die kaufmännische schule die kaufmännische schule - vLw Stiftung ...
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DIE<br />
VERBAND DER LEHRERINNEN UND LEHRER<br />
AN WIRTSCHAFTSSCHULEN IN NW E. V.<br />
KAUFMÄNNISCHE<br />
Mai 2006<br />
SCHULE<br />
• Delegiertentag in Oberhausen<br />
– Zahlreiche Laudatien für<br />
Hermann Hansis<br />
– Neue Vorsitzende ist<br />
Elke Vormfenne<br />
– Leitanträge u. v. m.<br />
• Wirtschaftsgymnasium<br />
– Anhörungen zur Reform der<br />
Oberstufe<br />
– Änderungen in APO BK<br />
Anlage D 27<br />
• Neuer Landeslehrplan:<br />
„Kaufleute im Groß- und<br />
Außenhandel“<br />
G 1771
Die <strong>kaufmännische</strong> Schule<br />
Begründet von<br />
Oberstu<strong>die</strong>ndirektor Dipl.-Hdl. Dr. Erich Schmitz †<br />
Heft 5 Mai 2006 51. Jahrgang<br />
In <strong>die</strong>ser Ausgabe Seite<br />
Delegiertentag<br />
Im Zeitraffer: Hermann Hansis – ein visueller Rückblick auf 15 Jahre 1<br />
Verbandsinterner Teil: Wahlen, Me<strong>die</strong>nkonzept, Anträge und Diskussionen 2<br />
Dr. Wolfgang Kehl: Hermann Hansis – „Du bist der <strong>vLw</strong>“ 7<br />
Prof. Dr. Dieter Euler: Hermann Hansis, ein Grenzgänger zwischen den Welten ... 9<br />
Ministerin Sommer: Perspektiven der <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs 11<br />
Hermann Hansis, ehemaliger <strong>vLw</strong>-Landesvorsitzender: Rück- und Ausblick<br />
Bildungspolitik<br />
15<br />
Aus dem Landtag I: <strong>vLw</strong>-Stellungnahme zur Anlage D am 24.03.2006 17<br />
Aus dem Landtag II: Mündliche Stellungnahme zur Oberstufenreform am 29.03.2006 18<br />
Aus dem Bildungsausschuss I: Änderungen in der APO BK Anlage D 27 19<br />
Aus dem Bildungsausschuss II: Ergänzende Anmerkungen zur Änderung der APO-BK 20<br />
Neuer Landeslehrplan: „Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel“<br />
Berichte<br />
21<br />
Berufskolleg Lehnerstraße, Mühlheim: AzubiTa 2006 25<br />
Berufskolleg Dinslaken: Looking forward to Europe, Dinslaken! 29<br />
Berufskolleg Gelsenkirchen: Projekt „Unser Parkplatz soll schöner werden!“ 30<br />
Seminar Hagen: Orientierungshilfe für Referendare 31<br />
Seminar Dortmund: Ordnungsprinzipien als alternative Systematiken 33<br />
Seminar Bielefeld und Erich-Gutenberg-BK, Bünde: Gemeinsam SEGEL(N) gehen<br />
Service<br />
36<br />
Rezension I: 700 Classroom Activities 40<br />
Rezension II: Einführung in <strong>die</strong> internationale Rechnungslegung nach IFRS<br />
Informationen<br />
40<br />
dpa-Infos aus Bund und Ländern 39<br />
Link des Monats: www.aktion2050.de/wegweiser<br />
„Retired“<br />
41<br />
Bezirksverband Köln: Besichtigung des RWE-Kraftwerks Niederaußem 41<br />
Bezirksverband Arnsberg: Besuch beim WDR in Düsseldorf<br />
Aus den Bezirken<br />
42<br />
Bezirksverband Detmold: Bezirksdelegiertentag 2006 in Rheda-Wiedenbrück 43<br />
Bezirksverband Düsseldorf: <strong>vLw</strong>-Mitglieder auf Schatzsuche in Essen 44<br />
Bezirksverband Münster: Jürgen Rabenow erneut Bezirksvorsitzender 45<br />
Ortsverband Hagen: Dank an Volbers, Bossier-Hülsenbeck und Haumann-Maurer<br />
Persönliches<br />
45<br />
OV Detmold: Abschied von Dr. Joachim Raulfs 46<br />
Landesverband: Dank und <strong>die</strong> besten Wünsche an Birgitt Siegel 46<br />
Herzlichen Glückwunsch: Fünfundsiebzig Jahre alt – Johann Welling 47<br />
OV Gelsenkirchen-Buer: Hans-Georg Katzmarzik wird nicht leise<br />
Zum guten Schluss ...<br />
48<br />
Presseecho: 20.000 Demonstranten am 23. März 2006 in Düsseldorf 48<br />
Neues aus dem Berufskolleg Hösel: Konrad Bräsig und ... 49<br />
Wechsel in der Schriftleitung<br />
Ab dem 1. Juni 2006 wird Jens Pätzold „Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“ redaktionell<br />
betreuen, d. h. er ist erstmalig für <strong>die</strong> August-Ausgabe verantwortlich. Bitte schicken<br />
Sie alle Beiträge ab dem 01. Juni 2006 direkt an Jens Pätzold. ❍<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Verband der Lehrerinnen und Lehrer<br />
an Wirtschafts<strong>schule</strong>n in NW e. V.<br />
Völklinger Straße 9<br />
40219 Düsseldorf<br />
Telefon: 02 11 / 49 10-2 08<br />
Telefax: 02 11 / 49 83-4 18<br />
E-Mail: info@vlw-nrw.de<br />
Internet: http://www.vlw-nrw.de<br />
Schriftleitung bis 31.05.2006:<br />
Hilmar von Zedlitz<br />
Daagstraße 12<br />
40878 Ratingen<br />
Telefon: 0 21 02 / 70 60 98<br />
Telefax: 0 21 02 / 70 61 86<br />
E-Mail: GOZedlitz@t-online.de<br />
Schriftleitung ab 01.06.2006:<br />
Jens Pätzold<br />
Oertli 30<br />
44625 Dortmund<br />
Zuschriften und Artikel – möglichst als Textdatei –<br />
bitte direkt an <strong>die</strong> Schriftleitung senden.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt <strong>die</strong> Meinung des Verbandes wieder.<br />
Editorial<br />
Wechsel<br />
Nach 15 Jahren hat sich Hermann Hansis<br />
am 31. März 2006 von seinem Verband<br />
als Landesvorsitzender verabschiedet<br />
und sich nicht zur Wiederwahl gestellt.<br />
Entsprechend war der <strong>die</strong>sjährige Delegiertentag<br />
in Oberhausen durch den<br />
Abschied und Neuwahlen geprägt.<br />
Ob persönliche Verabschiedung am Vorabend<br />
im Kreis der OV-Vorsitzenden oder<br />
<strong>die</strong> offizielle Verabschiedung auf dem<br />
Delegiertentag durch zahlreiche Vertreter/-innen<br />
aus Politik, Schulverwaltung,<br />
Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden,<br />
in <strong>die</strong>ser Ausgabe kann nur ein kleiner<br />
Ausschnitt der Würdigungen wiedergegeben<br />
werden.<br />
Gleichzeitig wurde Elke Vormfenne als<br />
neue Landesvorsitzende einstimmig<br />
gewählt und hatte in zwei Gesprächsrunden<br />
mit der Schulministerin sowie den<br />
schulpolitischen Sprecher(n)/-innen der<br />
Landtagsfraktionen ihre erste Bewährungsprobe<br />
im neuen Amt.<br />
Und auch in der Schriftleitung hat es<br />
einen Wechsel gegeben, <strong>die</strong> nun durch<br />
Jens Pätzold wahrgenommen wird.<br />
Hilmar von Zedlitz ❍
Im Zeitraffer:<br />
Delegiertentag<br />
Hermann Hansis – ein visueller Rückblick auf 15 Jahre<br />
Einige Splitter aus 15 Jahren überragender Bildungs- und Gewerkschaftspolitik für den <strong>vLw</strong><br />
Hermann Hansis zu Beginn seines Wirkens<br />
im Landesvorstand im Jahr 1992 ...<br />
Auf Delegiertentagen, hier mit dbb-Chef Peter Heesen …<br />
... und in Mitgliederversammlungen: hier mit Herbert Geller (Bezirksvorsitzender) und<br />
Heinz Ossenkamp (stellvertretender dbb-Bundesvorsitzender)<br />
Er war ein hoch geschätzter Gesprächspartner<br />
bei Schulministerinnen wie z. B.<br />
bei Gabriele Behler ... sowie Ute Schäfer und Barbara Sommer<br />
... erhielt er immer wieder „standing ovations“, wie hier beim<br />
Abschied in Oberhausen (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 1
Delegiertentag<br />
Blicke auf 15 Jahre zurück und in <strong>die</strong> Zukunft:<br />
Großes Programm auf dem Delegiertentag in Oberhausen<br />
„Gestaltungsauftrag: <strong>kaufmännische</strong> Berufskollegs“ und „Die Zukunft gestalten“<br />
Der <strong>die</strong>sjährige Delegiertentag setzte <strong>die</strong><br />
seit einiger Zeit begonnene Tradition fort<br />
und begann für viele Kolleginnen und<br />
Kollegen schon am späten Donnerstagnachmittag<br />
in der Luise-Albertz-Halle in<br />
Oberhausen.<br />
1 Der Vorabend<br />
Über 100 Ortsverbandsvorsitzende folgten<br />
auch in <strong>die</strong>sem Jahr nach einem normalen<br />
Arbeits- bzw. Unterrichtstag der<br />
Einladung des Geschäftsführenden Landesvorstandes<br />
zur Diskussion bildungsund<br />
gewerkschaftspolitischer Themen.<br />
In einer mehrstündigen Frage- und Antwortrunde<br />
beantworteten Hermann Hansis<br />
und weitere Vorstandsmitglieder <strong>die</strong><br />
zuvor gesammelten und gebündelten<br />
Fragen aus den Ortsverbänden zur<br />
aktuellen Dienstrechts- und Besoldungspolitik,<br />
zum Schulrecht, zur Bildungspolitik<br />
sowie zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />
An <strong>die</strong> landesweite Tagung der OV-Vorsitzenden<br />
schloss sich dann das Abendprogramm<br />
an, das mit einer Führung<br />
durch das Rheinische Industriemuseum<br />
begann und dann mit einem Imbiss in<br />
historisch authentischer Fabrikatmosphäre<br />
ausklang.<br />
Diesen Abend nutzten dann <strong>die</strong> Bezirke,<br />
der Fachlehrerinnenverband und der<br />
Geschäftsführende Vorstand, um sich auf<br />
sehr persönliche Weise von ihrem Landes-<br />
bevor Winfried Schwarberg souverän <strong>die</strong><br />
Entlastung und Wahlen einleitete<br />
(Foto: Klemens A. Walters)<br />
vorsitzenden Hermann<br />
Hansis zu verabschieden.<br />
Hermann Hansis:<br />
„Ich bin überrascht,<br />
beeindruckt und tief<br />
berührt von der ehrlichen<br />
Anerkennung und<br />
der kollegialen Herzlichkeit,<br />
<strong>die</strong> in den Reden,<br />
einem eigens für mich<br />
komponierten Lied und<br />
in ideenreichen Präsenten<br />
zum Ausdruck<br />
kamen.“<br />
Mit „standing ovations“<br />
würdigten <strong>die</strong> Anwesenden<br />
<strong>die</strong> Persönlichkeit<br />
und Leistungen des<br />
<strong>vLw</strong>-Landesvorsitzenden<br />
Hermann Hansis.<br />
2 Verbandsinterner<br />
Teil I:<br />
Rechenschaft<br />
und Dank<br />
Am nächsten Morgen<br />
begann der Delegiertentag<br />
um 9.00 Uhr in der<br />
Luise-Albertz-Halle.<br />
Schon vor dem Beginn<br />
des verbandsinternen<br />
Teils konnten sich <strong>die</strong><br />
angereisten Delegierten<br />
im Foyer einen Überblick<br />
über <strong>die</strong> Verlagsprogramme<br />
in der Ausstellung<br />
der Schulbuchverlage verschaffen.<br />
Nach der Eröffnung durch den stellvertretenden<br />
Landesvorsitzenden Reinhard<br />
Schultz moderierte <strong>die</strong> stellvertretende<br />
Landesvorsitzende Elke Vormfenne <strong>die</strong><br />
Aussprache zum Rechenschaftsbericht<br />
des Landesvorstandes, der Ausschüsse<br />
und der Arbeitskreise, <strong>die</strong> allen Delegierten<br />
vorab schriftlich zugeschickt worden<br />
waren 1 .<br />
Hermann Hansis dankte der bisherigen<br />
Ausschussvorsitzenden Birgitt Siegel für<br />
ihren Einsatz während der letzten zwei<br />
Jahre. 2<br />
Wolfgang Schwendker bestätigte als<br />
Kassenprüfer <strong>die</strong> ordnungsgemäße Kassenführung<br />
und betonte <strong>die</strong> gute Arbeit,<br />
<strong>die</strong> von Jörg Gebel als Landesschatzmeister<br />
und von der Geschäftsstelle<br />
geleistet wurde. Entsprechend beantragte<br />
er <strong>die</strong> Entlastung des Schatzmeisters<br />
und des gesamten Vorstandes.<br />
Reinhard Schultz begrüßt <strong>die</strong> Gäste und ...<br />
(Foto: Günter Schmidt)<br />
übergab zur Aussprache an Hermann Hansis und Elke<br />
Vormfenne ... (Foto: Klemens A. Walters)<br />
Der ehemalige Landesvorsitzende Winfried<br />
Schwarberg übernahm an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle den Tagungsvorsitz und moderierte<br />
<strong>die</strong> Entlastung des Vorstandes, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Delegierten auch einstimmig erteilten.<br />
Mit stehenden Ovationen sowie einem<br />
lang anhaltenden Beifall bedankten sich<br />
<strong>die</strong> knapp 300 Delegierten für <strong>die</strong> außerordentlichen<br />
Leistungen von Prof. Dr.<br />
Hermann Hansis, der nach 15 Jahren<br />
nicht mehr für den Landesvorsitz kandi<strong>die</strong>rte.<br />
3 Verbandsinterner Teil I:<br />
Neuwahlen<br />
Anschließend bat Winfried Schwarberg<br />
um Namensvorschläge für den Landesvorsitz,<br />
für den Elke Vormfenne nominiert<br />
wurde. Die 51-jährige Schulleiterin ist seit<br />
1996 zugleich Vorsitzende des Hauptpersonalrates<br />
für <strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer<br />
2 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
an Berufskollegs beim Schulministerium<br />
in Düsseldorf und seit 13 Jahren stellvertretende<br />
Landsvorsitzende.<br />
Einstimmig wählten <strong>die</strong> Delegierten <strong>die</strong><br />
bisherige stellvertretende Landesvorsitzende<br />
Elke Vormfenne zur neuen Landesvorsitzenden,<br />
<strong>die</strong> seit ihrer Schulzeit<br />
dem beruflichen Schulwesen treu geblieben<br />
ist. Nach ihrem Abitur 1974 auf dem<br />
gymnasialen Zweig der Höheren Handels<strong>schule</strong><br />
in Bielefeld stu<strong>die</strong>rte sie Wirtschaftswissenschaften<br />
und Anglistik an<br />
der Ruhr-Universität Bochum für das<br />
Lehramt an berufsbildenden Schulen.<br />
Den Schul<strong>die</strong>nst nahm Elke Vormfenne<br />
1980 an den Kaufmännischen Berufsund<br />
Berufsfach<strong>schule</strong>n in Herne auf.<br />
Später wechselte sie an <strong>die</strong> Kaufmännischen<br />
Schulen II in Bochum. Nach der<br />
Berufung zur stellvertretenden Schulleiterin<br />
am Berufskolleg in Ennepetal im Jahr<br />
1995 wurde Elke Vormfenne 1998 zur<br />
Schulleiterin der Ludwig-Erhard-Schule<br />
in Münster ernannt.<br />
Die neue Landesvorsitzende, der der<br />
Delegiertentag mit einem lang anhaltenden<br />
Applaus sein Vertrauen aussprach,<br />
stellte dann „ihren Geschäftsführenden<br />
Vorstand“ zu einer Blockwahl vor, in dem<br />
nur zwei Positionen neu besetzt wurden.<br />
Bei der Abstimmung wurde der Vorschlag<br />
der Landesvorsitzenden für den<br />
Geschäftsführenden Vorstand einstimmig<br />
bestätigt, der damit in der nachstehend<br />
aufgeführten Besetzung arbeitet:<br />
... und den neuen Geschäftsführenden Vorstand<br />
Der neue Schriftleiter Jens Pätzold und Jörg Gebel<br />
• Vorsitzende:<br />
Elke Vormfenne<br />
(OV Münster I)<br />
• Stellvertretender<br />
Vorsitzender:<br />
Reinhard Schultz<br />
(OV Neuss)<br />
• Stellvertretender<br />
Vorsitzender:<br />
Hilmar von Zedlitz<br />
(OV Dinslaken)<br />
• Schatzmeister:<br />
Jörg Gebel<br />
(OV Solingen)<br />
• Schriftleiter<br />
„Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“:<br />
Jens Pätzold (OV Dormund)<br />
• Geschäftsführer:<br />
Ernst Bizer (OV Neuss)<br />
• Stellvertretende Geschäftsführerin:<br />
Melani Mohr (OV Düsseldorf I)<br />
• Schul- und Bildungsfragen:<br />
Ute Wohlgemuth (OV Köln Südstadt)<br />
• Recht und Besoldung:<br />
Ursula Bossier-Hülsenbeck<br />
(OV Hagen I)<br />
• Lehrerbildung:<br />
Georg Senn (OV Paderborn)<br />
• Studenten- und<br />
Referendarfragen:<br />
Uwe Katzmarek<br />
(OV Köln I)<br />
Reinhard Schultz, der<br />
seit 15 Jahren stellvertretenderLandesvorsitzender<br />
ist und zuvor<br />
umfangreiche Erfahrungen<br />
in anderen Funktionen<br />
wie z. B. als Landesschatzmeistererworben<br />
hat, wird auch<br />
zukünftig schwerpunktmäßig<br />
<strong>die</strong> Interessen<br />
des Landesverbandes<br />
im <strong>vLw</strong>-Bundesverband<br />
sowie in den Gremien<br />
des dbb-Dachverbandes<br />
vertreten. Neben<br />
seiner Tätigkeit als Mitglied<br />
des Hauptpersonalrates<br />
für Lehrerinnen<br />
und Lehrer an Berufskollegs<br />
beim Schulministerium<br />
ist Reinhard<br />
Schultz stellvertretender<br />
Schulleiter am<br />
Berufskolleg für Wirtschaft<br />
und Informatik in<br />
Neuss.<br />
Der neue stellvertretendeLandesvorsitzende<br />
Hilmar von Zed-<br />
Delegiertentag<br />
Knapp 300 Delegierte wählten ... (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
... Elke Vormfenne zur neuen Vorsitzenden<br />
litz war bisher seit 1999 als Schriftleiter<br />
für <strong>die</strong> Verbandszeitschrift „Die <strong>kaufmännische</strong><br />
Schule“ zuständig. Zuvor war er<br />
u. a. von 1996 bis 2001 im Lehrerbildungsausschuss<br />
sowie von 2002 bis<br />
2004 im Arbeitskreis „Selbstständige<br />
Schule“ aktiv. Seit 2005 leitet der 43-Jährige<br />
<strong>die</strong> Arbeitsgruppe Me<strong>die</strong>nkonzept<br />
und wird im Landesvorstand u. a. für <strong>die</strong><br />
Außendarstellung des Verbandes sowie<br />
<strong>die</strong> Verknüpfung von Print- und Online-<br />
Me<strong>die</strong>n zuständig sein. Hauptberuflich<br />
unterrichtet Hilmar von Zedlitz nach drei<br />
Jahren Berufserfahrung in der Industrie<br />
seit 1991 zuerst in Düsseldorf, dann in<br />
Krefeld und seit 2003 in Dinslaken, wo er<br />
seit 2005 stellvertretender Schulleiter am<br />
Berufskolleg Dinslaken ist.<br />
Der neue Schriftleiter Jens Pätzold, der<br />
„Die <strong>kaufmännische</strong> Schule“ ab Sommer<br />
2006 redaktionell betreuen wird, unterrichtet<br />
am Karl-Schiller-Berufskolleg in<br />
Dortmund. Seit 2001 arbeitet er im Ausschuss<br />
für Referendar- und Studentenfragen<br />
mit und betreut das Seminar<br />
sowie <strong>die</strong> Universität in Dortmund. Von<br />
2001 bis 2006 war Jens Pätzold Schriftführer<br />
im Bezirksverband Arnsberg und<br />
ist seit 2004 Ersatzmitglied im Bezirkspersonalrat<br />
Arnsberg. In den <strong>vLw</strong> ist er<br />
bereits während seines Studiums an der<br />
Universität zu Köln eingetreten.<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 3
Delegiertentag<br />
Zu neuen Kassenprüfern wurden<br />
Walter Verbücheln (OV Mönchengladbach)<br />
und Norbert<br />
Rickers-Pohl (OV Brühl) gewählt.<br />
4 Öffentlicher Teil:<br />
Laudatien und<br />
Polit-Talk<br />
Der öffentliche Teil war geprägt<br />
durch <strong>die</strong> Verabschiedung von<br />
Hermann Hansis.<br />
Der <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzende Dr.<br />
Wolfgang Kehl, der St. Gallener<br />
Wirtschaftspädagoge Prof. Dr.<br />
Dieter Euler und Schulministerin<br />
Barbara Sommer würdigten in<br />
ihren Beiträgen 3 <strong>die</strong> außerordentlichen<br />
Leistungen von Prof. Dr. Hermann Hansis.<br />
Seitens des Landesverbandes<br />
bedankte sich <strong>die</strong> neue Vorsitzende Elke<br />
Vormfenne – nach einer eindrucksvollen<br />
PowerPoint-Präsentation zu einigen<br />
wichtigen Stationen in der Amtszeit von<br />
Hermann Hansis – mit einem besonderen<br />
Geschenk bei Hermann Hansis. Er erhielt<br />
einen Sammelband mit dem Titel „Gestaltungsauftrag:<br />
<strong>kaufmännische</strong> Berufskollegs“,<br />
in dem auf über 220 Seiten<br />
wichtige Beiträge aus seiner 15-jährigen<br />
Amtszeit als Landesvorsitzender enthalten<br />
sind. Zusätzlich konnten alle Interessenten<br />
einen Band mit nach Hause<br />
nehmen.<br />
Im Anschluss an <strong>die</strong> Würdigung durch<br />
Ministerin Barbara Sommer hatte <strong>die</strong><br />
neue Landesvorsitzende Elke Vormfenne<br />
ihren ersten politischen Auftritt. Im Dialog<br />
mit Schulministerin Barbara Sommer verdeutlichte<br />
sie <strong>die</strong> Positionen des Verbandes<br />
zu Themen wie z. B. Qualitätssicherung,<br />
Fortbildung und Unterrichtsausfall.<br />
Die letzte Stunde vor der Mittagspause<br />
gehörte dann einer Talkrunde mit den<br />
Elke Vormfenne und Schulministerin Barbara Sommer im<br />
Dialog ... (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
schulpolitischen Sprecher(n)/-innen der<br />
Landtagsfraktionen, Ex-Ministerin Ute<br />
Schäfer (SPD), Sigrid Beer (B 90/Grüne)<br />
und Klaus Kaiser (CDU), <strong>die</strong> von Elke<br />
Vormfenne moderiert wurde.<br />
Nach einer kurzen PowerPoint-Präsentation<br />
mit Visionen zur Schule im Jahr 2020<br />
hatten <strong>die</strong> schulpolitischen Sprecher/innen<br />
Gelegenheit, <strong>die</strong> Vorstellungen<br />
ihrer Fraktionen zur Schule im kommenden<br />
Jahrzehnt zu äußern.<br />
5 Verbandsinterner Teil II:<br />
Neuer Internetauftritt und<br />
Anträge<br />
Nach einer Stärkung in der Mittagspause<br />
stellten Andreas Wilke, Geschäftsführer<br />
der Gebr. Wilke GmbH, und Hilmar von<br />
Zedlitz den neuen Internetauftritt des<br />
Landesverbandes vor, der im Sommer<br />
2006 freigeschaltet werden wird und<br />
erstmalig auch einen geschlossenen<br />
Bereich für <strong>die</strong> Mitglieder und Funktionsinhaber<br />
beinhalten wird.<br />
Polit-Talk mit den schulpolitischen Sprechern Klaus Kaiser (CDU), Sigrid Beer (B 90/<br />
Grüne) und Ute Schäfer (SPD)<br />
Dank der eingesetzten Redaktionssoftware<br />
(Content Management<br />
System) werden <strong>die</strong> Inhalte<br />
durch <strong>die</strong> Ausschüsse und<br />
Bezirke dezentral eingepflegt<br />
werden. Hierbei werden <strong>die</strong><br />
Internetredakteure durch ein<br />
Supportteam um Webmasterin<br />
Kerstin Sieben (vgl. Abbildung<br />
auf der folgenden Seite) unterstützt<br />
werden.<br />
Anschließend stellte <strong>die</strong> neue<br />
Landesvorsitzende Elke Vormfenne<br />
dem Delegiertentag drei<br />
Leitanträge vor, <strong>die</strong> sich mit dem<br />
neuen Schulgesetz sowie den<br />
durch <strong>die</strong> Föderalismusreform<br />
befürchteten Fehlentwicklungen<br />
in den Bundesländern auseinandersetzen:<br />
• Besonderheit der Berufskollegs im<br />
Schulgesetz stärker verankern,<br />
• Personalvertretungsrechte für Berufskollegs<br />
uneingeschränkt erhalten,<br />
• Mitarbeiter- und Leistungsorientierung<br />
statt kameralistischer Personalbewirtschaftung.<br />
Nach kurzer Erörterung wurden alle Leitanträge<br />
4 durch den Delegiertentag angenommen.<br />
Neben den Leitanträgen wurde dann ein<br />
Antrag zur Satzungsänderung beschlossen,<br />
in dem – neben sprachlichen Anpassungen<br />
– folgende wesentliche Eckpunkte<br />
beschlossen wurden:<br />
• Mögliche Erhöhung der Zahl der stellvertretenden<br />
Landesvorsitzenden auf<br />
zwei bis vier Stellvertreter/-innen<br />
• Streichung der Position eines Pressereferenten<br />
Andreas Wilke erläutert den neuen Internetauftritt<br />
4 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
• Auflösung des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Mitgliederbetreuung.<br />
Die Aufgaben des bisherigen Ausschusses<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederbetreuung<br />
werden – wie zunehmend <strong>die</strong><br />
Praxis in den letzten Jahren gezeigt hat –<br />
einerseits bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />
durch den Landesvorstand und andererseits<br />
bei der Mitgliederbetreuung durch<br />
<strong>die</strong> Geschäftsstelle sowie <strong>die</strong> Bezirksund<br />
Ortsverbände vor Ort effizienter<br />
durchgeführt.<br />
Danach lagen drei Anträge aus den Ortsund<br />
Bezirksverbänden vor, <strong>die</strong> das Meinungsspektrum<br />
innerhalb des Verbandes<br />
widerspiegeln und nach kurzer Diskussion<br />
angenommen wurden.<br />
So wurde z. B. der Antrag des Ortsverbandes<br />
Moers verabschiedet, in dem für<br />
angestellte Lehrkräfte zukünftig <strong>die</strong><br />
Amtsbezeichnung „Stu<strong>die</strong>nrat/Stu<strong>die</strong>nrätin<br />
im Angestelltenverhältnis (i. A.)“ u. Ä.<br />
gefordert wird.<br />
Elke Vormfenne bedankte sich bei den<br />
Delegierten und beendete gegen 16.00<br />
Uhr den Delegiertentag.<br />
Leitantrag 1:<br />
Es wird beantragt, <strong>die</strong> Berufskollegs im<br />
Rahmen des Schulgesetzes besonders<br />
aufzuführen. Das Berufskolleg soll in § 10<br />
des Schulgesetzes als eigene Schulstufe<br />
ausgewiesen werden.<br />
Hier ist in Absatz 1 zu ergänzen: „Das<br />
Schulwesen ist nach Schulstufen aufgebaut<br />
und in Schulformen gegliedert.<br />
Schulstufen sind <strong>die</strong> Primarstufe, <strong>die</strong><br />
Sekundarstufe I, <strong>die</strong> Sekundarstufe II und<br />
<strong>die</strong> Berufskollegstufe.“<br />
Begründung:<br />
Die Gesetzesvorlage berücksichtigt <strong>die</strong><br />
besonderen Aufgaben und Fragestellun-<br />
Struktur und Aufgabenverteilung der Arbeitsgruppe Me<strong>die</strong>n<br />
Anmerkungen<br />
1 Die Berichte wurden bereits in der März/April-<br />
Ausgabe der <strong>kaufmännische</strong>n Schule S. 5–15<br />
veröffentlicht.<br />
gen der Berufskollegs zu wenig. Sie<br />
orientiert sich am bisherigen Stand, ist in<br />
vielen Bereichen und Einzelpunkten nur<br />
aus dem Blickwinkel der allgemein bildenden<br />
Schulen gedacht und nicht<br />
geeignet, <strong>die</strong> Aufgaben und Probleme der<br />
Berufskollegs auf eine adäquate gesetzliche<br />
Grundlage zu stellen. Dies beginnt<br />
mit der Frage nach der Gleichwertigkeit<br />
von allgemeiner und beruflicher Bildung,<br />
<strong>die</strong> aus Sicht des <strong>vLw</strong> so zu beantworten<br />
ist, dass aus der Beruflichkeit heraus <strong>die</strong><br />
Gleichwertigkeit der Bildung durch Zuerkennung<br />
von<br />
allgemeinen<br />
Berechtigungen<br />
anerkannt wer-<br />
Delegiertentag<br />
2 Weitere Würdigung auf Seite 47.<br />
3 Die Würdigungen folgen auf den Seiten 7 ff.<br />
4 Die Leitanträge werden auf Seite 5 f veröffentlicht.<br />
Hilmar von Zedlitz ❍<br />
Besonderheit der Berufskollegs im Schulgesetz stärker verankern<br />
Dank an Eva Eberts und Sonja Thievessen sowie ...<br />
den muss. Es geht weiter mit der Notwendigkeit,<br />
den Besonderheiten der<br />
Berufskollegs in der Schulmitwirkung<br />
gerecht zu werden und reicht bis zur<br />
Frage der Möglichkeit, auf Änderungen in<br />
der Berufswelt flexibel mit Angeboten der<br />
Berufskollegs reagieren zu können.<br />
Schließlich muss für <strong>die</strong> Berufskollegs<br />
eine besondere Regelung für deren<br />
Ansprüche an <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler, am Unterricht teilzunehmen und<br />
sich einzubringen, gefunden werden.<br />
❍<br />
... das Vorbereitungsteam des Delegiertentages: W. Klose, M. Mohr,<br />
U. Katzmarek, E. Bizer, R. Schultz, R. Jeschke, C. Lechtermann,<br />
U. Wohlgemuth und H. von Zedlitz (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 5
Delegiertentag<br />
Leitantrag 2:<br />
Personalvertretungsrechte laut LPVG für Berufskollegs<br />
uneingeschränkt erhalten<br />
Der <strong>vLw</strong> setzt sich mit Nachdruck dafür<br />
ein, dass <strong>die</strong> Beteiligungsrechte der<br />
Beschäftigten an Berufskollegs uneingeschränkt<br />
erhalten bleiben und weiterhin<br />
von schulformbezogenen Personalräten<br />
laut LPVG wahrgenommen werden.<br />
Begründung:<br />
• Schulformbezogene Personalräte<br />
müssen erhalten bleiben. Sie sind Voraussetzung<br />
für unsere Wirksamkeit.<br />
Eine Zusammenlegung von Personalräten<br />
aller bzw. mehrerer<br />
Schulformen bedeutet, dass<br />
<strong>die</strong> speziellen Probleme und<br />
Aufgaben der Kolleginnen und<br />
Kollegen an Berufskollegs von<br />
den Sichtweisen der allgemein<br />
bildenden Schulen überlagert<br />
und dominiert werden.<br />
• Die Beteiligungsrechte der<br />
Personalräte sind im Landespersonalvertretungsgesetz<br />
rechtsgültig geregelt.<br />
• Der <strong>vLw</strong> lehnt jeden Versuch<br />
(vgl. Referentenentwurf zum 2.<br />
Schulrechtsänderungsgesetz)<br />
Leitantrag 3:<br />
ab, <strong>die</strong>se bestehenden Beteiligungsrechte<br />
auszudünnen, wie es z. B. im<br />
Zusammenhang mit der Beteiligung<br />
des Lehrerrates bei Entscheidungen<br />
über <strong>die</strong> Fortbildungsbeteiligung von<br />
Lehrkräften geplant ist. Abgelehnt wird<br />
insbesondere das Vorhaben, das Ministerium<br />
zu ermächtigen, Beteiligungsrechte<br />
durch eine einfache Rechtsverordnung<br />
auf <strong>die</strong> Lehrerräte zu übertragen.<br />
Diese Vorgehensweise lässt<br />
befürchten, dass <strong>die</strong> Beteiligungsrechte<br />
geschmälert bzw. abgeschwächt wer-<br />
Ursula Bossier-Hülsenbeck und Georg Senn<br />
den, des Weiteren, dass <strong>die</strong> Übertragung<br />
auf <strong>die</strong> Lehrerräte ohne Erörterung<br />
der Zusatzbelastungen und ohne<br />
Sicherstellung der erforderlichen Qualifizierung<br />
und Entlastung stattfindet.<br />
• Die Beteiligungsrechte müssen laut<br />
LPVG auf der Ebene der Dienststellen<br />
des Landes wahrgenommen werden.<br />
• Gemäß Schulgesetz sind und bleiben<br />
<strong>die</strong> Bezirksregierungen <strong>die</strong> jeweiligen<br />
Dienststellen für <strong>die</strong> Lehrkräfte an<br />
Berufskollegs. Daran ändert sich<br />
nichts, wenn im Zuge der Stärkung<br />
der Eigenverantwortlichkeit<br />
der Schule Aufgaben des Dienstvorgesetzten<br />
auf <strong>die</strong> Leiterinnen<br />
und Leiter von Schulen übertragen<br />
werden. Diese werden<br />
dadurch keine Dienstvorgesetzten<br />
und <strong>die</strong> Schulen keine Dienststellen.<br />
Auch bei einer möglichen Novellierung<br />
des LPVG wird der <strong>vLw</strong><br />
<strong>die</strong> Einhaltung des Leitantrages<br />
verfolgen.<br />
❍<br />
Mitarbeiter- und Leistungsorientierung statt kameralistischer<br />
Personalbewirtschaftung<br />
Die Haushaltspolitik und Personalbewirtschaftung<br />
durch den öffentlichen Dienstherrn<br />
führt seit Jahren zu einer zunehmenden<br />
Auseinanderentwicklung von Leistungsforderungen<br />
und Gegenleistungen.<br />
• Seit der von der damaligen Landesregierung<br />
in Auftrag gegebenen Arbeitszeituntersuchung<br />
(Mummert und Partner,<br />
1997/98) haben sich in allen wesentlichen<br />
Arbeitsfeldern der Berufskollegs<br />
<strong>die</strong> Aufgaben quantitativ und qualitativ<br />
erhöht, zum Beispiel in der Pflichtstundenzahl,<br />
in der Schul-, Bildungsgang-,<br />
Unterrichts- und Curriculumentwicklung,<br />
in der Lehrerausbildung, bei der Ressourcenbewirtschaftung.<br />
• Parallel dazu wurden Gehälter eingefroren,<br />
Zulagen massiv gekürzt, Beihilfen<br />
verringert, Versorgungsleistungen<br />
verschlechtert.<br />
Die sich abzeichnenden Entwicklungen in<br />
der Schülerschaft der Berufskollegs und in<br />
der dualen Berufsausbildung, in der eigenverantwortlichen<br />
Gestaltung von Schulen<br />
und in der Qualitätssicherung deuten auf<br />
weitere Anforderungssteigerungen hin.<br />
Die von den Lehrerinnen und Lehrern an<br />
Berufskollegs erwarteten Leistungen können<br />
in Umfang und Qualität nur gehalten<br />
werden, wenn der öffentliche Dienstherr<br />
seine Personalpolitik deutlich stärker mitarbeiter-<br />
und leistungsorientiert akzentuiert.<br />
Dies bedeutet im Einzelnen<br />
• der bereits erbrachte Konsoli<strong>die</strong>rungsbeitrag<br />
der Landesbe<strong>die</strong>nsteten wird<br />
öffentlich anerkannt,<br />
• <strong>die</strong> Arbeitszeituntersuchung wird fortgeschrieben<br />
und bei den Überlegungen<br />
zur Sicherstellung des Unterrichts<br />
sowie bei allen Aufgabenentwicklungen<br />
berücksichtigt,<br />
• <strong>die</strong> Vereinbarung vom Juni 2001, bei<br />
insgesamt zurückgehenden Schülerzahlen<br />
besondere Arbeitsbelastungen<br />
im Schulbereich auszugleichen, wird<br />
eingehalten,<br />
• <strong>die</strong> zugesagte Entbürokratisierung und<br />
Entlastung des pädagogischen Perso-<br />
nals von Verwaltungsarbeit wird zügig<br />
umgesetzt,<br />
• <strong>die</strong> Zulagenkürzungen werden befristet,<br />
• Aufstiegsmöglichkeiten werden aufgaben-<br />
und leistungsgerecht erweitert,<br />
• <strong>die</strong> zum Zweck leistungsbezogener<br />
Bezahlung einbehaltenen Besoldungsbestandteile<br />
werden wieder ausgebracht,<br />
• für Mangelfachvertreter werden <strong>die</strong> Anwärtersonderzuschläge<br />
wieder eingeführt,<br />
• <strong>die</strong> Bildung einer Versorgungsrückstellung<br />
wird zugriffssicher fortgeführt.<br />
Die in der Föderalismusdebatte geforderte<br />
Länderzuständigkeit für das Dienst-, Besoldungs-<br />
und Versorgungsrecht kann<br />
ihren Sinn nicht darin finden, <strong>die</strong> kameralistische<br />
Personalbewirtschaftung in landesherrliche<br />
Beliebigkeit zu übertragen. Es<br />
würde sich bald zeigen, dass man damit<br />
keinen besseren Staat, keine besseren<br />
Schulen machen kann. Wer zusätzliche<br />
Personalkompetenzen übernehmen will,<br />
muss zeigen, dass er auch <strong>die</strong> tragfähigeren<br />
Konzepte hat.<br />
❍<br />
6 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Dr. Kehl, <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzender:<br />
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hansis, lieber<br />
Hermann,<br />
sehr geehrte Frau Vorsitzende Vormfenne,<br />
liebe Elke,<br />
meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />
liebe Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
gern spreche ich hier ein Grußwort für<br />
den Bundesverband der Lehrerinnen und<br />
Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n, des Dachverbandes<br />
aller Landesverbände, unter<br />
denen der Landesverband Nordrhein-<br />
Westfalen eine herausragende Stellung<br />
einnimmt, sowohl von der Zahl der Mitglieder<br />
als auch von Leistungsfähigkeit<br />
und Wirkung.<br />
Ich möchte mein Grußwort in zwei Teile<br />
gliedern. Im ersten Teil soll es um <strong>die</strong> Einordnung<br />
der Verbandspolitik unter den<br />
gegenwärtigen Bedingungen gehen, im<br />
zweiten um den hier im Landesverband<br />
vollzogenen Wechsel in der Spitze.<br />
Zum ersten Punkt:<br />
Wenn man sich etwas aus dem Alltagsgeschäft<br />
zurücknimmt und <strong>die</strong> heutige<br />
Verbandspolitik aus einer übergreifenden<br />
Perspektive analysiert, drängt sich als<br />
Beschreibungsmodell das Modell der aus<br />
der Volkswirtschaftslehre bekannten<br />
Kondratieff-Zyklen auf. Kondratieffs<br />
Modell der langen Wellen unterstellt,<br />
dass es wellenförmige Bewegungen der<br />
Wirtschaft mit einer Zyklusdauer von ca.<br />
50 Jahren gibt. Grundlegende Neuerungen<br />
ermöglichen einen Aufschwung, der in<br />
einer Phase des gesellschaftlichen Konsenses<br />
zu einer Hochphase führt, <strong>die</strong> von<br />
einer Stimmung „alles ist machbar“<br />
gekennzeichnet ist, wo dann aber Erstarrung<br />
zu großer Nüchternheit führt und zu<br />
einer Bewegung nach unten, in der alles<br />
infrage gestellt wird und radikale Reformen<br />
stattfinden, bis <strong>die</strong> Strukturkrise<br />
bewältigt ist und ein neuer Aufschwung<br />
mit einer positiven Grundstimmung<br />
beginnt.<br />
Sie kennen das Modell und <strong>die</strong> von Josef<br />
Huber im gesellschaftlichen Kontext<br />
beschriebenen Phasen der langen Wellen.<br />
In <strong>die</strong>sem Beschreibungsmodell hat<br />
<strong>die</strong> Bildungslandschaft allgemein und <strong>die</strong><br />
deutsche <strong>kaufmännische</strong> berufliche Bildung<br />
im Besonderen eine Phase des<br />
Konsenses, der ruhigen Weiterentwicklung,<br />
der gesellschaftlichen Übereinstimmung<br />
über <strong>die</strong> Wertigkeit und <strong>die</strong> Gestaltung<br />
der Bildung im Rahmen eines<br />
Modells öffentlicher Verantwortung hinter<br />
sich gelassen. Das gesamte System mit<br />
„Du bist der <strong>vLw</strong>“<br />
allen Bestandteilen findet sich in einem<br />
Umbruch, der noch vor wenigen Jahren<br />
unvorstellbar schien. Hier sind drei Beispiele<br />
für <strong>die</strong>sen Umbruch:<br />
1. Arbeitsbedingungen und Entlohnung<br />
der Lehrkräfte haben sich deutlich<br />
verschlechtert, <strong>die</strong> Frage nach dem<br />
Status wird immer wieder zum Thema<br />
gemacht, in den neuen Ländern<br />
haben wir teilweise keine beamteten<br />
Lehrer mehr. Gleichzeitig befindet sich<br />
Delegiertentag<br />
Die herausragende Stellung des <strong>vLw</strong> in NRW nach 15 sehr erfolgreichen Jahren<br />
Dr. Wolfgang Kehl, <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzender<br />
...<br />
der Angestelltenbereich in einer Tarifauseinandersetzung,<br />
<strong>die</strong> zum Beispiel<br />
für Mecklenburg-Vorpommern, in dem<br />
es nur Angestellte gibt, den <strong>vLw</strong> zu<br />
einer Organisation im Arbeitskampf<br />
macht. Hier müssen wir eine neue<br />
Position finden, wir dürfen nicht zulassen,<br />
dass erst den Beamten Verschlechterungen<br />
verordnet werden<br />
und dann den Angestellten im Tarifstreit<br />
vorgehalten wird, allein <strong>die</strong><br />
Gerechtigkeit gebiete, dass auch für<br />
sie <strong>die</strong> Schlechterstellung gelte. Wir<br />
müssen den Schulterschluss finden,<br />
damit nicht <strong>die</strong> Strategie von Teile und<br />
Herrsche des Dienstherrn bzw. Arbeitgebers<br />
gilt, sondern wir müssen <strong>die</strong><br />
countervailing power sein, <strong>die</strong> in unserem<br />
Land zur Wahrung des sozialen<br />
Gleichgewichts dazugehört. Nur so<br />
können wir vermeiden, dass mit dem<br />
Argument der Arbeitsplatzsicherheit<br />
<strong>die</strong> Versäumnisse der Politik bei der<br />
Haushaltsdisziplin durch immer wieder<br />
neuen Griff in unserer Taschen<br />
ausgeglichen wird.<br />
2. Lehrerausbildung wird mit dem Hinweis<br />
auf den Bologna-Prozess neu<br />
strukturiert. Im Zuge <strong>die</strong>ser Neustrukturierung<br />
wird von der KMK unterstellt,<br />
dass <strong>die</strong> Ausbildung von Beginn<br />
an auf den Lehrerberuf ausgerichtet<br />
sein soll, dass aber, wie im Bologna-<br />
Prozess vorgesehen, der Bachelor<br />
bereits einen berufsqualifizierenden<br />
Abschluss darstellen soll. Die zweite<br />
Phase der Lehrerausbildung wird in<br />
... spricht vor aufmerksamen Gästen aus Ministerium und Bezirksregierungen<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 7
Delegiertentag<br />
... und bedankt sich als Bundesvorsitzender bei Hermann Hansis<br />
einigen Bundesländern schon beschnitten,<br />
sodass <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />
OECD, <strong>die</strong> <strong>die</strong> zweite Phase der deutschen<br />
Lehrerausbildung als vorbildlich<br />
herausgestellt hat, einfach an <strong>die</strong><br />
Seite gestellt werden. Auch hier<br />
braucht es klare Verbandspositionen.<br />
3. Die deutsche berufliche Bildung steht<br />
am Anfang eines starken Wandlungsprozesses.<br />
Bereits heute ist sichtbar,<br />
dass nicht nur durch <strong>die</strong> von der Europäischen<br />
Union initiierten Prozesse<br />
sich das System mehr hin zu den von<br />
vielen favorisierten angelsächsischen<br />
Modellen bewegt. Wird in Zukunft der<br />
Bankkaufmann ersetzt durch den<br />
Bankbachelor der Universität? Wird<br />
<strong>die</strong> berufliche Bildung nur noch auf<br />
das Feld der Ausbildung reduziert?<br />
Wie werden <strong>die</strong> Abschlüsse der beruflichen<br />
Schulen national und international<br />
eingestuft?<br />
Hier muss mitdiskutiert werden, wenn<br />
der Verband <strong>die</strong> richtigen Impulse geben<br />
soll. Es gibt viel zu tun für den Verband.<br />
Deshalb zum zweiten Teil:<br />
Wer ist der Verband? Sie alle kennen den<br />
Slogan: „Du bist Deutschland“. Liebe<br />
Kolleginnen und Kollegen des <strong>vLw</strong>, ich<br />
will <strong>die</strong>sen Slogan aufgreifen und abwandeln:<br />
„Du bist der <strong>vLw</strong>“. In einer Zeit, <strong>die</strong><br />
einen solch dynamischen und dramatischen<br />
Wandel bringt, braucht der Verband<br />
nicht nur Geschlossenheit, sondern<br />
er braucht aktives Handeln seiner Mitglieder.<br />
Verband kommt von verbinden,<br />
nur verbunden sind wir stark.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, einer,<br />
der nicht nur den Slogan „Du bist der<br />
<strong>vLw</strong>“ ernst genommen hat und sich hat in<br />
<strong>die</strong> Pflicht nehmen lassen, sondern der<br />
auch den zweiten Spruch eingelöst hat:<br />
„Gib dem <strong>vLw</strong> dein Gesicht“ ist Prof.<br />
Hermann Hansis, der über zwei Jahrzehnte<br />
herausragende Funktionen im<br />
<strong>vLw</strong> wahrgenommen hat und der 15<br />
Jahre lang <strong>die</strong>sen Landesverband geführt<br />
hat. Hermann Hansis hat in einzigartiger<br />
Weise dem <strong>vLw</strong> Nordrhein-Westfalen<br />
sein Gesicht gegeben. Er stand nicht nur<br />
für den Verband, er stand auch stets zur<br />
Verfügung, wenn er gebraucht und gefragt<br />
war. Er war omnipräsent, stets nicht<br />
nur auf „Ballhöhe“, sondern schon ein<br />
Stückchen weiter, er war kommunikativ<br />
und eloquent, <strong>die</strong> Schärfe der Gedankenketten<br />
stets überragend, sodass seinen<br />
Argumenten nichts entgegenzusetzen<br />
war.<br />
Hermann Hansis hat Verbandspolitik<br />
stets als Politik des Ausgleichs verstanden<br />
und gar mancher Versuchung zur<br />
Konfrontation widerstanden. Er hat –<br />
wenn einem seiner Argumente mit dem<br />
einzig möglichen Gegenmittel, dem der<br />
Ignoranz, begegnet wurde – stets einen<br />
neuen Versuch zu überzeugen gestartet,<br />
neue Perspektiven gesucht und gefunden.<br />
In all dem hat er ein Beispiel gegeben<br />
was es heißt, wenn man dem Verband<br />
mehr gibt als nur sein Gesicht: Er<br />
hat seine ganze Person, seine Arbeitskraft<br />
und Freizeit für den Verband gegeben,<br />
er hat sich mit Haut und Haaren in<br />
den Dienst des Verbandes gestellt. Dies<br />
können wir Verbandsmitglieder ihm gar<br />
nicht genug danken. Es wird mir ein Rätsel<br />
bleiben, wie man es schaffen kann,<br />
ein solch umfängliches, zeitaufwändiges,<br />
nerven- und gesundheitsbelastendes<br />
Paket an Aufgaben zu schultern und<br />
gleichzeitig <strong>die</strong> gute Laune nicht zu verlieren.<br />
Und <strong>die</strong> Fülle an Aufgaben hat<br />
Hermann Hansis mit einer Brillanz<br />
gemeistert, <strong>die</strong> ihresgleichen sucht.<br />
Ich bin stolz darauf, dass ich ihn 1 1/2<br />
Jahrzehnte im Landesverband begleiten<br />
durfte und stets auf seinen Rat, seinen<br />
Kommentar und seine Verbesserungsvorschläge<br />
zählen konnte. Er hat mir<br />
gezeigt, wie erfolgreiche Verbandsarbeit<br />
aussieht. Lieber Hermann, ich möchte dir<br />
von ganzem Herzen nicht nur für <strong>die</strong><br />
exzellente Zusammenarbeit danken, sondern<br />
auch für <strong>die</strong> Freundschaft, <strong>die</strong> daraus<br />
erwachsen ist. Lieber Hermann, ich<br />
habe einmal gesagt und möchte es<br />
wiederholen: wenn wir in Lippe nicht<br />
schon ein Hermannsdenkmal hätten,<br />
würden wir dir eines bauen. Allein, <strong>die</strong><br />
Äußerlichkeit macht es nicht, du hast dir<br />
selber ein Denkmal gesetzt mit deinen<br />
Taten für den <strong>vLw</strong>. Du bist der <strong>vLw</strong> und<br />
kannst stolz auf <strong>die</strong>sen <strong>vLw</strong> sein!<br />
Ganz am Anfang deiner Tätigkeit als Landesvorsitzender,<br />
lieber Hermann, hast du<br />
als wichtiges Element deiner Verbandspolitik<br />
<strong>die</strong> Nachwuchsförderung in Angriff<br />
genommen. Wie erfolgreich du gewesen<br />
bist, kannst du daran erkennen, dass <strong>die</strong><br />
neue Vorsitzende Elke Vormfenne von dir<br />
in <strong>die</strong> Vorstandsarbeit geholt wurde. Mit<br />
Reinhard Schultz und Elke Vormfenne<br />
habt ihr eine wirkungsvolle Vorstandsspitze<br />
gebildet, <strong>die</strong> eine herausragende<br />
Arbeit für den Verband gemacht hat.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr<br />
geehrte Damen und Herren, eine von <strong>die</strong>sen<br />
beiden, Elke Vormfenne hat ebenfalls<br />
<strong>die</strong> Aufforderung ganz besonders ernst<br />
genommen, von der ich eben gesprochen<br />
habe: „Gib dem <strong>vLw</strong> dein Gesicht“.<br />
Mit dem heutigen Tag wird sie noch mehr<br />
als bisher dem <strong>vLw</strong> nicht nur ihr Gesicht,<br />
sondern auch ihre ganze Person, ihre<br />
Arbeitskraft und Freizeit für den Verband<br />
geben, sie hat sich mit Haut und Haaren<br />
in den Dienst des Verbandes gestellt.<br />
Liebe Elke, ich gratuliere dir herzlich zu<br />
deiner Wahl und wünsche dir nicht nur<br />
eine erfolgreiche Verbandsarbeit, sondern<br />
immer auch genug Raum für dich<br />
selbst und deine Familie. Ich freue mich<br />
auf <strong>die</strong> Fortsetzung unserer Zusammenarbeit<br />
und weiß <strong>die</strong> Verbandsführung bei<br />
dir in guten Händen.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich<br />
möchte mit meinen Glückwünschen und<br />
meinem Dank eine große Bitte an Sie verbinden:<br />
Die Zeiten für den Lehrerberuf<br />
und <strong>die</strong> Lehrervertretung sind nicht einfach.<br />
Die Probleme der Zukunft lösen wir<br />
nur mit einem aktiven Verband, deshalb<br />
bitte ich Sie: Mischen Sie sich ein, bringen<br />
Sie sich ein, geben Sie dem Verband<br />
Ihr Gesicht, so wie es Hermann Hansis<br />
und Elke Vormfenne vorleben.<br />
Dr. Wolfgang Kehl ❍<br />
8 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Prof. Dr. Dieter Euler, St. Gallen:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
sehr geehrte Frau Ministerin,<br />
liebe Frau Vormfenne,<br />
lieber Hermann!<br />
Ich bedanke mich ganz herzlich für <strong>die</strong><br />
Gelegenheit und das Privileg, heute vor<br />
dem Delegiertentag sprechen zu dürfen.<br />
Und in besonderer Weise freue ich mich,<br />
der Verabschiedung von Hermann Hansis<br />
von seinem Amt (wohl weniger von<br />
seinem Engagement) beiwohnen zu dürfen.<br />
Der Dank verbindet sich mit einem leichten<br />
Zweifel: Warum gerade ich? Zwar ist<br />
mir <strong>die</strong> Kaufmännische Schule als Verbandsorgan<br />
durchaus vertraut, doch<br />
kann ich nicht behaupten, mit dem Verbandswirken<br />
von Hermann Hansis während<br />
seiner Amtszeit wirklich vertraut zu<br />
sein. Viele von Ihnen haben ihn erlebt,<br />
wie er über viele Jahre <strong>die</strong> Landes-Delegiertentage<br />
geprägt, mit seinen Beiträgen<br />
Akzente gesetzt und Richtungen vorgespurt<br />
hat. Und wie ein Fussballspieler,<br />
der ein überragendes Spiel geliefert hat,<br />
lässt er sich nun noch vor Ablauf seiner<br />
beruflichen Spielzeit auswechseln und<br />
kann sich dabei sicher sein, dass <strong>die</strong><br />
Anwesenden ihn mit Standing Ovations<br />
verabschieden.<br />
Bin ich als Externer da nicht etwas deplaziert?<br />
Gut, <strong>die</strong> Heimspiele von Hermann Hansis<br />
kann ich nicht würdigen. Bleiben dann<br />
aber noch <strong>die</strong> Auswärtsspiele! Beispielsweise<br />
<strong>die</strong> von Hermann Hansis in der<br />
Wissenschaft.<br />
Kurz und gut: Erwarten Sie bitte von mir<br />
keine Würdigung des Amtsträgers Hermann<br />
Hansis. Das können andere hier im<br />
Raum viel genauer. Mein Interesse gilt<br />
der Person und Persönlichkeit von Hermann<br />
Hansis – wobei ich mich auf drei<br />
Facetten begrenzen möchte, <strong>die</strong> ich wie<br />
folgt überschreibe:<br />
1. Hermann Hansis als Grenzgänger zwischen<br />
den Welten, aber nicht zwischen<br />
den Stühlen …<br />
2. Hermann Hansis als ein Mann mit<br />
einem langen Atem …<br />
3. Hermann Hansis als ‚streitbarer Diplomat‘<br />
der leisen, aber auch klaren Töne<br />
…<br />
Grenzgänger zwischen den Welten ...<br />
Verabschiedung von Hermann Hansis als <strong>vLw</strong>-Landesvorsitzender<br />
Prof. Dr. Dieter Euler …<br />
1 Grenzgänger zwischen<br />
den Welten, aber nicht<br />
zwischen den Stühlen …<br />
Grenzgänger ebenso wie Querdenker<br />
haben es heute alles andere als leicht.<br />
Man lobt sie im Allgemeinen, im Speziellen<br />
löst ihre Gegenwart jedoch Vorsicht<br />
und zuweilen Ablehnung aus, da sich der<br />
Stallgeruch des eigenen Lagers mit fremden<br />
Düften verbindet. Hermann Hansis<br />
ist ein solcher Grenzgänger, der insbesondere<br />
<strong>die</strong> Wege zwischen Wissenschaft<br />
und Machenschaft, zwischen Theorie<br />
und Praxis für sich erschlossen hat.<br />
Grenzgänger zwischen den Welten von<br />
Wissenschaft und Praxis, zwischen den<br />
Weißkittelpädagogen der Universitäten<br />
und den Blaukittelpädagogen der Schulpraxis,<br />
laufen schnell Gefahr, zwischen<br />
den Stühlen zu sitzen. Denn trotz gegenteiliger<br />
Rhetorik sitzen Wissenschaftler<br />
und Praktiker nur selten zusammen, häufig<br />
sehen sie voneinander weg oder gar<br />
aufeinander herab.<br />
Das schreckt Hermann Hansis offensichtlich<br />
nicht ab. Er will <strong>die</strong> bestehende<br />
Wirklichkeit verstehen, aber auch neue<br />
Möglichkeiten erkunden. Ein Blick in<br />
seine Veröffentlichungen macht schnell<br />
deutlich, dass viele seiner Überlegungen<br />
auf festen wissenschaftlichen Fußnoten<br />
stehen ohne <strong>die</strong> Bodenhaftung zur Praxis<br />
zu verlieren. Da wechseln zeitaktuelle mit<br />
Delegiertentag<br />
zeitlosen, mikrodidaktische mit bildungsorganisatorischen<br />
Themen. Ob zum Verhältnis<br />
zwischen Allgemein- und Berufsbildung,<br />
zum Schweinezyklus in der Lehrerbildung<br />
oder zu Streitthemen wie<br />
Handlungsorientierung, Lernfeldcurriculum<br />
oder Schulautonomie – Hermann<br />
Hansis versteht es, das bildungspolitische<br />
Geröll beiseite zu schieben und den<br />
Kern des Themas analytisch scharfsinnig<br />
freizuschaufeln.<br />
Es ist vor <strong>die</strong>sem Hintergrund nicht überraschend,<br />
dass ich Hermann Hansis auf<br />
seinen Expeditionen im Grenzland zwischen<br />
Wissenschaft und Praxis kennen<br />
gelernt habe.<br />
Ich war Assistent in Köln am Lehrstuhl<br />
von Prof. Twardy, dort wurde der Blickkontakt<br />
zur Praxis durchaus intensiv<br />
gepflegt. So traf ich Hermann Hansis<br />
gelegentlich im Kölner Arbeitskreis,<br />
wobei wir beide zumeist eine eher ruhige<br />
Rolle bevorzugten. Wir waren beide nicht<br />
<strong>die</strong> Hauptdarsteller auf <strong>die</strong>ser Bühne,<br />
sondern übten uns zumeist als Beobachter<br />
und gelegentlicher Fragensteller. So<br />
weit, so gut!<br />
Nach meiner Habilitation übernahm ich<br />
dann einen Lehrstuhl, erst in Potsdam,<br />
dann in Nürnberg. Und paradoxerweise<br />
entstand über <strong>die</strong>se räumliche Distanz<br />
zwischen Hermann Hansis und mir eine<br />
neue Nähe – letztlich über ein Thema,<br />
das uns beide betraf und offensichtlich<br />
auch beschäftigte – <strong>die</strong> Lehrerbildung.<br />
Ich fasste meine Antrittsvorlesung seinerzeit<br />
in Nürnberg unter den Titel: „Denn<br />
sie tun nicht, was sie wissen …“ und versuchte<br />
darüber <strong>die</strong> Situation in der Lehrerbildung<br />
zu kennzeichnen. Sie wissen<br />
schon: Wissenschaftliche Theorien führen<br />
in der 1. Phase der universitären Lehrerbildung<br />
zu Erkenntnissen, <strong>die</strong> das<br />
Bestehen von Prüfungen, aber nicht das<br />
Bestehen in der Praxis sichern. Schon in<br />
der 2. Phase dominiert dann <strong>die</strong> Pädagogik<br />
des Vergessens, wenn <strong>die</strong> Referendare<br />
mit dem programmatischen Satz<br />
konfrontiert werden: „Sie können jetzt<br />
erst mal alles vergessen, was Sie an der<br />
Universität gelernt haben, in der Praxis<br />
ist alles ganz anders …“ Und spätestens<br />
mit dem Berufseinstieg in <strong>die</strong> Schule weichen<br />
<strong>die</strong> Reste von Idealismus dem vermeintlichen<br />
Überlebenskampf in den<br />
Klassenzimmern – und es werden zunehmend<br />
Fächer und weniger Schüler unterrichtet.<br />
Am Ende formulierte ich noch<br />
einige Überlegungen zur Reform der Lehrerbildung,<br />
insbesondere in der 1. Phase,<br />
in der ich selbst ja gerade neue Verantwortung<br />
übernommen hatte.<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 9
Delegiertentag<br />
Hermann Hansis las den veröffentlichten<br />
Vortrag in der Zeitschrift für Berufs- und<br />
Wirtschaftspädagogik – und wir kamen<br />
ins Gespräch. Ich spürte sein Interesse<br />
am Thema und hatte den Eindruck, dass<br />
er meine Vorstellung nicht als intellektuelle<br />
Dribbelkünste abtat, sondern sie<br />
ernst nahm.<br />
Schließlich lud ich ihn nach Nürnberg zu<br />
einem Gastvortrag ein. Dort und kurze<br />
Zeit später in seiner Antrittsvorlesung<br />
anlässlich der Verleihung einer Honorarprofessur<br />
an ihn an der Universität Köln<br />
(über <strong>die</strong> Rolle der Hoch<strong>schule</strong> beim Ausbau<br />
der Professionalität von Lehrerinnen<br />
und Lehrern) erkannte ich viele Themen<br />
wieder, <strong>die</strong> wir diskutiert hatten. Und was<br />
mir imponierte: Er machte es sich nicht<br />
einfach … Wie leicht wäre es gewesen,<br />
<strong>die</strong> kritikwürdige Welt der universitären<br />
Lehrerbildung von einem inneren Hochsitz<br />
aus zu betrachten oder <strong>die</strong> widrigen Rahmenbedingungen<br />
in der schulischen Praxis<br />
zu beklagen. Stattdessen suchte er<br />
seine Möglichkeiten und <strong>die</strong> eigene Verantwortung<br />
und formulierte überzeugende<br />
Vorstellungen, wie man <strong>die</strong> ersten Jahre<br />
des Berufseinstiegs als Phase der Personalentwicklung<br />
so gestalten kann, dass<br />
den bekannten Symptomen der Theoriefeindlichkeit<br />
und dem emotionalen Bürgerkrieg<br />
zwischen Wissenschaft und Praxis<br />
entgegengewirkt werden kann.<br />
Und als ich zwei Jahre später anlässlich<br />
der Hochschultage in einem Workshop<br />
erlebte, dass Hermann Hansis als Schulleiter<br />
nicht nur Worte über Taten formuliert,<br />
sondern <strong>die</strong>se auch in seiner Schule<br />
umzusetzen versucht, war mir klar, dass<br />
er nicht nur an Vorstellungen über veränderte<br />
Praxis, sondern auch an deren Herstellung<br />
arbeitet.<br />
Das alles geschah in den vergangenen 10<br />
Jahren. Bei der Vorbereitung auf den heutigen<br />
Tag fiel mir dann aber ein Artikel von<br />
Hermann Hansis aus der „<strong>kaufmännische</strong>n<br />
Schule“ vom Januar 1983 in <strong>die</strong> Hand. In<br />
anderer Diktion, aber mit gleichem Engagement<br />
forderte er <strong>die</strong> „Abkehr vom Prinzip<br />
des Anfängerverschleißes“. Wie kann<br />
jemand, so fragte ich mich, sich mit der<br />
Suche nach einer verbesserten Lehrerbildung<br />
über Jahrzehnte so beharrlich mit<br />
einem Thema auseinandersetzen, das in<br />
der Politik doch meist am Katzentisch<br />
sitzt und primär aus quantitativen Perspektiven<br />
behandelt wird? Dies führt mich<br />
zu der zweiten Facette von Hermann<br />
Hansis als …<br />
2 Mann mit einem langen<br />
Atem und grenzenloser<br />
Beharrlichkeit in der<br />
Verfolgung seiner Ideen<br />
und Ziele …<br />
Es ist selbstredend, dass <strong>die</strong> Mehrfachrolle<br />
als Pädagoge, Verbandspolitiker<br />
und Grenzgänger zur Wissenschaft (ganz<br />
zu schweigen von seinem Privatleben)<br />
eigentlich nicht zu bewältigen ist. Permanent<br />
ist man gezwungen, 11 Löcher mit<br />
10 Fingern zu schließen, ein ruhe- und<br />
rastloses Leben. Wen wundert es da,<br />
dass viele Personen in ähnlicher Situation<br />
sich in ihrem Amt quälen, und es <strong>die</strong><br />
anderen auch gerne wissen lassen. Für<br />
viele ist es schon fast eine Pflicht, überarbeitet<br />
auszuschauen …<br />
Die Fotos in der „<strong>kaufmännische</strong>n Schule“<br />
geben einen guten Einblick allein schon<br />
über <strong>die</strong> Anforderungen an den Landesvorsitzenden.<br />
Präsenz bei Jubiläen,<br />
Ansprachen, Besuche bei Politikern,<br />
Anhörungen … und das in einem<br />
Bundesland, das flächenmäßig größer ist<br />
als <strong>die</strong> Schweiz.<br />
Viele von Ihnen kennen vielleicht <strong>die</strong><br />
Fotos von Herlinde Koelbl. Sie hat als<br />
Fotografin Politiker wie Schröder, Fischer<br />
oder Merkel in Jahresabständen fotografiert<br />
und untrüglich <strong>die</strong> „Spuren der<br />
Macht“, wie sie es nennt, festgehalten.<br />
Aus offenen Blicken wird ein misstrauisches<br />
Blinzeln, aus authentischen Gefühlen<br />
werden kalkulierte Inszenierungen,<br />
ganz zu schweigen von den Falten und<br />
Furchen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Leben auf der Haut<br />
hinterlässt. Nimmt man <strong>die</strong>sen Benchmark,<br />
so hat sich Hermann Hansis „gut<br />
gehalten“, wie man im Rheinland sagt. Er<br />
bleibt sich auch auf den Fotos treu.<br />
Nichts von dem anknipsbaren Lächeln<br />
eines Schröder oder Clinton, vielmehr<br />
verraten <strong>die</strong> Bilder eine unaufdringliche<br />
Präsenz, eine ansteckende Zuversicht,<br />
egal wo sie geschossen werden.<br />
Wolfgang Kehl erwähnte kürzlich in der<br />
W+E, dass Hermann Hansis nur schwer<br />
mit Ignoranz umgehen könne. Ich habe<br />
den Eindruck, dass er zumindest <strong>die</strong><br />
gesunden Vorstufen <strong>die</strong>ses Zustands,<br />
Geduld und Beharrlichkeit, recht gut<br />
beherrscht. Er scheint zu wissen, dass sich<br />
<strong>die</strong> Dinge manchmal in einer Art schläfriger<br />
Zufälligkeit entwickeln, und wenn <strong>die</strong> Richtung<br />
nicht stimmt, dann nutzt es nichts das<br />
Tempo zu erhöhen. Nichts was bleiben soll,<br />
kommt schnell – und <strong>die</strong> verbreitete Alternative<br />
zwischen dem quick-and-dirty der<br />
Praxis oder dem beautiful-and-never der<br />
Theorie erfordert eben <strong>die</strong>se Geduld und<br />
Beharrlichkeit, wenn man neue Wege finden<br />
und erproben möchte.<br />
Dies leitet mich über zu der dritten und<br />
letzten Facette, <strong>die</strong> ich ‚Ihnen beliebt<br />
machen möchte‘, wie es in der Schweiz<br />
heißt …<br />
3 „Streitbarer Diplomat“<br />
der leisen, aber<br />
auch klaren Töne …<br />
Ein ‚streitbarer Diplomat‘ – ist das nicht<br />
eine Paradoxie?<br />
Ich beziehe mich wieder auf <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />
Arbeiten von Hermann Han-<br />
sis, <strong>die</strong>smal auf seine Dissertationsschrift<br />
aus dem Jahre 1973. Er untersuchte dort<br />
<strong>die</strong> wirtschaftspädagogischen Bezüge in<br />
der Mitbestimmungsdiskussion <strong>die</strong>ser<br />
Zeit. Das Thema ist vielleicht auch <strong>die</strong>smal<br />
nicht von der Person zu lösen,<br />
schließlich geht es dabei um Interessenausgleich,<br />
Verständigung und Kompromiss.<br />
Hermann Hansis geht in der Schrift<br />
sparsam mit Werturteilen um, bleibt pointiert<br />
und ausgewogen in der Analyse –<br />
und zugleich streitbar in den Zwischenzeilen.<br />
Fast unmerklich geht er auf <strong>die</strong><br />
Mitbestimmung der Schülermitverwaltung<br />
ein, in der Nach-68er-Zeit ein heißes<br />
Thema, wie ich mich aus der eigenen<br />
Schulzeit erinnere. Die Diktion verrät eine<br />
kritische Haltung – aber nicht gespeist<br />
durch eine vordergründige politische<br />
Ablehnung, sondern weil er sie aus pädagogischer<br />
Perspektive als unzureichend<br />
beurteilt. Delegation der Mitbestimmung<br />
an ein Gremium reiche nicht aus, notwendig<br />
sei es, <strong>die</strong> Eigentätigkeit und das<br />
Mittun aller herauszufordern. Und das<br />
benötige andere Formen der Herausforderung<br />
und Förderung von Schülerinnen<br />
und Schülern.<br />
Der Politiker würde sagen: Ein geschicktes<br />
Argument, um eine unbeliebte Forderung<br />
abzuwehren. Der Idealist würde entgegnen:<br />
Endlich einer, der weit genug<br />
geht. Und Hermann Hansis? – Er würde<br />
nach Auslösung der Kontroverse vermutlich<br />
den Weg des pragmatischen Idealismus<br />
gehen und diplomatisch einen<br />
tragfähigen Kompromiss anstreben …<br />
Ein anderes Beispiel: In einem Beitrag 50<br />
Jahre nach Kriegsende erwähnt Hermann<br />
Hansis in der „<strong>kaufmännische</strong>n Schule“<br />
eine ökonomische Haltung im Dritten<br />
Reich, <strong>die</strong> zwar <strong>die</strong> Defizite im Staatshaushalt,<br />
nicht hingegen <strong>die</strong> Unmenschlichkeit<br />
der Politik geißelte. Um <strong>die</strong>s<br />
dann mit einer Kritik an den beobachtbaren<br />
Tendenzen in Volks- und Betriebswirtschaftslehre<br />
zu verbinden, <strong>die</strong> ethische<br />
Dimension der Verantwortung für<br />
das ökonomische Handeln auszublenden.<br />
Oder sein Hinweis auf einem Bildungskongress<br />
1993 in Neuss, <strong>die</strong> Versuche<br />
zur Aufwertung der Berufsbildung über<br />
<strong>die</strong> Anbindung an <strong>die</strong> Allgemeinbildung<br />
seien etwa so, als wolle man Frauen<br />
dadurch ‚gleichwertig‘ machen, indem<br />
man sie mit Männern verheirate.<br />
Seine Kommunikationsfiguren sind vergleichbar:<br />
Den Möglichkeitsraum des<br />
Denkens durch einen originellen Impuls<br />
weit öffnen, um dann diplomatisch und<br />
dialogisch nach der besten Lösung zu<br />
suchen. Dabei agiert Hermann Hansis<br />
dezent und vorsichtig in der Form, jedoch<br />
klar und zielbezogen in der Sache – eben<br />
ein ‚streitbarer Diplomat‘. Er agiert mit<br />
‚verständlichen Zweideutigkeiten‘, <strong>die</strong><br />
jeder versteht, aber niemanden verletzen.<br />
Er denkt in Optionen, kennt aber seine<br />
Ziele …<br />
10 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
In vielen Gesprächen konnte ich <strong>die</strong>se<br />
rhetorische Fertigkeit bewunden, gepaart<br />
mit einer Offenheit für sperrige Ideen. So<br />
ist Hermann Hansis beispielsweise kein<br />
Verfechter der pädagogischen Tonnenideologie<br />
entlang der Gleichung: mehr<br />
Geld + weniger Unterrichtsstunden =<br />
mehr Qualität. Er versteht sich nicht als<br />
einer jener Geschäftsführer des Zeitgeistes,<br />
<strong>die</strong> bemüht sind, <strong>die</strong> eigenen Interessen<br />
in einem stabilen Provisorium zu<br />
belassen. Nicht das Auftreten von Widerständen<br />
ist für ihn Anlass zur Beunruhigung,<br />
sondern deren Ausbleiben.<br />
Daneben stechen <strong>die</strong> Grundhaltungen<br />
hervor, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem Handeln unterlegt<br />
sind: Führen beinhaltet für ihn<br />
Zusammenführen, Erziehung erfordert<br />
Beziehung, Verband versteht er nicht als<br />
das Ergebnis einer medizinischen Intervention,<br />
sondern in der Bedeutung des<br />
Verbindens und Zusammenbindens nach<br />
innen und außen. In seinen Beiträgen<br />
hört man häufig <strong>die</strong> Begriffe Glaubwürdigkeit<br />
und Vertrauen, und wie schon in<br />
der erwähnten Dissertationsschrift spielt<br />
<strong>die</strong> Kategorie der Verantwortung eine<br />
große Rolle. Pointiert könnte man von<br />
den drei ‚V‘ sprechen: Verantwortung,<br />
Verbindung, Verständigung – dazu<br />
kommt das ‚Streitbare‘, das Überschreiten<br />
des Denkens in Leitplanken, getreu<br />
dem Leitsatz, dass aus Spruch und<br />
Widerspruch neue Lösungen entstehen.<br />
Ich komme zum Abschluss.<br />
Wenn jemand wie Hermann Hansis über<br />
eine Zeit von nunmehr 15 Jahren <strong>die</strong><br />
Geschicke eines Landesverbands führt,<br />
dann gibt es nur einen Erklärungsansatz<br />
mit prinzipiell doppelsinniger Bedeutung:<br />
Schulministerin Barbara Sommer:<br />
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Hansis,<br />
sehr geehrte Frau Vormfenne,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich möchte Ihnen heute meinen besonderen<br />
Dank aussprechen.<br />
Die Tätigkeit in meinem Amt hat mir auf<br />
vielfältige Weise gezeigt, wie wichtig und<br />
gut <strong>die</strong> Arbeit ist, <strong>die</strong> Sie in den Berufskollegs<br />
leisten. Dies wird leider in der<br />
Öffentlichkeit oft nicht ausreichend wahrgenommen.<br />
Keine andere Schulform erfährt den wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Wandel<br />
so direkt und massiv wie das Berufskolleg:<br />
Sie müssen sich immer wieder auf den<br />
Unterricht in neuen Berufen einstellen<br />
und so flexibel auf <strong>die</strong> schnellen Veränderungen<br />
in der Arbeitswelt reagieren.<br />
Damit bieten Sie Ihren Schülerinnen und<br />
Schülern viele Möglichkeiten zur Qualifikation<br />
und Weiterbildung und eröffnen<br />
manchem eine „zweite Chance“.<br />
Besonders möchte ich Ihre Anstrengungen<br />
würdigen, mit denen Sie sich um<br />
Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten<br />
bemühen. Manchem jungen<br />
Menschen bieten Sie oft <strong>die</strong> letzte<br />
Möglichkeit, eine realistische Chance auf<br />
dem Arbeitsmarkt zu erhalten.<br />
An keiner anderen Schulform werden<br />
Schülerinnen und Schüler mit derart<br />
unterschiedlichen Voraussetzungen und<br />
Leistungsniveaus unterrichtet: Wo sonst<br />
sitzt der ehemalige Sonderschüler oft<br />
neben der Abiturientin? Damit stärken<br />
Delegiertentag<br />
... vor Hermann Hansis und Gästen aus der Politik (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
Man findet keinen Besseren … Und wenn<br />
<strong>die</strong>se Zeit vorbei ist, dann liegen zwei<br />
Fragen nahe: Was macht der Verband?<br />
Was macht der dann ehemalige Vorsitzende?<br />
Mich interessiert hier nur <strong>die</strong> zweite<br />
Frage. Ich erwähnte bereits, dass Hermann<br />
Hansis vor Abpfiff seiner beruflichen<br />
Spielzeit den Platz verlässt. In<br />
einer Zeit, in der in unserer Gesellschaft<br />
zwar reichlich Wege für den beruflichen<br />
Aufstieg, aber nur wenige für einen würdigen<br />
beruflichen Ausstieg bestehen,<br />
erscheint mir <strong>die</strong>s eine durchdachte Dramaturgie.<br />
Lieber Hermann, mir bleibt an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle, dir zu wünschen, dass du <strong>die</strong><br />
neuen Freiheiten so nutzen kannst, dass<br />
du dich selbst froh, zufrieden und ausgeglichen<br />
damit fühlst. Lass deine Gedanken<br />
spazieren gehen, suche nach dem<br />
dir nunmehr Selbstverständlichen neue<br />
Gebiete des Unverständlichen, lass dich<br />
nicht aus der Unruhe bringen!<br />
Und ganz egoistisch wünsche ich mir,<br />
dass unser Austausch fortlebt und neue<br />
Aktualitäten findet. Insofern mache ich<br />
Schluss, ohne zu enden …<br />
Perspektiven der <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs<br />
Hermann Hansis hat <strong>die</strong> Bildungslandschaft in Nordrhein-Westfalen geprägt<br />
Prof. Dr. Dieter Euler ❍<br />
Sie <strong>die</strong> Integrationskraft unserer Gesellschaft<br />
und tragen zum Erhalt des sozialen<br />
Friedens bei!<br />
Sie alle arbeiten in den Berufskollegs mit<br />
hoher Professionalität – sowohl was Ihre<br />
fachliche als auch was Ihre pädagogische<br />
Kompetenz angeht.<br />
Dabei zeigen Sie – zumindest überwiegend<br />
– trotz steigender Anforderungen<br />
eine große Zufriedenheit mit Ihrem Beruf,<br />
Engagement für Ihre Schülerinnen und<br />
Schüler und viel Zuversicht. Für all das<br />
meinen ausdrücklichen und herzlichen<br />
Dank!<br />
In der Koalitionsvereinbarung sagen wir:<br />
„Eine gute Ausbildung ist und bleibt <strong>die</strong><br />
beste Voraussetzung für ein selbstbestimmtes<br />
und zufriedenes Leben. Wir<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 11
Delegiertentag<br />
wollen, dass allen ausbildungswilligen<br />
und -fähigen jungen Menschen ein Ausbildungsvertrag<br />
angeboten wird.“<br />
Das setzt Maßstäbe, an denen wir uns<br />
messen lassen müssen und denen wir<br />
unser Handeln unterzuordnen haben –<br />
trotz aller Schwierigkeiten.<br />
Zweiter Berufsschultag<br />
Kaum ein Thema beschäftigt Berufskollegs<br />
in letzter Zeit so sehr wie der zweite<br />
Berufsschultag. Es ist ein offenes<br />
Geheimnis, dass zur Umsetzung des<br />
zweiten Berufschultages auch in <strong>kaufmännische</strong>n<br />
Berufskollegs vielerorts<br />
intelligente Organisationsformen entwickelt<br />
wurden, <strong>die</strong> es erlauben, den Unterricht<br />
einvernehmlich mit Betrieben zu<br />
organisieren.<br />
Während bei der Mehrheit der Branchen<br />
kein Zweifel am notwendigen Umfang<br />
des Berufschulunterrichts besteht,<br />
erwarteten einzelne Handwerksberufe,<br />
dass wir das Unterrichtspensum auf<br />
lediglich einen Berufsschultag reduzieren.<br />
Die dort verwendete einfache Formel lautet:<br />
„Weniger Unterricht im berufsübergreifenden<br />
Bereich ist gleich mehr Anwesenheit<br />
in den Betrieben, ist gleich mehr<br />
Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.“<br />
Wir haben <strong>die</strong>se Formel aber verändert:<br />
Unterricht im bisherigen Umfang mit weiter<br />
flexibilisierten Modellen ist gleich<br />
mehr Anwesenheit im Betrieb, ist gleich<br />
mehr Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.<br />
Damit man mit <strong>die</strong>ser Formel in der Praxis<br />
umgehen kann, wurde im Ausbildungskonsens<br />
NRW ein Vorhabenkatalog<br />
erstellt. Die Branchen wurden dabei<br />
aufgefordert, bis zum morgigen Tag ihre<br />
Wünsche zur regionalspezifischen Umsetzung<br />
der Flexibilisierung des Berufschulunterrichts<br />
zu melden.<br />
Wir werden <strong>die</strong> Rückmeldungen auswerten<br />
und abstimmen. Ziel ist, wo immer<br />
möglich, den Wünschen der Betriebe<br />
entgegenzukommen.<br />
Ganz sicher werden auch Wünsche zu<br />
<strong>kaufmännische</strong>n Ausbildungsberufen<br />
geäußert. Wir wissen, dass wieder einmal<br />
Ihre Flexibilität und <strong>die</strong> Ihrer Kollegen vor<br />
Ort gefordert ist.<br />
Die Betriebe wissen, dass sie im Gegenzug<br />
zu unseren Bemühungen belegbar<br />
mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung<br />
stellen müssen.<br />
Hier möchte ich ein herzliches Dankeschön<br />
an Sie, Herr Prof. Dr. Hansis, richten.<br />
Bei der Son<strong>die</strong>rung der vielen, vielen<br />
Ideen zur Flexibilisierung des Berufschulunterrichts<br />
waren Sie als engagierter<br />
Schulleiter ebenso hilfreich wie als konstruktiv-kritischer<br />
Verbandsvorsitzender.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass unsere<br />
gemeinsamen Bemühungen, mehr Jugendlichen<br />
über einen dualen Ausbildungsplatz<br />
eine faire Chance auf einen<br />
gelungenen Einstieg in <strong>die</strong> Berufs- und<br />
Arbeitswelt zu verschaffen, erfolgreich<br />
sind und dass <strong>die</strong>ser Prozess von Qualität<br />
und Nachhaltigkeit geprägt sein wird.<br />
Wegfall der Schulbezirke<br />
Uns alle beschäftigt zurzeit auch der<br />
Wegfall der Schulbezirke. Auch bei <strong>die</strong>ser<br />
Frage ist es unser Ziel, Hindernisse für<br />
<strong>die</strong> Ausbildung zu beseitigen.<br />
Die nach der Verbändebeteiligung zum<br />
Schulgesetz überarbeiteten Regelungen<br />
werden zum Schuljahr 2008/2009 in Kraft<br />
Begrüßung im Foyer: Schulministerin Barbara Sommer mit Richard Stigulinszky (MSW)<br />
und Hilmar von Zedlitz (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
treten. Es soll sichergestellt werden, dass<br />
allen Auszubildenden ein Angebot zur<br />
Beschulung unterbreitet werden kann und<br />
der Ressourcenaufwand für Land und<br />
Schulträger dennoch vertretbar bleibt.<br />
Es geht uns um bestmögliche Qualifizierung<br />
und damit Entwicklungschancen für<br />
<strong>die</strong> Auszubildenden.<br />
Auch hier erwarte ich, dass sich <strong>die</strong><br />
Regeländerungen in barer Münze –<br />
sprich in mehr Ausbildungsplätzen für<br />
Jugendliche – auszahlen werden.<br />
Qualifizierung für<br />
benachteiligte Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
Die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz<br />
hat leider stark zugenommen.<br />
Verlierer <strong>die</strong>ser Entwicklung sind insbesondere<br />
Jugendliche mit individueller<br />
Benachteiligung (z. B. Lernbeeinträchtigungen)<br />
oder sozialen Benachteiligungen<br />
(z. B. Armut oder Migrationshintergrund).<br />
Hinzu kommen <strong>die</strong> Jugendlichen, <strong>die</strong><br />
zwar in der Lage wären, eine duale<br />
Berufsausbildung zu beginnen und erfolgreich<br />
abzuschließen, wegen der Lage<br />
auf dem Ausbildungsmarkt aber keine<br />
entsprechende Stelle finden.<br />
Die individuelle Förderung <strong>die</strong>ser<br />
Jugendlichen und ihre gesellschaftspolitische<br />
Integration nehmen Berufskollegs<br />
in unterschiedlichen Bildungsgängen<br />
wahr.<br />
Neu ist <strong>die</strong> Förderung durch das Werkstattjahr,<br />
das sich vorrangig an Jugendliche<br />
richtet, <strong>die</strong> bislang lediglich an zwei<br />
Tagen das Berufskolleg besuchen. Sie<br />
sind oft schulmüde und zeigen geringes<br />
Interesse an schulischem Lernen. Ihnen<br />
soll durch schulisches und praktisches<br />
Lernen an unterschiedlichen Lernorten<br />
eine Perspektive auf Ausbildung und<br />
Beschäftigung eröffnet werden.<br />
Dabei freue ich mich festzustellen, dass<br />
sich <strong>die</strong> <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs<br />
stärker als bisher engagiert des Problems<br />
benachteiligter Jugendlicher annehmen.<br />
Für Ihre bisherige konstruktive Kritik und<br />
Ihren Zuspruch danke ich Ihnen. Beides<br />
wird in <strong>die</strong> weitere Konzeption des Werkstattjahres<br />
einfließen.<br />
Zentralabitur<br />
Mit der Einführung zentraler Abiturprüfungen<br />
in der gymnasialen Oberstufe und<br />
im Berufskolleg sichern wir bei den<br />
Schulabschlüssen Transparenz, Vergleichbarkeit<br />
und Gerechtigkeit. Und<br />
gleichzeitig schaffen wir auf Dauer klare<br />
Zielerwartungen.<br />
Ergebnisorientierte Zielvorgaben erlauben<br />
gleichzeitig den Abbau übertriebener<br />
12 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
curricularer und didaktischer Regelungen,<br />
wie sie sich in den oft 100 Seiten<br />
starken Richtlinien und Lehrplänen vergangener<br />
Tage wiederfinden.<br />
Wir wollen den Schulen <strong>die</strong> notwendige<br />
Selbstständigkeit als Voraussetzung<br />
einer modernen Schulentwicklung geben.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass der<br />
Wettbewerb der Schulen zu besseren<br />
Leistungen führen wird.<br />
Im Berufskolleg werden wir das Zentralabitur<br />
in gestufter Form einführen. Wir<br />
beginnen ab 2008 mit den Profil bildenden<br />
Fächern. 2009 folgen dann <strong>die</strong> weiteren<br />
Leistungskurse und 2010 das dritte<br />
schriftliche Abiturfach.<br />
Aufgrund <strong>die</strong>ser Vorlaufphase haben wir<br />
<strong>die</strong> Gelegenheit, <strong>die</strong> veralteten Lehrpläne<br />
durch neue, schlanke zu ersetzen. In<br />
ihren Vorgaben werden sich <strong>die</strong> künftigen<br />
Bildungspläne auf das Notwendige<br />
beschränken und den Berufskollegs<br />
Gestaltungsräume eröffnen.<br />
Ich weiß, dass <strong>die</strong> Einführung des Zentralabiturs<br />
bei einigen <strong>die</strong> Sorge ausgelöst<br />
hat, <strong>die</strong> Besonderheiten des Berufskollegs<br />
könnten zugunsten eines einheitlichen<br />
Zentralabiturs verloren gehen.<br />
Doch es wird für <strong>die</strong> Absolventen an<br />
Gymnasien und Berufskollegs keine<br />
gemeinsamen Abituraufgaben geben. In<br />
den Bildungsgängen des Berufskollegs<br />
haben wir uns für ein differenziertes System<br />
entschieden. Das trägt dem Bildungsgang-Gedanken<br />
und dem fachlichen<br />
Lernen im Beruf Rechnung.<br />
Dies haben Sie, verehrter Herr Professor<br />
Hansis, auch zu Recht eingefordert.<br />
Unbestritten ist, dass für <strong>die</strong> profilbildenden<br />
Fächer eigenständige Aufgaben<br />
erstellt werden. Aber auch in den weiteren<br />
Prüfungsfächern werden wir eigene<br />
berufskollegspezifische Aufgabenstellungen<br />
entwickeln. Da <strong>die</strong> große Zahl der<br />
Bildungsgänge eine Vielzahl von Aufgabenstellungen<br />
nach sich ziehen würde,<br />
haben wir uns für fachbereichsbezogene<br />
Bündelungen entschieden.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise tragen wir der beruflichen<br />
Ausrichtung des Berufskollegs<br />
Rechnung.<br />
Um aber in einem differenzierten Fächerangebot<br />
eine landesweit sinnvolle Vergleichbarkeit<br />
zu erreichen, mussten <strong>die</strong><br />
geplanten Prüfungsfächer behutsam<br />
reduziert werden.<br />
In <strong>kaufmännische</strong>n Bildungsgängen bleiben<br />
auch beim Zentralabitur Wahlmöglichkeiten<br />
im Leistungskurs-Bereich bestehen.<br />
Sie stellen eine ebenso anspruchsvolle<br />
wie wertvolle Alternative zur<br />
gymnasialen Oberstufe dar. Immerhin<br />
wird weit über <strong>die</strong> Hälfte aller AHR-<br />
Abschlüsse an <strong>kaufmännische</strong>n Berufskollegs<br />
erworben.<br />
Schulministerin Barbara Sommer ...<br />
Bei der Festlegung der möglichen Prüfungsfächer<br />
wurden <strong>die</strong> Fächer Deutsch,<br />
Mathematik und erste Fremdsprache<br />
bevorzugt. Dies entspricht auch dem<br />
Eckpunktepapier der Landesregierung<br />
zum Schulrechtsänderungsgesetz.<br />
Danach sollen <strong>die</strong>se für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rfähigkeit<br />
konstitutiven Fächer mehr als bisher<br />
als Prüfungsfächer vorgesehen werden.<br />
Auch in der neuen Fassung der Rahmenvereinbarung<br />
zur gymnasialen Oberstufe<br />
ist eine wesentlich stärkere Berücksichtigung<br />
<strong>die</strong>ser Fächer geplant.<br />
In <strong>die</strong>sem Schuljahr besuchen fast dreimal<br />
so viele Schülerinnen und Schüler<br />
wie im Jahr 2000 <strong>die</strong> AHR-Bildungsgänge<br />
der Berufskollegs. Damit werden<br />
10 Prozent aller Abiturienten aus den<br />
Berufskollegs kommen.<br />
Ich sehe damit das Berufskolleg in seinen<br />
Bildungsgängen, <strong>die</strong> zur Allgemeinen<br />
Hochschulreife führen, als eine attraktive<br />
Alternative zur allgemein bildenden gymnasialen<br />
Oberstufe.<br />
Umsetzung des Berufsbildungsreform-Gesetzes<br />
Auch ich meine, dass das duale System<br />
der Berufsausbildung das beste Konzept<br />
bietet für den Erwerb einer praxisnahen<br />
und bedarfsorientierten Berufsqualifikation<br />
und damit für den Eintritt in das<br />
Berufsleben. Es hat daher Vorrang bei<br />
allen Versuchen, <strong>die</strong> Lage bei den Ausbildungsplätzen<br />
zu verbessern.<br />
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt<br />
ist allerdings seit einigen Jahren schwierig.<br />
Sie ist gekennzeichnet:<br />
Delegiertentag<br />
• durch eine angespannte Wirtschaftsentwicklung,<br />
• durch ein regional und sektoral unterschiedliches<br />
Angebot an Ausbildungsplätzen,<br />
• durch ein verändertes Bildungswahlverhalten<br />
von Eltern und Kindern und<br />
• durch gestiegene Anforderungen von<br />
Betrieben.<br />
All <strong>die</strong>se Einflüsse erschweren es den<br />
jungen Menschen, unmittelbar im Anschluss<br />
an den Besuch der Schule einen<br />
Ausbildungsplatz zu finden.<br />
Wir müssen alle Möglichkeiten, <strong>die</strong> durch<br />
das Berufsbildungsreformgesetz gegeben<br />
sind, effektiv und zeitnah umsetzen.<br />
Dabei wollen wir befristete Modelle entwickeln,<br />
<strong>die</strong>, unter Beachtung des Primats<br />
der dualen Ausbildung, vor allem<br />
zwei Ziele haben:<br />
1. <strong>die</strong> Verbesserung der Lage auf dem<br />
Ausbildungsstellenmarkt,<br />
2. eine deutlich verbesserte Verzahnung<br />
von Vollzeit-Bildungsgängen mit der<br />
dualen Ausbildung.<br />
Ziel ist es, entsprechende Initiativen vor<br />
allem auf <strong>die</strong> Regionen zu konzentrieren,<br />
in denen es besonders viele Bewerber,<br />
aber nur wenig Lehrstellen gibt. Dabei<br />
soll es besonders für Altbewerber Verbesserungen<br />
geben.<br />
Wir werden sicherstellen, dass <strong>die</strong> vollzeitschulischen<br />
Bildungsgänge sich hierfür<br />
eng an dualen Ausbildungsberufen<br />
orientieren. Jugendlichen soll es ermöglicht<br />
werden, so früh und so umfassend<br />
wie möglich praktische Erfahrungen in<br />
Betrieben zu sammeln.<br />
Die Einrichtung schulischer Bildungsgänge<br />
wird sich besonders an folgenden<br />
Kriterien orientieren:<br />
• der Entscheidung vor Ort in den<br />
Berufskollegs über neue Angebotsformen,<br />
• der Auswahl der Bildungsgänge nach<br />
der örtlichen Nachfrage,<br />
• Angeboten, <strong>die</strong> berufsorientiert gestaltet<br />
und durchgeführt werden sowie<br />
• einer Begrenzung von Umfang und<br />
Dauer der Angebotsformen.<br />
Bei unseren anstehenden Abstimmungen<br />
wollen wir im Interesse der Jugendlichen<br />
<strong>die</strong> Vollzeitbildungsgänge nicht als „Warteschleifen“<br />
entwerten.<br />
Es wäre eine Verschwendung von<br />
Lebensarbeitszeit, wenn sich <strong>die</strong> vollzeit-<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 13
Delegiertentag<br />
schulische Qualifizierung nicht auch auf<br />
<strong>die</strong> weitere berufliche Qualifizierung positiv<br />
auswirken würde und wenn <strong>die</strong>sen<br />
Jugendlichen <strong>die</strong>selben Inhalte anschließend<br />
nochmals vermittelt werden müssten.<br />
Derzeit sind wir dabei, regionale und<br />
branchenspezifische Lösungen auszuloten.<br />
Und ich stimme mit Ihnen, Herr Professor<br />
Hansis, völlig darin überein, dass<br />
wir hier eine konstruktive Umsetzung<br />
anstreben sollten.<br />
Erste Modelle aus dem Bereich <strong>kaufmännische</strong>r<br />
Vollzeitbildungsgänge liegen uns<br />
bereits vor.<br />
Die bisherigen Gespräche – wie z. B. im<br />
Landesausschuss für Berufsbildung und<br />
der dort gefundene breite Konsens zu<br />
den Lösungsvorschlägen – zeigen:<br />
Anrechnung und Zulassung zur Berufsabschlussprüfung<br />
sind dann möglich,<br />
wenn Auszubildende und Ausbildende<br />
von den Angeboten gemeinsam profitieren.<br />
Ich fordere daher alle Beteiligten auf,<br />
auch in Zukunft alles zu tun, um den jungen<br />
Menschen in Nordrhein-Westfalen<br />
gute Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
anzubieten!<br />
Dabei müssen <strong>die</strong> Bildungswege für<br />
Jugendliche, <strong>die</strong> nach Ende der Schulzeit<br />
nicht unmittelbar in eine duale Ausbildung<br />
wechseln können, möglichst<br />
schnell und effektiv zum Ziel führen.<br />
EU-Vorgaben /<br />
Modularisierung<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und Technik<br />
wandeln sich schneller denn je. Daher<br />
sind Europas Bildungssysteme gezwun-<br />
gen, sich ständig weiterzuentwickeln.<br />
So wandeln sich auch Bildungswege<br />
und Qualifikationen in rasantem Tempo.<br />
In einem zusammenwachsenden Europa<br />
nutzen junge Menschen zunehmend Bildungs-<br />
und Ausbildungsangebote im<br />
Ausland. Oft verhindern jedoch nationale<br />
Barrieren den freien Zugang zu <strong>die</strong>sen<br />
Möglichkeiten.<br />
Es ist daher sehr zu begrüßen, wenn <strong>die</strong><br />
EU den europäischen Qualifikationsrahmen<br />
einführt und damit <strong>die</strong> Transparenz<br />
zwischen den nationalen Bildungssystemen<br />
erhöht und <strong>die</strong> gegenseitige Anerkennung<br />
ermöglicht.<br />
Nordrhein-Westfalen hat <strong>die</strong>sen Ansatz<br />
der Kommission stets begrüßt und unterstützt.<br />
Das darf jedoch nicht zu einer<br />
Reglementierung führen, <strong>die</strong> nicht zum<br />
deutschen Berufsbildungswesen passt.<br />
Es ist daher richtig, in einer mehrjährigen<br />
Testphase den Mitgliedstaaten Zeit zu<br />
lassen, eigene Qualifikationsrahmen zu<br />
entwickeln.<br />
In Nordrhein-Westfalen und in den anderen<br />
Bundesländern müssen wir diskutieren,<br />
wie wir erfolgreiche Elemente unserer<br />
Berufsbildung – z. B. das Berufsprinzip<br />
oder <strong>die</strong> duale Ausbildung mit ihrem<br />
Lernfeldkonzept – mit dem europäischen<br />
Qualifikationsrahmen in Einklang bringen.<br />
Das Festhalten an den Berufen behindert<br />
eine Modularisierung keineswegs. So<br />
gibt es in den Fachklassen des dualen<br />
Systems über 200 verschiedene Zusatzqualifikationen,<br />
<strong>die</strong> im Differenzierungsbereich<br />
als arbeitsmarktrelevante Module<br />
angeboten werden.<br />
Ich bin deshalb zuversichtlich: Zusammen<br />
mit den anderen Partnern können<br />
wir <strong>die</strong> duale Ausbildung in Nordrhein-<br />
Westfalen europatauglich machen.<br />
Wir sollten bereit sein, einmal erworbene<br />
.. vor Gästen aus der Wissenschaft und anderen Verbänden (Foto: Klemens A. Walters)<br />
Ausbildungsleistungen auf weitere berufliche<br />
Bildungswege anzurechnen und so<br />
das System durchlässiger zu machen.<br />
Dagegen lehne ich aber <strong>die</strong> in England<br />
übliche partikulare Modularisierung ab.<br />
Denn damit droht das bewährte Berufsprinzip<br />
geschwächt zu werden.<br />
Vor uns liegt eine spannende Entwicklung,<br />
an der sich hoffentlich <strong>die</strong> Berufskollegs<br />
aktiv beteiligen werden. Die<br />
berufliche Bildung wird attraktiver, da<br />
zukünftig <strong>die</strong> Durchlässigkeit in der<br />
beruflichen Bildung mit dem Qualifikationsrahmen<br />
für Hochschulabschlüsse<br />
verbunden wird.<br />
Gerade in <strong>kaufmännische</strong>n Bildungsgängen<br />
könnte damit <strong>die</strong> schulische Leistung<br />
aufgewertet werden. So könnte<br />
auch <strong>die</strong> überflüssige Unterscheidung<br />
zwischen beruflicher und akademischer<br />
Ausbildung entfallen.<br />
Lassen Sie mich am Schluss Ihnen, Herr<br />
Professor Hansis, noch ein persönliches<br />
Wort sagen: Wie ein roter Faden hat sich<br />
durch Ihre Abschiedsansprache das<br />
Wort „Dienen“ gezogen, vom „verlässlichen<br />
Dienstherrn“ über <strong>die</strong> Schulen<br />
als „Dienstleister an der nachwachsenden<br />
Generation“ bis zu der von Ihnen<br />
persönlich gewählten „Form des Dienens“.<br />
Ich hoffe, dass es nicht zu paradox klingt,<br />
wenn ich Ihnen als Schwaben preußisches<br />
Pflichtbewusstsein attestiere,<br />
frei nach dem friderizianischen Motto<br />
„Ich bin der erste Diener meines Verbandes“.<br />
Seit beinahe 30 Jahren waren Sie für<br />
Ihren <strong>vLw</strong> auf verschiedenen Ebenen in<br />
herausragenden Positionen ehrenamtlich<br />
tätig: <strong>die</strong>nend und gestaltend, solidarisch<br />
und engagiert führend zugleich. Niemals<br />
haben Sie während <strong>die</strong>ser Zeit <strong>die</strong><br />
Bodenhaftung zur Schule verloren. Sie<br />
waren uns ein oftmals kritischer, aber<br />
stets verlässlicher und konstruktiver<br />
Partner. Sie waren nicht nur offen für<br />
Neues, sondern haben vielfältige Anstöße<br />
vermittelt, für <strong>die</strong> ich mich ausdrücklich<br />
bedanken möchte.<br />
Als Vorsitzender des „Verbandes der<br />
Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n“<br />
haben Sie <strong>die</strong> Bildungslandschaft<br />
in Nordrhein-Westfalen geprägt.<br />
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen<br />
alles Gute auf Ihrem weiteren Weg.<br />
Vielen Dank.<br />
Anmerkung<br />
1 Rede der Ministerin für Schule und Weiterbildung<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen auf dem <strong>vLw</strong>-<br />
Delegiertentag am 31.03.2006 in Oberhausen<br />
Barbara Sommer ❍<br />
14 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Hermann Hansis, ehemaliger <strong>vLw</strong>-Landesvorsitzender:<br />
Es ist mir ein tiefes, aufrichtiges Bedürfnis,<br />
an <strong>die</strong>ser Stelle meinen Wegbegleitern<br />
und Gesprächspartnerinnen herzlichsten<br />
Dank zu sagen für alle offene<br />
Gesprächsbereitschaft und gemeinsame<br />
Sachorientierung. Dass <strong>die</strong>ser Dank mit<br />
Wünschen verknüpft wird, liegt in der<br />
Natur bildungspolitischer Aufgaben, <strong>die</strong><br />
wohl nie als definitiv erfolgreich abgeschlossen<br />
gelten können.<br />
Ein erster herzlicher Dank geht an <strong>die</strong><br />
Gesprächspartnerinnen und -partner in der<br />
Bildungspolitik, vor allem im Landtag und<br />
im Schulministerium, namentlich an <strong>die</strong><br />
anwesenden Abgeordneten Sigrid Beer,<br />
Manfred Degen, Klaus Kaiser und Sylvia<br />
Löhrmann, sowie <strong>die</strong> von mir sehr<br />
geschätzten Ministerinnen Gabriele Behler,<br />
Ute Schäfer und Barbara Sommer mit ihren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrem<br />
Haus, für <strong>die</strong> ich Rudi Kliege, Wilhelm Knevels<br />
und Dr. Harry Liedtke sowie unseren<br />
Gruppenleiter Norbert Gudlat mit seinen<br />
Mitarbeitern Lothar Herstix und Richard<br />
Stigulinszky nenne.<br />
Die bildungspolitische Hauptaufgabe war<br />
<strong>die</strong> Zusammenführung der Kolleg<strong>schule</strong>n<br />
mit den beruflichen Schulen zum Berufskolleg<br />
– übrigens ein <strong>vLw</strong>-Vorschlag zur<br />
Namensgebung. Die Berufskollegs erhielten<br />
mit der Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />
von 1998 einen Gestaltungs-<br />
und Entwicklungsauftrag als<br />
berufs- und wirtschaftspädagogische<br />
Dienstleister ihrer Region. Passend hierzu<br />
wurde in jenen Jahren auch der Umsteuerungsprozess<br />
eingeleitet, der <strong>die</strong> bisherige<br />
Input- in eine Outputsteuerung überführen<br />
soll. Die damit wachsende schulische<br />
Selbstständigkeit und Eigenverantwortung<br />
wird von den Berufskollegs voll<br />
wahrgenommen, im Modellprojekt Selbstständige<br />
Schule und außerhalb.<br />
Dieser Prozess der Verselbstständigung<br />
ist konsequent fortzusetzen. Er gelangt m.<br />
E. erst in Zielnähe, wenn <strong>die</strong> Entscheidungskompetenz<br />
für Unterrichtsorganisation<br />
und Unterrichtsgestaltung einschließlich<br />
der dafür erforderlichen Ressourcen<br />
bei den Fachleuten für Unterricht, also bei<br />
den Lehrerinnen und Lehrern angekommen<br />
ist. Unverrückbare Elemente sind dabei <strong>die</strong><br />
sachgerechte Balance fachlichen und<br />
überfachlichen Kompetenzerwerbs sowie<br />
<strong>die</strong> Verknüpfung beruflicher und allgemeiner<br />
Abschlussziele im Medium des Berufs.<br />
Deutlich weiter auszugestalten ist <strong>die</strong><br />
Anrechnung bereits erworbener Qualifikationen<br />
auf nachfolgende Bildungsgänge<br />
und Abschlüsse.<br />
Zur Qualitätsentwicklung und -sicherung<br />
sind den Schulen Standards an <strong>die</strong> Hand<br />
Rück- und Ausblick<br />
15 Jahre Bildungs- und Gewerkschaftspolitik in Nordrhein-Westfalen<br />
Hermann Hansis<br />
(Foto: Klemens A. Walters)<br />
zu geben. Maßgeblich muss letzten<br />
Endes <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit für nachfolgende<br />
Bildungs- und Stu<strong>die</strong>ngänge<br />
sowie <strong>die</strong> Nützlichkeit in einer Anschlussbeschäftigung<br />
sein, womit <strong>die</strong> Beurteilungen<br />
aus Sicht der Abgänger selbst<br />
sowie der Abnehmer in das Blickfeld<br />
rücken.<br />
Die Beziehung zwischen selbstständiger<br />
werdenden Schulen und vorgesetzten<br />
Dienststellen bei Schulträgern und Schuladministration<br />
muss sich zu einer<br />
Dienstleistungspartnerschaft entwickeln,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Schulen in ihrer Eigenverantwortlichkeit<br />
verwaltungsfachlich unterstützt<br />
und dafür Sorge trägt, dass <strong>die</strong><br />
erforderlichen Bedingungen und Ressourcen<br />
bereitgestellt und <strong>die</strong> notwendigen<br />
regionalen Kooperationen und Abstimmungen<br />
ermöglicht werden. Mehr<br />
Eigenverantwortlichkeit darf auf keinen<br />
Fall mehr Verwaltungsarbeit für das<br />
pädagogische Personal bedeuten; dem<br />
bereits enorm gestiegenen Bedarf an Leitungszeit<br />
ist Rechnung zu tragen.<br />
Der Leitung <strong>die</strong>ses mit ca. 6.700 eigenverantwortlichen<br />
Filialen größten Unternehmens<br />
von Nordrhein-Westfalen wünsche<br />
ich <strong>die</strong> Kraft, das Notwendige politisch<br />
durchzusetzen, und den Mut, <strong>die</strong><br />
Leitidee vom administrativen Dienst an<br />
der Schule als dem Dienstleister an der<br />
nachwachsenden Generation anzunehmen.<br />
Die öffentliche Verantwortung für<br />
<strong>die</strong> berufliche Bildung darf nicht zur Disposition<br />
gestellt werden.<br />
Ich danke ebenso herzlich meinen Gesprächspartnern<br />
bei den Tarifparteien,<br />
Delegiertentag<br />
Fachverbänden und Kammern. Stellvertretend<br />
nenne ich an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong><br />
anwesenden Dr. Martina Ernst von der<br />
Kammervereinigung Nordrhein-Westfalen,<br />
den Federführer der IHK-Bildungsgeschäftsführer<br />
Dr. Gerald Püchel sowie<br />
Norbert Wichmann vom DGB. Zwei Bitten<br />
in <strong>die</strong>se Richtung.<br />
Vor zehn Jahren wurde der Ausbildungskonsens<br />
Nordrhein-Westfalen vereinbart,<br />
maßgeblich gefördert von Wolfgang Clement,<br />
der sich wie kein anderer Wirtschaftsminister<br />
und Ministerpräsident<br />
persönlich für <strong>die</strong> duale Ausbildung eingesetzt<br />
hat. Unter dem Vorzeichen <strong>die</strong>ses<br />
Ausbildungskonsenses hat sich <strong>die</strong><br />
dual-partnerschaftliche Kooperation<br />
verstetigt und vertieft, und zwar sowohl<br />
institutionalisiert in Ausbilderarbeitskreisen,<br />
Prüfungs- und Berufsbildungsausschüssen,<br />
als auch in informellen Kontakten<br />
zwischen Berufs<strong>schule</strong>n und<br />
Betrieben, nicht zuletzt im Dienst laufender<br />
Aktualisierung des Unterrichts. Es ist<br />
wünschenswert, <strong>die</strong>se Vor-Ort-Realität<br />
auch in <strong>die</strong> Spitzengremien der ausbildenden<br />
Wirtschaft auf Bundesebene zu<br />
transportieren.<br />
Vielleicht gewinnt dann auch der Geist<br />
der dortigen Debatten, wie wir sie beispielsweise<br />
anlässlich der Novellierung<br />
des Berufsbildungsgesetzes erleben<br />
mussten, partnerschaftlichere Züge. Die<br />
neuen rechtlichen Möglichkeiten müssen<br />
sich dann auch noch konstruktiver<br />
umsetzen lassen, etwa bei der Zulassung<br />
von Absolventen <strong>kaufmännische</strong>r Vollzeit<strong>schule</strong>n<br />
zu Kammerprüfungen als<br />
Ausgleich für das unzureichende Lehrstellenangebot.<br />
Dazu gehörte auch <strong>die</strong><br />
Zulassung zu Teilprüfungen, z. B. im<br />
Anschluss an <strong>die</strong> Höhere Handels<strong>schule</strong>.<br />
Damit könnte ein Ansporn geschaffen<br />
werden, <strong>die</strong> anstrengungslosen Wiederholungsläufe<br />
durch gleichartige Lernschleifen<br />
zu beenden. Wer den zweiten<br />
Berufsschultag durch Vorverlagerung<br />
kompensieren will, dem sei <strong>die</strong>ser<br />
Ansatzpunkt empfohlen.<br />
Damit komme ich zu der zweiten Frage,<br />
in der sich <strong>die</strong> Vertreter der Tarifparteien,<br />
Fachverbände und Kammern werden klar<br />
positionieren müssen, nämlich im Rahmen<br />
der derzeitigen Debatte um den<br />
Umfang des Berufsschulunterrichts, <strong>die</strong><br />
ja in Wirklichkeit eine Debatte um den<br />
Sinn der dualen Ausbildung ist. Die<br />
Frage lautet: Handelt es sich dabei um<br />
eine Beschäftigungsmaßnahme, <strong>die</strong> sich<br />
während der Ausbildungszeit bereits<br />
abschließend rechnen muss, oder handelt<br />
es sich um eine Qualifizierungsmaßnahme,<br />
<strong>die</strong> auch noch nach der Ausbil-<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 15
Delegiertentag<br />
dung, etwa bei einer Übernahme von<br />
Ausgebildeten, rechenbare Erfolge abwirft.<br />
Diese beiden Auffassungen über<br />
Ausbildung sind nicht miteinander vereinbar.<br />
Für <strong>die</strong> Zukunft wird entscheidend<br />
sein, welche davon <strong>die</strong> Meinungsführerschaft<br />
übernimmt. Berufs<strong>schule</strong> setzt auf<br />
das langfristig angelegte Qualifizierungsmoment;<br />
sie kann sich infolge dessen<br />
über Ausbildungsziele, Ausbildungsqualität<br />
und damit verbundene Zeitbedarfe<br />
auch viel eher mit jenen verständigen, <strong>die</strong><br />
dasselbe Anliegen verfolgen. Wir hoffen<br />
sehr, dass auch <strong>die</strong> Vertreter der ausbildenden<br />
Wirtschaft <strong>die</strong>se Auffassung teilen.<br />
Ein ganz herzlicher Dank geht an <strong>die</strong> Kolleginnen<br />
und Kollegen in der Lehrerausbildung.<br />
Für <strong>die</strong> Hoch<strong>schule</strong>n nenne ich<br />
neben Dieter Euler nur beispielhaft <strong>die</strong><br />
anwesenden Professoren Günter Kutscha<br />
und Günter Pätzold, für <strong>die</strong> Seminare<br />
stellvertretend für viele Inge Rabenow<br />
und Martin Thees. Die in der Lehrerausbildung<br />
anstehenden strukturellen<br />
Änderungen lassen noch nicht erkennen,<br />
dass für den bewährten Stu<strong>die</strong>ngang<br />
Diplom-Handelslehrer/-in ein adäquates<br />
Folgemodell konstruiert wird. So bleibt<br />
nur zu wünschen, dass es bei den<br />
Umstrukturierungen gelingen möge, <strong>die</strong><br />
Balance zu halten, einmal zwischen polyvalenter<br />
Fun<strong>die</strong>rung und professioneller<br />
Profilierung, zum anderen hinsichtlich<br />
theoretisch reflektierender Distanz und<br />
intensivster Praxisverbundenheit. Ich<br />
weiß natürlich auch, dass solche Antinomien<br />
wesentlich leichter aufgeschrieben<br />
als realisiert sind.<br />
Aber es bleibt uns in unserer Zunft nichts<br />
anderes übrig, wenn wir vorhaben, dass<br />
der potenzielle Lehrer wirklich <strong>die</strong> Freiheit<br />
der Wahl haben soll und beruflich auch<br />
etwas anderes kann, also nicht darauf<br />
angewiesen ist, ein Leben lang Lehrer zu<br />
sein, und wenn derjenige, der sich dann<br />
für <strong>die</strong>sen schönen Beruf entscheidet,<br />
das Handwerkszeug zum tüchtigen<br />
Unterrichtspraktiker ebenso haben soll<br />
wie <strong>die</strong> geistige Kraft zum pädagogischen<br />
Visionär, was beides Überlebensund<br />
Erfolgsbedingungen sind. Die Zweiphasigkeit<br />
der Lehrerausbildung kann<br />
absehbar nicht zur Disposition stehen,<br />
schon gar nicht, wenn <strong>die</strong> universitäre<br />
Lehrerausbildung unter <strong>die</strong> Räder einer<br />
Angebotssteuerung nach dem Drittmittelaufkommen<br />
gerät.<br />
Angesichts des riesigen Lehrkräftebedarfs<br />
in den nächsten Jahren sei ergänzend<br />
angemerkt, dass mit Ausbildung<br />
alleine <strong>die</strong> Nachwuchsgewinnung nicht<br />
gesichert ist. Dazu gehören auch berufliches<br />
Ansehen und Anerkennung, Verlässlichkeit<br />
des Dienstherrn, angemessene<br />
Arbeitsbedingungen und attraktive<br />
Entwicklungsperspektiven. Dies wiederum<br />
setzt voraus, dass der öffentliche<br />
Dienstherr seine Be<strong>die</strong>nsteten nicht einfach<br />
als Haushaltspositionen oder als<br />
Interessengruppe neben anderen sieht<br />
und anspricht, sondern als benötigte,<br />
möglichst mitzunehmende Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Viel zu häufig<br />
haben wir über <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n erfahren, was<br />
unser oberster Dienstherr von uns erwartet,<br />
von uns hält und uns zuzumuten<br />
gedenkt. Diese historischen Düsseldorfer<br />
Signale sind eine schwere Hypothek, <strong>die</strong><br />
es zügig abzutragen gilt, wenn das<br />
Unternehmen Eigenverantwortliche<br />
Schule Erfolg haben soll. Nicht unwesentlich<br />
ist dabei auch der Umgang mit<br />
früheren Vereinbarungen wie der Zusage<br />
von Juni 2001, bei insgesamt zurückgehenden<br />
Schülerzahlen <strong>die</strong> Arbeitsbelastung<br />
der Lehrerinnen und Lehrer nochmals<br />
zu überprüfen und zu reduzieren.<br />
Herzlichsten Dank sage ich auch meinen<br />
Mitstreitern in den befreundeten Lehrerverbänden<br />
und in unseren Dachorganisationen.<br />
Genannt seien an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
Peter Heesen, Manfred Weichhold, Udo<br />
Beckmann, Wolfgang Brückner, Ulrich<br />
Brambach und Peter Silbernagel.<br />
Der dbb hat in den letzten Jahren dank<br />
seiner zukunftsgerichteten Politik an<br />
öffentlichem Ansehen gewonnen. Seine<br />
Größe und sein ungebrochenes Wachstum<br />
jedoch verdankt er seiner feingliedrigen<br />
Fachverbandsstruktur, welche<br />
wiederum auf einem breiten ehrenamtlichen<br />
Fundament aufgebaut ist. Diese<br />
hat nun weniger mit Organisationsrationalität<br />
zu tun, aber viel mit Identifikation<br />
auf der Basis eines gemeinsamen Berufs.<br />
Und <strong>die</strong>se Basis trägt, auch über Misserfolge<br />
hinweg, jedenfalls besser als <strong>die</strong><br />
mehr oder weniger zufällige Mitgliedschaft<br />
in einem Interessenwahrungsverein.<br />
Dies erklärt auch, warum Ehrenamtlichkeit<br />
zuweilen eine andere Sichtweise<br />
in <strong>die</strong> Interessenvertretung einbringt. Sie<br />
ist nämlich von <strong>die</strong>ser Aufgabe nicht<br />
existenziell abhängig, was auch in Zielsetzungen<br />
und Vorgehensweise unabhängig<br />
macht. Und das ist gut so. Der<br />
bestimmende Anspruch aus dem eigenen<br />
Hauptberuf heraus läuft jedenfalls<br />
weniger Gefahr, ein einseitiger Anspruch<br />
nur an andere zu werden; er ist in der<br />
Regel immer auch ein Anspruch an sich<br />
selbst.<br />
Damit komme ich zu meinem eigenen<br />
Verband, der mir ermöglicht und erlaubt<br />
hat, <strong>die</strong>s so zu realisieren. Das war das<br />
Größte und dafür bin ich unendlich dankbar!<br />
Aber beginnen wir vorne.<br />
Ich danke herzlichst all denen, <strong>die</strong> mich in<br />
den Anfangsjahren forderten und förderten,<br />
Harald Manstein und Manfred Siggemeier,<br />
Horst Knaut, Annelise Apel und<br />
Helmut Peek. Allergrößten Dank schulde<br />
ich meinen Mitstreitern im Geschäftsführenden<br />
Vorstand und bitte um Nachsicht,<br />
wenn ich hier nur den engeren Kreis der<br />
gemeinsamen Beratung, Planung, Abstimmung<br />
und Außenvertretung benenne:<br />
Alice Romberg-Bärwald, Elke Vorm-<br />
fenne, Reinhard Schultz, Dr. Wolfgang<br />
Kehl, jetzt <strong>vLw</strong>-Bundesvorsitzender,<br />
Georg Berding und Hilmar von Zedlitz.<br />
Für <strong>die</strong> Geschäftsstellenarbeit danke ich<br />
herzlichst Ernst Bizer, Ralf Jeschke und<br />
Melani Mohr sowie den Sekretärinnen<br />
Gerti Aring, Hannelore Wiethöft, Eva<br />
Eberts und Sonja Thievessen.<br />
Alle nicht namentlich genannten Funktionsträger<br />
im Landesvorstand, in unseren<br />
Ausschüssen und in unseren Arbeitskreisen,<br />
in den Bezirksvorständen, in den<br />
Bezirksgruppen, Kreisverbänden und<br />
Ortsverbänden sage ich meinen allergrößten<br />
tief empfundenen Dank. Es ist<br />
<strong>die</strong>ses unglaublich breite, ehrenamtliche<br />
Fundament, das unseren Verband lebendig<br />
und stark macht. Es waren auch Ihre<br />
und aller Mitglieder Erwartungen und<br />
Hoffnungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Führungsaufgabe<br />
zur Herausforderung machten, es ist<br />
zugleich <strong>die</strong> immer wieder erfahrene<br />
Ermunterung, <strong>die</strong> konstruktive Kritik, <strong>die</strong><br />
spürbare Anerkennung, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Aufgabe<br />
zum Vergnügen gemacht hat.<br />
Ich wünsche<br />
• unseren Kaufmännischen Berufskollegs,<br />
dass wir als Dienstleister in der<br />
Region gesehen werden, uns an der<br />
Arbeit mit und für junge Erwachsene<br />
messen lassen und wir uns mit unseren<br />
dualen Partnern über ein gemeinsames<br />
Qualitätsverständnis, eine sachgerechte<br />
Aufgabenverteilung und dann<br />
auch über <strong>die</strong> dafür erforderliche Zeit<br />
einigen können,<br />
• meinen Kolleginnen und Kollegen,<br />
dass unser Dienstherr zu einer auch<br />
mitarbeiterorientierten Führung und<br />
Bedingungsgestaltung gelangt, und<br />
dass uns, bei aller Last, <strong>die</strong> man bisweilen<br />
empfindet, der Gedanke beflügelt,<br />
an nicht unwesentlicher Stelle<br />
Notwendiges zu tun: für <strong>die</strong> junge<br />
Generation und für <strong>die</strong> Wirtschaft der<br />
Region,<br />
• unserem <strong>vLw</strong>, dass wir <strong>die</strong> produktive<br />
Symbiose von Verbandsarbeit aus der<br />
Berufsarbeit heraus noch weiterhin mit<br />
Vergnügen betreiben können, dafür<br />
auch <strong>die</strong> Anerkennung und Unterstützung<br />
unserer Dachorganisation erhalten<br />
und dass wir auch in Zukunft mit<br />
unserer Schwesterorganisation vlbs<br />
konstruktiv und erfolgreich zusammenarbeiten<br />
werden.<br />
„Führen“, so sagte einst der legendäre<br />
Bosch-Chef Merkle, „ist eine besondere<br />
Form des Dienens“. Ich habe dem <strong>vLw</strong><br />
von Herzen gerne ge<strong>die</strong>nt. Meine besonderen<br />
Wünsche gelten nun meiner Nachfolgerin<br />
im Amte: Elke Vormfenne. Sie soll<br />
alle Unterstützung haben, derer wir<br />
gemeinsam fähig sind. <strong>vLw</strong>, das ist nicht<br />
nur Kompetenz, <strong>die</strong> Schule macht, das<br />
ist auch Solidarität, <strong>die</strong> Rückhalt gibt!<br />
Prof. Dr. Hermann Hansis ❍<br />
16 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Aus dem Landtag I:<br />
1 Grundsätzliche<br />
Anmerkungen<br />
Der vorgelegte Entwurf mit den Regelungen<br />
zum Abitur nach 12 Jahren und der<br />
Reform der Oberstufe ist für den <strong>vLw</strong><br />
Anlass zu tiefer Besorgnis. Anlass der<br />
Besorgnis ist <strong>die</strong> aus der Vorlage abzuleitende<br />
Vernachlässigung der Hochschulzugangsberechtigungen,<br />
<strong>die</strong> über Bildung<br />
im Medium des Berufs erworben<br />
werden. Dieser Weg zu einem Studium<br />
wird an allen denkbaren Stellen ausgeblendet,<br />
sodass <strong>die</strong> Frage nach seiner<br />
Position angesprochen werden muss.<br />
Für den <strong>vLw</strong> steht dabei außer Zweifel,<br />
dass nicht nur <strong>die</strong> Quantitäten – mehr als<br />
35 % aller Hochschulzugangsberechtigungen<br />
werden bundesweit an beruflichen<br />
Schulen erworben – sondern auch<br />
<strong>die</strong> von niemandem infrage gestellte<br />
Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner<br />
Bildung es erfordern, <strong>die</strong> beruflichen<br />
Bildungsgänge in allen Überlegungen<br />
zum Thema <strong>die</strong>ser Anhörung mit zu<br />
denken.<br />
2 Problembereiche<br />
Eltern suchen für ihre Kinder optimale<br />
Karrierewege. Der vorliegende Entwurf<br />
stellt den Weg zum Abitur über <strong>die</strong> Oberstufe<br />
des Gymnasiums in den Vordergrund.<br />
Neben <strong>die</strong>sem Karriereweg setzt<br />
der Entwurf den Zugang nach der Klasse<br />
10 von Haupt- und Real<strong>schule</strong> in <strong>die</strong> Einführungsphase<br />
der gymnasialen Oberstufe,<br />
nach § 15 Abs. 4 Satz 2 für Schülerinnen<br />
und Schüler der Real<strong>schule</strong> mit<br />
besonders guten Leistungen in <strong>die</strong> Qualifikationsphase<br />
der gymnasialen Oberstufe.<br />
Dies ist eine klare Botschaft an <strong>die</strong><br />
Eltern, nämlich <strong>die</strong> Botschaft, dass der<br />
optimale Karriereweg über das Gymnasium<br />
geht und <strong>die</strong> Real<strong>schule</strong> einen<br />
Nebenweg in <strong>die</strong> gymnasiale Oberstufe<br />
des Gymnasiums darstellt. Damit wird<br />
das Gymnasium bei der Schnittstelle<br />
nach Klasse 10 eindeutig privilegiert.<br />
Alternative Wege zum Abitur neben dem<br />
Gymnasium werden nur ungenügend<br />
aufgezeigt, weil Schülerinnen und Schüler<br />
der Real<strong>schule</strong> mit guten Leistungen<br />
bei ihnen unter zeitlichen Aspekten<br />
schlechter gestellt werden und deshalb<br />
<strong>die</strong>se Alternativen nicht wählen.<br />
Dieses Signal gegen andere Wege zur<br />
Hochschulreife muss zwangsläufig das<br />
Verhalten bei der Wahl der Schulform<br />
nach dem vierten Schuljahr deutlich<br />
beeinflussen: Weil <strong>die</strong> Alternativen zum<br />
Gymnasium nicht besser gefördert wer-<br />
den, können Eltern, <strong>die</strong> im Sinne der<br />
Optimierung des Karriereweges für ihr<br />
Kind handeln, nur mit aller Kraft versuchen,<br />
für ihr Kind den gymnasialen Weg<br />
zu sichern. Langfristig stellt <strong>die</strong>se Weichenstellung<br />
auch <strong>die</strong> Existenz der Real<strong>schule</strong>n<br />
infrage: eine Schulform, <strong>die</strong> aus<br />
der Elternperspektive – als Karriereweg<br />
gesehen – <strong>die</strong> Unterstufe zur gymnasialen<br />
Oberstufe sein soll, läuft Gefahr ihre<br />
eigenständige Attraktivität und ihr eigenständiges<br />
Profil zu verlieren.<br />
Die vorgesehenen Bildungswege konterkarrieren<br />
aber auch einen fairen Wettbewerb<br />
der Schulformen nach der Klasse<br />
10 um <strong>die</strong> Absolventen von Haupt- und<br />
Real<strong>schule</strong>. Weil das Gymnasium für <strong>die</strong><br />
Absolventen aller anderen Schulformen<br />
der Sekundarstufe I ein Alleinstellungsmerkmal<br />
besitzt, übt es eine höhere<br />
Anziehungskraft aus. Während <strong>die</strong> Gesamt<strong>schule</strong><br />
als Langform ebenfalls einen<br />
Wettbewerbsvorteil besitzt, wird der Weg<br />
zum Abitur im Medium des Berufs benachteiligt.<br />
Dies wird noch verstärkt,<br />
wenn durch <strong>die</strong> Lenkung der leistungsstärkeren<br />
Absolventen der Real<strong>schule</strong>n in<br />
das Gymnasium eine zweite Abschöpfung<br />
der Leistungsspitze forciert wird und<br />
damit <strong>die</strong> Attraktivität der Bildung im<br />
Medium des Berufs zusätzlich gemindert<br />
wird.<br />
Durch <strong>die</strong>se formale Bevorzugung<br />
würden <strong>die</strong> inhaltlichen Erwägungen für<br />
<strong>die</strong> Wahl eines alternativen Bildungsweges<br />
über <strong>die</strong> berufliche Bildung in<br />
<strong>die</strong> Hoch<strong>schule</strong> in den Hintergrund treten.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle wird jede Argumentation<br />
für eine höhere Wertigkeit beruflicher<br />
Bildung, <strong>die</strong> von der Bundesrepublik<br />
Deutschland in <strong>die</strong> europäischen<br />
Überlegungen zur Gestaltung eines Qualifikationsrahmens<br />
hineingetragen wird,<br />
abgewertet. Alle in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
vorgebrachten Argumente für <strong>die</strong><br />
Aufwertung der Bildung im Medium des<br />
Berufs, <strong>die</strong> zur Anerkennung der Gleichwertigkeit<br />
von allgemeiner und beruflicher<br />
Bildung geführt haben, werden an<br />
<strong>die</strong> Seite gestellt. Wenn berufliche Bildung<br />
nicht in das Abseits gestellt werden<br />
soll, darf <strong>die</strong>s nicht im Raum stehen bleiben.<br />
Es könnte der Eindruck entstehen, <strong>die</strong>ser<br />
Weg für leistungsstarke Realschulabsolventen<br />
in <strong>die</strong> Qualifikationsphase der<br />
gymnasialen Oberstufe wird nur aufgezeigt,<br />
um den schönen Schein zu wahren;<br />
dann bräuchte man aus Sicht der<br />
Berufskollegs darüber nicht weiter zu diskutieren.<br />
Da <strong>die</strong>s aber wahrscheinlich<br />
Bildungspolitik<br />
Stellungnahme zur Anhörung<br />
„Abitur nach 12 Jahren – Reform der Oberstufe“<br />
Mündliche Anhörung am 24.03.06 im Landtag – <strong>vLw</strong>-Stellungnahme von Dr. Wolfgang Kehl<br />
nicht der Fall ist, muss <strong>die</strong> Vorstellung<br />
bestehen, es stünden sehr breite<br />
Kohorten von leistungsstarken Realschulabsolventen<br />
zur Verfügung. Die<br />
Notwendigkeit der Breite steht im<br />
Gegensatz zur der gewünschten Auslese:<br />
Wenn es nicht um eine gesonderte Lerngruppe<br />
geht, sondern <strong>die</strong>se Sonderregelung<br />
nur für wenige Ausgewählte, <strong>die</strong> in<br />
<strong>die</strong> aus der Sekundarstufe I des Gymnasiums<br />
kommenden Lerngruppen integriert<br />
werden sollen, wäre <strong>die</strong> Regelung<br />
obsolet, denn dann würde § 50 Abs. 1<br />
Satz 2 und 3 SchulG als gesetzliche<br />
Grundlage ausreichen. Da unterstellt<br />
werden kann, dass <strong>die</strong>s bei der Formulierung<br />
des Entwurfs präsent gewesen ist,<br />
muss <strong>die</strong> Vorstellung eines breiten<br />
Stroms von Realschülern, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Qualifikationsphase<br />
wechseln, dem Änderungsvorschlag<br />
zugrunde gelegen haben.<br />
Dies ist aus Sicht der beruflichen Bildung<br />
kein sinnvoller Ansatz: Wer <strong>die</strong>se befördert<br />
macht <strong>die</strong> Wege zur Hoch<strong>schule</strong> in<br />
der beruflichen Bildung zur Rest<strong>schule</strong>.<br />
Wie problematisch das ist, dürfte hinlänglich<br />
bekannt sein.<br />
Zusammenfassend kann das Problem<br />
auf eine Formel gebracht werden: wer<br />
jetzt Fehllenkungen nach Klasse vier<br />
als Problem identifiziert, darf entsprechende<br />
Fehllenkungen nach Klasse 10<br />
nicht befördern.<br />
3 Handlungsbedarf<br />
Der Gesetzgeber muss dafür Sorge tragen,<br />
dass <strong>die</strong> Wege zur Hochschulreife<br />
über <strong>die</strong> Bildung im Medium des Berufs<br />
keinen Wettbewerbsnachteil haben. Das<br />
ist auf zwei Wegen denkbar. Der erste<br />
Weg wäre derjenige, leistungsstärkeren<br />
Absolventen der Sekundarstufe I auch<br />
einen Weg zum Abitur in 12 Jahren über<br />
<strong>die</strong> Berufskollegs zu ermöglichen. Dies<br />
ist machbar, wie entsprechende Modellrechnungen<br />
zeigen. Allerdings würde<br />
dann <strong>die</strong> Größe der Kohorte, <strong>die</strong> sich aus<br />
den Real<strong>schule</strong>n auf den Weg in Gymnasium<br />
und Berufskollegs macht, so groß<br />
sein müssen, dass <strong>die</strong>ser Ansatz wenig<br />
realistisch erscheint.<br />
Die zweite Möglichkeit ist, auf den in § 15<br />
Abs. 4 Satz 2 Änderungsentwurf SchulG<br />
vorgesehenen Einstieg in <strong>die</strong> Qualifizierungsphase<br />
zu verzichten und <strong>die</strong> besonders<br />
guten Realschulabsolventinnen<br />
und -absolventen auf § 50 Abs. 1 Satz 2<br />
und 3 SchulG zu verweisen. Nur ein solcher<br />
Schritt ist sowohl als realistisch als<br />
auch als nicht wettbewerbsverzerrend<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 17
Bildungspolitik<br />
einzustufen. Der <strong>vLw</strong> möchte in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang sehr deutlich herausstellen,<br />
dass Wettbewerb wie immer gleiche<br />
Startchancen voraussetzt.<br />
Für <strong>die</strong> Berufskollegs ist es darüber hinaus<br />
ein wichtiges Anliegen, dass für <strong>die</strong><br />
Eltern bereits bei der Entscheidung nach<br />
Klasse 4 bewusst ist, dass über <strong>die</strong><br />
berufliche Bildung ein sinnvoller, tragfähi-<br />
Aus dem Landtag II:<br />
Elke Vormfenne (Verband der Lehrerinnen<br />
und Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n,<br />
Landesverband NW e.V.):<br />
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr<br />
geehrte Damen und Herren Abgeordneten!<br />
Meine sehr geehrten Damen und<br />
Herren! Wie <strong>die</strong> Toska-Stu<strong>die</strong> gezeigt hat<br />
und auch Professor Baumann im Rahmen<br />
der Debatten zur PISA-Stu<strong>die</strong><br />
mehrfach ausgeführt hat, ist das Abitur<br />
am Wirtschaftsgymnasium und an den<br />
anderen Fachgymnasien eine gleichwertige<br />
Alternative zu einer am Gymnasium<br />
erworbenen Hochschulzugangsberechtigung.<br />
Das eigenständige Profil und <strong>die</strong> über alle<br />
Fächer des Bildungsgangs ausgeprägte<br />
Bindung an das Medium des Berufs<br />
machen den Weg zu einer echten Alternative,<br />
<strong>die</strong> für junge Menschen mit entsprechenden<br />
Kompetenzprofilen eine<br />
bessere Möglichkeit darstellt, den Weg<br />
hin zur Hoch<strong>schule</strong> zu gehen. Diese sinnvolle<br />
Alternative darf nicht gefährdet werden.<br />
Denn sie sichert eine qualitativ<br />
hochwertige Verbreiterung des Potenzials<br />
an Hochschulstu<strong>die</strong>renden ab.<br />
Die Landesregierung hat sich folgerichtig<br />
das Ziel auf <strong>die</strong> Fahne geschrieben, <strong>die</strong><br />
Berufskollegs zu stärken und zudem <strong>die</strong><br />
Berufskollegs als Alternative der Sekundarstufe<br />
II zu allgemein bildenden Gymnasien<br />
zu entwickeln. Der Referentenentwurf<br />
zum 2. Schulrechtsänderungsgesetz<br />
jedoch lief in Teilen <strong>die</strong>ser Intension zuwider.<br />
Er sah vor, dass Realschüler mit<br />
besonders guten Leistungen <strong>die</strong> Berechtigung<br />
zum Besuch der zweijährigen<br />
Qualifikationsphase der gymnasialen<br />
Oberstufe erteilt wird. Guten Realschülern<br />
wird damit zu Recht <strong>die</strong> Option<br />
gegeben, zwischen dem zweijährigen<br />
und dreijährigen Bildungsgang zum Abitur<br />
zu wählen. Bei der Wahl der Alternative,<br />
direkt in <strong>die</strong> Qualifikationsphase der<br />
gymnasialen Oberstufe einzusteigen, bot<br />
sich allerdings nur <strong>die</strong> Möglichkeit des<br />
Quereinstiegs ins Gymnasium oder in <strong>die</strong><br />
Gesamt<strong>schule</strong>.<br />
ger und anerkannter Weg in <strong>die</strong> Hoch<strong>schule</strong><br />
vorgehalten wird. Dies wird dann<br />
zu einer attraktiven Alternative, wenn es<br />
keine Diskriminierung gibt. Über einen<br />
solchen Weg kann auch den Eltern <strong>die</strong><br />
Profilierung des Karriereweges nach<br />
Klasse 4 über <strong>die</strong> Real<strong>schule</strong> zu einer<br />
Hochschulreife als attraktiver Bildungsweg<br />
verdeutlicht werden. Wenn <strong>die</strong> Bildung<br />
im Medium des Berufs und <strong>die</strong> über<br />
Diese Übergangsregelung zum Abitur<br />
nach zwölf Jahren war aus Sicht der<br />
beruflichen Bildung wettbewerbsverzerrend,<br />
wurden doch <strong>die</strong> Bildungsgänge<br />
des Berufskollegs völlig außen vor gelassen,<br />
<strong>die</strong> ebenso wie <strong>die</strong> gymnasiale<br />
Oberstufe nach drei Jahren zur allgemeinen<br />
Hochschulreife führen. Ich freue<br />
mich, dass der heute vorgelegte Entwurf<br />
das bisherige diskriminierende Defizit<br />
aufhebt und den Wechsel in das zweite<br />
Jahr der Bildungsgänge nach Anlage D<br />
ins Berufskolleg vorsieht.<br />
Wenn wir gleiche Bildungschancen, ausgerichtet<br />
am Individuum, als Richtschnur<br />
haben wollen, dann muss den jungen<br />
Menschen auch <strong>die</strong> Möglichkeit gegeben<br />
werden, ihren Neigungen und Begabungen<br />
entsprechend den Weg zum Abitur<br />
über Bildungsgänge im Medium der<br />
Beruflichkeit ohne verlängerte Schulzeit<br />
wahrnehmen zu können. Für uns fehlt<br />
aber weiterhin ein ausreichender Bekanntheitsgrad,<br />
dass der Besuch der<br />
Real<strong>schule</strong> keine Sackgasse auf dem<br />
Weg zum Abitur ist, sondern sich nahtlos<br />
der Weg zum Abitur über das Berufskol-<br />
sie erreichbaren Qualifikationen und<br />
Kompetenzen in den Vordergrund gerückt<br />
werden, kann <strong>die</strong> Wahlentscheidung<br />
nach Klasse 4 als Entscheidung mit<br />
allen Optionen vermittelt werden. Wenn<br />
aber <strong>die</strong> alternativen Bildungswege zum<br />
Gymnasium unattraktiver gemacht werden,<br />
kann das nicht gelingen.<br />
Dr. Wolfgang Kehl ❍<br />
Abitur am Wirtschaftsgymnasium als gleichwertige Alternative<br />
Anhörung von Sachverständigen zur Reform der Oberstufe – Abitur nach 12 Jahren<br />
Sigrid Beer (B 90/Grüne), Ute Schäfer (SPD), Elke Vormfenne und Barbara Sommer<br />
(CDU)<br />
legs anbietet und <strong>die</strong>s ohne Quereinstieg<br />
in schon lange bestehende Klassen oder<br />
Gruppenstrukturen. Eine flächendeckende<br />
Information der Eltern in der<br />
Phase des Übergangs ihrer Kinder von<br />
der Primarstufe in <strong>die</strong> Sekundarstufe I ist<br />
an <strong>die</strong>ser Stelle seit Jahren überfällig.<br />
Als Indiz verweise ich auf den aktuellen<br />
Artikel von Jürgen Oelkers in der „ZEIT“<br />
vom 23. März.<br />
Eine Randbemerkung: Die Wege der<br />
alternativen Zugänge zum Abitur mit oder<br />
ohne Verkürzung erfordern inhaltliche<br />
Unterschiede, <strong>die</strong> sie unterscheidbar<br />
machen. Mit anderen Worten: Die Profilierung<br />
der Fächer im Wirtschaftsgymnasium<br />
und ihre Standards müssen einen<br />
klaren Bezug zum Medium Beruf aufweisen.<br />
Die Attraktivität hängt auch davon<br />
ab, dass Gleichwertigkeit und nicht<br />
Gleichartigkeit grundlegendes Prinzip zu<br />
Curriculum und Outcome sind.<br />
An sich – Sie haben eben gesehen, ich<br />
habe geblättert – wäre an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
mein Beitrag wesentlich länger gewesen,<br />
18 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
da ich noch etliche starke Argumente<br />
vorbereiten wollte, warum es so wichtig<br />
ist, dass <strong>die</strong> guten Realschüler auch an<br />
den Berufskollegs verkürzt zum Abitur<br />
gelangen. Ich möchte aber an der Stelle<br />
aufhören und verkürze damit meine<br />
Redezeit.<br />
Michael Solf (CDU): Ich bedanke mich<br />
für das, was ich auch in <strong>die</strong>sem zweiten<br />
Teil gehört habe, wobei es – das war<br />
auch vor 14 Tagen so – merkwürdig ist:<br />
Im ersten Block habe ich eher skeptische<br />
Beiträge, im zweiten Teil eher positiv<br />
bestärkende vernommen.<br />
Weil gleich schon der nachmittägliche<br />
Ausschussblock beginnt, möchte ich nur<br />
einige wenige Fragen stellen. Eine Frage<br />
an Frau Vormfenne. Das, was Sie gesagt<br />
haben, geht in der generellen Debatte leider<br />
so oft unter, dass ich zu dem, was Sie<br />
eigentlich auch noch sagen wollten, <strong>die</strong><br />
Frage stelle: Bitte schildern Sie uns doch,<br />
warum es so wichtig ist, dass Realschüler<br />
auch <strong>die</strong>sen Weg gehen! ...<br />
Sigrid Beer (GRÜNE): Meine sehr geehrten<br />
Damen und Herren! ... Frau Vormfenne<br />
möchte ich nach der Gleichwertig-<br />
Aus dem Bildungsausschuss I:<br />
Bereits im Januar <strong>die</strong>sen Jahres zeichneten<br />
sich eine Vielzahl von Veränderungen<br />
bei <strong>die</strong>sen Bildungsgang ab, <strong>die</strong> allmählich<br />
Kontur annehmen.<br />
So ist <strong>die</strong> Wahl der Leistungs- und<br />
Grundkurse bereits eine nicht mehr diskutierbare<br />
Größe. Das Profil bildende<br />
Leistungskursfach, im <strong>kaufmännische</strong>n<br />
Bereich ist <strong>die</strong>s Betriebswirtschaftslehre<br />
mit Rechnungswesen, ist immer nur<br />
kombinierbar mit den Fächern Mathematik<br />
oder Deutsch oder Englisch. So ergeben<br />
sich für <strong>die</strong> Wahl des 3. Abiturfaches<br />
drei Varianten, <strong>die</strong> sich ableiten aus der<br />
Wahl des 2. Leistungskurses.<br />
Hieraus wird ersichtlich, dass <strong>die</strong> Wahl<br />
einer 2. Fremdsprache als LK nicht mehr<br />
möglich ist und <strong>die</strong> Fächer Wirtschaftsinformatik<br />
und Volkswirtschaftslehre nicht<br />
mehr als 3. Abiturfach wählbar sind.<br />
Geprüft werden können <strong>die</strong>se Fächer nur<br />
noch im Bereich des 4. Abiturfaches.<br />
In den Gymnasien wird über <strong>die</strong> Einführung<br />
eines 5. Abiturfaches diskutiert.<br />
Diese zusätzliche Variante wird in nicht<br />
mehr allzu ferner Zukunft auch für <strong>die</strong><br />
Berufskollegs erwogen, ist aber für <strong>die</strong><br />
Beratung der Schülerinnen und Schüler<br />
noch nicht relevant. Welche Fächerkombinationen<br />
dann noch möglich sind, steht<br />
keit, nicht nach der Gleichartigkeit in<br />
Bezug auf das geplante Zentralabitur fragen.<br />
Können Sie Ihre Position deutlich<br />
nennen! Woran muss gearbeitet werden,<br />
damit es nicht zu einer Gleichschaltung<br />
der Berufskollegs in <strong>die</strong>ser Form kommt?<br />
Ute Schäfer (SPD): ... Eine letzte Anmerkung<br />
an Frau Vormfenne: Herzlichen<br />
Dank für <strong>die</strong> Darlegung der Bedeutung<br />
der Möglichkeit, das Abitur an den<br />
berufsbildenden Schulen, an den Berufskollegs<br />
zu erwerben. Bedeutet <strong>die</strong> Festlegung<br />
auf <strong>die</strong> schriftlichen Abiturfächer<br />
Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache<br />
eine Einschränkung mit Blick auf<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, ein Wirtschaftsabitur zu<br />
erlangen. Ist das eine Einschränkung?<br />
Oder stört das <strong>die</strong> Entwicklungen nicht?<br />
...<br />
Elke Vormfenne (<strong>vLw</strong>): Als Antwort auf<br />
<strong>die</strong> Frage von Herrn Solf zum Nachlesen:<br />
Die Berufskollegs verstehen sich als<br />
gleichwertige Form der Oberstufe und als<br />
echte Alternative zu den allgemein bildenden<br />
Oberstufen. Warum haben wir<br />
uns auf <strong>die</strong> Wahl<strong>schule</strong>n berufen: Fakt<br />
ist, dass zum Beispiel an der Schule, <strong>die</strong><br />
ich leite, 75 % der Schülerinnen und<br />
Schüler in der Jahrgangsstufe 11 der<br />
Änderungen in der APO BK Anlage D 27<br />
zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht<br />
fest.<br />
Das zentrale Abitur wird bei den Berufskollegs<br />
für das profilbildende Leistungs-<br />
Bildungspolitik<br />
gymnasialen Oberstufe des Wirtschaftsgymnasiums<br />
aus der Real<strong>schule</strong> kommen.<br />
Frau Beer, Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit.<br />
Für uns ist es wichtig, dass <strong>die</strong><br />
Berufskollegs ihre eigenen Standards<br />
bekommen und nicht <strong>die</strong>jenigen Standards<br />
übergestülpt werden, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />
allgemein bildenden Schulen jetzt sowohl<br />
im Bereich des Mittleren Schulabschlusses<br />
als auch im Bereich des Abiturs entwickelt<br />
werden.<br />
Was <strong>die</strong> Fächer im Abitur angeht, haben<br />
wir zurzeit durch das Zentralabitur schon<br />
<strong>die</strong> Situation, dass <strong>die</strong> Fächer gebündelt<br />
werden und <strong>die</strong> Anzahl der Wahlmöglichkeiten<br />
sehr stark eingeschränkt wird.<br />
Auch hier ist es wichtig, dass <strong>die</strong> Profile,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> einzelnen Bildungsgänge in der<br />
Anlage D haben, sich nachher in der<br />
Abiturprüfung wiederfinden. ...<br />
Quelle: Auszug aus dem Ausschussprotokoll<br />
der 16. Sitzung (öffentlich) des<br />
Ausschusses für Schule und Weiterbildung<br />
am 29.03.2006 (APr 14/166),<br />
S. 34 – 41,– online abrufbar unter<br />
www.landtag.nrw.de ❍<br />
Informationsveranstaltungen am 31.05.2006 in Köln und am 21.06.2006 in Münster<br />
Abb. 1: Die Varianten<br />
kursfach (BWL/REWE) ab 2008 eingeführt,<br />
für das 1. Leistungskursfach 2009<br />
und für das 3. Fach 2010. Die Auswahl<br />
der Prüfungsvorschläge könnte so ablaufen,<br />
dass je Regierungsbezirk 3 bis 5<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 19
Bildungspolitik<br />
Berufskollegs aufgefordert werden, einen<br />
Vorschlag bei der für sie zuständigen<br />
Bezirksregierung einzureichen, sodass<br />
insgesamt 15 bis 25 unterschiedliche<br />
Vorschläge aus allen Bezirken zusammenkommen.<br />
Die Auswahl wird von einer<br />
von den Bezirksregierungen zu benennenden<br />
Kommission vorgenommen. Es<br />
wurde seitens der Vertreter des Ministeriums<br />
zugesagt, dass <strong>die</strong> Prüfungsvorschläge<br />
für <strong>die</strong> Fächer Deutsch, Englisch<br />
und Mathematik ausschließlich von Lehrkräften<br />
der Berufskollegs erstellt werden,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> besonderen inhaltlichen Belange<br />
<strong>die</strong>ses Bildungsganges berücksichtigen.<br />
Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass<br />
nicht alle Schulen jedes Jahr einen eigenen<br />
Vorschlag zu erstellen haben.<br />
Für das Fach Betriebswirtschaftslehre mit<br />
Rechnungswesen liegt bereits ein Entwurf<br />
eines Lehrplanes vor, der im www.bildungsportal.nrw.de<br />
und www. learnline.nrw.de<br />
seit einiger Zeit einsehbar ist.<br />
Diese beiden Internetadressen sind jetzt<br />
und zukünftig <strong>die</strong> wichtigsten Informationsquellen<br />
zum Thema Abitur und Entwicklungen<br />
in der APO-BK Anlage D. Die<br />
Lehrkräfte müssen sich gegenüber der<br />
Schulleitung schriftlich verpflichten, sich<br />
fortlaufend bei <strong>die</strong>sen beiden Adressen zu<br />
informieren. Gesonderte Anweisungen<br />
sind nicht mehr zu erwarten.<br />
Am Ende <strong>die</strong>ses Schuljahres sollen dann<br />
<strong>die</strong> endgültigen Lehrpläne für das Fach<br />
Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen<br />
veröffentlicht werden, <strong>die</strong> dann ab<br />
dem nächsten Schuljahr verbindlich sind.<br />
Die Lehrpläne für <strong>die</strong> anderen Fächer<br />
werden dann zeitnah erstellt und kommuniziert<br />
werden. Die Kolleginnen und<br />
Kollegen werden immer aufgefordert, im<br />
Internet ihre Einschätzung bezüglich der<br />
Aus dem Bildungsausschuss II:<br />
1) Allgemeiner Teil<br />
Ziff. 7a) Auf eine organisatorische Vorgabe<br />
zur Durchführung der Nachprüfung<br />
bitten wir zu verzichten. Stattdessen<br />
sollte, falls <strong>die</strong>s für erforderlich erachtet<br />
wird, der Zweck angegeben werden, z. B.<br />
Vermeidung von Unterrichtsausfall, Klärung<br />
der Klassenzuordnung mit der<br />
Aufnahme des planmäßigen Unterrichts<br />
o. Ä.<br />
Dies ist beispielsweise in der Teilzeitfach<strong>schule</strong><br />
je nach Unterrichtstagen auch<br />
mit dem allgemeinen Unterrichtsbeginn<br />
möglich.<br />
neuen Lehrpläne einzubringen, indem sie<br />
<strong>die</strong> dort gegebene Möglichkeit der Kommentierung<br />
nutzen.<br />
Im Herbst 2007 werden von den Bezirksregierungen<br />
oder dem Ministerium Implementierungsveranstaltungen<br />
zu den fächerübergreifenden<br />
und fachbezogenen<br />
Lehrplänen angeboten, wobei Beispielaufgaben<br />
als Vorbereitung für <strong>die</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler auf <strong>die</strong> Prüfung zur<br />
Verfügung gestellt werden. Fragestellungen<br />
in Bezug auf <strong>die</strong> Bewertungsmodalitäten<br />
werden ebenfalls zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt<br />
beantwortet Ab der 12/2 werden<br />
dann Probeklausuren zur Verfügung stehen,<br />
<strong>die</strong> auf freiwilliger Basis genutzt werden<br />
können und ebenfalls über das Internet<br />
abgerufen werden müssen. So soll<br />
<strong>die</strong> technische Praktikabilität des Verfahrens<br />
für den „Ernstfall“ geprobt und überprüft<br />
werden. Es wurde zugesagt, dass<br />
<strong>die</strong> Handhabung einfach und gut verständlich<br />
ist.<br />
Eine Einführung des zentralen Abitur ist<br />
für FOS 13 zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />
nicht vorgesehen, sodass hier keine entsprechende<br />
Änderung erwartet wird. Die<br />
Zweitkorrektur der schriftlichen Abituraufgaben<br />
wird zukünftig wegfallen.<br />
Das Berufskolleg wurde den Gymnasien<br />
und Gesamt<strong>schule</strong>n gleichgestellt, indem<br />
nun auch für gute Schülerinnen und<br />
Schüler <strong>die</strong> Möglichkeit besteht, <strong>die</strong> AHR<br />
nach 12 Jahren zu absolvieren, weil hier<br />
das 9/3 Verfahren angewandt werden<br />
kann. Das Berufskolleg hat also theoretisch<br />
<strong>die</strong> Option nach ausführlicher Beratung<br />
und im Einzelfall Schülerinnen und<br />
Schüler entsprechend ihrer Begabung in<br />
<strong>die</strong> 12. Klasse aufzunehmen. Wichtig ist<br />
hier zu erwähnen, dass im Gegensatz zu<br />
Ergänzende Anmerkungen 1<br />
2) Anlage A<br />
Ziff. 6b) Wir begrüßen <strong>die</strong> Klarstellung der<br />
Gewichtungsregelung.<br />
3) Anlage B<br />
Wir bitten um Erörterung und nachfolgende<br />
Berücksichtigung des von einer<br />
Landesarbeitsgruppe bei der Bezirksregierung<br />
Düsseldorf erarbeiteten Vorschlags<br />
für eine umfassende Änderung<br />
der Anlage B.<br />
4) Anlage D<br />
den Gymnasien kein Anspruch besteht<br />
und gesetzlich auf <strong>die</strong> Chance einer Einzelfallentscheidung<br />
seitens der Schule<br />
ausdrücklich hingewiesen wird.<br />
Ein weiteres wichtiges Element ist <strong>die</strong><br />
Änderung des BBiG, <strong>die</strong> eine Änderung<br />
der Anrechenbarkeit der schulischen<br />
Leistungen auf den Berufsabschluss vorsieht.<br />
Wenn Schülerin/Schüler und Ausbildungsbetrieb<br />
<strong>die</strong>s wünschen, kann<br />
eine Verkürzung der Ausbildung um 18<br />
Monate bei AHR-Absolventen stattfinden.<br />
Es stehen eine Vielzahl von Veränderungen<br />
an, <strong>die</strong> Informationsveranstaltungen<br />
notwendig machen, um alle Beteiligten<br />
auf <strong>die</strong> veränderte Situation im AHR-<br />
Bereich vorzubereiten. So werden am<br />
Ende des Schuljahres <strong>die</strong> Schulleitungen<br />
durch ihre Bezirksregierungen informiert.<br />
Die Bildungsgangleitungen im Bezirk<br />
Köln werden am 21. Juni 2006 durch<br />
Herrn LRSD Tilo Schmidt umfassend<br />
informiert werden.<br />
Herr Lothar Herstix, Mitarbeiter des<br />
MSW, hat sich bereit erklärt, schon<br />
vorab den Mitgliedern des <strong>vLw</strong> einige<br />
Informationen zur Verfügung zu stellen<br />
und <strong>die</strong> Fragen zu beantworten. Am Mittwoch,<br />
31. Mai 2006, 14.00 bis 16.30 Uhr<br />
wird in Köln und am 21. Juni 2006, 14.00<br />
bis 16.30 Uhr in Münster eine entsprechende<br />
Veranstaltung durchgeführt werden,<br />
zu der Sie herzlich eingeladen sind.<br />
Den Ortsverbandsvorsitzenden Ihrer<br />
Schule ist bereits eine Einladung zugegangen.<br />
Eine Anmeldung ist auch über<br />
<strong>die</strong> Geschäftsstelle des <strong>vLw</strong> in Düsseldorf<br />
möglich. Bei der Zusage erhalten Sie<br />
dann eine Bestätigung und <strong>die</strong> genaue<br />
Adresse.<br />
Ute Wohlgemuth ❍<br />
Verordnung zur Änderung von Ausbildungs- und Prüfungsordnungen zur Anpassung<br />
an das Schulgesetz zu Artikel 3 APO-BK<br />
• Die in der Anlage D 28 Seite 2 vermerkte<br />
Änderung in Bezug auf das<br />
zweite Leistungskursfach bitten wir zu<br />
modifizieren. Hier ist auch eine zweite<br />
Fremdsprache zuzulassen.<br />
• Das Fach Wirtschaftsinformatik soll als<br />
3. Prüfungsfach zugelassen werden.<br />
Anmerkung<br />
1 Vgl. auch <strong>vLw</strong>-Stellungnahme zum Schulgesetz,<br />
Die <strong>kaufmännische</strong> Schule, Ausgabe 3-4/ 2006,<br />
S.16 ff.<br />
<strong>vLw</strong>-Stellungnahme vom 6.04.2006 ❍<br />
20 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Neuer Landeslehrplan zur Erprobung für den Ausbildungsberuf:<br />
Die zuletzt 1997 neu geordnete Ausbildung<br />
zum Kaufmann / zur Kauffrau im<br />
Groß- und Außenhandel wird zum 1.<br />
August 2006 erneut reformiert, um sie<br />
den aktuellen Entwicklungen der Branche<br />
anzupassen. Neuerungen sind dabei<br />
insbesondere in den Bereichen Logistik,<br />
Kunden- und Dienstleistungsorientierung<br />
und fremdsprachliche Inhalte zu verzeichnen.<br />
Während <strong>die</strong> Ausbildungsverordnung<br />
und der Ausbildungsrahmenplan<br />
lediglich teilnovelliert, d. h.<br />
überarbeitet wurden, wurden der KMK-<br />
Rahmenlehrplan sowie der darauf aufbauende<br />
Landeslehrplan NRW aktuell<br />
neu strukturiert und gestaltet.<br />
Auf einer Implementationsveranstaltung<br />
am 22. März 2006 wurden im Landesinstitut<br />
für Schule/Qualitätsagentur den<br />
mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
(im Regelfall Bildungsgangleitungen<br />
aus den NRW-Berufskollegs) <strong>die</strong><br />
Eckpunkte der Neuordnung und <strong>die</strong><br />
Lehrpläne vorgestellt: Ausbildungsordnung,<br />
KMK-Rahmenlehrplan und Landeslehrplan<br />
NRW. Unter Moderation des<br />
LfS/QA referierten nach Grußworten<br />
durch Ruth Springer (Direktorin des<br />
LfS/QA) und Richard Stigulinszky (MSW<br />
Düsseldorf) unter anderem ein Vertreter<br />
der Industrie- und Handelskammer Arnsberg<br />
(Hubert Klotz), der KMK-Vertreter<br />
des Landes NRW (Peter Landscheidt)<br />
sowie der Vorsitzende der Landeslehrplankommission<br />
(Tilo Schmidt, BR Köln).<br />
Danach wurden <strong>die</strong> Aufgaben für <strong>die</strong><br />
künftige Bildungsgangarbeit konkretisiert:<br />
insbesondere <strong>die</strong> Entwicklung<br />
einer didaktischen Jahresplanung sowie<br />
Anforderungen für das Erarbeiten<br />
von Lernsituationen. Am Nachmittag<br />
wurden schließlich mit den Vertretern der<br />
Schulaufsicht aus den Bezirksregierungen<br />
<strong>die</strong> weiteren Schritte zur Implementation<br />
der neuen Pläne in den Schulen<br />
vereinbart und erste Abstimmungen<br />
getroffen.<br />
1 Berufliche Veränderungen<br />
und Intentionen der<br />
Neuordnung<br />
Der/Die „Kaufmann/-frau im Groß- und<br />
Außenhandel“ ist als anerkannter Ausbildungsberuf<br />
nach dem Berufsbildungsgesetz<br />
(BBiG) dem Berufsfeld Wirtschaft<br />
und Verwaltung, Schwerpunkt Absatzwirtschaft<br />
und Kundenberatung, zugeordnet<br />
und kann in den folgenden zwei<br />
Fachrichtungen ausgebildet werden:<br />
Großhandel sowie Außenhandel. Die<br />
Ausbildung, <strong>die</strong> nach wie vor 3 Jahre<br />
dauert, erfolgt in der Regel im Ausbildungsbetrieb<br />
und in der Berufs<strong>schule</strong>.<br />
Die Ausbildungsordnung schafft <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />
dafür, dass eine modernisierte<br />
Ausbildung möglich ist. Wo liegen<br />
<strong>die</strong> Unterschiede bezüglich der Fachrichtungen?<br />
Kaufleute im Groß- und Außenhandel der<br />
Fachrichtung Großhandel kaufen Waren<br />
aller Art bei Herstellern bzw. Lieferanten<br />
und verkaufen sie an Handel, Handwerk<br />
und Industrie weiter. Dabei müssen sie<br />
für eine kostengünstige Lagerhaltung<br />
und einen reibungslosen Warenfluss sorgen.<br />
Zu <strong>die</strong>sem Zweck überwachen sie<br />
den Wareneingang sowie <strong>die</strong> Lagerbestände,<br />
bestellen Ware nach und planen<br />
<strong>die</strong> Warenauslieferung. Neben Bürotätigkeiten<br />
nehmen Kaufleute im Großhandel<br />
auch direkt Beratungsaufgaben gegenüber<br />
Kunden im Verkaufsraum wahr. Vertraute<br />
Arbeitsumgebung ist darüber hinaus<br />
das Lager; hier nehmen Großhandelskaufleute<br />
z. B. Warensendungen<br />
entgegen. Im Pkw sind sie im Außen<strong>die</strong>nst<br />
unterwegs, etwa um Kunden zu<br />
akquirieren.<br />
Die ausbildenden Großhandelsbetriebe<br />
sind mitunter spezialisiert; beispielsweise<br />
für Mineralölerzeugnisse, Holz und Holzwaren<br />
oder Baustoffe, Textilien, für<br />
Kraftwagenteile und -zubehör, für Nahrungsmittel,<br />
Getränke und Tabakwaren,<br />
für Maschinen, Saatgut oder Pflanzen.<br />
Bildungspolitik<br />
„Kauffrau/Kaufmann im Groß- und Außenhandel“<br />
Implementationsveranstaltung mit über 100 Teilnehmer(n)/-innen am 22. März 2006 in Soest<br />
V. l. n. r.: Tilo Schmidt, Peter Landscheidt, Richard Stigulinzszky, Ruth Springer, Ernst<br />
Tiemeyer, Hubert Klotz (Fotos: Clemens Eichhorst)<br />
Sehr oft sind <strong>die</strong> Auszubildenden aber<br />
auch in Großhandelsunternehmen mit<br />
gemischtem Warensortiment beschäftigt.<br />
Kaufleute im Groß- und Außenhandel der<br />
Fachrichtung Außenhandel sind überwiegend<br />
im internationalen Handel tätig und<br />
sorgen primär für eine kostengünstige<br />
Lagerhaltung und einen reibungslosen<br />
Warenfluss. Sie kaufen dabei Waren der<br />
unterschiedlichsten Branchen bei Herstellern<br />
bzw. Lieferanten und verkaufen<br />
sie an Handel, Handwerk und Industrie<br />
weiter. Des Weiteren überwachen sie den<br />
Wareneingang sowie <strong>die</strong> Lagerbestände,<br />
bestellen Ware nach und planen <strong>die</strong><br />
Warenauslieferung. Ausbildende Betriebe<br />
sind entweder spezielle Außenhandelsunternehmen<br />
oder in Produktionsbetrieben<br />
aller Art <strong>die</strong> jeweiligen Im- und<br />
Exportabteilungen.<br />
2 Kaufleute im Groß-<br />
und Außenhandel –<br />
Festlegungen gemäß<br />
Ausbildungsverordnung<br />
Im Einzelnen wurden folgende Inhalte<br />
modernisiert:<br />
• Der Bereich der Logistik wurde<br />
erweitert und auf den aktuellen Stand<br />
gebracht, dabei wurde der Fokus auf<br />
Prozessorientierung und handelsspezifische<br />
Logistik gelegt.<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 21
Bildungspolitik<br />
Abb. 1: Die Lernfelder für den Ausbildungsberuf „Kaufmann/Kauffrau im Groß- und<br />
Außenhandel“<br />
• Die Kunden- und Dienstleistungsorientierung<br />
wurde verstärkt. Dadurch<br />
soll ein <strong>die</strong>nstleistungsorientiertes<br />
Verhalten, besonders im Umgang<br />
mit Geschäftspartnern, gefördert werden.<br />
• Die Bedeutung der Arbeit im Team<br />
wird explizit berücksichtigt.<br />
• Kaufmännische Steuerung und<br />
Kontrolle ersetzt „Rechnungswesen“.<br />
Als wesentlicher Vorteil dafür wird<br />
dabei eine verbesserte Berücksichtigung<br />
der Handlungsorientierung gesehen,<br />
z. B. „Buchen von Geschäftsvorgängen“<br />
statt „Buchführung“.<br />
• Fremdsprachige Inhalte wurden in<br />
<strong>die</strong> gemeinsamen Qualifikationen für<br />
beide Fachrichtungen aufgenommen,<br />
d. h. dass auch in der Fachrichtung<br />
Großhandel ab dem ersten Jahr<br />
Fremdsprachen eine Rolle spielen. Bei<br />
der Fachrichtung Außenhandel bleiben<br />
aber zusätzliche fremdsprachige<br />
Inhalte bestehen.<br />
Die notwendigen beruflichen Qualifikationen<br />
werden in <strong>die</strong>sem Beruf wie folgt<br />
festgelegt.<br />
➢ Ausbildungsdauer:<br />
3 Jahre<br />
➢ Arbeitsgebiet:<br />
Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />
sind in allen Branchen der Wirtschaft<br />
bei Unternehmen des Handels oder<br />
der Industrie tätig. Ihre Einsatzfelder<br />
sind: Einkauf von Waren im In- und<br />
Ausland und ihr Weiterverkauf an Handel,<br />
Handwerk, Industrie und Dienstleistungssektoren<br />
sowie das Anbieten<br />
von warenbezogenen Serviceleistungen.<br />
➢ Berufliche Qualifikationen für beide<br />
Fachrichtungen<br />
• Waren, Service- und Kunden<strong>die</strong>nstleistungen<br />
verkaufen und Verkaufspreise<br />
kalkulieren<br />
• Qualitätsstandards sichern<br />
• Marktbeobachtung und Absatzchancen<br />
beurteilen<br />
• Bezugsquellen ermitteln, Angebote<br />
bewerten und Waren einkaufen<br />
• Einkaufsgespräche planen und führen<br />
• Kunden informieren und beraten<br />
• Reklamationen bearbeiten<br />
• Marketingmaßnahmen erarbeiten<br />
und umsetzen<br />
Abb. 2: Zuordnung der (Bündelungs-) Fächer zu den Lernfeldern<br />
➢ Besondere berufliche Qualifikationen<br />
in der Fachrichtung „Großhandel“:<br />
• Logistische Geschäftsprozesse in<br />
Wareneingang, Lager und Warenausgang<br />
planen, steuern und kontrollieren,<br />
• Logistik<strong>die</strong>nstleistungen auswählen<br />
und einsetzen,<br />
• Wareneingänge erfassen, Lagerbestände<br />
überwachen und Inventuren<br />
durchführen,<br />
• fremdsprachige Informationen nutzen<br />
und Auskünfte in einer Fremdsprache<br />
erteilen.<br />
➢ Besondere berufliche Qualifikationen<br />
in der Fachrichtung „Außenhandel“:<br />
• Logistische Transportprozesse in<br />
Zusammenarbeit mit Dienstleistern<br />
planen, steuern und kontrollieren,<br />
• Devisenkalkulationen durchführen,<br />
auch unter Einbeziehung von Devisentermingeschäften,<br />
• Außenwirtschafts- und Zollrechtsbestimmungen<br />
sowie internationale<br />
Handelsklauseln anwenden,<br />
• internationale Transportverträge<br />
abschließen und außenhandelsspezifische<br />
Zahlungsbedingungen<br />
anwenden,<br />
• Dokumentengeschäfte abwickeln.<br />
Neu geregelt wurde auch teilweise das<br />
Prüfungswesen. So ist nun anstelle der<br />
praktischen Übung ein abschließendes<br />
„fallbezogenes Fachgespräch“ vorgesehen,<br />
das sich beim Großhandel auf <strong>die</strong><br />
Bereiche Wareneinkauf, Marketing sowie<br />
Verkauf und Kundenberatung bezieht. In<br />
der Fachrichtung „Außenhandel“ liegt der<br />
Fokus im Fachgespräch auf den Bereichen<br />
Internationaler Handel und Auslandsmärkte.<br />
3 KMK-Rahmenlehrplan und<br />
Landeslehrplan NRW<br />
Im KMK-Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf<br />
werden folgende Lernfelder<br />
zugrunde gelegt (Hinweis: In Klammern stehen<br />
in der Tabelle <strong>die</strong> Zeitrichtwerte für <strong>die</strong><br />
Fachrichtung „Außenhandel“, vgl. Abb. 1).<br />
22 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Nordrhein-Westfalen hat sich – wie<br />
andere Bundesländer auch – verpflichtet,<br />
den jeweiligen KMK-Rahmenlehrplan für<br />
<strong>die</strong> schulische Ausbildung 1:1 zu übernehmen.<br />
Die hier enthaltenen Lernfelder<br />
bilden <strong>die</strong> Basis für <strong>die</strong> landesspezifische<br />
Ausgestaltung. Der von einer Arbeitsgruppe<br />
im LfS/QA entwickelte Landeslehrplan<br />
wird am 1. August 2006 in NRW<br />
in Kraft gesetzt.<br />
Folgende Bündelungsfächer wurden in<br />
der Lehrplangruppe festgelegt (vgl. Abb.<br />
2):<br />
• Wirtschafts- und Sozialprozesse,<br />
• Großhandelsprozesse bzw. Außenhandelsprozesse,<br />
• Kaufmännische Steuerung und Kontrolle.<br />
Die Stundentafeln im berufsbezogenen<br />
Lernbereich für <strong>die</strong> Fachrichtung „Großhandel“<br />
(vgl. Abb. 3a) bzw. <strong>die</strong> Fachrichtung<br />
„Außenhandel“ werden in den Übersichten<br />
dargestellt.<br />
Nachfolgend einige Hinweise zu den<br />
Bündelungsfächern, zu denen im Zeugnis<br />
entsprechende Noten auszuweisen<br />
sind.<br />
Mit den Lernfeldern des Faches Wirtschafts-<br />
und Sozialprozesse werden<br />
<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler in vielfältigen<br />
Gesellschaftsbezügen und gesamtwirtschaftlichen<br />
Verflechtungen sowie in<br />
den Sozialbeziehungen als Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter eines Unternehmens<br />
angesprochen. Sie sollen darüber hinaus<br />
erfahren, dass individuelle mikroökonomische<br />
Handlungen auf der Basis makroökonomischer<br />
Rahmenbedingungen getroffen<br />
werden und auf <strong>die</strong>se zurückwirken.<br />
Ausgehend von der betrieblichen Situation<br />
als Auszubildende und Mitarbeiter,<br />
<strong>die</strong> durch gesetzliche Vorschriften und<br />
überbetriebliche Vereinbarungen unterstützt<br />
und geschützt werden, ordnen sie<br />
sich im ersten Ausbildungsjahr in ein<br />
neues komplexes System mit vielfältigen<br />
sozialen Beziehungen ein. Im zweiten<br />
Ausbildungsjahr erfahren <strong>die</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler in der Personalbeschaffung,<br />
Personalverwaltung und Personalentwicklung<br />
<strong>die</strong> betrieblichen personalwirtschaftlichenGestaltungsmöglichkeiten<br />
zur Mitarbeitermotivation, zum<br />
Mitarbeitereinsatz und zur Mitarbeiterqualifikation.<br />
Aus beruflicher aber auch<br />
aus persönlicher Sicht stellen nationale<br />
und internationale Rahmenbedingungen<br />
wichtige Einflussfaktoren dar, <strong>die</strong> als Entscheidungsparameter<br />
beim beruflichen<br />
und individuellen Handeln beachtet werden<br />
müssen. Als leitende Kompetenzen<br />
werden damit Informationsfähigkeit sowie<br />
Urteilsfähigkeit entwickelt. Das dritte<br />
Ausbildungsjahr sieht in <strong>die</strong>sem Fach<br />
berufsorientierte Projekte aus dem Großoder<br />
Außenhandel vor.<br />
In den Fächern „Großhandelsprozesse“<br />
bzw. „Außenhandelsprozesse“ sind <strong>die</strong><br />
Lernfelder zusammengefasst, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Kernprozesse im Großhandel bzw. im<br />
Außenhandel darstellen. In einzelnen<br />
Lernfeldern werden spezifische Unterscheidungen<br />
zwischen Groß- und<br />
Außenhandelsprozessen vorgenommen.<br />
In zunehmend komplexeren Lernsituationen<br />
werden betriebswirtschaftliche,<br />
rechtliche, informationswirtschaftliche<br />
und kommunikative Kompetenzen zur<br />
kundenorientierten Auftragsbearbeitung<br />
sowie zur Kundengewinnung und Markterschließung<br />
entwickelt.<br />
Im ersten Ausbildungsjahr geht es um <strong>die</strong><br />
Erledigung von Einzelaufträgen sowohl<br />
im Binnen- als auch im Außenhandel.<br />
Ausgehend vom Absatzmarkt sind zunächst<br />
Kundenaufträge unter Nutzung<br />
eines Warenwirtschaftssystems bei vorhandenen<br />
Waren zu bearbeiten. Verkaufs-<br />
und Gesprächstechniken sind<br />
dabei systematisch einbezogen. Über <strong>die</strong><br />
Steuerung von Beschaffungsprozessen<br />
wird <strong>die</strong> Komplexität der Auftragserledigung<br />
unter Nutzung von IT-Systemen<br />
erweitert und <strong>die</strong> warenbezogene Leistungserstellung<br />
im Groß- und Außenhandelsunternehmen<br />
erfasst. Das zweite<br />
Ausbildungsjahr stellt <strong>die</strong> logistische<br />
Bedeutung und Funktion des Groß- und<br />
Außenhandels in der Wertschöpfungskette<br />
dar. Im dritten Ausbildungsjahr wird<br />
das strategische Denken und das planerische<br />
Vorgehen bei der Kundengewinnung,<br />
Markterschließung und Marktentwicklung<br />
gefördert.<br />
Im Fach „Kaufmännische Steuerung<br />
und Kontrolle“ sind <strong>die</strong> Lernfelder gebündelt,<br />
<strong>die</strong> sich auf Werteprozesse im<br />
Unternehmen beziehen. Zielsetzung ist<br />
<strong>die</strong> Planung und Kontrolle der betrieblichen<br />
Leistungserstellung und der Unter-<br />
Bildungspolitik<br />
nehmensentscheidungen. Im ersten Ausbildungsjahr<br />
erfassen <strong>die</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler den Wertefluss anhand von<br />
Belegen und stellen <strong>die</strong>sen unter Beachtung<br />
rechtlicher und betrieblicher Vorgaben<br />
dar. Im zweiten Ausbildungsjahr nutzen<br />
<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler verschiedene<br />
Systeme der Kosten- und<br />
Leistungsrechnung zur markt- und kostenorientierten<br />
Preisgestaltung. Leitende<br />
Prinzipien sind hierbei das Kostendenken<br />
und das Controlling. Im dritten Ausbildungsjahr<br />
stehen Finanzentscheidungen<br />
im Großhandels- sowie im Außenhandelsgeschäft<br />
im Vordergrund. Entspre-<br />
Abb. 3a: Stundentafel im berufsbezogenen Lernbereich für Fachrichtung „Großhandel“<br />
Abb. 3b: Stundentafel im berufsbezogenen Lernbereich für Fachrichtung „Außenhandel“<br />
chend wird der Jahresabschluss sowie<br />
dessen Auswertung und Aufbereitung in<br />
Kennzahlen thematisiert.<br />
Grundlage für den Unterricht im Fach<br />
Fremdsprachliche Kommunikation ist<br />
der gültige Lehrplan Fremdsprachen,<br />
Fachklassen des dualen Systems. Die im<br />
Umfang von 40 Stunden in den Lernfeldern<br />
des KMK-Rahmenlehrplanes enthaltenen<br />
fremdsprachlichen Ziele und<br />
Inhalte sind entsprechend den Anforderungen<br />
der Lerngruppe in enger Verknüpfung<br />
mit den Lernfeldern unterrichtlich<br />
umzusetzen. Dasselbe gilt für <strong>die</strong> darüber<br />
hinaus sich aus den besonderen Anforderungen<br />
des Ausbildungsberufes ergebenden<br />
fremdsprachlichen Ziele und<br />
Inhalte, <strong>die</strong> mit zusätzlich 80 Unterrichtsstunden<br />
in der Stundentafel verankert<br />
sind.<br />
4 Implementations-<br />
Herausforderungen<br />
Nach wie vor stellt <strong>die</strong> Lernfeldorientierung<br />
eine ganz besondere Herausforderung<br />
für <strong>die</strong> Lehrkräfte beruflicher Schu-<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 23
Bildungspolitik<br />
len dar. Die Lehrpläne (sowohl der KMK-<br />
Rahmenlehrplan als auch der Landeslehrplan)<br />
sind relativ offen formuliert,<br />
sodass es den Schulen vor Ort möglich<br />
wird, schnell auf neue Entwicklungen<br />
reagieren zu können. Die so konzipierten<br />
Lernfeld-Lehrpläne bieten <strong>die</strong> Notwendigkeit,<br />
aber auch <strong>die</strong> Chance, Freiräume<br />
ausfüllen zu können. Dies muss in der<br />
Praxis durch <strong>die</strong> Ausbildungsakteure ‚vor<br />
Ort‘ geschehen. Hier sind zunächst vor<br />
allem <strong>die</strong> Bildungsgangleiter in den<br />
Berufskollegs gefordert.<br />
Welche Aktivitäten sind zur Umsetzung<br />
der Lehrpläne in den Berufskollegs in<br />
NRW nötig? Ausgehend von den vorliegenden<br />
Lernfeldern für <strong>die</strong> Kaufleute im<br />
Groß- und Außenhandel gilt es an den<br />
Schulen …<br />
• didaktische Jahresplanungen zu<br />
erstellen,<br />
• Lernsituationen gemeinsam im Bildungsgang<br />
zu generieren,<br />
• Lernsituationen zu formulieren und<br />
abzustimmen und<br />
• <strong>die</strong>se letztlich in einen erfolgreichen<br />
Unterricht umzusetzen.<br />
Eine ergänzende, begleitende Evaluation<br />
<strong>die</strong>ser Aktivitäten erscheint dabei unverzichtbar<br />
und hilfreich für <strong>die</strong> weitere<br />
Arbeit.<br />
Am Beispiel des Lernfeldes 5 wird nachfolgend<br />
eine Aufteilung eines Lernfeldes<br />
Abb.5: Lernfeldübersicht<br />
Abb. 4: Aufteilung eines Lernfeldes in Lernsituationen<br />
in Lernsituationen gezeigt (vgl. Abb. 4):<br />
Natürlich ist zu beachten, dass es bei<br />
den anstehenden Implementationsaktivitäten<br />
der Lehrpläne nicht nur um <strong>die</strong><br />
Erstellung einer didaktischen Jahresplanung<br />
und <strong>die</strong> Entwicklung von Lernsituationen<br />
unter einzelnen Gesichtspunkten<br />
gehen darf. Von der Bildungsgangplanung<br />
in Teamarbeit, der Vorbereitung des<br />
Unterrichts bis hin zum Umbau von Orga-<br />
nisationsstrukturen an der Schule und<br />
den damit verbundenen notwendigen<br />
Lernprozessen bedarf es zahlreicher<br />
Aktivitäten. Wird <strong>die</strong>s beachtet, dann<br />
kann <strong>die</strong> Implementation der neuen Pläne<br />
für <strong>die</strong> Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />
erfolgreich gelingen.<br />
5 Hinweise zum Download<br />
der Lehrpläne und zu<br />
Unterstützungsleistungen<br />
des LfS/QA<br />
Die hier vorgestellten Lehrpläne zur<br />
Erprobung „Kauffrau/Kaufmann im Großund<br />
Außenhandel“ stehen im Landesbildungsserver<br />
learnline unter der folgenden<br />
Adresse zum Download bereit:<br />
http://www.learnline.nrw.de/angebote/bs<br />
/entw.htm<br />
Zur Implementation der neuen Lehrpläne<br />
bietet das LfS/QA unter der folgenden<br />
Adresse auf dem Bildungsserver learnline<br />
Unterstützungsleistungen zu einzelnen<br />
Lernfeldern:<br />
http://www.learnline.de/angebote/grossundaussen/<br />
Die Lernfeldübersicht des Angebotes<br />
sieht folgendermaßen aus:<br />
Wenn Sie sich am virtuellen Wissensaustausch<br />
unter Kolleginnen und Kollegen<br />
beteiligen möchten, können Sie mir Ihre<br />
Informationen gern per Mail zukommen<br />
lassen (E-Mail: Ernst.Tiemeyer@mail.lfs.<br />
nrw.de).<br />
Ernst Tiemeyer ❍<br />
24 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Berufskolleg Lehnerstraße, Mühlheim:<br />
1 Vorbemerkungen<br />
Im Rahmen einer Projektarbeit wurden<br />
<strong>die</strong> Berufsschulklassen der angehenden<br />
Veranstaltungskaufleute am Berufskolleg<br />
Lehnerstraße beauftragt, <strong>die</strong> gesamte<br />
Planung, Gestaltung, Organisation und<br />
Durchführung der „AzubiTa 2006“ zu<br />
übernehmen.<br />
Die „AzubiTa 2006“ ist eine Ausbildungsund<br />
Stu<strong>die</strong>nplatzmesse für den Raum<br />
Mülheim, Oberhausen, Duisburg und<br />
Essen, bei der sich Schüler über Ausbildungsberufe<br />
und Stu<strong>die</strong>ngänge informieren<br />
können.<br />
Dazu stellen sich verschiedene Unternehmen<br />
aus der Region vor und bieten<br />
ihre Ausbildungsplätze an.<br />
Des Weiteren werden Workshops zu verschiedenen<br />
Berufszweigen angeboten<br />
und ein Bühnenprogramm soll den Tag<br />
mit musikalischen und künstlerischen<br />
Beiträgen bereichern. Die angehenden<br />
Veranstaltungskaufleute organisieren <strong>die</strong><br />
gesamte Aufbau- und Ablauforganisation<br />
für <strong>die</strong>se Messe.<br />
Die verschiedenen Bereiche <strong>die</strong>ses Projektes<br />
wurden zunächst in einem großen<br />
Kickoff-Meeting auf einzelne Gruppen<br />
aufgeteilt. Innerhalb der jeweiligen Gruppen<br />
werden einzelne Verantwortungsbereiche<br />
auf <strong>die</strong> Schüler übertragen (vgl.<br />
Abb. 1).<br />
In jeder Gruppe gibt es einen Teamleiter,<br />
der <strong>die</strong> Arbeiten der Gruppe strukturiert<br />
und Aufgaben verteilt. Einmal in der<br />
Woche finden Teamleiterbesprechungen<br />
statt, bei der <strong>die</strong> aktuellen Ergebnisse der<br />
Arbeiten im Team besprochen und ausgetauscht<br />
werden. Nachfolgend beschreiben<br />
<strong>die</strong> einzelnen Gruppen ihre<br />
Arbeit im Team und ihre Erfahrungen, <strong>die</strong><br />
sie mit <strong>die</strong>sem Projekt gesammelt haben.<br />
2 Die Arbeitsgruppen<br />
2.1 Gruppe Stabstelle<br />
Die Aufgaben der Stabstelle sind:<br />
• Dokumentation (Protokolle aller Teams<br />
einsammeln, Protokollführung bei<br />
Teamleitersitzungen),<br />
• Erstellung jeglicher Vorlagen (Briefe,<br />
Faxe, Rechnungen, Protokolle etc.),<br />
• Buchführung (Budgetplanung, Zahlungseingänge<br />
überwachen),<br />
AzubiTa 2006<br />
Professionelles Projektmanagement am Beispiel der „Azubita 2006“<br />
Abb. 1: Die Projektgruppen<br />
• Erstellung des gesamten Ablaufplans<br />
und des Ablaufplans für den Veranstaltungstag<br />
(inkl. Auf- und Abbau),<br />
• Erstellung des Reinigungsplans,<br />
• Einteilung der Klassen und Lehrer am<br />
Veranstaltungstag,<br />
• Einteilung aller Schüler der VA4A und<br />
VA4B am 3. und 4. April 2006.<br />
Bisher lief alles planmäßig. Da wir direkt<br />
mit der Projektplanung verbunden waren,<br />
wurden wir immer schnell mit sämtlichen<br />
Informationen versorgt.<br />
Hilfreich war auch, dass unser Team nur<br />
aus zwei Personen bestand und es somit<br />
keine Kommunikationsprobleme oder<br />
Unstimmigkeiten gab.<br />
2.2 Gruppe Genehmigungen<br />
Wir als Gruppe Genehmigungen haben<br />
zunächst ein Lastenheft geschrieben, um<br />
festzuhalten, welche Aufgaben wir in der<br />
Folge erledigen müssen.<br />
Dieses Lastenheft umfasste folgende<br />
Aufgaben:<br />
Abb. 2: Der Ablaufplan der Messevorbereitung<br />
Berichte<br />
• Das Ordnungsamt kontaktieren, um<br />
Genehmigungen für z. B. <strong>die</strong> Parkplatzabsperrung<br />
einzuholen und um herauszufinden,<br />
wie wir an <strong>die</strong> Beschilderung<br />
für <strong>die</strong>se Absperrung kommen,<br />
• uns informieren, wie wir am günstigsten<br />
Plakate in der Umgebung aufhängen<br />
können und dürfen,<br />
• abklären, ob wir GEMA für <strong>die</strong><br />
Showacts bezahlen müssen etc.,<br />
• Parkscheine für besondere Gäste<br />
erstellen.<br />
Es stellte sich heraus, dass es nicht leicht<br />
ist, mit Ämtern zusammenzuarbeiten. Wir<br />
riefen des Öfteren bei verschiedenen<br />
Sachbearbeitern an und erhielten jedes<br />
Mal eine andere Antwort.<br />
Für <strong>die</strong>ses Projekt können wir sagen,<br />
dass es nach unserer Meinung schwierig<br />
war, mit vielen Personen zusammen zu<br />
planen. Es gab Kleingruppen, <strong>die</strong> ihre<br />
Aufgaben erledigten, aber manchmal<br />
kam es vor, dass eine Gruppe nicht wusste,<br />
was <strong>die</strong> andere plante und erreicht<br />
hatte – auch wenn es Teamleitersitzungen<br />
gab, in welchen über den Stand der<br />
Dinge berichtet wurde. Das Aufgabenfeld<br />
jeder Gruppe war sehr komplex.<br />
Bei <strong>die</strong>ser großen Projektgruppe ist oft<br />
nicht klar gewesen, welche Aufgaben<br />
(über <strong>die</strong> eigene Gruppe hinaus) genau<br />
anstanden und was noch bearbeitet werden<br />
musste.<br />
Für Personen, <strong>die</strong> im Betrieb noch nie ein<br />
Großprojekt geplant haben, ist es<br />
sicherlich eine gute Erfahrung. Für <strong>die</strong><br />
Personen, <strong>die</strong> in ihrer Ausbildung ständig<br />
mit Projekten zu tun haben, ist <strong>die</strong>se Ausbildungsmesse<br />
eines von vielen Projekten<br />
und sie konnten ihre Erfahrungen aus<br />
dem Betrieb übertragen.<br />
2.3 Gruppe Homepage<br />
Das Team Homepage beschäftigte sich<br />
mit der Präsentation der AzubiTa im Internet.<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 25
Berichte<br />
Neben der gestalterischen Umsetzung<br />
war hier in besonderem Maße <strong>die</strong> Kommunikation<br />
mit den anderen Teams erforderlich,<br />
welche das neu entstandene<br />
Internetprojekt mit dem nötigen Inhalt füllen<br />
sollten.<br />
Statement des Webdesigners: „Als Einzelperson<br />
konnte ich <strong>die</strong> redaktionelle<br />
Arbeit an der Homepage nicht leisten,<br />
sondern nur <strong>die</strong> technische Umsetzung.<br />
Daher möchte ich hier meinen Mitschülern<br />
für ihre Unterstützung und konstruktive<br />
Kritik danken.“<br />
2.4 Gruppe Akquise Betriebe<br />
Unsere Arbeit begann damit, von vergangenen<br />
Messen gesammeltes Adressenmaterial<br />
zu aktualisieren, um <strong>die</strong> ca. 160<br />
potenziellen Aussteller anzuschreiben.<br />
Wir verfassten zunächst das Messekonzept.<br />
Danach haben wir <strong>die</strong> Betriebe<br />
angeschrieben, indem wir ihnen das verfasste<br />
Konzept sowie Anmelde- und Antwortfax<br />
zuschickten. Anschließend bearbeiteten<br />
wir den Rücklauf und akquirierten<br />
<strong>die</strong> Betriebe, <strong>die</strong> sich bis dato nicht<br />
zurückgemeldet hatten.<br />
Den Kontakt zu den angemeldeten Ausstellern<br />
hielten wir währenddessen aufrecht<br />
und schickten ca. vier Wochen vor<br />
der AzubiTa eine Anmeldebestätigung<br />
mit Rechnung. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />
dass sowohl Räume als auch<br />
Standflächen unsererseits angeboten<br />
wurden.<br />
Währenddessen entstanden zwei Untergruppen<br />
der Gruppe „Akquise Betriebe“.<br />
Eine Gruppe war <strong>die</strong> Gruppe „Workshops“,<br />
<strong>die</strong> sich um Anmeldungen von<br />
potenziellen Workshop-Anbietern kümmerte.<br />
Darüber hinaus erstellten sie einen<br />
Zeitplan für den Messetag mit Angabe<br />
von Räumen, Technik, … Die andere<br />
Gruppe war <strong>die</strong> Gruppe „Beklebungen“,<br />
<strong>die</strong> sich fortan um eine neue Orientierungshilfe<br />
für Schüler und Besucher<br />
kümmerte. Hierbei wurden <strong>die</strong> einzelnen<br />
Teilbereiche der Schule mit unterschiedlichen<br />
Farben gekennzeichnet.<br />
Abb. 4: Das Team<br />
Am Veranstaltungstag<br />
wird unsere Aufgabe<br />
darin bestehen, <strong>die</strong><br />
Aussteller bestmöglich<br />
zu betreuen und als<br />
Ansprechpartner vor<br />
Ort präsent zu sein.<br />
Es war schwer, allen<br />
Mitwirkenden und deren<br />
Vorstellungen gerecht<br />
zu werden. Dies<br />
lag unter anderem an<br />
den verschiedenen Charakteren<br />
der ca. 50<br />
Schüler. Trotzdem hat<br />
uns <strong>die</strong> Arbeit sehr viel<br />
Spaß gemacht, da wir<br />
Gelerntes ins Praktische<br />
umsetzen konnten<br />
und viele neue Erfahrungen<br />
mit in das<br />
Berufsleben nehmen konnten.<br />
2.5 Gruppe Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Unser Team hat sich um <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei der „AzubiTa 2006“<br />
gekümmert.<br />
Wir haben Lokalzeitungen, Monatsmagazine,<br />
Internetplattformen sowie Radiosender<br />
zu unserer Messe eingeladen.<br />
Hierzu wurde eine Vorankündigung verschickt<br />
sowie eine Presseinformation<br />
verfasst, welche mit den Einladungen<br />
und Akkreditierungen den Presseleuten<br />
zuging.<br />
Neben der Presseinformation hat unser<br />
Team ebenfalls einen Artikel über den<br />
Top-Act, Matthias Rauch, Deutscher<br />
Meister der Zauberkunst, verfasst.<br />
Des Weiteren hat unser Team <strong>die</strong> Flyer,<br />
Folder und Plakate für <strong>die</strong> „AzubiTa“ entworfen.<br />
Die Plakate wurden in den Bussen<br />
der MVG und in den umliegenden<br />
Schulen ausgehängt. Die Flyer wurden<br />
von unserem Team in der Umgebung<br />
ausgelegt. Am Tag der Veranstaltung<br />
werden <strong>die</strong><br />
Folder vor Ort an<br />
<strong>die</strong> Schüler verteilt<br />
und <strong>die</strong>nen zur<br />
Orientierung und<br />
Information.<br />
Abb. 3: Erstellung der Serienbriefe<br />
Um <strong>die</strong> erschienenen<br />
Artikel und<br />
Berichte festzuhalten,<br />
haben wir eine<br />
Pressedokumentation<br />
erstellt.<br />
Wir haben innerhalb<br />
des Teams<br />
verschiedenste Erfahrungengesammelt<br />
und sind zu<br />
dem Fazit gekommen,<br />
dass es effek-<br />
tiver ist, in einem kleineren Team zu<br />
arbeiten und Absprachen zu treffen.<br />
Generell kann man sagen, dass ein Projekt<br />
in <strong>die</strong>ser Form und <strong>die</strong>sem Umfang<br />
besser im kleineren Kreis von „Mitarbeitern“<br />
durchzuführen ist.<br />
2.6 Gruppe Projektleitung<br />
Zwei Klassen, zwei Lehrer und zwei Projektleiter.<br />
Und das Projekt „AzubiTa<br />
2006“.<br />
Vor knapp 6 Monaten bekamen wir eine<br />
„carte blanche“ und es hieß: So und jetzt<br />
macht mal! Eine Ausbildungs- und Stu<strong>die</strong>nplatzmesse<br />
sollten wir auf <strong>die</strong> Beine<br />
stellen. Langsam aber sicher nahm <strong>die</strong><br />
Sache Gestalt an. Wir legten den Tag der<br />
Messe fest, es wurden verschiedene<br />
Gruppen gebildet und wir trafen uns einmal<br />
pro Woche zur Teamleiter-Besprechung.<br />
Wir tauschten das Wichtigste aus und<br />
trafen fast jede Woche neue Entscheidungen.<br />
Jetzt knapp zwei Wochen vor dem Stichtag<br />
– am 4. April ist es endlich soweit –<br />
schauen wir zurück und erwischen uns<br />
selbst manchmal dabei, wie wir uns<br />
unauffällig auf <strong>die</strong> eigene Schulter klopfen<br />
… und leise kommt dann ein „Gut<br />
gemacht!“.<br />
Es war eine große Erfahrung und auch eine<br />
große Ehre, dass wir Projektleiter werden<br />
durften. Längst ist es keine Probe oder<br />
eine Erfahrung mehr, <strong>die</strong> wir im Berufskolleg<br />
Lehnerstraße sammeln. Nein, <strong>die</strong>se<br />
Messe ist ein wichtiges Projekt für unsere<br />
berufliche Laufbahn geworden.<br />
Der Countdown läuft und <strong>die</strong> Nervosität<br />
steigt von Minute zu Minute. Wenn auch<br />
ihr daran teilnehmen wollt, dann besucht<br />
uns einfach unter www.azubita.de oder<br />
noch besser ihr schaut am Messetag<br />
persönlich bei uns vorbei. Wir freuen uns<br />
auf euch!<br />
26 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
2.7 Gruppe Akquise Schulen<br />
Wir – das Team Akquise Schulen – hatten<br />
<strong>die</strong> Aufgabe, Schulen in der Umgebung<br />
über <strong>die</strong> AzubiTa 2006 zu informieren,<br />
allen interessierten Lehrer/-innen und<br />
Schüler/-innen mit Rat und Tat zur Seite<br />
zu stehen, <strong>die</strong> An- und Abreise zu koordinieren<br />
und am Messetag eine ganztägige<br />
Betreuung vor Ort zu leisten.<br />
Zur besseren organisatorischen Abwicklung<br />
der gestellten Aufgaben innerhalb<br />
unseres Teams haben wir uns für eine<br />
Teamleiterin und eine stellvertretende<br />
Teamleiterin entschieden.<br />
In einer Teamsitzung wurden kommende<br />
Tätigkeitsabläufe mit Hilfe eines Brainstormings<br />
besprochen, das gleichzeitig<br />
als Voraussetzung für <strong>die</strong> Aufstellung<br />
eines Lastenhefts sowie zur Erstellung<br />
eines Ablaufplans <strong>die</strong>nte.<br />
Zu unseren ersten Aufgaben zählte es,<br />
vorhandene Schullisten mit Anschriften,<br />
Ansprechpartnern und Telefonnummern<br />
aus den vergangenen Jahren zu aktualisieren,<br />
wobei eine große Internetrecherche<br />
und persönliche Telefonate sehr<br />
hilfreich waren. Zur Information der verschiedenen<br />
Schulen über unser Messeprojekt<br />
und zur Koordination der Schulanmeldungen<br />
zur AzubiTa 2006 haben<br />
wir <strong>die</strong> Erstellung eines Anschreibens als<br />
Serienbrief mit dazugehörigem Anmeldebogen<br />
in den Vordergrund unserer Arbeit<br />
gestellt. Mit Hilfe der oben genannten<br />
Recherchen konnten ca. 90 Serienbriefe<br />
an Schulen in Mülheim an der Ruhr,<br />
Essen, Oberhausen und Duisburg versandt<br />
und unser erster Meilenstein<br />
erreicht werden.<br />
Bis zum Ablauf einer festgesetzten Frist<br />
wurden alle Anmeldungen in einer von<br />
uns erstellten Schulanmeldeliste erfasst.<br />
Da <strong>die</strong> Rückläufe der Anmeldebögen nur<br />
schleppend vorangingen, traten wir mit<br />
allen Schulen, <strong>die</strong> sich bis zum Ablauf der<br />
Anmeldefrist noch nicht gemeldet hatten,<br />
noch einmal telefonisch in Kontakt. Die<br />
Suche nach dem persönlichen Gespräch<br />
mit den Lehrer/-innen war für <strong>die</strong> restlichen<br />
Anmeldungen erfolgreich gewesen, da so<br />
viele Fragen und Unklarheiten über das<br />
Messeprojekt geklärt werden konnten.<br />
Während der gesamten Planungsphase<br />
standen wir immer wieder mit einigen<br />
Schulen in direktem Kontakt, wobei<br />
Anregungen sowie Tipps verschiedener<br />
Lehrer/-innen unsere Messevorbereitungen<br />
im Team bereicherten.<br />
In mehrmals stattfindenden Teamleiterbesprechungen<br />
konnte unsere Teamleiterin<br />
letztendlich eine Zahl von ca. 2100<br />
angemeldeten Schüler/-innen und Lehrer/<br />
-innen vorweisen.<br />
Als einer unserer nächsten Meilensteine<br />
galt <strong>die</strong> Koordination der An- und<br />
Abreise. Hier entschieden wir uns für <strong>die</strong><br />
Organisation eines Shuttlebusses in<br />
Zusammenarbeit mit der Mülheimer Verkehrsgesellschaft.<br />
Im persönlichen Gespräch<br />
mit Herrn Neetenbeek (Ansprechpartner<br />
MVG) wurden alle Transferbedingungen<br />
– Art des Shuttlebusses<br />
(Doppelbus), Transferzeiten sowie der<br />
Preis und weitere Transfermöglichkeiten<br />
mit bereits bestehenden Linien der MVG<br />
– besprochen. Mit unserer Stabstelle und<br />
unseren Projektleiter/-innen wurden <strong>die</strong><br />
Konditionen des Shuttlebusses besprochen,<br />
sodass <strong>die</strong>ser letztendlich durch<br />
unser Team gebucht werden konnte.<br />
Die vereinbarten Abfahrtzeiten und Haltepunkte<br />
des Shuttlebusses sowie <strong>die</strong><br />
An- und Abreisemöglichkeiten mit den<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln der MVG<br />
haben wir an unseren Webmaster zur<br />
Aktualisierung der Homepage weitergeleitet.<br />
Nach Absprache mit den anderen Teams<br />
– wie z. B. dem Team Akquise Betriebe<br />
oder dem Team Bühnenprogramm – wurden<br />
alle wichtigen Informationen zum<br />
Programm der Messe sowie zu den<br />
geplanten Workshops und <strong>die</strong> An-/Abreisedaten<br />
in einem Informationsbrief zusammengetragen.<br />
Dieses Schreiben<br />
wurde an alle bis dahin angemeldeten<br />
Schulen weitergeleitet.<br />
Auf der AzubiTa 2006 werden alle Schüler/-innen<br />
und Lehrer/-innen von unserer<br />
Teamleiterin und stellvertretenden Teamleiterin<br />
an unserem Informationsstand in<br />
Empfang genommen. Von hier aus werden<br />
ebenfalls <strong>die</strong> Workshopanmeldungen<br />
koordiniert und bis dahin erstellte Aufgabenbögen<br />
für <strong>die</strong> Schüler/-innen an interessierte<br />
Lehrer/-innen verteilt.<br />
Die Erstellung eines Fragebogens zu den<br />
verschiedenen Berufsfeldern, <strong>die</strong> auf der<br />
Messe vorgestellt werden, ist ein Wunsch<br />
verschiedener Lehrer/-innen gewesen,<br />
den wir in <strong>die</strong> Tat umgesetzt haben. Er<br />
soll <strong>die</strong> Schüler/-innen dazu bewegen,<br />
sich ganz bewusst mit den späteren<br />
Berufs- und Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten auseinander<br />
zu setzen und Lehrer(n)/-innen<br />
durch <strong>die</strong> Auswertung des Bogens <strong>die</strong><br />
Möglichkeit geben, den<br />
Besuch der Messe im<br />
Schulunterricht noch<br />
einmal zu wiederholen.<br />
In den nun letzten Vorbereitungsarbeiten<br />
für<br />
<strong>die</strong> Ausbildungs- und<br />
Stu<strong>die</strong>nplatzmesse –<br />
am 4. April 2006 – wird<br />
noch ein Feedbackbogen<br />
für alle Lehrer/<br />
-innen erstellt, wobei<br />
<strong>die</strong>sen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
gegeben wird, unsere<br />
Arbeit als Team<br />
Akquise Schulen zu<br />
beurteilen – Lob und<br />
Kritik zu notieren. Der<br />
Feedbackbogen soll<br />
vor allem den späteren<br />
Jahrgängen helfen, möglichst effektiv als<br />
Team Akquise Schulen zu arbeiten und<br />
weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit<br />
allen Schulen gewährleisten.<br />
Unsere Teamleiterin und ihre Vertreterin<br />
fertigen sich ebenfalls noch jeweils eine<br />
Mappe mit allen wichtigen Informationen<br />
zum Messeablauf an, damit <strong>die</strong> Betreuung<br />
vor Ort sichergestellt ist.<br />
Zum Schluss einige persönliche Meinungen<br />
der Teammitglieder:<br />
➢ Ich habe in <strong>die</strong>sem Projekt vieles in<br />
<strong>die</strong> Tat umsetzten können, was ich in<br />
der Theorie in den letzten 1 1/2 Jahren<br />
gelernt habe. Es wurde an einigen<br />
Stellen der Planung sehr eng und ich<br />
musste einiges von zu Hause aus vorbereiten,<br />
obwohl ich mitten in der Prüfungsvorbereitung<br />
steckte. Wir haben<br />
alle Meilensteine termingerecht erreicht.<br />
Diese Messe war eine gute<br />
Erfahrung für mich.<br />
➢ Mir hat das Projekt AzubiTa 2006 gut<br />
gefallen. Es war nicht immer einfach,<br />
<strong>die</strong> Meilensteine rechtzeitig zu erreichen,<br />
doch im Team haben wir es<br />
dann immer geschafft. Als stellv.<br />
Teamleiterin habe ich sehr viele<br />
Erfahrungen im Projekt sammeln können.<br />
➢ In der Vorbereitungsphase blieb es<br />
meist nicht aus, dass einiges auch zu<br />
Hause erledigt werden musste. Ich<br />
denke daher, dass man das nächste<br />
Mal, aufgrund des hohen Zeitanspruchs,<br />
das Messeprojekt wirklich<br />
den Schülern übergeben sollte, <strong>die</strong><br />
drei Jahre für ihre Ausbildung planen.<br />
Positiv fand ich, dass uns alle Freiräume<br />
gegeben wurden, um unser<br />
Projekt zu gestalten. Durch <strong>die</strong> Gruppenarbeit<br />
konnte gut kompensiert<br />
werden, wenn ein Teammitglied mal<br />
einen schlechten Tag hatte. Weiterhin<br />
war auch <strong>die</strong> Kommunikation unter<br />
den Gruppen immer gegeben. Negativ<br />
fällt mir immer noch das Adressenchaos<br />
der Schulen am Anfang des<br />
Abb. 5: Vorbereitung der Plakatierung<br />
Berichte<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 27
Berichte<br />
Projektes auf, das wir jetzt erst einmal<br />
gelöst haben.<br />
➢ Die Ausbildungsmesse ist <strong>die</strong> erste<br />
Messe, an der ich teilgenommen<br />
habe. Das Projekt war für mich eine<br />
neue Herausforderung, bei der ich viel<br />
gelernt habe. Es war eine interessante<br />
Erfahrung zu schauen, wie viel Organisation<br />
hinter einer Messedurchführung<br />
verborgen ist.<br />
➢ Ich finde es sehr gut, dass wir unser<br />
gelerntes Wissen jetzt auch einmal selber<br />
in der Praxis anwenden konnten, um eine<br />
Messe von Anfang an bis Ende zu<br />
betreuen. Wenngleich es auch manchmal<br />
schwierig war, sich mit 40 Leuten einigen<br />
zu müssen.<br />
2.8 Gruppe Sponsoring<br />
Wir, <strong>die</strong> Gruppe Sponsoring, haben uns<br />
damit beschäftigt, Sponsoren zu finden,<br />
<strong>die</strong> unsere Messe durch Finanz- und/<br />
oder Sachspenden unterstützen. Aufgrund<br />
der „schwierigen wirtschaftlichen<br />
Lage“, so <strong>die</strong> angefragten Unternehmen,<br />
war unser Erfolg bezüglich der finanziellen<br />
Mittel sehr gering.<br />
Lediglich 100,00 € konnten wir dank<br />
einer liberalen Partei verzeichnen. Leider<br />
waren <strong>die</strong> meisten angefragten Unternehmen<br />
und Parteien nicht, wie oft propagiert,<br />
an der Möglichkeit interessiert,<br />
sich gesellschaftlich bzw. sozialpolitisch<br />
zu engagieren.<br />
Daher sahen wir uns gezwungen, unseren<br />
Schwerpunkt auf <strong>die</strong> Beschaffung<br />
von Sachspenden für unsere Tombola zu<br />
richten. Als Gegenleistung für <strong>die</strong> Unterstützung<br />
der Unternehmen konnten wir<br />
<strong>die</strong> Präsentation der Firmenlogos auf<br />
unserer Homepage inklusive Verlinkung<br />
sowie Druck der Firmenlogos auf unseren<br />
Messefoldern anbieten.<br />
Es war sehr interessant und aufschlussreich,<br />
einen kleinen Beitrag zu der Organisation<br />
der Messe beigetragen zu<br />
haben. Leider ist es durch <strong>die</strong> Anzahl der<br />
Mitwirkenden oftmals schwierig gewesen,<br />
klare Kommunikationsstrukturen<br />
festzulegen.<br />
Die Idee der Ausbildungs- und Stu<strong>die</strong>nmesse<br />
(Vorstellung verschiedener Ausbildungsberufe)<br />
ist zu begrüßen, jedoch ist<br />
es wichtig, <strong>die</strong> Realität in Betracht zu<br />
ziehen. Der Ausbildungsmarkt hält nicht<br />
so viele Lehrstellen bereit, wie nötig<br />
wären.<br />
2.9 Gruppe Bühne, Technik und<br />
Programm<br />
Unser Team hatte trotz anfänglicher<br />
Unstimmigkeiten nach und nach eine<br />
Linie gefunden. So wurden <strong>die</strong> Aufgaben<br />
nicht auf einzelne Personen verteilt, sondern<br />
in der Gruppe besprochen und dis-<br />
Abb. 6: Teamleiter Bühne & Technik<br />
kutiert. Unser Teamleiter moderierte<br />
<strong>die</strong>se Runden sachlich und neutral.<br />
Anfangs stand <strong>die</strong> Frage: Was interessiert<br />
<strong>die</strong> jugendlichen Besucher der AzubiTa?<br />
Wir einigten uns darauf, dass ein<br />
großes Spektrum an Angebot bereitgestellt<br />
werden muss. Aufgrund privater<br />
und beruflicher Kontakte ergaben sich<br />
schnell erste Programmvorschläge.<br />
Unser Ziel war es, ohne Budget eine<br />
„mordsmäßige, unvergessliche, überragende“<br />
Show auf <strong>die</strong> Beine zu stellen.<br />
Dies war jedoch gar nicht so einfach. Die<br />
Herausforderung bestand darin, sowohl<br />
Künstler als auch Ton-, Licht- und Bühnentechnik<br />
kostenlos für unsere Veranstaltung<br />
zu bekommen.<br />
Als erstes stand für uns fest, dass wir im<br />
Außenbereich eine überdachte Bühne<br />
aufstellen möchten, auf der verschiedene<br />
Liveacts auftreten sollen. Wir entschieden<br />
uns für <strong>die</strong> Platzierung im hinteren<br />
Schulhofbereich, damit <strong>die</strong> angrenzende<br />
Schule sowie der darin stattfindende<br />
Unterricht durch unsere Veranstaltung<br />
nicht gestört wird. Ein weiterer Vorteil<br />
<strong>die</strong>ser Positionierung ist, dass <strong>die</strong> Nachbarschaft<br />
kaum durch Lärm belästigt<br />
wird.<br />
Durch <strong>die</strong> im GOP Variete Essen<br />
beschäftigten Teammitglieder entstand<br />
der Kontakt zu Künstlern. Das GOP<br />
unterstützte uns in Form eines Künstlersponsorings,<br />
sodass wir uns lediglich für<br />
einen Künstler ihres Repertoires entscheiden<br />
mussten. Die Wahl fiel auf den<br />
Deutschen Meister der Zauberkunst:<br />
Matthias Rauch.<br />
Die Projektarbeit richtete sich nun auf<br />
den musikalischen Teil. Es sollte eine<br />
Band sein, <strong>die</strong> den momentanen Musikgeschmack<br />
der potenziellen Besucher<br />
trifft. Nach vielen Vorschlägen entschie-<br />
den wir uns für „Poedra“. Wir sind sehr<br />
erfreut, dass wir sogar <strong>die</strong> Band ohne<br />
geldliche Mittel engagieren konnten. Als<br />
Dankeschön wird an <strong>die</strong>sem Tag ein<br />
Catering für unsere Künstler zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Außerdem ist <strong>die</strong> Entscheidung auf eine<br />
Hip-Hop-Tanzgruppe gefallen. Der Vorschlag<br />
kam ebenfalls aus dem Team und<br />
ein erster Kontakt war schnell hergestellt.<br />
Die Tontechnik wird ebenfalls von einem<br />
Teammitglied und dessen Ausbildungsbetrieb<br />
kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />
Der Vorteil besteht darin, dass jemand<br />
vor Ort ist, der sich bestens mit der Technik<br />
auskennt.<br />
Nach den Organisationsmaßnahmen für<br />
das Bühnenprogramm stand <strong>die</strong> weitere<br />
Tagungstechnik auf dem Programm.<br />
Unser Wunsch war es, jedem der knapp<br />
50 Aussteller einen kostenlosen Stromanschluss<br />
zur Verfügung zu stellen. Dies<br />
gelang uns dank eines weiteren<br />
Ausbildungsbetriebes und dessen Technik<br />
problemlos.<br />
Gegen Ende der Planungsphase wurden<br />
<strong>die</strong> Verträge mit den einzelnen Künstlern<br />
bzw. Künstlergruppen geschlossen.<br />
Unsere Arbeit wurde durch unsere tägliche<br />
Beschäftigung mit Künstlern und den<br />
damit verbundenen Vertragsverhältnissen<br />
erleichtert.<br />
Am Tag der Messe wird unser Team einzelne<br />
Aufgabenbereiche übernehmen.<br />
Dazu gehören auf der Bühne: Moderation,<br />
Musikprogramm und Techniküberwachung;<br />
im Schulgebäude: Ausstellerbetreuung<br />
in technischen Angelegenheiten,<br />
Stromversorgung und Ausstattung<br />
der Workshops mit Me<strong>die</strong>ntechnik.<br />
Weitere Aufgaben werden sich vor Ort<br />
ergeben. Wir sind bereit und freuen uns<br />
darauf!<br />
3 Zuletzt bleibt festzuhalten<br />
Die entsprechenden Fachlehrer versuchten<br />
<strong>die</strong> Umsetzung des Projektes zu<br />
unterstützen und ggf. Hilfestellungen zu<br />
leisten.<br />
Am Ende des Projektes erhält jeder der<br />
beteiligten Schüler ein Zertifikat über<br />
seine genaue Tätigkeit während des Projektes,<br />
um bei Bewerbungen Referenzen<br />
vorzeigen zu können. Viel Lob von allen<br />
Seiten haben <strong>die</strong> Schüler für ihre perfekte<br />
Organisation der „AzubiTa 2006“ erhalten.<br />
Am Veranstaltungstag konnte man<br />
allen Schülern ansehen, wie viel Spaß<br />
ihnen <strong>die</strong>ses Projekt bereitet hatte. Die<br />
betreuenden Lehrer freuten sich darüber,<br />
dass am Veranstaltungstag zuvor gelehrte<br />
Theorie mit Praxiswissen aus den<br />
Betrieben und einem unheimlichen Engagement<br />
der Schüler kombiniert wurde.<br />
Michael Thommessen ❍<br />
28 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Berufskolleg Dinslaken:<br />
Die Verständigung auf europäischer<br />
Ebene und <strong>die</strong> damit verbundene<br />
Zusammenarbeit mit anderen Schulen im<br />
europäischen Ausland, <strong>die</strong> den Schülerinnen<br />
und Schülern des vollzeitschulischen<br />
Bildungsgangs „Kaufmännische/-r<br />
Assistent/-in für Fremdsprachen“ den<br />
direkten Kontakt mit Muttersprachlern in<br />
der Fremdsprache und damit eine Erweiterung<br />
ihrer Fremdsprachenkompetenz<br />
ermöglichen sollen, sind ein Kernanliegen<br />
des Berufskollegs Dinslaken. Deshalb<br />
steht in den Unterrichtsfächern Englisch,<br />
Spanisch und Französisch nicht<br />
nur <strong>die</strong> Vermittlung der Wirtschaftsfachsprache<br />
und Korrespondenz und somit<br />
der praxis- und berufsnahen Kommunikation<br />
im Vordergrund des Fremdsprachenunterrichtes,<br />
der <strong>die</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler dazu befähigen soll, kompetent<br />
und flexibel auf <strong>die</strong> künftigen Anforderungen<br />
ihres Berufsalltags zu reagieren,<br />
sondern es werden nun auch sukzessive<br />
<strong>die</strong> internationalen Kontakte<br />
ausgebaut, <strong>die</strong> den Schülerinnen und<br />
Schülern eine authentische Erfahrung<br />
von Fremdsprache und fremder Kultur<br />
ermöglichen sollen.<br />
So besteht bereits eine enge Kooperation<br />
in Form eines auf europäischer Ebene<br />
geförderten Comenius-Schulprojektes<br />
mit dem Chesterfield College (England),<br />
dem ROC Nijmegen (Niederlande) und<br />
der Simeon Radev Foreign Languages<br />
School in Pernik (Bulgarien), in deren<br />
Rahmen das Berufskolleg Dinslaken auf<br />
der Basis internationaler Bildungsstandards<br />
(BTEC) schwerpunktorientiert mit<br />
den Partner<strong>schule</strong>n zusammenarbeitet.<br />
Die Grundsteinlegung <strong>die</strong>ser multinationalen<br />
Partnerschaft erfolgte bereits im<br />
Oktober 2005 anlässlich eines Besuchs<br />
der Dinslakener im englischen Chesterfield.<br />
Bei einem weiteren intensiven<br />
Arbeitsbesuch Ende Januar 2006 in Nijmegen,<br />
an dem für das Berufskolleg<br />
Dinslaken der Projektleiter Heinz Hansmann<br />
und der Bildungsgangleiter Norbert<br />
Beck mit großem Engagement teilnahmen,<br />
wurden gemeinsam weitere<br />
Absprachen bezüglich der Planung, Realisierung<br />
und Evaluation des gemeinsamen<br />
Projektes getroffen. Die Zusammenarbeit<br />
erwies sich dabei insbesondere<br />
bei der gemeinschaftlichen<br />
Entwicklung von Unterrichtsmodulen als<br />
äußerst fruchtbar und lässt im Hinblick auf<br />
weitere Schritte nur Positives erwarten.<br />
Die gute Verständigung der europäischen<br />
Schulen lässt nicht nur auf einen viel versprechenden<br />
Verlauf des gemeinsamen<br />
Projektes, sondern in Zukunft auch auf<br />
eine langfristige und stabile Partnerschaft<br />
hoffen. Ein erstes Treffen mit Lehrerinnen<br />
und Lehrern sowie Schülerinnen und<br />
Looking forward to Europe, Dinslaken!<br />
Schülern der Partner<strong>schule</strong>n, bei dem<br />
gemeinsam konkrete Arbeitspläne für<br />
das Projekt, das in der Zeit von Frühjahr<br />
bis Sommer 2007 durchgeführt und evaluiert<br />
werden soll, erarbeitet werden, ist<br />
für Oktober 2006 vorgesehen. Eine weitere<br />
Zusammenkunft der Partner<strong>schule</strong>n<br />
findet im Frühjahr 2007 statt.<br />
Der inhaltliche Schwerpunkt der Unterrichtsreihe<br />
wurde auf das Thema „Fair<br />
Trade“ gelegt, das problemorientiert und<br />
unter Berücksichtigung ausgewählter<br />
BTEC-Units von den Schülerinnen und<br />
Schülern des Bildungsganges erarbeitet<br />
werden soll. Die Multinationalität des<br />
Projektes erlaubt in <strong>die</strong>sem Rahmen<br />
unter anderem eine kritische und kontrastive<br />
Darstellung unter Umständen national<br />
differierender Unternehmenskulturen,<br />
über <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
in der Fremdsprache austauschen<br />
können. So sollen <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler nicht nur mittels moderner Technologien<br />
wie Internet, E-Mail und Videokonferenz<br />
miteinander in der Fremdsprache<br />
kommunizieren, um gemeinschaftlich<br />
Lösungen zu wirtschaftlichen<br />
Problemstellungen im europäischen Kontext<br />
zu erarbeiten, sondern sich auch bei<br />
gegenseitigen Besuchen persönlich kennen<br />
lernen. Unterricht bekommt auf <strong>die</strong>se<br />
Weise für <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
eine spürbar internationale Dimension.<br />
Die aspektorientierte Erarbeitung der<br />
BTEC-Units, <strong>die</strong> in Abstimmung mit der<br />
didaktischen Jahresplanung des Bildungsganges<br />
geschieht, erfolgt zwar<br />
Berichte<br />
Ein Comenius-Schulprojekt – erste Erfolge beim Aufbau eines multinationalen Netzwerks<br />
vornehmlich im Fach Betriebswirtschaftslehre<br />
mit Rechnungswesen, wird<br />
jedoch im Sinne eines fächerübergreifenden<br />
Unterrichts durch <strong>die</strong> Erarbeitung<br />
thematisch bzw. funktional ergänzender<br />
Inhalte in anderen Unterrichtsfächern<br />
gestützt und begleitet. Auch <strong>die</strong> bilinguale<br />
Vermittlung <strong>kaufmännische</strong>r Inhalte<br />
Gemeinsamer Ausklang eines erfolgreichen Kooperationstreffens der niederländischen,<br />
britischen und deutschen Lehrer/-innen<br />
soll ein fester Bestandteil des Unterrichts<br />
sein. Am Beispiel realiter existierender<br />
Unternehmen wird zudem eine wirklichkeitsnahe<br />
Erfahrung von Wirtschaft(sunterricht)<br />
ermöglicht, in deren Rahmen<br />
auch Exkursionen und Betriebsbesichtigungen<br />
ein wesentlicher Bestandteil<br />
sind. Die Berücksichtigung solcher<br />
Arbeitsabläufe im Unterricht, wie <strong>die</strong><br />
Anfertigung von Übersetzungstexten<br />
oder <strong>die</strong> Erstellung schriftlicher Korrespondenz<br />
in der Fremdsprache oder <strong>die</strong><br />
einer Website oder PowerPoint-Präsentation,<br />
<strong>die</strong> integrativer Bestandteil des<br />
Berufsalltags einer Fremdsprachenassistentin<br />
oder eines Fremdsprachenassistenten<br />
sein werden, macht das Thema für<br />
<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler greifbar<br />
und schafft Berührungspunkte zu ihrer<br />
gegenwärtigen und zukünftigen beruflichen<br />
Realität. Für <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler ergibt sich auf <strong>die</strong>se Weise ein<br />
ganzheitliches und aspektreiches Bild,<br />
das eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit den Themen „Fair Trade“ und „Globalisierung“<br />
multiperspektivisch auf verschiedenen<br />
Abstraktionsniveaus erlaubt.<br />
Dem Primat der Handlungsorientierung<br />
wird <strong>die</strong> gesamte Anlage der Unterrichtsreihe<br />
nicht nur im Sinne einer kompe-<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 29
Berichte<br />
tenzorientierten Methodik gerecht, in der<br />
<strong>die</strong> Verbesserung der Kommunikations-,<br />
Sozial- und Methodenkompetenz der<br />
Lernenden im Vordergrund steht, sondern<br />
auch im Hinblick auf <strong>die</strong> zielorientierte<br />
Entwicklung eines Handlungsproduktes,<br />
das von den Schülerinnen und<br />
Schülern im internationalen Rahmen präsentiert<br />
werden kann. Dieses Handlungsprodukt,<br />
ein Leitfaden projektorientierten<br />
Arbeitens, verfügt über einen exemplarischen<br />
Charakter, der es auch für künftige<br />
Projekte nutzbar machen soll. In der<br />
abschließenden Evaluation des Projektverlaufs<br />
und -ergebnisses sollen <strong>die</strong> Lehrerinnen<br />
und Lehrer als auch Schülerin-<br />
Am Mittwoch, dem 29. März, luden<br />
Auszubildende zum <strong>kaufmännische</strong>n<br />
Assistenten am Berufskolleg für Wirtschaft<br />
und Verwaltung in der Augustastraße Frau<br />
Bürgermeisterin G. Preuss zur Präsentation<br />
und anschließenden Diskussion ihrer<br />
Pläne zur Verschönerung und effektiveren<br />
Nutzung des Wildenbruchplatzes ein.<br />
Dass Frau Preuss das Anliegen der Auszubildenden<br />
tatsächlich ernst nimmt, war<br />
daran zu erkennen, dass Herr Fechner,<br />
ein Mitarbeiter aus der Verwaltung der<br />
Stadt Gelsenkirchen, sie zur Diskussionsrunde<br />
begleitete.<br />
Seit Jahren ist der Wildenbruchplatz in<br />
einem äußerst desolaten Zustand. Von<br />
Anwohnern, Schülern, Lehrern und anderen<br />
fremden Nutzern wird er trotz der<br />
Schlaglöcher und ausufernden Wurzeln<br />
als Parkplatz, aber auch als Müllabladeplatz<br />
genutzt.<br />
Alljährlich nehmen viele Vollzeitklassen<br />
des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung<br />
an der „GE Putzt-Aktion“ teil, um<br />
wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten,<br />
<strong>die</strong> Ästhetik <strong>die</strong>ses Platzes temporär<br />
aufzuwerten.<br />
Herr Hellwig als Fachlehrer und <strong>die</strong> Auszubildenden<br />
haben im Kurs Wirtschaftsgeografie<br />
im Fach „Stadträume“ zunächst<br />
<strong>die</strong> Beschaffenheit des Platzes<br />
untersucht und anschließend <strong>die</strong> Gefahren,<br />
aber auch <strong>die</strong> Möglichkeiten, wie der<br />
Platz verschönert werden kann, aufgezeigt<br />
und selbstkritisch hinterfragt.<br />
Die langfristigen Ziele wurden der Bürgermeisterin<br />
und Herrn Fechner in einer<br />
klärenden und professionellen Präsentation<br />
dargestellt. Wichtig ist es, den Müllberg<br />
langfristig zu beseitigen, Mülleimer<br />
anzubringen, <strong>die</strong> Bäume aufgrund ihres<br />
gefährlichen Wildwuchses zu beschnei-<br />
nen und Schüler <strong>die</strong> Unterrichtsreihe kritisch<br />
auswerten und entsprechend Verbesserungspotenziale<br />
aufzeigen. Damit<br />
werden <strong>die</strong> Beteiligten zu einer metaperspektivischen<br />
Sicht aufgefordert, <strong>die</strong> sie<br />
zu einer Reflektion ihres eigenen Lernprozesses<br />
befähigen soll.<br />
Die Implementierung solcher Projekte in<br />
den Schulalltag stellt nicht nur für <strong>die</strong><br />
Schülerinnen und Schüler eine abwechslungsreiche<br />
und besonders anschauliche<br />
Erfahrung fremder Kultur dar, <strong>die</strong> sie in<br />
besonderem Maße zur Kommunikation in<br />
der Fremdsprache qualifiziert, sondern<br />
auch für <strong>die</strong> beteiligten Lehrerinnen und<br />
Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, Gelsenkirchen:<br />
den, <strong>die</strong> Schlaglöcher<br />
zu beseitigen,<br />
Bordsteine abzusenken,<br />
eine sichtbare<br />
Beschilderung<br />
der Aus- und Einfahrtenanzubringen,<br />
Parkboxen<br />
einzurichten sowie<br />
Lampen zu installieren.<br />
Das globale Ziel<br />
besteht in der Eigeninitiative<br />
der<br />
Schüler und Schülerinnen<br />
des Berufskollegs<br />
für Wirtschaft<br />
und Verwaltung.<br />
Die Bürgermeisterin<br />
sowie Herr Fechner<br />
verfolgten <strong>die</strong> Präsentation mit Aufmerksamkeit<br />
und großem Interesse. Aussagen<br />
wie „Es würde mich auch frustrieren,<br />
einen solchen Platz nutzen zu müssen,“<br />
zeigen, wie brisant das Problem ist.<br />
In der einstündigen Diskussionsrunde<br />
fügte Frau Busse dennoch sogleich<br />
hinzu, dass <strong>die</strong>s eine Angelegenheit nicht<br />
nur politischer, sondern auch pragmatischer<br />
Natur sei. Sie machte ebenso darauf<br />
aufmerksam, dass <strong>die</strong> Fläche nicht<br />
als Parkplatz ausgewiesen ist.<br />
Des Weiteren bremste sie zu ausgeprägten<br />
Enthusiasmus der Auszubildenden,<br />
da das städtische Grundstück langfristig<br />
zur Vermarktung angeboten werden soll.<br />
Dennoch unterstützen Frau Busse und<br />
Herr Fechner grundsätzlich das Projekt<br />
trotz der finanziellen Engpässe der Stadt<br />
Gelsenkirchen. Sie versprachen, auf dem<br />
Lehrer, <strong>die</strong> neben dem bereichernden<br />
und bewusstseinserweiternden Kontakt<br />
mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen<br />
Ländern auch eine Kompetenzerweiterung<br />
in der Planung, Koordination und<br />
Evaluation multinationaler Projekte erfahren.<br />
Das Projekt, das sich auch im Rahmen<br />
eines Team Teachings realisieren<br />
ließe, ermöglicht zudem auf kollegialer<br />
Ebene <strong>die</strong> positive Erfahrung von enger<br />
Zusammenarbeit und Austausch. Es bietet<br />
somit auch schulintern eine Chance<br />
zur Weiterentwicklung und -qualifizierung<br />
für den Einzelnen und das Kollegium.<br />
Projekt „Unser Parkplatz soll schöner werden!“<br />
Erfolgreiche Diskussion von Auszubildenden mit Bürgermeisterin<br />
Auszubildende präsentieren <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
Dr. Sandra Pasch ❍<br />
kleinen Dienstweg alles Mögliche zu tun,<br />
was in ihren Händen liegt.<br />
Bereits zwei Tage später erreichte <strong>die</strong><br />
Schüler <strong>die</strong> sehr positive Nachricht, dass<br />
Frau Preuss sehr schnell reagiert hat und<br />
erreichen konnte, dass in der nächsten<br />
Woche <strong>die</strong> Schlaglöcher beseitigt und <strong>die</strong><br />
Bäume sehr bald beschnitten werden.<br />
Darüber freuen sich Schüler ebenso wie<br />
Kollegen des Berufskollegs besonders<br />
und möchten sich auf <strong>die</strong>sem Wege herzlich<br />
bei Frau Preuss für ihr Engagement<br />
bedanken.<br />
Das globale Ziel besteht in der Eigeninitiative<br />
der Schüler und Schülerinnen des<br />
Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung<br />
und wird nun sicherlich mit hoher<br />
Motivation verfolgt.<br />
Meike Kättnis ❍<br />
30 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Stu<strong>die</strong>nseminar Hagen (BK):<br />
1 Projektarbeit als<br />
integrativer Bestandteil<br />
der Fachseminararbeit<br />
Im Fachseminar Wirtschaftswissenschaft<br />
am Seminar Hagen (BK) durchlaufen <strong>die</strong><br />
Referendarinnen und Referendare aktiv<br />
und reflektierend eine didaktisch-methodisch<br />
und medial gestufte Ausbildung in<br />
zunehmender Komplexität. Die Forderung,<br />
selbstgesteuertes Lernen mit adäquaten<br />
Lehr- und Lernarrangements für<br />
Schülerinnen und Schüler zu konzipieren,<br />
ist hierbei zu beachten. An selbst erstellten,<br />
konkreten Unterrichtsbeispielen werden<br />
u. a. in der Seminararbeit Lernsituationen<br />
und Methoden thematisiert und<br />
hinsichtlich ihrer unterrichtlichen Einsetzbarkeit<br />
dahingehend überprüft, ob sie <strong>die</strong><br />
berufliche Handlungskompetenz in besonderer<br />
Weise fördern.<br />
Integraler Bestandteil der Fachseminararbeit<br />
ist vom Referendariatsbeginn an<br />
<strong>die</strong> Nutzung einer virtuellen Plattform<br />
(lonet). Lonet wird als Informations-,<br />
Kommunikations-, Präsentations- und<br />
Arbeitsplattform genutzt, <strong>die</strong> es durchgängig<br />
ermöglicht, <strong>die</strong> Kommunikation<br />
innerhalb der Gruppe sowie zwischen<br />
den Fachleitern und der Gruppe aufrechtzuerhalten.<br />
So ist es möglich, an<br />
den jeweiligen Produkten über <strong>die</strong> Präsenzveranstaltung<br />
hinaus kontinuierlich<br />
selbst gesteuert weiterzuarbeiten.<br />
Die Fachseminarstruktur sieht für das 3.<br />
Ausbildungshalbjahr jeweils ein Projekt in<br />
allen seinen Facetten von der Projektinitiative<br />
über Planung, Präsentation bis zur<br />
Evaluation vor. Dadurch, dass <strong>die</strong> Präsentation<br />
gezielt dem nachfolgenden<br />
Wiwi-Ausbildungsjahrgang mit dem Auftrag<br />
es fortzuschreiben vorgestellt wird,<br />
kann das Projektergebnis überdauernd<br />
Orientierungshilfe für Referendare<br />
wirken. Einzige Vorgabe<br />
seitens der<br />
Wiwi-Fachseminarleiter<br />
ist der wirtschaftswissenschaftliche<br />
Bezug.<br />
Im Rahmen der<br />
feierlichen Einweihung<br />
der neuen<br />
Seminarräume des<br />
Stu<strong>die</strong>nseminars<br />
hatte <strong>die</strong> Gruppe<br />
Gelegenheit, ihr<br />
Projekt einer großen<br />
Öffentlichkeit<br />
vorzustellen. Im<br />
Folgenden stellt der<br />
Ausbildungsjahrgang<br />
09-04 unter<br />
Leitung von Bärbel<br />
Hoffmann und Hans<br />
Kob sein Projekt vor.<br />
2 Projektbeschreibung<br />
Im Rahmen der Seminarreihe „Großmethoden<br />
im Unterricht“ im Fachseminar<br />
Wiwi stellte eine Referendarsgruppe den<br />
Mitreferendaren <strong>die</strong> Unterrichtsmethode<br />
„Projekt“ vor. Ein Projekt ist gemäß DIN<br />
69901 „ein Vorhaben, das im Wesentlichen<br />
durch <strong>die</strong> Einmaligkeit der Bedingungen<br />
in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet<br />
ist“. Diese Einmaligkeit der Bedingungen<br />
konnten <strong>die</strong> Referendare im<br />
Seminar selbst erfahren. Hierbei lernten<br />
sie nicht nur <strong>die</strong> Methode „Projekt“ auf<br />
der Metaebene kennen, sondern planten<br />
und erprobten ein konkretes Projekt in<br />
allen erforderlichen Phasen.<br />
2.1 Planung, Durchführung und<br />
Intention<br />
In der Vorbereitungsphase<br />
des<br />
Projekts sammelte<br />
eine Referendarsgruppe<br />
per E-Mail<br />
mögliche Ideen und<br />
Themen für das<br />
Projekt, <strong>die</strong> sich an<br />
dem Bedarf der<br />
Referendare orientieren.<br />
Die Themen<br />
wurden nach<br />
Schwerpunkten<br />
gegliedert und von<br />
den Referendaren<br />
online abgestimmt.<br />
Die Referendare<br />
entschieden sich<br />
für das Projektthema„Internetba-<br />
Berichte<br />
– ein Projekt im Fachseminar Wirtschaftswissenschaft am Stu<strong>die</strong>nseminar Hagen (BK)<br />
Arbeitsplan der Projektgruppe „Arbeitsblätter und Einstiege“<br />
Abstimmungsphase der Projektleitung im Seminar (von links):<br />
Ole Grothaus, Ingo Wendel und Melanie Pape<br />
sierte Orientierungshilfe für Referendare“.<br />
In der Phase der Projektinitiative sammelte<br />
und strukturierte der Ausbildungsjahrgang<br />
mögliche Themenschwerpunkte<br />
mit Hilfe eines Mindmaps. Diese galt es<br />
in der Phase der Projektskizze zu konkretisieren.<br />
Die Referendare wählten nach<br />
Interesse ein Themengebiet aus. Die so<br />
gebildeten Gruppen legten einen Gruppensprecher<br />
fest, der als Ansprechpartner<br />
und Verantwortlicher fungierte. Hier<br />
konnten insbesondere Synergieeffekte<br />
aus anderen Fachseminaren berücksichtigt<br />
werden. So übernahmen <strong>die</strong> Referendare<br />
aus dem Fachseminar Wirtschaftsinformatik<br />
<strong>die</strong> technische Verantwortung.<br />
Die Referendargruppe, <strong>die</strong> bereits <strong>die</strong><br />
Projektmethode vorstellte, übernahm<br />
eine Doppelfunktion. Sie erarbeitete<br />
einen Themenschwerpunkt des Projekts<br />
und moderierte <strong>die</strong> Projektarbeit über<br />
das Ausbildungshalbjahr in der Funktion<br />
der Projektleitung.<br />
Diese sehr intensive Klärungsphase bildete<br />
den ersten „Meilenstein“ für das<br />
Projekt, da hier viele grundlegende Entscheidungen<br />
für das Endprodukt des<br />
Projekts getroffen wurden.<br />
Die Intention der „Homepage für Referendare“<br />
bestand insbesondere in der<br />
Realisierung des Produkts „Orientierungshilfe“<br />
für neue Referendare des<br />
Fachseminars Wirtschaftswissenschaft.<br />
Diese Orientierungshilfe <strong>die</strong>nt dem Alltag<br />
an der Ausbildungs<strong>schule</strong> und unterstützt<br />
<strong>die</strong> Ausbildung im Seminar.<br />
In der Phase der Projektdurchführung<br />
nahmen <strong>die</strong> einzelnen Arbeitsgruppen<br />
ihre Tätigkeit – gemäß Schwerpunktsetzung<br />
(Unterrichtseinstiege, Unterrichtsentwürfe<br />
usw.) – auf. Die Arbeit in den<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 31
Berichte<br />
Projektvorstellung durch Stationenlernen für andere Referendare<br />
Arbeitsgruppen und der Austausch der<br />
Arbeitsgruppen untereinander erfolgten<br />
über <strong>die</strong> virtuelle Plattform lonet. Die<br />
jeweiligen Teams richteten Ordner für<br />
Entwürfe und Materialien ein und nutzten<br />
das virtuelle Forum, um ihre Ergebnisse<br />
auszutauschen. Durch <strong>die</strong> Selbststeuerung<br />
der Arbeitsgruppen wurde <strong>die</strong> Seminararbeit<br />
um Termine außerhalb der Veranstaltungen<br />
ergänzt.<br />
Um einen Projektfortschritt zu gewährleisten,<br />
wurden Meilensteine festgelegt.<br />
Diese beinhalteten feste Seminartermine,<br />
an denen Zwischenpräsentationen der<br />
einzelnen Arbeitsgruppen stattfanden.<br />
Als Dokumentationsunterlage nutzten <strong>die</strong><br />
Gruppen Arbeitspläne. Für <strong>die</strong> Arbeitsgruppen<br />
ergab sich somit <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
Anregungen der Seminarteilnehmer<br />
hinsichtlich der Gestaltung ihrer Arbeitspakete<br />
aufzunehmen. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
musste auch immer <strong>die</strong><br />
technische Machbarkeit überprüft werden.<br />
Hier war <strong>die</strong> Technikgruppe gefordert,<br />
<strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> technische Realisierbarkeit<br />
der Ideen und Vorschläge der<br />
Arbeitsgruppen kümmerte und <strong>die</strong><br />
Umsetzung für <strong>die</strong> Gestaltung der Homepage<br />
übernahm. Dieser Arbeitsprozess<br />
wurde zudem durch <strong>die</strong> vereinbarten<br />
„Deadlines“ zur Abgabe oder Fertigstellung<br />
bestimmter Materialien und <strong>die</strong><br />
erforderliche Transparenz durch lonet<br />
gewährleistet und erleichtert.<br />
Für <strong>die</strong> Präsentation des Projekts einigte<br />
sich der Referendarsjahrgang darauf, <strong>die</strong><br />
Arbeitspakete der einzelnen Arbeitsgruppen<br />
in Form von Lernstationen zu präsentieren.<br />
Damit konzentrierte sich jede<br />
Arbeitsgruppe auf zwei Dimensionen,<br />
zum einen auf <strong>die</strong> Arbeit für das Endprodukt<br />
Homepage, zum anderen auf <strong>die</strong><br />
Arbeit hinsichtlich der Präsentation des<br />
Endproduktes.<br />
Der Projektleitung kam in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
eine besondere Rolle zu.<br />
Sie übernahm <strong>die</strong> Koordination der Termine<br />
und gab Impulse für <strong>die</strong> Abstimmung<br />
der einzelnen Gruppen. Zudem<br />
wirkte sie auf <strong>die</strong> Erfüllung der in den<br />
Meilensteinen festgelegten Ziele hin.<br />
2.2 Präsentationen<br />
Den Projektabschluss bildete <strong>die</strong> Projektpräsentation<br />
„Internetbasierte Orientierungshilfe<br />
für Referendare“. Diese<br />
erfolgte gegenüber dem nachfolgenden<br />
Ausbildungsjahrgang im Rahmen des<br />
Lernens an Stationen und beinhaltete<br />
mehrere Intentionen. Das Hauptziel<br />
bestand darin, <strong>die</strong> anderen Referendare<br />
für <strong>die</strong> Weiterführung des Projekts zu<br />
begeistern, um das Angebot der internetbasierten<br />
Orientierungshilfe zu erweitern<br />
bzw. zu optimieren. Die Referendare sollten<br />
nicht nur das Projekt (passiv) vorgestellt<br />
bekommen, sondern es konkret<br />
(und aktiv) „erleben“.<br />
Die Referendare<br />
des FS Wiwi 05/09<br />
konnten sich an<br />
den Stationen in<br />
sämtliche Themenbereiche<br />
der<br />
Homepage www.<br />
fachseminarrechtswissenschaft.de<br />
einarbeiten. An jeder<br />
Station gab es<br />
kleine spielerische<br />
Aufgaben, um <strong>die</strong><br />
erworbenen Kenntnisse<br />
zu sichern<br />
bzw. zu vertiefen.<br />
So konnten <strong>die</strong> Referendare<br />
z. B. ein<br />
„Wer wird Millio-<br />
när“-Quiz zur Literaturrecherche im<br />
Forum durchführen, ein Terminraster zur<br />
Planung der UPP aufstellen usw. Technikbegeisterte<br />
konnten <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
wahrnehmen, eigenständig <strong>die</strong> Homepage<br />
mit dem Benutzerforum zu navigieren.<br />
Last but not least konnten sich <strong>die</strong><br />
Referendare einen Einblick über den Prozess<br />
des Projektverlaufs inklusive aller<br />
Phasen anhand einer Dokumentation<br />
verschaffen. Die Darstellung des Projektprozesses<br />
erfüllte dabei ein weiteres Ziel<br />
der Veranstaltung: <strong>die</strong> anderen Referendare<br />
in <strong>die</strong> Methode „Projekt“ am eigenen<br />
Beispiel einzuführen.<br />
Das Lernen an Stationen bot eine ideale<br />
Voraussetzung für <strong>die</strong> Präsentation des<br />
Projekts. Durch <strong>die</strong> Möglichkeit der<br />
selbstständigen Erarbeitung und Zeiteinteilung<br />
wurden unterschiedliche Vorkenntnisse<br />
und Interessen berücksichtigt.<br />
Dies hielt auch <strong>die</strong> Motivation<br />
aller Teilnehmer aufrecht.<br />
Abschließend wurde zur Feststellung<br />
der Zielerreichung eine Reflexion auf<br />
mehreren Ebenen durchgeführt (Projektverlauf,<br />
Endprodukt, Veranstaltung<br />
und Umsetzbarkeit an der Schule). Alle<br />
Beteiligten – Referendare wie Seminarleiter<br />
– zogen ein durchgängig positives<br />
Fazit.<br />
Im Rahmen der Einweihung des neuen<br />
Seminargebäudes in Hagen stellte der<br />
Ausbildungsjahrgang das Projekt als<br />
innovatives Konzept für <strong>die</strong> Seminarausbildung<br />
vor. Neben dem Staatssekretär<br />
Günther Wiegand und dem Regierungsvizepräsidenten<br />
Heiko M. Kosow zeigten<br />
viele Schulleiter und Seminarleiter des<br />
Regierungsbezirkes großes Interesse an<br />
<strong>die</strong>sem Projekt. Neue Ideen und Anregungen<br />
für das Projekt und den Prozess wurden<br />
in <strong>die</strong>ser Veranstaltung ausgetauscht.<br />
So konnten mit der Projektleiterin<br />
des Neubaus des Wissensparks in<br />
Hagen, Dr. Karen Mücke, Parallelen<br />
bezüglich zentraler „Meilen- und Stolpersteine“<br />
hinsichtlich beider Projekte erörtert<br />
werden.<br />
Projektpräsentation zur Einweihung des neuen Seminargebäudes:<br />
Staatssekretär Wiegand, Fachseminarleiterin Frau Hoffmann<br />
und Stu<strong>die</strong>nseminarleiter Herr Otte<br />
32 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
3 Fazit<br />
Der erste Schritt ist getan! Mit der Erstellung<br />
der Internetseite erhalten Referendare<br />
ein breites Angebot an allgemeinen<br />
und wirtschaftlichen Themen, <strong>die</strong> sie<br />
erfolgreich durch ihr Referendariat führen<br />
können.<br />
Ein Projekt erfordert jedoch auch viel<br />
Engagement. Der Arbeitsumfang kann<br />
nicht allein in der regulären Zeit der Seminarveranstaltung<br />
bewältigt werden. Besonders<br />
der hohe Organisationsaufwand,<br />
der den Arbeitsprozess und <strong>die</strong> Erstellung<br />
des Endprodukts begleitet, darf<br />
nicht unterschätzt werden.<br />
Die Durchführung des Projekts hat sich<br />
jedoch in jeder Hinsicht gelohnt! Durch<br />
<strong>die</strong> komplexe Aufgabenstellung bot das<br />
Projekt einen Lernprozess auf mehreren<br />
Ebenen: fachliche Ebene (z. B. Themen<br />
der Arbeitsgruppen, Erstellung der Internetseite),<br />
methodische Ebene (z. B.<br />
Projektmethode, Stationenlernen) und<br />
soziale Ebene (z. B. Kooperation der<br />
Arbeitsgruppen über eine virtuelle Arbeitsplattform).<br />
Natürlich wird der weitere Erfolg des Projekts<br />
im Wesentlichen davon abhängen,<br />
dass es weitergeführt und durch weitere<br />
Materialien ergänzt wird.<br />
Stu<strong>die</strong>nseminar Dortmund:<br />
Ordnung sei das halbe Leben, heißt es.<br />
Auch in der Diskussion zum Lernfeldkonzept<br />
dreht es sich um <strong>die</strong> eine Ordnung.<br />
Die Ursprungsordnung, welche nun <strong>die</strong><br />
richtige Systematik sei, mit der Lernsituationen<br />
gestaltet würden: Handlungsoder<br />
Fachsystematik? 1<br />
In <strong>die</strong>sem Artikel gehen wir den umgekehrten<br />
Weg. Es soll exemplarisch dargestellt<br />
werden, wie und vor allem warum<br />
von den Schülerinnen und Schülern ein<br />
‚Ordnungssystem’ aus den konkreten<br />
Lernsituationen abgeleitet werden kann.<br />
Um den dafür notwendigen handlungsorientierten<br />
Wechsel von ‚Konkretion’,<br />
‚Abstraktion’ und ‚Rekonkretisierung’ in<br />
Lernsituationen zu erproben 2 , haben wir<br />
für <strong>die</strong> Höhere Handels<strong>schule</strong> eine Unterrichtsreihe<br />
zum Thema Zahlungsverkehr<br />
entwickelt. In ihr nehmen <strong>die</strong> Schüler <strong>die</strong><br />
Berichte<br />
Orientierungshilfe für Referendare unter www.fachseminar-rechtswissenschaft.de<br />
Nur so kann <strong>die</strong> Dynamik und Austauschmöglichkeit<br />
der Internetseite genutzt<br />
werden, um einen umfangreichen Wissenspool<br />
an Unterrichtsentwürfen,<br />
Unterrichtsmaterialien usw. anzubieten.<br />
Anmerkung<br />
1 Mitwirkende Referendare: Frank Backwinkel,<br />
Boris Brosowski, Stephan Fischer, Jens Friedel,<br />
Thea Gaspers, Theda Grabe, Thorsten Grothe,<br />
Ole Grothaus, Anne Kampmann, Eva-Maria<br />
Klein, Nicole Kleine, Markus Krellmann, Stefan<br />
Krzeminski, René Niehues, Melanie Pape, Götz<br />
Sander, Barbara Schein, Gabi Schweitzer, Ellen<br />
Sengstock, Ingo Wendel<br />
Ordnungsprinzipien als alternative Systematiken<br />
Ole Grothaus, Melanie Pape<br />
und Ingo Wendel ❍<br />
zur Gestaltung von Lernsituationen zum Thema Zahlungsverkehr (Höhere Handels<strong>schule</strong>)<br />
Das Dortmunder Fachseminar<br />
Rolle des Praktikanten Jörg Lehmann<br />
ein, der in der Bürodesign GmbH arbeitet.<br />
Die Schüler erarbeiten sich in typischen<br />
Lernsituationen verschiedene Zahlungsarten,<br />
deren Nutzung aus Sicht der<br />
Bürodesign GmbH besonders geeignet<br />
für ihre Geschäftsprozesse sind. Sie können<br />
<strong>die</strong> Zahlungsarten am Ende der<br />
Reihe nicht nur benennen und erklären,<br />
sondern auch nach den Kriterien Sicherheit,<br />
Bequemlichkeit/Nutzen und Kosten<br />
beurteilen.<br />
Dazu müssen wir „[…] den Begriff der<br />
Systematik über das Fachliche hinaus<br />
erweitern und hier auch Entwicklungsprozesse<br />
im sozialen, personalen und<br />
methodischen Bereich mit einbeziehen.<br />
Damit geht es im Kern um <strong>die</strong> Verknüpfung<br />
lernfeldspezifischer und lernfeldübergreifender<br />
Kompetenzen.“ 3 Das<br />
heißt: Ebenso wichtig wie das fachlichinhaltliche<br />
Lernen wird in der Reihenplanung<br />
das fachlich-methodische Lernen.<br />
Denn in den Lernsituationen sind sowohl<br />
prozess- als auch systembezogene<br />
Aspekte enthalten, <strong>die</strong> aufeinander bezogen<br />
werden müssen. Dazu haben wir uns<br />
des Begriffs der ‚Ordnung’ als Methode<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 33
Berichte<br />
Abb. 1: Einstiegssituation<br />
be<strong>die</strong>nt, der außerhalb der Systematik-<br />
Diskussion steht.<br />
Die vollständigen Planungs- und Unterrichtsmaterialien<br />
können hier herunter<br />
geladen werden:<br />
http://ods.dokom.net/kkb/bildungsgaenge/sek2/hh/materialien/index.htm<br />
1 Ordnungsprinzipien als<br />
Leitfragen zur Gestaltung<br />
von Lernsituation<br />
In <strong>die</strong>ser Schulstufe haben <strong>die</strong> Schüler<br />
aufgrund ihres Alters und der geringen<br />
Arbeitserfahrung einerseits kaum Kenntnisse<br />
über <strong>die</strong> unterschiedlichen Zahlungsarten.<br />
Falls sie welche benennen,<br />
können sie <strong>die</strong>se andererseits nur<br />
unscharf voneinander trennen (z. B. den<br />
Unterschied zwischen einer Lastschrift<br />
und einem Abbuchungsauftrag). Da beides<br />
aber Voraussetzungen für <strong>die</strong> Mitarbeit<br />
in der Lern- und späteren Handlungssituation<br />
sind, kann und muss <strong>die</strong>s<br />
Vorwissen für <strong>die</strong> späteren Schritte abrufund<br />
richtig einsetzbar gemacht werden.<br />
Der Ausgangspunkt für <strong>die</strong> gefundenen<br />
Handlungsprozesse wurde also das Vorwissen<br />
der Schüler, um „Verbindungen zu<br />
etwas Bekanntem, schon mal Erlebtem<br />
herzustellen, um es einordnen zu können.“<br />
4 Gerade <strong>die</strong>ses erste ‚Ein-Ordnen’<br />
ist <strong>die</strong> Leitmaxime für <strong>die</strong> hier dargestellte<br />
Planung.<br />
Dies ‚Ordnen’ soll den Schülern im Dreischritt<br />
des Lernens helfen, (a) <strong>die</strong><br />
wesentlichen Informationen in den Situationen<br />
zu erkennen und (b) kognitiv zu<br />
verarbeiten, damit sie <strong>die</strong>se (c) ‚speichern’<br />
und wieder abrufbar machen können.<br />
5 Kurzum: damit sie <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />
erhöhen, situiertes Wissen zu<br />
erwerben (im Gegensatz zum sog. ‚trägen<br />
Wissen‘) 6 – wenn man so will, das<br />
Lernziel, welches ein wesentlicher Auslöser<br />
für <strong>die</strong> Lernfeldentwicklung war. 7<br />
Die Umsetzung des ersten Einordnens:<br />
Über <strong>die</strong> Einstiegssituation (vgl. Abb. 1)<br />
wird anhand einer Kartenabfrage <strong>die</strong><br />
‚Vorordnung‘ (das Vorwissen) der Schüler<br />
expliziert und sichtbar gemacht, um es<br />
später als Basis für <strong>die</strong> Matrix zu nutzen<br />
(vgl. Abb. 2).<br />
2 ‚Ordnen‘ als Analogie<br />
zur Systematisierung –<br />
ein Beispiel<br />
Die Inhalte, <strong>die</strong> nun während des Lernprozesses<br />
vermittelt wurden „[…] und für<br />
<strong>die</strong> Erkenntnisgewinnung über den Prozess<br />
hinaus relevant sind, bedürfen im<br />
Prozess einer systematischen Betrachtung.“<br />
8 Sei es, wie im Falle des Vorwissens,<br />
aus der außerschulischen Lernwelt<br />
oder innerhalb der schulischen Prozesse<br />
durch Lernsituationen. „Im handlungsorientierten<br />
Unterricht kommt der begrifflichen<br />
Reflexion und Systematisierung<br />
der Lernerfahrungen eine zentrale Bedeutung<br />
zu, um […] damit das erworbene<br />
Wissen und Können zu verallgemeinern<br />
(zu dekontextualisieren) und für andere<br />
Zusammenhänge nutzbar zu machen.“ 9<br />
Wenn man ‚dekontextualisiert‘ dann<br />
schafft man sich ebenfalls eine neue Ordnung<br />
– hierin liegt der Zugang zur<br />
Sequenzierung <strong>die</strong>ser Reihe.<br />
Die konkrete Umsetzung in eine neue<br />
Ordnung innerhalb der Reihe: In der<br />
zweiten Situation treten erneut Zahlungsprobleme<br />
auf (vgl. Abb. 3). Mit ihrer Hilfe<br />
werden im Plenum erneut aus dem Vorwissen<br />
der Schüler <strong>die</strong> Kriterien erarbeitet,<br />
<strong>die</strong> man bei der Wahl des richtigen<br />
Zahlungsmittels aufstellen kann. Dabei<br />
umfasst Vorwissen auch das, auf welches<br />
gerade erst in der Situation durch<br />
den Impuls der Frage geschlossen<br />
wurde. Sind sie eingangs noch lose und<br />
ungeordnet auf einem zweiten Plakat zu<br />
Abb. 2: Die Matrix<br />
finden (vgl. Abb. 2), so müssen sie nach<br />
der 3. Situation systematisch betrachtet<br />
werden, um dort zu einer Entscheidung<br />
kommen zu können. Hier treffen dann<br />
prozessbezogene Vorwissens- und Situationselemente<br />
aufeinander, <strong>die</strong> neu<br />
strukturiert werden.<br />
Abb. 3: Die 2. Situation<br />
3 Integration von Vorwissen<br />
und neuem Handlungswissen<br />
Wie sieht <strong>die</strong> situationsbezogene richtige<br />
‚Neu-Ordnung’ der Schüler dazu aus? In<br />
<strong>die</strong>ser Unterrichtsreihe greifen sie problemabhängig<br />
auf eine ‚Ordnungsmöglichkeit‘<br />
zurück, mit der sie unterschiedliche<br />
Dinge vergleichen können: eine<br />
Matrix. Eine Ordnung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schüler<br />
nicht nur äußerlich in einen Sammelordner<br />
mit zur Verfügung gestellten Originalgeschäftspapieren<br />
zu Informationen rund<br />
um Kartenzahlungen bringen müssen<br />
(Grafik 3). Auch in der internen Struktur<br />
ordnen sie Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede<br />
einzelner Zahlungsarten<br />
mit ihren jeweiligen<br />
Vor- und<br />
Nachteilen ein.<br />
In anderen Lernsituationen<br />
benötigen sie<br />
möglicherweise eine<br />
‚Ordnung’, mit deren<br />
Hilfe Reihenfolgen oder<br />
Abläufe erkannt werden<br />
müssen (ein Flussdiagramm).<br />
In einem<br />
anderen Zusammenhang<br />
ist es vielleicht<br />
eine dritte ‚Ordnung’,<br />
um Beziehungen zu<br />
verstehen (ein Baumdiagramm?):<br />
„Wie stehen<br />
34 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
verschiedene Dinge miteinander in<br />
Beziehung? Was ist wovon abhängig?“<br />
(METZGER 2002, S. 67) Somit wird das<br />
‚Ordnen‘ auch ohne expliziten Bezug zur<br />
Fach- und Handlungssystematik zur zentralen<br />
Größe, <strong>die</strong> sich dann auch an den<br />
Scharnierstellen der Unterrichtsreihe<br />
durchgängig wiederfindet. Ein ‚Ordnen‘,<br />
das, wie eingangs erklärt, über das Fachliche<br />
hinausgeht.<br />
Dieses methodische Denkwerkzeug kann<br />
zum Bestandteil aller Reihen werden,<br />
sodass sich <strong>die</strong> Schüler im weiteren Lernverlauf<br />
selbstständig <strong>die</strong> passende Ordnung<br />
aus einem Angebot von sieben Möglichkeiten<br />
10 heraussuchen oder kombinieren<br />
– im konstruktivistischen Sinne<br />
schöpfen sie gegebenenfalls eigene Visualisierungsformen,<br />
<strong>die</strong> ihrer inneren Repräsentation<br />
am ehesten entsprechen.<br />
4 Ordnungsphasen im Unterrichtsverlauf<br />
einbinden<br />
Nachdem nun eine mögliche ‚Ordnung‘<br />
ausgewählt wurde: Wie geschieht <strong>die</strong>ses<br />
‚abrufbar Machen’ im Unterrichtsverlauf,<br />
damit ein situiertes Lernen für einen erfolgreichen<br />
Transfer möglich wird? Ähnlich<br />
den Erfahrungen des Entwicklungsteams<br />
einer Hamburger Höheren Handelsschulklasse<br />
war es uns wichtig, dass <strong>die</strong><br />
Schüler mit Problemen konfrontiert werden,<br />
in denen sie das Grundthema immer<br />
wieder aufgreifen können. Deren Lösung<br />
erfordere ständig steigende Kompetenzgrade.<br />
11 „Für unsere weitere Arbeit<br />
bedeutet das, <strong>die</strong> Lernsituationen so zu<br />
gestalten, dass <strong>die</strong> Schüler<br />
• am Anfang der Ausbildung ein Problemverständnis<br />
entwickeln,<br />
• dann Lösungsideen finden und<br />
• schließlich fähig sind, das Gelernte<br />
anzuwenden und auf neue Situationen<br />
zu übertragen.“<br />
An <strong>die</strong>sen drei Scharnierstellen sind <strong>die</strong><br />
Ordnungsphasen eingebaut worden, in<br />
denen über den Verlauf der Reihe<br />
gemeinsam eine Matrix erstellt werden<br />
kann. Diese Phasen dürfen „[…] den<br />
Zusammenhang der problemorientierten<br />
Erarbeitung grundlegender Strukturen<br />
nicht zerreißen […]“ 12 . Daher sind <strong>die</strong><br />
Ordnungs- und Anwendungsphasen so<br />
integriert worden, dass sie als Entscheidungsgrundlagen<br />
notwendiger Bestandteil<br />
der Situation sind. Dies geschah zum<br />
einen in der dargestellten Subsituation 3<br />
(Grafik 3). Und analog zu den Erfahrungen<br />
der Hamburger Handels<strong>schule</strong> wurden<br />
<strong>die</strong> Kriterien erneut zur Transfer-<br />
Wiederholung beispielsweise in konkreten<br />
Buchungsfällen aufgegriffen (vgl.<br />
Abb. 5).<br />
Drei Belege müssen im letzten Abschnitt<br />
der Reihe durch <strong>die</strong> Schüler richtig ver-<br />
Abb. 4: Die 3. Situation<br />
bucht und zum Teil mit Hilfe der angebotenen<br />
Zahlungsformen bezahlt werden.<br />
Dazu ist es notwendig, <strong>die</strong> Vor- und<br />
Nachteile aus angebotenen Informationsmaterialien<br />
zu erarbeiten – hierfür steht<br />
den Schülern weiterhin <strong>die</strong> begonnene<br />
Matrix zur Verfügung, aus der sie bereits<br />
Kriterien und Rückschlüsse ableiten<br />
können und an <strong>die</strong>ser Stelle auch<br />
müssen.<br />
5 Ordnung anleiten und<br />
selbst erarbeiten lassen –<br />
ein Fazit<br />
Wie muss dabei das Erkennen und das<br />
kognitive Erarbeiten aussehen? Auf den<br />
ersten Blick sieht <strong>die</strong>ses<br />
Setting wie ein<br />
klassisch induktiv aufgebauter<br />
Unterricht<br />
aus. Richtig ist, dass<br />
auch hier von beispielhaften<br />
Problemen ausgegangen<br />
wird. Im<br />
Zentrum der hier gewählten<br />
induktiven Vorgehensweise<br />
stehen<br />
aber nicht <strong>die</strong> Fragen<br />
„Was ist in <strong>die</strong>sem Beispiel<br />
stellvertretend für<br />
viele gültig?“ oder<br />
„Wenn wir weitere Beispiele<br />
hinzuziehen,<br />
können wir dann allgemeine<br />
Regeln daraus<br />
ableiten?“.<br />
Die der einzelnen<br />
Handlung zugrunde liegende<br />
Denk- und Problemlösehandlung<br />
ist<br />
hier das inhaltliche als<br />
auch methodische Ordnungsprinzip:<br />
„Was<br />
muss ich wissen, damit<br />
ich mich für eine<br />
Lösung eines Problems<br />
entscheiden kann?“<br />
Abb. 5: Die Rechnung<br />
Berichte<br />
und „Anhand welcher Punkte entscheide<br />
ich mich anschließend?“<br />
Diese Fragen können sich <strong>die</strong> Schüler im<br />
Idealfall abhängig vom Erfahrungshorizont<br />
innerhalb <strong>die</strong>ser Schulstufe selbst<br />
stellen. Andererseits besteht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
<strong>die</strong> Schüler in <strong>die</strong>ses Denken<br />
durch ‚scaffolding‘ und entsprechende<br />
Fragen der Lehrer zu leiten, „[…] um eine<br />
Brücke zwischen dem vorhandenen Wissen<br />
und den neuen Lernzielen zu schlagen“<br />
13 . DUBS schlägt für unterschiedliche<br />
Denkfertigkeiten entsprechende<br />
Lehrstrategien vor. GREEN/GREEN geben<br />
Beispiele zu Fragen und kategorisieren<br />
passende Ordnungsfragen für weiterführendes<br />
Denken anhand der Bloom’schen<br />
Lernzieltaxonomie. Zum Beispiel<br />
stellen sie unter dem hier passenden<br />
‚Level V-Synthese‘ anregende Schlüsselwörter<br />
und Beispielfragen zur Auswahl,<br />
<strong>die</strong> dem Leitsatz folgen: „Tragen Sie<br />
Informationen zusammen und arrangieren<br />
Sie sie anders, indem Sie <strong>die</strong> einzelnen<br />
Elemente neu zusammenstellen oder<br />
alternative Lösungen vorschlagen.“ 14 –<br />
Eine Stufe, <strong>die</strong> am Ende des Neu-Ordnens<br />
in <strong>die</strong>ser Reihe erreicht wäre. Beide<br />
Ansätze eignen sich zur Gestaltung des<br />
Lehrverfahrens in den Ordnungsphasen,<br />
können hier aber nicht in dem Umfang<br />
dargestellt werden.<br />
Die Neuordnung des eigenen Vorwissens<br />
durch Integration und Veranschaulichung<br />
kann so parallel zum typischen Problemlösen<br />
und Arbeitshandeln in Lernsituationen<br />
zu einem besseren Behalten führen.<br />
Das heißt, neben der inhaltlichen Fachkompetenz<br />
benötigen <strong>die</strong> Schüler eine<br />
Art ‚Denkschulung‘, <strong>die</strong> im Kleinen eben-<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 35
Berichte<br />
falls zu einer Art ‚methodischer Fachkompetenz’<br />
führt 15 , <strong>die</strong> weder in der Ausrichtung<br />
auf Fach- noch auf Handlungssystematik<br />
von selbst enthalten ist.<br />
So könnte man schlussfolgern, dass eine<br />
durch <strong>die</strong> Schüler selbst geschaffene und<br />
herausgearbeitete Ordnung, <strong>die</strong> es einem<br />
erleichtert zu lernen und nachhaltig zu<br />
behalten 16 , ebenso wichtig sein kann, wie<br />
<strong>die</strong> Ordnung/Systematik, auf der das<br />
Lehr-Lern-Arrangement beruht. Dass<br />
also <strong>die</strong> Art des Lernens und <strong>die</strong> Qualität<br />
des Ergebnisses (der Kompetenzzuwachs)<br />
auf gleicher Höhe mit dem<br />
Ursprung (Fach- oder Handlungssystematik)<br />
gesehen werden kann.<br />
Anmerkungen<br />
1 Vgl. Reetz, Lothar / Seyd, Wolfgang (1995/2004):<br />
Curriculare Strukturen beruflicher Bildung. In:<br />
Handbuch der Berufsbildung, hrsg. v. Rolf<br />
Arnold / Antonius Lipsmeier, S. 203-219. Leske<br />
Budrich, Opladen. (auch aktualisiert online unter:<br />
http://www.ibw.uni-hamburg.de/personen/mitarbeiter/seyd/Aufsaetze/Reetz-Seyd-Beitrag%20Curriculare%20Strukturen%202005.pdf<br />
(06-04-22)<br />
2 Vgl. a. a. O., S. 133 Tramm, Tade (2004): Kommentierte<br />
Kriterien für <strong>die</strong> Gestaltung von Lernsi-<br />
Mit Beginn des Schuljahres 2005/2006<br />
entschlossen sich das Stu<strong>die</strong>nseminar<br />
Bielefeld II (BK) und das Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />
in Bünde zu einer<br />
intensiven Ausbildungspartnerschaft.<br />
Ausgehend von der Überlegung, dass<br />
sowohl in Schule als auch im Seminar ein<br />
großes Potenzial verankert ist, das es zu<br />
nutzen gilt, wurde ein Konzept der Ausbildungspartnerschaft<br />
entwickelt, das<br />
durch mehrere Aspekte und Entwicklungen<br />
gestützt wird. Unter Ausbildungsaspekten<br />
ist an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Rahmenvorgabe<br />
zur Lehrerausbildung zu nennen.<br />
Diese sieht ausdrücklich vor, dass<br />
Kooperationserfahrungen bei der Planung,<br />
Durchführung und Reflexion schulischer<br />
Arbeit sicherzustellen sind 1 .<br />
Pädagogische Entwicklungen haben im<br />
Rahmen <strong>die</strong>ses Kooperationsprojekts mindestens<br />
drei Facetten. Da ist zum einen<br />
der schulische Entwicklungsprozess am<br />
Erich-Gutenberg-Berufskolleg zu nennen,<br />
der eine gelungene Plattform bietet für ein<br />
solches Kooperationsprojekt. Dann ist an<br />
<strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Entwicklung der Bildungsregion<br />
Ostwestfalen-Lippe zu nennen.<br />
Diese wird von den jeweiligen Schulträgern<br />
und der Bezirksregierung Detmold<br />
tuationen im Rahmen eines lernfeldorientierten<br />
Curriculums im Rahmen des BLK-Modellversuchs<br />
CULIK. Online unter: http://www.ibw.uni-hamburg.de/forschung/projekte/culik/Materialien/Cul<br />
ik-22Gestaltungskriterien-rev1.pdf (06-04-22),<br />
S. 172.<br />
4 Para<strong>die</strong>s, Liane / Linser, Hans Jürgen (2001): Differenzieren<br />
im Unterricht. Cornelsen Scriptor,<br />
Berlin, S. 4.<br />
5 Vgl. a. a. O., S. 65 ff.<br />
6 Vgl. Buschfeld, Detlef (2003): Draußen vom Lernfeld<br />
komm' ich her ... ? Plädoyer für einen alltäglichen<br />
Umgang mit Lernsituationen, S. 2. In:<br />
bwp@ Ausgabe Nr. 4 – online unter: http://www.<br />
bwpat.de/ausgabe4/buschfeld_bwpat4.shtml<br />
(06-04-22)<br />
7 Tramm, Tade (2003): Prozess, System und Systematik<br />
als Schlüsselkategorien lernfeldorientierter<br />
Curriculumentwicklung, S. 2. In: bwp@ Ausgabe<br />
Nr. 4 – online unter: http://www.bwpat.de/ ausgabe4/tramm_bwpat4.shtml<br />
(06-04-22)<br />
8 Brandes et al o. J., S. 5.<br />
9 Tramm, Tade / Brand Willi / Schwartz, Hilke<br />
(2004): Gesamteinschätzung der Workshoparbeit.<br />
In: bwp@ Ausgabe spezial-1, S. 4 – online unter:<br />
http://www.bwpat.de/spezial1/trammbrandschwartz.shtml<br />
(06-04-22)<br />
angestrebt. Das hier zu beschreibende<br />
Kooperationsprojekt passt in <strong>die</strong>sen Entwicklungsprozess<br />
und unterstützt <strong>die</strong><br />
Bemühungen im Bereich des Unterrichts<br />
und der Unterrichtsqualität nachhaltig. Der<br />
dritte „Ankerpunkt“ ist das Papier „Lehren<br />
und Lernen für <strong>die</strong> Zukunft“, „Guter Unterricht<br />
und seine Entwicklung im Projekt<br />
10 METZGER, Christoph (2002): Wie lerne ich? Bildung<br />
Sauerländer, Aarau, 66 f.<br />
11 Vgl. PLEGGE, Marlies / SCHRÖDER-DÜNKEL,<br />
Heidemarie (2003): Lernfeldarbeit in der Höheren<br />
Handels<strong>schule</strong> der Handels<strong>schule</strong> Altona (H6) –<br />
eine Zwischenbilanz. In: bwp@ Ausgabe Nr. 4, S.<br />
4. (im Folgenden ebd.) – online unter: http://www.<br />
bwpat.de/ausgabe4/H6_bwpat4.pdf (06-04-22)<br />
12 TRAMM 2004, S. 4.<br />
13 DUBS, Rolf (1995): Lehrerverhalten. Verlag des<br />
Schweiz. Kaufm. Verbandes, Zürich., S. 138, vgl.<br />
im Folgenden ebd. ff.<br />
14 GREEN Norm / GREEN Kathy (2005): Kooperatives<br />
Lernen im Klassenraum und im Kollegium.<br />
Das Trainingsbuch. Kallmeyer Seelze-Velber, S.<br />
121.<br />
15 Vgl. DUBS 1995, S. 207 ff.<br />
16 Vgl. METZGER 2002, S. 65 f.<br />
Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld II (BK) und Erich-Gutenberg-Berufskolleg Bünde:<br />
Gemeinsam SEGEL(N) gehen<br />
Frank Dieter, Hüsne Duran,<br />
Jörn Galonska, David Geiseler,<br />
Falk Heidelbeer, Thorsten Möhlmann,<br />
und Carina Sandhaus sowie<br />
Dr. Florian Baur-Pantoulier ❍<br />
Chancen einer Ausbildungspartnerschaft zwischen Schule, Hoch<strong>schule</strong> und Stu<strong>die</strong>nseminar<br />
‚Selbstständige Schule‘“. In <strong>die</strong>sem Papier,<br />
(Stand März 2004) werden <strong>die</strong> aktuellen<br />
Forderungen an Unterricht, Unterrichtsentwicklung<br />
und Fortbildung formuliert. 2<br />
Ausgangspunkt der Kooperationsidee<br />
war <strong>die</strong> Überzeugung, dass alle Beteiligten<br />
von dem Projekt profitieren müssen.<br />
36 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Die Referendarinnen und Referendare<br />
des Stu<strong>die</strong>nseminars profitieren von der<br />
praktischen Erfahrung der Kolleginnen<br />
und Kollegen vor Ort, <strong>die</strong> Kolleginnen<br />
und Kollegen in der Schule informieren<br />
sich über didaktisch-methodische Unterrichtsansätze<br />
aus der Seminararbeit.<br />
Leitendes Ziel <strong>die</strong>ser Kooperation ist<br />
<strong>die</strong> gegenseitige „Sensibilisierung“ für<br />
selbstgesteuerte Lernprozesse bei Schülerinnen<br />
und Schülern. Referendarinnen<br />
und Referendare des Stu<strong>die</strong>nseminars<br />
Bielefeld, <strong>die</strong> an unterschiedlichen Ausbildungs<strong>schule</strong>n<br />
der Region OWL ausgebildet<br />
werden, erhalten <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
sich in <strong>die</strong> gemeinsame Unterrichtsplanung,<br />
<strong>die</strong> Durchführung und <strong>die</strong> anschließende<br />
Reflexion bestehender Unterrichtsentwicklungsteams<br />
des Erich-Gutenberg-Berufskollegs<br />
zu integrieren.<br />
Der Erfahrungsaustausch im Rahmen<br />
eines kollegialen Hospitationskonzeptes<br />
hilft den Beteiligten bei der Professionalisierung<br />
ihres pädagogischen Tuns hinsichtlich<br />
der Konzeption von selbstgesteuerten<br />
Lernprozessen und bietet<br />
den Referendarinnen und Referendaren<br />
schon zu Beginn ihrer Ausbildung Einblick<br />
in komplexere Lern-/Lehrarrangements.<br />
Neben einer intensiven Kooperation von<br />
Schule, Hoch<strong>schule</strong> und Seminar soll mit<br />
<strong>die</strong>sem Projekt ein Impuls für <strong>die</strong> Herausbildung<br />
einer „neuen“ Lehr-Lernkultur<br />
gegeben werden. Inhaltlich im Mittelpunkt<br />
steht dabei <strong>die</strong> Förderung des selbstständigen<br />
und selbstgesteuerten Lernens der<br />
Schülerinnen und Schüler im Berufskolleg.<br />
Deshalb hat <strong>die</strong>ses Projekt einen wissenschaftlichen<br />
Input durch den Fachbereich<br />
Wirtschaftspädagogik unter der Leitung<br />
von Professor Peter F. Sloane und seiner<br />
Mitarbeiterin Bernadette Dilger der Universität<br />
Paderborn erhalten. Die Dringlichkeit,<br />
<strong>die</strong>sen Bereich stärker in den Blick zu nehmen,<br />
ist fachwissenschaftlich nicht bestritten,<br />
wie auch <strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong>n verdeutlichen.<br />
Nicht minder wichtig ist auch <strong>die</strong><br />
Entwicklung einer neuen Arbeitskultur von<br />
Kolleginnen und Kollegen sowie Referendarinnen<br />
und Referendaren, <strong>die</strong> geprägt ist<br />
durch Teambildung, Offenheit, einer ausgeprägten<br />
Bereitschaft zum Geben und<br />
Nehmen und auch kritischer Reflexion der<br />
eigenen Arbeit. Es soll primär darum<br />
gehen, bei „offenen“ Türen zu unterrichten<br />
sowie Unterrichtspraxis und Seminararbeit<br />
miteinander zu verknüpfen. Seminar und<br />
Schule sind aufgefordert, sich gegenseitig<br />
auszutauschen und gewinnbringend zu<br />
unterstützten und den Mut zur Veränderung<br />
zu haben. Es bestand Einigkeit in der<br />
Einschätzung: Wir tun Gutes in Schule und<br />
Seminar, nur wissen wir manchmal zu<br />
wenig voneinander.<br />
1 Selbstgesteuertes Lernen<br />
am EGB<br />
Jungen Menschen <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />
und Fähigkeiten zu vermitteln, eigenver-<br />
antwortlich <strong>die</strong> an sie gestellten<br />
Aufgaben und Anforderungen zu<br />
bewältigen, um verbesserte<br />
Berufs- und Lebenschancen zu<br />
erlangen, ist das prioritäre Ziel der<br />
Bildungsarbeit am Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />
(EGB). Die<br />
Schule, <strong>die</strong> 1997 im Projekt Schule<br />
& Co. mit der intensiven Arbeit<br />
zum eigenverantwortlichen Arbeiten<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
startete, ist zu Beginn der Ausbildungspartnerschaft<br />
Projekt<strong>schule</strong><br />
im Modellversuch „Selbstständige<br />
Schule“ und pflegt seit Jahren eine<br />
intensive Verzahnung über zahlreiche<br />
Referendarinnen und Referendare<br />
mit dem Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld<br />
II (BK).<br />
Eine, wenn nicht gar <strong>die</strong> wesentliche<br />
Anforderung unserer Gesellschaft,<br />
nicht nur, aber insbesondere<br />
an junge Menschen, ist <strong>die</strong><br />
Bereitschaft und Fähigkeit zur permanenten<br />
Weiterbildung. Daraus folgt <strong>die</strong><br />
zunehmende Bedeutung eines selbstgesteuerten<br />
und eigenverantwortlich<br />
gestalteten, lebenslangen Lern- und Entwicklungsprozesses<br />
für jeden.<br />
Internationalisierung und Globalisierung<br />
erzeugen eine zunehmende Entwicklungsdynamik,<br />
<strong>die</strong> zu sich ständig verändernden<br />
Berufsbildern mit immer weiteren<br />
Qualifikationshürden führen und von<br />
Bewerbern und Stelleninhabern laufende<br />
Anpassungen in Form von Weiterbildung<br />
und -qualifikation verlangen. Zudem entfallen<br />
in immer kürzeren Zeiträumen<br />
ganze Berufe oder Berufsfelder oder<br />
werden ersetzt mit der Folge, dass <strong>die</strong><br />
Sicherheit, ein gesamtes Berufsleben im<br />
einmal erlernten Aufgabenfeld verbringen<br />
zu können, zur Ausnahme wird.<br />
Für Schulen bedeutet das, neben inhaltlich-fachlichen<br />
Aspekten zunehmend <strong>die</strong><br />
notwendigen Fähigkeiten für selbstgesteuertes<br />
Lernen zu vermitteln. Entsprechend<br />
steht im Mittelpunkt der systematischen<br />
Schulentwicklung am EGB <strong>die</strong><br />
Weiterentwicklung einer Lernkultur, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> wesentlichen Inhalte selbstgesteuerten<br />
Lernens ermöglicht.<br />
Dem Begriff einer „Lernkultur“ entsprechend<br />
gelten <strong>die</strong> Anforderungen auch für<br />
<strong>die</strong> Lehrenden, um dem prozessualen<br />
Ansatz einer systematischen Schulentwicklung<br />
wirklich Rechnung zu tragen und<br />
notwendige Kompetenzen selbstgesteuerten<br />
Lernens bei den Lernenden mittels<br />
kontinuierlich überarbeiteter Lernarrangements<br />
zu fördern. Neben <strong>die</strong> reine Wissensvermittlung<br />
tritt damit <strong>die</strong> Initiierung,<br />
Ermöglichung und Unterstützung von<br />
Lernprozessen, sodass neben dem Fachwissen<br />
der Weg zum jeweils geforderten<br />
Fachwissen zentrale Bedeutung gewinnt.<br />
Die besondere Herausforderung stellt <strong>die</strong><br />
Anleitung und Begleitung der Lernenden<br />
bei der je nach Fach und Fähigkeit möglichst<br />
selbstgesteuerten Erarbeitung der<br />
geforderten Lerninhalte dar, <strong>die</strong> als „simu-<br />
Berichte<br />
„Surftipps !?!?“<br />
Besuchen Sie uns unter<br />
www.vlw-nrw.de<br />
lierende“ Vorbereitung auf obige Anforderungen<br />
des weiteren Bildungs- und<br />
Berufsweges verstanden werden kann.<br />
Lehrende sind künftig in zunehmendem<br />
Maße Lernberater, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Auseinandersetzung<br />
der Lernenden mit dem Lernangebot<br />
fördern, bei Entscheidungen über<br />
Lerninhalte und Lernwege beraten und<br />
dann angemessene Lernarrangements<br />
erarbeiten und zur Verfügung stellen.<br />
Gegebenenfalls muss bei der Änderung<br />
alter Lernstrategien geholfen werden und<br />
immer müssen <strong>die</strong> Lernenden bei der<br />
Kontrolle der Lernergebnisse unterstützt<br />
werden, um ihre Einschätzungsfähigkeit,<br />
bezogen auf ihren Lernprozess und ihre<br />
Kompetenzen, zu erhöhen.<br />
2 Projektverlauf im<br />
Schuljahr 2005/2006<br />
• September – Erste gemeinsame<br />
Überlegungen zur Kooperation zu<br />
Beginn des Schuljahres 2005/2006<br />
durch das Seminar und <strong>die</strong> Steuergruppe<br />
des Erich-Gutenberg Berufskollegs<br />
Bünde<br />
• November – Auftaktveranstaltung mit<br />
der Schulaufsicht der Bezirksregierung<br />
Detmold, Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld<br />
II (BK), Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />
Bünde: Organisation, Teambildung,<br />
Zeithorizont, Bedarfe, Evaluationsüberlegungen<br />
• Dezember – Die Lernplattform<br />
MOODLE als Kommunikations- und<br />
Informationsinstrument, Abstimmung<br />
der Vorgehensweise in den Teams,<br />
Vereinbarungen über kollegiale Hospitationen,<br />
Überlegungen zur Unterstützung<br />
durch externe Partner<br />
• Februar – Präsentationen der Unterrichtsentwicklungsteams:Vorgehensweise<br />
und Zwischenergebnisse, Ausblick<br />
auf theoretischen Input<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 37
Berichte<br />
Das Schulprogramm des Erich-Gutenberg-Berufskollegs<br />
Bünde weist in den<br />
Leitgedanken zur Schulentwicklung das<br />
selbstgesteuerte Lernen im Rahmen von<br />
Lehren und Lernen aus. Durch <strong>die</strong> bildungsgangbezogenenQualitätsprogramme<br />
ist es fest verankert in allen Bildungsgängen.<br />
Dabei ist der Tatsache<br />
Rechnung zu tragen, dass sowohl <strong>die</strong><br />
Lernenden als auch <strong>die</strong> Lehrenden sich in<br />
einem Entwicklungsprozess befinden,<br />
der durch regelmäßige Fortbildungen für<br />
<strong>die</strong> Lehrenden unterstützt wird, um sie in<br />
<strong>die</strong> Lage zu versetzen, den neuen Anforderungen<br />
schülergerecht zu entsprechen.<br />
Ein Element zur Qualitätsentwicklung<br />
und -sicherung ist dabei am Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />
das kollegiale Hospitationskonzept.<br />
3 Kollegiales Hospitationskonzept<br />
Die im Schulprogramm verankerte Zielsetzung,<br />
dass im Rahmen des selbstgesteuerten<br />
Lernens Schülerinnen und<br />
Schüler […] schrittweise in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />
werden, sich selbstständig Lernziele<br />
zu setzen, Inhalt und Zielen angemessene<br />
Techniken und Strategien zu<br />
wählen und sie umzusetzen, ist Ausgangspunkt<br />
für das kollegiale Hospitationskonzept<br />
des Erich-Gutenberg-<br />
Berufskollegs. 3 Nach einer Erprobungsphase<br />
im Schuljahr 2004/2005 hat <strong>die</strong><br />
Schule für das aktuelle Schuljahr ein<br />
Konzept entwickelt, bei dem es primär<br />
um <strong>die</strong> gemeinsame Konzeption von<br />
Unterrichtseinheiten geht, <strong>die</strong> selbstgesteuertes<br />
Lernen ermöglichen.<br />
Für das Hospitationskonzept schließen<br />
sich mindestens zwei oder mehrere Kolleginnen<br />
und Kollegen zu einem Unterrichtsentwicklungsteam<br />
zusammen.<br />
Gemeinsam wird eine Unterrichtseinheit,<br />
eine Unterrichtsreihe oder Lernsituation<br />
geplant, deren Fokus auf der Förderung<br />
selbstgesteuerten Lernens bei den Schülerinnen<br />
und Schülern liegt.<br />
Die Unterrichtseinheit wird z. B. in Parallelklassen<br />
durchgeführt, <strong>die</strong> Kollegen<br />
hospitieren während des Unterrichts<br />
wechselseitig und geben sich anschließend<br />
ein kollegiales Feedback zum<br />
Unterrichtsverlauf bzw. gehen in <strong>die</strong><br />
gemeinsame Reflexion der geplanten<br />
Unterrichtseinheit. Hierbei werden <strong>die</strong><br />
gewünschte Kompetenzförderung der<br />
Schülerinnen und Schüler auf Basis der<br />
gemeinsam geplanten Zielsetzung analysiert,<br />
Verbesserungsmöglichkeiten ge-<br />
plant oder Unterrichtserfolge festgestellt.<br />
Die Unterrichtsentwicklungsteams dokumentieren<br />
<strong>die</strong> gegenseitigen Reflexionsbesuche<br />
mit einem kurzen Bericht über<br />
<strong>die</strong> Inhalte, <strong>die</strong> zeitliche Einbettung in <strong>die</strong><br />
didaktisch-methodische Jahresplanung,<br />
<strong>die</strong> gegenseitigen Besuchstermine, <strong>die</strong><br />
Teilnehmer und <strong>die</strong> Evaluationsergebnisse.<br />
4<br />
Die Referendarinnen und Referendare<br />
des Stu<strong>die</strong>nseminars schließen sich<br />
bestehenden Unterrichtsentwicklungsteams<br />
des EGB an, planen gemeinsam<br />
Unterrichtsreihen, hospitieren im Unterricht<br />
und reflektieren gemeinsam mit den<br />
Kolleginnen und Kollegen. Der Grad der<br />
Einbindung ist dabei abhängig von der<br />
zeitlichen Planung der durchzuführenden<br />
selbstgesteuerten Unterrichtsvorhaben<br />
und umfasst z. B. <strong>die</strong> Entwicklung von<br />
Reflexionsbögen, den Austausch von<br />
Unterrichtsmaterial oder <strong>die</strong> gemeinsame<br />
bzw. abwechselnde Unterrichtsdurchführung.<br />
Anfängliche Vorbehalte der Kolleginnen<br />
und Kollegen bezüglich des „Gebens und<br />
Nehmens“ konnten in der praktischen<br />
Arbeit reduziert bzw. ausgeräumt werden.<br />
Geht es bei den Erfahrungen der<br />
Referendarinnen und Referendare vornehmlich<br />
um das Mitplanen, Mitgestalten<br />
und Miterleben von komplexen selbstgesteuerten<br />
Unterrichtsvorhaben, profitieren<br />
<strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen von der<br />
Vorstellung der didaktisch-methodischen<br />
Ansätze des Modellversuchs segel-bs,<br />
der Lernplattform Moodle und dem wissenschaftlichen<br />
Input der Universität<br />
Paderborn, der durch das Stu<strong>die</strong>nseminar<br />
vermittelt wurde. Schwierigkeiten in<br />
der Kooperation haben sich bezüglich<br />
der räumlichen Entfernung der unterschiedlichen<br />
Ausbildungs<strong>schule</strong>n zum<br />
Erich-Gutenberg-Berufskolleg ergeben,<br />
sodass eine kontinuierliche Teilnahme an<br />
den Unterrichtsvorhaben nicht für alle<br />
Referendarinnen und Referendare möglich<br />
war.<br />
Die Verlegung des Hauptseminars an den<br />
Schulort Bünde bedeutete für <strong>die</strong> Referendarinnen<br />
und Referendare zusätzliche<br />
Termine zum angestammten Seminartag<br />
und hinsichtlich der jetzt im zweiten<br />
Halbjahr der Referendarsausbildung<br />
übernommenen bedarfsdeckenden<br />
Unterrichtsstunden in Einzelfällen einen<br />
erhöhten Organisationsaufwand.<br />
Trotz <strong>die</strong>ser räumlichen und organisatorischen<br />
Hindernisse ist den Ausbildungspartnern<br />
Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld und<br />
Erich-Gutenberg-Berufskolleg Bünde mit<br />
<strong>die</strong>sem Projekt eine Ausbildungspartnerschaft<br />
gelungen, <strong>die</strong> sich nicht nur auf <strong>die</strong><br />
Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten;<br />
an Kleinigkeiten zeigt sich <strong>die</strong> Natur des Menschen.<br />
Jean-Jacques Rousseau<br />
„Haus-Referendarinnen und -Referendare“<br />
bezieht. Das Berufskolleg wird als<br />
praktischer Ausbildungsort für eine größere<br />
Anzahl an Referendarinnen und<br />
Referendaren erlebt und hier gemachte<br />
Erfahrungen werden im Unterricht bzw. in<br />
<strong>die</strong> Arbeit der Entwicklungsteams in den<br />
eigenen Ausbildungs<strong>schule</strong>n integriert.<br />
Die Begleitung durch <strong>die</strong> Universität<br />
Paderborn soll weiterhin fester Bestandteil<br />
sein, sodass Ausbildung der Referendarinnen<br />
und Referendare in der Bildungsregion<br />
OWL in einer „Dreier“-<br />
Beziehung zwischen Berufskolleg,<br />
Seminar und Universität stattfindet und<br />
damit <strong>die</strong> Rahmenvorgabe zur Lehrerausbildung<br />
deutlich stützt.<br />
4 Weiterer Projektverlauf<br />
im Schuljahr 2005/2006<br />
• März – Nutzung der Lernplattform<br />
MOODLE, Trainingskurse für <strong>die</strong><br />
beteiligten Referendarinnen und Referendare<br />
bzw. <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />
des EGB<br />
• Vortrag zum Thema SEGEL durch<br />
Prof. Peter F. Sloane und Frau Bernadette<br />
Dilger, Universität Paderborn,<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik:<br />
Selbstreguliertes Lernen an Berufskollegs<br />
• April – Input des Seminars: Umsetzungsbeispiele<br />
für selbstreguliertes<br />
Lernen<br />
• Juni – Reflexion, Evaluation, Dokumentation<br />
der Ergebnisse, Erfahrungsbericht<br />
der Ausbildungspartnerschaft<br />
Gegen Ende des Schuljahres 2005/2006<br />
soll ein erstes Zwischenfazit gezogen<br />
werden, <strong>die</strong> dort erhobenen Erfahrungen<br />
werden an geeigneter Stelle veröffentlicht.<br />
Anmerkungen<br />
1 Vgl. Rahmenvorgabe für den Vorbereitungs<strong>die</strong>nst<br />
in Stu<strong>die</strong>nseminar und Schule NRW, Ministerium<br />
für Jugend und Kinder des Landes NRW 2004.<br />
2 Vgl. Lehren und Lernen für <strong>die</strong> Zukunft, Guter<br />
Unterricht und seine Entwicklung im Projekt<br />
„Selbstständige Schule“, März 2004.<br />
3 Vgl. Schulprogramm des Erich-Gutenberg-<br />
Berufskollegs, Bünde 2005, S. 3.<br />
4 Dubs, R: Qualitätsmanagement in Schule, Soest<br />
2004, S. 160.<br />
Jochen Bödeker, Afra Gongoll,<br />
Dietmar Hampel, Matthias Keiser ❍<br />
38 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Jeder dritte Firmengründer<br />
kennt Förderangebote nicht<br />
genau<br />
Nach einer repräsentativen Umfrage des<br />
Emnid-Instituts weiß jeder dritte Existenzgründer<br />
beim Schritt in <strong>die</strong> Selbstständigkeit<br />
nicht genau über <strong>die</strong> verfügbaren<br />
Fördermittel Bescheid, jeder fünfte<br />
kenne sich auch nach der Firmengründung<br />
nicht damit aus. 54 Prozent der<br />
Neu-Unternehmer beklagten, dass es<br />
kaum passende Beratung zu Fachfragen<br />
wie Preisgestaltung gebe. Nach Darstellung<br />
der Stu<strong>die</strong> geben 72 Prozent der<br />
Befragten an, dass kein Elternteil beruflich<br />
selbstständig war. Zu den von den<br />
Existenzgründern zu Beginn am meisten<br />
unterschätzten Aufgabenbereichen zählen<br />
für 42 Prozent der Befragten Recht und<br />
Steuern, für 21 Prozent <strong>die</strong> Finanzierung,<br />
für 18 Prozent das Kostencontrolling und<br />
für je 15 Prozent Marketing und Konkurrenz.<br />
Die Umfrage ergibt ferner, dass<br />
kaum Firmen in so genannten Zukunftsbranchen<br />
wie Nano-, Bio- oder Gentechnologie<br />
gegründet werden.<br />
❍<br />
Nur wenige Hoch<strong>schule</strong>n<br />
machen BWL-Studenten fit<br />
für Job<br />
Nur 12 von 100 Hoch<strong>schule</strong>n in Deutschland<br />
bereiten einer Stu<strong>die</strong> im Auftrag der<br />
Bertelsmann-<strong>Stiftung</strong> zufolge Betriebswirtschafts-Studenten<br />
vorbildlich auf den<br />
Arbeitsmarkt vor. 20 Prozent der Hoch<strong>schule</strong>n<br />
hätten bei der Vermittlung von<br />
Kompetenzen, <strong>die</strong> der Arbeitsmarkt erwarte,<br />
noch zu wenig erreicht. Besonders<br />
gut schnitten etwa <strong>die</strong> Fachhoch<strong>schule</strong>n<br />
Bremerhaven, Heilbronn, Ludwigshafen,<br />
Stralsund, Wiesbaden und <strong>die</strong> private<br />
Hoch<strong>schule</strong> für Bankwirtschaft Frankfurt<br />
ab. Es wurde <strong>die</strong> Förderung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
in den neuen Bachelor-<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen bewertet, für <strong>die</strong> methodische<br />
und soziale Kompetenzen und der<br />
Praxisbezug des Studiums wesentlich<br />
seien. Die Vermittlung von Fachwissen<br />
sei nicht Gegenstand der Stu<strong>die</strong> gewesen.<br />
❍<br />
Zahl der Abiturienten in<br />
Deutschland steigt<br />
Fast 400.000 Schülerinnen und Schüler<br />
(53,1 Prozent Frauen), und damit rund 3,2<br />
Prozent mehr als 2004, erwarben 2005<br />
<strong>die</strong> Allgemeine oder Fach-Hochschulreife.<br />
Die Abiturientenquote stieg in <strong>die</strong>sem<br />
Zeitraum von 41,4 Prozent auf 42,4<br />
Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2000<br />
nahm <strong>die</strong> Zahl der Absolventen mit Stu<strong>die</strong>nberechtigung<br />
sogar um fast 15 Prozent<br />
zu.<br />
❍<br />
Mädchen haben beim<br />
internationalen Austausch<br />
<strong>die</strong> Nase vorn<br />
65 Prozent der 16-jährigen Jugendlichen,<br />
<strong>die</strong> ein Schuljahr im Ausland verbringen,<br />
sind Schülerinnen. Nach Auskunft der<br />
Austauschorganisationen könnten Mädchen<br />
sich besser in andere Kulturen und<br />
Lebensweisen einfügen und hätten häufig<br />
ein besseres Gefühl für Fremdsprachen.<br />
Beim internationalen Schüleraustausch<br />
seien <strong>die</strong> USA das beliebteste<br />
Zielland, wobei ein Schuljahr dort im<br />
Schnitt 6.500 € koste. Eine Orientierungshilfe<br />
biete das Buch: „Ein Schuljahr<br />
in den USA: Austauschorganisationen<br />
auf dem Prüfstand“ (Gundlach, Schill: Ein<br />
Schuljahr in den USA, € 14,90, ISBN:<br />
3930902044).<br />
Hurrelmann plä<strong>die</strong>rt für Männerquote<br />
in Erziehungsberufen<br />
Der Soziologe Klaus Hurrelmann hat sich<br />
für eine Männerquote im deutschen Bildungswesen<br />
ausgesprochen. Den „Nährboden<br />
für Unsicherheit und Gewalt“ sehe<br />
er bei einer Vielzahl von jungen Männern<br />
der heutigen Generation, <strong>die</strong> um ihren<br />
Platz in der Gesellschaft kämpften und<br />
mit Spielregeln der Gesellschaft nicht<br />
zurecht kämen. Es fehle auch an Vorbildern,<br />
an denen sich der Mann orientieren<br />
könne. Besonders betroffen seien hierbei<br />
Jugendliche, <strong>die</strong> aus einem anderen Kulturkreis<br />
stammten. Zudem gebe es in<br />
den Familien überwiegend weibliche<br />
Erziehungspersonen.<br />
❍<br />
NRW-Schülervertretung<br />
gegen Schulgesetz<br />
Die Landesschüler-Vertretung (LSV) hat<br />
das nordrhein-westfälische Schulgesetz<br />
als „übereilte Schulpolitik“ kritisiert.<br />
Besonders <strong>die</strong> Wiederherstellung der<br />
„alten Verhältnisse“ zwischen Lehrkräften<br />
auf der einen Seite und Eltern und Schülern<br />
auf der anderen Seite bei der Schulkonferenz<br />
verringere „<strong>die</strong> Chance, Demokratie<br />
zu leben“. Die Einführung von<br />
Zeugnisnoten für Arbeits- und Sozialverhalten<br />
sei ein Weg „zurück in <strong>die</strong> Steinzeit“.<br />
Mit ideeller Unterstützung der Grünen<br />
hat <strong>die</strong> LSV an den Schulen in NRW<br />
14.660 Unterschriften gegen das neue<br />
Gesetz gesammelt.<br />
❍<br />
Informationen<br />
Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern<br />
Zeitraum: April 2006 Quelle: dpa-Dienst für Kulturpolitik<br />
Redaktionelle Bearbeitung: Rolf Schöwe<br />
TÜV vergibt Siegel für<br />
Nachhilfe<strong>schule</strong>n<br />
Die TÜV-Rheinland-Group unterstützt <strong>die</strong><br />
Eltern bundesweit mit einem speziellen<br />
Siegel bei der Wahl der richtigen Nachhilfe-Einrichtung<br />
für ihre Sprösslinge. Da<br />
in Deutschland jeder eine Nachhilfe<strong>schule</strong><br />
eröffnen dürfe, sei eine Kontrolle<br />
nach Angaben des TÜV-Rheinland<br />
und des „Stu<strong>die</strong>nkreises“ (<strong>die</strong> angeblich<br />
meistbesuchte Nachhilfe<strong>schule</strong><br />
Deutschlands) notwendig. Beim Besuch<br />
jeder Einrichtung überprüfen unabhängige<br />
Experten etwa <strong>die</strong> Größe der<br />
Gruppe, <strong>die</strong> Qualifikation der Lehrkräfte,<br />
Lernstil, Unterrichtsziele und Schülerfortschritte.<br />
Das Zertifikat gilt jeweils für 3<br />
Jahre.<br />
❍<br />
21 neue und modernisierte<br />
Ausbildungsberufe ab Herbst<br />
2006<br />
Pünktlich zum Beginn des Ausbildungsjahres<br />
treten am 1. August 21 neue Ausbildungsordnungen<br />
in Kraft. Bundesbildungsministerin<br />
Annette Schavan sieht <strong>die</strong><br />
betriebliche Ausbildung dadurch gestärkt.<br />
In den vergangenen zehn Jahren seien<br />
über 250 Ausbildungsberufe modernisiert<br />
oder neu geschaffen worden. In ihnen werden<br />
aktuell vier Fünftel der Jugendlichen<br />
ausgebildet. Ab dem Sommer gibt es insgesamt<br />
343 Ausbildungsberufe. Der Bund-<br />
Länder-Koordinierungsausschuss zur<br />
Abstimmung von Ausbildungsordnungen<br />
und Rahmenlehrplänen verabschiedete <strong>die</strong><br />
Ordnungen für 4 neue und 17 modernisierte<br />
Berufe. Zu den neuen dualen Ausbildungsberufen<br />
zum 1. August 2006 gehören<br />
Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung<br />
sowie Kaufleute und Servicefachkräfte<br />
für Dialogmarketing.<br />
Modernisierte Ausbildungsordnungen<br />
zum 1. August 2006 sind u. a.:<br />
– Immobilienkaufmann/Immobilienkauffrau<br />
(früher Kaufmann/Kauffrau in der<br />
Grundstücks- und Wohnungswirtschaft)<br />
– Kaufmann/Kauffrau für Marketingkommunikation<br />
(früher: Werbekaufmann)<br />
– Kaufmann/Kauffrau für Versicherung<br />
und Finanzen (früher: Versicherungskaufmann/-kauffrau)<br />
– Kaufmann/Kauffrau im Groß- und<br />
Außenhandel<br />
– Me<strong>die</strong>nkaufmann/Me<strong>die</strong>nkauffrau<br />
Digital und Print (früher: Verlagskaufmann<br />
/-kauffrau)<br />
– Medizinischer Fachangestellter/Medizinische<br />
Fachangestellte (früher: Arzthelfer/-in)<br />
❍<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 39
Service<br />
Rezension I:<br />
Die beiden Autoren Maria Popova und<br />
David Seymour haben auf über 150 Seiten<br />
700 vielfach im Klassenzimmer<br />
erprobte Unterrichtsaktivitäten zusammengestellt,<br />
<strong>die</strong> alle wichtigen Themen,<br />
Aufgabenarten und Strukturen auf unterschiedlichen<br />
Niveaustufen von Elementary<br />
bis Upper intermediate abdecken.<br />
Die Aktivitäten sind in vier Kategorien<br />
gegliedert – Konversation, Funktionen,<br />
Grammatik und Vokabular – und stellen<br />
so eine ideale Ergänzung zu jedem Kursbuch<br />
dar. Mit Hilfe von verschiedenen<br />
Symbolen wird z. B. auf mögliche<br />
„Stolpersteine“ in Übungen, <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
von Internetrecherchen und auf<br />
<strong>die</strong> Niveaustufen (von „E“ für Elementary<br />
700 Classroom Activities 1<br />
Empfehlenswerte Materialsammlung zu Conversation, Functions, Grammar, Vocabulary<br />
Rezension II:<br />
Weil aufgrund der EU-Verordnung 2002<br />
grundsätzlich alle kapitalmarktorientierten<br />
Unternehmen mit Sitz in der EU ihren<br />
Konzernabschluss nach IFRS aufstellen<br />
müssen und nationale Gesetze weiteren<br />
Unternehmen auch ihren Einzelabschluss<br />
nach IFRS erlauben, ist der Einzug der<br />
„Internationalisierung der externen Rechnungslegung“<br />
in unsere <strong>kaufmännische</strong>n<br />
Bildungsgänge nicht mehr aufzuhalten.<br />
Der Autor Professor Dr. Hanno Kirsch,<br />
der seit 1996 eine Professur für Controllingorientierte<br />
Unternehmensrechnung<br />
an der Fachhoch<strong>schule</strong> Westküste,<br />
Heide innehat, richtet sich mit dem Buch<br />
an Stu<strong>die</strong>rende der Betriebswirtschaftslehre<br />
sowie an Teilnehmer von Bilanzbuchhalter-Kursen<br />
und Kursen zum<br />
Bilanzbuchhalter International.<br />
Nach einem systematischen Gesamtüberblick<br />
über <strong>die</strong> internationalen Rechnungslegungsstandards<br />
werden auf über 500 Seiten<br />
sowohl theoretische Grundlagen als<br />
auch praktische Umstellungsprobleme<br />
behandelt. Dazu gehören folgende Themen:<br />
• Entwicklung und Bedeutung der internationalen<br />
Rechnungslegung<br />
• Allgemeine Grundsätze der IFRS<br />
• Ausgewählte Bilanzierungs- und<br />
Bewertungsvorschriften für den Einzelabschluss<br />
nach IFRS<br />
• Konzernabschluss nach IFRS<br />
• Aufstellung der IFRS-Eröffnungsbilanz<br />
• GuV nach IFRS<br />
• Kapitalflussrechnung nach IFRS<br />
• Eigenkapitalveränderungsrechnung<br />
nach IFRS<br />
bis „U+“ für Upperintermediate) hingewiesen.<br />
Ein zweiseitiges Stichwortregister<br />
soll <strong>die</strong> Orientierung bzw. Suche nach<br />
einzelnen Themen u. Ä. erleichtern.<br />
Trotz des hohen Preises ist <strong>die</strong>se Materialsammlung<br />
allen Fachkolleginnen und<br />
-kollegen zu empfehlen.<br />
Anmerkung<br />
1 Popova, Maria / Seymour, David: 700 Classroom<br />
Activities, Macmillan Education (ISBN 1 405<br />
01777 5) bzw. Max Hueber Verlag (ISBN 3-19-<br />
002898-2), 156 Seiten, 35,50 EUR.<br />
• Anhang nach IFRS<br />
Sabine von Zedlitz ❍<br />
Einführung in <strong>die</strong> internationale Rechnungslegung nach IFRS 1<br />
Orientierungshilfe über Grundzüge der IFRS und Anwendung beim Konzernabschluss<br />
• Umstellung der Rechnungslegung von<br />
HGB auf IFRS<br />
Abbildungen, Beispiele und Fallstu<strong>die</strong>n<br />
sollen dem Leser bei der Anwendung des<br />
erarbeiteten Wissens helfen.<br />
Die 3. Auflage berücksichtigt <strong>die</strong> aktuellen<br />
Änderungen zum Stand der IFRS. Sie<br />
enthält außerdem zwei zusätzliche Fallstu<strong>die</strong>n<br />
zu Fertigungsaufträgen und zur<br />
Eigenkapitalveränderungsrechnung sowie<br />
viele neue Beispiele.<br />
Insgesamt kann sicherlich festgestellt<br />
werden, dass das Buch für alle Fachkolleginnen<br />
und Fachkollegen als Lern-<br />
und Nachschlagewerk eine strukturierte<br />
Orientierungshilfe auf dem Gebiet<br />
der internationalen Rechnungslegung<br />
ist.<br />
Anmerkung<br />
1 Kirsch, Hanno: Einführung in <strong>die</strong> internationale<br />
Rechnungslegung nach IFRS, in der Reihe:<br />
Betriebswirtschaftslehre in Studium und Praxis,<br />
3. wesentlich überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />
2006. XIV, 524 Seiten. ISBN 3 482 52043 7,<br />
29,80 EUR.<br />
Sabine von Zedlitz ❍<br />
40 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Link des Monats:<br />
Die Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels, Alterung, Schrumpfung und<br />
Migration, betreffen alle Kommunen in<br />
Deutschland. Der Wegweiser Demografischer<br />
Wandel will den Kommunen helfen<br />
<strong>die</strong>se Herausforderungen zu analysieren,<br />
lokale Strategien zu entwickeln und <strong>die</strong>se<br />
zu implementieren. Der Wegweiser liefert<br />
Daten, Prognosen und Konzepte für<br />
2.959 Kommunen in Deutschland. 85<br />
Prozent der Bevölkerung leben in den<br />
untersuchten Kommunen mit mehr als<br />
5.000 Einwohnern. Für 15 kommunale<br />
Demografietypen wurden <strong>die</strong> lokalen<br />
Herausforderungen des demografischen<br />
Wandels identifiziert und differenzierte<br />
Konzepte entwickelt.<br />
Der Wegweiser gliedert sein Angebot in<br />
<strong>die</strong> drei Rubriken: Demografische Daten,<br />
Bevölkerungsprognose und Handlungskonzepte.<br />
Doch nicht nur für Kommunen und Kommunalpolitiker<br />
ist <strong>die</strong>ses aktuelle Datenmaterial<br />
interessant. Nutzen lässt es sich<br />
auch zur Unterrichtsvorbereitung, zur<br />
Abrundung von Projektunterrichten etc.<br />
Hilfreich ist dabei u. a. <strong>die</strong> Einteilung der<br />
Kommunen nach bestimmten Kriterien,<br />
z. B. nach der Größe, der Stabilität auf-<br />
Bezirksverband Köln:<br />
Eine große Gruppe von pensionierten Kolleginnen<br />
und Kollegen fand sich auf Einla-<br />
www.aktion2050.de/wegweiser<br />
Bertelsmann-Stu<strong>die</strong> zur demografischen Entwicklung<br />
grund der demografischen Entwicklung<br />
usw. Dabei beschränkt sich das Datenmaterial<br />
nicht nur auf größere Städte,<br />
sondern gibt auch Auskunft bei Mittel-<br />
dung des Pensionärsbeauftragten Herrn<br />
Diedrich vor dem historischen Schloss<br />
Informationen/Retired<br />
städten wie z. B. Ratingen oder kleineren<br />
Städten wie z. B. Tecklenburg, Kreis<br />
Steinfurt.<br />
Sabine von Zedlitz ❍<br />
Besichtigung des RWE-Kraftwerks Niederaußem<br />
Eine Veranstaltung für pensionierte Kolleginnen und Kollegen am 20. März 2006<br />
Aktive Pensionärinnen und Pensionäre vor dem Kraftwerk Niederaußem<br />
Paffendorf in Bergheim/Erft ein, um das<br />
RWE-Kraftwerk Niederaußem zu besichtigen.<br />
Im Herrenhaus des Schlosses, das<br />
wegen des fortschreitenden Tagebaus<br />
von der damaligen Eigentümerin 1958<br />
verkauft wurde und jetzt REW-Power als<br />
Informationszentrum <strong>die</strong>nt, wurden <strong>die</strong><br />
Besucher zunächst über <strong>die</strong> Braunkohlengewinnung<br />
im rheinischen Braunkohlenrevier<br />
und <strong>die</strong> damit verbundenen Probleme<br />
wie Umsiedlung, Absenkung des Grundwasserspiegels,<br />
Verlegung von Hauptverkehrswegen<br />
und Rekultivierung informiert.<br />
Nach der Kohleveredelung als der Grundlage<br />
der Braunkohlenverstromung widmete<br />
sich der Referent ausführlich der<br />
Darstellung des Kraftwerks Niederaußem.<br />
Anhand von zahlreichen so genannten<br />
Modulen wurde recht anschaulich <strong>die</strong><br />
Stromgewinnung dargestellt, wobei auf<br />
den größten und modernsten Block des<br />
Kraftwerks, das BoA (Braunkohlenkraftwerk<br />
mit optimierter Anlagentechnik), besonders<br />
hingewiesen wurde.<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 41
Retired<br />
Nach der etwa einstündigen Information<br />
verließen wir das Schloss und begaben uns<br />
in PKW-Fahrgemeinschaften zum eigentlichen<br />
Kraftwerk Niederaußem. Die bauliche<br />
Dimension des modernen BoA-Blocks<br />
beeindruckte uns schon bei der Ankunft.<br />
Nach dem Aufsetzen der vorgeschriebenen<br />
weißen Schutzhelme betraten wir den alten<br />
Kraftwerksteil mit Kohlenmühle und Verbrennungsanlage<br />
und begaben uns dann,<br />
den „Rauchgasen folgend", mit dem Aufzug<br />
zunächst zur Leitwarte im neuen Block.<br />
Hier besichtigten wir auch das Herzstück<br />
des Kraftwerks, den Generator, sowie <strong>die</strong><br />
Turbine. Von dort ging es weiter zum Kessel<br />
mit einer Höhe von 162 m.<br />
Bezirksverband Arnsberg:<br />
Auf Einladung des Pensionärsbeauftragten<br />
Klemens A. Walters trafen sich 40<br />
Ruheständler des BV Arnsberg am 14.<br />
Februar 2006 um 11:30 Uhr in Düsseldorf<br />
vor dem WDR.<br />
Zunächst wurden wir in einem Kurzfilm<br />
über Aufgaben und Organisation des<br />
Landesstudios informiert. Kernaussage<br />
der Einführung: Anspruch <strong>die</strong>ses Studios<br />
ist es, den Menschen der Region nahe zu<br />
sein, sie in ihrer regional unterschiedlichen<br />
Lebensart zu begleiten und Probleme<br />
verschiedenster Art zu thematisieren,<br />
und <strong>die</strong>s täglich 70 Minuten lang –<br />
davon 40 Minuten „Aktuelle Stunde“ für<br />
ganz NRW und 30 Minuten in neun<br />
„Lokalzeiten“ für <strong>die</strong> entsprechenden<br />
Landesteile.<br />
Anschließend wurden wir durch einzelne<br />
Studios geführt. Im TV-Studio, in dem <strong>die</strong><br />
„Aktuelle Stunde“ entsteht, konnten wir<br />
viele, uns Zuschauern bisher verborgene<br />
Details, z. B. über Fragen der Beleuchtung,<br />
der Klimatisierung der Studios und<br />
... Heinz Bals und ...<br />
Nicht jeder Besucher wagte einen Blick<br />
nach unten auf <strong>die</strong> verschiedenen Ebenen<br />
mit ihren einzelnen Abteilungen. Bald<br />
war der Aussichtspunkt des BoA-Blocks<br />
in 172 m Höhe erreicht, von wo aus sich<br />
eine herrliche Aussicht auf Bergheim und<br />
<strong>die</strong> weitere Umgebung bot. Von den<br />
dichten Nebelschwaden aus dem 200 m<br />
hohen Kühlturm auf einer Seite des Aussichtspunktes<br />
gewissermaßen umhüllt zu<br />
werden, war schon eine Erfahrung der<br />
besonderen Art.<br />
Nach Verlassen des Kraftwerkes, in dem,<br />
wie wir erfahren konnten, insgesamt 68<br />
Mitarbeiter in vier Schichten tätig sind,<br />
der Aufnahmetechnik erfahren. Im<br />
Bereich Hörfunk wurde uns u. a. <strong>die</strong><br />
Bedeutung einer absoluten Schallisolierung<br />
und das Zusammenspiel zwischen<br />
Sprecher- und Technikraum für <strong>die</strong> speziellen<br />
Aufgaben eines Hörfunkstudios<br />
deutlich gemacht.<br />
Es war schon eine besondere Erfahrung,<br />
den Me<strong>die</strong>n Hörfunk und Fernsehen einmal<br />
hinter <strong>die</strong> Kulissen schauen zu können.<br />
Nach dem Besuch beim WDR trafen wir<br />
uns in der nahe gelegenen Kantine des<br />
RWI zum gemeinsamen Mittagessen.<br />
Den Nachmittag verbrachten wir in der<br />
Landesgeschäftsstelle des <strong>vLw</strong>. Nach<br />
einem kurzen Statement des Landesvorsitzenden<br />
Dr. Hermann Hansis zum<br />
Beamten- und Schulrecht standen<br />
Ehrungen an. Geehrt werden sollten <strong>die</strong><br />
Pensionäre des BV Arnsberg, <strong>die</strong> im Zeitraum<br />
01.01.2005 bis 01.03.2006 langjährig<br />
dem <strong>vLw</strong> angehörten. Aufgeschlüsselt<br />
heißt <strong>die</strong>s: 55 Jahre, 50 Jahre, 40 Jahre<br />
und 30 Jahre. Genannt seien hier stellvertretend<br />
für alle langjährigen Mitglieder<br />
ging es zurück zum Schloss. Im dortigen<br />
Bistro fand dann <strong>die</strong> Besichtigung<br />
bei Kaffee und Kuchen ihren<br />
Abschluss.<br />
Die nächste Veranstaltung wird, wie Herr<br />
Diedrich mitteilte, am Montag, dem 26.<br />
Juni 2006, Beginn 10:30 Uhr stattfinden.<br />
Auf dem Programm steht <strong>die</strong> Besichtigung<br />
des Braunkohlentagebaus Garzweiler,<br />
ein Thema, das nicht nur <strong>die</strong><br />
Wirtschaftsgeografen unter den pensionierten<br />
Kolleginnen und Kollegen interessieren<br />
dürfte.<br />
Ein Tag in der Landeshauptstadt Düsseldorf<br />
Besuch beim WDR und Ehrung von Verbandsmitgliedern<br />
Christiane Lechtermann und Hermann Hansis gratulieren Ria<br />
Peuckmann mit … (Fotos: Klemens A. Walters)<br />
Winfried Linn ❍<br />
Herr Gerhard Haase (55<br />
Jahre) sowie Frau Wessely,<br />
Frau Peuckmann,<br />
Herr Heinz Bals und<br />
Herr Karl Joachimsmeier<br />
(mit jeweils 50jähriger<br />
Mitgliedschaft).<br />
Die anwesenden Jubilare<br />
konnten <strong>die</strong> entsprechende<br />
Urkunde<br />
aus der Hand des LandesvorsitzendenHermann<br />
Hansis und ein<br />
kleines Präsent aus der<br />
Hand der Bezirksvorsitzenden<br />
Christiane<br />
Lechtermann in Empfang<br />
nehmen.<br />
Mit dem Hinweis, dass im Herbst eine<br />
weitere Veranstaltung geplant ist, endete<br />
ein schöner Tag in Düsseldorf.<br />
Gert Kriegesmann ❍<br />
... Karl Joachimsmeier und Gerhard<br />
Haase (sitzend)<br />
42 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Bezirksverband Detmold:<br />
Der Bezirksverband Detmold organisierte<br />
turnusgemäß am 16. Februar 2006 einen<br />
Bezirksdelegiertentag. Der Einladung<br />
nach Rheda-Wiedenbrück folgten rund<br />
40 Delegierte aus den Ortsverbänden<br />
Ostwestfalens. Pia Plewka begrüßte als<br />
Vorsitzende insbesondere den Landesvorsitzenden<br />
des <strong>vLw</strong>, Prof. Dr. Hermann<br />
Hansis. Gleichzeitig bedankte sie sich<br />
beim Schulleiter Dr. Jaspers, der zum<br />
wiederholten Male <strong>die</strong> Räumlichkeiten<br />
des Ems-Berufskollegs für Veranstaltungen<br />
des <strong>vLw</strong> zur Verfügung stellte.<br />
Im anschließenden öffentlichen Teil referierte<br />
Hansis über den Referentenentwurf<br />
des 2. Schulrechtsänderungsgesetzes und<br />
<strong>die</strong> entsprechende Stellungnahme des <strong>vLw</strong>-<br />
Landesverbandes dazu. Hierbei ging er auf<br />
einige zentrale Aspekte ausführlich ein:<br />
Wahl des Schulleiters durch<br />
<strong>die</strong> Schulkonferenz<br />
Aus Sicht des <strong>vLw</strong> spreche nichts gegen<br />
<strong>die</strong>se generelle Regelung. Allerdings sollten<br />
interne Bewerber nicht grundsätzlich<br />
ausgeschlossen werden. Wichtig sei<br />
dagegen, dass alle Kandidaten mehr als<br />
eine Schule in ihrer Laufbahn kennengelernt<br />
hätten. Analog zu anderen<br />
Ämtern im öffentlichen Dienst solle eine<br />
Wiederwahl nach fünf Jahren möglich<br />
sein und anschließend eine Ernennung<br />
auf Lebenszeit folgen.<br />
Qualitätsanalyse bzw. Schulinspektion<br />
In erster Linie müssten Schulen ihre<br />
Arbeit intern evaluieren dürfen. Dies sei<br />
aber nur dann möglich, wenn entsprechende<br />
Bildungsstandards festgelegt<br />
würden. Eine externe Evaluation sei erst<br />
dann erforderlich, wenn <strong>die</strong> interne nicht<br />
funktioniere.<br />
Individuelle Förderung der<br />
Schüler<br />
Im Schulgesetz werde festgeschrieben,<br />
dass jeder Schüler individuell zu fördern<br />
sei, wobei eine Versetzung der Regelfall<br />
sein soll. Der <strong>vLw</strong> plä<strong>die</strong>re dafür, so Hansis,<br />
als Ausnahme im Schulgesetz den<br />
Fall festzuhalten, dass der Schüler <strong>die</strong><br />
Schulform gegen den Rat der aufnehmenden<br />
Schule besuche.<br />
Ordnungsmaßnahmen<br />
Die Bewertung von Arbeits- und Sozialverhalten<br />
soll nach Auffassung Hansis’<br />
den Schulen ermöglicht, aber nicht verbindlich<br />
vorgeschrieben werden. Nach<br />
dem Entwurf des Schulrechtsänderungsgesetzes<br />
sollen Schulleiter oder Teilkonferenz<br />
einfache Ordnungsmaßnahmen<br />
verhängen können. Aus Verbandssicht<br />
stelle sich jedoch <strong>die</strong> Frage, warum <strong>die</strong><br />
Klassenkonferenz als Gremium nicht<br />
mehr zuständig sei.<br />
Gymnasiale Oberstufe<br />
Grundsätzlich bleibe <strong>die</strong> Gymnasiale<br />
Oberstufe dreijährig. Die bedeute für <strong>die</strong><br />
Berufskollegs, dass nicht mehr <strong>die</strong><br />
Gefahr bestehe, nur noch <strong>die</strong> schwäche-<br />
ren oder langsameren Schüler zu bekommen.<br />
Schulbezirke<br />
Aus den Bezirken<br />
Bezirksdelegiertentag 2006 in Rheda-Wiedenbrück<br />
Sachthemen, Diskussionen und Wahlen<br />
Hermann Hansis informiert und diskutiert mit Kolleginnen und Kollegen<br />
Mit der Ausnahme von bezirksübergreifenden<br />
Fachklassen gebe es auch für<br />
Berufskollegs keine Schulbezirke mehr.<br />
Hansis plä<strong>die</strong>rte jedoch dafür, dass kleinere<br />
Gruppen den Schulen zugeordnet<br />
werden und eine Konzentration in den<br />
Oberzentren vermieden werden müsse.<br />
Ein Wettbewerb zwischen den Berufskollegs<br />
sei auch nur dann sinnvoll, wenn zwischen<br />
Betrieben und Schulen einheitliche<br />
Qualitätsstandards vereinbart würden.<br />
Der neue Bezirksvorstand mit Hermann Hansis: Ulf Kleine-Piening, Pia Plewka,<br />
Michael Hartmann, Lydia Korbmacher und Michael Wendler<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 43
Aus den Bezirken<br />
Beamtenstatus von<br />
Lehrkräften<br />
Dieser werde durch das Gesetz nicht<br />
mehr infrage gestellt.<br />
Im anschließenden verbandsinternen Teil<br />
der Veranstaltung berichtete <strong>die</strong> Vorsitzende<br />
des Bezirksverbandes, Pia<br />
Plewka, über <strong>die</strong> Arbeit des Vorstandes in<br />
den letzten beiden Jahren. Dabei ging sie<br />
insbesondere auf <strong>die</strong> durchgeführten<br />
bezirksweiten Veranstaltungen des <strong>vLw</strong><br />
ein. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang bat sie<br />
<strong>die</strong> Delegierten um besondere Werbung<br />
in den Ortsverbänden. Eine weitere Veranstaltung<br />
für Ausbildungskoordinatoren<br />
an den Berufskollegs werde in Kürze folgen.<br />
Die Kassenprüfung für <strong>die</strong> abgelaufene<br />
Amtsperiode wurde von Volker Berge-<br />
Bezirksverband Düsseldorf:<br />
Jedes Jahr richtet der Vorsitzende des<br />
Bezirksverbands, Ralf Jeschke, eine Veranstaltung<br />
als Dank für <strong>die</strong> ehrenamtliche<br />
Arbeit der Funktionsträger aus. In <strong>die</strong>sem<br />
Jahr gingen <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />
auf Schatzsuche in Essen-Stadtmitte.<br />
Dort befindet sich der Essener Dom und<br />
<strong>die</strong> Schatzkammer, <strong>die</strong> am Nachmittag<br />
des 2. März d. J. besichtigt wurden.<br />
Die Führung ging ins 9. Jahrhundert<br />
zurück, zur Grundsteinlegung, <strong>die</strong> der<br />
Heilige Altfrid veranlasste, um ein bedeutendes<br />
Stift für Frauen des hohen Adels<br />
errichten zu lassen. Die Frauengemeinschaft<br />
war <strong>die</strong> Keimzelle der Stadt Essen,<br />
<strong>die</strong> heute mit rund 590.000 Einwohnern<br />
zu den Großstädten des Landes zählt. Im<br />
Jahre 1958 wurde das Bistum Essen<br />
errichtet und <strong>die</strong> Kirche wurde zum<br />
Bischofssitz und damit Dom des Ruhrbistums.<br />
Besonders sehenswert ist <strong>die</strong><br />
berühmte Goldene Madonna, „Essen<br />
sein Schatz“. Sie ist <strong>die</strong> älteste vollplastische<br />
Marienfigur der Welt und wurde um<br />
990 für das Frauenstift geschaffen. Eine<br />
weitere Kostbarkeit ist der 1000 Jahre<br />
alte Siebenarmige Leuchter.<br />
Die angeschlossene Domschatzkammer<br />
versteht sich nicht als Museum, obwohl<br />
sie zahlreiche Kunstwerke von Weltrang<br />
beherbergt. Sie <strong>die</strong>nte damals und <strong>die</strong>nt<br />
auch heute noch als Aufbewahrungsort<br />
für Reliquiare und Monstranzen, <strong>die</strong> im<br />
mann und Wolfgang Schwentker durchgeführt;<br />
anschließend wurde der Bezirksvorstand<br />
auf Antrag einstimmig entlastet.<br />
Georg Senn führte danach <strong>die</strong> Neuwahlen<br />
des Bezirksverbandes Detmold<br />
durch. Dabei wurden alle bisherigen<br />
Funktionsträger einstimmig wiedergewählt.<br />
Dies sind im Einzelnen:<br />
• Vorsitzende<br />
Pia Plewka<br />
• stellvertretender Vorsitzender<br />
Michael Hartmann<br />
• stellvertretender Vorsitzender<br />
Michael Wendler<br />
• Kassenführerin<br />
Lydia Korbmacher<br />
• Schriftführer<br />
Ulf Kleine-Piening<br />
Gottes<strong>die</strong>nst eingesetzt werden. Viele <strong>die</strong>ser<br />
sakralen Gegenstände stammen noch<br />
aus ottomanischer Zeit, so wie <strong>die</strong> „Kinderkrone“<br />
Ottos III., das Zeremonialschwert<br />
der Fürstäbtissin oder kostbar<br />
gestaltete Vortragekreuze. Aber auch<br />
aktuellere Gegenstände sind zu besichtigen,<br />
wie der Ring von Bischof Hengsbach,<br />
dessen Stein ein Stück Kohle ist und der<br />
damit seine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet<br />
anschaulich demonstrierte.<br />
Im Anschluss an <strong>die</strong>sen Kunstgenuss ging<br />
es zum GOP-Varieté, wo <strong>die</strong> Ausnahmear-<br />
• Bezirksvertreter im Hauptvorstand<br />
Claudia Eickmann und Michael Wendler<br />
• Nachrücker im Hauptvorstand<br />
Rita Sökefeld und Udo Wibbe<br />
<strong>vLw</strong>-Mitglieder auf Schatzsuche in Essen<br />
Veranstaltung für Funktionsinhaber im Bezirksverband<br />
Das GOP-Theater in Essen<br />
Abenteuer sind das Ergebnis schlechter Planung.<br />
Colonel Blatchford<br />
• Betreuer Seminar/Universität<br />
Ludger Katt (für Paderborn) und<br />
Werner Hoepfner (für Bielefeld)<br />
Als Kassenprüfer für <strong>die</strong> kommende<br />
Amtsperiode wurden Volker Bergemann<br />
und Stefan Prante gewählt. Im Namen des<br />
alten und neuen Bezirkvorstandes<br />
bedankte sich Plewka bei den Delegierten<br />
für das entgegengebrachte Vertrauen. Ihr<br />
Dank galt abschließend auch dem Landesvorsitzenden,<br />
der in den letzten Jahren<br />
immer am Bezirksdelegiertentag des<br />
Bezirksverbandes Detmold teilnahm und<br />
jederzeit gerne als Referent zur Verfügung<br />
stand.<br />
Ulf Kleine-Piening ❍<br />
tisten Caesar Twins & Friends in ihrer innovativen<br />
Show Darbietungen zu Luft, zu<br />
Wasser und auf dem Boden zeigten. Dabei<br />
wurde neben dem Sehen, Hören und Staunen<br />
auch der Geschmackssinn verwöhnt.<br />
Alle Teilnehmer genossen <strong>die</strong>sen rundum<br />
gelungenen Nachmittag und Abend mit<br />
seinen vielfältigen Eindrücken und machten<br />
sich bei einsetzendem Schneefall auf<br />
den Heimweg.<br />
Monika Marx ❍<br />
44 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Bezirksverband Münster:<br />
Der Bezirksdelegiertentag des Bezirksverbandes<br />
Münster, zu dem <strong>die</strong> Mitglieder<br />
der Bezirksgruppen Münsterland und<br />
Emscher-Lippe nach Lüdinghausen in<br />
das Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg<br />
geladen waren, stand ganz im Zeichen<br />
der Neuwahlen zum Bezirksvorstand.<br />
Der Bezirksvorsitzende Jürgen Rabenow<br />
bedankte sich im Rahmen seines<br />
Rechenschaftsberichtes herzlich für <strong>die</strong><br />
gute Zusammenarbeit, sowohl innerhalb<br />
des Vorstandes als auch mit den Bezirksgruppen.<br />
Gleichzeitig verwies er auf <strong>die</strong><br />
zahlreichen Aktivitäten des Vorstands auf<br />
der Bezirksgruppenebene und auch in<br />
den verschiedenen Gremien auf der Landesebene<br />
des Verbandes.<br />
Jürgen Rabenow stellte im Rahmen seines<br />
Vortrages <strong>die</strong> strikt gewerkschaftliche<br />
Orientierung des Bezirksverbandes<br />
Münster heraus und bedankte sich für<br />
das Engagement der BV-Mitglieder im<br />
Bezirkspersonalrat. Gleichzeitig forderte<br />
Jürgen Rabenow, dass <strong>die</strong> Gefährdung<br />
der Existenz der Bezirkspersonalräte zu<br />
einer verstärkten Strategiediskussion im<br />
<strong>vLw</strong> führen müsse. Dieses gelte auch für<br />
Ortsverband Hagen I<br />
Jürgen Rabenow erneut Bezirksvorsitzender<br />
Der komplette Vorstand des Ortsverbands<br />
Hagen I verabschiedete sich nach<br />
Bezirksdelegiertentag am 8. März 2006 in Lüdinghausen<br />
den Umgang mit der kommenden flächendeckendenDienstvorgesetztenfunktion<br />
der Schulleiter.<br />
Die Wahlen zum neuen Bezirksvorstand<br />
im Bezirksverband Münster leitete schon<br />
traditionell Herr Karl Strathmann vom<br />
Ortsverband Münster III. Als Vorsitzender<br />
des Bezirksverbandes wurde Jürgen<br />
Rabenow (Münster II) wiedergewählt.<br />
Stellvertretender Vorsitzender bleibt<br />
Klaus Härtel (Datteln). Als Kassierer<br />
wurde Johannes Haase (Ahaus), als<br />
Schriftführer Matthias Kamps (Datteln)<br />
bestätigt. Ebenfalls wiedergewählt wurden<br />
<strong>die</strong> Beisitzer Paul Frank (Castrop-<br />
Rauxel), Birgitt Siegel (Gelsenkirchen)<br />
und Esther Wilke (Münster II). Die Vorsitzenden<br />
der Bezirksgruppen Münsterland<br />
und Emscher-Lippe (Walter Heemann<br />
und Klaus Härtel) gehören als „geborene<br />
Mitglieder“ dem neuen Bezirksvorstand<br />
an. Da Klaus Härtel aber für <strong>die</strong> Funktion<br />
des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden<br />
kandi<strong>die</strong>rte, musste er sich dem<br />
Votum der Mitglieder stellen.<br />
Darüber hinaus beschloss der Bezirksdelegiertentag<br />
einstimmig seine gemeinsame<br />
Vorschlagsliste für <strong>die</strong> Besetzung<br />
langjähriger zuverlässiger und tatkräftiger<br />
Mitarbeit auf eigenen Wunsch ohne Mög-<br />
Aus den Bezirken<br />
der Ausschüsse auf Landesebene zur<br />
Weiterleitung an <strong>die</strong> Landesgremien.<br />
Trotz seines Geburtstages ließ es sich Prof.<br />
Dr. Hermann Hansis nicht nehmen, an der<br />
Veranstaltung teilzunehmen und so wieder<br />
einmal seine große Verbundenheit zum<br />
Bezirk Münster zu dokumentieren. Der Landesvorsitzende<br />
nahm <strong>die</strong> Gelegenheit wahr,<br />
zum neuen Dienstrecht und zur Novellierung<br />
des Schulgesetzes zu referieren. Wieder<br />
einmal wurden in dem spannenden Vortrag<br />
<strong>die</strong> sich ständig verschlechternden<br />
Rahmenbedingungen für <strong>die</strong> Arbeit der Kolleginnen<br />
und Kollegen „vor Ort“ kritisiert.<br />
Da bereits abzusehen war, dass Prof. Dr.<br />
Hermann Hansis sich auf dem bevorstehenden<br />
Landesdelegiertentag in Oberhausen<br />
nicht mehr zur Wiederwahl stellen<br />
würde, bedankte sich Jürgen Rabenow für<br />
<strong>die</strong> langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />
Außerdem hob er <strong>die</strong> besonderen<br />
Ver<strong>die</strong>nste von Prof. Dr. Hermann Hansis<br />
für den Verband hervor und bat darum,<br />
dass <strong>die</strong>ser dem Bezirksverband Münster<br />
auch zukünftig als allseits geachteter und<br />
geschätzter Experte zur Verfügung stehen<br />
möge.<br />
Matthias Kamps ❍<br />
Dank an Volbers, Bossier-Hülsenbeck und Haumann-Maurer<br />
Neuwahl von OV-Vorstandsteam um Holger Mannesmann und Ulrich Gründling<br />
(v. r. n. l.): E. Volbers, H. Mannesmann, U. Bossier-Hülsenbeck, H. Haumann-Maurer<br />
lichkeit zur Wiederwahl von seinen<br />
Ämtern. Ernst Volbers, Ursula Bossier-<br />
Hülsenbeck und Heike Haumann-Maurer,<br />
<strong>die</strong> Rat suchenden Mitgliedern in der Vergangenheit<br />
stets hilfreich und auskunftsbereit<br />
zur Seite gestanden haben, wollten<br />
nun Platz für eine Neubesetzung schaffen.<br />
Zum neuen Vorsitzenden wurde Holger<br />
Mannesmann, zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />
wurde Ulrich Gründling, zur<br />
Kassiererin wurde Stefanie Kirchheim<br />
und zur Schriftführerin wurde Kerstin Sulzer<br />
gewählt.<br />
Die Verabschiedung des alten Vorstands<br />
und <strong>die</strong> Neuaufnahme der Amtstätigkeit<br />
des neuen Vorstands wurden eingeleitet<br />
und begleitet von einer der unnachahmlichen,<br />
gedichteten Reden von Hans<br />
Menninga, der den Posten des Vorstands<br />
selbst schon für einige Jahre innegehabt<br />
hatte.<br />
Kerstin Sulzer ❍<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 45
Persönliches<br />
OV Detmold:<br />
Schulleitung und Kollegium des Dietrich-<br />
Bonhoeffer-Berufskollegs in Detmold<br />
haben mit großer Trauer zur Kenntnis<br />
genommen, dass ihr früherer Kollege,<br />
der Diplom-Handelslehrer Dr. Joachim<br />
Raulfs, kurz nach Vollendung seines 68.<br />
Lebensjahres verstorben ist.<br />
Dr. Joachim Raulfs war bis zu seiner Pensionierung<br />
im Jahre 2002 über 35 Jahre<br />
lang Lehrer für Wirtschaftswissenschaft,<br />
Bankbetriebslehre und Deutsch an den<br />
Dem Ausschuss „Mitgliederbetreuung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit“ haben wir vielfältige<br />
Anregungen zu verdanken.<br />
Der Ausschuss mit dem weitgespannten<br />
Arbeitsauftrag „Mitgliederbetreuung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit“ hat eine durchaus<br />
bewegte Entwicklung hinter sich. Bereits<br />
Anfang der 90er-Jahre wurde <strong>die</strong> verbandsexterne<br />
Öffentlichkeitsarbeit als<br />
Spezialgebiet mit einem Pressereferenten<br />
besetzt. Für <strong>die</strong> verbandsinterne<br />
Öffentlichkeitsarbeit gab der Ausschuss<br />
zahlreiche Anstöße, konnte aber <strong>die</strong><br />
damit verbundene inhaltliche Arbeit –<br />
etwa <strong>die</strong> Erstellung der „Gelben Reihe“<br />
oder rechtliche Spezialinformationen –<br />
nicht selbst leisten, sodass <strong>die</strong>se Publikationen<br />
jeweils Pflichtaufgabe der fachlich<br />
dafür zuständigen Ausschüsse<br />
wurde. Das auf dem Delegiertentag vorgestellte<br />
Me<strong>die</strong>nkonzept, an dessen<br />
Erstellung auch <strong>die</strong>ser Ausschuss beteiligt<br />
war, verlangte schließlich neue personelle<br />
Anbindungen an <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Verbandsgremien, über <strong>die</strong> <strong>die</strong> zukünftige<br />
Online-Präsenz des Verbandes<br />
sichergestellt werden soll.<br />
Auch für den Bereich Mitgliederbetreuung<br />
gab der Ausschuss beachtliche Anregungen,<br />
deren Umsetzung dann aber vielfach<br />
wiederum <strong>die</strong> Gewinnung von Spezialisten<br />
außerhalb des Ausschusses erforderte,<br />
sei es in zielgruppenorientierter<br />
Hinsicht (z. B. Studentenbetreuung, Pensionärsbetreuung),<br />
sei es in sachbezogener<br />
Hinsicht, z. B. als Rechts-, Beihilfeoder<br />
Versorgungsberatung.<br />
Für <strong>die</strong> verbleibenden Verwaltungs- oder<br />
Verteilungsaufgaben, wie z. B. <strong>die</strong> Aktua-<br />
Abschied von Dr. Joachim Raulfs<br />
Stets freundlicher und hilfsbereiter Kollege sowie engagierter Berufspädagoge<br />
Restrukturierung der Ausschussarbeit:<br />
Kaufmännischen Schulen des Kreises<br />
Lippe, dem heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg<br />
in Detmold. Er hat in <strong>die</strong>ser<br />
Zeit vielen jungen Menschen in seinem<br />
Unterricht wichtiges Rüstzeug für<br />
ihre spätere Tätigkeit in Wirtschaft und<br />
Verwaltung vermittelt.<br />
Neben seiner Unterrichtstätigkeit am<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg wirkte<br />
Dr. Joachim Raulfs seit 1978 viele Jahre<br />
als Stu<strong>die</strong>ndirektor und Fachleiter für <strong>die</strong><br />
lisierung und Verteilung des Lehrerkalenders,<br />
soll kostbare Ehrenamtskapazität<br />
nicht in Anspruch genommen werden. So<br />
ist es das Ver<strong>die</strong>nst des Ausschusses,<br />
dass seine wesentlichen Anliegen in zahlreiche,<br />
unterschiedlichste, jeweils spezialisierte<br />
Hände und Köpfe übertragen<br />
wurden.<br />
Die Ausschussvorsitzende Birgitt Siegel<br />
scheidet damit aus dem Geschäftsführenden<br />
Vorstand aus. Ich danke ihr bei<br />
<strong>die</strong>ser Gelegenheit ganz herzlich für ihre<br />
Mitarbeit. Sie war gekennzeichnet durch<br />
ehrliche Offenheit und konstruktive Kritik,<br />
Kreativität und Zuverlässigkeit.<br />
Birgitt Siegel ist sicherlich nicht der Typ,<br />
der sich einem auf Anhieb erschließt. Wer<br />
Ausbildung von Stu<strong>die</strong>nreferendaren im<br />
Fach Deutsch und Bankbetriebslehre am<br />
Stu<strong>die</strong>nseminar in Bielefeld und Paderborn.<br />
Alle, <strong>die</strong> Dr. Joachim Raulfs kannten,<br />
werden ihn als liebenswerten Menschen,<br />
stets freundlichen und hilfsbereiten Kollegen<br />
und engagierten Berufspädagogen<br />
in Erinnerung behalten.<br />
Dank und <strong>die</strong> besten Wünsche an Birgitt Siegel<br />
Ausschussvorsitzende aus dem Geschäftsführenden Vorstand verabschiedet<br />
Hermann Hansis dankt Birgitt Siegel<br />
Dr. Wehmeier ❍<br />
sie aber einmal nachdenklich<br />
analysierend,<br />
vehement diskutierend<br />
oder locker erzählend<br />
erlebt hat, bekommt<br />
eine Ahnung von ihrer<br />
wachen Sensibilität, ihrer<br />
konzentrierten geistigen<br />
Energie und ihrem<br />
tiefgründigen Humor.<br />
Dem von ihr geleiteten<br />
Ausschuss gehörte sie<br />
seit 1995 an, fast<br />
ebenso lange dem<br />
Arbeitskreis für Gleichstellungsfragen.<br />
In<br />
ihrem Heimatbezirk<br />
Münster ist sie stark<br />
verankert: seit 1990<br />
Ortsverbandsvorsitzende<br />
in Gelsenkirchen,<br />
zudem stellvertretende<br />
Vorsitzende der Bezirksgruppe Emscher-<br />
Lippe und seit 1996 Mitglied im Bezirkspersonalrat<br />
für Berufskollegs in Münster.<br />
Und <strong>die</strong>s als Vertreterin jener<br />
Gruppe von Kolleginnen, <strong>die</strong> in den 80er-<br />
Jahren mit Religion und einer Fremdsprache,<br />
hier Englisch, den Weg in <strong>die</strong> <strong>kaufmännische</strong>n<br />
Schulen fanden und sich<br />
dann noch wirtschaftswissenschaftlich<br />
nachqualifizieren mussten. Ein starker<br />
Hintergrund für einen starken Einsatz.<br />
Respekt und tief empfundenen Dank,<br />
Birgitt Siegel, und <strong>die</strong> besten Wünsche<br />
für <strong>die</strong> berufliche und verbandliche<br />
Zukunft!<br />
Hermann Hansis ❍<br />
46 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Herzlichen Glückwunsch:<br />
Viele unter unseren Lesern werden sich<br />
über den Vornamen wundern, aber unser<br />
Hans Welling wurde tatsächlich am 27.<br />
April 1931 als Johann Welling geboren<br />
und eingetragen.<br />
Krieg und Nachkriegszeit beeinflussten<br />
seine Berufswahl, und so absolvierte er<br />
nach der Schulzeit zunächst eine Tischlerlehre,<br />
<strong>die</strong> er 1950 mit der Gesellenprüfung<br />
erfolgreich abschloss. Das Tischlern<br />
ist bis heute sein Hobby geblieben: Vieles<br />
in seinem früheren und in seinem jetzigen<br />
Haus ist von seiner Hand gefertigt.<br />
Wegen <strong>die</strong>ser ganz normalen „Lehre“ hat<br />
Johann Welling den meisten seiner Kollegen<br />
gegenüber einen unschätzbaren Vorteil,<br />
denn er kennt <strong>die</strong> Berufs- und<br />
Arbeitswelt seiner Schüler aus eigenem<br />
Erleben und nicht nur aus Büchern.<br />
Wegen <strong>die</strong>ses Vorteils habe ich ihn oft<br />
beneidet.<br />
Während und nach seiner Berufsausbildung<br />
besuchte er das Abendgymnasium,<br />
eine Schulform, für deren erfolgreichen<br />
Besuch gute Kondition und Willenskraft<br />
fast ebenso wichtig sind wie Intelligenz<br />
und Intellekt.<br />
Das der Reifeprüfung folgende Studium<br />
an der Albertus-Magnus-Universität zu<br />
Köln schloss er 1959 mit dem Handelslehrer-Diplom<br />
ab. Anschließend begann<br />
sein Lehrerdasein an der Kaufmännischen<br />
Schule in Duisburg. Hier unterrichtete<br />
er <strong>die</strong> unterschiedlichsten Klassen<br />
der Teilzeit- und Vollzeit<strong>schule</strong>, vor allem<br />
aber im Einzelhandel und in der Höheren<br />
Handels<strong>schule</strong>.<br />
Bald unterrichtete Johann Welling auch<br />
junge Lehrerinnen und Lehrer, ab 1966<br />
als Fachleiter für Englisch am Stu<strong>die</strong>nseminar<br />
Essen, ab 1975 als Leiter des Stu<strong>die</strong>nseminars<br />
in Gelsenkirchen. 1985<br />
wechselte er von dort zur Schulaufsicht<br />
beim Regierungspräsidenten in<br />
Düsseldorf. Als Leitender Regierungsschuldirektor<br />
trat er 1993 in den Ruhestand.<br />
Auch ein solcher Lebenslauf wäre noch<br />
kein Grund für eine Laudatio in unserer<br />
Verbandszeitschrift, wäre da nicht auch<br />
der Verbandsaktivist Johann Welling.<br />
Ignaz Hillebrand, der erste Vorsitzende<br />
des Hauptpersonalrates für Lehrer an<br />
berufsbildenden Schulen in Nordrhein-<br />
Westfalen und engster Mitarbeiter des<br />
damaligen Landesvorsitzenden Dr. Erich<br />
Schmitz für Fragen des Beamten- und<br />
Besoldungsrechts, warb Johann Welling<br />
für unseren Verband.<br />
Fünfundsiebzig Jahre alt: Johann Welling<br />
Als Nachfolger von Ignaz Hillebrand wurde<br />
Johann Welling auch Ortsvorsitzender und<br />
Bezirksvorsitzender und damit Mitglied<br />
des Hauptvorstandes. 1970 erwärmte er<br />
mich für <strong>die</strong> (erfolgreiche) Kandidatur<br />
zum Landesvorsitzenden. Er selbst war<br />
dann sechs Jahre lang Geschäftsführer<br />
des Verbandes und anschließend vier<br />
weitere Jahre lang Stellvertreter des Landesvorsitzenden,<br />
<strong>die</strong> letzten zwei Jahre<br />
bei meinem Nachfolger, Franz-Heinrich<br />
Strierath.<br />
Johann Welling kommt aus der christlichen<br />
Gewerkschaftsarbeit und steht<br />
fest auf dem Boden der katholischen<br />
Soziallehre. So war und ist es für ihn<br />
selbstverständlich, dass jede Verbandsarbeit<br />
sowohl Arbeit an der Verbesserung<br />
der beruflichen Rahmenbedingungen als<br />
auch Arbeit auf dem weiten Feld der Bildungspolitik<br />
bedeutet. So ist es auch<br />
kein Zufall, dass er Mitbegründer und<br />
Vorsitzender des ersten Bildungsausschusses<br />
unseres Landesverbandes<br />
wurde.<br />
Großes Aufsehen erregten 1971 <strong>die</strong><br />
„Hohensyburger Thesen“, der nach seinem<br />
Entstehungsort benannte erste bildungspolitische<br />
Forderungskatalog des<br />
Verbandes. Dieser Forderungskatalog<br />
schlug so gut ein, dass ihm in den Folgejahren<br />
entsprechende Thesenpapiere zur<br />
Lehrerbildung, zum Beamtenrecht und<br />
zum Besoldungsrecht folgten, und zwar<br />
nicht nur auf Landesebene, sondern<br />
auch in unserem Bundesverband.<br />
Vielleicht ist es an der Zeit, in Kürze an<br />
<strong>die</strong> Novellierung entsprechender Kataloge<br />
zu gehen, um vom Reagieren auf<br />
von Parteipolitikern aufgestellten Zielen<br />
weg und zum Agieren mit eigenen Programmen<br />
zu kommen.<br />
Zurück zum Jubilar:<br />
Dem Bildungsausschuss unseres Landesverbandes<br />
gehörte Johann Welling<br />
fast dreißig Jahre lang an, bevor er im<br />
Jahre 2000 auf eine Wiederwahl verzichtete.<br />
Auch auf Bundesebene hat Johann Welling<br />
den Landesverband hervorragend<br />
vertreten, und zwar<br />
• von 1970 bis 1978 im Hauptvorstand,<br />
• von 1971 bis 1975 im Bildungsausschuss,<br />
• von 1975 bis 1983 im Ausschuss für<br />
Lehrerbildung (davon 3 Jahre als Vorsitzender).<br />
Persönliches<br />
Der <strong>vLw</strong> auf Bundes- und Landesebene hat Johann Welling viel zu danken<br />
So intensive Gewerkschaftsarbeit kostet<br />
viel Kraft und geht in aller Regel auf Kosten<br />
der Familie und anderer Lebensmittelpunkte.<br />
Johann Welling aber ist seit<br />
einem halben Jahrhundert sichtlich<br />
glücklich mit derselben Frau verheiratet,<br />
<strong>die</strong> ihm stets den Rücken freigehalten hat<br />
für seine Verbandsarbeit. Hierfür schuldet<br />
der <strong>vLw</strong> ihr heute noch Dank.<br />
Seit seiner Pensionierung und seinem Rückzug<br />
von der Verbandstätigkeit, aber nicht<br />
vom Verband, sind seine Familie, zu der<br />
auch zwei Töchter mit ihren Familien gehören,<br />
und seine Pfarrgemeinde mit seinem<br />
Kirchenchor wieder mehr in den Vordergrund<br />
gerückt. Wie sehr, sieht man daran,<br />
dass eigentlich kein Gespräch zwischen uns<br />
vergeht, ohne dass neben dem Verband<br />
auch <strong>die</strong>se beiden Lebensmittelpunkte thematisiert<br />
würden. Der Duisburger Schule ist<br />
er auch nach seinem offiziellen Weggang bis<br />
heute treu geblieben, zunächst lange Jahre<br />
als Fußballspieler, dann als einer der regelmäßigsten<br />
Besucher des monatlichen Pensionärsstammtischs.<br />
Der <strong>vLw</strong> auf Bundes- und Landesebene<br />
hat Johann Welling viel zu danken, denn,<br />
wie ich vor fünf Jahren an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
geschrieben habe: Weil er seine Vielseitigkeit<br />
und seine Arbeitskraft so lange für<br />
den <strong>vLw</strong> eingesetzt hat, war und ist er ein<br />
Glücksfall für den Verband.<br />
Ad multos annos, Johann!<br />
Winfried Schwarberg ❍<br />
Spanien<br />
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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 47
Persönliches<br />
Ortsverband Gelsenkirchen-Buer:<br />
Ein runder Geburtstag ist eigentlich<br />
immer eine tolle Sache. Für den Jubilar<br />
ist ein 60. Geburtstag dazu noch mit<br />
Sicherheit ein bedeutsames Ereignis.<br />
Und wenn ein Schulleiter wie Hans-<br />
Georg Katzmarzik seinen 60. im Kreis<br />
von Freunden und Kollegen begeht, dann<br />
weiß der Kenner zweierlei: Es werden<br />
viele Personen des öffentlichen Lebens<br />
anwesend sein und – es wird eine Feier<br />
geben, von der man noch lange sprechen<br />
wird, denn Hans-Georg Katzmarzik weiß<br />
nicht nur zu arbeiten, er versteht es auch,<br />
alle Feste zu feiern, so wie sie fallen.<br />
Die Vertreter der Politik, der Verwaltung,<br />
der Bezirksregierung und der Kammern<br />
hatten ebenso wie <strong>die</strong> Vertreter des Kollegiums<br />
und der Schülerschaft nicht nur<br />
Präsente, sondern auch wohlformulierte<br />
Reden im Gepäck, als sie in Gelsenkirchen-Buer<br />
eintrafen. Alle, alle kamen,<br />
wollten gratulieren und ihre Glückwünsche<br />
aussprechen, ob Oberbürgermeister<br />
oder langjähriger schulischer Weggefährte.<br />
Um es auf den Punkt zu bringen,<br />
musste man in <strong>die</strong>ser Sache eigentlich<br />
lediglich <strong>die</strong> lokale Presse zitieren, <strong>die</strong><br />
dem Ereignis ebenfalls beiwohnte und<br />
hiernach berichtete. „Engagiert, umwerfend<br />
charmant, direkt, aber liebevoll…“,<br />
„…ein Mann mit Visionen…“ und ähnlich<br />
lauteten <strong>die</strong> Beschreibungen, <strong>die</strong> man<br />
dort lesen konnte. Auch hier weiß der<br />
Kenner: Stimmt! Der Heilige Augustinus,<br />
seines Zeichens u. a. Kirchenlehrer, sagte<br />
einmal: „In Dir muss brennen, was Du in<br />
anderen entzünden willst.“ Und Hans-<br />
Georg Katzmarzik brennt. Jederzeit.<br />
Lichterloh.<br />
Proteste gegen Sparpolitik:<br />
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)<br />
und der Deutsche Beamtenbund (dbb)<br />
hatten Angestellte und Beamte aus dem<br />
öffentlichen Dienst des Landes zu einer<br />
Protestkundgebung aufgerufen. Und es<br />
kamen doppelt so viele wie erwartet.<br />
Rund 20.000 Teilnehmer zogen nach<br />
Gewerkschaftsangaben durch <strong>die</strong> Stadt<br />
und fanden sich am Nachmittag auf<br />
einer Kundgebung am Burgplatz zusammen.<br />
Die Polizei sprach von etwa 15.000 Teilnehmern.<br />
Hintergrund der Proteste sind<br />
<strong>die</strong> geplanten Einsparungen im NRW-<br />
Landeshaushalt.<br />
Hans-Georg Katzmarzik wird nicht leise<br />
Schulleiter des Eduard-Spranger-Berufskollegs feiert seinen 60.<br />
Gebürtig aus Gelsenkirchen-Resse,<br />
stu<strong>die</strong>rte<br />
Hans-Georg Katzmarzik<br />
nach seiner Zeit bei der<br />
Bundeswehr an der<br />
Ruhr-Universität<br />
Bochum und kam<br />
bereits während des<br />
Referendariats ans<br />
Eduard-Spranger-<br />
Berufskolleg. Schon<br />
damals muss seine<br />
Liebe für <strong>die</strong>se Schule<br />
entbrannt sein, denn<br />
nach einigen Jahren bei<br />
der Bezirksregierung<br />
Münster und Auslandsaufenthalten<br />
folgte er<br />
1990 dem Ruf, an seine<br />
Referandariats<strong>schule</strong><br />
zurückzukehren und <strong>die</strong> zukünftigen<br />
Geschicke dort zu lenken. Heute ist er<br />
nicht nur Schulleiter – das natürlich auch<br />
und mit Leidenschaft –, er ist Sprecher der<br />
Schulleiter der Region, ist Kontaktperson<br />
und Partner der Vertreter aus Politik,<br />
Ministerium und Bezirksregierung. Immer<br />
getreu dem Motto: „Sie haben ein Problem?<br />
Gut! Hans-Georg Katzmarzik nimmt<br />
es nicht nur an, er löst es!“<br />
Für so manchen, so sagt man, markiert<br />
der 60. Geburtstag den Zeitpunkt, es<br />
langsamer gehen zu lassen, einen Gang<br />
zurückzuschalten und sich allmählich auf<br />
<strong>die</strong> Zeit nach dem aktiven Dienst vorzubereiten.<br />
Für Hans-Georg Katzmarzik war<br />
der 60. Geburtstag ein Termin in seinem<br />
Kalender, wenn auch ein außerordentlicher<br />
und besonderer. Auch danach geht<br />
Oberbürgermeister Frank Baranowski gratuliert Hans-Georg<br />
Katzmarzik<br />
es für ihn weiter voran. Und nur <strong>die</strong>se<br />
Richtung kennt er: nach vorne, voran,<br />
immer am Ball, stets an der Sache.<br />
Der Ortsverband Gelsenkirchen-Buer<br />
wünscht dem Schulleiter und vor allem<br />
dem Menschen Hans-Georg Katzmarzik<br />
mit allem Respekt und gewiss nicht ganz<br />
uneigennützig eine gute Gesundheit und<br />
weiterhin viel Freude an seiner Tätigkeit.<br />
Möge er noch viele Jahre mit seiner Energie<br />
<strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer des Eduard-Spranger-Berufskollegs<br />
führen und<br />
für seine Schülerinnen und Schüler wirken!<br />
Glück auf, Hans-Georg Katzmarzik,<br />
Glück auf!<br />
Klaus Massenberg ❍<br />
20.000 Demonstranten am 23.03.06 in Düsseldorf<br />
Spardiktat: Die Berufskollegs protestieren<br />
<strong>vLw</strong>-Mitglieder beziehen Position …<br />
48 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006
Eindrücke vor und ... ... nach der Demonstration<br />
Mit lautem Pfeifen und Fanfaren-Geheul<br />
machten <strong>die</strong> Demonstranten ihrem<br />
Unmut über <strong>die</strong> geplanten Einschnitte<br />
Luft und warfen Schwarz-Gelb einen<br />
„unsozialen Haushalt“ vor. Während der<br />
Demonstration kam es durch <strong>die</strong> zeitweiligen<br />
Sperrungen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen,<br />
<strong>die</strong> Polizei war mit<br />
500 Beamten im Einsatz.<br />
In zwei Protestzügen waren <strong>die</strong> Teilnehmer,<br />
darunter Polizisten, Feuerwehrleute,<br />
Steuerbeamte, Lehrer, Verwaltungsmitarbeiter<br />
und Justizbeschäftigte, durch <strong>die</strong><br />
Innenstadt gegangen, um sich dann auf<br />
dem Burgplatz zu versammeln. Bei Frühlingswetter<br />
strömten sie in <strong>die</strong> Altstadt,<br />
wo den ersten Ankömmlingen <strong>die</strong> Zeit mit<br />
Musik verkürzt wurde. Derweil kam es in<br />
der Innenstadt zu Verkehrssperrungen<br />
und -störungen wegen der Protestzüge.<br />
Auf mitgeführten Plakaten war zu lesen<br />
„Nicht mit uns“, „Vieles versprochen und<br />
doch gebrochen“ und „Stärkt ihr den<br />
Lehrern nicht den Rücken, geht <strong>die</strong> Bildung<br />
bald an Krücken“. Der Protest der<br />
Beschäftigten richtete sich dabei insbesondere<br />
gegen <strong>die</strong> geplante erneute Kürzung<br />
des Weihnachtsgeldes der Beamten,<br />
gegen weiteren Stellenabbau in der<br />
Landesverwaltung und Einschnitte im<br />
sozialen Bereich.<br />
An der Demonstration beteiligten sich<br />
zahlreiche Einzelgewerkschaften, darunter<br />
<strong>die</strong> Gewerkschaft der Polizei (GdP),<br />
<strong>die</strong> Deutsche Steuergewerkschaft<br />
(DSTG) in NRW. Das Motto der Veranstaltung<br />
lautete „Solidarität gegen Wortbruch.<br />
Rote Karte dem Diktat des Verzichts“.<br />
DGB-Landesvorsitzender Guntram<br />
Schneider warf der Landesregierung auf<br />
der Kundgebung erneut „Wortbruch“ vor.<br />
Entgegen anders lautender Versprechen<br />
vor der Landtagswahl gebe es nun weitere<br />
Einkommenskürzungen bei den<br />
Beamten zur Sanierung des Haushaltes.<br />
Die Landesregierung plane zudem, mehr<br />
als 10 000 Stellen in der Landesverwaltung<br />
„konzeptionslos“ abzubauen.<br />
Schneider kritisierte auch Einschnitte<br />
beispielsweise bei der Jugendförderung,<br />
bei Kindergärten und der Weiterbildung.<br />
„Das Land zieht sich immer mehr auf<br />
Kosten der Bürger aus der staatlichen<br />
und sozialen Verantwortung zurück“,<br />
mahnte er. Auch dbb-Landesvorsitzender<br />
Ralf Eisenhöfer attackierte Schwarz-<br />
Gelb: Die Demonstranten seien gekommen,<br />
um der Landesregierung „<strong>die</strong> Rote<br />
Karte“ zu zeigen. „Wir stehen heute hier,<br />
weil wir auf <strong>die</strong>se Politik pfeifen“, rief er<br />
unter dem lauten Jubel der Demons-<br />
Neues aus dem Berufskolleg Hösel:<br />
Konrad Bräsig und …<br />
Zum guten Schluss<br />
tranten. Die Landesregierung wolle<br />
„reformieren, investieren und Zukunft<br />
gestalten“. Tatsächlich werde „deformiert,<br />
einkassiert, Zukunft verbaut“.<br />
CDU-Fraktionschef Helmut Stahl betonte<br />
hingegen, <strong>die</strong> Schulden von heute seien<br />
<strong>die</strong> Steuern von morgen. Zum „strikten<br />
Sparkurs“ gebe es keine Alternative.<br />
„Wichtig ist, dass es dabei sozial gerecht<br />
zugeht“, hob er hervor.<br />
Quelle: http://www.rp-online.de/<br />
public/article/dtoday/shopping/aktuell/<br />
323515 am 26.03.06 ❍<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006 49
Die <strong>kaufmännische</strong> Schule<br />
Ausgabe 5/2006<br />
<strong>vLw</strong>-Landesverband<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
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Mai-Ausgabe<br />
Herausgeber: Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschafts<strong>schule</strong>n in NW e. V.,<br />
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