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1
DER
BÜRGERIN IST
DAS WURSCHT
AUSGABE 4 | JULI 2021
ZUR KLAUSUR
NACH MARIA
WALDRAST
REGIONALE
ZUKUNFT
GESTALTEN
2
3
ZUR BESSEREN ÜBERSICHT
HABEN WIR ZWEI ZENTRA-
LE SCHWERPUNKTE IN DIE-
SER AUSGABE WIE FOLGT
GEKENNZEICHNET.
DIGITALISIERUNG
Die Corona-Krise hat gezeigt, welch
hohen positiven Einfluss die Digitalisierung
in unser aller Leben haben
kann. Alle Artikel im Magazin rund um
dieses Thema sind mit diesem Icon
gekennzeichnet.
ZUKUNFT GEMEINDE
Nur gemeinsam und in Kooperation
mit Expert*innen können die aktuellen
Herausforderungen in den Gemeinden
gelöst werden. Sie finden alle Themen
rund um die Zukunft der Gemeinden
anhand dieser Kennzeichnung.
Die GemNova bemüht sich um eine
gendersensible Sprache in all ihren
Texten. Dies umfasst die Ansprache
nicht nur des männlichen und weiblichen
Geschlechts, sondern auch
des dritten Geschlechts. Dies sind
Personen, die sich nicht in das binäre
Geschlechtssystem „männlich“ und
„weiblich“ einordnen lassen (wollen).
Regionalität und Umweltverträglichkeit
sind uns ein Anliegen.
INHALT
tirol.investiert
GemNova inside
tirol.hat Recht
tirol.traditionell
tirol.ist schön
20
BAUBRANCHE
KÄMPFT MIT
HOHEN PREISEN
06 Bei GemNova kann man
keine Karriere machen
08 Der Bürgerin ist das
wurscht …
34 Nationalpark Hohe Tauern
50 Jahre und kein bisschen
leise
36 Rums, bums, rechtssicher,
fertig, eh klar...
64 Spannender Ausflug in
die Vergangenheit
86 Baumtraum
tirol.Politik
GemNova inside
tirol.digital
40 Grüne Beschaffung
90 Ich brenne für die Gemeinde
14 Digital kommunizieren in
Gemeinden, Teil 2
16 Endlich... unser erstes
gemeinsames Zuhause
18 Die Geschichtenerzähler*innen
tirol.investiert
20 Baubranche kämpft mit
hohen Rohstoffpreisen
tirol.kulturell
43 Die lästige Kunst
44 Lesestoff für heiße Tage
48 Ich will Wissen vermitteln
tirol.extravagant
50 Wie bitte? Wie?
tirol.bunt und vielfältig
66 Hier kann ich ruhig schlafen
tirol.sportlich und gesund
68 Tiroler radeln,
Tirol erradeln
70 Wir würden deine Gemeinde
gerne beschenken!
92 Tirol forstet auf
GemNova.Menschen
95 Die GemNova-Zwillinge
96 Wofür wir stehen
56
tirol.denkt weiter
S DIE WIEGRENZEN
SUSTAINABILITY
DER SCHULEN
Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat
audant. Sequae adi tectibernam quo
Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit
und wer bestimmt, ob etwas nachhaltig
ist ommolup oder nicht?“ tatur.
22 Katastrophenmanagement:
Vorbereitet für den Tag X?
24 Ernstfall Blackout
26 Retten Sie Leben in Ihrer
Gemeinde
tirol.mobil
28 Eine abgefahrene Idee
30 Neues Mobilitätscenter im
Bürgerservice Telfs
tirol.Wissen
52 Land schafft Bäume
tirol.sucht Menschen
54 Wenn die Suche nach
qualifiziertem Personal zur
Herkulesaufgabe wird
tirol.denkt weiter
56 S wie Sustainability
58 Viele Menschen können
vieles ändern
72 Mit dem Abenteuerexpress
bewegt um die Welt
tirol.bildet
74 Zur Klausur nach
Maria Waldrast
76 Sprachliche Förderung für
alle Kinder
80 Netflix für Gemeinderäte
82 Flexible Kinderbetreuung
leicht gemacht –
das Konzept Hort
tirol.blickt über die Grenzen
tirol.kooperiert
98 Eine saubere Sache!?
100 Förderung für innovative
öffentliche Beschaffung
102 Ständig einen Schritt voraus
tirol.modern und innovativ
104 Mehr Dorf, mehr Leben,
mehr Reith
108 erlebnis.film
110 Regionale Zukunft gestalten
112 Der Weg zur Fusion
68
tirol.sportlich und gesund
TIROLER RADELN,
TIROL ERRADELN
Radfahren ist in seinen verschiedenen
Formen in Tirol eine der meist ausgeübten
Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter
anderem seit der Durchführung der UCI Radweltmeisterschaft
2018 bemüht sich Tirol verstärkt,
sich auch als internationale und nationale
Raddestination zu positionieren.
tirol.sozial
84 Lernen vom Erfolgsmodell
INKOBA
tirol.spart
32 Voranschlag und MFP (mittelfristige
Finanzplanung)
60 Warum wir uns bei GemNova
dem Thema Pflege widmen
62 Gemeinsam helfen, um
Gutes zu bewirken
108
tirol.modern und innovativ
ERLEBNIS.FILM
Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert
kommunizieren will, kommt am Einsatz von
Video- und TV-Dienstleistungen nicht vorbei.
6 GemNova.inside
GemNova.inside 7
BEI GEMNOVA KANN MAN
KEINE KARRIERE MACHEN
Wenn wir dieses Magazin
durchblättern, fällt uns die
Vielfalt an Themen auf.
Wir hoffen natürlich, dass
Sie als Leser*in auch so
begeistert 279.TIROL lesen
wie wir. Eigentlich gehen wir
ja davon aus. :-) Vielfalt ist
bei GemNova einer unserer
fünf Werte.
Wir beschäftigen Menschen aus über 30
Ländern dieser Welt. Wir schauen nicht auf
das Alter, die Religion, das Geschlecht, die
sexuelle Ausrichtung oder die Hautfarbe.
Wir machen mit dieser Buntheit die besten
Erfahrungen, und wir stehen ganz klar für
eine offene und vielfältige Gesellschaft.
Unsere Frauenquote liegt bei 85 Prozent,
und wir schütteln eigentlich alle nur den
Kopf, wenn in heutigen Zeiten über gleiche
Bezahlung diskutiert wird. Über eine
Selbstverständlichkeit zu diskutieren, ist
schon äußerst sonderbar.
Neben dem Wert Vielfalt sind uns Wertschätzung,
Verantwortung, Vertrauen
und Authentizität wichtig. Wenn wir Menschen
suchen, dann schauen wir hauptsächlich
auf die gemeinsamen Werte und
die Motive, wieso jemand bei uns arbeiten
will. Wertschätzung, weil es auch selbstverständlich
sein sollte, dass man jede*n
gleich wertschätzend behandelt. Wir
machen keine Unterschiede nach Rang
und Funktion, jede*r ist gleich wichtig
für unsere Gesellschaft. Wir übergeben
Menschen Verantwortung und vertrauen
ihnen dabei, dass sie diese wahrnehmen
und damit umzugehen wissen. Und wir
sagen: „Sei du selbst. Sei authentisch.“
Zusammengefasst nennen wir das „Die
Seele der GemNova“.
Bei uns arbeiten viele Menschen, die diese
Wertehaltung mitbringen und leben.
Wir schauen auch genau darauf. Einher
geht damit auch, dass wir „einen gesellschaftlichen
Beitrag leisten“ als unseren
Unternehmenssinn sehen. Und wir
fördern aktiv noch andere Dinge: Zeige
Schwächen, denn starke Persönlichkeiten
zeigen Schwächen, schwache sind vermeintlich
immer stark. Sei selbstreflexiv,
nimm dich nicht zu wichtig und achte auf
deinen Narzissmus. Kritisiere, bring Ideen
ein und mach Fehler, zu denen du stehst.
Streb nicht nach Karriere im klassischen
Sinn, sondern entwickle dich als Mensch,
als Persönlichkeit. Das ist echte Karriere.
Wieso wir das heute schreiben? Aus
zwei Gründen:
1.
Wir wollen an dieser Stelle unseren
vielen Kolleg*innen unseren Dank aussprechen.
Ihr seid einfach coole, individuelle
und starke Persönlichkeiten, denen
jede*r vertrauen kann, die wertschätzend
Verantwortung übernehmen, ihre Vielfalt
einbringen und dabei sie selbst bleiben.
2.
Ist das auch etwas, auf das sich
unsere Kund*innen verlassen können. Sie
haben es mit Menschen zu tun, die Verantwortung
übernehmen, Fehler eingestehen
und sich nicht in den Mittelpunkt
drängen, sondern nur an der Sache interessiert
sind: einen Beitrag zu leisten für
Tirols Gemeinden. Wir sind überzeugt,
das spüren unsere Kund*innen tagtäglich,
wenn sie mit uns arbeiten.
Herzlichen Dank und einen schönen
Sommer!
Alois Rathgeb
Niki Kraak
8 GemNova.inside
GemNova.inside 9
Der
Bürgerin
ist das
Letztes Mal habe ich über den Georg und den
Karl geschrieben, wie sie sich über echte und
sinnvolle Digitalisierung unterhalten haben.
Mein Wissensstand ist, dass sich nun auch Karl
mit seiner Gemeinde dazu entschlossen hat,
echt und sinnvoll zu digitalisieren. Na ja, er hat
ja dafür einen guten Partner mit einem Tiroler
Dienstleister, der den Gemeinden gehört, gefunden.
Dieser Geschichte lassen wir aber heute
ihren Lauf. Georg und Karl werden in diesem
Magazin schon wieder erscheinen und berichten,
wie es ihnen damit geht.
wurscht …
Aber was hat das nun mit dem Wurschtigkeitsgefühl
der Bürgerin auf sich? Na ja, der Bürgerin
ist es eigentlich herzlich wurscht, wie die
Gemeinde was macht und wie digitalisiert. Der
Bürgerin ist es nur wichtig, dass alles einfach
funktioniert und dass sie alles möglichst einfach
bekommt, was sie von der Gemeinde will.
Und damit sind wir heute beim zweiten wichtigen
Thema im Zusammenhang mit echter und
sinnvoller Digitalisierung: der Bürgerin (natürlich
auch „Der Bürger“ und „Das Bürgerlein“).
Aus unserer Sicht hat die Digitalisierung im
kommunalen Bereich zwei wesentliche Ebenen:
die Ebene der Verwaltung und die Ebene
der Bürgerin.
Es ist natürlich schön, wenn die Verwaltung
durch Digitalisierung effizienter wird, aber es
muss so digitalisiert werden, dass es auch bei
der Bürgerin ankommt.
ZUM AUTOR
ALOIS RATHGEB
Alois Rathgeb ist Gründer und
Geschäftsführer der GemNova.
10 GemNova.inside
GemNova.inside 11
Was meine ich mit „bei der Bürgerin
ankommt“? Es ist ja derzeit offenbar
in, alle möglichen Apps, Anwendungen,
Karten für die Bürgerin zu produzieren.
Kommunikations-App, Müllkarte,
Gutscheine, Beschwerde-App, Kindergartenanmeldeplattform
u. v. m. Wenn
das so weitergeht, dann kommt diese
Digitalisierung bei der Bürgerin eben
nicht an. Irgendwann wird die Bürgerin
– nennen wir sie jetzt einfach mal Lisi
–, also die Lisi wiederum sagen: „Liebe
Gemeinde, mir ist es jetzt echt wurscht.
Ich verzichte auf dieses ganze Wirrwarr,
ich kenn mich nicht mehr aus.“
Da hat sie ja gar nicht ganz so unrecht.
Aber was erwartet sich nun Lisi und wie
könnte man vorgehen?
Die Lisi erwartet sich auf jeden Fall Einfachheit.
Einmal registrieren und aus. Die
Lisi will nicht laufend Apps downloaden,
mehrere Karten mit sich rumschleppen
und in unterschiedlichen Anwendungen
sich registrieren und wieder Datenbanken
befüllen.
Dabei findet man die Lisi ja sehr eindeutig
im Zentralen Melderegister (ZMR). Dort ist
sie mit all ihren Daten vorhanden, sogar
eindeutig vorhanden. Und wenn die Lisi
eine Firma hat, dann ist sie im Unternehmensregister
(UR) auch mit der Firma
eindeutig vorhanden. Und wenn sie
ein Haus hat, das ihr gehört, ist sie im
Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister
(AGWR) und im Grundbuch eindeutig vorhanden.
Also alles da, eindeutig da.
Das heißt nun theoretisch: Die Lisi könnte
sich in einer Anwendung einmal einloggen
bzw. registrieren. Künftig mit der Austria-ID.
Das System greift auf die Register zu und
erkennt Lisi. Fast schon persönlich. Und in
dieser Anwendung kann Lisi dann auf alles
zugreifen, was die Gemeinde an Leistungen
zur Verfügung stellt. Wie würde Karl
dazu sagen:
Rums.
Bums. Fertig.
Eh klar !
Die Leistungen der Gemeinde gliedern sich
dabei in drei Hauptkategorien:
+ E-Government-Anwendungen (Meldezettel,
Bauakt u. v. m.)
+ Müll (Müll deshalb separat, weil dieser
nicht personenbezogen, sondern
eigentümerbezogen ist)
+ Serviceleistungen der Gemeinde
(Schwimmbadeintritte, Rückvergütungen,
Liftkarten, Gutscheine zur Belebung
der heimischen Wirtschaft, Jubiläumsgelder
u. v. m.)
Die Drei Module
einer Gemeindekarte
Durchgängige Digitalisierung
Müll Dienstleistungen E-Government
Die Gemeindekarte/
das Gemeindeportal als
zentrales Medium für
Gemeindeprozesse und
Dienstleistungen.
+ Besonderheit der
hoheitlichen Abgaben
+ Liegenschaftsbezogen,
nur für Eigentümer
+ Zutrittssystem
Recycylinghof
+ Verwiegung am
Recyclinghof
+ Müllsäcke-Automat
+ Unterschiedliche Vergünstigungen
und Vorteile
für Bürger*innen
+ Anbindungen von
anderen Institutionen
(u. a. Kaufmannschaft,
TVB etc.)
+ Zutrittsberechtigungen
+ Regionalwährung
+ Service für Bürger*innen
+ Darstellung von kommunalen
Belangen
+ Einbringungen von
Bürgeranliegen
+ Einsicht in Akten
+ Nachrichtenportal
AGWR GB ZMR UR
VERWALTUNG
FINANZ LOHN BAUAMT
DATEIABLAGE BILDUNG
ETC.
E-GOVERNMENT
BÜRGER
SERVICES FÜR
EIGENTÜMER
SERVICES FÜR
BÜRGER
Um das zu verwirklichen, benötigt es
eine Basistechnologie, die all diese Dinge
machbar werden lässt. Diese Basistechnologie
können wir, gemeinsam mit
unserem Partner brain behind zur Verfügung
stellen. Derzeit als nahezu einzige
Technologie in ganz Österreich.
Was kann nun die Lisi damit machen,
wenn das mal alles läuft? Dazu ein paar
kurze Anwendungsbeispiele.
Als Erstes bekommt Lisi ein Schreiben von
der Gemeinde mit einer Karte (oder eine
Einladung, sich einmalig zu registrieren, und
12 GemNova.inside
GemNova.inside 13
sie bekommt dann die Karte). Lisi tut das
natürlich und kann ab jetzt auf alles zugreifen
(künftig natürlich auch mit Mobiltelefon
oder Uhr etc.).
Lisi sieht, dass man auf der Plattform die
Jahreskarte für das Schwimmbad kaufen
kann. Das tut sie, und das System sagt Lisis
Gemeindekarte, dass sie ab jetzt damit ins
Schwimmbad darf. Also keine eigene Karte,
sondern die Gemeindekarte macht das
ab jetzt.
Lisi ist Leiterin der Bücherei, und die
Gemeinde hat ein elektronisches Schloss.
Lisis Gemeindekarte weiß das und öffnet
die Tür zur Bücherei.
Lisi braucht Müllsäcke und geht zum
Gemeindemüllsackautomaten, kurz GEM-
SA, hält ihre Gemeindekarte hin und holt
sich zehn Säcke raus. Fünf davon kostenlos,
fünf werden mit der nächsten Vorschreibung
verrechnet.
Die Gemeinde will die heimische Wirtschaft
nach Corona fördern und stellt jeder Bürgerin
einen 100-Euro-Gutschein zur Verfügung.
Das wird auf die Gemeindekarte
von Lisi gebucht. Lisi kann damit in allen
Betrieben im Ort bezahlen (direkt bei der
Bankomatkasse, wie mit einer Debitkarte).
Und Lisi hat zwei Söhne, Karl und Georg,
und die gehen nächstes Jahr in den Kindergarten.
Lisi steigt in die Anwendung ein,
klickt die Namen ihrer beiden Spitzbuben an
und meldet diese für den Kindergarten an.
Lisi meint, als sie das nächste Mal
die Bürgermeisterin trifft: „Des is mir
jetzt nimmer wurscht. Des is a Wahn-
sinn, was ihr da macht. Geh …“, oder so.
Da müssen wir ihr natürlich Recht geben,
das sehen wir auch so. Echt und sinnvoll
ist das Ganze auf jeden Fall. Aus diesem
Grund möchten wir allen Gemeinden diese
Möglichkeit geben, dass sie einen Schritt in
diese Richtung gehen können. Einfach und
kostengünstig sich zumindest die Voraussetzungen
zu schaffen, künftig mit EINER
Anwendung viele Leistungen den Lisis der
Gemeinde zur Verfügung zu stellen.
Diese Anwendung wird ein Portal, an welches
jede Gemeinde schnell und einfach
andocken wird können. Durch eine Gesamtlösung
wird es für einzelne Gemeinden
natürlich günstiger. Leistungen, die es in
der Gemeinde A gibt, kann die Gemeinde
B einfach übernehmen und auf ihre Bedürfnisse
anpassen. Somit setzen wir auf EINE
Technologie. Und zwar auf die nahezu einzige,
die das alles abbilden kann. Damit sparen
wir Unmengen an Geld, wenn nicht jede
Gemeinde für sich etwas aufbaut. Die Lisi
würd’s freuen.
Des ist mir
jetzt nimmer
wurscht. Des is a
wahnsinn.
„Ja, aber“, sagt Bürgermeisterin Angelika,
„ich habe ja schon eine Müllkarte.“ „Kein
Problem“, sagen wir. „Melde dich bei uns,
wir packen das in eine Gesamtlösung, die
zukunftsfähig ist.“ „Normale“ Müllkarten
sind darauf natürlich nicht vorbereitet.
„Und die Kommunikation mit den Bürgerinnen?“
Eh klar, die geht dann auch über die
Anwendung oder eine App. „Und damit kann
ich wirklich auch ins Parkhaus fahren?“ Ja,
eh klar, der Schranken muss nur mit der
Karte kommunizieren, ganz einfach. „Und
ich kann dann in meinen Bauakt Einsicht
nehmen?“ Ja, schon, wenn du GeOrg als
Kommunalsoftwarelösung hast, dann
ist das recht einfach zu lösen. „Und
…?“ Ja, das geht auch.
14 tirol.digital
tirol.digital
15
DIGITAL
KOMMUNIZIEREN
IN GEMEINDEN
Teil 2: Kommunikation
DIE LEHRE DARAUS:
1. Wer aktiv kommuniziert,
sollte sein Gegenüber kennen.
Oder umgekehrt, wer sich konstruktiv einbringen möchte,
braucht sich nicht in der Anonymität des Netzes zu verstecken.
2. Es ist gefährlich,
Meldungen unverzüglich und
ungefiltert online zu stellen.
Ging es im ersten Teil um die rasche und zielgerichtete Information in Richtung Bürger*in,
liegt der Fokus diesmal auf deren aktiver Einbindung. Die einseitige Information wird durch
die Komponente des beiderseitigen Dialoges ergänzt. Auch dabei stellt die Digitalisierung jene
Instrumente und Prozesse zur Verfügung, die eine aktive Partizipation, Vernetzung und die
dafür nötige Transparenz ermöglichen.
ZUM AUTOR
MAG. MARTIN WEX
Martin Wex ist seit 2019 bei der
GemNova im Bereich Digitalisierung
tätig. Darüber hinaus ist er
Landtagsabgeordneter und Vizebürgermeister
von Schwaz.
Kontakt: m.wex@gemnova.at
Externe Kommunikation
Spätestens, als sich das Internet Mitte der
2000er Jahre zum „Mitmach-Web“ weiterentwickelte
(Stichwort: Web 2.0), eröffneten
sich auch für die Kommunikation zwischen
den Gemeinden und deren Bürger*innen
neue Möglichkeiten.
Web 1.0
Erste Erfahrungen im Web 2.0 haben wir
in Schwaz mit einem elektronischen Tage-
buch auf der Website der Stadt gemacht.
Gut gemeint, mussten wir aber alsbald
auch unliebsame Einträge zur Kenntnis neh-
men. Schließlich musste das Tagebuch vom
Netz genommen werden, da es auch für
Verleumdungen und für bewusste Desinformation
missbraucht wurde. Ähnlich erging
es uns mit der Applikation „Buergermeldungen.com“.
Ungeschult kam es vonseiten der
Beamtenschaft zu unliebsamen Überreaktionen
gegenüber den ungefilterten Meldungen
von Bürger*innen. Ungeklärt war
zudem damals auch noch, wer innerhalb
der Gemeinde nach außen kommuniziert.
Letztlich wurde das Projekt vom Bürger-
meister eingestellt.
Web 2.0
Zwischenzeitlich ist eine Registrierung der
User zum Standard geworden. Sie reicht
vom unsicheren einfachen Opt-in (einmalige
Zustimmung mittels Checkbox oder
Angabe einer Mailadresse) bis zum eher
sicheren „Double-Opt-in“, bei dem der Eintrag
in die Datenbank durch einen zweiten
Schritt bestätigt werden muss. Meist wird
hierzu eine E-Mail-Nachricht mit der Bitte
um Bestätigung an die eingetragene Kontaktadresse
gesendet. Onlineredaktionssysteme
ermöglichen die Kontrolle der freizugebenden
Beiträge.
Gab es früher Einschulungen für das richtige
Formulieren von Briefen und die höfliche
Ansprache am Telefon, so müssen
diese nun um die Onlinekommunikation
erweitert werden. Dies ist umso wichtiger,
da Onlinenachrichten meist sehr zeitnah
erfolgen, von verschiedenen Stellen verfasst
und über einen erweiterten Empfängerkreis
verfügen. Eine klare Aufteilung der
Aufgaben und eine Schulung der Mitarbeiter*innen
sind dazu nötige Voraussetzungen.
Dies beginnt bei der Formulierung von
E-Mails und endet in der laufenden Betreuung
von Social-Media-Einträgen. Denn auch
Kommentare auf Postings der Gemeinde
3. Wer, wann, wie kommuniziert,
muss gelernt sein, auch gemeindeintern.
dürfen nicht unbeobachtet bleiben.
Der eigentliche Mehrwert von Web-2.0-Anwendungen
liegt jedoch nicht in der direkten
Kommunikation, sondern im Aufbau und
der Nutzung von Plattformen, auf denen
sich Gleichgesinnte austauschen und Mitstreiter
für ihre Ideen gewinnen können. Im
besten Fall auch die Entscheidungsträger
der Gemeinde. Eine gelungene Anwendung
einer Bürgerbeteiligung ist die „Ideenplattform
Mannheim“. Für die Verwaltung bietet
die Ideenplattform die Chance, mehr über
die Ideen der Bürger*innen zu erfahren und
relevante Themenfelder zu identifizieren.
Glaubt man diversen Jugendstudien, treten
Werte wie Solidarität, Teilhabe und Engagement
anstelle von Egoismus und Selbstdarstellung.
Das ist erfreulich und sollte von
den Gemeinden aktiv digitale Beteiligungsinstrumente
gefördert werden.
Interne Kommunikation
Verändert hat sich nicht nur die Kommunikation
der Gemeinde mit ihren Gemeindebürger*innen,
sondern auch jene innerhalb
der Gemeinden selbst, ihrer Abteilungen
sowie mit den vor- und nachgelagerten
Stellen. Sicherlich hat die Pandemie und
das oftmals damit verbundene Homeoffice
die Bereitschaft zur Verwendung
neuer digitaler Kommunikationsformen
gesteigert. Videokonferenzen sind zum
täglichen Begleiter geworden. Gemeinden
investieren in Übertragungstechnologien.
Die TGO (Tiroler Gemeindeordnung) wurde
dafür novelliert.
Ganz im Sinne der echten und sinnvollen
Digitalisierung begleiten wir Gemeinden
gerne bei der Umstellung zu einer
digitalen Kommunikationslösung. Unsere
Kolleg*innen aus dem OpenDigital-Team
unterstützen dabei mit ihrer umfangreichen
Expertise im Bereich Digitalisierung.
Hier geht's zum
Erklärvideo zur Ideenplattform
Mannheim
16 tirol.digital
tirol.digital
ENDLICH...
2
17
... UNSER ERSTES GEMEINSAMES ZUHAUSE
Seit März 2021 setzt nun die Gemeindeverwaltung
Kaltenbach in Kombination mit GeOrg auch GISela, die GIS-
Lösung von GISquadrat ein.
GemNova hat sich für die Softwarelösung GISela entschieden, da diese alle in einer
Gemeinde benötigten Geoinformationsanwendungen integriert anbietet. Von klassischen
Fachschalen für Wasser, Kanal und Grundstücke über Wartungsbuch bis zu
Anwendungen zur Visualisierung von Daten aus den zentralen Registern und aus GeOrg.
Darüber hinaus sind GISela und GeOrg direkt ineinander integriert. Ein nahtloser
Übergang zwischen den Programmen wird durch die direkten Integrationen zwischen
den beiden Programmen gewährleistet.
1
GeOrg und Gisela
haben nun ihre
erste gemeinsame
Wohnung in Tirol
bezogen.
Sie unterstützen nun gemeinsam
die Gemeinde Kaltenbach bei den
Verwaltungsprozessen. GeOrg
liefert die Daten und Gisela bildet
diese in ihrem System ab.
3
Der Vorteil für die Gemeinden ist
nun, dass sie nicht nur die Daten
haben, sondern diese auch visualisiert
darstellen können.
ZUR AUTORIN
DIPL.-KFR.
VERENA KAISER
Verena Kaiser ist Projektverantwortliche
im Team Digitalisierung
und seit 2020 bei der GemNova.
Kontakt: v.kaiser@gemnova.at
4So können beispielsweise Leerstände
einer Gemeinde auf
Gebäudeebene angezeigt werden.
18 tirol.digital tirol.mobil tirol.digital
19
Die geschichtenerzähler*innen
Im Gespräch mit Michael Ölhafen (Geschäftsführer Locandy), Dr. Barbara Thaler (Kunsthistorikerin),
Julienne Schult (Biologin & Germanistin) und Prof. Dr. Thorsten Schwerte (Zoologe an der
Universität Innsbruck)
Locandy beschäftigt sich sehr viel mit
Storytelling. Diesen Begriff hört man
immer wieder, aber was ist das denn
eigentlich genau?
Julienne Schult: Storytelling ist eigentlich
nichts Neues. Geschichten zu erzählen,
um eine Botschaft zu vermitteln, ist tief in
unserer Gesellschaft verwurzelt. In den letzten
Jahren hat sich der Begriff Storytelling
jedoch vor allem als eine Marketingmethode
etabliert. Dabei werden Geschichten über
ein Produkt oder ein Unternehmen erzählt,
und durch die Geschichten soll so eine persönliche
Beziehung hergestellt werden.
In der Recherche für dieses Gespräch bin
ich immer wieder auf die Heldenreise als
ein weltweites Grundmuster für Mythologien
gestoßen. Ist das auch im modernen
Storytelling, das du beschreibst,
relevant?
Julienne Schult: Die Dramaturgie ist ein
essenzieller Bestandteil jeder Geschichte.
Bereits Aristoteles hat Geschichten auf ihre
Struktur untersucht und festgestellt, dass
sie immer einen Anfang, Höhepunkt und
Ende haben. Die Heldenreise von Joseph
Campbell ist ein komplexeres Muster, das
man in vielen erfolgreichen Büchern und
Filmen wiederfindet, wie beispielsweise
Odysseus, Harry Potter oder Herr der Ringe.
Und warum eignet sich dieses Muster so
gut für Storytelling?
Barbara Thaler: Bei der Heldenreise stehen
die Person und das, was sie erlebt, im Mittelpunkt.
Ihre Beziehungen, Abenteuer, Erfolge,
aber ganz besonders auch Fehlschläge
machen sie menschlich und nahbar. Man
kann sich dann mit dem Helden identifizieren,
mit ihm fühlen und mitfiebern. Diese
Emotionen sind eine ideale Voraussetzung,
um Inhalte jeder Art zu vermitteln.
Mit Locandy ist ein handlungsorientiertes
Lernen
möglich, welches durch die
Verwendung des Smartphones
im Vergleich zu
Büchern oder anderen gedruckten
Anleitungen sehr
gerne angenommen wird.
Was macht denn für dich eine Geschichte
zu einer richtig guten Geschichte, einer
Story?
Julienne Schult: Für mich ist eine gute
Geschichte, wenn sie einen guten Spannungsbogen
mit unerwarteten Wendungen
aufweist. Wenn sie es schafft, einen wirklich
zu fesseln. Dafür braucht es natürlich sowohl
einen interessanten Protagonisten als auch
einen gleich starken Antagonisten.
Und was mache ich, wenn ich keine guten
Geschichten zu erzählen habe?
Julienne Schult: Gute Geschichten finden
sich eigentlich überall. Die Kunst ist es
nur, sie gut zu erzählen. Wobei sich eine
Geschichte aber auch immer weiter verbessern
kann, je öfter sie erzählt wird.
Durch die Reaktionen der Rezipienten
erkennt man, was gut an einer Geschichte
ist und wo sie Schwachstellen aufweist,
und kann diese ausbessern.
Barbara, ein Beispiel dafür, dass gute
Geschichten überall zu finden sind, ist
deine Arbeit. Auch du als Kunsthistorikerin
verwendest die Plattform von
Locandy, um damit Storytelling umzusetzen
und Wissen zu vermitteln. Welche
Vorteile ergeben sich in diesem Bereich?
Barbara Thaler: Der Vorteil bei der Kunstund
Kulturvermittlung liegt auf der Hand:
Das Wissen wird direkt am Ort des Geschehens
vermittelt. Das steigert die Authentizität
enorm. Wenn man die Auswirkungen und
„Folgen“ einer historischen Entscheidung,
einer künstlerischen Schöpfung unmittelbar
fühlen kann, dann wird Geschichte oder
Kunstgeschichte eben nicht nur gelehrt, sondern
neu erlebbar gemacht. Das ist es, was
Menschen nachhaltig berührt und beeindruckt.
Wo liegen hier die Unterschiede zu einem
klassischen Museum?
Barbara Thaler: Kultur- und Abenteuer-
Guides von Locandy bieten dem Besucher
Freiheit. Zumeist führt ja eine „wiederbelebte“
historische Person durch die jeweilige
Thematik, oder es wird Geschichte
durch spielerische Elemente aufbereitet.
Das unterscheidet sich schon sehr von der
üblichen Weitergabe von Fakten in Museen.
Hier liegt nochmals ein ganz besonderer
Mehrwert, der auch Anreiz sein kann, sich
selbst noch mehr in eine interessante Thematik
zu vertiefen.
Werden die durch Storytelling vermittelten
Inhalte denn auch tatsächlich besser
aufgenommen?
OBEN:
Mit dem Smartphone
durch Tirols Wälder
(© Locandy)
Thorsten Schwerte: In Studien zur Methode
und Wirksamkeit zeigte sich, dass Lernende
Wissensvermittlung mit Storytelling
sehr schätzen, da sie Inhalte mit mehreren
Sinnen begreifbar macht. Mit Locandy ist
ein handlungsorientiertes Lernen möglich,
welches durch die Verwendung des Smartphones
im Vergleich zu Büchern oder anderen
gedruckten Anleitungen sehr gerne
angenommen wird.
Und wie wird gerade bei den komplexeren
Themen die Qualität der Inhalte gesichert?
Thorsten Schwerte: Wir haben Wissenschaftler
aus den Fächern der Geistes- und
Naturwissenschaften in unserem Team. Die
Inhalte werden, wo möglich, aus Publikationen
entnommen, die wissenschaftlich nachvollziehbar
sind.
Michael, mit Locandy bietet ihr einen
Baukasten für digitale Guides und interaktives
Geschichtenerzählen. Kannst du
uns ein Beispiel aus Tirol nennen, wie
Storytelling „made by Locandy“ aussieht?
Locandy
15
LOCANDIANER
EXPERT*INNEN
FÜR DIGITALE, INTERAKTIVE GUIDES ALLER ART
2012
GRÜNDUNG
SITZ IN INNSBRUCK
Michael Ölhafen: Ja, zum Beispiel „Das Rätsel
des Köfler Bergsturzes“ in Längenfeld im
Ötztal. Dieses interaktive Hörspielabenteuer
führt die Besucher auf eine geologische
Spurensuche. Mysteriöse Felszeichnungen,
eine geheimnisvolle Hexenhütte, ein Zeitportal
– das sind die Zutaten des neuen Erlebnisweges
im Ötztal bei Winklen. Man wird
auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit
geschickt und lernt dabei einiges
über die geologischen Besonderheiten der
Region. Mithilfe von Installationen, der natürlichen
Umgebung und einer analogen Karte
muss man dem Geheimnis des Bergsturzes
auf die Spur kommen.
Aktuell bist du ja auch öfter hier bei uns
im GemNova-Büro anzutreffen. Welche
spannenden Geschichten werden denn
da geschrieben?
Michael Ölhafen: Gemeinsam mit GemNova,
der Pädagogischen Hochschule Tirol und
der Uni Innsbruck entwickeln wir bewusstseinsbildende,
multimediale Hörspiel-Erlebniswege
für Tirol. Diese behandeln sehr
aktuelle Themen wie Klima und Umweltschutz,
Artenvielfalt und Energieeffizienz.
115
PROJEKTE
BEI 56 KUNDEN
LINKS:
Spannung und Interaktion
mit der Umgebung
(© Locandy)
Die Erlebniswege sollen für einen verantwortungsvollen
Umgang mit der Umwelt, den
natürlichen Ressourcen und für die jeweiligen
Auswirkungen auf den Klimaschutz
sensibilisieren. Wir möchten auf spielerische
Art und Weise Wissens- und Handlungskompetenzen
schaffen, die einen kritischen Blick
auf das eigene Konsumverhalten und den
Energieverbrauch ermöglichen.
.
MÄRKTE
AUT/DE/CH/ITA/USA
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
FERDINAND ZANGERL
Der gebürtige Tiroler Ferdinand Zangerl
studiert seit 2018 Innovations- und Produktmanagement
an der Fachhochschule Wels,
Oberösterreich. Bei der GemNova begleitet er
die Umsetzung verschiedener Projekte.
20 tirol.investiert
tirol.investiert
21
ZUM AUTOR
DI ALEXANDER GOSTNER
BAUBRANCHE
KÄMPFT MIT
HOHEN
ROHSTOFF-
PREISEN
Alexander Gostner ist seit 2016 bei der GemNova und
verantwortet den Bereich Infrastruktur. In den letzten
Jahren hat die GemNova Infrastruktur bereits über
140 Projekte begleitet.
Kontakt: a.gostner@gemnova.at
Erstens kommt es anders, zweitens
als man denkt. Trotz Corona hat die Baubranche –
im Vergleich zu anderen Bereichen – das Vorjahr
wirtschaftlich recht gut überstanden.
In den vergangenen Monaten hat sich
diese positive Entwicklung weiter verstärkt.
Die Baubranche brummt, die
Auslastung ist sehr hoch, mitunter müssen
Aufträge sogar abgelehnt werden.
Gleichzeitig gehen die Rohstoffpreise
seit Wochen durch die Decke. Bestimmte
Materialien können nur mehr schwer
bis gar nicht mehr geliefert werden.
Völlig klar, dass insbesondere jene Materialien,
an denen am Bau Mangel herrscht, von
massiven Preiserhöhungen betroffen sind.
Fragt man nach den Gründen, erhält man
unter anderem diese Antworten: Erstens:
China freue sich über einen signifikant
starken Wirtschaftsaufschwung, die Konjunktur
ist besser als erwartet angesprungen.
Zweitens gäbe es offensichtlich einen
Mangel an Frachtcontainern, um die benötigten
Materialien nach Europa zu bringen.
Zum dritten, so heißt es, gäbe es bei der
Nachfrage die übliche saisonale Steigerung
in diesen Monaten, und last not least würde
sich auch die Investitionsprämie sehr positiv
auf das Baugeschäft auswirken.
Die Preise explodieren
Besonders deutlich lässt sich diese Entwicklung,
diese Preisexplosion am Beispiel
Stahl ablesen. Dazu folgende Zahlen: Heuer
im März lag der Großhandelspreisindex
von Eisen und Stahl laut Statistik Austria
um 30,9 Prozent über dem Durchschnitt
des Vorjahres. Bei Betonstahl ergeben
sich daraus Preiserhöhungen um mindestens
35 bis 40 Prozent allein im ersten
Quartal 2021. Doch das ist nur ein
besonders signifikantes Beispiel. Mittlerweile
lassen sich ähnliche Preisexplosionen
auch bei anderen Rohstoffen beobachten
– sei es bei Dämmmaterial, Holz
oder Bitumen. Gleichzeitig lassen auch die
praktische Verfügbarkeit sowie die damit
einhergehenden Lieferzeiten sehr zu wünschen
übrig. Das ist, pointiert formuliert,
ein wahrer Teufelskreis.
Gerade in diesen turbulenten Zeiten ist
es somit unumgänglich, in der Projektvorbereitung
möglichst genau zu arbeiten
und entsprechende Zeit dafür zu verwenden.
Um einen möglichst reibungslosen
Ablauf sicherzustellen, ist es außerdem
wichtig, sowohl bei den Terminen als auch
bei den Kosten Puffer in Form von Reserven
einzukalkulieren. Der Ablauf des Projektes
sollte genau durchgeplant werden,
am besten anhand von Etappenzielen
bis zur finalen Abnahme. Ein sorgfältiges
Abarbeiten der einzelnen Projektphasen
vor dem Hintergrund des beschlossenen
Termin- und Kostenrahmens ermöglicht
es dem Bauherren, rechtzeitig reagieren
zu können. Das Raum- und Funktionsprogramm
bzw. der Leistungskatalog sollte
möglichst genau definiert werden und
neben den rein baulichen Maßnahmen
sollte auch das Controlling der Finanzen
(Stichwort Gesamtbudget, Zwischenfinanzierung,
Fördergelder, Liquiditätsplan)
genauestens erfolgen.
2020
BEISPIEL PREISE
BETOHNSTAHL
2021
+ 35 BIS
40%
GERADE IN
DIESEN TURBU-
LENTEN ZEITEN
IST ES SOMIT
UNUMGÄNGLICH,
IN DER PROJEKT-
VORBEREITUNG
MÖGLICHST
GENAU ZU ARBEI-
TEN UND ENT-
SPRECHENDE
ZEIT DAFÜR ZU
VERWENDEN.
Fahren auf Sicht
Eine laufende Kostenverfolgung ist für die
Finanzierbarkeit eines Projektes unverzichtbar;
es ist derzeit für die Tiroler
Gemeinden umso wichtiger, auf Sicht zu
fahren. Wenige trauen sich im Moment
vorherzusagen, wie sich die Märkte entwickeln.
Gerade auch deshalb sollte die
Bestellung auf jeden Fall exakt und strategisch
erfolgen.
So herausfordernd die Situation aktuell
auch für alle Beteiligten ist, ein langfristiger
Trend in der aktuellen Preisentwicklung
kann daraus aber nicht automatisch
abgeleitet werden. Im Bau sind die Kunden
sehr preissensitiv. Ein potenzieller
Rückgang der Nachfrage kann dementsprechend
zu einem rückläufigen Auftragsvolumen
führen. Darum gilt es, in den
nächsten Monaten die Preisentwicklung
genau zu beobachten.
22 tirol.investiert tirol.investiert 23
KATASTROPHENMANAGEMENT
VORBEREITET FÜR DEN TAG X?
Das Hochwasser von Kössen 2013, der Felssturz von Vals 2017 oder die Stürme und das Schneechaos
in Osttirol: Immer wieder sind Tiroler Gemeinden von Katastrophen betroffen. Aber Gefahren
gehen auch von Kraftwerken, Chemietransporten oder Krankheiten aus, wie die anhaltende
Pandemie zeigt. Krisen und Katastrophen sind für die Tiroler Gemeinden eine enorme Herausforderung.
Der in Krisen- und Katastrophenmanagement ausgebildete Bürgermeister von Assling,
Bernhard Schneider, schildert dazu seine Einschätzung.
EIN GESPRÄCH MIT JAN SCHÄFER
Wie kommt ein Bürgermeister dazu, Krisen-
und Katastrophenmanagement zu
studieren?
BILD: Kapitale Schäden
entstanden in den letzten
zwei Wintern durch Sturm
und Schnee in Osttirol.
(© Jan Schäfer)
Die Gemeinde Assling in Osttirol erstreckt
sich über rund 99 Quadratkilometer, auf
denen sich 29 Wildbäche und 19 Lawinenstriche
befinden. Es liegt also auf der Hand:
Als sich 2010 die Möglichkeit für ein entsprechendes
Studium zu diesem wichtigen
Thema ergab, schrieb ich mich ein. Schließlich
geht es in solchen Fällen um weitaus
mehr als einen Katastrophenplan, der im
Ernstfall aus der Schublade geholt wird.
Ohne Frage sind diese Pläne im Katastrophenfall
gute Instrumente. Jedoch ist eine
Gemeinde gut beraten, ständig mögliche
Szenarien durchzuspielen, auch wenn sie
oft noch so weltfremd erscheinen. Man
denke an Fukushima, an das Erdbeben, den
verheerenden Tsunami, Atomunfall, dann
noch ein Wintereinbruch und alles zur gleichen
Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, würde
man ein solches Szenario für ein Planspiel
vorschlagen, es führte wohl zu allgemeinem
Kopfschütteln. Obwohl es gut wäre,
das Unmögliche einmal durchzudenken
und durchzuspielen! Die so gewonnenen
Erkenntnisse sind dann im Katastrophenplan
mit den entsprechenden Maßnahmen
zu fixieren. Selbstverständlich müssen auf
dieser Basis sämtliche Szenarien mit der
Gemeindeeinsatzleitung, allen Akteur*innen
wie z. B. Feuerwehr, Lawinenkommission,
Bergrettung usw. und den offiziellen
Stellen geprobt werden! So wie es schon
nach Großereignissen geschieht.
Wenn man die Schlagzeilen regelmäßig
verfolgt, scheint es so, als hätten die
Katastrophen zugenommen. Stimmt dieser
Eindruck?
Teilweise. Katastrophen hat es schon
immer gegeben. Nur: Durch die Medien
werden solche Nachrichten aus der ganzen
Welt rascher verbreitet. Die Digitalisierung
mit ihren Möglichkeiten beschleunigt das
um ein Vielfaches. Aber man muss auch
sehen, unser Leben ist wesentlich komplexer
geworden. Damit steigt das Gefahrenpotenzial.
Ebenfalls ist der Klimawandel
mit seinen Auswirkungen klar erkennbar.
Wird dem in Bezug auf Krisenmanagement
Rechnung getragen?
Ja, aber nicht in dem Umfang, wie es wünschenswert
wäre. Die Möglichkeiten, die
die Digitalisierung bietet, werden noch zu
wenig ausgeschöpft. Hier liegt viel Potenzial.
Generell sollte man mehr ins Katastrophenmanagement
investieren. Damit
meine ich neben den Schutzverbauungen
auch eine ausreichende Unterstützung der
Gemeinden. Schließlich müssen sie die
Sicherheit gewährleisten. Das fängt beim
Schneeräumen an, geht über die Kommunikationsausstattung
und hört beim Einsatzfahrzeug
nicht auf. Nach meinem Verständnis
ist Sicherheit Öffentlichkeitskompetenz.
Wie sieht es in Bezug auf die Krisenkommunikation
aus?
Die Krisenkommunikation geht heute
rasend schnell. Sobald ein Ereignis
passiert, gibt es im Netz schon Bilder
oder einen Film dazu. Man hat als Einsatzleitung
keine Chance mehr, sich auf
eine Presseaussendung oder eine Stellungnahme
vorzubereiten. Man muss sofort
reagieren, anstatt vorbereitet zu agieren.
Hinzu kommt: Für fast alles gibt es mittlerweile
schon eine App. Wir müssen dabei
jedoch aufpassen, dass wir die Bürgerinnen
und Bürger nicht dahin „erziehen“, dass die
Eigenverantwortung noch mehr abnimmt
– unter dem Motto: Ich habe noch keine
Nachricht von einer Winterstraßensperre
bekommen, also kann ich fahren. Diese
Information muss hauptsächlich eine Holschuld
bleiben! Ebenfalls muss die Bevölkerung
bestimmte Gefahren auch selbst einschätzen
können, denn was passiert, wenn
diese Informationsmedien ausfallen? Wie
wird dann kommuniziert und wie leitet die
Gemeindeeinsatzleitung in einem solchen
Fall den Einsatz? Daher sollte als „Plan B“
auf die altbewährten Instrumente nicht verzichtet
werden.
Und wie ist es um das Katastrophenmanagement
in den Tiroler Gemeinden
bestellt?
Generell sind die Gemeinden gut aufgestellt
und haben in der Vergangenheit bei
Katastrophen sehr gut reagiert. Das Thema
wird ernst genommen. Die Blaulichtorganisationen,
die Lawinenkommissionen,
die Ämter wie die BH, die Wildbach- und
Lawinenverbauung, Forst, Baubezirksamt
und Agrar unterstützen die Gemeinden
tatkräftig in diesen Ausnahmesituationen.
Das überbehördliche Zusammenspiel ist
über die Jahre gewachsen und funktioniert
sehr gut. Anhand der letzten Ereignisse
sehen wir, dass der Personalabbau bzw.
das Nichtnachbesetzen des Personals
und die Reduktion des Fuhrparkes in den
angesprochenen Ämtern unser System an
die Grenzen bringt. Bei solchen Ereignissen
benötigen wir in den Tiroler Bezirken
die Unterstützung dieser Fachkräfte. Das
gehört auch zum Katastrophenschutz.
Gibt es etwas zu verbessern?
Es besteht immer Spielraum nach oben.
Aber mit jeder Katastrophe lernt man
dazu und baut dann entsprechend das
Krisen- und Katastrophenmanagement
aus. Die Ausstattung, die es im Ernstfall
braucht, ist nicht überall optimal. Natürlich
ist das eine Frage der Finanzen, wie ich
vorhin schon erwähnte. Man muss einfach
das Verhältnis sehen: Was kostet eine
Investition in den Katastrophenschutz
und welche Kosten entstehen durch eine
Katastrophe? Prävention ist immer billiger,
nur will man sich die nicht immer
leisten. Potenzial gibt es noch in der
Bewertung (Risikoanalyse) der Szenarien.
Diese müssen je nach Zuständigkeit
von der Gemeinde über den Bezirk, das
Land und den Bund nach einem einheitlichen
Bewertungssystem durchgeführt
werden. So kann die Gefahr von allen
handelnden Stellen bzw. Einsatzleitungen
richtig eingeschätzt werden. Da holpert’s
extrem. Zum Beispiel könnte durch
ein einheitliches Beurteilungssystem,
wie bei der Einstufung der Lawinengefahr,
manche Hürde genommen werden.
Was ich mir jedoch grundlegend wünsche,
auch im Hinblick auf die bevorstehenden
Gemeinderatswahlen, ist eine „Grundausbildung
im Krisen- und Katastrophenmanagement“
für Bürgermeisterinnen und
Bürgermeister. Gleiches gilt für Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte. Man stelle
sich vor, eine neue Bürgermeisterin oder
ein neuer Bürgermeister wurde gerade
gewählt, ist wenige Wochen im Amt, und
eine Katastrophe passiert. Was dann?
Eine entsprechende Schulung wäre nicht
nur eine enorme Hilfestellung, es geht
auch um Rechts- und Haftungsfragen, für
die der Bürgermeister, die Bürgermeisterin
im schlimmsten Fall dann am Ende
ganz allein geradestehen muss.
Haben Sie zum Abschluss noch einen
Tipp für die Gemeinden?
Regelmäßig schulen und mit Planspielen
den Ernstfall üben, damit die Abläufe
eines Einsatzes verinnerlicht werden.
Sicher lässt es sich von „außen“ immer
g’scheit daherreden. Aber: Das Unvorhergesehene,
Unvorstellbare kann immer und
überall geschehen. Da helfen oft auch die
besten Konzepte und Ausbildungen nichts.
Eine gute Vorbereitung ist noch die beste
Versicherung für den Tag X, den sich niemand
wünscht.
Danke für das Interview, Bürgermeister
Schneider!
ZUR PERSON
Bernhard Schneider, Jahrgang
1964, ist das 18. Jahr Bürgermeister
in der Gemeinde Assling
in Osttirol. Davor war er
sechs Jahre lang Vizebürgermeister.
Neben seinem Amt
in Assling ist der Osttiroler
u. a. Geschäftsführer des
Abfallwirtschaftsverbands Osttirol,
Obmann des Abwasserverbands
Unteres Pustertal
und des Sozialsprengels Assling,
Anras und Abfaltersbach.
2010 inskribierte sich Bernhard
Schneider an der UMIT Hall
für den Studienlehrgang
sozialökonomisches und
psychosoziales Krisen-
und Katastrophenmanagement,
den er
erfolgreich absolvierte.
BERNHARD
SCHNEIDER
24
tirol.investiert tirol.investiert
25
ERNSTFALL
„DIE BESONDERHEIT
BEI UNS IN TIROL
IST WIRKLICH EIN-
ZIGARTIG: WIR HA-
BEN HIER SPEZIELLE
KRAFTWERKE DES
TIWAG-KONZERNS, DIE
SCHWARZSTARTFÄHIG
UND INSELBE TRIEBS-
FÄHIG SIND.“
OBEN: Seit der Fertigstellung
im Jahr 2017 wird im
Gemeindekraftwerk St. Leonhard
im Pitztal Ökostrom für
rund 4.000 Haushalte erzeugt.
(© ZT Eberl)
CHRISTIAN AMMER
ABTEILUNGSLEITER SYSTEM-
FÜHRUNG NETZ DER TINETZ
Ein derartiger Stromausfall XXL führt zu
weitreichenden Infrastrukturausfällen.
Denn betrieben wird fast unsere gesamte
Grundversorgung mit Strom. Christian
Ammer, Abteilungsleiter Systemführung
Netz der TINETZ: „Ganz wesentlich bei
einem Blackout ist, dass das Bewusstsein
da sein muss, dass es hier nicht nur um
einen Stromausfall geht, sondern dass
auch weitere Infrastruktur beeinträchtigt
wird. Das Handynetz fällt aus, Internet fällt
aus, aber nicht nur das, sondern auch die
Wasserversorgung, die Abwasserversorgung,
die Gasversorgung.“
Dabei ist eine ganz wesentliche Kenngröße
die Netzfrequenz von 50 Hertz. Wird diese
um 0,2 Hertz unter- oder überschritten,
droht der Blackout. „Die Netzleitstelle der
TINETZ in Thaur überwacht das Stromnetz
WENN IN GANZ TIROL DIE LICHTER AUSGEHEN
Unsere Gesellschaft war noch nie so abhängig von elektrischer
Energie wie heute. Das Horrorszenario schlechthin ist daher ein
Blackout. Also ein überregionaler und längerfristiger Stromausfall.
Doch was bedeutet ein Blackout für Tirol?
und stellt damit die Versorgung sicher.
In der Erzeugerleitstelle der TIWAG in
Silz werden die Kraftwerke von Prutz im
Oberland bis Amlach in Osttirol, 40 an
der Zahl, überwacht, und sie stellen damit
sicher, dass die Energie auch erzeugt
wird, die in Tirol verbraucht wird“, erklärt
Markus Konrad, zuständig für die Kraftwerksbetriebsführung
der TIWAG. „Den
Blackout stellt die Netzleitstelle in Thaur
fest. Diese Information teilen sie den
unterlagerten Netzbetreibern, den Innsbrucker
Kommunalbetrieben, den Stadtwerken,
dem E-Werk Reutte und auch uns
in der Erzeugerleitstelle der TIWAG mit.
Da poppt dann bei uns auf den Bildschirmen
der Notfallalarm Blackout auf. Diese
Meldung bestätigen wir, um zu signalisieren,
dass wir verstanden haben. Und dann
beginnt die Zeit zu laufen.“
„Die Besonderheit bei uns in Tirol ist wirklich
einzigartig: Wir haben hier spezielle
Kraftwerke des TIWAG-Konzerns, die
schwarzstartfähig und inselbetriebsfähig
sind. Sie ermöglichen uns, rasch wieder
ein Netz im Inselbetrieb aufzubauen und
die Tiroler Bevölkerung und Wirtschaft
wieder mit Energie zu versorgen“, so
Ammer. „Die Schwarzstartfähigkeit eines
Kraftwerkes sagt aus, dass dieses Kraftwerk
von null weg eine Spannung aufbauen
kann und damit in der Lage ist, eine
Insel zu versorgen. Dies sind im wesentlichen
Regelkraftwerke. In dem Fall die
großen Speicherkraftwerke der TIWAG.“
Die genannte Insel ist in diesem Zusammenhang
das Bundesland Tirol.
Im Falle eines Blackouts sind auch die
Tiroler Gemeinden und ihr Krisenma-
nagement stark gefragt. Wir haben
drei Gemeinden besucht, die innovative
Ideen umgesetzt haben, um im Ernstfall
gewappnet zu sein. Wir haben etwa
bei Elmar Haid, Bürgermeister von St.
Leonhard im Pitztal, vorbeigeschaut, um
zu erfahren, wie man sich dort auf ein
Blackout vorbereitet. „Wir sind im Pitztal
momentan sehr stark mit dem Thema
Strom beschäftigt. Wir versuchen gerade,
gemeinsame Notfallpläne zu erstellen. Das
Thema Blackout beschäftigt uns dabei
talweit“, erzählt Haid. Seine Gemeinde
hat einen besonderen Trumpf im Ärmel.
„Wir haben vor vier Jahren ein Kraftwerk in
St. Leonhard in Betrieb genommen, das zu
100 Prozent im Besitz der Gemeinde ist.
Momentan speisen wir den Strom in das
öffentliche Netz ein. Wir sind aber gerade
dabei, eine Versorgungsleitung in Richtung
Gemeindehaus zu legen. Dadurch können
in Zukunft die gemeindeeigenen Gebäude,
also Gemeindehaus, Gemeindesaal, Feuerwehrhalle,
Rettungsgarage, aber auch das
neue Volksschul- und Kindergartenzentrum
mit diesem eigenen Strom im Notfall
versorgt werden“, so Bürgermeister Haid.
Weiter geht es nach Bad Häring. Die
Unterländer haben ihre Blackout-Vorbereitungen
bereits abgeschlossen. Sie setzen
auf eine ähnliche Lösung wie die Pitztaler,
wenn auch auf anderer technischer
Basis. Ziel ist es ebenfalls, eine Notfallversorgungsstruktur
für die Bevölkerung
aufzubauen. Einbezogen sind dabei eine
Reihe von Gemeindeeinrichtungen sowie
Schule, Kindergarten und Altenwohnheim.
Die Notstromversorgung kann innerhalb
kürzester Zeit mit einem leistungsfähigen,
fahrbaren Notstromaggregat aufgebaut
werden und Stromausfälle von bis zu
einer Woche abfedern. „Die Gemeinde Bad
Häring befasst sich schon seit Längerem
mit dem Thema Blackout.
„Wir haben mittlerweile die
tolle Situation, im Ernstfall
eine Woche mit diesem Gerät,
das wir über die GemNova
beschafft haben, unter Volllast
durchfahren zu können.“
HERMANN RITZER
BÜRGERMEISTER BAD HÄRING
Im Zuge der Sanierung des Gemeindeamtes
haben wir uns entschlossen, Notfallvorkehrungen
mit umzusetzen. Mittlerweile
ist es fertig, wir haben es getestet,
es funktioniert wirklich hervorragend. Wir
haben mittlerweile die tolle Situation, im
Ernstfall eine Woche mit diesem Gerät, das
wir über die GemNova beschafft haben,
unter Volllast durchfahren zu können. Wir
hoffen natürlich, dass das Ganze nicht länger
als eine Woche dauert, so lange haben
wir nämlich mit unserem Dieselvorrat vorgesorgt“,
erklärt Bürgermeister Ritzer.
Gute Vorbereitung macht Systeme sicherer
oder hilft bei der Bewältigung eines
Ernstfalls. Die Stadt Schwaz hat sich gut
gewappnet, dass bei einem Blackout nicht
auch noch Feuerwehr, Rettung, Polizei oder
der Winterdienst ausfallen.
„Bei einem Stromausfall
ist nicht nur die Versorgung
der Fahrzeuge wichtig,
sondern auch die der Notstromaggregate.“
GERT DELAZER
SICHERHEITSBEAUFTRAGTER
STADT SCHWAZ
Gert Delazer, Sicherheitsbeauftragter
der Stadt Schwaz: „In der Stadt Schwaz
hat man sich schon länger Gedanken
gemacht, wie die Blaulichtorganisationen
bei einem Blackout zu Treibstoff kommen.
Bei der Schaller-Tankstelle konnten
wir nun eine Lösung umsetzen, bei der
die Zapfsäulen mit einem Notstromgerät
mit Energie versorgt werden, damit Feuerwehr,
Polizei, Rettung, aber auch der
Sozialsprengel und der städtische Bauhof
zu Treibstoff kommen. Bei einem Stromausfall
ist ja nicht nur die Versorgung der
Fahrzeuge wichtig, sondern auch die der
Notstromaggregate.“
ZUM VIDEO-
BEITRAG
AUTOR
MANFRED
SCHIECHTL
26 tirol.investiert
tirol.investiert
27
RETTEN SIE LEBEN
IN IHRER GEMEINDE
CHRISTIAN PLETZER
Durch meine Ausbildung zum
Rettungssanitäter und Feuerwehrmann
weiß ich, wie
wichtig schnelles Handeln
im Ernstfall ist. Mein Ziel als
Medizinprodukteberater ist
es daher, jede Gemeinde individuell
zu beraten und so die
beste Lösung gemeinsam zu
erarbeiten.
ZUM AUTOR
MARIO FOIDL
Mario Foidl ist seit Mai 2019 Projektverantwortlicher im
Bereich Beschaffung. Unter anderem ist er Ihr Ansprechpartner
für nachhaltige Beschaffung und die Einkaufsplattform.
Kontakt: m.foidl@gemnova.at
Ein plötzlicher Herztod kann jedem und jeder widerfahren, jederzeit und überall. Er ist die
häufigste Todesursache bei Erwachsenen über 40 Jahren weltweit. Rund alle 30 Minuten
stirbt in Österreich ein Mensch am plötzlichen Herztod, pro Jahr sind es über 15.000
Menschen. Eine wirksame Behandlung steht zur Verfügung, sie muss nur umgehend
eingesetzt werden – noch bevor Nothelfer eintreffen.
Wertvolles Know-how
Aus diesem Grund möchten wir eine neue
Partnerschaft vorstellen, die das Leben
Ihrer Gemeindebürger*innen sicherer
macht und im Notfall dieses auch retten
kann. Die Koloszar Medizintechnik GmbH
– kurz KMT – betreut seit über 35 Jahren
zuverlässig kleine und große Institutionen
in ganz Österreich. Deren regelmäßig
geschulte Expert*innen aus den Bereichen
Rettung, Flugrettung, Krankenpflege und
Feuerwehr stehen den Gemeinden und
deren dazugehörigen Institutionen jederzeit
mit Rat und Tat zur Seite und geben ihr
Know-how an die Anwender*innen weiter.
Als notfallmedizinischer Komplettausstatter
für Krankenhäuser und medizinische
Einrichtungen sowie für Rettungsdienste
und Feuerwehren sind deren Medizinprodukteberater*innen
genauso für die Anforderungen
der Einsatzkräfte geschult wie für
den betrieblichen und öffentlichen Bereich.
Defibrillatoren retten Leben
Automatisierte externe Defibrillatoren
(AEDs) funktionieren erwiesenermaßen
lebensrettend. Die Überlebensraten bei
plötzlichem Herzstillstand sind mindestens
viermal höher, wenn Herz-Lungen-
Wiederbelebung (HLW) zusammen mit
AED-Schocks verwendet werden, statt
nur HLW allein. Deshalb ist sofortiges
Handeln unumgänglich! Die speziell für
den Laiennutzer*innen konstruierten Defibrillatoren
vereinigen Hochwertigkeit und
Umweltschutz in einem einfach zu bedienenden
System. Und das in der kleinsten
und leichtesten Ausführung, die bei
führenden AED-Herstellern erhältlich ist.
Egal ob für das Gemeindeamt, Schulen,
Turnhallen, Sportplätze, Pflegeheime oder
sonstige kommunale Einrichtungen wird
eine AED-Lösung, die auf die speziellen
Anforderungen in einer Tiroler Gemeinde
zugeschnitten ist, angeboten.
RUND
ALLE 30
MINUTEN
STIRBT EIN
MENSCH
AN HERZ-
TOD.
*
BILD: V. l. n. r.: Prokurist und Verkaufsleiter Marco Sodomka,
Bürgermeister Erich Ruetz, Medizinprodukteberater Christian
Pletzer, Bauamtsleiter Ing. Florian Rangger bei der Defibrillatorübergabe
vor dem Museum Thurnfels in Völs. (© GemNova)
Beispiel Völs
Die Gemeinde Völs durften wir erfreulicherweise
bereits bei der Beschaffung der Defibrillatoren
unterstützen. „Der Ausbau des
Defibrillatorennetzwerkes stand für unseren
Gemeinderat fest und wurde von uns
in Völs von langer Hand geplant. Auch in
unserem Gemeindegebiet soll ein flächendeckendes
Netzwerk an Defibrillatorenstandorten
aufgebaut werden. Rasche Hilfe
bei einem medizinischen Notfall kann binnen
weniger Minuten über Leben und Tod
entscheiden. Dem Gemeinderat ist eine
möglichst breite und öffentliche Zugänglichkeit
ein besonderes Anliegen. Weitere
Standorte sind aktuell in Prüfung, und die
Umsetzung des Projekts soll noch dieses
Jahr abgeschlossen werden. Dabei auf die
Hilfe der GemNova in Kooperation mit ihrer
Partnerin, der KMT, zurückgreifen zu können,
erleichtert für uns den Prozess und
schont die Ressourcen unserer Gemeinde.
Personell ebenso wie finanziell durch die
verhandelten Konditionen“, so Erich Ruetz,
Bürgermeister der Marktgemeinde Völs.
Gerne unterstützen wir, in Zusammenarbeit
mit dem geschulten Personal der
Firma KMT, auch Sie dabei, für ein Stück
mehr Sicherheit in Ihrer Gemeinde zu
sorgen.
* IN ÖSTERREICH
ERICH RUETZ
28 tirol.mobil
ENTGELTLICHE GemNova.Menschen EINSCHALTUNG 29
Eine
„abgefahrene“
Idee
ES WERDE LICHT
ÖFFENTLICHE BELEUCHTUNG UMSTELLEN
UND ENERGIE SPAREN
BILD: Auch der Fußballplatz Beselepark in Innsbruck
ist mit einer modernen LED-Beleuchtung
ausgestattet. (© IKB)
„Fiat lux“ – es werde Licht. Die IKB setzt dabei auf moderne LED-Lösungen. Insbesondere für
Gemeinden und öffentliche Einrichtungen. Kostenlose Beratungen dazu sind jederzeit möglich.
NovaBike ist die neue E-Bike-Sharing-Komplettlösung von GemNova – mit hochwertigen E-Bikes, dazugehörigen
Lademöglichkeiten für drinnen und draußen, einer nutzerfreundlichen App und einem Service- und Reparaturpaket
mit regionalen Partnern. Das NovaBike ist eine gesunde, zeitsparende und umweltfreundliche Alternative
zu anderen Verkehrsmitteln.
Viele Menschen in Tirol lieben ihr Fahrrad
– ob Rennrad, Mountainbike oder Citybike
– das „Zweirad“ liegt voll im Trend. Neben
der sportlichen Nutzung steigen immer
mehr Menschen vom Auto auf ein Rad um,
um im Alltag von A nach B zu kommen.
Das Rad ist eine umweltfreundliche Alternative
zu anderen Verkehrsmitteln. Aus
diesem Grund macht es auch für Gemeinden
Sinn, in eine nachhaltige E-Bike-Flotte
zu investieren. Gerade Gemeindemitarbeiter*innen
haben oft kurze Strecken zu
bewältigen, die für den Fußweg zu lang und
für eine Autofahrt eigentlich zu kurz sind.
Auch Bürger*innen können ihr Auto stehen
lassen und kurze Strecken im Gemeindegebiet
bequem mit dem E-Bike fahren.
Das E-Bike soll keine andere Form von
Mobilität ersetzen, sondern im Idealfall
eine Lücke schließen. Stichwort: multimodale
Mobilität. Der Begriff multimodal
beschreibt nichts weiter als die Nutzung
mehrerer verschiedener statt nur
einer Mobilitätsform. Durch die in Tirol
oft abseits vom Dorfkern gelegenen Bahnhöfe
ist das NovaBike eine richtig interessante
Alternative als First bzw. Last Mile
für Berufspendler*innen. Für die Fahrt in
der Früh hin und am Abend zurück vom
Bahnhof wird oft ein Zweitauto benötigt,
hier ist das NovaBike eine umweltfreundliche
und kostengünstige Alternative. Der
Berufspendler, die Berufspendlerin schaltet
in der Früh per App das NovaBike im
Dorf frei, radelt bequem mit elektrischer
Unterstützung zum Bahnhof, schließt dort
das Bike am Ladehub an und beendet mit
der App die Ausleihe. Am Abend beim
Heimweg kann das NovaBike bequem per
App im Zug schon reserviert werden, nach
der elektrisch unterstützten Heimfahrt
wird die Ausleihe beim Hub im Ortskern
wieder abgeschlossen.
ZUM AUTOR
MARKUS KATHREIN
Markus Kathrein ist bei der GemNova
im Bereich Multimodale Mobilität tätig
und ist Experte im Bereich Planung,
Erstellung und Umsetzung von regionalen
Mobilitätskonzepten.
Kontakt: m.kathrein@gemnova.at
Die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
(IKB) bietet Gemeinden und öffentlichen
Einrichtungen moderne Systeme für die
Beleuchtung von öffentlichen Räumen wie
Sportanlagen, Parks, Straßen und Parkplätzen.
Dabei setzt die IKB auf energieeffiziente
LED-Lösungen: Gemeinde und Bürger
profitieren von einer erheblichen Kostenreduktion
bei Energie (bis zu 50 Prozent)
und Wartung.
Rundum-Service vom Profi
Energiekosten, gesetzliche Richtlinien,
Umweltschutz und Gestaltungsthemen
sind wichtige Aspekte bei der Optimierung
einer bestehenden Sportanlagenbeleuchtung.
Die IKB kann dazu auf die
Bedürfnisse von Gemeinden abgestimmte
All-inclusive-Pakete liefern. Nach der
ausführlichen und individuellen Beratung
kann sich die Gemeinde für eine Lösung
entscheiden, die von den IKB-Fachleuten
umgesetzt wird.
Die Vorteile einer LED-Beleuchtung
LED-Beleuchtungen bringen viele Vorteile,
allen voran die beachtliche Strom- und
Kosteneinsparung. LED-Lampen haben
eine lange Lebensdauer bei geringem
Wartungsbedarf. Das Licht ist gerichtet,
blendet nicht und sorgt für eine bessere
und gleichmäßige Ausleuchtung des Sportplatzes.
Bei der Beleuchtung wird weißes
Licht verwendet, das zu einer besseren
Farbwiedergabe bei Dämmerung und in
der Nacht führt.
Für eine kostenlose Beratung kontaktieren
Sie uns am besten noch heute – wir
freuen uns auf Sie!
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Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
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www.ikb.at
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Im Vergleich zu herkömmlichen
Energielösungen überzeugt das
Contracting-Modell der IKB mit
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der Planung bis zur Inbetriebnahme
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Energie- und Betriebskosten
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Ausleuchtung
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Wettkampfbetrieb
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Stördienst für Sie erreichbar
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31
NEUES
MOBILITÄTSCENTER
IM BÜRGERSERVICE TELFS
ZUM AUTOR
DIPL-BW. ANDREAS KNAPP, MBA
Andreas Knapp ist bei der GemNova im Bereich Multimodale
Mobilität tätig. Er verfügt über jahrelange Erfahrung bei der
Planung, Finanzierung und Ausschreibung von regionalen
Mobilitätskonzepten.
Machen Sie Schluss
mit Ihrem alten
Business Banking.
Wechseln Sie jetzt zu TELEBANKING PRO, dem modernsten
Business Banking Österreichs: Das wird ständig erweitert und immer smarter.
Seit 22.4.2021 ist in der Marktgemeinde
Telfs im Bürgerservicebüro in der
Obermarktstraße auch ein Mobilitätsservice
beheimatet und hat somit den
Weg zum Öffi-Ticket noch einfacher und
attraktiver gestaltet.
Nach der fertiggestellten Park-&-Ride-Anlage
und dem aktuellen Bahnhofsneubau
ist die Installierung der Vertriebspartnerschaft
zwischen den ÖBB und der Marktgemeinde
Telfs ein weiteres Signal an die
Bevölkerung, den öffentlichen Nah- und
Regionalverkehr einfach und komfortabel
Kontakt: a.knapp@gemnova.at
zu nutzen. Nach Seefeld, Reutte, Ötztal
Bahnhof, Sölden, Imst, St. Anton, St. Johann
in Tirol, Hopfgarten, Westendorf, Steinach
und Kirchberg in Tirol ist dieser Vorortservice
nun auch mitten in Telfs gegeben und
erfreut sich großer Beliebtheit in Sachen
Beratung und Information.
Neben ÖBB-Standardtickets und Verbundtickets
sind auch Tickets für die ÖBB-
Sparschiene und Gruppenermäßigungen
sowie die ÖBB-Vorteilscard erhältlich und
machen damit den Weg zum Öffi-Ticket
für die Kund*innen aus dem Raum Telfs
künftig noch einfacher.
Die Mitarbeiter*innen wurden speziell
für den Ticketverkauf und die Beratung
geschult, die technischen Voraussetzungen
sowie Marketingmittel werden von
den ÖBB zur Verfügung gestellt. Geöffnet
ist das Bürgerservice Montag bis Freitag
von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr.
LINKS: Mit dem Mobilitätsservice der
Marktgemeinde Telfs steht einer bequemen
und umweltfreundlichen Fahrt mit der S-Bahn
nichts mehr im Wege. (© ÖBB)
RECHTS: Die Mitarbeiter*innen des Bürgerservice
Vanessa Rusch und Eugen Schilcher
wurden für den Verkauf der ÖBB-Tickets
geschult. (© MG Telfs/Pichler)
„DIE ZUG- UND BUS-
VERBINDUNGEN IM
RAUM TELFS UND
UMGEBUNG ERFREU-
EN SICH STEIGENDER
BELIEBTHEIT.“
„Viele Tickets werden bereits online
gekauft. Dennoch setzen auch Kundinnen
und Kunden auf persönliche
Beratung und Betreuung. Unser Büro
vom Bürgerservice Telfs übernimmt
daher sehr gerne ab 22.4.2021 diese
Serviceleistung für Einheimische und
Gäste und erweitert damit das Angebot
der klimafreundlichen Mobilität“,
freut sich Bürgermeister
Christian Härting.
sparkasse.at/telebanking-pro
OBEN: ÖBB-Regionalmanager
René Zumtobel
(© ÖBB/Scheiblecker)
Jetzt
umsteigen
„DANK UNSERES
NEUEN VERTRIEBS-
PARTNERS IST
DER ZUGANG ZUM
ÖFFENTLICHEN
VERKEHR IM TIROLER
OBERLAND NOCH
ATTRAKTIVER
GEWORDEN.“
„Alle am ÖBB-Ticketautomaten erhältlichen
Tickets können von den Kundinnen
und Kunden auch hier beim Bürgerservice
der Marktgemeinde Telfs erworben werden.
Zudem spart man sich Wege. So kann
man beispielsweise die ÖBB-Vorteilscard
gleich hier beantragen oder verlängern.
Einer bequemen und umweltfreundlichen
Fahrt mit den Öffis innerhalb von Tirol oder
über die Bundeslandgrenzen hinaus steht
somit nichts mehr im Wege.“
32
tirol.spart
tirol.spart
33
Voranschlag und
MFP (mittelfristige
Finanzplanung)
Vorhaben mit GeOrg dem Gemeindeorganisator:
Über die Unterschiede zwischen der Kameralistik und der Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung
(VRV) 2015 ist schon ausreichend informiert und diskutiert worden.
Die reine Finanzierungsrechnung der Kameralistik wurde in der VRV 2015 um die Ergebnisrechnung
und die Vermögensrechnung erweitert.
LINKS
Komplett neue und
komfortable Möglichkeiten
der Erfassung
und Darstellung von
Projekten sind mit
GeOrg, dem Gemeindeorganisator.
möglich.
(© rawpixels)
ZUM AUTOR
CHRISTOPH
CAROTTA
Christoph Carotta wechselte
nach langjähriger Tätigkeit in
einer Bank 2017 zur GemNova.
Er verantwortet den Bereich
Kommunalfinanz.
Kontakt:
c.carotta@gemnova.at
Bei meinen Gesprächen und Vorträgen
habe ich häufig den Finanzierungshaushalt
in den Vordergrund gestellt. Dies vor allem,
um dem weniger Geübten mit dem reinen
Zahlungsfluss (Cashflow) einen Zusammenhang
aufzuzeigen. Insbesondere den
Zusammenhang von Stichtagsbetrachtung
(Vermögenshaushalt zum Jahreswechsel)
und periodischer Betrachtung (Finanzierunghaushalt
und Ergebnishaushalt).
Der STICHTAG ist in diesem Fall immer
der Zeitpunkt, zu welchem die Vermögensrechnung
erstellt wird. Bei einem Unternehmen
kann das Wirtschaftsjahr vom
Kalenderjahr abweichen. In der saisonalen
Gastronomie wird häufig davon Gebrauch
gemacht, indem der Bilanzstichtag z. B. auf
den 1. November gelegt wird. Im Geltungsbereich
der VRV 2015 ist das nicht möglich.
Hier ist klar geregelt: Der Rechnungsabschluss
ist für das abgelaufene Kalenderjahr
als Finanzjahr zu erstellen (VRV 2015
§ 13 (1)). Somit ist der „Stichtag“, für den die
Vermögensrechnung gilt, eindeutig. Dementsprechend
sehen wir mit dem Rechnungsabschluss
zum 31. Dezember, wie
sich das Vermögen der Gemeinde zum selben
Zeitpunkt des Vorjahres verändert hat.
Aus den beiden Haushalten (Finanzierungshaushalt,
Ergebnishaushalt) können
wir erkennen, welche Einnahmen und Ausgaben,
welche Aufwendungen und Erträge
unser Vermögen positiv oder negativ beeinflusst
haben.
Die Finanzierungsrechnung und die Ergebnisrechnung
gelten demnach für den Zeitraum
– die Periode – zwischen dem 1. Jänner
und dem 31. Dezember.
Ein Voranschlag muss für den Finanzierungshaushalt
und den Ergebnishaushalt
erstellt werden. Der Vermögenshaushalt
oder Teile daraus sind nicht Teil des Voranschlages,
wohl aber deren Dotierungen,
Auflösungen, Zuführungen oder Entnahmen.
Die relevanten Bestandteile des Voranschlages
finden wir im § 5 der VRV 2015:
Ergebnisvoranschlag, Finanzierungsvoranschlag,
Detailnachweis auf Kontenebene,
Stellenplan Gesamthaushalt und jene
Beilagen, die im § 5 in den Absätzen 2
und 3 explizit angeführt sind. Hier geht
es vor allem um Mittelverwendungs- und
Aufbringungsgruppen, Nachweise von
Transferzahlungen, Zuführungen und
Entnahmen von Haushaltsreserven und
Rücklagen sowie der Dokumentation von
Finanzschulden (Aufnahme, Tilgung, Endstand,
Laufzeit etc.).
Im Detail ist der Voranschlag in der VRV
2015 in Abschnitt 2, §§ 4 bis 12 geregelt.
Zusätzlich zur VRV 2015 ist laut TGO
(Tiroler Gemeindeordnung) § 88 Absatz 2
noch der MFP (Mittelfristiger Finanzplan)
zu erstellen. Er beinhaltet dieselben Inhalte
wie der Voranschlag und soll die dem
Voranschlag folgenden nächsten vier Jahre
darstellen. Dieser MFP und der Nachweis
von Vorhaben (§ 82 TGO) sind Bestandteil
des Voranschlages der Tiroler Gemeinden.
GEORG, der Gemeindeorganisator bietet
auch dazu einen besonderen Komfort.
Mit einem Klick ist ein Haushaltsprogramm
zu erstellen, in welchem einfach
und komfortabel ein Vorhaben dargestellt
werden kann. Das Vorhaben kann dabei
leicht mehrere Kostenstellen und Konten
umfassen (z. B. Gemeindezentrum
mit Kindergarten, Volksschule, Hort und
Arztpraxis). Alle Kostenstellen, Konten und
Steuersätze werden dabei auf einfachste
Art in dieses von Ihnen gestaltete Haushaltsprogramm
integriert. Laufende Kostenüberwachung,
klare Darstellung und
perfekte Dokumentation begleiten auf
diese Art die komplexesten Projekte in
Ihrer Gemeinde. Auf einfachste Art wird
dabei eine „Anlage im Bau“ begleitet und
nach Vollendung aktiviert. Vollkommen
egal, über welchen Zeitraum sich Ihr Vorhaben
erstreckt.
34 tirol.hat Recht tirol.hat Recht
35
ZUR AUTORIN
MAG HELENE
MATTERS-
BERGER
Helene Mattersberger ist
seit 20 Jahren im Nationalpark
Hohe Tauern für
Öffentlichkeitsarbeit und
die Nationalpark Akademie
zuständig.
Kontakt: h.mattersberger@
hohetauern.at
BILD: Der Dorfersee ist
ein wunderschön gelegener
Bergsee im Kalser
Dorfertal. (© NPA
Stefan Leitner)
Nationalpark
hohe
Tauern
Mit der politischen Willensbekundung der
Landeshauptleute von Kärnten, Tirol und
Salzburg am Fuße des Großglockners in
Heiligenblut am 23. Oktober 1971, den Nationalpark
Hohe Tauern zu errichten, begann
die österreichische Nationalparkgeschichte.
1981 konnte in Kärnten der Nationalpark
Hohe Tauern ausgewiesen werden. 1984
folgte der Salzburger Anteil und 1992 war
es in Tirol soweit. Eine Erfolgsgeschichte,
die den weiteren fünf österreichischen
Nationalparks den Weg ebnete.
Heute präsentiert sich der Hochgebirgsnationalpark
Hohe Tauern mit einer Fläche
von 1.856 Quadratkilometern als
größtes Schutzgebiet der Alpen. 10.000
Tierarten, 3.500 Pflanzenarten (inkl. Pilzen),
zahlreiche Gletscher und Gletscherbäche,
Hochgebirgsseen und beeindruckende
Gebirgspanoramen machen den
Nationalpark Hohe Tauern aus. Es ist die
50 Jahre und kein bisschen leise
Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen,
die dieses großartige alpine Naturschutzgebiet
auszeichnet.
Refugium für seltene Arten
Die Murmeltiere haben im Nationalpark
Hohe Tauern einen riesigen Lebensraum.
Außer natürlichen Feinden – wie Steinadlern,
die sich manchmal ein Jungtier
schnappen – haben sie im größten Schutzgebiet
der Alpen nichts zu befürchten. Sie
waren im Gegensatz zu Steinböcken oder
Bartgeiern vermutlich nie ganz aus den
Hohen Tauern verschwunden. Dass Wanderer*innen
heute bei ihren Touren mit
etwas Glück in der Ferne mächtige Steinböcke
beobachten oder von einem neugierigen
Bartgeier ins Visier genommen
werden, hat viel mit dem Nationalpark
Hohe Tauern zu tun. Mit der Einrichtung
des Schutzgebiets wurde der Grundstein
dafür gelegt, dass seltene und an extreme
Standorte angepasste Tier- und Pflanzenarten
einen sicheren Lebensraum haben.
Es ist ein Lebensraum mit über 300 Gipfeln
über 3.000 Meter Höhe, ausgedehnten
Gletschern, vielen Seen und tosenden
Bächen, weiten Almen und urwaldähnlichen
Wäldern. Die Ökosysteme können sich in
der Kernzone weitgehend unbeeinflusst
vom Menschen entwickeln.
Wertvolle Kulturlandschaft
Gleichzeitig gewährleistet der Nationalpark,
dass die traditionell vom Menschen
geprägte Kulturlandschaft der Almen und
Wälder wie seit Generationen bewirtschaftet
wird. Die artenreichen Bergmähder
– unter anderem die berühmten
Sajatmähder in Prägraten in Osttirol oder
die Glocknerwiesen entlang der Großglockner
Hochalpenstraße –, auf denen
Orchideen, Türkenbund, Anemonen und
Flockenblumen für eine außergewöhnliche
Blütenpracht sorgen, sind nur deshalb
so artenreich, weil sie regelmäßig
gemäht werden. Für die arbeitsintensive
und schwere Arbeit der Bergbäuerinnen
und Bergbauern im Nationalparkgebiet
gibt es neben den bestehenden Fördermaßnahmen
auch Sonderförderungen seitens
des Nationalparks Hohe Tauern. Denn
wenn Almen aufgelassen werden, entsteht
Wald, und Artenvielfalt geht verloren.
Naturerlebnis Nationalpark
Der Schutz der einzigartigen Natur ist nur
eine der drei Kernaufgaben der Nationalparkarbeit.
Der Nationalpark Hohe Tauern
ist auch dazu da, den Besucher*innen ein
eindrucksvolles Naturerlebnis zu bieten.
Diese werden von den Nationalpark-Ranger*innen
zu den schönsten Plätzen im
Schutzgebiet geführt und bekommen
dabei interessantes Wissen zur heimischen
Tier- und Pflanzenwelt vermittelt.
Das aktuelle Angebot findet man auf der
Website www.hohetauern.at/besuchen.
Ein Besuch lohnt sich!
www.hohetauern.at
www.facebook.com/hohetauern
WUSSTEN SIE,
DASS ...
… DIE VEGETATION
VOM TAL HINAUF IN
DIE GIPFELREGION
DER HOHEN TAUERN
EINER 4.000 KILO-
METER LANGEN REI-
SE BIS IN DIE ARKTIS
ENTSPRICHT?
Wenn Förderungen genutzt werden
sollen, muss besonderes
Augenmerk auf eine vergaberechtlich
transparente und einwandfreie
dokumentierte Ausschreibung
gelegt werden. Die
GemNova durfte schon zum zweiten
Mal den Nationalpark Hohe
Tauern bei einer Ausschreibung
begleiten und dabei im gewünschten
Umfang von Vorbereitung
bis Vertragsschluss die gesamte
Ausschreibung durchführen.
Fakten des Vergabeverfahrens:
· Oberschwellenbereich
· Offenes Verfahren
· Individuelle Beratung von Vorbereitung
bis Vertragsschluss
· Elektronische Vergabe
· Dokumentation für Förderstelle
Die GemNova unterstützt öffentliche
Auftraggeber bei Ausschreibungen
von Dienstleistungen,
aber auch von Bau- und Lieferaufträgen.
Bei Fragen zu öffentlichen
Ausschreibungen stehen wir
gerne zur Verfügung.
Rückfragen: Mag. Alexander
Sporer, a.sporer@gemnova.at
Nationalpark
Magazin
In der Öffentlichkeitsarbeit
ist neben der Website und
dem Social-Media-Auftritt
des Nationalparks Hohe Tauern
das Nationalpark Magazin
ein unverzichtbares Medium,
um die heimische Bevölkerung
und die Gäste zu informieren.
Zweimal jährlich erscheint das
Magazin mit einer Auflage von
rund 750.000 Stück und wird
an die Haushalte von Kärnten,
Salzburg und Tirol zugesandt.
Weiters kann das Magazin
auf Wunsch bestellt werden
(Bestellung: nationalparkrat@
hohetauern.at).
Die Finanzierung erfolgt über
den Bund und die Länder. Dabei
ist eine vergaberechtlich einwandfreie
Ausschreibung im
EU-Oberschwellenbereich
für die Umsetzung unerlässlich.
Um dies zu gewährleisten,
wurde 2021 die GemNova
mit der vergaberechtlichen
Ausschreibungsdurchführung
und Beratung beauftragt. Die
Erstellung der Unterlagen, die
Bekanntgabe und die vollelek-
tronische Durchführung mittels
der Vergabeplattform und
schlussendlich die
Zuschlagserteilung
konnten somit mit
professioneller
Hilfe durch Mag.
Alexander Sporer
von der GemNova
erfolgreich durchgeführt
werden.
MAG. HELENE
MATTERSBERGER
BILD: (© NPA Stefan Leitner)
36
tirol.hat Recht
tirol.hat Recht
37
ZUM AUTOR
MAG. IUR.
CHRISTIAN LECHNER
Christian Lechner kann auf eine 18-jährige
Berufserfahrung als Amtsleiter,
Bauamtsleiter und Finanzverwalter
zurückblicken. Seit drei Jahren arbeitet er
bei der GemNova in den Bereichen Recht,
Finanzen bzw. Gemeindeentwicklung und
Digitalisierung. In diesen Bereichen ist er
als Jurist und mit seiner Praxiserfahrung
für rechtliche Themen und Fragestellungen,
Prozess- und Projektabläufe in den
Gemeinden verantwortlich.
Rums, bums,
RECHTSSICHER ,
fertig, eh klar …
Rums, bums, RECHTSSICHER, fertig, eh klar … in den unendlichen
Weiten des Weltalls ist Georg immer noch nicht unterwegs,
aber im Hier und Jetzt 2021 geht in Vordermberg die liche Gemeindearbeit effizient und rechtssicher, gestützt durch
tägechte
und sinnvolle Digitalisierung, weiter.
Die Fälligkeit der Gemeindeabgaben rückt
für Georg immer näher, und daher befasst
er sich damit, wie er rechtskonforme
Abgabenbescheide erstellt – dabei stößt
er auf spannende und wichtige Fragen.
Die Entwicklung von leistbarem Wohnen
hat auch vor der Gemeinde Vordermberg
nicht Halt gemacht. In den vergangenen
Jahrzehnten haben fast ausschließlich
(Allein-)Eigentümer den Grundsteuer-,
Wasser-, Kanal- oder Abfallbescheid etc.
für ihre Liegenschaft erhalten – diese
Situation stellt sich nun völlig anders dar.
Mittlerweile weisen über zwei Drittel der
bebauten Liegenschaften mehrere Eigentümer,
also (Mit-)Eigentum auf.
Georg muss klären, wie diese Abgaben bei
(Mit-)Eigentum mittels Bescheide nun festzusetzen
sind.
+ Ist jede der Abgaben (z. B. Wassergebühr)
einer Liegenschaft auf alle
(Mit-)Eigentümer aufzuteilen und sind
damit Bescheide an jeden der (Mit-)
Eigentümer zu richten?
+ Oder genügt es, einen einheitlichen
Bescheid mit der jeweils gesamten
Abgabe (z. B. Wassergebühr) einer
Liegenschaft an einen, mehrere
oder alle dieser (Mit-)Eigentümer
zu richten?
+ Welche Variante ist nun rechtskonform
und somit für die Gemeinde
bindend?
+ Von wem kann Georg die Abgaben
„verlangen“ – wer schuldet die
Abgabe?
Von wem kann
Georg die Abgaben
„verlangen“?
Wer schuldet die Abgabe?
Die Bundesabgabenordnung (BAO), BGBl
194/1961, zuletzt geändert durch BGBl I
52/2021, ist die Rechtsgrundlage für das
Abgabenverfahren in der Gemeinde, und
dort ist liest Georg Folgendes:
Gemäß § 6 BAO sind Personen, die
nach den Abgabenvorschriften dieselbe
abgabenrechtliche Leistung schulden,
Gesamtschuldner. Personen, die gemeinsam
zu einer Abgabe heranzuziehen
sind, sind ebenfalls Gesamtschuldner,
dies gilt insbesondere für Gesellschafter
einer nach bürgerlichem Recht nicht
rechtsfähigen Personenvereinigung.
Gesamtschuldner sind demnach Mitschuldner
zur ungeteilten Hand nach § 891 ABGB.
Das heißt, dass jeder einzelne der (Mit-)
Eigentümer grundsätzlich in der Pflicht
steht, dass er den gesamten Abgabenbetrag
der gemeinsamen Liegenschaft an die
Gemeinde bezahlt. Ob das jedem bewusst
bzw. bekannt ist?
Über den § 6 BAO gibt es viel an Judikatur
– unter anderem jene, dass es die Entscheidung
von Georg (Abgabenbehörde) ist,
die Abgaben (Leistungsgebot) an einen der
Gesamtschuldner oder an mehrere oder
gar an alle Gesamtschuldner zu richten,
und weiters, ob die Inanspruchnahme mit
einem Teil oder dem gesamten offenen
Betrag erfolgt (siehe Ritz, Bundesabgabenordnung
Kommentar 2, Rz 7 zu § 6 BAO,
mit weiteren Zitaten). Solche Ermessensentscheidungen
sind zu begründen (siehe
Ritz, Bundesabgabenordnung Kommentar 2,
Rz 13 zu §§ 20, 21 BAO). Georg als Bürgermeister
und damit Abgabenbehörde muss
aus seiner Sicht alles tun, damit dieses
Gesamtschuldverhältnis gegenüber allen
(Mit-)Eigentümern festgesetzt wird.
Nun, Georg ist durchaus bewusst, dass viele
eine Aufteilung der jeweiligen Abgabe (z.
B. der eigene Wasserverbrauch) und somit
getrennte Bescheiderstellung an jeden einzelnen
(Mit-)Eigentümer gerne so haben
wollen. Das Eigentumsdenken ist in vielen
Köpfen stark verankert – nach dem Motto
“„Ich zahle für das, was mir gehört“. Durchaus
kommt es auch vor, dass unter so manchen
(Mit-)Eigentümern nicht gerade ein
gutes Verhältnis herrscht. Unter diesen
Aspekten nehmen viele (Mit-)Eigentümer
die Abgabenaufteilung durch die Gemeinde
sehr gerne in Anspruch bzw. setzen sie diese
mit dem Argument des Bürgerservices
sogar voraus.
Die Fragen zu einheitlichen Abgabenbescheiden
beschäftigen ihn auch noch,
als er in seiner Abendlektüre der Tiroler
Gemeindeordnung „TGO“ blättert.
Da stößt er irgendwann darauf, dass seine
Gemeinde Vordermberg mit seiner
Gebarung sparsam, zweckmäßig und
wirtschaftlich umgehen muss und sein
Überprüfungsausschuss das gemäß § 109
Abs 2 TGO sogar prüfen muss.
Wie ein Blitz rechnet er im Kopf: 200
bebaute Liegenschaften mit Grundsteuer-,
Wasser-, Kanal- und Abfallbescheid
ergibt rund 800 Bescheide, bei durchschnittlich
vier (Mit-)Eigentümern pro Liegenschaft.
Bei einer Aufteilung der Abgaben
auf diese (Mit-)Eigentümer müssten
2.400 Bescheide erstellt werden! Puhhh,
denkt er sich, ein erheblicher und eigentlich
unnötiger Mehraufwand bei einer
Aufteilung, da mehr Sach- und Personalressourcen
benötigt werden.
Spezialfall
Grundsteuer
Aufteilung der Grundsteuer
auf die (Mit-)Eigentümer nach
ideellen Anteilen?
Karin ist (Mit-)Eigentümerin eines Grundstücks
in der Gemeinde Vordermberg und
hat einen Grundsteuerbescheid über die
gesamte Grundsteuer der Liegenschaft
vonseiten der Gemeinde „bekommen“. Sie
verlangt nun von Georg einen eigenen
Grundsteuerbescheid nur für ihren (ideellen)
Liegenschaftsanteil.
Die Grundsteuer wird auf Basis des sogenannten
Einheitswertbescheides des
Finanzamtes festgesetzt. Gemäß § 252
BAO ist die Bindung des Grundsteuerbescheides
durch den Spruch des Einheitswertbescheids
(Feststellungsbescheid)
geregelt. Damit darf Georg (als
Grundsteuer festsetzende Behörde) bei
der Grundsteuerfestsetzung keine andere
Beurteilung zugrunde legen als jene,
die im vorangegangenen Einheitswertbescheid
zum Ausdruck gekommen ist (vgl.
VwGH 91/15/0134).
Für einen Steuergegenstand ist jedenfalls
nur die Erlassung eines einheitlichen
Grundsteuerbescheides zulässig.
Sofern der Steuergegenstand mehreren
gehört, so sind sie Gesamtschuldner
(vgl. § 9 Abs 2 GrStG; Ritz, BAO-
Kommentar 6, Rz 3 zu § 6 BAO).
38
tirol.hat Recht
ENTGELTLICHE tirol.hat EINSCHALTUNG
Recht 39
Spezielle vorgaben
bei einheitlichen
Abgabenbescheiden
gegenüber Gesamtschuldner
in der BAO
Karl aus Hintermberg hat die letzte Diskussion
mit Georg aus Vordermberg bezüglich
der Rechtskonformität und auch effizienteren
Gestaltung der Arbeitsprozesse keine
Ruhe gelassen. Daher schaut Karl aus Hintermberg
bei Georg vorbei. Georg ist noch
ganz in seine Arbeit vertieft und schildert
Karl so nebenbei seine „Überlegungen zu
den Abgaben“. Karl meint: „Ich nutze das
Gesamtschuldverhältnis auch und adressiere
alle (Mit-)Eigentümer, indem ich dem
Empfänger die Ergänzung „… und Mitbes.“
bzw „… und Miteigentümer“ anhänge.“ Georg
erklärt ihm aber in diesem Zusammenhang,
dass der VwGH in seinen Erkenntnissen
bereits mehrmals festgestellt hat,
dass unter anderem die Bezeichnung
„und Mitbes.“ nicht geeignet ist, um den
Bescheid diesen an alle Abgabenschuldner
zu adressieren. Hier geht nämlich nicht
hervor, gegenüber welchen (anderen) Adressaten
als dem Empfänger die Behörde den
Bescheid erlassen will (VwGH 21.07.1995,
92/17/0270, 01.10.2018, 2006/13/0123).
Grundsätzlich sieht § 81 Abs 1 u. 2 BAO
vor, dass mehrere Personen (also alle (Mit-)
Eigentümer), welche für die Erfüllung der
abgabenrechtlichen Pflicht infragekommen,
aus ihrer Mitte einen gemeinsamen
Bevollmächtigten an die Abgabenbehörde
namhaft machen müssen. Sollte dies unterbleiben,
so kann die Abgabenbehörde eine
der zur Erfüllung der abgabenrechtlichen
Pflichten in Betracht kommenden mehreren
Personen als Vertreter mit Wirkung für die
Gesamtheit bestellen.
Wenn das Gesamtschuldverhältnis
gegen alle Abgabenschuldner festgesetzt
wird, ist § 199 BAO zu beachten.
Dort ist normiert, dass gegen Personen,
die zur Entrichtung einer Abgabe als
Gesamtschuldner verpflichtet sind, ein
einheitlicher Abgabenbescheid erlassen
werden kann. Hier muss jedoch dann
unbedingt darauf geachtet werden, dass
diese Personen (alle Miteigentümer)
der Personengemeinschaft im Spruch
des Bescheides gemäß § 93 Abs 2 BAO
anzuführen sind.
Die Gemeinschaft als solche kann nicht
Bescheidadressat sein (vgl. Fischerlehner,
Abgabenverfahren § 199, Anm. 1; VwGH
1.10.2008, 2006/13/0123). Da Georg einen
einheitlichen Abgabenbescheid erlässt, hat
er weiters gemäß § 101 BAO darauf zu achten,
dass er auf die Rechtsfolgen im Abgabenbescheid
hinzuweisen hat.
Spezialfall
zustellung
bei Wohnungseigentum als besonderes
(Mit-)Eigentum
Georg weiß, dass Eigentümergemeinschaften
(EG), die Wohnungseigentum begründet
haben, im Sinne des Umsatzsteuergesetzes
(UStG) Unternehmer darstellen
– diese werden im sogenannten öffentlichen
Unternehmensregister geführt. Bei
ordnungsgemäß vorliegenden Rechnungen
ist diese EG prinzipiell zum Vorsteuerabzug
berechtigt. Es kann durchaus zu einem
steuerlichen Vorteil kommen. Wie schon
erwähnt, ist für einen Vorsteuerabzug eine
ordnungsgemäße Rechnung Voraussetzung.
Damit ist ein Bescheid an die WEG
zustellen mit Nennung der Bescheidadressaten
(alle (Mit-)Eigentümer) im Bescheidspruch
(vgl. BFG RV/7104733/2018). Eine
Lastschriftanzeige ergeht unter Anführung
der UID-Nummer an die Wohnungseigentumsgemeinschaft
(WEG).
Was nun –
Aufgaben Aufteilen
oder nicht?
Für Georg ist klar, seine Software „GeOrg“
kann sämtliche Bescheidadressaten rechtssicher
im Spruch seiner Abgabenbescheide
nennen. Daher wird er für seine Gemeinde
Vordermberg jeweils einen einheitlichen
Abgabenbescheid gegenüber allen (Mit-)
Eigentümern erlassen und damit nach den
Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit
und Zweckmäßigkeit für seine
Gemeinde handeln. Weiters kommt er zum
Schluss, wer als Abgabenbehörde legitimerweise
eine Aufteilung der Abgaben (Ausnahme
Grundsteuer) und damit „Hausverwaltungstätigkeiten“
übernimmt, handelt
auch sparsam und wirtschaftlich, jedoch
für die jeweiligen (Mit-)Eigentümer, die sich
eine selbstständige Aufteilung ersparen,
und nicht für die eigene Gemeinde.
Die Fälligkeit steht bevor, und die Software
in der Gemeinde Vordermberg erstellt Lastschriftanzeigen
bzw. Bescheide und stellt
diese im Versandcockpit zur Freigabe der
Sendung bereit. Georg hat sich intensiv
mit seinen Abgabenverfahren beschäftigt
und alle wichtigen Themen erwogen
und beleuchtet. Er denkt sich: „Mit meiner
Software ‚GeOrg‘ ist die rechtssichere und
effiziente Abwicklung kein Problem.“ Das
Thema Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung
(VRV 2015) beschäftigt
Georg auch noch immer – er erinnert sich
an sein Gespräch mit Karl und ihr Thema
„Minusvermögen“. Ihm kommt schon der
nächste Gedanke: „Super cool wäre doch
auch, wenn die Gemeinde Vordermberg
ihren Bürger*innen eine Art ‚Bürger*innen-
Cockpit‘ zur Verfügung stellt. Über dieses
können diese selbstständig und jederzeit
ihre bei der Gemeinde Vordermberg liegenden
Grundsteuerakten, Anmeldungen der
Kinder bei den Betreuungseinrichtungen,
Abgabenvorschreibungen etc. einsehen,
anmelden oder ändern.“
Eine Bürgerkommunikation der Zukunft
nach dem Motto:
Rums, bums,
RECHTSSICHER ,
transparent
fertig, eh klar …
In turbulenten Zeiten ist es besonders
wichtig, einen verlässlichen Partner an
der Seite zu haben. Seit 1939 steht die
NEUE HEIMAT TIROL für leistbares Wohnen.
Über 40.000 Tirolerinnen und Tiroler
wohnen unter einem Dach der NHT. Die
günstigen Mieten und hohe Wohnqualität
zeichnen unsere Anlagen ebenso aus wie
die Auszeichnungen für Architektur und
Kunst am Bau.
Eine gute und enge Zusammenarbeit mit
den Tiroler Gemeinden ist uns dabei sehr
wichtig. Gemeinsam verbindet uns das
Ziel, den Menschen ausreichend und
preiswert Wohnraum zur Verfügung zu
stellen, und damit die Ausgewogenheit
zwischen Ballungsräumen und ländlichem
Raum auch in Zukunft zur gewährleisten.
Eine zunehmende Herausforderung ist
dabei die Bereitstellung von entsprechenden
Grundstücken. Grund und Boden sind
in Tirol sehr knapp und teuer. Im Rahmen
der Raumordnungspolitik stehen mit der
Vertragsraumordnung sowie Schaffung
von Vorbehaltsflächen jedoch wirksame
Instrumente für die Gemeinden bereit.
DAS RUNDUM-
Sorglos-
PAKET
Die NEUE HEIMAT TIROL ist der größte, gemeinnützige Wohnbauträger
in Tirol und auch für die Umsetzung großer Gemeindeprojekte
ein verlässlicher Partner. Von der Planung bis zur späteren Bewirtschaftung
der Gebäude bietet die NHT Service aus einer Hand.
Gemeinsam haben wir auf diese Weise
bereits viele, neue und innovative Modelle
in den Tiroler Gemeinden umgesetzt.
Eine große Hürde bei Großprojekten ist
auch immer das Bundesvergabegesetz.
Durch das Bestbieter-Prinzip sind regionale
Lösungen auch in Zukunft möglich.
Die Wertschöpfung bleibt damit vor Ort.
Diese Vorteile gilt es noch mehr zu nutzen!
Die enorme Expertise in unserem Haus
ermöglicht es uns, neben dem Wohnbau
auch im Kommunalbereich zunehmend
Fuß zu fassen. Für die Gemeinden Natters,
Mutters und Götzens haben wir
2018 ein modernes Wohn- und Pflegeheim
errichtet. Ein aktuelles Referenzprojekt
ist das „Haus der Generationen“ mit
Kinderbildungszentrum in Volders.
Aufgrund der gut eingespielten Zusammenarbeit
mit unseren Partnern – vom
Planer und Architekt bis zu den Baufirmen
– führt mit der NHT jedes Projekt
erfolgreich zum Ziel. Seit über 80 Jahren
ist die NHT am Tiroler Markt aktiv und
zählt mittlerweile zu den
größten, gemeinnützigen
Bauträgern in Österreich.
Ein wichtiges Anliegen ist
uns dabei auch die klimafreundliche
Ausstattung
unserer Häuser.
Die NHT ist in diesem
Bereich seit vielen Jahren
Trendsetter für die ganze
Branche. Wir errichten
unsere Objekte seit 2012
ausschließlich im Passivhaustandard.
Bei den
Bestandsanlagen und im Neubau setzen
wir konsequent auf eine klimafreundliche
Ausstattung. Bis 2030 wollen wir
mit unseren zentral beheizten Gebäuden
CO2 neutral sein und sind damit auch ein
wichtiger Begleiter zur Tiroler Energieautonomie
2050.
Faktum ist: Die KundInnen wünschen
sich heute, möglichst Energie-unabhängig
zu sein, gleichzeitig wollen sie einen
Beitrag für die Umwelt leisten. Diese
Erwartungen sind eine tragende Säule bei
der Planung unserer Anlagen. Wir arbeiten
sehr eng mit der Universität Innsbruck
zusammen, ständig auf der Suche nach
neuen und innovativen Lösungen.
Wir wollen dabei nicht nur Leuchtturmprojekte
inszenieren, sondern einen konkreten
Mehrwert für den späteren Betrieb
mitliefern. Nach der Schlüsselübergabe
ist unser Job nicht erledigt. Wir begleiten
und betreuen unsere Immobilien über
den gesamten Lebenszyklus und agieren
damit zu 100 % nachhaltig.
BILD:
Hannes Gschwentner
und DI Mag. Markus
Pollo. (© NHT/Forcher)
40 tirol.hat Recht tirol.hat Recht
41
Grüne
beschaffung
Öffentliche Aufträge sind von großer
Bedeutung für die Volkswirtschaften (in
Österreich werden jährlich rund 66 Milliarden
Euro öffentlich vergeben), weshalb
das Beschaffungswesen EU-weit als
eines der zentralsten Instrumente angesehen
wird, den Ausbau des Umwelt- und
Klimaschutzes zu fördern. Dementsprechend
enthält das Bundesvergabegesetz
2018 in Umsetzung der Vergabe-RL
2014/24/EU auch klare Vorgaben, wie
öffentliche Auftraggeber zur Förderung
einer nachhaltigen Entwicklung beitragen
können und müssen. Die neue Verpflichtung
zur nachhaltigen Beschaffung
kann gerade für die Region eine echte
Chance auf Wertschöpfung sein.
Die (neue) Pflicht zur umweltgerechten Vergabe
als Chance für die Region
Im jüngst veröffentlichten (Vergabe-)Bericht
der Stabsstelle für Vergaberecht (BMJ) wird
betont, dass bei der Durchführung von Vergabeverfahren
in Österreich auf die Grundsätze
einer umweltgerechten, sozialen
und innovativen Beschaffung Bedacht zu
nehmen ist. Abschließend heißt es darin
wörtlich, dass „die nachhaltige Beschaffung
verankert, die Kriterien hinsichtlich
der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung
harmonisiert und die Vorreiterrolle Österreichs
bei der nachhaltigen öffentlichen
Beschaffung gesichert werden sollen“
(vgl Bericht der Republik Österreich vom
16.4.2021, GZ 2021 0.172.413). Ausgangspunkt
für die verpflichtende grüne Vergabe
in Österreich ist dabei § 20 Abs. 5 Bundesvergabegesetz
2018, der die Berücksichtigung
der „Umweltgerechtheit der Leistung“
zu einem allgemeinen Vergabegrundsatz
erklärt (gleichrangig mit den Prinzipien
der Bietergleichbehandlung, Nichtdiskriminierung,
Transparenz etc.). Die Umweltgerechtheit
der Leistung kann insbesondere
– so die Bestimmung weiter – durch
die Berücksichtigung ökologischer Aspekte
(z. B. Energieeffizienz, Materialeffizienz,
Abfall und Emissionsvermeidung, Bodenschutz)
bei der Beschreibung der Leistung,
bei der Festlegung der technischen Spezifikationen
(z. B. Vorschreibung von Umweltzeichen,
wie das „Österreichische Umweltzeichen“),
bei der Festlegung nachhaltiger
Zuschlagskriterien (z. B. Bewertung von
Lebenszykluskosten) oder bei der Festlegung
von Bedingungen im Leistungsvertrag
erfolgen (z. B. die Definition des exakten
Prozederes bei der Abholung und Wiederverwendung
von Abfall, der beim Verbrauch
des beschafften Produktes anfällt). Anders
ausgedrückt: Der Auftraggeber kann die
verpflichtenden Aspekte der Nachhaltigkeit
in verschiedenen Vergabephasen und quer
über den gesamten Beschaffungsprozess
berücksichtigen. Das Bundesvergabegesetz
2018 verfolgt daher den Ansatz eines horizontalen
Nachhaltigkeitsprinzips.
Die Tatsache, dass die nachhaltige
Beschaffung bereits Pflicht ist (und
nicht etwa bloße Tugend), verdeutlicht
auch der jüngst veröffentlichte Entwurf
des Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetzes
1 , der alle öffentlichen
Auftraggeber – und nicht nur die Verkehrsbetriebe
– zur Dekarbonisierung
eines Großteils ihres Fuhrparks verpflichtet.
Diese gesetzliche Beschränkung
des grundsätzlich freien öffentlichen
Beschaffungswillens verdeutlicht den steigenden
Handlungsdruck auf die gesamte
öffentliche Privatwirtschaftsverwaltung.
Konkret soll unter Androhung empfindlicher
Geldstrafen ein gewisser Mindestanteil
an emissionsarmen und emissionsfreien
Fahrzeugen der öffentlichen Hand
sichergestellt werden (der Gesetzesentwurf
spricht von „sauberen“ Fahrzeugen).
So müssen bis Ende 2025 10 Prozent der
LKW, 38,5 Prozent der PKW und 45 Prozent
der Busse „sauber“ sein. Die Quote erhöht
sich noch einmal bis Ende 2030, wonach
bis dahin bereits 15 Prozent der LKW, 38,5
Prozent der PKW und 65 Prozent der Busse
saubere Fahrzeuge sein müssen. Als saubere
schwere Straßenfahrzeuge (LKW, Bus)
gelten ausschließlich alternativ betriebene
Fahrzeuge (z. B. Elektro, Wasserstoff, Biogas).
Die Definition eines sauberen leichten
Straßenfahrzeuges basiert hingegen auf
bestimmten maximalen Auspuffemissionen
hinsichtlich CO 2
und Luftschadstoffen.
So darf ein leichtes Fahrzeug nicht
mehr als 50 Gramm CO 2
pro Kilometer
ausstoßen und den Emissionsgrenzwert
an Luftschadstoffen von 80 Prozent nicht
überschreiten.
Die verpflichtende grüne Beschaffung
ist somit – noch mehr als bisher – alternativlos
bei Vergaben der öffentlichen
Hand. Die damit einhergehenden Herausforderungen
sind allerdings auch eine
gute Möglichkeit, den kommenden Wirtschaftsaufschwung
des EU-Green-Deals
in die Gemeinde zu holen und insbesondere
die Erfolgsaussichten von kleinen
regionalen Unternehmen im öffentlichen
Wettbewerb zu stärken. Wie bereits
aufgezeigt, steht öffentlichen Auftraggeber*innen
neben der bloßen Verpflichtung,
auf die Umweltgerechtheit Bedacht
zu nehmen, doch die weite Bandbreite
an entsprechenden vergaberechtlichen
Gestaltungsmöglichkeiten offen. Ein cleverer
Einsatz der passenden „grünen“
Vergabehebel (z. B. Berücksichtigung von
Transportkilometern, des Ausstoßes von
CO 2
-Äquivalenten in der Lieferkette, Bio-
Zertifizierungen bei Lebensmitteln, Dauer
von Tiertransporten, Lehrlingsbeschäftigung
etc.) ermöglicht die Einhaltung der
politischen Vorbildfunktion bei gleichzeitiger
Stärkung der regionalen Wertschöpfung.
Für einen langfristigen (regionalen) Erfolg ist
letztlich die passgenaue Konzipierung und
Integration einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie
im (regionalen) öffentlichen
Einkauf erforderlich: das sogenannte Green
Public Procurement (GPP). Dies hat klarerweise
mit Blick auf den konkreten Anbietermarkt
zu erfolgen, der im besten Fall auch
aktiv am GPP-Prozess teilnimmt. So könnte
die interessierte Unternehmerlandschaft im
Zuge einer vergaberechtlichen Markterkundung
auf förderbare und förderungsfähige
„grüne“ Alleinstellungsmerkmale abgefragt
werden. Welche „grünen“ Kriterien und Innovationen
sind bereits vorhanden? Welche
ökologischen, sozialen, innovativen Nachhaltigkeitsaspekte
können bis wann umgesetzt
werden? Eine derart ausgerichtete Markterkundung
ermöglicht eine fundierte Einschätzung
des Marktgefüges und gibt darüber
hinaus wertvolle Kenntnis über bereits
vorhandene nachhaltige Tools, Zertifizierungen
und/oder innovative Lösungen des
konkreten Anbietermarkts. Die Ergebnisse
der Markterkundung können bei entsprechender
Offenlegung sodann vergabekonform
im zukünftigen Beschaffungsprozess
berücksichtigt werden. Selbst wenn der
potenzielle Bieterkreis diesbezüglich noch
wenig vorzuweisen hätte (was z. B. im Hinblick
auf die aktive Green-Start-up-Szene
in Tirol bezweifelt werden darf 2 ), wird es
naturgemäß gerade den kleineren Einheiten
bzw. kleineren Betrieben leichter fallen, entsprechende
Schritte unternehmensintern
rechtzeitig umzusetzen, um bei der Vergabe
punkten zu können (wie die erfolgreiche
Implementierung eines Umweltmanagementsystems,
die Erlangung von Klimazertifizierungen
etc.). Darüber hinaus kann sich
die Gemeinde über die umgesetzte „grüne“
Beschaffungsstrategie und ein positiv kommuniziertes,
gelebtes Green Public Procurement
wirkungsvoll als zukunftsgewandte
Einheit positionieren und als innovativer
Standort ihre Anziehungskraft auf die junge,
nachhaltige Unternehmerszene erhöhen.
Unter diesen Voraussetzungen ist daher
das (neue) grüne Vergaberecht eine echte
Chance auf nachhaltige Wertschöpfung
in der Region.
DAS (NEUE)
GRÜNE VERGABE-
RECHT IST EINE
ECHTE CHANCE AUF
NACH-
HALTIGE WERT-
SCHÖPFUNG
IN DER REGION.
1
Entwurf des Bundesgesetzes über die Beschaffung und den Einsatz
sauberer Straßenfahrzeuge vom 3.5.2021; das Aussendungsschreiben,
der Begutachtungstext und die Erläuterungen sind auch
auf der Website des Bundesministeriums für Justiz abrufbar: https://
www.bmj.gv.at/themen/vergaberecht (Rubrik Dokumente) (letzter
Aufruf: 10.6.2021).
2
Siehe z. B. https://www.startup.tirol/. Nach dem aktuellen Austrian
Start-up Monitor 2020 werden österreichweit sogar rund 63 Prozent
aller Start-ups als „Green Start-ups“ eingestuft (https://austrianstartupmonitor.at/)
(letzte Aufrufe: 10.6.2021).
ZUM AUTOR
MAG. BERTHOLD HOFBAUER
Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid &
Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete
sind das Vergaberecht, das Green
Public Procurement (insbesondere die vergabeund
vertragsrechtliche Verankerung von Nachhaltigkeitszielen),
die Vergabe-Compliance und
das Nachhaltigkeitsrecht. Zudem ist er (Mit-)
Herausgeber des Kommentars zum Vergaberecht
„BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift
„Nachhaltigkeitsrecht – Zeitschrift für das
Recht der nachhaltigen Entwicklung“.
42
tirol.kulturell
43
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Die
Lästige
Kunst
AUTOR
GABRIEL CASTANEDA
Castañeda 2021
05.06. Roppen (T)
12.06. Nassereith (T)
19.06. Wörgl (T)
02.07. Kauns (T)
10.07. Fulpmes (T)
16.07. Elbigenalp (T)
23.07. Zams (T)
24./25.07. Grins (Tyrol Inn Stones) (T)
26.08. Imst (T)
07./08.09. Casanova (Support) (W)
09.09. Brunn am Gebirge (Support) (NÖ)
10.09. Jenbach (T)
11.09. Hatting (T)
15.09. Hohenems (V)
14.10. Kirchberg (T)
12.11. Zirl (T)
26.11. Götzens (T)
www.castaneda.tv
Künstlerinnen und Künstler sind Menschen, die
Dinge nicht als das betrachten, was sie sind.
Ein Baum kann eine Skulptur sein, ein Stein
ein Teil einer Installation, ein Satz aus dem
Kontext gerissen plötzlich eine völlig andere
Bedeutung bekommen. Grandioses Beispiel
für mich ist das „GRÜSS GÖTTIN!“-Schild von
Ursula Beiler. Als ich das Schild zum ersten Mal
sah, dachte ich mir: „Oh, ok. Das ist lustig … aber
was ist da die Kunst daran?“ Heute begreife
ich, welch grandioses Werk das eigentlich ist.
Selbst nach 13 Jahren löst dieses Schild derartige
Emotionen aus, dass es Leute gibt, die sich
die Arbeit machen, dieses völlig harmlose Schild
mit einer völlig harmlosen, lustigen Botschaft zu
überkleben, zu zerstören oder entfernen zu lassen.
In Wahrheit besteht die Performancekunst
des Schildes darin, was es in den Menschen
auslöst, nicht darin, was draufsteht.
In fast jedem kleinen Örtchen gibt es diese
zwei, drei „schrägen Vögel“, die ihr Haus bunt
anmalen, irgendwelche Statuen im Garten stehen
haben, seltsame Performancekunst betreiben,
völlig wirre Bilder zusammenpinseln, verquere
Musikstücke komponieren oder in Laken
gekleidet auf einer Bühne ein Avantgardestück
aufführen. Oft ein Leben lang belächelt, folgen
diese Menschen unbeirrt ihrem inneren Drang,
ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.
Die letzten sieben Monate haben uns eindrucksvoll
gezeigt, was bleibt, wenn wir unser
Leben auf „systemrelevante“ Dinge reduzieren.
So wirklich sexy war das nicht. Kunst, in
welcher Form auch immer, ist das, was uns
Menschen von allen anderen Lebewesen
unterscheidet. Arien komponieren, Gedichte
schreiben, Statuen bauen – all das ist uns Menschen
vorbehalten. Und nehmen wir an, eines
Tages würden irgendwelche Außerirdischen auf
unserer Erde landen: Was würden wir denen
wohl voller Stolz zeigen? Unsere Buchhaltungssysteme?
Unsere Handys? Den neuen Billa?
Wohl eher nicht. Also, kümmert euch um die
schrägen Vögel in eurer Gemeinde. Sie machen
nichts „Sinnloses“. Sie machen Kunst.
www.hagleitner.com
44 tirol.kulturell tirol.kulturell 45
LESEstoff
FÜR
EISSE
HEISSE
TAGE
DER SCHATTEN
DES WINDES
CARLOS RUIZ ZAFÓN
Ein Buch kann ein Leben verändern. Das
stellt Daniel Sempere fest, nachdem ihm
sein Vater 1945 an den geheimnisvollen
Ort – den Friedhof der vergessenen
Bücher – führt. Daniel entdeckt einen
verschollenen Roman, Der Schatten des
Windes“, welcher ihn sein ganzes Leben
lang begleiten und vor große Herausforderungen
stellen wird.
Dieses Buch ist ein richtiger Pageturner,
und man kann sich auf lange Nächte einstellen,
da man es einfach nicht weglegen
möchte. Zu spannend ist es zu verfolgen,
wie sich die Geschichte für Daniel
weiterentwickeln wird. Deshalb ist es
auch nicht erstaunlich, dass man sich
sofort, nachdem man den ersten Teil
gelesen hat, auch die folgenden drei Teile
besorgt. Man will einfach wissen, wie
die Geschichte zu Ende geht und ob es
ein glückliches Ende geben wird.
WÜRDE
GERALD HÜTHER
Wir alle wollen in Würde sterben,
aber sollten wir nicht erst einmal in
Würde leben? Würde ist ein großer
Begriff. Gleich in Artikel 1 des Grundgesetzes
heißt es: „Die Würde des
Menschen ist unantastbar.“ Doch
was genau ist Würde? Was bedeutet
es, wenn uns unsere Würde genommen
wird, weil wir etwa in der digitalen
Welt nur noch als Datensatz
zählen oder im Netz geschmäht werden?
Wenn wir uns selbst würdelos
verhalten oder andere entwürdigen?
Dieses Buch hat mich sehr zum
Nachdenken gebracht. Wie anfangs
geschrieben steht: Was ist Würde?
Ist sie wirklich noch unantastbar?
Wie handelt unsere Gesellschaft in
diesem Zusammenhang? Für mich
war dieses Buch von Gerald Hüther
sehr augenöffnend und bewegend.
EINE LIEBE
ÜBER DEM MEER
JESSICA BROCKMOLE
Isle of Skye, 1912. Eines Tages erhält die schottische Schriftstellerin Elspeth einen Brief aus Amerika. Der
Absender, ein junger Mann namens David, bewundert ihre Gedichte. Obwohl ein Ozean zwischen ihnen
liegt, ist es der Beginn einer tiefen Liebe. Erst die Wirren des Weltkrieges führen die beiden zusammen,
nur um sie unter tragischen Umständen wieder zu trennen. Mehr als zwei Jahrzehnte später stößt Elspeths
Tochter Margaret auf Davids Briefe und kommt so der Geschichte dieser schicksalhaften Liebe auf die Spur.
Es ist eine herzzerreißende Geschichte, in die man sich vollkommen hineinfühlen kann. Der Fernseher wird
länger nicht eingeschaltet, wenn man startet, dieses Buch zu lesen.
46 tirol.kulturell tirol.kulturell 47
Jeder isst sie, jeder liebt sie: Tomaten. Sie stecken in einer Dose Tomatenmark, in
der Soße einer Fertigpizza, in Tomatensaft und Ketchup. Und dennoch wissen wir
fast nichts über ihre Produktion. Wo, wie und von wem werden die industriell verarbeiteten
Früchte angebaut und geerntet? Zwei Jahre lang ist Jean-Baptiste Malet
diesen und anderen Fragen nachgegangen. Seine Suche hat ihn von den Grenzen
Chinas über Peking, Kalifornien, Italien bis nach Ghana geführt. Er hat mit Bauern,
Erntehelfern und Genwissenschaftlern gesprochen und kam Schritt für Schritt den
mafiösen Aktivitäten der Lebensmittelindustrie auf die Spur. Herausgekommen ist
eine faszinierende Reportage, welche die komplexen Zusammenhänge und erschütternden
Verwerfungen des globalisierten Kapitalismus besser erklärt als jeder Roman.
Conclusion für mich aus diesem Buch: Die Welt ist wirklich korrupt, und ich werde nie
wieder sizilianische Tomaten oder -produkte essen (falls du Tomaten liebst, besser
nicht lesen :-)).
DAS TOMATEN-
IMPERIUM
JEAN-BAPTISTE MALET
DIE REGELN
VELOMINATI
Lilys Mutter ist vor zehn Jahren umgekommen. Ihr Vater herrscht wie ein grausamer Rachegott über
die inzwischen 14-Jährige. Eines Tages flieht Lily aus der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses,
wandert über die staubigen Straßen der Südstaaten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie begegnet
wunderbaren Menschen, rettet mit Mut und Klugheit ein Leben und findet bei drei Frauen Unterschlupf,
die wie im Märchen in großer Eintracht zusammenwohnen. Die drei Schwestern geben dem Mädchen
alles, was es braucht: Liebe, Halt und Geborgenheit. Sie nehmen Lily in ihre Familie auf und weihen sie
in die Geheimnisse weiblichen Wissens ein. Lily lernt alles über die Bienenzucht. Sie erfährt, wer ihre
Mutter, die sie so schmerzlich vermisst, wirklich war, und sie verliebt sich. Doch eines Tages steht ihr
Vater am Gartentor.
Dieses Buch war für meinen Englandaufenthalt ein dauerhafter Begleiter. Nicht nur einmal, sondern
mehrere Male habe ich es während dieses Jahres gelesen. Entsprechend ist es mir auch im Gedächtnis
geblieben. Es ist spannend geschrieben, fesselnd, dramatisch und absolut nicht kitschig. Ich habe
es in Englisch gelesen und kann es absolut weiterempfehlen, da es relativ einfach zu lesen ist. In der
Originalsprache kommen auch die lustigen Szenen besser herüber.
EMPFOHLEN VON
MAG. SANDRA WIMMER
Sandra Wimmer verantwortet den Bereich Aus- und
Weiterbildung. Sie hat selbst als Deutschtrainerin
gearbeitet und ist Expertin im Bereich Sprach- und
Wissensvermittlung.
Kontakt: s.wimmer@gemnova.at
DIE BIENENHÜTERIN
SUE MONK KIDD
IF YOU’RE
OUT RIDING
IN BAD
WEATHER,
IT MEANS
YOU ARE
A BADASS.
PERIOD.
AUSZUG AUS
„DIE REGELN“
Dieses Buch gehört als unverzichtbarer
Leitfaden in die Ausrüstung jedes ernsthaften
Rennradfahrers! Die Velominati
stehen für die bedingungslose Liebe für
das schnelle Radfahren – nicht einfach
nur als Freizeitvergnügen oder als Art
der Fortbewegung, sondern als Ausdruck
einer eigenen Lebensart. Sie haben sich
formiert, um das bedeutende kulturelle
Erbe des Straßenradsports zu feiern und
zu wahren, samt dem steten Streben
nach sportlicher Höchstleistung im Sattel
und absoluter Eleganz im Auftreten. Die
Regeln sind ihre Bibel. Markenzeichen und
Erfolgsgeheimnis der Velominati ist eine
unvergleichlich trockene Mischung aus
echter Passion für den Radsport, enormem
Fachwissen, großer Klappe und viel
Sinn für Humor.
Alle, die mich kennen, wissen, dass immer
auch ein Radbuch dabei sein muss. Dieses
Buch ist für alle, die entweder ihre Stereotype
gegenüber Rennradfahrern bestätigt
haben möchten oder sich vor Lachen
Bauchmuskeln antrainieren möchten oder
verstehen möchten, wie ein Rennradler
tickt oder immer korrekt auf dem Fahrrad
unterwegs sein möchten. Ein super Buch
zum Schmökern. Und die wichtigste Regel
lautet: Regel #5 (wenn du wissen willst,
was sie besagt, lies das Buch :-)).
48
tirol.kulturell
tirol.kulturell
49
ICH
WILL
WISSEN
VER-
MITTELN
VON
REINHOLD
OBLAK
Im November wird Michael Forcher 80 Jahre jung. Der Historiker,
Autor, Gründer des Haymon Verlages spricht über „seinen“ Verlag,
über Andreas Hofer und Michael Gaismair, über die Tiroler Schützen
und Eduard Wallnöfer. Michael Forcher befindet sich nach wie vor
im selbst gewählten Unruhestand.
Damit sind wir eh beim Thema. 1982
hast du in Innsbruck den Haymon Verlag
gegründet. Warum gründet ein vernunftbegabter
Mensch wie du ausgerechnet
einen Verlag?
Michael Forcher: Mein erklärtes Ziel war
und ist es, Wissen zu vermitteln. Darum
wollte ich zuerst Professor am Gymnasium
werden, darum entschied ich mich dann für
den Journalismus, später war ich Pressereferent
am Theater. Darum schreibe ich auch
Bücher. Wissensvermittlung ist mein Credo,
mein Antrieb, mein Bildungsauftrag, wenn
du so willst. Aber natürlich hast du schon
Recht: Am Anfang wusste ich wirklich nicht,
worauf konkret ich mich da einlasse. Andererseits
habe ich auch viel Glück gehabt.
Michael Gaismair, auf ihn kommen
wir noch zurück, war ja indirekt dein
Geburtshelfer.
So ist es. Ich wollte immer schon ein Buch
über diese faszinierende Persönlichkeit
schreiben. Der Tyrolia Verlag hatte mir
bereits zugesagt. Doch dann war das Land
Tirol plötzlich nicht bereit, ein Buch über
Gaismair zu subventionieren, die Tyrolia hat
mir daraufhin wieder abgesagt. Gut, habe
ich mir gedacht, dann gründe ich halt selbst
einen Verlag. So ist es dann zum Haymon
Verlag gekommen.
Ein Schritt ins Ungewisse.
UNTEN:
Michael Forcher
versteht sich vor allem
als Wissensvermittler.
Darum studierte er
Geschichte, darum hat
er den Haymon Verlag
gegründet, darum
schreibt er Bücher.
(© Felix Richter)
Das kann man ruhig so sagen, ja. Mein Bruder
hat mir damals 100.000 Schilling geliehen,
ich selbst hatte auch etwas auf der
hohen Kante. Natürlich habe ich mir alles
viel einfacher vorgestellt, als es dann tatsächlich
war. Es gibt ja nicht nur die Druckkosten
zu bezahlen, die Autorenhonorare.
Was man als Neuling gerne vergisst, sind
die allgemeinen Kosten, dafür ist Monat für
Monat ein Haufen Geld notwendig. Aber ich
habe auch großes Glück gehabt.
Weil es plötzlich viele Subventionen
gegeben hat?
(Lacht.) Nein. Ich wollte nie auf Subventionen
angewiesen sein, hab sie darum auch
für meinen Verlag kategorisch abgelehnt.
Zumindest die ersten Jahre. Mein Glück war,
dass sich gleich zwei der ersten Bücher ausgezeichnet
verkauft haben. Die Memoiren
des Südtirolers Friedl Volgger, der ja schon
in der faschistischen Zeit eine Rolle im
Widerstand gespielt hat und von den Nazis
ins KZ Dachau deportiert wurde. Nach 1945
war er in allen Phasen der Südtirolpolitik
eine der Schlüsselfiguren, sowohl als Journalist
als auch als Politiker nicht unumstritten.
Er hatte viel Aufregendes zu erzählen.
Eine Autobiografie, die für großes Aufsehen
sorgte, heftig diskutiert wurde und sich ausgezeichnet
verkaufte. Der zweite Glücksfall,
das zweite Buch …
… war deines über Michael Gaismair.
Nicht ganz, mein Buch über Tirols Geschichte
in Wort und Bild. Über 130.000 verkaufte
Exemplare, nun bereits in der zwölften Auflage.
Diese beiden Bücher haben den Haymon
Verlag, insbesondere am Beginn, schon
sehr gestützt. Am Anfang waren meine Frau
und ich die einzigen Angestellten, dann sind
es halt immer mehr geworden. Heute, im
Rückblick, war die Verlagsgründung eine
Erfolgsgeschichte.
2005 hast du dich endgültig vom Verlag
getrennt, ein Jahr später bist du in
den Unruhestand gegangen. Und hast
begonnen, Bücher um Bücher um Bücher
zu schreiben. Flucht vor der Langeweile?
Als Verleger hatte ich einfach keine Zeit
mehr, Bücher zu schreiben. Da musste ich
mich um all die anderen Sachen kümmern.
Doch dann das große Aufatmen, endlich
durfte ich wieder schreiben, mein Wissen
bzw. jenes anderer Menschen in Buchform
weitergeben.
In Tirol wird der stockkonservative Andreas
Hofer (1767–1810) überschätzt und
als „Nationalheld“ hochverehrt, der sozial
engagierte und liberale Bauernführer
Michael Gaismair hingegen unterschätzt
und kleingehalten. Du hast über beide
Personen ein Buch geschrieben. Warum
dieses eklatante Ungleichgewicht?
Das ist einfach zu erklären. Gaismair war
damals gegen die herrschende Regierung,
Hofer hingegen für den Kaiser. Auch heute
werden brave, obrigkeitshörige Menschen
vielfach mehr geschätzt als unbequeme Kritiker,
auch wenn – zumindest bei uns – die
Mächtigen ihre Gegner nicht wie den Gaismair
gleich umbringen lassen. Als vor über
25 Jahren mein Buch über Michael Gaismair
erschien, wurde ich schon gefragt, wie ich
über so einen Rebellen schreiben könne, der
die Verhältnisse in Tirol massiv kritisiert hat.
Auch deshalb wurden die Erinnerungen an
den Bauernführer über Jahrhunderte unterdrückt,
und auch in unserer Zeit blieb Gaismair
fast verschwiegen. Mittlerweile hat
sich das geändert.
Und bei Hofer?
Auch da ändert sich etwas. Heute wird anerkannt,
was er alles falsch gemacht, wo er
versagt hat. Andererseits kann man nicht
nur aus heutiger Zeit über ihn urteilen. Er
trat mit allem, was er hatte und konnte, für
seine Überzeugung ein. Wenn er mit seinen
Getreuen jeden Tag einen Rosenkranz gebetet
hat, dann war das damals halt so. Seine
Persönlichkeit und sein Schicksal faszinieren
mich genauso wie Michael Gaismair.
Über die Tiroler Schützen und ihre Verstrickungen
in der NS-Zeit hast du ebenfalls
geforscht und geschrieben. Die
Erwartungen an dieses Buch waren sehr
hoch, deine Kritik fiel relativ milde aus.
Findest du? So milde ist meine Kritik ja
gar nicht. Andererseits bleiben natürlich
viele Details offen, weil es nur mehr wenige
Unterlagen dazu gibt. Mit Zeitzeugen
konnte ich leider nicht mehr sprechen, die
allermeisten sind schon gestorben. Und ja,
natürlich sind die Schützen mit den Nazis
mitgelaufen, haben sich für die Nazipropaganda
vereinnahmen lassen, waren an vorderster
Front. Gleichzeitig muss man erkennen,
dass die Schützen ein Spiegelbild der
damaligen Gesellschaft waren. Da waren
natürlich viele Nazis dabei, noch mehr Mitläufer.
Letztendlich war selbst der extreme
Schützenkritiker Markus Wilhelm, der
bekannte Blogger aus dem Ötztal, mit dem
Buch zufrieden.
Im November wirst du 80 Jahre jung.
Über Eduard Wallnöfer (1913–1989),
fast 25 Jahre lang Landeshauptmann von
Tirol, eine Persönlichkeit mit Licht und
Schatten, mit Stärken und Schwächen,
gibt es noch keine umfassende Biografie.
Wäre das ein Projekt für dich?
Nein, heute nicht mehr. Früher hätte mich
das durchaus interessiert, aber alles kann
man nicht machen. Jetzt schreibe ich kein
neues Buch mehr. Meine alten Bücher aktualisieren,
das schon, aber was Neues möchte
ich mir mit meinem Alter nun wirklich
nicht mehr anfangen.
ZUR PERSON: DR.
MICHAEL FORCHER
1941 in Lienz als jüngstes von sechs
Kindern geboren und aufgewachsen.
Sein Vater war Tischlermeister und
Pfarrmesner, seine Mutter Hausfrau.
Er studierte in Wien und Innsbruck.
Seine Dissertation verfasste
er in österreichischer Geschichte
über „Die geheime Staatspolizei im
vormärzlichen Tirol und Vorarlberg“.
Um all seine beruflichen Stationen
aufzuzählen, reicht der Platz nicht.
Er ist Historiker, Journalist, hat einen
Verlag gegründet, unzählige Bücher
geschrieben. Seit 1966 ist er mit
der Innsbruckerin Christine Daprá
verheiratet, gemeinsam haben sie
einen Sohn und eine Tochter, mittlerweile
auch sechs Enkelkinder.
50 tirol.extravagant tirol.extravagant
51
Wie bitte?
Ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mich einzuladen,
ein Porträt über die drei Musiker aus dem Tiroler
Oberland zu schreiben? „Von Seiten der Gemeinde“
heißt diese Band, was für ein Name, und Hip-Hop
machen sie. Hip-Hop, na ja. Gut, neugierig bin ich,
somit ist es ein Versuch wert. Was dabei herausgekommen
ist? Lesen Sie einfach weiter.
VON REINHOLD OBLAK
Wie?
Chris, einer der drei Musiker, ist zum Glück
ein sehr geduldiger Mensch. Außerdem ist
er bereit, mir alles von Anfang an zu erklären.
Auch mehrmals hintereinander. Gut,
über die eine oder andere meiner Fragen
mag er schon gelächelt, innerlich sogar
heftig den Kopf über so viel Unwissenheit
geschüttelt haben. „Musikexperte bist du
aber keiner, oder? Aber das macht nichts.“
Angefangen hat alles kurz nach der Jahrtausendwende.
Die drei jungen Oberländer
aus dem Bezirk Landeck – Chris, David und
Lukas – kannten sich schon länger, waren
Freunde, verbrachten viel Zeit miteinander.
Das gemeinsame Hobby war die Musik,
gerappt wurde in den ersten Jahren ausschließlich
auf Hochdeutsch. Man wollte
schließlich auch verstanden werden. Vor
knapp 15 Jahren gingen Chris und Lukas
dann nach Wien, „wir wollten einfach Veränderung,
Tapetenwechsel, uns mit Gleichgesinnten
vernetzen. Wien war einfach ein
großes, buntes Versprechen, da wollten wir
hin.“ Klar, mit Anfang 20 steht den jungen
Leuten die Welt offen. Wer da in Tirol
bleibt, nichts Neues probiert, bleibt wohl
eher in eingefahrenen Bahnen stecken.
Yo!Zepp, Testa & Chrisfader
„Wie bitte? Wie hat eure Band damals
geheißen? (…) Das merkt sich ja kein
Mensch. Kannst du das bitte buchstabieren?“
Wie gesagt, ich bin ein Mann der
Bücher, keiner des Hip-Hop. Chris bleibt
geduldig: „Also pass auf. Ypsilon. Otto. Zeppelin.
Also ‚Yo!Zepp, Testa & Chrisfader‘, so
hießen wir damals. Das war die Zusammensetzung
unserer Solopseudonyme
als Hip-Hop-Künstler. Verstehst du das?“
Damals rappte David bereits im Dialekt, mit
skurrilen, witzigen, amüsanten, nicht ganz
leicht verständlichen Texten. „Der Dialekt
war schon ein Alleinstellungsmerkmal. Klar,
viel Reichweite erzielt man damit nicht.
Aber es war eben unsere Umgangssprache,
authentisch und ehrlich. Außerdem muss
man bei unserer Art Musik zu machen
nicht jedes einzelne Wort verstehen.“
Unterstützung erhielt die Gruppe mit
dem unaussprechlichen Namen damals
BILD: (© Derryl Danston)
übrigens vom Kulturradiosender FM4. Zur
dortigen Redaktion gab es gute Kontakte,
das half beim Durchstarten. „Wir wurden
zu Interviews geladen, unsere Musik wurde
im Radio gespielt, langsam machten
wir uns in der Szene und darüber hinaus
einen Namen“, erinnert sich Lukas zurück.
Und ein Moderator von FM4 war es dann
auch, der die Gruppe plötzlich „Von Seiten
der Gemeinde“ nannte, eigentlich der Titel
ihres ersten Albums. „Das hat uns gefallen,
so kamen wir also in Wien zu unserem
Bandnamen.“
Von Seiten der Gemeinde
2014 erschien dann das erste Album, eine
interessante Ansammlung verschiedener
Hip-Hop-Nummern. Deren Inhalt? Keine
Ahnung. Ob es überhaupt einen Inhalt,
eine Botschaft gibt? Keine Ahnung, ich
versteh ja den Text nicht.. Chris setzt also
zur nächsten Erklärung an: „Du musst dir
das so vorstellen. Wir ziehen uns da die
verschiedensten Audioschnipsel von Oberländer
Fernsehinterviews raus. Je kräftiger
und origineller ein Zitat, desto besser. Diese
schnipseln wir dann in eigenen Collagen
zusammen, finden eine Musik, eine
Melodie dazu, schneiden, probieren herum,
lachen, blödeln, haben unglaublich viel Spaß
dabei. Fertig ist’s, wenn wir drei es gut finden.
Ist doch recht einfach zu verstehen,
oder?“ Zumindest nicke ich stumm.
Ein Jahr später, 2015 also, wird ihr erstes
Album für den Amadeus, den größten und
wichtigsten österreichischen Musikpreis,
nominiert. „Wir sind fast aus allen Wolken
gefallen, das haben wir uns nie erwartet.
Unser absurder Humor, unsere Musik,
unser Dialekt könnten ausgezeichnet werden.
Das war ein Grund, uns gleich die
„WIR SIND FAST
AUS ALLEN WOLKEN
GEFALLEN, DAS
HABEN WIR UNS NIE
ERWARTET. UNSER
ABSURDER HUMOR,
UNSERE MUSIK,
UNSER DIALEKT
KÖNNTEN AUSGE-
ZEICHNET WERDEN.“
nächsten Nummern vorzunehmen“, lacht
David, der als Einziger der drei in Tirol
geblieben ist, einen bürgerlichen Beruf
ausübt, Familie hat. Gleichzeitig erinnert
er sich an die frühen Anfänge zurück, als
sie die Musik nur für sich selbst, für einige
ausgewählte Freunde machten. Und diese
dann im Internet gratis zum Download zur
Verfügung stellten. Tempora mutantur, die
Zeiten ändern sich …
State of Gmeind
2017 brachte „Von Seiten der Gemeinde“
das zweite Album mit dem Titel „State of
Gmeind“ heraus, drei Jahre später dann in
Kooperation mit der Tiroler Hip-Hop-Gruppe
„DaKessl“ das Album „Pfau“. Chris: „Nein,
das war kein Album, das war eine EP.“ Ich
schreibe die beiden Buchstaben achselzuckend
und kommentarlos auf, frage nur
kurz nach. „EP, also Emil Paula?“ „Ja, das
steht für Extended Player, ist also ein kleines
Album.“ Wieder etwas dazugelernt.
Die drei Oberländer haben mit ihrer Art
von Musik freilich Erfolg, betreiben ein
eigenes Musiklabel, bringen eigene Sachen
raus, ja, es lief so richtig gut in den vergangenen
Jahren. Es gab ausverkaufte Konzerte
im Innsbrucker Treibhaus, im Alten Kino
in Landeck, im Flexcafé in Wien, in Linz,
Graz, fast in jeder Landeshauptstadt. Dazu
BILD: „Von Seiten der Gemeinde“ heißt die
Hip-Hop-Band, Chris, David und Lukas sind die
Gesichter dazu. (© Derryl Danston)
Konzerte in Südtirol, etwa in Schlanders, in
einer leer stehenden Kaserne. Voriges Jahr
im September, mitten während der sanften
Corona-Lockerungen, dann noch ein
Konzert im Innsbrucker Zeughaus. „Klar,
Corona hat uns massiv getroffen, wie
auch andere Musiker. Es ist völlig ungewiss,
wann es wieder große Live-Konzerte,
überfüllte Clubs, diese tolle Atmosphäre
geben wird. Zum einen bricht uns damit
eine wichtige Einnahmequelle weg, zum
anderen kriegt man bei diesen Live-Events
vom Publikum unglaublich viel zurück. Das
alles fehlt jetzt, leider“, so David.
Ernst. Düster. Kritisch.
Zwischenzeitlich arbeiten die drei Musiker
mit Hochdruck an ihrem dritten Album,
welches Ende dieses Jahres erscheinen
soll. Natürlich abermals im Dialekt, allerdings
deutlich ernster, düsterer, kritischer.
Corona ist dabei auch ein Thema, eine
„große Inspiration“ das legendäre Tilg-
Interview, Stichwort: „Wir haben alles
richtig gemacht.“ Alledem wollen sie sich
„mit Humor, mit einem Augenzwinkern“
widmen, freilich auch „Salz in die offene
Wunde streuen“. Auch mit den Themen
Tourismus, Glaube, Nationalstolz. Ein
spannendes, ein interessant klingendes
Projekt. Gut möglich, dass selbst ich mir
dann dieses Album kaufe.
52 tirol.wissen tirol.wissen 53
LAND SCHAFFT BÄUME
Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen die Hitliste an.
Der Wald ist für Tirol von wesentlicher Bedeutung. Vor
allem in Zeiten des Klimawandels, der immense Auswirkungen
auf den Wald hat. Das Land Tirol reagiert mit unterschiedlichen
Initiativen darauf. Etwa mit der Aktion
„Klimafitter Bergwald“, aber auch „Land schafft Bäume“.
Die erste Auflage von „Land schafft Bäume“
war ein voller Erfolg. Aufgrund der
regen Nachfrage wurde nun ein gleichnamiges
Projekt für die folgenden drei Jahre
ins Leben gerufen. Es wird wieder in
Kooperation von Tiroler Gemeindeverband,
Land Tirol, GemNova und Tirol Werbung
abgewickelt. „Wir haben die Aktion ‚Land
schafft Bäume‘ mit dem Jahr 2019 gestartet.
Unser Ziel war es, innerhalb von zwei
Jahren 1.000 Einzelbäume in den Tiroler
Gemeinden zu pflanzen. Das Interesse
der Gemeinden war groß, und wir haben
unser Ziel erreicht. Durch die Pflanzung
heimischer Laubbaumarten soll die Tiroler
Landschaft aufgewertet werden. Die
Bäume sollen zu einem ästhetischen Blickfang
werden, zum Verweilen im Schatten
einladen und einen ökologischen Mehrwert
bringen. Und natürlich ist jeder Baum auch
ein Gewinn für das Klima“, freut sich Landeshauptmann-Stellvertreter
Josef Geisler
über die äußerst erfolgreiche erste Auflage
der Aktion, weshalb nun eine zweite folgt.
„Das Land Tirol stellt aus dem im Rahmen
der Konjunkturoffensive beschlossenen
"Naturschutzschwerpunkt" 500.000 Euro
zur Pflanzung heimischer Bäume Verfügung“,
erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin
Ingrid Felipe. „Bäume sind wertvolle
Lebensräume für eine Vielzahl von
Tieren, anderen Pflanzen und Pilze. Als
‚Wohnzimmer‘ vieler Arten sind sie damit
auch wesentliche Faktoren bei der Erhaltung
der Biodiversität und damit neben
ihrer wichtigen Eigenschaft als Schattenspender
eine ganz wichtige natürliche
Maßnahme gegen den Klimawandel. Dass
Bäume durch ihre natürliche Anmut auch
noch das Landschaftsbild verschönern, ist
ein optisch sehr erfreulicher Nebeneffekt“,
so die Naturschutzlandesrätin. Die zweite
Aktion „Land schafft Bäume“ eröffnet den
Gemeinden zusätzliche
Möglichkeiten. „In
der Neuauflage der
Aktion bis 2023 sollen
heimische Bäume
nun auch als Sichtund
Lärmschutz
rund um Gewerbegebiete
sowie in Parks
gepflanzt werden. Ich
könnte mir auch vorstellen,
dass die eine
oder andere Allee
angelegt wird. 3.000
Bäume stehen zur
Verfügung“, fasst Geisler die Änderungen
zusammen. Doch welche Bäume sind die
beliebtesten bei den Tiroler Gemeinden?
„Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen
die Hitliste der beliebtesten Bäume an. In
der zweiten Auflage neu dazugekommen
ist jetzt die Vogelbeere. Ganz wichtig ist
uns, dass ausschließlich heimische Baumarten
zum Einsatz kommen“, so Geisler.
Wald ist für Tirol besonders wichtig. Vor
allem in seiner Ausprägung als Schutzwald.
Dazu zählen rund 70 Prozent der Tiroler
Wälder. Schutzwald schützt vor Steinschlag,
Erdrutschen und auch Lawinen. Beim
Schutzwaldmanagement müssen umfassende
Anpassungen
WALD IST FÜR
TIROL BESON-
DERS WICHTIG.
VOR ALLEM
IN SEINER
AUSPRÄGUNG
ALS SCHUTZ-
WALD. DAZU
ZÄHLEN RUND
70 PROZENT
DER TIROLER
WÄLDER.
wegen des Klimawandels
berücksichtigt
werden. Die Forstplanung
des Landes Tirol
hat zuletzt in einem
Bericht zum klimafitten
Bergwald festgestellt,
dass Experten
in Gebieten unter
1.000 Meter Meereshöhe
vermehrt höhere
Schäden an Fichten,
Kiefern, Eschen
und Ulmen durch klimawandelbedingten
Trockenstress feststellen.
„Die vielfältigen Auswirkungen
des menschengemachten Klimawandels
machen sich längst schon auch bei uns
in Tirol bemerkbar“, hält Felipe fest. „Der
jährliche Klimastatusbericht bestätigt für
das Jahr 2020, dass die gemessenen Werte
in Tirol um 2,1 Grad Celsius über der
Durchschnittstemperatur der ‚Klimanormalperiode‘
von 1961 bis 1990 lagen. Die
LINKS: Landeshauptmann-Stellvertreterin
Ingrid Felipe und Landeshauptmann-Stellvertreter
Josef Geisler unterstützen mit
verschiedensten Aktionen und Initiativen den
Tiroler Wald. (© Land Tirol)
Monate Jänner, April und November sind
jeweils unter den drei wärmsten Monaten
seit Messbeginn einzuordnen. Mit plus neun
Prozent fiel im Jahr 2020 aber auch mehr
Niederschlag als üblich. Die unmittelbaren
Auswirkungen dieser Veränderungen sind
Vermurungen oder Lawinen, die ganze Ortschaften,
Straßen und weitere wichtige Infrastruktur
gefährden bzw. zerstören. Wälder
erfüllen in unseren Bergen eine bedeutende
Schutzfunktion. Es ist daher wichtig, jetzt
in einen klimafitten und resistenten Bergwald
langfristig zu investieren, um damit die
Folgekosten für die Wiederherstellung der
Straßeninfrastruktur, Wildbach- und Lawinenverbauungen
zu minimieren“, erläutert
Felipe den Mehrfachnutzen dieser Aktion.
Die Bäume für Pflanzungen und Aufforstungen
in Tirol kommen zu einem wesentlichen
Teil aus den Forstgärten des Landes
Tirol in Bad Häring, Nikolsdorf und Stams.
„Die Landesforstgärten sind nicht nur die
Baumschule des Landes, sie sind unser
Genreservoir für heimische, standortangepasste
Bäume. In den Tiroler Landesforstgärten
werden auf einer Anbaufläche
von ca. 31 Hektar jährlich rund zwei Millionen
Forstpflanzen produziert und vermarktet.
Dafür werden auch Samenbäume
in ganz Tirol beerntet. Zum Einsatz kommen
die Forstpflanzen etwa bei Aufforstungen.
Neben Waldbesitzern sind aber eben
auch Gemeinden und Privatpersonen herzlich
willkommen. Die Auswahl ist groß und
umfasst neben Laub- und Nadelbäumen
auch Sträucher“, fasst Geisler zusammen.
ZUM AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
25 Jahre Medienerfahrung in verschiedensten
Bereichen bei der Tiroler Tageszeitung und dem
Kurier sind die Basis für seine umfangreiche
Expertise in allen Kommunikationsbelangen.
Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at
So
Funktioniert'S
1
AUSWAHL
Zur Auswahl stehen:
Bergahorn, Birke, Vogelbeere,
Eiche, Linde, Rotbuche, Silberweide,
Vogelkirsche und
Zitterpappel.
3
LIEFERUNG
2
BESTELLUNG
Erfolgt über die
Formularanwendung unter
portal.tirol.gv.at
gewünschtem Termin
ausgeliefert. FÖRDERKULISSE
Das Pflanzmaterial wird
von den Tiroler Landesforstgärten
zur Verfügung
gestellt und je nach 4
WÄHLEN
Als Förderkulisse dienen
öffentlich zugängliche
Bereiche, z. B. Rastplätze,
Spielplätze, Wegkreuze, Bildstöcke,
Wegränder, Dorfplätze,
landwirtschaftliche Flächen
und heuer neu – Alleen, Parks
und Gewerbegebiete.
54 tirol.sucht Menschen
tirol.sucht Menschen
55
Wenn die
Suche nach
qualifiziertem
Personal
zur Herkulesaufgabe
wird.
Die Zeiten, in denen es ausreichte, ein Inserat für eine vakante Position zu schalten, sind längst
vorbei. Mittlerweile muss viel mehr bedacht und müssen eine Menge Richtlinien berücksichtigt
werden. Das führt Gemeinden bei der Personalsuche zunehmend an ihre Grenzen. Die GemNova
unterstützt Gemeinden bei dieser Herausforderung auf vielfache Weise.
AUTOR
JAN SCHÄFER
Die Aufgabenbereiche von Gemeinden
und deren Komplexität sind in den letzten
Jahren stetig gewachsen. Die klassische
Amtsstube hat sich zum modernen
Dienstleistungszentrum für Bürger*innen
gewandelt. Um diesen Anforderungen
gerecht zu werden, benötigt eine Gemeinde
entsprechend qualifiziertes und motiviertes
Personal. Neben der Einhaltung
sämtlicher rechtlichen Vorschriften ist
ein Einstellungsverfahren mit enormen
zeitlichen und finanziellen Aufwänden
verbunden. Hinzu kommt: Der schärfer
gewordene Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt
macht die Suche nicht einfacher.
Vom „War for Talents“ ist ja schon seit
Längerem die Rede. Gemeinden konkurrieren
mit Industrie, Handwerk, Dienstleistung
und Handel um qualifiziertes Personal.
Daher sind inzwischen professionelles
Personalmanagement und Personalmarketing
auch für Gemeinden unabdingbar.
Drei Amtsleiterpositionen in Osttirol
zeitgleich vakant
Besonders herausfordernd wird es, wenn
im Gemeindeamt von heute auf morgen
eine Position neu zu besetzen ist – und
das vor dem Hintergrund einer ohnehin
schon angespannten Personalsituation.
Eine solche besondere Situation, bei der
das Personalmanagement der GemNova
um Unterstützung gebeten wurde, trat
kürzlich in Osttirol ein. Im zurückliegenden
halben Jahr suchten nahezu zeitgleich drei
Gemeinden eine neue Amtsleiterin bzw.
einen neuen Amtsleiter. In Obertilliach war
diese Position im Zuge eines umfangreichen
Evaluierungsprozesses, den die Gem-
Nova begleitete, ohnehin neu zu besetzen.
Während Ausschreibungs- und Recruitingprozess
in Obertilliach liefen, verloren die
Gemeinden Virgen und Sillian ihre erfahrenen
Amtsleiter durch tragische Umstände
unmittelbar hintereinander. Also mussten
BESONDERS HER-
AUSFORDERND WIRD
ES, WENN IM GE-
MEINDEAMT VON
HEUTE AUF MORGEN
EINE POSITION NEU
ZU BESETZEN IST –
UND DAS VOR DEM
HINTERGRUND EINER
OHNEHIN SCHON
ANGESPANNTEN PER-
SONALSITUATION.
auch diese Stellen rasch nachbesetzt werden.
Die beiden betroffenen Gemeinden
wandten sich an die GemNova und baten
um Unterstützung.
„Der plötzliche Verlust unseres langgedienten
und geschätzten Amtsleiters und Kollegen
traf uns völlig unerwartet und überraschend.
Durch den engen Zusammenhalt
im Gemeindeamt und durch die tatkräftige
Zusammenarbeit aller konnten wir gewährleisten,
dass der Verwaltungsbetrieb weiterging.
Das war jedoch keine Dauerlösung.
Daher beauftragten wir die GemNova, uns
bei der Personalsuche zu begleiten. Das
ging von Gestaltung und Schaltung von
Inseraten über die Analyse der Bewerbungen
bis hin zur Empfehlung an den Gemeinderat.
Dank dieser professionellen externen
Unterstützung gelang es uns relativ rasch,
die Position des Amtsleiters neu zu besetzen“,
sagt Sillians Bürgermeister Hermann
Mitteregger rückblickend.
BÜRGERMEISTER
HERMANN
MITTEREGGER,
SILLIAN
Objektivität ist das Um und Auf
Auch die Gemeinde Virgen stand vor dieser
Herausforderung und beauftragte die
GemNova damit, sie bei der Nachbesetzung
der Amtsleiterposition zu begleiten. Insgesamt
15 Bewerber*innen meldeten sich
schließlich. Sämtliche Bewerbungsunterlagen
wurden analysiert und entsprechend
aufbereitet. Aus dem Kreis der potenziellen
Kandidat*innen wurden weiterführend vier
Berwerber*innen zu einem Hearing eingeladen,
das von der GemNova moderiert
und begleitet wurde.
„Um die nötige Objektivität und Transparenz
zu gewährleisten und besonders die
fachlichen und sozialen Qualifikationen der
Bewerber*innen näher zu beleuchten, wurde
der gesamte Bewerbungsprozess von
der GemNova als externer Beraterin begleitet.
Zum Hearing, dem ein Casting vorausging,
wurde außerdem der Obmann des
Fachverbandes der leitenden Gemeindebediensteten
Tirols, Mag. Bernhard Scharmer,
als neutraler Berater hinzugezogen“, hebt
Dietmar Ruggenthaler, Bürgermeister von
Virgen, die Vorgehensweise hervor.
Transparenz und Rechtssicherheit durch
begleitendes Recruitment
Auch die Gemeinde Obertilliach fand
durch einen begleiteten Ausschreibungsund
Recruitingprozess eine neue Amtsleiterin.
„Nach 15 Jahren in Nordtirol hatte
ich den Wunsch, wieder in der Heimat zu
leben und zu arbeiten. Als ich von der Ausschreibung
erfuhr, nutzte ich die Chance.
Darüber hinaus reizten mich der sehr
abwechslungsreiche Verantwortungsbe-
reich des Amtsleiters und der direkte Kontakt
zu den Menschen. Nachdem ich meine
Bewerbung eingereicht hatte, dauerte
es nicht lange, und ich wurde zum Hearing
eingeladen. Alles ging recht rasch. Zu
jedem Zeitpunkt war ich über den jeweiligen
Status informiert, bis schließlich die
Nachricht kam: Die Gemeinde Obertilliach
hat sich für mich entschieden. Ich
freue mich sehr auf meine Aufgaben und
darüber, wieder in der Heimat zu sein“,
BÜRGERMEISTER
ING. DIETMAR
RUGGENTHALER,
VIRGEN
erklärt Magdalena Winkler, Amtsleiterin
von Obertilliach ihre Motivation.
Wie die drei Beispiele verdeutlichen, hat
eine professionelle Unterstützung bei der
Personalsuche etliche Vorteile für eine
Gemeinde: Transparenz von Beginn an,
Rechtssicherheit, Entlastung der Gemeinde,
Kostenersparnisse, z. B. Sonderkonditionen
bei Inseratsschaltungen, und Gewährleistung
der Objektivität. In vielen Fällen
kann die GemNova direkt auf potenzielle
Kandidat*innen – ob Verwaltung, Pflege
oder Pädagogik – aus ihrem ständig wachsenden
Bewerber*innenpool zurückgreifen,
auch bei Vertretungsbedarf.
AMTSLEITERIN
DR.IN MAGDALENA
WINKLER,
OBERTILLIACH
56
tirol.denkt weiter
tirol.denkt weiter
57
1
KEINE
ARMUT
2
KEIN
HUNGER
3
4
5
GESUNDHEIT &
WOHLERGEHEN
HOCHWERTIGE
BILDUNG
GESCHLECHTLICHE
GLEICHHEIT
WIE
SUSTAIN-
ABILITY
6
SAUBERES
WASSER &
SANITÄR-
ANLAGEN
12
NACHHALTIGER
KONSUM &
PRODUKTION
BEZAHLBARE
& SAUBERE
ENERGIE
7
13
MASSNAHMEN ZUM
KLIMASCHUTZ
8
MENSCHEN-
WÜRDIGE
ARBEIT &
WIRTSCHAFTS-
WACHSTUM
14
LEBEN
UNTER WASSER
INDUSTRIE,
INNOVATION &
INFRASTRUKTUR
9
15 AN LAND
LEBEN
10
WENIGER
UNGLEICH-
HEITEN
16 17
FRIEDEN,
GERECHTIGKEIT
& STARKE
INSTITUTIONEN
11
GEMEINDEN
NACHHALTIGE
STÄDTE UND
PARTNER-
SCHAFTEN ZUR
ERREICHUNG
DER ZIELE
QUELLE: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030.html
Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit
und wer bestimmt, ob
etwas nachhaltig ist oder nicht?“
Anscheinend kann ja (fast) jeder
„Nachhaltigkeit“: nachhaltige
Verpackung, nachhaltige Lebensmittel,
nachhaltige Kleidung,
nachhaltig wirtschaften – nachhaltig
halt! Der UNO-Aktionsplan
weist 17 Ziele für eine nachhaltige
Entwicklung aus, und daraus
erkennen wir: Nachhaltigkeit
ist nicht eine Sache, sondern
umfasst viele Aspekte, Nachhaltigkeit
ist ein ganzheitliches
SKonzept.
Auch Österreich hat diese Ziele mit der
„Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“,
wie auch 192 andere Staaten, unterzeichnet.
Die Agenda 2030 „soll mit ihren
nachhaltigen Entwicklungszielen, den
Sustainable Development Goals (SGDs),
dazu beitragen, künftigen Generationen
eine lebenswerte Welt zu hinterlassen und
für die komplexen Herausforderungen der
heutigen Zeit umwelt- und sozialverträgliche
Lösungen zu finden“, 1 heißt es, und das
heißt auch ganz schön viel Arbeit.
Wir von der alpS GmbH helfen Ihnen bei
dieser Arbeit. Wir unterstützen dort, wo
es sich lohnt, die gesteckten Ziele nachhaltig
umzusetzen. Natürlich schaffen wir
das nicht allein, sondern erarbeiten gemeinsam
mit Partner*innen Lösungen, in die alle
wichtigen Akteur*innen eingebunden sind.
Hier ein Beispiel dafür aus dem Stanzertal:
Auch im Stanzertal stellt der Klimawandel
für den Tourismus eine große Herausforderung
dar. Gleichzeitig wird das Thema
Nachhaltigkeit zunehmend ein wichtiges
Element für Urlaubsgäste bei der Entscheidung
für eine Reisedestination. In diesem
Kontext gilt es, Maßnahmen des Klimaschutzes
und der Klimaanpassung zu initiieren.
In Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma
fresh thoughts unterstützt alpS
GmbH den Tourismusverband Stanzertal
bei der Ausarbeitung eines Konzepts für
nachhaltigen Tourismus. Es werden sowohl
wissenschaftliche Grundlagen erhoben und
relevante Interessengruppen in den Prozess
eingebunden als auch konkrete Maßnahmen
entwickelt. Dabei bearbeiten wir die
Ziele 8, 9, 12, 13 und 15 der SGDs. Auch in
Zusammenarbeit mit der GemNova sind
Projekte für eine nachhaltige Entwicklung
speziell für Gemeinden geplant. Die alpS
GmbH möchte mit ihrem Team und ihren
fast 20 Jahren Erfahrung in diesem Themenfeld
als starke Partnerin, die weit über
die Grenzen von Tirol hinaus Unternehmen,
Kommunen, Städte und Länder berät, die
Zukunft nachhaltig mitgestalten.
… und übrigens: Das S von alpS steht für
Sustainability, also Nachhaltigkeit.
ZUM AUTOR
DIPL.-ING. ALEXANDER KNAPP
Alexander Knapp ist seit Jänner 2021
Geschäftsführer der alpS GmbH.
1
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Hochschulgovernance/
Leitthemen/Nachhaltigkeit.html (letzter Aufruf: 10.6.2021).
FACTS
Die alpS GmbH, ein Tochterunternehmen
der Universität
Innsbruck, berät seit knapp
20 Jahren Kommunen und Regionen
in den Bereichen Nachhaltigkeit,
Klimaschutz und Anpassung
an den Klimawandel.
Dabei wird ein wissenschaftlich
fundierter, aber auch praxisorientierter
Ansatz verfolgt.
Limitierte Zeitressourcen der
Kund*innen im kommunalen
Bereich werden dabei ebenso
berücksichtigt, wie die Bedeutung
der Einbindung relevanter
Akteur*innen vor Ort. Die Breite
des partizipativen Prozesses
wird individuell mit den Auftraggeber*innen
abgestimmt, setzt
sich aber idealerweise aus Vertreter*innen
der Gemeinden,
der Einsatzleitung, aber auch
Vereinen, NGOs und Interessenvertretungen
zusammen.
www.alps-gmbh.com
58 tirol.denkt weiter
59
VIELE MENSCHEN KÖNNEN
VIELES VERÄNDERN.
MENSCHEN BEI GEMNOVA NOCH MEHR.
Und bis die Flasche hier so auf dem Tisch
steht, muss ja einiges passieren.
Plastikflaschen
bestehen zu einem
Großteil aus dem Rohstoff
Mineralöl. Dieses
muss zunächst unter
einem aufwändigen
Fracking-Verfahren aus
dem Boden gefördert
werden.
Dieses Öl wird dann in einer Raffinerie
aufbereitet, um Kunststoff zu erzeugen,
der dann geschmolzen zu Flaschen
geformt wird.
Gemeinsam können wir viel bewegen. Deshalb hat sich die GemNova entschlossen,
in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit noch mehr in den Fokus zu rücken.
ZUR AUTORIN
JULIA WOLF
Julia Wolf ist seit 2019 als Koordinatorin im
Bildungspool bei der GemNova. Ihr ist ökologische
und soziale Nachhaltigkeit wichtig,
und sie freut sich, dieses Thema nun auch
intern in der GemNova weiterzudenken.
Kontakt: j.wolf@gemnova.at
Wir befinden uns gerade in der ersten
Phase auf dem Weg zum Klimabündnis-
Betrieb. Hier führt das Klimabündnis Tirol
mit uns einen Klimacheck durch und analysiert
die GemNova in den Bereichen
Energie, Mobilität, Umgang mit Abfall
etc. In einem nächsten Schritt werden
gemeinsam Handlungsempfehlungen
ausgearbeitet und betriebsspezifische
Klima- und Nachhaltigkeitsziele vereinbart.
Danach sind wir alle gefragt, diese
Maßnahmen kontinuierlich umzusetzen.
Dieses Wissen nehmen wir natürlich
auch in all unsere Projekte in die Gemeinden
mit. So schaffen wir gemeinsam
eine nachhaltige Veränderung.
Gut gemacht – weiter gedacht
In Zukunft wollen wir euch mit diesem Symbol
informieren, wie wir unsere Projekte als
Chance nutzen, um die GemNova und die
Gemeinden nachhaltiger zu gestalten.
Der Endproduzent bringt die Flasche
dann in ihre individuelle Form, befüllt
und etikettiert sie.
Zwischen all diesen Stationen müssen
die Stoffe natürlich auch transportiert
werden. Zuletzt in deinen Supermarkt
und dann womöglich noch von dir mit
dem Auto nach Hause.
Danke, ich habe meine eigene
Flasche dabei und fülle sie
lieber mit Leitungswasser. Das
spart Plastikmüll.
Das ist sicher gut gemeint, aber bei
dem ganzen Plastikmüll, der auf der
Welt produziert wird, kommt es auf die
eine kleine Flasche auch nicht mehr an.
Mir ist es wichtig, einen
Beitrag zu leisten,
denn wenn viele solche
Kleinigkeiten bedenken,
macht es in der Summe
einen Unterschied.
Und kaum hat man
ausgetrunken, landet
die Flasche schon im
Müll, und es geht ein
aufwändiger Prozess
weiter …
Wenn ich recht überlege, habe ich eh
noch eine tolle Glasflasche zuhause, die
werde ich nun öfters verwenden!
Hier, möchtest
du auch
ein Wasser?
Schauen wir uns mal als Beispiel die
GemNova an. Wenn wir annehmen, dass
jede Person sich für die Mittagspause ein
Getränk kauft ...
... wären das auf all unsere Kolleg*innen
zusammen gerechnet über 530 Plastikflaschen
an nur einem Tag.
Und wenn wir wieder an die GemNova denken, passiert
das alles über 530 Mal für nur ein Getränk zum Mittagessen
… Für meine wiederverwendbare Flasche müssen
natürlich auch Ressourcen verwendet werden, aber wenn
ich die immer wieder verwende, dann ist das eben nur einmal
notwendig.
60 76 tirol.sozial
tirol.sozial
61 77
WARUM WIR UNS BEI GEMNOVA
DEM THEMA PFLEGE WIDMEN
ZU DEN AUTORINNEN
Eine Vielfalt von Menschen, junge
und alte, arme und reiche, gesunde
und kranke, lustige und ernste,
mutige und ängstliche leben und
bereichern unsere Gemeinden.
DGKP DGKP ANNETTE
ANNETTE
STOFFANELLER
STOFFANELLER
Annette Stoffaneller, ist Diplomierte diplomierte-
Gesundheits- und Krankenpflegerin,
hat hat die die Weiterbildung „Pflegeplanung
–– Pflegeberatung – Praxisanleitung“
absolviert und ist seit 2021 in der
GemNova-Akademie tätig. Bei der
Vermittlung von Pflegefachwissen, sei
sei es es im im Seminarraum oder oder direkt direkt vor
Ort vor in Ort den in Einrichtungen, den stellt stellt sie die
sie Praxisanleitung die in den in Mittelpunkt. den Mittelpunkt.
Ein achtsames Ein achtsames Miteinander, Miteinander sowie
das sowie einfühlsame das einfühlsame Gestalten Gestalten von Kommunikation
Kommunikation und Begegnung und Begegnung zeichnet
von
zeichnet sie aus. sie aus.
Kontakt:
a.stoffaneller@gemnova.at
DGKP
MARTINA DGKP BACHLER
MARTINA BACHLER
Martina Bachler ist als sachverständige
Martina Gesundheits- Bachler ist als und sachverständigschwester
Gesundheits- seit 2019 bei und der Kranken-
Gem-
Krankenschwester
Nova tätig. seit Sie 2019 gestaltet bei der sowohl Gem-
Nova online tätig. als Sie auch gestaltet tirolweit online, den als
auch Räumlichkeiten tirolweit, in der den GemNova-Akademie
der GemNova Fortbildungen Akademie im Bereich Fortbildun-
der
Räumlichkeiten
Pflege. gen im Bei Bereich ihrer Praxisanleitung der Pflege. Bei ihrer legt
Praxisanleitung sie großen Wert legt auf sie die großen kollegiale Wert
Stärkung auf die kollegiale mittels Kompetenzförderung
im Pflegeprozess im zur Pflegepro-
Quali-
Stärkung mittels
Kompetenzförderung
tätsentwicklung. zess zur Qualitätsentwicklung. Mit ihrem umfangreichen
ihrem umfangreichen Wissen ist sie eine Wissen Expertin ist sie
Mit
eine Expertin auf ihrem auf Gebiet. ihrem Gebiet.
Kontakt: m.bachler@gemnova.at
Jeder und jede davon trägt diese Eigenschaften
mehr oder weniger ausgeprägt
in sich, und je nach Situation ist jeder Einzelne
und jede Einzelne einmal der Junge
und einmal die Alte, mal ängstlich und mal
mutig. Manchmal gesund und manchmal
krank. Solange unser Kranksein in geregelten
Bahnen verläuft, kommen wir im
Familienverband und mit Nachbarschaftshilfe
mehr oder weniger gut damit zurecht.
Wir helfen uns gegenseitig, gesunden und
denken uns – Glück gehabt! Es ist bewältigt
– das Leben geht wieder weiter!
Aber wie geht es weiter, wenn uns
plötzlich ein Unfall passiert und uns die
eigene Behinderung einschränkt, oder
bei einer chronischen Erkrankung unserer
Angehörigen, wenn diese ab morgen
unsere Hilfe und Betreuung brauchen?
Wie werden wir den neuen, unbekannten
Alltag stemmen bzw. mit Zeitmanagement
unsere Lücken in der wertvollen Freizeit
für die Versorgung unserer lieben Angehörigen
oder Kinder planen und bewältigen?
In den letzten Jahren hat sich eine Gesellschaft
der Doppelverdiener entwickelt.
Denken wir an die nächste Generation.
Immer weniger Frauen sind zu Hause
bei Angehörigen oder Kindern. Allerdings
werden aktuell 80 Prozent der häuslichen
Pflege von Frauen geleistet. Sie sind dabei
mehr oder weniger oft, rund um die Uhr,
24 Stunden, sieben Tage in der Woche und
365 Tage im Jahr im Einsatz. Manchmal
über Jahre hinweg. Viele von ihnen nehmen
einen Einkommensverzicht in Kauf, um ihre
Lieben zu betreuen und zu versorgen. Sie
sind dabei einer großen psychischen und
körperlichen Belastung ausgesetzt.
Gesundheits- und Krankenpflege
Zum Glück leben wir in einem der reichsten
Länder der Welt mit vielen sozialen
Unterstützungsleistungen, die wir in
Anspruch nehmen können. Diese Unterstützungsleistungen
passieren informell,
materiell und finanziell. Die größte
Berufsgruppe für diese Unterstützung
und Versorgung der Bürger*innen auf
Gemeindeebene ist die Gesundheits- und
Krankenpflege. Pflegekräfte arbeiten in
allen Einrichtungen, Wohnheimen, Krankenanstalten,
in der versorgenden Pflege
zu Hause und auch freiberuflich. Dabei
+ beraten sie gemeindenah zur Gesund-
heitspflege und -entwicklung,
+ bieten sie Beratung für Angehörige
zum Umgang mit schwierigen Pflege-
situationen,
+ informieren sie zu Krankheitsbewälti-
gung und über finanzielle Unterstüt-
zungsangebote,
+ unterstützen sie direkt vor Ort, bei
vorübergehender Erkrankung und im
Pflegefall,
+ planen sie den passenden Pflegeplan
und sichern Qualität für die Versorgung,
+ dokumentieren sie den Pflegebedarf,
um den Finanzierungsanspruch nach-
zuweisen.
Dazu braucht es hohe persönliche und
fachliche Kompetenz mit einem breiten
Spektrum an Techniken, Fachwissen,
Einfühlungsvermögen und praktischen
Fähigkeiten. Diese Pflegekräfte arbeiten
unter hoher Belastung und aktuell unter
erschwerten Bedingungen. Sie wählen diesen
Beruf, weil sie ihn gerne ausüben und
Menschen helfen wollen. Sie geben ihr
Bestes, um Menschen ein Leben in Würde
zu ermöglichen.
„Wissen ist Macht“
und bietet Sicherheit im Tun
Das Wissen in Medizin und Pflege verdoppelt
sich ungefähr alle fünf Jahre. Für die
Pflegewissenschaftler*innen eine wunderbare
Tatsache, für die in der Praxis Tätigen
eine große Herausforderung.
Um den Wissenstransfer
von der Theorie in die Praxis
zu erleichtern, haben wir
Online-Kurse mit pflegerelevanten
Themen sowohl für
einzelne Pflegepersonen
als auch für ganze Einrichtungen
konzipiert.
Im Mittelpunkt dieser Kurse steht die
Praxisanleitung direkt vor Ort in den Einrichtungen.
Mit diesem Werkzeug ist es
uns möglich, die Kursteilnehmer*innen
auf ihrem Lernweg zu begleiten und letztlich
die Umsetzung des neugewonnenen
Wissens in die Praxis erfolgreich zu unterstützen.
Zudem besteht für Pflegekräfte eine
Fortbildungspflicht, welche für diplomierte
Pflegepersonen 60 Stunden und für
Pflegeassistent*innen bzw. Pflegefachassistent*innen
40 Stunden innerhalb von
fünf Jahren umfasst. Die GemNova Aus-
und Weiterbildungs GmbH ist ÖGKV PFP®
BILD: Mit unseren BILD:
maßgeschneiderten
Mit unseren maßgeschneiderten
möchten Kursen wir
Kursen
den Wissenstransfer
möchten wir den
in Wissenstransfer die Praxis sichern. in
die (© Praxis shutterstock) sichern.
(© shutterstock)
zertifizierte Veranstalterin und somit für
Fortbildungsveranstaltungen im im Rahmen Rahmen
des Fortbildungsprogramms des zertifiziert. zertifiziert.
Das bedeutet, Das bedeutet, dass dass Pflegekräfte Pflegekräfte bei
bei Absolvierung unserer unserer Kurse Kurse die für die sie für
sie notwendigen Punkte für für Fortbildungen
bekommen.
Um den Pflegekräften in in den den Gemeinden Gemeinden
die Kompetenzentwicklung zu erleichtern, zu
die
bietet erleichtern, die GemNova-Akademie bietet die GemNova-Akademie
einen niederschwelligen Zugang zur kollegialen Zugang
einen niederschwelligen
Beratung zur kollegialen über Online-Schulungen Beratung über Online- an. Diese
Schulungen finden im an. Blended-Learning-Stil Diese finden im Blended-Learning-Stil
dazu gehören Praxisanleitungen, statt – dazu gehören das
statt
–
Online-Selbststudium Praxisanleitungen, das auf Online-Selbststudium
auf und unserer Online-Sprechstunden Lernplattform und mit
unserer Lernplattform
unseren Online-Sprechstunden Expert*innen. mit unseren
Expert*innen.
Daneben gibt es diese Inhalte auch in
Seminarform Daneben gibt sowohl es diese als Inhalte Angebot auch in den in
zentralen Seminarform und sowohl dezentralen als Angebot Seminarräu-
den
men zentralen der GemNova-Akademie und dezentralen Seminarräumen
der GemNova-Akademie vor Ort in den Einrichtun-
als auch
als auch als
Praxisanleitung
gen als der Praxisanleitung Pflegepersonen. vor Ort Die Pflegekräfte
in den Einrichtungen
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Pfle-
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tiges gekräfte und unserer buntes Fachwissen Gemeinden mit haben praktischen
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und Fähigkeiten.
dient Unser der maßgeschneidertes Erhaltung und Förderung Fortbildungsangebot
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Men-
dieser
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den
der Diversität in den Tiroler Gemeinden.
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62 tirol.sozial tirol.sozial 63
Gemeinsam
helfen, um Gutes zu
bewirken
ZUM AUTOR
JAN SCHÄFER
Jan Schäfer ist Experte für
Marketing und Kommunikation.
Er war maßgeblich bei der
Entstehung des neuen GemNova-
Buches „Wir alle sind Gemeinde“
beteiligt und unterstützt seit 2020
die GemNova als Gemeindebetreuer
in Osttirol.
Kontakt:
j.schaefer@gemnova.at
Unbeschwert das Leben genießen ist für viele eine Selbstverständlichkeit.
Kaum ein Mensch denkt darüber nach, wie es
anders wäre. Jedoch kann sich mit einem Schlag alles radikal ändern.
Oft stehen Betroffene dann vor großen Herausforderungen.
Der Osttiroler Philipp Steiner aus Lienz gründete den Verein
„Time is your Life“, eine private Initiative mit einer bemerkenswerten
Philosophie, die in Not geratene Menschen unterstützt.
Der Anstoß zu „Time is your Life“ kam
durch persönliche Erfahrungen. „Ich
war in meiner Jugend Skirennfahrer mit
dem Ziel, in den ÖSV-Kader zu kommen.
Damals gab es für mich nur den Sport.
Alles andere musste sich dem unterordnen.
Ich merkte gar nicht, wie sehr ich
durch ‚noch härter und noch mehr‘ zunehmend
verkrampfte. Ich verlor schließlich
den Spaß und das Warum aus den Augen.
Erfolge drehten sich ins Gegenteil um.
Mir war gar nicht mehr bewusst, welches
Glück und Privileg es ist, das zu machen,
wozu ich Lust habe. Auch die Gesundheit
war selbstverständlich“, erinnert sich der
heute 29-jährige Osttiroler Unternehmer.
Als in dieser Phase ein enges Familienmitglied
am Berg tödlich verunglückte, fiel
Philipp Steiner in ein großes Loch.
Die Idee von „Time is your Life“
Zum ersten Mal fing der junge Osttiroler
an, über das Leben nachzudenken, welchen
Sinn es hat, welche Aufgabe wir in
unserem Dasein haben. Durch weitere
einschneidende Erfahrungen wuchs allmählich
die Erkenntnis heran, wie kostbar
das Leben, die Gesundheit und die
Lebenszeit sind. Als Philipp Steiner 2015
eines Tages erfuhr, dass das Kind eines
guten Freundes an Leukämie erkrankt
war, sagte er sich: Das kann nicht sein,
da muss man etwas machen. Aber nur
Spenden zu sammeln, kam nicht infrage.
Gemeinsam mit seinem Bruder Fabian
und ihrem Freund kamen die drei auf die
Idee, mit dem Verkaufserlös von Merchandise
nicht nur Gutes zu bewirken.
Die Artikel sollten auch an Lebenszeit
und Lebensqualität erinnern. So produzierten
und verkauften die drei einfache
Armbänder aus Kautschuk mit dem Aufdruck
„TIYL“ für „Time is your Life“ – zur
Unterstützung der Familie mit dem an
Leukämie erkrankten Kind. Die Grundidee
des Vereins war geboren.
Die Aktion war auch deshalb ein Erfolg,
weil viele Menschen den Slogan „Time
is your Life“ sofort verstanden. Jeder
verband damit seine eigene Lebensgeschichte
oder Erlebnisse, die ihm wichtig
BILD: Mit „TIYL - Time
is your Life“ werden Menschen
in Not unterstützt.
(© Philipp Steiner)
Ich merkte
gar nicht, wie sehr ich
durch ‚noch härter
und noch mehr‘ zunehmend
verkrampfte.
Ich verlor schließlich
den Spaß und das
Warum aus den Augen.
sind. „Durch die unglaubliche Resonanz
beschlossen wir, den Verein ‚Time is your
Life‘ zu gründen, um mehr Menschen in
der Region zu unterstützen, die in eine
Notlage geraten sind“, erzählt Philipp
Steiner. Nun sollte es nicht bei den Armbändern
bleiben. Innerhalb eines Jahres
entwickelte der gelernte Uhrmacher mit
seinem Bruder und der Osttiroler Modedesignerin
Barbara ‚Bobs‘ Schusteritsch
eine kleine Kollektion mit dem Logo
„TIYL“, die von Kappen bis T-Shirts
reicht. Im Zentrum stehen aber Uhren,
das Sinnbild von Zeit, die mit jeder
Sekunde voranschreitet.
Jeder kann helfen
Nach und nach schlossen sich immer
mehr Unternehmer*innen und Privatpersonen
dem Charity-Verein an, der
mittlerweile auch Veranstaltungen wie
Nachttourenläufe, Karaoke-Wettbewerbe
oder Charity-Partys organisiert. Stets
steht jedoch der soziale Zweck im Mittelpunkt.
„Allerdings stießen wir irgendwann
an unsere Grenzen. Neben unserem
Engagement sollten auch Familie,
Beruf und unsere eigene Freizeit nicht
zu kurz kommen. Daher beschlossen wir,
Produktion und Vertrieb in ein eigenes
Unternehmen auszulagern, damit Spenden
unabhängig vom Verkauf direkt in
den Verein fließen können. 20 Prozent
des Reinerlöses aus dem Verkauf gehen
zusätzlich in den Verein, der dadurch
weiter Menschen in Not helfen kann“,
sagt der Osttiroler und fährt fort: „Das
mag auf den ersten Blick nicht nach viel
klingen, aber das zu garantieren ist nur
möglich, wenn der betriebswirtschaftliche
Hintergrund stimmt. Es gibt nur
wenige vergleichbare Unternehmen, die
20 Prozent ihrer Einnahmen spenden.“
BILD: Zusammen mit seinen Mitstreitern
übergibt Philipp Steiner einen
Scheck in Höhe von 11.000.- Euro an
Familie Brugger. (© TIYL)
Seit seiner Gründung hat der Verein etliche
soziale Projekte ins Leben gerufen
und umgesetzt – wie einen elektrischen
Rollstuhl für einen fünfjährigen Buben,
die Unterstützung einer alleinerziehen-
den, an Leukämie erkrankten Mutter
mit zwei Kindern mit schwerer Beeinträchtigung
oder Menschen, die plötzlich
und unverschuldet in Not geraten
sind. Die Arbeit des Vereins erhält viel
Zuspruch im Bezirk. Das kommt nicht nur
in Gesprächen oder Mails zum Ausdruck.
Zahlreiche Privatpersonen oder Firmen
wollen einfach nur spenden, um damit
ebenso die Arbeit des Vereins zu ermöglichen.
Die Spenden werden zu 100 Prozent
für Projekte verwendet. Auch das ist ein
Grund, warum die Menschen ein Teil von
„Time is your Life“ sein wollen.
Lebenszeit ist etwas Kostbares
Wer Unterstützung braucht oder in Not
geraten ist, erfährt der Verein durch Hinweise
von Freund*innen und durch das
breite Netzwerk in der Region. „Die Tipps,
die wir bekommen, sammeln wir und beraten
im Vorstand darüber. Daraus ergeben
sich die Projekte, die wir unterstützen. Wir
sind auf diese Empfehlungen angewiesen,
denn jemand, der Hilfe braucht, schämt
sich oft deswegen. Man erfährt eher per
Zufall von der Situation. Umso größer ist
die Freude, wenn geholfen werden kann.
Es geht dabei nicht einmal primär um
den finanziellen Aspekt. Das Gefühl, nicht
allein zu sein, sondern Teil der Gemeinschaft,
ist dabei ebenso wichtig“, betont
Philipp Steiner. Dieses Gemeinschaftsgefühl
schweißt zusammen und erzeugt
Synergieeffekte. So entstand aus einer
Idee nicht nur eine gelebte Philosophie,
„Time is your Life“ ist zu einer wichtigen
sozialen, vielschichtigen Komponente in
Osttirol geworden.
64 tirol.traditionell tirol.traditionell
65
SPANNENDER AUSFLUG
IN DIE VERGANGENHEIT
ZUM AUTOR
MAG. DR. THOMAS
BERTAGNOLLI
Thomas Bertagnolli studierte
Geschichte und Geografie
an der Universität Innsbruck
und ist wissenschaftlicher Leiter
des Museums Tiroler Bauernhöfe
in Kramsach.
Kontakt: bertagnolli@museum-tb.at
Heuer wäre der Initiator des Museums
Tiroler Bauernhöfe, Heinz A. E. Mantl,
100 Jahre alt geworden. Mantl war
ein österreichischer Volkskundler und
Sammler von Tiroler Kulturgut. Die ersten
Bauwerke spendete er dem Museum
und setzte seine Kraft für den Aufbau
des Museums ein, das heute eine der
touristischen und kulturellen Institutionen
des Landes Tirol ist.
So entstand im Gebiet der Kramsacher
Badeseen das Museum Tiroler Bauernhöfe.
Durch seine einzigartige Lage wird
der Besuch zum Naturerlebnis und erfrischenden
Ausflug für die ganze Familie.
Hier wandelt man sprichwörtlich auf den
Spuren der Vergangenheit. Knorrige Holzböden,
alte Steinmauern und tiefe Türrahmen,
die einen beim Betreten der Stube
dazu zwingen, seinen Kopf einzuziehen –
wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen
14 Bauernhöfe und 23 Nebengebäude aus
den verschiedensten Talschaften Tirols in
der Museumslandschaft. Seit über 45 Jahren
bietet das Museum eine wunderbare
Möglichkeit, die verschwundene Welt der
Landbevölkerung zu entdecken. Und weil
man im Gegensatz zu einer Kunstgalerie in
die ausgestellten Bauernhöfe hineingehen
kann, ist das Museum ein Ort, wo Wissen
tatsächlich mit allen Sinnen vermittelt wird.
OBEN: Heinz
Mantl, Elektromeister
in Kramsach,
war der Initiator und
langjährige Motor
des Museums Tiroler
Bauernhöfe in Kramsach.
(© Alpbachtal
Tourismus)
DIESE ZEIT
ERINNERT UNS
AUCH AN DIE
HEUTIGE ZEIT
MIT DEN HERAUS-
FORDERUNGEN
EINER PANDEMIE,
DIE UNS ZWINGT,
RUHIGER ZU
TRETEN UND
SICH IM FAMILIEN-
VERBAND BZW. IN
DEN EIGENEN VIER
WÄNDEN AUF-
ZUHALTEN.
Stumme Zeitzeugen erzählen
Wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen
die Gebäude aus den verschiedensten
Talschaften Tirols auf einem Areal von
ca. zehn Hektar. Wer in den kleinen, roh
gezimmerten Stuben steht, der spürt den
Atem der Geschichte, die Magie der Vergangenheit.
Und man begreift auch, welche
Herausforderungen damals bewältigt
werden mussten. Man lebte relativ abgeschieden
von anderen Familien und kümmerte
sich um den eigenen Hof. Diese Zeit
erinnert uns auch an die heutige Zeit mit
den Herausforderungen einer Pandemie, die
uns zwingt, ruhiger zu treten und sich im
Familienverband bzw. in den eigenen vier
Wänden aufzuhalten. Im Inneren vieler Höfe
begegnet man virtuellen Zeitzeugen. Sie
erzählen in Videos, wie man beispielsweise
das Fleisch verarbeitete oder wie die Arbeit
am Spinnrad verlief. Plötzlich beginnt man
zu erahnen, wie vergleichsweise leicht das
Leben heute geworden ist. Aber wer den
Fortschritt verstehen will, muss die Vergangenheit
begreifen.
Spielerisch die Uhr zurückdrehen
Eine Erlebnisreise in die Zeit der Vorfahren
darf Kindern alles bieten. Alles außer Langeweile.
Deswegen sorgen zahlreiche Mitmachstationen
auf dem gesamten Gelände
für Unterhaltung. Kinder, aber auch deren
Eltern entdecken,
erfahren, wie vergleichsweise
einfach
unser Alltag heutzutage
gemeistert
werden kann. Zum
Beispiel können die
Sprösslinge bei der
Kuhattrappe „Leni“
mit eigenen Händen
erfahren, dass man
schon ganz ordentlich
schuften muss,
bis man genug Milch
für eine Tasse Kakao
zusammen hat. Das Leben im Einklang mit
der Natur war wunderschön, aber weil es
eben keinen Supermarkt gab, musste man
sehr genau im Voraus planen. Auf Schautafeln
erfahren die Kinder, zu welcher Jahreszeit
es welche Lebensmittel gab. Mithilfe
von einem Wissensspiel können sie ausprobieren,
welche Menüs daraus möglich
waren.
Handwerk und Wissenswertes an den
Sonntagen
Sehen, lauschen und staunen: Vor der
Kulisse der historischen Höfe entfalten
Handwerksvorführungen ihren besonderen
Charme. Jeden Sonntag zeigen Handwerker
aus der Region traditionelle Herstellungsweisen
im Freien vor. Das traditionelle
Repertoire reicht vom Backen einer Prügeltorte
oder eines Bauernbrots, Herstellen
von Zaunringen, Schindeln machen bis
hin zum Schmieden. Jeweils von 13.00 bis
16.00 Uhr kann man den Handwerkern über
die Schulter schauen und viel dabei lernen.
UNTEN: Blick auf die malerische Gruppe von
Haupt- und Nebengebäuden aus dem Unterinntal.
(© Alpbachtal Tourismus)
66 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig
67
„Hier kann
ich ruhig schlafen.“
Afghanistan ist kein sicheres Land, kriegerische Auseinandersetzungen
bestimmen nach wie vor den Alltag.
Mohammad ist darum aus dem Land geflüchtet. Seit November
2015 ist er in Österreich, drei Jahre später erhielt
er den positiven Asylbescheid. Und heute? Das ist die Geschichte
einer geglückten Integration.
„Ich war sieben Jahre alt, als mein Vater
gestorben ist. Er wurde von einer Autobombe
getötet, welche die Taliban gelegt
haben. Hier kann man sich das alles ja gar
nicht vorstellen: das ganze Militär mit den
Waffen. Die Taliban, die immer präsent
sind. Das wahllose Schlagen von Leuten,
die nichts getan haben. Die dauernden
Unruhen, die große Angst, immer wieder
Tote, Verletzte, Morde. Du lebst mit deiner
Großfamilie zusammen, weißt nicht, was
morgen geschieht. Weil immer, es kann
immer etwas passieren.“ Wenn Mohammad
von seiner Kindheit, seiner Jugend in
Afghanistan erzählt, glaubt man tatsächlich,
er lebte in einer anderen Welt. Und ja,
dem war auch so.
Als Mohammad Anfang März 1993 in
Hearat, einem kleinen, sehr ärmlichen
Dorf in Afghanistan und an der Grenze
zum Iran gelegen, geboren wurde, verbreiteten
die fundamentalistischen Taliban-Milizen
Angst und Schrecken. So verpflichtete
die Taliban etwa alle Frauen,
ausnahmslos eine Burka zu tragen. Frauen
war jegliche Berufstätigkeit untersagt,
zum Verlassen des Hauses benötigten
sie das Einverständnis des Ehemannes.
Mädchen war es verboten, eine Schule zu
besuchen. Dazu immer wieder Überfälle
und Tote. Erst heuer im März untersagte
das afghanische Erziehungsministerium
allen Mädchen über zwölf Jahren,
in Anwesenheit von Männern zu singen.
Ich konnte nur meinen Namen schreiben
„Ich habe nichts gelernt, habe nur vier Jahre
eine Schule besucht, konnte nur meinen
Namen schreiben. Religion war und ist das
Wichtigste. Der Besuch der Moschee, der
Islam, die Scharia. Aber das ist in Afghanistan
nicht ungewöhnlich“, erzählt Mohammad.
Erst vor einigen Jahren forderte etwa
der stellvertretende Parlamentspräsident
Abdul Satter Chowasi die öffentliche Hinrichtung
von Personen, die vom Islam zum
Christentum übertreten. Ein anderer Politiker
erklärte, die Ermordung solcher Konvertierten
sei kein Verbrechen.
Ja, in diesem Land lebte Mohammad und
arbeitete auf den Feldern. Es wurde Mais
angebaut, auch Kichererbsen. Im Dorf
gab es keinen Strom, natürlich auch keinen
Kühlschrank. „Dort hab ich dann auch
meine jetzige Frau kennengelernt.“ Man
muss diese andere Welt verstehen wollen,
um zu verstehen, was das bedeutet.
Mohammad hilft uns dabei: „Wir dürfen
nicht selbst entscheiden, wen wir heiraten.
Das macht die Familie. Ich war nicht
religiös, damit war eigentlich schon alles
vorbei. Mein Onkel, bei dem ich nach dem
Tod meines Vaters aufgewachsen bin, war
strikt gegen eine Heirat. Auch die Familie
meiner Frau, also ihr Vater, war ganz klar
gegen mich Ungläubigen. Das ist unsere
Kultur, da kann man nichts dagegen
machen.“ Allein die Liebe zwischen den
beiden Menschen war stärker, sie wollten
eine gemeinsame Zukunft, entschlossen
sich zur Flucht. Für den Schlepper sind
2.000 Dollar zu bezahlen. „2012 sind wir
dann in den Iran geflüchtet, drei Jahre lang
haben wir dort mit großer Angst in einfachsten
Verhältnissen gelebt. Ich habe
auf verschiedenen Baustellen gearbeitet,
immer mit der Angst, kontrolliert zu werden.“
Rund zwei Millionen Afghanen lebten
damals im Iran, illegal, unter erbärmlichen
Voraussetzungen.
Flucht nach Österreich
In den Jahren 2015/16 flüchteten hunderttausende
Menschen in die Europäische
Union. Mohammad und seine Frau waren
zwei davon. „Wir wussten nicht wohin, wollten
nur weg, in Sicherheit, endlich einmal
ohne Angst einschlafen und aufwachen.
Österreich habe ich nicht gekannt, wir
haben nur von Deutschland gehört.“ Ein
Schlepper aus Hearat, seinem Geburtsdorf,
wird gefunden. 5.000 Dollar sind
zu bezahlen, doch woher nehmen? „Wir
haben schon davor alles gespart, Verwandte
unterstützten uns zusätzlich.
So haben wir Dollar um Dollar zusammengekratzt.“
Im Oktober 2015 ging
es zuerst illegal und in Bussen,
zumeist in der Nacht, in die Türkei.
Dann weiter, über Griechenland,
Mazedonien, die Slowakei
nach Salzburg, wo sie im
November 2015 ankamen.
„Endlich ein warmer Platz,
Ich habe
nichts gelernt,
habe nur vier
Jahre eine
Schule besucht,
konnte nur
meinen Namen
schreiben.
keine Angst mehr. Wir konnten kein Englisch,
Deutsch sowieso nicht. Aber wir
waren in Sicherheit, endlich.“
Gleich zu Beginn wurde der Asylantrag
gestellt, nach zwei Wochen in Salzburg
ging es weiter nach Innsbruck. Warum?
„Das weiß ich nicht, das hat mir niemand
gesagt.“ Man fand Unterkunft im Flüchtlingsheim
Graßmayrstraße, mit zwei anderen
Familien. „Das Lernen der Sprache
war für uns das Wichtigste. Wir haben
jeden Tag drei bis vier Deutschkurse
gemacht. Die Mitarbeiter vom Sozialamt
haben uns sehr geholfen, sie haben uns
an der Hand genommen, in den Super-
markt geführt, uns alles erklärt. Dafür bin
ich unsagbar dankbar.“ Finanzielle Unter-
stützung gibt es auch, insgesamt etwas
über 500 Euro monatlich für die ganze
Familie. Also für Mohammad, seine Frau
und die beiden Töchter Melika und Ele-
na. Nachdem er schon recht gut Deutsch
spricht, beginnt er im Oktober 2017 eine
Lehre in einem Mangelberuf, als Koch, im
Löwenhaus, nach dessen Konkurs im Res-
taurant Froschkönig. Daneben besucht er
die Berufsschule, gemeinsam mit einem
Afrikaner, der ebenfalls Koch lernt. Drei
Jahre nach der Ankunft in Österreich
erhält er endlich den positiven Asylbe-
scheid. Warum das so lange gedauert
hat? „Das weiß ich nicht, ich war einfach
nur glücklich.“
BILD: Mohammad hat es geschafft.
Aus Afghanistan geflüchtet, Deutsch
gelernt, eine Ausbildung gemacht. Nun
ist er Koch, lebt mit seiner Frau und
den beiden Töchtern in Innsbruck.
(© Felix Richter)
Bildung öffnet Türen
Es ist eine Binsenwahrheit, die sich immer
wieder zeigt: Bildung öffnet Türen, ist der
Schlüssel hin zu einer besseren Zukunft.
2018/19 holt Mohammed in Tirol den
Pflichtschulabschluss am WIFI nach, im
Jänner des heurigen Jahres schafft er die
Abschlussprüfung an der Berufsschule.
Mit sehr gutem Erfolg übrigens. Nun ist er
ausgebildeter Koch, Respekt und Anerkennung
dafür! Klar, es war schon eine große
Herausforderung, auch der fremden Sprache
wegen. Im März stellt er sich in einem
bekannten Hotel vor, bekommt auch gleich
eine Jobzusage. Gute Fachkräfte werden
gebraucht, gerade auch in diesen Zeiten.
Seit Mai übt er nun seinen Beruf als Koch
auch aus.
Zwischenzeitlich bildet sich Mohammad
weiter. In diesen Wochen besucht er gerade
einen Ausbildungskurs am WIFI, mit
dem Ziel, danach auch selbst Lehrlinge
ausbilden zu können. Der junge Mann tut
viel, um sich und seiner Familie eine starke
Zukunft in Tirol bieten zu können. Sein
nächstes großes Projekt: eine andere
Wohnung zu finden, die jetzige sei vor
allem für die zwei Töchter nicht optimal.
Weil im Keller gelegen, teilweise Schimmel
an den Wänden, etwas feucht. Doch
all das, sagt Mohammad, sei eigentlich
nicht das Entscheidende. Wirklich wichtig
sei die geglückte Flucht aus Afghanistan
gewesen. Und sein großes Glück,
hier in Tirol eine neue Heimat gefunden
zu haben. „Hier kann ich jede Nacht ruhig
schlafen, ohne Angst. Das ist einfach …
danke für alles.“
AUTOR REINHOLD OBLAK
68 tirol.sportlich und gesund
tirol.sportlich und gesund
69
TIROLER RADELN,
TIROL ERRADELN
FACTBOX
ONLINE-BEFRAGUNG
ZUM AUTOR
SEBASTIAN
SCHACHINGER,
MSC
Sebastian Schachinger ist als
Projektmitarbeiter des Arbeitsbereich
Sportökonomie des
Instituts für Sportwissenschaft
der Universität Innsbruck tätig.
Dort beschäftigt er sich neben
der Koordination und wissenschaftlichen
Begleitung von
Drittmittelprojekten u. a. mit der
Erforschung von Nutzerkonflikten
von Sporttreibenden.
Radfahren ist in seinen verschiedenen
Formen in Tirol eine der meist ausgeübten
Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter
anderem seit der Durchführung der UCI
Radweltmeisterschaft 2018 bemüht sich
Tirol verstärkt, sich auch als internationale
und nationale Raddestination zu positionieren.
Die Radinfrastruktur besteht daher
auch aus vielen Mountainbike- und Rennradstrecken,
die in verschiedenen (Online-)Portalen
dargestellt sind. Aktuell fehlt jedoch
eine zentrale webbasierte Plattform, die
alle Touren nach einheitlichen Standards
umfasst und beschreibt. Daher ist die Gem-
OBEN: Die Einrichtung eines Tourenportals
wäre ein wichtiger Bestandteil in
der Bewerbung Tirols als Raddestination.
(© Sandra Wimmer)
Nova aktiv geworden und hat das Projekt
„Tourenportal Tirol“ gestartet, das darauf
abzielt, ein Webportal zur Verfügung zu stellen,
auf dem Radfahrer*innen alle Informationen
finden, die sie für Radtouren in Tirol
benötigen. Die Einrichtung eines Tourenportals
wäre ein wichtiger Bestandteil in der
Bewerbung Tirols als Raddestination und
würde sowohl Einheimische als auch Gästen
in der Planung und Durchführung ihrer
Radtouren helfen. Als Kooperationspartner
begleitet das Institut für Sportwissenschaft
der Universität Innsbruck das Projekt wissenschaftlich,
u. a. mit einer breit angeleg-
OBEN:
Mountainbikes
gehören zu den
beliebtesten Rädern.
(© Sandra Wimmer)
ten Erhebung zum Tourenverhalten von
Radfahrer*innen (siehe Factbox). Zusätzlich
sind Studierende aus Bachelor- und Masterstudiengängen
in das Projekt aktiv eingebunden
und bearbeiten im Zuge praktisch
und sportmanagementorientierter Lehrveranstaltungen
gemeinsam mit der GemNova
verschiedene für das Projekt relevante
Fragestellungen und unterstützen dadurch
tatkräftig bei der Weiterentwicklung des
Konzepts des „Tourenportals Tirol“.
Über das Institut für Sportwissenschaft
Neben der Forschungstätigkeit bietet das
Institut für Sportwissenschaft (ISW) der
Universität Innsbruck ein umfangreiches
Lehr- und Studienangebot. Rund 750 Studierende
sind in den insgesamt zwei Bachelorstudiengängen
in Sportwissenschaft und
Sportmanagement, dem Master- und Doktorstudium
in Sportwissenschaft sowie
dem Bachelor- und Masterstudium Lehramt
im Unterrichtsfach Bewegung und
Sport eingeschrieben. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt
teilt sich dabei in die
fünf Kernbereiche Leistungsphysiologie,
Sportpsychologie und Spotpädagogik, Biomechanik
und Bewegungswissenschaft,
Neurophysiologie und Sportökonomie auf.
Letzterer widmet sich u. a. Projekten, welche
die ökonomischen Aspekte von Freizeitund
Leistungssport behandeln.
Laut der Online-Befragung unter
Radfahrer*innen, die im Zeitraum
vom 29. März 2021 bis 26. April
2021 mit 780 Teilnehmer*innen
durchgeführt wurde, unternimmt
der Großteil während der Saison
mehrmals pro Woche eine Radtour.
Rund ein Drittel legt dabei mehr als
5.000 Kilometer pro Radsaison zurück,
und 62,3 Prozent nutzen mehr als
einen Radtyp für ihre Touren. Vorwiegend
greifen sie dabei auf Mountainbikes
(68,3 %), gefolgt von Rennrädern
(55,4 %) und E-Bikes (15,2 %) zurück.
Für die Auswahl einer Fahrradroute
spielen vor allem die Vermeidung
stark befahrener Straßen und die landschaftliche
Attraktivität eine wichtige
43,5 %
SMARTPHONE
APPS
43,0 %
ONLINE-
TOUREN-
PLATTFORM
40,4 %
FREUNDE &
BEKANNTE
38,9 % 25,9 %
29,0 %
TOURISMUS-
REGIONEN
WEBSITES
SOCIAL
MEDIA
TOURENKARTEN,
KARTEN-
MATERIAL
Rolle. 65,1 Prozent investiert im Durchschnitt
weniger als 30 Minuten, um
sich vor Antritt einer Radtour über für
sie unbekannte Touren zu informieren.
Gerade für die Vorbereitung auf eine
Fahrradtour im eigenen Bundesland
greifen viele der Tiroler*innen neben
Smartphone-Apps und Online-Tourenportalen
auch auf die Auskünfte
und Erfahrungen ihrer Freunde und
Bekannten zurück (Abb. 1). Bei der
Wahl eines Online-Tourenportals wird
zusätzlich zu den entsprechenden
Angaben von Dauer, Länge, Höhenmeter
etc. und der kartografischen
Darstellung einer Radtour auch die
Möglichkeit der Offline-Nutzung als
wichtiges Kriterium gesehen.
17,1 %
ZEITUNG/
MAGAZINE
16,6 % 11,9 %
ONLINE-
FOREN
TOURISTENINFO
LOKALE
9,8 %
GEDRUCKTE
TOURENBÄNDE
ABBILDUNG 1: Genutzte Medien/Kanäle, um sich über Fahrradtouren in Tirol zu informieren.
4,1 %
ANDERE
70 tirol.sportlich und gesund
tirol.sportlich und gesund
71
wir würden
deine Gemeinde
gerne beschenken!
Die
Unterstützer*innen
Aufbau
der
Tafeln
In einer COPSY-Studie vom Februar 2021 heißt es: „Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit
von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter
verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter
PORTRÄIT
des Mentors
VIDEO-
ANLEITUNG
psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste haben noch einmal zugenommen, auch depressive
Symptome und psychosomatische Beschwerden sind verstärkt zu beobachten.“
ÜBUNGEN
Anzahl und analoge
Ausführung
GERY SEIDL
ANDY HOLZER
ZUR AUTORIN
MAG. (FH) CORINA
KOLLNIG
Corina Kollnig ist seit 2020 bei
der GemNova und arbeitet an
Projekten rund um das Thema
Gesundheit.
c.kollnig@gemnova.at
Die COPSY-Studie wurde bereits zum
zweiten Mal seit Beginn der Corona-Krise
veröffentlicht. Auch weitere Expert*innen
warnen in regelmäßigen Abständen vor
den Auswirkungen der Situation auf Kinder
und Jugendliche. Der „Mental-Fit-Pfad“
in Zusammenarbeit mit acht Persönlichkeiten
kann auf sehr niederschwellige Art
und Weise Kinder und Jugendliche unterstützend
begleiten. Das Projekt wurde vom
Projekt Handschlag initiiert und wird von
Landesrätin Dr. Beate Palfrader und der
Bildungsdirektion unterstützt.
In Form von acht individuell bedruckbaren
Tafeln, die im Umfeld eines Waldweges,
eines Parks usw. kann in kürzester Zeit ein
Mental-Fit-Pfad entstehen. Da das Konzept
auf die mentale Situation von Kindern
und Jugendlichen besonders eingehen soll,
sind diese in der Anzahl der Übungen auf
drei Gruppen aufgeteilt: den Held*innen
(Kindergarten), den Kämpfer*innen (aus
sportlicher Sicht die Volksschule) und den
Meister*innen (ab 14 Jahre). Diese stellen
sich je einer Übung und einer Aufgabe.
Via QR-Code soll so der Erfahrungsschatz
zwischen Persönlichkeiten aus
Spitzen- bzw. Extremsport stattfinden.
Diese erklären über einen persönlichen
Videoclip, der über die Tafeln via Smartphone
abrufbar ist, diverse Übungen oder
Praktiken zur mentalen Entspannung und
zur sportlichen Betätigung. Damit soll es
für Gemeinden, Schulen und Vereine einfacher
werden, mit Bewegung und Spaß
der Problematik entgegenzutreten.
Welche Persönlichkeiten kennen den
Umgang mit mentalen Herausforderungen,
haben diese schon erlebt und
haben daraus ihre eigenen Lehren
gezogen? Gerade im Spitzensport, z. B.
im Umfeld von Extrembergsteiger*innen
usw., gehört die mentale Verfassung zum
„Arbeitsalltag“. Niemand wird bezweifeln,
dass es mit diversen Ängsten verbunden
ist, mit über 100 km/h über einen „Schanzentisch“
zu fahren, einen Achttausender
zu bezwingen oder über Wochen isoliert
zu leben. Wie lösen bzw. gehen Menschen,
die in diesen Bereichen seit Jahren tätig
sind, damit um und welche Lösungsansätze
können sie aus diesen Ausnahmesituationen
an die Gesellschaft weitergeben?
Folgende Persönlichkeiten unterstützen
das Projekt mit einem Beitrag bzw.
Lösungsansatz. Vom Kabarettisten bis zur
Astronautin, vom blinden Kletterer bis zum
erfolgreichsten Olympiateilnehmer Österreichs:
Zahlreiche Persönlichkeiten aus den
verschiedensten Bereichen erzählen von
mentalen Lösungsansätzen und ergänzen
ihren Beitrag mit einer sportlichen Übung.
FELIX GOTTWALD
DR. CARMEN KÖHLER
DIE „HUBERBUAM“
DUNJA ZDOUC
WOLFGANG FASCHING
THOMAS SYKORA
AUFGABE
QR-Code zu einer
Aufgabe des Mentors
Kann dadurch der eigene Umgang mit
mentalen Techniken und sportlicher
Bewegung verbessert bzw. überhaupt
erst erlernt werden? Tatsache ist, alles,
was man mit Neugier und Humor anpackt,
macht zumindest Spaß! Deshalb ist es uns
ein Anliegen, kreative, lustige Aufgaben
und Übungen zu sammeln. Dabei bleibt
unser Ziel klar definiert, und wir versuchen,
den Mental-Fit-Pfad zu einem spannenden
und lustigen Ausgleich zu machen.
mitmachen
& gewinnen
Das Tiroler Projekt wird vom Land Tirol
und der GemNova im Zuge der „Gesunden
Gemeinde“ unterstützt. Gemeinsam verlosen
wir zehn Mental-Fit-Pfade unter allen
Tiroler Gemeinden, Schulen, Vereinen etc.,
die uns bis zum 30. Juli 2021 eine Mail an
Corina Kollnig (c.kollnig@gemnova.at) mit
der Betreffzeile „Mental-Fit-Pfad“ schicken.
72 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund
MIT DEM
73
© TVB Wipptal
WALD.RAST.AKADEMIE
Die GemNova Akademie bietet ab Herbst 2021 Klausurtage für Gemeinderät*innen an
und bereitet die Teams auf neue Herausforderungen vor.
BEWEGT UM DIE WELT
TEAMENTWICKLUNG. KOMMUNIKATION. MENTALTRAINING.
Mit dem neuen Projekt Abenteuerexpress
sollen zukünftig
Schwerpunktthemen für eine
pädagogische Umsetzung in
der schulischen Betreuung
ausgearbeitet werden.
Für den Auftakt des Projektes im kommenden
Schuljahr wurde das Thema Bewegung
und Ernährung gewählt. Unter dem Titel
„Bewegt um die Welt“ werden Kinder spielerisch
mit der Thematik vertraut gemacht.
Die Idee, Kinder für spezifische Themen zu
begeistern und Kolleg*innen in ihrer täglichen
Arbeit in der schulischen Betreuung
zusätzlich mit pädagogischem Material zu
versorgen, wurde geboren. Ein Team von
kreativen und motivierten Köpfen aus dem
pädagogischen sowie projektorientierten
Bereich hat sich schnell zusammengefunden,
um das Fokusthema für das kommende
Schuljahr gemeinsam zu bearbeiten.
Zielsetzung war es, die pädagogische Aufarbeitung
der Materialien so zu gestalten,
dass sie für Kolleg*innen in der schulischen
Betreuung einfach einsetzbar und umsetzbar
sind. Das oberste Credo für das Projekt
ist, Kinder für die spannenden und
zugleich wichtigen Themen zu gewinnen
und zu begeistern. Dabei soll der Abenteuerexpress
keine Eintagsfliege darstellen,
sondern auch die kommenden Jahre mit
unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen
durch die schulische Betreuung dampfen.
Tuuut-tuuut … alle einsteigen! Die Reise
mit dem „Abenteuerexpress – Bewegt
um die Welt“ beginnt. Das Konzept des
Projektes basiert auf einer Reise zu den
Kontinenten dieser Welt, wo Tiere leben,
die spezifische Bewegungen ausführen,
wie beispielsweise der Steinbock, der
gerne im Gelände klettert, das talentierte
Känguru beim Boxen, der Wal als ein
ausgezeichneter Schwimmer. In Form von
Spielen und Sportübungen sollen die spezifischen
Bewegungsformen umgesetzt werden.
Darüber hinaus können auch passend
zu den sportlichen Tätigkeiten Vereine in
die Schule eingeladen werden, die Kindern
Bewegung und Sport näherbringen. Ergänzend
dazu wird das Thema Ernährung aufgegriffen
und anhand von Kochrezepten,
kleinen Kräuteranbauten und Verkostungen
bearbeitet. Kinder kommen so auf den
Geschmack und lernen dabei auch noch,
wie lecker gesunde Ernährung sein kann.
Der Mehrwert des Projektes liegt klar auf
der Hand: Bewegung und Ernährung unterstützen
die Gesundheit und das Wohlbefinden
unserer Kinder. Dies im täglichen
Tun in der schulischen Betreuung einzubinden,
soll Kindern helfen, ein Bewusstsein
und vielleicht auch die eine oder
andere Leidenschaft für Bewegung
und Sport im Alltag zu entwickeln.
Zudem wird das Kollegium in der
schulischen Betreuung in der
Ausübung der Tätigkeit unterstützt
und die Qualität der
schulischen Betreuung optimiert.
Der Start für das Projekt ist für kommendes
Schuljahr 2021/22 angesetzt
und soll mit einer Kick-off-Veranstaltung
mit Kolleg*innen in
der schulischen Betreuung,
pädagogischem Material
sowie Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen
beginnen.
AUTORIN
HEIDI JEHLE
PLÄNE
SCHMIEDEN.
GEDANKEN
SORTIEREN.
ENERGIE
GEWINNEN.
WALD.RAST.AKADEMIE
Ein Naturspektakel dort oben,
dass sich sogar das Wasser
nach rechts dreht.
WWW.GEMNOVA.AT
74 tirol.bildet tirol.bildet
75
Zur Klausur
nach Maria Waldrast
UNTEN: Am Kraftplatz Maria
Waldrast werden für Gemeinderät*innen
ein- oder mehrtägige
Klausurtage angeboten. Teamfindung,
Kommunikation, Stressabbau
stehen dabei im Fokus. (© Maria
Waldrast/Mike Rabensteiner)
Die „Wald.Rast.Akademie“ ist eine bemerkenswerte Initiative des
Mühlbachler Bürgermeisters Alfons Rastner und der GemNova. Rechtzeitig
vor den Gemeinderatswahlen im Februar kommenden Jahres
werden ein- oder mehrtägige Klausurtage für Gemeinderät*innen angeboten.
All das am Kraftplatz Maria Waldrast, am Fuße der Serles.
OBEN: Ruhe. Entspannung.
Erholung. Der
Mühlbachler Bürgermeister
Alfons Rastner
zeigt eindrucksvoll, was
das bedeutet. (© Maria
Waldrast)
Das Zitat wird John Lennon, dem legendären
Beatles-Musiker, zugeschrieben: „Als
ich fünf Jahre alt war, hat mir meine Mutter
gesagt, dass Glück der Schlüssel zum
Leben ist. Als ich zur Schule ging, fragten
sie mich, was ich werden will, wenn ich
groß bin. Ich schrieb ‚glücklich‘. Sie sagten
mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden
habe, aber ich sagte ihnen, dass sie das
Leben nicht verstanden haben.“
Im Wesentlichen ist es aber genau das,
was die breit angelegte Wald.Rast.Akademie
allen Gemeinderät*innen in Tirol
anbietet. „Wir haben ein spezielles Programm
für die Gemeinderätinnen und
Gemeinderäte bei uns im Land ausgearbeitet,
speziell für sie konzipiert, auf ihre
individuellen Bedürfnisse abgestimmt. In
diesen ein- oder mehrtägigen Klausurtagen
geht es somit nicht nur um reine
Wissensvermittlung, sondern insbesondere
um Soft Skills. Der ganze Gemeinderat
erhält dabei die Möglichkeit, zu einem
starken Team zusammenzufinden. Da
geht es um Fragen der Kommunikation
untereinander, um Teamfindung, um das
Sich-aufeinander-Einlassen, ums Zuhören,
um Stressbewältigung“, erklärt Sandra
Wimmer von der GemNova-Akademie.
Nutze den Tag
Carpe diem – nutze den Tag, genieße den
Augenblick. „Wir haben uns ganz bewusst
für Maria Waldrast entschieden“, so Sandra
Wimmer, „weil hier alles perfekt zusammenpasst.
Jeder von uns
braucht mal eine
Auszeit, jede von uns
soll regelmäßig zur
Ruhe kommen.
Gleichzeitig sind wir überzeugt, gerade hier
Gemeindepolitikerinnen und Gemeindepolitiker
bestmöglich unterstützen zu können.
Jeder von uns braucht mal eine Auszeit,
jede von uns soll in regelmäßigen Abständen
zur Ruhe kommen. Das wollen wir
unterstützen, fördern, das entsprechende
Angebot bereithalten.“ Ein Ansatz, den
die GemNova-Akademie übrigens auch in
anderen Bereichen verfolgt.
Was das Besondere an diesen Klausurtagen
neben dem Kraftplatz Maria Waldrast
ist? Der Gemeinderat als Ganzes soll,
kann sich bei diesen Klausurtagen neu finden,
sich besser kennenlernen. Dazu gibt
es dann spezielle Seminare zur Sitzungskultur,
zur Gesprächsabwicklung, zu einer
ausgeglichenen Work-Life-Balance. Und
noch vieles mehr. „Wir wollen die Politikerinnen
und Politiker aus ihrem gestressten
Alltag herausholen, ihnen Zeit schenken,
sie in einer wunderschönen Landschaft
zur Ruhe kommen lassen. Sei es mit Erlebniswanderungen
und Entspannungsübungen,
mit Yoga, Qi Gong oder autogenem
Training, mit Supervisionen, Coachings,
Teambildungsseminaren oder – ganz
ausgefallen – mit Waldbaden“, so Sandra
Wimmer von der GemNova-Akademie.
Ausgewogene Work-Life-Balance
Wir alle leben in unruhigen, ungewissen
Zeiten. Gleichzeitig bringen Globalisierung
und Digitalisierung veränderte Herausforderungen
mit sich. Dafür ist viel Kraft,
Energie, Konzentration, psychische Stabilität
oder körperliche Fitness erforderlich.
Eine ausgeglichene Work-Life-Balance,
eine umfassende Gesundheitsvorsorge
wird immer wichtiger. Verbunden mit der
Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, sich zu
ordnen, Prioritäten neu zu setzen. Kraftplätze
wie das Wallfahrtskloster Maria
Waldrast laden darum ganz bewusst zum
Verweilen, zum Stressabbau ein. „Dieser
Ort hier ist eine wahre Oase der Stille, der
Ruhe. Diese Atmosphäre tut allen gut, es
gibt wohl keinen besseren Platz, um innere
Einkehr zu halten. Die GemNova hat dies
sofort erkannt und mit ihrer Akademie
die entsprechenden Angebote für Politikerinnen
und Politiker entwickelt. Davon
profitieren letztendlich alle“, so der Mühlbachler
Bürgermeister Alfons Rastner.
Auf über 1.600 Metern, am Fuße der Serles,
dem Altar Tirols, gelegen, ist Maria
Waldrast eines der höchstgelegenen Kloster
Europas. Mit einer ganz speziellen
Aura, einer ganz speziellen Magie. 1429
wurde hier die erste Kapelle errichtet, in
weiterer Folge erlebte der Ort eine überaus
wechselvolle Geschichte mit vielen
Höhen und Tiefen. So hatte Maria Waldrast
im 18. Jahrhundert seine größte
Blüte, mehr als 40.000 Pilger kamen in
jenen Zeiten jährlich hier herauf. Heute
ist das Wallfahrtskloster des Servitenordens
sommers wie winters ein beliebtes
Ausflugsziel, es gibt tolle Seminarräume,
eine ausgezeichnete Gastronomie sowie
gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Maria Waldrast ist
eines der höchstgelegenen
Kloster Europas.
Für den Mühlbachler Bürgermeister Alfons
Rastner sind es genau solche Initiativen,
die er ganz bewusst forciert. „Bildung ist in
unserer Gesellschaft einfach unverzichtbar.
Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen,
uns auch mal Zeit zum Luftholen,
zum Abschalten zu gönnen. Denn niemand
von uns kann oder soll dauernd 100 Prozent
geben. Mit unserer Wald.Rast.Akadmie
in Maria Waldrast wollen wir genau
das erreichen.“
ZUR AUTORIN
DIPL. SOZ. PÄD.
CHRISTIANE MAYER
Seit 2019 unterstützt Christiane Mayer die
GemNova als Projektkoordinatorin von Young-
Star und der Wald.Rast.Akademie. Der Sozialpädagogin
und dreifachen Mama ist es wichtig,
den Blick immer wieder auf etwas Neues zu
legen, denn so ergeben sich tolle Chancen und
Möglichkeiten für die eigene Herzensbildung und
persönliche Weiterentwicklung.
Kontakt: c.mayer@gemnova.at
76 tirol.bildet tirol.bildet 77
Sprachliche Förderung
für alle Kinder
als Schlüssel zur Bildung und im Sinne der Chancengerechtigkeit
Die Teamberatung ist eine geförderte Maßnahme für Kindergartenteams
in ganz Tirol zur Einschätzung und Weiterentwicklung der Qualität sprachlicher
Bildung in der elementarpädagogischen Arbeit.
Die Corona-Pandemie hat das Brennglas
noch stärker auf bereits vorher dagewesene
Bildungsungleichheiten von Kindern
aufgrund sprachlicher Barrieren gerichtet.
Dazu gehören beispielsweise Kinder
mit Migrationsgeschichte, die Deutsch als
Zweitsprache ab dem dritten Lebensjahr
in Bildungseinrichtungen erlernen, oder
Kinder aus sozial benachteiligten Familien,
die im familiären Kontext aufgrund
fehlender zeitlicher oder finanzieller Ressourcen
in ihrer Erstsprache Deutsch nicht
ausreichend gefördert werden können. Solche
Kinder brauchen auf ihrem Bildungsweg
genügend Zeit, intensive und positive
Lerngelegenheiten sowie gleichaltrige
und erwachsene Sprachvorbilder, um sich
sprachlich gut entwickeln zu können. Sprache
ist nämlich der Schlüssel zur Bildung
und die Grundlage für eine gesellschaftliche
Teilhabe.
Die aktuelle Lebenswirklichkeit von Kindern
unter der Lupe
Ein im Idealfall dreijähriger Kindergartenbesuch
war schon vor Corona zu kurz
bemessen, um vorhandene Bildungsungleichheiten
von Kindern aufgrund ihrer
Sprachkenntnisse ausgleichen zu können.
In der Praxis zeigt sich, dass nicht nur
in Städten, sondern auch in ländlichen
Gemeinden Kindergartengruppen von
hoher Heterogenität gekennzeichnet sind,
was auf die vielfältigen sprachlichen Entwicklungen
von Kindern zurückzuführen
ist. Die damit verbundenen Herausforderungen
für pädagogisches Fachpersonal
lassen sich folgendermaßen skizzieren: Im
Bildungsalltag gilt es einerseits, ein- und
mehrsprachige Kinder in ihren individuellen
Entwicklungsbedarfen zu fördern und
andererseits, mit Blick auf die Schulbildung,
eventuell vorhandene sprachliche Defizite
„rechtzeitig“ auszugleichen.
Diskriminierende
Praktiken stellen im
aktuellen österreichischen
Bildungssystem
die Realität dar.
Diskriminierende Praktiken wie die Durchführung
von Sprachtestungen vor Schulstart
oder auch das Separieren von Kindern
in Regel- und Sprachstartklassen, je nach
sprachlichem Können, stellen nämlich im
aktuellen österreichischen Bildungssystem
die Realität dar. Sie zeigt auf, dass Kinder
keineswegs barrierefreie Zugänge zur Bildung
erfahren, sondern aufgrund „sprachlicher
Barrieren“ in ihrer gesellschaftlichen
Teilhabe eingeschränkt werden.
Bildungsungleichheiten in der Elementarpädagogik
erkennen und durch professionelle
Sprachbildung ausgleichen
Elementarpädagogische Einrichtungen in
Tirol leben eine inklusive Pädagogik, sprich
eine auf die individuellen Bedürfnisse jedes
Kindes abgestimmte Praxis im Kindergarten,
um Bildungschancenungleichheiten
entgegenzuwirken, das heißt, Kindern
eine Lernumgebung zu bieten, die sie vor
sprachlicher Diskriminierung schützt. Pädagogische
Fach- und Assistenzkräfte wissen
um die Bedeutung von Interaktionsqualität
und deren Merkmale, welche jedem
Gespräch mit Kindern innewohnen muss,
um als gelingende sprachförderliche Situation
genutzt werden zu können. Kindergartenteams
wissen um das Potenzial eines
ressourcenorientierten Blicks auf Kinder,
unabhängig von ihrem sprachlichen Bildungskapital,
und nutzen diesen zur Stärkung
des Selbstwertgefühls bzw. Identitätsbewusstseins
jedes Kindes als basale
Voraussetzung für seine erfolgreiche Teilhabe
auf seinem Bildungsweg.
Möglichkeiten der pädagogisch fachlichen
Begleitung durch die Sprachberatung
– individuelle Teamberatung in
Tiroler Kindergärten als gefördertes
Qualitätsangebot
Damit sich elementarpädagogische Teams
im Kindergarten als Sprachförder*innen
von Kindern professionell begleitet fühlen,
werden im Rahmen der Sprachförderung
gemäß der Vereinbarung nach Art. 15a
B-VG über die Elementarpädagogik seitens
des Landes Tirol Fördermittel zur Durchführung
von ganzjähriger Sprachberatung
für Kindergärten vor Ort zu Verfügung
gestellt. Diese können von allen Erhaltern
von Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen
jährlich beantragt werden.
Die Tiroler Sprachberater*innen unterstützen
jedes Kindergartenteam prozessbegleitend
in seinen individuellen Praxisherausforderungen
und insbesondere bei der
„pädagogischen Gratwanderung“, eine ausgewogene
Balance zu finden zwischen dem
eigenen Sprachbildungsverständnis (Befähigung
von Kindern, sich mit ihren Potenzialen
individuell entwickeln zu können)
und den sprachlichen Bildungsstandards,
welche als Maßstab für schulische Bildung
vorgegeben werden. Die Angebote, die im
Rahmen der Teamberatung in Anspruch
genommen werden können, reichen von
der Intervision über Themenworkshops,
Fallbesprechungen bis zum Mentoring im
pädagogischen Alltag. Gemeinden als inklusives
Lebensumfeld mit wertvollen Ressourcen
zur Unterstützung von Teilhabemöglichkeiten
für alle Kinder auch abseits
von Schule und Kindergarten birgt unsere
vielfältige Gesellschaft enormes Potenzial,
sich für die Chancengerechtigkeit von
Kindern einzusetzen und ihnen barrierefreie
Zugänge zu sprachlichem Lernen zu
ermöglichen. So können Gemeinden im Sinne
eines Sprachennetzwerkes genutzt werden,
in dem Kinder in ihrem unmittelbaren
Lebensumfeld durch gezielte Angebote in
Sport-, Kultur- oder auch Traditionsvereinen
alltagsintegrierte sprachförderliche Beteiligungsformen
finden.
Hinweise zur Beantragung von Fördermitteln
im Rahmen der Sprachförderung
für Erhalter*innen von Kinderbildungsund
Betreuungseinrichtungen
Damit Erhalter*innen von Kindergärten
auch im kommenden Jahr 2021/22
Zuschüsse zu den Personalkosten für die
Durchführung von Maßnahmen der Sprachförderung
gewährt werden können, sind alle
Förderanträge mittels Online-Formular bei
der Abteilung Arbeit und Gesellschaft der
Tiroler Landesregierung bis spätestens vor
© un attimo/Kaser
MAG.
ELISABETH MAYR
STADTRÄTIN
Beginn der Maßnahme (= vor 1. September
2021) einzubringen. Nähere Informationen
zur Förderabwicklung bzw. zu den
erforderlichen Unterlagen finden sich auf
der Homepage des Landes Tirol: https://
rb.gy/oxmwwy
Die Stadt
Innsbruck
legt als Erhalterin
großen
Wert auf die
Qualität der
pädagogischen
Arbeit.
Ein essenzieller Teil davon ist die alltagsintegrierte Sprachförderung, die in
allen 30 städtischen Kindergärten gelebt wird. Die Umsetzung der Teamberatung
wird deshalb in allen städtischen Betrieben forciert. Leitungen, die
schon eine Teamberatung in Anspruch genommen haben, fühlen sich durch
die individuelle Beratung ihrer Sprachberaterin sehr gut begleitet und auch
bestärkt, was sich positiv auf die tägliche Praxis und somit die pädagogische
Qualität im Sinne der Kinder auswirkt.
ZUR AUTORIN
MAG. NINA REDLICH, MA ECED
Leiterin des Teams Sprachberatung des Landes
Tirol und Koordinatorin des Fachbereichs Elementarpädagogik
im GemNova-Bildungspool Tirol.
Kontakt: n.redlich@gemnova.at
ZUKUNFT
GEMEINDE -
AGENDA 2030
Im Rahmen des Projekts
„ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda
2030“ wird im aktuell stattfindenden
Arbeitskreis „Kinderbildung
und -betreuung“ nach gelingenden
kommunalen und interkommunalen
Handlungskonzepten
zur Vernetzungsarbeit von
Gemeinden im Bereich der Kinderbetreuung
wie auch in Bezug
auf Bildungsangebote gesucht,
welche die Chancengleichheit
von Kindern im Fokus hat.
78
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 79
KLAUSNER
DER PARTNER
FÜR VIDEO-
KONFERENZEN
BILD: Immer mehr
Geschäftskunden
setzen in diesen Tagen
auf Videokonferenzen.
(© Clevertouch)
Die Firma J. Klausner Professional
Multimedia GmbH mit Sitz in
Innsbruck ist der Partner für professionelle
audiovisuelle Lösungen.
Bei den Geschäftskunden werden
derzeit insbesondere Videokonferenzen
stark nachgefragt.
“IMPACT Plus Serie” —
So viel mehr als nur ein
interaktiver Touchscreen!
Leistungsstark und funktionsreich - Die UX Pro Serie ist
für die Zusammenarbeit optimiert und ermöglicht es
Ihnen, Ihr Potenzial zu maximieren:
Von Empfangs- über Buchungssysteme bis hin zu
interaktiven Displays in Besprechungen!
Connecting people with technology.
Für Jasmin Klausner ist die weitere Entwicklung
im audiovisuellen Bereich ganz
klar: „Im vergangenen Jahr wurden 80 Prozent
aller Konferenz- und Besprechungsräume
weltweit mit Touchdisplays ausgestattet.
Der E-Learning-Markt wächst im
Businessbereich jährlich um 15 Prozent
und wird sich in den kommenden fünf Jahren
somit verdoppeln.“
UNSER
ERFOLGSREZEPT IST
DIE QUALITÄT
DER PLANUNG UND
DIE GEWISSENHAFTE
AUSFÜHRUNG.
Das 2005 gegründete Familienunternehmen
Klausner hat sich auf die Planung und
den Verkauf von professionellen audiovisuellen
Lösungen spezialisiert. Ihr Erfolgsrezept
dabei ist die Qualität der Planung und
die gewissenhafte Ausführung.
Außerdem haben sie die Generalvertretung
der Firma Clevertouch für Österreich,
Liechtenstein und Südtirol. Clevertouch
ist in diesem Bereich Marktführer,
was auch durch viele internationale Auszeichnungen
bestätigt wird.
Starke Nachfrage bei Videokonferenzen
Besonders stark nachgefragt werden derzeit
Videokonferenzsysteme und andere
Werkzeuge zum kollaborativen Arbeiten.
Diese Werkzeuge für Remote Meetings
sind für Unternehmen natürlich nicht nur
in Krisenzeiten wertvoll. Jasmin Klausner:
„Videokonferenzen ermöglichen schnellere
Entscheidungen und erhöhen damit die Produktivität,
sorgen für stärkere Effizienz und
reduzieren auch die Reisekosten. Natürlich
können Videokonferenzen ein persönliches
Meeting nicht ersetzen, sie sind aber schneller
umsetzbar, für die Teilnehmenden
weniger strapaziös und deutlich umweltfreundlicher.“
Ausstellungsfläche verdreifacht
Aufgrund dieser Digitalisierung ist das Sortiment
der Firma Klausner in den vergangenen
Monaten massiv gewachsen. „Wir
haben unseren Schauraum in der Eduard-Bodem-Gasse
6 in Innsbruck umgebaut,
die entsprechende Ausstellungsfläche
verdreifacht, außerdem auch die restlichen
Büroräumlichkeiten erweitert“, so Jasmin
Klausner. Der große Schauraum bietet die
einzigartige Gelegenheit, sich mit mobilen
Systemen, mit elektrischen und manuellen
Höhenverstellungen, aber auch mit
verschiedenen Video- und Audiokonferenzlösungen
im Detail auseinanderzusetzen.
DIE VORTEILE
VON CLEVER-
TOUCH-LÖSUNGEN
AUF EINEN BLICK:
+ Interaktive und vielfach prämierte
Touchdisplays oder
professionelle Non-Touch-
Displays
+ Geeignet für Konferenz-, Besprechungs-
und Schulungsräume
wie auch für Webinaranwendungen
+ Kabellose Präsentationslösungen
+ Partnerschaften mit den führenden
Herstellern
+ Arbeiten Sie mit Räumen wie
Zoom Rooms oder MS Teams
Rooms – ein Klick zum Beitritt
von Videokonferenzen, ein Klick
zum Teilen von Inhalten
+ Leistungsstarke Sicherheit
und verbesserte Produktivität
+ Optimale Lösungen für jede
Raumgröße
+ Interaktive Whiteboarding-
Funktionen
klausner.at | +43 512 391940 | clevertouch@klausner.at
#clevertouch
80 tirol.bildet
tirol.bildet
81
Pitsch.
Patsch. Bum.
NETFLIX
FÜR
GEMEINDE-
R ÄTE
AUTORIN
SANDRA WIMMER
„WISSEN IST DIE
MACHT ZU WISSEN,
WAS MAN BESSER
NICHT MACHT.“
Auf einmal war alles anders. Von gestern
auf heute musste im Bildungssektor vollkommen
neu gedacht werden. Was vor
nicht einmal zwei Jahren noch vollkommen
unvorstellbar war, ist knappe 365
Tage später allgegenwärtig. Die Rede ist
von digitaler Wissensvermittlung.
Gerhard Uhlenbruck sagte einst:
„Wissen ist die Macht zu wissen,
was man besser nicht macht.“
Kaum ein Zitat hat die GemNova
Akademie im Bereich des E-Learnings
so begleitet wie dieses. Der
Hintergrund ist sehr simpel, denn auf einmal
sollte alles, aber wirklich alles als
E-Learning abgebildet werden. Schnell wurde
klar, dass dies weder sinnvoll geschweige
denn zielführend ist. Deshalb fiel der
Entschluss, dass sich das Projektteam
auf die Konzeptionierung und Erarbeitung
einer Learning-Experience-Plattform zur
Wissensvermittlung von gemeindepolitischen
Inhalten für Gemeinderäte*innen
beschränken wird.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Naja. Eine Kollegin von uns vergleicht es
gerne mit Netflix. Nur noch besser. Wissensaneignung
passiert heutzutage deutlich
abwechslungsreicher, selbstgesteuert
und auf die Lernenden abgestimmt.
Inhalte werden mittels mediendidaktischer
Methoden heruntergebrochen und
in kleinen Häppchen zum Lernen auf einer
Lernplattform (learning experience plattform,
kurz LXP) serviert. Dies bedeutet,
dass die Handhabung intuitiv steuerbar
ist und der Inhalt qualitativ hochwertig,
ansprechend sowie zielgruppenorientiert
für Gemeinderäte*innen aufbereitet wird.
Was soll diese LXP bringen?
Sie ermöglicht das Aneignen von Wissen,
welches Gemeinderäte*innen benötigen,
um sachlich fundierte Entscheidungen
treffen zu können. Sei es rechtliches Wissen
rund um die Tiroler Gemeindeordnung
oder auch vertiefende Kenntnisse zur Bauordnung.
Der Unterschied liegt darin, dass
die Lerneinheiten in kurzen Sequenzen
ortsunabhängig gelernt werden können.
Aber die Gemeinschaft und der soziale
Kontakt sind doch auch wichtig?
Ja klar! Deshalb wird auch der soziale
Erfahrungsaustausch berücksichtigt.
Allerdings wird dieser auch über moderne
Wege ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich
Gemeinderäte*innen über ganz Tirol vernetzen
können.
Wie diese moderne Wissensvermittlung
genau aussehen wird und ob es für das
Team möglich war zu wissen, was besser
nicht gemacht wird, wird in der nächsten
Ausgabe des Magazins im Detail vorgestellt.
Bis dahin heißt es gespannt bleiben
und sich auch Gedanken darüber machen,
was denn für Sie als Gemeinderätin bzw.
Gemeinderat wichtig zu wissen wäre.
Gerne können Anliegen und Anregungen
zu Schwerpunktthemen an die Projektverantwortliche
Sabine Gatt (s.gatt@
gemnova.at) geschickt werden.
82 tirol.bildet
tirol.Politik tirol.bildet
83
FLEXIBLE KINDERBETREUUNG
LEICHT GEMACHT –
DAS KONZEPT HORT
In zahlreichen Gemeinden Tirols wird das Konzept Hort als ein außerschulisches
Angebot zur Betreuung von Kindern im schulpflichtigen Alter bereits angeboten. Die
Flexibilität des Hortes bietet Eltern die Möglichkeit, den Alltag mit Kindern einfacher
zu gestalten und Familie und Beruf in Einklang zu bringen.
Mahlzeit!
WAS VERSPRICHT DAS KON-
ZEPT HORT FÜR KINDER?
In einem Hort, der eine Kinderbildungs- und
Betreuungseinrichtung darstellt, werden
Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren
von pädagogischem Fachpersonal gefördert
und betreut. Dabei kann man sich folgenden
Tagesablauf vorstellen: Um ca. 12.00
Uhr trudeln die Kinder aus der Schule im
Hort ein. Dort können sie bis 13.00 Uhr
die Zeit zum Spielen, Austoben oder auch
zum Ruhen nutzen. Um 13.00 Uhr findet
dann das gemeinsame Mittagessen statt,
wo die Kinder bereits beim Tischdecken
usw. aktiv eingebunden werden. Nach dem
Mittagessen ist es Zeit für die Hausaufgabenbetreuung.
Dabei steht das pädagogische
Fachpersonal als Ansprechpartner
für Hilfestellung zur Verfügung. Ab ca. 14.30
Uhr heißt es dann ab in die Freizeit. Dort
können Kinder am pädagogischen Angebot
teilnehmen, aber auch die Gelegenheit nutzen,
ihren eigenen Interessen nachzugehen.
Dabei sind die Pädagog*innen vor Ort sehr
bemüht, die individuelle Entfaltung des einzelnen
Kindes sowie der gesamten Gruppe
zu unterstützen.
den Hort auch in den Ferienzeiten zu öffnen.
Gerade im vergangenen Jahr war es
für viele Eltern eine Herausforderung,
in Zeiten von Homeschooling auch noch
Ferienzeiten zu überbrücken. Genau dort
unterstützt das ganzjährige Konzept
des Hortes Eltern immens in deren Alltagsmanagement
mit Kindern. Zu wissen,
dass Kinder gut aufgehoben sind, den Tag
mit ihren Freund*innen verbringen können
und auch bei den Hausaufgaben unterstützt
werden, bietet einen essenziellen
Rahmen für die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf.
WELCHEN MEHRWERT BIETET
EIN HORT FÜR GEMEINDEN?
Die Kinder sind die Zukunft jeder Gemeinde.
Sie sind kleine Bürger*innen, die aufwachsen
und auf ihrem Weg durch Maßnahmen
in der Betreuung durch die Gemeinde
begleitet werden können. Die Gemeinde
ermöglicht Eltern durch die Installierung
eines Hortes eine flexible, einfache und
ganzjährige Kinderbetreuung die von pädagogischem
Fachpersonal ausgeführt wird.
Wir, die GemNova Bildungspool Tirol gem.
GmbH, unterstützen Gemeinden gerne bei
der Umsetzung des Konzeptes Hort, vom
Personaleinsatz über die Betreuung und
Supplierung sowie Weiterentwicklung der
Kolleg*innen im pädagogischen Bereich
durch Fort- und Weiterbildung bis hin zu
Kollegialer Beratung, Supervision u. v. m.
Dies schafft nicht nur Planungssicherheit in
Gemeinden, sondern führt auch zur Entlastung
in der Organisation. Durch den Einsatz
von Koordinator*innen und Teambetreuer*innen
im Bildungspool können
pädagogische Fachkräfte in ihrem täglichen
Tun gezielt unterstützt und
gefördert werden und haben dadurch
immer eine*n Ansprechpartner*in für
alle beruflichen Themen und Belange.
Mit Jausengeld.at, dem intelligenten
Essensgutschein gib's mehr Knödel für
a e!
www.jausengeld.at
WELCHE VORTEILE BIETET
EIN HORT FÜR ELTERN?
Der Hort bietet durch flexible Abholzeiten
und einer unkomplizierten Planung bei der
Kinderbetreuung eine Entlastung für Eltern.
Zudem gibt es die Möglichkeit, bei Bedarf,
Der Mehrwert für Gemeinden zeichnet
sich dadurch aus, dass die Bürger*innen
– ob Groß oder Klein – in ihren Bedürfnissen
unterstützt und dadurch Familien in
ihrem hektischen Alltag massive Unterstützungsleistung
erfahren. Dies zeichnet
eine Gemeinde als familienfreundlich und
bedarfsorientiert aus.
ZUR AUTORIN
HEIDI JEHLE, MBA
Heidi Jehle ist seit 2018 im GemNova-
Bildungspool tätig und ist für die Projektentwicklung
und Förderung der Weiterentwicklung
der Kolleg*innen in der schulischen
Betreuung verantwortlich.
Kontakt: h.jehle@gemnova.at
84 tirol.blickt über die Grenzen tirol.blickt über die Grenzen
85
LERNEN VOM
ERFOLGSMODELL INKOBA
Tiroler Delegation auf Exkursion in Oberösterreich: Eine Delegation aus dem Tiroler Bezirk
Kitzbühel besuchte Ende April Oberösterreich und schaute sich drei unterschiedliche INKOBA-
Modelle vor Ort an. INKOBA steht für „Interkommunale Betriebsansiedlung“. Fünf Gemeinden
um St. Johann in Tirol wollen einen gemeindeübergreifenden Betriebsstandort nach dem oberösterreichischen
Vorbild entwickeln.
OBEN: Die INKOBA-Delegation
aus Tirol bei ihrem
Besuch im INKOBA-Betriebsbaugebiet
Freistadt-Süd.
(© Business Upper Austria)
Lengau
Freistadt
Schwanenstadt Steyr
Salzkammergut Nord
ZUR AUTORIN
MAG. PETRA DANHOFER
Als Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation
bei Business Upper
Austria kümmert sich Petra Danhofer
um Pressearbeit, Medienkooperationen
und Kundenmagazine der oberösterreichischen.
Standortagentur.
Am 28. April 2021 hat sich die Tiroler Delegation
bei oberösterreichischen INKOBA-
Verbänden vor Ort informiert. Die Bürgermeister*innen
der fünf Gemeinden
St. Johann in Tirol, Going, Reith, Kirchdorf
und Oberndorf in Tirol, Vertreter*innen des
Tiroler Regionalmanagements, der Tiroler
Ansiedlungsagentur und der GemNova nahmen
an der Exkursion teil.
1.000 Arbeitsplätze geschaffen
Erste Station war die INKOBA-Region Freistadt,
der größte INKOBA-Verband Oberösterreichs.
Alle Gemeinden des Bezirks
Freistadt sind Mitglied. Sie bewirtschaften
mittlerweile neun Standorte gemeinsam.
Die angesiedelten Unternehmen haben
1.000 Arbeitsplätze in der Region geschaffen.
Obmann Bürgermeister Friedrich Stockinger
erklärte, warum die INKOBA in der
Region zur Selbstverständlichkeit geworden
ist: „Es werden alle Beschlüsse einstimmig
gefasst. Das Argument, dass sämtliche
Wohnlandgemeinden im Umland die Fachkräfte
für die Standortgemeinden liefern,
hat alle Gemeinderäte zur Aufteilung der
Kommunalsteuer überzeugt.“
www.freistadt.inkoba.at
Innovative Powerregion
Zweiter Halt war die Powerregion Enns-
Steyr, zu der sich acht Gemeinden zusammengeschlossen
haben. Sie bearbeiten die
gemeinsame Raumordnung, gemeinsame
Betriebsstandortentwicklung und gemeinsame
Regionalentwicklung. Die ersten
Betriebe haben am Standort Asten/St. Florian
mit den Bauarbeiten begonnen. Mit
innovativen Baulandsicherungsverträgen
finanziert die jeweilige Standortgemeinde
die Infrastruktur. „Alle Gemeinden müssen
ihre Fläche der INKOBA anbieten, und
es wird einstimmig beschlossen, welche
Standorte entwickelt werden“, erläutert
Obmann Bürgermeister Christian Kolarik.
www.power-region.at
Bundesländerübergreifende Zusammenarbeit
Zwei oberösterreichische und zwei Salzburger
Gemeinden haben 2007 die bundesländerübergreifende
INKOBA Lengau
gegründet. Mittlerweile sind mehr als 400
Arbeitsplätze entstanden. Seit drei Jahren
teilen sich die vier Gemeinden die Kommunalsteuern.
Oberösterreich hat die günstigen
Grundstücke beigesteuert, Salzburg
die Errichtung der Infrastruktur. Die Kommunalsteuern
jener Unternehmen, die das
Bundesland gewechselt haben, fließen ins
ursprüngliche Bundesland zurück. Das ist
ein wichtiges Argument bei der Vermarktung
des Standorts.
Vorteil: schnelle Verfahren
Obmann Bürgermeister Erich Rippl weiß,
warum die INKOBA Lengau so gut funktioniert:
„Insbesondere die kurze Verfahrensdauer
bei der Flächenwidmung in
Oberösterreich ist für die Unternehmen
ein wesentlicher Standortfaktor. Beispiel
KS Pharma: Erstgespräch im Dezember,
Handschlag für Kaufvertragsunterzeichnung
am 12. Jänner, Gemeinderatsbeschluss
im Februar. Die rechtskräftige
Widmung erfolgte im April. Gleichzeitig
war die Einreichplanung fertig und die
bau- und gewerberechtliche Verhandlung
abgeschlossen. Baubeginn war im
Mai und Inbetriebnahme im November.“
www.standortooe.at/inkoba
Kooperation ist Trumpf
Kein anderes Bundesland verfügt auch nur
annähernd über eine derartige Dichte von
kooperierenden Gemeinden wie Oberösterreich.
Mit der im Dezember 2020 gegründeten
INKOBA-Region Schwanenstadt
gibt es bereits 29 gemeindeübergreifende
Kooperationsgemeinschaften im Land ob
der Enns. 295 der 438 Gemeinden sind
in INKOBA-Verbänden und Wirtschaftsparks
organisiert. Das sind zwei Drittel aller
Gemeinden Oberösterreichs.
RECHTS: Die INKOBA Salzkammergut Nord
hat im April 2021 einstimmig einen neuen
Obmann gewählt. V. l.: Der neue Obmann, Herbert
Schönberger aus der Gemeinde St. Konrad,
sein Vorgänger Bürgermeister Hans Kronberger
aus der Gemeinde Kirchheim und Rainer Edelsbrunner
von Business Upper Austria.
(© Business Upper Austria)
Vorteile für Gemeinden
Zahlreiche Vorteile für Gemeinden
machen das INKOBA-Modell in Oberösterreich
so erfolgreich, erklärt die Leiterin
der Abteilung Investoren- und Standortmanagement
bei Business Upper Austria,
Tanja Spennlingwimmer: „Durch das
gemeinsame Entwickeln, Erschließen
und die gemeinsame Vermarktung von
Betriebsstandorten können sich die Kommunen
sowohl die Kosten als auch die
Erträge teilen. Das erleichtert die Finanzierung.“
Alle Gemeinden einer Region –
auch jene mit geringerem Standortpotenzial
– profitieren von der Aufteilung der
Kommunalsteuern. Weil Schwerpunkte
miteinander abgestimmt werden, werden
Nutzungskonflikte und Standortkonkurrenz
vermieden. Und nicht zuletzt entlasten die
Synergien die Gemeinden organisatorisch.
Standortagentur ist kompetenter Partner
Bei all diesen Vorhaben übernimmt die
oberösterreichische Standortagentur die
Rolle des Förderers und Beraters. „Noch
heuer werden wir einzelne Aspekte des
INKOBA-Modells überarbeiten und an die
aktuellen Rahmenbedingungen anpassen“,
sagt Spennlingwimmer. In den vergangenen
Monaten hat Business Upper
Austria beispielsweise Möglichkeiten für
ein steuerlich optimiertes Vorgehen analysiert.
Die Plattform
www.inkoba.at ist eine
umfassende Wissensdatenbank,
u. a. mit
hilfreichen Dokumenten
zum Download.
KOMMENTAR
VON GEORG
KEUSCHNIGG
RECHTS: Im Stift St. Florian
erklärte Bürgermeister Christian
Kolarik das INKOBA-Modell der
Powerregion Enns-Steyr. Auch die
INKOBA-Delegation aus Tirol war
Gast. (© Business Upper Austria)
Gewerbegebiete: Die oberösterreichische
Politik der Flächensicherung
69 Prozent der 438 oberösterreichischen
Gemeinden sind Mitglied eines INKO-
BA-Gemeindeverbandes (interkommunales
Gewerbegebiet). Wie der frühere
Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und der
Geschäftsführer von Business Upper Austria,
Werner Pamminger, in einem Hintergrundgespräch
mit der Tiroler Delegation
berichteten, war es von Beginn an das Ziel,
für die bestehenden Betriebe Erweiterungs-
flächen vorzuhalten und für mögliche Neuansiedlungen
Flächen rasch und zu verlässlichen
Preisen verfügbar zu haben. Zudem
galt es, Arbeitsplätze in die ländlichen Regionen
zu bringen. Bei den erfolgreicheren
INKOBAS sind die Infrastrukturinvestitionen
bereits refinanziert, sodass die Gemeinden
schon Rückflüsse lukrieren können.
86 tirol.ist schön
tirol.ist schön
87
BAUMTRAUM
Bäume und Fotografie haben eines gemeinsam: Sie entfalten ihre Wirkung mit der
Aufmerksamkeit, die Mensch ihnen entgegenbringen. Ich mag Bäume. Sie machen mich ruhig, riechen
wunderbar und lassen mich zusehen, wie sie im Wind tanzen.
UNTEN:
Baum mit alter Villa, Telfs
(© Michael Putzlocher)
DER BAUM
KENNT ALLE
GESCHICHTEN
DIESES HAUSES.
LINKS:
Blätter „Unter dem Baum
liegen, nach oben sehen und
auf den Wind warten …“
(© Michael Putzlocher)
OBEN
Baum mit alter Villa, Telfs
(© Michael Putzlocher)
88 GemNova.inside tirol.ist schön
tirol.ist schön
89
RECHTS:
Bäume mit Ausblick
ins Inntal, Weerberg.
(© Michael Putzlocher)
MEINE
LIEBLINGSBÄUME
HABEN NAMEN.
WIR BEGRÜSSEN
UNS, WENN WIR
UNS SEHEN.
OBEN:
Hausbaum, Wildermieming
„Unzertrennliche Freunde“
(© Michael Putzlocher)
LINKS:
Baumhaus, Pollingberg.
„Der beste Spielplatz
meiner Kindheit“
(© Michael Putzlocher)
ZUM FOTOGRAFEN
MICHAEL
PUTZLOCHER
Michael Putzlocher ist
Fotograf und Digital Creator.
Sein Studium absolvierte
er an der FH Multi-
MediaArt in Salzburg. In
Michaels Studio in Telfs
und On-Location fertigt
er ausdrucksstarke,
positive und wirkungsvolle
Portraits für Menschen,
Orte und Unternehmen.
90 tirol.Politik tirol.Politik 91
ICH
BRENNE
Für Die
gemeinde
OBEN: Christoph Walch wurde
als 21-Jähriger in den Gemeinderat
gewählt, seit 2016 ist er nun
Vizebürgermeister von Telfs.
(© Mitspieler)
ZUM AUTOR
MAG. REINHOLD OBLAK
Aufgewachsen in Kärnten studierte
er an den Universitäten Wien und
Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,
Konzernsprecher, Vorstand und
Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der
GemNova für die Unternehmenskommunikation
zuständig.
Kontakt: r.oblak@gemnova.at
Sein großes moralisches, auch politisches
Vorbild war sein Opa. Damals
schon Sozialdemokrat, ausgerechnet im
pechschwarzen Ötztal. Das will schon
was heißen. Christoph Walch selbst ist
heute Vizebürgermeister in Telfs. So
überraschend es dazu auch kam, so sehr
brennt er für die Gemeindepolitik. Weil
es die ehrlichste, die direkteste Art ist,
für die Menschen da zu sein.
Es wird wohl nicht viele geben, die im zarten
Alter von 14 Jahren bereits einer Partei
beitreten. Bei Christoph Walch war es
allerdings so. „Ich komme aus einem sehr
politischen Elternhaus, einem noch politischeren
Großelternhaus. Mein Opa war
damals einer der ganz, ganz wenigen Sozialdemokraten
im Ötztal. Da gab es eigentlich
nur scharfen Gegenwind, der ist sogar
noch bei mir angekommen. Mein Opa war
CHRISTOPH
WALCH
mein moralisches, mein politisches Vorbild.
Er hat sein ganzes Leben lang für eine bessere
Gesellschaft gekämpft. Das habe ich
fast mit der Muttermilch aufgesogen.“ Mit
14 Jahren tritt er also der grünen Partei
bei, bei der ersten Landesversammlung
wählt der junge Kerl dann auch Georg Willi
zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.
„Das war für mich schon unglaublich
beeindruckend, damals.“
Geboren ist er ja im Ötztal, in Längenfeld,
doch aufgewachsen und sozialisiert
wurde Christoph Walch in Telfs. „Mein
absoluter Lieblingsort, nirgendwo sonst
in der Welt möchte ich leben.“ Während
seiner Gymnasialzeit in Stams engagiert
er sich bei der „Aktion kritischer
Schüler“, das Diskutieren gefällt ihm,
das Aufeinanderprallen verschiedener
Meinungen.
„GUTE ARBEIT IN DER GEMEINDESTUBE
ALLEIN NUTZT ÜBERHAUPT NICHTS, MAN MUSS DIE
MENSCHEN ERREICHEN, DIREKT BEI IHNEN SEIN.“
Danach beginnt er mit dem Studium der
Theologie in Innsbruck, ausgerechnet, doch
irgendwann erkennt er, dass dies nicht
sein Weg ist. Er arbeitet bei der Jugendwohlfahrt
als Betreuer, bei den Grünen als
Bezirkskoordinator, etwas später macht er
sich selbstständig. Zwischenzeitlich wird
er von einer Gemeindevorständin in Telfs
angesprochen: ob er nicht auf ihrer Liste
kandidieren möchte, gleich auf Platz zwei.
„Die hat sich damals unglaublich stark für
mich eingesetzt, so bin ich als 21-Jähriger
doch tatsächlich in den Gemeinderat eingezogen.
Das war 2004.“
Lernen. Lernen. Lernen.
Natürlich waren die ersten Jahre im
Gemeinderat hart, sehr hart. „Wir haben
da massiv Opposition gemacht, einfach
versucht, unsere Anliegen durchzusetzen.
Gelungen ist uns gefühlt wenig bis gar
nichts. Aber ich habe in diesen Jahren
fast alles über Politik gelernt. Inhaltlich,
taktisch, menschlich. Das war schon sehr,
sehr wichtig für mich.“
Seine wichtigste Erkenntnis: „Gute Arbeit
in der Gemeindestube allein nutzt überhaupt
nichts, man muss die Menschen
erreichen, direkt bei ihnen sein.“ Der junge
Gemeinderat geht darum hinaus in den
Ort, setzt sich an die Stammtische und
in die Cafés, diskutiert leidenschaftlich,
hört zu, macht sich die eine oder andere
Notiz. Innerhalb seiner eigenen Partei
wird er deshalb als „Wirtshausgrüner“
bezeichnet. Christoph heute dazu: „Das
kann schon stimmen. Ich fühle mich einfach
an den Stammtischen wohler als im
Elfenbeinturm der allwissenden Politik.
Wer die Leute nicht mag, sollte nicht in
die Politik gehen.“
Bei der Gemeinderatswahl im Jahre 2016
dann die große Überraschung: Zum einen
schafft er aufgrund vieler Vorzugsstimmen
den direkten Einzug in den Gemeinderat,
zum anderen wird er völlig ungeplant
zum Vizebürgermeister gewählt. „Da
hat es im Vorfeld einige taktische Spielereien
gegeben. Und wie es halt oft so
ist: Wenn sich zwei streiten, freut sich
der Dritte. Und so bin dann ich zu meiner
großen Überraschung bei der konstituierenden
Sitzung zum Vizebürgermeister
gewählt worden.
Was sich in der neuen Position für ihn
geändert hat? „Ich erhalte mehr Informationen,
darf mehr mitentscheiden, bin
auch informell plötzlich besser vernetzt.“
Wobei: Parteipolitik spielt in der Gemeinde
eine eher untergeordnete Rolle, die Inhalte
überwiegen, geht es doch um die Sache.
„Ich habe zu den meisten Mandatarinnen
und Mandataren ein ausgezeichnetes Verhältnis“,
so Christoph Walch.
Arbeiten. Arbeiten. Arbeiten.
Was er insbesondere den jungen Menschen
mitgeben will? „Die eigentliche
Arbeit findet in den Ausschüssen statt.
Da werden die Ideen eingebracht, diskutiert,
da wird um eine gemeinsame Lösung
gerungen. Wer wirklich etwas verändern
Die Gemeindeschmiede
Eine gemeinsame Initiative von Land Tirol,
Tiroler Gemeindeverband und der GemNova.
Ziel ist es, junge Menschen zwischen 15
und 30 Jahren für die Gemeindepolitik zu
begeistern. Denn genau dort können Ideen
am besten eingebracht und umgesetzt werden.
Unter dem Motto „Was kann i fia mei
Gemeinde dia“ finden derzeit in allen Bezirken
Tirols große Auftaktveranstaltungen
statt. Die aktuellen Details dazu finden
sich auf: www.gemeindeschmiede.at
will, muss in die Ausschüsse und dort
intensiv arbeiten. Wer nur bei den öffentlichen
Gemeinderatssitzungen große Sprüche
klopft, der ist ein PR-Politiker, der will
nicht wirklich etwas bewegen.“
So ist es auch kein Wunder, dass Christoph
seine eigene Arbeit als Obmann
des Verkehrsausschusses nicht überbewerten
will: die Temporeduktion und Einführung
des verpflichtenden 40ers auf
Gemeindestraßen, die Begegnungszone
und das Blindenleitsystem im Zentrum,
der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs
usw. „Das haben wir alle gemeinsam
geschafft, einer allein kann nichts
umsetzen.“ Wobei es zu alledem auch
einen netten Witz gab, der in Telfs die
Runde machte: „Warum man im Ort den
40er eingeführt hat? Weil man aufgrund
der unzähligen Schlaglöcher in den Straßen
ohnehin nicht schneller fahren kann.“
Natürlich will er bei der Wahl im Februar
2022 wieder kandidieren, voraussichtlich
sogar als Spitzenkandidat. Und ja, je
mehr junge Menschen und auch Frauen
sich für die Politik begeistern, desto besser.
„Es ist einfach wichtig, auch heute
für eine bessere Gesellschaft zu brennen,
dafür zu kämpfen. Schritt für Schritt Veränderungen
durchzusetzen. Es geht halt
um die Sache, um die Menschen im Ort.“
Das könnte auch der Opa von Christoph
Walch gesagt haben.
Die Gemeindeschmiede ist überparteilich,
das heißt, jede und jeder kann und soll hier
mitmachen. Nur wer sich engagiert, wer
sich einbringt, kann auch tatsächlich etwas
verändern. Was sich Ernst Schöpf, der Präsident
des Tiroler Gemeindeverbandes
ausdrücklich wünscht. „Junge Menschen
sollen auf den unterschiedlichsten Listen
kandidieren. Einfach weil dadurch die
ganze Breite des politischen Spektrums
abgebildet wird. Außerdem hoffe ich, dass
sich insbesondere Frauen für die Gemeindepolitik
begeistern, denn da gilt es noch
einiges aufzuholen.“
92 tirol.Politik tirol.Politik 93
TIROL FORSTET AUF
3.000 BÄUME FÜR DIE
GEMEINDEN
Land bringt Bäume in die
Gemeinden
Die Gemeinden leisten einen wesentlichen
Beitrag zur hohen Lebensqualität
in unserem Land. Das geht von der
Umsetzung wesentlicher Infrastrukturvorhaben
bis hin zur nachhaltigen
und klimafreundlichen Gestaltung von
Lebensräumen. Um die ökologische
Landschaft in den Ortschaften noch
weiter zu verbessern und aufzuwerten,
werden den Gemeinden vom Land Tirol
im Rahmen der Aktion „Land schafft
Bäume“ heimische Bäume zur Verfügung
gestellt.
Das Projekt „Land schafft Bäume“ stellt
den Tiroler Gemeinden dabei heimische
Einzelbäume zur weiteren Pflanzung zur
Verfügung. Die Initiative hat sich als
Erfolgskonzept herausgestellt: In einem
ersten Schritt wurden 2019 und 2020
bereits knapp 1.000 heimische Bäume
für die nächsten Generationen in Tirol
gepflanzt. Vor diesem erfolgreichen Hintergrund
startet nun die zweite Auflage
des Projektes: In den nächsten drei
Jahren werden vom Land Tirol weitere
3.000 Bäume – finanzielle Mittel in der
Höhe von 500.000 Euro – zur Verfügung
gestellt. Auch Gemeindereferent LR
Johannes Tratter zeigt sich vom Erfolg
der Initiative erfreut und betont vor
allem die gute Zusammenarbeit mit den
Tiroler Gemeinden: „Mit Unterstützung
des Tiroler Gemeindeverbandes und der
GemNova wurde mit ‚Land schafft Bäume‘
auf Initiative des Landes ein absolutes
Erfolgsprojekt ins Leben gerufen.
Als Gemeindereferent gilt mein Dank in
diesem Zusammenhang vor allem den
Tiroler Gemeinden, die das Angebot in
der Vergangenheit bereits hervorragend
angenommen haben. Insgesamt wurden
bisher knapp 1.000 heimische Bäume in
104 Gemeinden gepflanzt – aus diesem
Grund wird das Projekt weiter ausgerollt
und bis zum Jahr 2024 den Gemeinden
weitere 3.000 Bäume bereitgestellt.
Begünstigt sind alle Tiroler Gemeinden
– an dieser Stelle sind die Gemeinden
erneut eingeladen, von dem Angebot
Gebrauch zu machen.“
Tiroler Kulturlandschaft fördern
Durch die Pflanzung heimischer Bäume
soll die Tiroler Kulturlandschaft aufgewertet
werden. Die Bäume sollen zu
einem ästhetischen Blickfang werden,
zum Verweilen im Schatten einladen
und die Landschaft ökologisch aufwerten.
Das Land Tirol trägt die Materialkosten
für die Bäume, die Gemeinden
übernehmen die Pflanzung. Die einzelnen
Gemeinden können wie bereits
im vergangenen Projekt über die Formularanwendung
im Portal Tirol die
Bäume bestellen. Nach Auswahl der
Bäume und der Bestellung wird das
Pflanzmaterial von den Tiroler Landesforstgärten
zur Verfügung gestellt und
je nach gewünschtem Termin ausgeliefert.
Als Förderkulisse dienen öffentlich
zugängliche Bereiche, wie beispielsweise
Rastplätze, Spielplätze, Wegkreuze,
Bildstöcke, Wegränder, Dorfplätze, landwirtschaftliche
Flächen und seit heuer
auch Alleen, Parks und Gewerbegebiete.
Die Auswahl der Standorte erfolgt in
der Regel von der Gemeinde in Absprache
mit dem Tourismusverband. An den
im Rahmen der Aktion „Land schafft
Bäume“ gepflanzten Bäumen werden
Tafeln angebracht, auf denen das Sinnbild
der jeweiligen Baumart erklärt und
die Bedeutung des Projekts dargestellt
wird. „Freistehende Einzelbäume haben
in Tirol eine lange Tradition. Sie sind
prägende Elemente unserer Kulturlandschaft
und oft auch ein beliebtes Fotomotiv
für Einheimische und Gäste“, so
LR Tratter abschließend.
Ihr LR Mag. Johannes Tratter
© Land Tirol
© Julia Moll
Die Tiroler Bergwälder
klimafit machen
Die klimatischen Veränderungen in den
Alpen, die sich oftmals in einem vermehrten
Aufkommen von Felsstürzen
und Muren, aber auch im Gletscherschwund
manifestieren, stellen nicht
nur die Bewohner*innen der Region vor
immer größere Herausforderungen, sondern
auch den gerade in Tirol so wichtigen
Tourismus. Die Effekte des Klimawandels
sorgen für viel Gesprächs-,
aber auch einigen Handlungsbedarf. Vor
allem auch für uns Bürgermeister.
Viel diskutiert wird beispielsweise über
die Chancen und Risiken für einen nachhaltigen
Tourismus. Und in dieser Diskussion
sitzen wir in Sölden in der ersten
Reihe. Der Söldener Ortsteil Vent
gilt als eines der Bergsteigerdörfer des
Alpenvereins ja als richtungsweisendes
Paradebeispiel. Die Gefahren der Wetterextreme
sind allerdings auch in nachhaltigen
Tourismuskonzepten gegeben.
Selbstverständlich muss man sich auch
dort davor wappnen.
Doch wie schützen wir uns und unsere
Gemeinden vor Steinschlag, Erdrutschen
und auch Lawinen? Immer schon
eine zentrale Rolle nahm und nimmt der
Schutzwald in Tirol ein. Eines hat sich
allerdings geändert: Beim Schutzwaldmanagement
müssen wir ein immer
größeres Augenmerk auf Anpassungen
wegen des Klimawandels richten. Nur
so kann eine dauerhafte Schutzerfüllung
durch den Wald gesichert werden.
Ein Beispiel: Fichte und Lärche verstärken
aktuell ihr Aufkommen in höheren
Lagen und werden in tieferen Lagen
hingegen durch wärmeliebendere Arten
stärker konkurrenziert.
Die Forstplanung der Tiroler Landesregierung
hat in einem Bericht zum
klimafitten Bergwald festgestellt, dass
Expert*innen in Gebieten unter 1000
Meter Meereshöhe vermehrt größere
Schäden an Fichten, Kiefern, Eschen
und Ulmen feststellen. Und dies ganz
besonders auf nach Süden ausgerichteten
Hängen. Vor allem die auch in Tirol
allgegenwärtige Fichte gerät durch
Trockenheit und dadurch vermehrten
Borkenkäferbefall stark unter Druck.
Rund 70 Prozent
des Tiroler Waldes
sind Schutzwald.
Damit seine
Funktion auch
in Zukunft zu
hundert Prozent
gewährleistet ist,
muss dies bei
Waldverjüngung
und Wiederaufforstung
berücksichtigt
werden.
Denn das Bild,
das wir von einem
ausgewachsenen
Wald haben, entsteht
nicht über
Nacht. Was wir
heute pflanzen,
bestimmt den
Wald in einigen
Jahrzehnten. Für
die nächste Waldgeneration
ist es
also von entscheidender
Wichtigkeit,
dass wir heute
die richtigen
Entscheidungen
treffen. Dabei sind wir auf einem guten
Weg. 2019 hat der Tiroler Landtag die
Initiative „Klimafitter Bergwald“ gestartet.
Und Ziel dieser Initiative ist es, die
Tiroler Wälder langfristig an den Klimawandel
anzupassen.
Die Gemeinde Sölden, der ich als Bürgermeister
vorstehe, ist die flächenmäßig
größte Gemeinde Österreichs.
Sölden und seine Ortsteile bauen auf
die Schutzwirkung der Schutzwälder.
Deshalb unterstützen wir jede sinnvolle
Initiative, die zur Erhaltung der Schutzwälder
beiträgt. In den anderen Tiroler
Gemeinden geht es meinen Bürgermeisterkolleg*innen
gleich.
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf
TlROLER
Blaulichtpolizze
Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge
inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.
Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,
Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
Neuerungen:
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000
• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept
aufgenommen werden
Unser Spezialisten-Team erreichen
Sie unter 0512 5313-1701 oder per
mail@tiroler.at.
94 ENTGELTLICHE GemNova.Menschen
EINSCHALTUNG
GemNova.Menschen
95
NATURGEFAHREN:
VORBEUGEN GIBT SICHERHEIT
Sichere Lebensräume für die Bürger zu schaffen zählt für alle Gemeinden zu den wichtigsten Aufgaben der Daseinsvorsorge.
Möglichen Naturgefahren – von Sturmschäden über Hangrutschungen bis hin zur Ausbreitung von
Schädlingen – vorzubeugen wird in diesem Bereich immer wichtiger, denn die Risiken werden nicht zuletzt durch
den Klimawandel verschärft. Der Maschinenring steht Gemeinden als erfahrener, kompetenter Partner zur Seite.
(Verkehrs)sichere Bäume und Wälder,
die schützen
Egal ob Stadtgemeinde oder am Land –
gesunde, sichere Bäume sind nicht nur
als Schattenspender und liebgewonnenen
Grün-Oasen wichtig, sondern eine Voraussetzung,
damit der Verkehr fließen kann
bzw. sich Groß und Klein unbeschwert
bewegen können. Abgesehen vom Wert –
ca. 4.000 Euro setzt man für einen durchschnittlichen
Straßenbaum an – steht die
Gefahrenvermeidung an oberster Stelle.
Auch aus Rechtsgründen, denn Baumbesitzer
haften für alle Schäden, die durch herabfallende
Äste oder umstürzende Bäume
verursacht werden – sofern sie nicht die
zur Abwendung der Gefahr erforderliche
Sorgfalt angewendet haben.
„Diesen Bereich des „Naturgefahrenmanagements“
bieten wir schon seit vielen
Jahren an, 2020 setzten 26 Tiroler Gemeinden
auf unseren Service. Unsere ausgebildeten
Baumkontrolleure kümmern sich um
das Baummonitoring, die Erstellung des
Baumkatasters und natürlich um die Baumpflege,
sodass die Gemeinde jedenfalls auf
der sicheren Seite ist“, erklärt Baum-Experte
Sven Langner vom Maschinenring.
Mitarbeiter, die mitdenken
Mit dem Maschinenring steht aber auch
ein Partner bereit, der mit großer Erfahrung
im Forstbereich tätig ist und so bei
der Schutzwaldbewirtschaftung bzw. bei
der Aufforstung nicht nur über fachliches
Know-how, sondern vor allem auch über
Mitarbeiter aus der Region verfügt. „Unsere
Arbeitskräfte kommen Großteils aus
der Landwirtschaft. Die enorme Bedeutung
intakter Wälder für unsere Lebensqualität
und das Verständnis für Abläufe
und Gesetzmäßigkeiten in der Natur
werden hier über Generationen gelebt“,
so Maschinenring-Geschäftsführer Hannes
Ziegler. Diese Kompetenz stellt der
Maschinenring auch im Rahmen des Landes-Projektes
„Klimafitter Bergwald“ unter
Beweis, wo er für die fachgerechte Anlage
von zukunftsfitten Mischwaldinseln verantwortlich
zeichnet.
DIE ENORME BEDEUTUNG
INTAKTER WÄLDER FÜR
UNSERE LEBENSQUALITÄT
UND DAS VERSTÄNDNIS FÜR
ABLÄUFE UND GESETZ-
MÄSSIGKEITEN IN DER
NATUR WERDEN HIER ÜBER
GENERATIONEN GELEBT
HANNES ZIEGLER
GESCHÄFTSFÜHRUNG
Im Bereich des Naturgefahrenmanagements
reicht das Dienstleistungsangebot
des Maschinenring jedoch viel weiter: Bahnlinien
oder auch Stromleitungen werden
durch Freischneiden betriebssicher gehalten,
Forstwege oder Wanderwege instandgesetzt.
Auch wenn es darum geht, nach Schadensereignissen
umgehend Aufräumarbeiten
zu starten oder längerfristig Rekultivierungsmaßnahmen
in Angriff zu nehmen,
hat der Maschinenring qualifiziertes Personal
und die notwendigen Gerätschaften
zur Verfügung. „Wir sehen uns als Partner
der Kommunen und arbeiten laufend daran,
genau jene Dienstleistungen anzubieten, die
gebraucht werden“, so Ziegler abschließend.
WWW.MASCHINENRING.TIROL
Die
GEMNOVA-
ZWILLINGE
Seit 2018 sind Yasmina und Ines bei
der GemNova beschäftigt. Gut, das sind
mittlerweile rund 550 andere Personen
auch. Yasmina und Ines sind allerdings
Zwillingsschwestern. Und sie arbeiten
beide als Freizeitpädagoginnen an Innsbrucker
Volksschulen.
Vorab zur Vermeidung möglicher Unklarheiten.
Nein, mit den „Zwillingsschwestern
aus Tirol“, dem seichten Heimatfilm von
Franz Antel aus dem Jahre 1992, haben
Yasmina und Ines wirklich nichts zu tun.
Unsere Zwillingsschwestern sind ausgebildete
Kindergartenpädagoginnen, selbstbewusst,
engagiert und seit 2018 hochprofessionell
im Einsatz. „Ich arbeite an
der Volksschule Pradl Ost, fünf Tage die
Woche und freu mich jeden Tag auf die
Kinder“, beginnt Yasmina, und Ines, die
an der Volksschule Leitgeb in Innsbruck
arbeitet, ergänzt sofort: „Weil mit Kindern
zu arbeiten genau das ist, was ich von
allem Anfang an unbedingt wollte.“
Dass die eine einen Satz beginnt, den die
andere dann sofort beendet, ist übrigens
nichts Ungewöhnliches bei den Zwillingen.
„Wir sind uns einfach in fast allen Dingen
unglaublich ähnlich, wissen, was die andere
denkt, wie es ihr geht, worüber sie sich
freut. Das war schon in der Schule so, und
daran hat sich bis heute nichts geändert“,
sagt Yasmina. Oder hat das Ines gesagt?
Vom Charakter her sind die beiden recht
gut auseinanderzuhalten. Yasmina ist eher
ruhig, zurückhaltend, fast schon schüchtern.
Ines hingegen ist das Gegenteil, sehr
offen, neigt eher in Richtung Wirbelwind.
Papa aus Ägypten, Mama aus Tirol
Dass sie 1997 in Innsbruck geboren wurden,
kam übrigens so: „Unsere Mama
hat in Ägypten einen Tauchurlaub verbracht.
Dabei lernte sie Papa, der aus
Kairo stammt, kennen und lieben. Darum
auch ist unser Familienname Metwally.
In weiterer Folge ist Papa Mama nach
Innsbruck gefolgt, hier leben wir nun alle.“
Wobei „alle“ noch eine dritte Schwester
umschließt, Laila, das Nesthäkchen, geboren
2004. Ein Drei-Mäderl-Haus also. Der
Kontakt zu Ägypten ist natürlich nicht
abgebrochen, jedes Jahr verbringt die
Familie dort gemeinsam ihren Sommerurlaub.
Schon allein deshalb, um die vielen
Verwandten wiederzusehen.
In Kairo lernte Ines dann auch ihren heutigen
Mann – er wohnte in der gleichen
Straße wie ihre Großeltern – kennen. Der
wiederum hatte einen sehr guten Freund,
und bald schon funkte es auch zwischen
diesem und Yasmina. In weiterer Folge gab
es eine Doppelhochzeit. In Ägypten, nach
muslimischem Ritual. Mittlerweile sind die
beiden Schwestern auch Mutter und Tante
zugleich, weil beide einen Sohn zur Welt
brachten. Ines 2018, Yasmina ein Jahr später.
Klar, auch bei den Hobbys befinden
sie sich im Einklang: Schwimmen,
Familie, vor allem aber das
Kochen. Vorwiegend ägyptische
Küche. Mit Reis gefüllte Weinblätter,
richtig gut gewürzt
mit frischen Kräutern. Da
rinnt einem schon das
Wasser im Mund
zusammen.
Yasmina
Hijab, keine Burka
„Wir wurden von Anfang an muslimisch
erzogen, sind entsprechend aufgewachsen.
Dennoch können wir als Frauen
selbstbestimmt über unser Leben
entscheiden. Nein, das ist kein Widerspruch
zum Islam.“ Wenn Ines zu diesen
Erklärungen ansetzt, ist schon ein wenig
Wirbelwind spürbar. „Alles andere ist ein
Vorurteil, davon gibt es leider noch sehr
viele.“ Auch ihre Mutter sei mittlerweile
zum Islam übergetreten und selbstverständlich
nach wie vor eine ausgesprochen
selbstbewusste Frau. Noch ist der
Wirbelwind nicht ganz verebbt, als ich meine
Frage zu ihrer Kleidung, wie am Foto
sichtbar, stelle: „Du kannst Kopftuch dazu
sagen, auf Arabisch Hijab, und nein, das ist
keine Burka. Wir tragen es, weil es unsere
islamische Identität zeigt, gleichzeitig ist
es auch Ausdruck unserer Religiosität“,
erklärt Ines.
Übrigens: Dass sowohl Yasmina als auch
Ines bei der GemNova beschäftigt sind,
ist auch kein Zufall. Zuerst wurde Yasmina
eingestellt, sie sprach mit ihrer Zwillingsschwester,
die sich gleich bewarb und wenige
Tage später ebenfalls angestellt wurde …
AUTOR
REINHOLD OBLAK
BILD: Yasmina und Ines
Metwally, die beiden selbstbewussten
GemNova-
Zwillinge aus Innsbruck.
Ihren Mädchennamen haben
sie übrigens auch nach der
Hochzeit behalten.
(© Michael Putzlocher)
Ines
96 GemNova.Menschen
GemNova.Menschen
WOFÜR WIR STEHEN
„Wer sind wir und wie gehen wir miteinander um?“ Das war die Ausgangsbasis und zentrale
Frage im Jahr 2015 bei GemNova, als man damit begann, sich mit den dazugehörigen
Werten auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren fünf Begriffe, die inzwischen tägliche
Begleiter und Basis für die Beantwortung der ursprünglichen Frage darstellen. Mitglieder
des Werte-Teams wollen die fünf Werte hier erläutern und damit „die Seele“ der GemNova
den Leser*innen näherbringen.
1
Isolde Marketz-Raggl, BSc
Schulassistentin, Freizeitpädagogin
& Teambetreuerin
VERTRAUEN
Das gegenseitige Vertrauen schafft die Basis
für eine funktionierende Beziehung. Sei es in
der Partnerschaft, im Freundeskreis oder im
Unternehmen. Dabei ist es besonders wichtig,
dass ein Unternehmen diesen Wert nicht nur
beschreibt, sondern auch lebt. Bei GemNova
arbeiten wir vertrauensvoll und offen miteinander,
da wir der Meinung sind, dass Vertrauen
das Rezept zum Erfolg ist. Vertrauen in sich
selbst, in die eigenen Fähigkeiten und das Vertrauen,
welches wir den anderen Mitarbeitern
schenken, ermöglichen eine offene Unternehmenskommunikation
und stärken das Gemeinschaftsgefühl.
Als Teil des Werteteams bei
GemNova ist es mir ein besonderes Anliegen,
Vertrauen im Unternehmen aufzubauen und
zu vermitteln. Bei meiner Arbeit mit Kindern
ist Vertrauen und Zutrauen besonders wichtig.
Diese Werte zu vermitteln ist eine wichtige
Voraussetzung dafür, dass sich Kinder zu
selbstbewussten und selbstständigen Individuen
entwickeln können. Ich bemühe mich,
bei meiner Arbeit als Freizeitpädagogin eine
Vertrauensperson für die Kinder zu sein, um
auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren.
2Robert Balazinec Kollnig
Koordinator Beschaffung
VERANTWORTUNG
Gerade das Thema Verantwortung bzw. Eigenverantwortung
wurde in den letzten Monaten
viel in den Medien erwähnt und wohl in jedem
Freundes- und Familienkreis zuweilen heiß diskutiert.
Für mich persönlich ist es auch außerhalb
meines Berufs nicht nur ein Schlagwort,
sondern wesentlich entscheidend, im Umgang
mit meinen Mitmenschen, aber vor allem mit
meinen Freund*innen und Familie Verantwor-
tung zu übernehmen, damit man sich auf meine
Worte und Taten verlassen kann.
Auch bei der GemNova leben wir, besonders
bedingt durch unsere flachen Strukturen, das
Übernehmen von Verantwortung in unserem
täglichen Tun. Egal ob innerhalb eines
bestimmten Teams oder bei der Umsetzung
von gemeinsamen Projekten, es ist immer
von entscheidender Bedeutung, sich über seine
Verantwortung im Klaren zu sein. Ganz
besonders in der Zusammenarbeit mit Tiroler
Gemeinden, wo wir eine besondere Konstellation
haben, dass unsere Kund*innen zu gleichen
Teilen auch unsere Eigentümer sind, und das
Übernehmen der Verantwortung
essenziell ist für den Erfolg
eines Vorhabens. Denn
schlussendlich ist es ein
Kreislauf. Wir übernehmen
individuell Verantwortung
für uns alle als Gemeinschaft
– denn wir alle
sind GemNova, und wir
alle sind Gemeinde.
3Verena Broszio
Assistentin Recht, Infrastruktur und
Administration
+
Mag. Georg Hochfilzer
Strategische Projektentwicklung
AUTHENTIZITÄT
4Dipl.-Soz.-Päd. Christiane Mayer
Projektkoordination
WERTSCHÄTZUNG
Wertschätzung ist für mich persönlich eine positive Grundhaltung
und ein wohlwollendes Begegnen meines Gegenübers. Wertschätzung
betrifft den Menschen immer als Ganzes, sein gesamtes
Wesen, unabhängig von seinen Taten oder Leistungen. Ich versuche,
mein Gegenüber mit seinen positiven Eigenschaften wahrzunehmen
und ihn in seinem Selbstwert zu stärken, um daraus
Zuversicht und Energie zu beziehen. Somit zeige ich Interesse,
Achtung und Respekt an seiner Person und nicht an seinen Handlungen.
Es geht um ein Verstandenwerden meines Gegenübers.
Persönlich begleitet mich dieser besonders wertvolle Wert schon
ziemlich lange. Ich sehe die Wertschätzung wie eine lebensbejahende
Reise, in der ich meine Persönlichkeit und meine innere
Haltung entwickeln darf. Die Kunst dabei ist, immer wieder nachzuschauen,
ob die Wertschätzung noch im Zentrum meines Seins ist,
in meiner Seele. Und das bringt spürbare Freude und Lebenslust.
Die Wertschätzung ist ein fantastischer Wegbegleiter. Als Gem-
Novianerin ist es mir eine Herzensangelegenheit, meine gelebten
Werte den Gemeinden weiterzugeben. Denn ein wertschätzendes
und wohlwollendes Miteinander sorgt für Freude, Vertrauen und
Zuversicht. Wir alle brauchen die Wertschätzung wie die Blume
die Sonne, den Regen und den Boden, denn die Blüte der Blume
ist das Lächeln der Pflanze. Und die wahre Wertschätzung ist das
Lächeln der Menschen.
Autenzität oder doch Autizität oder wie lautet dieses schwierige Wort nochmal?
Authentizität, richtig. Doch was bedeutet es eigentlich genau? Wenige wissen
es – und was hat dieser Wert mit einer Gemeinde zu tun? Authentizität bedeutet,
sich gemäß seinen Werten, Gedanken, Emotionen, Überzeugungen und
Bedürfnissen auszudrücken und dementsprechend zu handeln und sich nicht
durch äußere Einflüsse bestimmen zu lassen. Gruppenzwang und Manipulation
konterkarieren diese Eigenschaft. Es macht ein Unternehmen aus, wenn sich
der Kern, die Kolleg*innen aus einem Konglomerat unterschiedlichster Menschen
zusammensetzt, und eine jede und ein jeder sich selbst sein kann und
sich nicht der Masse unterwirft, dennoch aber ein gemeinsames Ziel verfolgt.
Das ist es genau, was die GemNova anstrebt und ausmacht.
Ebenso ist dies in jeder Gemeinde wichtig. Sei es im Parteienverkehr, in der
Verwaltung, am Bauhof oder auch in den politischen Gremien – Authentizität
prägt das Gegenüber. Ist sympathisch. Ehrlich sein, selbst sein, nicht einfach
blind der Masse folgen. Beginnend bei den Kolleg*innen der GemNova wird
dieser Wert auch tagtäglich in die Gemeinden hinausgetragen. Denn wir alle
sind Gemeinde.
5
DI Alois Ilmer, MEng
Projektverantwortlicher Infrastruktur
VIELFALT
Vielfalt – man könnte auch sagen Buntheit, Reichhaltigkeit,
Verschiedenartigkeit – als Wert der Gem-
Nova ist eine Grundhaltung, wie wir andersartigem
begegnen, wie wir uns als Teil des Ganzen
wahrnehmen. Die Welt ist voll von differenzierten
Strukturen und ökologischen Kreisläufen, die sich
über eine lange Zeit entwickelt und sich damit eine
Daseinsberechtigung erarbeitet haben. Ein offener
Zugang ermöglicht neue Erfahrungen und bewegende
Begegnungen. Im ersten Moment kann etwas
Fremdes auch Angst machen. Dann kann ich mich
entscheiden, Ablehnung oder doch ein genaueres
Hinschauen, sich ein klein wenig einzulassen auf
das Unbekannte und sich bereichern
zu lassen von einem neuen Gedanken,
Zugang oder Haltung. Vielfalt
in ihrer Großartigkeit bereichert
unser Leben, sie führt uns zu neuen
Überlegungen und zeigt uns
schlussendlich, dass wir wirklich
ein Teil des Ganzen sind.
97
98 tirol.kooperiert
tirol.kooperiert
EINE
SAUBERE
SACHE!?
Wasser und Luft – unsere beiden wichtigsten
Lebensmittel! Weil wir ohne sie gar nicht
leben können, ist ein sorgsamer Umgang mit
ihnen umso wichtiger. Die Experten von der
Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und Gem-
Nova geben Tipps und unterstützen die Tiroler
Gemeinden bei der Qualitätssicherung.
Bekanntlich besteht Luft aus rund 78 Prozent
Stickstoff und etwa 21 Prozent Sauerstoff.
Der Rest entfällt auf CO 2
(ca. 0,04
Prozent), das Edelgas Argon (immerhin 0,93
Prozent) und andere Gase in sehr geringer
Konzentration. Neben der chemischen
Zusammensetzung enthält Luft auch Staub
– gerade in Tirol ist uns der föhnbedingte
Saharastaub bestens bekannt – und biologische
Teilchen wie Pollen, Pilze und Sporen.
Und dass über die Aerosole auch Viren
wie z. B. SARS-CoV-2 transportiert werden,
ist uns seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie
schmerzlich bewusst.
So weit, so wissenschaftlich – mindestens
so wichtig ist zu wissen, dass wir
uns heutzutage durchschnittlich etwa 90
Prozent des Tages in Innenräumen aufhalten.
Nicht nur Planer und ausführende
Firmen, sondern vor allem auch die Betreiber
von Immobilien stehen somit vor der
Herausforderung, mögliche Gesundheitsrisiken
konstant gering zu halten. Wesentliche
Parameter in diesem Zusammenhang
sind Luftaustausch bzw. Frischluftzufuhr,
Luftströme und Luftfeuchtigkeit.
1
FRISCHLUFTZUFUHR
Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr
ist die wirksamste Methode, potenziell
gesundheitsgefährdende Aerosole
aus Innenräumen zu entfernen.
Dabei gilt, dass ohne Wind und bei
geringen Temperaturdifferenzen zwischen
Raumluft und Außenluft nur
ein minimaler Luftwechsel stattfinden
kann. Oft scheitert die ausreichende
Frischluftzufuhr aber auch
daran, dass nicht genügend Fenster
oder diese nicht in entsprechender
Größe vorhanden sind. Und wenn
doch – regulierbar ist das Raumklima
durch eine rein mechanische Frischluftzufuhr
immer noch nicht. Da helfen
raumlufttechnische Anlagen wie
kompakte Be- und Entlüftungsanlagen
(mit und ohne Befeuchtung).
Auch hier gilt, möglichst vom Umluftbetrieb
auf 100 Prozent Außenluft
umzustellen, um Gesundheitsrisiken
abzufedern. Unterrichts-, Besprechungs-
und Aufenthaltsräume sollen
eine Stunde vor der geplanten Nutzung
mit dem Nenn-Volumenstrom
(m³/h) belüftet werden, während der
Benützung ist regelmäßig Frischluft
über die Fenster zuzuführen. Bei
nicht vermeidbarem Umluftbetrieb
oder wenn ein solcher mit Rücksicht
auf die Energieeffizienz geboten ist,
müssen tunlichst hochabscheidende
Schwebstofffilter eingebaut und
regelmäßig gereinigt (gewartet) werden.
„Das ist eine Kernkompetenz
unserer Servicetechnikerinnen und
-techniker“, weiß Wolfgang Rauth
vom Objekt & Facility Management
Team Tirol der BIG zu berichten.
RAUM-
2LUFTFEUCHTE
Kommen raumlufttechnische Anlagen mit eingebauter Befeuchtungsfunktion
zum Einsatz, sollen sie so eingestellt werden, dass in der
kalten Jahreszeit – in Tirol immerhin zumindest ein halbes Jahr –
in Innenräumen eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 40 Prozent
erreicht und gehalten wird. Trockenere Luft führt zu einer zunehmenden
Austrocknung der Atemwege, feuchtere Luft ab etwa 50–55
Prozent kann die Schimmelbildung begünstigen.
3
TRINKWASSER
Gerade in Tirol wissen wir, wie gut und erfrischend unser Wasser ist.
Dass es auch verderben kann, wissen die wenigsten. Unbewegtes, also
stehendes Wasser ist ein guter Nährboden für Keime und Bakterien.
Eine Wassertemperatur zwischen 25 und 60 Grad Celsius ist am
ungünstigsten. Auch deshalb sollten Wasserleitungen alle 72 Stunden
gespült werden, wenn keine Wasserentnahme stattgefunden hat. Bei
Gebäuden, die wenig – oder wegen der Corona-Pandemie gar nicht
– genutzt werden, sollte ein Spülplan mit entsprechender Dokumentation
aufgestellt werden. Zwei Mal pro Woche für ca. zwei Minuten
alle Auslässe (Wasserhähne, Schlauchanschlüsse, Duschköpfe etc.) zu
spülen wird empfohlen.
Will man auf Nummer sicher gehen, muss eine rechtzeitige Beprobung
her. Wird dabei eine fortgeschrittene Verkeimung im Sinne einer gröberen
Belastung des Trinkwassers, z. B. mit Legionellen, festgestellt,
hilft oftmals als letzter Ausweg nur eine Desinfektion des gesamten
Warmwassersystems, insbesondere wenn mit Aufheizen und Spülen
keine Verbesserung mehr erzielt wird. Mit regelmäßigen Kontrollen,
Wartungen und einem klar definierten Spülplan, der auch eingehalten
und dokumentiert werden muss, sollte es gar nicht so weit kommen.
Mit unserem Kooperationspartner BIG
stehen wir den Tiroler Gemeinden
bei diesem heiklen Thema mit unserer
Expertise unterstützend zur Seite.
Die BIG und wir haben kompetente
Geschäftspartner wie den TÜV Austria
und lokale Anbieter, die in Notlagen
genauso rasch und umsichtig agieren wie
bei der vorausschauenden Beprobung.
MAG. NIKOLAUS KRAAK
PROKURIST GEMNOVA
Kontakt: n.kraak@gemnova.at
ZUM AUTOR
DR. WOLFGANG
RAUTH
Wolfgang Rauth ist Leiter des
Objekt & Facility Managements
der Bundesimmobiliengesellschaft
in Tirol.
Kontakt: wolfgang.rauth@big.at
99
100 tirol.kooperiert tirol.kooperiert
101
Förderung für
innovative
öffentliche
Beschaffung
Ob neue digitale Services oder
Investitionen für den Klimaschutz –
kommunale Einrichtungen stehen
immer vor neuen Herausforderungen.
Das öffentliche Beschaffungsvolumen
beträgt in Österreich
rund 45 Millionen Euro pro Jahr.
Eine hohe Summe, die idealerweise
in neueste Technologien und Innovationen
investiert wird.
ZUR AUTORIN
DR. BARBARA FRICK
Dr. Barbara Frick ist Prokuristin der
Cemit – speeding up innovation
GmbH, welche sowohl Start-ups,
Gemeinden als auch Großunternehmen
im Innovationsprozess begleitet.
Sie ist eine von wenigen zertifizierten
IÖB-Berater*innen und Expertin im
Bereich Forschung und Entwicklung.
Um dies anzuregen, wurde vonseiten des
Bundes die Förderschiene IÖB (Innovative
öffentliche Beschaffung) ins Leben
gerufen. Diese Förderung ermöglicht allen
öffentlichen Körperschaften und Unternehmen,
die dem Bundesvergabegesetz
unterliegen, finanzielle Unterstützung für
Projekte, welche die Beschaffung innovativer
Produkte bzw. Dienstleistungen zum
Ziel haben.
Der öffentliche Sektor profitiert so von
Innovationen, die zu einer Modernisierung
beitragen, den Bürger*innen bessere Services
anbieten oder andere Herausforderungen
lösen können. Zudem nimmt der
Bund auch eine Vorbildfunktion ein, indem
er als Referenzkunde für den erstmaligen
Einsatz der neuartigen Produkte bzw.
Dienstleistungen hilft, diese zu verbessern
und in den Markt zu bringen.
IÖB bietet dafür eine Toolbox aus zwei
Fördermodulen an. Beim Modul IÖB
– Prepare geht es darum, den Markt
bzw. Lösungsansätze für Herausforderungen
zu sondieren. Dafür wird auf der
IÖB-Innovationsplattform eine Challenge
geschaltet, für die Unternehmen und
Start-ups Ideen- und Lösungsvorschläge
einreichen können. Das Modul wird
durch eine*n externe*n Moderator*in
gestaltet und durchgeführt. Förderbar
sind die Kosten dieser Beratung mit
bis zu 15.000 Euro und 100 Prozent.
Das Modul IÖB – Transfer umfasst die
Implementierung der Lösungen. Hier
beträgt die Förderung maximal 90 Prozent
und bis zu 100.000 Euro. Gefördert
werden können Kosten für innovative
Anschaffungen oder Dienstleistungen.
Für Kommunen und deren Betriebe bietet
diese Förderschiene eine attraktive Möglichkeit,
neue Lösungen zu sondieren und
innovative Produkte oder Systeme einzuführen.
Lassen Sie sich von uns beraten.
Als eine der wenigen Unternehmen mit
einer zertifizierten IÖB-Beraterin können
wir Sie auch durch den Prozess der Prepare-Phase
führen – mit einer 100-prozentigen
Förderung ein guter Einstieg in
die Umsetzung innovativer Ideen!
DER ÖFFENTLICHE
SEKTOR PROFITIERT
VON INNOVATIONEN,
DIE ZU EINER
MODERNISIERUNG
BEITRAGEN, DEN
BÜRGER*INNEN
BESSERE SERVICES
ANBIETEN ODER
ANDERE HERAUS-
FORDERUNGEN
LÖSEN KÖNNEN.
102 tirol.kooperiert
tirol.kooperiert
103
STÄNDIG EINEN
SCHRITT VORAUS
Die Comm-Unity EDV GmbH macht digital fit!
Die Comm-Unity EDV GmbH entstand
2001 aus einem Zusammenschluss
von vier kommunalen
Softwareanbietern aus der
Steiermark, Kärnten und dem
Burgenland. Die Wurzeln der
Unternehmen reichen bis in die
späten 1970er Jahre zurück.
So wurden z.B. die steirischen EDV-Dienste
bereits 1979 gegründet. Von Beginn an liegt
der Fokus auf der Entwicklung von Gemeindesoftware
und der damit verbundenen
Betreuung der Gemeinden. Die Comm-Unity
betreut mehr als 350 Städte, Gemeinden
und Verbände in ganz Österreich – und alle
profitieren sie vom jahrzehntelangen kommunalen
Know-how.
Seit dem Zusammenschluss 2001 hat sich
die Comm-Unity zu Österreichs führendem
Entwickler für innovative, maßgeschneiderte
und branchenunabhängige Verwaltungslösungen
entfaltet. Kaum ein anderes
Unternehmen versteht es besser, komplexe
Zusammenhänge – unter Berücksichtigung
der aktuellen technischen Möglichkeiten –
derart zu vereinfachen und für die Benutzer*innen
effizient miteinander zu verknüpfen.
An ihrem steirischen Hauptstandort in
Lannach sowie an drei weiteren Standorten
in Kärnten, Burgenland und Oberösterreich
beschäftigt die Comm-Unity heute insgesamt
120 Mitarbeiter*innen in den Bereichen
Produkte, Dienstleistungen, Technik
und Betrieb. Besonders erwähnenswert ist
hierbei der hohe Mitarbeiterinnenanteil von
50 Prozent – für ein IT-Unternehmen ungewöhnlich,
aber der Zeit einen Schritt voraus!
Wie auch das lokale Melderegister LMR!
2004 startete die gemeinsame Entwicklung
von LMR mit dem BM.I. Mittlerweile
hat sich das LMR als “Defacto-Standard“
im Bereich von Meldewesenlösungen von
Österreichs Städten und Gemeinden etabliert.
2.000 Gemeinden in ganz Österreich
verwalten rund 6 Millionen Österreicher*innen.
Und wieder einen Schritt voraus – das
Wahl-Service und wahlkartenantrag.at
Wie schon das LMR hat sich auch das
Wahl-Service rasch als Standard etabliert.
Bei Bundeswahlen werden mittlerweile
mehr als 4,5 Millionen amtliche Wahlinformationen
mit dem Wahl-Service
bereitgestellt. Daneben hat sich die Plattform
wahlkartenantrag.at zum Nummereins-Portal
für elektronische Wahlkartenanträge
entwickelt – z. B. mit mehreren
Hunderttausend elektronischen Anträgen
alleine bei der Nationalratswahl 2019.
Wahl-Service und wahlkartenantrag.at –
beides aus dem Hause Comm-Unity.
In die Zukunft geblickt!
In den letzten Jahren verlagerte sich der
Fokus vom kommunalen Soft- und Hardwareanbieter
hin zu einem umfassenden
Digitalisierungsexperten und Komplettanbieter
für branchenunabhängige Digitalisierungslösungen.
Für uns bedeutet die Expertise
der GemNova eine echte
Steigerung in der Qualität
unserer Beratungsleistungen
in den Gemeinden. Die
Geschwindigkeit der Weiterentwicklung
unserer Software
wird durch die GemNova
nochmals verstärkt.
HELMUT GRATZ
PRODUKTMANAGEMENT
Im Zentrum der Tätigkeiten steht GeOrg
– der Städte- und Gemeinde-Organisator.
GeOrg zeichnet sich durch seinen modularen
Aufbau aus und bietet Lösungen vom
Aktenmanagement über das Rechnungswesen
bis hin zur Zustellung. GeOrg, die
360-Grad-Verwaltungssoftware, ein auf
SAP-Basis entwickeltes Komplettsystem,
wurde speziell für die Verwaltung von
Städten und Gemeinden entwickelt. Heute
kommt GeOrg österreichweit nicht nur in
Hunderten österreichischen Städten und
Gemeinden – darunter auch drei Landeshauptstädten
– tagtäglich zum Einsatz,
sondern bildet auch die Basissoftware für
unzählige Verbände und Unternehmen, die
größten Wert auf revisionssichere, ortsunabhängige
Prozesse und umfassenden
fachlichen und technischen Support legen.
GemNova & Comm-Unity – eine beispielgebende
Partnerschaft für den kommunalen
Markt
Eines der wesentlichen Merkmale der
Comm-Unity sind gelebte Partnerschaften.
Ständig wachsende Herausforderungen
führen dazu, dass auch wir unser
Lösungsangebot laufend erweitern müssen
und vor allem wollen. Dies ist oftmals
nur unter Einbeziehung von starken
Partner*innen möglich. Mit der GemNova
haben wir genau so einen starken Partner
gefunden.
Beide Unternehmen gleichen sich nicht
nur in ihrer Unternehmenskultur, sondern
ergänzen sich auch hervorragend in der
täglichen Arbeit. Die GemNova hat mit den
Berater*innen in den unterschiedlichen
Bereichen ein sehr breites und gleichzeitig
tiefes Wissen in der Gemeindeverwaltung,
das in die Weiterentwicklung der Comm-
Unity-Produkte miteinfließen wird.
Mit der GemNova konnten
wir einen erfahrenen Partner
gewinnen, der es versteht, mit
Begeisterung, Einsatzbereitschaft
und Professionalität seine
Ziele zu verfolgen. Ich bin
davon überzeugt, dass diese
Partnerschaft einen langanhaltenden
‚digitalen Fußabdruck‘ in
Tirol hinterlassen wird.
MICHAEL STARK
GESCHÄFTSFÜHRUNG
DIE COMM-UNITY EDV GMBH
SOFTWAREENTWICKLER UND
DIENSTLEISTER MIT JAHRZEHN-
TELANGEM KNOW-HOW
+ Digitale Verwaltung
• GeOrg – der Städte- und Gemeindeorganisator,
die flexibel kombinierbare
und integrierte 360-Grad-
Gemeindelösung für die digitale Verwaltung
der Zukunft
+ Meldewesen, Wahlen
• LMR, der Österreich-Standard im
Bereich Meldewesen
• Wahl-Service, amtliche Wahlinformation
& Wahlkartenantrag, Online-Portal und
www.einfachfürdich.at in einem Service
gebündelt
+ Personalverrechnung
und Zeitwirtschaft
• Publicware-HR
Dienstleistungen für eine flexible und
maßgeschneiderte Personalabrechnung.
Vernetzt und durchdacht für Stellenpläne,
Zeiterfassung, Reisekosten
und Budget
+ Smarte Gemeinde
• CO2Wizard
„Der CO2Wizard sagt dir,
wann du lüften sollst!“
www.co2wizard.at
• Digitale Assistenten
basierend auf Künstlicher Intelligenz
(KI) – maßgeschneidert für den Einsatz
in der Gemeinde
www.botunity.at
LINKS:
Die Comm-Unity
wurde im Juni bei
der Verleihung des
Austrias Leading
Companies Awards
mit dem zweiten
Platz in der Kategorie
National
– Großbetriebe
ausgezeichnet.
(© Comm-Unity)
ZUM AUTOR
MICHAEL STARK
Michael Stark ist seit seinem
Informatikstudium besonders
mit kommunaler Software
verbunden. Er befasst sich seit
Mitte der 1990er Jahre mit
der Entwicklung kommunaler
Anwendungen (Meldewesen,
Wahlen, Bau, Rechnungswesen)
und hat in der Comm-Unity die
Leitung der Softwareentwicklung
übernommen. Seit mittlerweile
mehr als zehn Jahren ist
er in der Geschäftsführung mit
ungebrochener Leidenschaft für
IT und Digitalisierung tätig.
Kontakt:
office@comm-unity.at
104 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ
105
MEHR DORF,
MEHR LEBEN,
MEHR REITH
„In welche Richtung soll sich Reith zukünftig entwickeln?“
Diese Frage hat sich der Gemeinderat von Reith bei Kitzbühel
bereits im Jahre 2018 gestellt und einen Dorferneuerungsprozess
in Auftrag gegeben.
BILD: Zahlreiche
Reither*innen bringen
ihre Wünsche und
Ideen bei der Auftaktveranstaltung
zur
Gestaltung des Dorfes
ein. (© GemNova)
Was wünschen sich nun die Reither*innen?
Die Bevölkerung von Reith hat in dem Prozess
relativ konkrete Vorstellungen, was
im Dorf zukünftig alles verbessert werden
soll. Vor allem wurde mehrfach der Wunsch
eines attraktiven, verkehrsberuhigten Ortskerns
mit sozialem Treffpunkt und Nahversorger
geäußert. Dabei wurde in mehreren
Arbeitskreisen das Haus „Dorf 4“
angesprochen. Dies steht im Eigentum der
Gemeinde und soll laut einigen Bürger*innen
weichen, um einen neuen Dorfplatz zu
schaffen. Dabei wird vorgeschlagen, einen
Teil des Platzes sowie den Vorbereich des
Gemeindeamtes zu einem attraktiven Dorfplatz
mit Bäumen als Schattenspender,
Sitzmöglichkeiten und einem Trinkwasserbrunnen
auszubauen.
ZUR AUTORIN
STEFANIE
PALMA, MSC
Stefanie Palma
studierte an der
Universität Innsbruck
Geografie und
Wirtschaftswissenschaften.
Sie ist
seit Mai 2017 in der
Gemeindeentwicklung
der GemNova
tätig und begleitet
u. a. Dorferneuerungsprozesse.
Kontakt:
s.palma@gemnova.at
Die Bevölkerung der Gemeinde ist seit
den 1960er Jahren im Wachstum, es gibt
immer mehr Zuzüge aus dem Ausland,
und die Prognosen zeigen auf, dass die
Reither*innen immer älter werden. Vor
diesem Hintergrund braucht es ein visionäres
Zukunftsleitbild, das dem Gemeinderat,
der Gemeindeverwaltung und der
Bevölkerung bei ihren strategischen Entscheidungen
als langfristige Orientierung
dient. GemNova und QNA urban design
architecture begleiten die Gemeinde bei
dieser Aufgabe und erarbeiten gemeinsam
unter Einbindung der Bürger*innen
spannende Verbesserungsvorschläge für
das Dorf.
Bürger*innen sollen das Dorf mitgestalten
Um einen erfolgreichen Bürgerbeteiligungsprozess
abzuwickeln, braucht es
unterschiedliche Interessenträger vor
Ort. Gerade deswegen wurde die Bevölkerung
in konstruktiven Arbeitskreisen
und einer sehr gut besuchten öffentlichen
Auftaktveranstaltung eingeladen, kreative
Ideen und Maßnahmen für ein noch
lebenswerteres Reith zu entwickeln. „Bei
unserer Dorfentwicklung haben wir ganz
bewusst die Einwohner*innen von Reith
miteingebunden, denn unter ihnen gibt es
viele innovative Köpfe mit zukunftsweisenden
Ideen“, fasst Bürgermeister Stefan
Jöchl zusammen. Gleich zu
Beginn der Bürgerbeteiligung
sind die Einheimischen ERGEBNISSEN EINER
BASIEREND AUF DEN
aufgerufen worden, an einer ÖFFENTLICHEN BEöffentlichen
Befragung teilzunehmen,
um ihre wich-
DER FOLGE EIN ÖFFENT-
FRAGUNG WURDE IN
tigsten Themenbereiche (z. LICHER DORFABEND
B. Nahversorgung, Raumordnung
…) für den Prozess
VERANSTALTET, BEI
DEM DIE HERAUSFORDEfestzulegen.
Eine Rücklaufquote
mit 42,5 Prozent zeigt,
RUNGEN DER GEMEINDE
DISKUTIERT WURDEN.
dass den Reither*innen die
Gestaltung ihrer eigenen
Gemeinde sehr am Herzen liegt. Basierend
auf den Ergebnissen wurde in der
Folge ein öffentlicher Dorfabend veranstaltet,
bei dem die Herausforderungen
der Gemeinde diskutiert wurden.
Anschließend folgte eine Ideensammlung
in insgesamt zehn Arbeitskreissitzungen
und Vernetzungstreffen, die inhaltliche
Schwerpunkte zur Vertiefung der zu bearbeiteten
Themen setzten.
Für das alte Feuerwehrhaus wurde im Zuge
der Dorferneuerung ebenfalls ein interessantes
Nachnutzungskonzept erarbeitet,
welches inzwischen bereits umgesetzt
worden ist. Reith steht nun seit 2020 ein
Dorfladen mit Verkauf von regionalen Spezialitäten,
Zeitungen, Trafik und Lottoannahmestelle
zur Verfügung.
In einem weiteren Arbeitskreis wurde der
„Verkehr im Dorf“ diskutiert. Dabei wurden
interessante Vorschläge für eine Verkehrsberuhigung
im Ortskern wie auch für
den Bereich rund um das Bildungszentrum
ausgearbeitet. Auch kleinere Projekte,
sogenannte „Quick-wins“ sind während
des Prozesses realisiert worden. Dies zeigt
auch das Beispiel des begehbaren Adventkalenders,
der als eine sehr wichtige Veranstaltung
für Reith empfunden wurde,
jedoch an der Komplexität der Organisation
scheiterte. Durch die Bildung eines neuen
Organisationsteams konnte der Adventkalender
letztendlich in einer neuen Form
wieder organisiert werden. Weitere Ideenvorschläge
wie die Kooperation mit dem
Projekt „Computeria“ in Ellmau, die Anstellung
einer neuen Dorfkoordinatorin in der
Gemeinde oder die Einführung eines Vereinsstammtisches
sind bereits im Gange.
LOKALE AGENDA 21
Die Lokale Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm,
welches nachhaltige
Entwicklungsprozesse auf Gemeindeebene
unter Einbezug der Bevölkerung
startet. Der Dorferneuerungsprozess
von Reith wurde vom
Land Tirol finanziell unterstützt
und von der GemNova und QNA
architecture begleitet. Details zum
Prozess können unter www.mehrreith.eu
nachgelesen werden.
Reith erhält 5.000 Euro für konkrete
Projekte
Im April 2021 zertifizierte das Land
Tirol den positiv abgeschlossenen
„Lokalen-Agenda-21-Prozess“ und
sicherte der Gemeinde zusätzlich
einen Anerkennungsscheck in
der Höhe von 5.000 Euro für die
erfolgreiche Arbeit zu. „Das Geld
soll ebenfalls in die Realisierung
konkreter Projekte fließen“, so Bürgermeister
Stefan Jöchl.
BILD: (© Kitzbühel Tourismus)
106 tirol.modern und innovativ ENTGELTLICHE tirol.modern GemNova.Menschen
und innovativ EINSCHALTUNG 107
NEUE DORFKOORDINATORIN
FÜR NEUE IDEEN
Ein besonders interessantes Ergebnis des Dorferneuerungsprozesses
ist die Anstellung einer Dorfkoordinatorin, die das Projekt für die
nächsten zwei Jahre weiterhin betreut und konkrete Ideen aus dem
Prozess umsetzt. Mit 1. September 2020 hat Kerstin Erber ihre Arbeit
als Dorferneuerungskoordinatorin in Reith aufgenommen und setzt sich
seither maßgeblich für die Weiterentwicklung des Dorfes ein.
Leistbares Wohnen für
junge Menschen und junge Familien
Der Siedlerbund ist ein gemeinnütziger Wohnbauträger,
der seit 70 Jahren hauptsächlich in Tirol tätig ist.
Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden MMag. Dr. Eduard
Wallnöfer und dem kaufmännischen Vorstand DI (FH)
Mag. (FH) Martin Mimm ist das Hauptanliegen der GHS,
leistbaren Wohnraum für Gemeindebürger*innen im
städtischen wie im ländlichen Raum zu schaffen sowie
kommunale Einrichtungen zu entwickeln.
BILD: (© Gerhard Berger)
OBEN: Kerstin Erber
bei ihrer Arbeit als
Dorfkoordinatorin.
(© Michelle Hirnsberger
Fotografie)
„Mein Name ist Kerstin Erber, und ich
habe im September 2020 bei der Gemeinde
Reith bei Kitzbühel die Position der
Koordinatorin für den Dorferneuerungsprozess
übernommen. Da ich selbst in
Reith bei Kitzbühel lebe, war diese Stelle
für mich besonders interessant. Mein
Antrieb für diese Position ist und war
vor allem, aktiv und voller Elan an der
Gestaltung unseres Dorfes mitzuwirken
sowie nachhaltige Ideen und Entwicklungen
anzustoßen. Von diesen Dingen werden
auch die nachfolgenden Generationen
noch profitieren können!
Aus meiner Sicht war es wichtig und
gut, eine gesonderte Position für diesen
Bereich zu schaffen, da so Ressourcen
und Wissen gebündelt werden und es
jemanden gibt, der auch für Kleinigkeiten,
neue Projekte etc. Zeit hat bzw. Verantwortung
übernehmen kann. Bislang konnten
so schon viele kleinere und größere
Aktionen umgesetzt werden – weitere
warten (auch aufgrund der Corona-Lage)
noch in der Schublade darauf, endlich realisiert
zu werden.
Eine meiner ersten Maßnahmen war es,
Reith bei Kitzbühel im Social-Media-
Bereich neu bzw. besser aufzustellen.
Meine Vision ist es, Reith als lebens-
und liebenswertes Dorf zu positionieren
– denn das ist Reith auch. Um das
umzusetzen, wurde nicht nur ein Instagram-Account
erstellt, sondern auch eine
Facebook-Seite. Es freut mich ganz besonders,
dass sich die Kanäle nach so kurzer
Zeit schon sehr großer Beliebtheit unter
den Reither*innen erfreuen.
Weitere Aktionen, die wir bereits umsetzen
konnten, war die Einführung von „Reither
Gutscheinen“ für die Gemeinde, die
Etablierung eines Fotowettbewerbs, durch
welchen Fotos von Reith generiert werden,
die dann auch auf den eigenen Kanälen
und in der Reither Zeitung verwendet werden
können, sowie die Neugestaltung der
Reither Zeitung selbst, welche gerade voll
im Gange ist.
Immer mehr fällt mir auf, wie hoch das
Potenzial in der Gemeinde Reith bei Kitzbühel
ist. Ohne eine Dorfpolitik und Bevölkerung,
die hinter so einem Prozess steht,
könnten die meisten Projekte wohl kaum
umgesetzt werden. Diese Einstellung in
Reith finde ich großartig, und sie bildet –
meiner Meinung nach –- das Fundament
für eine positive Zukunft. Viel ist schon
passiert, es gibt aber noch immer viel zu
tun – für ein lebens- und liebenswertes
Reith bei Kitzbühel. Ich freue mich darauf!“
Die GHS feiert heuer ihr 70-jähriges Jubiläum.
Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Mimm: Wir sind sehr stolz, auf
ein gesundes mittelständisches Unternehmen
mit vielen langjährigen Mitarbeiter*innen
herangewachsen zu sein.
Wallnöfer: Der Fokus des Siedlerbundes
liegt seit jeher in Stetigkeit und Beständigkeit;
wir können heute auf 70 Jahre Erfahrung
zurückblicken und diese ganze Erfahrung
für unsere Partner verwenden.
Welche Aufgabe erfüllt die GHS für
Gemeinden? Wallnöfer: Wir schaffen
ein Zuhause für die Bürger*innen und
unterstützen die Gemeinden bei kommunalen
Bauten. Es ist uns wichtig, die
Projekte nach den Vorgaben und Zielen
der Gemeinden partnerschaftlich mit der
Gemeinde zu entwickeln und für die Menschen
zu realisieren.
Entwickelt die GHS „nur“ Wohnprojekte?
Mimm: Die Kernkompetenz ist zweifellos
die Realisierung von Wohnprojekten.
Um die Frage jedoch umfassend zu
beantworten – nein, wir engagieren uns
auch im Bereich betreutes und betreubares
Wohnen und greifen den Gemeinden
ganz generell bei der Realisierung von
Kommunalbauten unter die Arme.
Was sind aktuell die großen Herausforderungen
für einen gemeinnützigen Bauträger?
Wallnöfer: Die größte Herausforderung
ist die Beschaffung von Grundstücken
zu den vorgegebenen Preisen der Wohnbauförderung.
Oft gelingt dies nur noch in
Zusammenarbeit mit Umwidmungen oder
sonstigen Raumordnungsbedürfnissen auf
Verkäuferseite – in allen Fällen ist dabei die
gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden
vital, um nachfolgend auch mit vertrauensvollem
Teamwork Projekte für die Gemeindebürger*innen
realisieren zu können. Die
nächste Hürde – aktuell sogar noch deutlich
verschärft – sind die Baukosten, wenn trotz
der geforderten hohen Qualitäts-Standards
noch leistbares Wohnen möglich sein soll.
Worin liegt der Unterschied zwischen
der GHS und anderen Bauträgern? Mimm:
Im Vergleich zu anderen Bauträgern sind
wir kleiner, aber dadurch auch flexibler und
schneller in der Entscheidungsfindung. Die
Wege zum Ziel sind daher sehr kurz. Wir
entscheiden uns auch ganz bewusst für
Regionalität und versuchen – wann immer
möglich – die Wertschöpfung mit unseren
Partnern genau dort zu generieren.
Wallnöfer: Die GHS ist genossenschaftlich
organisiert. Sie gehört vielen tausenden
Genossenschaftern gemeinsam. Daher
ist die Gemeinwohlorientierung sehr stark
ausgeprägt.
Wie begegnet die GHS den wachsenden
Anforderungen in der Kommunikation
mit den Mieter*innen/Eigentümer*innen?
Mimm: Das Herzstück ist das neue
Kundenportal für unsere Mieter*innen und
Eigentümer*innen. Es bietet einen hohen
Kundennutzen und eine rasche Kommunikation
mit den richtigen Ansprechpartner*innen.
Unsere Mitarbeiter*innen sind
sehr bemüht, mit diesen Anliegen kompetent
und hilfsbereit umzugehen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mimm: Ganz ehrlich? Grundstücke zu
Konditionen, die auch in Zukunft leistbares
Wohnen in Tirol möglich machen.
Wallnöfer: Ich wünsche mir ein Umdenken
im Land. Leistbares Wohnen für junge
Menschen und junge Familien muss ein
ganz zentrales Thema der Zukunftsentwicklung
sein – dafür brauchen wir die
rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso
wie ein Verständnis für ein größeres Ganzes,
das über die Interessen des Einzelnen
hinausgeht. Nur wer ein Zuhause hat,
kann auch daheim sein.
108 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
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ZUM AUTOR
MANUEL
WESTREICHER
Manuel Westreicher kann auf
jahrelange Erfahrung in der
Videoproduktion zurückgreifen
und setzt vom Sportevent bis
hin zum Livestream sämtliche
Themen perfekt in Szene.
Neben seiner Leidenschaft für
das Bewegtbild ist er Obmann
des SC Sparkasse Imst 1933.
BILD:
Seit 2004
gehört die Kamera
zu unseren täglichen
Begleitern.
(© Jessica Wallner)
Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert
kommunizieren will, kommt am
Einsatz von Video- und TV-Dienstleistungen
nicht vorbei. Dabei ist die einfache
Zugänglichkeit und bedarfsgerechte Aufarbeitung
von Themen und Abläufen auch
auf Gemeindeebene besonders wichtig. So
haben Gemeinden und Unternehmen eine
Vielzahl an Aufgaben und damit verbundene
Kommunikationsanliegen, die durch
Videos am besten abgebildet werden können.
Erlebnis.film, eine Initiative von Tiroler
Pionieren im Bereich der Videoproduktion
zusammen mit der GemNova, bietet
zukünftig Gemeinden, Tourismusverbänden
und Unternehmen umfassende Serviceleistungen
im Bereich Bewegtbild an.
Bewegte Bilder
Videos sind optimale
Kommunikationsformate
mit
niederschwelligem
Zugang für alle.
Angefangen bei
Livestreams bis hin
zu Imagefilmen und
Luftaufnahmen, mit
einer durchdachten
Videokommunikation
sichert man den
Informationsfluss
an die Gemeindebürger*innen sowie an
Kund*innen. Komplexe oder mehrstufige
Amtsabläufe lassen sich beispielsweise
in Erklärvideos perfekt erfassen und sind
für Interessent*innen – sei es die Einschreibung
in den Kindergarten oder das
Ansuchen um ein Bauvorhaben – jederzeit
abrufbar.
Kommunikation auf allen Kanälen
In Zeiten der digitalen Übersättigung ist es
nicht nur wichtig, dass Videos gut produziert
sind, sie müssen im nächsten Schritt auch
die richtigen Menschen im richtigen Moment
erreichen. Um beides umzusetzen, braucht
es eine ganzheitliche, strategische Videokommunikation.
Dabei stehen Expert*innen
BILD: Livestreams sind
vor allem seit vorigem Jahr
immer beliebter geworden.
(© Michael Putzlocher)
IN ZEITEN
DER DIGITALEN
ÜBERSÄTTIGUNG
IST ES NICHT
NUR WICHTIG,
DASS VIDEOS
GUT PRODUZIERT
SIND, SIE MÜS-
SEN IM NÄCHSTEN
SCHRITT AUCH DIE
RICHTIGEN MEN-
SCHEN IM RICH-
TIGEN MOMENT
ERREICHEN.
aus dem Marketing-Team bei der zielgruppenorientierten
Ansprache in allen Onlineund
Social-Media-Kanälen zur Verfügung.
Ebenfalls werden Kund*innen bei der Distribution
an internationale Fernsehstationen
und Tourismusverbände unterstützt.
Das Team von erlebnis.film
Unter anderem dürfen wir – Manuel Westreicher
und Bernhard Rangger – das Team
von erlebnis.film unterstützen. Gerne stellen
wir ab sofort unsere jahrelangen Erfahrungen
im Bereich regionales Fernsehen
und Videoproduktion den Tiroler Gemeinden,
Tourismusverbänden und Unternehmen
zur Verfügung. So dürfen wir beispielsweise
bereits seit 2004 für die Regionen
Ischgl, St. Anton und Seefeld lokale TV-Programme
gestalten, sowie Film- und Multimediaproduktionen
umsetzen. Ab sofort
verwandelt erlebnis.film mit erfahrenen
Videoproducer*innen und einem Netzwerk
aus Moderator*innen, Models, Übersetzer*innen
und Influencer*innen Informationen
in spannende und interaktive Geschehnisse,
die gern gesehen und geteilt werden.
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REGIONALE ZUKUNFT GESTALTEN
DIGITALISIERUNG ALS CHANCE FÜR GEMEINDEN?
Das INTERREG-Projekt „Smart Villages“ bereitet Gemeinden in ländlichen Räumen darauf vor, die
Chancen der Digitalisierung zu erkennen und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dabei wird ein partizipativer
Ansatz verfolgt. Das Konzept wurde jetzt erstmals im Pitztal getestet. Digitalisierung verändert
unser Leben langfristig. Durch verbesserte digitale Infrastruktur und neue Möglichkeiten zur
Vernetzung entstehen Potenziale – diese gilt es besonders für Gemeinden und ländliche Regionen
zu nutzen. Neben technischen Innovationen und ressourcenschonenden nachhaltigen Ansätzen liegt
der Fokus insbesondere auf der aktiven Einbindung der lokalen Bevölkerung.
(© Standortagentur Tirol)
Digitalisierung hilft, Innovationen
voranzutreiben und den
Standort Tirol somit nachhaltig
zu stärken. Dabei ist es wichtig,
neue Technologien an die
spezifischen lokalen Herausforderungen,
insbesondere im
alpinen Raum, anzupassen. Mit
dem EU-Projekt ‚Smart Villages‘
konnten wir dies gemeinsam
mit den Gemeinden und
der GemNova erfolgreich testen
und umsetzen.
DR. MARCUS HOFER,
GESCHÄFTSFÜHRER STANDORT-
AGENTUR TIROL
Was sind Smart Villages?
Smart-Village-Initiativen werden durch
Mitgestaltungsprozesse in Gemeinden
und ländlichen Regionen entwickelt und
bauen auf bestehenden lokalen Stärken
auf. Sie beruhen immer auf einem
partizipativen Ansatz, der die verschiedenen
Interessengruppen innerhalb der
Gemeinde mit einbezieht. Diese Initiativen
richten sich nach den aktuellen, potenziellen
und zukünftigen Bedürfnissen der
Einwohner*innen. Das Ergebnis verbessert
die Qualität bestehender und neuer
Dienstleistungen mittels digitaler Technologien,
Innovationen und einer besseren
Nutzung von Wissen. Sie tragen zu einer
Aufwertung der wirtschaftlichen, sozialen
und ökologischen Bedingungen bei und
erhöhen die Lebensqualität der örtlichen
Bevölkerung. Der partizipative Prozess
stellt sicher, dass erarbeitete Strategien
oder Werkzeuge an die Bedürfnisse der
Nutzer*innen angepasst sind, und erhöht
auch die Akzeptanz und damit die Annahme
der neuen „smarten“ Lösungen.
Das Pitztal als Pilotregion
In einem ersten Schritt war es wichtig,
ein gemeinsames Verständnis für Digitalisierung
im ländlichen Raum zu generieren.
Dazu wurden Expert*innen aus unterschiedlichen
Bereichen eingeladen, das
Themenfeld mit Gemeindevertreter*innen
„Die Gemeinden vom Pitztal
arbeiten bereits über den
Planungsverband Pitztal eng
zusammen. Digitale Projekte
eröffnen eine vertiefte und
sinnstiftende Zusammenarbeit
für die Talgemeinschaft mit
Nutzen für die Bürger*innen.
MICHAEL KIRCHMAIR,
PROJEKTVERANTWORTLICHER
GEMEINDEENTWICKLUNG BEI
DER GEMNOVA
zu diskutieren. Gemeinsam mit den vier
Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St.
Leonhard sowie regionalen Stakeholdern
wurden relevante Herausforderungen definiert.
Infolgedessen sind mehrere Projekte
entstanden und wurden umgesetzt. Im
Bereich der Mobilität wurden mit einer
App eines Tiroler Start-ups Anreize für
die Nutzung einer digitale Mitfahrbörse
gesetzt. Für Hoteliers und Vermieter*innen
gab es eigene Workshops, bei denen
Stärken und Schwächen der Digitalisierung
für Tourismusbetriebe identifiziert
sowie Unterstützungsmöglichkeiten zum
Thema KMU digital aufgezeigt wurden.
Parallel dazu wurde in einem Strategieprozess
ein gemeinsames digitales Leitbild
für die Region erarbeitet. Dieses beinhaltet
verschiedene Szenarien mit jeweils
eigenen Leitsätzen und Projekten. Die
Ergebnisse wurden durch Einzelinterviews
erhoben und in gemeinsamen Workshops
bearbeitet. Anschließend hat die GemNova
diese Ergebnisse zum Leitbild nochmals
auf Gemeindeebene konkretisiert.
Gemeinsam mit den Bürgermeistern
und IT-Verantwortlichen der Gemeinden
wurden konkrete Maßnahmenpakete
geschnürt, die in drei Arbeitsgruppen zu
den Themen Infrastruktur, digitales Amt
und Bürgerservices umgesetzt werden.
(© Land Tirol)
Durch das Projekt Smart Villages
haben wir Bürgermeister
des Pitztals gesehen, wie vielfältig
die Digitalisierungsmöglichkeiten
in den Gemeinden sind.
Wir haben gezielt Arbeitsgruppen
gebildet, damit die Ideen zu
Bürgerservices, Infrastruktur und
digitales Amt in konkrete Projekte
überführt werden können.“
BÜRGERMEISTER
ELMAR HAID,
ST. LEONHARD IM PITZTAL
Über das Projekt
Von 2018 bis 2021 wurde das Konzept
„Smart Villages“ in den Bereichen Mobilität,
Governance, Wirtschaft, Umwelt und
Lebensqualität in elf ausgewählten alpinen
Pilotregionen in ganz Europa getestet.
Das Projekt wird im Rahmen des INTER-
REG-Alpenraumprogrammes der EU gefördert.
Die Projektpartnerin Standortagentur
Tirol wurde im Rahmen des Projekts von
der GemNova tatkräftig in der Umsetzung
unterstützt. Durch die Zusammenarbeit
konnten wertvolles Know-how gebündelt
und Synergien genutzt werden. Das Konzept
der Smart Villages wurde dabei an
den alpinen Kontext angepasst, und es
wurden gemeinsame übertragbare Instrumente
und politische Empfehlungen
entwickelt. Es gibt ein starkes Engagement
innerhalb der EUSALP, die Arbeit
am Thema Smart Villages fortzusetzen
und das Konzept auch für andere Regionen
individuell anzuwenden. So kann das
digitale Know-how künftig auch weiteren
Gemeinden zugänglich gemacht werden,
können Zukunftschancen identifiziert und
Potenziale genutzt werden.
SMART
VILLAGE
Die Bürgermeister haben durch
den Ankauf des bestehenden
Glasfasernetzes die Voraussetzung
für die Digitalisierung im
Pitztal geschaffen. Durch den
Netzausbau und die Entwicklung
von Umsetzungsprojekten
kann eine umfassende Digitalisierung
im Pitztal schrittweise
umgesetzt werden.
ING. MARKUS
MAURACHER, MSC,
GESCHÄFTSFÜHRUNG
REGIONALMANAGEMENT
IMST
ZUR AUTORIN
MAG. JULIA
SCHARTING, PHD
Julia Scharting ist seit
2014 in der Standortagentur
Tirol als Projektmanagerin
im Bereich regionale
Standortentwicklung
tätig. Als Geografin ist es
ihre Passion, Neues in der
Welt zu entdecken.
Kontakt: julia.scharting@
standort-tirol.at
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DER WEG
ZUR FUSION –
WIPPTALER GEMEINDEN GEBEN VOLLGAS
Vor rund einem halben Jahr fand in den drei Wipptaler Gemeinden Matrei am Brenner,
Mühlbachl und Pfons die Bürgerbefragung hinsichtlich der geplanten Fusion
statt, die mit einem klaren „Ja“ endete. Nun, wieder rund ein halbes Jahr später, laufen
die Vorbereitungen für die Fusion in ca. sechs Monaten per 1. Jänner 2022 auf
Hochtouren. Bürgermeister Alexander Woerz aus Pfons, einer der Kandidaten auf
den Bürgermeisterposten der fusionierten Gemeinde, erzählt in einem Interview von
den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten.
BILD:
Alexander Woerz,
Bürgermeister
von Pfons, hat
mittlerweile große
Fusionserfahrung.
(© GemNova)
GemNova: Wie wird sich die Fusion auf
die Gemeindefinanzen auswirken?
Alexander Woerz: „Pro 1.000 Einwohner*innen
kann ein Ort mit ca. 1,1 bis 1,2 Millionen
Euro an Einnahmen aus Ertragsanteilen
und Körperschaftssteuern rechnen. Über
den Daumen kommt die gleiche Summe
noch einmal durch Abgaben, Förderungen
und Subventionen dazu. Nur zehn
bis 15 Prozent davon stehen für die freie
Gestaltung zur Verfügung. Richtung Fusion
gedacht ergeben sich eine Reihe von
Synergien, die weitaus mehr Gelder für die
freie Gestaltung ermöglichen und somit
der Bevölkerung zugutekommen. Sind es
aktuell etwa 250.000 bis 300.000 Euro,
ergibt sich für die gemeinsame Zukunft
eine Summe von etwa einer Million Euro
für die freie Gestaltung. Das bringt viel die
mehr Schlagkraft bei Investitionen und bessere
Preise durch größere Baulose.“
Was hat sich nach der Volksbefragung
geändert?
„Das gute Verhältnis zwischen den drei
Bürgermeistern ist ein Eckpfeiler für den
erfolgreichen Weg Richtung Fusion. Das
Ergebnis der Volksbefragung war der
Startschuss für eine noch engere Zusammenarbeit.
Und wir sind auf einem sehr
guten Weg.“
Was bedeutet dies im Detail?
„Die Verwaltungsmitarbeiter*innen
der drei Gemeinden haben
sich die künftigen Aufgaben in
der fusionierten Gemeinde aufgeteilt.
Konkret nach den jeweiligen
Fähigkeiten. Nun gilt es,
die Zusammenarbeit bis zur
Zusammenlegung zu verfeinern.
Ein wichtiger Termin ist
dabei der Herbst, wenn die neuen
Räumlichkeiten der Verwaltung
bezogen werden. Gemeinsam
haben wir mittlerweile auch einen
neuen Bauhofleiter eingestellt. Parallel
dazu haben wir in Pfons, dem Standort
des Bauhofs, eine weitere Halle angemietet,
um die Herausforderungen durch
die größere fusionierte Gemeinde ab
nächstem Jahr stemmen zu können.“
Welche zusätzlichen Änderungen kommen
auf die Gemeindeverwaltung zu?
„Zwei Bürgermeister fallen nach der Fusion
weg. Deren Kompetenzen wandern zu
Spezialist*innen in der Verwaltung bzw.
im Bauhof.“
Wie laufen die Umstrukturierungen?
„Alles ist auf Schiene. Wir sind sehr gut
auf dem Weg. Das Land Tirol betreut uns
wirklich sehr gut. Und auch die Unterstützung
der GemNova, mit dem wichtigen
Blick von außen, ohne den wir chancenlos
wären, ist extrem hilfreich. Mittlerweile
sind wir in der Phase des Aufbaus der
endgültigen Strukturen und dem Verfeinern
der neuen Abläufe.“
Wie läuft der Übergang zur fusionierten
Gemeinde ab?
„Am 31. Dezember werden die drei aktuell
amtierenden Bürgermeister außer Dienst
gestellt. Dann übernimmt für vier Monate
ein Verwalter den laufenden Betrieb. Verbände,
an denen nur die drei Gemeinden
Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons
beteiligt sind, etwa der Kindergarten- und
Volksschulverband, werden in die fusionierte
Gemeinde eingegliedert.“
Wann hat dann die neue Gemeinde
wieder einen Bürgermeister und einen
neuen Gemeinderat?
„Die Gemeinderatswahl muss dann ehest
möglich ausgeschrieben werden. Ich rechne
mit einem Wahltermin Ende März/
Anfang April 2022. Da sich derzeit vier
Kandidaten um den Bürgermeisterposten
der fusionierten Gemeinde bewerben,
ist standardmäßig 14 Tage später mit
einer Stichwahl zu rechnen. Außer einer
der Kandidaten schafft bereits im ersten
Durchgang mehr als 50 Prozent der
Stimmen. Nochmals 14 Tage später wird
dann der neue Bürgermeister angelobt
und der Gemeinderat konstituiert. Also
voraussichtlich Anfang/Mitte Mai 2022.“
AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
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GeOrg
taucht auf.
Und kommt jetzt
auch bald zu dir.
open-digital.at
Die Software für Tiroler Gemeinden.
Wir
bleiben wir
selbst.
Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen
Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und
Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren
Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,
kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert
handeln und dabei individuelle Wege wählen.
Wir
vertrauen
einander.
IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at,
+43 (0) 50 4711, www.gemnova.at, © 2021. Herstellung und Druck: Alpina Druck GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage: 11.500 Stück. Anzeigenverkauf:
Mag. Bernhard Müssiggang, www.bmw-agentur.at. Konzept & Gestaltung: Mitspieler – Kommunikation & Gestaltung, www.mitspieler.at. Textkorrekturen:
Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 11.06.2021. Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen
und fallen nicht in die Verantwortlichkeit der Redaktion.
WIR ALLE SIND GEMEINDE.
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