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POPSCENE September 09/21

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Fußball folgt Regeln, Victor van der Saar folgt<br />

Regeln. Bei beiden wird häufig aus 11 Metern<br />

Entfernung aufs Tor geschossen. Victor<br />

verwendet dafür seinen Fotoapparat, eine<br />

alte Hasselblad-Kamera. Seit 15 Jahren ist er<br />

unterwegs, um Fußballtore zu fotografieren.<br />

In 15 Ländern war der Fotograf dafür, nicht<br />

nur in Europa, sondern auch in Afrika und in<br />

Asien – stets auf der Suche nach der „Poesie<br />

der Fußballtore“. Gefunden hat er diese auf<br />

vielen Fußballplätzen: Tore, die auf Wiesen stehen,<br />

von Matsch umgeben sind oder im Wüstensand<br />

zu versinken drohen. Manche haben<br />

kein Netz, andere sind nur auf eine Hauswand<br />

aufgemalt oder bestehen aus einem einfachen<br />

Lattengerüst.<br />

Victors Regeln: genau elf Meter Abstand, ein<br />

Bild, keine digitale Bildbearbeitung. Die Zahl<br />

11 habe dabei eine symbolische Bedeutung,<br />

sie stehe für Idealismus, Intuition, Energie,<br />

Inspiration, Mut, aber auch Spannung und Opposition,<br />

erklärt Victor. Das alles entdeckt er<br />

immer wieder auf Fußballplätzen, sogar wenn<br />

diese hinter den dicken Mauern von Justizvollzugsanstalten<br />

liegen. Mit entsprechenden<br />

Genehmigungen durfte Victor van der Saar bereits<br />

in zwei Berliner Gefängnissen, in Alt-Moabit<br />

und Tegel, fotografieren. Das saarländische<br />

Justizministerium hat ihm Zugang zu den<br />

Justizvollzugsanstalten Lerchesflur in Saarbrücken<br />

und in Ottweiler sowie zur Klinik für<br />

forensische Psychiatrie in Merzig gewährt.<br />

In der JVA Ottweiler entstand ein ganz besonderes<br />

Foto: Fußbälle, die sich in einer<br />

Stacheldrahtzaunrolle verfangen haben. So<br />

manchen erinnert das an Bilder aus Kriegs- und<br />

Grenzgebieten, wie sie abends in den Nachrichten<br />

zu sehen sind. Auf das außergewöhnliche<br />

Foto wurde auch die Redaktion des Sportmagazins<br />

„kicker“ aufmerksam und druckte es<br />

vor Kurzem ganzseitig.<br />

Viele andere Bilder der „11METER“-Serie“ waren<br />

bereits in Printmedien zu sehen, in vielen Regionalzeitungen,<br />

im Magazin der Deutschen<br />

Fußball Liga und in Surface, einer großen französischen<br />

Sportzeitung.<br />

Victor van der Saar, ein gebürtiger Saarländer,<br />

der seit über sieben Jahren in Kronberg im<br />

13<br />

Taunus wohnt, fotografiert nicht nur Fußballtore.<br />

Neben Auftragsarbeiten und Pressefotografie<br />

hat er unter anderem auch die<br />

Saarländer-Serie „Come as you are. – Kreative<br />

Köpfe im Portrait“ gemacht, die mittlerweile<br />

auch als Katalog erschienen ist.<br />

Auf seinen Künstlernamen angesprochen, gibt<br />

er bereitwillig Auskunft: „Mein ehemaliger<br />

Doppelnamen war nicht gut fürs internationale<br />

Geschäft. ‚Victor van der Saar‘ kann man<br />

überall auf der Welt aussprechen und ist auch<br />

eine Verbeugung an meine Heimat.“ Seine<br />

Wurzeln hat Victor nicht nur im Saarland, sondern<br />

auch beim SV Saar 05, wo seine Leidenschaft<br />

für den Fußball entstanden ist. Damals<br />

wie heute hatte er das Tor fest im Blick.<br />

Text: Katharina Rolshausen<br />

Bilder: Victor van der Saar<br />

TITEL<br />

vandersaar.de

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