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db 3-2021 WEB

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durch<br />

blick<br />

Autorenzeitschrift<br />

Seit 1986<br />

Nr. 3/<strong>2021</strong><br />

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xxxxxxxxxxxxxxxx Museumsmomente Seite 20 20


Inhaltsübersicht<br />

Kurz berichtet<br />

Aus den Seniorenbeiräten4<br />

Kurz berichtet6<br />

Im Siegerlandmuseum 14<br />

Buchbesprechungen18<br />

Der Kommentar „24 Stunden Pflege“19<br />

Kulturveranstaltungen20<br />

Hommage an Homrichs Lina 22<br />

Heiligenborn24<br />

Funkenfänger auf dem Kopf 26<br />

Kindheit in Burbach28<br />

Mundart32<br />

Musik in meinen Ohren36<br />

Das Portrait 38<br />

Sei wie das Veilchen im Moose 40<br />

Das dritte Auge des Cyclopen 42<br />

Familientreff im Zoo43<br />

Nichts besseres 44<br />

Beliebteste Münze in der BRD 45<br />

Gedächtnistraining 46<br />

Etwas über Bedrohungen 48<br />

Klimaschutz eine Generationenaufgabe 52<br />

Im Leiden sind wir alle gleich 54<br />

Ehepaar Freundt 55<br />

Die ahnungslosen Mieter 56<br />

Der einsame Mann im Mond 58<br />

Sein grüner Traum 60<br />

Det er Hyggeligt 62<br />

Aufbruch64<br />

Breslau – Stadt der schönen Kirchen 66<br />

20 Jahre ALTERAktiv 70<br />

Wiederkehrende Termine 72<br />

durchblick verlost Freikarten74<br />

Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“75<br />

Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein76<br />

Kreuztal wird digitaler Erfahrungsort 81<br />

Es fiel uns auf / Lösungen 82<br />

Zu guter Letzt / Impressum 82<br />

Aus der Redaktion<br />

Am 11. Juli war unser früheres Vorstandsmitglied Annette Freundt verstorben.<br />

Mit Schrecken mussten wir elf Tage später erfahren, dass ihr Ehemann und<br />

unser sehr geschätzter Kollege Eberhard, so gestürzt war, dass er dieses Unglück<br />

nicht überlebte. Unmittelbar vor Druckbeginn erfuhren wir dann, dass unser ehemaliger<br />

Redaktionskollege Dieter Gerst nach langer Krankheit gestorben ist. Eine<br />

Würdigung finden Sie auf Seite 55.<br />

Der Lockdown hat uns sehr viel abverlangt. Die letzten Ausgaben des durchblick<br />

mussten wir in Videokonferenzen erstellen, was nicht immer leicht war. Nun<br />

freuen wir uns auf persönliche Begegnungen. Darauf, dass wir wieder von „Angesicht<br />

zu Angesicht“ aktiv um Texte, Inhalte und Bilder ringen können. Sie, liebe<br />

Leserinnen und Leser, sind herzlich eingeladen – ohne zeitliche Verpflichtung – bei<br />

uns mitzuwirken. Eingeladen, den durchblick mit Ihren Perspektiven zu erweitern .<br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 3


Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />

Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />

Armin Maxeiner<br />

neuer Vorsitzender des Siegener Seniorenbeirats<br />

Siegen. Der Gewählte wurde 1947 in<br />

Nastätten im Taunus geboren. Nach<br />

dem Besuch der Realschule und der<br />

Ausbildung zum Fernmeldetechniker<br />

erlangte er über den Zweiten Bildungsweg<br />

den Zugang zum Hochschulstudium.<br />

Nach erfolgreichem Studium<br />

für das Lehramt an der Grund- und<br />

Hauptschule an der Gesamthochschule/Universität<br />

Siegen qualifizierte er<br />

sich weiter für das Lehramt an Sonderschulen,<br />

heute Förderschulen, mit den<br />

Schwerpunkten geistige Entwicklung,<br />

Sprache und Lernen.<br />

Nach 13-jähriger Tätigkeit an der<br />

Hans-Reinhardt-Schule wurde er Konrektor<br />

an der Lindenschule in Weidenau.<br />

Schwerpunkt seiner beruflichen Ausrichtung<br />

war es, beeinträchtigte bzw.<br />

benachteiligte Kinder und junge Menschen<br />

schulisch zu fördern, um ihnen<br />

den Weg in die berufliche Zukunft und<br />

die soziale Gesellschaft zu erleichtern.<br />

Hierzu nahm er unter anderem einen<br />

Lehrauftrag an der Universität<br />

Dortmund wahr. Nach seiner Pensionierung<br />

konnte er seine vielfältigen<br />

beruflichen Erfahrungen an einer Privatschule<br />

nutzbringend im Sinne aller<br />

Beteiligten einbringen.<br />

Maxeiner gehört dem Siegener Seniorenbeirat<br />

seit 2017 an und ist in<br />

verschiedenen Arbeitskreisen tätig.<br />

Im Team Heinzelwerk der Universitätsstadt<br />

Siegen arbeitet er seit langem<br />

mit. Er ist zudem ausgebildeter Senioren-Sicherheitsberater<br />

bei der Kreispolizeibehörde<br />

Siegen-Wittgenstein.<br />

Seine Freizeitbeschäftigungen sind<br />

Wandern, Radfahren, Heimwerken in<br />

Haus und Garten sowie Reisen. Armin<br />

Maxeiner ist verheiratet, hat drei Kinder<br />

und lebt in Kaan-Marienborn. eg<br />

Quartiersgang mit dem Bürgermeister<br />

Seniorenbeirat informiert sich über zentrale Bauvorhaben<br />

„Siegen. Wissen verbindet“<br />

weitere Fakultäten in die Innenstadt<br />

Siegen. In der Sitzung des Siegener<br />

Seniorenbeirates am 20. Juli <strong>2021</strong> erläuterten<br />

Stadtbaurat Henrik Schumann<br />

und Philipp Springmann, Mitglied der<br />

Arbeitsgruppe Stadtentwicklung, das<br />

Projekt „Siegen. Wissen verbindet“. Im<br />

Sinne dieses Vorhabens sollen bekannterweise<br />

zwei bisher auf dem Haardterberg<br />

angesiedelte Fakultäten in den<br />

Bereichen Friedrichstraße/Campus Nord<br />

und Häutebachweg/Campus Süd angesiedelt<br />

werden. Vorausgegangen war<br />

ein Quartiersrundgang mit Bürgermeister<br />

Steffen Mues, über den wir auf der<br />

gegenüberliegenden Seite berichten.<br />

Bis Frühjahr 2022 sollen die Bebauungspläne,<br />

so Springmann, fertiggestellt<br />

sein. Ab Frühjahr beginne das<br />

Investoren-Auswahlverfahren mit einem<br />

Architekturwettbewerb, 2024 sollen die<br />

Baumaßnahmen starten und 2028 abgeschlossen<br />

sein. Kritische Anmerkungen<br />

und Fragen bezogen sich u.a. auf bezahlbaren<br />

Wohnraum für Bezieher niedriger<br />

Einkommen, abwechslungsreiche Gestaltung<br />

des Stadtbildes, ökologische Auswirkungen,<br />

Probleme durch Privatisierung<br />

von Straßen sowie Kostenbelastungen<br />

für die Stadt. Seniorenbeiratsmitglied Dr.<br />

Jochen Münch, welcher einen Mastergrad<br />

in Architektur besitzt und dem Bauausschuss<br />

des Rates angehört, legte hierzu<br />

einen umfangreichen Problem- und Fragenkatalog<br />

vor. Eine differenzierte Prüfung<br />

und Rückmeldung wurde zugesagt.<br />

Armin Maxeiner begrüßte als Seniorenbeiratsvorsitzender<br />

Volker Reichmann,<br />

welcher seit Monatsbeginn als<br />

neuer Seniorenbeauftragter im Amt ist.<br />

Im Jahr 2022 wird der Seniorenbeirat<br />

der Universitätsstadt Siegen 25 Jahre alt.<br />

Mit Dr. Jochen Münch und Helmut Plate<br />

ist noch ein Mitglied der ersten Stunde<br />

dabei. Die Seniorenvertretung beschloss<br />

eine öffentlichkeitswirksame Jubiläumsveranstaltung.<br />

Weiteres ist mit allen Beteiligten<br />

zu klären. Anlässlich des Jubiläums<br />

soll eine Dokumentation mit dem<br />

Titel „25 Jahre Sprachrohr der älteren<br />

Generation“ präsentiert werden. eg<br />

Beliebter Seniorentreff, das Siegener<br />

„Haus Herbstzeitlos“.<br />

Der Neue<br />

Siegen. Volker Reichmann hat seine<br />

Arbeit als Seniorenbeauftragter aufgenommen,<br />

(siehe auch Seite 14). Die<br />

ersten Schritte in seinem neuen Tätigkeitsfeld<br />

wird die Weiterentwicklung<br />

von Informationsmaterialien für die<br />

ältere Generation sein, insbesondere<br />

die Neuauflage der beliebten Broschüre<br />

„Älterwerden in Siegen“. In enger<br />

Zusammenarbeit mit Vorstand und Arbeitskreisen<br />

des Seniorenbeirats gilt<br />

es Bewährtes weiterzuentwickeln und<br />

neue Ideen umzusetzen. So etwa die<br />

Entwicklung eines Aktionsprogrammes<br />

für das Siegener Senioren- und Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos. eg<br />

Siegen. In einem zweistündigen<br />

Quartiersrundgang mit Steffen Mues<br />

konnten sich die Vertreter der dritten<br />

Generation einen Einblick in den Planungsstand<br />

des Vorhabens „Siegen.<br />

Wissen verbindet“ verschaffen.<br />

Längerfristig, so der Bürgermeister,<br />

sei mit einer konstanten Zahl von<br />

etwa 16.000 Studierenden zu rechnen.<br />

Hiervon würden ungefähr 12.000<br />

in die Stadtmitte umziehen und die<br />

restlichen 4.000 am Haardterberg<br />

verbleiben. Wie bekannt, sollen damit<br />

zwei weitere Fakultäten in die Siegener<br />

Innenstadt verlegt werden.<br />

Im Mittelpunkt des Rundgangs standen<br />

die Bereiche Löhrtor/Häutebachweg<br />

sowie vordere Friedrichstraße, wo<br />

jeweils zentrale bauliche Veränderungen<br />

geplant sind. Anhand anschaulicher<br />

Planungsskizzen legte Steffen<br />

Mues den derzeitigen Entwicklungsstand<br />

dar und stand zahlreichen kritischen<br />

Fragen Rede und Antwort.<br />

Insbesondere ging es um bezahlbaren<br />

Wohnraum für Bezieher geringerer<br />

Einkommen, sichere Fuß- und Radwege,<br />

barrierefreie Zugänge sowie abwechslungsreiche<br />

Gestaltung des Stadtbildes.<br />

Der endgültige Entscheidungsprozess<br />

so Mues, sei noch nicht abgeschlossen.<br />

„Wir sind aber auf einem guten Weg“.<br />

In diesem Zusammenhang verwies er<br />

auf ständige aktuelle Informationsquellen,<br />

besonders in den digitalen Medien<br />

und ermutigte die Mitglieder des Seniorenbeirates,<br />

sich auf dem Laufenden zu<br />

halten. Zudem bot er bei Bedarf weitere<br />

Informationsgespräche an. eg<br />

Foto: Felix Maxeiner<br />

Bürgermeister Steffen Mues (Bildmitte) im Gespräch mit Vertretern des Seniorenbeirats.<br />

4 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 5


Kurz berichtet<br />

E-Rezept macht Apotheken noch digitaler<br />

Eine Mitteilung der Apotheken aus Siegen-Wittgenstein<br />

Siegen-Wittgenstein. Die Digitalisierung<br />

im Gesundheitswesen schreitet<br />

voran – und das elektronische Rezept<br />

ist ein wichtiger Baustein dieses Prozesses.<br />

„Das E-Rezept wird das klassische<br />

rosa Rezept zu Jahresbeginn<br />

2022 auch im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

ablösen“, erklärt die Apothekerschaft<br />

im Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />

Und weiter: „Die Apotheken vor Ort<br />

sind bestens auf diesen Wechsel vorbereitet.<br />

Bei uns im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

sind bereits 99 Prozent aller<br />

Vor-Ort-Apotheken für den Anschluss<br />

an die dafür notwendige digitale Infrastruktur<br />

vorbereitet.“<br />

Das E-Rezept funktioniert so: In<br />

der Arztpraxis wird ein E-Rezept ausgestellt<br />

und verschlüsselt auf einem<br />

zentralen Speicher abgelegt. In Form<br />

eines QR-Codes kann der Patient das<br />

Rezept per Smartphone herunterladen.<br />

Dazu wird es eine bundeseinheitliche<br />

und werbefreie Anwendung geben, die<br />

sogenannte E-Rezept-App. Die Patienten<br />

können diese Anwendung kostenlos<br />

installieren und mit ihr das Rezept<br />

in der Apotheke vor Ort einlösen. Hierzu<br />

wird der Zugriffsschlüssel des E-<br />

Rezepts als QR-Code auf dem Smartphone<br />

des Patienten in der Apotheke<br />

angezeigt. Die Apotheke scannt den<br />

Code ab und liest die Rezeptdaten aus<br />

dem zentralen Speicher mithilfe ihres<br />

eigenen, sicheren Zugangs aus. Der<br />

Zugriffsschlüssel kann mit dem mobilen<br />

Gerät auch vorab an die Apotheke<br />

übermittelt werden, um das E-Rezept<br />

einzulösen. Für die Einlösung benötigen<br />

Patienten zusätzlich einen Zugangscode<br />

der Krankenversicherung.<br />

Elektronisches Rezept<br />

funktioniert auch analog<br />

Auch wer kein Smartphone hat oder<br />

einfach kein Interesse daran hat, hierauf<br />

Gesundheitsdaten zu speichern,<br />

kann weiterhin genauso problemlos seine<br />

Arzneimittel in der Apotheke vor Ort<br />

beziehen – ganz gleich ob verschreibungspflichtig<br />

oder nicht. „Niemand<br />

muss sich sorgen machen, technisch<br />

abgehängt zu werden oder seine Arzneimittel<br />

nicht zu bekommen“, betonen<br />

die Apotheker. Denn das E-Rezept<br />

funktioniert auch analog: „Der Rezept-<br />

Code kann problemlos in der Arztpraxis<br />

ausgedruckt werden – so wie es jetzt<br />

beim altbewährten Rezept auch schon<br />

geschieht. Dieser Code kann dann in<br />

jeder Apotheke eingelesen und verarbeitet<br />

werden. „Wir können also alle<br />

Patientinnen und Patienten beruhigen:<br />

Unabhängig vom Übermittlungsweg,<br />

ob digital oder analog, bleibt die Arzneimittelversorgung<br />

durch Ihre Apotheke<br />

vor Ort gesichert.“<br />

Diese Vorteile bringt das E-Rezept<br />

Elektronische Rezepte sollen zukünftig<br />

vor allem die Patientensicherheit<br />

erhöhen. Das E-Rezept stellt ein elektronisches<br />

„Werkzeug“ dar, um schnell<br />

und fehlerfrei die Medikation der Patienten<br />

in der Apotheke zu erfassen und<br />

die Patienten zu versorgen. Die mit den<br />

Medikationsdaten gespeiste App kann<br />

viele Funktionen erfüllen: Von der Erinnerung<br />

an die pünktliche Einnahme der<br />

Arzneimittel bis hin zum Wechselwirkungscheck<br />

durch die Apotheke vor Ort<br />

ist vieles denkbar. Auch die Möglichkeit,<br />

das elektronische Rezept schon vor dem<br />

Besuch in der Apotheke online einzulösen,<br />

spart Zeit und Wege, so kann ein<br />

eventuell aufgrund von Rabattverträgen<br />

nicht vorrätiges Arzneimittel direkt<br />

bestellt werden.<br />

Löst der Patient das Rezept digital<br />

am Vormittag ein, ist es meist schon<br />

am Nachmittag in der Apotheke vor Ort<br />

abholbereit. Doch auch das geht natürlich<br />

sowohl jetzt als auch in Zukunft in<br />

ähnlicher Form: „Viele Patienten nutzen<br />

nach wie vor das gute, alte Telefon,<br />

um ein Arzneimittel vorzubestellen,<br />

und diese Option wird garantiert auch<br />

weiterhin gerne genutzt“, sind sich die<br />

Apotheker sicher.<br />

Apotheker Dr. Gero von Fircks, Sprecher der<br />

Apothekerschaft im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Kurz berichtet<br />

DRK-Kreisverband investiert<br />

70.000 Euro für neuen Einssatzleitwagen<br />

Die Leitung des DRK-Kreisverbandes übergibt den symbolischen Fahrzeugschlüssel<br />

an die Zugführer Alexander Bassil und Fabian Hartman. (2. u. 4.v.lks.)<br />

Siegen-Wittgenstein. Der DRK-<br />

Kreisverband hat einen neuen Einsatzleitwagen<br />

(ELW-1) in Dienst gestellt.<br />

Der symbolische Schlüssel wurde durch<br />

den Präsidenten des Kreisverbandes<br />

Andreas Müller sowie Vorstand Dr. Martin<br />

Horchler an Kreisrotkreuzleiter Stefan<br />

Bassil und die beiden Zugführer<br />

Alexander Bassil und Fabian Hartman<br />

übergeben.<br />

„Die Anschaffung eines eigenen Einsatzleitwagens<br />

war schon lange im<br />

Gespräch. Ich freue mich, dass wir auf<br />

Kreisverbandsebene die Ausstattung<br />

unserer ehrenamtlichen Einsatzkräfte<br />

weiter verbessern konnten. Der Wagen<br />

verfügt über eine moderne Ausstattung,<br />

die den Ansprüchen der Einsatzabwicklung<br />

in der heutigen Zeit gerecht wird“.<br />

Insgesamt hat der Kreisverband rund<br />

70.000 Euro in das Fahrzeug inklusive<br />

Ausbaus investiert.“, sagt Andreas Müller<br />

als DRK Präsident.<br />

Der Einsatzleitwagen soll vor allem<br />

bei größeren Einsatzlagen, sowohl örtlich<br />

als auch überörtlich in den Bereichen<br />

Katastrophen- und Bevölkerungsschutz<br />

zum Einsatz kommen. Zudem<br />

kann der ELW bei größeren Sanitätswachdiensten<br />

auf Kreisverbands- aber<br />

auch Ortsvereinsebene genutzt werden,<br />

bei denen ein erhöhter Organisations-<br />

und Kommunikationsaufwand<br />

notwendig ist. „Die praktische Führungskräfteaus-<br />

und Fortbildung im<br />

DRK Kreisverband Siegen-Wittgenstein<br />

wird von der Anschaffung profitieren<br />

und wir sind glücklich, dass wir nun wie<br />

andere Kreisverbände auch über einen<br />

ELW verfügen“, ergänzt Kreisrotkreuzleiter<br />

Stefan Bassil.<br />

<strong>db</strong><br />

Elektronische Rezepte sollen zukünftig Papier und Bürokratie reduzieren,<br />

den Alltag von Patienten erleichtern und die Patientensicherheit erhöhen.<br />

6 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 7


Kurz berichtet<br />

Kurz berichtet<br />

Flohmarkt<br />

Bücher in Burbach<br />

Besuchsdienst<br />

gegen Einsamkeit<br />

13. Deutscher<br />

Seniorentag<br />

Online-Seminare im Angebot<br />

Das Aktive Museum Südwestfalen im Aufbruch<br />

Burbach. Der Bücherflohmarkt hat<br />

seine Pforten nach dem langen Lockdown<br />

wieder geöffnet. Es sind wieder<br />

viele neue ‚alte Bücher‘ eingetroffen<br />

und werden in den Räumlichkeiten der<br />

Schule in bewährter, sehr gut sortierter<br />

Weise präsentiert.<br />

Reiseführer, Koch- und Kinderbücher,<br />

Romane und Krimis in verschiedensten<br />

Ausführungen warten darauf, entdeckt<br />

zu werden. Auch Bücher mit Siegerland-Bezug<br />

sind vorhanden. Wer an einem<br />

bestimmten Buch interessiert ist,<br />

könnte beim Bücherflohmarkt fündig<br />

werden.<br />

Geöffnet ist der Flohmarkt montags und<br />

freitags von 15 bis 17 Uhr, Hellertalschule,<br />

Killingstr. 10, Burbach. <strong>db</strong><br />

Siegen. Der DRK-Kreisverband Siegen-<br />

Wittgenstein e.V. hat einen ehrenamtlichen<br />

Besuchsdienst ins Leben gerufen,<br />

der einsamen Menschen die Möglichkeit<br />

geben soll, mehr mit anderen Menschen<br />

in Kontakt zu kommen.<br />

Aaysha Tuna Liaquat ist ehrenamtliche<br />

Helferin und führt seit Januar Besuche<br />

durch. „Es gibt mir sehr viel, wenn ich<br />

merke, dass die eine Stunde in der Woche,<br />

die ich aus meiner Freizeit jemand<br />

anderem schenke, so viel bedeutet. Tuna<br />

Liaquat hat Erfahrung in Pflegeberufen<br />

und studiert Berufspädagogik für Gesundheits-<br />

und Sozialberufe.<br />

Die ehrenamtlichen Besucher und Besucherinnen<br />

werden durch kompetente<br />

Mitarbeiter geschult und diese sollen zukünftig<br />

selbst Hausbesuche und Begleitung<br />

bei Terminen anbieten, wenn die<br />

Umstände die Kompetenzen der Ehrenamtlichen<br />

übersteigen sollten.<br />

„Oft können Anfragen nach Besuchen<br />

mit vorwiegend sozialem Charakter<br />

nicht vermittelt werden, da Angebote<br />

dafür hier vor Ort fehlen. Das ist vor allem<br />

dann der Fall, wenn Menschen noch<br />

keinem Pflegegrad zugeordnet worden<br />

sind und somit kostenpflichtige Leistungen<br />

nicht in Anspruch genommen<br />

werden können.“, bestätigt Udo Knopp,<br />

Seniorenberater der Stadt Siegen. <strong>db</strong><br />

Bonn. Vom 24. bis 26. November<br />

findet in Hannover der 13. Deutsche<br />

Seniorentag statt. Mehr als 100 Veranstaltungen<br />

zu Fragen des Älterwerdens<br />

bieten im Hannover Congress Center<br />

Information, Austausch und Unterhaltung.<br />

Auf einer Messe präsentieren<br />

Aussteller aus Deutschland und aus der<br />

Region innovative Angebote für ältere<br />

Menschen. Bundespräsident Frank-<br />

Walter Steinmeier wird den Deutschen<br />

Seniorentag eröffnen.<br />

Auf dem 13. Deutschen Seniorentag,<br />

der unter dem Motto „Wir. Alle. Zusammen.“<br />

steht, werden Engagement und<br />

digitale Teilhabe zentrale Themen sein.<br />

„Nach den Monaten des durch die Pandemie<br />

erzwungenen Rückzugs wollen<br />

viele wieder aktiv sein, sich mit anderen<br />

austauschen, sich engagieren“,<br />

sagte Franz Müntefering, Vorsitzender<br />

der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen, bei<br />

einer digitalen Auftaktveranstaltung<br />

mit mehr als 200 Gästen. „Der Deutsche<br />

Seniorentag will Mut machen, das<br />

aktive Leben wieder aufzunehmen. Er<br />

will motivieren, sich wieder verstärkt<br />

in Nachbarschaft, Freundeskreis und in<br />

die Gesellschaft einzubringen. Und er<br />

will zeigen, wie vielfältig und bunt das<br />

Alter heute ist.“<br />

<strong>db</strong><br />

Siegen. Das Aktive Museum Südwestfalen<br />

befindet sich in einem umfangreichen<br />

Umbau- und Erneuerungsprozess,<br />

doch hinter den Kulissen der Baustelle<br />

geschieht einiges: Unter anderem gehören<br />

nun zwei Online-Seminare zum<br />

pädagogischen Angebot der Einrichtung.<br />

Seit März dieses Jahrs arbeitet<br />

Lisa Caspari als wissenschaftlich-pädagogische<br />

Mitarbeiterin für das Aktive<br />

Museum. Die Historikerin studierte in<br />

München Geschichte und Nahostwissenschaften.<br />

Auch der Vorstand des Aktiven Museums<br />

hat sich neu zusammengesetzt.<br />

Nach Jahren des unermüdlichen Engagements<br />

stand Traute Fries <strong>2021</strong><br />

als Vorstandsmitglied nicht mehr zur<br />

Wahl, wurde aber von der Mitgliederversammlung<br />

zur Ehrenvorsitzenden<br />

ernannt und unterstützt das Museum<br />

weiterhin. Als Schatzmeister vertritt<br />

nun Dr. Jens Aspelmeier (Historiker<br />

und Seminarleitung der Lehrerausbildung,<br />

Gymnasium und Gesamtschule)<br />

zusammen mit dem Schriftführer Thomas<br />

Wolf (Kreisarchivar) im geschäftsführenden<br />

Vorstand das Aktive Museum<br />

Südwestfalen. Gemeinsam mit<br />

den ebenfalls neu gewählten Beisitzern<br />

(Peer Ball, Michael Guse, Dr. des. Stefanie<br />

Siedek-Strunk und Thorsten Thomas)<br />

und der hauptamtlichen Kraft arbeitet<br />

dieses Team daran, das Museum<br />

zukunftsfähig zu machen.<br />

Die zukünftige Dauerausstellung wird<br />

die Gesellschafts- und Erfahrungsgeschichte<br />

des Nationalsozialismus im<br />

Kreis Siegen-Wittgenstein stärker in<br />

den Blick nehmen. Sie wird von Menschen<br />

erzählen, die sich widersetzten,<br />

die diskriminiert, verfolgt und ermordet<br />

wurden, aber auch von denen, die<br />

diese Verfolgung mittrugen und das<br />

Regime unterstützten. Durch die Beschäftigung<br />

mit der Vergangenheit sollen<br />

sich in der Ausstellung, aber auch<br />

in vielfältigen Führungsangeboten und<br />

Workshops stets Anknüpfungspunkte<br />

für Diskussionen über aktuelle, gesellschaftliche<br />

Fragen eröffnen.<br />

Zwei neue Online-Seminare ermöglichen<br />

Schulklassen und (Jugend-)Gruppen<br />

bereits schon jetzt eine digitale<br />

Auseinandersetzung mit den Inhalten<br />

des Museums. Über ein Video-Konferenz-Tool<br />

wird mit Hilfe von partizipativen<br />

Methoden die Geschichte der<br />

jüdischen Familie Frank aus Weidenau<br />

vermittelt.<br />

In den Seminaren setzen sich die<br />

Teilnehmenden anhand konkreter Biografien<br />

mit den historischen Rahmenbedingungen<br />

von Ausgrenzung, Verfolgung<br />

und Flucht auseinander und<br />

erfahren, welche Auswirkungen die<br />

antijüdische Gesetzgebung im Nationalsozialismus<br />

auf die Lebenswelt der<br />

Betroffenen hatte. Neben einer historischen<br />

Spurensuche, ist auch hier ein<br />

Gegenwartsbezug fester Bestandteil<br />

des Angebots. Die Workshops können<br />

gebucht werden unter der e-mail-Adresse:<br />

siegen-ams@t-online.de<strong>db</strong><br />

Foto: Claudia Irle-Utsch<br />

Lisa Caspari, Jens Aspelmeier und Thomas Wolf (von lks.) vor ihrem Museum.<br />

8 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 9


Kurz berichtet<br />

Volker Reichmann<br />

Neuer Seniorenbeauftragter der Stadt Siegen<br />

Seit dem 1. Juli ist Volker Reichmann für<br />

Belange der Senioren in Siegen zuständig.<br />

Siegen. Der neue Seniorenbeauftragte<br />

Volker Reichmann (56) löst den bisherigen<br />

Amtsinhaber Lars Peter Dörr ab.<br />

Reichmann ist in Siegen geboren und<br />

im Siegerland aufgewachsen. An der<br />

Uni Siegen qualifizierte er sich zum<br />

Diplom-Sozialpädagogen.<br />

Vielfältige nachhaltige Erfahrungen<br />

prägten seinen beruflichen Werdegang.<br />

So war er im Bereich Bildungs- und<br />

Erholungsstätten für Koordination von<br />

Weiter- und Fortbildung für Fachkräfte<br />

im Bereich der Behindertenhilfe zuständig<br />

und organisierte Weiterbildungsangebote<br />

für Familien und Menschen mit<br />

Behinderungen. In der Eingliederungshilfe<br />

nahm er vielfältige Betreuungsaufgaben<br />

wahr. Umfangreiche Beratungstätigkeiten<br />

etwa im Umgang mit<br />

Mit der AWO verreisen<br />

Siegen-Wittgenstein. Für die Seniorenreise<br />

des AWO Kreisverbandes gibt<br />

es für die Fahrt nach Bad Füssing vom<br />

22.12.<strong>2021</strong> bis 03.01.2022 freie Plätze.<br />

Wer Weihnachten und Silvester nicht<br />

alleine verbringen möchte, kann sich<br />

noch für diese AWO Reise mit Feiertagsprogramm<br />

anmelden. Die Unterkunft,<br />

das Johannesbad Hotel Phönix, liegt in<br />

Laufweite der lebendigen Ortsmitte Bad<br />

Füssings. Die Gäste erwarten modern<br />

ausgestattete Zimmer, eine hauseigene<br />

Wohlfühl-Oase mit Sauna und Whirlpool<br />

sowie Freizeitmöglichkeiten zur Bewegung,<br />

Entspannung und Unterhaltung<br />

An den Feiertagen gibt es besondere<br />

Angebote und feierliche Weihnachtsund<br />

Silvesteressen.<br />

Informationen gibt es unter 0271-<br />

33 86 167 oder auf der Hompage awosiegen.de/themen/angebote/reisen.<br />

Hier gibt es auch Auskünfte über weitere<br />

Reiseangebote sowie Informationen<br />

über Kuren für pflegende Angehörige.<br />

Behörden und sozialen Einrichtungen<br />

rundeten das weite Erfahrungsfeld ab.<br />

Volker Reichmann wechselte aus der<br />

Bereichsleitung des Hauses Burgweg in<br />

Burbach nach Siegen, nachdem er viele<br />

Jahre vorher die Wohnstätte des Hauses<br />

Lebenshilfe Siegen e.V. in Netphen<br />

geleitet hatte. „Durch meine langjährige<br />

Erfahrung in der Leitung zweier stationärer<br />

Einrichtungen sind mir sowohl<br />

die pädagogischen als auch wirtschaftlichen<br />

Bereiche vertraut.“<br />

Reichmann ist sich sicher, seine umfangreichen<br />

Wissens-, Erfahrungs- und<br />

Handlungskompetenzen nutzbringend<br />

in seinen neuen Aufgabenbereich einbringen<br />

zu können, zumal er bereits<br />

zahlreiche Ansprechpartner aus sozialen<br />

wie ehrenamtlichen Bereichen kennt.<br />

Volker Reichmann ist verheiratet und<br />

hat zwei erwachsene Kinder. In seiner<br />

Freizeit ist er viel in der Natur, fährt<br />

Fahrrad oder geht wandern, gerne mit<br />

Familie oder mit Freunden. eg<br />

Willkommen<br />

Siegen. Siwi-lebt-vielfalt.de soll das<br />

Ankommen in Siegen-Wittgenstein erleichtern.<br />

Für Geflüchtete gedacht, entwickelte<br />

sich die Seite zu einem zentralen<br />

Anlaufpunkt für alle Zugewanderten<br />

im Kreis Siegen Wittgenstein.<br />

In den Bereichen Leben, Sprache, Gesundheit,<br />

Arbeit und Bildung wird und<br />

wurde nach Lösungen für einen gelingenden<br />

und menschenwürdigen Alltag<br />

gesucht. So richtete sich das Augenmerk<br />

auf die aktiven und passiven Partner<br />

dieser Lebensbereiche. Neue Partner<br />

sind willkommen.<br />

Siwi-lebt-vielfalt.de spricht insbesondere<br />

die zugewanderten Menschen an.<br />

Es besteht unter anderem die Möglichkeit,<br />

Inhalte in den Landessprachen der<br />

Geflüchteten aufzurufen, Ebenso bietet<br />

sie eine wertvolle Orientierung für unterschiedlichste<br />

Institutionen und Organisationen,<br />

Schulen und Bildungsträger,<br />

Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber,<br />

sowie Vereine. Alle Partner bieten wichtige<br />

Meilensteine im Zusammenleben<br />

diverser Kulturen. <br />

<strong>db</strong><br />

Kurz berichtet<br />

Einfach mitmachen<br />

Siegen. „Für ein gutes Projekt in der<br />

Region braucht es eine gute Idee, ehrenamtliches<br />

Engagement und finanzielle<br />

Mittel.“, so die Vorsitzende der Bürgerstiftung<br />

Siegen, Brigitte Ross-Henrich.<br />

Seit 2005 unterstützt die Stiftung von<br />

Bürgern für Bürger Vereine und Institutionen,<br />

so auch den Bezirksverband der<br />

Siegerländer Frauenhilfe. Dieser startete<br />

das generationenübergreifende Projekt<br />

als Mitmachaktion für alle. Die Initiatorin<br />

Silke Kötz schaut voller Freude auf die<br />

zurückliegenden Wochen. „Mit der Aktion<br />

wollten wir den Menschen zeigen, dass<br />

auch in schweren Zeiten etwas Gemeinsames<br />

entstehen kann. Die Teilnehmenden<br />

wurden dazu eingeladen, mit ihren<br />

hergestellten Häkelstücken Teil eines<br />

„Gute Seele“<br />

ist im Ruhestand<br />

Pfarrer Senkowski hinterlässt Lücke.<br />

Alt und Jung Hand in Hand.<br />

großen Ganzen zu werden“, so die Projektleiterin<br />

weiter. Die Resonanz war riesig<br />

und gemeinsam wurde gehäkelt was<br />

das Zeug hält.<br />

Insgesamt beteiligten sich annähernd<br />

80 Ehrenamtliche an dem Vorhaben!<br />

Nicht nur die Häkelquadrate sind farbig,<br />

auch bei den Engagierten wurde das Leben<br />

bunter. „Man konnte richtig zusehen,<br />

wie einige durch das Häkeln der Quadrate<br />

aufgeblüht sind“, so eine Teilnehmerin.<br />

Insgesamt werden 1.200 Häkelquadrate<br />

für ein TIPI benötigt. Der Begriff TIPI<br />

steht hier nicht nur für ein Zelt, sondern<br />

auch für Toleranz, Integration, Partizipation<br />

und Individualität.<br />

In wenigenWochen war die erste Gemeinschaftsaufgabe<br />

abgeschlossen. <strong>db</strong><br />

„Plötzlich geht ein Raunen durch die<br />

Runde. In den Gesichtern der Onkologiepatienten<br />

schreibt sich das Lächeln quer.<br />

Ein guter Freund geht von Tisch zu Tisch,<br />

umarmt jeden einzelnen, jede einzelne.<br />

Ein charismatischer Typ, voller personifizierter<br />

Zuversicht, ein menschliches<br />

Trostpflaster: Pastor Thadeusz Senkowski.<br />

Ein Mann, der sich besser erleben als<br />

beschreiben lässt. Der kommt glaubwürdig<br />

rüber, ohne Schnörkel, steuert die<br />

Herzen auf gerader Fahrbahn an. ‚Ganz<br />

von der menschlichen Seite her, ohne<br />

Bekehrung, ihn interessiert der kranke<br />

Mensch.‘ Das sagen Patienten des Marienkrankenhauses<br />

über ihn.“ So beschrieb<br />

ihn unser Kollege Dieter Gerst in<br />

einem früheren durchblick-Artikel<br />

„Wenn die Medizin am Ende ist, dann<br />

hilft nur die Liebe“, war die Losung nach<br />

der Pfarrer Senkowski viele Jahre im Marienkrankenhaus<br />

– konfessionsübergreifend<br />

– Hilfe und Trost spendete. <strong>db</strong><br />

10 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 11


Kurz berichtet<br />

„Hilda“ wird zum Leuchtturm<br />

Bürgermeister Dr. Bernhard Baumann und<br />

Seniorenberaterin Bettina Großhaus-Lutz.<br />

Neunkirchen. Mit „Hilda“ (Hilfe daheim)<br />

hat sich die Gemeinde Neunkirchen<br />

beim Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

des Ministeriums für Arbeit,<br />

Gesundheit und Soziales NRW beworben.<br />

Im Rahmen der Aktion „NRW – hier hat<br />

Alt werden Zukunft“ wurde „Hilda“ als<br />

eines von landesweit 15 Leuchtturmprojekten<br />

ausgewählt und erhält jetzt als<br />

Preis einen eigenen Imagefilm.<br />

Bei der Online-Preisvergabe<br />

überreichte Minister<br />

Laumann den Preis an<br />

Bürgermeister Dr. Bernhard<br />

Baumann und Seniorenberaterin<br />

Bettina<br />

Großhaus-Lutz.<br />

„Die Seniorenarbeit in<br />

Neunkirchen ist vorbildlich“,<br />

lobt Bürgermeister<br />

Dr. Bernhard Baumann das<br />

Engagement der Senioren-<br />

Service-Stelle. „Das breite<br />

Angebotsspektrum für die<br />

Generation 55+ erstreckt<br />

sich vom Gedächtnistraining<br />

und den 5000-Schritte-Wanderungen<br />

bis hin zu niedrigschwelligen Hilfsangeboten<br />

für die Versorgung daheim,<br />

Veranstaltungen für an Demenz Erkrankte,<br />

Rollatortag und Seniorenfrühstück.“<br />

Einer dieser Bausteine ist das kostenloses<br />

Besuchsangebot „Hilda”. Es richtet<br />

sich an betagte Menschen mit und ohne<br />

Pflegegrad und wird über den Verein<br />

„Hand in Hand“ gefördert. Die Aufgabe<br />

von Melanie Schmidt, die in Neunkirchen<br />

als „Hilda“ unterwegs ist, besteht<br />

darin, älteren Menschen in einem persönlichen<br />

Gespräch die Angebote der<br />

Senioren-Service-Stelle sowie der Senioren-<br />

und Pflegeberatung des Kreises<br />

Siegen-Wittgenstein vorzustellen.<br />

Dass „Hilda“ für die Zielgruppe kostenlos<br />

ist, war ein Aspekt, der bei der<br />

Preisverleihung positiv herausgehoben<br />

wurde. Noch mehr überzeugte die Jury<br />

jedoch die Tatsache, dass es sich um ein<br />

aufsuchendes Angebot handelt: Melanie<br />

Schmidt besucht die Menschen zu Hause,<br />

also in ihrer vertrauten Umgebung.<br />

Der Film kann online angesehen werden<br />

unter youtu.be/GrfvuZPHIAY. Bei der<br />

Preisvergabe lobte Karl Josef Laumann<br />

die hohe Qualität und Vielfalt der kommunalen<br />

Angebote. Da der Bewegungsraum<br />

betagter Personen immer kleiner<br />

werde, sei es wichtig, Maßnahmen zu<br />

ergreifen, die Teilhabe ermöglichen. Alle<br />

Projekte stünden stellvertretend für jene<br />

Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich<br />

engagieren <br />

<strong>db</strong><br />

Sicher über Stock und Stein<br />

In Neunkirchen gehts wieder rund ... um den Rollator.<br />

Neunkirchen. Wer in seiner Gehfähigkeit<br />

eingeschränkt ist, kann seine Mobilität<br />

mit einem Rollator erhalten. Doch<br />

wie genau stellt man die Gehhilfe richtig<br />

ein? Wie bewältigt man Unebenheiten,<br />

Bordsteine oder Stufen? Und welches<br />

Modell ist überhaupt geeignet für die<br />

persönlichen Bedürfnisse? Diese und<br />

viele weitere Fragen mehr lassen sich<br />

am 7. September zwischen 9.00 Uhr<br />

und 12.00 Uhr im und um das Rathaus<br />

in Neunkirchen klären. Bereits zum<br />

wiederholten Mal bietet die Senioren-<br />

Service-Stelle dann einen Informationstag<br />

rund um den Rollator an.<br />

„Der Rollator gibt vielen Menschen ein<br />

Stück Bewegungsfreiheit zurück. Wer<br />

die Gehhilfe richtig zu nutzen und zu<br />

bedienen weiß, ist in Sachen sicherer<br />

Fortbewegung klar im Vorteil“, wirbt<br />

auch Bürgermeister Dr. Bernhard Baumann<br />

für die Veranstaltung. Vor Ort<br />

wird der Rolltor zunächst „auf Herz und<br />

Nieren“ geprüft: Das Team des Sanitätshauses<br />

Rahm checkt die Bremsen,<br />

fixiert die Schrauben und stellt die<br />

Höhe der Griffe auf die Körpergröße ein.<br />

Auf einem speziellen Parcours kann das<br />

Handling des Rollators auf verschiedenen<br />

Untergründen getestet werden.<br />

Bei einem Gang durch das Ortszentrum<br />

wird die Polizei auf mögliche Gefahrensituationen<br />

im Straßenverkehr<br />

hinweisen und viele Tipps zum richtigen<br />

Umgang mit dem Rollator im Straßenverkehr<br />

geben. Der DRK-Ortsverein<br />

zeigt das richtige Ein- und Aussteigen<br />

aus einem Bus. Und schließlich bietet<br />

die Physiotherapie-Praxis Ulf Marxmeier<br />

allen Interessierten noch eine Rollatorgymnastik<br />

an.<br />

„Auch in diesem Jahr haben wir wieder<br />

ein ansprechendes Programm zusammengestellt,<br />

von dem alle profitieren<br />

können, die sich mit einem Rollator<br />

fortbewegen“, fasst Seniorenberaterin<br />

Bettina Großhaus-Lutz zusammen. Bei<br />

ihr können sich unter 02735/767-200<br />

alle interessierten Bürgerinnen und Bürger<br />

anmelden.<br />

<strong>db</strong><br />

12 durchblick 3/<strong>2021</strong>


Museumsmomente von Rita Petri<br />

Im Siegerlandmuseum<br />

7<br />

1 2 2<br />

3<br />

3<br />

8 9<br />

4 5 6<br />

Fotos:<br />

1. Friedrich Reusch (1843-1906) Bergmann Henner<br />

2. Friedrich Reusch (1843-1906) Hüttenmann Frieder<br />

3. Gerhard Janensch (1860-1933) Eisengiesser 1918<br />

4. Original-Gebläsemaschine im Siegerlandmuseum<br />

5. Adolf Saenger (1884-1961) Glasmalerei Hüttenmann<br />

6. Blick ins Schaubergwerk<br />

7. Fürstengestühl aus der Marienkirche in Siegen<br />

8. Gotische Madonna (Leihgabe der BRD)<br />

9. Kammerherrenschlüssel mit dem oranischen Löwen<br />

10. Peter Paul Rubens (1577-1640) Caritas Romana, um 1620<br />

11 Peter Paul Rubens (1577-1640) Der siegreiche Held soll die<br />

Gelegenheit zum Friedensschluss ergreifen (Leihgabe BRD) 10<br />

11<br />

14 15


Bei den Kids ist schon immer das Schaubergwerk im<br />

Kellergeschoss des Siegerlandmuseums am Oberen<br />

Schloss beliebt. Hier werden sie mit der Geschichte<br />

der Bergbauregion vor der Industrialisierung im Siegerland<br />

konfrontiert. Mit Grubenlampen und kleinen Helmen ausgerüstet<br />

können sie so bei pädagogischen Führungen die<br />

schwere Arbeit in der Enge und Dunkelheit der ehemaligen<br />

Bergarbeiter leibhaftig nachempfinden. Für Kichern sorgt<br />

auch immer der Blick auf ein „Arschleder“ in einer Vitrine,<br />

mit dem die Arbeiter in die Grube rutschten. Ebenso fasziniert<br />

die Jüngeren eine fünf Meter hohe Gebläsemaschine<br />

aus der Zeit um 1840, die aus der ehemaligen Rothenbacher<br />

Hütte in Müsen hierher gebracht wurde. In Workshops nach<br />

einer Führung durch die Abteilung Wirtschaftsgeschichte<br />

können die jungen Besucher das Gesehene besprechen und<br />

in gemütlicher Runde nochmal Fragen stellen.<br />

Ältere Schüler und Schülerinnen interessieren sich aber<br />

auch schon für die Geschichte der Stadt Siegen, die ja eng<br />

mit den Fürstenhäusern Oranien und Nassau verbunden ist.<br />

Viele Gemälde, Grafiken, Urkunden sowie andere Exponate<br />

und Schautafeln erklären Geschichte und Konflikte<br />

dieser wichtigen Epoche für das Siegerland im 17. Jahrhundert.<br />

Es war die Zeit während und nach dem dreißigjährigen<br />

Krieg. Seit 1607 war das Obere Schloss ständige<br />

Residenz der Grafen von Nassau-Siegen, später nur noch<br />

Wohnsitz der katholischen Linie.<br />

Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen (1604 – 1697)<br />

übernahm – zu dieser Zeit noch als Graf – 1632 für dreieinhalb<br />

Jahre die Regentschaft in der Stadt und dem Land<br />

Siegen. Er hielt sich wegen der Wirren des 30-jähriges Krieges<br />

insgesamt nur wenige Wochen im Oberen Schloss auf.<br />

Siegen verdankt dem Fürsten das goldene „Krönchen“ auf<br />

der Nikolaikirche, das noch heute Wahrzeichen der Stadt ist.<br />

Seine letzte Ruhestätte fand er in der neu errichteten Fürstengruft<br />

am heutigen Unteren Schloss, das später um die Gruft<br />

herum errichtet wurde. Hier residierte dann die protestantische<br />

Linie. Fürst Johann Moritz wird auch „der Brasilianer“<br />

Kultur<br />

Das Siegerlandmuseum<br />

Foto: Rita Petri<br />

genannt: Warum? Für die Vereinigten Niederlande war er als<br />

Kriegsherr erfolgreich, bis ihn die Westindische Kompanie<br />

als Generalgouverneur für acht Jahre nach Brasilien entsendete.<br />

Wieder war er als Militär siegreich und konnte das Kolonialterritorium<br />

vergrößern, brachte aber auch Wirtschaft<br />

und Kultur in Niederländisch-Brasilien zur Blüte. Deshalb<br />

gibt es noch heute einen regen Austausch und Kooperation<br />

zwischen dem Siegerlandmuseum und Museen in Brasilien,<br />

erzählt Frau Prof. Dr. Blanchebarbe - die Leiterin des<br />

Museums - die öfters Leihgaben auf ihren Reisen begleitete.<br />

Gleichzeitig besuchte sie dort wissenschaftliche Tagungen.<br />

Natürlich hört man in den Sälen des Museums immer<br />

wieder holländische Touristen, die an der Geschichte des<br />

Hauses Nassau interessiert sind. Der Rubens-Saal ist ein<br />

Magnet für viele Besucher, vor seinen Original-Gemälden<br />

werden sicher die meistern Selfies geschossen, die sofort<br />

in alle Welt gehen. Die Gemäldegalerie mit Bildnissen der<br />

Mitglieder der Familie von Nassau – Oranien, gemalt von<br />

exquisiten Malern wie van Dyck etwa, lassen den Pomp<br />

erahnen, der hier vorherrschte. Gerade die Portraits der<br />

Damen ziehen die Blicke des Publikums auf sich. Einige<br />

wurden sicher von den Künstlern mit dem Pinsel aufgehübscht,<br />

so wie heute mit Photoshop nachgebessert wird.<br />

Im Museum wird man zu einer spannenden Zeitreise durch<br />

die Welt des 17. Jahrhunderts eingeladen.<br />

„Stolz sind wir auf unsere umfangreiche Grafik-Sammlung“,<br />

sagt Frau Prof. Blanchebarbe. Dazu gehören auch<br />

Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte, die nach<br />

Zeichnungen des Meisters Peter-Paul Rubens angefertigt<br />

wurden. Allein 1.500 Blätter gehören zum Konvolut „Rubens“.<br />

Ein Teil dieser Schätze befindet sich meist auf Reisen<br />

im Museumsaustausch.<br />

Herrin von circa 80.000 Exponaten im Bestand und circa<br />

1.500 qm Ausstellungsfläche ist die gebürtige Saarländerin<br />

Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe. Sie managt ihr Haus mit 15 festangestellten<br />

Mitarbeitern, unterstützt von Teilzeitkräften. Sie<br />

organisiert mit ihrem Team museumspädagogische Workshops<br />

sowie wissenschaftliche Tagungen und die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Routinemäßig stehen Konferenzen mit anderen<br />

Museumsleitern an. Sie organisiert den Austausch von Exponaten<br />

mit anderen Museen. Dazu kommen die Koordination<br />

mit dem Förderkreis des Museums, der schon seit 1937 mit<br />

Engagement und Spenden vieler Bürger Neuanschaffungen<br />

und Projekte erst möglich macht, und ihre wissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen. Dies erläutert die zierliche Frau<br />

mit sportlicher Frisur, im Jeans-Outfit, mit Perlenkette und<br />

zartem Silberschmuckwährend sie das durchblick – Team<br />

durch die verwirrenden Räumlichkeiten Treppauf und Treppab<br />

begleitet. Auch wenn sie nun nach 30 sehr erfolgreichen<br />

Jahren am Museum in den Ruhestand geht, ist sie ihre Person<br />

betreffend eher zurückhaltend: „Museum first!“<br />

Kultur<br />

Sie studierte Kunstgeschichte und Soziologie in Köln.<br />

Erste berufliche Schritte machte sie an der Kunsthalle in<br />

Baden-Baden. Es folgte eine Anstellung als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an der Kunsthalle Bielefeld. Der Stadt<br />

blieb sie weiterhin verbunden und erlangte später an der<br />

Fachhochschule für Gestaltung eine Professur. Seitdem<br />

gibt sie noch heute Blockunterricht in den Fächern Theorie<br />

der Gestaltung oder praktische Anleitungen zum Erstellen<br />

einer Magisterarbeit. Seit 1991 ist sie stellvertretende<br />

Leiterin des Siegerlandmuseums, 1998 übernimmt sie<br />

die Leitung von ihrem Vorgänger Jürgen Schawacht. Seit<br />

Gründung des Museums war sie die erste Frau in dieser<br />

Position und die erste Kunsthistorikerin. Ihre Vorgänger<br />

waren hauptsächlich Archivare und Historiker.<br />

Nicht nur die Siegerländer Geschichte liegt ihr am Herzen.<br />

Auch ganz neue Perspektiven hat sie mit Ausstellungen<br />

geschaffen, etwa mit der Reihe „Rubens trifft…“. In<br />

der Ausstellung „Barock trifft Moderne“ wurden Bilder<br />

von Rubens und Picasso, gegenüber gestellt und auf Überschneidungen<br />

untersucht. Beide Künstler haben, obwohl<br />

Jahrhunderte zwischen ihnen liegen, Ähnliches erlebt und<br />

verarbeitet: Krieg, Tod, ein buntes vielfältiges Leben, und<br />

beide waren schönen Frauen zugetan. Beide betrieben Werkstätten<br />

mit Angestellten und waren „Superstars“ ihrer Zeit.<br />

Für weibliche Besucher ist immer auch die Abteilung<br />

Wohnkultur ein Highlight. Hier wird das Wohnambiente<br />

bürgerlicher Familien vornehmlich aus der Biedermeierzeit<br />

des 19. Jahrhunderts gezeigt. Liebevoll wurden Sofagruppen<br />

mit Tischen und Stühlen aus Kirschholz arrangiert. Elegante<br />

Gemütlichkeit strahlt beispielsweise der Salon der Ulrike<br />

von Levetzow aus, der letzten Geliebten des Dichterfürsten<br />

Johann Wolfgang von Goethe. In den Vitrinen zu sehen sind<br />

kostbare Accessoires wie handgefertigte Perlentäschchen<br />

oder Schokoladentassen aus feinstem bemalten Porzellan.<br />

Einige Säle sind immer wieder für Sonderausstellungen reserviert.<br />

So gab es 2020 eine Ausstellung über den Kölner<br />

Künstler Thomas Baumgärtel, der die Schablonenmalerei in<br />

Deutschlands bekannt machte. Am Eingang des Siegerlandmuseums<br />

prangt seitdem seine berühmte gelbe Banane, was<br />

bedeutet: „Achtung Kunst“.<br />

Zum 30.9. wird Prof. Dr. Blanchebarbe in den Ruhestand<br />

verabschiedet. „Ich werde keine Langeweile haben,<br />

es bleibt das wissenschaftliche Arbeiten und irgendwann<br />

auch wieder das Reisen.“ Eines ihrer Lieblingsmuseen<br />

weltweit ist übrigens die „Frick Collection“ in New York,<br />

ein „Living Museum“, wie sie erklärt. Nach unserem Termin<br />

zieht sich die Chefin in ihr Büro über dem Torbogen<br />

am Eingang zurück. Den wunderbaren Ausblick auf den<br />

Schlosshof hoch über der Stadt wird sie doch vermissen.<br />

Zum 1.Oktober übernimmt Frau Dr. Karin Kolb das<br />

Kommando auf dem Siegberg. Und seit einiger Zeit gibt es<br />

Pläne, die Bunker in der Burgstraße als Erweiterungsbauten<br />

des Museums umzugestalten. Ein sportliches Projekt!<br />

Sehr informativ ist die Homepage des Museums unter<br />

www.siegerlandmuseum.de<br />

Tessie Reeh<br />

16 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 17


Buchbesprechungen<br />

Geniale Apps für Senioren<br />

Apps, die das Leben besser machen<br />

Der Kommentar<br />

24-Stunden-Pflege<br />

Gerichtsurteil ein Bärendienst ?<br />

176 Seiten sind für 16,90 €<br />

im Handel erhältlich.<br />

Eberhard Freundt<br />

durchblick – Buchreihe<br />

228 Seiten sind für 14,95 Euro<br />

im Buchhandel erhältlich.<br />

ISBN-Nr.:978-3-947599-02-8<br />

Die praktischsten Apps für viele verschiedene Lebensbereiche<br />

Schritt für Schritt erklärt: Die passende Auswahl, das sichere<br />

Installieren und Verwalten oder Löschen und bei allem die Daten<br />

schützen. Der Ratgeber der Stiftung Warentest zeigt die vielen Möglichkeiten,<br />

die das Smartphone Senioren im Alltag bietet.<br />

Beim Einkaufen mit der richtigen App Sonderangebote entdecken,<br />

Wochenmärkte und Hofläden in der Umgebung finden, immer den aktuellen<br />

Einkaufszettel dabeihaben oder auch Lebensmittel nach Hause liefern<br />

lassen. Jederzeit und überall Geschäfte, Post- und Bankfilialen finden.<br />

Die Apps im Gesundheitsbereich sind ebenso hilfreich. Es kann eine<br />

Videosprechstunde mit dem Arzt vereinbart oder eine Erinnerung an die<br />

Medikamenteneinnahme eingestellt werden. Fitnessprogramme bieten Betätigung<br />

für zu Hause an. Es gilt, neue Rezepte für eine ausgewogene Ernährung<br />

zu entdecken oder auch bequem vom Sofa aus die schönsten Museen der<br />

Welt zu durchstreifen. Auch Ausflüge, mit dem E-Bike sind schnell geplant.<br />

Apps sind über www.test.de/apps-senioren online erhältlich. <strong>db</strong><br />

Nachgedacht<br />

Gedanken über Gott und die Welt<br />

Unser langjähriges Redaktionsmitglied Eberhard Freundt legt<br />

eine aktualisierte Neuauflage seines erstmals 2006 erschienen<br />

Buchs über Reflexionen und Gedanken über „Gott und die<br />

Welt“ vor.<br />

Wie der Autor im Vorwort angibt, sollen seine Gedanken und Fragen<br />

in erster Linie eine Anregung zum eigenen Nachdenken sein. Er will mit<br />

seinen Überlegungen keinen wissenschaftlichen Anspruch erheben; beim<br />

Lesen der Aufsätze erkennt man jedoch sein profundes Wissen – zum<br />

Beispiel auf dem Gebiet der Hirnforschung. Der Leser findet in diesem<br />

Band tiefgründige, aber verständliche Abhandlungen ,,zum Beispiel über<br />

die Menschenwürde, den freien Willen des Menschen, die Frage nach der<br />

Religiosität und dem Sterben. Besonders menschlich beeindruckend ist<br />

die tagebuchartige Rekapitulation der Zeit, als seine Frau lebensbedrohlich<br />

erkrankte. Das erzwungene Innehalten und das Nachdenken über das<br />

geschenkte Leben durch eine erfolgreiche Operation geben dem Leser eine<br />

ganz andere Sicht auf sein Leben.<br />

Das Buch enthält auch einen Aufsatz über das Für und Wider der modernen<br />

Transplantationsmedizin. Wer sich mit Frage einer Organspende<br />

beschäftigt hat oder sich mit dieser Frage auseinandersetzen möchte, erhält<br />

hier wertvolle Denkansätze. Der wohl umstrittenste Punkt in der Transplantationsmedizin,<br />

an dem sich die Geister scheiden, ist der Hirntod. Freundt<br />

setzt sich auch mit dieser Problematik ausführlich auseinander.<br />

So kann man dieses Buch allen Lesern empfehlen, die sich einmal<br />

Gedanken über den Sinn des Lebens machen wollen. Zu erhalten ist das<br />

Buch bei den Siegener Buchhandlungen und beim durchblick direkt.<br />

Horst Mahle<br />

Seit Jahren kommen sie zu uns nach Deutschland, die<br />

Frauen aus Polen und anderen osteuropäischen Staaten.<br />

Sie unterstützen und betreuen hilfsbedürftige<br />

Menschen, die ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen<br />

können und wohnen auch bei ihnen. Eine beliebte Alternative<br />

zum Heim, wenn die alten Menschen in ihrem Zuhause<br />

bleiben möchten, oder aber, wenn ein Heimplatz für sie<br />

und ihre Familien unbezahlbar ist und die Angehörigen die<br />

Betreuung nicht leisten können. Genau an diesem Punkt bekommt<br />

das von einer bulgarischen Arbeitskraft angestrebte<br />

Urteil des Bundesarbeitsgerichtes seine Brisanz:<br />

„Die Richterinnen und Richter entschieden, dass nach<br />

Deutschland vermittelte ausländische Pflege- und Haushaltshilfen,<br />

die Senioren in ihren Wohnungen betreuen, Anspruch<br />

auf Mindestlohn haben. Dies gelte auch für Bereitschaftszeiten,<br />

in denen - zumeist aus Osteuropa stammende Frauen -<br />

Betreuung auf Abruf leisten.“ (Tagesschau, 24.6.<strong>2021</strong>)<br />

Das klingt zunächst einmal gut, ein klares Urteil gegen<br />

Ausbeutung. Für die betroffenen Frauen und die Gewerkschaft<br />

ein Sieg, so scheint es zumindest. Doch wenn dieser<br />

Anspruch von den Pflegekräften eingeklagt wird, wird das<br />

Modell für so ziemlich alle Seniorinnen und Senioren, bzw.<br />

deren Familien unbezahlbar. Da dieser Anspruch auch für<br />

bereits geleistete Dienste besteht, kommen nachträglich<br />

erhebliche Forderungen auf die betreuten Seniorinnen und<br />

Senioren zu. Wer soll das bezahlen?<br />

Die Arbeitsbedingungen für die im Ausland angeworbenen<br />

Pflegekräfte sind in der Praxis sicher sehr unterschiedlich.<br />

Laut Vertrag mit ihren Vermittlern im Ausland steht ihnen in<br />

der Regel freie Zeit zu. Ob diese Regelung vor Ort eingehalten<br />

wird, ist fraglich, da die deutschen Vermittlungsagenturen<br />

ihren Kunden in der Regel eine 24-Stunden-Betreuung anbieten.<br />

Ermöglicht wird dieses „Pflegemodell“ durch die oft prekäre<br />

finanzielle Situation der Frauen in den osteuropäischen<br />

Ländern, die sich auf diese Verdienstmöglichkeit einlassen,<br />

um ihre Familien zu unterstützen. Das fehlende, gewiss nicht<br />

leicht verdiente Geld, bringt nun tausende dieser Hilfskräfte<br />

und ihre Familien in große finanzielle Not.<br />

Und was bewirkt dieses Urteil nun für die betroffenen<br />

Seniorinnen und Senioren? Es bringt sie und ihre Angehörigen<br />

in eine auswegslos erscheinende Situation, denn die<br />

seriösen Agenturen werden zum Teil schließen müssen, weil<br />

keine Nachfrage mehr besteht, bzw. weil sie keine legalen<br />

„günstigen“ Angebote<br />

machen können, und<br />

mit Sicherheit werden<br />

unseriöse Anbieter<br />

und Schwarzarbeit<br />

auf dem Gebiet zunehmen,<br />

weil auf beiden<br />

Seiten ein erheblicher<br />

Bedarf besteht.<br />

Da ist die Politik<br />

gefordert, legale Lösungen<br />

zu finden, um<br />

diese Lücke in unserer<br />

sozialen Versorgung<br />

zu füllen.<br />

Heute von Anne Alhäuser<br />

Foto: Rita Petri<br />

18 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 19


20 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 21


Aus der Region<br />

Aus der Region<br />

Hommage an Homrichs Lina<br />

Ein Hof wie aus Janoschs Bilderbuch<br />

Alle liebten Knecht Toni.<br />

Foto: Archiv Denker<br />

Stilvolles Abendessen.<br />

Foto: Archiv Fokken<br />

In dem schön gelegenen Hitschelsbachtal steht als<br />

letztes Wohnhaus ein kleines Fachwerkhaus, umgeben<br />

von Wiesen, Wäldern und einem Teich. Das Haus<br />

steht als altes Grubenhaus unter Denkmalschutz. Es gehört<br />

der Familie Rothmaler. Frau Lina Homrich bewirtschaftete<br />

Haus und Hof mit Ihren Nachkommen. Auch<br />

wenn die Bäuerin starb, der Name ist bis heute geläufig.<br />

Es war ein Hof besonderer Art, eine chaotische Idylle.<br />

Viele Tiere lebten dort ein freies Leben in den Wiesen,<br />

auf dem Weg, im Wald, im Teich völlig barrierefrei.<br />

Linas Bauernhof, ... wie im Bilderbuch.<br />

Foto: Archiv Fokken<br />

Sie bekamen von Ernst Weber, dem Enkel von Homrichs<br />

Lina, ein Gnadenbrot. In der Mitte all der Tiere und Töpfe<br />

saß die Bäuerin und rührte und mengte undefinierbare<br />

Reste mit Brot und anderen Abfällen, die Herr Weber<br />

in der Stadt einsammelte. Früher geschah das mit einem<br />

Pferdewagen. Auf dem Hof waren einige junge Männer,<br />

die in der Nachkriegszeit halfen und dafür Unterkunft<br />

und zu essen bekamen.<br />

Beliebt waren bei den Spaziergängern dreizehn Gänse.<br />

Als diese jung waren, zischten sie einen an. Später waren<br />

Erfrischendes Bad im eigenen „Pool“.<br />

Foto: Archiv Fokken<br />

sie nicht mehr angriffslustig, sondern watschelten friedlich<br />

die Straße entlang; man musste geduldig warten, bis<br />

sie einen durchließen. Ein Truthahn forderte einen zu<br />

Mutproben heraus Wer wagt sich vorbei? Zuletzt musste<br />

ich viel Mut aufbringen, um an einem angriffslustigen<br />

Hahn vorbeizukommen. Da konnte Herr Weber seelenruhig<br />

auf seinem Stuhl vor dem Haus sitzen und zuschauen.<br />

Hühner buddelten und scharrten zufrieden am Waldrand.<br />

Manchmal war Herr Weber, der den Hof nach dem Tod<br />

von Homrichs Lina und seinen Eltern allein bewirtschaftete,<br />

redselig und erzählte von alten Zeiten, als er noch<br />

Milch ausfuhr. Manchmal ignorierte er einen völlig und<br />

Manchmal tut abtauchen gut.<br />

Foto: Archiv Fokken<br />

erwiderte nicht den Gruß. Er war in Siegen stadtbekannt.<br />

Vor drei Jahren starb Herr Weber. Die Tiere bekamen<br />

ein neues Zuhause. Nun ist das Haus vernagelt und<br />

verbarrikadiert. Der Teich steht leer, in dem Gänse und<br />

Enten gemütlich schwammen.<br />

Viele Menschen, die täglich dort spazieren gehen,<br />

Hunde ausführen oder das Naturfreundehaus besuchen<br />

wollen, fragen sich: Wie geht es weiter? Es sieht öde aus,<br />

der Teich ist leer.<br />

Schön wäre es, wenn der Hof wieder genutzt würde,<br />

mit Tieren, mit Kindern ..., sodass wieder Leben ins Tal<br />

käme.<br />

Gudrun Fokken<br />

Foto: Archiv Denker<br />

Ein heute unter Denkmalschutz stehendes Bauernhaus.<br />

Foto: Archiv Denker<br />

Oma und Mutter (Lina) von Bauer Ernst Weber.<br />

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Aus der Region<br />

Der Natur ganz nahe: Die Ilsequelle war Ende des 16. Jahrhunderts, ein „Hotspot" für Heilsuchende.<br />

Heiligenborn<br />

Minidorf und Ilsequelle, in der Nähe des Lahnhofs<br />

Fernab aller alten Verkehrswege, jedoch mit Pferdewagen<br />

zu erreichen, war Heiligenborn bereits vor rund<br />

400 Jahren. Im Grenzgebiet der alten Grafschaften<br />

Nassau/ Siegen und Wittgenstein ist vermutlich zwischen<br />

dem 15-ten und 16-ten Jahrhundert eine kleine Ansiedlung<br />

entstanden, die später in das öffentliche Interesse rückte.<br />

Sie ist neben der in Richtung Lahnhof gelegenen Ilsequelle<br />

und dem namensgleichen Tal Gegenstand der<br />

heutigen Betrachtung. Der Name „Heiligenborn“ wird in<br />

einer Urkunde vom 22.09.1515 erwähnt, die einen Grenzvergleich<br />

der Grafen von Nassau und Wittgenstein zum<br />

Gegenstand hat (1) . Es ist das älteste bisher bekannte Dokument,<br />

in dem der Ortsname erscheint.<br />

Der Namensteil „Born“ ist eine alte Bezeichnung für<br />

Quelle. Zu welchem Zeitpunkt der Ilsequuelle erstmals die<br />

Aufmerksamkeit eines Heilwassers zuteil wurde, ist nicht<br />

bekannt.<br />

Seine Blütezeit erlebte das sprudelnde Bergwasser am<br />

Ende des 16-ten Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des<br />

Ehemaliger Gasthof Schneider.<br />

Foto: Archiv Stötzel<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

17-ten Jahrhunderts. Hunderte pilgerten aus Nah und Fern zu<br />

dem sagenhaften Wasser. Hütten, Ruheplätze, Sommerhaus<br />

und ein Badeteich wurden eingerichtet, um den Besucherandrang<br />

zu „kanalisieren“. Trinkkuren und Badetage in dem<br />

angeblichen Heilwasser sollten Heilung und Linderung der<br />

Schmerzen bewirken. Graf Ludwig der Jüngere, von 1605<br />

bis 1634 Regent der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,<br />

nahm sich „mit Eifer der Sache an“ (2) . Er hatte seinen<br />

Wohn-und Amtssitz auf Schloss Laasphe, welches näher als<br />

das nördlicher gelegene Stammschloss Berleburg an dem<br />

acht Kilometer von Feudingen entfernten Weiler liegt.<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen haben im Jahr 1862<br />

ergeben, dass die Ilsequelle kein Heilwasser, aber hochwertiges<br />

Quellwasser hervorbringt (3) . Ab dem 19-ten Jahrhundert<br />

wurden die an der Quelle Heilungssuchenden immer<br />

weniger, sodass der organisierte Kurbetrieb eingestellt<br />

wurde. Weitere Details enthalten die Abhandlungen in der<br />

Broschüre „Waldland Hohenroth“ (4) und die Veröffentlichung<br />

des Deutschen Alpenvereins, Sektion Siegen (5) .<br />

Heiligenborn liegt ca. 620 Meter über dem Meeresspiegel<br />

und ist durch Fahrwege von Feudingen und vom<br />

Lahnhof zu erreichen. Ferner berühren viele gezeichnete<br />

Wanderwege das Quellgebiet.<br />

Die schulische Unterweisung der Kinder fand bis zum<br />

Jahr 1895 in wöchentlichem Wechsel in den Wohnzimmern<br />

der drei Bauernhöfe statt. In 1893/1895 wurde die „neue<br />

Schule“ errichtet, die 1968 geschlossen und zu Wohnzwecken<br />

umgebaut wurde (6) .<br />

Bei der kleinen Höhensiedlung handelt es sich mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit um ursprüngliche Lehnshöfe der<br />

Wittgensteiner Grafen. Namentlich werden als Lehnsnehmer<br />

im Jahr 1710 die Brüder Arnd und Hans Reuter genannt.<br />

Der Pachtzins war „zur Hälfte auf Johannis und der<br />

Rest auf Martini zu zahlen“ (7) .<br />

Der Natur ganz nahe: Der Weidelbacher<br />

Weiher im Spätsommer. Er gehört zum<br />

Wandergebiet um Heiligenborn<br />

Seit Jahrhunderten waren an „Martini“<br />

die Landpacht, die Landessteuer und die Kirchenabgaben<br />

zu entrichten. Am 11. November<br />

des Jahres 397 wurde Bischof Martin von<br />

Tours in Frankreich beerdigt. Martinsfeuer<br />

und Martinsumzüge werden bis heute zu seinen<br />

Ehren am 11.11. ausgerichtet.<br />

Ein kleiner Friedhof, in der Nähe des Ilsequelle<br />

– Zuweges, bildet die letzte Ruhestätte<br />

der Bewohner von „Heiligenborn“. Die Quelle<br />

und das zur jungen Lahn hinabführende<br />

Ilsetal liegen in einer Talsenke, durch einen<br />

Bergrücken von der kleinen Ansiedelung getrennt.<br />

Unterhalb des Minidorfes nimmt der<br />

Ilsebach den aus Heiligenborn kommenden<br />

Langenbach auf.<br />

Der durch das Ilsetal nach Feudingen führende Wanderweg<br />

folgt im unteren Bereich des Berghanges dem<br />

Wasserlauf und ist mit dem Wanderzeichnen A3 und als<br />

Zubringer zum Rothaarstieg ausgeschildert. Majestätische<br />

Buchen werden von blühenden Brombeersträuchern und<br />

saftig grünen Wiesen abgelöst.<br />

Von Heiligenborn führt ein zweiter, etwas kürzerer Wanderweg<br />

nach Feudingen, dessen Existenz ab 1218 nachweisbar<br />

ist. (8) In der Ortsmitte befindet sich die Martinikirche,<br />

die um 1250 errichtet wurde. Kurz bevor der heutige Fahrweg<br />

von Heiligenborn in scharfer Kurve ins Ilsetal hinabführt,<br />

beginnt der Waldweg, der bis Feudingen durchgehend<br />

mit dem Wanderzeichnen der Pyramide versehen ist. Er war<br />

in früheren Jahrhunderten nur als schmaler Pfad mit ähnlichem<br />

Streckenverlauf angelegt und diente den Bewohnern<br />

der kleinen Waldsiedlung als Kirchweg.<br />

Junge und ältere Fichtenbestände säumen die Strecke,<br />

allerdings in gebührendem Abstand zu den aristokratischen<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

Foto: Wikiimedia Commons<br />

Der Natur ganz nahe: Eine „Naturoperette“ der besonderen Art:<br />

Herbstliche Hirschbrunft in den Wäldern um Heiligenborn.<br />

Buchen. Eine Holzhütte bietet jederzeit Schutz vor dem<br />

Mutwillen eines Wetterumschwungs. Beim Verlassen des<br />

Hochwaldes rückt erstmals die im Lahntal gelegene Kirche<br />

ins Blickfeld. Sie ist in einer Wanderzeit von cirka anderthalb<br />

bis zwei Stunden zu erreichen. Entlang des Ilsebaches sind<br />

zwei bis zweieinhalb Stunden einzuplanen.<br />

Geschichte und Naturerlebnis umarmen einander und<br />

ermuntern zu eigenen Erforschungen. Sie lohnen bei<br />

herbstlicher Sonne und buntem, fallenden Laub besonders.<br />

Heinz Stötzel<br />

Literatur- und Quellenverzeichnis: 1) Pez, Hans, Jahrbuch “ Das schöne Wittgenstein“,<br />

1928, Seite 17. 2) Nebe, Karl, Heiligenbor, eine alte Wunderquelle an der Nassau/<br />

Siegen/ Wittgensteiner Grenze, Heft “ Siegerland“, Verlag Vorländer, Band 3, 1918,<br />

Seiten 114 ff. 3) Schnabel, Dr. Stellungnahme zur Wasserqualität vom 03.09.1862, veröffentlich<br />

in “Feudinger Höfe“, Bad Laasphe, 1991, Seite 142. 4) Altrogge, Dieter, “<br />

Das Geheimnis der Ilse- Quelle“ in Waldland Hohenroth, 2017, Seiten 80/81. 5) Weber,<br />

Christine, “ Die heilige Ilse- Quelle nahe Heiligenborn“ in DAV, Sektion Siegen, 2/21,<br />

Seiten 26 bis 27. 6) Schmidt, Werner, Heimatbuch Banfetal, 1987, seiten 193/4. 7) Lange,<br />

Dr. August “ Feudinger Höfe“, 1991, Seiten 143-147. 8) Schenkungsurkunde aus<br />

dem Jahr 1218, Ein Adeliger von Feudingen beschenkt das Kloster Haina, Original im<br />

Hessischen Staatsarchiv, Marburg. 9) Sachverständigengutachten, Die Kirche wird laut<br />

Sachverständigen einer Bauzeit um 1250 zugeordnet.<br />

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Funkenfänger auf dem Kopf<br />

Das Rad der Geschichte dreht sich weiter und weiter.<br />

Aber es ist gut und wichtig sich ab und zu daran zu<br />

erinnern, wie es einst war und wie es entstanden<br />

ist. Reich an Ausdrücken war die Sprache der Siegerländer<br />

Hütten- und Hammerleute in längst vergangenen Tagen.<br />

Verschwunden sind alle ihre vielen Gebäude, die einst<br />

in unserem Heimatland standen. Verklungen ihre Sprache<br />

und Geräusche. Doch es lohnt sich, die Fachsprache von<br />

der alten Siegerländer Arbeitswelt und ihre Eigentümlichkeiten<br />

wachzuhalten.<br />

Die Eigentümer eines Hammers oder einer Hütte nannte<br />

man Gewerkschaft. 1) Die Hämmer arbeiteten das ganze<br />

Jahr über, mit Ausnahme des Hochsommers und der Winterzeit<br />

von Weihnachten bis Maria Lichtmess am 2. Februar,<br />

wenn große Trockenheit bzw. starker Frost herrschte.<br />

Die Arbeitstage wurden als Erbtage und die arbeitsfreie<br />

Zeit als müßige Zeit bezeichnet. Die ersten fünf Tage, in<br />

denen die Hütte noch nicht die richtige Temperatur hatte,<br />

hießen Samstage. Sie gingen auf Rechnung der gesamten<br />

Gewerkschaft. Konzessionstage waren Tage, die eine Behörde<br />

gegen eine Abgabe einem Gewerken bewilligte. 2)<br />

Hammertage nannte man bei den Hämmern die Anteile,<br />

die jemand besaß. 3) Konnten die Gewerken wegen Wassermangel,<br />

Feiertagen, der Witterung, (Eisbildung) oder<br />

sonstiges nicht schmieden, hieß der Tag Haytag. Verkaufte<br />

ein Gewerke einen Tag, mit den dazu gehörigen Materialien,<br />

so war dieses ein blecker Tag. Auf der Hütte wurde nur<br />

der zum Meister ernannt, der das Handwerk von der Pike<br />

auf gelernt hatte oder mindestens sechs Hütten- oder zwei<br />

Hammertage sein Eigen nennen konnte. Die Reihenfolge<br />

der Hütten- und Hammertage wurden Ordnung genannt. 4)<br />

Hierüber wachte streng der Hütten- bzw. Hammerschulze.<br />

Die Einhaltung dieser Betriebszeiten war nur durch die<br />

Aufsicht der Landesherren und durch die Zunftvorschriften<br />

möglich.<br />

Hochöfen haben sicher einige unser Leser noch selbst<br />

– vielleicht sogar bei der Arbeit – gesehen. Sie bestanden<br />

Historisches<br />

Alter Aufwerfhammer mit Belegschaft Die alte Rolandshütte in Weidenau um 1930<br />

aus einem zylindrischen Teil, das Gestell genannt wurde.<br />

Darauf befanden sich die Rast und der Schacht. Es waren<br />

quasi zwei Kegelstümpfe, die mit ihren Grundflächen aufeinander<br />

standen. Oben folgte mit eisernen Platten belegt<br />

die Gicht. Einst wurden den zu schmelzenden Erzen vor<br />

dem Einbringen in den Ofen hauptsächlich Kalksteine beigemischt.<br />

Diese Arbeit nannte man Möllern und die Mischung<br />

Möller. 5) Jeder Koksschicht folgte eine Erzschicht.<br />

Dies zusammen nannte man Beschickung.<br />

An den größeren Bächen errichtete man seit dem 14.<br />

Jahrhundert Schmelz- und Schmiedehütten. Diese Hütten<br />

waren für einen Dauerbetrieb eingerichtet und nicht wie<br />

die Rennöfen nur für eine kurze Zeit. Die Hütten, in denen<br />

man Roheisen oder Rohstahl herstellte, nannte man<br />

Blas- oder Massenhütten. 6) Die Masse war ein ungeformter<br />

Metallklumpen. Die anderen Hütten, in denen man mit<br />

einem Hammer die Massen zu Eisen oder Stahl herstellte,<br />

Hammerhütten. Bei beiden nutzte man die Wasserkraft<br />

durch Wasserräder. Um 1850 musste die Wasserkraft der<br />

Dampfkraft weichen.<br />

Bei den Stahlhämmern hatte man zwei Feuer bzw. Herde.<br />

Der Herd zum Wasserrad hieß Wasserreise und der gegenüberliegende<br />

zur Hofseite hieß Hofreise. Als Esel wurde<br />

eine sich halb drehende Maschine bezeichnet, die das glühende<br />

Eisen mit Menschenhilfe aus dem Ofen unter den<br />

Hammer zum Schmieden brachte. Der eigentliche Hammer<br />

war öfters geschmiedet worden und daher sehr fest. Er<br />

hatte ein Gewicht von 800 bis 900 Pfund. Die Luppe, der<br />

weißglühende Klumpen, der aus dem Herd kam, wurde zu<br />

einem Vierkant geschmiedet und dann in zwei Stücke gehauen.<br />

Sie wurden im Ofen nochmals erwärmt und dann<br />

zu langen Stäben geschmiedet. Erst um 1889 wurde das<br />

Gewicht kg einheitlich verwendet. Beim Pfund zuvor gab<br />

es kleine Unterschiede in den einzelnen Ländern.<br />

Als Gichten bezeichnete man auch die Füllungen der<br />

Hochöfen sowie deren Öffnungen.Als Kohlenmaß diente<br />

ein aus Holz kantig geflochtener Korb. Etwa zehn Stallen<br />

Hüttenmann mit Funkenfänger<br />

zu je 170 Pfund betrug die abgelassene Eisenmenge aus<br />

dem Hochofen von einer Gicht. 7) Das Eisen ließ man in<br />

längliche Formen oder Goßen in den Sand laufen, die auch<br />

Kruschen genannt wurden. War ein Stück Eisen erkaltet,<br />

so sagte man: Es ist gar. Die Stahlhütten ließen das flüssige<br />

Eisen in 16 Fuß lange, zwei bis drei Fuß breite und zwei<br />

Zoll dicke Flächen laufen, die man Stahlkuchen nannte.<br />

Die Hüttenleute wurden seinerzeit im Siegerland Massenbläser<br />

genannt. Sie trugen lange weiße Kittel und hatten<br />

ein Schurzfell umgebunden. Auf dem Kopf hatten sie einen<br />

breitrandigen, rauen Filzhut. Dieser wurde Funkenfänger<br />

genannt, da er die Funken auffangen sollte. 8) Das<br />

Taschentuch und eine kleine Zange waren am Schurzfell<br />

befestigt. Die Zange wurde zur Entnahme von glühender<br />

Holzkohle genommen und ersetzte somit das Feuerzeug.<br />

Der sehr lange Hammergraben, der das Wasser vom<br />

Bach ableitete, gehörte immer zu einem Hammer. Später<br />

wurden auch Teiche als Wasserreservoir angelegt. Mit<br />

,,hällob'' wurde der Beginn des Schmiedens angekündigt.<br />

Der Schützenjunge öffnete daraufhin den Schütz vor dem<br />

Wasserrad. Dieses setzte sich nun langsam in Bewegung.<br />

Vier bis fünf Frösche waren an der Achse des Aufwerfhammers.<br />

Die Schlagzahl betrug etwa 60 pro Minute. Es musste<br />

alles genau abgestimmt sein. Der Bär musste auf das<br />

Schmiedestück, was auf dem Amboss lag, aufgeschlagen<br />

sein, bevor der nächste Frosch den Hammer wieder anhob.<br />

Der Bär durfte auch nicht zu lange auf dem glühenden<br />

Stück liegen, da es sonst zu schnell abkühlte. 9) Die Hammerschmiede<br />

durften ab 1528 nicht mehr nachts arbeiten.<br />

Ihre Arbeitszeit wurde nun von morgens vier Uhr bis<br />

20 Uhr abends begrenzt. Ihre Betriebszeit wurde wegen<br />

dem Holzkohlemangel eingeschränkt. Die Hütten- und<br />

Hammerleute achteten streng darauf, dass niemand seine<br />

zustehende Arbeitszeit überschritt. 10) Übrigens nahm seinerzeit<br />

die Zunft im Siegerland, die sich ,,Bruderschaft der<br />

Massenbläser und Hammerschmiede‘‘ nannte, nur Männer<br />

auf, die nachweislich im Siegerland geboren waren.<br />

Historisches<br />

Windgebläse in Dahlbrucher Hütte<br />

Aus großer Not nutzte einst der Siegerländer<br />

jedes Fleckchen Erde für wirtschaftliche<br />

Zwecke. Den Hammerschmieden und<br />

Hüttenleuten war unter Todesstrafe verboten,<br />

außer Land zu gehen, 11) das heißt, das<br />

Siegerland nicht zu verlassen und Fremden<br />

etwas über die Kunst der Eisenverarbeitung<br />

beizubringen. Es war eine Einschränkung<br />

der persönlichen Freiheit, die aber gewisse<br />

Vergünstigungen brachte, so z.B. die Befreiung<br />

vom Hand- und Spanndienst und von<br />

Jagdtreiberpflichten. 12)<br />

Auch ab 1830 sollten die Hütten und<br />

Hämmer weiterhin genossenschaftlich betrieben<br />

werden. Neben den 13 Hütten- und<br />

28 Hammerwerken durften keine neuen, die<br />

Holzkohle verbrauchten, eingerichtet werden.<br />

Die neue Hütten- und Hammerordnung<br />

machte aber Zugeständnisse an die Eisenindustrie. Denn<br />

bei Verwendung von Steinkohle sowie Koks wurde diese<br />

Arbeitszeit nicht auf die festgelegte Arbeitszeit angerechnet.<br />

Koks brachte eine größere Hitze und war billiger als<br />

Holzkohle, nur der Transport verursachte enorme Kosten,<br />

denn es war noch keine Bahnlinie vorhanden.<br />

Nach Eröffnung der Ruhr – Sieg – Eisenbahn im Jahre<br />

1861 hatten sich die uralten Verbindungen zwischen Eisenerz<br />

und Holzkohle immer mehr gelöst. Koks und Steinkohle<br />

kamen nun aus dem Ruhrgebiet ins Siegerland und<br />

Eisenerz aus dem Siegerland wurde immer mehr in den<br />

Ruhrpott transportiert. 13) Der Siegerländer Bergbau hatte<br />

im Jahr 1913 die größte Fördermenge in seiner Geschichte<br />

und zwar 2,61 Millionen Tonnen Erz. Zu dieser Zeit waren<br />

etwa 5000 Arbeiter und Angestellte im Siegerländer Bergbau<br />

beschäftigt. <br />

Heinz Bensberg<br />

Quellennachweis: 1) Paul Fickeler, Das Siegerland. 2) Siegener Zeitung, Mai 1973. 3) Haus<br />

der Abgeordneten, Sammlung Drucksachen 1862. 4) Otto Arnold, Siegerländer Arbeitswelt. 5)<br />

Heinrich Gamann, Die Herstellung von Roheisen. 6) Albert Haas, Die Bedeutung des Siegerländer<br />

Bergbaus. 7) E. Diepschlag, Der Hochofen. 8) Heinrich Gamann, Die Herstellung von<br />

Roheisen. 9) Friedrich Oehler, Ein Siegerländer Eisenhammer. 10) Alfred Lück, Vom Eisen. 11)<br />

Lothar Irle, Das Siegerland. 12) Alfred Lück, Die eisenschaffende und –verarbeitende Industrie<br />

des Siegerlandes. 13) Th. Kraus, Das Siegerland ein Industriegebiet. Fotos: Archiv Bensberg<br />

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Erinnerungen<br />

Erinnerungen<br />

Kindheit in Burbach<br />

Letzter Teil<br />

Foto: Hartmut Reeh<br />

Eigentlich spielten wir wie Kinder heute auch. Nur die<br />

Bedingungen waren anders. Statt „Play Station“ übten<br />

wir uns mit Denkspielen, etwa „Teekesselchen“:<br />

Zwei Spieler dachten sich einen Begriff mit zwei Bedeutungen,<br />

das „Teekesselchen“, zum Beispiel Bauer und (Vogel)<br />

baur. Sie beschrieben abwechselnd diesen Begriff in zwei<br />

Bedeutungen:<br />

Mein Teekesselchen versorgt Tiere.<br />

Mein Teekesselchen steht oben auf dem Küchenschrank.<br />

Denn da standen unsere Wellensittiche und Kanarienvögel<br />

in ihren Käfigen.<br />

Wer zuerst den gesuchten Begriff erriet, dachte sich den<br />

nächsten aus, wählte einen Partner, und weiter gings.<br />

Jüngere liebten besonders „Ich sehe was, was Du nicht<br />

siehst“. Sie merkten sich einen für alle sichtbaren Gegenstand<br />

und beschrieben ihn: „Ich sehe was, was Du nicht<br />

siehst, und das ist gelb.“ Sofort nannten alle anderen alle<br />

sichtbaren gelben Gegenstände lauthals durcheinander:<br />

„Kanarienvogel, Tischdecke, Gardine.“ War der gesuchte<br />

Begriff nicht dabei, konnte er auch genauer beschrieben<br />

werden. Mitunter wählte ein Pfiffikus nämlich einen Buntstift<br />

in einer Schachtel oder andere Schwierigkeiten. Spielleiter,<br />

die einen gesuchten Begriff heimlich wechselten, erwischten<br />

wir und sparten nicht mit moralischen Urteilen zu<br />

diesem Regelbruch. Da waren wir sehr nachtragend.<br />

Viel kniffliger gestaltete sich die Suche nach einem Lied,<br />

dessen Rhythmus nur geklatscht wurde. Das war was für die<br />

Spitzfüchse unter uns. Klatschen Sie doch mal: „Der Mai ist<br />

gekommen“ und beobachten, wer das herausfindet.<br />

Es gab auch Spielmöglichkeiten an Orten, die heute nicht<br />

mehr zur Verfügung stehen oder nicht mehr bespielbar sind.<br />

Viele Häuser bestanden zur Hälfte aus Scheune und Stall.<br />

Stand kein Heuwagen in der Scheune, so konnte man dort<br />

im Trockenen schaukeln. Stand aber doch ein Wagen darin,<br />

so konnte man immer noch vom Heuboden auf den unteren<br />

Heuvorrat springen. Eigentlich war das verboten, entweder<br />

weil es zu gefährlich war oder weil das Vieh dann das Heu<br />

(angeblich) nicht mehr fraß. Aber wo kein Kläger, da kein<br />

Richter. Wer sich verletzte, war selber schuld, wer sich erwischen<br />

ließ erst recht.<br />

Bei geschlossenem Scheunentor traten die Jungen ihren<br />

Fußball dagegen, die Mädchen übten ihre „Zehnerprobe“.<br />

Von zehnmal runter bis zu einmal mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad.<br />

Erst einfach nur werfen, dann fangen, irgendwann<br />

köpfen und das Spiel mit der Brust. (Das ging, wir<br />

hatten ja noch keine.) Der Ball durfte nicht runterfallen oder<br />

regelwidrig gespielt werden. Dann kam die nächste dran.<br />

Fahrrad fuhren fast nur die Jungen, denn Fahrräder<br />

hatten fast alle eine „Jungenstange“, die Querstange vom<br />

Lenker zum Sattel und Mädchen trugen Röcke. Dieses<br />

Schicklichkeitsproblem ließ sich kaum lösen. Man konnte<br />

nicht angemessen schamhaft aufsteigen. Da tröstete es wenig,<br />

dass kleine Jungen sich seitlich um die Stange winden<br />

mussten, während sie oben den Lenker halten und unten die<br />

Pedale zu treten hatten.<br />

Zusammen spielten wir „Klicker“, „Verstecken“ und<br />

„Nachjagen“. Verstecken und Nachjagen spielen Kinder<br />

heute noch – in geschützten Räumen. Wir spielten es auf der<br />

Straße, im Burgweg, in der Alten Burbach, im Holzhäuser<br />

Weg (heute Haigerweg). Autos störten nicht, es gab nur wenige.<br />

Zum Verstecken nutzen wir Mülltonnen, Misten, Oalln<br />

– die schmalen Durchgänge zwischen einzelnen geschieferten<br />

Häusern. Wer fing, gab uns Zeit zum Verstecken und<br />

rief: „Eins, zwei, drei, vier Eckstein, alles muss versteckt<br />

sein. Hinter mir, da gilt es nicht! Eins zwei drei, ich komme<br />

jetzt.“ Wer gesehen, erkannt, beim Namen gerufen und<br />

ans Mal angeschlagen wurde, war gefangen und schied aus.<br />

Wer schneller war, schlug selbst ans Mal und war frei. Um<br />

nicht erkannt zu werden, tauschten wir die Pullover und zogen<br />

sie über den Kopf. Fürs Klickerspiel müssen wir uns in<br />

die damalige Ortsgestaltung zurückdenken. Vergessen Sie<br />

einfach alle geteerten Höfe. Stellen Sie sich stattdessen fest<br />

getretene Erde vor. Die ist aus Umweltgesichtspunkten sowieso<br />

besser. Jetzt suchen wir einen geeigneten Platz. Dazu<br />

brauchen wir gar nicht weit von der Kirche weg gehen. Wir<br />

spazieren erst mal in Richtung Bahnhof, biegen am „Rainchen“<br />

links ab ins „Hoppelpaadche“ (steht nicht dran!). An<br />

dessen Ende stoßen wir auf einen kleinen, tief gelegenen<br />

Hof. Geradeaus sehen wir das Haus mit dem markanten Sägedach,<br />

das früher die Arztpraxen Schorkops und Wagner<br />

beherbergte. Rechts befinden sich die Garagen des Hauses,<br />

in dem der Makler arbeitet.<br />

In unserer Wirklichkeit von 1950 stoßen wir auf das<br />

Haus von Schubrüchersch Madda. Martha Diehl, Hebamme.<br />

Dieses Haus ist nur halb so hoch, wie sein moderner Nachfolgebau.<br />

Die Garagen hinter uns sind noch bewohnt.<br />

Und jetzt laufen wir genau auf einen Absatz zu, extra<br />

mit einer Mauer abgestützt, schön eben um den Heuwagen<br />

abzustellen. Und genau hier, ohne störende Teerdecken ist<br />

der ideale Klickerkaudenplatz. Hier scheint nachmittags die<br />

Sonne und wärmt auch im Vorfrühling und Spätherbst.<br />

Uns fehlen noch die passenden Kinder. Die Mädchen<br />

tragen langes Haar zu einem oder zwei Zöpfen geflochten,<br />

manchmal keck zu „Affenschaukeln“ mit dem Ende wieder<br />

hochgebunden und mit Schleife verziert. Verwegene<br />

schmücken sich schon mit exakt geschnittenem Pony. Ein<br />

Mädchen trägt Bubikopf mit Seitenscheitel, die lange Seite<br />

mit Klämmerchen befestigt, damit sie nicht in die Augen<br />

fällt. Einer drehte die Mutter mittels eines Kämmchens das<br />

Oberhaar zu einer Tolle ein. Alle tragen Kleider oder Röcke,<br />

knielang, manche eine Schürze.<br />

Die Jungen tragen Seitenscheitel mit Façonschnitt.<br />

Manchmal ist der Pony schräg über die Stirn geschnitten.<br />

Manchmal wird er ebenfalls mit der Allzweckwaffe Klämmerchen<br />

gebändigt. Sie tragen kariertes Oberhemd oder<br />

Pullover und kurze Hose bis zum Knie mit Hosenträgern.<br />

Die Hosenträger kreuzen sich auf dem Rücken, sonst würden<br />

sie pausenlos seitlich abrutschen. Beliebt ist auch die<br />

kurze Lederhose, noch speckig vom letzten Test auf Wasserdichtigkeit<br />

in der Gosse, wo Mutter gerade das Putzwasser<br />

ausgeschüttet hatte.<br />

Im „Souterrain“ gleichen sich die Geschlechter bekleidungsmäßig<br />

wieder an. Kniestrümpfe und meist hohe<br />

Schnürschuhe, die das Fußgelenk stützen, sind angesagt.<br />

Mit den Absätzen dieser Schnürschuhe lässt sich ein fabelhaftes<br />

Loch in die lehmige Erde drehen, die Klickerkaude.<br />

Wir müssen nur noch die aufgewühlte Erde wegwischen,<br />

alles festtreten, dann kann es losgehen.<br />

Wir holen unsere Klickersäckchen, selbst genäht, manchmal<br />

aus einem alten Ärmel, mit Schnur zusammenziehbar<br />

und zu verschnüren. Unsere Schätze gleichen sich. Kleine<br />

Tonkugeln mit Resten von buntem, metallisch glänzendem<br />

Überzug. Manche besitzen auch größere Glaskugeln mit<br />

eingeschlossenen farbigen Mustern oder Figuren. Den größten<br />

Besitz bieten die „Könige“, übergroße gläserne oder metallene<br />

Kugeln. So etwas Schönes zeigt man nur und setzt es<br />

nicht leichtfertig ein.<br />

Wir legen die Regeln fest: Wir werfen unsere Klicker ab<br />

einem bestimmten Punkt in Richtung Kaude. Kugeln, die<br />

nicht in der Kaude landen, werden mit gekrümmtem Zeigefinger<br />

in diese Richtung geschubst. Verfehlt man sie, ist der<br />

nächste Mitspieler am Zug. Wer den letzten Klicker in die<br />

Kaude beförderte bekam alles! Dieses Prinzip hat die POP-<br />

Gruppe ABBA vertont: „The Winner Takes it All.“<br />

Das war schwer zu ertragen. Meistens gewannen ja dieselben<br />

Kinder. Psychologen könnten erklären, dass Verlierer<br />

durch diese gnadenlose Umverteilung Frustrationstoleranz<br />

lernten und regelkonformes Verhalten. Aber auch die Siegertypen<br />

zahlten Lehrgeld. Wer immer gewann, hatte zwar<br />

ein prall gefülltes Klickersäckchen. Ihm gingen aber auf<br />

Dauer die Spielfreunde aus. Die waren ihres Einsatzes verlustig<br />

gegangen und konnten nicht mehr mithalten. Oder sie<br />

wollten einfach nicht mehr antreten gegen gnadenlos Überlegene.<br />

Besitz und Überlegenheit können einsam machen!<br />

So kam es immer wieder zu Rückgaben von Klickern an<br />

Mitspieler*innen. – Eigentum verpflichtet. Wir schwankten<br />

also, ohne es zu wissen zwischen Merkantilismus und Solidarität.<br />

Das Dorf erzog uns.<br />

Wir Kinder besaßen kein Geld. Wir brauchten auch keines.<br />

Wofür auch? Unsere Eltern hatten auch nicht so viel<br />

davon. Wenn wir lüstern waren, schmiegten wir uns an unsere<br />

Eltern oder Großeltern, wohlerzogen, die inkarnierte<br />

positive Anpassung. Unsere Altvorderen rochen natürlich<br />

den Braten und erkundigten sich nach der Ursache dieser<br />

emotionalen Breitseite. Nach solchermaßen geschickter<br />

Vorbereitung brach sich die Wahrheit ungeschminkt Bahn:<br />

„Krieg ich’n Groschen für Schluch?“ Manche Mütter mischten<br />

auch Zucker mit Dosenmilch und schmolzen für uns auf<br />

Kuchenblechen im Backofen Karamellen. Himmlisch!<br />

Kamen wir aber zum Geburtstag oder bei Verwandtenbesuchen<br />

an Geld, wurde gespart. Es verschwand mit<br />

einem dumpfen Plumps in der schwarzen Metallspar-<br />

<br />

28 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 29


Erinnerungen<br />

dose mit Metallhenkel, deren Schlüssel die Sparkasse<br />

verwahrte. Wir sahen es erst am Weltspartag wieder. Es<br />

wurde gezählt und verwandelte sich in eine handgeschriebene<br />

Zahl in unserem Sparbuch. Zum Trost bekamen wir<br />

Bleistifte, Luftballons oder Schulhefte.<br />

Ach, wie oft bereuten wir inbrünstig die unwiederbringliche<br />

Opferung der Möglichkeiten. Da war es schon besser, vorher<br />

einen Teil abzuzweigen und zum „Bäckerkarl“ zu gehen.<br />

Vermutlich wissen Sie nichts vom Bäckerkarl. Stellen<br />

Sie sich mal mit dem Rücken zur Alten Vogtei und blicken<br />

Sie in Richtung Metzgerei Boxan. Rechts neben dem Geschäftsparkplatz<br />

steht etwas zurück gesetzt ein Haus. Die<br />

Eingangstüre schützt ein kleiner Vorbau als Windfang. Den<br />

denken Sie weg, schiefern das Häuschen und bauen links<br />

der Eingangstüre ein kleines Schaufenster ein. Wenn wir<br />

jetzt gemeinsam den kleinen Laden betreten, befinden wir<br />

uns im Kinderparadies.<br />

Hinter der Theke im Wandregal stehen Zigarrenkisten<br />

(Ziggarnskästcher) und Zigarretten: Golddollar, Rothändle<br />

Ernte 23, Juno und Waldorf Astor. Waldorf Astor rauchten<br />

die Damen.<br />

Im „Souterrain“ sahen Jungen und Mädchen<br />

wieder gleich aus.<br />

Foto: Archiv Schöllchen<br />

Aber das ist für uns uninteressant. Wir blicken von hinten<br />

auf bauchige Glasbehälter. Dort locken Himbeerbonbons,<br />

Kaugummis, Gummibärchen (lose, 1 Pfennig das Stück),<br />

Nappoblocks, Lakritzpfeifen und „Negergeld“ – aus Lakritz<br />

geformte Taler mit unterschiedlichen Zahlen aufgeprägt.<br />

Wenn Sie jetzt die Nase rümpfen über unsere politisch und<br />

sozial unangemessenen Bezeichnung, bedenken Sie bitte:<br />

Diese Debatte kommt erst in vierzig Jahren auf. Wir kannten<br />

gar keine „People of Colour“. Allenfalls hatten unsere Eltern<br />

schon mal von dunkelhäutigen Besatzungssoldaten berichtet,<br />

die hatten sie nach dem Faschismus durchaus positiv erlebt.<br />

Wir wurden in der Nachkriegszeit geboren, einer Zeit,<br />

geprägt durch Mangel. Die Kleinlandwirtschaft behütete<br />

die Bevölkerung vor Hunger, Haubergswirtschaft vor Kälte.<br />

Geld war knapp.<br />

Deshalb wurde hochwertige Kleidung gekauft, die über<br />

mehrere Kindergenerationen weiter gereicht wurde. Wir<br />

besaßen wenige Kleider von guter Qualität.<br />

Die Standardausrüstung bestand bei Mädchen aus<br />

Pulli, bzw. Bluse und Faltenrock. Schürze drüber, fertig.<br />

(Manchmal, insbesondere an Sonn- und Feiertagen trugen<br />

wir auch ein Kleid.) Jungen trugen Oberhemden, werktags<br />

bunt kariert, sonntags weiß. Gegen kühle Witterung schützte<br />

ein ärmelloser Pullover (nix Pullunder!). Kurze Hose bis<br />

zum Knie. Lange Hosen gab es erst zur Konfirmation.<br />

Hosen und Röcke waren aus blauem Jersey von Bleyle.<br />

Sie wurden beim Kauf so bemessen, dass sie „mitwuchsen“.<br />

Das heißt: Der Bund saß unter den Achseln.<br />

Bleyle-Kleidung kauften unsere Eltern bei Ebeners Albrecht.<br />

Sie stehen ja wohl noch immer mit dem Rücken zur<br />

Alten Vogtei. Drehen Sie sich jetzt nach links, blicken Sie<br />

vorbei am Römerhotel (früher Kochs) bis zur Volksbank. Die<br />

Hausecke dort müssen Sie im Geiste rückbauen. Dort befand<br />

sich nämlich der Eingang in ein gut sortiertes großes Geschäft.<br />

Hier gab es Lebensmittel, Kleidung, Haushaltswaren,<br />

Putzmittel. Was der Mensch eben so braucht. Und Bleyle-<br />

Kleidung!<br />

In der warmen Jahreszeit trugen wir Kniestrümpfe, im<br />

Winter lange Wollstrümpfe (auch zu kurzen Hosen!), oft zu<br />

Schnürschuhen. Waren wir aus den Schnürschuhen rausgewachsen<br />

und keine erbberechtigten jüngeren Geschwister<br />

in der Warteschleife, so schnitten unsere Eltern die vordere<br />

Kappe der Schnürschuhe ab. Dann hielten die Treter noch<br />

den Sommer lang.<br />

Sie waren so aufmerksam, dass Sie sich eine Kaffeepause<br />

verdient haben. In den Fünfziger-Jahren wären wir nur<br />

schnell übers Hoppelpaadche, vorbei an unserer Klickerkaude<br />

über die Straße zum Bäcker Roth gegangen. Der führte<br />

seinen Laden mit richtig vornehmem Café genau gegenüber<br />

vom Schuster Roth. Die beiden waren nicht verwandt und<br />

nicht verschwägert.<br />

Heute werden dort Hunde frisiert. Das kommt für uns<br />

nicht in Frage. Da trollen wir uns lieber.<br />

<br />

Tilla-Ute Schöllchen<br />

30 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 31


Zum nachfolgenden Beitrag ist anzumerken, dass<br />

es sich um ein Zeitzeugnis aus den fünfziger Jahren<br />

handelt. Das Volk der Sinti und Roma war früher nur<br />

unter dem Begriff „Zigeuner“ bekannt, und mit allen<br />

Vorurteilen, wie: Stehlen, Lügen, faulenzen etc. behaftet.<br />

Kein Mensch hinterfragte diese Einstellung, die Zigeuner<br />

waren so – basta! Ich bin froh, dass sich diese<br />

Sichtweise aufgrund von Bildung und Toleranz grundlegend<br />

geändert hat. Wie ich bei meinen beiden Enkelkindern<br />

– 14 und 11 Jahre – nach Befragung feststellen<br />

konnte, ist der Begriff „Zigeuner“ in ihrem Wortschatz<br />

nicht mehr vorhanden. Und das ist gut so!<br />

Mundart<br />

Datt ruere Kleid<br />

Wenn mr off us Wies oa dr Weerndorfer Strooße<br />

wull, mußde mr oem Fussballplatz vorbei. Do<br />

lacherden jedesmol de Zijeiner, wenn se ie usser<br />

Gejend woarn. Us Kenner wuer iegeschärft, datt mir en grueße<br />

Boeje em die Zijeiner maache mußten, weil se klaane<br />

Kenner klauden. Besunnersch grueße Angst vier de Zijeiner<br />

hadde us Oma. Obwoehl se net vill Geld hadde kief se jedesmol<br />

watt ab, wenn de Zijeinersche ie ussem Eern schdunne.<br />

(Ie e Haus zo kumme woar eifach, weil Hausdärn im<br />

Summer emmer off woarn.) De Oma kief net nur jedesmol,<br />

sunnern schenkde och noch Eier, orer Bodder, orer e Gloas<br />

Iegemachdet. Off die Frooch wärem se datt m iech, saade se<br />

„Lo die aal Zijeinersche hat dr biese<br />

Bleck! Die kaa eim verhexe un<br />

allerhand Krankheide off de Hals<br />

schecke.“<br />

Ja, däen Zijeiner hafdete watt<br />

exodisches un romandisches oa.<br />

Se schwätzden annerscht un sooche<br />

annerscht aus wie mir, die<br />

Fraue hadden lange, bundije Klierer<br />

oa un kunne aus dr Hand läese.<br />

Se klauden un zuuche voa aam<br />

Ort zom annern. Fast all Lei woar<br />

ie ährer Näh uheimlich. Wenn se<br />

freeh genooch gesieh wuurn riefe<br />

de Lei ähre Nochbern zo: „De Zijeiner<br />

kumme!“ Da wuur flott dr<br />

Wäsch voa dr Leine genumme un<br />

de Hausdier zogeschlosse.<br />

En schiene Daach, nodäem de<br />

Zijeiner sich wirrer abgemaacht<br />

hadden, koom us Obba voa dr<br />

Wies, un rief mich: „Sigrid, komm<br />

mal her! Kuck mal, was ich am<br />

Fußballplatz gefunden habe: Ein<br />

echtes Zigeunerkleid! Das schenk<br />

ich dir!“ Ech wor uhgefähr 12 Joahr<br />

alt un verliebde mich sofort ie<br />

datt Kleid. Et woar ruet un lang,<br />

bet korze Orme un hadde en schiene<br />

Ausschnitt. Voprn oam Mieder<br />

woarn zwue Reihe bet dunkelbloe<br />

Holzknäbbe. Do woar en Schnur<br />

dorchgezoeje, sue datt mr et enger<br />

orer weirer schniern kunn. Datt<br />

Kleid sooch aus wie fresch gewäsche<br />

un woar kei beßje kabudd orer<br />

gefleckt. Ech rannte ie mei Schdeabche<br />

un prowierde datt Kleid oa.<br />

Un et baßde mir, als wär et mir off<br />

Foto: Pixabay<br />

Mundart<br />

de Leib geschneirert! Vill besser wie mei Klierer, die emmer<br />

irjendwu dreckden orer wu de Tallje vill zo huech sooß.<br />

Dr einzije Schbijjel ie ussem Haus wu mr sich ganz<br />

denn sieh kunn, woar dr owale Schbijjel oa dr Oma ährer<br />

Kliererschranksdier. Ech saade: „Oma, därf ech mich mol<br />

ie deinem Schloofschdoabsschbijjel lugge?“ De Oma:<br />

„Watt hasde da do oa?“<br />

Ech, ganz schdolz: „E echdes Zijeinerkleid! Datt hat mir<br />

dr Oba voam Fußballplatz betbroicht.“ De Oma: „Du leewer<br />

Himmel! Es dä Maa da noch bei Verschdand? Wöhlt<br />

im Müll voa de Zijeiner un brengt usse Kenner däen ähr<br />

Lumbe bet! Sofort aus, die Lumbe – iet Fauer derbet!“ Bis<br />

dohie hadde ech – wie all Kenner – emmer offt Woort gehiert,<br />

wenn die Aale watt gä mich saaden. Awer m ir hadde<br />

noch nie e Kleid sue goot gefalln , un dofier wull ech zom<br />

ierschdemol kämpfe, weil ech et zum schbilln behaale wull.<br />

Ech saade „Dr Oba hat mir datt Kleid geschenkt –et gehiert<br />

mir un ech gäen et net mie här.“ De Oma: „Dr Oba es net<br />

mie ganz goar und dau kreest Leis un Flie un Infekzione.<br />

Datt Kleid wärd verbrannt!“<br />

Dr Oba saade: „Das Kind soll`s behalten.“ Ech plarrte<br />

un saade: „Ech gäen et net mie här, un wenn ihr mich duetschlaat!“<br />

Du schaldete sich de Mama ie, der datt Kleid<br />

scheinbar och gefiel, un saade gä de Oma: „Mudder, wenn<br />

datt Kend doch sue en Schbaß oa däem Kleid hat, un wenn<br />

ech et wäsche un bijjeln, kaan et doch kaa Infekzione kreeje.<br />

Loos et datt Kleid behaale.“<br />

Sue wuer de Oma bet vereinte Kräfte weichgekloppt un<br />

ech därfde datt Kleid behaale. „Awer,“ saade de Oma, „off<br />

kenn Fall off de Schtrooße orer goar iet Dorf derbet!” Sue<br />

do ech datt Kleid nur dehaam zum schbilln oa. Ech bewunnerde<br />

mich ie dr Oma ährem Schbijjel. Nä, watt woar ech<br />

doch sue schie! Un da fuhr dr Zijeinergeist ie mich un ech<br />

danzde bet de Zijeiner em datt Lagerfauer un sung Zijeinerleerer.<br />

Ech verschdunn die Schprooche un kunn aus dr<br />

Hand läese. Un ech traamte voa fräeme Lenner un schiene,<br />

dunkle Zijeinerjonge.<br />

Eimol nohm de Oma datt Kleid un luggde, wie et veraarbt<br />

woar. „Dunnerwädder“ saade se. „Näh kunn se, datt<br />

hädde ech goarnet gedoacht, wie orntlich datt gemaacht es,<br />

bet schiene klaane Schdeche, däen ville Abnäher un där<br />

Zaggelitze. Un datt alles bet dr Hand“ Awwer bet dr Zeit<br />

wuer datt Kleid mir emmer enger un knapper – et zweckte<br />

he un schpannte do – un ech kunn maache, watt ech wull,<br />

irjendwann bassde ech net mie nie un de Lust oam Zijeinerschbilln<br />

verging.<br />

En Daach sooch ech e Schdecke ruerer Schdoff bet nem<br />

bloe Schtreife henne oa ussem Langholzwaache. Ech luggde<br />

näher un et woar wahrhafdich e Schdecke voa meinem<br />

Zijeinerkleid. Duu koome mir doch baal de Träne. „Mama,<br />

wärem hasde da mei Zijeinerkleid zerschnirre?“ „Et bassde<br />

dir doch net mie – woar jo unner aam Orme ganz zerresse,<br />

un sue dient et noch nem goore Zweck.“<br />

Ach ja, mei schie rue Zijeinerkleid! Ech gäb wat drem,<br />

wenn ech et noch hätte! Sigrid Kobsch, Burbach<br />

Senioren- und Pflegeeinrichtungen<br />

Vermittlung von Seniorenwohnungen<br />

und Service-Wohnen<br />

Haus Höhwäldchen<br />

Höhwäldchen 3<br />

57234 Wilnsdorf<br />

Telefon 0 27 39 4 78-0<br />

57 Pflegeplätze<br />

12 Kurzzeitpflegeplätze<br />

2 Seniorenwohnungen<br />

Altenzentrum Freudenberg<br />

Lagemannstraße 20-24<br />

57258 Freudenberg<br />

Telefon 0 27 34 2 77-0<br />

96 Pflegeplätze<br />

51 Seniorenwohnungen<br />

Fliedner-Heim<br />

Luisenstraße 15<br />

57076 Siegen<br />

Telefon 02 71 48 84-0<br />

74 Pflegeplätze<br />

26 Seniorenwohnungen<br />

Sophienheim<br />

Südstraße 11<br />

57074 Siegen<br />

Telefon 02 71 66 03-0<br />

117 Pflegeplätze<br />

24 Seniorenwohnungen<br />

Haus Obere Hengsbach<br />

Hengsbachstraße 155<br />

57080 Siegen<br />

Telefon 02 71 7 70 19-0<br />

98 Pflegeplätze, davon<br />

12 Plätze im beschützenden<br />

Bereich für Demenzerkrankte<br />

www.diakonie-sw.de<br />

32 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 33


Mundart<br />

Di welle Sou<br />

Mundart<br />

Di Saujonge fam Vogelsang<br />

Mänchmol blibt m`r em Wald net arich lang ellai;<br />

lo trof ech ob `nen Hess – schdabil, awer rächt klai.<br />

Doch bassde god zo däm sin Mull – dat wor enorm;<br />

on hä ferzallde mir wi god hä wer eh Form:<br />

„Foffzich Kilometer wannern äch jeden Dog;<br />

dod machen äch bai Rä, bei Blitz en Donnerschlog.<br />

Äch kenn ach jeden Wäg em gänze Deutsche Raich<br />

en brauch drai Dog gena fern gänze Rothaarschdeich.“<br />

Hä brohlde ömmer meh, mir feel et Schdellsinn schwer!<br />

D`rlätzt soll ech noch rore, wi alt hä da schue wer.<br />

„Zwaiensechzich“, sähde ech ganz kuert ahgebonne.<br />

Sin groase Aue no hadde ech`t gefonne.<br />

„Ai, wej konnst dau dot wesse?“, froude hä ganz flissich.<br />

„Ech känn en Halfgäcke on dä es eiendrissich.“<br />

Itz sou ech noch witt wäch en bloriche Gefahr;<br />

et wor en welle Sou – maist ohberechenbar.<br />

Dat Mull fa`m Hess dat gong –<br />

ob aimohl rächt schwinn zo;<br />

hä kräj et met d`r Angst – „Zeter on Mordio!“<br />

Ech – mech d`r Rucksack ob, holde min Laufscho russ,<br />

di huerdich ah de Bai, di schwere Quante uss.<br />

Di Sou wor schue rächt noh – lange Äckzänn bletzde,<br />

do bläkde di Groasschnudde – di schlaue on gewetzte:<br />

„Wot sonn deij Turnschou dä?<br />

Dau best eh grußer Schbinner;<br />

wenn dau ach noch su rennst –<br />

där Watz, där läft fill schwinner!“<br />

„Dä es schwinner wi ech! Awer itz kömmt d`r Clou –<br />

Dat Wechdechste es heh: ech sin schwinner wi du!“<br />

Ulli Weber – Flammersbach<br />

... lange Äckzänn bletzde ...<br />

De Frejloftsäsong giert ze Äng ...<br />

Foto: Pixabay<br />

Aines Daches mossde ech met minner Mamme on d`r<br />

Dande eh de Schdatt. Dä Schdandardschbruch wor<br />

zo där Zitt, dat all ahschdenniche Fraue e Korsett drä<br />

mössde. Min Babbe sähde schbäer emmer: „Dat es em d`r<br />

ahgefressene Wirtschaftswonnerschbäck eh Rand on Band<br />

ze hale.“ Dobi hadde min Mamme gar kai Öwergewechde.<br />

Eh d´r Orwerschdad wor det „Rüstungsgeschäft“, do wuern<br />

di Korsetts ahgemässe on ahgeferdicht. Fele Geschäfde hadde<br />

noch Bombeschare on et gob kai Kämerche zom Ömdo.<br />

Ech wor örschd achd oar ning Jor ald, awer ech horde emmer<br />

alles – och wat ech net hörn soll. Di Fraue wuern henner<br />

nem Foarhang gemässe. On du sähde die Ferkäuferin gä<br />

min Mamme: „Wonn se da och di nojje extra Gummischbetze<br />

forn eh dä Büstehaler genäd ha wi di eh Hollywood – dat<br />

es itz More.“ Do sähde min Mamme: „Nä, ech bruch kaij<br />

fa dä Extra-Schbetze, ech ha genoch Schbetze for min Ma.“<br />

Wi ech bi de Pfadfinder wor, wannerde orrer fuern mir<br />

efdersch no de Jugendherberge eh Sohlbach, Littfeld, Bilstein<br />

on Hilchenbach. Am bässde awer wor de Freusburg.<br />

Mier brochde os dat Ässe em Rucksack met. Awer fele Jonge<br />

worn fa arme Familie on di konne kenn Donge met Wuerscht<br />

oar Käs metbrenge. Dearwäje wuer gedaild. Mir Jonge<br />

mossde uss d`r Schdoab on os „Führer“ däckde d`r Desch<br />

met allem wat do wor – god gemischt. Itz wuer d`r Desch<br />

met nem Bäddlake zogedäckt on mir Jonge konne werrer en<br />

di Schdoab. Et wuer gebät on enn Deschschbruch gesähd.<br />

Ob e Kommando mossde jeder onner de Deschdäcke griffe<br />

– on wat hä ahpackde, dat mossde hä och ässe. Dat wor en<br />

gore Geläjehait, dat och di Jonge us dä arme Familie emol<br />

dat Glecke hadde, en Salami- oar en Käsdong ze ässe. Os<br />

Schbruch dohzo wor: Jedem Dierche sin Pläsierche – jedem<br />

Hond sin Knoche – jedem Jong sin Dong – Allemann ran!<br />

D`r Schlossersch Erich wor e gorer Ma on och e wahne<br />

gorer Musiker. Hä schbeelde ganz wonnerbar de Zerrer on<br />

hä wor och en nem Musikverein. Hä hadde so fel Hochachtung<br />

for sinnem Inschdrument, dat hä ganz foarnehm<br />

nur fa sinner „Zither“ schwadde. En sinne schbäerere Joarn<br />

schdallde hä aimohl e rechdich groases Orchester zesame.<br />

Et mosse gewess öwer honnert Musikante gewäse sin on<br />

all met Saite-Inschdrumente: Gäjje, Gittarn, Mandoline on<br />

Balaleikas. Dat Konzert wor eh d`r Schdatt on zwar eh däm<br />

nöjje Theater eh d`r Frankfurter Schdrose. Mir sin all zesame<br />

derhin gegange on ech wearn di wonnerfolle Harmonie<br />

fa dä fele Saite-Inschdrumente nimols fergässe.<br />

D`r Erich doh sech – wi all gore Musikante – gern emol<br />

ainer drenke. On wann hä da schbä Owends det Johannessiffe<br />

met sinner „Zither“ onnerm Arm enof kom, da machde hä for<br />

osem Huss en Pause. Hä läde de „Zither“ ob os Buchsbaumhäcke<br />

on da brochde hä minnem Babbe e Schdändche. Dermaist<br />

song hä dat Leed: „Man müsste noch mal zwanzig sein.“<br />

Min Babbe schdonn da uss däm Bädde ob, geng ah dat offene<br />

Fesder on hoarde sech dat Schdändche ah. Hä bedankde sech<br />

jedesmol on brochde zwo Schnäbbscher russ. On da schdonne<br />

di zwea Freunde do – dä aine met d`r „Zither“ on dä anner<br />

zerrerde da efdersch en sinnem Nachthemd eh d`r Källe.<br />

Fa däm Erich wuer domols en Geschechde ferzalld, di<br />

awer fillechte meh so e Ferzällche wor on net ganz woar<br />

es. Wi se sähde hadde hä emol eh Kottmanns Saal Musik<br />

gemachd on dobi d`r Kontrabass geschbeeld. Onner os gesähd:<br />

Ech ha ni gese, dat hä en Kontrabass hadde oar irjendwann<br />

emol ob ainem schbeelde. Sin So, d`r Schlossersch<br />

Lothar, häd awer gesähd, dat hä dat efdersch mech. Wi se<br />

ferdich geschbeeld hadde, mossde nadürlech dat ai oar anner<br />

Schnäbbsche gedronke wearn. Dat Enn fam Leed wor,<br />

dat hernoh d`r Erich bim Kottmann de ganze Hennerdrabbe<br />

ronner feel – metsamt däm Bass. Ob di Frog: „Erich, es d`r<br />

Bass em Arsch?“, gob hä di gloare Usskonfd: „Enääähhh –<br />

awer d`r Arsch em Bass!“ Wi gesähd – och wann et net woar<br />

es, so es et doch en scheane Anekdode.<br />

Gerhard Peysar, früher Weidenau<br />

Dusse würet langsam köhler, de Bäum’ wern wunderbar<br />

bond, on dt Blechdach ob miner Garasche woar<br />

alt e paarmoal morjes wiss jefärwt. So langsam ka<br />

mr dt Gaardejeschörr wenderfesde mache. Jemeint es, dat<br />

Schuffel, Graweschöbbe, Mestgawel, Grawegawel, Gaardehäggelche,<br />

Krätzje, on wat mr sost noch a Werkzüch de<br />

ganze Sommer öwer greffbereit em Schoabbe stoah hadde,<br />

räängmacht würd. Als Kend, so eh de foffzijer Joahrn, woar<br />

dat ömmer min Obgaw. Alles wur bet nem Zenkeimer voll<br />

Wasser on dr Worzelbörschde vam Gaardedreck jereinicht,<br />

on anschließend bet nm Botzlombe afjjedrüjjd. Dat woarne<br />

meisdens afjedrähne on nur noch vam Stobbgarn zesamjehalene<br />

Üngerbotze örer Üngerhemde. Doanoah wur dat<br />

Jeschörr da ehjeöürlt on bes zom nächsde Fröhjoahr fortje-<br />

doah. Jerad so pingelech sinech höh nemmeh. Awer statt nr<br />

Säj (Sense) moß ech höh dr Rasenmähjer noa’m hoffendlech<br />

letzde Jebruch hiddat Joahr rääng mache, on vam Neichener<br />

Frieder gröndlech noahgugge on reberiern loaße. Dä<br />

es Fachmah för sowat. Noadäm höh de Gaardeärwet ferdich<br />

woar fung ech och nochemoal Zitt för e Jespräch bem Noachber.<br />

„Weißt de alt, dat dr Mannes us dr Erle eh Berleburch<br />

eh dr Reha es“? „Enä“, sädde ech, „awer dä es doch<br />

alt so öm de achtzich Joahr. Wat säd da sin Frou wenn die<br />

vier Woche allääng deheim römsetze moß“?<br />

Dr Noachber grinsde on meinde: „Se sall jesäd ha, dat se<br />

doa ganz bestömmt net hefahr’n wöll! Wennet är deheim<br />

langweilich wöar, da söllet däm Kerle eh Berleburch och net<br />

angersch goa“! <br />

Bruno Steuber, Littfeld<br />

34 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 35


Unterhaltung<br />

Unterhaltung<br />

Musik in meinen Ohren<br />

Von Lieblingsliedern, Schicksalsmelodien<br />

und Herzen im Gleichklang<br />

früher, dass Karfreitag war. Vaters Tonbänder waren seine<br />

Welt. Wir hörten eher anderes: „Die Wanne ist voll“ und<br />

„Du musst doch nur den Nippel durch die Lasche ziehen“<br />

waren die ersten Singles, die ich mir vom eigenen Taschengeld<br />

beim Pfadfinder-Flohmarkt kaufte. Didi Hallervorden<br />

habe ich verehrt. Ich konnte die Singles auf einem mintfarbenen<br />

Plattenspieler hören, der in einen Lederkoffer eingebaut<br />

war – ein Erbstück meiner Mutter. Für die Singles mit<br />

dem großen Mittelloch brauchte ich einen Puck als Adapter.<br />

Jahre später, als Didi und Helga Feddersen nicht mehr<br />

zum Nabel meiner Welt gehörten, spielten meine großen<br />

Geschwister und ich mit dem Gedanken, mit den Papierhüllen<br />

unserer wertlos gewordenen Single-Sammlung das<br />

Gästeklo zu tapezieren: Die Fratzen von „Kiss“ und die silbernen<br />

Weltraum-Kostüme von „Boney M.“, die gehörten<br />

doch irgendwie dauerhaft zu unserem Leben.<br />

Der „Grand Prix d’Eurovision“ hieß 1980 selbstverständlich<br />

französisch, und wir nahmen ihn auf eine Kassette<br />

auf, die anschließend mehrmals überspielt und unzählige<br />

Male gehört wurde. Man hörte darauf leider auch die<br />

in die Aufnahme hineinpolternden Eltern und unser wütendes<br />

„Psst!“-Zischen. Bei Bandsalat wickelten wir die<br />

Bänder geduldig mit einem Bleistift wieder auf.<br />

„Almost heaven, West Virginia“ gehört zu Klampfe und<br />

Pfadfinder-Lagerfeuer. „Skandal im Sperrbezirk“ gehört<br />

zur Schulfete. Zur Straßenmusik gehört der Bettler, der<br />

Bei Bandsalat half in der Regel ein Bleistift.<br />

sich ärgerlich seinen Weg durch die Zuhörenden bahnte,<br />

um dann wie elektrisiert stehenzubleiben. Nach unserem<br />

Streichquartett-Stück fragte er mit belegter Stimme und<br />

glänzendem Blick: „War das das Largo von Händel?“ Wir<br />

hatten die richtige Saite in ihm angeschlagen. Entspannungsmusik,<br />

unterlegt mit den unhörbar tiefen Frequenzen<br />

von Walgesängen, gehört zur Familiengründung. Zu ihr<br />

sind meine Kinder abends eingeschlafen.<br />

Ich könnte eine ganze Biografie füllen mit Musik, die<br />

tiefe Erinnerungsspuren in meinem Leben hinterlassen hat.<br />

Welche Schicksalsmelodien haben Sie begleitet? Wann<br />

hing der Himmel voller Geigen? Und woher kam das Hörerlebnis:<br />

Vom Volksempfänger, Ghettoblaster, aus dem<br />

Handy oder live? Schreiben Sie Ihre Musikgeschichte!<br />

Adele von Bünau<br />

Foto: Pixabay<br />

Foto: Pixabay<br />

„Almost heaven, West Virginia“ gehört zu Klampfe und Pfadfinder-Lagerfeuer.<br />

Sie war schon über 88 Jahre alt und eine treue Christin,<br />

als sie von ihrer Kirchengemeinde gefragt wurde,<br />

welches Lied ihr am meisten bedeutet hatte im<br />

Leben. Es sollte eine Ausstellung dazu geben. Sie wählte<br />

nichts von Paul Gerhardt und auch nichts von Martin Luther,<br />

sondern „Kauf dir einen bunten Luftballon“. Zu diesem<br />

Foxtrott aus den 40er Jahren hatte sie als Kind einmal<br />

heimlich ihren Vater tanzen sehen, angeschmiegt an eine<br />

Blumenvase, die er zärtlich mit den Händen umfing. Als<br />

Mädchen hatte sie dieser Anblick zunächst verstört: Der<br />

Vater, ein gestandener Autohändler! Durfte er sich so gehen<br />

lassen? Als Erwachsene aber hat sie sich die Fähigkeit<br />

zum Beispiel genommen, sich seine Lebensfreude zu erhalten<br />

und seine Leichtigkeit, trotz aller Schwere.<br />

Im Altenheim gestaltete der gemischte Chor einen bunten<br />

Nachmittag mit Sommerliedern. Als das letzte Lied<br />

verklungen war, hörte man eine demente Frau, die kaum<br />

noch sprach, mit rauchiger Stimme singen: „In der Nacht<br />

ist der Mensch nicht gern alleine…“ – ein Gänsehaut-Moment.<br />

Marika Rökk, ebenfalls aus den 40er Jahren.<br />

Das von Dreimonatskoliken gequälte Baby schrie ohne<br />

Unterlass. Kein Kuscheln und Herumtragen, keine tröstenden<br />

Worte und keine Waschmaschine konnten es beruhigen.<br />

Erst als der Vater Neil Young auflegte, entspannte<br />

sich das Kind. Ausgerechnet beim harten Gitarren-Grunge<br />

Youngs mit seinen akustischen Rückkopplungen. Sobald<br />

der Sound verklang, wallte das Schreien wieder auf. Navid<br />

Kermani hat über diese Lebensphase seiner Tochter und<br />

die heilkräftige Wirkung der Musik Neil Youngs ein ganzes<br />

Buch geschrieben.<br />

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen<br />

singen keine Lieder“, das schrieb mir mein Großvater<br />

1979 ins Poesiealbum. Im Augenblick hat das Singen<br />

keinen guten Stand: Zu viele Aerosole! Dabei trägt Musik<br />

neben den feinen Tröpfchen mehr Emotionen, als man in<br />

Worte fassen kann. Erst die Musik verleiht dem Handkäs<br />

seinen unverwechselbaren Geschmack. Erst der Rhythmus<br />

bringt die Herzen in Gleichklang.<br />

Wenn das „Dies Irae“, voll aufgedreht, vom Tonband<br />

in der Musiktruhe durch das Haus schallte, wussten wir<br />

36 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 37


Das Portrait<br />

Bernd Schulte<br />

Das Portrait<br />

Anne Eickhoff<br />

Jahrgang 1956, geboren in Köln, seit 1979 im Siegerland,<br />

Studium der Anglistik und Romanistik in Siegen, Beruf:<br />

freischaffender Dozent, Bildungsberater, Sprachtrainer.<br />

Foto: Rita Petri<br />

Das Wortspielen und die sprachliche Kunst liegt Dr.<br />

Schulte im Blut. Der Literaturwissenschaftler lehrte<br />

früher als Dozent an den Unis Siegen, Hannover sowie<br />

Frankfurt und seit 17 Jahren an der Siegener Mittwochsakademie.<br />

Seine Liebe zur englischen Literatur wurde durch seinen<br />

Lehrer an der Schule geweckt. 1976 lernte er auf einer Radtour<br />

Land und Leute und zum ersten Mal auch den britischen Humor<br />

kennen und lieben. Seit dem ersten Besuch in Stratford upon<br />

Avon, der Geburtsstadt von William Shakespeare (1564-1616)<br />

und vielen Besuchen von Vorstellungen am Royal Shakespeare<br />

Theatre war er begeistert von dessen Bühnenstücken. „Der<br />

Widerspenstigen Zähmung“ ist eine seiner Lieblingskomödien,<br />

„in der man viel über Partnerschaften lernen kann“, sagt er.<br />

Dann kommt er auf die „Hamlet“-Verfilmung von vor genau<br />

100 Jahren zu sprechen. Ein theatralischer Stummfilm mit Asta<br />

Nielsen in der Hauptrolle als dänischer Prinz, die jedoch eine<br />

Prinzessin ist. Shakespeares Themen aus dem elisabethanischen<br />

England des 16. Jahrhunderts waren und sind immer wieder<br />

aktuell: Liebe, Leidenschaft, Hass, Neid, Gier, Gewalt und<br />

Tod. Gefragt nach dem Mythos, dass der kreative, und produktive<br />

Stückeschreiber, Dichter, Schauspieler und Theatermann<br />

in Wirklichkeit etwa Christopher Marlowe sei, oder ganz verschiedene<br />

Autoren unter seinem Namen ihre Werke veröffentlicht<br />

haben sollen, sagt Schulte „dem Liebhaber ist das erstmal<br />

egal“. Gut besucht sind von jungen und älteren Semestern die<br />

Veranstaltungen des leidenschaftlichen Literaturdozenten an<br />

der Mittwochsakadmie. Mit tiefer Kenntnis der Materie, immer<br />

schlagfertig und mit seinem speziellen Humor begeistert er alle.<br />

Natürlich war er auch schon im Globe-Theatre in London,<br />

das nach alten Plänen rekonstruiert 1997 wieder eröffnet wurde.<br />

Wie in alten Zeiten wird hier in dem markanten Run<strong>db</strong>au Deftiges,<br />

Lustiges und Tragisches mit Krawall, Musik und auch<br />

mit Theaterblut für alle Bevölkerungsschichten auf der offenen<br />

Bühne gespielt.<br />

1999 gründete Dr. Schulte eine eigene Firma - CFES - und<br />

arbeitet als Dozent, Bildungsberater und Sprachtrainer für<br />

Business English. Für Einzelschüler, meist aber für Gruppen<br />

aus Firmen bietet er Sprach-, Übersetzungs- und Diskussions-<br />

Trainings an, flexibel an die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst:<br />

fachspezifische Kommunikation für Kaufleute, Techniker<br />

oder Umweltthemen.<br />

Fürs Foto hat er extra das Buch „Tristram Shandy“ von<br />

Laurence Sterne (um 1760) mitgebracht, ein Klassiker der englischen<br />

Satire mit vielen skurrilen, verrückten Typen. Ein Lesetipp<br />

für fortgeschrittene England-Liebhaber. Übrigens „das<br />

beste Englisch ist nicht unbedingt das „Queen´s English“. An<br />

der Mittwochsakademie bietet er neben literaturwissenschaftlichen<br />

Veranstaltungen auch „Conversation in English“ zu aktuellen<br />

Themen aus Kultur und Politik an, die von Senioren gerne<br />

besucht werden. Den vielseitigen Bernd Schulte könnte ich mir<br />

auch gut als Moderator einer Talk-Show vorstellen. •<br />

Lässig radelt Anne in den Hof vom Haus Herbstzeitlos<br />

zum Interview mit der durchblick-Redaktion. Von den<br />

bunten Zehennägeln bis zu den langen roten Haaren,<br />

der gemusterten Hose, roten Sandalen, Pulli und viel Silberschmuck<br />

versprüht sie den Charme der Hippie-Zeit. Ein<br />

Hingucker ist ihr gelb lackiertes Fahrrad mit dem geblümten<br />

Sattelüberzug, vorn ist das Transportkörbchen mit Kunstblumengirlanden<br />

geschmückt. Im Korb sind ihre Tai Chi-Sachen.<br />

Das Rad: bunt wie sie und quasi ihr Markenzeichen. Bunt ist<br />

ihre Farbe und bunt ist ihr Leben.<br />

Ernst nahm sie ihren Beruf als Realschullehrerin. „Die Arbeit<br />

mit den Kindern war für mich beglückend, manchmal aber<br />

auch anstrengend“, sagt sie rückblickend nach 43 Berufsjahren.<br />

Sport und Musik waren ihre Fächer. Und sportlich ist die quirlige<br />

Frau noch heute. Als Winterberger Kind konnte sie früh<br />

Skifahren und endlos in der Natur toben. Schon ihr Vater war in<br />

dem kleinen Dorf bei Winterberg, wo sie aufwuchs, Lehrer der<br />

„einklassigen Zwergschule“. Ich kann mir Anne wie eine kleine<br />

Pipi Langstrumpf vorstellen. Sportlich kamen später Kanuwandern,<br />

Tauchen, Trekking, Joggen und der Radsport dazu.<br />

Vor über 30 Jahren lernte sie Otto Abt kennen, bei dem sie<br />

spontan an einer Tai Chi-Übungsstunde teilnahm, ohne zu wissen,<br />

was Tai Chi bedeutete. Diese erste Begegnung mit Tai Chi<br />

änderte ihr ganzes Leben: Sie ist auf dem Weg mit täglichem<br />

Üben, um das Ziel zu erreichen, bewegungsmäßig so auszusehen<br />

wie die chinesischen Großmeister, die sie in Hongkong im<br />

Park beobachtete. Es ist ihr klar, dass der Weg das Ziel bleiben<br />

wird. Tai Chi ist eigentlich sehr langsames Kung Fu, mit Figuren,<br />

die Namen tragen wie „den Vogel am Schwanz ziehen“, „der<br />

Affe rückwärts“, „das Messer“. Zu der zwanzigminütigen fließend-schwebenden<br />

Bewegungsabfolge entwickelte sie eine Art<br />

sinnliche Dauerliebe. Keine andere Sportart lässt sich überall so<br />

einfach ausüben und wirkt so Energie aufladend und gleichzeitig<br />

entspannend, sinniert sie. Dieses meditative Fitness-Training ist<br />

fast für jedes Alter geeignet – auch für Senioren und Neueinsteiger.<br />

Was für ein Glück, dass Anne Eickhoff jetzt im dritten<br />

Jahr auch im Haus Herbstzeitlos mit ihrer Assistentin Nina Tai<br />

Chi-Unterricht gibt. Sogar eine neue Mini-Assistentin wurde in<br />

dieser Zeit geboren und „arbeitet“ schon fleißig mit. Corona bedingt<br />

fand der Unterricht in den letzten Monaten in der freien<br />

Natur statt, dann online. Der älteste Teilnehmer fing mit Mitte<br />

siebzig vor drei Jahren neu an und ist immer noch mit Herz<br />

dabei. Anfänger und Fortgeschrittene können in dieser Gruppe<br />

jederzeit einsteigen. Der Obolus für den Kurs wird gespendet.<br />

Anne lächelt, wenn sie daran denkt, wie hiermit Kindern mit<br />

grauem Star weltweit mit einer Augen-OP geholfen wird. Trägt<br />

Anne Eickhoff ihren klassischen schwarzen Tai Chi-Anzug, verwandelt<br />

sie sich in eine sehr konzentrierte, würdevolle Lady. Sie<br />

ist in einer anderen Welt. Die vielseitige Powerfrau entspannt<br />

sich gern beim Stricken, Lesen und bei der Gartenarbeit, reist<br />

viel und besucht gern Kulturveranstaltungen. Tessie Reeh<br />

Jahrgang 1950, geboren und aufgewachsen in Mollseifen<br />

bei Winterberg, seit 1968 in Siegen, Beruf: 43 Jahre<br />

als Lehrerin an Realschulen tätig. Tai Chi-Lehrerin.<br />

Foto: Nina Evers<br />

38 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 39


Als ich in diesen Tagen alte Unterlagen und Bücher<br />

durchsah (auch mit der Absicht, mal einiges zu<br />

entsorgen), stieß ich auch auf Poesiealben meiner<br />

Frau und wurde neugierig. Meine Gedanken gingen<br />

zurück in die Zeit des Besuchs der Volksschule, als es<br />

–zumindest bei den Mädchen – üblich war, ein Poesiealbum<br />

zu haben und seine Klassenkameradinnen um einen<br />

Eintrag zu bitten. Manchmal wurden auch die Jungen<br />

der Klasse aufgefordert, sich darin zu verewigen. Wenn<br />

man diese Alben heute so durchblättert, wird man an eine<br />

gänzlich andere Zeit erinnert. Die 50er Jahre waren geprägt<br />

durch ein eher einfacheres Leben als heute. Kinder<br />

hatten zu gehorchen, die Familie war der Ruhepunkt.<br />

Wenn auch nicht immer intakt, so hielt man doch in der<br />

Regel zusammen. In manchen Familien fehlten die Väter,<br />

die der grausame Krieg gefordert hatte.<br />

Zurück zu den Poesiealben: Das Album erinnert an<br />

Menschen, mit denen der Lebensweg oder Lebensabschnitte<br />

wie die Schulzeit geteilt wurde. Durch die Beziehung<br />

zwischen dem Besitzer des Albums und den Ein-<br />

Gesellschaft<br />

Sei wie das Veilchen im Moose<br />

Vom Poesiealbum zum Freundebuch<br />

tragenden wird es zu einem Dokument einer bestehenden<br />

oder gewesenen persönlichen Verbindung.<br />

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entstand wohl<br />

schon der Brauch, guten Freunden Namen, Wappen<br />

und Wahlsprüche in ein Stammbuch (nicht identisch mit<br />

dem Familienstammbuch) zu schreiben. Im 18. Jahrhundert<br />

kamen zu den Sinnsprüchen auch Widmungen und<br />

Zeichnungen und so wurden im Laufe der Zeit aus den<br />

Stammbüchern dann Erinnerungsbücher. Die Blütezeit<br />

hatte das Poesiealbum im 19. Jahrhundert, als Mitglieder<br />

von literarischen Zirkeln sich gegenseitig mit Versen und<br />

künstlerischen Beiträgen in solchen Heften verewigten.<br />

Poesiealben waren zum Teil mit einfachen kleinen<br />

Schlüsselchen verschließbar, und es galt unter Kindern<br />

als Vertrauens- und Freundschaftsbeweis, sich eintragen<br />

zu dürfen. Die poetischen Verse wurden durch Weitergabe<br />

des Albums an Verwandte, Mitschüler, Lehrer, Freunde<br />

und Bekannte gesammelt. Dabei stand jedem Eintrag<br />

nur eine Seite zur Verfügung, auf die der Sinnspruch<br />

mit Schönschrift eingetragen wurde, wie zum Beispiel<br />

Gesellschaft<br />

Rosen verwelken, Marmor zerbricht,<br />

aber wir beide vergessen uns nicht.<br />

Die freie Buchseite diente einer künstlerischen Gestaltung.<br />

Beliebt waren Glanz- und Glitzerbilder, später<br />

auch Sticker, die eingeklebt wurden. Die Bilder dienten<br />

der Verzierung und hatten keinen Bezug zum Text.<br />

Meine Enkel hatten dann in den Jahren ab etwa<br />

2000 Freundebücher, die wohl mehr oder weniger die<br />

Poesiealben abgelöst haben. Darin wurden viele persönliche<br />

Eintragungen vorgenommen, zum Beispiel<br />

Lieblingsbücher und –filme, was man cool oder blöd<br />

findet. Freundebücher sagen mehr über die Eintragenden<br />

aus und man kann sich nach Jahren erinnern: Ach<br />

ja, Sabine wollte Lehrerin werden, aber der Lebensweg<br />

verlief dann doch ganz anders. Leander wollte Pilot<br />

werden, jetzt studiert er Ingenieurwissenschaften. Solche<br />

Bücher kommen zum Teil schon im Kindergartenalter<br />

vor, sonst findet man sie häufig im Grundschulalter.<br />

Ein anschauliches Beispiel für das Führen von Poesiealben<br />

finden wir auch im ersten Band „Jauche und Levkojen“<br />

der bekannten Trilogie der Poenichen-Romane<br />

von Christine Brückner. Die Hauptfigur Maximiliane<br />

stellt in der Schulklasse fest, dass sie die Einzige ist, die<br />

kein Poesiealbum besitzt. Sie kauft sich heimlich ein<br />

Album und bittet zuerst ihren Großvater, den Freiherrn<br />

von Quindt ihr etwas in das neue Buch zu schreiben. Er<br />

schreibt den Quindtschen Kaminspruch „Dein Gut vermehr…“,<br />

die rechte Behandlung von Feinden, Freunden<br />

und Gott betreffend. Als sie zu ihrer Großmutter kommt,<br />

fragt diese:“Macht ihr das immer noch, Kind? Ein Poesiealbum!“<br />

Dabei liegt etwas von Rührung in ihrer Stimme.<br />

Nachdem die Großmutter sich auch eingetragen hat,<br />

klappert Maximiliane mit Hilfe ihrer Großeltern Bekannte<br />

und Bedienstete ab, um ihr Album vollzukriegen. Auf<br />

der letzten Seite steht dann: „Ich hab mich hinten angewurzelt,<br />

dass niemand aus dem Album purzelt“.<br />

In Zeiten von Instagram, Facebook und Co. ist es<br />

schön, dass es noch so persönliche und altmodische Zeichen<br />

des Erinnerns und des Vertrauens gibt. Ich werde<br />

jedenfalls das Poesiealbum meiner Frau in Ehren halten.<br />

Text: Horst Mahle, Fotos: Rita Petri<br />

40 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 41


Das dritte Auge des Cyclopen<br />

von Hüreidt del Tens<br />

Frei geht das Unglück<br />

durch die ganze Welt!<br />

Schiller<br />

Odysseus, Ulysses,<br />

der Listenreiche,<br />

Liebling<br />

der Athene und nun<br />

Feind des Poseidon, hatte<br />

mit seinen Gefährten,<br />

den zukünftigen, becircten<br />

Schweinen, die Insel<br />

mit der Gigantenhöhle<br />

verlassen. Polyphem<br />

blieb traurig und geschlagen<br />

zurück. Niemals<br />

mehr würde er das Fressen<br />

und Saufen sehenden<br />

Auges genießen können.<br />

Die Anstrengungen der<br />

letzten Stunden und der<br />

pochende Schmerz an<br />

seinem nun leeren Auge<br />

legte sich wie ein dumpfer<br />

Schleier auf sein Bewusstsein.<br />

Er versank in<br />

einen tiefen Schlaf. Und<br />

da hatte er einen wunderbaren<br />

Traum. Ihm träumte,<br />

dass sich das Innere<br />

seiner leeren Augenhöhle<br />

allmählich wölbte, mehr und mehr, bis sie die von Odysseus<br />

ausgebrannte Linse voll ersetzte. Und dann geschah<br />

das Wunderbare. Die darüber liegende Haut wurde immer<br />

durchsichtiger, und er konnte sehen. Ja, mehr noch.<br />

Er träumte, er ginge mit seinem sehenden Auge durch einen<br />

Palast, und alle die Frauen, die ihm entgegen kamen,<br />

trugen ihre Kleider nur als bloße Schemen. Die Konturen<br />

waren schwach zu erkennen – ansonsten waren sie nackt.<br />

Eine große Wollust bemächtigte sich seiner, und er erlebte<br />

im Traum Szenen, die er von seinem einsamen Leben auf<br />

der Insel gar nicht kannte. Und er schlief lange.<br />

Beim Erwachen stellte er mit Erstaunen fest, dass er<br />

sehen konnte. Im Schlaf war ihm tatsächlich ein neues<br />

Auge gewachsen. Unverzüglich wollte er sich auf eines<br />

seiner Hammel stürzen, wollte der alten Leidenschaft<br />

des Fressens wieder mit Hingabe frönen, doch zu seiner<br />

Verwunderung verspürte er keinen Hunger mehr. Auch<br />

der brennende Durst, der ihn für gewöhnlich nach einem<br />

längeren Schlaf zu den Weinkrügen zwang, wollte sich<br />

Essay<br />

The Cyclops (ca. 1914) von Odlin Redon,<br />

Kröller-Müller Museum NL 6731 AW Otterlo, Houtkampweg.<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

nicht einstellen. Es<br />

war so, als steuere sein<br />

neues Auge seine Bedürfnisse<br />

und gebe ihnen<br />

eine andere Richtung.<br />

Denn ihn erfasste<br />

und schüttelte das bisher<br />

ganz unbekannte<br />

Gefühl der Wollust.<br />

Und er machte sich<br />

auf den Weg, verließ<br />

seine Insel und landete<br />

an fremden Gestaden,<br />

wo er die weiblichen<br />

Wesen suchte, die ihm<br />

im Traum erschienen<br />

waren, und er vergewaltigte<br />

sie ohne Gnade,<br />

ob sie nun Prinzessinnen<br />

oder Göttinnen<br />

waren. Dabei stieß er<br />

auch auf die wehrhafte<br />

Athene, die Beschützerin<br />

des Odysseus.<br />

Doch die kluge Jungfrau,<br />

die römische Minerva,<br />

zeigte sich nur<br />

zuerst scheinbar willfährig,<br />

sich der Gewalt<br />

beugend. Doch als er<br />

sich schon als Sieger<br />

wähnte, zerquetschte sie ihm, dem unaufmerksam Gewordenen,<br />

mit ihrem Helm sein neues Auge.<br />

Abermals wurde es um Polyphem schwarze Nacht. Mit<br />

dem Auge schwand auch seine Lust, und er ließ die Göttin<br />

fahren und gab sich seinem Schmerz hin, grämte sich ob<br />

der verpassten Chance und jammerte sich in Schlaf. Und<br />

wieder träumte er von der Erneuerung seines Auges.<br />

Und wirklich, beim Erwachen sah er durch sein drittes<br />

Auge. Und er erblickte alles Unglück und alle Verbrechen<br />

der Menschheit, und sie waren so furchtbar und<br />

grausam, dass er sie einfach nicht ertragen konnte. Da<br />

riss er sich selbst sein Auge aus, warf es über die Felsen<br />

in eine Schlucht und starb angesichts dieses Grauens.<br />

Und seine Gesichtszüge waren von dem Entsetzlichen<br />

geprägt, dass er in den letzten Sekunden seines Lebens<br />

gesehen hatte. Das Auge aber zersplitterte wie Glas in<br />

Myriaden kleiner Teile und jedes Partikel erzählte eine<br />

Geschichte vom Unglück der Menschheit.<br />

Übersetzung: Dieter H. Stündel<br />

Familientreff im Kölner Zoo<br />

Eltern, die etwa zweijährigen Zwillinge Anna und<br />

Nils, Tante und Oma spazierten genüßlich in der<br />

nachmittäglichen Sonne im Kölner Zoo.<br />

Für die Zwillinge war es wohl der erste Besuch in einem<br />

Zoo, und sie staunten nicht schlecht über die Vielfalt von<br />

Fauna und Flora. Klein Anna ging an meiner Hand. Plötzlich<br />

riss sie sich los, rannte zielstrebig in eine bestimmte<br />

Richtung und kam dann aufgeregt wieder zu mir zurück.<br />

„Oma, – nass:“ rief sie, runzelte ihre kleine Stirn und zeigte<br />

mit ihrem kleinen Händchen in die gewisse Richtung. Ich<br />

schaute dahin und erblickte ein riesiges Rhinozeros aus einem<br />

großen Teich steigen und pitschenass unbekümmert<br />

auf dem trockenen Rasen weiter trotten. Anna zeigte nun<br />

mit dem ganzen Ärmche aufgeregt auf das triefende, spritzende<br />

Ungeheuer. Sie verstand es nicht: wie konnte jemand<br />

nur so ungehemmt triefend naß durch die Gegend laufen?!<br />

Das widersprach entschieden ihrem Ordnungssinn und<br />

dem, was sich schickt. „Oma – naß“ wiederholte sie immer<br />

wieder und sah mich dabei hilfesuchend an. (Kannst du<br />

denn nichts dagegen unternehmen!) Dann plötzlich hellte<br />

sich ihre Miene auf, und sie rief: „Oma – Handtuch!“ fröhlich<br />

aussehend. Sie hatte das Problem für sich gelöst! – Ich<br />

erwartete nun, dass sie mich bedrängen würde, ein riesiges<br />

Handtuch zu beschaffen, um das<br />

Rhino abzutrocknen. Aber nichts<br />

dergleichen geschah. Sie hatte<br />

das Problem in ihrem Köpfchen<br />

gelöst, und die Umsetzung der<br />

Lösung in die Realität entsprach<br />

damals nicht ihrem Entwicklungsstand.<br />

Vergnügt rannte sie<br />

ihrem Bruder nach, der gerade<br />

die eleganten rosa-orangenen<br />

Flamingos bewunderte.<br />

„Diceros bicornis“ (Rhinozeros) – Spitzmaulnashörner<br />

Bild: wikipedia commons<br />

Vererbung oder Umwelt<br />

Anna hat ihren ausgeprägten Ordnungssinn über die<br />

Jahre erhalten – was besonders bemerkenswert ist, da weder<br />

ihre Mutter noch Großmutter als besonders ordentlich<br />

gelten. Im übrigen studiert Anna heute Medizin, und ich<br />

bin sicher, dass sie weder versehentlich Tabletten vertauscht<br />

noch Spritzen vergißt. Auch ein Beweis dafür, dass<br />

die meisten wesentlichen Eigenschaften und Fähigkeiten<br />

vererbt und nicht durch Umwelt und Erziehung erworben<br />

werden. Ob aber die Vererbung auch unter Einfluß des<br />

Kosmos (Astrologie) erfolgt, ist nach wie vor ungeklärt.<br />

Goethe jedenfalls hat das in seinem wunderbaren Gedicht<br />

wie folgt ausgedrückt:<br />

So, wie am Tag, der dich der Welt verliehen,<br />

die Sonne stand zum Gruße der Planeten.<br />

Bist also fort und fort gediehen<br />

nach dem Gesetz, wonach angetreten.<br />

Denn keine Macht der Welt zerstückelt<br />

geprägte Form, die sich entwickelt.<br />

Ob Goethe selbst ein überzeugter Astrologe war, ist<br />

mir nicht bekannt. Aber vielleicht weiß es ja ein geneigter<br />

Leser?<br />

Addy Knabe<br />

42 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 43


Unterhaltung<br />

Nichts Besseres<br />

Erinnerungen<br />

Beliebteste Münze in der BRD<br />

In einem Ton, der Widerspruch unvorstellbar erscheinen<br />

ließ, hatte die Mutter gesagt: „Gegen Erkältung gibt es<br />

nun mal nichts Besseres, bitte iss!“ – und hatte Ilse den<br />

Teller gefüllt. „Oder möchtest du lieber Wadenwickeln?“<br />

Natürlich wollte sie die nicht, eklig, die unweigerlich<br />

immer kälter werden Lappen um die Beine. Und sich dann<br />

eine Ewigkeit lang nicht von der Stelle rühren können.<br />

Also tunkte sie den Löffel in graugrüngelbe Brühe, fischte<br />

mit kleinen Bewegungen der Löffelspitze vorsichtig ein<br />

oder zwei von den dunkelgrünen Gemüsestückchen -war<br />

es Porree oder Petersilie? – heraus, dabei sorgfältig darauf<br />

achtend, dass keine der kleinen runden Fettaugen auf den<br />

Löffel glitt. Sie blies mit gespitztem Mund die Hitze vom<br />

Löffel und tastete sich vorsichtig mit den Lippen heran.<br />

„Siehst du, geht doch. Du wirst schon sehen. Das Gesündeste,<br />

was es gibt, wenn man erkältet ist! Frag mal Omi!“<br />

Ilse schniefte und stocherte mit dem Löffel in der Flüssigkeit,<br />

ein Stückchen Fleisch wirbelte hoch, grauweiß, faserig<br />

schon beim Anschauen. Die Fasern würden ihr zwischen<br />

den Zähnen bleiben, das war klar, oder am Gaumen<br />

klebenbleiben, trockengekocht, wie sie aussahen. Schnell<br />

weg damit, sie schluckte, musste husten.<br />

Hühner waren doch komische Tiere. Man konnte<br />

nichts mit ihnen anfangen, Katzen konnte man wenigstens<br />

manchmal streicheln. Aber Hühner? Eigentlich hatte sie<br />

sich die nie so richtig angeschaut. Außer einmal, als sie<br />

abends die Eier aus dem Stall hinter dem Haus holen sollte,<br />

da hatte plötzlich eines vor ihr gestanden. Hatte da gestanden<br />

und sich nicht gerührt. Das Auge, mit dem es Ilse anstarrte,<br />

war rot gerändert und völlig starr wie das Glasauge<br />

von Onkel Herbert; aber der hatte wenigstens noch ein<br />

zweites, lebendiges Auge. Dieses Auge hier schien merkwürdig<br />

leblos und starrte sie an, fixierte sie, als wollte es<br />

sagen: was weißt du schon? Das Auge rührte sich nicht,<br />

nur der Kopf begann sich ruckartig zu bewegen wie ein<br />

langweiliges mechanisches Spielzeug. Nur dass es ganz<br />

still war. Ilse war stocksteif stehengeblieben. Wenn es den<br />

bösen Blick gab, von dem die Tanten manchmal sprachen,<br />

dann war dies einer.<br />

Erst als die Mutter aus der Küche nach ihr rief, war<br />

sie aus ihrer Starre erwacht, hatte tief Luft geholt und fest<br />

mit dem Fuß aufgestampft. Mit einem heiseren ‚tok, tok,<br />

took‘ war das Huhn davongeflattert. „Ilse, die Suppe wird<br />

kalt…“ – erschrocken zuckte Ilse zusammen, fasste den<br />

Stiel des Löffels entschlossen mit der ganzen Hand, und<br />

hatte plötzlich wieder den stickig-scharfen Geruch des<br />

Stalls in der Nase, den stechenden Duft der Exkremente<br />

und den vom Schlagen der Flügel aufgewirbelten Staub<br />

der Vögel, die sie von ihren Stangen aufgescheucht hatte,<br />

so dass sie plötzlich in einer stinkenden Staubwolke mit<br />

winzigen Federn darin stand, bevor sie an die Eier in den<br />

Nestern hinten an der weiß gekälkten Wand kam. Ihr Magen<br />

hatte gekrampft, als sie den Stall mit einer Handvoll<br />

Eier im Korb verließ.<br />

Ilse stiegen Tränen in die Augen, sie schluckte, wie<br />

durch einen Nebel sah sie die Mutter vor sich, die mit dem<br />

Topf und der Kelle kam und ihr den Teller näher schob:<br />

„Hier ist noch etwas Fleisch“, und schon war der bereits<br />

halb geleerte Teller wieder gefüllt. Entschlossen umklammerte<br />

Ilse mit der Linken die Stuhlkante, nahm den Löffel<br />

und tunkte ihn tief ein unter die undeutlich zu sehenden<br />

Fleischstücke – und sah auf dem Löffel einen Fetzen grauweiße<br />

Haut, eine winzige Kraterlandschaft aus einem regelmäßigen<br />

Muster von Poren, in denen einmal die Federn<br />

gesteckt hatten, bevor die Großmutter sie herausgerupft<br />

hatte, die nun aber faltig und schrumpelig über den Rand<br />

des übervollen Löffels hing.<br />

Auf der Bank vor dem Haus hatte die Großmutter gesessen,<br />

das kopflose, fedrige Bündel vor sich auf dem<br />

Schoß wie einen Ball, der zu viel Luft verloren hat, hatte<br />

mit der rechten Hand in das schlappe Ding gegriffen und<br />

büschelweise die Federn herausgerissen, sodass immer<br />

mehr weiße, kraterpicklige Haut zum Vorschein kam, faltig<br />

und labberig, stellenweise bläulich schimmernd, und<br />

gar nicht so viel anders als die Haut an Omas Armen und<br />

Hals. War nicht die Mutter ähnlich faltig-schrumpelig an<br />

den Ellenbogen und ein wenig auch schon am Hals? Ilses<br />

Magen wurde zu einem harten Klumpen, der Löffel glitt<br />

ihr aus der Hand, scharrend stieß sie den Stuhl nach hinten<br />

und sprang auf; sie hörte noch: „Was ist denn mit dir?“, als<br />

sie die Tür zum Bad hinter sich schloss.<br />

<br />

Friedrich Ochsmann<br />

Vor ein paar Wochen fand ich auf einem Spaziergang<br />

eine Münze, kaum erkennbar. Ich befreite sie<br />

vom Dreck, polierte sie. Sie wurde gut erkennbar:<br />

eine 50 Pfennig-Münze, geprägt 1949.<br />

Fast jeder wird sich an die schöne Münze erinnern<br />

können. Auf der Vorderseite steht: 50 Pfennig, Bundesrepublik<br />

Deutschland und ein Buchstabe. Etwas Besonderes<br />

ist die Rückseite. Eine Frau kniet und pflanzt mit<br />

beiden Händen einen Setzling, eine kleine Eiche mit<br />

Wurzeln, in das Erdreich. Sie hat ein leichtes, anschmiegsames<br />

Gewand an und ein Tuch um den Kopf gebunden<br />

und ist barfuß. Wer war die dargestellte Frau? Viele Jahre<br />

war den meisten Menschen die auf der Münze abgebildete<br />

Person unbekannt.<br />

Die Münze wurde geprägt nach der Währungsreform<br />

1948. Es gab damals einen Gestaltungswettbewerb. Ein<br />

Motiv wurde gesucht zum Gedenken der Frauen, die viel<br />

geleistet haben am Wiederaufbau Deutschlands nach<br />

dem 2. Weltkrieg. Nicht nur die Städte waren zerstört.<br />

Auch die Wälder wurden zu Kriegszwecken gerodet. So<br />

gab es die Trümmerfrauen und die Kulturfrauen, die die<br />

Wälder aufforsteten. Es war eine mühevolle Arbeit, verbunden<br />

mit weiten Wegen. Viele Männer waren gefallen<br />

oder in Kriegsgefangenschaft. Die Versorgung der Familien,<br />

dazu harte Arbeit an dem Wiederaufbau ruhte vorwiegend<br />

auf den Schultern der Frauen.<br />

Ich verbrachte meine Kindheit nach dem Krieg und<br />

der Flucht in einem hessischen Dorf im Landkreis Marburg.<br />

Meine Familie war befreundet mit einer sechzehnjährigen<br />

Nachbarin, die zur Gruppe der Kulturfrauen<br />

gehörte. Der Begriff „Kulturfrauen“ war im Dorf nicht<br />

geläufig. Sie wurden schlicht und einfach Pflanzenmädchen<br />

genannt. Einmal durfte ich mal mit in den Wald und<br />

ihnen beim Pflanzen zuschauen.<br />

Zurück zu dem Gestaltungswettbewerb für die 50<br />

Pfennig-Münze. Der Bildhauer Richard Werner aus<br />

Biedenkopf gewann den Wettbewerb. Seine Frau Gerda<br />

Johanna Werner diente ihm als Modell. Es war eine<br />

Aktzeichnung, die leicht bekleidet wurde. Lange blieb<br />

unbekannt, wer die Frau auf der Münze war. Sie wurde<br />

für eine idealtypische Darstellung gehalten.<br />

Gerda Jo Werner<br />

Malerin und Kunstlehrerin.<br />

Sie wurde<br />

bekannt als Modell<br />

für die Baumpflanzerin<br />

auf der Rückseite<br />

der deutschen<br />

50-Pfennig-Münze.<br />

Geschaffen wurde die<br />

bekannte Abbildung<br />

der Baumpflanzerin<br />

1949 von ihrem Mann,<br />

Richard M. Werner,<br />

für einen Gestaltungswettbewerb,<br />

den<br />

die „Bank deutscher<br />

Länder“ ausgeschrieben<br />

hatte.<br />

Ende der 80er Jahre hat ein Journalist das Geheimnis<br />

gelüftet. Gerda Johanna Werner, Kunstlehrerin, ist die<br />

Frau auf der Münze. So wurde sie bekannt und zu vielen<br />

Anlässen eingeladen. Sie starb fast 90jährig im Jahre<br />

2004, da war schon der Euro eingeführt.<br />

Das Motiv der Eichenpflanzerin taucht vielerorts<br />

auf, manchmal leicht abgewandelt (z.B. beim Schlepp-<br />

Brünnele in Tübingen). Bäume pflanzen war nicht nur<br />

in der Nachkriegszeit eine Notwendigkeit. Aktuell müssen<br />

viele Waldflächen wieder aufgeforstet werden. Die<br />

Wälder haben gelitten unter Hitze und Borkenkäferbefall.<br />

Die Kahlschläge müssen angepflanzt werden.<br />

<br />

Gudrun Fokken<br />

Richard Martin Werner,<br />

hier 1936 in seinem<br />

Atelier in Offenbach,<br />

ist im Oktober 1949 in<br />

Oberursel/Taunus verstorben.<br />

Er erlebte den<br />

Siegeszug seiner 50<br />

Pfennig-Münze nicht<br />

mehr. Bis zur letzten<br />

Prägung 2001 wurden<br />

weit mehr als zwei<br />

Millarden 50 Pfennig<br />

Münzen geprägt.<br />

Bilder: wikipedia commons<br />

44 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 45


Gedächtnistrai ning<br />

Lösungen<br />

Seite 82<br />

Ein Sonnenquiz<br />

1. Wie lautet das griechische Wort für Sonne?<br />

a) Sun / b) Helios / c) Sol<br />

2. Womit kann man die Sonne beobachten<br />

und erforschen?<br />

a) Teleskop / b) Periskop / c) Infrarot-Sensoren<br />

3. Was versteht man unter der Sommersonnenwende?<br />

a) Der Tag, an dem die Uhren auf die<br />

Sommerzeit eingestellt werden<br />

b) Der Tag, an dem die Sonne den höchsten<br />

Punkt über dem Horizont erreicht.<br />

c) Einen Tag mit einer Sonnenfinsternis<br />

4. An welchem Tag im Jahr erreicht die<br />

Sonne die geringste Mittagshöhe über<br />

dem Horizont?<br />

a) Zur Wintersonnenwende<br />

b) Zur Tag- und Nachtgleiche<br />

c) In der Midsommernacht<br />

5. Welche Strahlen der Sonne verursachen<br />

einen Sonnenbrand, wenn man sich zu lange<br />

und ohne Schutz in der Sonne aufhält?<br />

a) CD- Strahlen<br />

b) UV-Strahlen<br />

c) Gamma-Strahlen<br />

6. Wie heißt der Gott des Lichts in der<br />

griechischen und römischen Mythologie?<br />

a) Apollon / b) Zeus / c) Hermes<br />

Trainingsziel: Denkflexibilität<br />

Die Übungen wurden zusammengestellt von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Bernadette von Plettenberg<br />

Mitglied im Bundesverband Gedächtnistraining e.V.<br />

02732 / 590420 bernadette@plettenberg-struwe.de<br />

Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage<br />

Hintergrundfoto: von Plettenberg<br />

Versteckte Lieder<br />

In dem Folgenden kleinen Text haben<br />

sich verschiedene Wanderlieder versteckt.<br />

Wie viele können Sie finden?<br />

Hoch auf dem gelben Wagen sind Peter<br />

und Mark im Frühtau zu Berge gefahren.<br />

Sie fuhren zunächst aus dem Städtele<br />

hinaus und kamen außerhalb des Stadttores<br />

an einem Brunnen vorbei. Nach einer<br />

Weile hörten sie einen Bach rauschen<br />

und das Klappern eines Mühlwerks. In<br />

einem schönen Wiesengrund angekommen<br />

sahen sie in einiger Entfernung einen<br />

Jäger entlang eines Weihers gehen.<br />

Der kam wohl aus der Kurpfalz. Wie hat<br />

der sich wohl hier in den schönen Westerwald<br />

verlaufen? Sie kamen miteinander<br />

ins Gespräch. Im Krug zum grünen<br />

Kranze ließen sie sich ein kühles Bier<br />

schmecken. Der Jäger erzählte, schon<br />

sein Vater sei ein Wandersmann gewesen,<br />

aber gleichzeitig war er auch Müller. Der<br />

sei auch oft mit den Bergvagabunden<br />

unterwegs gewesen. Und wenn sie fanden,<br />

dass das Land hier nicht schön sei,<br />

zogen sie einfach weiter. So unterhielten<br />

sie sich noch eine Weile. Und erst als es<br />

abends auf einmal überall still wurde,<br />

fiel ihnen auf, dass sie sich hoffnungslos<br />

verquatscht hatten.<br />

Trainingsziel: Konzentration<br />

Was bin ich?<br />

ABC der Salate<br />

Nehmen Sie ein Blatt Papier, schreiben<br />

zu Beginn die 26 Buchstaben des Alphabets<br />

und Finden Sie zu möglichst vielen<br />

Buchstaben des Alphabets Salate.<br />

Beispiel:<br />

A Avocadosalat <br />

B Bulgursalat<br />

C <br />

D <br />

E <br />

usw.<br />

Trainingsziel: Fantasie und Kreativität<br />

Wortsammlung<br />

Gesucht werden Wörter, die mit<br />

„Sonne…“ beginnen und Wörter, die<br />

mit „…sonne“ enden.<br />

Beispiel:<br />

Sonnenlicht, Abendsonne, usw. <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Trainingsziel: Wortfindung<br />

46 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 47


Etwas über Bedrohungen<br />

Das Hochwasser-Chaos im Juli hinterließ seine drastischen Spuren auch im Kreis Ahrweiler.<br />

Es gab einmal eine Zeit, da lebten wir in einer ständigen<br />

Bedrohung. Der heiße Krieg war beendet, der<br />

kalte hatte begonnen. Und die Bedrohung basierte<br />

auf einer Waffe, deren furchtbare Sprengkraft zuerst in Hiroshima<br />

mit verheerender Wirkung „ausprobiert“ worden<br />

war. In den nachfolgenden Jahrzehnten schwebte das Wort<br />

„Atomkrieg“ wie ein Damoklesschwert über der ganzen<br />

Welt. Einige Male schien ein solcher unmittelbar bevor zu<br />

stehen. Mir fällt hierzu vor allem Kuba im Oktober 1962<br />

ein. Ein scheinbar unaufhaltbares Wettrüsten hatte schon<br />

längst begonnen. Dass dies nicht ohne Einfluss auch auf<br />

die junge Generation blieb, lässt sich denken.<br />

In meiner Schule kam gegen Ende der fünfziger Jahre das<br />

Fach „Atomphysik“ auf den Stundenplan. Richard Schröder,<br />

unser Rektor, erteilte persönlich den Unterricht. „Ich will<br />

euch die Angst vor der Radioaktivität nehmen“, sagte der<br />

1920 in Amsterdam Geborene und nannte eine Vielzahl von<br />

Möglichkeiten, wie man die Kernenergie auch vorteilhaft<br />

nutzen könne. Als ein Beispiel führte er die Stromerzeugung<br />

mit den Worten an: „Vielleicht gibt es irgendwann in<br />

jedem Haus einen Kasten, in dem die benötigte Energie erzeugt<br />

wird.“ Wie man weiß, gab es später tatsächlich Kästen<br />

für die Energieversorgung. Nur waren die so groß, dass sie<br />

nicht in ein Haus passten. In meiner Erinnerung präsent sind<br />

auch noch einige Experimente, die er uns im Physiksaal vorführte.<br />

Unter anderem sahen wir in einer sogenannten „Wilsonschen<br />

Nebelkammer“ einen Kondensstreifen, der als<br />

Nachweis von „ionisierender Strahlung“ diente.<br />

Die nächsten Erfahrungen in Sachen „Atom“ sammelte<br />

ich wenige Jahre später bei der Bundeswehr. Hier stand<br />

das Thema eigentlich ständig auf der Tagesordnung. Es<br />

hieß, dass die Atomwaffe zwar eine neue und furchtbare<br />

Bedrohung sei, dass man sich aber auch gegen sie schützen<br />

könne. Immer wieder einmal gab es einen entsprechenden<br />

Alarm und das „Verhalten vor, bei und nach einem Atomschlag“<br />

wurde uns eingetrichtert. Wir mussten uns flach<br />

mit dem Gesicht nach unten auf den Boden werfen und die<br />

Hände unter den Körper bringen. Nach dem „Schlag“, der<br />

mittels einer Trillerpfeife simuliert wurde, galt es so rasch<br />

wie möglich die ABC-Schutzmaske aufzusetzen. Diese<br />

war eine Weiterentwicklung der Gasmaske und sollte nicht<br />

nur gegen biologische und chemische Kampfstoffe, sondern<br />

auch gegen die atomare Strahlung schützen.<br />

Wichtig war, dass die Maske am Kopf dicht abschloss.<br />

Wir mussten tagtäglich darauf achten, gut rasiert zu sein.<br />

Langhaarige und Vollbärtige hätten Probleme bekommen,<br />

aber die gab es damals bei der Bundeswehr noch nicht. In<br />

einem besonderen Gebäude wurde die Dichtigkeit geprüft.<br />

Wir gingen mit unserer Gruppe hinein, ein Reizgas wurde<br />

versprüht und einige gymnastische Übungen und Kopfbewegungen<br />

vollführt. Diejenigen, deren Masken nicht dicht<br />

abschlossen, durften rasch den Raum verlassen und erhielten<br />

eine neue Maske. Als „sehr wichtig“ schärfte man<br />

uns beim Unterricht außerdem ein, dass ein mittels Befehl<br />

erteilter Auftrag trotz eines vorhergehenden Atomschlags<br />

unbedingt auszuführen sei.<br />

Bei einem Besuch des Fliegerhorstes Nörvenich in der<br />

Eifel wurde uns die Bedrohung noch intensiver nahe gebracht.<br />

Hinter „vorgehaltener Hand“ erfuhren wir, dass hier<br />

amerikanische Atomwaffen gelagert würden. Zu sehen be-<br />

48 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

Foto: Privat<br />

kamen wir diese freilich nicht. Stattdessen zeigte man uns<br />

aber mehrere Kampfflugzeuge des hoch geschätzten Typs<br />

„Starfighter“. Auf diese war man sehr stolz. Leider wurde<br />

dem Flugzeugtyp im Laufe der Jahre eine traurige Berühmtheit<br />

zuteil, denn seine technischen Probleme sorgten<br />

dafür, dass der Schleudersitz schnell als das wichtigste Teil<br />

an Bord galt. Beinahe allwöchentlich meldeten die Medien<br />

einen Starfighter-Absturz, allzu oft mit tödlichen Folgen<br />

für die Piloten.<br />

Auch heute kann die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen<br />

noch lange nicht als erledigt betrachtet<br />

werden. Deutschland hat zwar vor dreißig Jahren auf<br />

Herstellung, Besitz und Verfügungsgewalt von atomaren,<br />

biologischen und chemischen Waffen verzichtet. Dennoch<br />

lagern in unserem Land immer noch amerikanische Atombomben,<br />

deren Position bei potentiellen Gegnern sicherlich<br />

bekannt ist. Über die hierdurch mögliche Bedrohung<br />

spricht aber heute so gut wie niemand mehr. In unregelmäßigen<br />

Abständen ertönen zwar noch die Sirenen mit<br />

dem Signal „ABC-Alarm“. Den zweimal unterbrochenen<br />

auf- und abschwellenden Heulton kann aber leider kaum<br />

jemand richtig zuordnen. Und die Wenigsten wissen, was<br />

in einem Ernstfall nach dem Ertönen zu tun ist.<br />

Das Thema „Bedrohung“ war zu allen Zeiten der<br />

Menschheitsgeschichte präsent. Anfangs waren es Stammesfehden,<br />

von denen die Gefahr ausging, später bewaffnete<br />

Konflikte ganzer Volksgemeinschaften. Viel zu oft<br />

bedrohten auch Infektionskrankheiten mit schweren und<br />

tödlichen Verläufen über Jahre und Jahrzehnte die Bewohner<br />

des Er<strong>db</strong>alls. Zumeist innerhalb der Grenzen eines<br />

Landes oder eines Kontinents wie bei den Pocken oder<br />

den Masern, manchmal aber auch mit weltweiter Ausbreitung.<br />

Zu nennen sind hierbei vor allem die Pest, die<br />

Cholera, AIDS sowie diverse Arten von Virusgrippen. Bei<br />

der Corona-Pandemie haben wir einen Grippetyp zuletzt<br />

ja selbst intensiv kennengelernt. Obwohl den meisten die<br />

Dauer der hierdurch bedingten Einschränkungen als sehr<br />

lange erschien, gehören Pandemien eher zu den kurzfristigen<br />

Risiken.<br />

Nun aber wird eine Bedrohung immer fühlbarer, die nicht<br />

nur über die kommenden Jahre und Jahrzehnte der Menschheit<br />

zusetzen wird. Sie hielt zeitgleich mit dem Beginn der<br />

industriellen Revolution vor mehr als zweihundert Jahren<br />

Einzug. Die Gefährdung durch ihr Erscheinen blieb nicht<br />

ganz unbemerkt. Naturforscher warnten nämlich schon im<br />

19. Jahrhundert vor deren Folgen, doch ihre Stimmen blieben<br />

ungehört. Eher war das Gegenteil der Fall.<br />

Ende der fünfziger Jahre konnte ich dank des Lohns aus<br />

einer Ferienarbeit einige uns in der Schule empfohlenen<br />

Bücher erwerben. Eines hiervon trug den Titel „König Erdöl“.<br />

Ich habe es im Zuge der Recherche zu diesem Aufsatz<br />

noch einmal durchgelesen. In dem Band wird durchgängig<br />

ein Loblied auf „die gewaltige Macht, die dem Erdöl heute<br />

zukommt“ gesungen. Kapitelüberschriften wie „König<br />

Gesellschaft<br />

Viele Jahrzehnte lang war die Kernexplosion<br />

die am meisten gefürchtete Bedrohung.<br />

Erdöl wird gekrönt“ oder „Die Zukunft riecht nach Erdöl‘‘<br />

sprechen ihre eigene Sprache. Doch es wird auch vor einer<br />

ständigen Bedrohung gewarnt. So heißt ein Kapitel „Erbitterter<br />

Kampf um ein Geschenk der Natur“. Dabei geht<br />

es um „Ölkämpfe“, in denen „um des Erdöls willen die<br />

Waffen sprechen“. Doch in dem gesamten Inhalt ist nicht<br />

ein einziges Wort darüber zu finden, dass das Verbrennen<br />

des Öls eine Gefahr für das Klima sein könne.<br />

Und damit sind wir beim immer aktueller werdenden<br />

Thema, nämlich dem Klimawandel. Es sprechen viele Anzeichen<br />

dafür, dass diese Bedrohung alles in den Schatten<br />

stellen wird, was jahrtausendelang als schlimmstes Szenario<br />

galt. Und jemand, der es mit wenigen Worten auf den<br />

Punkt brachte, ist António Guterres. „Der Klimawandel ist<br />

die größte Gefahr für die Menschheit!“, sagte der Portugiese,<br />

der seit 2017 als Generalsekretär an der Spitze der<br />

Vereinten Nationen steht.<br />

Wenn das Wort „Klimawandel“ genannt wird, dann<br />

fallen oft beschwichtigende Sätze wie: „Das hat es doch<br />

zu allen Zeiten gegeben; mal war es wärmer, mal kühler.<br />

Irgendwie pendelte sich das alles wieder ein. Warum sollte<br />

es diesmal anders sein?“ Die Klimadaten aus den letzten<br />

zweitausend Jahren sind anhand verschiedener Methoden<br />

ziemlich genau erforscht worden. Dabei stellte sich heraus,<br />

dass bis zum 19. Jahrhundert das Klima weltweit kühler<br />

wurde. Eine schwächelnde Sonnenstrahlung und starke<br />

Vulkanausbrüche gelten als Ursache. Immer wieder einmal<br />

gab es in unterschiedlichen Regionen aber auch jahrhundertelange<br />

Erholungsphasen mit wärmeren Temperaturen.<br />

Unter anderem herrschte in Europa eine mittelalterliche<br />

Warmzeit zwischen den Jahren 950 bis 1250. Von etwa<br />

1300 bis 1900 überwogen hingegen niedrigere Temperaturen;<br />

man spricht von eine „kleinen Eiszeit“.<br />

In anderen Erdteilen gab es ähnliche Entwicklungen<br />

– allerdings zu ganz anderen Zeiten. Nun aber haben wir<br />

es mit einer Bedrohung zu tun, die auf dem gesamten <br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 49<br />

Foto: Pixabay


Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Giraffen stehen inzwischen auf der Roten Liste<br />

der gefährdeten Tierarten.<br />

Globus gleichzeitig stattfindet. Das ist der Unterschied.<br />

Werfen wir hierzu den Blick auf eine Tagung in der Schweiz.<br />

In Davos wird alljährlich das „Weltwirtschaftsforum“ mit<br />

hochrangigen „Experten“ veranstaltet. Neben den Massenvernichtungswaffen<br />

wurden von diesem Forum in einem<br />

„Risikobericht“ folgende vier globalen Gefahren benannt,<br />

die sogar den Weltfrieden massiv bedrohen: Naturkatastrophen,<br />

Extremwetterereignisse, das Versagen bei der Bekämpfung<br />

des Klimawandels und „Wasserkrisen“. Letzteres<br />

sind heftige Überschwemmungen sowie ausgedehnte<br />

Dürren. Alle vier Risiken sind dem Oberbegriff „Klimawandel“<br />

zuzuordnen.<br />

Wer aber ist der Auslöser für den Wandel? Wer macht<br />

sich in einer derart unverzeihlichen Weise an unserem Klima<br />

zu schaffen? Bekannt ist eine Treibhausgas-Bande mit<br />

mehreren Missetätern. Der größte unter ihnen ist – kurz<br />

gesagt – ein Taugenichts, den man nicht greifen kann. Man<br />

sieht ihn nicht, man riecht ihn nicht. Bringt man ihn mit<br />

Wasser in Verbindung, dann tut er ganz harmlos, macht<br />

sich nützlich und beginnt als Kohlensäure zu sprudeln.<br />

Damit ist ein Teil seines Namens schon genannt; Chemiker<br />

nennen ihn CO₂, Nicht-Chemiker sagen Kohlenstoffdioxyd<br />

oder Kohlendioxyd.<br />

Langfristig werden Eisbären aus dem südlichen Teil ihres Lebensraums verschwinden.<br />

Foto: Pixabay<br />

Diejenigen unter unseren Leserinnen und Lesern, die<br />

ein Gartenhaus mit einem Glasdach besitzen, kennen den<br />

Effekt. Wenn die Sonne auf das Dach scheint, dann wird es<br />

in der Hütte warm. Häufig so warm, dass man lüften muss.<br />

Anders kann die Wärme nicht entweichen. Das Gartenhaus<br />

ist zu einem Treibhaus geworden. Bei dem genannten chemischen<br />

Taugenichts in Gasform ist es ähnlich. Einmal<br />

freigesetzt, entweicht er in die Atmosphäre und ersetzt hier<br />

das Glasdach. Dabei lässt er das Sonnenlicht noch ungehindert<br />

auf die Erde strahlen. Das ist nett von ihm. Doch<br />

er hat, wie alle Taugenichtse, leider auch einen schlechten<br />

Wesenszug. Mit dem sorgt er dafür, dass die von der Erde<br />

abstrahlende Wärme nicht komplett ins Weltall entweichen<br />

kann. Diesen raffinierten Vorgang, der das Klima entscheidend<br />

beeinflusst, bezeichnet man als den „natürlichen<br />

Treibhauseffekt“.<br />

Warum und wieso gebärdet sich der Bösewicht derzeit<br />

so unbändig? Warum nicht schon in früheren Jahrhunderten?<br />

Die Antwort ist schnell gegeben. Vor vielen Millionen<br />

Jahren sind riesige Mengen von toten Pflanzen und<br />

Kleinstlebewesen durch geologische Prozesse umgewandelt<br />

worden. Sie lagern unterhalb der Erdoberfläche. Aus<br />

dieser „Biomasse“ entstanden sind vor allem Erdöl, Torf,<br />

Steinkohle, Erdgas und Braunkohle. Man nennt diese Produkte<br />

„fossile Brennstoffe“. In ihnen enthalten ist das seinerzeit<br />

gebundene CO₂. Wenn diese Stoffe aus der Erde<br />

geholt und verbrannt werden, dann wird das Kohlendioxyd<br />

wieder freigesetzt und entweicht in die Atmosphäre. Und<br />

das Verbrennen dieser Energieträger setzte mit immer größer<br />

werdender Wucht mit dem Beginn der „industriellen<br />

Revolution“ vor rund 200 Jahren ein. Und seitdem sind die<br />

CO₂-Werte in der Luft ständig angestiegen.<br />

Glücklicherweise gibt es Pflanzen, die während ihres<br />

Wachstums Kohlendioxyd an sich binden und es festhalten.<br />

Ein gutes Beispiel sind die Bäume. Sie helfen, die Luft zu<br />

reinigen und zu filtern. Wenn man ihr Holz beim Bauen verarbeitet,<br />

dann bleibt die Speicherung erhalten. Diejenigen,<br />

die ein Holzhaus bauen, tun daher etwas Gutes für das Klima.<br />

Bei einer Verbrennung des<br />

Holzes indes wird auch hier das<br />

CO₂ wieder frei. Damit sind die<br />

Bäume immerhin noch in etwa<br />

„klimaneutral“. Sie geben ja nur<br />

das ab, was sie zuvor speicherten.<br />

Aber das hemmungslose<br />

Vernichten von riesigen Waldgebieten<br />

– etwa am Amazonas –<br />

bedeutet dennoch, dass sich der<br />

CO₂-Anstieg enorm verstärkt.<br />

Ein weiterer perfider Tunichtgut<br />

in der sechsköpfigen<br />

Treibhausgas-Bande ist das<br />

Methangas. Auf dieses entfallen<br />

6,1 Prozent der Freisetzung<br />

von Treibhausgasen (auf CO₂<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

entfallen 88 Prozent). Zitieren wir hierzu einige Erläuterungen<br />

des Umwelt-Bundesamts: „Methan ist ein geruchund<br />

farbloses hochentzündliches Gas. Die durchschnittliche<br />

Lebenszeit in der Atmosphäre beträgt um die 12,4<br />

Jahre, wesentlich kürzer als die von CO₂. Nach 1000 Jahren<br />

sind von Kohlendioxyd noch etwa 15 bis 40 Prozent in<br />

der Atmosphäre übrig. Trotzdem macht das Methan einen<br />

substanziellen Teil des menschengemachten Treibhauseffekts<br />

aus, denn das Gas ist 25-mal so wirksam wie Kohlendioxyd.<br />

Methan entsteht … in Deutschland vor allem in<br />

der Land- und Forstwirtschaft, insbesondere bei der Massentierhaltung.<br />

Eine weitere Quelle sind Klärwerke und<br />

Mülldeponien.“<br />

In den letzten einhundert Jahren hat sich die Atmosphäre<br />

bereits um mehr als ein Grad Celsius erwärmt. Vor allem<br />

in den vergangenen Jahrzehnten wurden hierdurch in<br />

einigen Regionen bereits nicht zu übersehende Sachlagen<br />

geschaffen. Dabei ist die Begutachtung der beiden Polarregionen<br />

besonders aufschlussreich. Die Eisdecke hat sich<br />

fast halbiert und der Meeresspiegel ist messbar gestiegen.<br />

Und nicht zu vergessen: Das Auftauen von Permafrost in<br />

Alaska und Sibirien hat eingesetzt mit der Gewissheit, dass<br />

in absehbarer Zeit riesige Mengen von CO₂ freigesetzt<br />

werden. Dazu sind die Gletscher in den Alpen und anderen<br />

Hochgebirgen teilweise geschmolzen. In den Gebieten<br />

beidseitig des Äquators, also da, wo die Sonne am intensivsten<br />

strahlt, haben sich die Wüsten ausgebreitet. Bisher<br />

grüne Landstriche sind verdorrt, Flüsse ausgetrocknet. In<br />

Südeuropa wird jetzt schon das Wasser immer knapper,<br />

obwohl es wegen der Erwärmung der Ozeane mehr Regen<br />

gibt. Aber dieser fällt nicht dort, wo er am nötigsten wäre.<br />

Dreiviertel aller Menschen die in den letzten Jahren<br />

ihre Heimat verlassen mussten, taten dies nicht wegen<br />

Krieg oder Armut. Sie flüchteten vielmehr wegen der extremen<br />

Wetterereignisse und deren Folgen. Stichworte sind:<br />

„Missernten“ und „Hungerkatastrophe“. Und es ist schon<br />

beinahe schizophren, dass die Menschen, die am wenigsten<br />

zu der Erderwärmung beitragen, am meisten hierunter<br />

zu leiden haben. Das, was jetzt schon offenkundig ist, wird<br />

freilich die Leugner des Klimawandels nicht überzeugen –<br />

hoffentlich aber die Zweifler.<br />

Die Prognosen für die Zukunft sind eher düster. In den<br />

nächsten zwei Jahrzehnten könnte das Eis ganz abschmelzen.<br />

Der Meeresspiegel würde hierdurch so stark steigen,<br />

dass die Küstengebiete überschwemmt würden. „Trauminseln“<br />

könnten ganz verschwinden. Extrem lange Trockenperioden<br />

werden sich mancherorts häufen, je mehr sich die<br />

Erde erwärmt. Gleichzeitig wird in den nächsten Jahrzehnten<br />

die Wasserknappheit zu einem der größten globalen<br />

Probleme. Andernorts werden dagegen Starkwinde und<br />

Regenperioden das Wetter mehr als bislang bestimmen.<br />

Im Jahr 2015 haben im Pariser Klimaschutzabkommen<br />

mit Ausnahme von Syrien alle Staaten der Welt vereinbart,<br />

die Erderwärmung zu begrenzen – auf unter zwei Grad.<br />

Dessen ungeachtet war der weltweite Ausstoß von CO₂<br />

noch nie so hoch wie heute. Wir setzen wahrhaftig in einem<br />

Jahr so viel Kohlendioxyd frei, wie die Erde in einer<br />

Million Jahre abgelagert hat. Das im Abkommen festgelegte<br />

Ziel ist sehr ambitioniert. Mit den bisher von der<br />

Politik in vielen Ländern eingeleiteten Maßnahmen ist es<br />

aber nicht zu verwirklichen.<br />

Dem Astrophysiker Harald Lesch, der unter anderem<br />

als Moderator bei der Fernsehsendung „Terra X“ tätig ist,<br />

überlasse ich das Schlusswort zu diesem Beitrag: „Das<br />

eine kann ich prognostizieren: Wenn wir so weiter machen<br />

– dann ‚Gute Nacht!‘“<br />

<br />

Ulli Weber<br />

50 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 51


Klimaschutz – eine Generationenaufgabe<br />

Von der STS-127-Besatzung der erdumkreisenden Raumfähre Endeavour aufgenommen, ist die fragile Schicht der Erdatmosphäre, die beim Sonnenuntergang hell gefärbt ist.<br />

Am 26. September <strong>2021</strong> ist Wahltag. Gleichzeitig steht<br />

die Menschheit an einem entscheidenden Punkt ihrer<br />

Geschichte. Hinsichtlich der Zukunftsgestaltung<br />

fällt älteren Erwachsenen daher besondere Verantwortung<br />

zu. Die größte Gruppe im Wahlvolk versteht sich überwiegend<br />

der als gesellschaftlichen Mitte zugehörig. Und die<br />

war selten so gefordert war wie jetzt. Rechtsextremismus,<br />

Populismus und Rassismus setzen ihr zu und versprechen<br />

die Rückkehr in eine undefinierte „Normalität“.<br />

Obwohl die gewählten Volksvertreter nicht an Aufträge<br />

oder Weisungen gebunden sind, sollten sie sich verpflichten,<br />

die Generationenaufgabe „Klimaschutz – für die Welt<br />

von morgen“ vorrangig wahrzunehmen. Unter diesem<br />

Titel hat die BAGSO* im Juni <strong>2021</strong> ein Positionspapier<br />

veröffentlicht und will damit ältere Erwachsene ermutigen,<br />

sich notwendigen Veränderungen zu stellen und auch persönlich<br />

ihren Beitrag zu leisten.<br />

Die Stimme abgeben<br />

Der englische Philosoph John Locke (1631-1704) beschrieb<br />

es als vorrangige Pflicht der Regierung, Eigentum,<br />

Freiheit und Leben aller Bürger zu schützen. Aktuelle und<br />

künftige Probleme sollten durch gesetzliche Regelungen<br />

gelöst werden. Diese zu vereinbaren sah John Locke als<br />

In dem Positionspapier<br />

wird<br />

Handlungsbedarf<br />

auf lokaler<br />

und globaler Ebene<br />

aufgezeigt und<br />

was alle Generationen<br />

gemeinsam<br />

beitragen können.<br />

Auch die Seniorenarbeit,<br />

zivilgesellschaftliche<br />

Verbände<br />

sowie jeder<br />

und jede Einzelne<br />

sind aufgerufen, zu einem nachhaltigen Wirtschaften<br />

beizutragen. Unter: www.bagso.de kann das Positionspapier<br />

kostenfrei heruntergeladen werden.<br />

Auftrag der gewählten Parlamentarier. Für die Durchsetzung<br />

der gesetzlichen Regelungen forderte er eine unabhängig<br />

vollziehende Gewalt und eine ebenfalls unabhängige<br />

Rechtsprechung. Dieses Prinzip der Gewaltenteilung<br />

(Legislative – Exekutive – Judikative) sieht die Verfassung<br />

vieler Staaten vor. So auch das Grundgesetz für die Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Selbstverständlich ist die Tätigkeit von Parlamenten<br />

gegenwärtig anspruchsvoller als im 17. Jahrhundert. Niemand<br />

kann erwarten, dass Bundestagsabgeordnete alle<br />

Probleme kennen und sachgerecht bearbeiten. Außerdem<br />

können sie unbegrenzt Nebentätigkeiten aufnehmen und<br />

Nebeneinkünfte erzielen. Das wirft immer wieder die Frage<br />

nach möglichen Interessenkonflikten und der Unabhängigkeit<br />

der Abgeordneten auf. Hilfreich für eine Wahlentscheidung<br />

kann daher die Frage nach deren oft zahlreichen<br />

und fragwürdigen Engagements sein. Gleiches gilt für Parteiprogramme,<br />

die gewissermaßen als Selbstverpflichtungen<br />

verstanden werden können. Allerdings wusste schon<br />

Otto von Bismarck vor 140 Jahren: „Es wird niemals so<br />

viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und<br />

nach der Jagd.“<br />

Gesteuerte Wahlentscheidung<br />

Viele der im September für vier Jahre gewählten Mitglieder<br />

des 20. Deutschen Bundestags (MdB) äußern vor<br />

der Wahl, welchen Werten und Zielen sie sich besonders<br />

verpflichtet sehen. Sie versprechen Wohltaten für alle – vor<br />

allem für die größte Zielgruppe, für die älteren Wählerinnen<br />

und Wähler. Im Kreis Siegen-Wittgenstein handelt es<br />

sich um ca. 82.500 Einwohner, die das Rentenalter erreicht<br />

haben oder in der kommenden Wahlperiode erreichen.<br />

Die ältere Generation wird als geschlossene, einheitliche<br />

Gruppe angesprochen, deren Lebensqualität einerseits als<br />

bedroht dargestellt wird und andererseits als unzumutbar,<br />

weil angeblich zu Lasten künftiger Generationen. Dabei<br />

ist In Deutschland keine Bevölkerungsgruppe derart unterschiedlich<br />

„gemustert“ wie die der älteren Erwachsenen.<br />

Die Menschen über 60 sind mehr als nur eine Generation,<br />

mindestens zwei. Die jüngeren Alten sind für unsere<br />

Gesellschaft wesentlicher Stabilisator, ob in familiärer oder<br />

gesellschaftlicher Verantwortung. Auch in staatlichen Funk-<br />

tionen haben sie ihren Platz. Sie haben Wissen und Können,<br />

Zeit und Interesse an einem aktiven Part. Die heute 75-Jährigen-Plus<br />

sind Kinder der Kriegs- und der unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit, viele rüstig und engagiert dabei. Die über<br />

85-Jährigen sind eine stark wachsende Gruppe, deren besondere<br />

Situation gesundheits-wissenschaftlich und lebenspraktisch<br />

große Aufmerksamkeit erfordert.<br />

DIE ALTEN, die gibt es nicht. Wir sind Unikate.<br />

Die individuelle Lebenserwartung steigt. Und die meisten<br />

Menschen in unserem Land werden relativ gesund älter<br />

und bleiben lange selbstständig. Das heißt auch, dass Pflegebedarf<br />

für ältere Menschen vor allem im letzen Lebensjahr<br />

vorliegt – unabhängig davon, wann dies eintritt.<br />

Betroffen sind insgesamt 4,4 Millionen Menschen (das<br />

sind mehr als 80 % der Menschen mit Pflegebedarf), die zu<br />

Hause von knapp fünf Millionen Angehörigen gepflegt werden.<br />

Es handelt sich um die größte‚Pflegesäule‘ ‘<br />

und gleichzeitig<br />

das am meisten vernachlässigte Stiefkind der Pflegepolitik<br />

in Deutschland. Die am 26. September gewählten<br />

Mitglieder des Deutschen Bundestags sind verpflichtet, diesen<br />

Notstand mit gesetzlicher Einwirkung zu beseitigen.<br />

Stimme der Älteren<br />

Wie könnte und wie soll die Zukunft unserer Gesellschaft<br />

überhaupt aussehen?<br />

Ein gutes Leben im Alter ist nur möglich, wenn die Bedürfnisse<br />

aller Generationen in den Blick genommen werden.<br />

Denn die Jungen von heute sind die Alten von morgen.<br />

Ganz gleich, ob die Menschen jetzt 70, 45 oder 17 Jahre<br />

alt sind: Sie sollten sich zusammentun und mutig neue Ideen<br />

für die Welt von morgen entwickeln und umsetzen.<br />

Es gibt einen großen gesellschaftlichen Konsens darüber,<br />

dass Umwelt- und Klimaschutz ganz oben auf die<br />

Agenda gehören. In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts<br />

müssen wir die entscheidenden Weichen stellen und unseren<br />

Erkenntnissen Taten folgen lassen.<br />

Eine zukunftsfähige – nachhaltige – Welt zu schaffen<br />

ist eine Generationenaufgabe und vielleicht die größte<br />

Herausforderung dieses Jahrzehnts. Von global zu lokal,<br />

von den Vereinten Nationen über Europa bis hin zu den<br />

Kommunen und ihren Quartieren: Jede Ebene muss ihren<br />

Beitrag leisten. Ebenso wie alle Generationen. Dies geht<br />

nur miteinander und im Dialog aller Beteiligten.*<br />

Die Corona-Pandemie hat bereits weitgehend alle Lebensbereiche<br />

in Mitleidenschaft gezogen. Niemand weiß,<br />

ob jemals und wann ein Ende absehbar ist. Schon jetzt<br />

steht fest, dass die Welt nicht mehr so sein wird wie noch<br />

vor knapp zwei Jahren. Hinzu kommen die drohenden<br />

Auswirkungen der Klimaveränderung und deren Eindämmung.<br />

Gleiches gilt für die Digitalisierung. Um die Folgen<br />

zu bewältigen, ist die Solidarität aller Mitglieder der Gesellschaft<br />

erforderlich. Es geht um Chancen und Herausforderungen,<br />

um Aufgaben und Belastungen – immer mit<br />

dem Anspruch auf Generationengerechtigkeit, Damit stellen<br />

sich Fragen, die die speziellen Interessenslagen älterer<br />

Menschen berühren und daher auch aus Sicht der Älteren,<br />

der Alten und Hochaltrigen zu bearbeiten sind.<br />

Ältere Menschen fühlen sich mitverantwortlich dafür,<br />

wie es mit unserer Erde weitergeht. Wenn wir den kommenden<br />

Generationen eine lebendige, friedvolle und artenreiche<br />

Welt hinterlassen wollen, müssen wir dringend<br />

handeln. Schon heute nimmt die Artenvielfalt dramatisch<br />

ab, gehen Wälder für immer verloren und leiden die Ökosysteme<br />

in den Meeren. Extreme Wetterereignisse wie<br />

Stürme, Hitze und Starkregen nehmen von Jahr zu Jahr<br />

zu, verursachen weltweit große Schäden und führen zu<br />

Bränden oder Überschwemmungen sowie Nahrungsmittelknappheit<br />

und Hungersnöten. Die langfristigen Folgen:<br />

Ganze Regionen werden unbewohnbar. Verteilungskämpfe,<br />

Kriege und Migration sind die Konsequenzen. Besonders<br />

betroffen werden die Ärmsten sein. Die ökologische Krise<br />

ist dabei untrennbar verbunden mit sozialen und ökonomischen<br />

Fragen. Denn Zukunftsfähigkeit darf nicht auf<br />

Kosten derer gehen, die schon jetzt ausgegrenzt und benachteiligt<br />

sind. Die Menschen brauchen eine menschenwürdige<br />

Lebensperspektive, ohne Krieg und Gewalt. Die<br />

Corona-Pandemie zeigt, dass wir die großen Herausforderungen<br />

dieser Zeit nur im globalen Miteinander bewältigen<br />

können.<br />

Erich Kerkhoff (Jahrgang 1937)<br />

*BAGSO Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenverbände in ihr sind rund 120 Vereine und<br />

Verbände der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, die von älteren Menschen getragen<br />

werden oder die sich für die Belange Älterer engagieren.<br />

52 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 53


Im Leiden sind wir alle gleich<br />

Geschichte zum Volkstrauertag<br />

Wenn Sie diesen Text anlesen in der Hoffnung auf etwas<br />

wehmütige Erbauung, blättern Sie lieber weiter.<br />

Es wird harte Kost. Sie ist hart, weil sie wahr ist.<br />

Keine freundliche Umschreibung. Kein Epitheton ornans.<br />

Sollten Sie zu denen gehören, die Krieg für eine taktische<br />

Möglichkeit halten, lesen Sie nur weiter. Um vermei<strong>db</strong>aren<br />

Missverständnissen vorzubeugen: Jedes Volk, jede<br />

Nation darf und muss sich und die Demokratie verteidigen.<br />

Es geht darum, was Kriegsleben bedeutet, unabhängig davon,<br />

wer gewinnt. Es spielt keine Rolle, ob der Krieg in der<br />

Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft zuschlägt.<br />

Es spielt keine Rolle, welche Hautfarbe wir haben oder welchen<br />

Glaubens wir sind. Im Leiden sind wir alle gleich.<br />

Meine Geschichte spielt im Spätsommer 1944. Sie handelt<br />

von meiner Mutter und ihrem zweiten Kind, Annelie.<br />

Annelie wurde am 4. August 1944 geboren. Sie starb am<br />

12. Oktober 1944. Mehr Zeit hatte sie nicht.<br />

Sie war eines von sieben kleinen Kindern aus einem<br />

Dorf mit etwa 1000 Einwohnern, die das gleiche Kriegsunglück<br />

ereilte. Vermutlich bleibt sie die einzige, deren<br />

Schicksal noch einmal erzählt wird. Die anderen sind<br />

schon vergessen, die Gräber eingeebnet.<br />

Der vierte August 1944 war ein Freitag. Die Wehrmacht<br />

räumt Florenz. Anne Frank wird in ihrem Versteck in Amsterdam<br />

entdeckt und mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert.<br />

US-amerikanische Flugzeuge bombardieren Peenemünde.<br />

Der Ehrenhof des Deutschen Heeres verstößt<br />

die Attentäter des 20. Juli aus der Wehrmacht.<br />

Annelie wird geboren.<br />

Jedes Leben ist eine neue Hoffnung. Trotzdem – die Lebensbedingungen<br />

im Krieg geben wenig Zuversicht. Die<br />

junge Mutter wird durch Familie und Praxis ebenso gefordert<br />

wie durch den erschwerten Alltag in der Kriegszeit.<br />

Annelie mit ihren Eltern.<br />

Gesellschaft<br />

Lebensmittel sind rationiert: zum Leben zu wenig, zum Sterben<br />

zu viel. Es dauert nicht lange, da verliert sie die Milch<br />

und kann nicht mehr stillen. Das Neugeborene bekommt die<br />

Flasche. Kuhmilch holt man beim Bauern, obwohl die auch<br />

streng kontrolliert werden und ihre vorgeschriebenen Abgabemengen<br />

einhalten müssen. Etwas Zucker zusätzlich soll<br />

das Kind stärken und der allgemeinen Mangelernährung<br />

entgegen wirken. Diese Entscheidung bringt den Tod.<br />

Ob durch Zufall, Nachlässigkeit oder Profitgier, keiner<br />

weiß das – der Zucker ist verunreinigt.<br />

Es dauert nicht lange, da quälen Durchfälle das Kind.<br />

Die Durchfälle halten an. Sie zehren das Kind aus. Hausärztliche<br />

Mittel finden ihre Grenzen. Das Kind braucht stationäre<br />

Versorgung.<br />

Man muss ein Auto finden. Fast alle privaten sind konfisziert<br />

für die Kriegsführung. Man muss Benzin auftreiben.<br />

Benzin wird für die Kriegsführung gebraucht und ist<br />

rationiert. Private Krankentransporte gelten als nachrangig.<br />

Das Zauberwort heißt „kriegswichtig“. Kriegswichtig ist<br />

ein wenige Wochen altes Menschlein durchaus nicht. Der<br />

Führer braucht Soldaten, keine Wickelkinder.<br />

Trotzdem gelingt es, Mutter und Kind ins Stadtkrankenhaus<br />

Siegen zu verbringen. Dort arbeiten kompetente<br />

Ärzte, allein ihnen fehlt Material. Eigentlich nichts Besonderes:<br />

Infusionen um die Austrocknung des Kindes zu verhindern,<br />

um den kleinen Kreislauf zu stabilisieren. Es fehlt<br />

nicht viel. Aber es fehlt. Es ist eben Krieg.<br />

Der Zustand des Säuglings verschlechtert sich zusehends.<br />

Die Mutter sitzt am Bett und kann nur zusehen, wie<br />

ihr Kind stirbt.<br />

Dann kommt Fliegeralarm.<br />

Besucher, Personal, nicht infektiöse Patienten bringen<br />

sich im Luftschutzkeller in Sicherheit. Der sterbende<br />

Säugling liegt auf dem Rücken, die Hände erschöpft angewinkelt<br />

neben dem kleinen Kopf, der sich in Agonie hin<br />

und her wirft. Annelie darf wegen Darm-Katharrs nicht in<br />

den Bunker. Es braucht zwei starke Männer, um die zierliche<br />

Frau von ihrem sterbenden Kind weg zu reißen.<br />

Ein Satz bricht den Widerstand: „Zu Hause haben sie<br />

noch eine.“<br />

Mit der Entwarnung stürzt die Mutter zurück ans Bett<br />

ihres Kindes. Annelie ist tot. Gestorben, alleine während<br />

des Fliegeralarms.<br />

Als meine Mutter am Donnerstag, dem 12. Oktober<br />

1944 ihr zweites Kind an den Krieg verlor, war sie siebenundzwanzig.<br />

Sie brauchte fünfzig Jahre, bis sie die Geschichte<br />

erzählen konnte. Tilla-Ute Schöllchen<br />

Die Mitglieder unserer Seniorenzeitschrift<br />

trauern um zwei liebe Menschen. Am<br />

10. Juli <strong>2021</strong> verstarb Annette Freundt, am<br />

21. Juli auch ihr Ehemann Eberhard. Beide<br />

hatten sich durch ihre Tätigkeit in unserem<br />

Verein große Verdienste erworben.<br />

Annette war von 2006 bis 2010 als Vorstandsmitglied<br />

für die Finanzen verantwortlich.<br />

Sie hat in dieser Zeit die wirtschaftlichen<br />

Strukturen so angelegt, dass<br />

wir unabhängig bleiben konnten und uns<br />

bis heute noch, ohne wirtschaftliche Sorgen,<br />

der Redaktionsarbeit widmen können.<br />

Wir haben sie stets als kompetente,<br />

freundliche und jederzeit entschlossene<br />

Mitstreiterin wahrnehmen dürfen.<br />

Eberhard war annähernd 18 Jahre lang<br />

Mitglied der Redaktion und hat als Autor<br />

zahlreiche Beiträge veröffentlicht. Seine<br />

meinungsstarken Essays, jeweils gestützt<br />

auf anspruchsvolle Recherchen, wurden zu einem vielbeachteten<br />

und geschätzten Merkmal des durchblick. Das altgriechische<br />

Wort „Philosophie“ bedeutet wörtlich „Liebe zur<br />

Weisheit“. Und diese stand bei Eberhard immer im Vordergrund.<br />

In seinen Beiträgen war der philosophische Bezug<br />

als roter Faden durchweg sichtbar.<br />

Noch in seinem letzten Text äußerte er: „… ich denke, jeder<br />

von uns steht irgendwann einmal vor der Frage: Was ist<br />

der Sinn des Lebens, oder genauer gesagt, meines Lebens?<br />

Große Anteilnahme löste bei den „durchblickern“ die<br />

Nachricht vom Ableben unseres früheren Redakteurs<br />

Dieter Gerst aus. Der Eiserfelder verstarb nach einer<br />

längeren Krankheit, achtzigjährig, am 31. Juli. Nach<br />

seinem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben verfasste<br />

der in Lüdenscheid Geborene zahlreiche Artikel für unsere<br />

Zeitschrift.<br />

Dieter machte ehrenamtlich da weiter, wo er beruflich<br />

aufgehört hatte – in der Berichterstattung über<br />

Themen des Siegerländer Lokalgeschehens. Zuvor war<br />

er einige Jahrzehnte lang als Lokalredakteur bei der<br />

Westfälischen Rundschau und der Siegener Zeitung tätig<br />

gewesen.<br />

Und hier – bei den Profis – betrachteten ihn viele Jüngere<br />

als Vorbild. Speziell seine Beiträge über die Aufführungen<br />

im Jazz-Club Oase, den er mitgegründet hatte,<br />

verfasste er in einem rasanten Schreibstil, der bis dahin<br />

in der Siegerländer Presse unbekannt war.<br />

„Lieben und geliebt werden“<br />

Ehepaar Freundt<br />

Dieter Gerst<br />

Die überraschende simple philosophische Antwort lautet<br />

‚Lieben und geliebt werden‘.“ Dieser „Handlungsanweisung“<br />

ist Eberhard Freundt in beispielhafter Form gefolgt. Und<br />

dies nicht nur beim durchblick. Wie er oft betonte, war ihm<br />

vor allem die langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Sterbebegleiter<br />

bei der ökumenischen Hospizhilfe in Siegen eine<br />

Herzensangelegenheit.<br />

Wir sind dankbar für die erlebte Gemeinschaft und werden<br />

sein Andenken und das von Annette hochhalten.<br />

Beim durchblick widmete sich Dieter seit seinem Eintritt<br />

anno 2004 vorwiegend Themen über das Leben im Seniorenalter.<br />

Dabei reichte die Spanne von der Musik und dem<br />

Sport bis hin zu ernsten Themen. Wegen seiner Pflege eines<br />

ganz besonderen, ausdrucksvollen Schreibstils nahm<br />

er zum einen auch bei uns<br />

eine gewisse Vorbildfunktion<br />

ein. Zum anderen aber<br />

erfreuten sich seine Artikel<br />

nicht zuletzt bei unseren<br />

Lesern einer großen Beliebtheit.<br />

Mit den Angehörigen<br />

trauern wir um einen lieben<br />

Kollegen, der gerne<br />

lachte und mit seinem Humor<br />

vielen Menschen Freude<br />

bereitete.<br />

Vorstand und Mitglieder des durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

54 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 55


Unterhaltung<br />

Die ahnungslosen Mieter<br />

Das neue Haus stand am Ende einer langen Reihe<br />

ähnlicher Häuser in der Gartenstraße. Die langgestreckten<br />

Grundstücke waren kaum breiter als die<br />

Gebäude. Ein kleiner Vorgarten, darin ein Durchgang zum<br />

hinteren Gartenteil. „Da müsste natürlich ein bisschen was<br />

gemacht werden“, meinte der Vermieter. Aus dem Küchenfenster<br />

warf Frau Zimmermann einen kurzen Blick auf die<br />

Wildnis aus ungemähtem Gras, winterkahlen Büschen und<br />

überwachsenen Beeten. Dann folgte sie dem Vermieter, der<br />

schon eilig in den Flur vorausgegangen war: „Kommen Sie<br />

schon! Ich zeige ihnen noch den Sicherungskasten.“ Dann<br />

war er auch schon verschwunden.<br />

In den nächsten Wochen waren die neuen Mieter vollauf<br />

damit beschäftigt, ihr Haus zu renovieren. Sie tapezierten,<br />

schliffen und lackierten, verlegten Teppichböden und installierten<br />

Lampen. Doch als die Tage endlich länger wurden,<br />

wandten sie sich voller Elan dem verwilderten Garten zu.<br />

Der kleine Vorgarten war schnell in Ordnung gebracht, aber<br />

der Garten hinter dem Haus schien sich ihren Anstrengungen<br />

zu widersetzen. Der Boden, der so sandig und nährstoffarm<br />

wirkte, erwies sich als zäh und ließ sich nur mühsam<br />

umgraben. „Das ist, als versuche man, durch ein dicke Decke<br />

zu stechen“ schimpfte Herr Zimmermann lautstark. Und<br />

als dann auch noch der Spatenstiel abbrach, war er sichtlich<br />

froh, in den Baumarkt fahren zu dürfen.<br />

Die vielen Dornen der überall wuchernden Rankpflanzen<br />

fanden ihren Weg durch dicke Arbeitskleidung und Lederhandschuhe.<br />

Ursprünglich hatten die neuen Mieter diese<br />

Pflanzen für wilde Himbeeren gehalten. Doch nachdem<br />

sie feststellten, dass sich keine Knospe oder Blüte bildete<br />

und in einem Pflanzenbestimmungsbuch diese Gartenplage<br />

nicht zu finden war, entschieden sie die radikale Entfernung.<br />

Nach dem Wochenende war Herr Zimmermann froh, wenn<br />

auch überall zerkratzt, wieder ins Büro fahren zu können.<br />

Seine Frau hingegen versuchte inzwischen, die Kronen der<br />

verwachsenen, alten Obstbäume zu lichten.<br />

Doch egal, wie sie sich mit gefährlich rutschenden Leitern<br />

und widerspenstigen Astscheren plagte, der Garten sah immer<br />

noch unattraktiv aus. „Ich glaube, diese schwere Gartenarbeit<br />

ist eine Nummer zu groß für uns“, beschwerte sich Frau<br />

Zimmermann bei ihrem Ehemann, während dieser vorsichtig<br />

ihre schmerzenden Schultern abends auf dem Sofa massierte.<br />

„Ok, dann müssen jetzt Profis ran!“ bestimmte er und beauftragte<br />

am nächsten Tag ein Gartenbauunternehmen. Das rückte<br />

in den nächsten Tagen mit einigen Arbeitern, in raumanzugähnlichen<br />

Overalls gekleidet, an. Der Zimmermannsche<br />

Haushund wollte gar nicht aufhören, diese Eindringlinge zu<br />

verbellen. Und somit wurde er kurzerhand ins Schlafzimmer<br />

eingesperrt. Die Schimpfwörter der Spezialisten konnte man<br />

auf den Nachbargrundstücken gut hören. Aber sie kamen tatsächlich<br />

gut mit der Arbeit voran und gegen Abend sah das<br />

Grundstück schon ganz ordentlich aus.<br />

Allerdings waren die Einsätze nicht ohne Opfer ausgegangen.<br />

Eine hochwertige Motorsäge und zwei Elektrosensen<br />

hatten den Geist aufgegeben. Und außerdem musste einer<br />

der Arbeiter auf dem Weg zum Auto gestützt werden, weil<br />

er beim Herausreißen von Ranken böse gestolpert war. Wie<br />

Foto: Wikimedia Commonms<br />

Zimmermanns später erfuhren, war sein Knöchel tatsächlich<br />

gebrochen. Wie man hörte, war die Rechnung für die geleisteten<br />

Arbeiten sehr hoch, wurde jedoch von den Auftraggebern<br />

umgehend bezahlt. Doch was neue Termine betraf, vertröstete<br />

man die neuen Mieter immer wieder. Und so bot der Garten<br />

schon kurze Zeit später fast das gleiche Bild wie vorher.<br />

Inzwischen war Sommer und überall in der Nachbarschaft<br />

konnte man farbenfrohe Blumenbeete bewundern. Auch auf<br />

dem Grundstück der Zimmermanns wurde die Vegetation üppiger.<br />

Das galt aber nur für das Gras, das Buschwerk und die<br />

Dornenranken, die schon wieder überall Fußangeln auslegten.<br />

Dagegen schienen alle Blumen, wie Frau Zimmermann erzählte,<br />

die sie gepflanzt hatte, kurz nach dem ersten Gießen<br />

kraftlos auf die Seite zu fallen und in Rekordzeit zu verdorren.<br />

Das Nervenkostüm des Ehepaars wurde arg strapaziert und so<br />

war es auch nicht verwunderlich, dass Gereiztheit und Streitereien<br />

an einem Wochenende überhandnahmen.<br />

Im Laufe der Zeit wurde die Fläche, die noch kultiviert<br />

wurde, immer kleiner. Zumindest versuchten sie, die Rasenfläche,<br />

die ans Nachbargrundstück angrenzte, einigermaßen<br />

gepflegt zu halten. Doch bei jedem Mähen schien der Rasenmäher<br />

über Steine zu fahren, was zur Folge hatte, dass<br />

völlig demolierte Messer am Mäher öfters ausgetauscht<br />

werden mussten. Doch angeblich wurde nie ein Stein gefunden.<br />

Frau Zimmermann hatte sich auch angewöhnt, wenn<br />

sie Abfälle zum Kompost trug, immer auf dem angelegten<br />

Plattenweg zu bleiben und auch nicht nach links oder rechts<br />

zu schauen. Der Komposthaufen hatte sich auch längst über<br />

seine ursprüngliche Einfassung hinaus ausgebreitet und war<br />

ebenfalls mit Ranken und Unkraut überwuchert.<br />

Einmal stand sie vor dem Komposthaufen und überlegte,<br />

ihn abzutragen. Während dieses Gedankens hörte sie<br />

ein Knacken aus dem Inneren des Haufens und die Masse<br />

schien sich plötzlich um ein paar Zentimeter auszudehnen<br />

und wieder zusammenzuziehen. Frau Zimmerman ging ganz<br />

konzentriert zurück zum Haus und ihr Ehemann vermutete<br />

Ratten. Doch seine Frau war sich da nicht so ganz sicher.<br />

Der Hund der Familie, früher begeisterter Balljäger, wollte<br />

schon lange nicht mehr in den Garten, seit er von der Suche<br />

nach seinem Spielzeug, auf drei Beinen humpelnd, zurückgekehrt<br />

war. Selbst den Rasen mied er. Gelegentlich stand er<br />

auf der Terrasse und spitzte die Ohren, wenn er vom hinteren<br />

Grundstück ein Knacken oder Rascheln hörte. Zimmermanns<br />

Vermutung, dass Nachbars Katze für diese Geräusche verantwortlich<br />

wäre, zerschlug sich auch bald, nachdem die Nachbarin<br />

eines Tages fragte, ob jemand die Katze die letzten Tage<br />

gesehen hätte. Frau Zimmermann verneinte und erwähnte<br />

auch nicht, dass sie vor zwei Nächten einen schrillen, abrupten<br />

Schrei vernommen habe, der von absoluter Stille gefolgt,<br />

ihr schon Kopfzerbrechen verursacht hatte. Einige Tage später<br />

fiel ihr allerdings auf dem Weg zum Kompost ein kleines<br />

schwarzweißes Fellbüschel auf, was mit geronnenem Blut<br />

verschmiert war. Die Nachbarin hatte mehrmals betont, dass<br />

Minka eine sogenannte Glückskatze war. Ohne es sich selber<br />

einzugestehen, überließen Zimmermanns den Garten immer<br />

mehr sich selbst. Der Rasenmäher wurde nicht mehr repariert,<br />

die Terrasse wurde nicht mehr benutzt und die Rollläden vor<br />

der Glastür wurden immer früher am Abend heruntergelassen.<br />

Selbst tagsüber in der Küche achtete Frau Zimmermann<br />

darauf, dass die Sonnenschutzjalousie geschlossen war. Und<br />

trotzdem hatte sie immer öfters das Gefühl, angestarrt zu werden.<br />

Herr Zimmermann überlegte, eine Biotonne für die Küchenabfälle<br />

zu bestellen. Doch das lehnte seine Frau total ab.<br />

Und so ging sie am nächsten Tag, in Begleitung des Hundes,<br />

in den Garten. Aus dem Augenwinkel sah sie eine kurze Bewegung,<br />

ein kleiner Ast der sich bewegte, obwohl es windstill<br />

war? Und im gleichen Moment stürzte der Hund sich bellend<br />

ins dichte Gebüsch. Das Bellen verstummte, dann ein Aufjaulen<br />

und dann war ein nasses Schmatzen zu hören. Der Hund<br />

überholte Frau Zimmermann auf ihrer Flucht ins Haus. Bis<br />

auf die starr aufgerissenen Augen wirkte das Tier auf den ersten<br />

Blick unversehrt, doch dann sah Frau Zimmermann, dass<br />

ein ganzes Stück des Schwanzes fehlte.<br />

Sie schaffte es gerade noch, die Küchentür abzuschließen,<br />

ehe sie in der Spüle erbrach. Kurze Zeit später war sie<br />

mit dem Hund beim Tierarzt, dem sie etwas von „in den<br />

Wald gelaufen“ erzählte. Wieder zu Hause, fing sie ihren<br />

Ehemann, als dieser von der Arbeit kam, schon an der<br />

Haustür ab. Ein paar Koffer hatte sie auch schon gepackt da<br />

stehen. Nachmieter für das Haus waren schnell gefunden.<br />

Während die Nachfolger das Haus besichtigten, sammelten<br />

Zimmermanns noch letzte Kleinigkeiten ein.<br />

Der Möbelwagen war schon abgefahren. Sie hörten die<br />

Stimme des Vermieters: „Na ja, im Garten muss natürlich ordentlich<br />

was getan werden.“ Für einen Moment trafen sich<br />

ihre Blicke im Spiegelbild der Scheiben, bevor er sich schleunigst<br />

entfernte.<br />

Ulla D’Amico<br />

56 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 57


Reisen<br />

Reisen<br />

Der einsame Mann im Mond<br />

Vor Ärger färbte sich der Mond blutrot.<br />

Der gute alte Mann im Mond war stets seinen Verpflichtungen<br />

nachgekommen. Nie hatte er sich beklagt<br />

oder beschwert, doch irgendwie fühlte er sich<br />

in letzter Zeit träge und von einer sich lähmenden Mattigkeit<br />

eingefangen. Ab und zu machte sich auch ein leichtes Zwicken<br />

und Zwacken bemerkbar, wenn er allabendlich seinen<br />

Dienst am Firmament antrat. Obwohl er an die Nachtschichten<br />

gewöhnt war, fühlte er sich müde und einsam, schlapp<br />

und unbehaglich. Er ertappte sich immer häufiger dabei,<br />

dass er sich mit den Angewohnheiten der Menschen auf der<br />

Erde beschäftigte. Sie strebten im Alter einem Ruhestand an,<br />

einer gemütlich, behaglichen Umgebung und einer vertrauten<br />

Zweisamkeit zu. Immer mehr wurde ihm bewusst, wie<br />

allein er war. Es stimmte ihn nachdenklich. Ja, es ängstigte<br />

und erschreckte ihn, als er feststellte, wie entsetzlich rasant<br />

sich nun auch alles veränderte.<br />

Was vor Jahrhunderten nicht denkbar war, entwickelte<br />

sich auf der Erde in einer Geschwindigkeit, dass ihm oftmals<br />

regelrecht schwindelig wurde. Bisher hatte er sich noch<br />

weit entfernt von diesem negativen Treiben gewähnt, doch<br />

nun sah er sich auch vom stetig zunehmenden Müll konfrontiert.<br />

Er machte auch vor ihm, hier im Weltall, nicht Halt.<br />

Hunderte von fremdartigen Flugobjekten mit zusätzlichen<br />

Teilen in verschiedensten Größen umkreisten ihn. Ausgediente<br />

Satelliten, ausgebrannte und verlorengegangene, abgeplatzte<br />

Lack- oder Trümmerstücke umschwirrten ihn und<br />

sie störten sein ruhiges beschauliches Dasein. Der Mann im<br />

Mond fühlte sich immer häufiger in die Jahre gekommen<br />

und überhaupt nicht mehr sicher in seiner Umgebung.<br />

Bild: wikipedia commons<br />

Seitdem die Menschen seinen Lebensraum als Zielobjekt<br />

angepeilt hatten, erste unliebsame Gäste sogar die Oberfläche<br />

mit Füßen traten, andere einfach Gesteinsbrocken<br />

herausbrachen und raubten, war es ihm bewusst geworden.<br />

Niemand hatte je gefragt, wie er sich dabei fühlte.<br />

Als neueste Attraktion sollten demnächst sogar Kurzurlauber<br />

sein Gebiet bevölkern. Entsetzt sah er sich als ein<br />

Objekt der Begierde. Stetig war es unruhiger um ihn herum<br />

geworden. Immer mehr Satelliten tauchten auf. Diese<br />

Menschen nahmen ihn einfach nicht mehr ernst und stellten<br />

seine Diensteifrigkeit in Misskredit. Er ertappte sich dabei,<br />

dass er darüber nachsann, sich auch mehr und mehr einen<br />

Schlendrian anzugewöhnen.<br />

Ja, er empfand es als frustrierend, immer nur in Geschichten<br />

und Märchen benannt zu werden, als der Mann<br />

im Mond mit seiner Holzbürde auf dem Rücken.<br />

Schmerzlich erinnerte er sich an die Zeiten, in denen er<br />

in Liedern besungen wurde, wenn er Liebespaaren mit dem<br />

anheimelnden Schein seines Lichtes erfreuen konnte. Und<br />

wie hatten es ihm die Menschen gedankt? Selbst die kleinen<br />

Fixsternchen, die ihn einst grüßten, ihn mit einem Lächeln<br />

zuweilen anstrahlten, trauten sich nicht mehr in seine Nähe.<br />

Sie blieben verschreckt fern, weil diese Erdlinge für alle<br />

möglichen Zwecke neue künstlich aufwendige Raumkörper<br />

entwickelten, die einfach im Weltall nervten. Früher reichte<br />

ein Kalender mit einzelnen Zyklen und Phasen, jetzt mussten<br />

es Wettersatelliten sein. Bis in die kleinsten Winkel sollten<br />

die zig Satelliten den Erdlingen Rundfunk, Fernsehen,<br />

das Internet und all den neuen Technikkram bringen und<br />

selbst navigieren wurde für sie wichtiger denn je. Tränende<br />

Augen bekam er bei den hell erleuchteten Städten mit all<br />

ihren Lichteffekten. Niemand sah mehr zu ihm hoch. Niemand<br />

beachtete ihn und seinen behaglich wohligen Mondenschein.<br />

Nein, er fühlte sich einsam und verlassen, besonders<br />

von den Menschen, die das Umfeld ihres Heimatplaneten<br />

so vermüllten und verschandelten und scheinbar die daraus<br />

entstehenden Probleme nicht sehen wollten.<br />

In dieser schwermütigen, deprimierenden Stimmung<br />

wurde ihm bewusst, dass er selbst noch nichts erlebt hatte.<br />

Er besann sich und kam zu dem Entschluss, auch einfach<br />

einmal auszusteigen. Er wollte es den Erdlingen gleich tun,<br />

sich erholen, ausspannen, sein Ego pflegen, chillen und etwas<br />

für sich tun. Mit dem Hinweis, bei der nächsten Vollmondphase<br />

wieder seinen Dienst anzutreten, nahm sich der<br />

Mann im Mond vier Wochen Urlaub.<br />

Nun saß er vor seiner Kaffeetasse und dachte darüber<br />

nach, wie und was er mit der neuen Freizeit anfangen sollte.<br />

Er fühlte sich ausgeschlafen, voller Tatendrang und er<br />

wollte seiner monotonen Einsamkeit entfliehen. Bei all den<br />

vorbeirauschenden Satelliten hatte er ja schon einiges aufgeschnappt,<br />

wie man es anstellen konnte.<br />

Zunächst steuerte er, wie er es „mitbekommen“ hatte,<br />

eine Partnerschafts-Vermittlung an. Er betrat ein Büro und<br />

als erste Hürde musste er sich ausweisen. „Ach ja“, ihm fiel<br />

spontan die Geschichte des kleinen Jungen in seinem Bettchen<br />

ein. Freudig nannte er den Namen, „ich heiße Fritz Häbelmann“.<br />

Dann wurde nach dem Geburtsdatum gefragt. Er<br />

fühlte sich nicht mehr jung, alt aber auch nicht, also sagte er:<br />

„Pensionär“ und als Wohnort nannte er „Berlin“. Alle anderen<br />

Angaben ließen sich einfach abhaken und zum Schluss<br />

gab er die schon lange zugelegte Mailadresse an.<br />

Frohen Mutes und beschwingten Herzens stieg er wieder<br />

hoch zum Firmament. Schon nach drei Tagen bekam er die<br />

ersten Zuschriften. Jetzt war guter Rat teuer, denn wie und wo<br />

sollte er einer Herzensdame entgegentreten, sie kennenlernen,<br />

wo sich mit ihr treffen und was wusste er überhaupt über das<br />

Wesen einer Frau? Er war doch Zeit seines Lebens, so lange<br />

er denken konnte, ein Single gewesen. Kurzentschlossen<br />

und allen Mut zusammen nehmend bot er der ersten Dame,<br />

die ihm per Zoom ein freundliches Lächeln schenkte, einen<br />

Spaziergang über die Milchstrasse an. Prompt und regelrecht<br />

erbost antwortete sie: „Also entschuldige mein Lieber, wenn<br />

dir ein Bummel über den Kudamm und ein Drink zu teuer<br />

sind, dann tut es mir leid! Und tschüss ...“. Eine andere bot<br />

ihm ein schnuckeliges Miteinander in den bayrischen Bergen<br />

an. Aber was sollte er in Bayern? Eine weitere Dame<br />

fragte an, ob er Veganer sei? Frau Amanda war der Esoterik<br />

verfallen und Frau Gundula legte großen Wert auf einen<br />

sportlichen Typ, vor allem aber einen potenten Partner.<br />

Von derartigen Begriffen hatte er bisher nichts gehört,<br />

geschweige deren Sinn gekannt. Er musste sie erst ergooglen.<br />

Ob er ein musischer Mensch sei, wollte Frau Greta aus<br />

Sindelfingen wissen, weil sie doch fröhlich in einem Chor<br />

sänge und Frau Friedelgunde fragte an, ob er denn auch<br />

Haustiere mochte?<br />

Auf einige der Zuschriften reagierte er gar nicht. Trotzdem<br />

war er überrascht von der Vielzahl der Angebote, die<br />

sein Postfach aufwies, aber: Allgemein fühlte er sich auch<br />

vollkommen überfordert. Dann auch regelrecht enttäuscht<br />

von der Damenwelt und vor allem total verunsichert von<br />

den Anforderungen, die von ihm, als braven, biederem<br />

Mann erwartet wurden. Er wollte sich doch nur mit einem<br />

lieben netten weiblichen Wesen vereinen, um nicht mehr<br />

so allein zu sein. Zum Plaudern, zum Kuscheln und um mit<br />

ihr über die erfreulichen und die unsinnigen Dinge des Alltags<br />

zu sprechen. Was wollten die „Weiber“ nun alles von<br />

ihm wissen, was stellten sie für Ansprüchen und was sollte<br />

er antworten? Nach zwei Wochen voller Erwartungen und<br />

Hoffnungen und nach niederschmetternden Enttäuschungen<br />

hatte er die Nase voll. Verärgert knallte er den Deckel<br />

seines Laptops zu, setzte sich in eine Ecke und schmollte.<br />

Er war der Verzweiflung nahe .<br />

Nachdem er beim Chatten im Verlaufe der dritten Woche<br />

in den einzelnen Foren noch von dieser Single-Börse gehört<br />

hatte, wollte er einen letzten Versuch starten. Er sandte seine<br />

Daten online, unter der Berücksichtigung aller Datenschutzverordnungen<br />

an die genannte Adresse und wieder konnte er<br />

sich vor Angeboten nicht retten. Aus seinen ersten Erfahrungen<br />

gelernt, sortierte er sofort alle unlauteren und fragwürdigen<br />

Angebote aus und löschte sie. Dann sortierte er nach<br />

Kriterien, die für ihn in Frage kamen und siehe da, eine Linda<br />

antwortete spontan. Sie schrieb, dass sie sein Portal nicht<br />

sehr aussagekräftig fände, dass sich dies jedoch in einem<br />

persönlichen Gespräch sicher klären könne.<br />

Endlich mal ein positiver Annäherungspunkt, dachte er<br />

und er bat Linda um ein Stelldichein.<br />

Sie verabredeten ein Treffen hoch über dem Rhein auf<br />

dem Felsen der Loreley. Allein der Gedanke an den Zauber<br />

des Felsens begeisterte ihn. Außerdem fand er spontan jene<br />

Linda amüsant und charmant, da sie als einzige die Romantik<br />

des Rheins erkannt hatte. Er machte sich fein, rasierte<br />

sich, nahm das neue Aftershave, dass er von Frau Sonne zu<br />

Weihnachten geschenkt bekommen hatte und konnte kaum<br />

vor innerer Ungeduld und Anspannung einen klaren Gedanken<br />

fassen. Zeitig begab er sich zur Erde, wartete aufgeregt<br />

auf Linda und als er sie schon von Weiten kommen sah, war<br />

er hin und weg. Nach dem ersten Gläschen Riesling waren<br />

sie beim intimen Du und dem ersten Kuss angelangt. Die<br />

Stunden vergingen viel zu schnell. Es war schon dunkel als<br />

sie langsam aufbrechen mussten. Verliebt wie sie waren,<br />

mochten sie nicht so rasch voneinander lassen und als echter<br />

Kavalier fragte er zaghaft „gehen wir nun zu mir oder<br />

zu dir“? Verlegen zögerte Linda mit der Antwort „ach das<br />

tut mir leid“, wisperte sie, „aber ich wohne noch bei meinen<br />

Eltern“. Er lachte sie strahlend an, „na, dann komm mit zu<br />

mir. Ich lebe allein in meiner großzügigen sturmfreien Umgebung,<br />

etwas weiter entfernt und die Aussicht ist einzigartig<br />

auf dem Mond“. Linda schaute ihn lachend und amüsiert an,<br />

„du Witzbold … auf dem Mond“. Es entstand eine fragende<br />

Stille, bis sie es an seinem Blick bemerkte. „Das ist kein<br />

Witz“, fragte sie verstört nach, „nun sag schon ... oder“?<br />

Wie erstarrt empfand er Lindas Reaktion, die jetzt vollkommen<br />

empört vor ihm stand. „Sag mal! Spinnst du? Was<br />

denkst du, wen du vor dir hast. Ich gehe doch nicht auf den<br />

Mond. Nee, nee mein Guter, so groß kann gar keine Liebe<br />

sein, um sie gegen ein langweiliges Leben auf dem Mond<br />

einzutauschen. Ich wünsche dir alles Gute“ und damit verschwand<br />

Linda aus seinem Leben.<br />

Niedergeschlagen und von den Frauen dieser Welt unverstanden<br />

stieg er wieder langsam hoch zum Firmament.<br />

Sein Urlaub neigte sich dem Ende. Er fühlte sich entsetzlich<br />

erniedrigt und von allen guten Geistern verlassen. Er wollte<br />

nichts mehr vom Urlaub, nichts mehr von den Menschen<br />

wissen und schon gar nichts mehr von den Frauen. Wütend<br />

färbte er sich an einigen Tagen vor innerem Ärger blutrot.<br />

Ab und zu versteckte er sich verärgert und vor Gram hinter<br />

der guten alten Sonne und versucht seitdem die alte Erde<br />

mit den undankbaren Menschen zu meiden. Nur bei Vollmond<br />

schaut er noch in ganzer Größe herab. Enttäuscht hat<br />

er beschlossen, für alle Zeiten allein zu bleiben.<br />

<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

58 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 59


Sein grüner Traum<br />

Bild: Wikimedia Commonms<br />

Tagträumer nannten sie Ingo. Nur weil er so gerne aus<br />

dem Fenster schaute, oder Dinge sah, die sie nicht sehen<br />

konnten. Die Alten. Vielleicht waren sie auch neidisch,<br />

weil sie nur nachts träumen durften und am Morgen<br />

schon wieder alles vergessen hatten. Behaupteten jedenfalls<br />

die meisten. Ingo ging manchmal nach Irgendwo, zum Träumen.<br />

Abends fragten sie Ingo, wo er gewesen sei. Er nannte<br />

ihnen Namen, die sie kannten, dann war es gut. Die Alten<br />

waren schnell zufrieden, wenn die Antwort passte.<br />

Eines morgens packte Ingo ganz gewissenhaft seinen<br />

Rucksack mit vielen Dingen, die er sich auf dem Fußboden<br />

zurecht gelegt hatte. Er durfte nichts vergessen! Dann hörte<br />

er durch das geöffnete Fenster den Vogel rufen. Er rief ihn!<br />

Und erst als Ingo ihm leise antwortete, verstummte er.<br />

Der Weg bis ans Seeufer war nicht sehr lang. Immer der<br />

Straße entlang, dann noch ein Stück durch den Wald. Ingo<br />

war sich sicher, dass der Vogel lautlos über den Bäumen<br />

kreiste und ihn beobachtete. Er kämpfte sich durch dichtes<br />

Gebüsch und plötzlich stand er vor der grünen Wand. Sie<br />

schien undurchdringlich, bis auf einen ganz engen Spalt, wo<br />

er sich durchdrücken konnte. Es sah schon komisch aus. So,<br />

als ob ihn die Wand verschluckte und auf der anderen Seite<br />

wieder ausspuckte. In seinem Irgendwo. Dort war alles wie<br />

immer. Er war allein mit den merkwürdigen Bäumen, die<br />

viele krumme Äste hatten und mit Moos bewachsen waren.<br />

Wenn der Wind wehte, konnte man einen alten Baum singen<br />

hören. Ein anderer klang ganz hohl. An einem Stamm<br />

hing noch ein Harzklumpen, der leuchtete wie Honig. Mit<br />

ein bisschen Rot, wie Blut. Der Boden war schön warm und<br />

das Gras ganz weich.<br />

Ingo schaute sich die Wolken an. Ein Hundekopf wurde<br />

langsam zu einem Engel. Der andere blieb klein und<br />

verschwand wieder. Ingo kaute auf einem Grashalm. Der<br />

schmeckte bitter. Der Engel verwandelte sich langsam in<br />

einen Vogel mit einem großen Auge. Später sah Ingo die<br />

Schuppentüre, die ganz schief in den Angeln hing. Sie ließ<br />

sich aber bewegen. Drinnen wuchs eine große Ranke aus<br />

einer Bodendiele. Jeden Tag wurde sie länger. Das Fenster<br />

war voller Spinnweben, die er mit einen Stück Holz ganz<br />

langsam zur Seite schob. Es knisterte leise, als einige Fäden<br />

rissen. Bis er an der Flasche angekommen war, dann<br />

hörte er auf zu schieben. Die dunkelbraune Flasche stand<br />

zusammen mit einer vertrockneten Sonnenblume auf einem<br />

Brett vor dem Fenster. Diese Blume zerfällt seit Jahren<br />

schon zu Staub, wie ein totes Tier in der Wüste. Dann schob<br />

Ingo die Spinnweben doch noch weiter, bis die Flasche herunterfiel<br />

und zerbrach. Es war ein kurzes Geräusch, wie<br />

abgehackt. Dann war wieder Stille. Die Scherben lagen da<br />

und einige Spinnen liefen schnell über die Dielen. Haben<br />

wahrscheinlich in der Flasche oder in der staubigen Blume<br />

gelebt. Schnell verschwanden sie in irgendeiner Ritze. Alles<br />

war wieder wie eben, aber doch anders.<br />

Ingo wurde wütend und wusste gar nicht genau warum.<br />

Später stand die Sonne über dem hohlen Baum. Ein paar<br />

Ameisen krabbelten aufgeregt hin und her. Ingo saß auf ihren<br />

Weg. Die meisten Tiere wanderten um ihn herum. Dann<br />

gingt es gerade weiter. Eigentlich wie vorher. Eine lange Linie<br />

mit einer Delle. Eine Delle mit seinem Namen. Er rief<br />

ihn ganz laut in Richtung der Linie. Langsam wurde es Zeit<br />

zu gehen. Zurück durch die grüne Wand.<br />

Ingo wäre am liebsten hier geblieben. So wie das Gras<br />

dort blieb, die Bäume und der Schuppen. Weil dort ihr Platz<br />

war. Abends antwortete er auf die Fragen der Alten ganz<br />

verwegen: „Ich war im Irgendwo!“ Auf ihre Frage, wo das<br />

wäre, antwortete er: „Hinter der grünen Wand!“ Kopfschüttelnd<br />

meinten sie, dass er ein hoffnungsloser Tagträumer sei.<br />

<br />

Ulla D’Amico<br />

60 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 61


Reisen<br />

Reisen<br />

det er<br />

hyggeligt<br />

Als im Sommer 2019 Opa starb, tröstete mich mein<br />

Enkel spontan: „Ach, sei nicht so traurig. Jetzt<br />

kannst du ja mit uns nach Dänemark kommen. Du<br />

glaubst gar nicht wie schön das wird“.<br />

Seitdem unsere Kinder für sich das Ferienland Dänemark<br />

entdeckt hatten, schwärmten die Buben davon. Es<br />

war für sie das non plus ultra. „Oma, Oma, du glaubst gar<br />

nicht wie schön es dort ist. Da gibt es hohe Dünen. Rehe<br />

und Hasen kommen bis in den Garten und die Fische …!<br />

Oma, sie sind sooo groß!“ Dabei breitete er seine Arme in<br />

Anglermanier immer länger werdend aus.<br />

Dann kam Corona. Trotz der schon geleisteten Anzahlung<br />

für ein Ferienhaus wurden die Planungen erst einmal<br />

ad acta gelegt. Alles wurde heruntergefahren, es nannte<br />

sich Shutdown. Nach den Schulen wurden auch die Grenzen<br />

geschlossen; Kurzarbeit kam und wir gestalteten den<br />

Garten um. Mit dem Wald vor der Haustür und den ach so<br />

vielen Wanderwegen in unserer heimische Natur war uns<br />

wahrhaftig nicht langweilig. Wir wanderten in alle Himmelsrichtungen.<br />

Doch dann wurde ganz unvermutet und trotz der ständigen<br />

Schwankungen der Inzidenzzahlen plötzlich der<br />

„Lockdown“ gelockert und die Grenze in den Norden wieder<br />

für den Ferienverkehr freigegeben. Was nun tun? Wir<br />

schwankten zwischen Furcht und Freude. „Es sind Ferien<br />

und wir haben schon so darauf gewartet“, klagten die<br />

Jungs. „Ich bin eh in Kurzarbeit. Das Haus schon fast bezahlt“,<br />

meinte Papa. „Außerdem wohnen wir dort weit von<br />

Nachbarn entfernt“, beruhigte Mama. Nur ich, als Oma zögerte<br />

noch arg. Mir wäre eine andere Entscheidung lieber<br />

gewesen, aber ich sagte schließlich Ja.<br />

Es ist gemütlich (in Jütland)<br />

Stockdunkel war es, als wir an einem Sonnabend im<br />

Juli losfuhren. Irgendwann ging über dem Münsterland<br />

die Sonne auf, aber der aufkommende Tag zeigte sich im<br />

Regengrau als wir der Küstenregion näher kamen. Mein<br />

Enkel munterte mich vom Beifahrersitz auf: „Oma, gleich<br />

kommt der Elbtunnel. Dann fahren wir unter dem Wasser.<br />

Du brauchst aber keine Angst zu haben“. Kaum hinter<br />

Hamburg häuften sich dann auch seine Klagen. „Wie lange<br />

fahren wir noch? Wann sind wir endlich da?“<br />

In Flensburg wurde noch einmal getankt, die Sonne<br />

schien, als es über die Landesgrenze ging. Wir hatten uns<br />

auf einen Coronatest vorbereitet, wurden jedoch durchgewunken.<br />

Die Anreise begann mich langsam zu ermüden. Es<br />

ging weiter und weiter ins Landesinnere. Um die Mittagszeit<br />

sahen wir mal rechts, mal links neben uns Wasser. Endlich!<br />

Nun kam doch die Ferienstimmung auf. Bevor wir das<br />

„Häuschen“ aufsuchten, ging es erst einmal an den Strand.<br />

Hier Wasser, Wind und Wellen. Dort Heide, Wald und<br />

Dünen. Und alles zusammen war perfekt. Inmitten dieser<br />

weitläufigen Landschaft stand, von Wasser umgeben, unser<br />

Ferienhaus. Eingebettet in eine hügelige Landschaft und umgeben<br />

vom Limfjord, der Agger und Tange, der Nordsee und<br />

dem Fladesee lag das kleine Dorf wie eine „Insel im Meer“.<br />

Um den Ortskern, bestehend aus älteren Fischerhäusern und<br />

einer kleinen Kirche an der südwestlichen Spitze des Nationalparks<br />

Thy in Jütland, standen im hügeligen Gelände die<br />

einzelnen Ferienhäuschen. Das uns umgebende Gebiet galt<br />

als der erste Nationalpark Dänemarks, dort wo der Limfjord<br />

in die Nordsee mündet. Das Wasser rundum glitzerte und<br />

spiegelte sich in der Sonne und ließ alles in einem ganz fantastischen<br />

Licht erscheinen.<br />

Bild: Evi Herrmann<br />

Stundenlang konnten wir am Strand verweilen und<br />

einfach nur den Blick auf die Gischt, auf die von Wind<br />

gepeitschten Wellen und auf die vielen Robben richten.<br />

Ebenso waren wir stundenlang dabei Strandgut zu sammeln.<br />

Eigenartig marmorierte Steine, seltsame Muschelgebilde,<br />

oder angeschwemmtes Treibgut, was bei den Jungs äußerst<br />

beliebt war und als unbedingte Sensation mitgenommen<br />

werden musste.<br />

Etwa nach acht Kilometern erreicht ein Strandwanderer<br />

den Fähranleger in südlicher Richtung in Tyborøn. In<br />

dem kleinen Hafen bei Agger Fiskebil gab es täglich fangfrische<br />

Gaumenfreuden. Vor dem Frühstück ging es zum<br />

Agger Købmandshandel um unseren täglichen Bedarf an<br />

Lebensmitteln, Obst und Gemüse und ähnlichem zu decken;<br />

angeschlossen war Bäcker Madsen aus Snedsted mit<br />

frischem Bäckerbrot. Kleine Stände vor den Wohnhäusern<br />

boten Kartofler, (Kartoffeln) Bønner, Jor<strong>db</strong>ær (Bohnen<br />

und Er<strong>db</strong>eeren), aus heimischem Anbau zum Kauf an; den<br />

Preis legten wir in eine Kasse nebenan. Im Sonnenuntergang<br />

sahen wir den Anglern zu, die ihr Abendessen im<br />

Limfjord, im Flade See oder von einer der vielen Molen<br />

längs der Küste aus selbst fingen.<br />

„Flippiges“ oder eine Shoppingmeile fand sich in Agger<br />

nicht, dafür aber ein spannender kleiner Trödelmarkt mit<br />

Antiquitäten, ebenso eine kleine Boutique namens „Heavy<br />

Agger” in der die üblichen Touristik-Artikel angeboten<br />

wurden. In der „Vinyl Peder’s Musikhule” fanden wir<br />

Neues und Gebrauchtes aus der Welt der Musik.<br />

Gemeindehäuser, genannt „Schwarze Häuser“, sahen<br />

wir am Ortsrand. In diesen fand ein reges Vereinsleben<br />

mit Veranstaltungen wie „Singen am Meer“ statt. Weitere<br />

Events waren eine Führung – auch in deutscher Sprache –<br />

durch das „Alte Agger“, eine Fischauktion, ein Hafenfest,<br />

ein „Skulpturenfestival“ sowie Märkte für Kinder. Dazu<br />

fanden wir ein kleines Schifffahrtsmuseum. Die weit ins<br />

Umland erkennbare größte Dorfkirche des Nordens steht in<br />

Vestervig. Umgeben von einem großen Friedhof bietet sie<br />

im glitzernden Sonnenschein ein einzigartiges, imposantes<br />

Bild. Bedeutsam für das Umland und den Handel an landwirtschaftlichen<br />

Produkten ist Thisted, dessen Name sich<br />

auf den germanischen Gott Tyr bezieht. Hurup, Bedsted,<br />

Klitmøller sind die umliegenden größeren Orte und Hamstholm<br />

mit seinem großen militärischen Museumsgelände .<br />

Mit mehr als 200 großen und kleinen Seen beeindruckte<br />

die menschenleere Weite auf dem Plateau im Nationalpark<br />

Thy. Hier ist Lebensraum für zahlreiche seltene Pflanzen und<br />

einmalige Sehenswürdigkeiten, wie Grabhügel, verschwundene<br />

Dörfer und vom Sand verschlungene Kirchen bis hin zu<br />

gigantischen Festungswerken aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.<br />

Alles zusammen bildet einen Teil der Gesamtgeschichte<br />

des Nationalparks und dem weit sichtbaren Leuchtturm.<br />

Auf einer unserer Strandwanderungen fanden wir eine<br />

gelbe Boje, die sich in den Wellenbrechern verfangen hatte.<br />

„Die nehmen wir mit“, jubelten sofort beide Jungs. „Nee, nur<br />

nicht! Sie stinkt ja fürchterlich“, stellte ich fest, „außerdem<br />

ist sie total verschmiert und voll vom Seetang.“ Es ließ beide<br />

Jungs nicht ruhen. In Mama wurde der Forscherinstinkt<br />

geweckt und es stellte sich heraus, dass die Boje von einem<br />

Krabbenkutter aus England stammte. Auf hoher See verlorengegangen<br />

und nun in Jütland gestrandet. Trotz der telefonischen<br />

Sprachbarriere zeigte sich der Fischer verwundert,<br />

wie weit entfernt sie nun von den Jungen aufgefunden worden<br />

war. Nachdem per „Facebook“ und „WhatsApp“ Bilder<br />

ausgetauscht worden waren, schmückt inzwischen eine in<br />

Dänemark angeschwemmte und aus dem vereinigten Königreich<br />

stammende Krabbenkutterboje unseren heimischen<br />

Teich. Ebenso fanden die gesammelten Strand-Souvenirs,<br />

wie Steine, Krebse und Muscheln ihren Platz.<br />

Ja, es war sehr schön und gemütlich in Dänemark und<br />

vor allem sehr sauber und ordentlich.<br />

(„Det er meget rart og hyggeligt i Danmark og frem for<br />

alt meget rent og ryddeligt.“)<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

Unser Hygienekonzept schützt vor Ansteckungen<br />

62 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 63


Erinnerung<br />

Erinnerung<br />

Die Erinnerung ist das einzige Paradies,<br />

aus dem man nicht vertrieben werden kann.<br />

Jean Paul (1763 - 1825)<br />

Ich war 21 Jahre alt und erst dann volljährig. Für Großbritannien<br />

bekam man damals aus Deutschland nur<br />

eine Arbeitsgenehmigung als „Au-Pair“. Es gelang mir<br />

aber, mich über die Schweiz, wo ich vorher gearbeitet hatte,<br />

zu bewerben, so dass ich gleich in meinem Beruf Fuß<br />

fassen konnte. Nach einer wunderschönen Sommersaison<br />

im Tors–Hotel in Lynmouth mit internationaler Personalbesetzung<br />

wurden wir zu Ende der Saison von unseren<br />

Chefs nach London geschickt, damit wir uns dort um eine<br />

neue Stelle für den Winter kümmern konnten. Die meisten<br />

unserer Kollegen aber gingen erst einmal in ihre jeweiligen<br />

Heimatländer zurück. Ich schien die Einzige zu sein,<br />

die unbedingt auch im Winter bleiben wollte. Von meiner<br />

Cousine aus Österreich, die auch in London arbeitete, erfuhr<br />

ich, dass man ganz gut und preiswert in einer kleinen<br />

Pension am Nottinghill Gate wohnen konnte. Diese<br />

Pension machte ich nun zu meinem Hauptquartier: Ich<br />

wollte es mit meinen Bewerbungen um einen Arbeitsplatz<br />

nicht übereilen. An dem nächsten schönen Tag spazierte<br />

ich gemütlich am Kensington-Palast vorbei, in dem später<br />

einmal Prinzessin Diana mit Familie wohnen sollte, quer<br />

durch den Hydepark. In der Nähe von „Speackers` Corner“<br />

setzte ich mich auf eine Bank und beobachtete zunächst<br />

die vielen Menschen.<br />

Aufbruch<br />

Als Jugendliche in England<br />

Das Marmor-Monument „Marble Arch“<br />

Die großen Hotels rund um<br />

das Marmor-Monument „Marble<br />

Arch“, beeindruckten mich<br />

sehr. Mit meinen Zeugnissen als<br />

Hotelfachfrau und einem Empfehlungsschreiben<br />

meines vorherigen<br />

Arbeitgebers steuerte ich als erstes<br />

zielbewusst die Personalabteilung<br />

des Dorchester-Hotels an und fragte<br />

nach einer Stelle. Man war sehr<br />

freundlich und wollte mich auch<br />

gleich einstellen. Niemand sah in<br />

mir ein Flüchtlingsmädchen, wie<br />

das damals in Siegen noch der Fall<br />

war. Hier war ich das „German<br />

Girl“, auf das man keineswegs herunterblickte.<br />

Man war ja in London<br />

an ein multikulturelles Miteinander<br />

gewöhnt. Da spielte es auch keine<br />

Rolle, dass der Krieg noch keine 15<br />

Jahre beendet war und man mich<br />

eigentlich hätte als „Feind“ sehen<br />

können. Es gab nie unfreundliche Reaktionen.<br />

Die positive Einstellung des Dorchester-Hotels mir gegenüber<br />

verführte mich dazu, an dem Tag noch weitere große<br />

Hotels abzuklappern. In allen behandelte man mich sehr<br />

freundlich und ich hätte auch überall sofort anfangen können.<br />

Wieder zurück auf meiner Bank im Hyde-Park nahm<br />

ich das Cumberland-Hotel wahr, das ich an diesem Tag zuletzt<br />

aufsuchte. In der Personalabteilung begrüßte mich eine<br />

blonde Dame von riesiger Statur. Sie sprach perfekt deutsch.<br />

Da fühlte ich mich gleich „zu Hause“. Hier konnte ich<br />

eventuell anfallende Probleme gut besprechen, denn meine<br />

Englischkenntnisse waren noch minimal. Miss Wagner,<br />

so hieß meine Personalbetreuerin, vermittelte mich in den<br />

„Banquetting-Room“, wo ich viele schöne und interessante<br />

Bankette kennen lernte. Wenn europäische Unternehmer<br />

mit britischen Firmen ins Geschäft kommen wollten, organisierte<br />

das Hotel ein passendes Bankett.<br />

Mein Arbeitsplatz war nun also gesichert. Jetzt musste ich<br />

nur noch einen Ort zum Wohnen finden. In der Regel kauft<br />

man sich zu diesem Zwecke den „Evening Standard“, um darin<br />

die Kleinanzeigen zu studieren. Ich machte es etwas anders.<br />

Auf meinen Sparziergängen rund um das Hotel war ich<br />

in ein Quartier mit viktorianischen Reihenhäusern gestoßen,<br />

in denen vorwiegend die Durchschnittsbevölkerung lebte.<br />

Eine der Seitenstraßen hieß „Kendelstreet“. Hier klingelte ich<br />

an jeder Tür und fragte die Hauswirte: „Do you let Rooms?“<br />

Zwei der Vermieter antworteten mit „Yes“. Davon<br />

suchte ich mir das bessere Angebot aus. In diesem Haus<br />

Foto: Wikipedia Commons<br />

wurden nur Frauen aufgenommen. Die Hausverwalterin,<br />

die auch die Zimmer putzte, kam von den Kanalinseln, die<br />

sie hatte verlassen müssen als diese 1940 von den Deutschen<br />

besetzt wurden. Es gab im Zimmer einen Kamin, der<br />

mit einem Penny aktiviert werden konnte. Außerdem gab<br />

es einen Gaskocher mit Wasserkessel, der auf die gleiche<br />

Weise zu bedienen war. Tee trinken ist ja, wie man weiß,<br />

in England sehr, sehr wichtig. Damit vertreibt man jedes<br />

Wehwehchen und jede emotionale Unpässlichkeit.<br />

Der Weg zwischen Wohnung und Hotel betrug etwa 20<br />

Minuten und in den Hyde-Park schaffte man es in der gleichen<br />

Zeit. Es war ein großer Vorteil so zentral wohnen zu können.<br />

Mein Wohnen war also auch gesichert. Jetzt konnte ich<br />

erst einmal beruhigt nach Siegen in den Urlaub fahren. Auf<br />

dem Hin- und Rückweg besuchte ich die erste Weltausstellung<br />

nach dem Krieg in Brüssel. Das Atomium, Wahrzeichen<br />

dieser Ausstellung, beeindruckte auch mich nachhaltig. In<br />

Siegen hat mir meine fürsorgliche Mutter Wan<strong>db</strong>ehänge für<br />

mein Zimmer in London genäht. In meinem neuen Zuhause<br />

richtete ich mich so gemütlich wie möglich ein. Zwei Häuser<br />

weiter wohnte Taimi, sie stammte aus Turku in Finnland.<br />

Mein Verhältnis zur „Housekeeper“ war so gut, dass ich<br />

für frei werdende Zimmer im Haus die Mitbewohnerinnen<br />

aussuchen durfte. Da war zunächst Mizzi aus Österreich, in<br />

der Schweiz aufgewachsen, zuletzt in Frankreich tätig gewesen.<br />

Sie besaß eine Nähmaschine und konnte buchstäb-<br />

lich alles nähen. Dann kamen Hilda und Ida aus der Schweiz<br />

und belegten ein Doppelzimmer. Ida liebte es zu essen, da<br />

war es sehr hifreich, dass sie gut kochen konnte. Hilda war<br />

sehr ordentlich und räumte immer so schön auf; sie war<br />

schon in Lynmouth meine Kollegin gewesen. Sie und Ida<br />

hatten auf der Isle of Wight (Alterssitz der Königin Viktoria)<br />

gearbeitet. Weil es ihnen dort nicht gefiel vermittelte ich sie<br />

ins Cumberland-Hotel und holte sie in „mein“ Haus.<br />

Dann war da noch Lizzi, auch eine Kollegin aus dem<br />

Hotel. Sie wohnte im Vorort Cheswick mit ihren Eltern.<br />

Ihre Mutter stammte aus Wien und hatte Mr. Saunders aus<br />

London geheiratet und Lizzi mit in die Ehe gebracht. Alle<br />

drei waren stets ein Herz und eine Seele. Lizzi stieß immer<br />

in den Arbeitspausen zu unserer Mädchenclique, denn der<br />

Weg vom Hotel war nicht weit.<br />

Später kam dann noch Jeanette, eine Schweizerin, hinzu,<br />

deren Freund als Koch im Dorchester-Hotel arbeitete. Wir<br />

haben uns alle wunderbar ergänzt und viel miteinander unternommen.<br />

Das Leben damals war einfach wunderschön.<br />

Ich habe viel gelernt. Besonders imponiert hat mir die liberale<br />

Einstellung zum Leben, die von den Briten ausging.<br />

Für mich war die Zeit in London 1958 bis 1960, das<br />

Zusammentreffen mit Menschen so unterschiedlicher Nationalitäten,<br />

Mentalitäten und Kulturen die beste Übung<br />

bezüglich Tolereanz, Achtung und Respekt.<br />

<br />

Erna Homolla<br />

64 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 65


Gott und die Welt<br />

Gott und die Welt<br />

Breslau – Stadt der schönen Kirchen<br />

Die lutherisch Evangelische Christophori-Kirche<br />

Breslau ist die Stadt voller sehenswerter schöner Kirchen<br />

aus verschiedenen Epochen, in verschiedenen<br />

Baustilen und Kunstrichtungen. Akustisch wird man<br />

an jedem Sonntag darauf aufmerksam, wenn unzählige Glocken<br />

zum Lobe Gottes erschallen und zum Gottesdienst rufen.<br />

Nahe dem ehemaligen Ohlauer Tor (der heutigen Straße<br />

Olawska) und dem Dominikanerplatz steht eine kleine Kirche<br />

(pl. Sw. Krzysztofa 1 – St.Christophoriplatz 1), die unter<br />

den vielen großartigen Gotteshäusern der Innenstadt Breslaus<br />

eher unscheinbar erscheint und doch eine große historische<br />

Bedeutung hat – die Christophorus Kirche. Hier kreuzten sich<br />

einst die Handelswege, die aus mehreren Richtungen in die<br />

Stadt führten. Daher hatten sich im fortgeschrittenen Mittelalter<br />

in diesem Bereich verschiedene Breslauer Zünfte niedergelassen,<br />

unter ihnen die Kürschner, die besonders reich<br />

waren. Folglich war für diesen Bezirk schnell ein Name gefunden:<br />

Kürschnerviertel. Bunter Handel (mit Lebensmitteln<br />

bis hin zu Töpfen und Holzprodukten und anderen lebensnotwenigen<br />

Dingen) machte den Abschnitt bekannt. Ihren Glauben<br />

vertieften und verfestigten die Menschen in der kleinen<br />

Hl. Maria von Ägypten-Kapelle, die bereits 1267 erwähnt<br />

war. Unter den reichen Kaufleuten und armen Arbeitern waren<br />

hier auch viele Polen sesshaft; denn in der Kapelle wurde<br />

auch in polnischer Sprache gepredigt (Sutowicz, der Prediger<br />

wurde dafür von dem Patrizier Mikolaj Zedlic bezahlt). Die<br />

zunehmende Zahl frommer Menschen machte bald den Bau<br />

einer Kirche nötig. An der Stelle der Kapelle wurde das St.<br />

Christophorus-Gotteshaus errichtet.<br />

Nach den unruhigen Zeiten der Reformation und der Gegenreformation<br />

wurde die kleine Christophorus-Kirche den<br />

Bild: Wikimedia Commonms<br />

Protestanten übergeben. Auch der Gottesdient<br />

in polnischer Sprache blieb erhalten.<br />

Polnische Mitbürger versammelten<br />

sich zweimal, später einmal am Tag,<br />

um am Gottesdienst mit polnischer Predigt<br />

teilzunehmen. Ca. ab 1550 begannen<br />

die Pastoren dort in der polnischen Schule<br />

zu unterrichten. In Folge der Reformen<br />

unter Friedrich dem Großen wurde<br />

der Schuldienst ins Maria Magdalenen<br />

Gymnasium verlegt, so dass die polnische<br />

Sprache in Breslau nie verstummte.<br />

3 Polnische Mitbürger evangelischen<br />

Glaubens (zu der Zeit eine verhältnismäßig<br />

kleine Schar; denn Polen war und ist<br />

überwiegend katholisch) hatten hier ihre<br />

christliche Heimat. So blieb es bis zur<br />

Nazi-Zeit. Das Kriegsende brachte die<br />

Wende und eine Umkehr der Verhältnisse.<br />

Neuanfang 1945/1946<br />

Nach dem Fall der „Festung Breslau“ am 6. Mai 1945<br />

war in der Stadt nur noch ein Viertel der ursprünglichen<br />

Bevölkerung vorzufinden. Da viele Deutsche nach dem<br />

Ende der Kämpfe hofften, in ihrer Stadt wieder ein Zuhause<br />

zu finden, wurden im August 1945 bei einer Volkszählung<br />

noch 189.500 Deutsche und etwa 16.000-17.000 Polen<br />

in Wrocław (Breslau) gezählt. Innerhalb weniger Monate<br />

sollte sich dieses Zahlenverhältnis jedoch völlig umkehren.<br />

Durch die Ansiedlung von Polen und die Vertreibung fast aller<br />

Deutschen wurde aus der deutschen Mehrheit innerhalb<br />

eines Jahres eine Minderheit. In Niederschlesien, besonders<br />

im Raum Wałbrzych (Waldenburg) und Wrocław, blieben<br />

nach 1945 rund 110.000 Deutsche zurück.<br />

Der im Trümmerfeld von Breslau verbliebene deutsche<br />

Teil war – wie vor dem Krieg – etwa zur Hälfte evangelischer<br />

Konfession. Wenn auch die Luth. Christophorus Kirche<br />

(heute Christophori-Kirche) im Zuge des Angriffs der Roten<br />

Armee im Frühjahr 1945 schwer beschädigt worden war (bei<br />

der Betrachtung eines Fotos könnte man auch von Zerstörung<br />

sprechen), wurde der Ort doch schnell wieder eine Stätte<br />

des Gebetes – in deutscher Sprache! In ihrer Verzweiflung<br />

und Not suchten einige unverzagte Frauen den Kontakt zueinander,<br />

um gemeinsam zu beten und den Gottesdienst zu<br />

feiern, wie es Dietrich Bonhoeffer hier getan hatte. Einen<br />

Gottesdienstraum inmitten der Ruinen zu finden, war schwierig.<br />

Ihr Problem löste Pfarrer Ryszard Borski (ein in Breslau<br />

und darüber hinaus wohl sehr bedeutender Mann, der später<br />

sogar zum Militärbischof berufen wurde). Er erreichte es,<br />

dass die frommen Frauen und Männer die Mutterkirche St.<br />

Maria Magdalena nutzen konnten. Deren Konfirmandensaal<br />

war verfügbar. Dort konnte weiter evangelischer Gottesdienst<br />

in deutscher Sprache gefeiert werden – mit einer schlichten<br />

schlesischen Liturgie und dem alten Gesangbuch in der Hand.<br />

Obwohl es in den ersten Nachkriegsjahren in den ehemaligen<br />

deutschen Ostgebieten mehr oder weniger offiziell verboten<br />

war, deutsch zu sprechen – traf man sich hier, betete und plauderte<br />

im alten Dialekt.<br />

Evangelische Gemeinde<br />

Deutscher Sprache in Breslau<br />

Anfangs war er es nur Seelsorge für die deutsche evangelische<br />

Minderheit, eine Minderheit in der Minderheit<br />

(deutschsprachig und evangelisch im katholischen Polen).<br />

Dann aber hat Pfarrer Borski die seelsorgerische Tätigkeit<br />

offiziell als Gemeinde angemeldet und beim Konsistorium<br />

in Warschau (Warszawa) registrieren lassen. So entstand<br />

die Ev. Gemeinde Deutscher Sprache in Breslau<br />

und Niederschlesien. Nach Genehmigung durch den polnischen<br />

Staat ist die Gemeinde seit Januar 1996 auch als<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechtes registriert und den<br />

anderen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Polens<br />

gleichgestellt. Die Wertschätzung und der Einfluss<br />

des Pfarrer Borski muss enorm gewesen sein. Denn nach<br />

dreijährigem Kamp hat er auch das Pfarrzentrum in Breslau-Zimpel<br />

von der Stadt zurückbekommen.<br />

Mitte der 50er Jahre wurde die Christophorus Kirche<br />

(jetzt Christophori Kirche) wieder aufgebaut und bekam den<br />

wunderschönen Altar aus der Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit<br />

in Massel (heute Maslow). Das 1591/1592 geschaffene<br />

Kunstwerk hatte die dortige Dorfkirche bis 1945 geziert.<br />

Nach dem Kriege wurde der Altar in ein Depot für Kulturgüter<br />

nach Breslau gebracht und fand schließlich 1958 seinen<br />

Platz in der Christophori Kirche. (Nicolaj Müller-Wusterwitz,<br />

Christophoribote 4/19, S. 30).<br />

Dann ereignete sich im Jahre 1958 ein Wunder (oder war<br />

es ein Zeichen vererbter schlesischer Toleranz?), wohl befördert<br />

durch Pfarrer Ryszard Borski. Die Verwaltung der polnischen<br />

Stadt Breslau hat die Kirche den verbliebenen evangelischen<br />

Deutschen zu Verfügung gestellt (man beachte: die<br />

überwiegend streng kath. Polen förderten die evangelischen<br />

Christen und dazu noch die Deutschen in einer Zeit, in der<br />

die Spannungen noch groß waren).<br />

Und die Breslauer Stadtverwaltung<br />

tolerierte entgegen<br />

aller Weisungen aus Warschau,<br />

dass weiterhin deutsch gesprochen<br />

wurde. So blieb es – bis<br />

heute; denn daraus wurde die<br />

heute sehr aktive, wohltätige<br />

Ev. Luth. Christophori-Gemeinde.<br />

Was die Christophori-<br />

Gemeinde von den anderen Ev.<br />

Luth. Gemeinden Polens unterscheidet,<br />

sind die Sprache und<br />

die schlesische<br />

Tradition.<br />

An der<br />

Spitze der Gemeinde<br />

steht<br />

heute mit Pfr.<br />

Andrzej Fober<br />

ein außergewöhnlicher,<br />

intelligenter,<br />

begnadeter, in<br />

jeder Hinsicht<br />

kontaktfreudiger<br />

Seelsorger.<br />

Pfarrer Fober<br />

kam aus Teschen,<br />

einer<br />

historisch<br />

bedeutenden<br />

Stadt, die im<br />

Laufe ihrer<br />

Am 14.12.1958 wurde die Kirche<br />

Geschichte<br />

wieder dem Gottesdienst gewidmet.<br />

einen besonderen<br />

Menschenschlag hervorgebracht hat, eine Stadt, die<br />

im Mittelpunkt verschiedener Nationen immer frei, unabhängig,<br />

sicher, reich und national sowie konfessionell sehr gut<br />

gemischt war. Es gab keine Minderheiten, sondern allenfalls<br />

einige herausragende Gruppierungen. Gleich ob Katholiken,<br />

Lutheraner oder Juden, ob Deutscher, Österreicher, Böhme,<br />

Ukrainer oder Pole, alle waren miteinander menschlich und<br />

wirtschaftlich sehr verbunden. Das spiegelt sich im Wesen der<br />

Menschen. So sind auch bei Pfarrer Fober Toleranz und Weltoffenheit<br />

grundgelegt.<br />

Nach seinem Studium in Warschau und seelsorgerischer<br />

Tätigkeit in Groß Wartenberg kam er im Jahre 2000 nach<br />

Breslau, um als deutsch sprechender Seelsorger die deutschsprachige<br />

Kirchengemeinde zu leiten. Die Christophori-Kirche,<br />

die er übernahm, war zu dem Zeitpunkt schon in einem<br />

guten Zustand. Nach dem schrecklichen Hochwasser (1997),<br />

das natürlich die nahe am Ohlauer Stadtgraben gelegene<br />

Kirche schlimm eingenommen hatte, war frisch saniert worden.<br />

Pfarrer Borski hat durch seine guten Kontakte <br />

Bild: Wikimedia Commonms<br />

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Gott und die Welt<br />

Gott und die Welt<br />

die einmalige Gelegenheit, Geld, das andere Ländern (meist<br />

Deutschland) zur Beseitigung der Wasserschäden gespendet<br />

hatten, erhalten, um es für die Renovierung der Kirche<br />

nutzen zu können. So konnte sein Nachfolger auf ein festes,<br />

gutes Fundament aufbauen.<br />

Die Fenster wurden<br />

2018 geweiht.<br />

Die Brückenbauer<br />

Die kleine Kirche weiter zu<br />

verschönern, war nun das Ziel<br />

der Pfarrgemeinde. Von einer<br />

Begegnung des Pfarrers mit<br />

Ernst Johann Prinz Biron von<br />

Kurland inspiriert, richtet sich<br />

das Augenmerk zunächst auf die<br />

Fenster. Angestrebt wurde, dass<br />

die beiden Fenster auf beiden<br />

Seiten des Altares etwas absolut<br />

Außergewöhnliches darstellen<br />

sollten, etwas, was die Würde<br />

und das künstlerisches Programm<br />

des besonderen Altares<br />

hervorhebt. Lange haben Pfarrer<br />

Fober und der Pfarrgemeinderat<br />

überlegt. Den entscheidenden<br />

Impuls gab der Musikdirektor<br />

der Kirchengemeinde, Tomaz<br />

Kmita-Skarsgard, der am<br />

Haupteingang der Abtei Westminster<br />

christliche Märtyrer<br />

verschiedener Konfessionen aus<br />

verschiedenen Weltreligionen<br />

des 20. Jahrhunderts abgebildet<br />

fand. Damit war die Idee geboren,<br />

auch in der Christophori<br />

Kirche Märtyrer aus der jüngsten<br />

Vergangenheit darzustellen.<br />

Von der Anregung angetan,<br />

beschloss man, in neuen Fenstern<br />

im Chorraum des Gotteshauses vier Märtyrer aus der<br />

schlimmen Hitlertyrannei abbilden, und zwar Dietrich Bonhoeffer,<br />

Edith Stein, Maximilian Kolbe und Juliuz Bursche.<br />

„All diese Märtyrer sind unsere Märtyrer, die ihr Leben für<br />

unseren Glauben und für Jesus Christus opferten. Nicht für<br />

einen katholischen, lutherischen, orthodoxen, sondern für unseren<br />

gemeinsamen und einzigen Christus. Unsere vier Märtyrer<br />

waren Menschen, die in äußerst schweren Zeiten NEIN<br />

sagen konnten. Sie traten gegen das Böse ein und kämpften<br />

für die Wahrheit und das Gute. Durch ihr Leben verkörperten<br />

sie drei Tugenden: den Glauben, die Hoffnung und die Liebe“<br />

schreibt der Musikdirektor. Weiter ist von ihm zu lesen: „Zum<br />

einen sind es Personen, die uns zeitlich sehr nah sind. Das<br />

Zeugnis ihres Lebens und ihres Martyriums ist äußerst real<br />

und für manche ältere Leute sogar fühlbar. Zum anderen soll<br />

an zwei Polen und zwei Deutsche, zwei Katholiken und zwei<br />

Evangelische, darunter zwei Breslauer, erinnert werden, ein<br />

Projekt dass die Versöhnung zwischen der deutschen und der<br />

polnischen Nation und die Ökumene fördert“.<br />

Der ihnen zukommende Ehr- und Achtungsanspruch wird<br />

in den Fenstern des Chorraumes der Christophori-Kirche<br />

sichtbar verwirklicht. So schauen heute zwei katholische und<br />

zwei evangelische Märtyrer mahnend vom Altarraum aus in<br />

die Kirche hinein.<br />

Unter dem gewiss maßgeblichen Einfluss des Seelsorgers,<br />

dem der Respekt vor anderen Religionen und die Erinnerung<br />

an die Vorfahren heilig sind, schlug man eine Brücke zwischen<br />

Religionen und Nationen.<br />

Als nächstes wurde das Projekt Wappenfenster zur Verschönerung<br />

der Kirche beschlossen. War es vor 70 Jahren den<br />

kommunistischen Machthabern noch wichtig, die langjährige<br />

deutsche Geschichte auf dem seit 1945 polnischen Territorium<br />

verschwinden zu lassen, hat sich die nachfolgende Generation<br />

umso mehr dafür interessiert, was (nicht nur in Schlesien)<br />

einst war. Dem objektiven Geist der Wahrheit folgte mit<br />

großer Freude auch die deutschsprachige Ev. Luth. Kirchengemeinde<br />

Christophori in Breslau. „Das Alte, Zerstörte wieder<br />

neu , frisch und lebendig zu machen, war immer meine<br />

Berufung und es spielt überhaupt keine Rolle, ob diese Tradition<br />

oder Sitte von Polen, Deutschen, Engländern oder sogar<br />

Schotten begonnen wurde. Ein Kontinium, eine Verbindung<br />

mit der Geschichte braucht der Mensch, um zu wissen, woher<br />

er kommt und wohin er geht“, schreibt Pfarrer Fober.<br />

Die Fenster dieser Kirche waren einst farbenprächtige<br />

Kunstwerke der Renaissance. Sie zeigten Wappen der Familien,<br />

die hier gebetet haben (Dr. Matthias Bernstorf, Breslauer<br />

Westwellen). Im März 2018 beschloss der Pfarrgemeinderat,<br />

die Fenster der Nordseite der Kirche mit 14 Wappen schlesischer<br />

Familien zu veredeln. Grundlage bildeten Kopien der<br />

Renaissance-Glasfenster aus dem Jahre 1586. In Frage kamen<br />

14 adlige Sippen, die immer zur Erhaltung von Kirchen,<br />

Pfarrhäusern, Schulen und Krankenhäusern beitrugen.<br />

Zu erwähnen ist z.B. die Familie von Rothkirch, die sowohl<br />

für die deutsche als auch für die polnische Geschichte<br />

Zeugnis ablegt. Sie ist wahrscheinlich schon im Gefolge<br />

der Hl. Hedwig, der Gräfin von Andech/Bayern und Herzogin<br />

von Meran nach Schlesien gekommen und wurde<br />

bereits 1302 urkundlich erwähnt. Mehrere Mitglieder der<br />

Sippe hatten schon 1241 im deutsch-polnischen Heer unter<br />

Führung des Piastenherzogs Heinrich II., des Frommen, an<br />

der Schlacht bei Liegnitz bzw. Wahlstatt gegen die Mongolen<br />

teilgenommen. Ein Rothkirch, ausgewiesen durch das<br />

Wappen mit drei Adlerköpfen auf seinem Schild, soll der<br />

Bannerträger des Heerführers gewesen sein (Nicolaj Müller-Wusterwitz).<br />

Weiter finden Wappen der Familien von<br />

Stosch, von Klitzing, von Schultzendorf, von Beust, von<br />

Lösch, von Gellhorn, von Wagenhoff, von Pelchrzim und<br />

Trzankowitz, von Eichborn, von Schlabrendorf, von Prittwitz<br />

u. Gaffron Platz in den Fenstern. Einige der Familien<br />

fördern auch heute den Aufbau der Christophori-Kirche.<br />

„Wir, die evangelische Gemeinde deutscher Sprache wollen<br />

zeigen, dass wir da sind. Wir sind eine besondere Gemeinde,<br />

die einzige deutschsprachige Gemeinde in Polen, vor allem<br />

aber in einer besonderen Stadt“, schreibt Pfarrer Fober.<br />

Seit 27 Jahren ist die ev. Christophori-Gemeinde offiziell<br />

anerkannt und trägt sich finanziell selbst. Sie wird von vielen<br />

Spendern aus Deutschland, Österreich, Spanien, Polen,<br />

Schweden und der Schweiz unterstützt. Die lebendige Gemeinde,<br />

die sich hier im Laufe von 8 Jahrhunderten ununterbrochen<br />

versammelt hat, betet genauso, wie es vor dem<br />

Krieg der Fall war. „Stellvertretend für alle bis 1945 existierenden<br />

evangelischen Kirchengemeinden Niederschlesien<br />

pflegen wir deren Tradition“, betont der Seelsorger weiter.<br />

Und nicht nur in Breslau. Pfarrer Fober fährt zu Gottesdiensten<br />

auch hinaus nach Liegnitz (Liebfrauenkirche), Bad<br />

Warmbrunn (Erlöserkirche), Lauban (Frauenkirche) und<br />

Waldenburg (Erlöserkirche). <br />

Wolfgang Kay<br />

Quellennachweis: Veröffentlichungen der genannten Autoren in den Christophoriboten 1/2016<br />

ff. 1) (Gambus/Hinrichsen/Wiebrock/Wolf, Breslauer in Wroclaw. Die deutsche Minderheit<br />

nach der Vertreibung (Internetveröffentlichung). Fotos: Wikipedia.de Christophorigemeinde.<br />

Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in<br />

Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg)<br />

war ein lutherischer Theologe, profilierter<br />

Vertreter der Bekennenden Kirche und am<br />

deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus<br />

beteiligt. Nach seiner Festnahme<br />

am 8. Oktober 1944 wurde er am 7. Februar<br />

in das KZ Buchenwald verlegt und Anfang<br />

April 1945 ins KZ Flossenbürg überführt. Am<br />

5. April 1945 ordnete Adolf Hitler die Hinrichtung<br />

aller noch nicht exekutierten „Verschwörer“<br />

des 20. Juli 1944 an und damit<br />

auch jene Dietrich Bonhoeffers.<br />

Edith Stein, Ordensname Teresia Benedicta<br />

a Cruce OCD, oder Teresia Benedicta<br />

vom Kreuz (* 12. Oktober 1891 in Breslau;<br />

† 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau),<br />

war eine deutsche Philosophin und<br />

Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft. Edith<br />

Stein wurde 1922 durch die Taufe in die<br />

katholische Kirche aufgenommen und 1933<br />

Unbeschuhte Karmelitin. In der Zeit des Nationalsozialismus<br />

wurde sie „als Jüdin und<br />

Christin“ zum Opfer des Holocaust.<br />

Maximilian Maria Kolbe, gebürtig Rajmund<br />

Kolbe; (* 7. oder 8. Januar 1894 in<br />

Zduńska Wola, Generalgouvernement Warschau,<br />

Russisches Kaiserreich), war ein polnischer<br />

Franziskaner-Minorit, Verleger und<br />

Publizist. Wegen seiner Missionsarbeit, die<br />

in der Zeit der deutschen Besatzung verboten<br />

war, wurde er 1941 verhaftet und nach Auschwitz<br />

deportiert, wo er für einen Mithäftling in<br />

den Hungerbunker ging und dort am 14. August<br />

1941 im Stammlager des KZ Auschwitz<br />

verstarb. Er wird von der katholischen Kirche<br />

als Heiliger und Märtyrer verehrt. Sein<br />

Gedenktag in der Liturgie ist der 14. August.<br />

Juliusz Bursche (* 16. September 1862 in<br />

Kalisz, Kongresspolen, Russisches Kaiserreich;<br />

† 20. Februar 1942 in Berlin) war der erste Superintendent,<br />

später Bischof der evangelischelutherischen<br />

Kirche von Polen. Wegen seiner<br />

klaren Linie gegen die nationalsozialistische<br />

Ideologie wurde er schon am 3. Oktober 1939<br />

vom Sicherheitsdienst der SS verhaftet und<br />

kurze Zeit später ins Gestapo-Gefängnis in<br />

der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin verbracht.<br />

Anfang 1940 wurde ins Konzentrationslager<br />

Sachsenhausen eingeliefert. Wegen seiner unerschütterlichen<br />

Glaubensverkündigung und<br />

-bezeugung wurde er gefoltert und drangsaliert<br />

Schließlich haben ihn die Nazis am 20. Februar<br />

1942 in Moabit ermordet. (Wikipedia)<br />

68 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 69


Der Inhalt dieser Seiten liegt presserechtlich in der Verantwortung des Vereins ALTERAktiv e.V.<br />

ALTERAktiv Senec@fé<br />

Treffpunkt neue Medien (Computer<br />

– Tablets – Smarphones)<br />

In verschiedenen Gruppen treffen<br />

sich die überwiegend älteren<br />

Teilnehmer*innen mit ihren Tablets,<br />

Smartphones oder Laptops, ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter*innen helfen<br />

bei Problemen und geben ihre<br />

Kenntnisse weiter.<br />

Sie haben entsprechende Kenntnisse<br />

im Umgang mit PC und Smartphone<br />

und Freude an der Vermittlung<br />

ihrer Kenntnisse, herzlich<br />

willkommen! Möglichkeiten zur<br />

Erweiterung des eigenen Wissensstandes<br />

sind gegeben.<br />

Ansprechpartnerin ist Antonie Dell,<br />

02739/2230, oder 0157/77785362<br />

senecafe@senioren-siegen.de<br />

Städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ 57074 Siegen,<br />

Marienborner Straße 151<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montags 14.00 - 18.00 Uhr<br />

Dienstags 9.00 - 12.00 Uhr<br />

Mittwochs 9 - 12 und 14 - 18 Uhr<br />

20 Jahre<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Engagement macht stark, machen Sie mit!<br />

Aktiv sein im Ruhestand, erworbene Kompetenzen und Fähigkeiten weiterhin nutzen,<br />

gemeinsam mit Gleichgesinnten zum Nutzen aller, dass ist das Motto des Vereins.<br />

Mitarbeit und Teilnahme in folgenden Arbeitsgruppen sind möglich:<br />

ALTERAktiv Repair Café<br />

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Defekte elektrische Kleingeräte wie<br />

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wieder funktionsfähig gemacht.<br />

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tüfteln gerne? Herzlich willkommen<br />

im Team des Repair Café.<br />

Ansprechpartner ist Klaus Reifenrath,<br />

0171/8821420<br />

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Siegen, St.-Johann-Str. 7<br />

Öffnungszeiten:<br />

Jeden dritten Samstag im Monat,<br />

13.00 – 16.30 Uh<br />

ALTERAktiv Lesepaten - Lesen<br />

Gemeinsam lesen mit Kindern in Kindergärten<br />

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von Lese- und Sprachfähigkeit von<br />

Kindern, die Unterstützung brauchen<br />

und ihre Freude am Lesen wecken,<br />

das ist das Ziel der Lesepaten.<br />

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lieben die Sprache und lesen gerne?<br />

Das Team der Lesepaten freut sich<br />

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Ansprechpartnerin ist Margrit Schulte,<br />

02739/2290, margrit.schulte@<br />

gmx.de Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151<br />

Öffnungszeiten:<br />

jeden 1. Dienstag im Monat,<br />

ab 15.00 Uhr<br />

ALTERAktiv HsM Handeln statt Misshandeln<br />

Beratung und -begleitung für ältere<br />

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bei belastenden Pflegesituationen<br />

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Ansprechpartner*nnen unter 0271/<br />

2346066, info@senioren-siegen.de<br />

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Siegen, St. Johann-Str. 7<br />

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Ansprechpartner ist Klaus Reifenrath,<br />

0171/8821420<br />

Antonie Dell<br />

Bärbel<br />

Koppenhagen<br />

Klaus Reifenrath<br />

Barbara Kerkhoff<br />

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entsprechend dem jeweiligen<br />

Hilfebedarf in den unterschiedlichen<br />

Einsatzgebieten.<br />

Ansprechpartner ist Dr. Thomas Petermann,<br />

thomas.petermann@gmx.de<br />

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Siegen, St.-Johann-Str. 7<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag und Mittwoch<br />

15.00 – 19.00 Uhr<br />

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kleines Geld. Beide Seiten sollten am<br />

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Siegen, St.Johannstr. 7 0271/<br />

2346066. info@senioren-siegen.de<br />

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Siegen, St.-Johann-Str. 7<br />

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Mittwochs 14.00 – 17.00 Uhr<br />

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zum sofortigen Mitmachen an.<br />

Durch die Freude an der gemeinsamen<br />

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der Tänzer*innen. Studien beweisen<br />

zudem, dass durch Tanzen auch die<br />

körperliche und geistige Gesundheit<br />

gefördert wird.<br />

Ansprechpartnerin ist Barbara Kerkhoff,<br />

barbara@kerkhoff-siegen.de<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Si., St.-Johann-Str. 7 0271/2346066.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Feitags (Anmeldung erforderlich)<br />

70 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 71


Wiederkehrende Termine<br />

montags:<br />

11-12 Uhr Seniorengymnastik mit<br />

Anne Freudenberger, Dr. Ernst-Schuppener-Haus,<br />

Stadtteilbüro Heidenberg,<br />

0271/23418872<br />

13.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle<br />

Leben im Alter“, Rathaus Weidenauer<br />

Straße 215, 0271/404-2200<br />

14.00 Montagscafé des DRK–Siegen<br />

Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,<br />

Schneppenkauten 1, 0271-76585<br />

18.00 Lese- und Literaturkreis mit<br />

Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V<br />

Siegen, Melanchtonstr. 61, in der<br />

Bibliothek 0271/7411019<br />

20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />

Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />

Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />

20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />

Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe Siegen<br />

e.V., städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. 0271/23602-67<br />

15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />

der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle<br />

Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838<br />

18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />

gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,<br />

städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Sgn.,<br />

0271/404-2200<br />

Jeden 3. Montag im Monat<br />

15.00 ALTERAktiv, Lesepaten, städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151 02739/2290<br />

18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />

Sauerstoff-Langzeit-Therapie städtisches<br />

Begegnungszentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 370354<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

14.30 Kaffeekränzchen: AWO-Begegnungsstätte<br />

Siegen, Rosterstr.186<br />

14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstr. 4, 02753/507740<br />

Letzter Montag im Monat<br />

18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis, städitsches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 02737/3308<br />

dienstags:<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

9.00 Die Creativen Siegen, „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 02737/3455<br />

15.00 ALTERAktiv Lesepaten, städt.<br />

Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, 02739/2290<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstraße 4, Information: „Aufwind<br />

Jugendhilfe GmbH“, Julia Trettin<br />

0172/4286150<br />

18.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,<br />

Kreisklinikum Weidenau<br />

Brigitte Schmelzer 02737/93470<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

9.00 Smartphonkurs, „AWO-Begegnungsstätte,<br />

Siegen, Rosterstr.186<br />

0271/3303-603<br />

16.30 Arbeitskreis MitweltZukunft,<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 0271/404-2434<br />

19.00 Vorwärts-Chor, „Haus Herbstzeitlos“<br />

Si., Marienborner Str. 151<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

15.00-17.00 Treffen der Heinzelwerker,<br />

Begegnungszentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Si., Marienborner Str.<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Information: Aufwind Jugendhilfe<br />

GmbH, Julia Trettin 0172/4286150<br />

Jeden 4. Dienstag im Monat<br />

9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte<br />

„Rosterberg“ Siegen,<br />

Rosterstr.186 0271/3303-603<br />

19.00 Vorwärts-Chor, städtisches<br />

Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

mittwochs:<br />

8.30 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2 02732/3790<br />

9.00 Wandern, Nordic Walking, ab<br />

Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,<br />

Günter Dickel 0271/334566<br />

9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-<br />

Fries-Seniorenzentrum der AWO,<br />

Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn<br />

0271/3303-603<br />

10.00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />

„Regiestelle Leben im Alter“, Rathaus<br />

Siegen-Weidenau 404-2200<br />

10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />

Tempo und Strecke sind angepasst,<br />

ab Rathaus Siegen-Weidenau<br />

0271/404-2200<br />

10.00-11.00 Sprechstunde des<br />

Seniorenbeirats, SeniorenService-<br />

Stelle Siegen-Geisweid, Am Klafelder<br />

Markt 20 0271/372199-05<br />

13.00-17.00 ALTERAktiv<br />

Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe<br />

Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,<br />

Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,<br />

0171-8821420<br />

14.00 Hilfen für zu Hause des Diakonischen<br />

Freundeskreises Siegen-Süd,<br />

Diakonie Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />

Siegen, MehrGenerationenZentrum,<br />

Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße<br />

7 0271/2346066<br />

15.30 Geselliger Kaffeenachmittag<br />

Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße<br />

61 0271/2316679<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

10.00 Trauercafé Regenbogen der<br />

ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstraße 3<br />

02732/1028<br />

14.30 Museums-Momente, Führung<br />

für Menschen mit Demenz und ihre<br />

Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“<br />

Siegen, Anmeldung<br />

erforderlich 0271-<br />

4057710<br />

15.00 Seniorennachmittag des<br />

Heimatvereins Burbach-Niederdresselndorf,<br />

Alte Schule <br />

0273-67726<br />

15.00 Frauenzimmer, Frauencafé<br />

des DRK-Niederschelden,<br />

Mudersbach, Josefstraße 1 <br />

0271/354962<br />

17.00 Smartphonecafé, Hilfe<br />

rund um Handy Laptop und Co.<br />

Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenh.<br />

Kreuztal, Danziger Str.<br />

2 02732/3790<br />

19.30 Treffen der Heimatfreunde<br />

Trupach, Kapellenschule<br />

Si.-Trupbacher Str. 34<br />

0271/371022<br />

Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde,<br />

Christofferhaus Siegen, Friedrich-<br />

Wilhelm-Str. 118<br />

14.30 Wir tanzen wieder! Für<br />

Menschen mit und ohne Demenz,<br />

Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenb.,<br />

Dreisbachstr. 24 Anm. <br />

0271/234178-17<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

10.30 Senioren helfen Senioren:<br />

Smartphontreffen des Seniorenbeirats,<br />

Beratungsstelle im Gebäude der Sparkasse<br />

Siegen-Geisweid, Am Klafelder<br />

Markt 20<br />

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />

Demenz im Café Auszeit<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10.00-12.00 Seniorenwerkstatt, des<br />

„Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.<br />

Spanischsprachige Gemeinde e.V.,<br />

kath. Gemeindehaus Siegen, St.-Michaelstraße<br />

3 0271/42517<br />

10-12 Uhr Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />

Eiserfeld, Mühlenstraße<br />

12.30 Öffentliche Führung: Gegenwart<br />

trifft Vergangenheit Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen<br />

Jeden 2. Donnerstag<br />

15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten<br />

im Leben für Menschen mit Gedächtnisproblemen<br />

KSG-Senioren Wohnanlage<br />

Weidenau, Weidenauer Str. 202<br />

Jeden 4. Donnerstag<br />

15.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökum. Hospizhilfe Siegen e.V., „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner Str.<br />

151 0271/23602-67<br />

freitags:<br />

15.30 Singkreis Lebendiges Haus e.V<br />

Siegen, Melanchtonstraße 61<br />

0271/7032846<br />

17.00 Tanzen ab der Lebensmitte auch<br />

ohne Partner, TanzZentrum Si.-Geisweid,<br />

Birlenbacher Hütte 16<br />

0271/84999<br />

18.00 Wochenschlussandacht in der<br />

Autobahnkirche Anmeldung unter:<br />

Autobahnkirche-Siegerland.de<br />

21.00 Tango Milonga, Café Basico<br />

Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von<br />

Buschhütten kommend vor der<br />

Eisenbahnbrücke links)<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe<br />

Siegen e.V. „Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, 0271/6610335<br />

samstags:<br />

Jeden 3. Samstag im Monat<br />

9-12 Uhr Repaircafé, Kath. Gemeindehaus<br />

Erndtebrück, Birkenweg 2<br />

Information: Wittgenstein im Wandel,<br />

Friederike Oldeleer 02759/2149560<br />

13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />

Mehrgenerationenzentrum im<br />

Haus der der Martinigemeinde St.-<br />

Johannstraße 7 0171-8821420<br />

Jeden 4. Samstag im Monat<br />

13.00 Klimawelten Repaircafé,<br />

Florenburg Hilchenbach, Kirchweg 17<br />

Ingrid Lagemann<br />

02733/2366<br />

sonntags:<br />

16.00 Öffentliche<br />

Führung: Gegenwart<br />

trifft Vergangenheit<br />

Museum für<br />

Gegenwartskunst Si.<br />

20.00 Salsa Fiesta,<br />

Café Basico Kreuztal,<br />

Hüttenstraße 30 (von<br />

Siegen vor der Eisenbahnbrücke<br />

lks.)<br />

Jeden 1. Sonntag<br />

im Monat<br />

14.00 Johannland-<br />

Museum geöffnet,<br />

ab 15 Uhr Kaffee<br />

und Kuchen<br />

Netphen-Irmgarteichen,<br />

Glockenstr.19<br />

15.00 Führungen<br />

im Wodanstollen<br />

Heimatverein Salchendorf<br />

e.V., Neunkirchen,<br />

Arbachstr.<br />

28 a<br />

0170 4770666<br />

15.00 Trauercafé<br />

der Ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V.,<br />

Pfarrheim Heilig<br />

Kreuz Siegen, Im<br />

Kalten Born Siegen,<br />

0271/23602-67<br />

15.00 Von Erde<br />

schöner Die Sammlungen<br />

des Museum<br />

für Gegenwartskunst<br />

Siegen, Am<br />

Unteren Schloss 1<br />

Jeden 2. Sonntag<br />

im Monat<br />

10.00-12.00<br />

Tausch und Plausch,<br />

Treffen der Briefmarkenfreunde<br />

Netpherland, Heimatmuseum<br />

Netphen,<br />

Lahnstr. 47<br />

02737/209527<br />

(W. Lerchstein)<br />

14.30 Sonntagscafé,<br />

Alten Linde<br />

Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstr. 2<br />

15.00 Sonntagscafè,<br />

Heimatverein<br />

im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />

Auf der Burg 15<br />

0271/311579<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

14.30 Kaffeeklatsch,<br />

Heimatverein Salchendorf e.V.,<br />

Haus Henrichs Neunkirchen-<br />

Salchendorf, Hindenburgplatz 1<br />

72 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 73


Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />

Seniorenbegegnungszentrum<br />

der Universitätsstadt Siegen<br />

Verwaltung:<br />

Seniorenbeauftragter 0271/404-2434<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Lesepaten 02739 / 22 90<br />

Senec@fé 0271 / 2 50 32 39<br />

durchblick - siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle 0271/ 6 16 47<br />

Redaktion 0171 / 6 20 64 13<br />

durchblick verlost Freikarten<br />

„Wahre Verbrechen – Wahre Geschichten“<br />

im Kulturhaus Lÿz<br />

Fernsehzuschauer kennen Christian Redl als<br />

wortkargen, einzelgängerischen Kommissar<br />

Thorsten Krüger aus der ZDF-Reihe Spreewaldkrimi.<br />

Im Lÿz präsentiert er nun livehaftig<br />

in einer inszenierten Lesung Geschichten aus<br />

Crime, dem True-Crime-Magazin des Stern.<br />

Zwei packende Fälle, bei denen es weniger<br />

um kriminalistische Erfolge geht, sondern<br />

um Lebenslügen, Eigenheiten und Motive<br />

von Menschen, die Grenzen überschreiten.<br />

Tisch, Mikro und Stuhl, mehr braucht der<br />

Grimme-Preisträger nicht, um das zu erzeugen,<br />

um Spannung zu erzeugen.<br />

Freitag, den 1. Oktober <strong>2021</strong><br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 7<br />

Gewinnen können Sie<br />

3 x 2 Eintrittskarten,<br />

wenn Sie bis 20. September eine<br />

Nachricht mit Namen, Telefonnummer<br />

und dem Vermerk Freikarten senden an:<br />

Redaktion durchblick<br />

Marienborner Str. 151<br />

57074 Siegen<br />

gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />

Die Gewinner werden telefonisch<br />

benachrichtigt.<br />

Die Tickets werden auf Ihren Namen an<br />

der Abendkasse hinterlegt.<br />

Die Gewinner der letzten Verlosung:<br />

Je zwei Karten für eine Kulturveranstaltung<br />

ihrer Wahl erhielten: Heike Jendrek,<br />

Brachbach; Christiane Klein, Netphen;<br />

Sonja Reimann Burbach<br />

montags<br />

57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />

www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />

10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

10.00 - 12.00 Werkstatt geöffnet<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung<br />

dienstags<br />

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />

Computertreff<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

Kostenlose<br />

Parkplätze am Haus<br />

Bushaltestelle: Blumenstraße<br />

Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:<br />

B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />

mittwochs<br />

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

09.30 - 11.00 Englischkurs auf Anfrage<br />

0271 / 404-2200<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11.00 - 12.30 Englischkurs auf Anfrage<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

14.30 - 16.30 Werkstatt geöffnet<br />

15.00 - 17.00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

19.00 - 22.30 Film und Videoclub<br />

19.00 - 21.00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02<br />

SeniorenServiceStelle 0271 / 404-22 38<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35<br />

Gruppen<br />

Trauercafé0271 / 23 602-67<br />

Film- und Video-Club 02732 /1 24 60<br />

Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />

Werkstatt0271 / 6 27 76<br />

Englischkurse 0271 / 404-2200<br />

donnerstags<br />

09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />

10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />

12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />

0271 / 404-2200<br />

freitags<br />

11.00 - 13.30 Englischkurs 1<br />

13.30 - 14.00 Englischkurs 2<br />

0271 / 404-2200<br />

samstags<br />

09.00 - 12.00 Wandergruppe der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

Termine auf Anfrage<br />

Tai Chi<br />

Zum Entspannen und Stärken<br />

Endlich geht es wieder los! Nach dem Corona-Lockdown hat das „Haus<br />

Herbstzeitlos“, die Seniorenbegegnungsstätte der Universitätsstadt Siegen,<br />

wieder geöffnet. Unter Einhaltung der Hygieneregeln finden wieder alle<br />

Veranstaltungen statt. In den nächsten Ausgaben stellen wir noch einmal<br />

die Aktivitäten vor. Heute beginnen wir mit einer Gruppe, die sich montags<br />

von 17-18 Uhr im Haus Herbstzeitlos trifft, bei schönem Wetter auch gerne<br />

im Wald. Die Gruppe freut sich auf Neuzugänge und wird von einer Sportlehrerin<br />

und ihrer Assistentin geleitet, weshalb zwei Gruppen mit unterschiedlichem<br />

Niveau gleichzeitig üben können. Infos unter: 0271-404 2434<br />

Lerne, dein Chi fließen zu lassen! Spüre deine Kraft! Finde dein Gleichgewicht!<br />

Baue deinen Streß ab und genieße den Spaß am Erlernen der<br />

fließenden Bewegungen aus der zwanzigminütigen TAI CHI-Bewegungsfolge<br />

im Yangstil. Lass dich entführen in die komplexen Bewegungen der<br />

drei Teile der TAI CHI-Folge: „Die Erde, der Himmel, der Mensch“.<br />

74 durchblick 3/<strong>2021</strong> 3/<strong>2021</strong> durchblick 75


Foto: Wikipedia Commons<br />

1. Mittwoch<br />

17.00 Smartphonecafé: Hilfe rund<br />

um Handy, Laptop, und Co. Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str.2, Anm. 02732/3790<br />

2. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

17.00 Vortrag: Arbeitsgemeinschaft<br />

Ehrenamtliche Betreuung, Rathaus<br />

Siegen-Geisweid, Lindenplatz 7<br />

3. Freitag<br />

15.00 Großer Bücherflohmarkt in der<br />

Hellertalschule, Alte Hellertalschule<br />

Burbach, Killingstraße 10. An jedem<br />

Montag und Freitag im Monat.<br />

18.00 Ausstellungseröffnung, Manchmal<br />

trifft die Gegenwart unerwartet<br />

auf die Vergangenheit, Anna Boghiguian,<br />

MGK Siegen, Unteres Schloss<br />

20.00 Freilichtbühne Freudenberg:<br />

Sind denn alle verrückt geworden<br />

4. Samstag<br />

20.00 Sind denn alle verrückt geworden?<br />

Freilichtbühne Freudenberg,<br />

20.00 Comedy mit Lisa Feller: Ich<br />

komm' jetzt öfter! Siegerlandhalle Si.<br />

5. Sonntag<br />

14.30 Stadtführung Rund ums Krönchen,<br />

ab Oberes Schloss Siegen,<br />

Burgstr. 5, Anm. 0271/404-4000<br />

15.00 Der Räuber Hotzenplotz, Freilichtbühne<br />

Freudenberg, Kuhlenberg 34<br />

16.00 Sonntagnachmitag um 4 im<br />

Schlosspark, mit den Herdorfer Dixieland<br />

Friends, Oberes Schloss Siegen<br />

7. Dienstag<br />

9-12.00 Uhr Rollatortag mit Informationen<br />

und Unterhaltung, Senioren-Service-Stelle<br />

Neunkirchen, am Rathaus<br />

Jeden Samstag und Sonntag<br />

im September ab 10 Uhr<br />

Mit der Vespa durch die Heimat,<br />

Roller-Erlebnistour-Glück-Auf,<br />

ab Hilchenbach, Vormwalder Str. 43b<br />

0173/4232452<br />

September<br />

Pe Werner singt und plaudert am 17. im Heimhoftheater Burbach.<br />

9. Donnerstag<br />

20.00 Konzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen und Busch-Preis-Träger<br />

Joë Christophe, Siegerlandhalle Siegen<br />

10. Freitag<br />

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Si., Marienborner Str. 151<br />

11. Samstag<br />

20.00 Sind denn alle verrückt geworden?<br />

Freilichtbühne Freudenberg<br />

12. Sonntag<br />

15.00 Der Räuber Hotzenplotz, Freilichtbühne<br />

Freudenberg, Kuhlenberg 34<br />

15.30 Herbstkonzert der Marinekameradschaft<br />

Siegerland e.V, Evangelische<br />

Kirche Hilchenbach<br />

18.00 Filmpalast im Heimhof-Theater<br />

zeigt: Pappa ante portas, Burbach,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

18.00 Bernd Stelter: Hurra – Ab<br />

Montag ist wieder Wochenende, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hi.-Dahlbruch<br />

13. Samstag<br />

19.00 VHS-Vortrag: Leistungen im<br />

Pflegefall, Otto-Reiffenrath-Haus<br />

Neunkirchen, Bahnhofstr. 1<br />

16. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

städtisches Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

17. Freitag<br />

20.00 Pe Werner singt und plaudert,<br />

Eine Nacht voller Seligkeit, Heimhof-<br />

Theater Burbach, Heimhofstr.7a<br />

22.00 Nachtwächterführung mit<br />

Balthasar, ab Nikoleikirche Siegen,<br />

Markt 2, Anm. 0271/404-4000<br />

18. Samstag<br />

14.30 Gruftenwegführung, Lindenbergfriedhof,<br />

Erinnerungskultur in der<br />

Kaiserzeit, Anm. 0271/404-4000<br />

19.00 Genuss Seminar: Blind-Tasting<br />

Schokolade mit der Meister-Konditorin<br />

Lea Hoberg, Dunkelcafé Siegen,<br />

Kölner Straße 11<br />

A-capella-Show, am 26. im Gebrüder-Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch.<br />

20.00 Die Schmonzetten in Konzert<br />

– alles ist möglich –, Alte Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstraße 2<br />

19. Sonntag<br />

14.30 Rundgang: Als Siegen über<br />

sich hinauswuchs, ab Hauptportal<br />

Martinikirche, Grabenstraße 27 Anm.<br />

0271/404-4000<br />

22. Mittwoch<br />

17.00 Vortrag der Arbeitsgemeinschaft<br />

Ehrenamtliche Betreuung,<br />

Bad Berleburg-Wemlighausen, Am<br />

Wernsbach 1<br />

25. Samstag<br />

20.00 Konzert: Bookends-Simon &<br />

Garfunkel, Eichener Hamer Kreuztal<br />

1. Freitag<br />

8.30 Digitales Senioren-Fitness-Angebot<br />

für zuhause, Stadtteilbüro FES<br />

& MGH Kreuztal, Anm. 02732/3790<br />

15.00 Großer Bücherflohmarkt<br />

in der Hellertalschule, Alte Hellertalschule<br />

Burbach, Killingstraße 10. An<br />

jedem Montag und Freitag im Monat.<br />

18.00 Aktionsveranstaltung zum<br />

Weltseniorentag, Kreuztal Stadtteilbüro<br />

FES, Danziger Str. 2, Anm.<br />

02732/3790<br />

20.00 Right Now - celebrating 50 years<br />

anniversary, Canadian Brass, ev.<br />

Kirche Buschhütten<br />

20.00 Und es war Flutlicht, Heimatkomödie<br />

mit Inzidenzen von Magnus<br />

Reitschuster, Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 Lesung: Christian Redl, Wahre<br />

Verbrechen – Wahre Geschichten,<br />

Kulturhaus Lÿz, Si. St.-Johann-Str. 18<br />

21.00 Siegener Nachtwächterführung<br />

mit Balthasar, Anm. 0271/404-4000<br />

2. Samstag<br />

20.00 Comedy-Show: Tino Bomelino,<br />

Mit der Kraft der Power, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Foto: Wikipedia Commons<br />

20.00 Komödie: Taxi Taxi – Doppelt leben<br />

hält besser, Apollo-Theater Siegen<br />

26. Sonntag<br />

14.30 Stadtführung: Liebesleid &<br />

Mordgeschichten, Rundgang mit der<br />

Magda, ab Schlosshof Oberes Schloss<br />

Siegen. Anm. 0271/404-4000<br />

19.00 a-capella-Show: basta – Eure<br />

liebsten Lieder, Gebrüder-Busch-<br />

Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

27. Montag<br />

10.00 Frühstück der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Anm. 0271/6610335<br />

10.00 Stadteilfrühstück im Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2, Anm. 02732/3790<br />

Oktober<br />

20.00 Gogol & Mäx - Concerto Humoroso,<br />

Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf,<br />

Heimhofstraße 7<br />

3. Sonntag<br />

14.30 Stadtführung: Rund ums Krönchen,<br />

Anmeldung 0271/404-1316<br />

5. Dienstag<br />

18.30 VHS-Vortrag: Demenz – was,<br />

wenn plötzlich alles anders wird?,<br />

Gemeinschaftsveranstaltung, im Bürgerhaus<br />

Burbach, Marktplatz 7<br />

18.30 VHS-Vortrag: Märchen in der<br />

Begleitung Sterbender, Stadtbibliothek<br />

Kreuztal, Marburger Str. 10<br />

19:00 Kurbelkiste: Alles ausser gewöhnlich,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

6. Mittwoch<br />

17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund<br />

um Handy, Laptop, und Co., Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2, Anm. 02732/3790<br />

18.00 Vortrag von Akiko Stein, Wasser<br />

– allumfassendes Element – unser<br />

Lebenselixier, Altes Feuerwehrgerätehaus,<br />

Netphen, St. Petersplatz<br />

29. Mittwoch<br />

14.00 Seniorencafé, Verschiedene<br />

Aktivitäten bei Kaffee & Kuchen,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH Kreuztal,<br />

Anmeldung 02732/3790<br />

19.00 VHS-Filmzeit: Die Köchin des<br />

Kommandanten – Zwei Wege nach<br />

Auschwitz, Weiße Villa Kreuztal<br />

30. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

17.00 VHS-Vortrag: Entlastung von<br />

pflegebedürftigen Menschen, Bad Laasphe,<br />

Haus des Gastes Wilhelmsplatz 3<br />

18.30 VHS-Vortrag: Neues zum<br />

Schwerbehindertenrecht Stadtbibliothek<br />

Kreuztal, Marburger Str. 10<br />

19.00 VHS-Vortrag: Insektensterben<br />

– was wir darüber bereits wissen und<br />

was wir dagegen unternehmen können,<br />

Gymnasium Wilnsdorf, Hoheroth 94<br />

Bookends-Simon & Garfunkel,<br />

am 25. im Eichener Hamer Kreuztal.<br />

Gogol & Mäx – Concerto Humoroso,<br />

am 2. im Heimhof-Theater Burbach.<br />

76 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 77


Oktober<br />

November<br />

Comedy-Trio „Eure Mütter“, am 7. in der Turn- und Festhalle Buschhütten.<br />

6. Mittwoch<br />

20.00 Und es war Flutlicht, Heimatkomödie,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

7. Donnerstag<br />

20.00 Comedy-Trio Eure Mütter,<br />

Turn- und Festhalle Kreuztal-Buschhütten,<br />

Buschhüttener Str. 91<br />

20.00 Und es war Flutlicht, Heimatkomödie,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

8. Freitag<br />

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />

16.00 Theatermärchen: Das Tapfere<br />

Schneiderlein, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

19.30 VHS-Lesung mit Sandra Halbe:<br />

Wittgensteiner Schatten, Haus des<br />

Gastes, Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3<br />

9. Samstag<br />

14.30 Stadtführung zu den früheren<br />

Stadttoren und Wehrtürmen in Siegen,<br />

Anmeldung 0271/404-4000<br />

20.00 Bino Dola Trio, Flamenco Andaluz,<br />

Heimhof-Theater Burbach<br />

20.00 Konzert: Hartmut Sperl Trio<br />

feat. Judith Adarkwah, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Str. 18<br />

10. Sonntag<br />

14.30 Sonntagsführungen: Wo das<br />

Herz von Alt-Siegen schlug, Anmeldung<br />

0271/404-4000<br />

15.00 Kreuztaler Teddybärenkonzert<br />

mit der Philharmonie Südwestfalen,<br />

Wir bauen ein Orchester, Kreuzkirche<br />

Kreuztal<br />

16.00 KulturfleckenSilberstern Konzert:<br />

In Szene gesetzt werden Chansons<br />

Alte Schmiede, Freudenberg,<br />

Am Silberstern 4a<br />

18.00 Filmpalast im Heimhof-Theater:<br />

Über den Dächern von Nizza,<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

14. Donnerstag<br />

14.30 Stadtführung: Frauen in der Geschichte<br />

Siegens, ab Oberes Schloss,<br />

Burgstr. 5, Anm. 0271/404-4000<br />

20.00 LÿzMixVarieté, Kulturhaus<br />

Lÿz,St.-Johann-Straße 18<br />

15. Freitag<br />

18.30 VHS-Gemeinschaftsvortrag:<br />

Demenz – was, wenn plötzlich alles<br />

anders wird? Bürgerhaus Burbach<br />

Marktplatz 7<br />

21.00 Siegener Nachtwächterführung<br />

Anmeldung 0271/404-4000<br />

20:00 Theater: Drama Statt Siegen<br />

Goldener Herbst beliebte Seniorenveranstaltung der Stadt Siegen, am 26. Oktober.<br />

Revanche, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

(auch Sa.16. und So.17.)<br />

17. Sonntag<br />

14.30 Stadtführung: Als Siegen über<br />

sich hinauswuchs, 0271/404-4000<br />

19. Dienstag<br />

19:00 Kurbelkiste: Die obskuren Geschichten<br />

eines Zugreisenden, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20 Mi. / 21.Do. / 22.Fr.<br />

20:00 Theater, englischprachige Inszenierung<br />

The Desperate Thespians:<br />

Jules Feiffers Little Murders, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Str. 18<br />

23. Samstag<br />

20.00 Comedy: Bastian Bielendorfer<br />

Lustig, aber wahr! Siegerlandhalle<br />

20.00 Modern Jazz-Konzert I AM, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Str. 18<br />

24. Sonntag<br />

14.30 Siegener Stadtführung mit Magda:<br />

Liebesleid & Mordgeschichten, Anmeldung<br />

0271/404-4000<br />

14.30 Stadtführung Siegen: Wo die<br />

Zünfte wirkten, Museum für Gegenwartskunst,<br />

Anm. 0271/404-4000<br />

17.00 xpeditionen: Rocky Mountains,<br />

ein Bike-Trip, Turn- und Festhalle<br />

Kreuztal-Buschhütten<br />

25. Montag<br />

10.00 Frühstück der Seniorenhilfe,<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, Anm. 0271/6610335<br />

10.00 Stadteilfrühstück im Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2, Anm. 02732/3790<br />

26.Dienstag<br />

14.00 Seniorenveranstaltung der Stadt<br />

Siegen: Goldener Herbst, Bismarkhalle<br />

Siegen-Weidenau<br />

16.00 VHS-SIWI Ein Blick hinter die<br />

Kulissen von Radio Siegen, ab Siegen,<br />

Tiergartenstr. 37<br />

27. Mittwoch<br />

14.00 Seniorencafé, Aktivitäten bei<br />

Kaffee & Kuchen, Stadtteilbüro FES &<br />

MGH Kreuztal Anm. 02732/3790<br />

19.00 VHS-Vortrag: Vorsorgevollmacht<br />

– Betreuungsverfügung, Otto-<br />

Reiffenrath-Haus Neunkirchen<br />

28. Donnerstag<br />

20.00 Comedy mit Markus Krebs: Pass<br />

auf... kennste den? Siegerlandhalle<br />

29. Freitag<br />

20:00 Roman Knižka & OPUS 45:<br />

Ich hatte einst ein schönes Vaterland<br />

– 1700 Jahre jüdisches Leben in<br />

Deutschland, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Straße 18<br />

1. Montag<br />

15.00 Großer Bücherflohmarkt in der<br />

Hellertalschule, Alte Hellertalschule<br />

Burbach, Killingstraße 10. An jedem<br />

Montag und Freitag im Monat.<br />

2. Dienstag<br />

19:00 Kurbelkiste: Nackt unter Wölfen,<br />

Kulturhaus Lÿz Si., St.-Johann-Str.<br />

3. Mittwoch<br />

14.30 Stadtführung zu den früheren<br />

Stadttoren und Wehrtürmen, ab<br />

Innenhof Unteres Schloss, Siegen,<br />

Anm. 0271/404-4000<br />

17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund<br />

um Handy, Laptop, und Co., Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2, Anm. 02732/3790<br />

18.00 Lesung: Crauss – Schönheit<br />

des Wassers, Altes Feuerwehrgerätehaus,<br />

Netphen, St. Petersplatz<br />

18.00 VHS-Vortrag: Selbstbestimmt<br />

wohnen und leben – barrierefrei,<br />

bequem, sicher, Bürgerhauses Bad<br />

Berleburg, Am Marktplatz<br />

4. Donnerstag<br />

20.00 Lady Sunshine & Mister Moon,<br />

Sing, Baby sing! Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

20.00 Nessi Tausendschön: 30 Jahre<br />

Zenit – Operation Goldene Nase, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hi.-Dahlbruch<br />

5. Freitag<br />

17.00 Helikopter Tour 2020, Deine<br />

Freunde, Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 WDR2 Copacabana: WDR 2<br />

Copacabana eskaliert! Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

20.00 Philharmonie Südwestfalen,<br />

British Proms, Leitung: Russell N.<br />

Harris, Apollo-Theater Siegen<br />

21.00 Nachtwächterführung mit Balthasar,<br />

Treffpunkt: Nikoleikirche Siegen,<br />

Markt 2, Anm. 0271/404-4000<br />

6. Samstag<br />

20.00 Philharmonie Südwestfalen,<br />

British Proms, Leitung: Russell N.<br />

Harris, Apollo-Theater Siegen<br />

WDR 2: „Copacabana eskaliert!“,<br />

am 5. im Kulturhaus Lÿz Siegen.<br />

20.00 Konzert: Elisabeth<br />

Heller, New Mornings, Heimhof-Theater<br />

Burbach<br />

20.00 Konzert mit dem Quintett<br />

Tipping Family, Alte Linde<br />

Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstraße 2<br />

7. Sonntag<br />

14.30 Stadtführung: Rund<br />

ums Krönchen, ab Oberes<br />

Schloss Siegen, Anm. <br />

0271/404-1316<br />

15.00 Kostenlose Filmvorführung:<br />

Monsieur Pierre geht<br />

online Stadtteilbüro FES &<br />

MGH Kreuztal, Danziger Straße<br />

2, Anm. 02732/3790<br />

17.00 Panoramavision: Dieter<br />

Freigang, Rund um den<br />

Königssee – das Berchtesgadener<br />

Land, Aula des Gymnasiums<br />

Netphen, Haardstr. 35<br />

17.00 Kammermusik mit der<br />

Philharmonie: SW Une Soiree<br />

Fraincaise, Schützenhalle Hilchenbach<br />

18.00 Abrazo Tour 2020, Vincent<br />

Peirani & Émile Parisien, Krombacher<br />

Brauerei Erlebniswelt Kreuztal<br />

20.00 Schauspiel von Daniel Kehlmannn,<br />

Die Reise der Verlorenen,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

9. Dienstag<br />

15.30 VHS Stolpersteinbegegnung,<br />

1700 Jahre jüdisches Leben in<br />

Deutschland, Bahnhof Hilchenbach<br />

10. Mittwoch<br />

19.00 VHS-Filmzeit: Ein verborgenes<br />

Leben, Weiße Villa Kreuzt. Dreslers Park<br />

20.00 Schlosspark-Theater Berlin,<br />

Dieter Hallervorden: Gottes Lebenslauf,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 Die Judenbank – Volksstück<br />

von Reinhold Massag, Gebrüder-<br />

Busch-Theater, Hilchenb.-Dahlbruch<br />

11. Donnerstag<br />

18.00 VHS-Philosophisch: Die giftige<br />

Kröte Neid, Diagnosen – Analysen –<br />

Strategien, Stadtbibliothek Kreuztal<br />

20.00 Schlosspark-Theater Berlin,<br />

Dieter Hallervorden: Gottes Lebenslauf,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

12. Freitag<br />

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />

19:30 Talk im Lÿz: Ich sehe ein Glasfoyer,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20.00 Highland Blast <strong>2021</strong>, A taste<br />

of Scotland, Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

13. Samstag<br />

10:00 Lÿz-Vortrag Vom Lyceum zum<br />

Kulturhaus, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

„Die Judenbank“, am 10. im Gebr.-Busch-Theater<br />

18:00 Comedykonzert: Alles wird gut,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

20.00 Schlosspark-Theater Berlin,<br />

Dieter Hallervorden: Gottes Lebenslauf,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 Daubs Melanie – PREMIERE,<br />

Nä, wat en Gedäh!, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

14. Sonntag<br />

11:00 Jazzbrunch, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

17.00 Schlosspark-Theater Berlin, Dieter<br />

Hallervorden: Gottes Lebenslauf,<br />

Apollo-Theater Siegen, auch 20 Uhr<br />

18.00 Filmpalast im Heimhof-Theater:<br />

Traum ohne Ende, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

16. Dienstag<br />

19:00 Kurbelkiste: Der Geburtstag,<br />

Kulturhaus Lÿz Si., St.-Johann-Str. 18<br />

17. Mittwoch<br />

20:00 Konzert: L.v.Merwijk&Latin Music,<br />

Kulturhaus Lÿz Si., St.-Johann-Str.<br />

Daubs Melanie „Nä, wat en Gedäh!“,<br />

am 13. im Heimhof-Theater Burbach.<br />

78 durchblick 3/<strong>2021</strong><br />

3/<strong>2021</strong> durchblick 79


November<br />

Nessi Tausendschön „Operation Goldene Nase“, am 20. im Heimhof-Theater Burbach.<br />

18. Donnerstag<br />

18.30 VHS-Vortrag: Einbruch? Nicht<br />

bei mir! Einbruchsschutz für Privathaushalte,<br />

Stadtbibliothek Kreuztal<br />

20.00 Kabarett: Solopragramm mit<br />

Christian Ehring, Eichener Hammer<br />

Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

20.00 Kammermusik: Notos Quartett,<br />

Gebrüder-Busch-Theater, Hilchenb.<br />

20.00 LÿzMixVarieté: Geburtstags-<br />

Special, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

19. Freitag<br />

20.00 Lesung: Sven Regener, Glitterschnitter,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

20. Samstag<br />

14.30 Gruftenwegführung, Lindenbergfriedhof,<br />

Erinnerungskultur in der<br />

Kaiserzeit, Anm. 0271/404-4000<br />

20.00 Beautiful Noise Festival, Vortex<br />

Surfer Musik Club, Siegen-Weidenau<br />

Auf den Hütten 4<br />

20.00 Lustspiel mit dem Ohnsorg-<br />

Theater, Champagner zum Frühstück,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystr.<br />

20:00 Kabarett mit Jochen Malmsheimer:<br />

Halt mal Schatz Kulturhaus Lÿz Si.<br />

20.00 Nessi Tausendschön: 30 Jahre<br />

Zenit – Operation Goldene Nase,<br />

Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />

21. Sonntag<br />

14.30 Stadtführung: Als Siegen über<br />

sich hinauswuchs, 0271/404-4000<br />

17.00 xpeditionen: Gereon Römer,<br />

Mallorca – Insel der Stille, Turn- und<br />

Festhalle Kreuztal-Buschhütten<br />

20.00 Ohnsorg-Theater: Champagner<br />

zum Frühstück, Apollo-Theater Si.<br />

21.00 Nachtwächterführung mit Balthasar,<br />

Anm. 0271/404-4000<br />

26. Freitag<br />

20.00 Mainstream-Jazzkonzert:<br />

SSW-Trior, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

27. Samstag<br />

20.00 Comedy: Herbert Knebels Affentheater,<br />

Ausser Rand und Band, Eichener<br />

Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

20.00 Kabarett mit Sissi Perlinger:<br />

Die Perlingerin – Worum es wirklich<br />

geht, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße<br />

18<br />

28. Sonntag<br />

11.00 Roman Salyutov – Konzert<br />

und Vortrag: Das Schaffen des großen<br />

Komponisten – Frédéric Chopin,<br />

Aula Stift Keppel Hilchenbach<br />

13-18 Villa Bubenzer Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt,<br />

Freudenberg,<br />

Villa Bubenzer Weg 7<br />

29. Montag<br />

10.00 Frühstück der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Anm. 0271/6610335<br />

10.00 Stadteilfrühstück im Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2, Anm. 02732/3790<br />

30. Dienstag<br />

18.30 VHS-Vortrag: Zum 100. Geburtstag<br />

von Paul Watzlawick, Stadtbibliothek<br />

Kreuztal, Marburger Str. 1<br />

19:00 Kurbelkiste: Vom Gießen des<br />

Zitronenbaums, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

Kreuztal<br />

wird digitaler Erfahrungsort<br />

Einfach erklärt: Smartphone, Tablet, Google & Co.<br />

Kreuztal. Sie kennen es vielleicht:<br />

Plötzlich erscheint eine Benachrichtigung<br />

am Smartphone, eine App möchte<br />

ein Update installieren. Oder Sie würden<br />

gerne Fotos per WhatsApp versenden,<br />

doch das funktioniert nicht. Solche<br />

und viele weitere Fragen tauchen immer<br />

wieder auf, wenn man sich mit den modernen<br />

Geräten auseinandersetzt. Auch<br />

Seniorinnen und Senioren, die noch<br />

kein eigenes Smartphone besitzen, werden<br />

manchmal mit dieser Materie konfrontiert<br />

– etwa, wenn die Familie Ihnen<br />

gerne ein Gerät schenken möchte.<br />

Aber keine Sorge, Sie sind damit<br />

nicht alleine! Mit den kostenlosen Angeboten<br />

Smartphone-Sprechstunde<br />

und Smartphone-Café, derzeit noch<br />

jeden ersten Mittwoch im Monat, bietet<br />

das Stadtteilbüro & Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal unkomplizierte<br />

sowie persönliche Unterstützung rund<br />

um die neue Technik an. Ein Team<br />

von teilweise ehrenamtlichen Internetlotsinnen<br />

und -lotsen steht Hilfesuchenden<br />

hierbei zur Seite und geht individuell<br />

auf ihre Bedürfnisse ein. Dabei<br />

kann ein eigenes Smartphone mitgebracht<br />

oder mit vorhandenen Übungsgeräten<br />

gearbeitet werden.<br />

Durch den Aufbau eines „Digitalen<br />

Erfahrungsortes“ in Kreuztal werden<br />

diese Angebote ab September erweitert.<br />

Geplant sind regelmäßige Themennachmittage<br />

mit Kaffee, Smartphone &<br />

Kuchen, wo Schwerpunkte wie etwa Sicherheit<br />

im Internet oder Kommunikation<br />

via WhatsApp und E-Mail gemeinsam<br />

mit Ihnen besprochen werden.<br />

Ermöglicht wird dies durch eine Förderung<br />

im Rahmen des DigitalPakt Alter.<br />

Mit diesem Pakt will das Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend (BMFSFJ) gemeinsam mit der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />

(BAGSO) die digitale<br />

Teilhabe stärken. Dabei richtet sich der<br />

Blick auf die große Gruppe älterer Menschen,<br />

in der Teilhabe und Engagement<br />

ermöglicht und gefördert werden sollen.<br />

Leserbriefe<br />

Weitere Details zu den neuen Angeboten<br />

im Rahmen des Förderprogramms<br />

erhalten Interessierte unter<br />

02732/3790, oder online unter<br />

www.stadtteilbuero-fes-kreuztal.de<br />

Für Fragen und Anmeldungen steht<br />

Adrian Stötzel vom Stadtteilbüro<br />

Fritz-Erler-Siedlung und Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal zur Verfügung.<br />

<strong>db</strong>. Die Titelbilder von Ihren Heften<br />

sind immer grandios. Ich schicke je<br />

ein Heft nach München und Heidelberg<br />

(„Ausgewanderte“), und die sind von<br />

den Heften immer total begeistert.<br />

Heidemarie Kring, Kreuztal<br />

<strong>db</strong> 2-<strong>2021</strong>. Was für eine gelungene<br />

Ausgabe. Ich bin 37 Jahre alt und wohne<br />

in Freudenberg. Ich liebe dieses Magazin,<br />

insbesondere die lokalhistorischen Aufsätze<br />

aus erster Hand geschrieben – davon<br />

kann ich gar nicht genug bekommen.<br />

Peter Pfaffe, Freudenberg<br />

<strong>db</strong>. Als treue „durchblickleserin“ blättere<br />

ich auch gerne in älteren Exemplaren.<br />

So entdeckte ich in der Ausgabe 3/2011<br />

einen Bericht über die „Frauenrolle im<br />

Wandel“ Ich staunte sehr, dass sie seinerzeit,<br />

als man noch lange nicht an Corona<br />

dachte, das Wort „Homeoffice“ unter<br />

das Bild setzten. Ob die Dame auch<br />

heute noch im „Homeoffice“ und das<br />

Kleine im „Homeschooling“ ist?<br />

Ilse Otto<br />

<strong>db</strong> 1-<strong>2021</strong> Ich habe gerade die erste<br />

Ausgabe <strong>2021</strong> nochmal gelesen und<br />

mich wieder sehr über die tollen Beiträge<br />

gefreut. Besondere Freude bereiten<br />

mir als Wittgensteinerin immer wieder<br />

die auf Siegerländer Mundart geschriebenen<br />

Texte, die ich zwar manchmal<br />

zweimal lesen muss, um sie zu verstehen,<br />

aber es klappt. Ich kann zwar selbst<br />

nicht ordentlich Platt sprechen, weil wir<br />

es als Kinder leider nicht gelernt haben,<br />

aber verstehen klappt ganz gut. Finde es<br />

sehr schade, dass sich solche Beiträge<br />

nicht auch mal in Wittgensteiner Mundart<br />

finden lassen.<br />

Dagmar Wied, Bad Laasphe<br />

Sven Regener „Glitterschnitter“<br />

am 19. im Kulturhaus Lÿz Siegen.<br />

80 durchblick 3/<strong>2021</strong>


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf, …<br />

…dass gewissenhafte Menschen länger leben. Die Persönlichkeit<br />

spielt eine Rolle für die Gesundheit. In einer Untersuchung<br />

aus Irland hatten Menschen, die gewissenhaft, organisiert,<br />

verantwortungsbewusst und fähig zur Selbstkontrolle<br />

sind, die besten Aussichten auf ein langes Leben.<br />

…dass der gesündeste Apfel der Welt jetzt auf dem Markt<br />

ist. Die Hochschule Osnabrück hat eine Apfelsorte entwickelt,<br />

die zehnmal mehr Selen beim Wachsen einlagert. Das Spurenelement<br />

ist wichtig für die Funktion des Immunsystems und<br />

soll die menschlichen Abwehrkräfte stärken. Dieser „Selstar“<br />

genannte Apfel wird in zahlreichen Supermärkten angeboten.<br />

…dass Gel<strong>db</strong>örsen Schmerzen verursachen können.<br />

Orthopäden warnen: Beim Sitzen mit einem Portemonnaie in<br />

der Gesäßtasche gerät das Becken in einen Schiefstand. Das<br />

kann Schmerzen im gesamten Haltungsapparat verursachen.<br />

…dass Fruchtsäfte die Leber schädigen. Zucker ist nicht<br />

gleich Zucker. Mediziner des Universitätsspitals Zürich haben<br />

herausgefunden, dass der häufige Genuss von Säften, die<br />

mit Fruktose gesüßt sind, schneller zu einer Fettleber führen<br />

kann. Die Zuckerart Glukose kurbelt die körpereigene Fettproduktion<br />

nicht so stark an.<br />

homa<br />

Gedächtnistraining – Lösungen<br />

Ein Sonnenquiz: 1./b; 2./a; 3./b; 4./a; 5./b; 6./a. ABC der Salate,<br />

Mögliche Lösungen: Avocadosalat, Blattsalat, Bohnensalat, Bulgursalat,<br />

Cäsarsalat, Chicorée, Eisbergsalat, Endivien, Eichblattsalat,<br />

Feldsalat, Fleischsalat, Geflügelsalat, Grüner Salat, Gurkensalat, Heringssalat,<br />

Kartoffelsalat, Kopfsalat, Lachs-Fenchelsalat, Lollo-Rosso,<br />

Möhrensalat, Nudelsalat, Quinoasalat, Rapunzelsalat, Reissalat,<br />

Rote-Bete-Salat, Rucolosalat, Selleriesalat, Spargelsalat, Tomatensalat,<br />

Waldorfsalat, Wurstsalat, Zucchinisalat usw..<br />

Versteckte Lieder: 1. Hoch auf dem gelben Wagen,<br />

2. Im Frühtau zu Berge, 3. Zum Städtle hinaus, 4.<br />

Am Brunnen vor dem Tore, 5. Es klappert die Mühle<br />

am rauschenden Bach, 6. In einem schöne Wiesengrunde,<br />

7. Ein Jäger längs den Weiher ging, 8. Ein<br />

Jäger aus Kurpfalz, 9. Oh du schöner Westerwald,<br />

10. Im Krug zum grünen Kranze, 11. Mein Vater war<br />

ein Wandersmann, 12. Ja Bergvagabunden sind wir,<br />

13. Kein schöner Land, 14. Abendstille überall.<br />

Zu guter Letzt:<br />

Respekt<br />

von<br />

Jörn Heller<br />

Was bin ich?<br />

Poesiealbum<br />

Statt Forst: ein Wald,<br />

statt Holz: ein Baum,<br />

statt Grun<strong>db</strong>esitz:<br />

ein Lebensraum.<br />

Statt der da: ein Mensch,<br />

statt Fleisch: ein Tier,<br />

statt ich nur: du,<br />

noch besser: wir.<br />

Hat jedes Recht<br />

auf seinen Fleck,<br />

ist keines Mittel<br />

nur zum Zweck.<br />

durch<br />

blick<br />

Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Ulla D'Amico, Ingrid<br />

Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Eva-Maria<br />

Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff,<br />

Adelheid Knabe, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten), Helga Siebel-<br />

Achenbach, Tessie Reeh, Ulli Weber.<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg<br />

Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />

veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />

Lektorat:<br />

Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,<br />

Dieter Moll.<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Heinz Bensberg, Adele von Bünau, Nina Evers, Horst Feger, Gudrun<br />

Fokken, Ernst Göckus, Bettina Großhaus-Lutz, Jörn Heller, Wolfgang<br />

Kay, Sigrid Kobsch, Gerhard Peysar, Bernadette von Plettenberg,<br />

Tilla-Ute Schöllchen, Bruno Steuber, Adrian Stötzel, Heinz Stötzel.<br />

Gestaltung und Herstellung:<br />

Michael Brösel, Friedhelm Eickhoff, Rita Petri, Nicole Scherzberg.<br />

Anzeigenanfrage:<br />

durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47<br />

E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />

Es gilt die Preisliste 12/2015<br />

(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />

Druck:<br />

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Gerd Bombien, Herbert Dielmann, Nadine Gerhard, Erika Graff, Maximilian<br />

Großhaus-Lutz, Wolfgang von Keutz, Jörgen Meister (Ltg.),<br />

Marion Ortmann, Wolfgang Paesler, Birgit Rabanus, Christel Schmidt-<br />

Hufer, Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Rüdiger Zimmermann<br />

und alle Redakteure<br />

Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />

tägl. Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums, bei<br />

unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />

Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen sowie in Rathäusern<br />

und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein.<br />

Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />

jährlich 8,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe<br />

zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt<br />

keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers gestattet.<br />

82 durchblick 3/<strong>2021</strong>

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