Wirtschafts-News II 2021 Mainz
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AUSGABE IV/ <strong>II</strong>/21 15<br />
<strong>Mainz</strong><br />
WN-Spezial
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Vorwort<br />
3<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
kurz vor der Bundestagswahl ist der Ausgang erstmals<br />
seit knapp zwei Jahrzehnten kaum absehbar. Überall dort,<br />
wo es keine Mehrheitswahlsysteme gibt, wie etwa im<br />
Vereinten Königreich, zerfasern Parlamente und Parteisysteme.<br />
In den meisten Fällen, so auch in Deutschland,<br />
begann es mit dem Druck von links auf die sozialdemokratischen<br />
Parteien. In Frankreich etwa holten die Sozialdemokraten,<br />
jene Partei, die Mitterand und Hollande<br />
stellte, bei den Präsidentschaftswahlen gerade noch knapp<br />
6,4 %. In den Niederlanden zeichnet sich für die Sozialdemokratie<br />
ein ähnliches Bild. Einstmals Volkspartei, errungen<br />
sie in diesem Jahr gar weniger als 6 % der Stimmen. Doch<br />
betroffen von dieser Entwicklung sind längst nicht mehr<br />
nur Sozialdemokraten. Auch die Konservativen müssen<br />
nunmehr um Mehrheiten bangen, da der Druck von rechts<br />
allerorten zunimmt. Während die Erosion der Volksparteien<br />
in vielen Ländern Europas seit langer Zeit in vollem Gang<br />
ist, verblieb in Deutschland ein Gravitationsfeld in der<br />
konservativen Mitte. Doch wird es Bestand haben? Und<br />
was sind die Ursachen für die Zerfaserung von Parteien<br />
und Parlamenten?<br />
Fragt man Ökonomen und Soziologen, machen sie als<br />
Ursache hierfür die Individualisierung der Gesellschaft,<br />
die Fragmentierung der Öffentlichkeit und Diversifizierung<br />
von Arbeitsmarkt und Arbeitsverhältnissen aus. In der<br />
Folge entstand die Strukturreformbedürftigkeit ganzer<br />
Lebens- und Arbeitsbereiche. Es mag eine Ironie der Geschichte<br />
sein, dass sich hierbei zwei Kurven übereinanderlegen,<br />
die antizyklisch agieren. So fiel es ausgerechnet<br />
einer SPD geführten Regierung zu, der vorerst letzten<br />
mit einem Wahlergebnis jenseits der 35 %, eine Sozialreform<br />
durchzuführen, die sich im Kern mit Angebotspolitik<br />
befasste und mithin an die Lobby der Arbeitgeber<br />
richtete. Die Korrekturen von Gerhard Schröders Agenda<br />
2010 erfolgten zwar auch durch die SPD als mitregierende<br />
Partei, ja setzte sie sie gar durch, wie den Mindestlohn,<br />
werden aber allgemein der CDU zugeschrieben.<br />
Milieuentkopplung ist seither das Schlagwort bei der<br />
politisch-soziologischen Ursachenforschung. Und ja, die<br />
einstmaligen gesellschaftlichen Gruppen glaubten ihre<br />
politischen Vertretungen verloren zu haben. Die polarisierende<br />
wie gleichermaßen beruhigende Unterteilung<br />
zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden begann<br />
zunächst in Nordrhein-Westfalen zu erodieren.<br />
Vorausgegangen waren der dortige Strukturwandel und<br />
die entsprechende Sozialreform von Johannes Rau als<br />
dienstlängstem Ministerpräsidenten der Bundesrepublik,<br />
der in seinem Bundesland eine absolute Mehrheit noch<br />
erlebte. Diffuse Themenfindung, unklare Ansprache, mangelnde<br />
Empathie und zunehmend verwässerte Parteikonturen<br />
schon in den Neunzigerjahren ebneten den Weg<br />
für noch tiefere Milieuentkopplung und erste Flügelbildungen<br />
zu Anfang der Nullerjahre, zunächst auf der linken<br />
Seite.<br />
„Zukunft der Arbeit“ ist mit Sicherheit ein solch diffuser<br />
Begriff. Auch Bezeichnungen wie „New Work“ oder „Arbeit<br />
4.0“ machen es nicht besser. Doch vor allen Dingen letzterer,<br />
Arbeit 4.0, gibt Aufschluss über die historische<br />
Einordnung. Dabei wiederholt sich ein Prozess so zuverlässig,<br />
wie ein Uhrwerk. Vor Milieuabwanderungen steht<br />
die Veränderung der Lebensumstände und Bedingungen,<br />
auch in ihrer Grundsätzlichkeit. Strukturreformen sind<br />
– aus welchen Beweggründen auch immer – die politische<br />
Reaktion darauf. Und zwischen vermeintlichem Bewusstseinswandel<br />
und wahrhafter Strukturreform wabert für<br />
gewöhnlich eine Blase voller Buzzwords, Schlagwörter<br />
und – je nach Aggregatzustand der jeweiligen Akteure<br />
– irrlichternder Gedanken. Doch auch das gehört dazu,<br />
denn sie erwecken Emotionen. Angst, Hoffnung, Zweifel,<br />
Enthusiasmus – all dies mag Nährboden für Populismus<br />
sein, doch es kann auch der Beginn einer Idee, ja einer<br />
veritablen Reform sein. Klarheit über die politischen Interessen<br />
der Akteure gibt nicht nur Aufschluss darüber,<br />
wes Geistes Kind ein jeder ist, sondern verhilft Parteien<br />
zu Konturschärfe.<br />
Es gab wohl kaum eine Wahl in den vergangenen Jahrzehnten,<br />
die so spannungsgeladen war. Arbeit 4.0, New<br />
Work, Zukunft der Arbeit oder wie man es auch nennen<br />
will, ist das zentrale Thema, denn untrennbar verbunden<br />
damit sind Umwelt- und Klimafragen.<br />
Ob eine eingeengte Rose, die sich wehrt, wie auf dem<br />
Wiesbadener Titel zu sehen, weil ihr die Lebensgrundlage<br />
entzogen wird, ein Umweltthema oder ein sozio-ökonomisches<br />
ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Doch<br />
am Ende des Tages ist es einerlei, denn beide Wege führen<br />
zum selben Ergebnis: Reformbedarf.<br />
Haben Sie einen schönen Spätsommer.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Bernd Wildemann
Inhalt<br />
4<br />
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
Der Mensch im Mittelpunkt und andere Utopien 6<br />
Was kann die Politik – Tabea Rößner 10<br />
Was kann die Politik – Christian Baldauf 13<br />
Die schöne neue Arbeitswelt – ein Gastbeitrag von David Dietz 18<br />
Mehr als ein Modewort: Resilienz –<br />
Krisenbewältigung für Unternehmen 20<br />
Unternehmen haben eine gesellschaftliche Funktion 24<br />
Veränderung und Aufbrauch –<br />
ein Gastbeitrag von Alexander Schweitzer 28<br />
<br />
W N Gesundheit<br />
Expertenforum – Sport und Bewegung bei Krebs 54<br />
Feste Zähne an einem Tag – Zahnärzte Flonheim 56<br />
Gehör finden - Koch Hörakustik 58<br />
Möglichkeiten der Körperstraffung – Fort Malakoff Klinik 60<br />
Strahlentherapie bei Prostatakrebs<br />
Strahlentherapie RheinMainNahe· Seite 62<br />
Pendelschwung –<br />
frisches Bier, schaler Wein und heulende Gitarren 30<br />
Persönliche und individuelle Beratung – Argentur für Arbeit 34<br />
OeBiX-Studie: Schlechtes Zeugnis für Ökonomische Bildung 36<br />
Maßgeschneidertes Geschäftskonto – Sparkasse <strong>Mainz</strong> 40<br />
B2B-Netzwerkmesse KONEKT kehrt zurück 42<br />
Spendenaufruf Sparkasse <strong>Mainz</strong>/PM 45<br />
Sale-and-Lease-Back – eine Finanzierungsoption für KMU? 46<br />
"Das einzig Notwendige ist Offenheit" – <strong>Wirtschafts</strong> und Kunst 48<br />
Zwischen abstrakter und figurativer Darstellung<br />
– Schwarze & Art 52<br />
Volksbank Immobilien Alzey-Worms – VR-Immobilien 63<br />
Zu Besuch bei Kinderzahnäztin "Kamilla" – Kamilla 64<br />
Konflikte vermeiden, persönliche Bindung stärken<br />
– Daniela Schäfer 66<br />
Neue Flexibilität für temporäre Räume –<br />
Isinger und Merz 67<br />
Aufgegabelt: Resilienz – die Kunst der Widerstandskraft 68<br />
Johanns VeloWelt: "Es rollt" 70<br />
"Um zu helfen und zu trösten" – Sulfrian 74<br />
Eigenheim in Vollholz – Degreif 76<br />
Unternehmer-Paare in belastenden Situationen<br />
– Karin Dölla-Höhfeld 78<br />
Drei Jahre DSGVO 80
WN-Spezial<br />
Zunkunft der Arbeit · Seite 6 – 28<br />
5<br />
Kunst und Wirtschaft · Seite 48<br />
OeBiX-Gesamtindex und -Teilindizes im Vergleich OeBiX-Gesamtindex zum Bundesdurchschnitt, -Teilindizes in % im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, in %<br />
Stand: 31.03.<strong>2021</strong>; Quelle: Die OeBiX-Studie, Hg. Flossbach von Storch Stiftung in Kooperation mit IÖB Oldenburg<br />
Ziel:<br />
Stand: 31.03.<strong>2021</strong>; Quelle: Die OeBiX-Studie, Hg. Flossbach von Storch Stiftung in Kooperation vollwertiges mit IÖB Oldenburg Nebenfach<br />
Wirtschaft<br />
23,15%<br />
Gesamtindex 45,40%<br />
45,68%<br />
57,50%<br />
Teilindex Schule 48,50%<br />
26,35%<br />
23,15%<br />
Gesamtindex 45,40%<br />
45,68%<br />
57,50%<br />
Teilindex Schule 48,50%<br />
26,35%<br />
16,75%<br />
39,20%<br />
16,75%<br />
39,20%<br />
Teilindex Lehrkräftebildung<br />
Teilindex Lehrkräftebildung<br />
22,03%<br />
22,03%<br />
30% 0% 20%<br />
10% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 10<br />
0% 10% 20%<br />
30% 40% 50% 60%<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Bundesdurchschnitt<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Bundesdurchschnitt<br />
Hessen<br />
Hessen<br />
Sparkasse <strong>Mainz</strong> · Seite 40<br />
Schlechtes Zeugnis: Ökonomische Bildung · Seite 36<br />
Fort Malakoff Klinik · Seite 60 Strahlentherapie RheinMainNahe· Seite 62<br />
Feste Zähne an einem Tag – Zahnärzte Flonheim · Seite 56
6<br />
„Der Mensch im Mittelpunkt”<br />
und andere Utopien<br />
Die Zukunft der Arbeitswelt<br />
Warum sollte irgendein Mensch es genießen, morgens in aller Frühe aus dem warmen Bett zu springen,<br />
sich anzuziehen, sich kaltes Wasser ins Gesicht zu kippen und sich in einen vollkommen unnötigen Stau<br />
zu stellen? Nur um sich dann, am Arbeitsplatz angekommen, vorschreiben zu lassen, was richtig und<br />
falsch ist. Sehr häufig leider auch, ohne die eigenen Interessen und Fähigkeiten gezielt und in Eigenverantwortung<br />
einsetzen zu dürfen? Ein Einblick in die menschliche Seite des Geschäfts und die Notwendigkeit,<br />
unser Verständnis von Arbeitswelt zu renovieren.<br />
Ähnlich wie in einem menschlichen Organismus<br />
müssen die einzelnen Organe in einem Unternehmen<br />
sinnvoll miteinander in Verbindung<br />
stehen – ihre Fähigkeiten sind spezialisiert, doch<br />
erst das Zusammenspiel befähigt uns, zu denken<br />
und uns erfolgreich anzupassen. Seit die<br />
erste Form des Lebens erschien, dauerte es 4,1<br />
Milliarden Jahre Evolution, damit der menschliche<br />
Körper, wie wir ihn heute kennen, zu dem<br />
wurde, was er ist. 4,1 Milliarden Jahre kontinuierlicher<br />
Mutationen, Anpassungen und Verbesserungen,<br />
um in einer Welt ständiger Änderung<br />
zu überleben. Die Natur hatte bis dato<br />
Erfolg – Zeit für uns, die größtenteils noch aus<br />
dem Taylorismus stammenden „Organe“ und<br />
„Hierarchien“ anzupassen.<br />
„Das haben wir schon immer so gemacht!“<br />
Den Unternehmen könnte das Verständnis<br />
helfen, die Digitalisierung nicht als IT-Thema,<br />
sondern als „Menschen-Thema“ zu verstehen.<br />
Denn wer schlechte Prozesse digitalisiert, der<br />
hat am Ende – ganz richtig – schlechte digitale<br />
Prozesse. Momentan konzentriert man sich<br />
aber häufig zu stark darauf, Menschen und ihr<br />
Verhalten zu ändern, indem man ihnen sagt<br />
oder sie schult, wie sie sein sollen. Man passt<br />
eher Menschen an die Software an, nicht die<br />
Software an die realen Bedürfnisse. Dabei ist<br />
das Zielbild häufig ungenügend beschrieben<br />
oder sogar schon veraltet, da interne und externe<br />
Einflüsse die Bedingungen geändert haben.<br />
Die Kompetenzen der Einzelnen werden<br />
nur teilweise wertgeschätzt und „angezapft“.<br />
Das demotiviert. Die gleichen Menschen, die<br />
häufig durch diese Vorgehensweisen zur Unselbstständigkeit<br />
„erzogen“ wurden, sollen nun<br />
aber die Pläne selbstständig umsetzen.<br />
Im Alltag ist es häufig nicht so einfach, die Wirkungen<br />
des selbstständigen Handelns abzusehen.<br />
Wenn wir A machen, geschehen B, C<br />
und D und weil C geschieht, geschieht auch noch<br />
E und spätestens dann verlieren wir den Überblick<br />
über die Wirkung unseres Handelns. Alles,<br />
was wir machen, ist verknüpft mit so vielen<br />
anderen Dingen, die kurz davor, kurz danach<br />
oder sogar gleichzeitig mit unserem Tun geschehen,<br />
das eine sichere Planung nahezu unmöglich<br />
wird. Leider werden die Abhängigkeiten<br />
im beruflichen Alltag nicht immer und nur unzureichend<br />
wahrgenommen. Damit die Kontrolle<br />
des Systems einfacher wird, sind wir es<br />
gewohnt, nur eine Teilaufgabe der Wertschöp-
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
7<br />
fung zu sehen und zu erledigen. Wir denken<br />
sehr stark in „Abteilungen“. Daher muss die<br />
Führung zukünftig sehr feine Antennen entwickeln<br />
und wahrnehmen, welches die Treiber<br />
und Barrieren für eine erfolgreiche Umsetzung<br />
sind und entsprechende Verantwortlichkeiten<br />
fair auf viele Schultern verteilen.<br />
Da haben wir nun den Salat!<br />
Um Verantwortung zu verteilen, muss man<br />
einen Teil davon abgeben und das führte bisher<br />
nicht unbedingt zu Bestnoten für Führungskräfte.<br />
Ganz im Gegenteil. Wir haben eine „Kultur<br />
der Supermänner und Superfrauen" geschaffen<br />
und diese sollen gefälligst immer beste<br />
Entscheidungen für alle treffen – auch wenn<br />
die Welt und die Unternehmen immer komplexer<br />
agieren.<br />
Die Beziehungen zwischen Menschen reduzieren<br />
Komplexität, Fehleinschätzungen<br />
und Kosten<br />
Es ist weitgehend die Art der Interaktionen<br />
zwischen Individuen, Gruppen, Führungspersonen<br />
und der Umwelt, die die vorherrschende<br />
Kultur bestimmen. Wenn wir zum Beispiel mehr<br />
Innovation in unseren Organisationen haben<br />
wollen, sollten wir mit höchster Priorität daran<br />
arbeiten, die Art und Weise zu ändern, wie Menschen<br />
und Dinge miteinander verbunden sind.<br />
Die Art ihrer Interaktionen (z. B. wie wir Meetings<br />
durchführen), hat einen größeren Einfluss auf<br />
uns als der Versuch, Menschen zu schulen,<br />
kreativer oder kollaborativer zu sein.<br />
Werden Mitarbeitende in die Entscheidungsfindung<br />
stärker involviert, wird ihr Bewusstsein<br />
für das Gesamtbild und die Rolle, die sie einzeln<br />
und/oder kollektiv spielen können und sollen,<br />
erweitert. Damit werden ihre Bereitschaft und<br />
ihr Engagement gestärkt. Notwendiger Wandel<br />
wird plötzlich verständlich und machbar. Dieser<br />
Mentalitätswandel und die damit verbundenen<br />
Verhaltensweisen werden nicht nur durch eine<br />
Steigerung des Wohlbefindens und des Engagements<br />
der Mitarbeiter belohnt, sondern auch<br />
durch die Verbesserung der Effektivität und<br />
damit der Produktivität der Teams in der Organisation!<br />
Organisationen denken nicht. Jedoch denken<br />
sie nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil<br />
Über Julien Lemal<br />
Nach 15 Jahren als Ingenieur und Manager<br />
in internationalen Konzernen der<br />
Automobilindustrie geht er seit 2 Jahren<br />
seiner Leidenschaft für die Entwicklung<br />
von Menschen, Organisationen und<br />
neuen Arbeitsweisen als selbstständiger<br />
Coach und Trainer nach. Mit seinem<br />
menschzentrierten Ansatz, geprägt von<br />
Achtsamkeit und emotionaler<br />
Intelligenz, legt er einen<br />
besonderen Fokus auf<br />
Selbstbewusstsein, Sinn<br />
und Kommunikation, um<br />
Wohlbefinden und Motivation<br />
sowie Kreativität<br />
und Zusammenarbeit in<br />
Teams und Organisationen<br />
zu fördern.
8<br />
sie es nicht können! Daher müssen Menschen<br />
dies tun. Da gibt es Menschen, die unabhängig<br />
von ihrer Abteilungszugehörigkeit besonders<br />
kreativ, umsetzungsstark oder ausdauernd sind,<br />
andere sind neugierig, starke Netzwerker oder<br />
Analytiker. Die Geschäftsführung und der Führungskreis<br />
sollten diese Merkmale der Teams<br />
kennen und versuchen, sie optimal einzusetzen.<br />
So entsteht produktive soziale Interaktion, die<br />
bisher nicht visualisiert oder ausreichend verstanden<br />
wird, die aber in der Praxis einen massiven<br />
Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat.<br />
Es geht darum, ein dynamisches, sich in ständigem<br />
Wandel befindliches, aus Menschen bestehendes<br />
System objektiv zu bewerten. Danach<br />
können Rückschlüsse für die eigene und die<br />
Unternehmensentwicklung getroffen werden,<br />
um die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu steigern.<br />
Hier haben Unternehmen ein riesiges Potenzial<br />
zu heben. Denn eine förderliche Interaktion<br />
von Menschen reduziert die Komplexität,<br />
reduziert Fehleinschätzungen, Fehler und damit<br />
auch Kosten.<br />
Unternehmen müssen den menschlichen<br />
Austausch visualisieren – dann wissen sie<br />
was zu tun ist<br />
Ein Schlüssel dafür ist die Analyse des "Organisationsverhaltens"<br />
– das Wissen darüber, wie<br />
Menschen, Führungskräfte und Teams sich<br />
verhalten und interagieren – wie die optimale<br />
subjektive Ordnung in einem organisationalen<br />
Kontext aussehen kann und woran sie sich<br />
dabei orientieren soll.<br />
Das Erkennen des Organisationsverhaltens<br />
liefert „Organisationsdesigns“, die die Menschen,<br />
ihre Bedürfnisse und Ideen, ihre Kompetenzen<br />
und Fähigkeiten und ihren Austausch visualisieren.<br />
Denn nur, wenn sich die Organisationsmitglieder<br />
tatsächlich förderlich verhalten,<br />
förderlich interagieren, ihre Verhaltensweisen<br />
hin und wieder anpassen, hat die organisationale<br />
Entwicklung Aussicht auf Erfolg. Darüber<br />
hinaus wird durch die Überwachung des Fortschritts,<br />
durch die Bewertung der Auswirkungen<br />
Über Dr. Daniel Nummer<br />
Dr. Daniel Nummer ist Experte für Organisationsentwicklung,<br />
Führung und Personalmanagement und war über<br />
15 Jahre u.a. in der Geschäftsleitung und Verantwortung<br />
für börsendotierte Unternehmen in der Diagnostik-, Labor-<br />
und Pharmaindustrie tätig. Als Autor, Dozent und<br />
Geschäftsführer der PREDICTA|ME GmbH nutzt er seine<br />
Fähigkeiten und Erfahrungen, um Unternehmensleistung<br />
zu vitalisieren. Der "Faktor Mensch“ wird von ihm als<br />
größtes Potenzial eines langfristig erfolgreichen Unternehmertums<br />
angesehen. Die Studie und Analyse des<br />
Organisationsverhaltens liefert dabei einen objektiven<br />
Einblick. Kontinuierliche Handlungsvorschläge für Unternehmen<br />
führen zur "selbst-lernenden Organisation".
9<br />
und gegebenenfalls durch Anpassung neuer<br />
Maßnahmen sichergestellt, dass sich das gesamte<br />
Organisationsverhalten kontinuierlich<br />
auf ein gesünderes Niveau entwickelt.<br />
Es ist daher unbedingt erforderlich, dass diese<br />
Dynamik zwischen Menschen sowie deren zentrale<br />
und dezentrale Steuerung gut beherrscht<br />
wird. Einige renommierte Autoren wie Otto<br />
Sharmer oder Frederic Laloux sprechen von<br />
einem „System, das sich selbst wahrnimmt“.<br />
Dies bedeutet, dass das System, das im Fall<br />
von Organisationen, Einzelpersonen, Teams,<br />
Führungskräfte und Abteilungen umfasst, sich<br />
seines Zustands bewusst werden muss. Durch<br />
das Erkennen von Verhaltensweisen und der<br />
Qualität der Interaktionen kann die Zusammenarbeit<br />
und Produktivität förderlich gesteuert<br />
werden.<br />
Mit anderen Worten: Die Entwicklung einer<br />
Sensibilität für individuelle und kollektive Zwecke<br />
ist dringend notwendig. Diese Sensibilität<br />
fördert ein gemeinsames Verständnis dafür,<br />
dass jeder für das Ergebnis verantwortlich ist.<br />
Egal, ob es die Qualität eines Produkts oder<br />
eine erbrachte Dienstleistung betrifft, die Atmosphäre<br />
und die Kultur am Arbeitsplatz oder<br />
noch darüber hinaus die möglichen Auswirkungen<br />
auf die Umwelt und die Gesellschaft.<br />
Jedes Unternehmen, ob klein oder groß, sollte<br />
seine Organisation in vier Dimensionen begreifen:<br />
Ein Einblick in den „Faktor Mensch“ des Unternehmens,<br />
bringt Treiber und Barrieren schneller<br />
zum Vorschein. So könnten Produktivität<br />
und Zufriedenheit gesteigert werden. Die In-<br />
teraktion von Führungskräften und Mitarbeitenden<br />
wird nachhaltig und wertschöpfender.<br />
Daraus ergibt sich ein organisatorischer Kreislauf,<br />
der Umsatz und Gewinn steigern kann und<br />
Kosten reduziert. Indem Unternehmen einen<br />
kontinuierlichen Überblick erhalten, können sie<br />
ihre Entwicklung systematisch und auf den<br />
unterschiedlichen Ebenen angehen. Organisationen<br />
werden dann eine Kultur schaffen, in<br />
der sich jede Person, jedes Team und jeder<br />
Manager, in seinem eigenen Tempo zum Wohle<br />
aller entwickeln kann.<br />
Wenn die Bedürfnisse eines jeden, aber auch<br />
ihre Verantwortung von und für die gesamte<br />
Organisation als gleich wichtig angesehen werden,<br />
dann wird ein tugendhafter Kreis entstehen<br />
und sich selbst anfeuern. Dies wird die<br />
Grundlage einer lebendigen Organisation sein.<br />
Und der Boden unserer zukünftigen Zivilisation<br />
– denn Verhalten schafft Verhältnisse.<br />
BWN<br />
Fotos: mz.pred.foto, Julien Lemal<br />
● Individuelle Passung – Mensch, Aufgabe,<br />
Fähigkeit, Interesse<br />
● Zusammenarbeit – Kommunikation,<br />
Interaktion, Austausch, Vertrauen<br />
● Führungsverhalten – situativ förderliche Steuerung<br />
und Anleitung<br />
● Werte – Sinn der Normen und Regeln im<br />
Unternehmen
Was kann die Politik?<br />
10<br />
Die Zukunft der Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
Längst ist klar, dass sich die Gesellschaft so stark im Wandel befindet, wie lange nicht zuvor. Die demographische<br />
Entwicklung, eine stärker zusammenwachsende Welt, der Klimawandel, die Energiefrage und<br />
das Ringen um soziale Gerechtigkeit sind dabei die starken Trigger. Ein Bewusstsein dafür gibt es nicht<br />
erst seit der Corona-Krise. Dies zeigen zahlreiche Projekte und Förderprogramme, wie etwa eines des<br />
Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BmBF) unter dem Titel „Arbeit der Zukunft“, das von<br />
2014 bis 2020 mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro lief. Doch wie groß ist das Delta zwischen Bewusstsein<br />
und faktischer Veränderung? Die Pandemie, auch das ist längst klar, legt den Finger in die Wunde<br />
und zeigt auf, wo die Schwachstellen liegen. Welche gesellschaftlichen Veränderungen sind dabei unausweichlich?<br />
Wie verändert sich Arbeit? Was kann die Politik unternehmen, um sich vertiefenden Gräben<br />
innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken?<br />
Ein Interview mit der <strong>Mainz</strong>erin Tabea<br />
Rößner, Mitglied des Bundestages für<br />
Bündnis90/Die Grünen und Christian<br />
Baldauf, dem Fraktionsvorsitzenden der<br />
CDU im rheinland-pfälzischen Landtag<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Frau Rößner, ich erinnere<br />
mich an ein längeres Gespräch mit Ihnen aus<br />
dem Sommer 2019 in der <strong>Mainz</strong>er Neustadt<br />
inmitten des Oberbürgermeister-Wahlkampfs.<br />
Wir unterhielten uns darüber, wie es dazu kam,<br />
dass Sie Politik machen, über Ihre berufliche<br />
Karriere jenseits der Politik und über Ihre Be-<br />
weggründe, Politik zu machen im Allgemeinen.<br />
So erzählten Sie mir etwa von<br />
den verlorenen Landtagswahlen<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
im Jahr 2006. Gleichzeitig<br />
war Ihre Position beim<br />
ZDF bereits neu vergeben.<br />
Sie haben also die Erfahrung<br />
von Unsicherheit im<br />
Leben gemacht. Beim<br />
Thema „Arbeit 4.0“<br />
geht es darum, ziale Sicherheit zu<br />
sogewährleisten<br />
und Arbeitsprozesse neu zu denken. Gleichzeitig<br />
dürfen Investitionen und Innovationen nicht<br />
ausgebremst werden. Während der Corona-<br />
Krise hat schon die Debatte um Homeoffice<br />
gezeigt, wie schmal der Grat ist. Das ist ein<br />
Ringen zwischen Angebots- und Nachfragepolitik<br />
und mithin zwischen Arbeitnehmern und<br />
Arbeitgebern. Entlang welcher Linie sollte die<br />
Debatte verlaufen?<br />
Tabea Rößner: Sie haben die wesentlichen, die<br />
Debatte bestimmenden Konfliktlinien beschrieben.<br />
Es muss darum gehen, die Wirtschaft<br />
klimaneutral zu gestalten. Denn Klimaneutralität<br />
ist die entscheidende Größe auf den Märkten<br />
der Zukunft. Im Mittelpunkt steht dabei die<br />
Frage, wer hier die Nase vorn hat. Wer die industriellen<br />
Standards festlegt und wer Lösungen<br />
bietet für die großen Fragen unserer Zeit.<br />
Im Rahmen des damit einhergehenden Strukturwandels<br />
der Arbeitswelt muss die Gewährleistung<br />
von sozialer Sicherheit einhergehen.<br />
Die ganzheitliche Bewältigung dieser Herausforderungen<br />
ist das zentrale Anliegen grüner<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-, Arbeits- und Sozialpolitik.<br />
Es gibt zahlreiche mittelständische und große<br />
Unternehmen aller Branchen, die das bereits<br />
vormachen – und zwar indem Arbeitnehmer:innen<br />
und Arbeitgeber:innen an einem Strang ziehen.<br />
Tabea Rößner<br />
Mitglied des Bundestages für Bündnis90/Die Grünen.
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
11<br />
Auch das ist eine Form von Innovation und<br />
Investition, die sich für alle auszahlt. Natürlich<br />
gibt es auch Unternehmen, die noch einen weiten<br />
Weg vor sich haben. Die Politik muss sie<br />
bei diesem Prozess unterstützen und den Rahmen<br />
vorgeben. Zweifelsohne wird das nicht<br />
immer konfliktfrei möglich sein. Je besser es<br />
der Politik gelingt, das notwenige, gemeinsame<br />
Ziel und die damit verbundenen Veränderungen<br />
zu artikulieren, desto konfliktärmer werden wir<br />
die Herausforderungen stemmen können. Ein<br />
gemeinsamer Rahmen gibt Beschäftigten Sicherheit<br />
und garantiert Unternehmen, die sich<br />
der klimaneutralen Produktion verschreiben,<br />
die notwendige Planungssicherheit für den<br />
Umbau. Denn gerade Unternehmen mit längeren<br />
Investitionszyklen brauchen diese Gewissheit,<br />
um in der Transformationsphase im internationalen<br />
Wettbewerb keine Nachteile zu<br />
erleiden. Dies gilt insbesondere, wenn der CO2-<br />
Preis in anderen Regionen der Welt nicht greift.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Viele Ökonomen reden gerade<br />
von großen Chancen, die der Entwicklungsdruck<br />
und die Erkenntnisse der Corona-Zeit<br />
böten. Gemeint sind flexibilisierte Arbeitsmodelle,<br />
sowie der Einsatz neuer Technologien. Gleichzeitig<br />
bedeutet dies Arbeitsverdichtung und<br />
mithin den Wegfall von Arbeitsplätzen. Psychologen<br />
und Mediziner warnen mit Verweis auf<br />
signifikante Kennzahlen vor unverträglichem<br />
Druck. Wo sehen Sie Chancen und Risiken eines<br />
derartigen Strukturwandels? Wie lange der Strukturwandel<br />
in Ihrem Herkunftsland Nordrhein-<br />
Westfalen dauerte, zeigten die Bemühungen von<br />
Johannes Rau in den neunziger Jahren. Wie<br />
lassen sich die Härten eines solchen Transformationsprozesses<br />
für Betroffene abfedern?<br />
Tabea Rößner: Soziale Gestaltung der Arbeitsverhältnisse<br />
unter veränderten Rahmenbedingungen<br />
heißt nicht, die Menschen unter immer<br />
größeren Arbeitsdruck zu setzen. Vielmehr<br />
müssen die Chancen genutzt werden, die der<br />
Wandelprozess bietet, damit Arbeitsverhältnisse<br />
auf die individuellen Lebensentwürfe der<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angepasst<br />
werden können, ohne sie in die Falle des Immerim-Dienst-zu-Sein<br />
laufen zu lassen. Die ständige<br />
Erreichbarkeit durch die Digitalisierung<br />
erhöht den Arbeitsdruck. Gleichzeitig freuen<br />
sich Beschäftigte, dass sie in ihrer Arbeitszeit<br />
flexibler sind oder wie jetzt in der Pandemie<br />
auch für Sitzungen nicht aufwändige Reisen<br />
unternehmen zu müssen. Deshalb brauchen<br />
Unternehmen und ihre Beschäftigten klare Regeln.<br />
Beispielsweise werden in einigen Unternehmen<br />
die Server ab einer bestimmten Uhrzeit<br />
ausgeschaltet.<br />
Man muss den Menschen ihre Ängste nehmen,<br />
wenn sie befürchten, mit ihren erlernten Fähigkeiten<br />
nicht mehr gebraucht zu werden. Es<br />
werden ja nicht nur bisherige Arbeitsplätze<br />
wegfallen, es werden neue Arbeitsplätze entstehen,<br />
und zwar nicht nur solche für<br />
Spezialist:innen im Digitalbereich. Von öffentlicher<br />
Seite müssen die Menschen - wie ja auch<br />
die Unternehmen - im Wandelprozess unterstützt<br />
werden, sie müssen insbesondere durch Weiterbildung-<br />
und Umschulungsangebote auf den<br />
Stand gebracht werden, in veränderten Jobs<br />
und veränderten Arbeitsverhältnissen ihren<br />
Platz zu finden. Die weitere Digitalisierung unserer<br />
Gesellschaft ist unausweichlich. Mit einer<br />
Bundesregierung, die das akzeptiert, rechtzeitig<br />
antizipiert und nicht ständig hinterherhechelt,<br />
können die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />
abgefedert und durch entsprechende Impulse<br />
auch für Arbeitnehmer:innen in die richtige<br />
Richtung gelenkt werden.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Wie immer zu Zeiten eines<br />
Strukturwandels geht es um Entfremdung und
12<br />
sich vertiefenden Gräben. Dies zeigte zuletzt<br />
die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Neben<br />
der Erkenntnis, dass die CDU stärkste Kraft<br />
wurde, ging die AFD im Vergleich zur vorangegangenen<br />
Wahl als stabil hervor, währenddessen<br />
die Grünen kaum Gehör finden. In einer<br />
Auseinandersetzung bei der Sendung „Anne<br />
Will“ von Sonntag, 06.06.<strong>2021</strong> zwischen den<br />
beiden Parteichefs, Robert Habeck und Tino<br />
Chrupalla war die Kritik hörbar, die Ideen der<br />
Grünen, insbesondere im Hinblick auf CO2-<br />
Bepreisung seien zu kompliziert, die Menschen<br />
würden es nicht verstehen. Hier zeichnete sich<br />
eine Linie ab, die man – pointiert dargestellt<br />
– reaktionär-pragmatisch einerseits und visionär-dogmatisch<br />
andererseits nennen kann.<br />
Wie pragmatisch kann man sein, wenn es um<br />
den Klimaschutz geht, wie dogmatisch, wenn<br />
es um die Gewährleistung sozialer Sicherheit<br />
geht?<br />
Tabea Rößner: Ich weiß nicht, ob man die Konfliktlinie<br />
zwischen reaktionär-pragmatisch und<br />
visionär-dogmatisch ziehen kann. Meiner Ansicht<br />
nach geht es eher um reaktionär-dogmatisch<br />
versus visionär-pragmatisch. Für letzteres<br />
stehen wir Grünen. Die CO2-Bepreisung, die<br />
es ja bereits länger gibt und die ja auch die<br />
anderen Parteien befürworten, ist so kompliziert<br />
nicht. Es geht darum, über einen Marktmechanismus<br />
den CO2-Ausstoß zu verteuern, um<br />
Anreize zu mehr Klimaneutralität zu setzen.<br />
Und glauben Sie mir: Die Menschen sind nicht,<br />
wie die AfD es ihnen unterstellt, zu dumm, um<br />
diesen Mechanismus zu verstehen. Wir sind<br />
aber die einzigen, die ein Konzept zur sozialen<br />
Abfederung der CO2-Verteuerung haben. Denn<br />
mit dem Energiegeld werden die Einnahmen<br />
durch den CO2-Preis an die Menschen pro Kopf<br />
zurückgegeben. Das heißt, diejenigen, die zu<br />
den Besserverdienenden gehören und auch<br />
einen deutlich höheren CO2-Fußabdruck hinterlassen,<br />
werden belastet, und diejenigen mit<br />
einem schmalen Geldbeutel und einem geringeren<br />
Energieverbrauch werden profitieren.<br />
Eines ist klar: Wenn wir den Klimawandel nicht<br />
ernst nehmen und nicht alles tun, um Klimaneutralität<br />
zu erreichen, werden wir ganz andere<br />
Probleme haben.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Arbeitsmarktpolitik unterliegt<br />
immer einem Pendelschwung, der eine Reaktion<br />
ist auf die Korrelation zwischen Nachfrageund<br />
Angebotspolitik einerseits und Indizien wie<br />
Lohnstückkosten und Investitionsvolumen<br />
andererseits. Gerhard Schröders Agenda 2010<br />
war in diesem Zusammenhang eine Zäsur.<br />
Darauf folgten Korrekturen in Gestalt von arbeitnehmerfreundlicher<br />
Politik. In der Folge sank<br />
das Investitionsvolumen und die Lohnstückkosten<br />
stiegen an. Unter normalen Umständen<br />
wäre demnach nun eine Zeit der Angebotspolitik<br />
zu erwarten. Dies jedoch scheint derzeit<br />
kaum vorstellbar, da ein noch stärkerer Wegfall<br />
von Arbeitsplätzen zu befürchten wäre. Wie<br />
lässt sich dieses Dilemma auflösen?<br />
Tabea Rößner: Wenn ich den von ihnen beschriebenen<br />
Zyklus zugrunde lege, dann kann<br />
Ihre Einschätzung, es wäre kaum vorstellbar,<br />
den stärkeren Wegfall von Arbeitsplätzen zu<br />
verantworten, auch heißen, dass die Zeit für<br />
einen Wechsel zu einer mehr angebotsorientierten<br />
Politik nicht reif sei. Mal ganz davon<br />
abgesehen, was die Phase der Angebotspolitik<br />
für Arbeit und Leben bedeutet hat: das Drücken<br />
der Lohnkosten, ständige Rationalisierung, prekäre<br />
Arbeitsverhältnisse etc. Ziel müsste ja<br />
vielmehr sein, durch eine verhältnismäßig ausgewogenen<br />
Arbeits-, Sozial- und <strong>Wirtschafts</strong>politik<br />
die Pendelbewegungen abzuschwächen.<br />
Im Rahmen des Strukturwandelprozesses müssen<br />
wir einen Ausgleich finden zwischen Wettbewerbsinteressen<br />
der Wirtschaft und Arbeitnehmerinteressen<br />
am Bestehen und Erhalt von<br />
Arbeitsplätzen, in denen sie sich entfalten<br />
können und die nicht ihr ganzes Leben in Besitz<br />
nehmen. Der Wandel der Wirtschaft ist unaus-
13<br />
weichlich, er bietet aber eben auch Chancen.<br />
Wir werden viel investieren müssen für den<br />
Umbau der Wirtschaft. Dafür planen wir Grüne<br />
500 Mrd. Euro ein. Innovation muss gefördert<br />
werden. In diesem Wandel besteht die Chance,<br />
den Ausgleich zu schaffen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: In der vergangenen Ausgabe<br />
dieses Heftes sprachen wir über einen vermeintlichen<br />
Bewusstseinswandel als Folge der<br />
Pandemie. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und<br />
soziale Gerechtigkeit waren die Schlagworte.<br />
Gastautorin Stefanie Maasland schrieb von<br />
einer disruptiven Krise mit der Notwendigkeit,<br />
Eigenverantwortung zu übernehmen, da es<br />
Top-down-Lösungen nicht geben werde. Doch<br />
allzu oft ist ein Bewusstseinswandel von Rückschritten<br />
geprägt; der wohl prominenteste<br />
Rückschritt in Deutschland war der Ausstieg<br />
des Atomausstieges. Erst der GAU von Fukushima<br />
führte zu einer Rückbesinnung auf die<br />
eigentlichen Ziele, nicht zunächst ein wahrhafter<br />
Bewusstseinswandel. Zwar war dies eine<br />
Top-down-Lösung, nicht aber vernunftsgeprägt,<br />
sondern durch eine Katastrophe erzwungen.<br />
Überträgt man nun den Gedanken der Eigenverantwortung<br />
auf das Thema „Arbeit 4.0“,<br />
würde es bedeuten müssen, dass Investoren<br />
auf Rendite verzichten und Arbeitnehmer auf<br />
starre Arbeitszeiten und Verträge, um den Weg<br />
in der Mitte zu finden. Ist dies vorstellbar oder<br />
naiv, anzunehmen?<br />
Tabea Rößner: Ein schönes Beispiel kann man<br />
hier aus der Region anführen. Bei den Planungen<br />
für den Bau des Kohlekraftwerks hat ein<br />
Bewusstseinswandel stattgefunden. Viele Menschen<br />
haben sich zusammengeschlossen und<br />
daran mitgewirkt, dass der Kohlekraftwerksbau<br />
verhindert wurde. Daher befürworte ich auch<br />
Top Down-Lösungen nicht. Der Bewusstseinswandel<br />
muss in der Gesellschaft stattfinden,<br />
aber dafür kann und muss es Anreize durch<br />
staatliche und gesellschaftliche Akteure geben.<br />
Im Rahmen des Austarierens der neuen schafts- und Arbeitsverhältnisse müssen si-<br />
Wirtcherlich<br />
Arbeitnehmer:innen wie Arbeitgeber:innen<br />
Verantwortung übernehmen. Gerade die Mitsprache<br />
der Arbeitnehmer:innen ist doch ein<br />
Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft. Sie hat<br />
unser Land stark gemacht. Das wissen auch<br />
die Unternehmen. Gleichzeitig gibt es auch solche,<br />
die eine Mitsprache aktiv zu verhindern<br />
versuchen. Das ist nicht im Sinne unseres über<br />
Jahrzehnte gewachsenen Gesellschaftsvertrags,<br />
untergräbt die soziale Verantwortung der Unternehmen<br />
und schadet langfristig allen Teilhabenden.<br />
Deshalb müssen die Aushandlungsprozesse<br />
zwischen Arbeitnehmer:innen und<br />
Arbeitgeber:innen unter vernünftigen Zielsetzungen<br />
moderiert werden. Da sind die Tarifvertragsparteien<br />
in der Pflicht, aber auch der<br />
Staat wird als Regulierer und Impulsgeber eine<br />
Rolle spielen und in manchem Fall nötig sein.<br />
BWN<br />
Foto: Tabea Rößner<br />
Über das gleiche Thema, beleuchtet aus<br />
anderen Perspektiven, sprachen wir mit<br />
dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im<br />
rheinland-pfälzischen Landtag Christian<br />
Baldauf.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Herr Baldauf, eines der großen<br />
Bilder, das die Corona-Krise erzeugt hat,<br />
ist, dass viele Fäden, zumeist beklagenswerter<br />
Zustände, in einem Handlungsstrang zusammenlaufen<br />
und erst unter großem Druck projektiert<br />
wurden. Zwar gibt es Gedanken und<br />
Programme wie das des BmBF schon seit längerer<br />
Zeit, doch es stellte sich heraus, dass sie
14<br />
in der Vergangenheit nicht umsetzbar waren,<br />
da Teilbereiche unterbudgetiert, unterbesetzt<br />
oder ihrer Betrachtung mit unzureichender<br />
Gedankenflexibilität bedacht wurden. Darunter<br />
rangieren die großen Themen der Zukunft, etwa<br />
Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energie, föderale<br />
Strukturen, Gesundheit und Pflege und<br />
eben Arbeit und Wirtschaft. Letzteres nimmt<br />
unter der Bezeichnung „Arbeit 4.0“ oder „New<br />
Work“ besondere Bedeutung ein. Wie nehmen<br />
Sie als Politiker und Jurist mit Schwerpunkt<br />
Arbeitsrecht den aktuellen Diskurs im Hinblick<br />
auf die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
wahr? Wo muss die Demarkationslinie<br />
verlaufen, die sicherstellt, dass Arbeitgeber<br />
Investitionsanreize haben und<br />
gleichzeitig Arbeitnehmer ihre gesamten Ressourcen<br />
ausschöpfen können und wollen?<br />
Christian Baldauf: Die Pandemie hat große Teile<br />
unserer Wirtschaft in der Tat in eine existenzgefährdende<br />
Krise gestürzt. Zur Wahrheit gehört<br />
aber auch, dass Rheinland-Pfalz schon lange<br />
vor Corona in eine Rezession geraten ist. Im Jahr<br />
2019 lag Rheinland-Pfalz beim Wachstum des<br />
Bruttoinlandsproduktes mit einem Minus von<br />
1,3% auf dem letzten Platz unter allen Bundesländern.<br />
Dass das entgegen der Behauptung der<br />
Landesregierung nicht auf einen Einmaleffekt<br />
zurückzuführen ist, zeigen die tatsächlichen<br />
Zahlen: Kein einziges Mal konnte Rheinland-Pfalz<br />
in den zurückliegenden fünf Jahren stärker wachsen<br />
als der deutsche Vergleichswert. Hier zeigt<br />
sich, dass die <strong>Wirtschafts</strong>politik<br />
der Landesregierung zu<br />
wenig eigene Impulse setzt hat.<br />
ge-<br />
Es sind doch die Visionen<br />
und die Tatkraft unserer<br />
Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer, die gemeinsam<br />
mit dem Engagement<br />
der Arbeitnehmerin-<br />
nen und Arbeitnehmer die Kraft unserer Wirtschaft<br />
ausmachen. Unternehmerische Selbstverantwortung<br />
ist hier ein entscheidendes Stichwort<br />
– auch beim Umgang mit dem Thema Arbeitsrecht.<br />
Die Unternehmen haben doch ein absolutes<br />
Eigeninteresse daran, dass ihre Beschäftigten<br />
gesund und motiviert sind. Und in fast allen<br />
Fällen können die Betriebe vor Ort – zusammen<br />
mit einer starken Mitbestimmung durch die Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer – am besten<br />
entscheiden, wie sie die Zusammenarbeit<br />
gestalten wollen. Deshalb treten wir als Union<br />
den immer weiter um sich greifenden Regulierungstendenzen<br />
von Rot und Grün entgegen.<br />
Wir sollten keine zusätzlichen Ziegelsteine draufpacken,<br />
sondern müssen entlasten.<br />
Hierzu gibt es verschiedene Schlagworte. Bürokratieabbau<br />
und Arbeitsrecht sind untrennbar<br />
miteinander verbunden. Jetzt wird immer wieder<br />
von einem Bürokratiemoratorium gesprochen.<br />
Doch das hilft herzlich wenig, wenn sich die Politik<br />
nicht auch daran hält. Das Recht auf Homeoffice<br />
sei hier als Beispiel genannt. Es ist doch<br />
vollkommen sinnfrei, wenn wir Milliarden in die<br />
Hand nehmen, um unsere Betriebe zu stützen<br />
und ihnen im nächsten Moment Knüppel zwischen<br />
die Beine werfen. Wir werden es nur aus<br />
dieser Krise schaffen, wenn wir auf mehr Eigenverantwortung<br />
und Selbstverantwortung in den<br />
Betrieben setzen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Zentraler Punkt der aktuellen<br />
Debatte ist Homeoffice. Ich erinnere mich<br />
an ein Gespräch mit Ihnen im Rahmen der Veranstaltung<br />
MIT-Veranstaltung „Beschleunigt<br />
Corona die Digitalisierung?“ im <strong>Mainz</strong>er Hyatt<br />
Regency Hotel am 17.11.2020. Dort fragte ich<br />
Sie, ob der Gesetzgeber involviert sein sollte<br />
oder dies zwischen den handelnden Parteien,<br />
also Arbeitgeber und Arbeitnehmer, geklärt<br />
werden solle. Damals antworteten Sie mit Ihrer<br />
klaren Haltung, dies sei eine Sache zwischen<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der Gesetzgeber<br />
sei hier nicht gefragt. Nun geht die aktuelle<br />
Christian Baldauf, Fraktionsvorsitzenden der CDU<br />
im rheinland-pfälzischen Landtag
15<br />
Debatte in eine andere Richtung. Wie bewerten<br />
Sie diese Tendenz?<br />
Christian Baldauf: Ich bleibe bei meiner Position.<br />
Wir sollten auf die Tarifpartnerschaft vertrauen.<br />
In vielen Unternehmen gibt es bereits<br />
heute solche Regelungen und täglich kommen<br />
neue hinzu. Die Menschen vor Ort wissen besser,<br />
welche Vereinbarungen sinnvoll sind und<br />
brauchen keinen Staat, der sie belehrt. Das<br />
sehen übrigens viele Gewerkschaften genauso!<br />
Dazu muss man immer auch sagen, dass es<br />
viele Berufe gibt, bei denen schlicht kein Homeoffice<br />
möglich ist. Die Menschen in der Pflege,<br />
Handwerker oder Industriearbeiter schauen zu<br />
Recht mit einer gewissen Skepsis auf diese<br />
Debatte. Sie dürfen wir dabei nicht Außen vor<br />
lassen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Die Debatte um die Ruhetage<br />
zu Ostern hat gezeigt, wie stark die Eingriffe<br />
unter anderem ins Arbeitsrecht bei der<br />
Frage um Homeoffice sind. Glauben Sie, dass<br />
womöglich doch eine gesetzliche Regelung für<br />
Bereiche wie Homeoffice notwendig sein wird?<br />
Christian Baldauf: Nein, die Politik sollte nichts<br />
regeln, was in den allermeisten Betrieben bereits<br />
gut funktioniert.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Bei der Benennung als „Arbeit<br />
4.0“ oder historisch betrachtet „Industrie<br />
4.0“ indiziert die Zahl an sich die sozioökonomische<br />
Bedeutung. Wie schon zuvor ist auch<br />
nun davon auszugehen, dass Arbeitsplätze und<br />
Berufe wegfallen oder ganz aussterben, dafür<br />
neue hinzukommen. Welche Steuerungselemente<br />
sind notwendig, um für eine positive<br />
Bilanz zu sorgen?<br />
Christian Baldauf: Nach der Pandemie wird nicht<br />
alles anders sein, doch wir werden neuen Mut<br />
und neuen Tatendrang brauchen. Die soziale<br />
Marktwirtschaft hat uns gezeigt, dass wir die<br />
Kräfte des Marktes zum Gemeinwohl aller nutzen<br />
können.<br />
Es ist die Verbindung von wirtschaftlicher Stärke<br />
und sozialer Sicherheit, die die soziale Marktwirtschaft<br />
ausmacht. Und ich möchte es immer<br />
wieder betonen: Nur wer wirtschaftlich stark<br />
ist, kann sich um die Schwächsten in der Gesellschaft<br />
kümmern. Das ist Verpflichtung und<br />
Aufgabe zugleich. Wir werden in dieser Legislaturperiode<br />
deshalb immer wieder die Perspektive<br />
jener Menschen einbringen, die die<br />
Wertschöpfung in unserem Land sicherstellen.<br />
Und das bedeutet nicht Politik für die Reichen.<br />
Sondern es bedeutet Politik für die Menschen,<br />
die früh aufstehen und als Facharbeiter arbeiten.<br />
Jene Menschen, die sich mehr und mehr<br />
im Stich gelassen fühlen. Alle Ideen einer Gesellschaft<br />
ohne Wachstum hören sich aus der<br />
wohlsituierten 4-Zimmer-Altbauwohnung gut<br />
an. Doch für die Menschen, die für sich und ihre<br />
Familien ein besseres Morgen schaffen wollen,<br />
ist es schlicht Hochmut.<br />
Fakt ist, infolge von Corona und des Strukturwandels<br />
werden auch Unternehmen aus dem<br />
Markt ausscheiden und Menschen ihren Arbeitsplatz<br />
verlieren. Umso wichtiger sind der<br />
Erhalt und die Unterstützung der wirtschaftlichen<br />
Dynamik. Wir müssen der Wirtschaft und<br />
den Menschen eine neue Perspektive bieten.<br />
Hier sage ich noch einmal: Dazu braucht es mehr<br />
Mut zu Selbstverantwortung in den Betrieben<br />
und weniger staatliche Regulierung.<br />
Dazu kommt, dass wir Forschung und Entwicklung<br />
stärken und besser mit der Wirtschaft<br />
verzahnen müssen. Wir müssen Zukunftsbranchen<br />
wie z.B. die künstliche Intelligenz oder die<br />
Biotechnologie konsequent fördern.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Genau, wie bei der Frage<br />
nach der Demarkationslinie im Diskurs zwischen<br />
Arbeitnehmer und Arbeitgeber, wird es auch<br />
gesamtgesellschaftlich um die Linie der Umverteilung<br />
gehen. Unbestritten ist wohl, dass
16<br />
gerade im produzierenden Gewerbe zahlreiche<br />
Arbeitsplätze durch Maschinisierung entfallen<br />
werden. Als regulierende Maßnahme sprachen<br />
sich bereits vor einigen Jahren Unternehmer<br />
und Manager wie Bill Gates und Deutsche Post-<br />
Chef Frank Appel für eine Roboter-Steuer aus.<br />
Ökonomen dagegen kritisieren den Gedanken<br />
als innovationsbremsend. Wie stehen Sie zu<br />
dieser Frage oder umgekehrt, wo sehen Sie<br />
Potenziale, einem bedeutsamen Wegfall von<br />
Arbeitskräften mit all seinen Peripherieeffekten<br />
entgegenzuwirken?<br />
Christian Baldauf: Natürlich ist uns allen bewusst:<br />
Es braucht einen neuen Ansatz beim<br />
Erhalt des Wohlstands und der Schaffung neuen<br />
Wohlstands. Für die CDU lautet die Antwort:<br />
die soziale nachhaltige Wirtschaft, in der Wachstum<br />
und Ressourcenverbrauch entkoppelt werden.<br />
Für dieses emissionsfreie Wirtschaften<br />
brauchen wir kreative Betriebe. Damit die Unternehmen<br />
ihren Beitrag leisten können, muss<br />
die Politik einen Rahmen mit verlässlichen<br />
Investitionsbedingungen schaffen, nicht weniger<br />
aber eben auch nicht mehr.<br />
Der europäische Green Deal schafft zahlreiche<br />
neue Möglichkeiten für ein nachhaltiges <strong>Wirtschafts</strong>wachstum.<br />
Während es zwar zu einem<br />
signifikanten Wegfall ganzer Produkt- und<br />
Technologiekategorien kommen wird, sorgt dies<br />
gleichzeitig für die Entstehung neuer Wachstums-<br />
und Arbeitsmärkte der nächsten Generation.<br />
Deutschland und Rheinland-Pfalz verfügen<br />
bereits heute über viele<br />
Spitzentechnologien, diese gilt es in den nächsten<br />
Jahren auszubauen und zu stärken.<br />
einzig durch eigene Programme finanzieren<br />
kann. Auf Initiative führender deutscher Unternehmen<br />
werden bereits Methoden entwickelt<br />
und pilotiert, um den Kerngedanken einer ganzheitlichen<br />
Wertoptimierung in Bilanzen zu integrieren.<br />
Hierbei müssen neben dem ökonomischen<br />
Wert auch der durch Unternehmen<br />
geschaffene gesellschaftliche und ökologische<br />
Mehrwert berechnet und transparent gemacht<br />
werden. Auch diese Arten von Innovationen<br />
sollten wir gezielt vorantreiben und fördern.<br />
Neuen Abgaben stehe ich sehr skeptisch gegenüber,<br />
zumindest in deren Einführungsphase.<br />
Ich sehe neue Technologien vor allem als<br />
Möglichmacher, damit wir Wachstum, Wohlstand<br />
und Klimaschutz in der Zeit nach der Pandemie<br />
vereinen können. Denn auch wenn dies manche<br />
nicht hören wollen: Innovationen sind der bessere<br />
Klimaschützer als Verzicht. Seit 1990 hat<br />
Rheinland-Pfalz seine CO2-Emissionen um 37%<br />
reduziert. Rund 80% dieser Reduktion gehen<br />
auf Prozessoptimierungen der Chemie (Vermeidung<br />
von Lachgas) zurück. Und die auf uns<br />
zukommenden Innovationen werden noch einmal<br />
größer sein.<br />
BWN<br />
Foto: Christian Baldauf<br />
Auch im Bereich Green Finance gibt es spannende<br />
Ideen. Angesicht der enormen Investi-<br />
tionsaufwendungen für diese nachhaltige<br />
Transformation bedarf es marktwirtschaftlicher<br />
Lösungsansätze unter Einbindung des Kapitalmarktes.<br />
Es ist ein Trugschluss zu glauben,<br />
dass der Staat die Transformation der Wirtschaft
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17<br />
©MASTD/Fotograf<br />
Alexander Schweitzer<br />
Minister für Arbeit, Soziales,<br />
Transformation und<br />
Digitalisierung, Rheinland-Pfalz<br />
Dr. Daniel Nummer<br />
Geschäftsführer<br />
PREDICTA|ME GmbH<br />
Mit Alexander Schweitzer<br />
Minister für Arbeit, Soziales, Transformation<br />
und Digitalisierung, Rheinland-Pfalz<br />
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18<br />
Die schöne neue<br />
Arbeitswelt und ihre Grenzen<br />
Ein Gastbeitrag von David Dietz<br />
„Zukunft der Arbeit“, „Arbeit 4.0“ oder eben „New<br />
Work“ – alle diese Schlagworte beschreiben mit<br />
mehr oder weniger konzeptionellem Überbau,<br />
wie unser Arbeitsleben künftig aussehen soll.<br />
Interessanterweise hat sich unter den drei vorgenannten<br />
Begriffen selbst eine kleine Branche<br />
entwickelt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
erforschen Trends über Arbeitsweisen<br />
in einer Zukunft, die ja eigentlich längst begonnen<br />
hat, Coaches wollen Unternehmen wie Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer für das New<br />
Work-Zeitalter fit machen und Möbelhäuser<br />
bieten Lösungen für das „neue Büro“; auch für<br />
das neue Büro zu Hause. Und dabei sind noch<br />
nicht einmal die zahllosen Social-Media-Unternehmerinnen<br />
und -unternehmer einbezogen,<br />
deren Angebote sich in der digitalen Sphäre<br />
finden. Wer bei Instagram dem Hashtag #newwork<br />
folgt, der findet über 1,6 Millionen Beiträge.<br />
Die Relevanz ist demnach gegeben und ein<br />
dazugehöriger Markt auch.<br />
Den Begriff „New Work“ prägte vor allem der<br />
deutsche Sozialphilosoph Frithjof Bergmann, der<br />
im Mai dieses Jahres im Alter von 90 Jahren<br />
verstorben ist. Analog zu den ebenfalls<br />
genannten „Arbeit 4.0“ und<br />
der „Zukunft der Arbeit“ geht es<br />
um eine neue Arbeitskultur und<br />
neue Arbeitsprozesse in einer<br />
internationalisierten und digitalisierten<br />
Welt.<br />
Die Grundannahme<br />
ist, denke ich, gegeben.<br />
Wir leben in<br />
einer Situation, in<br />
der nicht nur Waren<br />
und Dienstleistungen<br />
im<br />
Wettbewerb extrem flexibel sind und für viele<br />
Akteure am Markt nicht mehr nur regional begrenzt<br />
zur Verfügung stehen. Gleiches gilt vielmehr<br />
auch am Personalmarkt, auf dem Unternehmen<br />
gut ausgebildete und mobile Menschen<br />
weltweit für sich gewinnen können. Auch sind<br />
unsere Arbeitsprozesse in vielfältiger Weise digitalisiert.<br />
Im vergangenen Jahr haben ich und<br />
viele meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
darüber gemurrt, dass wir mit Teilen der öffentlichen<br />
Verwaltung mittels Fax kommuniziert<br />
haben. Das bedeutet im Umkehrschluss aber,<br />
dass dieser für uns eher lästige als tragische<br />
Vorgang die Standards der digitalen Kommunikation,<br />
an die wir uns mittlerweile gewöhnt haben,<br />
hervorhebt. Zu meiner Zeit als Pressesprecher<br />
hätte ich ohne Messenger-Dienste und<br />
Social Media sicherlich weniger Wirkung erzielen<br />
können.<br />
Doch wie bei so vielen Trends und Entwicklungen<br />
sind unterschiedliche Ausprägungen in verschiedenen<br />
Branchen zu verzeichnen. Als Geschäftsführer<br />
zweier Unternehmen der Sozial- und<br />
Gesundheitswirtschaft, deren Geschäftsmodelle<br />
auf der Versorgung, Unterstützung und Pflege<br />
von Menschen mit entsprechenden Bedarfen<br />
beruht, erlebe ich Veränderung und gleichzeitig<br />
das notwendige Festhalten an Bewährtem.<br />
Die Lebenshilfe <strong>Mainz</strong>-Bingen betreibt Einrichtungen<br />
und bietet Dienstleistungen an für Menschen<br />
mit zumeist kognitiven Einschränkungen.<br />
Von der Kindertagesstätte bis zur Seniorentagesbetreuung,<br />
von der Begleitung beeinträchtigter<br />
Schülerinnen und Schüler bis zum Leben<br />
in stationären Wohnformen arbeiten mehr als<br />
300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit mehr<br />
als 550 Kundinnen und Kunden tagtäglich eng<br />
zusammen, um größtmögliche Selbstbestimmtheit<br />
dieser Menschen zu garantieren.
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
19<br />
In einem solchen Setting sind die Möglichkeiten<br />
von digitalisierten Arbeitsprozessen endlicher<br />
als in der Industrie oder bei sonstigen Dienstleistungen,<br />
wie beispielsweise im Bereich der<br />
Kommunikation. Auch, wenn New Work tatsächlich<br />
sehr viel mehr umfasst als die Digitalisierung<br />
der Arbeitswelt – wie zum Beispiel flexible<br />
Arbeits(zeit)modelle, Vereibarkeit von Arbeit und<br />
Familie oder anderen Lebensbereichen, kulturelle<br />
Aspekte und Hierarchien – so lassen sich<br />
für unsere Branche der Sozial- und Gesundheitswirtschaft<br />
insbesondere an diesem Beispiel die<br />
Grenzen neuer Entwicklungen aufzeigen.<br />
Natürlich nutzen auch wir im Rahmen weiter<br />
steigender Dokumentationspflichten in der Eingliederungshilfe<br />
und der Pflege zunehmend ITbasierte<br />
Lösungen. Die Kommunikation in unserem<br />
Pflegedienst basiert auf internen<br />
Messengerlösungen, sofern Telefonate und<br />
Videocalls nicht die Mittel der Wahl sind. Die<br />
Verwaltung, insbesondere die Finanzbuchhaltung,<br />
das Controlling und die Personalabteilung arbeiten<br />
hybrid mit digitalen Programmen, aber<br />
eben auch mit den klassisch ausgedruckten<br />
Papierseiten. Die Installation eines neuen Betriebssystems<br />
samt darauf basierenden Anwendungen<br />
und Cloud-Lösungen hat die Pandemie<br />
zunichte gemacht. Wenn ein Investitionsstopp<br />
notwendig ist, weil wir und unsere Kostenträger<br />
auf Sicht fahren müssen, wie es seit März 2020<br />
der Fall ist, fällt auch die dringend notwendige<br />
weitergehende Digitalisierung unserer Arbeitsprozesse<br />
diesem zum Opfer.<br />
Der entscheidende Punkt ist aber: unsere Dienstleistungen<br />
erfordern schlicht und ergreifend<br />
physische Nähe und nicht zuletzt auch Empathie.<br />
Der Einsatz der so genannten Pflegeroboter und<br />
von Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI)<br />
werden immer bedeutendere Ergänzungen unserer<br />
Leistungen. Dies gilt natürlich vor allem<br />
auch für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die über viel Erfahrung verfügen, aber<br />
deren körperliche Fähigkeiten mit den Bedarfen<br />
unserer Kundinnen und Kunden nicht auf Dauer<br />
mithalten können. Daher werden uns die<br />
technischen Möglichkeiten die Arbeit am Bett,<br />
in der KiTa und unseren anderen Tätigkeitsfeldern<br />
die Arbeit weiter erleichtern, aber den „Faktor<br />
Mensch“ zum Glück nicht ersetzen können. Damit<br />
werden wir auch künftig über Vergütungsfragen<br />
mit den Kostenträgern ringen, wir werden<br />
weiterhin arbeits- und tarifrechtliche Diskussionen<br />
mit den Betriebsräten führen und für die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Pflegetouren<br />
mit der bestmöglichen Effektivität ermitteln.<br />
Dabei werden uns KI-Lösungen helfen, die die<br />
Leitungskräfte im Home-Office anwenden. Unsere<br />
Kolleginnen und Kollegen im Betreuungsund<br />
Pflegedienst werden derweil genau das tun,<br />
was sie immer getan haben – betreuen und<br />
pflegen; in unseren Einrichtungen und bei den<br />
Menschen zu Hause.<br />
Text & Foto: David Dietz<br />
Über David Dietz:<br />
David Dietz, 39, hat berufliche Erfahrungen im rheinland-pfälzischen Landtag gesammelt, bevor<br />
er im Gesundheits- und Arbeitsministerium in <strong>Mainz</strong> tätig war. Als Pressesprecher der Landespflegekammer<br />
war er am Aufbau der größten Heilberufskammer in Rheinland-Pfalz beteiligt und<br />
ist seit 2018 Geschäftsführer der Lebenshilfe <strong>Mainz</strong>-Bingen GmbH, ein Multikomplexträger mit<br />
300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Seit 2019 ist er außerdem Geschäftsführer des ambulanten<br />
Pflegedienstes Lebenshilfe <strong>Mainz</strong>-Bingen Hausengel GmbH. Dietz, der Vater eines Sohnes<br />
ist, engagiert sich als Kreis- und Fraktionsvorsitzender der FDP <strong>Mainz</strong> und ist Mitglied des Landesvorstands<br />
seiner Partei.
Mehr als ein Modewort<br />
20<br />
Resilienz<br />
Krisenbewältigung für Unternehmen als zentrale Funktion<br />
Die Krisenbewältigung nimmt für Menschen und Unternehmen eine immer zentralere Rolle ein. Neben<br />
den Auseinandersetzungen mit den üblichen Herausforderungen muss auf die besonderen Umstände<br />
der Zeit reagiert werden. Was Resilienz mit Zukunft der Arbeit und allgemeiner Krisenbewältigung zu<br />
tun hat, erklären die Wissenschaftlerinnen Dr. Donya Gilan und Dr. Isabella Helmreich im Gespräch mit<br />
der <strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>.<br />
Nicht nur die Corona-Krise, sondern auch die<br />
Klimakrise und die fortscheitende Digitalisierung<br />
wirken sich auf das Wie, Wo und Warum der<br />
Arbeit aus. Die Arbeitswelt von morgen wird<br />
sicherlich eine andere sein als die von heute.<br />
Die Krisen der Zeit, die einen gesellschaftlichen<br />
Wandel unabdingbar machen, sind nicht nur<br />
„Alle wollen<br />
widerstandsfähiger werden”<br />
medizinische, ökonomische und ökologische,<br />
sondern auch psychologische. So ist es nicht<br />
verwunderlich, dass Resilienz ein aktuelles<br />
Modewort ist. Alle wollen widerstandsfähiger<br />
werden, mit Stress besser umgehen<br />
sowie Krisen schneller und ohne<br />
langfristige Schäden bewältigen können.<br />
Im Unternehmenskontext haben<br />
vor allem die Unternehmensberatungen<br />
das Thema für sich entdeckt.<br />
Zeit, sich mit dem Begriff Resilienz<br />
und dessen Tiefe genauer auseinanderzusetzen.<br />
Europaweit einzigartiges<br />
Forschungszentrum<br />
Dr. Donya Gilan, Psychologin und Expertin für<br />
den Themenkomplex Anpassung an Krisen und<br />
neue Lebensumwelten leitet gemeinsam mit<br />
Dr. Isabella Helmreich, Psychologische Psychotherapeutin<br />
und Expertin für Gesundheitsprävention,<br />
den Bereich Resilienz und Gesellschaft<br />
des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung<br />
(LIR) in <strong>Mainz</strong>. Die zentralen Anliegen der in<br />
„Resilienz ist die Fähigkeit<br />
zur Aufrechterhaltung oder<br />
Wiederherstellung<br />
psychischer Gesundheit”<br />
dieser Art europaweit einzigartigen gemeinnützig<br />
tätigen Forschungseinrichtung sind: Resilienzmechanismen<br />
neurowissenschaftlich zu<br />
verstehen, entsprechend fundierte Interventionen<br />
zur Förderung von Resilienz zu entwickeln<br />
und darauf hinzuwirken, Lebens- und Arbeitsumfelder<br />
so zu verändern, dass Resilienz gestärkt<br />
Dr. Donya Gilan,<br />
Leiterin Resilienz und Gesellschaft des LIR, <strong>Mainz</strong>
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
21<br />
wird. Resilienz definiert das LIR als „die Fähigkeit<br />
zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung<br />
psychischer Gesundheit während oder nach<br />
stressvollen Lebensereignissen“.<br />
Der überforderte Mensch<br />
„Heute existiert eine Fülle an Stressoren, sei<br />
es durch die Pandemie, Globalisierung, Migration,<br />
Digitalisierung, den Klimawandel oder die<br />
enorme Vernetzung von Arbeitsabläufen. Ein<br />
Bombardement an Reizen. Das macht die Stärkung<br />
der Resilienz heute nötiger als je zuvor“,<br />
„Ein Bombardement an Reizen”<br />
erklärt Dr. Donya Gilan. Abgesehen von der<br />
Schnelllebigkeit und der Komplexität unserer Zeit<br />
würden – verstärkt durch die Pandemie – die<br />
Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zusehends<br />
verschwinden. „Die Digitalisierung bringt<br />
es mit sich, dass viele den Laptop abends noch<br />
einmal aufschlagen“, so Gilan. Die reale Interaktion<br />
sei oft nicht mehr notwendig und vieles ad<br />
hoc ohne Planung machbar. Das hätte Vor-, aber<br />
auch Nachteile. „Insbesondere in der Wirtschaft<br />
wird oft erwartet, in Echtzeit zu reagieren und<br />
zu handeln – das erfordert eine enorme Flexibilität<br />
und zieht eine Überforderung der Menschen<br />
nach sich. Auch Bereiche wie Pflege sind nicht<br />
erst seit Corona überstrapaziert.“<br />
Selbstoptimierungswahn<br />
Umso wichtiger sei es zu erkennen, ergänzt Dr.<br />
Isabella Helmreich, dass die Frage der Resilienz<br />
nicht nur eine individuelle Sache, sondern insbesondere<br />
auch eine des Arbeitgebers sei. „Krisenbewältigung<br />
sollte eine zentrale Funktion<br />
in Unternehmen haben“. Zu gerne würde die<br />
Verantwortung auf das Individuum abgewälzt.<br />
Es herrsche oft noch die Einstellung: „Mitarbeiter<br />
müssten sich jetzt mal resilienter machen,<br />
noch mehr aus sich herausholen, ihre ganzen<br />
„Resilienz darf nicht zu<br />
einem neoliberalen<br />
Konstrukt verkommen.”<br />
Ressourcen noch viel besser nutzen, um eben<br />
produktiver zu sein – ganz im Sinne des ‚Selbstoptimierungswahns‘.<br />
Wir sagen ganz klar“,<br />
so Helmreich, „das bedeutet Resilienz nicht“.<br />
Gilan unterstreicht das: „Resilienz darf nicht zu<br />
einem neoliberalen Konstrukt verkommen.“ Das<br />
sei eine ganz wichtige Kritik für die Weiterentwicklung<br />
eines nachhaltigen Resilienz-Konzepts.<br />
Resilienzfaktoren<br />
„Natürlich“, erklärt Helmreich weiter, „solle jeder<br />
versuchen, seine Ressourcen und Resilienzfaktoren<br />
möglichst optimal zu nutzen. „Selbstfürsorge,<br />
das heißt, auf sich zu achten und<br />
Grenzen zu setzen, ist dabei jedoch genauso<br />
wichtig, wie die Verantwortung des Arbeitgebers,<br />
resilienzförderliche Arbeitsumwelten zur Ver-<br />
fügung zu stellen, sodass jeder<br />
sein individuelles Potenzial<br />
auch entfalten kann.“ Die<br />
trainierbaren Resilienzfaktoren<br />
haben Gilan und<br />
Helmreich ausführlich<br />
in ihrem gerade erschienen<br />
Buch “Resilienz.<br />
Die Kunst der<br />
Widerstandskraft“*<br />
aufgeführt. Zu den<br />
Faktoren, die Re-<br />
Dr. Isaabella Helmreich,<br />
Leiterin Resilienz und Gesellschaft des LIR, <strong>Mainz</strong>
22<br />
silienz stärken, gehören demnach: Aktives Coping,<br />
Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl, Optimismus,<br />
soziale Unterstützung, kognitive<br />
Flexibilität, positive Emotionen, Hardiness, Kohärenzgefühl<br />
und Sinn/Bedeutung im Leben<br />
sehen.<br />
„Auch Führungskräfte müssen<br />
dahin trainiert werden”<br />
„Auch Führungskräfte müssen dahin trainiert<br />
werden, resilient mit sich und anderen umzugehen“,<br />
erläutert Helmreich. „Wenn Führungskräfte<br />
sich selbst ausbeuten, ist es kein Wunder,<br />
wenn sie ihren Mitarbeitern dasselbe Los<br />
zukommen lassen. Daher ist es wichtig, die<br />
Spirale in die andere Richtung zu drehen und<br />
das Bewusstsein dafür zu schärfen.“<br />
Verhaltens- und Verhältnisprävention<br />
Weiter gedacht dient es der Gesellschaft, die<br />
nicht nur für jeden Burn-out und jede Erkrankung,<br />
die mit Ausbeutung einhergeht, in doppelter<br />
Hinsicht zahlt: zum einen für die Krankheitskosten,<br />
zum anderen für das verlorene Potenzial,<br />
das in vielen Bereichen dringend benötigt wird.<br />
„Authentisch führen”<br />
„Authentisch führen“ sei, so Gilan, „der Begriff,<br />
der hier dazugehöre.“ Sinnvoll sei es zukünftig<br />
bei der Verhaltens- und der Verhältnisprävention<br />
anzusetzen und Führungskräfte auf die<br />
modernen, auf die Forschung basierenden gesunden<br />
Führungsstile, zu schulen – dazu gehöre<br />
ebenfalls eine gute Fehlerkultur sowie die<br />
Teilhabe aller Mitarbeiter als eine der wichtigsten<br />
Faktoren für ein gesundes Unternehmen.<br />
Krise als Chance<br />
„Resilienz bedeutet: Krise als Chance zu sehen“,<br />
sagt Helmreich und zeigt sich erfreut darüber,<br />
dass Belastungsgefährdungen heute nicht mehr<br />
nur auf körperliche Beanspruchungen ausgerichtet<br />
seien, zum Beispiel, ob der Arbeitsplatz<br />
rückengrecht ausgestattet sei. „Wir sehen derzeit<br />
in der psychischen Gesundheit eine enorme<br />
Weiterentwicklung. Die Macht der Psyche<br />
und die verheerenden Folgen, wenn sie leidet,<br />
werden mehr und mehr wahrgenommen. Der<br />
Trend geht eindeutig zur Gesundheitsfürsorge<br />
auch in diesem Bereich“, stellt Helmreich fest.<br />
„Der Trend geht eindeutig zur<br />
Gesundheitsfürsorge”<br />
Wachsender Bedarf<br />
Die Bedarfe an Resilienztrainings seien durch<br />
die neuen Entwicklungen enorm gewachsen,<br />
erläutert Gilan. Wären vor wenigen Jahren Kommunikation,<br />
Teambuilding, Umgang mit Kritik<br />
die klassischen Themen gewesen, seien es jetzt<br />
resilientes Führen, das umschließe ein ganzheitliches<br />
und nachhaltiges Denken und Handeln.<br />
Das Thema Emotionen, ihre Signalwirkungen<br />
und wie mit Empathie souverän geführt<br />
werden könne, rücke dabei verstärkt in das<br />
Bewusstsein.<br />
Hinter Resilienz steckt – wie die Psychologinnen<br />
erläutern – mehr als ein Modewort oder eine<br />
geheimnisvolle Kraft: Es ist eine Kompetenz,<br />
die erlernt werden kann. Profitieren können<br />
einzelne Menschen, Unternehmen und die Gesellschaft.<br />
Resilienz: eine Kompetenz,<br />
die erlernt werden kann
23<br />
„Die Pandemie hat auch gezeigt, wenn eine<br />
Gesellschaft zusammenarbeitet und zusammenhält,<br />
kann ganz viel bewirkt werden.<br />
Wie viel Macht sie hat, Dinge zu verändern, hat<br />
man daran gesehen, dass wir zusammen weniger<br />
CO2 ausgestoßen haben und wie viel sich<br />
in dieser relativ kurzen Zeit in der Natur verändert<br />
hat. Meine Lieblingsmeldungen: In der<br />
Lagune von Venedig schwimmen jetzt wieder<br />
Delphine und in den asiatischen Städten kann<br />
man den Himmel sehen“ – Dr. Isabella Helmreich<br />
Sam<br />
Fotos: LIR, <strong>Mainz</strong><br />
MEHR INFORMATIONEN<br />
Das LIR bietet ein Kompetenz- und Beratungszentrum<br />
sowie eine Resilienz-Ambulanz für Bürger:innen<br />
Zu den wissenschaftsbasierten<br />
Dienstleistungen gehören<br />
• Vorträge und Schulungen zur zielgruppenspezifischen<br />
Wissensvermittlung über Gesundheit, Resilienz<br />
und resilienzfördernde Präventionsmaßnahmen<br />
• Beratung und Workshops für Betriebe und Institutionen<br />
hinsichtlich resilienzfördernder Präventionsmaßnahmen<br />
• Entwicklung bedarfsorientierter, zielgruppenspezifischer<br />
Resilienztrainings<br />
Kontakt<br />
Wissenschaftsbasierte Dienstleistungen<br />
Sandra Lenz · Tel.: +49 (0)6131 89448-03<br />
E-Mail: sandra.lenz@lir-mainz.de<br />
Resilienz-Ambulanz:<br />
Melanie Lathomus · Tel: 06131-89448-17<br />
Email: melanie.lathomus@lir-mainz.de<br />
Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gGmbH<br />
Wallstraße 7 · 55122 <strong>Mainz</strong><br />
www.lir-mainz.de<br />
„Resilienz ist ein aktiver und dynamischer Prozess und kein starres<br />
Persönlichkeitsmerkmal.“ Quelle: Leibniz-Institut für Resilienzforschung, <strong>Mainz</strong><br />
* Die Neuerscheinung Resilienz - die Kunst der Widerstandskraft.<br />
Was die Wissenschaft dazu sagt von<br />
Dr. Donya Gilan, Dr. Isabella Helmreich und Dr. Omar<br />
Hahad stellen wir auf Seite 68 der <strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong> vor.
24<br />
Nicht nur das „Was“ diskutieren,<br />
sondern nach dem „Warum“ fragen.<br />
Sandra Happel, Interview<br />
Unternehmen stehen dieser Tage vor gewaltigen<br />
Herausforderungen. Dabei geht es um<br />
einen Strukturwandel, der längst im Gange ist.<br />
Die Pandemie, das ist längst bekannt, legte<br />
dabei nur den Finger in die Wunde und wirkte<br />
wir ein Beschleuniger. Wie lange der Strukturwandel<br />
bereits andauert, dokumentieren hierzulande<br />
zwei prominente Beispiele. Das eine<br />
ist die Politik von Johannes Rau in seiner Rolle<br />
als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen,<br />
das andere Gerhard Schröders Agenda<br />
2010. Vergleicht man die Paradigmen beider<br />
Programme, wird man feststellen, dass sich hier<br />
Angebots- und Nachfragepolitik gegenüberstehen.<br />
Während es in Raus Strukturwandel vor<br />
allen Dingen darum ging, soziale Härten abzufedern,<br />
ging es bei der Agenda 2010 darum,<br />
Lohnstückkosten zu senken und das Investitionsvolumen<br />
im Land anzukurbeln. Ein weiterer<br />
Unterschied ist ebenso klar: Das eine war<br />
eine Strukturreform und das andere – die Agenda<br />
2010 – eine Sozialreform als politische Reaktion<br />
auf sich ändernde Märkte, Berufe und<br />
Arbeitsverhältnisse. Beispiele, auch großer<br />
Unternehmen, die die Transformationsphase<br />
der Nullerjahre nicht überstanden haben, gibt<br />
es zuhauf. Auch nun ändern sich Märkte, Arbeitsverhältnisse<br />
und mithin Geschäftsmodelle<br />
– nur viel, viel schneller. Wie können Unternehmen<br />
sich auf diese Zeit einstellen? Was<br />
sollten sie beachten, um die Übergangsphase<br />
gut zu überstehen? Ein Gespräch mit der <strong>Mainz</strong>er<br />
Unternehmensberaterin Sandra Happel.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Frau Happel, Sie beraten<br />
nationale und internationale Unternehmen. Ihre<br />
Beratungsleistung dabei ist eine Mischung aus<br />
klassischer Strategieberatung einerseits und<br />
Coachingelementen andererseits. Auch so genannte<br />
„Soft Skills“ sind Teil Ihrer Beratung.<br />
Was ist in dieser Zeit besonders gefragt von<br />
Ihren Kunden, was von Ihnen mehr anempfohlen?<br />
In welcher Gewichtung zwischen Persönlichkeitsberatung<br />
und Controlling treten Sie an<br />
Ihre Kunden heran?<br />
Sandra Happel: Wir arbeiten primär mit KMU,<br />
also Unternehmen, die im privaten Besitz sind<br />
oder noch vom Inhaber geführt werden. Die<br />
Persönlichkeit, Werte und Historie der Inhaber<br />
spielt in solchen Unternehmenskulturen immer<br />
eine entscheidende Rolle. Gerade bei Unternehmen,<br />
in denen der Inhaber auch Geschäftsführer<br />
ist und damit das Unternehmen mit seinen<br />
Werten repräsentiert, wird eine Führungs- und<br />
Transformationsstrategie nur dann erfolgreich<br />
umgesetzt, wenn sie von dem Inhaber konsequent<br />
geführt und authentisch gelebt wird.<br />
Deswegen muss die Persönlichkeitsberatung<br />
mit in die strategische Unternehmensentwicklung<br />
einbezogen werden.<br />
Das Bewusstsein des Unternehmers über diesen<br />
„Abstrahleffekt“ und die Wahrnehmung der<br />
Mitarbeiter, Kunden und Stakeholder ist der<br />
erste relevante Knowing Point für eine stabile<br />
und zukunftssichere Unternehmenssteuerung.<br />
Eine umfassende Analyse der Softskills des<br />
Führungsteams erweitert die strategischen<br />
Stellschrauben der Unternehmensführung um<br />
wichtige Erkenntnisse und schafft durch die<br />
richtige Evaluation und Ableitung von Maßnahmen<br />
eine effektive Vorgehensweise.
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
25<br />
Wir starten mit unseren Kunden stets mit einem<br />
zielorientierten und effizienten Status Quo-<br />
Prozess, in dem sowohl die relevanten Unternehmensparameter<br />
als auch die Persönlichkeiten,<br />
Kompetenzen und Werte identifiziert<br />
und analysiert werden. Zu welchen Anteilen wir<br />
dann in der weiterführenden Beratung Schwerpunkte<br />
legen, entscheiden wir in Hinblick auf<br />
den Unternehmensbedarf individuell.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: In der nahen Zukunft ist<br />
damit zu rechnen, dass Unternehmen in Havarie<br />
geraten werden. Entweder, weil sie sich<br />
durch einen Transformationsprozess zwängen<br />
müssen oder weil sie ihr Geschäftsmodell gar<br />
vollkommen ändern müssen. In beiden Fällen<br />
ist enorme Liquidität erforderlich. Worauf sollten<br />
Geschäftsführer solcher Unternehmen am<br />
ehesten achten? Auf die Marktveränderungen?<br />
Auf die Margen bei Aufträgen, um die Liquidität<br />
im Auge zu behalten? Welchen Rat geben Sie<br />
Unternehmen in solchen Situationen?<br />
Sandra Happel: Die europäische Wirtschaft steckt<br />
gedanklich teilweise noch in den 80er Jahren.<br />
Während China und andere Märkte zwar wahrgenommen<br />
werden, werden die massiven Innovationspotenziale<br />
und Produktionskapazitäten<br />
ignoriert. Investoren folgen den globalen<br />
Trends kurzfristig, sodass sich oft schleichend<br />
eine Abwärtsspirale in Gang setzt, die den Zugang<br />
zu Kapital erschwert, sobald man Anschluss<br />
verloren hat. Allein darin liegt bereits eine nicht<br />
zu unterschätzende Gefahr.<br />
„Zeit ist zu einem immensem<br />
Druckfaktor geworden.”<br />
Sandra Happel: Bereits unter gewöhnlichen<br />
Umständen scheitern etwa 79% der notwendigen<br />
Transformationsprozesse aufgrund der<br />
komplexen Anforderungen an das Management.<br />
Markt und Ressourcen müssen neu bewertet,<br />
Mitarbeiter überzeugt und motiviert, Kundenbedürfnisse<br />
maßgeblich einbezogen und die<br />
Transformation klar und konsequent vorangetrieben<br />
werden. Das ist ohne externe Expertise<br />
kaum zu bewältigen.<br />
Durch die Pandemie sind zudem viele Unternehmen<br />
plötzlich gezwungen, schnell neue<br />
Geschäftsmodelle und Absatzmöglichkeiten zu<br />
realisieren. Nach der langen Krisenzeit sind die<br />
Ressourcen knapp, die Unsicherheit ist hingegen<br />
im Führungsteam, bei Mitarbeitern, Kunden,<br />
Lieferanten und Stakeholdern besonders hoch.<br />
Zeit ist dadurch zu einem immensen Druckfaktor<br />
geworden, der es den meisten Unternehmern<br />
unmöglich macht, besonnen die drängende<br />
Transformation umzusetzen. Gerade jetzt<br />
ist es unerlässlich, nicht auf Hoffnung und<br />
Vertrauen zu setzen, sondern sich rasch eine<br />
realistische Kenntnis über alle Einflussfaktoren<br />
und Engpässe zu verschaffen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Ein Teil Ihrer Beratung befasst<br />
sich mit Persönlichkeitsanalyse. Man kann<br />
wohl vermuten, dass eben dies jetzt mehr denn<br />
je gefragt ist, da sich Dinge in ihrer Grundsätzlichkeit<br />
und mit enormer Geschwindigkeit verändern.<br />
Auf welche Fähigkeiten und Eigenschaf-<br />
ten kommt es bei Führungspersönlichkeiten in<br />
dieser Zeit besonders an?<br />
Sandra Happel: Eines vorweg:<br />
Es gibt generell in<br />
der Persönlichkeits- und<br />
Kompetenzarbeit kein<br />
„besser“ oder „schlechter“.<br />
Unser Arbeitsansatz<br />
bezieht die Kenntnis<br />
der Persönlichkeits-,<br />
Kompetenz- und Wertestrukturen<br />
als strategischen<br />
Trans-<br />
formationspara-<br />
Unternehmensberaterin Sandra Happel
26<br />
meter ein und baut auf den individuellen<br />
Stärken, Bedürfnissen und Erwartungen der<br />
Führungspersönlichkeiten auf.<br />
Zu einer zukunftsfähigen Positionierung führen<br />
so viele individuelle Wege, wie es Unternehmen<br />
gibt. Die Voraussetzung ist eine valide, konsistente<br />
sowie authentische Transformationsstrategie.<br />
Die wesentlichen Erfolgsfaktoren und<br />
Kernthemen der Persönlichkeitsentwicklung<br />
sind Führungskompetenz, Motivation, Disziplin<br />
und Durchhaltevermögen.<br />
Ohne die Kenntnis des menschlichen Systems<br />
ist heute und gerade nach COVID keine zukunftssichere<br />
Unternehmensführung und -entwicklung<br />
mehr möglich. Unternehmer und Inhaber brauchen<br />
heute das Wissen mehr denn je, wie Persönlichkeits-<br />
und Werte-Systeme funktionieren.<br />
Noch nie waren in der Führungsarbeit Beziehungskompetenzen<br />
und die Kenntnis darüber,<br />
welche Fähigkeiten und Persönlichkeiten an<br />
welcher Stelle gebraucht werden, so wichtig.<br />
Und genau das ist der Schlüssel unserer Beratung:<br />
Nur wenn der Unternehmer bzw. das<br />
Führungsteam weiß, wo die eigenen Kompetenzen<br />
liegen, aber auch blinde Flecken, Optimierungspotenzial<br />
und thematische Herausforderungen<br />
reflektiert erkennt, können die<br />
passenden Entscheidungen abgleitet werden,<br />
um eine Transformation zum Erfolg zu führen.<br />
Über Sandra Happel:<br />
Sie plädiert dafür, nicht nur das „Was“ zu<br />
diskutieren, sondern auch das „Warum“<br />
zu hinterfragen. Sandra Happel studierte<br />
in <strong>Mainz</strong> <strong>Wirtschafts</strong>wissenschaften und<br />
ist seit 20 Jahren als Coach und Unternehmensberaterin<br />
tätig. Ihre Expertise bezieht<br />
sich auf die Beratung und das Coaching<br />
von Geschäftsleitungen. Themen wie Zukunftssicherung,<br />
Unternehmensführung,<br />
Nachfolge, Veränderungs- und Umbruchssituationen<br />
und das Coaching aller Beteiligten<br />
stehen dabei im Mittelpunkt.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Mit dem Fraktionsvorsitzenden<br />
der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag,<br />
Christian Baldauf und der Bundestagsabgeordneten<br />
der Grünen, Tabea Rößner, sprachen<br />
wir in diesem Heft ebenfalls über die Zukunft<br />
der Arbeit. Schwerpunkte dabei waren unter<br />
anderem sich ändernde Arbeitsprozesse innerhalb<br />
der Unternehmen, wie etwa die Debatte<br />
um Homeoffice. Wie nehmen Sie diese Kontroverse<br />
wahr, wenn Sie mit Unternehmern und<br />
Führungspersönlichkeiten reden? Wird sich ein<br />
solches Modell künftig etablieren und in welcher<br />
Weise sollten Arbeitsnehmer und Arbeitgeber<br />
aufeinander zugehen?<br />
Sandra Happel: Digitale Technologien verändern<br />
die Arbeitswelt – dies fordert das Überdenken<br />
von Prozessen und Führungskultur, da insbesondere<br />
jüngere Mitarbeiter nicht mehr bereit<br />
sind, in alten Modellen zu arbeiten. Dabei ist<br />
es gerade für KMUs entscheidend, gute Talente<br />
anzulocken und langfristig zu binden.<br />
„Unternehmen haben eine<br />
gesellschaftliche Funktion”<br />
Ich plädiere dafür, nicht nur das „Was“ zu diskutieren,<br />
sondern nach dem „Warum“ zu fragen.<br />
Als Unternehmer pauschal für oder gegen eine<br />
Maßnahme zu sein, ist nicht mehr zeitgemäß<br />
und kann den Erfolg des Unternehmens gefährden.<br />
Es gilt abzuwägen, welche Maßnahmen<br />
effektiv sind und nicht, ob ich die Maßnahme<br />
gut finde. Funktioniert die Wertschöpfung des<br />
Unternehmens, welche Änderungen muss ich<br />
wie anstoßen – das sind die Fragen, die ein Unternehmer<br />
sich klar beantworten muss.<br />
Unternehmen existieren nicht zum Selbstzweck.<br />
Sie haben eine ökonomische und gesellschaftliche<br />
Funktion, die sie nur erfüllen können, wenn<br />
sie langfristig erfolgreich wirtschaften. Erfolgreiche<br />
inhabergeführte Unternehmen machen<br />
Gewinne, haben motivierte, gesunde Mitarbeiter,<br />
sichern ihre Infrastruktur und sorgen für den<br />
Fortbestand der eigenen Ressourcen.
27<br />
Ist man von dieser ökomischen Grundlage überzeugt,<br />
sind solche Fragen aus meiner Sicht politisch<br />
nicht regulierbar. Es würden der Unternehmenssteuerung<br />
wichtige Stellschrauben und<br />
Entscheidungsfelder nicht mehr zur Verfügung<br />
stehen und die Handlungsfähigkeit ganzer Geschäftsleitungen<br />
einschränken. Was für einen<br />
Konzern sinnvoll sein kann, kann für ein KMU<br />
den Weg in die Zukunft unmöglich machen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Als Betriebswirtin und Unternehmensberaterin<br />
richtet sich Ihr Blick vor<br />
allen Dingen auf Prozesse und Strukturen innerhalb<br />
von Unternehmen. Gleichwohl ist eine<br />
Umfeldbetrachtung für eine strategische Beratung<br />
unabdingbar. Wie sich die volkswirtschaftliche<br />
Gesamtlage entwickelt und welche<br />
Lenkwirkung von der Politik kommt, ist von<br />
entscheidender Bedeutung. Durch die Pandemie<br />
sind die Belastungen für Staat und Unternehmen<br />
gleichermaßen gewaltig gestiegen. Nie<br />
waren in Deutschland die Sozialkosten höher<br />
als jetzt, die Schuldenbremse ist bis auf Weiteres<br />
ausgesetzt. Johannes Rau wurde in seiner<br />
Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-<br />
Westfalen dafür kritisiert, dass der<br />
Strukturwandel zu lange gedauert habe, dafür<br />
gelobt, dass er ihn sozialverträglich gestaltet<br />
habe. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation<br />
und welche Zeichen würden Sie von der Politik<br />
erwarten?<br />
Sandra Happel: Das ist eine sehr komplexe<br />
Frage. Grundsätzlich bin ich der Auffassung,<br />
dass Unternehmen als eigene Systeme so weit<br />
wie möglich autark funktionieren müssen. Aus<br />
meiner Sicht ist es Aufgabe und Verantwortung<br />
unseres politischen Systems, die Rahmenbedingungen<br />
für ein gesellschaftskonformes Wirtschaften<br />
schaffen. Viele politische Diskussionen<br />
werden aktuell mikroökomisch geführt: Home-<br />
office ja oder nein? Subventionen für ein E-Bike?<br />
Dabei wären die zu regelnden Fragen aus meiner<br />
Sicht etwa: Wie verhindert die Politik ausbeuterische<br />
Arbeitsmodelle und schafft einen<br />
Rahmen für eine gesunde und de<br />
wertschöpfen-<br />
Arbeitspolitik?<br />
„bereichernde Wissenstransfer-<br />
Schnittstellen organisieren”<br />
Je heterogener die unternehmerische Struktur<br />
eines Landes ist, desto schwieriger wird die<br />
Umsetzung einheitlicher Regelungen. Darin liegt<br />
die größte Diskrepanz zwischen dem gesellschaftlichen<br />
Bedürfnis nach politischer Regulierung<br />
und der unternehmerischen Forderung<br />
nach Selbstbestimmtheit. Konzerne funktionieren<br />
nach anderen Regeln und Interessen als<br />
KMUs – auf welcher Basis sollen also die Entscheidungen<br />
getroffen werden, für welches<br />
Unternehmen passen und wem langfristig<br />
nutzen?<br />
Im Rahmen der parteipolitischen Positionierungsziele<br />
vermisse ich oft die Klarheit über<br />
die eigentliche Verantwortung unserer Regierung.<br />
Meine Forderung: Sich den Grenzen der Einflussnahme<br />
bewusst zu werden und dennoch<br />
bereichernde Wissenstransfer-Schnittstellen<br />
zu allen gesellschaftlichen Bereichen organisieren.<br />
Nur dann lässt sich beantworten, was<br />
eine Regierung in Ausnahme- und Krisensituationen<br />
tun muss, um das Land zu unterstützen<br />
und zu stärken.<br />
BWN<br />
Fotos: Sergio Sandretto
Veränderung und Aufbruch<br />
28<br />
Ein Gastbeitrag von Alexander Schweitzer<br />
Minister für Arbeit, Soziales,<br />
Digitalisierung und Transformation<br />
Der Begriff der Transformation ist zu Recht in<br />
aller Munde. Wir alle erleben gerade, wie sich<br />
unsere Arbeitswelt mit einer bisher nicht gekannten<br />
Dynamik wandelt. Wenn wir von Transformation<br />
sprechen, meinen wir deshalb auch<br />
nicht einen einzelnen, sondern eine Vielzahl von<br />
parallel ablaufenden Veränderungsprozessen.<br />
Dazu gehören die Digitalisierung von Produktions-<br />
und Arbeitsprozessen ebenso, wie der<br />
notwendige Übergang hin zu einer klimaneutralen<br />
<strong>Wirtschafts</strong>weise. Es gehören aber auch<br />
Veränderungen dazu, die uns schon lange begleiten,<br />
wie etwa der demografische Wandel<br />
oder die Globalisierung.<br />
Keine Frage also: Wir leben in einer Zeit der<br />
Veränderung und des Aufbruches von Strukturen.<br />
Es geht heute darum, wichtige Weichen<br />
für die Zukunft zu stellen. Nicht zuletzt die<br />
Corona-Pandemie hat diesen Wandel noch<br />
einmal auf eine neue Ebene gehoben und beschleunigt.<br />
Es ist die Aufgabe der Politik, dass<br />
wir diese Veränderungen nicht einfach nur zur<br />
Kenntnis nehmen, sondern sie so gestalten,<br />
dass alle davon profitieren können.<br />
Ein zentraler Treiber der<br />
Transformation ist die<br />
Digitalisierung der Arbeitswelt.<br />
Neue Techniken<br />
nehmen uns<br />
Arbeit ab und unterstützen<br />
uns, vor allem<br />
aber verändern sie<br />
unseren Arbeitsalltag.<br />
Viele Beschäftigte stellen sich die Frage, ob ihre<br />
Arbeit, ob sie selbst künftig noch gebraucht<br />
werden. Wir wissen, dass diese Ängste oftmals<br />
unbegründet sind, dass wir aber gleichzeitig<br />
dazu bereit sein müssen, uns und unsere Qualifikationen<br />
weiterzuentwickeln. Dementsprechend<br />
ist die kontinuierliche Weiterbildung ein<br />
zentraler Aspekt der Transformation, die wir in<br />
Rheinland-Pfalz auch finanziell umfassend<br />
fördern.<br />
„Mobiles Arbeiten dient<br />
dem Klimaschutz”<br />
Auch bei der Weiterbildung unterstützt uns die<br />
Digitalisierung mit ihren vielfältigen Möglichkeiten<br />
der Wissensvermittlung wie etwa Augmented<br />
Reality oder Wikis. Die Digitalisierung<br />
ermöglicht es uns aber beispielsweise auch, die<br />
Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land<br />
anzugleichen. Die Verfügbarkeit von schnellem<br />
Internet in Kombination mit der Möglichkeit,<br />
von zu Hause aus zu arbeiten, machen das<br />
Wohnen auf dem Land immer attraktiver. Gleichzeitig<br />
hat uns die Corona-Pandemie eindrücklich<br />
gezeigt, wie sehr die digitale Transformation<br />
und die Möglichkeiten des mobilen<br />
Arbeitens dem Klimaschutz dienen können.<br />
In der Pandemie sind die Chancen und Herausforderungen<br />
der digitalen Arbeitswelt deutlich<br />
geworden: Beschäftigte hatten im Homeoffice<br />
mehr Zeit für sich und die Familie, der Stress<br />
durch tägliches Pendeln entfiel vielfach.<br />
Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales,<br />
Digitalisierung und Transformation
W N<br />
<br />
SPEZIAL<br />
Zukunft der Arbeit<br />
29<br />
Die Produktivität Ist oftmals gestiegen und<br />
aktuelle Studien belegen, wie stark Homeoffice<br />
und mobiles Arbeiten einen Beitrag zur Arbeitsund<br />
damit natürlich auch Lebenszufriedenheit<br />
leisten konnten. Gleichzeitig aber ist einmal<br />
mehr klargeworden, wo die Herausforderungen<br />
liegen und zwar sowohl für die Beschäftigten<br />
als auch die Arbeitgeber. Für die Beschäftigten,<br />
weil etwa eine größere Flexibilität bei der<br />
Arbeitszeit nicht zu einer Entgrenzung von Arbeit<br />
führen darf.<br />
„Planungssicherheit für Beschäftigte<br />
und Unternehmen”<br />
Ebenso müssen wir Fragen nach Gesundheitsschutz<br />
am Arbeitsplatz, Datensicherheit und<br />
Datenschutz eindeutig beantworten und zwar<br />
gerade dann, wenn wir über den Einsatz von<br />
Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz sprechen.<br />
Hier setze ich mich für klare Rahmenbedingungen<br />
ein, um Beschäftigten und Unternehmen<br />
die nötige Planungssicherheit zu geben. Gleichzeitig<br />
unterstützen wir die Betriebs- und<br />
Personalräte dabei, sich in den Themen der<br />
Transformation fit zu machen.<br />
Doch auch für Arbeitgeber bringt die digitale<br />
Arbeitswelt neue Anforderungen mit sich, etwa<br />
hinsichtlich einer veränderten Arbeitsorganisation<br />
und Führungskultur. Dies gilt besonders<br />
für die vielen kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen (KMU), die Rheinland-Pfalz prägen.<br />
Diese verfügen oftmals einfach nicht über<br />
die notwendigen Ressourcen, um die Transformation<br />
alleine stemmen zu können. Deshalb<br />
unterstützen wir KMU und ihre Beschäftigten<br />
bei diesen Fragen durch eigene Angebote oder<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bund. Ein Beispiel<br />
dafür ist das neue „KI-Zukunftszentrum“, das<br />
KMU bei der Einführung von KI-Anwendungen<br />
zur Seite steht.<br />
Die Transformation wird gerade zu einer Art<br />
neuer Normalität. Allerdings – und auch das<br />
gehört zur Wahrheit – ist das Bewusstsein um<br />
die Herausforderungen und Chancen der Transformation<br />
sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Vor allem hakt es an vielen Stellen daran, das,<br />
was bereits als grundsätzlich richtig und wichtig<br />
erkannt worden ist, auch in konkretes Handeln<br />
zu übersetzen.<br />
Deshalb bereiten wir aktuell die Einrichtung<br />
einer Transformationsagentur vor, die über<br />
Dialogformate dabei unterstützt, regionale Strategien<br />
zur Gestaltung der Transformation zu<br />
entwickeln. Die Agentur wird gleichzeitig allen<br />
Beschäftigten, ihren Vertreterinnen und Vertretern<br />
aber auch Unternehmen als Lotsin zur<br />
Verfügung stehen. Sie bildet dabei die Schnittstelle<br />
zu bereits bestehenden Angeboten des<br />
Bundes, des Landes und unserer Partnerinnen<br />
und Partner. Die Transformationsagentur ist<br />
daher ein zentraler Baustein unserer Politik zur<br />
zukunftsweisenden Gestaltung der Arbeitswelt<br />
in Rheinland-Pfalz.<br />
Text: Alexander Schweitzer<br />
Foto: ©MASTD/Pulkowski
30<br />
Pendelschwung<br />
Frisches Bier, schaler Wein, heulende Gitarren<br />
– in Pendelschwung debattieren Maasland und<br />
Wildemann über Aktuelles aus dem Zeitgeschehen.<br />
Die Verschiedenartigkeit beider sorgt dabei<br />
zuverlässig für unterschiedliche Betrachtungsweisen,<br />
Ansichten und Schlussfolgerungen.<br />
Sagen Sie, Frau Maasland, Sie stehen doch auf<br />
Rocknummern, oder? So musikalisch meine<br />
ich. Wie ist´n das mit `ner langgezogenen, heulenden<br />
Gitarre zwischen zwei Themen? Ist das<br />
ein Puffer? Oder ne Überleitung zum nächsten<br />
Thema? Oder ne Kompensation zwischen Hochdruck<br />
und Tiefdruck? Denken Sie an Sultans<br />
of Swing in der besten Fassung bei der Alchemy-Tour.<br />
Was hat der Knopfler da gemacht?<br />
War das ein Tanz auf der Gitarre oder ne Themenüberleitung.<br />
Oder Bohemian Rhapsody<br />
aus der Feder von Freddie Mercury. Wie mag<br />
es wohl gelingen, so viele Themen in einem<br />
Song zu vereinen? Und so mit Hoch- und Tiefdruck;<br />
was machtn der Wind da eigentlich?<br />
Ausgleichen? Ach und wo wir gerade reden,<br />
wie kam es nur dazu, dass auf die Flower-<br />
Power Punk folgte? Und auf die Härten der<br />
Aufklärer nach kurzer Überleitung die Romantik?<br />
Jetzt, da ich schreibe, frage ich mich, ob<br />
die Überleiter, die Stürmer und Dränger, die<br />
Gitarre waren? Sorry, dass ich Sie jetzt derartig<br />
belagere, aber ich kenne niemanden sonst,<br />
der Geisteswissenschaften und Musik kann.<br />
Außerdem las ich aufmerksam einen Text von<br />
Ihnen. Da sprachen Sie von disruptiver Krise<br />
im Zusammenhang mit der Pandemie. Da haben<br />
ja jetzt viele Leute im Heft wieder mitgeschrieben.<br />
Haben Sie das gelesen? Da reden<br />
die Leute über Homeoffice, die Veränderung<br />
der Arbeitswelt im Allgemeinen und über einen<br />
Paradigmenwechsel, der in der Politik stattfinden<br />
muss. Zum Beispiel sagte der Alexander<br />
Schweitzer, dass Beschäftige während<br />
Corona keinen Pendelstress hatten und mehr<br />
Zeit für die Familie. Gleichzeitig stellt er fest,<br />
dass die Belastungen für Unternehmen derzeit<br />
gewaltig sind. Ist Herr Schweitzer die Gitarre?<br />
Frau Maasland?<br />
Hm, diese Rolle kann er natürlich übernehmen,<br />
wenn er will. Doch die interessantere<br />
Frage ist ja vielmehr, welches Stück er spielt.<br />
Und für welches Publikum. Wer nach neuer<br />
Inspiration oder gar Disruption sucht, wird<br />
für dieses Konzert möglichweise keinen Eintritt<br />
zahlen. Denn dass Corona einerseits<br />
Belastungen und andererseits Entlastungen<br />
bringt, ist nach den ersten Empörungswellen<br />
ja allgemein anerkannt. Jetzt darf man<br />
gespannt sein, was die Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Gemeinschaft<br />
daraus macht. Aktuell<br />
macht es durchaus den Eindruck, dass<br />
viele bei „New Work“ einfach mal mitreden<br />
und dabei vor allem große Freude am Spiel<br />
mit den dazugehörigen Buzzwords haben.<br />
Aber die Beschäftigung mit dem Geist der<br />
Prämisse „Jeder macht, was er wirklich wirklich<br />
will“ jenseits einer schmerzlosen Oberfläche<br />
scheint nicht so recht erstrebenswert.<br />
Einzig bei David Dietz lässt sich die Radikalität<br />
der New Work-Idee erkennen. Er legt
31<br />
den Finger in die Wunden und zeigt, dass<br />
sich eine wunderbare Idee und die harte<br />
Realität noch ziemlich schulterzuckend gegenüberstehen.<br />
Dem, der hinsehen will, legt<br />
genau das schamlos offen, warum eine „Neue<br />
Art des Arbeitens“ einfach nicht so richtig<br />
in die Gänge kommen will.<br />
Tja, da sagen Sie was, Frau Maasland. Lassen<br />
Sie uns doch mal eintauchen in das Orchester<br />
der Buzzwords, Notwendigkeiten, Dringlichkeiten,<br />
Gitarren und Geigen und einen Tanz<br />
wagen auf dem Parkett zwischen Macht und<br />
Eitelkeit? Hab ich damit eigentlich recht, Frau<br />
Maasland? Also, Sie wissen es, wann immer<br />
es darum geht, Dinge in aller Tiefe hoch und<br />
runter mit Innen- und Außenwirkung zu durchdenken,<br />
frage ich Sie. Im Moment frage ich<br />
mich, was wohl Otto von Bismarck gedacht<br />
haben mag, als er die Sozialgesetzgebung auf<br />
den Weg gebracht hat? Bitte, Frau Maasland,<br />
ich höre Sie schon jetzt laut und deutlich. Das<br />
war kein Buzzword, sondern ne Sozialreform.<br />
Der war damals sowas Ähnliches, wie Johannes<br />
Rau hundert Jahre später in Nordrhein-<br />
Westfalen mit seiner Strukturreform, nur mit<br />
anderen Vorzeichen. Ach, da fällt mir ein, kommen<br />
Sie nicht daher? Anyway, Bismarcks Trigger<br />
war, den Sozialisten, wie er sie nannte,<br />
den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass<br />
er Wegbereiter der sozialen Marktwirtschaft<br />
war, hat er nicht gewusst und noch weniger<br />
gewollt. Ich frage mich demnach, ob nicht alles<br />
mit Buzzwords mal anfängt? Also ja, irgendwann<br />
kommen die Leute und finden, dass<br />
es ohne Inhalte langweilig wird. Aber das kennen<br />
wir ja schon von dem Digitalisierungs-<br />
Blablabla. Und dennoch, steht vor dem fertigen<br />
Gedanken, dem Konzept, nicht erstmal ein<br />
großes Wort? Eines, das Emotionen auslöst.<br />
Sie sagen das doch auch immer zu mir, ich<br />
solle mehr darauf hören und achten. Schauen<br />
Sie auf Berlin in der jüngsten Geschichte. Da<br />
stand erst John F. Kennedy und sagte, er sei<br />
ein Berliner und dann Ronald Reagan mit seinem<br />
eindringlichen Appell an Gorbatschow, er<br />
möge die Mauer einreißen. Zwischen Solidaritätsbekundung<br />
und Aufforderung lagen Jahrzehnte.<br />
Und noch ein paar Jahre Unrechtsstaat<br />
zwischen Aufforderung und Wiedervereinigung.<br />
Gerade erst hab ich mir bei Ihnen – vollkommen<br />
zurecht – ein blaues Auge abgeholt, weil ich<br />
Marketing und Kommunikation in einen Topf<br />
geschmissen habe. Also was sollten wir machen,<br />
Frau Maasland, wenn wir wissen, dass<br />
es disruptiv und in der Folge Strukturwandel<br />
bedürftig ist, wie sollten wir die Zeit zwischen<br />
Buzzwords und echten Ideen und Konzepten<br />
ausfüllen? Gehen wir am Rhein ein Bier trinken?<br />
Ich lad Sie ein.<br />
Ha, dieses Bier am Rhein haben Sie mir schon<br />
vor 2 Jahren versprochen. Ist das damit auch<br />
so ein Buzzword oder gar eine Buzzphrase?<br />
Wie dem auch sei: Natürlich haben Sie recht<br />
- alles Gute fängt mit dem Willen dazu und<br />
dessen Bekundung an. Dann folgen die ersten<br />
Schritte auf dem Weg. Doch ist der Weg<br />
sachlich geplant oder entsteht er schlicht<br />
beim Gehen? Und warum orientiert sich wer<br />
in welche Richtung? Wer oder was motiviert<br />
die Laufgeschwindigkeit? Es ist tatsächlich<br />
die Frage nach Notwendigkeit und Dringlichkeit,<br />
die hier den Ausschlag gibt. Wie<br />
immer im Leben. Solange der Druck zur Veränderung<br />
nicht groß genug ist, bleibt die<br />
Bewegung aus oder zumindest lahm. So ist<br />
es eben: „Das Gehirn ist eine faule Sau“, wie<br />
es der Hirnforscher Hans-Georg Häusel so<br />
plakativ wie treffend formuliert. Und unter<br />
anderem deshalb wage ich die These, dass<br />
die Zeit zwar reif für neue Konzepte, die ja<br />
schon existieren, ist, es jedoch an der Umsetzung<br />
weiter scheitert. Und zwar nicht,<br />
weil die Konzepte schlecht sind, sondern weil<br />
sich immer noch zu viele Menschen vor echtem<br />
Wandel scheuen. Die atemraubende<br />
Angst vor dem Verlust von materiellem<br />
Wohlstand und Status ruft stimmgewaltige<br />
Bewahrer auf den Plan, die fordern, das bestehende<br />
Profitable zu stärken und als notwendig<br />
erkannte Innovationen zähneknirschend
32<br />
zu subventionieren – so würde dann schon<br />
alles gut mit dem Klima und der sozialen<br />
Ungerechtigkeit. Übertragen wir das doch<br />
mal in ein Bild aus dem schwer gebeutelten<br />
Pflegesektor: Es wäre also ok, wenn man<br />
bestehende Wunden nicht kuriert und sogar<br />
noch tiefer reißt, solange man parallel besseres<br />
Verbandsmaterial entwickelt?! Sie<br />
sehen, lieber Mensch, das macht mich durchaus<br />
wütend. Falscher Ansatz, falsche Richtung.<br />
Wir brauchen keine neuen Konzepte,<br />
solange wir kein neues Mindset, eine neue<br />
Haltung, den Dingen und vor allem den Menschen<br />
gegenüber einnehmen. Sonst bleibt<br />
es schlicht beim alten, schal gewordenen<br />
Wein, den man versucht - in die vielzitierten<br />
neuen Schläuche gegossen - als Premiumqualität<br />
zu verkaufen.<br />
Och Frau Maasland, ich finde jetzt kippen Sie<br />
schalen Wein in frisches Bier. Ändert sich nicht<br />
gerade alles? Ich merke es deutlich, Ihre schöne<br />
Seele ereifert sich für das Gute. Der Klimawandel<br />
und soziale Gerechtigkeit umtreiben<br />
Sie. Aber beides sind doch Themen von Arbeit<br />
4.0, oder nicht? Ok, zu lahm, zu inhaltsleer zu<br />
oberflächlich, höre ich Sie sagen. Aber hat nicht<br />
immerhin der Scholz jetzt einen großen Schritt<br />
gemacht mit der weltweiten Unternehmenssteuer?<br />
Jaja, ich weiß, ich weiß, schauen wir<br />
mal, was davon am Ende übrig bleibt. Aber<br />
das ist doch schon mal was, oder nicht? Und<br />
wenn man dieser Tage Texte von Politikern<br />
liest, die eher unter dem Stern „how predictable“<br />
stehen, dann doch wohl deshalb, weil<br />
die sich nicht trauen und auf Parteilinie bleiben<br />
wollen. Eines erscheint mir vollkommen<br />
klar, liebe Frau Maasland. Strukturen oder,<br />
krasser noch, Änderungen daran folgen immer<br />
einer schieren Logik. Das hat nichts mit Emotionen<br />
zu tun. Will man also große Veränderungen,<br />
muss man wirkmächtige Hebel in Gang<br />
setzen. Und dann kurz warten. So eins, zwei<br />
Jahrzehnte und schwups, sind sie da. Alles,<br />
was dazwischen passiert, ist das Ringen um<br />
die beste Hebelidee, den besten Zeitpunkt<br />
einer solchen Idee und, wichtiger noch, um den,<br />
der´s sagen darf. Das, was in der Zwischenzeit<br />
stattfindet, gerade jetzt, das sind Emotionen.<br />
Ich glaube das ist es, was Sie mit Buzzword<br />
meinen; Kapriolen, irrlichternde Gedanken,<br />
Himmelsstürmer und Hasardeure ganz gleich<br />
von welcher Seite, ob von stimmgewaltigen<br />
Bewahrern oder ehrgeizigen Progressiven. Das,<br />
was in den kommenden Wochen bis September<br />
stattfindet, ist ne Mischung aus Schauspiel<br />
und Rockkonzert. Da hören Sie ne langgezogene,<br />
heulende Gitarre voller Pathos, dann<br />
sehen Sie schrille bis verstörende Auftritte von<br />
Typen, bei denen Sie sich fragen, ob das gerade<br />
ne Neuauflage von Top-Gun ist oder ein<br />
deutscher Verteidigungsminister. Part of the<br />
game, Frau Maasland, finden Sie nicht? Und<br />
jetzt mal Hand auf´s Herz, Sie sind die Kommunikationsexpertin.<br />
Ich bin der schlimmste<br />
Dogmatiker unter dieser Sonne, doch frage ich<br />
mich, was besser ist; eine emotional, ja vielleicht<br />
populistisch angeschobene Strukturreform oder<br />
eine, die nicht stattfindet?<br />
Natürlich finden gerade massive Veränderungen<br />
statt. Doch sollten wir achtgeben,<br />
dass wir uns nicht tatsächlich der Panscherei<br />
schuldig machen. Andererseits wird das<br />
aber natürlich auch immer noch sehr gern<br />
gekauft, dieses Misch-Zeug. Süffig, süß und<br />
selten merkt man rechtzeitig, dass es knülle<br />
und böse Kopfschmerzen macht. Merkste<br />
was? Ich bleibe also lieber beim unverdünnten<br />
Wein, in dem man ja bekanntlich<br />
die Wahrheit findet, wenn man tief genug<br />
ins Glas schaut. Und selbstverständlich würde<br />
ich mich allzu gern dem Flow hingeben<br />
und warten, bis Veränderung einfach passiert.<br />
Aber weil das alle vor uns schon gemacht<br />
haben, haben wir jetzt schlichtweg keine<br />
mehr Zeit, abzuwarten bis sich alles wie<br />
magisch zum Guten wendet. Meine politische<br />
Utopie ist eine sinnzentrierte, die den Menschen<br />
nicht als Faktor begreift, den es zu<br />
managen gilt, sondern als maßgebliche Einflussgröße,<br />
an der sich ausgerichtet wird.<br />
Und zwar im Miteinander auf Augenhöhe<br />
und nicht in den Rollen von Kümmerern und<br />
Bedürftigen, von Wissenden und Ahnungslosen.<br />
Hier schlummert er doch, der Geist<br />
einer zukunftsfähigen Arbeitswelt! Ich denke,<br />
die Aufgabe von uns Alten sollte nun sein,<br />
den Weg für die jungen Gescheiten und Empathischen<br />
zu bereiten oder zumindest nicht<br />
auf ebendiesen rumzulungern und die Sicht<br />
zu versperren. Wenn wir das als Gesellschaft<br />
schaffen, kann ich mich auch entspannen,<br />
Ihnen das mit der Kommunikation und den<br />
Emotionen noch mal erläutern und warum<br />
sachliche Logik eine Illusion ist. Vielleicht<br />
trinke ich sogar ein Bier dazu, wenn die Gitarren<br />
laut genug heulen.<br />
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34<br />
„Persönliche und individuelle Beratung<br />
für Arbeitssuchende ist unersetzbar“<br />
Die Digitalisierung durchdringt die gesamte Arbeitswelt, sie verändert Berufe, Aufgaben und Tätigkeiten.<br />
Unser Blick in die Zukunft darf dabei die Menschen nicht außen vorlassen, die entweder noch gar nicht<br />
oder aktuell zumindest temporär nicht im Arbeitsprozess eingebunden sind. Welche Herausforderungen<br />
ergeben sich aus den immer schneller werdenden Entwicklungen für Arbeitssuchende, WiedereinsteigerInnen<br />
oder SchulabsolventInnen? Darüber sprachen wir mit Heike Strack, Chefin der <strong>Mainz</strong>er Agentur<br />
für Arbeit.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Frau Strack, hat sich der berufliche<br />
Start eines jungen Menschen stark verändert?<br />
Heike Strack: Herauszufinden, wo die eigenen<br />
Stärken und Talente liegen, woraus man Motivation<br />
und Freude ziehen kann, daran hat sich<br />
nichts Entscheidendes verändert. Neu sind hier<br />
Informations- und Rekrutierungswege, Social<br />
Media in all seinen Facetten, aber auch E-Recruiting<br />
und Onboarding-Systeme. Was unsere<br />
Beratungsfachkräfte bei Gesprächen heute allerdings<br />
viel häufiger wahrnehmen, ist die Frage<br />
nach den Zukunftsaussichten eines Berufes.<br />
„Der Job-Futuromat des IAB<br />
kann wertvolle Hilfe leisten”<br />
Ein durchaus wichtiges Thema! Hier kann beispielsweise<br />
der "Job-Futuromat" des Instituts<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gute<br />
Hilfe leisten, indem er auf das Substituierungspotential,<br />
also das Ausmaß an Kompensation<br />
durch KI & Co, eingeht. Unbestritten auch, dass<br />
in Branchen, die bislang überwiegend durch<br />
handwerkliche und praktische Fähigkeiten geprägt<br />
sind, nun digitale Kompetenzen hinzukommen<br />
müssen, sei es durch Nutzung vernetzter Sys-<br />
teme, den Einsatz und die Handhabung modernster<br />
Werkzeuge oder schlichtweg im Rahmen<br />
einer Auftragsabwicklung innerhalb einer Einheit<br />
oder deren Dokumentation. Aber: Jeder ist Kind<br />
seiner Zeit, ein "Digital Native" kann und darf<br />
über so manche Hürde eines "analogen Zeitgenossen"<br />
gerne schmunzeln.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Und für Menschen, die<br />
aktuell arbeitslos sind?<br />
Heike Strack: Niemand übt heute noch ein Leben<br />
lang seinen Beruf in der gleichen Art und Weise<br />
aus, wie er ihn einst gelernt hat. Die Digitalisierung<br />
verändert berufliche Anforderungen in<br />
nahezu jedem Arbeitsumfeld. Nach Ansicht<br />
mancher Fachleute verdoppelt sich das Wissen<br />
der Menschheit mittlerweile innerhalb weniger<br />
Jahre. Im Job heißt es daher fortwährend: am<br />
Ball bleiben.Wer vielleicht längere Zeit nicht ge-<br />
arbeitet hat, muss immer schneller Lücken<br />
füllen. In unserer Beratung spielt das<br />
Thema Anpassung und Weiterbildung<br />
daher eine immer größere Rolle.<br />
Die gute Nachricht hier ist, dass wir<br />
finanziell gut ausgestattet sind, um<br />
dort, wo es erforderlich ist, auch finanziell<br />
zu unterstützen. Eine erste<br />
„Wo es erforderlich ist, unterstützen<br />
wir auch finanziell”<br />
Ein Interview mit Heike Strack, Chefin der Arbeitsagentur <strong>Mainz</strong>
Orientierung geben übrigens unsere auf wissenschaftlicher<br />
Basis entwickelten Online-Selbsterkundungstools,<br />
die mit psychologischen Tests,<br />
Selbsteinschätzungsverfahren, Informationsangeboten<br />
und Suchmöglichkeiten ganz unabhängige<br />
Impulse anbieten. Sie wurden sowohl für<br />
die Berufsorientierung als auch für die Weiterentwicklung<br />
konzipiert.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Viele Hausaufgaben gibt es<br />
auch für den Arbeitgeber, oder?<br />
Heike Strack: Neben den inhaltlich-fachlichen<br />
Weichenstellungen kommt die Identifizierung<br />
von Entwicklungspotenzial und -grenzen der<br />
Beschäftigten hinzu. Hierarchien und Strukturen<br />
sind oftmals neu zu denken, Formen der Arbeitserledigung<br />
und Zielerreichung häufig neu<br />
zu definieren. New Work erhebt selbst ethischmoralische<br />
Fragen und umfasst die gesamte<br />
Unternehmenskultur.<br />
„Ich werde nicht müde,<br />
auf die Möglichkeiten<br />
des Qualifizierungschancengesetzes<br />
hinzuweisen”<br />
Was die Begleitung bei Fragen der Weiterbildung<br />
von MitarbeiterInnen anbelangt, werde ich nicht<br />
müde, auf die Möglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes<br />
hinzuweisen. Mit dem Gesetz<br />
wurden finanzielle Fördermittel festgelegt, die<br />
Unternehmen nutzen können, um ihre MitarbeiterInnen<br />
durch Weiterbildung auf die zukünftigen<br />
Herausforderungen ihres Arbeitsfeldes<br />
vorzubereiten. Wir beraten bei der Analyse der<br />
Personalstruktur eines Unternehmens und unterstützen<br />
bei der Beantragung der Förderleistungen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Abschließend nun die Frage<br />
nach Ihrem eigenen Arbeitsumfeld: Wie wird es<br />
sich nach Ihrer Einschätzung verändern?<br />
Heike Strack: Die Bundesagentur für Arbeit befindet<br />
sich bereits seit geraumer Zeit in verschiedenen<br />
Transformationsprozessen, sei es bei der<br />
Nutzung von KI in der Antragsbearbeitung, beim<br />
Ausbau der Online-Kommunikation, aber auch<br />
bei der Digitalisierung interner Verfahren. Unsere<br />
E-Serviceangebote wachsen kontinuierlich.<br />
Wir stellen bereits jetzt Apps, Chatbots und<br />
Online-Terminierungsangebote zur Verfügung.<br />
Und als Arbeitgeber haben wir natürlich auch<br />
bei uns selbst verschiedene Formen der Arbeit<br />
- und damit auch Führungsbedingungen - im<br />
Blickfeld. Krisenbedingt arbeiten beispielweise<br />
auch bei uns viele Kollegen im Homeoffice.<br />
Woran ich jedoch keinen Zweifel hege, ist, dass<br />
persönliche und individuelle Beratung unersetzbar<br />
ist, also das Gespräch und das Vertrauen<br />
von Mensch zu Mensch. Das ist unser gesetzlicher<br />
Auftrag und das Herzstück unserer Arbeit.<br />
Hier werden wir in Zukunft noch viel stärker mit<br />
unserer Expertise Arbeitssuchende unterstützen<br />
und begleiten müssen.<br />
Redaktion: S. K.<br />
35<br />
Selbsterkundungstools der Bundesagentur für Arbeit<br />
Für Erwachsene:<br />
New Plan - Kenne dein Können!<br />
www.arbeitsagentur.de/newplan<br />
Für Jugendliche:<br />
CheckU<br />
www.arbeitsagentur.de/bildung/welcheausbildung-welches-studium-passt<br />
Lokale Beratungshotline im Erwerbsleben:<br />
06131 248 705<br />
Lokale Beratungshotline für Ausbildung<br />
und Studium: 06131 248 799
36<br />
Schlechtes Zeugnis für<br />
Ökonomische Bildung<br />
OeBiX-Studie zeigt Defizite in allen 16 Bundesländern<br />
Fast eine Million junge Menschen haben diesen<br />
Sommer das Ende ihrer Schulzeit erreicht. Auch<br />
bei erfolgreichem Abschluss besitzen jedoch nur<br />
die allerwenigsten Grundkenntnisse in Sachen<br />
Wirtschaft. Die allermeisten Schüler:innen haben<br />
bis dahin kein Unternehmen von innen gesehen<br />
und wissen von wirtschaftlichen Dingen, die ihr<br />
Leben begleiten und beeinflussen (werden) kaum<br />
etwas. Das betrifft praktische Dinge wie Steuern,<br />
Anlagen und Versicherungen genauso wie wirtschaftspolitische<br />
Zusammenhänge.<br />
„Als Schlüssel zu Chancengerechtigkeit und<br />
gesellschaftlicher Teilhabe hilft Ökonomische<br />
Bildung Menschen dabei, sich in einer Vielzahl<br />
von Lebenssituationen zurecht zu finden, Zusammenhänge<br />
zu verstehen und Urteils-, Entscheidungs-<br />
und Handlungskompetenzen zu<br />
entwickeln. Dabei umfasst ökonomische Bildung<br />
eine Vielzahl an Facetten: Finanzkompetenz<br />
genauso wie Verbraucherbildung, Studien- und<br />
Berufsorientierung, Entrepreneurship-Denken<br />
und ein Gesamtverständnis ökonomischer und<br />
wirtschaftspolitischer Zusammenhänge, das<br />
für die demokratische Teilhabe unerlässlich ist.“<br />
– Bündnis für Ökonomische Bildung (BÖB)<br />
In einer Zeit, in der Pandemie und Klimawandel<br />
den Finger in die Wunden der Welt legen, wird<br />
zudem deutlich, wie essenziell das Verständnis<br />
von Nachhaltigkeit ist. Marktwirtschaft bedeutet<br />
auch, dass Konsumenten Verantwortung<br />
übernehmen. Verbraucher haben großen Einfluss<br />
auf Unternehmen und Märkte. Die Kaufentscheidungen<br />
können z. B. zeigen, ob neben<br />
einer Produktleistung auch das nachhaltige<br />
Wirtschaften des Herstellers honoriert wird.<br />
Dazu gehören Nachfragen wie: Wo und auf<br />
welchem Weg kommt die Ware zu uns? Welche<br />
Rohstoffe wurden verwendet? Unter welchen<br />
Bedingungen wurde dieses Produkt hergestellt?<br />
„Wirtschaft“ –<br />
bundesweit kein einheitliches Fach<br />
Von all dem steht bislang wenig in den schulischen<br />
Lehrplänen. Auch wenn die Ökonomische<br />
Allgemeinbildung in den vergangenen Jahren<br />
an Bedeutung gewonnen hat, gibt es bundesweit<br />
kein einheitliches Fach „Wirtschaft“. In den<br />
meisten Bundesländern ist die Ökonomische<br />
Bildung nicht als eigenes Fach verankert.<br />
Die OeBiX-Studie belegt nun wissenschaftlich<br />
die Sorge, die in 2019 zur Gründung des Bündnisses<br />
Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB)<br />
führte: Ökonomische Bildung in Deutschland<br />
ist defizitär. Die im Auftrag der Flossbach von<br />
Storch Stiftung durchgeführte Studie zeigt, wie<br />
häufig Schüler:innen in den 16 Bundesländern<br />
ökonomische Bildung erhalten. Für das Ranking<br />
haben die Wissenschaftler<br />
des Instituts<br />
für Ökonomische<br />
Bildung der<br />
Universität Oldenburg (IÖB) einen Index entwickelt,<br />
der den quantitativen Umfang des <strong>Wirtschafts</strong>unterrichts<br />
an den Schulen sowie die<br />
Verankerung in der Lehrkräfteausbildung an<br />
den Hochschulen einbezieht. Dazu sagt Kurt<br />
von Storch, Stifter und Vorsitzender des Kuratoriums,<br />
Flossbach von Storch Stiftung: „Mit der<br />
Ökonomische Bildung in<br />
Deutschland ist defizitär.
37<br />
OeBiX-Studie wollen wir den Verantwortlichen<br />
im Bildungssystem Impulse geben. Die OeBiX-<br />
Studie ist die Grundlage, auf der sich Lösungen<br />
für die Ökonomische Bildung im föderalen Bildungssystem<br />
entwickeln lassen, weil sie zeigt,<br />
wo es schon ganz gut läuft und wo überall noch<br />
Verbesserungspotenzial liegt.“<br />
Das Ergebnis zeigt auffällige Unterschiede zwischen<br />
den 16 Bundesländern. Obwohl die Kultusministerkonferenz,<br />
die großen <strong>Wirtschafts</strong>verbände<br />
und Gewerkschaften bereits vor 18<br />
Jahren das Ziel formulierten, Inhalte der Ökonomischen<br />
Bildung an allen weiterführenden<br />
Schulen angemessen und verpflichtend umzusetzen,<br />
sind laut der<br />
auffällige Unterschiede<br />
zwischen den<br />
16 Bundesländern<br />
Studie alle 16 Bundesländer<br />
bis heute weit<br />
davon entfernt. Die<br />
größten Defizite zeigen<br />
sich an den Gymnasien,<br />
die selbst in den drei Spitzenländern<br />
nicht die Voraussetzungen für ein reguläres<br />
Nebenfach erfüllen.<br />
Letzter Platz für Rheinland-Pfalz<br />
Rheinland-Pfalz belegt dabei im OeBiX-Gesamtindex<br />
den letzten Platz. „Dies ist unter anderem<br />
auf die mangelnde Verankerung Ökonomischer<br />
Bildung in den weiterführenden allgemeinbildenden<br />
Schulen zurückzuführen. In den entsprechenden,<br />
für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden<br />
Ankerfächern (Sozialkunde,<br />
Gesellschaftslehre) spielen ökonomische Inhalte<br />
eine untergeordnete Rolle. Im Einklang damit sind<br />
auch wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische<br />
Inhalte in den Studiengängen, in denen<br />
Lehrkräfte für diese Fächer ausgebildet werden,<br />
nicht gut verankert. Zudem gibt es an fast<br />
allen Universitätsstandorten, mit Ausnahme von<br />
Koblenz-Landau, keine wirtschaftsdidaktische<br />
Professur. Am stärksten ist die Ökonomische<br />
Bildung in Rheinland-Pfalz in der Realschule Plus<br />
verankert. Hier gibt es ein eigenständiges Wahlpflichtfach<br />
Wirtschaft (Wirtschaft und Verwaltung)“,<br />
ergeben die Daten der Studie.<br />
In einer Stellungnahme äußert das Ministerium<br />
für Bildung RLP, dass die „Vermittlung von<br />
<strong>Wirtschafts</strong>wissen in den allgemeinbildenden<br />
Schulen in Rheinland-Pfalz als unverzichtbarer<br />
Teil des Bildungsauftrages und demnach als<br />
Querschnittsaufgabe für alle Fächer verankert“<br />
sei. Dabei habe sich das Ministerium „bewusst<br />
entschieden, die Ökonomische Bildung im allgemeinbildenden<br />
Bereich nicht als eigenes Fach<br />
zu gestalten.“ Die Vermittlung ökonomischer<br />
Themen in diversen Fächern, Projekten und im<br />
Zusammenwirken mit vielen Partnern habe<br />
„vielmehr den Vorteil, dass die Querschnittsaufgabe<br />
Ökonomische Bildung inhaltlich und<br />
methodisch vielgestaltig umgesetzt werden<br />
kann.“ Nach Ansicht des Ministeriums lernen<br />
Schülerinnen und Schüler „auf diese Weise ein<br />
breites Spektrum ökonomischer Aspekte und<br />
zugleich die wechselseitigen Abhängigkeiten<br />
wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, rechtlicher<br />
und politischer Phänomene kennen und bilden<br />
dadurch ein kritisch-reflektiertes Urteilsvermögen<br />
aus.“<br />
Mit anderen Worten: Ökonomische Bildung wird<br />
in RLP als wichtig angesehen, soll aber mit einem<br />
anderen Ansatz als in der OeBiX-Studie<br />
gefordert erreicht werden. Das Ministerium<br />
weist in diesem Zusammenhang auch noch<br />
darauf hin, dass die Fachdidaktische Kommission<br />
gerade erst das Lernfeld Wirtschaft bei<br />
der Lehrplananpassung erheblich gestärkt habe,<br />
etwa durch eine Erhöhung der Stundenzahl in<br />
verschiedenen Fächern wie Erdkunde, Geschichte<br />
und Sozialkunde.<br />
Zur Einschätzung des Ministeriums kommentiert<br />
Prof. Dr. Dirk Loerwald, Vorstandsmitglied<br />
des BÖB und Professor für Ökonomische Bildung<br />
an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />
sowie Geschäftsführer des Instituts für Ökonomische<br />
Bildung an der Universität Oldenburg:<br />
„Die OeBiX-Studie zeigt klar auf, wo Verbesserungspotenzial<br />
hinsichtlich der ökonomischen<br />
Bildung an unseren Schulen und Hochschulen<br />
liegt. Vor diesem Hintergrund würden wir uns<br />
wünschen, dass Rheinland-Pfalz die Chance<br />
nutzt und die Verankerung der ökonomischen
38<br />
Bildung in der Schule sowie in der Lehrkräftebildung<br />
auf die politische Agenda setzt. Ein<br />
Grund für die Platzierung von Rheinland-Pfalz<br />
liegt unserem Ermessen nach darin, dass ökonomische<br />
Bildung als Unterrichtsprinzip verankert<br />
wird. Das hat zur Folge, dass auch die<br />
Lehrkräfteausbildung weder wirtschaftswissenschaftlich<br />
noch wirtschaftsdidaktisch hinreichend<br />
ökonomisch fundiert ist.“<br />
Hessen liegt im Mittelfeld<br />
Hessen hingegen liegt laut der OeBiX-Studie im<br />
Mittelfeld (Platz acht): „An allen weiterführenden<br />
allgemeinbildenden Schulen gibt es das Pflichtfach<br />
Politik und Wirtschaft – in der <strong>Wirtschafts</strong>lehrkräftebildung<br />
gibt es Optimierungspotenziale.<br />
In Hessen können die Schülerinnen und<br />
Schüler in der gymnasialen Oberstufe ein eigenständiges<br />
Fach Wirtschaft wählen. An allen<br />
weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen<br />
in Hessen wird das Pflichtfach Politik und Wirtschaft<br />
unterrichtet, das zu 50 Prozent ökonomische<br />
Inhalte umfasst. Optimierungspotenziale<br />
bestehen in Hessen vor allem in der<br />
<strong>Wirtschafts</strong>lehrkräftebildung. So gibt es an keinem<br />
Hochschulstandort, an dem <strong>Wirtschafts</strong>lehrkräfte<br />
ausgebildet werden, eine wirtschaftsdidaktische<br />
Professur. Auch spielen<br />
wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische<br />
Inhalte in den Studiengängen eine<br />
untergeordnete Rolle.“<br />
Das Kultusministerium Hessen zeigte sich auf<br />
Anfrage zufrieden mit den Ergebnissen der<br />
OeBiX-Studie: „Es ist sehr erfreulich, dass Hessen<br />
im Rahmen der OeBiX-Studie in Bezug auf<br />
die ökonomische Bildung in mehreren Teilbereichen<br />
sehr gute Ergebnisse erzielt hat.“<br />
Hessen schneide „beispielsweise in den Erhebungskategorien,<br />
die das Gymnasium betreffen,<br />
überdurchschnittlich ab. Dies zeigt, dass die<br />
bildungspolitischen Weichenstellungen der vergangenen<br />
Jahre erfolgreich waren.“<br />
Den bisher eingeschlagenen Weg gelte es laut<br />
Ministerium „weiterzuverfolgen. Insbesondere<br />
sollte künftig dabei schulformübergreifend die<br />
Sekundarstufe I und die erste Phase der Lehrerausbildung<br />
stärker in den Blick genommen<br />
werden.“<br />
Allerdings sieht man auch in Hessen die ökonomische<br />
Bildung bevorzugt fächerübergreifend.<br />
Das Ministerium erläutert dazu: „Die ökonomische<br />
Bildung, die nicht nur Inhalte der <strong>Wirtschafts</strong>politik,<br />
sondern auch die Finanz- und Verbraucherbildung<br />
umfasst, zielt auf die Ausbildung<br />
entsprechender Kompetenzen und betrifft nicht<br />
nur ein Fach, sondern ist fachübergreifend zu<br />
sehen.“ So würden „grundlegende ökonomische<br />
Kompetenzen“ etwa auch in den Fächern Mathematik,<br />
Geschichte, Religion oder Erdkunde<br />
vermittelt. Als<br />
Ökonomische Bildung<br />
auch in Hessen bevorzugt<br />
fächerübergreifend<br />
Themen, die in<br />
diesen Fächern<br />
behandelt würden,<br />
führt das<br />
Ministerium unter<br />
anderem Statistik, <strong>Wirtschafts</strong>ethik, Konsum<br />
und Globalisierung auf.<br />
Sven Schumann, Co-Vorsitzender des Bündnis<br />
Ökonomische Bildung, sieht Hessen durchaus<br />
auf einem guten Weg. Dennoch liege Hessen<br />
„im Teilindex Schule bundesweit auf Platz vier<br />
– obwohl auch hier nicht einmal 50 Prozent der<br />
Anforderungen für ein normales Nebenfach erreicht<br />
werden. Im Detail: Ökonomische Inhalte<br />
Die vollständige Studie unter: www.oebix-studie.de<br />
OeBiX-Gesamtindex und -Teilindizes im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, in %<br />
Stand: 31.03.<strong>2021</strong>; Quelle: Die OeBiX-Studie, Hg. Flossbach von Storch Stiftung in Kooperation mit IÖB Oldenburg<br />
Ziel:<br />
vollwertiges Nebenfach<br />
Wirtschaft<br />
Gesamtindex<br />
Teilindex Schule<br />
Teilindex Lehrkräftebildung<br />
23,15%<br />
45,40%<br />
45,68%<br />
57,50%<br />
48,50%<br />
26,35%<br />
16,75%<br />
39,20%<br />
22,03%<br />
0% 20%<br />
10% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Bundesdurchschnitt<br />
Hessen
sind an allen weiterführenden allgemeinbildenden<br />
Schulen verankert. Im gymnasialen Bereich<br />
schneidet Hessen sogar überdurchschnittlich<br />
ab.“ Er schränkt jedoch ein: „Während in der<br />
Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe<br />
das geforderte Maß von zwei Kontingentsstunden<br />
sogar übererfüllt wird, werden in der gymnasialen<br />
Mittelstufe die Stundenkontingente<br />
anderer Nebenfächer allerdings nicht erreicht.<br />
Im nicht-gymnasialen Bereich liegt die ökonomische<br />
Bildung noch weiter zurück: für andere<br />
Nebenfächer stehen hier mindestens doppelt<br />
so viele Kontingentstunden zur Verfügung.“<br />
Unser Fazit lautet: Es ruft dringend nach einem<br />
vorbildlich konstruktiven Dialog zwischen<br />
Wissenschaft, Politik und Praxis.<br />
Weitere Informationen zur Studie<br />
und dem Bündnis Ökonomische Bildung<br />
Sam<br />
39<br />
Den fächerübergreifenden Ansatz, den Hessen<br />
und RLP ähnlich verfolgen, sieht Schumann kritisch:<br />
„Fächer wie Geschichte oder Religion können<br />
zwar Wirtschaft als Thema bzw. Gegenstand<br />
beinhalten, eine originäre ökonomische Perspektive<br />
umfassen sie allerdings nicht.“ Für ihn stellt<br />
ein eigenes Fach Wirtschaft die Ideallösung dar:<br />
„Die Auseinandersetzung mit ökonomischen<br />
Theorien und Modellen und die damit verknüpfte<br />
Einnahme einer fachspezifischen ökonomischen<br />
Perspektivierung kann auch deswegen nur über<br />
ein Ankerfach für die ökonomische Bildung sichergestellt<br />
werden, weil nur entsprechend ausgebildete<br />
Lehrkräfte über die erforderlichen<br />
wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen<br />
Kompetenzen verfügen.“ Dies sei<br />
in Hessen aber „ein wunder Punkt“.<br />
Flossbach von Storch Stiftung<br />
Ottoplatz 1 · 50679 Köln<br />
Tel.: 0221 33880<br />
www.flossbachvonstorch-stiftung.de<br />
Mail: info@fvs-stiftung.de<br />
Und so lautet Schumanns Fazit für Hessen, das<br />
in ähnlicher Formulierung auch für RLP gelten<br />
könnte: „Sollen die Lernenden gesellschaftliche<br />
Themen wie den Klimawandel aus verschiedenen<br />
Perspektiven betrachten, müssen sie das Denken<br />
in diesen fachspezifischen Denk- und Erkenntnisweisen<br />
erst einmal lernen.“ Loerwald<br />
ergänzt: „<strong>Wirtschafts</strong>unterricht und Unterricht<br />
über Wirtschaft, das sind zwei unterschiedliche<br />
Dinge, die oft durcheinandergebracht werden.<br />
Überspitzt formuliert: Wenn ich im Kunstunterricht<br />
einen Baum male, ist das noch lange kein<br />
Bio-Unterricht.“<br />
„Wenn ich im Kunstunterricht<br />
einen Baum male,<br />
ist das noch lange kein<br />
Bio-Unterricht.“<br />
www.boeb.net<br />
In der nächsten Ausgabe: Die beiden<br />
Co-Vorsitzenden des Bündnis Ökonomische<br />
Bildung Deutschland, Verena<br />
von Hugo und Sven Schumann, im<br />
Interview mit der <strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong><br />
zum Thema „Ökonomische Bildung als<br />
Grundlage zur Bewältigung der großen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
unserer Zeit“.
40<br />
Das maßgeschneiderte Geschäftskonto<br />
– eine Checkliste für Gründer und Selbständige<br />
Wer den Schritt in die Selbständigkeit wagt, vielleicht sogar ein eigenes Unternehmen gründet,<br />
braucht ein Geschäftskonto. Für Kapitalgesellschaften wie GmbHs und UGs ohnehin gesetzlich vorgeschrieben<br />
schafft es auch bei Solo-Selbstständigen Transparenz in der seitens des Fiskus geforderten<br />
Buchführung. Steuerberater appellieren deshalb eindringlich, privaten und geschäftlichen<br />
Zahlungsverkehr von Anfang an zu trennen.<br />
Neben den Filial- und Onlinebanken bieten auch<br />
die sogenannten Fintechs eine Vielzahl unterschiedlichster<br />
Kontomodelle an. Ein Geschäftsgirokonto<br />
lässt sich überall schnell eröffnen,<br />
die Wahl des Institutes, das den individuellen<br />
Anforderungen auch langfristig in optimaler<br />
Weise gerecht werden soll, will dennoch gut<br />
überlegt sein. Ein späterer Wechsel ist in aller<br />
Regel mit erheblichem organisatorischem Aufwand<br />
verbunden. Mit der Abwicklung des Zahlungsverkehrs<br />
steht das Geschäftskonto im<br />
Zentrum der operativen Unternehmenstätigkeit.<br />
Insbesondere bei den Filialinstituten ist mit<br />
dem Konto auch ein breites Spektrum an wertvollen<br />
Inklusivleistungen verbunden: hilfreiche<br />
Zusatzfunktionen, individuelle Beratung, Service.<br />
Billig ist selten gut –<br />
das gilt auch für Geschäftskonten<br />
Anders als es uns manche Werbekampagne<br />
weismachen will, existiert das kostenlose Geschäftsgirokonto<br />
in der Praxis ohnehin<br />
nicht. Bei Betrachtung<br />
der<br />
Kosten für Buchungen,<br />
Kontoauszüge,<br />
Karten<br />
sowie Ein- und<br />
Auszahlungen von<br />
Bargeld relativiert<br />
sich ein Slogan wie<br />
„null Euro monatliche<br />
Kontoführungsgebühr“<br />
sehr<br />
rasch. Welche Krite-<br />
rien bei der Auswahl eines maßgeschneiderten<br />
Kontos wirklich ausschlaggebend sein sollten,<br />
ist von den spezifischen Anforderungen des<br />
jeweiligen Unternehmens abhängig. Nachstehend<br />
die Checkliste der Sparkasse <strong>Mainz</strong>.<br />
Individuelle persönliche Beratung<br />
Beratungsbedarf fällt nicht nur in der Phase<br />
einer Unternehmensgründung an. Bei der Sparkasse<br />
<strong>Mainz</strong> wird jeder Firmenkunde von einem<br />
festen Berater umfassend betreut. Und sollte<br />
für spezielle Fragen – beispielsweise für Themen<br />
in Heilberufen oder in der Landwirtschaft – mal<br />
der Rat eines Fachspezialisten gefordert sein,<br />
stellt er den Kontakt innerhalb des Hauses her.<br />
Bargeldeinzahlungen<br />
Für Unternehmen, die ihre Einnahmen auch in<br />
Form von Bargeld erzielen, ist es wichtig, dasselbe<br />
auf einfache Weise einzahlen zu können.<br />
Ein Geschäftsgirokonto bei einer Direktbank<br />
oder einem Fintech scheidet in diesen Fällen<br />
daher von vornherein praktisch aus. Neben der<br />
Möglichkeit am Schalter in einer Filiale, können<br />
Kunden der Sparkasse <strong>Mainz</strong> die Bargeldeinzahlung<br />
auch rund um die Uhr an speziell ausgerüsteten<br />
Automaten vornehmen.<br />
Bargeldauszahlung<br />
Auch die Möglichkeit zur Auszahlung von Bargeld<br />
kann ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung<br />
eines Geschäftskontos sein. Die Filialinstitute<br />
mit ihrem flächendeckenden Netz an Geldautomaten<br />
liegen damit wiederum klar im Vorteil.
Anzeige<br />
41<br />
Rechtsform<br />
Nicht jedes Geschäftsgirokonto ist für jede<br />
Rechtsform geeignet. Und längst nicht jeder<br />
Anbieter deckt mit seinem Angebot alle Rechtsformen<br />
ab. Die Sparkasse <strong>Mainz</strong> bietet Geschäftsgirokonten<br />
für alle inländischen und<br />
europäischen Rechtsformen an.<br />
Branche und Umsatzgröße<br />
Die Sparkasse <strong>Mainz</strong> berücksichtigt spezifische<br />
Anforderungen mit den Kontomodellen Business<br />
Classic, Business 20, Business 40 und Business<br />
60. Mit dem Online-Tool Konto-Finder können<br />
Firmenkunden herausfinden, welcher Kontotyp<br />
für sie am besten geeignet ist.<br />
sparkasse-mainz.de/kontofinder-fk<br />
Ladengeschäfte und Onlineshops<br />
Betreiber von Ladengeschäften genießen signifikante<br />
Effizienzvorteile, wenn sie vom Geschäftskonto<br />
über die Banking-Software bis hin zur<br />
Hardware für die Bezahlvorgänge alles aus einer<br />
Hand beziehen. Die Sparkasse <strong>Mainz</strong> bietet mit<br />
Kartenlesegeräten und modernen Kassensystemen<br />
sichere und kundenfreundliche Bezahlverfahren<br />
an. Wer einen Onlineshop betreibt,<br />
wird von der Sparkasse <strong>Mainz</strong> ebenfalls kompetent<br />
unterstützt.<br />
Finanzierungen und Fördermittel<br />
Eine umfassende Finanzierungsberatung, die<br />
auch das breite Spektrum an Fördermitteln berücksichtigt,<br />
können nur Filialinstitute bieten.<br />
Auch wenn eine Erhöhung des Kontokorrentrahmens<br />
nötig wird, erweisen sich diese in aller<br />
Regel unkomplizierter.<br />
Fremdwährungen<br />
Unternehmen mit Vertragspartnern im Ausland<br />
brauchen oftmals ein Geschäftskonto, das auch<br />
Fremdwährungen berücksichtigt – ohne ein<br />
weiteres Konto im Ausland eröffnen zu müssen.<br />
Die Sparkasse <strong>Mainz</strong> bietet Konten an, die auch<br />
Zahlungsvorgänge in fremder Währung unterstützen.<br />
Hinzu kommt jedoch noch ein weiterer, ungleich<br />
wichtigerer Aspekt: Wie sieht das Gesamtpaket<br />
des Geschäftsgirokontos aus? Wer bei der Wahl<br />
seines Geschäftsgirokontos alleine auf die Kosten<br />
schaut, wird zwangsläufig an anderer Stelle<br />
Abstriche in Kauf nehmen müssen. Bei der<br />
Beratungsqualität, bei den Finanzierungsdienstleistungen,<br />
der Erreichbarkeit der Bank, einem<br />
persönlichen Ansprechpartner oder der Bargeldverfügbarkeit.<br />
Bei der Auswahl eines Geschäftskontos sollten<br />
sich Freiberufler, Selbständige und Unternehmen<br />
deswegen vor allem die Frage stellen: Welche<br />
Serviceleistungen sind für mich wichtig und was<br />
macht für mich eine gute Beratung aus? Die<br />
Antwort auf diese Frage hilft dabei, bei der<br />
Auswahl eines Geschäftskontos die richtige<br />
Entscheidung zu treffen.<br />
S. K.<br />
sparkasse-mainz.de/kontofinder-fk
42<br />
Endlich wieder live!<br />
Die B2B-Netzwerkmesse KONEKT kehrt zurück.<br />
6. KONEKT Rhein-Main am 26. August<br />
in der <strong>Mainz</strong>er HALLE 45<br />
Rückblickend auf ein Jahr 2020, das von coronabedingten<br />
Absagen von Messen, Kongressen<br />
und anderen „Business-to-Business“-Veranstaltungen<br />
geprägt war, zeichnen sich aktuell<br />
lang ersehnte Lockerungen für die vorgenannten<br />
Veranstaltungen ab. Und das ist gut so.<br />
Das Thema Arbeit 4.0 ist auch aus dem Bereich<br />
der Live-Kommunikation nicht auszuklammern<br />
und verändert auch die Arbeitswirklichkeit der<br />
Veranstalter: Sind Messen in Zeiten von Audiound<br />
Videokonferenzen, Messengerdiensten und<br />
digitaler Plattformen überhaupt noch zeitgemäß?<br />
Eine immer stärker werdende Flexibilisierung<br />
der Arbeit hat längst Einzug gehalten. Mobiles<br />
Arbeiten und Home-Office werden immer wichtiger<br />
in der neuen Arbeitswelt. Wirkt eine Faceto-Face-Begegnung<br />
zu einem festen Termin<br />
und festen Zeiten nicht fast schon verstaubt?<br />
Ganz und gar, nein. Denn auch in Zeiten von<br />
Arbeit 4.0 ist die Persönlichkeit des Unternehmens<br />
und der Mitarbeiter ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.<br />
So ist die KONEKT ein einzigartiges Entwicklungsbeispiel,<br />
wie die Messe der Zukunft aussehen<br />
kann. Sie ist ein Paradebeispiel, dass<br />
Unternehmenskommunikation auch weiterhin<br />
von dem persönlichen Gespräch und von einem<br />
offenen Austausch leben wird. Seit 2017 entwickelt<br />
sich die Netzwerkmesse zum Erfolgsmodell<br />
in der „Business to Business“-Veranstaltungsriege.<br />
Es sollte ein Format geschaffen<br />
werden, das einen Austausch von Unternehmen<br />
und Institutionen auf Augenhöhe ermöglicht.<br />
Die klassische Messe ist oft kostspielig, zeitund<br />
personalaufwendig und große Unternehmen<br />
verdrängen die kleinen. Das alles macht die<br />
KONEKT anders. Sie ist kurz: Nur vier + zwei<br />
Stunden. Sie ist kostengünstig: Die Aussteller<br />
entscheiden frei nach ihrer wirtschaftlichen<br />
Leistungskraft über die Höhe des Standpreises,<br />
der sogenannte Vertrauenspreis, der bereits bei<br />
175 Euro beginnt. Und hier begegnen sich alle<br />
auf Augenhöhe: Alle Aussteller haben eine einheitliche<br />
Standfläche von 2 x 2 Metern. Hinzukommt<br />
der Suche-Biete-Ansatz, um Ausstellern<br />
und Besuchern konkrete Anknüpfungspunkte<br />
zu bieten und die Kontaktaufnahmen<br />
zu erleichtern sowie die Jobbörse. „Ausschlaggebend<br />
war schon damals der<br />
Ansatz, dass die Welt zwar ohne Suchmaschinen<br />
nicht mehr vorstellbar ist,<br />
wir dadurch aber oftmals die Chance<br />
vertun, die Unternehmen und Dienstleister<br />
in unserer unmittelbaren Nachbarschaft<br />
zu finden“, wie Dr. Hanns-<br />
Christian von Stockhausen,
43<br />
Geschäftsführer der KONEKT GmbH, rückblickend<br />
beschreibt. In Zeiten der Digitalisierung und<br />
immer schnellerer Prozesse hat die KONEKT<br />
ins Mark getroffen. Im Mittelpunkt steht der<br />
branchenübergreifende Austausch des regionalen<br />
Mittelstandes. Hier begegnen sich Startups,<br />
Mittelständler, Industrie, Handwerk, Handel,<br />
Verbände und Institutionen auf<br />
Augenhöhe.<br />
6. KONEKT Rhein-Main am 26. August<br />
Bereits zum sechsten Mal kommen am 26.<br />
August wieder über 100 Unternehmen aus der<br />
Rhein-Main-Region zum intensiven Austausch<br />
in der Heimstätte, der fast 5.000 Quadratmeter<br />
großen Industrielocation HALLE 45 in <strong>Mainz</strong><br />
zusammen. Und das branchenübergreifend.<br />
Denn die KONEKT ist keine Fachmesse, sondern<br />
sie steht für den Dialog, für das Schaffen neuer<br />
Synergien und Geschäftsbeziehungen – Im<br />
Kunden- und im Dienstleisterverhältnis. Sie<br />
verbindet die besten Eigenschaften einer Messe<br />
mit denen eines Netzwerkevents. „Wer auf<br />
der KONEKT an seinem Stand steht und wartet,<br />
dass etwas passiert, der wird nicht glücklich.<br />
Den Stand auch mal Stand sein lassen und sich<br />
auf den Weg machen, die Mitaussteller kennenzulernen.<br />
Wer diese Eigeninitiative beherrscht,<br />
der hat die KONEKT verstanden“, erklärt Dr.<br />
Hanns-Christian von Stockhausen, „Netzwerken<br />
und sich überraschen lassen ist die Devise des<br />
Tages.“<br />
Von 16:00 bis 20:00 Uhr ist die Networking- und<br />
Aussteller-Area eröffnet, bevor sich ab 20:00<br />
Uhr die After Work im Foyer der HALLE 45 anschließt.<br />
Im Suche-Biete-Bereich, der als eine<br />
Art Schwarzes Brett dient, können Aussteller<br />
konkrete Gesuche oder Angebote ausschreiben,<br />
beispielsweise die Suche nach einer neuen Lagerfläche<br />
oder ein aktuelles Finanzierungsangebot<br />
für Elektroautos. In der KONEKT Jobbörse<br />
kann jeder Aussteller zudem bis zu drei<br />
Stellenangebote veröffentlichen. Diese werden<br />
vorab auf der Website publiziert, so dass sich<br />
jeder Interessierte bereits im Vorfeld ein Bild<br />
von den teilnehmenden Unternehmen machen<br />
kann. Die ideale Möglichkeit, um am 26. August<br />
den potentiellen Arbeitgeber konkret anzusprechen.<br />
Auch hier zeigt sich das breite Zielpublikum<br />
der KONEKT, sie spricht jeden an, vom<br />
Auszubildenden und Studenten bis zum Geschäftsführer.<br />
Der Erfolg spiegelt sich auch in der Wiederholerquote<br />
der Aussteller wider. Einige Aussteller<br />
sind seit Anfang an dabei und schätzen die<br />
Atmosphäre, wie Pascal Rück, Inhaber der Kommunikations-<br />
und Marketingagentur wio., „für<br />
mich ist die KONEKT das perfekte Netzwerkinstrument,<br />
um bestehende Kontakte zu pflegen,<br />
alte aufleben zu lassen und neue Kontakte<br />
zu generieren. Wir werden zum sechsten<br />
Mal dabei sein und freuen uns, unser Netzwerk<br />
zu erweitern“. Unterstützung erfährt die KONEKT<br />
auch in diesem Jahr von starken Partnern aus<br />
der Wirtschaft und der Politik. So sind die In-
44<br />
dustrie- und Handelskammer für Rheinhessen<br />
und die <strong>Wirtschafts</strong>förderung der Landeshauptstadt<br />
<strong>Mainz</strong> Partner der ersten Stunde. Goldsponsor<br />
der 6. KONEKT Rhein-Main ist Drees<br />
& Sommer, die als führendes europäisches<br />
Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen<br />
private und öffentliche<br />
Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren<br />
begleiten und seit kurzem ihren <strong>Mainz</strong>er Standort<br />
im Rheinkontor eröffnet haben.<br />
Für Besucher und Aussteller bietet sich am 26.<br />
August ab 16 Uhr endlich wieder die Möglichkeit<br />
in entspannter Atmosphäre branchenübergreifende<br />
und persönliche Kontakte zu machen und<br />
die Basis zur Anbahnung neuer Geschäftsbeziehungen<br />
zu schaffen. Die Anmeldung für<br />
Unternehmen ist bis zum 8. August geöffnet.<br />
KONEKT Netzwerk wächst weiter –<br />
nur Corona konnte es stoppen<br />
2017 erstmalig in der HALLE 45 in <strong>Mainz</strong> veranstaltet,<br />
folgte die Expansion in weitere Städte<br />
und Regionen: Mit Kaiserslautern, Darmstadt,<br />
Siegen und <strong>Mainz</strong> wurde das neue Netzwerkevent<br />
in 2019 bereits an vier Standorten durchgeführt<br />
und konnte bei insgesamt zehn KONEKT-Events<br />
rund 800 Unternehmen der unterschiedlichsten<br />
Branchen zusammenbringen. <strong>2021</strong> wurde die<br />
KONEKT als Franchisesystem ausgebaut und<br />
um die Regionen Rhein-Mosel und Wonnegau<br />
erweitert. Im August und September steht nun<br />
ein kurz getaktetes KONEKT-Tripple an: Eine<br />
Woche nach der 6. KONEKT Rhein-Main, folgt<br />
zunächst die 2. KONEKT Südwestfalen am 2.<br />
September in Siegen, bevor die 1. KONEKT Rhein-<br />
Mosel am 9. September in Koblenz ihre Premiere<br />
feiert. Alle Informationen und die Anmeldung<br />
zu den Live-Events auf:<br />
www.konekt-deutschland.de<br />
6. KONEKT Rhein-Main<br />
Fotos: Konekt GmbH<br />
Termin: Donnerstag, 26. August <strong>2021</strong><br />
Beginn: 16:00 Uhr,<br />
ab 20:00 Uhr After Work<br />
Veranstaltungsort: HALLE 45<br />
Navi: Am Schützenweg<br />
55120 <strong>Mainz</strong><br />
Anmeldung:<br />
www.konekt-deutschland.de
Sparkassen Worms-Alzey-Ried und<br />
<strong>Mainz</strong> spenden für Flutopfer<br />
45<br />
Gesamtbetrag von 114.000 Euro für Betroffene<br />
Worms/<strong>Mainz</strong>, 23. Juli <strong>2021</strong> - Die Flutkatastrophen<br />
der vergangenen Woche treffen Menschen<br />
in verschiedenen Teilen Deutschlands mit einer<br />
verheerenden Intensität. Menschen haben ihr<br />
Leben verloren, ganze Ortschaften wurden von<br />
den Wassermassen verwüstet. Besonders<br />
schwere Schäden gibt es auch Rheinland-Pfalz,<br />
wo die Naturkatastrophe zahlreiche Opfer gefordert<br />
hat.<br />
Um den Menschen vor Ort möglichst schnell<br />
zu helfen, spenden die Sparkassen Worms-<br />
Alzey-Ried und <strong>Mainz</strong> einen Gesamtbetrag in<br />
Höhe von 114.000 Euro. Der gespendete Betrag<br />
soll Flutopfern zur Verfügung gestellt werden,<br />
um den Folgen der Überschwemmungen zu<br />
begegnen.<br />
Spendenkonto für die<br />
Opfer der Flutkatastrophe<br />
Die rheinland-pfälzischen Sparkassen<br />
spenden gemeinsam für Opfer der Flutkatastrophe<br />
eine Million Euro. Unter der<br />
IBAN DE 78 5505 0120 0200 3006 06 hat<br />
das Land Rheinland-Pfalz bei der Sparkasse<br />
<strong>Mainz</strong> ein Spendenkonto für Hochwasseropfer<br />
eingerichtet.<br />
Mit dem Verwendungszweck „Katastrophenhilfe<br />
Hochwasser“ kann jeder für<br />
Betroffene spenden.<br />
Das Vorstandsmitglied der Sparkasse Worms-<br />
Alzey-Ried, Frank Belzer: „Die schockierenden<br />
Bilder dieser Unwetterkatastrophe, wie sie unser<br />
Land in diesem Ausmaß noch nie zuvor<br />
gesehen hat, gehen uns allen sehr nahe. Es<br />
braucht jetzt schnelle Hilfe einer starken Gemeinschaft.<br />
Sparkassen stehen für die Nähe<br />
zu den Menschen und das gilt ganz besonders<br />
in Notzeiten. Deshalb haben wir schnell gehandelt<br />
und die Spenden auf den Weg gebracht“.<br />
Thorsten Mühl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
<strong>Mainz</strong>, ist von den Geschehnissen betroffen:<br />
„Wir schauen fassungslos in die Katastrophengebiete<br />
und fühlen mit den Menschen,<br />
denen in kürzester Zeit so viel Leid zugestoßen<br />
ist. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht<br />
abzuschätzen, der Wiederaufbau wird sehr viel<br />
Zeit in Anspruch nehmen. Mit unserer Spende<br />
senden wir ein Zeichen der Solidarität und wollen<br />
helfen, einen kleinen Teil der größten Not<br />
zu lindern.“
46<br />
Sale-and-Lease-Back<br />
eine Finanzierungsoption für KMU?<br />
Sonja Petersen, Investmentvorstand der Deutschen Industrie REIT-AG, im Interview<br />
Sale-and-Lease-Back wird für viele Unternehmen immer attraktiver. Welche Vorteile bietet diese Finanzierungsoption<br />
kleinen und mittleren Unternehmen und für welche Anlässe eignet sie sich? <strong>Wirtschafts</strong>-<br />
<strong>News</strong> hat nachgefragt.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Frau Petersen, Sie bieten<br />
als Immobiliengesellschaft auch das Modell<br />
Sale-and-Lease-Back an. Wo sehen Sie die<br />
Vorteile für kleine und mittlere Unternehmen?<br />
Sonja Petersen: Sale-und-Lease-Back kann<br />
kleine und mittlere Unternehmen unterstützen.<br />
Schließlich stehen diese heute vor zahlreichen<br />
Herausforderungen wie Nachfolgen, Unternehmenszukäufen,<br />
Digitalisierungsprojekten, Forschung<br />
und Entwicklung oder Restrukturierungen.<br />
Solche Maßnahmen sind meist mit hohem<br />
finanziellem Aufwand verbunden. Das Eigenkapital<br />
der Betriebe reicht dafür selten aus. Sind<br />
zudem die Kreditlinien ausgeschöpft, steht auch<br />
kein klassisches Darlehen zur Verfügung. In<br />
dieser Situation bieten wir die Möglichkeit, das<br />
nötige Kapital aus der eigenen Gewerbeimmo-<br />
bilie zu gewinnen: Das Unternehmen<br />
verkauft das Objekt an uns, mietet<br />
es aber umgehend wieder<br />
zurück. Dadurch werden tel frei und die Immobilie kann<br />
Mittrotzdem<br />
weiter genutzt<br />
werden.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Aber sind<br />
die Vorbehalte in den<br />
Unternehmen, Eigentum<br />
zu verkaufen,<br />
nicht groß?<br />
Sonja Petersen: Wer auf uns zukommt, hat sich<br />
in der Regel bereits mit Verkaufsabsichten beschäftigt.<br />
Daher müssen wir kaum Überzeugungsarbeit<br />
leisten. Außerdem haben wir festgestellt,<br />
dass bei der heutigen Unternehmer-Generation<br />
ein Umdenken eingesetzt<br />
hat. Viele wollen nicht mehr zwangsläufig am<br />
Eigentum einer Firmenimmobilie festhalten.<br />
Ihnen geht es eher um pragmatische Lösungen<br />
und Handlungsspielraum. Sale-and-Lease-Back<br />
bietet beispielsweise bei einer Nachfolge einen<br />
praxisnahen Ansatz. Deshalb sind Betriebe<br />
selbst bei familieninternen Übergaben meist<br />
sehr offen. Und bei einer externen Nachfolge,<br />
etwa durch Beteiligungsgesellschaften, wird es<br />
oft regelrecht begrüßt, das Eigentum an der<br />
Firmenimmobilie abgeben zu können.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: In welcher Größenordnung<br />
und von welchen Branchen wird Sale-and-<br />
Lease-Back hauptsächlich genutzt?<br />
Sonja Petersen: Das geht über alle Branchen<br />
hinweg: von Metallverarbeitern über Transportlogistiker,<br />
Automobilzulieferer bis hin zu Anlagenbauern.<br />
Viele Unternehmen, die über eine<br />
Light-Industrial-Immobilie verfügen, fragen uns<br />
an – egal, ob kleinerer Handwerksbetrieb oder<br />
größerer Mittelständler. Unsere Sale-and-<br />
Lease-Back-Transaktionen bewegen sich meist<br />
im Bereich von fünf bis 15 Millionen Euro. Diese<br />
Volumina sind für Privatinvestoren häufig zu<br />
Sonja Petersen, Investmentvorstand der<br />
Deutschen Industrie REIT-AG, im Interview
Anzeige<br />
47<br />
groß und für institutionelle Anbieter zu klein.<br />
Damit sind wir einer von wenigen Partnern in<br />
Deutschland, die Unternehmen eine Finanzierungsoption<br />
in der Größenordnung anbieten.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Die Immobilie geht dabei<br />
vollständig auf Sie über und fällt auch nach Ende<br />
der Mietlaufzeit nicht an den ehemaligen Besitzer<br />
zurück?<br />
Sonja Petersen: Richtig, die Deutsche Industrie<br />
REIT-AG wird zum hundertprozentigen Eigentümer,<br />
die Immobilie verbleibt in unserem Bestand.<br />
Wir können mit den Mieterinnen und Mietern<br />
allerdings ein Vorkaufsrecht vereinbaren, sollte<br />
eine Veräußerung des Objekts durch uns geplant<br />
sein, was in der Praxis aber sehr selten vorkommt.<br />
Am Ende der Vertragslaufzeit gibt es zudem die<br />
Option, den Mietvertrag zu verlängern.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Welche Vorteile bietet Saleand-Lease-Back<br />
Unternehmen?<br />
Sonja Petersen: Da wir die Immobilien mit Eigenkapital<br />
ankaufen, verhelfen wir Unternehmen<br />
kurzfristig, innerhalb von vier bis sechs Wochen,<br />
zu frischer Liquidität. Zudem können die Betriebe<br />
die Immobilie wie gewohnt weiter nutzen.<br />
Themen wie Instandhaltung, Versicherung und<br />
Wartung bleiben in der Regel weiterhin Sache<br />
der Firmen. Das wird oft präferiert, schließlich<br />
hat man sich sein festes und verlässliches Netzwerk<br />
vor Ort aufgebaut. Generell sind wir in<br />
diesem Punkt aber flexibel. Sale-and-Lease-Back<br />
ist für die Unternehmen zudem verlässlich planbar:<br />
Die Miete steht in den meisten Fällen für<br />
die kommenden 10 bis 15 Jahre fest.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Wie berechnen Sie generell<br />
Ihre Kauf- und Vermietungspreise?<br />
Sonja Petersen: Wir kaufen Objekte maximal zum<br />
Zwölffachen der Jahresnettokaltmiete an. Die<br />
Miete für das Lease-Back richten sich nach den<br />
marktüblichen Preisen vor Ort und sind an den<br />
Verbraucherpreisindex gekoppelt.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Und welche Voraussetzungen<br />
müssen Firma und Immobilie für Sale-and-<br />
Lease-Back erfüllen?<br />
Sonja Petersen: Wir benötigen einige Unterlagen<br />
und Informationen zum Gebäude und dem Unternehmen.<br />
Wir prüfen etwa den Zustand der<br />
Immobilie: Wie hoch ist der Sanierungs- und<br />
Instandhaltungsgrad? Auch die Drittverwendungsfähigkeit<br />
ist ein wichtiger Punkt. Zudem<br />
fragen wir: Wie stabil steht das Unternehmen<br />
da? Wie war die Situation in den vergangenen<br />
drei Jahren? Wie sind die Zukunftsaussichten?<br />
So lässt sich beurteilen, ob ein Objekt in unser<br />
Portfolio passt und ob die Mietzahlungen angemessen<br />
geleistet werden können.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Vielen Dank für das Interview<br />
Frau Petersen!<br />
Redaktion: L. S.<br />
Foto: Deutsche Industrie REIT-AG<br />
MEHR INFORMATIONEN<br />
August-Bebel-Str. 68 · 14482 Potsdam<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Liane Ilka Hartstock<br />
Vertriebsmanagerin<br />
Telefon: 0331- 7400 76 549<br />
Mobil: 0170 – 899 45 16<br />
Mail: lh@deutsche-industrie-reit.de<br />
www.deutsche-industrie-reit.de
48<br />
Kunst<br />
und Wirtschaft<br />
Die Beziehung zwischen Wirtschaft und Kunst steht heute im Spannungsverhältnis von Freiheit der<br />
Kunst und Abhängigkeit von der Wirtschaft. Das eine kann zur Abschottung, das andere zur Funktionslosigkeit,<br />
aber auch zu wechselseitigen Synergien führen. Kunst ist und war – in welcher Form auch<br />
immer – ein Spiegel der Gesellschaft.<br />
Wann immer es zu epochalen, gesellschaftlichen<br />
Veränderungen kommt, drückt sich dies unweigerlich<br />
in Kunst und Kultur aus. Eine der berühmtesten<br />
Kulturepochen ist wohl die Renaissance<br />
als Übergang zwischen Mittelalter und<br />
Neuzeit. Das Bedürfnis nach geistiger Neuorientierung<br />
findet hier verstärkt Ausdruck in Protest-<br />
und Mahnhaltungen durch Kunst und<br />
Literatur. Ein Korrektiv, das zumeist als Reaktion<br />
auf zu starke Machtkonzentration und<br />
Missstände sowie im Sinne der Aufklärung –<br />
entsprechend der geistigen und wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse – von Mäzenen gefördert<br />
wurde. Vor einem halben Jahrtausend etwa war<br />
es Michelangelos David, der zum Symbol der<br />
freien Bürger von Florenz wurde. Leonardo da<br />
Vincis Abendmahl legt Zeugnis ab von der Abkehr<br />
kanonischer Apodiktik. Der Mensch selbst rückte<br />
fortan in den Fokus. Der humanistische Gedanke<br />
wurde damit zum Wegbereiter dieser<br />
Epoche als Gegenreaktion auf eine machtgeprägte<br />
Haltung von Fürsten und Kirche.<br />
Das Prinzip hat sich auch über Jahrhunderte nicht<br />
verändert. Rund ein halbes Jahrtausend später,<br />
am 24.06.1995, war die Verhüllung des Deutschen<br />
Reichstages durch das Künstlerehepaar Christo<br />
und Jeanne-Claude abgeschlossen. Anders als<br />
500 Jahre zuvor war es nun ein Parlament, der<br />
Deutsche Bundestag, der über die Realisierung<br />
des Projektes debattierte und sie schlussendlich<br />
beschied. Doch auch hier ging es um die Erschaffung<br />
eines Mahnsymbols gegen einen mehr als<br />
vier Jahrzehnte bestehenden Unrechts- und<br />
Überwachungsstaat.<br />
In der florentinischen Renaissance war es das<br />
Mäzenatentum, das die Entwicklung der Kunst<br />
ermöglichte und beförderte. Mit Fug und Recht<br />
kann man wohl sagen, dass vor allen Dingen die<br />
Medici ein politisches Interesse an der Förderung<br />
von Kunst und Architektur hatten. Dabei ging<br />
es ihnen nicht nur um die Zurschaustellung ihres<br />
Reichtums, sondern auch um die intellektuelle<br />
Deutungshoheit. Beides zusammen mündet<br />
in politischer Macht. Man muss nicht lange<br />
nachdenken, um zu der Erkenntnis zu kommen,<br />
dass dies zu Missbrauch und Verklärung führt.<br />
500 Jahre später gibt es das Mäzenatentum<br />
immer noch, doch gleichzeitig sind es öffentliche<br />
Förderungen, die Kunst und Kultur erst ermöglichen,<br />
um freie Künste auf den Weg zu bringen.<br />
Die Verbindung zwischen Kunst und Wirtschaft<br />
besteht fortan, auch in enger Korrelation. Nur<br />
die Paradigmen dabei haben sich geändert. Was<br />
entstanden ist, ist ein Zusammen- und Auseinanderwachsen<br />
gleichzeitig. Zwei scheinbar<br />
vollkommen unterschiedliche Bereiche haben<br />
ihre Komplementärhaftigkeit längst erkannt und<br />
sich doch selbst mit einer Gewaltenteilung versehen.<br />
Auch jetzt noch muss Kunst zugänglich
sein, muss anziehend sein, ja, sie muss schön<br />
sein. Sie hat die Aufgabe, ihre Betrachter zu unterhalten.<br />
Gleichzeitig, wichtiger noch, muss sie<br />
erklären, Leitplanke und Leuchtturm sein. Und<br />
in der schmerzhaftesten Form gehört auch das<br />
Ertragen dazu.<br />
Mit dem Zusammenhang von Kunst und Wirtschaft,<br />
mit ihrem fragilen Dasein, der dringenden<br />
Notwendigkeit zur Unabhängigkeit, sowie dem<br />
Nutzen für die Wirtschaft wollen wir uns in dieser<br />
Reihe befassen.<br />
Gemeinsam mit der Galeristin, Kunstberaterin<br />
und -vermittlerin Ilknur Özen aus <strong>Mainz</strong> wollen<br />
wir uns dem Thema annähern.<br />
„Die Politik müsste ein<br />
unverkennbares Zeichen setzen“<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Ilknur, Sie haben Philosophie<br />
und Erziehungswissenschaften studiert. Nun<br />
arbeiten Sie als Galeristin, Kunstberaterin und<br />
-vermittlerin. Wie kam es dazu, dass Sie nicht<br />
etwa im pädagogischen Bereich arbeiten, sondern<br />
sich auf ein unplanbares und risikobehaftetes<br />
Terrain begeben haben? Und welche Rolle<br />
in Ihrem Beruf spielen die Philosophin und<br />
Erziehungswissenschaftlerin?<br />
Ilknur: Auch wenn es auf den ersten Blick für<br />
einen Außenstehenden nicht ersichtlich ist, gibt<br />
es einen durchgehenden roten Faden in meinem<br />
Werdegang. Beispielsweise waren Kunst und<br />
Philosophie zwei meiner Abiturprüfungsfächer,<br />
was sich an meiner jetzigen Tätigkeit – der<br />
Vermittlung kritischer zeitgenössischer Kunst<br />
– klar widerspiegelt. Kunst, die das Menschsein,<br />
aber auch die Freiheit, die Wahrheit und die<br />
Liebe thematisiert, bedient sich denselben<br />
Grundkategorien wie die Philosophie in meinem<br />
Verständnis. Zudem habe ich mir mein Studium<br />
sowohl kritisch als auch interdisziplinär<br />
gestaltet (damals im Magisterstudium war das<br />
noch möglich) und beispielsweise ergänzend<br />
Medienphilosophie studiert. Die Schnittstelle<br />
von Kunst und Philosophie hat mich damals<br />
ergriffen und das ist bis heute so geblieben.<br />
Vor allem die akademische Philosophie ist intellektuell,<br />
linkshirnlastig, kalt und einsam ohne<br />
ihre Schwester, die Kunst.<br />
Die Kunst des Denkens und die Kunst des Sehens<br />
auf der einen Seite, Persönlichkeitsbildung<br />
und ästhetische Bildung auf der anderen Seite,<br />
sind tragende Säulen meines Berufes. Ist das<br />
ein unplanbares und risikoreiches Terrain? Ja,<br />
definitiv. Aber mich interessiert nicht nur das<br />
Mögliche, sondern und vor allem das vermeintlich<br />
Unmögliche – sowohl im beruflich-geschäftlichen<br />
Feld als auch im Bereich der geistigen<br />
Weiterentwicklung des Menschen.<br />
49<br />
"Der letzte Abend", DENKSTAHL<br />
Anzeige
50<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: In Ihrem Beruf wird Ihnen<br />
der Spannungsbogen zwischen Kunst und Wirtschaft,<br />
zwischen gesellschaftlicher Notwendigkeit<br />
und beschränkender Abhängigkeit bekannt<br />
sein. Wie nehmen Sie dieses Verhältnis wahr?<br />
Welche Forderungen würden Sie an die Politik<br />
richten, um Unabhängigkeit einerseits und ein<br />
gesichertes Kulturdasein anderseits zu ermöglichen?<br />
Ilknur: Als Kunstvermittlerin plädiere ich für ein<br />
echtes dialogisches Verhältnis zwischen Kunst<br />
und Wirtschaft, so dass die nicht endende Debatte<br />
um Kunst und Kommerz nach und nach<br />
überwunden werden kann. Dafür bedarf es kreativer<br />
Kooperationen. Die Frage stellt sich immer<br />
wieder, ob Kunst überhaupt frei sein kann, wenn<br />
zum einen der Künstler von wirtschaftlichen<br />
Verhältnissen abhängig<br />
ist und zum anderen die<br />
Käufer dazu verleitet sind,<br />
die Kunst zu missbrauchen,<br />
um ihr Prestige und<br />
ihre Macht zu demonstrieren.<br />
Kunst braucht die Wirtschaft<br />
und umgekehrt.<br />
Kunst fördert Kreativität<br />
und erweitert unsere<br />
Sichtweise nur dann,<br />
wenn sie frei ist. Unternehmen,<br />
die Arbeit neu<br />
denken und die unerlässliche<br />
„Transformation“<br />
nicht nur im Sinne der<br />
Digitalisierung vorantreiben<br />
wollen, kommen nicht<br />
umhin, sich mit der Perspektive der Kunst zu<br />
beschäftigen. Die Förderung von Kunst, Kreativität<br />
und Kultur ist allerdings nicht mit den Bemühungen<br />
der Mäzene und einiger bewussten<br />
Unternehmen getan. Die Politik müsste ein<br />
unverkennbares Zeichen setzten, um sich für<br />
die Kunstfreiheit auszusprechen und die gesellschaftliche<br />
Notwendigkeit von Kunst und Kultur<br />
einzusetzen.<br />
„Es bedarf kreativer<br />
Kooperationen”<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Sie sind Kunstberaterin und<br />
-vermittlerin. Das insinuiert zwei Perspektiven.<br />
Eine gedankliche Sicht, die von Ihnen ausgeht<br />
und eine, die den Blick auf Ihre Kunden und<br />
Künstler richtet. Liegen beide Perspektiven nahe<br />
beieinander? Was beschäftigt Sie gedanklich in<br />
diesem Bereich? Nach welchen Schwerpunkten<br />
wählen Sie Ihre Künstler aus?<br />
Ilknur: Aus der Vogelperspektive betrachtet, sind<br />
alle genannten Ebenen miteinander verbunden.<br />
Kunst ist das schöpferische Prinzip der Welt.<br />
Meine Liebe zum Leben und zur Kunst potenziert<br />
sich durch meine Sichtweise auf den Künstler<br />
und die Kunden. Und dies ermöglicht mir meine<br />
Aufgabe, mehr Schönheit in die Welt zu bringen.<br />
In meinem eigensinnigen Galerie-Programm habe<br />
ich einen, und zwar den einen Künstler; seit über<br />
einem Jahrzehnt widme ich mich dem monumentalen<br />
Werk des Frankfurter Künstlers AL<br />
alias DENKSTAHL. Ich habe noch nicht alle 2000<br />
Bilder von ihm gesehen und noch nicht alle 1000<br />
Gedichte gelesen, obwohl<br />
ich bereits mehrere<br />
Bücher mit seinen<br />
Werken publiziert habe.<br />
Immer wieder geht es<br />
ihm um einen stählernen<br />
Denkanstoß. Seine<br />
Worte haben mir<br />
oft die Tränen entrissen,<br />
seine Gedichte<br />
mich tief im Herzen<br />
getroffen. Es ist mir<br />
eine große Ehre, die<br />
DENKSTAHL Kunst dem<br />
Betrachter und dessen<br />
Botschaft dem Empfänger<br />
nahe zu bringen.<br />
Die spannende Biografie<br />
des Denkers, Dichters<br />
und Künstlers DENKSTAHL ist ein Beispiel<br />
für den zeitgenössischen Phönix aus der Asche.<br />
Sie erzählt die Geschichte einer gelungenen<br />
Transformation. Das Kriterium, nach dem ich<br />
einen Künstler auswähle? Er ist gleichzeitig ein<br />
Lebenskünstler.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Niemand wird es häufiger<br />
gehört haben, als Sie selbst, wenn Menschen<br />
sagen, dass sie keine Ahnung von Kunst haben.<br />
Wie begegnen Sie dieser Haltung? Oder umgekehrt,<br />
welche Haltung empfehlen Sie Künstlern,<br />
um dieser vermeintlichen Hemmschwelle entgegenzutreten?<br />
Ilknur: Tatsächlich begegnet mir die Aussage „Ich<br />
habe keine Ahnung von Kunst“ laufend. Es ist<br />
überhaupt nichts Schlimmes, keine Ahnung von
einer Sache zu haben. Das ist meine Grundhaltung<br />
dazu. In solchen Momenten suche ich andere<br />
Berührungspunkte, über die wir im Gespräch<br />
früher oder später doch bei der Kunst landen.<br />
Je nach Tonlage kann ich schnell erkennen, ob<br />
jemand trotzdem offen ist für eine neue Erfahrung,<br />
die Erfahrung der Kunstbetrachtung und<br />
des Kunstgenusses. Um sich auf die Kunst einzulassen<br />
und sie auf sich wirken zu lassen, braucht<br />
man kein Kunstkenner zu sein. Das einzig Notwendige<br />
ist zunächst einmal „nur“ die Offenheit.<br />
Natürlich vermittle ich dabei auch, wie wichtig<br />
es ist, dass wir uns mit Kunst umgeben und uns<br />
mit der Perspektive der Kunst bzw. des Künstlers<br />
beschäftigen. Was wäre das Leben ohne<br />
Kunst?! – diese Frage und Aussage bringt mein<br />
Anliegen bestens zum Ausdruck.<br />
„Das einzig Notwendige<br />
ist Offenheit”<br />
Ahnung von Kunst zu haben, bedeutet nicht,<br />
kunsthistorisch bewandert zu sein. Kunstgeschichte<br />
ist wichtig, keine Frage. Wichtiger ist<br />
jedoch die Gegenwart – unsere Geschichte, die<br />
wir jetzt gerade schreiben. Deshalb ist für mich<br />
die am schwierigsten zugängliche, zeitgenössische<br />
Kunst am spannendsten.<br />
Künstlern empfehle ich im Allgemeinen, dass<br />
sie ihre Werke nicht auf die Methodik und Technik,<br />
also auf ihr handwerkliches Können, reduzieren,<br />
sondern ihr Schaffen der Kunst des Lebens<br />
widmen. Diese hat natürlich nicht nur das eigene<br />
Leben im Sinn, sondern das Leben an sich,<br />
also auch das große Ganze.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Kunst muss schön sein, sie<br />
muss anziehen, sie muss verzaubern. Gleichzeitig<br />
soll sie korrektiv sein, sie soll Leitplanke<br />
und Wegweiser sein. Was befindet sich nach<br />
Ihrer Meinung zwischen „soll“ und „muss“, also<br />
zwischen Anforderung und Zielsetzung?<br />
Ilknur: Nicht umsonst heißt es so treffend „Die<br />
Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Über<br />
das, was schön ist, scheiden sich jeher die Geister.<br />
Manche fühlen sich gezwungen, sich zwischen<br />
Schönheit und Wahrheit entscheiden zu müssen,<br />
so als ob das Schöne und das Wahre zwei gegensätzliche<br />
Qualitäten wären, die sich nicht<br />
vereinen lassen. Dem begegne ich beispielsweise<br />
im Zuge meiner Kunstberatung unmissverständlich.<br />
Es kommt nicht selten vor, dass jemand<br />
die kritischen DENKSTAHL Bilder gnadenlos<br />
ehrlich findet, die Aussagen des Künstlers lobt<br />
und die Wichtigkeit seines Schaffens betont, und<br />
dennoch fast im gleichen Atemzug äußert, dass<br />
er/sie sich diese Bilder jedoch nicht aufhängen<br />
würde. Warum? Ich zitiere: „Lieber umgebe ich<br />
mich in meinem Alltag mit schönen Happy-<br />
Peppy Bildern, die mich positiv stimmen!“<br />
„Wir haben einen Sinn für<br />
das Wahre, Authentische<br />
und Unverfälschte”<br />
Während für die einen das Schöne und das Wahre<br />
sich nicht vereinbaren lassen, empfinden<br />
andere hingegen die Wahrheit als pure Schönheit.<br />
Ist das nur eine Frage des Geschmacks? Natürlich<br />
nicht! So wie wir einen Sinn für Humor haben,<br />
haben wir auch einen Sinn für das Wahre,<br />
Authentische und Unverfälschte. Wir haben<br />
einen (verkümmerten) Sinn für das Schöne, eine<br />
uns innewohnende Fähigkeit, Schönheit zu empfinden.<br />
Daran darf, kann, soll und muss Kunst<br />
erinnern. In diesem Rahmen stelle ich gerne die<br />
Frage: Kann auch das schön sein, das uns anstachelt,<br />
irritiert, provoziert, unser Denken auf<br />
den Kopf und unsere Lebensweise in Frage stellt?<br />
Über Ilknur Özen:<br />
BWN<br />
Fotos: GALERIE VOLLHERZIG<br />
Kunst, die das Menschsein, aber auch die<br />
Freiheit, die Wahrheit und die Liebe thematisiert,<br />
bediene sich denselben Grundkategorien<br />
wie die Philosophie, sagt Ilknur<br />
Özen. Beides, Kunst und Philosophie, zieht<br />
sich durch ihr Leben wie ein roter Faden.<br />
An der Johannes-Gutenberg-Universität<br />
in <strong>Mainz</strong> studierte sie Philosophie und<br />
Erziehungswissenschaften. 2012 veröffentlichte<br />
sie Ihre Magisterarbeit mit dem<br />
Titel „Philosophie des Herzens“. Seither<br />
ist sie in <strong>Mainz</strong> als Galeristin, Kunstberaterin<br />
und -vermittlerin tätig. Zudem widmet<br />
sie sich zeitgenössischer philosophischer<br />
Kunst und setzt sich für Kunst- und<br />
Kreativförderung ein.<br />
51
52<br />
SCHWARZE&ART<br />
Reinhard F. Schwarze fühlt sich als „alter <strong>Mainz</strong>er“. Nach dem Abitur am Schlossgymnasium hat er an der<br />
Gutenberg-Universität Bildende Kunst und Kunstgeschichte studiert. Heute lebt er in der Pfalz, unweit von Bad<br />
Dürkheim an der Weinstraße in einer kleinen Winzergemeinde, wo er sich in der ehemaligen Dorfschmiede ein<br />
Atelier eingerichtet hat.<br />
In seinem künstlerischen Schaffen bewegt sich<br />
Reinhard F. Schwarze zwischen abstrakter und<br />
figurativer Darstellung, oftmals mit surrealistischem<br />
Anklang. Fasziniert von Farben und<br />
Linien, die ohne gegenständlichen Bezug ausschließlich<br />
sich selbst ausdrücken, lässt ihn die<br />
Bindung an das Gegenständliche trotzdem nie<br />
richtig los. Bei jedem erneuten Betrachten seiner<br />
Werke sollen neue Aspekte entdeckt werden,<br />
die nicht nur erfreuen, sondern auch zum<br />
Nachdenken inspirieren.<br />
Schwarze arbeitet vorwiegend mit Farbstiften<br />
auf mittelgroßen Papierformaten. Nicht selten<br />
findet man in seinen Bildern auch Schriftzeichen<br />
und Zahlen, mitunter sogar Zitate aus lyrischen<br />
Texten. Bild- und Textelemente sind dann oftmals<br />
nicht nur formal miteinander verwoben,<br />
so dass zusätzlicher Raum für weiterführende<br />
Gedanken entsteht. Thematisch dreht es sich<br />
bei Schwarze um Maritimes sowie Eindrücke<br />
aus der Natur, in unterschiedlichsten Konfigurationen<br />
auch immer wieder um Menschen.<br />
Inhaltliche Bezüge sind dabei meist nur angedeutet.<br />
Neben dem Zeichnen ist Acrylmalerei ein<br />
weiteres Ausdrucksmittel von Reinhard<br />
F. Schwarze, außerdem gehört Gedrucktes<br />
von Holz- und Linol-Druckstöcken<br />
zu seinem Repertoire.<br />
Let’s dance, 2020<br />
Self-Isolation, 2020<br />
S. K.<br />
Reinhard F. Schwarze
„Ich will keine Kunst machen, mit der man nach<br />
einmaligem Betrachten „fertig” ist. Mir geht es um Bilder,<br />
die zum Wieder-Anschauen reizen, in denen man bei<br />
jedem erneuten Betrachten immer wieder Dinge entdeckt,<br />
worüber man nachdenken, oder an denen man<br />
sich einfach nur erfreuen kann.”<br />
53<br />
Arbeiten von Reinhard F. Schwarze<br />
sind im Herbst auf zwei<br />
Ausstellungen zu sehen:<br />
11. und 12. September <strong>2021</strong><br />
„Offene Ateliers“<br />
in der „Alten Schmiede“,<br />
67273 Bobenheim am Berg<br />
www.bbkrlp.de<br />
Enkhuizen, 2019<br />
18. und 19. September <strong>2021</strong><br />
„kunstweg“ im „Blauen Rathaus“,<br />
67278 Bockenheim<br />
an der pfä lzischen Weinstraße<br />
https://m.facebook.com/kunstweg<br />
Kontaktdaten<br />
Mail: schwarze@schwarzeplusart.de<br />
Tel.: 0162-2543371<br />
Reinhard F. Schwarze<br />
„Alte Schmiede“ , Leininger Straße 24<br />
67273 Bobenheim am Berg<br />
www.schwarzeplusart.de<br />
Mailied, 2020<br />
SCHWARZE&ART
<strong>Wirtschafts</strong><br />
Gesundheit<br />
<strong>News</strong><br />
54<br />
Sport und Bewegung bei Krebs<br />
Unsere Expertin:<br />
Dr. med. Gabriele Lochhas<br />
Dr. med. Gabriele Lochhas ist Fachärztin für Strahlentherapie<br />
und ltd. Fachärztin der Strahlentherapie RheinMainNahe am<br />
Standort Rüsselsheim. Als Koordinatorin der Krebssportgruppe<br />
am GPR-Klinikum Rüsselsheim ermutigt sie ihre Patienten,<br />
während und nach einer Krebstherapie mit Sport und Bewegung<br />
nach den jeweils individuellen Möglichkeiten aktiv zu bleiben.<br />
.<br />
WI-<strong>News</strong>: Seit 25 Jahren arbeiten Sie als Fachärztin<br />
für Strahlentherapie. Ihr Schwerpunkt<br />
liegt damit klar auf der technischen und somit<br />
schulmedizinischen Therapie bei Krebs. Dennoch<br />
setzen Sie sich seit langem ganz gezielt dafür<br />
ein, dass Patienten bereits während der Krebsbehandlung<br />
sportlich aktiv sein sollen. Was<br />
spricht in dieser anstrengenden Lebensphase<br />
für Sport und Bewegung?<br />
Dr. G. Lochhas: Für die effektive Behandlung<br />
von Krebs stehen die Strahlentherapie, die Chemo-<br />
und Immuntherapie und die Operation zur<br />
Verfügung. Sehr häufig werden diese Optionen<br />
kombiniert oder folgen hintereinander. Da ist<br />
es nachvollziehbar, dass die Therapie für die<br />
betroffenen Patienten mitunter sehr anstrengend<br />
und belastend ist. Dennoch ist eine reine<br />
Schonung nicht sinnvoll. Vielmehr kann mit<br />
moderater Bewegung oder leichtem Sport dem<br />
chronischen Erschöpfungszustand (Fatigue),<br />
der sich häufig bei einer Krebstherapie einstellt,<br />
entgegengewirkt werden.<br />
WI-<strong>News</strong>: Eine komplette Schonung, wie wir<br />
es bei schweren Erkrankungen im Kopf haben,<br />
ist also gar nicht ratsam?<br />
Dr. G. Lochhas: Wenn es dem Patienten möglich<br />
ist, sollte er in Bewegung bleiben. Natürlich<br />
soll während der Therapie keine Überlastung<br />
stattfinden, etwa durch schwere körperliche<br />
Arbeit oder zusätzliche psychische Belastungen.<br />
Bewegung und leichter Sport hingegen sind<br />
ausdrücklich erlaubt. In der Strahlentherapie<br />
RheinMainNahe informieren wir unsere Patienten<br />
hierüber ausführlich. „Sport und Bewegung“<br />
zählen zur Komplementären Onkologie. Diese<br />
umfasst wissenschaftlich belegte Maßnahmen,<br />
die die Nebenwirkungen von Krebstherapien<br />
lindern.<br />
WI-<strong>News</strong>: „Sport“ bei Krebs – das können sich<br />
möglicherweise nicht alle Patienten vorstellen.<br />
Denn es klingt nach einer weiteren Kraftanstrengung,<br />
die kaum leistbar ist.
EXPERTENFORUM<br />
55<br />
Dr. G. Lochhas: Deshalb sprechen wir auch von<br />
„Sport und Bewegungstherapie“. Es soll als<br />
begleitende Maßnahme verstanden werden, die<br />
jeder nach seinen Möglichkeiten und der Schwere<br />
der jeweiligen Krebserkrankung durchführen<br />
kann. Natürlich fällt es Menschen, die vor der<br />
Diagnose bereits sportlich aktiv waren, leichter,<br />
dies auch während einer Krebstherapie umzusetzen.<br />
Dennoch sehen wir im Praxisalltag<br />
immer wieder, dass auch Patienten, die vorher<br />
keinen oder wenig Sport getrieben haben, definitiv<br />
von Bewegung profitieren. Das Immunsystem<br />
wird gestärkt, der chronische Erschöpfungszustand<br />
(Fatigue) wird gelindert und<br />
damit steigt die Lebensqualität.<br />
WI-<strong>News</strong>: Sport und Bewegung bei Krebs schließen<br />
sich also nicht aus, sondern sind vielmehr<br />
eine gute Kombination, um die Nebenwirkungen<br />
der Therapie aktiv zu lindern- Fr. Dr. Lochhas,<br />
wir danken Ihnen für das Interview.<br />
Sport- und Bewegungstherapie bei Krebs<br />
– Wirksamkeit belegt<br />
Erste beobachtende Studien der Universitätsmedizin<br />
Heidelberg weisen darauf hin,<br />
dass körperliches Training einen Einfluss<br />
auf das Überleben und auf eine erneute<br />
Krebserkrankung haben kann. Belegt werden<br />
konnte in Studien, dass sich neben der<br />
Lebensqualität auch therapie- und krankheitsbedingte<br />
Nebenwirkungen durch eine<br />
systematische Sport- und Bewegungstherapie<br />
positiv beeinflussen lassen. Im Rahmen<br />
einer Studie haben Wissenschaftler<br />
der Deutschen Sporthochschule Köln und<br />
der Uniklinik Köln im Centrum für Integrierte<br />
Onkologie CIO Köln/Bonn belegen<br />
können, dass sich angemessene Ausdauerbelastung<br />
bei Krebspatienten positiv auf<br />
die körpereigene Tumorabwehr auswirkt.<br />
Redaktion: Christiane Gawlyta<br />
www.strahlentherapie-rheinmainnahe.de
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56<br />
EXPERTEN FÜR DAS GESAMTE<br />
Das Team der Zahnärzte Flonheim Luka Klimaschewski & Dr. Andreas Pelster<br />
Mit Implantaten feste<br />
Zähne an einem Tag<br />
Das Implantat-Zentrum in Flonheim (izf) wird<br />
mit Luka Klimaschewski und Dr. Andreas Pelster<br />
von zwei profilierten Experten geleitet. Bereits<br />
mehrere tausend Implantate haben die Fachärzte<br />
erfolgreich gesetzt und versorgt. So kann<br />
die Praxis auf 15 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet<br />
der Implantologie zurückblicken, Keramikimplantate<br />
werden seit über 10 Jahren gesetzt. Nur<br />
durch Fortbildung kann das Implantat-Zentrum<br />
seine Patienten nach höchsten Qualitätsstandards<br />
und neuester Technologie behandeln.<br />
„Geprüfte Experten der Implantologie“.<br />
Ergänzt wird die Erfahrung und das Know-how<br />
der Zahnärzte durch aktuelle Technik. Die Praxis<br />
verfügt über das beste 3D-Röntgengerät, das sich<br />
durch die heute höchst mögliche Bildqualität auszeichnet,<br />
wodurch auch kleinste Details zu erkennen<br />
sind.<br />
Eine umfassende und genaue Diagnose unter<br />
Einsatz modernster 3D-Bildgebung, ist der Beginn<br />
einer jeden Beratung. Es folgen möglichst schonende<br />
Verfahren, sowie innovative und nachhaltige<br />
Behandlungsmethoden in der Therapie. Eine<br />
Besonderheit ist das zahntechnische Eigenlabor,<br />
womit eine effiziente und reibungslose Kommunikation<br />
zwischen Zahnarzt und Zahntechnikern<br />
stattfinden kann. Da der Techniker den Patienten<br />
persönlich kennenlernt, erhält der Patient nicht<br />
nur perfekt funktionell passende Zähne, sondern<br />
auch ein Ergebnis, das optimal und individuell auf<br />
sein gesamtes Erscheinungsbild angepasst ist.<br />
Patienten können sich daher sicher sein, dass der<br />
Zahnersatz qualitativ hochwertig gefertigt wird<br />
und schnell verfügbar ist. Auf diese Weise kann<br />
die Praxis eine hochwertige und nachhaltige Vorsorge<br />
und Versorgung ihrer Patienten sicherstellen<br />
– unter einem Dach.<br />
Redaktion: S. H.<br />
Fotos: M. S.<br />
„Im Mittelpunkt steht für uns immer die Patientenzufriedenheit.<br />
Schmerzvermeidung bei Diagnose<br />
und Therapie, nachhaltiger Behandlungserfolg<br />
und optimale zeitliche Abläufe sind uns<br />
ebenso wichtig wie die Rücksicht auf individuelle<br />
Wünsche unserer Patienten“, erklärt Luka<br />
Klimaschewski die Praxisphilosophie. Die Einrichtung<br />
der Praxis ist modern: Jeder Behandlungsstuhl<br />
ist mit digitalem Röntgen und einer<br />
Intraoralkamera ausgestattet. Neben dem 3D-<br />
Röntgenverfahren für eine aussagefähige Diagnostik<br />
wird auch Laser für die schonende<br />
Behandlung der Patienten genutzt. „Zahnmedizinische<br />
Kompetenz, modernste Ausstattung<br />
und optimierte Arbeitsabläufe resultieren schließlich<br />
auch in Kostenvorteilen, die wir vorteilhaft<br />
an unsere Patienten weitergeben“, fasst Dr.<br />
Andreas Pelster zusammen.<br />
Die Vorteile für den Patienten<br />
auf einen Blick:<br />
• Moderne Zahnheilkunde in einem Team<br />
von Spezialisten unter einem Dach<br />
• Bequeme und zinslose Ratenzahlung<br />
für alle Patienten über das „Deutsche<br />
Zahnärztliche Rechenzentrum“ (DZR)<br />
• Die Praxis ist auch samstags geöffnet.<br />
Das garantiert eine flexible Vereinbarung<br />
von Behandlungszeiten.<br />
• Ausreichend kostenlose Parkplätze<br />
stehen zur Verfügung.<br />
• Behandlungen sind auch mit entspannendem<br />
Lachgas angstfrei möglich<br />
• Eigenes zahntechnisches Labor<br />
Zahnarzt<br />
Luka Klimaschewski:<br />
Geprüfter Experte der<br />
Implantologie – DGOI<br />
ICOI Diplomate<br />
Dr. Andreas Pelster:<br />
Geprüfter Experte der<br />
Implantologie – DGOI<br />
ICOI Diplomate<br />
Zahnärztin<br />
Denise Pulsack-Pytel:<br />
Endodontologie, Parodontologie,<br />
Ganzheitliche<br />
Zahnheilkunde, Zahnärztliche<br />
Schlafmedizin<br />
Geprüfte Experten<br />
der Implantologie<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für orale Implantologie<br />
Geprüfte Experten der Implantologie – DGOI<br />
Diplomates
Anzeige<br />
SPEKTRUM DER ZAHNMEDIZIN<br />
57<br />
Metallfreie<br />
Implantologie<br />
Die beiden Zahnärzte und Implantologen erklären,<br />
was man über ein Implantat wissen sollte:<br />
Was ist ein Implantat?<br />
Ein Implantat ist eine künstliche Zahnwurzel, die<br />
dauerhaft mit dem Kiefer verbunden ist. Es dient<br />
als Tragpfeiler für den Zahnersatz, der einzeln<br />
oder als Brücke, fest verbunden oder herausnehmbar<br />
aufgebaut sein kann.<br />
Spüre ich ein Implantat im Alltag?<br />
Im Gegensatz zum früher vorherrschenden<br />
„künstlichen Gebiss“ ist ein Implantat mit keinerlei<br />
Einschränkungen der Lebensqualität verbunden.<br />
Die neuen Zähne fühlen sich an wie<br />
gewachsen und sind ebenso belastbar wie die<br />
natürlichen Zähne.<br />
Aus welchen Materialien werden<br />
Implantate hergestellt?<br />
Ausgehend von den individuellen Gegebenheiten<br />
und den Wünschen des Patienten bieten sich<br />
zwei Materialien an. Titan und ganzheitliche<br />
metallfreie Keramikimplantate.<br />
Welche Vorteile haben metallfreie<br />
Keramikimplantate?<br />
Keramikimplantate bieten eine 100-prozentige<br />
Biokompatibilität. Dies führt zu einer optimalen<br />
Gewebeverträglichkeit mit besserer Zahnfleischanlagerung.<br />
Zusätzlich besteht eine geringere<br />
Plaqueanlagerungsaffinität und damit ein niedrigeres<br />
Risiko für Zahnfleischentzündungen. Bei<br />
Patienten mit sehr zartem Zahnfleisch ergibt<br />
sich zusätzlich eine bessere Ästhetik.<br />
Welche Nachteile haben Keramikimplantate?<br />
Die Einheilung in den Knochen dauert länger.<br />
Keramikimplantate gibt es erst seit einigen Jahren.<br />
Wegen der kurzen Beobachtungsdauer und<br />
kontinuierlichen Verbesserungen des Designs<br />
gibt es nur wenige mehrjährige Studien über die<br />
Erfolgsrate von Keramikimplantaten. Unsere<br />
Erfahrung und die vorliegenden Studien zeigen<br />
aber, dass prinzipiell Zirkonimplantate eine den<br />
langjährig untersuchten Titanimplantaten vergleichbare<br />
sehr gute Überlebensraten haben.<br />
Leider sind Keramikimplantate wesentlich teurer<br />
als Titanimplantate.<br />
Wie kann ich in nur einer Sitzung feste<br />
neue Zähne erhalten?<br />
In vielen Fällen können die gerade gesetzten<br />
Implantate direkt mit einer festen Brücke versorgt<br />
werden. Die früher für die Einheilphase nötige,<br />
herausnehmbare Übergangsprothese entfällt.<br />
Welche Kriterien sollte die Diagnostik für eine<br />
nachhaltig erfolgreiche Implantation erfüllen?<br />
Nur mit dem 3D-Röntgenverfahren ist die Qualität<br />
der Diagnostik zu erreichen, die wiederum<br />
Voraussetzung für die Planung der Implantation<br />
ist. Dieses auch als Digitale Volumen Tomographie<br />
(DVT) bekannte Verfahren liefert auf schonende<br />
Weise eine dreidimensionale Volumendarstellung<br />
des gesamten Kiefer- und<br />
Zahnbereichs, sowie Schnittbilder in allen drei<br />
Ebenen. Dabei ist die Strahlenbelastung um ein<br />
Vielfaches geringer, als bei der konventionellen<br />
Computertomographie. Diese hochauflösenden<br />
Aufnahmen helfen auch dem Patienten, die un-<br />
terschiedlichen Behandlungsmethoden zu verstehen<br />
und sich für die beste Lösung zu entscheiden.<br />
Wie kann ich mich beraten lassen und erfahre<br />
welche Kosten für die festen Zähne entstehen?<br />
Wir bieten spezielle Beratungstermine, auch am<br />
späten Abend und samstags. Hier besprechen<br />
wir nach genauer Diagnostik in einer individuellen<br />
Beratung, welche Lösungen die besten sind.<br />
Für unsere implantologische Beratung entstehen<br />
keinerlei Extrakosten.<br />
Habe ich neben dem Implantologen<br />
andere Behandler?<br />
Nein. Sie haben einen Behandler und Ansprechpartner<br />
von der ersten Beratung, dem Erstellen<br />
des 3D-Bildes ihres Kiefers, dem Setzen der<br />
Implantate bis zum Einsetzen des endgültigen<br />
Zahnersatzes. Von Beginn an ist ein Techniker<br />
unseres Praxislabors beteiligt. Der persönliche<br />
Kontakt und die enge Zusammenarbeit von Behandler,<br />
Patient und Zahntechniker ist ein wesentlicher<br />
Faktor für unsere erfolgreichen Behandlungen.<br />
Gibt es verschiedene Implantationsmethoden?<br />
Ja, hier profitieren unsere Patienten von unserer<br />
langjährigen und breitgefächerten Erfahrung in<br />
allen Implantationstechniken. Aufgrund unserer<br />
Diagnose und der Wünsche unserer Patienten<br />
geben wir unsere Empfehlung. Dann entscheidet<br />
unser Patient.<br />
Zahnärzte Flonheim • Luka Klimaschewski & Dr. Andreas Pelster • Bornheimer Landstraße 8 • 55237 Flonheim<br />
tel: 0 67 34 / 3 68 • fax: 0 67 34 / 9 13 21 15 • info@zahnaerzte-flonheim.de • www.zahnaerzte-flonheim.de
58<br />
„Gehör finden“<br />
Als sie früher ihre Oma umarmte, sagt Saskia Siegler-Koch, habe es immer gepiepst. Das Geräusch,<br />
das die Hörakustikmeisterin meinte, entstammte einer Rückkopplung des Hörgeräts. Und helfen, erzählt<br />
sie weiter, wollte sie ohnehin schon immer. Kaum verwunderlich also, dass sie sich nun um Menschen<br />
mit Hörschwierigkeiten kümmert. Wie drängend die Probleme eben jener sind, können die meisten<br />
nicht nachvollziehen. Kennt man es nicht anders, ist ein funktionstüchtiges Gehör eine Selbstverständlichkeit.<br />
Doch die Alltagsschwierigkeiten und die Folgen daraus sind gravierend. Gut, dass es nunmehr<br />
komfortable Lösungen gibt. Anders, als zu Zeiten von Rückkopplungen, unansehnlichen Ohrmuscheln<br />
und dergleichen mehr.<br />
Mehrwöchige Testzeit<br />
Damit alle therapeutischen Maßnahmen fruchten<br />
können, muss natürlich auch die Hardware funktionieren.<br />
Aufgrund unterschiedlich gelagerter<br />
Probleme einerseits, sowie verschiedener Lebensgewohnheiten<br />
andererseits, ist individuelle Anpassung<br />
unabdingbar. Grundlage der Anpassung<br />
für ein Hörgerät ist zunächst ein aufwändiger<br />
Hörtest. Ton- und Sprachaudiometrie geben dabei<br />
Aufschluss über den Grad der Höreinschränkung.<br />
Ebenso wichtig ist eine Art Anamnese. „Wir<br />
klappern den Alltag des Kunden ab“, beschreibt<br />
es Siegler-Koch. Dabei geht es um Abläufe, Gewohnheiten,<br />
Hobbies, berufliche- und natürlich<br />
gesundheitliche Aspekte. Etwa darum, ob jemand<br />
viel telefoniert, gerne fernsieht, Musik hört oder<br />
gar selbst musiziert. Letzte Unwägbarkeiten werden<br />
dann durch eine mehrwöchige Testzeit beseitigt.<br />
In dieser Zeit nimmt der Kunde mehrere<br />
Geräte mit nach Hause und testet, welches ergonomischer<br />
und klanglich angenehmer sowie<br />
funktionstüchtiger ist.<br />
Tragekomfort und Hörqualität<br />
Einen Eindruck vom technischen Fortschritt der<br />
Geräte kann man sich machen, wenn man sich<br />
die Anpassungsmöglichkeiten an den Alltag des<br />
Kunden ansieht. Was noch vor einigen Jahren<br />
nicht mehr, als ein Klangverstärker war, ist heute<br />
sowas Ähnliches, wie ein Tonstudio. Nur eben<br />
kaum sichtbar. So ist es auf unterschiedlichen<br />
Kanälen per Bluetooth koppelbar mit Fernseher,<br />
PC, Handy oder anderen Gebrauchsgeräten. Individuell<br />
einstellbar sind Lautstärke, Klangfarbe<br />
und vieles mehr.<br />
Ebenso bedeutsam ist die Ergonomie, die anatomische<br />
Anpassung. Neben den Standardgeräten<br />
gibt es so genannte Otoplastiken, individuell<br />
angefertigte Ohrstücke. Die Fertigung dieser<br />
Otoplastiken ist ein aufwändiger Prozess, der dem<br />
Kunden ein besonders hohen Tragekomfort sicherstellt<br />
und natürlich Hörqualität bietet. Hierzu<br />
wird zunächst ein Abdruck von Ohrmuschel<br />
Tinnitus /<br />
Audiotherapie<br />
Linderung von Ohrgeräuschen<br />
und mit Hilfe von Audiotherapie<br />
maximale Zufriedenheit<br />
mit Ihren Hörsystemen<br />
Hörgeräte<br />
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wie gut Sie mit den Hörgeräten<br />
im Alltag zurecht kommen.
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59<br />
Koch<br />
Hörakustik<br />
Oppenheim<br />
unter den Top 100<br />
und Gehörgang gemacht. Anschließend wird das<br />
Bild als Scan an ein Labor gesandt, in dem das<br />
Ohrstück gefertigt wird. Gleichzeitig sucht der<br />
Kunde sich sein Wunschgerät aus, das schließlich<br />
mit der Otoplastik zusammengefügt wird.<br />
Hörakustikern<br />
Deutschlands!<br />
„Gehör finden“ viele bei Koch-Hörakustik. Ein<br />
Gutteil der Kunden sind Menschen mit Altersschwerhörigkeit.<br />
Doch ebenso darunter sind<br />
Lärmgeschädigte und Menschen mit angeborener<br />
oder vererbter Schwerhörigkeit. Zudem können<br />
Krankheiten zu Schwerhörigkeit führen. Etwa<br />
von Entzündungen, Masern oder Hirnhautentzündungen<br />
sind häufig Kinder betroffen. Doch<br />
auch Gehörknöchelversteifungen ziehen Probleme<br />
beim Hören nach sich. Nicht selten, sagt Saskia<br />
Siegler-Koch, sei ein vertrauensvolles Gespräch<br />
der erste Schritt, die richtigen Maßnahmen zu<br />
ergreifen. Auch das bedeutet, Gehör zu finden.<br />
Redaktion: Koch Hörakustik<br />
Fotos: B.W.<br />
kontakt@koch-hoerakustik.de • www.koch-hoerakustik.de<br />
Koch Hörakustik • Sant-Ambrogio-Ring 13b • 55276 Oppenheim • tel: 0 61 33 / 5 73 54 20<br />
Koch Hörakustik • Ober-Saulheimer-Str. 25 • 55291 Saulheim • tel: 0 67 32 / 9 51 96 81<br />
Koch Hörakustik • Bahnhofstr. 40 • 67547 Worms • tel: 0 62 41 / 8 49 96 60<br />
Saskia Siegler-Koch, Hörakustikmeisterin
Die sichere Entscheidung für Ihre Schönheit –<br />
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Fort Malakoff Klinik <strong>Mainz</strong><br />
Höchste Qualität und Perfektion in allen Bereichen -<br />
dafür steht die Fort Malakoff Klinik. Angefangen von<br />
der Sicherheit im neuen OP-Zentrum über den Einsatz<br />
modernster Technik für alle OP-Verfahren bis hin zum<br />
Hotelkomfort in luxuriösen Patientenzimmern. Der steigenden<br />
Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und<br />
sicheren Eingriffen in der plastisch-ästhetischen Chirurgie<br />
sowie bei den nicht operationen ästhetischen Behandlungen<br />
können die erfahrenen Fachärztinnen und<br />
Fachärzte in vollem Umfang nachkommen.<br />
Ästhetik für IHN<br />
Gesicht<br />
• Facelift / Fadenlift<br />
• Lidstraffung (Laser) / Brauenlift<br />
• Nasenkorrekturen<br />
• Ohrkorrekturen<br />
Ästhetik für SIE<br />
Gesicht<br />
• Facelift / Fadenlift<br />
• Lidkorrekturen (Laser) / Brauenlift<br />
• Nasenkorrekturen<br />
• Ohrkorrekturen<br />
Brust<br />
• Brustvergrößerung mit Implantaten<br />
• Brustvergrößerung mit Eigenfett<br />
• Bruststraffung<br />
• Brustverkleinerung / Bruststraffung<br />
Haut und Falten<br />
• Botox® und Filler<br />
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Besenreiser, Couperose, Pigmente<br />
Körper<br />
• Laser-Fettabsaugung<br />
• Kryotherapie: Fettweg ohne OP<br />
• Fett-weg-Spritze<br />
• Intimchirurgie<br />
• Bauchstraffung / Armstraffung<br />
• Hyperhidrosetherapien: Behandlung<br />
bei übermäßigem Schwitzen<br />
Körper<br />
• Laser-Fettabsaugung<br />
• Kryotherapie: Fettweg ohne OP<br />
• Bauchstraffung<br />
• Hyperhidrosetherapien: Behandlung bei übermäßigem<br />
Schwitzen<br />
Brust<br />
• Laser-Fettabsaugung<br />
• Männerbrustverkleinerung<br />
• Fett-weg-Spritze<br />
Kassenärztliche Therapien<br />
Gesicht<br />
• Operationen bei Hauttumoren<br />
• Nasenkorrekturen<br />
Brust<br />
• Brustverkleinerung bei Frauen<br />
• Brustverkleinerung bei Männern<br />
Körper<br />
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• Operation bei Fettschürze<br />
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Möglichkeiten der<br />
Körperstraffung<br />
61<br />
Endlich wieder rundum wohlfühlen! Dieser Wunsch ist absolut nachvollziehbar, wenn nach starkem Gewichtsverlust,<br />
Schwangerschaft oder einer Fettabsaugung ein „Zuviel“ an Haut vorhanden ist. Wir sprachen mit dem <strong>Mainz</strong>er<br />
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Dr. Martin Kürten über dieses Thema:<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Herr Dr. Kürten,<br />
die Bauchdeckenstraffung zählt<br />
mittlerweile zu den häufigsten OPs,<br />
was sind die Gründe?<br />
Dr. M. Kürten: Mit Sport und Diäten<br />
ist diesem Bereich kaum beizukommen,<br />
denn hier haben wir eine große<br />
Menge an Fettdepots. Und nach einer<br />
starken Gewichtsabnahme oder<br />
einer Schwangerschaft ist der Bauch<br />
nicht einfach wieder flach und straff.<br />
Daher kann bei einer Straffungsoperation die überschüssige<br />
Haut entfernt und gleichzeitig noch vorhandene Fettdepots abgesaugt<br />
werden. Bei der präzisen präoperativen Planung erfolgt<br />
die Anzeichnung der Patienten im Stehen. Dabei werden die<br />
neue Höhenposition des Bauchnabels und das zu entfernende<br />
Hautareal zur Straffung markiert. Der Schnitt verläuft tief im<br />
Unterbauchbereich und ist so angelegt, dass er später vollständig<br />
von Unterwäsche oder Bademode verdeckt wird.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Auch bei den sogenannten „Winkearmen“<br />
lässt sich durch Muskeltraining kaum etwas erreichen?<br />
Dr. M. Kürten: Das erschlaffte Bindegewebe an den Oberarmen<br />
wird oft als sehr störend empfunden. Hier spielen schlicht Alterungsprozesse<br />
eine Rolle und ein Muskelaufbau kann nur vorbeugend<br />
helfen. Ist das Gewebe bereits erschlafft, hilft nur eine<br />
Operation. Hierbei handelt es sich um einen unkomplizierten<br />
Eingriff, bei dem der Haut- und Fettüberschuss spindelförmig<br />
an der Innenseite des Oberarmes entfernt und die Hautränder<br />
mit einer nahezu unsichtbaren Naht wieder zusammengeführt<br />
werden.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Neben der Behandlung einzelner Körperregionen<br />
führen Sie bei ausgeprägten hängenden Hautpartien<br />
nach starker Gewichtsabnahme auch ein komplettes Bodylift<br />
durch:<br />
Dr. M. Kürten: Hierbei unterscheidet man zwischen dem oberen<br />
und dem unteren Bodylift. Wird die Haut an Oberarmen, Brust<br />
und Rücken reduziert und gestrafft, spricht man vom oberen<br />
Bodylift. Das untere Bodylift umfasst Bauch, Gesäß und Oberschenkel.<br />
Einer Körperstraffung geht meist ein starker Gewichtsverlust<br />
voraus, hier ist es nur allzu verständlich, dass die<br />
Menschen sich nicht mit einem „neuen Problem“, nämlich hängenden<br />
Hautpartien, abfinden wollen. Auch können einzelne<br />
Bereiche, z.B. das Gesäß mit Eigenfett aufgepolstert werden.<br />
Mit dieser Lipofilling-Methode werden sichere und natürliche<br />
Ergebnisse erreicht.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Welche Möglichkeiten gibt es für Frauen, die<br />
nach Schwangerschaft und Stillzeit unzufrieden mit ihrem Körper<br />
sind?<br />
Dr. M. Kürten: Durch das sogenannte „Mommy Makeover“ können<br />
wir Frauen „ihren Körper“ zurückgeben. Mit einer Brust- und<br />
Bauchdeckenstraffung ist dies sehr gut möglich. Grundsätzlich<br />
müssen stark hängende oder schlaffe Hautpartien nicht hingenommen<br />
werden. Erfahrene plastische Chirurgen sorgen mit<br />
sicheren Methoden für eine ausgewogene Körpersilhouette und<br />
helfen Menschen, sich in ihrem Körper wieder wohlzufühlen<br />
Körperstraffung –<br />
darauf sollten Sie achten:<br />
Redaktion: <strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong><br />
Fotos: FMK<br />
Eine erfolgreiche ästhetische Körperstraffung<br />
erfordert umfassende Erfahrung<br />
des Operateurs. Sämtliche notwendigen<br />
Operationsmethoden und –techniken sollten vielfach<br />
durchgeführt worden sein. Eine Körperstraffung<br />
kann mit der Absaugung von vorhandenen<br />
Fettdepots verbunden werden. Außerdem können<br />
einzelne Körperpartien, z.B. das Gesäß mit Eigenfett<br />
aufgepolstert werden (Lipofilling-Methode).<br />
FORT MALAKOFF KLINIK<br />
Private Fachklinik für plastische Chirurgie<br />
Fort Malakoff Klinik <strong>Mainz</strong> • Rheinstraße 4K<br />
D-55116 <strong>Mainz</strong> • Tel. +49 (0) 61 31-14 67 67<br />
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Schonend und sicher - Strahlentherapie bei Prostatakrebs<br />
Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist das Prostatakarzinom. Wird diese Erkrankung festgestellt, stehen sehr effektive Behandlungsmöglichkeiten,<br />
wie z. B. die Strahlentherapie zur Verfügung. <strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong> sprach mit der erfahrenen Strahlentherapeutin Dr. med Ute Metzmann:<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Frau Dr. Metzmann, ab welchem Lebensalter ist ein Prostatakarzinom<br />
wahrscheinlich?<br />
Dr. U. Metzmann: Im Durchschnitt erkranken Männer um das 70. Lebensjahr<br />
an einem Prostatakarzinom. Wie bei jeder Statistik gibt es aber auch hier Abweichungen<br />
nach oben und nach unten. Obwohl diese Erkrankung vor dem<br />
50. Lebensjahr eher selten ist, kommt es auf die familiäre Disposition an. Daher<br />
sollte die Vorsorge bereits ab dem 40. Lebensjahr durchgeführt werden.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Wie sieht es mit den Heilungschancen aus?<br />
Dr. U. Metzmann: Wird der Tumor in einem frühen Stadium erkannt, sind die<br />
Heilungschancen sehr hoch. Die Erkrankung beschränkt sich dann noch auf<br />
die Prostata und hat sich noch nicht auf andere Organe ausgebreitet. In sehr<br />
frühen Stadien wird das Prostatakarzinom zunächst überwacht. Bei regelmäßigen<br />
Untersuchungen wird dann der PSA-Wert kontrolliert.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Wann ist eine Behandlung nötig?<br />
Dr. U. Metzmann: Ist der PSA-Wert gestiegen, wird entweder eine Strahlentherapie,<br />
Operation oder Hormonbehandlung durchgeführt. Auch nach einer<br />
Operation kann zusätzlich eine Strahlentherapie angezeigt sein. Dies ist dann<br />
der Fall, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte oder er eine<br />
gewisse Größe überschreitet.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Wie sicher ist die Strahlentherapie?<br />
Dr. U. Metzmann: Bei der Strahlentherapie handelt es sich um eine sehr bewährte<br />
und erfolgreiche Methode bei der effektiven Behandlung von Prostatakrebs.<br />
Moderne Linearbeschleuniger verfügen über Techniken, die es ermöglichen,<br />
die Strahlendosis gezielt im erkrankten Gewebe zu platzieren und<br />
umliegende Organe weitgehend zu schonen. Die Strahlentherapie umfasst ca.<br />
sieben Wochen mit 36 Behandlungstagen. Die einzelne Bestrahlung dauert<br />
nur wenige Minuten und die Patienten sind in ihrem Alltag wenig eingeschränkt.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong>: Und mit welchen Nebenwirkungen muss gerechnet werden?<br />
Dr. U. Metzmann: Im Vergleich mit der Operation ist das Inkontinenzrisiko bei<br />
der Strahlentherapie gering. Zudem sind die Patienten seltener von Erektionsstörungen<br />
betroffen. Dennoch ist auch die Strahlentherapie nicht komplett<br />
nebenwirkungsfrei. Beispielsweise können entzündliche Reaktionen von<br />
Darm, Blase und Harnröhre auftreten, die sich in den meisten Fällen jedoch<br />
wieder zurückbilden.<br />
Im Überblick –<br />
perkutane (von außen) Strahlentherapie bei Prostatakrebs:<br />
IMRT/VMAT (intensitätsmodulierte Radiotherapie) – Die IMRT und VMAT<br />
kommen zum Einsatz bei hohen Bestrahlungsdosen, die nahe an empfindlichen<br />
Organen appliziert werden müssen. Dank dieser Techniken ist es möglich,<br />
die Verteilung der Strahlendosis auf die Tumorregion zu konzentrieren.<br />
IGRT (bildgesteuerte Strahlentherapie) – Während der Bestrahlung werden<br />
Kontrollröntgen – oder CT-Bilder (CT = Computertomografie) erstellt.<br />
Mögliche Verschiebungen, Lage- oder Größenänderungen des Tumors können<br />
so erkannt werden und die Bestrahlung kann sofort angepasst werden.<br />
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Standort Bad Kreuznach<br />
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Urheber: Das Atelier, Gawlyta-PR<br />
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Behandlung von Krebs, z.B. Brust-, Prostata-, Darm- und Lungenkrebs. Behandlung gutartiger<br />
Erkrankungen, z.B. Fersensporn, Tennisellenbogen und aktivierte Arthrosen.<br />
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Zu Besuch bei Kamilla<br />
Kinder sind impulsiv, lassen sich von Gefühlen leiten und leben im Moment. Das macht das Leben mit<br />
ihnen so schön – die Bewältigung bestimmter Termine aber ziemlich anstrengend. Der Zahnarztbesuch<br />
ist ein typischer Termin, dem Kinder und Eltern in der Regel wenig freudig entgegensehen. Dass es auch<br />
ganz anders gehen kann, zeigt ein Besuch in der Praxis für Kinder- und Jugendzahnheilkunde Kamilla von<br />
Dr. med. dent. Sandra Goedecke.<br />
Die Begrüßung ist herzlich, die Atmosphäre<br />
freundlich und hell. Fantasievolle Wandbilder<br />
und eine lebensgroße Kamillafigur, Känguru und<br />
Praxismaskottchen, lenken Augen und Gedanken<br />
der Kinder weg von Thema „Zahnarztbesuch“<br />
und sorgen für Entspannung. Zu dem Leistungsspektrum<br />
der Praxis gehört das gesamte Programm<br />
moderner Kinder- und Jugendzahnheilkunde<br />
– und noch ein bisschen mehr:<br />
Prophylaxe für Schwangere, Desensibilisierung<br />
und die Einbeziehung der „sprechenden Medizin“<br />
beispielsweise.<br />
Freude an der Behandlung von Kindern<br />
Zahnärztin Dr. med. dent. Sandra Goedecke<br />
passt in die heitere Umgebung ihrer Praxis. Sie<br />
trägt ein orangenes Poloshirt, hat ein offenes<br />
Lachen und eine entspannte Art. Ob sie denn<br />
auch gute Nerven habe,<br />
wollen wir wissen, doch<br />
die Zahnärztin winkt<br />
ab: „Die Arbeit mit<br />
Kindern erfordert<br />
nicht in erster Linie<br />
gute Nerven. Man<br />
braucht Freude daran<br />
und einen Zu-<br />
gang zu jedem<br />
einzelnen, denn kein Kind gleich dem anderen.<br />
Manche sind sehr offen, andere brauchen viel<br />
mehr Zuspruch.“ Dr. Sandra Goedecke ist selbst<br />
Mutter, weiß also gleich aus zwei Quellen, wovon<br />
sie redet. Schon bald nach dem Studium<br />
an der Universität <strong>Mainz</strong> habe sie sich auf die<br />
Kinder- und Jugendzahnheilkunde spezialisiert<br />
und ihrem Leben damit die entscheidende Richtung<br />
gegeben, erzählt sie weiter. Eine Richtung,<br />
der sie mit Freude weiter folgt, denn sie könne<br />
sich, wie sie selbst sagt, kein besseres Arbeitsumfeld<br />
vorstellen, als die Praxis, in der sie zusammen<br />
mit zwei Kolleginnen sowie vier jungen<br />
Praxisangestellten die kleinen Patienten<br />
versorgt.<br />
Die Angst vergeht –<br />
der Zauber der Worte bleibt<br />
Zahnärztinnen und Angestellte treten in der<br />
Praxis Kamilla allen Kindern sensibel entgegen<br />
und insbesondere sehr ängstliche Kinder profitieren<br />
davon. „An dem Zahn hängt ein Mensch,<br />
das darf ein Zahnarzt nie vergessen“ bringt Dr.<br />
med. dent. Sandra Goedecke ihre Einstellung<br />
lächelnd auf den Punkt. Die „sprechende Medizin“,<br />
einem Konzept, das auf Kommunikation<br />
zwischen dem Patienten und dem Arzt setzt,<br />
ist deshalb bedeutsamer Bestandteil ihrer Be-<br />
Dr. med. dent. Sandra Goedecke
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Das gibt es außerdem<br />
NEUE BEHANDLUNGSMETHODE:<br />
- Zahnbehandlung mit Laser -<br />
Zu Ihrer SICHERHEIT:<br />
· arbeiten wir nach einem<br />
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· ist das ganze Team geimpft<br />
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65<br />
handlung. Bei Kamilla werden die Kinder bei<br />
der Behandlung einbezogen und ihnen auf<br />
spielerische Art das, was in ihrem Mund passiert,<br />
erklärt. Denn Wissen nimmt Ängste und das<br />
vor allem bei Kindern. Und: Wissen schafft Gesundheit.<br />
Deswegen bietet Kamilla verschiedene<br />
Behandlungen für Schwangere an, denn<br />
bereits vor der Geburt kann man zur späteren<br />
Zahngesundheit seines Kindes entscheidend<br />
beitragen. Bei Kamilla sind eben alle Kinder von<br />
0 bis 16 Jahren bestens aufgehoben.<br />
Kinderzahnarztpraxis Kamilla<br />
Dr. med. dent. Sandra Goedecke<br />
Emmerich-Joseph-Straße 1 A – 55116 <strong>Mainz</strong><br />
tel: 0 61 31 / 22 22 93 – fax: 0 61 31 / 2 50 09 56<br />
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Redaktion: A.W.<br />
Fotos: Kamilla<br />
Öffnungszeiten (Termine nach Vereinbarung!)<br />
Montag: 14:00 – 19:00 Uhr<br />
Di., Mi., Do.: 09:00 – 13:00 Uhr & 14:00 – 18:00 Uhr<br />
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66<br />
Systemisches Coaching<br />
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Pflanzen haben ein ausgereiftes Netzwerk und betreiben eine schützende und wachstumsfördernde Kommunikation.<br />
Ihr Dialog entsteht über ihre Wurzeln und dem damit verbundenem Pilzgeflecht. Botenstoffe werden<br />
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Wie gut ist das Netzwerk in Ihrem Unternehmen?<br />
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mit der emotionalen Bindung zum Unternehmen<br />
aus? Erwiesenermaßen zeichnet diese sich durch<br />
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dass das Netzwerk im Unternehmen (wieder)<br />
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zentrales Thema an, was nicht nur im Unternehmenskontext<br />
wichtig ist, sondern auch auf der<br />
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Art hat Sie uns aufgezeigt, wie man<br />
Konfliktsituationen vermeidet und dabei persönliche<br />
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die Fähigkeit zur Bewältigung schwieriger<br />
Lebensverhältnisse und Krisen ist in unserer<br />
herausfordernden Zeit nötiger denn<br />
je. Im Gepäck des Autorenteams befindet<br />
sich dabei die ganze Kompetenz aus ihrer<br />
Arbeit am Leibniz-Institut für Resilienzforschung<br />
(LIR) in <strong>Mainz</strong>.<br />
Aufbruch der Entdeckungstour ist bei der<br />
Mutter aller Wissenschaften, der Philosophie.<br />
Die Autor:innen zeigen zunächst, dass<br />
die Ideen über die Fähigkeit, die heute mit<br />
Resilienz beschrieben wird, bereits Jahrhunderte<br />
alt sind und dass die Frage, wie wir<br />
als Menschen unser Leben gut bewä ltigen<br />
kö nnen, eine lange Tradition hat.<br />
Nach dem Kurztrip durch knapp 2500 Jahre<br />
abendlä ndisches Gedankengut wenden<br />
sich die Autorinnen den Ursprü ngen der<br />
Forschungsgeschichte zu und erörtern den<br />
Begriff Resilienz. Es folgt eine Beleuchtung<br />
der Pionierstudien bis hin zum aktuellen<br />
Forschungsgeschehen. Anhand eingängiger<br />
Praxisbeispiele wird aufgezeigt, wie<br />
Resilienzfaktoren helfen kö nnen, besondere<br />
Herausforderungen des Lebens zu<br />
meistern und Krisen als Chancen zu sehen:<br />
„Manche einschneidenden Erlebnisse verändern<br />
dein Leben! Zum Guten!“.<br />
Auch die spannenden Fragen, inwiefern wir<br />
Opfer unserer Gene sind, wie die Umwelt<br />
uns beeinflusst und welche Möglichkeiten<br />
der Handlungsfreiheit wir haben, kommen<br />
dabei nicht zu kurz. Eingehend wird der aktuelle<br />
Forschungsstand zu den Resilienzfaktoren<br />
dargestellt und das Potenzial des<br />
Resilienztrainings betrachtet. Denn Resilienz,<br />
so die Autor:innen, „ist nicht nur ein<br />
individuelles Thema, sondern ein mehrdimensionales,<br />
institutionelles und gesellschaftliches“.<br />
Das Werk übersetzt gelungen wissenschaftliche<br />
Forschung in praktische Resilienz<br />
und zeigt dabei sowohl Möglichkeiten<br />
als auch Grenzen auf. Der attraktive Einstieg<br />
und die leicht verständliche Sprache<br />
machen Spaß an Wissenschaft und am<br />
Lernen über die eigenen Möglichkeiten<br />
sowie die Chancen von Unternehmen und<br />
Gesellschaft.
„Das Grundrü stzeug fü r Resilienz<br />
und den Umgang mit den Widrigkeiten<br />
des Lebens ist eine gute<br />
Stressbewä ltigung.“<br />
69<br />
„Angesichts der Komplexität<br />
von Krisen und Umbrüchen sind<br />
Individuen und Gesellschaften<br />
aufgefordert, eine kollektive<br />
bzw. gesellschaftliche Resilienz<br />
zu entwickeln.“<br />
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„Prämisse sei aber, ‚dass die jetzt ergriffenen Maßnahmen<br />
nicht lediglich auf eine möglichst schnelle Wiederherstellung<br />
des status ex ante abzielen, sondern eine weitsichtige und<br />
nachhaltige Weiterentwicklung unserer <strong>Wirtschafts</strong>- und<br />
Gesellschaftssysteme vorangetrieben wird‘.“<br />
„Heute mehr denn je sind wir alle aufgefordert, die Fähigkeiten,<br />
Rahmenbedingungen und Werte neu zu denken, die nötig sind, um<br />
den existenziellen Wandel durch Umweltveränderung und soziale<br />
Krisen zu bewältigen. Demokratie, Partizipation und Autonomie<br />
sind dabei die zentralen Grundpfeiler.“<br />
„Mehr als ein Modewort: Resilienz“ – die Autorinnen<br />
im Gespräch mit der <strong>Wirtschafts</strong>-<strong>News</strong> auf Seite 20
Johanns VeloWelt<br />
70<br />
„Es rollt.”<br />
Über gute Arbeit<br />
Der Begründer des Begriffs „New Work“, Frithjof Bergmann, ist diesen Mai mit 91 Jahren verstorben. Er<br />
wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, dass man Arbeit tun sollte, „die man wirklich, wirklich will“.<br />
Dass es sich lohnen kann, seine Ziele immer wieder zu überprüfen und sich neue Dinge zuzutrauen –<br />
dafür ist Johanns VeloWelt ein gutes Beispiel.<br />
Es sind meist auffällig kreative Menschen, deren<br />
Geschäfte den gewissen Charme besitzen, der<br />
den Ladenketten fehlt. Ihre Lebensgeschichte<br />
ist von Resilienz und Weiterentwicklung geprägt.<br />
Faktoren, die helfen, sich Berufswünsche erfüllen<br />
zu können, die man wirklich, wirklich hat.<br />
Johann Krafferts Anfangsidee von einem eigenen<br />
Unternehmen in 2014 war: eine Arbeit mit Sinn,<br />
in der die Begeisterung für eine Sache – dem<br />
Fahrrad – mit Nachhaltigkeit verknüpft ist. Heute<br />
bietet er in seinem Ladengeschäft in Kostheim<br />
vom gebrauchten (Vintage-)Rad über das neue<br />
E-Bike bis zu Reparaturen und Inspektionen auch<br />
Restaurierungen sowie<br />
Auf - und Umbau nach<br />
Wunsch an. „Das ist<br />
mein Traum“, erzählt er, „das Fahrrad<br />
hat mich schon das ganze Leben lang<br />
begeistert“.<br />
„Das ist mein Traum.”<br />
Der gewählte Unternehmensname<br />
stieß allerdings zu Beginn auf<br />
manche Kritik. „Das klingt viel<br />
zu groß, da denkt man ja, da<br />
steckt sonst etwas dahinter“,<br />
bemängelte der Grafik-Designer,<br />
der das Logo entwickeln sollte.<br />
Aber gemäß dem Motto „Ich mach‘ mir die Welt,<br />
wie sie mir gefällt“, taufte Johann die vorerst<br />
nur 35 qm große Ladenfläche Johanns VeloWelt.<br />
Aus den wenigen Quadratmetern wurden bald<br />
zwei nebeneinanderliegende Läden an der Kostheimer<br />
Hauptstraße<br />
plus einer großen<br />
Scheune im dahintergelegenen<br />
Hof, in der zahlreiche Gebrauchträder<br />
Platz finden. Die derzeitige Auftragslage<br />
ließe sogar eine weitere Vergrößerung zu, erzählt<br />
Johann. Er möchte seinen Laden jedoch gut im<br />
Blick behalten und wägt sorgfältig die eventuell<br />
nächsten Schritte ab.<br />
„Das klingt viel zu groß”<br />
Seinen Traum zu verwirklichen, hat Johann<br />
mehrere Male gewagt, „denn Bedürfnisse ändern<br />
sich mit Umständen, Erkenntnissen und auch<br />
Möglichkeiten“. Die letzte berufliche Veränderung<br />
geschah sogar „eher aus einer Notsitua-<br />
tion“. Lange wisse man jedoch nicht wirklich,<br />
was man will und wird von Meinungen<br />
gesteuert, was denn gut für einen sei.<br />
Der österreichisch-amerikanische Philosoph,<br />
Frithjof Bergmann, würde diesem<br />
Gedanken zustimmen. „Viele denken,<br />
das Wollen der Menschen sei selbst-<br />
„Räder verkaufe ich nur, wenn sie auch wirklich passen.<br />
Da schaue ich genau hin.“ – Johann Kraffert (67) gibt die<br />
Arbeit viel Energie, sodass er nicht vorhat, aufzuhören –<br />
er hätte ja gerade erst angefangen, sagt er.
verständlich, aber ich behaupte das Gegenteil.“<br />
Sein Konzept geht davon aus, dass die Menschen<br />
nicht wissen, was sie wollen. „Das ist ein großer<br />
Unterschied zu der Annahme, dass das<br />
selbstverständlich<br />
„Arbeit vermag uns auch<br />
Energien zu schenken,<br />
die zu besitzen wir uns nie<br />
hätten träumen lassen.”<br />
ist.“ Dem Begründer<br />
des Begriffs<br />
„New Work“ war<br />
jedoch das Wissen<br />
um das, „was<br />
man wirklich,<br />
wirklich will“ die Voraussetzung für eine neue<br />
(Arbeits-)Kultur und bessere Gesellschaft. „Eine<br />
Arbeit kann uns verkrüppeln und uns sogar<br />
umbringen, aber das ist nur eine Möglichkeit.<br />
Arbeit vermag uns auch Energien zu schenken,<br />
die zu besitzen wir uns nie hätten träumen<br />
lassen", verlautete er.<br />
„Den meisten Menschen fehlt dieser Wegweiser.<br />
Sie wissen erst gar nicht, wo sie anfangen<br />
sollen, und geben deshalb schon vor Beginn<br />
der Reise auf. Sie lassen sich einfach von der<br />
Strömung tragen,<br />
anstatt selbst den<br />
Kurs zu bestimmen“,<br />
erklärte jüngst John<br />
Strelecky in einem Interview mit dem Harvard<br />
Business manager. Der ehemalige Strategieberater<br />
für Unternehmen und Bestsellerautor<br />
(The Why Cafe, The Big five for Life – Leadership’s<br />
greatest Secret, u. A.) hat mit seinem Team ein<br />
Seminarkonzept entwickelt, das sich an Erwachsene<br />
und Teenager sowie Unternehmer zur<br />
Entwicklung von Lebens- bzw. Unternehmenszielen<br />
wendet. Ein zentraler Gedanke ist das Erkennen<br />
des eigenen Zwecks der Existenz (ZDE)<br />
und diesen mit der Arbeit in Einklang zu bringen.<br />
Dasselbe gelte für Unternehmen.<br />
„Den meisten Menschen<br />
fehlt dieser Wegweiser.”<br />
Johanns Reise zur VeloWelt führte ihn in der<br />
Tat durch viele Existenzfragen. „Das Leben ist<br />
ein Prozess, in dem du mitbestimmen kannst,<br />
aber oft auch Unterstützung<br />
brauchst und<br />
Glück hast“, erzählt er.<br />
Der Beginn von Johanns<br />
Fahrrad-Leidenschaft<br />
liegt weit in den 70er-<br />
Jahren. Mit 13 Jahren fing er an, Straßenrennen<br />
zu fahren, sehr erfolgreich. 5 Jahre fuhr er in<br />
der B- und A-Jugend auf Bundesebene mit Didi<br />
Thurau. „Der blonde Engel“, erinnert sich Johann,<br />
„als der die Tour de France gefahren ist – da<br />
„Das Leben ist<br />
ein Prozess, in dem du<br />
mitbestimmen kannst”<br />
bekomme ich heute noch Gänsehaut“. Er selbst<br />
wollte aber nicht in diese Richtung. „Ich hatte<br />
zu viele andere Interessen.“<br />
Johann studierte Sport und Politik bis es ihn<br />
doch in das Handwerk zog und er „den schönen<br />
Beruf des Schreiners“ lernte. Viele Jahre war er<br />
erfolgreich freiberuflich – zuerst als Bühnenhandwerker,<br />
dann als Bühnenmeister – für<br />
öffentliche Fernsehsender tätig. Den Meister<br />
für Veranstaltungstechnik besaß er mittlerweile<br />
auch, den Sinn seiner Arbeit hinterfragte er<br />
jedoch immer öfter. „Ein ökologisches Desaster,<br />
Bühnen werden für Millionen gebaut und landen<br />
im Müll“, sagt er heute rückblickend, dazu<br />
käme eine Menge Stress.<br />
Der berufliche Veränderungswunsch und der<br />
Zufall brachten Johann zu einer Anstellung als<br />
Fahrradtrainer für Grundschulen. Mehrere Jahre<br />
untersuchte er dabei das gesamte Straßennetz<br />
der Innenstadt Wiesbaden darauf, ob es<br />
„dem Fahrrad war ich die<br />
ganze Zeit immer viel näher<br />
als anderen Dingen”<br />
71
72<br />
für ein Befahren durch Kinder mit dem Rad<br />
taugt. Heraus kamen die „Schleichwege“ für den<br />
sicheren Schulweg (www.schulsportverein.de/<br />
schleichwege). Daneben gab er Mountain-Bike-<br />
Trainings für ältere Schüler, Sportunterricht für<br />
AGs und bildete sich zum Qigong-Lehrer fort.<br />
In dieser Zeit kam die Idee des Gebrauchtfahrradhandels<br />
mit Reparatur-Service, denn „dem<br />
Fahrrad war ich die ganze Zeit immer viel näher<br />
als anderen Dingen“. Zudem wollte er etwas<br />
zur Nachhaltigkeit beisteuern. „Ein gutes Fahrrad<br />
hält gepflegt ewig!“<br />
Seit einiger Zeit bietet Johann auch E-Bikes der<br />
ausgewählten holländischen Marke QWIC an,<br />
„um immer mehr Leute auf das Rad zu bringen.<br />
Besser mit dem E-Bike nach <strong>Mainz</strong> oder Wiesbaden<br />
in die Stadt<br />
„Besser mit dem E-Bike<br />
nach <strong>Mainz</strong> oder<br />
Wiesbaden in die Stadt<br />
als mit dem Auto!”<br />
als mit dem Auto!“,<br />
lautet sein Appell.<br />
Das sei im Sinne der<br />
Umwelt und der<br />
Gesundheit, denn<br />
auch beim E-Bike<br />
fahren werde das Herz-Kreislaufsystem in<br />
Schwung gebracht. „Die neue Mobilität“ weiß<br />
er, „macht Sinn und wird in den nächsten Jahren<br />
noch zunehmen. Dem Bedarf an E-Bikes<br />
bin ich aus Überzeugung gefolgt“. Und da mag<br />
er sehr richtig liegen: Nachdem die Automesse<br />
IAA den traditionsreichen Standort Frankfurt<br />
verlassen hat, zieht nun die Fachmesse Eurobike<br />
im Juli 2022 vom Bodensee an den Main.<br />
Auch – und vor allem – aus Platzgründen.<br />
Corona hätte die Leute vermehrt auf das Rad<br />
gebracht. Infolgedessen stieg die Anzahl der<br />
Hauptstraße 85<br />
55246 <strong>Mainz</strong>-Kostheim<br />
Tel.: 06134 2401010<br />
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info@johannsvelowelt.de<br />
Reparaturaufträge merkbar, erzählt Johann. Räder<br />
würden in der VeloWelt nur verkauft, „wenn<br />
sie auch wirklich passen“. Hier schaut er genau<br />
hin. Die Stammkundschaft wachse dabei stetig,<br />
„jeder, der mal bei uns war, kommt immer wieder“.<br />
Die Werkstatt konnte auch während Corona<br />
weiterbetrieben werden und somit war das<br />
letzte sogar Johanns bisher bestes Geschäftsjahr.<br />
„Es rollt“, stellt er zufrieden fest.<br />
Im Dialog über die Zukunft der Arbeit geht es<br />
nicht nur um ein Arbeiten in den neuen Produktionswelten<br />
der Industrie 4.0. Es geht auch um<br />
„gute Arbeit“, die Menschen dient – und weder<br />
sie noch die Umwelt ausbeutet. „Zuverlässig Geld<br />
verdienen mit etwas, das einem wirklich liegt<br />
und gleichzeitig sich selbst dabei immer besser<br />
zu gestalten – ein Thema, über das wir ein ganzes<br />
Wochenende reden könnten“, sagt Johann<br />
– und eines der Themen, die sicherlich dringend<br />
zur allgemeinen Bildung gehören.<br />
Sam<br />
Fotos: Inga Steeg<br />
Räder verkauft Johann nur,<br />
„wenn sie auch wirklich passen”<br />
„gute Arbeit”,<br />
die Menschen dient<br />
Johann ist autorisierter Fachhändler für E-Bikes von QWIC. In den letzten Jahren wurden zahlreiche QWIC-E-Bikes von<br />
unabhängigen Testinstituten zu den besten E-Bikes des Jahres gewählt.
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Neue Flexibilität für temporäre Räume<br />
ISIDesign®TrennWand – das TrennwandSystem für alle Fälle<br />
73<br />
Wer in einer Bestandsimmobilie kurzfristige räumliche<br />
Veränderungen plant oder langfristig bei der Raumnutzung<br />
flexibel bleiben will, landet zwangsläufig bei mobilen Trennwandsystemen.<br />
Die patentierte und am Markt etablierte<br />
Innovation ISIDesign®TrennWand der Isinger+Merz GmbH<br />
in Wiesbaden-Nordenstadt passt zu allen Sanierungs- und<br />
Umbaumaßnahmen in Büros, Kliniken, Schulen, Flughäfen<br />
oder Bahnhöfen und ist ebenso ideal für Pop-up-Stores,<br />
Shop in Shop-Projekte, Messen, Events und Kongresse.<br />
Gesparter Aufwand heißt<br />
gesparte Kosten<br />
Äußerst vorteilhaft sind die geringen<br />
Planungszeiten und die rasche Realisierung,<br />
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wird ohne Bodenanker,<br />
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Trockenbauweise lässt sich die Bauzeit<br />
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Rasterformaten werden in den<br />
weitläufigen Werkstätten in Wiesbaden<br />
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wird das Einsatzspektrum durch<br />
modulare Zusatzelemente. Vitrinen,<br />
Tische, Sideboards, Prospektregale, Fenster,<br />
Türen, hinterleuchtete Grafikflächen<br />
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den Schalldurchgang, während geschlitzte<br />
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Weder Umbau noch Rückbau hinterlassen<br />
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System wahlweise zur Miete, zum Kauf<br />
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an und führt optional die kompletten<br />
Montage- und Demontagearbeiten<br />
durch, bei Bedarf einschließlich<br />
professioneller Zwischenlagerung.<br />
Redaktion: S. K.<br />
Fotos: IsingerMerz<br />
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74<br />
Helfen um zu trösten<br />
24 Stunden präsent – an 365 Tagen im Jahr<br />
Wie die Geburt, so ist das Sterben untrennbar mit unserem Dasein verbunden. Das allgemeine<br />
Wissen darum hilft im Trauerfall oft wenig weiter. Es ist unfassbar, wenn die Eltern,<br />
Ehepartner, Großeltern, Freunde oder sogar das eigene Kind sterben. Schock und Trauer<br />
setzen uns zu. Wie kommen wir mit unserem Schmerz zurecht? Wo finden wir Unterstützung<br />
und Verständnis und in welche Hände wollen wir die anstehende Bestattung legen? In solch<br />
schwierigen Zeiten braucht es Menschen, die empathisch entgegenkommen und professionell<br />
unterstützen.<br />
„Helfend zur Seite stehen, empathisch Trost<br />
spenden und gleichzeitig professionell agieren“,<br />
so beschreibt Paul Sulfrian senior die<br />
hohen Anforderungen an seinen<br />
Berufsstand. Gemeinsam<br />
mit seinem Sohn Paul junior<br />
und dessen Ehefrau Fabienne - beide Bestattermeister<br />
- führt er seit 25 Jahren das<br />
gleichnamige Alzeyer Bestattungsinstitut:<br />
auf Abruf präsent, 24 Stunden an 365 Tagen<br />
im Jahr.<br />
Empathie und Professionalität<br />
„Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt nicht<br />
nur auf der handwerklichen Seite der Bestattung,<br />
sondern ebenso in der Begleitung<br />
der Hinterbliebenen. Wir wollen ihnen in<br />
der schwierigen Zeit Hilfe und Stütze sein,<br />
sie bei ihrem persönlichen Umgang mit Tod<br />
und Trauer unterstützen“, erklärt Paul Sul-<br />
„Wir denken an alles“<br />
frian junior die Philosophie des Familienbetriebs.<br />
Die Trauernden bei jeglichen Formalitäten<br />
zu entlasten, mit ihnen Form und<br />
Ablauf der Bestattung zu<br />
besprechen und sie gegebenenfalls<br />
auch in ihrer Trauer,<br />
über die Bestattung hinaus, ein Stück weit<br />
zu begleiten, gehören dabei zu den wichtigsten<br />
Angeboten und Aufgaben des Hauses.<br />
„Wir denken an alles.“<br />
Das ausgeprägte Berufsethos, mehr als<br />
fünfundzwanzig Jahre Praxiserfahrung von<br />
Paul Sulfrian senior, seine vorausgegangene<br />
Tätigkeit Rechtspflege, die Expertise von<br />
Sohn und der Schwiegertochter sowie weiterer<br />
qualifizierter Mitarbeiter – all das<br />
stelle die Basis des Betriebes dar, welche<br />
höchste Qualität ermöglicht. „Wir kümmern<br />
uns um Erd-, Natur- und Feuerbestattungen,<br />
stehen aber auch für individuelle For-
Anzeige<br />
men wie See- oder Diamantbestattungen<br />
zur Verfügung“, führt der junge Bestatter<br />
weiter aus.<br />
Wohin mit der Trauer?<br />
Mit dem „Haus der Begegnung“, einer stilvollen<br />
Gründerzeitvilla in der Alzeyer Weinrufstraße<br />
mit künstlerisch gestalteten<br />
Innenwänden, hat die Familie Sulfrian der<br />
Trauerkultur einen eigenen Ausdruck gegeben.<br />
Die Räume strahlen Ruhe und Geborgenheit<br />
aus. „Es sind Orte, an denen<br />
Trauer sein darf“, so Paul Sulfrian senior.<br />
Regelmäßig stattfindende Gesprächskreise<br />
für Trauernde, Einzelbegleitung für Erwachsene,<br />
Kinder und Jugendliche sowie<br />
kulturelle Veranstaltungen runden das Bild<br />
im „Haus der Begegnung“ ab - derzeit<br />
selbstverständlich im Rahmen einer verantwortungsvollen<br />
Umsetzung pandemiebedingter<br />
Vorsichtsmaßnahmen. Für diese<br />
Angebote steht der Diplompädagoge Dr.<br />
Claus Maywald als ausgebildeter Trauerbegleiter<br />
und angehender Fachberater für<br />
„Orte, an denen Trauer<br />
sein darf.“<br />
Psychotraumatologie zur Verfügung. Auf<br />
Wunsch übernimmt er auch die Aufgabe,<br />
zusammen mit den Betroffenen eine passende<br />
Trauerrede zu verfassen.<br />
Unter der Voraussetzung, dass die Bekämpfung des Covid<br />
19 auf Dauer erfolgreich ist, plant das Bestattungsinstitut<br />
Sulfrian im Haus der Begegnung ab September<br />
<strong>2021</strong> sowohl seine Trauerangebote als auch seine kulturellen<br />
Veranstaltungen wieder aufzunehmen.<br />
Gesprächskreise für Trauernde<br />
Die erste Runde des offenen wie auch des geschlossen<br />
Gesprächskreises findet nach den Sommerferien am 2.9.<br />
(offener GK) und am 16.9. (geschlossener GK) wieder statt.<br />
Kulturprogramm im Haus der Begegnung<br />
Vorschau <strong>2021</strong> und 2022<br />
OKTOBER <strong>2021</strong><br />
Wir feiern das Mexikanisches Totenfest<br />
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Grundschule<br />
Gau-Odernheim<br />
DEZEMBER <strong>2021</strong><br />
Weihnachtliches Musikprogramm<br />
Hauskonzert mit dem Pianisten Wolfgang Nieß<br />
MÄRZ 2022<br />
Black Stories<br />
Lesung mit dem Autor Jens Schuhmacher<br />
75<br />
Redaktion: S. K.<br />
Fotos: Bernhard Oehler<br />
BESTATTUNGSINSTITUT<br />
SULFRIAN<br />
365 Tage/24 Stunden<br />
telefonisch erreichbar unter 06731 2564<br />
55232 Alzey, Haus der Begegnung, Weinrufstraße 16<br />
55239 Gau-Odernheim, <strong>Mainz</strong>er Straße 28<br />
55597 Wöllstein, Ernst-Ludwig-Straße 14a<br />
55283 Nierstein, Sironastraße 1<br />
55286 Wörrstadt, Friedrich-Ebert-Straße 79<br />
Haus der Begegnung Sulfrian in Alzey<br />
E-Mail:<br />
Webseite:<br />
info@sulfrian-bestattungen.de<br />
www.sulfrian-bestattungen.de
76<br />
Ein Eigenheim in<br />
Vollholz<br />
Gut bedacht seit 1908 - die Zimmerei Degreif im rheinhessischen Stadecken-Elsheim blickt auf eine<br />
langjährige Erfahrung zurück. Das Leistungsspektrum geht weit über den klassischen Dachstuhl hinaus.<br />
Baubiologische und ökologische Aspekte gewinnen zunehmend an Bedeutung. Derzeit errichtet<br />
man ein komplettes Einfamilienhaus in Vollholz.<br />
Die mit der Planung und betraute Architektin<br />
Petra Wiesner-Molitor beschreibt die Besonderheiten<br />
des Projekts: „Es handelt sich um ein<br />
individuell geplantes Vollholz-Haus des Südtiroler<br />
Herstellers holzius“. Durch die Verwendung<br />
von unverleimtem Holz in seiner Ursprünglichkeit<br />
verbaue man praktisch keine Schadstoffe.<br />
Somit sei der Grundstein für wohngesunde<br />
Räumlichkeiten gelegt. Die natürliche Holzoberfläche<br />
wirke ausgleichend bei Feuchtigkeit und<br />
Hitze, sie strahle Wärme und Behaglichkeit aus.<br />
Mit der Natur verbunden<br />
Der Name holzius steht für konsequent ökologisches<br />
Bauen mit Vollholz. Am Sitz des Herstellers<br />
in Prad am Stilfserjoch setzt man auf<br />
die Kraft der Natur, Nachhaltigkeit wird dort<br />
vorbildlich gelebt. Die Produktion der<br />
metall- und leimfreien Präzisions-Ele-<br />
mente erfolgt ausschließlich mit turbelassenem, PEFC-zertifiziertem<br />
nar-<br />
Holz aus dem Alpenraum und berück-<br />
sichtigt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft. So<br />
versteht es sich von selbst, dass die Elemente<br />
zu 100 Prozent recyclebar sind.<br />
Patentierte leim- und<br />
metallfreie Konstruktion<br />
„Traditionelle handwerkliche Verfahrensweisen<br />
werden hier mit neuen Techniken kombiniert“,<br />
lobt die Architektin die spezielle Konstruktionsweise<br />
des von holzius entwickelten und patentierten<br />
Vollholz-Bausystems. Die Verbindung der<br />
massiven Holzelemente mittels Gratleisten<br />
stehe für eine ganzheitlich durchdachte statische<br />
und qualitativ hochwertige Lösung. Darüber hinaus<br />
lasse sie dem Bauherrn Raum für vielseitige<br />
Gestaltungsvarianten.<br />
Versierter Handwerksbetrieb erforderlich<br />
„Die vorgefertigten Vollholzelemente werden<br />
passgenau auf die Baustelle geliefert, der Rohbau<br />
kann innerhalb weniger Tage montiert wer-<br />
Thorsten Degreif
Anzeige<br />
„Wir wollen gesunde Wohnräume<br />
schaffen und intakte Lebensräume<br />
erhalten. Auf diese Weise bringen<br />
wir Mensch und Natur zusammen.”<br />
77<br />
holzius-Gründer und -Geschäftsführer<br />
Herbert Niederfriniger<br />
den“, so die Architektin Petra Wiesner-Molitor.<br />
Jedes Gebäude sei dennoch als handwerkliches<br />
Unikat anzusehen. Egal wie gut etwas vorab<br />
durchdacht und geplant wurde, stehe und falle<br />
die Qualität immer mit der Ausführung der beteiligten<br />
Handwerker. Der Holzmassivbau bringe<br />
spezifische Herausforderungen mit sich, die<br />
kreativ an der Baustelle gemeistert werden<br />
müssen. Gefragt sei ein hohes Maß an Begeisterung<br />
für Innovationen, Leidenschaft für das<br />
Zimmermannshandwerk sowie die Liebe zum<br />
Baustoff Holz. Dies habe die Mannschaft der<br />
Zimmerei Degreif von Anfang an in vorbildlicher<br />
Weise eingebracht.<br />
red s.k<br />
www.holzius.com<br />
Fotos:<br />
Petra Wiesner-Molitor - Architektin, BDB und Baubiologin<br />
www.ars-tectandi.de<br />
Zimmerei Degreif • Thorsten Degreif • Kreuznacher Straße 21 • 55271 Stadecken-Elsheim • Tel.: 0 61 36 / 28 23<br />
info@zimmerei-degreif.de • www.zimmerei-degreif.de
78<br />
Gemeinsam stark an der Spitze<br />
Wie Unternehmer-Paare in belastenden Situationen wachsen<br />
Schritt 1:<br />
Schritt 2:<br />
Auszeit nehmen<br />
und Ressourcen entdecken<br />
Selbstführung erforschen<br />
und Gestaltungskraft erhöhen<br />
Schritt 3: Mut fassen und<br />
Entscheidungen treffen<br />
Schritt 4:<br />
Schritt 5:<br />
Experimente wagen und<br />
Lösungen finden<br />
Wachstum erleben und<br />
Zukunft angehen<br />
Im zweiten Teil ging es um Zwickmühlen-Situationen<br />
und innere Ambivalenzen, wie man als<br />
Chef Wege für sich findet, um aus der Ruhe<br />
heraus zu agieren, und wieso ein Eingehen auf<br />
die eigenen Bedürfnisse sich positiv auf das<br />
Unternehmen auswirkt.<br />
Hoffnung und Zuversicht machen mutig<br />
Ein positiver Ausblick auf die Zukunft bringt heraus<br />
aus Zögern und zu vorsichtigem Denken.<br />
Mutige Entscheidungen werden dann möglich,<br />
wenn Sie vertrauensvoll und gelassen glauben<br />
können, dass die Dinge sich gut entwickeln. Und<br />
dass Sie richtig und zielführend entscheiden<br />
werden.<br />
Dafür gibt es drei wichtige Booster:<br />
• Eine dankbare Haltung kultivieren<br />
Wie viele Dinge, Menschen, Situationen fallen<br />
Ihnen auf Anhieb ein, für die Sie dankbar sind?<br />
Noch nie darüber nachgedacht? Dann sollten Sie<br />
jetzt damit anfangen. Studien haben gezeigt, dass<br />
Dankbarkeit stark veränderungswirksam ist und<br />
die Stimmung positiv beeinflusst. Dabei ist es<br />
wichtig, nicht nur vom Kopf her verschiedene<br />
Gründe aufzuzählen, warum es logisch ist, dankbar<br />
zu sein, sondern sich auch mal auf die Spur<br />
zu begeben, welches Gefühl in Ihnen damit verbunden<br />
ist. Und dass Sie Dankbarkeit trainieren,<br />
indem Sie sich jeden Tag damit befassen, wofür<br />
Sie dankbar sind. Das können einfache, scheinbar<br />
normale Dinge sein wie genug zu essen oder ein<br />
Dach über dem Kopf. Oder Ihr Partner.<br />
• Sich mit positiven Menschen umgeben<br />
Mit wem man sich umgibt hat einen starken<br />
Einfluss darauf, wie es einem geht. Menschen<br />
mit einer optimistischen Grundhaltung lassen<br />
einen selber positiver gestimmt sein. Deshalb:<br />
Suchen Sie die Begegnung mit Menschen, in<br />
deren Gegenwart Sie sich gut fühlen, die Ihnen<br />
Kraft schenken, Sie inspirieren. Schätzen Sie die<br />
privaten und beruflichen Beziehungen, die Sie<br />
bereichern. Und begrenzen Sie den Kontakt zu<br />
Menschen, die Ihnen nicht guttun.<br />
Über die Autorin:<br />
Karin Dölla-Höhfeld begleitet gemeinsam mit ihrem Mann Günther<br />
Höhfeld Unternehmer-Paare in belastenden Situationen.<br />
Sie unterstützen Doppelspitzen individuell mit einem strukturierten<br />
Programm bei Schicksalsschlägen und persönlichen Krisen,<br />
damit Kontrollerleben, Handlungsfähigkeit und Wohlbefinden<br />
wiederhergestellt werden.<br />
www.hoehfelds-hof.de • Höhfelds Hof • 55278 Dolgesheim
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel nur die männliche Form<br />
verwendet. Selbstverständlich sind immer Frauen wie Männer gemeint.<br />
79<br />
• Vertrauen gewinnen durch persönlichen<br />
Glauben und Spiritualität<br />
Haben Sie einen Glauben? Gibt es für Sie eine<br />
höhere Macht, die für Sie wichtig ist? Kommt<br />
Spiritualität in Ihrem Leben vor? Egal, wie Sie<br />
dazu stehen: Menschen, die ein Bewusstsein<br />
dafür haben, dass sie Teil eines größeren Ganzen<br />
sind, sind eher hoffnungsvoll und gehen zuversichtlich<br />
voran. Sie haben etwas, das ihnen hilft,<br />
vertrauensvoll in die Zukunft zu schauen. Gerade<br />
in schwierigen Zeiten trägt das durch und<br />
verstärkt besonnenes sinnvolles Entscheiden.<br />
Praxis-Tipp 1:<br />
Gehen Sie in die Natur! Und treffen Sie Entscheidungen<br />
mit Kopf und Bauch.<br />
Sprechen Sie mit Ihrem Partner über den Sinn,<br />
den Sie beide für sich im Unternehmen finden.<br />
Binden Sie Ihre Mitarbeiter ein. Lassen Sie sie<br />
Infos und Ideen sammeln.<br />
Die Natur befreit, weil sie nichts von uns will.<br />
Gehen Sie raus ins Grüne, wenn Ihnen alles zuviel<br />
wird. Und auch schon vorher. Üben Sie sich<br />
in dieser Zeit im Monotasking und lassen Sie<br />
alle anderen Aktivitäten sein, ob Handy oder<br />
Joggen. Setzen Sie sich auf eine Bank, wo Sie<br />
ungestört sind, und genießen Sie es.<br />
Dann können Sie eine Entscheidung fokussiert<br />
reflektieren, die von Ihnen gefordert ist. Wichtig:<br />
Bedenken Sie nicht nur die Fakten, sondern binden<br />
Sie auch Ihr Bauchgefühl mit ein - die, wie<br />
Studien zeigen, entscheidende Instanz in jedem<br />
Menschen. Schätzen Sie ein, zu wieviel Prozent<br />
Sie positiv gestimmt sind bezüglich eines Handlungsschrittes<br />
und zu wieviel Prozent negativ.<br />
Der erste Wert zeigt Ihnen, ob die Richtung stimmt<br />
und das Ziel generell das richtige ist. Die zweite<br />
Einschätzung hilft Ihnen zu sehen, in welchem<br />
Maß Sie noch Informationen brauchen, um dann<br />
kraftvoll und sicher entscheiden zu können.<br />
Praxis-Tipp 2:<br />
Sprechen Sie mit Ihrem Partner über den Sinn,<br />
den Sie beide für sich im Unternehmen finden.<br />
Vielleicht haben Sie Ihre Firma selbst gegründet,<br />
vielleicht haben Sie sie übernommen. Auf jeden<br />
Fall hatten Sie wahrscheinlich gute Gründe, von<br />
dem Sinn des Unternehmens überzeugt zu sein.<br />
Irgendetwas schien Ihnen für Sie und für andere<br />
Menschen einen Wert zu haben, hilfreich zu<br />
sein. Ob Sie Bio-Lebensmittel herstellen, Dächer<br />
decken oder Brunnen in Afrika bohren - Ihr Unternehmenszweck<br />
hat Sie gereizt und zufrieden<br />
gemacht.<br />
Wann haben Sie darüber zuletzt mit Ihrem Partner<br />
gesprochen? Nehmen Sie sich Zeit, vielleicht<br />
im Grünen, und unterhalten Sie sich mit ihm,<br />
mit ihr darüber. Sehen Sie beide den Sinn noch?<br />
Ist er im Alltag verschüttet worden? Wie könnten<br />
Sie ihn wiederbeleben? Was müsste vielleicht<br />
verändert, angepasst werden? Kehren Sie zu den<br />
Wurzeln zurück und besprechen Sie, wie Sie und<br />
Ihre Firma wieder zum alten Feuer zurückfinden<br />
können.<br />
Praxis-Tipp 3:<br />
Binden Sie Ihre Mitarbeiter ein. Lassen Sie sie<br />
Infos und Ideen sammeln.<br />
Menschen wollen gefragt werden und leisten<br />
gern ihren Beitrag zum Großen, in das sie eingebunden<br />
sind. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter mitgestalten,<br />
indem Sie sie ermutigen, Ihre Ideen<br />
einzubringen. Vielleicht bringen Sie einen Briefkasten<br />
an, in den sie Verbesserungsvorschläge<br />
einwerfen können? Sie werden nicht alles umsetzen,<br />
gewinnen aber einen Fundus, aus dem<br />
Sie schöpfen können.<br />
Fragen Sie Ihre Mitarbeiter nach Informationen,<br />
die hilfreich sein können. Jeder hat seine Fachgebiete,<br />
auf denen er sich besonders gut auskennt<br />
und auf dem neuesten Stand ist. Nutzen Sie<br />
das. Sie sparen Zeit und externe Hilfe und fördern<br />
gleichzeitig das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und das Engagement in Ihrer Belegschaft. Und<br />
denken Sie ans Dankesagen. Wertschätzung tut<br />
beiden Seiten gut - dem, der sie empfängt, und<br />
dem, der sie gibt.<br />
Text: Karin Dölla-Höhfeld
80<br />
Drei Jahre DSGVO - wie hat sich der<br />
Datenschutz in Betrieben entwickelt?<br />
ein Gastbeitrag von Dorothea Ebbing<br />
Am 25.5.2018 ist die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft getreten - Zeit<br />
für einen kleinen Rückblick und Ausblick, wie die verbindlichen Regelungen in den Unternehmen<br />
beachtet werden. Obwohl Datenschutz schon vorher gesetzlich geregelt war, begannen viele erst zu<br />
diesem Stichtag, den Datenschutz umzusetzen.<br />
Auf vielen Websites entstanden Datenschutzerklärungen,<br />
teilweise von Woche zu Woche<br />
umfangreicher. Statt den Artikel 7 der DSGVO<br />
zu beachten, die Information in verständlicher<br />
und leicht zugänglicher Form anzubieten, wurden<br />
(und werden) verwirrende Textbausteinwüsten<br />
präsentiert. Beim Bäcker und Arzt, bei<br />
<strong>News</strong>lettern, auf Messeständen - überall tauchten<br />
mehr oder weniger verwirrende Datenschutzinformationsblätter<br />
auf.<br />
Mehr Information – besserer Datenschutz?<br />
Fraglich.<br />
In Betrieben wurden Verarbeitungsverzeichnisse<br />
erstellt, technisch-organisatorische Maßnahmen<br />
zur Datensicherheit formuliert - teilweise<br />
auch umgesetzt - und Verträge mit<br />
Auftragsverarbeitern geschlossen. Datenschutzbeauftragte<br />
wurden berufen.<br />
Allerdings zeigen Untersuchungen,<br />
dass viele<br />
Unternehmen beim<br />
Datenschutz immer<br />
noch schlecht aufgestellt<br />
sind. Nur 37 %<br />
der Unternehmen<br />
geben an, dass sie den<br />
Datenschutz vollständig umgesetzt haben, 6 %<br />
räumen ein, gerade erst begonnen zu haben.<br />
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/917518/umfrage/<br />
stand-der-umsetzung-der-dsgvo-durch-unternehmen-in-deutschland<br />
Welche Schwierigkeiten sind entstanden?<br />
• Es kostete enorme Anstrengungen in den<br />
Unternehmen, um die Prozesse zu analysieren,<br />
den Datenschutz umzusetzen und vor<br />
allem zu dokumentieren. Die Rechtsunsicherheit<br />
durch die neue Grundverordnung sorgte<br />
dafür, dass hektische Aktivitäten gestartet<br />
wurden, die oftmals auf halbem Wege abgebrochen<br />
wurden.<br />
• Unternehmen haben auf Innovationen und<br />
sogar auf Marketingmaßnahmen wie <strong>News</strong>letter<br />
oder Werbe-Mailings verzichtet, um<br />
keine Datenschutzverstöße zu riskieren.<br />
• Auch Verbraucher werden von unverständlichen<br />
Datenschutzerklärungen überflutet und<br />
mit unsinnigen Anfragen (Cookie-Banner,<br />
Einwilligung in Selbstverständlichkeiten) genervt.<br />
Dorothea Ebbing, GoFuture XP GmbH, berät KMU bei der Umsetzung der DSGVO
81<br />
Was hat es gebracht?<br />
• Die Transparenz bei der Verwendung von<br />
personenbezogenen Daten ist gestiegen. Es<br />
ist leichter geworden, über die eigenen Daten<br />
selbst zu bestimmen.<br />
• Personenbezogene Daten sind besser geschützt,<br />
da viele Betriebe die Datensicherheit<br />
erhöht haben.<br />
• Aufmerksamkeit, Interesse und Verständnis<br />
für Datenschutz sind gestiegen.<br />
• Die Aufsichtsbehörden haben Bußgelder verhängt,<br />
Gerichte haben Unternehmen zu Schadensersatzzahlungen<br />
verurteilt, mitunter in<br />
erschreckender Höhe.<br />
DSGVO heute – und wie geht es weiter?<br />
Inzwischen ist die DSGVO in den meisten Unternehmen<br />
angekommen. Dennoch bleibt sie<br />
ein Thema, das dauerhaft finanziellen und personellen<br />
Ressourceneinsatz erfordert. Wie es<br />
bei neuen gesetzlichen Regelungen üblich ist,<br />
hat auch die DSGVO schon einige Änderungen<br />
erlebt. Bestehende Konzepte müssen daher<br />
regelmäßig überprüft werden. Jedes Unternehmen<br />
ist gefordert, die DSGVO im Blick zu halten<br />
und Ressourcen bereitzustellen, die der Größe<br />
des Unternehmens entsprechen. Verstöße werden<br />
mitunter empfindlich geahndet, beispielweise<br />
mit 35 Mio € wegen Bespitzelung hunderter<br />
Mitarbeiter; mit etwas mehr Augenmaß<br />
in einem anderen Fall: 2.000 € Bußgeld für ein<br />
Restaurant wegen unerlaubter Kameraüberwachung<br />
des Gastraumes.<br />
„Wenn ich das alles umsetzen<br />
soll, mach ich meinen<br />
Laden dicht!”<br />
Zitat eines Teilnehmers an einer Informationsveranstaltung<br />
zur DSGVO im Mai 2018<br />
DGSVO-Dauerbaustelle durch externe Datenschutzbeauftragte<br />
leicht beherrschbar<br />
Die Dienstleistung externer Datenschutzbeauftragter<br />
gilt für KMU als Mittel der Wahl. Mit<br />
kalkulierbarem, der Größe des Unternehmens<br />
angemessenem Aufwand können so finanzielle<br />
Unternehmensschädigungen vermieden<br />
werden. Anstelle eines internen Datenschutzbeauftragten<br />
wird dabei ein interner Datenschutzkoordinator<br />
eingesetzt, der mit einem<br />
externen Datenschutzbeauftragten zusammenarbeitet.<br />
In diesem Zusammenhang kommen<br />
zunehmend auch Hilfsmittel zum Einsatz, die<br />
die Beachtung der DSGVO erleichtern:<br />
• Checklisten, mit denen Datenschutzkoordinatoren<br />
den betrieblichen Datenschutz überwachen<br />
• Online-Tools zur Unterstützung der DSGVO-<br />
Dokumentation<br />
• komplexe Managementsysteme, die eine abgestimmte<br />
Umsetzung von DSGVO und anderen<br />
Normen (z.B. ISO 27001 bzw. BSI IT-<br />
Grundschutz) ermöglichen.
82<br />
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Herausgeber: Reprion Media<br />
Chefredaktion:<br />
Bernd Wildemann (B. W.)<br />
Stefan Kühn (S. K.)<br />
Redaktionsleitung:<br />
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Redaktion:<br />
Angela Wilbert (A. W.)<br />
Susanne Hoffmann (S. H.)<br />
Lena Sturm (L. S.)<br />
Karin Dölla-Höhfeld<br />
Grafik:<br />
Huck Media GbR<br />
Fotografie:<br />
Jochen Kratschmer (J. K.)<br />
Marcus Steinbrücker (M. S.)<br />
Inga Steeg<br />
Titelbild <strong>Mainz</strong>: Ramin Durani<br />
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