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AUSGABE IV/ II/21 15
Mainz
WN-Spezial
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Vorwort
3
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
kurz vor der Bundestagswahl ist der Ausgang erstmals
seit knapp zwei Jahrzehnten kaum absehbar. Überall dort,
wo es keine Mehrheitswahlsysteme gibt, wie etwa im
Vereinten Königreich, zerfasern Parlamente und Parteisysteme.
In den meisten Fällen, so auch in Deutschland,
begann es mit dem Druck von links auf die sozialdemokratischen
Parteien. In Frankreich etwa holten die Sozialdemokraten,
jene Partei, die Mitterand und Hollande
stellte, bei den Präsidentschaftswahlen gerade noch knapp
6,4 %. In den Niederlanden zeichnet sich für die Sozialdemokratie
ein ähnliches Bild. Einstmals Volkspartei, errungen
sie in diesem Jahr gar weniger als 6 % der Stimmen. Doch
betroffen von dieser Entwicklung sind längst nicht mehr
nur Sozialdemokraten. Auch die Konservativen müssen
nunmehr um Mehrheiten bangen, da der Druck von rechts
allerorten zunimmt. Während die Erosion der Volksparteien
in vielen Ländern Europas seit langer Zeit in vollem Gang
ist, verblieb in Deutschland ein Gravitationsfeld in der
konservativen Mitte. Doch wird es Bestand haben? Und
was sind die Ursachen für die Zerfaserung von Parteien
und Parlamenten?
Fragt man Ökonomen und Soziologen, machen sie als
Ursache hierfür die Individualisierung der Gesellschaft,
die Fragmentierung der Öffentlichkeit und Diversifizierung
von Arbeitsmarkt und Arbeitsverhältnissen aus. In der
Folge entstand die Strukturreformbedürftigkeit ganzer
Lebens- und Arbeitsbereiche. Es mag eine Ironie der Geschichte
sein, dass sich hierbei zwei Kurven übereinanderlegen,
die antizyklisch agieren. So fiel es ausgerechnet
einer SPD geführten Regierung zu, der vorerst letzten
mit einem Wahlergebnis jenseits der 35 %, eine Sozialreform
durchzuführen, die sich im Kern mit Angebotspolitik
befasste und mithin an die Lobby der Arbeitgeber
richtete. Die Korrekturen von Gerhard Schröders Agenda
2010 erfolgten zwar auch durch die SPD als mitregierende
Partei, ja setzte sie sie gar durch, wie den Mindestlohn,
werden aber allgemein der CDU zugeschrieben.
Milieuentkopplung ist seither das Schlagwort bei der
politisch-soziologischen Ursachenforschung. Und ja, die
einstmaligen gesellschaftlichen Gruppen glaubten ihre
politischen Vertretungen verloren zu haben. Die polarisierende
wie gleichermaßen beruhigende Unterteilung
zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden begann
zunächst in Nordrhein-Westfalen zu erodieren.
Vorausgegangen waren der dortige Strukturwandel und
die entsprechende Sozialreform von Johannes Rau als
dienstlängstem Ministerpräsidenten der Bundesrepublik,
der in seinem Bundesland eine absolute Mehrheit noch
erlebte. Diffuse Themenfindung, unklare Ansprache, mangelnde
Empathie und zunehmend verwässerte Parteikonturen
schon in den Neunzigerjahren ebneten den Weg
für noch tiefere Milieuentkopplung und erste Flügelbildungen
zu Anfang der Nullerjahre, zunächst auf der linken
Seite.
„Zukunft der Arbeit“ ist mit Sicherheit ein solch diffuser
Begriff. Auch Bezeichnungen wie „New Work“ oder „Arbeit
4.0“ machen es nicht besser. Doch vor allen Dingen letzterer,
Arbeit 4.0, gibt Aufschluss über die historische
Einordnung. Dabei wiederholt sich ein Prozess so zuverlässig,
wie ein Uhrwerk. Vor Milieuabwanderungen steht
die Veränderung der Lebensumstände und Bedingungen,
auch in ihrer Grundsätzlichkeit. Strukturreformen sind
– aus welchen Beweggründen auch immer – die politische
Reaktion darauf. Und zwischen vermeintlichem Bewusstseinswandel
und wahrhafter Strukturreform wabert für
gewöhnlich eine Blase voller Buzzwords, Schlagwörter
und – je nach Aggregatzustand der jeweiligen Akteure
– irrlichternder Gedanken. Doch auch das gehört dazu,
denn sie erwecken Emotionen. Angst, Hoffnung, Zweifel,
Enthusiasmus – all dies mag Nährboden für Populismus
sein, doch es kann auch der Beginn einer Idee, ja einer
veritablen Reform sein. Klarheit über die politischen Interessen
der Akteure gibt nicht nur Aufschluss darüber,
wes Geistes Kind ein jeder ist, sondern verhilft Parteien
zu Konturschärfe.
Es gab wohl kaum eine Wahl in den vergangenen Jahrzehnten,
die so spannungsgeladen war. Arbeit 4.0, New
Work, Zukunft der Arbeit oder wie man es auch nennen
will, ist das zentrale Thema, denn untrennbar verbunden
damit sind Umwelt- und Klimafragen.
Ob eine eingeengte Rose, die sich wehrt, wie auf dem
Wiesbadener Titel zu sehen, weil ihr die Lebensgrundlage
entzogen wird, ein Umweltthema oder ein sozio-ökonomisches
ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Doch
am Ende des Tages ist es einerlei, denn beide Wege führen
zum selben Ergebnis: Reformbedarf.
Haben Sie einen schönen Spätsommer.
Herzlichst,
Ihr Bernd Wildemann
Inhalt
4
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
Der Mensch im Mittelpunkt und andere Utopien 6
Was kann die Politik – Tabea Rößner 10
Was kann die Politik – Christian Baldauf 13
Die schöne neue Arbeitswelt – ein Gastbeitrag von David Dietz 18
Mehr als ein Modewort: Resilienz –
Krisenbewältigung für Unternehmen 20
Unternehmen haben eine gesellschaftliche Funktion 24
Veränderung und Aufbrauch –
ein Gastbeitrag von Alexander Schweitzer 28
W N Gesundheit
Expertenforum – Sport und Bewegung bei Krebs 54
Feste Zähne an einem Tag – Zahnärzte Flonheim 56
Gehör finden - Koch Hörakustik 58
Möglichkeiten der Körperstraffung – Fort Malakoff Klinik 60
Strahlentherapie bei Prostatakrebs
Strahlentherapie RheinMainNahe· Seite 62
Pendelschwung –
frisches Bier, schaler Wein und heulende Gitarren 30
Persönliche und individuelle Beratung – Argentur für Arbeit 34
OeBiX-Studie: Schlechtes Zeugnis für Ökonomische Bildung 36
Maßgeschneidertes Geschäftskonto – Sparkasse Mainz 40
B2B-Netzwerkmesse KONEKT kehrt zurück 42
Spendenaufruf Sparkasse Mainz/PM 45
Sale-and-Lease-Back – eine Finanzierungsoption für KMU? 46
"Das einzig Notwendige ist Offenheit" – Wirtschafts und Kunst 48
Zwischen abstrakter und figurativer Darstellung
– Schwarze & Art 52
Volksbank Immobilien Alzey-Worms – VR-Immobilien 63
Zu Besuch bei Kinderzahnäztin "Kamilla" – Kamilla 64
Konflikte vermeiden, persönliche Bindung stärken
– Daniela Schäfer 66
Neue Flexibilität für temporäre Räume –
Isinger und Merz 67
Aufgegabelt: Resilienz – die Kunst der Widerstandskraft 68
Johanns VeloWelt: "Es rollt" 70
"Um zu helfen und zu trösten" – Sulfrian 74
Eigenheim in Vollholz – Degreif 76
Unternehmer-Paare in belastenden Situationen
– Karin Dölla-Höhfeld 78
Drei Jahre DSGVO 80
WN-Spezial
Zunkunft der Arbeit · Seite 6 – 28
5
Kunst und Wirtschaft · Seite 48
OeBiX-Gesamtindex und -Teilindizes im Vergleich OeBiX-Gesamtindex zum Bundesdurchschnitt, -Teilindizes in % im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, in %
Stand: 31.03.2021; Quelle: Die OeBiX-Studie, Hg. Flossbach von Storch Stiftung in Kooperation mit IÖB Oldenburg
Ziel:
Stand: 31.03.2021; Quelle: Die OeBiX-Studie, Hg. Flossbach von Storch Stiftung in Kooperation vollwertiges mit IÖB Oldenburg Nebenfach
Wirtschaft
23,15%
Gesamtindex 45,40%
45,68%
57,50%
Teilindex Schule 48,50%
26,35%
23,15%
Gesamtindex 45,40%
45,68%
57,50%
Teilindex Schule 48,50%
26,35%
16,75%
39,20%
16,75%
39,20%
Teilindex Lehrkräftebildung
Teilindex Lehrkräftebildung
22,03%
22,03%
30% 0% 20%
10% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 10
0% 10% 20%
30% 40% 50% 60%
Rheinland-Pfalz
Bundesdurchschnitt
Rheinland-Pfalz
Bundesdurchschnitt
Hessen
Hessen
Sparkasse Mainz · Seite 40
Schlechtes Zeugnis: Ökonomische Bildung · Seite 36
Fort Malakoff Klinik · Seite 60 Strahlentherapie RheinMainNahe· Seite 62
Feste Zähne an einem Tag – Zahnärzte Flonheim · Seite 56
6
„Der Mensch im Mittelpunkt”
und andere Utopien
Die Zukunft der Arbeitswelt
Warum sollte irgendein Mensch es genießen, morgens in aller Frühe aus dem warmen Bett zu springen,
sich anzuziehen, sich kaltes Wasser ins Gesicht zu kippen und sich in einen vollkommen unnötigen Stau
zu stellen? Nur um sich dann, am Arbeitsplatz angekommen, vorschreiben zu lassen, was richtig und
falsch ist. Sehr häufig leider auch, ohne die eigenen Interessen und Fähigkeiten gezielt und in Eigenverantwortung
einsetzen zu dürfen? Ein Einblick in die menschliche Seite des Geschäfts und die Notwendigkeit,
unser Verständnis von Arbeitswelt zu renovieren.
Ähnlich wie in einem menschlichen Organismus
müssen die einzelnen Organe in einem Unternehmen
sinnvoll miteinander in Verbindung
stehen – ihre Fähigkeiten sind spezialisiert, doch
erst das Zusammenspiel befähigt uns, zu denken
und uns erfolgreich anzupassen. Seit die
erste Form des Lebens erschien, dauerte es 4,1
Milliarden Jahre Evolution, damit der menschliche
Körper, wie wir ihn heute kennen, zu dem
wurde, was er ist. 4,1 Milliarden Jahre kontinuierlicher
Mutationen, Anpassungen und Verbesserungen,
um in einer Welt ständiger Änderung
zu überleben. Die Natur hatte bis dato
Erfolg – Zeit für uns, die größtenteils noch aus
dem Taylorismus stammenden „Organe“ und
„Hierarchien“ anzupassen.
„Das haben wir schon immer so gemacht!“
Den Unternehmen könnte das Verständnis
helfen, die Digitalisierung nicht als IT-Thema,
sondern als „Menschen-Thema“ zu verstehen.
Denn wer schlechte Prozesse digitalisiert, der
hat am Ende – ganz richtig – schlechte digitale
Prozesse. Momentan konzentriert man sich
aber häufig zu stark darauf, Menschen und ihr
Verhalten zu ändern, indem man ihnen sagt
oder sie schult, wie sie sein sollen. Man passt
eher Menschen an die Software an, nicht die
Software an die realen Bedürfnisse. Dabei ist
das Zielbild häufig ungenügend beschrieben
oder sogar schon veraltet, da interne und externe
Einflüsse die Bedingungen geändert haben.
Die Kompetenzen der Einzelnen werden
nur teilweise wertgeschätzt und „angezapft“.
Das demotiviert. Die gleichen Menschen, die
häufig durch diese Vorgehensweisen zur Unselbstständigkeit
„erzogen“ wurden, sollen nun
aber die Pläne selbstständig umsetzen.
Im Alltag ist es häufig nicht so einfach, die Wirkungen
des selbstständigen Handelns abzusehen.
Wenn wir A machen, geschehen B, C
und D und weil C geschieht, geschieht auch noch
E und spätestens dann verlieren wir den Überblick
über die Wirkung unseres Handelns. Alles,
was wir machen, ist verknüpft mit so vielen
anderen Dingen, die kurz davor, kurz danach
oder sogar gleichzeitig mit unserem Tun geschehen,
das eine sichere Planung nahezu unmöglich
wird. Leider werden die Abhängigkeiten
im beruflichen Alltag nicht immer und nur unzureichend
wahrgenommen. Damit die Kontrolle
des Systems einfacher wird, sind wir es
gewohnt, nur eine Teilaufgabe der Wertschöp-
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
7
fung zu sehen und zu erledigen. Wir denken
sehr stark in „Abteilungen“. Daher muss die
Führung zukünftig sehr feine Antennen entwickeln
und wahrnehmen, welches die Treiber
und Barrieren für eine erfolgreiche Umsetzung
sind und entsprechende Verantwortlichkeiten
fair auf viele Schultern verteilen.
Da haben wir nun den Salat!
Um Verantwortung zu verteilen, muss man
einen Teil davon abgeben und das führte bisher
nicht unbedingt zu Bestnoten für Führungskräfte.
Ganz im Gegenteil. Wir haben eine „Kultur
der Supermänner und Superfrauen" geschaffen
und diese sollen gefälligst immer beste
Entscheidungen für alle treffen – auch wenn
die Welt und die Unternehmen immer komplexer
agieren.
Die Beziehungen zwischen Menschen reduzieren
Komplexität, Fehleinschätzungen
und Kosten
Es ist weitgehend die Art der Interaktionen
zwischen Individuen, Gruppen, Führungspersonen
und der Umwelt, die die vorherrschende
Kultur bestimmen. Wenn wir zum Beispiel mehr
Innovation in unseren Organisationen haben
wollen, sollten wir mit höchster Priorität daran
arbeiten, die Art und Weise zu ändern, wie Menschen
und Dinge miteinander verbunden sind.
Die Art ihrer Interaktionen (z. B. wie wir Meetings
durchführen), hat einen größeren Einfluss auf
uns als der Versuch, Menschen zu schulen,
kreativer oder kollaborativer zu sein.
Werden Mitarbeitende in die Entscheidungsfindung
stärker involviert, wird ihr Bewusstsein
für das Gesamtbild und die Rolle, die sie einzeln
und/oder kollektiv spielen können und sollen,
erweitert. Damit werden ihre Bereitschaft und
ihr Engagement gestärkt. Notwendiger Wandel
wird plötzlich verständlich und machbar. Dieser
Mentalitätswandel und die damit verbundenen
Verhaltensweisen werden nicht nur durch eine
Steigerung des Wohlbefindens und des Engagements
der Mitarbeiter belohnt, sondern auch
durch die Verbesserung der Effektivität und
damit der Produktivität der Teams in der Organisation!
Organisationen denken nicht. Jedoch denken
sie nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil
Über Julien Lemal
Nach 15 Jahren als Ingenieur und Manager
in internationalen Konzernen der
Automobilindustrie geht er seit 2 Jahren
seiner Leidenschaft für die Entwicklung
von Menschen, Organisationen und
neuen Arbeitsweisen als selbstständiger
Coach und Trainer nach. Mit seinem
menschzentrierten Ansatz, geprägt von
Achtsamkeit und emotionaler
Intelligenz, legt er einen
besonderen Fokus auf
Selbstbewusstsein, Sinn
und Kommunikation, um
Wohlbefinden und Motivation
sowie Kreativität
und Zusammenarbeit in
Teams und Organisationen
zu fördern.
8
sie es nicht können! Daher müssen Menschen
dies tun. Da gibt es Menschen, die unabhängig
von ihrer Abteilungszugehörigkeit besonders
kreativ, umsetzungsstark oder ausdauernd sind,
andere sind neugierig, starke Netzwerker oder
Analytiker. Die Geschäftsführung und der Führungskreis
sollten diese Merkmale der Teams
kennen und versuchen, sie optimal einzusetzen.
So entsteht produktive soziale Interaktion, die
bisher nicht visualisiert oder ausreichend verstanden
wird, die aber in der Praxis einen massiven
Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat.
Es geht darum, ein dynamisches, sich in ständigem
Wandel befindliches, aus Menschen bestehendes
System objektiv zu bewerten. Danach
können Rückschlüsse für die eigene und die
Unternehmensentwicklung getroffen werden,
um die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu steigern.
Hier haben Unternehmen ein riesiges Potenzial
zu heben. Denn eine förderliche Interaktion
von Menschen reduziert die Komplexität,
reduziert Fehleinschätzungen, Fehler und damit
auch Kosten.
Unternehmen müssen den menschlichen
Austausch visualisieren – dann wissen sie
was zu tun ist
Ein Schlüssel dafür ist die Analyse des "Organisationsverhaltens"
– das Wissen darüber, wie
Menschen, Führungskräfte und Teams sich
verhalten und interagieren – wie die optimale
subjektive Ordnung in einem organisationalen
Kontext aussehen kann und woran sie sich
dabei orientieren soll.
Das Erkennen des Organisationsverhaltens
liefert „Organisationsdesigns“, die die Menschen,
ihre Bedürfnisse und Ideen, ihre Kompetenzen
und Fähigkeiten und ihren Austausch visualisieren.
Denn nur, wenn sich die Organisationsmitglieder
tatsächlich förderlich verhalten,
förderlich interagieren, ihre Verhaltensweisen
hin und wieder anpassen, hat die organisationale
Entwicklung Aussicht auf Erfolg. Darüber
hinaus wird durch die Überwachung des Fortschritts,
durch die Bewertung der Auswirkungen
Über Dr. Daniel Nummer
Dr. Daniel Nummer ist Experte für Organisationsentwicklung,
Führung und Personalmanagement und war über
15 Jahre u.a. in der Geschäftsleitung und Verantwortung
für börsendotierte Unternehmen in der Diagnostik-, Labor-
und Pharmaindustrie tätig. Als Autor, Dozent und
Geschäftsführer der PREDICTA|ME GmbH nutzt er seine
Fähigkeiten und Erfahrungen, um Unternehmensleistung
zu vitalisieren. Der "Faktor Mensch“ wird von ihm als
größtes Potenzial eines langfristig erfolgreichen Unternehmertums
angesehen. Die Studie und Analyse des
Organisationsverhaltens liefert dabei einen objektiven
Einblick. Kontinuierliche Handlungsvorschläge für Unternehmen
führen zur "selbst-lernenden Organisation".
9
und gegebenenfalls durch Anpassung neuer
Maßnahmen sichergestellt, dass sich das gesamte
Organisationsverhalten kontinuierlich
auf ein gesünderes Niveau entwickelt.
Es ist daher unbedingt erforderlich, dass diese
Dynamik zwischen Menschen sowie deren zentrale
und dezentrale Steuerung gut beherrscht
wird. Einige renommierte Autoren wie Otto
Sharmer oder Frederic Laloux sprechen von
einem „System, das sich selbst wahrnimmt“.
Dies bedeutet, dass das System, das im Fall
von Organisationen, Einzelpersonen, Teams,
Führungskräfte und Abteilungen umfasst, sich
seines Zustands bewusst werden muss. Durch
das Erkennen von Verhaltensweisen und der
Qualität der Interaktionen kann die Zusammenarbeit
und Produktivität förderlich gesteuert
werden.
Mit anderen Worten: Die Entwicklung einer
Sensibilität für individuelle und kollektive Zwecke
ist dringend notwendig. Diese Sensibilität
fördert ein gemeinsames Verständnis dafür,
dass jeder für das Ergebnis verantwortlich ist.
Egal, ob es die Qualität eines Produkts oder
eine erbrachte Dienstleistung betrifft, die Atmosphäre
und die Kultur am Arbeitsplatz oder
noch darüber hinaus die möglichen Auswirkungen
auf die Umwelt und die Gesellschaft.
Jedes Unternehmen, ob klein oder groß, sollte
seine Organisation in vier Dimensionen begreifen:
Ein Einblick in den „Faktor Mensch“ des Unternehmens,
bringt Treiber und Barrieren schneller
zum Vorschein. So könnten Produktivität
und Zufriedenheit gesteigert werden. Die In-
teraktion von Führungskräften und Mitarbeitenden
wird nachhaltig und wertschöpfender.
Daraus ergibt sich ein organisatorischer Kreislauf,
der Umsatz und Gewinn steigern kann und
Kosten reduziert. Indem Unternehmen einen
kontinuierlichen Überblick erhalten, können sie
ihre Entwicklung systematisch und auf den
unterschiedlichen Ebenen angehen. Organisationen
werden dann eine Kultur schaffen, in
der sich jede Person, jedes Team und jeder
Manager, in seinem eigenen Tempo zum Wohle
aller entwickeln kann.
Wenn die Bedürfnisse eines jeden, aber auch
ihre Verantwortung von und für die gesamte
Organisation als gleich wichtig angesehen werden,
dann wird ein tugendhafter Kreis entstehen
und sich selbst anfeuern. Dies wird die
Grundlage einer lebendigen Organisation sein.
Und der Boden unserer zukünftigen Zivilisation
– denn Verhalten schafft Verhältnisse.
BWN
Fotos: mz.pred.foto, Julien Lemal
● Individuelle Passung – Mensch, Aufgabe,
Fähigkeit, Interesse
● Zusammenarbeit – Kommunikation,
Interaktion, Austausch, Vertrauen
● Führungsverhalten – situativ förderliche Steuerung
und Anleitung
● Werte – Sinn der Normen und Regeln im
Unternehmen
Was kann die Politik?
10
Die Zukunft der Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven
Längst ist klar, dass sich die Gesellschaft so stark im Wandel befindet, wie lange nicht zuvor. Die demographische
Entwicklung, eine stärker zusammenwachsende Welt, der Klimawandel, die Energiefrage und
das Ringen um soziale Gerechtigkeit sind dabei die starken Trigger. Ein Bewusstsein dafür gibt es nicht
erst seit der Corona-Krise. Dies zeigen zahlreiche Projekte und Förderprogramme, wie etwa eines des
Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BmBF) unter dem Titel „Arbeit der Zukunft“, das von
2014 bis 2020 mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro lief. Doch wie groß ist das Delta zwischen Bewusstsein
und faktischer Veränderung? Die Pandemie, auch das ist längst klar, legt den Finger in die Wunde
und zeigt auf, wo die Schwachstellen liegen. Welche gesellschaftlichen Veränderungen sind dabei unausweichlich?
Wie verändert sich Arbeit? Was kann die Politik unternehmen, um sich vertiefenden Gräben
innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken?
Ein Interview mit der Mainzerin Tabea
Rößner, Mitglied des Bundestages für
Bündnis90/Die Grünen und Christian
Baldauf, dem Fraktionsvorsitzenden der
CDU im rheinland-pfälzischen Landtag
Wirtschafts-News: Frau Rößner, ich erinnere
mich an ein längeres Gespräch mit Ihnen aus
dem Sommer 2019 in der Mainzer Neustadt
inmitten des Oberbürgermeister-Wahlkampfs.
Wir unterhielten uns darüber, wie es dazu kam,
dass Sie Politik machen, über Ihre berufliche
Karriere jenseits der Politik und über Ihre Be-
weggründe, Politik zu machen im Allgemeinen.
So erzählten Sie mir etwa von
den verlorenen Landtagswahlen
in Rheinland-Pfalz
im Jahr 2006. Gleichzeitig
war Ihre Position beim
ZDF bereits neu vergeben.
Sie haben also die Erfahrung
von Unsicherheit im
Leben gemacht. Beim
Thema „Arbeit 4.0“
geht es darum, ziale Sicherheit zu
sogewährleisten
und Arbeitsprozesse neu zu denken. Gleichzeitig
dürfen Investitionen und Innovationen nicht
ausgebremst werden. Während der Corona-
Krise hat schon die Debatte um Homeoffice
gezeigt, wie schmal der Grat ist. Das ist ein
Ringen zwischen Angebots- und Nachfragepolitik
und mithin zwischen Arbeitnehmern und
Arbeitgebern. Entlang welcher Linie sollte die
Debatte verlaufen?
Tabea Rößner: Sie haben die wesentlichen, die
Debatte bestimmenden Konfliktlinien beschrieben.
Es muss darum gehen, die Wirtschaft
klimaneutral zu gestalten. Denn Klimaneutralität
ist die entscheidende Größe auf den Märkten
der Zukunft. Im Mittelpunkt steht dabei die
Frage, wer hier die Nase vorn hat. Wer die industriellen
Standards festlegt und wer Lösungen
bietet für die großen Fragen unserer Zeit.
Im Rahmen des damit einhergehenden Strukturwandels
der Arbeitswelt muss die Gewährleistung
von sozialer Sicherheit einhergehen.
Die ganzheitliche Bewältigung dieser Herausforderungen
ist das zentrale Anliegen grüner
Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialpolitik.
Es gibt zahlreiche mittelständische und große
Unternehmen aller Branchen, die das bereits
vormachen – und zwar indem Arbeitnehmer:innen
und Arbeitgeber:innen an einem Strang ziehen.
Tabea Rößner
Mitglied des Bundestages für Bündnis90/Die Grünen.
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
11
Auch das ist eine Form von Innovation und
Investition, die sich für alle auszahlt. Natürlich
gibt es auch Unternehmen, die noch einen weiten
Weg vor sich haben. Die Politik muss sie
bei diesem Prozess unterstützen und den Rahmen
vorgeben. Zweifelsohne wird das nicht
immer konfliktfrei möglich sein. Je besser es
der Politik gelingt, das notwenige, gemeinsame
Ziel und die damit verbundenen Veränderungen
zu artikulieren, desto konfliktärmer werden wir
die Herausforderungen stemmen können. Ein
gemeinsamer Rahmen gibt Beschäftigten Sicherheit
und garantiert Unternehmen, die sich
der klimaneutralen Produktion verschreiben,
die notwendige Planungssicherheit für den
Umbau. Denn gerade Unternehmen mit längeren
Investitionszyklen brauchen diese Gewissheit,
um in der Transformationsphase im internationalen
Wettbewerb keine Nachteile zu
erleiden. Dies gilt insbesondere, wenn der CO2-
Preis in anderen Regionen der Welt nicht greift.
Wirtschafts-News: Viele Ökonomen reden gerade
von großen Chancen, die der Entwicklungsdruck
und die Erkenntnisse der Corona-Zeit
böten. Gemeint sind flexibilisierte Arbeitsmodelle,
sowie der Einsatz neuer Technologien. Gleichzeitig
bedeutet dies Arbeitsverdichtung und
mithin den Wegfall von Arbeitsplätzen. Psychologen
und Mediziner warnen mit Verweis auf
signifikante Kennzahlen vor unverträglichem
Druck. Wo sehen Sie Chancen und Risiken eines
derartigen Strukturwandels? Wie lange der Strukturwandel
in Ihrem Herkunftsland Nordrhein-
Westfalen dauerte, zeigten die Bemühungen von
Johannes Rau in den neunziger Jahren. Wie
lassen sich die Härten eines solchen Transformationsprozesses
für Betroffene abfedern?
Tabea Rößner: Soziale Gestaltung der Arbeitsverhältnisse
unter veränderten Rahmenbedingungen
heißt nicht, die Menschen unter immer
größeren Arbeitsdruck zu setzen. Vielmehr
müssen die Chancen genutzt werden, die der
Wandelprozess bietet, damit Arbeitsverhältnisse
auf die individuellen Lebensentwürfe der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angepasst
werden können, ohne sie in die Falle des Immerim-Dienst-zu-Sein
laufen zu lassen. Die ständige
Erreichbarkeit durch die Digitalisierung
erhöht den Arbeitsdruck. Gleichzeitig freuen
sich Beschäftigte, dass sie in ihrer Arbeitszeit
flexibler sind oder wie jetzt in der Pandemie
auch für Sitzungen nicht aufwändige Reisen
unternehmen zu müssen. Deshalb brauchen
Unternehmen und ihre Beschäftigten klare Regeln.
Beispielsweise werden in einigen Unternehmen
die Server ab einer bestimmten Uhrzeit
ausgeschaltet.
Man muss den Menschen ihre Ängste nehmen,
wenn sie befürchten, mit ihren erlernten Fähigkeiten
nicht mehr gebraucht zu werden. Es
werden ja nicht nur bisherige Arbeitsplätze
wegfallen, es werden neue Arbeitsplätze entstehen,
und zwar nicht nur solche für
Spezialist:innen im Digitalbereich. Von öffentlicher
Seite müssen die Menschen - wie ja auch
die Unternehmen - im Wandelprozess unterstützt
werden, sie müssen insbesondere durch Weiterbildung-
und Umschulungsangebote auf den
Stand gebracht werden, in veränderten Jobs
und veränderten Arbeitsverhältnissen ihren
Platz zu finden. Die weitere Digitalisierung unserer
Gesellschaft ist unausweichlich. Mit einer
Bundesregierung, die das akzeptiert, rechtzeitig
antizipiert und nicht ständig hinterherhechelt,
können die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
abgefedert und durch entsprechende Impulse
auch für Arbeitnehmer:innen in die richtige
Richtung gelenkt werden.
Wirtschafts-News: Wie immer zu Zeiten eines
Strukturwandels geht es um Entfremdung und
12
sich vertiefenden Gräben. Dies zeigte zuletzt
die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Neben
der Erkenntnis, dass die CDU stärkste Kraft
wurde, ging die AFD im Vergleich zur vorangegangenen
Wahl als stabil hervor, währenddessen
die Grünen kaum Gehör finden. In einer
Auseinandersetzung bei der Sendung „Anne
Will“ von Sonntag, 06.06.2021 zwischen den
beiden Parteichefs, Robert Habeck und Tino
Chrupalla war die Kritik hörbar, die Ideen der
Grünen, insbesondere im Hinblick auf CO2-
Bepreisung seien zu kompliziert, die Menschen
würden es nicht verstehen. Hier zeichnete sich
eine Linie ab, die man – pointiert dargestellt
– reaktionär-pragmatisch einerseits und visionär-dogmatisch
andererseits nennen kann.
Wie pragmatisch kann man sein, wenn es um
den Klimaschutz geht, wie dogmatisch, wenn
es um die Gewährleistung sozialer Sicherheit
geht?
Tabea Rößner: Ich weiß nicht, ob man die Konfliktlinie
zwischen reaktionär-pragmatisch und
visionär-dogmatisch ziehen kann. Meiner Ansicht
nach geht es eher um reaktionär-dogmatisch
versus visionär-pragmatisch. Für letzteres
stehen wir Grünen. Die CO2-Bepreisung, die
es ja bereits länger gibt und die ja auch die
anderen Parteien befürworten, ist so kompliziert
nicht. Es geht darum, über einen Marktmechanismus
den CO2-Ausstoß zu verteuern, um
Anreize zu mehr Klimaneutralität zu setzen.
Und glauben Sie mir: Die Menschen sind nicht,
wie die AfD es ihnen unterstellt, zu dumm, um
diesen Mechanismus zu verstehen. Wir sind
aber die einzigen, die ein Konzept zur sozialen
Abfederung der CO2-Verteuerung haben. Denn
mit dem Energiegeld werden die Einnahmen
durch den CO2-Preis an die Menschen pro Kopf
zurückgegeben. Das heißt, diejenigen, die zu
den Besserverdienenden gehören und auch
einen deutlich höheren CO2-Fußabdruck hinterlassen,
werden belastet, und diejenigen mit
einem schmalen Geldbeutel und einem geringeren
Energieverbrauch werden profitieren.
Eines ist klar: Wenn wir den Klimawandel nicht
ernst nehmen und nicht alles tun, um Klimaneutralität
zu erreichen, werden wir ganz andere
Probleme haben.
Wirtschafts-News: Arbeitsmarktpolitik unterliegt
immer einem Pendelschwung, der eine Reaktion
ist auf die Korrelation zwischen Nachfrageund
Angebotspolitik einerseits und Indizien wie
Lohnstückkosten und Investitionsvolumen
andererseits. Gerhard Schröders Agenda 2010
war in diesem Zusammenhang eine Zäsur.
Darauf folgten Korrekturen in Gestalt von arbeitnehmerfreundlicher
Politik. In der Folge sank
das Investitionsvolumen und die Lohnstückkosten
stiegen an. Unter normalen Umständen
wäre demnach nun eine Zeit der Angebotspolitik
zu erwarten. Dies jedoch scheint derzeit
kaum vorstellbar, da ein noch stärkerer Wegfall
von Arbeitsplätzen zu befürchten wäre. Wie
lässt sich dieses Dilemma auflösen?
Tabea Rößner: Wenn ich den von ihnen beschriebenen
Zyklus zugrunde lege, dann kann
Ihre Einschätzung, es wäre kaum vorstellbar,
den stärkeren Wegfall von Arbeitsplätzen zu
verantworten, auch heißen, dass die Zeit für
einen Wechsel zu einer mehr angebotsorientierten
Politik nicht reif sei. Mal ganz davon
abgesehen, was die Phase der Angebotspolitik
für Arbeit und Leben bedeutet hat: das Drücken
der Lohnkosten, ständige Rationalisierung, prekäre
Arbeitsverhältnisse etc. Ziel müsste ja
vielmehr sein, durch eine verhältnismäßig ausgewogenen
Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftspolitik
die Pendelbewegungen abzuschwächen.
Im Rahmen des Strukturwandelprozesses müssen
wir einen Ausgleich finden zwischen Wettbewerbsinteressen
der Wirtschaft und Arbeitnehmerinteressen
am Bestehen und Erhalt von
Arbeitsplätzen, in denen sie sich entfalten
können und die nicht ihr ganzes Leben in Besitz
nehmen. Der Wandel der Wirtschaft ist unaus-
13
weichlich, er bietet aber eben auch Chancen.
Wir werden viel investieren müssen für den
Umbau der Wirtschaft. Dafür planen wir Grüne
500 Mrd. Euro ein. Innovation muss gefördert
werden. In diesem Wandel besteht die Chance,
den Ausgleich zu schaffen.
Wirtschafts-News: In der vergangenen Ausgabe
dieses Heftes sprachen wir über einen vermeintlichen
Bewusstseinswandel als Folge der
Pandemie. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und
soziale Gerechtigkeit waren die Schlagworte.
Gastautorin Stefanie Maasland schrieb von
einer disruptiven Krise mit der Notwendigkeit,
Eigenverantwortung zu übernehmen, da es
Top-down-Lösungen nicht geben werde. Doch
allzu oft ist ein Bewusstseinswandel von Rückschritten
geprägt; der wohl prominenteste
Rückschritt in Deutschland war der Ausstieg
des Atomausstieges. Erst der GAU von Fukushima
führte zu einer Rückbesinnung auf die
eigentlichen Ziele, nicht zunächst ein wahrhafter
Bewusstseinswandel. Zwar war dies eine
Top-down-Lösung, nicht aber vernunftsgeprägt,
sondern durch eine Katastrophe erzwungen.
Überträgt man nun den Gedanken der Eigenverantwortung
auf das Thema „Arbeit 4.0“,
würde es bedeuten müssen, dass Investoren
auf Rendite verzichten und Arbeitnehmer auf
starre Arbeitszeiten und Verträge, um den Weg
in der Mitte zu finden. Ist dies vorstellbar oder
naiv, anzunehmen?
Tabea Rößner: Ein schönes Beispiel kann man
hier aus der Region anführen. Bei den Planungen
für den Bau des Kohlekraftwerks hat ein
Bewusstseinswandel stattgefunden. Viele Menschen
haben sich zusammengeschlossen und
daran mitgewirkt, dass der Kohlekraftwerksbau
verhindert wurde. Daher befürworte ich auch
Top Down-Lösungen nicht. Der Bewusstseinswandel
muss in der Gesellschaft stattfinden,
aber dafür kann und muss es Anreize durch
staatliche und gesellschaftliche Akteure geben.
Im Rahmen des Austarierens der neuen schafts- und Arbeitsverhältnisse müssen si-
Wirtcherlich
Arbeitnehmer:innen wie Arbeitgeber:innen
Verantwortung übernehmen. Gerade die Mitsprache
der Arbeitnehmer:innen ist doch ein
Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft. Sie hat
unser Land stark gemacht. Das wissen auch
die Unternehmen. Gleichzeitig gibt es auch solche,
die eine Mitsprache aktiv zu verhindern
versuchen. Das ist nicht im Sinne unseres über
Jahrzehnte gewachsenen Gesellschaftsvertrags,
untergräbt die soziale Verantwortung der Unternehmen
und schadet langfristig allen Teilhabenden.
Deshalb müssen die Aushandlungsprozesse
zwischen Arbeitnehmer:innen und
Arbeitgeber:innen unter vernünftigen Zielsetzungen
moderiert werden. Da sind die Tarifvertragsparteien
in der Pflicht, aber auch der
Staat wird als Regulierer und Impulsgeber eine
Rolle spielen und in manchem Fall nötig sein.
BWN
Foto: Tabea Rößner
Über das gleiche Thema, beleuchtet aus
anderen Perspektiven, sprachen wir mit
dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im
rheinland-pfälzischen Landtag Christian
Baldauf.
Wirtschafts-News: Herr Baldauf, eines der großen
Bilder, das die Corona-Krise erzeugt hat,
ist, dass viele Fäden, zumeist beklagenswerter
Zustände, in einem Handlungsstrang zusammenlaufen
und erst unter großem Druck projektiert
wurden. Zwar gibt es Gedanken und
Programme wie das des BmBF schon seit längerer
Zeit, doch es stellte sich heraus, dass sie
14
in der Vergangenheit nicht umsetzbar waren,
da Teilbereiche unterbudgetiert, unterbesetzt
oder ihrer Betrachtung mit unzureichender
Gedankenflexibilität bedacht wurden. Darunter
rangieren die großen Themen der Zukunft, etwa
Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energie, föderale
Strukturen, Gesundheit und Pflege und
eben Arbeit und Wirtschaft. Letzteres nimmt
unter der Bezeichnung „Arbeit 4.0“ oder „New
Work“ besondere Bedeutung ein. Wie nehmen
Sie als Politiker und Jurist mit Schwerpunkt
Arbeitsrecht den aktuellen Diskurs im Hinblick
auf die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
wahr? Wo muss die Demarkationslinie
verlaufen, die sicherstellt, dass Arbeitgeber
Investitionsanreize haben und
gleichzeitig Arbeitnehmer ihre gesamten Ressourcen
ausschöpfen können und wollen?
Christian Baldauf: Die Pandemie hat große Teile
unserer Wirtschaft in der Tat in eine existenzgefährdende
Krise gestürzt. Zur Wahrheit gehört
aber auch, dass Rheinland-Pfalz schon lange
vor Corona in eine Rezession geraten ist. Im Jahr
2019 lag Rheinland-Pfalz beim Wachstum des
Bruttoinlandsproduktes mit einem Minus von
1,3% auf dem letzten Platz unter allen Bundesländern.
Dass das entgegen der Behauptung der
Landesregierung nicht auf einen Einmaleffekt
zurückzuführen ist, zeigen die tatsächlichen
Zahlen: Kein einziges Mal konnte Rheinland-Pfalz
in den zurückliegenden fünf Jahren stärker wachsen
als der deutsche Vergleichswert. Hier zeigt
sich, dass die Wirtschaftspolitik
der Landesregierung zu
wenig eigene Impulse setzt hat.
ge-
Es sind doch die Visionen
und die Tatkraft unserer
Unternehmerinnen und
Unternehmer, die gemeinsam
mit dem Engagement
der Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer die Kraft unserer Wirtschaft
ausmachen. Unternehmerische Selbstverantwortung
ist hier ein entscheidendes Stichwort
– auch beim Umgang mit dem Thema Arbeitsrecht.
Die Unternehmen haben doch ein absolutes
Eigeninteresse daran, dass ihre Beschäftigten
gesund und motiviert sind. Und in fast allen
Fällen können die Betriebe vor Ort – zusammen
mit einer starken Mitbestimmung durch die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer – am besten
entscheiden, wie sie die Zusammenarbeit
gestalten wollen. Deshalb treten wir als Union
den immer weiter um sich greifenden Regulierungstendenzen
von Rot und Grün entgegen.
Wir sollten keine zusätzlichen Ziegelsteine draufpacken,
sondern müssen entlasten.
Hierzu gibt es verschiedene Schlagworte. Bürokratieabbau
und Arbeitsrecht sind untrennbar
miteinander verbunden. Jetzt wird immer wieder
von einem Bürokratiemoratorium gesprochen.
Doch das hilft herzlich wenig, wenn sich die Politik
nicht auch daran hält. Das Recht auf Homeoffice
sei hier als Beispiel genannt. Es ist doch
vollkommen sinnfrei, wenn wir Milliarden in die
Hand nehmen, um unsere Betriebe zu stützen
und ihnen im nächsten Moment Knüppel zwischen
die Beine werfen. Wir werden es nur aus
dieser Krise schaffen, wenn wir auf mehr Eigenverantwortung
und Selbstverantwortung in den
Betrieben setzen.
Wirtschafts-News: Zentraler Punkt der aktuellen
Debatte ist Homeoffice. Ich erinnere mich
an ein Gespräch mit Ihnen im Rahmen der Veranstaltung
MIT-Veranstaltung „Beschleunigt
Corona die Digitalisierung?“ im Mainzer Hyatt
Regency Hotel am 17.11.2020. Dort fragte ich
Sie, ob der Gesetzgeber involviert sein sollte
oder dies zwischen den handelnden Parteien,
also Arbeitgeber und Arbeitnehmer, geklärt
werden solle. Damals antworteten Sie mit Ihrer
klaren Haltung, dies sei eine Sache zwischen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der Gesetzgeber
sei hier nicht gefragt. Nun geht die aktuelle
Christian Baldauf, Fraktionsvorsitzenden der CDU
im rheinland-pfälzischen Landtag
15
Debatte in eine andere Richtung. Wie bewerten
Sie diese Tendenz?
Christian Baldauf: Ich bleibe bei meiner Position.
Wir sollten auf die Tarifpartnerschaft vertrauen.
In vielen Unternehmen gibt es bereits
heute solche Regelungen und täglich kommen
neue hinzu. Die Menschen vor Ort wissen besser,
welche Vereinbarungen sinnvoll sind und
brauchen keinen Staat, der sie belehrt. Das
sehen übrigens viele Gewerkschaften genauso!
Dazu muss man immer auch sagen, dass es
viele Berufe gibt, bei denen schlicht kein Homeoffice
möglich ist. Die Menschen in der Pflege,
Handwerker oder Industriearbeiter schauen zu
Recht mit einer gewissen Skepsis auf diese
Debatte. Sie dürfen wir dabei nicht Außen vor
lassen.
Wirtschafts-News: Die Debatte um die Ruhetage
zu Ostern hat gezeigt, wie stark die Eingriffe
unter anderem ins Arbeitsrecht bei der
Frage um Homeoffice sind. Glauben Sie, dass
womöglich doch eine gesetzliche Regelung für
Bereiche wie Homeoffice notwendig sein wird?
Christian Baldauf: Nein, die Politik sollte nichts
regeln, was in den allermeisten Betrieben bereits
gut funktioniert.
Wirtschafts-News: Bei der Benennung als „Arbeit
4.0“ oder historisch betrachtet „Industrie
4.0“ indiziert die Zahl an sich die sozioökonomische
Bedeutung. Wie schon zuvor ist auch
nun davon auszugehen, dass Arbeitsplätze und
Berufe wegfallen oder ganz aussterben, dafür
neue hinzukommen. Welche Steuerungselemente
sind notwendig, um für eine positive
Bilanz zu sorgen?
Christian Baldauf: Nach der Pandemie wird nicht
alles anders sein, doch wir werden neuen Mut
und neuen Tatendrang brauchen. Die soziale
Marktwirtschaft hat uns gezeigt, dass wir die
Kräfte des Marktes zum Gemeinwohl aller nutzen
können.
Es ist die Verbindung von wirtschaftlicher Stärke
und sozialer Sicherheit, die die soziale Marktwirtschaft
ausmacht. Und ich möchte es immer
wieder betonen: Nur wer wirtschaftlich stark
ist, kann sich um die Schwächsten in der Gesellschaft
kümmern. Das ist Verpflichtung und
Aufgabe zugleich. Wir werden in dieser Legislaturperiode
deshalb immer wieder die Perspektive
jener Menschen einbringen, die die
Wertschöpfung in unserem Land sicherstellen.
Und das bedeutet nicht Politik für die Reichen.
Sondern es bedeutet Politik für die Menschen,
die früh aufstehen und als Facharbeiter arbeiten.
Jene Menschen, die sich mehr und mehr
im Stich gelassen fühlen. Alle Ideen einer Gesellschaft
ohne Wachstum hören sich aus der
wohlsituierten 4-Zimmer-Altbauwohnung gut
an. Doch für die Menschen, die für sich und ihre
Familien ein besseres Morgen schaffen wollen,
ist es schlicht Hochmut.
Fakt ist, infolge von Corona und des Strukturwandels
werden auch Unternehmen aus dem
Markt ausscheiden und Menschen ihren Arbeitsplatz
verlieren. Umso wichtiger sind der
Erhalt und die Unterstützung der wirtschaftlichen
Dynamik. Wir müssen der Wirtschaft und
den Menschen eine neue Perspektive bieten.
Hier sage ich noch einmal: Dazu braucht es mehr
Mut zu Selbstverantwortung in den Betrieben
und weniger staatliche Regulierung.
Dazu kommt, dass wir Forschung und Entwicklung
stärken und besser mit der Wirtschaft
verzahnen müssen. Wir müssen Zukunftsbranchen
wie z.B. die künstliche Intelligenz oder die
Biotechnologie konsequent fördern.
Wirtschafts-News: Genau, wie bei der Frage
nach der Demarkationslinie im Diskurs zwischen
Arbeitnehmer und Arbeitgeber, wird es auch
gesamtgesellschaftlich um die Linie der Umverteilung
gehen. Unbestritten ist wohl, dass
16
gerade im produzierenden Gewerbe zahlreiche
Arbeitsplätze durch Maschinisierung entfallen
werden. Als regulierende Maßnahme sprachen
sich bereits vor einigen Jahren Unternehmer
und Manager wie Bill Gates und Deutsche Post-
Chef Frank Appel für eine Roboter-Steuer aus.
Ökonomen dagegen kritisieren den Gedanken
als innovationsbremsend. Wie stehen Sie zu
dieser Frage oder umgekehrt, wo sehen Sie
Potenziale, einem bedeutsamen Wegfall von
Arbeitskräften mit all seinen Peripherieeffekten
entgegenzuwirken?
Christian Baldauf: Natürlich ist uns allen bewusst:
Es braucht einen neuen Ansatz beim
Erhalt des Wohlstands und der Schaffung neuen
Wohlstands. Für die CDU lautet die Antwort:
die soziale nachhaltige Wirtschaft, in der Wachstum
und Ressourcenverbrauch entkoppelt werden.
Für dieses emissionsfreie Wirtschaften
brauchen wir kreative Betriebe. Damit die Unternehmen
ihren Beitrag leisten können, muss
die Politik einen Rahmen mit verlässlichen
Investitionsbedingungen schaffen, nicht weniger
aber eben auch nicht mehr.
Der europäische Green Deal schafft zahlreiche
neue Möglichkeiten für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Während es zwar zu einem
signifikanten Wegfall ganzer Produkt- und
Technologiekategorien kommen wird, sorgt dies
gleichzeitig für die Entstehung neuer Wachstums-
und Arbeitsmärkte der nächsten Generation.
Deutschland und Rheinland-Pfalz verfügen
bereits heute über viele
Spitzentechnologien, diese gilt es in den nächsten
Jahren auszubauen und zu stärken.
einzig durch eigene Programme finanzieren
kann. Auf Initiative führender deutscher Unternehmen
werden bereits Methoden entwickelt
und pilotiert, um den Kerngedanken einer ganzheitlichen
Wertoptimierung in Bilanzen zu integrieren.
Hierbei müssen neben dem ökonomischen
Wert auch der durch Unternehmen
geschaffene gesellschaftliche und ökologische
Mehrwert berechnet und transparent gemacht
werden. Auch diese Arten von Innovationen
sollten wir gezielt vorantreiben und fördern.
Neuen Abgaben stehe ich sehr skeptisch gegenüber,
zumindest in deren Einführungsphase.
Ich sehe neue Technologien vor allem als
Möglichmacher, damit wir Wachstum, Wohlstand
und Klimaschutz in der Zeit nach der Pandemie
vereinen können. Denn auch wenn dies manche
nicht hören wollen: Innovationen sind der bessere
Klimaschützer als Verzicht. Seit 1990 hat
Rheinland-Pfalz seine CO2-Emissionen um 37%
reduziert. Rund 80% dieser Reduktion gehen
auf Prozessoptimierungen der Chemie (Vermeidung
von Lachgas) zurück. Und die auf uns
zukommenden Innovationen werden noch einmal
größer sein.
BWN
Foto: Christian Baldauf
Auch im Bereich Green Finance gibt es spannende
Ideen. Angesicht der enormen Investi-
tionsaufwendungen für diese nachhaltige
Transformation bedarf es marktwirtschaftlicher
Lösungsansätze unter Einbindung des Kapitalmarktes.
Es ist ein Trugschluss zu glauben,
dass der Staat die Transformation der Wirtschaft
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DIE ZUKUNFT DER
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17
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18
Die schöne neue
Arbeitswelt und ihre Grenzen
Ein Gastbeitrag von David Dietz
„Zukunft der Arbeit“, „Arbeit 4.0“ oder eben „New
Work“ – alle diese Schlagworte beschreiben mit
mehr oder weniger konzeptionellem Überbau,
wie unser Arbeitsleben künftig aussehen soll.
Interessanterweise hat sich unter den drei vorgenannten
Begriffen selbst eine kleine Branche
entwickelt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
erforschen Trends über Arbeitsweisen
in einer Zukunft, die ja eigentlich längst begonnen
hat, Coaches wollen Unternehmen wie Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer für das New
Work-Zeitalter fit machen und Möbelhäuser
bieten Lösungen für das „neue Büro“; auch für
das neue Büro zu Hause. Und dabei sind noch
nicht einmal die zahllosen Social-Media-Unternehmerinnen
und -unternehmer einbezogen,
deren Angebote sich in der digitalen Sphäre
finden. Wer bei Instagram dem Hashtag #newwork
folgt, der findet über 1,6 Millionen Beiträge.
Die Relevanz ist demnach gegeben und ein
dazugehöriger Markt auch.
Den Begriff „New Work“ prägte vor allem der
deutsche Sozialphilosoph Frithjof Bergmann, der
im Mai dieses Jahres im Alter von 90 Jahren
verstorben ist. Analog zu den ebenfalls
genannten „Arbeit 4.0“ und
der „Zukunft der Arbeit“ geht es
um eine neue Arbeitskultur und
neue Arbeitsprozesse in einer
internationalisierten und digitalisierten
Welt.
Die Grundannahme
ist, denke ich, gegeben.
Wir leben in
einer Situation, in
der nicht nur Waren
und Dienstleistungen
im
Wettbewerb extrem flexibel sind und für viele
Akteure am Markt nicht mehr nur regional begrenzt
zur Verfügung stehen. Gleiches gilt vielmehr
auch am Personalmarkt, auf dem Unternehmen
gut ausgebildete und mobile Menschen
weltweit für sich gewinnen können. Auch sind
unsere Arbeitsprozesse in vielfältiger Weise digitalisiert.
Im vergangenen Jahr haben ich und
viele meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
darüber gemurrt, dass wir mit Teilen der öffentlichen
Verwaltung mittels Fax kommuniziert
haben. Das bedeutet im Umkehrschluss aber,
dass dieser für uns eher lästige als tragische
Vorgang die Standards der digitalen Kommunikation,
an die wir uns mittlerweile gewöhnt haben,
hervorhebt. Zu meiner Zeit als Pressesprecher
hätte ich ohne Messenger-Dienste und
Social Media sicherlich weniger Wirkung erzielen
können.
Doch wie bei so vielen Trends und Entwicklungen
sind unterschiedliche Ausprägungen in verschiedenen
Branchen zu verzeichnen. Als Geschäftsführer
zweier Unternehmen der Sozial- und
Gesundheitswirtschaft, deren Geschäftsmodelle
auf der Versorgung, Unterstützung und Pflege
von Menschen mit entsprechenden Bedarfen
beruht, erlebe ich Veränderung und gleichzeitig
das notwendige Festhalten an Bewährtem.
Die Lebenshilfe Mainz-Bingen betreibt Einrichtungen
und bietet Dienstleistungen an für Menschen
mit zumeist kognitiven Einschränkungen.
Von der Kindertagesstätte bis zur Seniorentagesbetreuung,
von der Begleitung beeinträchtigter
Schülerinnen und Schüler bis zum Leben
in stationären Wohnformen arbeiten mehr als
300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit mehr
als 550 Kundinnen und Kunden tagtäglich eng
zusammen, um größtmögliche Selbstbestimmtheit
dieser Menschen zu garantieren.
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
19
In einem solchen Setting sind die Möglichkeiten
von digitalisierten Arbeitsprozessen endlicher
als in der Industrie oder bei sonstigen Dienstleistungen,
wie beispielsweise im Bereich der
Kommunikation. Auch, wenn New Work tatsächlich
sehr viel mehr umfasst als die Digitalisierung
der Arbeitswelt – wie zum Beispiel flexible
Arbeits(zeit)modelle, Vereibarkeit von Arbeit und
Familie oder anderen Lebensbereichen, kulturelle
Aspekte und Hierarchien – so lassen sich
für unsere Branche der Sozial- und Gesundheitswirtschaft
insbesondere an diesem Beispiel die
Grenzen neuer Entwicklungen aufzeigen.
Natürlich nutzen auch wir im Rahmen weiter
steigender Dokumentationspflichten in der Eingliederungshilfe
und der Pflege zunehmend ITbasierte
Lösungen. Die Kommunikation in unserem
Pflegedienst basiert auf internen
Messengerlösungen, sofern Telefonate und
Videocalls nicht die Mittel der Wahl sind. Die
Verwaltung, insbesondere die Finanzbuchhaltung,
das Controlling und die Personalabteilung arbeiten
hybrid mit digitalen Programmen, aber
eben auch mit den klassisch ausgedruckten
Papierseiten. Die Installation eines neuen Betriebssystems
samt darauf basierenden Anwendungen
und Cloud-Lösungen hat die Pandemie
zunichte gemacht. Wenn ein Investitionsstopp
notwendig ist, weil wir und unsere Kostenträger
auf Sicht fahren müssen, wie es seit März 2020
der Fall ist, fällt auch die dringend notwendige
weitergehende Digitalisierung unserer Arbeitsprozesse
diesem zum Opfer.
Der entscheidende Punkt ist aber: unsere Dienstleistungen
erfordern schlicht und ergreifend
physische Nähe und nicht zuletzt auch Empathie.
Der Einsatz der so genannten Pflegeroboter und
von Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI)
werden immer bedeutendere Ergänzungen unserer
Leistungen. Dies gilt natürlich vor allem
auch für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die über viel Erfahrung verfügen, aber
deren körperliche Fähigkeiten mit den Bedarfen
unserer Kundinnen und Kunden nicht auf Dauer
mithalten können. Daher werden uns die
technischen Möglichkeiten die Arbeit am Bett,
in der KiTa und unseren anderen Tätigkeitsfeldern
die Arbeit weiter erleichtern, aber den „Faktor
Mensch“ zum Glück nicht ersetzen können. Damit
werden wir auch künftig über Vergütungsfragen
mit den Kostenträgern ringen, wir werden
weiterhin arbeits- und tarifrechtliche Diskussionen
mit den Betriebsräten führen und für die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Pflegetouren
mit der bestmöglichen Effektivität ermitteln.
Dabei werden uns KI-Lösungen helfen, die die
Leitungskräfte im Home-Office anwenden. Unsere
Kolleginnen und Kollegen im Betreuungsund
Pflegedienst werden derweil genau das tun,
was sie immer getan haben – betreuen und
pflegen; in unseren Einrichtungen und bei den
Menschen zu Hause.
Text & Foto: David Dietz
Über David Dietz:
David Dietz, 39, hat berufliche Erfahrungen im rheinland-pfälzischen Landtag gesammelt, bevor
er im Gesundheits- und Arbeitsministerium in Mainz tätig war. Als Pressesprecher der Landespflegekammer
war er am Aufbau der größten Heilberufskammer in Rheinland-Pfalz beteiligt und
ist seit 2018 Geschäftsführer der Lebenshilfe Mainz-Bingen GmbH, ein Multikomplexträger mit
300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Seit 2019 ist er außerdem Geschäftsführer des ambulanten
Pflegedienstes Lebenshilfe Mainz-Bingen Hausengel GmbH. Dietz, der Vater eines Sohnes
ist, engagiert sich als Kreis- und Fraktionsvorsitzender der FDP Mainz und ist Mitglied des Landesvorstands
seiner Partei.
Mehr als ein Modewort
20
Resilienz
Krisenbewältigung für Unternehmen als zentrale Funktion
Die Krisenbewältigung nimmt für Menschen und Unternehmen eine immer zentralere Rolle ein. Neben
den Auseinandersetzungen mit den üblichen Herausforderungen muss auf die besonderen Umstände
der Zeit reagiert werden. Was Resilienz mit Zukunft der Arbeit und allgemeiner Krisenbewältigung zu
tun hat, erklären die Wissenschaftlerinnen Dr. Donya Gilan und Dr. Isabella Helmreich im Gespräch mit
der Wirtschafts-News.
Nicht nur die Corona-Krise, sondern auch die
Klimakrise und die fortscheitende Digitalisierung
wirken sich auf das Wie, Wo und Warum der
Arbeit aus. Die Arbeitswelt von morgen wird
sicherlich eine andere sein als die von heute.
Die Krisen der Zeit, die einen gesellschaftlichen
Wandel unabdingbar machen, sind nicht nur
„Alle wollen
widerstandsfähiger werden”
medizinische, ökonomische und ökologische,
sondern auch psychologische. So ist es nicht
verwunderlich, dass Resilienz ein aktuelles
Modewort ist. Alle wollen widerstandsfähiger
werden, mit Stress besser umgehen
sowie Krisen schneller und ohne
langfristige Schäden bewältigen können.
Im Unternehmenskontext haben
vor allem die Unternehmensberatungen
das Thema für sich entdeckt.
Zeit, sich mit dem Begriff Resilienz
und dessen Tiefe genauer auseinanderzusetzen.
Europaweit einzigartiges
Forschungszentrum
Dr. Donya Gilan, Psychologin und Expertin für
den Themenkomplex Anpassung an Krisen und
neue Lebensumwelten leitet gemeinsam mit
Dr. Isabella Helmreich, Psychologische Psychotherapeutin
und Expertin für Gesundheitsprävention,
den Bereich Resilienz und Gesellschaft
des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung
(LIR) in Mainz. Die zentralen Anliegen der in
„Resilienz ist die Fähigkeit
zur Aufrechterhaltung oder
Wiederherstellung
psychischer Gesundheit”
dieser Art europaweit einzigartigen gemeinnützig
tätigen Forschungseinrichtung sind: Resilienzmechanismen
neurowissenschaftlich zu
verstehen, entsprechend fundierte Interventionen
zur Förderung von Resilienz zu entwickeln
und darauf hinzuwirken, Lebens- und Arbeitsumfelder
so zu verändern, dass Resilienz gestärkt
Dr. Donya Gilan,
Leiterin Resilienz und Gesellschaft des LIR, Mainz
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
21
wird. Resilienz definiert das LIR als „die Fähigkeit
zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung
psychischer Gesundheit während oder nach
stressvollen Lebensereignissen“.
Der überforderte Mensch
„Heute existiert eine Fülle an Stressoren, sei
es durch die Pandemie, Globalisierung, Migration,
Digitalisierung, den Klimawandel oder die
enorme Vernetzung von Arbeitsabläufen. Ein
Bombardement an Reizen. Das macht die Stärkung
der Resilienz heute nötiger als je zuvor“,
„Ein Bombardement an Reizen”
erklärt Dr. Donya Gilan. Abgesehen von der
Schnelllebigkeit und der Komplexität unserer Zeit
würden – verstärkt durch die Pandemie – die
Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zusehends
verschwinden. „Die Digitalisierung bringt
es mit sich, dass viele den Laptop abends noch
einmal aufschlagen“, so Gilan. Die reale Interaktion
sei oft nicht mehr notwendig und vieles ad
hoc ohne Planung machbar. Das hätte Vor-, aber
auch Nachteile. „Insbesondere in der Wirtschaft
wird oft erwartet, in Echtzeit zu reagieren und
zu handeln – das erfordert eine enorme Flexibilität
und zieht eine Überforderung der Menschen
nach sich. Auch Bereiche wie Pflege sind nicht
erst seit Corona überstrapaziert.“
Selbstoptimierungswahn
Umso wichtiger sei es zu erkennen, ergänzt Dr.
Isabella Helmreich, dass die Frage der Resilienz
nicht nur eine individuelle Sache, sondern insbesondere
auch eine des Arbeitgebers sei. „Krisenbewältigung
sollte eine zentrale Funktion
in Unternehmen haben“. Zu gerne würde die
Verantwortung auf das Individuum abgewälzt.
Es herrsche oft noch die Einstellung: „Mitarbeiter
müssten sich jetzt mal resilienter machen,
noch mehr aus sich herausholen, ihre ganzen
„Resilienz darf nicht zu
einem neoliberalen
Konstrukt verkommen.”
Ressourcen noch viel besser nutzen, um eben
produktiver zu sein – ganz im Sinne des ‚Selbstoptimierungswahns‘.
Wir sagen ganz klar“,
so Helmreich, „das bedeutet Resilienz nicht“.
Gilan unterstreicht das: „Resilienz darf nicht zu
einem neoliberalen Konstrukt verkommen.“ Das
sei eine ganz wichtige Kritik für die Weiterentwicklung
eines nachhaltigen Resilienz-Konzepts.
Resilienzfaktoren
„Natürlich“, erklärt Helmreich weiter, „solle jeder
versuchen, seine Ressourcen und Resilienzfaktoren
möglichst optimal zu nutzen. „Selbstfürsorge,
das heißt, auf sich zu achten und
Grenzen zu setzen, ist dabei jedoch genauso
wichtig, wie die Verantwortung des Arbeitgebers,
resilienzförderliche Arbeitsumwelten zur Ver-
fügung zu stellen, sodass jeder
sein individuelles Potenzial
auch entfalten kann.“ Die
trainierbaren Resilienzfaktoren
haben Gilan und
Helmreich ausführlich
in ihrem gerade erschienen
Buch “Resilienz.
Die Kunst der
Widerstandskraft“*
aufgeführt. Zu den
Faktoren, die Re-
Dr. Isaabella Helmreich,
Leiterin Resilienz und Gesellschaft des LIR, Mainz
22
silienz stärken, gehören demnach: Aktives Coping,
Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl, Optimismus,
soziale Unterstützung, kognitive
Flexibilität, positive Emotionen, Hardiness, Kohärenzgefühl
und Sinn/Bedeutung im Leben
sehen.
„Auch Führungskräfte müssen
dahin trainiert werden”
„Auch Führungskräfte müssen dahin trainiert
werden, resilient mit sich und anderen umzugehen“,
erläutert Helmreich. „Wenn Führungskräfte
sich selbst ausbeuten, ist es kein Wunder,
wenn sie ihren Mitarbeitern dasselbe Los
zukommen lassen. Daher ist es wichtig, die
Spirale in die andere Richtung zu drehen und
das Bewusstsein dafür zu schärfen.“
Verhaltens- und Verhältnisprävention
Weiter gedacht dient es der Gesellschaft, die
nicht nur für jeden Burn-out und jede Erkrankung,
die mit Ausbeutung einhergeht, in doppelter
Hinsicht zahlt: zum einen für die Krankheitskosten,
zum anderen für das verlorene Potenzial,
das in vielen Bereichen dringend benötigt wird.
„Authentisch führen”
„Authentisch führen“ sei, so Gilan, „der Begriff,
der hier dazugehöre.“ Sinnvoll sei es zukünftig
bei der Verhaltens- und der Verhältnisprävention
anzusetzen und Führungskräfte auf die
modernen, auf die Forschung basierenden gesunden
Führungsstile, zu schulen – dazu gehöre
ebenfalls eine gute Fehlerkultur sowie die
Teilhabe aller Mitarbeiter als eine der wichtigsten
Faktoren für ein gesundes Unternehmen.
Krise als Chance
„Resilienz bedeutet: Krise als Chance zu sehen“,
sagt Helmreich und zeigt sich erfreut darüber,
dass Belastungsgefährdungen heute nicht mehr
nur auf körperliche Beanspruchungen ausgerichtet
seien, zum Beispiel, ob der Arbeitsplatz
rückengrecht ausgestattet sei. „Wir sehen derzeit
in der psychischen Gesundheit eine enorme
Weiterentwicklung. Die Macht der Psyche
und die verheerenden Folgen, wenn sie leidet,
werden mehr und mehr wahrgenommen. Der
Trend geht eindeutig zur Gesundheitsfürsorge
auch in diesem Bereich“, stellt Helmreich fest.
„Der Trend geht eindeutig zur
Gesundheitsfürsorge”
Wachsender Bedarf
Die Bedarfe an Resilienztrainings seien durch
die neuen Entwicklungen enorm gewachsen,
erläutert Gilan. Wären vor wenigen Jahren Kommunikation,
Teambuilding, Umgang mit Kritik
die klassischen Themen gewesen, seien es jetzt
resilientes Führen, das umschließe ein ganzheitliches
und nachhaltiges Denken und Handeln.
Das Thema Emotionen, ihre Signalwirkungen
und wie mit Empathie souverän geführt
werden könne, rücke dabei verstärkt in das
Bewusstsein.
Hinter Resilienz steckt – wie die Psychologinnen
erläutern – mehr als ein Modewort oder eine
geheimnisvolle Kraft: Es ist eine Kompetenz,
die erlernt werden kann. Profitieren können
einzelne Menschen, Unternehmen und die Gesellschaft.
Resilienz: eine Kompetenz,
die erlernt werden kann
23
„Die Pandemie hat auch gezeigt, wenn eine
Gesellschaft zusammenarbeitet und zusammenhält,
kann ganz viel bewirkt werden.
Wie viel Macht sie hat, Dinge zu verändern, hat
man daran gesehen, dass wir zusammen weniger
CO2 ausgestoßen haben und wie viel sich
in dieser relativ kurzen Zeit in der Natur verändert
hat. Meine Lieblingsmeldungen: In der
Lagune von Venedig schwimmen jetzt wieder
Delphine und in den asiatischen Städten kann
man den Himmel sehen“ – Dr. Isabella Helmreich
Sam
Fotos: LIR, Mainz
MEHR INFORMATIONEN
Das LIR bietet ein Kompetenz- und Beratungszentrum
sowie eine Resilienz-Ambulanz für Bürger:innen
Zu den wissenschaftsbasierten
Dienstleistungen gehören
• Vorträge und Schulungen zur zielgruppenspezifischen
Wissensvermittlung über Gesundheit, Resilienz
und resilienzfördernde Präventionsmaßnahmen
• Beratung und Workshops für Betriebe und Institutionen
hinsichtlich resilienzfördernder Präventionsmaßnahmen
• Entwicklung bedarfsorientierter, zielgruppenspezifischer
Resilienztrainings
Kontakt
Wissenschaftsbasierte Dienstleistungen
Sandra Lenz · Tel.: +49 (0)6131 89448-03
E-Mail: sandra.lenz@lir-mainz.de
Resilienz-Ambulanz:
Melanie Lathomus · Tel: 06131-89448-17
Email: melanie.lathomus@lir-mainz.de
Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gGmbH
Wallstraße 7 · 55122 Mainz
www.lir-mainz.de
„Resilienz ist ein aktiver und dynamischer Prozess und kein starres
Persönlichkeitsmerkmal.“ Quelle: Leibniz-Institut für Resilienzforschung, Mainz
* Die Neuerscheinung Resilienz - die Kunst der Widerstandskraft.
Was die Wissenschaft dazu sagt von
Dr. Donya Gilan, Dr. Isabella Helmreich und Dr. Omar
Hahad stellen wir auf Seite 68 der Wirtschafts-News vor.
24
Nicht nur das „Was“ diskutieren,
sondern nach dem „Warum“ fragen.
Sandra Happel, Interview
Unternehmen stehen dieser Tage vor gewaltigen
Herausforderungen. Dabei geht es um
einen Strukturwandel, der längst im Gange ist.
Die Pandemie, das ist längst bekannt, legte
dabei nur den Finger in die Wunde und wirkte
wir ein Beschleuniger. Wie lange der Strukturwandel
bereits andauert, dokumentieren hierzulande
zwei prominente Beispiele. Das eine
ist die Politik von Johannes Rau in seiner Rolle
als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen,
das andere Gerhard Schröders Agenda
2010. Vergleicht man die Paradigmen beider
Programme, wird man feststellen, dass sich hier
Angebots- und Nachfragepolitik gegenüberstehen.
Während es in Raus Strukturwandel vor
allen Dingen darum ging, soziale Härten abzufedern,
ging es bei der Agenda 2010 darum,
Lohnstückkosten zu senken und das Investitionsvolumen
im Land anzukurbeln. Ein weiterer
Unterschied ist ebenso klar: Das eine war
eine Strukturreform und das andere – die Agenda
2010 – eine Sozialreform als politische Reaktion
auf sich ändernde Märkte, Berufe und
Arbeitsverhältnisse. Beispiele, auch großer
Unternehmen, die die Transformationsphase
der Nullerjahre nicht überstanden haben, gibt
es zuhauf. Auch nun ändern sich Märkte, Arbeitsverhältnisse
und mithin Geschäftsmodelle
– nur viel, viel schneller. Wie können Unternehmen
sich auf diese Zeit einstellen? Was
sollten sie beachten, um die Übergangsphase
gut zu überstehen? Ein Gespräch mit der Mainzer
Unternehmensberaterin Sandra Happel.
Wirtschafts-News: Frau Happel, Sie beraten
nationale und internationale Unternehmen. Ihre
Beratungsleistung dabei ist eine Mischung aus
klassischer Strategieberatung einerseits und
Coachingelementen andererseits. Auch so genannte
„Soft Skills“ sind Teil Ihrer Beratung.
Was ist in dieser Zeit besonders gefragt von
Ihren Kunden, was von Ihnen mehr anempfohlen?
In welcher Gewichtung zwischen Persönlichkeitsberatung
und Controlling treten Sie an
Ihre Kunden heran?
Sandra Happel: Wir arbeiten primär mit KMU,
also Unternehmen, die im privaten Besitz sind
oder noch vom Inhaber geführt werden. Die
Persönlichkeit, Werte und Historie der Inhaber
spielt in solchen Unternehmenskulturen immer
eine entscheidende Rolle. Gerade bei Unternehmen,
in denen der Inhaber auch Geschäftsführer
ist und damit das Unternehmen mit seinen
Werten repräsentiert, wird eine Führungs- und
Transformationsstrategie nur dann erfolgreich
umgesetzt, wenn sie von dem Inhaber konsequent
geführt und authentisch gelebt wird.
Deswegen muss die Persönlichkeitsberatung
mit in die strategische Unternehmensentwicklung
einbezogen werden.
Das Bewusstsein des Unternehmers über diesen
„Abstrahleffekt“ und die Wahrnehmung der
Mitarbeiter, Kunden und Stakeholder ist der
erste relevante Knowing Point für eine stabile
und zukunftssichere Unternehmenssteuerung.
Eine umfassende Analyse der Softskills des
Führungsteams erweitert die strategischen
Stellschrauben der Unternehmensführung um
wichtige Erkenntnisse und schafft durch die
richtige Evaluation und Ableitung von Maßnahmen
eine effektive Vorgehensweise.
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
25
Wir starten mit unseren Kunden stets mit einem
zielorientierten und effizienten Status Quo-
Prozess, in dem sowohl die relevanten Unternehmensparameter
als auch die Persönlichkeiten,
Kompetenzen und Werte identifiziert
und analysiert werden. Zu welchen Anteilen wir
dann in der weiterführenden Beratung Schwerpunkte
legen, entscheiden wir in Hinblick auf
den Unternehmensbedarf individuell.
Wirtschafts-News: In der nahen Zukunft ist
damit zu rechnen, dass Unternehmen in Havarie
geraten werden. Entweder, weil sie sich
durch einen Transformationsprozess zwängen
müssen oder weil sie ihr Geschäftsmodell gar
vollkommen ändern müssen. In beiden Fällen
ist enorme Liquidität erforderlich. Worauf sollten
Geschäftsführer solcher Unternehmen am
ehesten achten? Auf die Marktveränderungen?
Auf die Margen bei Aufträgen, um die Liquidität
im Auge zu behalten? Welchen Rat geben Sie
Unternehmen in solchen Situationen?
Sandra Happel: Die europäische Wirtschaft steckt
gedanklich teilweise noch in den 80er Jahren.
Während China und andere Märkte zwar wahrgenommen
werden, werden die massiven Innovationspotenziale
und Produktionskapazitäten
ignoriert. Investoren folgen den globalen
Trends kurzfristig, sodass sich oft schleichend
eine Abwärtsspirale in Gang setzt, die den Zugang
zu Kapital erschwert, sobald man Anschluss
verloren hat. Allein darin liegt bereits eine nicht
zu unterschätzende Gefahr.
„Zeit ist zu einem immensem
Druckfaktor geworden.”
Sandra Happel: Bereits unter gewöhnlichen
Umständen scheitern etwa 79% der notwendigen
Transformationsprozesse aufgrund der
komplexen Anforderungen an das Management.
Markt und Ressourcen müssen neu bewertet,
Mitarbeiter überzeugt und motiviert, Kundenbedürfnisse
maßgeblich einbezogen und die
Transformation klar und konsequent vorangetrieben
werden. Das ist ohne externe Expertise
kaum zu bewältigen.
Durch die Pandemie sind zudem viele Unternehmen
plötzlich gezwungen, schnell neue
Geschäftsmodelle und Absatzmöglichkeiten zu
realisieren. Nach der langen Krisenzeit sind die
Ressourcen knapp, die Unsicherheit ist hingegen
im Führungsteam, bei Mitarbeitern, Kunden,
Lieferanten und Stakeholdern besonders hoch.
Zeit ist dadurch zu einem immensen Druckfaktor
geworden, der es den meisten Unternehmern
unmöglich macht, besonnen die drängende
Transformation umzusetzen. Gerade jetzt
ist es unerlässlich, nicht auf Hoffnung und
Vertrauen zu setzen, sondern sich rasch eine
realistische Kenntnis über alle Einflussfaktoren
und Engpässe zu verschaffen.
Wirtschafts-News: Ein Teil Ihrer Beratung befasst
sich mit Persönlichkeitsanalyse. Man kann
wohl vermuten, dass eben dies jetzt mehr denn
je gefragt ist, da sich Dinge in ihrer Grundsätzlichkeit
und mit enormer Geschwindigkeit verändern.
Auf welche Fähigkeiten und Eigenschaf-
ten kommt es bei Führungspersönlichkeiten in
dieser Zeit besonders an?
Sandra Happel: Eines vorweg:
Es gibt generell in
der Persönlichkeits- und
Kompetenzarbeit kein
„besser“ oder „schlechter“.
Unser Arbeitsansatz
bezieht die Kenntnis
der Persönlichkeits-,
Kompetenz- und Wertestrukturen
als strategischen
Trans-
formationspara-
Unternehmensberaterin Sandra Happel
26
meter ein und baut auf den individuellen
Stärken, Bedürfnissen und Erwartungen der
Führungspersönlichkeiten auf.
Zu einer zukunftsfähigen Positionierung führen
so viele individuelle Wege, wie es Unternehmen
gibt. Die Voraussetzung ist eine valide, konsistente
sowie authentische Transformationsstrategie.
Die wesentlichen Erfolgsfaktoren und
Kernthemen der Persönlichkeitsentwicklung
sind Führungskompetenz, Motivation, Disziplin
und Durchhaltevermögen.
Ohne die Kenntnis des menschlichen Systems
ist heute und gerade nach COVID keine zukunftssichere
Unternehmensführung und -entwicklung
mehr möglich. Unternehmer und Inhaber brauchen
heute das Wissen mehr denn je, wie Persönlichkeits-
und Werte-Systeme funktionieren.
Noch nie waren in der Führungsarbeit Beziehungskompetenzen
und die Kenntnis darüber,
welche Fähigkeiten und Persönlichkeiten an
welcher Stelle gebraucht werden, so wichtig.
Und genau das ist der Schlüssel unserer Beratung:
Nur wenn der Unternehmer bzw. das
Führungsteam weiß, wo die eigenen Kompetenzen
liegen, aber auch blinde Flecken, Optimierungspotenzial
und thematische Herausforderungen
reflektiert erkennt, können die
passenden Entscheidungen abgleitet werden,
um eine Transformation zum Erfolg zu führen.
Über Sandra Happel:
Sie plädiert dafür, nicht nur das „Was“ zu
diskutieren, sondern auch das „Warum“
zu hinterfragen. Sandra Happel studierte
in Mainz Wirtschaftswissenschaften und
ist seit 20 Jahren als Coach und Unternehmensberaterin
tätig. Ihre Expertise bezieht
sich auf die Beratung und das Coaching
von Geschäftsleitungen. Themen wie Zukunftssicherung,
Unternehmensführung,
Nachfolge, Veränderungs- und Umbruchssituationen
und das Coaching aller Beteiligten
stehen dabei im Mittelpunkt.
Wirtschafts-News: Mit dem Fraktionsvorsitzenden
der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag,
Christian Baldauf und der Bundestagsabgeordneten
der Grünen, Tabea Rößner, sprachen
wir in diesem Heft ebenfalls über die Zukunft
der Arbeit. Schwerpunkte dabei waren unter
anderem sich ändernde Arbeitsprozesse innerhalb
der Unternehmen, wie etwa die Debatte
um Homeoffice. Wie nehmen Sie diese Kontroverse
wahr, wenn Sie mit Unternehmern und
Führungspersönlichkeiten reden? Wird sich ein
solches Modell künftig etablieren und in welcher
Weise sollten Arbeitsnehmer und Arbeitgeber
aufeinander zugehen?
Sandra Happel: Digitale Technologien verändern
die Arbeitswelt – dies fordert das Überdenken
von Prozessen und Führungskultur, da insbesondere
jüngere Mitarbeiter nicht mehr bereit
sind, in alten Modellen zu arbeiten. Dabei ist
es gerade für KMUs entscheidend, gute Talente
anzulocken und langfristig zu binden.
„Unternehmen haben eine
gesellschaftliche Funktion”
Ich plädiere dafür, nicht nur das „Was“ zu diskutieren,
sondern nach dem „Warum“ zu fragen.
Als Unternehmer pauschal für oder gegen eine
Maßnahme zu sein, ist nicht mehr zeitgemäß
und kann den Erfolg des Unternehmens gefährden.
Es gilt abzuwägen, welche Maßnahmen
effektiv sind und nicht, ob ich die Maßnahme
gut finde. Funktioniert die Wertschöpfung des
Unternehmens, welche Änderungen muss ich
wie anstoßen – das sind die Fragen, die ein Unternehmer
sich klar beantworten muss.
Unternehmen existieren nicht zum Selbstzweck.
Sie haben eine ökonomische und gesellschaftliche
Funktion, die sie nur erfüllen können, wenn
sie langfristig erfolgreich wirtschaften. Erfolgreiche
inhabergeführte Unternehmen machen
Gewinne, haben motivierte, gesunde Mitarbeiter,
sichern ihre Infrastruktur und sorgen für den
Fortbestand der eigenen Ressourcen.
27
Ist man von dieser ökomischen Grundlage überzeugt,
sind solche Fragen aus meiner Sicht politisch
nicht regulierbar. Es würden der Unternehmenssteuerung
wichtige Stellschrauben und
Entscheidungsfelder nicht mehr zur Verfügung
stehen und die Handlungsfähigkeit ganzer Geschäftsleitungen
einschränken. Was für einen
Konzern sinnvoll sein kann, kann für ein KMU
den Weg in die Zukunft unmöglich machen.
Wirtschafts-News: Als Betriebswirtin und Unternehmensberaterin
richtet sich Ihr Blick vor
allen Dingen auf Prozesse und Strukturen innerhalb
von Unternehmen. Gleichwohl ist eine
Umfeldbetrachtung für eine strategische Beratung
unabdingbar. Wie sich die volkswirtschaftliche
Gesamtlage entwickelt und welche
Lenkwirkung von der Politik kommt, ist von
entscheidender Bedeutung. Durch die Pandemie
sind die Belastungen für Staat und Unternehmen
gleichermaßen gewaltig gestiegen. Nie
waren in Deutschland die Sozialkosten höher
als jetzt, die Schuldenbremse ist bis auf Weiteres
ausgesetzt. Johannes Rau wurde in seiner
Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-
Westfalen dafür kritisiert, dass der
Strukturwandel zu lange gedauert habe, dafür
gelobt, dass er ihn sozialverträglich gestaltet
habe. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation
und welche Zeichen würden Sie von der Politik
erwarten?
Sandra Happel: Das ist eine sehr komplexe
Frage. Grundsätzlich bin ich der Auffassung,
dass Unternehmen als eigene Systeme so weit
wie möglich autark funktionieren müssen. Aus
meiner Sicht ist es Aufgabe und Verantwortung
unseres politischen Systems, die Rahmenbedingungen
für ein gesellschaftskonformes Wirtschaften
schaffen. Viele politische Diskussionen
werden aktuell mikroökomisch geführt: Home-
office ja oder nein? Subventionen für ein E-Bike?
Dabei wären die zu regelnden Fragen aus meiner
Sicht etwa: Wie verhindert die Politik ausbeuterische
Arbeitsmodelle und schafft einen
Rahmen für eine gesunde und de
wertschöpfen-
Arbeitspolitik?
„bereichernde Wissenstransfer-
Schnittstellen organisieren”
Je heterogener die unternehmerische Struktur
eines Landes ist, desto schwieriger wird die
Umsetzung einheitlicher Regelungen. Darin liegt
die größte Diskrepanz zwischen dem gesellschaftlichen
Bedürfnis nach politischer Regulierung
und der unternehmerischen Forderung
nach Selbstbestimmtheit. Konzerne funktionieren
nach anderen Regeln und Interessen als
KMUs – auf welcher Basis sollen also die Entscheidungen
getroffen werden, für welches
Unternehmen passen und wem langfristig
nutzen?
Im Rahmen der parteipolitischen Positionierungsziele
vermisse ich oft die Klarheit über
die eigentliche Verantwortung unserer Regierung.
Meine Forderung: Sich den Grenzen der Einflussnahme
bewusst zu werden und dennoch
bereichernde Wissenstransfer-Schnittstellen
zu allen gesellschaftlichen Bereichen organisieren.
Nur dann lässt sich beantworten, was
eine Regierung in Ausnahme- und Krisensituationen
tun muss, um das Land zu unterstützen
und zu stärken.
BWN
Fotos: Sergio Sandretto
Veränderung und Aufbruch
28
Ein Gastbeitrag von Alexander Schweitzer
Minister für Arbeit, Soziales,
Digitalisierung und Transformation
Der Begriff der Transformation ist zu Recht in
aller Munde. Wir alle erleben gerade, wie sich
unsere Arbeitswelt mit einer bisher nicht gekannten
Dynamik wandelt. Wenn wir von Transformation
sprechen, meinen wir deshalb auch
nicht einen einzelnen, sondern eine Vielzahl von
parallel ablaufenden Veränderungsprozessen.
Dazu gehören die Digitalisierung von Produktions-
und Arbeitsprozessen ebenso, wie der
notwendige Übergang hin zu einer klimaneutralen
Wirtschaftsweise. Es gehören aber auch
Veränderungen dazu, die uns schon lange begleiten,
wie etwa der demografische Wandel
oder die Globalisierung.
Keine Frage also: Wir leben in einer Zeit der
Veränderung und des Aufbruches von Strukturen.
Es geht heute darum, wichtige Weichen
für die Zukunft zu stellen. Nicht zuletzt die
Corona-Pandemie hat diesen Wandel noch
einmal auf eine neue Ebene gehoben und beschleunigt.
Es ist die Aufgabe der Politik, dass
wir diese Veränderungen nicht einfach nur zur
Kenntnis nehmen, sondern sie so gestalten,
dass alle davon profitieren können.
Ein zentraler Treiber der
Transformation ist die
Digitalisierung der Arbeitswelt.
Neue Techniken
nehmen uns
Arbeit ab und unterstützen
uns, vor allem
aber verändern sie
unseren Arbeitsalltag.
Viele Beschäftigte stellen sich die Frage, ob ihre
Arbeit, ob sie selbst künftig noch gebraucht
werden. Wir wissen, dass diese Ängste oftmals
unbegründet sind, dass wir aber gleichzeitig
dazu bereit sein müssen, uns und unsere Qualifikationen
weiterzuentwickeln. Dementsprechend
ist die kontinuierliche Weiterbildung ein
zentraler Aspekt der Transformation, die wir in
Rheinland-Pfalz auch finanziell umfassend
fördern.
„Mobiles Arbeiten dient
dem Klimaschutz”
Auch bei der Weiterbildung unterstützt uns die
Digitalisierung mit ihren vielfältigen Möglichkeiten
der Wissensvermittlung wie etwa Augmented
Reality oder Wikis. Die Digitalisierung
ermöglicht es uns aber beispielsweise auch, die
Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land
anzugleichen. Die Verfügbarkeit von schnellem
Internet in Kombination mit der Möglichkeit,
von zu Hause aus zu arbeiten, machen das
Wohnen auf dem Land immer attraktiver. Gleichzeitig
hat uns die Corona-Pandemie eindrücklich
gezeigt, wie sehr die digitale Transformation
und die Möglichkeiten des mobilen
Arbeitens dem Klimaschutz dienen können.
In der Pandemie sind die Chancen und Herausforderungen
der digitalen Arbeitswelt deutlich
geworden: Beschäftigte hatten im Homeoffice
mehr Zeit für sich und die Familie, der Stress
durch tägliches Pendeln entfiel vielfach.
Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales,
Digitalisierung und Transformation
W N
SPEZIAL
Zukunft der Arbeit
29
Die Produktivität Ist oftmals gestiegen und
aktuelle Studien belegen, wie stark Homeoffice
und mobiles Arbeiten einen Beitrag zur Arbeitsund
damit natürlich auch Lebenszufriedenheit
leisten konnten. Gleichzeitig aber ist einmal
mehr klargeworden, wo die Herausforderungen
liegen und zwar sowohl für die Beschäftigten
als auch die Arbeitgeber. Für die Beschäftigten,
weil etwa eine größere Flexibilität bei der
Arbeitszeit nicht zu einer Entgrenzung von Arbeit
führen darf.
„Planungssicherheit für Beschäftigte
und Unternehmen”
Ebenso müssen wir Fragen nach Gesundheitsschutz
am Arbeitsplatz, Datensicherheit und
Datenschutz eindeutig beantworten und zwar
gerade dann, wenn wir über den Einsatz von
Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz sprechen.
Hier setze ich mich für klare Rahmenbedingungen
ein, um Beschäftigten und Unternehmen
die nötige Planungssicherheit zu geben. Gleichzeitig
unterstützen wir die Betriebs- und
Personalräte dabei, sich in den Themen der
Transformation fit zu machen.
Doch auch für Arbeitgeber bringt die digitale
Arbeitswelt neue Anforderungen mit sich, etwa
hinsichtlich einer veränderten Arbeitsorganisation
und Führungskultur. Dies gilt besonders
für die vielen kleinen und mittelständischen
Unternehmen (KMU), die Rheinland-Pfalz prägen.
Diese verfügen oftmals einfach nicht über
die notwendigen Ressourcen, um die Transformation
alleine stemmen zu können. Deshalb
unterstützen wir KMU und ihre Beschäftigten
bei diesen Fragen durch eigene Angebote oder
in Zusammenarbeit mit dem Bund. Ein Beispiel
dafür ist das neue „KI-Zukunftszentrum“, das
KMU bei der Einführung von KI-Anwendungen
zur Seite steht.
Die Transformation wird gerade zu einer Art
neuer Normalität. Allerdings – und auch das
gehört zur Wahrheit – ist das Bewusstsein um
die Herausforderungen und Chancen der Transformation
sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Vor allem hakt es an vielen Stellen daran, das,
was bereits als grundsätzlich richtig und wichtig
erkannt worden ist, auch in konkretes Handeln
zu übersetzen.
Deshalb bereiten wir aktuell die Einrichtung
einer Transformationsagentur vor, die über
Dialogformate dabei unterstützt, regionale Strategien
zur Gestaltung der Transformation zu
entwickeln. Die Agentur wird gleichzeitig allen
Beschäftigten, ihren Vertreterinnen und Vertretern
aber auch Unternehmen als Lotsin zur
Verfügung stehen. Sie bildet dabei die Schnittstelle
zu bereits bestehenden Angeboten des
Bundes, des Landes und unserer Partnerinnen
und Partner. Die Transformationsagentur ist
daher ein zentraler Baustein unserer Politik zur
zukunftsweisenden Gestaltung der Arbeitswelt
in Rheinland-Pfalz.
Text: Alexander Schweitzer
Foto: ©MASTD/Pulkowski
30
Pendelschwung
Frisches Bier, schaler Wein, heulende Gitarren
– in Pendelschwung debattieren Maasland und
Wildemann über Aktuelles aus dem Zeitgeschehen.
Die Verschiedenartigkeit beider sorgt dabei
zuverlässig für unterschiedliche Betrachtungsweisen,
Ansichten und Schlussfolgerungen.
Sagen Sie, Frau Maasland, Sie stehen doch auf
Rocknummern, oder? So musikalisch meine
ich. Wie ist´n das mit `ner langgezogenen, heulenden
Gitarre zwischen zwei Themen? Ist das
ein Puffer? Oder ne Überleitung zum nächsten
Thema? Oder ne Kompensation zwischen Hochdruck
und Tiefdruck? Denken Sie an Sultans
of Swing in der besten Fassung bei der Alchemy-Tour.
Was hat der Knopfler da gemacht?
War das ein Tanz auf der Gitarre oder ne Themenüberleitung.
Oder Bohemian Rhapsody
aus der Feder von Freddie Mercury. Wie mag
es wohl gelingen, so viele Themen in einem
Song zu vereinen? Und so mit Hoch- und Tiefdruck;
was machtn der Wind da eigentlich?
Ausgleichen? Ach und wo wir gerade reden,
wie kam es nur dazu, dass auf die Flower-
Power Punk folgte? Und auf die Härten der
Aufklärer nach kurzer Überleitung die Romantik?
Jetzt, da ich schreibe, frage ich mich, ob
die Überleiter, die Stürmer und Dränger, die
Gitarre waren? Sorry, dass ich Sie jetzt derartig
belagere, aber ich kenne niemanden sonst,
der Geisteswissenschaften und Musik kann.
Außerdem las ich aufmerksam einen Text von
Ihnen. Da sprachen Sie von disruptiver Krise
im Zusammenhang mit der Pandemie. Da haben
ja jetzt viele Leute im Heft wieder mitgeschrieben.
Haben Sie das gelesen? Da reden
die Leute über Homeoffice, die Veränderung
der Arbeitswelt im Allgemeinen und über einen
Paradigmenwechsel, der in der Politik stattfinden
muss. Zum Beispiel sagte der Alexander
Schweitzer, dass Beschäftige während
Corona keinen Pendelstress hatten und mehr
Zeit für die Familie. Gleichzeitig stellt er fest,
dass die Belastungen für Unternehmen derzeit
gewaltig sind. Ist Herr Schweitzer die Gitarre?
Frau Maasland?
Hm, diese Rolle kann er natürlich übernehmen,
wenn er will. Doch die interessantere
Frage ist ja vielmehr, welches Stück er spielt.
Und für welches Publikum. Wer nach neuer
Inspiration oder gar Disruption sucht, wird
für dieses Konzert möglichweise keinen Eintritt
zahlen. Denn dass Corona einerseits
Belastungen und andererseits Entlastungen
bringt, ist nach den ersten Empörungswellen
ja allgemein anerkannt. Jetzt darf man
gespannt sein, was die Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Gemeinschaft
daraus macht. Aktuell
macht es durchaus den Eindruck, dass
viele bei „New Work“ einfach mal mitreden
und dabei vor allem große Freude am Spiel
mit den dazugehörigen Buzzwords haben.
Aber die Beschäftigung mit dem Geist der
Prämisse „Jeder macht, was er wirklich wirklich
will“ jenseits einer schmerzlosen Oberfläche
scheint nicht so recht erstrebenswert.
Einzig bei David Dietz lässt sich die Radikalität
der New Work-Idee erkennen. Er legt
31
den Finger in die Wunden und zeigt, dass
sich eine wunderbare Idee und die harte
Realität noch ziemlich schulterzuckend gegenüberstehen.
Dem, der hinsehen will, legt
genau das schamlos offen, warum eine „Neue
Art des Arbeitens“ einfach nicht so richtig
in die Gänge kommen will.
Tja, da sagen Sie was, Frau Maasland. Lassen
Sie uns doch mal eintauchen in das Orchester
der Buzzwords, Notwendigkeiten, Dringlichkeiten,
Gitarren und Geigen und einen Tanz
wagen auf dem Parkett zwischen Macht und
Eitelkeit? Hab ich damit eigentlich recht, Frau
Maasland? Also, Sie wissen es, wann immer
es darum geht, Dinge in aller Tiefe hoch und
runter mit Innen- und Außenwirkung zu durchdenken,
frage ich Sie. Im Moment frage ich
mich, was wohl Otto von Bismarck gedacht
haben mag, als er die Sozialgesetzgebung auf
den Weg gebracht hat? Bitte, Frau Maasland,
ich höre Sie schon jetzt laut und deutlich. Das
war kein Buzzword, sondern ne Sozialreform.
Der war damals sowas Ähnliches, wie Johannes
Rau hundert Jahre später in Nordrhein-
Westfalen mit seiner Strukturreform, nur mit
anderen Vorzeichen. Ach, da fällt mir ein, kommen
Sie nicht daher? Anyway, Bismarcks Trigger
war, den Sozialisten, wie er sie nannte,
den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass
er Wegbereiter der sozialen Marktwirtschaft
war, hat er nicht gewusst und noch weniger
gewollt. Ich frage mich demnach, ob nicht alles
mit Buzzwords mal anfängt? Also ja, irgendwann
kommen die Leute und finden, dass
es ohne Inhalte langweilig wird. Aber das kennen
wir ja schon von dem Digitalisierungs-
Blablabla. Und dennoch, steht vor dem fertigen
Gedanken, dem Konzept, nicht erstmal ein
großes Wort? Eines, das Emotionen auslöst.
Sie sagen das doch auch immer zu mir, ich
solle mehr darauf hören und achten. Schauen
Sie auf Berlin in der jüngsten Geschichte. Da
stand erst John F. Kennedy und sagte, er sei
ein Berliner und dann Ronald Reagan mit seinem
eindringlichen Appell an Gorbatschow, er
möge die Mauer einreißen. Zwischen Solidaritätsbekundung
und Aufforderung lagen Jahrzehnte.
Und noch ein paar Jahre Unrechtsstaat
zwischen Aufforderung und Wiedervereinigung.
Gerade erst hab ich mir bei Ihnen – vollkommen
zurecht – ein blaues Auge abgeholt, weil ich
Marketing und Kommunikation in einen Topf
geschmissen habe. Also was sollten wir machen,
Frau Maasland, wenn wir wissen, dass
es disruptiv und in der Folge Strukturwandel
bedürftig ist, wie sollten wir die Zeit zwischen
Buzzwords und echten Ideen und Konzepten
ausfüllen? Gehen wir am Rhein ein Bier trinken?
Ich lad Sie ein.
Ha, dieses Bier am Rhein haben Sie mir schon
vor 2 Jahren versprochen. Ist das damit auch
so ein Buzzword oder gar eine Buzzphrase?
Wie dem auch sei: Natürlich haben Sie recht
- alles Gute fängt mit dem Willen dazu und
dessen Bekundung an. Dann folgen die ersten
Schritte auf dem Weg. Doch ist der Weg
sachlich geplant oder entsteht er schlicht
beim Gehen? Und warum orientiert sich wer
in welche Richtung? Wer oder was motiviert
die Laufgeschwindigkeit? Es ist tatsächlich
die Frage nach Notwendigkeit und Dringlichkeit,
die hier den Ausschlag gibt. Wie
immer im Leben. Solange der Druck zur Veränderung
nicht groß genug ist, bleibt die
Bewegung aus oder zumindest lahm. So ist
es eben: „Das Gehirn ist eine faule Sau“, wie
es der Hirnforscher Hans-Georg Häusel so
plakativ wie treffend formuliert. Und unter
anderem deshalb wage ich die These, dass
die Zeit zwar reif für neue Konzepte, die ja
schon existieren, ist, es jedoch an der Umsetzung
weiter scheitert. Und zwar nicht,
weil die Konzepte schlecht sind, sondern weil
sich immer noch zu viele Menschen vor echtem
Wandel scheuen. Die atemraubende
Angst vor dem Verlust von materiellem
Wohlstand und Status ruft stimmgewaltige
Bewahrer auf den Plan, die fordern, das bestehende
Profitable zu stärken und als notwendig
erkannte Innovationen zähneknirschend
32
zu subventionieren – so würde dann schon
alles gut mit dem Klima und der sozialen
Ungerechtigkeit. Übertragen wir das doch
mal in ein Bild aus dem schwer gebeutelten
Pflegesektor: Es wäre also ok, wenn man
bestehende Wunden nicht kuriert und sogar
noch tiefer reißt, solange man parallel besseres
Verbandsmaterial entwickelt?! Sie
sehen, lieber Mensch, das macht mich durchaus
wütend. Falscher Ansatz, falsche Richtung.
Wir brauchen keine neuen Konzepte,
solange wir kein neues Mindset, eine neue
Haltung, den Dingen und vor allem den Menschen
gegenüber einnehmen. Sonst bleibt
es schlicht beim alten, schal gewordenen
Wein, den man versucht - in die vielzitierten
neuen Schläuche gegossen - als Premiumqualität
zu verkaufen.
Och Frau Maasland, ich finde jetzt kippen Sie
schalen Wein in frisches Bier. Ändert sich nicht
gerade alles? Ich merke es deutlich, Ihre schöne
Seele ereifert sich für das Gute. Der Klimawandel
und soziale Gerechtigkeit umtreiben
Sie. Aber beides sind doch Themen von Arbeit
4.0, oder nicht? Ok, zu lahm, zu inhaltsleer zu
oberflächlich, höre ich Sie sagen. Aber hat nicht
immerhin der Scholz jetzt einen großen Schritt
gemacht mit der weltweiten Unternehmenssteuer?
Jaja, ich weiß, ich weiß, schauen wir
mal, was davon am Ende übrig bleibt. Aber
das ist doch schon mal was, oder nicht? Und
wenn man dieser Tage Texte von Politikern
liest, die eher unter dem Stern „how predictable“
stehen, dann doch wohl deshalb, weil
die sich nicht trauen und auf Parteilinie bleiben
wollen. Eines erscheint mir vollkommen
klar, liebe Frau Maasland. Strukturen oder,
krasser noch, Änderungen daran folgen immer
einer schieren Logik. Das hat nichts mit Emotionen
zu tun. Will man also große Veränderungen,
muss man wirkmächtige Hebel in Gang
setzen. Und dann kurz warten. So eins, zwei
Jahrzehnte und schwups, sind sie da. Alles,
was dazwischen passiert, ist das Ringen um
die beste Hebelidee, den besten Zeitpunkt
einer solchen Idee und, wichtiger noch, um den,
der´s sagen darf. Das, was in der Zwischenzeit
stattfindet, gerade jetzt, das sind Emotionen.
Ich glaube das ist es, was Sie mit Buzzword
meinen; Kapriolen, irrlichternde Gedanken,
Himmelsstürmer und Hasardeure ganz gleich
von welcher Seite, ob von stimmgewaltigen
Bewahrern oder ehrgeizigen Progressiven. Das,
was in den kommenden Wochen bis September
stattfindet, ist ne Mischung aus Schauspiel
und Rockkonzert. Da hören Sie ne langgezogene,
heulende Gitarre voller Pathos, dann
sehen Sie schrille bis verstörende Auftritte von
Typen, bei denen Sie sich fragen, ob das gerade
ne Neuauflage von Top-Gun ist oder ein
deutscher Verteidigungsminister. Part of the
game, Frau Maasland, finden Sie nicht? Und
jetzt mal Hand auf´s Herz, Sie sind die Kommunikationsexpertin.
Ich bin der schlimmste
Dogmatiker unter dieser Sonne, doch frage ich
mich, was besser ist; eine emotional, ja vielleicht
populistisch angeschobene Strukturreform oder
eine, die nicht stattfindet?
Natürlich finden gerade massive Veränderungen
statt. Doch sollten wir achtgeben,
dass wir uns nicht tatsächlich der Panscherei
schuldig machen. Andererseits wird das
aber natürlich auch immer noch sehr gern
gekauft, dieses Misch-Zeug. Süffig, süß und
selten merkt man rechtzeitig, dass es knülle
und böse Kopfschmerzen macht. Merkste
was? Ich bleibe also lieber beim unverdünnten
Wein, in dem man ja bekanntlich
die Wahrheit findet, wenn man tief genug
ins Glas schaut. Und selbstverständlich würde
ich mich allzu gern dem Flow hingeben
und warten, bis Veränderung einfach passiert.
Aber weil das alle vor uns schon gemacht
haben, haben wir jetzt schlichtweg keine
mehr Zeit, abzuwarten bis sich alles wie
magisch zum Guten wendet. Meine politische
Utopie ist eine sinnzentrierte, die den Menschen
nicht als Faktor begreift, den es zu
managen gilt, sondern als maßgebliche Einflussgröße,
an der sich ausgerichtet wird.
Und zwar im Miteinander auf Augenhöhe
und nicht in den Rollen von Kümmerern und
Bedürftigen, von Wissenden und Ahnungslosen.
Hier schlummert er doch, der Geist
einer zukunftsfähigen Arbeitswelt! Ich denke,
die Aufgabe von uns Alten sollte nun sein,
den Weg für die jungen Gescheiten und Empathischen
zu bereiten oder zumindest nicht
auf ebendiesen rumzulungern und die Sicht
zu versperren. Wenn wir das als Gesellschaft
schaffen, kann ich mich auch entspannen,
Ihnen das mit der Kommunikation und den
Emotionen noch mal erläutern und warum
sachliche Logik eine Illusion ist. Vielleicht
trinke ich sogar ein Bier dazu, wenn die Gitarren
laut genug heulen.
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34
„Persönliche und individuelle Beratung
für Arbeitssuchende ist unersetzbar“
Die Digitalisierung durchdringt die gesamte Arbeitswelt, sie verändert Berufe, Aufgaben und Tätigkeiten.
Unser Blick in die Zukunft darf dabei die Menschen nicht außen vorlassen, die entweder noch gar nicht
oder aktuell zumindest temporär nicht im Arbeitsprozess eingebunden sind. Welche Herausforderungen
ergeben sich aus den immer schneller werdenden Entwicklungen für Arbeitssuchende, WiedereinsteigerInnen
oder SchulabsolventInnen? Darüber sprachen wir mit Heike Strack, Chefin der Mainzer Agentur
für Arbeit.
Wirtschafts-News: Frau Strack, hat sich der berufliche
Start eines jungen Menschen stark verändert?
Heike Strack: Herauszufinden, wo die eigenen
Stärken und Talente liegen, woraus man Motivation
und Freude ziehen kann, daran hat sich
nichts Entscheidendes verändert. Neu sind hier
Informations- und Rekrutierungswege, Social
Media in all seinen Facetten, aber auch E-Recruiting
und Onboarding-Systeme. Was unsere
Beratungsfachkräfte bei Gesprächen heute allerdings
viel häufiger wahrnehmen, ist die Frage
nach den Zukunftsaussichten eines Berufes.
„Der Job-Futuromat des IAB
kann wertvolle Hilfe leisten”
Ein durchaus wichtiges Thema! Hier kann beispielsweise
der "Job-Futuromat" des Instituts
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gute
Hilfe leisten, indem er auf das Substituierungspotential,
also das Ausmaß an Kompensation
durch KI & Co, eingeht. Unbestritten auch, dass
in Branchen, die bislang überwiegend durch
handwerkliche und praktische Fähigkeiten geprägt
sind, nun digitale Kompetenzen hinzukommen
müssen, sei es durch Nutzung vernetzter Sys-
teme, den Einsatz und die Handhabung modernster
Werkzeuge oder schlichtweg im Rahmen
einer Auftragsabwicklung innerhalb einer Einheit
oder deren Dokumentation. Aber: Jeder ist Kind
seiner Zeit, ein "Digital Native" kann und darf
über so manche Hürde eines "analogen Zeitgenossen"
gerne schmunzeln.
Wirtschafts-News: Und für Menschen, die
aktuell arbeitslos sind?
Heike Strack: Niemand übt heute noch ein Leben
lang seinen Beruf in der gleichen Art und Weise
aus, wie er ihn einst gelernt hat. Die Digitalisierung
verändert berufliche Anforderungen in
nahezu jedem Arbeitsumfeld. Nach Ansicht
mancher Fachleute verdoppelt sich das Wissen
der Menschheit mittlerweile innerhalb weniger
Jahre. Im Job heißt es daher fortwährend: am
Ball bleiben.Wer vielleicht längere Zeit nicht ge-
arbeitet hat, muss immer schneller Lücken
füllen. In unserer Beratung spielt das
Thema Anpassung und Weiterbildung
daher eine immer größere Rolle.
Die gute Nachricht hier ist, dass wir
finanziell gut ausgestattet sind, um
dort, wo es erforderlich ist, auch finanziell
zu unterstützen. Eine erste
„Wo es erforderlich ist, unterstützen
wir auch finanziell”
Ein Interview mit Heike Strack, Chefin der Arbeitsagentur Mainz
Orientierung geben übrigens unsere auf wissenschaftlicher
Basis entwickelten Online-Selbsterkundungstools,
die mit psychologischen Tests,
Selbsteinschätzungsverfahren, Informationsangeboten
und Suchmöglichkeiten ganz unabhängige
Impulse anbieten. Sie wurden sowohl für
die Berufsorientierung als auch für die Weiterentwicklung
konzipiert.
Wirtschafts-News: Viele Hausaufgaben gibt es
auch für den Arbeitgeber, oder?
Heike Strack: Neben den inhaltlich-fachlichen
Weichenstellungen kommt die Identifizierung
von Entwicklungspotenzial und -grenzen der
Beschäftigten hinzu. Hierarchien und Strukturen
sind oftmals neu zu denken, Formen der Arbeitserledigung
und Zielerreichung häufig neu
zu definieren. New Work erhebt selbst ethischmoralische
Fragen und umfasst die gesamte
Unternehmenskultur.
„Ich werde nicht müde,
auf die Möglichkeiten
des Qualifizierungschancengesetzes
hinzuweisen”
Was die Begleitung bei Fragen der Weiterbildung
von MitarbeiterInnen anbelangt, werde ich nicht
müde, auf die Möglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes
hinzuweisen. Mit dem Gesetz
wurden finanzielle Fördermittel festgelegt, die
Unternehmen nutzen können, um ihre MitarbeiterInnen
durch Weiterbildung auf die zukünftigen
Herausforderungen ihres Arbeitsfeldes
vorzubereiten. Wir beraten bei der Analyse der
Personalstruktur eines Unternehmens und unterstützen
bei der Beantragung der Förderleistungen.
Wirtschafts-News: Abschließend nun die Frage
nach Ihrem eigenen Arbeitsumfeld: Wie wird es
sich nach Ihrer Einschätzung verändern?
Heike Strack: Die Bundesagentur für Arbeit befindet
sich bereits seit geraumer Zeit in verschiedenen
Transformationsprozessen, sei es bei der
Nutzung von KI in der Antragsbearbeitung, beim
Ausbau der Online-Kommunikation, aber auch
bei der Digitalisierung interner Verfahren. Unsere
E-Serviceangebote wachsen kontinuierlich.
Wir stellen bereits jetzt Apps, Chatbots und
Online-Terminierungsangebote zur Verfügung.
Und als Arbeitgeber haben wir natürlich auch
bei uns selbst verschiedene Formen der Arbeit
- und damit auch Führungsbedingungen - im
Blickfeld. Krisenbedingt arbeiten beispielweise
auch bei uns viele Kollegen im Homeoffice.
Woran ich jedoch keinen Zweifel hege, ist, dass
persönliche und individuelle Beratung unersetzbar
ist, also das Gespräch und das Vertrauen
von Mensch zu Mensch. Das ist unser gesetzlicher
Auftrag und das Herzstück unserer Arbeit.
Hier werden wir in Zukunft noch viel stärker mit
unserer Expertise Arbeitssuchende unterstützen
und begleiten müssen.
Redaktion: S. K.
35
Selbsterkundungstools der Bundesagentur für Arbeit
Für Erwachsene:
New Plan - Kenne dein Können!
www.arbeitsagentur.de/newplan
Für Jugendliche:
CheckU
www.arbeitsagentur.de/bildung/welcheausbildung-welches-studium-passt
Lokale Beratungshotline im Erwerbsleben:
06131 248 705
Lokale Beratungshotline für Ausbildung
und Studium: 06131 248 799
36
Schlechtes Zeugnis für
Ökonomische Bildung
OeBiX-Studie zeigt Defizite in allen 16 Bundesländern
Fast eine Million junge Menschen haben diesen
Sommer das Ende ihrer Schulzeit erreicht. Auch
bei erfolgreichem Abschluss besitzen jedoch nur
die allerwenigsten Grundkenntnisse in Sachen
Wirtschaft. Die allermeisten Schüler:innen haben
bis dahin kein Unternehmen von innen gesehen
und wissen von wirtschaftlichen Dingen, die ihr
Leben begleiten und beeinflussen (werden) kaum
etwas. Das betrifft praktische Dinge wie Steuern,
Anlagen und Versicherungen genauso wie wirtschaftspolitische
Zusammenhänge.
„Als Schlüssel zu Chancengerechtigkeit und
gesellschaftlicher Teilhabe hilft Ökonomische
Bildung Menschen dabei, sich in einer Vielzahl
von Lebenssituationen zurecht zu finden, Zusammenhänge
zu verstehen und Urteils-, Entscheidungs-
und Handlungskompetenzen zu
entwickeln. Dabei umfasst ökonomische Bildung
eine Vielzahl an Facetten: Finanzkompetenz
genauso wie Verbraucherbildung, Studien- und
Berufsorientierung, Entrepreneurship-Denken
und ein Gesamtverständnis ökonomischer und
wirtschaftspolitischer Zusammenhänge, das
für die demokratische Teilhabe unerlässlich ist.“
– Bündnis für Ökonomische Bildung (BÖB)
In einer Zeit, in der Pandemie und Klimawandel
den Finger in die Wunden der Welt legen, wird
zudem deutlich, wie essenziell das Verständnis
von Nachhaltigkeit ist. Marktwirtschaft bedeutet
auch, dass Konsumenten Verantwortung
übernehmen. Verbraucher haben großen Einfluss
auf Unternehmen und Märkte. Die Kaufentscheidungen
können z. B. zeigen, ob neben
einer Produktleistung auch das nachhaltige
Wirtschaften des Herstellers honoriert wird.
Dazu gehören Nachfragen wie: Wo und auf
welchem Weg kommt die Ware zu uns? Welche
Rohstoffe wurden verwendet? Unter welchen
Bedingungen wurde dieses Produkt hergestellt?
„Wirtschaft“ –
bundesweit kein einheitliches Fach
Von all dem steht bislang wenig in den schulischen
Lehrplänen. Auch wenn die Ökonomische
Allgemeinbildung in den vergangenen Jahren
an Bedeutung gewonnen hat, gibt es bundesweit
kein einheitliches Fach „Wirtschaft“. In den
meisten Bundesländern ist die Ökonomische
Bildung nicht als eigenes Fach verankert.
Die OeBiX-Studie belegt nun wissenschaftlich
die Sorge, die in 2019 zur Gründung des Bündnisses
Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB)
führte: Ökonomische Bildung in Deutschland
ist defizitär. Die im Auftrag der Flossbach von
Storch Stiftung durchgeführte Studie zeigt, wie
häufig Schüler:innen in den 16 Bundesländern
ökonomische Bildung erhalten. Für das Ranking
haben die Wissenschaftler
des Instituts
für Ökonomische
Bildung der
Universität Oldenburg (IÖB) einen Index entwickelt,
der den quantitativen Umfang des Wirtschaftsunterrichts
an den Schulen sowie die
Verankerung in der Lehrkräfteausbildung an
den Hochschulen einbezieht. Dazu sagt Kurt
von Storch, Stifter und Vorsitzender des Kuratoriums,
Flossbach von Storch Stiftung: „Mit der
Ökonomische Bildung in
Deutschland ist defizitär.
37
OeBiX-Studie wollen wir den Verantwortlichen
im Bildungssystem Impulse geben. Die OeBiX-
Studie ist die Grundlage, auf der sich Lösungen
für die Ökonomische Bildung im föderalen Bildungssystem
entwickeln lassen, weil sie zeigt,
wo es schon ganz gut läuft und wo überall noch
Verbesserungspotenzial liegt.“
Das Ergebnis zeigt auffällige Unterschiede zwischen
den 16 Bundesländern. Obwohl die Kultusministerkonferenz,
die großen Wirtschaftsverbände
und Gewerkschaften bereits vor 18
Jahren das Ziel formulierten, Inhalte der Ökonomischen
Bildung an allen weiterführenden
Schulen angemessen und verpflichtend umzusetzen,
sind laut der
auffällige Unterschiede
zwischen den
16 Bundesländern
Studie alle 16 Bundesländer
bis heute weit
davon entfernt. Die
größten Defizite zeigen
sich an den Gymnasien,
die selbst in den drei Spitzenländern
nicht die Voraussetzungen für ein reguläres
Nebenfach erfüllen.
Letzter Platz für Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz belegt dabei im OeBiX-Gesamtindex
den letzten Platz. „Dies ist unter anderem
auf die mangelnde Verankerung Ökonomischer
Bildung in den weiterführenden allgemeinbildenden
Schulen zurückzuführen. In den entsprechenden,
für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden
Ankerfächern (Sozialkunde,
Gesellschaftslehre) spielen ökonomische Inhalte
eine untergeordnete Rolle. Im Einklang damit sind
auch wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische
Inhalte in den Studiengängen, in denen
Lehrkräfte für diese Fächer ausgebildet werden,
nicht gut verankert. Zudem gibt es an fast
allen Universitätsstandorten, mit Ausnahme von
Koblenz-Landau, keine wirtschaftsdidaktische
Professur. Am stärksten ist die Ökonomische
Bildung in Rheinland-Pfalz in der Realschule Plus
verankert. Hier gibt es ein eigenständiges Wahlpflichtfach
Wirtschaft (Wirtschaft und Verwaltung)“,
ergeben die Daten der Studie.
In einer Stellungnahme äußert das Ministerium
für Bildung RLP, dass die „Vermittlung von
Wirtschaftswissen in den allgemeinbildenden
Schulen in Rheinland-Pfalz als unverzichtbarer
Teil des Bildungsauftrages und demnach als
Querschnittsaufgabe für alle Fächer verankert“
sei. Dabei habe sich das Ministerium „bewusst
entschieden, die Ökonomische Bildung im allgemeinbildenden
Bereich nicht als eigenes Fach
zu gestalten.“ Die Vermittlung ökonomischer
Themen in diversen Fächern, Projekten und im
Zusammenwirken mit vielen Partnern habe
„vielmehr den Vorteil, dass die Querschnittsaufgabe
Ökonomische Bildung inhaltlich und
methodisch vielgestaltig umgesetzt werden
kann.“ Nach Ansicht des Ministeriums lernen
Schülerinnen und Schüler „auf diese Weise ein
breites Spektrum ökonomischer Aspekte und
zugleich die wechselseitigen Abhängigkeiten
wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, rechtlicher
und politischer Phänomene kennen und bilden
dadurch ein kritisch-reflektiertes Urteilsvermögen
aus.“
Mit anderen Worten: Ökonomische Bildung wird
in RLP als wichtig angesehen, soll aber mit einem
anderen Ansatz als in der OeBiX-Studie
gefordert erreicht werden. Das Ministerium
weist in diesem Zusammenhang auch noch
darauf hin, dass die Fachdidaktische Kommission
gerade erst das Lernfeld Wirtschaft bei
der Lehrplananpassung erheblich gestärkt habe,
etwa durch eine Erhöhung der Stundenzahl in
verschiedenen Fächern wie Erdkunde, Geschichte
und Sozialkunde.
Zur Einschätzung des Ministeriums kommentiert
Prof. Dr. Dirk Loerwald, Vorstandsmitglied
des BÖB und Professor für Ökonomische Bildung
an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
sowie Geschäftsführer des Instituts für Ökonomische
Bildung an der Universität Oldenburg:
„Die OeBiX-Studie zeigt klar auf, wo Verbesserungspotenzial
hinsichtlich der ökonomischen
Bildung an unseren Schulen und Hochschulen
liegt. Vor diesem Hintergrund würden wir uns
wünschen, dass Rheinland-Pfalz die Chance
nutzt und die Verankerung der ökonomischen
38
Bildung in der Schule sowie in der Lehrkräftebildung
auf die politische Agenda setzt. Ein
Grund für die Platzierung von Rheinland-Pfalz
liegt unserem Ermessen nach darin, dass ökonomische
Bildung als Unterrichtsprinzip verankert
wird. Das hat zur Folge, dass auch die
Lehrkräfteausbildung weder wirtschaftswissenschaftlich
noch wirtschaftsdidaktisch hinreichend
ökonomisch fundiert ist.“
Hessen liegt im Mittelfeld
Hessen hingegen liegt laut der OeBiX-Studie im
Mittelfeld (Platz acht): „An allen weiterführenden
allgemeinbildenden Schulen gibt es das Pflichtfach
Politik und Wirtschaft – in der Wirtschaftslehrkräftebildung
gibt es Optimierungspotenziale.
In Hessen können die Schülerinnen und
Schüler in der gymnasialen Oberstufe ein eigenständiges
Fach Wirtschaft wählen. An allen
weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen
in Hessen wird das Pflichtfach Politik und Wirtschaft
unterrichtet, das zu 50 Prozent ökonomische
Inhalte umfasst. Optimierungspotenziale
bestehen in Hessen vor allem in der
Wirtschaftslehrkräftebildung. So gibt es an keinem
Hochschulstandort, an dem Wirtschaftslehrkräfte
ausgebildet werden, eine wirtschaftsdidaktische
Professur. Auch spielen
wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische
Inhalte in den Studiengängen eine
untergeordnete Rolle.“
Das Kultusministerium Hessen zeigte sich auf
Anfrage zufrieden mit den Ergebnissen der
OeBiX-Studie: „Es ist sehr erfreulich, dass Hessen
im Rahmen der OeBiX-Studie in Bezug auf
die ökonomische Bildung in mehreren Teilbereichen
sehr gute Ergebnisse erzielt hat.“
Hessen schneide „beispielsweise in den Erhebungskategorien,
die das Gymnasium betreffen,
überdurchschnittlich ab. Dies zeigt, dass die
bildungspolitischen Weichenstellungen der vergangenen
Jahre erfolgreich waren.“
Den bisher eingeschlagenen Weg gelte es laut
Ministerium „weiterzuverfolgen. Insbesondere
sollte künftig dabei schulformübergreifend die
Sekundarstufe I und die erste Phase der Lehrerausbildung
stärker in den Blick genommen
werden.“
Allerdings sieht man auch in Hessen die ökonomische
Bildung bevorzugt fächerübergreifend.
Das Ministerium erläutert dazu: „Die ökonomische
Bildung, die nicht nur Inhalte der Wirtschaftspolitik,
sondern auch die Finanz- und Verbraucherbildung
umfasst, zielt auf die Ausbildung
entsprechender Kompetenzen und betrifft nicht
nur ein Fach, sondern ist fachübergreifend zu
sehen.“ So würden „grundlegende ökonomische
Kompetenzen“ etwa auch in den Fächern Mathematik,
Geschichte, Religion oder Erdkunde
vermittelt. Als
Ökonomische Bildung
auch in Hessen bevorzugt
fächerübergreifend
Themen, die in
diesen Fächern
behandelt würden,
führt das
Ministerium unter
anderem Statistik, Wirtschaftsethik, Konsum
und Globalisierung auf.
Sven Schumann, Co-Vorsitzender des Bündnis
Ökonomische Bildung, sieht Hessen durchaus
auf einem guten Weg. Dennoch liege Hessen
„im Teilindex Schule bundesweit auf Platz vier
– obwohl auch hier nicht einmal 50 Prozent der
Anforderungen für ein normales Nebenfach erreicht
werden. Im Detail: Ökonomische Inhalte
Die vollständige Studie unter: www.oebix-studie.de
OeBiX-Gesamtindex und -Teilindizes im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, in %
Stand: 31.03.2021; Quelle: Die OeBiX-Studie, Hg. Flossbach von Storch Stiftung in Kooperation mit IÖB Oldenburg
Ziel:
vollwertiges Nebenfach
Wirtschaft
Gesamtindex
Teilindex Schule
Teilindex Lehrkräftebildung
23,15%
45,40%
45,68%
57,50%
48,50%
26,35%
16,75%
39,20%
22,03%
0% 20%
10% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Rheinland-Pfalz
Bundesdurchschnitt
Hessen
sind an allen weiterführenden allgemeinbildenden
Schulen verankert. Im gymnasialen Bereich
schneidet Hessen sogar überdurchschnittlich
ab.“ Er schränkt jedoch ein: „Während in der
Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe
das geforderte Maß von zwei Kontingentsstunden
sogar übererfüllt wird, werden in der gymnasialen
Mittelstufe die Stundenkontingente
anderer Nebenfächer allerdings nicht erreicht.
Im nicht-gymnasialen Bereich liegt die ökonomische
Bildung noch weiter zurück: für andere
Nebenfächer stehen hier mindestens doppelt
so viele Kontingentstunden zur Verfügung.“
Unser Fazit lautet: Es ruft dringend nach einem
vorbildlich konstruktiven Dialog zwischen
Wissenschaft, Politik und Praxis.
Weitere Informationen zur Studie
und dem Bündnis Ökonomische Bildung
Sam
39
Den fächerübergreifenden Ansatz, den Hessen
und RLP ähnlich verfolgen, sieht Schumann kritisch:
„Fächer wie Geschichte oder Religion können
zwar Wirtschaft als Thema bzw. Gegenstand
beinhalten, eine originäre ökonomische Perspektive
umfassen sie allerdings nicht.“ Für ihn stellt
ein eigenes Fach Wirtschaft die Ideallösung dar:
„Die Auseinandersetzung mit ökonomischen
Theorien und Modellen und die damit verknüpfte
Einnahme einer fachspezifischen ökonomischen
Perspektivierung kann auch deswegen nur über
ein Ankerfach für die ökonomische Bildung sichergestellt
werden, weil nur entsprechend ausgebildete
Lehrkräfte über die erforderlichen
wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen
Kompetenzen verfügen.“ Dies sei
in Hessen aber „ein wunder Punkt“.
Flossbach von Storch Stiftung
Ottoplatz 1 · 50679 Köln
Tel.: 0221 33880
www.flossbachvonstorch-stiftung.de
Mail: info@fvs-stiftung.de
Und so lautet Schumanns Fazit für Hessen, das
in ähnlicher Formulierung auch für RLP gelten
könnte: „Sollen die Lernenden gesellschaftliche
Themen wie den Klimawandel aus verschiedenen
Perspektiven betrachten, müssen sie das Denken
in diesen fachspezifischen Denk- und Erkenntnisweisen
erst einmal lernen.“ Loerwald
ergänzt: „Wirtschaftsunterricht und Unterricht
über Wirtschaft, das sind zwei unterschiedliche
Dinge, die oft durcheinandergebracht werden.
Überspitzt formuliert: Wenn ich im Kunstunterricht
einen Baum male, ist das noch lange kein
Bio-Unterricht.“
„Wenn ich im Kunstunterricht
einen Baum male,
ist das noch lange kein
Bio-Unterricht.“
www.boeb.net
In der nächsten Ausgabe: Die beiden
Co-Vorsitzenden des Bündnis Ökonomische
Bildung Deutschland, Verena
von Hugo und Sven Schumann, im
Interview mit der Wirtschafts-News
zum Thema „Ökonomische Bildung als
Grundlage zur Bewältigung der großen
gesellschaftlichen Herausforderungen
unserer Zeit“.
40
Das maßgeschneiderte Geschäftskonto
– eine Checkliste für Gründer und Selbständige
Wer den Schritt in die Selbständigkeit wagt, vielleicht sogar ein eigenes Unternehmen gründet,
braucht ein Geschäftskonto. Für Kapitalgesellschaften wie GmbHs und UGs ohnehin gesetzlich vorgeschrieben
schafft es auch bei Solo-Selbstständigen Transparenz in der seitens des Fiskus geforderten
Buchführung. Steuerberater appellieren deshalb eindringlich, privaten und geschäftlichen
Zahlungsverkehr von Anfang an zu trennen.
Neben den Filial- und Onlinebanken bieten auch
die sogenannten Fintechs eine Vielzahl unterschiedlichster
Kontomodelle an. Ein Geschäftsgirokonto
lässt sich überall schnell eröffnen,
die Wahl des Institutes, das den individuellen
Anforderungen auch langfristig in optimaler
Weise gerecht werden soll, will dennoch gut
überlegt sein. Ein späterer Wechsel ist in aller
Regel mit erheblichem organisatorischem Aufwand
verbunden. Mit der Abwicklung des Zahlungsverkehrs
steht das Geschäftskonto im
Zentrum der operativen Unternehmenstätigkeit.
Insbesondere bei den Filialinstituten ist mit
dem Konto auch ein breites Spektrum an wertvollen
Inklusivleistungen verbunden: hilfreiche
Zusatzfunktionen, individuelle Beratung, Service.
Billig ist selten gut –
das gilt auch für Geschäftskonten
Anders als es uns manche Werbekampagne
weismachen will, existiert das kostenlose Geschäftsgirokonto
in der Praxis ohnehin
nicht. Bei Betrachtung
der
Kosten für Buchungen,
Kontoauszüge,
Karten
sowie Ein- und
Auszahlungen von
Bargeld relativiert
sich ein Slogan wie
„null Euro monatliche
Kontoführungsgebühr“
sehr
rasch. Welche Krite-
rien bei der Auswahl eines maßgeschneiderten
Kontos wirklich ausschlaggebend sein sollten,
ist von den spezifischen Anforderungen des
jeweiligen Unternehmens abhängig. Nachstehend
die Checkliste der Sparkasse Mainz.
Individuelle persönliche Beratung
Beratungsbedarf fällt nicht nur in der Phase
einer Unternehmensgründung an. Bei der Sparkasse
Mainz wird jeder Firmenkunde von einem
festen Berater umfassend betreut. Und sollte
für spezielle Fragen – beispielsweise für Themen
in Heilberufen oder in der Landwirtschaft – mal
der Rat eines Fachspezialisten gefordert sein,
stellt er den Kontakt innerhalb des Hauses her.
Bargeldeinzahlungen
Für Unternehmen, die ihre Einnahmen auch in
Form von Bargeld erzielen, ist es wichtig, dasselbe
auf einfache Weise einzahlen zu können.
Ein Geschäftsgirokonto bei einer Direktbank
oder einem Fintech scheidet in diesen Fällen
daher von vornherein praktisch aus. Neben der
Möglichkeit am Schalter in einer Filiale, können
Kunden der Sparkasse Mainz die Bargeldeinzahlung
auch rund um die Uhr an speziell ausgerüsteten
Automaten vornehmen.
Bargeldauszahlung
Auch die Möglichkeit zur Auszahlung von Bargeld
kann ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung
eines Geschäftskontos sein. Die Filialinstitute
mit ihrem flächendeckenden Netz an Geldautomaten
liegen damit wiederum klar im Vorteil.
Anzeige
41
Rechtsform
Nicht jedes Geschäftsgirokonto ist für jede
Rechtsform geeignet. Und längst nicht jeder
Anbieter deckt mit seinem Angebot alle Rechtsformen
ab. Die Sparkasse Mainz bietet Geschäftsgirokonten
für alle inländischen und
europäischen Rechtsformen an.
Branche und Umsatzgröße
Die Sparkasse Mainz berücksichtigt spezifische
Anforderungen mit den Kontomodellen Business
Classic, Business 20, Business 40 und Business
60. Mit dem Online-Tool Konto-Finder können
Firmenkunden herausfinden, welcher Kontotyp
für sie am besten geeignet ist.
sparkasse-mainz.de/kontofinder-fk
Ladengeschäfte und Onlineshops
Betreiber von Ladengeschäften genießen signifikante
Effizienzvorteile, wenn sie vom Geschäftskonto
über die Banking-Software bis hin zur
Hardware für die Bezahlvorgänge alles aus einer
Hand beziehen. Die Sparkasse Mainz bietet mit
Kartenlesegeräten und modernen Kassensystemen
sichere und kundenfreundliche Bezahlverfahren
an. Wer einen Onlineshop betreibt,
wird von der Sparkasse Mainz ebenfalls kompetent
unterstützt.
Finanzierungen und Fördermittel
Eine umfassende Finanzierungsberatung, die
auch das breite Spektrum an Fördermitteln berücksichtigt,
können nur Filialinstitute bieten.
Auch wenn eine Erhöhung des Kontokorrentrahmens
nötig wird, erweisen sich diese in aller
Regel unkomplizierter.
Fremdwährungen
Unternehmen mit Vertragspartnern im Ausland
brauchen oftmals ein Geschäftskonto, das auch
Fremdwährungen berücksichtigt – ohne ein
weiteres Konto im Ausland eröffnen zu müssen.
Die Sparkasse Mainz bietet Konten an, die auch
Zahlungsvorgänge in fremder Währung unterstützen.
Hinzu kommt jedoch noch ein weiterer, ungleich
wichtigerer Aspekt: Wie sieht das Gesamtpaket
des Geschäftsgirokontos aus? Wer bei der Wahl
seines Geschäftsgirokontos alleine auf die Kosten
schaut, wird zwangsläufig an anderer Stelle
Abstriche in Kauf nehmen müssen. Bei der
Beratungsqualität, bei den Finanzierungsdienstleistungen,
der Erreichbarkeit der Bank, einem
persönlichen Ansprechpartner oder der Bargeldverfügbarkeit.
Bei der Auswahl eines Geschäftskontos sollten
sich Freiberufler, Selbständige und Unternehmen
deswegen vor allem die Frage stellen: Welche
Serviceleistungen sind für mich wichtig und was
macht für mich eine gute Beratung aus? Die
Antwort auf diese Frage hilft dabei, bei der
Auswahl eines Geschäftskontos die richtige
Entscheidung zu treffen.
S. K.
sparkasse-mainz.de/kontofinder-fk
42
Endlich wieder live!
Die B2B-Netzwerkmesse KONEKT kehrt zurück.
6. KONEKT Rhein-Main am 26. August
in der Mainzer HALLE 45
Rückblickend auf ein Jahr 2020, das von coronabedingten
Absagen von Messen, Kongressen
und anderen „Business-to-Business“-Veranstaltungen
geprägt war, zeichnen sich aktuell
lang ersehnte Lockerungen für die vorgenannten
Veranstaltungen ab. Und das ist gut so.
Das Thema Arbeit 4.0 ist auch aus dem Bereich
der Live-Kommunikation nicht auszuklammern
und verändert auch die Arbeitswirklichkeit der
Veranstalter: Sind Messen in Zeiten von Audiound
Videokonferenzen, Messengerdiensten und
digitaler Plattformen überhaupt noch zeitgemäß?
Eine immer stärker werdende Flexibilisierung
der Arbeit hat längst Einzug gehalten. Mobiles
Arbeiten und Home-Office werden immer wichtiger
in der neuen Arbeitswelt. Wirkt eine Faceto-Face-Begegnung
zu einem festen Termin
und festen Zeiten nicht fast schon verstaubt?
Ganz und gar, nein. Denn auch in Zeiten von
Arbeit 4.0 ist die Persönlichkeit des Unternehmens
und der Mitarbeiter ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.
So ist die KONEKT ein einzigartiges Entwicklungsbeispiel,
wie die Messe der Zukunft aussehen
kann. Sie ist ein Paradebeispiel, dass
Unternehmenskommunikation auch weiterhin
von dem persönlichen Gespräch und von einem
offenen Austausch leben wird. Seit 2017 entwickelt
sich die Netzwerkmesse zum Erfolgsmodell
in der „Business to Business“-Veranstaltungsriege.
Es sollte ein Format geschaffen
werden, das einen Austausch von Unternehmen
und Institutionen auf Augenhöhe ermöglicht.
Die klassische Messe ist oft kostspielig, zeitund
personalaufwendig und große Unternehmen
verdrängen die kleinen. Das alles macht die
KONEKT anders. Sie ist kurz: Nur vier + zwei
Stunden. Sie ist kostengünstig: Die Aussteller
entscheiden frei nach ihrer wirtschaftlichen
Leistungskraft über die Höhe des Standpreises,
der sogenannte Vertrauenspreis, der bereits bei
175 Euro beginnt. Und hier begegnen sich alle
auf Augenhöhe: Alle Aussteller haben eine einheitliche
Standfläche von 2 x 2 Metern. Hinzukommt
der Suche-Biete-Ansatz, um Ausstellern
und Besuchern konkrete Anknüpfungspunkte
zu bieten und die Kontaktaufnahmen
zu erleichtern sowie die Jobbörse. „Ausschlaggebend
war schon damals der
Ansatz, dass die Welt zwar ohne Suchmaschinen
nicht mehr vorstellbar ist,
wir dadurch aber oftmals die Chance
vertun, die Unternehmen und Dienstleister
in unserer unmittelbaren Nachbarschaft
zu finden“, wie Dr. Hanns-
Christian von Stockhausen,
43
Geschäftsführer der KONEKT GmbH, rückblickend
beschreibt. In Zeiten der Digitalisierung und
immer schnellerer Prozesse hat die KONEKT
ins Mark getroffen. Im Mittelpunkt steht der
branchenübergreifende Austausch des regionalen
Mittelstandes. Hier begegnen sich Startups,
Mittelständler, Industrie, Handwerk, Handel,
Verbände und Institutionen auf
Augenhöhe.
6. KONEKT Rhein-Main am 26. August
Bereits zum sechsten Mal kommen am 26.
August wieder über 100 Unternehmen aus der
Rhein-Main-Region zum intensiven Austausch
in der Heimstätte, der fast 5.000 Quadratmeter
großen Industrielocation HALLE 45 in Mainz
zusammen. Und das branchenübergreifend.
Denn die KONEKT ist keine Fachmesse, sondern
sie steht für den Dialog, für das Schaffen neuer
Synergien und Geschäftsbeziehungen – Im
Kunden- und im Dienstleisterverhältnis. Sie
verbindet die besten Eigenschaften einer Messe
mit denen eines Netzwerkevents. „Wer auf
der KONEKT an seinem Stand steht und wartet,
dass etwas passiert, der wird nicht glücklich.
Den Stand auch mal Stand sein lassen und sich
auf den Weg machen, die Mitaussteller kennenzulernen.
Wer diese Eigeninitiative beherrscht,
der hat die KONEKT verstanden“, erklärt Dr.
Hanns-Christian von Stockhausen, „Netzwerken
und sich überraschen lassen ist die Devise des
Tages.“
Von 16:00 bis 20:00 Uhr ist die Networking- und
Aussteller-Area eröffnet, bevor sich ab 20:00
Uhr die After Work im Foyer der HALLE 45 anschließt.
Im Suche-Biete-Bereich, der als eine
Art Schwarzes Brett dient, können Aussteller
konkrete Gesuche oder Angebote ausschreiben,
beispielsweise die Suche nach einer neuen Lagerfläche
oder ein aktuelles Finanzierungsangebot
für Elektroautos. In der KONEKT Jobbörse
kann jeder Aussteller zudem bis zu drei
Stellenangebote veröffentlichen. Diese werden
vorab auf der Website publiziert, so dass sich
jeder Interessierte bereits im Vorfeld ein Bild
von den teilnehmenden Unternehmen machen
kann. Die ideale Möglichkeit, um am 26. August
den potentiellen Arbeitgeber konkret anzusprechen.
Auch hier zeigt sich das breite Zielpublikum
der KONEKT, sie spricht jeden an, vom
Auszubildenden und Studenten bis zum Geschäftsführer.
Der Erfolg spiegelt sich auch in der Wiederholerquote
der Aussteller wider. Einige Aussteller
sind seit Anfang an dabei und schätzen die
Atmosphäre, wie Pascal Rück, Inhaber der Kommunikations-
und Marketingagentur wio., „für
mich ist die KONEKT das perfekte Netzwerkinstrument,
um bestehende Kontakte zu pflegen,
alte aufleben zu lassen und neue Kontakte
zu generieren. Wir werden zum sechsten
Mal dabei sein und freuen uns, unser Netzwerk
zu erweitern“. Unterstützung erfährt die KONEKT
auch in diesem Jahr von starken Partnern aus
der Wirtschaft und der Politik. So sind die In-
44
dustrie- und Handelskammer für Rheinhessen
und die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt
Mainz Partner der ersten Stunde. Goldsponsor
der 6. KONEKT Rhein-Main ist Drees
& Sommer, die als führendes europäisches
Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen
private und öffentliche
Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren
begleiten und seit kurzem ihren Mainzer Standort
im Rheinkontor eröffnet haben.
Für Besucher und Aussteller bietet sich am 26.
August ab 16 Uhr endlich wieder die Möglichkeit
in entspannter Atmosphäre branchenübergreifende
und persönliche Kontakte zu machen und
die Basis zur Anbahnung neuer Geschäftsbeziehungen
zu schaffen. Die Anmeldung für
Unternehmen ist bis zum 8. August geöffnet.
KONEKT Netzwerk wächst weiter –
nur Corona konnte es stoppen
2017 erstmalig in der HALLE 45 in Mainz veranstaltet,
folgte die Expansion in weitere Städte
und Regionen: Mit Kaiserslautern, Darmstadt,
Siegen und Mainz wurde das neue Netzwerkevent
in 2019 bereits an vier Standorten durchgeführt
und konnte bei insgesamt zehn KONEKT-Events
rund 800 Unternehmen der unterschiedlichsten
Branchen zusammenbringen. 2021 wurde die
KONEKT als Franchisesystem ausgebaut und
um die Regionen Rhein-Mosel und Wonnegau
erweitert. Im August und September steht nun
ein kurz getaktetes KONEKT-Tripple an: Eine
Woche nach der 6. KONEKT Rhein-Main, folgt
zunächst die 2. KONEKT Südwestfalen am 2.
September in Siegen, bevor die 1. KONEKT Rhein-
Mosel am 9. September in Koblenz ihre Premiere
feiert. Alle Informationen und die Anmeldung
zu den Live-Events auf:
www.konekt-deutschland.de
6. KONEKT Rhein-Main
Fotos: Konekt GmbH
Termin: Donnerstag, 26. August 2021
Beginn: 16:00 Uhr,
ab 20:00 Uhr After Work
Veranstaltungsort: HALLE 45
Navi: Am Schützenweg
55120 Mainz
Anmeldung:
www.konekt-deutschland.de
Sparkassen Worms-Alzey-Ried und
Mainz spenden für Flutopfer
45
Gesamtbetrag von 114.000 Euro für Betroffene
Worms/Mainz, 23. Juli 2021 - Die Flutkatastrophen
der vergangenen Woche treffen Menschen
in verschiedenen Teilen Deutschlands mit einer
verheerenden Intensität. Menschen haben ihr
Leben verloren, ganze Ortschaften wurden von
den Wassermassen verwüstet. Besonders
schwere Schäden gibt es auch Rheinland-Pfalz,
wo die Naturkatastrophe zahlreiche Opfer gefordert
hat.
Um den Menschen vor Ort möglichst schnell
zu helfen, spenden die Sparkassen Worms-
Alzey-Ried und Mainz einen Gesamtbetrag in
Höhe von 114.000 Euro. Der gespendete Betrag
soll Flutopfern zur Verfügung gestellt werden,
um den Folgen der Überschwemmungen zu
begegnen.
Spendenkonto für die
Opfer der Flutkatastrophe
Die rheinland-pfälzischen Sparkassen
spenden gemeinsam für Opfer der Flutkatastrophe
eine Million Euro. Unter der
IBAN DE 78 5505 0120 0200 3006 06 hat
das Land Rheinland-Pfalz bei der Sparkasse
Mainz ein Spendenkonto für Hochwasseropfer
eingerichtet.
Mit dem Verwendungszweck „Katastrophenhilfe
Hochwasser“ kann jeder für
Betroffene spenden.
Das Vorstandsmitglied der Sparkasse Worms-
Alzey-Ried, Frank Belzer: „Die schockierenden
Bilder dieser Unwetterkatastrophe, wie sie unser
Land in diesem Ausmaß noch nie zuvor
gesehen hat, gehen uns allen sehr nahe. Es
braucht jetzt schnelle Hilfe einer starken Gemeinschaft.
Sparkassen stehen für die Nähe
zu den Menschen und das gilt ganz besonders
in Notzeiten. Deshalb haben wir schnell gehandelt
und die Spenden auf den Weg gebracht“.
Thorsten Mühl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse
Mainz, ist von den Geschehnissen betroffen:
„Wir schauen fassungslos in die Katastrophengebiete
und fühlen mit den Menschen,
denen in kürzester Zeit so viel Leid zugestoßen
ist. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht
abzuschätzen, der Wiederaufbau wird sehr viel
Zeit in Anspruch nehmen. Mit unserer Spende
senden wir ein Zeichen der Solidarität und wollen
helfen, einen kleinen Teil der größten Not
zu lindern.“
46
Sale-and-Lease-Back
eine Finanzierungsoption für KMU?
Sonja Petersen, Investmentvorstand der Deutschen Industrie REIT-AG, im Interview
Sale-and-Lease-Back wird für viele Unternehmen immer attraktiver. Welche Vorteile bietet diese Finanzierungsoption
kleinen und mittleren Unternehmen und für welche Anlässe eignet sie sich? Wirtschafts-
News hat nachgefragt.
Wirtschafts-News: Frau Petersen, Sie bieten
als Immobiliengesellschaft auch das Modell
Sale-and-Lease-Back an. Wo sehen Sie die
Vorteile für kleine und mittlere Unternehmen?
Sonja Petersen: Sale-und-Lease-Back kann
kleine und mittlere Unternehmen unterstützen.
Schließlich stehen diese heute vor zahlreichen
Herausforderungen wie Nachfolgen, Unternehmenszukäufen,
Digitalisierungsprojekten, Forschung
und Entwicklung oder Restrukturierungen.
Solche Maßnahmen sind meist mit hohem
finanziellem Aufwand verbunden. Das Eigenkapital
der Betriebe reicht dafür selten aus. Sind
zudem die Kreditlinien ausgeschöpft, steht auch
kein klassisches Darlehen zur Verfügung. In
dieser Situation bieten wir die Möglichkeit, das
nötige Kapital aus der eigenen Gewerbeimmo-
bilie zu gewinnen: Das Unternehmen
verkauft das Objekt an uns, mietet
es aber umgehend wieder
zurück. Dadurch werden tel frei und die Immobilie kann
Mittrotzdem
weiter genutzt
werden.
Wirtschafts-News: Aber sind
die Vorbehalte in den
Unternehmen, Eigentum
zu verkaufen,
nicht groß?
Sonja Petersen: Wer auf uns zukommt, hat sich
in der Regel bereits mit Verkaufsabsichten beschäftigt.
Daher müssen wir kaum Überzeugungsarbeit
leisten. Außerdem haben wir festgestellt,
dass bei der heutigen Unternehmer-Generation
ein Umdenken eingesetzt
hat. Viele wollen nicht mehr zwangsläufig am
Eigentum einer Firmenimmobilie festhalten.
Ihnen geht es eher um pragmatische Lösungen
und Handlungsspielraum. Sale-and-Lease-Back
bietet beispielsweise bei einer Nachfolge einen
praxisnahen Ansatz. Deshalb sind Betriebe
selbst bei familieninternen Übergaben meist
sehr offen. Und bei einer externen Nachfolge,
etwa durch Beteiligungsgesellschaften, wird es
oft regelrecht begrüßt, das Eigentum an der
Firmenimmobilie abgeben zu können.
Wirtschafts-News: In welcher Größenordnung
und von welchen Branchen wird Sale-and-
Lease-Back hauptsächlich genutzt?
Sonja Petersen: Das geht über alle Branchen
hinweg: von Metallverarbeitern über Transportlogistiker,
Automobilzulieferer bis hin zu Anlagenbauern.
Viele Unternehmen, die über eine
Light-Industrial-Immobilie verfügen, fragen uns
an – egal, ob kleinerer Handwerksbetrieb oder
größerer Mittelständler. Unsere Sale-and-
Lease-Back-Transaktionen bewegen sich meist
im Bereich von fünf bis 15 Millionen Euro. Diese
Volumina sind für Privatinvestoren häufig zu
Sonja Petersen, Investmentvorstand der
Deutschen Industrie REIT-AG, im Interview
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47
groß und für institutionelle Anbieter zu klein.
Damit sind wir einer von wenigen Partnern in
Deutschland, die Unternehmen eine Finanzierungsoption
in der Größenordnung anbieten.
Wirtschafts-News: Die Immobilie geht dabei
vollständig auf Sie über und fällt auch nach Ende
der Mietlaufzeit nicht an den ehemaligen Besitzer
zurück?
Sonja Petersen: Richtig, die Deutsche Industrie
REIT-AG wird zum hundertprozentigen Eigentümer,
die Immobilie verbleibt in unserem Bestand.
Wir können mit den Mieterinnen und Mietern
allerdings ein Vorkaufsrecht vereinbaren, sollte
eine Veräußerung des Objekts durch uns geplant
sein, was in der Praxis aber sehr selten vorkommt.
Am Ende der Vertragslaufzeit gibt es zudem die
Option, den Mietvertrag zu verlängern.
Wirtschafts-News: Welche Vorteile bietet Saleand-Lease-Back
Unternehmen?
Sonja Petersen: Da wir die Immobilien mit Eigenkapital
ankaufen, verhelfen wir Unternehmen
kurzfristig, innerhalb von vier bis sechs Wochen,
zu frischer Liquidität. Zudem können die Betriebe
die Immobilie wie gewohnt weiter nutzen.
Themen wie Instandhaltung, Versicherung und
Wartung bleiben in der Regel weiterhin Sache
der Firmen. Das wird oft präferiert, schließlich
hat man sich sein festes und verlässliches Netzwerk
vor Ort aufgebaut. Generell sind wir in
diesem Punkt aber flexibel. Sale-and-Lease-Back
ist für die Unternehmen zudem verlässlich planbar:
Die Miete steht in den meisten Fällen für
die kommenden 10 bis 15 Jahre fest.
Wirtschafts-News: Wie berechnen Sie generell
Ihre Kauf- und Vermietungspreise?
Sonja Petersen: Wir kaufen Objekte maximal zum
Zwölffachen der Jahresnettokaltmiete an. Die
Miete für das Lease-Back richten sich nach den
marktüblichen Preisen vor Ort und sind an den
Verbraucherpreisindex gekoppelt.
Wirtschafts-News: Und welche Voraussetzungen
müssen Firma und Immobilie für Sale-and-
Lease-Back erfüllen?
Sonja Petersen: Wir benötigen einige Unterlagen
und Informationen zum Gebäude und dem Unternehmen.
Wir prüfen etwa den Zustand der
Immobilie: Wie hoch ist der Sanierungs- und
Instandhaltungsgrad? Auch die Drittverwendungsfähigkeit
ist ein wichtiger Punkt. Zudem
fragen wir: Wie stabil steht das Unternehmen
da? Wie war die Situation in den vergangenen
drei Jahren? Wie sind die Zukunftsaussichten?
So lässt sich beurteilen, ob ein Objekt in unser
Portfolio passt und ob die Mietzahlungen angemessen
geleistet werden können.
Wirtschafts-News: Vielen Dank für das Interview
Frau Petersen!
Redaktion: L. S.
Foto: Deutsche Industrie REIT-AG
MEHR INFORMATIONEN
August-Bebel-Str. 68 · 14482 Potsdam
Ihre Ansprechpartnerin:
Liane Ilka Hartstock
Vertriebsmanagerin
Telefon: 0331- 7400 76 549
Mobil: 0170 – 899 45 16
Mail: lh@deutsche-industrie-reit.de
www.deutsche-industrie-reit.de
48
Kunst
und Wirtschaft
Die Beziehung zwischen Wirtschaft und Kunst steht heute im Spannungsverhältnis von Freiheit der
Kunst und Abhängigkeit von der Wirtschaft. Das eine kann zur Abschottung, das andere zur Funktionslosigkeit,
aber auch zu wechselseitigen Synergien führen. Kunst ist und war – in welcher Form auch
immer – ein Spiegel der Gesellschaft.
Wann immer es zu epochalen, gesellschaftlichen
Veränderungen kommt, drückt sich dies unweigerlich
in Kunst und Kultur aus. Eine der berühmtesten
Kulturepochen ist wohl die Renaissance
als Übergang zwischen Mittelalter und
Neuzeit. Das Bedürfnis nach geistiger Neuorientierung
findet hier verstärkt Ausdruck in Protest-
und Mahnhaltungen durch Kunst und
Literatur. Ein Korrektiv, das zumeist als Reaktion
auf zu starke Machtkonzentration und
Missstände sowie im Sinne der Aufklärung –
entsprechend der geistigen und wissenschaftlichen
Erkenntnisse – von Mäzenen gefördert
wurde. Vor einem halben Jahrtausend etwa war
es Michelangelos David, der zum Symbol der
freien Bürger von Florenz wurde. Leonardo da
Vincis Abendmahl legt Zeugnis ab von der Abkehr
kanonischer Apodiktik. Der Mensch selbst rückte
fortan in den Fokus. Der humanistische Gedanke
wurde damit zum Wegbereiter dieser
Epoche als Gegenreaktion auf eine machtgeprägte
Haltung von Fürsten und Kirche.
Das Prinzip hat sich auch über Jahrhunderte nicht
verändert. Rund ein halbes Jahrtausend später,
am 24.06.1995, war die Verhüllung des Deutschen
Reichstages durch das Künstlerehepaar Christo
und Jeanne-Claude abgeschlossen. Anders als
500 Jahre zuvor war es nun ein Parlament, der
Deutsche Bundestag, der über die Realisierung
des Projektes debattierte und sie schlussendlich
beschied. Doch auch hier ging es um die Erschaffung
eines Mahnsymbols gegen einen mehr als
vier Jahrzehnte bestehenden Unrechts- und
Überwachungsstaat.
In der florentinischen Renaissance war es das
Mäzenatentum, das die Entwicklung der Kunst
ermöglichte und beförderte. Mit Fug und Recht
kann man wohl sagen, dass vor allen Dingen die
Medici ein politisches Interesse an der Förderung
von Kunst und Architektur hatten. Dabei ging
es ihnen nicht nur um die Zurschaustellung ihres
Reichtums, sondern auch um die intellektuelle
Deutungshoheit. Beides zusammen mündet
in politischer Macht. Man muss nicht lange
nachdenken, um zu der Erkenntnis zu kommen,
dass dies zu Missbrauch und Verklärung führt.
500 Jahre später gibt es das Mäzenatentum
immer noch, doch gleichzeitig sind es öffentliche
Förderungen, die Kunst und Kultur erst ermöglichen,
um freie Künste auf den Weg zu bringen.
Die Verbindung zwischen Kunst und Wirtschaft
besteht fortan, auch in enger Korrelation. Nur
die Paradigmen dabei haben sich geändert. Was
entstanden ist, ist ein Zusammen- und Auseinanderwachsen
gleichzeitig. Zwei scheinbar
vollkommen unterschiedliche Bereiche haben
ihre Komplementärhaftigkeit längst erkannt und
sich doch selbst mit einer Gewaltenteilung versehen.
Auch jetzt noch muss Kunst zugänglich
sein, muss anziehend sein, ja, sie muss schön
sein. Sie hat die Aufgabe, ihre Betrachter zu unterhalten.
Gleichzeitig, wichtiger noch, muss sie
erklären, Leitplanke und Leuchtturm sein. Und
in der schmerzhaftesten Form gehört auch das
Ertragen dazu.
Mit dem Zusammenhang von Kunst und Wirtschaft,
mit ihrem fragilen Dasein, der dringenden
Notwendigkeit zur Unabhängigkeit, sowie dem
Nutzen für die Wirtschaft wollen wir uns in dieser
Reihe befassen.
Gemeinsam mit der Galeristin, Kunstberaterin
und -vermittlerin Ilknur Özen aus Mainz wollen
wir uns dem Thema annähern.
„Die Politik müsste ein
unverkennbares Zeichen setzen“
Wirtschafts-News: Ilknur, Sie haben Philosophie
und Erziehungswissenschaften studiert. Nun
arbeiten Sie als Galeristin, Kunstberaterin und
-vermittlerin. Wie kam es dazu, dass Sie nicht
etwa im pädagogischen Bereich arbeiten, sondern
sich auf ein unplanbares und risikobehaftetes
Terrain begeben haben? Und welche Rolle
in Ihrem Beruf spielen die Philosophin und
Erziehungswissenschaftlerin?
Ilknur: Auch wenn es auf den ersten Blick für
einen Außenstehenden nicht ersichtlich ist, gibt
es einen durchgehenden roten Faden in meinem
Werdegang. Beispielsweise waren Kunst und
Philosophie zwei meiner Abiturprüfungsfächer,
was sich an meiner jetzigen Tätigkeit – der
Vermittlung kritischer zeitgenössischer Kunst
– klar widerspiegelt. Kunst, die das Menschsein,
aber auch die Freiheit, die Wahrheit und die
Liebe thematisiert, bedient sich denselben
Grundkategorien wie die Philosophie in meinem
Verständnis. Zudem habe ich mir mein Studium
sowohl kritisch als auch interdisziplinär
gestaltet (damals im Magisterstudium war das
noch möglich) und beispielsweise ergänzend
Medienphilosophie studiert. Die Schnittstelle
von Kunst und Philosophie hat mich damals
ergriffen und das ist bis heute so geblieben.
Vor allem die akademische Philosophie ist intellektuell,
linkshirnlastig, kalt und einsam ohne
ihre Schwester, die Kunst.
Die Kunst des Denkens und die Kunst des Sehens
auf der einen Seite, Persönlichkeitsbildung
und ästhetische Bildung auf der anderen Seite,
sind tragende Säulen meines Berufes. Ist das
ein unplanbares und risikoreiches Terrain? Ja,
definitiv. Aber mich interessiert nicht nur das
Mögliche, sondern und vor allem das vermeintlich
Unmögliche – sowohl im beruflich-geschäftlichen
Feld als auch im Bereich der geistigen
Weiterentwicklung des Menschen.
49
"Der letzte Abend", DENKSTAHL
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50
Wirtschafts-News: In Ihrem Beruf wird Ihnen
der Spannungsbogen zwischen Kunst und Wirtschaft,
zwischen gesellschaftlicher Notwendigkeit
und beschränkender Abhängigkeit bekannt
sein. Wie nehmen Sie dieses Verhältnis wahr?
Welche Forderungen würden Sie an die Politik
richten, um Unabhängigkeit einerseits und ein
gesichertes Kulturdasein anderseits zu ermöglichen?
Ilknur: Als Kunstvermittlerin plädiere ich für ein
echtes dialogisches Verhältnis zwischen Kunst
und Wirtschaft, so dass die nicht endende Debatte
um Kunst und Kommerz nach und nach
überwunden werden kann. Dafür bedarf es kreativer
Kooperationen. Die Frage stellt sich immer
wieder, ob Kunst überhaupt frei sein kann, wenn
zum einen der Künstler von wirtschaftlichen
Verhältnissen abhängig
ist und zum anderen die
Käufer dazu verleitet sind,
die Kunst zu missbrauchen,
um ihr Prestige und
ihre Macht zu demonstrieren.
Kunst braucht die Wirtschaft
und umgekehrt.
Kunst fördert Kreativität
und erweitert unsere
Sichtweise nur dann,
wenn sie frei ist. Unternehmen,
die Arbeit neu
denken und die unerlässliche
„Transformation“
nicht nur im Sinne der
Digitalisierung vorantreiben
wollen, kommen nicht
umhin, sich mit der Perspektive der Kunst zu
beschäftigen. Die Förderung von Kunst, Kreativität
und Kultur ist allerdings nicht mit den Bemühungen
der Mäzene und einiger bewussten
Unternehmen getan. Die Politik müsste ein
unverkennbares Zeichen setzten, um sich für
die Kunstfreiheit auszusprechen und die gesellschaftliche
Notwendigkeit von Kunst und Kultur
einzusetzen.
„Es bedarf kreativer
Kooperationen”
Wirtschafts-News: Sie sind Kunstberaterin und
-vermittlerin. Das insinuiert zwei Perspektiven.
Eine gedankliche Sicht, die von Ihnen ausgeht
und eine, die den Blick auf Ihre Kunden und
Künstler richtet. Liegen beide Perspektiven nahe
beieinander? Was beschäftigt Sie gedanklich in
diesem Bereich? Nach welchen Schwerpunkten
wählen Sie Ihre Künstler aus?
Ilknur: Aus der Vogelperspektive betrachtet, sind
alle genannten Ebenen miteinander verbunden.
Kunst ist das schöpferische Prinzip der Welt.
Meine Liebe zum Leben und zur Kunst potenziert
sich durch meine Sichtweise auf den Künstler
und die Kunden. Und dies ermöglicht mir meine
Aufgabe, mehr Schönheit in die Welt zu bringen.
In meinem eigensinnigen Galerie-Programm habe
ich einen, und zwar den einen Künstler; seit über
einem Jahrzehnt widme ich mich dem monumentalen
Werk des Frankfurter Künstlers AL
alias DENKSTAHL. Ich habe noch nicht alle 2000
Bilder von ihm gesehen und noch nicht alle 1000
Gedichte gelesen, obwohl
ich bereits mehrere
Bücher mit seinen
Werken publiziert habe.
Immer wieder geht es
ihm um einen stählernen
Denkanstoß. Seine
Worte haben mir
oft die Tränen entrissen,
seine Gedichte
mich tief im Herzen
getroffen. Es ist mir
eine große Ehre, die
DENKSTAHL Kunst dem
Betrachter und dessen
Botschaft dem Empfänger
nahe zu bringen.
Die spannende Biografie
des Denkers, Dichters
und Künstlers DENKSTAHL ist ein Beispiel
für den zeitgenössischen Phönix aus der Asche.
Sie erzählt die Geschichte einer gelungenen
Transformation. Das Kriterium, nach dem ich
einen Künstler auswähle? Er ist gleichzeitig ein
Lebenskünstler.
Wirtschafts-News: Niemand wird es häufiger
gehört haben, als Sie selbst, wenn Menschen
sagen, dass sie keine Ahnung von Kunst haben.
Wie begegnen Sie dieser Haltung? Oder umgekehrt,
welche Haltung empfehlen Sie Künstlern,
um dieser vermeintlichen Hemmschwelle entgegenzutreten?
Ilknur: Tatsächlich begegnet mir die Aussage „Ich
habe keine Ahnung von Kunst“ laufend. Es ist
überhaupt nichts Schlimmes, keine Ahnung von
einer Sache zu haben. Das ist meine Grundhaltung
dazu. In solchen Momenten suche ich andere
Berührungspunkte, über die wir im Gespräch
früher oder später doch bei der Kunst landen.
Je nach Tonlage kann ich schnell erkennen, ob
jemand trotzdem offen ist für eine neue Erfahrung,
die Erfahrung der Kunstbetrachtung und
des Kunstgenusses. Um sich auf die Kunst einzulassen
und sie auf sich wirken zu lassen, braucht
man kein Kunstkenner zu sein. Das einzig Notwendige
ist zunächst einmal „nur“ die Offenheit.
Natürlich vermittle ich dabei auch, wie wichtig
es ist, dass wir uns mit Kunst umgeben und uns
mit der Perspektive der Kunst bzw. des Künstlers
beschäftigen. Was wäre das Leben ohne
Kunst?! – diese Frage und Aussage bringt mein
Anliegen bestens zum Ausdruck.
„Das einzig Notwendige
ist Offenheit”
Ahnung von Kunst zu haben, bedeutet nicht,
kunsthistorisch bewandert zu sein. Kunstgeschichte
ist wichtig, keine Frage. Wichtiger ist
jedoch die Gegenwart – unsere Geschichte, die
wir jetzt gerade schreiben. Deshalb ist für mich
die am schwierigsten zugängliche, zeitgenössische
Kunst am spannendsten.
Künstlern empfehle ich im Allgemeinen, dass
sie ihre Werke nicht auf die Methodik und Technik,
also auf ihr handwerkliches Können, reduzieren,
sondern ihr Schaffen der Kunst des Lebens
widmen. Diese hat natürlich nicht nur das eigene
Leben im Sinn, sondern das Leben an sich,
also auch das große Ganze.
Wirtschafts-News: Kunst muss schön sein, sie
muss anziehen, sie muss verzaubern. Gleichzeitig
soll sie korrektiv sein, sie soll Leitplanke
und Wegweiser sein. Was befindet sich nach
Ihrer Meinung zwischen „soll“ und „muss“, also
zwischen Anforderung und Zielsetzung?
Ilknur: Nicht umsonst heißt es so treffend „Die
Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Über
das, was schön ist, scheiden sich jeher die Geister.
Manche fühlen sich gezwungen, sich zwischen
Schönheit und Wahrheit entscheiden zu müssen,
so als ob das Schöne und das Wahre zwei gegensätzliche
Qualitäten wären, die sich nicht
vereinen lassen. Dem begegne ich beispielsweise
im Zuge meiner Kunstberatung unmissverständlich.
Es kommt nicht selten vor, dass jemand
die kritischen DENKSTAHL Bilder gnadenlos
ehrlich findet, die Aussagen des Künstlers lobt
und die Wichtigkeit seines Schaffens betont, und
dennoch fast im gleichen Atemzug äußert, dass
er/sie sich diese Bilder jedoch nicht aufhängen
würde. Warum? Ich zitiere: „Lieber umgebe ich
mich in meinem Alltag mit schönen Happy-
Peppy Bildern, die mich positiv stimmen!“
„Wir haben einen Sinn für
das Wahre, Authentische
und Unverfälschte”
Während für die einen das Schöne und das Wahre
sich nicht vereinbaren lassen, empfinden
andere hingegen die Wahrheit als pure Schönheit.
Ist das nur eine Frage des Geschmacks? Natürlich
nicht! So wie wir einen Sinn für Humor haben,
haben wir auch einen Sinn für das Wahre,
Authentische und Unverfälschte. Wir haben
einen (verkümmerten) Sinn für das Schöne, eine
uns innewohnende Fähigkeit, Schönheit zu empfinden.
Daran darf, kann, soll und muss Kunst
erinnern. In diesem Rahmen stelle ich gerne die
Frage: Kann auch das schön sein, das uns anstachelt,
irritiert, provoziert, unser Denken auf
den Kopf und unsere Lebensweise in Frage stellt?
Über Ilknur Özen:
BWN
Fotos: GALERIE VOLLHERZIG
Kunst, die das Menschsein, aber auch die
Freiheit, die Wahrheit und die Liebe thematisiert,
bediene sich denselben Grundkategorien
wie die Philosophie, sagt Ilknur
Özen. Beides, Kunst und Philosophie, zieht
sich durch ihr Leben wie ein roter Faden.
An der Johannes-Gutenberg-Universität
in Mainz studierte sie Philosophie und
Erziehungswissenschaften. 2012 veröffentlichte
sie Ihre Magisterarbeit mit dem
Titel „Philosophie des Herzens“. Seither
ist sie in Mainz als Galeristin, Kunstberaterin
und -vermittlerin tätig. Zudem widmet
sie sich zeitgenössischer philosophischer
Kunst und setzt sich für Kunst- und
Kreativförderung ein.
51
52
SCHWARZE&ART
Reinhard F. Schwarze fühlt sich als „alter Mainzer“. Nach dem Abitur am Schlossgymnasium hat er an der
Gutenberg-Universität Bildende Kunst und Kunstgeschichte studiert. Heute lebt er in der Pfalz, unweit von Bad
Dürkheim an der Weinstraße in einer kleinen Winzergemeinde, wo er sich in der ehemaligen Dorfschmiede ein
Atelier eingerichtet hat.
In seinem künstlerischen Schaffen bewegt sich
Reinhard F. Schwarze zwischen abstrakter und
figurativer Darstellung, oftmals mit surrealistischem
Anklang. Fasziniert von Farben und
Linien, die ohne gegenständlichen Bezug ausschließlich
sich selbst ausdrücken, lässt ihn die
Bindung an das Gegenständliche trotzdem nie
richtig los. Bei jedem erneuten Betrachten seiner
Werke sollen neue Aspekte entdeckt werden,
die nicht nur erfreuen, sondern auch zum
Nachdenken inspirieren.
Schwarze arbeitet vorwiegend mit Farbstiften
auf mittelgroßen Papierformaten. Nicht selten
findet man in seinen Bildern auch Schriftzeichen
und Zahlen, mitunter sogar Zitate aus lyrischen
Texten. Bild- und Textelemente sind dann oftmals
nicht nur formal miteinander verwoben,
so dass zusätzlicher Raum für weiterführende
Gedanken entsteht. Thematisch dreht es sich
bei Schwarze um Maritimes sowie Eindrücke
aus der Natur, in unterschiedlichsten Konfigurationen
auch immer wieder um Menschen.
Inhaltliche Bezüge sind dabei meist nur angedeutet.
Neben dem Zeichnen ist Acrylmalerei ein
weiteres Ausdrucksmittel von Reinhard
F. Schwarze, außerdem gehört Gedrucktes
von Holz- und Linol-Druckstöcken
zu seinem Repertoire.
Let’s dance, 2020
Self-Isolation, 2020
S. K.
Reinhard F. Schwarze
„Ich will keine Kunst machen, mit der man nach
einmaligem Betrachten „fertig” ist. Mir geht es um Bilder,
die zum Wieder-Anschauen reizen, in denen man bei
jedem erneuten Betrachten immer wieder Dinge entdeckt,
worüber man nachdenken, oder an denen man
sich einfach nur erfreuen kann.”
53
Arbeiten von Reinhard F. Schwarze
sind im Herbst auf zwei
Ausstellungen zu sehen:
11. und 12. September 2021
„Offene Ateliers“
in der „Alten Schmiede“,
67273 Bobenheim am Berg
www.bbkrlp.de
Enkhuizen, 2019
18. und 19. September 2021
„kunstweg“ im „Blauen Rathaus“,
67278 Bockenheim
an der pfä lzischen Weinstraße
https://m.facebook.com/kunstweg
Kontaktdaten
Mail: schwarze@schwarzeplusart.de
Tel.: 0162-2543371
Reinhard F. Schwarze
„Alte Schmiede“ , Leininger Straße 24
67273 Bobenheim am Berg
www.schwarzeplusart.de
Mailied, 2020
SCHWARZE&ART
Wirtschafts
Gesundheit
News
54
Sport und Bewegung bei Krebs
Unsere Expertin:
Dr. med. Gabriele Lochhas
Dr. med. Gabriele Lochhas ist Fachärztin für Strahlentherapie
und ltd. Fachärztin der Strahlentherapie RheinMainNahe am
Standort Rüsselsheim. Als Koordinatorin der Krebssportgruppe
am GPR-Klinikum Rüsselsheim ermutigt sie ihre Patienten,
während und nach einer Krebstherapie mit Sport und Bewegung
nach den jeweils individuellen Möglichkeiten aktiv zu bleiben.
.
WI-News: Seit 25 Jahren arbeiten Sie als Fachärztin
für Strahlentherapie. Ihr Schwerpunkt
liegt damit klar auf der technischen und somit
schulmedizinischen Therapie bei Krebs. Dennoch
setzen Sie sich seit langem ganz gezielt dafür
ein, dass Patienten bereits während der Krebsbehandlung
sportlich aktiv sein sollen. Was
spricht in dieser anstrengenden Lebensphase
für Sport und Bewegung?
Dr. G. Lochhas: Für die effektive Behandlung
von Krebs stehen die Strahlentherapie, die Chemo-
und Immuntherapie und die Operation zur
Verfügung. Sehr häufig werden diese Optionen
kombiniert oder folgen hintereinander. Da ist
es nachvollziehbar, dass die Therapie für die
betroffenen Patienten mitunter sehr anstrengend
und belastend ist. Dennoch ist eine reine
Schonung nicht sinnvoll. Vielmehr kann mit
moderater Bewegung oder leichtem Sport dem
chronischen Erschöpfungszustand (Fatigue),
der sich häufig bei einer Krebstherapie einstellt,
entgegengewirkt werden.
WI-News: Eine komplette Schonung, wie wir
es bei schweren Erkrankungen im Kopf haben,
ist also gar nicht ratsam?
Dr. G. Lochhas: Wenn es dem Patienten möglich
ist, sollte er in Bewegung bleiben. Natürlich
soll während der Therapie keine Überlastung
stattfinden, etwa durch schwere körperliche
Arbeit oder zusätzliche psychische Belastungen.
Bewegung und leichter Sport hingegen sind
ausdrücklich erlaubt. In der Strahlentherapie
RheinMainNahe informieren wir unsere Patienten
hierüber ausführlich. „Sport und Bewegung“
zählen zur Komplementären Onkologie. Diese
umfasst wissenschaftlich belegte Maßnahmen,
die die Nebenwirkungen von Krebstherapien
lindern.
WI-News: „Sport“ bei Krebs – das können sich
möglicherweise nicht alle Patienten vorstellen.
Denn es klingt nach einer weiteren Kraftanstrengung,
die kaum leistbar ist.
EXPERTENFORUM
55
Dr. G. Lochhas: Deshalb sprechen wir auch von
„Sport und Bewegungstherapie“. Es soll als
begleitende Maßnahme verstanden werden, die
jeder nach seinen Möglichkeiten und der Schwere
der jeweiligen Krebserkrankung durchführen
kann. Natürlich fällt es Menschen, die vor der
Diagnose bereits sportlich aktiv waren, leichter,
dies auch während einer Krebstherapie umzusetzen.
Dennoch sehen wir im Praxisalltag
immer wieder, dass auch Patienten, die vorher
keinen oder wenig Sport getrieben haben, definitiv
von Bewegung profitieren. Das Immunsystem
wird gestärkt, der chronische Erschöpfungszustand
(Fatigue) wird gelindert und
damit steigt die Lebensqualität.
WI-News: Sport und Bewegung bei Krebs schließen
sich also nicht aus, sondern sind vielmehr
eine gute Kombination, um die Nebenwirkungen
der Therapie aktiv zu lindern- Fr. Dr. Lochhas,
wir danken Ihnen für das Interview.
Sport- und Bewegungstherapie bei Krebs
– Wirksamkeit belegt
Erste beobachtende Studien der Universitätsmedizin
Heidelberg weisen darauf hin,
dass körperliches Training einen Einfluss
auf das Überleben und auf eine erneute
Krebserkrankung haben kann. Belegt werden
konnte in Studien, dass sich neben der
Lebensqualität auch therapie- und krankheitsbedingte
Nebenwirkungen durch eine
systematische Sport- und Bewegungstherapie
positiv beeinflussen lassen. Im Rahmen
einer Studie haben Wissenschaftler
der Deutschen Sporthochschule Köln und
der Uniklinik Köln im Centrum für Integrierte
Onkologie CIO Köln/Bonn belegen
können, dass sich angemessene Ausdauerbelastung
bei Krebspatienten positiv auf
die körpereigene Tumorabwehr auswirkt.
Redaktion: Christiane Gawlyta
www.strahlentherapie-rheinmainnahe.de
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56
EXPERTEN FÜR DAS GESAMTE
Das Team der Zahnärzte Flonheim Luka Klimaschewski & Dr. Andreas Pelster
Mit Implantaten feste
Zähne an einem Tag
Das Implantat-Zentrum in Flonheim (izf) wird
mit Luka Klimaschewski und Dr. Andreas Pelster
von zwei profilierten Experten geleitet. Bereits
mehrere tausend Implantate haben die Fachärzte
erfolgreich gesetzt und versorgt. So kann
die Praxis auf 15 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet
der Implantologie zurückblicken, Keramikimplantate
werden seit über 10 Jahren gesetzt. Nur
durch Fortbildung kann das Implantat-Zentrum
seine Patienten nach höchsten Qualitätsstandards
und neuester Technologie behandeln.
„Geprüfte Experten der Implantologie“.
Ergänzt wird die Erfahrung und das Know-how
der Zahnärzte durch aktuelle Technik. Die Praxis
verfügt über das beste 3D-Röntgengerät, das sich
durch die heute höchst mögliche Bildqualität auszeichnet,
wodurch auch kleinste Details zu erkennen
sind.
Eine umfassende und genaue Diagnose unter
Einsatz modernster 3D-Bildgebung, ist der Beginn
einer jeden Beratung. Es folgen möglichst schonende
Verfahren, sowie innovative und nachhaltige
Behandlungsmethoden in der Therapie. Eine
Besonderheit ist das zahntechnische Eigenlabor,
womit eine effiziente und reibungslose Kommunikation
zwischen Zahnarzt und Zahntechnikern
stattfinden kann. Da der Techniker den Patienten
persönlich kennenlernt, erhält der Patient nicht
nur perfekt funktionell passende Zähne, sondern
auch ein Ergebnis, das optimal und individuell auf
sein gesamtes Erscheinungsbild angepasst ist.
Patienten können sich daher sicher sein, dass der
Zahnersatz qualitativ hochwertig gefertigt wird
und schnell verfügbar ist. Auf diese Weise kann
die Praxis eine hochwertige und nachhaltige Vorsorge
und Versorgung ihrer Patienten sicherstellen
– unter einem Dach.
Redaktion: S. H.
Fotos: M. S.
„Im Mittelpunkt steht für uns immer die Patientenzufriedenheit.
Schmerzvermeidung bei Diagnose
und Therapie, nachhaltiger Behandlungserfolg
und optimale zeitliche Abläufe sind uns
ebenso wichtig wie die Rücksicht auf individuelle
Wünsche unserer Patienten“, erklärt Luka
Klimaschewski die Praxisphilosophie. Die Einrichtung
der Praxis ist modern: Jeder Behandlungsstuhl
ist mit digitalem Röntgen und einer
Intraoralkamera ausgestattet. Neben dem 3D-
Röntgenverfahren für eine aussagefähige Diagnostik
wird auch Laser für die schonende
Behandlung der Patienten genutzt. „Zahnmedizinische
Kompetenz, modernste Ausstattung
und optimierte Arbeitsabläufe resultieren schließlich
auch in Kostenvorteilen, die wir vorteilhaft
an unsere Patienten weitergeben“, fasst Dr.
Andreas Pelster zusammen.
Die Vorteile für den Patienten
auf einen Blick:
• Moderne Zahnheilkunde in einem Team
von Spezialisten unter einem Dach
• Bequeme und zinslose Ratenzahlung
für alle Patienten über das „Deutsche
Zahnärztliche Rechenzentrum“ (DZR)
• Die Praxis ist auch samstags geöffnet.
Das garantiert eine flexible Vereinbarung
von Behandlungszeiten.
• Ausreichend kostenlose Parkplätze
stehen zur Verfügung.
• Behandlungen sind auch mit entspannendem
Lachgas angstfrei möglich
• Eigenes zahntechnisches Labor
Zahnarzt
Luka Klimaschewski:
Geprüfter Experte der
Implantologie – DGOI
ICOI Diplomate
Dr. Andreas Pelster:
Geprüfter Experte der
Implantologie – DGOI
ICOI Diplomate
Zahnärztin
Denise Pulsack-Pytel:
Endodontologie, Parodontologie,
Ganzheitliche
Zahnheilkunde, Zahnärztliche
Schlafmedizin
Geprüfte Experten
der Implantologie
Deutsche Gesellschaft
für orale Implantologie
Geprüfte Experten der Implantologie – DGOI
Diplomates
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SPEKTRUM DER ZAHNMEDIZIN
57
Metallfreie
Implantologie
Die beiden Zahnärzte und Implantologen erklären,
was man über ein Implantat wissen sollte:
Was ist ein Implantat?
Ein Implantat ist eine künstliche Zahnwurzel, die
dauerhaft mit dem Kiefer verbunden ist. Es dient
als Tragpfeiler für den Zahnersatz, der einzeln
oder als Brücke, fest verbunden oder herausnehmbar
aufgebaut sein kann.
Spüre ich ein Implantat im Alltag?
Im Gegensatz zum früher vorherrschenden
„künstlichen Gebiss“ ist ein Implantat mit keinerlei
Einschränkungen der Lebensqualität verbunden.
Die neuen Zähne fühlen sich an wie
gewachsen und sind ebenso belastbar wie die
natürlichen Zähne.
Aus welchen Materialien werden
Implantate hergestellt?
Ausgehend von den individuellen Gegebenheiten
und den Wünschen des Patienten bieten sich
zwei Materialien an. Titan und ganzheitliche
metallfreie Keramikimplantate.
Welche Vorteile haben metallfreie
Keramikimplantate?
Keramikimplantate bieten eine 100-prozentige
Biokompatibilität. Dies führt zu einer optimalen
Gewebeverträglichkeit mit besserer Zahnfleischanlagerung.
Zusätzlich besteht eine geringere
Plaqueanlagerungsaffinität und damit ein niedrigeres
Risiko für Zahnfleischentzündungen. Bei
Patienten mit sehr zartem Zahnfleisch ergibt
sich zusätzlich eine bessere Ästhetik.
Welche Nachteile haben Keramikimplantate?
Die Einheilung in den Knochen dauert länger.
Keramikimplantate gibt es erst seit einigen Jahren.
Wegen der kurzen Beobachtungsdauer und
kontinuierlichen Verbesserungen des Designs
gibt es nur wenige mehrjährige Studien über die
Erfolgsrate von Keramikimplantaten. Unsere
Erfahrung und die vorliegenden Studien zeigen
aber, dass prinzipiell Zirkonimplantate eine den
langjährig untersuchten Titanimplantaten vergleichbare
sehr gute Überlebensraten haben.
Leider sind Keramikimplantate wesentlich teurer
als Titanimplantate.
Wie kann ich in nur einer Sitzung feste
neue Zähne erhalten?
In vielen Fällen können die gerade gesetzten
Implantate direkt mit einer festen Brücke versorgt
werden. Die früher für die Einheilphase nötige,
herausnehmbare Übergangsprothese entfällt.
Welche Kriterien sollte die Diagnostik für eine
nachhaltig erfolgreiche Implantation erfüllen?
Nur mit dem 3D-Röntgenverfahren ist die Qualität
der Diagnostik zu erreichen, die wiederum
Voraussetzung für die Planung der Implantation
ist. Dieses auch als Digitale Volumen Tomographie
(DVT) bekannte Verfahren liefert auf schonende
Weise eine dreidimensionale Volumendarstellung
des gesamten Kiefer- und
Zahnbereichs, sowie Schnittbilder in allen drei
Ebenen. Dabei ist die Strahlenbelastung um ein
Vielfaches geringer, als bei der konventionellen
Computertomographie. Diese hochauflösenden
Aufnahmen helfen auch dem Patienten, die un-
terschiedlichen Behandlungsmethoden zu verstehen
und sich für die beste Lösung zu entscheiden.
Wie kann ich mich beraten lassen und erfahre
welche Kosten für die festen Zähne entstehen?
Wir bieten spezielle Beratungstermine, auch am
späten Abend und samstags. Hier besprechen
wir nach genauer Diagnostik in einer individuellen
Beratung, welche Lösungen die besten sind.
Für unsere implantologische Beratung entstehen
keinerlei Extrakosten.
Habe ich neben dem Implantologen
andere Behandler?
Nein. Sie haben einen Behandler und Ansprechpartner
von der ersten Beratung, dem Erstellen
des 3D-Bildes ihres Kiefers, dem Setzen der
Implantate bis zum Einsetzen des endgültigen
Zahnersatzes. Von Beginn an ist ein Techniker
unseres Praxislabors beteiligt. Der persönliche
Kontakt und die enge Zusammenarbeit von Behandler,
Patient und Zahntechniker ist ein wesentlicher
Faktor für unsere erfolgreichen Behandlungen.
Gibt es verschiedene Implantationsmethoden?
Ja, hier profitieren unsere Patienten von unserer
langjährigen und breitgefächerten Erfahrung in
allen Implantationstechniken. Aufgrund unserer
Diagnose und der Wünsche unserer Patienten
geben wir unsere Empfehlung. Dann entscheidet
unser Patient.
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58
„Gehör finden“
Als sie früher ihre Oma umarmte, sagt Saskia Siegler-Koch, habe es immer gepiepst. Das Geräusch,
das die Hörakustikmeisterin meinte, entstammte einer Rückkopplung des Hörgeräts. Und helfen, erzählt
sie weiter, wollte sie ohnehin schon immer. Kaum verwunderlich also, dass sie sich nun um Menschen
mit Hörschwierigkeiten kümmert. Wie drängend die Probleme eben jener sind, können die meisten
nicht nachvollziehen. Kennt man es nicht anders, ist ein funktionstüchtiges Gehör eine Selbstverständlichkeit.
Doch die Alltagsschwierigkeiten und die Folgen daraus sind gravierend. Gut, dass es nunmehr
komfortable Lösungen gibt. Anders, als zu Zeiten von Rückkopplungen, unansehnlichen Ohrmuscheln
und dergleichen mehr.
Mehrwöchige Testzeit
Damit alle therapeutischen Maßnahmen fruchten
können, muss natürlich auch die Hardware funktionieren.
Aufgrund unterschiedlich gelagerter
Probleme einerseits, sowie verschiedener Lebensgewohnheiten
andererseits, ist individuelle Anpassung
unabdingbar. Grundlage der Anpassung
für ein Hörgerät ist zunächst ein aufwändiger
Hörtest. Ton- und Sprachaudiometrie geben dabei
Aufschluss über den Grad der Höreinschränkung.
Ebenso wichtig ist eine Art Anamnese. „Wir
klappern den Alltag des Kunden ab“, beschreibt
es Siegler-Koch. Dabei geht es um Abläufe, Gewohnheiten,
Hobbies, berufliche- und natürlich
gesundheitliche Aspekte. Etwa darum, ob jemand
viel telefoniert, gerne fernsieht, Musik hört oder
gar selbst musiziert. Letzte Unwägbarkeiten werden
dann durch eine mehrwöchige Testzeit beseitigt.
In dieser Zeit nimmt der Kunde mehrere
Geräte mit nach Hause und testet, welches ergonomischer
und klanglich angenehmer sowie
funktionstüchtiger ist.
Tragekomfort und Hörqualität
Einen Eindruck vom technischen Fortschritt der
Geräte kann man sich machen, wenn man sich
die Anpassungsmöglichkeiten an den Alltag des
Kunden ansieht. Was noch vor einigen Jahren
nicht mehr, als ein Klangverstärker war, ist heute
sowas Ähnliches, wie ein Tonstudio. Nur eben
kaum sichtbar. So ist es auf unterschiedlichen
Kanälen per Bluetooth koppelbar mit Fernseher,
PC, Handy oder anderen Gebrauchsgeräten. Individuell
einstellbar sind Lautstärke, Klangfarbe
und vieles mehr.
Ebenso bedeutsam ist die Ergonomie, die anatomische
Anpassung. Neben den Standardgeräten
gibt es so genannte Otoplastiken, individuell
angefertigte Ohrstücke. Die Fertigung dieser
Otoplastiken ist ein aufwändiger Prozess, der dem
Kunden ein besonders hohen Tragekomfort sicherstellt
und natürlich Hörqualität bietet. Hierzu
wird zunächst ein Abdruck von Ohrmuschel
Tinnitus /
Audiotherapie
Linderung von Ohrgeräuschen
und mit Hilfe von Audiotherapie
maximale Zufriedenheit
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wie gut Sie mit den Hörgeräten
im Alltag zurecht kommen.
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59
Koch
Hörakustik
Oppenheim
unter den Top 100
und Gehörgang gemacht. Anschließend wird das
Bild als Scan an ein Labor gesandt, in dem das
Ohrstück gefertigt wird. Gleichzeitig sucht der
Kunde sich sein Wunschgerät aus, das schließlich
mit der Otoplastik zusammengefügt wird.
Hörakustikern
Deutschlands!
„Gehör finden“ viele bei Koch-Hörakustik. Ein
Gutteil der Kunden sind Menschen mit Altersschwerhörigkeit.
Doch ebenso darunter sind
Lärmgeschädigte und Menschen mit angeborener
oder vererbter Schwerhörigkeit. Zudem können
Krankheiten zu Schwerhörigkeit führen. Etwa
von Entzündungen, Masern oder Hirnhautentzündungen
sind häufig Kinder betroffen. Doch
auch Gehörknöchelversteifungen ziehen Probleme
beim Hören nach sich. Nicht selten, sagt Saskia
Siegler-Koch, sei ein vertrauensvolles Gespräch
der erste Schritt, die richtigen Maßnahmen zu
ergreifen. Auch das bedeutet, Gehör zu finden.
Redaktion: Koch Hörakustik
Fotos: B.W.
kontakt@koch-hoerakustik.de • www.koch-hoerakustik.de
Koch Hörakustik • Sant-Ambrogio-Ring 13b • 55276 Oppenheim • tel: 0 61 33 / 5 73 54 20
Koch Hörakustik • Ober-Saulheimer-Str. 25 • 55291 Saulheim • tel: 0 67 32 / 9 51 96 81
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Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und
sicheren Eingriffen in der plastisch-ästhetischen Chirurgie
sowie bei den nicht operationen ästhetischen Behandlungen
können die erfahrenen Fachärztinnen und
Fachärzte in vollem Umfang nachkommen.
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Möglichkeiten der
Körperstraffung
61
Endlich wieder rundum wohlfühlen! Dieser Wunsch ist absolut nachvollziehbar, wenn nach starkem Gewichtsverlust,
Schwangerschaft oder einer Fettabsaugung ein „Zuviel“ an Haut vorhanden ist. Wir sprachen mit dem Mainzer
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Dr. Martin Kürten über dieses Thema:
Wirtschafts-News: Herr Dr. Kürten,
die Bauchdeckenstraffung zählt
mittlerweile zu den häufigsten OPs,
was sind die Gründe?
Dr. M. Kürten: Mit Sport und Diäten
ist diesem Bereich kaum beizukommen,
denn hier haben wir eine große
Menge an Fettdepots. Und nach einer
starken Gewichtsabnahme oder
einer Schwangerschaft ist der Bauch
nicht einfach wieder flach und straff.
Daher kann bei einer Straffungsoperation die überschüssige
Haut entfernt und gleichzeitig noch vorhandene Fettdepots abgesaugt
werden. Bei der präzisen präoperativen Planung erfolgt
die Anzeichnung der Patienten im Stehen. Dabei werden die
neue Höhenposition des Bauchnabels und das zu entfernende
Hautareal zur Straffung markiert. Der Schnitt verläuft tief im
Unterbauchbereich und ist so angelegt, dass er später vollständig
von Unterwäsche oder Bademode verdeckt wird.
Wirtschafts-News: Auch bei den sogenannten „Winkearmen“
lässt sich durch Muskeltraining kaum etwas erreichen?
Dr. M. Kürten: Das erschlaffte Bindegewebe an den Oberarmen
wird oft als sehr störend empfunden. Hier spielen schlicht Alterungsprozesse
eine Rolle und ein Muskelaufbau kann nur vorbeugend
helfen. Ist das Gewebe bereits erschlafft, hilft nur eine
Operation. Hierbei handelt es sich um einen unkomplizierten
Eingriff, bei dem der Haut- und Fettüberschuss spindelförmig
an der Innenseite des Oberarmes entfernt und die Hautränder
mit einer nahezu unsichtbaren Naht wieder zusammengeführt
werden.
Wirtschafts-News: Neben der Behandlung einzelner Körperregionen
führen Sie bei ausgeprägten hängenden Hautpartien
nach starker Gewichtsabnahme auch ein komplettes Bodylift
durch:
Dr. M. Kürten: Hierbei unterscheidet man zwischen dem oberen
und dem unteren Bodylift. Wird die Haut an Oberarmen, Brust
und Rücken reduziert und gestrafft, spricht man vom oberen
Bodylift. Das untere Bodylift umfasst Bauch, Gesäß und Oberschenkel.
Einer Körperstraffung geht meist ein starker Gewichtsverlust
voraus, hier ist es nur allzu verständlich, dass die
Menschen sich nicht mit einem „neuen Problem“, nämlich hängenden
Hautpartien, abfinden wollen. Auch können einzelne
Bereiche, z.B. das Gesäß mit Eigenfett aufgepolstert werden.
Mit dieser Lipofilling-Methode werden sichere und natürliche
Ergebnisse erreicht.
Wirtschafts-News: Welche Möglichkeiten gibt es für Frauen, die
nach Schwangerschaft und Stillzeit unzufrieden mit ihrem Körper
sind?
Dr. M. Kürten: Durch das sogenannte „Mommy Makeover“ können
wir Frauen „ihren Körper“ zurückgeben. Mit einer Brust- und
Bauchdeckenstraffung ist dies sehr gut möglich. Grundsätzlich
müssen stark hängende oder schlaffe Hautpartien nicht hingenommen
werden. Erfahrene plastische Chirurgen sorgen mit
sicheren Methoden für eine ausgewogene Körpersilhouette und
helfen Menschen, sich in ihrem Körper wieder wohlzufühlen
Körperstraffung –
darauf sollten Sie achten:
Redaktion: Wirtschafts-News
Fotos: FMK
Eine erfolgreiche ästhetische Körperstraffung
erfordert umfassende Erfahrung
des Operateurs. Sämtliche notwendigen
Operationsmethoden und –techniken sollten vielfach
durchgeführt worden sein. Eine Körperstraffung
kann mit der Absaugung von vorhandenen
Fettdepots verbunden werden. Außerdem können
einzelne Körperpartien, z.B. das Gesäß mit Eigenfett
aufgepolstert werden (Lipofilling-Methode).
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Schonend und sicher - Strahlentherapie bei Prostatakrebs
Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist das Prostatakarzinom. Wird diese Erkrankung festgestellt, stehen sehr effektive Behandlungsmöglichkeiten,
wie z. B. die Strahlentherapie zur Verfügung. Wirtschafts-News sprach mit der erfahrenen Strahlentherapeutin Dr. med Ute Metzmann:
Wirtschafts-News: Frau Dr. Metzmann, ab welchem Lebensalter ist ein Prostatakarzinom
wahrscheinlich?
Dr. U. Metzmann: Im Durchschnitt erkranken Männer um das 70. Lebensjahr
an einem Prostatakarzinom. Wie bei jeder Statistik gibt es aber auch hier Abweichungen
nach oben und nach unten. Obwohl diese Erkrankung vor dem
50. Lebensjahr eher selten ist, kommt es auf die familiäre Disposition an. Daher
sollte die Vorsorge bereits ab dem 40. Lebensjahr durchgeführt werden.
Wirtschafts-News: Wie sieht es mit den Heilungschancen aus?
Dr. U. Metzmann: Wird der Tumor in einem frühen Stadium erkannt, sind die
Heilungschancen sehr hoch. Die Erkrankung beschränkt sich dann noch auf
die Prostata und hat sich noch nicht auf andere Organe ausgebreitet. In sehr
frühen Stadien wird das Prostatakarzinom zunächst überwacht. Bei regelmäßigen
Untersuchungen wird dann der PSA-Wert kontrolliert.
Wirtschafts-News: Wann ist eine Behandlung nötig?
Dr. U. Metzmann: Ist der PSA-Wert gestiegen, wird entweder eine Strahlentherapie,
Operation oder Hormonbehandlung durchgeführt. Auch nach einer
Operation kann zusätzlich eine Strahlentherapie angezeigt sein. Dies ist dann
der Fall, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte oder er eine
gewisse Größe überschreitet.
Wirtschafts-News: Wie sicher ist die Strahlentherapie?
Dr. U. Metzmann: Bei der Strahlentherapie handelt es sich um eine sehr bewährte
und erfolgreiche Methode bei der effektiven Behandlung von Prostatakrebs.
Moderne Linearbeschleuniger verfügen über Techniken, die es ermöglichen,
die Strahlendosis gezielt im erkrankten Gewebe zu platzieren und
umliegende Organe weitgehend zu schonen. Die Strahlentherapie umfasst ca.
sieben Wochen mit 36 Behandlungstagen. Die einzelne Bestrahlung dauert
nur wenige Minuten und die Patienten sind in ihrem Alltag wenig eingeschränkt.
Wirtschafts-News: Und mit welchen Nebenwirkungen muss gerechnet werden?
Dr. U. Metzmann: Im Vergleich mit der Operation ist das Inkontinenzrisiko bei
der Strahlentherapie gering. Zudem sind die Patienten seltener von Erektionsstörungen
betroffen. Dennoch ist auch die Strahlentherapie nicht komplett
nebenwirkungsfrei. Beispielsweise können entzündliche Reaktionen von
Darm, Blase und Harnröhre auftreten, die sich in den meisten Fällen jedoch
wieder zurückbilden.
Im Überblick –
perkutane (von außen) Strahlentherapie bei Prostatakrebs:
IMRT/VMAT (intensitätsmodulierte Radiotherapie) – Die IMRT und VMAT
kommen zum Einsatz bei hohen Bestrahlungsdosen, die nahe an empfindlichen
Organen appliziert werden müssen. Dank dieser Techniken ist es möglich,
die Verteilung der Strahlendosis auf die Tumorregion zu konzentrieren.
IGRT (bildgesteuerte Strahlentherapie) – Während der Bestrahlung werden
Kontrollröntgen – oder CT-Bilder (CT = Computertomografie) erstellt.
Mögliche Verschiebungen, Lage- oder Größenänderungen des Tumors können
so erkannt werden und die Bestrahlung kann sofort angepasst werden.
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Zu Besuch bei Kamilla
Kinder sind impulsiv, lassen sich von Gefühlen leiten und leben im Moment. Das macht das Leben mit
ihnen so schön – die Bewältigung bestimmter Termine aber ziemlich anstrengend. Der Zahnarztbesuch
ist ein typischer Termin, dem Kinder und Eltern in der Regel wenig freudig entgegensehen. Dass es auch
ganz anders gehen kann, zeigt ein Besuch in der Praxis für Kinder- und Jugendzahnheilkunde Kamilla von
Dr. med. dent. Sandra Goedecke.
Die Begrüßung ist herzlich, die Atmosphäre
freundlich und hell. Fantasievolle Wandbilder
und eine lebensgroße Kamillafigur, Känguru und
Praxismaskottchen, lenken Augen und Gedanken
der Kinder weg von Thema „Zahnarztbesuch“
und sorgen für Entspannung. Zu dem Leistungsspektrum
der Praxis gehört das gesamte Programm
moderner Kinder- und Jugendzahnheilkunde
– und noch ein bisschen mehr:
Prophylaxe für Schwangere, Desensibilisierung
und die Einbeziehung der „sprechenden Medizin“
beispielsweise.
Freude an der Behandlung von Kindern
Zahnärztin Dr. med. dent. Sandra Goedecke
passt in die heitere Umgebung ihrer Praxis. Sie
trägt ein orangenes Poloshirt, hat ein offenes
Lachen und eine entspannte Art. Ob sie denn
auch gute Nerven habe,
wollen wir wissen, doch
die Zahnärztin winkt
ab: „Die Arbeit mit
Kindern erfordert
nicht in erster Linie
gute Nerven. Man
braucht Freude daran
und einen Zu-
gang zu jedem
einzelnen, denn kein Kind gleich dem anderen.
Manche sind sehr offen, andere brauchen viel
mehr Zuspruch.“ Dr. Sandra Goedecke ist selbst
Mutter, weiß also gleich aus zwei Quellen, wovon
sie redet. Schon bald nach dem Studium
an der Universität Mainz habe sie sich auf die
Kinder- und Jugendzahnheilkunde spezialisiert
und ihrem Leben damit die entscheidende Richtung
gegeben, erzählt sie weiter. Eine Richtung,
der sie mit Freude weiter folgt, denn sie könne
sich, wie sie selbst sagt, kein besseres Arbeitsumfeld
vorstellen, als die Praxis, in der sie zusammen
mit zwei Kolleginnen sowie vier jungen
Praxisangestellten die kleinen Patienten
versorgt.
Die Angst vergeht –
der Zauber der Worte bleibt
Zahnärztinnen und Angestellte treten in der
Praxis Kamilla allen Kindern sensibel entgegen
und insbesondere sehr ängstliche Kinder profitieren
davon. „An dem Zahn hängt ein Mensch,
das darf ein Zahnarzt nie vergessen“ bringt Dr.
med. dent. Sandra Goedecke ihre Einstellung
lächelnd auf den Punkt. Die „sprechende Medizin“,
einem Konzept, das auf Kommunikation
zwischen dem Patienten und dem Arzt setzt,
ist deshalb bedeutsamer Bestandteil ihrer Be-
Dr. med. dent. Sandra Goedecke
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Das gibt es außerdem
NEUE BEHANDLUNGSMETHODE:
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Zu Ihrer SICHERHEIT:
· arbeiten wir nach einem
strikten Hygienekonzept
· ist das ganze Team geimpft
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Luftfiltergeräten ausgestattet.
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Indoor-Spielplatz neidisch würde
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· einen Zauberstab und Seifenblasen!
U nd fü r die El t er n ga nz vi el e
Tipp s ru nd u ms T h ema
sinnvolles Naschen.
65
handlung. Bei Kamilla werden die Kinder bei
der Behandlung einbezogen und ihnen auf
spielerische Art das, was in ihrem Mund passiert,
erklärt. Denn Wissen nimmt Ängste und das
vor allem bei Kindern. Und: Wissen schafft Gesundheit.
Deswegen bietet Kamilla verschiedene
Behandlungen für Schwangere an, denn
bereits vor der Geburt kann man zur späteren
Zahngesundheit seines Kindes entscheidend
beitragen. Bei Kamilla sind eben alle Kinder von
0 bis 16 Jahren bestens aufgehoben.
Kinderzahnarztpraxis Kamilla
Dr. med. dent. Sandra Goedecke
Emmerich-Joseph-Straße 1 A – 55116 Mainz
tel: 0 61 31 / 22 22 93 – fax: 0 61 31 / 2 50 09 56
info@zauberhaftes-lachen.de
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Redaktion: A.W.
Fotos: Kamilla
Öffnungszeiten (Termine nach Vereinbarung!)
Montag: 14:00 – 19:00 Uhr
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Pflanzen haben ein ausgereiftes Netzwerk und betreiben eine schützende und wachstumsfördernde Kommunikation.
Ihr Dialog entsteht über ihre Wurzeln und dem damit verbundenem Pilzgeflecht. Botenstoffe werden
so weitergeleitet und dienen als Indikator z. B. für Schädlinge, Feuchtigkeit oder Dürre. So unterstützen sich die
Pflanzen gegenseitig und erhöhen stetig ihr Wachstum. Biologen und bezeichnen dieses natürliche Internet als
Wood Wide Web.
Wie gut ist das Netzwerk in Ihrem Unternehmen?
Unterstützen sich Ihre Mitarbeiter? Wie sieht es
mit der emotionalen Bindung zum Unternehmen
aus? Erwiesenermaßen zeichnet diese sich durch
motiviertes, zielführendes und effizientes Arbeiten
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Mit ihrem Coaching sorgt Daniela Schäfer dafür,
dass das Netzwerk im Unternehmen (wieder)
funktioniert und die emotionale Bindung ans
Unternehmen wächst. Sie
analysiert, findet Konzeption
nach Augenmaß und begleitet
mit Herz und Verstand.
„Mit "change your perspective" spricht Daniela ein
zentrales Thema an, was nicht nur im Unternehmenskontext
wichtig ist, sondern auch auf der
persönlichen Ebene. Mit Ihrer lockeren aber verbindlichen
Art hat Sie uns aufgezeigt, wie man
Konfliktsituationen vermeidet und dabei persönliche
Beziehungen stärkt.“
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Geschäftsführer ORGA-SOFT Mainz
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Die Kunst der Widerstandskraft
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Unsere Redakteurin Sam entdeckt für Sie
interessante Bücher von Autorinnen und
Autoren aus der Region.
In der Neuerscheinung „Resilienz – die
Kunst der Widerstandskraft. Was die Wissenschaft
dazu sagt“ nehmen die Psychologin
Dr. Donya Gilan, die Psychologische
Psychotherapeutin Dr. Isabella Helmreich
und der Stressforscher Dr. Omar Hahad
die Leser:innen mit auf eine spannende
Reise rund um den Begriff Resilienz. Denn
die Fähigkeit zur Bewältigung schwieriger
Lebensverhältnisse und Krisen ist in unserer
herausfordernden Zeit nötiger denn
je. Im Gepäck des Autorenteams befindet
sich dabei die ganze Kompetenz aus ihrer
Arbeit am Leibniz-Institut für Resilienzforschung
(LIR) in Mainz.
Aufbruch der Entdeckungstour ist bei der
Mutter aller Wissenschaften, der Philosophie.
Die Autor:innen zeigen zunächst, dass
die Ideen über die Fähigkeit, die heute mit
Resilienz beschrieben wird, bereits Jahrhunderte
alt sind und dass die Frage, wie wir
als Menschen unser Leben gut bewä ltigen
kö nnen, eine lange Tradition hat.
Nach dem Kurztrip durch knapp 2500 Jahre
abendlä ndisches Gedankengut wenden
sich die Autorinnen den Ursprü ngen der
Forschungsgeschichte zu und erörtern den
Begriff Resilienz. Es folgt eine Beleuchtung
der Pionierstudien bis hin zum aktuellen
Forschungsgeschehen. Anhand eingängiger
Praxisbeispiele wird aufgezeigt, wie
Resilienzfaktoren helfen kö nnen, besondere
Herausforderungen des Lebens zu
meistern und Krisen als Chancen zu sehen:
„Manche einschneidenden Erlebnisse verändern
dein Leben! Zum Guten!“.
Auch die spannenden Fragen, inwiefern wir
Opfer unserer Gene sind, wie die Umwelt
uns beeinflusst und welche Möglichkeiten
der Handlungsfreiheit wir haben, kommen
dabei nicht zu kurz. Eingehend wird der aktuelle
Forschungsstand zu den Resilienzfaktoren
dargestellt und das Potenzial des
Resilienztrainings betrachtet. Denn Resilienz,
so die Autor:innen, „ist nicht nur ein
individuelles Thema, sondern ein mehrdimensionales,
institutionelles und gesellschaftliches“.
Das Werk übersetzt gelungen wissenschaftliche
Forschung in praktische Resilienz
und zeigt dabei sowohl Möglichkeiten
als auch Grenzen auf. Der attraktive Einstieg
und die leicht verständliche Sprache
machen Spaß an Wissenschaft und am
Lernen über die eigenen Möglichkeiten
sowie die Chancen von Unternehmen und
Gesellschaft.
„Das Grundrü stzeug fü r Resilienz
und den Umgang mit den Widrigkeiten
des Lebens ist eine gute
Stressbewä ltigung.“
69
„Angesichts der Komplexität
von Krisen und Umbrüchen sind
Individuen und Gesellschaften
aufgefordert, eine kollektive
bzw. gesellschaftliche Resilienz
zu entwickeln.“
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„Prämisse sei aber, ‚dass die jetzt ergriffenen Maßnahmen
nicht lediglich auf eine möglichst schnelle Wiederherstellung
des status ex ante abzielen, sondern eine weitsichtige und
nachhaltige Weiterentwicklung unserer Wirtschafts- und
Gesellschaftssysteme vorangetrieben wird‘.“
„Heute mehr denn je sind wir alle aufgefordert, die Fähigkeiten,
Rahmenbedingungen und Werte neu zu denken, die nötig sind, um
den existenziellen Wandel durch Umweltveränderung und soziale
Krisen zu bewältigen. Demokratie, Partizipation und Autonomie
sind dabei die zentralen Grundpfeiler.“
„Mehr als ein Modewort: Resilienz“ – die Autorinnen
im Gespräch mit der Wirtschafts-News auf Seite 20
Johanns VeloWelt
70
„Es rollt.”
Über gute Arbeit
Der Begründer des Begriffs „New Work“, Frithjof Bergmann, ist diesen Mai mit 91 Jahren verstorben. Er
wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, dass man Arbeit tun sollte, „die man wirklich, wirklich will“.
Dass es sich lohnen kann, seine Ziele immer wieder zu überprüfen und sich neue Dinge zuzutrauen –
dafür ist Johanns VeloWelt ein gutes Beispiel.
Es sind meist auffällig kreative Menschen, deren
Geschäfte den gewissen Charme besitzen, der
den Ladenketten fehlt. Ihre Lebensgeschichte
ist von Resilienz und Weiterentwicklung geprägt.
Faktoren, die helfen, sich Berufswünsche erfüllen
zu können, die man wirklich, wirklich hat.
Johann Krafferts Anfangsidee von einem eigenen
Unternehmen in 2014 war: eine Arbeit mit Sinn,
in der die Begeisterung für eine Sache – dem
Fahrrad – mit Nachhaltigkeit verknüpft ist. Heute
bietet er in seinem Ladengeschäft in Kostheim
vom gebrauchten (Vintage-)Rad über das neue
E-Bike bis zu Reparaturen und Inspektionen auch
Restaurierungen sowie
Auf - und Umbau nach
Wunsch an. „Das ist
mein Traum“, erzählt er, „das Fahrrad
hat mich schon das ganze Leben lang
begeistert“.
„Das ist mein Traum.”
Der gewählte Unternehmensname
stieß allerdings zu Beginn auf
manche Kritik. „Das klingt viel
zu groß, da denkt man ja, da
steckt sonst etwas dahinter“,
bemängelte der Grafik-Designer,
der das Logo entwickeln sollte.
Aber gemäß dem Motto „Ich mach‘ mir die Welt,
wie sie mir gefällt“, taufte Johann die vorerst
nur 35 qm große Ladenfläche Johanns VeloWelt.
Aus den wenigen Quadratmetern wurden bald
zwei nebeneinanderliegende Läden an der Kostheimer
Hauptstraße
plus einer großen
Scheune im dahintergelegenen
Hof, in der zahlreiche Gebrauchträder
Platz finden. Die derzeitige Auftragslage
ließe sogar eine weitere Vergrößerung zu, erzählt
Johann. Er möchte seinen Laden jedoch gut im
Blick behalten und wägt sorgfältig die eventuell
nächsten Schritte ab.
„Das klingt viel zu groß”
Seinen Traum zu verwirklichen, hat Johann
mehrere Male gewagt, „denn Bedürfnisse ändern
sich mit Umständen, Erkenntnissen und auch
Möglichkeiten“. Die letzte berufliche Veränderung
geschah sogar „eher aus einer Notsitua-
tion“. Lange wisse man jedoch nicht wirklich,
was man will und wird von Meinungen
gesteuert, was denn gut für einen sei.
Der österreichisch-amerikanische Philosoph,
Frithjof Bergmann, würde diesem
Gedanken zustimmen. „Viele denken,
das Wollen der Menschen sei selbst-
„Räder verkaufe ich nur, wenn sie auch wirklich passen.
Da schaue ich genau hin.“ – Johann Kraffert (67) gibt die
Arbeit viel Energie, sodass er nicht vorhat, aufzuhören –
er hätte ja gerade erst angefangen, sagt er.
verständlich, aber ich behaupte das Gegenteil.“
Sein Konzept geht davon aus, dass die Menschen
nicht wissen, was sie wollen. „Das ist ein großer
Unterschied zu der Annahme, dass das
selbstverständlich
„Arbeit vermag uns auch
Energien zu schenken,
die zu besitzen wir uns nie
hätten träumen lassen.”
ist.“ Dem Begründer
des Begriffs
„New Work“ war
jedoch das Wissen
um das, „was
man wirklich,
wirklich will“ die Voraussetzung für eine neue
(Arbeits-)Kultur und bessere Gesellschaft. „Eine
Arbeit kann uns verkrüppeln und uns sogar
umbringen, aber das ist nur eine Möglichkeit.
Arbeit vermag uns auch Energien zu schenken,
die zu besitzen wir uns nie hätten träumen
lassen", verlautete er.
„Den meisten Menschen fehlt dieser Wegweiser.
Sie wissen erst gar nicht, wo sie anfangen
sollen, und geben deshalb schon vor Beginn
der Reise auf. Sie lassen sich einfach von der
Strömung tragen,
anstatt selbst den
Kurs zu bestimmen“,
erklärte jüngst John
Strelecky in einem Interview mit dem Harvard
Business manager. Der ehemalige Strategieberater
für Unternehmen und Bestsellerautor
(The Why Cafe, The Big five for Life – Leadership’s
greatest Secret, u. A.) hat mit seinem Team ein
Seminarkonzept entwickelt, das sich an Erwachsene
und Teenager sowie Unternehmer zur
Entwicklung von Lebens- bzw. Unternehmenszielen
wendet. Ein zentraler Gedanke ist das Erkennen
des eigenen Zwecks der Existenz (ZDE)
und diesen mit der Arbeit in Einklang zu bringen.
Dasselbe gelte für Unternehmen.
„Den meisten Menschen
fehlt dieser Wegweiser.”
Johanns Reise zur VeloWelt führte ihn in der
Tat durch viele Existenzfragen. „Das Leben ist
ein Prozess, in dem du mitbestimmen kannst,
aber oft auch Unterstützung
brauchst und
Glück hast“, erzählt er.
Der Beginn von Johanns
Fahrrad-Leidenschaft
liegt weit in den 70er-
Jahren. Mit 13 Jahren fing er an, Straßenrennen
zu fahren, sehr erfolgreich. 5 Jahre fuhr er in
der B- und A-Jugend auf Bundesebene mit Didi
Thurau. „Der blonde Engel“, erinnert sich Johann,
„als der die Tour de France gefahren ist – da
„Das Leben ist
ein Prozess, in dem du
mitbestimmen kannst”
bekomme ich heute noch Gänsehaut“. Er selbst
wollte aber nicht in diese Richtung. „Ich hatte
zu viele andere Interessen.“
Johann studierte Sport und Politik bis es ihn
doch in das Handwerk zog und er „den schönen
Beruf des Schreiners“ lernte. Viele Jahre war er
erfolgreich freiberuflich – zuerst als Bühnenhandwerker,
dann als Bühnenmeister – für
öffentliche Fernsehsender tätig. Den Meister
für Veranstaltungstechnik besaß er mittlerweile
auch, den Sinn seiner Arbeit hinterfragte er
jedoch immer öfter. „Ein ökologisches Desaster,
Bühnen werden für Millionen gebaut und landen
im Müll“, sagt er heute rückblickend, dazu
käme eine Menge Stress.
Der berufliche Veränderungswunsch und der
Zufall brachten Johann zu einer Anstellung als
Fahrradtrainer für Grundschulen. Mehrere Jahre
untersuchte er dabei das gesamte Straßennetz
der Innenstadt Wiesbaden darauf, ob es
„dem Fahrrad war ich die
ganze Zeit immer viel näher
als anderen Dingen”
71
72
für ein Befahren durch Kinder mit dem Rad
taugt. Heraus kamen die „Schleichwege“ für den
sicheren Schulweg (www.schulsportverein.de/
schleichwege). Daneben gab er Mountain-Bike-
Trainings für ältere Schüler, Sportunterricht für
AGs und bildete sich zum Qigong-Lehrer fort.
In dieser Zeit kam die Idee des Gebrauchtfahrradhandels
mit Reparatur-Service, denn „dem
Fahrrad war ich die ganze Zeit immer viel näher
als anderen Dingen“. Zudem wollte er etwas
zur Nachhaltigkeit beisteuern. „Ein gutes Fahrrad
hält gepflegt ewig!“
Seit einiger Zeit bietet Johann auch E-Bikes der
ausgewählten holländischen Marke QWIC an,
„um immer mehr Leute auf das Rad zu bringen.
Besser mit dem E-Bike nach Mainz oder Wiesbaden
in die Stadt
„Besser mit dem E-Bike
nach Mainz oder
Wiesbaden in die Stadt
als mit dem Auto!”
als mit dem Auto!“,
lautet sein Appell.
Das sei im Sinne der
Umwelt und der
Gesundheit, denn
auch beim E-Bike
fahren werde das Herz-Kreislaufsystem in
Schwung gebracht. „Die neue Mobilität“ weiß
er, „macht Sinn und wird in den nächsten Jahren
noch zunehmen. Dem Bedarf an E-Bikes
bin ich aus Überzeugung gefolgt“. Und da mag
er sehr richtig liegen: Nachdem die Automesse
IAA den traditionsreichen Standort Frankfurt
verlassen hat, zieht nun die Fachmesse Eurobike
im Juli 2022 vom Bodensee an den Main.
Auch – und vor allem – aus Platzgründen.
Corona hätte die Leute vermehrt auf das Rad
gebracht. Infolgedessen stieg die Anzahl der
Hauptstraße 85
55246 Mainz-Kostheim
Tel.: 06134 2401010
www.johannsvelowelt.de
info@johannsvelowelt.de
Reparaturaufträge merkbar, erzählt Johann. Räder
würden in der VeloWelt nur verkauft, „wenn
sie auch wirklich passen“. Hier schaut er genau
hin. Die Stammkundschaft wachse dabei stetig,
„jeder, der mal bei uns war, kommt immer wieder“.
Die Werkstatt konnte auch während Corona
weiterbetrieben werden und somit war das
letzte sogar Johanns bisher bestes Geschäftsjahr.
„Es rollt“, stellt er zufrieden fest.
Im Dialog über die Zukunft der Arbeit geht es
nicht nur um ein Arbeiten in den neuen Produktionswelten
der Industrie 4.0. Es geht auch um
„gute Arbeit“, die Menschen dient – und weder
sie noch die Umwelt ausbeutet. „Zuverlässig Geld
verdienen mit etwas, das einem wirklich liegt
und gleichzeitig sich selbst dabei immer besser
zu gestalten – ein Thema, über das wir ein ganzes
Wochenende reden könnten“, sagt Johann
– und eines der Themen, die sicherlich dringend
zur allgemeinen Bildung gehören.
Sam
Fotos: Inga Steeg
Räder verkauft Johann nur,
„wenn sie auch wirklich passen”
„gute Arbeit”,
die Menschen dient
Johann ist autorisierter Fachhändler für E-Bikes von QWIC. In den letzten Jahren wurden zahlreiche QWIC-E-Bikes von
unabhängigen Testinstituten zu den besten E-Bikes des Jahres gewählt.
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Neue Flexibilität für temporäre Räume
ISIDesign®TrennWand – das TrennwandSystem für alle Fälle
73
Wer in einer Bestandsimmobilie kurzfristige räumliche
Veränderungen plant oder langfristig bei der Raumnutzung
flexibel bleiben will, landet zwangsläufig bei mobilen Trennwandsystemen.
Die patentierte und am Markt etablierte
Innovation ISIDesign®TrennWand der Isinger+Merz GmbH
in Wiesbaden-Nordenstadt passt zu allen Sanierungs- und
Umbaumaßnahmen in Büros, Kliniken, Schulen, Flughäfen
oder Bahnhöfen und ist ebenso ideal für Pop-up-Stores,
Shop in Shop-Projekte, Messen, Events und Kongresse.
Gesparter Aufwand heißt
gesparte Kosten
Äußerst vorteilhaft sind die geringen
Planungszeiten und die rasche Realisierung,
ohne Verzicht auf ästhetische
Qualität und funktionelle Vielfalt. ISIDesign®TrennWand
wird ohne Bodenanker,
ohne Verspachtelung und Verfugung,
also ohne Staub, Schmutz und lange
Trocknungszeit, nahezu geräuschlos
montiert. Im Vergleich zur herkömmlichen
Trockenbauweise lässt sich die Bauzeit
um über 50% reduzieren.
Individuelle Sonderwünsche sowie
nutzerspezifische Erweiterungen
Neben den vorgefertigten ISIDesign®
TrennWand-Standard-Elementen in bewährten
Rasterformaten werden in den
weitläufigen Werkstätten in Wiesbaden
auch beliebige Sonderwünsche einbaufertig
vorbereitet. Nutzerspezifisch erweitert
wird das Einsatzspektrum durch
modulare Zusatzelemente. Vitrinen,
Tische, Sideboards, Prospektregale, Fenster,
Türen, hinterleuchtete Grafikflächen
oder raffinierte Licht-Designs unterstützen
die praktische und optische Individualisierung.
Optional auch integrierte
Medientechnik
Leistungsfähige Medientechnik vom
Touchscreen bis zum Großbild-Monitor
machen ISIDesign®TrennWand sogar zum
medialen Alleskönner. Das ist bereits
TV-Studio-erprobt, nutzt aber auch jedem
klassischen Bürobetrieb. Eine Auskleidung
der Hohlräume mit Dämmvlies reduziert
den Schalldurchgang, während geschlitzte
Platten oder mikroperforierte Metallpanels
die Schallreflektion regeln und so
die Raumakustik optimieren.
Vorteile von Fullservice
und Nachhaltigkeit
Mit dem Einsatz der ISIDesign®TrennWand
handelt der Bauherr aktiv umweltbewusst.
Weder Umbau noch Rückbau hinterlassen
Bauschutt, Entsorgungskosten fallen
nicht an. ISINGERMERZ bietet das
System wahlweise zur Miete, zum Kauf
oder in einer kostenoptimierten Leasingvariante
an und führt optional die kompletten
Montage- und Demontagearbeiten
durch, bei Bedarf einschließlich
professioneller Zwischenlagerung.
Redaktion: S. K.
Fotos: IsingerMerz
Trennwandmieten.de • Eine Marke der Isinger + Merz GmbH • Siemensstraße 13 • 65205 Wiesbaden • tel: 0 61 22 / 9099-500
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74
Helfen um zu trösten
24 Stunden präsent – an 365 Tagen im Jahr
Wie die Geburt, so ist das Sterben untrennbar mit unserem Dasein verbunden. Das allgemeine
Wissen darum hilft im Trauerfall oft wenig weiter. Es ist unfassbar, wenn die Eltern,
Ehepartner, Großeltern, Freunde oder sogar das eigene Kind sterben. Schock und Trauer
setzen uns zu. Wie kommen wir mit unserem Schmerz zurecht? Wo finden wir Unterstützung
und Verständnis und in welche Hände wollen wir die anstehende Bestattung legen? In solch
schwierigen Zeiten braucht es Menschen, die empathisch entgegenkommen und professionell
unterstützen.
„Helfend zur Seite stehen, empathisch Trost
spenden und gleichzeitig professionell agieren“,
so beschreibt Paul Sulfrian senior die
hohen Anforderungen an seinen
Berufsstand. Gemeinsam
mit seinem Sohn Paul junior
und dessen Ehefrau Fabienne - beide Bestattermeister
- führt er seit 25 Jahren das
gleichnamige Alzeyer Bestattungsinstitut:
auf Abruf präsent, 24 Stunden an 365 Tagen
im Jahr.
Empathie und Professionalität
„Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt nicht
nur auf der handwerklichen Seite der Bestattung,
sondern ebenso in der Begleitung
der Hinterbliebenen. Wir wollen ihnen in
der schwierigen Zeit Hilfe und Stütze sein,
sie bei ihrem persönlichen Umgang mit Tod
und Trauer unterstützen“, erklärt Paul Sul-
„Wir denken an alles“
frian junior die Philosophie des Familienbetriebs.
Die Trauernden bei jeglichen Formalitäten
zu entlasten, mit ihnen Form und
Ablauf der Bestattung zu
besprechen und sie gegebenenfalls
auch in ihrer Trauer,
über die Bestattung hinaus, ein Stück weit
zu begleiten, gehören dabei zu den wichtigsten
Angeboten und Aufgaben des Hauses.
„Wir denken an alles.“
Das ausgeprägte Berufsethos, mehr als
fünfundzwanzig Jahre Praxiserfahrung von
Paul Sulfrian senior, seine vorausgegangene
Tätigkeit Rechtspflege, die Expertise von
Sohn und der Schwiegertochter sowie weiterer
qualifizierter Mitarbeiter – all das
stelle die Basis des Betriebes dar, welche
höchste Qualität ermöglicht. „Wir kümmern
uns um Erd-, Natur- und Feuerbestattungen,
stehen aber auch für individuelle For-
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men wie See- oder Diamantbestattungen
zur Verfügung“, führt der junge Bestatter
weiter aus.
Wohin mit der Trauer?
Mit dem „Haus der Begegnung“, einer stilvollen
Gründerzeitvilla in der Alzeyer Weinrufstraße
mit künstlerisch gestalteten
Innenwänden, hat die Familie Sulfrian der
Trauerkultur einen eigenen Ausdruck gegeben.
Die Räume strahlen Ruhe und Geborgenheit
aus. „Es sind Orte, an denen
Trauer sein darf“, so Paul Sulfrian senior.
Regelmäßig stattfindende Gesprächskreise
für Trauernde, Einzelbegleitung für Erwachsene,
Kinder und Jugendliche sowie
kulturelle Veranstaltungen runden das Bild
im „Haus der Begegnung“ ab - derzeit
selbstverständlich im Rahmen einer verantwortungsvollen
Umsetzung pandemiebedingter
Vorsichtsmaßnahmen. Für diese
Angebote steht der Diplompädagoge Dr.
Claus Maywald als ausgebildeter Trauerbegleiter
und angehender Fachberater für
„Orte, an denen Trauer
sein darf.“
Psychotraumatologie zur Verfügung. Auf
Wunsch übernimmt er auch die Aufgabe,
zusammen mit den Betroffenen eine passende
Trauerrede zu verfassen.
Unter der Voraussetzung, dass die Bekämpfung des Covid
19 auf Dauer erfolgreich ist, plant das Bestattungsinstitut
Sulfrian im Haus der Begegnung ab September
2021 sowohl seine Trauerangebote als auch seine kulturellen
Veranstaltungen wieder aufzunehmen.
Gesprächskreise für Trauernde
Die erste Runde des offenen wie auch des geschlossen
Gesprächskreises findet nach den Sommerferien am 2.9.
(offener GK) und am 16.9. (geschlossener GK) wieder statt.
Kulturprogramm im Haus der Begegnung
Vorschau 2021 und 2022
OKTOBER 2021
Wir feiern das Mexikanisches Totenfest
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Grundschule
Gau-Odernheim
DEZEMBER 2021
Weihnachtliches Musikprogramm
Hauskonzert mit dem Pianisten Wolfgang Nieß
MÄRZ 2022
Black Stories
Lesung mit dem Autor Jens Schuhmacher
75
Redaktion: S. K.
Fotos: Bernhard Oehler
BESTATTUNGSINSTITUT
SULFRIAN
365 Tage/24 Stunden
telefonisch erreichbar unter 06731 2564
55232 Alzey, Haus der Begegnung, Weinrufstraße 16
55239 Gau-Odernheim, Mainzer Straße 28
55597 Wöllstein, Ernst-Ludwig-Straße 14a
55283 Nierstein, Sironastraße 1
55286 Wörrstadt, Friedrich-Ebert-Straße 79
Haus der Begegnung Sulfrian in Alzey
E-Mail:
Webseite:
info@sulfrian-bestattungen.de
www.sulfrian-bestattungen.de
76
Ein Eigenheim in
Vollholz
Gut bedacht seit 1908 - die Zimmerei Degreif im rheinhessischen Stadecken-Elsheim blickt auf eine
langjährige Erfahrung zurück. Das Leistungsspektrum geht weit über den klassischen Dachstuhl hinaus.
Baubiologische und ökologische Aspekte gewinnen zunehmend an Bedeutung. Derzeit errichtet
man ein komplettes Einfamilienhaus in Vollholz.
Die mit der Planung und betraute Architektin
Petra Wiesner-Molitor beschreibt die Besonderheiten
des Projekts: „Es handelt sich um ein
individuell geplantes Vollholz-Haus des Südtiroler
Herstellers holzius“. Durch die Verwendung
von unverleimtem Holz in seiner Ursprünglichkeit
verbaue man praktisch keine Schadstoffe.
Somit sei der Grundstein für wohngesunde
Räumlichkeiten gelegt. Die natürliche Holzoberfläche
wirke ausgleichend bei Feuchtigkeit und
Hitze, sie strahle Wärme und Behaglichkeit aus.
Mit der Natur verbunden
Der Name holzius steht für konsequent ökologisches
Bauen mit Vollholz. Am Sitz des Herstellers
in Prad am Stilfserjoch setzt man auf
die Kraft der Natur, Nachhaltigkeit wird dort
vorbildlich gelebt. Die Produktion der
metall- und leimfreien Präzisions-Ele-
mente erfolgt ausschließlich mit turbelassenem, PEFC-zertifiziertem
nar-
Holz aus dem Alpenraum und berück-
sichtigt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft. So
versteht es sich von selbst, dass die Elemente
zu 100 Prozent recyclebar sind.
Patentierte leim- und
metallfreie Konstruktion
„Traditionelle handwerkliche Verfahrensweisen
werden hier mit neuen Techniken kombiniert“,
lobt die Architektin die spezielle Konstruktionsweise
des von holzius entwickelten und patentierten
Vollholz-Bausystems. Die Verbindung der
massiven Holzelemente mittels Gratleisten
stehe für eine ganzheitlich durchdachte statische
und qualitativ hochwertige Lösung. Darüber hinaus
lasse sie dem Bauherrn Raum für vielseitige
Gestaltungsvarianten.
Versierter Handwerksbetrieb erforderlich
„Die vorgefertigten Vollholzelemente werden
passgenau auf die Baustelle geliefert, der Rohbau
kann innerhalb weniger Tage montiert wer-
Thorsten Degreif
Anzeige
„Wir wollen gesunde Wohnräume
schaffen und intakte Lebensräume
erhalten. Auf diese Weise bringen
wir Mensch und Natur zusammen.”
77
holzius-Gründer und -Geschäftsführer
Herbert Niederfriniger
den“, so die Architektin Petra Wiesner-Molitor.
Jedes Gebäude sei dennoch als handwerkliches
Unikat anzusehen. Egal wie gut etwas vorab
durchdacht und geplant wurde, stehe und falle
die Qualität immer mit der Ausführung der beteiligten
Handwerker. Der Holzmassivbau bringe
spezifische Herausforderungen mit sich, die
kreativ an der Baustelle gemeistert werden
müssen. Gefragt sei ein hohes Maß an Begeisterung
für Innovationen, Leidenschaft für das
Zimmermannshandwerk sowie die Liebe zum
Baustoff Holz. Dies habe die Mannschaft der
Zimmerei Degreif von Anfang an in vorbildlicher
Weise eingebracht.
red s.k
www.holzius.com
Fotos:
Petra Wiesner-Molitor - Architektin, BDB und Baubiologin
www.ars-tectandi.de
Zimmerei Degreif • Thorsten Degreif • Kreuznacher Straße 21 • 55271 Stadecken-Elsheim • Tel.: 0 61 36 / 28 23
info@zimmerei-degreif.de • www.zimmerei-degreif.de
78
Gemeinsam stark an der Spitze
Wie Unternehmer-Paare in belastenden Situationen wachsen
Schritt 1:
Schritt 2:
Auszeit nehmen
und Ressourcen entdecken
Selbstführung erforschen
und Gestaltungskraft erhöhen
Schritt 3: Mut fassen und
Entscheidungen treffen
Schritt 4:
Schritt 5:
Experimente wagen und
Lösungen finden
Wachstum erleben und
Zukunft angehen
Im zweiten Teil ging es um Zwickmühlen-Situationen
und innere Ambivalenzen, wie man als
Chef Wege für sich findet, um aus der Ruhe
heraus zu agieren, und wieso ein Eingehen auf
die eigenen Bedürfnisse sich positiv auf das
Unternehmen auswirkt.
Hoffnung und Zuversicht machen mutig
Ein positiver Ausblick auf die Zukunft bringt heraus
aus Zögern und zu vorsichtigem Denken.
Mutige Entscheidungen werden dann möglich,
wenn Sie vertrauensvoll und gelassen glauben
können, dass die Dinge sich gut entwickeln. Und
dass Sie richtig und zielführend entscheiden
werden.
Dafür gibt es drei wichtige Booster:
• Eine dankbare Haltung kultivieren
Wie viele Dinge, Menschen, Situationen fallen
Ihnen auf Anhieb ein, für die Sie dankbar sind?
Noch nie darüber nachgedacht? Dann sollten Sie
jetzt damit anfangen. Studien haben gezeigt, dass
Dankbarkeit stark veränderungswirksam ist und
die Stimmung positiv beeinflusst. Dabei ist es
wichtig, nicht nur vom Kopf her verschiedene
Gründe aufzuzählen, warum es logisch ist, dankbar
zu sein, sondern sich auch mal auf die Spur
zu begeben, welches Gefühl in Ihnen damit verbunden
ist. Und dass Sie Dankbarkeit trainieren,
indem Sie sich jeden Tag damit befassen, wofür
Sie dankbar sind. Das können einfache, scheinbar
normale Dinge sein wie genug zu essen oder ein
Dach über dem Kopf. Oder Ihr Partner.
• Sich mit positiven Menschen umgeben
Mit wem man sich umgibt hat einen starken
Einfluss darauf, wie es einem geht. Menschen
mit einer optimistischen Grundhaltung lassen
einen selber positiver gestimmt sein. Deshalb:
Suchen Sie die Begegnung mit Menschen, in
deren Gegenwart Sie sich gut fühlen, die Ihnen
Kraft schenken, Sie inspirieren. Schätzen Sie die
privaten und beruflichen Beziehungen, die Sie
bereichern. Und begrenzen Sie den Kontakt zu
Menschen, die Ihnen nicht guttun.
Über die Autorin:
Karin Dölla-Höhfeld begleitet gemeinsam mit ihrem Mann Günther
Höhfeld Unternehmer-Paare in belastenden Situationen.
Sie unterstützen Doppelspitzen individuell mit einem strukturierten
Programm bei Schicksalsschlägen und persönlichen Krisen,
damit Kontrollerleben, Handlungsfähigkeit und Wohlbefinden
wiederhergestellt werden.
www.hoehfelds-hof.de • Höhfelds Hof • 55278 Dolgesheim
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel nur die männliche Form
verwendet. Selbstverständlich sind immer Frauen wie Männer gemeint.
79
• Vertrauen gewinnen durch persönlichen
Glauben und Spiritualität
Haben Sie einen Glauben? Gibt es für Sie eine
höhere Macht, die für Sie wichtig ist? Kommt
Spiritualität in Ihrem Leben vor? Egal, wie Sie
dazu stehen: Menschen, die ein Bewusstsein
dafür haben, dass sie Teil eines größeren Ganzen
sind, sind eher hoffnungsvoll und gehen zuversichtlich
voran. Sie haben etwas, das ihnen hilft,
vertrauensvoll in die Zukunft zu schauen. Gerade
in schwierigen Zeiten trägt das durch und
verstärkt besonnenes sinnvolles Entscheiden.
Praxis-Tipp 1:
Gehen Sie in die Natur! Und treffen Sie Entscheidungen
mit Kopf und Bauch.
Sprechen Sie mit Ihrem Partner über den Sinn,
den Sie beide für sich im Unternehmen finden.
Binden Sie Ihre Mitarbeiter ein. Lassen Sie sie
Infos und Ideen sammeln.
Die Natur befreit, weil sie nichts von uns will.
Gehen Sie raus ins Grüne, wenn Ihnen alles zuviel
wird. Und auch schon vorher. Üben Sie sich
in dieser Zeit im Monotasking und lassen Sie
alle anderen Aktivitäten sein, ob Handy oder
Joggen. Setzen Sie sich auf eine Bank, wo Sie
ungestört sind, und genießen Sie es.
Dann können Sie eine Entscheidung fokussiert
reflektieren, die von Ihnen gefordert ist. Wichtig:
Bedenken Sie nicht nur die Fakten, sondern binden
Sie auch Ihr Bauchgefühl mit ein - die, wie
Studien zeigen, entscheidende Instanz in jedem
Menschen. Schätzen Sie ein, zu wieviel Prozent
Sie positiv gestimmt sind bezüglich eines Handlungsschrittes
und zu wieviel Prozent negativ.
Der erste Wert zeigt Ihnen, ob die Richtung stimmt
und das Ziel generell das richtige ist. Die zweite
Einschätzung hilft Ihnen zu sehen, in welchem
Maß Sie noch Informationen brauchen, um dann
kraftvoll und sicher entscheiden zu können.
Praxis-Tipp 2:
Sprechen Sie mit Ihrem Partner über den Sinn,
den Sie beide für sich im Unternehmen finden.
Vielleicht haben Sie Ihre Firma selbst gegründet,
vielleicht haben Sie sie übernommen. Auf jeden
Fall hatten Sie wahrscheinlich gute Gründe, von
dem Sinn des Unternehmens überzeugt zu sein.
Irgendetwas schien Ihnen für Sie und für andere
Menschen einen Wert zu haben, hilfreich zu
sein. Ob Sie Bio-Lebensmittel herstellen, Dächer
decken oder Brunnen in Afrika bohren - Ihr Unternehmenszweck
hat Sie gereizt und zufrieden
gemacht.
Wann haben Sie darüber zuletzt mit Ihrem Partner
gesprochen? Nehmen Sie sich Zeit, vielleicht
im Grünen, und unterhalten Sie sich mit ihm,
mit ihr darüber. Sehen Sie beide den Sinn noch?
Ist er im Alltag verschüttet worden? Wie könnten
Sie ihn wiederbeleben? Was müsste vielleicht
verändert, angepasst werden? Kehren Sie zu den
Wurzeln zurück und besprechen Sie, wie Sie und
Ihre Firma wieder zum alten Feuer zurückfinden
können.
Praxis-Tipp 3:
Binden Sie Ihre Mitarbeiter ein. Lassen Sie sie
Infos und Ideen sammeln.
Menschen wollen gefragt werden und leisten
gern ihren Beitrag zum Großen, in das sie eingebunden
sind. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter mitgestalten,
indem Sie sie ermutigen, Ihre Ideen
einzubringen. Vielleicht bringen Sie einen Briefkasten
an, in den sie Verbesserungsvorschläge
einwerfen können? Sie werden nicht alles umsetzen,
gewinnen aber einen Fundus, aus dem
Sie schöpfen können.
Fragen Sie Ihre Mitarbeiter nach Informationen,
die hilfreich sein können. Jeder hat seine Fachgebiete,
auf denen er sich besonders gut auskennt
und auf dem neuesten Stand ist. Nutzen Sie
das. Sie sparen Zeit und externe Hilfe und fördern
gleichzeitig das Zusammengehörigkeitsgefühl
und das Engagement in Ihrer Belegschaft. Und
denken Sie ans Dankesagen. Wertschätzung tut
beiden Seiten gut - dem, der sie empfängt, und
dem, der sie gibt.
Text: Karin Dölla-Höhfeld
80
Drei Jahre DSGVO - wie hat sich der
Datenschutz in Betrieben entwickelt?
ein Gastbeitrag von Dorothea Ebbing
Am 25.5.2018 ist die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft getreten - Zeit
für einen kleinen Rückblick und Ausblick, wie die verbindlichen Regelungen in den Unternehmen
beachtet werden. Obwohl Datenschutz schon vorher gesetzlich geregelt war, begannen viele erst zu
diesem Stichtag, den Datenschutz umzusetzen.
Auf vielen Websites entstanden Datenschutzerklärungen,
teilweise von Woche zu Woche
umfangreicher. Statt den Artikel 7 der DSGVO
zu beachten, die Information in verständlicher
und leicht zugänglicher Form anzubieten, wurden
(und werden) verwirrende Textbausteinwüsten
präsentiert. Beim Bäcker und Arzt, bei
Newslettern, auf Messeständen - überall tauchten
mehr oder weniger verwirrende Datenschutzinformationsblätter
auf.
Mehr Information – besserer Datenschutz?
Fraglich.
In Betrieben wurden Verarbeitungsverzeichnisse
erstellt, technisch-organisatorische Maßnahmen
zur Datensicherheit formuliert - teilweise
auch umgesetzt - und Verträge mit
Auftragsverarbeitern geschlossen. Datenschutzbeauftragte
wurden berufen.
Allerdings zeigen Untersuchungen,
dass viele
Unternehmen beim
Datenschutz immer
noch schlecht aufgestellt
sind. Nur 37 %
der Unternehmen
geben an, dass sie den
Datenschutz vollständig umgesetzt haben, 6 %
räumen ein, gerade erst begonnen zu haben.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/917518/umfrage/
stand-der-umsetzung-der-dsgvo-durch-unternehmen-in-deutschland
Welche Schwierigkeiten sind entstanden?
• Es kostete enorme Anstrengungen in den
Unternehmen, um die Prozesse zu analysieren,
den Datenschutz umzusetzen und vor
allem zu dokumentieren. Die Rechtsunsicherheit
durch die neue Grundverordnung sorgte
dafür, dass hektische Aktivitäten gestartet
wurden, die oftmals auf halbem Wege abgebrochen
wurden.
• Unternehmen haben auf Innovationen und
sogar auf Marketingmaßnahmen wie Newsletter
oder Werbe-Mailings verzichtet, um
keine Datenschutzverstöße zu riskieren.
• Auch Verbraucher werden von unverständlichen
Datenschutzerklärungen überflutet und
mit unsinnigen Anfragen (Cookie-Banner,
Einwilligung in Selbstverständlichkeiten) genervt.
Dorothea Ebbing, GoFuture XP GmbH, berät KMU bei der Umsetzung der DSGVO
81
Was hat es gebracht?
• Die Transparenz bei der Verwendung von
personenbezogenen Daten ist gestiegen. Es
ist leichter geworden, über die eigenen Daten
selbst zu bestimmen.
• Personenbezogene Daten sind besser geschützt,
da viele Betriebe die Datensicherheit
erhöht haben.
• Aufmerksamkeit, Interesse und Verständnis
für Datenschutz sind gestiegen.
• Die Aufsichtsbehörden haben Bußgelder verhängt,
Gerichte haben Unternehmen zu Schadensersatzzahlungen
verurteilt, mitunter in
erschreckender Höhe.
DSGVO heute – und wie geht es weiter?
Inzwischen ist die DSGVO in den meisten Unternehmen
angekommen. Dennoch bleibt sie
ein Thema, das dauerhaft finanziellen und personellen
Ressourceneinsatz erfordert. Wie es
bei neuen gesetzlichen Regelungen üblich ist,
hat auch die DSGVO schon einige Änderungen
erlebt. Bestehende Konzepte müssen daher
regelmäßig überprüft werden. Jedes Unternehmen
ist gefordert, die DSGVO im Blick zu halten
und Ressourcen bereitzustellen, die der Größe
des Unternehmens entsprechen. Verstöße werden
mitunter empfindlich geahndet, beispielweise
mit 35 Mio € wegen Bespitzelung hunderter
Mitarbeiter; mit etwas mehr Augenmaß
in einem anderen Fall: 2.000 € Bußgeld für ein
Restaurant wegen unerlaubter Kameraüberwachung
des Gastraumes.
„Wenn ich das alles umsetzen
soll, mach ich meinen
Laden dicht!”
Zitat eines Teilnehmers an einer Informationsveranstaltung
zur DSGVO im Mai 2018
DGSVO-Dauerbaustelle durch externe Datenschutzbeauftragte
leicht beherrschbar
Die Dienstleistung externer Datenschutzbeauftragter
gilt für KMU als Mittel der Wahl. Mit
kalkulierbarem, der Größe des Unternehmens
angemessenem Aufwand können so finanzielle
Unternehmensschädigungen vermieden
werden. Anstelle eines internen Datenschutzbeauftragten
wird dabei ein interner Datenschutzkoordinator
eingesetzt, der mit einem
externen Datenschutzbeauftragten zusammenarbeitet.
In diesem Zusammenhang kommen
zunehmend auch Hilfsmittel zum Einsatz, die
die Beachtung der DSGVO erleichtern:
• Checklisten, mit denen Datenschutzkoordinatoren
den betrieblichen Datenschutz überwachen
• Online-Tools zur Unterstützung der DSGVO-
Dokumentation
• komplexe Managementsysteme, die eine abgestimmte
Umsetzung von DSGVO und anderen
Normen (z.B. ISO 27001 bzw. BSI IT-
Grundschutz) ermöglichen.
82
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Ihrem Unternehmen
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Herausgeber: Reprion Media
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Bernd Wildemann (B. W.)
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Redaktionsleitung:
Sam@reprion.de
Redaktion:
Angela Wilbert (A. W.)
Susanne Hoffmann (S. H.)
Lena Sturm (L. S.)
Karin Dölla-Höhfeld
Grafik:
Huck Media GbR
Fotografie:
Jochen Kratschmer (J. K.)
Marcus Steinbrücker (M. S.)
Inga Steeg
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V.i.S.d.P.: Bernd Wildemann, Stefan Kühn
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und Vervielfältigung auf CD.
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Wildemann und Stefan Kühn.
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of Oral Implantologists
Bornheimer Landstraße 8
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