Siebenstern-3-2021
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Naturschutz
Die Eger ist wieder im Gleichgewicht
Im Mai 2012 war der Fluss von Leupoldshammer an tot. Es dauerte einige Jahre,
bis der Fluss und die Fauna sich erholt hatten.
Von Wolfgang Neidhardt
Stephan König sitzt auf der Mauer
des Stausees Leupoldshammer –
und blickt zufrieden auf das Flussbett:
„Die Maßnahme hier ist uns recht
gut gelungen.“ Die Maßnahme, die der
Sachgebietsleiter für Wasserbau und
Gewässerentwicklung des Wasserwirtschaftsamtes
Hof planen und umsetzen
lassen musste – das war hartes, teures
und über mehrere Monate dauerndes
Arbeiten, um den Fluss wieder in sein
Gleichgewicht zu bringen. Denn von
heute auf morgen war die Eger unterhalb
des Stausees tot – nach einem Unglück,
das den Verantwortlichen teuer zu stehen
gekommen ist.
Zu einer Freiheitsstrafe von einem
Jahr auf Bewährung und eine Geldbuße
in Höhe von 50.000 Euro verurteilte das
Landgericht Hof Dr. Clemens Reif, den
früheren Betreiber der Kraftwerke
Hirschsprung. Der Betriebsleiter, der auf
Anweisung von oben handelte, erhielt
wegen Gewässerverunreinigung eine
Bewährungsstrafe von neun Monaten
und musste 3000 Euro zahlen. Im Jahr
2018 schließlich zahlte der Unternehmer
nach einem Vergleich den Fischern
Schadenersatz in Höhe einer kleinen
sechsstelligen Summe, also mindestens
gut 100 000 Euro. Im Jahre 2016 trennte
er sich von den Anlagen in Bayern nach
dem Verkauf an einen Münchener Investor,
der weitere Wasserkraftwerke
betreibt.
Erst etwa ein Jahr waren die drei
Kraftwerke im Egertal in den Besitz des
Unternehmers aus Hessen übergegangen.
Und der sah wohl berechtigten
Sanierungsbedarf – ohne sich allerdings
über die Situation vor Ort genau zu
informieren. „Die Schützen in der Staumauer
wären im Notfall gar nicht mehr
aufgegangen“, begründete Reif damals
die Bauarbeiten. Der Wasserspiegel
musste abgesenkt werden. Doch an der
Staumauer hatten sich große Mengen an
Schlamm gestaut, der hohe Anteile an
Schwermetall enthielt.
„Wir wussten vom Schlamm und hatten
die Auflage, den See langsam abzulassen“,
hatte Reif damals erklärt. Doch
dann ließ er den Betriebsleiter den
Schieber des Kraftwerk-Staubeckens öffnen.
Mindestens elf Tage lang floss Wasser
in die Eger ab – mit ihm allerdings
auch mehrere Tausend Tonnen des im
Becken aufgestauten Schlamms, belastet
mit Schwermetallen wie Blei, Zink und
Cadmium aus ehemaligen Porzellanfabriken
flussaufwärts. Mitarbeiter des
Wasserwirtschaftsamtes Hof sowie des
Landratsamtes Wunsiedel hatten vor
Gericht berichtet, dass sie Reif zuvor auf
Zufrieden blickt Stephan König
vom Wasserwirtschaftsamt Hof
auf die Staumauer Leupoldshammer.
Hier hat er vor einigen
Jahren die Eger nach einer Öko-
Katastrophe mit hohem Aufwand
wieder ins Gleichgewicht
bringen lassen.
Foto: Wolfgang Neidhardt
32 90. Jahrgang | SIEBENSTERN 3 - 2021