Leo September / Oktober 2021
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MÜNCHEN<br />
SEPTEMBER / OKTOBER <strong>2021</strong> І HEFT 175<br />
POLITIK<br />
Bundestagswahl<br />
<strong>2021</strong><br />
MÜNCHEN<br />
Wir haben die<br />
queeren Wiesn-<br />
Alternativen!<br />
MUSIK<br />
MARK<br />
FORSTER<br />
im exklusiven Gespräch<br />
INTERVIEWS: KEVIN KÜHNERT, FABIAN HART, WRABEL, BAMBI MERCURY,<br />
DANIEL ZILLMANN, MELISSA ETHERIDGE, IMANY, HARRY MACQUEEN
Ihre Wohlfühl-Apotheke in München<br />
Schwerpunkt HIV<br />
• Seit über 10 Jahren geben wir unser Bestes für die Beratung und<br />
pharmazeutische Versorgung von HIV-Patienten. Wir haben Ihre<br />
HIV-Medikamente auf Lager!<br />
• Wir haben den „1. Preis für Gesundheitsvorsorge in der Apotheke<br />
bei Beratung von HIV-Patienten“ vom WIPIG (Wissenschaftliches Institut für<br />
Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekerkammer, www.wipig.de)<br />
im November 2011 verliehen bekommen.<br />
• Wir sind Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und<br />
Hepatitis-kompetenter Apotheken e.V. (DAHKA)<br />
Wittelsbacher Apotheke<br />
Lindwurmstr. 97, 80337 München, Tel. 089-53 78 44<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 8.00 bis 20.00 Uhr<br />
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Intro 3<br />
Inhalt<br />
SZENE<br />
KULTUR<br />
REGIONAL<br />
4 Szene<br />
14 Politik<br />
22 Kultur<br />
38 Essen & Trinken<br />
30 Stadtplan<br />
32 Style<br />
LEBEN<br />
Gesundheit<br />
E-Life<br />
Film<br />
Musik<br />
Kunst<br />
Buch<br />
Servus,<br />
epaper.männer.media<br />
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und digital!<br />
eine vollgepackte Ausgabe liegt vor euch. So voll, dass wir<br />
uns hier kurzfassen müssen. Machen wir: Bitte lasst euch<br />
impfen und bitte geht wählen. Beides hilft LGBTIQ* als<br />
marginalisierter Minderheit in besonderem Maße. In München<br />
fällt die Wiesn wieder aus – doch kein Grund zur Schockstarre:<br />
Wir haben viele Ideen für euren goldenen Herbst!<br />
Deine LEO und männer* Redaktion<br />
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />
www.männer.media, www.leo-magazin.de,<br />
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4 Szene<br />
CSD MÜNCHEN:<br />
NACHLESE UND<br />
AUSBLICK<br />
Welch ein WOCHENENDE!<br />
Fast schon ein „richtiger“ Pride<br />
– das konnte man meinen,<br />
wenn man am CSD-Samstag<br />
in der Münchner Innenstadt<br />
unterwegs war.<br />
Über sechzig queere Initiativen hatten<br />
sich hier an Demospots präsentiert<br />
und Tausende Besucher*innen waren<br />
gekommen, um das Gespräch zu suchen,<br />
das Miteinander zu erleben, Solidarität zu<br />
demonstrieren und (ein wenig) zu feiern.<br />
Großen Zulauf hatte auch die Kulturbühne<br />
in Resls Kollektivgarten, die am Samstag<br />
von 12 bis 20 Uhr auf der Theresienwiese<br />
bis zu 800 Leute zu einem mehrstündigen<br />
Livemusik-Programm zusammenbrachte.<br />
„Gemeinsam mit Freund*innen gute Musik<br />
hören, draußen, bei Sonnenschein – die<br />
Stimmung war gut“, beschreibt das Orga-<br />
Team die Atmosphäre. Und das, obwohl<br />
Tanzen ja gar nicht erlaubt war. Die Radl-<br />
Demo, die am Sonntag sternförmig von<br />
fünf Startpunkten außerhalb des Stadtzentrums<br />
zur gemeinsamen Abschlusskundgebung<br />
auf der Theresienwiese lief,<br />
versammelte knapp 1.000 Menschen unter<br />
dem Regenbogen. Mehr waren aufgrund<br />
der Infektionsschutzmaßnahmen nicht<br />
zugelassen. Der Stimmung tat das keinen<br />
Abbruch. Wer es vorzog, den CSD von<br />
der Couch aus zu verfolgen, konnte am<br />
Freitagabend und Samstag den ganzen<br />
Tag den CSD-Livestream einschalten, bei<br />
dem LEO-Chefredakteur Bernd Müller<br />
zusammen mit Performance-Künstlerin<br />
und DJ* BiMän ein anspruchsvolles und<br />
abwechslungsreiches Programm mit Talks,<br />
Interviews, Shows und Videos aus der<br />
Community präsentierte.
Szene 5<br />
FOTOS: ERWIN HARBECK, KORNELIJA RADE, FRANK ZUBER<br />
MEHR MUNICH PRIDE AB 2022<br />
Der Erfolg der beiden Pandemie-Jahre<br />
wird den Münchner CSD auch in Zukunft<br />
prägen. „Wir wollen die Elemente, wie<br />
wir sie in der Corona-Zeit erleben,<br />
also dezentrale Demo-Aktion und<br />
Live-Stream, in Zukunft mit denen<br />
kombinieren, die wir seit Jahren vom CSD<br />
kennen und schätzen wie PolitParade,<br />
RathausClubbing und Straßenfest“, so<br />
CSD-Geschäftsführer und Orga-Chef<br />
Alex Kluge. Doch damit nicht genug: Der<br />
Munich Pride soll vom 2. bis 17. Juli 2022<br />
über drei Wochenenden gehen und zwei<br />
PrideWeeks beinhalten. Größer, vielfältiger,<br />
sichtbarer – mehr Botschaft, mehr<br />
Miteinander, mehr Spaß! So könnte man<br />
das Credo zusammenfassen, auf das sich<br />
die fünf Gesellschaftervereine Münchner<br />
Aids-Hilfe, Sub, LeTRA, Rosa Liste und<br />
diversity für die Zukunft geeinigt haben.<br />
Alles unter der Voraussetzung, dass die<br />
Coronasituation im nächsten Sommer im<br />
Griff ist. Wir freuen uns schon jetzt auf<br />
den Munich Pride 2022! *bm<br />
Infos und Bilder: www.csdmuenchen.de<br />
Privat und geschäftlich<br />
bestens versorgt!<br />
Dietmar Holzapfel<br />
und Josef Sattler,<br />
Deutsche Eiche.<br />
CITY<br />
CONTEST<br />
<strong>2021</strong><br />
IN MÜNCHEN<br />
GESCHÄFTSKUNDEN<br />
BERATUNG & SERVICE<br />
Test: Februar <strong>2021</strong><br />
Im Test: 8 Banken<br />
2 Jahre in Folge<br />
CITY<br />
CONTEST<br />
<strong>2021</strong><br />
IN MÜNCHEN<br />
PRIVATKUNDEN<br />
BERATUNG & SERVICE<br />
Test: Februar <strong>2021</strong><br />
Im Test: 12 Banken<br />
3 Jahre in Folge
6 Szene<br />
UNITED QUEENS<br />
OF MUNICH<br />
FOTO: UQOM.DE<br />
Drags auf KUSCHELKURS<br />
Zum CSD präsentierten sich die<br />
„United Queens of Munich“, eine<br />
Gruppe von sieben Münchner Drags, die<br />
künftig unter gemeinsamer Flagge und<br />
dem Musketier-Motto „Eine für alle – alle<br />
für eine“ durch die Community streifen<br />
wollen.<br />
Noch vor fünf Jahren war die Münchner<br />
Drag-Szene ziemlich überschaubar, abseits<br />
hoher Feiertage wie CSD musste man<br />
die farbenfrohen Gestalten mit der Lupe<br />
suchen. Das hat sich deutlich geändert:<br />
Heute sind Drags aus der Community nicht<br />
mehr wegzudenken – und das ist auch<br />
gut so! Doch wo viele sind, gibt es auch<br />
Konkurrenz, Wettbewerb und Neid, kurz:<br />
Stutenbissigkeit statt Schwesternliebe. So<br />
entwickelte sich beispielsweise in sozialen<br />
Medien so manch Kommentar, der über<br />
die (absolut Drag-typische) spitze Zunge<br />
hinausgeht, zum echten Aufreger. Ein<br />
Versuch zu mehr Miteinander wurde zum<br />
diesjährigen CSD unternommen. „United<br />
Queens of Munich“ heißt eine Gruppe<br />
von derzeit acht Drags, die sich primär aus<br />
Teilnehmerinnen der Wahl zur „Seligen<br />
Münchner Maikönigin“ zusammensetzt:<br />
Mareijke van der Hur, Tiffy Tölle, Betty Pearl,<br />
Daphny Ryan, Miss Sissi Sippi, Agnetha<br />
Blossom, Claire Morningwood sowie die<br />
unverwüstliche Zeremonienmeisterin Brini<br />
Olsen präsentieren sich auf der neuen Website.<br />
„Wir wollen so einiges erreichen, auch<br />
‚diverse‘ Brücken schlagen, um das queere<br />
Miteinander zu zeigen und zu erleben“,<br />
so Mareijke van der Hur, Sprecherin des<br />
Teams. Das ist zwar recht nebulös, gibt aber<br />
die Richtung vor: Unity in der Community.<br />
Wer die Szene kennt, weiß, dass das ein<br />
anspruchsvolles Unterfangen sein kann,<br />
denn manchmal hält Paillettenkleber besser<br />
als die Bande der Drag-Freundschaften.<br />
Aber einen Versuch ist es wert! *bm<br />
www.uqom.de<br />
LGBTIQ*-GEMEINSCHAFTSGRABSTÄTTE<br />
Ruhen unterm Regenbogen<br />
Für viele Menschen in der Community<br />
ist das klassische Familiengrab<br />
schon lange keine passende Form der<br />
Bestattung mehr.<br />
So entstand die Idee einer Münchner<br />
LGBTIQ*-Gemeinschaftsgrabstätte. „Als<br />
Ausdruck der Achtung vor der Würde des<br />
Menschen über den Tod hinaus und in<br />
dem Bewusstsein, dass über Jahrhunderte<br />
diese Würde LGBTIQ*-Personen von Seiten<br />
der Gesellschaft abgesprochen worden<br />
ist, erachten wir es für angemessen, den<br />
Verstorbenen die Möglichkeit einer angemessenen<br />
Bestattung zu bieten“, so Peter<br />
Priller, Mitarbeiter des queeren Seniorenprojekts<br />
rosa Alter, das diese Aktion initiiert<br />
hatte. Um die Community von Anfang an<br />
mit einzubeziehen, hat rosa Alter einen<br />
Fragebogen entwickelt, der anonym und<br />
für alle Teilnehmer*innen unverbindlich<br />
ist. Wer sich für das Thema interessiert<br />
und mitgestalten möchte, wendet sich an<br />
info@rosa-alter.de. Den Fragebogen kann<br />
man auf der Seite der Münchner Aids-Hilfe<br />
(Stichwort: Aktuelles) downloaden:<br />
www.muenchner-aidshilfe.de. *bm
Szene 7<br />
KAUFBEUREN FEIERT CSD<br />
Pride-Premiere<br />
im Allgäu<br />
Schön, dass immer wieder<br />
neue Pride-Veranstaltungen<br />
organisiert werden, selbst in den<br />
schwierigen Zeiten von Corona. So<br />
wird vom 12. bis 18. <strong>September</strong> der<br />
erste Allgäu Pride in der 45.000<br />
Einwohner zählenden Stadt Kaufbeuren<br />
stattfinden.<br />
Der entsprechende Verein wurde<br />
bereits vor einem Jahr gegründet,<br />
doch erst heuer lässt die Pandemie<br />
Veranstaltungen zu. „Menschenmassen<br />
wollen wir auch noch gar<br />
nicht mobilisieren“, so Vorstandsmitglied<br />
Florian Bodendörfer, „aber<br />
wir merken, das Thema interessiert<br />
die Leute.“ Das gilt auch für den<br />
CSU-Bürgermeister Stefan Bosse,<br />
der die Schirmherrschaft übernommen<br />
hat. Das Pride-Team hat eine<br />
ganze Pride-Woche auf die Beine<br />
gestellt mit Theateraufführung,<br />
Kinoabend oder einer Diskussionsrunde.<br />
Höhepunkt ist die Demo<br />
am 18. <strong>September</strong>, auf die ein<br />
Straßenfest mit Livebands und DJ<br />
auf dem Spitalhof folgen soll. „Dieser<br />
Event steht coronatechnisch<br />
allerdings noch auf der Kippe“, so<br />
Florian. Immerhin: Ein erster Schritt<br />
ist getan. Künftig soll der Allgäu<br />
Pride rotieren und alljährlich in einer<br />
anderen Stadt der Region gefeiert<br />
werden. Detaillierte Infos zum Pride<br />
<strong>2021</strong> gibt’s zeitnah auf der Website.<br />
Wir drücken die Daumen für eine<br />
gelungene Premiere! *bm<br />
www.allgaeu-pride.de<br />
www.hellabrunn.de
8 Szene<br />
FOTO: MARK KAMIN<br />
NEUE ANGEBOTE BEIM TANZTEAM<br />
Let’s Dance!<br />
Kontaktsportarten in geschlossenen Räumen hatten es<br />
zu Lockdown-Zeiten wirklich schwer, so traf Corona auch<br />
die Tänzerinnen und Tänzer von Team München besonders<br />
hart. Doch seit dem Frühsommer darf (unter bestimmten<br />
Voraussetzungen) auch wieder getanzt werden. Und die<br />
Stimmung ist so gut, dass ab Mitte <strong>September</strong> neue Einsteigerkurse<br />
angeboten werden. Wer also Lust auf Paartanz<br />
verspürt, ist hier richtig: Gesellschaftstänze (Standard/Latein)<br />
gibt’s ab Mitte <strong>September</strong> immer freitags, Tango Argentino<br />
mittwochabends. *bm<br />
Anmeldung und Information: tanzen@teammuenchen.de,<br />
www.teammuenchen.de/tanzen<br />
TECHNO-TEMPEL MACHT DICHT<br />
Harry Klein vor dem Aus<br />
Es ist geradezu ein Schock für Partygänger<br />
und Fans gehobener Techno-<br />
Kultur: Dem Harry Klein droht das Aus.<br />
Dort, wo der international bekannte Klub<br />
seit 2003 residiert, soll 2022 ein Hotel mit<br />
276 Zimmern entstehen. Der Mietvertrag<br />
läuft Ende März kommenden Jahres aus,<br />
dann muss sich der Techno-Tempel eine<br />
neue Heimat suchen. Die entsprechenden<br />
Pläne der Sonnenstraße Immobilien<br />
GmbH sind freilich nicht neu. Bereits seit<br />
2018 ist bekannt, dass das Areal einem<br />
Hotelkomplex weichen wird, woraufhin die<br />
Partylocations Jack Rabbit und X-Cess das<br />
Eckgebäude an der Sonnenstraße bereits<br />
verließen. Wie es mit dem Harry Klein,<br />
das pandemiebedingt seit fast eineinhalb<br />
Jahren geschlossen ist, weitergeht, ist zur<br />
Zeit noch völlig unklar. „Wir schauen uns<br />
um“, so Klubchef und Booker<br />
Peter Fleming. Immerhin:<br />
Dass die Party in der<br />
Sonnenstraße 8 über den<br />
März 2022 weitergeht, gilt<br />
als wahrscheinlich, denn<br />
die architektonischen<br />
Pläne des Münchner Unternehmers<br />
Harry Habermann<br />
fielen in der Stadtgestaltungskommission<br />
durch – es<br />
muss also noch nachgebessert<br />
werden und das dauert bekanntlich<br />
seine Zeit. Dennoch: Langfristig<br />
planen muss das Harry-Team woanders.<br />
Wir drücken schon jetzt die Daumen,<br />
dass dieser renommierte und engagierte<br />
Klub, der nicht zuletzt dank des „Garry<br />
Klein“-Mittwochs auch eine feste Größe<br />
in der queeren Community Münchens ist,<br />
in einer neuen Location eine großartige<br />
Zukunft findet. *bm<br />
www.harrkleinclub.com<br />
FOTO: HARRY KLEIN<br />
RUN FOR LIFE<br />
Stop and Go<br />
FOTO: MARK KAMIN<br />
Nachdem der Run for Life im vergangenen Jahr virtuell<br />
stattgefunden hat und die Läuferinnen und Läufer eine<br />
individuelle Strecke allein absolviert haben, soll es am 12.<br />
<strong>September</strong> wieder einen gemeinsamen Laufevent zugunsten<br />
der Münchner Aids-Hilfe geben.Außer dem Termin<br />
stand allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht viel fest.<br />
Zu unsicher sei die Coronalage und die daraus resultierende<br />
Zahl der Teilnehmer*innen, so Adam Tolnay-Knefely, der<br />
den beliebten Benefizlauf durch den Englischen Garten seit<br />
vielen Jahren organisiert. Ein Event wie in den Jahren vor der<br />
Pandemie sei in diesem Jahr jedenfalls noch nicht machbar,<br />
doch man versuche alles, so viele Menschen wie möglich<br />
teilhaben zu lassen. Wer dabei sein möchte, erfährt alles<br />
Wissenswerte zeitnah auf der Webseite oder im Facebook-<br />
Kanal des Run for Life. *bm<br />
12.9., www.runforlife.de
SPANIEN<br />
DAS HAST DU<br />
DIR VERDIENT!<br />
WWW.SPAIN.INFO<br />
SITGES ª TORREMOLINOS ª BENIDORM ª GRAN CANARIA ª BARCELONA ª IBIZA<br />
VALENCIA ª EXTREMADURA ª SEVILLA ª BILBAO ª SAN SEBASTIAN ª MADRID
10 Szene<br />
EVENTS ZUR OKTOBERFESTZEIT<br />
WIESN – da war<br />
doch was …<br />
Auch in diesem Jahr fällt das größte<br />
Volksfest der Welt Corona zum Opfer.<br />
Das löst Trauer auch in der queeren<br />
Community aus, sind doch der weltbekannte<br />
GaySunday in der Bräurosl<br />
oder der Fischer-Vroni-Montag für viele<br />
unersetzliche Highlights des Jahres.<br />
Doch ganz ohne Wiesnstimmung muss<br />
niemand auskommen: In der Knödelalm<br />
im Werksviertel geht’s so richtig zünftig<br />
zu: Hier lädt das Team von „Sweet to<br />
be gay“ am 23.9. von 18 bis 22 Uhr zur<br />
Wiesngaudi, gefolgt von DJ-Sounds<br />
bis 2 Uhr (www.stgb-party.com). Eine<br />
Reservierung ist natürlich erforderlich.<br />
Etwas ruhiger dürfte es am 16. <strong>September</strong><br />
ab 18 Uhr auf der Dachterrasse<br />
der Deutschen Eiche zugehen, wo die<br />
Besucher ein „Pseudo-Wiesn-Warm-Up“<br />
erwartet. Auch im Edelheiss oder Nil<br />
kramt man die <strong>Oktober</strong>fest-Demo<br />
hervor und spielt ab Mitte <strong>September</strong><br />
Wiesn-Hits. Apropos Nil: Hier ist am<br />
16.9. ab 16:30 Uhr ein Schäfflertanz<br />
auf der Hans-Sachs-Straße geplant,<br />
das Sub macht am 2. <strong>Oktober</strong> ab 19<br />
Uhr einen Fetischabend mit Wiesnbier.<br />
Viele weitere Locations werden sich der<br />
Tradition nicht entziehen. Daher lohnt es<br />
sich, die Krachlederne aus dem Schrank<br />
zu holen, auch wenn sie wieder nicht<br />
auf der Theresienwiese getragen werden<br />
kann. *bm
Szene 11<br />
FOTO: SCHWUHPLATTLER<br />
SCHUHPLATTLING FOR BEGINNERS<br />
Schnupper-Platteln<br />
Ruhpoldinger, Ambosspolka und Fünferschlag – bitte,<br />
was? Wenn du wissen willst, was sich dahinter verbirgt,<br />
dann komm zur Schnupper-Plattlprobe am Samstag,<br />
dem 23. <strong>Oktober</strong>, um 15 Uhr im Hofbräuhaus. Dort<br />
geben die Schwuhplattler, die 2022 ihr 25-jähriges<br />
Jubiläum feiern, einen Crashkurs im Schuhplatteln<br />
– modern und weltoffen, unterhaltsam und<br />
trotzdem sportlich! Die Teilnahme ist<br />
kostenlos, Anmeldung unter: info@<br />
schwuhplattler.de. *bm<br />
FOTO: TRACEY DASH<br />
TRAVESTIE-DINNERSHOW<br />
Gmade Wiesn<br />
Die gute Tradition der Wiesn-Travestie-<br />
Shows halten in diesem Jahr Tracy<br />
Dash und Dean DeVille in Ehren: Sie<br />
präsentieren am 24. und 25.9. ihre<br />
„Gmade Wiesn“ in der Knödelalm<br />
am Ostbahnhof. Zu Comedy,<br />
Entertainment, guter Laune und einer<br />
bunten Show gibt’s ein Drei-Gänge-<br />
Menü – und jede Menge flüssigen<br />
Treibstoff. Das Ticket kostet 65 Euro,<br />
Reservierung unter travestie.show@<br />
web.de. *bm<br />
24. + 25.9., Knödelalm, Friedenstr. 12,<br />
18:15 Uhr<br />
FOTO: KNÖDELALM<br />
Haus & Hotel<br />
Termin nach Vereinbarung<br />
• Ganzkörpermassage<br />
• Po Relax Massage<br />
• Bondage Massage<br />
• Intim- & Körperrasur<br />
• Tantra...<br />
0175-<br />
617 52 55<br />
call me<br />
now
12 Szene<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: KAI SISTEMICH<br />
BAMBI MERCURY:<br />
Podcast mit Candy Crash<br />
FOTO: JENS OELLERMANN<br />
Gleich zwei Größen aus der<br />
queeren Community und<br />
Social-Media-Welt haben sich zusammengetan,<br />
um bei audible.de mit<br />
einem queeren Podcast aufzuklären<br />
und zu unterhalten. Wir sprachen<br />
über das Format mit Bambi Mercury,<br />
der einen Hälfte von „Mehr Glitzer!“.<br />
Wie kam es zu der Zusammenarbeit?<br />
Das Lustige daran ist, dass Candy und ich<br />
uns schon seit ca. acht Jahren kennen … Sie<br />
hatte die Idee „Let’s do a podcast“, und mit<br />
wem kann sie mit am besten schnattern?<br />
Mit mir! Eigentlich sage ich ja immer zuerst<br />
Nein, aber da habe ich sofort zugesagt.<br />
Warum sagst du immer erst Nein?<br />
Das ist so eine Art Sicherheit, ein Schutz.<br />
(grinst) Na, zusagen kann man dann immer<br />
noch. Es hat dann noch ein Jahr gedauert,<br />
bis wir tatsächlich live gegangen sind.<br />
Der Name ist „Mehr Glitzer!“, aber wie<br />
ich dich kenne, geht es dabei nicht nur<br />
um Oberflächlichkeiten.<br />
„Mehr Glitzer!“ ist einer der wenigen queeren<br />
Podcasts auf audible.de, diese Plattform<br />
muss man nutzen. Wir sprechen über<br />
Themen, die uns beschäftigen, Themen aus<br />
unserer queeren (Community-)Bubble und<br />
darüber hinaus. Wir beziehen auch unsere<br />
Zuhörer mit ein, so haben wir die „Queen of<br />
the Week“ oder auch die „Question of the<br />
Week“. Themen sind unter anderem: Familie,<br />
Pride, Dating, aber auch Tod. Wir wollen<br />
aufklären und unterhalten. Lustig wird es<br />
dann, wenn Candy mich nicht ausreden lässt<br />
… Oder mir lustige Gemeinheiten an den<br />
Kopf wirft.<br />
Lustige Gemeinheiten, gibt es die<br />
denn? Bodyshaming zum Beispiel galt<br />
lange als lustig.<br />
Ja, bei uns ist das eher shade, wir mögen<br />
einander und necken nur etwas mit viel<br />
Liebe. Ein KLEINES Fünkchen Wahrheit<br />
mag drinstecken, aber es geht nie in die<br />
verletzende Richtung. Bodyshaming oder<br />
Age Shaming geht gar nicht, auch nicht,<br />
dass man das weibliche Geschlechtsteil<br />
herabwürdigt und als Schimpfwort benutzt.<br />
Da musste ja die ganze Szene viel<br />
lernen, dass das nicht geht. Wie stehst<br />
du zu Themen wie Cancel Culture?<br />
Das „F-Wort“ war eine Zeit lang<br />
dauerpräsent bei Dragqueens.<br />
Die Awareness ist heute viel größer, man hat<br />
dazugelernt. Cancel Culture mag ich nicht,<br />
denn jeder, der sich wirklich weiterentwickelt<br />
hat, soll stattfinden. Ein gewisser Lernprozess<br />
muss aber passieren … Auch ich habe in<br />
meiner Jugend Dinge gesagt, die ich heute<br />
überhaupt nicht mehr sagen und denken<br />
würde. Man muss aber zu seinen Fehlern<br />
stehen und sie nicht auf andere schieben<br />
oder Ausreden suchen. Eine Kommunikation<br />
muss stattfinden, ich finde es wichtig,<br />
Leute mitzunehmen und aufzuklären, nur<br />
abzusägen und in eine Ecke zu stellen, oder<br />
gar im Internet zu hetzen, geht nicht.<br />
Es gibt auch Menschen, mit denen ich<br />
negative Erfahrungen gesammelt habe und<br />
auch in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten<br />
will. Aber ich wünsche ihnen nichts<br />
Schlechtes, keinen Ausschluss, ich hoffe,<br />
dass sie aus ihren Fehlern lernen und etwas<br />
Gutes entsteht. Unsere Community will<br />
von anderen tolerant behandelt werden,<br />
wir wollen (fast) alle das Gleiche, aber<br />
gehen mitunter intolerant miteinander<br />
um. Bestimmte Gender-Rollen, Rassismus,<br />
Altersdiskriminierung …<br />
*Interview: Michael Rädel
MEAT GIRLS IM RATHAUS<br />
Dietl meets Drags<br />
Oberbürgermeister<br />
Szene 13<br />
Am Vorabend des CSD empfing Münchens 3. Bürgermeisterin<br />
Verena Dietl die Drags Janisha Jones, Pasta Paris<br />
und Dean DeVille im Rathaus. Eine Stunde lang plauderte<br />
die Politikerin in entspannter Atmosphäre mit den Meat<br />
Girls über Themen der Community. „Wir waren positiv<br />
überrascht von Frau Dietls Nahbarkeit, Transparenz und<br />
Offenheit“, so Dean DeVille. Eine Fortsetzung ist nicht<br />
ausgeschlossen. *bm<br />
Wir machen uns stark!<br />
Für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*,<br />
inter* und queere Menschen<br />
Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ*<br />
ist es unser Ziel, die LGBTIQ*-Community in München<br />
zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />
Wir machen uns stark. Für LGBTIQ*.<br />
Mehr Informationen unter:<br />
muenchen.de/lgbti<br />
WORKSHOP DER KOORDINIERUNGSSTELLE<br />
LGBTIQ* in der<br />
Arbeitswelt<br />
Am 23. <strong>Oktober</strong> bietet die städtische Koordinierungsstelle<br />
für LGBTI* wieder einen Workshop zum<br />
Thema queere Menschen in der Arbeitswelt an. Wie<br />
kann man das Coming-out am Arbeitsplatz gestalten,<br />
wie persönliche Vorstellungen, Erfahrungen<br />
und Werte einbringen, wie mit Mobbingsituationen<br />
umgehen? Diese und andere Fragen werden hier<br />
behandelt. Der Workshop wird angeleitet von Dr.<br />
Claudia Krell und Sebastian Kempf, Anmeldeschluss<br />
ist der 14. <strong>Oktober</strong>, die Teilnahme ist kostenlos. *bm<br />
23.10., 10 – 17 Uhr, Anmeldung:<br />
lgbti@muenchen.de oder Tel. 089 233-22542<br />
Ist die Welle noch so steil,<br />
a bisserl was geht allerweil.<br />
www.az-muenchen.de/abo
14 Politik<br />
KOLUMMNE VON<br />
FELIX MÜLLER<br />
FOTO: ERWIN HARBECK<br />
Der Regenbogen-Wahlkampf<br />
In seiner kommunalpolitischen Kolumne<br />
schreibt AZ-Lokalchef Felix<br />
Müller dieses Mal über Knatsch um die<br />
queere Fahne in Münchner Norden, neue<br />
Windräder für die Stadt – und den Wiederaufbau<br />
des Uhrmacherhäusls in Giesing.<br />
Wer ist ein Linker und wer ein Rechter,<br />
ja, das ist in diesen Zeiten manchmal<br />
gar nicht mehr so einfach auseinanderzuhalten.<br />
Einer, der sich weit von<br />
vielen in seiner Partei entfernt hat, ist der<br />
SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post.<br />
Er gibt den Law-and-Order-Hardliner,<br />
der viel näher bei den Leuten ist als das<br />
Establishment seiner Partei.<br />
Und er scheut sich auch nicht vor so<br />
mancher Provokation. In seinem Wahlkreis<br />
hat Post die Regenbogenfahne plakatiert<br />
– und dazu „Vielfalt“ geschrieben und ein<br />
durchgestrichenes „Cancel Culture“. Gegen<br />
angebliche Sprechverbote also – gewissermaßen<br />
gegen die in der Community,<br />
die sich für sensible Sprache einsetzen?<br />
Aus dem queeren München habe sie viele<br />
Beschwerden über diese Plakate gehört,<br />
sagte Posts Gegenkandidatin im Norden<br />
der Stadt, Doris Wagner von den Grünen,<br />
der AZ. Post missbrauche das Symbol,<br />
schimpfte sie in dem Interview. Post<br />
selbst wehrte sich, ein „kleiner Teil der<br />
Gesellschaft schreibe der Mehrheit vor,<br />
wie sie zu sprechen und sich zu verhalten<br />
habe. „Ich möchte mit meinem Plakat<br />
deutlich machen: Wer so alle abkanzeln<br />
will und zum Schweigen bringen möchte,<br />
die nicht seine Meinung teilen,<br />
steht nicht für die Vielfalt der<br />
Regenbogenfahne.“<br />
Nun ja. Posts Provokationen<br />
werden künftig wohl deutlich<br />
weniger Menschen<br />
erreichen. Seine Partei hat<br />
ihn bei der Listenaufstellung<br />
durchrasseln lassen,<br />
dass er das Direktmandat<br />
im Münchner Norden erringt,<br />
gilt als sehr unwahrscheinlich.<br />
Im Bundestagswahlkampf spielt<br />
heuer das erste Mal auch das Klima eine<br />
größere Rolle. Und auch im Rathaus hat<br />
mancher das Thema für sich entdeckt,<br />
der es früher nur für alternatives Gedöns<br />
gehalten hätte. Die CSU, zum Beispiel,<br />
streicht sich jetzt grün, will als besonders<br />
öko gelten und fiel kürzlich durch einen<br />
unerwarteten Vorstoß auf. Sie fordert neue<br />
Windräder – auch im Stadtgebiet. Das<br />
könnte durchaus interessante Debatten<br />
nach sich ziehen, falls die Stadtwerke, die<br />
spontan ablehnend reagierten, doch einen<br />
Bedarf sehen – und die CSU vor Ort in den<br />
Vierteln beweisen darf, wie ernst es ihr mit<br />
dem Projekt ist. Das Windrad um die Ecke:<br />
In den Nachbarschaften der dicht bebauten<br />
Stadt dürfte das schließlich wenig<br />
Begeisterung nach sich ziehen, selbst<br />
wenn es „nur“ um Standorte wie<br />
in Autobahn-Nähe in Riem<br />
gehen sollte.<br />
Mitten in der Stadt, in<br />
Alt-Giesing, hat der<br />
Abriss des historischen<br />
Uhrmacherhäusls für<br />
Aufregung gesorgt. Hier<br />
haben die Aktivisten vor Ort<br />
und die Stadt München nun<br />
einen Teil-Erfolg errungen, denn<br />
der Verwaltungsgerichtshof urteilte,<br />
dass das Uhrmacherhäusl wieder aufgebaut<br />
werden muss (wenn auch nicht in der<br />
alten Bausubstanz). „Ich bin überaus froh<br />
über das gesprochene Urteil“, teilte OB<br />
Dieter Reiter (SPD) mit. „Es bestätigt, dass<br />
man Profitgier nicht gegen jedes Recht<br />
mit der Abrissbirne durchsetzen kann.“<br />
Die Macht der Investoren ein bisschen<br />
eingebremst – das wäre aus Sicht vieler<br />
Münchner wohl eine gute Nachricht …<br />
FOTO: PRIVAT
15<br />
Wir helfen und<br />
informieren gerne.<br />
OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
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16 Politik<br />
FOTO: SPD<br />
INTERVIEW<br />
KEVIN KÜHNERT:<br />
„Da würde ich den Job völlig falsch verstehen“<br />
Kevin Kühnert, stellvertretender<br />
Bundesvorsitzender<br />
der SPD, brachte als Vorsitzender<br />
der Jusos mit seiner Ablehnung einer<br />
Koalition mit der Union die SPD<br />
und ein bisschen auch die Bundesrepublik<br />
ins Wanken. Warum er<br />
im <strong>September</strong> als Direktkandidat<br />
des größten Regenbogenkiezes der<br />
Republik bei der Bundestagswahl<br />
antritt und was er über Identitätspolitik<br />
denkt.<br />
Bundesweit so richtig aufwärts mit<br />
der Bekanntheit ging es für dich als<br />
GroKo-Kritiker. Wie ist deine Bilanz<br />
der Legislaturperiode?<br />
Meine Bewertung, ob es sinnvoll war,<br />
diese Koalition zu machen, hat sich nicht<br />
geändert. Auch nicht dreieinhalb Jahre<br />
später. Es gab damals Argumente dafür und<br />
dagegen. Ich würde sagen, queerpolitische<br />
Argumente gab es schon damals nicht<br />
dafür. Das hat auch niemand von denen<br />
behauptet, die für eine Große Koalition<br />
gewesen sind. Das ist einfach die alte Leier:<br />
Hast du Konservative mit in der Regierung,<br />
dann bist du gesellschaftspolitisch immer<br />
fünf Gänge zu langsam. Es ist auch egal, ob<br />
es die SPD oder die Grünen trifft. Mit CDU<br />
und CSU geht es nicht um das Aushandeln<br />
„ihr kriegt was, wir kriegen was“, sondern<br />
darum, dass die grundsätzlich ideologische<br />
Probleme mit dem ganzen Themenfeld<br />
haben. Ich finde es wichtig, das noch mal<br />
rauszuarbeiten. Es geht nicht um eine<br />
Systemfrage des Steuersystems oder<br />
des Rentensystems, sondern wirklich um<br />
Grundüberzeugungen und menschenrechtliche<br />
Fragen.<br />
Wie ist die Bilanz zu bewerten? Gucken<br />
wir kurz auf die Haben-Seite, das geht ja<br />
relativ fix, muss man sagen. Was sicherlich<br />
gut ist, sind die Fortschritte beim Thema<br />
Konversionstherapien. Es ist sehr gut, dass<br />
das für Minderjährige verboten ist. Darüber<br />
hinaus ist es zumindest deutlich erschwert<br />
worden. Es gab ein gemeinsames Interesse<br />
auch bei den Koalitionspartnern. Viel mehr<br />
war mit der Union nicht möglich.<br />
Wie können wir gegen Hassgewalt<br />
besser vorgehen?<br />
Wir brauchen, was die Statistiken im Bereich<br />
der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit<br />
angeht, eine deutlich trennschärfere<br />
Erfassung. Es ist ein sensibler Bereich, weil<br />
wir gleichzeitig aufpassen müssen, dass<br />
wir hier nicht zwangsouten. Aber wenn<br />
jemand, der selbst zum Opfer geworden ist<br />
und ganz klar sagt, dass die Tat auf dieses<br />
Merkmal zurückzuführen ist, dass man das<br />
als homophob oder transphob fassen kann,<br />
dann ist das spätestens der Moment, in dem<br />
das einbezogen werden sollte.<br />
Das heißt übrigens im Gegenzug auch, dass<br />
wir uns von antiquierten Begrifflichkeiten<br />
wie „fremdenfeindlich“ oder Ähnlichem,<br />
die völlig unqualifiziert und auch unwissenschaftlich<br />
sind, dass wir uns von denen<br />
verabschieden müssen in diesen Statistiken.<br />
Schlimm genug, dass die Verbrechen<br />
stattfinden. Aber das Mindeste ist ja, dass<br />
wir versuchen, daraus zu lernen, welche<br />
Häufungen treten auf, an welchen Orten.<br />
Weil man daraus Lehren ziehen kann, was in<br />
der Bildungsarbeit, in der Präventionsarbeit<br />
und so weiter stattfinden muss. Dafür<br />
muss ich aber ein präzises Lagebild haben,<br />
mit welchen Einstellungsmustern ich es<br />
eigentlich zu tun habe, und die Statistiken,<br />
die wir haben, die geben das im Moment<br />
nicht immer her. Ich habe übrigens ja neben<br />
den Kriminalstatistiken auch noch die Möglichkeit,<br />
anonymisierte Register zu schaffen.<br />
Wir arbeiten hier in Berlin beispielsweise in<br />
den Bezirken mit solchen Registerstellen.<br />
Das heißt, dort kann man Vorfälle auch<br />
dann melden, wenn man – warum auch<br />
immer – sich nicht an die Polizei wendet.<br />
Es gibt zum Beispiel Menschen, die aus<br />
rassistischen Motiven angegriffen werden,<br />
die sich nicht bei der Polizei melden, weil sie<br />
einen ungeklärten Aufenthaltsstatus haben<br />
und nicht zu einer Behörde gehen wollen.<br />
Die können das aber anonym einreichen, das<br />
wird erfasst und wir sehen trotzdem, mit<br />
welchem Ausmaß an Problem wir es zu tun<br />
haben. Ich glaube, darum geht’s im Bereich<br />
homophober und transphober Gewalt auch.
Politik 17<br />
Warum willst Du in den Bundestag?<br />
Na ja. Ich bin, solange ich denken kann, ein politischer<br />
Mensch, und wenn du anfängst dich zu engagieren, dann<br />
merkst du, dass die Probleme und Ungerechtigkeiten bzw.<br />
deren Lösungsmöglichkeiten immer weiter auf höhere<br />
Ebenen wandern. Wenn man sich nicht mit dem Status<br />
quo zufriedengeben will, wie ich, und dann andere auf<br />
diesen Ebenen auch leidenschaftlich kritisiert für die Art,<br />
wie sie Politik machen, für die Entscheidung, die sie treffen,<br />
dann muss man sich konsequenterweise irgendwann die<br />
Frage stellen: Willst du das dann nicht selber machen?<br />
Das ist so bei meinem Entschluss gewesen, in eine Partei<br />
zu gehen und Kommunalpolitik zu machen, und jetzt,<br />
nachdem ich ein paar Jahre auch ein Gesicht in der Bundespolitik<br />
bin, ist es so beim Entschluss, für den Bundestag<br />
zu kandidieren. Bei mir zu Hause in Berlin-Tempelhof-<br />
Schöneberg. Das ist mein Geburtsbezirk und es ist doch<br />
ein schöner Zufall, als schwuler Mann in Schöneberg<br />
zu leben, zu Hause zu sein und für diesen Bezirk Politik<br />
machen zu können.<br />
Übrigens sieht man an meinem Wahlkreis letztlich auch,<br />
wie absurd diese Identitätspolitik-Debatte ist.<br />
Es geht eben nicht um irgendeine obskure Minderheit,<br />
sondern, wenn ich in Schöneberg unterwegs bin, dann<br />
geht es an manchen Straßenecken am Nollendorfplatz,<br />
in den ganzen Seitenstraßen, da geht es um die dominierende<br />
Kiezkultur. Deswegen ist das nicht ein Thema unter<br />
„ferner liefen“. Wer Abgeordneter für Tempelhof-Schöneberg<br />
sein will, der vertritt den größten Regenbogenkiez,<br />
den wir in Deutschland haben, und daraus leitet sich<br />
eine Verantwortung ab, das als Themenfeld zu begreifen,<br />
in dem es für Millionen Menschen in Deutschland um<br />
Gerechtigkeitsfragen geht: Um Selbstbestimmungsrechte,<br />
um Blutspendefragen, die noch nicht anständig beantwortet<br />
sind. Um Gewaltprävention, Aufklärungsprojekte,<br />
um die Rechte von Regenbogenfamilien und so weiter<br />
und so fort. Ohne das im Blick zu haben, könnte ich nicht<br />
Abgeordneter in diesem Wahlkreis sein. Da würde ich den<br />
Job völlig falsch verstehen.<br />
Welches wäre dein Wunschministerium?<br />
Ich will jetzt keine Politiker-Antwort geben, darum mache<br />
ich einen Disclaimer vorneweg. (lacht) Also: Ich strebe<br />
nach der Wahl kein Ministeramt an. Definitiv nicht. Aber ich<br />
will trotzdem antworten, weil aus der Antwort kann man<br />
ja inhaltlich was ersehen. Und ich bin da in der Antwort<br />
auch wirklich ganz klassischer Sozialdemokrat. Wenn<br />
ich es aussuchen müsste, würde ich mich immer für ein<br />
Amt als Arbeits- und Sozialminister entscheiden. Ich bin<br />
weiterhin davon überzeugt, dass in der Gesellschaft, so<br />
wie wir sie heute erleben, immer noch ganz vieles über<br />
Arbeit und über das Einkommen aus Arbeit definiert ist<br />
und das auch den Status von Menschen beschreibt – ob<br />
wir das gut oder schlecht finden, dahingestellt. Aber du<br />
hast es vorhin richtigerweise auch erwähnt: Persönliche<br />
Merkmale, die auch Diskriminierungsmerkmale sind, haben<br />
in aller Regel lineare Auswirkung auf Karrierewege, auf<br />
Einkommensverhältnisse. Das heißt, es hat auch Auswirkungen<br />
auf Renteneinkünfte, spätere Altersarmut und so<br />
weiter. Also die Frage, wie Teilhabe am Arbeitsmarkt und<br />
soziale Absicherung aussieht, ist und bleibt die Grundlage<br />
für gesellschaftliche Teilhabe bei uns. Und deswegen ist<br />
das für einen Sozi immer der Dreh- und Angelpunkt und<br />
eben gerade kein Widerspruch zur Teilhabefrage von zum<br />
Beispiel Minderheiten.<br />
Dr. med. Ass. jur. David A. John<br />
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Sonnenstraße 16<br />
80331 München<br />
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www.orthopaede-muc.de<br />
*Interview: Christian Knuth
18 Politik<br />
CSD<br />
statt CSU<br />
Das hatten die Grünen doch schon<br />
mal. Ist das nicht aus der Zeit<br />
gefallen? Leider nein.<br />
Man möchte sagen, es ist aktueller denn<br />
je. Denn der CSD ist in erster Linie eine<br />
politische Demonstration, die Gleichstellung<br />
für und Akzeptanz von queeren Menschen<br />
fordert. Beides wird von der Union und insbesondere<br />
der CSU blockiert. Josef Schmid<br />
war als zweiter Bürgermeister in München bis<br />
2018 noch ein moderner, queerfreundlicher<br />
Kommunalpolitiker. Seit seinem Einzug in<br />
den Landtag ist davon nichts übrig geblieben.<br />
Wie alle anderen CSU-Abgeordneten<br />
lehnt er alle Initiativen der demokratischen<br />
Opposition ab. Die Antworten auf unzählige<br />
Anfragen der grünen Abgeordneten Tessa<br />
Ganserer belegen die Ignoranz der Staatsregierung.<br />
Unzählige Anträge wurden aus<br />
Ideologie abgelehnt, nach dem Motto: Wir<br />
haben nichts gegen queere Menschen, aber<br />
in Bayern gibt es halt keine.<br />
Und dennoch hat der permanente Druck<br />
minimale Wirkung gezeigt:<br />
■ Zum ersten Mal in der Geschichte Bayerns<br />
gab es nach der von den Grünen<br />
initiierten Sachverständigenanhörung<br />
zur Situation queerer Menschen in<br />
Bayern einen LGBTIQ*-Finanzposten<br />
im Haushalt – freilich Peanuts.<br />
■ Zum ersten Mal legte die CSU-geführte<br />
Koalition einen queerpolitischen Antrag<br />
vor – freilich inhaltlich und fachlich als<br />
lasch zu bezeichnen.<br />
■ Doch in den Wahlprogrammen von CDU<br />
und CSU, back to the roots: Kein Wort<br />
zu queeren Menschen. Zum IDAHOBIT<br />
gab sich die Union queerfreundlich, um<br />
postwendend ein Selbstbestimmungsgesetz<br />
als Ersatz für ein veraltetes<br />
Transsexuellengesetz abzulehnen.<br />
Söder geht mit Regenbogenmaske zur<br />
EM in der Allianz-Arena, den Landtag<br />
am CSD beflaggen geht aber nicht.<br />
Aus der Union ist queerpolitisch<br />
nichts rauszuholen. Dabei gibt es viele<br />
Baustellen: das Transsexuellengesetz,<br />
das faktische Blutspendeverbot, die<br />
Stiefkindadoption … Gleichstellung für<br />
LGBTIQ* muss endgültig umgesetzt<br />
werden. Ohne starke Grüne wird es in<br />
Deutschland mit LGBTIQ*-Rechten nicht<br />
vorangehen.
Politik 19<br />
BAYERN FÖRDERT LGBTIQ*-STRUKTUREN<br />
Überfälliger Schritt<br />
Der Freistaat will sich künftig verstärkt um<br />
die Belange von LGBTIQ* kümmern.<br />
Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner<br />
kündigte an, knapp 209.000 Euro „für den<br />
Aufbau und Ausbau eines starken und effizienten<br />
Netzwerkes zur Verbesserung der<br />
Beratungsstrukturen für LSBTIQ*-Personen<br />
in Bayern“ zur Verfügung zu stellen. Konkret<br />
sollen mit dem Geld Fachkräfte, die in ihrem<br />
Beruf auch mit dieser Personengruppe<br />
arbeiten, geschult, informiert und sensibilisiert<br />
werden. „Für den Freistaat ein echter<br />
Schritt nach vorn“, so Dr. Tobias Oliveira<br />
Weismantel, Geschäftsführer der Münchner<br />
Aids-Hilfe. Zusammen mit den Kolleg*innen<br />
der Vereine Lesbentelefon, Sub und Fliederlich<br />
Nürnberg ist er für den Aufbau der<br />
entsprechenden Unterstützungsstruktur<br />
und des bayernweiten Fortbildungsangebots<br />
für Fachkräfte verantwortlich. Mit den<br />
208.834 Euro, die für dieses Modellprojekt<br />
bis Dezember 2023 zur Verfügung gestellt<br />
werden, wollen sie jetzt beginnen, die<br />
Lücken in der Versorgung queerer Menschen<br />
zu schließen. Ein guter, aber auch ein<br />
überfälliger Schritt. *bm<br />
FOTO: BERND MÜLLER<br />
Tobias Oliveira Weismantel (Münchner Aids-Hilfe) mit Diana Horn-Greif<br />
(Lesbentelefon) und Kai Kundrath (Sub e. V.)<br />
CSD<br />
statt<br />
CSU.<br />
gruene-muenchen.de
20 Politik<br />
INTERVIEW<br />
FABIAN HART im Talk mit<br />
SVEN LEHMANN<br />
Schwulsein und Männlichkeit in der Politik,<br />
immer noch zwei Themen, die provozieren.<br />
Der Bundestagsabgeordnete und Sprecher für<br />
Queerpolitik der GRÜNEN sprach mit dem VOGUE-<br />
Kolumnisten und Podcaster Fabian Hart unter<br />
anderem darüber. Und für uns nahm sich Fabian<br />
Zeit für einen Chat.<br />
Worin besteht die Kunst, mit einem Politiker über<br />
Ernstes unterhaltsam zu plaudern?<br />
Ein konkretes Thema hilft dabei, und das ist im Falle von<br />
„Zart Bleiben“ eben Männlichkeiten. Wir alle sind geprägt<br />
von Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischen<br />
Zuschreibungen und entweder damit beschäftigt, sie<br />
einzuhalten oder uns von ihnen zu lösen. Gerade Politiker<br />
repräsentieren ein sehr klassisches Männerbild, das sich<br />
vom Anzug bis zur Rhetorik bis zur Faust aufs Rednerpult<br />
etabliert hat – und durch die Tatsache, dass die Menschen,<br />
die in unserer Gesellschaft mehrheitlich Macht ausüben,<br />
heterosexuelle, weiße Männer sind.<br />
Wie kamst du auf Sven Lehmann als Gast?<br />
Sven Lehmann ist Sprecher für Queer- und Sozialpolitik im<br />
Bundestag und ich fand es spannend, von ihm zu hören,<br />
wie er sich selbst wahrnimmt in dieser „Arena traditioneller<br />
Männlichkeit“ – wie er das deutsche Parlament selbst<br />
bezeichnet. Ich habe ihn aufgefordert, sich mit Männlichkeit<br />
in der Politik auseinanderzusetzen, mit der seiner<br />
Kollegen, aber vor allem auch mit seiner eigenen. Inwiefern<br />
muss er mitspielen, Teil dieses Männerbundes sein, und<br />
inwiefern „gefährdet“ er dieses Machtverhältnis durch seine<br />
politischen Schwerpunkte und seine Homosexualität?<br />
Immerhin unterdrückt traditionelle Männlichkeit auch<br />
homosexuelle Männer … aber nicht nur. Traditionelle<br />
Männlichkeit (be)trifft alle …<br />
Inwiefern?<br />
Traditionelle Männlichkeit trifft uns insofern alle, als dass<br />
sie alle Personen unterdrückt. Frauen, aber auch inter, trans<br />
und nichtbinäre Menschen – die sich also nicht in dieses<br />
„Mann-Frau“-Schema einordnen können oder wollen.<br />
Und auch Homosexuelle und Bisexuelle. Vor allem aber<br />
schwule Männer, weil homosexuelle Männer traditionelle<br />
Männlichkeit per se gefährden. Als Mann beim Sex zum<br />
„Gefäß“ werden ist nach traditioneller Männlichkeit das<br />
„Sich-zur-Frau-Degradieren“. Nicht umsonst wird uns<br />
eingebläut: Mann = starkes Geschlecht, Frau = schwaches<br />
Geschlecht. Es ist eine Herabsetzung für traditionelle<br />
Männlichkeit, als Mann feminin besetzte Eigenschaften zu<br />
verkörpern. Das betrifft nicht nur die Sexualität, sondern<br />
sich als Mann zu schminken zum Beispiel! Das ist ein<br />
Ergebnis des Patriarchats, in dem wir leben, der in unserer<br />
Gesellschaft bestehenden Machtstruktur, in der Männern<br />
die sozial dominante Stellung zugeschrieben wird. Aber<br />
auch Männer mit anderer/anderen Marginalisierung(en)
Politik 21<br />
FOTOS: SELBSTPORTRÄTS<br />
CHRISTIAN LINDNER<br />
ES GIBT VIEL ZU TUN!<br />
Die Ehe für alle war erst der Anfang. Wir machen uns stark für:<br />
- Blutspendeverbot aufheben<br />
- Artikel 3 Grundgesetz ergänzen<br />
- Hasskriminalität bekämpfen<br />
- Selbstbestimmungsgesetz statt TSG<br />
- Regenbogenfamilien stärken<br />
- LSBTI-Menschenrechte weltweit schützen<br />
- Schulaufklärung ausbauen<br />
„scheitern“ an traditioneller Männlichkeit. Männer mit<br />
Behinderung beispielsweise oder diejenigen, die aufgrund<br />
ihrer Größe, Stimme oder Hautfarbe nicht dem traditionellen<br />
„Bild von einem Mann“ entsprechen können: groß,<br />
muskulös, dominant, heterosexuell und eben auch weiß ...<br />
Aber traditionelle Männlichkeit trifft auch Männer, die nach<br />
einem klassisch traditionellen Männlichkeitsbild leben und<br />
das „Privileg“ haben, diese Voraussetzungen erfüllen zu<br />
können: Der Druck auf diese Männer, sich gefälligst auch<br />
wie solche zu verhalten, Stärke zu zeigen, Bizeps und Mut<br />
zu beweisen, ordentlich was aushalten zu können, alles und<br />
alle im Griff zu haben, bedeutet eben zwangsläufig auch,<br />
dass Gefühle zulassen, andere Emotionen als Wut und<br />
Ärger zeigen und Schwäche zugeben zur Herausforderung<br />
werden – oder zum Tabu. Wenn große Jungs nicht weinen<br />
dürfen – wohin dann mit der Trauer, Enttäuschung, Angst?<br />
Immer der Überlegene sein – wirtschaftlich, körperlich –<br />
sexuell, mental –, das kann ja nicht gesund sein.<br />
Wie durchlebst du eigentlich gerade die Corona-<br />
Pandemie, was hilft dir, was nervt?<br />
Ich habe das Glück, dass ich von zu Hause aus arbeiten und<br />
mich voll und ganz darauf konzentrieren kann. Wenn ich<br />
da an meine Schwester denke, die mit zwei Kids zu Hause<br />
sitzt, zwischen ihrem Job und Homeschooling – dann kann<br />
ich mich nicht beschweren. Und weil wir hier bei blu sind –<br />
ich nehme auch das Bodily Distancing sehr ernst. Ich wurde<br />
sogar schon von Grindr verbannt, weil ich ab und zu mit<br />
Jungs geschrieben habe, aber es nie zu einem Treffen kam<br />
– weil ich nicht date in der Pandemie. Da müssen mich zwei<br />
Personen wohl als „Fake“ gemeldet haben, weil ich wegen<br />
„Impersonation“ gesperrt wurde. Schwules Datingverhalten<br />
– das ist schon wieder einen eigenen Podcast wert.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
AM 26. SEPTEMBER:<br />
FREIE DEMOKRATEN<br />
Mehr unter fdp.de/vielzutun<br />
gruene.de<br />
Voller Einsatz<br />
für echte Selbstbestimmung<br />
und<br />
gleiche Rechte.<br />
Hier geht es zum Talk: open.spotify.com/fabianhart<br />
Mehr Features dieser Art auf<br />
instagram.com/blumediengruppe
22 Kultur<br />
AUSSTELLUNG BEI MÜNCHENSTIFT<br />
Mut der Generationen<br />
Zurzeit ist bei MÜNCHENSTIFT<br />
die Ausstellung „Mut der Generationen.<br />
Lesbisches Selbstverständnis im<br />
Wandel der Zeit“ zu sehen.<br />
Gezeigt werden Porträts lesbischer<br />
Frauen unterschiedlicher Generationen<br />
in einer Ausstellung über Mut, Sichtbarkeit<br />
und Selbstverständnis. Für die<br />
Umsetzung wurden die Fotografin Bethel<br />
Fath und die Ethnologin Gertraud Rieger<br />
beauftragt. Sie wollten wissen: Wie sehen<br />
lesbische Frauen heute die Welt und wie<br />
schaut die Welt auf sie? Welche Lebensentwürfe<br />
sind denkbar und wie wollen<br />
Lesben die Zukunft und ihr Leben im<br />
Alter gestalten? Am Ausstellungsprojekt<br />
nahmen zwanzig Frauen im Alter von 17<br />
bis 87 Jahren teil. Der Clou: Die Frauen<br />
waren sich zuvor noch nie begegnet. „Wir<br />
veranstalteten sozusagen eine Art Blind<br />
Date. Dies führte zu höchst spannenden<br />
und aufschlussreichen Dialogen“, erinnert<br />
sich Gertraud Rieger. „Mutige und großartige<br />
Frauen zeigen sich und strahlen<br />
Selbstbewusstsein und Zufriedenheit aus<br />
und präsentieren sich in einer Pluralität,<br />
die bisherige verbreitete Vorstellungen<br />
über Lebensgestaltung erneuert und<br />
bereichert.“<br />
Die städtische MÜNCHENSTIFT GmbH,<br />
die sieben Alten- und Pflegeheime<br />
betreibt, hat sich mit der Schaffung ihrer<br />
Stabsstelle Vielfalt ganz bewusst dieser<br />
Zielgruppe geöffnet. Seit 2014 finden<br />
in Häusern von MÜNCHENSTIFT immer<br />
wieder Veranstaltungen mit queeren<br />
Schwerpunkten statt. Die Ausstellung ist<br />
in der MÜNCHENSTIFT-Hauptverwaltung<br />
Kirchseeoner Straße sowie im Haus Heilig<br />
Geist am Dom-Pedro-Platz in Neuhausen<br />
zu sehen. *bm<br />
www.muenchenstift.de<br />
FOTO: BETHEL FATH<br />
AUSSTELLUNG ZUR MÜNCHNER KLUBKULTUR<br />
Party im Museum<br />
„Das waren noch Zeiten!“ Dieser Satz<br />
dürfte vielen Besucherinnen und Besuchern<br />
der aktuellen Ausstellung „Nachts.<br />
Clubkultur in München“ über die Lippen<br />
kommen. Denn im Stadtmuseum<br />
werden verloren geglaubte Orte wieder<br />
zum Leben erweckt. Objekte, Einrichtungsgegenstände<br />
und Fotografien aus<br />
dem Club Morizz, dem Ultraschall II,<br />
dem Flughafen Riem, dem Kunstpark<br />
Ost oder der Registratur erinnern an<br />
typische und außergewöhnliche Nächte<br />
FOTO: STADTMUSEUM ARCHIV<br />
vergangener Zeiten – wie sie auch die<br />
queere Community erlebte. „Nachts“<br />
stellt die Stars und Ereignisse vor, die<br />
die popkulturelle Blütezeit der Stadt<br />
München prägten. So wird auch an<br />
Freddie Mercurys Geburtstagsfeier<br />
im Mrs. Henderson 1985 erinnert<br />
(Bild). Sound- und Videoinstallationen<br />
lassen die Gäste Musik und Bässe der<br />
vergangenen Jahrzehnte spüren. Was<br />
in Coronazeiten nicht geht, nämlich<br />
ein Streifzug durch das nächtliche<br />
Klubleben, wird hier möglich. Nur die<br />
Öffnungszeiten sind leider gar nichts für<br />
Nachtschwärmer … *bm<br />
Täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr,<br />
St.-Jakobs-Platz 1,<br />
www.muenchner-stadtmuseum.de
WO DIE<br />
NATUR<br />
NOCH<br />
IN ORDNUNG<br />
IST?<br />
In Ihrem Esszimmer.<br />
TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />
TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />
TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />
TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />
TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />
TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com
24 Kultur<br />
FOTOS: MINDJAZZ PICTURES<br />
PUBLIKUMSPREIS<br />
FÜR „TRANS – I GOT LIVE“<br />
AUSGEZEICHNET!<br />
Es ist schon eine kleine Sensation:<br />
Beim Filmfest München<br />
gewann der Film „Trans – I Got<br />
Life“, der sieben bayerische<br />
trans* Menschen über mehrere Jahre<br />
begleitet, den Publikumspreis von Süddeutscher<br />
Zeitung und Bayern 2.<br />
Schon nach der Premiere riss es<br />
die Besucher*innen von den Sitzen:<br />
stehende Ovationen für den Streifen<br />
und die Regisseurinnen Imogen Kimmel<br />
und Doris Metz sowie die anwesenden<br />
Darsteller*innen. Doch damit nicht genug:<br />
Die Dokumentation über sieben trans*<br />
Menschen berührte so sehr, dass sie sogar<br />
den Publikumspreis beim 38. Filmfest<br />
München gewann. Der Film zeigt, wie<br />
vielseitig die Wege von Transition aussehen<br />
können und mit welchen Hürden sie<br />
oft gespickt sind. Die Protagonist*innen<br />
sprechen offen über ihre sehr persönlichen,<br />
sehr unterschiedlichen Erfahrungen<br />
mit ihrer Umwelt und den eigenen<br />
Identitätskonflikten. Nicht zuletzt punktet<br />
der Film mit Einblicken in den medizinischen<br />
Vorgang geschlechtsangleichender<br />
OPs. Achtung, nichts für allzu zarte<br />
Gemüter! *bm<br />
„Trans – I Got Life“ ist ab 23. <strong>September</strong><br />
in den Kinos zu sehen, den Trailer gibt es<br />
auf unserer Webseite.<br />
Außerdem verlosen wir dort Tickets:<br />
männer.media/gewinne.<br />
STAATSOPER<br />
<strong>September</strong>fest<br />
Zum Auftakt der Spielzeit präsentiert die Bayerische Staatsoper<br />
ein neues Festival: Das „<strong>September</strong>fest“ feiert zehn Tage lang<br />
die Eröffnung der Spielzeit mit einem vielseitigen und exzellenten<br />
Programm aus Oper, Ballett und Liederabend. „Höchste<br />
künstlerische Qualität soll für alle zugänglich und erlebbar<br />
sein“, so umschreibt der designierte Staatsintendant<br />
Serge Dorny eines seiner wichtigsten Ziele. Zur Eröffnung<br />
des <strong>September</strong>fests am 17.9. singt Jonas Kaufmann im<br />
Oper-für-alle-Konzert des Bayerischen Staatsorchesters.<br />
Besondere Highlights sind das künstlerisch-kulinarische<br />
Bühnen-Dinner (21.9.) oder die Brunnenhoffeste (18./19.9.),<br />
die täglich sieben Stunden lang den Kosmos Oper vorstellen<br />
– open air und bei freiem Eintritt. *bm<br />
Szene aus<br />
„Paradigma“ –<br />
Choreografien<br />
von Sharon<br />
Eyal/Gai<br />
Behar, Liam<br />
Scarlett<br />
und Russell<br />
Maliphant<br />
FOTO: WILFRIED HÖSL<br />
17. – 27.9., www.staatsoper.de
JUBILÄUM<br />
Liebevolle Homophobie?<br />
„Da hilft nur eins: Ouzo!“<br />
Bevor sich jetzt alle Seiten aufregen: <strong>Leo</strong> freut sich über die Diskussion zu<br />
Cancel Culture und über die Sensibilisierung der Gesellschaft. <strong>Leo</strong> freut sich<br />
trotz und sogar gerade deswegen besonders über die Neuinszenierung der umjubelten<br />
Musicalversion von Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ am Deutschen Theater.<br />
Ja, der Film, der am 13. Juli 2001 in den<br />
deutschen Kinos startete, reproduziert<br />
rückwirkend betrachtet Ressentiments<br />
„efiminierter Tunten“ („Winnetouch“)<br />
und mag auf den einen oder die<br />
andere darum einfach unlustig oder<br />
gar „homophob“ wirken. Das sei diesen<br />
Kritiker*innen zugestanden und ihnen<br />
sei, wie bei jedem kreativen Kulturbeitrag<br />
und frei nach Peter Lustig in Löwenzahn<br />
– Gött*in habe in selig – empfohlen:<br />
„Einfach abschalten“ beziehungsweise<br />
übersetzt auf das Musical im Theater,<br />
„einfach nicht hingehen“. Die dritte<br />
Variante stammt von „Dimitri Stoupakis“<br />
aus dem Film: „Da hilft nur eins: Ouzo!“<br />
Dem Großteil der Menschen, die Freude<br />
am Lachen, im Falle der <strong>Leo</strong> Leser*innen<br />
wohl vielfach mit dem Zusatz „über sich<br />
selbst“ haben, sei dagegen eine dringendes<br />
„Hingehen!“ entgegengerufen. Das<br />
Team hinter der Musicalversion hat mit<br />
Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth<br />
ein kongeniales Meisterduo der queeren<br />
Massenunterhaltung als Liederschreiber,<br />
die am Hamburger Schmidt Theater<br />
schon für unzählige Hits gesorgt<br />
haben. Dort fast immer mit queeren<br />
Untertönen, oft aber auch ganz offensiv<br />
„schwul“. In Anführungszeichen, weil es<br />
bei ihren Liedern und Inszenierung eben<br />
meist nicht um ein Statement zum<br />
großen Ganzen geht. So werden auch<br />
in „Der Schuh des Manitu“ auf wirklich<br />
liebevolle Weise nur kleine Eigenheiten<br />
einer großen Zahl homosexueller<br />
Männer zärtlich zitiert. Die meisten die<br />
sich da in Teilen ihrer Persönlichkeit<br />
wiederfinden, werden mindestens<br />
schmunzeln, meistens aber schallend<br />
und schrill (hihi) lachen müssen. Von<br />
oben herab und abschätzig, ist das nie<br />
und wer das so rezipiert, sollte sich lieber<br />
selbst über seine Koordinaten Gedanken<br />
machen.<br />
Also liebe Szene, ganz deutlich:<br />
Lasst euch den Spaß am über euch<br />
selber Lachen nicht von ein paar<br />
Miesepeter*innen verderben. Das hätten<br />
„Winnetouch“ und Abahachi und Bully<br />
Herbig und auch das Team des Deutschen<br />
Theaters so gar nicht verdient.<br />
*Christian Knuth<br />
13.10.21 – 9.1.22, Der Schuh des<br />
Manitu, Deutsches Theater München,<br />
Schwanthalerstraße 13, Karten und<br />
Infos unter www.deutsches-theater.de<br />
Alle 11 Minuten 1)<br />
verliebt sich ein<br />
Single mit<br />
1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland
26 Kultur<br />
PLASTIKEN<br />
Alex Gordenkov: von Russland nach Madeira<br />
Auf Madeira entstehen diese erotischen,<br />
irgendwie märchenhaften<br />
Plastiken und Malereien der beiden Künstler<br />
Alex Gordenkov und Alex Evanov. Wir<br />
fragten bei Alex Gordenkov nach.<br />
Mit welchem Material arbeitest du?<br />
Oder ihr?<br />
Ich habe alle Skulpturen, die auf meiner<br />
Website zu sehen sind, gemacht. Normalerweise<br />
arbeite ich mit Ton, der nach<br />
der Lufttrocknung gebrannt wird, aber ich<br />
kann in meiner Kunst neben Mohair auch<br />
einige moderne Materialien wie Jesmonit,<br />
Harze und Epoxide verwenden, um Haare<br />
zu imitieren. Meine Gemälde male ich mit<br />
Öl, Acryl und Aquarellfarben. Die Skulpturen<br />
werden von Hand mit Öl und Acryl oder<br />
mit Auf- und Unterglasurfarben bemalt,<br />
bevor sie zum Brennen in den Keramikofen<br />
kommen.<br />
Mein Mann Alex Evanov arbeitet mit Kunstglas<br />
und produziert spezielle Teile, etwa<br />
Details aus geschmolzenem Kunstglas,<br />
die für meine skulpturalen Kunstwerke<br />
notwendig sind, Engelsflügel zum Beispiel,<br />
Kronen, Augen usw. Er stellt auch die<br />
Tonplatten her, die ich später bemale.<br />
Beeinflusst eure Sexualität eure<br />
Kunst?<br />
Ohne jede Frage ist sie die Antriebskraft.<br />
Warum lebt ihr auf Madeira?<br />
Wir haben vor acht Jahren, als 2013 die<br />
homophoben Gesetze in Russland in Kraft<br />
getreten sind, unsere Heimat verlassen und<br />
sind nach Portugal, wo man zum Beispiel<br />
schon legal heiraten konnte, gezogen. Und<br />
von allen Regionen Portugals erschien uns<br />
Madeira als die schönste! Wunderschöne<br />
Natur und freundliche Menschen. Inzwischen<br />
sind wir auch Portugiesen.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.artbyalexandalex.com,<br />
www.instagram.com/alex.gordenkov<br />
AUSSTELLUNG GREG GORMAN<br />
„It´s Not About Me“<br />
Am 30. <strong>September</strong> eröffnet die Münchner Galerie IMMAGIS ART PHO-<br />
TOGRAPHY die neueste Ausstellung des legendären us-amerikanischen<br />
Fotografen Greg Gorman. Unter dem Titel „It’s Not About Me“ zeigt<br />
die Schau feinste Porträt- und Starfotografie aus 50 Jahren seines<br />
Schaffens. Hollywood-Ikonen, Schauspielerinnen, Sänger – die Liste der<br />
Prominenten, die der heute 72-Jährige vor der Kamera hatte, ist schier<br />
endlos. Und immer bewies er ein Händchen für perfekte Stimmung,<br />
Timing und Licht. Auf diese Weise wurden seine Porträts zu Meilensteinen<br />
der zeitgenössischen Fotografie. Die Ausstellung ist in München bis<br />
30.11. und erstmals außerhalb den Vereinigten Staaten zu sehen. *bm<br />
Mick Jagger + Bette Midler III, NYC, 1983© Greg Gorman,<br />
courtesy IMMAGIS ART PHOTOGRAPHY<br />
30.9. – 30.11., IMMAGIS ART PHOTOGRAPHY, Blütenstr. 1, Opening: 30.9. 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers.<br />
FOTOAUSSTELLUNG IM SUB<br />
Cruising mit Charme<br />
FOTO: ALEXANDER DEEG<br />
„Lebt euer sexuelles Verlangen frei und<br />
lustvoll aus, habt Spaß daran und seid<br />
einfach so wie ihr seid!“ Das ist die Botschaft,<br />
die von der Safety-Aktionsgruppe<br />
(S’AG), dem Präventionsteam von Sub und<br />
Münchner Aids-Hilfe, im <strong>Oktober</strong> einmal<br />
mehr in die schwule Szene ausgesendet<br />
wird. Seit über einem Jahr arbeiten deren<br />
Ehrenamtliche an der neuen Ausstellung<br />
„Cruising – Männer*, die Sex mit Männern*<br />
haben“, für die Fotograf Alexander Deeg<br />
ganz unterschiedliche Männer aus der<br />
Community lustvoll und augenzwinkernd<br />
an verschiedenen Cruisingorten in Szene<br />
gesetzt hat. Eine Ausstellung, die nicht nur<br />
Spaß macht, sondern auch von Sexpositivität,<br />
schwulem Selbstbewusstsein und<br />
Body Neutrality erzählt. Nicht zuletzt wird<br />
klar: Bei Fragen zu Safer Sex informiert<br />
euch die S’AG, damit ihr euch beim<br />
Cruisen keine Gedanken darüber machen<br />
müsst. *bm<br />
16. – 30.10., Sub-Zentrum, Müllerstr. 14,<br />
www.facebook.com/<br />
safetyaktionsgruppe
Kultur 27<br />
GAYBOYS<br />
LIVE AM<br />
TELEFON<br />
RUF AN!<br />
NUR<br />
14<br />
Cent/ Min.<br />
LERNE HEISSE<br />
MÄNNER KENNEN<br />
0180 5 380 480*<br />
SD - 14 Cent/Min. aus d. deutschen Festnetz Mobilfunktarif max. 42 Cent/Min.<br />
FOTO: QFFM<br />
QUEER FILM FESTIVAL MÜNCHEN<br />
Kino trotz(t) Corona<br />
Vom 13. bis 17. <strong>Oktober</strong> findet das 6. Queer Film<br />
Festival München (QFFM) statt – so viel ist sicher,<br />
viel mehr allerdings auch nicht.<br />
Geschuldet ist die Situation, wie könnte es anders sein,<br />
der Corona-Lage, die genauere Planungen nicht zulässt.<br />
„Wir hoffen natürlich, dass so viel wie möglich vor Ort<br />
stattfinden kann“, so Bernadette Huber aus dem Orga-<br />
Team, „es wird aber in jedem Fall auch eine Auswahl an<br />
Filmen online zur Verfügung stehen.“ Inhaltlich wird<br />
wieder eine große Bandbreite geboten: Neben dem<br />
Langfilm-Hauptprogramm ist die „Midnight Madness“-<br />
Schiene mit einem Horror-Programm zu sehen, außerdem<br />
gibt es ein internationales und deutschsprachiges<br />
Kurzfilmprogramm sowie dokumentarische Beiträge.<br />
Die Corona-Unsicherheit hat auch zur Folge, dass noch<br />
kein detailliertes Rahmenprogramm feststeht. In diesem<br />
Jahr sind Filmgespräche unter anderem mit Queer Asia –<br />
einem asiatischen Kollektiv, das ein Kurzfilmprogramm<br />
kuratiert – und eine Diskussion zur Kampagne von<br />
#ActOut geplant. Was geht und was nicht, erfahrt ihr<br />
auf der Website des Filmfestivals. *bm<br />
13. – 17.10., www.qffm.de
28 ESSEN & TRINKEN<br />
FOTO: COCOPARISIENNE / PIXABAY / CO0<br />
GASTRO IM SPÄTSOMMER<br />
mit Heimathafen-Feeling<br />
Klar, München strahlt eh. Aber wenn der Spätsommer Einzug hält in unserer schönen Stadt, lässt es sich nochmal<br />
besonders gut hier aushalten. Alle, die jedoch schon von herbstlicher Melancholie gejagt werden, können in Münchens<br />
Gastro-Heimathäfen der Szene nochmal Energie und tanken. *jb<br />
KÖSTLICHE TRAUBEN IM WEINHEIM<br />
Schwabings Hochburg des guten<br />
Geschmacks ist nicht nur innerhalb der<br />
Szene definitiv das Weinheim. Andreas<br />
und Helmut, die seit 2018 das Weinheim<br />
gemeinsam betreuen, brennen für die<br />
Traube. So gibt es im Weinheim nicht nur<br />
feine Küche von Küchenchef Norman,<br />
sondern auch tolle und überraschende<br />
Weine, die das Weinheim in enger<br />
Zusammenarbeit mit Jungwinzern nach<br />
München holt.<br />
Das Weinheim / Bauerstraße 2 /<br />
Di - Do 17-23 Uhr, Fr u. Sa 17-0 Uhr<br />
COOL UND HAUSGEMACHT<br />
IM LADEN<br />
So minimalistisch der Name so clean zeigt<br />
sich auch das Lokal selber. Warum sollte<br />
es auch mit Effekthascherei auftrumpfen<br />
wollen, wenn das Essen im Laden schon so<br />
toll ist. Hausgemacht, unkompliziert und<br />
sympathisch zeigt sich das Angebot im<br />
Laden, vom Frühstück bis zur Tageskarte.<br />
Gerade bei unsicheren Wetterverhältnissen<br />
lässt es sich dort auch in den<br />
überdachten Schanigärten gut aushalten.<br />
Laden / Türkenstraße 37 / Mo - Fr 12-22<br />
Uhr, Sa u.So 9-22 Uhr /<br />
www.zumladen.de<br />
WUNDERBARE GASTLICHKEIT IM SCHILLER-BRÄU<br />
Authentisch-bayerische Wirtschaften, in denen man der Hektik der Stadt<br />
entfliehen kann, werden auch in München weniger. Zum Glück gibt es das<br />
Schiller-Bräu, das Kristina und Ninja Höfler mit Herz und Know-How betreiben. Zur<br />
innovativ-münchnerischen Küche gibt es auch einige tolle Events. Zum Beispiel<br />
wird Münchens Alt-OB Christian Ude am 18. <strong>September</strong> ins Schillerbräu, um ein<br />
Wiesnbier-Fass anzuzapfen.<br />
Schiller-Bräu / Schillerstraße 23 / Di - Sa 16-0 Uhr / www.schiller-braeu.de<br />
TERRASSE DELUXE IN DER KÜCHE IM KRAFTWERK<br />
Ein besonderes Schmuckstück der Münchner Gastro ist die Küche im Kraftwerk<br />
im KARE-Haupthaus. Das liegt zwar nicht gerade in Innenstadtnähe, aber das<br />
queer-freundliche Lokal lockt dafür umso mehr mit einer tollen Cuisine und einer<br />
Dachterrasse, die als schönste Terrasse Münchens ausgezeichnet wurde.<br />
Die Küche im Kraftwerk / Drygalski-Allee 25 / Mo - Fr 11-22 Uhr, Sa 10-22 Uhr /<br />
www.diekuecheimkraftwerk.de<br />
QUEERE SELIGKEIT AM HOLZPLATZ<br />
Dass das Gute oft so nah liegt, wusste schon Goethe. Und auch gerade im<br />
Glockenbachviertel stimmt der Sinnspruch. Zeit also, mit dem Holzplatz einem der<br />
Knotenpunkte des Viertels einen Besuch abzustatten. Egal ob leckere Kuchen und<br />
guter Kaffee im Café Tabula Rasa oder ehrliche Burger im bunten Schanigarten des<br />
München ’72: Man verliebt sich sofort wieder neu ins Viertel und kann dabei auch<br />
noch einen Blick auf die berühmteste Klappe der Bundesrepublik werfen, die mit<br />
Porträts von Fassbinder und Mercury toll gestaltet wurde.<br />
Café Tabula Rasa / Holzstraße 18 / Di - Fr 10-22 Uhr, Sa 10-19 Uhr /<br />
www.cafetabularasa.de<br />
München 72 / Holzstraße 16 / Di - Fr 17-0 Uhr, Sa 10-0 Uhr, So 10-23 Uhr /<br />
www.muenchen72.de/
Rund um die Uhr offen!<br />
– das ganze Jahr –<br />
Wir haben ein riesiges Warensortiment<br />
Getränke, Spirituosen, Weine, Sekt, Champagner, Bierauswahl aus 300 versch. Sorten aus aller Welt,<br />
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die Uhr warme Snacks und Speisen, Zigaretten, Tabakwaren, Tabakzubehör, sämtliche Telefonkarten,<br />
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Direkt an der Isar!<br />
Fraunhoferstr. 46 • 80469 München • Tel.: 089/201 52 97 • www.kiosk-muenchen.de
Goethestr.<br />
ODEONSPLATZ<br />
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30 Stadtplan<br />
CityGuide<br />
10<br />
Elisenstr.<br />
Ottostr.<br />
Maximilianspl.<br />
36<br />
APOTHEKEN<br />
1. Isartor Apotheke,<br />
Isartorplatz 6, (089) 2199290,<br />
www.isartor-apotheke.de<br />
2. Regenbogen Apotheke,<br />
Sonnenstr. 33, (089) 593659,<br />
www.hieristsgesund.de<br />
3. Wittelsbacher Apotheke,<br />
Lindwurmstr. 97, (089) 537844,<br />
www.wittelsbacher-apotheke.de<br />
ÄRZTE<br />
4. Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />
(Allgemein-, Männer- und<br />
Innere Medizin, Infektiologie),<br />
Dr. Werner Becker, Dr. Ramona<br />
Pauli, Dr. Marcel Lee,<br />
Isartorplatz 6, (089) 229216,<br />
www.isarpraxis.de<br />
5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />
Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />
www.timobachmann.de<br />
• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />
Infektiologie),<br />
Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />
www.infektiologie-schwabing.de<br />
• Wolf Schuck (Facharzt für<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde),<br />
Nymphenburger<br />
Str. 154, (089) 595131,<br />
www.hno-wolf-schuck.de<br />
PARTY<br />
8. Garry Klein,<br />
Sonnenstr. 8<br />
• Klosterklub,<br />
Lindwurmstr. 122<br />
9. Ksar Barclub,<br />
Müllerstr. 31<br />
10. NY.C,<br />
Elisenstr. 3<br />
SHOPPING<br />
11. Bruno´s, GayLifeStyle,<br />
Thalkirchner Str. 4<br />
• Beschattungen München,<br />
Waldeckstr. 24<br />
12. Optik Vogel e.K., Optik,<br />
Sonnenstr. 32<br />
13. Reithofer Fachmarkt,<br />
Elektrofachmarkt,<br />
Reichenbachstr. 31<br />
Mo.-Fr. 9-18 Uhr,<br />
Sa. 10-14 Uhr<br />
www.reithofer.de<br />
14. Rosa-Reisen,<br />
Hans-Sachs-Str. 22<br />
15. Team7,<br />
Herzogspitalstr. 3<br />
BEAUTY<br />
16. Massage Munich<br />
Steffen Robak,<br />
Studio Tal 30, 0175 6175255,<br />
www.massage-munich.com<br />
MÜNCHEN HBF S<br />
Häberlstr.<br />
Bayerstr.<br />
SZENE<br />
17. Buddy, Corneliusstr. 32<br />
18. CAMP, Bar, Reisingerstr.15<br />
19. Deutsche Eiche, GaySauna,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
• Duplexx, Theresienstr. 130<br />
20. Diburnium,<br />
Thalkirchner Str. 5<br />
O7, 20 (Quadrate), Mannheim<br />
www.galileo-sauna.de<br />
3<br />
Schwanthalerstr.<br />
45<br />
23<br />
Schillerstr.<br />
U GOETHEPLATZ<br />
Landwehrstr.<br />
Pettenkofferstr.<br />
Nußbaumstr.<br />
Waltherstr.<br />
35<br />
Lindwurmst.<br />
34<br />
8<br />
Resingerstr.<br />
Karlspl.<br />
U S KARLSPLATZ (STACHUS)<br />
18<br />
Sonnenstr.<br />
12<br />
Thalkirchner Str.<br />
Herzog-Wilhelm-Str.<br />
• Erotixx, Poccistr. 2 und<br />
Rosenheimer Str. 81<br />
• Herrensauna am Hauptbahnhof,<br />
Dachauerstraße 9a<br />
• Schwabinger Mensauna,<br />
GaySauna, Düsseldorfer Str. 7<br />
22. Spexter Erotic-Store,<br />
Müllerstr. 54<br />
• UnderGround des MLC,<br />
Machtlfingerstr. 28<br />
UNTERKUNFT<br />
19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
23. Hotel Brunnenhof,<br />
Schillerstr. 36,<br />
www.brunnenhof.de<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
24. Café im Sub,<br />
Müllerstr. 14<br />
19. Deutsche Eiche,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
25. Edelheiss Bar,<br />
Pestalozzistr. 6<br />
Pestalozzistr.<br />
26. Eiscafé Eismeer,<br />
Pestalozzistr. 21<br />
27. Jenny was a friend of mine,<br />
Holzstr. 14<br />
28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />
Fraunhoferstr. 46<br />
2<br />
29. Kraftwerk,<br />
Thalkirchnerstr. 4<br />
30. Moro Restaurant,<br />
Müllerstr. 30<br />
31. NiL,<br />
Hans-Sachs-Str. 2<br />
• Prosecco,<br />
Theklastr. 4,<br />
www.prosecco-munich.de<br />
• Self Bar/Restaurant,<br />
Schäftlarnstr. 62,<br />
www.self-bar.de<br />
Neuhauser Str.<br />
Damenstiftstr.<br />
U SENDLINGER TOR<br />
11 29 22<br />
25<br />
20<br />
89<br />
26<br />
27<br />
15<br />
47<br />
Blumenstr.<br />
Müllerstr.<br />
Maxburgstr.<br />
Hans-Sachs-Str.<br />
Oberanger<br />
Unter Anger<br />
43<br />
30<br />
4246<br />
9<br />
31<br />
39<br />
14<br />
Färbergraben<br />
Blumenstr.<br />
MARIENPLATZ U S<br />
Rindermarkt<br />
40<br />
24<br />
41<br />
3948<br />
Müllerstr.<br />
Fraunhoferstr.<br />
Corneliusstr.<br />
Klenzestr.<br />
FRAUENHOFERST. U<br />
KULTUR<br />
33. Bayerische Staatsoper,<br />
Max-Joseph-Platz 2,<br />
www.bayerische-staatsoper.de<br />
Erhardtstr.<br />
34. City Filmtheater, Kino,<br />
Sonnenstr. 12,<br />
www.city-kinos.de<br />
35. Deutsches Theater,<br />
Schwanthalerstr. 13,<br />
www.deutsches-theater.de<br />
• Gasteig (Philharmonie),<br />
Rosenheimer Str. 5,<br />
www.gasteig.de<br />
• GOP Varieté-Theater,<br />
Maximilianstr. 47,<br />
www.variete.de<br />
• Kultur im Schlachthof,<br />
Zenettistr. 9,<br />
www.im-schlachthof.de<br />
36. Kunsthalle München,<br />
heatinerstr. 8<br />
• Lenbachhaus -<br />
Städtische Galerie,<br />
Luisenstr. 33,<br />
www.lenbachhaus.de<br />
• Museum Brandhorst,<br />
Theresienstr. 35a<br />
37. Münchner Kammerspiele,<br />
Maximilianstr. 26-28,<br />
www.muenchnerkammerspiele.de<br />
• Münchner<br />
Philharmoniker,<br />
Rosenheimer Str. 5<br />
• Münchner Volkstheater,<br />
Brienner Str. 50,<br />
www.muenchnervolkstheater.de<br />
38. Staatstheater am<br />
Gärtnerplatz,<br />
Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />
www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />
• Tierpark Hellabrun,<br />
Tierparkstr. 20<br />
Gärtnerplatz<br />
38<br />
Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />
28<br />
13<br />
RAT & TAT<br />
• Caritas Ambulanter Hospiz<br />
ienst, Queer-Sprechstunde,<br />
jeden 1. Montag im Monat,<br />
ASZ Isarvorstadt,<br />
Hans-Sachs-Str. 14,<br />
caritas-hospizdienst@<br />
barmherzige-muenchen.de<br />
19<br />
Frauenstr.<br />
Rumfordstr.<br />
Buttermelcherstr.<br />
17<br />
Baaderstr.<br />
Reichenbachbrücke<br />
ISAR<br />
33<br />
Maximilianstr.<br />
16<br />
Tal<br />
Steindorfstr.<br />
Corneliusbrücke<br />
5<br />
39. Diversity Jugendzentrum,<br />
Blumenstr. 11,<br />
www.diversity-muenchen.de<br />
40. Gay Outdoor Club<br />
München e.V.,<br />
Sportverein,<br />
Müllerstr. 14,<br />
www.gocmuenchen.de<br />
• Isarhechte e.V.,<br />
Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />
www.isarhechte.de<br />
41. Koordinierungsstelle zur<br />
Gleichstellung von LGBTI*,<br />
Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstraße)<br />
42. LeTRa,<br />
Blumenstr. 29,<br />
www.letra.de<br />
43. Marikas Beratungsstelle für<br />
anschaffende junge Männer,<br />
Dreimühlenstr. 1,<br />
www.marikas.de<br />
44. Münchner Aids-Hilfe,<br />
Lindwurmstr. 71,<br />
www.aidshilfe-muenchen.de<br />
45. Münchner Regenbogen-<br />
Stiftung, Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstr.)<br />
46. Rechtsanwälte Schuster<br />
& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />
(Fußgängerzone),<br />
(089) 23888930,<br />
www.ra-srk.de<br />
• Regenbogenfamilien,<br />
Fach- und Beratungsstelle,<br />
Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />
www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />
47. Sub e.V.,<br />
Müllerstr. 14,<br />
info@subonline.org<br />
48. Team München, Sportverein,<br />
Rumfordstr. 39<br />
www.teammuenchen.de<br />
• TransMann e.V.,<br />
Parzivalstr. 41,<br />
www.transmann.de<br />
37<br />
Isartorpl.<br />
ISARTOR S<br />
49<br />
1<br />
4
31<br />
SCHUSTER & RIEDL<br />
Rechtsanwälte München<br />
Tätigkeitsschwerpunkte (Auswahl):<br />
• Familienrecht / Lebenspartnerschaftsrecht<br />
• Erbrecht<br />
• Gesellschaftsrecht<br />
• Vertragsrecht<br />
• Arbeitsrecht<br />
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• Verkehrsrecht<br />
• Miet- und Pachtrecht • Strafrecht<br />
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32 Style<br />
NACHGEFRAGT<br />
GEORGIJ MAERKI<br />
„… russische Knödel …“<br />
Aufmerksam wurden wir auf<br />
den trainierten Burschen<br />
durch eine Modestrecke von kust.<br />
Georgij Maerki ist aber mehr als<br />
„nur“ ein Model. Wir chatteten mit<br />
dem Balletttänzer.<br />
Uns wurde gesagt, dass du gerne<br />
kochst und sogar als Koch arbeitest.<br />
Hast du ein Lieblingsessen?<br />
Nicht wirklich ein Lieblingsessen, aber wenn<br />
ich mich für etwas entscheiden würde, wäre<br />
es ein Gericht, das viele Emotionen und<br />
Erinnerungen in mir auslöst. Es wären wahrscheinlich<br />
die hausgemachten Pelmeni von<br />
meiner Mutter. Pelmeni ist ein traditioneller<br />
russischer Knödel mit Fleischfüllung.<br />
Wie oft gehst du als Tänzer in der<br />
Woche zum Sport?<br />
Früher habe ich jeden Tag trainiert, als ich<br />
eine Tanzkarriere anstrebte. Jetzt tanze<br />
ich, wenn es die Zeit erlaubt, was leider<br />
ziemlich selten vorkommt, weil ich als Koch<br />
arbeite und es lange dauert.<br />
Wie kamst du zu kust.?<br />
Freunde von mir, die bereits mit dem Label<br />
zusammengearbeitet haben, haben mich<br />
empfohlen. Und anscheinend hat kust.<br />
etwas in mir gesehen, das auch mir sehr<br />
gefällt.<br />
Was magst du an dieser Marke am<br />
meisten?<br />
Ich liebe die Marke und wenn ich ehrlich<br />
bin, gefällt mir all das am besten, was<br />
Jakub, der Gründer von kust., macht. Jakub<br />
ist mit viel Leidenschaft dabei und das<br />
gefällt mir sehr. Er macht es nicht wegen<br />
des Geldes, sondern weil es ihm wirklich<br />
Freude bereitet! Und mir macht es sehr viel<br />
Spaß mit ihm zu arbeiten – ich habe immer<br />
Lust auf ein Fotoshooting.<br />
FOTO: WWW.KUST.COM<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
ÜBER DAS LABEL<br />
Handgemachte und nachhaltig in Europa<br />
gefertigte Bekleidung, die gibt es dank<br />
kust. nun auch aus unserem Nachbarland<br />
Polen. Inspiriert sei diese klassische<br />
Mode für den Mann* von der Heimatstadt<br />
des Label-Chefs, vom schönen<br />
Ostseebad Sopot. 2017 ging es los mit<br />
der Unterwäschemarke, die wahrlich eine<br />
sexy Optik als Bildsprache gewählt hat.<br />
Alles purer Zucker fürs Auge! Und alles<br />
ein bisschen RETRO ... Zudem eine gute<br />
Motivation, wieder mehr Sport zu machen,<br />
denn eins ist sicher: Diese trainierten<br />
Models leben nicht von Chips, Bratwurst,<br />
Schokolade und Kuchen. Und wenn doch,<br />
dann machen sie eben genug Sport, um<br />
diesen Genuss auszugleichen. Trotzdem<br />
gilt: Jeder Körper ist schön, nur wohlfühlen<br />
musst du dich. *rä<br />
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Lust auf frische Luft? Mit der neuen Lifestyle- und<br />
Active-Kollektion von Tchibo steht dem Outdoor-<br />
Erlebnis nichts mehr im Wege.<br />
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auf die nächste Wandertour. Für ein ausgewogenes<br />
Körperklima und – dank eines 50%igen Merinowollanteils<br />
– eine natürliche Geruchsminderung sorgt ein<br />
Funktionsshirt in Grau oder Dunkelgrau. Dazu eine<br />
wasserund<br />
windabweisende Outdoorhose – und das<br />
Wetter ist kein Grund mehr, den geplanten<br />
Ausflug zu verschieben.<br />
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media/gewinne
34 STYLE<br />
SALONE DEL<br />
MOBILE.MILANO <strong>2021</strong><br />
Mailänder Möbelmesse ist zurück<br />
FOTOS: SALONE DEL MOBILE.MILANO / ALESSANDRO RUSSOTTI<br />
Wie wichtig das Wohlbefinden<br />
in den eigenen vier Wänden ist,<br />
haben die letzen 18 Monate<br />
eindrucksvoll unter Beweis<br />
gestellt.<br />
Dementsprechend sollte die Inneneinrichtung<br />
stimmen. Nachdem wir letztes<br />
Jahr auf die weltweit größte Möbelmesse<br />
verzichten mussten, ist der Mailänder<br />
Salone del Mobile zurück. Vom 5. bis 10.<br />
<strong>September</strong> hat die Messe ihre Pforten für<br />
alle Besucher geöffnet.<br />
Dabei hat der Salone in seiner 60.<br />
Ausgabe erstmals alle Produktkategorien<br />
unter einem Dach. Von der Möbelausstellung<br />
über Workplace-, Küchen- und<br />
Badezimmer-Innovationen über die<br />
Lichtausstellung Euroluce oder die<br />
Wohnaccessoires-Ausstellung— an der<br />
Mailänder Möbelmesse kommt kein<br />
Interior-Liebhaber vorbei.<br />
Salone del Mobile.Milano <strong>2021</strong>,<br />
5. - 10.9.<strong>2021</strong>, Fiera Milano, Strada<br />
Statale del Sempione, Rho-Milano,<br />
ww.salonemilano.it
www.männer.media<br />
immer aktuell<br />
informiert
Gesundheit<br />
INTERVIEW<br />
FATFIGHTER_IN:<br />
Mäks Roßmöller über Coronabäuche<br />
und sexuelles Kapital<br />
FOTO: JUNO ROSENHAUS<br />
Die Pandemie macht wieder<br />
Sommerpause. Natürlich<br />
nicht der Virus selbst, aber die<br />
Menschen atmen durch und hoffen,<br />
dass alles vorbei ist. Unkenruf: ist es<br />
nicht. Der nächste Winter kommt.<br />
Also lieber vorbereiten und die Zeit<br />
nutzen, mit sich selbst ins Reine zu<br />
kommen. Ein Gespräch über Glückshormone,<br />
Genuss und Körperfett.<br />
Warum leidet Mensch darunter, zum<br />
Beispiel „fett“ zu sein?<br />
Wichtig ist es zu verstehen, dass die Sicht<br />
auf den eigenen Körper ganz viel damit<br />
zu tun hat, wieviel sexuelles Kapital ich<br />
habe. Ich glaube, dass das in der Schwulenszene<br />
besonders verbreitet ist, weil<br />
Homosexualität bis 1969 komplett und<br />
bis 1994 noch teilweise kriminalisiert war<br />
unter dem Paragrafen 175. Die Befreiung<br />
aus dieser Unterdrückung macht Sexualität<br />
von schwulen Männern immer ein<br />
Stück weit politisch. Das ist glaube ich<br />
einer der Gründe, warum sie – und auch<br />
zu Recht – einen so großen Stellenwert<br />
hat. Unter den gängigen Schönheits- und<br />
Liebesnormen wird dieses sexuelle Kapital<br />
aber weniger, wenn der Körper mehr<br />
wird. Deswegen ist es total wichtig, sich<br />
selber mit der Frage zu beschäftigen, wie<br />
es mir mit und in meinem Körper geht,<br />
wenn Attraktivität nicht im Mittelpunkt<br />
steht.<br />
Kannst Du das erläutern?<br />
Die Frage, die mensch sich stellt, wenn<br />
er darüber nachdenkt, wie es ihm in<br />
seinem Körper geht ist die, ob mensch<br />
sich schön findet. Ich bin aktivistisch<br />
unterwegs, um Wege zu zeigen, wie du<br />
dich mit einer Wertschätzung im eigenen<br />
Körper verankern kannst, die unabhängiger<br />
davon ist, ob du dich oder ob andere dich<br />
attraktiv finden. Denn nur weil wer weiße,<br />
ableisierte und dünne Schönheitsnormen<br />
ablehnt, heißt das nicht dass wer sich im<br />
eigenen Körper wohl fühlt.<br />
Wie gehst du vor?<br />
Einerseits biete ich Körperkurse namens<br />
„Fettgewebe begegnen“ an, in denen<br />
ich meine Favorite Fat Facts teile<br />
und Fettgewebe ins Spüren bringe.<br />
Andererseits arbeite ich therapeutisch mit<br />
Einzelpersonen, z.B. im Format „Reclaim<br />
your Body_Fat“. Es beinhaltet 10 Sessions<br />
um eine wertschöpfende Beziehung zu<br />
dem eigenen Körper und Fettgewebe zu<br />
etablieren. Unabhängig vom konkreten<br />
Beispiel Coronabauch oder hochgewichtigen<br />
Menschen ist diese Arbeit eigentlich<br />
für jede*n Menschen geboten, weil wir alle<br />
älter werden.
Was meinst du?<br />
Über die Jahre verlieren wir alle unser<br />
sexuelles Kapital Stück für Stück. Das ist<br />
einfach ein Fakt, da Schönheitsnormen<br />
so stark an Jugend geknüpft sind. Ich<br />
habe schon oft von älteren schwulen<br />
Männern gehört, „früher war ich sexy, alle<br />
wollten mich und jetzt bin ich plötzlich<br />
unsichtbar“. Besonders wenn du daran<br />
gewöhnt bist diese Aufmerksamkeit zu<br />
bekommen und sie dann wegfällt und du<br />
das an diesem oder jenem Körperbereich<br />
fest machst, ist es enorm schwierig,<br />
diese eben beschriebene Beziehung<br />
aufzubauen.<br />
Kannst du es trotzdem versuchen,<br />
uns plastischer zu erklären?<br />
Es geht um folgende Fragen: Was macht<br />
es mit mir, meinen Körper außerhalb<br />
von Sexualität zu spüren? Wann und wie<br />
berühre ich ihn?<br />
Woran merke ich, was er braucht? Was<br />
wäre anders, wenn mein Körper mir ein<br />
zuhause ist? Wie wäre unsere Beziehung,<br />
wenn ich meinen Körper und mich<br />
nicht als von einander getrennt denke?<br />
Oft fühlt es sich so an, als gäbe es da<br />
meinen Körper und dann gibt es diese<br />
Fettschicht drumherum. Und die gehört<br />
nicht so richtig zu mir. Was natürlich<br />
überhaupt nicht wahr ist. In meinen<br />
Fettgewebs-Workshops geht es zum<br />
Beispiel explizit darum, sich wirkliches<br />
Wissen darüber anzueignen, was dieses<br />
Gewebe alles für mich macht und wie es<br />
aufgebaut ist. Im nächsten Schritt dann<br />
darum, dass man sich damit verbindet,<br />
es integriert als Teil des Körpers.<br />
Warum schwankt denn bei<br />
so vielen der Fettanteil im<br />
Körper? Warum besonders in der<br />
Pandemie?<br />
Oft wird vergessen, dass das Fett – ob<br />
mehr oder weniger davon gerade<br />
vorhanden ist – nicht ohne Grund<br />
da ist. Um das zu regulieren, werden<br />
Kalorien gezählt, die rein gehen und die<br />
rausgehen, dann wird ein Strich drunter<br />
gemacht und das Ergebnis entscheidet,<br />
ob ich zu- oder abnehme. Das ist in<br />
dieser unterkomplexen Form überhaupt<br />
nicht angemessen. Der Fettstoffwechsel<br />
hat zum Beispiel ganz viel mit unserem<br />
Hormonsystem zu tun und Stress spielt<br />
dabei eine riesige Rolle. Und damit<br />
kommen wir zur Pandemie: Die bedeutet<br />
Stress für den Körper, weil wir uns oft<br />
und lange Zeit im Angstmodus befinden.<br />
Vielleicht noch verstärkt, weil wir einsam<br />
und mit diesen Ängsten alleine sind. In<br />
diesem Angstmodus versucht der Körper<br />
unser Überleben zu sichern. Er wird<br />
sparsamer und lagert ein bisschen mehr<br />
ein. Und eigentlich würde sich das auch<br />
wieder geben, wenn die Angst nachlässt.<br />
Aber?<br />
Wenn jetzt, in dieser Situation angefangen<br />
wird, Diäten zu machen, bedeutet<br />
das für den Körper wieder Stress.<br />
Der führt wieder zur Anlagerung von<br />
Überlebensreserven.<br />
Der Jo-Jo-Effekt? Entschuldige<br />
den Frauenmagazin-Jargon.<br />
(Lacht) Genau. Mit der Bewegung ist es<br />
übrigens das Gleiche. Bewegung wird<br />
mit Abnehmen und Dünnwerden gleichgesetzt.<br />
Und durch diese Verknüpfung<br />
wird etwas, das eigentlich ein Quell von<br />
Freude sein und hormonell Glücksgefühle<br />
auslösen sollte, zu einem Mittel<br />
zum Zweck. Zu einer Art Zwang, der<br />
keinen Spaß mehr macht und der dann<br />
auch wegen der unheimlichen Überwindungskraft,<br />
die es braucht, gegen diesen<br />
Zwang anzukommen, irgendwann sein<br />
gelassen wird. Und was passiert dann?<br />
Du bist gestresst, frustriert und „frisst“<br />
vielleicht diesen Frust im wahrsten<br />
Sinne in dich rein, was danach zu einer<br />
weiteren Frustration führt so nach dem<br />
Schema „was bin ich eigentlich für eine<br />
Gierlappen“.<br />
Es ist ein<br />
Geburtsrecht des<br />
Menschen, Aufmerksamkeit<br />
und Liebe zu<br />
bekommen.<br />
Und wie verhindere ich diese<br />
Abläufe?<br />
In den zehn Sessions ist das ein großer<br />
Themenbereich. Was brauche ich wirklich?<br />
Woher weiß ich eigentlich, dass ich<br />
essen will? Woher weiß ich eigentlich,<br />
dass ich Bewegung brauche? Woher<br />
weiß ich, dass ich Schlaf brauche? Eine<br />
Spürnase für diese körperlichen Signale<br />
zu trainieren.<br />
Helfen da nicht die Fitness-Smart-<br />
Gadgets ganz gut?<br />
Nee. Im Gegenteil. Die Dinger führen<br />
letztendlich dazu, dass du weniger von<br />
deinem Körper wahrnimmst und mehr<br />
wahrnimmst, was da auf einem Display<br />
steht. Wenn du dich selbst erfahrbar<br />
machst, dann merkst du viel besser, was<br />
du, was dein Körper braucht. Das kann<br />
dann manchmal die Schokolade sein,<br />
aber es kommt in meinen Kursen immer<br />
wieder zu der Erkenntnis, dass ihnen<br />
das gar nicht so gut schmeckt, wie sie<br />
immer dachten. Weil sie vielleicht immer<br />
hungrig und unterzuckert dazu gegriffen<br />
Gesundheit<br />
haben. Wie gesagt. Es ist ein Spürnasentraining.<br />
Letztendlich geht es darum, die<br />
Handlungsmöglichkeiten der Menschen<br />
zu erhöhen, um sich selber mit dem was<br />
und wie sind, okay zu fühlen. Auf dem<br />
Weg dahin geht es gar nicht so sehr um<br />
die Sessions selber, sondern die Zeit<br />
dazwischen. Was verändert sich konkret,<br />
was ist wirksam für mich und meinen<br />
Körper und wie bekomme ich es hin,<br />
diese Trennung aufzuheben.<br />
Ich danke dir! Hast du noch ein<br />
Schlusswort für uns?<br />
Ja. Es gibt einen Dreiklang, den ich sehr<br />
spannend finde: „Ich bin attraktiv“, „ich<br />
werde begehrt“ und „ich bin liebenswert“.<br />
Es ist glaube ich ein Geburtsrecht des<br />
Menschen Aufmerksamkeit und Liebe<br />
zu bekommen. Das bedeutet, dass die<br />
Aussortierung nach Attraktivität im<br />
Widerspruch zu diesem Geburtsrecht<br />
steht. Im Widerspruch dazu geliebt zu<br />
werden und zu lieben. Da bekommt<br />
die Arbeit am Körper eine politische<br />
Dimension. Es wird meiner Erfahrung<br />
nach viel schwerer, andere Körper und<br />
Menschen abzuwerten, wenn du anders<br />
mit deinem eigenen Körper im Bezug<br />
bist. Das heißt nicht, dass du dich in alle<br />
verlieben musst: das wäre Quatsch. Aber:<br />
Es eröffnet dir Wege, auf respektvolle<br />
Art und Weise, die eigene Angst vor<br />
dem Verlust von sexuellen Kapital<br />
nicht darüber auszutarieren, indem du<br />
andere Menschen abwertest. Und das<br />
ist glaube ich auch eine Pflicht, gerade<br />
innerhalb einer marginalisierten Gruppe,<br />
aber auch grundsätzlich: dass wir uns<br />
mit Wertschätzungen, Zärtlichkeit und<br />
Freundlichkeit begegnen.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
INFO<br />
Mäks’ Pronomen<br />
Ber ist ein nichtbinäres Pronomen,<br />
das an eine fette queere Männlichkeit<br />
referiert, angelehnt an die schwule<br />
Bärenszene. An tätigkeitsbezogene<br />
Substantive wird ‚_in‘ angehängt, wie<br />
zum Beispiel bei Autor_in.<br />
Die damit einhergehende sprachliche<br />
Irritation und zärtliche Verstörung der<br />
Zweigeschlechtlichkeit ist ausdrücklich<br />
erwünscht.<br />
Alle Angebote sind in Berlin<br />
(Ostkreuz) oder online möglich. Mehr<br />
Infos über systemische Therapie/<br />
Beratung, Workshops und Fortbildungen<br />
hier: www.maeks.me
Gesundheit<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
PSYCHE UND DRUMRUM<br />
Wie belastend ist HIV heute noch?<br />
Als HIV vor 40 Jahren das erste Mal<br />
benannt wurde, konnte die Diagnose<br />
als sicheres Todesurteil gelten. Heute ist<br />
die Erkrankung eine gut behandelbare<br />
chronische Virus-Infektion geworden, bei<br />
der in der Regel eine Tabletteneinnahme<br />
pro Tag für eine robuste Virus-Kontrolle<br />
ausreicht. Aber reicht der medizinische<br />
Fortschritt aus, um die Infektion heute<br />
nicht mehr als Belastung zu empfinden?<br />
Was ist mit Stigmatisierung, Angst vor<br />
dem Alter und Depression? Wir haben mit<br />
Dr. Christian Perro, Facharzt für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie in Hamburg-<br />
Eppendorf, gesprochen, mit welchen Problemen<br />
Menschen mit HIV zu ihm kommen,<br />
was die Gründe für die Probleme sind und<br />
was er empfiehlt, um mit HIV psychisch<br />
gut zu leben.<br />
Sie betreuen Menschen mit HIV. Mit<br />
welchen Problemen kommen diese<br />
zu Ihnen und wie unterscheiden sich<br />
diese von denen anderer Klienten in<br />
Ihrer Praxis?<br />
Wegen der Diagnose HIV alleine kommt<br />
heute eigentlich kaum mehr jemand in<br />
die Praxis. Kommt es zu einer heftigen<br />
psychischen Reaktion auf die Erstdiagnose,<br />
wenn das Ergebnis mitgeteilt wird, wird dies<br />
meistens von den Schwerpunktpraxen und<br />
Beratungsstellen wie Aidshilfen oder hier<br />
in Hamburg Hein & Fiete abgefangen. Hier<br />
in der Praxis treffen wir auf Menschen, die<br />
eher ausgeprägte, anhaltende Symptome<br />
zeigen, primär Angststörungen und Depressionen.<br />
Unterschiede gibt es insofern als es<br />
sich meist um männliche Patienten im Alter<br />
Ende 20 bis Mitte 40 handelt.<br />
Menschen mit HIV scheinen häufiger<br />
unter Depressionen zu leiden. Was<br />
sind die Ursachen? Ein veränderter<br />
Stoffwechsel durch Virus oder<br />
Therapie? Eigenes Erleben der<br />
Erkrankung oder vielleicht Erfahrungen<br />
mit der Umwelt?<br />
In der Regel sind die Ursachen vielfältig,<br />
nach wie vor lässt sich die genaue Ursache<br />
einer Depression nicht bestimmen.<br />
Neuere Studien gibt es kaum. Bezüglich<br />
der Angstsymptomatik handelt es sich<br />
meist um eine Stressreaktion. Statistisch<br />
gesehen haben MSM (A. d. R.: Männer, die<br />
Sex mit Männern haben, Bisexuelle und<br />
Schwule) grundsätzlich ein höheres Risiko,<br />
psychisch zu erkranken, also Depressionen<br />
zu entwickeln. Wir gehen davon aus, dass<br />
das Risiko bei HIV-Positiven, psychisch zu<br />
erkranken, etwa doppelt so hoch ist wie bei<br />
Menschen ohne HIV.<br />
Die Gründe sind vielfältig: Stresssituationen<br />
jeder Art, Soziale Isolation, belastendes<br />
Umfeld aber wohl auch eine genetische<br />
Verletzlichkeit spielt eine Rolle. Was ich<br />
immer wieder erlebe in der Praxis ist, dass<br />
die HIV-Erkrankung vordergründig erst<br />
einmal gar keine Rolle für den Besuch der<br />
Praxis zu spielen scheint. Man muss das<br />
oft erfragen oder es stellt sich im Zusammenhang<br />
mit anderen Fragen heraus. Es ist<br />
nicht das erste, was Patienten sagen, aber<br />
unterbewusst spielt es doch häufig eine<br />
große Rolle. Die Leute ziehen sich mehr<br />
zurück, sie haben größere Ängste in der<br />
Partnerwahl, Angst vor Zurückweisung oder<br />
eine Scheu Sex zu haben, eine Beziehung<br />
aufzubauen. Davon etwas abgrenzen<br />
würde ich die Angststörungen. Ich erlebe<br />
bei den Betroffenen, dass Angst- und<br />
Panikattacken als Ausdruck einer Stressreaktion<br />
auftreten, oder dass sie durch<br />
HIV bis ins Depressive abgleiten. HIV bleibt<br />
einfach eine einschneidende Lebensveränderung<br />
- egal wie gut es heute therapierbar<br />
ist. Wenn das dann zum Beispiel auch mit<br />
beruflichen Faktoren korreliert, dann wird<br />
das eine Stressreaktion, die Panik auslösen<br />
kann.<br />
Was empfehlen Sie Menschen mit<br />
HIV, um mit dem Virus psychisch<br />
möglichst unbelastet zu leben?<br />
Eigentlich die Klassiker eines gesunden<br />
Lebensstils, einer guten Work-Live-Balance,<br />
wie man heute so schön sagt: Ein gutes<br />
soziales Netzwerk, Bewegung, gesunde<br />
Ernährung und ein aktiver Umgang mit der<br />
Infektion sind hilfreich. Also nicht so tun, als<br />
würde sich nichts ändern, als wäre nichts.<br />
Grundsätzlicher Risikofaktoren wie unregelmäßigem<br />
Schlafverhalten und regelmäßigem<br />
Alkohol- und Drogengebrauch sollte<br />
man sich bewusst sein. Und wenn man<br />
wirklich einmal in eine Krise gerät, sich auch<br />
nicht scheuen, eine Form der Behandlung<br />
aufzunehmen. Darüber reden hilft in den<br />
meisten Fällen – und ggf. können auch<br />
kurzfristig Medikamente hilfreich sein.<br />
*Interview: Christian Knuth
DE-HIV-2020-09-0034 | Agenturfoto. Mit Model gestellt.
E-Life<br />
PARTNERSCHAFT<br />
Digitalisierung des<br />
FLIRTS<br />
FOTO: JOHAN MOUCHET / UNSPLASH / CC0<br />
Online-Flirten und Sexting waren<br />
noch nie so in Mode wie in<br />
Zeiten der Corona-Pandemie.<br />
Virtuelle Datingplattfomen<br />
sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.<br />
Alleine bei ROMEO tummeln<br />
sich über zwei Millionen Paarungswillige<br />
regelmäßig und auch „Sexting“ wird<br />
vor allem bei jungen Menschen immer<br />
beliebter. Zeit, sich den „Yeahs“ und den<br />
„No-Nos“ des Online-Datings zu widmen.<br />
Was ist erlaubt und was geht gar nicht?<br />
Torsos, Torsos, wohin das Auge reicht<br />
Dein Profilbild ist das Erste, was andere<br />
User von dir zu sehen bekommen. Dein<br />
Aushängeschild quasi. Daher lohnt es<br />
sich, genau zu überlegen, wie du dich<br />
vorstellen willst. Viele User setzen auf<br />
den gesichtslosen Torso samt Sixpack<br />
und angespannten Oberarmen. Das kann<br />
dich um kurz nach Mitternacht und auf<br />
der Suche nach einem schnellen Date<br />
schon sehr weit bringen. Bist du aber an<br />
mehr als nur Sex interessiert, solltest du<br />
in jedem Fall folgende Regeln beachten:<br />
1. Gesicht zeigen. Verschwommene<br />
Aufnahmen aus zwanzig Meter Entfernung<br />
und Profilfotos mit Sonnenbrille<br />
lassen schnell die Frage aufkommen:<br />
„Was hat der zu verbergen?“ Und nicht<br />
vergessen: Immer recht freundlich,<br />
denn nichts ist sexyer als ein schönes<br />
Lächeln. 2. It’s all about you. So sehr du<br />
deine beste Freundin liebst, auf deinem<br />
Datingprofil hat sie nichts verloren. 3.<br />
Gib dir ein bisschen Mühe. Achte auf<br />
den Hintergrund, richte deine Haare und<br />
sorge für vernünftiges Licht. Auf einem<br />
JOEL DE VRIEND / UNSPLASH / CC0<br />
echten Date tauchst du ja auch nicht in<br />
Sweatpants und T-Shirt auf (es sei denn,<br />
das ist dein Fetisch).<br />
JA, NEIN, VIELLEICHT<br />
Besonders Grindr, aber auch Tinder<br />
und andere Apps, dienen heute viel<br />
mehr der Suche nach Mr. Right Now als<br />
nach Prince Charming, mit dem wir in<br />
den Sonnenuntergang reiten. Unsere<br />
Gesellschaft als Ganzes ist sexpositiver<br />
geworden und Slutshaming gar kein<br />
oder kaum noch ein Thema. Gut so. Und<br />
deshalb brauchst du auch gar nicht lange<br />
um den heißen Brei herumreden, wenn<br />
es dir nur um das Eine geht. Wer mit<br />
der Tür ins Haus fällt, vermeidet, dass<br />
beim Gegenüber falsche Erwartungen<br />
geweckt werden, und ihr beide vergeudet<br />
eure wertvolle Zeit nicht. Am besten<br />
gibst du schon im Profil an, ob du<br />
nach der großen Liebe oder einem<br />
One-Night-Stand suchst.<br />
SCHWANZBILDER<br />
Ah, das gute alte „Dick Pic“. Von<br />
manchen nur zu gern empfangen (und
von einigen trophäenartig gesammelt und archiviert),<br />
fühlen sich andere überrumpelt und sogar<br />
angeekelt, wenn sie ungefragt Nacktbilder erhalten.<br />
Deshalb immer das Okay des anderen einholen,<br />
bevor du dein bestes Stück präsentierst. Häufig<br />
kannst du auch schon am Ton der Konversation<br />
erkennen, ob der andere an deinen Gurkenporträts<br />
interessiert ist. Im Zweifel hebst du dir die Überraschung<br />
einfach für ein Treffen im echten Leben auf.<br />
Oldschool, aber so viel spannender.<br />
Für Weltentdecker<br />
NA PRALINE, BRAUCHST DU NOCH NE FÜLLUNG?<br />
Wer kennt sie nicht, die Anmachsprüche, die schon<br />
zu Schulzeiten nicht funktioniert haben? Und da<br />
gab es bei den allermeisten noch nicht einmal<br />
Suchmaschinen, mit deren Hilfe man ganz einfach<br />
elegante Alternativen zu „Wenn Menschen Bäume<br />
wären, wärst du eine Augenweide“ hätte finden<br />
können. Phrasen wie diese funktionieren nur dann,<br />
wenn sie mit dem Leben und den Vorlieben des<br />
Empfängers ganz dicht verknüpft sind. Besser: Auf<br />
Floskeln verzichten und ein simples „Hallo“ in den<br />
Kosmos schmeißen.<br />
GHOSTING<br />
Ghosting, also das abrupte Ende einer<br />
Konversation ohne Vorwarnung oder<br />
erkennbaren Grund, ist ziemlich<br />
kacke und gehört zu den Negativ-<br />
Trends der Online-Dating-Welt.<br />
Wenn du merkst, dass es doch nicht<br />
passt, verabschiede dich und wünsche<br />
deinem Chat-Partner noch viel<br />
Erfolg bei der weiteren Suche. Alles<br />
andere ist uncool.<br />
SEI DU SELBST<br />
Für keine andere persönliche Information gilt dies<br />
so sehr wie für das Alter. Wir alle – manch einer<br />
mehr als andere – verspüren den Druck, möglichst<br />
jugendlich und alterslos daherzukommen, dennoch<br />
lohnt es sich nicht, beim eigenen Geburtsjahr zu<br />
schwindeln. Vor allem dann, wenn du ernsthaftes<br />
Interesse an der Person hast, der du gerade<br />
etwas vorzugaukeln versuchst. Früher oder später<br />
kommt’s ja doch raus – also Butter bei die Fische.<br />
Auch sonst tust du dir und allen potenziellen<br />
Partnern keinen Gefallen, wenn du dich als jemand<br />
ausgibst, der du nicht bist. Du gehst gerne zum<br />
Angeln? Super, dann schick doch mal ein Foto von<br />
deinem letzten Fang und schau, wie der andere<br />
reagiert. Beißt er an, kannst du sicher sein, dass er<br />
echtes Interesse hat. Lässt er dich zappeln, kannst<br />
du getrost weiterziehen.<br />
NICHT AUFREGEN<br />
Politik und Religion können spannende Themen für<br />
eine spätere Unterhaltung sein und zu lebhaften<br />
Konversationen führen. Im Online-Chat solltest<br />
du um diese beiden Aufreger allerdings einen<br />
Bogen machen.<br />
NICHT ENTMUTIGEN LASSEN<br />
Lass dich von unbeantworteten Nachrichten und<br />
dem Meer von nackten Torsos nicht verunsichern.<br />
Hinter jedem Sixpack schlägt ein Herz, das erobert<br />
werden will. *Felix Just<br />
QR-Code mit<br />
dem Smartphone<br />
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MOBILITÄT<br />
FOTO: RANDY TARAMPI / UNSPLASH / CO0<br />
E-BIKE, E-SCOOTER<br />
& FAHRRAD:<br />
Führerscheinpflicht für alle!<br />
„Sie hat noch das Smartphone an<br />
die Ersthelfenden gegeben und<br />
darum gebeten, ihre Arbeitsstelle anzurufen.<br />
Sie würde es wohl nicht rechtzeitig<br />
schaffen. Wenige Minuten später war sie<br />
tot.“ Eine Augenzeugenaussage zu einem<br />
schrecklichen LKW-Fahrradunfall mitten<br />
im Prenzlauer Berg aus diesem Sommer.<br />
Und trauriger Alltag in den Großstädten<br />
der Republik. Die folgenden Zeilen sind<br />
ein Appell an alle Teilnehmer*innen des<br />
Straßenverkehrs und die Politik.<br />
BEOBACHTUNGEN EINES ELEKTRO-<br />
KLEINSTFAHRZEUG FÜHRENDEN<br />
Seit mehr als einem Jahr bin ich<br />
regelmäßig mit einem E-Scooter auf<br />
Berlins Straßen unterwegs. Die oft<br />
belächelten oder ob des gedankenlosen<br />
Umgangs dummer Menschen zurecht<br />
verhassten Elektrokleinstfahrzeuge sind<br />
mein Fortbewegungsmittel der Wahl, weil<br />
sie zum einen angenehm agil und zum<br />
anderen – für mich sehr wichtig – bei<br />
20 Kilometern pro Stunde gedrosselt<br />
unterwegs sind.<br />
Eine Geschwindigkeit, die auf Strecken<br />
über zwei Kilometern ungefähr der<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrradfahrenden<br />
entspricht. Eine Geschwindigkeit,<br />
bei der die Kontrolle über das<br />
Fahrzeug in unvorhersehbaren Situationen<br />
leicht fällt. Eine Geschwindigkeit, bei<br />
der im Falle des Falles ein Helm und eine<br />
Jeans vor lebensgefährlichen Verletzungen<br />
ausreichend schützen.<br />
Was ich tagtäglich auf den Fahrradstreifen<br />
erlebe ist einerseits manchmal<br />
amüsant, meistens aber unfassbar<br />
leichtsinnig und gefährlich, in vielen<br />
Fällen sogar einfach dumm. Es fahren<br />
offenbar tausende Mitbürger*innen auf<br />
Zweirädern durch die Weltgeschichte,<br />
die noch nie etwas von einer Straßenverkehrsordnung,<br />
von Rechts vor<br />
Links oder einem Schulterblick gehört<br />
haben. Die nicht einmal wissen wie sie<br />
im Notfall ihre Bremsanlagen richtig<br />
bedienen, um sich und ihr Gefährt zum<br />
Stehen zu bekommen. Und es gibt<br />
natürlich die Vollidioten die, wenn sie<br />
PS-starke Megaknautschzonen führen,<br />
an Ampeln Beschleunigungswettkämpfe<br />
austrügen und auf Autobahnen auf<br />
der Überholspur drängelnd andere<br />
Verkehrsteilnehmer*innen nötigten. Diese<br />
Vollidioten – meist männlich – wissen oft,<br />
dass ihr Zweirad kein amtliches Kennzeichen<br />
hat und fahren daher ohne Angst<br />
vor Strafverfolgung rücksichtslos über<br />
Rot und schneiden wen auch immer sie<br />
wollen, wann sie wollen. Alle zusammen<br />
erzeugen ein Gemenge, dass – so glaube<br />
ich – viel mehr zu Unfällen führt, als<br />
fehlende Abbiegeassistenten bei LKW.<br />
Diese sollten ohne Frage endlich auch in<br />
der Nachrüstung Pflicht sein, aber:<br />
Eine grundsätzliche Versicherungs- und<br />
Führerscheinpflicht für alle beräderten<br />
Verkehrsteilnehmer*innen, wird meiner<br />
Meinung nach immer unerlässlicher,<br />
desto größer ihr Anteil am Gesamtstraßenverkehr<br />
wird. Elektrokleinstfahrzeuge<br />
und die noch fünf Kilometer pro Stunde<br />
schnelleren E-Bikes beschleunigen<br />
diesen Transformationsprozess und<br />
die Debatte über seine Regelung muss<br />
dringend geführt werden! *ck
„Ich bin<br />
verheiratet,<br />
Sex-positiv,<br />
Pädagoge und<br />
Gläubig.“<br />
Christoph<br />
# HIVersity<br />
Weil ich mehr bin als<br />
nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />
NP-DE-HVU-ADVT-210002; 07/<strong>2021</strong>
Film<br />
INTERVIEW<br />
HARRY MACQUEEN –<br />
SUPERNOVA<br />
Harry Macqueen, geboren<br />
1984 in London, begann<br />
seine Karriere als Schauspieler und<br />
stand erstmals für den Film „Ich &<br />
Orson Welles“ von Richard Linklater<br />
vor der Kamera. 2014 brachte er mit<br />
dem zarten Freundschaftsdrama<br />
„Hinterland“ seinen ersten eigenen<br />
Film als Regisseur und Drehbuchautor<br />
ins Kino (und spielte auch gleich<br />
die Hauptrolle). Für seinen zweiten<br />
Film, „Supernova“ (ab 14.10. in den<br />
deutschen Kinos), konnte er nun<br />
Colin Firth und Stanley Tucci als<br />
Hauptdarsteller gewinnen, die als<br />
schwules Paar brillieren.<br />
Mr. Macqueen, Ihr neuer Film<br />
„Supernova“ handelt von einer<br />
schwulen Langzeitbeziehung, und<br />
einer der beiden Protagonisten ist<br />
an einer frühen Form von Demenz<br />
erkrankt. Haben Sie als junger<br />
Regisseur von 37 Jahren einen persönlichen<br />
Bezug zu der Thematik?<br />
Vor ungefähr sechs Jahren erkrankte<br />
jemand in meinem näheren Umfeld an der<br />
Krankheit, deswegen ist diese Geschichte<br />
für mich eine wirklich persönliche Angelegenheit.<br />
Ich habe viel Zeit mit Menschen<br />
verbracht, die an Demenz leiden, und viel<br />
über diese Krankheit gelernt. Das war<br />
eine Erfahrung, die mich tief bewegt und<br />
sicherlich mein Leben und meinen Blick<br />
darauf verändert hat.<br />
Und der Film ist jetzt Ihr Weg, das zu<br />
verarbeiten?<br />
Vielleicht kann man das so sagen. Aber<br />
ich wollte auch davon erzählen, wie sich<br />
die Liebe verändert, wenn wir uns dem<br />
Lebensende nähern, und was es mit einer<br />
Beziehung macht, wenn man weiß, dass<br />
die zu Ende geht. Und natürlich, welche<br />
ganz speziellen Auswirkungen diese<br />
schwierige und komplexe Krankheit nicht<br />
nur auf den Betroffenen hat, sondern auch<br />
auf die Menschen und Beziehungen in<br />
seinem Leben.<br />
Viele junge Filmemacher halten sich<br />
erst einmal lieber an autobiografisch<br />
inspirierte Geschichten ...<br />
Klar, weil es einem natürlich leichter fällt,<br />
über etwas zu schreiben, das man selbst<br />
erlebt hat und aus erster Hand kennt. Und<br />
es war auch eine echte Herausforderung,<br />
die Geschichte in meinem Film so authentisch<br />
und subtil wie möglich zu erzählen,<br />
denn weder bin ich in dem Alter meiner<br />
Protagonisten noch habe ich Demenz am<br />
eigenen Leib erlebt. Aber dem wollte ich<br />
mich stellen, weil mir das Thema so am<br />
Herzen liegt. Also recherchiert man dann
Film<br />
FOTOS: 2020 BRITISH BROADCASTING CORPORATION, THE BRITISH FILM INSTITUTE, SUPERNOVA FILM LTD.<br />
eben, verbringt Zeit mit Betroffenen und<br />
hört zu – und geht mit der größtmöglichen<br />
Empathie an die Sache heran.<br />
Warum war es Ihnen wichtig, dass im<br />
Zentrum nicht ein heterosexuelles<br />
Paar, sondern zwei Männer stehen?<br />
Die Themen des Films sind natürlich<br />
eigentlich sehr universell. Liebe im<br />
Angesicht des Todes oder auch die Frage,<br />
was es heißt, sich wirklich um jemanden<br />
zu kümmern, den wir lieben – das kann<br />
jeder nachvollziehen, deswegen hätte man<br />
die Geschichte natürlich auch mit einem<br />
Mann und einer Frau erzählen können.<br />
Dass ich mich für ein schwules Paar<br />
entschieden habe, ändert nichts – und es<br />
ändert doch alles.<br />
In welchem Sinne?<br />
Für mich als Künstler ist es wichtig, dass<br />
meine Arbeit progressiv und mindestens<br />
auf der Höhe der Zeit ist, statt in alten<br />
Strukturen verfangen zu sein. Deswegen<br />
stand von Anfang an ein gleichgeschlechtliches<br />
Paar im Zentrum meiner Geschichte.<br />
Und im Zentrum steht ihre Beziehung,<br />
nicht ihre sexuelle Orientierung, die im<br />
Gegenteil nicht einmal thematisiert oder<br />
kommentiert wird. Diese absolute Selbstverständlichkeit<br />
und Normalität, zumal<br />
bei zwei Männern dieses Alters, sieht<br />
man im Kino immer noch viel zu selten,<br />
deswegen hat die Entscheidung für diese<br />
Protagonisten in meinen Augen durchaus<br />
eine Relevanz.<br />
Gerade weil man Geschichten dieser<br />
Art noch immer eher selten sieht,<br />
bekommen sie quasi automatisch<br />
das Label „Queer Cinema“ verpasst.<br />
Fühlt man sich als Filmemacher<br />
da nicht sehr in eine Schublade<br />
gepresst?<br />
Natürlich bin ich mir bewusst, dass das<br />
passieren kann. Aber ich vertraue darauf,<br />
dass meine Geschichte die Kraft hat,<br />
solche Labels auch zu sprengen. Denn<br />
jedes Kunstwerk steht für sich und sollte<br />
sich durch nichts beschränken lassen.<br />
Gleichzeitig gehören solche Kategorien<br />
immer auch zur Vermarktung eines Films<br />
dazu und können dabei helfen, bestimmte<br />
Türen zu öffnen und Zielgruppen zu<br />
finden. Überhaupt freue ich mich natürlich,<br />
wenn ein queeres Publikum den Film für<br />
sich reklamiert und sich darin wiederfindet.<br />
Wie haben Sie sich eigentlich für<br />
Colin Firth und Stanley Tucci als<br />
die perfekten Hauptdarsteller<br />
entschieden?<br />
Mit meiner tollen Casting-Agentin habe<br />
ich eine ganze Reihe toller Schauspieler<br />
durchgesprochen, und wir kamen<br />
früh auf den Gedanken, dass<br />
es reizvoll sein könnte,<br />
wenn nur einer der<br />
beiden Männer Engländer<br />
ist. Wir hatten<br />
dann das Glück,<br />
dass wir Stanley das<br />
Drehbuch zukommen<br />
lassen konnten und er<br />
auch Zeit hatte, es zu<br />
lesen. Er war sehr angetan,<br />
und als wir uns trafen,<br />
erzählte er mir, dass Colin<br />
Firth einer seiner besten Freunde<br />
sei, was für eine derart intime Geschichte<br />
natürlich unglaublich hilfreich war. Und es<br />
stellte sich dann heraus, dass er Colin das<br />
Skript sogar schon weitergeleitet hatte<br />
und der interessiert war. Es ging also alles<br />
ganz schnell und ich hatte wirklich riesiges<br />
Glück. Mir ist sehr bewusst, dass ich<br />
vermutlich nie wieder einen Film drehen<br />
werde, bei dem das alles so einfach und<br />
problemlos laufen wird.<br />
Die beiden sind fantastische<br />
Schauspieler, aber eben auch<br />
heterosexuell. Haben Sie sich<br />
darüber Gedanken gemacht? Die<br />
Frage, wer welche Rollen spielen<br />
sollte und welche Chancen damit<br />
womöglich unterprivilegierten<br />
Schauspieler*innen verbaut werden,<br />
wird ja derzeit heftig diskutiert.<br />
Dass wir solche Fragen diskutieren, finde<br />
ich auch unglaublich wichtig, und ich<br />
finde, es liegt in der Verantwortung von<br />
uns Regisseur*innen, dass wir uns da<br />
auch wirklich Gedanken drüber machen.<br />
Bei der Besetzung aller Rollen und der<br />
Zusammenstellung des Teams müssen<br />
wir dafür sorgen, dass größtmögliche<br />
Offenheit in alle Richtungen herrscht<br />
und jeder eine Chance bekommt. Aber<br />
dann geht es natürlich auch darum, die<br />
bestmöglichen oder bestgeeigneten<br />
Mitstreiter*innen<br />
für ein Projekt zu<br />
finden. Das waren für<br />
die Hauptrollen in<br />
meinem Fall Stanley<br />
und Colin. Und zwar<br />
nicht nur, weil sie<br />
schauspielerisch<br />
fantastisch sind.<br />
Sondern?<br />
Weil es mir, wie gesagt,<br />
eine Herzensangelegenheit<br />
war, Sichtbarkeit und<br />
Selbstverständlichkeit herzustellen für<br />
eine Geschichte mit einem schwulen Paar<br />
im Zentrum. Und natürlich helfen zwei<br />
so prominente Hauptdarsteller wie die<br />
beiden enorm dabei, einen kleinen Film<br />
„Supernova“ auf ein ganz anderes Niveau zu<br />
heben, wenn es darum geht, möglichst viel<br />
Aufmerksamkeit zu erregen und ein großes<br />
Publikum zu erreichen. Aus diesem Grund<br />
alleine hätte ich nicht besetzt. Aber sie<br />
waren eben auch perfekt für diese Rollen.<br />
*Interview: Patrick Heidmann
Film<br />
FOTOS: KAICHEN LI<br />
INTERVIEW<br />
DANIEL ZILLMANN:<br />
„Andere Eltern“ und Gendern<br />
Dieser gebürtige Berliner ist<br />
bundesweit durch TV- und<br />
Kinofilme populär geworden. Für<br />
uns nahm sich der Schauspieler<br />
Daniel Zillmann etwas Zeit, um<br />
über die aktuelle Serie „Andere<br />
Eltern“ – dort spielt er den queeren<br />
Malte, der ein Frauenpaar für<br />
Nachwuchs sucht – und Gendern,<br />
Regenbogenfamilien und Social<br />
Media zu sprechen.<br />
In der Serie bist du ein schwuler Mann<br />
mit Kinderwunsch. Wie stehst du privat<br />
zum Thema Regenbogenfamilien?<br />
Finde ich wunderbar! Ich selber habe gar<br />
keinen Kinderwunsch, freue mich aber über<br />
all die Kinder um mich herum und sehe auch<br />
sehr glückliche Kinder in diesen Familien.<br />
Freust du dich, dass dies in einer ZDF-<br />
Serie thematisiert wird?<br />
Ja, als Art Erweiterung des Familienkonzepts.<br />
Das finde ich ganz toll bei „Andere Eltern“,<br />
dass das aufgegriffen wird. Natürlich<br />
machen wir uns auch über manche Situationen<br />
lustig. Generell nimmt die Serie<br />
junge Eltern unter die Lupe, die alles richtig<br />
machen wollen. Die Serie ist eine lustige und<br />
interessante Reise für Malte …<br />
Sich lustig machen, ist heute „gefährlich“<br />
geworden. In Zeiten von Social<br />
Media wird immer heftig diskutiert.<br />
Wann steigst du ein? Oder nie?<br />
Ich finde, Humor ist immer die beste Waffe.<br />
Mit Humor kann man ganz viel erreichen,<br />
gemeinsam zu lachen ist etwas wunderbar
Film<br />
Verbindendes. Streiten ist auch gut, aber gerade hat man<br />
das Gefühl, dass die Leute oft aggressiv sind, ohne auf einen<br />
gemeinsamen Nenner kommen zu wollen. Lachen verbindet.<br />
Das Aufeinander-Einschlagen finde ich furchtbar. Öffentlich<br />
würde ich nicht streiten, ich brauche Harmonie, ich suche<br />
immer das nicht öffentliche Gespräch, die Diskussion führe<br />
ich dann privat … Früher hat man am Abendbrottisch beim<br />
Rotwein debattiert. Aber Social Media ist eigentlich eine<br />
schöne Sache und ich sehe auch immer wieder Postings,<br />
die mich berühren und die auch etwas bewegen. Ich denke,<br />
die Leute haben gerade das Bedürfnis nach Klärung, nach<br />
Gleichberechtigung auf allen möglichen Leveln. Ab und zu<br />
muss es mal knallen, auch bei mir als harmoniebedürftigem<br />
Menschen.<br />
„Andere Eltern“ ist nicht deine erste Serie, was<br />
schätzt du an dem Format Serie allgemein?<br />
Das Schöne an Serien ist, dass man viel mehr Zeit für die<br />
Figuren hat. Auch Nebenrollen bekommen eigene Handlungen.<br />
Wenn sie schön erzählt sind, ist das eine tolle Sache. Die<br />
Figuren können atmen … Bei „Andere Eltern“ wussten wir am<br />
Morgen nicht, was wir drehen, da haben wir nur improvisiert,<br />
das war enorm spannend. Die Figuren entwickeln sich in<br />
Serien … Das kann aber auch die Krux sein, manchmal denkt<br />
man sich auch: Zwei oder drei Folgen weniger wäre gut<br />
gewesen. Ich selbst habe aber jahrelang „Unter der Sonne<br />
Kaliforniens“ geschaut und bin da richtig eingetaucht.<br />
Man kennt dich auch aus Märchenfilmen. Wie frei ist<br />
man da als Schauspieler?<br />
Bei „Zwerg Nase“ spiele ich einen unsympathischen und<br />
durchgeknallten Herrscher, im Kopf hatte ich Ursula, die<br />
Meerhexe von „Arielle“, oder auch die Herzkönigin von „Alice<br />
im Wunderland“. Das war wirklich herausfordernd. Das hatte<br />
etwas von Theater, aber auch von einem großen Kinofilm. Es<br />
war unglaublich toll!<br />
BAYERN 2 & SZ<br />
PUBLIKUMSPREIS<br />
E I N F I L M V O N<br />
Imogen Kimmel & Doris Metz<br />
i got life<br />
MINDJAZZ-PICTURES.DE/TRANS<br />
AB 23. SEPTEMBER IM KINO<br />
„rüttelt auf und ist dabei vital, tief und humorvoll.<br />
TRANS – I GOT LIFE feiert wunderbare Menschen.“<br />
BR Kinokino<br />
Märchen haben immer auch eine Botschaft. Muss<br />
Kultur immer auch eine Botschaft haben? Oder ist<br />
„Rote Rosen“ auch okay?<br />
Ich würde keine Daily Soap machen. Aber es ist für alles genug<br />
Platz, alles hat seine Daseinsberechtigung. Ich fühle mich in<br />
sämtlichen Formaten wohl … Es ist magic, wenn eine Botschaft<br />
subtil transportiert wird. Bei „Zwergnase“ geht es zum<br />
Beispiel um ein Kind, das verzaubert wird und mit Buckeln<br />
und riesiger Nase innerlich wachsen muss. Für mich als Body-<br />
Positivity-Verfechter ein tolles Thema. Du hast dein Päckchen<br />
mitbekommen, mach was draus. Das mache ich schon mein<br />
ganzes Leben lang. Mein Purpose ist Singen, Schauspielern<br />
und Entertainen. Früher haben die Leute wirklich mal zu mir<br />
gesagt: Du bist doch zu dick zum Fernsehen. Oder zu gay.<br />
Schnauze! Ich mache das, was ich mache, weil ich es liebe<br />
und auch kann. Mittlerweile sagt mir das keiner mehr.<br />
Abschließend noch deine Meinung zum Gendern.<br />
Prinzipiell halte ich es schon mein Leben lang so für mich:<br />
Wenn ich mit einer Person rede und die sagt mir: „Ich fühle<br />
mich ausgeschlossen, wenn du dies und jenes sagst, fühle<br />
mich angegriffen oder diskriminiert“, dann – und das ist<br />
meine Natur – achte ich darauf, das zu beachten. Und<br />
dazuzulernen. In so einer Phase befinden wir uns gerade.<br />
Wir sprechen nicht mehr so wie zu Goethes Zeiten! Sprache<br />
verändert sich, Deutsch hat sich immer verändert. Man kann<br />
sich auch mal öffnen, es tut ja keinem weh, es wird inkludiert,<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
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KINO<br />
Drei Freunde<br />
aus Norwegen<br />
a-ha schrieben Popgeschichte mit zu Klassikern<br />
gewordenen Hits wie „The Sun Always Shines on<br />
T.V.“, „Stay on These Roads“, „Foot of the Mountain“,<br />
„Summer Moved On“ und natürlich „Take On Me“. Das<br />
tat der Freundschaft aber nicht immer gut.<br />
Als „Hornissennest“ bezeichnete etwa Magne<br />
Furuholmen den Vorgang, wenn das Trio an neuer Musik<br />
arbeiten würde. Er wolle nichts Neues mehr aufnehmen:<br />
„Am Ende schlagen wir uns nur die Köpfe ein“. a-ha –<br />
das waren/sind Pål Waaktaar-Savoy (Gitarre, Chor),<br />
Magne Furuholmen (Keyboard, Chor) und Sänger Morten<br />
Harket –, drei Freunde, die 1982 eine Band gründeten,<br />
schon 1983 einen Plattenvertrag hatten – und den<br />
Druck, einen Hit zu landen. Das schafften sie dann kurz<br />
darauf mit „Take On Me“. Ab 1985 waren a-ha plötzlich<br />
Teenager-Idole und Poster-Boys und sangen erfolgreich<br />
für einen James-Bond-Streifen die Hymne („The Living<br />
Daylights“ 1987 für „James Bond 007 – Der Hauch des<br />
Todes“). Die drei Musiker landeten mit Singles wie „Crying<br />
in the Rain“, „Dark Is the Night“, „Move to Memphis“<br />
und „Touchy!“ Hit auf Hit. Doch Mitte der Neunziger<br />
wollten Magne, Pål und Morten erst mal nicht mehr: zu<br />
groß der Druck, der Stress, der Terz innerhalb der Band ...
OSCAR ® -GEWINNER<br />
COLIN FIRTH<br />
OSCAR ® -NOMINIERTER<br />
STANLEY TUCCI<br />
Ein Film von HARRY MACQUEEN<br />
FOTO: SALZGEBER<br />
„Eine Ode an<br />
die Kraft der Liebe:<br />
herzzerreißend<br />
und herzerwärmend.“<br />
DEADLINE<br />
FOTO: SHEILA ROCK<br />
Erst 2000 standen sie wieder<br />
an der Spitze der norwegischen<br />
Charts, „Summer Moved On“<br />
läutete das Comeback ein, mit<br />
„Forever Not Yours“ und „Celice“<br />
schafften sie bis zur immer noch<br />
andauernden – immer mal wieder<br />
unterbrochenen – Pause weitere<br />
Nummer-eins-Hits in Europa,<br />
nicht aber in den USA. Was ihnen<br />
aber recht egal war, schließlich<br />
funktionieren die USA in Sachen<br />
Musik GANZ anders als der Rest der<br />
Welt. a-ha sind ab Ende der 1980er<br />
vor allem in Europa und UK in den<br />
Charts und ein Phänomen – und<br />
das reicht(e) ihnen auch.<br />
Jetzt wurde diese äußerst spannende<br />
Geschichte einer Truppe aus<br />
Norwegen, die in den internationalen<br />
Charts abräumte, mit vielen<br />
Interviews, reich und schön retro<br />
bebildert neu erzählt: „a-ha – The<br />
Movie“. Mitte <strong>September</strong> startet<br />
der Film von Thomas Robsahm<br />
und Aslaug Holm in den Kinos. Ein<br />
Muss für Fans und Freunde der<br />
Popmusik. *rä<br />
www.salzgeber.de<br />
AB 14.10. IM KINO<br />
/Supernova.DerFilm
Film<br />
FOTO: ANTJE KRÖGER / MINDJAZZ PICTURES<br />
EISHOCKEY-TRAINER MIK „PANCI“ IM BAD<br />
KINO<br />
„Trans ist kein Fluch<br />
und keine Krankheit,<br />
sondern ein Weg.“<br />
Der Film „trans – I Got Life“ bietet selten gesehene, ehrliche<br />
Einblicke in das häufig zerrissene Lebensgefühl von trans*<br />
Menschen sowie in die komplexen psychischen, hormonellen<br />
und chirurgischen Aspekte ihrer Transition.<br />
Die Regisseurinnen Imogen Kimmel und Doris<br />
Metz haben das Vertrauen von sieben Menschen<br />
gewonnen, die sich dazu entschlossen<br />
haben, ihren Weg zu gehen. „trans – I Got<br />
Life“ destilliert aus den Lebensgeschichten<br />
von sieben charismatischen Menschen das<br />
weite Spektrum der Transidentität. Es ist eine<br />
sinnliche Reise in die Zwischenwelten jenseits<br />
festgeschriebener Geschlechternormen, in<br />
intime Lebensräume und in die Chirurgie, die<br />
zum Kreißsaal für eine zweite Geburt wird.<br />
Subtil und vielschichtig wird dabei das Trans*-<br />
Erleben auch auf die Bild- und Tonebene<br />
übertragen. Der Kinodokumentarfilm ist ein<br />
starkes Plädoyer dafür, dass wir Menschen uns<br />
nicht mehr länger durch die 0,3 Prozent der<br />
DNA definieren, die uns unterscheiden, sondern<br />
durch die 99,7 Prozent, die uns verbinden.<br />
Damit eröffnet er zugleich die gesellschaftliche<br />
Debatte über eine Welt, in der die Geschlechter<br />
nicht mehr schwarz-weiß festgeschrieben sind,<br />
sondern als fluide aufgefasst werden „trans – I<br />
Got Life“ betrifft und berührt alle, die in dieser<br />
Welt leben. Willkommen im 21. Jahrhundert!<br />
www.männer.media/gewinne<br />
KINO<br />
Gerichtsnotorisch<br />
heterosexuell:<br />
LIBERACE<br />
FOTO: SALZGEBER<br />
Aktuell kann man sich einmal mehr<br />
mit dem Musiker beschäftigen, der<br />
mit Glitzer, Make-up und Perücke zwar an<br />
eine Dragqueen erinnerte, aber zeitlebens<br />
auch mithilfe von Gerichten dagegen vorging,<br />
wenn man ihn, den Frauenschwarm,<br />
als schwul bezeichnete.<br />
Und das, obwohl er von seinem Ex (erfolglos)<br />
auf Unterhalt verklagt wurde und an<br />
den Folgen seiner HIV-Infektion verstarb<br />
– was natürlich erst vertuscht wurde.<br />
Der „King of Bling“ Liberace war ein<br />
Klavierkünstler, an dem sich die Geister<br />
scheiden. Er tat NICHTS für die queere<br />
Bewegung. Aber Wladziu Valentino<br />
Liberace (1919 – 1987) trug gerne<br />
Chinchillapelz und rosa Pfauenfedern,<br />
Goldschmuck und behandelte seine<br />
abgelegten Männer schlecht. Trotzdem<br />
fasziniert er bis heute mit seinem Pomp,<br />
seiner Lebenslüge und manche mögen<br />
auch seine Musik. Kritiker nannten ihn<br />
zeitlebens einen schlechten Pianisten und<br />
schlimmen „Hollywood-Auswuchs“, aber<br />
auch einen hervorragenden Entertainer,<br />
die Sache mit den zwei Seiten zieht sich<br />
durch sein Leben.<br />
„The Glitter Man“, so sein Spitzname,<br />
trat bei der „The Muppet Show“ auf,<br />
begeisterte im TV mit seiner „The Liberace<br />
Show“ und in Las Vegas, er cruiste in<br />
Sexkinos (und war da, glaubt man den<br />
Quellen recht schamlos) aber präsentierte<br />
sich tagsüber dann doch lieber asexuell als<br />
Omas Liebling. Aber er) trat auch mit Elvis<br />
Presley auf und gab ihm sogar Ratschläge,<br />
die befolgt wurden. Und er hatte auch<br />
einen gewissen Sinn für Humor: „Schaut<br />
es euch ruhig an“, soll er dem Publikum<br />
zugerufen haben, das ihn aufgedonnert<br />
in Luxusaccessoires zum Klavier stöckeln<br />
sehen durfte, „Ihr habt schließlich dafür<br />
bezahlt!“ Und nach der Show ging es wieder<br />
per Chauffeur (angeblich auch seine<br />
Sexpartner …) in der Limousine in schwule<br />
Sexkinos. Oder ins goldene Bett zu einem<br />
seiner Boys … gerade bringt Salzgeber<br />
den Film „Look Me Over – Liberace“ von<br />
Regisseur Jeremy J.P. Fekete in die Kinos.<br />
Kein Spielfilm, eine Dokumentation mit<br />
großartigen Interviews mit Zeitzeugen,<br />
Konzertausschnitten und Spielfilmsequenzen.<br />
Ein Film, den man sich gönnen<br />
sollte. Große queere Geschichte, die viel<br />
Tragik offenbar, aber auch schmunzeln<br />
lässt. *rä<br />
www.salzgeber.de
DATES. FREUNDE. LIEBE.<br />
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Musik<br />
NACHGEFRAGT<br />
MARK FORSTER:<br />
„Ich haderte ein wenig“<br />
Im Grunde ist Mark Forster<br />
ein wandelnder Widerspruch.<br />
Auf der einen Seite lässt<br />
er seine Fans in den Songs<br />
seines Albums „Musketiere“<br />
ganz nah an sich heran, andererseits<br />
beantwortet der Sänger in Interviews<br />
grundsätzlich keine Fragen nach seiner<br />
Partnerin oder seinem Familienstand.<br />
„Obwohl ich keine Lust habe, bei<br />
Frauke Ludowig zu sitzen oder meine<br />
Küche zu zeigen“, erläutert er, „möchte<br />
ich trotzdem absolut barrierefrei Musik<br />
machen.“<br />
Wer also in seinen Liedern genau<br />
hinhört, realisiert ziemlich schnell: Der<br />
38-Jährige scheint privat tatsächlich<br />
angekommen zu sein. In der Pianoballade<br />
„Daheim“ heißt es: „Freiheit<br />
ist Frieden.“ Diese Zeile, sagt der<br />
Wahlberliner, hätte auch der Songtitel<br />
sein können: „Ich bin ein sehr freiheitsliebender<br />
Typ und habe immer in der<br />
Ferne mein Glück gesucht. Meine neue<br />
Erkenntnis ist: Man kann Freiheit in sich<br />
selber finden – indem man Frieden und<br />
ein Zuhause findet.“<br />
Ohne Zweifel genießt Mark Forster dieses<br />
Lebensgefühl nun in vollen Zügen.<br />
Er ist mit sich im Reinen, deswegen<br />
8 CELLIST*INNEN &<br />
EINE EINZIGARTIGE<br />
STIMME<br />
IMANY<br />
VOODOO CELLO<br />
ALBUM-RELEASE 03.09.21<br />
DIGITAL & ALS CD<br />
AUF TOUR<br />
27.03.2022<br />
BERLIN | Admiralspalast<br />
28.03.2022<br />
FRANKFURT | Alte Oper<br />
29.03.2022<br />
HAMBURG | Laeiszhalle<br />
imanymusic.com
warf ihn die Coronakrise nicht komplett<br />
aus der Bahn. Er holte halt für sich das<br />
Beste aus dieser diffizilen Phase heraus.<br />
Als Künstler ebenso wie als Mensch.<br />
Weil die Lockdowns seine Konzertpläne<br />
durchkreuzten, nahm er alternativ ein<br />
Album auf. Und erkämpfte sich abseits<br />
des Rampenlichts ein Stück Normalität.<br />
„Ich bin fast zehn Jahre ständig getourt<br />
und hätte freiwillig nie so eine lange<br />
Pause gemacht“, räumt er ein. „Dabei<br />
hat es mir wirklich gutgetan, endlich mal<br />
über einen langen Zeitraum zu Hause zu<br />
sein.“<br />
Offenbar profitiert Mark Forster in<br />
Sachen Liebe ebenfalls von dieser<br />
Beständigkeit. „Heute, morgen und<br />
übermorgen / An deiner Seite will ich<br />
sein“, singt er in „Übermorgen“: „In<br />
diesem Lied steckt ein bisschen Münchener<br />
Freiheit, aber auch ein bisschen<br />
Alphaville.“ Die Band aus Münster<br />
stand vor allem bei der Musik Pate, die<br />
Synthesizerklänge schlagen einen Bogen<br />
zu den Achtzigern.<br />
Den richtigen Sound zu finden, das war<br />
für Mark Forster dieses Mal gar nicht so<br />
leicht: „Ich haderte ein wenig mit der<br />
Deutschpop-Welt. Irgendwie hatte ich<br />
das Gefühl, dass sich da viele Sachen<br />
wiederholt haben.“ In der Konsequenz<br />
entschied der Sohn einer Polin und eines<br />
Deutschen, sich neu auszuprobieren.<br />
Mit einigen Gästen. Für das groovige<br />
„Drei Uhr nachts“ steht ihm die Sängerin<br />
Lea als Duettpartnerin zur Seite. „Kein<br />
Feature ist zum Selbstzweck auf der<br />
Platte“, stellt Mark Forster klar. „Alle<br />
erfüllen eine ganz wichtige Rolle.“ Für<br />
„Willst du mich“, das auf den Dancefloor<br />
lockt, engagierte er mit Bedacht Mathea:<br />
„Ich brauchte einfach eine Protagonistin,<br />
die auf das antwortet, was ich erzähle.<br />
Deshalb schildert Mathea die Dinge aus<br />
der Sicht der Frau.“<br />
Außerdem verstärken zwei recht<br />
unterschiedliche Produzententeams<br />
Mark Forster. Kitschkrieg machten<br />
sich durch ihre Zusammenarbeit mit<br />
Trettmann oder Peter Fox einen Namen<br />
und verschreiben sich dem urbanen<br />
Deutschrap. Sie veredeln „Leichtsinn“<br />
mit lässigen Beats. Vize lieben dagegen<br />
Slap House, daran lässt der Titel „Bist<br />
du okay“ nicht den geringsten Zweifel.<br />
„Der harte Techno symbolisiert für mich<br />
Musik<br />
etwas“, erklärt Mark Forster. „Er ist wie<br />
ein Kampf mit sich selbst, ein Pochen<br />
im Kopf.“ So liegen Musik und Inhalt auf<br />
einer Wellenlänge. „Bist du okay“ handelt<br />
nämlich von einer Person, die depressiv<br />
ist. Sicher war es kein Zufall, dass dieser<br />
Song aus der Coronazeit hervorging:<br />
„Wer schon einen Hang zur Depression<br />
hatte, wurde durch das pandemiebedingte<br />
Alleinsein wahrscheinlich noch<br />
ein paar Meter zurückgeworfen.<br />
“Dagmar Leischow<br />
Album out on Sept 24th <strong>2021</strong><br />
The first album by LA top songwriter Wrabel featuring<br />
the singles „nothing but the love“, „back to back (feat.<br />
Eurovision winner Duncan Laurence)“ and „good“.<br />
Wrabel’s co-writing/performance credits include<br />
P!nk, Backstreet Boys, Ellie Goulding, Celeste,<br />
Adam Lambert, Klingande, Marshmello,<br />
Louis the Child a.o. His song “The Village”<br />
has become an LGBTQ+ anthem.
Musik<br />
NACHGEFRAGT<br />
MELISSA<br />
ETHERIDGE:<br />
„Ich war nicht<br />
immer treu“<br />
„One Way Out“ ist zwar ein<br />
neues Album der 60 Jahre<br />
jungen Melissa Etheridge. Die Songs<br />
allerdings sind halb so alt wie die<br />
Musikerin selbst und klingen dementsprechend<br />
ungestüm und wild.<br />
Ein kurzes Telefonat.<br />
„Hallo, hier ist Melissa“, meldet sich Melissa<br />
Etheridge aus Los Angeles am Telefon. Sie<br />
ist keine Frau der langen Umschweife „Die<br />
Musik hat mir in den zurückliegenden ein<br />
bis zwei Jahren geholfen, gesund zu bleiben“,<br />
sagt sie gleich zu Beginn. „Ich wüsste<br />
nicht, was ich hätte tun sollen oder was aus<br />
mir geworden wäre, hätte ich nicht meine<br />
Gitarre, meine Songs und meine Stimme<br />
gehabt.“ Bis zu fünf Mal pro Woche trat sie<br />
in der Phase der tiefen Corona-Tristesse<br />
in ihrer Garage auf, unterstützt einzig und<br />
allein von ihrer Frau Linda Wallem.<br />
Die Pandemie war schon hart genug, doch<br />
Etheridge (60) musste außerdem einen<br />
persönlichen Schicksalsschlag verkraften.<br />
Ihr Sohn Beckett, den sie mit ihrer Ex-Frau<br />
Julie Cypher bekam und dessen leiblicher<br />
Vater David Crosby war, starb mit 21 Jahren<br />
an den Folgen einer Tablettensucht. Neue<br />
Lieder habe sie Veröffentlichung ihres<br />
jüngsten Studioalbums „The Medicine<br />
Show“ unter den Umständen nicht<br />
geschrieben. Dass mit „One Way Out“<br />
jetzt dennoch ein neues Werk erscheint,<br />
verdankt Melissa ihrem Archivierungs- und<br />
Aufräumtrieb. Etheridge wühlte sich nach<br />
und nach durch ihr bestens bestücktes<br />
Archiv und förderte jene neun Songs<br />
zutage, die sich wirklich top anhören.<br />
Knusprig und wild, richtig schön rockig. Bei<br />
„Save Myself“ zum Beispiel meint man, Tina<br />
Turner rauszuhören, und dann natürlich<br />
auch noch die Stones, und zwar in Form<br />
des „Sympathy For the Devil“-Hu-Hus,<br />
minimal variiert. Der Titelsong ist einfach<br />
total knackig, „As Cool As You Try“ ist<br />
ein rockharmonischer Song, den man<br />
früher, als die Sender solche Musik noch<br />
spielten, als Radiohit bezeichnet hätte.<br />
„For The Last Time“ ist ein richtig schöner<br />
Bluessong, „Wild Wild Wild“ verträumt<br />
melancholisch und stimmlich stark, und die<br />
Midtempo-Nummer „I’m No Angel Myself“<br />
textlich keck. „In dem Song beschreibe ich<br />
das Treffen mit einer alten Freundin, die<br />
mit meiner damaligen Lebensgefährtin<br />
geschlafen hat. Und ich stelle fest, dass<br />
auch sie unter Beziehungsproblemen leidet,<br />
und zwar heftigen.“ An dieser Stelle lacht<br />
Etheridge. Das Lachen wird noch lauter, als<br />
sie sagt: „Aber keine Sorge, auch ich war bei<br />
weitem nicht immer treu.“<br />
Man fragt sich natürlich, warum diese Lieder<br />
nicht damals schon rausgekommen sind, als<br />
Melissa sie geschrieben hat, in den späten<br />
Achtzigern und frühen Neunzigern nämlich,<br />
schon nach ihrem Debüt, aber noch vor<br />
dem ganz großen Mainstreamerfolg mit<br />
dem „Yes I Am“-Album 1993. Die Antwort:<br />
„Ich dachte, die Songs wären zu ihrer Zeit<br />
etwas zu forsch und direkt gewesen. Ich<br />
war persönlich noch nicht so weit.“ Was<br />
Melissa meint: Die Lieder erzählen von<br />
lesbischer Liebe, doch sie selbst hatte sich<br />
noch nicht geoutet, das geschah erst parallel<br />
zu „Yes I Am“. Seitdem freilich ist Melissa<br />
Etheridge, die sich nach mühsamem Beginn<br />
als Bar- und Kleinclubsängerin mit zeitlosen<br />
Hits wie „Come to My Window“ und „Like<br />
the Way I Do“ zeitweise in die Riege der<br />
Stadionrockerinnen emporgekämpft hatte,<br />
eine unvermindert unerschrockene Ikone<br />
der LGBTQ-Bewegung sowie eine Aktivistin<br />
für linke Politik, Klima- und Tierschutz sowie<br />
die medizinische Nutzung von Cannabis.<br />
„Ich denke, ich habe das alles ganz gut<br />
hinbekommen“, fasst sie ihr Schaffen<br />
zusammen. „Als ich mein Coming Out<br />
hatte, gab es kaum offen Homosexuelle<br />
in der Rock- und Popmusik. Heute hebt<br />
niemand mehr eine Augenbraue, wenn sich<br />
jemand dazu bekennt, queer zu sein. Wenn<br />
du möchtest, kannst du mich gerne eine<br />
Pionierin nennen. Ich bin definitiv stolz und<br />
dankbar, hunderttausenden von Menschen<br />
den Mut gegeben zu haben, offen und<br />
angstfrei als diejenigen zu leben, die sie<br />
sind.“ *Interview: Steffen Rüth
Musik<br />
POP<br />
CLUESO „Album“<br />
Hip-Hop? Pop? Die musikalische<br />
Neuausrichtung von Clueso zeigte<br />
sich bereits in den letzten Jahren, in<br />
denen er ohne Scheuklappen oder<br />
Distinktionsgehabe Songs mit Capital Bra<br />
oder Majan produzierte, immer neugierig<br />
auf neue Stile, neue KünstlerInnen und<br />
Weiterentwicklung. Und so wird auch sein<br />
Album mit dem programmatischen Titel<br />
„ALBUM“, welches am 1. <strong>Oktober</strong> über<br />
Epic Germany erscheint, wieder mit vielen<br />
Überraschungen aufwarten und unter<br />
Beweis stellen, dass Clueso auch nach<br />
25 Jahren Karriere zu einem der spannendsten<br />
und progressivsten Künstlern<br />
Deutschlands gehört.<br />
POP<br />
Laura Mvula: „Pink Noise“<br />
Aufgewachsen in einem kulturell<br />
bildungsbürgerlich stimulierenden Umfeld<br />
(„Als Kind habe ich schon Piano und Violine<br />
gespielt, und das sogar wirklich gerne“) hat<br />
Mvula die 1980er naturgemäß nur bedingt<br />
in Echtzeit kennengelernt. „Aber sobald<br />
ich mit dem prallen Pop der Dekade in<br />
Berührung kam, habe ich ihn geliebt.“ Man<br />
hört die Prägung ihrem dritten Album auf<br />
grandiose Weise an. Jetzt scheint Laura<br />
Mvula nicht nur heller als je zuvor, sondern<br />
auch: Pretty in Pink. *S. Rüth<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
HOUSE<br />
MAJESTIC X Boney M.<br />
1975 gegründet, 1985/86<br />
aufgelöst, dazwischen nonstop<br />
Hits wie „Daddy Cool“, „Sunny“,<br />
„Gotta Go Home“ sowie „Malaika“,<br />
„Rivers of Babylon“ und „Felicidad<br />
(Margherita)“. Das Projekt bestand<br />
aus zwei wirklichen Sängerinnen (Liz<br />
und Marcia), einem Tänzer (Bobby),<br />
Frank Farians Stimme, einem Model<br />
(Maizie) – und zwischen 1982 und<br />
1986 noch aus einem zusätzlichen<br />
Sänger (Reggie, er sang unter<br />
anderem den Welthit „Kalimba De<br />
Luna“). Heute touren noch einige<br />
Revival-Bands erfolgreich um die<br />
Welt, auch schaffen es Remixe und<br />
Compilations immer wieder in die<br />
Charts – fast jedes Jahr zum Beispiel<br />
ihr Weihnachtsgospel „Mary’s Boy<br />
Child/Oh My Lord“. <strong>2021</strong> landete ein<br />
Remake von „Rasputin“ auf Platz 1<br />
vieler Charts – unser Tipp! *rä
Musik<br />
FOTO: EUGENIO RECUENCO<br />
NACHGEFRAGT<br />
Pop mit anderen Mitteln:<br />
IMANY<br />
Natürlich ist es gewagt, wenn<br />
man seinen großen Erfolg mit<br />
einem Dance-Remix hatte – dem<br />
Hit „Don‘t Be So Shy“ von 2015, der<br />
es mittlerweile auf über eine Milliarde<br />
Aufrufe bringt – und sich nun auf<br />
das Cello als Basis für neue Lieder<br />
beschränkt.<br />
Gleichzeitig sagt es viel darüber aus, mit<br />
welchem Selbstbewusstsein Imany ihren<br />
Weg geht. Weil es für sie ganz normal zu<br />
sein scheint, Widerstände als Herausforderung<br />
anzusehen und sich davon nicht aufhalten<br />
zu lassen. „Da ich es geschafft habe,<br />
Mutter zu werden, ohne meine Arbeit zu<br />
vernachlässigen, beschloss ich, nicht mehr<br />
zu zweifeln. Das heilige weibliche Feuer zu<br />
akzeptieren, nicht als eine dominierende<br />
Kraft, sondern als eine, auf die man bauen<br />
kann. Was zählt, ist das, was Sinn macht.<br />
Und es gibt nichts, was eine Frau nicht<br />
tun kann.“ Was sie uns also auf „Voodoo<br />
Cello“ präsentiert, entspricht ihr deshalb<br />
– nach eigener Aussage – so viel mehr als<br />
stampfende Klubbeats. Schon ihre ersten<br />
beiden Alben schielten nicht in Richtung<br />
Tanzfläche und so ist es nur konsequent,<br />
dass auch die neuen Lieder allesamt subtile,<br />
sinnliche Arrangements voller Gefühl und<br />
Intensität sind. Doch dieses Mal werden sie<br />
ausschließlich von acht Cellist*innen und<br />
Imanys Stimme getragen. Auf den ersten<br />
Blick klingt das nach einer gewagten Idee,<br />
doch dieses Instrument hat die Fähigkeit<br />
vieles auszudrücken – es kann ebenso kratzig<br />
wie sanft, aggressiv oder einschmeichelt<br />
klingen. Erst dadurch wird auch die eher<br />
ordinäre Idee, ein Coveralbum aufzunehmen,<br />
plötzlich zu einem lohnenden Projekt.<br />
„Manchmal hat man den Eindruck, es sind<br />
Blechblasinstrumente oder E-Gitarren … Als<br />
würden sie herumgeistern.“<br />
Natürlich steht und fällt ein solches<br />
Album mit der Auswahl der zu covernden<br />
Lieder. Es geht nicht nur um Bandbreite<br />
und Vielfalt, sondern ebenso darum, alles<br />
sinnvoll zusammenfinden zu lassen – zum<br />
Beispiel die regelrecht brutale Version von<br />
Blacks „Wonderful Life“ einer zärtlichen<br />
und gutgelaunten Interpretation von Elton<br />
Johns „I‘m Still Standing“ gegenüberzustellen.<br />
Gerade so, als wären alle Songs schon<br />
immer dafür vorgesehen gewesen, auf<br />
einem Album zu erscheinen. Überhaupt –<br />
auch wenn die Arrangements oft ziemlich<br />
dramatisch und ernst klingen, zeigt sich in<br />
der Zusammenstellung auch die Lockerheit<br />
und der Humor des Projektes. Es grenzt ja<br />
schon fast an Frechheit, „Total Eclipse of<br />
the Heart“ auf diese Art neu aufzunehmen<br />
und damit durchzukommen. Dazu gibt<br />
es dann noch ebenso Madonnas „Like<br />
a Virgin“ (ganz verträumt) wie „All the<br />
Things She Said“ von TaTu (kantig), um<br />
alles mit einem klassischen Ed Sheeran<br />
abzuschmecken. Und sogar den oft (und<br />
oft auch zu Recht) gescholtenen Imagine<br />
Dragons wird neues Leben gegeben. „Es<br />
ist alles ein bisschen verrückt!“, gibt Imany<br />
gerne zu und erklärt: „Die Produktion ist<br />
sehr komplex: acht identische Instrumente,<br />
das ist technisch ziemlich aufwendig.“ Trotz<br />
dieser Beschränkung wird es nicht einen<br />
Moment langweilig: „Voodoo Cello“ ist Pop<br />
mit anderen Mitteln.<br />
Dass sie diesen besonderen Weg einschlug,<br />
hatte übrigens viel damit zu tun, dass sie<br />
seit ihrem letzten Projekt neue Extreme<br />
des Lebens kennenlernte: das Glück und<br />
die Intensität Mutter zu werden, ebenso<br />
wie ein Burnout mit allen Konsequenzen<br />
zu erleiden. Ihr Leben änderte sich, doch<br />
anstatt zu versuchen, den alten Status Quo<br />
wiederherzustellen, ließ sie sich darauf ein,<br />
eine neue Herangehensweise zu finden.<br />
Und genau das ist es, was dieses Coveralbum<br />
zu einem Ereignis macht. *fis
UNDERGROUND<br />
Keye Katcher:<br />
„Wir alle Eins“<br />
Seine aktuelle Single „It’s Gonna Be Good“<br />
ist eine kleine Hymne! Keye Katcher ruft<br />
in diesem Lied dazu auf, sich gemeinsam<br />
zu unterstützen. „In guten Zeiten und vor<br />
allem in ‚bad times‘ – wir sind Mensch und<br />
stehen für uns ein“. Der queere Gassenhauer<br />
wurde in einer Zeit geschrieben,<br />
in der nicht nur der Berliner Künstler,<br />
sondern wir alle viel positive Energie dringend<br />
brauchen. Ende vergangenen Jahres<br />
entstanden die ersten Skizzen, die Keye<br />
auch damals schon ein Stück weit aus<br />
dem tristen Pandemie-Blues holten und<br />
ihm selbst eine optimistische Einstellung<br />
für <strong>2021</strong> brachten. Für <strong>Oktober</strong> ist seine<br />
EP „Wir alle Eins“ geplant.<br />
KULT<br />
Barbras Geheimtipps<br />
und ein<br />
Duett mit Kermit<br />
Kein Scherz, die legendäre Musikerin<br />
präsentiert auf ihrem neuen Album<br />
„Release Me 2“ neben Hochkarätern<br />
wie Barry Gibb (von den Bee Gees)<br />
auch die grüne „The Muppet Show“-<br />
Kultfigur, den grünen Frosch. Und das<br />
beweist Barbras Sinn für Humor!<br />
TIPP<br />
DRANGSAL<br />
„Exit Strategy“<br />
Musik<br />
Sein neues Album ist das Dokument<br />
eines gereiften Künstlers. Drangsal<br />
hat noch nie so frei musiziert und<br />
so wandlungsreich gesungen wie<br />
hier, und er hat auch noch nie so<br />
wagemutig und schillernd getextet:<br />
von der Gegenwart zurück in die<br />
deutsche Romantik und wieder voran<br />
bis zum restringierten Code der<br />
Generation Z. „Exit Strategy“ ist reich<br />
an Facetten, aber — das ist das Tolle<br />
daran — es ist dabei nicht beliebig:<br />
Alles passt aneinander, jede noch so<br />
abseitig scheinende musikalische oder<br />
lyrische Volte fügt sich bruchlos in ein<br />
großes Bild.<br />
FOTO: VIDEO.SIREN<br />
„Release Me 2“ ist ein sehr abwechslungsreiches<br />
und sehr, sehr interessantes<br />
Album, findet man hier eben nicht<br />
weltbekannte Klassiker wie „Tell Him“<br />
mit Céline Dion oder „Woman in Love“<br />
(mit den Bee Gees im Chor), sondern<br />
Lieder, die bisher nicht erschienen<br />
waren oder nur irgendwo mal zu hören<br />
gewesen sind. Aber Barbra Streisand<br />
sind sie wichtig – und das ist auch gut<br />
so, denn jetzt können wir sie endlich<br />
hören. „Release Me 2“ erscheint auf<br />
CD, Vinyl und natürlich digital. *rä<br />
DAS NEUE ALBUM<br />
OUT NOW!<br />
NEUE LIVE-TERMINE<br />
UND TICKETS AUF<br />
WWW.MARKFORSTER.DE
Musik<br />
INTERVIEW<br />
WRABEL:<br />
„Mein Coming-out war quälend“<br />
FOTO: JAZZ ALALI<br />
Stephen Wrabels Stern funkelnde<br />
lange im Verborgenen. Jetzt veröffentlicht<br />
der Pop-Singer/Songwriter nach<br />
vier EPs sein erstes komplettes Album<br />
„These Words Are All for You“.<br />
„Ausnahmslos alle meine Songs kommen<br />
aus der Tiefe meines Herzens“, erzählt<br />
Wrabel via Zoom. „Wenn dir jemand sagt „Tut<br />
mir leid, aber es fühlt sich nicht so passend<br />
an für uns, was du da geschrieben hast“,<br />
dann war das jedes Mal ein Stich ins Herz.<br />
Ich bin in meiner Karriere und in meinem<br />
Leben nicht selten verletzt worden. Aber<br />
hier bin ich. Und hier bleibe ich jetzt auch.“<br />
Der Weg bis hierher war kein einfacher für<br />
Stephen Wrabel, 32, aus Los Angeles. Zwei<br />
fertige Alben landeten im Giftschrank der<br />
Plattenindustrie, er litt lange unter der einschneidenden<br />
Trennung von seinem ersten<br />
richtigen Freund, und noch dazu schleppte<br />
er lange ein Alkoholproblem mit sich herum.<br />
Seit sechs Jahren lebt er abstinent. Und<br />
jetzt ist er endlich gekommen, der Moment,<br />
in dem aus Wrabel, dem ewigen Talent und<br />
nicht eingelöstem Versprechen endlich Wrabel,<br />
der funkelnde Popstar wird. Auf seinem<br />
Debütalbum „These Words Are All for You“<br />
nimmt er uns mit in seine Welt. Und die<br />
besteht aus epischen Refrains, schillernden<br />
Arrangements, aus dramatischen Popballaden<br />
und ganz kleinen, traurigen Songs wie<br />
„Pale Blue Dot“. Aber auch aus euphorischen<br />
Liebesbekundungen im Stil der aktuellen<br />
Single „Nothing But Love“. „Einige der<br />
Songs auf meiner Platte, etwa „Love Is Not<br />
a Simple Thing to Lose“, sind schon fast<br />
zehn Jahre alt. Aber ‚Nothing But Love“ war<br />
das finale Mosaiksteinchen. Ich wollte die<br />
Tatsache, dass ich glücklich verliebt bin,<br />
in breiten, fetten Buchstaben auf diesem<br />
Album in die Welt hinausposaunen.“<br />
Wrabel kommt aus Houston in Texas. Seit<br />
zehn Jahre lebt er in Los Angeles. Er ist<br />
offen schwul und hat sein eigenes Label<br />
„Big Gay Records“ getauft. Ein Statement.<br />
„Meine sexuelle Identität ist ein großer Teil<br />
von mir, und sie ist somit auch ein großer<br />
Teil von dem, was ich kreiere. Auf diesem<br />
Album schaue ich mir die Welt durch<br />
meine eigene Linse an. Natürlich wünsche<br />
ich mir, dass sich alle<br />
mit diesen Liedern<br />
verbunden fühlen, die<br />
jemals verliebt, verlassen,<br />
himmelhoch glücklich<br />
oder am Boden betrübt<br />
waren. Aber ich versuche,<br />
die Gay-Community<br />
so gut ich kann zu<br />
vertreten, und ich gehe<br />
echt offenherzig mit den<br />
Erfahrungen um, die ich<br />
durchgemacht habe.<br />
Mein Anliegen ist, dass sich niemand allein<br />
fühlt, völlig gleichgültig, wer er ist, wen sie<br />
liebt, wie er oder sie sich identifiziert.“<br />
Wrabel selbst wusste mit zehn, dass er<br />
auf Jungs steht, hielt seine Sexualität aber<br />
privat, bis er Anfang, Mitte 20 und nach<br />
LA gezogen war, um dort seinen Fuß in die<br />
Musikbranche zu bekommen. „Ich wuchs<br />
in der Kirche auf. Ich bin gläubig, und ich<br />
komme aus einer gläubigen Familie. Mir<br />
wurde beigebracht, dass es unnatürlich<br />
und sogar böse ist, homosexuell zu sein.<br />
Heute kann ich zurückschauen und mich<br />
an meine Jugend erinnern, ohne in Tränen<br />
auszubrechen. Ich weiß, wie es ist, im<br />
Versteck zu sitzen und zu denken ‚Etwas ist<br />
fundamental falsch mit mir‘. Mein Comingout<br />
war langsam und quälend. Bis ich 20<br />
war, konnte ich nicht mal laut zu mir selbst<br />
sagen, dass ich schwul bin.“<br />
Zur Musik findet Wrabel, als er mit 15<br />
das Album „Strange And Beautiful“ von<br />
Aqualung alias Matt Hales für sich entdeckt.<br />
„Diese Platte war mein sicherer Zufluchtsort<br />
und meine Rettung. Nie zuvor oder danach<br />
habe ich Musik gehört,<br />
die mich so berührte.“<br />
Inzwischen ist er mit<br />
Hales befreundet,<br />
aber auch mit Kesha<br />
oder Pink, die beide<br />
schon den einen oder<br />
anderen seiner sensiblen,<br />
wunderbaren Songs<br />
eingekauft und aufgenommen<br />
haben. Wrabels<br />
bis zum Album größter<br />
Erfolg aber war der 2017<br />
veröffentlichte Song „The Village“ über<br />
einen Teenager, der im falschen Geschlecht<br />
lebt. Ich schrieb „The Village“, nachdem<br />
ich auf meiner ersten Tour zwei Transkids<br />
kennengelernt hatte. Meine ersten Fans!<br />
Dieser Song bedeutet mir wirklich extrem<br />
viel. Ich kenne Leute, die „The Village“ ihren<br />
Eltern oder Großeltern vorgespielt, um ihnen<br />
mitzuteilen, wozu ihnen bis dahin die Worte<br />
gefehlt hatten.“<br />
*Interview: Steffen Rüth
Musik<br />
POP<br />
„Neues“ von den SUGABABES<br />
Die legendäre Girlgroup,<br />
die mit den<br />
meisten Hits, der 2000er<br />
meldet sich zurück: die 1998<br />
gegründeten Sugababes.<br />
Sie waren ein Pop-Trio mit<br />
vielen Umbesetzungen.<br />
Siobhan (Bild oben rechts)<br />
ging 2001 nach dem ersten<br />
Album (Hits waren unter<br />
anderem „Run for Cover“ und „Overload“), Heidi kam – und<br />
mit ihr der ganz große Durchbruch, etwa mit „Hole in<br />
the Head“, „Push the Button“ und „Round Round“. 2006<br />
verließ Mutya das Trio, Amelle folgte, zusammen landete<br />
man dann die UK-Nummer-1 „About You Now“ und Hits<br />
wie „Get Sexy“. Keisha ging 2009, Jade legte los. Der<br />
Erfolg blieb bis zur letzten Single 2010 „Wear My Kiss“.<br />
Lustig zu wissen: Heidi sang davor bei der Urbesetzung<br />
von Atomic Kitten. Mittlerweile sind die drei originalen<br />
Sugababes wieder vereint, haben die Namensrechte und<br />
zum 20. Geburtstag des ersten Albums genau das wieder<br />
im Angebot. Mit bisher unveröffentlichten Liedern, allen<br />
B-Seiten ** und Demoversionen ... Unsere Anspieltipps<br />
sind „Overload“, „Little Lady Love“, „Girls’ Nite Out (Demo)“<br />
und „Look at Me (Alternative Mix)“ und „One Touch (20<br />
Year Anniversary Edition)“. Da freut sich der Fan! *rä<br />
MELISSA ETHERIDGE<br />
ONE WAY OUT<br />
DAS NEUE ROCK ‘N‘ ROLL ALBUM<br />
DER IKONISCHEN MUSIKERIN!<br />
AB 17.09.21<br />
ÜBERALL!<br />
** Damals gab es Maxi-CDs. Darauf zu finden: das aktuelle Lied in<br />
verschiedenen Versionen, manchmal ein Video dazu und meist ein<br />
Bonustrack, eine B-Seite.<br />
POP<br />
Céline Dion, <strong>Leo</strong>na Lewis<br />
und Diane Warren<br />
Die US-amerikanische<br />
Komponistin Diane<br />
Warren ist seit den 1980ern<br />
beständig in den Charts.<br />
Pop-Klassiker wie „Because<br />
You Loved Me“ von Céline<br />
Dion, „Nothing’s Gonna<br />
Stop Us Now“ von Starship,<br />
„I Get Weak“ von Belinda<br />
Carlisle oder auch „Blame<br />
It on the Rain“ von Milli<br />
Vanilli gehen auf ihr Konto. Und auch „I Don’t Want to Miss<br />
a Thing“ von Aerosmith. Vor wenigen Wochen erschien ihr<br />
Debütalbum unter eigenem Namen: „The Cave Sessions,<br />
Vol. 1“, mit dabei sind unter anderem Céline Dion, <strong>Leo</strong>na<br />
Lewis (großartig: „Old With Me“ zusammen mit James<br />
Morrison), Paloma Faith und auch John Legend. Unsere<br />
Anspieltipps sind das sommerlich-melancholische<br />
„Seaside“ mit Rita Ora, die rotzige (von Hip-Hop geküsste)<br />
Rock-Nummer „Drink You Away“ featuring Ty Dolla $ign<br />
und die Ballade „Superwoman“ zusammen mit Céline<br />
Dion. Ein Höhepunkt des Albums ist Diane Warrens<br />
Zusammenarbeit mit John Legend „Where Is Your Heart“.<br />
BERÜHREND! *rä
Cruise<br />
POOL MIT GLASSCHIEBEDACH<br />
SPORTSTUDIO & SPA<br />
WATERFRONT RESTAURANTS<br />
FKK-DECK<br />
GAY CRUISE 2022<br />
auf den Kanaren<br />
Vom 8. bis 18. Februar 2022 sticht die Spartacus Cruise bei deutlich über 20 Grad im Schatten und acht Sonnenstunden<br />
pro Tag in See. An Bord werden wieder zahlreiche Stars der Community wie ESC-Teilnehmer Jendrik sowie<br />
bekannte DJs wie Chris Bekker und Rony für zehn Tage beste Urlaubsstimmung sorgen. Die Cruise wird ohne Social-<br />
Distancing-Maßnahmen und Maskenpflicht durchgeführt, da Gäste und Crew geimpft sind.<br />
KANAREN<br />
Die Tour führt über die kleineren<br />
kanarischen Inseln nach Madeira und<br />
endet auf Gran Canaria. Teneriffa<br />
wurde als zusätzlicher Halt mit<br />
einer Übernachtung eingefügt. Der<br />
Karneval auf Gran Canaria gehört<br />
mit vielen hunderttausenden<br />
Teilnehmenden zu den größten der<br />
Welt und startet am 11. Februar, kurz<br />
bevor die Spartacus Cruise in den<br />
Hafen zurückkehrt. Er zieht sich mit<br />
zahllosen Feierlichkeiten bis in den<br />
März hinein. Das milde Klima und der<br />
Einfluss der vielen Lateinamerikaner<br />
machen ihn zur europäischen Variante<br />
des brasilianischen Karnevals.<br />
Zu den zahllosen Attraktionen gehört<br />
auch die Drag-Queen-Gala mit ihrer<br />
jährlichen Wahl des besten Auftritts.<br />
Maspalomas spielt neben der<br />
Hauptstadt Las Palmas eine große<br />
Rolle als Austragungsort und der<br />
Abschluss wird traditionell im Jumbo<br />
Center gefeiert.<br />
UMWELTFREUNDLICHES SCHIFF<br />
Die Reederei hat die Dieselmotoren der Vasco da<br />
Gama mit einer neuer Treibstoffanlage ausgestattet.<br />
Nicko-Cruises ist der vierte Anbieter weltweit, der<br />
mit einer hohen Investition seinen Antrieb auf die<br />
schadstoffreduzierte Variante MGO (Marine Gas<br />
Oil) umgerüstet hat. Außerdem hat das Schiff einen<br />
Stickoxidkatalysator (SCR) auf Harnstoff-Wasser-<br />
Basis erhalten. Zusätzlich wurde auf dem Schiff ein<br />
neues Abwassersystem installiert, das Schwebstoffe<br />
ohne Einsatz von Chemikalien auf null reduziert.<br />
Mehr Infos unter www.spartacus.cruises
meine<br />
gay<br />
cruise<br />
Gran Canaria - Madeira -<br />
Lanzarote - La Palma - Gomera -<br />
Gran Canaria<br />
8. – 18. FEBRUAR 2022<br />
www.spartacus.cruises
Kunst<br />
PERFORMANCE<br />
LA WURST<br />
IST KUNST<br />
Conchita Wurst wurde vom Wahl-Wiener<br />
Künstler FJ Baur und der Fotografin<br />
Hilde van Mas ikonisch zum Kunstwerk<br />
transformiert.<br />
FOTOS: HILDE VAN MAS UND FJ BAUR „LE GRAND BLEU“<br />
In „Le grand bleu (Das große Blau)“ erleben wir die<br />
Dragqueen, die Sängerin und „Eurovision Song<br />
Contest“-Gewinnerin still, optisch hundertprozentig<br />
verändert und: blau. Wie auch im wahren Leben erleben<br />
wir they als „eine ruhige, besonnene Person, die<br />
sich für Akzeptanz, Offenheit und Freiheit einsetzt<br />
und diese lebt“, so die beiden Künstler auf Social<br />
Media. WURST sei eine „neoneo-humanistische<br />
Figur“, auf ein Skulpturenpodest geklettert und<br />
mit Michelangelos David als „Marmorikone des<br />
Humanismus“ und der menschlichen Freiheit in<br />
Dialog tretend. „Die blaue Haut und die textilen<br />
Anwendungen [...] bedecken den lebenden Körper;<br />
es entsteht eine Oszillation zwischen Kunst und<br />
Leben, materiell und transzendent.“ Ein durchaus<br />
spannender und queer umgesetzter Denkanstoß,<br />
der sicherlich viele provozieren wird. Und genau das<br />
kann und soll Kunst ja auch (mal). *rä<br />
www.hildevanmas.com, fjbaur.bigcartel.com,<br />
conchitawurst.com
FOTOGRAFIE<br />
ERIC LANUIT:<br />
„MEN MEN MEN“<br />
Kunst<br />
Schwule Kunst, die durchaus<br />
Referenzen an Größen wie Tom<br />
of Finland, Bob Mizer oder auch David<br />
LaChapelle aufweist.<br />
Körperhaare, Muskeln, Bärte, Glatzen,<br />
ein großer Penis ... Jede*r hat andere<br />
Dinge, die am Mann als besonders erotisch<br />
empfunden werden. Der Franzose<br />
Eric Lanuit zeigt uns seine Gedanken<br />
zum Thema Mann, umgesetzt in Kunst,<br />
verarbeitet in einem prall-prächtigen<br />
Bildband. Der Fotograf Eric Lanuit entführt<br />
in seinem aktuellen Bildband in<br />
eine schwule Welt voller prachtvoll und<br />
mitunter auch erotisch inszenierter<br />
Männer: Streuner, Machos, Denker und<br />
Erleuchtete.<br />
„MEN MEN MEN“ fokussiert sich dabei<br />
nicht nur auf eine Typart Mann, dem<br />
Künstler war es wichtig zu zeigen, wie<br />
divers Männlichkeiten leben und aussehen<br />
können. Mal fühlt man sich an alte<br />
Meister der Renaissance erinnert, mal<br />
flirtet Eric Lanuit mit der Fetischwelt<br />
von Tom of Finland. Immer auf höchstem<br />
Niveau, immer als eigenständige<br />
Kunst, nie als Plagiat. Sein Buch kann<br />
auch als Statement zur Diskussion<br />
über das männliche Rollenverständnis<br />
im Jahr <strong>2021</strong> verstanden werden. Muss<br />
es aber nicht, man kann diesen Bildband<br />
auch einfach genießen. Auf über<br />
160 Seiten und 21 x 21 cm groß, erfüllt<br />
dieses fette Ding (der vollständige<br />
Name des Buches ist übrigens „MEN<br />
MEN MEN AND MORE“) des 1965 in<br />
Paris geborenen Fotografen fast alle<br />
Erwartungen. Schwule Kunst für 140<br />
Euro – das kann man sich gönnen.<br />
Ein Bildband, den man ohne falsche<br />
Scham auf dem Wohnzimmertisch<br />
liegen lassen kann. Hier bekommt man<br />
Kunst, keine Pornografie. *rä<br />
www.ericlanuit.fr
Buch<br />
Azzedine Alaïa & Tina Turner, Paris, 1989, © Peter Lindbergh<br />
(courtesy Peter Lindbergh Foundation, Paris)<br />
Azzedine Alaïa, Maria Johnson und Peter Lindbergh, Paris, 1984<br />
BILDBAND<br />
Role Models treffen auf Kunst und Mode<br />
„Azzedine Alaïa“ aus dem Hause<br />
Peter Lindbergh ist eine elegante<br />
und vor allem spannende Reise in eine Zeit<br />
vor Corona: Ikonen wie Tina Turner und<br />
natürlich die Mode des tunesischstämmigen<br />
Pariser Modedesigners Azzedine<br />
Alaïa (1935 – 2017) vereint in einem prallen<br />
Bildband.<br />
Die Modewelt nimmt ihre Inspiration<br />
auch aus der Musik von einflussreichen<br />
Künstler*innen wie Madonna und Tina Turner,<br />
diese wiederum brauchen avantgardistische<br />
Kreationen, um ihr Image, ihre Kunst<br />
zu transportieren. Und beide brauchen<br />
talentierte Fotografen wie Peter Lindbergh<br />
(1944 – 2019). Eine Ménage-à-trois, die für<br />
alle Seiten Gutes bewirkt.<br />
Und wir, die Fans, kommen in den Genuss<br />
solcher Bilder, wie sie dieses im April beim<br />
Kölner TASCHEN Verlag erscheinende Buch<br />
auf 240 Seiten versammelt. „Azzedine<br />
Alaïa“ feiert die Vorliebe beider Künstler für<br />
Einfarbigkeit, bei Lindberg war es die Farbe<br />
Schwarz in der Fotografie, bei Alaïa konnte<br />
es auch mal ein Anzug ganz in Silber<br />
sein. Und beide feierten mit Models wie<br />
Naomi Campbell auch die Weiblichkeit an<br />
sich. „Frauen sind offener, mutiger, haben<br />
stärkere Nerven und nehmen im Vergleich<br />
zu Männern mehr Risiken in Kauf. Ich<br />
betrachte sie als das, was sie wirklich sind,<br />
vielleicht ist es das, was sie dazu bringt, sich<br />
mir hinzugeben“, so Peter Lindbergh.<br />
„Ich wollte immer freie Frauen. Ich hoffe,<br />
dass meine Kleider ihnen diese Leichtigkeit<br />
verleihen. Das schönste Kompliment, das<br />
ich jemals erhalten habe, war, als sie mich<br />
anblickten und sagten: ‚Ich fühle mich frei‘“,<br />
so einst Azzedine Alaïa. Ein inspirierendes<br />
Buch, eine kunstvolle Verbeugung vor den<br />
Menschen. *rä<br />
Peter Lindbergh „Azzedine Alaïa“, Hardcover,<br />
24 x 32,7 cm, 1,41 kg, 240 Seiten, 60<br />
Euro, TASCHEN Verlag, www.taschen.com<br />
RATGEBER<br />
Gute Vibes statt erdrückender Sorgen<br />
Loslassen ist leichter gesagt als getan,<br />
denn der Alltag mit seinen Bürden,<br />
negativen Nachrichten, scheinbar bedrohlichen<br />
E-Mails und all dem Stress<br />
macht es einem nicht einfach. Dieses<br />
Buch kann womöglich helfen, damit<br />
umzugehen.<br />
Die Autorin und Mentaltrainerin<br />
Melanie Pignitter veröffentlichte<br />
gerade ihren neuen Ratgeber<br />
„Federleicht – Wie du loslässt und<br />
ein befreites und erfülltes Leben<br />
führst“ beim GOLDEGG Verlag, der<br />
Leser*innen darin unterstützen soll,<br />
sich im Alltag nicht von Sorgen,<br />
sondern von positiven Gefühlen<br />
leiten zu lassen. „Das regelmäßige<br />
Entrümpeln des eigenen Heims ist<br />
für viele Menschen ganz normal.<br />
Dass sich auch in der Gedankenwelt Altlasten<br />
stapeln können, wird jedoch gern übersehen“.<br />
Die Autorin beschreibt in dem Buch auf<br />
rund 200 Seiten den Teufelskreis, den es<br />
zu durchbrechen gilt: „Was du nicht loslässt,<br />
lässt auch dich nicht los“. Doch wie geht das?<br />
In ihrem Buch gibt die Autorin Ratschläge,<br />
die ihr selbst geholfen haben, zudem endet<br />
jedes Kapitel mit „Be-free-Tools“, Übungen,<br />
die man leicht umsetzen und lernen kann.<br />
Positive Gedanken müssen zugelassen und<br />
„ausgebrütet“ werden. Man geht davon aus,<br />
dass uns rund 60.000 Gedanken jeden Tag<br />
durch den Kopf kreisen, positive Reflexionen<br />
machen im Durchschnitt nur fünf Prozent<br />
aus. Daran kann man arbeiten. *rä<br />
www.goldegg-verlag.com,<br />
honigperlen.at,<br />
www.facebook.com/melanie.pignitter
BLOG<br />
Superhelden sind immer „echte“ Männer?!<br />
Schaut man auf die Helden der<br />
Comicwelt, so sind diese meist<br />
trainierte Weiße, muskulös, heterosexuell,<br />
dominant, kerlige Macher, die Fakten<br />
schaffen. Lässt man die 1941 erfolgreich<br />
gelandete Wonder Woman weg, bleiben<br />
nicht viel queere Weiblichkeiten übrig.<br />
Ein Fest für Freunde toxischer Männlichkeit.<br />
In den letzten Jahrzehnten kommt<br />
aber mehr und mehr Diversität in die<br />
Comicwelt, zum Beispiel Dragman aka<br />
August Crimp.<br />
Buch<br />
Der Autor Arkadiusz Luba widmet ihm<br />
auf seinem Blog „Bare Comic Book Art“<br />
ein schönes Feature, auf das wir hiermit<br />
hinweisen wollen – und aus dem wir<br />
zitieren dürfen. „Auf Dragman bzw. auf<br />
seinen Autor, Steven Appleby, bin ich<br />
dank der FAZ aufmerksam geworden.<br />
Nachdem sein erster Comic Rockets<br />
Passing Overhead (mit Captain Star)<br />
in Harry Rowohlts Übersetzung im<br />
ZEITmagazin erschien und 1994 den Max<br />
und Moritz-Preis gewann, zeichnete er<br />
2001 nämlich für die FAZ einen täglichen<br />
Comicstrip“, so der Blogger. Dragman-<br />
Erfinder Steven Appleby verrät ihm auf<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
„Bare Comic Book Art“: „Ich bin nicht<br />
August Crimp. Ich bin aber, wie August,<br />
ein Mann, der Frauenkleider trägt, und<br />
wie August fand ich eines Tages einen<br />
Damenstrumpf zwischen den Polstern<br />
eines alten Sofas und zog ihn instinktiv<br />
an. Die Arbeit an Dragman war für mich<br />
eine Möglichkeit, Spaß mit dieser Besessenheit<br />
zu haben, die ich endlich positiv<br />
sehen konnte.“ *rä<br />
Hier geht es zum ganzen Feature:<br />
https://bookcomicart.wordpress.com/<br />
<strong>2021</strong>/05/26/dragman/
Buch<br />
FOTOS: PHIL DLAB<br />
BILDBAND<br />
Burschen aus der Slowakei<br />
Geboren wurde Phil Dlab in<br />
dem Land, in dem er jetzt auch<br />
wieder lebt, der Slowakei. Aufgewachsen<br />
ist er allerdings in Kanada,<br />
doch der Ruf der Heimat war so laut,<br />
wie diese Kerle hier sportlich sind.<br />
Seine mit der Kamera eingefangenen<br />
Männer seien „athletisch, aber keine<br />
Poser; attraktiv, aber nahbar“. Und<br />
in der Tat vermitteln diese durchaus<br />
erotischen Bilder pure Lebensfreude<br />
ohne angestrengtes Posing oder fiese<br />
Filter, wie man sie (leider) von Social<br />
Media gewöhnt ist. Phil Dlab schafft<br />
es, seine Jungs bei aller Inszenierung<br />
natürlich rüberkommen zu lassen.<br />
Gerade erschien sein erster Bildband<br />
„Nothing to Hide – Young Men from<br />
Slovakia“, der 150 Motive zu einem<br />
testosterongeladenen Reigen vereint.<br />
Sexy! *rä<br />
www.bodytorium.com,<br />
www.salzgeber-buchverlage.de<br />
KINDER<br />
Mein Schatten ist pink<br />
Scott Stuarts Buch ist ein wirklich<br />
wunderbares Kleinod im Bücherblätterwald,<br />
das möglichst viele Leser<br />
finden sollte.<br />
Sein autobiografisches Kinder-Bilderbuch<br />
„Mein Schatten ist pink“ handelt von<br />
einem kleinen Jungen, der so sein will,<br />
wie er ist, seinem Schatten, Diversität,<br />
Gender-Debatten, Identität, Geschlechter-Stereotypen<br />
und einem mutigen und<br />
tollen Papa. Denn der scheut sich nicht,<br />
seinen Sohn zu supporten, als dieser<br />
aufgrund seiner „weiblichen“ Kleiderwahl<br />
am ersten Schultag gemobbt wird.<br />
„Dein Schatten ist pink. Dein Schatten bist<br />
du, er ist richtig für dich. Sei stolz drauf<br />
und sag dir: Das bin ICH!“, so der Vater<br />
zum Sohn, der dann auch ein Kleid anzieht<br />
und seinen Sohn „in Drag“ in die Schule<br />
begleitet. Denn wer hat wann definiert,<br />
was Frauen, was Männer anziehen dürfen?<br />
Und wer legt fest, wie man sich fühlen<br />
„darf“?<br />
Das Buch schneidet auf herrlich leichte Art<br />
ernste und immer mehr zu Diskussionen<br />
und verbalen Ausfällen führende Themen<br />
an. Geschlechterklischees, sexuelle<br />
Identität, Rollen, Erwartungen – diese Themen<br />
treffen schon auf ganz, ganz junge<br />
Menschen. Sie werden in blaue Klamotten<br />
gesteckt, wenn sie „männlich“ sind, die<br />
Farben Rosa und Pink sind (seit dem 20.<br />
Jahrhundert) „den Mädchen“ vorbehalten.<br />
Der Autor des Buchs erlebte einst eine<br />
ähnliche Geschichte. Sein Sohn Colin war<br />
mit drei Jahren Fan von Eiskönigin Elsa –<br />
und trug voller Stolz ein glitzerndes Kleid.<br />
Eines Tages kam Colin aber sehr traurig<br />
aus dem Kindergarten, denn ihm wurde<br />
dort gesagt, ein Kleid sei doch nur etwas<br />
für Mädchen. *rä<br />
Scott Stuart: „Mein Schatten ist pink“,<br />
www.coppenrath.de
DEUTSCHES THEATER MÜNCHEN & SALZBURGER LANDESTHEATER präsentieren in Kooperation mit STAGE ENTERTAINMENT & herbX film<br />
„Ich bin Dimitri<br />
Stoupakis, Austauschbandit<br />
aus Griechenland.<br />
Ich soll<br />
mich melden<br />
bei Herr Maria<br />
Santa?“<br />
„Jetzt geht<br />
noch mal jeder<br />
aufs Klo und<br />
dann reiten<br />
wir los...“<br />
„Ja, bist du denn<br />
wahnsinnig, du<br />
konnst mich<br />
doch ned so<br />
erschreckn, du<br />
Zipflklatscher.“<br />
„Ist doch alles<br />
wunderbar,<br />
jeder hat seinen<br />
eigenen Marterpfahl<br />
und ab<br />
morgen hama<br />
keinen Stress<br />
mehr.“<br />
„He, ich warn<br />
dich, wenn du<br />
vor hast hier<br />
aufs Klo zugehen,<br />
dann setz<br />
dich fei bloß<br />
hin, he!“<br />
„Trenne nie »<br />
ST«, denn<br />
es tut den<br />
beiden weh!“<br />
13. <strong>Oktober</strong> bis 9. Januar<br />
Deutsches Theater München | Schwanthalerstraße 13 | deutsches-theater.de
CLOSED<br />
MINDS CAN’T<br />
OPEN EYES.<br />
Coca-Cola und Coke sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company.<br />
coke.de/diversity<br />
#YouAreIncluded