28.07.2021 Aufrufe

SOLiNZ_4/2021

SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen zu sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen. Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen zu sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.
Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>SOLiNZ</strong><br />

Die Nachbarschaftszeitung<br />

lesen - hören - schauen<br />

und aktiv werden!<br />

4/<strong>2021</strong><br />

Jetzt Volksbefragungen in Linz unterstützen!<br />

TEIL der JAHRHUNDERTENTSCHEIDUNG SEIN!<br />

Seit einigen Wochen sammeln die Initiative Verkehrswende<br />

jetzt! und die Initiative Kein Transit Linz gemeinsam fleißig<br />

Unterschriften für die Einleitung von Volksbefragungen gegen<br />

den Bau neuer Autobahnen in Linz. Konkret: Gegen die<br />

A26-Bahnhofsautobahn im Linzer Stadtzentrum und die Ostautobahn<br />

durch die Traunauen und Ebelsberg. Es geht um eine<br />

Jahrhundertentscheidung für den Großraum Linz: Denn mit dem<br />

Bau dieser Autobahnen werden bis 2030 zusätzlich 80.000 Autofahrten<br />

täglich (!) von und nach Linz prognostiziert (plus 36%!).<br />

Tatsächlich – so das renommierte Wuppertal-Institut – brauchen<br />

wir aber mittelfristig eine Halbierung des Autoverkehrs, um<br />

dem drohenden Klimakollaps gegenzusteuern. Dafür brauchen<br />

wir den Vorrang von Bahn, Bus, Bim, Rad und Fuß statt Milliarden<br />

für neue Monsterstraßen.<br />

Um realen Einfluss auf diese Jahrhundertentscheidung nehmen<br />

zu können, müssen wir zuvor diese Volksbefragungen erfolgreich<br />

einleiten. Dafür braucht es die Unterschrift von zumindest 6.100<br />

Linzer BürgerInnen. Das ist eine hohe Hürde. Helfen Sie mit!<br />

Werden wir Teil diese Jahrhundertentscheidung! Unterschriftslisten<br />

bestellen bei info@verkehrswende-jetzt.at oder T 0664 15 40<br />

742. Gerne können diese auch im Büro der Solidarwerkstatt in der<br />

Waltherstraße 15, 4020 Linz abgeholt werden.<br />

Mehr auf den Seiten 3, 4, 5 und 6.<br />

In ganz Linz wird fleißig für die Einleitung der Volksbefragungen<br />

unterschrieben. Die Linzer Bevölkerung will mitreden!<br />

Aus dem Inhalt:<br />

> Kreuzfahrtsschiffe pumpen Fäkalien in Donau 2<br />

> Kidical Mass: „Extrem beliebt bei den Kindern!“ 7<br />

> Ludlgasse: „Dieses Fest war megacool!“ 8<br />

> Schildbürgerstreich A7/Autobahnanschluss 9<br />

> Verkehrsberuhigung im Neustadtviertel 10<br />

> Bauwahn am Pöstlingberg 11<br />

> Linz Süd: Ostautobahn bedroht Schiltenberg 12<br />

> Best practice Verkehr: Utrecht 15<br />

> Pflege als privates Hobby? 16<br />

> Erfahrungen eines Laienrichters 17<br />

> Volksbegehren Arbeitslosengeld rauf! 18<br />

> Trans Personen: Dürftige Gesundheitsversorgung 20<br />

> 25.463 mal Nein zu Schigebietserweiterung 22


Kreuzfahrtschifffahrt auf der Donau<br />

2<br />

„Das ist Alltag“<br />

Dass die Kreuzfahrtsschiffe auf der Donau ihre Fäkaltanks ungeklärt in die<br />

Donau entleeren „ist Alltag“, wie ein Insider dem Kurier verriet.<br />

Ob die gewerberechtlichen<br />

Bestimmungen der Abwasserentsorgung<br />

eines Hotels<br />

in Österreich eingehalten werden,<br />

hängt von seinem Standort<br />

ab. Wenn es sich um ein schwimmendes<br />

Hotel handelt, etwa ein<br />

Kreuzfahrtsschiff, dann braucht<br />

es keine rechtlich bindende und<br />

nachweisliche Abwasserentsorgung.<br />

Obwohl, vielleicht schon,<br />

doch wer kontrolliert den zum<br />

Himmel stinkenden Missstand?<br />

Die Fäkalabwässer der Kreuzfahrtschiffe<br />

werden in die Donau<br />

uns Badenden frisch und<br />

kostenfrei serviert.<br />

400 Kreuzfahrtsschiffe<br />

Vor der Corona Krise stapelten<br />

sich an die 400 Kreuzfahrtschiffe<br />

auf der schiffbaren<br />

Donau. Aufgrund der touristischen<br />

Attraktivität hauptsächlich<br />

zwischen Regensburg und<br />

Budapest und somit auch im<br />

österreichischen Abschnitt<br />

der Donau. Diese Attraktivität<br />

wurde nunmehr zur Umweltplage<br />

für alle Anrainer. Denn<br />

überall wo diese Schiffe mit<br />

bis zu 300 Passagieren anlegen,<br />

läuft der Dieselmotor<br />

ganze 24 Stunden durch. Der<br />

Strombedarf am Schiff erfordert<br />

dies. Zudem kommen die<br />

täglichen Ausflugsfahrten, weg<br />

vom Schiff, mit Bussen hin zur<br />

oftmals weit entfernten Sensation.<br />

Nach Speis und Trank auf<br />

dem schwimmenden Hotel,<br />

muss auch der Touristenkörper<br />

seinen Stoffwechsel entleeren.<br />

Auf ca. 400 Schiffen mit durchschnittlich<br />

250 Passagieren<br />

kommen etliche Kubikmeter<br />

Fäkalien in den jeweiligen Tank.<br />

Das Entleeren der Fäkaltanks in<br />

die Donau „ist Alltag“, wie ein<br />

Insider 2019 dem Kurier verriet<br />

(sh. Kasten). Überall, und vielleicht<br />

oder wahrscheinlich auch<br />

in oder bei Linz?<br />

„Ab und zu“<br />

Kein Kreuzfartschiff muss den<br />

Behörden nachweisen, wann und<br />

wie es seinen Fäkaltank entleert.<br />

Allein zehn Kreuzfahrtsschiffe<br />

können in Linz gleichzeitig anlegen<br />

und … ? Eine Nachfrage<br />

bei der für Abwasser zuständigen<br />

LINZ AG, ob in Linz anlegende<br />

Kreuzfahrtsschiffe ihre Fäkalabwässer<br />

in das Linzer Kanalnetz<br />

abpumpen können oder durch<br />

die LINZ AG abgesaugt werden,<br />

ergab eine klärende Aussage.<br />

Seit Corona nein, vor Corona<br />

„ab und zu“! Das bedeutet, alles<br />

bezieht sich im freien Markt auf<br />

Freiwilligkeit. Und wenn diese etwas<br />

kostet, ja dann wird Fäkalabwasser<br />

in die Donau abgelassen.<br />

Außerdem kennt Wasser keine<br />

Grenzen und alles was oberhalb<br />

hineinkommt, schwimmt uns in<br />

Linz um die Nase.<br />

Beim Baden und Fischen<br />

werden oftmals solche Dinge,<br />

welche ansonsten über den<br />

Kanal in die Kläranlage kommen,<br />

optisch und olfaktorisch<br />

wahrgenommen. Unangenehm<br />

wahrgenommen, denn sauber<br />

ist das nicht, und schon gar nicht<br />

umweltfreundlich. Kläranlagen<br />

sind nicht umsonst gebaut worden.<br />

Aber das ist in der Tourismusindustrie,<br />

auch jener der<br />

Kreuzfahrtsschiffe, so nicht angelegt.<br />

Aber auch die zuständige<br />

Politik schert sich kaum um den<br />

Gleichheitsgrundsatz bei Hygiene.<br />

Jedes Hotel an Land muss<br />

an das Kanalsystem angeschlossen<br />

sein, darf die Umwelt und<br />

Anwohner nicht durch Müll und<br />

Fäkalien belästigen. Durch Dieselmotoren,<br />

welche 24 Stunden<br />

laufen, durch zu- und abfahrende<br />

Ausflugsbusse, durch Müll und<br />

Fäkalabwasser entsteht nicht nur<br />

das Gefühl, dass schwimmende<br />

Hotels oder Kreuzfahrtsschiffe in<br />

keiner Weise gleich sind.<br />

Laut Wasserstraßen-Verkehrsordnung<br />

darf Herr oder Frau<br />

Österreicher auf keinem Fall ein<br />

Gewässer verschmutzen. Was<br />

400 Kreuzfahrtsschiffe mit<br />

durchschnittlich 250 Personen<br />

ergeben jede Menge Fäkalien<br />

für die Menschen in Österreich<br />

gilt, gilt noch lange nicht für Unternehmen,<br />

denn der freie Markt<br />

regelt alles. Auch in Linz an der<br />

Donau. Denn: Können Sie an der<br />

Linzer Donaulände eine Abwasserentsorgungsstelle<br />

für Kreuzfahrtsschiffe<br />

erkennen?<br />

Rudolf Schober<br />

Thomas Gruber (Name von der Redaktion geändert) kann eines<br />

mit Bestimmtheit sagen: Die Vorwürfe gegen die Donauschifffahrt<br />

wegen der Einleitung von Fäkalien in den Fluss stimmen weitgehend.<br />

„Das kann ich nicht sagen, weil ich es gehört habe, sondern<br />

weil ich es selber gemacht habe. Das ist Alltag. Ich habe selber den<br />

Inhalt von Fäkaltanks in die Donau gepumpt. Ich hatte immer ein ungutes<br />

Gefühl dabei, aber es hat sonst niemanden gestört. Und selbst<br />

wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte es eben jemand anderer erledigt.“<br />

Je nach Bedarf sei der Inhalt der Fäkaltanks zwei Mal täglich<br />

oder alle zwei Tage in die Donau gepumpt worden. Damit das nicht<br />

auffällt, geschehe es meist nicht am Anleger in Ufernähe, sondern<br />

beim Wenden der Schiffe. Weil die Schraube das Wasser besonders<br />

kräftig verwirbelt, erzählt er. Manchmal werde auch das sogenannte<br />

Bilgenwasser, das sich durch Kondensation im Rumpf der Schiffe bildet,<br />

in die Donau gepumpt. Das ist allerdings mit Öl und Dieseltreibstoff<br />

verunreinigt. Gruber erklärt, warum das kaum auffällt: „Durch<br />

die Beigabe von Geschirrspülmittel bildet das auf der Wasseroberfläche<br />

keine Schlieren und bleibt unauffällig. Das lernt man schon in der<br />

Ausbildung“, ergänzt er. Kontrollen der Entsorgung seien ihm dabei<br />

in seiner gesamten Dienstzeit niemals untergekommen.


3 A26-Bahnhofsautobahn<br />

Evaluierung auch der<br />

A26-Bahnhofsautobahn in Linz!<br />

Erfreulicherweise unterzieht Bundesministerin Gewessler alle Neu- und<br />

Ausbauprojekte der ASFINAG einer Evaluierung. Unverständlicherweise<br />

wurde jedoch die A26-Bahnhofsautobahn in Linz davon ausgenommen. Die<br />

„Initiative Verkehrswende jetzt!“ hat deshalb am 9.7.<strong>2021</strong> einen Offenen<br />

Brief an die Klimaschutzministerin gerichtet. Hier ein Auszug:<br />

Sehr geehrte Frau Ministerin Gewessler,<br />

wir begrüßen Ihren Schritt, alle Neu- und Ausbauprojekte der ASFINAG einer Evaluierung zu<br />

unterziehen. Unserer Meinung nach kann die Folge einer solchen Evaluierung nur der Baustopp<br />

sein, denn es ist völlig unverantwortlich in Zeiten des drohenden Klimakollapses mit solchen<br />

Projekten den Motorisierten Individualverkehr weiter zu befeuern. Gerade der Autoverkehr trägt in Österreich maßgeblich zum Ausstoß<br />

von Treibhausgasen bei und ist die Hauptursache, warum Österreich seine Klimaziele zu verfehlen droht.<br />

So sehr wir also begrüßen, dass Sie diese Evaluierung der ASFINAG-Projekte eingeleitet haben, so unverständlich ist uns, warum die<br />

A26-Autobahn in Linz davon ausgenommen wurde. Der Verweis, dass bereits im Bau befindliche Autobahnen davon ausgenommen<br />

werden, greift nicht. Denn gebaut wird derzeit ausschließlich die 4. Brücke über die Donau. Diese Brücke muss keineswegs den Bau<br />

der A26-Bahnhofsautobahn nach sich ziehen – und sollte das gerade aus klima- und verkehrspolitischer Sicht keineswegs tun! Denn<br />

die A26- Bahnhofsautobahn (geplanter Baubeginn 2024!) würde durch einen Tunnel im Freinberg den Autoverkehr mitten ins Stadtzentrum<br />

leiten. Selbst die ASFINAG rechnet damit, dass dadurch knapp 30.000 zusätzliche Autofahrten täglich induziert und mitten<br />

ins Linzer Stadtzentrum geführt werden. Ein 15 Meter hoher Abgasschlot soll die Abgase des Autobahntunnels mitten im Linzer Bahnhofsviertel<br />

ausstoßen – dort wo jetzt schon tausende Menschen leben und arbeiten und wo ein neues Wohn-, Büro- und Freizeitviertel<br />

entstehen soll („Postity“). Das Bahnhofsviertel würde zu einer Verkehrshölle, die Staus würden nicht wie behauptet reduziert, sondern<br />

in noch höherem Ausmaß mitten in das Stadtzentrum verlagert.<br />

Klimapolitisch ist die A26-Bahnhofsautobahn in mehrfacher Hinsicht ein Supergau: einerseits Induzierung von zehntausenden Autofahrten<br />

zusätzlich („Taubentheorie“) und darüber hinaus enormer Energieverbrauch für Bau und Betrieb dieses Monsterprojekts: Allein<br />

die Belüftung und Beleuchtung des Autobahntunnels verschlingen den Strombedarf einer Kleinstadt, der Bau des Gesamtprojekts<br />

erfordert eine Energiemenge, die dem jährlichen Gesamtenergieverbrauch des Verkehrs in Linz entspricht. Das ist vorgestrige Auto-Verkehrspolitik,<br />

die im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr haben darf!<br />

Hafeneisenbahn statt Bahnhofsautobahn!<br />

Die Alternativen dazu liegen auf der Hand: So könnte mit der Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke im Herbst dieses Jahres<br />

rasch die Mühlkreisbahn über die bereits existierende Trasse der Hafenbahn in den Hauptbahnhof eingebunden werden. Geht es nach<br />

den derzeitigen Aussagen der Politik wird es voraussichtlich in diesem Jahrzehnt keine Eisenbahn über die Eisenbahnbrücke mehr<br />

geben, während bis 2030 die A26 fertiggestellt werden soll. Wir sind der Meinung, dass es genau umgekehrt sein muss: anstatt die<br />

A26-Bahnhofsautobahn zu bauen, muss so rasch wie möglich der Bahnverkehr aus dem Oberen Mühlviertel in den Linzer Hauptbahnhof<br />

durchgebunden werden. Die Mühlkreisbahn muss auf der gesamten Strecke bis Aigen-Schlägl so attraktiviert werden, dass sie<br />

auch für jene PendlerInnen zu einer Alternative wird, die derzeit noch mit dem Auto in die Stadt fahren. Auch durch Investitionen in<br />

die Fahrradinfrastruktur könnte in Linz, wo der Anteil des Radverkehrs nicht einmal die Hälfte von Graz oder Salzburg erreicht, klimaund<br />

umweltpolitisch noch viel bewegt und die innerstädtischen Staus, die ja ein Hauptargument für den Bau der A26 sind, abgebaut<br />

werden.<br />

Wir ersuchen Sie daher, auch die ab 2024 geplante A26-Bahnhofsautobahn in Linz in die Evaluierung der noch nicht begonnenen<br />

ASFINAG Projekte aufzunehmen.<br />

>>Lokalaugenschein/<br />

Trassenwanderung<br />

A26-Bahnhofsautobahn<br />

Freitag, 21.8.<strong>2021</strong><br />

Treffpunkt: 16 Uhr, Wissensturm<br />

Abschluss: Minigolfplatz Freinberg


Verkehrswende<br />

4<br />

„Klimaschutz & Lebensqualität statt neuer Autobahnen!“<br />

Unter dem Motto „Klimaschutz und Lebensqualität statt neuer Autobahnen!“ demonstrierten am Freitag, 11. Juni <strong>2021</strong>, im<br />

Rahmen der österreichweiten Verkehrswende-Aktionstage, rund 300 Menschen auf der Linzer Nibelungenbrücke. In Reden von<br />

VertreterInnen der Initiative Verkehrswende jetzt!, Fridays for Future Linz, der Linzer Baumrettungsinitiative und Kein Transit<br />

Linz wurde betont, wie entscheidend es für eine klimafreundliche Verkehrswende ist, die beiden geplanten Stadtautobahnen –<br />

A26-Bahnhofsautobahn und Ostautobahn – zu verhindern. Die Veranstalter riefen deshalb dazu auf, die beiden Volksbefragungsinitiativen<br />

gegen diese Autobahnen tatkräftig zu unterstützen. Wir bringen hier Auszüge aus den Reden (in voller Länge hier).<br />

„Jahrhundertentscheidung für Linz: plus oder minus 80.000 Autofahrten täglich!“<br />

Gerald Oberansmayr, Initiative Verkehrswende jetzt!<br />

Wir stehen derzeit in Linz vor einer verkehrs- und klimapolitischen Jahrhundertentscheidung: die politisch<br />

Verantwortlichen wollen in diesem Jahrzehnt zwei neue Stadtautobahnen bauen – einerseits mitten in<br />

die Stadt (die A26-Bahnhofsautobahn), andererseits die Ostautobahn durch die Traunauen und Ebelsberg. Damit<br />

verbunden prognostizieren die Verkehrsplaner bis 2030 einen Zuwachs der Autofahrten von und nach Linz<br />

um sage und schreibe 80.000 Autofahrten – täglich! Von 220.000 auf 300.000 – ein Zuwachs um 36%. Wer Straßen<br />

sät, erntet Autoverkehr. Wir brauchen aber das glatte Gegenteil. Denn wir wissen, dass der Verkehr in Österreich<br />

einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgase ist.<br />

Das renommierte Wuppertal-Institut in Deutschland hat errechnet, dass wir – um die Klimaziele erreichen zu können – bis 2035 eine<br />

Halbierung des Motorisierten Individualverkehrs brauchen. Was für ein Unterschied: die politisch Verantwortlichen sagen plus 80.000,<br />

wir brauchen aber zumindest minus 80.000 Autofahrten im nächsten Jahrzehnt! Das ist eine Jahrhundertentscheidung für den Großraum<br />

Linz und darüber hinaus. Und wie diese Jahrhundertentscheidung ausgeht, hängt maßgeblich davon ab, ob wie geplant zwei<br />

Milliarden Euro in neue Autobahnen investiert werden, oder ob dieses Geld für den öffentlichen Verkehr und andere umweltfreundliche<br />

Formen der Mobilität ausgegeben werden.<br />

„Viele Gewinner durch eine Verkehrswende!“<br />

Anni Jank, Initiative Verkehrswende jetzt! Volksbefragungskomitee A26-Bahnhofsautobahn<br />

In der Öffentlichkeit werden bei der A26-Autobahn die Donaubrücke und Bahnhofsautobahn immer als untrennbare<br />

Einheit des Westrings dargestellt. Ein STOPP der Bahnhofsautobahn würde demnach keinen Sinn<br />

machen. Tatsächlich sind es aber zwei unabhängige Straßenprojekte. Die Bahnhofsautobahn ist der zweite,<br />

größte und teuerste Abschnitt des Westrings, mit dessen Bau 2024 begonnen werden soll. Erst die Bahnhofsautobahn<br />

bringt den großen Verkehrszuwachs. Laut ASFINAG werden allein durch diese eine Autobahn täglich 30.000<br />

zusätzliche Autofahrten über einen Tunnel durch den Freinberg ins Linzer Stadtzentrum geleitet. Das Bahnhofsviertel<br />

wird zur Verkehrshölle.<br />

Statt die A26-Bahnhofsautobahn zu bauen, könnte eine Verbindung der Mühlkreisbahn mit dem Hauptbahnhof durch eine Stadtbahntrasse<br />

den Verkehr Richtung oberes Mühlviertel aufnehmen. Gelöst werden können die Verkehrsprobleme nur durch eine radikale<br />

Abkehr von der Bevorzugung des motorisierten Individualverkehrs gegenüber dem Öffentlichen Verkehr, der Schaffung besserer Bedingungen<br />

für RadfahrerInnen und FußgängerInnen sowie eine kluge Raumordnung. Bei einer Verkehrswende gibt es viele Gewinner:<br />

Sie ist gut für unser Klima und unsere Umwelt, gut für unsere Gesundheit und Lebensqualität und gut für die Wirtschaft, den sozialen<br />

Zusammenhalt und nachhaltige Arbeitsplätze.


5<br />

Verkehrswende<br />

„Umweltschmutz ist viel teurer<br />

als Umweltschutz!“<br />

Aaron Krenn, Fridays for Future Linz<br />

Ich fahre fast jeden Tag an der Baustelle der A26 vorbei, und<br />

jeden Tag steigt die Wut in mir auf. Ich sehe immer den Fortschritt,<br />

den dieses Projekt macht, und ich sehe auch den Schritt<br />

in ein mit Abgasen verpestetes Linz. Ich sehe eine Hölle des Lärmes<br />

in der Wohngegend des Bahnhofsviertels. Ich sehe Rot. Ich sehe Rot vor lauter Hitze, die in Linz von dem Asphalt<br />

aufsteigt (noch heißer als die, die wir jetzt gerade fühlen) und rot wegen der Wut, dass hier die Autos in den Linzer Verkehr gemeißelt<br />

werden. Ich sehe schwarz. Schwarzen Asphalt mitten durch die grünen, belebten Traunauen, und schwarz für unsere Zukunft.<br />

Und ich sehe Grau. Grau, wie die Straßen, grau, wie der Beton, grau, wie die Abgase.<br />

Denn unser Planet, und ganz besonders unser Klima, hat ein Problem mit Überbevölkerung. Eine Überbevölkerung der Autos und<br />

LKWs. Denn Menschen kann unser Planet noch eine Milliarde tragen, Straßen jedoch keine einzige mehr.<br />

Es muss einen Punkt in der Geschichte der Menschheit geben, wo wir aufhören, Straßen zu bauen, wo wir aufhören, den Satz „eine<br />

weitere wird das Klima schon nicht zerstören“ als Ausrede zu nutzen. Denn das tut sie. Jede weitere, noch so kleine Straße fixiert unseren<br />

Verkehr auf Autos und LKWs und schiebt uns weiter weg von der Verkehrswende, die wir gerade jetzt so dringend brauchen. Und<br />

hier in Linz reden wir nicht nur von einer „noch so kleinen Straße“, wir reden von zwei neuen Autobahn!<br />

Liebe Politiker*innen, wenn euch die Wirtschaft und der Profit so wichtig sind, dann verhindert diese beiden Wahnsinnsprojekte.<br />

Denn Umweltschmutz wird noch um ein vielfaches teurer als Umweltschutz!<br />

„Lebensqualität statt LKW-Transithölle!“<br />

Armin Kraml, Initiative Kein Transit Linz!<br />

Mein Name ist Armin Kraml und ich bin Bewohner der Soldar-City. Vor meiner Haustüre wird durch den<br />

geplanten Bau der Ostautobahn das Natura 2000-Gebiet Traun-Donau-Auen und das Naherholungsgebiet<br />

Schiltenberg nachhaltig geschädigt werden. Die Transit-Autobahn mitten durch den Linzer Süden sorgt<br />

nicht – wie von einigen Politikern versprochen – für eine Entlastung des Autoverkehrs. Alles was die tausenden<br />

BewohnerInnen abbekommen werden ist Lärm, Staub und Dreck. Und welche Familie will schon bei einem neu<br />

gebauten Wohnprojekt in Ebelsberg direkt neben einer LKW-Autobahn wohnen?<br />

Ich bin auch stellvertretend für meinen 15-jährigen Sohn da. Er darf noch nicht wählen und seine Unterschrift gegen diese Transit-Autobahn<br />

wird nicht offiziell für die Volksbefragung anerkannt. Und er hat mir einen klaren Auftrag gegeben: Diese Verkehrshölle<br />

im Linzer Süden zu verhindern. Auch er hat wie die nachfolgenden Generationen ein Anrecht auf eine saubere und lebenswerte Umwelt.<br />

Und es ist jetzt Zeit mit der Jugend einen Generationsvertrag zum Schutz einer intakten Natur zu schließen und gemeinsam die<br />

Zerstörung zu verhindern. Darum ein JA zur mehr Lebensqualität im Linzer Süden statt LKW-Transithölle.<br />

„Autobahnen zerstören Natur“<br />

Silvia Mayer, Linzer Baumrettungsinitiative, Freie Bewegung für die Bäume<br />

Auch durch Autobahnen und Straßen wird die Natur leichtfertig zerstört. Es wird nicht mit Bedacht auf den<br />

Erhalt der Natur gehandelt, sondern es werden schnell und kurzsichtig Projekte durchgezogen, mit möglichst<br />

viel Profit und kurzfristigem Gewinn.<br />

Erhalten wir doch das bisschen Natur, das in der Stadt Linz noch vorhanden ist!<br />

Es gibt im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten KEIN BAUMSCHUTZGESETZ. Warum nicht?<br />

Wenn die angekündigten 2 AUTOBAHNEN gebaut werden, wird WIEDER sehr viel NATUR zerstört. Der Westringautobahn<br />

würden 140 Bäume und der schöne Bergschlösslpark zum Opfer fallen.<br />

Die Ostautobahn würde durch Ebelsberg durchführen und ein stadtnahes Naturgebiet betreffen.<br />

Wenn man dann damit prahlt, NEUE Bäume zu pflanzen, muss man bedenken, dass diese in der Stadt sehr wenig Überlebenschancen<br />

haben und aufgrund der Bedingungen im Durchschnitt nur bis zu 20 Jahre alt werden können.<br />

Alte etablierte gesunde Bäume, die das Potential in sich tragen zur Luftverbesserung, zur Feinstofffilterung, zum Schattenspenden<br />

und Kühlen - alte Bäume, diese Zeichen wohltuender Lebensqualität leichtfertig zu fällen – ist das der richtige Weg zu einem ehrlich<br />

gemeinten Umweltschutz?<br />

Ein Verzicht darauf wäre die wahre Wende, wenn wir den Schutz der Natur und der Umwelt ernsthaft – von innen heraus - bekunden wollen.<br />

Stehen wir dafür ein!<br />

Nehmen wir die 2-3 Milliarden Euro, die der Bau der Autobahnen kosten<br />

würde für eine VERKEHRSWENDE, nutzen wir die jetzige – vielleicht<br />

letzte CHANCE und setzen wir vermehrt auf Natur, Rad-, Fußwege<br />

und menschenfreundliche, individuelle Lösungen.<br />

Volksbefragungen unterstützen:<br />

> Volksbefragung A26-Bahnhofsautobahn<br />

> Volksbefragung Ostautobahn


Verkehr/Soziales<br />

6<br />

„Es ist Zeit zu handeln!“<br />

Bei der Start-Pressekonferenz für die Volksbefragung über die A26-Bahnhofsautobahn<br />

wies die Sozialarbeiterin Roswitha Hölzl in ihrer Rede auf die sozialen Aspekte der<br />

Verkehrspolitik hin.<br />

Ich stelle mir vorerst mal<br />

die Frage: Nehme ich die<br />

Generationenverantwortung<br />

wahr? Was werde ich in 10 Jahren<br />

meinen (noch ungeborenen)<br />

Enkelkindern sagen, wenn<br />

sie fragen: was habt ihr euch<br />

damals gedacht? Seid ihr auf<br />

den Ohren gelegen? Habt ihr<br />

nichts gespürt? Warum habt ihr<br />

nichts getan?<br />

Es ist Zeit zu handeln!<br />

Verteilungsgerechtigkeit<br />

Wer wohnt bei Autobahnzubringern?<br />

Mitbürger*innen mit<br />

geringem Einkommen, die an<br />

den Rand der Gesellschaft gedrängt<br />

sind, die sich Wohnraum<br />

nicht aussuchen und keinen anderen<br />

leisten können. Sie sind<br />

Dreck, Lärm, mieser Luft ausgesetzt<br />

und am Wenigsten die<br />

Nutznießer von Autobahnen,<br />

weil sie sich kein Auto leisten<br />

können. Aber an den Errichtungskosten<br />

für Autobahnen,<br />

deren Erhalt und diversen Folgekosten<br />

(bis zu den vermehrten<br />

Gesundheitskosten), müssen<br />

sich ALLE (in Form von Steuergeldern)<br />

beteiligen. Wie ist es<br />

den Betroffenen zu erklären,<br />

dass es so viel Geld für sinnbefreiten<br />

Autobahnbau gibt, aber<br />

nicht für zukunftsweisende Existenzsichernde<br />

Maßnahmen?<br />

Es ist Zeit zu handeln!<br />

Kontaktarmut/Gesund in<br />

l(i)ebenswertem Umfeld<br />

Mobilität und kommunale<br />

Entwicklungen sind soziale Fragen<br />

und ein ganzheitlicher Blick<br />

lässt erkennen, dass auch die<br />

Verkehrspolitik darauf wesentlichen<br />

Einfluss nimmt.<br />

Wenn Sozialraum zubetoniert<br />

und ans Auto angepasst wird,<br />

gehen Kontakte und somit Lebensqualitäten<br />

verloren. Wo<br />

Begegnungen, naturnah, im direkten<br />

Wohnumfeld ermöglicht<br />

werden, haben Kinder laut einer<br />

Studie mehr als doppelt so<br />

viele Freunde als in verbauten<br />

Wohngebieten, umgeben von<br />

starkem Autoverkehr.<br />

Warum nicht Betroffene<br />

hören, einbeziehen und mitgestalten<br />

lassen: am besten<br />

unterstützt durch sozialraumorientierte<br />

Gemeinwesenarbeit?<br />

Soziale Kontakte erhalten Gesundheit.<br />

Es ist Zeit zu handeln!<br />

Geschlechterunterschied in<br />

der Mobilität<br />

Gesellschaftsstrukturelle Ungleichheiten<br />

verfestigen Rollenbilder,<br />

die auch mit den<br />

Mobilitätsansprüchen zu tun<br />

haben. Frauen haben aufgrund<br />

von Care- und Reproduktionsarbeit<br />

andere Mobilitätsanforderungen;<br />

dh. Bedarf an kurzen<br />

Wegen (Kindergarten, Einkaufen,…).<br />

Autobahnen tragen nicht<br />

zu kurzen Wegen bei! Motorisierter<br />

Individualverkehr ist primär<br />

männlich und braucht 4-mal<br />

so viel Platz. Aktive Mobilität, wie<br />

Gehen und Radfahren für Alle ist<br />

wichtig für eine geschlechtergerechte<br />

Stadt.<br />

Es ist Zeit zu handeln!<br />

"Die Qualität einer Stadt<br />

bemisst sich nicht an Autobahnen,<br />

sondern daran,<br />

wie weit sich ein Kind mit<br />

einem Dreirad sicher<br />

bewegen kann."<br />

(Enrique Penalosa, Bürgermeister<br />

von Bogota, Kolumbien).<br />

Diese vom VCÖ präsentierten Zahlen zeigen: je verkehrsberuhigter<br />

das Wohnumfeld ist, also je weniger dieses vom Autoverkehr<br />

dominiert wird, desto besser können sich Kinder entfalten: Ihre<br />

sozialen Kontakte sind sehr viel mehr, ihre Selbständigkeit entwickelt<br />

sich deutlich besser.<br />

Mahnwache vor dem Linzer Bischofshof für 500 Bäume am Linzer Freinberg<br />

Ende Jänner <strong>2021</strong> ließ die Diözese über 100 Bäume am Freinberg in einer Nacht- und Nebelaktion<br />

abholzen, um Platz für eine Leichtathletikanlage zu schaffen. Da weder Baurechtsgenehmigung<br />

noch Naturschutzbescheid vorlagen, war die Schlägerung illegal. Insgesamt gingen<br />

dadurch 3000 bis 4000 Baumjahre verloren.<br />

Um diesen Schaden einigermaßen wieder gutzumachen, fordern Bürgerinitiativen von der Diözese,<br />

500 Bäume am Linzer Freinberg zu pflanzen. Zwar hat die Diözese sich bereit erklärt, 300<br />

Bäume neu zu pflanzen, jedoch irgendwo in Oberösterreich. Doch das hilft dem Linzer Stadtklima<br />

nicht. Die Bäume müssen am Freinberg angepflanzt werden, damit sich diese für Linz und<br />

seine BewohnerInnen so wichtige Frischluftschneise regenerieren kann.<br />

Da die Diözese auf diese Forderung nicht mehr reagiert hat, haben sich am 1. Juli <strong>2021</strong>, BürgerInnen<br />

vor dem Bischofshof in Linz zu einer Mahnwache versammelt, um laut und deutlich die<br />

Neupflanzung von 500 Bäumen am Freinberg zu fordern. Die Botschaft ist klar: „Wir lassen nicht<br />

locker! Wir kommen solange immer wieder, bis unsere Forderung erfüllt wird!“ Die nächste<br />

Mahnwache findet am 12. August wieder vor dem Bischofshof statt (17:30h).


7<br />

Radfahren/Kinder<br />

Kidical Mass: „Extrem beliebt bei den Kindern!<br />

„Die meisten Kinder fahren<br />

gerne Rad. Leider ist<br />

das in der Stadt oft nicht<br />

sicher möglich. Deshalb<br />

fahren wir als Kidical Mass<br />

gemeinsam und geschützt<br />

durch die Stadt.“ So heißt<br />

das Leitmotiv der Kidical<br />

Mass, die in Linz am<br />

12. Juni zum zweiten Mal<br />

stattfand. <strong>SOLiNZ</strong> befragte<br />

dazu Paul Weber, einen<br />

der Initiatoren, von der<br />

Radlobby Linz.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Heuer fand in Linz<br />

zum zweiten Mal eine<br />

Kidical Mass statt. Was ist<br />

die Idee hinter dieser Aktion?<br />

Paul Weber: Inspiriert ist das<br />

ganze natürlich vom großen<br />

Bruder, der Critical Mass. Wer<br />

dort mal teilgenommen hat<br />

merkt, was es für ein ermächtigendes<br />

Gefühl sein kann mal<br />

selbst auf der Straße zu fahren.<br />

Genau dieses Gefühl wollten<br />

wir auch den Kindern vermitteln.<br />

Gemeinsam mit unseren<br />

fleißigen Ordnern und der Polizei<br />

war das dann auch sicher<br />

möglich. Und dieses sichere<br />

Radfahren wollen wir auch im<br />

„Man merkt, dass hier eine neue Generation heranwächst, für die<br />

das Auto nicht mehr das Fortbewegungsmittel Nummer 1 ist.“<br />

Alltag haben, nicht nur ein paar<br />

Mal im Jahr.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Wie kommt diese Aktion<br />

bei Kindern und Eltern an?<br />

Paul Weber: Bei den Kindern<br />

ist es natürlich extrem beliebt!<br />

Auf der Straße fahren, dort wo<br />

normalerweise die Autos fahren.<br />

Und auch einmal ein bisschen<br />

fahren zu können, wie man<br />

Cyclo Camp Ottensheim<br />

will, ohne genau aufpassen zu<br />

müssen. Die Eltern waren auch<br />

voll dabei, und man merkt, dass<br />

hier eine neue Generation heranwächst,<br />

für die das Auto nicht<br />

mehr das Fortbewegungsmittel<br />

Nummer 1 ist - viel toller ist<br />

nämlich das Lastenrad oder der<br />

Fahrradanhänger, wo man doch<br />

noch mehr von der Umgebung<br />

mitbekommt.<br />

30.7. bis 8.8.<strong>2021</strong><br />

Das Cyclocamp ist ein Experimentierfeld rund ums Fahrrad.Es<br />

ist eine Plattform bei der gemeinsam an Fahrrädern<br />

gebastelt und herumexperimentiert wird. Es werden (doit-yourself)<br />

DIY Projekte realisiert.<br />

Menschen kommen zusammen um sich auszutauschen, voneinander<br />

zu lernen und Spaß miteinander zu haben.<br />

Das Festival ist komplett selbstorganisiert. Alles ist möglich:<br />

verrückte und lustige Räder bauen, Diskussionen, Filmabende,<br />

Workshops, Siebdrucke, Musik, ….und was stellst du dir so vor?<br />

Am Freitag 30.7. um 16:30 startet die Critical Mass am<br />

Hauptplatz in Linz. Wir laden alle ein daran teilzunehmen und<br />

fahren dann am Ende gemeinsam auf`s Gelände.<br />

Nähere Informationen: cyclocamp.org<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Was braucht es in<br />

Linz, um Radfahren auch<br />

für die Jungen und Jüngsten<br />

attraktiv zu machen?<br />

Paul Weber: Helfen würde<br />

erst einmal ein durchgängiges<br />

Radwegenetz, das so angelegt<br />

sein sollte, dass es auch<br />

von Kindern, die die Fahrradprüfung<br />

haben, befahren<br />

werden kann. Uns geht es hier<br />

vor allem darum, dass gute,<br />

durchgängige Verbindungen<br />

für den Radverkehr geschaffen<br />

werden, die entsprechend<br />

bevorrangt sind und wo die<br />

Kreuzungen sicher gestaltet<br />

sind. Wo man sich auf die Route<br />

verlassen kann, genauso<br />

wie man sich bei einer Straße<br />

verlassen kann, dass hier<br />

nicht plötzlich ein Schnellzug<br />

um die Ecke biegt, die Straße<br />

zu einem kleinen einspurigen<br />

Feldweg wird oder ein Flugzeug<br />

landet. Um die selbstständige<br />

Mobilität zu fördern,<br />

sollten außerdem unmittelbar<br />

vor Schulen temporäre Fahrverbote<br />

eingerichtet werden.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Die Kidical Mass<br />

fand heuer im Rahmen der<br />

österreichweiten Verkehrswendeaktionstage<br />

statt -<br />

warum?<br />

Paul Weber: Es ist immer<br />

gut, wenn sich verschiedene<br />

Initiativen mit ähnlichen Zielen<br />

vernetzen und zusammenschließen.<br />

Gerade das Thema<br />

Verkehr ist so vielschichtig, wir<br />

von der Radlobby Linz wollten<br />

einen positiven Beitrag bringen<br />

und zeigen, wie die Mobilität<br />

der Zukunft aussehen<br />

könnte. Man kann aber das<br />

Gefühl haben, dass Linz gerade<br />

in die entgegengesetzte<br />

Richtung arbeitet, mit Autobahngroßprojekten<br />

wird der<br />

Autoverkehr erleichtert und<br />

somit gefördert, während solche<br />

Projekte für den Radverkehr<br />

nicht in Sichtweite sind.<br />

Gut, dass es hier Initiativen<br />

wie die Verkehrswende gibt,<br />

die auf diese Missstände im<br />

großen Kontext hinweisen.


Tabakfabrik/Ludlgasse<br />

8<br />

Bürgerinitiative „Tabakfabrik - wir reden mit“<br />

„Dieses Fest war mega!“<br />

Ludlgasse war acht Stunden Fußballplatz<br />

und Lebensraum<br />

“Dieses Fest war mega. Kaum habe ich das Scherengitter<br />

und die Schilder aufgestellt, ist es losgegangen:<br />

Die Kinder haben sich sofort die Straße<br />

erobert, ihre Träume mit Kreide aufgemalt, Fußball<br />

gespielt und haben mit dem Roller und dem<br />

Rad ihre Runden gedreht. Schluss war nach acht<br />

Stunden erst um 22 Uhr. Beim Einschlafen hat<br />

mich mein Sohn gefragt, ob wir das jetzt jedes<br />

Wochenende so machen?!” so Brita Piovesan, Initiatorin<br />

und Kopf der Bürgerinitiative.<br />

Nachbarschaftsfest<br />

Am Freitag, den 2. Juli<br />

lud die Bürgerinitiative “Tabakfabrik<br />

- wir reden mit” die<br />

2 Monate Ideenwerkstatt =<br />

60 Ergebnisse<br />

Anrainer und engagierter Mitstreiter<br />

Markus Meisinger ist begeistert<br />

von den vielen fundierten<br />

Ideen: “Sehr viele Leute haben<br />

sich ´hineingetigert´ und an unserem<br />

Projekt beteiligt. Der Großteil<br />

ist klar für eine Verkehrsberuhigung<br />

und andere Nutzung<br />

des Straßenraums. Das bringt vor<br />

allem Vorteile für unsere vielen<br />

Kinder und Jugendlichen.”<br />

und Fußgängermobilität geöffnet<br />

sein sollte.<br />

In Zukunft:<br />

Am Wochenende und im<br />

Sommer die Straße sperren<br />

Der Wunsch der Anrainer ist<br />

es, die Ludlgasse in einer Testphase<br />

an den Wochenenden<br />

und über den ganzen Sommer<br />

lang zu sperren. Somit würde<br />

die Straße als Lebensraum<br />

zurückgewonnen werden. Für<br />

die Kinder und Jugendlichen<br />

im Viertel wäre das ein enormer<br />

Gewinn. Ihnen fehlen seit<br />

Jahren Spielplätze und Freiflä-<br />

chen - die noch dazu durch die<br />

Nachverdichtung immer geringer<br />

werden. “Wir orientieren<br />

uns an den besten internationalen<br />

Beispielen Europas, wie<br />

z.B. Barcelona, Berlin und Freiburg,<br />

wo Nebenstraßen seit<br />

Jahrzehnten als Spielflächen<br />

für Kinder zurückgebaut werden.<br />

In der Ludlgasse könnten<br />

wir, wenn die Politik bereit ist,<br />

sofort damit anfangen,” so Piovesan<br />

motiviert.<br />

Kontakt:<br />

https://www.facebook.com/<br />

TabakfabrikMitsprache/<br />

Anrainer:innen zum Nachbarschaftsfest.<br />

Im Laufe des Nachmittags<br />

kamen insgesamt 150<br />

Menschen, brachten Kuchen<br />

und Kaffee und schmiedeten<br />

weitere Pläne. Nach dem Kennenlernen<br />

vieler neuer Nachbarn<br />

wurden die Ergebnisse<br />

der Ideenwerkstatt und das<br />

beinahe drei-jährige Engagement<br />

der Bürgerinitiative gefeiert.<br />

Größter Erfolg bisher ist<br />

die Verlegung der Tiefgarageneinfahrt<br />

an die Unteren Donaulände.<br />

Die eingereichten Ideen gehen<br />

von Pop-up Nutzungen<br />

bis zur kompletten Sperrung<br />

der Ludlgasse für den spürbar<br />

stärker werdenden Durchzugsverkehr.<br />

Dieser wird durch den<br />

Neubau des Hochhauses sicher<br />

noch um Einiges stärker. Laut<br />

Gerüchten soll die Tiefgarage<br />

mittlerweile auf 1000 Stellplätze<br />

angeschwollen sein!<br />

Externe Experten<br />

bestätigen Anliegen<br />

Eine Sperre in der Mitte der<br />

Straße ist auch das Ergebnis<br />

einer beauftragten Untersuchung<br />

des externen Mobilitätsexperten<br />

Helmut Koch (komobile)<br />

aus Gmunden. Auch er<br />

kommt zu dem Schluss, dass<br />

das Viertel bestens erschlossen<br />

ist, die Ludlgasse als Schleichweg<br />

missbraucht wird und in<br />

Zukunft nur noch für die Rad-<br />

„Die Kinder haben sich sofort die Straße erobert, ihre Träume<br />

mit Kreide aufgemalt, Fußball gespielt und haben mit<br />

dem Roller und dem Rad ihre Runden gedreht.“


9 A7/Auhof<br />

FußgängerInnen und Radverkehr<br />

kommen unter die Räder<br />

In Linz droht ein Schildbürgerstreich. Die neue A7-Autobahnanschlussstelle drängt FußgängerInnen und Radfahrende<br />

auf steile und lange Umwege.<br />

Linz ist seit Jahrzehnten<br />

Stau-Hotspot. Statt nachhaltigen<br />

Lösungen zur alternativen<br />

Fortbewegung wird laufend<br />

neue Infrastruktur für den<br />

motorisierten Individualverkehr<br />

geschaffen. Die Investitionen<br />

belaufen sich auf Milliarden,<br />

während FußgängerInnenund<br />

Radverkehr halbherzig bis<br />

gar nicht berücksichtigt werden.<br />

Jüngstes Beispiel ist die<br />

A7-Anschlussstelle in Auhof am<br />

nördlichen Linzer Stadtrand.<br />

Der Verkehrsfluss für KFZ wird<br />

optimiert und FußgängerInnen<br />

und RadfahrerInnen werden<br />

auf steile Routen inklusive massiver<br />

Umwege gedrängt.<br />

18.000 Kfz täglich verdrängen zukünftig<br />

RadfahrerInnen und FußgängerInnen<br />

von dieser Unterführung (Radlobby OÖ)<br />

Außerdem soll die A7-Unterführung<br />

„Koglerweg“ auf Autobahnstandard<br />

ausgebaut werden.<br />

„Die Schrammborde sind<br />

60 Zentimeter schmal geplant.<br />

Eine Benützung mit Rollstuhl,<br />

Kinderwagen oder Rädern ist<br />

da unmöglich. Selbst für einzelne<br />

Fußgängerinnen und<br />

Fußgänger ist das nicht ungefährlich.<br />

Radfahrende müssten<br />

sich im Mischverkehr bewegen,<br />

der täglich aus prognostizierten<br />

18.000 Kfz bestehen wird.<br />

Das widerspricht jeglichen<br />

Empfehlungen für den Radverkehr<br />

(RVS). Trotzdem sprechen<br />

Forderung: Eine direkte und sichere Geh- und Radwegröhre (Radlobby OÖ)<br />

ASFINAG, Land OÖ und Stadt<br />

Linz weiterhin von einer für zu<br />

Fuß Gehende und Radverkehr<br />

benützbaren Unterführung.<br />

Das ist zynisch und<br />

völlig fehlgeleitete<br />

Verkehrspolitik“,<br />

sagt Gerhard Fischer,<br />

Vorsitzender<br />

der Radlobby OÖ.<br />

Für Neubau einer<br />

Geh- und Radwegröhre!<br />

Die Radlobby OÖ<br />

fordert daher gemeinsam<br />

mit betroffenen<br />

AnrainerInnen<br />

den Neubau<br />

einer Geh- und<br />

Radwegröhre. Unterstützung<br />

bekommen<br />

sie dabei von den<br />

Initiativen „Verkehrswende<br />

Jetzt!“, der<br />

Klima-Allianz OÖ und<br />

PartnerInnenorganisationen.<br />

Ziel ist, dass<br />

der Geh- und Radweg<br />

bis zur Johannes-Kepler-Universität<br />

weitergeführt und<br />

eine Machbarkeitsstudie<br />

zur Radhauptroute Linz<br />

– Gallneukirchen erstellt wird,<br />

inklusive eines Umsetzungs-<br />

und Finanzierungsplans. Denn<br />

ernstgemeinte Klimapolitik<br />

geht nur über die Verkehrswende.<br />

Dazu muss den sanften Mobilitätsformen<br />

genügend Platz<br />

eingeräumt werden.<br />

„Komfort ist der Schlüssel<br />

zur Lenkung von Verkehrsströmen.<br />

Wenn es immer noch so<br />

viel einfacher ist, in mein Auto<br />

zu steigen, als mich aufs Rad<br />

zu setzen, wird die Entscheidung<br />

viel öfter für das Kfz ausfallen.<br />

Wenn Radfahren oder<br />

zu Fuß gehen abenteuerlich<br />

bis gefährlich wird, wird es nie<br />

eine Veränderung<br />

geben und wir<br />

steuern weiter mit<br />

voller Kraft in die<br />

Klimakrise“, sagt<br />

Fischer.<br />

Politik muss endlich<br />

aufwachen!<br />

„Das zeigt ganz<br />

klar, dass Kampagnen<br />

des Landes<br />

OÖ und der Stadt<br />

Linz wie ‚Kumm<br />

steig um‘ und ‚Auf<br />

die Plätze, fertig,<br />

Linz!‘ nur leere<br />

Worthülsen sind. Wenn das<br />

Bewusstsein fehlt, dass baulich<br />

getrennte Radweginfrastruktur<br />

im Sicherheitsinteresse aller<br />

Verkehrsteilnehmerinnen und<br />

-teilnehmer ist, dann wird es<br />

nie echte Lösungen geben.<br />

Die Klimaziele werden wir ohne<br />

Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel<br />

nie erreichen<br />

können. Die Politik muss endlich<br />

Aufwachen und vom ständigen<br />

Ankündigen von Klimaschutzmaßnahmen<br />

ins echte<br />

Handeln kommen“, ist Fischer<br />

überzeugt.<br />

Statt der grünen direkten Wegführung sind künftig steile<br />

Umwege für RadfahrerInnen und FußgängerInnen vorgesehen!<br />

(Planmontage: Radlobby OÖ)


Neustadtviertel<br />

10<br />

„Verkehrsberuhigung im Neustadtviertel<br />

ist machbar – wenn man will!“<br />

Die Bürgerinitiative „Lebenswerter<br />

Hessenplatz und Umgebung“<br />

kämpft für eine Verkehrsberuhigung<br />

des lärm- und abgasgeplagten<br />

Neustadtviertels. Am 9. Juli<br />

gab die Bürgerinitiative mit einem<br />

Straßenfest auf der Bismarckstraße<br />

zumindest für einige Stunden den<br />

BewohnerInnen Ruhe und Lebensqualität<br />

in diesem Viertel zurück.<br />

<strong>SOLiNZ</strong> sprach mit Werner Hudelist,<br />

Obmann der Bürgerinitiative.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Das Straßenfest<br />

der Bürgerinitiative am<br />

9. Juli in der Bismarckstraße<br />

war mit knapp 300 BesucherInnen<br />

ein voller Erfolg.<br />

Worauf wollt ihr mit dieser<br />

Aktion hinweisen?<br />

Werner Hudelist: Dass so<br />

viele Menschen die Gelegenheit<br />

einer autofreien Bismarckstraße<br />

nutzen würden, hatte ich wirklich<br />

nicht erwartet. Das Straßenfest<br />

hat jetzt deutlich gezeigt, wie<br />

groß mittlerweile der Leidensdruck<br />

in der Bevölkerung ist<br />

und wie sehr sich die Menschen<br />

nach einer Verkehrsberuhigung<br />

im Neustadtviertel sehnen.<br />

Konkret war das „Straßenfest-Bismarckstraße“<br />

eine Art<br />

Feldversuch. Wir wollten mit der<br />

Aktion gemeinsam mit Gewerbebetrieben<br />

vor Ort aufzeigen,<br />

dass in den Abendstunden eine<br />

autofreie Bismarckstraße und<br />

damit verbunden eine Durchfahrtssperre<br />

in der südlichen<br />

Landstraße möglich ist und<br />

dass dadurch auch weite Teile<br />

im Stadtteil beruhigt werden<br />

können. Ich denke, das ist uns<br />

auch gelungen. Denn der sonst<br />

übliche, lautstarke Spaßverkehr<br />

fand auch auf anderen Strecken<br />

im Neustadtviertel nicht statt.<br />

Quod erat demonstrandum!<br />

Erfreulich war, dass seitens<br />

Verkehrspolizei bestätigt wurde,<br />

dass es zu keinen größeren<br />

Verkehrsbeeinträchtigungen<br />

gekommen ist. Sprich, eine<br />

Verkehrsberuhigung im Neustadtviertel<br />

ist machbar – wenn<br />

man will.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Was sind eure Forderungen<br />

für das Neustadtviertel?<br />

Werner Hudelist: Unsere<br />

Forderungen sind seit Jahren<br />

klar. Da sogenannte „Autoposer“<br />

unser Viertel seit Jahren für<br />

lautstarke und rasante Fahrten in<br />

den Abend- und Nachstunden<br />

nutzen, fordern wir die Umsetzung<br />

von Maßnahmen, die diese<br />

Spaßfahrten verhindern, die unseren<br />

Stadtteil wieder beruhigen<br />

und erwarten uns, dass dadurch<br />

endlich auch der sanften Mobilität<br />

und den Menschen mehr<br />

Platz geboten werden kann.<br />

„Wir wollten mit der Aktion gemeinsam mit Gewerbebetrieben vor Ort aufzeigen,<br />

dass in den Abendstunden eine autofreie Bismarckstraße und damit<br />

verbunden eine Durchfahrtssperre in der südlichen Landstraße möglich ist<br />

und dass dadurch auch weite Teile im Stadtteil beruhigt werden können.“<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Im Linzer Gemeinderat<br />

wurde Ende Mai ein<br />

Antrag zur Verkehrsberuhigung<br />

im Neustadtviertel<br />

beschlossen. Ein Hoffnungsschimmer?<br />

Erfolgreiches Straßenfest mit 300 BesucherInnen am 9. Juli<br />

in der Bismarckstraße.<br />

Werner Hudelist: Ein Hoffnungsschimmer?<br />

Auf jeden Fall!<br />

Nachdem das Phänomen der<br />

„Autoposer“ zuerst jahrelang<br />

ignoriert und dann kleingeredet<br />

wurde, sind wir hocherfreut,<br />

dass dieser Antrag jetzt einstimmig<br />

angenommen wurde und<br />

sich die Stadt endlich auch verantwortlich<br />

sieht. Denn bisher<br />

hieß es immer, „Die Stadt kann<br />

da nichts machen. Es ist nur ein<br />

Überwachungsproblem.“<br />

Allerdings haben mir die letzten<br />

fünf Jahre auch gezeigt, dass<br />

es manchmal sehr lange dauern<br />

kann, bis ein Beschluss tatsächlich<br />

umgesetzt wird bzw. dass oft<br />

sehr wenig vom Beschlossenen<br />

übrigbleibt. Und ich hoffe sehr,<br />

dass das angekündigte „nachhaltige<br />

Verkehrskonzept“ für<br />

das Neustadtviertel, das jetzt<br />

über die Sommermonate erarbeitet<br />

werden soll, nicht nur<br />

dem Wahlkampf geschuldet ist<br />

und dann nach der Wahl in einer<br />

Schublade weiterschlummert.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Gibt es schon Pläne<br />

für die Weiterarbeit eurer<br />

Bürgerinitiative?<br />

Werner Hudelist: Das Straßenfest<br />

war der Auftakt unserer<br />

„Aktion Verkehrsberuhigung<br />

Neustadtviertel“. Solange von<br />

der Stadt Linz keine Maßnahmen<br />

gesetzt werden, solange<br />

im Neustadtviertel keine weiträumige<br />

Verkehrsberuhigung<br />

spürbar ist, werden und müssen<br />

wir mit unseren Aktionen<br />

weitermachen.<br />

Aber jetzt hoffen wir einmal<br />

auf ein mutiges, innovatives,<br />

„nachhaltiges Verkehrskonzept“<br />

und freuen uns auf eine rasche<br />

Umsetzung!<br />

Kontakt:<br />

https://www.facebook.com/<br />

Buergerinitiative.Hessenplatz/


11<br />

Pöstlingberg<br />

Autobedingter<br />

Bauwahn am Pöstlingberg<br />

Österreich ist weit von einer<br />

nachhaltigen Flächennutzung<br />

entfernt – dennoch<br />

wird aktuell auch am<br />

Pöstlingberg großflächig<br />

gebaut. Anstelle des alten<br />

Spars wird auf einer Grünfläche<br />

ein viermal größerer<br />

Eurospar mit Tiefgarage<br />

errichtet (1).<br />

Sicher ist gegen Nahversorger<br />

nichts einzuwenden,<br />

und bei weitem nicht jeder und<br />

jede kann ohne Auto kommen.<br />

Fraglich ist jedoch, ob es in der<br />

umliegenden Gegend Bedarf<br />

für einen 6000 m² großen Supermarkt<br />

gibt. Es scheint, dass<br />

PendlerInnen als auch Menschen<br />

aus umliegenden Orten<br />

angelockt werden sollen. Weiters<br />

stellt sich unmittelbar die<br />

Frage, ob es nicht eine alternative<br />

Fläche für einen bedarfsgerechten<br />

Neubau gegeben<br />

hätte. Wo jetzt der Bau voll im<br />

Gange ist und Bagger und der<br />

Aushub zusätzlichen Platz verschlingt,<br />

standen einst auch einige<br />

Bäume, die den Arbeiten<br />

zum Opfer fielen.<br />

Flächenfraß am Pöstlingberg:<br />

Viermal größeres Kaufhaus mit fußballfeldgroßer Tiefgarage mitten im Grüngürtel<br />

5-mal mehr versiegelt als<br />

nachhaltig<br />

Genau genommen werden<br />

bundesweit regelmäßig ca.<br />

fünfmal so viele Flächen neu<br />

versiegelt als mit einer nachhaltigen<br />

Bodennutzung vereinbar<br />

wäre – und die Tendenz war<br />

fortlaufend steigend. [2] Die<br />

Folgen sind unter anderem<br />

Verlust an landwirtschaftlichen<br />

Flächen, Veränderung des Mikroklimas,<br />

da die Wärme reflektiert<br />

statt absorbiert wird,<br />

und Schädigung des Ökosystems.<br />

Gerade angesichts der<br />

klimabedingten Zunahme an<br />

Hitzetagen sind wir auf intakte<br />

Grünflächen mehr denn je angewiesen.<br />

Fußballfeldgroße Tiefgarage<br />

Es ist natürlich ein bekanntes<br />

Phänomen, dass aufgrund der<br />

vielfachen Autonutzung und<br />

des Mangels an Alternativen<br />

die Strecken zunehmend größer<br />

werden. Anstatt des Nahversorger<br />

im Ortszentrum ist<br />

es möglich geworden (und für<br />

die Betreiber deutlich günstiger),<br />

Supermärkte am Ortsrand<br />

beziehungsweise eben in<br />

ursprünglichem Grüngebiet zu<br />

errichten. Das alles sind Folgen<br />

einer autozentrierten Planungsweise,<br />

die nur systematisch zu<br />

überwinden sind. Im konkreten<br />

Falle wäre aber, selten genug,<br />

zumindest eine Haltestelle einer<br />

vielfrequentierten Buslinie<br />

in unmittelbarer Nähe. Das hat<br />

der Idee einer fußballfeldgroßen<br />

Tiefgarage aber keinen<br />

Abbruch getan (siehe erster<br />

Link).<br />

Drei neue Luxus-Betonklötze<br />

Ein weiterer Aspekt: Seit län-<br />

gerem gibt es am Pöstlingberg,<br />

wie auch anderswo, einen<br />

Hang zum sprichwörtlichen Zubetonieren.<br />

Man denke an den<br />

„Dreiklang“, die Luxuswohnungen<br />

in der Nähe des Tiergartens,<br />

von denen immer noch<br />

einige Einheiten leerstehen.<br />

Unlängst hätte auch am Tabergerweg<br />

ein großes Wohnhaus<br />

errichtet werden sollen, was<br />

jedoch aufgrund der Initiative<br />

„Pro Pöstlingberg“ gestoppt<br />

wurde. (3) Die Folge wäre<br />

gewesen, dass auch andere<br />

Bauträger großflächig bauen<br />

hätten dürfen. Doch wie das<br />

Beispiel des Eurospars zeigt,<br />

gelingt es Betonmonstern immer<br />

noch, selbst in Zeiten der<br />

Klimakrise, durchzukommen.<br />

Dazu passend: Direkt gegenüber<br />

der Baustelle werden unter<br />

dem Schlagwort „Wohnen<br />

im Obstgarten“ drei Wohnklötze<br />

angedacht, die mit einem<br />

Preis von 540.000 bis 800.000<br />

Euro pro Wohnung ebenso<br />

keineswegs einen dringenden<br />

Bedarf decken werden. [4] Geworben<br />

wird dabei außerdem<br />

mit der zugehörigen „XXL-Tiefgarage“.<br />

Klar ist, dass mit solchen<br />

Konzepten auch weitere<br />

Verkehrsprobleme vorherbestimmt<br />

sind.<br />

Was wir brauchen – angesichts<br />

der sozialen Fragen und<br />

der Klimakrise – sind lokale<br />

Versorger, ein konsequenter, an<br />

den Klima- und Umweltzielen<br />

orientierten Flächenplan, der<br />

Schutz des Grüngürtels sowie<br />

gute Anbindungen an das öffentliche<br />

Verkehrsnetz. Zumindest<br />

hinsichtlich des letzteren<br />

Punkt hat Pro Pöstlingberg einen<br />

weiteren Erfolg errungen:<br />

Der Takt der Pöstlingbergbahn<br />

wird laut Stadt Linz erhöht.<br />

Wir werden sehen, ob dieses<br />

Versprechen eingehalten wird.<br />

Die Initiativen zum Schutz des<br />

Grüngürtels werden sicher weitergehen<br />

müssen.<br />

Andreas Schütz<br />

[1] Supermarkt-Neubau am Pöstlingberg<br />

entfacht Raumordnungs-Debatte<br />

(tips.at)<br />

[2] Täglich werden 12,9 Hektar Boden<br />

neu verbaut (umweltbundesamt.at)<br />

[3] Tabergerweg: Hein stoppt neuen<br />

Bebauungsplan am Pöstlingberg - Linz<br />

(meinbezirk.at)<br />

[4] https://www.yumpu.com/de/document/read/64516092/folder-am-obstgarten


Linz Süd<br />

12<br />

Ostautobahn bedroht Schiltenberg<br />

Leben und Wohnen im Linzer Süden Teil 5<br />

Der Schiltenberg, einer der letzten naturbelassenen Wälder auf Linzer Gemeindegebiet, ist durch die geplante<br />

Ostautobahn bedroht<br />

Der Schiltenberg ist ein<br />

bewaldeter Hügel mit<br />

einer Höhe von 337 Metern<br />

im Süden von Linz, im Bezirk<br />

Ebelsberg. Er stellt geologisch<br />

den nördlichsten Ausläufer<br />

der Traun-Enns-Platte dar und<br />

besteht vorwiegend aus Molasse<br />

in der Basis und darüber<br />

eiszeitlichen Ablagerungen<br />

(Schotter und Lehme).<br />

Der Schiltenberg wird begrenzt<br />

von:<br />

• südlich: der West Autobahn<br />

(im Mönchgraben;<br />

dieser Bereich wird im<br />

Verkehrsfunk „Ebelsberger<br />

Berg“ genannt<br />

• nördlich/östlich: der B 1<br />

Wiener Straße<br />

• westlich: der Florianer<br />

Straße sowie der Siedlung<br />

Ennsfeld<br />

Der Schiltenberg ist durch die geplante Trasse der Ostautobahn bedroht.<br />

Bild BI Ostautobahn_Schiltenberg<br />

Über den Schiltenberg führt<br />

die Schiltenbergstraße.<br />

Erholungsraum für Menschen<br />

Der Schiltenberg ist einer der<br />

letzten natürlichen und naturbelasseneren<br />

Wälder auf Linzer Gemeindegebiet.<br />

Der Erholungswert<br />

in diesem von Siedlungen<br />

umrahmten Waldstück hat sich<br />

gerade in der Corona-Pandemie<br />

als äußerst wertvoll für die nicht<br />

nur ortsansässige Bevölkerung<br />

gezeigt.<br />

Der Schiltenbergwald in<br />

Ebelsberg ist, neben dem Schachenwald<br />

bei Kremsmünster<br />

und dem Hametwald bei Sierning<br />

sowie dem Forstholz bei<br />

St. Florian, eine der größten<br />

geschlossenen Waldflächen im<br />

Zentralraum rund um Linz. Seine<br />

Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion<br />

für die Bewohner:innen im<br />

Nahbereich des Linzer Südens<br />

ist unbestritten.<br />

Ein Tipp für Insider ist die 3,3<br />

Kilometer lange Laufstrecke der<br />

Linz AG, welche durch zahlreiche<br />

Hobbysportler:innen (nicht<br />

nur aus dem nahen Umkreis) genutzt<br />

wird. Die Laufstrecke führt<br />

quer durch den Schiltenberg<br />

und ist auch für ungeübtere Läufer:innen<br />

geeignet.<br />

Lebensraum gefährdeter Arten<br />

Doch dieses siedlungsnahe<br />

Waldgebiet ist durch die ge-<br />

plante Trassenführung der sogenannten<br />

„Ostautobahn“ gefährdet.<br />

Die Waldfläche unterliegt<br />

jetzt zwar schon den Bestimmungen<br />

des Forstgesetzes (z.B.<br />

sind Rodungen bewilligungspflichtig)<br />

und auch der wertvolle<br />

Bestand an seltener Fauna und<br />

Flora in diesem siedlungsnahen<br />

Gebiet zeigt, wie wertvoll, erhaltens-<br />

und schützenswert dieses<br />

Gebiet ist.<br />

So befinden sich u.a. seltene,<br />

teils geschützte sowie gefährdete<br />

Schmetterlingsarten wie der<br />

Kaisermantel (Argynnis paphia),<br />

der Schwalbenschwanz (Papilio<br />

machaon) sowie der wunderschöne<br />

kleine Eisvogel (Limenitis<br />

camilla) in diesem Bereich<br />

wieder.<br />

Regional seltenere und gefährdetere<br />

Bäume und Pflanzen<br />

wie Bergahorn, Winterlinde,<br />

Silberpappel, Wiesensalbei,<br />

Großblütige Braunelle, Hügel-Vergissmeinnicht,<br />

Genfer<br />

Günsel, Hain-Wachtelweizen,<br />

Weichhaariger Hohlzahn sind<br />

hier zu finden. Der Naturschutzbund<br />

betreibt am Schiltenberg<br />

sogar ein eigenes Amphibiengewässer.<br />

Auf Initiative der Naturschutzbund-Stadtgruppe<br />

Linz<br />

und in Zusammenarbeit mit<br />

der Naturkundlichen Station<br />

Linz und dem Tiefbauamt Linz<br />

wurden neue Laichgewässer<br />

für die Amphibien im Schiltenbergwald<br />

in Linz-Ebelsberg mit<br />

Unterstützung von ehrenamtlichen<br />

Naturschutzbund-Mitarbeiter:innen<br />

geschaffen.<br />

Auch weist der Wald zahlreiche<br />

geschützte Vogelarten auf,<br />

die ua. durch den Ornithologen<br />

Herbert Rubenser durch seine<br />

Bestandsaufnahmen bestätigt<br />

wurden. So sind ua. Fitis, Goldammer,<br />

Kleiber, Kernbeisser,<br />

Mönchsgrasmücke, Sommergoldhähnchen,<br />

Tannenhäher,<br />

Sumpfmeise, Waldbaumläufer<br />

und Zilpzalp vorzufinden.<br />

Schiltenberg unter Schutz<br />

stellen!


13 Linz Süd<br />

>>Lokalaugenschein - Trassenwanderung Ostautobahn<br />

Treffpunkt: Samstag, 4.9.<strong>2021</strong>, 12:30 Uhr, am Solar City Lunaplatz.<br />

Dauer ca. 2,5 Stunden, entlang der Trasse der geplanten Ostautobahn<br />

im Linzer Süden (vom „Traunspitz“ bis zum Schiltenberg).<br />

Die aktuelle Bedrohung<br />

einer großflächigen<br />

Zerstörung des<br />

Schiltenbergwaldes<br />

durch die geplante Trassenführung<br />

der sogenannten<br />

Ostautobahn<br />

kann durch eine nachhaltige<br />

Inschutzstellung des<br />

Schiltenberges und der<br />

Unterstützung der Linzer<br />

Volksbefragung gegen<br />

die Ostautobahn verhindert<br />

werden (Bild BI Ostautobahn_Schiltenberg).<br />

Darum schützen wir<br />

das Naherholungsgebiet<br />

Schiltenberg und sorgen<br />

wir dafür, dass auch unsere<br />

Nachkommen diese<br />

seltene Fauna und Flora<br />

so stadtnah genießen<br />

und bewundern können!<br />

Auch Heinz Mitter<br />

(1991, Konsulent für<br />

Wissenschaft der OÖ Landesregierung<br />

und Leiter der Entomologischen<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

am Biologiezentrum des<br />

OÖ Landesmuseums) erachtet<br />

dieses Gebiet als besonders<br />

schutzwürdig (Ausgabe ÖKO-L<br />

4.1997).<br />

Schon 2014 wurde versucht<br />

das Gebiet beim Schiltenberg<br />

unter den besonderen Schutz<br />

des Natura 2000-Gebietes zu<br />

stellen. Doch trotz zahlreicher<br />

Auflistung der Faktenlage wurde<br />

dies bis dato noch nicht erreicht!<br />

Und so wird es weiterhin darum<br />

gehen, den Schiltenberg<br />

und seine besondere Fauna<br />

und Flora zu erhalten. Auch<br />

die neue Initiative zielt auf den<br />

Schutz dieses Gebietes ab und<br />

kann gerne unterstützt werden!<br />

Armin Kraml<br />

Um die u.a. namentlich genannten<br />

bedrohten Tier- und<br />

Pflanzenarten entsprechend<br />

nachhaltig zu schützen und um<br />

die Erholungsfunktion für alle<br />

erholungssuchenden Menschen<br />

sicherzustellen, sollte das gesamte<br />

Gebiet des Schiltenbergwaldes<br />

als Landschaftsschutzgebiet<br />

nach Natura 2000 und als<br />

Vogelschutzgebiet unter Schutz<br />

gestellt werden!<br />

Denn Österreich ist in der<br />

Ausweisung von Natura 2000<br />

sowie Vogelschutzgebieten und<br />

die Vogelschutzrichtlinie in der<br />

aktuellen Fassung der Richtlinie<br />

(2009/147/EG) im Rückstand.<br />

In Österreich, wo der Naturschutz<br />

auf Landesebene geregelt<br />

ist, müsste dies vom Mitglied<br />

der OÖ Landesregierung<br />

für Natur- und Landschaftssschutz<br />

gemacht werden.<br />

>>Hinweise zum Schiltenberg:<br />

• DER MÖNCHGRABEN VOR DEM BAU DER-AUTOBAHN<br />

• Neue Amphibienlaichgewässer im Schiltenbergwald, Linz<br />

• Vorhaben 2014 Naturschutzgebiet Schiltenberg<br />

• „Schützenswertes Schmetterlingshabitat Schiltenberger<br />

Wald“ von Franz Huebauer<br />

• Aktuelle Openpetition zum Schutz des Schiltenbergwaldes:<br />

„DER SCHILTENBERGWALD SOLL ALS LAND-<br />

SCHAFTSSCHUTZGEBIET GESCHÜTZT WERDEN!“<br />

St. Florian<br />

Rettet den Rodelberg!<br />

Die Bürgerinitiative "Rettet den Rodelberg! Für ein lebenswertes<br />

St. Florian" setzt sich dafür ein, den seit<br />

Generationen beliebten Rodelberg in der Ziegeleistraße in<br />

St. Florian bei Linz dauerhaft für die Nutzung durch die Allgemeinheit<br />

zu retten.<br />

Am Rodelberg soll eine große Wohnsiedlung errichtet<br />

werden. Darum starteten engagierte BürgerInnen diese Initiative.<br />

Die Ziele:<br />

• Erhalt des Rodelberges als Naherholungsgebiet<br />

• Sicherstellung von mehr Grünflächen und Lebensqualität<br />

im Ortsgebiet<br />

Am 18. Juni trafen sich über 50 Bürger und Bürgerinnen am Rodelberg. Mit Plakaten und einer Rodel zogen sie anschließend<br />

gemeinsam vom Rodelberg zum Gemeindeamt, um Bürgermeister Bernd Schützeneder und Amtsleiter Jakob Schreibmüller<br />

fast 900 Unterschriften für die Erhaltung des Rodelsberges und von Grünflächen zu übergeben. Bürgermeister Bernd Schützeneder<br />

und Amtsleiter Jakob Schreibmüller nahmen vier dicke Ordner entgegen. Außerdem wurde ein Antrag zur Behandlung<br />

der Causa im Gemeinderat übergeben.<br />

Kontakt: https://www.facebook.com/RettetDenRodelberg<br />

Unterstützungserklärung herunterladen: http://www.rettet-den-rodelberg.at/wp-content/uploads/<strong>2021</strong>/03/Erklaerung.pdf


Verkehr/Baumschutz<br />

14<br />

Probebetrieb autofreier<br />

Hauptplatz ist<br />

juristisch möglich<br />

Nach der Untersagung der mehrtägigen Versammlungen für einen autofreien Hauptplatz vergangenes Jahr gibt es<br />

jetzt einen Erfolg zu berichten: der eingebrachten Beschwerde gegen die Untersagung, verfasst von der Rechtsanwältin<br />

Dr. Julia Schürz, wurde vom Verfassungsgerichtshof stattgegeben.<br />

Die Landespolizei hatte, wie<br />

vielfach berichtet, damals<br />

mit der Begründung, dass eine<br />

mehrtägige Versammlung nicht<br />

mehr der Meinungskundgabe<br />

dienen würde, den von AUTOF-<br />

REItag initiierten „Probebetrieb“<br />

des autofreien Hauptplatzes<br />

mitten in der Aktionswoche untersagt.<br />

In erster Instanz vertrat<br />

selbst das Landesverwaltungsgericht<br />

noch diese Argumentation,<br />

die wohl auf einer Aussage<br />

des Juristen Prof. Mayrhofer aus<br />

einem Krone-Interview basiert.<br />

Durch das eben veröffentlichte<br />

Urteil ist eindeutig klargestellt<br />

geworden, dass das Grundrecht<br />

auf Versammlungsfreiheit so einfach<br />

eben gerade nicht eingeschränkt<br />

werden darf.<br />

Nicht nur sieht das Versammlungsrecht<br />

keinen Passus für eine<br />

„Grenzen“ der Meinungskundgabe<br />

vor (im Urteilstext wird<br />

diese vermeintliche Begründung<br />

schlicht als irrelevant zurückgewiesen).<br />

Es sich mit der Untersagung<br />

so einfach zu machen, widerspricht<br />

auch der Anforderung,<br />

die Interessen der Anmelder angemessen<br />

in Betracht zu ziehen.<br />

Eindeutig geklärt wird im Urteil<br />

auch, dass die Aktionen nicht auf<br />

andere Flächen „ausweichen“<br />

hätten können, da für diese gerade<br />

der Hauptplatz symbolisch<br />

wichtig war. Ein „Probebetrieb“,<br />

wie damals geplant, ist rechtlich<br />

also eindeutig möglich.<br />

Widerlegt ist damit auch die<br />

Aussage von Vertretern der<br />

Stadtregierung, die Aktionswoche<br />

für den autofreien Hauptplatz<br />

hätte „einen Missbrauch<br />

der Versammlungsfreiheit“ dargestellt.<br />

Nach wie vor stellt sich<br />

natürlich die Frage, wodurch die<br />

Landespolizei, die in der Vorbesprechung<br />

keine grundlegenden<br />

Einwände gegen die Versammlungen<br />

vorgebracht hatte,<br />

motiviert war, letztlich das unbegründete<br />

Verbot auszusprechen.<br />

Dass von Stadtregierung oder<br />

den Medien (in Verbindung mit<br />

der geschilderten, rechtlich falschen<br />

Aussage) Druck aufgebaut<br />

worden war, liegt auf der Hand.<br />

Interessant am Verfahren<br />

selbst ist, dass in den Akten ein<br />

grober Widerspruch enthalten<br />

war. Einerseits fand sich darin die<br />

Behauptung, es wäre nicht etwa<br />

ein großflächiger Stau gewesen,<br />

der die Untersagung begründet<br />

hätte. Andererseits urteilte das<br />

Landesverwaltungsgericht unter<br />

anderem auch unter Berufung<br />

auf angebliche Verkehrsbeeinträchtigungen.<br />

Verein Altstadt neu: Konzept<br />

für autofreien Hauptplatz<br />

Dass der autofreie Hauptplatz<br />

kein Verkehrsproblem,<br />

dafür aber eine Chance auf<br />

eine lebendige, zukunftsfähige<br />

Innenstadt ist, sehen viele AnrainerInnen<br />

genauso. Der Verein<br />

Altstadt neu hat ein neues<br />

Konzept entworfen, in welchem<br />

verschiedene Aspekte eines autofreien<br />

Hauptplatz dargestellt<br />

werden Zentral ist dabei die<br />

Idee, dass Menschen sich zu Fuß<br />

durch das Zentrum bewegen,<br />

in Kontakt kommen und „die<br />

Stadt fühlen“ können. Unter<br />

dieses Motto reihen denn auch<br />

verschiedene vergangene und<br />

kommende Veranstaltungen, die<br />

üblicherweise nur mit einem autofreien<br />

Hauptplatz erst möglich<br />

sind. Mit dieser Motivation und<br />

dem juristischen Erfolg gibt es<br />

keinen Zweifel: Es wird sich noch<br />

einiges bewegen!<br />

Andreas Schütz<br />

Untere Donaulände:<br />

„Verkehrspolitischer Dilettantismus“<br />

D<br />

urch eine Baumbesetzungsaktion<br />

bei der Unteren Donaulände<br />

konnten AktivistInnen am 26. und 27.<br />

Juli zwar die Fällung von vier Bäumen<br />

etwas verzögern, jedoch nicht verhindern.<br />

Die bis zu 55 Jahre alten Eichen wurden umgeschnitten, weil die Stadt<br />

Linz die Busbucht bei der Unteren Donaulände verbreitern und verlängern will,<br />

damit der Autoverkehr mehr Platz bekommt. Auf der Strecke bleiben dadurch<br />

nicht nur vier Bäume, sondern auch der Rad- und Fußverkehr. Denn der bisher<br />

getrennte Fuß- und Zweirichtungs-Radweg (insgesamt 4,50 Meter breit) soll<br />

zusammengelegt und auf 2,70 Meter verschmälert werden.<br />

Die Linzer Baumrettungsinitiative kritisiert den „verkehrspolitischen Dilettantismus“<br />

der Linzer Stadtpolitik: Denn die Vertiefung der Busbucht um rd. 30<br />

cm würde für den geplanten Zweck, Autos leichter bei den haltenden Bussen<br />

passieren zu lassen, vollauf genügen. Dafür müsste kein einziger Baum gefällt<br />

und weder Radfahren noch Fußgehen in diesem Abschnitt beeinträchtigt<br />

werden. Architekt Günther Eberhardt weist außerdem auf die grundsätzliche<br />

Problematik hin: „Die Donaulände als Zubringertangente zu den vier Brücken ist in keiner Weise, weder verkehrstechnisch noch städtebaulich,<br />

so erweiterbar, dass die Stau nicht weiter zunehmen. Die einzige Alternative ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs mit<br />

einem funktionierenden Park and Ride-System.“


15 Best Practice Verkehr: Utrecht<br />

Wasser und Grün statt Asphalt und Abgase<br />

Utrecht korrigiert einen historischen<br />

städtebaulichen<br />

Fehler<br />

Die von den Römern gegründete<br />

niederländische<br />

Stadt Utrecht, feierte 2020<br />

die Korrektur eines, aus heutiger<br />

Sicht, historischen Fehlers.<br />

Mehr als 40 Jahre nachdem Teile<br />

des Kanals, der die Altstadt<br />

von Utrecht umschloss, in den<br />

1970er-Jahren für eine 12-spurige<br />

Autobahn zubetoniert wurde,<br />

konnten die UtrechterInnen<br />

die Wiederherstellung ihres 900<br />

Jahre alten, 6km langen, Wassergrabens<br />

feiern.<br />

1960er: 12-spurige Autobahn<br />

In den 1960er Jahren sah man<br />

den Bau einer Autobahn und<br />

die Verbetonierung des Kanals<br />

als Modernisierung des Bahnhofsbereichs<br />

an. „Der Verkehr<br />

hatte enorm zugenommen“,<br />

sagt René de Kam, Kurator für<br />

Stadtgeschichte am Centraal<br />

Museum in Utrecht, zu der einstigen<br />

Entscheidung, den Kanal zu<br />

verbetonieren. „Es gab eine Art<br />

Ring um die Stadt, nämlich den<br />

Kanal. Es war sehr verlockend<br />

zu denken: Was wäre, wenn wir<br />

ihn einfach asphaltieren? Dann<br />

ist das Verkehrsproblem gelöst.<br />

Das Einkaufsherz der Niederlande<br />

soll mit dem Auto gut erreichbar<br />

sein, dachten sie.“<br />

Bereits in der Planungsphase<br />

der Autobahn gab es heftigen<br />

Widerstand der Anwohner gegen<br />

das Projekt der Stadtregierung.<br />

Dies führte dazu, dass die<br />

nationale Regierung intervenierte<br />

und die erste Kabinettsministerin<br />

der Niederlande, den<br />

Utrecht gestern: Stadtgraben verbetoniert für Autobahn<br />

Utrecht heute: Naherholungsgebiet beim wiederhergestellten Kanal im Stadtgraben<br />

größten Teil des ehemaligen<br />

Stadtgrabens zum Denkmal erklärte<br />

und so den historischen<br />

Kanalring vor der totalen Zerstörung<br />

rettete. Dennoch hielt<br />

der Stadtrat an den Plänen fest<br />

und die Autobahn wurde gebaut,<br />

jedoch nur die Nordhälfte<br />

des Westteils der Ringstraße.<br />

Der geschlossene Kanal im Norden<br />

wurde zum Parkplatz.<br />

2002: Referendum für Wiederaufbau<br />

des Kanalrings<br />

Die Menschen wehrten sich<br />

weiter, sie forderten die Wiederherstellung<br />

der Lebensqualität<br />

im historischen Stadtzentrum.<br />

Eine Gruppe namens „Utrecht<br />

weer omsingel“ (Utrecht wieder<br />

von seinem Stadtgraben umgeben)<br />

erreichte schließlich, dass<br />

der Stadtrat den Parkplatz im<br />

Norden rückzubauen ließ und in<br />

eine Wasserfläche verwandelte.<br />

Als die Utrechter sahen, was sie<br />

erreichen konnten, stimmten sie<br />

2002 in einem Referendum für<br />

den Wiederaufbau des gesamten<br />

Kanalrings.<br />

Die 92-jährige Joan Vermeulen<br />

die seit Anfang der 1960er<br />

Jahre gegen die Verbauung<br />

kämpfte, sagte einem Reporter:<br />

„Auch wenn es nicht so schön<br />

ist, wie es war, macht mich die<br />

Rückkehr zufrieden. Am Ende<br />

haben sie gemerkt, dass ihr<br />

Weg nicht der beste war.“ Ben<br />

Nijssen (71) war 1990 einer der<br />

Initiatoren der Protestgruppe.<br />

Er sagte: „Damals wählten sie<br />

Asphalt, um das Auto in die<br />

Innenstadt zu bringen. Jetzt<br />

ist es umgekehrt. Als Anwohner<br />

plädierten wir dafür, diesen<br />

Fehler aus der Vergangenheit<br />

zu korrigieren. Dass dieser Tag<br />

gekommen ist, bewegt mich.<br />

Der nächste Schritt besteht darin,<br />

die Dinge grüner zu machen,<br />

damit alles noch schöner wird.“<br />

Beherzter, ausdauernder<br />

Einsatz machte es möglich!<br />

Beherzter, ausdauernder<br />

Einsatz von BürgerInnen, aber<br />

auch verkehrs- und umweltpolitisches<br />

Umdenken und Umhandeln,<br />

führte letztendlich<br />

zum Rückbau der Autobahn.<br />

Die historische Altstadt ist heute<br />

wieder von Wasser und Grün<br />

umgeben und nicht von Asphalt<br />

und Abgasen.<br />

Wie in vielen anderen niederländischen<br />

Städten ist Utrechts<br />

Innenstadt heute autofrei.<br />

Durch Rückbauten wurden<br />

Flächen, die dem Autoverkehr<br />

dienten, frei für andere Mobilitätsformen<br />

(öffentlichem Verkehr,<br />

Rad- und Fußverkehr).<br />

Außerdem entstand Platz für<br />

Straßencafés, Sitzgelegenheiten,<br />

Grün, Wasser und beim<br />

Bahnhof Utrecht für den größten<br />

Fahrradpark der Welt, der<br />

12.500 Fahrräder fasst.<br />

Eveline Steinbacher<br />

https://www.theguardian.com<br />

https://bicycledutch.wordpress.com


Arbeit/Soziales<br />

16<br />

Pflege als privates Hobby?<br />

Wird ein Angehöriger pflegebedürftig, stellt das Familienangehörige in Österreich oftmals vor gewaltige Probleme.<br />

Verschärft wird das, wenn der Pflegebedürftige dement und der pflegende Angehörige arbeitslos ist. Statt einen fair<br />

bezahlten Arbeitsplatz für den pflegenden Angehörigen zu schaffen, tritt bürokratische Schikane auf Kosten des Pflegenden<br />

und des Pflegebedürftigen. <strong>SOLiNZ</strong> sprach mit einem Betroffenen, der namentlich nicht genannt werden will.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Du pflegst gemeinsam<br />

mit deiner Mutter<br />

deinen Vater, der an Demenz<br />

erkrankt ist. Was sind die<br />

besonderen Herausforderungen<br />

bei der Pflege von Demenzerkrankten?<br />

Die wechselnden Wesensveränderungen,<br />

die mannigfaltigen<br />

Probleme passen einfach<br />

nicht in die Schubladen, in die<br />

alles auch durch die verschiedenen<br />

Budgetkürzungen immer<br />

mehr passen muss.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Welche Erfahrung<br />

hast du bei der Anerkennung<br />

von Pflegestufen bei<br />

Demenz gemacht?<br />

Da die Erkrankten natürlich<br />

versuchen, vor offiziellen Personen,<br />

wie Ärztinnen ihre Würde<br />

zu bewahren, fallen deren Einstufungen<br />

extrem unterschiedlich<br />

aus. Vor allem die, die wenig<br />

(oder gar keine - ja das gibts!)<br />

Zeit mit den Erkankten verbringen,<br />

schreiben gern, dass eh<br />

(fast) alles passt! Aber dieses<br />

kranke System erlaubt den Angehörigen<br />

oder Nachbarn nicht<br />

einmal, als ZeugInnen im Verfahren<br />

aufzutreten. So wird mensch<br />

völlig zum Passagier im Gutachterinnen-Streit!<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Du bist derzeit Notstandshilfenbezieher.<br />

Du<br />

musst, um die Notstandshilfe<br />

behalten zu können, dem<br />

Arbeitsmarkt zur Verfügung<br />

stehen. Lässt sich das mit<br />

der notwendigen Pflege deines<br />

Vaters vereinbaren?<br />

Naja, ich sage JA und konnte<br />

das über 2 Wochen zeigen!<br />

Trotzdem sagt das AMS NEIN,<br />

weil ich ja nicht jede ungeeignete<br />

40-Stunden(Schicht)-Arbeit<br />

annehmen kann. Um mich aus<br />

der Statistik - und damit in die<br />

komplette Mittellosigkeit (auch<br />

ohne Sozialhilfe) zu drängen -<br />

wird mir ständig unterstellt, dass<br />

ich auf Kosten der Behörden<br />

mein privates Hobby betreibe!<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Das heißt, das AMS<br />

nimmt keine Rücksicht darauf,<br />

dass einerseits das<br />

Pflegegeld nicht reicht, um<br />

jemanden die Pflege eines<br />

Demenzerkrankten finanzieren<br />

zu können und andererseits<br />

diese Pflege so viel Zeit<br />

Thema: Elternkarenz<br />

Als Mutter oder Vater haben<br />

sie den Anspruch<br />

auf Karenz. Diese beginnt nach<br />

Ende der Mutterschutzfrist (in<br />

der Regel Acht-Wochen-Frist<br />

nach der Geburt des Kindes).<br />

Diese Karenz kann zwischen<br />

den Eltern geteilt werden Und<br />

zwar 2-mal und ein Teil dieser<br />

Karenz muss mindestens<br />

2 Monate dauern. Besonders<br />

wichtig ist, dass man hier den<br />

Arbeitgeber schriftlich davon<br />

informiert und die Meldefristen<br />

dazu einhält.<br />

Der arbeitsrechtliche Kündigungs-<br />

und Entlassungsschutz<br />

dauert bis zum Tag vor dem<br />

2.Geburtstag des Kindes. Will<br />

man darüber hinaus in Karenz<br />

gehen, so bedarf es einer Ver-<br />

benötigt, dass es nicht mehr<br />

möglich ist, dem Arbeitsmarkt<br />

im vollen Umfang zur<br />

Verfügung zu stehen?<br />

So ist es. Die Sozialhilfe nimmt<br />

darauf übrigens genauso wenig<br />

Rücksicht!<br />

einbarung mit dem Arbeitgeber.<br />

In dieser Zeit bekommt<br />

man anstatt des Lohnes bzw.<br />

Gehaltes ein Kinderbetreuungsgeld.<br />

Welche Möglichkeiten gibt es,<br />

um sein Kind zu betreuen?<br />

• Karenz<br />

• Karenzteilung zwischen Vater<br />

und Mutter<br />

• Überlappende Inanspruchnahme<br />

in der Dauer eines<br />

Monats anlässlich des<br />

Wechsels der Betreuung<br />

von einem Elternteil zum<br />

anderen<br />

• Aufgeschobene Karenz<br />

• Verhinderungskarenz<br />

• Elternteilzeit (Teilzeitarbeit)<br />

prekären Situation zu befreien?<br />

Es gibt zu viele zuständige<br />

Stellen, aber zu wenig Hilfe, weil<br />

jede als Einzel-Bürokratie die<br />

Verantwortung für das Problem<br />

weiter im Kreis schiebt. Da kommen<br />

vor allem die weiter, die es<br />

sich richten können. Deshalb:<br />

Ein radikales Streichen von Behörden,<br />

Vereinen, Anlaufstellen,<br />

Stiftungen...! Stattdessen eine<br />

Organisation, die komplett verantwortlich<br />

ist für die Pflege mit<br />

EINER Person als Casemanagerin,<br />

die dann natürlich auch die<br />

Mittel für eine effektive Betreuung<br />

nach Mindestlohn hat!<br />

>>HINWEISE:<br />

• Solidarwerkstatt-Falter<br />

„Pflege in die Sozialversicherung“<br />

zum Download.<br />

• Werkstatt-Radio: Pflege<br />

in die Sozialversicherung<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Was müsste deiner<br />

Meinung nach geschehen,<br />

um die Pflege aus dieser<br />

§<br />

„Alles was Recht ist!“<br />

von Armin Kraml<br />

Wer hat Anspruch auf Karenz?<br />

• Dienstnehmer:innen<br />

• Heimarbeiter:innen<br />

• Beamte und Vertragsbedienstete<br />

des Bundes<br />

und des Landes<br />

Die Mutter bzw. der Vater<br />

muss dabei mit dem Kind im<br />

gemeinsamen Haus halt leben.<br />

Kein Anspruch auf Karenz haben<br />

freie Dienstnehmer:innen.<br />

Eingehende und genauerer<br />

Infos zu Anrechnungszeiten,<br />

Kranken- und Pensionsversicherung,<br />

Sonderzahlungen erhältst<br />

du bei der Arbeiterkammer<br />

sowie Betriebsrät:innen<br />

und Gewerkschaft<br />

Broschüren hier zum Download


17 Arbeit/Soziales<br />

Recht haben und Recht bekommen<br />

ist auch eine Frage der Macht<br />

Erfahrungen von Laienrichter<br />

Hans Linsmaier, eh.<br />

Betriebsrats-Vorsitzender<br />

voestalpine<br />

Bis Ende 2022 bin ich noch<br />

fachkundlicher Laienrichter<br />

am Arbeits- und Sozialgericht<br />

in Steyr. Als Betroffener (zwei<br />

Entlassungsprozesse als Betriebsrat<br />

in der voestalpine) und<br />

nun schon in der 2. Periode Laienrichter<br />

habe ich beide Seiten<br />

gut kennengelernt. Laienrichter<br />

kann man in der Pension auch<br />

sein, bis die Funktionsperiode<br />

ausgelaufen ist. Eine Funktionsperiode<br />

dauert fünf Jahre. Die<br />

Fraktionen in der jeweiligen<br />

Arbeiterkammer nominieren in<br />

Abhängigkeit des Arbeiterkammerwahlergebnisses<br />

die Laienrichter.<br />

Der Richtersenat am<br />

Arbeits- und Sozialgericht setzt<br />

sich aus einem Richter und zwei<br />

Laienrichter zusammen. Jeweils<br />

einer von der Arbeitgeberseite<br />

und einer von der Arbeitnehmerseite.<br />

Für mich ist es jetzt in<br />

der Pension eine sehr interessante<br />

Tätigkeit.<br />

Sehr betroffen macht mich<br />

immer wieder, wenn bei Klagen<br />

um vorzeitige Pension diese<br />

abgewiesen wird. Die Begründung:<br />

„Es gibt Arbeitsplätze in<br />

Österreich, die der Betroffene<br />

machen kann“, egal wo und<br />

egal wie realistisch dies im konkreten<br />

Fall ist. Auch die Richter<br />

Hans Linsmaier, fachkundiger<br />

Laienrichter am Arbeitsund<br />

Sozialgericht Steyr: „Bei<br />

manchen tut dir so richtig das<br />

Herz weh, wie schlecht es ihnen<br />

geht, und sie doch nicht<br />

in die Pension gehen können.“<br />

tun sich oft schwer, wenn sie<br />

Anträge abweisen müssen,<br />

weil die Rechtslage so ist. Bei<br />

manchen tut dir so richtig das<br />

Herz weh, wie schlecht es ihnen<br />

geht, und sie doch nicht<br />

in die Pension gehen können.<br />

Die meisten Urteile werden<br />

einstimmig gefasst. Bei meinen<br />

Entscheidungen bei Urteilen<br />

gilt das Motto „Was es wiegt,<br />

das hat´s“.<br />

Einmal habe ich bei einer Entlassung<br />

dafür gestimmt, weil<br />

sich der Beklagte unmenschlich<br />

verhalten hat. Ein einziges Mal<br />

habe ich bis jetzt dagegen gestimmt<br />

bei einer Entlassung. Die<br />

Arbeiterkammer hat den Kläger<br />

unterstützt. Doch das Urteil wurde<br />

auch vom Obersten Gerichtshof<br />

bestätigt. Das Tragische<br />

an diesem Fall war, dass es ein<br />

sehr fleißiger und hilfsbereiter<br />

Arbeitskollege war. Er war einer,<br />

der, wenn es Ungerechtigkeiten<br />

gab, gegen diese den Mund<br />

aufmachte. Bei einem Vorfall,<br />

wo er sich berechtigt benachteiligt<br />

fühlte, wurde er um 1 bis 2<br />

Uhr in der Früh sehr emotionell.<br />

Alle fünf von der Firma genannten<br />

Zeugen bestätigten dies.<br />

Er schlug mit der Faust gegen<br />

den Kühlschrank und eine Tür.<br />

Es entstand ein Bagatellschaden<br />

und er brach sich einen Mittelhandknochen.<br />

Für mich war es<br />

hauptsächlich eine Motivkündigung,<br />

um einen kritischen Mitarbeiter<br />

in einer Fastfoodkette los<br />

zu werden.<br />

Bei den Themen Unfallrente,<br />

Invalidenpension und Pflegegeld<br />

werden meistens Gutachten<br />

angefordert. Die Richter halten<br />

sich fast immer an das was<br />

die Gutachter aussagen. Wegen<br />

sehr großer Schwerhörigkeit hat<br />

ein Arbeitnehmer geklagt, weil<br />

er behauptete, diese wegen seines<br />

lauten Berufes bekommen<br />

zu haben. Der Gutachter widerlegte<br />

das, in dem er beweisen<br />

konnte, dass diese Schwerhörigkeit<br />

angeboren war.<br />

Während des Lockdowns gab<br />

es viel weniger Verhandlungen<br />

mit Laienrichtern. Wenn beide<br />

Seiten (Beklagter und Kläger)<br />

einverstanden sind, kann auch<br />

ohne Laienrichter die Verhandlung<br />

erfolgen. Für mich war das<br />

sehr überraschend, dass es diese<br />

Möglichkeit gibt. Ich finde das<br />

nicht OK. Grundsätzlich ist die<br />

Zusammenarbeit innerhalb des<br />

Richtersenates gut. Jeder Laienrichter<br />

versucht sein Klientel gut<br />

zu vertreten, Auffassungsunterschiede<br />

liegen in der Natur der<br />

Sache.<br />

Die Vielfalt von Interpretationen<br />

von Gesetzestexten ist sehr<br />

groß. Wie Gesetzestexte ausgelegt<br />

werden, ist auch eine Frage<br />

der Macht, die wir haben. 50 %<br />

plus eine Stimme und zwei Drittel<br />

bei Verfassungsgesetzen im<br />

Parlament sind die bestimmenden<br />

Faktoren, wie sich Gesetze<br />

auf unser Leben auswirken.<br />

Wenn wir erreichen wollen, dass<br />

soziale Gerechtigkeit wieder einen<br />

größeren Stellenwert hat,<br />

dann müssen wir uns einsetzen,<br />

dass arbeitnehmerfreundliche<br />

Nationalräte ins Parlament gewählt<br />

werden.<br />

Kurzmeldung:<br />

Arbeiten bis 70/75?<br />

Die EU-Kommissions-Vize-Präsidentin Dubravka Suica ließ<br />

Anfang <strong>2021</strong> die Katze aus dem Sack: Mit Verweis auf ein<br />

Grünbuch der EU-Kommission fordert sie bis 2040 die Anhebung<br />

des Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre im EU-Durchschnitt, für<br />

Österreich auf 71 Jahre, für einige osteuropäische Staaten sogar<br />

auf 75 Jahre. Bemerkenswert: Die EU-Kommission ignoriert völlig<br />

Fragen der Verteilung, Produktivität und Beschäftigung. Hauptnutznießer<br />

der Verschlechterung öffentlicher Pensionssystem sind<br />

die großen privaten Pensionsfonds und Versicherungskonzerne.<br />

Die Drehtür zwischen diesen und der EU-Kommission rotiert besonders<br />

häufig.<br />

Nähere Informationen:<br />

https://www.solidarwerkstatt.at/soziales-bildung/eu-kommissionpensionsantrittsalter-rauf-auf-70-bis-75-jahre


Arbeitslosengeld rauf!<br />

18<br />

Volksbegehren ARBEITSLOSENGELD RAUF!<br />

gestartet<br />

Bei einer Pressekonferenz am 1. Juni in Wien startete<br />

das Volksbegehren ARBEITSLOSENGELD RAUF!<br />

Der Text des Volksbegehrens lautet:<br />

Wir fordern vom Nationalrat eine Novellierung des<br />

Arbeitslosenversicherungsgesetzes,<br />

• mit der die Nettoersatzrate für die Bemessung der<br />

Höhe des Arbeitslosengeldes – wenigstens auf 70<br />

% – und entsprechend die Notstandshilfe sofort und<br />

dauerhaft erhöht wird<br />

• und die Zumutbarkeitsbestimmungen entschärft<br />

werden sowie die Rechtsstellung der Arbeitslosen<br />

insgesamt verbessert wird.<br />

Getragen wird das Volksbegehren von einem rasch wachsenden<br />

ProponentInnenkreis aus mittlerweile über 200 BetriebsrätInnen,<br />

GewerkschafterInnen, WissenschaftlerInnen, Kulturschaffenden,<br />

GemeinderätInnen, NGO-AktivistInnen und VertreterInnen von<br />

Arbeitsloseninitiativen.<br />

Das Volksbegehren befindet sich derzeit in der Einleitungsphase<br />

und kann auf jedem Gemeinde- bzw. Bezirksamt (nicht nur der<br />

Heimatgemeinde!) bzw. auch im Internet mittels Bürgerkarte<br />

bzw. Handysignatur unterschrieben werden.<br />

>>Helft mit, bei der Bewerbung des Volksbegehrens:<br />

Materialien (Fyler, Pickerl, Plakate) können hier bestellt werden.<br />

>>Spenden bitte an: Verein Arbeitslosengeld Rauf<br />

IBAN: AT45 3477 7000 0627 7099, BIC: RZOOAT2L777<br />

Weitere Informationen auf: www.arbeitslosengeld-rauf.at<br />

Vielen Dank!<br />

Armut und Existenzangst<br />

bekämpfen!<br />

Österreich hat mit einer Nettoersatzrate<br />

von 55% (das sind<br />

in Regel unter 55% des letzten<br />

Nettoeinkommens) ein sehr<br />

niedriges Arbeitslosengeld;<br />

der OECD-Mittelwert liegt<br />

bei rund 70%. Arbeitslosigkeit<br />

führt daher rasch in die Armut.<br />

Insbesondere Frauen sind aufgrund<br />

der hohen Teilzeitrate<br />

und oftmals geringerer Löhne<br />

davon betroffen. Laut einer<br />

AK-Umfrage können acht von<br />

zehn Arbeitslosen von der Arbeitslosenunterstützung<br />

nicht<br />

leben.<br />

Schutz vor Lohndumping<br />

Ein höheres Arbeitslosengeld<br />

verbessert die Verhandlungssituation<br />

der Arbeitslosen bei<br />

der Arbeitssuche, indem sie<br />

die Menschen davor bewahrt,<br />

zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes<br />

unfaire Arbeits- und<br />

Lohnbedingungen akzeptieren<br />

zu müssen. Ein höheres<br />

Arbeitslosengeld beeinflusst<br />

damit positiv die Lohnbildung.<br />

Umgekehrt gilt: Je höher die<br />

Arbeitslosigkeit, je niedriger die<br />

Arbeitslosenunterstützung und<br />

je schlechter die Rechtsstellung<br />

von Arbeitslosen, desto stärker<br />

wird der Druck auf die Löhne<br />

und Gehälter, desto leichter<br />

können Kollektivverträge ausgehöhlt<br />

werden. Ein weiteres<br />

Anwachsen des Niedriglohnsektors<br />

wie in Deutschland muss<br />

verhindert werden.<br />

Dauerhaft statt degressiv!<br />

Wir sind für eine dauerhafte<br />

Erhöhung des Arbeitslosengeldes,<br />

ein degressives Modell,<br />

das das Arbeitslosengeld mit<br />

der Länge der Arbeitslosigkeit<br />

immer weiter absenkt, lehnen<br />

wir ab. Denn damit würden jene<br />

unter die Räder kommen, die<br />

schwerer am Arbeitsmarkt Fuß<br />

fassen können: Ältere Arbeitslose,<br />

Frauen (mit und ohne Betreuungspflichten),<br />

Menschen<br />

mit geringerer Ausbildung,<br />

Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

und Krankheiten. Damit<br />

trägt ein degressives Arbeitslosengeld<br />

dazu bei, dass soziale<br />

Ungleichheiten und Ausgrenzung<br />

verschärft werden. Das<br />

Verarmungsrisiko steigt mit jedem<br />

Monat Arbeitslosigkeit an.<br />

Die Armutsgefährdung ist nach<br />

einem Jahr Arbeitslosigkeit bereits<br />

mehr als doppelt so hoch<br />

wie im ersten halben Jahr. Es<br />

kann nicht sein, dass die Versicherungsleistung<br />

immer weniger<br />

wird, je mehr die Existenznot<br />

der Menschen zunimmt.<br />

>>Weitere Argumente<br />

Wussten Sie, dass … ?<br />

… die Zahl der Langzeitarbeitslosen<br />

im letzten Jahrzehnt<br />

um mehr als das 11-Fache angestiegen<br />

ist<br />

… 2020 zum ersten Mal<br />

mehr als eine Million Menschen<br />

in Österreich von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen waren.<br />

Die durchschnittliche Länge<br />

der Arbeitslosigkeit betrug 148<br />

Tage, also fast 5 Monate.<br />

… im Jahr 2020 durchschnittlich<br />

mehr als 7 Arbeitslose<br />

auf eine Offene Stelle gekommen<br />

sind.<br />

… 2020 das durchschnittliche<br />

Arbeitslosengeld bei 990<br />

Euro, die Notstandshilfe bei<br />

870 Euro monatlich lag. Frauen<br />

liegen nochmals deutlich<br />

darunter (900 bzw. 810 Euro<br />

monatlich). Das liegt deutlich<br />

unter der Armutsgefährdungsschwelle.<br />

… eine Anhebung des Arbeitslosengeldes<br />

auf 70%<br />

nicht nur Armut effektiv bekämpft,<br />

sondern über die Stärkung<br />

der Konsumnachfrage<br />

6.000 bis 10.000 zusätzliche<br />

Arbeitsplätze schafft. (https://<br />

awblog.at/gezielte-umverteilung-staerkt-die-gesamtwirtschaftliche-nachfrage/)


19 UnterstützerInnen des Volksbegehrens ARBEITSLOSENGELD RAUF!<br />

„Die Zeit ist reif für dieses Volksbegehren!“<br />

„Jeder Mensch hat das Recht auf angemessene existentielle Absicherung. Arbeitslosigkeit darf nicht arm machen –<br />

das widerspricht der Menschenwürde und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie.“<br />

Anna Wall-Strasser, Vorsitzende der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreich<br />

„Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Arbeitslosigkeit plötzlich viele Menschen treffen kann und die Betroffenen<br />

in existenzielle Probleme stürzt. Dass in einem der reichsten Länder der Welt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

bei Jobverlust nicht ausreichend vor Armut geschützt sind, ist unerträglich. Ich unterstütze daher das Volksbegehren zur<br />

Anhebung des Arbeitslosengeldes in Österreich. Tun Sie das bitte auch!“<br />

Hans Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich<br />

„Die Coronakrise unterstreicht, wie unverzichtbar der österreichische Sozialstaat für unsere Gesellschaft ist. Angesichts der<br />

damit verbundenen prekären Arbeitsmarktsituation zeigt sich dabei insbesondere die Wichtigkeit der materiellen Absicherung<br />

im Fall der Arbeitslosigkeit. Zugleich wird aber auch deren Reformbedürftigkeit offenkundig, denn die bestehende Arbeitslosenversicherung<br />

ist für viele Betroffene nicht ausreichend. Ein Volksbegehren könnte Anstoß zu einschlägigen Reformen sein.“<br />

Emmerich Talos, em. Univ.-Prof. für Politikwissenschaft, Universität Wien<br />

Gemessen am allgemeinen Wohlstand ist die Unterstützung arbeitsloser Menschen in Österreich eine der niedrigsten<br />

in der EU. Das bedeutet: Wer seinen Job verliert, verliert fast die Hälfte seines Einkommens, die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben muss massiv eingeschränkt werden. Davon sind Kinder besonders betroffen. Je länger dieser<br />

Zustand anhält, desto mehr werden Selbstwertgefühl und Zuversicht beschädigt. Gleichzeitig wird auch die Wirtschaft<br />

durch das Sinken der Kaufkraft geschwächt. Die nötige Erhöhung des Arbeitslosengeldes sollte begleitet werden von einer<br />

Schaffung zusätzlicher Jobs in sozialökonomischen Unternehmen, bei Umweltinitiativen, im Sozialbereich verbunden<br />

mit Qualifikationsmaßnahmen, um insbesondere Langzeitarbeitslosen den Übergang zu Beschäftigung zu erleichtern.<br />

Mag. Dr. Stephan Schulmeister, Wirtschaftsforscher und Universitätslektor<br />

„Weil es für die Menschen schon mit dem, was meist als Lohn oder Gehalt bezahlt wird, schwieriger ist und war<br />

eine menschenwürdige Wohnung finanzieren können. Für die Konzerne wurde schnell reagiert – jetzt braucht es noch<br />

schnellere Reaktion für die Menschen, denn die sollten wichtiger sein als Konzerne!“<br />

Regina Amer, Aktivistin von Hope (Homeless in Europe)<br />

„Alle die meinen, Arbeitslosen ginge es zu gut, sollten hineinschauen, wie hoch ihr Risiko ist, selbst den Job zu verlieren!<br />

Und dann? Das Arbeitslosengeld ist eine Versicherungsleistung der ArbeitnehmerInnen und keine von der Politik gewährte<br />

„Entschädigung“! Daher ist eine Anhebung des Arbeitslosengeldes auf ein armutsfestes Niveau unser Recht!“<br />

Hans-Karl Schaller, PRO-GE Landesvorsitzender OÖ, Betriebsrats-Vorsitzender voestalpine<br />

„Arbeitslosigkeit gehört in zahlreichen Branchen zum Alltag vieler Menschen, weil das unternehmerische<br />

Risiko zunehmend auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer übertragen wird.“<br />

Anna Daimler, Generalsekretärin der Gewerkschaft vida<br />

„Es ist unerträglich in einer Parallelwelt zu leben, in denen die einen über jedes Maß hinaus mehr zum Leben verfügen<br />

als sie je verbrauchen können und die anderen nicht mehr genug zur Finanzierung ihrer Grundbedürfnisse haben.<br />

Gegen solche Zustände muss es Widerstand geben, gegen solche Entwicklungen muss es Gegenbewegungen<br />

geben. Arbeitslosengeld RAUF leistet das.“<br />

Gerhard Ruiss, Autor und Musiker; Wien<br />

„Die Mindestgehälter in unserer Branche betragen brutto 1.575 Euro. Wenn man arbeitslos wird, kommt man auf<br />

Summen von unter 900 Euro. Das ist schlicht und ergreifend unwürdig für einen Staat wie Österreich.<br />

Die Zeit ist reif für dieses Volksbegehren!“<br />

Norbert Bauer, Betriebsratsvorsitzender in einem Hotelbetrieb, Vorsitzender der Solidarwerkstatt Österreich<br />

„Neben Pandemiegewinnern gibt es eine erhebliche Zahl von Pandemieverlierenden. Die Auswirkungen der Digitalisierung<br />

und damit des Umbaus der Arbeitswelt wurde durch Corona verstärkt. Die Orientierung der Gesellschaft am<br />

Gemeinwohl gebietet es, den Verlierenden und ihren Familien angemessene Lebensbedingungen zu schaffen. Die Verbesserung<br />

des Arbeitslosengeldes ist ein notweniger Beitrag, damit das Land sein menschliche Gesicht nicht verliert.“<br />

Emerit. Univ. Prof. DDr. Dr.hc.mult. Paul M., Zulehner, Pastoraltheologe, Religions- und Werteforscher<br />

„Ich bin für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf mindestens 70 % des Aktivbezugs, weil damit Armut verhindert<br />

werden kann. Gerade in Krisenzeiten mit hoher Arbeitslosigkeit und steigenden Mietpreisen muss einer Verelendung<br />

der Bevölkerung dringend gegengesteuert werden. Und selbst für den Wirtschaftsaufschwung und die Erhaltung<br />

bestehender Arbeitsplätze ist es gut, wenn die Bevölkerung in der Lage ist zu konsumieren!“<br />

Doris Eisenriegler, Sprecherin Die Grünen – Generation Plus


trans Gesundheit<br />

20<br />

Offener Brief kritisiert „dürftige Gesundheitsversorgung<br />

von trans Personen in Linz“<br />

AktivistInnen von YOUnited<br />

und Dyke-March haben einen<br />

Offenen Brief an die<br />

politisch Verantwortlichen<br />

in Land, Stadt Linz und<br />

Österreichischer Gesundheitskassa<br />

gerichtet, um<br />

auf die eklatanten Mängel<br />

bei der Gesundheitsversorgung<br />

von trans Personen in<br />

Linz hinzuweisen. <strong>SOLiNZ</strong><br />

führte dazu das folgende<br />

Gespräch mit Mel Dafert,<br />

aktiv bei YOUnited und Dyke-March.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Du engagierst dich bei<br />

YOUnited und Dyke-March.<br />

Kannst du diese Gruppen näher<br />

vorstellen?<br />

Mel Dafert: YOUnited Linz ist<br />

eine Jugendgruppe für queere<br />

Jugendliche und Interessierte<br />

in Linz. Queer schließt unter<br />

anderem homosexuelle, bisexuelle,<br />

transgeschlechtliche, nichtbinäre,<br />

intergeschlechtliche,<br />

asexuelle und aromantische<br />

Menschen mit ein. Wir treffen<br />

uns alle 2 Wochen zu zB. Workshops<br />

oder Spieleabenden.<br />

Auftaktkundgebung am Linzer OK-Platz beim heurigen<br />

Dyke-March am 25.6.<strong>2021</strong><br />

Dyke March Linz ist eine<br />

Gruppierung, die für mehr<br />

Sichtbarkeit von nichtbinären<br />

Personen und queeren Frauen<br />

sowie anderen marginalisierten<br />

Gruppen eintritt, sowohl innerhalb<br />

als auch außerhalb der<br />

queeren Community.<br />

Wir organisieren jedes Jahr<br />

auch die Dyke March Demo,<br />

die einen Tag vor der Pride Parade<br />

stattfindet und eine politischere<br />

sowie diversere Alternative<br />

zu dieser darstellt.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Ihr habt euch in einem<br />

Offenen Brief an die<br />

politische Verantwortlichen<br />

in Stadt Linz, Land OÖ und<br />

die Österreichische Gesundheitskasse<br />

gewendet, in dem<br />

ihr auf die „dürftige Versorgung<br />

von trans Personen<br />

in der Stadt Linz“ hinweist.<br />

Kannst du kurz eure Hauptkritikpunkte<br />

beschreiben?<br />

Mel Dafert: Für die Personenstandsänderung<br />

(dh. der<br />

Geschlechtseintrag im Pass,<br />

etc.) und Namensänderung,<br />

aber auch für Hormontherapien<br />

und Operationen sind Stellungnahmen<br />

von verschiedenen<br />

Fachpersonen notwendig,<br />

insbesondere Psychiater:innen<br />

und Psychotherapeut:innen.<br />

Hier gibt es einen eklatanten<br />

Mangel in Oberösterreich - die<br />

Wartelisten bei Psychotherapeut:innen<br />

mit Kassenverträgen<br />

sind mehrere Monate bis<br />

Jahre lang.<br />

Viele Psychotherapeut:innen<br />

kennen sich zudem mit trans<br />

Themen nicht besonders gut<br />

aus oder sind sogar aktiv transfeindlich.<br />

Die Alternative, privat<br />

Psychotherapie zu beziehen, ist<br />

für viele nicht leistbar. Auch der<br />

Selbstbehalt bei Kassenplätzen<br />

kann ein großes finanzielles<br />

Problem darstellen, zumal die<br />

Therapie oft ein Jahr dauern<br />

kann, bevor Stellungnahmen<br />

ausgestellt werden.<br />

Bei Psychiater:innen ist der<br />

Mangel noch schlimmer. Es<br />

gibt in Oberösterreich nur<br />

eine Person, die die notwendigen<br />

Stellungnahmen ausstellt.<br />

Dieser Psychiater hat keinen<br />

Kassenvertrag und hat in der<br />

Community außerdem den<br />

Ruf, transfeindlich und homofeindlich<br />

zu sein.<br />

Es fehlt außerdem schlichtwegs<br />

an Wissen über trans<br />

Themen bei medizinischem<br />

Personal. Dadurch kommt es zu<br />

Diskriminierung, Falschinformationen<br />

und Verständnislosigkeit<br />

vonseiten der Psychiater:innen,<br />

Psychotherapeut:innen, aber<br />

auch zB. Hausärzt:innen.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Was sind eure Forderungen<br />

gegenüber der Politik<br />

und ÖGK, um hier Abhilfe zu<br />

schaffen?<br />

Wir fordern Sensibilisierung<br />

und Weiterbildung<br />

von medizinischem<br />

Personal,<br />

sowie das gezielte<br />

Anwerben von Fachpersonen<br />

auf Kassenvertrag,<br />

die sich bereits<br />

auf trans Themen<br />

spezialisieren.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Gibt es bereits<br />

Rückmeldungen<br />

von den Adressaten<br />

des Offenen<br />

Briefs?<br />

Mel Dafert: Die<br />

Stadt Linz, namentlich<br />

Bürgermeister Luger,<br />

hat auf den bereits bestehenden<br />

Plan eines<br />

Grundsatzbeschlusses<br />

für ein LGBTIQ-Konzept<br />

der Stadt Linz verwiesen.<br />

Ansonsten stehen Rückmeldungen<br />

bisher aus.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Wie können eure Forderungen<br />

unterstützt werden?<br />

Mel Dafert: Wichtig ist vor<br />

allem, sich zu trans Themen<br />

weiterzubilden und auf Stimmen<br />

der Community zu hören,<br />

und so dazu beizutragen, dass<br />

Transgeschlechtlichkeit destigmatisiert<br />

wird. Öffentliche Unterstützung<br />

ist ebenso wichtig,<br />

von Gesprächen im Freundeskreis<br />

bis hin zu Forderungen an<br />

politische Verantwortliche.<br />

Der Offene Brief kann hier<br />

heruntergeladen werden.<br />

Kontakt: http://www.hosilinz.<br />

at/younited/younited-kontakt/


21 Antifaschismus<br />

Braune Geschichtsfälschung im<br />

Linzer Schloss endlich beenden!<br />

Die Solidarwerkstatt Kommunalgruppe Linz fordert im Offenen Brief vom 6. Juni <strong>2021</strong><br />

sowohl Stadt- wie auch Landesregierung auf, endlich diese Geschichtsfälschung zu<br />

beenden und ein würdiges Zeichen der Wiedergutmachung zu setzen.<br />

OFFENER BRIEF<br />

an OÖ Landtag und OÖ Landesregierung<br />

Braune Geschichtsfälschung im Linzer Schloss endlich beenden!<br />

Beim Eingangstor des Linzer Schlosses befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift:<br />

AUS DIESER BURG ZOGEN IM LAUFE DER GESCHICHTE<br />

DIE SÖHNE DES LANDES UND DER STADT ZUM SCHUTZ DER HEIMAT AUS: EHRE IHREM ANDENKEN<br />

Dem Linzer Hausregiment k.u.k. Inf. Rgt. Ernst Ludwig Großerzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14 (1733- 1938)<br />

und dem Inf. Rgt. Nr. 133 /1938 – 1945/ gewidmet vom Hessenbund Linz im Jahre 1956.<br />

Diese Tafel reiht sich zunächst ein in viele ähnliche Inschriften, die wir bei Kriegerdenkmälern finden, wo das gegenseitige Niedermetzeln<br />

vieler Menschen zugunsten von Großmachtsinteressen weniger als Vaterlandsverteidigung heroisiert wird. Angesichts des Jahrestages<br />

des Überfalls der Nazi-Wehrmacht auf die Sowjetunion, der sich am 22. Juni <strong>2021</strong> zum 80. Mal gejährt hat, ist diese Inschrift aber<br />

besonders unerträglich. Denn das oben angeführte Inf. Rgt. Nr. 133 (1938 - 1945) war Teil der sog. „Linzer Division“ der deutschen Wehrmacht,<br />

die bereits beim Angriff Hitlerdeutschlands auf Polen und Frankreich beteiligt war. Diese „Linzer Division“ war schließlich auch<br />

von Anfang an beim Überfall auf die Sowjetunion beteiligt. Dieser Krieg hatte eine neue Qualität: er war nicht „nur“ ein imperialistischer<br />

Raubkrieg wie viele Kriege zuvor, er war ein vom nationalsozialistischen Rassewahn getriebener Vernichtungskrieg, dessen explizites Ziel<br />

die Ausrottung großer Teile der slawischen Bevölkerung sowie der gesamten jüdischen Bevölkerung war. 27 Millionen BürgerInnen der<br />

Sowjetunion ließen ihr Leben in diesem Krieg. Sie trugen damit die Hauptlast bei der Niederringung des NS-Regimes. Wir verdanken ihnen<br />

maßgeblich die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Wiedererrichtung eines unabhängigen und demokratischen Österreich.<br />

80 Jahre nach dem Beginn dieses Vernichtungsfeldzugs eine daran beteiligte Truppeneinheit mit den Worten zu ehren, sie sei „zum<br />

Schutz der Heimat ausgezogen“ entspricht brauner Geschichtsfälschung und ist eine unerträgliche Verhöhnung der Opfer.<br />

Wir fordern vom Land Oberösterreich, dem Eigentümer des Linzer Schlosses, die Umgestaltung dieser Tafel zu einem<br />

antifaschistischen Friedensdenkmal:<br />

• als Mahnmal für eine jahrzehntelange verlogene Erinnerungskultur, die keinen Platz mehr haben darf<br />

• als Mahnmal, das das Gedenken an das Leider aller in diesen Kriegen Getöteten, Verstümmelten und Traumatisierten in eine klare<br />

Botschaft einbettet: Nie wieder Krieg, Nie wieder Faschismus, nie wieder Rassewahn! Für eine Österreich, das sich nie wieder an<br />

imperialen Großmachtsambitionen beteiligt, sondern sich für internationale Abrüstung, Dialog und friedliche Zusammenarbeit auf<br />

Augenhöhe einsetzt!<br />

• als Mahnmal, das den Millionen sowjetischer BürgerInnen, die Opfer des NS-Vernichtungskrieges wurden, zu dem auch die „Linzer<br />

Division“ auszog, besonders gedenkt und dankt. Ihr Opfer, das sie auch für die Freiheit Österreichs gebracht haben, wurde 65 Jahre<br />

lang durch diese Tafel mit Füßen getreten. Der 80. Jahrestags des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion muss später<br />

Anlass sein, diese Schande endlich zu beenden und ein würdiges Zeichen der Wiedergutmachung zu setzen.<br />

Wir ersuchen um diesbezügliche Rückmeldung. Wir fordern auch die politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Gemeindeebene auf,<br />

sich dafür einzusetzen!<br />

>> Rascher Erfolg!<br />

Unmittelbar nachdem wir den Offenen Brief an Medien und Landespolitik verschickt haben, meldete sich der Direktor des OÖ Landesmuseums,<br />

Alfred Weidinger, im Büro der Solidarwerkstatt und kündigte an, dass diese Inschrift beim Linzer Schloss innerhalb der<br />

nächsten drei Wochen entfernt wird. Und tatsächlich: Keine zwei Wochen später war diese unsägliche Tafel entfernt. Das freut uns! Die von<br />

uns vorgeschlagene Errichtung eines antifaschistischen Friedensdenkmals anstatt dessen dürfte noch dauern. Denn so rasch der Museumsdirektor<br />

so schlafmützig die Politik: Aus Landtag und Landesregierung kam bisher noch keine Rückmeldung.<br />

Rechtsextreme auch <strong>2021</strong> wieder gefördert!<br />

Vor Kurzem ist bekannt geworden, dass auch heuer wieder die OÖ Landesregierung<br />

die rechtsextremen Burschenschaften mit 110.000 Euro subventioniert.<br />

Aufsummiert über das letzte Jahrzehnt (2011 bis <strong>2021</strong>) haben die Burschenschaften<br />

in OÖ mittlerweile ziemlich genau eine Million Euro von der Landesregierung bekommen.<br />

Die Solidarwerkstatt wird nicht lockerlassen, diese skandalöse Subventionierung<br />

von Antisemitismus, Deutschnationalismus und Rechtsextremismus zu<br />

bekämpfen.<br />

>>Weiterlesen


Vorderstoder<br />

22<br />

Hinterstoder - Vorderstoder<br />

25.463 mal NEIN zur Skigebietserweiterung<br />

Am 8. Juli übergab die Bürgerinitiative<br />

"Lebenswertes<br />

Vorderstoder“ der Politik<br />

über 25.000 Unterschriften<br />

gegen einen Schigebietsanschluss<br />

von Vorderstoder an<br />

Hinterstoder. Das Ergebnis<br />

dieser Petition wurde vor<br />

der Landtagssitzung in Form<br />

einer drei Meter langen Rolle<br />

mit allen Unterschriften in<br />

Linz am OK-Platz der Politik<br />

übergeben. Während die Politiker<br />

der SPÖ, der Grünen<br />

und der Neos sich für die<br />

Anliegen der Bürgerinitiative<br />

Zeit nahmen, wollten die<br />

Vertreter von ÖVP und FPÖ<br />

nicht teilnehmen.<br />

Übergabe von 25.463 Unterschriften gegen ein neues Schigebiet in<br />

Vorderstoder: „Angesichts des Klimawandels ist es unsinnig in ein<br />

Schigebietsprojekt auf einer Seehöhe von 750 - 1.200 Meter zu investieren.“<br />

(Christine Zauner, Initiatorin)<br />

Die Bürgerinitiative stellt<br />

sich ganz klar gegen<br />

den Ausbau von Schigebieten,<br />

Initiatorin Christine Zauner ist<br />

überzeugt, „angesichts des<br />

Klimawandels ist es unsinnig<br />

in ein Schigebietsprojekt auf<br />

einer Seehöhe von 750-1.200<br />

Meter zu investieren. Weder<br />

der Verkehr zu den 1.000 neuen<br />

Parkplätzen, noch die mögliche<br />

Gefährdung unseres Trinkwassers<br />

oder die Naturzerstörungen<br />

durch neue Infrastrukturen<br />

passen zu unserem Bergdorf“.<br />

Dieser Meinung sind auch die<br />

über 25.000 Personen, die die<br />

Petition unterschrieben haben<br />

- beinahe 14.000 Personen davon<br />

allein in Oberösterreich.<br />

Im Rahmen der Übergabe gaben<br />

die 3. LT-Präsidentin Gerda<br />

Weichsler Hauer und der Klubobmann<br />

Mag. Michael Lindner,<br />

beide SPÖ, eindeutig der Natur<br />

in ihrer Qualität den Vorrang gegenüber<br />

noch mehr Verbauung<br />

und drückten ihr Verständnis<br />

für die Bewohner in der Region<br />

aus, die sich Sorgen über dieses<br />

Megaprojekt machen. LR Stefan<br />

Kaineder und Klubobmann Severin<br />

Mayr von den Grünen hoben<br />

hervor, dass das Schifahren<br />

auf weißen Pistenbändern durch<br />

die grüne Wiese nicht attraktiv<br />

sein wird und in dieser geringen<br />

Seehöhe von Vorderstoder der<br />

Schnee in Zukunft als Regen fallen<br />

wird – den Beleg dazu bietet<br />

eine Studie von der Klimaexpertin<br />

Helga Kromp-Kolb, die die<br />

Grünen in Auftrag gegeben haben.<br />

Einen interessanten Ansatz<br />

brachte NAbg. Felix Eypeltauer<br />

von den NEOS ein. Er ist überzeugt,<br />

dass es eigentlich nicht<br />

Aufgabe der Bürger wäre, sinnlose<br />

Projekte zu verhindern. Die<br />

Politik ist hier gefordert, Projekte<br />

gut zu planen und nach allen<br />

Richtungen zu überprüfen.<br />

Umwelt und Lebensqualität<br />

vor Profit weniger Investoren!<br />

„Wir als Bürgerinitiative hätten<br />

uns schon erwartet, dass<br />

sich die zuständigen Politiker<br />

der Landesregierung Zeit nehmen,<br />

wenn über 25.000 Menschen<br />

ernsthafte Bedenken zu<br />

einem Projekt haben. Steuergelder<br />

sollten sehr bedachtsam<br />

eingesetzt werden. Für den<br />

Profit einiger weniger Investoren<br />

kann man in Zeiten vom<br />

Klimawandel keine bewusste<br />

Gefährdung von wichtigen Ressourcen<br />

wie Boden und Wasser<br />

eingehen und gleichzeitig die<br />

Lebensqualität von Einheimischen<br />

beeinträchtigen!“ fasst<br />

Christine Zauner ihre Eindrücke<br />

von der Übergabe zusammen.<br />

Steyr: Protestspaziergang und „Die in“<br />

gegen Westspange<br />

Im Mai wurden auf dem Grund<br />

und Boden des Steyrer Landwirts<br />

Jürgen Hutsteiner Probebohrungen<br />

für die Westspange<br />

Steyr erzwungen. Dagegen rief<br />

der Verein „Grüngürtel statt<br />

Westspange“ am Pfingstmontag<br />

zu einem Protestspaziergang<br />

und einem abschließenden „Die<br />

in“ auf (sh. Foto). Im Aufruf heißt<br />

es: „Mit behördlicher Gewalt hat<br />

das Land OÖ Probebohrungen<br />

für die Westspange - gegen den<br />

Willen des Eigentümers und in<br />

der besten Vegetationszeit - für<br />

ein völlig sinnloses Straßenprojekt<br />

durchgesetzt. Wie sinnlos<br />

die geplante Westspange ist,<br />

zeigt das Land selbst mit seinen<br />

eigenen Berechnungen: Keine<br />

Entlastung von Steyr! 25.500<br />

KFZ mehr! Überregionale Verkehrsschneise<br />

mit 100 Km/h!<br />

Transitverkehr wird angezogen!<br />

Davon ausgelöst ein innerstädtischer<br />

Verkehrskollaps mit<br />

vierspurigem Ausbau der Ennser<br />

Straße! Gefahr für Leib und<br />

Leben von Mensch und Tier!<br />

Wertvollstes Grünland wird zubetoniert!<br />

Lebensräume werden<br />

durchschnitten! Eine Lärm- und<br />

Abgaslawine rollt auf das Stadtgebiet<br />

von Steyr zu!“<br />

(siehe www.westspange.at)


23<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Umbrella March <strong>2021</strong><br />

„Daraus ein Verbrechen zu machen,<br />

ist ein Verbrechen“<br />

Am 19. Juni <strong>2021</strong> fand anlässlich des Weltflüchtlingstags<br />

in Linz wieder der Umbrella-March<br />

statt, um auf die Situation notleidender Flüchtlinge<br />

im Rahmen der unmenschlichen EU-Asylpolitik<br />

aufmerksam zu machen. Hier der Hinweis<br />

auf zwei beeindruckende Reden, die bei<br />

der Abschlusskundgebung am Hauptplatz gehalten<br />

wurden:<br />

• Anja Krohmer, vom Verein Arcobaleno,<br />

berichtete über ihre Ohnmacht und Wut<br />

angesichts der unerträglichen Zustände,<br />

die sie im Flüchtlingslager in Lesbos gesehen<br />

hat. Sie schließt mit den Worten:<br />

„Bitte dankt den Menschen, die im Lager<br />

auf Lesbos leben und sich Tag für Tag als<br />

Freiwillige engagieren, indem sie Müll sammeln, Kurzschlüsse reparieren,<br />

Coronaprävention und ein Recyclingprojekt betreiben<br />

und damit die Situation für alle dort etwas verbessern. Für sie<br />

sammeln wir hier Geld. Damit finanzieren wir ihr Ticket für die<br />

Fähre, ein paar Lebensmittel, frische Kleidung oder auch einen<br />

Koffer, wenn sie die Insel endlich verlassen dürfen.“<br />

>>Zur gesamten Rede<br />

• Sigrid Lamberg, Projektleiterin von<br />

Ärzte ohne Grenzen, schildert die katastrophalen<br />

Bedingungen von Binnenflüchtlingen<br />

im Osten Kongos.<br />

Ihre Schlussfolgerung: „Ein freies und<br />

würdevolles Leben ist ein Privileg von<br />

sehr Wenigen. Dies schon mal zu begreifen,<br />

ist ein wichtiger Schritt. Umso<br />

mehr macht es mich wütend und traurig zu sehen, mit welchem<br />

Zynismus, Härte und Kälte über Flüchtlinge geredet und geurteilt<br />

wird. Menschen, die sich auch nur ein sicheres, freies und würdevolles<br />

Leben wünschen. Daraus ein Verbrechen zu machen, ist ein<br />

Verbrechen.“<br />

>>Zur gesamten Rede<br />

Wasserstelle im Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos<br />

Verein Begegnung Arcobaleno - Spenden für Lesbos<br />

IBAN: AT24 5400 0000 0010 1014<br />

BIC: OBLAAT2L<br />

Verwendungszweck: LESBOS, Vor- u. Nachname der Spender:in,<br />

Geburtsdatum. Unter Angabe des vollständigen Namens und des<br />

Geburtsdatums der SpenderIn ist die Spende sogar steuerlich absetzbar.<br />

UN-Welternährungsprogramm<br />

Für einen fairen Beitrag Österreichs<br />

beim Kampf gegen den Hunger<br />

Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Zahl der Hungernden<br />

wieder deutlich angestiegen. Es ist daher hoch an<br />

der Zeit, dass Österreich seinen Beitrag zum Welternährungsprogramm<br />

der UNO endlich deutlich anhebt. Denn<br />

dieser ist beschämend gering: Im Jahr 2019 war er mit 4,8<br />

Millionen Euro niedriger als der Beitrag Sierra Leone. Das<br />

kleinere Dänemark leistete 25-mal höheren Zahlungen an<br />

die UNO zur Bekämpfung des Hungers.<br />

>>Unterstützt daher bitte diese Petition<br />

für einen fairen Beitrag Österreichs<br />

für das UN-World Food Programme


Verschiedenes<br />

24<br />

SOLIDARWERKSTATT FERIENWOCHE<br />

><br />

Von 8. bis 22. August <strong>2021</strong> treffen wir uns wieder auf dem<br />

Naturhof Berger in Liebenau (www.naturhof-berger.at). TeilnehmerInnenbeitrag<br />

Euro 200,- je Erwachsenem, Grundversorgung<br />

inclusive. Zelten ist erwünscht. Um Anreise bis Montag, 9.8.<br />

abends wird gebeten. Anmeldung bei Johanna Weichselbaumer<br />

0699 17236403 oder Boris Lechthaler 0664 7607937.<br />

FRIEDEN<br />

1000 MAL NEIN<br />

zu neutralitätswidrigen<br />

Kriegsmaterialtransporten!<br />

Über 1.000 Menschen unterzeichneten den von der Solidarwerkstatt<br />

initiierten Aufruf „Stopp neutralitätswidriger Militärtransporte durch<br />

Österreich!“, um gegen die NATO-Kriegsmaterialtransporte zu protestieren,<br />

die im Mai und Juni <strong>2021</strong> durch Österreich rollten. Ziel dieser Transporte war<br />

der Aufmarsch in Osteuropa für die Kriegsübung „Defender Europe <strong>2021</strong>“.<br />

Dieses Manöver diente einerseits dem Säbelrasseln gegenüber Russland<br />

und andererseits als Probegalopp für das EU-Projekt „Militärische Mobilität“,<br />

das mit Milliardenaufwand die EU-Transportwege „panzerfit“ machen will, um<br />

schwerstes Kriegsgerät rasch Richtung Osten und Süden rollen zu lassen. Aus unserer Sicht ist die Teilnahme an einem solchen Militärmanöver<br />

mit der österreichischen Neutralität unvereinbar. Wir wollen ein Österreich, das sich international für Abrüstung und Entspannung<br />

einsetzt, statt sich an Kriegsübungen zu beteiligen, die Öl ins Feuer von Konflikten gießen. Die Solidarwerkstatt Österreich hat die Unterschriften<br />

am 18. Juni im Rahmen einer Friedenskundgebung vor der Kaserne in Zwölfaxing an Verteidigungsministerin Tanner übergeben.<br />

Für die Ministerin in Empfang genommen hat sie der Kasernenkommandant von Zwölfaxing in Form einer Riesenpostkarte (sh. Foto). Wir<br />

werden über die Antwort der Ministerin berichten.<br />

>>Zu den Reden der Friedenskundgebung in Zwölfaxing am 18.6.<strong>2021</strong><br />

Zugausflug nach Gmünd, Solidarwerkstattferien 2020. Heuer<br />

wollen wir mit der Waldviertlerschmalspurbahn einen Ausflug<br />

nach Litschau machen. Was noch? Hier mehr erfahren.<br />

MITMACHEN? Beim nächsten Treffen dabei sein?<br />

Wir freuen uns!<br />

(aktuelle Termine auf www.solidarwerkstatt.at)<br />

KONTAKT IN LINZ<br />

Büro: Waltherstraße 15, 4020 Linz<br />

T (0732) 77 10 94 oder 0664 154 07 42<br />

F (0732) 77 10 94-20, office@solidarwerkstatt.at<br />

TREFFEN DER KOMMUNALGRUPPE LINZ<br />

14-tägig, immer an einem Montag, ab 18 Uhr<br />

Bei Interesse bitte um Rückmeldung an<br />

office@solidarwerkstatt.at bzw. T 0664 154 07 42<br />

Wir freuen uns auch über finanzielle Unterstützung für das<br />

Zeitungsprojekt <strong>SOLiNZ</strong>: Bankverbindung: Raiffeisenbank Perg<br />

IBAN: AT42 3477 7000 0627 4146, BIC: RZOO AT2L 777<br />

www.solidarwerkstatt.at; www.facebook.com/solidarwerkstatt<br />

<strong>SOLiNZ</strong> - Wir über uns<br />

<strong>SOLiNZ</strong> - Solidarisches Linz ist das Onlinemedium der Kommunalgruppe<br />

Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns<br />

als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt<br />

liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen<br />

– was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes<br />

Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern<br />

– im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt<br />

sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen,<br />

solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für<br />

Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es<br />

unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen zu sein, indem<br />

wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.<br />

Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind<br />

abhängig davon, dass Menschen mithelfen, <strong>SOLiNZ</strong> zu gestalten<br />

und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast mitzumachen,<br />

schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei<br />

oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at<br />

Impressum: <strong>SOLiNZ</strong> (5), Medieninhaberin (Verlegerin) & Herausgeberin & Redaktion: Solidarwerkstatt Österreich, Waltherstr. 15, A-4020 Linz, T (0732) 77 10 94, office@solidarwerkstatt.at, www.solidarwerkstatt.at.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!