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Leo September / Oktober 2021

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MÜNCHEN<br />

SEPTEMBER / OKTOBER <strong>2021</strong> І HEFT 175<br />

POLITIK<br />

Bundestagswahl<br />

<strong>2021</strong><br />

MÜNCHEN<br />

Wir haben die<br />

queeren Wiesn-<br />

Alternativen!<br />

MUSIK<br />

MARK<br />

FORSTER<br />

im exklusiven Gespräch<br />

INTERVIEWS: KEVIN KÜHNERT, FABIAN HART, WRABEL, BAMBI MERCURY,<br />

DANIEL ZILLMANN, MELISSA ETHERIDGE, IMANY, HARRY MACQUEEN


Ihre Wohlfühl-Apotheke in München<br />

Schwerpunkt HIV<br />

• Seit über 10 Jahren geben wir unser Bestes für die Beratung und<br />

pharmazeutische Versorgung von HIV-Patienten. Wir haben Ihre<br />

HIV-Medikamente auf Lager!<br />

• Wir haben den „1. Preis für Gesundheitsvorsorge in der Apotheke<br />

bei Beratung von HIV-Patienten“ vom WIPIG (Wissenschaftliches Institut für<br />

Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekerkammer, www.wipig.de)<br />

im November 2011 verliehen bekommen.<br />

• Wir sind Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und<br />

Hepatitis-kompetenter Apotheken e.V. (DAHKA)<br />

Wittelsbacher Apotheke<br />

Lindwurmstr. 97, 80337 München, Tel. 089-53 78 44<br />

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 8.00 bis 20.00 Uhr<br />

www.wittelsbacher-apotheke.de


Intro 3<br />

Inhalt<br />

SZENE<br />

KULTUR<br />

REGIONAL<br />

4 Szene<br />

14 Politik<br />

22 Kultur<br />

38 Essen & Trinken<br />

30 Stadtplan<br />

32 Style<br />

LEBEN<br />

Gesundheit<br />

E-Life<br />

Film<br />

Musik<br />

Kunst<br />

Buch<br />

Servus,<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine kostenlos<br />

und digital!<br />

eine vollgepackte Ausgabe liegt vor euch. So voll, dass wir<br />

uns hier kurzfassen müssen. Machen wir: Bitte lasst euch<br />

impfen und bitte geht wählen. Beides hilft LGBTIQ* als<br />

marginalisierter Minderheit in besonderem Maße. In München<br />

fällt die Wiesn wieder aus – doch kein Grund zur Schockstarre:<br />

Wir haben viele Ideen für euren goldenen Herbst!<br />

Deine LEO und männer* Redaktion<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />

www.männer.media, www.leo-magazin.de,<br />

www.facebook.com/magazin.leo<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

Content Management München:<br />

Christian Fischer:<br />

redaktion@leo-magazin.de<br />

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Berlin: Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />

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83040990, redaktion@gab-magazin.de<br />

Köln: T: 0221 29497538,<br />

termine@rik-magazin.de,<br />

c.lohrum@rik-magazin.de<br />

München: T: 089 5529716-10,<br />

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MITARBEITER:<br />

Chefredaktion München:<br />

Bernd Müller (bm), T: 0173 744 58 38,<br />

bernd.mueller@leo-magazin.de<br />

Mitarbeiter:<br />

Felix Müller (fm), Steffen Rüth,<br />

Jonas Bock (jb), Christian K. L. Fischer (fis),<br />

Michael Rädel (rä), Christian Knuth (ck),<br />

Felix Just (fj), Dagmar Leischow<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: Janis Cimbulis, Susan Kühner<br />

Cover: Foto: Phil Dlab / Salzgeber & Co.<br />

Medien GmbH<br />

ANZEIGEN:<br />

Berlin: Christian Fischer (cf):<br />

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Ernesto Klews: ernesto.klews@blu.fm<br />

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Dirk Baumgartl (dax):<br />

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VERLAG:<br />

blu media network GmbH,<br />

Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />

Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

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Hendrik Techel, Christian Fischer (cf)<br />

Vertrieb: blanda promotions, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft<br />

mbH, Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

Möller Medien Versand GmbH,<br />

Tel. 030-4 190 93 31<br />

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(gültig seit 1. Januar 2020). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />

sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />

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Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

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Inlandspreis 30 Euro pro Jahr,<br />

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Lastschriften wird die Abogebühr am 3.<br />

Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />

abgebucht.<br />

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blu media network GmbH<br />

blu/gab/leo unterliegt der<br />

IVW-Auflagenkontrolle<br />

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4 Szene<br />

CSD MÜNCHEN:<br />

NACHLESE UND<br />

AUSBLICK<br />

Welch ein WOCHENENDE!<br />

Fast schon ein „richtiger“ Pride<br />

– das konnte man meinen,<br />

wenn man am CSD-Samstag<br />

in der Münchner Innenstadt<br />

unterwegs war.<br />

Über sechzig queere Initiativen hatten<br />

sich hier an Demospots präsentiert<br />

und Tausende Besucher*innen waren<br />

gekommen, um das Gespräch zu suchen,<br />

das Miteinander zu erleben, Solidarität zu<br />

demonstrieren und (ein wenig) zu feiern.<br />

Großen Zulauf hatte auch die Kulturbühne<br />

in Resls Kollektivgarten, die am Samstag<br />

von 12 bis 20 Uhr auf der Theresienwiese<br />

bis zu 800 Leute zu einem mehrstündigen<br />

Livemusik-Programm zusammenbrachte.<br />

„Gemeinsam mit Freund*innen gute Musik<br />

hören, draußen, bei Sonnenschein – die<br />

Stimmung war gut“, beschreibt das Orga-<br />

Team die Atmosphäre. Und das, obwohl<br />

Tanzen ja gar nicht erlaubt war. Die Radl-<br />

Demo, die am Sonntag sternförmig von<br />

fünf Startpunkten außerhalb des Stadtzentrums<br />

zur gemeinsamen Abschlusskundgebung<br />

auf der Theresienwiese lief,<br />

versammelte knapp 1.000 Menschen unter<br />

dem Regenbogen. Mehr waren aufgrund<br />

der Infektionsschutzmaßnahmen nicht<br />

zugelassen. Der Stimmung tat das keinen<br />

Abbruch. Wer es vorzog, den CSD von<br />

der Couch aus zu verfolgen, konnte am<br />

Freitagabend und Samstag den ganzen<br />

Tag den CSD-Livestream einschalten, bei<br />

dem LEO-Chefredakteur Bernd Müller<br />

zusammen mit Performance-Künstlerin<br />

und DJ* BiMän ein anspruchsvolles und<br />

abwechslungsreiches Programm mit Talks,<br />

Interviews, Shows und Videos aus der<br />

Community präsentierte.


Szene 5<br />

FOTOS: ERWIN HARBECK, KORNELIJA RADE, FRANK ZUBER<br />

MEHR MUNICH PRIDE AB 2022<br />

Der Erfolg der beiden Pandemie-Jahre<br />

wird den Münchner CSD auch in Zukunft<br />

prägen. „Wir wollen die Elemente, wie<br />

wir sie in der Corona-Zeit erleben,<br />

also dezentrale Demo-Aktion und<br />

Live-Stream, in Zukunft mit denen<br />

kombinieren, die wir seit Jahren vom CSD<br />

kennen und schätzen wie PolitParade,<br />

RathausClubbing und Straßenfest“, so<br />

CSD-Geschäftsführer und Orga-Chef<br />

Alex Kluge. Doch damit nicht genug: Der<br />

Munich Pride soll vom 2. bis 17. Juli 2022<br />

über drei Wochenenden gehen und zwei<br />

PrideWeeks beinhalten. Größer, vielfältiger,<br />

sichtbarer – mehr Botschaft, mehr<br />

Miteinander, mehr Spaß! So könnte man<br />

das Credo zusammenfassen, auf das sich<br />

die fünf Gesellschaftervereine Münchner<br />

Aids-Hilfe, Sub, LeTRA, Rosa Liste und<br />

diversity für die Zukunft geeinigt haben.<br />

Alles unter der Voraussetzung, dass die<br />

Coronasituation im nächsten Sommer im<br />

Griff ist. Wir freuen uns schon jetzt auf<br />

den Munich Pride 2022! *bm<br />

Infos und Bilder: www.csdmuenchen.de<br />

Privat und geschäftlich<br />

bestens versorgt!<br />

Dietmar Holzapfel<br />

und Josef Sattler,<br />

Deutsche Eiche.<br />

CITY<br />

CONTEST<br />

<strong>2021</strong><br />

IN MÜNCHEN<br />

GESCHÄFTSKUNDEN<br />

BERATUNG & SERVICE<br />

Test: Februar <strong>2021</strong><br />

Im Test: 8 Banken<br />

2 Jahre in Folge<br />

CITY<br />

CONTEST<br />

<strong>2021</strong><br />

IN MÜNCHEN<br />

PRIVATKUNDEN<br />

BERATUNG & SERVICE<br />

Test: Februar <strong>2021</strong><br />

Im Test: 12 Banken<br />

3 Jahre in Folge


6 Szene<br />

UNITED QUEENS<br />

OF MUNICH<br />

FOTO: UQOM.DE<br />

Drags auf KUSCHELKURS<br />

Zum CSD präsentierten sich die<br />

„United Queens of Munich“, eine<br />

Gruppe von sieben Münchner Drags, die<br />

künftig unter gemeinsamer Flagge und<br />

dem Musketier-Motto „Eine für alle – alle<br />

für eine“ durch die Community streifen<br />

wollen.<br />

Noch vor fünf Jahren war die Münchner<br />

Drag-Szene ziemlich überschaubar, abseits<br />

hoher Feiertage wie CSD musste man<br />

die farbenfrohen Gestalten mit der Lupe<br />

suchen. Das hat sich deutlich geändert:<br />

Heute sind Drags aus der Community nicht<br />

mehr wegzudenken – und das ist auch<br />

gut so! Doch wo viele sind, gibt es auch<br />

Konkurrenz, Wettbewerb und Neid, kurz:<br />

Stutenbissigkeit statt Schwesternliebe. So<br />

entwickelte sich beispielsweise in sozialen<br />

Medien so manch Kommentar, der über<br />

die (absolut Drag-typische) spitze Zunge<br />

hinausgeht, zum echten Aufreger. Ein<br />

Versuch zu mehr Miteinander wurde zum<br />

diesjährigen CSD unternommen. „United<br />

Queens of Munich“ heißt eine Gruppe<br />

von derzeit acht Drags, die sich primär aus<br />

Teilnehmerinnen der Wahl zur „Seligen<br />

Münchner Maikönigin“ zusammensetzt:<br />

Mareijke van der Hur, Tiffy Tölle, Betty Pearl,<br />

Daphny Ryan, Miss Sissi Sippi, Agnetha<br />

Blossom, Claire Morningwood sowie die<br />

unverwüstliche Zeremonienmeisterin Brini<br />

Olsen präsentieren sich auf der neuen Website.<br />

„Wir wollen so einiges erreichen, auch<br />

‚diverse‘ Brücken schlagen, um das queere<br />

Miteinander zu zeigen und zu erleben“,<br />

so Mareijke van der Hur, Sprecherin des<br />

Teams. Das ist zwar recht nebulös, gibt aber<br />

die Richtung vor: Unity in der Community.<br />

Wer die Szene kennt, weiß, dass das ein<br />

anspruchsvolles Unterfangen sein kann,<br />

denn manchmal hält Paillettenkleber besser<br />

als die Bande der Drag-Freundschaften.<br />

Aber einen Versuch ist es wert! *bm<br />

www.uqom.de<br />

LGBTIQ*-GEMEINSCHAFTSGRABSTÄTTE<br />

Ruhen unterm Regenbogen<br />

Für viele Menschen in der Community<br />

ist das klassische Familiengrab<br />

schon lange keine passende Form der<br />

Bestattung mehr.<br />

So entstand die Idee einer Münchner<br />

LGBTIQ*-Gemeinschaftsgrabstätte. „Als<br />

Ausdruck der Achtung vor der Würde des<br />

Menschen über den Tod hinaus und in<br />

dem Bewusstsein, dass über Jahrhunderte<br />

diese Würde LGBTIQ*-Personen von Seiten<br />

der Gesellschaft abgesprochen worden<br />

ist, erachten wir es für angemessen, den<br />

Verstorbenen die Möglichkeit einer angemessenen<br />

Bestattung zu bieten“, so Peter<br />

Priller, Mitarbeiter des queeren Seniorenprojekts<br />

rosa Alter, das diese Aktion initiiert<br />

hatte. Um die Community von Anfang an<br />

mit einzubeziehen, hat rosa Alter einen<br />

Fragebogen entwickelt, der anonym und<br />

für alle Teilnehmer*innen unverbindlich<br />

ist. Wer sich für das Thema interessiert<br />

und mitgestalten möchte, wendet sich an<br />

info@rosa-alter.de. Den Fragebogen kann<br />

man auf der Seite der Münchner Aids-Hilfe<br />

(Stichwort: Aktuelles) downloaden:<br />

www.muenchner-aidshilfe.de. *bm


Szene 7<br />

KAUFBEUREN FEIERT CSD<br />

Pride-Premiere<br />

im Allgäu<br />

Schön, dass immer wieder<br />

neue Pride-Veranstaltungen<br />

organisiert werden, selbst in den<br />

schwierigen Zeiten von Corona. So<br />

wird vom 12. bis 18. <strong>September</strong> der<br />

erste Allgäu Pride in der 45.000<br />

Einwohner zählenden Stadt Kaufbeuren<br />

stattfinden.<br />

Der entsprechende Verein wurde<br />

bereits vor einem Jahr gegründet,<br />

doch erst heuer lässt die Pandemie<br />

Veranstaltungen zu. „Menschenmassen<br />

wollen wir auch noch gar<br />

nicht mobilisieren“, so Vorstandsmitglied<br />

Florian Bodendörfer, „aber<br />

wir merken, das Thema interessiert<br />

die Leute.“ Das gilt auch für den<br />

CSU-Bürgermeister Stefan Bosse,<br />

der die Schirmherrschaft übernommen<br />

hat. Das Pride-Team hat eine<br />

ganze Pride-Woche auf die Beine<br />

gestellt mit Theateraufführung,<br />

Kinoabend oder einer Diskussionsrunde.<br />

Höhepunkt ist die Demo<br />

am 18. <strong>September</strong>, auf die ein<br />

Straßenfest mit Livebands und DJ<br />

auf dem Spitalhof folgen soll. „Dieser<br />

Event steht coronatechnisch<br />

allerdings noch auf der Kippe“, so<br />

Florian. Immerhin: Ein erster Schritt<br />

ist getan. Künftig soll der Allgäu<br />

Pride rotieren und alljährlich in einer<br />

anderen Stadt der Region gefeiert<br />

werden. Detaillierte Infos zum Pride<br />

<strong>2021</strong> gibt’s zeitnah auf der Website.<br />

Wir drücken die Daumen für eine<br />

gelungene Premiere! *bm<br />

www.allgaeu-pride.de<br />

www.hellabrunn.de


8 Szene<br />

FOTO: MARK KAMIN<br />

NEUE ANGEBOTE BEIM TANZTEAM<br />

Let’s Dance!<br />

Kontaktsportarten in geschlossenen Räumen hatten es<br />

zu Lockdown-Zeiten wirklich schwer, so traf Corona auch<br />

die Tänzerinnen und Tänzer von Team München besonders<br />

hart. Doch seit dem Frühsommer darf (unter bestimmten<br />

Voraussetzungen) auch wieder getanzt werden. Und die<br />

Stimmung ist so gut, dass ab Mitte <strong>September</strong> neue Einsteigerkurse<br />

angeboten werden. Wer also Lust auf Paartanz<br />

verspürt, ist hier richtig: Gesellschaftstänze (Standard/Latein)<br />

gibt’s ab Mitte <strong>September</strong> immer freitags, Tango Argentino<br />

mittwochabends. *bm<br />

Anmeldung und Information: tanzen@teammuenchen.de,<br />

www.teammuenchen.de/tanzen<br />

TECHNO-TEMPEL MACHT DICHT<br />

Harry Klein vor dem Aus<br />

Es ist geradezu ein Schock für Partygänger<br />

und Fans gehobener Techno-<br />

Kultur: Dem Harry Klein droht das Aus.<br />

Dort, wo der international bekannte Klub<br />

seit 2003 residiert, soll 2022 ein Hotel mit<br />

276 Zimmern entstehen. Der Mietvertrag<br />

läuft Ende März kommenden Jahres aus,<br />

dann muss sich der Techno-Tempel eine<br />

neue Heimat suchen. Die entsprechenden<br />

Pläne der Sonnenstraße Immobilien<br />

GmbH sind freilich nicht neu. Bereits seit<br />

2018 ist bekannt, dass das Areal einem<br />

Hotelkomplex weichen wird, woraufhin die<br />

Partylocations Jack Rabbit und X-Cess das<br />

Eckgebäude an der Sonnenstraße bereits<br />

verließen. Wie es mit dem Harry Klein,<br />

das pandemiebedingt seit fast eineinhalb<br />

Jahren geschlossen ist, weitergeht, ist zur<br />

Zeit noch völlig unklar. „Wir schauen uns<br />

um“, so Klubchef und Booker<br />

Peter Fleming. Immerhin:<br />

Dass die Party in der<br />

Sonnenstraße 8 über den<br />

März 2022 weitergeht, gilt<br />

als wahrscheinlich, denn<br />

die architektonischen<br />

Pläne des Münchner Unternehmers<br />

Harry Habermann<br />

fielen in der Stadtgestaltungskommission<br />

durch – es<br />

muss also noch nachgebessert<br />

werden und das dauert bekanntlich<br />

seine Zeit. Dennoch: Langfristig<br />

planen muss das Harry-Team woanders.<br />

Wir drücken schon jetzt die Daumen,<br />

dass dieser renommierte und engagierte<br />

Klub, der nicht zuletzt dank des „Garry<br />

Klein“-Mittwochs auch eine feste Größe<br />

in der queeren Community Münchens ist,<br />

in einer neuen Location eine großartige<br />

Zukunft findet. *bm<br />

www.harrkleinclub.com<br />

FOTO: HARRY KLEIN<br />

RUN FOR LIFE<br />

Stop and Go<br />

FOTO: MARK KAMIN<br />

Nachdem der Run for Life im vergangenen Jahr virtuell<br />

stattgefunden hat und die Läuferinnen und Läufer eine<br />

individuelle Strecke allein absolviert haben, soll es am 12.<br />

<strong>September</strong> wieder einen gemeinsamen Laufevent zugunsten<br />

der Münchner Aids-Hilfe geben.Außer dem Termin<br />

stand allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht viel fest.<br />

Zu unsicher sei die Coronalage und die daraus resultierende<br />

Zahl der Teilnehmer*innen, so Adam Tolnay-Knefely, der<br />

den beliebten Benefizlauf durch den Englischen Garten seit<br />

vielen Jahren organisiert. Ein Event wie in den Jahren vor der<br />

Pandemie sei in diesem Jahr jedenfalls noch nicht machbar,<br />

doch man versuche alles, so viele Menschen wie möglich<br />

teilhaben zu lassen. Wer dabei sein möchte, erfährt alles<br />

Wissenswerte zeitnah auf der Webseite oder im Facebook-<br />

Kanal des Run for Life. *bm<br />

12.9., www.runforlife.de


SPANIEN<br />

DAS HAST DU<br />

DIR VERDIENT!<br />

WWW.SPAIN.INFO<br />

SITGES ª TORREMOLINOS ª BENIDORM ª GRAN CANARIA ª BARCELONA ª IBIZA<br />

VALENCIA ª EXTREMADURA ª SEVILLA ª BILBAO ª SAN SEBASTIAN ª MADRID


10 Szene<br />

EVENTS ZUR OKTOBERFESTZEIT<br />

WIESN – da war<br />

doch was …<br />

Auch in diesem Jahr fällt das größte<br />

Volksfest der Welt Corona zum Opfer.<br />

Das löst Trauer auch in der queeren<br />

Community aus, sind doch der weltbekannte<br />

GaySunday in der Bräurosl<br />

oder der Fischer-Vroni-Montag für viele<br />

unersetzliche Highlights des Jahres.<br />

Doch ganz ohne Wiesnstimmung muss<br />

niemand auskommen: In der Knödelalm<br />

im Werksviertel geht’s so richtig zünftig<br />

zu: Hier lädt das Team von „Sweet to<br />

be gay“ am 23.9. von 18 bis 22 Uhr zur<br />

Wiesngaudi, gefolgt von DJ-Sounds<br />

bis 2 Uhr (www.stgb-party.com). Eine<br />

Reservierung ist natürlich erforderlich.<br />

Etwas ruhiger dürfte es am 16. <strong>September</strong><br />

ab 18 Uhr auf der Dachterrasse<br />

der Deutschen Eiche zugehen, wo die<br />

Besucher ein „Pseudo-Wiesn-Warm-Up“<br />

erwartet. Auch im Edelheiss oder Nil<br />

kramt man die <strong>Oktober</strong>fest-Demo<br />

hervor und spielt ab Mitte <strong>September</strong><br />

Wiesn-Hits. Apropos Nil: Hier ist am<br />

16.9. ab 16:30 Uhr ein Schäfflertanz<br />

auf der Hans-Sachs-Straße geplant,<br />

das Sub macht am 2. <strong>Oktober</strong> ab 19<br />

Uhr einen Fetischabend mit Wiesnbier.<br />

Viele weitere Locations werden sich der<br />

Tradition nicht entziehen. Daher lohnt es<br />

sich, die Krachlederne aus dem Schrank<br />

zu holen, auch wenn sie wieder nicht<br />

auf der Theresienwiese getragen werden<br />

kann. *bm


Szene 11<br />

FOTO: SCHWUHPLATTLER<br />

SCHUHPLATTLING FOR BEGINNERS<br />

Schnupper-Platteln<br />

Ruhpoldinger, Ambosspolka und Fünferschlag – bitte,<br />

was? Wenn du wissen willst, was sich dahinter verbirgt,<br />

dann komm zur Schnupper-Plattlprobe am Samstag,<br />

dem 23. <strong>Oktober</strong>, um 15 Uhr im Hofbräuhaus. Dort<br />

geben die Schwuhplattler, die 2022 ihr 25-jähriges<br />

Jubiläum feiern, einen Crashkurs im Schuhplatteln<br />

– modern und weltoffen, unterhaltsam und<br />

trotzdem sportlich! Die Teilnahme ist<br />

kostenlos, Anmeldung unter: info@<br />

schwuhplattler.de. *bm<br />

FOTO: TRACEY DASH<br />

TRAVESTIE-DINNERSHOW<br />

Gmade Wiesn<br />

Die gute Tradition der Wiesn-Travestie-<br />

Shows halten in diesem Jahr Tracy<br />

Dash und Dean DeVille in Ehren: Sie<br />

präsentieren am 24. und 25.9. ihre<br />

„Gmade Wiesn“ in der Knödelalm<br />

am Ostbahnhof. Zu Comedy,<br />

Entertainment, guter Laune und einer<br />

bunten Show gibt’s ein Drei-Gänge-<br />

Menü – und jede Menge flüssigen<br />

Treibstoff. Das Ticket kostet 65 Euro,<br />

Reservierung unter travestie.show@<br />

web.de. *bm<br />

24. + 25.9., Knödelalm, Friedenstr. 12,<br />

18:15 Uhr<br />

FOTO: KNÖDELALM<br />

Haus & Hotel<br />

Termin nach Vereinbarung<br />

• Ganzkörpermassage<br />

• Po Relax Massage<br />

• Bondage Massage<br />

• Intim- & Körperrasur<br />

• Tantra...<br />

0175-<br />

617 52 55<br />

call me<br />

now


12 Szene<br />

INTERVIEW<br />

FOTO: KAI SISTEMICH<br />

BAMBI MERCURY:<br />

Podcast mit Candy Crash<br />

FOTO: JENS OELLERMANN<br />

Gleich zwei Größen aus der<br />

queeren Community und<br />

Social-Media-Welt haben sich zusammengetan,<br />

um bei audible.de mit<br />

einem queeren Podcast aufzuklären<br />

und zu unterhalten. Wir sprachen<br />

über das Format mit Bambi Mercury,<br />

der einen Hälfte von „Mehr Glitzer!“.<br />

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?<br />

Das Lustige daran ist, dass Candy und ich<br />

uns schon seit ca. acht Jahren kennen … Sie<br />

hatte die Idee „Let’s do a podcast“, und mit<br />

wem kann sie mit am besten schnattern?<br />

Mit mir! Eigentlich sage ich ja immer zuerst<br />

Nein, aber da habe ich sofort zugesagt.<br />

Warum sagst du immer erst Nein?<br />

Das ist so eine Art Sicherheit, ein Schutz.<br />

(grinst) Na, zusagen kann man dann immer<br />

noch. Es hat dann noch ein Jahr gedauert,<br />

bis wir tatsächlich live gegangen sind.<br />

Der Name ist „Mehr Glitzer!“, aber wie<br />

ich dich kenne, geht es dabei nicht nur<br />

um Oberflächlichkeiten.<br />

„Mehr Glitzer!“ ist einer der wenigen queeren<br />

Podcasts auf audible.de, diese Plattform<br />

muss man nutzen. Wir sprechen über<br />

Themen, die uns beschäftigen, Themen aus<br />

unserer queeren (Community-)Bubble und<br />

darüber hinaus. Wir beziehen auch unsere<br />

Zuhörer mit ein, so haben wir die „Queen of<br />

the Week“ oder auch die „Question of the<br />

Week“. Themen sind unter anderem: Familie,<br />

Pride, Dating, aber auch Tod. Wir wollen<br />

aufklären und unterhalten. Lustig wird es<br />

dann, wenn Candy mich nicht ausreden lässt<br />

… Oder mir lustige Gemeinheiten an den<br />

Kopf wirft.<br />

Lustige Gemeinheiten, gibt es die<br />

denn? Bodyshaming zum Beispiel galt<br />

lange als lustig.<br />

Ja, bei uns ist das eher shade, wir mögen<br />

einander und necken nur etwas mit viel<br />

Liebe. Ein KLEINES Fünkchen Wahrheit<br />

mag drinstecken, aber es geht nie in die<br />

verletzende Richtung. Bodyshaming oder<br />

Age Shaming geht gar nicht, auch nicht,<br />

dass man das weibliche Geschlechtsteil<br />

herabwürdigt und als Schimpfwort benutzt.<br />

Da musste ja die ganze Szene viel<br />

lernen, dass das nicht geht. Wie stehst<br />

du zu Themen wie Cancel Culture?<br />

Das „F-Wort“ war eine Zeit lang<br />

dauerpräsent bei Dragqueens.<br />

Die Awareness ist heute viel größer, man hat<br />

dazugelernt. Cancel Culture mag ich nicht,<br />

denn jeder, der sich wirklich weiterentwickelt<br />

hat, soll stattfinden. Ein gewisser Lernprozess<br />

muss aber passieren … Auch ich habe in<br />

meiner Jugend Dinge gesagt, die ich heute<br />

überhaupt nicht mehr sagen und denken<br />

würde. Man muss aber zu seinen Fehlern<br />

stehen und sie nicht auf andere schieben<br />

oder Ausreden suchen. Eine Kommunikation<br />

muss stattfinden, ich finde es wichtig,<br />

Leute mitzunehmen und aufzuklären, nur<br />

abzusägen und in eine Ecke zu stellen, oder<br />

gar im Internet zu hetzen, geht nicht.<br />

Es gibt auch Menschen, mit denen ich<br />

negative Erfahrungen gesammelt habe und<br />

auch in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten<br />

will. Aber ich wünsche ihnen nichts<br />

Schlechtes, keinen Ausschluss, ich hoffe,<br />

dass sie aus ihren Fehlern lernen und etwas<br />

Gutes entsteht. Unsere Community will<br />

von anderen tolerant behandelt werden,<br />

wir wollen (fast) alle das Gleiche, aber<br />

gehen mitunter intolerant miteinander<br />

um. Bestimmte Gender-Rollen, Rassismus,<br />

Altersdiskriminierung …<br />

*Interview: Michael Rädel


MEAT GIRLS IM RATHAUS<br />

Dietl meets Drags<br />

Oberbürgermeister<br />

Szene 13<br />

Am Vorabend des CSD empfing Münchens 3. Bürgermeisterin<br />

Verena Dietl die Drags Janisha Jones, Pasta Paris<br />

und Dean DeVille im Rathaus. Eine Stunde lang plauderte<br />

die Politikerin in entspannter Atmosphäre mit den Meat<br />

Girls über Themen der Community. „Wir waren positiv<br />

überrascht von Frau Dietls Nahbarkeit, Transparenz und<br />

Offenheit“, so Dean DeVille. Eine Fortsetzung ist nicht<br />

ausgeschlossen. *bm<br />

Wir machen uns stark!<br />

Für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*,<br />

inter* und queere Menschen<br />

Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ*<br />

ist es unser Ziel, die LGBTIQ*-Community in München<br />

zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />

Wir machen uns stark. Für LGBTIQ*.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

muenchen.de/lgbti<br />

WORKSHOP DER KOORDINIERUNGSSTELLE<br />

LGBTIQ* in der<br />

Arbeitswelt<br />

Am 23. <strong>Oktober</strong> bietet die städtische Koordinierungsstelle<br />

für LGBTI* wieder einen Workshop zum<br />

Thema queere Menschen in der Arbeitswelt an. Wie<br />

kann man das Coming-out am Arbeitsplatz gestalten,<br />

wie persönliche Vorstellungen, Erfahrungen<br />

und Werte einbringen, wie mit Mobbingsituationen<br />

umgehen? Diese und andere Fragen werden hier<br />

behandelt. Der Workshop wird angeleitet von Dr.<br />

Claudia Krell und Sebastian Kempf, Anmeldeschluss<br />

ist der 14. <strong>Oktober</strong>, die Teilnahme ist kostenlos. *bm<br />

23.10., 10 – 17 Uhr, Anmeldung:<br />

lgbti@muenchen.de oder Tel. 089 233-22542<br />

Ist die Welle noch so steil,<br />

a bisserl was geht allerweil.<br />

www.az-muenchen.de/abo


14 Politik<br />

KOLUMMNE VON<br />

FELIX MÜLLER<br />

FOTO: ERWIN HARBECK<br />

Der Regenbogen-Wahlkampf<br />

In seiner kommunalpolitischen Kolumne<br />

schreibt AZ-Lokalchef Felix<br />

Müller dieses Mal über Knatsch um die<br />

queere Fahne in Münchner Norden, neue<br />

Windräder für die Stadt – und den Wiederaufbau<br />

des Uhrmacherhäusls in Giesing.<br />

Wer ist ein Linker und wer ein Rechter,<br />

ja, das ist in diesen Zeiten manchmal<br />

gar nicht mehr so einfach auseinanderzuhalten.<br />

Einer, der sich weit von<br />

vielen in seiner Partei entfernt hat, ist der<br />

SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post.<br />

Er gibt den Law-and-Order-Hardliner,<br />

der viel näher bei den Leuten ist als das<br />

Establishment seiner Partei.<br />

Und er scheut sich auch nicht vor so<br />

mancher Provokation. In seinem Wahlkreis<br />

hat Post die Regenbogenfahne plakatiert<br />

– und dazu „Vielfalt“ geschrieben und ein<br />

durchgestrichenes „Cancel Culture“. Gegen<br />

angebliche Sprechverbote also – gewissermaßen<br />

gegen die in der Community,<br />

die sich für sensible Sprache einsetzen?<br />

Aus dem queeren München habe sie viele<br />

Beschwerden über diese Plakate gehört,<br />

sagte Posts Gegenkandidatin im Norden<br />

der Stadt, Doris Wagner von den Grünen,<br />

der AZ. Post missbrauche das Symbol,<br />

schimpfte sie in dem Interview. Post<br />

selbst wehrte sich, ein „kleiner Teil der<br />

Gesellschaft schreibe der Mehrheit vor,<br />

wie sie zu sprechen und sich zu verhalten<br />

habe. „Ich möchte mit meinem Plakat<br />

deutlich machen: Wer so alle abkanzeln<br />

will und zum Schweigen bringen möchte,<br />

die nicht seine Meinung teilen,<br />

steht nicht für die Vielfalt der<br />

Regenbogenfahne.“<br />

Nun ja. Posts Provokationen<br />

werden künftig wohl deutlich<br />

weniger Menschen<br />

erreichen. Seine Partei hat<br />

ihn bei der Listenaufstellung<br />

durchrasseln lassen,<br />

dass er das Direktmandat<br />

im Münchner Norden erringt,<br />

gilt als sehr unwahrscheinlich.<br />

Im Bundestagswahlkampf spielt<br />

heuer das erste Mal auch das Klima eine<br />

größere Rolle. Und auch im Rathaus hat<br />

mancher das Thema für sich entdeckt,<br />

der es früher nur für alternatives Gedöns<br />

gehalten hätte. Die CSU, zum Beispiel,<br />

streicht sich jetzt grün, will als besonders<br />

öko gelten und fiel kürzlich durch einen<br />

unerwarteten Vorstoß auf. Sie fordert neue<br />

Windräder – auch im Stadtgebiet. Das<br />

könnte durchaus interessante Debatten<br />

nach sich ziehen, falls die Stadtwerke, die<br />

spontan ablehnend reagierten, doch einen<br />

Bedarf sehen – und die CSU vor Ort in den<br />

Vierteln beweisen darf, wie ernst es ihr mit<br />

dem Projekt ist. Das Windrad um die Ecke:<br />

In den Nachbarschaften der dicht bebauten<br />

Stadt dürfte das schließlich wenig<br />

Begeisterung nach sich ziehen, selbst<br />

wenn es „nur“ um Standorte wie<br />

in Autobahn-Nähe in Riem<br />

gehen sollte.<br />

Mitten in der Stadt, in<br />

Alt-Giesing, hat der<br />

Abriss des historischen<br />

Uhrmacherhäusls für<br />

Aufregung gesorgt. Hier<br />

haben die Aktivisten vor Ort<br />

und die Stadt München nun<br />

einen Teil-Erfolg errungen, denn<br />

der Verwaltungsgerichtshof urteilte,<br />

dass das Uhrmacherhäusl wieder aufgebaut<br />

werden muss (wenn auch nicht in der<br />

alten Bausubstanz). „Ich bin überaus froh<br />

über das gesprochene Urteil“, teilte OB<br />

Dieter Reiter (SPD) mit. „Es bestätigt, dass<br />

man Profitgier nicht gegen jedes Recht<br />

mit der Abrissbirne durchsetzen kann.“<br />

Die Macht der Investoren ein bisschen<br />

eingebremst – das wäre aus Sicht vieler<br />

Münchner wohl eine gute Nachricht …<br />

FOTO: PRIVAT


15<br />

Wir helfen und<br />

informieren gerne.<br />

OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />

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Mo - Fr 8.30 - 19.00 Uhr<br />

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16 Politik<br />

FOTO: SPD<br />

INTERVIEW<br />

KEVIN KÜHNERT:<br />

„Da würde ich den Job völlig falsch verstehen“<br />

Kevin Kühnert, stellvertretender<br />

Bundesvorsitzender<br />

der SPD, brachte als Vorsitzender<br />

der Jusos mit seiner Ablehnung einer<br />

Koalition mit der Union die SPD<br />

und ein bisschen auch die Bundesrepublik<br />

ins Wanken. Warum er<br />

im <strong>September</strong> als Direktkandidat<br />

des größten Regenbogenkiezes der<br />

Republik bei der Bundestagswahl<br />

antritt und was er über Identitätspolitik<br />

denkt.<br />

Bundesweit so richtig aufwärts mit<br />

der Bekanntheit ging es für dich als<br />

GroKo-Kritiker. Wie ist deine Bilanz<br />

der Legislaturperiode?<br />

Meine Bewertung, ob es sinnvoll war,<br />

diese Koalition zu machen, hat sich nicht<br />

geändert. Auch nicht dreieinhalb Jahre<br />

später. Es gab damals Argumente dafür und<br />

dagegen. Ich würde sagen, queerpolitische<br />

Argumente gab es schon damals nicht<br />

dafür. Das hat auch niemand von denen<br />

behauptet, die für eine Große Koalition<br />

gewesen sind. Das ist einfach die alte Leier:<br />

Hast du Konservative mit in der Regierung,<br />

dann bist du gesellschaftspolitisch immer<br />

fünf Gänge zu langsam. Es ist auch egal, ob<br />

es die SPD oder die Grünen trifft. Mit CDU<br />

und CSU geht es nicht um das Aushandeln<br />

„ihr kriegt was, wir kriegen was“, sondern<br />

darum, dass die grundsätzlich ideologische<br />

Probleme mit dem ganzen Themenfeld<br />

haben. Ich finde es wichtig, das noch mal<br />

rauszuarbeiten. Es geht nicht um eine<br />

Systemfrage des Steuersystems oder<br />

des Rentensystems, sondern wirklich um<br />

Grundüberzeugungen und menschenrechtliche<br />

Fragen.<br />

Wie ist die Bilanz zu bewerten? Gucken<br />

wir kurz auf die Haben-Seite, das geht ja<br />

relativ fix, muss man sagen. Was sicherlich<br />

gut ist, sind die Fortschritte beim Thema<br />

Konversionstherapien. Es ist sehr gut, dass<br />

das für Minderjährige verboten ist. Darüber<br />

hinaus ist es zumindest deutlich erschwert<br />

worden. Es gab ein gemeinsames Interesse<br />

auch bei den Koalitionspartnern. Viel mehr<br />

war mit der Union nicht möglich.<br />

Wie können wir gegen Hassgewalt<br />

besser vorgehen?<br />

Wir brauchen, was die Statistiken im Bereich<br />

der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit<br />

angeht, eine deutlich trennschärfere<br />

Erfassung. Es ist ein sensibler Bereich, weil<br />

wir gleichzeitig aufpassen müssen, dass<br />

wir hier nicht zwangsouten. Aber wenn<br />

jemand, der selbst zum Opfer geworden ist<br />

und ganz klar sagt, dass die Tat auf dieses<br />

Merkmal zurückzuführen ist, dass man das<br />

als homophob oder transphob fassen kann,<br />

dann ist das spätestens der Moment, in dem<br />

das einbezogen werden sollte.<br />

Das heißt übrigens im Gegenzug auch, dass<br />

wir uns von antiquierten Begrifflichkeiten<br />

wie „fremdenfeindlich“ oder Ähnlichem,<br />

die völlig unqualifiziert und auch unwissenschaftlich<br />

sind, dass wir uns von denen<br />

verabschieden müssen in diesen Statistiken.<br />

Schlimm genug, dass die Verbrechen<br />

stattfinden. Aber das Mindeste ist ja, dass<br />

wir versuchen, daraus zu lernen, welche<br />

Häufungen treten auf, an welchen Orten.<br />

Weil man daraus Lehren ziehen kann, was in<br />

der Bildungsarbeit, in der Präventionsarbeit<br />

und so weiter stattfinden muss. Dafür<br />

muss ich aber ein präzises Lagebild haben,<br />

mit welchen Einstellungsmustern ich es<br />

eigentlich zu tun habe, und die Statistiken,<br />

die wir haben, die geben das im Moment<br />

nicht immer her. Ich habe übrigens ja neben<br />

den Kriminalstatistiken auch noch die Möglichkeit,<br />

anonymisierte Register zu schaffen.<br />

Wir arbeiten hier in Berlin beispielsweise in<br />

den Bezirken mit solchen Registerstellen.<br />

Das heißt, dort kann man Vorfälle auch<br />

dann melden, wenn man – warum auch<br />

immer – sich nicht an die Polizei wendet.<br />

Es gibt zum Beispiel Menschen, die aus<br />

rassistischen Motiven angegriffen werden,<br />

die sich nicht bei der Polizei melden, weil sie<br />

einen ungeklärten Aufenthaltsstatus haben<br />

und nicht zu einer Behörde gehen wollen.<br />

Die können das aber anonym einreichen, das<br />

wird erfasst und wir sehen trotzdem, mit<br />

welchem Ausmaß an Problem wir es zu tun<br />

haben. Ich glaube, darum geht’s im Bereich<br />

homophober und transphober Gewalt auch.


Politik 17<br />

Warum willst Du in den Bundestag?<br />

Na ja. Ich bin, solange ich denken kann, ein politischer<br />

Mensch, und wenn du anfängst dich zu engagieren, dann<br />

merkst du, dass die Probleme und Ungerechtigkeiten bzw.<br />

deren Lösungsmöglichkeiten immer weiter auf höhere<br />

Ebenen wandern. Wenn man sich nicht mit dem Status<br />

quo zufriedengeben will, wie ich, und dann andere auf<br />

diesen Ebenen auch leidenschaftlich kritisiert für die Art,<br />

wie sie Politik machen, für die Entscheidung, die sie treffen,<br />

dann muss man sich konsequenterweise irgendwann die<br />

Frage stellen: Willst du das dann nicht selber machen?<br />

Das ist so bei meinem Entschluss gewesen, in eine Partei<br />

zu gehen und Kommunalpolitik zu machen, und jetzt,<br />

nachdem ich ein paar Jahre auch ein Gesicht in der Bundespolitik<br />

bin, ist es so beim Entschluss, für den Bundestag<br />

zu kandidieren. Bei mir zu Hause in Berlin-Tempelhof-<br />

Schöneberg. Das ist mein Geburtsbezirk und es ist doch<br />

ein schöner Zufall, als schwuler Mann in Schöneberg<br />

zu leben, zu Hause zu sein und für diesen Bezirk Politik<br />

machen zu können.<br />

Übrigens sieht man an meinem Wahlkreis letztlich auch,<br />

wie absurd diese Identitätspolitik-Debatte ist.<br />

Es geht eben nicht um irgendeine obskure Minderheit,<br />

sondern, wenn ich in Schöneberg unterwegs bin, dann<br />

geht es an manchen Straßenecken am Nollendorfplatz,<br />

in den ganzen Seitenstraßen, da geht es um die dominierende<br />

Kiezkultur. Deswegen ist das nicht ein Thema unter<br />

„ferner liefen“. Wer Abgeordneter für Tempelhof-Schöneberg<br />

sein will, der vertritt den größten Regenbogenkiez,<br />

den wir in Deutschland haben, und daraus leitet sich<br />

eine Verantwortung ab, das als Themenfeld zu begreifen,<br />

in dem es für Millionen Menschen in Deutschland um<br />

Gerechtigkeitsfragen geht: Um Selbstbestimmungsrechte,<br />

um Blutspendefragen, die noch nicht anständig beantwortet<br />

sind. Um Gewaltprävention, Aufklärungsprojekte,<br />

um die Rechte von Regenbogenfamilien und so weiter<br />

und so fort. Ohne das im Blick zu haben, könnte ich nicht<br />

Abgeordneter in diesem Wahlkreis sein. Da würde ich den<br />

Job völlig falsch verstehen.<br />

Welches wäre dein Wunschministerium?<br />

Ich will jetzt keine Politiker-Antwort geben, darum mache<br />

ich einen Disclaimer vorneweg. (lacht) Also: Ich strebe<br />

nach der Wahl kein Ministeramt an. Definitiv nicht. Aber ich<br />

will trotzdem antworten, weil aus der Antwort kann man<br />

ja inhaltlich was ersehen. Und ich bin da in der Antwort<br />

auch wirklich ganz klassischer Sozialdemokrat. Wenn<br />

ich es aussuchen müsste, würde ich mich immer für ein<br />

Amt als Arbeits- und Sozialminister entscheiden. Ich bin<br />

weiterhin davon überzeugt, dass in der Gesellschaft, so<br />

wie wir sie heute erleben, immer noch ganz vieles über<br />

Arbeit und über das Einkommen aus Arbeit definiert ist<br />

und das auch den Status von Menschen beschreibt – ob<br />

wir das gut oder schlecht finden, dahingestellt. Aber du<br />

hast es vorhin richtigerweise auch erwähnt: Persönliche<br />

Merkmale, die auch Diskriminierungsmerkmale sind, haben<br />

in aller Regel lineare Auswirkung auf Karrierewege, auf<br />

Einkommensverhältnisse. Das heißt, es hat auch Auswirkungen<br />

auf Renteneinkünfte, spätere Altersarmut und so<br />

weiter. Also die Frage, wie Teilhabe am Arbeitsmarkt und<br />

soziale Absicherung aussieht, ist und bleibt die Grundlage<br />

für gesellschaftliche Teilhabe bei uns. Und deswegen ist<br />

das für einen Sozi immer der Dreh- und Angelpunkt und<br />

eben gerade kein Widerspruch zur Teilhabefrage von zum<br />

Beispiel Minderheiten.<br />

Dr. med. Ass. jur. David A. John<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Sonnenstraße 16<br />

80331 München<br />

Tel: +49 (0) 89-592127<br />

Fax: +49 (0) 89-5501944<br />

info@orthopaede-muc.de<br />

www.orthopaede-muc.de<br />

*Interview: Christian Knuth


18 Politik<br />

CSD<br />

statt CSU<br />

Das hatten die Grünen doch schon<br />

mal. Ist das nicht aus der Zeit<br />

gefallen? Leider nein.<br />

Man möchte sagen, es ist aktueller denn<br />

je. Denn der CSD ist in erster Linie eine<br />

politische Demonstration, die Gleichstellung<br />

für und Akzeptanz von queeren Menschen<br />

fordert. Beides wird von der Union und insbesondere<br />

der CSU blockiert. Josef Schmid<br />

war als zweiter Bürgermeister in München bis<br />

2018 noch ein moderner, queerfreundlicher<br />

Kommunalpolitiker. Seit seinem Einzug in<br />

den Landtag ist davon nichts übrig geblieben.<br />

Wie alle anderen CSU-Abgeordneten<br />

lehnt er alle Initiativen der demokratischen<br />

Opposition ab. Die Antworten auf unzählige<br />

Anfragen der grünen Abgeordneten Tessa<br />

Ganserer belegen die Ignoranz der Staatsregierung.<br />

Unzählige Anträge wurden aus<br />

Ideologie abgelehnt, nach dem Motto: Wir<br />

haben nichts gegen queere Menschen, aber<br />

in Bayern gibt es halt keine.<br />

Und dennoch hat der permanente Druck<br />

minimale Wirkung gezeigt:<br />

■ Zum ersten Mal in der Geschichte Bayerns<br />

gab es nach der von den Grünen<br />

initiierten Sachverständigenanhörung<br />

zur Situation queerer Menschen in<br />

Bayern einen LGBTIQ*-Finanzposten<br />

im Haushalt – freilich Peanuts.<br />

■ Zum ersten Mal legte die CSU-geführte<br />

Koalition einen queerpolitischen Antrag<br />

vor – freilich inhaltlich und fachlich als<br />

lasch zu bezeichnen.<br />

■ Doch in den Wahlprogrammen von CDU<br />

und CSU, back to the roots: Kein Wort<br />

zu queeren Menschen. Zum IDAHOBIT<br />

gab sich die Union queerfreundlich, um<br />

postwendend ein Selbstbestimmungsgesetz<br />

als Ersatz für ein veraltetes<br />

Transsexuellengesetz abzulehnen.<br />

Söder geht mit Regenbogenmaske zur<br />

EM in der Allianz-Arena, den Landtag<br />

am CSD beflaggen geht aber nicht.<br />

Aus der Union ist queerpolitisch<br />

nichts rauszuholen. Dabei gibt es viele<br />

Baustellen: das Transsexuellengesetz,<br />

das faktische Blutspendeverbot, die<br />

Stiefkindadoption … Gleichstellung für<br />

LGBTIQ* muss endgültig umgesetzt<br />

werden. Ohne starke Grüne wird es in<br />

Deutschland mit LGBTIQ*-Rechten nicht<br />

vorangehen.


Politik 19<br />

BAYERN FÖRDERT LGBTIQ*-STRUKTUREN<br />

Überfälliger Schritt<br />

Der Freistaat will sich künftig verstärkt um<br />

die Belange von LGBTIQ* kümmern.<br />

Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner<br />

kündigte an, knapp 209.000 Euro „für den<br />

Aufbau und Ausbau eines starken und effizienten<br />

Netzwerkes zur Verbesserung der<br />

Beratungsstrukturen für LSBTIQ*-Personen<br />

in Bayern“ zur Verfügung zu stellen. Konkret<br />

sollen mit dem Geld Fachkräfte, die in ihrem<br />

Beruf auch mit dieser Personengruppe<br />

arbeiten, geschult, informiert und sensibilisiert<br />

werden. „Für den Freistaat ein echter<br />

Schritt nach vorn“, so Dr. Tobias Oliveira<br />

Weismantel, Geschäftsführer der Münchner<br />

Aids-Hilfe. Zusammen mit den Kolleg*innen<br />

der Vereine Lesbentelefon, Sub und Fliederlich<br />

Nürnberg ist er für den Aufbau der<br />

entsprechenden Unterstützungsstruktur<br />

und des bayernweiten Fortbildungsangebots<br />

für Fachkräfte verantwortlich. Mit den<br />

208.834 Euro, die für dieses Modellprojekt<br />

bis Dezember 2023 zur Verfügung gestellt<br />

werden, wollen sie jetzt beginnen, die<br />

Lücken in der Versorgung queerer Menschen<br />

zu schließen. Ein guter, aber auch ein<br />

überfälliger Schritt. *bm<br />

FOTO: BERND MÜLLER<br />

Tobias Oliveira Weismantel (Münchner Aids-Hilfe) mit Diana Horn-Greif<br />

(Lesbentelefon) und Kai Kundrath (Sub e. V.)<br />

CSD<br />

statt<br />

CSU.<br />

gruene-muenchen.de


20 Politik<br />

INTERVIEW<br />

FABIAN HART im Talk mit<br />

SVEN LEHMANN<br />

Schwulsein und Männlichkeit in der Politik,<br />

immer noch zwei Themen, die provozieren.<br />

Der Bundestagsabgeordnete und Sprecher für<br />

Queerpolitik der GRÜNEN sprach mit dem VOGUE-<br />

Kolumnisten und Podcaster Fabian Hart unter<br />

anderem darüber. Und für uns nahm sich Fabian<br />

Zeit für einen Chat.<br />

Worin besteht die Kunst, mit einem Politiker über<br />

Ernstes unterhaltsam zu plaudern?<br />

Ein konkretes Thema hilft dabei, und das ist im Falle von<br />

„Zart Bleiben“ eben Männlichkeiten. Wir alle sind geprägt<br />

von Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischen<br />

Zuschreibungen und entweder damit beschäftigt, sie<br />

einzuhalten oder uns von ihnen zu lösen. Gerade Politiker<br />

repräsentieren ein sehr klassisches Männerbild, das sich<br />

vom Anzug bis zur Rhetorik bis zur Faust aufs Rednerpult<br />

etabliert hat – und durch die Tatsache, dass die Menschen,<br />

die in unserer Gesellschaft mehrheitlich Macht ausüben,<br />

heterosexuelle, weiße Männer sind.<br />

Wie kamst du auf Sven Lehmann als Gast?<br />

Sven Lehmann ist Sprecher für Queer- und Sozialpolitik im<br />

Bundestag und ich fand es spannend, von ihm zu hören,<br />

wie er sich selbst wahrnimmt in dieser „Arena traditioneller<br />

Männlichkeit“ – wie er das deutsche Parlament selbst<br />

bezeichnet. Ich habe ihn aufgefordert, sich mit Männlichkeit<br />

in der Politik auseinanderzusetzen, mit der seiner<br />

Kollegen, aber vor allem auch mit seiner eigenen. Inwiefern<br />

muss er mitspielen, Teil dieses Männerbundes sein, und<br />

inwiefern „gefährdet“ er dieses Machtverhältnis durch seine<br />

politischen Schwerpunkte und seine Homosexualität?<br />

Immerhin unterdrückt traditionelle Männlichkeit auch<br />

homosexuelle Männer … aber nicht nur. Traditionelle<br />

Männlichkeit (be)trifft alle …<br />

Inwiefern?<br />

Traditionelle Männlichkeit trifft uns insofern alle, als dass<br />

sie alle Personen unterdrückt. Frauen, aber auch inter, trans<br />

und nichtbinäre Menschen – die sich also nicht in dieses<br />

„Mann-Frau“-Schema einordnen können oder wollen.<br />

Und auch Homosexuelle und Bisexuelle. Vor allem aber<br />

schwule Männer, weil homosexuelle Männer traditionelle<br />

Männlichkeit per se gefährden. Als Mann beim Sex zum<br />

„Gefäß“ werden ist nach traditioneller Männlichkeit das<br />

„Sich-zur-Frau-Degradieren“. Nicht umsonst wird uns<br />

eingebläut: Mann = starkes Geschlecht, Frau = schwaches<br />

Geschlecht. Es ist eine Herabsetzung für traditionelle<br />

Männlichkeit, als Mann feminin besetzte Eigenschaften zu<br />

verkörpern. Das betrifft nicht nur die Sexualität, sondern<br />

sich als Mann zu schminken zum Beispiel! Das ist ein<br />

Ergebnis des Patriarchats, in dem wir leben, der in unserer<br />

Gesellschaft bestehenden Machtstruktur, in der Männern<br />

die sozial dominante Stellung zugeschrieben wird. Aber<br />

auch Männer mit anderer/anderen Marginalisierung(en)


Politik 21<br />

FOTOS: SELBSTPORTRÄTS<br />

CHRISTIAN LINDNER<br />

ES GIBT VIEL ZU TUN!<br />

Die Ehe für alle war erst der Anfang. Wir machen uns stark für:<br />

- Blutspendeverbot aufheben<br />

- Artikel 3 Grundgesetz ergänzen<br />

- Hasskriminalität bekämpfen<br />

- Selbstbestimmungsgesetz statt TSG<br />

- Regenbogenfamilien stärken<br />

- LSBTI-Menschenrechte weltweit schützen<br />

- Schulaufklärung ausbauen<br />

„scheitern“ an traditioneller Männlichkeit. Männer mit<br />

Behinderung beispielsweise oder diejenigen, die aufgrund<br />

ihrer Größe, Stimme oder Hautfarbe nicht dem traditionellen<br />

„Bild von einem Mann“ entsprechen können: groß,<br />

muskulös, dominant, heterosexuell und eben auch weiß ...<br />

Aber traditionelle Männlichkeit trifft auch Männer, die nach<br />

einem klassisch traditionellen Männlichkeitsbild leben und<br />

das „Privileg“ haben, diese Voraussetzungen erfüllen zu<br />

können: Der Druck auf diese Männer, sich gefälligst auch<br />

wie solche zu verhalten, Stärke zu zeigen, Bizeps und Mut<br />

zu beweisen, ordentlich was aushalten zu können, alles und<br />

alle im Griff zu haben, bedeutet eben zwangsläufig auch,<br />

dass Gefühle zulassen, andere Emotionen als Wut und<br />

Ärger zeigen und Schwäche zugeben zur Herausforderung<br />

werden – oder zum Tabu. Wenn große Jungs nicht weinen<br />

dürfen – wohin dann mit der Trauer, Enttäuschung, Angst?<br />

Immer der Überlegene sein – wirtschaftlich, körperlich –<br />

sexuell, mental –, das kann ja nicht gesund sein.<br />

Wie durchlebst du eigentlich gerade die Corona-<br />

Pandemie, was hilft dir, was nervt?<br />

Ich habe das Glück, dass ich von zu Hause aus arbeiten und<br />

mich voll und ganz darauf konzentrieren kann. Wenn ich<br />

da an meine Schwester denke, die mit zwei Kids zu Hause<br />

sitzt, zwischen ihrem Job und Homeschooling – dann kann<br />

ich mich nicht beschweren. Und weil wir hier bei blu sind –<br />

ich nehme auch das Bodily Distancing sehr ernst. Ich wurde<br />

sogar schon von Grindr verbannt, weil ich ab und zu mit<br />

Jungs geschrieben habe, aber es nie zu einem Treffen kam<br />

– weil ich nicht date in der Pandemie. Da müssen mich zwei<br />

Personen wohl als „Fake“ gemeldet haben, weil ich wegen<br />

„Impersonation“ gesperrt wurde. Schwules Datingverhalten<br />

– das ist schon wieder einen eigenen Podcast wert.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

AM 26. SEPTEMBER:<br />

FREIE DEMOKRATEN<br />

Mehr unter fdp.de/vielzutun<br />

gruene.de<br />

Voller Einsatz<br />

für echte Selbstbestimmung<br />

und<br />

gleiche Rechte.<br />

Hier geht es zum Talk: open.spotify.com/fabianhart<br />

Mehr Features dieser Art auf<br />

instagram.com/blumediengruppe


22 Kultur<br />

AUSSTELLUNG BEI MÜNCHENSTIFT<br />

Mut der Generationen<br />

Zurzeit ist bei MÜNCHENSTIFT<br />

die Ausstellung „Mut der Generationen.<br />

Lesbisches Selbstverständnis im<br />

Wandel der Zeit“ zu sehen.<br />

Gezeigt werden Porträts lesbischer<br />

Frauen unterschiedlicher Generationen<br />

in einer Ausstellung über Mut, Sichtbarkeit<br />

und Selbstverständnis. Für die<br />

Umsetzung wurden die Fotografin Bethel<br />

Fath und die Ethnologin Gertraud Rieger<br />

beauftragt. Sie wollten wissen: Wie sehen<br />

lesbische Frauen heute die Welt und wie<br />

schaut die Welt auf sie? Welche Lebensentwürfe<br />

sind denkbar und wie wollen<br />

Lesben die Zukunft und ihr Leben im<br />

Alter gestalten? Am Ausstellungsprojekt<br />

nahmen zwanzig Frauen im Alter von 17<br />

bis 87 Jahren teil. Der Clou: Die Frauen<br />

waren sich zuvor noch nie begegnet. „Wir<br />

veranstalteten sozusagen eine Art Blind<br />

Date. Dies führte zu höchst spannenden<br />

und aufschlussreichen Dialogen“, erinnert<br />

sich Gertraud Rieger. „Mutige und großartige<br />

Frauen zeigen sich und strahlen<br />

Selbstbewusstsein und Zufriedenheit aus<br />

und präsentieren sich in einer Pluralität,<br />

die bisherige verbreitete Vorstellungen<br />

über Lebensgestaltung erneuert und<br />

bereichert.“<br />

Die städtische MÜNCHENSTIFT GmbH,<br />

die sieben Alten- und Pflegeheime<br />

betreibt, hat sich mit der Schaffung ihrer<br />

Stabsstelle Vielfalt ganz bewusst dieser<br />

Zielgruppe geöffnet. Seit 2014 finden<br />

in Häusern von MÜNCHENSTIFT immer<br />

wieder Veranstaltungen mit queeren<br />

Schwerpunkten statt. Die Ausstellung ist<br />

in der MÜNCHENSTIFT-Hauptverwaltung<br />

Kirchseeoner Straße sowie im Haus Heilig<br />

Geist am Dom-Pedro-Platz in Neuhausen<br />

zu sehen. *bm<br />

www.muenchenstift.de<br />

FOTO: BETHEL FATH<br />

AUSSTELLUNG ZUR MÜNCHNER KLUBKULTUR<br />

Party im Museum<br />

„Das waren noch Zeiten!“ Dieser Satz<br />

dürfte vielen Besucherinnen und Besuchern<br />

der aktuellen Ausstellung „Nachts.<br />

Clubkultur in München“ über die Lippen<br />

kommen. Denn im Stadtmuseum<br />

werden verloren geglaubte Orte wieder<br />

zum Leben erweckt. Objekte, Einrichtungsgegenstände<br />

und Fotografien aus<br />

dem Club Morizz, dem Ultraschall II,<br />

dem Flughafen Riem, dem Kunstpark<br />

Ost oder der Registratur erinnern an<br />

typische und außergewöhnliche Nächte<br />

FOTO: STADTMUSEUM ARCHIV<br />

vergangener Zeiten – wie sie auch die<br />

queere Community erlebte. „Nachts“<br />

stellt die Stars und Ereignisse vor, die<br />

die popkulturelle Blütezeit der Stadt<br />

München prägten. So wird auch an<br />

Freddie Mercurys Geburtstagsfeier<br />

im Mrs. Henderson 1985 erinnert<br />

(Bild). Sound- und Videoinstallationen<br />

lassen die Gäste Musik und Bässe der<br />

vergangenen Jahrzehnte spüren. Was<br />

in Coronazeiten nicht geht, nämlich<br />

ein Streifzug durch das nächtliche<br />

Klubleben, wird hier möglich. Nur die<br />

Öffnungszeiten sind leider gar nichts für<br />

Nachtschwärmer … *bm<br />

Täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr,<br />

St.-Jakobs-Platz 1,<br />

www.muenchner-stadtmuseum.de


WO DIE<br />

NATUR<br />

NOCH<br />

IN ORDNUNG<br />

IST?<br />

In Ihrem Esszimmer.<br />

TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />

TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />

TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />

TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />

TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />

TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com


24 Kultur<br />

FOTOS: MINDJAZZ PICTURES<br />

PUBLIKUMSPREIS<br />

FÜR „TRANS – I GOT LIVE“<br />

AUSGEZEICHNET!<br />

Es ist schon eine kleine Sensation:<br />

Beim Filmfest München<br />

gewann der Film „Trans – I Got<br />

Life“, der sieben bayerische<br />

trans* Menschen über mehrere Jahre<br />

begleitet, den Publikumspreis von Süddeutscher<br />

Zeitung und Bayern 2.<br />

Schon nach der Premiere riss es<br />

die Besucher*innen von den Sitzen:<br />

stehende Ovationen für den Streifen<br />

und die Regisseurinnen Imogen Kimmel<br />

und Doris Metz sowie die anwesenden<br />

Darsteller*innen. Doch damit nicht genug:<br />

Die Dokumentation über sieben trans*<br />

Menschen berührte so sehr, dass sie sogar<br />

den Publikumspreis beim 38. Filmfest<br />

München gewann. Der Film zeigt, wie<br />

vielseitig die Wege von Transition aussehen<br />

können und mit welchen Hürden sie<br />

oft gespickt sind. Die Protagonist*innen<br />

sprechen offen über ihre sehr persönlichen,<br />

sehr unterschiedlichen Erfahrungen<br />

mit ihrer Umwelt und den eigenen<br />

Identitätskonflikten. Nicht zuletzt punktet<br />

der Film mit Einblicken in den medizinischen<br />

Vorgang geschlechtsangleichender<br />

OPs. Achtung, nichts für allzu zarte<br />

Gemüter! *bm<br />

„Trans – I Got Life“ ist ab 23. <strong>September</strong><br />

in den Kinos zu sehen, den Trailer gibt es<br />

auf unserer Webseite.<br />

Außerdem verlosen wir dort Tickets:<br />

männer.media/gewinne.<br />

STAATSOPER<br />

<strong>September</strong>fest<br />

Zum Auftakt der Spielzeit präsentiert die Bayerische Staatsoper<br />

ein neues Festival: Das „<strong>September</strong>fest“ feiert zehn Tage lang<br />

die Eröffnung der Spielzeit mit einem vielseitigen und exzellenten<br />

Programm aus Oper, Ballett und Liederabend. „Höchste<br />

künstlerische Qualität soll für alle zugänglich und erlebbar<br />

sein“, so umschreibt der designierte Staatsintendant<br />

Serge Dorny eines seiner wichtigsten Ziele. Zur Eröffnung<br />

des <strong>September</strong>fests am 17.9. singt Jonas Kaufmann im<br />

Oper-für-alle-Konzert des Bayerischen Staatsorchesters.<br />

Besondere Highlights sind das künstlerisch-kulinarische<br />

Bühnen-Dinner (21.9.) oder die Brunnenhoffeste (18./19.9.),<br />

die täglich sieben Stunden lang den Kosmos Oper vorstellen<br />

– open air und bei freiem Eintritt. *bm<br />

Szene aus<br />

„Paradigma“ –<br />

Choreografien<br />

von Sharon<br />

Eyal/Gai<br />

Behar, Liam<br />

Scarlett<br />

und Russell<br />

Maliphant<br />

FOTO: WILFRIED HÖSL<br />

17. – 27.9., www.staatsoper.de


JUBILÄUM<br />

Liebevolle Homophobie?<br />

„Da hilft nur eins: Ouzo!“<br />

Bevor sich jetzt alle Seiten aufregen: <strong>Leo</strong> freut sich über die Diskussion zu<br />

Cancel Culture und über die Sensibilisierung der Gesellschaft. <strong>Leo</strong> freut sich<br />

trotz und sogar gerade deswegen besonders über die Neuinszenierung der umjubelten<br />

Musicalversion von Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ am Deutschen Theater.<br />

Ja, der Film, der am 13. Juli 2001 in den<br />

deutschen Kinos startete, reproduziert<br />

rückwirkend betrachtet Ressentiments<br />

„efiminierter Tunten“ („Winnetouch“)<br />

und mag auf den einen oder die<br />

andere darum einfach unlustig oder<br />

gar „homophob“ wirken. Das sei diesen<br />

Kritiker*innen zugestanden und ihnen<br />

sei, wie bei jedem kreativen Kulturbeitrag<br />

und frei nach Peter Lustig in Löwenzahn<br />

– Gött*in habe in selig – empfohlen:<br />

„Einfach abschalten“ beziehungsweise<br />

übersetzt auf das Musical im Theater,<br />

„einfach nicht hingehen“. Die dritte<br />

Variante stammt von „Dimitri Stoupakis“<br />

aus dem Film: „Da hilft nur eins: Ouzo!“<br />

Dem Großteil der Menschen, die Freude<br />

am Lachen, im Falle der <strong>Leo</strong> Leser*innen<br />

wohl vielfach mit dem Zusatz „über sich<br />

selbst“ haben, sei dagegen eine dringendes<br />

„Hingehen!“ entgegengerufen. Das<br />

Team hinter der Musicalversion hat mit<br />

Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth<br />

ein kongeniales Meisterduo der queeren<br />

Massenunterhaltung als Liederschreiber,<br />

die am Hamburger Schmidt Theater<br />

schon für unzählige Hits gesorgt<br />

haben. Dort fast immer mit queeren<br />

Untertönen, oft aber auch ganz offensiv<br />

„schwul“. In Anführungszeichen, weil es<br />

bei ihren Liedern und Inszenierung eben<br />

meist nicht um ein Statement zum<br />

großen Ganzen geht. So werden auch<br />

in „Der Schuh des Manitu“ auf wirklich<br />

liebevolle Weise nur kleine Eigenheiten<br />

einer großen Zahl homosexueller<br />

Männer zärtlich zitiert. Die meisten die<br />

sich da in Teilen ihrer Persönlichkeit<br />

wiederfinden, werden mindestens<br />

schmunzeln, meistens aber schallend<br />

und schrill (hihi) lachen müssen. Von<br />

oben herab und abschätzig, ist das nie<br />

und wer das so rezipiert, sollte sich lieber<br />

selbst über seine Koordinaten Gedanken<br />

machen.<br />

Also liebe Szene, ganz deutlich:<br />

Lasst euch den Spaß am über euch<br />

selber Lachen nicht von ein paar<br />

Miesepeter*innen verderben. Das hätten<br />

„Winnetouch“ und Abahachi und Bully<br />

Herbig und auch das Team des Deutschen<br />

Theaters so gar nicht verdient.<br />

*Christian Knuth<br />

13.10.21 – 9.1.22, Der Schuh des<br />

Manitu, Deutsches Theater München,<br />

Schwanthalerstraße 13, Karten und<br />

Infos unter www.deutsches-theater.de<br />

Alle 11 Minuten 1)<br />

verliebt sich ein<br />

Single mit<br />

1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland


26 Kultur<br />

PLASTIKEN<br />

Alex Gordenkov: von Russland nach Madeira<br />

Auf Madeira entstehen diese erotischen,<br />

irgendwie märchenhaften<br />

Plastiken und Malereien der beiden Künstler<br />

Alex Gordenkov und Alex Evanov. Wir<br />

fragten bei Alex Gordenkov nach.<br />

Mit welchem Material arbeitest du?<br />

Oder ihr?<br />

Ich habe alle Skulpturen, die auf meiner<br />

Website zu sehen sind, gemacht. Normalerweise<br />

arbeite ich mit Ton, der nach<br />

der Lufttrocknung gebrannt wird, aber ich<br />

kann in meiner Kunst neben Mohair auch<br />

einige moderne Materialien wie Jesmonit,<br />

Harze und Epoxide verwenden, um Haare<br />

zu imitieren. Meine Gemälde male ich mit<br />

Öl, Acryl und Aquarellfarben. Die Skulpturen<br />

werden von Hand mit Öl und Acryl oder<br />

mit Auf- und Unterglasurfarben bemalt,<br />

bevor sie zum Brennen in den Keramikofen<br />

kommen.<br />

Mein Mann Alex Evanov arbeitet mit Kunstglas<br />

und produziert spezielle Teile, etwa<br />

Details aus geschmolzenem Kunstglas,<br />

die für meine skulpturalen Kunstwerke<br />

notwendig sind, Engelsflügel zum Beispiel,<br />

Kronen, Augen usw. Er stellt auch die<br />

Tonplatten her, die ich später bemale.<br />

Beeinflusst eure Sexualität eure<br />

Kunst?<br />

Ohne jede Frage ist sie die Antriebskraft.<br />

Warum lebt ihr auf Madeira?<br />

Wir haben vor acht Jahren, als 2013 die<br />

homophoben Gesetze in Russland in Kraft<br />

getreten sind, unsere Heimat verlassen und<br />

sind nach Portugal, wo man zum Beispiel<br />

schon legal heiraten konnte, gezogen. Und<br />

von allen Regionen Portugals erschien uns<br />

Madeira als die schönste! Wunderschöne<br />

Natur und freundliche Menschen. Inzwischen<br />

sind wir auch Portugiesen.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.artbyalexandalex.com,<br />

www.instagram.com/alex.gordenkov<br />

AUSSTELLUNG GREG GORMAN<br />

„It´s Not About Me“<br />

Am 30. <strong>September</strong> eröffnet die Münchner Galerie IMMAGIS ART PHO-<br />

TOGRAPHY die neueste Ausstellung des legendären us-amerikanischen<br />

Fotografen Greg Gorman. Unter dem Titel „It’s Not About Me“ zeigt<br />

die Schau feinste Porträt- und Starfotografie aus 50 Jahren seines<br />

Schaffens. Hollywood-Ikonen, Schauspielerinnen, Sänger – die Liste der<br />

Prominenten, die der heute 72-Jährige vor der Kamera hatte, ist schier<br />

endlos. Und immer bewies er ein Händchen für perfekte Stimmung,<br />

Timing und Licht. Auf diese Weise wurden seine Porträts zu Meilensteinen<br />

der zeitgenössischen Fotografie. Die Ausstellung ist in München bis<br />

30.11. und erstmals außerhalb den Vereinigten Staaten zu sehen. *bm<br />

Mick Jagger + Bette Midler III, NYC, 1983© Greg Gorman,<br />

courtesy IMMAGIS ART PHOTOGRAPHY<br />

30.9. – 30.11., IMMAGIS ART PHOTOGRAPHY, Blütenstr. 1, Opening: 30.9. 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers.<br />

FOTOAUSSTELLUNG IM SUB<br />

Cruising mit Charme<br />

FOTO: ALEXANDER DEEG<br />

„Lebt euer sexuelles Verlangen frei und<br />

lustvoll aus, habt Spaß daran und seid<br />

einfach so wie ihr seid!“ Das ist die Botschaft,<br />

die von der Safety-Aktionsgruppe<br />

(S’AG), dem Präventionsteam von Sub und<br />

Münchner Aids-Hilfe, im <strong>Oktober</strong> einmal<br />

mehr in die schwule Szene ausgesendet<br />

wird. Seit über einem Jahr arbeiten deren<br />

Ehrenamtliche an der neuen Ausstellung<br />

„Cruising – Männer*, die Sex mit Männern*<br />

haben“, für die Fotograf Alexander Deeg<br />

ganz unterschiedliche Männer aus der<br />

Community lustvoll und augenzwinkernd<br />

an verschiedenen Cruisingorten in Szene<br />

gesetzt hat. Eine Ausstellung, die nicht nur<br />

Spaß macht, sondern auch von Sexpositivität,<br />

schwulem Selbstbewusstsein und<br />

Body Neutrality erzählt. Nicht zuletzt wird<br />

klar: Bei Fragen zu Safer Sex informiert<br />

euch die S’AG, damit ihr euch beim<br />

Cruisen keine Gedanken darüber machen<br />

müsst. *bm<br />

16. – 30.10., Sub-Zentrum, Müllerstr. 14,<br />

www.facebook.com/<br />

safetyaktionsgruppe


Kultur 27<br />

GAYBOYS<br />

LIVE AM<br />

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SD - 14 Cent/Min. aus d. deutschen Festnetz Mobilfunktarif max. 42 Cent/Min.<br />

FOTO: QFFM<br />

QUEER FILM FESTIVAL MÜNCHEN<br />

Kino trotz(t) Corona<br />

Vom 13. bis 17. <strong>Oktober</strong> findet das 6. Queer Film<br />

Festival München (QFFM) statt – so viel ist sicher,<br />

viel mehr allerdings auch nicht.<br />

Geschuldet ist die Situation, wie könnte es anders sein,<br />

der Corona-Lage, die genauere Planungen nicht zulässt.<br />

„Wir hoffen natürlich, dass so viel wie möglich vor Ort<br />

stattfinden kann“, so Bernadette Huber aus dem Orga-<br />

Team, „es wird aber in jedem Fall auch eine Auswahl an<br />

Filmen online zur Verfügung stehen.“ Inhaltlich wird<br />

wieder eine große Bandbreite geboten: Neben dem<br />

Langfilm-Hauptprogramm ist die „Midnight Madness“-<br />

Schiene mit einem Horror-Programm zu sehen, außerdem<br />

gibt es ein internationales und deutschsprachiges<br />

Kurzfilmprogramm sowie dokumentarische Beiträge.<br />

Die Corona-Unsicherheit hat auch zur Folge, dass noch<br />

kein detailliertes Rahmenprogramm feststeht. In diesem<br />

Jahr sind Filmgespräche unter anderem mit Queer Asia –<br />

einem asiatischen Kollektiv, das ein Kurzfilmprogramm<br />

kuratiert – und eine Diskussion zur Kampagne von<br />

#ActOut geplant. Was geht und was nicht, erfahrt ihr<br />

auf der Website des Filmfestivals. *bm<br />

13. – 17.10., www.qffm.de


28 ESSEN & TRINKEN<br />

FOTO: COCOPARISIENNE / PIXABAY / CO0<br />

GASTRO IM SPÄTSOMMER<br />

mit Heimathafen-Feeling<br />

Klar, München strahlt eh. Aber wenn der Spätsommer Einzug hält in unserer schönen Stadt, lässt es sich nochmal<br />

besonders gut hier aushalten. Alle, die jedoch schon von herbstlicher Melancholie gejagt werden, können in Münchens<br />

Gastro-Heimathäfen der Szene nochmal Energie und tanken. *jb<br />

KÖSTLICHE TRAUBEN IM WEINHEIM<br />

Schwabings Hochburg des guten<br />

Geschmacks ist nicht nur innerhalb der<br />

Szene definitiv das Weinheim. Andreas<br />

und Helmut, die seit 2018 das Weinheim<br />

gemeinsam betreuen, brennen für die<br />

Traube. So gibt es im Weinheim nicht nur<br />

feine Küche von Küchenchef Norman,<br />

sondern auch tolle und überraschende<br />

Weine, die das Weinheim in enger<br />

Zusammenarbeit mit Jungwinzern nach<br />

München holt.<br />

Das Weinheim / Bauerstraße 2 /<br />

Di - Do 17-23 Uhr, Fr u. Sa 17-0 Uhr<br />

COOL UND HAUSGEMACHT<br />

IM LADEN<br />

So minimalistisch der Name so clean zeigt<br />

sich auch das Lokal selber. Warum sollte<br />

es auch mit Effekthascherei auftrumpfen<br />

wollen, wenn das Essen im Laden schon so<br />

toll ist. Hausgemacht, unkompliziert und<br />

sympathisch zeigt sich das Angebot im<br />

Laden, vom Frühstück bis zur Tageskarte.<br />

Gerade bei unsicheren Wetterverhältnissen<br />

lässt es sich dort auch in den<br />

überdachten Schanigärten gut aushalten.<br />

Laden / Türkenstraße 37 / Mo - Fr 12-22<br />

Uhr, Sa u.So 9-22 Uhr /<br />

www.zumladen.de<br />

WUNDERBARE GASTLICHKEIT IM SCHILLER-BRÄU<br />

Authentisch-bayerische Wirtschaften, in denen man der Hektik der Stadt<br />

entfliehen kann, werden auch in München weniger. Zum Glück gibt es das<br />

Schiller-Bräu, das Kristina und Ninja Höfler mit Herz und Know-How betreiben. Zur<br />

innovativ-münchnerischen Küche gibt es auch einige tolle Events. Zum Beispiel<br />

wird Münchens Alt-OB Christian Ude am 18. <strong>September</strong> ins Schillerbräu, um ein<br />

Wiesnbier-Fass anzuzapfen.<br />

Schiller-Bräu / Schillerstraße 23 / Di - Sa 16-0 Uhr / www.schiller-braeu.de<br />

TERRASSE DELUXE IN DER KÜCHE IM KRAFTWERK<br />

Ein besonderes Schmuckstück der Münchner Gastro ist die Küche im Kraftwerk<br />

im KARE-Haupthaus. Das liegt zwar nicht gerade in Innenstadtnähe, aber das<br />

queer-freundliche Lokal lockt dafür umso mehr mit einer tollen Cuisine und einer<br />

Dachterrasse, die als schönste Terrasse Münchens ausgezeichnet wurde.<br />

Die Küche im Kraftwerk / Drygalski-Allee 25 / Mo - Fr 11-22 Uhr, Sa 10-22 Uhr /<br />

www.diekuecheimkraftwerk.de<br />

QUEERE SELIGKEIT AM HOLZPLATZ<br />

Dass das Gute oft so nah liegt, wusste schon Goethe. Und auch gerade im<br />

Glockenbachviertel stimmt der Sinnspruch. Zeit also, mit dem Holzplatz einem der<br />

Knotenpunkte des Viertels einen Besuch abzustatten. Egal ob leckere Kuchen und<br />

guter Kaffee im Café Tabula Rasa oder ehrliche Burger im bunten Schanigarten des<br />

München ’72: Man verliebt sich sofort wieder neu ins Viertel und kann dabei auch<br />

noch einen Blick auf die berühmteste Klappe der Bundesrepublik werfen, die mit<br />

Porträts von Fassbinder und Mercury toll gestaltet wurde.<br />

Café Tabula Rasa / Holzstraße 18 / Di - Fr 10-22 Uhr, Sa 10-19 Uhr /<br />

www.cafetabularasa.de<br />

München 72 / Holzstraße 16 / Di - Fr 17-0 Uhr, Sa 10-0 Uhr, So 10-23 Uhr /<br />

www.muenchen72.de/


Rund um die Uhr offen!<br />

– das ganze Jahr –<br />

Wir haben ein riesiges Warensortiment<br />

Getränke, Spirituosen, Weine, Sekt, Champagner, Bierauswahl aus 300 versch. Sorten aus aller Welt,<br />

Eis (auch im Winter), täglich frische Backwaren, Eier, Kaffee, Milch, diverse Tiefkühl-Artikel, rund um<br />

die Uhr warme Snacks und Speisen, Zigaretten, Tabakwaren, Tabakzubehör, sämtliche Telefonkarten,<br />

internationale Tagespresse, Zeitschriften, Hygieneartikel ... alles was Du brauchst!<br />

Immer was los!<br />

Direkt an der Isar!<br />

Fraunhoferstr. 46 • 80469 München • Tel.: 089/201 52 97 • www.kiosk-muenchen.de


Goethestr.<br />

ODEONSPLATZ<br />

U<br />

30 Stadtplan<br />

CityGuide<br />

10<br />

Elisenstr.<br />

Ottostr.<br />

Maximilianspl.<br />

36<br />

APOTHEKEN<br />

1. Isartor Apotheke,<br />

Isartorplatz 6, (089) 2199290,<br />

www.isartor-apotheke.de<br />

2. Regenbogen Apotheke,<br />

Sonnenstr. 33, (089) 593659,<br />

www.hieristsgesund.de<br />

3. Wittelsbacher Apotheke,<br />

Lindwurmstr. 97, (089) 537844,<br />

www.wittelsbacher-apotheke.de<br />

ÄRZTE<br />

4. Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />

(Allgemein-, Männer- und<br />

Innere Medizin, Infektiologie),<br />

Dr. Werner Becker, Dr. Ramona<br />

Pauli, Dr. Marcel Lee,<br />

Isartorplatz 6, (089) 229216,<br />

www.isarpraxis.de<br />

5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />

Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />

www.timobachmann.de<br />

• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />

Infektiologie),<br />

Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />

www.infektiologie-schwabing.de<br />

• Wolf Schuck (Facharzt für<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde),<br />

Nymphenburger<br />

Str. 154, (089) 595131,<br />

www.hno-wolf-schuck.de<br />

PARTY<br />

8. Garry Klein,<br />

Sonnenstr. 8<br />

• Klosterklub,<br />

Lindwurmstr. 122<br />

9. Ksar Barclub,<br />

Müllerstr. 31<br />

10. NY.C,<br />

Elisenstr. 3<br />

SHOPPING<br />

11. Bruno´s, GayLifeStyle,<br />

Thalkirchner Str. 4<br />

• Beschattungen München,<br />

Waldeckstr. 24<br />

12. Optik Vogel e.K., Optik,<br />

Sonnenstr. 32<br />

13. Reithofer Fachmarkt,<br />

Elektrofachmarkt,<br />

Reichenbachstr. 31<br />

Mo.-Fr. 9-18 Uhr,<br />

Sa. 10-14 Uhr<br />

www.reithofer.de<br />

14. Rosa-Reisen,<br />

Hans-Sachs-Str. 22<br />

15. Team7,<br />

Herzogspitalstr. 3<br />

BEAUTY<br />

16. Massage Munich<br />

Steffen Robak,<br />

Studio Tal 30, 0175 6175255,<br />

www.massage-munich.com<br />

MÜNCHEN HBF S<br />

Häberlstr.<br />

Bayerstr.<br />

SZENE<br />

17. Buddy, Corneliusstr. 32<br />

18. CAMP, Bar, Reisingerstr.15<br />

19. Deutsche Eiche, GaySauna,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

• Duplexx, Theresienstr. 130<br />

20. Diburnium,<br />

Thalkirchner Str. 5<br />

O7, 20 (Quadrate), Mannheim<br />

www.galileo-sauna.de<br />

3<br />

Schwanthalerstr.<br />

45<br />

23<br />

Schillerstr.<br />

U GOETHEPLATZ<br />

Landwehrstr.<br />

Pettenkofferstr.<br />

Nußbaumstr.<br />

Waltherstr.<br />

35<br />

Lindwurmst.<br />

34<br />

8<br />

Resingerstr.<br />

Karlspl.<br />

U S KARLSPLATZ (STACHUS)<br />

18<br />

Sonnenstr.<br />

12<br />

Thalkirchner Str.<br />

Herzog-Wilhelm-Str.<br />

• Erotixx, Poccistr. 2 und<br />

Rosenheimer Str. 81<br />

• Herrensauna am Hauptbahnhof,<br />

Dachauerstraße 9a<br />

• Schwabinger Mensauna,<br />

GaySauna, Düsseldorfer Str. 7<br />

22. Spexter Erotic-Store,<br />

Müllerstr. 54<br />

• UnderGround des MLC,<br />

Machtlfingerstr. 28<br />

UNTERKUNFT<br />

19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

23. Hotel Brunnenhof,<br />

Schillerstr. 36,<br />

www.brunnenhof.de<br />

ESSEN & TRINKEN<br />

24. Café im Sub,<br />

Müllerstr. 14<br />

19. Deutsche Eiche,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

25. Edelheiss Bar,<br />

Pestalozzistr. 6<br />

Pestalozzistr.<br />

26. Eiscafé Eismeer,<br />

Pestalozzistr. 21<br />

27. Jenny was a friend of mine,<br />

Holzstr. 14<br />

28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />

Fraunhoferstr. 46<br />

2<br />

29. Kraftwerk,<br />

Thalkirchnerstr. 4<br />

30. Moro Restaurant,<br />

Müllerstr. 30<br />

31. NiL,<br />

Hans-Sachs-Str. 2<br />

• Prosecco,<br />

Theklastr. 4,<br />

www.prosecco-munich.de<br />

• Self Bar/Restaurant,<br />

Schäftlarnstr. 62,<br />

www.self-bar.de<br />

Neuhauser Str.<br />

Damenstiftstr.<br />

U SENDLINGER TOR<br />

11 29 22<br />

25<br />

20<br />

89<br />

26<br />

27<br />

15<br />

47<br />

Blumenstr.<br />

Müllerstr.<br />

Maxburgstr.<br />

Hans-Sachs-Str.<br />

Oberanger<br />

Unter Anger<br />

43<br />

30<br />

4246<br />

9<br />

31<br />

39<br />

14<br />

Färbergraben<br />

Blumenstr.<br />

MARIENPLATZ U S<br />

Rindermarkt<br />

40<br />

24<br />

41<br />

3948<br />

Müllerstr.<br />

Fraunhoferstr.<br />

Corneliusstr.<br />

Klenzestr.<br />

FRAUENHOFERST. U<br />

KULTUR<br />

33. Bayerische Staatsoper,<br />

Max-Joseph-Platz 2,<br />

www.bayerische-staatsoper.de<br />

Erhardtstr.<br />

34. City Filmtheater, Kino,<br />

Sonnenstr. 12,<br />

www.city-kinos.de<br />

35. Deutsches Theater,<br />

Schwanthalerstr. 13,<br />

www.deutsches-theater.de<br />

• Gasteig (Philharmonie),<br />

Rosenheimer Str. 5,<br />

www.gasteig.de<br />

• GOP Varieté-Theater,<br />

Maximilianstr. 47,<br />

www.variete.de<br />

• Kultur im Schlachthof,<br />

Zenettistr. 9,<br />

www.im-schlachthof.de<br />

36. Kunsthalle München,<br />

heatinerstr. 8<br />

• Lenbachhaus -<br />

Städtische Galerie,<br />

Luisenstr. 33,<br />

www.lenbachhaus.de<br />

• Museum Brandhorst,<br />

Theresienstr. 35a<br />

37. Münchner Kammerspiele,<br />

Maximilianstr. 26-28,<br />

www.muenchnerkammerspiele.de<br />

• Münchner<br />

Philharmoniker,<br />

Rosenheimer Str. 5<br />

• Münchner Volkstheater,<br />

Brienner Str. 50,<br />

www.muenchnervolkstheater.de<br />

38. Staatstheater am<br />

Gärtnerplatz,<br />

Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />

www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />

• Tierpark Hellabrun,<br />

Tierparkstr. 20<br />

Gärtnerplatz<br />

38<br />

Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />

28<br />

13<br />

RAT & TAT<br />

• Caritas Ambulanter Hospiz<br />

ienst, Queer-Sprechstunde,<br />

jeden 1. Montag im Monat,<br />

ASZ Isarvorstadt,<br />

Hans-Sachs-Str. 14,<br />

caritas-hospizdienst@<br />

barmherzige-muenchen.de<br />

19<br />

Frauenstr.<br />

Rumfordstr.<br />

Buttermelcherstr.<br />

17<br />

Baaderstr.<br />

Reichenbachbrücke<br />

ISAR<br />

33<br />

Maximilianstr.<br />

16<br />

Tal<br />

Steindorfstr.<br />

Corneliusbrücke<br />

5<br />

39. Diversity Jugendzentrum,<br />

Blumenstr. 11,<br />

www.diversity-muenchen.de<br />

40. Gay Outdoor Club<br />

München e.V.,<br />

Sportverein,<br />

Müllerstr. 14,<br />

www.gocmuenchen.de<br />

• Isarhechte e.V.,<br />

Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />

www.isarhechte.de<br />

41. Koordinierungsstelle zur<br />

Gleichstellung von LGBTI*,<br />

Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstraße)<br />

42. LeTRa,<br />

Blumenstr. 29,<br />

www.letra.de<br />

43. Marikas Beratungsstelle für<br />

anschaffende junge Männer,<br />

Dreimühlenstr. 1,<br />

www.marikas.de<br />

44. Münchner Aids-Hilfe,<br />

Lindwurmstr. 71,<br />

www.aidshilfe-muenchen.de<br />

45. Münchner Regenbogen-<br />

Stiftung, Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstr.)<br />

46. Rechtsanwälte Schuster<br />

& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />

(Fußgängerzone),<br />

(089) 23888930,<br />

www.ra-srk.de<br />

• Regenbogenfamilien,<br />

Fach- und Beratungsstelle,<br />

Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />

www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />

47. Sub e.V.,<br />

Müllerstr. 14,<br />

info@subonline.org<br />

48. Team München, Sportverein,<br />

Rumfordstr. 39<br />

www.teammuenchen.de<br />

• TransMann e.V.,<br />

Parzivalstr. 41,<br />

www.transmann.de<br />

37<br />

Isartorpl.<br />

ISARTOR S<br />

49<br />

1<br />

4


31<br />

SCHUSTER & RIEDL<br />

Rechtsanwälte München<br />

Tätigkeitsschwerpunkte (Auswahl):<br />

• Familienrecht / Lebenspartnerschaftsrecht<br />

• Erbrecht<br />

• Gesellschaftsrecht<br />

• Vertragsrecht<br />

• Arbeitsrecht<br />

• Immobilienrecht<br />

• Verkehrsrecht<br />

• Miet- und Pachtrecht • Strafrecht<br />

RA Peter Schuster & RA Michael Riedl<br />

Eisenmannstraße 4 (An der Fußgängerzone), 80331 München<br />

Tel. (089) 23 888 930, Fax (089) 23 888 944<br />

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Info-Telefon: 089 62020-337


32 Style<br />

NACHGEFRAGT<br />

GEORGIJ MAERKI<br />

„… russische Knödel …“<br />

Aufmerksam wurden wir auf<br />

den trainierten Burschen<br />

durch eine Modestrecke von kust.<br />

Georgij Maerki ist aber mehr als<br />

„nur“ ein Model. Wir chatteten mit<br />

dem Balletttänzer.<br />

Uns wurde gesagt, dass du gerne<br />

kochst und sogar als Koch arbeitest.<br />

Hast du ein Lieblingsessen?<br />

Nicht wirklich ein Lieblingsessen, aber wenn<br />

ich mich für etwas entscheiden würde, wäre<br />

es ein Gericht, das viele Emotionen und<br />

Erinnerungen in mir auslöst. Es wären wahrscheinlich<br />

die hausgemachten Pelmeni von<br />

meiner Mutter. Pelmeni ist ein traditioneller<br />

russischer Knödel mit Fleischfüllung.<br />

Wie oft gehst du als Tänzer in der<br />

Woche zum Sport?<br />

Früher habe ich jeden Tag trainiert, als ich<br />

eine Tanzkarriere anstrebte. Jetzt tanze<br />

ich, wenn es die Zeit erlaubt, was leider<br />

ziemlich selten vorkommt, weil ich als Koch<br />

arbeite und es lange dauert.<br />

Wie kamst du zu kust.?<br />

Freunde von mir, die bereits mit dem Label<br />

zusammengearbeitet haben, haben mich<br />

empfohlen. Und anscheinend hat kust.<br />

etwas in mir gesehen, das auch mir sehr<br />

gefällt.<br />

Was magst du an dieser Marke am<br />

meisten?<br />

Ich liebe die Marke und wenn ich ehrlich<br />

bin, gefällt mir all das am besten, was<br />

Jakub, der Gründer von kust., macht. Jakub<br />

ist mit viel Leidenschaft dabei und das<br />

gefällt mir sehr. Er macht es nicht wegen<br />

des Geldes, sondern weil es ihm wirklich<br />

Freude bereitet! Und mir macht es sehr viel<br />

Spaß mit ihm zu arbeiten – ich habe immer<br />

Lust auf ein Fotoshooting.<br />

FOTO: WWW.KUST.COM<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ÜBER DAS LABEL<br />

Handgemachte und nachhaltig in Europa<br />

gefertigte Bekleidung, die gibt es dank<br />

kust. nun auch aus unserem Nachbarland<br />

Polen. Inspiriert sei diese klassische<br />

Mode für den Mann* von der Heimatstadt<br />

des Label-Chefs, vom schönen<br />

Ostseebad Sopot. 2017 ging es los mit<br />

der Unterwäschemarke, die wahrlich eine<br />

sexy Optik als Bildsprache gewählt hat.<br />

Alles purer Zucker fürs Auge! Und alles<br />

ein bisschen RETRO ... Zudem eine gute<br />

Motivation, wieder mehr Sport zu machen,<br />

denn eins ist sicher: Diese trainierten<br />

Models leben nicht von Chips, Bratwurst,<br />

Schokolade und Kuchen. Und wenn doch,<br />

dann machen sie eben genug Sport, um<br />

diesen Genuss auszugleichen. Trotzdem<br />

gilt: Jeder Körper ist schön, nur wohlfühlen<br />

musst du dich. *rä<br />

www.kust.com


Advertorial 33<br />

OUTDOOR<br />

AKTIV UND DRAUSSEN<br />

Lust auf frische Luft? Mit der neuen Lifestyle- und<br />

Active-Kollektion von Tchibo steht dem Outdoor-<br />

Erlebnis nichts mehr im Wege.<br />

Perfekt vorbereitet mit Funktionskleidung,<br />

Rucksack und faltbaren Trekkingstöcken geht‘s<br />

auf die nächste Wandertour. Für ein ausgewogenes<br />

Körperklima und – dank eines 50%igen Merinowollanteils<br />

– eine natürliche Geruchsminderung sorgt ein<br />

Funktionsshirt in Grau oder Dunkelgrau. Dazu eine<br />

wasserund<br />

windabweisende Outdoorhose – und das<br />

Wetter ist kein Grund mehr, den geplanten<br />

Ausflug zu verschieben.<br />

GEWINNE<br />

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über je 50 Euro auf<br />

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media/gewinne


34 STYLE<br />

SALONE DEL<br />

MOBILE.MILANO <strong>2021</strong><br />

Mailänder Möbelmesse ist zurück<br />

FOTOS: SALONE DEL MOBILE.MILANO / ALESSANDRO RUSSOTTI<br />

Wie wichtig das Wohlbefinden<br />

in den eigenen vier Wänden ist,<br />

haben die letzen 18 Monate<br />

eindrucksvoll unter Beweis<br />

gestellt.<br />

Dementsprechend sollte die Inneneinrichtung<br />

stimmen. Nachdem wir letztes<br />

Jahr auf die weltweit größte Möbelmesse<br />

verzichten mussten, ist der Mailänder<br />

Salone del Mobile zurück. Vom 5. bis 10.<br />

<strong>September</strong> hat die Messe ihre Pforten für<br />

alle Besucher geöffnet.<br />

Dabei hat der Salone in seiner 60.<br />

Ausgabe erstmals alle Produktkategorien<br />

unter einem Dach. Von der Möbelausstellung<br />

über Workplace-, Küchen- und<br />

Badezimmer-Innovationen über die<br />

Lichtausstellung Euroluce oder die<br />

Wohnaccessoires-Ausstellung— an der<br />

Mailänder Möbelmesse kommt kein<br />

Interior-Liebhaber vorbei.<br />

Salone del Mobile.Milano <strong>2021</strong>,<br />

5. - 10.9.<strong>2021</strong>, Fiera Milano, Strada<br />

Statale del Sempione, Rho-Milano,<br />

ww.salonemilano.it


www.männer.media<br />

immer aktuell<br />

informiert


Gesundheit<br />

INTERVIEW<br />

FATFIGHTER_IN:<br />

Mäks Roßmöller über Coronabäuche<br />

und sexuelles Kapital<br />

FOTO: JUNO ROSENHAUS<br />

Die Pandemie macht wieder<br />

Sommerpause. Natürlich<br />

nicht der Virus selbst, aber die<br />

Menschen atmen durch und hoffen,<br />

dass alles vorbei ist. Unkenruf: ist es<br />

nicht. Der nächste Winter kommt.<br />

Also lieber vorbereiten und die Zeit<br />

nutzen, mit sich selbst ins Reine zu<br />

kommen. Ein Gespräch über Glückshormone,<br />

Genuss und Körperfett.<br />

Warum leidet Mensch darunter, zum<br />

Beispiel „fett“ zu sein?<br />

Wichtig ist es zu verstehen, dass die Sicht<br />

auf den eigenen Körper ganz viel damit<br />

zu tun hat, wieviel sexuelles Kapital ich<br />

habe. Ich glaube, dass das in der Schwulenszene<br />

besonders verbreitet ist, weil<br />

Homosexualität bis 1969 komplett und<br />

bis 1994 noch teilweise kriminalisiert war<br />

unter dem Paragrafen 175. Die Befreiung<br />

aus dieser Unterdrückung macht Sexualität<br />

von schwulen Männern immer ein<br />

Stück weit politisch. Das ist glaube ich<br />

einer der Gründe, warum sie – und auch<br />

zu Recht – einen so großen Stellenwert<br />

hat. Unter den gängigen Schönheits- und<br />

Liebesnormen wird dieses sexuelle Kapital<br />

aber weniger, wenn der Körper mehr<br />

wird. Deswegen ist es total wichtig, sich<br />

selber mit der Frage zu beschäftigen, wie<br />

es mir mit und in meinem Körper geht,<br />

wenn Attraktivität nicht im Mittelpunkt<br />

steht.<br />

Kannst Du das erläutern?<br />

Die Frage, die mensch sich stellt, wenn<br />

er darüber nachdenkt, wie es ihm in<br />

seinem Körper geht ist die, ob mensch<br />

sich schön findet. Ich bin aktivistisch<br />

unterwegs, um Wege zu zeigen, wie du<br />

dich mit einer Wertschätzung im eigenen<br />

Körper verankern kannst, die unabhängiger<br />

davon ist, ob du dich oder ob andere dich<br />

attraktiv finden. Denn nur weil wer weiße,<br />

ableisierte und dünne Schönheitsnormen<br />

ablehnt, heißt das nicht dass wer sich im<br />

eigenen Körper wohl fühlt.<br />

Wie gehst du vor?<br />

Einerseits biete ich Körperkurse namens<br />

„Fettgewebe begegnen“ an, in denen<br />

ich meine Favorite Fat Facts teile<br />

und Fettgewebe ins Spüren bringe.<br />

Andererseits arbeite ich therapeutisch mit<br />

Einzelpersonen, z.B. im Format „Reclaim<br />

your Body_Fat“. Es beinhaltet 10 Sessions<br />

um eine wertschöpfende Beziehung zu<br />

dem eigenen Körper und Fettgewebe zu<br />

etablieren. Unabhängig vom konkreten<br />

Beispiel Coronabauch oder hochgewichtigen<br />

Menschen ist diese Arbeit eigentlich<br />

für jede*n Menschen geboten, weil wir alle<br />

älter werden.


Was meinst du?<br />

Über die Jahre verlieren wir alle unser<br />

sexuelles Kapital Stück für Stück. Das ist<br />

einfach ein Fakt, da Schönheitsnormen<br />

so stark an Jugend geknüpft sind. Ich<br />

habe schon oft von älteren schwulen<br />

Männern gehört, „früher war ich sexy, alle<br />

wollten mich und jetzt bin ich plötzlich<br />

unsichtbar“. Besonders wenn du daran<br />

gewöhnt bist diese Aufmerksamkeit zu<br />

bekommen und sie dann wegfällt und du<br />

das an diesem oder jenem Körperbereich<br />

fest machst, ist es enorm schwierig,<br />

diese eben beschriebene Beziehung<br />

aufzubauen.<br />

Kannst du es trotzdem versuchen,<br />

uns plastischer zu erklären?<br />

Es geht um folgende Fragen: Was macht<br />

es mit mir, meinen Körper außerhalb<br />

von Sexualität zu spüren? Wann und wie<br />

berühre ich ihn?<br />

Woran merke ich, was er braucht? Was<br />

wäre anders, wenn mein Körper mir ein<br />

zuhause ist? Wie wäre unsere Beziehung,<br />

wenn ich meinen Körper und mich<br />

nicht als von einander getrennt denke?<br />

Oft fühlt es sich so an, als gäbe es da<br />

meinen Körper und dann gibt es diese<br />

Fettschicht drumherum. Und die gehört<br />

nicht so richtig zu mir. Was natürlich<br />

überhaupt nicht wahr ist. In meinen<br />

Fettgewebs-Workshops geht es zum<br />

Beispiel explizit darum, sich wirkliches<br />

Wissen darüber anzueignen, was dieses<br />

Gewebe alles für mich macht und wie es<br />

aufgebaut ist. Im nächsten Schritt dann<br />

darum, dass man sich damit verbindet,<br />

es integriert als Teil des Körpers.<br />

Warum schwankt denn bei<br />

so vielen der Fettanteil im<br />

Körper? Warum besonders in der<br />

Pandemie?<br />

Oft wird vergessen, dass das Fett – ob<br />

mehr oder weniger davon gerade<br />

vorhanden ist – nicht ohne Grund<br />

da ist. Um das zu regulieren, werden<br />

Kalorien gezählt, die rein gehen und die<br />

rausgehen, dann wird ein Strich drunter<br />

gemacht und das Ergebnis entscheidet,<br />

ob ich zu- oder abnehme. Das ist in<br />

dieser unterkomplexen Form überhaupt<br />

nicht angemessen. Der Fettstoffwechsel<br />

hat zum Beispiel ganz viel mit unserem<br />

Hormonsystem zu tun und Stress spielt<br />

dabei eine riesige Rolle. Und damit<br />

kommen wir zur Pandemie: Die bedeutet<br />

Stress für den Körper, weil wir uns oft<br />

und lange Zeit im Angstmodus befinden.<br />

Vielleicht noch verstärkt, weil wir einsam<br />

und mit diesen Ängsten alleine sind. In<br />

diesem Angstmodus versucht der Körper<br />

unser Überleben zu sichern. Er wird<br />

sparsamer und lagert ein bisschen mehr<br />

ein. Und eigentlich würde sich das auch<br />

wieder geben, wenn die Angst nachlässt.<br />

Aber?<br />

Wenn jetzt, in dieser Situation angefangen<br />

wird, Diäten zu machen, bedeutet<br />

das für den Körper wieder Stress.<br />

Der führt wieder zur Anlagerung von<br />

Überlebensreserven.<br />

Der Jo-Jo-Effekt? Entschuldige<br />

den Frauenmagazin-Jargon.<br />

(Lacht) Genau. Mit der Bewegung ist es<br />

übrigens das Gleiche. Bewegung wird<br />

mit Abnehmen und Dünnwerden gleichgesetzt.<br />

Und durch diese Verknüpfung<br />

wird etwas, das eigentlich ein Quell von<br />

Freude sein und hormonell Glücksgefühle<br />

auslösen sollte, zu einem Mittel<br />

zum Zweck. Zu einer Art Zwang, der<br />

keinen Spaß mehr macht und der dann<br />

auch wegen der unheimlichen Überwindungskraft,<br />

die es braucht, gegen diesen<br />

Zwang anzukommen, irgendwann sein<br />

gelassen wird. Und was passiert dann?<br />

Du bist gestresst, frustriert und „frisst“<br />

vielleicht diesen Frust im wahrsten<br />

Sinne in dich rein, was danach zu einer<br />

weiteren Frustration führt so nach dem<br />

Schema „was bin ich eigentlich für eine<br />

Gierlappen“.<br />

Es ist ein<br />

Geburtsrecht des<br />

Menschen, Aufmerksamkeit<br />

und Liebe zu<br />

bekommen.<br />

Und wie verhindere ich diese<br />

Abläufe?<br />

In den zehn Sessions ist das ein großer<br />

Themenbereich. Was brauche ich wirklich?<br />

Woher weiß ich eigentlich, dass ich<br />

essen will? Woher weiß ich eigentlich,<br />

dass ich Bewegung brauche? Woher<br />

weiß ich, dass ich Schlaf brauche? Eine<br />

Spürnase für diese körperlichen Signale<br />

zu trainieren.<br />

Helfen da nicht die Fitness-Smart-<br />

Gadgets ganz gut?<br />

Nee. Im Gegenteil. Die Dinger führen<br />

letztendlich dazu, dass du weniger von<br />

deinem Körper wahrnimmst und mehr<br />

wahrnimmst, was da auf einem Display<br />

steht. Wenn du dich selbst erfahrbar<br />

machst, dann merkst du viel besser, was<br />

du, was dein Körper braucht. Das kann<br />

dann manchmal die Schokolade sein,<br />

aber es kommt in meinen Kursen immer<br />

wieder zu der Erkenntnis, dass ihnen<br />

das gar nicht so gut schmeckt, wie sie<br />

immer dachten. Weil sie vielleicht immer<br />

hungrig und unterzuckert dazu gegriffen<br />

Gesundheit<br />

haben. Wie gesagt. Es ist ein Spürnasentraining.<br />

Letztendlich geht es darum, die<br />

Handlungsmöglichkeiten der Menschen<br />

zu erhöhen, um sich selber mit dem was<br />

und wie sind, okay zu fühlen. Auf dem<br />

Weg dahin geht es gar nicht so sehr um<br />

die Sessions selber, sondern die Zeit<br />

dazwischen. Was verändert sich konkret,<br />

was ist wirksam für mich und meinen<br />

Körper und wie bekomme ich es hin,<br />

diese Trennung aufzuheben.<br />

Ich danke dir! Hast du noch ein<br />

Schlusswort für uns?<br />

Ja. Es gibt einen Dreiklang, den ich sehr<br />

spannend finde: „Ich bin attraktiv“, „ich<br />

werde begehrt“ und „ich bin liebenswert“.<br />

Es ist glaube ich ein Geburtsrecht des<br />

Menschen Aufmerksamkeit und Liebe<br />

zu bekommen. Das bedeutet, dass die<br />

Aussortierung nach Attraktivität im<br />

Widerspruch zu diesem Geburtsrecht<br />

steht. Im Widerspruch dazu geliebt zu<br />

werden und zu lieben. Da bekommt<br />

die Arbeit am Körper eine politische<br />

Dimension. Es wird meiner Erfahrung<br />

nach viel schwerer, andere Körper und<br />

Menschen abzuwerten, wenn du anders<br />

mit deinem eigenen Körper im Bezug<br />

bist. Das heißt nicht, dass du dich in alle<br />

verlieben musst: das wäre Quatsch. Aber:<br />

Es eröffnet dir Wege, auf respektvolle<br />

Art und Weise, die eigene Angst vor<br />

dem Verlust von sexuellen Kapital<br />

nicht darüber auszutarieren, indem du<br />

andere Menschen abwertest. Und das<br />

ist glaube ich auch eine Pflicht, gerade<br />

innerhalb einer marginalisierten Gruppe,<br />

aber auch grundsätzlich: dass wir uns<br />

mit Wertschätzungen, Zärtlichkeit und<br />

Freundlichkeit begegnen.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

INFO<br />

Mäks’ Pronomen<br />

Ber ist ein nichtbinäres Pronomen,<br />

das an eine fette queere Männlichkeit<br />

referiert, angelehnt an die schwule<br />

Bärenszene. An tätigkeitsbezogene<br />

Substantive wird ‚_in‘ angehängt, wie<br />

zum Beispiel bei Autor_in.<br />

Die damit einhergehende sprachliche<br />

Irritation und zärtliche Verstörung der<br />

Zweigeschlechtlichkeit ist ausdrücklich<br />

erwünscht.<br />

Alle Angebote sind in Berlin<br />

(Ostkreuz) oder online möglich. Mehr<br />

Infos über systemische Therapie/<br />

Beratung, Workshops und Fortbildungen<br />

hier: www.maeks.me


Gesundheit<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

PSYCHE UND DRUMRUM<br />

Wie belastend ist HIV heute noch?<br />

Als HIV vor 40 Jahren das erste Mal<br />

benannt wurde, konnte die Diagnose<br />

als sicheres Todesurteil gelten. Heute ist<br />

die Erkrankung eine gut behandelbare<br />

chronische Virus-Infektion geworden, bei<br />

der in der Regel eine Tabletteneinnahme<br />

pro Tag für eine robuste Virus-Kontrolle<br />

ausreicht. Aber reicht der medizinische<br />

Fortschritt aus, um die Infektion heute<br />

nicht mehr als Belastung zu empfinden?<br />

Was ist mit Stigmatisierung, Angst vor<br />

dem Alter und Depression? Wir haben mit<br />

Dr. Christian Perro, Facharzt für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie in Hamburg-<br />

Eppendorf, gesprochen, mit welchen Problemen<br />

Menschen mit HIV zu ihm kommen,<br />

was die Gründe für die Probleme sind und<br />

was er empfiehlt, um mit HIV psychisch<br />

gut zu leben.<br />

Sie betreuen Menschen mit HIV. Mit<br />

welchen Problemen kommen diese<br />

zu Ihnen und wie unterscheiden sich<br />

diese von denen anderer Klienten in<br />

Ihrer Praxis?<br />

Wegen der Diagnose HIV alleine kommt<br />

heute eigentlich kaum mehr jemand in<br />

die Praxis. Kommt es zu einer heftigen<br />

psychischen Reaktion auf die Erstdiagnose,<br />

wenn das Ergebnis mitgeteilt wird, wird dies<br />

meistens von den Schwerpunktpraxen und<br />

Beratungsstellen wie Aidshilfen oder hier<br />

in Hamburg Hein & Fiete abgefangen. Hier<br />

in der Praxis treffen wir auf Menschen, die<br />

eher ausgeprägte, anhaltende Symptome<br />

zeigen, primär Angststörungen und Depressionen.<br />

Unterschiede gibt es insofern als es<br />

sich meist um männliche Patienten im Alter<br />

Ende 20 bis Mitte 40 handelt.<br />

Menschen mit HIV scheinen häufiger<br />

unter Depressionen zu leiden. Was<br />

sind die Ursachen? Ein veränderter<br />

Stoffwechsel durch Virus oder<br />

Therapie? Eigenes Erleben der<br />

Erkrankung oder vielleicht Erfahrungen<br />

mit der Umwelt?<br />

In der Regel sind die Ursachen vielfältig,<br />

nach wie vor lässt sich die genaue Ursache<br />

einer Depression nicht bestimmen.<br />

Neuere Studien gibt es kaum. Bezüglich<br />

der Angstsymptomatik handelt es sich<br />

meist um eine Stressreaktion. Statistisch<br />

gesehen haben MSM (A. d. R.: Männer, die<br />

Sex mit Männern haben, Bisexuelle und<br />

Schwule) grundsätzlich ein höheres Risiko,<br />

psychisch zu erkranken, also Depressionen<br />

zu entwickeln. Wir gehen davon aus, dass<br />

das Risiko bei HIV-Positiven, psychisch zu<br />

erkranken, etwa doppelt so hoch ist wie bei<br />

Menschen ohne HIV.<br />

Die Gründe sind vielfältig: Stresssituationen<br />

jeder Art, Soziale Isolation, belastendes<br />

Umfeld aber wohl auch eine genetische<br />

Verletzlichkeit spielt eine Rolle. Was ich<br />

immer wieder erlebe in der Praxis ist, dass<br />

die HIV-Erkrankung vordergründig erst<br />

einmal gar keine Rolle für den Besuch der<br />

Praxis zu spielen scheint. Man muss das<br />

oft erfragen oder es stellt sich im Zusammenhang<br />

mit anderen Fragen heraus. Es ist<br />

nicht das erste, was Patienten sagen, aber<br />

unterbewusst spielt es doch häufig eine<br />

große Rolle. Die Leute ziehen sich mehr<br />

zurück, sie haben größere Ängste in der<br />

Partnerwahl, Angst vor Zurückweisung oder<br />

eine Scheu Sex zu haben, eine Beziehung<br />

aufzubauen. Davon etwas abgrenzen<br />

würde ich die Angststörungen. Ich erlebe<br />

bei den Betroffenen, dass Angst- und<br />

Panikattacken als Ausdruck einer Stressreaktion<br />

auftreten, oder dass sie durch<br />

HIV bis ins Depressive abgleiten. HIV bleibt<br />

einfach eine einschneidende Lebensveränderung<br />

- egal wie gut es heute therapierbar<br />

ist. Wenn das dann zum Beispiel auch mit<br />

beruflichen Faktoren korreliert, dann wird<br />

das eine Stressreaktion, die Panik auslösen<br />

kann.<br />

Was empfehlen Sie Menschen mit<br />

HIV, um mit dem Virus psychisch<br />

möglichst unbelastet zu leben?<br />

Eigentlich die Klassiker eines gesunden<br />

Lebensstils, einer guten Work-Live-Balance,<br />

wie man heute so schön sagt: Ein gutes<br />

soziales Netzwerk, Bewegung, gesunde<br />

Ernährung und ein aktiver Umgang mit der<br />

Infektion sind hilfreich. Also nicht so tun, als<br />

würde sich nichts ändern, als wäre nichts.<br />

Grundsätzlicher Risikofaktoren wie unregelmäßigem<br />

Schlafverhalten und regelmäßigem<br />

Alkohol- und Drogengebrauch sollte<br />

man sich bewusst sein. Und wenn man<br />

wirklich einmal in eine Krise gerät, sich auch<br />

nicht scheuen, eine Form der Behandlung<br />

aufzunehmen. Darüber reden hilft in den<br />

meisten Fällen – und ggf. können auch<br />

kurzfristig Medikamente hilfreich sein.<br />

*Interview: Christian Knuth


DE-HIV-2020-09-0034 | Agenturfoto. Mit Model gestellt.


E-Life<br />

PARTNERSCHAFT<br />

Digitalisierung des<br />

FLIRTS<br />

FOTO: JOHAN MOUCHET / UNSPLASH / CC0<br />

Online-Flirten und Sexting waren<br />

noch nie so in Mode wie in<br />

Zeiten der Corona-Pandemie.<br />

Virtuelle Datingplattfomen<br />

sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.<br />

Alleine bei ROMEO tummeln<br />

sich über zwei Millionen Paarungswillige<br />

regelmäßig und auch „Sexting“ wird<br />

vor allem bei jungen Menschen immer<br />

beliebter. Zeit, sich den „Yeahs“ und den<br />

„No-Nos“ des Online-Datings zu widmen.<br />

Was ist erlaubt und was geht gar nicht?<br />

Torsos, Torsos, wohin das Auge reicht<br />

Dein Profilbild ist das Erste, was andere<br />

User von dir zu sehen bekommen. Dein<br />

Aushängeschild quasi. Daher lohnt es<br />

sich, genau zu überlegen, wie du dich<br />

vorstellen willst. Viele User setzen auf<br />

den gesichtslosen Torso samt Sixpack<br />

und angespannten Oberarmen. Das kann<br />

dich um kurz nach Mitternacht und auf<br />

der Suche nach einem schnellen Date<br />

schon sehr weit bringen. Bist du aber an<br />

mehr als nur Sex interessiert, solltest du<br />

in jedem Fall folgende Regeln beachten:<br />

1. Gesicht zeigen. Verschwommene<br />

Aufnahmen aus zwanzig Meter Entfernung<br />

und Profilfotos mit Sonnenbrille<br />

lassen schnell die Frage aufkommen:<br />

„Was hat der zu verbergen?“ Und nicht<br />

vergessen: Immer recht freundlich,<br />

denn nichts ist sexyer als ein schönes<br />

Lächeln. 2. It’s all about you. So sehr du<br />

deine beste Freundin liebst, auf deinem<br />

Datingprofil hat sie nichts verloren. 3.<br />

Gib dir ein bisschen Mühe. Achte auf<br />

den Hintergrund, richte deine Haare und<br />

sorge für vernünftiges Licht. Auf einem<br />

JOEL DE VRIEND / UNSPLASH / CC0<br />

echten Date tauchst du ja auch nicht in<br />

Sweatpants und T-Shirt auf (es sei denn,<br />

das ist dein Fetisch).<br />

JA, NEIN, VIELLEICHT<br />

Besonders Grindr, aber auch Tinder<br />

und andere Apps, dienen heute viel<br />

mehr der Suche nach Mr. Right Now als<br />

nach Prince Charming, mit dem wir in<br />

den Sonnenuntergang reiten. Unsere<br />

Gesellschaft als Ganzes ist sexpositiver<br />

geworden und Slutshaming gar kein<br />

oder kaum noch ein Thema. Gut so. Und<br />

deshalb brauchst du auch gar nicht lange<br />

um den heißen Brei herumreden, wenn<br />

es dir nur um das Eine geht. Wer mit<br />

der Tür ins Haus fällt, vermeidet, dass<br />

beim Gegenüber falsche Erwartungen<br />

geweckt werden, und ihr beide vergeudet<br />

eure wertvolle Zeit nicht. Am besten<br />

gibst du schon im Profil an, ob du<br />

nach der großen Liebe oder einem<br />

One-Night-Stand suchst.<br />

SCHWANZBILDER<br />

Ah, das gute alte „Dick Pic“. Von<br />

manchen nur zu gern empfangen (und


von einigen trophäenartig gesammelt und archiviert),<br />

fühlen sich andere überrumpelt und sogar<br />

angeekelt, wenn sie ungefragt Nacktbilder erhalten.<br />

Deshalb immer das Okay des anderen einholen,<br />

bevor du dein bestes Stück präsentierst. Häufig<br />

kannst du auch schon am Ton der Konversation<br />

erkennen, ob der andere an deinen Gurkenporträts<br />

interessiert ist. Im Zweifel hebst du dir die Überraschung<br />

einfach für ein Treffen im echten Leben auf.<br />

Oldschool, aber so viel spannender.<br />

Für Weltentdecker<br />

NA PRALINE, BRAUCHST DU NOCH NE FÜLLUNG?<br />

Wer kennt sie nicht, die Anmachsprüche, die schon<br />

zu Schulzeiten nicht funktioniert haben? Und da<br />

gab es bei den allermeisten noch nicht einmal<br />

Suchmaschinen, mit deren Hilfe man ganz einfach<br />

elegante Alternativen zu „Wenn Menschen Bäume<br />

wären, wärst du eine Augenweide“ hätte finden<br />

können. Phrasen wie diese funktionieren nur dann,<br />

wenn sie mit dem Leben und den Vorlieben des<br />

Empfängers ganz dicht verknüpft sind. Besser: Auf<br />

Floskeln verzichten und ein simples „Hallo“ in den<br />

Kosmos schmeißen.<br />

GHOSTING<br />

Ghosting, also das abrupte Ende einer<br />

Konversation ohne Vorwarnung oder<br />

erkennbaren Grund, ist ziemlich<br />

kacke und gehört zu den Negativ-<br />

Trends der Online-Dating-Welt.<br />

Wenn du merkst, dass es doch nicht<br />

passt, verabschiede dich und wünsche<br />

deinem Chat-Partner noch viel<br />

Erfolg bei der weiteren Suche. Alles<br />

andere ist uncool.<br />

SEI DU SELBST<br />

Für keine andere persönliche Information gilt dies<br />

so sehr wie für das Alter. Wir alle – manch einer<br />

mehr als andere – verspüren den Druck, möglichst<br />

jugendlich und alterslos daherzukommen, dennoch<br />

lohnt es sich nicht, beim eigenen Geburtsjahr zu<br />

schwindeln. Vor allem dann, wenn du ernsthaftes<br />

Interesse an der Person hast, der du gerade<br />

etwas vorzugaukeln versuchst. Früher oder später<br />

kommt’s ja doch raus – also Butter bei die Fische.<br />

Auch sonst tust du dir und allen potenziellen<br />

Partnern keinen Gefallen, wenn du dich als jemand<br />

ausgibst, der du nicht bist. Du gehst gerne zum<br />

Angeln? Super, dann schick doch mal ein Foto von<br />

deinem letzten Fang und schau, wie der andere<br />

reagiert. Beißt er an, kannst du sicher sein, dass er<br />

echtes Interesse hat. Lässt er dich zappeln, kannst<br />

du getrost weiterziehen.<br />

NICHT AUFREGEN<br />

Politik und Religion können spannende Themen für<br />

eine spätere Unterhaltung sein und zu lebhaften<br />

Konversationen führen. Im Online-Chat solltest<br />

du um diese beiden Aufreger allerdings einen<br />

Bogen machen.<br />

NICHT ENTMUTIGEN LASSEN<br />

Lass dich von unbeantworteten Nachrichten und<br />

dem Meer von nackten Torsos nicht verunsichern.<br />

Hinter jedem Sixpack schlägt ein Herz, das erobert<br />

werden will. *Felix Just<br />

QR-Code mit<br />

dem Smartphone<br />

scannen<br />

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E-Life<br />

MOBILITÄT<br />

FOTO: RANDY TARAMPI / UNSPLASH / CO0<br />

E-BIKE, E-SCOOTER<br />

& FAHRRAD:<br />

Führerscheinpflicht für alle!<br />

„Sie hat noch das Smartphone an<br />

die Ersthelfenden gegeben und<br />

darum gebeten, ihre Arbeitsstelle anzurufen.<br />

Sie würde es wohl nicht rechtzeitig<br />

schaffen. Wenige Minuten später war sie<br />

tot.“ Eine Augenzeugenaussage zu einem<br />

schrecklichen LKW-Fahrradunfall mitten<br />

im Prenzlauer Berg aus diesem Sommer.<br />

Und trauriger Alltag in den Großstädten<br />

der Republik. Die folgenden Zeilen sind<br />

ein Appell an alle Teilnehmer*innen des<br />

Straßenverkehrs und die Politik.<br />

BEOBACHTUNGEN EINES ELEKTRO-​<br />

KLEINSTFAHRZEUG FÜHRENDEN<br />

Seit mehr als einem Jahr bin ich<br />

regelmäßig mit einem E-Scooter auf<br />

Berlins Straßen unterwegs. Die oft<br />

belächelten oder ob des gedankenlosen<br />

Umgangs dummer Menschen zurecht<br />

verhassten Elektrokleinstfahrzeuge sind<br />

mein Fortbewegungsmittel der Wahl, weil<br />

sie zum einen angenehm agil und zum<br />

anderen – für mich sehr wichtig – bei<br />

20 Kilometern pro Stunde gedrosselt<br />

unterwegs sind.<br />

Eine Geschwindigkeit, die auf Strecken<br />

über zwei Kilometern ungefähr der<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrradfahrenden<br />

entspricht. Eine Geschwindigkeit,<br />

bei der die Kontrolle über das<br />

Fahrzeug in unvorhersehbaren Situationen<br />

leicht fällt. Eine Geschwindigkeit, bei<br />

der im Falle des Falles ein Helm und eine<br />

Jeans vor lebensgefährlichen Verletzungen<br />

ausreichend schützen.<br />

Was ich tagtäglich auf den Fahrradstreifen<br />

erlebe ist einerseits manchmal<br />

amüsant, meistens aber unfassbar<br />

leichtsinnig und gefährlich, in vielen<br />

Fällen sogar einfach dumm. Es fahren<br />

offenbar tausende Mitbürger*innen auf<br />

Zweirädern durch die Weltgeschichte,<br />

die noch nie etwas von einer Straßenverkehrsordnung,<br />

von Rechts vor<br />

Links oder einem Schulterblick gehört<br />

haben. Die nicht einmal wissen wie sie<br />

im Notfall ihre Bremsanlagen richtig<br />

bedienen, um sich und ihr Gefährt zum<br />

Stehen zu bekommen. Und es gibt<br />

natürlich die Vollidioten die, wenn sie<br />

PS-starke Megaknautschzonen führen,<br />

an Ampeln Beschleunigungswettkämpfe<br />

austrügen und auf Autobahnen auf<br />

der Überholspur drängelnd andere<br />

Verkehrsteilnehmer*innen nötigten. Diese<br />

Vollidioten – meist männlich – wissen oft,<br />

dass ihr Zweirad kein amtliches Kennzeichen<br />

hat und fahren daher ohne Angst<br />

vor Strafverfolgung rücksichtslos über<br />

Rot und schneiden wen auch immer sie<br />

wollen, wann sie wollen. Alle zusammen<br />

erzeugen ein Gemenge, dass – so glaube<br />

ich – viel mehr zu Unfällen führt, als<br />

fehlende Abbiegeassistenten bei LKW.<br />

Diese sollten ohne Frage endlich auch in<br />

der Nachrüstung Pflicht sein, aber:<br />

Eine grundsätzliche Versicherungs- und<br />

Führerscheinpflicht für alle beräderten<br />

Verkehrsteilnehmer*innen, wird meiner<br />

Meinung nach immer unerlässlicher,<br />

desto größer ihr Anteil am Gesamtstraßenverkehr<br />

wird. Elektrokleinstfahrzeuge<br />

und die noch fünf Kilometer pro Stunde<br />

schnelleren E-Bikes beschleunigen<br />

diesen Transformationsprozess und<br />

die Debatte über seine Regelung muss<br />

dringend geführt werden! *ck


„Ich bin<br />

verheiratet,<br />

Sex-positiv,<br />

Pädagoge und<br />

Gläubig.“<br />

Christoph<br />

# HIVersity<br />

Weil ich mehr bin als<br />

nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />

NP-DE-HVU-ADVT-210002; 07/<strong>2021</strong>


Film<br />

INTERVIEW<br />

HARRY MACQUEEN –<br />

SUPERNOVA<br />

Harry Macqueen, geboren<br />

1984 in London, begann<br />

seine Karriere als Schauspieler und<br />

stand erstmals für den Film „Ich &<br />

Orson Welles“ von Richard Linklater<br />

vor der Kamera. 2014 brachte er mit<br />

dem zarten Freundschaftsdrama<br />

„Hinterland“ seinen ersten eigenen<br />

Film als Regisseur und Drehbuchautor<br />

ins Kino (und spielte auch gleich<br />

die Hauptrolle). Für seinen zweiten<br />

Film, „Supernova“ (ab 14.10. in den<br />

deutschen Kinos), konnte er nun<br />

Colin Firth und Stanley Tucci als<br />

Hauptdarsteller gewinnen, die als<br />

schwules Paar brillieren.<br />

Mr. Macqueen, Ihr neuer Film<br />

„Supernova“ handelt von einer<br />

schwulen Langzeitbeziehung, und<br />

einer der beiden Protagonisten ist<br />

an einer frühen Form von Demenz<br />

erkrankt. Haben Sie als junger<br />

Regisseur von 37 Jahren einen persönlichen<br />

Bezug zu der Thematik?<br />

Vor ungefähr sechs Jahren erkrankte<br />

jemand in meinem näheren Umfeld an der<br />

Krankheit, deswegen ist diese Geschichte<br />

für mich eine wirklich persönliche Angelegenheit.<br />

Ich habe viel Zeit mit Menschen<br />

verbracht, die an Demenz leiden, und viel<br />

über diese Krankheit gelernt. Das war<br />

eine Erfahrung, die mich tief bewegt und<br />

sicherlich mein Leben und meinen Blick<br />

darauf verändert hat.<br />

Und der Film ist jetzt Ihr Weg, das zu<br />

verarbeiten?<br />

Vielleicht kann man das so sagen. Aber<br />

ich wollte auch davon erzählen, wie sich<br />

die Liebe verändert, wenn wir uns dem<br />

Lebensende nähern, und was es mit einer<br />

Beziehung macht, wenn man weiß, dass<br />

die zu Ende geht. Und natürlich, welche<br />

ganz speziellen Auswirkungen diese<br />

schwierige und komplexe Krankheit nicht<br />

nur auf den Betroffenen hat, sondern auch<br />

auf die Menschen und Beziehungen in<br />

seinem Leben.<br />

Viele junge Filmemacher halten sich<br />

erst einmal lieber an autobiografisch<br />

inspirierte Geschichten ...<br />

Klar, weil es einem natürlich leichter fällt,<br />

über etwas zu schreiben, das man selbst<br />

erlebt hat und aus erster Hand kennt. Und<br />

es war auch eine echte Herausforderung,<br />

die Geschichte in meinem Film so authentisch<br />

und subtil wie möglich zu erzählen,<br />

denn weder bin ich in dem Alter meiner<br />

Protagonisten noch habe ich Demenz am<br />

eigenen Leib erlebt. Aber dem wollte ich<br />

mich stellen, weil mir das Thema so am<br />

Herzen liegt. Also recherchiert man dann


Film<br />

FOTOS: 2020 BRITISH BROADCASTING CORPORATION, THE BRITISH FILM INSTITUTE, SUPERNOVA FILM LTD.<br />

eben, verbringt Zeit mit Betroffenen und<br />

hört zu – und geht mit der größtmöglichen<br />

Empathie an die Sache heran.<br />

Warum war es Ihnen wichtig, dass im<br />

Zentrum nicht ein heterosexuelles<br />

Paar, sondern zwei Männer stehen?<br />

Die Themen des Films sind natürlich<br />

eigentlich sehr universell. Liebe im<br />

Angesicht des Todes oder auch die Frage,<br />

was es heißt, sich wirklich um jemanden<br />

zu kümmern, den wir lieben – das kann<br />

jeder nachvollziehen, deswegen hätte man<br />

die Geschichte natürlich auch mit einem<br />

Mann und einer Frau erzählen können.<br />

Dass ich mich für ein schwules Paar<br />

entschieden habe, ändert nichts – und es<br />

ändert doch alles.<br />

In welchem Sinne?<br />

Für mich als Künstler ist es wichtig, dass<br />

meine Arbeit progressiv und mindestens<br />

auf der Höhe der Zeit ist, statt in alten<br />

Strukturen verfangen zu sein. Deswegen<br />

stand von Anfang an ein gleichgeschlechtliches<br />

Paar im Zentrum meiner Geschichte.<br />

Und im Zentrum steht ihre Beziehung,<br />

nicht ihre sexuelle Orientierung, die im<br />

Gegenteil nicht einmal thematisiert oder<br />

kommentiert wird. Diese absolute Selbstverständlichkeit<br />

und Normalität, zumal<br />

bei zwei Männern dieses Alters, sieht<br />

man im Kino immer noch viel zu selten,<br />

deswegen hat die Entscheidung für diese<br />

Protagonisten in meinen Augen durchaus<br />

eine Relevanz.<br />

Gerade weil man Geschichten dieser<br />

Art noch immer eher selten sieht,<br />

bekommen sie quasi automatisch<br />

das Label „Queer Cinema“ verpasst.<br />

Fühlt man sich als Filmemacher<br />

da nicht sehr in eine Schublade<br />

gepresst?<br />

Natürlich bin ich mir bewusst, dass das<br />

passieren kann. Aber ich vertraue darauf,<br />

dass meine Geschichte die Kraft hat,<br />

solche Labels auch zu sprengen. Denn<br />

jedes Kunstwerk steht für sich und sollte<br />

sich durch nichts beschränken lassen.<br />

Gleichzeitig gehören solche Kategorien<br />

immer auch zur Vermarktung eines Films<br />

dazu und können dabei helfen, bestimmte<br />

Türen zu öffnen und Zielgruppen zu<br />

finden. Überhaupt freue ich mich natürlich,<br />

wenn ein queeres Publikum den Film für<br />

sich reklamiert und sich darin wiederfindet.<br />

Wie haben Sie sich eigentlich für<br />

Colin Firth und Stanley Tucci als<br />

die perfekten Hauptdarsteller<br />

entschieden?<br />

Mit meiner tollen Casting-Agentin habe<br />

ich eine ganze Reihe toller Schauspieler<br />

durchgesprochen, und wir kamen<br />

früh auf den Gedanken, dass<br />

es reizvoll sein könnte,<br />

wenn nur einer der<br />

beiden Männer Engländer<br />

ist. Wir hatten<br />

dann das Glück,<br />

dass wir Stanley das<br />

Drehbuch zukommen<br />

lassen konnten und er<br />

auch Zeit hatte, es zu<br />

lesen. Er war sehr angetan,<br />

und als wir uns trafen,<br />

erzählte er mir, dass Colin<br />

Firth einer seiner besten Freunde<br />

sei, was für eine derart intime Geschichte<br />

natürlich unglaublich hilfreich war. Und es<br />

stellte sich dann heraus, dass er Colin das<br />

Skript sogar schon weitergeleitet hatte<br />

und der interessiert war. Es ging also alles<br />

ganz schnell und ich hatte wirklich riesiges<br />

Glück. Mir ist sehr bewusst, dass ich<br />

vermutlich nie wieder einen Film drehen<br />

werde, bei dem das alles so einfach und<br />

problemlos laufen wird.<br />

Die beiden sind fantastische<br />

Schauspieler, aber eben auch<br />

heterosexuell. Haben Sie sich<br />

darüber Gedanken gemacht? Die<br />

Frage, wer welche Rollen spielen<br />

sollte und welche Chancen damit<br />

womöglich unterprivilegierten<br />

Schauspieler*innen verbaut werden,<br />

wird ja derzeit heftig diskutiert.<br />

Dass wir solche Fragen diskutieren, finde<br />

ich auch unglaublich wichtig, und ich<br />

finde, es liegt in der Verantwortung von<br />

uns Regisseur*innen, dass wir uns da<br />

auch wirklich Gedanken drüber machen.<br />

Bei der Besetzung aller Rollen und der<br />

Zusammenstellung des Teams müssen<br />

wir dafür sorgen, dass größtmögliche<br />

Offenheit in alle Richtungen herrscht<br />

und jeder eine Chance bekommt. Aber<br />

dann geht es natürlich auch darum, die<br />

bestmöglichen oder bestgeeigneten<br />

Mitstreiter*innen<br />

für ein Projekt zu<br />

finden. Das waren für<br />

die Hauptrollen in<br />

meinem Fall Stanley<br />

und Colin. Und zwar<br />

nicht nur, weil sie<br />

schauspielerisch<br />

fantastisch sind.<br />

Sondern?<br />

Weil es mir, wie gesagt,<br />

eine Herzensangelegenheit<br />

war, Sichtbarkeit und<br />

Selbstverständlichkeit herzustellen für<br />

eine Geschichte mit einem schwulen Paar<br />

im Zentrum. Und natürlich helfen zwei<br />

so prominente Hauptdarsteller wie die<br />

beiden enorm dabei, einen kleinen Film<br />

„Supernova“ auf ein ganz anderes Niveau zu<br />

heben, wenn es darum geht, möglichst viel<br />

Aufmerksamkeit zu erregen und ein großes<br />

Publikum zu erreichen. Aus diesem Grund<br />

alleine hätte ich nicht besetzt. Aber sie<br />

waren eben auch perfekt für diese Rollen.<br />

*Interview: Patrick Heidmann


Film<br />

FOTOS: KAICHEN LI<br />

INTERVIEW<br />

DANIEL ZILLMANN:<br />

„Andere Eltern“ und Gendern<br />

Dieser gebürtige Berliner ist<br />

bundesweit durch TV- und<br />

Kinofilme populär geworden. Für<br />

uns nahm sich der Schauspieler<br />

Daniel Zillmann etwas Zeit, um<br />

über die aktuelle Serie „Andere<br />

Eltern“ – dort spielt er den queeren<br />

Malte, der ein Frauenpaar für<br />

Nachwuchs sucht – und Gendern,<br />

Regenbogenfamilien und Social<br />

Media zu sprechen.<br />

In der Serie bist du ein schwuler Mann<br />

mit Kinderwunsch. Wie stehst du privat<br />

zum Thema Regenbogenfamilien?<br />

Finde ich wunderbar! Ich selber habe gar<br />

keinen Kinderwunsch, freue mich aber über<br />

all die Kinder um mich herum und sehe auch<br />

sehr glückliche Kinder in diesen Familien.<br />

Freust du dich, dass dies in einer ZDF-<br />

Serie thematisiert wird?<br />

Ja, als Art Erweiterung des Familienkonzepts.<br />

Das finde ich ganz toll bei „Andere Eltern“,<br />

dass das aufgegriffen wird. Natürlich<br />

machen wir uns auch über manche Situationen<br />

lustig. Generell nimmt die Serie<br />

junge Eltern unter die Lupe, die alles richtig<br />

machen wollen. Die Serie ist eine lustige und<br />

interessante Reise für Malte …<br />

Sich lustig machen, ist heute „gefährlich“<br />

geworden. In Zeiten von Social<br />

Media wird immer heftig diskutiert.<br />

Wann steigst du ein? Oder nie?<br />

Ich finde, Humor ist immer die beste Waffe.<br />

Mit Humor kann man ganz viel erreichen,<br />

gemeinsam zu lachen ist etwas wunderbar


Film<br />

Verbindendes. Streiten ist auch gut, aber gerade hat man<br />

das Gefühl, dass die Leute oft aggressiv sind, ohne auf einen<br />

gemeinsamen Nenner kommen zu wollen. Lachen verbindet.<br />

Das Aufeinander-Einschlagen finde ich furchtbar. Öffentlich<br />

würde ich nicht streiten, ich brauche Harmonie, ich suche<br />

immer das nicht öffentliche Gespräch, die Diskussion führe<br />

ich dann privat … Früher hat man am Abendbrottisch beim<br />

Rotwein debattiert. Aber Social Media ist eigentlich eine<br />

schöne Sache und ich sehe auch immer wieder Postings,<br />

die mich berühren und die auch etwas bewegen. Ich denke,<br />

die Leute haben gerade das Bedürfnis nach Klärung, nach<br />

Gleichberechtigung auf allen möglichen Leveln. Ab und zu<br />

muss es mal knallen, auch bei mir als harmoniebedürftigem<br />

Menschen.<br />

„Andere Eltern“ ist nicht deine erste Serie, was<br />

schätzt du an dem Format Serie allgemein?<br />

Das Schöne an Serien ist, dass man viel mehr Zeit für die<br />

Figuren hat. Auch Nebenrollen bekommen eigene Handlungen.<br />

Wenn sie schön erzählt sind, ist das eine tolle Sache. Die<br />

Figuren können atmen … Bei „Andere Eltern“ wussten wir am<br />

Morgen nicht, was wir drehen, da haben wir nur improvisiert,<br />

das war enorm spannend. Die Figuren entwickeln sich in<br />

Serien … Das kann aber auch die Krux sein, manchmal denkt<br />

man sich auch: Zwei oder drei Folgen weniger wäre gut<br />

gewesen. Ich selbst habe aber jahrelang „Unter der Sonne<br />

Kaliforniens“ geschaut und bin da richtig eingetaucht.<br />

Man kennt dich auch aus Märchenfilmen. Wie frei ist<br />

man da als Schauspieler?<br />

Bei „Zwerg Nase“ spiele ich einen unsympathischen und<br />

durchgeknallten Herrscher, im Kopf hatte ich Ursula, die<br />

Meerhexe von „Arielle“, oder auch die Herzkönigin von „Alice<br />

im Wunderland“. Das war wirklich herausfordernd. Das hatte<br />

etwas von Theater, aber auch von einem großen Kinofilm. Es<br />

war unglaublich toll!<br />

BAYERN 2 & SZ<br />

PUBLIKUMSPREIS<br />

E I N F I L M V O N<br />

Imogen Kimmel & Doris Metz<br />

i got life<br />

MINDJAZZ-PICTURES.DE/TRANS<br />

AB 23. SEPTEMBER IM KINO<br />

„rüttelt auf und ist dabei vital, tief und humorvoll.<br />

TRANS – I GOT LIFE feiert wunderbare Menschen.“<br />

BR Kinokino<br />

Märchen haben immer auch eine Botschaft. Muss<br />

Kultur immer auch eine Botschaft haben? Oder ist<br />

„Rote Rosen“ auch okay?<br />

Ich würde keine Daily Soap machen. Aber es ist für alles genug<br />

Platz, alles hat seine Daseinsberechtigung. Ich fühle mich in<br />

sämtlichen Formaten wohl … Es ist magic, wenn eine Botschaft<br />

subtil transportiert wird. Bei „Zwergnase“ geht es zum<br />

Beispiel um ein Kind, das verzaubert wird und mit Buckeln<br />

und riesiger Nase innerlich wachsen muss. Für mich als Body-<br />

Positivity-Verfechter ein tolles Thema. Du hast dein Päckchen<br />

mitbekommen, mach was draus. Das mache ich schon mein<br />

ganzes Leben lang. Mein Purpose ist Singen, Schauspielern<br />

und Entertainen. Früher haben die Leute wirklich mal zu mir<br />

gesagt: Du bist doch zu dick zum Fernsehen. Oder zu gay.<br />

Schnauze! Ich mache das, was ich mache, weil ich es liebe<br />

und auch kann. Mittlerweile sagt mir das keiner mehr.<br />

Abschließend noch deine Meinung zum Gendern.<br />

Prinzipiell halte ich es schon mein Leben lang so für mich:<br />

Wenn ich mit einer Person rede und die sagt mir: „Ich fühle<br />

mich ausgeschlossen, wenn du dies und jenes sagst, fühle<br />

mich angegriffen oder diskriminiert“, dann – und das ist<br />

meine Natur – achte ich darauf, das zu beachten. Und<br />

dazuzulernen. In so einer Phase befinden wir uns gerade.<br />

Wir sprechen nicht mehr so wie zu Goethes Zeiten! Sprache<br />

verändert sich, Deutsch hat sich immer verändert. Man kann<br />

sich auch mal öffnen, es tut ja keinem weh, es wird inkludiert,<br />

nicht ausgeschlossen.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

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KINO<br />

Drei Freunde<br />

aus Norwegen<br />

a-ha schrieben Popgeschichte mit zu Klassikern<br />

gewordenen Hits wie „The Sun Always Shines on<br />

T.V.“, „Stay on These Roads“, „Foot of the Mountain“,<br />

„Summer Moved On“ und natürlich „Take On Me“. Das<br />

tat der Freundschaft aber nicht immer gut.<br />

Als „Hornissennest“ bezeichnete etwa Magne<br />

Furuholmen den Vorgang, wenn das Trio an neuer Musik<br />

arbeiten würde. Er wolle nichts Neues mehr aufnehmen:<br />

„Am Ende schlagen wir uns nur die Köpfe ein“. a-ha –<br />

das waren/sind Pål Waaktaar-Savoy (Gitarre, Chor),<br />

Magne Furuholmen (Keyboard, Chor) und Sänger Morten<br />

Harket –, drei Freunde, die 1982 eine Band gründeten,<br />

schon 1983 einen Plattenvertrag hatten – und den<br />

Druck, einen Hit zu landen. Das schafften sie dann kurz<br />

darauf mit „Take On Me“. Ab 1985 waren a-ha plötzlich<br />

Teenager-Idole und Poster-Boys und sangen erfolgreich<br />

für einen James-Bond-Streifen die Hymne („The Living<br />

Daylights“ 1987 für „James Bond 007 – Der Hauch des<br />

Todes“). Die drei Musiker landeten mit Singles wie „Crying<br />

in the Rain“, „Dark Is the Night“, „Move to Memphis“<br />

und „Touchy!“ Hit auf Hit. Doch Mitte der Neunziger<br />

wollten Magne, Pål und Morten erst mal nicht mehr: zu<br />

groß der Druck, der Stress, der Terz innerhalb der Band ...


OSCAR ® -GEWINNER<br />

COLIN FIRTH<br />

OSCAR ® -NOMINIERTER<br />

STANLEY TUCCI<br />

Ein Film von HARRY MACQUEEN<br />

FOTO: SALZGEBER<br />

„Eine Ode an<br />

die Kraft der Liebe:<br />

herzzerreißend<br />

und herzerwärmend.“<br />

DEADLINE<br />

FOTO: SHEILA ROCK<br />

Erst 2000 standen sie wieder<br />

an der Spitze der norwegischen<br />

Charts, „Summer Moved On“<br />

läutete das Comeback ein, mit<br />

„Forever Not Yours“ und „Celice“<br />

schafften sie bis zur immer noch<br />

andauernden – immer mal wieder<br />

unterbrochenen – Pause weitere<br />

Nummer-eins-Hits in Europa,<br />

nicht aber in den USA. Was ihnen<br />

aber recht egal war, schließlich<br />

funktionieren die USA in Sachen<br />

Musik GANZ anders als der Rest der<br />

Welt. a-ha sind ab Ende der 1980er<br />

vor allem in Europa und UK in den<br />

Charts und ein Phänomen – und<br />

das reicht(e) ihnen auch.<br />

Jetzt wurde diese äußerst spannende<br />

Geschichte einer Truppe aus<br />

Norwegen, die in den internationalen<br />

Charts abräumte, mit vielen<br />

Interviews, reich und schön retro<br />

bebildert neu erzählt: „a-ha – The<br />

Movie“. Mitte <strong>September</strong> startet<br />

der Film von Thomas Robsahm<br />

und Aslaug Holm in den Kinos. Ein<br />

Muss für Fans und Freunde der<br />

Popmusik. *rä<br />

www.salzgeber.de<br />

AB 14.10. IM KINO<br />

/Supernova.DerFilm


Film<br />

FOTO: ANTJE KRÖGER / MINDJAZZ PICTURES<br />

EISHOCKEY-TRAINER MIK „PANCI“ IM BAD<br />

KINO<br />

„Trans ist kein Fluch<br />

und keine Krankheit,<br />

sondern ein Weg.“<br />

Der Film „trans – I Got Life“ bietet selten gesehene, ehrliche<br />

Einblicke in das häufig zerrissene Lebensgefühl von trans*<br />

Menschen sowie in die komplexen psychischen, hormonellen<br />

und chirurgischen Aspekte ihrer Transition.<br />

Die Regisseurinnen Imogen Kimmel und Doris<br />

Metz haben das Vertrauen von sieben Menschen<br />

gewonnen, die sich dazu entschlossen<br />

haben, ihren Weg zu gehen. „trans – I Got<br />

Life“ destilliert aus den Lebensgeschichten<br />

von sieben charismatischen Menschen das<br />

weite Spektrum der Transidentität. Es ist eine<br />

sinnliche Reise in die Zwischenwelten jenseits<br />

festgeschriebener Geschlechternormen, in<br />

intime Lebensräume und in die Chirurgie, die<br />

zum Kreißsaal für eine zweite Geburt wird.<br />

Subtil und vielschichtig wird dabei das Trans*-<br />

Erleben auch auf die Bild- und Tonebene<br />

übertragen. Der Kinodokumentarfilm ist ein<br />

starkes Plädoyer dafür, dass wir Menschen uns<br />

nicht mehr länger durch die 0,3 Prozent der<br />

DNA definieren, die uns unterscheiden, sondern<br />

durch die 99,7 Prozent, die uns verbinden.<br />

Damit eröffnet er zugleich die gesellschaftliche<br />

Debatte über eine Welt, in der die Geschlechter<br />

nicht mehr schwarz-weiß festgeschrieben sind,<br />

sondern als fluide aufgefasst werden „trans – I<br />

Got Life“ betrifft und berührt alle, die in dieser<br />

Welt leben. Willkommen im 21. Jahrhundert!<br />

www.männer.media/gewinne<br />

KINO<br />

Gerichtsnotorisch<br />

heterosexuell:<br />

LIBERACE<br />

FOTO: SALZGEBER<br />

Aktuell kann man sich einmal mehr<br />

mit dem Musiker beschäftigen, der<br />

mit Glitzer, Make-up und Perücke zwar an<br />

eine Dragqueen erinnerte, aber zeitlebens<br />

auch mithilfe von Gerichten dagegen vorging,<br />

wenn man ihn, den Frauenschwarm,<br />

als schwul bezeichnete.<br />

Und das, obwohl er von seinem Ex (erfolglos)<br />

auf Unterhalt verklagt wurde und an<br />

den Folgen seiner HIV-Infektion verstarb<br />

– was natürlich erst vertuscht wurde.<br />

Der „King of Bling“ Liberace war ein<br />

Klavierkünstler, an dem sich die Geister<br />

scheiden. Er tat NICHTS für die queere<br />

Bewegung. Aber Wladziu Valentino<br />

Liberace (1919 – 1987) trug gerne<br />

Chinchillapelz und rosa Pfauenfedern,<br />

Goldschmuck und behandelte seine<br />

abgelegten Männer schlecht. Trotzdem<br />

fasziniert er bis heute mit seinem Pomp,<br />

seiner Lebenslüge und manche mögen<br />

auch seine Musik. Kritiker nannten ihn<br />

zeitlebens einen schlechten Pianisten und<br />

schlimmen „Hollywood-Auswuchs“, aber<br />

auch einen hervorragenden Entertainer,<br />

die Sache mit den zwei Seiten zieht sich<br />

durch sein Leben.<br />

„The Glitter Man“, so sein Spitzname,<br />

trat bei der „The Muppet Show“ auf,<br />

begeisterte im TV mit seiner „The Liberace<br />

Show“ und in Las Vegas, er cruiste in<br />

Sexkinos (und war da, glaubt man den<br />

Quellen recht schamlos) aber präsentierte<br />

sich tagsüber dann doch lieber asexuell als<br />

Omas Liebling. Aber er) trat auch mit Elvis<br />

Presley auf und gab ihm sogar Ratschläge,<br />

die befolgt wurden. Und er hatte auch<br />

einen gewissen Sinn für Humor: „Schaut<br />

es euch ruhig an“, soll er dem Publikum<br />

zugerufen haben, das ihn aufgedonnert<br />

in Luxusaccessoires zum Klavier stöckeln<br />

sehen durfte, „Ihr habt schließlich dafür<br />

bezahlt!“ Und nach der Show ging es wieder<br />

per Chauffeur (angeblich auch seine<br />

Sexpartner …) in der Limousine in schwule<br />

Sexkinos. Oder ins goldene Bett zu einem<br />

seiner Boys … gerade bringt Salzgeber<br />

den Film „Look Me Over – Liberace“ von<br />

Regisseur Jeremy J.P. Fekete in die Kinos.<br />

Kein Spielfilm, eine Dokumentation mit<br />

großartigen Interviews mit Zeitzeugen,<br />

Konzertausschnitten und Spielfilmsequenzen.<br />

Ein Film, den man sich gönnen<br />

sollte. Große queere Geschichte, die viel<br />

Tragik offenbar, aber auch schmunzeln<br />

lässt. *rä<br />

www.salzgeber.de


DATES. FREUNDE. LIEBE.<br />

Willkommen bei ROMEO, dem offensten Netzwerk weltweit für Schwule, Bi-Männer<br />

und Transgender. Lade die App herunter oder logge dich in unsere Webseite ein.<br />

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Musik<br />

NACHGEFRAGT<br />

MARK FORSTER:<br />

„Ich haderte ein wenig“<br />

Im Grunde ist Mark Forster<br />

ein wandelnder Widerspruch.<br />

Auf der einen Seite lässt<br />

er seine Fans in den Songs<br />

seines Albums „Musketiere“<br />

ganz nah an sich heran, andererseits<br />

beantwortet der Sänger in Interviews<br />

grundsätzlich keine Fragen nach seiner<br />

Partnerin oder seinem Familienstand.<br />

„Obwohl ich keine Lust habe, bei<br />

Frauke Ludowig zu sitzen oder meine<br />

Küche zu zeigen“, erläutert er, „möchte<br />

ich trotzdem absolut barrierefrei Musik<br />

machen.“<br />

Wer also in seinen Liedern genau<br />

hinhört, realisiert ziemlich schnell: Der<br />

38-Jährige scheint privat tatsächlich<br />

angekommen zu sein. In der Pianoballade<br />

„Daheim“ heißt es: „Freiheit<br />

ist Frieden.“ Diese Zeile, sagt der<br />

Wahlberliner, hätte auch der Songtitel<br />

sein können: „Ich bin ein sehr freiheitsliebender<br />

Typ und habe immer in der<br />

Ferne mein Glück gesucht. Meine neue<br />

Erkenntnis ist: Man kann Freiheit in sich<br />

selber finden – indem man Frieden und<br />

ein Zuhause findet.“<br />

Ohne Zweifel genießt Mark Forster dieses<br />

Lebensgefühl nun in vollen Zügen.<br />

Er ist mit sich im Reinen, deswegen<br />

8 CELLIST*INNEN &<br />

EINE EINZIGARTIGE<br />

STIMME<br />

IMANY<br />

VOODOO CELLO<br />

ALBUM-RELEASE 03.09.21<br />

DIGITAL & ALS CD<br />

AUF TOUR<br />

27.03.2022<br />

BERLIN | Admiralspalast<br />

28.03.2022<br />

FRANKFURT | Alte Oper<br />

29.03.2022<br />

HAMBURG | Laeiszhalle<br />

imanymusic.com


warf ihn die Coronakrise nicht komplett<br />

aus der Bahn. Er holte halt für sich das<br />

Beste aus dieser diffizilen Phase heraus.<br />

Als Künstler ebenso wie als Mensch.<br />

Weil die Lockdowns seine Konzertpläne<br />

durchkreuzten, nahm er alternativ ein<br />

Album auf. Und erkämpfte sich abseits<br />

des Rampenlichts ein Stück Normalität.<br />

„Ich bin fast zehn Jahre ständig getourt<br />

und hätte freiwillig nie so eine lange<br />

Pause gemacht“, räumt er ein. „Dabei<br />

hat es mir wirklich gutgetan, endlich mal<br />

über einen langen Zeitraum zu Hause zu<br />

sein.“<br />

Offenbar profitiert Mark Forster in<br />

Sachen Liebe ebenfalls von dieser<br />

Beständigkeit. „Heute, morgen und<br />

übermorgen / An deiner Seite will ich<br />

sein“, singt er in „Übermorgen“: „In<br />

diesem Lied steckt ein bisschen Münchener<br />

Freiheit, aber auch ein bisschen<br />

Alphaville.“ Die Band aus Münster<br />

stand vor allem bei der Musik Pate, die<br />

Synthesizerklänge schlagen einen Bogen<br />

zu den Achtzigern.<br />

Den richtigen Sound zu finden, das war<br />

für Mark Forster dieses Mal gar nicht so<br />

leicht: „Ich haderte ein wenig mit der<br />

Deutschpop-Welt. Irgendwie hatte ich<br />

das Gefühl, dass sich da viele Sachen<br />

wiederholt haben.“ In der Konsequenz<br />

entschied der Sohn einer Polin und eines<br />

Deutschen, sich neu auszuprobieren.<br />

Mit einigen Gästen. Für das groovige<br />

„Drei Uhr nachts“ steht ihm die Sängerin<br />

Lea als Duettpartnerin zur Seite. „Kein<br />

Feature ist zum Selbstzweck auf der<br />

Platte“, stellt Mark Forster klar. „Alle<br />

erfüllen eine ganz wichtige Rolle.“ Für<br />

„Willst du mich“, das auf den Dancefloor<br />

lockt, engagierte er mit Bedacht Mathea:<br />

„Ich brauchte einfach eine Protagonistin,<br />

die auf das antwortet, was ich erzähle.<br />

Deshalb schildert Mathea die Dinge aus<br />

der Sicht der Frau.“<br />

Außerdem verstärken zwei recht<br />

unterschiedliche Produzententeams<br />

Mark Forster. Kitschkrieg machten<br />

sich durch ihre Zusammenarbeit mit<br />

Trettmann oder Peter Fox einen Namen<br />

und verschreiben sich dem urbanen<br />

Deutschrap. Sie veredeln „Leichtsinn“<br />

mit lässigen Beats. Vize lieben dagegen<br />

Slap House, daran lässt der Titel „Bist<br />

du okay“ nicht den geringsten Zweifel.<br />

„Der harte Techno symbolisiert für mich<br />

Musik<br />

etwas“, erklärt Mark Forster. „Er ist wie<br />

ein Kampf mit sich selbst, ein Pochen<br />

im Kopf.“ So liegen Musik und Inhalt auf<br />

einer Wellenlänge. „Bist du okay“ handelt<br />

nämlich von einer Person, die depressiv<br />

ist. Sicher war es kein Zufall, dass dieser<br />

Song aus der Coronazeit hervorging:<br />

„Wer schon einen Hang zur Depression<br />

hatte, wurde durch das pandemiebedingte<br />

Alleinsein wahrscheinlich noch<br />

ein paar Meter zurückgeworfen.<br />

“Dagmar Leischow<br />

Album out on Sept 24th <strong>2021</strong><br />

The first album by LA top songwriter Wrabel featuring<br />

the singles „nothing but the love“, „back to back (feat.<br />

Eurovision winner Duncan Laurence)“ and „good“.<br />

Wrabel’s co-writing/performance credits include<br />

P!nk, Backstreet Boys, Ellie Goulding, Celeste,<br />

Adam Lambert, Klingande, Marshmello,<br />

Louis the Child a.o. His song “The Village”<br />

has become an LGBTQ+ anthem.


Musik<br />

NACHGEFRAGT<br />

MELISSA<br />

ETHERIDGE:<br />

„Ich war nicht<br />

immer treu“<br />

„One Way Out“ ist zwar ein<br />

neues Album der 60 Jahre<br />

jungen Melissa Etheridge. Die Songs<br />

allerdings sind halb so alt wie die<br />

Musikerin selbst und klingen dementsprechend<br />

ungestüm und wild.<br />

Ein kurzes Telefonat.<br />

„Hallo, hier ist Melissa“, meldet sich Melissa<br />

Etheridge aus Los Angeles am Telefon. Sie<br />

ist keine Frau der langen Umschweife „Die<br />

Musik hat mir in den zurückliegenden ein<br />

bis zwei Jahren geholfen, gesund zu bleiben“,<br />

sagt sie gleich zu Beginn. „Ich wüsste<br />

nicht, was ich hätte tun sollen oder was aus<br />

mir geworden wäre, hätte ich nicht meine<br />

Gitarre, meine Songs und meine Stimme<br />

gehabt.“ Bis zu fünf Mal pro Woche trat sie<br />

in der Phase der tiefen Corona-Tristesse<br />

in ihrer Garage auf, unterstützt einzig und<br />

allein von ihrer Frau Linda Wallem.<br />

Die Pandemie war schon hart genug, doch<br />

Etheridge (60) musste außerdem einen<br />

persönlichen Schicksalsschlag verkraften.<br />

Ihr Sohn Beckett, den sie mit ihrer Ex-Frau<br />

Julie Cypher bekam und dessen leiblicher<br />

Vater David Crosby war, starb mit 21 Jahren<br />

an den Folgen einer Tablettensucht. Neue<br />

Lieder habe sie Veröffentlichung ihres<br />

jüngsten Studioalbums „The Medicine<br />

Show“ unter den Umständen nicht<br />

geschrieben. Dass mit „One Way Out“<br />

jetzt dennoch ein neues Werk erscheint,<br />

verdankt Melissa ihrem Archivierungs- und<br />

Aufräumtrieb. Etheridge wühlte sich nach<br />

und nach durch ihr bestens bestücktes<br />

Archiv und förderte jene neun Songs<br />

zutage, die sich wirklich top anhören.<br />

Knusprig und wild, richtig schön rockig. Bei<br />

„Save Myself“ zum Beispiel meint man, Tina<br />

Turner rauszuhören, und dann natürlich<br />

auch noch die Stones, und zwar in Form<br />

des „Sympathy For the Devil“-Hu-Hus,<br />

minimal variiert. Der Titelsong ist einfach<br />

total knackig, „As Cool As You Try“ ist<br />

ein rockharmonischer Song, den man<br />

früher, als die Sender solche Musik noch<br />

spielten, als Radiohit bezeichnet hätte.<br />

„For The Last Time“ ist ein richtig schöner<br />

Bluessong, „Wild Wild Wild“ verträumt<br />

melancholisch und stimmlich stark, und die<br />

Midtempo-Nummer „I’m No Angel Myself“<br />

textlich keck. „In dem Song beschreibe ich<br />

das Treffen mit einer alten Freundin, die<br />

mit meiner damaligen Lebensgefährtin<br />

geschlafen hat. Und ich stelle fest, dass<br />

auch sie unter Beziehungsproblemen leidet,<br />

und zwar heftigen.“ An dieser Stelle lacht<br />

Etheridge. Das Lachen wird noch lauter, als<br />

sie sagt: „Aber keine Sorge, auch ich war bei<br />

weitem nicht immer treu.“<br />

Man fragt sich natürlich, warum diese Lieder<br />

nicht damals schon rausgekommen sind, als<br />

Melissa sie geschrieben hat, in den späten<br />

Achtzigern und frühen Neunzigern nämlich,<br />

schon nach ihrem Debüt, aber noch vor<br />

dem ganz großen Mainstreamerfolg mit<br />

dem „Yes I Am“-Album 1993. Die Antwort:<br />

„Ich dachte, die Songs wären zu ihrer Zeit<br />

etwas zu forsch und direkt gewesen. Ich<br />

war persönlich noch nicht so weit.“ Was<br />

Melissa meint: Die Lieder erzählen von<br />

lesbischer Liebe, doch sie selbst hatte sich<br />

noch nicht geoutet, das geschah erst parallel<br />

zu „Yes I Am“. Seitdem freilich ist Melissa<br />

Etheridge, die sich nach mühsamem Beginn<br />

als Bar- und Kleinclubsängerin mit zeitlosen<br />

Hits wie „Come to My Window“ und „Like<br />

the Way I Do“ zeitweise in die Riege der<br />

Stadionrockerinnen emporgekämpft hatte,<br />

eine unvermindert unerschrockene Ikone<br />

der LGBTQ-Bewegung sowie eine Aktivistin<br />

für linke Politik, Klima- und Tierschutz sowie<br />

die medizinische Nutzung von Cannabis.<br />

„Ich denke, ich habe das alles ganz gut<br />

hinbekommen“, fasst sie ihr Schaffen<br />

zusammen. „Als ich mein Coming Out<br />

hatte, gab es kaum offen Homosexuelle<br />

in der Rock- und Popmusik. Heute hebt<br />

niemand mehr eine Augenbraue, wenn sich<br />

jemand dazu bekennt, queer zu sein. Wenn<br />

du möchtest, kannst du mich gerne eine<br />

Pionierin nennen. Ich bin definitiv stolz und<br />

dankbar, hunderttausenden von Menschen<br />

den Mut gegeben zu haben, offen und<br />

angstfrei als diejenigen zu leben, die sie<br />

sind.“ *Interview: Steffen Rüth


Musik<br />

POP<br />

CLUESO „Album“<br />

Hip-Hop? Pop? Die musikalische<br />

Neuausrichtung von Clueso zeigte<br />

sich bereits in den letzten Jahren, in<br />

denen er ohne Scheuklappen oder<br />

Distinktionsgehabe Songs mit Capital Bra<br />

oder Majan produzierte, immer neugierig<br />

auf neue Stile, neue KünstlerInnen und<br />

Weiterentwicklung. Und so wird auch sein<br />

Album mit dem programmatischen Titel<br />

„ALBUM“, welches am 1. <strong>Oktober</strong> über<br />

Epic Germany erscheint, wieder mit vielen<br />

Überraschungen aufwarten und unter<br />

Beweis stellen, dass Clueso auch nach<br />

25 Jahren Karriere zu einem der spannendsten<br />

und progressivsten Künstlern<br />

Deutschlands gehört.<br />

POP<br />

Laura Mvula: „Pink Noise“<br />

Aufgewachsen in einem kulturell<br />

bildungsbürgerlich stimulierenden Umfeld<br />

(„Als Kind habe ich schon Piano und Violine<br />

gespielt, und das sogar wirklich gerne“) hat<br />

Mvula die 1980er naturgemäß nur bedingt<br />

in Echtzeit kennengelernt. „Aber sobald<br />

ich mit dem prallen Pop der Dekade in<br />

Berührung kam, habe ich ihn geliebt.“ Man<br />

hört die Prägung ihrem dritten Album auf<br />

grandiose Weise an. Jetzt scheint Laura<br />

Mvula nicht nur heller als je zuvor, sondern<br />

auch: Pretty in Pink. *S. Rüth<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

HOUSE<br />

MAJESTIC X Boney M.<br />

1975 gegründet, 1985/86<br />

aufgelöst, dazwischen nonstop<br />

Hits wie „Daddy Cool“, „Sunny“,<br />

„Gotta Go Home“ sowie „Malaika“,<br />

„Rivers of Babylon“ und „Felicidad<br />

(Margherita)“. Das Projekt bestand<br />

aus zwei wirklichen Sängerinnen (Liz<br />

und Marcia), einem Tänzer (Bobby),<br />

Frank Farians Stimme, einem Model<br />

(Maizie) – und zwischen 1982 und<br />

1986 noch aus einem zusätzlichen<br />

Sänger (Reggie, er sang unter<br />

anderem den Welthit „Kalimba De<br />

Luna“). Heute touren noch einige<br />

Revival-Bands erfolgreich um die<br />

Welt, auch schaffen es Remixe und<br />

Compilations immer wieder in die<br />

Charts – fast jedes Jahr zum Beispiel<br />

ihr Weihnachtsgospel „Mary’s Boy<br />

Child/Oh My Lord“. <strong>2021</strong> landete ein<br />

Remake von „Rasputin“ auf Platz 1<br />

vieler Charts – unser Tipp! *rä


Musik<br />

FOTO: EUGENIO RECUENCO<br />

NACHGEFRAGT<br />

Pop mit anderen Mitteln:<br />

IMANY<br />

Natürlich ist es gewagt, wenn<br />

man seinen großen Erfolg mit<br />

einem Dance-Remix hatte – dem<br />

Hit „Don‘t Be So Shy“ von 2015, der<br />

es mittlerweile auf über eine Milliarde<br />

Aufrufe bringt – und sich nun auf<br />

das Cello als Basis für neue Lieder<br />

beschränkt.<br />

Gleichzeitig sagt es viel darüber aus, mit<br />

welchem Selbstbewusstsein Imany ihren<br />

Weg geht. Weil es für sie ganz normal zu<br />

sein scheint, Widerstände als Herausforderung<br />

anzusehen und sich davon nicht aufhalten<br />

zu lassen. „Da ich es geschafft habe,<br />

Mutter zu werden, ohne meine Arbeit zu<br />

vernachlässigen, beschloss ich, nicht mehr<br />

zu zweifeln. Das heilige weibliche Feuer zu<br />

akzeptieren, nicht als eine dominierende<br />

Kraft, sondern als eine, auf die man bauen<br />

kann. Was zählt, ist das, was Sinn macht.<br />

Und es gibt nichts, was eine Frau nicht<br />

tun kann.“ Was sie uns also auf „Voodoo<br />

Cello“ präsentiert, entspricht ihr deshalb<br />

– nach eigener Aussage – so viel mehr als<br />

stampfende Klubbeats. Schon ihre ersten<br />

beiden Alben schielten nicht in Richtung<br />

Tanzfläche und so ist es nur konsequent,<br />

dass auch die neuen Lieder allesamt subtile,<br />

sinnliche Arrangements voller Gefühl und<br />

Intensität sind. Doch dieses Mal werden sie<br />

ausschließlich von acht Cellist*innen und<br />

Imanys Stimme getragen. Auf den ersten<br />

Blick klingt das nach einer gewagten Idee,<br />

doch dieses Instrument hat die Fähigkeit<br />

vieles auszudrücken – es kann ebenso kratzig<br />

wie sanft, aggressiv oder einschmeichelt<br />

klingen. Erst dadurch wird auch die eher<br />

ordinäre Idee, ein Coveralbum aufzunehmen,<br />

plötzlich zu einem lohnenden Projekt.<br />

„Manchmal hat man den Eindruck, es sind<br />

Blechblasinstrumente oder E-Gitarren … Als<br />

würden sie herumgeistern.“<br />

Natürlich steht und fällt ein solches<br />

Album mit der Auswahl der zu covernden<br />

Lieder. Es geht nicht nur um Bandbreite<br />

und Vielfalt, sondern ebenso darum, alles<br />

sinnvoll zusammenfinden zu lassen – zum<br />

Beispiel die regelrecht brutale Version von<br />

Blacks „Wonderful Life“ einer zärtlichen<br />

und gutgelaunten Interpretation von Elton<br />

Johns „I‘m Still Standing“ gegenüberzustellen.<br />

Gerade so, als wären alle Songs schon<br />

immer dafür vorgesehen gewesen, auf<br />

einem Album zu erscheinen. Überhaupt –<br />

auch wenn die Arrangements oft ziemlich<br />

dramatisch und ernst klingen, zeigt sich in<br />

der Zusammenstellung auch die Lockerheit<br />

und der Humor des Projektes. Es grenzt ja<br />

schon fast an Frechheit, „Total Eclipse of<br />

the Heart“ auf diese Art neu aufzunehmen<br />

und damit durchzukommen. Dazu gibt<br />

es dann noch ebenso Madonnas „Like<br />

a Virgin“ (ganz verträumt) wie „All the<br />

Things She Said“ von TaTu (kantig), um<br />

alles mit einem klassischen Ed Sheeran<br />

abzuschmecken. Und sogar den oft (und<br />

oft auch zu Recht) gescholtenen Imagine<br />

Dragons wird neues Leben gegeben. „Es<br />

ist alles ein bisschen verrückt!“, gibt Imany<br />

gerne zu und erklärt: „Die Produktion ist<br />

sehr komplex: acht identische Instrumente,<br />

das ist technisch ziemlich aufwendig.“ Trotz<br />

dieser Beschränkung wird es nicht einen<br />

Moment langweilig: „Voodoo Cello“ ist Pop<br />

mit anderen Mitteln.<br />

Dass sie diesen besonderen Weg einschlug,<br />

hatte übrigens viel damit zu tun, dass sie<br />

seit ihrem letzten Projekt neue Extreme<br />

des Lebens kennenlernte: das Glück und<br />

die Intensität Mutter zu werden, ebenso<br />

wie ein Burnout mit allen Konsequenzen<br />

zu erleiden. Ihr Leben änderte sich, doch<br />

anstatt zu versuchen, den alten Status Quo<br />

wiederherzustellen, ließ sie sich darauf ein,<br />

eine neue Herangehensweise zu finden.<br />

Und genau das ist es, was dieses Coveralbum<br />

zu einem Ereignis macht. *fis


UNDERGROUND<br />

Keye Katcher:<br />

„Wir alle Eins“<br />

Seine aktuelle Single „It’s Gonna Be Good“<br />

ist eine kleine Hymne! Keye Katcher ruft<br />

in diesem Lied dazu auf, sich gemeinsam<br />

zu unterstützen. „In guten Zeiten und vor<br />

allem in ‚bad times‘ – wir sind Mensch und<br />

stehen für uns ein“. Der queere Gassenhauer<br />

wurde in einer Zeit geschrieben,<br />

in der nicht nur der Berliner Künstler,<br />

sondern wir alle viel positive Energie dringend<br />

brauchen. Ende vergangenen Jahres<br />

entstanden die ersten Skizzen, die Keye<br />

auch damals schon ein Stück weit aus<br />

dem tristen Pandemie-Blues holten und<br />

ihm selbst eine optimistische Einstellung<br />

für <strong>2021</strong> brachten. Für <strong>Oktober</strong> ist seine<br />

EP „Wir alle Eins“ geplant.<br />

KULT<br />

Barbras Geheimtipps<br />

und ein<br />

Duett mit Kermit<br />

Kein Scherz, die legendäre Musikerin<br />

präsentiert auf ihrem neuen Album<br />

„Release Me 2“ neben Hochkarätern<br />

wie Barry Gibb (von den Bee Gees)<br />

auch die grüne „The Muppet Show“-<br />

Kultfigur, den grünen Frosch. Und das<br />

beweist Barbras Sinn für Humor!<br />

TIPP<br />

DRANGSAL<br />

„Exit Strategy“<br />

Musik<br />

Sein neues Album ist das Dokument<br />

eines gereiften Künstlers. Drangsal<br />

hat noch nie so frei musiziert und<br />

so wandlungsreich gesungen wie<br />

hier, und er hat auch noch nie so<br />

wagemutig und schillernd getextet:<br />

von der Gegenwart zurück in die<br />

deutsche Romantik und wieder voran<br />

bis zum restringierten Code der<br />

Generation Z. „Exit Strategy“ ist reich<br />

an Facetten, aber — das ist das Tolle<br />

daran — es ist dabei nicht beliebig:<br />

Alles passt aneinander, jede noch so<br />

abseitig scheinende musikalische oder<br />

lyrische Volte fügt sich bruchlos in ein<br />

großes Bild.<br />

FOTO: VIDEO.SIREN<br />

„Release Me 2“ ist ein sehr abwechslungsreiches<br />

und sehr, sehr interessantes<br />

Album, findet man hier eben nicht<br />

weltbekannte Klassiker wie „Tell Him“<br />

mit Céline Dion oder „Woman in Love“<br />

(mit den Bee Gees im Chor), sondern<br />

Lieder, die bisher nicht erschienen<br />

waren oder nur irgendwo mal zu hören<br />

gewesen sind. Aber Barbra Streisand<br />

sind sie wichtig – und das ist auch gut<br />

so, denn jetzt können wir sie endlich<br />

hören. „Release Me 2“ erscheint auf<br />

CD, Vinyl und natürlich digital. *rä<br />

DAS NEUE ALBUM<br />

OUT NOW!<br />

NEUE LIVE-TERMINE<br />

UND TICKETS AUF<br />

WWW.MARKFORSTER.DE


Musik<br />

INTERVIEW<br />

WRABEL:<br />

„Mein Coming-out war quälend“<br />

FOTO: JAZZ ALALI<br />

Stephen Wrabels Stern funkelnde<br />

lange im Verborgenen. Jetzt veröffentlicht<br />

der Pop-Singer/Songwriter nach<br />

vier EPs sein erstes komplettes Album<br />

„These Words Are All for You“.<br />

„Ausnahmslos alle meine Songs kommen<br />

aus der Tiefe meines Herzens“, erzählt<br />

Wrabel via Zoom. „Wenn dir jemand sagt „Tut<br />

mir leid, aber es fühlt sich nicht so passend<br />

an für uns, was du da geschrieben hast“,<br />

dann war das jedes Mal ein Stich ins Herz.<br />

Ich bin in meiner Karriere und in meinem<br />

Leben nicht selten verletzt worden. Aber<br />

hier bin ich. Und hier bleibe ich jetzt auch.“<br />

Der Weg bis hierher war kein einfacher für<br />

Stephen Wrabel, 32, aus Los Angeles. Zwei<br />

fertige Alben landeten im Giftschrank der<br />

Plattenindustrie, er litt lange unter der einschneidenden<br />

Trennung von seinem ersten<br />

richtigen Freund, und noch dazu schleppte<br />

er lange ein Alkoholproblem mit sich herum.<br />

Seit sechs Jahren lebt er abstinent. Und<br />

jetzt ist er endlich gekommen, der Moment,<br />

in dem aus Wrabel, dem ewigen Talent und<br />

nicht eingelöstem Versprechen endlich Wrabel,<br />

der funkelnde Popstar wird. Auf seinem<br />

Debütalbum „These Words Are All for You“<br />

nimmt er uns mit in seine Welt. Und die<br />

besteht aus epischen Refrains, schillernden<br />

Arrangements, aus dramatischen Popballaden<br />

und ganz kleinen, traurigen Songs wie<br />

„Pale Blue Dot“. Aber auch aus euphorischen<br />

Liebesbekundungen im Stil der aktuellen<br />

Single „Nothing But Love“. „Einige der<br />

Songs auf meiner Platte, etwa „Love Is Not<br />

a Simple Thing to Lose“, sind schon fast<br />

zehn Jahre alt. Aber ‚Nothing But Love“ war<br />

das finale Mosaiksteinchen. Ich wollte die<br />

Tatsache, dass ich glücklich verliebt bin,<br />

in breiten, fetten Buchstaben auf diesem<br />

Album in die Welt hinausposaunen.“<br />

Wrabel kommt aus Houston in Texas. Seit<br />

zehn Jahre lebt er in Los Angeles. Er ist<br />

offen schwul und hat sein eigenes Label<br />

„Big Gay Records“ getauft. Ein Statement.<br />

„Meine sexuelle Identität ist ein großer Teil<br />

von mir, und sie ist somit auch ein großer<br />

Teil von dem, was ich kreiere. Auf diesem<br />

Album schaue ich mir die Welt durch<br />

meine eigene Linse an. Natürlich wünsche<br />

ich mir, dass sich alle<br />

mit diesen Liedern<br />

verbunden fühlen, die<br />

jemals verliebt, verlassen,<br />

himmelhoch glücklich<br />

oder am Boden betrübt<br />

waren. Aber ich versuche,<br />

die Gay-Community<br />

so gut ich kann zu<br />

vertreten, und ich gehe<br />

echt offenherzig mit den<br />

Erfahrungen um, die ich<br />

durchgemacht habe.<br />

Mein Anliegen ist, dass sich niemand allein<br />

fühlt, völlig gleichgültig, wer er ist, wen sie<br />

liebt, wie er oder sie sich identifiziert.“<br />

Wrabel selbst wusste mit zehn, dass er<br />

auf Jungs steht, hielt seine Sexualität aber<br />

privat, bis er Anfang, Mitte 20 und nach<br />

LA gezogen war, um dort seinen Fuß in die<br />

Musikbranche zu bekommen. „Ich wuchs<br />

in der Kirche auf. Ich bin gläubig, und ich<br />

komme aus einer gläubigen Familie. Mir<br />

wurde beigebracht, dass es unnatürlich<br />

und sogar böse ist, homosexuell zu sein.<br />

Heute kann ich zurückschauen und mich<br />

an meine Jugend erinnern, ohne in Tränen<br />

auszubrechen. Ich weiß, wie es ist, im<br />

Versteck zu sitzen und zu denken ‚Etwas ist<br />

fundamental falsch mit mir‘. Mein Comingout<br />

war langsam und quälend. Bis ich 20<br />

war, konnte ich nicht mal laut zu mir selbst<br />

sagen, dass ich schwul bin.“<br />

Zur Musik findet Wrabel, als er mit 15<br />

das Album „Strange And Beautiful“ von<br />

Aqualung alias Matt Hales für sich entdeckt.<br />

„Diese Platte war mein sicherer Zufluchtsort<br />

und meine Rettung. Nie zuvor oder danach<br />

habe ich Musik gehört,<br />

die mich so berührte.“<br />

Inzwischen ist er mit<br />

Hales befreundet,<br />

aber auch mit Kesha<br />

oder Pink, die beide<br />

schon den einen oder<br />

anderen seiner sensiblen,<br />

wunderbaren Songs<br />

eingekauft und aufgenommen<br />

haben. Wrabels<br />

bis zum Album größter<br />

Erfolg aber war der 2017<br />

veröffentlichte Song „The Village“ über<br />

einen Teenager, der im falschen Geschlecht<br />

lebt. Ich schrieb „The Village“, nachdem<br />

ich auf meiner ersten Tour zwei Transkids<br />

kennengelernt hatte. Meine ersten Fans!<br />

Dieser Song bedeutet mir wirklich extrem<br />

viel. Ich kenne Leute, die „The Village“ ihren<br />

Eltern oder Großeltern vorgespielt, um ihnen<br />

mitzuteilen, wozu ihnen bis dahin die Worte<br />

gefehlt hatten.“<br />

*Interview: Steffen Rüth


Musik<br />

POP<br />

„Neues“ von den SUGABABES<br />

Die legendäre Girlgroup,<br />

die mit den<br />

meisten Hits, der 2000er<br />

meldet sich zurück: die 1998<br />

gegründeten Sugababes.<br />

Sie waren ein Pop-Trio mit<br />

vielen Umbesetzungen.<br />

Siobhan (Bild oben rechts)<br />

ging 2001 nach dem ersten<br />

Album (Hits waren unter<br />

anderem „Run for Cover“ und „Overload“), Heidi kam – und<br />

mit ihr der ganz große Durchbruch, etwa mit „Hole in<br />

the Head“, „Push the Button“ und „Round Round“. 2006<br />

verließ Mutya das Trio, Amelle folgte, zusammen landete<br />

man dann die UK-Nummer-1 „About You Now“ und Hits<br />

wie „Get Sexy“. Keisha ging 2009, Jade legte los. Der<br />

Erfolg blieb bis zur letzten Single 2010 „Wear My Kiss“.<br />

Lustig zu wissen: Heidi sang davor bei der Urbesetzung<br />

von Atomic Kitten. Mittlerweile sind die drei originalen<br />

Sugababes wieder vereint, haben die Namensrechte und<br />

zum 20. Geburtstag des ersten Albums genau das wieder<br />

im Angebot. Mit bisher unveröffentlichten Liedern, allen<br />

B-Seiten ** und Demoversionen ... Unsere Anspieltipps<br />

sind „Overload“, „Little Lady Love“, „Girls’ Nite Out (Demo)“<br />

und „Look at Me (Alternative Mix)“ und „One Touch (20<br />

Year Anniversary Edition)“. Da freut sich der Fan! *rä<br />

MELISSA ETHERIDGE<br />

ONE WAY OUT<br />

DAS NEUE ROCK ‘N‘ ROLL ALBUM<br />

DER IKONISCHEN MUSIKERIN!<br />

AB 17.09.21<br />

ÜBERALL!<br />

** Damals gab es Maxi-CDs. Darauf zu finden: das aktuelle Lied in<br />

verschiedenen Versionen, manchmal ein Video dazu und meist ein<br />

Bonustrack, eine B-Seite.<br />

POP<br />

Céline Dion, <strong>Leo</strong>na Lewis<br />

und Diane Warren<br />

Die US-amerikanische<br />

Komponistin Diane<br />

Warren ist seit den 1980ern<br />

beständig in den Charts.<br />

Pop-Klassiker wie „Because<br />

You Loved Me“ von Céline<br />

Dion, „Nothing’s Gonna<br />

Stop Us Now“ von Starship,<br />

„I Get Weak“ von Belinda<br />

Carlisle oder auch „Blame<br />

It on the Rain“ von Milli<br />

Vanilli gehen auf ihr Konto. Und auch „I Don’t Want to Miss<br />

a Thing“ von Aerosmith. Vor wenigen Wochen erschien ihr<br />

Debütalbum unter eigenem Namen: „The Cave Sessions,<br />

Vol. 1“, mit dabei sind unter anderem Céline Dion, <strong>Leo</strong>na<br />

Lewis (großartig: „Old With Me“ zusammen mit James<br />

Morrison), Paloma Faith und auch John Legend. Unsere<br />

Anspieltipps sind das sommerlich-melancholische<br />

„Seaside“ mit Rita Ora, die rotzige (von Hip-Hop geküsste)<br />

Rock-Nummer „Drink You Away“ featuring Ty Dolla $ign<br />

und die Ballade „Superwoman“ zusammen mit Céline<br />

Dion. Ein Höhepunkt des Albums ist Diane Warrens<br />

Zusammenarbeit mit John Legend „Where Is Your Heart“.<br />

BERÜHREND! *rä


Cruise<br />

POOL MIT GLASSCHIEBEDACH<br />

SPORTSTUDIO & SPA<br />

WATERFRONT RESTAURANTS<br />

FKK-DECK<br />

GAY CRUISE 2022<br />

auf den Kanaren<br />

Vom 8. bis 18. Februar 2022 sticht die Spartacus Cruise bei deutlich über 20 Grad im Schatten und acht Sonnenstunden<br />

pro Tag in See. An Bord werden wieder zahlreiche Stars der Community wie ESC-Teilnehmer Jendrik sowie<br />

bekannte DJs wie Chris Bekker und Rony für zehn Tage beste Urlaubsstimmung sorgen. Die Cruise wird ohne Social-<br />

Distancing-Maßnahmen und Maskenpflicht durchgeführt, da Gäste und Crew geimpft sind.<br />

KANAREN<br />

Die Tour führt über die kleineren<br />

kanarischen Inseln nach Madeira und<br />

endet auf Gran Canaria. Teneriffa<br />

wurde als zusätzlicher Halt mit<br />

einer Übernachtung eingefügt. Der<br />

Karneval auf Gran Canaria gehört<br />

mit vielen hunderttausenden<br />

Teilnehmenden zu den größten der<br />

Welt und startet am 11. Februar, kurz<br />

bevor die Spartacus Cruise in den<br />

Hafen zurückkehrt. Er zieht sich mit<br />

zahllosen Feierlichkeiten bis in den<br />

März hinein. Das milde Klima und der<br />

Einfluss der vielen Lateinamerikaner<br />

machen ihn zur europäischen Variante<br />

des brasilianischen Karnevals.<br />

Zu den zahllosen Attraktionen gehört<br />

auch die Drag-Queen-Gala mit ihrer<br />

jährlichen Wahl des besten Auftritts.<br />

Maspalomas spielt neben der<br />

Hauptstadt Las Palmas eine große<br />

Rolle als Austragungsort und der<br />

Abschluss wird traditionell im Jumbo<br />

Center gefeiert.<br />

UMWELTFREUNDLICHES SCHIFF<br />

Die Reederei hat die Dieselmotoren der Vasco da<br />

Gama mit einer neuer Treibstoffanlage ausgestattet.<br />

Nicko-Cruises ist der vierte Anbieter weltweit, der<br />

mit einer hohen Investition seinen Antrieb auf die<br />

schadstoffreduzierte Variante MGO (Marine Gas<br />

Oil) umgerüstet hat. Außerdem hat das Schiff einen<br />

Stickoxidkatalysator (SCR) auf Harnstoff-Wasser-<br />

Basis erhalten. Zusätzlich wurde auf dem Schiff ein<br />

neues Abwassersystem installiert, das Schwebstoffe<br />

ohne Einsatz von Chemikalien auf null reduziert.<br />

Mehr Infos unter www.spartacus.cruises


meine<br />

gay<br />

cruise<br />

Gran Canaria - Madeira -<br />

Lanzarote - La Palma - Gomera -<br />

Gran Canaria<br />

8. – 18. FEBRUAR 2022<br />

www.spartacus.cruises


Kunst<br />

PERFORMANCE<br />

LA WURST<br />

IST KUNST<br />

Conchita Wurst wurde vom Wahl-Wiener<br />

Künstler FJ Baur und der Fotografin<br />

Hilde van Mas ikonisch zum Kunstwerk<br />

transformiert.<br />

FOTOS: HILDE VAN MAS UND FJ BAUR „LE GRAND BLEU“<br />

In „Le grand bleu (Das große Blau)“ erleben wir die<br />

Dragqueen, die Sängerin und „Eurovision Song<br />

Contest“-Gewinnerin still, optisch hundertprozentig<br />

verändert und: blau. Wie auch im wahren Leben erleben<br />

wir they als „eine ruhige, besonnene Person, die<br />

sich für Akzeptanz, Offenheit und Freiheit einsetzt<br />

und diese lebt“, so die beiden Künstler auf Social<br />

Media. WURST sei eine „neoneo-humanistische<br />

Figur“, auf ein Skulpturenpodest geklettert und<br />

mit Michelangelos David als „Marmorikone des<br />

Humanismus“ und der menschlichen Freiheit in<br />

Dialog tretend. „Die blaue Haut und die textilen<br />

Anwendungen [...] bedecken den lebenden Körper;<br />

es entsteht eine Oszillation zwischen Kunst und<br />

Leben, materiell und transzendent.“ Ein durchaus<br />

spannender und queer umgesetzter Denkanstoß,<br />

der sicherlich viele provozieren wird. Und genau das<br />

kann und soll Kunst ja auch (mal). *rä<br />

www.hildevanmas.com, fjbaur.bigcartel.com,<br />

conchitawurst.com


FOTOGRAFIE<br />

ERIC LANUIT:<br />

„MEN MEN MEN“<br />

Kunst<br />

Schwule Kunst, die durchaus<br />

Referenzen an Größen wie Tom<br />

of Finland, Bob Mizer oder auch David<br />

LaChapelle aufweist.<br />

Körperhaare, Muskeln, Bärte, Glatzen,<br />

ein großer Penis ... Jede*r hat andere<br />

Dinge, die am Mann als besonders erotisch<br />

empfunden werden. Der Franzose<br />

Eric Lanuit zeigt uns seine Gedanken<br />

zum Thema Mann, umgesetzt in Kunst,<br />

verarbeitet in einem prall-prächtigen<br />

Bildband. Der Fotograf Eric Lanuit entführt<br />

in seinem aktuellen Bildband in<br />

eine schwule Welt voller prachtvoll und<br />

mitunter auch erotisch inszenierter<br />

Männer: Streuner, Machos, Denker und<br />

Erleuchtete.<br />

„MEN MEN MEN“ fokussiert sich dabei<br />

nicht nur auf eine Typart Mann, dem<br />

Künstler war es wichtig zu zeigen, wie<br />

divers Männlichkeiten leben und aussehen<br />

können. Mal fühlt man sich an alte<br />

Meister der Renaissance erinnert, mal<br />

flirtet Eric Lanuit mit der Fetischwelt<br />

von Tom of Finland. Immer auf höchstem<br />

Niveau, immer als eigenständige<br />

Kunst, nie als Plagiat. Sein Buch kann<br />

auch als Statement zur Diskussion<br />

über das männliche Rollenverständnis<br />

im Jahr <strong>2021</strong> verstanden werden. Muss<br />

es aber nicht, man kann diesen Bildband<br />

auch einfach genießen. Auf über<br />

160 Seiten und 21 x 21 cm groß, erfüllt<br />

dieses fette Ding (der vollständige<br />

Name des Buches ist übrigens „MEN<br />

MEN MEN AND MORE“) des 1965 in<br />

Paris geborenen Fotografen fast alle<br />

Erwartungen. Schwule Kunst für 140<br />

Euro – das kann man sich gönnen.<br />

Ein Bildband, den man ohne falsche<br />

Scham auf dem Wohnzimmertisch<br />

liegen lassen kann. Hier bekommt man<br />

Kunst, keine Pornografie. *rä<br />

www.ericlanuit.fr


Buch<br />

Azzedine Alaïa & Tina Turner, Paris, 1989, © Peter Lindbergh<br />

(courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris)<br />

Azzedine Alaïa, Maria Johnson und Peter Lindbergh, Paris, 1984<br />

BILDBAND<br />

Role Models treffen auf Kunst und Mode<br />

„Azzedine Alaïa“ aus dem Hause<br />

Peter Lindbergh ist eine elegante<br />

und vor allem spannende Reise in eine Zeit<br />

vor Corona: Ikonen wie Tina Turner und<br />

natürlich die Mode des tunesischstämmigen<br />

Pariser Modedesigners Azzedine<br />

Alaïa (1935 – 2017) vereint in einem prallen<br />

Bildband.<br />

Die Modewelt nimmt ihre Inspiration<br />

auch aus der Musik von einflussreichen<br />

Künstler*innen wie Madonna und Tina Turner,<br />

diese wiederum brauchen avantgardistische<br />

Kreationen, um ihr Image, ihre Kunst<br />

zu transportieren. Und beide brauchen<br />

talentierte Fotografen wie Peter Lindbergh<br />

(1944 – 2019). Eine Ménage-à-trois, die für<br />

alle Seiten Gutes bewirkt.<br />

Und wir, die Fans, kommen in den Genuss<br />

solcher Bilder, wie sie dieses im April beim<br />

Kölner TASCHEN Verlag erscheinende Buch<br />

auf 240 Seiten versammelt. „Azzedine<br />

Alaïa“ feiert die Vorliebe beider Künstler für<br />

Einfarbigkeit, bei Lindberg war es die Farbe<br />

Schwarz in der Fotografie, bei Alaïa konnte<br />

es auch mal ein Anzug ganz in Silber<br />

sein. Und beide feierten mit Models wie<br />

Naomi Campbell auch die Weiblichkeit an<br />

sich. „Frauen sind offener, mutiger, haben<br />

stärkere Nerven und nehmen im Vergleich<br />

zu Männern mehr Risiken in Kauf. Ich<br />

betrachte sie als das, was sie wirklich sind,<br />

vielleicht ist es das, was sie dazu bringt, sich<br />

mir hinzugeben“, so Peter Lindbergh.<br />

„Ich wollte immer freie Frauen. Ich hoffe,<br />

dass meine Kleider ihnen diese Leichtigkeit<br />

verleihen. Das schönste Kompliment, das<br />

ich jemals erhalten habe, war, als sie mich<br />

anblickten und sagten: ‚Ich fühle mich frei‘“,<br />

so einst Azzedine Alaïa. Ein inspirierendes<br />

Buch, eine kunstvolle Verbeugung vor den<br />

Menschen. *rä<br />

Peter Lindbergh „Azzedine Alaïa“, Hardcover,<br />

24 x 32,7 cm, 1,41 kg, 240 Seiten, 60<br />

Euro, TASCHEN Verlag, www.taschen.com<br />

RATGEBER<br />

Gute Vibes statt erdrückender Sorgen<br />

Loslassen ist leichter gesagt als getan,<br />

denn der Alltag mit seinen Bürden,<br />

negativen Nachrichten, scheinbar bedrohlichen<br />

E-Mails und all dem Stress<br />

macht es einem nicht einfach. Dieses<br />

Buch kann womöglich helfen, damit<br />

umzugehen.<br />

Die Autorin und Mentaltrainerin<br />

Melanie Pignitter veröffentlichte<br />

gerade ihren neuen Ratgeber<br />

„Federleicht – Wie du loslässt und<br />

ein befreites und erfülltes Leben<br />

führst“ beim GOLDEGG Verlag, der<br />

Leser*innen darin unterstützen soll,<br />

sich im Alltag nicht von Sorgen,<br />

sondern von positiven Gefühlen<br />

leiten zu lassen. „Das regelmäßige<br />

Entrümpeln des eigenen Heims ist<br />

für viele Menschen ganz normal.<br />

Dass sich auch in der Gedankenwelt Altlasten<br />

stapeln können, wird jedoch gern übersehen“.<br />

Die Autorin beschreibt in dem Buch auf<br />

rund 200 Seiten den Teufelskreis, den es<br />

zu durchbrechen gilt: „Was du nicht loslässt,<br />

lässt auch dich nicht los“. Doch wie geht das?<br />

In ihrem Buch gibt die Autorin Ratschläge,<br />

die ihr selbst geholfen haben, zudem endet<br />

jedes Kapitel mit „Be-free-Tools“, Übungen,<br />

die man leicht umsetzen und lernen kann.<br />

Positive Gedanken müssen zugelassen und<br />

„ausgebrütet“ werden. Man geht davon aus,<br />

dass uns rund 60.000 Gedanken jeden Tag<br />

durch den Kopf kreisen, positive Reflexionen<br />

machen im Durchschnitt nur fünf Prozent<br />

aus. Daran kann man arbeiten. *rä<br />

www.goldegg-verlag.com,<br />

honigperlen.at,<br />

www.facebook.com/melanie.pignitter


BLOG<br />

Superhelden sind immer „echte“ Männer?!<br />

Schaut man auf die Helden der<br />

Comicwelt, so sind diese meist<br />

trainierte Weiße, muskulös, heterosexuell,<br />

dominant, kerlige Macher, die Fakten<br />

schaffen. Lässt man die 1941 erfolgreich<br />

gelandete Wonder Woman weg, bleiben<br />

nicht viel queere Weiblichkeiten übrig.<br />

Ein Fest für Freunde toxischer Männlichkeit.<br />

In den letzten Jahrzehnten kommt<br />

aber mehr und mehr Diversität in die<br />

Comicwelt, zum Beispiel Dragman aka<br />

August Crimp.<br />

Buch<br />

Der Autor Arkadiusz Luba widmet ihm<br />

auf seinem Blog „Bare Comic Book Art“<br />

ein schönes Feature, auf das wir hiermit<br />

hinweisen wollen – und aus dem wir<br />

zitieren dürfen. „Auf Dragman bzw. auf<br />

seinen Autor, Steven Appleby, bin ich<br />

dank der FAZ aufmerksam geworden.<br />

Nachdem sein erster Comic Rockets<br />

Passing Overhead (mit Captain Star)<br />

in Harry Rowohlts Übersetzung im<br />

ZEITmagazin erschien und 1994 den Max<br />

und Moritz-Preis gewann, zeichnete er<br />

2001 nämlich für die FAZ einen täglichen<br />

Comicstrip“, so der Blogger. Dragman-<br />

Erfinder Steven Appleby verrät ihm auf<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

„Bare Comic Book Art“: „Ich bin nicht<br />

August Crimp. Ich bin aber, wie August,<br />

ein Mann, der Frauenkleider trägt, und<br />

wie August fand ich eines Tages einen<br />

Damenstrumpf zwischen den Polstern<br />

eines alten Sofas und zog ihn instinktiv<br />

an. Die Arbeit an Dragman war für mich<br />

eine Möglichkeit, Spaß mit dieser Besessenheit<br />

zu haben, die ich endlich positiv<br />

sehen konnte.“ *rä<br />

Hier geht es zum ganzen Feature:<br />

https://bookcomicart.wordpress.com/<br />

<strong>2021</strong>/05/26/dragman/


Buch<br />

FOTOS: PHIL DLAB<br />

BILDBAND<br />

Burschen aus der Slowakei<br />

Geboren wurde Phil Dlab in<br />

dem Land, in dem er jetzt auch<br />

wieder lebt, der Slowakei. Aufgewachsen<br />

ist er allerdings in Kanada,<br />

doch der Ruf der Heimat war so laut,<br />

wie diese Kerle hier sportlich sind.<br />

Seine mit der Kamera eingefangenen<br />

Männer seien „athletisch, aber keine<br />

Poser; attraktiv, aber nahbar“. Und<br />

in der Tat vermitteln diese durchaus<br />

erotischen Bilder pure Lebensfreude<br />

ohne angestrengtes Posing oder fiese<br />

Filter, wie man sie (leider) von Social<br />

Media gewöhnt ist. Phil Dlab schafft<br />

es, seine Jungs bei aller Inszenierung<br />

natürlich rüberkommen zu lassen.<br />

Gerade erschien sein erster Bildband<br />

„Nothing to Hide – Young Men from<br />

Slovakia“, der 150 Motive zu einem<br />

testosterongeladenen Reigen vereint.<br />

Sexy! *rä<br />

www.bodytorium.com,<br />

www.salzgeber-buchverlage.de<br />

KINDER<br />

Mein Schatten ist pink<br />

Scott Stuarts Buch ist ein wirklich<br />

wunderbares Kleinod im Bücherblätterwald,<br />

das möglichst viele Leser<br />

finden sollte.<br />

Sein autobiografisches Kinder-Bilderbuch<br />

„Mein Schatten ist pink“ handelt von<br />

einem kleinen Jungen, der so sein will,<br />

wie er ist, seinem Schatten, Diversität,<br />

Gender-Debatten, Identität, Geschlechter-Stereotypen<br />

und einem mutigen und<br />

tollen Papa. Denn der scheut sich nicht,<br />

seinen Sohn zu supporten, als dieser<br />

aufgrund seiner „weiblichen“ Kleiderwahl<br />

am ersten Schultag gemobbt wird.<br />

„Dein Schatten ist pink. Dein Schatten bist<br />

du, er ist richtig für dich. Sei stolz drauf<br />

und sag dir: Das bin ICH!“, so der Vater<br />

zum Sohn, der dann auch ein Kleid anzieht<br />

und seinen Sohn „in Drag“ in die Schule<br />

begleitet. Denn wer hat wann definiert,<br />

was Frauen, was Männer anziehen dürfen?<br />

Und wer legt fest, wie man sich fühlen<br />

„darf“?<br />

Das Buch schneidet auf herrlich leichte Art<br />

ernste und immer mehr zu Diskussionen<br />

und verbalen Ausfällen führende Themen<br />

an. Geschlechterklischees, sexuelle<br />

Identität, Rollen, Erwartungen – diese Themen<br />

treffen schon auf ganz, ganz junge<br />

Menschen. Sie werden in blaue Klamotten<br />

gesteckt, wenn sie „männlich“ sind, die<br />

Farben Rosa und Pink sind (seit dem 20.<br />

Jahrhundert) „den Mädchen“ vorbehalten.<br />

Der Autor des Buchs erlebte einst eine<br />

ähnliche Geschichte. Sein Sohn Colin war<br />

mit drei Jahren Fan von Eiskönigin Elsa –<br />

und trug voller Stolz ein glitzerndes Kleid.<br />

Eines Tages kam Colin aber sehr traurig<br />

aus dem Kindergarten, denn ihm wurde<br />

dort gesagt, ein Kleid sei doch nur etwas<br />

für Mädchen. *rä<br />

Scott Stuart: „Mein Schatten ist pink“,<br />

www.coppenrath.de


DEUTSCHES THEATER MÜNCHEN & SALZBURGER LANDESTHEATER präsentieren in Kooperation mit STAGE ENTERTAINMENT & herbX film<br />

„Ich bin Dimitri<br />

Stoupakis, Austauschbandit<br />

aus Griechenland.<br />

Ich soll<br />

mich melden<br />

bei Herr Maria<br />

Santa?“<br />

„Jetzt geht<br />

noch mal jeder<br />

aufs Klo und<br />

dann reiten<br />

wir los...“<br />

„Ja, bist du denn<br />

wahnsinnig, du<br />

konnst mich<br />

doch ned so<br />

erschreckn, du<br />

Zipflklatscher.“<br />

„Ist doch alles<br />

wunderbar,<br />

jeder hat seinen<br />

eigenen Marterpfahl<br />

und ab<br />

morgen hama<br />

keinen Stress<br />

mehr.“<br />

„He, ich warn<br />

dich, wenn du<br />

vor hast hier<br />

aufs Klo zugehen,<br />

dann setz<br />

dich fei bloß<br />

hin, he!“<br />

„Trenne nie »<br />

ST«, denn<br />

es tut den<br />

beiden weh!“<br />

13. <strong>Oktober</strong> bis 9. Januar<br />

Deutsches Theater München | Schwanthalerstraße 13 | deutsches-theater.de


CLOSED<br />

MINDS CAN’T<br />

OPEN EYES.<br />

Coca-Cola und Coke sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company.<br />

coke.de/diversity<br />

#YouAreIncluded

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