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Credit Suisse bulletin, 2011/01

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Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse<br />

Schweizer Ausgabe / Deutsch<br />

Nummer 1<br />

April /Mai 20<strong>11</strong><br />

<strong>Herkunft</strong><br />

Alles eine Frage des Zeithorizonts<br />

Branchenhandbuch Kurzarbeit bewährt sich in der Krise / Nouriel Roubini Der US-Starökonom im exklusiven Leader-Interview<br />

Dossier Immobilienanlagen Nachhaltiges Bauen ist auch in der Schweiz das Gebot der Stunde


TECHART GrandGT und TECHART Magnum.<br />

Die neuen Individualisierungsprogramme für Porsche Panamera und Cayenne.<br />

TECHART Individualisierungsprogramme sind atemberaubend elegant und aufregend sportlich.<br />

Voller Charakter und so unverwechselbar wie Ihre Persönlichkeit. Zum Beispiel die neuen Programme<br />

TECHART GrandGT für den Porsche Panamera und TECHART Magnum für die Porsche Cayenne Modelle.<br />

Original TECHART bedeutet aber auch: TÜV- und DTC-zertifizierte Entwicklungsprozesse, höchste Materialund<br />

Fertigungsqualität, strenge Sicherheitsprüfungen sowie umfangreiche Testzyklen. Im Windkanal und<br />

auf der Rennstrecke. Auf dem Prüfstand und im Crashversuch.<br />

Ganz nach unserem Grundprinzip: Erstausrüsterqualität.<br />

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TECHART Schweiz by Sahli & Frei AG<br />

Industriestrasse 2, CH-8307 Effretikon<br />

Tel.: +41 (0)52 355 30 60, E-Mail: info@techart.ch<br />

Internet: http://www.techart.ch


Editorial 1<br />

kooaba<br />

kooaba erkennt Fotos von CDs, Büchern<br />

und Zeitungen und liefert Infos aus dem Web.<br />

Meine Geburtsurkunde weist mich als Bürger eines kleinen Dorfes namens<br />

Ober erlinsbach im Schweizer Mittelland aus. Obwohl Erlinsbach insgesamt kaum<br />

mehr als 6000 Einwohner zählt, war es bis vor Kurzem dreigeteilt, und zwar in ein<br />

Ober- und Niedererlinsbach Solothurn und Erlinsbach Aargau. Der Erzbach, der<br />

mitten durchs Dorf fliesst, ist gleichzeitig auch die Kantonsgrenze. Immerhin haben<br />

sich auf der Solothurner Seite vor fünf Jahren die Ober- und Niedererlinsbacher<br />

zu einer Gemeinde vereint.<br />

Nun ist mein Vater tatsächlich auch im solothurnischen Obererlinsbach geboren<br />

und aufgewachsen. Insofern stimmten bei ihm bezüglich <strong>Herkunft</strong> Sein und offi zieller<br />

Schein noch überein. Doch kaum hatte er die Berufslehre abgeschlossen, zog es<br />

ihn in die Ostschweiz, wo er nicht nur eine gute Stelle, sondern auch seine künftige<br />

Frau fand. Auch wenn er sich am Anfang wegen seines unüberhörbar «fremdländischen»<br />

Dialektes so manche spitze Bemerkung gefallen lassen musste, fühlte<br />

er sich schon bald heimisch und hielt der Ostschweiz und letztlich St. Gallen<br />

sein Leben lang die Treue. Solche innerschweizerischen Migrationsgeschichten<br />

sind aber noch immer die Ausnahme, erst recht über die Sprachregionen hinaus.<br />

Die Schweizer sind in der Regel stark verwurzelt in ihrer Wohngemeinde und<br />

gelten im internationalen Vergleich als ausgesprochen migrationsfaul.<br />

Das tut der Attraktivität der Schweiz als Immigrationsland aber keinerlei Abbruch.<br />

Vergleichsweise gute Löhne und ein hoher Lebensstandard bei gleichzeitig tiefer<br />

Arbeitslosenquote ziehen Jahr für Jahr Tausende ausländischer Arbeitskräfte an.<br />

Sie sind zu einem wichtigen Motor der Schweizer Wirtschaft und damit unseres<br />

Wohlstands geworden. Aber sie verursachen auch Ängste: Gemäss dem vom <strong>bulletin</strong><br />

bereits zum siebten Mal durchgeführten Identitätsbarometer, das diesem Heft<br />

beiliegt, sehen 78 Prozent der Schweizer ihre Identität durch Einwanderung und<br />

67 Prozent durch die internationale Öffnung bedroht. Die Schweizer scheinen<br />

vergessen zu haben, dass wir alle irgendwann einmal Einwanderer waren. Man<br />

muss bei der Ahnenforschung einfach nur weit genug zurückgehen.<br />

Gold Winner<br />

Gold Winner<br />

Ein reges Kommen und Gehen herrscht im Übrigen auch bei den Tieren und Pfl anzen.<br />

So streiften im Schweizer Mittelland einst Löwen und Leoparden umher, bevor sie<br />

nach Süden abwanderten. Gleichzeitig ist das Edelweiss, das Symbol für Schweizer<br />

Alpenfolklore schlechthin, erst relativ spät von der asiatischen Hochsteppe zu uns<br />

eingewandert. Auf der Spurensuche nach der <strong>Herkunft</strong> von Menschen, Tieren und<br />

Pflanzen stösst man in diesem <strong>bulletin</strong> auf so manche Überraschung. Mir hat es<br />

gezeigt, dass <strong>Herkunft</strong> immer nur als Momentaufnahme definiert werden kann. Die<br />

Welt ist und bleibt in Bewegung. So habe ich meine eigene, amtlich beglaubigte<br />

<strong>Herkunft</strong>sgeschichte mittlerweile auch wieder aktualisiert, indem ich zusätzlich das<br />

St. Galler Bürgerrecht erworben habe. Die Obererlinsbacher mögens mir verzeihen.<br />

Foto: Cédric Widmer<br />

Preisträger<br />

Daniel Huber, Chefredaktor <strong>bulletin</strong>


L E S A M I S D U C R E D I T S U I S S E<br />

Aus Freude an Kunst.<br />

Die Credit Suisse pfl egt langjährige Partnerschaften<br />

mit ausgewählten Kunstinstitutionen.<br />

So mit dem Kunsthaus Zürich, dem Singapore Art Museum und der National Gallery in London.<br />

credit-suisse.com/sponsorship


Inhalt 3<br />

Invest<br />

10 Aktuelle Analysen und Prognosen<br />

Coverfoto: Pia Zanetti | Foto: Pia Zanetti<br />

<strong>Herkunft</strong> Neun Menschen aus sieben verschiedenen<br />

Ländern finden in Zürich bei der Credit Suisse zum<br />

Team «Currency & Commodity Research» zusammen.<br />

Wir zeigen sie mit Dingen aus ihrer Heimat, die ihnen<br />

wichtig sind, und befragen sie zum Ur-Schweizerischen.<br />

4 _ Ahnenforschung Autor Till Hein hofft im genetischen<br />

Selbstversuch auf einen Tropfen Wikingerblut.<br />

6 _ Lebensmittel Konsumenten wollen wissen, woher ihr<br />

täglich Brot stammt – regional wäre es ihnen am liebsten.<br />

9 _ Identitätsbarometer Die Schweizer sind stolz auf<br />

ihr Land und glauben an die Stärke der Wirtschaft.<br />

10 _ Schmelztiegel Sie kommen aus der ganzen Welt,<br />

um in Zürich zu einem Team zusammenzufinden.<br />

26 _ Menschheit Eine Reise Millionen Jahre zurück zu den<br />

Ursprüngen der menschlichen Baumaterialien.<br />

29 _ Wanderungen Auch bei den Pflanzen und Tieren<br />

herrscht ein reges Kommen und Gehen.<br />

Wirtschaft<br />

34 _ Branchenhandbuch 20<strong>11</strong> Kurzarbeit<br />

erweist sich in der Krise als probates Mittel<br />

39 _ Experteninterview Warum <strong>Herkunft</strong><br />

für die Anlagestrategie so wichtig ist<br />

40 _ Afrika Bodenschätze, Landwirtschaft und<br />

Mobilfunk treiben Wirtschaftswachstum an<br />

44 _ Nano Winzige Technologie mit riesigem<br />

Wachstums potenzial<br />

46 _ Schwellenländer Von der Werk bank der<br />

Welt zum vielversprechenden Anlagethema<br />

Dossier<br />

greenproperty Nachhaltiges Bauen ist auch<br />

in der Schweiz das Gebot der Stunde<br />

Credit Suisse<br />

50 _ World Economic Forum Konstruktive<br />

Dia loge am Rande des offiziellen Geschehens<br />

53 _ Region mit Zukunft Gespräch mit Antonio<br />

Quintella, Leiter des Amerikageschäfts<br />

55 _ San Francisco Diskussionen über Inno vation,<br />

alternative Energie und Investitionen<br />

62 _ Ausgezeichnete Mi Zhou Die Cellistin<br />

gewinnt den Prix Credit Suisse Jeunes Solistes<br />

64 _ Haubentreffen Das Tessin ist eine kulinarische<br />

Hochburg – das ganze Jahr hindurch<br />

66 _ Man Ray und Adolf Wölfli Für die Kunst<br />

nach Lugano und Bern reisen<br />

69 _ Uster Dank Branch Excellence ist diese<br />

Geschäftsstelle noch attraktiver geworden<br />

70 _ Innovation Erkenntnisse vom Swiss Innovation<br />

Forum auf dem Novartis-Campus<br />

71 _ Risikokapital Zehn Jahre Venture Incubator –<br />

ein Rückblick mit Chairman Pius Baschera<br />

72 _ Gastkommentar Für Osec-Direktor<br />

Daniel Küng ist Neuland in Sicht<br />

Leader<br />

73 _ Roger Federer Drei hektische Tage im<br />

Dienst seiner Foundation und ein ent spanntes<br />

Fotoshooting mit Mario Testino<br />

76 _ Nouriel Roubini Der globale Nomade über<br />

die Weltwirtschaft, die Gier und sich selbst<br />

Service<br />

72 _ Impressum<br />

Ihr Link zu unserem Know-how: www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>


4 <strong>Herkunft</strong> Ahnenforschung<br />

Gene lügen<br />

nicht –leider<br />

Russische Seele? Französisches Savoire-vivre? Oder Wikingerblut in den Adern?<br />

Hobby-Familienforscher können sich bei der Suche nach ihren Urahnen von Genetikern<br />

unter die Arme greifen lassen: ein Selbstversuch.<br />

Text: Till Hein<br />

Wo meine Urururgrosseltern wohl einst gelebt haben? In Patagonien?<br />

Auf Sansibar ? Oder gleich hier um die Ecke, im St.- Johann-Quartier<br />

in Basel? Ob sie Jäger waren? Bauern? Oder Piraten?<br />

«Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart meistern»,<br />

sagen Historiker. Doch über die <strong>Herkunft</strong> meiner Familie weiss ich<br />

fast nichts. Vor Generationen soll in Österreich ein Grossonkel von<br />

mir gelebt haben, erfuhr ich neulich auf einem Familienfest: Er war<br />

adlig, steinreich – und verspielte sein gesamtes Vermögen. Doch<br />

vor dem Jahr 1850 ist unsere Familiengeschichte ein einziger blinder<br />

Fleck.<br />

Zum Glück scheint die Wissenschaft in Sachen Ahnenforschung<br />

enorme Fortschritte zu machen. Mittlerweile gilt als erwiesen, dass<br />

jeder Mensch in seinem Erbgut (der DNA) genetische Spuren seiner<br />

Vorfahren trägt, die bis in längst vergangene Epochen der Menschheitsgeschichte<br />

zurückreichen. Und manche Genforscher behaupten,<br />

diese Spuren lesen zu können.<br />

Es war Zufall, dass ich auf diese Methode aufmerksam wurde:<br />

Für ein Magazin sollte ich einen Artikel über die Wikinger schreiben.<br />

Als grosser Fan von «Hägar dem Schrecklichen» kam mir dieser Auftrag<br />

wie gerufen. Bei der Recherche stiess ich im Internet auf ein<br />

Gentest-Unternehmen aus Zürich. «Sind Sie ein Wikinger ?», lockt<br />

die Firma Igenea auf ihrer Website – und bietet diverse Tests zur<br />

genetischen Abklärung an. Ab 199 Franken.<br />

Eine solche Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen. Denn<br />

die meisten meiner Verwandten sind ruhelose Menschen, genau wie<br />

ich. Ständig packt uns das Fernweh, die Sehnsucht nach der Weite<br />

des Meeres. Und waren nicht die Wikinger die grössten Seefahrer<br />

der Weltgeschichte? Vielleicht ist die Erklärung simpel, dachte ich:<br />

Wir Heins sind ihre Nachkommen! Wikinger sind Sympathieträger.<br />

Hillary Clinton etwa liebt sie ebenfalls heiss. Die Passion für die<br />

nordischen Barbaren hat sie in die Arme ihres Mannes getrieben. «Er<br />

sah aus wie ein Wikinger », schwärmt die US-Aussenministerin in<br />

ihrer Autobiografie über die erste Begegnung mit Bill 1970 in einem<br />

Studentenclub. Besonders sexy fand Hillary seinen roten Bart und<br />

die langen Haare. Einem solchen «Wikinger aus Arkansas» konnte<br />

sie unmöglich widerstehen.<br />

Dabei haben die echten Wikinger im Mittelalter ganz schön ihr<br />

Unwesen getrieben: Sie fackelten Klöster und ganze Dörfer ab, stahlen<br />

Gold und Edelsteine. «O furore Normannorum libera nos, domine!»,<br />

beteten die Menschen, «Bewahre uns, Herr, vor der Raserei<br />

der Wikinger !» Doch heute ist ihnen niemand mehr böse. Sie gelten<br />

als Kultfiguren: etwas tollpatschig vielleicht und grobmotorisch veranlagt<br />

– wie «Hägar der Schreckliche» –, aber unkapriziös, humorvoll<br />

und authentisch.<br />

Fischkonserven, Würfelzucker, Senf und Autos werden unter dem<br />

Zeichen des Wikinger-Drachenboots vermarktet, Gurken, Würstchen,<br />

Trüffel, Marzipan. Skandinavische Ernährungswissenschaftler propagieren<br />

eine «Wikingerdiät» – und auch die Gentest-Firma Igenea<br />

nutzt die Wikingerbegeisterung. Dank Erbgutanalysen aus Knochenfunden<br />

konnten Wissenschaftler nicht nur DNA-Profile der Kelten,<br />

Perser, Germanen, Skythen, Slawen und Illyrer erstellen, erfahre ich<br />

auf der Igenea-Website: Durch Analysen von Blutspuren aus dem<br />

Nordwesten Englands, die über 1200 Jahre alt seien, habe man nun<br />

auch echtes «Wikingerblut» isoliert !<br />

Ob in meinen Adern tatsächlich Wikingerblut fliesst ? Um diese<br />

Frage zu klären, soll ich eine Speichelprobe einschicken. Die nötigen<br />

Utensilien lässt mir Igenea per Post zukommen. Nun gleite ich mit<br />

einem Wattestäbchen an der Innenseite meiner Wange entlang.<br />

Foto: C Squared Studios, Getty Images<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Ahnenforschung <strong>Herkunft</strong> 5<br />

Sanft, aber druckvoll, damit genügend Zellmaterial hängen bleibt.<br />

Ein seltsames Gefühl, denn bisher kannte ich Speichelproben nur<br />

aus der TV-Serie «Tatort». Dann packe ich die Probe in eine Plastikdose,<br />

schicke sie nach Zürich und überweise die 199 Franken.<br />

Wochenlang keine Antwort. Ob mich Igenea vergessen hat ?<br />

Schliesslich kommt doch Post. Aus einem grossen, dicken Couvert<br />

ziehe ich eine dunkelbraune Mappe mit goldenem Firmenzeichen.<br />

Die Farbkopie einer handgemalten Weltkarte liegt darin. Völkerwanderungen<br />

sind eingezeichnet: fast 20 unterschiedliche Routen.<br />

Kein leichtes Unterfangen, die Urahnenforschung!<br />

Auf einem weiteren Blatt steht mein persönliches Testresultat:<br />

«Haplogruppe: R1a1, Urvolk: Germanen oder Slawen.» Ratlos starre<br />

ich auf die Urkunde. Also doch kein Wikinger ? Und was soll das<br />

überhaupt sein, eine Haplogruppe? Eine beigelegte Legende hilft<br />

weiter: Haplogruppen seien eine Art «dicke Äste des Stammbaums<br />

des Homo sapiens», oder gleichsam «Ethnien der Frühzeit». Sie entstehen,<br />

wenn sich Populationen einer Art längere Zeit isoliert voneinander<br />

entwickeln. So weit, so gut.<br />

Meine Haplogruppe R1a1 scheint, nun ja, hundsgewöhnlich zu<br />

sein: «Über 40 Prozent der Männer, die im Gebiet von Tschechien<br />

bis nach Zentralasien wohnen, gehören dazu», steht im Beitext. Und<br />

in Indien jeder dritte Hindi-sprechende Mann ebenfalls. Ganz schön<br />

unübersichtlich. Was das Wikingerblut angeht, sieht es schlecht aus:<br />

In grauer Vorzeit lebten die Angehörigen der Haplogruppe R1a1 wahrscheinlich<br />

im südlichen Asien.<br />

Und die Rubrik «Urvolk»? Damit werde das Volk bezeichnet, zu<br />

dem meine Ahnen im Zeitraum zwischen 900 vor und 900 nach<br />

Christus gehört haben. Eine eindeutige Zuteilung sei aber nicht immer<br />

möglich. Zum Beispiel bei mir: «Germanen oder Slawen» – ja<br />

was denn nun?! Igenea lässt mich nicht im Stich: Mit Hilfe meines<br />

DNA-Profils könne ich nun in einer Datei mit rund 300 000 weiteren<br />

Profilen nach «genetischen Vettern» suchen, macht mir Igenea-<br />

Geschäftsführer Roman C. Scholz am Telefon Mut. Das seien<br />

Menschen, die mit mir in jüngster Zeit einen gemeinsamen Vorfahren<br />

teilen. «Mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der letzten 24 Generationen»,<br />

so Scholz. Ich gebe Testnummer und Passwort in die<br />

Suchmaske ein – und sofort identifiziert die Software einen solchen<br />

«Vetter »: in Dänemark. Neue Hoffnung keimt auf. Denn das könnte<br />

auf Wikingerblut hindeuten!<br />

Doch kein einziger «genetischer Vetter » sitzt in den klassischen<br />

Wikingerhochburgen Island und Norwegen. Mist ! Insgesamt identifiziert<br />

das Computerprogramm 15 «Vettern»: Neben dem aus Dänemark<br />

sind es 3 Polen, 3 Deutsche, 2 Russen, 2 Italiener, 1 Ukrainer,<br />

1 Bulgare, 1 Holländer, 1 Rumäne. Ganz schön rumgekommen, meine<br />

Sippschaft ! Es sei trotz allem «nicht völlig ausgeschlossen», dass<br />

in meinen Adern Wikingerblut fliesse, tröstet mich Scholz. Und die<br />

Website seiner Firma empfiehlt diverse «Upgrades». Zum Beispiel<br />

eine «Super-Kombi», die viel genauer sei als der Einsteigertest, den<br />

ich absolviert habe. Dieses Verfahren analysiere zur Abklärung der<br />

väterlichen Verwandtschaftslinie auf dem Y-Chromosom der DNA<br />

statt 12 Markern deren 67 und nehme zusätzlich auch die mütterliche<br />

Linie unter die Lupe. Kostenpunkt: 899 Franken. Wow!<br />

Ich glaube, da lege ich mich lieber gemütlich aufs Sofa und lese<br />

weiter im neuen «Hägar der Schreckliche»-Taschenbuch. <<br />

Till Hein<br />

lebt und arbeitet als freier Autor in Berlin. Der gebürtige Salzburger<br />

schreibt unter anderem für «Die Weltwoche», «mare», «Die Zeit»,<br />

«Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» und die «GEO»-Familie.<br />

Obwohl oder gerade weil die Wikinger<br />

im Mittelalter so gefürchtet waren,<br />

wünscht sich so mancher eine direkte Ahnenlinie.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


6 <strong>Herkunft</strong> Lebensmittel<br />

Lieber aus<br />

der Region<br />

Trendforscher stellen in Europa und in den USA ein «neues Bewusstsein für Nahrung» fest.<br />

Dabei spielt neben der guten Qualität vor allem die <strong>Herkunft</strong> eine zentrale Rolle. Lebensmittel,<br />

die aus der Region stammen oder deren <strong>Herkunft</strong> klar überprüfbar ist, ermöglichen<br />

eine emotionale Bindung, die im Zeitalter der Globalisierung zunehmend wichtiger wird.<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Lebensmittel <strong>Herkunft</strong> 7<br />

Foto: Valentyn Volkov, Shutterstock<br />

Text: Beat Stauffer<br />

Beim Blick in die Speisekarte des Restaurants Krafft in Basel fällt<br />

dem Gast sofort auf: Hier gibt es nur relativ wenige Gerichte, doch<br />

sind diese umso ausführlicher beschrieben. Ein dreigängiges Menü<br />

könnte wie folgt aussehen: Nach einem «Zweierlei von der Zeininger<br />

Räucherforelle» werden «Rapssamen-Capuns im Bodensee-Ver jus-<br />

Sud, Shitakepilze und Belperknolle» aufgetragen. Als Nachspeise<br />

stehen Schweizer Rohmilch-Käsespezialitäten auf dem Programm.<br />

Dazu gibts weiter hinten detaillierte Angaben zur <strong>Herkunft</strong> von<br />

Fleisch, Gemüse, Fischen und Meeresfrüchten. Dasselbe gilt für den<br />

Wein, der ausschliesslich aus identifizierbaren Betrieben stammt.<br />

Wer noch mehr wissen möchte – etwa über die <strong>Herkunft</strong> von Olivenöl<br />

oder Süssigkeiten – , wird auf der Website des altehrwürdigen<br />

Hotel-Restaurants fündig.<br />

Kaum zehn Minuten vom Hotel-Restaurant Krafft entfernt und in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zu grossen Produktionsstätten des<br />

Pharmamultis Novartis liegt der Matthäusplatz – eine Oase inmitten<br />

eines dicht bewohnten Viertels. Hier findet jeweils am Samstag ein<br />

lebendiger, farbiger Markt statt. Es handelt sich um einen echten<br />

Produzentenmarkt; rund 80 Prozent der angebotenen Waren sind<br />

aus eigenem Anbau oder eigener Herstellung. Gemüsebauern aus<br />

der Umgebung von Basel – viele aus dem angrenzenden Süddeutschland<br />

– verkaufen Obst und Gemüse, Brot und Blumen und dazu eine<br />

Reihe von Spezialitäten wie Honig, selbst gemachtem Essig oder<br />

Schnaps. Der 2006 ins Leben gerufene Markt, dessen Initianten<br />

kürzlich einen Förderpreis der Stadt Basel entgegennehmen durften,<br />

ist ein voller Erfolg und zieht mittlerweile zahlreiche Besucher aus<br />

anderen Quartieren an. Er liegt, so Christof Dietler, Mitinhaber der<br />

Beratungsfirma Pluswert, voll im Trend. Derartige Experimente würden<br />

von Experten der Nahrungsmittelindustrie und der Trendforschung<br />

im Bereich Lebensmittel sehr aufmerksam verfolgt, weil sie<br />

zukünftige Entwicklungen vorwegnähmen.<br />

Irreführende Bezeichnungen<br />

Heute haben viele Konsumenten das ungute Gefühl, nur ungenügend<br />

über die <strong>Herkunft</strong> von Lebensmitteln informiert oder gelegentlich<br />

gar betrogen zu werden. Dass Italien seit langen Jahren weit mehr<br />

Olivenöl exportiert als es selbst herstellt, dass das so genannte<br />

Bündner Fleisch häufig mit argentinischem Rindfleisch hergestellt<br />

wird, wissen mittlerweile nicht nur Eingeweihte. Dazu kommt eine<br />

grosse Verunsicherung der Konsumenten betreffend die Verwendung<br />

von Zusatzstoffen und Konservierungsmitteln bei der Herstellung<br />

vieler Lebensmittel.<br />

Für Christof Dietler steht fest, dass die überprüfbare und nach<br />

Möglichkeit regionale <strong>Herkunft</strong> eines Lebensmittels eine immer<br />

wichtigere Rolle beim Kauf eines Produktes spielt. Es handle sich<br />

um einen Trend, der auch international zu beobachten sei, erklärt<br />

Dietler. Ganz ähnlich schätzt auch Denise Stadler, Mediensprecherin<br />

von Coop, die Lage ein. Viele Konsumenten wünschten sich nicht<br />

nur nachhaltig produzierte Lebensmittel, sondern auch solche aus<br />

regionaler Produktion. «Wir stellen immer mehr fest, dass die<br />

Konsumenten sich nach der <strong>Herkunft</strong> der Ware erkundigen», sagt<br />

Stadler. Dies gelte im besonderen Mass für die «bio-affine Kundschaft<br />

», wie dieses Kundensegment in der Fachsprache der Marketingexperten<br />

heisst. Für Dietler ist bei diesen Konsumenten die<br />

regionale <strong>Herkunft</strong> oft sogar wichtiger als eine zertifizierte biologische<br />

Produktionsweise.<br />

Was steht hinter diesem Wunsch nach Lebensmitteln aus regionaler<br />

Produktion? Zum einen spielt offenbar der Faktor Vertrauen eine<br />

gewisse Rolle. «Man hat mehr Vertrauen in Produkte, die in der<br />

Region hergestellt werden», sagt Stadler. Bei solchen Produkten<br />

lasse sich gegebenenfalls auch überprüfen, ob die Vorgaben stimmten.<br />

Eine wichtige Rolle spielt aber auch der ökologische Aspekt. Bei<br />

lokal hergestellten Lebensmitteln sind die Transportwege wesentlich<br />

kürzer; somit sieht die Ökobilanz in den meisten Fällen auch deutlich<br />

besser aus als bei importierten Produkten. Ein dritter, sehr wichtiger<br />

Faktor ist aber emotionaler Art: Es geht, so die beiden Experten<br />

übereinstimmend, um Heimat, Identifikation, Verankerung, Beziehung.<br />

Gerade im Zeitalter der Globalisierung scheint dieses Bedürfnis<br />

zuzunehmen; in einer Welt, in der regionale, bis anhin selbstständige<br />

Produzenten aufgekauft und in multinationalen Firmen eingegliedert<br />

werden, die dann weltweit dieselben Produkte verkaufen,<br />

wird das Bedürfnis nach «Heimat» zunehmend wichtig.<br />

Eine gewisse Rolle spielt auch ein Trend unter gut verdienenden,<br />

urbanen Menschen, der sich unter dem Begriff LOHAS von den USA<br />

aus in die westlichen Länder verbreitet hat. LOHAS (siehe Box Seite 8)<br />

steht für eine Lebenshaltung, in der gesunde Ernährung und Verantwortung<br />

für die Umwelt zusammenfinden sollen. Oder ist LOHAS<br />

vielleicht eher der schichtspezifische Ausdruck desselben Trends,<br />

der Konsumenten einer anderen Kaufkraftklasse dazu bewegt, im<br />

Winter auf eingeflogene Bohnen oder Spargeln zu verzichten und<br />

stattdessen Wurzelgemüse vom Gemüsebauern aus dem Dorf<br />

nebenan einzukaufen?<br />

Das Bedürfnis nach genauen <strong>Herkunft</strong>sbezeichnungen bei Lebensmitteln<br />

ist nicht neu. Bei Qualitätsweinen wird der genaue<br />

Produktionsort schon seit Langem auf der Etikette vermerkt und<br />

auch bei gewissen Käsesorten spielt die <strong>Herkunft</strong> eine wichtige<br />

Rolle. Mit den gesetzlich geschützten Ursprungsbezeichnungen<br />

AOC und IGP (siehe Box Seite 8) versuchen die Hersteller schon seit<br />

den 1990er-Jahren, ihre «authentischen» von qualitativ weniger wertvollen<br />

Produkten abzugrenzen. Dabei spielt auch der Begriff des<br />

Terroir eine wichtige Rolle. International hatte schliesslich die «Slow<br />

Food»- Bewegung den Bemühungen um echte, unverfälschte und<br />

einzigartige Lebensmittel, die einen hohen Genuss bieten, einen<br />

wichtigen Anstoss gegeben.<br />

Nachhaltige Beschaffungsketten<br />

Kleine, lebhafte Produzentenmärkte und Restaurants wie das<br />

«Krafft» in Basel mögen zwar wichtige Impulse geben, doch können<br />

sie die Probleme nicht lösen, die durch nicht nachhaltig produzierte<br />

Lebensmittel und durch gewaltige Transportwege entstehen.<br />

Entscheidend sei, sagt Dietler, dass bei den Schweizer Grossverteilern<br />

in dieser Hinsicht quantitativ Erhebliches in Gang gebracht<br />

wurde. Denn hier gehe es um Tausende von Tieren, die besser gehalten<br />

werden, um gewaltige Mengen an Pestiziden, auf die vielleicht<br />

verzichtet wird, um Hunderttausende von Kilometern Lastwagentransporte,<br />

die vielleicht wegfallen. «Es geht letztlich um nachhaltige<br />

Beschaffungsketten, von denen alle Beteiligten profitieren können»,<br />

sagt Dietler. Produkte, die in den jeweiligen Regionen hergestellt<br />

werden, schneiden dabei logischerweise besser ab.<br />

Die beiden Schweizer Grossverteiler Coop und Migros hätten in<br />

Sachen Nachhaltigkeit und Regionalität von Lebensmitteln schon<br />

beachtliche Schritte unternommen, sagt Dietler. Die Rede ist von<br />

wachsenden Programmen mit Namen wie «Naturaplan» (Coop, Bio<br />

mit Knospe, 760 Millionen Umsatz), «Naturafarm» (Coop, Tier- ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


8 <strong>Herkunft</strong> Lebensmittel<br />

LOHAS<br />

Bedeutet «Lifestyles of Health and Sustainability»;<br />

(wörtlich: Lebensstile der Gesundheit<br />

und Nachhaltigkeit), eine Lebenshaltung,<br />

in der gesunde Ernährung und Verantwortung<br />

gegenüber der Umwelt und den Mitmenschen<br />

zusammenfinden sollen.<br />

Terroir<br />

Mit dem Begriff Terroir ist der Ursprung<br />

eines Erzeugnisses gemeint. Dieser Ursprung<br />

wiederum setzt sich zusammen aus einem<br />

Ort, geprägt durch seine natürlichen Voraussetzungen<br />

(Bodenbeschaffenheit, Klima,<br />

Fauna, Flora und Topografie), und dem<br />

Menschen, der die örtlichen Beding ungen<br />

wertschätzend umsetzt.<br />

AOC- und IGP- Produkte<br />

Die offiziellen Qualitätszeichen AOC oder<br />

IGP sind (seit 1997) landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen mit einer engen und traditionellen<br />

Verbindung zu ihrem Ursprungsgebiet<br />

vorbehalten. Fleisch- und Käseprodukte<br />

machen den Hauptteil der AOC- und IGPzertifizierten<br />

Produkte in der Schweiz aus.<br />

Slow Food<br />

Die Bewegung «Slow Food» ist in den 1990er-<br />

Jahren in Italien entstanden und hat sich<br />

von dort auf ganz Westeuropa aus gebreitet.<br />

Im Vordergrund steht dabei die Wiederentdeckung<br />

der Genusskultur.<br />

Buchtipp<br />

Thilo Bode, «Die Essensfälscher – Was uns<br />

die Lebens mittelkonzerne auf die Teller<br />

lügen». Frankfurt, S. Fischer Verlag, 2<strong>01</strong>0.<br />

ISBN-10: 3-10-004308-1<br />

haltungsprogramm, 480 Millionen), «Terrasuisse» (Migros, IP-Produkte<br />

aus der Schweiz, 650 Millionen), «Aus der Region. Für die<br />

Region.» (Migros 750 Millionen) oder «Pro Montagna». Dietler ist sich<br />

sicher, dass Coop und Migros mit diesen Umsatzzahlen und den regional<br />

und ökologisch hergestellten Produkten international eine<br />

Vorreiterrolle gespielt haben und mittlerweile europaweit auf Beachtung<br />

stossen.<br />

Per Mausklick zum Bioproduzenten<br />

Für Coop-Sprecherin Stadler ist nicht nur klar, dass ein wachsendes<br />

Kundensegment sich an solchen Trends orientiert; sie ist sogar<br />

überzeugt davon, dass ihre Firma diesen Trend mitgeprägt hat.<br />

Diese Politik betreibe Coop nicht nur im Bereich Bioprodukte, sondern<br />

im gesamten Segment. Falls immer möglich, versuche man<br />

Produkte aus der Schweiz und zusätzlich aus der Region anzubieten.<br />

Gegenwärtig sollen rund 70 Prozent der unter der Coop-Eigenmarke<br />

angebotenen Lebensmittel aus der Schweiz stammen; bei Frischprodukten<br />

ist der Anteil noch wesentlich höher. Ein besonderes<br />

Gewicht auf die <strong>Herkunft</strong> eines Lebensmittels legt Coop dabei<br />

mit so genannt regionalen Produktelinien: Bioprodukte, die meist<br />

von Kleinproduzenten hergestellt werden, sowie Produkte, welche<br />

die Label «Pro Montagna» und «Pro Specie Rara» tragen. Das<br />

neuste Projekt in Sachen Transparenz und Rückverfolgbarkeit<br />

von Lebensmitteln ist die auf den Produkten angebrachte «Natura -<br />

plan-ID». Es handelt sich um eine drei- bis fünfstellige Nummer,<br />

mit Hilfe derer die Konsumenten die genaue <strong>Herkunft</strong> des betreffenden<br />

Lebensmittels in Erfahrung bringen können. Per Mausklick<br />

gelangen die Kunden auf solche Weise zum Biobauernhof. Diese<br />

neue Anwendung (Webapplikation) steht seit Oktober 2<strong>01</strong>0 zur<br />

Verfügung.<br />

Das Konzept des Terroir<br />

Weblinks<br />

www.krafftbasel.ch/restaurant.html<br />

www.terroir.ch/<br />

www.loetschberg-aoc.ch/de/accueil.html<br />

www.naturli.ch/index.html<br />

www.pluswert.ch/<br />

www.aoc-igp.ch<br />

Zurück zum direkt am Rhein gelegenen Hotel-Restaurant Krafft,<br />

das seinen Gästen vornehmlich Gerichte mit regional hergestellten<br />

Lebensmitteln anbietet und deren <strong>Herkunft</strong> in hohem Mass offenlegt.<br />

Küchenchef Steiner ist davon überzeugt, dass seine «Philosophie<br />

der frischen und lokalen Produkte» und die weitgehende <strong>Herkunft</strong>s -<br />

de klaration von den Gästen des «Krafft» geschätzt wird. Eine ähnliche<br />

Linie verfolgen auch etwa die Restaurants Terroir in Zürich und<br />

Lötschberg in Bern. Im «Terroir » werden ausschliesslich schweizerische,<br />

nach Möglichkeit regionale Produkte serviert, deren genaue<br />

<strong>Herkunft</strong> auf der Speisekarte akribisch aufgelistet ist. Mit dem<br />

Begriff Terroir ist der Ursprung eines Erzeugnisses gemeint (siehe<br />

Box links). 100-prozentige «Swissness» gilt auch bei den leicht modernisierten<br />

Rezepten aus Grossmutters Kochbuch.<br />

Im Restaurant Lötschberg in Bern werden in einem etwas einfacheren<br />

Rahmen ebenfalls ausschliesslich Schweizer Produkte serviert:<br />

Wein und Bier, Käse und Wurstwaren, diverse Fondues und<br />

Walliser Raclette. Auch hier finden sich im Glas und auf dem Teller<br />

Lebensmittel, deren <strong>Herkunft</strong> mit AOC-Labels (siehe Box links) zertifiziert<br />

ist und die sich gelegentlich bis auf die einzelnen Bauernhöfe<br />

oder Alpen zurückverfolgen lässt.<br />

Was die Zukunft von nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus<br />

der Region oder mit genauer <strong>Herkunft</strong>sbezeichnung betrifft, so sind<br />

sich alle befragten Experten einig: Der Trend geht ganz klar in diese<br />

Richtung. <strong>Herkunft</strong>, Terroir oder gar Ursprung sind gefragt, nur schon<br />

deshalb, weil in diesen Begriffen so viele Gefühle mitschwingen,<br />

welche die nackte Ökobilanz nicht bieten kann. <<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


ulletin plus –<br />

das Heft im Heft<br />

zum Herausnehmen<br />

Credit Suisse Identitätsbarometer 2<strong>01</strong>0<br />

Zusammen mit dem Forschungsinstitut gfs.bern möchte das <strong>bulletin</strong> aufzeigen, wo die<br />

Schweizerinnen und Schweizer der Schuh drückt beziehungsweise wie ihre Einstellung<br />

zu verschiedenen Aspekten des Lebens ist. In der Ausgabe Jugend des <strong>bulletin</strong> berichteten<br />

wir im Dezember über die Resultate des Credit Suisse Sorgenbarometers 2<strong>01</strong>0 und<br />

des erstmals erhobenen Credit Suisse Jugendbarometers. Nun veröffentlichen wir<br />

im Credit Suisse Identitätsbarometer die wichtigsten Ergebnisse der siebten Umfrage<br />

zur Identität Schweiz. Diese geben unter anderem Aufschluss über die politischgesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Stärken und Schwächen des Landes. Es lohnt<br />

sich, die Erkenntnisse aller Umfragen miteinander zu vergleichen.<br />

PDF-Versionen (d/f/i) unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>.


10 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Sven Schubert<br />

Deutschland<br />

Marcus Hettinger<br />

Deutschland<br />

Tobias Merath<br />

Deutschland<br />

Julia Dumanskaya<br />

Russland<br />

Shivani<br />

Tharmaratnam<br />

Singapur<br />

HER<br />

Schmelztiegel Schweiz: Neun Menschen aus sieben verschiedenen Ländern finden<br />

bei der Credit Suisse in Zürich zur Abteilung Currency & Commodity Research<br />

zusammen. Sie alle präsentieren Dinge und Orte, die sie mit ihrer Heimat verbinden.<br />

Und sie verraten, was ihnen an der Schweiz so ungemein schweizerisch vorkommt.<br />

Notiert: Bettina Bucher, fotografiert: Pia Zanetti<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> <strong>11</strong><br />

Karim Cherif<br />

Frankreich<br />

Stefan Graber<br />

Schweiz<br />

Joe Prendergast<br />

Irland<br />

Anna-Mária Simon<br />

Rumänien<br />

KUNFT<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


12 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Julia Dumanskaya<br />

Russland<br />

Meine Mutter hat mir diesen Schal vor ein<br />

paar Jahren in Moskau gekauft. Für mich<br />

ist es ein ganz besonderes Gefühl, wenn ich<br />

ihn trage, ich freue mich jedes Mal, wenn<br />

ich ihn anziehe. Das Muster ist typisch<br />

russisch, aber ich habe mir sagen lassen,<br />

dass es auch in Westeuropa immer mehr<br />

in Mode kommt. Das Buch unter meinem<br />

Arm ist ein alter Bildband von Moskau. Eine<br />

schöne, ledergebundene Ausgabe, die<br />

eigentlich meiner Mutter gehört. Ich nehme<br />

ihn hervor, wenn Schweizer Freunde mehr<br />

über meine Heimatstadt erfahren wollen.<br />

Mein Lieblingsbild darin ist die Abbildung<br />

der Kathedralen beim Kreml, dem Wahrzeichen<br />

Moskaus.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 13<br />

…<br />

Ich beobachte in der Schweiz ein ausgeprägtes<br />

Verantwortungsbewusstsein<br />

im Kleinen genauso wie im Grossen, eine<br />

nachhaltige Herangehensweise an alle<br />

Dinge. Ein gutes Beispiel dafür ist, wie im<br />

Eigental in der Nähe von Kloten während<br />

der Amphibienwanderungszeit im Frühjahr<br />

die Strasse für Autos gesperrt wird.<br />

Dank der Strassensperre können Kröten<br />

und Frösche unbeschadet ihre Laichgewässer<br />

erreichen. Das fasziniert mich<br />

jedes Jahr aufs Neue.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


14 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Joe Prendergast<br />

Irland<br />

Das graue Gemälde hinter mir stammt<br />

von einem unbekannten walisischen Künstler.<br />

Es ist eines der ersten Bilder, die<br />

ich je gekauft habe. 20 Jahre ist das nun<br />

her, und trotz seiner gewaltigen Grösse<br />

hat es mich immer begleitet. Das Gemälde<br />

hat bereits mein Zuhause in London und<br />

dann in Irland geziert, nun ist es mit mir in<br />

die Schweiz gereist. Ich liebe seine Grösse<br />

und Tiefe. Es hat die Unendlichkeit zum<br />

Thema und ist weitaus komplexer, als es<br />

auf den ersten Blick scheinen mag.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 15<br />

…<br />

Wie wichtig hier Richtlinien, Anordnungen<br />

und Pünktlichkeit genommen werden,<br />

mag etwas kalt oder unpersönlich erscheinen.<br />

Doch entsteht daraus eine kollektive<br />

Harmonie, die für mich einen wesentlichen<br />

Bestandteil der Schweizer Identität<br />

darstellt. Ein Vorteil dieser redlichen und<br />

verlässlichen Gesellschaft ist es, dass<br />

selbst kleine Kinder sicher alleine zur Schule<br />

gehen können. Das ist eine grosse<br />

Ausnahme in der modernen Welt.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


16 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Stefan Graber<br />

Schweiz<br />

Ich bin in Zürich fast ausschliesslich mit<br />

meinem Fahrrad unterwegs. Man ist schnell,<br />

verliert keine Zeit, muss nirgends warten,<br />

keine Fahrpläne studieren, keinen Parkplatz<br />

suchen: Das ist für mich ein Stück Lebensqualität.<br />

In Singapur, wo ich knapp zwei<br />

Jahre lang gearbeitet und gelebt habe, fehlte<br />

mir diese unkomplizierte Form der Mobi -<br />

lität. Nicht nur ist die Verkehrsführung dort<br />

ganz aufs Auto ausgelegt, auch das<br />

heissfeuchte Klima ist nicht gerade radlerfreundlich.<br />

Die Entwicklung verläuft in<br />

entgegen gesetzten Richtungen – hier vom<br />

Auto zum Velo hin, in Asien vom Velo<br />

zum Auto hin.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 17<br />

…<br />

In der Schweiz hat die Privatsphäre, das<br />

eigene ‹Gärtli›, eine grosse Bedeutung.<br />

In öffentlichen Verkehrsmitteln etwa sitzt<br />

jeder möglichst allein. Im Restaurant<br />

bestellt jeder sein eigenes Gericht, während<br />

in Singapur gemeinsam geordert wird,<br />

das Essen kommt in die Tischmitte, und alle<br />

bedienen sich davon. Auch beim Wohnen<br />

sind die Menschen hier oft darauf bedacht,<br />

sich möglichst von den Nachbarn abzuschotten.<br />

In Singapur hingegen verfügen<br />

die Wohnhäuser stets über einen Gemeinschaftsbereich,<br />

wo die Bewohner für alle<br />

möglichen Aktivitäten zusammenkommen.<br />

Foto: Stefan Jaeggi, Keystone<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


18 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Sven Schubert<br />

Deutschland<br />

Geht die Liebe zur Heimat nicht auch ein<br />

wenig durch den Magen? Currywurst und<br />

Pommes, das ist echte Berliner Kost.<br />

In Berlin gibt es ein paar Institutionen, wie<br />

etwa den Imbissstand Curry 36 in Kreuzberg,<br />

wo die Leute bis nachts um drei Schlange<br />

stehen. In der Schweiz hingegen, wo ich seit<br />

sechs Jahren lebe, habe ich es noch nicht<br />

geschafft, eine richtig leckere Currywurst<br />

zu finden. Deshalb gehört bei meinen<br />

Besuchen in Berlin die Wurst aller Würste<br />

zum Pflichtprogramm. Aber ich bin kulinarisch<br />

durchaus lernfähig. Ich habe erst<br />

in der Schweiz angefangen, Käse zu essen,<br />

und mittlerweile denke ich, dass Raclette<br />

und Fondue schon eine feine Sache sind.<br />

...<br />

Marcus Hettinger<br />

Deutschland<br />

Ein VW-Käfer wars, daran erinnere ich<br />

mich genau, wenn ich auch die Farbe<br />

vergessen habe. In dem Käfer also zogen<br />

meine Eltern aus beruflichen Gründen<br />

Anfang der 1970er-Jahre aus Süddeutschland<br />

in die Schweiz. Auf dem Rücksitz<br />

ich, in diesem Kindersitz. Da ich schon<br />

als Kleinkind in die Schweiz kam, spreche<br />

ich auch perfekt den Dialekt. Heute lebe<br />

ich in der Region Basel, der Sprung aus<br />

Süddeutschland war nicht allzu gross.<br />

Wohl auch deshalb habe ich ausser dem<br />

Kindersitz kaum Erinnerungsstücke aus<br />

der alten Heimat aufbewahrt.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 19<br />

…<br />

Anscheinend diente an der Landsgemeinde<br />

in Appenzell lange ein Degen als Stimmrechtsausweis.<br />

Der Degen wurde von<br />

Generation zu Generation vererbt, und noch<br />

heute sollen viele Appenzeller den Degen<br />

an der Landsgemeinde tragen. Auf der<br />

einen Seite ist das eine Kuriosität, auf der<br />

anderen Seite finde ich es schön, wenn<br />

Rituale erhalten bleiben, das bereichert die<br />

Kultur.<br />

Foto: STR, Keystone<br />

…<br />

Vier Sprachen sind in der Schweiz zu Hause,<br />

das geht oft ein wenig vergessen. Es fasziniert<br />

mich, dass man im eigenen Land<br />

herumreisen kann, und plötzlich wird eine<br />

andere Sprache gesprochen. Ohne die<br />

Grenze zu überqueren, befindet man sich<br />

auf ‹fremdem› Territorium – ich finde, wir<br />

sollten mehr Anstrengungen unternehmen,<br />

diese Landessprachen zu sprechen oder<br />

zumindest zu verstehen.<br />

Foto: Arno Balzarini, Keystone<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


20 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Shivani Tharmaratnam<br />

Singapur<br />

Eigentlich fotografiere ich ja lieber selber,<br />

als fotografiert zu werden. Und so habe ich,<br />

wenn ich geschäftlich reise, auch stets<br />

meine Digitalkamera dabei. Aber nicht nur,<br />

um meine neuen Eindrücke festzuhalten,<br />

sondern auch, weil darauf eine Menge Fotos<br />

von meinen Liebsten daheim in Singapur<br />

gespeichert sind. Und von vertrauten Orten.<br />

Ich bin ein absoluter Familienmensch,<br />

und meine Freunde sind mir ebenfalls wichtig.<br />

Eines meiner Lieblingsbilder zeigt meine<br />

Schwester und meine kleine Nichte. So<br />

erlaubt mir die moderne Technik, am anderen<br />

Ende der Welt ein Stück Heimat und Geborgenheit<br />

im Taschenformat mitzuführen.<br />

...<br />

Tobias Merath<br />

Deutschland<br />

Mein Lieblingsessen sind Maultaschen,<br />

und die sind in der Schweiz leider schwer<br />

erhältlich. Man glaubt es nicht – kaum<br />

überquert man den Bodensee, bekommt<br />

man sie nirgends mehr. Bei meinen<br />

Besuchen in Deutschland kaufe ich daher<br />

immer einige Päckchen und friere sie ein.<br />

Die Taschen aus Nudelteig mit einer Füllung<br />

aus Spinat, Brät und Zwiebeln sind eine<br />

Spezialität aus meiner schwäbischen<br />

Heimat. Umgangssprachlich werden sie<br />

manchmal auch als ‹Herrgottsbscheisserle›<br />

bezeichnet. Der Name rührt daher, dass<br />

man das Fleisch in der Fastenzeit durch das<br />

Einrollen im Nudelteig verstecken kann.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 21<br />

…<br />

Mich wundert, dass man in der Schweiz<br />

einfach an einem Automaten einen<br />

Fahrschein lösen und dann damit in den Zug<br />

oder die Strassenbahn steigen kann.<br />

Kontrolliert wird nur in Stichproben. In Asien<br />

ist es meist so, dass man gar nicht erst<br />

bis zum Zug gelangt, wenn man keinen<br />

Fahrschein hat. Man scheint in der Schweiz<br />

sehr viel Vertrauen in die Benützer des<br />

öffentlichen Verkehrs zu haben.<br />

…<br />

Was mich manchmal erstaunt, ist die<br />

grosse Korrektheit, mit der in der Schweiz<br />

alles gehandhabt wird. Zum Beispiel<br />

muss das Altpapier sauber gebündelt sein,<br />

damit es auch abgeholt wird. Am Altglascontainer<br />

sind die Benützungszeiten streng<br />

geregelt und genau einzuhalten. Und ist<br />

die Parkzeit auf einem Besucherparkplatz<br />

auf vier Stunden begrenzt, so ist die<br />

Chance hoch, dass jemand einen Zettel<br />

an die Windschutzscheibe hängt, wenn<br />

der Wagen dort einmal viereinhalb Stunden<br />

steht.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


22 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Anna-Mária Simon<br />

Rumänien<br />

Ich bin eine Ungarin aus dem Szeklerland,<br />

das im rumänischen Transsilvanien liegt.<br />

Ein Objekt, das mich an meine geliebte<br />

Heimat erinnert, ist das Szekler Tor in<br />

Miniaturformat. Diese imposanten Holztore<br />

sind typisch für die transsilvanische<br />

Architektur. Sie sind mit Gemälden oder<br />

Schnitzereien verziert und verleihen dem<br />

Eingang der Häuser im Dorf etwas Majestätisches.<br />

Unter einem Dach sind zwei Durchgänge<br />

vereint: der kleinere für Menschen,<br />

der grössere für Wagen. Der Besucher,<br />

der durch das Szekler Tor tritt, wird von<br />

Inschriften begrüsst, etwa ‹Segen für den,<br />

der eintritt, und Friede für den, der geht›.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 23<br />

…<br />

Als ich neu in der Schweiz war, suchte ich<br />

in einer Buchhandlung nach Lektüre, um<br />

mein Deutsch zu verbessern. Mein Blick fiel<br />

auf Hugo Loetschers ‹Der Waschküchenschlüssel›.<br />

Da ich bereits festgestellt hatte,<br />

dass der Umgang mit der Waschküche<br />

durchaus Konfliktpotenzial birgt, war ich<br />

neugierig und kaufte das Buch. Zum Glück!<br />

Denn es hat mir erklärt, wie die Schweizer<br />

Mentalität im Alltag funktioniert und warum<br />

es den Schweizern so wichtig ist, dass<br />

man sich an all die geschriebenen und<br />

ungeschriebenen Gesetze hält. So hat mir<br />

Loetschers geniale Kurzgeschichte den<br />

Schlüssel verliehen, um das Schweizer<br />

Szekler Tor zu öffnen.<br />

Foto: Dirk Holst, DH Foto<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


24 <strong>Herkunft</strong> Schmelztiegel<br />

Karim Cherif<br />

Frankreich<br />

In diesem marokkanischen Tea Room fühle<br />

ich mich ein bisschen wie zu Hause.<br />

Ich habe arabische Wurzeln. Die vielen<br />

bunten Kacheln vermitteln orientalisches<br />

Flair, und die niedrigen Sofas erinnern an ein<br />

arabisches Wohnzimmer. Dort macht<br />

man es sich bequem, verbringt Zeit mit der<br />

Familie und Freunden, trinkt Tee. Letzterer<br />

spielt eine wichtige Rolle in unserer Kultur<br />

und unserer Gastfreundschaft. Für einen<br />

Tee hat man immer Zeit, es gibt stets<br />

einen guten Grund, zusammen einen Tee zu<br />

trinken. Empfängt man einen Gast, so<br />

landet man unweigerlich im Wohnzimmer –<br />

mit einem Tee. Es sind Momente des Teilens<br />

und Austauschens, eigentlich des Glücks.<br />

...<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Schmelztiegel <strong>Herkunft</strong> 25<br />

…<br />

Am besten gefällt mir in der Schweiz der<br />

Sommer, wenn man am Abend in eine<br />

Badi-Bar gehen kann. So etwas kenne ich<br />

aus Frankreich nicht. In Paris würde<br />

kaum jemand in der Seine baden wollen.<br />

Meine Favoriten sind die Rimini-Bar<br />

und die Barfuss-Bar in der Frauenbadi. Mich<br />

fasziniert, wie sich diese Orte mit Einbruch<br />

der Dunkelheit komplett verändern.<br />

Aus der Badeanstalt wird ein Ort, wo die<br />

Leute zusammenkommen, sich amüsieren,<br />

Musik hören. Eine recht einzigartige<br />

Kombination aus grossstädtischem Nachtleben<br />

und intakter Natur.<br />

Foto: Dagmar Lorenz<br />

Die bekannte Fotografin Pia Zanetti lebt und arbeitet seit 1971 in Zürich. Zuvor verbrachte sie acht Jahre in Rom und London. Pia Zanetti machte<br />

verschiedentlich mit eindrücklichen Reportagen aus Lateinamerika, Afrika, Nah- und Fernost, Ost- und Westeuropa auf sich aufmerksam. Ihre Fotos sind<br />

in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


Tausende von Sternen<br />

mussten geboren<br />

werden und wieder<br />

sterben, damit die auf<br />

unserer Erde vorkommenden<br />

Materialien<br />

entstehen konnten,<br />

aus denen wir Menschen<br />

letztendlich selbst<br />

gebaut sind.<br />

Kinder des<br />

Weltalls<br />

Während die Erklärungsversuche zur <strong>Herkunft</strong> der Menschheit oft mythische Elemente<br />

beinhalten, bleibt unser eigentlicher Ursprung dennoch im Dunkeln. Dagegen ist die<br />

<strong>Herkunft</strong> des «Baumaterials», aus dem der Mensch besteht, wesentlich besser erforscht.<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Elemente <strong>Herkunft</strong> 27<br />

Text: Andreas Walker<br />

Foto: Reha Mark, Shutterstock<br />

Nach heutiger Kenntnis leben wir in einem Universum, das vor etwa<br />

13 Milliarden Jahren entstand. Aus einer gewaltigen Explosion, dem<br />

«Urknall», ging ein extrem kleiner Feuerball mit unvorstellbarer Dichte<br />

und Temperatur hervor – das frühe Universum. Als Folge der Explosion<br />

begann es, sich auszudehnen, ein Vorgang, der bis heute<br />

immer noch andauert. Mehrere Hunderttausend Jahre nach dem<br />

Urknall hatten sich riesige Mengen an Wasserstoff, dem leichtesten<br />

Element, das aus einem Proton und einem Elektron besteht, sowie<br />

etwas Helium und Spuren von Lithium gebildet.<br />

Physiker rätseln heute noch, warum die Schöpfungsgeschichte<br />

nicht schon kurz nach dem Urknall abbrach. Rein theoretisch hätte<br />

sich nämlich der Wasserstoff ziemlich regelmässig im Universum<br />

verteilen können und wäre dann als Wolke im All geblieben, die mit<br />

der Expansion des Universums immer dünner geworden wäre.<br />

Hätte das Universum diese Entwicklung durchgemacht, wäre es<br />

gestorben, bevor etwas aus ihm entstanden wäre, oder anders ausgedrückt:<br />

Es hätte in einem gigantischen Raum geendet, in dem nur<br />

Wasserstoffwolken schwebten. Die Natur hatte aber eine andere<br />

Entwicklung vorgesehen.<br />

Durch Zusammenballung von Materie bildeten sich im Laufe der<br />

Zeit die Sterne, die in riesigen Haufen, den Galaxien, angeordnet<br />

waren. Galaxien sind gigantische Ansammlungen von mehreren<br />

100 Mil liarden Sternen. Auch die Anzahl der Galaxien selbst schätzt<br />

man heute auf über 100 Milliarden.<br />

Gasmassen verdichteten sich zu Sternen<br />

So bildete sich vor Milliarden von Jahren aus Materie der Urwolke<br />

auch eine sich drehende Gasspirale – unsere Ur-Milchstrasse. Als<br />

sich die Gasmassen langsam zu Sternen verdichteten, entstanden<br />

die Sonnen. Massive Sterne der ersten Generation verschmolzen<br />

Wasserstoff zu Helium und schwereren Elementen. Da diese massiven<br />

Sterne kurzlebig waren und gegen Ende ihres Lebens<br />

instabil wurden, zerbarsten sie «bald» in hellen Supernova-Explosionen<br />

– übrig blieben ein Sternrest und eine gigantische Gaswolke.<br />

Vor einigen Milliarden Jahren verdichtete sich auch eine Wolke<br />

von Staub und Gas am Rande der Milchstrasse. In ihrem Zentrum<br />

bildete sich ein dichter, heisser Kern, aus dem ein gelber Stern<br />

entstand – unsere Sonne. Man nimmt heute an, dass sich die<br />

verbleibende Materie in konzentrischen Kreisen um die neugebo rene<br />

Sonne sammelte, aus der schliesslich vor etwa 4,8 Milliarden Jahren<br />

die 8 Planeten, diverse Zwergplaneten, mindestens 60 Monde, Tausende<br />

von Asteroiden und unzählige von Meteoroiden und Kometen<br />

her vor gingen.<br />

Die Entwicklungsstadien der Sonne und anderer Sterne<br />

Die Sonne befindet sich gegenwärtig ziemlich genau in der Mitte<br />

ihres Lebens. Für die «nächste Zukunft» – einige 100 Millionen Jahre<br />

– wird sie mit der gleichen Konstanz strahlen wie heute. Danach<br />

wird ihre Leuchtkraft langsam zunehmen, und sie wird sich aufblähen,<br />

bis sie etwa eineinhalbmal so gross ist wie heute und etwa<br />

doppelt so hell. Gleichzeitig wird es deshalb auf der Erde unerträglich<br />

heiss mit der Folge, dass die Polkappen abschmelzen und die<br />

Landmassen sich in Wüsten verwandeln. In rund fünf Milliarden<br />

Jahren schliesslich wird der Wasserstoffvorrat im Inneren der Sonne<br />

verbrannt sein. Der Kern schrumpft dann durch seine eigene Schwerkraft<br />

zusammen und heizt sich auf, bis die Kernverschmelzungsprozesse<br />

in äusseren Bereichen einsetzen, wo noch Wasserstoff<br />

vorhanden ist. Dabei dehnt sich die Sonne noch weiter aus, gleichzeitig<br />

kühlt ihre Oberfläche ab. In diesem Stadium wird sie zu einem<br />

roten Riesenstern, der etwa 100-mal heller ist als die heutige Sonne<br />

und der sich bis zur Merkurbahn ausdehnen wird. Auf unserer Erde<br />

wird dann ein «Backofenklima» herrschen, in dem die Ozeane verdampfen<br />

und die Erdoberfläche glühend heiss wird.<br />

Nach einigen weiteren Millionen von Jahren wird die Temperatur<br />

im Heliumkern der roten Riesensonne auf rund 100 Millionen Grad<br />

ansteigen. Dann wird die Verschmelzung von Heliumatomen zu Kohlenstoff-<br />

und Sauerstoffatomen beginnen. Von diesem Zeitpunkt an<br />

sammelt sich im Zentrum der Sonne Kohlenstoff an. Im weiteren<br />

Verlauf schrumpft der Kern erneut, und die Heliumbrennzone wandert<br />

nach aussen. Damit bläht sich der Rote Riese derart gigantisch<br />

auf, dass er die Erde verschlucken wird.<br />

Schliesslich stösst die Sonne in einem Zeitraum von etwa<br />

100 000 Jahren ihre äusseren Schichten in den Weltraum ab. Diese<br />

Gaswolke expandiert als so genannter planetarischer Nebel immer<br />

weiter ins All, und im Zentrum bleibt ein heisser, lichtschwacher Stern<br />

zurück – es ist der freigelegte Kern der roten Riesensonne. ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


28 <strong>Herkunft</strong> Elemente<br />

Nach weiteren Millionen von Jahren schrumpft dieser Stern langsam<br />

zu einem Weissen Zwerg. Wenn die Sonne dieses Stadium erreicht<br />

hat, besitzt sie etwa noch die halbe Masse der heutigen Sonne,<br />

ist jedoch nur noch etwa so gross wie unsere Erde. Den Rest der<br />

Materie hat sie im Riesenstadium in den Weltraum abgegeben.<br />

Weisse Zwerge haben eine mittlere Dichte von etwa einer Tonne<br />

pro Kubikzentimeter. In ihnen finden keine Kernverschmelzungsprozesse<br />

mehr statt, sodass sie in einem Zeitraum von mehreren<br />

Milliarden Jahren langsam auskühlen.<br />

Sterne mit bis zu vierfacher Sonnenmasse machen eine ähnliche<br />

Entwicklung durch wie die Sonne, allerdings viel schneller. Je massereicher<br />

ein Stern ist, umso kürzer ist seine Lebensdauer. Der Stern<br />

Sirius zum Beispiel erreicht mit etwa zwei Sonnenmassen nur ungefähr<br />

ein Zehntel des Alters unserer Sonne. Sehr massereiche<br />

Sterne existieren sogar «nur » einige Millionen Jahre, was nach kosmologischen<br />

Massstäben sehr kurz ist.<br />

Sternenreste als Baumaterial<br />

Sehr massereiche Sterne haben zwar eine kurze Lebensdauer – sie<br />

erfüllen jedoch eine ganz wichtige Funktion im Kosmos: Sie produzieren<br />

die schweren chemischen Elemente. Im Verlauf ihrer Entwicklung<br />

werden sie zu Roten Überriesen und im Kernbereich so heiss,<br />

dass die Kernverschmelzung weit über das «Heliumbrennen» von<br />

sonnenähnlichen Sternen hinausgeht. So entsteht eine Kettenreaktion,<br />

in der immer schwerere Elemente produziert werden. Nachdem<br />

der Stern Siliziumkerne zu Eisenkernen verschmolzen hat, endet<br />

die Energieproduktion, und der Kern fällt in sich zusammen. Dabei<br />

stösst er seine äusseren Bereiche explosionsartig ab, was zu einem<br />

gigantischen kosmischen Feuerwerk von unvorstellbarem Ausmass<br />

führt – einer Supernova. Der Stern kann dabei die Leuchtkraft von<br />

Milliarden normaler Sonnen annehmen und so viel Materie in den<br />

Raum schleudern, wie für etliche Exemplare unseres Sonnensystems<br />

notwendig wäre. Für Beobachter auf der Erde wird der Stern plötzlich<br />

so hell, dass er seine ganze Galaxie überstrahlt, auch wenn er<br />

vorher für uns gänzlich unsichtbar war. Es scheint dann, als ob ein<br />

neuer Stern aus dem Nichts entstanden wäre. Deshalb bezeichnet<br />

man das plötzliche Aufleuchten eines sternähnlichen Objekts als<br />

Nova, ein ganz grosses derartiges Ereignis sogar als Supernova.<br />

Während einer Supernova-Explosion herrschen Bedingungen,<br />

unter denen auch schwerere Elemente als Eisen entstehen können.<br />

Dabei werden auch so «exotische» Atome wie Gold oder Uran produziert,<br />

die ja ebenfalls auf unserer Erde vorkommen. Mit dieser gigantischen<br />

Explosion werden die neu entstandenen Elemente in den<br />

Weltraum hinausgeschleudert, wo sie sich mit anderen Gaswolken<br />

wieder vermischen und später zum Aufbau von neuen Sonnen und<br />

Planeten «verwendet» werden. Alle Elemente, die auf unserem Planeten<br />

vorkommen, wurden in Sternen und Supernovae «ausgebrütet».<br />

Unsere menschlichen Körper bestehen buchstäblich aus verglühtem<br />

Sternenstaub – oder anders ausgedrückt: Unsere Körper sind transformierte<br />

Überreste längst vergangener Sonnen. Faszinierend die<br />

Vorstellung, dass Menschen, die dieses <strong>bulletin</strong> gerade lesen, ja<br />

selbst die Teleskope, mit denen sie die Sterne beobachten, und letztlich<br />

das gesamte Baumaterial der Erde aus vergangenem Sternmaterial<br />

bestehen. Wir sind im Wortsinne «Kinder des Weltalls»!<br />

Hier wird die faszinierende Intelligenz sichtbar, die im Universum<br />

offensichtlich ziemlich zielgerichtet auf das Leben «hinarbeitet». Aus<br />

Unmengen an Wasserstoff bildeten sich durch geringfügige Dichteschwankungen<br />

und den Einfluss der Gravitation Galaxien und Sterne.<br />

Hätte sich der Wasserstoff völlig gleichmässig verteilt, gäbe es<br />

uns heute nicht. Die «sehr grossen Sonnen» verbrannten sehr schnell<br />

und lieferten dadurch die Bausteine, die für einen weiteren Aufbau<br />

des Universums unbedingt notwendig waren. Nach einigen Sternge<br />

nerationen gab es im Weltall auch schwerere Elemente als Wasserstoff<br />

und Helium – unter anderem auch Kohlenstoff und Silizium,<br />

die auf unserer Erde für die Entstehung des Lebens eine wichtige<br />

Rolle spielen. Schliesslich braucht es gelbe, kleine Sonnen wie die<br />

unsrige, die eine genügend lange Lebensdauer haben und ein Planetensystem<br />

besitzen. In diesem Planetensystem muss es zudem<br />

einen Planeten mit dem passenden Abstand zur Muttersonne geben.<br />

Er darf nicht zu nahe oder zu weit von dieser entfernt sein. Ausserdem<br />

muss er die richtige Atmosphärendichte und -zusammensetzung<br />

haben, weil sonst entweder ein Backofenklima wie auf der Venus<br />

oder eine ewige Eiszeit wie auf dem Mars herrschen dürfte. Unter<br />

diesen Voraussetzungen können die uns heute bekannten Lebensformen<br />

entstehen, falls zudem noch genügend Wasser in geeigneter<br />

Form (flüssige Ozeane) vorhanden ist.<br />

Rein statistisch betrachtet sind die 13 Milliarden Jahre, seit denen<br />

der Kosmos besteht, für eine völlig zufällige Entstehung des Lebens<br />

viel zu kurz. Mit anderen Worten: Das hoch entwickelte Leben entstand<br />

praktisch in der kürzest möglichen Zeit. Auch wenn es auf den<br />

ersten Blick scheint, dass sich unsere Erde in einem kalten, lebensfeindlichen<br />

Universum befindet, das so gross ist, dass wir uns vielleicht<br />

verloren vorkommen – es ist genau umgekehrt.<br />

Das Universum ist auf Leben programmiert<br />

Das Universum scheint darauf programmiert zu sein, in immerwährenden<br />

Zyklen von Werden und Vergehen von Abermilliarden Sonnen<br />

eine immer höhere Ordnung der Materie zu schaffen, die zuerst primitives<br />

Leben und schliesslich die höheren Lebensformen entstehen<br />

liess. Mehrere Generationen von Sternen mussten geboren werden<br />

und wieder sterben, damit diejenigen Materialien entstehen konnten,<br />

die auf unserer Erde vorkommen und aus denen wir letztendlich<br />

selbst gebaut sind.<br />

Die Frage nach dem Warum scheint das menschliche Denkvermögen<br />

zu sprengen. Egal ob diese Kraft Gott, höhere Intelligenz,<br />

Schöpfer oder wie auch immer genannt wird – für menschliche Begriffe<br />

wird die Entstehung des Lebens im Universum das faszinierendste<br />

Wunder bleiben, das je stattgefunden hat ! <<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Flora und Fauna <strong>Herkunft</strong> 29<br />

Ein Kommen<br />

und Gehen<br />

Seit zwei Millionen Jahren herrscht in der Schweizer Tier- und Pflanzenwelt ein stetes<br />

Kommen und Gehen. Ohne Zuwanderung sähe die Landschaft erbärmlich aus. Selbst das<br />

Edelweiss ist ursprünglich keine Alpenpflanze, sondern ein Kind der asiatischen Steppe.<br />

Text: Mathias Plüss<br />

Mit den Pflanzen und Tieren ist es wie mit den Menschen: Wenn man<br />

nur weit genug zurückschaut, sind alle Ausländer.<br />

Selbst die Alpen, für viele Schweizer Inbegriff von Heimat, sind<br />

fast ausschliesslich von Einwanderern besiedelt. Als sie sich vor<br />

25 bis 35 Millionen Jahren auffalteten, bekamen sie Zustrom von<br />

älteren Gebirgen: Alpenrose, Primel und Enzian etwa wanderten aus<br />

asiatischen Berggebieten in die Alpen ein – Krokus, Margerite und<br />

Narzisse aus dem Mittelmeerraum.<br />

Dabei ist die Artenzusammensetzung der Hochalpen noch vergleichsweise<br />

stabil. Ungemein stärker waren die Umwälzungen, die<br />

Flora und Fauna des voralpinen Raumes erlebt haben: Es herrschte<br />

ein ständiges Kommen und Gehen, angetrieben von Klimaänderungen<br />

und zuletzt von menschlichen Eingriffen. «So etwas wie ein Urzustand<br />

unserer Umwelt lässt sich nicht definieren», sagt der Münchner Zoologe<br />

Josef Reichholf. «Die Entwicklung war stets sehr dynamisch.»<br />

Ein ständiges Hin und Her zwischen Kalt- und Warmzeiten<br />

Das prägendste Ereignis vor dem Auftreten des Menschen waren<br />

die Eiszeiten. Für die Tiere und Pflanzen bedeuteten sie eine Katastrophe:<br />

Sechzig Millionen Jahre lang war es stabil warm gewesen –<br />

dann rückten vor zwei Millionen Jahren plötzlich die Gletscher vor.<br />

Nun folgte ein stetes Hin und Her zwischen langen Kalt- und kurzen<br />

Warmzeiten; die vorläufig letzte Kaltzeit ging bei uns erst vor 12 000<br />

Jahren zu Ende.<br />

Die Temperaturunterschiede waren dabei in Mitteleuropa so gross,<br />

dass mit dem Klimawechsel jeweils auch die Tier- und Pflanzenwelt<br />

zu einem grossen Teil ausgetauscht wurde. In Kaltzeiten verschwand<br />

der Wald, und auf die eisfreien Flächen wanderten Tundra- und Steppenarten<br />

ein, die ihr Kerngebiet in Osteuropa und Sibirien hatten.<br />

Dahin zogen sie sich in Warmzeiten auch wieder zurück. Dafür<br />

wurde Mitteleuropa dann jeweils von Tieren und Pflanzen wiederbesiedelt,<br />

die im Mittelmeergebiet «überwintert» hatten. Jeder Klimawechsel<br />

war also von gewaltigen Migrationsströmen begleitet.<br />

Manche Art blieb bei den Wanderungen auf der Strecke. Die<br />

grossen europäischen Gebirge (Pyrenäen, Alpen, Karpaten) verlaufen<br />

von West nach Ost und erschweren die Rückwanderung von<br />

Süden her. Mit jedem Wechsel von warm zu kalt oder umgekehrt<br />

gingen daher Arten verloren – deshalb hat Europa heute eine<br />

verhältnismässig arme Flora. In Nordamerika (wo die Gebirge in<br />

Nord-Süd-Richtung verlaufen) gibt es mehr als 20 Eichenarten,<br />

in Europa nur 4.<br />

Löwen und Leoparden im Mittelland<br />

Manchmal brachte der Klimawechsel aber auch Bereicherungen: Das<br />

Edelweiss, ursprünglich ein zentralasiatischer Hochsteppenbewohner,<br />

kam wahrscheinlich erst in der letzten Eiszeit ins europäische<br />

Tiefland. Als es wieder wärmer wurde, zog es nicht in die Steppe<br />

zurück, sondern kroch die Berge hoch. Auch die charismatischste ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


30 <strong>Herkunft</strong> Flora und Fauna<br />

Eiszeit gilt dasselbe. Zwar dürften viele Populationen geschwächt<br />

gewesen sein wegen des abrupten Klimawandels am Ende der<br />

letzten Kaltzeit. Da aber all die verschwundenen Arten frühere<br />

Temperatursprünge jeweils überlebt hatten, kann man für diese<br />

Ausster bewelle kaum dem Klima die Schuld geben. Als einzige sinnvolle<br />

Erklärung bleibt, dass es der Mensch war, der durch Jagd und<br />

Nahrungskonkurrenz die einst so farbige Tierwelt Europas so arg<br />

dezimiert hat.<br />

Die Ausrottung der grossen Säuger war aber erst der Anfang.<br />

Mit dem Aufkommen der Landwirtschaft vor 7000 Jahren begann<br />

der Mensch, auch die Landschaft und mit ihr die Pflanzenwelt umzu<br />

gestalten – zuerst langsam, dann immer massiver, sodass es<br />

heute in der Schweiz kaum mehr einen Flecken gibt, der wirklich<br />

ursprünglich ist. Noch vor 8000 Jahren war Mitteleuropa unterhalb<br />

der Baumgrenze zu 80 bis 90 Prozent von Wald bedeckt. Wirk lich<br />

offene Flächen gab es im Flachland nur nach Waldbränden, Erdrutschen<br />

oder entlang von Gewässern. Allerdings darf man sich den<br />

Schweizer Urwald nicht als strammen, dunklen Fichtenwald vorstellen<br />

– er war mit Bestimmtheit vielfältiger und licht durchfluteter. Dafür<br />

sorgten unter anderem die letzten überlebenden grossen Weidetiere,<br />

etwa Hirsche, Auerochsen und Wisente, die durch Fressen<br />

und Trampeln den Wald offen hielten.<br />

Einerlei im Wald ist menschgemacht<br />

Das Edelweiss kam vermutlich erst in der letzten Eiszeit von der<br />

asiatischen Steppe zuerst ins europäische Tiefland.<br />

aller Alpenpflanzen ist also ein Einwanderer, ja sogar ein ziemlich<br />

junger Zuzüger.<br />

Schlimmer als bei den Pflanzen waren die Verluste bei den Tieren.<br />

Wir machen uns kaum eine Vorstellung davon, wie reich die Welt der<br />

grossen Säugetiere bei uns noch vor 30 000 Jahren war. Man kennt<br />

von der Eiszeit-Fauna vielleicht das Mammut, die Säbelzahnkatze,<br />

den Höhlenbären, aber da waren noch viel mehr: Wollnashörner,<br />

Moschusochsen, Steppenbisons, Wildpferde, Saiga-Antilopen. Riesenhirsche<br />

mit bis zu 45 Kilogramm schweren Geweihen. Grosse<br />

Raubtiere wie Hyänen, Vielfrasse und Leoparden. Der Löwe kam<br />

bei uns auch nach der Eiszeit noch vor – in Ungarn und auf dem Balkan<br />

sogar bis vor 2500 Jahren.<br />

Flusspferde im Rhein weit verbreitet<br />

Ganz anders und vielleicht noch exotischer sah die mitteleuropäische<br />

Tierwelt der letzten Warmzeit vor etwa 120 000 Jahren aus: Waldnashorn,<br />

Damhirsch und Auerochse lebten hier – dazu Wasserbüffel,<br />

Wildpferd und Wildesel. Im Rhein waren Flusspferde weit verbreitet.<br />

Am eindrücklichsten dürften die zahlreichen Waldelefanten mit einer<br />

Schulterhöhe von bis zu vier Metern gewesen sein! Noch im 18. Jahrhundert<br />

war den Gelehrten die Vorstellung von europäischen Nashörnern<br />

und Elefanten derart ungeheuer, dass sie sämtliche Knochenfunde<br />

auf Importe für Zirkusspiele in römischer Zeit zurückführten.<br />

Da wir heute wieder in einer Warmzeit leben, müssten wir natürlicherweise<br />

auch wieder eine Warmzeit-Fauna haben. Doch die meisten<br />

dieser Tiere sind ausgestorben oder haben sich nach Afrika und<br />

Asien zurückgezogen. Für die grossen Säuger und Raubtiere der<br />

Dann begannen unsere Vorfahren, durch Brandrodung Flächen freizulegen<br />

und darauf Getreide anzubauen. Dadurch wurde der Wald<br />

immer weniger und immer eintöniger. Die heutige Dominanz von<br />

Buchen, Eichen und Rottannen ist menschgemacht, wie Untersuchungen<br />

der Forschungsgruppe des Berner Botanikers Willy Tinner<br />

gezeigt haben: Indem der Mensch immer wieder Feuer legte und den<br />

Wald nutzte, dezimierte er die im Mittelland einst dominierenden<br />

Ulmen, Linden, Ahorne und Eschen. Profitiert haben jene Arten, die<br />

besonders feuer- und störungsresistent sind, und das sind vor allem<br />

Buchen und Eichen.<br />

Während also die Wälder verödeten, blühten die Felder auf. Denn<br />

auf den gerodeten Flächen wuchs nicht nur das Korn, sondern auch<br />

eine ganze Begleitflora, die die Steinzeit-Europäer unabsichtlich mit<br />

dem Getreide aus dem Nahen Osten importiert hatten. Kamille, Kornrade,<br />

Klatschmohn, Kornblume: Diese attraktiven, heute teilweise<br />

wieder seltenen Arten sind Ost-Importe.<br />

Aber nicht nur sie. Man schätzt, dass in der Schweiz 40 Prozent<br />

der Pflanzenarten so genannte Kulturfolger sind – dass sie also von<br />

der Tätigkeit der Menschen profitiert haben. Manche sind aus Steppen<br />

eingewandert, als bei uns die Bäume im grossen Stil fielen. Andere<br />

waren schon zuvor auf kleinen offenen Flächen vorhanden und<br />

haben sich dank der Landwirtschaft massiv ausgebreitet. Ähnliches<br />

gilt für Tiere, etwa für Feldmäuse und Kohlweisslinge, aber auch für<br />

inzwischen bedrohte Arten wie das Rebhuhn, den Feld hasen oder<br />

den Kiebitz.<br />

Experten fordern wieder mehr Wildnis<br />

Fast nichts mehr in der Schweiz ist vom Menschen unbeeinflusst.<br />

Ursprüngliche Wälder oder auch Flussläufe gibt es kaum mehr. Und<br />

ausgerechnet die artenreichsten Flächen, die kleinstrukturierten<br />

Wiesen und Felder mit Hecken, Einzelbäumen und Waldrändern, für<br />

viele Leute der Inbegriff von Natur, sind letztlich ein Kunstprodukt:<br />

Sie entstanden als unbeabsichtigte Folge einer bestimmten Form<br />

der Landbearbeitung und verschwinden jetzt im Zuge der Inten si-<br />

Fotos: Creativ Studio Heinemann, Getty Images | Michael Breuer, Prisma Bildagentur<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Flora und Fauna <strong>Herkunft</strong> 31<br />

Wisente sind grosse Wildrinder, die vor ein paar Tausend Jahren in<br />

grosser Zahl die Landschaften der Voralpen besiedelten.<br />

vierung der Landwirtschaft wieder. Wie soll der Naturschutz mit<br />

dieser Situation umgehen? Einerseits, da sind sich die Fachleute<br />

einig, braucht es mehr Wildnis, etwa neue Nationalpärke, wo sich<br />

die natürliche Dynamik möglichst ungestört entfalten kann. Allerdings<br />

muss man sich bewusst sein, dass sich dafür in absehbarer<br />

Zeit keine riesigen Flächen finden lassen. «In der Jungsteinzeit lebten<br />

nur 20 000 Menschen auf dem Gebiet der Schweiz, in der Bronzezeit<br />

vielleicht 100 000», sagt Urs Tester von der Umweltorganisation<br />

Pro Natura. «Mit den heutigen Einwohnerzahlen ist es völlig i llusorisch,<br />

dass wir zum Beispiel wieder 80 Prozent Wald haben werden.»<br />

Mit staatlichen Mitteln Landschaften pflegen?<br />

Anderseits begleitet uns die traditionelle Kulturlandschaft schon seit<br />

einigen Tausend Jahren und ist darum wertvoll, auch wenn sie letztlich<br />

etwas Menschgemachtes ist. Doch wie soll man sie erhalten,<br />

wenn die zugehörige extensive Landwirtschaft verschwindet ? Bei<br />

Pro Natura propagiert man Buntbrachen und Extensivstreifen, die<br />

der Bauer zwischen seine Felder streuen soll. «Die Begleitflora<br />

gehört zum Ackerbau», sagt Urs Tester. «Wenn es in der Schweiz<br />

keine Getreidefelder mehr gäbe, dann bräuchte es auch die Begleitpflanzen<br />

nicht mehr. Denn ohne den entsprechenden Lebensraum<br />

wären sie nur noch etwas Museales, und das wollen wir nicht.»<br />

Josef Reichholf hingegen betont gerade die Parallele zum Museum:<br />

«Im Agrar- oder Forstbereich mit Gewalt einen Zustand zu<br />

erhalten, der ertragsschwächer ist als die Intensivbearbeitung, ist<br />

auf lange Sicht unrealistisch», sagt er. Um den Erhalt der Kulturlandschaft<br />

sollten sich daher die Naturschützer kümmern und nicht die<br />

Landwirte. «Es geht um ein Kulturgut und ist daher auch eine Kulturaufgabe.<br />

Am besten wäre es, wenn die Naturschutzverbände<br />

Grundbesitzer würden und Teile der Landschaft pflegten. Das Geld<br />

könnte vom Staat kommen. Das wäre dann das Gleiche wie bei einem<br />

Museum, wo man mit Staatsmitteln gewisse Dinge erhält, die einem<br />

Teil der Bevölkerung etwas bedeuten.»<br />

Diskussion über die Wiederansiedlung des Wisents<br />

Schwieriger ist es mit jener Natur, die bereits ganz verschwunden<br />

ist. Wäre es möglich, in der Schweiz etwa Wisente wiederanzusiedeln<br />

– grosse Wildrinder, wie es sie hier noch vor ein paar Tausend<br />

Jahren in grosser Zahl gab? «Der Wisent würde als grosser Pflanzenfresser<br />

eigentlich in unsere Landschaft gehören», sagt Urs Tester<br />

von Pro Natura. Man überlege sich derzeit Wiederaussetzungen im<br />

Jura, allerdings in grossen Freigehegen. «Sie kämen sonst rasch in<br />

Konflikt mit unserer Landnutzung.» Josef Reichholf hat ähnliche<br />

Bedenken: Wenn man ein Tier wirklich frei wiederansiedeln wolle,<br />

dann besser robuste Pferde. «Pferde sind am besten geeignet. Sie<br />

halten Distanz und sind lernfähig – kapieren etwa rasch, dass Autos<br />

gefährlich sind.»<br />

Und was ist mit den vielen grossen Raubtieren, die einst unsere<br />

Gegend bevölkerten? Der dänische Biologe Jens-Christian Svenning<br />

hat den ernst gemeinten Vorschlag gemacht, Löwen in Europa wiederanzusiedeln.<br />

Doch muss man kein Prophet sein, um zu wissen,<br />

dass das zumindest für die Schweiz völlig unrealistisch ist: Ein dicht<br />

besiedeltes Land, das mit einwandernden Bären und Wölfen seine<br />

liebe Mühe hat, wird niemals Löwen dulden. <<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


Invest<br />

l<br />

I nvest<br />

Wirtschaft, Märkte und Anlagen<br />

Wirtschaft<br />

Zinsen und<br />

Obligationen<br />

Währungen<br />

Aktienmärkte<br />

Rohstoffe<br />

Immobilien<br />

Wir erwarten ein weiteres<br />

Jahr mit starkem Wachstum.<br />

Die Dynamik nimmt<br />

vor allem in den Industrieländern<br />

zu. Die Infl ation<br />

steigt insbesondere in<br />

Schwellenländern weiter.<br />

Gegen Ende 20<strong>11</strong> ist<br />

mit ersten Zinsschritten<br />

der EZB und SNB zu<br />

rechnen. Die langfristigen<br />

Zinsen nehmen dies<br />

vorweg. Obligationen<br />

bleiben unter Druck.<br />

Wir erwarten einen eher<br />

schwächeren US-Dollar<br />

gegenüber dem EUR und<br />

asiatischen Währungen.<br />

Der Franken hat seinen<br />

Höchststand gegenüber<br />

dem EUR erreicht.<br />

Starkes Wachstum,<br />

starke Unternehmensbilanzen,<br />

vernünftige<br />

Bewertungen und zunehmender<br />

Risikoappetit<br />

stützen Aktien. Das<br />

Hauptrisiko sind Zinserhöhungen.<br />

Die globale Nachfrage<br />

nach Rohstoffen nimmt<br />

weiter zu, aber wir erwarten<br />

zunehmende Preisausschläge.<br />

Das Risiko<br />

sind auch hier höhere<br />

Zinsen.<br />

Schweizer Immobilien sind<br />

nur in einigen Regionen<br />

überteuert. Wir erwarten<br />

20<strong>11</strong> trotz zunehmenden<br />

Angebots weitere Preiserhöhungen.<br />

Die Turbulenzen in Libyen haben zu einem<br />

Sprung bei den Ölpreisen und einem<br />

Rückschlag an den Aktienmärkten geführt.<br />

Müssen wir nun mit einem Szenario wie<br />

1973 oder 1990 rechnen, als Kriege in<br />

Nahost zu einem Ölschock und bald darauf<br />

zu einer Rezession führten? Wir denken<br />

nicht, denn das Risiko scheint relativ gering,<br />

dass die wichtigsten Ölexportländer im<br />

Golf ernsthaft destabilisiert werden.<br />

Gerade weil sie ihre unzufriedenen Bevölkerungsschichten<br />

unterstützen müssen,<br />

werden Länder wie Saudi Arabien und Iran<br />

ihre Erd ölförderung sogar forcieren. Das<br />

Wachs tum der Weltwirtschaft sollte also<br />

kaum beeinträchtigt werden und die Inflation<br />

nur temporär ansteigen. Deshalb<br />

bleiben wir im Moment in unserer Anlagestrategie<br />

auch bei einer Übergewichtung<br />

von Aktien. Einige Lehren lassen sich aber<br />

aus den jüngsten Entwicklungen doch<br />

ziehen: Erstens sind politische Entwicklungen<br />

für Anleger ebenso wichtig wie wirtschaftliche.<br />

Zweitens sind politische Systeme,<br />

die nicht demokratisch verankert<br />

sind, längerfristig instabil. Drittens ist der<br />

Zeitpunkt politischer Änderungen ebenso<br />

schwierig zu prognostizieren wie derjenige<br />

der wirtschaftlichen. Viertens bleibt die<br />

Abhängigkeit von fossilen Energieträgern<br />

eine der primären Fussangeln für unser<br />

Wirtschaftssystem.<br />

Foto: Ed Darack, Corbis<br />

Dr. Oliver Adler<br />

Leiter Global Economics<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


ll<br />

Invest<br />

Wirtschaft<br />

Industrieländer<br />

besser, Schwellenländer<br />

weiter solide<br />

Das Wachstum der Weltwirtschaft hält an<br />

und ist zunehmend breiter abgestützt.<br />

Dabei fällt auf, dass die Ergebnisse von<br />

Unternehmensbefragungen in Industrieländern<br />

sich jüngst weiter verbessert haben,<br />

während sie in Schwellenl ändern stabil oder<br />

leicht rückläufi g waren (siehe Chart). Der<br />

Wachstumsverlauf in Europa bleibt sehr uneinheitlich.<br />

Die grösseren Eurozone-Länder,<br />

insbesondere Deutschland, wachsen solide.<br />

Hingegen schränken die intensiven Sparmassnahmen<br />

die Wachstumsaussichten in<br />

den von der Schulden krise stark betroffenen<br />

Ländern sehr ein. Thomas Herrmann<br />

Unternehmer in Industrieländern<br />

optimistischer<br />

Quelle: Bloomberg, PMIPremium, Credit Suisse<br />

Zinsen und<br />

Obligationen<br />

Kurzfristige Zinsen trotz<br />

Inflationsanstiegs weiterhin<br />

historisch tief<br />

Insbesondere in Schwellenländern ist die<br />

Infl ation jüngst angestiegen (siehe Chart).<br />

Dies ist in erster Linie eine Folge der höheren<br />

Rohstoffpreise (z. B. Nahrungsmittel),<br />

aber in Schwellenländern bestehen auch<br />

zyklische Infl ationsrisiken, die über den<br />

«Rohstoffschock» hinausgehen. Die dortigen<br />

Notenbanken straffen daher zunehmend<br />

die Geldpolitik. In den Industrieländern rechnen<br />

wir mit einer ersten Zinserhöhung der<br />

Bank of England im Mai. Im Euroraum und in<br />

der Schweiz dürften die kurzfristigen Zinsen<br />

noch bis etwa Ende Jahr auf ihrem historischen<br />

Tief verharren, in den USA wohl sogar<br />

noch länger. Thomas Herrmann<br />

Infl ation steigt wegen höherer Rohstoffpreise<br />

Quelle: Bloomberg, Datastream, Credit Suisse<br />

Währungen<br />

US-Dollar ohne<br />

Zinsunter stützung<br />

Der US-Dollar dürfte 20<strong>11</strong> gegenüber den<br />

meisten Währungen schwach bleiben<br />

oder sich sogar noch weiter abschwächen.<br />

Die Kombination von einem anhaltend tiefen<br />

US-Zinsniveau mit einem Aussenhandelsund<br />

Fiskaldefi zit steht unserer Meinung<br />

nach einer Erholung des Dollars im Wege.<br />

Wir erwarten auch, dass sich der strukturelle<br />

Aufwertungstrend der Währungen von<br />

Schwellenl ändern im Zuge der globalen<br />

Konjunkturerholung fortsetzen wird. Asiatische<br />

Währungen erscheinen uns attraktiv,<br />

da sie aufgrund ihrer Leistungsbilanzüberschüsse<br />

unter Aufwertungsdruck bleiben<br />

dürften. Marcus Hettinger<br />

Tiefe US-Zinsen sprechen gegen<br />

Dollarerholung<br />

Quelle: Datastream, Credit Suisse<br />

Einkaufsmanagerindex<br />

Industrie<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

G3 (USA, Eurozone, Japan)<br />

BRIC<br />

2009<br />

2<strong>01</strong>0<br />

Expansion<br />

Kontraktion<br />

20<strong>11</strong><br />

Inflation<br />

Jahresveränderung (in %)<br />

6.0<br />

4.0<br />

2.0<br />

0<br />

– 2.0<br />

2003 2005 2007 2009 20<strong>11</strong><br />

Schwellenländer (EM-8)<br />

Industrieländer (G3: Eurozone, Japan, USA)<br />

EUR/USD<br />

1.60<br />

1.50<br />

1.40<br />

1.30<br />

1.20<br />

1.10<br />

2003<br />

2005<br />

2007<br />

2009<br />

20<strong>11</strong><br />

EUR/USD-Wechselkurs<br />

2-jährige Zinsdifferenz Swap EUR minus USD<br />

%<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

Frankenstärke dämpft<br />

Preise<br />

Die Schweizer Wirtschaft profitiert weiterhin<br />

von der starken Auslands- und Binnennachfrage.<br />

Allerdings rechnen wir wegen der<br />

anhaltenden Frankenstärke mit einer Verfl<br />

achung der Exportdynamik. Positive Folge<br />

des starken Frankens ist die zunehmende<br />

Dämpfung der Preise. Die Kerninfl ation<br />

fi el im Januar im Vorjahresvergleich auf 0%.<br />

Ausser den höheren Energiepreisen sind<br />

kaum Preistreiber auszumachen, zumal die<br />

Produktionskapazitäten noch immer nur<br />

durchschnittlich ausgelastet sind. So wird<br />

die Nationalbank vor Ende 20<strong>11</strong> wohl keine<br />

Zinserhöhung vornehmen müssen.<br />

Fabian Heller<br />

Anleihemärkte: Investieren in<br />

schwierigem Zinsumfeld<br />

Die an Fahrt gewinnende Weltwirtschaft<br />

und der zunehmende Risikoappetit von<br />

Anlegern dürften zu weiter steigenden längerfristigen<br />

Zinsen beitragen, nicht zuletzt<br />

bei EUR- und CHF-Anleihen, deren<br />

Renditen wegen verbliebener Unsicherheiten<br />

über die EU-Schuldenkrise noch gedrückt<br />

sind. Wir empfehlen in diesem Umfeld eine<br />

Fokussierung auf kurz- und mittelfristige<br />

Laufzeiten und die Bei mischung von Fonds,<br />

die in Anleihen geringerer Kreditqualität,<br />

z.B. im Bereich von Entwicklungsländern<br />

sowie hoch verzinster Unternehmensoder<br />

nachrangiger Bankenanleihen,<br />

investieren. Stefan Klein<br />

Das Ende der Frankenstärke<br />

gegenüber dem EUR<br />

Die deutliche Überbewertung des Frankens<br />

gegenüber dem Euro sowie die höheren<br />

Zinsen im Euroraum sprechen für einen<br />

schwächeren Franken. Dies vor allem, wenn<br />

sich die Eindämmung der Schuldenkrise<br />

in der EWU als dauerhaft erweist und die<br />

globale Konjunkturer holung – wie von<br />

uns erwartet – weitere Fortschritte macht.<br />

Unter diesen Umständen würden Kapitalabfl<br />

üsse aus der Schweiz zunehmend wahrscheinlich.<br />

Das charttechnische Bild hat<br />

sich für EUR/CHF jüngst ebenfalls verbessert<br />

und signal isiert, dass die Frankenstärke<br />

einen Höhepunkt erreicht hat. Marcus Hettinger<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Invest<br />

Ill<br />

Aktienmärkte<br />

Rohstoffe<br />

Immobilien<br />

Globale Aktienmärkte mit<br />

weiterem Potenzial<br />

Trotz der starken Erholung der Aktienmärkte<br />

seit den Tiefstständen vom März 2009<br />

bleiben wir bei unserer konstruk tiven Einschätzung<br />

des Aktienmarktumfelds. Das solide<br />

Wirtschaftswachstum in Schwellenländern<br />

und die zunehmend breiter abgestützte<br />

Erholung in den entwickelten Ländern sollten<br />

Aktien generell unterstützen. Die hohen<br />

Bargeldbestände in den Bilanzen der Firmen<br />

und die noch immer günstigen Bewertungsniveaus<br />

sind weitere Argumente für Aktien.<br />

Wir empfehlen breit diversifi zierte Investitionen<br />

in Unternehmen aus entwickelten Märkten<br />

sowie Schwellen ländern. Roger Signer<br />

Starker Jahresbeginn, aber<br />

Volatilität dürfte steigen<br />

Die Rohstoffpreise hatten einen starken<br />

Start ins neue Jahr. Die Vorlaufi ndikatoren<br />

deuten auf ein solides Nachfragewachstum<br />

hin, was für weitere Preiszuwächse spricht.<br />

Allerdings steigen auch die Risiken. Durch<br />

den Wirtschaftsaufschwung sind die Lagerbestände<br />

in vielen Märkten gesunken.<br />

Dies kann zu deutlichen Preisausschlägen<br />

im Fall eines Produktionsausfalls führen.<br />

Der Aufwärtstrend dürfte unsteter werden.<br />

Tobias Merath<br />

Volatilität der Rohstoffmärkte seit<br />

Jahres beginn wieder gestiegen<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Schweizer Wohnimmobilien:<br />

Stabil-positiver Ausblick<br />

Seit 2005 sind die Schweizer Wohnungspreise<br />

um etwa 35% gestiegen. Trotzdem<br />

sind die Preise unserer Meinung nach in<br />

den meisten Regionen nicht fundamental<br />

überhöht. Ausnahmen sind der Genferseeraum,<br />

Teile des Grossraums Zürich<br />

sowie einzelne touristische Regionen. Die<br />

Wohnbautätigkeit bleibt hoch, was den<br />

Preisdruck mittelfristig mildert. Dennoch<br />

erwarten wir 20<strong>11</strong> einen weiteren Anstieg<br />

der durchschnittlichen Wohnungspreise.<br />

Martin Bernhard<br />

Hohe Wohnbautätigkeit in der Schweiz<br />

Quelle: BfS, Credit Suisse<br />

Globale Aktien immer noch günstig bewertet<br />

Quelle: Datastream, Credit Suisse<br />

12-Monatsausblick<br />

KGV MSCI World<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

1990 1994 1998 2002 2006 2<strong>01</strong>0<br />

Historische 30-Tage-Volatilität<br />

(annualisiert) in %<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

Credit Suisse Commodity Benchmark<br />

2<strong>01</strong>0<br />

20<strong>11</strong><br />

Anzahl<br />

70 000<br />

60 000<br />

50 000<br />

40 000<br />

30 000<br />

1995<br />

1999<br />

2003<br />

2007<br />

2009<br />

20<strong>11</strong><br />

Neu erstellte Wohnungen, Summe über 4 Quartale<br />

Im Bau befindliche Wohnungen<br />

(KGV) MSCI World<br />

+/–1 Standardabweichung<br />

Durchschnitt<br />

SMI: Weiteres Gewinnwachstum<br />

trotz Frankenstärke<br />

Schweizer Aktiengesellschaften sollten gemäss<br />

Konsenserwartungen 20<strong>11</strong> ein Gewinnwachstum<br />

von etwa 10% aufweisen.<br />

Wir halten diese Einschätzung für realistisch,<br />

da die Nachfrage nach Schweizer Gütern<br />

hoch bleiben dürfte. Die Möglichkeit weiter<br />

steigender In put-Kosten oder einer erneuten<br />

Frankenstärke sind unseres Erachtens die<br />

grössten Risikofaktoren. Das Bewertungsniveau<br />

bleibt attraktiv, sodass wir für<br />

die nächsten 12 Monate weiteres Potenzial<br />

im SMI sehen. Allerdings stufen wir den<br />

Aktienmarkt im internationalen Vergleich<br />

neutral ein. Roger Signer<br />

Fokus Rohstoffe: Wie kann investiert werden?<br />

Renditeentwicklung der einzelnen<br />

Rohstoffsektoren<br />

Quelle: JPMorgan, Credit Suisse<br />

in CHF seit Januar 2009<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

2009 2<strong>01</strong>0<br />

20<strong>11</strong><br />

CSCB Energieindex<br />

CSCB Agrarindex<br />

CSCB Edelmetallindex<br />

CSCB Industriemetallindex<br />

Die auf die globale Finanzkrise folgende<br />

Wirtschaftserholung geht ins dritte Jahr.<br />

Die Frühindikatoren zeigen an, dass das<br />

Wirtschaftswachstum auch 20<strong>11</strong> solide<br />

ausfallen dürfte. Der konjunkturelle Aufschwung<br />

hinterlässt auch an den Rohstoffmärkten<br />

Spuren; die zunehmende<br />

Nachfrage führt zu steigenden Preisen.<br />

Rohstoffe spielen auch im Portfolio von<br />

Anlegern eine zunehmende Rolle. So<br />

bedeuten Rohstoffinvestments eine Beteiligung<br />

am globalen Wachstum und sie<br />

bieten eine gewisse Absicherung gegen<br />

Inflation. Edelmetalle eignen sich darüber<br />

hinaus als Schutz gegen Extremereignisse.<br />

Heutzutage haben Anleger<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten, in Rohstoffe zu investieren. Abgesehen vom<br />

physischen Erwerb, der zumindest bei Edelmetallen üblich ist, bilden zahlreiche<br />

Rohstoffindizes die Performance von Rohstoffgruppen, aber auch von einzelnen<br />

Rohstoffmärkten ab. Diese Indizes dienen als Grundlage für eine Vielzahl von<br />

Anlagevehikeln, wie z.B. ETFs oder strukturierten Produkten. So werden Rohstoffe<br />

für immer mehr Anleger zugänglich. Tobias Merath<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


lV<br />

Invest<br />

Performance und Prognosen im Überblick<br />

Wichtigste Anlageklassen und Märkte<br />

Aktien<br />

Gesamtrendite in CHF (%)<br />

Erwartete Rendite 1 und Risiko (% p.a.)<br />

20<strong>11</strong> letzte 3 Jahre letzte 5 Jahre 1 Jahr 5 Jahre Risiko 2<br />

(bis 16.02.) (p.a.) (p.a.)<br />

MSCI World 8.7 – 6.2 –5.3 12.5 9.3 17.9<br />

S&P500 8.1 – 4.6 –5.3 13.5 9.1 16.3<br />

Eurostoxx 50 10.5 – <strong>11</strong>.0 –7.9 14.0 9.4 20.9<br />

SMI 3.0 – 3.1 –1.9 9.5 8.1 19.2<br />

MSCI Emerging Markets – 0.7 – 4.9 1.2 16.5 <strong>11</strong>.6 28.9<br />

Obligationen 3<br />

Schweiz – 0.3 4.6 2.9 2.0 2.4 3.0<br />

Eurozone 4.5 –3.2 –0.6 2.0 2.8 4.6<br />

USA 3.8 0.0 –0.7 2.5 1.9 3.7<br />

Schwellenländer 2.3 3.8 1.3 8.0 6.2 16.7<br />

Geldmarkt (CHF) 0.0 0.8 1.3 0.4 1.4 2.6<br />

Alternative Anlagen<br />

DJ UBS Commodities 10.3 1.0 7.1 8.0 8.0 17.7<br />

Gold 0.2 10.3 13.1 9.0 6.0 13.3<br />

Immofonds Schweiz (SIX) 3.0 8.6 5.4 2.0 4.5 7.4<br />

DJ CS Hedge Fund Index 4.2 – 1.3 – 0.3 7.5 6.8 8.6<br />

Konjunktur und Inflation<br />

BIP-Wachstum real (in %) Infl ation (in %)<br />

2009 2<strong>01</strong>0 5 20<strong>11</strong> 5 2009 2<strong>01</strong>0 5 20<strong>11</strong> 5<br />

Global – 1.3 4.8 4.2 1.5 3.2 3.2<br />

USA – 2.4 2.9 3.0 – 0.4 1.6 1.8<br />

Japan – 5.2 4.3 1.4 – 1.4 – 0.8 – 0.4<br />

Eurozone – 4.0 1.5 2.1 0.4 1.6 1.9<br />

Deutschland – 4.9 3.5 2.7 0.3 0.8 1.4<br />

Schwellenländer 4 4.9 8.9 7.5 3.7 5.0 5.6<br />

China 9.1 10.3 8.8 – 0.7 3.1 4.8<br />

Schweiz – 1.9 2.8 1.2 – 0.5 0.7 0.7<br />

Wichtige Informationen<br />

Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von<br />

Credit Suisse per angegebenem Datum erstellt und können sich<br />

ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig zu<br />

Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch<br />

eine Aufforderung seitens oder im Auftrag von Credit Suisse zum<br />

Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten<br />

oder zur Teilnahme an einer spezifi schen Handelsstrategie<br />

in irgendeiner Rechts ordnung. Der Bericht wurde ohne<br />

Berücksichtigung der Zielsetzungen, der fi nanziellen Situation<br />

oder der Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Der<br />

Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich<br />

Inves titionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt<br />

auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände<br />

eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene<br />

Inves tition oder Strategie oder eine andere an einen bestimmten<br />

Anleger gerichtete Empfehlung dar. Ver weise auf frühere Entwicklungen<br />

sind nicht unbedingt mass gebend für künftige Ergebnisse.<br />

Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die<br />

Credit Suisse als zuver lässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr<br />

für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen<br />

geleistet werden. Credit Suisse lehnt jede Haftung für Verluste<br />

aus der Verwendung dieses Berichts ab.<br />

WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON<br />

DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORT-<br />

HIN MITGENOMMEN ODER AN US- PERSONEN ABGEGEBEN<br />

WERDEN.<br />

Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von<br />

Research-Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken.<br />

Dieser Bericht wird von der Schweizer Bank Credit Suisse verteilt,<br />

die der Zulassung und Regulierung der Eidgenös sischen Finanzmarktaufsicht<br />

untersteht.<br />

Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung<br />

der Credit Suisse weder ganz noch aus zugsweise ver vielfältigt<br />

werden.<br />

Copyright © 20<strong>11</strong> Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene<br />

Unternehmen. Alle Rechte vor behalten.<br />

Zinsen (in %)<br />

Kurzfristzinsen (3M-Libor)<br />

Renditen 10-J. Staatsanleihen<br />

16.02. in 3M in 12M 16.02. in 3M in 12M<br />

USA 0.31 0.4 0.4 3.61 3.5 3.5<br />

Deutschland 1.09 1.1 1.5 2.29 3.1 3.2<br />

Grossbritannien 0.80 0.7 1.0 3.85 3.6 3.9<br />

Japan 0.34 0.2 0.2 1.31 1.1 1.2<br />

Schweiz 0.17 0.3 0.5 1.92 1.9 2.2<br />

Währungen<br />

CHF pro Fremdwährungen<br />

pro EUR<br />

16.02. in 3M in 12M 16.02. in 3M in 12M<br />

CHF – – – 1.31 1.28 1.32<br />

USD 0.97 0.95 0.94 1.35 1.35 1.41<br />

CAD 0.98 0.99 0.94 1.33 1.30 1.41<br />

GBP 1.56 1.56 1.58 0.84 0.82 0.83<br />

JPY 6 1.16 1.14 1.13 <strong>11</strong>3.21 <strong>11</strong>2.05 <strong>11</strong>7.03<br />

CNY 6 14.68 14.59 14.86 8.90 8.78 8.88<br />

Quelle: Credit Suisse, Bloomberg, Datastream<br />

1 Aktien und Obligationen in Lokalwährung, DJ UBS Commodities Index, Gold und DJ CS Hedge Fund Index in USD 2 Erwartete Standardabweichung<br />

der Rendite 3 Schweiz: Credit Suisse LSI, Eurozone: Citigroup WGBI EMU govt 5-7Y., USA: Barclays US Govt Intermediate Bond, Schwellenländer: JPM<br />

EMBI+, Geldmarkt (CHF): JPM Cash CHF 1M 4 Acht (8) grösste Schwellenländer 5 Prognosen 6 Preis von 100 JPY resp. CNY in CHF<br />

Impressum Invest<br />

Herausgeber Credit Suisse AG, Global Research,<br />

Postfach 300, 8070 Zürich<br />

E-Mail publications.research@credit-suisse.com<br />

Internet www.credit-suisse.com/research<br />

Redaktion Maxime Botteron<br />

Beiträge Dr. Oliver Adler, Thomas Herrmann, Fabian Heller,<br />

Stefan Klein, Marcus Hettinger, Roger Signer, Tobias Merath,<br />

Martin Bernhard<br />

Konzept und Layout www.arnold.inhaltundform.com<br />

Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «Aus dem <strong>bulletin</strong> der<br />

Credit Suisse»<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Die überraschende Sonderschau<br />

an der GiardinaZÜRICH vom 16. bis 20. März 20<strong>11</strong><br />

Messe Zürich, Halle 2, Stand A05<br />

Wir nehmen Mass für Ihren Garten


34 Wirtschaft Branchenhandbuch 20<strong>11</strong><br />

Kurzarbeit<br />

als Erfolgsrezept<br />

Das kontrovers diskutierte Instrument der Kurzarbeit wird vom Branchenhandbuch 20<strong>11</strong><br />

als Spezialthema genauer unter die Lupe genommen. Im Zentrum der Studie<br />

stehen wie gewohnt die Einflussfaktoren und das mittelfristige Wachstumspotenzial<br />

von 31 Schweizer Branchen. Text: Aline Jörg, Economic Research<br />

%<br />

5<br />

0<br />

Pharma, Chemie<br />

Medtech, Messindustrie<br />

Uhrenindustrie<br />

Gesundheitswesen<br />

Unternehmensberatung<br />

Informatik<br />

Versicherungen<br />

Banken<br />

Architekten, Ingenieure<br />

Grosshandel<br />

Elektrotechnik<br />

Nachrichtenübermittlung<br />

Energieversorgung<br />

Maschinenbau<br />

Immobilienwesen<br />

Elektronik<br />

–5<br />

Quelle: Credit Suisse Economic Research<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Branchenhandbuch 20<strong>11</strong> Wirtschaft 35<br />

Nahrungsmittelindustrie<br />

Kunststoffindustrie<br />

Holzindustrie<br />

Metallerzeugnisse<br />

Detailhandel<br />

Autogewerbe<br />

Bau<br />

Möbelindustrie<br />

Reisebranche<br />

Metallerzeugung<br />

Papierindustrie<br />

Landverkehr, Logistik<br />

Druck und Verlag<br />

Textil- und Bekleidung<br />

Gastgewerbe<br />

Landwirtschaft<br />

1 Mittelfristige Chancen-Risiken-Bewertung<br />

Skala von +10 (beste) bis –10 (schlechteste Einstufung); die gelben Vierecke geben den Anteil an der Schweizer Bruttowertschöpfung in Prozent an.


36 Wirtschaft Branchenhandbuch 20<strong>11</strong><br />

2 Detailhandel: in zehn Jahren zehn Prozent der Läden geschlossen<br />

Zwischen 1998 und 2008 kam es im Detailhandel zu einem Konzentrationsprozess.<br />

Das Lädelisterben wurde durch die Filialisierung kompensiert. Die Beschäftigtenzahl<br />

im Detailhandel nahm dabei sogar noch leicht zu.<br />

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research<br />

> 7.5% > 5% –2.5%– 2.5%<br />

> –5% > –7.5% > –10% > –20% > –25% > –50%<br />

Das Schreckgespenst der tiefgreifendsten<br />

Rezession seit der Grossen Depression, das<br />

die Weltwirtschaft im Anschluss an die<br />

Finanzkrise in Atem hielt, scheint gebannt.<br />

Das Jahr 2<strong>01</strong>0 wird als das Jahr der Erholung<br />

in Erinnerung bleiben. Es gelang der globalen<br />

Wirtschaft, wenn auch mit Hilfe massiver<br />

fiskalischer Stützungsmassnahmen, die hohen<br />

Verluste im Eiltempo wieder wettzumachen.<br />

Im internationalen Vergleich konnte sich die<br />

Schweizer Wirtschaft im schwierigen makroökonomischen<br />

Umfeld gut behaupten. So<br />

fanden in der zweiten Jahreshälfte immer<br />

mehr Branchen ein Stück weit zur Normali tät<br />

zurück. Der Weg der Erholung im Schweizer<br />

Industriesektor war durch die konjunkturelle<br />

Belebung der internationalen Handelspartner<br />

geprägt, während eher binnenmarktorientierte<br />

Branchen auf die gute Stimmung der<br />

Schweizer Konsumenten und den stützenden<br />

Effekt der Zuwanderung bauen konnten.<br />

Auch der Finanzsektor befreite sich trotz<br />

neuer Verunsicherungen durch die Euro-<br />

Schuldenkrise aus dem Tief.<br />

Kurzarbeit in der Metallindustrie<br />

Retail Outlook<br />

Der Detailhandel ging nahezu unbeschadet durch die jüngste<br />

Wirtschaftskrise. Selbst im Rezessionsjahr 2009 legten<br />

die nominalen Umsätze um fast ein Prozent zu. 2<strong>01</strong>0 dürften die<br />

Schweizer Detailhändler gar rund zwei Prozent mehr Umsatz<br />

verbucht haben. Das seit 2004 anhaltende Wachstum nährt sich<br />

wesentlich aus der robusten Einwanderung, die selbst<br />

in Zeiten schlechter Konsumentenstimmung zu einem gewissen<br />

«Sockelwachstum» führt. Angesichts der Robustheit des<br />

Detailhandels geht leicht vergessen, dass die Branche einem<br />

erheblichen Strukturwandel unterworfen ist.<br />

Das «Lädelisterben» ist kein Mythos, sondern Tatsache:<br />

Zwischen 1998 und 2008 musste im Detailhandel per saldo jeder<br />

zehnte Laden, im kleinflächigen Lebensmittel-Detailhandel gar<br />

jeder vierte Laden seine Tore schliessen. Gleichzeitig stieg aber<br />

die Beschäftigung in dieser Dekade um insgesamt 1,7 Prozent<br />

an, was mit einer Tendenz zu grossflächigeren Läden einherging.<br />

Die Filialisierung als wichtiger Treiber dieser Entwicklung<br />

er fasste zwischen 1998 und 2008 fast alle Segmente<br />

des Detailhandels. Die Filialketten waren im Sporthandel, bei<br />

den Apotheken und Drogerien, im Buch- sowie im Möbelhandel<br />

am stärksten auf dem Vormarsch, allesamt Subbranchen,<br />

in denen 1998 noch ein hoher Anteil der Beschäftigten in<br />

unabhängigen Einzelgeschäften arbeitete. Regional betrachtet<br />

war das Lädelisterben ein flächendeckendes Phänomen, das<br />

jedoch in wenig touristischen Randregionen wie dem Jurabogen,<br />

dem Toggenburg oder dem Nordtessin am stärksten auftrat<br />

(siehe Grafik 2 oben).<br />

Nicht nur durch den Umstand, dass die globale<br />

Wirtschaft wesentlich schneller in die<br />

Wachstumszone zurückfand als in früheren<br />

Rezessionen, sondern auch durch den geringen<br />

Anstieg der Arbeitslosigkeit unterscheidet<br />

sich diese Wirtschaftsbaisse<br />

grundlegend von früheren Rückschlägen.<br />

Ein Erklärungsansatz des Beschäftigungsphänomens<br />

basiert auf dem Instrument der<br />

Kurzarbeit, von dem in der Rezession 2009<br />

sehr viel häufiger Gebrauch gemacht wurde<br />

als etwa in der Dotcom-Krise: Auf dem Höhepunkt<br />

der Technologieblase waren nur<br />

knapp 19 000 Arbeitnehmende von Kurzarbeit<br />

betroffen, wohingegen auf dem Peak<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise annähernd<br />

fünfmal mehr Personen als Kurzarbeiter<br />

angemeldet waren.<br />

Anhand bisher unveröffentlichter Daten<br />

des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco)<br />

wurde es erstmals möglich, das Ausmass<br />

des Einsatzes von Kurzarbeit in den einzelnen<br />

Branchen zu analysieren. Es zeigt sich,<br />

dass vor allem exportorientierte Industriebetriebe<br />

dieses Werkzeug für sich nutzten,<br />

was aber insofern nicht erstaunt, als dass genau<br />

diese Branchen die Weltwirtschaftskrise<br />

2009 mit Umsatz- und Exporteinbrüchen im<br />

oftmals zweistelligen Bereich am stärksten<br />

zu spüren bekamen.<br />

Unter Berücksichtigung der Branchengrösse<br />

war die Metallindustrie gefolgt von der Textil-<br />

Fotos: Rolex Learning Center: Roland Halbe | Yang Liu, Corbis, Specter | Weisflog, Fotofinder | Michael Turek, Getty Images | Toshi Kawano, Getty Images<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Branchenhandbuch 20<strong>11</strong> Wirtschaft 37<br />

und Bekleidungsindustrie sowie dem Maschinenbau<br />

die absolute Spitzenreiterin bei<br />

der Beanspruchung von Kurzarbeit: Im<br />

Mai 2009 war jeder vierte Arbeitnehmende<br />

in der Metallindustrie von Kurzarbeit betroffen,<br />

und im Jahresdurchschnitt betrug der<br />

Anteil noch immer 16 Prozent, was umgerechnet<br />

der Jahresarbeitszeit von rund 5700<br />

Vollzeitbeschäftigten entspricht. Im Gegensatz<br />

zur Industrie fand das Instrument bei<br />

den Dienstleistungsbranchen nur marginal<br />

Verwendung.<br />

Nachdem sich im Jahr 2<strong>01</strong>0 die Wogen<br />

der Weltwirtschaft geglättet hatten, wurden<br />

auch die Kurzarbeitszeit-Entschädigungen<br />

wieder massiv abgebaut. Es stellt sich nun<br />

die Frage, ob der Anstieg der Arbeitslosigkeit<br />

entsprechend gedämpft werden konnte. Das<br />

Seco kommt zum Schluss, dass die Arbeitslosenquote<br />

ohne die Möglichkeit zur Kurzarbeit<br />

2009 nicht 3,7 Prozent, sondern 4,3<br />

Prozent betragen hätte.<br />

Was dies konkret für die einzelnen Branchen<br />

bedeutet hätte, sprich wie hoch die<br />

spezi fische Branchenarbeitslosigkeit ohne<br />

die Möglichkeit zur Kurzarbeit gestiegen<br />

wäre, ist in Grafik 3 (Seite 38) ersichtlich. In der<br />

Textil- und Bekleidungsindustrie beispielsweise<br />

hätte die Arbeitslosigkeit unseren<br />

Berechnungen zufolge satte 17 Prozent betragen,<br />

demgemäss konnte der Einsatz von<br />

Kurzarbeit die Quote um 7 Prozentpunkte auf<br />

rund 10 Prozent reduzieren. Auch im Maschinenbau<br />

und in der Metallindustrie hätte die<br />

Arbeitslosigkeit um etwa 7 Prozentpunkte<br />

höher ausfallen können.<br />

Ob nun aber Kurzarbeit den Verlust von<br />

Arbeitsplätzen nachhaltig verhinderte, kann<br />

derzeit noch nicht abschliessend beurteilt<br />

werden. Es besteht jedenfalls stets die Gefahr,<br />

dass die Beanspruchung der Kurzarbeit<br />

strukturell notwendige Entlassungen lediglich<br />

zeitlich verzögert und dass Unternehmen<br />

Kurzarbeitsentschädigungen beantragen, die<br />

ihre Angestellten auch ohne staatliche Unterstützung<br />

weiterhin beschäftigen könnten. Es<br />

spricht aber einiges dafür, dass Kurzarbeit<br />

gerade in dieser Krise, die für äusserst scharfe<br />

Einbrüche, aber auch für eine aussergewöhnlich<br />

schnelle Erholung gesorgt hatte,<br />

den Unternehmen als passendes Werkzeug<br />

zur Überbrückung der kurzzeitig katastrophalen<br />

Auftragslage diente.<br />

Hightechbranchen an der Spitze<br />

Während der pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik hohes Potenzial<br />

zugestanden werden, gelten Gastgewerbe und Landwirtschaft als schwierig.<br />

Neben dem Spezialthema Kurzarbeit widmet<br />

sich das Branchenhandbuch der Struktur<br />

der Branchenlandschaft Schweiz. Die mittelfristige<br />

Chancen -Risiken-Bewertung der<br />

Credit Suisse eruiert das Zukunftspotenzial<br />

der einzelnen Branchen (siehe Grafik 1, Seite 34/35).<br />

Es ist nicht überraschend, dass gerade<br />

Hightechbranchen wie die chemisch-pharmazeutische<br />

Industrie, die Medizintechnik<br />

und die Hersteller von Mess- und Kontrollinstrumenten<br />

sowie die für die Schweiz<br />

bedeu tende Uhrenindustrie die Spitzenplätze<br />

unter sich ausmachen, profitieren diese doch<br />

vom im internationalen Vergleich starken Forschungs-<br />

und Innovationsplatz Schweiz. Die<br />

zunehmende Komplexität und Vernetzung<br />

von Wirtschaft und Gesellschaft beschert<br />

auch den Unternehmen im Beratungs- und<br />

Informatikdienstleistungssektor eine rosige<br />

Zukunft.<br />

Der im internationalen Vergleich gut positionierte<br />

Finanzplatz legt für die Versicherungen<br />

und Banken ein gutes Fundament für ein<br />

weiterhin überdurchschnittliches Wachstum,<br />

während das Gesundheitswesen vor allem<br />

von der demografischen Alterung profitieren<br />

wird. Das Mittelfeld ist durch eine hetero gene<br />

Mischung von Branchen gekennzeichnet:<br />

Einem intensiven internationalen Kostendruck<br />

sind Industriezweige wie die Elektrotechnik,<br />

der Maschinenbau, die Elektronik<br />

und die Kunststoffindustrie ausgesetzt, die<br />

sich in Zukunft durch innovative Produkte im<br />

globalen Markt behaupten müssen.<br />

Die hinteren Plätze der Rangliste belegen<br />

diejenigen Branchen, welche mit strukturellen<br />

Problemen zu kämpfen haben, die<br />

mittelfristig grundlegende Anpassungen<br />

erfordern. So befindet sich der Detailhandel<br />

in einem harten Verdrängungswettbewerb,<br />

das Autogewerbe sieht sich einer Marktsättigung<br />

gegenüber, und im Baugewerbe<br />

herrscht aufgrund tiefer Eintritts barrieren ein<br />

grosser Margendruck. Die Textil- und Bekleidungsindustrie,<br />

das Gastgewerbe und die<br />

Landwirtschaft besitzen im Branchenvergleich<br />

das schwächste Wachstumspotenzial.<br />

Handel mit hoher Bruttowertschöpfung<br />

Das Wachstumspotenzial einer Branche sagt<br />

aber nichts über ihre Bedeutung für die<br />

Schweizer Wirtschaft aus. Bezüglich der<br />

Bruttowertschöpfung, des Produktions- ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


38 Wirtschaft Branchenhandbuch 20<strong>11</strong><br />

3 Arbeitslosenquote nach Branchen: Kurzarbeit hat sich gelohnt<br />

In manchen Branchen wäre die Arbeitslosenquote ohne das Steuerungsinstrument der<br />

Kurzarbeit massiv höher ausgefallen. Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Bundesamt für Statistik, Credit Suisse<br />

%<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Textil- und<br />

Bekleidungsindustrie<br />

Papierindustrie<br />

Druck und Verlag<br />

Chemie / Pharma<br />

Kunststoffindustrie<br />

Metallindustrie<br />

Maschinenbau<br />

Arbeitslosenquote 2009 ohne Kurzarbeit (Schätzung)<br />

Arbeitslosenquote 2009 mit Kurzarbeit<br />

Elektroindustrie und<br />

Präzisionsinstrumente<br />

Bau<br />

Grosshandel<br />

Banken<br />

Informatik<br />

wicklungen der Gesamtwirtschaft abhängig,<br />

sondern wird von der Zunahme der Bevölkerung,<br />

deren Alterung und den steigenden<br />

Ansprüchen an Gesundheit und Wohlbefinden<br />

beeinflusst. Das stetige Wachstum<br />

der Gesundheitsausgaben basiert nicht<br />

unwesentlich auf den Wettbewerbsbeschränkungen<br />

und fehlenden Anreizen zur Kosteneindämmung.<br />

Politische Reformen versuchen<br />

mit Wettbewerbselementen die Kostenverantwortung<br />

nicht nur bei den Versicherten,<br />

sondern auch bei Ärzten und Krankenversicherern<br />

zu fördern. Dennoch ist mittelfristig<br />

aufgrund der dynamischen Entwicklung der<br />

Nachfrage weiterhin mit einer Zunahme der<br />

Gesundheitsausgaben zu rechnen.<br />

Risiken bleiben auch 20<strong>11</strong> bestehen<br />

werts abzüglich Vorleistungen, zeigen sich<br />

die Banken, der Detailhandel und das Gesundheitswesen<br />

aktuell als die drei Schwergewichte<br />

der Schweizer Wirtschaft. Diese<br />

drei Dienstleistungsbranchen vereinen zusammen<br />

rund 20 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung<br />

der Schweiz (Anteil Banken<br />

6,9%, Detailhandel 6,5% und Gesundheitswesen<br />

6,2%). Zusätzlich gehören diese drei<br />

Branchen zu den grössten Arbeitgebern der<br />

Schweiz und beschäftigen über 28 Prozent<br />

aller Arbeitnehmenden.<br />

Die hohe Wertschöpfung der Banken<br />

fusst nicht zuletzt auf dem breit diversifizierten<br />

Angebot an Finanzdienstleistungen:<br />

Das traditionelle Spar- und Kreditgeschäft<br />

wird ergänzt durch das Vermögensverwaltungsgeschäft<br />

und durch einen breiten<br />

Dienst leistungskatalog im Bereich Unternehmensfinanzierung<br />

und -beratung. Eine<br />

solche Risikostreuung der Geschäftstätigkeit,<br />

die Fähigkeit, sich generell schnell den Veränderungen<br />

anzupassen, und der Trend des<br />

globalen Einkommenswachstums halfen dem<br />

Schweizer Bankensektor, die Baisse der globalen<br />

Finanzkrise zu überwinden und sich<br />

mittelfristig eine im schweizerischen Branchenvergleich<br />

überdurchschnittliche Wachstumsposition<br />

zu verschaffen. Dennoch ist<br />

der Erfolg der Banken nach wie vor stark<br />

von den globalen Kapitalmarktentwicklungen<br />

sowie dem Ausmass der Regulierungen<br />

abhängig.<br />

Der Detailhandel erwies sich während der<br />

Rezession als Stütze der Konjunktur und<br />

bekam dank der anhaltend hohen Einwanderung<br />

die schlechte Konsumentenstimmung<br />

nur schwach zu spüren (vgl. dazu Box «Retail Outlook»<br />

auf Seite 36). Das Gesundheitswesen als drittgrösster<br />

Wertschöpfungsträger der Schweiz<br />

ist weniger von den konjunkturellen Ent-<br />

Was ist nun nach dem Jahr der Erholung für<br />

die Schweizer Wirtschaft zu erwarten? Die<br />

schnelle Aufholjagd des vergangenen Jahres<br />

darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />

Sondereffekte wie etwa fiskalische Stüt -<br />

zungsmassnahmen, die Wiederaufstockung<br />

der Lager und statistische Basiseffekte das<br />

Wachstum beschleunigt haben. Diese werden<br />

in naher Zukunft an Kraft verlieren.<br />

Die Risiken sind indessen durch die<br />

rasche Erholung nicht verschwunden: Die<br />

globalen Ungleichgewichte sind noch nicht<br />

abgebaut, und die Überschuldung einzelner<br />

Staaten wird die Wirtschaft auch in Zukunft<br />

belasten. Nebst den genannten Entwicklungen<br />

ist für die Schweiz auch der weitere<br />

Verlauf des Euro-Franken-Wechselkurses<br />

zentral. Die Wirtschaft ist vor entsprechend<br />

grosse Herausforderungen gestellt und<br />

muss beweisen, dass sich nach der raschen<br />

Erholung ein nachhaltiges Wachstum etablieren<br />

kann. <<br />

Das Branchenhandbuch 20<strong>11</strong> und die Detailhandelsstudie «Retail Outlook 20<strong>11</strong>» des Economic Research<br />

fi nden Sie unter www.credit-suisse.com/research (Schweizer Wirtschaft / Branchen).<br />

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<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse<br />

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Leitfaden<br />

HOLZENERGIE<br />

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><br />

Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann


Anlagestrategien Wirtschaft 39<br />

Passende Produkte für<br />

jedes Kundendomizil<br />

Andreas Russenberger, Leiter Global MACS (Multi Asset Class Solutions) Mandates and<br />

Funds der Credit Suisse, erklärt, warum das Thema <strong>Herkunft</strong> für die Entwicklung seiner<br />

Produkte, aber auch für den Know-how-Transfer innerhalb des Unternehmens wichtig ist.<br />

Foto: Rainer Wolfsberger<br />

<strong>bulletin</strong>: Wo begegnen Sie dem Thema <strong>Herkunft</strong><br />

in Ihrem Berufsalltag?<br />

Andreas Russenberger: Das Thema <strong>Herkunft</strong> beschäftigt<br />

mich in dreierlei Hinsicht: in Bezug auf unsere Mitarbeitenden,<br />

Kunden und Produkte.<br />

Dann lassen Sie uns zuerst über die Mitarbeitenden<br />

sprechen. Warum ist deren <strong>Herkunft</strong> wichtig?<br />

Das Portfolio-Management der Credit Suisse ist weltweit<br />

an 20 Orten präsent. Als Teil eines global tätigen, Schweizer<br />

Finanzunternehmens müssen wir – egal ob in Hongkong, London,<br />

Dubai oder Singapur – eine gute Mischung von erfahrenen Fachleuten<br />

aus dem In- und Ausland haben.<br />

Wie gross ist bei dieser Mischung der Anteil an lokal<br />

verankerten Mitarbeitenden?<br />

Ein guter Mix ist entscheidend. Generell kann gesagt werden, dass<br />

wir vermehrt auf einheimische Mitarbeitende setzen. Die Zeiten sind<br />

vorbei, als man als Schweizer Bank von all seinen Kunden erwarten<br />

konnte, dass sie durchwegs Englisch oder Deutsch sprachen. Der<br />

Kunde fühlt sich wohler, wenn er in seiner Muttersprache kommunizieren<br />

kann. Doch selbst in Australien, wo die Sprache an sich weniger<br />

das Problem wäre, beschäftigen wir vorwiegend einheimische<br />

Mitarbeitende, die auch mit der Kultur und vor allem mit der lokalen<br />

Rechtssprechung sowie dem regulatorischen Umfeld vertraut sind.<br />

Somit wird also vor allem die lokale Verankerung<br />

immer wichtiger ?<br />

Nicht nur. Als global tätiges Unternehmen müssen wir unser internationales<br />

Know-how bestmöglich nutzen. Aus diesem Grund haben<br />

wir in unserem Bereich ein offizielles Austauschprogramm eingeführt,<br />

bei dem unsere Mitarbeitenden jeweils für ein paar Monate an einem<br />

anderen der 20 Standorte arbeiten. Damit soll eine Art gegenseitige,<br />

kulturelle Befruchtung ermöglicht werden. Auch kann das grosse<br />

Produkte-Know-how und das Fachwissen, das in der Schweiz vorhanden<br />

ist, Mitarbeitenden an anderen Standorten zugänglich gemacht<br />

werden – und umgekehrt.<br />

Damit wäre der Know-how-Transfer auf der zwischenmenschlichen<br />

Ebene gewährleistet. Wie sieht das auf der<br />

produktetechnischen Ebene aus?<br />

Wir verfolgen beim Portfolio-Management eine Strategie von spezialisierten<br />

Produktionsstandorten. So soll zum Beispiel ein gemischtes<br />

Euro-Portfolio für einen deutschen Kunden überall auf der Welt<br />

gleich aussehen und eine gleich hohe Qualität aufweisen. Entsprechend<br />

wird das Grundraster eines solchen Portfolios von Zürich<br />

aus in die verschiedenen Länder geschickt, wo es kopiert und an<br />

die lokalen Gegebenheiten angepasst wird. Damit können<br />

wir sicherstellen, dass der Kunde unabhängig vom<br />

Booking Center überall die gleiche Qualität erhält. Nehmen<br />

wir auf der anderen Seite ein Mandat, das in asiatische<br />

Wertschriften investieren soll. Das sollte nicht in<br />

Zürich entwickelt werden, sondern sinnvollerweise im<br />

asiatischen Kompetenz-Center in Singapur. Dadurch<br />

wird asiatisches Know-how auch für Schweizer Kunden<br />

zugänglich. Einerseits fördern wir also sehr gezielt den kulturellen<br />

Austausch und machen andererseits das lokale Fachwissen mittels<br />

moderner Technik allen Kunden global zugänglich.<br />

Insgesamt gesehen rückt die Schweizer <strong>Herkunft</strong> der<br />

Credit Suisse also immer mehr in den Hintergrund?<br />

Die Tendenz besteht, richtig. Wir müssen uns als global tätige<br />

Schweizer Bank bezüglich Kultur und Sprachkompetenz ganz klar<br />

dem Kunden annähern. Es braucht in den verschiedenen Märkten<br />

lokal verankerte Mitarbeitende. Trotzdem wollen wir unseren Kunden<br />

in aller Welt ein gewisses Mass an Swissness zuteil werden lassen.<br />

Und wie sieht das aus?<br />

Indem wir zum Beispiel in der Schweiz Produktedesigns entwerfen<br />

und unsere hohen Standards beim Controlling, Risk Management<br />

sowie Legal und Compliance global anwenden. Für mich gehört zum<br />

Begriff Swissness abgesehen von den hohen Qualitätsansprüchen<br />

und der Vertrauenswürdigkeit auch ein bescheidenes, zuvorkommendes<br />

und professionelles Auftreten.<br />

Damit sind wir von den Mitarbeitenden quasi fliessend zu<br />

den Produkten übergegangen. Bleibt von den drei ursprünglich<br />

erwähnten Punkten noch die <strong>Herkunft</strong> der Kunden.<br />

Bei unseren Kunden wird die <strong>Herkunft</strong> nicht nur über den Pass definiert,<br />

sondern vor allem auch über das Wohn- und Steuerdomizil.<br />

Ganz egal in welchem Booking Center ein Kunde den Abschluss<br />

macht, er bekommt immer Produkte, welche die Bestimmungen des<br />

Steuerrechts oder anderer regulatorischer Vorschriften seines <strong>Herkunft</strong>slandes<br />

erfüllen. Wir sind diesbezüglich führend auf dem Markt.<br />

Wie kann das gewährleistet werden?<br />

Indem wir das in der Schweiz entwickelte Rohgerüst eines Produktes<br />

in die wichtigsten Zielmärkte zur rechtlichen Abklärung schicken.<br />

Dort müssen in der Regel noch verschiedene Feinanpassungen gemacht<br />

werden. Doch am Schluss kann zum Beispiel ein Kunde mit<br />

Wohnsitz in Frankreich irgendwo auf der Welt das in Frankreich zulässige<br />

Produkt mit Schweizer Wurzeln buchen. Solche aufwändigen<br />

Abklärungen im jeweiligen <strong>Herkunft</strong>sland der Kunden können nur<br />

wenige global tätige Finanzunternehmen bieten. Daniel Huber<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


40 Wirtschaft Afrika<br />

Afrikas<br />

Potenzial<br />

ist weiterhin<br />

enorm<br />

6%<br />

Illustration: John Hollander<br />

4%<br />

BIP-Wachstum Afrika BIP-Wachstum weltweit<br />

2%<br />

0%<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>2<br />

1 Afrika übertrifft globales Wachstum<br />

Das Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) in Afrika dürfte sowohl 20<strong>11</strong> als auch 2<strong>01</strong>2<br />

das globale Wachstum übertreffen. Quelle: IMF, Credit Suisse


Afrika Wirtschaft 41<br />

Afrikas Entwicklung ist im Wandel begriffen. Nach einem Jahrzehnt mit überdurchschnittlichem<br />

realem Wachstum zeigten sich viele Skeptiker von der wirtschaftlichen Leistung<br />

des Kontinents überrascht. Afrikas vielversprechende Aussichten beruhen auf einer Reihe<br />

von Wachstumstreibern; allen voran die gewaltigen Bodenschätze des Kontinents, gefolgt<br />

vom Mobilfunk bis hin zur Landwirtschaft.<br />

Text: Robert Ruttmann, Eastern Europe & Africa Equity Research<br />

Nach der rasanten Erholung von der Finanzkrise<br />

und einem Jahrzehnt mit überdurchschnittlichem<br />

Wirtschaftswachstum setzt<br />

Afrika seinen soliden Wachstumstrend fort.<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung auf dem<br />

Kontinent dürfte auch weiterhin die globalen<br />

Wachstumsraten übertreffen (siehe Grafik 1).<br />

Dieses nachhaltige Wachstum untermauert<br />

das Szenario eines dauerhaften Wandels mit<br />

langfristigem Entwicklungspotenzial in Afrika.<br />

Dabei stellen sich zurzeit viele Anleger die<br />

Frage: Welche Sektoren sind der Motor für<br />

dieses Wachstum?<br />

Erschliessung der Energiereserven<br />

Afrika hat sich in den letzten Jahren zu einem<br />

wichtigen weltweiten Lieferanten von Öl und<br />

Gas entwickelt. Der Kontinent steht mit<br />

einem Ölvorkommen von 120 Milliarden Barrel<br />

beziehungsweise 9,5 Prozent der Weltreserven<br />

an dritter Stelle der ölreichsten<br />

Regionen. Zudem ist die jährliche Ölproduktion<br />

in Afrika während der letzten zehn Jahre<br />

um 3,4 Prozent angestiegen und beläuft sich<br />

somit auf das Doppelte des Anstiegs der<br />

weltweiten Produktion (1,4 Prozent).<br />

Auf dem afrikanischen Kontinent befinden<br />

sich Erdgasvorkommen von 14,6 Milliarden<br />

Kubikmeter (91,8 Milliarden Barrel); dies entspricht<br />

8,2 Prozent der weltweiten Erdgasreserven<br />

(siehe Grafik 3).<br />

Aufgrund der bisher eingeschränkten Erschliessung<br />

in Afrika geht die Credit Suisse<br />

davon aus, dass noch viel mehr Öl auf dem<br />

Kontinent vorhanden ist. Jüngste Funde in<br />

Uganda und Ghana scheinen diese Annahme<br />

zu bestätigen. Hinzu kommt, dass die bestätigten<br />

Öl- und Gasvorkommen in Afrika in den<br />

letzten zehn Jahren um 15 Prozent gestiegen<br />

sind, während sie in der übrigen Welt nur um<br />

8 Prozent zugenommen haben. Und obwohl<br />

es die grösseren Ölgesellschaften waren, die<br />

zuerst in Afrika investiert haben, sind ihnen<br />

die kleineren dicht auf den Fersen.<br />

Reich an Metallvorkommen<br />

Seit Langem ist bekannt, dass viele afrikanische<br />

Regionen reichhaltige Edel- und Industriemetallvorkommen<br />

aufweisen. In Afrika<br />

befindet sich der Grossteil der weltweit bekannten<br />

Vorkommen an Platin, Chrom und<br />

Diamanten sowie ein grosser Teil der weltweiten<br />

Bauxit-, Kobalt-, Gold-, Phosphatund<br />

Uranvorkommen (siehe Grafik 4). Bezüglich<br />

der globalen Reserven nimmt der Kontinent<br />

weltweit jeweils die erste oder zweite<br />

Stelle ein bei Bauxit, Kobalt, Gold, Diamanten,<br />

Metallen der Platingruppe (PGM), Phosphatgestein,<br />

Vermiculit und Zirkonium.<br />

Führende, grosse Bergbauunternehmen<br />

waren bei Investitionen auf dem afrikanischen<br />

Kontinent im Allgemeinen zurückhaltend.<br />

So haben die grössten globalen Bergbauunternehmen<br />

(BHP Billiton, Vale, Rio<br />

Tinto und Xstrata) nur 6 Prozent ihrer Umsatzerlöse<br />

in Afrika generiert. Kleinere Bergbauunternehmen<br />

haben demzufolge bei der<br />

Erschliessung der Ressourcen eine bedeutende<br />

Rolle gespielt. Viele der afrikanischen<br />

Bergbauunternehmen werden sicherlich von<br />

den neuen Höchstständen der Metallpreise<br />

profitieren.<br />

Anschluss für Afrika<br />

Afrika bleibt der weltweit wachstumsstärkste<br />

Markt für Mobiltelekommunikation. Allein im<br />

vergangenen Jahr konnten entsprechende<br />

Anbieter rund 90 Millionen neue Kunden gewinnen<br />

– so viele Einwohner zählt Deutschland.<br />

Und trotz des spektakulären Wachstums<br />

birgt die Region weiterhin ein bedeutendes<br />

Wachstumspotenzial, da heute in Afrika<br />

erst vier von zehn Menschen Zugang zu einem<br />

Mobiltelefon haben. Dies bedeutet umgerechnet,<br />

dass noch circa 600 Millionen<br />

Afrikaner keinen Mobilfunkanschluss besitzen.<br />

Für die Zukunft erwartet die Credit<br />

Suisse bis 2<strong>01</strong>4 eine Durchdringungsrate<br />

von 75 Prozent, also 350 Millionen Neukunden<br />

– diese Zahl entspricht der Gesamtbevölke<br />

rung der USA. Dieses solide Wachstums -<br />

po tenzial ist einerseits zurückzuführen auf<br />

das steigende Einkommen in den meisten<br />

afrikanischen Ländern und andererseits auf<br />

die wichtige Rolle, die Mobiltelefone für die<br />

Entwicklung Afrikas spielen. Mobiles Banking<br />

beispielsweise erleichtert den Handel<br />

und verringert Informationsasymmetrien, wodurch<br />

es zur Effizienz der Märkte beiträgt.<br />

Finanzdienstleistungen für Afrika<br />

In den meisten Grenzmärkten ist der Bankensektor<br />

einer der ersten Bereiche, der Wachstum<br />

verzeichnet. In Afrika war dies nicht<br />

anders. Laut McKinsey belief sich 2008<br />

das gesamte Bankvermögen in Afrika auf<br />

1,1 Billionen US-Dollar, vergleichbar mit<br />

Russland mit circa 1 Billion US-Dollar. Als im<br />

Jahr 2007 die chinesische ICBC, die grösste<br />

Bank der Welt gemessen an der Marktkapitalisierung,<br />

5,5 Milliarden US-Dollar für einen<br />

Anteil von 20 Prozent an der südafrikanischen<br />

Standard Bank Group zahlte, begannen<br />

Banker weltweit das Potenzial des afrikanischen<br />

Bankensektors zu realisieren.<br />

Rund 80 Prozent der Afrikaner haben immer<br />

noch keinen Zugang zu einem Bankkonto<br />

(siehe Grafik 7).<br />

Viele Banken nutzen dieses Wachstumspotenzial<br />

und entwickeln innovative Dienst- ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


30%<br />

20%<br />

10%<br />

Subsahara-Afrika<br />

Lateinamerika<br />

Asien/Pazifik<br />

Europa<br />

Nordamerika<br />

Nordasien<br />

Mittlerer Osten / Nordafrika<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

Naher Osten<br />

Eurasien<br />

Afrika<br />

Lateinamerika<br />

Nordamerika<br />

Asien/Pazifik<br />

0%<br />

0%<br />

2 Ein Kontinent mit einem enormen Agrarpotenzial<br />

Kein anderer Kontinent verfügt grundsätzlich über so viel<br />

landwirtschaftlich nutzbare Gebiete wie Afrika.<br />

3 Nur ein Bruchteil der Öl- und Gasreserven des<br />

afrikanischen Kontinents sind erschlossen<br />

Afrika verfügt weltweit über die drittgrössten Öl- und Gasreserven.<br />

80%<br />

40%<br />

Platin<br />

Diamanten<br />

Kobalt<br />

Vermiculit<br />

Phosphat<br />

Bauxit<br />

Zirkonium<br />

Flussspat<br />

Mangan<br />

Uran<br />

Gold<br />

Kupfer<br />

2<br />

1<br />

Entwickelte Volkswirtschaften<br />

Emerging Markets<br />

Asien<br />

Lateinamerika<br />

Afrika<br />

0%<br />

0<br />

4 Enorme Metallvorkommen<br />

Ein Grossteil der globalen Ressourcen an Edel- und Industriemetallvorkommen<br />

befindet sich in Afrika.<br />

5 Infrastruktur: Grosses Verbesserungspotenzial<br />

Afrika verfügt weltweit über die geringste regionale Infrastrukturkapazität.<br />

120%<br />

80%<br />

40%<br />

Afrika<br />

Asien/Pazifik<br />

Naher Osten<br />

Lateinamerika<br />

Nordamerika<br />

Osteuropa<br />

Westeuropa<br />

20%<br />

16%<br />

12%<br />

8%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

Subsahara-Afrika<br />

Arabische Staaten<br />

Lateinamerika<br />

Ostasien<br />

Südasien<br />

Insgesamt<br />

Zentralasien und Osteuropa<br />

Einkommensstarke OECD-Staaten<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

6 Rasanter Anstieg der Mobil telefondurchdringung<br />

In Afrika gibt es eine geringe Marktdurchdringung und grosses Wachstumspotenzial<br />

für die Telekommunikationsbranche. Durchschnittliche<br />

prognostizierte jährliche Wachstumsrate 2007–12 (rechte Achse).<br />

7 Gute Aussichten für den afrikanischen Bankensektor<br />

80 Prozent der Erwachsenen in Afrika haben immer noch keinen Zugang zu<br />

einem Bankkonto.


Afrika Wirtschaft 43<br />

leistungen wie Mobile Banking, um diese<br />

Zielgruppe der Erstkunden für den Finanzsektor<br />

zu erschliessen. Mikrofinanz-Institute<br />

haben gezeigt, dass der Zugang zu Kapital,<br />

selbst in Form von sehr kleinen Darlehen, die<br />

Produktivität steigern und sogar ein florierendes<br />

Geschäftsumfeld in Niedriglohnländern<br />

schaffen kann.<br />

Afrika verfügt über enormes Potenzial im<br />

Agrarsektor. Obwohl 25 Prozent der landwirtschaftlich<br />

nutzbaren Gebiete weltweit auf<br />

dem afrikanischen Kontinent liegen, macht<br />

der Anteil Afrikas an der globalen Agrarproduktion<br />

nur 10 Prozent aus. Dies ist hauptsächlich<br />

auf unzureichende technische Ressourcen<br />

zurückzuführen. Es kommt beispielsweise<br />

nur ein Traktor auf 868 Hektar.<br />

Der Weltdurchschnitt liegt bei einem Traktor<br />

auf 56 Hektar. Zudem setzen afrikanische<br />

Landwirte nur 13 Prozent des Volumens an<br />

Dünger ein, der sonst durchschnittlich ausgebracht<br />

wird. Dies führt dazu, dass die landwirtschaftlichen<br />

Erträge in Afrika 66 Prozent<br />

unter dem Weltdurchschnitt liegen.<br />

in USD<br />

2000.00<br />

1000.00<br />

0.00<br />

4.8% CAGR<br />

2000 2002<br />

2004<br />

2006<br />

2008<br />

2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>4<br />

8 Anstieg der Kaufkraft in Afrika<br />

Das Pro-Kopf-Einkommen in Afrika steigt weiterhin jährlich um durchschnittlich fünf Prozent.<br />

Illustrationen: John Hollander<br />

Landwirtschaftsflächen besser nutzen<br />

Diese Zahlen sprechen dafür, dass die landwirtschaftliche<br />

Produktion durch den Einsatz<br />

von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Bewässerungsmethoden<br />

und besserer Technologie<br />

erheblich gesteigert werden kann. Darüber<br />

hinaus verfügt der Kontinent über mehr<br />

als 27 Prozent der weltweit ungenutzten Agrarflächen<br />

(siehe Grafik 2). Eine Erschliessung<br />

dieses Potenzials könnte auch einen Multiplikatoreffekt<br />

haben, da mehr als 65 Prozent<br />

der afrikanischen Bevölkerung in der Landwirtschaft<br />

tätig sind.<br />

Bedingt durch das anhaltende Wachstum<br />

wird auch der afrikanische Verbrauchermarkt<br />

immer attraktiver. Von 2005 bis 2008 stiegen<br />

die Konsumausgaben in Afrika um<br />

16 Prozent jährlich, dies ist mehr als das<br />

Doppelte des BIP-Wachstums während dieses<br />

Zeitraums. Diese Entwicklung sowie weiterhin<br />

steigende Einkommen widerspiegeln<br />

sich in einem wachsenden afrikanischen<br />

Verbrauchersegment. Laut Angaben des<br />

Internationalen Währungsfonds soll bis 2<strong>01</strong>5<br />

das Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf in<br />

Afrika durchschnittlich um 5 Prozent jährlich<br />

wachsen (siehe Grafik 8).<br />

Bis zum Jahr 2<strong>01</strong>5 führt dies zu einem Anstieg<br />

der Kaufkraft von mindestens 30 Prozent.<br />

Es bedeutet auch, dass mehr Verbraucher von<br />

einem sehr niedrigen Einkommensniveau (das<br />

heisst unter 1000 US-Dollar) in ein die Grundbedürfnisse<br />

deckendes Einkommensniveau<br />

wechseln (1000 bis 5000 US-Dollar) und somit<br />

zur wachsenden Mittelschicht gehören.<br />

Unternehmen, die den steigenden Konsumbedarf<br />

dieser wachsenden afrikanischen Mittelschicht<br />

bedienen wollen, könnten sehr wohl<br />

von Erstanbieter-Vorteilen profitieren.<br />

Steigende Infrastrukturausgaben<br />

Die Produktivität der afrikanischen Volkswirtschaften<br />

wird noch immer durch unzureichende<br />

Infrastrukturen gebremst. Dadurch<br />

resultieren Transportengpässe und Unterbrechungen<br />

in der Stromversorgung. Die<br />

Trans port kosten in Afrika sind bis zu viermal<br />

höher als in den Industrienationen und stellen<br />

de facto eine Handelsbeschränkung dar und<br />

hemmen die Wirtschaftstätigkeit. Auf dem<br />

Kontinent, dessen Bewohner mit ständigen<br />

Unterbrechungen der Stromversorgung zu<br />

kämpfen haben, findet man nur ein paar marode<br />

Bahnstrecken und nichts, was im Entferntesten<br />

einer transkontinentalen Autobahn<br />

ähneln würde.<br />

Obwohl die Investitionsausgaben afrikaweit<br />

von drei Milliarden US-Dollar im Jahr<br />

1998 auf zwölf Milliarden US-Dollar 2007<br />

ge stiegen sind – drei Viertel kommen aus China<br />

–, benötigt der Kontinent laut McKinsey<br />

bis 2<strong>01</strong>4 noch geschätzte 180 Milliarden US-<br />

Dollar, um die Millenniums-Entwicklungs ziele<br />

zu erreichen. Es bedarf also mehr Investitionen<br />

von Staaten und privaten Unternehmen.<br />

Die frühzeitige chinesische Präsenz in Afrika<br />

und der dadurch bedingte Erfolg könnten mehr<br />

internationale Unternehmen dazu veran lassen,<br />

dem Beispiel der Volksrepublik zu folgen.<br />

Keine risikolosen Anlagen<br />

Der fast zehnjährige Konjunkturaufschwung<br />

hat die traditionelle Sichtweise Afrikas als<br />

einer kriegszerrütteten, verarmten Krisenregion<br />

ohne Anlagepotenzial in Frage gestellt.<br />

Und dieser Trend verlagert den Schwerpunkt<br />

der Weltwirtschaft weiter in Richtung der<br />

Emerging Markets. Die Nachfrage aus China<br />

und Indien nach den umfangreichen afrikanischen<br />

Ressourcen wird auch weiterhin für<br />

ein starkes Interesse an Afrika vonseiten<br />

ausländischer Unternehmen sorgen. Doch<br />

trotz der vielversprechenden Aussichten sollten<br />

sich die Anleger auch der politischen,<br />

rechtlichen und operationellen Risiken, die<br />

mit allen Geschäften in Afrika verbunden<br />

sind, bewusst sein. Unter Berücksichtigung<br />

dieser Risiken müsste aber auch darauf hingewiesen<br />

werden, dass viele Regionen, die<br />

ähnlich wie Afrika als unsicher, exotisch und<br />

risikoreich eingestuft worden sind – darunter<br />

Länder wie Indien und China –, Anlegern in<br />

den letzten Jahren hohe Renditen eingebracht<br />

haben. Im 21. Jahrhundert könnte nun<br />

Afrika an der Reihe sein. <<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


44 Wirtschaft Nanotechnologie<br />

Winzige Technologie,<br />

riesiges Potenzial<br />

Der jährliche Umsatz mit nanobasierten Produkten dürfte sich bis 2<strong>01</strong>5 verdreifachen.<br />

Die Treiber für dieses starke Wachstum sind die steigende Energienachfrage,<br />

Ressourcenknappheit, Aspekte der Energieversorgungssicherheit und höhere<br />

Erwartungen an die Lebensqualität.<br />

Mobiltelefon-Evolution:<br />

vom Motorola DynaTAC<br />

aus dem Jahr 1983 zum<br />

2007 lancierten iPhone.<br />

Text: Dr. Miroslav Durana, Leiter Index Development and Nanotechnology, Thematic Research<br />

1983 lancierte Motorola mit Genehmigung<br />

des US-Kommunikationsausschusses die<br />

Produktserie DynaTAC. Es handelte sich dabei<br />

um die erste Palette moderner Mobiltelefone.<br />

Das Telefon war so gross wie ein Taschenbuch<br />

und im Vergleich zum heutigen<br />

Samsung Galaxy Smartphone äusserst ressourcen-<br />

und kostenintensiv. Das Galaxy-<br />

Telefon benötigt über 80 Prozent weniger<br />

Rohmaterial (Kunststoffe, Keramik und<br />

Metalle) als sein Vorläufer von Motorola, was<br />

enorme Einsparungen von Ressourcen, Energie,<br />

Abfall und Schadstoffen ermöglicht. Darüber<br />

hinaus verfügt das Smartphone über<br />

zahlreiche neue Funktionen wie eine leistungsfähigere<br />

Datenverarbeitung und -visualisierung,<br />

internetbasierte Applikationen,<br />

Kamera und GPS. Mit einem Verkaufspreis<br />

ab 500 US-Dollar ist das Smartphone über<br />

90 Prozent billiger als das erste Mobiltelefon<br />

von Motorola (auf Basis des aktuellen Dollarkurses).<br />

Möglich wurde dieser Durchbruch<br />

dank der Einführung zahlreicher nanobasierter<br />

Lösungen wie einem Display mit organischen<br />

Leuchtdioden, der 45-nm-Siliziumtechnologie<br />

und Lithium-Ionen-Batterien.<br />

Seit seiner Einführung im Juni 2<strong>01</strong>0 wurden<br />

unseren Schätzungen zufolge bis Anfang<br />

Dezember über 8 Millionen Stück dieses<br />

Smartphones verkauft – das Beispiel veranschaulicht<br />

die rasante Entwicklung des Nanotechnologiemarktes.<br />

Die zunehmende Anwendung der Nanotechnologie<br />

ist von Interesse für verschiedene<br />

ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Herausforderungen. Dazu gehören die<br />

wachsende Energie- und Ressourcenknappheit,<br />

die Gesundheitsversorgung, steigende<br />

Erwartungen an die Lebensqualität und Mo-<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Nanotechnologie Wirtschaft 45<br />

oto: Kyle Bean<br />

F<br />

bilität sowie das Leben in einer informationsintensiveren<br />

Welt. Hauptgrund für den Höhenflug<br />

der Nanotechnologie ist die Tatsache,<br />

dass wir mit dieser Technologie Materialien<br />

und Prozesse auf der Ebene der Atome oder<br />

auf Nanometer-Ebene steuern oder beeinflussen<br />

können (1 Nanometer = 0,0000<strong>01</strong><br />

Millimeter), um Materialien oder Produkte mit<br />

neuen oder besseren Eigenschaften oder<br />

Funktionen hervorzubringen. Auf der Grundlage<br />

unserer Analysen lassen sich die Märkte<br />

für Nanotechnologie in fünf Schlüsselsektoren<br />

einteilen (siehe Grafik 1).<br />

Langfristiger Wachstumstreiber<br />

Samsung Electronics kündigte zum Beispiel<br />

an, dass das Unternehmen bis 2020 rund<br />

21 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung<br />

neuer Technologien aufwenden werde, insbesondere<br />

für Lithium-Ionen-Batterien für<br />

künftige Hybrid- und Elektroautos, leistungsfähigere<br />

Speicher für elektronische Geräte<br />

wie Tablet-PC und Laptops sowie für Leuchtdioden<br />

(LED). Samsung will im laufenden<br />

Jahrzehnt sieben bis acht Milliarden US-Dollar<br />

für die Entwicklung nanobasierter LED-<br />

Beleuchtungen und zehn Milliarden US-Dollar<br />

für die Entwicklung wiederaufladbarer (Lithium-Ionen-)Batterien<br />

und neuer Solarsysteme<br />

aufwenden. Die meisten dieser Technologien<br />

werden nanobasierte Elemente<br />

beinhalten, die das Verhältnis zwischen Leistung<br />

und Kosten verbessern. Ein weiteres gutes<br />

Beispiel ist die Absicht der südkoreanischen<br />

Regierung, zwischen 20<strong>11</strong> und 2<strong>01</strong>3<br />

jährlich fast sechs Milliarden US-Dollar für<br />

Umwelttechnolog ien auszugeben. Mehrere<br />

dieser grünen Technologien dürften die Eigenschaften<br />

von Produkten im Nanometer-Massstab<br />

zur Leistungssteigerung nutzen, wie dies<br />

in Wasseraufbereitungsanlagen der Fall ist.<br />

Nanotechnologie dürfte zu den Schlüsseltechnologien<br />

des 21. Jahrhunderts zählen<br />

und zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum<br />

beitragen. Mit Nanotechnologie<br />

lassen sich leichtere und intelligentere<br />

Produkte entwickeln, die zudem den steigenden<br />

Erwartungen an die Lebensqualität<br />

Rechnung tragen, Ressourcen und Umwelt<br />

schonen und die Gesundheitskosten eindämmen.<br />

Das wird mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />

zu einem starken Wachstum in den Märkten<br />

für Nanotechnologie in allen fünf Sektoren<br />

(siehe Grafik. 1) führen. Die starke Nachfrage<br />

betrifft vermutlich vor allem neue Smartphones,<br />

Laptops, Tablet-PC, LED-Produkte,<br />

Fernseher mit LED und organischen LED,<br />

elektronische oder medizinische Geräte, Lösungen<br />

zur Wasseraufbereitung, Lithium-Ionen-Batterien,<br />

Dünnschicht-Solarzellen,<br />

Schadstoffreinigungsverfahren und Arzneimittel-Abgabesysteme.<br />

Dieser Trend dürfte in den kommenden<br />

Jahren anhalten. Viele nanobasierte Produkte<br />

sind bereits im industriellen Massstab<br />

erhältlich, doch Innovation und Produktionsoptimierung<br />

sind ein laufender Prozess. Weltweit<br />

dürften sich die Ausgaben für Forschung<br />

und Entwicklung in diesem Bereich bis 2<strong>01</strong>3<br />

gegenüber 2<strong>01</strong>0 mehr als verdoppeln und<br />

70 Milliarden US-Dollar erreichen. Bis 2<strong>01</strong>5<br />

wird sich der Markt für Nanotechnologie<br />

Schätzungen zufolge mehr als verdreifachen<br />

und auf über 380 Milliarden US-Dollar wachsen.<br />

Dafür sprechen steigende Investitionen<br />

in Forschung und Entwicklung, die Aussicht<br />

auf weitere technische Meilensteine, Produktionsoptimierungen<br />

und Skaleneffekte.<br />

Wachtum von über 20 Prozent<br />

Auf Sektorebene werden die höchsten<br />

Wachstumsraten (bis 2<strong>01</strong>5 über 25 Prozent<br />

jährlich) für den Bereich der «Nano-In formationstechnologie»<br />

prognostiziert. Dafür<br />

spricht die erwartete rasche Durchdringung<br />

des Marktes mit 24-nm- und 32-nm-Speichertechnologien,<br />

LED-Beleuchtungen und-<br />

Displays sowie mit vielfältigen Mobilgeräten<br />

wie Smartphones, Laptops, Speichermedien<br />

(wie USB-Sticks), optimierten DVD-Playern<br />

und medizinischen Geräten. Die durchschnittliche<br />

jährliche Wachstumsrate in den<br />

Bereichen «Nanomaterialien» und «Nanoenergie<br />

und andere» wird auf über 20 Prozent<br />

geschätzt. Angekurbelt wird sie hauptsächlich<br />

durch die starke Nachfrage nach nanobasierten<br />

Materialien und Verbundwerkstoffen<br />

(z. B. nanostrukturierte Metalloxide),<br />

nanobasierten Sonnenkollektoren, Lithium-<br />

Nanowerkzeuge<br />

· Optische<br />

Mikroskopie<br />

· Elektronen-und<br />

Atomkraft-<br />

Mikroskopie<br />

Nanounterlagen<br />

· Nanomaterialien<br />

· Verbundbeschichtung<br />

· Nanofabrikationen<br />

Märkte für<br />

Nanotechnologie<br />

Nanoenergie<br />

und<br />

andere<br />

· Solarmodule<br />

· Batterien<br />

· Nanofiltration<br />

· Supraleiter<br />

2 Outperformance der Märkte<br />

Der Credit Suisse Global Nanotechnology Index<br />

schneidet seit Jahren besser ab als der MSCI<br />

World Equity Index. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse / IDC<br />

Index<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

06.02<br />

06.03<br />

06.04<br />

06.05<br />

06.06<br />

Credit Suisse Global Nanotechnology Index<br />

MSCI World<br />

Ionen-Batterien und Abluftreinigungssystemen<br />

für die Sektoren Energie, Verteidigung,<br />

Automobile und Investitionsgüter. Das niedrigste<br />

Wachstum mit einer durchschnittlichen<br />

jährlichen Wachstumsrate von schätzungsweise<br />

8 bis 15 Prozent wird für den Sektor «Nanowerkzeuge»<br />

erwartet, da dieser Bereich<br />

technisch bereits weit fortgeschritten ist.<br />

Besser als die Aktienmärkte<br />

Die Credit Suisse entwickelte den Credit<br />

Suisse Global Nanotechnology Index (Bloomberg<br />

Ticker: CSGNI Index) für Anleger, die<br />

an der wirtschaftlichen und technologischen<br />

Dynamik im Nanotechnologiemarkt teilhaben<br />

wollen. Grafik 2 zeigt, dass der Index langfristig<br />

besser abgeschnitten hat als der MSCI World<br />

Equity Index und dass die Nanotechnologiemärkte<br />

wesentlich bessere Wachstumsaussichten<br />

aufweisen als die globalen Aktienmärkte.<br />

<<br />

1 Die Schlüsselsektoren für Nanotechnologie<br />

Die Märkte für Nanotechnologie lassen sich in fünf Schlüsselsektoren einteilen.<br />

Nano-<br />

Informationstechnologie<br />

· Gedruckte<br />

Elektronik<br />

für Speicherelemente<br />

· Beleuchtung<br />

(O-LED)<br />

· Flachbildschirm<br />

06.07<br />

06.08<br />

06.09<br />

06.10<br />

Quelle: Credit Suisse<br />

Nano-<br />

Gesundheitsprodukte<br />

· Biomaterialien<br />

· Arzneimittelabgabe<br />

· Medizintechnik<br />

· Krebsbehandlung<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


46 Wirtschaft Anlagestrategien<br />

Die Schwellenländer und allen voran China (im Bild ein Stahlwerk) sind zum Wachstumsmotor der globalen Konjunktur geworden.


Anlagestrategien Wirtschaft 47<br />

Schwellenländer als<br />

Alternative im Aktienund<br />

Obligationenbereich<br />

Die Schwellenländer haben sich im letzten Jahrzehnt von der Werkbank der Welt<br />

zum wichtigsten Wachstumsmotor der globalen Konjunktur entwickelt, wobei der<br />

Binnenkonsum zu einer immer wichtigeren Wachstumskomponente wird.<br />

Das macht sie zu einem spannenden Anlagethema.<br />

Text: Anja Hochberg, Leiterin Anlagestrategie, Adrian Zürcher, Stratege Aktien / Emerging Markets<br />

Foto: Lin Debin, Imaginechina<br />

Im laufenden Jahr werden die Schwellenländer<br />

rund 75 Prozent des globalen Wachstums<br />

generieren (Abbildung 1). Dass es sich dabei<br />

weniger um einen zyklischen Schub als vielmehr<br />

um einen starken strukturellen Trend<br />

handelt, davon sind wir überzeugt. Dank einer<br />

engeren Einbindung in die Weltwirtschaft gelang<br />

vielen Schwellenländern im vergangenen<br />

Jahrzehnt der entscheidende Übergang<br />

vom exportgetriebenen Wachstum zu einem<br />

binnenwirtschaftlich orientierten Modell. Dies<br />

führte in den letzten Jahren zu einem Ausgleich<br />

der Kräfteverhältnisse. War der globale<br />

Konsum zu Beginn der 1990er-Jahre noch<br />

stark durch die amerikanischen Konsumenten<br />

bestimmt, so hat die Konsumkraft der<br />

Schwellenländer mittlerweile diejenige der<br />

USA eingeholt. Als tragende Säulen für den<br />

wirtschaftlichen Aufholprozess erweisen sich<br />

dabei das robuste demografische Gerüst<br />

der Schwellenländer und die tiefe Verschuldungsrate<br />

bei den privaten und staatlichen<br />

Haushalten (Abbildung 2).<br />

Anlagen in Emerging Markets<br />

Der deutlich steigende Einfluss auf die Weltwirtschaft<br />

und die starke Wachstumskraft<br />

machen Schwellenländer aber auch zu einem<br />

wesentlichen Anlagethema. Wir sind der<br />

Meinung, dass ein Engagement in diesen<br />

Märkten in keinem ausgewogenen Portfolio<br />

mehr fehlen sollte. Es gilt jedoch zu beachten,<br />

dass solche Investitionen wesentlich<br />

detailliertere Expertisen erfordern. Die Sensitivität<br />

der einzelnen Anlageklasse auf<br />

länderspezifische Ereignisse ist im Weiteren<br />

deutlich höher. Dadurch steigen die Chancen<br />

für lohnende Investitionen, aber auch die<br />

Risiken verhalten sich in Abhängigkeit zu den<br />

Opportunitäten.<br />

Die Herausforderung hierbei besteht darin,<br />

einen Prozess zu implementieren, der in<br />

der Lage ist, Marktineffizienzen zeitnahe zu<br />

erkennen und in den Portfolios umzusetzen.<br />

Dabei sollen unter Wahrung eines kontrollierten<br />

Risikos Investitionen innerhalb der<br />

verschiedenen Regionen und Länder so umgeschichtet<br />

werden, dass eine zusätzliche<br />

Renditequelle entsteht. Um diese Herausforderungen<br />

besser zu berücksichtigen und<br />

dem zunehmenden Bedürfnis unserer Kunden<br />

nach Anlagen in Emerging Markets entsprechen<br />

zu können, hat das Credit Suisse<br />

Asset Management unter der Leitung des<br />

CIO Office ein neues Expertenteam zusammengestellt:<br />

das Emerging Market Steering<br />

Committee (EMSC). Ziel dieser in den globalen<br />

Gesamtanlageprozess eingebundenen<br />

Spezialistenrunde ist es, im Rahmen der<br />

taktischen Asset Allocation (sprich Vermögensaufteilung)<br />

vorübergehende Ungleichgewichte<br />

bei Aktien, Anleihen oder Währungen<br />

aus den Emerging Markets systematisch zum<br />

Vorteil unserer Kunden zu nutzen.<br />

Aktuelles Marktumfeld und Ausblick<br />

Eine gewisse Konjunkturabschwächung ist<br />

zwar auch in den Schwellenländern festzustellen,<br />

insbesondere in China, wo sich das<br />

Wachstum über die letzten Monate sichtbar<br />

auf 9,6 Prozent (drittes Quartal) verlangsamt<br />

hat. Dies hat bei einigen Marktteilnehmern<br />

bereits Sorgen über eine mögliche harte<br />

Landung im Reich der Mitte ausgelöst. Das<br />

EMSC ist jedoch klar der Meinung, dass solche<br />

Bedenken übertrieben sind. China hat<br />

es bis anhin bestens verstanden, die richtigen<br />

Schritte zur Begrenzung der Inflation sowie<br />

zur Abkühlung des heissgelaufenen Häusermarktes<br />

einzuleiten, ohne dadurch die konjunkturelle<br />

Dynamik übermässig einzudämmen.<br />

Die jüngste Stärke bei den wirtschaftlichen<br />

Frühindikatoren wie dem Purchasing<br />

Managers Index bestätigt unsere Einschätzung.<br />

Diese erfreulichen Entwicklungen bieten<br />

der chinesischen Regierung den nötigen<br />

Spielraum, um mit weiteren Massnahmen ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


48 Wirtschaft Anlagestrategien<br />

1 Wachstum: Industrialisierte Welt und Schwellenländer im Vergleich<br />

Globales Wachstum wird weiterhin von den Schwellenländern getragen.<br />

Bereits 20<strong>11</strong> werden sie 75 Prozent zum globalen Wachstum beisteuern.<br />

Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Amt für Statistik, Credit Suisse<br />

Veränderung gegenüber Vorjahr in %, gewichtet nach Kaufkraftparität<br />

6.0<br />

5.0<br />

4.0<br />

3.0<br />

2.0<br />

1.0<br />

0<br />

–1.0<br />

–2.0<br />

–3.0<br />

1998<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2<strong>01</strong>0<br />

Schwellenmärkte Industrieländer Weltwirtschaftswachstum<br />

2 Verschuldung: Industrialisierte Welt und Schwellenländer im Vergleich<br />

Während die Staatsverschuldung in den Industrieländern weiterhin deutlich ansteigt, nimmt sie<br />

in den Schwellenländern ab. Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Bundesamt für Statistik, Credit Suisse<br />

Staatsschulden (in % des BIP)<br />

<strong>11</strong>0<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Januar<br />

Schwellenländer<br />

Entwickelte Länder<br />

2006 2007 2008 2009 2<strong>01</strong>0 20<strong>11</strong> 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5<br />

Inflation und Preisübertreibungen im Immobilienmarkt<br />

in den Griff zu bekommen.<br />

Auch in anderen Schwellenländern ist<br />

die Wirtschaftsdynamik tendenziell eher zu<br />

forsch, was eine weitere Straffung der monetären<br />

Zügel nach sich zieht. Es erstaunt<br />

daher nicht, dass in diesem Umfeld sich ausweitender<br />

Zinsdifferenzen die Währungen<br />

der Schwellenländer ihren Aufwärtstrend<br />

weiter fortsetzen dürften. In vielen Ländern<br />

regt sich jedoch Widerstand gegen die<br />

westliche Kapitalflut. Einige Länder haben<br />

Kapitalkontrollen eingeführt, sprich eine Kapitalsteuer<br />

für ausländische Investoren. Das<br />

EMSC erwartet jedoch, dass diese Massnahmen<br />

eher zu höherer Volatilität führen werden,<br />

die Kapitalflüsse jedoch in Richtung Emerging<br />

Markets (EM) aufgrund der Renditevorteile<br />

nicht wesentlich gebremst werden.<br />

Das höhere wirtschaftliche Momentum<br />

in den Schwellenländern und die tiefen Zinsen<br />

in den westlichen Ländern unterstützen<br />

weiterhin ein taktisches Übergewicht von<br />

EM-Anleihen gegenüber den Kernmärkten.<br />

Hierbei bevorzugen wir zurzeit EM-An leihen<br />

in Lokalwährungen gegenüber USD-<br />

Emissionen. Die meisten Währungen dieser<br />

Länder sind unterbewertet und bieten daher<br />

eine zusätzliche Renditequelle. Zudem sehen<br />

wir aufgrund der sehr tiefen US-Zinskurve<br />

wesentlich höhere Risiken bei USD-Anleihen.<br />

Bewertungstechnisch bevorzugen wir<br />

osteuropäische sowie lateinamerikanische<br />

Anleihen in Landeswährungen gegenüber<br />

asiatischen.<br />

Auf der Aktienseite bekräftigen wir aufgrund<br />

der hohen binnenwirtschaftlichen<br />

Dynamik und des höheren Unternehmensgewinnwachstums<br />

das Übergewicht von EM<br />

gegenüber dem Gesamtmarkt. Das zurzeit<br />

schwierige politische Umfeld im Nahen Osten<br />

und mögliche Implikationen für andere EM-<br />

Regionen rechtfertigt jedoch aus taktischer<br />

Sicht nur ein moderates Übergewicht. Asien<br />

als Wach stumsmotor ist unsere bevorzugte<br />

Region. Zwei Favoriten in unserer aktuellen<br />

Allokation sind Korea und seit Kurzem China.<br />

Indien erscheint uns dagegen eher teuer.<br />

Osteuropa stufen wir aufgrund der Heterogenität<br />

der einzelnen Länder neutral ein. Zentralosteuropa<br />

meiden wir zurzeit, hingegen<br />

ist Russland aufgrund der äusserst attraktiven<br />

Bewertung unser Top-Favorit. Die Türkei<br />

ist aufgrund des hohen Wachstums und perspektivisch<br />

fallender Zinsen ebenfalls ein attraktives<br />

Anlageland. In Lateinamerika sehen<br />

wir zurzeit die geringsten Renditechancen,<br />

weshalb wir die Region untergewichten. <<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Dossier Immobilienanlagen<br />

Experten<br />

für nachhaltiges<br />

Bauen<br />

Inhalt<br />

<strong>01</strong> Real Estate Asset Management der Credit Suisse<br />

02 Credit Suisse Real Estate Fund Hospitality<br />

03 greenproperty – Gütesiegel mit Wirkungskraft<br />

04 Hintergrundinterview über nachhaltiges Bauen<br />

05 Business Center Andreaspark, Zürich<br />

06 Projekt Foyer, Zug<br />

07 Immobilienanlagen im Überblick


Spreitenbach<br />

Shoppi<br />

Zürich<br />

Prime Tower<br />

Zürich<br />

Sihlcity<br />

Basel<br />

Messeturm<br />

Zürich<br />

Jelmoli - House of Brands<br />

St. Gallen<br />

Businesshouse<br />

Köniz<br />

Business Park<br />

Rorschach<br />

Trischli’s<br />

La Chaux-de-Fonds<br />

Hauptsitz Tag Heuer<br />

Burgdorf<br />

Residenz Burdlef<br />

Bern<br />

Genfergasse 14<br />

St. Erhard<br />

Silence<br />

Davos<br />

Stilli Park<br />

Pregny-Chambésy<br />

Chemin de Cornillons<br />

Zug<br />

Foyer<br />

Lausanne<br />

EPFL<br />

Zug<br />

Uptown<br />

Genf<br />

Geneva Business Center<br />

Bellinzona<br />

Via dei Gaggini<br />

Genf<br />

Confédération Centre<br />

Luzern<br />

Lakefront<br />

Luzern<br />

Sportarena<br />

<strong>01</strong><br />

Immobilien<br />

Exzellente Asset Manager<br />

Die Anlage in Immobilien ist krisenresistent<br />

und bietet eine stabile Ausschüttungsrendite.<br />

Diese ist im Normalfall<br />

mittelfristig umso attraktiver, je diversifizierter<br />

man seine Anlage gestalten<br />

kann. Weil Privatkunden in dieser<br />

Hinsicht naturgemäss Grenzen gesetzt<br />

sind, schätzen sie die Möglichkeit des<br />

indirekten Investierens via Immobilienfonds.<br />

Auch für professionelle Kunden<br />

wie Pensionskassen sind Anteile an<br />

Immobilienfonds feste Komponenten<br />

ihres Portfolios. In den letzten Jahren<br />

hat sich gezeigt, dass neben der zu<br />

erwartenden Rendite auch die konkrete<br />

Ausrichtung eines Fonds für den<br />

Investitionsentscheid massgebend ist.<br />

Diese Erkenntnis bildet die Basis der<br />

verschiedenen Anlagegefässe des Real<br />

Estate Asset Management der Credit<br />

Suisse, das im Dezember 2<strong>01</strong>0 Immobilienvermögen<br />

im Gesamtwert von 27,2<br />

Milliarden Franken verwaltete. Damit<br />

zählen die Anleger in ihrer Gesamtheit<br />

zu den wichtigsten Vermietern und<br />

Bau herren, denn in <strong>11</strong>00 Liegenschaften<br />

bestehen gut 70 000 Mietverhältnisse,<br />

die einen jährlichen Nettomietertrag von<br />

1,44 Milliarden Franken (2<strong>01</strong>0) ergeben.<br />

Die jährlichen Investitionen aller Immobilienfonds<br />

für Umbauten und Sanie -<br />

rungen belaufen sich auf 250 Millionen<br />

Franken; die derzeit laufenden 48 Neubauprojekte<br />

lösen Gesamtbaukosten von<br />

rund 2,3 Milliarden Franken aus.<br />

Diese hohen Zahlen stellen für die<br />

Fotos: Credit Suisse


02<br />

Immobilien<br />

Premiere Immobilienfonds<br />

mit Gastgeber-Qualität<br />

Die Familie der Immobilien-Anlagegefässe des Real Estate<br />

Asset Management der Credit Suisse ist noch attraktiver<br />

geworden: Der Credit Suisse Real Estate Fund Hospitality stiess<br />

Ende 2<strong>01</strong>0 bei den Investoren auf eine sehr rege Nachfrage.<br />

Bestandesliegenschaften<br />

Projekte<br />

Wert der Immobilienanlagen in den<br />

einzelnen Geschäftsregionen<br />

(in Millionen Schweizer Franken):<br />

Bern 1883, Genfersee 3719,<br />

Innerschweiz 1473,<br />

Nordwestschweiz 5050,<br />

Ostschweiz 1371, Südschweiz 494,<br />

Westschweiz 521, Zürich 8064.<br />

<strong>11</strong>0 Mitarbeitenden des Real Estate<br />

Asset Management der Credit Suisse<br />

unter der Leitung von Markus Graf eine<br />

Verpflichtung dar – die Verpflichtung<br />

zu sorgfältigen Investitionen mit nachhaltigem<br />

Charakter. Andreas Schiendorfer<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.credit-suisse.com/ch/<br />

realestate<br />

Hotel Stilli Park,<br />

Davos<br />

EPFL,<br />

Lausanne<br />

In der Schweiz wird die Gastfreundschaft<br />

(Hospitality) seit jeher grossgeschrieben<br />

und kann als Teil unserer nationalen Identität<br />

bezeichnet werden. «Das Hospitality<br />

Business ist ursprünglich aus der Hotellerie<br />

hervorgegangen, umfasst heute aber<br />

ein viel breiter gefächertes Angebot: von<br />

Campus-Liegenschaften, Immobilien für<br />

den Gesundheitssektor, unterschiedlichen<br />

Hotelformen bis hin zu Residenzen sowie<br />

Wohnen im Alpenraum», erklärt Lucas<br />

Meier, Fondsmanager des Credit Suisse<br />

Real Estate Fund Hospitality (CS REF<br />

Hospitality). «Mit dem neuen Fonds investieren<br />

wir nun breit diversifiziert in Hospitality-Liegenschaften<br />

und können unser<br />

Know-how gezielt einbringen.»<br />

Eine Hospitality-Liegenschaft wird laut<br />

Meier dann als erfolgreich eingestuft,<br />

wenn diese gleichermassen die Bedürfnisse<br />

von Investor, Benutzer/Gast und<br />

Betreiber erfüllt. Für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg ist der Betreiber von entscheidender<br />

Bedeutung. Deshalb arbeitet der erste<br />

Schweizer Immobilienfonds mit Gastgeberqualitäten<br />

ausschliesslich mit national und<br />

international anerkannten Marken und<br />

Top-Betreibergesellschaften zusammen.<br />

«Zu Interessenkonflikten kann es nicht<br />

kommen, denn eine Beteiligung an Betriebsgesellschaften<br />

ist gesetzlich ausgeschlossen»,<br />

betont Lucas Meier.<br />

Die Immobilienanlagen werden nach<br />

Lage und Nutzungsart diversifiziert. Dabei<br />

können bereits bestehende Liegenschaften<br />

gekauft und nötigenfalls saniert, aber<br />

auch neue Bauprojekte realisiert werden.<br />

Ursprünglich ging man von einer Fondsgrösse<br />

von rund 500 Millionen Schweizer<br />

Franken aus. «Schnell haben wir aber gesehen,<br />

dass die Nachfrage wesentlich<br />

grösser ist», führt der Fondsmanager aus.<br />

«Schliesslich legten wir das Emissionsvolumen<br />

auf 900 Millionen Franken fest.»<br />

Die ersten Investitionen betreffen die attraktiven<br />

Neubauprojekte Hotel Stilli Park in<br />

Davos sowie ein Kongresshaus und ein<br />

Wohngebäude auf dem Campus der Ecole<br />

polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL)<br />

in Ecublens.<br />

Interessant ist der Fonds vor allem für<br />

Anleger mit einem mittel- bis langfristigen<br />

Anlagehorizont, die in erster Linie einen<br />

laufenden Ertrag suchen. Investiert haben<br />

bislang ausschliesslich qualifizierte Anleger,<br />

doch ist geplant, den CS REF Hospitality<br />

in den nächsten fünf Jahren für das<br />

Publikum zu öffnen und an der Schweizer<br />

Börse zu kotieren. schi<br />

kooaba<br />

Möchten Sie ausführliche Artikel<br />

über das Hotel Stilli Park sowie<br />

das Kongresszentrum und das<br />

Wohngebäude auf dem Campus<br />

der EPFL bei Lausanne lesen?<br />

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Sie mit der kostenlos erhältlichen<br />

kooaba App diese Seite und Sie<br />

erhalten Zugang zu einem Browser<br />

mit den zusätzlichen Informationen.<br />

Diese finden Sie auch unter<br />

www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>.com.<br />

Real Estate Asset Management der Credit Suisse


03<br />

Immobilien<br />

greenproperty<br />

Gütesiegel mit Wirkungskraft<br />

Der im Frühjahr 2009 lancierte Credit Suisse Real Estate Fund Green Property befindet sich<br />

auf Erfolgskurs : Sieben vielversprechende Projekte konnten bereits lanciert werden, darunter<br />

eines eröffnet – das Business Center Andreaspark in Zürich. Und das im Zusammenhang mit<br />

diesem Immobilienfonds entwickelte Gütesiegel greenproperty bewährt sich in der Praxis sehr gut.<br />

Auswertung<br />

Beispielprojekt<br />

Lebenszyklus<br />

Materialien<br />

Im Zusammenhang mit nachhaltigem Bauen<br />

sind Empfehlungen wie Minergie-Standard<br />

oder Gebäudeenergiepass weit herum anerkannte<br />

Begriffe. Allmählich dürfte aber<br />

auch das Gütesiegel greenproperty im Bewusstsein<br />

der Öffentlichkeit einen gewichtigeren<br />

Platz einnehmen, denn Mitte 2<strong>01</strong>0<br />

ist mit dem Business Center Andreaspark<br />

BCA in Zürich-Leutschenbach die erste<br />

greenproperty-Liegenschaft fertiggestellt<br />

und bezogen worden.<br />

Doch was steckt eigentlich hinter diesem<br />

Gütesiegel ? «Unser erklärtes Ziel war es,<br />

das erste umfassende Gütesiegel für nachhaltige<br />

Immobilien in der Schweiz zu realisieren<br />

und eine gesamthafte Beurteilung<br />

Nutzung<br />

Energie<br />

Infrastruktur<br />

Jeder der fünf greenproperty-Dimensionen liegen fünf bis neun Kriterien zugrunde. Die rote<br />

Auswertungslinie zeigt nicht nur an, ob die Kriterien erfüllt sind, sondern auch, in welchem<br />

Bereich noch am meisten Verbesserungspotenzial vorhanden ist.<br />

und Qualifizierung von Immobilien zu<br />

ermöglichen», erklärt Markus Graf, Head<br />

Real Estate Asset Management Switzerland.<br />

«Dazu haben wir zusammen mit dem<br />

Ingenieur- und Planungsbüro Amstein +<br />

Walthert bestehende Nachhaltigkeitslabels<br />

analysiert und ein eigenes Bewertungsverfahren<br />

entwickelt.»<br />

Untersucht werden bei einer greenproperty-Prüfung<br />

nicht weniger als 86 Indikatoren,<br />

die auf der Basis von Benchmarks<br />

und geltenden Standards bewertet werden.<br />

Diese Indikatoren werden in 35 Kriterien<br />

zusammengefasst. Diese wiederum werden<br />

den fünf Dimensionen der Nachhaltigkeit<br />

zugeordnet: Nutzung, Infrastruktur,<br />

Energie, Materialien und Lebenszyklus<br />

(siehe links). Das Gütesiegel greenproperty<br />

sagt aus, dass eine Liegenschaft in allen<br />

fünf Dimensionen die konsolidierte Bewertung<br />

der hohen Vorgaben des Gütesiegels<br />

erfüllt (siehe Box unten).<br />

«Dieses System hat sich in der Praxis<br />

sehr gut bewährt. Vor allem hat sich gezeigt,<br />

dass ein Gebäude, das von Anfang<br />

an mit Blick auf die Anforderungen von<br />

greenproperty konzipiert wird, nicht teurer<br />

als ein herkömmliches Projekt sein muss»,<br />

führt Jean-Claude Maissen, Fondsmanager<br />

Credit Suisse Real Estate Fund Green<br />

Property (CS REF Green Property), aus.<br />

«Wir bekamen Anfragen aus aller Welt.<br />

Man wollte wissen, wie die Kriterien definiert<br />

sind und welche Erfahrungen wir gesammelt<br />

haben, aber auch, wie man einen<br />

solchen Fonds aufbaut.»<br />

Der CS REF Green Property hat bereits in<br />

folgende Projekte investiert: Uptown (Zug),<br />

Business Center Andreaspark BCA (Zürich),<br />

Lindenhöfe und Westhöfe (Dietikon), Foyer<br />

(Zug), Trischli’s (Rorschach) sowie amRietpark<br />

Baufeld A2 und B (Schlieren).<br />

Markus Graf betont, dass das Real<br />

Estate Asset Management der Credit Suisse<br />

seit 2<strong>01</strong>0 nur noch in nachhaltige Projekte<br />

investiert. «Wir sind stolz darauf, im Bereich<br />

auf nachhaltiges Bauen in der Schweiz eine<br />

Vorreiterrolle einzunehmen.» schi<br />

Ausgewählte Kriterien der fünf Dimensionen<br />

Nutzung Infrastruktur Energie Materialien Lebenszyklus<br />

Soziale Kontakte Öffentlicher Verkehr /<br />

Langsamverkehr<br />

Sommerlicher Wärmeschutz<br />

Verfügbarkeit von<br />

Rohstoffen<br />

Gebäudestruktur / Ausbau<br />

Tageslicht Grundversorgung Wärme für Warmwasser Schadstoffe Instandsetzung<br />

Räumliche Identität Individuelle Mobilität Elektrizität Umweltbelastung Betrieb / Unterhalt<br />

Zugänglichkeit Standort Deckung Energiebedarf Rückbau Bewertung<br />

Sicherheit Raumklima Bausubstanz<br />

Grafik: Credit Suisse<br />

Real Estate Asset Management der Credit Suisse


Roger Baumann (links), Leiter Business Development Real Estate Asset Management der Credit Suisse, und Jean-Claude Maissen, Fondsmanager<br />

des Credit Suisse Real Estate Fund Green Property, geben Auskunft über nachhaltiges Bauen und das Gütesiegel greenproperty.<br />

04<br />

Immobilien<br />

Credit Suisse hat die nachhaltige<br />

Immobilie neu definiert<br />

Der Credit Suisse Real Estate Fund Green Property ist als einziger Fonds ausschliesslich in<br />

nachhaltige Bauprojekte investiert. Die Credit Suisse setzt dabei auf ihre eigenen nachhaltigen<br />

Werte. Ihr Gütesiegel greenproperty bewegt zum Umdenken.<br />

Foto: Katharina Lütscher<br />

<strong>bulletin</strong>: Wie gross ist der Credit Suisse<br />

Real Estate Fund Green Property<br />

(CS REF Green Property) ?<br />

Jean-Claude Maissen : Seit der Lancierung<br />

im April 2009 haben wir sieben<br />

Bauprojekte im Wert von 425 Millio -<br />

nen Franken erworben, davon entfällt<br />

rund ein Drittel auf Wohnnutzung.<br />

Der Rest fällt auf kommerzielle Immobilien.<br />

Eines der sieben Projekte wurde<br />

Mitte 2<strong>01</strong>0 bereits fertiggestellt und das<br />

Gebäude bezogen; drei weitere werden<br />

20<strong>11</strong> abgeschlossen.<br />

Das Thema Umwelt ist Ihnen wichtig.<br />

Doch auch der CS REF Green Property<br />

verbaut wertvolle Landreserven.<br />

Maissen : Unsere Bauprojekte sind<br />

vorwiegend in ehemaligen Industriegebieten<br />

anzutreffen. Das Limmatfeld<br />

in Dietikon etwa ist eine Umnutzung<br />

einer bestehenden Industriebrache in ein<br />

gemischt genutztes Quartier, ebenso<br />

die Überbauung amRietpark in Schlieren.<br />

Verdichtung nach innen war auch das<br />

Ziel beim Bebauungsplan Foyer auf dem<br />

ehemaligen Areal von Landis & Gyr<br />

in Zug. Nachhaltiges Bauen heisst nicht<br />

zwingend, dass man auf der «grünen<br />

Wiese» Landreserven vernichtet, sondern<br />

man verdichtet in der Regel innerhalb<br />

eines urbanen Umfeldes. Wir fügen einer<br />

bestehenden Infrastruktur mehr Nutzung<br />

hinzu und steigern deren Wirkungsgrad.<br />

Roger Baumann : greenproperty-Projekte,<br />

die an bestehende Infrastrukturen<br />

angebunden sind, erhalten eine höhere<br />

Punktzahl in unserer Nachhaltigkeitsbewertung<br />

als Projekte auf der «grünen<br />

Wiese». Standort und Infrastruktur<br />

sind wesentliche Kriterien bei einer ganzheitlichen<br />

Nachhaltigkeitsbewertung.<br />

Mit deren Berücksichtigung wollen wir der<br />

Zersiedelung entgegenwirken und den<br />

Energieverbrauch für das Pen deln zum<br />

Wohn- beziehungsweise Arbeitsort, also<br />

die induzierte Mobilität, reduzieren.<br />

Stichwort Gütesiegel : Warum braucht die<br />

Schweiz ein Nachhaltigkeitslabel ?<br />

Baumann : Das Center for Corporate<br />

Responsibility and Sustainability (CCRS)<br />

der Universität Zürich hat sich im ><br />

Real Estate Asset Management der Credit Suisse


Auftrag von Minergie dieser Frage<br />

05 Zürich Das Referenzprojekt<br />

angenommen. Man ist sich einig, dass<br />

es in dieser ganzen Labelvielfalt eine<br />

« Die hohen ökologischen Orientierungshilfe für die Immobilienindustrie<br />

braucht. Ein Nachhaltig-<br />

Standards und die zentrale<br />

Lage sind die Hauptgrün - keitslabel muss auf lokal geltenden<br />

de für unseren Einzug in Standards basieren. greenproperty ist<br />

den Andreaspark », erklärt ein Qualitätsmerkmal bei Anmiet-<br />

Christine Gebhard, Head oder Investitionsentscheiden. Dass<br />

Corporate Communi-<br />

je doch internationale Firmen, die in der<br />

cation der Aduno Gruppe, Schweiz «grüne» Flächen anmieten<br />

eines in der Zahlungsverarbeitung<br />

operierenden dards wie etwa LEED, BREEAM oder<br />

wollen, ihre länderspezifischen Stan-<br />

Unter nehmens. Die Aduno DGNB als Anmietkriterien verwenden,<br />

ist verständlich. Deshalb werden<br />

Gruppe ist mit der Karl<br />

Steiner AG Hauptmieterin wir in Zukunft vermehrt Mehrfachzertifizierungen<br />

im Markt sehen. Das<br />

des Business Center<br />

Andreaspark BCA in Leutschenbach.<br />

«Ein Meilen-<br />

Wie objektiv ist greenproperty ?<br />

macht durchaus Sinn.<br />

stein in unserer Unternehmensgeschichte», so Christine Gebhard. Maissen : Bei diesem Gütesiegel geht<br />

«Das Design und die Architektur des BCA weisen den Weg in<br />

es darum, die Nachhaltigkeit einer<br />

die Zukunft.» Und natürlich die Tatsache, dass die markante Glasfassade<br />

mit Aluminiumlamellen nicht zulasten der Nachhaltig - bar zu machen. Dadurch können<br />

Liegenschaft für uns objektiv mess -<br />

keit geht. Die erste fertiggestellte Liegenschaft mit greenproperty- wir unsere Investitionsentscheide auf<br />

Zertifikat passt bestens zur neuen Dynamik von Zürich Nord.<br />

ein solides Fundament stellen und<br />

Mehr unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong><br />

einschätzen, wo bei einem Baupro jekt<br />

oder einer Liegenschaft noch Verbesserungspotenzial<br />

besteht. Die Objek -<br />

tivität ist hoch, da das Güte siegel in<br />

06 Zug Zwei Fonds im Gleichtakt<br />

enger Zusammenarbeit mit anerkannten<br />

Spezialisten entwickelt wurde.<br />

«Dieser Büroneubau ist<br />

Was genau steckt hinter diesem<br />

einerseits für Johnson & Label ? Können Sie die 35 Kriterien<br />

Johnson das grösste neue Ihren Bedürfnissen anpassen ?<br />

Bürogebäude-Projekt<br />

Baumann : Die Indikatoren sowie<br />

innerhalb des Konzerns ihre Bewertung sind festgelegt. Das<br />

und anderseits auch ein Be wertungssystem wird periodisch<br />

Pilotprojekt in vielen<br />

überprüft und gegebenenfalls an<br />

Bereichen wie flexiblen neue Standards angepasst. Beispielsweise<br />

sind MINERGIE ® und MINER-<br />

Arbeitsplätzen oder nachhaltigem<br />

Bauen», erzählt GIE-ECO ® zentrale Bestandteile<br />

Heinz Schmid, General<br />

unseres Güte siegels. Wenn sich diese<br />

Manager der Cilag GmbH Labels weiterentwickeln und sich<br />

International. Beinahe<br />

den neuen gesetzlichen Bestimmungen<br />

anpassen, verschärft sich<br />

wäre das Pharmaunternehmen<br />

Opfer seines eigenen auch greenproperty.<br />

Erfolgs geworden: 1999 Maissen : Wir haben das Gütesiegel<br />

mit <strong>11</strong>0 Per sonen ins Siemens-Areal beim Bahnhof eingezogen, zusammen mit anerkannten Spezialisten<br />

entwickelt und damit den Schlüssel<br />

beschäftigt man nun in Zug 600 an sechs Standorten. Doch<br />

zwei Neubau ten, realisiert durch den CS REF Green Property und für den nachhaltigen Immobilienmarkt<br />

den CS REF PropertyPlus, schaffen bis Mai 2<strong>01</strong>2 Abhilfe –<br />

geschaffen. Mit unserem umfassenund<br />

erst noch Platz für zwei weitere Tochtergesellschaften<br />

den Kriterienkatalog haben wir uns in<br />

von Johnson & Johnson. Mehr unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong> meinen Augen einen Marktvorteil<br />

für die nächsten drei bis fünf Jahre<br />

erarbeitet.<br />

Warum kann eine Immobilie zurückgestuft<br />

werden oder das Gütesiegel<br />

verlieren ?<br />

Fotos: Credit Suisse<br />

Real Estate Asset Management der Credit Suisse


Baumann : Gewisse Indikatoren sind in<br />

der Bewirtschaftungsphase einer<br />

Immobilie in der Tat nicht mehr oder nur<br />

beschränkt beeinflussbar. Zum Beispiel<br />

der vorgegebene Anteil an Recycling-<br />

Beton. Die Plan- und Projektdaten für<br />

den Energiebedarf können sich aber<br />

in der Nutzungsphase durchaus ändern.<br />

Wenn der Verbrauch aufgrund von<br />

unvorhersehbarem Nutzerverhalten oder<br />

technischen Mängeln grösser ist als<br />

vorgesehen, ist eine Zurückstufung<br />

möglich, sofern keine Gegenmassnahmen<br />

zur Senkung getroffen werden.<br />

Mit der jährlichen Rezertifizierung wird<br />

ein Anreiz gesetzt, unsere Gebäude<br />

laufend zu optimieren.<br />

Maissen : Veränderungen können in<br />

beide Richtungen gehen – es besteht<br />

somit immer auch die Chance, dass nach<br />

einer gewissen Zeit ein Objekt höher<br />

eingestuft wird. Zum Beispiel wertet eine<br />

verbesserte Infrastruktur eine Liegenschaft<br />

auf. Das könnten ein verdichtetes<br />

Fahrplannetz sein oder mehr Einkaufsmöglichkeiten<br />

in unmittelbarer Nähe.<br />

Zudem soll ein kritisches Nachprüfen<br />

auch Anreiz für eine nachhaltigere<br />

Bewirtschaftung sein.<br />

Die Infrastruktur ist also ein wichtiger<br />

Bestandteil Ihres Gütesiegels. Bedeutet<br />

dies, dass wer auf dem Land wohnt,<br />

nicht greenproperty-tauglich ist ?<br />

Maissen : Nachhaltigkeit umfassend<br />

betrachten heisst alle Aspekte mit<br />

einbeziehen : Infrastruktur, Lebenszyklus,<br />

Materialien, Nutzung und Energie.<br />

Wir werden unser Gütesiegel neu in Gold,<br />

Silber und Bronze abstufen. Insofern<br />

kann neu auch eine nachhaltige Liegenschaft<br />

im Grünen, mit Anschluss an den<br />

öffentlichen Verkehr, ein Silber- oder<br />

Bronze-Zertifikat bekommen. Zusammen<br />

mit den entsprechenden Spezialisten<br />

sind wir aber zum Schluss gekommen,<br />

dass eine Liegenschaft in unseren<br />

Augen nicht als nachhaltig gelten soll,<br />

wenn man zuerst eine Viertelstunde<br />

mit dem Auto fahren muss, bevor man<br />

Läden, Schulen, Arbeitsplätze oder<br />

Ähnliches erreichen kann – da nützt auch<br />

die energieeffizienteste Bauweise nichts.<br />

Werden Sie greenproperty auf andere<br />

Bereiche ausweiten ?<br />

Baumann : Das ist eines unserer Schwerpunktthemen<br />

für dieses Jahr. Green<br />

Hospitality heisst das Projekt. Bis jetzt<br />

wenden wir das Gütesiegel auf Wohn-,<br />

Im Limmatfeld in Dietikon realisieren der CS REF Green Property und der CS REF LivingPlus<br />

die Projekte Westhöfe und Lindenhöfe. Beide Projekte sind mit dem Gütesiegel greenproperty<br />

zertifiziert. Weitere Informationen finden Sie unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>.<br />

Büro- und Verkaufsliegenschaften an.<br />

Nun stellt sich die Frage nach einer<br />

nachhaltigen Bewertung von Betreiberliegenschaften.<br />

Es gibt in der Hotellerie<br />

weltweit etwa 340 Labels. Hier liegt<br />

der Fokus jedoch nicht auf der Bausubstanz<br />

und der Nutzung, sondern hauptsächlich<br />

auf der operativen Führung<br />

des Betriebs. Das beinhaltet lokale Esswaren,<br />

energiesparende Geräte, Recycling,<br />

Wäscheservice. Mit einem umfassenden<br />

Gütesiegel bezogen auf den<br />

Hotelbau, beispielsweise auf die Verwendung<br />

von Klimageräten in den Zimmern,<br />

würde eine nachhaltige Unternehmensführung<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

Maissen : Mit unserer Bewirtschafterin<br />

Wincasa laufen bereits entsprechende<br />

Projekte. Geplant ist unter anderem<br />

ein Handbuch zum Thema Immobilienbewirtschaftung.<br />

Wir stellen uns umfangreiche<br />

Handlungsanweisungen vor. Das<br />

kann durchaus bis hin zum Putzmittel<br />

des Hauswarts gehen. Die ganze Nachhaltigkeitsthematik<br />

ist Bestandteil<br />

unserer Verträge: Auch unsere Mieter<br />

sollen entsprechende Vorgaben, etwa<br />

beim Mieterausbau, erfüllen.<br />

Warum dürfen Kleinanleger nicht in Ihren<br />

CS REF Green Property investieren ?<br />

Maissen : Der CS REF Green Property ist<br />

kein alltägliches Produkt. Die Finanzmarktaufsicht<br />

(Finma) hat wesentliche<br />

Ausnahmen bewilligt, wie beispielsweise<br />

eine 100-prozentige Bauprojektquote.<br />

Um Kleinanleger zu schützen, hat die<br />

Finma als Auflage den Anlegerkreis auf<br />

qualifizierte Investoren eingeschränkt.<br />

Diese Einschränkung gilt für die ersten<br />

fünf Jahre, also für die Aufbauphase<br />

des Fonds. Innerhalb der nächsten drei<br />

Jahre werden wir den Fonds an die<br />

Börse bringen und somit allen Anlegern<br />

zugänglich machen. Dann werden auch<br />

die Ausnahmebewilligungen aufgehoben.<br />

Für das laufende Jahr sind bereits viele<br />

Projekte aufgegleist ...<br />

Baumann : 20<strong>11</strong> ist das Jahr der Weiterentwicklung<br />

und der Kommuni kation.<br />

Nebst dem Projekt Green Hospitality ist<br />

die Ausdehnung des Gütesiegels auf die<br />

anderen Anlagegefässe des Real Estate<br />

Asset Management der Credit Suisse<br />

ge plant. Weiter werden wir die erste<br />

Lie genschaft definitiv zertifizieren (nach<br />

Fertigstellung). Und ferner arbei ten wir<br />

an einer Lösung für die Beur teilung<br />

von Bestandesobjekten bei Renovationen.<br />

Wir haben seit 2009 viel bewegt,<br />

nun wol len wir Beweise bringen.<br />

Franziska Vonaesch<br />

kooaba<br />

Hier finden Sie Artikel über die verschiedenen<br />

Bauprojekte des CS REF<br />

Green Property sowie weiterführende<br />

Informationen über greenproperty.<br />

Real Estate Asset Management der Credit Suisse


07<br />

Immobilien<br />

Real Estate Asset Management<br />

der Credit Suisse<br />

Das Real Estate Asset Management der Credit Suisse ist mit rund<br />

27 Milliarden Franken Anlagevermögen in der Schweiz führender<br />

Anbieter für indirekte Immobilienanlagen. Es bewirtschaftet acht<br />

Immobilienfonds, drei Immobilien-Anlagegruppen der Credit Suisse<br />

Anlagestif tung sowie Gefässe Dritter (z. B. Swiss Prime Site AG).<br />

Das Real Estate Asset Management verfügt über langjährige Erfahrung<br />

in der Realisierung grosser Bauprojekte. Der Erfolg basiert<br />

auf überdurchschnittlichem und fundiertem Know-how und auf der<br />

erprobten Zusammenarbeit mit renommierten General- und Totalunternehmen<br />

sowie einem professionellen Portfoliomanagement.<br />

Die Immobilien-Anlagegefässe des Real Estate Asset Management (inklusive Gefässe Dritter)<br />

Credit Suisse REF Siat Credit Suisse REF Interswiss Credit Suisse<br />

REF PropertyPlus<br />

Credit Suisse REF LivingPlus<br />

Fokus Wohnimmobilien Kommerzielle Immobilien Kommerzielle Immobilien Wohnen mit Service<br />

Schweiz x x x x<br />

International<br />

Investoren Alle – börsenkotiert Alle – börsenkotiert Alle – börsenkotiert Alle – börsenkotiert<br />

Credit Suisse REF<br />

Green Property<br />

Credit Suisse REF Hospitality<br />

Credit Suisse<br />

REF International<br />

Credit Suisse 1a Immo PK<br />

Fokus Nachhaltige Immobilien Hospitality-Immobilien Kommerzielle Immobilien Ausgewogen<br />

Schweiz x x x<br />

International<br />

x<br />

Investoren Qualifizierte Investoren* Qualifizierte Investoren* Institutionelle Investoren PK, Sozialversicherungs-/<br />

Ausgleichskassen<br />

CSA Real Estate Switzerland CSA RES Commercial CSA RES Dynamic Swiss Prime Site<br />

Fokus Ausgewogen Kommerzielle Immobilien Wohnimmobilien Kommerzielle Immobilien<br />

Schweiz x x x x<br />

International<br />

Investoren<br />

Steuerbefreite Einrichtungen<br />

der 2. Säule<br />

* gemäss Art. 10 Abs. 3 KAG i.V. mit Art. 6 Abs. 1 KKV<br />

Steuerbefreite Einrichtungen<br />

der 2. Säule<br />

Steuerbefreite Einrichtungen<br />

der 2. Säule<br />

Alle – börsenkotiert<br />

Weitere Informationen finden Sie unter www.credit-suisse.com/ch/realestate<br />

Credit Suisse AG, Real Estate Asset Management, Sihlcity – Kalandergasse 4, 8070 Zürich, Telefon 044 334 43 48, Fax 044 332 10 82<br />

Mail info.realestate@credit-suisse.com<br />

Fotos: Credit Suisse


Credit Suisse 49<br />

Credit Suisse<br />

Business / Sponsoring / Responsibility<br />

02<br />

03<br />

<strong>01</strong><br />

<strong>01</strong><br />

In memoriam<br />

Paul Calello<br />

Der Chairman Investment<br />

Banking der Credit Suisse,<br />

Paul Calello, ist im Alter<br />

von 49 Jahren gestorben.<br />

«Paul Calello war eine heraus<br />

ragende Führungspersönlichkeit<br />

und ein unkomplizierter,<br />

sehr menschlicher<br />

Arbeitskollege, der tragfähige<br />

Beziehungen aufbaute und<br />

seine Umwelt positiv ver -<br />

änder te. Wir werden ihn sehr<br />

ver missen, doch sein Geist<br />

und seine Errungenschaften<br />

werden Teil der Credit<br />

Suisse bleiben», sagt Brady<br />

W. Dougan, CEO der Credit<br />

Suisse. Paul Calello stiess<br />

1990 zur Credit Suisse als<br />

Gründungsmitglied der Credit<br />

Suisse Financial Products.<br />

2006 wurde er CEO der Region<br />

Asia Pacific der Credit<br />

Suisse, die unter seiner<br />

Leitung spektakuläre Wachstums<br />

raten erzielte. Sieben<br />

Jahre später übernahm er<br />

den Posten des CEO Investment<br />

Banking – just zu jener<br />

Zeit, als die Finanzkrise<br />

ausbrach. «Er hat gemeinsam<br />

mit seinem Team hervorragende<br />

Arbeit geleistet und<br />

unsere Investment Bank<br />

sicher durch die Krise geleitet»,<br />

meinte Brady Dougan.<br />

Im Juli 2<strong>01</strong>0 wurde Paul<br />

Calello Chairman der Division<br />

Investment Banking.<br />

02<br />

03<br />

Euromoney Awards<br />

«Best Global Private<br />

Bank»<br />

Die Credit Suisse wurde von<br />

«Euromoney», dem renommierten<br />

Finanzmagazin für<br />

die globalen Bank- und Kapitalmärkte,<br />

zum zweiten Mal<br />

in Folge als weltweit beste<br />

Privatbank ausgezeichnet.<br />

Darüber hinaus erhielten wir<br />

eine Reihe von regionalen<br />

und Länder-Awards, darunter<br />

jene für die beste Privatbank<br />

in Westeuropa, im Nahen<br />

Osten sowie in Mittel- und<br />

Osteuropa. Die jährlichen<br />

«Euromoney»-Ranglisten beruhen<br />

auf einer qualitativen<br />

und quantitativen Prüfung<br />

der besten Dienstleistungen<br />

im Private Banking, aufgeschlüsselt<br />

nach Märkten und<br />

Dienstleistungs bereichen.<br />

Entrepreneurs Summit<br />

Unternehmenserfolg in<br />

einer sozial verantwortlichen<br />

Geschäftswelt<br />

Credit Suisse Private Banking<br />

USA hielt ihren zweiten<br />

jährlichen Entrepreneurs<br />

Summit in Sundance, Utah,<br />

ab. Dieser Event reiht sich<br />

ein in die Bestrebungen der<br />

Credit Suisse, vermögenden<br />

Unternehmern innovative<br />

Führungsperspektiven zu eröffnen.<br />

Darüber hinaus bot<br />

der Summit den Teilnehmenden<br />

auch Gelegenheit zum<br />

Networking mit Kollegen,<br />

zum Wissensaustausch mit<br />

Fachleuten sowie zum<br />

Updating bezüglich aktueller<br />

Marktentwicklungen. Im<br />

Zentrum des Gipfels standen<br />

Innovationen in der neuen<br />

Dekade sowie Erfolgsstrategien<br />

in einer sozial verantwortlichen<br />

Geschäftswelt.<br />

Zu den Referenten gehörten<br />

unter an deren Biz Stone,<br />

Mitbegründer von Twitter,<br />

Jerry Greenfeld, Mitbegründer<br />

von Ben & Jerry’s<br />

Homemade, sowie Danny<br />

Meyer, Geschäftsführer<br />

der Union Square Hospitality<br />

Group.<br />

Frontline Training<br />

Globales Zertifizierungsprogramm<br />

lanciert<br />

Die Credit Suisse hat ein<br />

globales Test- und Zertifizierungsprogramm<br />

für alle in<br />

Kundenkontakt stehenden<br />

Private-Banking-Mitarbeitenden<br />

lanciert. Das so genannte<br />

Frontline Training and<br />

Cer tifi cation Program ist ein<br />

anspruchsvolles, sowohl<br />

Web- als auch Schu lungsraum-basiertes<br />

Weiterbildungs<br />

programm, das auf<br />

Investment-Themen wie<br />

Beratungsprozesse, Anlagefonds,<br />

Alternative Anlagen,<br />

Devisen, Vermögensverwaltungsmandate<br />

sowie struk turierte<br />

Derivate fokussiert.<br />

Daneben gehören aber auch<br />

Bereiche wie Erbschaftsplanung<br />

oder «One Bank» zum<br />

Lehrplan. Bis Ende 2<strong>01</strong>2<br />

werden mehr als 6000 Credit<br />

Suisse Relationship Manager<br />

ein Frontline-Training-Zertifikat<br />

erwerben. Im September<br />

2<strong>01</strong>0 schloss eine erste Pilotgruppe<br />

aus rund 150 Mitarbeitenden<br />

das Programm<br />

erfolgreich ab. Seither haben<br />

615 weitere Mitarbeitende<br />

weltweit dieses umfangreiche<br />

Weiterbildungsprogramm absolviert.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


50 Credit Suisse<br />

WEF<br />

Text: Dorothée Enskog<br />

Finanzreformen und<br />

Unternehmertum<br />

auf der Agenda des WEF<br />

Bei den Finanzreformen wurden<br />

zwar Fortschritte erzielt, doch es ist<br />

unklar, ob damit weitere Finanzkrisen<br />

wirklich verhindert werden.<br />

So der Tenor einer Podiumsdis -<br />

kussion der Credit Suisse beim Weltwirtschaftsforum<br />

(WEF) in Davos.<br />

Eine andere Gesprächsrunde diskutierte<br />

die unternehmerischen<br />

Erfolgsfaktoren in den Schwel lenländern.<br />

Erfolg hat demnach,<br />

wer zu den Besten der Branche<br />

gehört, einen guten Ruf geniesst<br />

und über eine klare Langzeitstrategie<br />

ver fügt.<br />

Das Thema des WEF-<br />

Jahrestreffens 20<strong>11</strong> lautete<br />

«Gemeinsame Normen für<br />

eine neue Realität». Unter den<br />

Teilnehmenden befanden<br />

sich CEOs von weltweit führenden<br />

Unternehmen, Politiker<br />

aus wichtigen Ländern und<br />

Kader von internationalen<br />

Organisationen.<br />

Drei führende Vertreter von<br />

Finanzaufsichtsbehörden –<br />

Philipp Hildebrand, Präsident<br />

der Schweizerischen<br />

Nationalbank, Lawrence<br />

Summers, emeritierter Professor<br />

der Harvard University und ehemaliger<br />

amerikanischer Finanzminister, sowie Jaime<br />

Caruana, General Manager der Bank für<br />

Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) –<br />

analysierten in einer Podiumsdiskussion am<br />

Rande des WEF die Auswirkungen der laufenden<br />

Finanzreformen auf das Finanzsystem<br />

sowie künftige Risiken.<br />

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

müssten klar, allgemeingültig und vorhersehbar<br />

sein, forderte Philipp Hildebrand. «Die<br />

grösste Herausforderung besteht darin, ein<br />

Gleichgewicht zwischen einer sorgfältigen<br />

Abklärung der bestehenden Probleme und<br />

einer schnellen Lösung dieser Probleme zu<br />

finden. Die Unsicherheit, die der noch immer<br />

nicht abgeschlossene Regulierungsprozess<br />

bewirkt, fügt der Wirtschaft mehr Schaden<br />

zu als ein strenges Regelwerk. Stehen die<br />

Regeln erst einmal fest, dann können sich<br />

die Banken darauf einstellen, auch wenn sie<br />

sehr streng sind», betonte Hildebrand.<br />

Für ihn gibt es gegenwärtig noch drei<br />

Hauptfragen, die der Klärung bedürfen: die<br />

Liquiditätsvorschriften, das Schattenbankensystem<br />

und die «Too big to fail»-Problematik.<br />

«Die G20-Staaten haben im November grünes<br />

Licht für Basel III gegeben. Das Regelwerk<br />

wird gegenwärtig implementiert und<br />

macht das gesamte System wesentlich sicherer<br />

», gab sich Jaime Caruana überzeugt.<br />

Die Basel-III-Vorschriften sind Minimalanforderungen,<br />

die von den einzelnen Ländern<br />

entsprechend ihren Bedürfnissen angepasst<br />

werden können. «Wir müssen hier<br />

international nach einer stärkeren Vereinheitlichung<br />

streben und einen Kompromiss zwischen<br />

nationaler und internationaler Ausgestaltung<br />

finden», betonte Caruana. «Das<br />

Financial Stability Board (FSB) strebt nach<br />

möglichst einheitlichen Finanzmarktregeln,<br />

doch einzelne Länder gehen bei der Umsetzung<br />

der Basel-III-Regeln eigene Wege»,<br />

stellte Hildebrand fest. «Die Schweiz legt den<br />

Schwerpunkt auf die Kapitalausstattung,<br />

Grossbritannien auf Vergütungen und die<br />

USA auf die Volcker-Regeln und den Eigenhandel.<br />

Nun gilt es dafür zu sorgen, dass das<br />

FSB einigermassen einheitliche Spielregeln<br />

durchsetzen kann.» Eine seiner Hauptprioritäten<br />

sei die Schaffung einer Instanz, die einspringe,<br />

wenn ein internationales Finanzinstitut<br />

in Schwierigkeiten gerate, führte Philipp<br />

Hildebrand weiter aus.<br />

Internationaler Ansatz vonnöten<br />

Ein guter Ansatz wäre, das zentrale Paradox<br />

der Finanzkrise aus einer volkswirtschaftlichen<br />

Perspektive heraus zu analysieren,<br />

glaubt Lawrence Summers. «Die Krise entstand<br />

aus übertriebenem Vertrauen, übermässiger<br />

Verschuldung, exzessiven Krediten<br />

und überhöhten Preisen für Vermögens werte.<br />

Der Lösungsweg, den man gegenwärtig gewählt<br />

hat, ist aber: noch grösseres Ver- ><br />

Fotos: Eric Bouvet, VII Network, Corbis, Specter | Laurent Gilliéron, Keystone<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 51<br />

Regulierung der Finanzmärkte<br />

«Die neuen Regulierungen der<br />

Finanzmärkte und ihr Einfluss<br />

auf das Wirtschaftswachstum»,<br />

so lautete das Thema einer<br />

Podiums diskussion am WEF in<br />

Davos, die von der Credit Suisse<br />

ver anstaltet wurde. Gastgeber<br />

der Veranstaltung war Eric Varvel<br />

(Bild rechts unten), CEO des<br />

Investment Banking der Credit<br />

Suisse. Die Diskussionsrunde<br />

ging nicht nur auf den Stand der<br />

Finanz reform ein, sondern diskutierte<br />

auch Vorschläge, wie<br />

nach der Finanzkrise mit Risiken<br />

umgegangen werden soll. Drei<br />

führende Vertreter von Finanzaufsichtsbehörden<br />

– aus der<br />

Schweiz, den USA und von der<br />

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich<br />

(BIZ) in Basel –<br />

nahmen an der Debatte teil<br />

und beantworteten anschliessend<br />

zahlreiche Fragen aus<br />

dem Publikum.<br />

Lichter mit dem Motiv der Schweizer Fahne<br />

beleuchten während einer früheren<br />

Aufl age des Weltwirtschaftsforums das<br />

Davoser Hotel Belvedere.<br />

Unternehmensgeist in den Schwellenländern<br />

«Unternehmen und Familienkonzerne: Das Fundament<br />

für das Wachstum in den Schwellenländern», war das<br />

Thema einer anderen von der Credit Suisse veranstalteten<br />

Podiumsdiskussion. Gastgeber war Fawzi Kyriakos-Saad<br />

(im Bild links mit Mikrofon), CEO der Region Europe,<br />

Middle East and Africa der Credit Suisse. Die fünf Diskussionsteilnehmer<br />

aus Argentinien, dem Libanon, der Republik<br />

Tschechien, den Philippinen und Russland legten ihre<br />

Standpunkte dar und gaben Ratschläge. Drei von ihnen<br />

vertraten traditionelle Familien konzerne, während<br />

die anderen beiden ihre Unternehmen in den letzten<br />

zehn Jahren aufgebaut haben.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


52 Credit Suisse<br />

trauen, noch mehr Schulden und noch mehr<br />

Kredite. Das ist genau der falsche Weg,<br />

denn er führt nicht aus der Krise heraus, sondern<br />

tiefer in sie hinein.» Entsprechend sollten<br />

die Finanzmärkte global und nicht auf<br />

nationalstaatlicher Ebene geregelt werden.<br />

Summers weiter: «Wenn die vorgeschriebene<br />

Kapitalausstattung auf einem Niveau liegt,<br />

das auch die Banken selbst für angemessen<br />

halten, stellt dies keine besondere Einschränkung<br />

dar. Siedelt jedoch die Politik die<br />

Kapitalausstattung weit über diesem Niveau<br />

an, dann besteht das Risiko, eine finanzielle<br />

Maginot-Linie zu schaffen: Dieses Niveau<br />

wird zwar mit allen Mitteln verteidigt, doch<br />

es ist nicht sehr schwer, die Verteidigung zu<br />

umgehen. Das schafft ein weiteres Risiko.»<br />

Die Massnahmen, die die einzelnen Länder<br />

für ihre Banken ergriffen haben und die international<br />

vereinbart wurden, scheinen gemäss<br />

Summers tatsächlich zu einer Verringerung<br />

der Verschuldung, einer Erhöhung des Eigen<br />

kapitals und zu höheren Anforderungen<br />

bezüglich liquider Mittel geführt zu haben,<br />

doch sei zu befürchten, dass wir schon bald<br />

eine volkswirtschaftliche Perspektive einnähmen<br />

und uns auf die finanzielle Gesundheit<br />

einzelner Banken und Branchen konzentrierten.<br />

Rosige Zukunft für Schwellenländer<br />

«In den Schwellenländern gibt es sehr starke<br />

Familienunternehmen und sehr starke Unternehmerpersönlichkeiten.<br />

Sie haben beide<br />

eine rosige Zukunft vor sich», gab sich Fawzi<br />

Kyriakos-Saad, CEO der Region Europe,<br />

Middle East and Africa der Credit Suisse,<br />

Im Rahmen des WEF<br />

organisiert die Credit<br />

Suisse jeweils spezielle<br />

Veranstaltungen in<br />

einem eigenen Pavillon,<br />

um mit ihren globalen<br />

Anspruchsgruppen zusammenzukommen.<br />

Dabei diskutieren Experten<br />

über eine breite<br />

Palette von Themen.<br />

Oben auf dem Bild zu<br />

sehen sind der ehemalige<br />

Bundesrat und<br />

heutige Stiftungsratspräsident<br />

der Credit<br />

Suisse Kundenstiftungen,<br />

Flavio Cotti, sowie<br />

links Almiro Carigiet,<br />

Leiter Private Banking<br />

Nordbünden. Die Bank<br />

ist seit Jahrzehnten<br />

Mitglied des Weltwirtschaftsforums<br />

und seit<br />

2006 strategischer<br />

Partner.<br />

bei einer zweiten Gesprächsrunde überzeugt.<br />

«Uns fehlt es allgemein an Ka pital. Die<br />

Schwellenländer stehen mit den Industrieländern<br />

im Wettbewerb um Investitionen.<br />

Familienkonzerne müssen zu den Besten<br />

ihrer Branche gehören, wenn sie im Rennen<br />

um die knappen Ressourcen mithalten wollen.»<br />

Die Diskussionsteilnehmer, fünf erfolgreiche<br />

Unternehmer aus der Region, gaben<br />

Ratschläge für erfolgreiches Unternehmertum.<br />

«Ein Familienunternehmen, das erfolgreich<br />

sein will, muss langfristig ausgerichtet<br />

sein», meinte Enrique Pescarmona, Präsident<br />

der Corporación IMPSA, die im Bereich<br />

erneuerbare Energien tätig und seit 104 Jahren<br />

in Familienbesitz ist. «In seiner Branche<br />

muss ein Familienbetrieb Spitze sein, um<br />

gegen die grössten internationalen Konkurrenten<br />

bestehen zu können.»<br />

Sich immer wieder neu erfinden<br />

Diese Ansicht teilte auch David Iakobachvili.<br />

Der Mitbegründer des russischen Milchkonzerns<br />

Wimm-Bill-Dann Foods, der erst kürzlich<br />

von PepsiCo übernommen wurde, meinte:<br />

«Wir stehen im Wettbewerb mit ausländischen<br />

Firmen. Daher müssen wir bessere<br />

Qualität liefern.» «Um 175 Jahre zu überleben,<br />

muss sich ein Unternehmen immer wieder<br />

neu erfinden», meinte Jaime Augusto Zobel<br />

de Ayala, Präsident und CEO der philippinischen<br />

Ayala Corporation.<br />

«In Schwellenländern hat nur Erfolg, wer<br />

ehrgeizig, optimistisch, geduldig und finanzstark<br />

genug ist, um auch einmal eine Durststrecke<br />

durchzustehen», ergänzte Jiri Smejc,<br />

Aufsichtsratspräsident des PPF-Konzerns,<br />

einer der grössten internationalen Finanzund<br />

Investmentfirmen in Zentral- und Osteuropa.<br />

«Bei einer Expansion ins Ausland<br />

sollte man sich auf das Kerngeschäft konzentrieren<br />

und nicht diversifizieren», zeigte<br />

sich Samer Said Khoury überzeugt. Er ist<br />

Executive Vice President der Consolidated<br />

Contractors Company, eines der grössten<br />

Baukonzerne im arabischen Raum.<br />

Nicht nur geschäftliche Themen standen<br />

am Weltwirtschaftsforum auf der Agenda der<br />

Credit Suisse. Auch die Wohltätigkeit war ein<br />

zentrales Thema, wie die Präsentationen zur<br />

Unterstützung der Kundenstiftungen durch<br />

die Bank zeigten. «Die bedeutende Anzahl<br />

Spenden, die in den letzten zehn Jahren geleistet<br />

wurden, und, noch erfreulicher, die<br />

rasant wachsende Zahl von Einzelspendern<br />

sind beeindruckend», sagte Flavio Cotti, Präsident<br />

des Stiftungsrats der Kundenstiftungen<br />

der Credit Suisse.<br />

Fotos: Laurent Gilliéron, Martin Rütschi, Keystone | Steffen Thalemann | Cameron Davidson, Corbis, Specter | Danny Lehman, Corbis, Specter<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 53<br />

Antonio Quintella CEO Region Americas<br />

«Die Region Americas<br />

bietet Aussicht auf gute<br />

Geschäfte»<br />

Interview: Kate Baum und Dorothée Enskog<br />

Wachstumspotenzial sieht Antonio Quintella, CEO Americas,<br />

in Brasilien und anderen Schwellenländern sowie im Private Banking<br />

in Amerika und Kanada. Entscheidend sind Mitarbeitende,<br />

welche die Kunden und ihre Bedürfnisse ins Zentrum rücken.<br />

<strong>01</strong><br />

02<br />

<strong>01</strong><br />

02<br />

Antonio Quintella<br />

ist seit 2<strong>01</strong>0 CEO der Region Americas und<br />

gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der Credit Suisse. Daneben bleibt er weiterhin<br />

CEO der Region Brasilien, Co-Leiter des<br />

Global Emerging Markets Council und Vor -<br />

sitzender des Americas CEO Management<br />

Committee. Quintella ist seit 1997 bei der<br />

Credit Suisse, seit 2003 als CEO der Region<br />

Brasilien. Zuvor arbeitete er bei ING Barings.<br />

In seiner Freizeit fährt er Motocross-Rennen<br />

und nimmt dabei an Langstrecken- wie<br />

auch Offroad-Veranstaltungen teil.<br />

Die Credit Suisse führt in über 40 Städten<br />

Niederlassungen, zum Beispiel in New York<br />

und Rio de Janeiro.<br />

<strong>bulletin</strong>: Welche Schwerpunkte haben<br />

Sie sich gesetzt, als Sie im Juli 2<strong>01</strong>0<br />

zum CEO der Region Americas der Credit<br />

Suisse ernannt wurden?<br />

Antonio Quintella: Kunden, Zusammenarbeit<br />

und Personalpolitik.<br />

Und worin bestehen in Ihren Augen die<br />

Stärken der Credit Suisse in dieser Region?<br />

Wir sind im Investment Banking gut aufgestellt.<br />

Das gilt insbesondere für Lateinamerika,<br />

wo unsere gute Position auch dem Private<br />

Banking und dem Asset Management<br />

zugutekommt. In Kanada sowie im Private-<br />

Banking-Geschäft in den USA haben wir<br />

ebenfalls sehr gute Wachstumsaussichten.<br />

Das Asset Management wurde neu ausgerichtet<br />

und ist wieder auf dem Wachstumspfad.<br />

Für uns sind die Aussichten in der gesamten<br />

Region sehr gut.<br />

Sie leiten die Geschäfte der Credit<br />

Suisse in Brasilien seit 2003. Was hat sich<br />

seither dort getan, und welche Folgen haben<br />

sich daraus für unsere Bank ergeben?<br />

Brasilien ist dabei, seine Wirtschaft zu stabilisieren.<br />

Anfänglich waren die Planungsund<br />

Anlagehorizonte aufgrund der hohen makroökonomischen<br />

und teilweise auch politischen<br />

Unsicherheiten sehr kurzfristig. Viele<br />

Möglichkeiten, die wir unseren Kunden in<br />

den Industrieländern anbieten konnten, gab<br />

es hier nicht.<br />

Doch der Umbruch war vorhersehbar, und<br />

wir stellten unsere Bank so auf, dass wir am<br />

Wachstum im Investment Banking, Private<br />

Banking und Asset Management partizipieren<br />

konnten, indem wir uns in allen drei Bereichen<br />

auf einen erstklassigen und umfassenden<br />

Kundenservice konzentrierten. Das<br />

Wachstum in diesen Bereichen war in Brasilien<br />

besonders stark. Wir bemühten uns,<br />

den neuen Kundenwünschen, die sich ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


54 Credit Suisse<br />

03<br />

dank der zunehmenden wirtschaftlichen Stabilität<br />

entwickelten, Rechnung zu tragen. Wir<br />

hatten uns in extrem volatilen Märkten sehr<br />

gut behauptet, doch wir wollten uns zu einer<br />

Bank weiterentwickeln, die auch in weniger<br />

volatilen Märkten sehr erfolgreich ist, indem<br />

wir uns auf den Kunden konzentrieren.<br />

Wird Brasilien im selben Rhythmus wie<br />

bis anhin weiterwachsen?<br />

Das halte ich für einige weitere Jahre für sehr<br />

gut möglich. Dazu tragen insbesondere die<br />

demografische Entwicklung und der Rohstoffreichtum<br />

bei. Und natürlich auch die<br />

recht vernünftige Wirtschaftspolitik der Regierung.<br />

Brasilien hat einen grossen Bedarf an Investitionen<br />

in Infrastruktur und Wohnungsbau<br />

sowie an Kapital. Unternehmen und Anleger<br />

haben also viele Möglichkeiten für eine Kapitalanlage.<br />

Die Antwort auf Ihre Frage lautet<br />

deshalb: Brasilien bietet ein recht günstiges<br />

Umfeld, und ich wäre nicht sonderlich erstaunt,<br />

wenn das Land weiterhin diese hohen<br />

Wachstumsraten aufweisen würde.<br />

Was können andere Schwellenländer<br />

von Brasilien lernen?<br />

Was Brasilien auszeichnet, sind eine niedrige<br />

Inflationsrate, eine vorsichtige Steuerpolitik<br />

und demokratische Strukturen. Diese drei<br />

Faktoren haben sicherlich am meisten zu den<br />

Veränderungen in Brasilien in den letzten<br />

Jahren beigetragen. Erwähnt werden müssen<br />

auch noch politische Massnahmen, mit<br />

denen die Armut bekämpft wird, unter der<br />

das Land seit ewigen Zeiten litt und die noch<br />

immer nicht ausgemerzt ist.<br />

Sie stehen mit an der Spitze des Global<br />

Emerging Markets Council der Credit<br />

Suisse. Welche Schwellenländer beobachten<br />

Sie besonders aufmerksam?<br />

Alle Schwellenländer sind auf ihre Art und Weise<br />

interessant, und für unsere Kunden und die<br />

Bank selbst bietet sich hier ein weites Feld.<br />

03<br />

Die Geschäftsregion<br />

Americas – die USA,<br />

Kanada, Lateinamerika<br />

und die Karibik – ist<br />

für die Credit Suisse<br />

von grosser Bedeutung.<br />

Sie verfügt<br />

in dieser Region über<br />

Niederlassungen in<br />

44 Städten und 14 verschiedenen<br />

Ländern.<br />

Insgesamt zählt die<br />

Credit Suisse in der<br />

Region Americas<br />

12 000 Mitarbeitende.<br />

Wir sind besonders stark in China und Indien<br />

engagiert, da dies für uns natürlich die vielversprechendsten<br />

Märkte sind. Aber auch<br />

der Nahe Osten, Russland, das übrige Asien<br />

und Südafrika bieten vielfältige Möglichkeiten.<br />

Dies sind alles sehr zukunftsträchtige<br />

Regionen für unser Geschäft.<br />

Welche Bedeutung haben Ihrer Meinung<br />

nach Unternehmer für das Wachstum in<br />

den Schwellenländern, und welche Folgen<br />

hat dies für die Credit Suisse?<br />

Unternehmer sind immer wichtig. Sie spielten<br />

zum Beispiel eine bedeutende Rolle für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung der USA.<br />

Noch wichtiger ist jedoch ein Umfeld, das es<br />

ihnen ermöglicht, erfolgreich zu sein. Stimmt<br />

das Umfeld – das heisst, wird das Unternehmertum<br />

gefördert –, finden sich immer Unternehmer,<br />

die allfällige Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten<br />

nutzen.<br />

Der einzige Unterschied zu den Industrieländern<br />

liegt darin, dass sich die Unternehmen<br />

in den Schwellenländern in der Regel in<br />

den Händen ihrer Gründer oder der Gründerfamilien<br />

befinden. Dadurch überlappen sich<br />

die Private-Banking- und die Investment-<br />

Banking-Bedürfnisse unserer Kunden häufig.<br />

Worin unterscheidet sich die Credit<br />

Suisse von ihren Mitbewerbern?<br />

Schliesslich sind wir ja nicht die einzige<br />

Bank, die in den Ländern mit hohen<br />

Wachstumsraten die wohlhabenden<br />

Kunden gewinnen möchte<br />

Das stimmt zwar, doch nicht jede Bank hat<br />

dasselbe Geschäftsmodell, dieselbe Strategie<br />

oder dieselbe Angebotspalette. Die Credit<br />

Suisse verfolgt ein sehr klares Ziel: Wir wollen<br />

in ausgewählten Märkten das beste Private<br />

Banking, das beste Investment Banking<br />

und die beste Vermögensverwaltung bieten.<br />

Dieses eindeutige Ziel unterscheidet uns bereits<br />

von unseren Mitbewerbern.<br />

Ein weiterer Trumpf ist unsere Kundenorientierung:<br />

Wir wollen unsere Kunden voranbringen<br />

und bieten ihnen daher Finanzprodukte<br />

und Dienstleistungen, die optimal<br />

auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das<br />

können Anlagen, Finanzierungen, eine strategische<br />

Beratung oder die Nachfolgeplanung<br />

sein. Unsere Palette ist sehr umfangreich,<br />

aber das Ziel ist immer, zum Erfolg<br />

unserer Kunden beizutragen.<br />

In den Schwellenländern herrscht ein harter<br />

Wettbewerb, denn hier war und ist das<br />

höchste Wachstum zu verzeichnen. In meinen<br />

Augen sind wir durch unser Geschäftsmodell<br />

sehr gut aufgestellt, um in diesem<br />

Wettbewerb bestehen zu können.<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 55<br />

Werfen wir nun kurz einen Blick auf<br />

die USA. Unser Investment Banking in den<br />

USA ist umsatzstark, doch das Private<br />

Banking könnte durchaus noch ausgebaut<br />

werden.<br />

Das ist absolut richtig. In unserer gegenwärtigen<br />

Lage scheint mir allerdings ein organisches<br />

Wachstum die beste Strategie, auch<br />

wenn dies seine Zeit braucht. Das Problem<br />

liegt in der Personalausstattung. In einem<br />

kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen<br />

kommt es auf die Mitarbeitenden an, die<br />

einem in wichtigen Geschäftsbereichen zur<br />

Verfügung stehen. Der Erfolg ist in der Finanzbranche<br />

sehr von der Qualität des Personals<br />

abhängig. Es gibt viele Firmen, die über grosse<br />

finanzielle Mittel verfügen, andere haben<br />

in ihrem Segment einen sehr guten Ruf. Will<br />

die Credit Suisse mehr Wachstum und höhere<br />

Renditen für ihre Aktionäre erzielen, muss<br />

sie sich vor allem durch ihre Personalstrategie<br />

unterscheiden.<br />

Es wurde viel über die Veränderungen<br />

der gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

in den USA diskutiert. Wie ist die Credit<br />

Suisse darauf vorbereitet ?<br />

Sehr gut. Es ist normal, dass der Gesetzgeber<br />

sich auf die Finanzbranche und die<br />

Grossbanken konzentriert. Nach den Ereignissen<br />

der Jahre 2007 und 2008 dürfte dies<br />

auch kaum jemanden verwundern. Der amerikanische<br />

Gesetzgeber will einfach sicherstellen,<br />

dass die Geschäfte der Banken auf<br />

einer soliden Grundlage stehen und sie ihre<br />

Risiken im Griff haben. Es soll in Zukunft<br />

ausgeschlossen werden, dass die Banken<br />

die gesamte Wirtschaft in Gefahr bringen.<br />

Zwar interessiert sich der Gesetzgeber für<br />

zahlreiche Aspekte des Bankwesens, doch<br />

sein Hauptaugenmerk liegt auf den Kontrollmechanismen.<br />

Das ist etwas, das wir tatsächlich<br />

fest im Griff haben müssen, sowohl<br />

auf Bank- wie auch auf Mitarbeiterebene,<br />

wenn wir in den nächsten Jahren erfolgreich<br />

sein wollen. Die strengeren Auflagen machen<br />

ein umfassenderes Berichtswesen und<br />

weitere Massnahmen nötig, aber das Bestreben<br />

des Gesetzgebers entspricht im<br />

Grunde auch unseren eigenen Bedürfnissen:<br />

funktionierende Kontrollmechanismen, die in<br />

Einklang mit unserer Strategie stehen.<br />

Noch ein letztes Wort zu Ihren Zielen für<br />

das laufende Jahr …<br />

Hauptziel ist, die Marktanteile in unseren<br />

Kerngeschäften auszubauen. Dazu haben<br />

wir auch die richtige Strategie: Wir konzentrieren<br />

uns auf unsere Kunden und sind für<br />

San Francisco<br />

Text: Jack Grone / Dorothée Enskog<br />

Innovation,<br />

Amerikas Zukunft<br />

und Alternativenergie<br />

Das Geschäft mit der Innovation, der Einfluss von<br />

Alternativenergien, die Situation im amerikanischen<br />

Immobilienmarkt und Amerikas Zukunft gehörten zu den<br />

zahlreichen Themen, die anlässlich der 10. Credit Suisse<br />

Private Banking USA West Coast Wealth Management<br />

Conference diskutiert wurden.<br />

Neue Realitäten, neue Antworten»<br />

− das Thema der West<br />

Coast Wealth Management<br />

Conference lockte rund 250<br />

Investoren nach Half Moon Bay, Kalifornien.<br />

Die breit gefächerten Beiträge und<br />

Gesprächsrunden der eintägigen Konferenz<br />

ermöglichten ihnen ein vertieftes<br />

Verständnis der sich schnell wandelnden<br />

Welt, in der wir leben. «Genau genommen<br />

verschwinden Industrien, die wir<br />

einst für wichtig hielten, und neue entstehen»,<br />

sagte Robert Weissenstein,<br />

Chief Investment Officer Private Banking<br />

Americas, bei der Begrüssung der<br />

Teilnehmenden.<br />

Die vernetzte Revolution<br />

Das Geschäft mit der Innovation konzentriere<br />

sich heute auf Konnektivität, Zugänglichkeit<br />

und nachweislichen Mehrwert,<br />

erklärten die Teilnehmer einer<br />

Podiumsdiskussion zum Thema Innovation.<br />

«Innovation ist für wachstumsorientierte<br />

Anleger ein entscheidendes<br />

Thema. Sie sind nicht an Details oder<br />

Technologien interessiert, sondern an<br />

den daraus resultierenden Chancen, die<br />

ihnen ermöglichen, ihre Tätigkeit auszudehnen<br />

und effizienter zu werden»,<br />

meinte Cully Davis vom Equity Capital<br />

Innovation beginne, Bereiche wie die<br />

Nah rungsmittelsicherheit und die Logistik<br />

im Zuge des demografischen Wandels zu<br />

verändern, meinte Paul Ciriello, Gründer<br />

der Risikokapitalfirma Fairhaven Capital<br />

Partners. Dies führt in den genannten<br />

Sektoren zu einem neuen Anlegertyp.<br />

Eine Gegenströmung in der Welt der Innovation<br />

stellt das Thema Sicherheit dar.<br />

«Die Anzahl Geräte und Verbindungen<br />

wächst rasant, das bedeutet mehr Anfälligkeit.<br />

Die damit verbundenen Sicherheitsrisiken<br />

sind er heblich», fügte Ciriello<br />

hinzu. Laut seiner Prognose wird die<br />

Zahl der vernetzten elektronischen Geräte<br />

bis ins Jahr 2020 von heute 6 auf 50<br />

Milliarden anwachsen. «Ein Virus wird sich<br />

nicht gegen einen Einzelnen richten, sondern<br />

gegen uns alle.»<br />

«Länder wie China werden zudem<br />

zu eigen ständigen Innovationszentren»,<br />

sagte Richard Kramlich, Mitbegründer<br />

von New Enterprise Associates, einer<br />

anderen Risikokapitalfirma. «Für mich ist<br />

China der Wal-Mart unter den Regierungen<br />

– unbändig und beeindruckend<br />

zugleich. Die USA laufen Gefahr, ihre wirtschaftliche<br />

Führungsposition einzubüssen»,<br />

betonte Kramlich.<br />

Erstaunliche Alternativenergien<br />

Der immer noch sehr junge Alternativenergiesektor<br />

habe die Anleger gezwungen,<br />

von seinem rasanten Wachstum<br />

Notiz zu nehmen. Zu diesem Schluss<br />

kam ein Forum zum Thema neue Energie-<br />

sie da, und dies Tag für Tag. Markets Team der Credit Suisse. Die quellen. «Die Alternativenergie steckt ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


56 Credit Suisse<br />

<strong>01</strong><br />

<strong>01</strong> Bryce Lee, Co-<br />

Head Global Alternative<br />

Energy<br />

der Credit Suisse,<br />

erläuterte die<br />

Bedeutung der<br />

Alternativenergie.<br />

02 Robert Weissenstein,<br />

Chief<br />

Investment Officer<br />

Private Banking<br />

Americas, begrüsste<br />

die 250 Teilnehmenden.<br />

03 Die 10. West<br />

Coast Wealth<br />

Management<br />

Conference fand<br />

in Half Moon<br />

Bay, Kalifornien,<br />

statt.<br />

Products Equity Research Team der Credit<br />

Suisse. Ein bedeutender Rückgang der<br />

Zwangs vollstreckungen von Privathäusern<br />

würde den Beginn einer Gesundung signalisieren,<br />

fügte er hinzu. Auf gewerblicher Seite<br />

verzeichneten viele Vermieter leicht rückläufige<br />

Cashflows, und eine von zehn Immobilien<br />

sei von Kreditausfall betroffen, sagte Lawrence<br />

Raiman, Partner bei Big 5 Asset Management.<br />

«Für Anleger, die ihr Augenmerk<br />

auf den gewerblichen Sektor richten, gibt<br />

es Chancen, aber man sollte sehr vorsichtig<br />

sein», meinte er und wies darauf hin, dass in<br />

den nächsten Jahren gewerbliche Hypotheken<br />

in Höhe von rund 400 Milliarden US-<br />

Dollar jährlich fällig würden.<br />

immer noch in den Kinderschuhen. Aber sie<br />

hat sich schnell zu einem globalen Geschäft<br />

entwickelt », meinte Bryce Lee, Co-Head<br />

Global Alternative Energy der Credit Suisse.<br />

«Unternehmen, die normalerweise nicht so<br />

früh an die Börse gehen würden, können es<br />

in diesem Bereich tun. Das ist recht erstaunlich.»<br />

Alternativenergie könne in vier Hauptkategorien<br />

unterteilt werden: Solarenergie,<br />

Windenergie, alterna tive Treibstoffe sowie<br />

eine technologiegestützte Kategorie, die<br />

Batterien und intelli gente Stromnetze umfasst.<br />

Die Solarenergie sei eine der ersten<br />

Domänen gewesen, die grössere Kapitalströme<br />

anlockten, sagte Satya Kumar,<br />

leitender Analyst des Energy and Semiconductor<br />

Capital Equipment Stocks Team der<br />

Credit Suisse. Hunderte chinesischer Unternehmen<br />

drängten in den Markt für Sonnenkollektoren.<br />

Man befürchte eine Phase mit<br />

Kapazitätsüberschüssen und Preiskontrollen,<br />

was wiederum die Aktienkurse des Sektors<br />

02<br />

04 Robert Reich,<br />

Ökonom und<br />

Autor, sprach<br />

über Amerikas<br />

Zukunft.<br />

03 04<br />

unter Druck brächte, bemerkte er. «Wer auf<br />

eine ansprechende, sichere Rendite aus ist,<br />

für den ist dieser Sektor wahrscheinlich nicht<br />

das Richtige», meinte Mart Stuart, Gründer<br />

von Allotrope Venture, einem Unternehmen,<br />

das in saubere Technologien investiert. Dennoch<br />

bleibe Alternativenergie auf lange Sicht<br />

wirtschaftlich attraktiv.<br />

Immobilienmarkt weiterhin schwierig<br />

Der amerikanische Immobilienmarkt stehe<br />

vor weiteren schmerzvollen Jahren, meinten<br />

die Experten einer Runde, die sich mit dem<br />

Wiederaufbau des Fundaments dieses Sektors<br />

befasste. Grundeigentum biete zwar<br />

selektiv Mehrwert, aber der Sektor erfordere<br />

starke Nerven, war man sich einig. Die<br />

Anfragen potenzieller Hauskäufer seien seit<br />

dem Auslaufen der von der Regierung gewährten<br />

Steueranreize im letzten April markant<br />

zurückgegangen, erklärte Dan Op penheim<br />

vom Homebuilders and Building<br />

Amerikas Zukunft<br />

Die heutige Aufgabe der US-amerikanischen<br />

Politik bestehe darin, die Kaufkraft der amerikanischen<br />

Beschäftigten wiederherzustellen,<br />

damit erneut das Einkommen und nicht<br />

die Kreditaufnahme zur treibenden Kraft des<br />

Wirtschaftswachstums werde, sagte der<br />

Ökonom und Autor Robert Reich, der im<br />

Kabinett von Bill Clinton als Arbeitsminister<br />

gedient hatte, in seinem Referat. «Die amerikanischen<br />

Konsumenten waren 30 Jahre<br />

lang die Triebfeder der globalen Wirtschaft»,<br />

erklärte Reich. «Aber als die Medianlöhne<br />

stagnierten, begannen sich die Konsumenten<br />

mit Kreditkarten und Eigenheimkrediten<br />

zu verschulden, um ihre Ausgaben aufrechtzuerhalten,<br />

und die Möglichkeiten dieser<br />

‹Bewältigungsmechanismen› sind nun ausgeschöpft.»<br />

Weiter meinte er, dass sich Amerikas Ärger<br />

grösstenteils gegen China richte, das anstelle<br />

eines Modells der freien Marktwirtschaft einen<br />

«staatlich kontrollierten Kapitalismus» bevorzuge.<br />

Doch könne China nicht für die zurzeit<br />

15 Millionen Arbeitslosen in den USA verantwortlich<br />

gemacht werden. Amerika erzeuge<br />

auch Probleme in seinen öffentlichen<br />

und privaten Rentensystemen, die von der<br />

alternden Babyboom-Generation des Landes<br />

finanziert würden, warnte Reich. «Es<br />

besteht die Fantasievorstellung, den Ruhestand<br />

in einer Kreuzung aus Club Med und<br />

medizinischer Einrichtung zu verbringen.<br />

Morgens geht man zum Schnorcheln, und<br />

nachmittags gibt es zusätzlichen Sauerstoff.»<br />

Trotzdem sieht Reich die Zukunft des<br />

Landes grundsätzlich optimistisch. «Jedes<br />

Mal, wenn wir an einen gefährlichen Punkt<br />

gelangt sind, haben wir die Ärmel hochgekrempelt<br />

und uns zusammengerauft. Und wir<br />

werden es wieder tun.»<br />

Fotos: Credit Suisse | Sammlung Georges Bloch, Kunstmuseum Bern | Stanser Musiktage | 2<strong>01</strong>0, ProLitteris, Zürich<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 57<br />

Credit Suisse Partner<br />

<strong>01</strong><br />

<strong>01</strong><br />

Irène Schweizer in Concert<br />

Happy Birthday<br />

03<br />

Stanser Musiktage<br />

20 Nationen<br />

03<br />

Anzeige<br />

04<br />

02<br />

02<br />

Die bekannteste Schaffhauserin?<br />

Über die Landesgrenzen<br />

hinaus betrachtet, ist<br />

dies sicher Irène Schweizer,<br />

eine der wich tigsten Gestalten<br />

des europäischen Free<br />

Jazz. Am 2. Juni wird das<br />

stetig zu neuen musikalischen<br />

Ufern aufbrechende Energiebündel<br />

70 Jahre alt. Die<br />

Pianistin debütierte 1976 am<br />

Jazzfestival Willisau, ihre Premiere<br />

im Grossen Saal der<br />

Zürcher Tonhalle erfolgt am<br />

<strong>11</strong>. April 20<strong>11</strong>. Das Konzert<br />

findet im Rahmen der All<br />

Blues Jazz Recitals statt. Die<br />

Partnerschaft zwischen Credit<br />

Suisse und All Blues begann<br />

vor 15 Jahren – zur Feier verlosen<br />

wir 5 x 2 Eintrittskarten.<br />

www.credit-suisse.com/<br />

sponsoring<br />

Lucerne Festival<br />

Neue Stiftungsräte<br />

Der von Hubert Achermann<br />

präsidierte Stiftungsrat des<br />

Lucerne Festival ist um drei<br />

Mitglieder ergänzt worden.<br />

Neben Isabelle Welton, IBM<br />

Schweiz, und Martin Senn,<br />

CEO Zurich Financial Services,<br />

hat auch Urs Rohner,<br />

designierter Verwaltungsratspräsident<br />

der Credit Suisse,<br />

in diesem Gremium Einsitz<br />

genommen. Urs Rohner<br />

ist zu dem Verwaltungsrat<br />

der Opernhaus Zürich AG.<br />

www.lucernefestival.ch<br />

Kunstmuseum Bern<br />

Auf Anker folgt Picasso<br />

Dank der Jubiläumsausstellung<br />

zum 100. Todestag<br />

von Albert Anker kam das<br />

Kunstmuseum mit total<br />

168176 Be suchern zum drittbesten<br />

Jahresergebnis seiner<br />

Geschichte. Besser schnitt<br />

man nur 1985 und 1992 ab –<br />

dank grossartiger Picasso-<br />

Ausstellungen. Und just vor<br />

wenigen Tagen wurde in Bern<br />

die Picasso-Ausstellung<br />

«Die Macht des Eros» mit<br />

Druckgrafiken aus der Sammlung<br />

Bloch eröffnet. Sie<br />

dauert bis zum 1. Mai.<br />

www.kunstmuseumbern.ch<br />

04<br />

Anzeige<br />

Die Stanser Musiktage,<br />

an denen Jazz und Weltmusik<br />

sich begegnen, setzen mit<br />

dem mediterranen Kulturraum<br />

erstmals einen Schwerpunkt<br />

(im Bild Mistico Mediterraneo).<br />

Bei 13 Konzerten im<br />

Haupt- und 40 Konzerten<br />

im Nebenprogramm bieten<br />

vom 1. bis 7. Mai 300 Künstler<br />

dennoch grenzenlose<br />

kulturelle Vielheit.<br />

www.stansermusiktage.ch<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Giacometti und Beuys<br />

Mit 420 000 Besuchern<br />

verzeichnete das Kunsthaus<br />

das beste Ergebnis seit<br />

20 Jahren. Dazu trugen vor<br />

allem die Ausstellungen über<br />

die Sammlung Bührle und<br />

Pablo Picasso bei. Auch 20<strong>11</strong><br />

bringt viele Höhepunkte. Gegenwärtig<br />

läuft eine Alberto-<br />

Giacometti-Ausstellung, im<br />

Mai folgen Joseph Beuys<br />

und im Oktober die be rühmte<br />

Nahmad-Collection.<br />

www.kunsthaus.ch<br />

Salzburger Festspiele<br />

Freunde werden 50<br />

1960 wurde in Salzburg das<br />

grosse Festspielhaus eröffnet.<br />

Die Freunde der Salzburger<br />

Festspiele konstituierten<br />

sich im Jahr darauf.<br />

Präsidiert von Heinrich<br />

Spängler zählen sie heute<br />

1800 Förderer und 2800<br />

Mit glieder, darunter viele<br />

Schweizer, und steuern rund<br />

zwei Millionen Euro (fünf Prozent)<br />

ans Budget bei.<br />

www.festspielfreunde.at<br />

Bücher, E-Books, Musik,<br />

Filme, Games & mehr<br />

» ganz einfach<br />

online einkaufen<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


58 Credit Suisse<br />

Katastrophenhilfe-Fonds<br />

Nach Naturkatastrophen darf<br />

die langfristige Hilfe<br />

nicht vernachlässigt werden<br />

Haiti fällt zusammen, Pakistan geht unter. Die letztjährigen<br />

Bilder haben sich unauslöschlich in unser Gedächtnis<br />

eingegraben. Dennoch wendet sich die Aufmerksamkeit der<br />

Weltöffentlichkeit neuen Ereignissen zu. Die nationalen<br />

Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften hingegen leisten<br />

nach der Soforthilfe auch Wiederaufbauarbeit.<br />

Text: Bernard van Dierendonck, Fabienne de Lannay<br />

Schuler. «Die Not der Menschen und die von<br />

der Flut verursachten Schäden in Pakistan<br />

sind unvorstellbar gross, gemäss UNO sogar<br />

noch verheerender als vor sechs Jahren nach<br />

dem Tsunami in Südasien. Gerade dieser<br />

Jugendliche führte mir aber vor Augen, wie<br />

sinnvoll und nötig unsere Nothilfe für den<br />

schwachen Einzelnen ist.»<br />

1863 entstand auf Initiative von<br />

Henri Dunant das Internationale<br />

Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).<br />

Es ist vorwiegend in Kriegsgebieten<br />

tätig. In Katastrophengebieten<br />

kommen vor allem die 186 nationalen<br />

Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften<br />

zum Einsatz, die in<br />

der 1919 entstandenen Internationalen<br />

Föderation der Rotkreuzund<br />

Rothalbmondgesellschaften<br />

zusammenge schlossen sind.<br />

Die Credit Suisse unterstützte 2<strong>01</strong>0<br />

als Partner sowohl das IKRK als<br />

auch verschiedene nationale<br />

Rotkreuz gesellschaften, so etwa<br />

in Amerika, Australien, Hongkong<br />

und in der Schweiz.<br />

Durch die Zeltgassen im Notlager<br />

für Flutopfer schiebt<br />

sich ein Jugendlicher mit<br />

Hilfe einer Art Seifenkiste<br />

über die staubigen Strassen.<br />

Das Gefährt ist ein<br />

Rollstuhlersatz. Ein Jahr zuvor wurde der<br />

Knabe von einer Schlange gebissen. Eigentlich<br />

wäre eine solche Verletzung auch in<br />

Pakistan behandelbar, doch das Schicksal<br />

meinte es nicht gut mit dem Verletzten, das<br />

rettende Serum war damals im Dorf nicht<br />

mehr erhältlich. Seither ist der 15-Jährige<br />

unheilbar gelähmt. Als im Sommer 2<strong>01</strong>0 nach<br />

dem anhaltenden Monsunregen auch noch<br />

die Fluten seine Heimat vollständig zerstörten,<br />

schien für den behinderten Jungen erst<br />

recht alles am Ende. Nun gibt es aber wieder<br />

ein bisschen Hoffnung in seinem Leben –<br />

dank des Aufnahmelagers, welches das<br />

Schweizerische Rote Kreuz (SRK) und die<br />

pakistanische Rothalbmondgesellschaft nahe<br />

der Grossstadt Hyderabad errichtet haben.<br />

Einsatz für den schwachen Einzelnen<br />

Die Begegnung mit diesem pakistanischen<br />

Jugendlichen hat bei Karl Schuler, Kommunikationsbeauftragter<br />

des SRK, einen bleibenden<br />

Eindruck hinterlassen. «In unseren<br />

Notlagern gewähren wir als Erstes den<br />

Schwächsten, den Behinderten, den obdachlosen<br />

Familien mit kleinen Kindern und den<br />

alten Menschen Unterschlupf», erklärt Karl<br />

Verheerende Auswirkungen<br />

In der südlichen Provinz Sindh stehen noch<br />

immer ganze Landstriche unter Wasser.<br />

«In den anderen Regionen erinnert ein mehrere<br />

Kilometer breiter graubrauner Streifen<br />

Schlamm links und rechts des Indus und seiner<br />

Seitenarme an die einstigen Wassermassen»,<br />

erinnert sich Schuler. Eine Fläche so<br />

gross wie Grossbritannien ist zerstört, der<br />

Schlamm erstickt das Kulturland der Kleinbauern<br />

und vernichtet die Baumwollernte.<br />

Erstmals muss Pakistan, eigentlich einer der<br />

grössten Exporteure, selbst Baumwolle einführen.<br />

Der Wiederaufbau des Landes wird<br />

noch Jahrzehnte dauern und viele Milliarden<br />

Dollar kosten. Bis dahin sind zwölf Millionen<br />

Menschen in ihrer Existenz bedroht.<br />

Auch in Haiti ist die Situation nach dem<br />

Erdbeben vom 12. Januar 2<strong>01</strong>0 alles andere<br />

als gut. Rund 1,3 Millionen Menschen haben<br />

ihr Obdach verloren, und der Grossteil von<br />

ihnen ist auch ein Jahr nach der Katastrophe<br />

noch immer auf die Verteilung von Trinkwasser<br />

und weiteren Hilfsgütern durch die Hilfsorganisationen<br />

angewiesen. Da die hygienischen<br />

Verhältnisse im Land sehr schlecht<br />

sind, brach zudem Ende letzten Oktobers im<br />

Norden Haitis die Cholera aus. Bis Ende<br />

2<strong>01</strong>0 erkrankten 150 000 Menschen an der<br />

Cholera und mindestens 350 Menschen<br />

starben bisher. Das SRK eröffnete Anfang<br />

Dezember in Grand-Goâve zusammen mit<br />

Médecins du Monde eine Cholera-Zeltklinik.<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 59<br />

Hier ist nun ein vierköpfiges Schweizer Team<br />

tätig. «Neben der Soforthilfe geht es uns vor<br />

allem auch darum, einheimische Ärzte und<br />

Krankenschwestern zu schulen, da diese<br />

Seuche in Haiti zuvor unbekannt war», betont<br />

der SRK-Mitarbeiter.<br />

Seit dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar 2<strong>01</strong>0 sind in Haiti verschiedene<br />

nationale Rotkreuz- beziehungsweise Rothalbmondgesellschaften im Einsatz,<br />

die sowohl kurzfristige Hilfe leisten als auch den Wiederaufbau vorantreiben.<br />

Die zahlreichen Spenden, die unmittelbar nach dem Beben aus der ganzen Welt<br />

bei den nationalen Gesellschaften eingingen, werden unter anderem für sanitäre<br />

Einrichtungen, die Erstellung von Unterkünften als auch für IT und Telekommunikation<br />

verwendet. Zudem wurden aufgrund des Ausbruchs der Cholera im<br />

Oktober 2<strong>01</strong>0 zusätzliche Kliniken eröffnet.<br />

Klare Rollenverteilung erleichtert Hilfe<br />

Fotos: SRK, Augusta Theler | SRK, Karl Schuler<br />

Einen Vergleich zwischen verschiedenen Katastrophen<br />

und Hilfseinsätzen zu ziehen, ist<br />

schwierig, denn die Herausforderungen vor<br />

Ort sind immer wieder anders. Doch stets<br />

geht es in einem ersten Schritt darum, möglichst<br />

schnell möglichst gezielt Hilfe leisten<br />

zu können, sich auf einen Einsatz vorzubereiten,<br />

obwohl vielleicht der offizielle Hilfsappell<br />

des betroffenen Staates noch nicht<br />

erfolgt ist und die für einen mehrmonatigen<br />

Soforteinsatz nötigen Ressourcen nur in beschränktem<br />

Umfang vorhanden sind. Und<br />

nicht zuletzt kommt es darauf an, den Einsatz<br />

verschiedenster Hilfswerke aus allen Teilen<br />

der Welt zu koordinieren.<br />

Was die 186 nationalen Rotkreuz- beziehungsweise<br />

Rothalbmondgesellschaften anbelangt,<br />

so hat man sich abgesprochen, wer<br />

in welchen Bereichen Hilfe leisten und eine<br />

entsprechend geschulte und ausgerüstete<br />

Notfall-Soforthilfeeinheit – eine so genannte<br />

Emergency Response Unit (ERU) – entsenden<br />

könnte. Dabei meldet sich die nationale Gesellschaft<br />

des Not leidenden Landes jeweils<br />

bei der Föderation in Genf, die ihrerseits die<br />

benötigten ERU aufbietet.<br />

Das SRK beispielsweise konzentriert<br />

sich – wie fünf andere Länder auch – auf die<br />

Logistik und unterstützt zudem das Deutsche<br />

Rote Kreuz im Gesundheitsbereich (Basic<br />

Health Care). Das Britische Rote Kreuz hingegen<br />

stellt neben Logistik vor allem sanitäre<br />

Einrichtungen zur Verfügung, und das<br />

Amerikanische Rote Kreuz hat sich auf ><br />

Katastrophenhilfe-Fonds<br />

Sehen Sie einen Videobericht über die Arbeit des<br />

Roten Kreuzes in Haiti und Pakistan. Darin spricht<br />

unter anderem Karl Schuler, Kommunikationsbeauftragter<br />

des Schweizerischen Roten Kreuzes<br />

(SRK), über die Herausforderungen vor Ort.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


60 Credit Suisse<br />

<br />

Informationstechnologie und Kommunikation<br />

sowie auf Aufräumarbeiten und die Erstellung<br />

von Unterkünften spezialisiert.<br />

Schnelles Handeln ermöglichen<br />

Die letztjährigen Monsunregen haben in Pakistan heftige Überschwemmungen<br />

ausgelöst, rund ein Viertel des Landes wurde überflutet. Schätzungen zufolge<br />

sind seit der Flut zwölf Millionen Menschen in ihrer Existenz bedroht. Eine Million<br />

von ihnen lebt noch in Notlagern. Um die Lebensbedingungen für die Menschen<br />

schnell und nachhaltig zu bessern, bauen die nationalen Rotkreuzgesellschaften<br />

zusammen mit dem pakistanischen Roten Halbmond Unterkünfte, reparieren<br />

Trinkwasser- und Sanitäranlagen und bieten medizinische Notversorgung.<br />

Die Katastrophen 2<strong>01</strong>0 haben einmal mehr<br />

deutlich gemacht, dass die Hilfsorganisationen<br />

jederzeit auf einen Grosseinsatz vorbereitet<br />

sein müssen. «Da Katastrophen nicht<br />

planbar sind, haben wir immer Hilfsgüter und<br />

auch finanzielle Mittel für einen Soforteinsatz<br />

bereitgestellt », erklärt Hannes Heinimann,<br />

Leiter der Katastrophenhilfe des SRK, «aber<br />

dies natürlich nur in beschränktem Umfang.<br />

Unsere Spendenaufrufe erfolgen immer<br />

zweckgebunden mit Blick auf ein konkretes<br />

Ereignis, sodass wir eigentlich keine Reserven<br />

anlegen können. Deshalb sind wir alle<br />

froh um sehr schnell gesprochene Mittel, auf<br />

die wir zurückgreifen können, noch bevor die<br />

eigentlichen Kampagnen angelaufen sind.»<br />

Der Katastrophenhilfe-Fonds der Credit<br />

Suisse stellt eine mögliche Quelle für solche<br />

Sofortmittel dar. «Im Falle von Haiti hat unser<br />

Disaster Relief Fund Committee innert weniger<br />

Stunden eine Million Dollar zur Verfügung<br />

gestellt, die je zur Hälfte an das SRK und das<br />

Amerikanische Rote Kreuz gingen», erklärt<br />

Fritz Gutbrodt, Direktor der Credit Suisse<br />

Foundation. «Oft führen wir auch eine Sammelaktion<br />

unter unseren Mitarbeitenden<br />

durch, fügen aus unseren Fondsmitteln die<br />

doppelte Summe hinzu und stellen sie dann<br />

den Rotkreuz- beziehungsweise Rothalbmondgesellschaften<br />

zur Verfügung.» Auf<br />

diese Weise kamen 2<strong>01</strong>0 insgesamt rund<br />

sieben Millionen Dollar für die Opfer der Katastrophen<br />

in Pakistan und Haiti zusammen.<br />

Unterstützung auch für die Zeit danach<br />

Eric Eckholdt, Leiter der Credit Suisse Americas<br />

Foundation, konnte sich während eines<br />

Aufenthalts auf Haiti persönlich von der effizienten<br />

Arbeitsweise der nationalen Rotkreuzgesellschaften<br />

überzeugen. «Ich bin<br />

wirklich beeindruckt, wie diszipliniert und<br />

koordiniert die verschiedenen Gesellschaften<br />

zusammenarbeiten. Trotz Temperaturen<br />

von über 30 Grad und Arbeitszeiten von bis<br />

zu 20 Stunden pro Tag sind die Helfer mit<br />

vollem Einsatz dabei. Sie gehen an ihre Belastungsgrenze.»<br />

Das SRK verfolgt hier neben der logistischen<br />

Koordination der Hilfslieferungen aller<br />

Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften<br />

eine mehrjährige Strategie. «Im September<br />

2<strong>01</strong>0 konnten im Bergdorf Palmiste à Vin<br />

die ersten unserer 600 erdbebensicheren<br />

Fotos: SRK, Olivier Mathys | Fondation Sasso San Gottardo<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 61<br />

Credit Suisse Foundation<br />

Durchbruch<br />

am Gotthard<br />

Häuser bezogen werden», führt dazu Heinimann<br />

aus. Es bleibt jedoch noch viel Arbeit<br />

zu leisten. In der Hauptstadt Port-au-Prince<br />

sind kaum Fortschritte festzustellen, selbst<br />

die Strassen im Zentrum sind noch nicht vollständig<br />

vom Schutt befreit, unter anderem<br />

weil die Regierung nicht genug Baumaschinen<br />

zur Verfügung stellt.<br />

In Pakistan wiederum hatte der nationale<br />

Rote Halbmond das SRK um Hilfe beim Aufbau<br />

und Betrieb von Notlagern gebeten. Zusammen<br />

mit der Direktion für Entwicklung<br />

und Zusammenarbeit DEZA brachten die<br />

Schweizer 1000 Zelte in ein Lager im Süden<br />

nahe Hyderabad. 30 000 Familien konnte mit<br />

Nahrungsmittelpaketen über das Schlimmste<br />

hinweggeholfen werden. Über einen Monat<br />

verteilt erhielten sie zwei Pakete à 30 Kilo<br />

mit Weizen, Reis, Zucker, Öl, Linsen, Salz,<br />

Milchpulver und Tee. Nahrungsmittel, die aus<br />

dem Land selbst stammen.<br />

«Weil an allen Ecken und Enden Soforthilfe<br />

zu leisten ist, besteht die Gefahr, dass<br />

man die Familien nach einem Monat wieder<br />

aus den Augen verliert», stellt Karl Schuler<br />

fest. «Dem wollen die Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften<br />

bewusst entgegenwirken.»<br />

Darum konzentriert sich das SRK auch<br />

in Pakistan – in der südlichen Provinz Sindh<br />

und im gebirgigen Swat-Tal, hoch oben im<br />

Norden des Landes – auf die langfristig angelegte<br />

Hilfe. In Sindh hilft es den Menschen<br />

bei der Rückkehr in ihre Dörfer, und im Gebirge,<br />

wo das Volk der Paschtunen lebt, investiert<br />

es in ein mobiles Gesundheitssystem<br />

und in den Hausbau.<br />

Das Jahr 2<strong>01</strong>0 konfrontierte das Rote<br />

Kreuz mit schwerwiegenden Katastrophen.<br />

Es brachte die renommierte Organisation an<br />

ihre Grenzen. Karl Schuler: «Selbstverständlich<br />

gibt es eine Diskrepanz zwischen den<br />

unendlich grossen Bedürfnissen und den tatsächlichen<br />

Hilfsmöglichkeiten. Aber unser<br />

fokussiertes Vorgehen zeitigt immer wieder<br />

Erfolgserlebnisse und ermutigende Begegnungen<br />

mit betroffenen Menschen.»<br />

Der Gotthard-Basistunnel zwischen Erstfeld und Bodio ist mit 57 Kilometern der<br />

längste Eisenbahntunnel der Welt. Dementsprechend gross war die Beachtung des<br />

am 15. Oktober 2<strong>01</strong>0 bei Sedrun erfolgten Durchstichs der Oströhre. Doch bis zur<br />

Inbetriebnahme der neuen Alpentransversale dauert es noch bis Ende 2<strong>01</strong>7. 1992<br />

hatte der Souverän das Acht-Milliarden-Franken-Projekt gutgeheissen; 2006<br />

bewilligte das Parlament ein Kostendach von 19,1 Milliarden Franken. Der erste<br />

Gotthardtunnel zwischen Göschenen und Airolo stellte bei seiner Eröffnung am<br />

1. Juni 1882 ebenfalls einen Weltrekord dar. Der Durchstich am 29. Februar 1880<br />

erfolgte jedoch ohne die treibenden Kräfte: Ingenieur Louis Favre war kurz zuvor<br />

verstorben, Alfred Escher hatte wegen einer Kostenüberschreitung von 20 Prozent<br />

das Präsidium der Gotthardbahn abgeben müssen.<br />

«Das Zustandekommen<br />

Mit Sasso San Gottardo steht nun ein weiteres<br />

einer schweizerischen<br />

Alpenbahn erschien mir Gotthardprojekt vor dem Durch bruch. Im Artilleriewerk<br />

von Tag zu Tag wichtiger<br />

Sasso da Pigna, dem Rückgrat des Reduit im Zweiten<br />

und dringlicher. Es wurde<br />

mir immer klarer, dass Weltkrieg, werden unter der Leitfrage «Wie gehen<br />

die Schweiz ohne eine den wir mit unseren Ressourcen um?» die fünf Themen<br />

Wall ihrer Alpen durchbrechende<br />

Eisenbahn zu Mobilität und Lebensraum, Wasser, Energie, Sicherheit<br />

einem von dem grossen sowie Wetter und Klima behandelt. schi<br />

Weltverkehr umgangenen<br />

und verlassenen Eilande Mehr über das vom Jubiläumsfonds der Credit Suisse<br />

herabsinken müsste.» Foundation unterstützte Projekt erfahren Sie unter<br />

Alfred Escher<br />

www.sasso-sangottardo.ch.<br />

Literaturtipp<br />

«Alfred Escher zwischen Lukmanier und Gotthard». Briefe zur<br />

schweizerischen Alpenbahnfrage 1850–1882. Hrsg. Alfred<br />

Escher-Stiftung / Joseph Jung. Div. Autoren. Zürich (NZZ Libro)<br />

2008, 3 Bände, 808 Seiten. ISBN: 978-3-03823-379-4<br />

Wettbewerb unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


62 Credit Suisse<br />

Prix Credit Suisse Jeunes Solistes<br />

Mi Zhou – eine<br />

Cellistin sorgt<br />

für Wohlklang<br />

Text: Andreas Schiendorfer<br />

Zehn Jahre nach der Argentinierin<br />

Sol Gabetta spielt sich mit der<br />

Chinesin Mi Zhou erneut eine Cellistin<br />

in die Herzen der Klassikfreunde.<br />

Ihre Ausbildung erhält derzeit an der<br />

Musik-Akademie der Stadt Basel<br />

bei Thomas Demenga den Feinschliff.<br />

Am Donnerstag,<br />

18. August 20<strong>11</strong>, gibt<br />

Mi Zhou ihr Debüt<br />

am Lucerne Festival.<br />

Begleitet wird sie<br />

dabei von der Pianistin<br />

Paola Oetiker de<br />

Piante Vicin. Mi Zhou<br />

spielt in der Lukaskirche<br />

Werke von<br />

Strawinski, Cassadó,<br />

Fauré und Demenga.<br />

Conservatorio della Svizzera italiana:<br />

Das öffentliche Vorspiel um<br />

den Prix Credit Suisse Jeunes<br />

Solistes in Lugano dauert den<br />

ganzen Tag. Ein Hörgenuss für das Publikum,<br />

ein Stress für die Jury. Sie muss sich ein objektives<br />

Bild über die Finalisten machen, sich<br />

gewissermassen ein Ohr bilden über einen<br />

deutschen Bratschisten, einen russischen<br />

Violinisten, eine ungarische Klarinettistin, eine<br />

chinesische Cellistin und über einen deutschen<br />

Violinisten. «Als Musikprofessoren sind<br />

wir ein solches Programm gewohnt», meint<br />

Gastgeber und Jurypräsident Christoph<br />

Brenner, «und bei einem solchen Niveau<br />

macht das wirklich Spass.» Auch die übrigen<br />

Jurymitglieder bestätigen die hohe Qualität<br />

des Vorgetragenen, für Michael Haefliger,<br />

Intendant Lucerne Festival, war die Finalistengruppe<br />

als Ganzes gar die bisher beste.<br />

Der scheinbare Wermutstropfen: Schweizer<br />

sind keine dabei. «2007 hat die Schweizerin<br />

Die Jury-Mitglieder (von links) Stephan Schmidt, Hervé Klopfenstein,<br />

Michael Eidenbenz, Michael Haefliger und Christoph Brenner mit<br />

der Gewinnerin Mi Zhou in ihrer Mitte.<br />

Aniela Frey gewonnen, diesmal<br />

sind sie im Halbfinal in Lausanne<br />

knapp gescheitert», führt Michael<br />

Eidenbenz von der Zürcher Hochschule<br />

für Künste aus. «Viele der<br />

besten Schweizer fehlen hier, weil<br />

sie zum Abschluss ihrer Ausbildung<br />

ins Ausland gehen. Für ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />

ist das<br />

empfehlenswert.» Um gekehrt besuchen<br />

ausgesprochen viele Talente<br />

aus aller Welt die sieben Schweizer<br />

Musikhochschulen. «Die Musikausbildung in<br />

der Schweiz steht seit der letzten Reform im<br />

internationalen Vergleich mit an der Spitze»,<br />

bestätigt Michael Haefliger. Und diesmal<br />

trifft zu, was man immer sagt: Alle hätten<br />

den Sieg verdient. Die Klarinettistin Melinda<br />

Maul beispielsweise verzauberte die Zuhörer<br />

auf einem Instrument, das eher selten zu<br />

Soloehren kommt, und der Violinist Stefan<br />

Tarara spielte Beethovens «Kreutzer-Sonata»<br />

grandios und publikumswirksam. Die Wahl<br />

fiel schliesslich knapp, aber doch einstimmig,<br />

wie Christoph Brenner betont, auf die chinesische<br />

Cellistin Mi Zhou. Sie wirkte bei ihrem<br />

Vortrag einfühlsam und variabel, selbstbewusst<br />

bei ihren Interpretationen und bescheiden<br />

in ihrem Auftreten. Der Start zu einer<br />

grossen Karriere? Mi Zhou: «Der Auftritt in<br />

Luzern wird ein Höhepunkt meiner Karriere<br />

sein. Mein Ziel ist es aber, Cellistin in einem<br />

Schweizer Orchester werden zu dürfen.»<br />

Prix Credit Suisse Jeunes Solistes<br />

Der Prix Credit Suisse Jeunes Solistes wird<br />

von Lucerne Festival, der Konferenz Musikhochschulen<br />

Schweiz (KMHS) und der<br />

Credit Suisse Foundation alle zwei Jahre für<br />

Musiker in der Schweiz bis 26 Jahre ausgerichtet.<br />

Er ist mit 25 000 Schweizer Franken<br />

sowie einem Auftritt in der Reihe Debut<br />

am Lucerne Festival dotiert. Die bisherigen<br />

Preisträger: Andriy Dragan, Piano (2009),<br />

Aniela Frey, Flöte (2007), Tecchler Trio<br />

(2005), Pawel Mazurkiewicz, Piano (2003),<br />

Sol Gabetta, Cello (20<strong>01</strong>).<br />

www.lucernefestival.ch<br />

Fotos: Conservatorio della Svizzera Italiana | Uwe Arens | Sean Sprague, Fotofinder<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 63<br />

Kundenstiftungen<br />

Text: Andreas Schiendorfer<br />

Sieben Millionen<br />

sinnvoll eingesetzt<br />

Die drei gemeinnützigen<br />

Stiftungen Accentus,<br />

Empiris und Symphasis<br />

haben im Jahr 2<strong>01</strong>0<br />

weltweit über 200 Projekte<br />

unterstützt.<br />

Accentus, Empiris und Symphasis, die drei<br />

von der Credit Suisse gegründeten gemeinnützigen<br />

Kundenstiftungen, ermöglichen Donatorinnen<br />

und Donatoren, sich auf unkomplizierte<br />

Art und Weise für die Natur und die<br />

Gesellschaft zu engagieren. Damit die Spendengelder<br />

uneingeschränkt und effizient<br />

eingesetzt werden können, übernimmt die<br />

Credit Suisse die Administrations- und Management<br />

kosten. Kompetente Mitarbeitende<br />

der Geschäftsstelle der drei Stiftungen stellen<br />

zudem die Auswahl und die Überwachung<br />

der Projekte sicher. Im Jahr 2<strong>01</strong>0 konnten<br />

gemäss Geschäftsführer Daniel Otth und<br />

Stiftungsratspräsident Flavio Cotti weltweit<br />

für 204 Projekte über sieben Millionen Franken<br />

ausgeschüttet werden.<br />

Accentus<br />

Die älteste der drei<br />

Stiftungen feierte<br />

2<strong>01</strong>0 ihr zehnjähriges<br />

Bestehen mit einem<br />

gehaltvollen neuen<br />

Webauftritt. Accentus<br />

Schach Schweiz ist<br />

ein Beispiel einer möglichen<br />

Unterstiftung.<br />

Gegenwärtig unterstützt<br />

dieser Fonds in<br />

Zollikon die Schachschule<br />

Chess4Kids<br />

(siehe Bild) sowie das<br />

Projekt Science City<br />

Jugendschach in Stadtzürcher<br />

Schulen.<br />

Initiant von Accentus<br />

Schach Schweiz ist<br />

William Wirth, der<br />

am 13. März 20<strong>11</strong> seinen<br />

80. Geburtstag<br />

feierte und darin Viktor<br />

Kortschnoi, dem besten<br />

Schweizer Schachspieler<br />

aller Zeiten,<br />

um zehn Tage voraus<br />

ist. www.accentus.ch<br />

Empiris<br />

Die Preisträger des<br />

internationalen Empiris<br />

Award for Research<br />

in Brain Diseases sorgen<br />

regelmässig für<br />

Schlagzeilen. Susanne<br />

A. Schneider, Preisträgerin<br />

2009, beispielsweise<br />

erhält an<br />

der Jahrestagung<br />

der American Academy<br />

of Neurology im April<br />

in Honolulu den bekannten<br />

Jon Stolk<br />

Award in Movement<br />

Dis orders for Young<br />

Investigators. Ein Porträt<br />

der beiden Preisträger<br />

2<strong>01</strong>0, Verena<br />

Finder, ETH Zürich,<br />

und Andreas Vitalis,<br />

Universität Zürich,<br />

findet man unter www.<br />

empiris.ch<br />

Symphasis<br />

Das Schweizerische<br />

Rote Kreuz verbessert,<br />

mit Unterstützung<br />

von Symphasis, die<br />

Gesundheit in den<br />

nörd li chen Regionen<br />

von Laos. Die Stiftung<br />

versorgt die Dörfer<br />

durch den Bau von<br />

Brunnen, Reservoirs<br />

und Lei tungen mit<br />

sauberem Wasser. Insgesamt<br />

half Symphasis<br />

2<strong>01</strong>0 bei der Finanzierung<br />

von jeweils über<br />

40 Projekten in Asien<br />

und Afrika. Im <strong>bulletin</strong><br />

beschrieben wir kürzlich<br />

Massnahmen zur<br />

Rettung des Regenwaldes<br />

in Madagaskar.<br />

Auf der Website www.<br />

symphasis.ch finden<br />

sich weitere Beispiele.<br />

Seit über 100 Jahren bauen wir Häuser mit<br />

den Baustoffen der Natur. Denn sie schaffen<br />

optimales, wohngesundes Raumklima und<br />

bedeuten Klimaschutz für unsere Umwelt.<br />

Besonders der Werkstoff Holz speichert<br />

enorme Mengen CO 2. Dies schont unser Klima,<br />

denn der Baustoff entzieht der Erdatmosphäre<br />

mit jedem Haus bis zu 50 Tonnen<br />

CO 2, was dem gesamten CO 2-Ausstoss eines<br />

Mittelklassewagens in 15 - 20 Jahren entspricht.<br />

Somit sind die Holzhäuser, die wir<br />

bauen, CO 2-neutral.<br />

Lassen Sie sich von den Baufritz-Innovationen<br />

für umweltgerechtes Wohnen überzeugen.<br />

Und von unseren Stilwelten inspirieren:<br />

Tel. 033-34<strong>11</strong>000, www.baufritz-bu.ch<br />

Ausgezeichnet mit dem Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis 2009<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


64 Credit Suisse<br />

Kulinarische Woche<br />

Text: Andreas Schiendorfer<br />

Das Tessin neu<br />

entdecken<br />

Abendessen<br />

Ort: Schaffhausen<br />

Restaurant: Fischerzunft<br />

Koch: André Jaeger<br />

Ort: Ascona<br />

Restaurant: Hotel Eden Roc<br />

Koch: Rolf Krapf<br />

4.4.20<strong>11</strong><br />

Wir schwärmen von der Sonnenstube<br />

Tessin, von der herrlichen<br />

Landschaft, den Spezialitäten<br />

wie Kastaniensuppe, Cazzuola,<br />

Brasato al Merlot oder einer Torta della<br />

Nonna. Das alles gibt es, und es gibt die<br />

gemütlichen Grotti, in denen ein Glas Wein<br />

gleich doppelt so gut schmeckt. «Aber es<br />

gibt noch ein anderes Tessin», erklärt Dany<br />

Stauf facher. «Das Tessin der Haute Cuisine,<br />

das Tessin für Gourmets.» Stauffachers Mission<br />

ist es, diese Botschaft in der ganzen<br />

Schweiz, aber auch im Tessin selbst zu verbreiten.<br />

Deshalb hat er vor fünf Jahren ein<br />

Gourmetfestival gegründet, wie es ähnliche<br />

auch in Gstaad und St. Moritz gibt. Anlässlich<br />

des fünften San Pellegrino Sapori Ticino besuchen<br />

zwischen 3. April und 22. Mai acht<br />

Schweizer Spitzenköche das Tessin – nicht<br />

um kulinarische Entwicklungshilfe zu leisten,<br />

sondern für einen Besuch bei Berufsfreunden,<br />

die sich gegenseitig zu Höchstleistungen<br />

motivieren. Und Stauffachers Rezept<br />

geht auf: Von Jahr zu Jahr nutzen immer<br />

mehr Deutsch- und Westschweizer dieses<br />

von der Credit Suisse mitunterstützte Gourmetfestival<br />

für einen Besuch in der Südschweiz.<br />

Alle nötigen Informationen finden<br />

Sie unter<br />

www.saporiticino.ch<br />

www.sanpellegrinosaporiticino.ch<br />

Mittagessen<br />

Restaurant: Al Portone<br />

Ort: Lugano<br />

Restaurant: Villa Saroli<br />

Ort: Lugano<br />

Restaurant: Seven Easy<br />

Ort: Ascona<br />

Restaurant: Locanda Orico<br />

Ort: Bellinzona<br />

Buon appetito!<br />

Grandes Tables de Suisse<br />

Die talentiertesten und kreativsten Spitzenköche<br />

der Schweiz sind seit 1960 in der Vereinigung<br />

Grandes Tables de Suisse zusammengeschlossen.<br />

Unter der Leitung von André Jaeger fördert diese<br />

Vereinigung den Austausch zwischen Ausnahmetalenten<br />

im Zeichen einer Kultur des Genusses<br />

und der Gastfreundschaft. Unter den 50 Mitgliedern<br />

befi nden sich neben den acht Gastköchen<br />

auch die vier Gastgeber Ivo Adam, Gian Luca Bos,<br />

Martin Dalsass und Dario Ranza.<br />

Literaturtipps<br />

Die Liebe zum Essen beginnt beim Lesen. Viele<br />

Spitzenköche erlauben uns mit ihren Büchern,<br />

einen Blick in ihre Küchen zu werfen. André<br />

Jaeger etwa führt uns als kulinarischer Brückenbauer<br />

zu den «Highlights der europäisch-asiatischen<br />

Küche». In loser Folge stellen wir Ihnen die<br />

Bücher von André Jaeger, Ivo Adam, Martin<br />

Dalsass, Markus Neff sowie die DVD von Denis<br />

Martin vor unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>.<br />

Ihr schnellster Zugang ist über kooaba.<br />

10.4.20<strong>11</strong><br />

16.4.20<strong>11</strong><br />

30.4.20<strong>11</strong><br />

21.5.20<strong>11</strong><br />

Rahmenanlässe<br />

3.4.20<strong>11</strong><br />

Restaurant: Grand Hotel Eden<br />

Ort: Lugano<br />

Köche: Alessio Rossi<br />

Dario Ranza<br />

Gian Luca Bos<br />

Ivo Adam<br />

Luigi Lafranco<br />

Marco Ghilodi<br />

Martin Dalsass<br />

Rolf Krapf<br />

22.5.20<strong>11</strong><br />

Restaurant: Cantina Vinattieri<br />

Anlass: Jahresfeier der Grandes<br />

Tables de Suisse<br />

Ort: Ligornetto<br />

Köche: Alessio Rossi<br />

Dario Ranza<br />

Gian Luca Bos<br />

Ivo Adam<br />

Luigi Lafranco<br />

Martin Dalsass<br />

Rolf Krapf<br />

Silvio Galizzi<br />

10.4.20<strong>11</strong><br />

Ort: Cologny Genf<br />

Restaurant: Le Lion d’Or<br />

Köche: Tommy Byrne und<br />

Gilles Dupont<br />

Ort: Locarno<br />

Restaurant: Hotel Villa Principe<br />

Leopoldo<br />

Koch: Dario Ranza<br />

Ort: Steinen SZ<br />

Restaurant: Adelboden<br />

Koch: Franz Wiget<br />

Ort: Vacallo-Chiasso<br />

Restaurant: Conca Bella<br />

Koch: Gian Luca Bos<br />

Ort: Vevey<br />

Restaurant: Denis Martin<br />

Koch: Denis Martin<br />

Ort: Ascona<br />

Restaurant: Seven Easy<br />

Koch: Ivo Adam<br />

Ort: Küsnacht<br />

Restaurant: Rico’s Kunststuben<br />

Koch: Rico Zandonella<br />

Ort: Lugano<br />

Restaurant: Santabbondio<br />

Koch: Martin Dalsass<br />

Ort: Saas Fee<br />

Restaurant: Fletschhorn<br />

Koch: Markus Neff<br />

Ort: Ascona<br />

Restaurant: Parkhotel Delta<br />

Koch: Luigi Lafranco<br />

Ort: Fribourg<br />

Restaurant: Le Pérolles<br />

Koch: Pierre-André Ayer<br />

<strong>11</strong>.4.20<strong>11</strong><br />

17.4.20<strong>11</strong><br />

18.4.20<strong>11</strong><br />

1.5.20<strong>11</strong><br />

2.5.20<strong>11</strong><br />

Ort: Lugano<br />

Restaurant: Hotel Splendide Royal<br />

Koch: Alessio Rossi<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 65<br />

Preise und Preisträger<br />

<strong>01</strong><br />

CFO of the Year 20<strong>11</strong><br />

Die besten Finanzchefs der Schweiz<br />

<strong>01</strong><br />

02<br />

Das CFO Forum Schweiz (CFOs) hat am Swiss CFO Day in<br />

Zug zum zweiten Mal die besten Finanzchefs der Schweiz<br />

geehrt. In der Kategorie SMI gewann Michel Demaré,<br />

ABB Ltd. (2<strong>01</strong>0 Theophil H. Schlatter, Holcim). In der<br />

Kategorie SPI-Firmen siegte Roland Abt, Georg Fischer AG<br />

(2<strong>01</strong>0 Gerard van Kesteren, Kühne & Nagel). In der Kategorie<br />

CFOs-Mitglieder schwang Reto Conrad, Emmi AG<br />

(2<strong>01</strong>0 Andreas R. Herzog, Bühler), obenaus. Zur elfköpfigen<br />

Jury gehörte auch Hans Baumgartner, Leiter KMU-<br />

Geschäft Credit Suisse.<br />

Mehr unter www.swisscfoday.ch<br />

Johanna Dürmüller-Bol Young Classic Award 20<strong>11</strong><br />

Davos Festival als Nachwuchsförderer<br />

02<br />

03<br />

Im Rahmen von Interlaken Classics wurde zum fünften Mal<br />

ein Förderer des musikalischen Nachwuchses geehrt.<br />

Hatte 2007 Anne-Sophie Mutter den mit 20 000 Franken<br />

dotierten Preis für ihre Stiftung erhalten, so ging er letztes<br />

Jahr an die Sibelius Akademie Helsinki mit Rektor Gustav<br />

Djupsjöbacka. 20<strong>11</strong> wurde das Davos Festival – young<br />

artists in concert mit der Intendantin Graziella Contratto<br />

ausgezeichnet (Bild). Letztes Jahr hatte das Davos Festival<br />

sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. 20<strong>11</strong> findet es vom<br />

23. Juli bis zum 6. August statt.<br />

Mehr unter www.davosfestival.ch und www.interlaken-classics.ch<br />

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03<br />

Credit Suisse Sports Awards 2<strong>01</strong>0<br />

Ariella Kaeslin und Simon Ammann<br />

Fotos: Armin Zogbaum, Corbis | Patrick Kälin | PHOTOPRESS/Alexandra Wey<br />

Die Kunstturnerin Ariella Kaeslin wurde im Dezember zum<br />

dritten Mal in Folge zur Sportlerin des Jahres gewählt.<br />

Der doppelte Doppel-Olympiasieger Simon Ammann wurde<br />

Sportler des Jahres. Die weiteren Preisträger: U17-Fussballweltmeister<br />

(Team), Dany Ryser (Trainer), Mike Schmid<br />

(Newcomer) und Christoph Kunz (Behindertensportler).<br />

Die Credit Suisse Mitarbeiterin Chantal Cavin schaffte als<br />

Zweite zum dritten Mal nach 2007 und 2009 den Sprung<br />

aufs Podest. Die blinde Schwimmerin wurde in Rio de<br />

Janeiro dreimal Weltmeisterin auf der Kurzbahn.<br />

Mehr unter www.sports-awards.ch<br />

Stanser Musiktage und Schaffhauser Jazzfestival<br />

Neuer Preis für Nachwuchsjazz<br />

Der Gewinner des neuen Nachwuchswettbewerbs der<br />

Schweizer Jazzschulen wird die Gelegenheit erhalten, am<br />

Samstag, 7. Mai, an den Stanser Musiktagen und 2<strong>01</strong>2 am<br />

Schaffhauser Jazzfestival aufzutreten – Bandcoaching und<br />

CD-Produktion inklusive. schi<br />

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Telefon 044 714 70 70, www.bacher-gartencenter.ch, www.terrassengestaltung.ch<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


66 Credit Suisse<br />

Kunst<br />

Unbekümmert,<br />

aber nicht gleichgültig:<br />

Man Ray<br />

Das Museo d’Arte in Lugano widmet sich in<br />

seiner neusten Ausstellung bis Mitte Juni<br />

dem vielseitigen amerikanischen Künstler Man Ray.<br />

Text: Andreas Schiendorfer<br />

<strong>01</strong><br />

Nach dem grossen Erfolg der<br />

Retrospektive von Robert<br />

Mapplethorpe 2<strong>01</strong>0 wendet<br />

sich das Museo d’Arte erneut<br />

einem amerikanischen<br />

Fotokünstler zu. Doch ist<br />

Man Ray wirklich ein Amerikaner ? Geboren<br />

am 27. August 1890 in Philadelphia unter<br />

dem Namen Michael «Emmanuel» Rudnitzky<br />

als erstes von vier Kindern russisch-jüdischer<br />

Eltern, war er zwar amerikanischer Staatsbürger<br />

und verbrachte auch sein halbes Leben<br />

in den USA, doch seine künstlerische<br />

Inspiration holte er sich bei der europäischen<br />

Avantgarde, und am wohlsten fühlte er sich<br />

in Paris, wo er von 1921 bis 1940 ein erstes<br />

Mal wirkte. Seine Rückkehr nach Amerika<br />

auf der Flucht vor den Nationalsozialisten<br />

zusammen mit Salvador Dalí empfand er<br />

nicht als Heimkehr, sondern als Exil. Von<br />

1951 bis zu seinem Tod 1976 lebte er erneut<br />

in Frankreich.<br />

Bestimmend für seinen künstlerischen<br />

Werdegang war die Aufnahme des 22-Jährigen<br />

in die New York City Modern School – das<br />

Ferrer Center – mit seinen unkonventionellen<br />

Lehrmethoden und seinen von freiheitlichen<br />

Idealen geprägten Lehrern. Damit wurde der<br />

Boden gelegt für Man Rays Zuwendung zum<br />

Dada. Als Maler fand er nach und nach zu<br />

einer eigenständigen futuristisch-kubistischen<br />

Figuration, doch vollzog er 1915 auch<br />

den Schritt zur dreidimensionalen Kunst. In<br />

Man Ray. Museo d’Arte, Lugano,<br />

26. März–19. Juni 20<strong>11</strong><br />

www.mdam.ch<br />

www.manraytrust.com<br />

<strong>01</strong> Man Ray. «Le Violon<br />

d’Ingres». 1924.<br />

Man Ray Trust. Nackte<br />

Rückenansicht von<br />

Kiki de Montparnasse<br />

mit Schlüsseln<br />

eines Violoncellos.<br />

Anspielung auf «La<br />

Grande Baigneuse»<br />

von Jean-Auguste-<br />

Dominique Ingres.<br />

Dieser liebte das<br />

Aktmalen und das<br />

Musizieren mit<br />

dem Cello.<br />

02 Man Ray.<br />

«Les Larmes». 1924.<br />

Man Ray Trust.<br />

dieser Phase motivierte der französische<br />

Künstler Marcel Duchamp Man Ray, der erst<br />

seit Kurzem einen Fotoapparat besass, sich<br />

der Fotografie zuzuwenden.<br />

Inhaltlich befasste sich Man Ray zunehmend<br />

mit dem Unbewussten, dem angedeutet<br />

Mystischen, was sich ab 1919/20 in Fotogrammen<br />

beziehungsweise Rayographien<br />

ausdrückte, im Fotografieren ohne Kamera,<br />

durch das Belichten von Objektarrangements<br />

auf lichtempfindlichem Papier.<br />

Seinen Freunden Duchamp und Francis<br />

Picabia nach Europa gefolgt, wurde Man Ray<br />

Teil der Pariser Kunstszene rund um den<br />

Montparnasse. Seine Fotoporträts zahlreicher<br />

Künstlerfreunde sind nicht nur als<br />

Kunstwerke bedeutsam, sondern auch als<br />

historische Dokumente. In Paris widmete sich<br />

Man Ray zudem der Mode- und der Aktfotografie.<br />

Weltberühmt ist seine Aufnahme «Le<br />

Violon d’Ingres» mit einer speziellen Rückenansicht<br />

seiner Muse Kiki de Montparnasse<br />

(siehe Bild 02). Auch im Kunstfilm versuchte<br />

er sich, allerdings mit mässigem Erfolg.<br />

02<br />

Aus seinem amerikanischen Exil zurückgekehrt,<br />

fotografierte er wiederum viele Künstlerkolleginnen<br />

wie Juliette Gréco oder Catherine<br />

Deneuve, doch wandte er sich mit<br />

seinen Natural Paintings auch wieder der<br />

Malerei zu. In der Schweiz waren Werke von<br />

Man Ray beispielsweise 1966 im Kunsthaus<br />

Zürich in der grossen Dada-Retrospektive<br />

aus Anlass des 50. Jubiläums zu sehen –<br />

und auch die Einladungskarte zur soeben<br />

abgelaufenen, viel beachteten Picasso-Ausstellung<br />

im Kunsthaus zierte ein Foto von<br />

Man Ray, der mit Picasso sehr eng befreundet<br />

gewesen war.<br />

Man Ray starb am 18. November 1976 in<br />

Paris. Seine Frau Juliet Browner liess auf<br />

dem Grabstein die Inschrift «unconcerned,<br />

but not indifferent» (unbekümmert, aber nicht<br />

gleichgültig) anbringen. Sie gründete auch<br />

den «Man Ray Trust» mit vielen Originalarbeiten.<br />

Auf der Website der Stiftung ist das<br />

Schaffen Man Rays sehr gut dokumentiert.<br />

Doch ist dies wenig im Vergleich zur Chance,<br />

in Lugano die Originale zu studieren.<br />

Fotos: 2<strong>01</strong>0, Prolitteris, Zürich | Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 67<br />

03<br />

04<br />

Kunst<br />

Das Kunstmuseum<br />

Bern ist Adolf Wölflis<br />

Heimat<br />

Wer die Art brut liebt, kann<br />

jederzeit das Kunstmuseum Bern<br />

aufsuchen. Dort sind stets Bilder des<br />

Berner Künstlers Adolf Wölfli zu<br />

sehen. Gegenwärtig im faszinierenden<br />

Vergleich zu den alten Meistern<br />

des Mittelalters.<br />

03 Adolf Wölfli.<br />

«Die Drachenfels-<br />

Trimbach-Eisenbahn-<br />

Fuss und Fahr-<br />

Brücke, in China».<br />

1909. Adolf-Wölfli-<br />

Stiftung, Kunst -<br />

mu seum Bern.<br />

04 Adolf Wölfli.<br />

«Die Kreutzigung<br />

Jesus Christi».<br />

1917. Adolf-Wölfli-<br />

Stiftung, Kunstmuseum<br />

Bern.<br />

Ausstellungen:<br />

Adolf Wölfli Univers - Rétrospective,<br />

Lille/Villeneuve d’Asque,<br />

LaM, Lille métropole musée d’art moderne,<br />

d’art contemporain et d’art brut,<br />

9. April – 3. Juli<br />

Adolf Wölfli. Rathaus Ingelheim.<br />

Internationale Tage von Boehringer Ingelheim.<br />

3. Mai – 10. Juli<br />

www.kunstmuseumbern.ch<br />

www.adolfwoelfli.ch<br />

Irgendwann irgendwohin unterwegs im<br />

ICN Adolf Wölfli, liest der Reisende an<br />

der Waggonwand ein Zitat des Emmentaler<br />

Malers und Schriftstellers. Ist<br />

fasziniert und irritiert zugleich, zutiefst<br />

inspiriert, ohne sofort zu uneingeschränktem<br />

Verständnis des Gesagten<br />

durchzudringen. Das Zitat muss wohl aus<br />

seiner Schrift «Von der Wiege bis zum<br />

Graab» stammen, 1985 publiziert, doch bereits<br />

1908 bis 1912 entstanden. In der Irrenanstalt<br />

Waldau bei Bern.<br />

Dorthin wird Adolf Wölfli 1895 nach erfolgloser<br />

versuchter Notzucht an einem kleinen<br />

Mädchen mit der Diagnose Schizophrenie<br />

eingeliefert. Mag sein, dass sein Leben anders,<br />

gewissermassen normaler verlaufen<br />

würde, hätte er nicht eine entwürdigende,<br />

zukunftsraubende Jugend als Verdingbub<br />

verbringen müssen. Doch bewundernswürdig<br />

ist, dass Adolf Wölfli – wie auf andere Art<br />

auch Robert Walser – im Alter von 35 Jahren<br />

in seinem tiefsten Innern eine künstlerische<br />

Quelle anzuzapfen vermag, die ihn am Leben<br />

erhält und die von einer Produktivität und<br />

geheimnisvollen Qualität ist, die uns auch<br />

heute noch in Erstaunen versetzt.<br />

Mit seinem Werk «Ein Geisteskranker als<br />

Künstler » macht Walter Morgenthaler, während<br />

Jahren sein ärztlicher Betreuer, 1921<br />

auf Wölfli aufmerksam. Doch die Bekanntheit<br />

hält nicht an, zu absonderlich ist dieses<br />

gigantische Werk. Es ist dem französischen<br />

Künstler Jean Dubuffet 1945 und ab den<br />

1960er-Jahren dem Berner Ausstellungsmacher<br />

Harald Szeemann vorbehalten, den<br />

wichtigsten Vertreter der Art brut in die aktuelle<br />

Kunstwelt zurückzurufen und einem<br />

breiteren Publikum zugänglich zu machen.<br />

Mittlerweile ist Adolf Wölfli in weiten Kreisen<br />

bestens bekannt. Doch kennt man ihn<br />

wirklich? Wer vor seinen Bildern steht, entdeckt<br />

immer wieder neue Facetten. Die 1975<br />

entstandene, im Kunstmuseum Bern beheimatete<br />

Adolf-Wölfli-Stiftung, geleitet von Daniel<br />

Baumann, sorgt mit wechselnden Ausstellungen<br />

für stets lohnenswerte Entdeckungsreisen.<br />

Diesmal geht es ins Mittelalter zurück. Hat<br />

der ungebildete Knecht und Handlanger die<br />

alten Meister wirklich gekannt, oder hat er<br />

seine Motive allein in sich selbst gefunden?<br />

Seine Interpretation und seine Verwendung der<br />

christlichen Bildwelt jedenfalls sind höchst<br />

eigenständig. Und darum bedenkenswert. schi<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


68 Credit Suisse<br />

Aquabasilea<br />

Ein Tag<br />

Ferien, ohne<br />

zu verreisen<br />

Aquabasilea in Pratteln,<br />

die vielfältigste Wasserwelt<br />

der Schweiz, kann den<br />

ersten Geburtstag feiern.<br />

Gewinnen Sie zwei von<br />

zwölf Tageseintritten.<br />

Wasserschloss Europas wird die<br />

Schweiz genannt. Von hier aus findet<br />

das Wasser seinen Weg in die<br />

Nordsee (Rhein), ins westliche Mittelmeer<br />

(Rhone), ins Adriatische Meer (Tessin/Po)<br />

und ins Schwarze Meer (Inn/Donau). In den<br />

Schweizer Wasserwelten ist alles möglich<br />

und jeder findet Unterhaltung und Entspannung.<br />

Am Rhein in Basel etwa sieht man sich<br />

ins südländische Verzascatal versetzt; kein<br />

Wunder, handelt es sich doch bei Aquabasilea<br />

um die landesweit grösste Wasserwelt<br />

mit einer Nutzfläche von über 13 000 Quadratmetern.<br />

Da hat es im Erlebnis- und Vitalbad<br />

Platz für mehrere Becken mit einem Gesamtvolumen<br />

von über 2200 Kubikmetern und<br />

nicht weniger als sieben Rutschbahnen –<br />

und es hat Platz für eine vielfältige Saunawelt<br />

sowie für einen Spa- und Fitnessbereich.<br />

Mit statistischen Werten zu operieren, ist<br />

aber heikel, denn, so Andreas Schauer, Verwaltungsrat<br />

der Betreiberfirma Aquabasilea<br />

AG, «ein Bad ist nie fertig». Das 270-Millionen-Projekt,<br />

finanziert von Immobilienanlagen<br />

des Real Estate Asset Management der<br />

Credit Suisse (siehe Dossier), eroberte die<br />

Schweizer Wasserfreunde allerdings nicht im<br />

Sturm. Nach einer Anpassung der Eintrittspreise<br />

und der Parkplatzgebühren erreichen<br />

die Frequenzen in der Wasserwelt und im<br />

Business- und Wellnesshotel Courtyard by<br />

Marriott nun aber problemlos die gesteckten<br />

Ziele. Lesen Sie im Internetmagazin unseren<br />

Hintergrund- und Erlebnisbericht und machen<br />

Sie bei unserer Verlosung von 6 x 2 Tageseintritten<br />

mit. schi<br />

www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong><br />

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<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 69<br />

Kunst und Bau<br />

Erinnerungen<br />

an Eintagsfliegen<br />

Werke der Künstlerin Dominique Lämmli findet man in<br />

den Filialen Arosa, Châtel-St-Denis, Giubiasco, St. Margrethen,<br />

Zürich-Uraniastrasse und neu auch in Uster.<br />

Branch Excellence<br />

Geschäftsstelle Uster<br />

90 Geschäftsstellen der Credit Suisse<br />

sind im Rahmen der Initiative Branch<br />

Excellence bis Ende 2<strong>01</strong>0 kundenund<br />

umweltfreundlich umgebaut<br />

worden und verfügen jetzt über ein<br />

einheitliches Erscheinungsbild. Die<br />

Wiedereröffnung der Geschäftsstelle<br />

Uster erfolgte am 1. November.<br />

Ruedi Grünenfelder,<br />

Leiter Privatkunden Uster<br />

Fotos: Marco Blessano | Credit Suisse | Aquabasilea AG, www.aquabasilea.ch<br />

Die in Zürich wirkende Dominique<br />

Lämmli (*1964) ist<br />

nicht nur Malerin, Installations-<br />

und Objektkünstlerin,<br />

sondern auch Zeichnerin.<br />

Die hier abgebildete hochformatige<br />

Zeichnung trägt den Titel<br />

«Fliegen-1» und ist in der Filiale Uster ausgestellt.<br />

Die Zeichnung besteht aus zwei<br />

Blättern, die jeweils 120 x 80,5 cm messen<br />

und nebeneinander liegen. Das Werk ist im<br />

Zusammenhang mit einem langjährigen Projekt<br />

Lämmlis entstanden, bei dem die Künstlerin<br />

unter dem Titel «Verliebt in die Planeten»<br />

fabelhafte Landschaften mit Sträuchern,<br />

Blumen, Wäldern und Tieren thematisiert.<br />

Der Titel des Werks spricht von Fliegen.<br />

Müssen wir also kleine Brummer hinter den<br />

schwarzen Abdrücken auf den Blättern vermuten?<br />

In der Regel werden Fliegen als<br />

etwas Lästiges und Hässliches betrachtet,<br />

ja sie werden sogar als böse abgewertet.<br />

Gerade in der Literatur kommen sie selten gut<br />

weg: ob in Goethes «Faust », wo Mephisto<br />

als Fliegengott bezeichnet wird, oder später<br />

bei Jean-Paul Sartre, der in «Les Mouches»<br />

die Fliegen zu Rachegöttinnen macht. Die<br />

Künstlerin schenkt diesen verschmähten<br />

Insekten neuen Lebensraum: Dank einer<br />

Vermischung von Lack und Gouache, die wie<br />

ein Hauch von Kohle das Papier streift,<br />

tanzen die Fliegen auf den weissen Papierblättern<br />

in einer imaginären, indifferenten,<br />

aber begrenzten Leerfläche herum. Es ist,<br />

als ob die kleinen Abenteuer ihres sonst so<br />

kurzen Erdenlebens zur Erinnerung festgehalten<br />

würden.<br />

Raquel Brühlmann, Praktikantin Fachstelle Kunst<br />

«Fliegen-1»<br />

Dominique Lämmli, 2009, Gouache,<br />

Eisenoxidschwarz auf Papier,<br />

zwei Teile, je 120 x 80,5 cm.<br />

Sammlung Credit Suisse, Inv. 2<strong>01</strong>0/12382.<br />

<strong>bulletin</strong>: Seit wann ist die Credit<br />

Suisse in Uster präsent?<br />

Ruedi Grünenfelder: Wir sind seit 1892<br />

in Uster tätig, anfänglich allerdings noch<br />

als Schweizerische Volksbank. Das<br />

damals erstellte Gebäude, im Stadtzentrum<br />

beim Bahnhof gelegen, befindet<br />

sich seit 1912 in unserem Besitz.<br />

Wie verlief der Umbau?<br />

Die grösste Herausforderung war,<br />

dass das Gebäude einerseits unter<br />

Denkmalschutz steht und anderseits<br />

schon mehrmals umgebaut worden<br />

ist. Unser Projekt wurde in neun<br />

Monaten umgesetzt und kostete insgesamt<br />

rund acht Millionen Franken.<br />

Es hat sich gelohnt: Das Ambiente der<br />

Besprechungszimmer mit Werken<br />

von Schweizer Künstlern ist sehr gut<br />

gelungen und wurde von unseren<br />

Kunden durchwegs positiv aufgenommen.<br />

Äusserst zufrieden bin ich über<br />

die Zusammenarbeit mit den lokalen<br />

und regionalen Gewerbe- und Industrieunternehmen,<br />

die rund 80 Prozent<br />

der vergebenen Aufträge ausführten.<br />

Welchen Stellenwert nimmt Uster<br />

für die Credit Suisse ein?<br />

Uster ist mit 32 000 Einwohnern die<br />

drittgrösste Stadt im Kanton Zürich,<br />

und Studien haben das enorme Potenzial<br />

des Zürcher Oberlands in den<br />

Bereichen Privat- und Firmenkundengeschäft<br />

aufgezeigt. Momentan beschäftigen<br />

wir 40 Mitarbeitende. Ich<br />

bin überzeugt, dass wir dank des Umbaus<br />

unsere Stellung in naher Zukunft<br />

weiter ausbauen können. schi<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


70 Credit Suisse<br />

03<br />

Swiss Innovation Forum<br />

Text: Dorothée Enskog<br />

Leidenschaft und<br />

Frustration als<br />

Quelle der Innovation<br />

Leidenschaft, Neugierde und<br />

Frustration sind die Triebfedern für<br />

Innovation. Darin waren sich die<br />

Referenten des 5. Swiss Innovation<br />

Forum in Basel einig – Jimmy<br />

Wales etwa, Mitbegründer von<br />

Wikipedia, und Joseph Jimenez,<br />

CEO von Novartis.<br />

<strong>01</strong> 02<br />

04<br />

<strong>01</strong> Die Firma Optotune<br />

AG aus Dübendorf –<br />

rechts CEO Manuel<br />

Aschwanden – gewann<br />

den Swiss Technology<br />

Award in der Kategorie<br />

Start-up. Optotune<br />

hat eine stufenlos<br />

verstellbare Linse entwickelt,<br />

die bei Kameras<br />

in Mobiltelefonen<br />

einen Quantensprung<br />

ermöglicht.<br />

02 In der Kategorie Seed<br />

ging der Award an die<br />

Malcisbo AG aus<br />

Zürich – Zweiter von<br />

links CEO Lino Camponovo<br />

– für die Entwicklung<br />

biotechnologischer<br />

Impfstoffe,<br />

beispielsweise gegen<br />

Wurmbefall.<br />

03 Die HeiQ Materials AG<br />

aus Bad Zurzach –<br />

rechts CEO Carlo<br />

Centonze – schwang<br />

in der Kategorie Maturity<br />

Stage obenaus.<br />

Die Firma entwickelt<br />

nachhaltige textile<br />

Effekte für beispielsweise<br />

medizinische<br />

Anwendungen oder<br />

für die Erdöl absorbierende<br />

Oilguardmatte.<br />

04 Heiss begehrt, denn<br />

immer wohlverdient:<br />

der Swiss Technology<br />

Award. Mehr unter<br />

www.ch-innovation.ch<br />

Innovation geht von Leuten aus, die an<br />

etwas glauben. Von Persönlichkeiten,<br />

die Meilensteine setzen», erklärte<br />

Joseph Jimenez, CEO des Schweizer<br />

Pharmaunternehmens Novartis, dem<br />

Publikum des 5. Swiss Innovation Forum.<br />

«Diese Meilensteine verändern das<br />

Paradigma, die Art, wie wir an Dinge herangehen.»<br />

Doch in der Pharmabranche hat<br />

Innovation ihren Preis. «Wenn wir weiterhin<br />

innovativ sein wollen, brauchen wir attraktive<br />

Renditen auf dem investierten Kapital. Bis<br />

ein neuer Wirkstoff auf den Markt gelangt,<br />

entstehen durchschnittlich Kosten von 1,5<br />

Milliarden US-Dollar », führte Jimenez aus.<br />

Im Gegensatz dazu beruht die spektakuläre<br />

Erfolgsgeschichte von Wikipedia weder<br />

auf technischer Innovation noch auf innovativer<br />

Forschung. Das Anfang 20<strong>01</strong> lancierte<br />

kostenlose Online-Lexikon enthält heute<br />

über 17 Millionen Artikel. «Wikipedia löste<br />

jedoch eine gesellschaftliche Innovation aus.<br />

Heute arbeitet eine grosse, offene Gemeinschaft<br />

von Freiwilligen auf das gemeinsame<br />

Ziel hin, das gesamte menschliche Wissen<br />

zusammenzufassen», führte Jimmy Wales<br />

Mitbegründer von Wikipedia, aus.<br />

Leidenschaft als Ursache des Erfolgs<br />

Wikipedia kann auf rund 100 000 aktive Mitwirkende<br />

zählen. Wales wird oft gefragt, was<br />

diese Leute motiviert, so viel Zeit für das<br />

Projekt aufzuwenden. «Ich glaube, die Idee<br />

einer kostenlosen Enzyklopädie ist für viele<br />

sehr inspirierend. Es geht darum, ihr Wissen<br />

mit anderen zu teilen. Das Projekt macht<br />

aber auch Spass. Sie erschaffen etwas Gemeinsames<br />

in Echtzeit.» Noch sind fast<br />

90 Prozent der Mitwirkenden Männer, vermutlich<br />

deshalb, weil gewisse Bearbeitungsfunktionen<br />

nicht sehr anwenderfreundlich<br />

sind. «Wir versuchen, diese zu vereinfachen»,<br />

betonte Wales. Die Wissenslieferanten sind<br />

mit durchschnittlich 26 Jahren sehr jung. Der<br />

Anteil der Promovierten ist doppelt so hoch<br />

wie in der Gesamtbevölkerung. Rund 400<br />

Millionen Menschen informieren sich monatlich<br />

auf Wikipedia. Sie ist damit die am fünfthäufigsten<br />

besuchte Website.<br />

Neugierde als Treiber der Innovation<br />

«Es braucht Leidenschaft, um kreativ und<br />

innovativ zu sein», ist Jean-Claude Biver,<br />

CEO des Schweizer Uhrenherstellers Hublot,<br />

überzeugt. Biver, der hinter dem erfolgreichen<br />

Turnaround der Uhrenmarke Omega<br />

steht, hält Kreativität für wichtiger als Wissen.<br />

«Wissen ist für alle zugänglich, Innova-<br />

Fotos: Swiss Innovation Forum | Hilti Aktiengesellschaft<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 71<br />

tion baut dagegen auf Wissen auf. Sie sollten<br />

sich täglich fragen: ‹Kann ich etwas anders<br />

machen als bisher ?› Wenn wir alles immer<br />

auf dieselbe Art erledigen, werden wir zu<br />

einem Museum. Mit etwas Neugierde bleiben<br />

wir jung und kreativ.» Biver gab auch Einblicke<br />

in seine Unternehmensphilosophie, die<br />

sich als enorm erfolgreich erwiesen hat. Sie<br />

beruht auf drei Pfeilern: Mitteilen, Respektieren<br />

und Verzeihen. «Ein Manager muss<br />

sein Wissen, seine Bedenken und seine Fehler<br />

anderen mitteilen und alle unabhängig von<br />

der Hierarchiestufe respektieren, bis zum<br />

Reinigungspersonal.» Ein Manager muss<br />

ausserdem Fehler und Misserfolge verzeihen<br />

können, da die Mitarbeitenden daraus lernen.<br />

Häufige Fehler seien natürlich ein anderes<br />

Thema, räumte Biver ein.<br />

Risikokapital<br />

Pius Baschera,<br />

Chairman Venture Incubator,<br />

VR-Präsident Hilti<br />

Interview: Andreas Schiendorfer<br />

«Innovation ist der Motor<br />

der Schweizer Wirtschaft»<br />

Zehn Schweizer Grossunternehmen,<br />

darunter auch die Credit Suisse,<br />

haben im Jahr 2000 den<br />

Risikokapitalfonds Venture<br />

Incubator gegründet. Chairman<br />

Pius Baschera zieht Bilanz.<br />

Auch Frustration wirkt als Motor<br />

Die Frustration darüber, dass sich bestehende<br />

Daten oder Statistiken nicht mit einer<br />

Software veranschaulichen liessen, bewog<br />

den Gründer der Gapminder Foundation, Ola<br />

Rosling, sein innovatives Visualisierungstool<br />

zu entwickeln. «Aus der Frustration wurde<br />

Leidenschaft für mein Produkt», sagt er. Mit<br />

seinem Tool können Anwender innert Sekunden<br />

langfristige Trends auf der Basis von<br />

Tausenden von Daten in Grafik- oder Tabellenform<br />

veranschaulichen. «Die Welt kann<br />

sich nur positiv verändern, wenn wir die richtigen<br />

Entscheidungen treffen. Solche Entscheidungen<br />

können wir nur treffen, wenn<br />

uns verständliche Daten zur Verfügung stehen.»<br />

Gapminder wurde 2007 von Google<br />

übernommen und bildet heute einen umfassenden<br />

Teil der Suchmaschine für die Visualisierung<br />

vorhandener Wirtschaftsdaten.<br />

«Leider geben uns viele öffentliche Stellen<br />

keinen Zugang zu ihren Datenbanken», bedauert<br />

Rosling. Zu den wenigen Ausnahmen<br />

gehörten die Weltbank und Eurostat. Die<br />

Credit Suisse war in diesem Jahr erstmals<br />

Sponsor des Innovationsforums.<br />

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online einkaufen<br />

Laut Credit Suisse Identitätsbarometer<br />

sind 67 Prozent der Schweizerinnen<br />

und Schweizer sehr stolz<br />

auf unseren inter nationalen Ruf der<br />

hohen Qualität, aber nur 35 Prozent<br />

auf unsere Innovationskraft.<br />

Die Qualität der Schweizer Wirtschaft<br />

gründet zum grossen Teil auf<br />

ihrer Innovationskraft. Was die<br />

Forschung anbelangt, die Anzahl Patente<br />

etwa oder die Verweise in<br />

wissenschaftlichen Publikationen, ist<br />

die Schweiz absolute Weltspitze.<br />

Vielleicht drückt der relativ tiefe Umfragewert<br />

aus, dass wir in Bezug<br />

auf den Transfer in die Praxis verbesserungsfähig<br />

sind. Das stimmt.<br />

Hier kann Risikokapital helfen?<br />

Unbedingt. Deshalb haben zehn<br />

Firmen vor zehn Jahren Venture<br />

Incubator gegründet und sich mit<br />

je zehn Millionen Franken beteiligt.<br />

Warum macht Hilti mit ? Spielt Innovation<br />

bei Ihnen auch eine Rolle?<br />

Von einem generell fortschrittlichen,<br />

innovativen geistigen Klima in der<br />

Schweiz profitieren auch wir. Bei Hilti<br />

spielte übrigens die Innovationskraft<br />

schon immer eine besonders grosse<br />

Rolle. Das ist gut so und nötig: Ohne<br />

Innovationen kann kein Grossunternehmen<br />

überleben. Innovation bezieht<br />

sich aber nicht nur auf Produkte,<br />

sondern auch auf Prozesse und Geschäftsmodelle.<br />

Wie fällt die Bilanz nach zehn<br />

Jahren Venture Incubator aus?<br />

Äusserst positiv. Deshalb haben wir<br />

2009, mitten in der Wirtschaftskrise,<br />

beschlossen, unser Engagement<br />

unbefristet zu verlängern.<br />

Können Sie uns Zahlen liefern?<br />

Wir haben bis jetzt <strong>11</strong>6 Millionen<br />

Franken in 35 Unternehmen investiert,<br />

die rund 750 hochwertige<br />

Arbeitsplätze geschaffen haben.<br />

Aus elf Exits haben wir 53 Millionen<br />

Schweizer Franken gelöst,<br />

die wir nun wieder investieren.<br />

Welches ist die Erfolgsstory?<br />

Unter unseren Verkäufen hat es<br />

Firmen wie Endoart, HPL, EsbaTech<br />

oder Picodrill, die sich in der Branche<br />

bereits einen guten Namen geschaffen<br />

haben. Und auch das aktuelle<br />

Portfolio enthält vergleichbare Perlen.<br />

Gab es auch Fehleinschätzungen?<br />

Jedes Investment wird von den<br />

Venture-Incubator-Partnern und vom<br />

Investment Committee seriös geprüft.<br />

Da sich unsere Investments aber auf<br />

die Seed-Phase, also die Anfangsphase<br />

eines Start-ups, beziehen, sind<br />

Rückschläge unvermeidlich.<br />

Zuletzt ein Wort zur Konkurrenz.<br />

Tut es Ihnen weh, dass mit der SVC –<br />

AG für Risikokapital ein neuer Player<br />

auf dem Markt aufgetaucht ist ?<br />

Auf dem Gebiet der Start-up-<br />

Förderung kann es gar nicht zu viele<br />

Investoren haben. Die SVC AG<br />

investiert zwar erst, wenn die Marktakzeptanz<br />

bereits erreicht ist, aber<br />

es gibt zwischen uns interessante<br />

Partnerschaften wie beispiels weise<br />

im Falle von sonicemotion.<br />

www.ventureincubator.ch<br />

www.svc-risikokapital.ch<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


72 Credit Suisse<br />

Gastkommentar<br />

Neuland in Sicht<br />

Die Osec informiert, berät und begleitet<br />

Schweizer und Liechtensteiner KMU<br />

bei ihren internationalen Geschäftsvorhaben.<br />

Die Credit Suisse ist Anfang<br />

2009 eine Partnerschaft mit der Osec<br />

eingegangen.<br />

KMU-Exportindikator<br />

Der vierteljährliche Exportindikator<br />

besteht aus den Osec-KMU-Exportperspektiven<br />

und dem Credit Suisse<br />

Exportbarometer. Die nächste Ausgabe<br />

erscheint am 7. April, zu finden unter<br />

www.credit-suisse.com/research.<br />

Aussenwirtschaftsforum<br />

Am 7. April in der Messe Zürich unter<br />

dem Titel «Neuland – Chancenland».<br />

Unter den Referenten befinden<br />

sich Bestsellerautor Kjell Nordström,<br />

Institute for International Business<br />

der Stockholm School of Economics,<br />

Jean-Claude Biver, CEO Hublot,<br />

und Bundesrat Johann N. Schneider-<br />

Ammann. Die Credit Suisse bietet zwei<br />

Workshops an zu den Themen «Wachstum<br />

finanzieren» (mit Carlo Centonze,<br />

CEO HeiQ) und «Herausforderung<br />

Internationalisierung» (mit Annette<br />

Heimlicher, CEO Contrinex, und Rico<br />

Baldegger, HSW Fribourg). Details<br />

unter www.osec.ch > Forum 20<strong>11</strong>.<br />

Osec Export Award<br />

Die Gewinner 20<strong>11</strong> werden am 7. April<br />

bekannt gegeben. Ihre Vorgänger:<br />

2<strong>01</strong>0 Bauwerk, St. Margrethen (Step-in),<br />

Contrinex, Givisiez (Success);<br />

2009 K-Team, Yverdon-les-Bains;<br />

2007 Schmid Rhyner, Adliswil.<br />

Aussenwirtschaftsmagazin<br />

Zweimal jährlich berichtet «Go!»<br />

fundiert zu Themen der Aussenwirtschaft.<br />

Kostenlose Abonnements<br />

unter www.osec.ch/publikationen schi<br />

Daniel Küng<br />

CEO Osec<br />

In neue Märkte vorzustossen,<br />

ist für Unternehmen<br />

oft ein Weg,<br />

um die Exportstrategie<br />

weiter zu diversifizieren.<br />

Heute, im Zeitalter der<br />

Globalisierung, wo der Konkurrenzdruck<br />

infolge der zunehmenden<br />

Zahl von Anbietern<br />

immer härter wird, ist das<br />

besonders wichtig – wenn auch nicht so<br />

einfach. Denn viele Unternehmen spüren<br />

noch immer die Nachwehen der Wirtschaftskrise<br />

und jetzt auch die Folgen des starken<br />

Schweizer Frankens. Deshalb ist es wichtig,<br />

dass man als Unternehmer die Augen offen<br />

hält und fortlaufend nach «Neuland» Ausschau<br />

hält. Um nicht ins Hintertreffen zu<br />

geraten, sollten Unternehmen also genau<br />

mitverfolgen, wo sich globale, neue Trends<br />

entwickeln und wo neue Märkte mit hohen<br />

Handelsvolumina entstehen.<br />

Es ist erwiesen, dass bei Ländern, mit<br />

denen die Schweiz oder die EFTA ein Freihandelsabkommen<br />

abgeschlossen hat, das<br />

Handelsvolumen zwischen der Schweiz und<br />

diesen Ländern in der Folge ansteigt. Es ergeben<br />

sich dadurch also zusätzliche Chancen<br />

für exportorientierte Unternehmen, da die<br />

Zollgebühren ja beträchtlich sinken. Neues<br />

Geschäftspotenzial entsteht insbesondere in<br />

Märkten, die bis anhin für die Schweizer<br />

Wirtschaft noch nicht oben auf der Prioritätenliste<br />

gestanden haben. Die neuen südamerikanischen<br />

«Tigerstaaten» Peru und<br />

Kolumbien beispielsweise<br />

werden dadurch auf einmal<br />

attraktiv. Aber auch andere<br />

Märkte wie Südafrika, Ägypten,<br />

Südkorea und Schwergewichte<br />

wie Indonesien und<br />

die Golfstaaten sind ebenfalls<br />

sehr interessant.<br />

Früher bedeutete die Unterstützung<br />

im Aussenhandel vor<br />

allem Exporthilfe. Doch mittlerweile ist sie<br />

infolge der Globalisierung und wegen des<br />

starken Schweizer Frankens auch zur Unterstützung<br />

beim so genannten Sourcing geworden.<br />

Heute sollte man sich als Exporteur<br />

fragen: Wo kaufe ich Komponenten und<br />

Dienstleistungen ein? Denn aufgrund des<br />

schwachen Euros und der gesunkenen<br />

Margen im Export kann es durchaus Sinn<br />

machen, beim «Sourcing» beziehungsweise<br />

beim Einkauf auf Angebote aus dem EU-<br />

Raum zurück zugreifen, um das Währungsrisiko<br />

besser abzusichern.<br />

Flexibilität, Anpassung und Produktivitätssteigerungen<br />

sind bei Schweizer Exporteuren<br />

jetzt das A und O, auch wenn dies einfacher<br />

gesagt als getan ist. Für uns bei der Osec ist<br />

es nicht anders: Wir müssen uns auf neue,<br />

aufstrebende Märkte einstellen, zusätzlich zu<br />

der traditionellen Exportberatung auch vermehrt<br />

«Sourcing-Unterstützung» anbieten und<br />

generell auf die veränderten Bedürfnisse<br />

unserer KMU-Klientel eingehen können. Gerade<br />

jetzt ist dies wichtig, denn jetzt brauchen<br />

uns die Kunden mehr denn je.<br />

Impressum<br />

<strong>11</strong>7. Jahrgang, 5 x jährlich, Deutsch,<br />

Englisch, Französisch, Italienisch<br />

HERAUSGEBER: Credit Suisse AG<br />

Postfach 2, CH-8070 Zürich<br />

Telefon +41 44 333 <strong>11</strong> <strong>11</strong><br />

REDAKTION: Daniel Huber<br />

(dhu; Leitung), Andreas Schiendorfer<br />

(schi); Regula Brechbühl (rb),<br />

Dorothee Enskog (de), Michael<br />

Krobath (mk), Mandana Razavi (mar).<br />

Mitarbeit: Fabienne de Lannay (fdl),<br />

Valérie Clapasson Fahrni (cfv),<br />

Ivana Bianchet (Dossier).<br />

Kontakt: redaktion.<strong>bulletin</strong>@creditsuisse.com<br />

REALISATION: www.arnold.inhaltundform.com<br />

Gestaltung: Michael<br />

Suter, Luzian Meier, Maja Davé,<br />

Alice Kälin, Angelique Bolter<br />

Prozess management: Karin Cappellazzo<br />

Korrektorat: Carola Bächi,<br />

Claudia Marolf (notabene)<br />

Übersetzungen Credit Suisse Druck<br />

Swissprinters Zürich AG<br />

MEDIADATEN/KONTAKT:<br />

Marketing: Veronica Zimnic<br />

WEMF-Auflage 2009: 145 504<br />

Registrierung: ISSN 1423-1360<br />

Internet: www.credit-suisse.com/<br />

<strong>bulletin</strong> Inserate: print-ad kretz gmbh,<br />

Telefon +41 44 924 20 70, <strong>bulletin</strong>@<br />

kretz-gmbh.ch Mutationen: siehe<br />

Talon Nachdruck von Texten: gestattet<br />

mit Hinweis «Aus dem <strong>bulletin</strong><br />

der Credit Suisse».<br />

REDAKTIONSKOMMISSION:<br />

Richard Bachem, Nicole Brändli,<br />

René Buholzer, Urs P. Gauch, Fritz<br />

Gutbrodt, Anja Hochberg, Angelika<br />

Jahn, Bettina Junker Kränzle,<br />

Hanspeter Kurzmeyer, Andrés Luther,<br />

Charles Naylor<br />

Diese Publikation dient zu Informationszwecken.<br />

Sie bedeutet kein Angebot<br />

und keine Aufforderung seitens<br />

der Credit Suisse zum Kauf oder<br />

Verkauf von Wertschriften. Hinweise<br />

auf die frühere Performance garantieren<br />

keine positiven Entwicklungen<br />

in der Zukunft. Die Analysen und<br />

Schlussfolgerungen wurden durch<br />

die Credit Suisse erarbeitet und<br />

könnten vor ihrer Weitergabe an<br />

die Kunden von der Credit Suisse<br />

bereits für Transaktionen von<br />

Gesellschaften der Credit Suisse<br />

Group verwendet worden sein. Die<br />

ver tretenen Ansichten sind diejenigen<br />

der Credit Suisse zum Zeitpunkt<br />

der Drucklegung. (Änderungen vorbehalten.)<br />

Credit Suisse ist eine<br />

Schweizer Bank.<br />

Fotos: Osec | Andreas Meier<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Roger Federer Leader 73<br />

Grosse Gala<br />

für einen<br />

guten Zweck<br />

Kurz vor Weihnachten war Roger Federer drei Tage lang im Dienste seiner Stiftung und der<br />

von Rafael Nadal unterwegs. Bei seiner grossen Heimgala in Zürich kamen 2,5 Millionen Franken<br />

zusammen. Beim Rückspiel tags darauf folgte eine weitere Million für Nadals Foundation.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


74 Leader Roger Federer<br />

1. Tag, Zürich<br />

Beim Podiumsgespräch zu Philanthropie: Roger<br />

Federer mit Credit Suisse Analyst Oliver Adler.<br />

Wollte etwas von seinem Erfolg weitergeben, als<br />

er 2003 die Roger Federer Foundation gründete.<br />

2. Tag, Zürich<br />

Beim grossen Benefiz-Galaabend im Hotel Hyatt<br />

wird ebenfalls für die RF Foundation gesammelt.<br />

Roger Federer und TV-Moderator Jann Billeter<br />

bei der Ziehung der Tombola-Hauptpreise.<br />

Roger Federer (ATP Nr. 2) holt Rivale und Freund<br />

Rafael Nadal (ATP Nr. 1) auf dem Rollfeld ab.<br />

Zürcher Sightseeingtour: Roger und Rafa vor dem<br />

Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz.<br />

Das grosse Idol hautnah erlebt: 56 Nachwuchstalente<br />

dürfen mit Roger und Rafa trainieren.<br />

10 500 Zuschauer im ausverkauften Hallenstadion<br />

sorgen für eine imposante Kulisse.<br />

Roger Federer und Rafael Nadal: Für einmal ist das Resultat auf dem Platz Nebensache.<br />

3. Tag, Madrid<br />

Überbringt die Kunde vom Gesamterlös:<br />

Hans-Ulrich Meister, CEO Credit Suisse Schweiz.<br />

2 524 899 Franken sind beim Match for Africa für die<br />

Roger Federer Foundation zusammengekommen!<br />

Kurz vor dem Einlauf in die Caja Mágica ein<br />

letztes Interview fürs spanische Fernsehen.<br />

Fotos: Andreas Meier | Daniel Huber (Madrid)<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Roger Federer Leader<br />

75<br />

Fünf Tage vor dem Weihnachtsabend landet Roger Federer spätabends<br />

auf dem Zürcher Flughafen. Drei voll gepackte Tage im<br />

Dienste seiner eigenen Foundation und derjenigen von Rafael Nadal<br />

erwarten den Schweizer Tennisstar. Beide Stiftungen unterstützen<br />

Hilfsprojekte für minderbemittelte Kinder in den ärmsten Ländern<br />

dieser Welt. Ein kurzer Anruf von Roger genügte, um Nadal für den<br />

Benefiz-Showmatch in Zürich zu gewinnen. Und weil dieser die Idee<br />

eines solchen Matches so gut fand, wollte er gleich auch noch einen<br />

für seine Foundation einen Tag darauf in Madrid organisieren.<br />

Doch am nächsten Morgen stehen für Roger zuerst einmal verschiedene<br />

Meetings und Interviews auf dem Programm. Am Nachmittag<br />

folgt eine von der Credit Suisse organisierte Podiumsdiskussion<br />

mit geladenen Gästen rund um das Thema Philanthropie, bei<br />

der Roger als «Special Guest» über seine Stiftung befragt wird. Die<br />

Anwesenden zeigen sich beeindruckt von Roger, der nicht nur wie<br />

gewohnt durch seine Sprachgewandtheit brilliert, sondern auch durch<br />

ein erstaunlich fundiertes Fachwissen rund um das Thema.<br />

Mittlerweile ist der Umbau des Parterre-Bereichs im Hotel Hyatt in<br />

vollem Gange. Rund 300 Gäste werden für den Galaabend zugunsten<br />

der Roger Federer Foundation erwartet. Kurz vor acht ist es dann<br />

so weit: Gastgeber Hans-Ulrich Meister, CEO Credit Suisse Schweiz,<br />

begrüsst den wohl grössten Schweizer Sportler aller Zeiten auf der<br />

Bühne. Dieser macht auch im Smoking eine gute Figur.<br />

Früh am nächsten Morgen steht bereits wieder ein Termin mit<br />

einem Fernsehteam von CNN auf dem Programm. Um zehn Uhr fährt<br />

Roger zum Flughafen, um die aktuelle Nr. 1 der Tenniswelt abzuholen.<br />

Rafael Nadal freut sich sichtlich über den warmen Empfang<br />

auf dem kalten Rollfeld. Es folgt ein kleiner Spaziergang über den<br />

Paradeplatz und die Bahnhofstrasse, ein Mittagessen beim Italiener<br />

und die Fahrt zum Hallenstadion. Dort warten schon ungeduldig<br />

56 aufgeregte Kinder, die mit den beiden Tenniscracks ein kleines<br />

Training absolvieren dürfen. Dann endlich folgt im bis auf den letzten<br />

Platz gefüllten Hallenstadion der lang ersehnte «Match for Africa».<br />

Eingebettet in ein schillerndes Show-Programm ist der ganze Abend<br />

eine eigentliche Ehrung des Schweizer Tennisstars, der auch prompt<br />

den Match in drei Sätzen für sich entscheidet. Grosse Gewinnerin<br />

des Abends ist aber die Roger Federer Foundation. Zu den rund<br />

zwei Millionen Franken aus Eintrittsgeldern, Marketing- und Sponsoring-Einnahmen<br />

kommen noch Spenden der TV-Zuschauer von<br />

über einer halben Million Franken hinzu. Roger ist sichtlich gerührt,<br />

als Hans-Ulrich Meister als Vertreter des Presenting Partner Credit<br />

Suisse offiziell die Summe bekannt gibt. Ein für die Schweiz historischer<br />

Tennisabend geht zu Ende.<br />

Am nächsten Morgen fliegen Roger und Rafael zusammen im<br />

gleichen Jet nach Madrid. Auch dort trainieren sie am Nachmittag<br />

mit Kindern, besuchen vor dem Match den VIP-Bereich der Sponsoren<br />

und stehen den Medien Red und Antwort. Dabei scheint es<br />

Roger zu geniessen, für einmal in der zweiten Reihe zu stehen. Denn<br />

dieser Abend gehört eindeutig der spanischen Nr. 1. Die Logen der<br />

ausverkauften Caja Mágica sind gefüllt mit spanischer Prominenz,<br />

unter anderem mit Königin Sofía. Rund eine Million Franken kommen<br />

an diesem Abend für die Fundación RafaNadal zusammen. Auf die<br />

Frage nach dem Ausgang des Spiels meint Roger kurz vor dem Einmarsch<br />

lächelnd: «Ich hoffe doch, dass es über drei Sätze geht.» So<br />

ist es dann auch. Doch geht diesmal der entscheidende dritte Satz<br />

an Rafael. Das dürfte Roger aber kaum lange wach halten, als er<br />

noch in der gleichen Nacht im Flieger nach Dubai zufrieden die<br />

Lehne seines Sitzes nach hinten klappt. Daniel Huber<br />

Werbeshooting mit Starfotograf Testino<br />

Für die Bilder der neuen Werbekampagne<br />

beauftragte die Credit Suisse den bekannten<br />

Mode- und Royalty-Fotografen Mario Testino.<br />

Das Shooting fand in entspannter Atmosphäre<br />

in einer Villa in Dubai statt. Es galt, den Werbespruch<br />

«Credit Suisse Helping Roger Federer<br />

Relax Since 1981» fotografisch umzusetzen.<br />

Kennen und schätzen sich: Roger und Testino.<br />

Making-of-Video zum Fotoshooting<br />

Schauen Sie dem Starfotografen Mario Testino<br />

beim Werbeshooting mit Roger Federer in<br />

Dubai über die Schultern.<br />

Online finden Sie die Reportage und das Video<br />

unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


Der<br />

M<br />

Starökonom Nouriel Roubini ist einer der weltweit<br />

berühmtesten globalen Nomaden. Er spricht im<br />

Leaderinterview über die Weltwirtschaft, sich selbst<br />

und darüber, warum Gier durch Angst kontrolliert<br />

werden sollte.


ahner


78 Leader Nouriel Roubini<br />

Interview: Dan Scott<br />

Nouriel Roubini ist Wirtschaftsprofessor an der<br />

Stern School of Business der New York University,<br />

Gründer der Beratungsfirma RGE Monitor und<br />

häufig Referent für CNBC, Bloomberg Television,<br />

die «Financial Times», das «Wall Street Journal» und<br />

weitere bekannte Publikationen. 2006 sagte er<br />

einen gewaltigen Crash voraus, der seinen Anfang<br />

auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt<br />

nehmen würde, und machte damit auf seine einzigartige<br />

innovative und frei anwendbare Methodik<br />

aufmerksam, die von den bei RGE tätigen Ökonomen<br />

angewandt wird, um die komplexen Details<br />

der modernen Weltwirtschaft zu verstehen.<br />

Roubini ist vielleicht besser als jeder andere dazu<br />

geeignet, die Rätsel der komplexen Weltwirtschaft<br />

zu lösen; nicht nur aufgrund seiner akademischen<br />

Laufbahn, sondern auch dank seiner Persisch-,<br />

Italienisch-, Hebräisch- und Englischkenntnisse<br />

und des Umstands, dass er praktisch in<br />

Flugzeugen wohnt.<br />

<strong>bulletin</strong>: Man bezeichnet Sie als einen Propheten.<br />

Was denken Sie darüber ?<br />

Nouriel Roubini: Ich halte mich nicht wirklich für einen Propheten.<br />

Manchmal werde ich sogar Dr. Doom genannt. Dabei ist es<br />

nur vernünftig, sich die Herausforderungen für die Weltwirtschaft<br />

realistisch vor Augen zu halten. Da ist kein Platz für zu viel<br />

Optimismus oder zu viel Pessimismus. Ich versuche, bei meinen<br />

Beurteilungen immer so gut wie möglich abzuwägen, die Risiken,<br />

Volatilitäten und möglichen positiven Entwicklungen so objektiv<br />

wie möglich einzuschätzen, mir mögliche Szenarien vorzustellen<br />

und zu erkennen, welches das wahrscheinlichste ist. Nur so kann<br />

man an eine ungewisse Zukunft herangehen.<br />

Genau dieses Zaudern mögen viele nicht.<br />

Stimmt. Ökonomen wird manchmal nachgesagt, dass sie immer<br />

abwägen; immer heisst es nur: einerseits, andererseits. Man muss<br />

über Szenarien und Wahrscheinlichkeiten nachdenken. Allerdings<br />

darf man auch die eigenen Überzeugungen und Meinungen<br />

nicht vernachlässigen und muss diese besonnen und vernünftig<br />

ausdrücken. Des Weiteren muss man natürlich auch bereit sein,<br />

seine Meinung zu revidieren, wenn sich die Lage ändert, und darf<br />

nicht aus Prinzip daran festhalten.<br />

Uns liegen doch allen dieselben Zahlen vor. Wie kommt es<br />

dann, dass wir zu so unterschiedlichen Beurteilungen kommen?<br />

Ich habe inzwischen ein Team von etwa 40 Ökonomen und<br />

Strategen, die versuchen nachzuvollziehen, was in verschiedenen<br />

Ländern, Regionen und Märkten auf der Welt vor sich geht.<br />

Kein Einzelner ist klug genug, um das Monopol auf Weisheit und<br />

Wahrheit für sich beanspruchen zu können. Man muss da bescheiden<br />

sein. Ich beschäftige mich seit über 25 Jahren mit Wirtschaftstheorie,<br />

empirischer Analyse der Geschichte, Wirtschaftspolitik<br />

und den Märkten. Und ich würde auf jeden Fall sagen: Ja,<br />

es sind dieselben Zahlen. Aber für einen unabhängigen Analysten,<br />

der kein Geld verwaltet und für den sich daher auch kein Interessenkonflikt<br />

ergeben kann, basiert der Erfolg auf dem eigenen<br />

Ruf. Man kann nicht immer richtig liegen; was zählt, ist eine<br />

schlüssige Argumentation. Die Dinge können sich in die eine oder<br />

die andere Richtung entwickeln. Wir müssen uns über die möglichen<br />

Szenarien und die Auswirkungen auf die Vermögenspreise<br />

klar werden. Die Zahlen werden dann zeigen, welches Szenario<br />

am wahrscheinlichsten ist.<br />

Die Doha-Runde ist gescheitert. Ist das für uns von Interesse?<br />

Es sollte uns interessieren, weil eine fortschreitende Handelsliberalisierung<br />

auf multilateraler Ebene wichtig für die Handelsintegration<br />

ist. Dass die Gespräche ins Stocken geraten sind, ist auch<br />

deshalb schlecht, weil das Risiko besteht, dass sich die bereits<br />

vorhandene Liberalisierung umkehren könnte. Stattdessen<br />

wird die bilaterale Ebene möglicherweise wieder wichtiger werden.<br />

Allerdings, und in diesem Punkt teilen viele Ökonomen meine<br />

Ansicht, können bilaterale Abkommen zu Handelsablenkungen<br />

führen. Daher ist im Sinne der Liberalisierung die multilaterale<br />

Ebene der regionalen oder bilateralen immer vorzuziehen. Es<br />

ist also nicht das Ende der Welt, wenn die Gespräche für ein paar<br />

Jahre stocken. Aber es wäre sinnvoll und wichtig, sie wieder<br />

aufzunehmen und erfolgreich abzuschliessen.<br />

Was hätten Sie gern schon früher über den Beruf des<br />

Ökonomen gewusst ?<br />

Fotos: Brian Smale<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


Nouriel Roubini Leader 79<br />

Ich hätte gern früher gewusst, dass die Ökonomie als trostlose<br />

Wissenschaft bezeichnet wird. Und das stimmt so natürlich<br />

nicht ganz. Die Wirtschaft zu verstehen, kann im Idealfall dazu<br />

führen, dass man in der Lage ist, die richtigen Massnahmen<br />

zu ergreifen, um die Welt besser zu machen. Es ist keine rein<br />

intellektuelle Disziplin oder reine Wissenschaft. Es ist ebenso die<br />

Kunst des Möglichen. Ich habe seit dem Beginn meiner Karriere<br />

sehr viel über diesen Beruf dazugelernt.<br />

Ob der Markt nun an einen Double Dip oder ein Wiedererstarken<br />

der Weltwirtschaft glaubt: Wie wird sich der US-Dollar<br />

entwickeln?<br />

In beiden Fällen, selbst im negativen, könnte der Dollar stärker<br />

werden. Der Widerspruch besteht allerdings darin, dass der<br />

Dollar schwächer werden sollte, weil die USA ein hohes Leistungsbilanzdefizit<br />

haben. Um dieses abbauen zu können, muss der<br />

Dollar abgewertet werden. Die Frage ist aber: gegenüber welcher<br />

Währung? Nicht gegenüber dem Euro oder dem Yen, weil diese<br />

Wirtschaften schwach sind. Infrage kommen würden die chinesische<br />

oder andere asiatische Währungen, die unterschätzt werden<br />

und Leistungsbilanzüberschüsse haben. Aber solange China<br />

sein Wechselkursregime nicht ändern will, wird auch niemand<br />

zulassen, dass seine Währung aufgewertet wird. Grundsätzlich<br />

sollte der Dollar also schrittweise gegenüber Währungen von<br />

Emerging Markets abgewertet werden. Dieser Prozess wird aber<br />

von China und anderen Ländern blockiert, die diese Anpassung<br />

verhindern wollen.<br />

Erzählen Sie uns drei Dinge über den Menschen<br />

Nouriel Roubini.<br />

Mein Leben besteht nicht nur aus Wirtschaft. Ich interessiere<br />

mich für Geschichte, Politik, Kultur und Kunst. Ich sammle<br />

zeitgenössische Kunst und kann mich sowohl für bildende als<br />

auch für darstellende Kunst begeistern. Um die Welt zu verstehen,<br />

muss man auch über den eigenen Tellerrand schauen und der<br />

Realität offen und wissbegierig gegenüberstehen. Ausserdem<br />

bin ich, trotz meines Spitznamens Dr. Doom, ein ziemlicher<br />

Optimist. Ich glaube an harte Arbeit und Erfolg, aber man muss<br />

das Leben auch geniessen. Ich bin nicht dieser finstere Pessimist,<br />

als den mich die Leute gern darstellen. Zu guter Letzt denke<br />

ich, dass mich meine intellektuelle Neugierde und mein Drang,<br />

die Welt kennenzulernen, ausmachen. Ich verbringe zwei Drittel<br />

meiner Zeit damit zu reisen. Es ist unglaublich wichtig, dass<br />

man andere Kulturen versteht. Sei es nun Asien, Lateinamerika,<br />

Europa oder Afrika, man muss sich in die einzelnen Länder<br />

begeben und den Menschen dort begegnen. Das fängt in dem<br />

Moment an, in dem man in einem Land ankommt und den<br />

Chauffeur am Flughafen fragt, wie es um die Wirtschaft steht,<br />

und geht bis hin zu den Treffen mit Notenbankvertretern, Medienwissenschaftlern<br />

und so weiter. Man muss sich ein breit<br />

gefächertes Grundwissen zulegen und intellektuelle Leidenschaft<br />

und Neugierde mitbringen. Keine Kultur ist besser als die<br />

anderen. Jedes Land, jede Kultur, jede Religion ist wichtig.<br />

Wäre für Griechenland eine Umschuldung die bessere<br />

Lösung gewesen?<br />

Meiner Meinung nach wird in Griechenland eher früher als<br />

später eine Umschuldung stattfinden. Die Frage ist also nicht,<br />

ob, sondern eher wann und wie. Selbst wenn Griechenland<br />

alles richtig macht, wird die Staatsverschuldung im besten Fall<br />

148 Prozent des BIP betragen. Das kann auf Dauer nicht gut<br />

«Ökonomen wird manchmal<br />

nachgesagt, dass sie immer<br />

abwägen; immer heisst es nur:<br />

einerseits, andererseits.»<br />

gehen. Es muss nicht zu einem ungeregelten Zahlungsausfall wie<br />

in Russland, Argentinien oder Ecuador kommen. Es können<br />

geregelte staatliche Umschuldungsmassnahmen wie in Uruguay,<br />

Pakistan oder in der Ukraine vorgenommen werden.<br />

Ist es nicht paradox, wenn ein Markt gleichzeitig Inflation<br />

und Deflation einpreist ?<br />

Man darf nicht vergessen, dass man nie voraussagen kann,<br />

welche der verschiedenen Prognosen für die Weltwirtschaft sich<br />

am Ende bewahrheitet. Ich sage nicht, dass es keine Tendenzen<br />

gibt. Meiner Meinung nach sind bestimmte Szenarien wahrscheinlicher<br />

als andere. Es kann durchaus sein, dass sich der<br />

Markt bei schlechtem Wachstum gerade so über Wasser<br />

hält oder aber auch, dass er sich nach schweren Zeiten wieder<br />

erholt. Auch ein Double Dip mit deflationären Kräften ist<br />

denkbar, wodurch dann aber grosse Haushaltsdefizite verflüssigt<br />

werden, sodass es zu einer Inflation kommt. Meiner Meinung<br />

nach widerspiegeln diese unterschiedlichen Folgen einer<br />

Inflation die einer ökonomischen Prognose innewohnende<br />

Unsicherheit auf der einen Seite und der darauf reagierenden<br />

Massnahmen auf der anderen Seite. Je nachdem, wie die<br />

Reaktion aussieht, landen wir entweder in einer inflationären oder<br />

einer deflationären Spirale.<br />

Vor welche Herausforderungen stellt uns das schnelle<br />

Wirtschaftswachstum der Emerging Markets?<br />

Die Weltwirtschaft stellt uns vor viele Rätsel, deren Lösung<br />

allerdings klarer wird, sobald wir erkennen, wie wichtig<br />

die Integration der Emerging Markets ist. Zum Beispiel sind die<br />

Reallöhne für ungelernte Arbeitskräfte in den modernen<br />

Wirtschaftsnationen in Bezug auf die Rendite gesunken. Um das<br />

zu verstehen, muss man nur die Grundlagen der Handelstheorie<br />

kennen. Wenn 2,2 Milliarden Chinesen und Inder mehr<br />

arbeiten, sinken natürlich die relativen Löhne der ungelernten<br />

Arbeitskräfte in den modernen Wirtschaftsnationen, mit Auswirkungen<br />

auf Einkommen und Gleichstellung.<br />

Banken und Unternehmen verfügen über viel Geld. Warum<br />

geben sie dieses Geld nicht aus, um damit die Rezession<br />

zu beenden?<br />

In Bezug auf die Banken würde ich sagen, dass sie über riesige<br />

Überschussreserven verfügen, aber diese nicht verleihen.<br />

Ginge es nur um die Kreditversorgung, hätten sie, nach dem Ende<br />

des Releveraging, wieder Geld verleihen können. Ich denke,<br />

dass die schwache Kreditnachfrage sie davon abhält ebenso wie<br />

die Tatsache, dass viele stärkere Unternehmen nichts verleihen.<br />

Zahlreiche finanziell schwache Haushalte möchten keinen Kredit<br />

aufnehmen, weil sie tief verschuldet sind und seitens der ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong>


80 Leader Nouriel Roubini<br />

Credit Suisse Salon in Abu Dhabi Neudefinition des<br />

Welthandels war das Thema des siebten Credit<br />

Suisse Salons, der im vergangenen Herbst in der<br />

Wüste von Abu Dhabi stattfand. Bei dieser Veranstaltungsreihe<br />

treten renommierte Experten aus Politik<br />

und Wirtschaft in den Dialog mit interessierten<br />

Gästen der Credit Suisse. Gastgeber dieses Salons<br />

war Walter Berchtold, CEO Private Banking, der<br />

in seiner Begrüssungsrede die historische Bedeutung<br />

des Handels als treibende Kraft der Weltwirtschaft<br />

hervorhob. Hauptredner Nouriel Roubini<br />

ging in seinem Vortrag insbesondere auf die neue<br />

Situation ein, die durch den wirtschaftlichen Aufstieg<br />

von China und Indien geschaffen wurde. Die abschliessende<br />

Diskussionsrunde von Roubini mit den<br />

geladenen Gästen wurde vom ehemaligen britischen<br />

Premierminister Sir John Major moderiert.<br />

Banken immer noch Zweifel über die Bonität bestehen. Es war<br />

eigentlich immer die Aufgabe der Banken, die Kreditvergabe<br />

zu überwachen, aber diese Fähigkeit haben sie in den 20 Jahren<br />

der Securitization verlernt, während derer sie nicht gründlich<br />

genug recherchiert haben. Es gibt festgelegte Preise für die Risikoübernahme<br />

und die Kreditvergabe und momentan funktioniert<br />

das «Originate-to-distribute»-Modell der Securitization nicht<br />

mehr, deshalb sitzen die Banken auf ihrem Geld und geben es<br />

nicht aus.<br />

Bei den Unternehmen dagegen herrscht vor allem Unsicherheit<br />

in Bezug auf das Gesamtbild. Was wird aus der Wirtschaft ?<br />

Wie wird der Markt in Zukunft reguliert sein? Zwar verfügen die<br />

grossen Unternehmen noch über viel Kapital, aber es stehen auch<br />

grosse Summen auf dem Spiel und kleinere und mittelgrosse<br />

Unternehmen leiden immer noch unter der Kreditkrise. Man muss<br />

also zwischen den finanziell gut gestellten Unternehmen<br />

und denen, die sich noch nicht wieder von der Krise erholt haben,<br />

unterscheiden. Warum sitzen sie auf diesem ganzen Geld und<br />

erhöhen nicht ihre Investitionsausgaben oder ihren Bedarf an<br />

Arbeitskräften? Das hat alles mit Unsicherheiten in Bezug auf die<br />

Makroökonomie zu tun; damit, dass die Endnach frage immer<br />

noch gering ist und dass immer noch die Gefahr besteht, sich<br />

zu überlasten. Ich denke, dass ein grosser Teil dieses Geldes<br />

eher in Finanzgeschäften landen wird, in Fusionen und Akquisitionen,<br />

Schulden- und Aktienrückkäufen und in der Absicherung<br />

von Vorsorgeplänen als in Investitionsausgaben oder mehr<br />

Arbeits kräften.<br />

Sie spielen in «Wall Street: Geld schläft nicht» von Oliver<br />

Stone sich selbst. Wovon würde der Film handeln, wenn<br />

man Anfang 2007 Ihre Warnungen über die Gefahren von zu<br />

komplexen Finanzgeschäften ernst genommen hätte?<br />

Der Film hat die Finanzkrise zum Thema. Ich weiss nicht, ob das<br />

2007 einen Unterschied gemacht hätte. Es war damals<br />

schon zu spät. Die damaligen Überlastungen bei der Kredit -<br />

ver gabe, bei Schulden und Leverage sind noch eine Weile weitergegangen.<br />

Die Geschichte hätte also so oder so ein schlechtes<br />

Ende genommen, ungeachtet dessen, was ich gesagt habe.<br />

Vielleicht handelt der nächste Film davon, wie wir, dank besserer<br />

Kontrolle und Regulation des Finanzsystems, die nächste Krise<br />

vermeiden können. Die Lektion, die der Film vermitteln will,<br />

ist die, dass Banker und Händler heutzutage auch nicht gieriger<br />

sind als die Gordon Geckos der Achtziger, als es hiess, dass Gier<br />

etwas Gutes sei.<br />

Und ganz falsch ist diese Aussage auch nicht: Auf dem Finanzmarkt<br />

sind etwas Gier und das Streben nach Profit durchaus<br />

legitim. Aber der Gier muss auch immer das Bewusstsein eines<br />

möglichen Verlustes gegenüberstehen und sie muss durch die<br />

Angst kontrolliert werden. Man sollte sich nicht auf Hilfe verlassen<br />

können. Solange man dies aber noch kann und diese Schieflage<br />

existiert, dass man in guten Zeiten extrem hohe Gewinne erzielen<br />

kann und in schlechten Zeiten höchstens mal auf einen Bonus<br />

verzichten muss, wird immer weiter spekuliert und es werden sich<br />

immer wieder Blasen bilden. Im Kapitalismus ist es in Ordnung,<br />

immer etwas mehr zu wollen, aber dieses Bedürfnis muss auch ein<br />

Gegengewicht bekommen, durch leistungsabhängige Entlohnung<br />

und durch das Wissen, dass es bei Verlusten nicht immer einen<br />

Rettungsschirm gibt. Diese Lektion muss jeder Gordon Gecko auf<br />

der Welt lernen. Heute, gestern und morgen. <<br />

Foto: Nic Arnold<br />

<strong>bulletin</strong> 1/<strong>11</strong> Credit Suisse


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