritik fiel relativ milde aus.

Findest du? So milde ist meine Kritik ja

gar nicht. Andererseits bleiben natürlich

viele Details offen, weil es nur mehr wenige

Unterlagen dazu gibt. Mit Zeitzeugen

konnte ich leider nicht mehr sprechen, die

allermeisten sind schon gestorben. Und ja,

natürlich sind die Schützen mit den Nazis

mitgelaufen, haben sich für die Nazipropaganda

vereinnahmen lassen, waren an vorderster

Front. Gleichzeitig muss man erkennen,

dass die Schützen ein Spiegelbild der

damaligen Gesellschaft waren. Da waren

natürlich viele Nazis dabei, noch mehr Mitläufer.

Letztendlich war selbst der extreme

Schützenkritiker Markus Wilhelm, der

bekannte Blogger aus dem Ötztal, mit dem

Buch zufrieden.

Im November wirst du 80 Jahre jung.

Über Eduard Wallnöfer (1913–1989),

fast 25 Jahre lang Landeshauptmann von

Tirol, eine Persönlichkeit mit Licht und

Schatten, mit Stärken und Schwächen,

gibt es noch keine umfassende Biografie.

Wäre das ein Projekt für dich?

Nein, heute nicht mehr. Früher hätte mich

das durchaus interessiert, aber alles kann

man nicht machen. Jetzt schreibe ich kein

neues Buch mehr. Meine alten Bücher aktualisieren,

das schon, aber was Neues möchte

ich mir mit meinem Alter nun wirklich

nicht mehr anfangen.

ZUR PERSON: DR.

MICHAEL FORCHER

1941 in Lienz als jüngstes von sechs

Kindern geboren und aufgewachsen.

Sein Vater war Tischlermeister und

Pfarrmesner, seine Mutter Hausfrau.

Er studierte in Wien und Innsbruck.

Seine Dissertation verfasste

er in österreichischer Geschichte

über „Die geheime Staatspolizei im

vormärzlichen Tirol und Vorarlberg“.

Um all seine beruflichen Stationen

aufzuzählen, reicht der Platz nicht.

Er ist Historiker, Journalist, hat einen

Verlag gegründet, unzählige Bücher

geschrieben. Seit 1966 ist er mit

der Innsbruckerin Christine Daprá

verheiratet, gemeinsam haben sie

einen Sohn und eine Tochter, mittlerweile

auch sechs Enkelkinder.


50 tirol.extravagant tirol.extravagant

51

Wie bitte?

Ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mich einzuladen,

ein Porträt über die drei Musiker aus dem Tiroler

Oberland zu schreiben? „Von Seiten der Gemeinde“

heißt diese Band, was für ein Name, und Hip-Hop

machen sie. Hip-Hop, na ja. Gut, neugierig bin ich,

somit ist es ein Versuch wert. Was dabei herausgekommen

ist? Lesen Sie einfach weiter.

VON REINHOLD OBLAK

Wie?

Chris, einer der drei Musiker, ist zum Glück

ein sehr geduldiger Mensch. Außerdem ist

er bereit, mir alles von Anfang an zu erklären.

Auch mehrmals hintereinander. Gut,

über die eine oder andere meiner Fragen

mag er schon gelächelt, innerlich sogar

heftig den Kopf über so viel Unwissenheit

geschüttelt haben. „Musikexperte bist du

aber keiner, oder? Aber das macht nichts.“

Angefangen hat alles kurz nach der Jahrtausendwende.

Die drei jungen Oberländer

aus dem Bezirk Landeck – Chris, David und

Lukas – kannten sich schon länger, waren

Freunde, verbrachten viel Zeit miteinander.

Das gemeinsame Hobby war die Musik,

gerappt wurde in den ersten Jahren ausschließlich

auf Hochdeutsch. Man wollte

schließlich auch verstanden werden. Vor

knapp 15 Jahren gingen Chris und Lukas

dann nach Wien, „wir wollten einfach Veränderung,

Tapetenwechsel, uns mit Gleichgesinnten

vernetzen. Wien war einfach ein

großes, buntes Versprechen, da wollten wir

hin.“ Klar, mit Anfang 20 steht den jungen

Leuten die Welt offen. Wer da in Tirol

bleibt, nichts Neues probiert, bleibt wohl

eher in eingefahrenen Bahnen stecken.

Yo!Zepp, Testa & Chrisfader

„Wie bitte? Wie hat eure Band damals

geheißen? (…) Das merkt sich ja kein

Mensch. Kannst du das bitte buchstabieren?“

Wie gesagt, ich bin ein Mann der

Bücher, keiner des Hip-Hop. Chris bleibt

geduldig: „Also pass auf. Ypsilon. Otto. Zeppelin.

Also ‚Yo!Zepp, Testa & Chrisfader‘, so

hießen wir damals. Das war die Zusammensetzung

unserer Solopseudonyme

als Hip-Hop-Künstler. Verstehst du das?“

Damals rappte David bereits im Dialekt, mit

skurrilen, witzigen, amüsanten, nicht ganz

leicht verständlichen Texten. „Der Dialekt

war schon ein Alleinstellungsmerkmal. Klar,

viel Reichweite erzielt man damit nicht.

Aber es war eben unsere Umgangssprache,

authentisch und ehrlich. Außerdem muss

man bei unserer Art Musik zu machen

nicht jedes einzelne Wort verstehen.“

Unterstützung erhielt die Gruppe mit

dem unaussprechlichen Namen damals

BILD: (© Derryl Danston)

übrigens vom Kulturradiosender FM4. Zur

dortigen Redaktion gab es gute Kontakte,

das half beim Durchstarten. „Wir wurden

zu Interviews geladen, unsere Musik wurde

im Radio gespielt, langsam machten

wir uns in der Szene und darüber hinaus

einen Namen“, erinnert sich Lukas zurück.

Und ein Moderator von FM4 war es dann

auch, der die Gruppe plötzlich „Von Seiten

der Gemeinde“ nannte, eigentlich der Titel

ihres ersten Albums. „Das hat uns gefallen,

so kamen wir also in Wien zu unserem

Bandnamen.“

Von Seiten der Gemeinde

2014 erschien dann das erste Album, eine

interessante Ansammlung verschiedener

Hip-Hop-Nummern. Deren Inhalt? Keine

Ahnung. Ob es überhaupt einen Inhalt,

eine Botschaft gibt? Keine Ahnung, ich

versteh ja den Text nicht.. Chris setzt also

zur nächsten Erklärung an: „Du musst dir

das so vorstellen. Wir ziehen uns da die

verschiedensten Audioschnipsel von Oberländer

Fernsehinterviews raus. Je kräftiger

und origineller ein Zitat, desto besser. Diese

schnipseln wir dann in eigenen Collagen

zusammen, finden eine Musik, eine

Melodie dazu, schneiden, probieren herum,

lachen, blödeln, haben unglaublich viel Spaß

dabei. Fertig ist’s, wenn wir drei es gut finden.

Ist doch recht einfach zu verstehen,

oder?“ Zumindest nicke ich stumm.

Ein Jahr später, 2015 also, wird ihr erstes

Album für den Amadeus, den größten und

wichtigsten österreichischen Musikpreis,

nominiert. „Wir sind fast aus allen Wolken

gefallen, das haben wir uns nie erwartet.

Unser absurder Humor, unsere Musik,

unser Dialekt könnten ausgezeichnet werden.

Das war ein Grund, uns gleich die

„WIR SIND FAST

AUS ALLEN WOLKEN

GEFALLEN, DAS

HABEN WIR UNS NIE

ERWARTET. UNSER

ABSURDER HUMOR,

UNSERE MUSIK,

UNSER DIALEKT

KÖNNTEN AUSGE-

ZEICHNET WERDEN.“

nächsten Nummern vorzunehmen“, lacht

David, der als Einziger der drei in Tirol

geblieben ist, einen bürgerlichen Beruf

ausübt, Familie hat. Gleichzeitig erinnert

er sich an die frühen Anfänge zurück, als

sie die Musik nur für sich selbst, für einige

ausgewählte Freunde machten. Und diese

dann im Internet gratis zum Download zur

Verfügung stellten. Tempora mutantur, die

Zeiten ändern sich …

State of Gmeind

2017 brachte „Von Seiten der Gemeinde“

das zweite Album mit dem Titel „State of

Gmeind“ heraus, drei Jahre später dann in

Kooperation mit der Tiroler Hip-Hop-Gruppe

„DaKessl“ das Album „Pfau“. Chris: „Nein,

das war kein Album, das war eine EP.“ Ich

schreibe die beiden Buchstaben achselzuckend

und kommentarlos auf, frage nur

kurz nach. „EP, also Emil Paula?“ „Ja, das

steht für Extended Player, ist also ein kleines

Album.“ Wieder etwas dazugelernt.

Die drei Oberländer haben mit ihrer Art

von Musik freilich Erfolg, betreiben ein

eigenes Musiklabel, bringen eigene Sachen

raus, ja, es lief so richtig gut in den vergangenen

Jahren. Es gab ausverkaufte Konzerte

im Innsbrucker Treibhaus, im Alten Kino

in Landeck, im Flexcafé in Wien, in Linz,

Graz, fast in jeder Landeshauptstadt. Dazu

BILD: „Von Seiten der Gemeinde“ heißt die

Hip-Hop-Band, Chris, David und Lukas sind die

Gesichter dazu. (© Derryl Danston)

Konzerte in Südtirol, etwa in Schlanders, in

einer leer stehenden Kaserne. Voriges Jahr

im September, mitten während der sanften

Corona-Lockerungen, dann noch ein

Konzert im Innsbrucker Zeughaus. „Klar,

Corona hat uns massiv getroffen, wie

auch andere Musiker. Es ist völlig ungewiss,

wann es wieder große Live-Konzerte,

überfüllte Clubs, diese tolle Atmosphäre

geben wird. Zum einen bricht uns damit

eine wichtige Einnahmequelle weg, zum

anderen kriegt man bei diesen Live-Events

vom Publikum unglaublich viel zurück. Das

alles fehlt jetzt, leider“, so David.

Ernst. Düster. Kritisch.

Zwischenzeitlich arbeiten die drei Musiker

mit Hochdruck an ihrem dritten Album,

welches Ende dieses Jahres erscheinen

soll. Natürlich abermals im Dialekt, allerdings

deutlich ernster, düsterer, kritischer.

Corona ist dabei auch ein Thema, eine

„große Inspiration“ das legendäre Tilg-

Interview, Stichwort: „Wir haben alles

richtig gemacht.“ Alledem wollen sie sich

„mit Humor, mit einem Augenzwinkern“

widmen, freilich auch „Salz in die offene

Wunde streuen“. Auch mit den Themen

Tourismus, Glaube, Nationalstolz. Ein

spannendes, ein interessant klingendes

Projekt. Gut möglich, dass selbst ich mir

dann dieses Album kaufe.


52 tirol.wissen tirol.wissen 53

LAND SCHAFFT BÄUME

Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen die Hitliste an.

Der Wald ist für Tirol von wesentlicher Bedeutung. Vor

allem in Zeiten des Klimawandels, der immense Auswirkungen

auf den Wald hat. Das Land Tirol reagiert mit unterschiedlichen

Initiativen darauf. Etwa mit der Aktion

„Klimafitter Bergwald“, aber auch „Land schafft Bäume“.

Die erste Auflage von „Land schafft Bäume“

war ein voller Erfolg. Aufgrund der

regen Nachfrage wurde nun ein gleichnamiges

Projekt für die folgenden drei Jahre

ins Leben gerufen. Es wird wieder in

Kooperation von Tiroler Gemeindeverband,

Land Tirol, GemNova und Tirol Werbung

abgewickelt. „Wir haben die Aktion ‚Land

schafft Bäume‘ mit dem Jahr 2019 gestartet.

Unser Ziel war es, innerhalb von zwei

Jahren 1.000 Einzelbäume in den Tiroler

Gemeinden zu pflanzen. Das Interesse

der Gemeinden war groß, und wir haben

unser Ziel erreicht. Durch die Pflanzung

heimischer Laubbaumarten soll die Tiroler

Landschaft aufgewertet werden. Die

Bäume sollen zu einem ästhetischen Blickfang

werden, zum Verweilen im Schatten

einladen und einen ökologischen Mehrwert

bringen. Und natürlich ist jeder Baum auch

ein Gewinn für das Klima“, freut sich Landeshauptmann-Stellvertreter

Josef Geisler

über die äußerst erfolgreiche erste Auflage

der Aktion, weshalb nun eine zweite folgt.

„Das Land Tirol stellt aus dem im Rahmen

der Konjunkturoffensive beschlossenen

"Naturschutzschwerpunkt" 500.000 Euro

zur Pflanzung heimischer Bäume Verfügung“,

erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin

Ingrid Felipe. „Bäume sind wertvolle

Lebensräume für eine Vielzahl von

Tieren, anderen Pflanzen und Pilze. Als

‚Wohnzimmer‘ vieler Arten sind sie damit

auch wesentliche Faktoren bei der Erhaltung

der Biodiversität und damit neben

ihrer wichtigen Eigenschaft als Schattenspender

eine ganz wichtige natürliche

Maßnahme gegen den Klimawandel. Dass

Bäume durch ihre natürliche Anmut auch

noch das Landschaftsbild verschönern, ist

ein optisch sehr erfreulicher Nebeneffekt“,

so die Naturschutzlandesrätin. Die zweite

Aktion „Land schafft Bäume“ eröffnet den

Gemeinden zusätzliche

Möglichkeiten. „In

der Neuauflage der

Aktion bis 2023 sollen

heimische Bäume

nun auch als Sichtund

Lärmschutz

rund um Gewerbegebiete

sowie in Parks

gepflanzt werden. Ich

könnte mir auch vorstellen,

dass die eine

oder andere Allee

angelegt wird. 3.000

Bäume stehen zur

Verfügung“, fasst Geisler die Änderungen

zusammen. Doch welche Bäume sind die

beliebtesten bei den Tiroler Gemeinden?

„Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen

die Hitliste der beliebtesten Bäume an. In

der zweiten Auflage neu dazugekommen

ist jetzt die Vogelbeere. Ganz wichtig ist

uns, dass ausschließlich heimische Baumarten

zum Einsatz kommen“, so Geisler.

Wald ist für Tirol besonders wichtig. Vor

allem in seiner Ausprägung als Schutzwald.

Dazu zählen rund 70 Prozent der Tiroler

Wälder. Schutzwald schützt vor Steinschlag,

Erdrutschen und auch Lawinen. Beim

Schutzwaldmanagement müssen umfassende

Anpassungen

WALD IST FÜR

TIROL BESON-

DERS WICHTIG.

VOR ALLEM

IN SEINER

AUSPRÄGUNG

ALS SCHUTZ-

WALD. DAZU

ZÄHLEN RUND

70 PROZENT

DER TIROLER

WÄLDER.

wegen des Klimawandels

berücksichtigt

werden. Die Forstplanung

des Landes Tirol

hat zuletzt in einem

Bericht zum klimafitten

Bergwald festgestellt,

dass Experten

in Gebieten unter

1.000 Meter Meereshöhe

vermehrt höhere

Schäden an Fichten,

Kiefern, Eschen

und Ulmen durch klimawandelbedingten

Trockenstress feststellen.

„Die vielfältigen Auswirkungen

des menschengemachten Klimawandels

machen sich längst schon auch bei uns

in Tirol bemerkbar“, hält Felipe fest. „Der

jährliche Klimastatusbericht bestätigt für

das Jahr 2020, dass die gemessenen Werte

in Tirol um 2,1 Grad Celsius über der

Durchschnittstemperatur der ‚Klimanormalperiode‘

von 1961 bis 1990 lagen. Die

LINKS: Landeshauptmann-Stellvertreterin

Ingrid Felipe und Landeshauptmann-Stellvertreter

Josef Geisler unterstützen mit

verschiedensten Aktionen und Initiativen den

Tiroler Wald. (© Land Tirol)

Monate Jänner, April und November sind

jeweils unter den drei wärmsten Monaten

seit Messbeginn einzuordnen. Mit plus neun

Prozent fiel im Jahr 2020 aber auch mehr

Niederschlag als üblich. Die unmittelbaren

Auswirkungen dieser Veränderungen sind

Vermurungen oder Lawinen, die ganze Ortschaften,

Straßen und weitere wichtige Infrastruktur

gefährden bzw. zerstören. Wälder

erfüllen in unseren Bergen eine bedeutende

Schutzfunktion. Es ist daher wichtig, jetzt

in einen klimafitten und resistenten Bergwald

langfristig zu investieren, um damit die

Folgekosten für die Wiederherstellung der

Straßeninfrastruktur, Wildbach- und Lawinenverbauungen

zu minimieren“, erläutert

Felipe den Mehrfachnutzen dieser Aktion.

Die Bäume für Pflanzungen und Aufforstungen

in Tirol kommen zu einem wesentlichen

Teil aus den Forstgärten des Landes

Tirol in Bad Häring, Nikolsdorf und Stams.

„Die Landesforstgärten sind nicht nur die

Baumschule des Landes, sie sind unser

Genreservoir für heimische, standortangepasste

Bäume. In den Tiroler Landesforstgärten

werden auf einer Anbaufläche

von ca. 31 Hektar jährlich rund zwei Millionen

Forstpflanzen produziert und vermarktet.

Dafür werden auch Samenbäume

in ganz Tirol beerntet. Zum Einsatz kommen

die Forstpflanzen etwa bei Aufforstungen.

Neben Waldbesitzern sind aber eben

auch Gemeinden und Privatpersonen herzlich

willkommen. Die Auswahl ist groß und

umfasst neben Laub- und Nadelbäumen

auch Sträucher“, fasst Geisler zusammen.

ZUM AUTOR

MANFRED SCHIECHTL

25 Jahre Medienerfahrung in verschiedensten

Bereichen bei der Tiroler Tageszeitung und dem

Kurier sind die Basis für seine umfangreiche

Expertise in allen Kommunikationsbelangen.

Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at

So

Funktioniert'S

1

AUSWAHL

Zur Auswahl stehen:

Bergahorn, Birke, Vogelbeere,

Eiche, Linde, Rotbuche, Silberweide,

Vogelkirsche und

Zitterpappel.

3

LIEFERUNG

2

BESTELLUNG

Erfolgt über die

Formularanwendung unter

portal.tirol.gv.at

gewünschtem Termin

ausgeliefert. FÖRDERKULISSE

Das Pflanzmaterial wird

von den Tiroler Landesforstgärten

zur Verfügung

gestellt und je nach 4

WÄHLEN

Als Förderkulisse dienen

öffentlich zugängliche

Bereiche, z. B. Rastplätze,

Spielplätze, Wegkreuze, Bildstöcke,

Wegränder, Dorfplätze,

landwirtschaftliche Flächen

und heuer neu – Alleen, Parks

und Gewerbegebiete.


54 tirol.sucht Menschen

tirol.sucht Menschen

55

Wenn die

Suche nach

qualifiziertem

Personal

zur Herkulesaufgabe

wird.

Die Zeiten, in denen es ausreichte, ein Inserat für eine vakante Position zu schalten, sind längst

vorbei. Mittlerweile muss viel mehr bedacht und müssen eine Menge Richtlinien berücksichtigt

werden. Das führt Gemeinden bei der Personalsuche zunehmend an ihre Grenzen. Die GemNova

unterstützt Gemeinden bei dieser Herausforderung auf vielfache Weise.

AUTOR

JAN SCHÄFER

Die Aufgabenbereiche von Gemeinden

und deren Komplexität sind in den letzten

Jahren stetig gewachsen. Die klassische

Amtsstube hat sich zum modernen

Dienstleistungszentrum für Bürger*innen

gewandelt. Um diesen Anforderungen

gerecht zu werden, benötigt eine Gemeinde

entsprechend qualifiziertes und motiviertes

Personal. Neben der Einhaltung

sämtlicher rechtlichen Vorschriften ist

ein Einstellungsverfahren mit enormen

zeitlichen und finanziellen Aufwänden

verbunden. Hinzu kommt: Der schärfer

gewordene Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt

macht die Suche nicht einfacher.

Vom „War for Talents“ ist ja schon seit

Längerem die Rede. Gemeinden konkurrieren

mit Industrie, Handwerk, Dienstleistung

und Handel um qualifiziertes Personal.

Daher sind inzwischen professionelles

Personalmanagement und Personalmarketing

auch für Gemeinden unabdingbar.

Drei Amtsleiterpositionen in Osttirol

zeitgleich vakant

Besonders herausfordernd wird es, wenn

im Gemeindeamt von heute auf morgen

eine Position neu zu besetzen ist – und

das vor dem Hintergrund einer ohnehin

schon angespannten Personalsituation.

Eine solche besondere Situation, bei der

das Personalmanagement der GemNova

um Unterstützung gebeten wurde, trat

kürzlich in Osttirol ein. Im zurückliegenden

halben Jahr suchten nahezu zeitgleich drei

Gemeinden eine neue Amtsleiterin bzw.

einen neuen Amtsleiter. In Obertilliach war

diese Position im Zuge eines umfangreichen

Evaluierungsprozesses, den die Gem-

Nova begleitete, ohnehin neu zu besetzen.

Während Ausschreibungs- und Recruitingprozess

in Obertilliach liefen, verloren die

Gemeinden Virgen und Sillian ihre erfahrenen

Amtsleiter durch tragische Umstände

unmittelbar hintereinander. Also mussten

BESONDERS HER-

AUSFORDERND WIRD

ES, WENN IM GE-

MEINDEAMT VON

HEUTE AUF MORGEN

EINE POSITION NEU

ZU BESETZEN IST –

UND DAS VOR DEM

HINTERGRUND EINER

OHNEHIN SCHON

ANGESPANNTEN PER-

SONALSITUATION.

auch diese Stellen rasch nachbesetzt werden.

Die beiden betroffenen Gemeinden

wandten sich an die GemNova und baten

um Unterstützung.

„Der plötzliche Verlust unseres langgedienten

und geschätzten Amtsleiters und Kollegen

traf uns völlig unerwartet und überraschend.

Durch den engen Zusammenhalt

im Gemeindeamt und durch die tatkräftige

Zusammenarbeit aller konnten wir gewährleisten,

dass der Verwaltungsbetrieb weiterging.

Das war jedoch keine Dauerlösung.

Daher beauftragten wir die GemNova, uns

bei der Personalsuche zu begleiten. Das

ging von Gestaltung und Schaltung von

Inseraten über die Analyse der Bewerbungen

bis hin zur Empfehlung an den Gemeinderat.

Dank dieser professionellen externen

Unterstützung gelang es uns relativ rasch,

die Position des Amtsleiters neu zu besetzen“,

sagt Sillians Bürgermeister Hermann

Mitteregger rückblickend.

BÜRGERMEISTER

HERMANN

MITTEREGGER,

SILLIAN

Objektivität ist das Um und Auf

Auch die Gemeinde Virgen stand vor dieser

Herausforderung und beauftragte die

GemNova damit, sie bei der Nachbesetzung

der Amtsleiterposition zu begleiten. Insgesamt

15 Bewerber*innen meldeten sich

schließlich. Sämtliche Bewerbungsunterlagen

wurden analysiert und entsprechend

aufbereitet. Aus dem Kreis der potenziellen

Kandidat*innen wurden weiterführend vier

Berwerber*innen zu einem Hearing eingeladen,

das von der GemNova moderiert

und begleitet wurde.

„Um die nötige Objektivität und Transparenz

zu gewährleisten und besonders die

fachlichen und sozialen Qualifikationen der

Bewerber*innen näher zu beleuchten, wurde

der gesamte Bewerbungsprozess von

der GemNova als externer Beraterin begleitet.

Zum Hearing, dem ein Casting vorausging,

wurde außerdem der Obmann des

Fachverbandes der leitenden Gemeindebediensteten

Tirols, Mag. Bernhard Scharmer,

als neutraler Berater hinzugezogen“, hebt

Dietmar Ruggenthaler, Bürgermeister von

Virgen, die Vorgehensweise hervor.

Transparenz und Rechtssicherheit durch

begleitendes Recruitment

Auch die Gemeinde Obertilliach fand

durch einen begleiteten Ausschreibungsund

Recruitingprozess eine neue Amtsleiterin.

„Nach 15 Jahren in Nordtirol hatte

ich den Wunsch, wieder in der Heimat zu

leben und zu arbeiten. Als ich von der Ausschreibung

erfuhr, nutzte ich die Chance.

Darüber hinaus reizten mich der sehr

abwechslungsreiche Verantwortungsbe-

reich des Amtsleiters und der direkte Kontakt

zu den Menschen. Nachdem ich meine

Bewerbung eingereicht hatte, dauerte

es nicht lange, und ich wurde zum Hearing

eingeladen. Alles ging recht rasch. Zu

jedem Zeitpunkt war ich über den jeweiligen

Status informiert, bis schließlich die

Nachricht kam: Die Gemeinde Obertilliach

hat sich für mich entschieden. Ich

freue mich sehr auf meine Aufgaben und

darüber, wieder in der Heimat zu sein“,

BÜRGERMEISTER

ING. DIETMAR

RUGGENTHALER,

VIRGEN

erklärt Magdalena Winkler, Amtsleiterin

von Obertilliach ihre Motivation.

Wie die drei Beispiele verdeutlichen, hat

eine professionelle Unterstützung bei der

Personalsuche etliche Vorteile für eine

Gemeinde: Transparenz von Beginn an,

Rechtssicherheit, Entlastung der Gemeinde,

Kostenersparnisse, z. B. Sonderkonditionen

bei Inseratsschaltungen, und Gewährleistung

der Objektivität. In vielen Fällen

kann die GemNova direkt auf potenzielle

Kandidat*innen – ob Verwaltung, Pflege

oder Pädagogik – aus ihrem ständig wachsenden

Bewerber*innenpool zurückgreifen,

auch bei Vertretungsbedarf.

AMTSLEITERIN

DR.IN MAGDALENA

WINKLER,

OBERTILLIACH


56

tirol.denkt weiter

tirol.denkt weiter

57

1

KEINE

ARMUT

2

KEIN

HUNGER

3

4

5

GESUNDHEIT &

WOHLERGEHEN

HOCHWERTIGE

BILDUNG

GESCHLECHTLICHE

GLEICHHEIT

WIE

SUSTAIN-

ABILITY

6

SAUBERES

WASSER &

SANITÄR-

ANLAGEN

12

NACHHALTIGER

KONSUM &

PRODUKTION

BEZAHLBARE

& SAUBERE

ENERGIE

7

13

MASSNAHMEN ZUM

KLIMASCHUTZ

8

MENSCHEN-

WÜRDIGE

ARBEIT &

WIRTSCHAFTS-

WACHSTUM

14

LEBEN

UNTER WASSER

INDUSTRIE,

INNOVATION &

INFRASTRUKTUR

9

15 AN LAND

LEBEN

10

WENIGER

UNGLEICH-

HEITEN

16 17

FRIEDEN,

GERECHTIGKEIT

& STARKE

INSTITUTIONEN

11

GEMEINDEN

NACHHALTIGE

STÄDTE UND

PARTNER-

SCHAFTEN ZUR

ERREICHUNG

DER ZIELE

QUELLE: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030.html

Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit

und wer bestimmt, ob

etwas nachhaltig ist oder nicht?“

Anscheinend kann ja (fast) jeder

„Nachhaltigkeit“: nachhaltige

Verpackung, nachhaltige Lebensmittel,

nachhaltige Kleidung,

nachhaltig wirtschaften – nachhaltig

halt! Der UNO-Aktionsplan

weist 17 Ziele für eine nachhaltige

Entwicklung aus, und daraus

erkennen wir: Nachhaltigkeit

ist nicht eine Sache, sondern

umfasst viele Aspekte, Nachhaltigkeit

ist ein ganzheitliches

SKonzept.

Auch Österreich hat diese Ziele mit der

„Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“,

wie auch 192 andere Staaten, unterzeichnet.

Die Agenda 2030 „soll mit ihren

nachhaltigen Entwicklungszielen, den

Sustainable Development Goals (SGDs),

dazu beitragen, künftigen Generationen

eine lebenswerte Welt zu hinterlassen und

für die komplexen Herausforderungen der

heutigen Zeit umwelt- und sozialverträgliche

Lösungen zu finden“, 1 heißt es, und das

heißt auch ganz schön viel Arbeit.

Wir von der alpS GmbH helfen Ihnen bei

dieser Arbeit. Wir unterstützen dort, wo

es sich lohnt, die gesteckten Ziele nachhaltig

umzusetzen. Natürlich schaffen wir

das nicht allein, sondern erarbeiten gemeinsam

mit Partner*innen Lösungen, in die alle

wichtigen Akteur*innen eingebunden sind.

Hier ein Beispiel dafür aus dem Stanzertal:

Auch im Stanzertal stellt der Klimawandel

für den Tourismus eine große Herausforderung

dar. Gleichzeitig wird das Thema

Nachhaltigkeit zunehmend ein wichtiges

Element für Urlaubsgäste bei der Entscheidung

für eine Reisedestination. In diesem

Kontext gilt es, Maßnahmen des Klimaschutzes

und der Klimaanpassung zu initiieren.

In Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma

fresh thoughts unterstützt alpS

GmbH den Tourismusverband Stanzertal

bei der Ausarbeitung eines Konzepts für

nachhaltigen Tourismus. Es werden sowohl

wissenschaftliche Grundlagen erhoben und

relevante Interessengruppen in den Prozess

eingebunden als auch konkrete Maßnahmen

entwickelt. Dabei bearbeiten wir die

Ziele 8, 9, 12, 13 und 15 der SGDs. Auch in

Zusammenarbeit mit der GemNova sind

Projekte für eine nachhaltige Entwicklung

speziell für Gemeinden geplant. Die alpS

GmbH möchte mit ihrem Team und ihren

fast 20 Jahren Erfahrung in diesem Themenfeld

als starke Partnerin, die weit über

die Grenzen von Tirol hinaus Unternehmen,

Kommunen, Städte und Länder berät, die

Zukunft nachhaltig mitgestalten.

… und übrigens: Das S von alpS steht für

Sustainability, also Nachhaltigkeit.

ZUM AUTOR

DIPL.-ING. ALEXANDER KNAPP

Alexander Knapp ist seit Jänner 2021

Geschäftsführer der alpS GmbH.

1

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Hochschulgovernance/

Leitthemen/Nachhaltigkeit.html (letzter Aufruf: 10.6.2021).

FACTS

Die alpS GmbH, ein Tochterunternehmen

der Universität

Innsbruck, berät seit knapp

20 Jahren Kommunen und Regionen

in den Bereichen Nachhaltigkeit,

Klimaschutz und Anpassung

an den Klimawandel.

Dabei wird ein wissenschaftlich

fundierter, aber auch praxisorientierter

Ansatz verfolgt.

Limitierte Zeitressourcen der

Kund*innen im kommunalen

Bereich werden dabei ebenso

berücksichtigt, wie die Bedeutung

der Einbindung relevanter

Akteur*innen vor Ort. Die Breite

des partizipativen Prozesses

wird individuell mit den Auftraggeber*innen

abgestimmt, setzt

sich aber idealerweise aus Vertreter*innen

der Gemeinden,

der Einsatzleitung, aber auch

Vereinen, NGOs und Interessenvertretungen

zusammen.

www.alps-gmbh.com


58 tirol.denkt weiter

59

VIELE MENSCHEN KÖNNEN

VIELES VERÄNDERN.

MENSCHEN BEI GEMNOVA NOCH MEHR.

Und bis die Flasche hier so auf dem Tisch

steht, muss ja einiges passieren.

Plastikflaschen

bestehen zu einem

Großteil aus dem Rohstoff

Mineralöl. Dieses

muss zunächst unter

einem aufwändigen

Fracking-Verfahren aus

dem Boden gefördert

werden.

Dieses Öl wird dann in einer Raffinerie

aufbereitet, um Kunststoff zu erzeugen,

der dann geschmolzen zu Flaschen

geformt wird.

Gemeinsam können wir viel bewegen. Deshalb hat sich die GemNova entschlossen,

in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit noch mehr in den Fokus zu rücken.

ZUR AUTORIN

JULIA WOLF

Julia Wolf ist seit 2019 als Koordinatorin im

Bildungspool bei der GemNova. Ihr ist ökologische

und soziale Nachhaltigkeit wichtig,

und sie freut sich, dieses Thema nun auch

intern in der GemNova weiterzudenken.

Kontakt: j.wolf@gemnova.at

Wir befinden uns gerade in der ersten

Phase auf dem Weg zum Klimabündnis-

Betrieb. Hier führt das Klimabündnis Tirol

mit uns einen Klimacheck durch und analysiert

die GemNova in den Bereichen

Energie, Mobilität, Umgang mit Abfall

etc. In einem nächsten Schritt werden

gemeinsam Handlungsempfehlungen

ausgearbeitet und betriebsspezifische

Klima- und Nachhaltigkeitsziele vereinbart.

Danach sind wir alle gefragt, diese

Maßnahmen kontinuierlich umzusetzen.

Dieses Wissen nehmen wir natürlich

auch in all unsere Projekte in die Gemeinden

mit. So schaffen wir gemeinsam

eine nachhaltige Veränderung.

Gut gemacht – weiter gedacht

In Zukunft wollen wir euch mit diesem Symbol

informieren, wie wir unsere Projekte als

Chance nutzen, um die GemNova und die

Gemeinden nachhaltiger zu gestalten.

Der Endproduzent bringt die Flasche

dann in ihre individuelle Form, befüllt

und etikettiert sie.

Zwischen all diesen Stationen müssen

die Stoffe natürlich auch transportiert

werden. Zuletzt in deinen Supermarkt

und dann womöglich noch von dir mit

dem Auto nach Hause.

Danke, ich habe meine eigene

Flasche dabei und fülle sie

lieber mit Leitungswasser. Das

spart Plastikmüll.

Das ist sicher gut gemeint, aber bei

dem ganzen Plastikmüll, der auf der

Welt produziert wird, kommt es auf die

eine kleine Flasche auch nicht mehr an.

Mir ist es wichtig, einen

Beitrag zu leisten,

denn wenn viele solche

Kleinigkeiten bedenken,

macht es in der Summe

einen Unterschied.

Und kaum hat man

ausgetrunken, landet

die Flasche schon im

Müll, und es geht ein

aufwändiger Prozess

weiter …

Wenn ich recht überlege, habe ich eh

noch eine tolle Glasflasche zuhause, die

werde ich nun öfters verwenden!

Hier, möchtest

du auch

ein Wasser?

Schauen wir uns mal als Beispiel die

GemNova an. Wenn wir annehmen, dass

jede Person sich für die Mittagspause ein

Getränk kauft ...

... wären das auf all unsere Kolleg*innen

zusammen gerechnet über 530 Plastikflaschen

an nur einem Tag.

Und wenn wir wieder an die GemNova denken, passiert

das alles über 530 Mal für nur ein Getränk zum Mittagessen

… Für meine wiederverwendbare Flasche müssen

natürlich auch Ressourcen verwendet werden, aber wenn

ich die immer wieder verwende, dann ist das eben nur einmal

notwendig.


60 76 tirol.sozial

tirol.sozial

61 77

WARUM WIR UNS BEI GEMNOVA

DEM THEMA PFLEGE WIDMEN

ZU DEN AUTORINNEN

Eine Vielfalt von Menschen, junge

und alte, arme und reiche, gesunde

und kranke, lustige und ernste,

mutige und ängstliche leben und

bereichern unsere Gemeinden.

DGKP DGKP ANNETTE

ANNETTE

STOFFANELLER

STOFFANELLER

Annette Stoffaneller, ist Diplomierte diplomierte-

Gesundheits- und Krankenpflegerin,

hat hat die die Weiterbildung „Pflegeplanung

–– Pflegeberatung – Praxisanleitung“

absolviert und ist seit 2021 in der

GemNova-Akademie tätig. Bei der

Vermittlung von Pflegefachwissen, sei

sei es es im im Seminarraum oder oder direkt direkt vor

Ort vor in Ort den in Einrichtungen, den stellt stellt sie die

sie Praxisanleitung die in den in Mittelpunkt. den Mittelpunkt.

Ein achtsames Ein achtsames Miteinander, Miteinander sowie

das sowie einfühlsame das einfühlsame Gestalten Gestalten von Kommunikation

Kommunikation und Begegnung und Begegnung zeichnet

von

zeichnet sie aus. sie aus.

Kontakt:

a.stoffaneller@gemnova.at

DGKP

MARTINA DGKP BACHLER

MARTINA BACHLER

Martina Bachler ist als sachverständige

Martina Gesundheits- Bachler ist als und sachverständigschwester

Gesundheits- seit 2019 bei und der Kranken-

Gem-

Krankenschwester

Nova tätig. seit Sie 2019 gestaltet bei der sowohl Gem-

Nova online tätig. als Sie auch gestaltet tirolweit online, den als

auch Räumlichkeiten tirolweit, in der den GemNova-Akademie

der GemNova Fortbildungen Akademie im Bereich Fortbildun-

der

Räumlichkeiten

Pflege. gen im Bei Bereich ihrer Praxisanleitung der Pflege. Bei ihrer legt

Praxisanleitung sie großen Wert legt auf sie die großen kollegiale Wert

Stärkung auf die kollegiale mittels Kompetenzförderung

im Pflegeprozess im zur Pflegepro-

Quali-

Stärkung mittels

Kompetenzförderung

tätsentwicklung. zess zur Qualitätsentwicklung. Mit ihrem umfangreichen

ihrem umfangreichen Wissen ist sie eine Wissen Expertin ist sie

Mit

eine Expertin auf ihrem auf Gebiet. ihrem Gebiet.

Kontakt: m.bachler@gemnova.at

Jeder und jede davon trägt diese Eigenschaften

mehr oder weniger ausgeprägt

in sich, und je nach Situation ist jeder Einzelne

und jede Einzelne einmal der Junge

und einmal die Alte, mal ängstlich und mal

mutig. Manchmal gesund und manchmal

krank. Solange unser Kranksein in geregelten

Bahnen verläuft, kommen wir im

Familienverband und mit Nachbarschaftshilfe

mehr oder weniger gut damit zurecht.

Wir helfen uns gegenseitig, gesunden und

denken uns – Glück gehabt! Es ist bewältigt

– das Leben geht wieder weiter!

Aber wie geht es weiter, wenn uns

plötzlich ein Unfall passiert und uns die

eigene Behinderung einschränkt, oder

bei einer chronischen Erkrankung unserer

Angehörigen, wenn diese ab morgen

unsere Hilfe und Betreuung brauchen?

Wie werden wir den neuen, unbekannten

Alltag stemmen bzw. mit Zeitmanagement

unsere Lücken in der wertvollen Freizeit

für die Versorgung unserer lieben Angehörigen

oder Kinder planen und bewältigen?

In den letzten Jahren hat sich eine Gesellschaft

der Doppelverdiener entwickelt.

Denken wir an die nächste Generation.

Immer weniger Frauen sind zu Hause

bei Angehörigen oder Kindern. Allerdings

werden aktuell 80 Prozent der häuslichen

Pflege von Frauen geleistet. Sie sind dabei

mehr oder weniger oft, rund um die Uhr,

24 Stunden, sieben Tage in der Woche und

365 Tage im Jahr im Einsatz. Manchmal

über Jahre hinweg. Viele von ihnen nehmen

einen Einkommensverzicht in Kauf, um ihre

Lieben zu betreuen und zu versorgen. Sie

sind dabei einer großen psychischen und

körperlichen Belastung ausgesetzt.

Gesundheits- und Krankenpflege

Zum Glück leben wir in einem der reichsten

Länder der Welt mit vielen sozialen

Unterstützungsleistungen, die wir in

Anspruch nehmen können. Diese Unterstützungsleistungen

passieren informell,

materiell und finanziell. Die größte

Berufsgruppe für diese Unterstützung

und Versorgung der Bürger*innen auf

Gemeindeebene ist die Gesundheits- und

Krankenpflege. Pflegekräfte arbeiten in

allen Einrichtungen, Wohnheimen, Krankenanstalten,

in der versorgenden Pflege

zu Hause und auch freiberuflich. Dabei

+ beraten sie gemeindenah zur Gesund-

heitspflege und -entwicklung,

+ bieten sie Beratung für Angehörige

zum Umgang mit schwierigen Pflege-

situationen,

+ informieren sie zu Krankheitsbewälti-

gung und über finanzielle Unterstüt-

zungsangebote,

+ unterstützen sie direkt vor Ort, bei

vorübergehender Erkrankung und im

Pflegefall,

+ planen sie den passenden Pflegeplan

und sichern Qualität für die Versorgung,

+ dokumentieren sie den Pflegebedarf,

um den Finanzierungsanspruch nach-

zuweisen.

Dazu braucht es hohe persönliche und

fachliche Kompetenz mit einem breiten

Spektrum an Techniken, Fachwissen,

Einfühlungsvermögen und praktischen

Fähigkeiten. Diese Pflegekräfte arbeiten

unter hoher Belastung und aktuell unter

erschwerten Bedingungen. Sie wählen diesen

Beruf, weil sie ihn gerne ausüben und

Menschen helfen wollen. Sie geben ihr

Bestes, um Menschen ein Leben in Würde

zu ermöglichen.

„Wissen ist Macht“

und bietet Sicherheit im Tun

Das Wissen in Medizin und Pflege verdoppelt

sich ungefähr alle fünf Jahre. Für die

Pflegewissenschaftler*innen eine wunderbare

Tatsache, für die in der Praxis Tätigen

eine große Herausforderung.

Um den Wissenstransfer

von der Theorie in die Praxis

zu erleichtern, haben wir

Online-Kurse mit pflegerelevanten

Themen sowohl für

einzelne Pflegepersonen

als auch für ganze Einrichtungen

konzipiert.

Im Mittelpunkt dieser Kurse steht die

Praxisanleitung direkt vor Ort in den Einrichtungen.

Mit diesem Werkzeug ist es

uns möglich, die Kursteilnehmer*innen

auf ihrem Lernweg zu begleiten und letztlich

die Umsetzung des neugewonnenen

Wissens in die Praxis erfolgreich zu unterstützen.

Zudem besteht für Pflegekräfte eine

Fortbildungspflicht, welche für diplomierte

Pflegepersonen 60 Stunden und für

Pflegeassistent*innen bzw. Pflegefachassistent*innen

40 Stunden innerhalb von

fünf Jahren umfasst. Die GemNova Aus-

und Weiterbildungs GmbH ist ÖGKV PFP®

BILD: Mit unseren BILD:

maßgeschneiderten

Mit unseren maßgeschneiderten

möchten Kursen wir

Kursen

den Wissenstransfer

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zertifizierte Veranstalterin und somit für

Fortbildungsveranstaltungen im im Rahmen Rahmen

des Fortbildungsprogramms des zertifiziert. zertifiziert.

Das bedeutet, Das bedeutet, dass dass Pflegekräfte Pflegekräfte bei

bei Absolvierung unserer unserer Kurse Kurse die für die sie für

sie notwendigen Punkte für für Fortbildungen

bekommen.

Um den Pflegekräften in in den den Gemeinden Gemeinden

die Kompetenzentwicklung zu erleichtern, zu

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Beratung zur kollegialen über Online-Schulungen Beratung über Online- an. Diese

Schulungen finden im an. Blended-Learning-Stil Diese finden im Blended-Learning-Stil

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Online-Selbststudium Praxisanleitungen, das auf Online-Selbststudium

auf und unserer Online-Sprechstunden Lernplattform und mit

unserer Lernplattform

unseren Online-Sprechstunden Expert*innen. mit unseren

Expert*innen.

Daneben gibt es diese Inhalte auch in

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zentralen Seminarform und sowohl dezentralen als Angebot Seminarräu-

den

men zentralen der GemNova-Akademie und dezentralen Seminarräumen

der GemNova-Akademie vor Ort in den Einrichtun-

als auch

als auch als

Praxisanleitung

gen als der Praxisanleitung Pflegepersonen. vor Ort Die Pflegekräfte

in den Einrichtungen

Gemeinden der Pflegepersonen. haben ein Die reichhal-

Pfle-

unserer

tiges gekräfte und unserer buntes Fachwissen Gemeinden mit haben praktischen

reichhaltiges Kenntnissen und buntes und Fähigkeiten. Fachwissen Unser mit

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maßgeschneidertes praktischen Kenntnissen Fortbildungsangebot

und Fähigkeiten.

dient Unser der maßgeschneidertes Erhaltung und Förderung Fortbildungsangebot

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Men-

dieser

Professionalität

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Tiroler der Menschen Gemeinden. und zur Erhaltung

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den

der Diversität in den Tiroler Gemeinden.

UNSER AKTUELLES

KURSANGEBOT

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Beratung in Ihrer Einrichtung

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Freiheitseinschränkende

Pflegemaßnahmen

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unverbindliches Angebot.


62 tirol.sozial tirol.sozial 63

Gemeinsam

helfen, um Gutes zu

bewirken

ZUM AUTOR

JAN SCHÄFER

Jan Schäfer ist Experte für

Marketing und Kommunikation.

Er war maßgeblich bei der

Entstehung des neuen GemNova-

Buches „Wir alle sind Gemeinde“

beteiligt und unterstützt seit 2020

die GemNova als Gemeindebetreuer

in Osttirol.

Kontakt:

j.schaefer@gemnova.at

Unbeschwert das Leben genießen ist für viele eine Selbstverständlichkeit.

Kaum ein Mensch denkt darüber nach, wie es

anders wäre. Jedoch kann sich mit einem Schlag alles radikal ändern.

Oft stehen Betroffene dann vor großen Herausforderungen.

Der Osttiroler Philipp Steiner aus Lienz gründete den Verein

„Time is your Life“, eine private Initiative mit einer bemerkenswerten

Philosophie, die in Not geratene Menschen unterstützt.

Der Anstoß zu „Time is your Life“ kam

durch persönliche Erfahrungen. „Ich

war in meiner Jugend Skirennfahrer mit

dem Ziel, in den ÖSV-Kader zu kommen.

Damals gab es für mich nur den Sport.

Alles andere musste sich dem unterordnen.

Ich merkte gar nicht, wie sehr ich

durch ‚noch härter und noch mehr‘ zunehmend

verkrampfte. Ich verlor schließlich

den Spaß und das Warum aus den Augen.

Erfolge drehten sich ins Gegenteil um.

Mir war gar nicht mehr bewusst, welches

Glück und Privileg es ist, das zu machen,

wozu ich Lust habe. Auch die Gesundheit

war selbstverständlich“, erinnert sich der

heute 29-jährige Osttiroler Unternehmer.

Als in dieser Phase ein enges Familienmitglied

am Berg tödlich verunglückte, fiel

Philipp Steiner in ein großes Loch.

Die Idee von „Time is your Life“

Zum ersten Mal fing der junge Osttiroler

an, über das Leben nachzudenken, welchen

Sinn es hat, welche Aufgabe wir in

unserem Dasein haben. Durch weitere

einschneidende Erfahrungen wuchs allmählich

die Erkenntnis heran, wie kostbar

das Leben, die Gesundheit und die

Lebenszeit sind. Als Philipp Steiner 2015

eines Tages erfuhr, dass das Kind eines

guten Freundes an Leukämie erkrankt

war, sagte er sich: Das kann nicht sein,

da muss man etwas machen. Aber nur

Spenden zu sammeln, kam nicht infrage.

Gemeinsam mit seinem Bruder Fabian

und ihrem Freund kamen die drei auf die

Idee, mit dem Verkaufserlös von Merchandise

nicht nur Gutes zu bewirken.

Die Artikel sollten auch an Lebenszeit

und Lebensqualität erinnern. So produzierten

und verkauften die drei einfache

Armbänder aus Kautschuk mit dem Aufdruck

„TIYL“ für „Time is your Life“ – zur

Unterstützung der Familie mit dem an

Leukämie erkrankten Kind. Die Grundidee

des Vereins war geboren.

Die Aktion war auch deshalb ein Erfolg,

weil viele Menschen den Slogan „Time

is your Life“ sofort verstanden. Jeder

verband damit seine eigene Lebensgeschichte

oder Erlebnisse, die ihm wichtig

BILD: Mit „TIYL - Time

is your Life“ werden Menschen

in Not unterstützt.

(© Philipp Steiner)

Ich merkte

gar nicht, wie sehr ich

durch ‚noch härter

und noch mehr‘ zunehmend

verkrampfte.

Ich verlor schließlich

den Spaß und das

Warum aus den Augen.

sind. „Durch die unglaubliche Resonanz

beschlossen wir, den Verein ‚Time is your

Life‘ zu gründen, um mehr Menschen in

der Region zu unterstützen, die in eine

Notlage geraten sind“, erzählt Philipp

Steiner. Nun sollte es nicht bei den Armbändern

bleiben. Innerhalb eines Jahres

entwickelte der gelernte Uhrmacher mit

seinem Bruder und der Osttiroler Modedesignerin

Barbara ‚Bobs‘ Schusteritsch

eine kleine Kollektion mit dem Logo

„TIYL“, die von Kappen bis T-Shirts

reicht. Im Zentrum stehen aber Uhren,

das Sinnbild von Zeit, die mit jeder

Sekunde voranschreitet.

Jeder kann helfen

Nach und nach schlossen sich immer

mehr Unternehmer*innen und Privatpersonen

dem Charity-Verein an, der

mittlerweile auch Veranstaltungen wie

Nachttourenläufe, Karaoke-Wettbewerbe

oder Charity-Partys organisiert. Stets

steht jedoch der soziale Zweck im Mittelpunkt.

„Allerdings stießen wir irgendwann

an unsere Grenzen. Neben unserem

Engagement sollten auch Familie,

Beruf und unsere eigene Freizeit nicht

zu kurz kommen. Daher beschlossen wir,

Produktion und Vertrieb in ein eigenes

Unternehmen auszulagern, damit Spenden

unabhängig vom Verkauf direkt in

den Verein fließen können. 20 Prozent

des Reinerlöses aus dem Verkauf gehen

zusätzlich in den Verein, der dadurch

weiter Menschen in Not helfen kann“,

sagt der Osttiroler und fährt fort: „Das

mag auf den ersten Blick nicht nach viel

klingen, aber das zu garantieren ist nur

möglich, wenn der betriebswirtschaftliche

Hintergrund stimmt. Es gibt nur

wenige vergleichbare Unternehmen, die

20 Prozent ihrer Einnahmen spenden.“

BILD: Zusammen mit seinen Mitstreitern

übergibt Philipp Steiner einen

Scheck in Höhe von 11.000.- Euro an

Familie Brugger. (© TIYL)

Seit seiner Gründung hat der Verein etliche

soziale Projekte ins Leben gerufen

und umgesetzt – wie einen elektrischen

Rollstuhl für einen fünfjährigen Buben,

die Unterstützung einer alleinerziehen-

den, an Leukämie erkrankten Mutter

mit zwei Kindern mit schwerer Beeinträchtigung

oder Menschen, die plötzlich

und unverschuldet in Not geraten

sind. Die Arbeit des Vereins erhält viel

Zuspruch im Bezirk. Das kommt nicht nur

in Gesprächen oder Mails zum Ausdruck.

Zahlreiche Privatpersonen oder Firmen

wollen einfach nur spenden, um damit

ebenso die Arbeit des Vereins zu ermöglichen.

Die Spenden werden zu 100 Prozent

für Projekte verwendet. Auch das ist ein

Grund, warum die Menschen ein Teil von

„Time is your Life“ sein wollen.

Lebenszeit ist etwas Kostbares

Wer Unterstützung braucht oder in Not

geraten ist, erfährt der Verein durch Hinweise

von Freund*innen und durch das

breite Netzwerk in der Region. „Die Tipps,

die wir bekommen, sammeln wir und beraten

im Vorstand darüber. Daraus ergeben

sich die Projekte, die wir unterstützen. Wir

sind auf diese Empfehlungen angewiesen,

denn jemand, der Hilfe braucht, schämt

sich oft deswegen. Man erfährt eher per

Zufall von der Situation. Umso größer ist

die Freude, wenn geholfen werden kann.

Es geht dabei nicht einmal primär um

den finanziellen Aspekt. Das Gefühl, nicht

allein zu sein, sondern Teil der Gemeinschaft,

ist dabei ebenso wichtig“, betont

Philipp Steiner. Dieses Gemeinschaftsgefühl

schweißt zusammen und erzeugt

Synergieeffekte. So entstand aus einer

Idee nicht nur eine gelebte Philosophie,

„Time is your Life“ ist zu einer wichtigen

sozialen, vielschichtigen Komponente in

Osttirol geworden.


64 tirol.traditionell tirol.traditionell

65

SPANNENDER AUSFLUG

IN DIE VERGANGENHEIT

ZUM AUTOR

MAG. DR. THOMAS

BERTAGNOLLI

Thomas Bertagnolli studierte

Geschichte und Geografie

an der Universität Innsbruck

und ist wissenschaftlicher Leiter

des Museums Tiroler Bauernhöfe

in Kramsach.

Kontakt: bertagnolli@museum-tb.at

Heuer wäre der Initiator des Museums

Tiroler Bauernhöfe, Heinz A. E. Mantl,

100 Jahre alt geworden. Mantl war

ein österreichischer Volkskundler und

Sammler von Tiroler Kulturgut. Die ersten

Bauwerke spendete er dem Museum

und setzte seine Kraft für den Aufbau

des Museums ein, das heute eine der

touristischen und kulturellen Institutionen

des Landes Tirol ist.

So entstand im Gebiet der Kramsacher

Badeseen das Museum Tiroler Bauernhöfe.

Durch seine einzigartige Lage wird

der Besuch zum Naturerlebnis und erfrischenden

Ausflug für die ganze Familie.

Hier wandelt man sprichwörtlich auf den

Spuren der Vergangenheit. Knorrige Holzböden,

alte Steinmauern und tiefe Türrahmen,

die einen beim Betreten der Stube

dazu zwingen, seinen Kopf einzuziehen –

wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen

14 Bauernhöfe und 23 Nebengebäude aus

den verschiedensten Talschaften Tirols in

der Museumslandschaft. Seit über 45 Jahren

bietet das Museum eine wunderbare

Möglichkeit, die verschwundene Welt der

Landbevölkerung zu entdecken. Und weil

man im Gegensatz zu einer Kunstgalerie in

die ausgestellten Bauernhöfe hineingehen

kann, ist das Museum ein Ort, wo Wissen

tatsächlich mit allen Sinnen vermittelt wird.

OBEN: Heinz

Mantl, Elektromeister

in Kramsach,

war der Initiator und

langjährige Motor

des Museums Tiroler

Bauernhöfe in Kramsach.

(© Alpbachtal

Tourismus)

DIESE ZEIT

ERINNERT UNS

AUCH AN DIE

HEUTIGE ZEIT

MIT DEN HERAUS-

FORDERUNGEN

EINER PANDEMIE,

DIE UNS ZWINGT,

RUHIGER ZU

TRETEN UND

SICH IM FAMILIEN-

VERBAND BZW. IN

DEN EIGENEN VIER

WÄNDEN AUF-

ZUHALTEN.

Stumme Zeitzeugen erzählen

Wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen

die Gebäude aus den verschiedensten

Talschaften Tirols auf einem Areal von

ca. zehn Hektar. Wer in den kleinen, roh

gezimmerten Stuben steht, der spürt den

Atem der Geschichte, die Magie der Vergangenheit.

Und man begreift auch, welche

Herausforderungen damals bewältigt

werden mussten. Man lebte relativ abgeschieden

von anderen Familien und kümmerte

sich um den eigenen Hof. Diese Zeit

erinnert uns auch an die heutige Zeit mit

den Herausforderungen einer Pandemie, die

uns zwingt, ruhiger zu treten und sich im

Familienverband bzw. in den eigenen vier

Wänden aufzuhalten. Im Inneren vieler Höfe

begegnet man virtuellen Zeitzeugen. Sie

erzählen in Videos, wie man beispielsweise

das Fleisch verarbeitete oder wie die Arbeit

am Spinnrad verlief. Plötzlich beginnt man

zu erahnen, wie vergleichsweise leicht das

Leben heute geworden ist. Aber wer den

Fortschritt verstehen will, muss die Vergangenheit

begreifen.

Spielerisch die Uhr zurückdrehen

Eine Erlebnisreise in die Zeit der Vorfahren

darf Kindern alles bieten. Alles außer Langeweile.

Deswegen sorgen zahlreiche Mitmachstationen

auf dem gesamten Gelände

für Unterhaltung. Kinder, aber auch deren

Eltern entdecken,

erfahren, wie vergleichsweise

einfach

unser Alltag heutzutage

gemeistert

werden kann. Zum

Beispiel können die

Sprösslinge bei der

Kuhattrappe „Leni“

mit eigenen Händen

erfahren, dass man

schon ganz ordentlich

schuften muss,

bis man genug Milch

für eine Tasse Kakao

zusammen hat. Das Leben im Einklang mit

der Natur war wunderschön, aber weil es

eben keinen Supermarkt gab, musste man

sehr genau im Voraus planen. Auf Schautafeln

erfahren die Kinder, zu welcher Jahreszeit

es welche Lebensmittel gab. Mithilfe

von einem Wissensspiel können sie ausprobieren,

welche Menüs daraus möglich

waren.

Handwerk und Wissenswertes an den

Sonntagen

Sehen, lauschen und staunen: Vor der

Kulisse der historischen Höfe entfalten

Handwerksvorführungen ihren besonderen

Charme. Jeden Sonntag zeigen Handwerker

aus der Region traditionelle Herstellungsweisen

im Freien vor. Das traditionelle

Repertoire reicht vom Backen einer Prügeltorte

oder eines Bauernbrots, Herstellen

von Zaunringen, Schindeln machen bis

hin zum Schmieden. Jeweils von 13.00 bis

16.00 Uhr kann man den Handwerkern über

die Schulter schauen und viel dabei lernen.

UNTEN: Blick auf die malerische Gruppe von

Haupt- und Nebengebäuden aus dem Unterinntal.

(© Alpbachtal Tourismus)


66 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig

67

„Hier kann

ich ruhig schlafen.“

Afghanistan ist kein sicheres Land, kriegerische Auseinandersetzungen

bestimmen nach wie vor den Alltag.

Mohammad ist darum aus dem Land geflüchtet. Seit November

2015 ist er in Österreich, drei Jahre später erhielt

er den positiven Asylbescheid. Und heute? Das ist die Geschichte

einer geglückten Integration.

„Ich war sieben Jahre alt, als mein Vater

gestorben ist. Er wurde von einer Autobombe

getötet, welche die Taliban gelegt

haben. Hier kann man sich das alles ja gar

nicht vorstellen: das ganze Militär mit den

Waffen. Die Taliban, die immer präsent

sind. Das wahllose Schlagen von Leuten,

die nichts getan haben. Die dauernden

Unruhen, die große Angst, immer wieder

Tote, Verletzte, Morde. Du lebst mit deiner

Großfamilie zusammen, weißt nicht, was

morgen geschieht. Weil immer, es kann

immer etwas passieren.“ Wenn Mohammad

von seiner Kindheit, seiner Jugend in

Afghanistan erzählt, glaubt man tatsächlich,

er lebte in einer anderen Welt. Und ja,

dem war auch so.

Als Mohammad Anfang März 1993 in

Hearat, einem kleinen, sehr ärmlichen

Dorf in Afghanistan und an der Grenze

zum Iran gelegen, geboren wurde, verbreiteten

die fundamentalistischen Taliban-Milizen

Angst und Schrecken. So verpflichtete

die Taliban etwa alle Frauen,

ausnahmslos eine Burka zu tragen. Frauen

war jegliche Berufstätigkeit untersagt,

zum Verlassen des Hauses benötigten

sie das Einverständnis des Ehemannes.

Mädchen war es verboten, eine Schule zu

besuchen. Dazu immer wieder Überfälle

und Tote. Erst heuer im März untersagte

das afghanische Erziehungsministerium

allen Mädchen über zwölf Jahren,

in Anwesenheit von Männern zu singen.

Ich konnte nur meinen Namen schreiben

„Ich habe nichts gelernt, habe nur vier Jahre

eine Schule besucht, konnte nur meinen

Namen schreiben. Religion war und ist das

Wichtigste. Der Besuch der Moschee, der

Islam, die Scharia. Aber das ist in Afghanistan

nicht ungewöhnlich“, erzählt Mohammad.

Erst vor einigen Jahren forderte etwa

der stellvertretende Parlamentspräsident

Abdul Satter Chowasi die öffentliche Hinrichtung

von Personen, die vom Islam zum

Christentum übertreten. Ein anderer Politiker

erklärte, die Ermordung solcher Konvertierten

sei kein Verbrechen.

Ja, in diesem Land lebte Mohammad und

arbeitete auf den Feldern. Es wurde Mais

angebaut, auch Kichererbsen. Im Dorf

gab es keinen Strom, natürlich auch keinen

Kühlschrank. „Dort hab ich dann auch

meine jetzige Frau kennengelernt.“ Man

muss diese andere Welt verstehen wollen,

um zu verstehen, was das bedeutet.

Mohammad hilft uns dabei: „Wir dürfen

nicht selbst entscheiden, wen wir heiraten.

Das macht die Familie. Ich war nicht

religiös, damit war eigentlich schon alles

vorbei. Mein Onkel, bei dem ich nach dem

Tod meines Vaters aufgewachsen bin, war

strikt gegen eine Heirat. Auch die Familie

meiner Frau, also ihr Vater, war ganz klar

gegen mich Ungläubigen. Das ist unsere

Kultur, da kann man nichts dagegen

machen.“ Allein die Liebe zwischen den

beiden Menschen war stärker, sie wollten

eine gemeinsame Zukunft, entschlossen

sich zur Flucht. Für den Schlepper sind

2.000 Dollar zu bezahlen. „2012 sind wir

dann in den Iran geflüchtet, drei Jahre lang

haben wir dort mit großer Angst in einfachsten

Verhältnissen gelebt. Ich habe

auf verschiedenen Baustellen gearbeitet,

immer mit der Angst, kontrolliert zu werden.“

Rund zwei Millionen Afghanen lebten

damals im Iran, illegal, unter erbärmlichen

Voraussetzungen.

Flucht nach Österreich

In den Jahren 2015/16 flüchteten hunderttausende

Menschen in die Europäische

Union. Mohammad und seine Frau waren

zwei davon. „Wir wussten nicht wohin, wollten

nur weg, in Sicherheit, endlich einmal

ohne Angst einschlafen und aufwachen.

Österreich habe ich nicht gekannt, wir

haben nur von Deutschland gehört.“ Ein

Schlepper aus Hearat, seinem Geburtsdorf,

wird gefunden. 5.000 Dollar sind

zu bezahlen, doch woher nehmen? „Wir

haben schon davor alles gespart, Verwandte

unterstützten uns zusätzlich.

So haben wir Dollar um Dollar zusammengekratzt.“

Im Oktober 2015 ging

es zuerst illegal und in Bussen,

zumeist in der Nacht, in die Türkei.

Dann weiter, über Griechenland,

Mazedonien, die Slowakei

nach Salzburg, wo sie im

November 2015 ankamen.

„Endlich ein warmer Platz,

Ich habe

nichts gelernt,

habe nur vier

Jahre eine

Schule besucht,

konnte nur

meinen Namen

schreiben.

keine Angst mehr. Wir konnten kein Englisch,

Deutsch sowieso nicht. Aber wir

waren in Sicherheit, endlich.“

Gleich zu Beginn wurde der Asylantrag

gestellt, nach zwei Wochen in Salzburg

ging es weiter nach Innsbruck. Warum?

„Das weiß ich nicht, das hat mir niemand

gesagt.“ Man fand Unterkunft im Flüchtlingsheim

Graßmayrstraße, mit zwei anderen

Familien. „Das Lernen der Sprache

war für uns das Wichtigste. Wir haben

jeden Tag drei bis vier Deutschkurse

gemacht. Die Mitarbeiter vom Sozialamt

haben uns sehr geholfen, sie haben uns

an der Hand genommen, in den Super-

markt geführt, uns alles erklärt. Dafür bin

ich unsagbar dankbar.“ Finanzielle Unter-

stützung gibt es auch, insgesamt etwas

über 500 Euro monatlich für die ganze

Familie. Also für Mohammad, seine Frau

und die beiden Töchter Melika und Ele-

na. Nachdem er schon recht gut Deutsch

spricht, beginnt er im Oktober 2017 eine

Lehre in einem Mangelberuf, als Koch, im

Löwenhaus, nach dessen Konkurs im Res-

taurant Froschkönig. Daneben besucht er

die Berufsschule, gemeinsam mit einem

Afrikaner, der ebenfalls Koch lernt. Drei

Jahre nach der Ankunft in Österreich

erhält er endlich den positiven Asylbe-

scheid. Warum das so lange gedauert

hat? „Das weiß ich nicht, ich war einfach

nur glücklich.“

BILD: Mohammad hat es geschafft.

Aus Afghanistan geflüchtet, Deutsch

gelernt, eine Ausbildung gemacht. Nun

ist er Koch, lebt mit seiner Frau und

den beiden Töchtern in Innsbruck.

(© Felix Richter)

Bildung öffnet Türen

Es ist eine Binsenwahrheit, die sich immer

wieder zeigt: Bildung öffnet Türen, ist der

Schlüssel hin zu einer besseren Zukunft.

2018/19 holt Mohammed in Tirol den

Pflichtschulabschluss am WIFI nach, im

Jänner des heurigen Jahres schafft er die

Abschlussprüfung an der Berufsschule.

Mit sehr gutem Erfolg übrigens. Nun ist er

ausgebildeter Koch, Respekt und Anerkennung

dafür! Klar, es war schon eine große

Herausforderung, auch der fremden Sprache

wegen. Im März stellt er sich in einem

bekannten Hotel vor, bekommt auch gleich

eine Jobzusage. Gute Fachkräfte werden

gebraucht, gerade auch in diesen Zeiten.

Seit Mai übt er nun seinen Beruf als Koch

auch aus.

Zwischenzeitlich bildet sich Mohammad

weiter. In diesen Wochen besucht er gerade

einen Ausbildungskurs am WIFI, mit

dem Ziel, danach auch selbst Lehrlinge

ausbilden zu können. Der junge Mann tut

viel, um sich und seiner Familie eine starke

Zukunft in Tirol bieten zu können. Sein

nächstes großes Projekt: eine andere

Wohnung zu finden, die jetzige sei vor

allem für die zwei Töchter nicht optimal.

Weil im Keller gelegen, teilweise Schimmel

an den Wänden, etwas feucht. Doch

all das, sagt Mohammad, sei eigentlich

nicht das Entscheidende. Wirklich wichtig

sei die geglückte Flucht aus Afghanistan

gewesen. Und sein großes Glück,

hier in Tirol eine neue Heimat gefunden

zu haben. „Hier kann ich jede Nacht ruhig

schlafen, ohne Angst. Das ist einfach …

danke für alles.“

AUTOR REINHOLD OBLAK


68 tirol.sportlich und gesund

tirol.sportlich und gesund

69

TIROLER RADELN,

TIROL ERRADELN

FACTBOX

ONLINE-BEFRAGUNG

ZUM AUTOR

SEBASTIAN

SCHACHINGER,

MSC

Sebastian Schachinger ist als

Projektmitarbeiter des Arbeitsbereich

Sportökonomie des

Instituts für Sportwissenschaft

der Universität Innsbruck tätig.

Dort beschäftigt er sich neben

der Koordination und wissenschaftlichen

Begleitung von

Drittmittelprojekten u. a. mit der

Erforschung von Nutzerkonflikten

von Sporttreibenden.

Radfahren ist in seinen verschiedenen

Formen in Tirol eine der meist ausgeübten

Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter

anderem seit der Durchführung der UCI

Radweltmeisterschaft 2018 bemüht sich

Tirol verstärkt, sich auch als internationale

und nationale Raddestination zu positionieren.

Die Radinfrastruktur besteht daher

auch aus vielen Mountainbike- und Rennradstrecken,

die in verschiedenen (Online-)Portalen

dargestellt sind. Aktuell fehlt jedoch

eine zentrale webbasierte Plattform, die

alle Touren nach einheitlichen Standards

umfasst und beschreibt. Daher ist die Gem-

OBEN: Die Einrichtung eines Tourenportals

wäre ein wichtiger Bestandteil in

der Bewerbung Tirols als Raddestination.

(© Sandra Wimmer)

Nova aktiv geworden und hat das Projekt

„Tourenportal Tirol“ gestartet, das darauf

abzielt, ein Webportal zur Verfügung zu stellen,

auf dem Radfahrer*innen alle Informationen

finden, die sie für Radtouren in Tirol

benötigen. Die Einrichtung eines Tourenportals

wäre ein wichtiger Bestandteil in der

Bewerbung Tirols als Raddestination und

würde sowohl Einheimische als auch Gästen

in der Planung und Durchführung ihrer

Radtouren helfen. Als Kooperationspartner

begleitet das Institut für Sportwissenschaft

der Universität Innsbruck das Projekt wissenschaftlich,

u. a. mit einer breit angeleg-

OBEN:

Mountainbikes

gehören zu den

beliebtesten Rädern.

(© Sandra Wimmer)

ten Erhebung zum Tourenverhalten von

Radfahrer*innen (siehe Factbox). Zusätzlich

sind Studierende aus Bachelor- und Masterstudiengängen

in das Projekt aktiv eingebunden

und bearbeiten im Zuge praktisch

und sportmanagementorientierter Lehrveranstaltungen

gemeinsam mit der GemNova

verschiedene für das Projekt relevante

Fragestellungen und unterstützen dadurch

tatkräftig bei der Weiterentwicklung des

Konzepts des „Tourenportals Tirol“.

Über das Institut für Sportwissenschaft

Neben der Forschungstätigkeit bietet das

Institut für Sportwissenschaft (ISW) der

Universität Innsbruck ein umfangreiches

Lehr- und Studienangebot. Rund 750 Studierende

sind in den insgesamt zwei Bachelorstudiengängen

in Sportwissenschaft und

Sportmanagement, dem Master- und Doktorstudium

in Sportwissenschaft sowie

dem Bachelor- und Masterstudium Lehramt

im Unterrichtsfach Bewegung und

Sport eingeschrieben. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt

teilt sich dabei in die

fünf Kernbereiche Leistungsphysiologie,

Sportpsychologie und Spotpädagogik, Biomechanik

und Bewegungswissenschaft,

Neurophysiologie und Sportökonomie auf.

Letzterer widmet sich u. a. Projekten, welche

die ökonomischen Aspekte von Freizeitund

Leistungssport behandeln.

Laut der Online-Befragung unter

Radfahrer*innen, die im Zeitraum

vom 29. März 2021 bis 26. April

2021 mit 780 Teilnehmer*innen

durchgeführt wurde, unternimmt

der Großteil während der Saison

mehrmals pro Woche eine Radtour.

Rund ein Drittel legt dabei mehr als

5.000 Kilometer pro Radsaison zurück,

und 62,3 Prozent nutzen mehr als

einen Radtyp für ihre Touren. Vorwiegend

greifen sie dabei auf Mountainbikes

(68,3 %), gefolgt von Rennrädern

(55,4 %) und E-Bikes (15,2 %) zurück.

Für die Auswahl einer Fahrradroute

spielen vor allem die Vermeidung

stark befahrener Straßen und die landschaftliche

Attraktivität eine wichtige

43,5 %

SMARTPHONE

APPS

43,0 %

ONLINE-

TOUREN-

PLATTFORM

40,4 %

FREUNDE &

BEKANNTE

38,9 % 25,9 %

29,0 %

TOURISMUS-

REGIONEN

WEBSITES

SOCIAL

MEDIA

TOURENKARTEN,

KARTEN-

MATERIAL

Rolle. 65,1 Prozent investiert im Durchschnitt

weniger als 30 Minuten, um

sich vor Antritt einer Radtour über für

sie unbekannte Touren zu informieren.

Gerade für die Vorbereitung auf eine

Fahrradtour im eigenen Bundesland

greifen viele der Tiroler*innen neben

Smartphone-Apps und Online-Tourenportalen

auch auf die Auskünfte

und Erfahrungen ihrer Freunde und

Bekannten zurück (Abb. 1). Bei der

Wahl eines Online-Tourenportals wird

zusätzlich zu den entsprechenden

Angaben von Dauer, Länge, Höhenmeter

etc. und der kartografischen

Darstellung einer Radtour auch die

Möglichkeit der Offline-Nutzung als

wichtiges Kriterium gesehen.

17,1 %

ZEITUNG/

MAGAZINE

16,6 % 11,9 %

ONLINE-

FOREN

TOURISTENINFO

LOKALE

9,8 %

GEDRUCKTE

TOURENBÄNDE

ABBILDUNG 1: Genutzte Medien/Kanäle, um sich über Fahrradtouren in Tirol zu informieren.

4,1 %

ANDERE


70 tirol.sportlich und gesund

tirol.sportlich und gesund

71

wir würden

deine Gemeinde

gerne beschenken!

Die

Unterstützer*innen

Aufbau

der

Tafeln

In einer COPSY-Studie vom Februar 2021 heißt es: „Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit

von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter

verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter

PORTRÄIT

des Mentors

VIDEO-

ANLEITUNG

psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste haben noch einmal zugenommen, auch depressive

Symptome und psychosomatische Beschwerden sind verstärkt zu beobachten.“

ÜBUNGEN

Anzahl und analoge

Ausführung

GERY SEIDL

ANDY HOLZER

ZUR AUTORIN

MAG. (FH) CORINA

KOLLNIG

Corina Kollnig ist seit 2020 bei

der GemNova und arbeitet an

Projekten rund um das Thema

Gesundheit.

c.kollnig@gemnova.at

Die COPSY-Studie wurde bereits zum

zweiten Mal seit Beginn der Corona-Krise

veröffentlicht. Auch weitere Expert*innen

warnen in regelmäßigen Abständen vor

den Auswirkungen der Situation auf Kinder

und Jugendliche. Der „Mental-Fit-Pfad“

in Zusammenarbeit mit acht Persönlichkeiten

kann auf sehr niederschwellige Art

und Weise Kinder und Jugendliche unterstützend

begleiten. Das Projekt wurde vom

Projekt Handschlag initiiert und wird von

Landesrätin Dr. Beate Palfrader und der

Bildungsdirektion unterstützt.

In Form von acht individuell bedruckbaren

Tafeln, die im Umfeld eines Waldweges,

eines Parks usw. kann in kürzester Zeit ein

Mental-Fit-Pfad entstehen. Da das Konzept

auf die mentale Situation von Kindern

und Jugendlichen besonders eingehen soll,

sind diese in der Anzahl der Übungen auf

drei Gruppen aufgeteilt: den Held*innen

(Kindergarten), den Kämpfer*innen (aus

sportlicher Sicht die Volksschule) und den

Meister*innen (ab 14 Jahre). Diese stellen

sich je einer Übung und einer Aufgabe.

Via QR-Code soll so der Erfahrungsschatz

zwischen Persönlichkeiten aus

Spitzen- bzw. Extremsport stattfinden.

Diese erklären über einen persönlichen

Videoclip, der über die Tafeln via Smartphone

abrufbar ist, diverse Übungen oder

Praktiken zur mentalen Entspannung und

zur sportlichen Betätigung. Damit soll es

für Gemeinden, Schulen und Vereine einfacher

werden, mit Bewegung und Spaß

der Problematik entgegenzutreten.

Welche Persönlichkeiten kennen den

Umgang mit mentalen Herausforderungen,

haben diese schon erlebt und

haben daraus ihre eigenen Lehren

gezogen? Gerade im Spitzensport, z. B.

im Umfeld von Extrembergsteiger*innen

usw., gehört die mentale Verfassung zum

„Arbeitsalltag“. Niemand wird bezweifeln,

dass es mit diversen Ängsten verbunden

ist, mit über 100 km/h über einen „Schanzentisch“

zu fahren, einen Achttausender

zu bezwingen oder über Wochen isoliert

zu leben. Wie lösen bzw. gehen Menschen,

die in diesen Bereichen seit Jahren tätig

sind, damit um und welche Lösungsansätze

können sie aus diesen Ausnahmesituationen

an die Gesellschaft weitergeben?

Folgende Persönlichkeiten unterstützen

das Projekt mit einem Beitrag bzw.

Lösungsansatz. Vom Kabarettisten bis zur

Astronautin, vom blinden Kletterer bis zum

erfolgreichsten Olympiateilnehmer Österreichs:

Zahlreiche Persönlichkeiten aus den

verschiedensten Bereichen erzählen von

mentalen Lösungsansätzen und ergänzen

ihren Beitrag mit einer sportlichen Übung.

FELIX GOTTWALD

DR. CARMEN KÖHLER

DIE „HUBERBUAM“

DUNJA ZDOUC

WOLFGANG FASCHING

THOMAS SYKORA

AUFGABE

QR-Code zu einer

Aufgabe des Mentors

Kann dadurch der eigene Umgang mit

mentalen Techniken und sportlicher

Bewegung verbessert bzw. überhaupt

erst erlernt werden? Tatsache ist, alles,

was man mit Neugier und Humor anpackt,

macht zumindest Spaß! Deshalb ist es uns

ein Anliegen, kreative, lustige Aufgaben

und Übungen zu sammeln. Dabei bleibt

unser Ziel klar definiert, und wir versuchen,

den Mental-Fit-Pfad zu einem spannenden

und lustigen Ausgleich zu machen.

mitmachen

& gewinnen

Das Tiroler Projekt wird vom Land Tirol

und der GemNova im Zuge der „Gesunden

Gemeinde“ unterstützt. Gemeinsam verlosen

wir zehn Mental-Fit-Pfade unter allen

Tiroler Gemeinden, Schulen, Vereinen etc.,

die uns bis zum 30. Juli 2021 eine Mail an

Corina Kollnig (c.kollnig@gemnova.at) mit

der Betreffzeile „Mental-Fit-Pfad“ schicken.


72 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund

MIT DEM

73

© TVB Wipptal

WALD.RAST.AKADEMIE

Die GemNova Akademie bietet ab Herbst 2021 Klausurtage für Gemeinderät*innen an

und bereitet die Teams auf neue Herausforderungen vor.

BEWEGT UM DIE WELT

TEAMENTWICKLUNG. KOMMUNIKATION. MENTALTRAINING.

Mit dem neuen Projekt Abenteuerexpress

sollen zukünftig

Schwerpunktthemen für eine

pädagogische Umsetzung in

der schulischen Betreuung

ausgearbeitet werden.

Für den Auftakt des Projektes im kommenden

Schuljahr wurde das Thema Bewegung

und Ernährung gewählt. Unter dem Titel

„Bewegt um die Welt“ werden Kinder spielerisch

mit der Thematik vertraut gemacht.

Die Idee, Kinder für spezifische Themen zu

begeistern und Kolleg*innen in ihrer täglichen

Arbeit in der schulischen Betreuung

zusätzlich mit pädagogischem Material zu

versorgen, wurde geboren. Ein Team von

kreativen und motivierten Köpfen aus dem

pädagogischen sowie projektorientierten

Bereich hat sich schnell zusammengefunden,

um das Fokusthema für das kommende

Schuljahr gemeinsam zu bearbeiten.

Zielsetzung war es, die pädagogische Aufarbeitung

der Materialien so zu gestalten,

dass sie für Kolleg*innen in der schulischen

Betreuung einfach einsetzbar und umsetzbar

sind. Das oberste Credo für das Projekt

ist, Kinder für die spannenden und

zugleich wichtigen Themen zu gewinnen

und zu begeistern. Dabei soll der Abenteuerexpress

keine Eintagsfliege darstellen,

sondern auch die kommenden Jahre mit

unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen

durch die schulische Betreuung dampfen.

Tuuut-tuuut … alle einsteigen! Die Reise

mit dem „Abenteuerexpress – Bewegt

um die Welt“ beginnt. Das Konzept des

Projektes basiert auf einer Reise zu den

Kontinenten dieser Welt, wo Tiere leben,

die spezifische Bewegungen ausführen,

wie beispielsweise der Steinbock, der

gerne im Gelände klettert, das talentierte

Känguru beim Boxen, der Wal als ein

ausgezeichneter Schwimmer. In Form von

Spielen und Sportübungen sollen die spezifischen

Bewegungsformen umgesetzt werden.

Darüber hinaus können auch passend

zu den sportlichen Tätigkeiten Vereine in

die Schule eingeladen werden, die Kindern

Bewegung und Sport näherbringen. Ergänzend

dazu wird das Thema Ernährung aufgegriffen

und anhand von Kochrezepten,

kleinen Kräuteranbauten und Verkostungen

bearbeitet. Kinder kommen so auf den

Geschmack und lernen dabei auch noch,

wie lecker gesunde Ernährung sein kann.

Der Mehrwert des Projektes liegt klar auf

der Hand: Bewegung und Ernährung unterstützen

die Gesundheit und das Wohlbefinden

unserer Kinder. Dies im täglichen

Tun in der schulischen Betreuung einzubinden,

soll Kindern helfen, ein Bewusstsein

und vielleicht auch die eine oder

andere Leidenschaft für Bewegung

und Sport im Alltag zu entwickeln.

Zudem wird das Kollegium in der

schulischen Betreuung in der

Ausübung der Tätigkeit unterstützt

und die Qualität der

schulischen Betreuung optimiert.

Der Start für das Projekt ist für kommendes

Schuljahr 2021/22 angesetzt

und soll mit einer Kick-off-Veranstaltung

mit Kolleg*innen in

der schulischen Betreuung,

pädagogischem Material

sowie Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen

beginnen.

AUTORIN

HEIDI JEHLE

PLÄNE

SCHMIEDEN.

GEDANKEN

SORTIEREN.

ENERGIE

GEWINNEN.

WALD.RAST.AKADEMIE

Ein Naturspektakel dort oben,

dass sich sogar das Wasser

nach rechts dreht.

WWW.GEMNOVA.AT


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Zur Klausur

nach Maria Waldrast

UNTEN: Am Kraftplatz Maria

Waldrast werden für Gemeinderät*innen

ein- oder mehrtägige

Klausurtage angeboten. Teamfindung,

Kommunikation, Stressabbau

stehen dabei im Fokus. (© Maria

Waldrast/Mike Rabensteiner)

Die „Wald.Rast.Akademie“ ist eine bemerkenswerte Initiative des

Mühlbachler Bürgermeisters Alfons Rastner und der GemNova. Rechtzeitig

vor den Gemeinderatswahlen im Februar kommenden Jahres

werden ein- oder mehrtägige Klausurtage für Gemeinderät*innen angeboten.

All das am Kraftplatz Maria Waldrast, am Fuße der Serles.

OBEN: Ruhe. Entspannung.

Erholung. Der

Mühlbachler Bürgermeister

Alfons Rastner

zeigt eindrucksvoll, was

das bedeutet. (© Maria

Waldrast)

Das Zitat wird John Lennon, dem legendären

Beatles-Musiker, zugeschrieben: „Als

ich fünf Jahre alt war, hat mir meine Mutter

gesagt, dass Glück der Schlüssel zum

Leben ist. Als ich zur Schule ging, fragten

sie mich, was ich werden will, wenn ich

groß bin. Ich schrieb ‚glücklich‘. Sie sagten

mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden

habe, aber ich sagte ihnen, dass sie das

Leben nicht verstanden haben.“

Im Wesentlichen ist es aber genau das,

was die breit angelegte Wald.Rast.Akademie

allen Gemeinderät*innen in Tirol

anbietet. „Wir haben ein spezielles Programm

für die Gemeinderätinnen und

Gemeinderäte bei uns im Land ausgearbeitet,

speziell für sie konzipiert, auf ihre

individuellen Bedürfnisse abgestimmt. In

diesen ein- oder mehrtägigen Klausurtagen

geht es somit nicht nur um reine

Wissensvermittlung, sondern insbesondere

um Soft Skills. Der ganze Gemeinderat

erhält dabei die Möglichkeit, zu einem

starken Team zusammenzufinden. Da

geht es um Fragen der Kommunikation

untereinander, um Teamfindung, um das

Sich-aufeinander-Einlassen, ums Zuhören,

um Stressbewältigung“, erklärt Sandra

Wimmer von der GemNova-Akademie.

Nutze den Tag

Carpe diem – nutze den Tag, genieße den

Augenblick. „Wir haben uns ganz bewusst

für Maria Waldrast entschieden“, so Sandra

Wimmer, „weil hier alles perfekt zusammenpasst.

Jeder von uns

braucht mal eine

Auszeit, jede von uns

soll regelmäßig zur

Ruhe kommen.

Gleichzeitig sind wir überzeugt, gerade hier

Gemeindepolitikerinnen und Gemeindepolitiker

bestmöglich unterstützen zu können.

Jeder von uns braucht mal eine Auszeit,

jede von uns soll in regelmäßigen Abständen

zur Ruhe kommen. Das wollen wir

unterstützen, fördern, das entsprechende

Angebot bereithalten.“ Ein Ansatz, den

die GemNova-Akademie übrigens auch in

anderen Bereichen verfolgt.

Was das Besondere an diesen Klausurtagen

neben dem Kraftplatz Maria Waldrast

ist? Der Gemeinderat als Ganzes soll,

kann sich bei diesen Klausurtagen neu finden,

sich besser kennenlernen. Dazu gibt

es dann spezielle Seminare zur Sitzungskultur,

zur Gesprächsabwicklung, zu einer

ausgeglichenen Work-Life-Balance. Und

noch vieles mehr. „Wir wollen die Politikerinnen

und Politiker aus ihrem gestressten

Alltag herausholen, ihnen Zeit schenken,

sie in einer wunderschönen Landschaft

zur Ruhe kommen lassen. Sei es mit Erlebniswanderungen

und Entspannungsübungen,

mit Yoga, Qi Gong oder autogenem

Training, mit Supervisionen, Coachings,

Teambildungsseminaren oder – ganz

ausgefallen – mit Waldbaden“, so Sandra

Wimmer von der GemNova-Akademie.

Ausgewogene Work-Life-Balance

Wir alle leben in unruhigen, ungewissen

Zeiten. Gleichzeitig bringen Globalisierung

und Digitalisierung veränderte Herausforderungen

mit sich. Dafür ist viel Kraft,

Energie, Konzentration, psychische Stabilität

oder körperliche Fitness erforderlich.

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance,

eine umfassende Gesundheitsvorsorge

wird immer wichtiger. Verbunden mit der

Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, sich zu

ordnen, Prioritäten neu zu setzen. Kraftplätze

wie das Wallfahrtskloster Maria

Waldrast laden darum ganz bewusst zum

Verweilen, zum Stressabbau ein. „Dieser

Ort hier ist eine wahre Oase der Stille, der

Ruhe. Diese Atmosphäre tut allen gut, es

gibt wohl keinen besseren Platz, um innere

Einkehr zu halten. Die GemNova hat dies

sofort erkannt und mit ihrer Akademie

die entsprechenden Angebote für Politikerinnen

und Politiker entwickelt. Davon

profitieren letztendlich alle“, so der Mühlbachler

Bürgermeister Alfons Rastner.

Auf über 1.600 Metern, am Fuße der Serles,

dem Altar Tirols, gelegen, ist Maria

Waldrast eines der höchstgelegenen Kloster

Europas. Mit einer ganz speziellen

Aura, einer ganz speziellen Magie. 1429

wurde hier die erste Kapelle errichtet, in

weiterer Folge erlebte der Ort eine überaus

wechselvolle Geschichte mit vielen

Höhen und Tiefen. So hatte Maria Waldrast

im 18. Jahrhundert seine größte

Blüte, mehr als 40.000 Pilger kamen in

jenen Zeiten jährlich hier herauf. Heute

ist das Wallfahrtskloster des Servitenordens

sommers wie winters ein beliebtes

Ausflugsziel, es gibt tolle Seminarräume,

eine ausgezeichnete Gastronomie sowie

gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten.

Die Maria Waldrast ist

eines der höchstgelegenen

Kloster Europas.

Für den Mühlbachler Bürgermeister Alfons

Rastner sind es genau solche Initiativen,

die er ganz bewusst forciert. „Bildung ist in

unserer Gesellschaft einfach unverzichtbar.

Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen,

uns auch mal Zeit zum Luftholen,

zum Abschalten zu gönnen. Denn niemand

von uns kann oder soll dauernd 100 Prozent

geben. Mit unserer Wald.Rast.Akadmie

in Maria Waldrast wollen wir genau

das erreichen.“

ZUR AUTORIN

DIPL. SOZ. PÄD.

CHRISTIANE MAYER

Seit 2019 unterstützt Christiane Mayer die

GemNova als Projektkoordinatorin von Young-

Star und der Wald.Rast.Akademie. Der Sozialpädagogin

und dreifachen Mama ist es wichtig,

den Blick immer wieder auf etwas Neues zu

legen, denn so ergeben sich tolle Chancen und

Möglichkeiten für die eigene Herzensbildung und

persönliche Weiterentwicklung.

Kontakt: c.mayer@gemnova.at


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Sprachliche Förderung

für alle Kinder

als Schlüssel zur Bildung und im Sinne der Chancengerechtigkeit

Die Teamberatung ist eine geförderte Maßnahme für Kindergartenteams

in ganz Tirol zur Einschätzung und Weiterentwicklung der Qualität sprachlicher

Bildung in der elementarpädagogischen Arbeit.

Die Corona-Pandemie hat das Brennglas

noch stärker auf bereits vorher dagewesene

Bildungsungleichheiten von Kindern

aufgrund sprachlicher Barrieren gerichtet.

Dazu gehören beispielsweise Kinder

mit Migrationsgeschichte, die Deutsch als

Zweitsprache ab dem dritten Lebensjahr

in Bildungseinrichtungen erlernen, oder

Kinder aus sozial benachteiligten Familien,

die im familiären Kontext aufgrund

fehlender zeitlicher oder finanzieller Ressourcen

in ihrer Erstsprache Deutsch nicht

ausreichend gefördert werden können. Solche

Kinder brauchen auf ihrem Bildungsweg

genügend Zeit, intensive und positive

Lerngelegenheiten sowie gleichaltrige

und erwachsene Sprachvorbilder, um sich

sprachlich gut entwickeln zu können. Sprache

ist nämlich der Schlüssel zur Bildung

und die Grundlage für eine gesellschaftliche

Teilhabe.

Die aktuelle Lebenswirklichkeit von Kindern

unter der Lupe

Ein im Idealfall dreijähriger Kindergartenbesuch

war schon vor Corona zu kurz

bemessen, um vorhandene Bildungsungleichheiten

von Kindern aufgrund ihrer

Sprachkenntnisse ausgleichen zu können.

In der Praxis zeigt sich, dass nicht nur

in Städten, sondern auch in ländlichen

Gemeinden Kindergartengruppen von

hoher Heterogenität gekennzeichnet sind,

was auf die vielfältigen sprachlichen Entwicklungen

von Kindern zurückzuführen

ist. Die damit verbundenen Herausforderungen

für pädagogisches Fachpersonal

lassen sich folgendermaßen skizzieren: Im

Bildungsalltag gilt es einerseits, ein- und

mehrsprachige Kinder in ihren individuellen

Entwicklungsbedarfen zu fördern und

andererseits, mit Blick auf die Schulbildung,

eventuell vorhandene sprachliche Defizite

„rechtzeitig“ auszugleichen.

Diskriminierende

Praktiken stellen im

aktuellen österreichischen

Bildungssystem

die Realität dar.

Diskriminierende Praktiken wie die Durchführung

von Sprachtestungen vor Schulstart

oder auch das Separieren von Kindern

in Regel- und Sprachstartklassen, je nach

sprachlichem Können, stellen nämlich im

aktuellen österreichischen Bildungssystem

die Realität dar. Sie zeigt auf, dass Kinder

keineswegs barrierefreie Zugänge zur Bildung

erfahren, sondern aufgrund „sprachlicher

Barrieren“ in ihrer gesellschaftlichen

Teilhabe eingeschränkt werden.

Bildungsungleichheiten in der Elementarpädagogik

erkennen und durch professionelle

Sprachbildung ausgleichen

Elementarpädagogische Einrichtungen in

Tirol leben eine inklusive Pädagogik, sprich

eine auf die individuellen Bedürfnisse jedes

Kindes abgestimmte Praxis im Kindergarten,

um Bildungschancenungleichheiten

entgegenzuwirken, das heißt, Kindern

eine Lernumgebung zu bieten, die sie vor

sprachlicher Diskriminierung schützt. Pädagogische

Fach- und Assistenzkräfte wissen

um die Bedeutung von Interaktionsqualität

und deren Merkmale, welche jedem

Gespräch mit Kindern innewohnen muss,

um als gelingende sprachförderliche Situation

genutzt werden zu können. Kindergartenteams

wissen um das Potenzial eines

ressourcenorientierten Blicks auf Kinder,

unabhängig von ihrem sprachlichen Bildungskapital,

und nutzen diesen zur Stärkung

des Selbstwertgefühls bzw. Identitätsbewusstseins

jedes Kindes als basale

Voraussetzung für seine erfolgreiche Teilhabe

auf seinem Bildungsweg.

Möglichkeiten der pädagogisch fachlichen

Begleitung durch die Sprachberatung

– individuelle Teamberatung in

Tiroler Kindergärten als gefördertes

Qualitätsangebot

Damit sich elementarpädagogische Teams

im Kindergarten als Sprachförder*innen

von Kindern professionell begleitet fühlen,

werden im Rahmen der Sprachförderung

gemäß der Vereinbarung nach Art. 15a

B-VG über die Elementarpädagogik seitens

des Landes Tirol Fördermittel zur Durchführung

von ganzjähriger Sprachberatung

für Kindergärten vor Ort zu Verfügung

gestellt. Diese können von allen Erhaltern

von Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen

jährlich beantragt werden.

Die Tiroler Sprachberater*innen unterstützen

jedes Kindergartenteam prozessbegleitend

in seinen individuellen Praxisherausforderungen

und insbesondere bei der

„pädagogischen Gratwanderung“, eine ausgewogene

Balance zu finden zwischen dem

eigenen Sprachbildungsverständnis (Befähigung

von Kindern, sich mit ihren Potenzialen

individuell entwickeln zu können)

und den sprachlichen Bildungsstandards,

welche als Maßstab für schulische Bildung

vorgegeben werden. Die Angebote, die im

Rahmen der Teamberatung in Anspruch

genommen werden können, reichen von

der Intervision über Themenworkshops,

Fallbesprechungen bis zum Mentoring im

pädagogischen Alltag. Gemeinden als inklusives

Lebensumfeld mit wertvollen Ressourcen

zur Unterstützung von Teilhabemöglichkeiten

für alle Kinder auch abseits

von Schule und Kindergarten birgt unsere

vielfältige Gesellschaft enormes Potenzial,

sich für die Chancengerechtigkeit von

Kindern einzusetzen und ihnen barrierefreie

Zugänge zu sprachlichem Lernen zu

ermöglichen. So können Gemeinden im Sinne

eines Sprachennetzwerkes genutzt werden,

in dem Kinder in ihrem unmittelbaren

Lebensumfeld durch gezielte Angebote in

Sport-, Kultur- oder auch Traditionsvereinen

alltagsintegrierte sprachförderliche Beteiligungsformen

finden.

Hinweise zur Beantragung von Fördermitteln

im Rahmen der Sprachförderung

für Erhalter*innen von Kinderbildungsund

Betreuungseinrichtungen

Damit Erhalter*innen von Kindergärten

auch im kommenden Jahr 2021/22

Zuschüsse zu den Personalkosten für die

Durchführung von Maßnahmen der Sprachförderung

gewährt werden können, sind alle

Förderanträge mittels Online-Formular bei

der Abteilung Arbeit und Gesellschaft der

Tiroler Landesregierung bis spätestens vor

© un attimo/Kaser

MAG.

ELISABETH MAYR

STADTRÄTIN

Beginn der Maßnahme (= vor 1. September

2021) einzubringen. Nähere Informationen

zur Förderabwicklung bzw. zu den

erforderlichen Unterlagen finden sich auf

der Homepage des Landes Tirol: https://

rb.gy/oxmwwy

Die Stadt

Innsbruck

legt als Erhalterin

großen

Wert auf die

Qualität der

pädagogischen

Arbeit.

Ein essenzieller Teil davon ist die alltagsintegrierte Sprachförderung, die in

allen 30 städtischen Kindergärten gelebt wird. Die Umsetzung der Teamberatung

wird deshalb in allen städtischen Betrieben forciert. Leitungen, die

schon eine Teamberatung in Anspruch genommen haben, fühlen sich durch

die individuelle Beratung ihrer Sprachberaterin sehr gut begleitet und auch

bestärkt, was sich positiv auf die tägliche Praxis und somit die pädagogische

Qualität im Sinne der Kinder auswirkt.

ZUR AUTORIN

MAG. NINA REDLICH, MA ECED

Leiterin des Teams Sprachberatung des Landes

Tirol und Koordinatorin des Fachbereichs Elementarpädagogik

im GemNova-Bildungspool Tirol.

Kontakt: n.redlich@gemnova.at

ZUKUNFT

GEMEINDE -

AGENDA 2030

Im Rahmen des Projekts

„ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda

2030“ wird im aktuell stattfindenden

Arbeitskreis „Kinderbildung

und -betreuung“ nach gelingenden

kommunalen und interkommunalen

Handlungskonzepten

zur Vernetzungsarbeit von

Gemeinden im Bereich der Kinderbetreuung

wie auch in Bezug

auf Bildungsangebote gesucht,

welche die Chancengleichheit

von Kindern im Fokus hat.


78

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 79

KLAUSNER

DER PARTNER

FÜR VIDEO-

KONFERENZEN

BILD: Immer mehr

Geschäftskunden

setzen in diesen Tagen

auf Videokonferenzen.

(© Clevertouch)

Die Firma J. Klausner Professional

Multimedia GmbH mit Sitz in

Innsbruck ist der Partner für professionelle

audiovisuelle Lösungen.

Bei den Geschäftskunden werden

derzeit insbesondere Videokonferenzen

stark nachgefragt.

“IMPACT Plus Serie” —

So viel mehr als nur ein

interaktiver Touchscreen!

Leistungsstark und funktionsreich - Die UX Pro Serie ist

für die Zusammenarbeit optimiert und ermöglicht es

Ihnen, Ihr Potenzial zu maximieren:

Von Empfangs- über Buchungssysteme bis hin zu

interaktiven Displays in Besprechungen!

Connecting people with technology.

Für Jasmin Klausner ist die weitere Entwicklung

im audiovisuellen Bereich ganz

klar: „Im vergangenen Jahr wurden 80 Prozent

aller Konferenz- und Besprechungsräume

weltweit mit Touchdisplays ausgestattet.

Der E-Learning-Markt wächst im

Businessbereich jährlich um 15 Prozent

und wird sich in den kommenden fünf Jahren

somit verdoppeln.“

UNSER

ERFOLGSREZEPT IST

DIE QUALITÄT

DER PLANUNG UND

DIE GEWISSENHAFTE

AUSFÜHRUNG.

Das 2005 gegründete Familienunternehmen

Klausner hat sich auf die Planung und

den Verkauf von professionellen audiovisuellen

Lösungen spezialisiert. Ihr Erfolgsrezept

dabei ist die Qualität der Planung und

die gewissenhafte Ausführung.

Außerdem haben sie die Generalvertretung

der Firma Clevertouch für Österreich,

Liechtenstein und Südtirol. Clevertouch

ist in diesem Bereich Marktführer,

was auch durch viele internationale Auszeichnungen

bestätigt wird.

Starke Nachfrage bei Videokonferenzen

Besonders stark nachgefragt werden derzeit

Videokonferenzsysteme und andere

Werkzeuge zum kollaborativen Arbeiten.

Diese Werkzeuge für Remote Meetings

sind für Unternehmen natürlich nicht nur

in Krisenzeiten wertvoll. Jasmin Klausner:

„Videokonferenzen ermöglichen schnellere

Entscheidungen und erhöhen damit die Produktivität,

sorgen für stärkere Effizienz und

reduzieren auch die Reisekosten. Natürlich

können Videokonferenzen ein persönliches

Meeting nicht ersetzen, sie sind aber schneller

umsetzbar, für die Teilnehmenden

weniger strapaziös und deutlich umweltfreundlicher.“

Ausstellungsfläche verdreifacht

Aufgrund dieser Digitalisierung ist das Sortiment

der Firma Klausner in den vergangenen

Monaten massiv gewachsen. „Wir

haben unseren Schauraum in der Eduard-Bodem-Gasse

6 in Innsbruck umgebaut,

die entsprechende Ausstellungsfläche

verdreifacht, außerdem auch die restlichen

Büroräumlichkeiten erweitert“, so Jasmin

Klausner. Der große Schauraum bietet die

einzigartige Gelegenheit, sich mit mobilen

Systemen, mit elektrischen und manuellen

Höhenverstellungen, aber auch mit

verschiedenen Video- und Audiokonferenzlösungen

im Detail auseinanderzusetzen.

DIE VORTEILE

VON CLEVER-

TOUCH-LÖSUNGEN

AUF EINEN BLICK:

+ Interaktive und vielfach prämierte

Touchdisplays oder

professionelle Non-Touch-

Displays

+ Geeignet für Konferenz-, Besprechungs-

und Schulungsräume

wie auch für Webinaranwendungen

+ Kabellose Präsentationslösungen

+ Partnerschaften mit den führenden

Herstellern

+ Arbeiten Sie mit Räumen wie

Zoom Rooms oder MS Teams

Rooms – ein Klick zum Beitritt

von Videokonferenzen, ein Klick

zum Teilen von Inhalten

+ Leistungsstarke Sicherheit

und verbesserte Produktivität

+ Optimale Lösungen für jede

Raumgröße

+ Interaktive Whiteboarding-

Funktionen

klausner.at | +43 512 391940 | clevertouch@klausner.at

#clevertouch


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Pitsch.

Patsch. Bum.

NETFLIX

FÜR

GEMEINDE-

R ÄTE

AUTORIN

SANDRA WIMMER

„WISSEN IST DIE

MACHT ZU WISSEN,

WAS MAN BESSER

NICHT MACHT.“

Auf einmal war alles anders. Von gestern

auf heute musste im Bildungssektor vollkommen

neu gedacht werden. Was vor

nicht einmal zwei Jahren noch vollkommen

unvorstellbar war, ist knappe 365

Tage später allgegenwärtig. Die Rede ist

von digitaler Wissensvermittlung.

Gerhard Uhlenbruck sagte einst:

„Wissen ist die Macht zu wissen,

was man besser nicht macht.“

Kaum ein Zitat hat die GemNova

Akademie im Bereich des E-Learnings

so begleitet wie dieses. Der

Hintergrund ist sehr simpel, denn auf einmal

sollte alles, aber wirklich alles als

E-Learning abgebildet werden. Schnell wurde

klar, dass dies weder sinnvoll geschweige

denn zielführend ist. Deshalb fiel der

Entschluss, dass sich das Projektteam

auf die Konzeptionierung und Erarbeitung

einer Learning-Experience-Plattform zur

Wissensvermittlung von gemeindepolitischen

Inhalten für Gemeinderäte*innen

beschränken wird.

Was kann man sich darunter vorstellen?

Naja. Eine Kollegin von uns vergleicht es

gerne mit Netflix. Nur noch besser. Wissensaneignung

passiert heutzutage deutlich

abwechslungsreicher, selbstgesteuert

und auf die Lernenden abgestimmt.

Inhalte werden mittels mediendidaktischer

Methoden heruntergebrochen und

in kleinen Häppchen zum Lernen auf einer

Lernplattform (learning experience plattform,

kurz LXP) serviert. Dies bedeutet,

dass die Handhabung intuitiv steuerbar

ist und der Inhalt qualitativ hochwertig,

ansprechend sowie zielgruppenorientiert

für Gemeinderäte*innen aufbereitet wird.

Was soll diese LXP bringen?

Sie ermöglicht das Aneignen von Wissen,

welches Gemeinderäte*innen benötigen,

um sachlich fundierte Entscheidungen

treffen zu können. Sei es rechtliches Wissen

rund um die Tiroler Gemeindeordnung

oder auch vertiefende Kenntnisse zur Bauordnung.

Der Unterschied liegt darin, dass

die Lerneinheiten in kurzen Sequenzen

ortsunabhängig gelernt werden können.

Aber die Gemeinschaft und der soziale

Kontakt sind doch auch wichtig?

Ja klar! Deshalb wird auch der soziale

Erfahrungsaustausch berücksichtigt.

Allerdings wird dieser auch über moderne

Wege ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich

Gemeinderäte*innen über ganz Tirol vernetzen

können.

Wie diese moderne Wissensvermittlung

genau aussehen wird und ob es für das

Team möglich war zu wissen, was besser

nicht gemacht wird, wird in der nächsten

Ausgabe des Magazins im Detail vorgestellt.

Bis dahin heißt es gespannt bleiben

und sich auch Gedanken darüber machen,

was denn für Sie als Gemeinderätin bzw.

Gemeinderat wichtig zu wissen wäre.

Gerne können Anliegen und Anregungen

zu Schwerpunktthemen an die Projektverantwortliche

Sabine Gatt (s.gatt@

gemnova.at) geschickt werden.


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FLEXIBLE KINDERBETREUUNG

LEICHT GEMACHT –

DAS KONZEPT HORT

In zahlreichen Gemeinden Tirols wird das Konzept Hort als ein außerschulisches

Angebot zur Betreuung von Kindern im schulpflichtigen Alter bereits angeboten. Die

Flexibilität des Hortes bietet Eltern die Möglichkeit, den Alltag mit Kindern einfacher

zu gestalten und Familie und Beruf in Einklang zu bringen.

Mahlzeit!

WAS VERSPRICHT DAS KON-

ZEPT HORT FÜR KINDER?

In einem Hort, der eine Kinderbildungs- und

Betreuungseinrichtung darstellt, werden

Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren

von pädagogischem Fachpersonal gefördert

und betreut. Dabei kann man sich folgenden

Tagesablauf vorstellen: Um ca. 12.00

Uhr trudeln die Kinder aus der Schule im

Hort ein. Dort können sie bis 13.00 Uhr

die Zeit zum Spielen, Austoben oder auch

zum Ruhen nutzen. Um 13.00 Uhr findet

dann das gemeinsame Mittagessen statt,

wo die Kinder bereits beim Tischdecken

usw. aktiv eingebunden werden. Nach dem

Mittagessen ist es Zeit für die Hausaufgabenbetreuung.

Dabei steht das pädagogische

Fachpersonal als Ansprechpartner

für Hilfestellung zur Verfügung. Ab ca. 14.30

Uhr heißt es dann ab in die Freizeit. Dort

können Kinder am pädagogischen Angebot

teilnehmen, aber auch die Gelegenheit nutzen,

ihren eigenen Interessen nachzugehen.

Dabei sind die Pädagog*innen vor Ort sehr

bemüht, die individuelle Entfaltung des einzelnen

Kindes sowie der gesamten Gruppe

zu unterstützen.

den Hort auch in den Ferienzeiten zu öffnen.

Gerade im vergangenen Jahr war es

für viele Eltern eine Herausforderung,

in Zeiten von Homeschooling auch noch

Ferienzeiten zu überbrücken. Genau dort

unterstützt das ganzjährige Konzept

des Hortes Eltern immens in deren Alltagsmanagement

mit Kindern. Zu wissen,

dass Kinder gut aufgehoben sind, den Tag

mit ihren Freund*innen verbringen können

und auch bei den Hausaufgaben unterstützt

werden, bietet einen essenziellen

Rahmen für die Vereinbarkeit von Familie

und Beruf.

WELCHEN MEHRWERT BIETET

EIN HORT FÜR GEMEINDEN?

Die Kinder sind die Zukunft jeder Gemeinde.

Sie sind kleine Bürger*innen, die aufwachsen

und auf ihrem Weg durch Maßnahmen

in der Betreuung durch die Gemeinde

begleitet werden können. Die Gemeinde

ermöglicht Eltern durch die Installierung

eines Hortes eine flexible, einfache und

ganzjährige Kinderbetreuung die von pädagogischem

Fachpersonal ausgeführt wird.

Wir, die GemNova Bildungspool Tirol gem.

GmbH, unterstützen Gemeinden gerne bei

der Umsetzung des Konzeptes Hort, vom

Personaleinsatz über die Betreuung und

Supplierung sowie Weiterentwicklung der

Kolleg*innen im pädagogischen Bereich

durch Fort- und Weiterbildung bis hin zu

Kollegialer Beratung, Supervision u. v. m.

Dies schafft nicht nur Planungssicherheit in

Gemeinden, sondern führt auch zur Entlastung

in der Organisation. Durch den Einsatz

von Koordinator*innen und Teambetreuer*innen

im Bildungspool können

pädagogische Fachkräfte in ihrem täglichen

Tun gezielt unterstützt und

gefördert werden und haben dadurch

immer eine*n Ansprechpartner*in für

alle beruflichen Themen und Belange.

Mit Jausengeld.at, dem intelligenten

Essensgutschein gib's mehr Knödel für

a e!

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WELCHE VORTEILE BIETET

EIN HORT FÜR ELTERN?

Der Hort bietet durch flexible Abholzeiten

und einer unkomplizierten Planung bei der

Kinderbetreuung eine Entlastung für Eltern.

Zudem gibt es die Möglichkeit, bei Bedarf,

Der Mehrwert für Gemeinden zeichnet

sich dadurch aus, dass die Bürger*innen

– ob Groß oder Klein – in ihren Bedürfnissen

unterstützt und dadurch Familien in

ihrem hektischen Alltag massive Unterstützungsleistung

erfahren. Dies zeichnet

eine Gemeinde als familienfreundlich und

bedarfsorientiert aus.

ZUR AUTORIN

HEIDI JEHLE, MBA

Heidi Jehle ist seit 2018 im GemNova-

Bildungspool tätig und ist für die Projektentwicklung

und Förderung der Weiterentwicklung

der Kolleg*innen in der schulischen

Betreuung verantwortlich.

Kontakt: h.jehle@gemnova.at


84 tirol.blickt über die Grenzen tirol.blickt über die Grenzen

85

LERNEN VOM

ERFOLGSMODELL INKOBA

Tiroler Delegation auf Exkursion in Oberösterreich: Eine Delegation aus dem Tiroler Bezirk

Kitzbühel besuchte Ende April Oberösterreich und schaute sich drei unterschiedliche INKOBA-

Modelle vor Ort an. INKOBA steht für „Interkommunale Betriebsansiedlung“. Fünf Gemeinden

um St. Johann in Tirol wollen einen gemeindeübergreifenden Betriebsstandort nach dem oberösterreichischen

Vorbild entwickeln.

OBEN: Die INKOBA-Delegation

aus Tirol bei ihrem

Besuch im INKOBA-Betriebsbaugebiet

Freistadt-Süd.

(© Business Upper Austria)

Lengau

Freistadt

Schwanenstadt Steyr

Salzkammergut Nord

ZUR AUTORIN

MAG. PETRA DANHOFER

Als Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation

bei Business Upper

Austria kümmert sich Petra Danhofer

um Pressearbeit, Medienkooperationen

und Kundenmagazine der oberösterreichischen.

Standortagentur.

Am 28. April 2021 hat sich die Tiroler Delegation

bei oberösterreichischen INKOBA-

Verbänden vor Ort informiert. Die Bürgermeister*innen

der fünf Gemeinden

St. Johann in Tirol, Going, Reith, Kirchdorf

und Oberndorf in Tirol, Vertreter*innen des

Tiroler Regionalmanagements, der Tiroler

Ansiedlungsagentur und der GemNova nahmen

an der Exkursion teil.

1.000 Arbeitsplätze geschaffen

Erste Station war die INKOBA-Region Freistadt,

der größte INKOBA-Verband Oberösterreichs.

Alle Gemeinden des Bezirks

Freistadt sind Mitglied. Sie bewirtschaften

mittlerweile neun Standorte gemeinsam.

Die angesiedelten Unternehmen haben

1.000 Arbeitsplätze in der Region geschaffen.

Obmann Bürgermeister Friedrich Stockinger

erklärte, warum die INKOBA in der

Region zur Selbstverständlichkeit geworden

ist: „Es werden alle Beschlüsse einstimmig

gefasst. Das Argument, dass sämtliche

Wohnlandgemeinden im Umland die Fachkräfte

für die Standortgemeinden liefern,

hat alle Gemeinderäte zur Aufteilung der

Kommunalsteuer überzeugt.“

www.freistadt.inkoba.at

Innovative Powerregion

Zweiter Halt war die Powerregion Enns-

Steyr, zu der sich acht Gemeinden zusammengeschlossen

haben. Sie bearbeiten die

gemeinsame Raumordnung, gemeinsame

Betriebsstandortentwicklung und gemeinsame

Regionalentwicklung. Die ersten

Betriebe haben am Standort Asten/St. Florian

mit den Bauarbeiten begonnen. Mit

innovativen Baulandsicherungsverträgen

finanziert die jeweilige Standortgemeinde

die Infrastruktur. „Alle Gemeinden müssen

ihre Fläche der INKOBA anbieten, und

es wird einstimmig beschlossen, welche

Standorte entwickelt werden“, erläutert

Obmann Bürgermeister Christian Kolarik.

www.power-region.at

Bundesländerübergreifende Zusammenarbeit

Zwei oberösterreichische und zwei Salzburger

Gemeinden haben 2007 die bundesländerübergreifende

INKOBA Lengau

gegründet. Mittlerweile sind mehr als 400

Arbeitsplätze entstanden. Seit drei Jahren

teilen sich die vier Gemeinden die Kommunalsteuern.

Oberösterreich hat die günstigen

Grundstücke beigesteuert, Salzburg

die Errichtung der Infrastruktur. Die Kommunalsteuern

jener Unternehmen, die das

Bundesland gewechselt haben, fließen ins

ursprüngliche Bundesland zurück. Das ist

ein wichtiges Argument bei der Vermarktung

des Standorts.

Vorteil: schnelle Verfahren

Obmann Bürgermeister Erich Rippl weiß,

warum die INKOBA Lengau so gut funktioniert:

„Insbesondere die kurze Verfahrensdauer

bei der Flächenwidmung in

Oberösterreich ist für die Unternehmen

ein wesentlicher Standortfaktor. Beispiel

KS Pharma: Erstgespräch im Dezember,

Handschlag für Kaufvertragsunterzeichnung

am 12. Jänner, Gemeinderatsbeschluss

im Februar. Die rechtskräftige

Widmung erfolgte im April. Gleichzeitig

war die Einreichplanung fertig und die

bau- und gewerberechtliche Verhandlung

abgeschlossen. Baubeginn war im

Mai und Inbetriebnahme im November.“

www.standortooe.at/inkoba

Kooperation ist Trumpf

Kein anderes Bundesland verfügt auch nur

annähernd über eine derartige Dichte von

kooperierenden Gemeinden wie Oberösterreich.

Mit der im Dezember 2020 gegründeten

INKOBA-Region Schwanenstadt

gibt es bereits 29 gemeindeübergreifende

Kooperationsgemeinschaften im Land ob

der Enns. 295 der 438 Gemeinden sind

in INKOBA-Verbänden und Wirtschaftsparks

organisiert. Das sind zwei Drittel aller

Gemeinden Oberösterreichs.

RECHTS: Die INKOBA Salzkammergut Nord

hat im April 2021 einstimmig einen neuen

Obmann gewählt. V. l.: Der neue Obmann, Herbert

Schönberger aus der Gemeinde St. Konrad,

sein Vorgänger Bürgermeister Hans Kronberger

aus der Gemeinde Kirchheim und Rainer Edelsbrunner

von Business Upper Austria.

(© Business Upper Austria)

Vorteile für Gemeinden

Zahlreiche Vorteile für Gemeinden

machen das INKOBA-Modell in Oberösterreich

so erfolgreich, erklärt die Leiterin

der Abteilung Investoren- und Standortmanagement

bei Business Upper Austria,

Tanja Spennlingwimmer: „Durch das

gemeinsame Entwickeln, Erschließen

und die gemeinsame Vermarktung von

Betriebsstandorten können sich die Kommunen

sowohl die Kosten als auch die

Erträge teilen. Das erleichtert die Finanzierung.“

Alle Gemeinden einer Region –

auch jene mit geringerem Standortpotenzial

– profitieren von der Aufteilung der

Kommunalsteuern. Weil Schwerpunkte

miteinander abgestimmt werden, werden

Nutzungskonflikte und Standortkonkurrenz

vermieden. Und nicht zuletzt entlasten die

Synergien die Gemeinden organisatorisch.

Standortagentur ist kompetenter Partner

Bei all diesen Vorhaben übernimmt die

oberösterreichische Standortagentur die

Rolle des Förderers und Beraters. „Noch

heuer werden wir einzelne Aspekte des

INKOBA-Modells überarbeiten und an die

aktuellen Rahmenbedingungen anpassen“,

sagt Spennlingwimmer. In den vergangenen

Monaten hat Business Upper

Austria beispielsweise Möglichkeiten für

ein steuerlich optimiertes Vorgehen analysiert.

Die Plattform

www.inkoba.at ist eine

umfassende Wissensdatenbank,

u. a. mit

hilfreichen Dokumenten

zum Download.

KOMMENTAR

VON GEORG

KEUSCHNIGG

RECHTS: Im Stift St. Florian

erklärte Bürgermeister Christian

Kolarik das INKOBA-Modell der

Powerregion Enns-Steyr. Auch die

INKOBA-Delegation aus Tirol war

Gast. (© Business Upper Austria)

Gewerbegebiete: Die oberösterreichische

Politik der Flächensicherung

69 Prozent der 438 oberösterreichischen

Gemeinden sind Mitglied eines INKO-

BA-Gemeindeverbandes (interkommunales

Gewerbegebiet). Wie der frühere

Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und der

Geschäftsführer von Business Upper Austria,

Werner Pamminger, in einem Hintergrundgespräch

mit der Tiroler Delegation

berichteten, war es von Beginn an das Ziel,

für die bestehenden Betriebe Erweiterungs-

flächen vorzuhalten und für mögliche Neuansiedlungen

Flächen rasch und zu verlässlichen

Preisen verfügbar zu haben. Zudem

galt es, Arbeitsplätze in die ländlichen Regionen

zu bringen. Bei den erfolgreicheren

INKOBAS sind die Infrastrukturinvestitionen

bereits refinanziert, sodass die Gemeinden

schon Rückflüsse lukrieren können.


86 tirol.ist schön

tirol.ist schön

87

BAUMTRAUM

Bäume und Fotografie haben eines gemeinsam: Sie entfalten ihre Wirkung mit der

Aufmerksamkeit, die Mensch ihnen entgegenbringen. Ich mag Bäume. Sie machen mich ruhig, riechen

wunderbar und lassen mich zusehen, wie sie im Wind tanzen.

UNTEN:

Baum mit alter Villa, Telfs

(© Michael Putzlocher)

DER BAUM

KENNT ALLE

GESCHICHTEN

DIESES HAUSES.

LINKS:

Blätter „Unter dem Baum

liegen, nach oben sehen und

auf den Wind warten …“

(© Michael Putzlocher)

OBEN

Baum mit alter Villa, Telfs

(© Michael Putzlocher)


88 GemNova.inside tirol.ist schön

tirol.ist schön

89

RECHTS:

Bäume mit Ausblick

ins Inntal, Weerberg.

(© Michael Putzlocher)

MEINE

LIEBLINGSBÄUME

HABEN NAMEN.

WIR BEGRÜSSEN

UNS, WENN WIR

UNS SEHEN.

OBEN:

Hausbaum, Wildermieming

„Unzertrennliche Freunde“

(© Michael Putzlocher)

LINKS:

Baumhaus, Pollingberg.

„Der beste Spielplatz

meiner Kindheit“

(© Michael Putzlocher)

ZUM FOTOGRAFEN

MICHAEL

PUTZLOCHER

Michael Putzlocher ist

Fotograf und Digital Creator.

Sein Studium absolvierte

er an der FH Multi-

MediaArt in Salzburg. In

Michaels Studio in Telfs

und On-Location fertigt

er ausdrucksstarke,

positive und wirkungsvolle

Portraits für Menschen,

Orte und Unternehmen.


90 tirol.Politik tirol.Politik 91

ICH

BRENNE

Für Die

gemeinde

OBEN: Christoph Walch wurde

als 21-Jähriger in den Gemeinderat

gewählt, seit 2016 ist er nun

Vizebürgermeister von Telfs.

(© Mitspieler)

ZUM AUTOR

MAG. REINHOLD OBLAK

Aufgewachsen in Kärnten studierte

er an den Universitäten Wien und

Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,

Konzernsprecher, Vorstand und

Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der

GemNova für die Unternehmenskommunikation

zuständig.

Kontakt: r.oblak@gemnova.at

Sein großes moralisches, auch politisches

Vorbild war sein Opa. Damals

schon Sozialdemokrat, ausgerechnet im

pechschwarzen Ötztal. Das will schon

was heißen. Christoph Walch selbst ist

heute Vizebürgermeister in Telfs. So

überraschend es dazu auch kam, so sehr

brennt er für die Gemeindepolitik. Weil

es die ehrlichste, die direkteste Art ist,

für die Menschen da zu sein.

Es wird wohl nicht viele geben, die im zarten

Alter von 14 Jahren bereits einer Partei

beitreten. Bei Christoph Walch war es

allerdings so. „Ich komme aus einem sehr

politischen Elternhaus, einem noch politischeren

Großelternhaus. Mein Opa war

damals einer der ganz, ganz wenigen Sozialdemokraten

im Ötztal. Da gab es eigentlich

nur scharfen Gegenwind, der ist sogar

noch bei mir angekommen. Mein Opa war

CHRISTOPH

WALCH

mein moralisches, mein politisches Vorbild.

Er hat sein ganzes Leben lang für eine bessere

Gesellschaft gekämpft. Das habe ich

fast mit der Muttermilch aufgesogen.“ Mit

14 Jahren tritt er also der grünen Partei

bei, bei der ersten Landesversammlung

wählt der junge Kerl dann auch Georg Willi

zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.

„Das war für mich schon unglaublich

beeindruckend, damals.“

Geboren ist er ja im Ötztal, in Längenfeld,

doch aufgewachsen und sozialisiert

wurde Christoph Walch in Telfs. „Mein

absoluter Lieblingsort, nirgendwo sonst

in der Welt möchte ich leben.“ Während

seiner Gymnasialzeit in Stams engagiert

er sich bei der „Aktion kritischer

Schüler“, das Diskutieren gefällt ihm,

das Aufeinanderprallen verschiedener

Meinungen.

„GUTE ARBEIT IN DER GEMEINDESTUBE

ALLEIN NUTZT ÜBERHAUPT NICHTS, MAN MUSS DIE

MENSCHEN ERREICHEN, DIREKT BEI IHNEN SEIN.“

Danach beginnt er mit dem Studium der

Theologie in Innsbruck, ausgerechnet, doch

irgendwann erkennt er, dass dies nicht

sein Weg ist. Er arbeitet bei der Jugendwohlfahrt

als Betreuer, bei den Grünen als

Bezirkskoordinator, etwas später macht er

sich selbstständig. Zwischenzeitlich wird

er von einer Gemeindevorständin in Telfs

angesprochen: ob er nicht auf ihrer Liste

kandidieren möchte, gleich auf Platz zwei.

„Die hat sich damals unglaublich stark für

mich eingesetzt, so bin ich als 21-Jähriger

doch tatsächlich in den Gemeinderat eingezogen.

Das war 2004.“

Lernen. Lernen. Lernen.

Natürlich waren die ersten Jahre im

Gemeinderat hart, sehr hart. „Wir haben

da massiv Opposition gemacht, einfach

versucht, unsere Anliegen durchzusetzen.

Gelungen ist uns gefühlt wenig bis gar

nichts. Aber ich habe in diesen Jahren

fast alles über Politik gelernt. Inhaltlich,

taktisch, menschlich. Das war schon sehr,

sehr wichtig für mich.“

Seine wichtigste Erkenntnis: „Gute Arbeit

in der Gemeindestube allein nutzt überhaupt

nichts, man muss die Menschen

erreichen, direkt bei ihnen sein.“ Der junge

Gemeinderat geht darum hinaus in den

Ort, setzt sich an die Stammtische und

in die Cafés, diskutiert leidenschaftlich,

hört zu, macht sich die eine oder andere

Notiz. Innerhalb seiner eigenen Partei

wird er deshalb als „Wirtshausgrüner“

bezeichnet. Christoph heute dazu: „Das

kann schon stimmen. Ich fühle mich einfach

an den Stammtischen wohler als im

Elfenbeinturm der allwissenden Politik.

Wer die Leute nicht mag, sollte nicht in

die Politik gehen.“

Bei der Gemeinderatswahl im Jahre 2016

dann die große Überraschung: Zum einen

schafft er aufgrund vieler Vorzugsstimmen

den direkten Einzug in den Gemeinderat,

zum anderen wird er völlig ungeplant

zum Vizebürgermeister gewählt. „Da

hat es im Vorfeld einige taktische Spielereien

gegeben. Und wie es halt oft so

ist: Wenn sich zwei streiten, freut sich

der Dritte. Und so bin dann ich zu meiner

großen Überraschung bei der konstituierenden

Sitzung zum Vizebürgermeister

gewählt worden.

Was sich in der neuen Position für ihn

geändert hat? „Ich erhalte mehr Informationen,

darf mehr mitentscheiden, bin

auch informell plötzlich besser vernetzt.“

Wobei: Parteipolitik spielt in der Gemeinde

eine eher untergeordnete Rolle, die Inhalte

überwiegen, geht es doch um die Sache.

„Ich habe zu den meisten Mandatarinnen

und Mandataren ein ausgezeichnetes Verhältnis“,

so Christoph Walch.

Arbeiten. Arbeiten. Arbeiten.

Was er insbesondere den jungen Menschen

mitgeben will? „Die eigentliche

Arbeit findet in den Ausschüssen statt.

Da werden die Ideen eingebracht, diskutiert,

da wird um eine gemeinsame Lösung

gerungen. Wer wirklich etwas verändern

Die Gemeindeschmiede

Eine gemeinsame Initiative von Land Tirol,

Tiroler Gemeindeverband und der GemNova.

Ziel ist es, junge Menschen zwischen 15

und 30 Jahren für die Gemeindepolitik zu

begeistern. Denn genau dort können Ideen

am besten eingebracht und umgesetzt werden.

Unter dem Motto „Was kann i fia mei

Gemeinde dia“ finden derzeit in allen Bezirken

Tirols große Auftaktveranstaltungen

statt. Die aktuellen Details dazu finden

sich auf: www.gemeindeschmiede.at

will, muss in die Ausschüsse und dort

intensiv arbeiten. Wer nur bei den öffentlichen

Gemeinderatssitzungen große Sprüche

klopft, der ist ein PR-Politiker, der will

nicht wirklich etwas bewegen.“

So ist es auch kein Wunder, dass Christoph

seine eigene Arbeit als Obmann

des Verkehrsausschusses nicht überbewerten

will: die Temporeduktion und Einführung

des verpflichtenden 40ers auf

Gemeindestraßen, die Begegnungszone

und das Blindenleitsystem im Zentrum,

der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs

usw. „Das haben wir alle gemeinsam

geschafft, einer allein kann nichts

umsetzen.“ Wobei es zu alledem auch

einen netten Witz gab, der in Telfs die

Runde machte: „Warum man im Ort den

40er eingeführt hat? Weil man aufgrund

der unzähligen Schlaglöcher in den Straßen

ohnehin nicht schneller fahren kann.“

Natürlich will er bei der Wahl im Februar

2022 wieder kandidieren, voraussichtlich

sogar als Spitzenkandidat. Und ja, je

mehr junge Menschen und auch Frauen

sich für die Politik begeistern, desto besser.

„Es ist einfach wichtig, auch heute

für eine bessere Gesellschaft zu brennen,

dafür zu kämpfen. Schritt für Schritt Veränderungen

durchzusetzen. Es geht halt

um die Sache, um die Menschen im Ort.“

Das könnte auch der Opa von Christoph

Walch gesagt haben.

Die Gemeindeschmiede ist überparteilich,

das heißt, jede und jeder kann und soll hier

mitmachen. Nur wer sich engagiert, wer

sich einbringt, kann auch tatsächlich etwas

verändern. Was sich Ernst Schöpf, der Präsident

des Tiroler Gemeindeverbandes

ausdrücklich wünscht. „Junge Menschen

sollen auf den unterschiedlichsten Listen

kandidieren. Einfach weil dadurch die

ganze Breite des politischen Spektrums

abgebildet wird. Außerdem hoffe ich, dass

sich insbesondere Frauen für die Gemeindepolitik

begeistern, denn da gilt es noch

einiges aufzuholen.“


92 tirol.Politik tirol.Politik 93

TIROL FORSTET AUF

3.000 BÄUME FÜR DIE

GEMEINDEN

Land bringt Bäume in die

Gemeinden

Die Gemeinden leisten einen wesentlichen

Beitrag zur hohen Lebensqualität

in unserem Land. Das geht von der

Umsetzung wesentlicher Infrastrukturvorhaben

bis hin zur nachhaltigen

und klimafreundlichen Gestaltung von

Lebensräumen. Um die ökologische

Landschaft in den Ortschaften noch

weiter zu verbessern und aufzuwerten,

werden den Gemeinden vom Land Tirol

im Rahmen der Aktion „Land schafft

Bäume“ heimische Bäume zur Verfügung

gestellt.

Das Projekt „Land schafft Bäume“ stellt

den Tiroler Gemeinden dabei heimische

Einzelbäume zur weiteren Pflanzung zur

Verfügung. Die Initiative hat sich als

Erfolgskonzept herausgestellt: In einem

ersten Schritt wurden 2019 und 2020

bereits knapp 1.000 heimische Bäume

für die nächsten Generationen in Tirol

gepflanzt. Vor diesem erfolgreichen Hintergrund

startet nun die zweite Auflage

des Projektes: In den nächsten drei

Jahren werden vom Land Tirol weitere

3.000 Bäume – finanzielle Mittel in der

Höhe von 500.000 Euro – zur Verfügung

gestellt. Auch Gemeindereferent LR

Johannes Tratter zeigt sich vom Erfolg

der Initiative erfreut und betont vor

allem die gute Zusammenarbeit mit den

Tiroler Gemeinden: „Mit Unterstützung

des Tiroler Gemeindeverbandes und der

GemNova wurde mit ‚Land schafft Bäume‘

auf Initiative des Landes ein absolutes

Erfolgsprojekt ins Leben gerufen.

Als Gemeindereferent gilt mein Dank in

diesem Zusammenhang vor allem den

Tiroler Gemeinden, die das Angebot in

der Vergangenheit bereits hervorragend

angenommen haben. Insgesamt wurden

bisher knapp 1.000 heimische Bäume in

104 Gemeinden gepflanzt – aus diesem

Grund wird das Projekt weiter ausgerollt

und bis zum Jahr 2024 den Gemeinden

weitere 3.000 Bäume bereitgestellt.

Begünstigt sind alle Tiroler Gemeinden

– an dieser Stelle sind die Gemeinden

erneut eingeladen, von dem Angebot

Gebrauch zu machen.“

Tiroler Kulturlandschaft fördern

Durch die Pflanzung heimischer Bäume

soll die Tiroler Kulturlandschaft aufgewertet

werden. Die Bäume sollen zu

einem ästhetischen Blickfang werden,

zum Verweilen im Schatten einladen

und die Landschaft ökologisch aufwerten.

Das Land Tirol trägt die Materialkosten

für die Bäume, die Gemeinden

übernehmen die Pflanzung. Die einzelnen

Gemeinden können wie bereits

im vergangenen Projekt über die Formularanwendung

im Portal Tirol die

Bäume bestellen. Nach Auswahl der

Bäume und der Bestellung wird das

Pflanzmaterial von den Tiroler Landesforstgärten

zur Verfügung gestellt und

je nach gewünschtem Termin ausgeliefert.

Als Förderkulisse dienen öffentlich

zugängliche Bereiche, wie beispielsweise

Rastplätze, Spielplätze, Wegkreuze,

Bildstöcke, Wegränder, Dorfplätze, landwirtschaftliche

Flächen und seit heuer

auch Alleen, Parks und Gewerbegebiete.

Die Auswahl der Standorte erfolgt in

der Regel von der Gemeinde in Absprache

mit dem Tourismusverband. An den

im Rahmen der Aktion „Land schafft

Bäume“ gepflanzten Bäumen werden

Tafeln angebracht, auf denen das Sinnbild

der jeweiligen Baumart erklärt und

die Bedeutung des Projekts dargestellt

wird. „Freistehende Einzelbäume haben

in Tirol eine lange Tradition. Sie sind

prägende Elemente unserer Kulturlandschaft

und oft auch ein beliebtes Fotomotiv

für Einheimische und Gäste“, so

LR Tratter abschließend.

Ihr LR Mag. Johannes Tratter

© Land Tirol

© Julia Moll

Die Tiroler Bergwälder

klimafit machen

Die klimatischen Veränderungen in den

Alpen, die sich oftmals in einem vermehrten

Aufkommen von Felsstürzen

und Muren, aber auch im Gletscherschwund

manifestieren, stellen nicht

nur die Bewohner*innen der Region vor

immer größere Herausforderungen, sondern

auch den gerade in Tirol so wichtigen

Tourismus. Die Effekte des Klimawandels

sorgen für viel Gesprächs-,

aber auch einigen Handlungsbedarf. Vor

allem auch für uns Bürgermeister.

Viel diskutiert wird beispielsweise über

die Chancen und Risiken für einen nachhaltigen

Tourismus. Und in dieser Diskussion

sitzen wir in Sölden in der ersten

Reihe. Der Söldener Ortsteil Vent

gilt als eines der Bergsteigerdörfer des

Alpenvereins ja als richtungsweisendes

Paradebeispiel. Die Gefahren der Wetterextreme

sind allerdings auch in nachhaltigen

Tourismuskonzepten gegeben.

Selbstverständlich muss man sich auch

dort davor wappnen.

Doch wie schützen wir uns und unsere

Gemeinden vor Steinschlag, Erdrutschen

und auch Lawinen? Immer schon

eine zentrale Rolle nahm und nimmt der

Schutzwald in Tirol ein. Eines hat sich

allerdings geändert: Beim Schutzwaldmanagement

müssen wir ein immer

größeres Augenmerk auf Anpassungen

wegen des Klimawandels richten. Nur

so kann eine dauerhafte Schutzerfüllung

durch den Wald gesichert werden.

Ein Beispiel: Fichte und Lärche verstärken

aktuell ihr Aufkommen in höheren

Lagen und werden in tieferen Lagen

hingegen durch wärmeliebendere Arten

stärker konkurrenziert.

Die Forstplanung der Tiroler Landesregierung

hat in einem Bericht zum

klimafitten Bergwald festgestellt, dass

Expert*innen in Gebieten unter 1000

Meter Meereshöhe vermehrt größere

Schäden an Fichten, Kiefern, Eschen

und Ulmen feststellen. Und dies ganz

besonders auf nach Süden ausgerichteten

Hängen. Vor allem die auch in Tirol

allgegenwärtige Fichte gerät durch

Trockenheit und dadurch vermehrten

Borkenkäferbefall stark unter Druck.

Rund 70 Prozent

des Tiroler Waldes

sind Schutzwald.

Damit seine

Funktion auch

in Zukunft zu

hundert Prozent

gewährleistet ist,

muss dies bei

Waldverjüngung

und Wiederaufforstung

berücksichtigt

werden.

Denn das Bild,

das wir von einem

ausgewachsenen

Wald haben, entsteht

nicht über

Nacht. Was wir

heute pflanzen,

bestimmt den

Wald in einigen

Jahrzehnten. Für

die nächste Waldgeneration

ist es

also von entscheidender

Wichtigkeit,

dass wir heute

die richtigen

Entscheidungen

treffen. Dabei sind wir auf einem guten

Weg. 2019 hat der Tiroler Landtag die

Initiative „Klimafitter Bergwald“ gestartet.

Und Ziel dieser Initiative ist es, die

Tiroler Wälder langfristig an den Klimawandel

anzupassen.

Die Gemeinde Sölden, der ich als Bürgermeister

vorstehe, ist die flächenmäßig

größte Gemeinde Österreichs.

Sölden und seine Ortsteile bauen auf

die Schutzwirkung der Schutzwälder.

Deshalb unterstützen wir jede sinnvolle

Initiative, die zur Erhaltung der Schutzwälder

beiträgt. In den anderen Tiroler

Gemeinden geht es meinen Bürgermeisterkolleg*innen

gleich.

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf

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94 ENTGELTLICHE GemNova.Menschen

EINSCHALTUNG

GemNova.Menschen

95

NATURGEFAHREN:

VORBEUGEN GIBT SICHERHEIT

Sichere Lebensräume für die Bürger zu schaffen zählt für alle Gemeinden zu den wichtigsten Aufgaben der Daseinsvorsorge.

Möglichen Naturgefahren – von Sturmschäden über Hangrutschungen bis hin zur Ausbreitung von

Schädlingen – vorzubeugen wird in diesem Bereich immer wichtiger, denn die Risiken werden nicht zuletzt durch

den Klimawandel verschärft. Der Maschinenring steht Gemeinden als erfahrener, kompetenter Partner zur Seite.

(Verkehrs)sichere Bäume und Wälder,

die schützen

Egal ob Stadtgemeinde oder am Land –

gesunde, sichere Bäume sind nicht nur

als Schattenspender und liebgewonnenen

Grün-Oasen wichtig, sondern eine Voraussetzung,

damit der Verkehr fließen kann

bzw. sich Groß und Klein unbeschwert

bewegen können. Abgesehen vom Wert –

ca. 4.000 Euro setzt man für einen durchschnittlichen

Straßenbaum an – steht die

Gefahrenvermeidung an oberster Stelle.

Auch aus Rechtsgründen, denn Baumbesitzer

haften für alle Schäden, die durch herabfallende

Äste oder umstürzende Bäume

verursacht werden – sofern sie nicht die

zur Abwendung der Gefahr erforderliche

Sorgfalt angewendet haben.

„Diesen Bereich des „Naturgefahrenmanagements“

bieten wir schon seit vielen

Jahren an, 2020 setzten 26 Tiroler Gemeinden

auf unseren Service. Unsere ausgebildeten

Baumkontrolleure kümmern sich um

das Baummonitoring, die Erstellung des

Baumkatasters und natürlich um die Baumpflege,

sodass die Gemeinde jedenfalls auf

der sicheren Seite ist“, erklärt Baum-Experte

Sven Langner vom Maschinenring.

Mitarbeiter, die mitdenken

Mit dem Maschinenring steht aber auch

ein Partner bereit, der mit großer Erfahrung

im Forstbereich tätig ist und so bei

der Schutzwaldbewirtschaftung bzw. bei

der Aufforstung nicht nur über fachliches

Know-how, sondern vor allem auch über

Mitarbeiter aus der Region verfügt. „Unsere

Arbeitskräfte kommen Großteils aus

der Landwirtschaft. Die enorme Bedeutung

intakter Wälder für unsere Lebensqualität

und das Verständnis für Abläufe

und Gesetzmäßigkeiten in der Natur

werden hier über Generationen gelebt“,

so Maschinenring-Geschäftsführer Hannes

Ziegler. Diese Kompetenz stellt der

Maschinenring auch im Rahmen des Landes-Projektes

„Klimafitter Bergwald“ unter

Beweis, wo er für die fachgerechte Anlage

von zukunftsfitten Mischwaldinseln verantwortlich

zeichnet.

DIE ENORME BEDEUTUNG

INTAKTER WÄLDER FÜR

UNSERE LEBENSQUALITÄT

UND DAS VERSTÄNDNIS FÜR

ABLÄUFE UND GESETZ-

MÄSSIGKEITEN IN DER

NATUR WERDEN HIER ÜBER

GENERATIONEN GELEBT

HANNES ZIEGLER

GESCHÄFTSFÜHRUNG

Im Bereich des Naturgefahrenmanagements

reicht das Dienstleistungsangebot

des Maschinenring jedoch viel weiter: Bahnlinien

oder auch Stromleitungen werden

durch Freischneiden betriebssicher gehalten,

Forstwege oder Wanderwege instandgesetzt.

Auch wenn es darum geht, nach Schadensereignissen

umgehend Aufräumarbeiten

zu starten oder längerfristig Rekultivierungsmaßnahmen

in Angriff zu nehmen,

hat der Maschinenring qualifiziertes Personal

und die notwendigen Gerätschaften

zur Verfügung. „Wir sehen uns als Partner

der Kommunen und arbeiten laufend daran,

genau jene Dienstleistungen anzubieten, die

gebraucht werden“, so Ziegler abschließend.

WWW.MASCHINENRING.TIROL

Die

GEMNOVA-

ZWILLINGE

Seit 2018 sind Yasmina und Ines bei

der GemNova beschäftigt. Gut, das sind

mittlerweile rund 550 andere Personen

auch. Yasmina und Ines sind allerdings

Zwillingsschwestern. Und sie arbeiten

beide als Freizeitpädagoginnen an Innsbrucker

Volksschulen.

Vorab zur Vermeidung möglicher Unklarheiten.

Nein, mit den „Zwillingsschwestern

aus Tirol“, dem seichten Heimatfilm von

Franz Antel aus dem Jahre 1992, haben

Yasmina und Ines wirklich nichts zu tun.

Unsere Zwillingsschwestern sind ausgebildete

Kindergartenpädagoginnen, selbstbewusst,

engagiert und seit 2018 hochprofessionell

im Einsatz. „Ich arbeite an

der Volksschule Pradl Ost, fünf Tage die

Woche und freu mich jeden Tag auf die

Kinder“, beginnt Yasmina, und Ines, die

an der Volksschule Leitgeb in Innsbruck

arbeitet, ergänzt sofort: „Weil mit Kindern

zu arbeiten genau das ist, was ich von

allem Anfang an unbedingt wollte.“

Dass die eine einen Satz beginnt, den die

andere dann sofort beendet, ist übrigens

nichts Ungewöhnliches bei den Zwillingen.

„Wir sind uns einfach in fast allen Dingen

unglaublich ähnlich, wissen, was die andere

denkt, wie es ihr geht, worüber sie sich

freut. Das war schon in der Schule so, und

daran hat sich bis heute nichts geändert“,

sagt Yasmina. Oder hat das Ines gesagt?

Vom Charakter her sind die beiden recht

gut auseinanderzuhalten. Yasmina ist eher

ruhig, zurückhaltend, fast schon schüchtern.

Ines hingegen ist das Gegenteil, sehr

offen, neigt eher in Richtung Wirbelwind.

Papa aus Ägypten, Mama aus Tirol

Dass sie 1997 in Innsbruck geboren wurden,

kam übrigens so: „Unsere Mama

hat in Ägypten einen Tauchurlaub verbracht.

Dabei lernte sie Papa, der aus

Kairo stammt, kennen und lieben. Darum

auch ist unser Familienname Metwally.

In weiterer Folge ist Papa Mama nach

Innsbruck gefolgt, hier leben wir nun alle.“

Wobei „alle“ noch eine dritte Schwester

umschließt, Laila, das Nesthäkchen, geboren

2004. Ein Drei-Mäderl-Haus also. Der

Kontakt zu Ägypten ist natürlich nicht

abgebrochen, jedes Jahr verbringt die

Familie dort gemeinsam ihren Sommerurlaub.

Schon allein deshalb, um die vielen

Verwandten wiederzusehen.

In Kairo lernte Ines dann auch ihren heutigen

Mann – er wohnte in der gleichen

Straße wie ihre Großeltern – kennen. Der

wiederum hatte einen sehr guten Freund,

und bald schon funkte es auch zwischen

diesem und Yasmina. In weiterer Folge gab

es eine Doppelhochzeit. In Ägypten, nach

muslimischem Ritual. Mittlerweile sind die

beiden Schwestern auch Mutter und Tante

zugleich, weil beide einen Sohn zur Welt

brachten. Ines 2018, Yasmina ein Jahr später.

Klar, auch bei den Hobbys befinden

sie sich im Einklang: Schwimmen,

Familie, vor allem aber das

Kochen. Vorwiegend ägyptische

Küche. Mit Reis gefüllte Weinblätter,

richtig gut gewürzt

mit frischen Kräutern. Da

rinnt einem schon das

Wasser im Mund

zusammen.

Yasmina

Hijab, keine Burka

„Wir wurden von Anfang an muslimisch

erzogen, sind entsprechend aufgewachsen.

Dennoch können wir als Frauen

selbstbestimmt über unser Leben

entscheiden. Nein, das ist kein Widerspruch

zum Islam.“ Wenn Ines zu diesen

Erklärungen ansetzt, ist schon ein wenig

Wirbelwind spürbar. „Alles andere ist ein

Vorurteil, davon gibt es leider noch sehr

viele.“ Auch ihre Mutter sei mittlerweile

zum Islam übergetreten und selbstverständlich

nach wie vor eine ausgesprochen

selbstbewusste Frau. Noch ist der

Wirbelwind nicht ganz verebbt, als ich meine

Frage zu ihrer Kleidung, wie am Foto

sichtbar, stelle: „Du kannst Kopftuch dazu

sagen, auf Arabisch Hijab, und nein, das ist

keine Burka. Wir tragen es, weil es unsere

islamische Identität zeigt, gleichzeitig ist

es auch Ausdruck unserer Religiosität“,

erklärt Ines.

Übrigens: Dass sowohl Yasmina als auch

Ines bei der GemNova beschäftigt sind,

ist auch kein Zufall. Zuerst wurde Yasmina

eingestellt, sie sprach mit ihrer Zwillingsschwester,

die sich gleich bewarb und wenige

Tage später ebenfalls angestellt wurde …

AUTOR

REINHOLD OBLAK

BILD: Yasmina und Ines

Metwally, die beiden selbstbewussten

GemNova-

Zwillinge aus Innsbruck.

Ihren Mädchennamen haben

sie übrigens auch nach der

Hochzeit behalten.

(© Michael Putzlocher)

Ines


96 GemNova.Menschen

GemNova.Menschen

WOFÜR WIR STEHEN

„Wer sind wir und wie gehen wir miteinander um?“ Das war die Ausgangsbasis und zentrale

Frage im Jahr 2015 bei GemNova, als man damit begann, sich mit den dazugehörigen

Werten auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren fünf Begriffe, die inzwischen tägliche

Begleiter und Basis für die Beantwortung der ursprünglichen Frage darstellen. Mitglieder

des Werte-Teams wollen die fünf Werte hier erläutern und damit „die Seele“ der GemNova

den Leser*innen näherbringen.

1

Isolde Marketz-Raggl, BSc

Schulassistentin, Freizeitpädagogin

& Teambetreuerin

VERTRAUEN

Das gegenseitige Vertrauen schafft die Basis

für eine funktionierende Beziehung. Sei es in

der Partnerschaft, im Freundeskreis oder im

Unternehmen. Dabei ist es besonders wichtig,

dass ein Unternehmen diesen Wert nicht nur

beschreibt, sondern auch lebt. Bei GemNova

arbeiten wir vertrauensvoll und offen miteinander,

da wir der Meinung sind, dass Vertrauen

das Rezept zum Erfolg ist. Vertrauen in sich

selbst, in die eigenen Fähigkeiten und das Vertrauen,

welches wir den anderen Mitarbeitern

schenken, ermöglichen eine offene Unternehmenskommunikation

und stärken das Gemeinschaftsgefühl.

Als Teil des Werteteams bei

GemNova ist es mir ein besonderes Anliegen,

Vertrauen im Unternehmen aufzubauen und

zu vermitteln. Bei meiner Arbeit mit Kindern

ist Vertrauen und Zutrauen besonders wichtig.

Diese Werte zu vermitteln ist eine wichtige

Voraussetzung dafür, dass sich Kinder zu

selbstbewussten und selbstständigen Individuen

entwickeln können. Ich bemühe mich,

bei meiner Arbeit als Freizeitpädagogin eine

Vertrauensperson für die Kinder zu sein, um

auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren.

2Robert Balazinec Kollnig

Koordinator Beschaffung

VERANTWORTUNG

Gerade das Thema Verantwortung bzw. Eigenverantwortung

wurde in den letzten Monaten

viel in den Medien erwähnt und wohl in jedem

Freundes- und Familienkreis zuweilen heiß diskutiert.

Für mich persönlich ist es auch außerhalb

meines Berufs nicht nur ein Schlagwort,

sondern wesentlich entscheidend, im Umgang

mit meinen Mitmenschen, aber vor allem mit

meinen Freund*innen und Familie Verantwor-

tung zu übernehmen, damit man sich auf meine

Worte und Taten verlassen kann.

Auch bei der GemNova leben wir, besonders

bedingt durch unsere flachen Strukturen, das

Übernehmen von Verantwortung in unserem

täglichen Tun. Egal ob innerhalb eines

bestimmten Teams oder bei der Umsetzung

von gemeinsamen Projekten, es ist immer

von entscheidender Bedeutung, sich über seine

Verantwortung im Klaren zu sein. Ganz

besonders in der Zusammenarbeit mit Tiroler

Gemeinden, wo wir eine besondere Konstellation

haben, dass unsere Kund*innen zu gleichen

Teilen auch unsere Eigentümer sind, und das

Übernehmen der Verantwortung

essenziell ist für den Erfolg

eines Vorhabens. Denn

schlussendlich ist es ein

Kreislauf. Wir übernehmen

individuell Verantwortung

für uns alle als Gemeinschaft

– denn wir alle

sind GemNova, und wir

alle sind Gemeinde.

3Verena Broszio

Assistentin Recht, Infrastruktur und

Administration

+

Mag. Georg Hochfilzer

Strategische Projektentwicklung

AUTHENTIZITÄT

4Dipl.-Soz.-Päd. Christiane Mayer

Projektkoordination

WERTSCHÄTZUNG

Wertschätzung ist für mich persönlich eine positive Grundhaltung

und ein wohlwollendes Begegnen meines Gegenübers. Wertschätzung

betrifft den Menschen immer als Ganzes, sein gesamtes

Wesen, unabhängig von seinen Taten oder Leistungen. Ich versuche,

mein Gegenüber mit seinen positiven Eigenschaften wahrzunehmen

und ihn in seinem Selbstwert zu stärken, um daraus

Zuversicht und Energie zu beziehen. Somit zeige ich Interesse,

Achtung und Respekt an seiner Person und nicht an seinen Handlungen.

Es geht um ein Verstandenwerden meines Gegenübers.

Persönlich begleitet mich dieser besonders wertvolle Wert schon

ziemlich lange. Ich sehe die Wertschätzung wie eine lebensbejahende

Reise, in der ich meine Persönlichkeit und meine innere

Haltung entwickeln darf. Die Kunst dabei ist, immer wieder nachzuschauen,

ob die Wertschätzung noch im Zentrum meines Seins ist,

in meiner Seele. Und das bringt spürbare Freude und Lebenslust.

Die Wertschätzung ist ein fantastischer Wegbegleiter. Als Gem-

Novianerin ist es mir eine Herzensangelegenheit, meine gelebten

Werte den Gemeinden weiterzugeben. Denn ein wertschätzendes

und wohlwollendes Miteinander sorgt für Freude, Vertrauen und

Zuversicht. Wir alle brauchen die Wertschätzung wie die Blume

die Sonne, den Regen und den Boden, denn die Blüte der Blume

ist das Lächeln der Pflanze. Und die wahre Wertschätzung ist das

Lächeln der Menschen.

Autenzität oder doch Autizität oder wie lautet dieses schwierige Wort nochmal?

Authentizität, richtig. Doch was bedeutet es eigentlich genau? Wenige wissen

es – und was hat dieser Wert mit einer Gemeinde zu tun? Authentizität bedeutet,

sich gemäß seinen Werten, Gedanken, Emotionen, Überzeugungen und

Bedürfnissen auszudrücken und dementsprechend zu handeln und sich nicht

durch äußere Einflüsse bestimmen zu lassen. Gruppenzwang und Manipulation

konterkarieren diese Eigenschaft. Es macht ein Unternehmen aus, wenn sich

der Kern, die Kolleg*innen aus einem Konglomerat unterschiedlichster Menschen

zusammensetzt, und eine jede und ein jeder sich selbst sein kann und

sich nicht der Masse unterwirft, dennoch aber ein gemeinsames Ziel verfolgt.

Das ist es genau, was die GemNova anstrebt und ausmacht.

Ebenso ist dies in jeder Gemeinde wichtig. Sei es im Parteienverkehr, in der

Verwaltung, am Bauhof oder auch in den politischen Gremien – Authentizität

prägt das Gegenüber. Ist sympathisch. Ehrlich sein, selbst sein, nicht einfach

blind der Masse folgen. Beginnend bei den Kolleg*innen der GemNova wird

dieser Wert auch tagtäglich in die Gemeinden hinausgetragen. Denn wir alle

sind Gemeinde.

5

DI Alois Ilmer, MEng

Projektverantwortlicher Infrastruktur

VIELFALT

Vielfalt – man könnte auch sagen Buntheit, Reichhaltigkeit,

Verschiedenartigkeit – als Wert der Gem-

Nova ist eine Grundhaltung, wie wir andersartigem

begegnen, wie wir uns als Teil des Ganzen

wahrnehmen. Die Welt ist voll von differenzierten

Strukturen und ökologischen Kreisläufen, die sich

über eine lange Zeit entwickelt und sich damit eine

Daseinsberechtigung erarbeitet haben. Ein offener

Zugang ermöglicht neue Erfahrungen und bewegende

Begegnungen. Im ersten Moment kann etwas

Fremdes auch Angst machen. Dann kann ich mich

entscheiden, Ablehnung oder doch ein genaueres

Hinschauen, sich ein klein wenig einzulassen auf

das Unbekannte und sich bereichern

zu lassen von einem neuen Gedanken,

Zugang oder Haltung. Vielfalt

in ihrer Großartigkeit bereichert

unser Leben, sie führt uns zu neuen

Überlegungen und zeigt uns

schlussendlich, dass wir wirklich

ein Teil des Ganzen sind.

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tirol.kooperiert

EINE

SAUBERE

SACHE!?

Wasser und Luft – unsere beiden wichtigsten

Lebensmittel! Weil wir ohne sie gar nicht

leben können, ist ein sorgsamer Umgang mit

ihnen umso wichtiger. Die Experten von der

Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und Gem-

Nova geben Tipps und unterstützen die Tiroler

Gemeinden bei der Qualitätssicherung.

Bekanntlich besteht Luft aus rund 78 Prozent

Stickstoff und etwa 21 Prozent Sauerstoff.

Der Rest entfällt auf CO 2

(ca. 0,04

Prozent), das Edelgas Argon (immerhin 0,93

Prozent) und andere Gase in sehr geringer

Konzentration. Neben der chemischen

Zusammensetzung enthält Luft auch Staub

– gerade in Tirol ist uns der föhnbedingte

Saharastaub bestens bekannt – und biologische

Teilchen wie Pollen, Pilze und Sporen.

Und dass über die Aerosole auch Viren

wie z. B. SARS-CoV-2 transportiert werden,

ist uns seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie

schmerzlich bewusst.

So weit, so wissenschaftlich – mindestens

so wichtig ist zu wissen, dass wir

uns heutzutage durchschnittlich etwa 90

Prozent des Tages in Innenräumen aufhalten.

Nicht nur Planer und ausführende

Firmen, sondern vor allem auch die Betreiber

von Immobilien stehen somit vor der

Herausforderung, mögliche Gesundheitsrisiken

konstant gering zu halten. Wesentliche

Parameter in diesem Zusammenhang

sind Luftaustausch bzw. Frischluftzufuhr,

Luftströme und Luftfeuchtigkeit.

1

FRISCHLUFTZUFUHR

Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr

ist die wirksamste Methode, potenziell

gesundheitsgefährdende Aerosole

aus Innenräumen zu entfernen.

Dabei gilt, dass ohne Wind und bei

geringen Temperaturdifferenzen zwischen

Raumluft und Außenluft nur

ein minimaler Luftwechsel stattfinden

kann. Oft scheitert die ausreichende

Frischluftzufuhr aber auch

daran, dass nicht genügend Fenster

oder diese nicht in entsprechender

Größe vorhanden sind. Und wenn

doch – regulierbar ist das Raumklima

durch eine rein mechanische Frischluftzufuhr

immer noch nicht. Da helfen

raumlufttechnische Anlagen wie

kompakte Be- und Entlüftungsanlagen

(mit und ohne Befeuchtung).

Auch hier gilt, möglichst vom Umluftbetrieb

auf 100 Prozent Außenluft

umzustellen, um Gesundheitsrisiken

abzufedern. Unterrichts-, Besprechungs-

und Aufenthaltsräume sollen

eine Stunde vor der geplanten Nutzung

mit dem Nenn-Volumenstrom

(m³/h) belüftet werden, während der

Benützung ist regelmäßig Frischluft

über die Fenster zuzuführen. Bei

nicht vermeidbarem Umluftbetrieb

oder wenn ein solcher mit Rücksicht

auf die Energieeffizienz geboten ist,

müssen tunlichst hochabscheidende

Schwebstofffilter eingebaut und

regelmäßig gereinigt (gewartet) werden.

„Das ist eine Kernkompetenz

unserer Servicetechnikerinnen und

-techniker“, weiß Wolfgang Rauth

vom Objekt & Facility Management

Team Tirol der BIG zu berichten.

RAUM-

2LUFTFEUCHTE

Kommen raumlufttechnische Anlagen mit eingebauter Befeuchtungsfunktion

zum Einsatz, sollen sie so eingestellt werden, dass in der

kalten Jahreszeit – in Tirol immerhin zumindest ein halbes Jahr –

in Innenräumen eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 40 Prozent

erreicht und gehalten wird. Trockenere Luft führt zu einer zunehmenden

Austrocknung der Atemwege, feuchtere Luft ab etwa 50–55

Prozent kann die Schimmelbildung begünstigen.

3

TRINKWASSER

Gerade in Tirol wissen wir, wie gut und erfrischend unser Wasser ist.

Dass es auch verderben kann, wissen die wenigsten. Unbewegtes, also

stehendes Wasser ist ein guter Nährboden für Keime und Bakterien.

Eine Wassertemperatur zwischen 25 und 60 Grad Celsius ist am

ungünstigsten. Auch deshalb sollten Wasserleitungen alle 72 Stunden

gespült werden, wenn keine Wasserentnahme stattgefunden hat. Bei

Gebäuden, die wenig – oder wegen der Corona-Pandemie gar nicht

– genutzt werden, sollte ein Spülplan mit entsprechender Dokumentation

aufgestellt werden. Zwei Mal pro Woche für ca. zwei Minuten

alle Auslässe (Wasserhähne, Schlauchanschlüsse, Duschköpfe etc.) zu

spülen wird empfohlen.

Will man auf Nummer sicher gehen, muss eine rechtzeitige Beprobung

her. Wird dabei eine fortgeschrittene Verkeimung im Sinne einer gröberen

Belastung des Trinkwassers, z. B. mit Legionellen, festgestellt,

hilft oftmals als letzter Ausweg nur eine Desinfektion des gesamten

Warmwassersystems, insbesondere wenn mit Aufheizen und Spülen

keine Verbesserung mehr erzielt wird. Mit regelmäßigen Kontrollen,

Wartungen und einem klar definierten Spülplan, der auch eingehalten

und dokumentiert werden muss, sollte es gar nicht so weit kommen.

Mit unserem Kooperationspartner BIG

stehen wir den Tiroler Gemeinden

bei diesem heiklen Thema mit unserer

Expertise unterstützend zur Seite.

Die BIG und wir haben kompetente

Geschäftspartner wie den TÜV Austria

und lokale Anbieter, die in Notlagen

genauso rasch und umsichtig agieren wie

bei der vorausschauenden Beprobung.

MAG. NIKOLAUS KRAAK

PROKURIST GEMNOVA

Kontakt: n.kraak@gemnova.at

ZUM AUTOR

DR. WOLFGANG

RAUTH

Wolfgang Rauth ist Leiter des

Objekt & Facility Managements

der Bundesimmobiliengesellschaft

in Tirol.

Kontakt: wolfgang.rauth@big.at

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101

Förderung für

innovative

öffentliche

Beschaffung

Ob neue digitale Services oder

Investitionen für den Klimaschutz –

kommunale Einrichtungen stehen

immer vor neuen Herausforderungen.

Das öffentliche Beschaffungsvolumen

beträgt in Österreich

rund 45 Millionen Euro pro Jahr.

Eine hohe Summe, die idealerweise

in neueste Technologien und Innovationen

investiert wird.

ZUR AUTORIN

DR. BARBARA FRICK

Dr. Barbara Frick ist Prokuristin der

Cemit – speeding up innovation

GmbH, welche sowohl Start-ups,

Gemeinden als auch Großunternehmen

im Innovationsprozess begleitet.

Sie ist eine von wenigen zertifizierten

IÖB-Berater*innen und Expertin im

Bereich Forschung und Entwicklung.

Um dies anzuregen, wurde vonseiten des

Bundes die Förderschiene IÖB (Innovative

öffentliche Beschaffung) ins Leben

gerufen. Diese Förderung ermöglicht allen

öffentlichen Körperschaften und Unternehmen,

die dem Bundesvergabegesetz

unterliegen, finanzielle Unterstützung für

Projekte, welche die Beschaffung innovativer

Produkte bzw. Dienstleistungen zum

Ziel haben.

Der öffentliche Sektor profitiert so von

Innovationen, die zu einer Modernisierung

beitragen, den Bürger*innen bessere Services

anbieten oder andere Herausforderungen

lösen können. Zudem nimmt der

Bund auch eine Vorbildfunktion ein, indem

er als Referenzkunde für den erstmaligen

Einsatz der neuartigen Produkte bzw.

Dienstleistungen hilft, diese zu verbessern

und in den Markt zu bringen.

IÖB bietet dafür eine Toolbox aus zwei

Fördermodulen an. Beim Modul IÖB

– Prepare geht es darum, den Markt

bzw. Lösungsansätze für Herausforderungen

zu sondieren. Dafür wird auf der

IÖB-Innovationsplattform eine Challenge

geschaltet, für die Unternehmen und

Start-ups Ideen- und Lösungsvorschläge

einreichen können. Das Modul wird

durch eine*n externe*n Moderator*in

gestaltet und durchgeführt. Förderbar

sind die Kosten dieser Beratung mit

bis zu 15.000 Euro und 100 Prozent.

Das Modul IÖB – Transfer umfasst die

Implementierung der Lösungen. Hier

beträgt die Förderung maximal 90 Prozent

und bis zu 100.000 Euro. Gefördert

werden können Kosten für innovative

Anschaffungen oder Dienstleistungen.

Für Kommunen und deren Betriebe bietet

diese Förderschiene eine attraktive Möglichkeit,

neue Lösungen zu sondieren und

innovative Produkte oder Systeme einzuführen.

Lassen Sie sich von uns beraten.

Als eine der wenigen Unternehmen mit

einer zertifizierten IÖB-Beraterin können

wir Sie auch durch den Prozess der Prepare-Phase

führen – mit einer 100-prozentigen

Förderung ein guter Einstieg in

die Umsetzung innovativer Ideen!

DER ÖFFENTLICHE

SEKTOR PROFITIERT

VON INNOVATIONEN,

DIE ZU EINER

MODERNISIERUNG

BEITRAGEN, DEN

BÜRGER*INNEN

BESSERE SERVICES

ANBIETEN ODER

ANDERE HERAUS-

FORDERUNGEN

LÖSEN KÖNNEN.


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tirol.kooperiert

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STÄNDIG EINEN

SCHRITT VORAUS

Die Comm-Unity EDV GmbH macht digital fit!

Die Comm-Unity EDV GmbH entstand

2001 aus einem Zusammenschluss

von vier kommunalen

Softwareanbietern aus der

Steiermark, Kärnten und dem

Burgenland. Die Wurzeln der

Unternehmen reichen bis in die

späten 1970er Jahre zurück.

So wurden z.B. die steirischen EDV-Dienste

bereits 1979 gegründet. Von Beginn an liegt

der Fokus auf der Entwicklung von Gemeindesoftware

und der damit verbundenen

Betreuung der Gemeinden. Die Comm-Unity

betreut mehr als 350 Städte, Gemeinden

und Verbände in ganz Österreich – und alle

profitieren sie vom jahrzehntelangen kommunalen

Know-how.

Seit dem Zusammenschluss 2001 hat sich

die Comm-Unity zu Österreichs führendem

Entwickler für innovative, maßgeschneiderte

und branchenunabhängige Verwaltungslösungen

entfaltet. Kaum ein anderes

Unternehmen versteht es besser, komplexe

Zusammenhänge – unter Berücksichtigung

der aktuellen technischen Möglichkeiten –

derart zu vereinfachen und für die Benutzer*innen

effizient miteinander zu verknüpfen.

An ihrem steirischen Hauptstandort in

Lannach sowie an drei weiteren Standorten

in Kärnten, Burgenland und Oberösterreich

beschäftigt die Comm-Unity heute insgesamt

120 Mitarbeiter*innen in den Bereichen

Produkte, Dienstleistungen, Technik

und Betrieb. Besonders erwähnenswert ist

hierbei der hohe Mitarbeiterinnenanteil von

50 Prozent – für ein IT-Unternehmen ungewöhnlich,

aber der Zeit einen Schritt voraus!

Wie auch das lokale Melderegister LMR!

2004 startete die gemeinsame Entwicklung

von LMR mit dem BM.I. Mittlerweile

hat sich das LMR als “Defacto-Standard“

im Bereich von Meldewesenlösungen von

Österreichs Städten und Gemeinden etabliert.

2.000 Gemeinden in ganz Österreich

verwalten rund 6 Millionen Österreicher*innen.

Und wieder einen Schritt voraus – das

Wahl-Service und wahlkartenantrag.at

Wie schon das LMR hat sich auch das

Wahl-Service rasch als Standard etabliert.

Bei Bundeswahlen werden mittlerweile

mehr als 4,5 Millionen amtliche Wahlinformationen

mit dem Wahl-Service

bereitgestellt. Daneben hat sich die Plattform

wahlkartenantrag.at zum Nummereins-Portal

für elektronische Wahlkartenanträge

entwickelt – z. B. mit mehreren

Hunderttausend elektronischen Anträgen

alleine bei der Nationalratswahl 2019.

Wahl-Service und wahlkartenantrag.at –

beides aus dem Hause Comm-Unity.

In die Zukunft geblickt!

In den letzten Jahren verlagerte sich der

Fokus vom kommunalen Soft- und Hardwareanbieter

hin zu einem umfassenden

Digitalisierungsexperten und Komplettanbieter

für branchenunabhängige Digitalisierungslösungen.

Für uns bedeutet die Expertise

der GemNova eine echte

Steigerung in der Qualität

unserer Beratungsleistungen

in den Gemeinden. Die

Geschwindigkeit der Weiterentwicklung

unserer Software

wird durch die GemNova

nochmals verstärkt.

HELMUT GRATZ

PRODUKTMANAGEMENT

Im Zentrum der Tätigkeiten steht GeOrg

– der Städte- und Gemeinde-Organisator.

GeOrg zeichnet sich durch seinen modularen

Aufbau aus und bietet Lösungen vom

Aktenmanagement über das Rechnungswesen

bis hin zur Zustellung. GeOrg, die

360-Grad-Verwaltungssoftware, ein auf

SAP-Basis entwickeltes Komplettsystem,

wurde speziell für die Verwaltung von

Städten und Gemeinden entwickelt. Heute

kommt GeOrg österreichweit nicht nur in

Hunderten österreichischen Städten und

Gemeinden – darunter auch drei Landeshauptstädten

– tagtäglich zum Einsatz,

sondern bildet auch die Basissoftware für

unzählige Verbände und Unternehmen, die

größten Wert auf revisionssichere, ortsunabhängige

Prozesse und umfassenden

fachlichen und technischen Support legen.

GemNova & Comm-Unity – eine beispielgebende

Partnerschaft für den kommunalen

Markt

Eines der wesentlichen Merkmale der

Comm-Unity sind gelebte Partnerschaften.

Ständig wachsende Herausforderungen

führen dazu, dass auch wir unser

Lösungsangebot laufend erweitern müssen

und vor allem wollen. Dies ist oftmals

nur unter Einbeziehung von starken

Partner*innen möglich. Mit der GemNova

haben wir genau so einen starken Partner

gefunden.

Beide Unternehmen gleichen sich nicht

nur in ihrer Unternehmenskultur, sondern

ergänzen sich auch hervorragend in der

täglichen Arbeit. Die GemNova hat mit den

Berater*innen in den unterschiedlichen

Bereichen ein sehr breites und gleichzeitig

tiefes Wissen in der Gemeindeverwaltung,

das in die Weiterentwicklung der Comm-

Unity-Produkte miteinfließen wird.

Mit der GemNova konnten

wir einen erfahrenen Partner

gewinnen, der es versteht, mit

Begeisterung, Einsatzbereitschaft

und Professionalität seine

Ziele zu verfolgen. Ich bin

davon überzeugt, dass diese

Partnerschaft einen langanhaltenden

‚digitalen Fußabdruck‘ in

Tirol hinterlassen wird.

MICHAEL STARK

GESCHÄFTSFÜHRUNG

DIE COMM-UNITY EDV GMBH

SOFTWAREENTWICKLER UND

DIENSTLEISTER MIT JAHRZEHN-

TELANGEM KNOW-HOW

+ Digitale Verwaltung

• GeOrg – der Städte- und Gemeindeorganisator,

die flexibel kombinierbare

und integrierte 360-Grad-

Gemeindelösung für die digitale Verwaltung

der Zukunft

+ Meldewesen, Wahlen

• LMR, der Österreich-Standard im

Bereich Meldewesen

• Wahl-Service, amtliche Wahlinformation

& Wahlkartenantrag, Online-Portal und

www.einfachfürdich.at in einem Service

gebündelt

+ Personalverrechnung

und Zeitwirtschaft

• Publicware-HR

Dienstleistungen für eine flexible und

maßgeschneiderte Personalabrechnung.

Vernetzt und durchdacht für Stellenpläne,

Zeiterfassung, Reisekosten

und Budget

+ Smarte Gemeinde

• CO2Wizard

„Der CO2Wizard sagt dir,

wann du lüften sollst!“

www.co2wizard.at

• Digitale Assistenten

basierend auf Künstlicher Intelligenz

(KI) – maßgeschneidert für den Einsatz

in der Gemeinde

www.botunity.at

LINKS:

Die Comm-Unity

wurde im Juni bei

der Verleihung des

Austrias Leading

Companies Awards

mit dem zweiten

Platz in der Kategorie

National

– Großbetriebe

ausgezeichnet.

(© Comm-Unity)

ZUM AUTOR

MICHAEL STARK

Michael Stark ist seit seinem

Informatikstudium besonders

mit kommunaler Software

verbunden. Er befasst sich seit

Mitte der 1990er Jahre mit

der Entwicklung kommunaler

Anwendungen (Meldewesen,

Wahlen, Bau, Rechnungswesen)

und hat in der Comm-Unity die

Leitung der Softwareentwicklung

übernommen. Seit mittlerweile

mehr als zehn Jahren ist

er in der Geschäftsführung mit

ungebrochener Leidenschaft für

IT und Digitalisierung tätig.

Kontakt:

office@comm-unity.at


104 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ

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MEHR DORF,

MEHR LEBEN,

MEHR REITH

„In welche Richtung soll sich Reith zukünftig entwickeln?“

Diese Frage hat sich der Gemeinderat von Reith bei Kitzbühel

bereits im Jahre 2018 gestellt und einen Dorferneuerungsprozess

in Auftrag gegeben.

BILD: Zahlreiche

Reither*innen bringen

ihre Wünsche und

Ideen bei der Auftaktveranstaltung

zur

Gestaltung des Dorfes

ein. (© GemNova)

Was wünschen sich nun die Reither*innen?

Die Bevölkerung von Reith hat in dem Prozess

relativ konkrete Vorstellungen, was

im Dorf zukünftig alles verbessert werden

soll. Vor allem wurde mehrfach der Wunsch

eines attraktiven, verkehrsberuhigten Ortskerns

mit sozialem Treffpunkt und Nahversorger

geäußert. Dabei wurde in mehreren

Arbeitskreisen das Haus „Dorf 4“

angesprochen. Dies steht im Eigentum der

Gemeinde und soll laut einigen Bürger*innen

weichen, um einen neuen Dorfplatz zu

schaffen. Dabei wird vorgeschlagen, einen

Teil des Platzes sowie den Vorbereich des

Gemeindeamtes zu einem attraktiven Dorfplatz

mit Bäumen als Schattenspender,

Sitzmöglichkeiten und einem Trinkwasserbrunnen

auszubauen.

ZUR AUTORIN

STEFANIE

PALMA, MSC

Stefanie Palma

studierte an der

Universität Innsbruck

Geografie und

Wirtschaftswissenschaften.

Sie ist

seit Mai 2017 in der

Gemeindeentwicklung

der GemNova

tätig und begleitet

u. a. Dorferneuerungsprozesse.

Kontakt:

s.palma@gemnova.at

Die Bevölkerung der Gemeinde ist seit

den 1960er Jahren im Wachstum, es gibt

immer mehr Zuzüge aus dem Ausland,

und die Prognosen zeigen auf, dass die

Reither*innen immer älter werden. Vor

diesem Hintergrund braucht es ein visionäres

Zukunftsleitbild, das dem Gemeinderat,

der Gemeindeverwaltung und der

Bevölkerung bei ihren strategischen Entscheidungen

als langfristige Orientierung

dient. GemNova und QNA urban design

architecture begleiten die Gemeinde bei

dieser Aufgabe und erarbeiten gemeinsam

unter Einbindung der Bürger*innen

spannende Verbesserungsvorschläge für

das Dorf.

Bürger*innen sollen das Dorf mitgestalten

Um einen erfolgreichen Bürgerbeteiligungsprozess

abzuwickeln, braucht es

unterschiedliche Interessenträger vor

Ort. Gerade deswegen wurde die Bevölkerung

in konstruktiven Arbeitskreisen

und einer sehr gut besuchten öffentlichen

Auftaktveranstaltung eingeladen, kreative

Ideen und Maßnahmen für ein noch

lebenswerteres Reith zu entwickeln. „Bei

unserer Dorfentwicklung haben wir ganz

bewusst die Einwohner*innen von Reith

miteingebunden, denn unter ihnen gibt es

viele innovative Köpfe mit zukunftsweisenden

Ideen“, fasst Bürgermeister Stefan

Jöchl zusammen. Gleich zu

Beginn der Bürgerbeteiligung

sind die Einheimischen ERGEBNISSEN EINER

BASIEREND AUF DEN

aufgerufen worden, an einer ÖFFENTLICHEN BEöffentlichen

Befragung teilzunehmen,

um ihre wich-

DER FOLGE EIN ÖFFENT-

FRAGUNG WURDE IN

tigsten Themenbereiche (z. LICHER DORFABEND

B. Nahversorgung, Raumordnung

…) für den Prozess

VERANSTALTET, BEI

DEM DIE HERAUSFORDEfestzulegen.

Eine Rücklaufquote

mit 42,5 Prozent zeigt,

RUNGEN DER GEMEINDE

DISKUTIERT WURDEN.

dass den Reither*innen die

Gestaltung ihrer eigenen

Gemeinde sehr am Herzen liegt. Basierend

auf den Ergebnissen wurde in der

Folge ein öffentlicher Dorfabend veranstaltet,

bei dem die Herausforderungen

der Gemeinde diskutiert wurden.

Anschließend folgte eine Ideensammlung

in insgesamt zehn Arbeitskreissitzungen

und Vernetzungstreffen, die inhaltliche

Schwerpunkte zur Vertiefung der zu bearbeiteten

Themen setzten.

Für das alte Feuerwehrhaus wurde im Zuge

der Dorferneuerung ebenfalls ein interessantes

Nachnutzungskonzept erarbeitet,

welches inzwischen bereits umgesetzt

worden ist. Reith steht nun seit 2020 ein

Dorfladen mit Verkauf von regionalen Spezialitäten,

Zeitungen, Trafik und Lottoannahmestelle

zur Verfügung.

In einem weiteren Arbeitskreis wurde der

„Verkehr im Dorf“ diskutiert. Dabei wurden

interessante Vorschläge für eine Verkehrsberuhigung

im Ortskern wie auch für

den Bereich rund um das Bildungszentrum

ausgearbeitet. Auch kleinere Projekte,

sogenannte „Quick-wins“ sind während

des Prozesses realisiert worden. Dies zeigt

auch das Beispiel des begehbaren Adventkalenders,

der als eine sehr wichtige Veranstaltung

für Reith empfunden wurde,

jedoch an der Komplexität der Organisation

scheiterte. Durch die Bildung eines neuen

Organisationsteams konnte der Adventkalender

letztendlich in einer neuen Form

wieder organisiert werden. Weitere Ideenvorschläge

wie die Kooperation mit dem

Projekt „Computeria“ in Ellmau, die Anstellung

einer neuen Dorfkoordinatorin in der

Gemeinde oder die Einführung eines Vereinsstammtisches

sind bereits im Gange.

LOKALE AGENDA 21

Die Lokale Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm,

welches nachhaltige

Entwicklungsprozesse auf Gemeindeebene

unter Einbezug der Bevölkerung

startet. Der Dorferneuerungsprozess

von Reith wurde vom

Land Tirol finanziell unterstützt

und von der GemNova und QNA

architecture begleitet. Details zum

Prozess können unter www.mehrreith.eu

nachgelesen werden.

Reith erhält 5.000 Euro für konkrete

Projekte

Im April 2021 zertifizierte das Land

Tirol den positiv abgeschlossenen

„Lokalen-Agenda-21-Prozess“ und

sicherte der Gemeinde zusätzlich

einen Anerkennungsscheck in

der Höhe von 5.000 Euro für die

erfolgreiche Arbeit zu. „Das Geld

soll ebenfalls in die Realisierung

konkreter Projekte fließen“, so Bürgermeister

Stefan Jöchl.

BILD: (© Kitzbühel Tourismus)


106 tirol.modern und innovativ ENTGELTLICHE tirol.modern GemNova.Menschen

und innovativ EINSCHALTUNG 107

NEUE DORFKOORDINATORIN

FÜR NEUE IDEEN

Ein besonders interessantes Ergebnis des Dorferneuerungsprozesses

ist die Anstellung einer Dorfkoordinatorin, die das Projekt für die

nächsten zwei Jahre weiterhin betreut und konkrete Ideen aus dem

Prozess umsetzt. Mit 1. September 2020 hat Kerstin Erber ihre Arbeit

als Dorferneuerungskoordinatorin in Reith aufgenommen und setzt sich

seither maßgeblich für die Weiterentwicklung des Dorfes ein.

Leistbares Wohnen für

junge Menschen und junge Familien

Der Siedlerbund ist ein gemeinnütziger Wohnbauträger,

der seit 70 Jahren hauptsächlich in Tirol tätig ist.

Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden MMag. Dr. Eduard

Wallnöfer und dem kaufmännischen Vorstand DI (FH)

Mag. (FH) Martin Mimm ist das Hauptanliegen der GHS,

leistbaren Wohnraum für Gemeindebürger*innen im

städtischen wie im ländlichen Raum zu schaffen sowie

kommunale Einrichtungen zu entwickeln.

BILD: (© Gerhard Berger)

OBEN: Kerstin Erber

bei ihrer Arbeit als

Dorfkoordinatorin.

(© Michelle Hirnsberger

Fotografie)

„Mein Name ist Kerstin Erber, und ich

habe im September 2020 bei der Gemeinde

Reith bei Kitzbühel die Position der

Koordinatorin für den Dorferneuerungsprozess

übernommen. Da ich selbst in

Reith bei Kitzbühel lebe, war diese Stelle

für mich besonders interessant. Mein

Antrieb für diese Position ist und war

vor allem, aktiv und voller Elan an der

Gestaltung unseres Dorfes mitzuwirken

sowie nachhaltige Ideen und Entwicklungen

anzustoßen. Von diesen Dingen werden

auch die nachfolgenden Generationen

noch profitieren können!

Aus meiner Sicht war es wichtig und

gut, eine gesonderte Position für diesen

Bereich zu schaffen, da so Ressourcen

und Wissen gebündelt werden und es

jemanden gibt, der auch für Kleinigkeiten,

neue Projekte etc. Zeit hat bzw. Verantwortung

übernehmen kann. Bislang konnten

so schon viele kleinere und größere

Aktionen umgesetzt werden – weitere

warten (auch aufgrund der Corona-Lage)

noch in der Schublade darauf, endlich realisiert

zu werden.

Eine meiner ersten Maßnahmen war es,

Reith bei Kitzbühel im Social-Media-

Bereich neu bzw. besser aufzustellen.

Meine Vision ist es, Reith als lebens-

und liebenswertes Dorf zu positionieren

– denn das ist Reith auch. Um das

umzusetzen, wurde nicht nur ein Instagram-Account

erstellt, sondern auch eine

Facebook-Seite. Es freut mich ganz besonders,

dass sich die Kanäle nach so kurzer

Zeit schon sehr großer Beliebtheit unter

den Reither*innen erfreuen.

Weitere Aktionen, die wir bereits umsetzen

konnten, war die Einführung von „Reither

Gutscheinen“ für die Gemeinde, die

Etablierung eines Fotowettbewerbs, durch

welchen Fotos von Reith generiert werden,

die dann auch auf den eigenen Kanälen

und in der Reither Zeitung verwendet werden

können, sowie die Neugestaltung der

Reither Zeitung selbst, welche gerade voll

im Gange ist.

Immer mehr fällt mir auf, wie hoch das

Potenzial in der Gemeinde Reith bei Kitzbühel

ist. Ohne eine Dorfpolitik und Bevölkerung,

die hinter so einem Prozess steht,

könnten die meisten Projekte wohl kaum

umgesetzt werden. Diese Einstellung in

Reith finde ich großartig, und sie bildet –

meiner Meinung nach –- das Fundament

für eine positive Zukunft. Viel ist schon

passiert, es gibt aber noch immer viel zu

tun – für ein lebens- und liebenswertes

Reith bei Kitzbühel. Ich freue mich darauf!“

Die GHS feiert heuer ihr 70-jähriges Jubiläum.

Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?

Mimm: Wir sind sehr stolz, auf

ein gesundes mittelständisches Unternehmen

mit vielen langjährigen Mitarbeiter*innen

herangewachsen zu sein.

Wallnöfer: Der Fokus des Siedlerbundes

liegt seit jeher in Stetigkeit und Beständigkeit;

wir können heute auf 70 Jahre Erfahrung

zurückblicken und diese ganze Erfahrung

für unsere Partner verwenden.

Welche Aufgabe erfüllt die GHS für

Gemeinden? Wallnöfer: Wir schaffen

ein Zuhause für die Bürger*innen und

unterstützen die Gemeinden bei kommunalen

Bauten. Es ist uns wichtig, die

Projekte nach den Vorgaben und Zielen

der Gemeinden partnerschaftlich mit der

Gemeinde zu entwickeln und für die Menschen

zu realisieren.

Entwickelt die GHS „nur“ Wohnprojekte?

Mimm: Die Kernkompetenz ist zweifellos

die Realisierung von Wohnprojekten.

Um die Frage jedoch umfassend zu

beantworten – nein, wir engagieren uns

auch im Bereich betreutes und betreubares

Wohnen und greifen den Gemeinden

ganz generell bei der Realisierung von

Kommunalbauten unter die Arme.

Was sind aktuell die großen Herausforderungen

für einen gemeinnützigen Bauträger?

Wallnöfer: Die größte Herausforderung

ist die Beschaffung von Grundstücken

zu den vorgegebenen Preisen der Wohnbauförderung.

Oft gelingt dies nur noch in

Zusammenarbeit mit Umwidmungen oder

sonstigen Raumordnungsbedürfnissen auf

Verkäuferseite – in allen Fällen ist dabei die

gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden

vital, um nachfolgend auch mit vertrauensvollem

Teamwork Projekte für die Gemeindebürger*innen

realisieren zu können. Die

nächste Hürde – aktuell sogar noch deutlich

verschärft – sind die Baukosten, wenn trotz

der geforderten hohen Qualitäts-Standards

noch leistbares Wohnen möglich sein soll.

Worin liegt der Unterschied zwischen

der GHS und anderen Bauträgern? Mimm:

Im Vergleich zu anderen Bauträgern sind

wir kleiner, aber dadurch auch flexibler und

schneller in der Entscheidungsfindung. Die

Wege zum Ziel sind daher sehr kurz. Wir

entscheiden uns auch ganz bewusst für

Regionalität und versuchen – wann immer

möglich – die Wertschöpfung mit unseren

Partnern genau dort zu generieren.

Wallnöfer: Die GHS ist genossenschaftlich

organisiert. Sie gehört vielen tausenden

Genossenschaftern gemeinsam. Daher

ist die Gemeinwohlorientierung sehr stark

ausgeprägt.

Wie begegnet die GHS den wachsenden

Anforderungen in der Kommunikation

mit den Mieter*innen/Eigentümer*innen?

Mimm: Das Herzstück ist das neue

Kundenportal für unsere Mieter*innen und

Eigentümer*innen. Es bietet einen hohen

Kundennutzen und eine rasche Kommunikation

mit den richtigen Ansprechpartner*innen.

Unsere Mitarbeiter*innen sind

sehr bemüht, mit diesen Anliegen kompetent

und hilfsbereit umzugehen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Mimm: Ganz ehrlich? Grundstücke zu

Konditionen, die auch in Zukunft leistbares

Wohnen in Tirol möglich machen.

Wallnöfer: Ich wünsche mir ein Umdenken

im Land. Leistbares Wohnen für junge

Menschen und junge Familien muss ein

ganz zentrales Thema der Zukunftsentwicklung

sein – dafür brauchen wir die

rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso

wie ein Verständnis für ein größeres Ganzes,

das über die Interessen des Einzelnen

hinausgeht. Nur wer ein Zuhause hat,

kann auch daheim sein.


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tirol.modern und innovativ

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ZUM AUTOR

MANUEL

WESTREICHER

Manuel Westreicher kann auf

jahrelange Erfahrung in der

Videoproduktion zurückgreifen

und setzt vom Sportevent bis

hin zum Livestream sämtliche

Themen perfekt in Szene.

Neben seiner Leidenschaft für

das Bewegtbild ist er Obmann

des SC Sparkasse Imst 1933.

BILD:

Seit 2004

gehört die Kamera

zu unseren täglichen

Begleitern.

(© Jessica Wallner)

Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert

kommunizieren will, kommt am

Einsatz von Video- und TV-Dienstleistungen

nicht vorbei. Dabei ist die einfache

Zugänglichkeit und bedarfsgerechte Aufarbeitung

von Themen und Abläufen auch

auf Gemeindeebene besonders wichtig. So

haben Gemeinden und Unternehmen eine

Vielzahl an Aufgaben und damit verbundene

Kommunikationsanliegen, die durch

Videos am besten abgebildet werden können.

Erlebnis.film, eine Initiative von Tiroler

Pionieren im Bereich der Videoproduktion

zusammen mit der GemNova, bietet

zukünftig Gemeinden, Tourismusverbänden

und Unternehmen umfassende Serviceleistungen

im Bereich Bewegtbild an.

Bewegte Bilder

Videos sind optimale

Kommunikationsformate

mit

niederschwelligem

Zugang für alle.

Angefangen bei

Livestreams bis hin

zu Imagefilmen und

Luftaufnahmen, mit

einer durchdachten

Videokommunikation

sichert man den

Informationsfluss

an die Gemeindebürger*innen sowie an

Kund*innen. Komplexe oder mehrstufige

Amtsabläufe lassen sich beispielsweise

in Erklärvideos perfekt erfassen und sind

für Interessent*innen – sei es die Einschreibung

in den Kindergarten oder das

Ansuchen um ein Bauvorhaben – jederzeit

abrufbar.

Kommunikation auf allen Kanälen

In Zeiten der digitalen Übersättigung ist es

nicht nur wichtig, dass Videos gut produziert

sind, sie müssen im nächsten Schritt auch

die richtigen Menschen im richtigen Moment

erreichen. Um beides umzusetzen, braucht

es eine ganzheitliche, strategische Videokommunikation.

Dabei stehen Expert*innen

BILD: Livestreams sind

vor allem seit vorigem Jahr

immer beliebter geworden.

(© Michael Putzlocher)

IN ZEITEN

DER DIGITALEN

ÜBERSÄTTIGUNG

IST ES NICHT

NUR WICHTIG,

DASS VIDEOS

GUT PRODUZIERT

SIND, SIE MÜS-

SEN IM NÄCHSTEN

SCHRITT AUCH DIE

RICHTIGEN MEN-

SCHEN IM RICH-

TIGEN MOMENT

ERREICHEN.

aus dem Marketing-Team bei der zielgruppenorientierten

Ansprache in allen Onlineund

Social-Media-Kanälen zur Verfügung.

Ebenfalls werden Kund*innen bei der Distribution

an internationale Fernsehstationen

und Tourismusverbände unterstützt.

Das Team von erlebnis.film

Unter anderem dürfen wir – Manuel Westreicher

und Bernhard Rangger – das Team

von erlebnis.film unterstützen. Gerne stellen

wir ab sofort unsere jahrelangen Erfahrungen

im Bereich regionales Fernsehen

und Videoproduktion den Tiroler Gemeinden,

Tourismusverbänden und Unternehmen

zur Verfügung. So dürfen wir beispielsweise

bereits seit 2004 für die Regionen

Ischgl, St. Anton und Seefeld lokale TV-Programme

gestalten, sowie Film- und Multimediaproduktionen

umsetzen. Ab sofort

verwandelt erlebnis.film mit erfahrenen

Videoproducer*innen und einem Netzwerk

aus Moderator*innen, Models, Übersetzer*innen

und Influencer*innen Informationen

in spannende und interaktive Geschehnisse,

die gern gesehen und geteilt werden.


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REGIONALE ZUKUNFT GESTALTEN

DIGITALISIERUNG ALS CHANCE FÜR GEMEINDEN?

Das INTERREG-Projekt „Smart Villages“ bereitet Gemeinden in ländlichen Räumen darauf vor, die

Chancen der Digitalisierung zu erkennen und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dabei wird ein partizipativer

Ansatz verfolgt. Das Konzept wurde jetzt erstmals im Pitztal getestet. Digitalisierung verändert

unser Leben langfristig. Durch verbesserte digitale Infrastruktur und neue Möglichkeiten zur

Vernetzung entstehen Potenziale – diese gilt es besonders für Gemeinden und ländliche Regionen

zu nutzen. Neben technischen Innovationen und ressourcenschonenden nachhaltigen Ansätzen liegt

der Fokus insbesondere auf der aktiven Einbindung der lokalen Bevölkerung.

(© Standortagentur Tirol)

Digitalisierung hilft, Innovationen

voranzutreiben und den

Standort Tirol somit nachhaltig

zu stärken. Dabei ist es wichtig,

neue Technologien an die

spezifischen lokalen Herausforderungen,

insbesondere im

alpinen Raum, anzupassen. Mit

dem EU-Projekt ‚Smart Villages‘

konnten wir dies gemeinsam

mit den Gemeinden und

der GemNova erfolgreich testen

und umsetzen.

DR. MARCUS HOFER,

GESCHÄFTSFÜHRER STANDORT-

AGENTUR TIROL

Was sind Smart Villages?

Smart-Village-Initiativen werden durch

Mitgestaltungsprozesse in Gemeinden

und ländlichen Regionen entwickelt und

bauen auf bestehenden lokalen Stärken

auf. Sie beruhen immer auf einem

partizipativen Ansatz, der die verschiedenen

Interessengruppen innerhalb der

Gemeinde mit einbezieht. Diese Initiativen

richten sich nach den aktuellen, potenziellen

und zukünftigen Bedürfnissen der

Einwohner*innen. Das Ergebnis verbessert

die Qualität bestehender und neuer

Dienstleistungen mittels digitaler Technologien,

Innovationen und einer besseren

Nutzung von Wissen. Sie tragen zu einer

Aufwertung der wirtschaftlichen, sozialen

und ökologischen Bedingungen bei und

erhöhen die Lebensqualität der örtlichen

Bevölkerung. Der partizipative Prozess

stellt sicher, dass erarbeitete Strategien

oder Werkzeuge an die Bedürfnisse der

Nutzer*innen angepasst sind, und erhöht

auch die Akzeptanz und damit die Annahme

der neuen „smarten“ Lösungen.

Das Pitztal als Pilotregion

In einem ersten Schritt war es wichtig,

ein gemeinsames Verständnis für Digitalisierung

im ländlichen Raum zu generieren.

Dazu wurden Expert*innen aus unterschiedlichen

Bereichen eingeladen, das

Themenfeld mit Gemeindevertreter*innen

„Die Gemeinden vom Pitztal

arbeiten bereits über den

Planungsverband Pitztal eng

zusammen. Digitale Projekte

eröffnen eine vertiefte und

sinnstiftende Zusammenarbeit

für die Talgemeinschaft mit

Nutzen für die Bürger*innen.

MICHAEL KIRCHMAIR,

PROJEKTVERANTWORTLICHER

GEMEINDEENTWICKLUNG BEI

DER GEMNOVA

zu diskutieren. Gemeinsam mit den vier

Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St.

Leonhard sowie regionalen Stakeholdern

wurden relevante Herausforderungen definiert.

Infolgedessen sind mehrere Projekte

entstanden und wurden umgesetzt. Im

Bereich der Mobilität wurden mit einer

App eines Tiroler Start-ups Anreize für

die Nutzung einer digitale Mitfahrbörse

gesetzt. Für Hoteliers und Vermieter*innen

gab es eigene Workshops, bei denen

Stärken und Schwächen der Digitalisierung

für Tourismusbetriebe identifiziert

sowie Unterstützungsmöglichkeiten zum

Thema KMU digital aufgezeigt wurden.

Parallel dazu wurde in einem Strategieprozess

ein gemeinsames digitales Leitbild

für die Region erarbeitet. Dieses beinhaltet

verschiedene Szenarien mit jeweils

eigenen Leitsätzen und Projekten. Die

Ergebnisse wurden durch Einzelinterviews

erhoben und in gemeinsamen Workshops

bearbeitet. Anschließend hat die GemNova

diese Ergebnisse zum Leitbild nochmals

auf Gemeindeebene konkretisiert.

Gemeinsam mit den Bürgermeistern

und IT-Verantwortlichen der Gemeinden

wurden konkrete Maßnahmenpakete

geschnürt, die in drei Arbeitsgruppen zu

den Themen Infrastruktur, digitales Amt

und Bürgerservices umgesetzt werden.

(© Land Tirol)

Durch das Projekt Smart Villages

haben wir Bürgermeister

des Pitztals gesehen, wie vielfältig

die Digitalisierungsmöglichkeiten

in den Gemeinden sind.

Wir haben gezielt Arbeitsgruppen

gebildet, damit die Ideen zu

Bürgerservices, Infrastruktur und

digitales Amt in konkrete Projekte

überführt werden können.“

BÜRGERMEISTER

ELMAR HAID,

ST. LEONHARD IM PITZTAL

Über das Projekt

Von 2018 bis 2021 wurde das Konzept

„Smart Villages“ in den Bereichen Mobilität,

Governance, Wirtschaft, Umwelt und

Lebensqualität in elf ausgewählten alpinen

Pilotregionen in ganz Europa getestet.

Das Projekt wird im Rahmen des INTER-

REG-Alpenraumprogrammes der EU gefördert.

Die Projektpartnerin Standortagentur

Tirol wurde im Rahmen des Projekts von

der GemNova tatkräftig in der Umsetzung

unterstützt. Durch die Zusammenarbeit

konnten wertvolles Know-how gebündelt

und Synergien genutzt werden. Das Konzept

der Smart Villages wurde dabei an

den alpinen Kontext angepasst, und es

wurden gemeinsame übertragbare Instrumente

und politische Empfehlungen

entwickelt. Es gibt ein starkes Engagement

innerhalb der EUSALP, die Arbeit

am Thema Smart Villages fortzusetzen

und das Konzept auch für andere Regionen

individuell anzuwenden. So kann das

digitale Know-how künftig auch weiteren

Gemeinden zugänglich gemacht werden,

können Zukunftschancen identifiziert und

Potenziale genutzt werden.

SMART

VILLAGE

Die Bürgermeister haben durch

den Ankauf des bestehenden

Glasfasernetzes die Voraussetzung

für die Digitalisierung im

Pitztal geschaffen. Durch den

Netzausbau und die Entwicklung

von Umsetzungsprojekten

kann eine umfassende Digitalisierung

im Pitztal schrittweise

umgesetzt werden.

ING. MARKUS

MAURACHER, MSC,

GESCHÄFTSFÜHRUNG

REGIONALMANAGEMENT

IMST

ZUR AUTORIN

MAG. JULIA

SCHARTING, PHD

Julia Scharting ist seit

2014 in der Standortagentur

Tirol als Projektmanagerin

im Bereich regionale

Standortentwicklung

tätig. Als Geografin ist es

ihre Passion, Neues in der

Welt zu entdecken.

Kontakt: julia.scharting@

standort-tirol.at


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DER WEG

ZUR FUSION –

WIPPTALER GEMEINDEN GEBEN VOLLGAS

Vor rund einem halben Jahr fand in den drei Wipptaler Gemeinden Matrei am Brenner,

Mühlbachl und Pfons die Bürgerbefragung hinsichtlich der geplanten Fusion

statt, die mit einem klaren „Ja“ endete. Nun, wieder rund ein halbes Jahr später, laufen

die Vorbereitungen für die Fusion in ca. sechs Monaten per 1. Jänner 2022 auf

Hochtouren. Bürgermeister Alexander Woerz aus Pfons, einer der Kandidaten auf

den Bürgermeisterposten der fusionierten Gemeinde, erzählt in einem Interview von

den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten.

BILD:

Alexander Woerz,

Bürgermeister

von Pfons, hat

mittlerweile große

Fusionserfahrung.

(© GemNova)

GemNova: Wie wird sich die Fusion auf

die Gemeindefinanzen auswirken?

Alexander Woerz: „Pro 1.000 Einwohner*innen

kann ein Ort mit ca. 1,1 bis 1,2 Millionen

Euro an Einnahmen aus Ertragsanteilen

und Körperschaftssteuern rechnen. Über

den Daumen kommt die gleiche Summe

noch einmal durch Abgaben, Förderungen

und Subventionen dazu. Nur zehn

bis 15 Prozent davon stehen für die freie

Gestaltung zur Verfügung. Richtung Fusion

gedacht ergeben sich eine Reihe von

Synergien, die weitaus mehr Gelder für die

freie Gestaltung ermöglichen und somit

der Bevölkerung zugutekommen. Sind es

aktuell etwa 250.000 bis 300.000 Euro,

ergibt sich für die gemeinsame Zukunft

eine Summe von etwa einer Million Euro

für die freie Gestaltung. Das bringt viel die

mehr Schlagkraft bei Investitionen und bessere

Preise durch größere Baulose.“

Was hat sich nach der Volksbefragung

geändert?

„Das gute Verhältnis zwischen den drei

Bürgermeistern ist ein Eckpfeiler für den

erfolgreichen Weg Richtung Fusion. Das

Ergebnis der Volksbefragung war der

Startschuss für eine noch engere Zusammenarbeit.

Und wir sind auf einem sehr

guten Weg.“

Was bedeutet dies im Detail?

„Die Verwaltungsmitarbeiter*innen

der drei Gemeinden haben

sich die künftigen Aufgaben in

der fusionierten Gemeinde aufgeteilt.

Konkret nach den jeweiligen

Fähigkeiten. Nun gilt es,

die Zusammenarbeit bis zur

Zusammenlegung zu verfeinern.

Ein wichtiger Termin ist

dabei der Herbst, wenn die neuen

Räumlichkeiten der Verwaltung

bezogen werden. Gemeinsam

haben wir mittlerweile auch einen

neuen Bauhofleiter eingestellt. Parallel

dazu haben wir in Pfons, dem Standort

des Bauhofs, eine weitere Halle angemietet,

um die Herausforderungen durch

die größere fusionierte Gemeinde ab

nächstem Jahr stemmen zu können.“

Welche zusätzlichen Änderungen kommen

auf die Gemeindeverwaltung zu?

„Zwei Bürgermeister fallen nach der Fusion

weg. Deren Kompetenzen wandern zu

Spezialist*innen in der Verwaltung bzw.

im Bauhof.“

Wie laufen die Umstrukturierungen?

„Alles ist auf Schiene. Wir sind sehr gut

auf dem Weg. Das Land Tirol betreut uns

wirklich sehr gut. Und auch die Unterstützung

der GemNova, mit dem wichtigen

Blick von außen, ohne den wir chancenlos

wären, ist extrem hilfreich. Mittlerweile

sind wir in der Phase des Aufbaus der

endgültigen Strukturen und dem Verfeinern

der neuen Abläufe.“

Wie läuft der Übergang zur fusionierten

Gemeinde ab?

„Am 31. Dezember werden die drei aktuell

amtierenden Bürgermeister außer Dienst

gestellt. Dann übernimmt für vier Monate

ein Verwalter den laufenden Betrieb. Verbände,

an denen nur die drei Gemeinden

Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons

beteiligt sind, etwa der Kindergarten- und

Volksschulverband, werden in die fusionierte

Gemeinde eingegliedert.“

Wann hat dann die neue Gemeinde

wieder einen Bürgermeister und einen

neuen Gemeinderat?

„Die Gemeinderatswahl muss dann ehest

möglich ausgeschrieben werden. Ich rechne

mit einem Wahltermin Ende März/

Anfang April 2022. Da sich derzeit vier

Kandidaten um den Bürgermeisterposten

der fusionierten Gemeinde bewerben,

ist standardmäßig 14 Tage später mit

einer Stichwahl zu rechnen. Außer einer

der Kandidaten schafft bereits im ersten

Durchgang mehr als 50 Prozent der

Stimmen. Nochmals 14 Tage später wird

dann der neue Bürgermeister angelobt

und der Gemeinderat konstituiert. Also

voraussichtlich Anfang/Mitte Mai 2022.“

AUTOR

MANFRED SCHIECHTL


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Die Software für Tiroler Gemeinden.

Wir

bleiben wir

selbst.

Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen

Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen

Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und

Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren

Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,

kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert

handeln und dabei individuelle Wege wählen.

Wir

vertrauen

einander.

IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at,

+43 (0) 50 4711, www.gemnova.at, © 2021. Herstellung und Druck: Alpina Druck GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage: 11.500 Stück. Anzeigenverkauf:

Mag. Bernhard Müssiggang, www.bmw-agentur.at. Konzept & Gestaltung: Mitspieler – Kommunikation & Gestaltung, www.mitspieler.at. Textkorrekturen:

Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 11.06.2021. Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen

und fallen nicht in die Verantwortlichkeit der Redaktion.

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