24.12.2012 Aufrufe

die kaufmännische schule die kaufmännische schule - vLw Stiftung ...

die kaufmännische schule die kaufmännische schule - vLw Stiftung ...

die kaufmännische schule die kaufmännische schule - vLw Stiftung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DIE<br />

VERBAND DER LEHRERINNEN UND LEHRER<br />

AN WIRTSCHAFTSSCHULEN IN NW E. V.<br />

KAUFMÄNNISCHE<br />

Mai 2006<br />

SCHULE<br />

• Delegiertentag in Oberhausen<br />

– Zahlreiche Laudatien für<br />

Hermann Hansis<br />

– Neue Vorsitzende ist<br />

Elke Vormfenne<br />

– Leitanträge u. v. m.<br />

• Wirtschaftsgymnasium<br />

– Anhörungen zur Reform der<br />

Oberstufe<br />

– Änderungen in APO BK<br />

Anlage D 27<br />

• Neuer Landeslehrplan:<br />

„Kaufleute im Groß- und<br />

Außenhandel“<br />

G 1771


Die <strong>kaufmännische</strong> Schule<br />

Begründet von<br />

Oberstu<strong>die</strong>ndirektor Dipl.-Hdl. Dr. Erich Schmitz †<br />

Heft 5 Mai 2006 51. Jahrgang<br />

In <strong>die</strong>ser Ausgabe Seite<br />

Delegiertentag<br />

Im Zeitraffer: Hermann Hansis – ein visueller Rückblick auf 15 Jahre 1<br />

Verbandsinterner Teil: Wahlen, Me<strong>die</strong>nkonzept, Anträge und Diskussionen 2<br />

Dr. Wolfgang Kehl: Hermann Hansis – „Du bist der <strong>vLw</strong>“ 7<br />

Prof. Dr. Dieter Euler: Hermann Hansis, ein Grenzgänger zwischen den Welten ... 9<br />

Ministerin Sommer: Perspektiven der <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs 11<br />

Hermann Hansis, ehemaliger <strong>vLw</strong>-Landesvorsitzender: Rück- und Ausblick<br />

Bildungspolitik<br />

15<br />

Aus dem Landtag I: <strong>vLw</strong>-Stellungnahme zur Anlage D am 24.03.2006 17<br />

Aus dem Landtag II: Mündliche Stellungnahme zur Oberstufenreform am 29.03.2006 18<br />

Aus dem Bildungsausschuss I: Änderungen in der APO BK Anlage D 27 19<br />

Aus dem Bildungsausschuss II: Ergänzende Anmerkungen zur Änderung der APO-BK 20<br />

Neuer Landeslehrplan: „Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel“<br />

Berichte<br />

21<br />

Berufskolleg Lehnerstraße, Mühlheim: AzubiTa 2006 25<br />

Berufskolleg Dinslaken: Looking forward to Europe, Dinslaken! 29<br />

Berufskolleg Gelsenkirchen: Projekt „Unser Parkplatz soll schöner werden!“ 30<br />

Seminar Hagen: Orientierungshilfe für Referendare 31<br />

Seminar Dortmund: Ordnungsprinzipien als alternative Systematiken 33<br />

Seminar Bielefeld und Erich-Gutenberg-BK, Bünde: Gemeinsam SEGEL(N) gehen<br />

Service<br />

36<br />

Rezension I: 700 Classroom Activities 40<br />

Rezension II: Einführung in <strong>die</strong> internationale Rechnungslegung nach IFRS<br />

Informationen<br />

40<br />

dpa-Infos aus Bund und Ländern 39<br />

Link des Monats: www.aktion2050.de/wegweiser<br />

„Retired“<br />

41<br />

Bezirksverband Köln: Besichtigung des RWE-Kraftwerks Niederaußem 41<br />

Bezirksverband Arnsberg: Besuch beim WDR in Düsseldorf<br />

Aus den Bezirken<br />

42<br />

Bezirksverband Detmold: Bezirksdelegiertentag 2006 in Rheda-Wiedenbrück 43<br />

Bezirksverband Düsseldorf: <strong>vLw</strong>-Mitglieder auf Schatzsuche in Essen 44<br />

Bezirksverband Münster: Jürgen Rabenow erneut Bezirksvorsitzender 45<br />

Ortsverband Hagen: Dank an Volbers, Bossier-Hülsenbeck und Haumann-Maurer<br />

Persönliches<br />

45<br />

OV Detmold: Abschied von Dr. Joachim Raulfs 46<br />

Landesverband: Dank und <strong>die</strong> besten Wünsche an Birgitt Siegel 46<br />

Herzlichen Glückwunsch: Fünfundsiebzig Jahre alt – Johann Welling 47<br />

OV Gelsenkirchen-Buer: Hans-Georg Katzmarzik wird nicht leise<br />

Zum guten Schluss ...<br />

48<br />

Presseecho: 20.000 Demonstranten am 23. März 2006 in Düsseldorf 48<br />

Neues aus dem Berufskolleg Hösel: Konrad Bräsig und ... 49<br />

Wechsel in der Schriftleitung<br />

Ab dem 1. Juni 2006 wird Jens Pätzold „Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“ redaktionell<br />

betreuen, d. h. er ist erstmalig für <strong>die</strong> August-Ausgabe verantwortlich. Bitte schicken<br />

Sie alle Beiträge ab dem 01. Juni 2006 direkt an Jens Pätzold. ❍<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Verband der Lehrerinnen und Lehrer<br />

an Wirtschafts<strong>schule</strong>n in NW e. V.<br />

Völklinger Straße 9<br />

40219 Düsseldorf<br />

Telefon: 02 11 / 49 10-2 08<br />

Telefax: 02 11 / 49 83-4 18<br />

E-Mail: info@vlw-nrw.de<br />

Internet: http://www.vlw-nrw.de<br />

Schriftleitung bis 31.05.2006:<br />

Hilmar von Zedlitz<br />

Daagstraße 12<br />

40878 Ratingen<br />

Telefon: 0 21 02 / 70 60 98<br />

Telefax: 0 21 02 / 70 61 86<br />

E-Mail: GOZedlitz@t-online.de<br />

Schriftleitung ab 01.06.2006:<br />

Jens Pätzold<br />

Oertli 30<br />

44625 Dortmund<br />

Zuschriften und Artikel – möglichst als Textdatei –<br />

bitte direkt an <strong>die</strong> Schriftleitung senden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt <strong>die</strong> Meinung des Verbandes wieder.<br />

Editorial<br />

Wechsel<br />

Nach 15 Jahren hat sich Hermann Hansis<br />

am 31. März 2006 von seinem Verband<br />

als Landesvorsitzender verabschiedet<br />

und sich nicht zur Wiederwahl gestellt.<br />

Entsprechend war der <strong>die</strong>sjährige Delegiertentag<br />

in Oberhausen durch den<br />

Abschied und Neuwahlen geprägt.<br />

Ob persönliche Verabschiedung am Vorabend<br />

im Kreis der OV-Vorsitzenden oder<br />

<strong>die</strong> offizielle Verabschiedung auf dem<br />

Delegiertentag durch zahlreiche Vertreter/-innen<br />

aus Politik, Schulverwaltung,<br />

Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden,<br />

in <strong>die</strong>ser Ausgabe kann nur ein kleiner<br />

Ausschnitt der Würdigungen wiedergegeben<br />

werden.<br />

Gleichzeitig wurde Elke Vormfenne als<br />

neue Landesvorsitzende einstimmig<br />

gewählt und hatte in zwei Gesprächsrunden<br />

mit der Schulministerin sowie den<br />

schulpolitischen Sprecher(n)/-innen der<br />

Landtagsfraktionen ihre erste Bewährungsprobe<br />

im neuen Amt.<br />

Und auch in der Schriftleitung hat es<br />

einen Wechsel gegeben, <strong>die</strong> nun durch<br />

Jens Pätzold wahrgenommen wird.<br />

Hilmar von Zedlitz ❍


Im Zeitraffer:<br />

Delegiertentag<br />

Hermann Hansis – ein visueller Rückblick auf 15 Jahre<br />

Einige Splitter aus 15 Jahren überragender Bildungs- und Gewerkschaftspolitik für den <strong>vLw</strong><br />

Hermann Hansis zu Beginn seines Wirkens<br />

im Landesvorstand im Jahr 1992 ...<br />

Auf Delegiertentagen, hier mit dbb-Chef Peter Heesen …<br />

... und in Mitgliederversammlungen: hier mit Herbert Geller (Bezirksvorsitzender) und<br />

Heinz Ossenkamp (stellvertretender dbb-Bundesvorsitzender)<br />

Er war ein hoch geschätzter Gesprächspartner<br />

bei Schulministerinnen wie z. B.<br />

bei Gabriele Behler ... sowie Ute Schäfer und Barbara Sommer<br />

... erhielt er immer wieder „standing ovations“, wie hier beim<br />

Abschied in Oberhausen (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 1


Delegiertentag<br />

Blicke auf 15 Jahre zurück und in <strong>die</strong> Zukunft:<br />

Großes Programm auf dem Delegiertentag in Oberhausen<br />

„Gestaltungsauftrag: <strong>kaufmännische</strong> Berufskollegs“ und „Die Zukunft gestalten“<br />

Der <strong>die</strong>sjährige Delegiertentag setzte <strong>die</strong><br />

seit einiger Zeit begonnene Tradition fort<br />

und begann für viele Kolleginnen und<br />

Kollegen schon am späten Donnerstagnachmittag<br />

in der Luise-Albertz-Halle in<br />

Oberhausen.<br />

1 Der Vorabend<br />

Über 100 Ortsverbandsvorsitzende folgten<br />

auch in <strong>die</strong>sem Jahr nach einem normalen<br />

Arbeits- bzw. Unterrichtstag der<br />

Einladung des Geschäftsführenden Landesvorstandes<br />

zur Diskussion bildungsund<br />

gewerkschaftspolitischer Themen.<br />

In einer mehrstündigen Frage- und Antwortrunde<br />

beantworteten Hermann Hansis<br />

und weitere Vorstandsmitglieder <strong>die</strong><br />

zuvor gesammelten und gebündelten<br />

Fragen aus den Ortsverbänden zur<br />

aktuellen Dienstrechts- und Besoldungspolitik,<br />

zum Schulrecht, zur Bildungspolitik<br />

sowie zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />

An <strong>die</strong> landesweite Tagung der OV-Vorsitzenden<br />

schloss sich dann das Abendprogramm<br />

an, das mit einer Führung<br />

durch das Rheinische Industriemuseum<br />

begann und dann mit einem Imbiss in<br />

historisch authentischer Fabrikatmosphäre<br />

ausklang.<br />

Diesen Abend nutzten dann <strong>die</strong> Bezirke,<br />

der Fachlehrerinnenverband und der<br />

Geschäftsführende Vorstand, um sich auf<br />

sehr persönliche Weise von ihrem Landes-<br />

bevor Winfried Schwarberg souverän <strong>die</strong><br />

Entlastung und Wahlen einleitete<br />

(Foto: Klemens A. Walters)<br />

vorsitzenden Hermann<br />

Hansis zu verabschieden.<br />

Hermann Hansis:<br />

„Ich bin überrascht,<br />

beeindruckt und tief<br />

berührt von der ehrlichen<br />

Anerkennung und<br />

der kollegialen Herzlichkeit,<br />

<strong>die</strong> in den Reden,<br />

einem eigens für mich<br />

komponierten Lied und<br />

in ideenreichen Präsenten<br />

zum Ausdruck<br />

kamen.“<br />

Mit „standing ovations“<br />

würdigten <strong>die</strong> Anwesenden<br />

<strong>die</strong> Persönlichkeit<br />

und Leistungen des<br />

<strong>vLw</strong>-Landesvorsitzenden<br />

Hermann Hansis.<br />

2 Verbandsinterner<br />

Teil I:<br />

Rechenschaft<br />

und Dank<br />

Am nächsten Morgen<br />

begann der Delegiertentag<br />

um 9.00 Uhr in der<br />

Luise-Albertz-Halle.<br />

Schon vor dem Beginn<br />

des verbandsinternen<br />

Teils konnten sich <strong>die</strong><br />

angereisten Delegierten<br />

im Foyer einen Überblick<br />

über <strong>die</strong> Verlagsprogramme<br />

in der Ausstellung<br />

der Schulbuchverlage verschaffen.<br />

Nach der Eröffnung durch den stellvertretenden<br />

Landesvorsitzenden Reinhard<br />

Schultz moderierte <strong>die</strong> stellvertretende<br />

Landesvorsitzende Elke Vormfenne <strong>die</strong><br />

Aussprache zum Rechenschaftsbericht<br />

des Landesvorstandes, der Ausschüsse<br />

und der Arbeitskreise, <strong>die</strong> allen Delegierten<br />

vorab schriftlich zugeschickt worden<br />

waren 1 .<br />

Hermann Hansis dankte der bisherigen<br />

Ausschussvorsitzenden Birgitt Siegel für<br />

ihren Einsatz während der letzten zwei<br />

Jahre. 2<br />

Wolfgang Schwendker bestätigte als<br />

Kassenprüfer <strong>die</strong> ordnungsgemäße Kassenführung<br />

und betonte <strong>die</strong> gute Arbeit,<br />

<strong>die</strong> von Jörg Gebel als Landesschatzmeister<br />

und von der Geschäftsstelle<br />

geleistet wurde. Entsprechend beantragte<br />

er <strong>die</strong> Entlastung des Schatzmeisters<br />

und des gesamten Vorstandes.<br />

Reinhard Schultz begrüßt <strong>die</strong> Gäste und ...<br />

(Foto: Günter Schmidt)<br />

übergab zur Aussprache an Hermann Hansis und Elke<br />

Vormfenne ... (Foto: Klemens A. Walters)<br />

Der ehemalige Landesvorsitzende Winfried<br />

Schwarberg übernahm an <strong>die</strong>ser<br />

Stelle den Tagungsvorsitz und moderierte<br />

<strong>die</strong> Entlastung des Vorstandes, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Delegierten auch einstimmig erteilten.<br />

Mit stehenden Ovationen sowie einem<br />

lang anhaltenden Beifall bedankten sich<br />

<strong>die</strong> knapp 300 Delegierten für <strong>die</strong> außerordentlichen<br />

Leistungen von Prof. Dr.<br />

Hermann Hansis, der nach 15 Jahren<br />

nicht mehr für den Landesvorsitz kandi<strong>die</strong>rte.<br />

3 Verbandsinterner Teil I:<br />

Neuwahlen<br />

Anschließend bat Winfried Schwarberg<br />

um Namensvorschläge für den Landesvorsitz,<br />

für den Elke Vormfenne nominiert<br />

wurde. Die 51-jährige Schulleiterin ist seit<br />

1996 zugleich Vorsitzende des Hauptpersonalrates<br />

für <strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer<br />

2 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


an Berufskollegs beim Schulministerium<br />

in Düsseldorf und seit 13 Jahren stellvertretende<br />

Landsvorsitzende.<br />

Einstimmig wählten <strong>die</strong> Delegierten <strong>die</strong><br />

bisherige stellvertretende Landesvorsitzende<br />

Elke Vormfenne zur neuen Landesvorsitzenden,<br />

<strong>die</strong> seit ihrer Schulzeit<br />

dem beruflichen Schulwesen treu geblieben<br />

ist. Nach ihrem Abitur 1974 auf dem<br />

gymnasialen Zweig der Höheren Handels<strong>schule</strong><br />

in Bielefeld stu<strong>die</strong>rte sie Wirtschaftswissenschaften<br />

und Anglistik an<br />

der Ruhr-Universität Bochum für das<br />

Lehramt an berufsbildenden Schulen.<br />

Den Schul<strong>die</strong>nst nahm Elke Vormfenne<br />

1980 an den Kaufmännischen Berufsund<br />

Berufsfach<strong>schule</strong>n in Herne auf.<br />

Später wechselte sie an <strong>die</strong> Kaufmännischen<br />

Schulen II in Bochum. Nach der<br />

Berufung zur stellvertretenden Schulleiterin<br />

am Berufskolleg in Ennepetal im Jahr<br />

1995 wurde Elke Vormfenne 1998 zur<br />

Schulleiterin der Ludwig-Erhard-Schule<br />

in Münster ernannt.<br />

Die neue Landesvorsitzende, der der<br />

Delegiertentag mit einem lang anhaltenden<br />

Applaus sein Vertrauen aussprach,<br />

stellte dann „ihren Geschäftsführenden<br />

Vorstand“ zu einer Blockwahl vor, in dem<br />

nur zwei Positionen neu besetzt wurden.<br />

Bei der Abstimmung wurde der Vorschlag<br />

der Landesvorsitzenden für den<br />

Geschäftsführenden Vorstand einstimmig<br />

bestätigt, der damit in der nachstehend<br />

aufgeführten Besetzung arbeitet:<br />

... und den neuen Geschäftsführenden Vorstand<br />

Der neue Schriftleiter Jens Pätzold und Jörg Gebel<br />

• Vorsitzende:<br />

Elke Vormfenne<br />

(OV Münster I)<br />

• Stellvertretender<br />

Vorsitzender:<br />

Reinhard Schultz<br />

(OV Neuss)<br />

• Stellvertretender<br />

Vorsitzender:<br />

Hilmar von Zedlitz<br />

(OV Dinslaken)<br />

• Schatzmeister:<br />

Jörg Gebel<br />

(OV Solingen)<br />

• Schriftleiter<br />

„Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“:<br />

Jens Pätzold (OV Dormund)<br />

• Geschäftsführer:<br />

Ernst Bizer (OV Neuss)<br />

• Stellvertretende Geschäftsführerin:<br />

Melani Mohr (OV Düsseldorf I)<br />

• Schul- und Bildungsfragen:<br />

Ute Wohlgemuth (OV Köln Südstadt)<br />

• Recht und Besoldung:<br />

Ursula Bossier-Hülsenbeck<br />

(OV Hagen I)<br />

• Lehrerbildung:<br />

Georg Senn (OV Paderborn)<br />

• Studenten- und<br />

Referendarfragen:<br />

Uwe Katzmarek<br />

(OV Köln I)<br />

Reinhard Schultz, der<br />

seit 15 Jahren stellvertretenderLandesvorsitzender<br />

ist und zuvor<br />

umfangreiche Erfahrungen<br />

in anderen Funktionen<br />

wie z. B. als Landesschatzmeistererworben<br />

hat, wird auch<br />

zukünftig schwerpunktmäßig<br />

<strong>die</strong> Interessen<br />

des Landesverbandes<br />

im <strong>vLw</strong>-Bundesverband<br />

sowie in den Gremien<br />

des dbb-Dachverbandes<br />

vertreten. Neben<br />

seiner Tätigkeit als Mitglied<br />

des Hauptpersonalrates<br />

für Lehrerinnen<br />

und Lehrer an Berufskollegs<br />

beim Schulministerium<br />

ist Reinhard<br />

Schultz stellvertretender<br />

Schulleiter am<br />

Berufskolleg für Wirtschaft<br />

und Informatik in<br />

Neuss.<br />

Der neue stellvertretendeLandesvorsitzende<br />

Hilmar von Zed-<br />

Delegiertentag<br />

Knapp 300 Delegierte wählten ... (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

... Elke Vormfenne zur neuen Vorsitzenden<br />

litz war bisher seit 1999 als Schriftleiter<br />

für <strong>die</strong> Verbandszeitschrift „Die <strong>kaufmännische</strong><br />

Schule“ zuständig. Zuvor war er<br />

u. a. von 1996 bis 2001 im Lehrerbildungsausschuss<br />

sowie von 2002 bis<br />

2004 im Arbeitskreis „Selbstständige<br />

Schule“ aktiv. Seit 2005 leitet der 43-Jährige<br />

<strong>die</strong> Arbeitsgruppe Me<strong>die</strong>nkonzept<br />

und wird im Landesvorstand u. a. für <strong>die</strong><br />

Außendarstellung des Verbandes sowie<br />

<strong>die</strong> Verknüpfung von Print- und Online-<br />

Me<strong>die</strong>n zuständig sein. Hauptberuflich<br />

unterrichtet Hilmar von Zedlitz nach drei<br />

Jahren Berufserfahrung in der Industrie<br />

seit 1991 zuerst in Düsseldorf, dann in<br />

Krefeld und seit 2003 in Dinslaken, wo er<br />

seit 2005 stellvertretender Schulleiter am<br />

Berufskolleg Dinslaken ist.<br />

Der neue Schriftleiter Jens Pätzold, der<br />

„Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“ ab Sommer<br />

2006 redaktionell betreuen wird, unterrichtet<br />

am Karl-Schiller-Berufskolleg in<br />

Dortmund. Seit 2001 arbeitet er im Ausschuss<br />

für Referendar- und Studentenfragen<br />

mit und betreut das Seminar<br />

sowie <strong>die</strong> Universität in Dortmund. Von<br />

2001 bis 2006 war Jens Pätzold Schriftführer<br />

im Bezirksverband Arnsberg und<br />

ist seit 2004 Ersatzmitglied im Bezirkspersonalrat<br />

Arnsberg. In den <strong>vLw</strong> ist er<br />

bereits während seines Studiums an der<br />

Universität zu Köln eingetreten.<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 3


Delegiertentag<br />

Zu neuen Kassenprüfern wurden<br />

Walter Verbücheln (OV Mönchengladbach)<br />

und Norbert<br />

Rickers-Pohl (OV Brühl) gewählt.<br />

4 Öffentlicher Teil:<br />

Laudatien und<br />

Polit-Talk<br />

Der öffentliche Teil war geprägt<br />

durch <strong>die</strong> Verabschiedung von<br />

Hermann Hansis.<br />

Der <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzende Dr.<br />

Wolfgang Kehl, der St. Gallener<br />

Wirtschaftspädagoge Prof. Dr.<br />

Dieter Euler und Schulministerin<br />

Barbara Sommer würdigten in<br />

ihren Beiträgen 3 <strong>die</strong> außerordentlichen<br />

Leistungen von Prof. Dr. Hermann Hansis.<br />

Seitens des Landesverbandes<br />

bedankte sich <strong>die</strong> neue Vorsitzende Elke<br />

Vormfenne – nach einer eindrucksvollen<br />

PowerPoint-Präsentation zu einigen<br />

wichtigen Stationen in der Amtszeit von<br />

Hermann Hansis – mit einem besonderen<br />

Geschenk bei Hermann Hansis. Er erhielt<br />

einen Sammelband mit dem Titel „Gestaltungsauftrag:<br />

<strong>kaufmännische</strong> Berufskollegs“,<br />

in dem auf über 220 Seiten<br />

wichtige Beiträge aus seiner 15-jährigen<br />

Amtszeit als Landesvorsitzender enthalten<br />

sind. Zusätzlich konnten alle Interessenten<br />

einen Band mit nach Hause<br />

nehmen.<br />

Im Anschluss an <strong>die</strong> Würdigung durch<br />

Ministerin Barbara Sommer hatte <strong>die</strong><br />

neue Landesvorsitzende Elke Vormfenne<br />

ihren ersten politischen Auftritt. Im Dialog<br />

mit Schulministerin Barbara Sommer verdeutlichte<br />

sie <strong>die</strong> Positionen des Verbandes<br />

zu Themen wie z. B. Qualitätssicherung,<br />

Fortbildung und Unterrichtsausfall.<br />

Die letzte Stunde vor der Mittagspause<br />

gehörte dann einer Talkrunde mit den<br />

Elke Vormfenne und Schulministerin Barbara Sommer im<br />

Dialog ... (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

schulpolitischen Sprecher(n)/-innen der<br />

Landtagsfraktionen, Ex-Ministerin Ute<br />

Schäfer (SPD), Sigrid Beer (B 90/Grüne)<br />

und Klaus Kaiser (CDU), <strong>die</strong> von Elke<br />

Vormfenne moderiert wurde.<br />

Nach einer kurzen PowerPoint-Präsentation<br />

mit Visionen zur Schule im Jahr 2020<br />

hatten <strong>die</strong> schulpolitischen Sprecher/innen<br />

Gelegenheit, <strong>die</strong> Vorstellungen<br />

ihrer Fraktionen zur Schule im kommenden<br />

Jahrzehnt zu äußern.<br />

5 Verbandsinterner Teil II:<br />

Neuer Internetauftritt und<br />

Anträge<br />

Nach einer Stärkung in der Mittagspause<br />

stellten Andreas Wilke, Geschäftsführer<br />

der Gebr. Wilke GmbH, und Hilmar von<br />

Zedlitz den neuen Internetauftritt des<br />

Landesverbandes vor, der im Sommer<br />

2006 freigeschaltet werden wird und<br />

erstmalig auch einen geschlossenen<br />

Bereich für <strong>die</strong> Mitglieder und Funktionsinhaber<br />

beinhalten wird.<br />

Polit-Talk mit den schulpolitischen Sprechern Klaus Kaiser (CDU), Sigrid Beer (B 90/<br />

Grüne) und Ute Schäfer (SPD)<br />

Dank der eingesetzten Redaktionssoftware<br />

(Content Management<br />

System) werden <strong>die</strong> Inhalte<br />

durch <strong>die</strong> Ausschüsse und<br />

Bezirke dezentral eingepflegt<br />

werden. Hierbei werden <strong>die</strong><br />

Internetredakteure durch ein<br />

Supportteam um Webmasterin<br />

Kerstin Sieben (vgl. Abbildung<br />

auf der folgenden Seite) unterstützt<br />

werden.<br />

Anschließend stellte <strong>die</strong> neue<br />

Landesvorsitzende Elke Vormfenne<br />

dem Delegiertentag drei<br />

Leitanträge vor, <strong>die</strong> sich mit dem<br />

neuen Schulgesetz sowie den<br />

durch <strong>die</strong> Föderalismusreform<br />

befürchteten Fehlentwicklungen<br />

in den Bundesländern auseinandersetzen:<br />

• Besonderheit der Berufskollegs im<br />

Schulgesetz stärker verankern,<br />

• Personalvertretungsrechte für Berufskollegs<br />

uneingeschränkt erhalten,<br />

• Mitarbeiter- und Leistungsorientierung<br />

statt kameralistischer Personalbewirtschaftung.<br />

Nach kurzer Erörterung wurden alle Leitanträge<br />

4 durch den Delegiertentag angenommen.<br />

Neben den Leitanträgen wurde dann ein<br />

Antrag zur Satzungsänderung beschlossen,<br />

in dem – neben sprachlichen Anpassungen<br />

– folgende wesentliche Eckpunkte<br />

beschlossen wurden:<br />

• Mögliche Erhöhung der Zahl der stellvertretenden<br />

Landesvorsitzenden auf<br />

zwei bis vier Stellvertreter/-innen<br />

• Streichung der Position eines Pressereferenten<br />

Andreas Wilke erläutert den neuen Internetauftritt<br />

4 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


• Auflösung des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Mitgliederbetreuung.<br />

Die Aufgaben des bisherigen Ausschusses<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederbetreuung<br />

werden – wie zunehmend <strong>die</strong><br />

Praxis in den letzten Jahren gezeigt hat –<br />

einerseits bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

durch den Landesvorstand und andererseits<br />

bei der Mitgliederbetreuung durch<br />

<strong>die</strong> Geschäftsstelle sowie <strong>die</strong> Bezirksund<br />

Ortsverbände vor Ort effizienter<br />

durchgeführt.<br />

Danach lagen drei Anträge aus den Ortsund<br />

Bezirksverbänden vor, <strong>die</strong> das Meinungsspektrum<br />

innerhalb des Verbandes<br />

widerspiegeln und nach kurzer Diskussion<br />

angenommen wurden.<br />

So wurde z. B. der Antrag des Ortsverbandes<br />

Moers verabschiedet, in dem für<br />

angestellte Lehrkräfte zukünftig <strong>die</strong><br />

Amtsbezeichnung „Stu<strong>die</strong>nrat/Stu<strong>die</strong>nrätin<br />

im Angestelltenverhältnis (i. A.)“ u. Ä.<br />

gefordert wird.<br />

Elke Vormfenne bedankte sich bei den<br />

Delegierten und beendete gegen 16.00<br />

Uhr den Delegiertentag.<br />

Leitantrag 1:<br />

Es wird beantragt, <strong>die</strong> Berufskollegs im<br />

Rahmen des Schulgesetzes besonders<br />

aufzuführen. Das Berufskolleg soll in § 10<br />

des Schulgesetzes als eigene Schulstufe<br />

ausgewiesen werden.<br />

Hier ist in Absatz 1 zu ergänzen: „Das<br />

Schulwesen ist nach Schulstufen aufgebaut<br />

und in Schulformen gegliedert.<br />

Schulstufen sind <strong>die</strong> Primarstufe, <strong>die</strong><br />

Sekundarstufe I, <strong>die</strong> Sekundarstufe II und<br />

<strong>die</strong> Berufskollegstufe.“<br />

Begründung:<br />

Die Gesetzesvorlage berücksichtigt <strong>die</strong><br />

besonderen Aufgaben und Fragestellun-<br />

Struktur und Aufgabenverteilung der Arbeitsgruppe Me<strong>die</strong>n<br />

Anmerkungen<br />

1 Die Berichte wurden bereits in der März/April-<br />

Ausgabe der <strong>kaufmännische</strong>n Schule S. 5–15<br />

veröffentlicht.<br />

gen der Berufskollegs zu wenig. Sie<br />

orientiert sich am bisherigen Stand, ist in<br />

vielen Bereichen und Einzelpunkten nur<br />

aus dem Blickwinkel der allgemein bildenden<br />

Schulen gedacht und nicht<br />

geeignet, <strong>die</strong> Aufgaben und Probleme der<br />

Berufskollegs auf eine adäquate gesetzliche<br />

Grundlage zu stellen. Dies beginnt<br />

mit der Frage nach der Gleichwertigkeit<br />

von allgemeiner und beruflicher Bildung,<br />

<strong>die</strong> aus Sicht des <strong>vLw</strong> so zu beantworten<br />

ist, dass aus der Beruflichkeit heraus <strong>die</strong><br />

Gleichwertigkeit der Bildung durch Zuerkennung<br />

von<br />

allgemeinen<br />

Berechtigungen<br />

anerkannt wer-<br />

Delegiertentag<br />

2 Weitere Würdigung auf Seite 47.<br />

3 Die Würdigungen folgen auf den Seiten 7 ff.<br />

4 Die Leitanträge werden auf Seite 5 f veröffentlicht.<br />

Hilmar von Zedlitz ❍<br />

Besonderheit der Berufskollegs im Schulgesetz stärker verankern<br />

Dank an Eva Eberts und Sonja Thievessen sowie ...<br />

den muss. Es geht weiter mit der Notwendigkeit,<br />

den Besonderheiten der<br />

Berufskollegs in der Schulmitwirkung<br />

gerecht zu werden und reicht bis zur<br />

Frage der Möglichkeit, auf Änderungen in<br />

der Berufswelt flexibel mit Angeboten der<br />

Berufskollegs reagieren zu können.<br />

Schließlich muss für <strong>die</strong> Berufskollegs<br />

eine besondere Regelung für deren<br />

Ansprüche an <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler, am Unterricht teilzunehmen und<br />

sich einzubringen, gefunden werden.<br />

❍<br />

... das Vorbereitungsteam des Delegiertentages: W. Klose, M. Mohr,<br />

U. Katzmarek, E. Bizer, R. Schultz, R. Jeschke, C. Lechtermann,<br />

U. Wohlgemuth und H. von Zedlitz (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 5


Delegiertentag<br />

Leitantrag 2:<br />

Personalvertretungsrechte laut LPVG für Berufskollegs<br />

uneingeschränkt erhalten<br />

Der <strong>vLw</strong> setzt sich mit Nachdruck dafür<br />

ein, dass <strong>die</strong> Beteiligungsrechte der<br />

Beschäftigten an Berufskollegs uneingeschränkt<br />

erhalten bleiben und weiterhin<br />

von schulformbezogenen Personalräten<br />

laut LPVG wahrgenommen werden.<br />

Begründung:<br />

• Schulformbezogene Personalräte<br />

müssen erhalten bleiben. Sie sind Voraussetzung<br />

für unsere Wirksamkeit.<br />

Eine Zusammenlegung von Personalräten<br />

aller bzw. mehrerer<br />

Schulformen bedeutet, dass<br />

<strong>die</strong> speziellen Probleme und<br />

Aufgaben der Kolleginnen und<br />

Kollegen an Berufskollegs von<br />

den Sichtweisen der allgemein<br />

bildenden Schulen überlagert<br />

und dominiert werden.<br />

• Die Beteiligungsrechte der<br />

Personalräte sind im Landespersonalvertretungsgesetz<br />

rechtsgültig geregelt.<br />

• Der <strong>vLw</strong> lehnt jeden Versuch<br />

(vgl. Referentenentwurf zum 2.<br />

Schulrechtsänderungsgesetz)<br />

Leitantrag 3:<br />

ab, <strong>die</strong>se bestehenden Beteiligungsrechte<br />

auszudünnen, wie es z. B. im<br />

Zusammenhang mit der Beteiligung<br />

des Lehrerrates bei Entscheidungen<br />

über <strong>die</strong> Fortbildungsbeteiligung von<br />

Lehrkräften geplant ist. Abgelehnt wird<br />

insbesondere das Vorhaben, das Ministerium<br />

zu ermächtigen, Beteiligungsrechte<br />

durch eine einfache Rechtsverordnung<br />

auf <strong>die</strong> Lehrerräte zu übertragen.<br />

Diese Vorgehensweise lässt<br />

befürchten, dass <strong>die</strong> Beteiligungsrechte<br />

geschmälert bzw. abgeschwächt wer-<br />

Ursula Bossier-Hülsenbeck und Georg Senn<br />

den, des Weiteren, dass <strong>die</strong> Übertragung<br />

auf <strong>die</strong> Lehrerräte ohne Erörterung<br />

der Zusatzbelastungen und ohne<br />

Sicherstellung der erforderlichen Qualifizierung<br />

und Entlastung stattfindet.<br />

• Die Beteiligungsrechte müssen laut<br />

LPVG auf der Ebene der Dienststellen<br />

des Landes wahrgenommen werden.<br />

• Gemäß Schulgesetz sind und bleiben<br />

<strong>die</strong> Bezirksregierungen <strong>die</strong> jeweiligen<br />

Dienststellen für <strong>die</strong> Lehrkräfte an<br />

Berufskollegs. Daran ändert sich<br />

nichts, wenn im Zuge der Stärkung<br />

der Eigenverantwortlichkeit<br />

der Schule Aufgaben des Dienstvorgesetzten<br />

auf <strong>die</strong> Leiterinnen<br />

und Leiter von Schulen übertragen<br />

werden. Diese werden<br />

dadurch keine Dienstvorgesetzten<br />

und <strong>die</strong> Schulen keine Dienststellen.<br />

Auch bei einer möglichen Novellierung<br />

des LPVG wird der <strong>vLw</strong><br />

<strong>die</strong> Einhaltung des Leitantrages<br />

verfolgen.<br />

❍<br />

Mitarbeiter- und Leistungsorientierung statt kameralistischer<br />

Personalbewirtschaftung<br />

Die Haushaltspolitik und Personalbewirtschaftung<br />

durch den öffentlichen Dienstherrn<br />

führt seit Jahren zu einer zunehmenden<br />

Auseinanderentwicklung von Leistungsforderungen<br />

und Gegenleistungen.<br />

• Seit der von der damaligen Landesregierung<br />

in Auftrag gegebenen Arbeitszeituntersuchung<br />

(Mummert und Partner,<br />

1997/98) haben sich in allen wesentlichen<br />

Arbeitsfeldern der Berufskollegs<br />

<strong>die</strong> Aufgaben quantitativ und qualitativ<br />

erhöht, zum Beispiel in der Pflichtstundenzahl,<br />

in der Schul-, Bildungsgang-,<br />

Unterrichts- und Curriculumentwicklung,<br />

in der Lehrerausbildung, bei der Ressourcenbewirtschaftung.<br />

• Parallel dazu wurden Gehälter eingefroren,<br />

Zulagen massiv gekürzt, Beihilfen<br />

verringert, Versorgungsleistungen<br />

verschlechtert.<br />

Die sich abzeichnenden Entwicklungen in<br />

der Schülerschaft der Berufskollegs und in<br />

der dualen Berufsausbildung, in der eigenverantwortlichen<br />

Gestaltung von Schulen<br />

und in der Qualitätssicherung deuten auf<br />

weitere Anforderungssteigerungen hin.<br />

Die von den Lehrerinnen und Lehrern an<br />

Berufskollegs erwarteten Leistungen können<br />

in Umfang und Qualität nur gehalten<br />

werden, wenn der öffentliche Dienstherr<br />

seine Personalpolitik deutlich stärker mitarbeiter-<br />

und leistungsorientiert akzentuiert.<br />

Dies bedeutet im Einzelnen<br />

• der bereits erbrachte Konsoli<strong>die</strong>rungsbeitrag<br />

der Landesbe<strong>die</strong>nsteten wird<br />

öffentlich anerkannt,<br />

• <strong>die</strong> Arbeitszeituntersuchung wird fortgeschrieben<br />

und bei den Überlegungen<br />

zur Sicherstellung des Unterrichts<br />

sowie bei allen Aufgabenentwicklungen<br />

berücksichtigt,<br />

• <strong>die</strong> Vereinbarung vom Juni 2001, bei<br />

insgesamt zurückgehenden Schülerzahlen<br />

besondere Arbeitsbelastungen<br />

im Schulbereich auszugleichen, wird<br />

eingehalten,<br />

• <strong>die</strong> zugesagte Entbürokratisierung und<br />

Entlastung des pädagogischen Perso-<br />

nals von Verwaltungsarbeit wird zügig<br />

umgesetzt,<br />

• <strong>die</strong> Zulagenkürzungen werden befristet,<br />

• Aufstiegsmöglichkeiten werden aufgaben-<br />

und leistungsgerecht erweitert,<br />

• <strong>die</strong> zum Zweck leistungsbezogener<br />

Bezahlung einbehaltenen Besoldungsbestandteile<br />

werden wieder ausgebracht,<br />

• für Mangelfachvertreter werden <strong>die</strong> Anwärtersonderzuschläge<br />

wieder eingeführt,<br />

• <strong>die</strong> Bildung einer Versorgungsrückstellung<br />

wird zugriffssicher fortgeführt.<br />

Die in der Föderalismusdebatte geforderte<br />

Länderzuständigkeit für das Dienst-, Besoldungs-<br />

und Versorgungsrecht kann<br />

ihren Sinn nicht darin finden, <strong>die</strong> kameralistische<br />

Personalbewirtschaftung in landesherrliche<br />

Beliebigkeit zu übertragen. Es<br />

würde sich bald zeigen, dass man damit<br />

keinen besseren Staat, keine besseren<br />

Schulen machen kann. Wer zusätzliche<br />

Personalkompetenzen übernehmen will,<br />

muss zeigen, dass er auch <strong>die</strong> tragfähigeren<br />

Konzepte hat.<br />

❍<br />

6 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Dr. Kehl, <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzender:<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hansis, lieber<br />

Hermann,<br />

sehr geehrte Frau Vorsitzende Vormfenne,<br />

liebe Elke,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

liebe Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

gern spreche ich hier ein Grußwort für<br />

den Bundesverband der Lehrerinnen und<br />

Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n, des Dachverbandes<br />

aller Landesverbände, unter<br />

denen der Landesverband Nordrhein-<br />

Westfalen eine herausragende Stellung<br />

einnimmt, sowohl von der Zahl der Mitglieder<br />

als auch von Leistungsfähigkeit<br />

und Wirkung.<br />

Ich möchte mein Grußwort in zwei Teile<br />

gliedern. Im ersten Teil soll es um <strong>die</strong> Einordnung<br />

der Verbandspolitik unter den<br />

gegenwärtigen Bedingungen gehen, im<br />

zweiten um den hier im Landesverband<br />

vollzogenen Wechsel in der Spitze.<br />

Zum ersten Punkt:<br />

Wenn man sich etwas aus dem Alltagsgeschäft<br />

zurücknimmt und <strong>die</strong> heutige<br />

Verbandspolitik aus einer übergreifenden<br />

Perspektive analysiert, drängt sich als<br />

Beschreibungsmodell das Modell der aus<br />

der Volkswirtschaftslehre bekannten<br />

Kondratieff-Zyklen auf. Kondratieffs<br />

Modell der langen Wellen unterstellt,<br />

dass es wellenförmige Bewegungen der<br />

Wirtschaft mit einer Zyklusdauer von ca.<br />

50 Jahren gibt. Grundlegende Neuerungen<br />

ermöglichen einen Aufschwung, der in<br />

einer Phase des gesellschaftlichen Konsenses<br />

zu einer Hochphase führt, <strong>die</strong> von<br />

einer Stimmung „alles ist machbar“<br />

gekennzeichnet ist, wo dann aber Erstarrung<br />

zu großer Nüchternheit führt und zu<br />

einer Bewegung nach unten, in der alles<br />

infrage gestellt wird und radikale Reformen<br />

stattfinden, bis <strong>die</strong> Strukturkrise<br />

bewältigt ist und ein neuer Aufschwung<br />

mit einer positiven Grundstimmung<br />

beginnt.<br />

Sie kennen das Modell und <strong>die</strong> von Josef<br />

Huber im gesellschaftlichen Kontext<br />

beschriebenen Phasen der langen Wellen.<br />

In <strong>die</strong>sem Beschreibungsmodell hat<br />

<strong>die</strong> Bildungslandschaft allgemein und <strong>die</strong><br />

deutsche <strong>kaufmännische</strong> berufliche Bildung<br />

im Besonderen eine Phase des<br />

Konsenses, der ruhigen Weiterentwicklung,<br />

der gesellschaftlichen Übereinstimmung<br />

über <strong>die</strong> Wertigkeit und <strong>die</strong> Gestaltung<br />

der Bildung im Rahmen eines<br />

Modells öffentlicher Verantwortung hinter<br />

sich gelassen. Das gesamte System mit<br />

„Du bist der <strong>vLw</strong>“<br />

allen Bestandteilen findet sich in einem<br />

Umbruch, der noch vor wenigen Jahren<br />

unvorstellbar schien. Hier sind drei Beispiele<br />

für <strong>die</strong>sen Umbruch:<br />

1. Arbeitsbedingungen und Entlohnung<br />

der Lehrkräfte haben sich deutlich<br />

verschlechtert, <strong>die</strong> Frage nach dem<br />

Status wird immer wieder zum Thema<br />

gemacht, in den neuen Ländern<br />

haben wir teilweise keine beamteten<br />

Lehrer mehr. Gleichzeitig befindet sich<br />

Delegiertentag<br />

Die herausragende Stellung des <strong>vLw</strong> in NRW nach 15 sehr erfolgreichen Jahren<br />

Dr. Wolfgang Kehl, <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzender<br />

...<br />

der Angestelltenbereich in einer Tarifauseinandersetzung,<br />

<strong>die</strong> zum Beispiel<br />

für Mecklenburg-Vorpommern, in dem<br />

es nur Angestellte gibt, den <strong>vLw</strong> zu<br />

einer Organisation im Arbeitskampf<br />

macht. Hier müssen wir eine neue<br />

Position finden, wir dürfen nicht zulassen,<br />

dass erst den Beamten Verschlechterungen<br />

verordnet werden<br />

und dann den Angestellten im Tarifstreit<br />

vorgehalten wird, allein <strong>die</strong><br />

Gerechtigkeit gebiete, dass auch für<br />

sie <strong>die</strong> Schlechterstellung gelte. Wir<br />

müssen den Schulterschluss finden,<br />

damit nicht <strong>die</strong> Strategie von Teile und<br />

Herrsche des Dienstherrn bzw. Arbeitgebers<br />

gilt, sondern wir müssen <strong>die</strong><br />

countervailing power sein, <strong>die</strong> in unserem<br />

Land zur Wahrung des sozialen<br />

Gleichgewichts dazugehört. Nur so<br />

können wir vermeiden, dass mit dem<br />

Argument der Arbeitsplatzsicherheit<br />

<strong>die</strong> Versäumnisse der Politik bei der<br />

Haushaltsdisziplin durch immer wieder<br />

neuen Griff in unserer Taschen<br />

ausgeglichen wird.<br />

2. Lehrerausbildung wird mit dem Hinweis<br />

auf den Bologna-Prozess neu<br />

strukturiert. Im Zuge <strong>die</strong>ser Neustrukturierung<br />

wird von der KMK unterstellt,<br />

dass <strong>die</strong> Ausbildung von Beginn<br />

an auf den Lehrerberuf ausgerichtet<br />

sein soll, dass aber, wie im Bologna-<br />

Prozess vorgesehen, der Bachelor<br />

bereits einen berufsqualifizierenden<br />

Abschluss darstellen soll. Die zweite<br />

Phase der Lehrerausbildung wird in<br />

... spricht vor aufmerksamen Gästen aus Ministerium und Bezirksregierungen<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 7


Delegiertentag<br />

... und bedankt sich als Bundesvorsitzender bei Hermann Hansis<br />

einigen Bundesländern schon beschnitten,<br />

sodass <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />

OECD, <strong>die</strong> <strong>die</strong> zweite Phase der deutschen<br />

Lehrerausbildung als vorbildlich<br />

herausgestellt hat, einfach an <strong>die</strong><br />

Seite gestellt werden. Auch hier<br />

braucht es klare Verbandspositionen.<br />

3. Die deutsche berufliche Bildung steht<br />

am Anfang eines starken Wandlungsprozesses.<br />

Bereits heute ist sichtbar,<br />

dass nicht nur durch <strong>die</strong> von der Europäischen<br />

Union initiierten Prozesse<br />

sich das System mehr hin zu den von<br />

vielen favorisierten angelsächsischen<br />

Modellen bewegt. Wird in Zukunft der<br />

Bankkaufmann ersetzt durch den<br />

Bankbachelor der Universität? Wird<br />

<strong>die</strong> berufliche Bildung nur noch auf<br />

das Feld der Ausbildung reduziert?<br />

Wie werden <strong>die</strong> Abschlüsse der beruflichen<br />

Schulen national und international<br />

eingestuft?<br />

Hier muss mitdiskutiert werden, wenn<br />

der Verband <strong>die</strong> richtigen Impulse geben<br />

soll. Es gibt viel zu tun für den Verband.<br />

Deshalb zum zweiten Teil:<br />

Wer ist der Verband? Sie alle kennen den<br />

Slogan: „Du bist Deutschland“. Liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen des <strong>vLw</strong>, ich<br />

will <strong>die</strong>sen Slogan aufgreifen und abwandeln:<br />

„Du bist der <strong>vLw</strong>“. In einer Zeit, <strong>die</strong><br />

einen solch dynamischen und dramatischen<br />

Wandel bringt, braucht der Verband<br />

nicht nur Geschlossenheit, sondern<br />

er braucht aktives Handeln seiner Mitglieder.<br />

Verband kommt von verbinden,<br />

nur verbunden sind wir stark.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, einer,<br />

der nicht nur den Slogan „Du bist der<br />

<strong>vLw</strong>“ ernst genommen hat und sich hat in<br />

<strong>die</strong> Pflicht nehmen lassen, sondern der<br />

auch den zweiten Spruch eingelöst hat:<br />

„Gib dem <strong>vLw</strong> dein Gesicht“ ist Prof.<br />

Hermann Hansis, der über zwei Jahrzehnte<br />

herausragende Funktionen im<br />

<strong>vLw</strong> wahrgenommen hat und der 15<br />

Jahre lang <strong>die</strong>sen Landesverband geführt<br />

hat. Hermann Hansis hat in einzigartiger<br />

Weise dem <strong>vLw</strong> Nordrhein-Westfalen<br />

sein Gesicht gegeben. Er stand nicht nur<br />

für den Verband, er stand auch stets zur<br />

Verfügung, wenn er gebraucht und gefragt<br />

war. Er war omnipräsent, stets nicht<br />

nur auf „Ballhöhe“, sondern schon ein<br />

Stückchen weiter, er war kommunikativ<br />

und eloquent, <strong>die</strong> Schärfe der Gedankenketten<br />

stets überragend, sodass seinen<br />

Argumenten nichts entgegenzusetzen<br />

war.<br />

Hermann Hansis hat Verbandspolitik<br />

stets als Politik des Ausgleichs verstanden<br />

und gar mancher Versuchung zur<br />

Konfrontation widerstanden. Er hat –<br />

wenn einem seiner Argumente mit dem<br />

einzig möglichen Gegenmittel, dem der<br />

Ignoranz, begegnet wurde – stets einen<br />

neuen Versuch zu überzeugen gestartet,<br />

neue Perspektiven gesucht und gefunden.<br />

In all dem hat er ein Beispiel gegeben<br />

was es heißt, wenn man dem Verband<br />

mehr gibt als nur sein Gesicht: Er<br />

hat seine ganze Person, seine Arbeitskraft<br />

und Freizeit für den Verband gegeben,<br />

er hat sich mit Haut und Haaren in<br />

den Dienst des Verbandes gestellt. Dies<br />

können wir Verbandsmitglieder ihm gar<br />

nicht genug danken. Es wird mir ein Rätsel<br />

bleiben, wie man es schaffen kann,<br />

ein solch umfängliches, zeitaufwändiges,<br />

nerven- und gesundheitsbelastendes<br />

Paket an Aufgaben zu schultern und<br />

gleichzeitig <strong>die</strong> gute Laune nicht zu verlieren.<br />

Und <strong>die</strong> Fülle an Aufgaben hat<br />

Hermann Hansis mit einer Brillanz<br />

gemeistert, <strong>die</strong> ihresgleichen sucht.<br />

Ich bin stolz darauf, dass ich ihn 1 1/2<br />

Jahrzehnte im Landesverband begleiten<br />

durfte und stets auf seinen Rat, seinen<br />

Kommentar und seine Verbesserungsvorschläge<br />

zählen konnte. Er hat mir<br />

gezeigt, wie erfolgreiche Verbandsarbeit<br />

aussieht. Lieber Hermann, ich möchte dir<br />

von ganzem Herzen nicht nur für <strong>die</strong><br />

exzellente Zusammenarbeit danken, sondern<br />

auch für <strong>die</strong> Freundschaft, <strong>die</strong> daraus<br />

erwachsen ist. Lieber Hermann, ich<br />

habe einmal gesagt und möchte es<br />

wiederholen: wenn wir in Lippe nicht<br />

schon ein Hermannsdenkmal hätten,<br />

würden wir dir eines bauen. Allein, <strong>die</strong><br />

Äußerlichkeit macht es nicht, du hast dir<br />

selber ein Denkmal gesetzt mit deinen<br />

Taten für den <strong>vLw</strong>. Du bist der <strong>vLw</strong> und<br />

kannst stolz auf <strong>die</strong>sen <strong>vLw</strong> sein!<br />

Ganz am Anfang deiner Tätigkeit als Landesvorsitzender,<br />

lieber Hermann, hast du<br />

als wichtiges Element deiner Verbandspolitik<br />

<strong>die</strong> Nachwuchsförderung in Angriff<br />

genommen. Wie erfolgreich du gewesen<br />

bist, kannst du daran erkennen, dass <strong>die</strong><br />

neue Vorsitzende Elke Vormfenne von dir<br />

in <strong>die</strong> Vorstandsarbeit geholt wurde. Mit<br />

Reinhard Schultz und Elke Vormfenne<br />

habt ihr eine wirkungsvolle Vorstandsspitze<br />

gebildet, <strong>die</strong> eine herausragende<br />

Arbeit für den Verband gemacht hat.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr<br />

geehrte Damen und Herren, eine von <strong>die</strong>sen<br />

beiden, Elke Vormfenne hat ebenfalls<br />

<strong>die</strong> Aufforderung ganz besonders ernst<br />

genommen, von der ich eben gesprochen<br />

habe: „Gib dem <strong>vLw</strong> dein Gesicht“.<br />

Mit dem heutigen Tag wird sie noch mehr<br />

als bisher dem <strong>vLw</strong> nicht nur ihr Gesicht,<br />

sondern auch ihre ganze Person, ihre<br />

Arbeitskraft und Freizeit für den Verband<br />

geben, sie hat sich mit Haut und Haaren<br />

in den Dienst des Verbandes gestellt.<br />

Liebe Elke, ich gratuliere dir herzlich zu<br />

deiner Wahl und wünsche dir nicht nur<br />

eine erfolgreiche Verbandsarbeit, sondern<br />

immer auch genug Raum für dich<br />

selbst und deine Familie. Ich freue mich<br />

auf <strong>die</strong> Fortsetzung unserer Zusammenarbeit<br />

und weiß <strong>die</strong> Verbandsführung bei<br />

dir in guten Händen.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich<br />

möchte mit meinen Glückwünschen und<br />

meinem Dank eine große Bitte an Sie verbinden:<br />

Die Zeiten für den Lehrerberuf<br />

und <strong>die</strong> Lehrervertretung sind nicht einfach.<br />

Die Probleme der Zukunft lösen wir<br />

nur mit einem aktiven Verband, deshalb<br />

bitte ich Sie: Mischen Sie sich ein, bringen<br />

Sie sich ein, geben Sie dem Verband<br />

Ihr Gesicht, so wie es Hermann Hansis<br />

und Elke Vormfenne vorleben.<br />

Dr. Wolfgang Kehl ❍<br />

8 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Prof. Dr. Dieter Euler, St. Gallen:<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

sehr geehrte Frau Ministerin,<br />

liebe Frau Vormfenne,<br />

lieber Hermann!<br />

Ich bedanke mich ganz herzlich für <strong>die</strong><br />

Gelegenheit und das Privileg, heute vor<br />

dem Delegiertentag sprechen zu dürfen.<br />

Und in besonderer Weise freue ich mich,<br />

der Verabschiedung von Hermann Hansis<br />

von seinem Amt (wohl weniger von<br />

seinem Engagement) beiwohnen zu dürfen.<br />

Der Dank verbindet sich mit einem leichten<br />

Zweifel: Warum gerade ich? Zwar ist<br />

mir <strong>die</strong> Kaufmännische Schule als Verbandsorgan<br />

durchaus vertraut, doch<br />

kann ich nicht behaupten, mit dem Verbandswirken<br />

von Hermann Hansis während<br />

seiner Amtszeit wirklich vertraut zu<br />

sein. Viele von Ihnen haben ihn erlebt,<br />

wie er über viele Jahre <strong>die</strong> Landes-Delegiertentage<br />

geprägt, mit seinen Beiträgen<br />

Akzente gesetzt und Richtungen vorgespurt<br />

hat. Und wie ein Fussballspieler,<br />

der ein überragendes Spiel geliefert hat,<br />

lässt er sich nun noch vor Ablauf seiner<br />

beruflichen Spielzeit auswechseln und<br />

kann sich dabei sicher sein, dass <strong>die</strong><br />

Anwesenden ihn mit Standing Ovations<br />

verabschieden.<br />

Bin ich als Externer da nicht etwas deplaziert?<br />

Gut, <strong>die</strong> Heimspiele von Hermann Hansis<br />

kann ich nicht würdigen. Bleiben dann<br />

aber noch <strong>die</strong> Auswärtsspiele! Beispielsweise<br />

<strong>die</strong> von Hermann Hansis in der<br />

Wissenschaft.<br />

Kurz und gut: Erwarten Sie bitte von mir<br />

keine Würdigung des Amtsträgers Hermann<br />

Hansis. Das können andere hier im<br />

Raum viel genauer. Mein Interesse gilt<br />

der Person und Persönlichkeit von Hermann<br />

Hansis – wobei ich mich auf drei<br />

Facetten begrenzen möchte, <strong>die</strong> ich wie<br />

folgt überschreibe:<br />

1. Hermann Hansis als Grenzgänger zwischen<br />

den Welten, aber nicht zwischen<br />

den Stühlen …<br />

2. Hermann Hansis als ein Mann mit<br />

einem langen Atem …<br />

3. Hermann Hansis als ‚streitbarer Diplomat‘<br />

der leisen, aber auch klaren Töne<br />

…<br />

Grenzgänger zwischen den Welten ...<br />

Verabschiedung von Hermann Hansis als <strong>vLw</strong>-Landesvorsitzender<br />

Prof. Dr. Dieter Euler …<br />

1 Grenzgänger zwischen<br />

den Welten, aber nicht<br />

zwischen den Stühlen …<br />

Grenzgänger ebenso wie Querdenker<br />

haben es heute alles andere als leicht.<br />

Man lobt sie im Allgemeinen, im Speziellen<br />

löst ihre Gegenwart jedoch Vorsicht<br />

und zuweilen Ablehnung aus, da sich der<br />

Stallgeruch des eigenen Lagers mit fremden<br />

Düften verbindet. Hermann Hansis<br />

ist ein solcher Grenzgänger, der insbesondere<br />

<strong>die</strong> Wege zwischen Wissenschaft<br />

und Machenschaft, zwischen Theorie<br />

und Praxis für sich erschlossen hat.<br />

Grenzgänger zwischen den Welten von<br />

Wissenschaft und Praxis, zwischen den<br />

Weißkittelpädagogen der Universitäten<br />

und den Blaukittelpädagogen der Schulpraxis,<br />

laufen schnell Gefahr, zwischen<br />

den Stühlen zu sitzen. Denn trotz gegenteiliger<br />

Rhetorik sitzen Wissenschaftler<br />

und Praktiker nur selten zusammen, häufig<br />

sehen sie voneinander weg oder gar<br />

aufeinander herab.<br />

Das schreckt Hermann Hansis offensichtlich<br />

nicht ab. Er will <strong>die</strong> bestehende<br />

Wirklichkeit verstehen, aber auch neue<br />

Möglichkeiten erkunden. Ein Blick in<br />

seine Veröffentlichungen macht schnell<br />

deutlich, dass viele seiner Überlegungen<br />

auf festen wissenschaftlichen Fußnoten<br />

stehen ohne <strong>die</strong> Bodenhaftung zur Praxis<br />

zu verlieren. Da wechseln zeitaktuelle mit<br />

Delegiertentag<br />

zeitlosen, mikrodidaktische mit bildungsorganisatorischen<br />

Themen. Ob zum Verhältnis<br />

zwischen Allgemein- und Berufsbildung,<br />

zum Schweinezyklus in der Lehrerbildung<br />

oder zu Streitthemen wie<br />

Handlungsorientierung, Lernfeldcurriculum<br />

oder Schulautonomie – Hermann<br />

Hansis versteht es, das bildungspolitische<br />

Geröll beiseite zu schieben und den<br />

Kern des Themas analytisch scharfsinnig<br />

freizuschaufeln.<br />

Es ist vor <strong>die</strong>sem Hintergrund nicht überraschend,<br />

dass ich Hermann Hansis auf<br />

seinen Expeditionen im Grenzland zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis kennen<br />

gelernt habe.<br />

Ich war Assistent in Köln am Lehrstuhl<br />

von Prof. Twardy, dort wurde der Blickkontakt<br />

zur Praxis durchaus intensiv<br />

gepflegt. So traf ich Hermann Hansis<br />

gelegentlich im Kölner Arbeitskreis,<br />

wobei wir beide zumeist eine eher ruhige<br />

Rolle bevorzugten. Wir waren beide nicht<br />

<strong>die</strong> Hauptdarsteller auf <strong>die</strong>ser Bühne,<br />

sondern übten uns zumeist als Beobachter<br />

und gelegentlicher Fragensteller. So<br />

weit, so gut!<br />

Nach meiner Habilitation übernahm ich<br />

dann einen Lehrstuhl, erst in Potsdam,<br />

dann in Nürnberg. Und paradoxerweise<br />

entstand über <strong>die</strong>se räumliche Distanz<br />

zwischen Hermann Hansis und mir eine<br />

neue Nähe – letztlich über ein Thema,<br />

das uns beide betraf und offensichtlich<br />

auch beschäftigte – <strong>die</strong> Lehrerbildung.<br />

Ich fasste meine Antrittsvorlesung seinerzeit<br />

in Nürnberg unter den Titel: „Denn<br />

sie tun nicht, was sie wissen …“ und versuchte<br />

darüber <strong>die</strong> Situation in der Lehrerbildung<br />

zu kennzeichnen. Sie wissen<br />

schon: Wissenschaftliche Theorien führen<br />

in der 1. Phase der universitären Lehrerbildung<br />

zu Erkenntnissen, <strong>die</strong> das<br />

Bestehen von Prüfungen, aber nicht das<br />

Bestehen in der Praxis sichern. Schon in<br />

der 2. Phase dominiert dann <strong>die</strong> Pädagogik<br />

des Vergessens, wenn <strong>die</strong> Referendare<br />

mit dem programmatischen Satz<br />

konfrontiert werden: „Sie können jetzt<br />

erst mal alles vergessen, was Sie an der<br />

Universität gelernt haben, in der Praxis<br />

ist alles ganz anders …“ Und spätestens<br />

mit dem Berufseinstieg in <strong>die</strong> Schule weichen<br />

<strong>die</strong> Reste von Idealismus dem vermeintlichen<br />

Überlebenskampf in den<br />

Klassenzimmern – und es werden zunehmend<br />

Fächer und weniger Schüler unterrichtet.<br />

Am Ende formulierte ich noch<br />

einige Überlegungen zur Reform der Lehrerbildung,<br />

insbesondere in der 1. Phase,<br />

in der ich selbst ja gerade neue Verantwortung<br />

übernommen hatte.<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 9


Delegiertentag<br />

Hermann Hansis las den veröffentlichten<br />

Vortrag in der Zeitschrift für Berufs- und<br />

Wirtschaftspädagogik – und wir kamen<br />

ins Gespräch. Ich spürte sein Interesse<br />

am Thema und hatte den Eindruck, dass<br />

er meine Vorstellung nicht als intellektuelle<br />

Dribbelkünste abtat, sondern sie<br />

ernst nahm.<br />

Schließlich lud ich ihn nach Nürnberg zu<br />

einem Gastvortrag ein. Dort und kurze<br />

Zeit später in seiner Antrittsvorlesung<br />

anlässlich der Verleihung einer Honorarprofessur<br />

an ihn an der Universität Köln<br />

(über <strong>die</strong> Rolle der Hoch<strong>schule</strong> beim Ausbau<br />

der Professionalität von Lehrerinnen<br />

und Lehrern) erkannte ich viele Themen<br />

wieder, <strong>die</strong> wir diskutiert hatten. Und was<br />

mir imponierte: Er machte es sich nicht<br />

einfach … Wie leicht wäre es gewesen,<br />

<strong>die</strong> kritikwürdige Welt der universitären<br />

Lehrerbildung von einem inneren Hochsitz<br />

aus zu betrachten oder <strong>die</strong> widrigen Rahmenbedingungen<br />

in der schulischen Praxis<br />

zu beklagen. Stattdessen suchte er<br />

seine Möglichkeiten und <strong>die</strong> eigene Verantwortung<br />

und formulierte überzeugende<br />

Vorstellungen, wie man <strong>die</strong> ersten Jahre<br />

des Berufseinstiegs als Phase der Personalentwicklung<br />

so gestalten kann, dass<br />

den bekannten Symptomen der Theoriefeindlichkeit<br />

und dem emotionalen Bürgerkrieg<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis<br />

entgegengewirkt werden kann.<br />

Und als ich zwei Jahre später anlässlich<br />

der Hochschultage in einem Workshop<br />

erlebte, dass Hermann Hansis als Schulleiter<br />

nicht nur Worte über Taten formuliert,<br />

sondern <strong>die</strong>se auch in seiner Schule<br />

umzusetzen versucht, war mir klar, dass<br />

er nicht nur an Vorstellungen über veränderte<br />

Praxis, sondern auch an deren Herstellung<br />

arbeitet.<br />

Das alles geschah in den vergangenen 10<br />

Jahren. Bei der Vorbereitung auf den heutigen<br />

Tag fiel mir dann aber ein Artikel von<br />

Hermann Hansis aus der „<strong>kaufmännische</strong>n<br />

Schule“ vom Januar 1983 in <strong>die</strong> Hand. In<br />

anderer Diktion, aber mit gleichem Engagement<br />

forderte er <strong>die</strong> „Abkehr vom Prinzip<br />

des Anfängerverschleißes“. Wie kann<br />

jemand, so fragte ich mich, sich mit der<br />

Suche nach einer verbesserten Lehrerbildung<br />

über Jahrzehnte so beharrlich mit<br />

einem Thema auseinandersetzen, das in<br />

der Politik doch meist am Katzentisch<br />

sitzt und primär aus quantitativen Perspektiven<br />

behandelt wird? Dies führt mich<br />

zu der zweiten Facette von Hermann<br />

Hansis als …<br />

2 Mann mit einem langen<br />

Atem und grenzenloser<br />

Beharrlichkeit in der<br />

Verfolgung seiner Ideen<br />

und Ziele …<br />

Es ist selbstredend, dass <strong>die</strong> Mehrfachrolle<br />

als Pädagoge, Verbandspolitiker<br />

und Grenzgänger zur Wissenschaft (ganz<br />

zu schweigen von seinem Privatleben)<br />

eigentlich nicht zu bewältigen ist. Permanent<br />

ist man gezwungen, 11 Löcher mit<br />

10 Fingern zu schließen, ein ruhe- und<br />

rastloses Leben. Wen wundert es da,<br />

dass viele Personen in ähnlicher Situation<br />

sich in ihrem Amt quälen, und es <strong>die</strong><br />

anderen auch gerne wissen lassen. Für<br />

viele ist es schon fast eine Pflicht, überarbeitet<br />

auszuschauen …<br />

Die Fotos in der „<strong>kaufmännische</strong>n Schule“<br />

geben einen guten Einblick allein schon<br />

über <strong>die</strong> Anforderungen an den Landesvorsitzenden.<br />

Präsenz bei Jubiläen,<br />

Ansprachen, Besuche bei Politikern,<br />

Anhörungen … und das in einem<br />

Bundesland, das flächenmäßig größer ist<br />

als <strong>die</strong> Schweiz.<br />

Viele von Ihnen kennen vielleicht <strong>die</strong><br />

Fotos von Herlinde Koelbl. Sie hat als<br />

Fotografin Politiker wie Schröder, Fischer<br />

oder Merkel in Jahresabständen fotografiert<br />

und untrüglich <strong>die</strong> „Spuren der<br />

Macht“, wie sie es nennt, festgehalten.<br />

Aus offenen Blicken wird ein misstrauisches<br />

Blinzeln, aus authentischen Gefühlen<br />

werden kalkulierte Inszenierungen,<br />

ganz zu schweigen von den Falten und<br />

Furchen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Leben auf der Haut<br />

hinterlässt. Nimmt man <strong>die</strong>sen Benchmark,<br />

so hat sich Hermann Hansis „gut<br />

gehalten“, wie man im Rheinland sagt. Er<br />

bleibt sich auch auf den Fotos treu.<br />

Nichts von dem anknipsbaren Lächeln<br />

eines Schröder oder Clinton, vielmehr<br />

verraten <strong>die</strong> Bilder eine unaufdringliche<br />

Präsenz, eine ansteckende Zuversicht,<br />

egal wo sie geschossen werden.<br />

Wolfgang Kehl erwähnte kürzlich in der<br />

W+E, dass Hermann Hansis nur schwer<br />

mit Ignoranz umgehen könne. Ich habe<br />

den Eindruck, dass er zumindest <strong>die</strong><br />

gesunden Vorstufen <strong>die</strong>ses Zustands,<br />

Geduld und Beharrlichkeit, recht gut<br />

beherrscht. Er scheint zu wissen, dass sich<br />

<strong>die</strong> Dinge manchmal in einer Art schläfriger<br />

Zufälligkeit entwickeln, und wenn <strong>die</strong> Richtung<br />

nicht stimmt, dann nutzt es nichts das<br />

Tempo zu erhöhen. Nichts was bleiben soll,<br />

kommt schnell – und <strong>die</strong> verbreitete Alternative<br />

zwischen dem quick-and-dirty der<br />

Praxis oder dem beautiful-and-never der<br />

Theorie erfordert eben <strong>die</strong>se Geduld und<br />

Beharrlichkeit, wenn man neue Wege finden<br />

und erproben möchte.<br />

Dies leitet mich über zu der dritten und<br />

letzten Facette, <strong>die</strong> ich ‚Ihnen beliebt<br />

machen möchte‘, wie es in der Schweiz<br />

heißt …<br />

3 „Streitbarer Diplomat“<br />

der leisen, aber<br />

auch klaren Töne …<br />

Ein ‚streitbarer Diplomat‘ – ist das nicht<br />

eine Paradoxie?<br />

Ich beziehe mich wieder auf <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />

Arbeiten von Hermann Han-<br />

sis, <strong>die</strong>smal auf seine Dissertationsschrift<br />

aus dem Jahre 1973. Er untersuchte dort<br />

<strong>die</strong> wirtschaftspädagogischen Bezüge in<br />

der Mitbestimmungsdiskussion <strong>die</strong>ser<br />

Zeit. Das Thema ist vielleicht auch <strong>die</strong>smal<br />

nicht von der Person zu lösen,<br />

schließlich geht es dabei um Interessenausgleich,<br />

Verständigung und Kompromiss.<br />

Hermann Hansis geht in der Schrift<br />

sparsam mit Werturteilen um, bleibt pointiert<br />

und ausgewogen in der Analyse –<br />

und zugleich streitbar in den Zwischenzeilen.<br />

Fast unmerklich geht er auf <strong>die</strong><br />

Mitbestimmung der Schülermitverwaltung<br />

ein, in der Nach-68er-Zeit ein heißes<br />

Thema, wie ich mich aus der eigenen<br />

Schulzeit erinnere. Die Diktion verrät eine<br />

kritische Haltung – aber nicht gespeist<br />

durch eine vordergründige politische<br />

Ablehnung, sondern weil er sie aus pädagogischer<br />

Perspektive als unzureichend<br />

beurteilt. Delegation der Mitbestimmung<br />

an ein Gremium reiche nicht aus, notwendig<br />

sei es, <strong>die</strong> Eigentätigkeit und das<br />

Mittun aller herauszufordern. Und das<br />

benötige andere Formen der Herausforderung<br />

und Förderung von Schülerinnen<br />

und Schülern.<br />

Der Politiker würde sagen: Ein geschicktes<br />

Argument, um eine unbeliebte Forderung<br />

abzuwehren. Der Idealist würde entgegnen:<br />

Endlich einer, der weit genug<br />

geht. Und Hermann Hansis? – Er würde<br />

nach Auslösung der Kontroverse vermutlich<br />

den Weg des pragmatischen Idealismus<br />

gehen und diplomatisch einen<br />

tragfähigen Kompromiss anstreben …<br />

Ein anderes Beispiel: In einem Beitrag 50<br />

Jahre nach Kriegsende erwähnt Hermann<br />

Hansis in der „<strong>kaufmännische</strong>n Schule“<br />

eine ökonomische Haltung im Dritten<br />

Reich, <strong>die</strong> zwar <strong>die</strong> Defizite im Staatshaushalt,<br />

nicht hingegen <strong>die</strong> Unmenschlichkeit<br />

der Politik geißelte. Um <strong>die</strong>s<br />

dann mit einer Kritik an den beobachtbaren<br />

Tendenzen in Volks- und Betriebswirtschaftslehre<br />

zu verbinden, <strong>die</strong> ethische<br />

Dimension der Verantwortung für<br />

das ökonomische Handeln auszublenden.<br />

Oder sein Hinweis auf einem Bildungskongress<br />

1993 in Neuss, <strong>die</strong> Versuche<br />

zur Aufwertung der Berufsbildung über<br />

<strong>die</strong> Anbindung an <strong>die</strong> Allgemeinbildung<br />

seien etwa so, als wolle man Frauen<br />

dadurch ‚gleichwertig‘ machen, indem<br />

man sie mit Männern verheirate.<br />

Seine Kommunikationsfiguren sind vergleichbar:<br />

Den Möglichkeitsraum des<br />

Denkens durch einen originellen Impuls<br />

weit öffnen, um dann diplomatisch und<br />

dialogisch nach der besten Lösung zu<br />

suchen. Dabei agiert Hermann Hansis<br />

dezent und vorsichtig in der Form, jedoch<br />

klar und zielbezogen in der Sache – eben<br />

ein ‚streitbarer Diplomat‘. Er agiert mit<br />

‚verständlichen Zweideutigkeiten‘, <strong>die</strong><br />

jeder versteht, aber niemanden verletzen.<br />

Er denkt in Optionen, kennt aber seine<br />

Ziele …<br />

10 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


In vielen Gesprächen konnte ich <strong>die</strong>se<br />

rhetorische Fertigkeit bewunden, gepaart<br />

mit einer Offenheit für sperrige Ideen. So<br />

ist Hermann Hansis beispielsweise kein<br />

Verfechter der pädagogischen Tonnenideologie<br />

entlang der Gleichung: mehr<br />

Geld + weniger Unterrichtsstunden =<br />

mehr Qualität. Er versteht sich nicht als<br />

einer jener Geschäftsführer des Zeitgeistes,<br />

<strong>die</strong> bemüht sind, <strong>die</strong> eigenen Interessen<br />

in einem stabilen Provisorium zu<br />

belassen. Nicht das Auftreten von Widerständen<br />

ist für ihn Anlass zur Beunruhigung,<br />

sondern deren Ausbleiben.<br />

Daneben stechen <strong>die</strong> Grundhaltungen<br />

hervor, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem Handeln unterlegt<br />

sind: Führen beinhaltet für ihn<br />

Zusammenführen, Erziehung erfordert<br />

Beziehung, Verband versteht er nicht als<br />

das Ergebnis einer medizinischen Intervention,<br />

sondern in der Bedeutung des<br />

Verbindens und Zusammenbindens nach<br />

innen und außen. In seinen Beiträgen<br />

hört man häufig <strong>die</strong> Begriffe Glaubwürdigkeit<br />

und Vertrauen, und wie schon in<br />

der erwähnten Dissertationsschrift spielt<br />

<strong>die</strong> Kategorie der Verantwortung eine<br />

große Rolle. Pointiert könnte man von<br />

den drei ‚V‘ sprechen: Verantwortung,<br />

Verbindung, Verständigung – dazu<br />

kommt das ‚Streitbare‘, das Überschreiten<br />

des Denkens in Leitplanken, getreu<br />

dem Leitsatz, dass aus Spruch und<br />

Widerspruch neue Lösungen entstehen.<br />

Ich komme zum Abschluss.<br />

Wenn jemand wie Hermann Hansis über<br />

eine Zeit von nunmehr 15 Jahren <strong>die</strong><br />

Geschicke eines Landesverbands führt,<br />

dann gibt es nur einen Erklärungsansatz<br />

mit prinzipiell doppelsinniger Bedeutung:<br />

Schulministerin Barbara Sommer:<br />

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Hansis,<br />

sehr geehrte Frau Vormfenne,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich möchte Ihnen heute meinen besonderen<br />

Dank aussprechen.<br />

Die Tätigkeit in meinem Amt hat mir auf<br />

vielfältige Weise gezeigt, wie wichtig und<br />

gut <strong>die</strong> Arbeit ist, <strong>die</strong> Sie in den Berufskollegs<br />

leisten. Dies wird leider in der<br />

Öffentlichkeit oft nicht ausreichend wahrgenommen.<br />

Keine andere Schulform erfährt den wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Wandel<br />

so direkt und massiv wie das Berufskolleg:<br />

Sie müssen sich immer wieder auf den<br />

Unterricht in neuen Berufen einstellen<br />

und so flexibel auf <strong>die</strong> schnellen Veränderungen<br />

in der Arbeitswelt reagieren.<br />

Damit bieten Sie Ihren Schülerinnen und<br />

Schülern viele Möglichkeiten zur Qualifikation<br />

und Weiterbildung und eröffnen<br />

manchem eine „zweite Chance“.<br />

Besonders möchte ich Ihre Anstrengungen<br />

würdigen, mit denen Sie sich um<br />

Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten<br />

bemühen. Manchem jungen<br />

Menschen bieten Sie oft <strong>die</strong> letzte<br />

Möglichkeit, eine realistische Chance auf<br />

dem Arbeitsmarkt zu erhalten.<br />

An keiner anderen Schulform werden<br />

Schülerinnen und Schüler mit derart<br />

unterschiedlichen Voraussetzungen und<br />

Leistungsniveaus unterrichtet: Wo sonst<br />

sitzt der ehemalige Sonderschüler oft<br />

neben der Abiturientin? Damit stärken<br />

Delegiertentag<br />

... vor Hermann Hansis und Gästen aus der Politik (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

Man findet keinen Besseren … Und wenn<br />

<strong>die</strong>se Zeit vorbei ist, dann liegen zwei<br />

Fragen nahe: Was macht der Verband?<br />

Was macht der dann ehemalige Vorsitzende?<br />

Mich interessiert hier nur <strong>die</strong> zweite<br />

Frage. Ich erwähnte bereits, dass Hermann<br />

Hansis vor Abpfiff seiner beruflichen<br />

Spielzeit den Platz verlässt. In<br />

einer Zeit, in der in unserer Gesellschaft<br />

zwar reichlich Wege für den beruflichen<br />

Aufstieg, aber nur wenige für einen würdigen<br />

beruflichen Ausstieg bestehen,<br />

erscheint mir <strong>die</strong>s eine durchdachte Dramaturgie.<br />

Lieber Hermann, mir bleibt an <strong>die</strong>ser<br />

Stelle, dir zu wünschen, dass du <strong>die</strong><br />

neuen Freiheiten so nutzen kannst, dass<br />

du dich selbst froh, zufrieden und ausgeglichen<br />

damit fühlst. Lass deine Gedanken<br />

spazieren gehen, suche nach dem<br />

dir nunmehr Selbstverständlichen neue<br />

Gebiete des Unverständlichen, lass dich<br />

nicht aus der Unruhe bringen!<br />

Und ganz egoistisch wünsche ich mir,<br />

dass unser Austausch fortlebt und neue<br />

Aktualitäten findet. Insofern mache ich<br />

Schluss, ohne zu enden …<br />

Perspektiven der <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs<br />

Hermann Hansis hat <strong>die</strong> Bildungslandschaft in Nordrhein-Westfalen geprägt<br />

Prof. Dr. Dieter Euler ❍<br />

Sie <strong>die</strong> Integrationskraft unserer Gesellschaft<br />

und tragen zum Erhalt des sozialen<br />

Friedens bei!<br />

Sie alle arbeiten in den Berufskollegs mit<br />

hoher Professionalität – sowohl was Ihre<br />

fachliche als auch was Ihre pädagogische<br />

Kompetenz angeht.<br />

Dabei zeigen Sie – zumindest überwiegend<br />

– trotz steigender Anforderungen<br />

eine große Zufriedenheit mit Ihrem Beruf,<br />

Engagement für Ihre Schülerinnen und<br />

Schüler und viel Zuversicht. Für all das<br />

meinen ausdrücklichen und herzlichen<br />

Dank!<br />

In der Koalitionsvereinbarung sagen wir:<br />

„Eine gute Ausbildung ist und bleibt <strong>die</strong><br />

beste Voraussetzung für ein selbstbestimmtes<br />

und zufriedenes Leben. Wir<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 11


Delegiertentag<br />

wollen, dass allen ausbildungswilligen<br />

und -fähigen jungen Menschen ein Ausbildungsvertrag<br />

angeboten wird.“<br />

Das setzt Maßstäbe, an denen wir uns<br />

messen lassen müssen und denen wir<br />

unser Handeln unterzuordnen haben –<br />

trotz aller Schwierigkeiten.<br />

Zweiter Berufsschultag<br />

Kaum ein Thema beschäftigt Berufskollegs<br />

in letzter Zeit so sehr wie der zweite<br />

Berufsschultag. Es ist ein offenes<br />

Geheimnis, dass zur Umsetzung des<br />

zweiten Berufschultages auch in <strong>kaufmännische</strong>n<br />

Berufskollegs vielerorts<br />

intelligente Organisationsformen entwickelt<br />

wurden, <strong>die</strong> es erlauben, den Unterricht<br />

einvernehmlich mit Betrieben zu<br />

organisieren.<br />

Während bei der Mehrheit der Branchen<br />

kein Zweifel am notwendigen Umfang<br />

des Berufschulunterrichts besteht,<br />

erwarteten einzelne Handwerksberufe,<br />

dass wir das Unterrichtspensum auf<br />

lediglich einen Berufsschultag reduzieren.<br />

Die dort verwendete einfache Formel lautet:<br />

„Weniger Unterricht im berufsübergreifenden<br />

Bereich ist gleich mehr Anwesenheit<br />

in den Betrieben, ist gleich mehr<br />

Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.“<br />

Wir haben <strong>die</strong>se Formel aber verändert:<br />

Unterricht im bisherigen Umfang mit weiter<br />

flexibilisierten Modellen ist gleich<br />

mehr Anwesenheit im Betrieb, ist gleich<br />

mehr Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.<br />

Damit man mit <strong>die</strong>ser Formel in der Praxis<br />

umgehen kann, wurde im Ausbildungskonsens<br />

NRW ein Vorhabenkatalog<br />

erstellt. Die Branchen wurden dabei<br />

aufgefordert, bis zum morgigen Tag ihre<br />

Wünsche zur regionalspezifischen Umsetzung<br />

der Flexibilisierung des Berufschulunterrichts<br />

zu melden.<br />

Wir werden <strong>die</strong> Rückmeldungen auswerten<br />

und abstimmen. Ziel ist, wo immer<br />

möglich, den Wünschen der Betriebe<br />

entgegenzukommen.<br />

Ganz sicher werden auch Wünsche zu<br />

<strong>kaufmännische</strong>n Ausbildungsberufen<br />

geäußert. Wir wissen, dass wieder einmal<br />

Ihre Flexibilität und <strong>die</strong> Ihrer Kollegen vor<br />

Ort gefordert ist.<br />

Die Betriebe wissen, dass sie im Gegenzug<br />

zu unseren Bemühungen belegbar<br />

mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung<br />

stellen müssen.<br />

Hier möchte ich ein herzliches Dankeschön<br />

an Sie, Herr Prof. Dr. Hansis, richten.<br />

Bei der Son<strong>die</strong>rung der vielen, vielen<br />

Ideen zur Flexibilisierung des Berufschulunterrichts<br />

waren Sie als engagierter<br />

Schulleiter ebenso hilfreich wie als konstruktiv-kritischer<br />

Verbandsvorsitzender.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass unsere<br />

gemeinsamen Bemühungen, mehr Jugendlichen<br />

über einen dualen Ausbildungsplatz<br />

eine faire Chance auf einen<br />

gelungenen Einstieg in <strong>die</strong> Berufs- und<br />

Arbeitswelt zu verschaffen, erfolgreich<br />

sind und dass <strong>die</strong>ser Prozess von Qualität<br />

und Nachhaltigkeit geprägt sein wird.<br />

Wegfall der Schulbezirke<br />

Uns alle beschäftigt zurzeit auch der<br />

Wegfall der Schulbezirke. Auch bei <strong>die</strong>ser<br />

Frage ist es unser Ziel, Hindernisse für<br />

<strong>die</strong> Ausbildung zu beseitigen.<br />

Die nach der Verbändebeteiligung zum<br />

Schulgesetz überarbeiteten Regelungen<br />

werden zum Schuljahr 2008/2009 in Kraft<br />

Begrüßung im Foyer: Schulministerin Barbara Sommer mit Richard Stigulinszky (MSW)<br />

und Hilmar von Zedlitz (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

treten. Es soll sichergestellt werden, dass<br />

allen Auszubildenden ein Angebot zur<br />

Beschulung unterbreitet werden kann und<br />

der Ressourcenaufwand für Land und<br />

Schulträger dennoch vertretbar bleibt.<br />

Es geht uns um bestmögliche Qualifizierung<br />

und damit Entwicklungschancen für<br />

<strong>die</strong> Auszubildenden.<br />

Auch hier erwarte ich, dass sich <strong>die</strong><br />

Regeländerungen in barer Münze –<br />

sprich in mehr Ausbildungsplätzen für<br />

Jugendliche – auszahlen werden.<br />

Qualifizierung für<br />

benachteiligte Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

Die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz<br />

hat leider stark zugenommen.<br />

Verlierer <strong>die</strong>ser Entwicklung sind insbesondere<br />

Jugendliche mit individueller<br />

Benachteiligung (z. B. Lernbeeinträchtigungen)<br />

oder sozialen Benachteiligungen<br />

(z. B. Armut oder Migrationshintergrund).<br />

Hinzu kommen <strong>die</strong> Jugendlichen, <strong>die</strong><br />

zwar in der Lage wären, eine duale<br />

Berufsausbildung zu beginnen und erfolgreich<br />

abzuschließen, wegen der Lage<br />

auf dem Ausbildungsmarkt aber keine<br />

entsprechende Stelle finden.<br />

Die individuelle Förderung <strong>die</strong>ser<br />

Jugendlichen und ihre gesellschaftspolitische<br />

Integration nehmen Berufskollegs<br />

in unterschiedlichen Bildungsgängen<br />

wahr.<br />

Neu ist <strong>die</strong> Förderung durch das Werkstattjahr,<br />

das sich vorrangig an Jugendliche<br />

richtet, <strong>die</strong> bislang lediglich an zwei<br />

Tagen das Berufskolleg besuchen. Sie<br />

sind oft schulmüde und zeigen geringes<br />

Interesse an schulischem Lernen. Ihnen<br />

soll durch schulisches und praktisches<br />

Lernen an unterschiedlichen Lernorten<br />

eine Perspektive auf Ausbildung und<br />

Beschäftigung eröffnet werden.<br />

Dabei freue ich mich festzustellen, dass<br />

sich <strong>die</strong> <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs<br />

stärker als bisher engagiert des Problems<br />

benachteiligter Jugendlicher annehmen.<br />

Für Ihre bisherige konstruktive Kritik und<br />

Ihren Zuspruch danke ich Ihnen. Beides<br />

wird in <strong>die</strong> weitere Konzeption des Werkstattjahres<br />

einfließen.<br />

Zentralabitur<br />

Mit der Einführung zentraler Abiturprüfungen<br />

in der gymnasialen Oberstufe und<br />

im Berufskolleg sichern wir bei den<br />

Schulabschlüssen Transparenz, Vergleichbarkeit<br />

und Gerechtigkeit. Und<br />

gleichzeitig schaffen wir auf Dauer klare<br />

Zielerwartungen.<br />

Ergebnisorientierte Zielvorgaben erlauben<br />

gleichzeitig den Abbau übertriebener<br />

12 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


curricularer und didaktischer Regelungen,<br />

wie sie sich in den oft 100 Seiten<br />

starken Richtlinien und Lehrplänen vergangener<br />

Tage wiederfinden.<br />

Wir wollen den Schulen <strong>die</strong> notwendige<br />

Selbstständigkeit als Voraussetzung<br />

einer modernen Schulentwicklung geben.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass der<br />

Wettbewerb der Schulen zu besseren<br />

Leistungen führen wird.<br />

Im Berufskolleg werden wir das Zentralabitur<br />

in gestufter Form einführen. Wir<br />

beginnen ab 2008 mit den Profil bildenden<br />

Fächern. 2009 folgen dann <strong>die</strong> weiteren<br />

Leistungskurse und 2010 das dritte<br />

schriftliche Abiturfach.<br />

Aufgrund <strong>die</strong>ser Vorlaufphase haben wir<br />

<strong>die</strong> Gelegenheit, <strong>die</strong> veralteten Lehrpläne<br />

durch neue, schlanke zu ersetzen. In<br />

ihren Vorgaben werden sich <strong>die</strong> künftigen<br />

Bildungspläne auf das Notwendige<br />

beschränken und den Berufskollegs<br />

Gestaltungsräume eröffnen.<br />

Ich weiß, dass <strong>die</strong> Einführung des Zentralabiturs<br />

bei einigen <strong>die</strong> Sorge ausgelöst<br />

hat, <strong>die</strong> Besonderheiten des Berufskollegs<br />

könnten zugunsten eines einheitlichen<br />

Zentralabiturs verloren gehen.<br />

Doch es wird für <strong>die</strong> Absolventen an<br />

Gymnasien und Berufskollegs keine<br />

gemeinsamen Abituraufgaben geben. In<br />

den Bildungsgängen des Berufskollegs<br />

haben wir uns für ein differenziertes System<br />

entschieden. Das trägt dem Bildungsgang-Gedanken<br />

und dem fachlichen<br />

Lernen im Beruf Rechnung.<br />

Dies haben Sie, verehrter Herr Professor<br />

Hansis, auch zu Recht eingefordert.<br />

Unbestritten ist, dass für <strong>die</strong> profilbildenden<br />

Fächer eigenständige Aufgaben<br />

erstellt werden. Aber auch in den weiteren<br />

Prüfungsfächern werden wir eigene<br />

berufskollegspezifische Aufgabenstellungen<br />

entwickeln. Da <strong>die</strong> große Zahl der<br />

Bildungsgänge eine Vielzahl von Aufgabenstellungen<br />

nach sich ziehen würde,<br />

haben wir uns für fachbereichsbezogene<br />

Bündelungen entschieden.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise tragen wir der beruflichen<br />

Ausrichtung des Berufskollegs<br />

Rechnung.<br />

Um aber in einem differenzierten Fächerangebot<br />

eine landesweit sinnvolle Vergleichbarkeit<br />

zu erreichen, mussten <strong>die</strong><br />

geplanten Prüfungsfächer behutsam<br />

reduziert werden.<br />

In <strong>kaufmännische</strong>n Bildungsgängen bleiben<br />

auch beim Zentralabitur Wahlmöglichkeiten<br />

im Leistungskurs-Bereich bestehen.<br />

Sie stellen eine ebenso anspruchsvolle<br />

wie wertvolle Alternative zur<br />

gymnasialen Oberstufe dar. Immerhin<br />

wird weit über <strong>die</strong> Hälfte aller AHR-<br />

Abschlüsse an <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs<br />

erworben.<br />

Schulministerin Barbara Sommer ...<br />

Bei der Festlegung der möglichen Prüfungsfächer<br />

wurden <strong>die</strong> Fächer Deutsch,<br />

Mathematik und erste Fremdsprache<br />

bevorzugt. Dies entspricht auch dem<br />

Eckpunktepapier der Landesregierung<br />

zum Schulrechtsänderungsgesetz.<br />

Danach sollen <strong>die</strong>se für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rfähigkeit<br />

konstitutiven Fächer mehr als bisher<br />

als Prüfungsfächer vorgesehen werden.<br />

Auch in der neuen Fassung der Rahmenvereinbarung<br />

zur gymnasialen Oberstufe<br />

ist eine wesentlich stärkere Berücksichtigung<br />

<strong>die</strong>ser Fächer geplant.<br />

In <strong>die</strong>sem Schuljahr besuchen fast dreimal<br />

so viele Schülerinnen und Schüler<br />

wie im Jahr 2000 <strong>die</strong> AHR-Bildungsgänge<br />

der Berufskollegs. Damit werden<br />

10 Prozent aller Abiturienten aus den<br />

Berufskollegs kommen.<br />

Ich sehe damit das Berufskolleg in seinen<br />

Bildungsgängen, <strong>die</strong> zur Allgemeinen<br />

Hochschulreife führen, als eine attraktive<br />

Alternative zur allgemein bildenden gymnasialen<br />

Oberstufe.<br />

Umsetzung des Berufsbildungsreform-Gesetzes<br />

Auch ich meine, dass das duale System<br />

der Berufsausbildung das beste Konzept<br />

bietet für den Erwerb einer praxisnahen<br />

und bedarfsorientierten Berufsqualifikation<br />

und damit für den Eintritt in das<br />

Berufsleben. Es hat daher Vorrang bei<br />

allen Versuchen, <strong>die</strong> Lage bei den Ausbildungsplätzen<br />

zu verbessern.<br />

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt<br />

ist allerdings seit einigen Jahren schwierig.<br />

Sie ist gekennzeichnet:<br />

Delegiertentag<br />

• durch eine angespannte Wirtschaftsentwicklung,<br />

• durch ein regional und sektoral unterschiedliches<br />

Angebot an Ausbildungsplätzen,<br />

• durch ein verändertes Bildungswahlverhalten<br />

von Eltern und Kindern und<br />

• durch gestiegene Anforderungen von<br />

Betrieben.<br />

All <strong>die</strong>se Einflüsse erschweren es den<br />

jungen Menschen, unmittelbar im Anschluss<br />

an den Besuch der Schule einen<br />

Ausbildungsplatz zu finden.<br />

Wir müssen alle Möglichkeiten, <strong>die</strong> durch<br />

das Berufsbildungsreformgesetz gegeben<br />

sind, effektiv und zeitnah umsetzen.<br />

Dabei wollen wir befristete Modelle entwickeln,<br />

<strong>die</strong>, unter Beachtung des Primats<br />

der dualen Ausbildung, vor allem<br />

zwei Ziele haben:<br />

1. <strong>die</strong> Verbesserung der Lage auf dem<br />

Ausbildungsstellenmarkt,<br />

2. eine deutlich verbesserte Verzahnung<br />

von Vollzeit-Bildungsgängen mit der<br />

dualen Ausbildung.<br />

Ziel ist es, entsprechende Initiativen vor<br />

allem auf <strong>die</strong> Regionen zu konzentrieren,<br />

in denen es besonders viele Bewerber,<br />

aber nur wenig Lehrstellen gibt. Dabei<br />

soll es besonders für Altbewerber Verbesserungen<br />

geben.<br />

Wir werden sicherstellen, dass <strong>die</strong> vollzeitschulischen<br />

Bildungsgänge sich hierfür<br />

eng an dualen Ausbildungsberufen<br />

orientieren. Jugendlichen soll es ermöglicht<br />

werden, so früh und so umfassend<br />

wie möglich praktische Erfahrungen in<br />

Betrieben zu sammeln.<br />

Die Einrichtung schulischer Bildungsgänge<br />

wird sich besonders an folgenden<br />

Kriterien orientieren:<br />

• der Entscheidung vor Ort in den<br />

Berufskollegs über neue Angebotsformen,<br />

• der Auswahl der Bildungsgänge nach<br />

der örtlichen Nachfrage,<br />

• Angeboten, <strong>die</strong> berufsorientiert gestaltet<br />

und durchgeführt werden sowie<br />

• einer Begrenzung von Umfang und<br />

Dauer der Angebotsformen.<br />

Bei unseren anstehenden Abstimmungen<br />

wollen wir im Interesse der Jugendlichen<br />

<strong>die</strong> Vollzeitbildungsgänge nicht als „Warteschleifen“<br />

entwerten.<br />

Es wäre eine Verschwendung von<br />

Lebensarbeitszeit, wenn sich <strong>die</strong> vollzeit-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 13


Delegiertentag<br />

schulische Qualifizierung nicht auch auf<br />

<strong>die</strong> weitere berufliche Qualifizierung positiv<br />

auswirken würde und wenn <strong>die</strong>sen<br />

Jugendlichen <strong>die</strong>selben Inhalte anschließend<br />

nochmals vermittelt werden müssten.<br />

Derzeit sind wir dabei, regionale und<br />

branchenspezifische Lösungen auszuloten.<br />

Und ich stimme mit Ihnen, Herr Professor<br />

Hansis, völlig darin überein, dass<br />

wir hier eine konstruktive Umsetzung<br />

anstreben sollten.<br />

Erste Modelle aus dem Bereich <strong>kaufmännische</strong>r<br />

Vollzeitbildungsgänge liegen uns<br />

bereits vor.<br />

Die bisherigen Gespräche – wie z. B. im<br />

Landesausschuss für Berufsbildung und<br />

der dort gefundene breite Konsens zu<br />

den Lösungsvorschlägen – zeigen:<br />

Anrechnung und Zulassung zur Berufsabschlussprüfung<br />

sind dann möglich,<br />

wenn Auszubildende und Ausbildende<br />

von den Angeboten gemeinsam profitieren.<br />

Ich fordere daher alle Beteiligten auf,<br />

auch in Zukunft alles zu tun, um den jungen<br />

Menschen in Nordrhein-Westfalen<br />

gute Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

anzubieten!<br />

Dabei müssen <strong>die</strong> Bildungswege für<br />

Jugendliche, <strong>die</strong> nach Ende der Schulzeit<br />

nicht unmittelbar in eine duale Ausbildung<br />

wechseln können, möglichst<br />

schnell und effektiv zum Ziel führen.<br />

EU-Vorgaben /<br />

Modularisierung<br />

Wirtschaft, Wissenschaft und Technik<br />

wandeln sich schneller denn je. Daher<br />

sind Europas Bildungssysteme gezwun-<br />

gen, sich ständig weiterzuentwickeln.<br />

So wandeln sich auch Bildungswege<br />

und Qualifikationen in rasantem Tempo.<br />

In einem zusammenwachsenden Europa<br />

nutzen junge Menschen zunehmend Bildungs-<br />

und Ausbildungsangebote im<br />

Ausland. Oft verhindern jedoch nationale<br />

Barrieren den freien Zugang zu <strong>die</strong>sen<br />

Möglichkeiten.<br />

Es ist daher sehr zu begrüßen, wenn <strong>die</strong><br />

EU den europäischen Qualifikationsrahmen<br />

einführt und damit <strong>die</strong> Transparenz<br />

zwischen den nationalen Bildungssystemen<br />

erhöht und <strong>die</strong> gegenseitige Anerkennung<br />

ermöglicht.<br />

Nordrhein-Westfalen hat <strong>die</strong>sen Ansatz<br />

der Kommission stets begrüßt und unterstützt.<br />

Das darf jedoch nicht zu einer<br />

Reglementierung führen, <strong>die</strong> nicht zum<br />

deutschen Berufsbildungswesen passt.<br />

Es ist daher richtig, in einer mehrjährigen<br />

Testphase den Mitgliedstaaten Zeit zu<br />

lassen, eigene Qualifikationsrahmen zu<br />

entwickeln.<br />

In Nordrhein-Westfalen und in den anderen<br />

Bundesländern müssen wir diskutieren,<br />

wie wir erfolgreiche Elemente unserer<br />

Berufsbildung – z. B. das Berufsprinzip<br />

oder <strong>die</strong> duale Ausbildung mit ihrem<br />

Lernfeldkonzept – mit dem europäischen<br />

Qualifikationsrahmen in Einklang bringen.<br />

Das Festhalten an den Berufen behindert<br />

eine Modularisierung keineswegs. So<br />

gibt es in den Fachklassen des dualen<br />

Systems über 200 verschiedene Zusatzqualifikationen,<br />

<strong>die</strong> im Differenzierungsbereich<br />

als arbeitsmarktrelevante Module<br />

angeboten werden.<br />

Ich bin deshalb zuversichtlich: Zusammen<br />

mit den anderen Partnern können<br />

wir <strong>die</strong> duale Ausbildung in Nordrhein-<br />

Westfalen europatauglich machen.<br />

Wir sollten bereit sein, einmal erworbene<br />

.. vor Gästen aus der Wissenschaft und anderen Verbänden (Foto: Klemens A. Walters)<br />

Ausbildungsleistungen auf weitere berufliche<br />

Bildungswege anzurechnen und so<br />

das System durchlässiger zu machen.<br />

Dagegen lehne ich aber <strong>die</strong> in England<br />

übliche partikulare Modularisierung ab.<br />

Denn damit droht das bewährte Berufsprinzip<br />

geschwächt zu werden.<br />

Vor uns liegt eine spannende Entwicklung,<br />

an der sich hoffentlich <strong>die</strong> Berufskollegs<br />

aktiv beteiligen werden. Die<br />

berufliche Bildung wird attraktiver, da<br />

zukünftig <strong>die</strong> Durchlässigkeit in der<br />

beruflichen Bildung mit dem Qualifikationsrahmen<br />

für Hochschulabschlüsse<br />

verbunden wird.<br />

Gerade in <strong>kaufmännische</strong>n Bildungsgängen<br />

könnte damit <strong>die</strong> schulische Leistung<br />

aufgewertet werden. So könnte<br />

auch <strong>die</strong> überflüssige Unterscheidung<br />

zwischen beruflicher und akademischer<br />

Ausbildung entfallen.<br />

Lassen Sie mich am Schluss Ihnen, Herr<br />

Professor Hansis, noch ein persönliches<br />

Wort sagen: Wie ein roter Faden hat sich<br />

durch Ihre Abschiedsansprache das<br />

Wort „Dienen“ gezogen, vom „verlässlichen<br />

Dienstherrn“ über <strong>die</strong> Schulen<br />

als „Dienstleister an der nachwachsenden<br />

Generation“ bis zu der von Ihnen<br />

persönlich gewählten „Form des Dienens“.<br />

Ich hoffe, dass es nicht zu paradox klingt,<br />

wenn ich Ihnen als Schwaben preußisches<br />

Pflichtbewusstsein attestiere,<br />

frei nach dem friderizianischen Motto<br />

„Ich bin der erste Diener meines Verbandes“.<br />

Seit beinahe 30 Jahren waren Sie für<br />

Ihren <strong>vLw</strong> auf verschiedenen Ebenen in<br />

herausragenden Positionen ehrenamtlich<br />

tätig: <strong>die</strong>nend und gestaltend, solidarisch<br />

und engagiert führend zugleich. Niemals<br />

haben Sie während <strong>die</strong>ser Zeit <strong>die</strong><br />

Bodenhaftung zur Schule verloren. Sie<br />

waren uns ein oftmals kritischer, aber<br />

stets verlässlicher und konstruktiver<br />

Partner. Sie waren nicht nur offen für<br />

Neues, sondern haben vielfältige Anstöße<br />

vermittelt, für <strong>die</strong> ich mich ausdrücklich<br />

bedanken möchte.<br />

Als Vorsitzender des „Verbandes der<br />

Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n“<br />

haben Sie <strong>die</strong> Bildungslandschaft<br />

in Nordrhein-Westfalen geprägt.<br />

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen<br />

alles Gute auf Ihrem weiteren Weg.<br />

Vielen Dank.<br />

Anmerkung<br />

1 Rede der Ministerin für Schule und Weiterbildung<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen auf dem <strong>vLw</strong>-<br />

Delegiertentag am 31.03.2006 in Oberhausen<br />

Barbara Sommer ❍<br />

14 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Hermann Hansis, ehemaliger <strong>vLw</strong>-Landesvorsitzender:<br />

Es ist mir ein tiefes, aufrichtiges Bedürfnis,<br />

an <strong>die</strong>ser Stelle meinen Wegbegleitern<br />

und Gesprächspartnerinnen herzlichsten<br />

Dank zu sagen für alle offene<br />

Gesprächsbereitschaft und gemeinsame<br />

Sachorientierung. Dass <strong>die</strong>ser Dank mit<br />

Wünschen verknüpft wird, liegt in der<br />

Natur bildungspolitischer Aufgaben, <strong>die</strong><br />

wohl nie als definitiv erfolgreich abgeschlossen<br />

gelten können.<br />

Ein erster herzlicher Dank geht an <strong>die</strong><br />

Gesprächspartnerinnen und -partner in der<br />

Bildungspolitik, vor allem im Landtag und<br />

im Schulministerium, namentlich an <strong>die</strong><br />

anwesenden Abgeordneten Sigrid Beer,<br />

Manfred Degen, Klaus Kaiser und Sylvia<br />

Löhrmann, sowie <strong>die</strong> von mir sehr<br />

geschätzten Ministerinnen Gabriele Behler,<br />

Ute Schäfer und Barbara Sommer mit ihren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrem<br />

Haus, für <strong>die</strong> ich Rudi Kliege, Wilhelm Knevels<br />

und Dr. Harry Liedtke sowie unseren<br />

Gruppenleiter Norbert Gudlat mit seinen<br />

Mitarbeitern Lothar Herstix und Richard<br />

Stigulinszky nenne.<br />

Die bildungspolitische Hauptaufgabe war<br />

<strong>die</strong> Zusammenführung der Kolleg<strong>schule</strong>n<br />

mit den beruflichen Schulen zum Berufskolleg<br />

– übrigens ein <strong>vLw</strong>-Vorschlag zur<br />

Namensgebung. Die Berufskollegs erhielten<br />

mit der Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

von 1998 einen Gestaltungs-<br />

und Entwicklungsauftrag als<br />

berufs- und wirtschaftspädagogische<br />

Dienstleister ihrer Region. Passend hierzu<br />

wurde in jenen Jahren auch der Umsteuerungsprozess<br />

eingeleitet, der <strong>die</strong> bisherige<br />

Input- in eine Outputsteuerung überführen<br />

soll. Die damit wachsende schulische<br />

Selbstständigkeit und Eigenverantwortung<br />

wird von den Berufskollegs voll<br />

wahrgenommen, im Modellprojekt Selbstständige<br />

Schule und außerhalb.<br />

Dieser Prozess der Verselbstständigung<br />

ist konsequent fortzusetzen. Er gelangt m.<br />

E. erst in Zielnähe, wenn <strong>die</strong> Entscheidungskompetenz<br />

für Unterrichtsorganisation<br />

und Unterrichtsgestaltung einschließlich<br />

der dafür erforderlichen Ressourcen<br />

bei den Fachleuten für Unterricht, also bei<br />

den Lehrerinnen und Lehrern angekommen<br />

ist. Unverrückbare Elemente sind dabei <strong>die</strong><br />

sachgerechte Balance fachlichen und<br />

überfachlichen Kompetenzerwerbs sowie<br />

<strong>die</strong> Verknüpfung beruflicher und allgemeiner<br />

Abschlussziele im Medium des Berufs.<br />

Deutlich weiter auszugestalten ist <strong>die</strong><br />

Anrechnung bereits erworbener Qualifikationen<br />

auf nachfolgende Bildungsgänge<br />

und Abschlüsse.<br />

Zur Qualitätsentwicklung und -sicherung<br />

sind den Schulen Standards an <strong>die</strong> Hand<br />

Rück- und Ausblick<br />

15 Jahre Bildungs- und Gewerkschaftspolitik in Nordrhein-Westfalen<br />

Hermann Hansis<br />

(Foto: Klemens A. Walters)<br />

zu geben. Maßgeblich muss letzten<br />

Endes <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit für nachfolgende<br />

Bildungs- und Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

sowie <strong>die</strong> Nützlichkeit in einer Anschlussbeschäftigung<br />

sein, womit <strong>die</strong> Beurteilungen<br />

aus Sicht der Abgänger selbst<br />

sowie der Abnehmer in das Blickfeld<br />

rücken.<br />

Die Beziehung zwischen selbstständiger<br />

werdenden Schulen und vorgesetzten<br />

Dienststellen bei Schulträgern und Schuladministration<br />

muss sich zu einer<br />

Dienstleistungspartnerschaft entwickeln,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Schulen in ihrer Eigenverantwortlichkeit<br />

verwaltungsfachlich unterstützt<br />

und dafür Sorge trägt, dass <strong>die</strong><br />

erforderlichen Bedingungen und Ressourcen<br />

bereitgestellt und <strong>die</strong> notwendigen<br />

regionalen Kooperationen und Abstimmungen<br />

ermöglicht werden. Mehr<br />

Eigenverantwortlichkeit darf auf keinen<br />

Fall mehr Verwaltungsarbeit für das<br />

pädagogische Personal bedeuten; dem<br />

bereits enorm gestiegenen Bedarf an Leitungszeit<br />

ist Rechnung zu tragen.<br />

Der Leitung <strong>die</strong>ses mit ca. 6.700 eigenverantwortlichen<br />

Filialen größten Unternehmens<br />

von Nordrhein-Westfalen wünsche<br />

ich <strong>die</strong> Kraft, das Notwendige politisch<br />

durchzusetzen, und den Mut, <strong>die</strong><br />

Leitidee vom administrativen Dienst an<br />

der Schule als dem Dienstleister an der<br />

nachwachsenden Generation anzunehmen.<br />

Die öffentliche Verantwortung für<br />

<strong>die</strong> berufliche Bildung darf nicht zur Disposition<br />

gestellt werden.<br />

Ich danke ebenso herzlich meinen Gesprächspartnern<br />

bei den Tarifparteien,<br />

Delegiertentag<br />

Fachverbänden und Kammern. Stellvertretend<br />

nenne ich an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong><br />

anwesenden Dr. Martina Ernst von der<br />

Kammervereinigung Nordrhein-Westfalen,<br />

den Federführer der IHK-Bildungsgeschäftsführer<br />

Dr. Gerald Püchel sowie<br />

Norbert Wichmann vom DGB. Zwei Bitten<br />

in <strong>die</strong>se Richtung.<br />

Vor zehn Jahren wurde der Ausbildungskonsens<br />

Nordrhein-Westfalen vereinbart,<br />

maßgeblich gefördert von Wolfgang Clement,<br />

der sich wie kein anderer Wirtschaftsminister<br />

und Ministerpräsident<br />

persönlich für <strong>die</strong> duale Ausbildung eingesetzt<br />

hat. Unter dem Vorzeichen <strong>die</strong>ses<br />

Ausbildungskonsenses hat sich <strong>die</strong><br />

dual-partnerschaftliche Kooperation<br />

verstetigt und vertieft, und zwar sowohl<br />

institutionalisiert in Ausbilderarbeitskreisen,<br />

Prüfungs- und Berufsbildungsausschüssen,<br />

als auch in informellen Kontakten<br />

zwischen Berufs<strong>schule</strong>n und<br />

Betrieben, nicht zuletzt im Dienst laufender<br />

Aktualisierung des Unterrichts. Es ist<br />

wünschenswert, <strong>die</strong>se Vor-Ort-Realität<br />

auch in <strong>die</strong> Spitzengremien der ausbildenden<br />

Wirtschaft auf Bundesebene zu<br />

transportieren.<br />

Vielleicht gewinnt dann auch der Geist<br />

der dortigen Debatten, wie wir sie beispielsweise<br />

anlässlich der Novellierung<br />

des Berufsbildungsgesetzes erleben<br />

mussten, partnerschaftlichere Züge. Die<br />

neuen rechtlichen Möglichkeiten müssen<br />

sich dann auch noch konstruktiver<br />

umsetzen lassen, etwa bei der Zulassung<br />

von Absolventen <strong>kaufmännische</strong>r Vollzeit<strong>schule</strong>n<br />

zu Kammerprüfungen als<br />

Ausgleich für das unzureichende Lehrstellenangebot.<br />

Dazu gehörte auch <strong>die</strong><br />

Zulassung zu Teilprüfungen, z. B. im<br />

Anschluss an <strong>die</strong> Höhere Handels<strong>schule</strong>.<br />

Damit könnte ein Ansporn geschaffen<br />

werden, <strong>die</strong> anstrengungslosen Wiederholungsläufe<br />

durch gleichartige Lernschleifen<br />

zu beenden. Wer den zweiten<br />

Berufsschultag durch Vorverlagerung<br />

kompensieren will, dem sei <strong>die</strong>ser<br />

Ansatzpunkt empfohlen.<br />

Damit komme ich zu der zweiten Frage,<br />

in der sich <strong>die</strong> Vertreter der Tarifparteien,<br />

Fachverbände und Kammern werden klar<br />

positionieren müssen, nämlich im Rahmen<br />

der derzeitigen Debatte um den<br />

Umfang des Berufsschulunterrichts, <strong>die</strong><br />

ja in Wirklichkeit eine Debatte um den<br />

Sinn der dualen Ausbildung ist. Die<br />

Frage lautet: Handelt es sich dabei um<br />

eine Beschäftigungsmaßnahme, <strong>die</strong> sich<br />

während der Ausbildungszeit bereits<br />

abschließend rechnen muss, oder handelt<br />

es sich um eine Qualifizierungsmaßnahme,<br />

<strong>die</strong> auch noch nach der Ausbil-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 15


Delegiertentag<br />

dung, etwa bei einer Übernahme von<br />

Ausgebildeten, rechenbare Erfolge abwirft.<br />

Diese beiden Auffassungen über<br />

Ausbildung sind nicht miteinander vereinbar.<br />

Für <strong>die</strong> Zukunft wird entscheidend<br />

sein, welche davon <strong>die</strong> Meinungsführerschaft<br />

übernimmt. Berufs<strong>schule</strong> setzt auf<br />

das langfristig angelegte Qualifizierungsmoment;<br />

sie kann sich infolge dessen<br />

über Ausbildungsziele, Ausbildungsqualität<br />

und damit verbundene Zeitbedarfe<br />

auch viel eher mit jenen verständigen, <strong>die</strong><br />

dasselbe Anliegen verfolgen. Wir hoffen<br />

sehr, dass auch <strong>die</strong> Vertreter der ausbildenden<br />

Wirtschaft <strong>die</strong>se Auffassung teilen.<br />

Ein ganz herzlicher Dank geht an <strong>die</strong> Kolleginnen<br />

und Kollegen in der Lehrerausbildung.<br />

Für <strong>die</strong> Hoch<strong>schule</strong>n nenne ich<br />

neben Dieter Euler nur beispielhaft <strong>die</strong><br />

anwesenden Professoren Günter Kutscha<br />

und Günter Pätzold, für <strong>die</strong> Seminare<br />

stellvertretend für viele Inge Rabenow<br />

und Martin Thees. Die in der Lehrerausbildung<br />

anstehenden strukturellen<br />

Änderungen lassen noch nicht erkennen,<br />

dass für den bewährten Stu<strong>die</strong>ngang<br />

Diplom-Handelslehrer/-in ein adäquates<br />

Folgemodell konstruiert wird. So bleibt<br />

nur zu wünschen, dass es bei den<br />

Umstrukturierungen gelingen möge, <strong>die</strong><br />

Balance zu halten, einmal zwischen polyvalenter<br />

Fun<strong>die</strong>rung und professioneller<br />

Profilierung, zum anderen hinsichtlich<br />

theoretisch reflektierender Distanz und<br />

intensivster Praxisverbundenheit. Ich<br />

weiß natürlich auch, dass solche Antinomien<br />

wesentlich leichter aufgeschrieben<br />

als realisiert sind.<br />

Aber es bleibt uns in unserer Zunft nichts<br />

anderes übrig, wenn wir vorhaben, dass<br />

der potenzielle Lehrer wirklich <strong>die</strong> Freiheit<br />

der Wahl haben soll und beruflich auch<br />

etwas anderes kann, also nicht darauf<br />

angewiesen ist, ein Leben lang Lehrer zu<br />

sein, und wenn derjenige, der sich dann<br />

für <strong>die</strong>sen schönen Beruf entscheidet,<br />

das Handwerkszeug zum tüchtigen<br />

Unterrichtspraktiker ebenso haben soll<br />

wie <strong>die</strong> geistige Kraft zum pädagogischen<br />

Visionär, was beides Überlebensund<br />

Erfolgsbedingungen sind. Die Zweiphasigkeit<br />

der Lehrerausbildung kann<br />

absehbar nicht zur Disposition stehen,<br />

schon gar nicht, wenn <strong>die</strong> universitäre<br />

Lehrerausbildung unter <strong>die</strong> Räder einer<br />

Angebotssteuerung nach dem Drittmittelaufkommen<br />

gerät.<br />

Angesichts des riesigen Lehrkräftebedarfs<br />

in den nächsten Jahren sei ergänzend<br />

angemerkt, dass mit Ausbildung<br />

alleine <strong>die</strong> Nachwuchsgewinnung nicht<br />

gesichert ist. Dazu gehören auch berufliches<br />

Ansehen und Anerkennung, Verlässlichkeit<br />

des Dienstherrn, angemessene<br />

Arbeitsbedingungen und attraktive<br />

Entwicklungsperspektiven. Dies wiederum<br />

setzt voraus, dass der öffentliche<br />

Dienstherr seine Be<strong>die</strong>nsteten nicht einfach<br />

als Haushaltspositionen oder als<br />

Interessengruppe neben anderen sieht<br />

und anspricht, sondern als benötigte,<br />

möglichst mitzunehmende Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Viel zu häufig<br />

haben wir über <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n erfahren, was<br />

unser oberster Dienstherr von uns erwartet,<br />

von uns hält und uns zuzumuten<br />

gedenkt. Diese historischen Düsseldorfer<br />

Signale sind eine schwere Hypothek, <strong>die</strong><br />

es zügig abzutragen gilt, wenn das<br />

Unternehmen Eigenverantwortliche<br />

Schule Erfolg haben soll. Nicht unwesentlich<br />

ist dabei auch der Umgang mit<br />

früheren Vereinbarungen wie der Zusage<br />

von Juni 2001, bei insgesamt zurückgehenden<br />

Schülerzahlen <strong>die</strong> Arbeitsbelastung<br />

der Lehrerinnen und Lehrer nochmals<br />

zu überprüfen und zu reduzieren.<br />

Herzlichsten Dank sage ich auch meinen<br />

Mitstreitern in den befreundeten Lehrerverbänden<br />

und in unseren Dachorganisationen.<br />

Genannt seien an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

Peter Heesen, Manfred Weichhold, Udo<br />

Beckmann, Wolfgang Brückner, Ulrich<br />

Brambach und Peter Silbernagel.<br />

Der dbb hat in den letzten Jahren dank<br />

seiner zukunftsgerichteten Politik an<br />

öffentlichem Ansehen gewonnen. Seine<br />

Größe und sein ungebrochenes Wachstum<br />

jedoch verdankt er seiner feingliedrigen<br />

Fachverbandsstruktur, welche<br />

wiederum auf einem breiten ehrenamtlichen<br />

Fundament aufgebaut ist. Diese<br />

hat nun weniger mit Organisationsrationalität<br />

zu tun, aber viel mit Identifikation<br />

auf der Basis eines gemeinsamen Berufs.<br />

Und <strong>die</strong>se Basis trägt, auch über Misserfolge<br />

hinweg, jedenfalls besser als <strong>die</strong><br />

mehr oder weniger zufällige Mitgliedschaft<br />

in einem Interessenwahrungsverein.<br />

Dies erklärt auch, warum Ehrenamtlichkeit<br />

zuweilen eine andere Sichtweise<br />

in <strong>die</strong> Interessenvertretung einbringt. Sie<br />

ist nämlich von <strong>die</strong>ser Aufgabe nicht<br />

existenziell abhängig, was auch in Zielsetzungen<br />

und Vorgehensweise unabhängig<br />

macht. Und das ist gut so. Der<br />

bestimmende Anspruch aus dem eigenen<br />

Hauptberuf heraus läuft jedenfalls<br />

weniger Gefahr, ein einseitiger Anspruch<br />

nur an andere zu werden; er ist in der<br />

Regel immer auch ein Anspruch an sich<br />

selbst.<br />

Damit komme ich zu meinem eigenen<br />

Verband, der mir ermöglicht und erlaubt<br />

hat, <strong>die</strong>s so zu realisieren. Das war das<br />

Größte und dafür bin ich unendlich dankbar!<br />

Aber beginnen wir vorne.<br />

Ich danke herzlichst all denen, <strong>die</strong> mich in<br />

den Anfangsjahren forderten und förderten,<br />

Harald Manstein und Manfred Siggemeier,<br />

Horst Knaut, Annelise Apel und<br />

Helmut Peek. Allergrößten Dank schulde<br />

ich meinen Mitstreitern im Geschäftsführenden<br />

Vorstand und bitte um Nachsicht,<br />

wenn ich hier nur den engeren Kreis der<br />

gemeinsamen Beratung, Planung, Abstimmung<br />

und Außenvertretung benenne:<br />

Alice Romberg-Bärwald, Elke Vorm-<br />

fenne, Reinhard Schultz, Dr. Wolfgang<br />

Kehl, jetzt <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzender,<br />

Georg Berding und Hilmar von Zedlitz.<br />

Für <strong>die</strong> Geschäftsstellenarbeit danke ich<br />

herzlichst Ernst Bizer, Ralf Jeschke und<br />

Melani Mohr sowie den Sekretärinnen<br />

Gerti Aring, Hannelore Wiethöft, Eva<br />

Eberts und Sonja Thievessen.<br />

Alle nicht namentlich genannten Funktionsträger<br />

im Landesvorstand, in unseren<br />

Ausschüssen und in unseren Arbeitskreisen,<br />

in den Bezirksvorständen, in den<br />

Bezirksgruppen, Kreisverbänden und<br />

Ortsverbänden sage ich meinen allergrößten<br />

tief empfundenen Dank. Es ist<br />

<strong>die</strong>ses unglaublich breite, ehrenamtliche<br />

Fundament, das unseren Verband lebendig<br />

und stark macht. Es waren auch Ihre<br />

und aller Mitglieder Erwartungen und<br />

Hoffnungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Führungsaufgabe<br />

zur Herausforderung machten, es ist<br />

zugleich <strong>die</strong> immer wieder erfahrene<br />

Ermunterung, <strong>die</strong> konstruktive Kritik, <strong>die</strong><br />

spürbare Anerkennung, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Aufgabe<br />

zum Vergnügen gemacht hat.<br />

Ich wünsche<br />

• unseren Kaufmännischen Berufskollegs,<br />

dass wir als Dienstleister in der<br />

Region gesehen werden, uns an der<br />

Arbeit mit und für junge Erwachsene<br />

messen lassen und wir uns mit unseren<br />

dualen Partnern über ein gemeinsames<br />

Qualitätsverständnis, eine sachgerechte<br />

Aufgabenverteilung und dann<br />

auch über <strong>die</strong> dafür erforderliche Zeit<br />

einigen können,<br />

• meinen Kolleginnen und Kollegen,<br />

dass unser Dienstherr zu einer auch<br />

mitarbeiterorientierten Führung und<br />

Bedingungsgestaltung gelangt, und<br />

dass uns, bei aller Last, <strong>die</strong> man bisweilen<br />

empfindet, der Gedanke beflügelt,<br />

an nicht unwesentlicher Stelle<br />

Notwendiges zu tun: für <strong>die</strong> junge<br />

Generation und für <strong>die</strong> Wirtschaft der<br />

Region,<br />

• unserem <strong>vLw</strong>, dass wir <strong>die</strong> produktive<br />

Symbiose von Verbandsarbeit aus der<br />

Berufsarbeit heraus noch weiterhin mit<br />

Vergnügen betreiben können, dafür<br />

auch <strong>die</strong> Anerkennung und Unterstützung<br />

unserer Dachorganisation erhalten<br />

und dass wir auch in Zukunft mit<br />

unserer Schwesterorganisation vlbs<br />

konstruktiv und erfolgreich zusammenarbeiten<br />

werden.<br />

„Führen“, so sagte einst der legendäre<br />

Bosch-Chef Merkle, „ist eine besondere<br />

Form des Dienens“. Ich habe dem <strong>vLw</strong><br />

von Herzen gerne ge<strong>die</strong>nt. Meine besonderen<br />

Wünsche gelten nun meiner Nachfolgerin<br />

im Amte: Elke Vormfenne. Sie soll<br />

alle Unterstützung haben, derer wir<br />

gemeinsam fähig sind. <strong>vLw</strong>, das ist nicht<br />

nur Kompetenz, <strong>die</strong> Schule macht, das<br />

ist auch Solidarität, <strong>die</strong> Rückhalt gibt!<br />

Prof. Dr. Hermann Hansis ❍<br />

16 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Aus dem Landtag I:<br />

1 Grundsätzliche<br />

Anmerkungen<br />

Der vorgelegte Entwurf mit den Regelungen<br />

zum Abitur nach 12 Jahren und der<br />

Reform der Oberstufe ist für den <strong>vLw</strong><br />

Anlass zu tiefer Besorgnis. Anlass der<br />

Besorgnis ist <strong>die</strong> aus der Vorlage abzuleitende<br />

Vernachlässigung der Hochschulzugangsberechtigungen,<br />

<strong>die</strong> über Bildung<br />

im Medium des Berufs erworben<br />

werden. Dieser Weg zu einem Studium<br />

wird an allen denkbaren Stellen ausgeblendet,<br />

sodass <strong>die</strong> Frage nach seiner<br />

Position angesprochen werden muss.<br />

Für den <strong>vLw</strong> steht dabei außer Zweifel,<br />

dass nicht nur <strong>die</strong> Quantitäten – mehr als<br />

35 % aller Hochschulzugangsberechtigungen<br />

werden bundesweit an beruflichen<br />

Schulen erworben – sondern auch<br />

<strong>die</strong> von niemandem infrage gestellte<br />

Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner<br />

Bildung es erfordern, <strong>die</strong> beruflichen<br />

Bildungsgänge in allen Überlegungen<br />

zum Thema <strong>die</strong>ser Anhörung mit zu<br />

denken.<br />

2 Problembereiche<br />

Eltern suchen für ihre Kinder optimale<br />

Karrierewege. Der vorliegende Entwurf<br />

stellt den Weg zum Abitur über <strong>die</strong> Oberstufe<br />

des Gymnasiums in den Vordergrund.<br />

Neben <strong>die</strong>sem Karriereweg setzt<br />

der Entwurf den Zugang nach der Klasse<br />

10 von Haupt- und Real<strong>schule</strong> in <strong>die</strong> Einführungsphase<br />

der gymnasialen Oberstufe,<br />

nach § 15 Abs. 4 Satz 2 für Schülerinnen<br />

und Schüler der Real<strong>schule</strong> mit<br />

besonders guten Leistungen in <strong>die</strong> Qualifikationsphase<br />

der gymnasialen Oberstufe.<br />

Dies ist eine klare Botschaft an <strong>die</strong><br />

Eltern, nämlich <strong>die</strong> Botschaft, dass der<br />

optimale Karriereweg über das Gymnasium<br />

geht und <strong>die</strong> Real<strong>schule</strong> einen<br />

Nebenweg in <strong>die</strong> gymnasiale Oberstufe<br />

des Gymnasiums darstellt. Damit wird<br />

das Gymnasium bei der Schnittstelle<br />

nach Klasse 10 eindeutig privilegiert.<br />

Alternative Wege zum Abitur neben dem<br />

Gymnasium werden nur ungenügend<br />

aufgezeigt, weil Schülerinnen und Schüler<br />

der Real<strong>schule</strong> mit guten Leistungen<br />

bei ihnen unter zeitlichen Aspekten<br />

schlechter gestellt werden und deshalb<br />

<strong>die</strong>se Alternativen nicht wählen.<br />

Dieses Signal gegen andere Wege zur<br />

Hochschulreife muss zwangsläufig das<br />

Verhalten bei der Wahl der Schulform<br />

nach dem vierten Schuljahr deutlich<br />

beeinflussen: Weil <strong>die</strong> Alternativen zum<br />

Gymnasium nicht besser gefördert wer-<br />

den, können Eltern, <strong>die</strong> im Sinne der<br />

Optimierung des Karriereweges für ihr<br />

Kind handeln, nur mit aller Kraft versuchen,<br />

für ihr Kind den gymnasialen Weg<br />

zu sichern. Langfristig stellt <strong>die</strong>se Weichenstellung<br />

auch <strong>die</strong> Existenz der Real<strong>schule</strong>n<br />

infrage: eine Schulform, <strong>die</strong> aus<br />

der Elternperspektive – als Karriereweg<br />

gesehen – <strong>die</strong> Unterstufe zur gymnasialen<br />

Oberstufe sein soll, läuft Gefahr ihre<br />

eigenständige Attraktivität und ihr eigenständiges<br />

Profil zu verlieren.<br />

Die vorgesehenen Bildungswege konterkarrieren<br />

aber auch einen fairen Wettbewerb<br />

der Schulformen nach der Klasse<br />

10 um <strong>die</strong> Absolventen von Haupt- und<br />

Real<strong>schule</strong>. Weil das Gymnasium für <strong>die</strong><br />

Absolventen aller anderen Schulformen<br />

der Sekundarstufe I ein Alleinstellungsmerkmal<br />

besitzt, übt es eine höhere<br />

Anziehungskraft aus. Während <strong>die</strong> Gesamt<strong>schule</strong><br />

als Langform ebenfalls einen<br />

Wettbewerbsvorteil besitzt, wird der Weg<br />

zum Abitur im Medium des Berufs benachteiligt.<br />

Dies wird noch verstärkt,<br />

wenn durch <strong>die</strong> Lenkung der leistungsstärkeren<br />

Absolventen der Real<strong>schule</strong>n in<br />

das Gymnasium eine zweite Abschöpfung<br />

der Leistungsspitze forciert wird und<br />

damit <strong>die</strong> Attraktivität der Bildung im<br />

Medium des Berufs zusätzlich gemindert<br />

wird.<br />

Durch <strong>die</strong>se formale Bevorzugung<br />

würden <strong>die</strong> inhaltlichen Erwägungen für<br />

<strong>die</strong> Wahl eines alternativen Bildungsweges<br />

über <strong>die</strong> berufliche Bildung in<br />

<strong>die</strong> Hoch<strong>schule</strong> in den Hintergrund treten.<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle wird jede Argumentation<br />

für eine höhere Wertigkeit beruflicher<br />

Bildung, <strong>die</strong> von der Bundesrepublik<br />

Deutschland in <strong>die</strong> europäischen<br />

Überlegungen zur Gestaltung eines Qualifikationsrahmens<br />

hineingetragen wird,<br />

abgewertet. Alle in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

vorgebrachten Argumente für <strong>die</strong><br />

Aufwertung der Bildung im Medium des<br />

Berufs, <strong>die</strong> zur Anerkennung der Gleichwertigkeit<br />

von allgemeiner und beruflicher<br />

Bildung geführt haben, werden an<br />

<strong>die</strong> Seite gestellt. Wenn berufliche Bildung<br />

nicht in das Abseits gestellt werden<br />

soll, darf <strong>die</strong>s nicht im Raum stehen bleiben.<br />

Es könnte der Eindruck entstehen, <strong>die</strong>ser<br />

Weg für leistungsstarke Realschulabsolventen<br />

in <strong>die</strong> Qualifikationsphase der<br />

gymnasialen Oberstufe wird nur aufgezeigt,<br />

um den schönen Schein zu wahren;<br />

dann bräuchte man aus Sicht der<br />

Berufskollegs darüber nicht weiter zu diskutieren.<br />

Da <strong>die</strong>s aber wahrscheinlich<br />

Bildungspolitik<br />

Stellungnahme zur Anhörung<br />

„Abitur nach 12 Jahren – Reform der Oberstufe“<br />

Mündliche Anhörung am 24.03.06 im Landtag – <strong>vLw</strong>-Stellungnahme von Dr. Wolfgang Kehl<br />

nicht der Fall ist, muss <strong>die</strong> Vorstellung<br />

bestehen, es stünden sehr breite<br />

Kohorten von leistungsstarken Realschulabsolventen<br />

zur Verfügung. Die<br />

Notwendigkeit der Breite steht im<br />

Gegensatz zur der gewünschten Auslese:<br />

Wenn es nicht um eine gesonderte Lerngruppe<br />

geht, sondern <strong>die</strong>se Sonderregelung<br />

nur für wenige Ausgewählte, <strong>die</strong> in<br />

<strong>die</strong> aus der Sekundarstufe I des Gymnasiums<br />

kommenden Lerngruppen integriert<br />

werden sollen, wäre <strong>die</strong> Regelung<br />

obsolet, denn dann würde § 50 Abs. 1<br />

Satz 2 und 3 SchulG als gesetzliche<br />

Grundlage ausreichen. Da unterstellt<br />

werden kann, dass <strong>die</strong>s bei der Formulierung<br />

des Entwurfs präsent gewesen ist,<br />

muss <strong>die</strong> Vorstellung eines breiten<br />

Stroms von Realschülern, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Qualifikationsphase<br />

wechseln, dem Änderungsvorschlag<br />

zugrunde gelegen haben.<br />

Dies ist aus Sicht der beruflichen Bildung<br />

kein sinnvoller Ansatz: Wer <strong>die</strong>se befördert<br />

macht <strong>die</strong> Wege zur Hoch<strong>schule</strong> in<br />

der beruflichen Bildung zur Rest<strong>schule</strong>.<br />

Wie problematisch das ist, dürfte hinlänglich<br />

bekannt sein.<br />

Zusammenfassend kann das Problem<br />

auf eine Formel gebracht werden: wer<br />

jetzt Fehllenkungen nach Klasse vier<br />

als Problem identifiziert, darf entsprechende<br />

Fehllenkungen nach Klasse 10<br />

nicht befördern.<br />

3 Handlungsbedarf<br />

Der Gesetzgeber muss dafür Sorge tragen,<br />

dass <strong>die</strong> Wege zur Hochschulreife<br />

über <strong>die</strong> Bildung im Medium des Berufs<br />

keinen Wettbewerbsnachteil haben. Das<br />

ist auf zwei Wegen denkbar. Der erste<br />

Weg wäre derjenige, leistungsstärkeren<br />

Absolventen der Sekundarstufe I auch<br />

einen Weg zum Abitur in 12 Jahren über<br />

<strong>die</strong> Berufskollegs zu ermöglichen. Dies<br />

ist machbar, wie entsprechende Modellrechnungen<br />

zeigen. Allerdings würde<br />

dann <strong>die</strong> Größe der Kohorte, <strong>die</strong> sich aus<br />

den Real<strong>schule</strong>n auf den Weg in Gymnasium<br />

und Berufskollegs macht, so groß<br />

sein müssen, dass <strong>die</strong>ser Ansatz wenig<br />

realistisch erscheint.<br />

Die zweite Möglichkeit ist, auf den in § 15<br />

Abs. 4 Satz 2 Änderungsentwurf SchulG<br />

vorgesehenen Einstieg in <strong>die</strong> Qualifizierungsphase<br />

zu verzichten und <strong>die</strong> besonders<br />

guten Realschulabsolventinnen<br />

und -absolventen auf § 50 Abs. 1 Satz 2<br />

und 3 SchulG zu verweisen. Nur ein solcher<br />

Schritt ist sowohl als realistisch als<br />

auch als nicht wettbewerbsverzerrend<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 17


Bildungspolitik<br />

einzustufen. Der <strong>vLw</strong> möchte in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang sehr deutlich herausstellen,<br />

dass Wettbewerb wie immer gleiche<br />

Startchancen voraussetzt.<br />

Für <strong>die</strong> Berufskollegs ist es darüber hinaus<br />

ein wichtiges Anliegen, dass für <strong>die</strong><br />

Eltern bereits bei der Entscheidung nach<br />

Klasse 4 bewusst ist, dass über <strong>die</strong><br />

berufliche Bildung ein sinnvoller, tragfähi-<br />

Aus dem Landtag II:<br />

Elke Vormfenne (Verband der Lehrerinnen<br />

und Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n,<br />

Landesverband NW e.V.):<br />

Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr<br />

geehrte Damen und Herren Abgeordneten!<br />

Meine sehr geehrten Damen und<br />

Herren! Wie <strong>die</strong> Toska-Stu<strong>die</strong> gezeigt hat<br />

und auch Professor Baumann im Rahmen<br />

der Debatten zur PISA-Stu<strong>die</strong><br />

mehrfach ausgeführt hat, ist das Abitur<br />

am Wirtschaftsgymnasium und an den<br />

anderen Fachgymnasien eine gleichwertige<br />

Alternative zu einer am Gymnasium<br />

erworbenen Hochschulzugangsberechtigung.<br />

Das eigenständige Profil und <strong>die</strong> über alle<br />

Fächer des Bildungsgangs ausgeprägte<br />

Bindung an das Medium des Berufs<br />

machen den Weg zu einer echten Alternative,<br />

<strong>die</strong> für junge Menschen mit entsprechenden<br />

Kompetenzprofilen eine<br />

bessere Möglichkeit darstellt, den Weg<br />

hin zur Hoch<strong>schule</strong> zu gehen. Diese sinnvolle<br />

Alternative darf nicht gefährdet werden.<br />

Denn sie sichert eine qualitativ<br />

hochwertige Verbreiterung des Potenzials<br />

an Hochschulstu<strong>die</strong>renden ab.<br />

Die Landesregierung hat sich folgerichtig<br />

das Ziel auf <strong>die</strong> Fahne geschrieben, <strong>die</strong><br />

Berufskollegs zu stärken und zudem <strong>die</strong><br />

Berufskollegs als Alternative der Sekundarstufe<br />

II zu allgemein bildenden Gymnasien<br />

zu entwickeln. Der Referentenentwurf<br />

zum 2. Schulrechtsänderungsgesetz<br />

jedoch lief in Teilen <strong>die</strong>ser Intension zuwider.<br />

Er sah vor, dass Realschüler mit<br />

besonders guten Leistungen <strong>die</strong> Berechtigung<br />

zum Besuch der zweijährigen<br />

Qualifikationsphase der gymnasialen<br />

Oberstufe erteilt wird. Guten Realschülern<br />

wird damit zu Recht <strong>die</strong> Option<br />

gegeben, zwischen dem zweijährigen<br />

und dreijährigen Bildungsgang zum Abitur<br />

zu wählen. Bei der Wahl der Alternative,<br />

direkt in <strong>die</strong> Qualifikationsphase der<br />

gymnasialen Oberstufe einzusteigen, bot<br />

sich allerdings nur <strong>die</strong> Möglichkeit des<br />

Quereinstiegs ins Gymnasium oder in <strong>die</strong><br />

Gesamt<strong>schule</strong>.<br />

ger und anerkannter Weg in <strong>die</strong> Hoch<strong>schule</strong><br />

vorgehalten wird. Dies wird dann<br />

zu einer attraktiven Alternative, wenn es<br />

keine Diskriminierung gibt. Über einen<br />

solchen Weg kann auch den Eltern <strong>die</strong><br />

Profilierung des Karriereweges nach<br />

Klasse 4 über <strong>die</strong> Real<strong>schule</strong> zu einer<br />

Hochschulreife als attraktiver Bildungsweg<br />

verdeutlicht werden. Wenn <strong>die</strong> Bildung<br />

im Medium des Berufs und <strong>die</strong> über<br />

Diese Übergangsregelung zum Abitur<br />

nach zwölf Jahren war aus Sicht der<br />

beruflichen Bildung wettbewerbsverzerrend,<br />

wurden doch <strong>die</strong> Bildungsgänge<br />

des Berufskollegs völlig außen vor gelassen,<br />

<strong>die</strong> ebenso wie <strong>die</strong> gymnasiale<br />

Oberstufe nach drei Jahren zur allgemeinen<br />

Hochschulreife führen. Ich freue<br />

mich, dass der heute vorgelegte Entwurf<br />

das bisherige diskriminierende Defizit<br />

aufhebt und den Wechsel in das zweite<br />

Jahr der Bildungsgänge nach Anlage D<br />

ins Berufskolleg vorsieht.<br />

Wenn wir gleiche Bildungschancen, ausgerichtet<br />

am Individuum, als Richtschnur<br />

haben wollen, dann muss den jungen<br />

Menschen auch <strong>die</strong> Möglichkeit gegeben<br />

werden, ihren Neigungen und Begabungen<br />

entsprechend den Weg zum Abitur<br />

über Bildungsgänge im Medium der<br />

Beruflichkeit ohne verlängerte Schulzeit<br />

wahrnehmen zu können. Für uns fehlt<br />

aber weiterhin ein ausreichender Bekanntheitsgrad,<br />

dass der Besuch der<br />

Real<strong>schule</strong> keine Sackgasse auf dem<br />

Weg zum Abitur ist, sondern sich nahtlos<br />

der Weg zum Abitur über das Berufskol-<br />

sie erreichbaren Qualifikationen und<br />

Kompetenzen in den Vordergrund gerückt<br />

werden, kann <strong>die</strong> Wahlentscheidung<br />

nach Klasse 4 als Entscheidung mit<br />

allen Optionen vermittelt werden. Wenn<br />

aber <strong>die</strong> alternativen Bildungswege zum<br />

Gymnasium unattraktiver gemacht werden,<br />

kann das nicht gelingen.<br />

Dr. Wolfgang Kehl ❍<br />

Abitur am Wirtschaftsgymnasium als gleichwertige Alternative<br />

Anhörung von Sachverständigen zur Reform der Oberstufe – Abitur nach 12 Jahren<br />

Sigrid Beer (B 90/Grüne), Ute Schäfer (SPD), Elke Vormfenne und Barbara Sommer<br />

(CDU)<br />

legs anbietet und <strong>die</strong>s ohne Quereinstieg<br />

in schon lange bestehende Klassen oder<br />

Gruppenstrukturen. Eine flächendeckende<br />

Information der Eltern in der<br />

Phase des Übergangs ihrer Kinder von<br />

der Primarstufe in <strong>die</strong> Sekundarstufe I ist<br />

an <strong>die</strong>ser Stelle seit Jahren überfällig.<br />

Als Indiz verweise ich auf den aktuellen<br />

Artikel von Jürgen Oelkers in der „ZEIT“<br />

vom 23. März.<br />

Eine Randbemerkung: Die Wege der<br />

alternativen Zugänge zum Abitur mit oder<br />

ohne Verkürzung erfordern inhaltliche<br />

Unterschiede, <strong>die</strong> sie unterscheidbar<br />

machen. Mit anderen Worten: Die Profilierung<br />

der Fächer im Wirtschaftsgymnasium<br />

und ihre Standards müssen einen<br />

klaren Bezug zum Medium Beruf aufweisen.<br />

Die Attraktivität hängt auch davon<br />

ab, dass Gleichwertigkeit und nicht<br />

Gleichartigkeit grundlegendes Prinzip zu<br />

Curriculum und Outcome sind.<br />

An sich – Sie haben eben gesehen, ich<br />

habe geblättert – wäre an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

mein Beitrag wesentlich länger gewesen,<br />

18 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


da ich noch etliche starke Argumente<br />

vorbereiten wollte, warum es so wichtig<br />

ist, dass <strong>die</strong> guten Realschüler auch an<br />

den Berufskollegs verkürzt zum Abitur<br />

gelangen. Ich möchte aber an der Stelle<br />

aufhören und verkürze damit meine<br />

Redezeit.<br />

Michael Solf (CDU): Ich bedanke mich<br />

für das, was ich auch in <strong>die</strong>sem zweiten<br />

Teil gehört habe, wobei es – das war<br />

auch vor 14 Tagen so – merkwürdig ist:<br />

Im ersten Block habe ich eher skeptische<br />

Beiträge, im zweiten Teil eher positiv<br />

bestärkende vernommen.<br />

Weil gleich schon der nachmittägliche<br />

Ausschussblock beginnt, möchte ich nur<br />

einige wenige Fragen stellen. Eine Frage<br />

an Frau Vormfenne. Das, was Sie gesagt<br />

haben, geht in der generellen Debatte leider<br />

so oft unter, dass ich zu dem, was Sie<br />

eigentlich auch noch sagen wollten, <strong>die</strong><br />

Frage stelle: Bitte schildern Sie uns doch,<br />

warum es so wichtig ist, dass Realschüler<br />

auch <strong>die</strong>sen Weg gehen! ...<br />

Sigrid Beer (GRÜNE): Meine sehr geehrten<br />

Damen und Herren! ... Frau Vormfenne<br />

möchte ich nach der Gleichwertig-<br />

Aus dem Bildungsausschuss I:<br />

Bereits im Januar <strong>die</strong>sen Jahres zeichneten<br />

sich eine Vielzahl von Veränderungen<br />

bei <strong>die</strong>sen Bildungsgang ab, <strong>die</strong> allmählich<br />

Kontur annehmen.<br />

So ist <strong>die</strong> Wahl der Leistungs- und<br />

Grundkurse bereits eine nicht mehr diskutierbare<br />

Größe. Das Profil bildende<br />

Leistungskursfach, im <strong>kaufmännische</strong>n<br />

Bereich ist <strong>die</strong>s Betriebswirtschaftslehre<br />

mit Rechnungswesen, ist immer nur<br />

kombinierbar mit den Fächern Mathematik<br />

oder Deutsch oder Englisch. So ergeben<br />

sich für <strong>die</strong> Wahl des 3. Abiturfaches<br />

drei Varianten, <strong>die</strong> sich ableiten aus der<br />

Wahl des 2. Leistungskurses.<br />

Hieraus wird ersichtlich, dass <strong>die</strong> Wahl<br />

einer 2. Fremdsprache als LK nicht mehr<br />

möglich ist und <strong>die</strong> Fächer Wirtschaftsinformatik<br />

und Volkswirtschaftslehre nicht<br />

mehr als 3. Abiturfach wählbar sind.<br />

Geprüft werden können <strong>die</strong>se Fächer nur<br />

noch im Bereich des 4. Abiturfaches.<br />

In den Gymnasien wird über <strong>die</strong> Einführung<br />

eines 5. Abiturfaches diskutiert.<br />

Diese zusätzliche Variante wird in nicht<br />

mehr allzu ferner Zukunft auch für <strong>die</strong><br />

Berufskollegs erwogen, ist aber für <strong>die</strong><br />

Beratung der Schülerinnen und Schüler<br />

noch nicht relevant. Welche Fächerkombinationen<br />

dann noch möglich sind, steht<br />

keit, nicht nach der Gleichartigkeit in<br />

Bezug auf das geplante Zentralabitur fragen.<br />

Können Sie Ihre Position deutlich<br />

nennen! Woran muss gearbeitet werden,<br />

damit es nicht zu einer Gleichschaltung<br />

der Berufskollegs in <strong>die</strong>ser Form kommt?<br />

Ute Schäfer (SPD): ... Eine letzte Anmerkung<br />

an Frau Vormfenne: Herzlichen<br />

Dank für <strong>die</strong> Darlegung der Bedeutung<br />

der Möglichkeit, das Abitur an den<br />

berufsbildenden Schulen, an den Berufskollegs<br />

zu erwerben. Bedeutet <strong>die</strong> Festlegung<br />

auf <strong>die</strong> schriftlichen Abiturfächer<br />

Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache<br />

eine Einschränkung mit Blick auf<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, ein Wirtschaftsabitur zu<br />

erlangen. Ist das eine Einschränkung?<br />

Oder stört das <strong>die</strong> Entwicklungen nicht?<br />

...<br />

Elke Vormfenne (<strong>vLw</strong>): Als Antwort auf<br />

<strong>die</strong> Frage von Herrn Solf zum Nachlesen:<br />

Die Berufskollegs verstehen sich als<br />

gleichwertige Form der Oberstufe und als<br />

echte Alternative zu den allgemein bildenden<br />

Oberstufen. Warum haben wir<br />

uns auf <strong>die</strong> Wahl<strong>schule</strong>n berufen: Fakt<br />

ist, dass zum Beispiel an der Schule, <strong>die</strong><br />

ich leite, 75 % der Schülerinnen und<br />

Schüler in der Jahrgangsstufe 11 der<br />

Änderungen in der APO BK Anlage D 27<br />

zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht<br />

fest.<br />

Das zentrale Abitur wird bei den Berufskollegs<br />

für das profilbildende Leistungs-<br />

Bildungspolitik<br />

gymnasialen Oberstufe des Wirtschaftsgymnasiums<br />

aus der Real<strong>schule</strong> kommen.<br />

Frau Beer, Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit.<br />

Für uns ist es wichtig, dass <strong>die</strong><br />

Berufskollegs ihre eigenen Standards<br />

bekommen und nicht <strong>die</strong>jenigen Standards<br />

übergestülpt werden, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />

allgemein bildenden Schulen jetzt sowohl<br />

im Bereich des Mittleren Schulabschlusses<br />

als auch im Bereich des Abiturs entwickelt<br />

werden.<br />

Was <strong>die</strong> Fächer im Abitur angeht, haben<br />

wir zurzeit durch das Zentralabitur schon<br />

<strong>die</strong> Situation, dass <strong>die</strong> Fächer gebündelt<br />

werden und <strong>die</strong> Anzahl der Wahlmöglichkeiten<br />

sehr stark eingeschränkt wird.<br />

Auch hier ist es wichtig, dass <strong>die</strong> Profile,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> einzelnen Bildungsgänge in der<br />

Anlage D haben, sich nachher in der<br />

Abiturprüfung wiederfinden. ...<br />

Quelle: Auszug aus dem Ausschussprotokoll<br />

der 16. Sitzung (öffentlich) des<br />

Ausschusses für Schule und Weiterbildung<br />

am 29.03.2006 (APr 14/166),<br />

S. 34 – 41,– online abrufbar unter<br />

www.landtag.nrw.de ❍<br />

Informationsveranstaltungen am 31.05.2006 in Köln und am 21.06.2006 in Münster<br />

Abb. 1: Die Varianten<br />

kursfach (BWL/REWE) ab 2008 eingeführt,<br />

für das 1. Leistungskursfach 2009<br />

und für das 3. Fach 2010. Die Auswahl<br />

der Prüfungsvorschläge könnte so ablaufen,<br />

dass je Regierungsbezirk 3 bis 5<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 19


Bildungspolitik<br />

Berufskollegs aufgefordert werden, einen<br />

Vorschlag bei der für sie zuständigen<br />

Bezirksregierung einzureichen, sodass<br />

insgesamt 15 bis 25 unterschiedliche<br />

Vorschläge aus allen Bezirken zusammenkommen.<br />

Die Auswahl wird von einer<br />

von den Bezirksregierungen zu benennenden<br />

Kommission vorgenommen. Es<br />

wurde seitens der Vertreter des Ministeriums<br />

zugesagt, dass <strong>die</strong> Prüfungsvorschläge<br />

für <strong>die</strong> Fächer Deutsch, Englisch<br />

und Mathematik ausschließlich von Lehrkräften<br />

der Berufskollegs erstellt werden,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> besonderen inhaltlichen Belange<br />

<strong>die</strong>ses Bildungsganges berücksichtigen.<br />

Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass<br />

nicht alle Schulen jedes Jahr einen eigenen<br />

Vorschlag zu erstellen haben.<br />

Für das Fach Betriebswirtschaftslehre mit<br />

Rechnungswesen liegt bereits ein Entwurf<br />

eines Lehrplanes vor, der im www.bildungsportal.nrw.de<br />

und www. learnline.nrw.de<br />

seit einiger Zeit einsehbar ist.<br />

Diese beiden Internetadressen sind jetzt<br />

und zukünftig <strong>die</strong> wichtigsten Informationsquellen<br />

zum Thema Abitur und Entwicklungen<br />

in der APO-BK Anlage D. Die<br />

Lehrkräfte müssen sich gegenüber der<br />

Schulleitung schriftlich verpflichten, sich<br />

fortlaufend bei <strong>die</strong>sen beiden Adressen zu<br />

informieren. Gesonderte Anweisungen<br />

sind nicht mehr zu erwarten.<br />

Am Ende <strong>die</strong>ses Schuljahres sollen dann<br />

<strong>die</strong> endgültigen Lehrpläne für das Fach<br />

Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen<br />

veröffentlicht werden, <strong>die</strong> dann ab<br />

dem nächsten Schuljahr verbindlich sind.<br />

Die Lehrpläne für <strong>die</strong> anderen Fächer<br />

werden dann zeitnah erstellt und kommuniziert<br />

werden. Die Kolleginnen und<br />

Kollegen werden immer aufgefordert, im<br />

Internet ihre Einschätzung bezüglich der<br />

Aus dem Bildungsausschuss II:<br />

1) Allgemeiner Teil<br />

Ziff. 7a) Auf eine organisatorische Vorgabe<br />

zur Durchführung der Nachprüfung<br />

bitten wir zu verzichten. Stattdessen<br />

sollte, falls <strong>die</strong>s für erforderlich erachtet<br />

wird, der Zweck angegeben werden, z. B.<br />

Vermeidung von Unterrichtsausfall, Klärung<br />

der Klassenzuordnung mit der<br />

Aufnahme des planmäßigen Unterrichts<br />

o. Ä.<br />

Dies ist beispielsweise in der Teilzeitfach<strong>schule</strong><br />

je nach Unterrichtstagen auch<br />

mit dem allgemeinen Unterrichtsbeginn<br />

möglich.<br />

neuen Lehrpläne einzubringen, indem sie<br />

<strong>die</strong> dort gegebene Möglichkeit der Kommentierung<br />

nutzen.<br />

Im Herbst 2007 werden von den Bezirksregierungen<br />

oder dem Ministerium Implementierungsveranstaltungen<br />

zu den fächerübergreifenden<br />

und fachbezogenen<br />

Lehrplänen angeboten, wobei Beispielaufgaben<br />

als Vorbereitung für <strong>die</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler auf <strong>die</strong> Prüfung zur<br />

Verfügung gestellt werden. Fragestellungen<br />

in Bezug auf <strong>die</strong> Bewertungsmodalitäten<br />

werden ebenfalls zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />

beantwortet Ab der 12/2 werden<br />

dann Probeklausuren zur Verfügung stehen,<br />

<strong>die</strong> auf freiwilliger Basis genutzt werden<br />

können und ebenfalls über das Internet<br />

abgerufen werden müssen. So soll<br />

<strong>die</strong> technische Praktikabilität des Verfahrens<br />

für den „Ernstfall“ geprobt und überprüft<br />

werden. Es wurde zugesagt, dass<br />

<strong>die</strong> Handhabung einfach und gut verständlich<br />

ist.<br />

Eine Einführung des zentralen Abitur ist<br />

für FOS 13 zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />

nicht vorgesehen, sodass hier keine entsprechende<br />

Änderung erwartet wird. Die<br />

Zweitkorrektur der schriftlichen Abituraufgaben<br />

wird zukünftig wegfallen.<br />

Das Berufskolleg wurde den Gymnasien<br />

und Gesamt<strong>schule</strong>n gleichgestellt, indem<br />

nun auch für gute Schülerinnen und<br />

Schüler <strong>die</strong> Möglichkeit besteht, <strong>die</strong> AHR<br />

nach 12 Jahren zu absolvieren, weil hier<br />

das 9/3 Verfahren angewandt werden<br />

kann. Das Berufskolleg hat also theoretisch<br />

<strong>die</strong> Option nach ausführlicher Beratung<br />

und im Einzelfall Schülerinnen und<br />

Schüler entsprechend ihrer Begabung in<br />

<strong>die</strong> 12. Klasse aufzunehmen. Wichtig ist<br />

hier zu erwähnen, dass im Gegensatz zu<br />

Ergänzende Anmerkungen 1<br />

2) Anlage A<br />

Ziff. 6b) Wir begrüßen <strong>die</strong> Klarstellung der<br />

Gewichtungsregelung.<br />

3) Anlage B<br />

Wir bitten um Erörterung und nachfolgende<br />

Berücksichtigung des von einer<br />

Landesarbeitsgruppe bei der Bezirksregierung<br />

Düsseldorf erarbeiteten Vorschlags<br />

für eine umfassende Änderung<br />

der Anlage B.<br />

4) Anlage D<br />

den Gymnasien kein Anspruch besteht<br />

und gesetzlich auf <strong>die</strong> Chance einer Einzelfallentscheidung<br />

seitens der Schule<br />

ausdrücklich hingewiesen wird.<br />

Ein weiteres wichtiges Element ist <strong>die</strong><br />

Änderung des BBiG, <strong>die</strong> eine Änderung<br />

der Anrechenbarkeit der schulischen<br />

Leistungen auf den Berufsabschluss vorsieht.<br />

Wenn Schülerin/Schüler und Ausbildungsbetrieb<br />

<strong>die</strong>s wünschen, kann<br />

eine Verkürzung der Ausbildung um 18<br />

Monate bei AHR-Absolventen stattfinden.<br />

Es stehen eine Vielzahl von Veränderungen<br />

an, <strong>die</strong> Informationsveranstaltungen<br />

notwendig machen, um alle Beteiligten<br />

auf <strong>die</strong> veränderte Situation im AHR-<br />

Bereich vorzubereiten. So werden am<br />

Ende des Schuljahres <strong>die</strong> Schulleitungen<br />

durch ihre Bezirksregierungen informiert.<br />

Die Bildungsgangleitungen im Bezirk<br />

Köln werden am 21. Juni 2006 durch<br />

Herrn LRSD Tilo Schmidt umfassend<br />

informiert werden.<br />

Herr Lothar Herstix, Mitarbeiter des<br />

MSW, hat sich bereit erklärt, schon<br />

vorab den Mitgliedern des <strong>vLw</strong> einige<br />

Informationen zur Verfügung zu stellen<br />

und <strong>die</strong> Fragen zu beantworten. Am Mittwoch,<br />

31. Mai 2006, 14.00 bis 16.30 Uhr<br />

wird in Köln und am 21. Juni 2006, 14.00<br />

bis 16.30 Uhr in Münster eine entsprechende<br />

Veranstaltung durchgeführt werden,<br />

zu der Sie herzlich eingeladen sind.<br />

Den Ortsverbandsvorsitzenden Ihrer<br />

Schule ist bereits eine Einladung zugegangen.<br />

Eine Anmeldung ist auch über<br />

<strong>die</strong> Geschäftsstelle des <strong>vLw</strong> in Düsseldorf<br />

möglich. Bei der Zusage erhalten Sie<br />

dann eine Bestätigung und <strong>die</strong> genaue<br />

Adresse.<br />

Ute Wohlgemuth ❍<br />

Verordnung zur Änderung von Ausbildungs- und Prüfungsordnungen zur Anpassung<br />

an das Schulgesetz zu Artikel 3 APO-BK<br />

• Die in der Anlage D 28 Seite 2 vermerkte<br />

Änderung in Bezug auf das<br />

zweite Leistungskursfach bitten wir zu<br />

modifizieren. Hier ist auch eine zweite<br />

Fremdsprache zuzulassen.<br />

• Das Fach Wirtschaftsinformatik soll als<br />

3. Prüfungsfach zugelassen werden.<br />

Anmerkung<br />

1 Vgl. auch <strong>vLw</strong>-Stellungnahme zum Schulgesetz,<br />

Die <strong>kaufmännische</strong> Schule, Ausgabe 3-4/ 2006,<br />

S.16 ff.<br />

<strong>vLw</strong>-Stellungnahme vom 6.04.2006 ❍<br />

20 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Neuer Landeslehrplan zur Erprobung für den Ausbildungsberuf:<br />

Die zuletzt 1997 neu geordnete Ausbildung<br />

zum Kaufmann / zur Kauffrau im<br />

Groß- und Außenhandel wird zum 1.<br />

August 2006 erneut reformiert, um sie<br />

den aktuellen Entwicklungen der Branche<br />

anzupassen. Neuerungen sind dabei<br />

insbesondere in den Bereichen Logistik,<br />

Kunden- und Dienstleistungsorientierung<br />

und fremdsprachliche Inhalte zu verzeichnen.<br />

Während <strong>die</strong> Ausbildungsverordnung<br />

und der Ausbildungsrahmenplan<br />

lediglich teilnovelliert, d. h.<br />

überarbeitet wurden, wurden der KMK-<br />

Rahmenlehrplan sowie der darauf aufbauende<br />

Landeslehrplan NRW aktuell<br />

neu strukturiert und gestaltet.<br />

Auf einer Implementationsveranstaltung<br />

am 22. März 2006 wurden im Landesinstitut<br />

für Schule/Qualitätsagentur den<br />

mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

(im Regelfall Bildungsgangleitungen<br />

aus den NRW-Berufskollegs) <strong>die</strong><br />

Eckpunkte der Neuordnung und <strong>die</strong><br />

Lehrpläne vorgestellt: Ausbildungsordnung,<br />

KMK-Rahmenlehrplan und Landeslehrplan<br />

NRW. Unter Moderation des<br />

LfS/QA referierten nach Grußworten<br />

durch Ruth Springer (Direktorin des<br />

LfS/QA) und Richard Stigulinszky (MSW<br />

Düsseldorf) unter anderem ein Vertreter<br />

der Industrie- und Handelskammer Arnsberg<br />

(Hubert Klotz), der KMK-Vertreter<br />

des Landes NRW (Peter Landscheidt)<br />

sowie der Vorsitzende der Landeslehrplankommission<br />

(Tilo Schmidt, BR Köln).<br />

Danach wurden <strong>die</strong> Aufgaben für <strong>die</strong><br />

künftige Bildungsgangarbeit konkretisiert:<br />

insbesondere <strong>die</strong> Entwicklung<br />

einer didaktischen Jahresplanung sowie<br />

Anforderungen für das Erarbeiten<br />

von Lernsituationen. Am Nachmittag<br />

wurden schließlich mit den Vertretern der<br />

Schulaufsicht aus den Bezirksregierungen<br />

<strong>die</strong> weiteren Schritte zur Implementation<br />

der neuen Pläne in den Schulen<br />

vereinbart und erste Abstimmungen<br />

getroffen.<br />

1 Berufliche Veränderungen<br />

und Intentionen der<br />

Neuordnung<br />

Der/Die „Kaufmann/-frau im Groß- und<br />

Außenhandel“ ist als anerkannter Ausbildungsberuf<br />

nach dem Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG) dem Berufsfeld Wirtschaft<br />

und Verwaltung, Schwerpunkt Absatzwirtschaft<br />

und Kundenberatung, zugeordnet<br />

und kann in den folgenden zwei<br />

Fachrichtungen ausgebildet werden:<br />

Großhandel sowie Außenhandel. Die<br />

Ausbildung, <strong>die</strong> nach wie vor 3 Jahre<br />

dauert, erfolgt in der Regel im Ausbildungsbetrieb<br />

und in der Berufs<strong>schule</strong>.<br />

Die Ausbildungsordnung schafft <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />

dafür, dass eine modernisierte<br />

Ausbildung möglich ist. Wo liegen<br />

<strong>die</strong> Unterschiede bezüglich der Fachrichtungen?<br />

Kaufleute im Groß- und Außenhandel der<br />

Fachrichtung Großhandel kaufen Waren<br />

aller Art bei Herstellern bzw. Lieferanten<br />

und verkaufen sie an Handel, Handwerk<br />

und Industrie weiter. Dabei müssen sie<br />

für eine kostengünstige Lagerhaltung<br />

und einen reibungslosen Warenfluss sorgen.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck überwachen sie<br />

den Wareneingang sowie <strong>die</strong> Lagerbestände,<br />

bestellen Ware nach und planen<br />

<strong>die</strong> Warenauslieferung. Neben Bürotätigkeiten<br />

nehmen Kaufleute im Großhandel<br />

auch direkt Beratungsaufgaben gegenüber<br />

Kunden im Verkaufsraum wahr. Vertraute<br />

Arbeitsumgebung ist darüber hinaus<br />

das Lager; hier nehmen Großhandelskaufleute<br />

z. B. Warensendungen<br />

entgegen. Im Pkw sind sie im Außen<strong>die</strong>nst<br />

unterwegs, etwa um Kunden zu<br />

akquirieren.<br />

Die ausbildenden Großhandelsbetriebe<br />

sind mitunter spezialisiert; beispielsweise<br />

für Mineralölerzeugnisse, Holz und Holzwaren<br />

oder Baustoffe, Textilien, für<br />

Kraftwagenteile und -zubehör, für Nahrungsmittel,<br />

Getränke und Tabakwaren,<br />

für Maschinen, Saatgut oder Pflanzen.<br />

Bildungspolitik<br />

„Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel“<br />

Implementationsveranstaltung mit über 100 Teilnehmer(n)/-innen am 22. März 2006 in Soest<br />

V. l. n. r.: Tilo Schmidt, Peter Landscheidt, Richard Stigulinzszky, Ruth Springer, Ernst<br />

Tiemeyer, Hubert Klotz (Fotos: Clemens Eichhorst)<br />

Sehr oft sind <strong>die</strong> Auszubildenden aber<br />

auch in Großhandelsunternehmen mit<br />

gemischtem Warensortiment beschäftigt.<br />

Kaufleute im Groß- und Außenhandel der<br />

Fachrichtung Außenhandel sind überwiegend<br />

im internationalen Handel tätig und<br />

sorgen primär für eine kostengünstige<br />

Lagerhaltung und einen reibungslosen<br />

Warenfluss. Sie kaufen dabei Waren der<br />

unterschiedlichsten Branchen bei Herstellern<br />

bzw. Lieferanten und verkaufen<br />

sie an Handel, Handwerk und Industrie<br />

weiter. Des Weiteren überwachen sie den<br />

Wareneingang sowie <strong>die</strong> Lagerbestände,<br />

bestellen Ware nach und planen <strong>die</strong><br />

Warenauslieferung. Ausbildende Betriebe<br />

sind entweder spezielle Außenhandelsunternehmen<br />

oder in Produktionsbetrieben<br />

aller Art <strong>die</strong> jeweiligen Im- und<br />

Exportabteilungen.<br />

2 Kaufleute im Groß-<br />

und Außenhandel –<br />

Festlegungen gemäß<br />

Ausbildungsverordnung<br />

Im Einzelnen wurden folgende Inhalte<br />

modernisiert:<br />

• Der Bereich der Logistik wurde<br />

erweitert und auf den aktuellen Stand<br />

gebracht, dabei wurde der Fokus auf<br />

Prozessorientierung und handelsspezifische<br />

Logistik gelegt.<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 21


Bildungspolitik<br />

Abb. 1: Die Lernfelder für den Ausbildungsberuf „Kaufmann/Kauffrau im Groß- und<br />

Außenhandel“<br />

• Die Kunden- und Dienstleistungsorientierung<br />

wurde verstärkt. Dadurch<br />

soll ein <strong>die</strong>nstleistungsorientiertes<br />

Verhalten, besonders im Umgang<br />

mit Geschäftspartnern, gefördert werden.<br />

• Die Bedeutung der Arbeit im Team<br />

wird explizit berücksichtigt.<br />

• Kaufmännische Steuerung und<br />

Kontrolle ersetzt „Rechnungswesen“.<br />

Als wesentlicher Vorteil dafür wird<br />

dabei eine verbesserte Berücksichtigung<br />

der Handlungsorientierung gesehen,<br />

z. B. „Buchen von Geschäftsvorgängen“<br />

statt „Buchführung“.<br />

• Fremdsprachige Inhalte wurden in<br />

<strong>die</strong> gemeinsamen Qualifikationen für<br />

beide Fachrichtungen aufgenommen,<br />

d. h. dass auch in der Fachrichtung<br />

Großhandel ab dem ersten Jahr<br />

Fremdsprachen eine Rolle spielen. Bei<br />

der Fachrichtung Außenhandel bleiben<br />

aber zusätzliche fremdsprachige<br />

Inhalte bestehen.<br />

Die notwendigen beruflichen Qualifikationen<br />

werden in <strong>die</strong>sem Beruf wie folgt<br />

festgelegt.<br />

➢ Ausbildungsdauer:<br />

3 Jahre<br />

➢ Arbeitsgebiet:<br />

Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />

sind in allen Branchen der Wirtschaft<br />

bei Unternehmen des Handels oder<br />

der Industrie tätig. Ihre Einsatzfelder<br />

sind: Einkauf von Waren im In- und<br />

Ausland und ihr Weiterverkauf an Handel,<br />

Handwerk, Industrie und Dienstleistungssektoren<br />

sowie das Anbieten<br />

von warenbezogenen Serviceleistungen.<br />

➢ Berufliche Qualifikationen für beide<br />

Fachrichtungen<br />

• Waren, Service- und Kunden<strong>die</strong>nstleistungen<br />

verkaufen und Verkaufspreise<br />

kalkulieren<br />

• Qualitätsstandards sichern<br />

• Marktbeobachtung und Absatzchancen<br />

beurteilen<br />

• Bezugsquellen ermitteln, Angebote<br />

bewerten und Waren einkaufen<br />

• Einkaufsgespräche planen und führen<br />

• Kunden informieren und beraten<br />

• Reklamationen bearbeiten<br />

• Marketingmaßnahmen erarbeiten<br />

und umsetzen<br />

Abb. 2: Zuordnung der (Bündelungs-) Fächer zu den Lernfeldern<br />

➢ Besondere berufliche Qualifikationen<br />

in der Fachrichtung „Großhandel“:<br />

• Logistische Geschäftsprozesse in<br />

Wareneingang, Lager und Warenausgang<br />

planen, steuern und kontrollieren,<br />

• Logistik<strong>die</strong>nstleistungen auswählen<br />

und einsetzen,<br />

• Wareneingänge erfassen, Lagerbestände<br />

überwachen und Inventuren<br />

durchführen,<br />

• fremdsprachige Informationen nutzen<br />

und Auskünfte in einer Fremdsprache<br />

erteilen.<br />

➢ Besondere berufliche Qualifikationen<br />

in der Fachrichtung „Außenhandel“:<br />

• Logistische Transportprozesse in<br />

Zusammenarbeit mit Dienstleistern<br />

planen, steuern und kontrollieren,<br />

• Devisenkalkulationen durchführen,<br />

auch unter Einbeziehung von Devisentermingeschäften,<br />

• Außenwirtschafts- und Zollrechtsbestimmungen<br />

sowie internationale<br />

Handelsklauseln anwenden,<br />

• internationale Transportverträge<br />

abschließen und außenhandelsspezifische<br />

Zahlungsbedingungen<br />

anwenden,<br />

• Dokumentengeschäfte abwickeln.<br />

Neu geregelt wurde auch teilweise das<br />

Prüfungswesen. So ist nun anstelle der<br />

praktischen Übung ein abschließendes<br />

„fallbezogenes Fachgespräch“ vorgesehen,<br />

das sich beim Großhandel auf <strong>die</strong><br />

Bereiche Wareneinkauf, Marketing sowie<br />

Verkauf und Kundenberatung bezieht. In<br />

der Fachrichtung „Außenhandel“ liegt der<br />

Fokus im Fachgespräch auf den Bereichen<br />

Internationaler Handel und Auslandsmärkte.<br />

3 KMK-Rahmenlehrplan und<br />

Landeslehrplan NRW<br />

Im KMK-Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf<br />

werden folgende Lernfelder<br />

zugrunde gelegt (Hinweis: In Klammern stehen<br />

in der Tabelle <strong>die</strong> Zeitrichtwerte für <strong>die</strong><br />

Fachrichtung „Außenhandel“, vgl. Abb. 1).<br />

22 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Nordrhein-Westfalen hat sich – wie<br />

andere Bundesländer auch – verpflichtet,<br />

den jeweiligen KMK-Rahmenlehrplan für<br />

<strong>die</strong> schulische Ausbildung 1:1 zu übernehmen.<br />

Die hier enthaltenen Lernfelder<br />

bilden <strong>die</strong> Basis für <strong>die</strong> landesspezifische<br />

Ausgestaltung. Der von einer Arbeitsgruppe<br />

im LfS/QA entwickelte Landeslehrplan<br />

wird am 1. August 2006 in NRW<br />

in Kraft gesetzt.<br />

Folgende Bündelungsfächer wurden in<br />

der Lehrplangruppe festgelegt (vgl. Abb.<br />

2):<br />

• Wirtschafts- und Sozialprozesse,<br />

• Großhandelsprozesse bzw. Außenhandelsprozesse,<br />

• Kaufmännische Steuerung und Kontrolle.<br />

Die Stundentafeln im berufsbezogenen<br />

Lernbereich für <strong>die</strong> Fachrichtung „Großhandel“<br />

(vgl. Abb. 3a) bzw. <strong>die</strong> Fachrichtung<br />

„Außenhandel“ werden in den Übersichten<br />

dargestellt.<br />

Nachfolgend einige Hinweise zu den<br />

Bündelungsfächern, zu denen im Zeugnis<br />

entsprechende Noten auszuweisen<br />

sind.<br />

Mit den Lernfeldern des Faches Wirtschafts-<br />

und Sozialprozesse werden<br />

<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler in vielfältigen<br />

Gesellschaftsbezügen und gesamtwirtschaftlichen<br />

Verflechtungen sowie in<br />

den Sozialbeziehungen als Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter eines Unternehmens<br />

angesprochen. Sie sollen darüber hinaus<br />

erfahren, dass individuelle mikroökonomische<br />

Handlungen auf der Basis makroökonomischer<br />

Rahmenbedingungen getroffen<br />

werden und auf <strong>die</strong>se zurückwirken.<br />

Ausgehend von der betrieblichen Situation<br />

als Auszubildende und Mitarbeiter,<br />

<strong>die</strong> durch gesetzliche Vorschriften und<br />

überbetriebliche Vereinbarungen unterstützt<br />

und geschützt werden, ordnen sie<br />

sich im ersten Ausbildungsjahr in ein<br />

neues komplexes System mit vielfältigen<br />

sozialen Beziehungen ein. Im zweiten<br />

Ausbildungsjahr erfahren <strong>die</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler in der Personalbeschaffung,<br />

Personalverwaltung und Personalentwicklung<br />

<strong>die</strong> betrieblichen personalwirtschaftlichenGestaltungsmöglichkeiten<br />

zur Mitarbeitermotivation, zum<br />

Mitarbeitereinsatz und zur Mitarbeiterqualifikation.<br />

Aus beruflicher aber auch<br />

aus persönlicher Sicht stellen nationale<br />

und internationale Rahmenbedingungen<br />

wichtige Einflussfaktoren dar, <strong>die</strong> als Entscheidungsparameter<br />

beim beruflichen<br />

und individuellen Handeln beachtet werden<br />

müssen. Als leitende Kompetenzen<br />

werden damit Informationsfähigkeit sowie<br />

Urteilsfähigkeit entwickelt. Das dritte<br />

Ausbildungsjahr sieht in <strong>die</strong>sem Fach<br />

berufsorientierte Projekte aus dem Großoder<br />

Außenhandel vor.<br />

In den Fächern „Großhandelsprozesse“<br />

bzw. „Außenhandelsprozesse“ sind <strong>die</strong><br />

Lernfelder zusammengefasst, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Kernprozesse im Großhandel bzw. im<br />

Außenhandel darstellen. In einzelnen<br />

Lernfeldern werden spezifische Unterscheidungen<br />

zwischen Groß- und<br />

Außenhandelsprozessen vorgenommen.<br />

In zunehmend komplexeren Lernsituationen<br />

werden betriebswirtschaftliche,<br />

rechtliche, informationswirtschaftliche<br />

und kommunikative Kompetenzen zur<br />

kundenorientierten Auftragsbearbeitung<br />

sowie zur Kundengewinnung und Markterschließung<br />

entwickelt.<br />

Im ersten Ausbildungsjahr geht es um <strong>die</strong><br />

Erledigung von Einzelaufträgen sowohl<br />

im Binnen- als auch im Außenhandel.<br />

Ausgehend vom Absatzmarkt sind zunächst<br />

Kundenaufträge unter Nutzung<br />

eines Warenwirtschaftssystems bei vorhandenen<br />

Waren zu bearbeiten. Verkaufs-<br />

und Gesprächstechniken sind<br />

dabei systematisch einbezogen. Über <strong>die</strong><br />

Steuerung von Beschaffungsprozessen<br />

wird <strong>die</strong> Komplexität der Auftragserledigung<br />

unter Nutzung von IT-Systemen<br />

erweitert und <strong>die</strong> warenbezogene Leistungserstellung<br />

im Groß- und Außenhandelsunternehmen<br />

erfasst. Das zweite<br />

Ausbildungsjahr stellt <strong>die</strong> logistische<br />

Bedeutung und Funktion des Groß- und<br />

Außenhandels in der Wertschöpfungskette<br />

dar. Im dritten Ausbildungsjahr wird<br />

das strategische Denken und das planerische<br />

Vorgehen bei der Kundengewinnung,<br />

Markterschließung und Marktentwicklung<br />

gefördert.<br />

Im Fach „Kaufmännische Steuerung<br />

und Kontrolle“ sind <strong>die</strong> Lernfelder gebündelt,<br />

<strong>die</strong> sich auf Werteprozesse im<br />

Unternehmen beziehen. Zielsetzung ist<br />

<strong>die</strong> Planung und Kontrolle der betrieblichen<br />

Leistungserstellung und der Unter-<br />

Bildungspolitik<br />

nehmensentscheidungen. Im ersten Ausbildungsjahr<br />

erfassen <strong>die</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler den Wertefluss anhand von<br />

Belegen und stellen <strong>die</strong>sen unter Beachtung<br />

rechtlicher und betrieblicher Vorgaben<br />

dar. Im zweiten Ausbildungsjahr nutzen<br />

<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler verschiedene<br />

Systeme der Kosten- und<br />

Leistungsrechnung zur markt- und kostenorientierten<br />

Preisgestaltung. Leitende<br />

Prinzipien sind hierbei das Kostendenken<br />

und das Controlling. Im dritten Ausbildungsjahr<br />

stehen Finanzentscheidungen<br />

im Großhandels- sowie im Außenhandelsgeschäft<br />

im Vordergrund. Entspre-<br />

Abb. 3a: Stundentafel im berufsbezogenen Lernbereich für Fachrichtung „Großhandel“<br />

Abb. 3b: Stundentafel im berufsbezogenen Lernbereich für Fachrichtung „Außenhandel“<br />

chend wird der Jahresabschluss sowie<br />

dessen Auswertung und Aufbereitung in<br />

Kennzahlen thematisiert.<br />

Grundlage für den Unterricht im Fach<br />

Fremdsprachliche Kommunikation ist<br />

der gültige Lehrplan Fremdsprachen,<br />

Fachklassen des dualen Systems. Die im<br />

Umfang von 40 Stunden in den Lernfeldern<br />

des KMK-Rahmenlehrplanes enthaltenen<br />

fremdsprachlichen Ziele und<br />

Inhalte sind entsprechend den Anforderungen<br />

der Lerngruppe in enger Verknüpfung<br />

mit den Lernfeldern unterrichtlich<br />

umzusetzen. Dasselbe gilt für <strong>die</strong> darüber<br />

hinaus sich aus den besonderen Anforderungen<br />

des Ausbildungsberufes ergebenden<br />

fremdsprachlichen Ziele und<br />

Inhalte, <strong>die</strong> mit zusätzlich 80 Unterrichtsstunden<br />

in der Stundentafel verankert<br />

sind.<br />

4 Implementations-<br />

Herausforderungen<br />

Nach wie vor stellt <strong>die</strong> Lernfeldorientierung<br />

eine ganz besondere Herausforderung<br />

für <strong>die</strong> Lehrkräfte beruflicher Schu-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 23


Bildungspolitik<br />

len dar. Die Lehrpläne (sowohl der KMK-<br />

Rahmenlehrplan als auch der Landeslehrplan)<br />

sind relativ offen formuliert,<br />

sodass es den Schulen vor Ort möglich<br />

wird, schnell auf neue Entwicklungen<br />

reagieren zu können. Die so konzipierten<br />

Lernfeld-Lehrpläne bieten <strong>die</strong> Notwendigkeit,<br />

aber auch <strong>die</strong> Chance, Freiräume<br />

ausfüllen zu können. Dies muss in der<br />

Praxis durch <strong>die</strong> Ausbildungsakteure ‚vor<br />

Ort‘ geschehen. Hier sind zunächst vor<br />

allem <strong>die</strong> Bildungsgangleiter in den<br />

Berufskollegs gefordert.<br />

Welche Aktivitäten sind zur Umsetzung<br />

der Lehrpläne in den Berufskollegs in<br />

NRW nötig? Ausgehend von den vorliegenden<br />

Lernfeldern für <strong>die</strong> Kaufleute im<br />

Groß- und Außenhandel gilt es an den<br />

Schulen …<br />

• didaktische Jahresplanungen zu<br />

erstellen,<br />

• Lernsituationen gemeinsam im Bildungsgang<br />

zu generieren,<br />

• Lernsituationen zu formulieren und<br />

abzustimmen und<br />

• <strong>die</strong>se letztlich in einen erfolgreichen<br />

Unterricht umzusetzen.<br />

Eine ergänzende, begleitende Evaluation<br />

<strong>die</strong>ser Aktivitäten erscheint dabei unverzichtbar<br />

und hilfreich für <strong>die</strong> weitere<br />

Arbeit.<br />

Am Beispiel des Lernfeldes 5 wird nachfolgend<br />

eine Aufteilung eines Lernfeldes<br />

Abb.5: Lernfeldübersicht<br />

Abb. 4: Aufteilung eines Lernfeldes in Lernsituationen<br />

in Lernsituationen gezeigt (vgl. Abb. 4):<br />

Natürlich ist zu beachten, dass es bei<br />

den anstehenden Implementationsaktivitäten<br />

der Lehrpläne nicht nur um <strong>die</strong><br />

Erstellung einer didaktischen Jahresplanung<br />

und <strong>die</strong> Entwicklung von Lernsituationen<br />

unter einzelnen Gesichtspunkten<br />

gehen darf. Von der Bildungsgangplanung<br />

in Teamarbeit, der Vorbereitung des<br />

Unterrichts bis hin zum Umbau von Orga-<br />

nisationsstrukturen an der Schule und<br />

den damit verbundenen notwendigen<br />

Lernprozessen bedarf es zahlreicher<br />

Aktivitäten. Wird <strong>die</strong>s beachtet, dann<br />

kann <strong>die</strong> Implementation der neuen Pläne<br />

für <strong>die</strong> Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />

erfolgreich gelingen.<br />

5 Hinweise zum Download<br />

der Lehrpläne und zu<br />

Unterstützungsleistungen<br />

des LfS/QA<br />

Die hier vorgestellten Lehrpläne zur<br />

Erprobung „Kauffrau/Kaufmann im Großund<br />

Außenhandel“ stehen im Landesbildungsserver<br />

learnline unter der folgenden<br />

Adresse zum Download bereit:<br />

http://www.learnline.nrw.de/angebote/bs<br />

/entw.htm<br />

Zur Implementation der neuen Lehrpläne<br />

bietet das LfS/QA unter der folgenden<br />

Adresse auf dem Bildungsserver learnline<br />

Unterstützungsleistungen zu einzelnen<br />

Lernfeldern:<br />

http://www.learnline.de/angebote/grossundaussen/<br />

Die Lernfeldübersicht des Angebotes<br />

sieht folgendermaßen aus:<br />

Wenn Sie sich am virtuellen Wissensaustausch<br />

unter Kolleginnen und Kollegen<br />

beteiligen möchten, können Sie mir Ihre<br />

Informationen gern per Mail zukommen<br />

lassen (E-Mail: Ernst.Tiemeyer@mail.lfs.<br />

nrw.de).<br />

Ernst Tiemeyer ❍<br />

24 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Berufskolleg Lehnerstraße, Mühlheim:<br />

1 Vorbemerkungen<br />

Im Rahmen einer Projektarbeit wurden<br />

<strong>die</strong> Berufsschulklassen der angehenden<br />

Veranstaltungskaufleute am Berufskolleg<br />

Lehnerstraße beauftragt, <strong>die</strong> gesamte<br />

Planung, Gestaltung, Organisation und<br />

Durchführung der „AzubiTa 2006“ zu<br />

übernehmen.<br />

Die „AzubiTa 2006“ ist eine Ausbildungsund<br />

Stu<strong>die</strong>nplatzmesse für den Raum<br />

Mülheim, Oberhausen, Duisburg und<br />

Essen, bei der sich Schüler über Ausbildungsberufe<br />

und Stu<strong>die</strong>ngänge informieren<br />

können.<br />

Dazu stellen sich verschiedene Unternehmen<br />

aus der Region vor und bieten<br />

ihre Ausbildungsplätze an.<br />

Des Weiteren werden Workshops zu verschiedenen<br />

Berufszweigen angeboten<br />

und ein Bühnenprogramm soll den Tag<br />

mit musikalischen und künstlerischen<br />

Beiträgen bereichern. Die angehenden<br />

Veranstaltungskaufleute organisieren <strong>die</strong><br />

gesamte Aufbau- und Ablauforganisation<br />

für <strong>die</strong>se Messe.<br />

Die verschiedenen Bereiche <strong>die</strong>ses Projektes<br />

wurden zunächst in einem großen<br />

Kickoff-Meeting auf einzelne Gruppen<br />

aufgeteilt. Innerhalb der jeweiligen Gruppen<br />

werden einzelne Verantwortungsbereiche<br />

auf <strong>die</strong> Schüler übertragen (vgl.<br />

Abb. 1).<br />

In jeder Gruppe gibt es einen Teamleiter,<br />

der <strong>die</strong> Arbeiten der Gruppe strukturiert<br />

und Aufgaben verteilt. Einmal in der<br />

Woche finden Teamleiterbesprechungen<br />

statt, bei der <strong>die</strong> aktuellen Ergebnisse der<br />

Arbeiten im Team besprochen und ausgetauscht<br />

werden. Nachfolgend beschreiben<br />

<strong>die</strong> einzelnen Gruppen ihre<br />

Arbeit im Team und ihre Erfahrungen, <strong>die</strong><br />

sie mit <strong>die</strong>sem Projekt gesammelt haben.<br />

2 Die Arbeitsgruppen<br />

2.1 Gruppe Stabstelle<br />

Die Aufgaben der Stabstelle sind:<br />

• Dokumentation (Protokolle aller Teams<br />

einsammeln, Protokollführung bei<br />

Teamleitersitzungen),<br />

• Erstellung jeglicher Vorlagen (Briefe,<br />

Faxe, Rechnungen, Protokolle etc.),<br />

• Buchführung (Budgetplanung, Zahlungseingänge<br />

überwachen),<br />

AzubiTa 2006<br />

Professionelles Projektmanagement am Beispiel der „Azubita 2006“<br />

Abb. 1: Die Projektgruppen<br />

• Erstellung des gesamten Ablaufplans<br />

und des Ablaufplans für den Veranstaltungstag<br />

(inkl. Auf- und Abbau),<br />

• Erstellung des Reinigungsplans,<br />

• Einteilung der Klassen und Lehrer am<br />

Veranstaltungstag,<br />

• Einteilung aller Schüler der VA4A und<br />

VA4B am 3. und 4. April 2006.<br />

Bisher lief alles planmäßig. Da wir direkt<br />

mit der Projektplanung verbunden waren,<br />

wurden wir immer schnell mit sämtlichen<br />

Informationen versorgt.<br />

Hilfreich war auch, dass unser Team nur<br />

aus zwei Personen bestand und es somit<br />

keine Kommunikationsprobleme oder<br />

Unstimmigkeiten gab.<br />

2.2 Gruppe Genehmigungen<br />

Wir als Gruppe Genehmigungen haben<br />

zunächst ein Lastenheft geschrieben, um<br />

festzuhalten, welche Aufgaben wir in der<br />

Folge erledigen müssen.<br />

Dieses Lastenheft umfasste folgende<br />

Aufgaben:<br />

Abb. 2: Der Ablaufplan der Messevorbereitung<br />

Berichte<br />

• Das Ordnungsamt kontaktieren, um<br />

Genehmigungen für z. B. <strong>die</strong> Parkplatzabsperrung<br />

einzuholen und um herauszufinden,<br />

wie wir an <strong>die</strong> Beschilderung<br />

für <strong>die</strong>se Absperrung kommen,<br />

• uns informieren, wie wir am günstigsten<br />

Plakate in der Umgebung aufhängen<br />

können und dürfen,<br />

• abklären, ob wir GEMA für <strong>die</strong><br />

Showacts bezahlen müssen etc.,<br />

• Parkscheine für besondere Gäste<br />

erstellen.<br />

Es stellte sich heraus, dass es nicht leicht<br />

ist, mit Ämtern zusammenzuarbeiten. Wir<br />

riefen des Öfteren bei verschiedenen<br />

Sachbearbeitern an und erhielten jedes<br />

Mal eine andere Antwort.<br />

Für <strong>die</strong>ses Projekt können wir sagen,<br />

dass es nach unserer Meinung schwierig<br />

war, mit vielen Personen zusammen zu<br />

planen. Es gab Kleingruppen, <strong>die</strong> ihre<br />

Aufgaben erledigten, aber manchmal<br />

kam es vor, dass eine Gruppe nicht wusste,<br />

was <strong>die</strong> andere plante und erreicht<br />

hatte – auch wenn es Teamleitersitzungen<br />

gab, in welchen über den Stand der<br />

Dinge berichtet wurde. Das Aufgabenfeld<br />

jeder Gruppe war sehr komplex.<br />

Bei <strong>die</strong>ser großen Projektgruppe ist oft<br />

nicht klar gewesen, welche Aufgaben<br />

(über <strong>die</strong> eigene Gruppe hinaus) genau<br />

anstanden und was noch bearbeitet werden<br />

musste.<br />

Für Personen, <strong>die</strong> im Betrieb noch nie ein<br />

Großprojekt geplant haben, ist es<br />

sicherlich eine gute Erfahrung. Für <strong>die</strong><br />

Personen, <strong>die</strong> in ihrer Ausbildung ständig<br />

mit Projekten zu tun haben, ist <strong>die</strong>se Ausbildungsmesse<br />

eines von vielen Projekten<br />

und sie konnten ihre Erfahrungen aus<br />

dem Betrieb übertragen.<br />

2.3 Gruppe Homepage<br />

Das Team Homepage beschäftigte sich<br />

mit der Präsentation der AzubiTa im Internet.<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 25


Berichte<br />

Neben der gestalterischen Umsetzung<br />

war hier in besonderem Maße <strong>die</strong> Kommunikation<br />

mit den anderen Teams erforderlich,<br />

welche das neu entstandene<br />

Internetprojekt mit dem nötigen Inhalt füllen<br />

sollten.<br />

Statement des Webdesigners: „Als Einzelperson<br />

konnte ich <strong>die</strong> redaktionelle<br />

Arbeit an der Homepage nicht leisten,<br />

sondern nur <strong>die</strong> technische Umsetzung.<br />

Daher möchte ich hier meinen Mitschülern<br />

für ihre Unterstützung und konstruktive<br />

Kritik danken.“<br />

2.4 Gruppe Akquise Betriebe<br />

Unsere Arbeit begann damit, von vergangenen<br />

Messen gesammeltes Adressenmaterial<br />

zu aktualisieren, um <strong>die</strong> ca. 160<br />

potenziellen Aussteller anzuschreiben.<br />

Wir verfassten zunächst das Messekonzept.<br />

Danach haben wir <strong>die</strong> Betriebe<br />

angeschrieben, indem wir ihnen das verfasste<br />

Konzept sowie Anmelde- und Antwortfax<br />

zuschickten. Anschließend bearbeiteten<br />

wir den Rücklauf und akquirierten<br />

<strong>die</strong> Betriebe, <strong>die</strong> sich bis dato nicht<br />

zurückgemeldet hatten.<br />

Den Kontakt zu den angemeldeten Ausstellern<br />

hielten wir währenddessen aufrecht<br />

und schickten ca. vier Wochen vor<br />

der AzubiTa eine Anmeldebestätigung<br />

mit Rechnung. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />

dass sowohl Räume als auch<br />

Standflächen unsererseits angeboten<br />

wurden.<br />

Währenddessen entstanden zwei Untergruppen<br />

der Gruppe „Akquise Betriebe“.<br />

Eine Gruppe war <strong>die</strong> Gruppe „Workshops“,<br />

<strong>die</strong> sich um Anmeldungen von<br />

potenziellen Workshop-Anbietern kümmerte.<br />

Darüber hinaus erstellten sie einen<br />

Zeitplan für den Messetag mit Angabe<br />

von Räumen, Technik, … Die andere<br />

Gruppe war <strong>die</strong> Gruppe „Beklebungen“,<br />

<strong>die</strong> sich fortan um eine neue Orientierungshilfe<br />

für Schüler und Besucher<br />

kümmerte. Hierbei wurden <strong>die</strong> einzelnen<br />

Teilbereiche der Schule mit unterschiedlichen<br />

Farben gekennzeichnet.<br />

Abb. 4: Das Team<br />

Am Veranstaltungstag<br />

wird unsere Aufgabe<br />

darin bestehen, <strong>die</strong><br />

Aussteller bestmöglich<br />

zu betreuen und als<br />

Ansprechpartner vor<br />

Ort präsent zu sein.<br />

Es war schwer, allen<br />

Mitwirkenden und deren<br />

Vorstellungen gerecht<br />

zu werden. Dies<br />

lag unter anderem an<br />

den verschiedenen Charakteren<br />

der ca. 50<br />

Schüler. Trotzdem hat<br />

uns <strong>die</strong> Arbeit sehr viel<br />

Spaß gemacht, da wir<br />

Gelerntes ins Praktische<br />

umsetzen konnten<br />

und viele neue Erfahrungen<br />

mit in das<br />

Berufsleben nehmen konnten.<br />

2.5 Gruppe Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Unser Team hat sich um <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

bei der „AzubiTa 2006“<br />

gekümmert.<br />

Wir haben Lokalzeitungen, Monatsmagazine,<br />

Internetplattformen sowie Radiosender<br />

zu unserer Messe eingeladen.<br />

Hierzu wurde eine Vorankündigung verschickt<br />

sowie eine Presseinformation<br />

verfasst, welche mit den Einladungen<br />

und Akkreditierungen den Presseleuten<br />

zuging.<br />

Neben der Presseinformation hat unser<br />

Team ebenfalls einen Artikel über den<br />

Top-Act, Matthias Rauch, Deutscher<br />

Meister der Zauberkunst, verfasst.<br />

Des Weiteren hat unser Team <strong>die</strong> Flyer,<br />

Folder und Plakate für <strong>die</strong> „AzubiTa“ entworfen.<br />

Die Plakate wurden in den Bussen<br />

der MVG und in den umliegenden<br />

Schulen ausgehängt. Die Flyer wurden<br />

von unserem Team in der Umgebung<br />

ausgelegt. Am Tag der Veranstaltung<br />

werden <strong>die</strong><br />

Folder vor Ort an<br />

<strong>die</strong> Schüler verteilt<br />

und <strong>die</strong>nen zur<br />

Orientierung und<br />

Information.<br />

Abb. 3: Erstellung der Serienbriefe<br />

Um <strong>die</strong> erschienenen<br />

Artikel und<br />

Berichte festzuhalten,<br />

haben wir eine<br />

Pressedokumentation<br />

erstellt.<br />

Wir haben innerhalb<br />

des Teams<br />

verschiedenste Erfahrungengesammelt<br />

und sind zu<br />

dem Fazit gekommen,<br />

dass es effek-<br />

tiver ist, in einem kleineren Team zu<br />

arbeiten und Absprachen zu treffen.<br />

Generell kann man sagen, dass ein Projekt<br />

in <strong>die</strong>ser Form und <strong>die</strong>sem Umfang<br />

besser im kleineren Kreis von „Mitarbeitern“<br />

durchzuführen ist.<br />

2.6 Gruppe Projektleitung<br />

Zwei Klassen, zwei Lehrer und zwei Projektleiter.<br />

Und das Projekt „AzubiTa<br />

2006“.<br />

Vor knapp 6 Monaten bekamen wir eine<br />

„carte blanche“ und es hieß: So und jetzt<br />

macht mal! Eine Ausbildungs- und Stu<strong>die</strong>nplatzmesse<br />

sollten wir auf <strong>die</strong> Beine<br />

stellen. Langsam aber sicher nahm <strong>die</strong><br />

Sache Gestalt an. Wir legten den Tag der<br />

Messe fest, es wurden verschiedene<br />

Gruppen gebildet und wir trafen uns einmal<br />

pro Woche zur Teamleiter-Besprechung.<br />

Wir tauschten das Wichtigste aus und<br />

trafen fast jede Woche neue Entscheidungen.<br />

Jetzt knapp zwei Wochen vor dem Stichtag<br />

– am 4. April ist es endlich soweit –<br />

schauen wir zurück und erwischen uns<br />

selbst manchmal dabei, wie wir uns<br />

unauffällig auf <strong>die</strong> eigene Schulter klopfen<br />

… und leise kommt dann ein „Gut<br />

gemacht!“.<br />

Es war eine große Erfahrung und auch eine<br />

große Ehre, dass wir Projektleiter werden<br />

durften. Längst ist es keine Probe oder<br />

eine Erfahrung mehr, <strong>die</strong> wir im Berufskolleg<br />

Lehnerstraße sammeln. Nein, <strong>die</strong>se<br />

Messe ist ein wichtiges Projekt für unsere<br />

berufliche Laufbahn geworden.<br />

Der Countdown läuft und <strong>die</strong> Nervosität<br />

steigt von Minute zu Minute. Wenn auch<br />

ihr daran teilnehmen wollt, dann besucht<br />

uns einfach unter www.azubita.de oder<br />

noch besser ihr schaut am Messetag<br />

persönlich bei uns vorbei. Wir freuen uns<br />

auf euch!<br />

26 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


2.7 Gruppe Akquise Schulen<br />

Wir – das Team Akquise Schulen – hatten<br />

<strong>die</strong> Aufgabe, Schulen in der Umgebung<br />

über <strong>die</strong> AzubiTa 2006 zu informieren,<br />

allen interessierten Lehrer/-innen und<br />

Schüler/-innen mit Rat und Tat zur Seite<br />

zu stehen, <strong>die</strong> An- und Abreise zu koordinieren<br />

und am Messetag eine ganztägige<br />

Betreuung vor Ort zu leisten.<br />

Zur besseren organisatorischen Abwicklung<br />

der gestellten Aufgaben innerhalb<br />

unseres Teams haben wir uns für eine<br />

Teamleiterin und eine stellvertretende<br />

Teamleiterin entschieden.<br />

In einer Teamsitzung wurden kommende<br />

Tätigkeitsabläufe mit Hilfe eines Brainstormings<br />

besprochen, das gleichzeitig<br />

als Voraussetzung für <strong>die</strong> Aufstellung<br />

eines Lastenhefts sowie zur Erstellung<br />

eines Ablaufplans <strong>die</strong>nte.<br />

Zu unseren ersten Aufgaben zählte es,<br />

vorhandene Schullisten mit Anschriften,<br />

Ansprechpartnern und Telefonnummern<br />

aus den vergangenen Jahren zu aktualisieren,<br />

wobei eine große Internetrecherche<br />

und persönliche Telefonate sehr<br />

hilfreich waren. Zur Information der verschiedenen<br />

Schulen über unser Messeprojekt<br />

und zur Koordination der Schulanmeldungen<br />

zur AzubiTa 2006 haben<br />

wir <strong>die</strong> Erstellung eines Anschreibens als<br />

Serienbrief mit dazugehörigem Anmeldebogen<br />

in den Vordergrund unserer Arbeit<br />

gestellt. Mit Hilfe der oben genannten<br />

Recherchen konnten ca. 90 Serienbriefe<br />

an Schulen in Mülheim an der Ruhr,<br />

Essen, Oberhausen und Duisburg versandt<br />

und unser erster Meilenstein<br />

erreicht werden.<br />

Bis zum Ablauf einer festgesetzten Frist<br />

wurden alle Anmeldungen in einer von<br />

uns erstellten Schulanmeldeliste erfasst.<br />

Da <strong>die</strong> Rückläufe der Anmeldebögen nur<br />

schleppend vorangingen, traten wir mit<br />

allen Schulen, <strong>die</strong> sich bis zum Ablauf der<br />

Anmeldefrist noch nicht gemeldet hatten,<br />

noch einmal telefonisch in Kontakt. Die<br />

Suche nach dem persönlichen Gespräch<br />

mit den Lehrer/-innen war für <strong>die</strong> restlichen<br />

Anmeldungen erfolgreich gewesen, da so<br />

viele Fragen und Unklarheiten über das<br />

Messeprojekt geklärt werden konnten.<br />

Während der gesamten Planungsphase<br />

standen wir immer wieder mit einigen<br />

Schulen in direktem Kontakt, wobei<br />

Anregungen sowie Tipps verschiedener<br />

Lehrer/-innen unsere Messevorbereitungen<br />

im Team bereicherten.<br />

In mehrmals stattfindenden Teamleiterbesprechungen<br />

konnte unsere Teamleiterin<br />

letztendlich eine Zahl von ca. 2100<br />

angemeldeten Schüler/-innen und Lehrer/<br />

-innen vorweisen.<br />

Als einer unserer nächsten Meilensteine<br />

galt <strong>die</strong> Koordination der An- und<br />

Abreise. Hier entschieden wir uns für <strong>die</strong><br />

Organisation eines Shuttlebusses in<br />

Zusammenarbeit mit der Mülheimer Verkehrsgesellschaft.<br />

Im persönlichen Gespräch<br />

mit Herrn Neetenbeek (Ansprechpartner<br />

MVG) wurden alle Transferbedingungen<br />

– Art des Shuttlebusses<br />

(Doppelbus), Transferzeiten sowie der<br />

Preis und weitere Transfermöglichkeiten<br />

mit bereits bestehenden Linien der MVG<br />

– besprochen. Mit unserer Stabstelle und<br />

unseren Projektleiter/-innen wurden <strong>die</strong><br />

Konditionen des Shuttlebusses besprochen,<br />

sodass <strong>die</strong>ser letztendlich durch<br />

unser Team gebucht werden konnte.<br />

Die vereinbarten Abfahrtzeiten und Haltepunkte<br />

des Shuttlebusses sowie <strong>die</strong><br />

An- und Abreisemöglichkeiten mit den<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln der MVG<br />

haben wir an unseren Webmaster zur<br />

Aktualisierung der Homepage weitergeleitet.<br />

Nach Absprache mit den anderen Teams<br />

– wie z. B. dem Team Akquise Betriebe<br />

oder dem Team Bühnenprogramm – wurden<br />

alle wichtigen Informationen zum<br />

Programm der Messe sowie zu den<br />

geplanten Workshops und <strong>die</strong> An-/Abreisedaten<br />

in einem Informationsbrief zusammengetragen.<br />

Dieses Schreiben<br />

wurde an alle bis dahin angemeldeten<br />

Schulen weitergeleitet.<br />

Auf der AzubiTa 2006 werden alle Schüler/-innen<br />

und Lehrer/-innen von unserer<br />

Teamleiterin und stellvertretenden Teamleiterin<br />

an unserem Informationsstand in<br />

Empfang genommen. Von hier aus werden<br />

ebenfalls <strong>die</strong> Workshopanmeldungen<br />

koordiniert und bis dahin erstellte Aufgabenbögen<br />

für <strong>die</strong> Schüler/-innen an interessierte<br />

Lehrer/-innen verteilt.<br />

Die Erstellung eines Fragebogens zu den<br />

verschiedenen Berufsfeldern, <strong>die</strong> auf der<br />

Messe vorgestellt werden, ist ein Wunsch<br />

verschiedener Lehrer/-innen gewesen,<br />

den wir in <strong>die</strong> Tat umgesetzt haben. Er<br />

soll <strong>die</strong> Schüler/-innen dazu bewegen,<br />

sich ganz bewusst mit den späteren<br />

Berufs- und Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten auseinander<br />

zu setzen und Lehrer(n)/-innen<br />

durch <strong>die</strong> Auswertung des Bogens <strong>die</strong><br />

Möglichkeit geben, den<br />

Besuch der Messe im<br />

Schulunterricht noch<br />

einmal zu wiederholen.<br />

In den nun letzten Vorbereitungsarbeiten<br />

für<br />

<strong>die</strong> Ausbildungs- und<br />

Stu<strong>die</strong>nplatzmesse –<br />

am 4. April 2006 – wird<br />

noch ein Feedbackbogen<br />

für alle Lehrer/<br />

-innen erstellt, wobei<br />

<strong>die</strong>sen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

gegeben wird, unsere<br />

Arbeit als Team<br />

Akquise Schulen zu<br />

beurteilen – Lob und<br />

Kritik zu notieren. Der<br />

Feedbackbogen soll<br />

vor allem den späteren<br />

Jahrgängen helfen, möglichst effektiv als<br />

Team Akquise Schulen zu arbeiten und<br />

weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit<br />

allen Schulen gewährleisten.<br />

Unsere Teamleiterin und ihre Vertreterin<br />

fertigen sich ebenfalls noch jeweils eine<br />

Mappe mit allen wichtigen Informationen<br />

zum Messeablauf an, damit <strong>die</strong> Betreuung<br />

vor Ort sichergestellt ist.<br />

Zum Schluss einige persönliche Meinungen<br />

der Teammitglieder:<br />

➢ Ich habe in <strong>die</strong>sem Projekt vieles in<br />

<strong>die</strong> Tat umsetzten können, was ich in<br />

der Theorie in den letzten 1 1/2 Jahren<br />

gelernt habe. Es wurde an einigen<br />

Stellen der Planung sehr eng und ich<br />

musste einiges von zu Hause aus vorbereiten,<br />

obwohl ich mitten in der Prüfungsvorbereitung<br />

steckte. Wir haben<br />

alle Meilensteine termingerecht erreicht.<br />

Diese Messe war eine gute<br />

Erfahrung für mich.<br />

➢ Mir hat das Projekt AzubiTa 2006 gut<br />

gefallen. Es war nicht immer einfach,<br />

<strong>die</strong> Meilensteine rechtzeitig zu erreichen,<br />

doch im Team haben wir es<br />

dann immer geschafft. Als stellv.<br />

Teamleiterin habe ich sehr viele<br />

Erfahrungen im Projekt sammeln können.<br />

➢ In der Vorbereitungsphase blieb es<br />

meist nicht aus, dass einiges auch zu<br />

Hause erledigt werden musste. Ich<br />

denke daher, dass man das nächste<br />

Mal, aufgrund des hohen Zeitanspruchs,<br />

das Messeprojekt wirklich<br />

den Schülern übergeben sollte, <strong>die</strong><br />

drei Jahre für ihre Ausbildung planen.<br />

Positiv fand ich, dass uns alle Freiräume<br />

gegeben wurden, um unser<br />

Projekt zu gestalten. Durch <strong>die</strong> Gruppenarbeit<br />

konnte gut kompensiert<br />

werden, wenn ein Teammitglied mal<br />

einen schlechten Tag hatte. Weiterhin<br />

war auch <strong>die</strong> Kommunikation unter<br />

den Gruppen immer gegeben. Negativ<br />

fällt mir immer noch das Adressenchaos<br />

der Schulen am Anfang des<br />

Abb. 5: Vorbereitung der Plakatierung<br />

Berichte<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 27


Berichte<br />

Projektes auf, das wir jetzt erst einmal<br />

gelöst haben.<br />

➢ Die Ausbildungsmesse ist <strong>die</strong> erste<br />

Messe, an der ich teilgenommen<br />

habe. Das Projekt war für mich eine<br />

neue Herausforderung, bei der ich viel<br />

gelernt habe. Es war eine interessante<br />

Erfahrung zu schauen, wie viel Organisation<br />

hinter einer Messedurchführung<br />

verborgen ist.<br />

➢ Ich finde es sehr gut, dass wir unser<br />

gelerntes Wissen jetzt auch einmal selber<br />

in der Praxis anwenden konnten, um eine<br />

Messe von Anfang an bis Ende zu<br />

betreuen. Wenngleich es auch manchmal<br />

schwierig war, sich mit 40 Leuten einigen<br />

zu müssen.<br />

2.8 Gruppe Sponsoring<br />

Wir, <strong>die</strong> Gruppe Sponsoring, haben uns<br />

damit beschäftigt, Sponsoren zu finden,<br />

<strong>die</strong> unsere Messe durch Finanz- und/<br />

oder Sachspenden unterstützen. Aufgrund<br />

der „schwierigen wirtschaftlichen<br />

Lage“, so <strong>die</strong> angefragten Unternehmen,<br />

war unser Erfolg bezüglich der finanziellen<br />

Mittel sehr gering.<br />

Lediglich 100,00 € konnten wir dank<br />

einer liberalen Partei verzeichnen. Leider<br />

waren <strong>die</strong> meisten angefragten Unternehmen<br />

und Parteien nicht, wie oft propagiert,<br />

an der Möglichkeit interessiert,<br />

sich gesellschaftlich bzw. sozialpolitisch<br />

zu engagieren.<br />

Daher sahen wir uns gezwungen, unseren<br />

Schwerpunkt auf <strong>die</strong> Beschaffung<br />

von Sachspenden für unsere Tombola zu<br />

richten. Als Gegenleistung für <strong>die</strong> Unterstützung<br />

der Unternehmen konnten wir<br />

<strong>die</strong> Präsentation der Firmenlogos auf<br />

unserer Homepage inklusive Verlinkung<br />

sowie Druck der Firmenlogos auf unseren<br />

Messefoldern anbieten.<br />

Es war sehr interessant und aufschlussreich,<br />

einen kleinen Beitrag zu der Organisation<br />

der Messe beigetragen zu<br />

haben. Leider ist es durch <strong>die</strong> Anzahl der<br />

Mitwirkenden oftmals schwierig gewesen,<br />

klare Kommunikationsstrukturen<br />

festzulegen.<br />

Die Idee der Ausbildungs- und Stu<strong>die</strong>nmesse<br />

(Vorstellung verschiedener Ausbildungsberufe)<br />

ist zu begrüßen, jedoch ist<br />

es wichtig, <strong>die</strong> Realität in Betracht zu<br />

ziehen. Der Ausbildungsmarkt hält nicht<br />

so viele Lehrstellen bereit, wie nötig<br />

wären.<br />

2.9 Gruppe Bühne, Technik und<br />

Programm<br />

Unser Team hatte trotz anfänglicher<br />

Unstimmigkeiten nach und nach eine<br />

Linie gefunden. So wurden <strong>die</strong> Aufgaben<br />

nicht auf einzelne Personen verteilt, sondern<br />

in der Gruppe besprochen und dis-<br />

Abb. 6: Teamleiter Bühne & Technik<br />

kutiert. Unser Teamleiter moderierte<br />

<strong>die</strong>se Runden sachlich und neutral.<br />

Anfangs stand <strong>die</strong> Frage: Was interessiert<br />

<strong>die</strong> jugendlichen Besucher der AzubiTa?<br />

Wir einigten uns darauf, dass ein<br />

großes Spektrum an Angebot bereitgestellt<br />

werden muss. Aufgrund privater<br />

und beruflicher Kontakte ergaben sich<br />

schnell erste Programmvorschläge.<br />

Unser Ziel war es, ohne Budget eine<br />

„mordsmäßige, unvergessliche, überragende“<br />

Show auf <strong>die</strong> Beine zu stellen.<br />

Dies war jedoch gar nicht so einfach. Die<br />

Herausforderung bestand darin, sowohl<br />

Künstler als auch Ton-, Licht- und Bühnentechnik<br />

kostenlos für unsere Veranstaltung<br />

zu bekommen.<br />

Als erstes stand für uns fest, dass wir im<br />

Außenbereich eine überdachte Bühne<br />

aufstellen möchten, auf der verschiedene<br />

Liveacts auftreten sollen. Wir entschieden<br />

uns für <strong>die</strong> Platzierung im hinteren<br />

Schulhofbereich, damit <strong>die</strong> angrenzende<br />

Schule sowie der darin stattfindende<br />

Unterricht durch unsere Veranstaltung<br />

nicht gestört wird. Ein weiterer Vorteil<br />

<strong>die</strong>ser Positionierung ist, dass <strong>die</strong> Nachbarschaft<br />

kaum durch Lärm belästigt<br />

wird.<br />

Durch <strong>die</strong> im GOP Variete Essen<br />

beschäftigten Teammitglieder entstand<br />

der Kontakt zu Künstlern. Das GOP<br />

unterstützte uns in Form eines Künstlersponsorings,<br />

sodass wir uns lediglich für<br />

einen Künstler ihres Repertoires entscheiden<br />

mussten. Die Wahl fiel auf den<br />

Deutschen Meister der Zauberkunst:<br />

Matthias Rauch.<br />

Die Projektarbeit richtete sich nun auf<br />

den musikalischen Teil. Es sollte eine<br />

Band sein, <strong>die</strong> den momentanen Musikgeschmack<br />

der potenziellen Besucher<br />

trifft. Nach vielen Vorschlägen entschie-<br />

den wir uns für „Poedra“. Wir sind sehr<br />

erfreut, dass wir sogar <strong>die</strong> Band ohne<br />

geldliche Mittel engagieren konnten. Als<br />

Dankeschön wird an <strong>die</strong>sem Tag ein<br />

Catering für unsere Künstler zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Außerdem ist <strong>die</strong> Entscheidung auf eine<br />

Hip-Hop-Tanzgruppe gefallen. Der Vorschlag<br />

kam ebenfalls aus dem Team und<br />

ein erster Kontakt war schnell hergestellt.<br />

Die Tontechnik wird ebenfalls von einem<br />

Teammitglied und dessen Ausbildungsbetrieb<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

Der Vorteil besteht darin, dass jemand<br />

vor Ort ist, der sich bestens mit der Technik<br />

auskennt.<br />

Nach den Organisationsmaßnahmen für<br />

das Bühnenprogramm stand <strong>die</strong> weitere<br />

Tagungstechnik auf dem Programm.<br />

Unser Wunsch war es, jedem der knapp<br />

50 Aussteller einen kostenlosen Stromanschluss<br />

zur Verfügung zu stellen. Dies<br />

gelang uns dank eines weiteren<br />

Ausbildungsbetriebes und dessen Technik<br />

problemlos.<br />

Gegen Ende der Planungsphase wurden<br />

<strong>die</strong> Verträge mit den einzelnen Künstlern<br />

bzw. Künstlergruppen geschlossen.<br />

Unsere Arbeit wurde durch unsere tägliche<br />

Beschäftigung mit Künstlern und den<br />

damit verbundenen Vertragsverhältnissen<br />

erleichtert.<br />

Am Tag der Messe wird unser Team einzelne<br />

Aufgabenbereiche übernehmen.<br />

Dazu gehören auf der Bühne: Moderation,<br />

Musikprogramm und Techniküberwachung;<br />

im Schulgebäude: Ausstellerbetreuung<br />

in technischen Angelegenheiten,<br />

Stromversorgung und Ausstattung<br />

der Workshops mit Me<strong>die</strong>ntechnik.<br />

Weitere Aufgaben werden sich vor Ort<br />

ergeben. Wir sind bereit und freuen uns<br />

darauf!<br />

3 Zuletzt bleibt festzuhalten<br />

Die entsprechenden Fachlehrer versuchten<br />

<strong>die</strong> Umsetzung des Projektes zu<br />

unterstützen und ggf. Hilfestellungen zu<br />

leisten.<br />

Am Ende des Projektes erhält jeder der<br />

beteiligten Schüler ein Zertifikat über<br />

seine genaue Tätigkeit während des Projektes,<br />

um bei Bewerbungen Referenzen<br />

vorzeigen zu können. Viel Lob von allen<br />

Seiten haben <strong>die</strong> Schüler für ihre perfekte<br />

Organisation der „AzubiTa 2006“ erhalten.<br />

Am Veranstaltungstag konnte man<br />

allen Schülern ansehen, wie viel Spaß<br />

ihnen <strong>die</strong>ses Projekt bereitet hatte. Die<br />

betreuenden Lehrer freuten sich darüber,<br />

dass am Veranstaltungstag zuvor gelehrte<br />

Theorie mit Praxiswissen aus den<br />

Betrieben und einem unheimlichen Engagement<br />

der Schüler kombiniert wurde.<br />

Michael Thommessen ❍<br />

28 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Berufskolleg Dinslaken:<br />

Die Verständigung auf europäischer<br />

Ebene und <strong>die</strong> damit verbundene<br />

Zusammenarbeit mit anderen Schulen im<br />

europäischen Ausland, <strong>die</strong> den Schülerinnen<br />

und Schülern des vollzeitschulischen<br />

Bildungsgangs „Kaufmännische/-r<br />

Assistent/-in für Fremdsprachen“ den<br />

direkten Kontakt mit Muttersprachlern in<br />

der Fremdsprache und damit eine Erweiterung<br />

ihrer Fremdsprachenkompetenz<br />

ermöglichen sollen, sind ein Kernanliegen<br />

des Berufskollegs Dinslaken. Deshalb<br />

steht in den Unterrichtsfächern Englisch,<br />

Spanisch und Französisch nicht<br />

nur <strong>die</strong> Vermittlung der Wirtschaftsfachsprache<br />

und Korrespondenz und somit<br />

der praxis- und berufsnahen Kommunikation<br />

im Vordergrund des Fremdsprachenunterrichtes,<br />

der <strong>die</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler dazu befähigen soll, kompetent<br />

und flexibel auf <strong>die</strong> künftigen Anforderungen<br />

ihres Berufsalltags zu reagieren,<br />

sondern es werden nun auch sukzessive<br />

<strong>die</strong> internationalen Kontakte<br />

ausgebaut, <strong>die</strong> den Schülerinnen und<br />

Schülern eine authentische Erfahrung<br />

von Fremdsprache und fremder Kultur<br />

ermöglichen sollen.<br />

So besteht bereits eine enge Kooperation<br />

in Form eines auf europäischer Ebene<br />

geförderten Comenius-Schulprojektes<br />

mit dem Chesterfield College (England),<br />

dem ROC Nijmegen (Niederlande) und<br />

der Simeon Radev Foreign Languages<br />

School in Pernik (Bulgarien), in deren<br />

Rahmen das Berufskolleg Dinslaken auf<br />

der Basis internationaler Bildungsstandards<br />

(BTEC) schwerpunktorientiert mit<br />

den Partner<strong>schule</strong>n zusammenarbeitet.<br />

Die Grundsteinlegung <strong>die</strong>ser multinationalen<br />

Partnerschaft erfolgte bereits im<br />

Oktober 2005 anlässlich eines Besuchs<br />

der Dinslakener im englischen Chesterfield.<br />

Bei einem weiteren intensiven<br />

Arbeitsbesuch Ende Januar 2006 in Nijmegen,<br />

an dem für das Berufskolleg<br />

Dinslaken der Projektleiter Heinz Hansmann<br />

und der Bildungsgangleiter Norbert<br />

Beck mit großem Engagement teilnahmen,<br />

wurden gemeinsam weitere<br />

Absprachen bezüglich der Planung, Realisierung<br />

und Evaluation des gemeinsamen<br />

Projektes getroffen. Die Zusammenarbeit<br />

erwies sich dabei insbesondere<br />

bei der gemeinschaftlichen<br />

Entwicklung von Unterrichtsmodulen als<br />

äußerst fruchtbar und lässt im Hinblick auf<br />

weitere Schritte nur Positives erwarten.<br />

Die gute Verständigung der europäischen<br />

Schulen lässt nicht nur auf einen viel versprechenden<br />

Verlauf des gemeinsamen<br />

Projektes, sondern in Zukunft auch auf<br />

eine langfristige und stabile Partnerschaft<br />

hoffen. Ein erstes Treffen mit Lehrerinnen<br />

und Lehrern sowie Schülerinnen und<br />

Looking forward to Europe, Dinslaken!<br />

Schülern der Partner<strong>schule</strong>n, bei dem<br />

gemeinsam konkrete Arbeitspläne für<br />

das Projekt, das in der Zeit von Frühjahr<br />

bis Sommer 2007 durchgeführt und evaluiert<br />

werden soll, erarbeitet werden, ist<br />

für Oktober 2006 vorgesehen. Eine weitere<br />

Zusammenkunft der Partner<strong>schule</strong>n<br />

findet im Frühjahr 2007 statt.<br />

Der inhaltliche Schwerpunkt der Unterrichtsreihe<br />

wurde auf das Thema „Fair<br />

Trade“ gelegt, das problemorientiert und<br />

unter Berücksichtigung ausgewählter<br />

BTEC-Units von den Schülerinnen und<br />

Schülern des Bildungsganges erarbeitet<br />

werden soll. Die Multinationalität des<br />

Projektes erlaubt in <strong>die</strong>sem Rahmen<br />

unter anderem eine kritische und kontrastive<br />

Darstellung unter Umständen national<br />

differierender Unternehmenskulturen,<br />

über <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

in der Fremdsprache austauschen<br />

können. So sollen <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler nicht nur mittels moderner Technologien<br />

wie Internet, E-Mail und Videokonferenz<br />

miteinander in der Fremdsprache<br />

kommunizieren, um gemeinschaftlich<br />

Lösungen zu wirtschaftlichen<br />

Problemstellungen im europäischen Kontext<br />

zu erarbeiten, sondern sich auch bei<br />

gegenseitigen Besuchen persönlich kennen<br />

lernen. Unterricht bekommt auf <strong>die</strong>se<br />

Weise für <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

eine spürbar internationale Dimension.<br />

Die aspektorientierte Erarbeitung der<br />

BTEC-Units, <strong>die</strong> in Abstimmung mit der<br />

didaktischen Jahresplanung des Bildungsganges<br />

geschieht, erfolgt zwar<br />

Berichte<br />

Ein Comenius-Schulprojekt – erste Erfolge beim Aufbau eines multinationalen Netzwerks<br />

vornehmlich im Fach Betriebswirtschaftslehre<br />

mit Rechnungswesen, wird<br />

jedoch im Sinne eines fächerübergreifenden<br />

Unterrichts durch <strong>die</strong> Erarbeitung<br />

thematisch bzw. funktional ergänzender<br />

Inhalte in anderen Unterrichtsfächern<br />

gestützt und begleitet. Auch <strong>die</strong> bilinguale<br />

Vermittlung <strong>kaufmännische</strong>r Inhalte<br />

Gemeinsamer Ausklang eines erfolgreichen Kooperationstreffens der niederländischen,<br />

britischen und deutschen Lehrer/-innen<br />

soll ein fester Bestandteil des Unterrichts<br />

sein. Am Beispiel realiter existierender<br />

Unternehmen wird zudem eine wirklichkeitsnahe<br />

Erfahrung von Wirtschaft(sunterricht)<br />

ermöglicht, in deren Rahmen<br />

auch Exkursionen und Betriebsbesichtigungen<br />

ein wesentlicher Bestandteil<br />

sind. Die Berücksichtigung solcher<br />

Arbeitsabläufe im Unterricht, wie <strong>die</strong><br />

Anfertigung von Übersetzungstexten<br />

oder <strong>die</strong> Erstellung schriftlicher Korrespondenz<br />

in der Fremdsprache oder <strong>die</strong><br />

einer Website oder PowerPoint-Präsentation,<br />

<strong>die</strong> integrativer Bestandteil des<br />

Berufsalltags einer Fremdsprachenassistentin<br />

oder eines Fremdsprachenassistenten<br />

sein werden, macht das Thema für<br />

<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler greifbar<br />

und schafft Berührungspunkte zu ihrer<br />

gegenwärtigen und zukünftigen beruflichen<br />

Realität. Für <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler ergibt sich auf <strong>die</strong>se Weise ein<br />

ganzheitliches und aspektreiches Bild,<br />

das eine kritische Auseinandersetzung<br />

mit den Themen „Fair Trade“ und „Globalisierung“<br />

multiperspektivisch auf verschiedenen<br />

Abstraktionsniveaus erlaubt.<br />

Dem Primat der Handlungsorientierung<br />

wird <strong>die</strong> gesamte Anlage der Unterrichtsreihe<br />

nicht nur im Sinne einer kompe-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 29


Berichte<br />

tenzorientierten Methodik gerecht, in der<br />

<strong>die</strong> Verbesserung der Kommunikations-,<br />

Sozial- und Methodenkompetenz der<br />

Lernenden im Vordergrund steht, sondern<br />

auch im Hinblick auf <strong>die</strong> zielorientierte<br />

Entwicklung eines Handlungsproduktes,<br />

das von den Schülerinnen und<br />

Schülern im internationalen Rahmen präsentiert<br />

werden kann. Dieses Handlungsprodukt,<br />

ein Leitfaden projektorientierten<br />

Arbeitens, verfügt über einen exemplarischen<br />

Charakter, der es auch für künftige<br />

Projekte nutzbar machen soll. In der<br />

abschließenden Evaluation des Projektverlaufs<br />

und -ergebnisses sollen <strong>die</strong> Lehrerinnen<br />

und Lehrer als auch Schülerin-<br />

Am Mittwoch, dem 29. März, luden<br />

Auszubildende zum <strong>kaufmännische</strong>n<br />

Assistenten am Berufskolleg für Wirtschaft<br />

und Verwaltung in der Augustastraße Frau<br />

Bürgermeisterin G. Preuss zur Präsentation<br />

und anschließenden Diskussion ihrer<br />

Pläne zur Verschönerung und effektiveren<br />

Nutzung des Wildenbruchplatzes ein.<br />

Dass Frau Preuss das Anliegen der Auszubildenden<br />

tatsächlich ernst nimmt, war<br />

daran zu erkennen, dass Herr Fechner,<br />

ein Mitarbeiter aus der Verwaltung der<br />

Stadt Gelsenkirchen, sie zur Diskussionsrunde<br />

begleitete.<br />

Seit Jahren ist der Wildenbruchplatz in<br />

einem äußerst desolaten Zustand. Von<br />

Anwohnern, Schülern, Lehrern und anderen<br />

fremden Nutzern wird er trotz der<br />

Schlaglöcher und ausufernden Wurzeln<br />

als Parkplatz, aber auch als Müllabladeplatz<br />

genutzt.<br />

Alljährlich nehmen viele Vollzeitklassen<br />

des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung<br />

an der „GE Putzt-Aktion“ teil, um<br />

wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten,<br />

<strong>die</strong> Ästhetik <strong>die</strong>ses Platzes temporär<br />

aufzuwerten.<br />

Herr Hellwig als Fachlehrer und <strong>die</strong> Auszubildenden<br />

haben im Kurs Wirtschaftsgeografie<br />

im Fach „Stadträume“ zunächst<br />

<strong>die</strong> Beschaffenheit des Platzes<br />

untersucht und anschließend <strong>die</strong> Gefahren,<br />

aber auch <strong>die</strong> Möglichkeiten, wie der<br />

Platz verschönert werden kann, aufgezeigt<br />

und selbstkritisch hinterfragt.<br />

Die langfristigen Ziele wurden der Bürgermeisterin<br />

und Herrn Fechner in einer<br />

klärenden und professionellen Präsentation<br />

dargestellt. Wichtig ist es, den Müllberg<br />

langfristig zu beseitigen, Mülleimer<br />

anzubringen, <strong>die</strong> Bäume aufgrund ihres<br />

gefährlichen Wildwuchses zu beschnei-<br />

nen und Schüler <strong>die</strong> Unterrichtsreihe kritisch<br />

auswerten und entsprechend Verbesserungspotenziale<br />

aufzeigen. Damit<br />

werden <strong>die</strong> Beteiligten zu einer metaperspektivischen<br />

Sicht aufgefordert, <strong>die</strong> sie<br />

zu einer Reflektion ihres eigenen Lernprozesses<br />

befähigen soll.<br />

Die Implementierung solcher Projekte in<br />

den Schulalltag stellt nicht nur für <strong>die</strong><br />

Schülerinnen und Schüler eine abwechslungsreiche<br />

und besonders anschauliche<br />

Erfahrung fremder Kultur dar, <strong>die</strong> sie in<br />

besonderem Maße zur Kommunikation in<br />

der Fremdsprache qualifiziert, sondern<br />

auch für <strong>die</strong> beteiligten Lehrerinnen und<br />

Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, Gelsenkirchen:<br />

den, <strong>die</strong> Schlaglöcher<br />

zu beseitigen,<br />

Bordsteine abzusenken,<br />

eine sichtbare<br />

Beschilderung<br />

der Aus- und Einfahrtenanzubringen,<br />

Parkboxen<br />

einzurichten sowie<br />

Lampen zu installieren.<br />

Das globale Ziel<br />

besteht in der Eigeninitiative<br />

der<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

des Berufskollegs<br />

für Wirtschaft<br />

und Verwaltung.<br />

Die Bürgermeisterin<br />

sowie Herr Fechner<br />

verfolgten <strong>die</strong> Präsentation mit Aufmerksamkeit<br />

und großem Interesse. Aussagen<br />

wie „Es würde mich auch frustrieren,<br />

einen solchen Platz nutzen zu müssen,“<br />

zeigen, wie brisant das Problem ist.<br />

In der einstündigen Diskussionsrunde<br />

fügte Frau Busse dennoch sogleich<br />

hinzu, dass <strong>die</strong>s eine Angelegenheit nicht<br />

nur politischer, sondern auch pragmatischer<br />

Natur sei. Sie machte ebenso darauf<br />

aufmerksam, dass <strong>die</strong> Fläche nicht<br />

als Parkplatz ausgewiesen ist.<br />

Des Weiteren bremste sie zu ausgeprägten<br />

Enthusiasmus der Auszubildenden,<br />

da das städtische Grundstück langfristig<br />

zur Vermarktung angeboten werden soll.<br />

Dennoch unterstützen Frau Busse und<br />

Herr Fechner grundsätzlich das Projekt<br />

trotz der finanziellen Engpässe der Stadt<br />

Gelsenkirchen. Sie versprachen, auf dem<br />

Lehrer, <strong>die</strong> neben dem bereichernden<br />

und bewusstseinserweiternden Kontakt<br />

mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen<br />

Ländern auch eine Kompetenzerweiterung<br />

in der Planung, Koordination und<br />

Evaluation multinationaler Projekte erfahren.<br />

Das Projekt, das sich auch im Rahmen<br />

eines Team Teachings realisieren<br />

ließe, ermöglicht zudem auf kollegialer<br />

Ebene <strong>die</strong> positive Erfahrung von enger<br />

Zusammenarbeit und Austausch. Es bietet<br />

somit auch schulintern eine Chance<br />

zur Weiterentwicklung und -qualifizierung<br />

für den Einzelnen und das Kollegium.<br />

Projekt „Unser Parkplatz soll schöner werden!“<br />

Erfolgreiche Diskussion von Auszubildenden mit Bürgermeisterin<br />

Auszubildende präsentieren <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

Dr. Sandra Pasch ❍<br />

kleinen Dienstweg alles Mögliche zu tun,<br />

was in ihren Händen liegt.<br />

Bereits zwei Tage später erreichte <strong>die</strong><br />

Schüler <strong>die</strong> sehr positive Nachricht, dass<br />

Frau Preuss sehr schnell reagiert hat und<br />

erreichen konnte, dass in der nächsten<br />

Woche <strong>die</strong> Schlaglöcher beseitigt und <strong>die</strong><br />

Bäume sehr bald beschnitten werden.<br />

Darüber freuen sich Schüler ebenso wie<br />

Kollegen des Berufskollegs besonders<br />

und möchten sich auf <strong>die</strong>sem Wege herzlich<br />

bei Frau Preuss für ihr Engagement<br />

bedanken.<br />

Das globale Ziel besteht in der Eigeninitiative<br />

der Schüler und Schülerinnen des<br />

Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung<br />

und wird nun sicherlich mit hoher<br />

Motivation verfolgt.<br />

Meike Kättnis ❍<br />

30 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Stu<strong>die</strong>nseminar Hagen (BK):<br />

1 Projektarbeit als<br />

integrativer Bestandteil<br />

der Fachseminararbeit<br />

Im Fachseminar Wirtschaftswissenschaft<br />

am Seminar Hagen (BK) durchlaufen <strong>die</strong><br />

Referendarinnen und Referendare aktiv<br />

und reflektierend eine didaktisch-methodisch<br />

und medial gestufte Ausbildung in<br />

zunehmender Komplexität. Die Forderung,<br />

selbstgesteuertes Lernen mit adäquaten<br />

Lehr- und Lernarrangements für<br />

Schülerinnen und Schüler zu konzipieren,<br />

ist hierbei zu beachten. An selbst erstellten,<br />

konkreten Unterrichtsbeispielen werden<br />

u. a. in der Seminararbeit Lernsituationen<br />

und Methoden thematisiert und<br />

hinsichtlich ihrer unterrichtlichen Einsetzbarkeit<br />

dahingehend überprüft, ob sie <strong>die</strong><br />

berufliche Handlungskompetenz in besonderer<br />

Weise fördern.<br />

Integraler Bestandteil der Fachseminararbeit<br />

ist vom Referendariatsbeginn an<br />

<strong>die</strong> Nutzung einer virtuellen Plattform<br />

(lonet). Lonet wird als Informations-,<br />

Kommunikations-, Präsentations- und<br />

Arbeitsplattform genutzt, <strong>die</strong> es durchgängig<br />

ermöglicht, <strong>die</strong> Kommunikation<br />

innerhalb der Gruppe sowie zwischen<br />

den Fachleitern und der Gruppe aufrechtzuerhalten.<br />

So ist es möglich, an<br />

den jeweiligen Produkten über <strong>die</strong> Präsenzveranstaltung<br />

hinaus kontinuierlich<br />

selbst gesteuert weiterzuarbeiten.<br />

Die Fachseminarstruktur sieht für das 3.<br />

Ausbildungshalbjahr jeweils ein Projekt in<br />

allen seinen Facetten von der Projektinitiative<br />

über Planung, Präsentation bis zur<br />

Evaluation vor. Dadurch, dass <strong>die</strong> Präsentation<br />

gezielt dem nachfolgenden<br />

Wiwi-Ausbildungsjahrgang mit dem Auftrag<br />

es fortzuschreiben vorgestellt wird,<br />

kann das Projektergebnis überdauernd<br />

Orientierungshilfe für Referendare<br />

wirken. Einzige Vorgabe<br />

seitens der<br />

Wiwi-Fachseminarleiter<br />

ist der wirtschaftswissenschaftliche<br />

Bezug.<br />

Im Rahmen der<br />

feierlichen Einweihung<br />

der neuen<br />

Seminarräume des<br />

Stu<strong>die</strong>nseminars<br />

hatte <strong>die</strong> Gruppe<br />

Gelegenheit, ihr<br />

Projekt einer großen<br />

Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Im<br />

Folgenden stellt der<br />

Ausbildungsjahrgang<br />

09-04 unter<br />

Leitung von Bärbel<br />

Hoffmann und Hans<br />

Kob sein Projekt vor.<br />

2 Projektbeschreibung<br />

Im Rahmen der Seminarreihe „Großmethoden<br />

im Unterricht“ im Fachseminar<br />

Wiwi stellte eine Referendarsgruppe den<br />

Mitreferendaren <strong>die</strong> Unterrichtsmethode<br />

„Projekt“ vor. Ein Projekt ist gemäß DIN<br />

69901 „ein Vorhaben, das im Wesentlichen<br />

durch <strong>die</strong> Einmaligkeit der Bedingungen<br />

in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet<br />

ist“. Diese Einmaligkeit der Bedingungen<br />

konnten <strong>die</strong> Referendare im<br />

Seminar selbst erfahren. Hierbei lernten<br />

sie nicht nur <strong>die</strong> Methode „Projekt“ auf<br />

der Metaebene kennen, sondern planten<br />

und erprobten ein konkretes Projekt in<br />

allen erforderlichen Phasen.<br />

2.1 Planung, Durchführung und<br />

Intention<br />

In der Vorbereitungsphase<br />

des<br />

Projekts sammelte<br />

eine Referendarsgruppe<br />

per E-Mail<br />

mögliche Ideen und<br />

Themen für das<br />

Projekt, <strong>die</strong> sich an<br />

dem Bedarf der<br />

Referendare orientieren.<br />

Die Themen<br />

wurden nach<br />

Schwerpunkten<br />

gegliedert und von<br />

den Referendaren<br />

online abgestimmt.<br />

Die Referendare<br />

entschieden sich<br />

für das Projektthema„Internetba-<br />

Berichte<br />

– ein Projekt im Fachseminar Wirtschaftswissenschaft am Stu<strong>die</strong>nseminar Hagen (BK)<br />

Arbeitsplan der Projektgruppe „Arbeitsblätter und Einstiege“<br />

Abstimmungsphase der Projektleitung im Seminar (von links):<br />

Ole Grothaus, Ingo Wendel und Melanie Pape<br />

sierte Orientierungshilfe für Referendare“.<br />

In der Phase der Projektinitiative sammelte<br />

und strukturierte der Ausbildungsjahrgang<br />

mögliche Themenschwerpunkte<br />

mit Hilfe eines Mindmaps. Diese galt es<br />

in der Phase der Projektskizze zu konkretisieren.<br />

Die Referendare wählten nach<br />

Interesse ein Themengebiet aus. Die so<br />

gebildeten Gruppen legten einen Gruppensprecher<br />

fest, der als Ansprechpartner<br />

und Verantwortlicher fungierte. Hier<br />

konnten insbesondere Synergieeffekte<br />

aus anderen Fachseminaren berücksichtigt<br />

werden. So übernahmen <strong>die</strong> Referendare<br />

aus dem Fachseminar Wirtschaftsinformatik<br />

<strong>die</strong> technische Verantwortung.<br />

Die Referendargruppe, <strong>die</strong> bereits <strong>die</strong><br />

Projektmethode vorstellte, übernahm<br />

eine Doppelfunktion. Sie erarbeitete<br />

einen Themenschwerpunkt des Projekts<br />

und moderierte <strong>die</strong> Projektarbeit über<br />

das Ausbildungshalbjahr in der Funktion<br />

der Projektleitung.<br />

Diese sehr intensive Klärungsphase bildete<br />

den ersten „Meilenstein“ für das<br />

Projekt, da hier viele grundlegende Entscheidungen<br />

für das Endprodukt des<br />

Projekts getroffen wurden.<br />

Die Intention der „Homepage für Referendare“<br />

bestand insbesondere in der<br />

Realisierung des Produkts „Orientierungshilfe“<br />

für neue Referendare des<br />

Fachseminars Wirtschaftswissenschaft.<br />

Diese Orientierungshilfe <strong>die</strong>nt dem Alltag<br />

an der Ausbildungs<strong>schule</strong> und unterstützt<br />

<strong>die</strong> Ausbildung im Seminar.<br />

In der Phase der Projektdurchführung<br />

nahmen <strong>die</strong> einzelnen Arbeitsgruppen<br />

ihre Tätigkeit – gemäß Schwerpunktsetzung<br />

(Unterrichtseinstiege, Unterrichtsentwürfe<br />

usw.) – auf. Die Arbeit in den<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 31


Berichte<br />

Projektvorstellung durch Stationenlernen für andere Referendare<br />

Arbeitsgruppen und der Austausch der<br />

Arbeitsgruppen untereinander erfolgten<br />

über <strong>die</strong> virtuelle Plattform lonet. Die<br />

jeweiligen Teams richteten Ordner für<br />

Entwürfe und Materialien ein und nutzten<br />

das virtuelle Forum, um ihre Ergebnisse<br />

auszutauschen. Durch <strong>die</strong> Selbststeuerung<br />

der Arbeitsgruppen wurde <strong>die</strong> Seminararbeit<br />

um Termine außerhalb der Veranstaltungen<br />

ergänzt.<br />

Um einen Projektfortschritt zu gewährleisten,<br />

wurden Meilensteine festgelegt.<br />

Diese beinhalteten feste Seminartermine,<br />

an denen Zwischenpräsentationen der<br />

einzelnen Arbeitsgruppen stattfanden.<br />

Als Dokumentationsunterlage nutzten <strong>die</strong><br />

Gruppen Arbeitspläne. Für <strong>die</strong> Arbeitsgruppen<br />

ergab sich somit <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

Anregungen der Seminarteilnehmer<br />

hinsichtlich der Gestaltung ihrer Arbeitspakete<br />

aufzunehmen. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

musste auch immer <strong>die</strong><br />

technische Machbarkeit überprüft werden.<br />

Hier war <strong>die</strong> Technikgruppe gefordert,<br />

<strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> technische Realisierbarkeit<br />

der Ideen und Vorschläge der<br />

Arbeitsgruppen kümmerte und <strong>die</strong><br />

Umsetzung für <strong>die</strong> Gestaltung der Homepage<br />

übernahm. Dieser Arbeitsprozess<br />

wurde zudem durch <strong>die</strong> vereinbarten<br />

„Deadlines“ zur Abgabe oder Fertigstellung<br />

bestimmter Materialien und <strong>die</strong><br />

erforderliche Transparenz durch lonet<br />

gewährleistet und erleichtert.<br />

Für <strong>die</strong> Präsentation des Projekts einigte<br />

sich der Referendarsjahrgang darauf, <strong>die</strong><br />

Arbeitspakete der einzelnen Arbeitsgruppen<br />

in Form von Lernstationen zu präsentieren.<br />

Damit konzentrierte sich jede<br />

Arbeitsgruppe auf zwei Dimensionen,<br />

zum einen auf <strong>die</strong> Arbeit für das Endprodukt<br />

Homepage, zum anderen auf <strong>die</strong><br />

Arbeit hinsichtlich der Präsentation des<br />

Endproduktes.<br />

Der Projektleitung kam in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

eine besondere Rolle zu.<br />

Sie übernahm <strong>die</strong> Koordination der Termine<br />

und gab Impulse für <strong>die</strong> Abstimmung<br />

der einzelnen Gruppen. Zudem<br />

wirkte sie auf <strong>die</strong> Erfüllung der in den<br />

Meilensteinen festgelegten Ziele hin.<br />

2.2 Präsentationen<br />

Den Projektabschluss bildete <strong>die</strong> Projektpräsentation<br />

„Internetbasierte Orientierungshilfe<br />

für Referendare“. Diese<br />

erfolgte gegenüber dem nachfolgenden<br />

Ausbildungsjahrgang im Rahmen des<br />

Lernens an Stationen und beinhaltete<br />

mehrere Intentionen. Das Hauptziel<br />

bestand darin, <strong>die</strong> anderen Referendare<br />

für <strong>die</strong> Weiterführung des Projekts zu<br />

begeistern, um das Angebot der internetbasierten<br />

Orientierungshilfe zu erweitern<br />

bzw. zu optimieren. Die Referendare sollten<br />

nicht nur das Projekt (passiv) vorgestellt<br />

bekommen, sondern es konkret<br />

(und aktiv) „erleben“.<br />

Die Referendare<br />

des FS Wiwi 05/09<br />

konnten sich an<br />

den Stationen in<br />

sämtliche Themenbereiche<br />

der<br />

Homepage www.<br />

fachseminarrechtswissenschaft.de<br />

einarbeiten. An jeder<br />

Station gab es<br />

kleine spielerische<br />

Aufgaben, um <strong>die</strong><br />

erworbenen Kenntnisse<br />

zu sichern<br />

bzw. zu vertiefen.<br />

So konnten <strong>die</strong> Referendare<br />

z. B. ein<br />

„Wer wird Millio-<br />

när“-Quiz zur Literaturrecherche im<br />

Forum durchführen, ein Terminraster zur<br />

Planung der UPP aufstellen usw. Technikbegeisterte<br />

konnten <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

wahrnehmen, eigenständig <strong>die</strong> Homepage<br />

mit dem Benutzerforum zu navigieren.<br />

Last but not least konnten sich <strong>die</strong><br />

Referendare einen Einblick über den Prozess<br />

des Projektverlaufs inklusive aller<br />

Phasen anhand einer Dokumentation<br />

verschaffen. Die Darstellung des Projektprozesses<br />

erfüllte dabei ein weiteres Ziel<br />

der Veranstaltung: <strong>die</strong> anderen Referendare<br />

in <strong>die</strong> Methode „Projekt“ am eigenen<br />

Beispiel einzuführen.<br />

Das Lernen an Stationen bot eine ideale<br />

Voraussetzung für <strong>die</strong> Präsentation des<br />

Projekts. Durch <strong>die</strong> Möglichkeit der<br />

selbstständigen Erarbeitung und Zeiteinteilung<br />

wurden unterschiedliche Vorkenntnisse<br />

und Interessen berücksichtigt.<br />

Dies hielt auch <strong>die</strong> Motivation<br />

aller Teilnehmer aufrecht.<br />

Abschließend wurde zur Feststellung<br />

der Zielerreichung eine Reflexion auf<br />

mehreren Ebenen durchgeführt (Projektverlauf,<br />

Endprodukt, Veranstaltung<br />

und Umsetzbarkeit an der Schule). Alle<br />

Beteiligten – Referendare wie Seminarleiter<br />

– zogen ein durchgängig positives<br />

Fazit.<br />

Im Rahmen der Einweihung des neuen<br />

Seminargebäudes in Hagen stellte der<br />

Ausbildungsjahrgang das Projekt als<br />

innovatives Konzept für <strong>die</strong> Seminarausbildung<br />

vor. Neben dem Staatssekretär<br />

Günther Wiegand und dem Regierungsvizepräsidenten<br />

Heiko M. Kosow zeigten<br />

viele Schulleiter und Seminarleiter des<br />

Regierungsbezirkes großes Interesse an<br />

<strong>die</strong>sem Projekt. Neue Ideen und Anregungen<br />

für das Projekt und den Prozess wurden<br />

in <strong>die</strong>ser Veranstaltung ausgetauscht.<br />

So konnten mit der Projektleiterin<br />

des Neubaus des Wissensparks in<br />

Hagen, Dr. Karen Mücke, Parallelen<br />

bezüglich zentraler „Meilen- und Stolpersteine“<br />

hinsichtlich beider Projekte erörtert<br />

werden.<br />

Projektpräsentation zur Einweihung des neuen Seminargebäudes:<br />

Staatssekretär Wiegand, Fachseminarleiterin Frau Hoffmann<br />

und Stu<strong>die</strong>nseminarleiter Herr Otte<br />

32 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


3 Fazit<br />

Der erste Schritt ist getan! Mit der Erstellung<br />

der Internetseite erhalten Referendare<br />

ein breites Angebot an allgemeinen<br />

und wirtschaftlichen Themen, <strong>die</strong> sie<br />

erfolgreich durch ihr Referendariat führen<br />

können.<br />

Ein Projekt erfordert jedoch auch viel<br />

Engagement. Der Arbeitsumfang kann<br />

nicht allein in der regulären Zeit der Seminarveranstaltung<br />

bewältigt werden. Besonders<br />

der hohe Organisationsaufwand,<br />

der den Arbeitsprozess und <strong>die</strong> Erstellung<br />

des Endprodukts begleitet, darf<br />

nicht unterschätzt werden.<br />

Die Durchführung des Projekts hat sich<br />

jedoch in jeder Hinsicht gelohnt! Durch<br />

<strong>die</strong> komplexe Aufgabenstellung bot das<br />

Projekt einen Lernprozess auf mehreren<br />

Ebenen: fachliche Ebene (z. B. Themen<br />

der Arbeitsgruppen, Erstellung der Internetseite),<br />

methodische Ebene (z. B.<br />

Projektmethode, Stationenlernen) und<br />

soziale Ebene (z. B. Kooperation der<br />

Arbeitsgruppen über eine virtuelle Arbeitsplattform).<br />

Natürlich wird der weitere Erfolg des Projekts<br />

im Wesentlichen davon abhängen,<br />

dass es weitergeführt und durch weitere<br />

Materialien ergänzt wird.<br />

Stu<strong>die</strong>nseminar Dortmund:<br />

Ordnung sei das halbe Leben, heißt es.<br />

Auch in der Diskussion zum Lernfeldkonzept<br />

dreht es sich um <strong>die</strong> eine Ordnung.<br />

Die Ursprungsordnung, welche nun <strong>die</strong><br />

richtige Systematik sei, mit der Lernsituationen<br />

gestaltet würden: Handlungsoder<br />

Fachsystematik? 1<br />

In <strong>die</strong>sem Artikel gehen wir den umgekehrten<br />

Weg. Es soll exemplarisch dargestellt<br />

werden, wie und vor allem warum<br />

von den Schülerinnen und Schülern ein<br />

‚Ordnungssystem’ aus den konkreten<br />

Lernsituationen abgeleitet werden kann.<br />

Um den dafür notwendigen handlungsorientierten<br />

Wechsel von ‚Konkretion’,<br />

‚Abstraktion’ und ‚Rekonkretisierung’ in<br />

Lernsituationen zu erproben 2 , haben wir<br />

für <strong>die</strong> Höhere Handels<strong>schule</strong> eine Unterrichtsreihe<br />

zum Thema Zahlungsverkehr<br />

entwickelt. In ihr nehmen <strong>die</strong> Schüler <strong>die</strong><br />

Berichte<br />

Orientierungshilfe für Referendare unter www.fachseminar-rechtswissenschaft.de<br />

Nur so kann <strong>die</strong> Dynamik und Austauschmöglichkeit<br />

der Internetseite genutzt<br />

werden, um einen umfangreichen Wissenspool<br />

an Unterrichtsentwürfen,<br />

Unterrichtsmaterialien usw. anzubieten.<br />

Anmerkung<br />

1 Mitwirkende Referendare: Frank Backwinkel,<br />

Boris Brosowski, Stephan Fischer, Jens Friedel,<br />

Thea Gaspers, Theda Grabe, Thorsten Grothe,<br />

Ole Grothaus, Anne Kampmann, Eva-Maria<br />

Klein, Nicole Kleine, Markus Krellmann, Stefan<br />

Krzeminski, René Niehues, Melanie Pape, Götz<br />

Sander, Barbara Schein, Gabi Schweitzer, Ellen<br />

Sengstock, Ingo Wendel<br />

Ordnungsprinzipien als alternative Systematiken<br />

Ole Grothaus, Melanie Pape<br />

und Ingo Wendel ❍<br />

zur Gestaltung von Lernsituationen zum Thema Zahlungsverkehr (Höhere Handels<strong>schule</strong>)<br />

Das Dortmunder Fachseminar<br />

Rolle des Praktikanten Jörg Lehmann<br />

ein, der in der Bürodesign GmbH arbeitet.<br />

Die Schüler erarbeiten sich in typischen<br />

Lernsituationen verschiedene Zahlungsarten,<br />

deren Nutzung aus Sicht der<br />

Bürodesign GmbH besonders geeignet<br />

für ihre Geschäftsprozesse sind. Sie können<br />

<strong>die</strong> Zahlungsarten am Ende der<br />

Reihe nicht nur benennen und erklären,<br />

sondern auch nach den Kriterien Sicherheit,<br />

Bequemlichkeit/Nutzen und Kosten<br />

beurteilen.<br />

Dazu müssen wir „[…] den Begriff der<br />

Systematik über das Fachliche hinaus<br />

erweitern und hier auch Entwicklungsprozesse<br />

im sozialen, personalen und<br />

methodischen Bereich mit einbeziehen.<br />

Damit geht es im Kern um <strong>die</strong> Verknüpfung<br />

lernfeldspezifischer und lernfeldübergreifender<br />

Kompetenzen.“ 3 Das<br />

heißt: Ebenso wichtig wie das fachlichinhaltliche<br />

Lernen wird in der Reihenplanung<br />

das fachlich-methodische Lernen.<br />

Denn in den Lernsituationen sind sowohl<br />

prozess- als auch systembezogene<br />

Aspekte enthalten, <strong>die</strong> aufeinander bezogen<br />

werden müssen. Dazu haben wir uns<br />

des Begriffs der ‚Ordnung’ als Methode<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 33


Berichte<br />

Abb. 1: Einstiegssituation<br />

be<strong>die</strong>nt, der außerhalb der Systematik-<br />

Diskussion steht.<br />

Die vollständigen Planungs- und Unterrichtsmaterialien<br />

können hier herunter<br />

geladen werden:<br />

http://ods.dokom.net/kkb/bildungsgaenge/sek2/hh/materialien/index.htm<br />

1 Ordnungsprinzipien als<br />

Leitfragen zur Gestaltung<br />

von Lernsituation<br />

In <strong>die</strong>ser Schulstufe haben <strong>die</strong> Schüler<br />

aufgrund ihres Alters und der geringen<br />

Arbeitserfahrung einerseits kaum Kenntnisse<br />

über <strong>die</strong> unterschiedlichen Zahlungsarten.<br />

Falls sie welche benennen,<br />

können sie <strong>die</strong>se andererseits nur<br />

unscharf voneinander trennen (z. B. den<br />

Unterschied zwischen einer Lastschrift<br />

und einem Abbuchungsauftrag). Da beides<br />

aber Voraussetzungen für <strong>die</strong> Mitarbeit<br />

in der Lern- und späteren Handlungssituation<br />

sind, kann und muss <strong>die</strong>s<br />

Vorwissen für <strong>die</strong> späteren Schritte abrufund<br />

richtig einsetzbar gemacht werden.<br />

Der Ausgangspunkt für <strong>die</strong> gefundenen<br />

Handlungsprozesse wurde also das Vorwissen<br />

der Schüler, um „Verbindungen zu<br />

etwas Bekanntem, schon mal Erlebtem<br />

herzustellen, um es einordnen zu können.“<br />

4 Gerade <strong>die</strong>ses erste ‚Ein-Ordnen’<br />

ist <strong>die</strong> Leitmaxime für <strong>die</strong> hier dargestellte<br />

Planung.<br />

Dies ‚Ordnen’ soll den Schülern im Dreischritt<br />

des Lernens helfen, (a) <strong>die</strong><br />

wesentlichen Informationen in den Situationen<br />

zu erkennen und (b) kognitiv zu<br />

verarbeiten, damit sie <strong>die</strong>se (c) ‚speichern’<br />

und wieder abrufbar machen können.<br />

5 Kurzum: damit sie <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

erhöhen, situiertes Wissen zu<br />

erwerben (im Gegensatz zum sog. ‚trägen<br />

Wissen‘) 6 – wenn man so will, das<br />

Lernziel, welches ein wesentlicher Auslöser<br />

für <strong>die</strong> Lernfeldentwicklung war. 7<br />

Die Umsetzung des ersten Einordnens:<br />

Über <strong>die</strong> Einstiegssituation (vgl. Abb. 1)<br />

wird anhand einer Kartenabfrage <strong>die</strong><br />

‚Vorordnung‘ (das Vorwissen) der Schüler<br />

expliziert und sichtbar gemacht, um es<br />

später als Basis für <strong>die</strong> Matrix zu nutzen<br />

(vgl. Abb. 2).<br />

2 ‚Ordnen‘ als Analogie<br />

zur Systematisierung –<br />

ein Beispiel<br />

Die Inhalte, <strong>die</strong> nun während des Lernprozesses<br />

vermittelt wurden „[…] und für<br />

<strong>die</strong> Erkenntnisgewinnung über den Prozess<br />

hinaus relevant sind, bedürfen im<br />

Prozess einer systematischen Betrachtung.“<br />

8 Sei es, wie im Falle des Vorwissens,<br />

aus der außerschulischen Lernwelt<br />

oder innerhalb der schulischen Prozesse<br />

durch Lernsituationen. „Im handlungsorientierten<br />

Unterricht kommt der begrifflichen<br />

Reflexion und Systematisierung<br />

der Lernerfahrungen eine zentrale Bedeutung<br />

zu, um […] damit das erworbene<br />

Wissen und Können zu verallgemeinern<br />

(zu dekontextualisieren) und für andere<br />

Zusammenhänge nutzbar zu machen.“ 9<br />

Wenn man ‚dekontextualisiert‘ dann<br />

schafft man sich ebenfalls eine neue Ordnung<br />

– hierin liegt der Zugang zur<br />

Sequenzierung <strong>die</strong>ser Reihe.<br />

Die konkrete Umsetzung in eine neue<br />

Ordnung innerhalb der Reihe: In der<br />

zweiten Situation treten erneut Zahlungsprobleme<br />

auf (vgl. Abb. 3). Mit ihrer Hilfe<br />

werden im Plenum erneut aus dem Vorwissen<br />

der Schüler <strong>die</strong> Kriterien erarbeitet,<br />

<strong>die</strong> man bei der Wahl des richtigen<br />

Zahlungsmittels aufstellen kann. Dabei<br />

umfasst Vorwissen auch das, auf welches<br />

gerade erst in der Situation durch<br />

den Impuls der Frage geschlossen<br />

wurde. Sind sie eingangs noch lose und<br />

ungeordnet auf einem zweiten Plakat zu<br />

Abb. 2: Die Matrix<br />

finden (vgl. Abb. 2), so müssen sie nach<br />

der 3. Situation systematisch betrachtet<br />

werden, um dort zu einer Entscheidung<br />

kommen zu können. Hier treffen dann<br />

prozessbezogene Vorwissens- und Situationselemente<br />

aufeinander, <strong>die</strong> neu<br />

strukturiert werden.<br />

Abb. 3: Die 2. Situation<br />

3 Integration von Vorwissen<br />

und neuem Handlungswissen<br />

Wie sieht <strong>die</strong> situationsbezogene richtige<br />

‚Neu-Ordnung’ der Schüler dazu aus? In<br />

<strong>die</strong>ser Unterrichtsreihe greifen sie problemabhängig<br />

auf eine ‚Ordnungsmöglichkeit‘<br />

zurück, mit der sie unterschiedliche<br />

Dinge vergleichen können: eine<br />

Matrix. Eine Ordnung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schüler<br />

nicht nur äußerlich in einen Sammelordner<br />

mit zur Verfügung gestellten Originalgeschäftspapieren<br />

zu Informationen rund<br />

um Kartenzahlungen bringen müssen<br />

(Grafik 3). Auch in der internen Struktur<br />

ordnen sie Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede<br />

einzelner Zahlungsarten<br />

mit ihren jeweiligen<br />

Vor- und<br />

Nachteilen ein.<br />

In anderen Lernsituationen<br />

benötigen sie<br />

möglicherweise eine<br />

‚Ordnung’, mit deren<br />

Hilfe Reihenfolgen oder<br />

Abläufe erkannt werden<br />

müssen (ein Flussdiagramm).<br />

In einem<br />

anderen Zusammenhang<br />

ist es vielleicht<br />

eine dritte ‚Ordnung’,<br />

um Beziehungen zu<br />

verstehen (ein Baumdiagramm?):<br />

„Wie stehen<br />

34 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


verschiedene Dinge miteinander in<br />

Beziehung? Was ist wovon abhängig?“<br />

(METZGER 2002, S. 67) Somit wird das<br />

‚Ordnen‘ auch ohne expliziten Bezug zur<br />

Fach- und Handlungssystematik zur zentralen<br />

Größe, <strong>die</strong> sich dann auch an den<br />

Scharnierstellen der Unterrichtsreihe<br />

durchgängig wiederfindet. Ein ‚Ordnen‘,<br />

das, wie eingangs erklärt, über das Fachliche<br />

hinausgeht.<br />

Dieses methodische Denkwerkzeug kann<br />

zum Bestandteil aller Reihen werden,<br />

sodass sich <strong>die</strong> Schüler im weiteren Lernverlauf<br />

selbstständig <strong>die</strong> passende Ordnung<br />

aus einem Angebot von sieben Möglichkeiten<br />

10 heraussuchen oder kombinieren<br />

– im konstruktivistischen Sinne<br />

schöpfen sie gegebenenfalls eigene Visualisierungsformen,<br />

<strong>die</strong> ihrer inneren Repräsentation<br />

am ehesten entsprechen.<br />

4 Ordnungsphasen im Unterrichtsverlauf<br />

einbinden<br />

Nachdem nun eine mögliche ‚Ordnung‘<br />

ausgewählt wurde: Wie geschieht <strong>die</strong>ses<br />

‚abrufbar Machen’ im Unterrichtsverlauf,<br />

damit ein situiertes Lernen für einen erfolgreichen<br />

Transfer möglich wird? Ähnlich<br />

den Erfahrungen des Entwicklungsteams<br />

einer Hamburger Höheren Handelsschulklasse<br />

war es uns wichtig, dass <strong>die</strong><br />

Schüler mit Problemen konfrontiert werden,<br />

in denen sie das Grundthema immer<br />

wieder aufgreifen können. Deren Lösung<br />

erfordere ständig steigende Kompetenzgrade.<br />

11 „Für unsere weitere Arbeit<br />

bedeutet das, <strong>die</strong> Lernsituationen so zu<br />

gestalten, dass <strong>die</strong> Schüler<br />

• am Anfang der Ausbildung ein Problemverständnis<br />

entwickeln,<br />

• dann Lösungsideen finden und<br />

• schließlich fähig sind, das Gelernte<br />

anzuwenden und auf neue Situationen<br />

zu übertragen.“<br />

An <strong>die</strong>sen drei Scharnierstellen sind <strong>die</strong><br />

Ordnungsphasen eingebaut worden, in<br />

denen über den Verlauf der Reihe<br />

gemeinsam eine Matrix erstellt werden<br />

kann. Diese Phasen dürfen „[…] den<br />

Zusammenhang der problemorientierten<br />

Erarbeitung grundlegender Strukturen<br />

nicht zerreißen […]“ 12 . Daher sind <strong>die</strong><br />

Ordnungs- und Anwendungsphasen so<br />

integriert worden, dass sie als Entscheidungsgrundlagen<br />

notwendiger Bestandteil<br />

der Situation sind. Dies geschah zum<br />

einen in der dargestellten Subsituation 3<br />

(Grafik 3). Und analog zu den Erfahrungen<br />

der Hamburger Handels<strong>schule</strong> wurden<br />

<strong>die</strong> Kriterien erneut zur Transfer-<br />

Wiederholung beispielsweise in konkreten<br />

Buchungsfällen aufgegriffen (vgl.<br />

Abb. 5).<br />

Drei Belege müssen im letzten Abschnitt<br />

der Reihe durch <strong>die</strong> Schüler richtig ver-<br />

Abb. 4: Die 3. Situation<br />

bucht und zum Teil mit Hilfe der angebotenen<br />

Zahlungsformen bezahlt werden.<br />

Dazu ist es notwendig, <strong>die</strong> Vor- und<br />

Nachteile aus angebotenen Informationsmaterialien<br />

zu erarbeiten – hierfür steht<br />

den Schülern weiterhin <strong>die</strong> begonnene<br />

Matrix zur Verfügung, aus der sie bereits<br />

Kriterien und Rückschlüsse ableiten<br />

können und an <strong>die</strong>ser Stelle auch<br />

müssen.<br />

5 Ordnung anleiten und<br />

selbst erarbeiten lassen –<br />

ein Fazit<br />

Wie muss dabei das Erkennen und das<br />

kognitive Erarbeiten aussehen? Auf den<br />

ersten Blick sieht <strong>die</strong>ses<br />

Setting wie ein<br />

klassisch induktiv aufgebauter<br />

Unterricht<br />

aus. Richtig ist, dass<br />

auch hier von beispielhaften<br />

Problemen ausgegangen<br />

wird. Im<br />

Zentrum der hier gewählten<br />

induktiven Vorgehensweise<br />

stehen<br />

aber nicht <strong>die</strong> Fragen<br />

„Was ist in <strong>die</strong>sem Beispiel<br />

stellvertretend für<br />

viele gültig?“ oder<br />

„Wenn wir weitere Beispiele<br />

hinzuziehen,<br />

können wir dann allgemeine<br />

Regeln daraus<br />

ableiten?“.<br />

Die der einzelnen<br />

Handlung zugrunde liegende<br />

Denk- und Problemlösehandlung<br />

ist<br />

hier das inhaltliche als<br />

auch methodische Ordnungsprinzip:<br />

„Was<br />

muss ich wissen, damit<br />

ich mich für eine<br />

Lösung eines Problems<br />

entscheiden kann?“<br />

Abb. 5: Die Rechnung<br />

Berichte<br />

und „Anhand welcher Punkte entscheide<br />

ich mich anschließend?“<br />

Diese Fragen können sich <strong>die</strong> Schüler im<br />

Idealfall abhängig vom Erfahrungshorizont<br />

innerhalb <strong>die</strong>ser Schulstufe selbst<br />

stellen. Andererseits besteht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong> Schüler in <strong>die</strong>ses Denken<br />

durch ‚scaffolding‘ und entsprechende<br />

Fragen der Lehrer zu leiten, „[…] um eine<br />

Brücke zwischen dem vorhandenen Wissen<br />

und den neuen Lernzielen zu schlagen“<br />

13 . DUBS schlägt für unterschiedliche<br />

Denkfertigkeiten entsprechende<br />

Lehrstrategien vor. GREEN/GREEN geben<br />

Beispiele zu Fragen und kategorisieren<br />

passende Ordnungsfragen für weiterführendes<br />

Denken anhand der Bloom’schen<br />

Lernzieltaxonomie. Zum Beispiel<br />

stellen sie unter dem hier passenden<br />

‚Level V-Synthese‘ anregende Schlüsselwörter<br />

und Beispielfragen zur Auswahl,<br />

<strong>die</strong> dem Leitsatz folgen: „Tragen Sie<br />

Informationen zusammen und arrangieren<br />

Sie sie anders, indem Sie <strong>die</strong> einzelnen<br />

Elemente neu zusammenstellen oder<br />

alternative Lösungen vorschlagen.“ 14 –<br />

Eine Stufe, <strong>die</strong> am Ende des Neu-Ordnens<br />

in <strong>die</strong>ser Reihe erreicht wäre. Beide<br />

Ansätze eignen sich zur Gestaltung des<br />

Lehrverfahrens in den Ordnungsphasen,<br />

können hier aber nicht in dem Umfang<br />

dargestellt werden.<br />

Die Neuordnung des eigenen Vorwissens<br />

durch Integration und Veranschaulichung<br />

kann so parallel zum typischen Problemlösen<br />

und Arbeitshandeln in Lernsituationen<br />

zu einem besseren Behalten führen.<br />

Das heißt, neben der inhaltlichen Fachkompetenz<br />

benötigen <strong>die</strong> Schüler eine<br />

Art ‚Denkschulung‘, <strong>die</strong> im Kleinen eben-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 35


Berichte<br />

falls zu einer Art ‚methodischer Fachkompetenz’<br />

führt 15 , <strong>die</strong> weder in der Ausrichtung<br />

auf Fach- noch auf Handlungssystematik<br />

von selbst enthalten ist.<br />

So könnte man schlussfolgern, dass eine<br />

durch <strong>die</strong> Schüler selbst geschaffene und<br />

herausgearbeitete Ordnung, <strong>die</strong> es einem<br />

erleichtert zu lernen und nachhaltig zu<br />

behalten 16 , ebenso wichtig sein kann, wie<br />

<strong>die</strong> Ordnung/Systematik, auf der das<br />

Lehr-Lern-Arrangement beruht. Dass<br />

also <strong>die</strong> Art des Lernens und <strong>die</strong> Qualität<br />

des Ergebnisses (der Kompetenzzuwachs)<br />

auf gleicher Höhe mit dem<br />

Ursprung (Fach- oder Handlungssystematik)<br />

gesehen werden kann.<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl. Reetz, Lothar / Seyd, Wolfgang (1995/2004):<br />

Curriculare Strukturen beruflicher Bildung. In:<br />

Handbuch der Berufsbildung, hrsg. v. Rolf<br />

Arnold / Antonius Lipsmeier, S. 203-219. Leske<br />

Budrich, Opladen. (auch aktualisiert online unter:<br />

http://www.ibw.uni-hamburg.de/personen/mitarbeiter/seyd/Aufsaetze/Reetz-Seyd-Beitrag%20Curriculare%20Strukturen%202005.pdf<br />

(06-04-22)<br />

2 Vgl. a. a. O., S. 133 Tramm, Tade (2004): Kommentierte<br />

Kriterien für <strong>die</strong> Gestaltung von Lernsi-<br />

Mit Beginn des Schuljahres 2005/2006<br />

entschlossen sich das Stu<strong>die</strong>nseminar<br />

Bielefeld II (BK) und das Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />

in Bünde zu einer<br />

intensiven Ausbildungspartnerschaft.<br />

Ausgehend von der Überlegung, dass<br />

sowohl in Schule als auch im Seminar ein<br />

großes Potenzial verankert ist, das es zu<br />

nutzen gilt, wurde ein Konzept der Ausbildungspartnerschaft<br />

entwickelt, das<br />

durch mehrere Aspekte und Entwicklungen<br />

gestützt wird. Unter Ausbildungsaspekten<br />

ist an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Rahmenvorgabe<br />

zur Lehrerausbildung zu nennen.<br />

Diese sieht ausdrücklich vor, dass<br />

Kooperationserfahrungen bei der Planung,<br />

Durchführung und Reflexion schulischer<br />

Arbeit sicherzustellen sind 1 .<br />

Pädagogische Entwicklungen haben im<br />

Rahmen <strong>die</strong>ses Kooperationsprojekts mindestens<br />

drei Facetten. Da ist zum einen<br />

der schulische Entwicklungsprozess am<br />

Erich-Gutenberg-Berufskolleg zu nennen,<br />

der eine gelungene Plattform bietet für ein<br />

solches Kooperationsprojekt. Dann ist an<br />

<strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Entwicklung der Bildungsregion<br />

Ostwestfalen-Lippe zu nennen.<br />

Diese wird von den jeweiligen Schulträgern<br />

und der Bezirksregierung Detmold<br />

tuationen im Rahmen eines lernfeldorientierten<br />

Curriculums im Rahmen des BLK-Modellversuchs<br />

CULIK. Online unter: http://www.ibw.uni-hamburg.de/forschung/projekte/culik/Materialien/Cul<br />

ik-22Gestaltungskriterien-rev1.pdf (06-04-22),<br />

S. 172.<br />

4 Para<strong>die</strong>s, Liane / Linser, Hans Jürgen (2001): Differenzieren<br />

im Unterricht. Cornelsen Scriptor,<br />

Berlin, S. 4.<br />

5 Vgl. a. a. O., S. 65 ff.<br />

6 Vgl. Buschfeld, Detlef (2003): Draußen vom Lernfeld<br />

komm' ich her ... ? Plädoyer für einen alltäglichen<br />

Umgang mit Lernsituationen, S. 2. In:<br />

bwp@ Ausgabe Nr. 4 – online unter: http://www.<br />

bwpat.de/ausgabe4/buschfeld_bwpat4.shtml<br />

(06-04-22)<br />

7 Tramm, Tade (2003): Prozess, System und Systematik<br />

als Schlüsselkategorien lernfeldorientierter<br />

Curriculumentwicklung, S. 2. In: bwp@ Ausgabe<br />

Nr. 4 – online unter: http://www.bwpat.de/ ausgabe4/tramm_bwpat4.shtml<br />

(06-04-22)<br />

8 Brandes et al o. J., S. 5.<br />

9 Tramm, Tade / Brand Willi / Schwartz, Hilke<br />

(2004): Gesamteinschätzung der Workshoparbeit.<br />

In: bwp@ Ausgabe spezial-1, S. 4 – online unter:<br />

http://www.bwpat.de/spezial1/trammbrandschwartz.shtml<br />

(06-04-22)<br />

angestrebt. Das hier zu beschreibende<br />

Kooperationsprojekt passt in <strong>die</strong>sen Entwicklungsprozess<br />

und unterstützt <strong>die</strong><br />

Bemühungen im Bereich des Unterrichts<br />

und der Unterrichtsqualität nachhaltig. Der<br />

dritte „Ankerpunkt“ ist das Papier „Lehren<br />

und Lernen für <strong>die</strong> Zukunft“, „Guter Unterricht<br />

und seine Entwicklung im Projekt<br />

10 METZGER, Christoph (2002): Wie lerne ich? Bildung<br />

Sauerländer, Aarau, 66 f.<br />

11 Vgl. PLEGGE, Marlies / SCHRÖDER-DÜNKEL,<br />

Heidemarie (2003): Lernfeldarbeit in der Höheren<br />

Handels<strong>schule</strong> der Handels<strong>schule</strong> Altona (H6) –<br />

eine Zwischenbilanz. In: bwp@ Ausgabe Nr. 4, S.<br />

4. (im Folgenden ebd.) – online unter: http://www.<br />

bwpat.de/ausgabe4/H6_bwpat4.pdf (06-04-22)<br />

12 TRAMM 2004, S. 4.<br />

13 DUBS, Rolf (1995): Lehrerverhalten. Verlag des<br />

Schweiz. Kaufm. Verbandes, Zürich., S. 138, vgl.<br />

im Folgenden ebd. ff.<br />

14 GREEN Norm / GREEN Kathy (2005): Kooperatives<br />

Lernen im Klassenraum und im Kollegium.<br />

Das Trainingsbuch. Kallmeyer Seelze-Velber, S.<br />

121.<br />

15 Vgl. DUBS 1995, S. 207 ff.<br />

16 Vgl. METZGER 2002, S. 65 f.<br />

Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld II (BK) und Erich-Gutenberg-Berufskolleg Bünde:<br />

Gemeinsam SEGEL(N) gehen<br />

Frank Dieter, Hüsne Duran,<br />

Jörn Galonska, David Geiseler,<br />

Falk Heidelbeer, Thorsten Möhlmann,<br />

und Carina Sandhaus sowie<br />

Dr. Florian Baur-Pantoulier ❍<br />

Chancen einer Ausbildungspartnerschaft zwischen Schule, Hoch<strong>schule</strong> und Stu<strong>die</strong>nseminar<br />

‚Selbstständige Schule‘“. In <strong>die</strong>sem Papier,<br />

(Stand März 2004) werden <strong>die</strong> aktuellen<br />

Forderungen an Unterricht, Unterrichtsentwicklung<br />

und Fortbildung formuliert. 2<br />

Ausgangspunkt der Kooperationsidee<br />

war <strong>die</strong> Überzeugung, dass alle Beteiligten<br />

von dem Projekt profitieren müssen.<br />

36 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Die Referendarinnen und Referendare<br />

des Stu<strong>die</strong>nseminars profitieren von der<br />

praktischen Erfahrung der Kolleginnen<br />

und Kollegen vor Ort, <strong>die</strong> Kolleginnen<br />

und Kollegen in der Schule informieren<br />

sich über didaktisch-methodische Unterrichtsansätze<br />

aus der Seminararbeit.<br />

Leitendes Ziel <strong>die</strong>ser Kooperation ist<br />

<strong>die</strong> gegenseitige „Sensibilisierung“ für<br />

selbstgesteuerte Lernprozesse bei Schülerinnen<br />

und Schülern. Referendarinnen<br />

und Referendare des Stu<strong>die</strong>nseminars<br />

Bielefeld, <strong>die</strong> an unterschiedlichen Ausbildungs<strong>schule</strong>n<br />

der Region OWL ausgebildet<br />

werden, erhalten <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

sich in <strong>die</strong> gemeinsame Unterrichtsplanung,<br />

<strong>die</strong> Durchführung und <strong>die</strong> anschließende<br />

Reflexion bestehender Unterrichtsentwicklungsteams<br />

des Erich-Gutenberg-Berufskollegs<br />

zu integrieren.<br />

Der Erfahrungsaustausch im Rahmen<br />

eines kollegialen Hospitationskonzeptes<br />

hilft den Beteiligten bei der Professionalisierung<br />

ihres pädagogischen Tuns hinsichtlich<br />

der Konzeption von selbstgesteuerten<br />

Lernprozessen und bietet<br />

den Referendarinnen und Referendaren<br />

schon zu Beginn ihrer Ausbildung Einblick<br />

in komplexere Lern-/Lehrarrangements.<br />

Neben einer intensiven Kooperation von<br />

Schule, Hoch<strong>schule</strong> und Seminar soll mit<br />

<strong>die</strong>sem Projekt ein Impuls für <strong>die</strong> Herausbildung<br />

einer „neuen“ Lehr-Lernkultur<br />

gegeben werden. Inhaltlich im Mittelpunkt<br />

steht dabei <strong>die</strong> Förderung des selbstständigen<br />

und selbstgesteuerten Lernens der<br />

Schülerinnen und Schüler im Berufskolleg.<br />

Deshalb hat <strong>die</strong>ses Projekt einen wissenschaftlichen<br />

Input durch den Fachbereich<br />

Wirtschaftspädagogik unter der Leitung<br />

von Professor Peter F. Sloane und seiner<br />

Mitarbeiterin Bernadette Dilger der Universität<br />

Paderborn erhalten. Die Dringlichkeit,<br />

<strong>die</strong>sen Bereich stärker in den Blick zu nehmen,<br />

ist fachwissenschaftlich nicht bestritten,<br />

wie auch <strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong>n verdeutlichen.<br />

Nicht minder wichtig ist auch <strong>die</strong><br />

Entwicklung einer neuen Arbeitskultur von<br />

Kolleginnen und Kollegen sowie Referendarinnen<br />

und Referendaren, <strong>die</strong> geprägt ist<br />

durch Teambildung, Offenheit, einer ausgeprägten<br />

Bereitschaft zum Geben und<br />

Nehmen und auch kritischer Reflexion der<br />

eigenen Arbeit. Es soll primär darum<br />

gehen, bei „offenen“ Türen zu unterrichten<br />

sowie Unterrichtspraxis und Seminararbeit<br />

miteinander zu verknüpfen. Seminar und<br />

Schule sind aufgefordert, sich gegenseitig<br />

auszutauschen und gewinnbringend zu<br />

unterstützten und den Mut zur Veränderung<br />

zu haben. Es bestand Einigkeit in der<br />

Einschätzung: Wir tun Gutes in Schule und<br />

Seminar, nur wissen wir manchmal zu<br />

wenig voneinander.<br />

1 Selbstgesteuertes Lernen<br />

am EGB<br />

Jungen Menschen <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />

und Fähigkeiten zu vermitteln, eigenver-<br />

antwortlich <strong>die</strong> an sie gestellten<br />

Aufgaben und Anforderungen zu<br />

bewältigen, um verbesserte<br />

Berufs- und Lebenschancen zu<br />

erlangen, ist das prioritäre Ziel der<br />

Bildungsarbeit am Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />

(EGB). Die<br />

Schule, <strong>die</strong> 1997 im Projekt Schule<br />

& Co. mit der intensiven Arbeit<br />

zum eigenverantwortlichen Arbeiten<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

startete, ist zu Beginn der Ausbildungspartnerschaft<br />

Projekt<strong>schule</strong><br />

im Modellversuch „Selbstständige<br />

Schule“ und pflegt seit Jahren eine<br />

intensive Verzahnung über zahlreiche<br />

Referendarinnen und Referendare<br />

mit dem Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld<br />

II (BK).<br />

Eine, wenn nicht gar <strong>die</strong> wesentliche<br />

Anforderung unserer Gesellschaft,<br />

nicht nur, aber insbesondere<br />

an junge Menschen, ist <strong>die</strong><br />

Bereitschaft und Fähigkeit zur permanenten<br />

Weiterbildung. Daraus folgt <strong>die</strong><br />

zunehmende Bedeutung eines selbstgesteuerten<br />

und eigenverantwortlich<br />

gestalteten, lebenslangen Lern- und Entwicklungsprozesses<br />

für jeden.<br />

Internationalisierung und Globalisierung<br />

erzeugen eine zunehmende Entwicklungsdynamik,<br />

<strong>die</strong> zu sich ständig verändernden<br />

Berufsbildern mit immer weiteren<br />

Qualifikationshürden führen und von<br />

Bewerbern und Stelleninhabern laufende<br />

Anpassungen in Form von Weiterbildung<br />

und -qualifikation verlangen. Zudem entfallen<br />

in immer kürzeren Zeiträumen<br />

ganze Berufe oder Berufsfelder oder<br />

werden ersetzt mit der Folge, dass <strong>die</strong><br />

Sicherheit, ein gesamtes Berufsleben im<br />

einmal erlernten Aufgabenfeld verbringen<br />

zu können, zur Ausnahme wird.<br />

Für Schulen bedeutet das, neben inhaltlich-fachlichen<br />

Aspekten zunehmend <strong>die</strong><br />

notwendigen Fähigkeiten für selbstgesteuertes<br />

Lernen zu vermitteln. Entsprechend<br />

steht im Mittelpunkt der systematischen<br />

Schulentwicklung am EGB <strong>die</strong><br />

Weiterentwicklung einer Lernkultur, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> wesentlichen Inhalte selbstgesteuerten<br />

Lernens ermöglicht.<br />

Dem Begriff einer „Lernkultur“ entsprechend<br />

gelten <strong>die</strong> Anforderungen auch für<br />

<strong>die</strong> Lehrenden, um dem prozessualen<br />

Ansatz einer systematischen Schulentwicklung<br />

wirklich Rechnung zu tragen und<br />

notwendige Kompetenzen selbstgesteuerten<br />

Lernens bei den Lernenden mittels<br />

kontinuierlich überarbeiteter Lernarrangements<br />

zu fördern. Neben <strong>die</strong> reine Wissensvermittlung<br />

tritt damit <strong>die</strong> Initiierung,<br />

Ermöglichung und Unterstützung von<br />

Lernprozessen, sodass neben dem Fachwissen<br />

der Weg zum jeweils geforderten<br />

Fachwissen zentrale Bedeutung gewinnt.<br />

Die besondere Herausforderung stellt <strong>die</strong><br />

Anleitung und Begleitung der Lernenden<br />

bei der je nach Fach und Fähigkeit möglichst<br />

selbstgesteuerten Erarbeitung der<br />

geforderten Lerninhalte dar, <strong>die</strong> als „simu-<br />

Berichte<br />

„Surftipps !?!?“<br />

Besuchen Sie uns unter<br />

www.vlw-nrw.de<br />

lierende“ Vorbereitung auf obige Anforderungen<br />

des weiteren Bildungs- und<br />

Berufsweges verstanden werden kann.<br />

Lehrende sind künftig in zunehmendem<br />

Maße Lernberater, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Auseinandersetzung<br />

der Lernenden mit dem Lernangebot<br />

fördern, bei Entscheidungen über<br />

Lerninhalte und Lernwege beraten und<br />

dann angemessene Lernarrangements<br />

erarbeiten und zur Verfügung stellen.<br />

Gegebenenfalls muss bei der Änderung<br />

alter Lernstrategien geholfen werden und<br />

immer müssen <strong>die</strong> Lernenden bei der<br />

Kontrolle der Lernergebnisse unterstützt<br />

werden, um ihre Einschätzungsfähigkeit,<br />

bezogen auf ihren Lernprozess und ihre<br />

Kompetenzen, zu erhöhen.<br />

2 Projektverlauf im<br />

Schuljahr 2005/2006<br />

• September – Erste gemeinsame<br />

Überlegungen zur Kooperation zu<br />

Beginn des Schuljahres 2005/2006<br />

durch das Seminar und <strong>die</strong> Steuergruppe<br />

des Erich-Gutenberg Berufskollegs<br />

Bünde<br />

• November – Auftaktveranstaltung mit<br />

der Schulaufsicht der Bezirksregierung<br />

Detmold, Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld<br />

II (BK), Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />

Bünde: Organisation, Teambildung,<br />

Zeithorizont, Bedarfe, Evaluationsüberlegungen<br />

• Dezember – Die Lernplattform<br />

MOODLE als Kommunikations- und<br />

Informationsinstrument, Abstimmung<br />

der Vorgehensweise in den Teams,<br />

Vereinbarungen über kollegiale Hospitationen,<br />

Überlegungen zur Unterstützung<br />

durch externe Partner<br />

• Februar – Präsentationen der Unterrichtsentwicklungsteams:Vorgehensweise<br />

und Zwischenergebnisse, Ausblick<br />

auf theoretischen Input<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 37


Berichte<br />

Das Schulprogramm des Erich-Gutenberg-Berufskollegs<br />

Bünde weist in den<br />

Leitgedanken zur Schulentwicklung das<br />

selbstgesteuerte Lernen im Rahmen von<br />

Lehren und Lernen aus. Durch <strong>die</strong> bildungsgangbezogenenQualitätsprogramme<br />

ist es fest verankert in allen Bildungsgängen.<br />

Dabei ist der Tatsache<br />

Rechnung zu tragen, dass sowohl <strong>die</strong><br />

Lernenden als auch <strong>die</strong> Lehrenden sich in<br />

einem Entwicklungsprozess befinden,<br />

der durch regelmäßige Fortbildungen für<br />

<strong>die</strong> Lehrenden unterstützt wird, um sie in<br />

<strong>die</strong> Lage zu versetzen, den neuen Anforderungen<br />

schülergerecht zu entsprechen.<br />

Ein Element zur Qualitätsentwicklung<br />

und -sicherung ist dabei am Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />

das kollegiale Hospitationskonzept.<br />

3 Kollegiales Hospitationskonzept<br />

Die im Schulprogramm verankerte Zielsetzung,<br />

dass im Rahmen des selbstgesteuerten<br />

Lernens Schülerinnen und<br />

Schüler […] schrittweise in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />

werden, sich selbstständig Lernziele<br />

zu setzen, Inhalt und Zielen angemessene<br />

Techniken und Strategien zu<br />

wählen und sie umzusetzen, ist Ausgangspunkt<br />

für das kollegiale Hospitationskonzept<br />

des Erich-Gutenberg-<br />

Berufskollegs. 3 Nach einer Erprobungsphase<br />

im Schuljahr 2004/2005 hat <strong>die</strong><br />

Schule für das aktuelle Schuljahr ein<br />

Konzept entwickelt, bei dem es primär<br />

um <strong>die</strong> gemeinsame Konzeption von<br />

Unterrichtseinheiten geht, <strong>die</strong> selbstgesteuertes<br />

Lernen ermöglichen.<br />

Für das Hospitationskonzept schließen<br />

sich mindestens zwei oder mehrere Kolleginnen<br />

und Kollegen zu einem Unterrichtsentwicklungsteam<br />

zusammen.<br />

Gemeinsam wird eine Unterrichtseinheit,<br />

eine Unterrichtsreihe oder Lernsituation<br />

geplant, deren Fokus auf der Förderung<br />

selbstgesteuerten Lernens bei den Schülerinnen<br />

und Schülern liegt.<br />

Die Unterrichtseinheit wird z. B. in Parallelklassen<br />

durchgeführt, <strong>die</strong> Kollegen<br />

hospitieren während des Unterrichts<br />

wechselseitig und geben sich anschließend<br />

ein kollegiales Feedback zum<br />

Unterrichtsverlauf bzw. gehen in <strong>die</strong><br />

gemeinsame Reflexion der geplanten<br />

Unterrichtseinheit. Hierbei werden <strong>die</strong><br />

gewünschte Kompetenzförderung der<br />

Schülerinnen und Schüler auf Basis der<br />

gemeinsam geplanten Zielsetzung analysiert,<br />

Verbesserungsmöglichkeiten ge-<br />

plant oder Unterrichtserfolge festgestellt.<br />

Die Unterrichtsentwicklungsteams dokumentieren<br />

<strong>die</strong> gegenseitigen Reflexionsbesuche<br />

mit einem kurzen Bericht über<br />

<strong>die</strong> Inhalte, <strong>die</strong> zeitliche Einbettung in <strong>die</strong><br />

didaktisch-methodische Jahresplanung,<br />

<strong>die</strong> gegenseitigen Besuchstermine, <strong>die</strong><br />

Teilnehmer und <strong>die</strong> Evaluationsergebnisse.<br />

4<br />

Die Referendarinnen und Referendare<br />

des Stu<strong>die</strong>nseminars schließen sich<br />

bestehenden Unterrichtsentwicklungsteams<br />

des EGB an, planen gemeinsam<br />

Unterrichtsreihen, hospitieren im Unterricht<br />

und reflektieren gemeinsam mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen. Der Grad der<br />

Einbindung ist dabei abhängig von der<br />

zeitlichen Planung der durchzuführenden<br />

selbstgesteuerten Unterrichtsvorhaben<br />

und umfasst z. B. <strong>die</strong> Entwicklung von<br />

Reflexionsbögen, den Austausch von<br />

Unterrichtsmaterial oder <strong>die</strong> gemeinsame<br />

bzw. abwechselnde Unterrichtsdurchführung.<br />

Anfängliche Vorbehalte der Kolleginnen<br />

und Kollegen bezüglich des „Gebens und<br />

Nehmens“ konnten in der praktischen<br />

Arbeit reduziert bzw. ausgeräumt werden.<br />

Geht es bei den Erfahrungen der<br />

Referendarinnen und Referendare vornehmlich<br />

um das Mitplanen, Mitgestalten<br />

und Miterleben von komplexen selbstgesteuerten<br />

Unterrichtsvorhaben, profitieren<br />

<strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen von der<br />

Vorstellung der didaktisch-methodischen<br />

Ansätze des Modellversuchs segel-bs,<br />

der Lernplattform Moodle und dem wissenschaftlichen<br />

Input der Universität<br />

Paderborn, der durch das Stu<strong>die</strong>nseminar<br />

vermittelt wurde. Schwierigkeiten in<br />

der Kooperation haben sich bezüglich<br />

der räumlichen Entfernung der unterschiedlichen<br />

Ausbildungs<strong>schule</strong>n zum<br />

Erich-Gutenberg-Berufskolleg ergeben,<br />

sodass eine kontinuierliche Teilnahme an<br />

den Unterrichtsvorhaben nicht für alle<br />

Referendarinnen und Referendare möglich<br />

war.<br />

Die Verlegung des Hauptseminars an den<br />

Schulort Bünde bedeutete für <strong>die</strong> Referendarinnen<br />

und Referendare zusätzliche<br />

Termine zum angestammten Seminartag<br />

und hinsichtlich der jetzt im zweiten<br />

Halbjahr der Referendarsausbildung<br />

übernommenen bedarfsdeckenden<br />

Unterrichtsstunden in Einzelfällen einen<br />

erhöhten Organisationsaufwand.<br />

Trotz <strong>die</strong>ser räumlichen und organisatorischen<br />

Hindernisse ist den Ausbildungspartnern<br />

Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld und<br />

Erich-Gutenberg-Berufskolleg Bünde mit<br />

<strong>die</strong>sem Projekt eine Ausbildungspartnerschaft<br />

gelungen, <strong>die</strong> sich nicht nur auf <strong>die</strong><br />

Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten;<br />

an Kleinigkeiten zeigt sich <strong>die</strong> Natur des Menschen.<br />

Jean-Jacques Rousseau<br />

„Haus-Referendarinnen und -Referendare“<br />

bezieht. Das Berufskolleg wird als<br />

praktischer Ausbildungsort für eine größere<br />

Anzahl an Referendarinnen und<br />

Referendaren erlebt und hier gemachte<br />

Erfahrungen werden im Unterricht bzw. in<br />

<strong>die</strong> Arbeit der Entwicklungsteams in den<br />

eigenen Ausbildungs<strong>schule</strong>n integriert.<br />

Die Begleitung durch <strong>die</strong> Universität<br />

Paderborn soll weiterhin fester Bestandteil<br />

sein, sodass Ausbildung der Referendarinnen<br />

und Referendare in der Bildungsregion<br />

OWL in einer „Dreier“-<br />

Beziehung zwischen Berufskolleg,<br />

Seminar und Universität stattfindet und<br />

damit <strong>die</strong> Rahmenvorgabe zur Lehrerausbildung<br />

deutlich stützt.<br />

4 Weiterer Projektverlauf<br />

im Schuljahr 2005/2006<br />

• März – Nutzung der Lernplattform<br />

MOODLE, Trainingskurse für <strong>die</strong><br />

beteiligten Referendarinnen und Referendare<br />

bzw. <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />

des EGB<br />

• Vortrag zum Thema SEGEL durch<br />

Prof. Peter F. Sloane und Frau Bernadette<br />

Dilger, Universität Paderborn,<br />

Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik:<br />

Selbstreguliertes Lernen an Berufskollegs<br />

• April – Input des Seminars: Umsetzungsbeispiele<br />

für selbstreguliertes<br />

Lernen<br />

• Juni – Reflexion, Evaluation, Dokumentation<br />

der Ergebnisse, Erfahrungsbericht<br />

der Ausbildungspartnerschaft<br />

Gegen Ende des Schuljahres 2005/2006<br />

soll ein erstes Zwischenfazit gezogen<br />

werden, <strong>die</strong> dort erhobenen Erfahrungen<br />

werden an geeigneter Stelle veröffentlicht.<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl. Rahmenvorgabe für den Vorbereitungs<strong>die</strong>nst<br />

in Stu<strong>die</strong>nseminar und Schule NRW, Ministerium<br />

für Jugend und Kinder des Landes NRW 2004.<br />

2 Vgl. Lehren und Lernen für <strong>die</strong> Zukunft, Guter<br />

Unterricht und seine Entwicklung im Projekt<br />

„Selbstständige Schule“, März 2004.<br />

3 Vgl. Schulprogramm des Erich-Gutenberg-<br />

Berufskollegs, Bünde 2005, S. 3.<br />

4 Dubs, R: Qualitätsmanagement in Schule, Soest<br />

2004, S. 160.<br />

Jochen Bödeker, Afra Gongoll,<br />

Dietmar Hampel, Matthias Keiser ❍<br />

38 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Jeder dritte Firmengründer<br />

kennt Förderangebote nicht<br />

genau<br />

Nach einer repräsentativen Umfrage des<br />

Emnid-Instituts weiß jeder dritte Existenzgründer<br />

beim Schritt in <strong>die</strong> Selbstständigkeit<br />

nicht genau über <strong>die</strong> verfügbaren<br />

Fördermittel Bescheid, jeder fünfte<br />

kenne sich auch nach der Firmengründung<br />

nicht damit aus. 54 Prozent der<br />

Neu-Unternehmer beklagten, dass es<br />

kaum passende Beratung zu Fachfragen<br />

wie Preisgestaltung gebe. Nach Darstellung<br />

der Stu<strong>die</strong> geben 72 Prozent der<br />

Befragten an, dass kein Elternteil beruflich<br />

selbstständig war. Zu den von den<br />

Existenzgründern zu Beginn am meisten<br />

unterschätzten Aufgabenbereichen zählen<br />

für 42 Prozent der Befragten Recht und<br />

Steuern, für 21 Prozent <strong>die</strong> Finanzierung,<br />

für 18 Prozent das Kostencontrolling und<br />

für je 15 Prozent Marketing und Konkurrenz.<br />

Die Umfrage ergibt ferner, dass<br />

kaum Firmen in so genannten Zukunftsbranchen<br />

wie Nano-, Bio- oder Gentechnologie<br />

gegründet werden.<br />

❍<br />

Nur wenige Hoch<strong>schule</strong>n<br />

machen BWL-Studenten fit<br />

für Job<br />

Nur 12 von 100 Hoch<strong>schule</strong>n in Deutschland<br />

bereiten einer Stu<strong>die</strong> im Auftrag der<br />

Bertelsmann-<strong>Stiftung</strong> zufolge Betriebswirtschafts-Studenten<br />

vorbildlich auf den<br />

Arbeitsmarkt vor. 20 Prozent der Hoch<strong>schule</strong>n<br />

hätten bei der Vermittlung von<br />

Kompetenzen, <strong>die</strong> der Arbeitsmarkt erwarte,<br />

noch zu wenig erreicht. Besonders<br />

gut schnitten etwa <strong>die</strong> Fachhoch<strong>schule</strong>n<br />

Bremerhaven, Heilbronn, Ludwigshafen,<br />

Stralsund, Wiesbaden und <strong>die</strong> private<br />

Hoch<strong>schule</strong> für Bankwirtschaft Frankfurt<br />

ab. Es wurde <strong>die</strong> Förderung der Beschäftigungsfähigkeit<br />

in den neuen Bachelor-<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen bewertet, für <strong>die</strong> methodische<br />

und soziale Kompetenzen und der<br />

Praxisbezug des Studiums wesentlich<br />

seien. Die Vermittlung von Fachwissen<br />

sei nicht Gegenstand der Stu<strong>die</strong> gewesen.<br />

❍<br />

Zahl der Abiturienten in<br />

Deutschland steigt<br />

Fast 400.000 Schülerinnen und Schüler<br />

(53,1 Prozent Frauen), und damit rund 3,2<br />

Prozent mehr als 2004, erwarben 2005<br />

<strong>die</strong> Allgemeine oder Fach-Hochschulreife.<br />

Die Abiturientenquote stieg in <strong>die</strong>sem<br />

Zeitraum von 41,4 Prozent auf 42,4<br />

Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2000<br />

nahm <strong>die</strong> Zahl der Absolventen mit Stu<strong>die</strong>nberechtigung<br />

sogar um fast 15 Prozent<br />

zu.<br />

❍<br />

Mädchen haben beim<br />

internationalen Austausch<br />

<strong>die</strong> Nase vorn<br />

65 Prozent der 16-jährigen Jugendlichen,<br />

<strong>die</strong> ein Schuljahr im Ausland verbringen,<br />

sind Schülerinnen. Nach Auskunft der<br />

Austauschorganisationen könnten Mädchen<br />

sich besser in andere Kulturen und<br />

Lebensweisen einfügen und hätten häufig<br />

ein besseres Gefühl für Fremdsprachen.<br />

Beim internationalen Schüleraustausch<br />

seien <strong>die</strong> USA das beliebteste<br />

Zielland, wobei ein Schuljahr dort im<br />

Schnitt 6.500 € koste. Eine Orientierungshilfe<br />

biete das Buch: „Ein Schuljahr<br />

in den USA: Austauschorganisationen<br />

auf dem Prüfstand“ (Gundlach, Schill: Ein<br />

Schuljahr in den USA, € 14,90, ISBN:<br />

3930902044).<br />

Hurrelmann plä<strong>die</strong>rt für Männerquote<br />

in Erziehungsberufen<br />

Der Soziologe Klaus Hurrelmann hat sich<br />

für eine Männerquote im deutschen Bildungswesen<br />

ausgesprochen. Den „Nährboden<br />

für Unsicherheit und Gewalt“ sehe<br />

er bei einer Vielzahl von jungen Männern<br />

der heutigen Generation, <strong>die</strong> um ihren<br />

Platz in der Gesellschaft kämpften und<br />

mit Spielregeln der Gesellschaft nicht<br />

zurecht kämen. Es fehle auch an Vorbildern,<br />

an denen sich der Mann orientieren<br />

könne. Besonders betroffen seien hierbei<br />

Jugendliche, <strong>die</strong> aus einem anderen Kulturkreis<br />

stammten. Zudem gebe es in<br />

den Familien überwiegend weibliche<br />

Erziehungspersonen.<br />

❍<br />

NRW-Schülervertretung<br />

gegen Schulgesetz<br />

Die Landesschüler-Vertretung (LSV) hat<br />

das nordrhein-westfälische Schulgesetz<br />

als „übereilte Schulpolitik“ kritisiert.<br />

Besonders <strong>die</strong> Wiederherstellung der<br />

„alten Verhältnisse“ zwischen Lehrkräften<br />

auf der einen Seite und Eltern und Schülern<br />

auf der anderen Seite bei der Schulkonferenz<br />

verringere „<strong>die</strong> Chance, Demokratie<br />

zu leben“. Die Einführung von<br />

Zeugnisnoten für Arbeits- und Sozialverhalten<br />

sei ein Weg „zurück in <strong>die</strong> Steinzeit“.<br />

Mit ideeller Unterstützung der Grünen<br />

hat <strong>die</strong> LSV an den Schulen in NRW<br />

14.660 Unterschriften gegen das neue<br />

Gesetz gesammelt.<br />

❍<br />

Informationen<br />

Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern<br />

Zeitraum: April 2006 Quelle: dpa-Dienst für Kulturpolitik<br />

Redaktionelle Bearbeitung: Rolf Schöwe<br />

TÜV vergibt Siegel für<br />

Nachhilfe<strong>schule</strong>n<br />

Die TÜV-Rheinland-Group unterstützt <strong>die</strong><br />

Eltern bundesweit mit einem speziellen<br />

Siegel bei der Wahl der richtigen Nachhilfe-Einrichtung<br />

für ihre Sprösslinge. Da<br />

in Deutschland jeder eine Nachhilfe<strong>schule</strong><br />

eröffnen dürfe, sei eine Kontrolle<br />

nach Angaben des TÜV-Rheinland<br />

und des „Stu<strong>die</strong>nkreises“ (<strong>die</strong> angeblich<br />

meistbesuchte Nachhilfe<strong>schule</strong><br />

Deutschlands) notwendig. Beim Besuch<br />

jeder Einrichtung überprüfen unabhängige<br />

Experten etwa <strong>die</strong> Größe der<br />

Gruppe, <strong>die</strong> Qualifikation der Lehrkräfte,<br />

Lernstil, Unterrichtsziele und Schülerfortschritte.<br />

Das Zertifikat gilt jeweils für 3<br />

Jahre.<br />

❍<br />

21 neue und modernisierte<br />

Ausbildungsberufe ab Herbst<br />

2006<br />

Pünktlich zum Beginn des Ausbildungsjahres<br />

treten am 1. August 21 neue Ausbildungsordnungen<br />

in Kraft. Bundesbildungsministerin<br />

Annette Schavan sieht <strong>die</strong><br />

betriebliche Ausbildung dadurch gestärkt.<br />

In den vergangenen zehn Jahren seien<br />

über 250 Ausbildungsberufe modernisiert<br />

oder neu geschaffen worden. In ihnen werden<br />

aktuell vier Fünftel der Jugendlichen<br />

ausgebildet. Ab dem Sommer gibt es insgesamt<br />

343 Ausbildungsberufe. Der Bund-<br />

Länder-Koordinierungsausschuss zur<br />

Abstimmung von Ausbildungsordnungen<br />

und Rahmenlehrplänen verabschiedete <strong>die</strong><br />

Ordnungen für 4 neue und 17 modernisierte<br />

Berufe. Zu den neuen dualen Ausbildungsberufen<br />

zum 1. August 2006 gehören<br />

Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung<br />

sowie Kaufleute und Servicefachkräfte<br />

für Dialogmarketing.<br />

Modernisierte Ausbildungsordnungen<br />

zum 1. August 2006 sind u. a.:<br />

– Immobilienkaufmann/Immobilienkauffrau<br />

(früher Kaufmann/Kauffrau in der<br />

Grundstücks- und Wohnungswirtschaft)<br />

– Kaufmann/Kauffrau für Marketingkommunikation<br />

(früher: Werbekaufmann)<br />

– Kaufmann/Kauffrau für Versicherung<br />

und Finanzen (früher: Versicherungskaufmann/-kauffrau)<br />

– Kaufmann/Kauffrau im Groß- und<br />

Außenhandel<br />

– Me<strong>die</strong>nkaufmann/Me<strong>die</strong>nkauffrau<br />

Digital und Print (früher: Verlagskaufmann<br />

/-kauffrau)<br />

– Medizinischer Fachangestellter/Medizinische<br />

Fachangestellte (früher: Arzthelfer/-in)<br />

❍<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 39


Service<br />

Rezension I:<br />

Die beiden Autoren Maria Popova und<br />

David Seymour haben auf über 150 Seiten<br />

700 vielfach im Klassenzimmer<br />

erprobte Unterrichtsaktivitäten zusammengestellt,<br />

<strong>die</strong> alle wichtigen Themen,<br />

Aufgabenarten und Strukturen auf unterschiedlichen<br />

Niveaustufen von Elementary<br />

bis Upper intermediate abdecken.<br />

Die Aktivitäten sind in vier Kategorien<br />

gegliedert – Konversation, Funktionen,<br />

Grammatik und Vokabular – und stellen<br />

so eine ideale Ergänzung zu jedem Kursbuch<br />

dar. Mit Hilfe von verschiedenen<br />

Symbolen wird z. B. auf mögliche<br />

„Stolpersteine“ in Übungen, <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

von Internetrecherchen und auf<br />

<strong>die</strong> Niveaustufen (von „E“ für Elementary<br />

700 Classroom Activities 1<br />

Empfehlenswerte Materialsammlung zu Conversation, Functions, Grammar, Vocabulary<br />

Rezension II:<br />

Weil aufgrund der EU-Verordnung 2002<br />

grundsätzlich alle kapitalmarktorientierten<br />

Unternehmen mit Sitz in der EU ihren<br />

Konzernabschluss nach IFRS aufstellen<br />

müssen und nationale Gesetze weiteren<br />

Unternehmen auch ihren Einzelabschluss<br />

nach IFRS erlauben, ist der Einzug der<br />

„Internationalisierung der externen Rechnungslegung“<br />

in unsere <strong>kaufmännische</strong>n<br />

Bildungsgänge nicht mehr aufzuhalten.<br />

Der Autor Professor Dr. Hanno Kirsch,<br />

der seit 1996 eine Professur für Controllingorientierte<br />

Unternehmensrechnung<br />

an der Fachhoch<strong>schule</strong> Westküste,<br />

Heide innehat, richtet sich mit dem Buch<br />

an Stu<strong>die</strong>rende der Betriebswirtschaftslehre<br />

sowie an Teilnehmer von Bilanzbuchhalter-Kursen<br />

und Kursen zum<br />

Bilanzbuchhalter International.<br />

Nach einem systematischen Gesamtüberblick<br />

über <strong>die</strong> internationalen Rechnungslegungsstandards<br />

werden auf über 500 Seiten<br />

sowohl theoretische Grundlagen als<br />

auch praktische Umstellungsprobleme<br />

behandelt. Dazu gehören folgende Themen:<br />

• Entwicklung und Bedeutung der internationalen<br />

Rechnungslegung<br />

• Allgemeine Grundsätze der IFRS<br />

• Ausgewählte Bilanzierungs- und<br />

Bewertungsvorschriften für den Einzelabschluss<br />

nach IFRS<br />

• Konzernabschluss nach IFRS<br />

• Aufstellung der IFRS-Eröffnungsbilanz<br />

• GuV nach IFRS<br />

• Kapitalflussrechnung nach IFRS<br />

• Eigenkapitalveränderungsrechnung<br />

nach IFRS<br />

bis „U+“ für Upperintermediate) hingewiesen.<br />

Ein zweiseitiges Stichwortregister<br />

soll <strong>die</strong> Orientierung bzw. Suche nach<br />

einzelnen Themen u. Ä. erleichtern.<br />

Trotz des hohen Preises ist <strong>die</strong>se Materialsammlung<br />

allen Fachkolleginnen und<br />

-kollegen zu empfehlen.<br />

Anmerkung<br />

1 Popova, Maria / Seymour, David: 700 Classroom<br />

Activities, Macmillan Education (ISBN 1 405<br />

01777 5) bzw. Max Hueber Verlag (ISBN 3-19-<br />

002898-2), 156 Seiten, 35,50 EUR.<br />

• Anhang nach IFRS<br />

Sabine von Zedlitz ❍<br />

Einführung in <strong>die</strong> internationale Rechnungslegung nach IFRS 1<br />

Orientierungshilfe über Grundzüge der IFRS und Anwendung beim Konzernabschluss<br />

• Umstellung der Rechnungslegung von<br />

HGB auf IFRS<br />

Abbildungen, Beispiele und Fallstu<strong>die</strong>n<br />

sollen dem Leser bei der Anwendung des<br />

erarbeiteten Wissens helfen.<br />

Die 3. Auflage berücksichtigt <strong>die</strong> aktuellen<br />

Änderungen zum Stand der IFRS. Sie<br />

enthält außerdem zwei zusätzliche Fallstu<strong>die</strong>n<br />

zu Fertigungsaufträgen und zur<br />

Eigenkapitalveränderungsrechnung sowie<br />

viele neue Beispiele.<br />

Insgesamt kann sicherlich festgestellt<br />

werden, dass das Buch für alle Fachkolleginnen<br />

und Fachkollegen als Lern-<br />

und Nachschlagewerk eine strukturierte<br />

Orientierungshilfe auf dem Gebiet<br />

der internationalen Rechnungslegung<br />

ist.<br />

Anmerkung<br />

1 Kirsch, Hanno: Einführung in <strong>die</strong> internationale<br />

Rechnungslegung nach IFRS, in der Reihe:<br />

Betriebswirtschaftslehre in Studium und Praxis,<br />

3. wesentlich überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />

2006. XIV, 524 Seiten. ISBN 3 482 52043 7,<br />

29,80 EUR.<br />

Sabine von Zedlitz ❍<br />

40 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Link des Monats:<br />

Die Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels, Alterung, Schrumpfung und<br />

Migration, betreffen alle Kommunen in<br />

Deutschland. Der Wegweiser Demografischer<br />

Wandel will den Kommunen helfen<br />

<strong>die</strong>se Herausforderungen zu analysieren,<br />

lokale Strategien zu entwickeln und <strong>die</strong>se<br />

zu implementieren. Der Wegweiser liefert<br />

Daten, Prognosen und Konzepte für<br />

2.959 Kommunen in Deutschland. 85<br />

Prozent der Bevölkerung leben in den<br />

untersuchten Kommunen mit mehr als<br />

5.000 Einwohnern. Für 15 kommunale<br />

Demografietypen wurden <strong>die</strong> lokalen<br />

Herausforderungen des demografischen<br />

Wandels identifiziert und differenzierte<br />

Konzepte entwickelt.<br />

Der Wegweiser gliedert sein Angebot in<br />

<strong>die</strong> drei Rubriken: Demografische Daten,<br />

Bevölkerungsprognose und Handlungskonzepte.<br />

Doch nicht nur für Kommunen und Kommunalpolitiker<br />

ist <strong>die</strong>ses aktuelle Datenmaterial<br />

interessant. Nutzen lässt es sich<br />

auch zur Unterrichtsvorbereitung, zur<br />

Abrundung von Projektunterrichten etc.<br />

Hilfreich ist dabei u. a. <strong>die</strong> Einteilung der<br />

Kommunen nach bestimmten Kriterien,<br />

z. B. nach der Größe, der Stabilität auf-<br />

Bezirksverband Köln:<br />

Eine große Gruppe von pensionierten Kolleginnen<br />

und Kollegen fand sich auf Einla-<br />

www.aktion2050.de/wegweiser<br />

Bertelsmann-Stu<strong>die</strong> zur demografischen Entwicklung<br />

grund der demografischen Entwicklung<br />

usw. Dabei beschränkt sich das Datenmaterial<br />

nicht nur auf größere Städte,<br />

sondern gibt auch Auskunft bei Mittel-<br />

dung des Pensionärsbeauftragten Herrn<br />

Diedrich vor dem historischen Schloss<br />

Informationen/Retired<br />

städten wie z. B. Ratingen oder kleineren<br />

Städten wie z. B. Tecklenburg, Kreis<br />

Steinfurt.<br />

Sabine von Zedlitz ❍<br />

Besichtigung des RWE-Kraftwerks Niederaußem<br />

Eine Veranstaltung für pensionierte Kolleginnen und Kollegen am 20. März 2006<br />

Aktive Pensionärinnen und Pensionäre vor dem Kraftwerk Niederaußem<br />

Paffendorf in Bergheim/Erft ein, um das<br />

RWE-Kraftwerk Niederaußem zu besichtigen.<br />

Im Herrenhaus des Schlosses, das<br />

wegen des fortschreitenden Tagebaus<br />

von der damaligen Eigentümerin 1958<br />

verkauft wurde und jetzt REW-Power als<br />

Informationszentrum <strong>die</strong>nt, wurden <strong>die</strong><br />

Besucher zunächst über <strong>die</strong> Braunkohlengewinnung<br />

im rheinischen Braunkohlenrevier<br />

und <strong>die</strong> damit verbundenen Probleme<br />

wie Umsiedlung, Absenkung des Grundwasserspiegels,<br />

Verlegung von Hauptverkehrswegen<br />

und Rekultivierung informiert.<br />

Nach der Kohleveredelung als der Grundlage<br />

der Braunkohlenverstromung widmete<br />

sich der Referent ausführlich der<br />

Darstellung des Kraftwerks Niederaußem.<br />

Anhand von zahlreichen so genannten<br />

Modulen wurde recht anschaulich <strong>die</strong><br />

Stromgewinnung dargestellt, wobei auf<br />

den größten und modernsten Block des<br />

Kraftwerks, das BoA (Braunkohlenkraftwerk<br />

mit optimierter Anlagentechnik), besonders<br />

hingewiesen wurde.<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 41


Retired<br />

Nach der etwa einstündigen Information<br />

verließen wir das Schloss und begaben uns<br />

in PKW-Fahrgemeinschaften zum eigentlichen<br />

Kraftwerk Niederaußem. Die bauliche<br />

Dimension des modernen BoA-Blocks<br />

beeindruckte uns schon bei der Ankunft.<br />

Nach dem Aufsetzen der vorgeschriebenen<br />

weißen Schutzhelme betraten wir den alten<br />

Kraftwerksteil mit Kohlenmühle und Verbrennungsanlage<br />

und begaben uns dann,<br />

den „Rauchgasen folgend", mit dem Aufzug<br />

zunächst zur Leitwarte im neuen Block.<br />

Hier besichtigten wir auch das Herzstück<br />

des Kraftwerks, den Generator, sowie <strong>die</strong><br />

Turbine. Von dort ging es weiter zum Kessel<br />

mit einer Höhe von 162 m.<br />

Bezirksverband Arnsberg:<br />

Auf Einladung des Pensionärsbeauftragten<br />

Klemens A. Walters trafen sich 40<br />

Ruheständler des BV Arnsberg am 14.<br />

Februar 2006 um 11:30 Uhr in Düsseldorf<br />

vor dem WDR.<br />

Zunächst wurden wir in einem Kurzfilm<br />

über Aufgaben und Organisation des<br />

Landesstudios informiert. Kernaussage<br />

der Einführung: Anspruch <strong>die</strong>ses Studios<br />

ist es, den Menschen der Region nahe zu<br />

sein, sie in ihrer regional unterschiedlichen<br />

Lebensart zu begleiten und Probleme<br />

verschiedenster Art zu thematisieren,<br />

und <strong>die</strong>s täglich 70 Minuten lang –<br />

davon 40 Minuten „Aktuelle Stunde“ für<br />

ganz NRW und 30 Minuten in neun<br />

„Lokalzeiten“ für <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Landesteile.<br />

Anschließend wurden wir durch einzelne<br />

Studios geführt. Im TV-Studio, in dem <strong>die</strong><br />

„Aktuelle Stunde“ entsteht, konnten wir<br />

viele, uns Zuschauern bisher verborgene<br />

Details, z. B. über Fragen der Beleuchtung,<br />

der Klimatisierung der Studios und<br />

... Heinz Bals und ...<br />

Nicht jeder Besucher wagte einen Blick<br />

nach unten auf <strong>die</strong> verschiedenen Ebenen<br />

mit ihren einzelnen Abteilungen. Bald<br />

war der Aussichtspunkt des BoA-Blocks<br />

in 172 m Höhe erreicht, von wo aus sich<br />

eine herrliche Aussicht auf Bergheim und<br />

<strong>die</strong> weitere Umgebung bot. Von den<br />

dichten Nebelschwaden aus dem 200 m<br />

hohen Kühlturm auf einer Seite des Aussichtspunktes<br />

gewissermaßen umhüllt zu<br />

werden, war schon eine Erfahrung der<br />

besonderen Art.<br />

Nach Verlassen des Kraftwerkes, in dem,<br />

wie wir erfahren konnten, insgesamt 68<br />

Mitarbeiter in vier Schichten tätig sind,<br />

der Aufnahmetechnik erfahren. Im<br />

Bereich Hörfunk wurde uns u. a. <strong>die</strong><br />

Bedeutung einer absoluten Schallisolierung<br />

und das Zusammenspiel zwischen<br />

Sprecher- und Technikraum für <strong>die</strong> speziellen<br />

Aufgaben eines Hörfunkstudios<br />

deutlich gemacht.<br />

Es war schon eine besondere Erfahrung,<br />

den Me<strong>die</strong>n Hörfunk und Fernsehen einmal<br />

hinter <strong>die</strong> Kulissen schauen zu können.<br />

Nach dem Besuch beim WDR trafen wir<br />

uns in der nahe gelegenen Kantine des<br />

RWI zum gemeinsamen Mittagessen.<br />

Den Nachmittag verbrachten wir in der<br />

Landesgeschäftsstelle des <strong>vLw</strong>. Nach<br />

einem kurzen Statement des Landesvorsitzenden<br />

Dr. Hermann Hansis zum<br />

Beamten- und Schulrecht standen<br />

Ehrungen an. Geehrt werden sollten <strong>die</strong><br />

Pensionäre des BV Arnsberg, <strong>die</strong> im Zeitraum<br />

01.01.2005 bis 01.03.2006 langjährig<br />

dem <strong>vLw</strong> angehörten. Aufgeschlüsselt<br />

heißt <strong>die</strong>s: 55 Jahre, 50 Jahre, 40 Jahre<br />

und 30 Jahre. Genannt seien hier stellvertretend<br />

für alle langjährigen Mitglieder<br />

ging es zurück zum Schloss. Im dortigen<br />

Bistro fand dann <strong>die</strong> Besichtigung<br />

bei Kaffee und Kuchen ihren<br />

Abschluss.<br />

Die nächste Veranstaltung wird, wie Herr<br />

Diedrich mitteilte, am Montag, dem 26.<br />

Juni 2006, Beginn 10:30 Uhr stattfinden.<br />

Auf dem Programm steht <strong>die</strong> Besichtigung<br />

des Braunkohlentagebaus Garzweiler,<br />

ein Thema, das nicht nur <strong>die</strong><br />

Wirtschaftsgeografen unter den pensionierten<br />

Kolleginnen und Kollegen interessieren<br />

dürfte.<br />

Ein Tag in der Landeshauptstadt Düsseldorf<br />

Besuch beim WDR und Ehrung von Verbandsmitgliedern<br />

Christiane Lechtermann und Hermann Hansis gratulieren Ria<br />

Peuckmann mit … (Fotos: Klemens A. Walters)<br />

Winfried Linn ❍<br />

Herr Gerhard Haase (55<br />

Jahre) sowie Frau Wessely,<br />

Frau Peuckmann,<br />

Herr Heinz Bals und<br />

Herr Karl Joachimsmeier<br />

(mit jeweils 50jähriger<br />

Mitgliedschaft).<br />

Die anwesenden Jubilare<br />

konnten <strong>die</strong> entsprechende<br />

Urkunde<br />

aus der Hand des LandesvorsitzendenHermann<br />

Hansis und ein<br />

kleines Präsent aus der<br />

Hand der Bezirksvorsitzenden<br />

Christiane<br />

Lechtermann in Empfang<br />

nehmen.<br />

Mit dem Hinweis, dass im Herbst eine<br />

weitere Veranstaltung geplant ist, endete<br />

ein schöner Tag in Düsseldorf.<br />

Gert Kriegesmann ❍<br />

... Karl Joachimsmeier und Gerhard<br />

Haase (sitzend)<br />

42 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Bezirksverband Detmold:<br />

Der Bezirksverband Detmold organisierte<br />

turnusgemäß am 16. Februar 2006 einen<br />

Bezirksdelegiertentag. Der Einladung<br />

nach Rheda-Wiedenbrück folgten rund<br />

40 Delegierte aus den Ortsverbänden<br />

Ostwestfalens. Pia Plewka begrüßte als<br />

Vorsitzende insbesondere den Landesvorsitzenden<br />

des <strong>vLw</strong>, Prof. Dr. Hermann<br />

Hansis. Gleichzeitig bedankte sie sich<br />

beim Schulleiter Dr. Jaspers, der zum<br />

wiederholten Male <strong>die</strong> Räumlichkeiten<br />

des Ems-Berufskollegs für Veranstaltungen<br />

des <strong>vLw</strong> zur Verfügung stellte.<br />

Im anschließenden öffentlichen Teil referierte<br />

Hansis über den Referentenentwurf<br />

des 2. Schulrechtsänderungsgesetzes und<br />

<strong>die</strong> entsprechende Stellungnahme des <strong>vLw</strong>-<br />

Landesverbandes dazu. Hierbei ging er auf<br />

einige zentrale Aspekte ausführlich ein:<br />

Wahl des Schulleiters durch<br />

<strong>die</strong> Schulkonferenz<br />

Aus Sicht des <strong>vLw</strong> spreche nichts gegen<br />

<strong>die</strong>se generelle Regelung. Allerdings sollten<br />

interne Bewerber nicht grundsätzlich<br />

ausgeschlossen werden. Wichtig sei<br />

dagegen, dass alle Kandidaten mehr als<br />

eine Schule in ihrer Laufbahn kennengelernt<br />

hätten. Analog zu anderen<br />

Ämtern im öffentlichen Dienst solle eine<br />

Wiederwahl nach fünf Jahren möglich<br />

sein und anschließend eine Ernennung<br />

auf Lebenszeit folgen.<br />

Qualitätsanalyse bzw. Schulinspektion<br />

In erster Linie müssten Schulen ihre<br />

Arbeit intern evaluieren dürfen. Dies sei<br />

aber nur dann möglich, wenn entsprechende<br />

Bildungsstandards festgelegt<br />

würden. Eine externe Evaluation sei erst<br />

dann erforderlich, wenn <strong>die</strong> interne nicht<br />

funktioniere.<br />

Individuelle Förderung der<br />

Schüler<br />

Im Schulgesetz werde festgeschrieben,<br />

dass jeder Schüler individuell zu fördern<br />

sei, wobei eine Versetzung der Regelfall<br />

sein soll. Der <strong>vLw</strong> plä<strong>die</strong>re dafür, so Hansis,<br />

als Ausnahme im Schulgesetz den<br />

Fall festzuhalten, dass der Schüler <strong>die</strong><br />

Schulform gegen den Rat der aufnehmenden<br />

Schule besuche.<br />

Ordnungsmaßnahmen<br />

Die Bewertung von Arbeits- und Sozialverhalten<br />

soll nach Auffassung Hansis’<br />

den Schulen ermöglicht, aber nicht verbindlich<br />

vorgeschrieben werden. Nach<br />

dem Entwurf des Schulrechtsänderungsgesetzes<br />

sollen Schulleiter oder Teilkonferenz<br />

einfache Ordnungsmaßnahmen<br />

verhängen können. Aus Verbandssicht<br />

stelle sich jedoch <strong>die</strong> Frage, warum <strong>die</strong><br />

Klassenkonferenz als Gremium nicht<br />

mehr zuständig sei.<br />

Gymnasiale Oberstufe<br />

Grundsätzlich bleibe <strong>die</strong> Gymnasiale<br />

Oberstufe dreijährig. Die bedeute für <strong>die</strong><br />

Berufskollegs, dass nicht mehr <strong>die</strong><br />

Gefahr bestehe, nur noch <strong>die</strong> schwäche-<br />

ren oder langsameren Schüler zu bekommen.<br />

Schulbezirke<br />

Aus den Bezirken<br />

Bezirksdelegiertentag 2006 in Rheda-Wiedenbrück<br />

Sachthemen, Diskussionen und Wahlen<br />

Hermann Hansis informiert und diskutiert mit Kolleginnen und Kollegen<br />

Mit der Ausnahme von bezirksübergreifenden<br />

Fachklassen gebe es auch für<br />

Berufskollegs keine Schulbezirke mehr.<br />

Hansis plä<strong>die</strong>rte jedoch dafür, dass kleinere<br />

Gruppen den Schulen zugeordnet<br />

werden und eine Konzentration in den<br />

Oberzentren vermieden werden müsse.<br />

Ein Wettbewerb zwischen den Berufskollegs<br />

sei auch nur dann sinnvoll, wenn zwischen<br />

Betrieben und Schulen einheitliche<br />

Qualitätsstandards vereinbart würden.<br />

Der neue Bezirksvorstand mit Hermann Hansis: Ulf Kleine-Piening, Pia Plewka,<br />

Michael Hartmann, Lydia Korbmacher und Michael Wendler<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 43


Aus den Bezirken<br />

Beamtenstatus von<br />

Lehrkräften<br />

Dieser werde durch das Gesetz nicht<br />

mehr infrage gestellt.<br />

Im anschließenden verbandsinternen Teil<br />

der Veranstaltung berichtete <strong>die</strong> Vorsitzende<br />

des Bezirksverbandes, Pia<br />

Plewka, über <strong>die</strong> Arbeit des Vorstandes in<br />

den letzten beiden Jahren. Dabei ging sie<br />

insbesondere auf <strong>die</strong> durchgeführten<br />

bezirksweiten Veranstaltungen des <strong>vLw</strong><br />

ein. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang bat sie<br />

<strong>die</strong> Delegierten um besondere Werbung<br />

in den Ortsverbänden. Eine weitere Veranstaltung<br />

für Ausbildungskoordinatoren<br />

an den Berufskollegs werde in Kürze folgen.<br />

Die Kassenprüfung für <strong>die</strong> abgelaufene<br />

Amtsperiode wurde von Volker Berge-<br />

Bezirksverband Düsseldorf:<br />

Jedes Jahr richtet der Vorsitzende des<br />

Bezirksverbands, Ralf Jeschke, eine Veranstaltung<br />

als Dank für <strong>die</strong> ehrenamtliche<br />

Arbeit der Funktionsträger aus. In <strong>die</strong>sem<br />

Jahr gingen <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />

auf Schatzsuche in Essen-Stadtmitte.<br />

Dort befindet sich der Essener Dom und<br />

<strong>die</strong> Schatzkammer, <strong>die</strong> am Nachmittag<br />

des 2. März d. J. besichtigt wurden.<br />

Die Führung ging ins 9. Jahrhundert<br />

zurück, zur Grundsteinlegung, <strong>die</strong> der<br />

Heilige Altfrid veranlasste, um ein bedeutendes<br />

Stift für Frauen des hohen Adels<br />

errichten zu lassen. Die Frauengemeinschaft<br />

war <strong>die</strong> Keimzelle der Stadt Essen,<br />

<strong>die</strong> heute mit rund 590.000 Einwohnern<br />

zu den Großstädten des Landes zählt. Im<br />

Jahre 1958 wurde das Bistum Essen<br />

errichtet und <strong>die</strong> Kirche wurde zum<br />

Bischofssitz und damit Dom des Ruhrbistums.<br />

Besonders sehenswert ist <strong>die</strong><br />

berühmte Goldene Madonna, „Essen<br />

sein Schatz“. Sie ist <strong>die</strong> älteste vollplastische<br />

Marienfigur der Welt und wurde um<br />

990 für das Frauenstift geschaffen. Eine<br />

weitere Kostbarkeit ist der 1000 Jahre<br />

alte Siebenarmige Leuchter.<br />

Die angeschlossene Domschatzkammer<br />

versteht sich nicht als Museum, obwohl<br />

sie zahlreiche Kunstwerke von Weltrang<br />

beherbergt. Sie <strong>die</strong>nte damals und <strong>die</strong>nt<br />

auch heute noch als Aufbewahrungsort<br />

für Reliquiare und Monstranzen, <strong>die</strong> im<br />

mann und Wolfgang Schwentker durchgeführt;<br />

anschließend wurde der Bezirksvorstand<br />

auf Antrag einstimmig entlastet.<br />

Georg Senn führte danach <strong>die</strong> Neuwahlen<br />

des Bezirksverbandes Detmold<br />

durch. Dabei wurden alle bisherigen<br />

Funktionsträger einstimmig wiedergewählt.<br />

Dies sind im Einzelnen:<br />

• Vorsitzende<br />

Pia Plewka<br />

• stellvertretender Vorsitzender<br />

Michael Hartmann<br />

• stellvertretender Vorsitzender<br />

Michael Wendler<br />

• Kassenführerin<br />

Lydia Korbmacher<br />

• Schriftführer<br />

Ulf Kleine-Piening<br />

Gottes<strong>die</strong>nst eingesetzt werden. Viele <strong>die</strong>ser<br />

sakralen Gegenstände stammen noch<br />

aus ottomanischer Zeit, so wie <strong>die</strong> „Kinderkrone“<br />

Ottos III., das Zeremonialschwert<br />

der Fürstäbtissin oder kostbar<br />

gestaltete Vortragekreuze. Aber auch<br />

aktuellere Gegenstände sind zu besichtigen,<br />

wie der Ring von Bischof Hengsbach,<br />

dessen Stein ein Stück Kohle ist und der<br />

damit seine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet<br />

anschaulich demonstrierte.<br />

Im Anschluss an <strong>die</strong>sen Kunstgenuss ging<br />

es zum GOP-Varieté, wo <strong>die</strong> Ausnahmear-<br />

• Bezirksvertreter im Hauptvorstand<br />

Claudia Eickmann und Michael Wendler<br />

• Nachrücker im Hauptvorstand<br />

Rita Sökefeld und Udo Wibbe<br />

<strong>vLw</strong>-Mitglieder auf Schatzsuche in Essen<br />

Veranstaltung für Funktionsinhaber im Bezirksverband<br />

Das GOP-Theater in Essen<br />

Abenteuer sind das Ergebnis schlechter Planung.<br />

Colonel Blatchford<br />

• Betreuer Seminar/Universität<br />

Ludger Katt (für Paderborn) und<br />

Werner Hoepfner (für Bielefeld)<br />

Als Kassenprüfer für <strong>die</strong> kommende<br />

Amtsperiode wurden Volker Bergemann<br />

und Stefan Prante gewählt. Im Namen des<br />

alten und neuen Bezirkvorstandes<br />

bedankte sich Plewka bei den Delegierten<br />

für das entgegengebrachte Vertrauen. Ihr<br />

Dank galt abschließend auch dem Landesvorsitzenden,<br />

der in den letzten Jahren<br />

immer am Bezirksdelegiertentag des<br />

Bezirksverbandes Detmold teilnahm und<br />

jederzeit gerne als Referent zur Verfügung<br />

stand.<br />

Ulf Kleine-Piening ❍<br />

tisten Caesar Twins & Friends in ihrer innovativen<br />

Show Darbietungen zu Luft, zu<br />

Wasser und auf dem Boden zeigten. Dabei<br />

wurde neben dem Sehen, Hören und Staunen<br />

auch der Geschmackssinn verwöhnt.<br />

Alle Teilnehmer genossen <strong>die</strong>sen rundum<br />

gelungenen Nachmittag und Abend mit<br />

seinen vielfältigen Eindrücken und machten<br />

sich bei einsetzendem Schneefall auf<br />

den Heimweg.<br />

Monika Marx ❍<br />

44 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Bezirksverband Münster:<br />

Der Bezirksdelegiertentag des Bezirksverbandes<br />

Münster, zu dem <strong>die</strong> Mitglieder<br />

der Bezirksgruppen Münsterland und<br />

Emscher-Lippe nach Lüdinghausen in<br />

das Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg<br />

geladen waren, stand ganz im Zeichen<br />

der Neuwahlen zum Bezirksvorstand.<br />

Der Bezirksvorsitzende Jürgen Rabenow<br />

bedankte sich im Rahmen seines<br />

Rechenschaftsberichtes herzlich für <strong>die</strong><br />

gute Zusammenarbeit, sowohl innerhalb<br />

des Vorstandes als auch mit den Bezirksgruppen.<br />

Gleichzeitig verwies er auf <strong>die</strong><br />

zahlreichen Aktivitäten des Vorstands auf<br />

der Bezirksgruppenebene und auch in<br />

den verschiedenen Gremien auf der Landesebene<br />

des Verbandes.<br />

Jürgen Rabenow stellte im Rahmen seines<br />

Vortrages <strong>die</strong> strikt gewerkschaftliche<br />

Orientierung des Bezirksverbandes<br />

Münster heraus und bedankte sich für<br />

das Engagement der BV-Mitglieder im<br />

Bezirkspersonalrat. Gleichzeitig forderte<br />

Jürgen Rabenow, dass <strong>die</strong> Gefährdung<br />

der Existenz der Bezirkspersonalräte zu<br />

einer verstärkten Strategiediskussion im<br />

<strong>vLw</strong> führen müsse. Dieses gelte auch für<br />

Ortsverband Hagen I<br />

Jürgen Rabenow erneut Bezirksvorsitzender<br />

Der komplette Vorstand des Ortsverbands<br />

Hagen I verabschiedete sich nach<br />

Bezirksdelegiertentag am 8. März 2006 in Lüdinghausen<br />

den Umgang mit der kommenden flächendeckendenDienstvorgesetztenfunktion<br />

der Schulleiter.<br />

Die Wahlen zum neuen Bezirksvorstand<br />

im Bezirksverband Münster leitete schon<br />

traditionell Herr Karl Strathmann vom<br />

Ortsverband Münster III. Als Vorsitzender<br />

des Bezirksverbandes wurde Jürgen<br />

Rabenow (Münster II) wiedergewählt.<br />

Stellvertretender Vorsitzender bleibt<br />

Klaus Härtel (Datteln). Als Kassierer<br />

wurde Johannes Haase (Ahaus), als<br />

Schriftführer Matthias Kamps (Datteln)<br />

bestätigt. Ebenfalls wiedergewählt wurden<br />

<strong>die</strong> Beisitzer Paul Frank (Castrop-<br />

Rauxel), Birgitt Siegel (Gelsenkirchen)<br />

und Esther Wilke (Münster II). Die Vorsitzenden<br />

der Bezirksgruppen Münsterland<br />

und Emscher-Lippe (Walter Heemann<br />

und Klaus Härtel) gehören als „geborene<br />

Mitglieder“ dem neuen Bezirksvorstand<br />

an. Da Klaus Härtel aber für <strong>die</strong> Funktion<br />

des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden<br />

kandi<strong>die</strong>rte, musste er sich dem<br />

Votum der Mitglieder stellen.<br />

Darüber hinaus beschloss der Bezirksdelegiertentag<br />

einstimmig seine gemeinsame<br />

Vorschlagsliste für <strong>die</strong> Besetzung<br />

langjähriger zuverlässiger und tatkräftiger<br />

Mitarbeit auf eigenen Wunsch ohne Mög-<br />

Aus den Bezirken<br />

der Ausschüsse auf Landesebene zur<br />

Weiterleitung an <strong>die</strong> Landesgremien.<br />

Trotz seines Geburtstages ließ es sich Prof.<br />

Dr. Hermann Hansis nicht nehmen, an der<br />

Veranstaltung teilzunehmen und so wieder<br />

einmal seine große Verbundenheit zum<br />

Bezirk Münster zu dokumentieren. Der Landesvorsitzende<br />

nahm <strong>die</strong> Gelegenheit wahr,<br />

zum neuen Dienstrecht und zur Novellierung<br />

des Schulgesetzes zu referieren. Wieder<br />

einmal wurden in dem spannenden Vortrag<br />

<strong>die</strong> sich ständig verschlechternden<br />

Rahmenbedingungen für <strong>die</strong> Arbeit der Kolleginnen<br />

und Kollegen „vor Ort“ kritisiert.<br />

Da bereits abzusehen war, dass Prof. Dr.<br />

Hermann Hansis sich auf dem bevorstehenden<br />

Landesdelegiertentag in Oberhausen<br />

nicht mehr zur Wiederwahl stellen<br />

würde, bedankte sich Jürgen Rabenow für<br />

<strong>die</strong> langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />

Außerdem hob er <strong>die</strong> besonderen<br />

Ver<strong>die</strong>nste von Prof. Dr. Hermann Hansis<br />

für den Verband hervor und bat darum,<br />

dass <strong>die</strong>ser dem Bezirksverband Münster<br />

auch zukünftig als allseits geachteter und<br />

geschätzter Experte zur Verfügung stehen<br />

möge.<br />

Matthias Kamps ❍<br />

Dank an Volbers, Bossier-Hülsenbeck und Haumann-Maurer<br />

Neuwahl von OV-Vorstandsteam um Holger Mannesmann und Ulrich Gründling<br />

(v. r. n. l.): E. Volbers, H. Mannesmann, U. Bossier-Hülsenbeck, H. Haumann-Maurer<br />

lichkeit zur Wiederwahl von seinen<br />

Ämtern. Ernst Volbers, Ursula Bossier-<br />

Hülsenbeck und Heike Haumann-Maurer,<br />

<strong>die</strong> Rat suchenden Mitgliedern in der Vergangenheit<br />

stets hilfreich und auskunftsbereit<br />

zur Seite gestanden haben, wollten<br />

nun Platz für eine Neubesetzung schaffen.<br />

Zum neuen Vorsitzenden wurde Holger<br />

Mannesmann, zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />

wurde Ulrich Gründling, zur<br />

Kassiererin wurde Stefanie Kirchheim<br />

und zur Schriftführerin wurde Kerstin Sulzer<br />

gewählt.<br />

Die Verabschiedung des alten Vorstands<br />

und <strong>die</strong> Neuaufnahme der Amtstätigkeit<br />

des neuen Vorstands wurden eingeleitet<br />

und begleitet von einer der unnachahmlichen,<br />

gedichteten Reden von Hans<br />

Menninga, der den Posten des Vorstands<br />

selbst schon für einige Jahre innegehabt<br />

hatte.<br />

Kerstin Sulzer ❍<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 45


Persönliches<br />

OV Detmold:<br />

Schulleitung und Kollegium des Dietrich-<br />

Bonhoeffer-Berufskollegs in Detmold<br />

haben mit großer Trauer zur Kenntnis<br />

genommen, dass ihr früherer Kollege,<br />

der Diplom-Handelslehrer Dr. Joachim<br />

Raulfs, kurz nach Vollendung seines 68.<br />

Lebensjahres verstorben ist.<br />

Dr. Joachim Raulfs war bis zu seiner Pensionierung<br />

im Jahre 2002 über 35 Jahre<br />

lang Lehrer für Wirtschaftswissenschaft,<br />

Bankbetriebslehre und Deutsch an den<br />

Dem Ausschuss „Mitgliederbetreuung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit“ haben wir vielfältige<br />

Anregungen zu verdanken.<br />

Der Ausschuss mit dem weitgespannten<br />

Arbeitsauftrag „Mitgliederbetreuung und<br />

Öffentlichkeitsarbeit“ hat eine durchaus<br />

bewegte Entwicklung hinter sich. Bereits<br />

Anfang der 90er-Jahre wurde <strong>die</strong> verbandsexterne<br />

Öffentlichkeitsarbeit als<br />

Spezialgebiet mit einem Pressereferenten<br />

besetzt. Für <strong>die</strong> verbandsinterne<br />

Öffentlichkeitsarbeit gab der Ausschuss<br />

zahlreiche Anstöße, konnte aber <strong>die</strong><br />

damit verbundene inhaltliche Arbeit –<br />

etwa <strong>die</strong> Erstellung der „Gelben Reihe“<br />

oder rechtliche Spezialinformationen –<br />

nicht selbst leisten, sodass <strong>die</strong>se Publikationen<br />

jeweils Pflichtaufgabe der fachlich<br />

dafür zuständigen Ausschüsse<br />

wurde. Das auf dem Delegiertentag vorgestellte<br />

Me<strong>die</strong>nkonzept, an dessen<br />

Erstellung auch <strong>die</strong>ser Ausschuss beteiligt<br />

war, verlangte schließlich neue personelle<br />

Anbindungen an <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Verbandsgremien, über <strong>die</strong> <strong>die</strong> zukünftige<br />

Online-Präsenz des Verbandes<br />

sichergestellt werden soll.<br />

Auch für den Bereich Mitgliederbetreuung<br />

gab der Ausschuss beachtliche Anregungen,<br />

deren Umsetzung dann aber vielfach<br />

wiederum <strong>die</strong> Gewinnung von Spezialisten<br />

außerhalb des Ausschusses erforderte,<br />

sei es in zielgruppenorientierter<br />

Hinsicht (z. B. Studentenbetreuung, Pensionärsbetreuung),<br />

sei es in sachbezogener<br />

Hinsicht, z. B. als Rechts-, Beihilfeoder<br />

Versorgungsberatung.<br />

Für <strong>die</strong> verbleibenden Verwaltungs- oder<br />

Verteilungsaufgaben, wie z. B. <strong>die</strong> Aktua-<br />

Abschied von Dr. Joachim Raulfs<br />

Stets freundlicher und hilfsbereiter Kollege sowie engagierter Berufspädagoge<br />

Restrukturierung der Ausschussarbeit:<br />

Kaufmännischen Schulen des Kreises<br />

Lippe, dem heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg<br />

in Detmold. Er hat in <strong>die</strong>ser<br />

Zeit vielen jungen Menschen in seinem<br />

Unterricht wichtiges Rüstzeug für<br />

ihre spätere Tätigkeit in Wirtschaft und<br />

Verwaltung vermittelt.<br />

Neben seiner Unterrichtstätigkeit am<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg wirkte<br />

Dr. Joachim Raulfs seit 1978 viele Jahre<br />

als Stu<strong>die</strong>ndirektor und Fachleiter für <strong>die</strong><br />

lisierung und Verteilung des Lehrerkalenders,<br />

soll kostbare Ehrenamtskapazität<br />

nicht in Anspruch genommen werden. So<br />

ist es das Ver<strong>die</strong>nst des Ausschusses,<br />

dass seine wesentlichen Anliegen in zahlreiche,<br />

unterschiedlichste, jeweils spezialisierte<br />

Hände und Köpfe übertragen<br />

wurden.<br />

Die Ausschussvorsitzende Birgitt Siegel<br />

scheidet damit aus dem Geschäftsführenden<br />

Vorstand aus. Ich danke ihr bei<br />

<strong>die</strong>ser Gelegenheit ganz herzlich für ihre<br />

Mitarbeit. Sie war gekennzeichnet durch<br />

ehrliche Offenheit und konstruktive Kritik,<br />

Kreativität und Zuverlässigkeit.<br />

Birgitt Siegel ist sicherlich nicht der Typ,<br />

der sich einem auf Anhieb erschließt. Wer<br />

Ausbildung von Stu<strong>die</strong>nreferendaren im<br />

Fach Deutsch und Bankbetriebslehre am<br />

Stu<strong>die</strong>nseminar in Bielefeld und Paderborn.<br />

Alle, <strong>die</strong> Dr. Joachim Raulfs kannten,<br />

werden ihn als liebenswerten Menschen,<br />

stets freundlichen und hilfsbereiten Kollegen<br />

und engagierten Berufspädagogen<br />

in Erinnerung behalten.<br />

Dank und <strong>die</strong> besten Wünsche an Birgitt Siegel<br />

Ausschussvorsitzende aus dem Geschäftsführenden Vorstand verabschiedet<br />

Hermann Hansis dankt Birgitt Siegel<br />

Dr. Wehmeier ❍<br />

sie aber einmal nachdenklich<br />

analysierend,<br />

vehement diskutierend<br />

oder locker erzählend<br />

erlebt hat, bekommt<br />

eine Ahnung von ihrer<br />

wachen Sensibilität, ihrer<br />

konzentrierten geistigen<br />

Energie und ihrem<br />

tiefgründigen Humor.<br />

Dem von ihr geleiteten<br />

Ausschuss gehörte sie<br />

seit 1995 an, fast<br />

ebenso lange dem<br />

Arbeitskreis für Gleichstellungsfragen.<br />

In<br />

ihrem Heimatbezirk<br />

Münster ist sie stark<br />

verankert: seit 1990<br />

Ortsverbandsvorsitzende<br />

in Gelsenkirchen,<br />

zudem stellvertretende<br />

Vorsitzende der Bezirksgruppe Emscher-<br />

Lippe und seit 1996 Mitglied im Bezirkspersonalrat<br />

für Berufskollegs in Münster.<br />

Und <strong>die</strong>s als Vertreterin jener<br />

Gruppe von Kolleginnen, <strong>die</strong> in den 80er-<br />

Jahren mit Religion und einer Fremdsprache,<br />

hier Englisch, den Weg in <strong>die</strong> <strong>kaufmännische</strong>n<br />

Schulen fanden und sich<br />

dann noch wirtschaftswissenschaftlich<br />

nachqualifizieren mussten. Ein starker<br />

Hintergrund für einen starken Einsatz.<br />

Respekt und tief empfundenen Dank,<br />

Birgitt Siegel, und <strong>die</strong> besten Wünsche<br />

für <strong>die</strong> berufliche und verbandliche<br />

Zukunft!<br />

Hermann Hansis ❍<br />

46 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Herzlichen Glückwunsch:<br />

Viele unter unseren Lesern werden sich<br />

über den Vornamen wundern, aber unser<br />

Hans Welling wurde tatsächlich am 27.<br />

April 1931 als Johann Welling geboren<br />

und eingetragen.<br />

Krieg und Nachkriegszeit beeinflussten<br />

seine Berufswahl, und so absolvierte er<br />

nach der Schulzeit zunächst eine Tischlerlehre,<br />

<strong>die</strong> er 1950 mit der Gesellenprüfung<br />

erfolgreich abschloss. Das Tischlern<br />

ist bis heute sein Hobby geblieben: Vieles<br />

in seinem früheren und in seinem jetzigen<br />

Haus ist von seiner Hand gefertigt.<br />

Wegen <strong>die</strong>ser ganz normalen „Lehre“ hat<br />

Johann Welling den meisten seiner Kollegen<br />

gegenüber einen unschätzbaren Vorteil,<br />

denn er kennt <strong>die</strong> Berufs- und<br />

Arbeitswelt seiner Schüler aus eigenem<br />

Erleben und nicht nur aus Büchern.<br />

Wegen <strong>die</strong>ses Vorteils habe ich ihn oft<br />

beneidet.<br />

Während und nach seiner Berufsausbildung<br />

besuchte er das Abendgymnasium,<br />

eine Schulform, für deren erfolgreichen<br />

Besuch gute Kondition und Willenskraft<br />

fast ebenso wichtig sind wie Intelligenz<br />

und Intellekt.<br />

Das der Reifeprüfung folgende Studium<br />

an der Albertus-Magnus-Universität zu<br />

Köln schloss er 1959 mit dem Handelslehrer-Diplom<br />

ab. Anschließend begann<br />

sein Lehrerdasein an der Kaufmännischen<br />

Schule in Duisburg. Hier unterrichtete<br />

er <strong>die</strong> unterschiedlichsten Klassen<br />

der Teilzeit- und Vollzeit<strong>schule</strong>, vor allem<br />

aber im Einzelhandel und in der Höheren<br />

Handels<strong>schule</strong>.<br />

Bald unterrichtete Johann Welling auch<br />

junge Lehrerinnen und Lehrer, ab 1966<br />

als Fachleiter für Englisch am Stu<strong>die</strong>nseminar<br />

Essen, ab 1975 als Leiter des Stu<strong>die</strong>nseminars<br />

in Gelsenkirchen. 1985<br />

wechselte er von dort zur Schulaufsicht<br />

beim Regierungspräsidenten in<br />

Düsseldorf. Als Leitender Regierungsschuldirektor<br />

trat er 1993 in den Ruhestand.<br />

Auch ein solcher Lebenslauf wäre noch<br />

kein Grund für eine Laudatio in unserer<br />

Verbandszeitschrift, wäre da nicht auch<br />

der Verbandsaktivist Johann Welling.<br />

Ignaz Hillebrand, der erste Vorsitzende<br />

des Hauptpersonalrates für Lehrer an<br />

berufsbildenden Schulen in Nordrhein-<br />

Westfalen und engster Mitarbeiter des<br />

damaligen Landesvorsitzenden Dr. Erich<br />

Schmitz für Fragen des Beamten- und<br />

Besoldungsrechts, warb Johann Welling<br />

für unseren Verband.<br />

Fünfundsiebzig Jahre alt: Johann Welling<br />

Als Nachfolger von Ignaz Hillebrand wurde<br />

Johann Welling auch Ortsvorsitzender und<br />

Bezirksvorsitzender und damit Mitglied<br />

des Hauptvorstandes. 1970 erwärmte er<br />

mich für <strong>die</strong> (erfolgreiche) Kandidatur<br />

zum Landesvorsitzenden. Er selbst war<br />

dann sechs Jahre lang Geschäftsführer<br />

des Verbandes und anschließend vier<br />

weitere Jahre lang Stellvertreter des Landesvorsitzenden,<br />

<strong>die</strong> letzten zwei Jahre<br />

bei meinem Nachfolger, Franz-Heinrich<br />

Strierath.<br />

Johann Welling kommt aus der christlichen<br />

Gewerkschaftsarbeit und steht<br />

fest auf dem Boden der katholischen<br />

Soziallehre. So war und ist es für ihn<br />

selbstverständlich, dass jede Verbandsarbeit<br />

sowohl Arbeit an der Verbesserung<br />

der beruflichen Rahmenbedingungen als<br />

auch Arbeit auf dem weiten Feld der Bildungspolitik<br />

bedeutet. So ist es auch<br />

kein Zufall, dass er Mitbegründer und<br />

Vorsitzender des ersten Bildungsausschusses<br />

unseres Landesverbandes<br />

wurde.<br />

Großes Aufsehen erregten 1971 <strong>die</strong><br />

„Hohensyburger Thesen“, der nach seinem<br />

Entstehungsort benannte erste bildungspolitische<br />

Forderungskatalog des<br />

Verbandes. Dieser Forderungskatalog<br />

schlug so gut ein, dass ihm in den Folgejahren<br />

entsprechende Thesenpapiere zur<br />

Lehrerbildung, zum Beamtenrecht und<br />

zum Besoldungsrecht folgten, und zwar<br />

nicht nur auf Landesebene, sondern<br />

auch in unserem Bundesverband.<br />

Vielleicht ist es an der Zeit, in Kürze an<br />

<strong>die</strong> Novellierung entsprechender Kataloge<br />

zu gehen, um vom Reagieren auf<br />

von Parteipolitikern aufgestellten Zielen<br />

weg und zum Agieren mit eigenen Programmen<br />

zu kommen.<br />

Zurück zum Jubilar:<br />

Dem Bildungsausschuss unseres Landesverbandes<br />

gehörte Johann Welling<br />

fast dreißig Jahre lang an, bevor er im<br />

Jahre 2000 auf eine Wiederwahl verzichtete.<br />

Auch auf Bundesebene hat Johann Welling<br />

den Landesverband hervorragend<br />

vertreten, und zwar<br />

• von 1970 bis 1978 im Hauptvorstand,<br />

• von 1971 bis 1975 im Bildungsausschuss,<br />

• von 1975 bis 1983 im Ausschuss für<br />

Lehrerbildung (davon 3 Jahre als Vorsitzender).<br />

Persönliches<br />

Der <strong>vLw</strong> auf Bundes- und Landesebene hat Johann Welling viel zu danken<br />

So intensive Gewerkschaftsarbeit kostet<br />

viel Kraft und geht in aller Regel auf Kosten<br />

der Familie und anderer Lebensmittelpunkte.<br />

Johann Welling aber ist seit<br />

einem halben Jahrhundert sichtlich<br />

glücklich mit derselben Frau verheiratet,<br />

<strong>die</strong> ihm stets den Rücken freigehalten hat<br />

für seine Verbandsarbeit. Hierfür schuldet<br />

der <strong>vLw</strong> ihr heute noch Dank.<br />

Seit seiner Pensionierung und seinem Rückzug<br />

von der Verbandstätigkeit, aber nicht<br />

vom Verband, sind seine Familie, zu der<br />

auch zwei Töchter mit ihren Familien gehören,<br />

und seine Pfarrgemeinde mit seinem<br />

Kirchenchor wieder mehr in den Vordergrund<br />

gerückt. Wie sehr, sieht man daran,<br />

dass eigentlich kein Gespräch zwischen uns<br />

vergeht, ohne dass neben dem Verband<br />

auch <strong>die</strong>se beiden Lebensmittelpunkte thematisiert<br />

würden. Der Duisburger Schule ist<br />

er auch nach seinem offiziellen Weggang bis<br />

heute treu geblieben, zunächst lange Jahre<br />

als Fußballspieler, dann als einer der regelmäßigsten<br />

Besucher des monatlichen Pensionärsstammtischs.<br />

Der <strong>vLw</strong> auf Bundes- und Landesebene<br />

hat Johann Welling viel zu danken, denn,<br />

wie ich vor fünf Jahren an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

geschrieben habe: Weil er seine Vielseitigkeit<br />

und seine Arbeitskraft so lange für<br />

den <strong>vLw</strong> eingesetzt hat, war und ist er ein<br />

Glücksfall für den Verband.<br />

Ad multos annos, Johann!<br />

Winfried Schwarberg ❍<br />

Spanien<br />

Stu<strong>die</strong>n-/Klassenfahrten<br />

mit Bus oder Flugzeug<br />

Nähe von Barcelona, direkt am Meer<br />

8 Tage ab 235,– € pro Person<br />

für Halbpension in<br />

2- oder 3-Sterne-Hotels<br />

Transfer, Bus vor Ort,<br />

individuell gestaltete Programme,<br />

Bootsfahrt,<br />

Ausflüge/Besichtigungen mit Führung.<br />

Interessenten wenden sich an:<br />

Dipl.-Hdl. Annegret Jung-Lommerzheim<br />

Ernst-Wilhelm-Nay-Str. 6, 50935 Köln<br />

Tel. 02 21/94 35-411, Fax 02 21/9 43 54 14<br />

lommerzheim@netcologne.de<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 47


Persönliches<br />

Ortsverband Gelsenkirchen-Buer:<br />

Ein runder Geburtstag ist eigentlich<br />

immer eine tolle Sache. Für den Jubilar<br />

ist ein 60. Geburtstag dazu noch mit<br />

Sicherheit ein bedeutsames Ereignis.<br />

Und wenn ein Schulleiter wie Hans-<br />

Georg Katzmarzik seinen 60. im Kreis<br />

von Freunden und Kollegen begeht, dann<br />

weiß der Kenner zweierlei: Es werden<br />

viele Personen des öffentlichen Lebens<br />

anwesend sein und – es wird eine Feier<br />

geben, von der man noch lange sprechen<br />

wird, denn Hans-Georg Katzmarzik weiß<br />

nicht nur zu arbeiten, er versteht es auch,<br />

alle Feste zu feiern, so wie sie fallen.<br />

Die Vertreter der Politik, der Verwaltung,<br />

der Bezirksregierung und der Kammern<br />

hatten ebenso wie <strong>die</strong> Vertreter des Kollegiums<br />

und der Schülerschaft nicht nur<br />

Präsente, sondern auch wohlformulierte<br />

Reden im Gepäck, als sie in Gelsenkirchen-Buer<br />

eintrafen. Alle, alle kamen,<br />

wollten gratulieren und ihre Glückwünsche<br />

aussprechen, ob Oberbürgermeister<br />

oder langjähriger schulischer Weggefährte.<br />

Um es auf den Punkt zu bringen,<br />

musste man in <strong>die</strong>ser Sache eigentlich<br />

lediglich <strong>die</strong> lokale Presse zitieren, <strong>die</strong><br />

dem Ereignis ebenfalls beiwohnte und<br />

hiernach berichtete. „Engagiert, umwerfend<br />

charmant, direkt, aber liebevoll…“,<br />

„…ein Mann mit Visionen…“ und ähnlich<br />

lauteten <strong>die</strong> Beschreibungen, <strong>die</strong> man<br />

dort lesen konnte. Auch hier weiß der<br />

Kenner: Stimmt! Der Heilige Augustinus,<br />

seines Zeichens u. a. Kirchenlehrer, sagte<br />

einmal: „In Dir muss brennen, was Du in<br />

anderen entzünden willst.“ Und Hans-<br />

Georg Katzmarzik brennt. Jederzeit.<br />

Lichterloh.<br />

Proteste gegen Sparpolitik:<br />

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)<br />

und der Deutsche Beamtenbund (dbb)<br />

hatten Angestellte und Beamte aus dem<br />

öffentlichen Dienst des Landes zu einer<br />

Protestkundgebung aufgerufen. Und es<br />

kamen doppelt so viele wie erwartet.<br />

Rund 20.000 Teilnehmer zogen nach<br />

Gewerkschaftsangaben durch <strong>die</strong> Stadt<br />

und fanden sich am Nachmittag auf<br />

einer Kundgebung am Burgplatz zusammen.<br />

Die Polizei sprach von etwa 15.000 Teilnehmern.<br />

Hintergrund der Proteste sind<br />

<strong>die</strong> geplanten Einsparungen im NRW-<br />

Landeshaushalt.<br />

Hans-Georg Katzmarzik wird nicht leise<br />

Schulleiter des Eduard-Spranger-Berufskollegs feiert seinen 60.<br />

Gebürtig aus Gelsenkirchen-Resse,<br />

stu<strong>die</strong>rte<br />

Hans-Georg Katzmarzik<br />

nach seiner Zeit bei der<br />

Bundeswehr an der<br />

Ruhr-Universität<br />

Bochum und kam<br />

bereits während des<br />

Referendariats ans<br />

Eduard-Spranger-<br />

Berufskolleg. Schon<br />

damals muss seine<br />

Liebe für <strong>die</strong>se Schule<br />

entbrannt sein, denn<br />

nach einigen Jahren bei<br />

der Bezirksregierung<br />

Münster und Auslandsaufenthalten<br />

folgte er<br />

1990 dem Ruf, an seine<br />

Referandariats<strong>schule</strong><br />

zurückzukehren und <strong>die</strong> zukünftigen<br />

Geschicke dort zu lenken. Heute ist er<br />

nicht nur Schulleiter – das natürlich auch<br />

und mit Leidenschaft –, er ist Sprecher der<br />

Schulleiter der Region, ist Kontaktperson<br />

und Partner der Vertreter aus Politik,<br />

Ministerium und Bezirksregierung. Immer<br />

getreu dem Motto: „Sie haben ein Problem?<br />

Gut! Hans-Georg Katzmarzik nimmt<br />

es nicht nur an, er löst es!“<br />

Für so manchen, so sagt man, markiert<br />

der 60. Geburtstag den Zeitpunkt, es<br />

langsamer gehen zu lassen, einen Gang<br />

zurückzuschalten und sich allmählich auf<br />

<strong>die</strong> Zeit nach dem aktiven Dienst vorzubereiten.<br />

Für Hans-Georg Katzmarzik war<br />

der 60. Geburtstag ein Termin in seinem<br />

Kalender, wenn auch ein außerordentlicher<br />

und besonderer. Auch danach geht<br />

Oberbürgermeister Frank Baranowski gratuliert Hans-Georg<br />

Katzmarzik<br />

es für ihn weiter voran. Und nur <strong>die</strong>se<br />

Richtung kennt er: nach vorne, voran,<br />

immer am Ball, stets an der Sache.<br />

Der Ortsverband Gelsenkirchen-Buer<br />

wünscht dem Schulleiter und vor allem<br />

dem Menschen Hans-Georg Katzmarzik<br />

mit allem Respekt und gewiss nicht ganz<br />

uneigennützig eine gute Gesundheit und<br />

weiterhin viel Freude an seiner Tätigkeit.<br />

Möge er noch viele Jahre mit seiner Energie<br />

<strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer des Eduard-Spranger-Berufskollegs<br />

führen und<br />

für seine Schülerinnen und Schüler wirken!<br />

Glück auf, Hans-Georg Katzmarzik,<br />

Glück auf!<br />

Klaus Massenberg ❍<br />

20.000 Demonstranten am 23.03.06 in Düsseldorf<br />

Spardiktat: Die Berufskollegs protestieren<br />

<strong>vLw</strong>-Mitglieder beziehen Position …<br />

48 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006


Eindrücke vor und ... ... nach der Demonstration<br />

Mit lautem Pfeifen und Fanfaren-Geheul<br />

machten <strong>die</strong> Demonstranten ihrem<br />

Unmut über <strong>die</strong> geplanten Einschnitte<br />

Luft und warfen Schwarz-Gelb einen<br />

„unsozialen Haushalt“ vor. Während der<br />

Demonstration kam es durch <strong>die</strong> zeitweiligen<br />

Sperrungen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen,<br />

<strong>die</strong> Polizei war mit<br />

500 Beamten im Einsatz.<br />

In zwei Protestzügen waren <strong>die</strong> Teilnehmer,<br />

darunter Polizisten, Feuerwehrleute,<br />

Steuerbeamte, Lehrer, Verwaltungsmitarbeiter<br />

und Justizbeschäftigte, durch <strong>die</strong><br />

Innenstadt gegangen, um sich dann auf<br />

dem Burgplatz zu versammeln. Bei Frühlingswetter<br />

strömten sie in <strong>die</strong> Altstadt,<br />

wo den ersten Ankömmlingen <strong>die</strong> Zeit mit<br />

Musik verkürzt wurde. Derweil kam es in<br />

der Innenstadt zu Verkehrssperrungen<br />

und -störungen wegen der Protestzüge.<br />

Auf mitgeführten Plakaten war zu lesen<br />

„Nicht mit uns“, „Vieles versprochen und<br />

doch gebrochen“ und „Stärkt ihr den<br />

Lehrern nicht den Rücken, geht <strong>die</strong> Bildung<br />

bald an Krücken“. Der Protest der<br />

Beschäftigten richtete sich dabei insbesondere<br />

gegen <strong>die</strong> geplante erneute Kürzung<br />

des Weihnachtsgeldes der Beamten,<br />

gegen weiteren Stellenabbau in der<br />

Landesverwaltung und Einschnitte im<br />

sozialen Bereich.<br />

An der Demonstration beteiligten sich<br />

zahlreiche Einzelgewerkschaften, darunter<br />

<strong>die</strong> Gewerkschaft der Polizei (GdP),<br />

<strong>die</strong> Deutsche Steuergewerkschaft<br />

(DSTG) in NRW. Das Motto der Veranstaltung<br />

lautete „Solidarität gegen Wortbruch.<br />

Rote Karte dem Diktat des Verzichts“.<br />

DGB-Landesvorsitzender Guntram<br />

Schneider warf der Landesregierung auf<br />

der Kundgebung erneut „Wortbruch“ vor.<br />

Entgegen anders lautender Versprechen<br />

vor der Landtagswahl gebe es nun weitere<br />

Einkommenskürzungen bei den<br />

Beamten zur Sanierung des Haushaltes.<br />

Die Landesregierung plane zudem, mehr<br />

als 10 000 Stellen in der Landesverwaltung<br />

„konzeptionslos“ abzubauen.<br />

Schneider kritisierte auch Einschnitte<br />

beispielsweise bei der Jugendförderung,<br />

bei Kindergärten und der Weiterbildung.<br />

„Das Land zieht sich immer mehr auf<br />

Kosten der Bürger aus der staatlichen<br />

und sozialen Verantwortung zurück“,<br />

mahnte er. Auch dbb-Landesvorsitzender<br />

Ralf Eisenhöfer attackierte Schwarz-<br />

Gelb: Die Demonstranten seien gekommen,<br />

um der Landesregierung „<strong>die</strong> Rote<br />

Karte“ zu zeigen. „Wir stehen heute hier,<br />

weil wir auf <strong>die</strong>se Politik pfeifen“, rief er<br />

unter dem lauten Jubel der Demons-<br />

Neues aus dem Berufskolleg Hösel:<br />

Konrad Bräsig und …<br />

Zum guten Schluss<br />

tranten. Die Landesregierung wolle<br />

„reformieren, investieren und Zukunft<br />

gestalten“. Tatsächlich werde „deformiert,<br />

einkassiert, Zukunft verbaut“.<br />

CDU-Fraktionschef Helmut Stahl betonte<br />

hingegen, <strong>die</strong> Schulden von heute seien<br />

<strong>die</strong> Steuern von morgen. Zum „strikten<br />

Sparkurs“ gebe es keine Alternative.<br />

„Wichtig ist, dass es dabei sozial gerecht<br />

zugeht“, hob er hervor.<br />

Quelle: http://www.rp-online.de/<br />

public/article/dtoday/shopping/aktuell/<br />

323515 am 26.03.06 ❍<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 49


Die <strong>kaufmännische</strong> Schule<br />

Ausgabe 5/2006<br />

<strong>vLw</strong>-Landesverband<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Geschäftsstelle:<br />

Völklinger Straße 9<br />

40219 Düsseldorf<br />

Telefon (02 11) 4 91 02 08/9<br />

Telefax (02 11) 4 98 34 18<br />

Mai-Ausgabe<br />

Herausgeber: Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n in NW e. V.,<br />

Völklinger Straße 9, 40219 Düsseldorf, Telefon (02 11) 4 91 02 08/9, Telefax (02 11) 4 98 34 18,<br />

E-Mail: info@vlw-nrw.de, www.vlw-nrw.de<br />

Schriftleitung: Hilmar von Zedlitz, Daagstraße 12, 40878 Ratingen, Telefon (0 21 02) 70 60 98, Telefax (0 21 02) 70 61 86<br />

E-Mail: GOZedlitz@t-online.de<br />

Beiträge und Zuschriften werden an <strong>die</strong> Schriftleitung erbeten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt <strong>die</strong> Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Anzeigenverwaltung Gebrüder Wilke GmbH, Druckerei und Verlag, Caldenhofer Weg 118, 59063 Hamm<br />

u. Gesamtherstellung: Telefon (0 23 81) 9 25 22-0, Telefax (0 23 81) 9 25 22-99, E-Mail info@wilke-gmbh.de · Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Erscheinungsweise: Die Zeitschrift erscheint zehnmal im Jahr. Das Einzelheft kostet € 2,10 einschließlich Versandkosten.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Abonnementskündigungen müssen bis zum 10. November beim Verlag eingehen.<br />

Fragen • Hinweise • Anregungen<br />

� Dienstleistungstelefon des <strong>vLw</strong> �<br />

jeweils montags 16:00 bis 19:00 Uhr<br />

(nicht während der Schulferien)<br />

Sie erreichen jeweils montags in der Geschäftsstelle des <strong>vLw</strong><br />

bis 19:00 Uhr eine kompetente Ansprechpartnerin<br />

oder einen kompetenten Ansprechpartner Ihres Vorstandes.<br />

� (02 11) 4 91 02 08 oder 4 91 02 09 ✍<br />

Redaktionsschluss für „Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“<br />

Juni/Juli-Ausgabe:<br />

August-Ausgabe:<br />

September-Ausgabe:<br />

Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt · G 1771<br />

Gebrüder Wilke GmbH · Druckerei und Verlag · Postfach 2767 · 59017 Hamm<br />

24. Mai 2006<br />

21. Juni 2006<br />

23. August 2006

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!