14.09.2021 Aufrufe

Filmakademie Baden-Württemberg Campus Magazin 21/22

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SPOTLIGHT: ABSCHIED PROF. JOCHEN KUHN<br />

„Der Unterricht mit Jochen Kuhn, aber auch der<br />

Zeichentrickfilm, der in diesem Rahmen entstanden ist,<br />

gehören zu meinen hellsten und schönsten Erfahrungen<br />

an der Akademie. Neben den vielen Experimentalfilmen,<br />

die er uns gezeigt hat und die meinen Horizont<br />

erweiterten, war gerade die persönliche Betreuung<br />

von Jochen Kuhn sehr wertvoll für<br />

mich. Mut hat er mir gemacht, mich auszuprobieren,<br />

neue Wege des Ausdrucks zu suchen und auch zu beschreiten.“<br />

JELENA JEREMEJEWA, REGIE/DOKUMENTARFILM<br />

„In den projektvorbereitenden Gesprächen erhielten<br />

wir viele gute Tipps und hilfreiche Denkanstöße,<br />

bei denen ich immer das Gefühl hatte, in Prof. Jochen<br />

Kuhn einen Unterstützer vor mir zu haben, der sich<br />

tief in unser Projekt eingearbeitet und -gedacht hat. An<br />

Punkten, an denen wir haderten, öffnete er unseren<br />

Blick in unterschiedliche Richtungen,<br />

die wir noch nicht in Betracht gezogen hatten<br />

und betreute uns in allen Phasen des Filmes auf herausragende<br />

Art und Weise.“<br />

CHRISTINA HEECK, BILDGESTALTUNG/KAMERA<br />

„Jochen Kuhn hat Mut,<br />

das muss man ihm lassen.<br />

Ausgerechnet den Studenten, der seinen Unterricht am<br />

stärksten abgelehnt hat, darum zu bitten, etwas über<br />

den Unterricht zu schreiben, zeugt zumindest von Mut.<br />

Von weiser Voraussicht? Vielleicht wenn er mir nicht<br />

die schlechteste Note des Kurses gegeben hätte, könnte<br />

man jetzt überlegen, ob sich dieser Text in eine Lobrede<br />

wandeln würde. Aber so nicht. Nein, nein.<br />

Jochen Kuhn ist ein Idiot. Punkt. Er hat eine falsche<br />

Sichtweise auf Film. Er geht vom intellektuellen Anspruch<br />

aus, nicht vom Gefühl. Jochen Kuhn geht es um<br />

die Art der Perzeption von Film als künstlerisches Medium,<br />

darum, dass Form genauso großgeschrieben werden<br />

muss wie Inhalt. Dass beides ohne einander nicht<br />

kann, und das eine ohne das andere schlicht uninteressant<br />

wird.<br />

14<br />

Das ist falsch. Film ist Emotion, formlos. Film sind Bilder,<br />

die auf uns wirken, die uns berühren und uns die<br />

Welt da draußen einen kurzen Moment vergessen lassen.<br />

Die Auseinandersetzung mit der Form führt zu einer<br />

Intellektualisierung des Gesehenen, die direkt entgegengesetzt<br />

ist zur emotionalen Wirkung des Filmes.<br />

Dieses Kernargument ist es, dass Jochen Kuhn und ich<br />

in emotionalen Gesprächen diskutiert haben, und dessen<br />

Nichtlösung dazu geführt hat, dass ich mich von<br />

ihm abgewandt habe und einen Film gemacht habe, der<br />

meinen Vorstellungen entspricht. Liebe und Krieg auf<br />

unkonventionelle Weise vereint, das war der Anspruch,<br />

mit dem ich es ihm zeigen würde. Einen Monat später<br />

kam es zur ersten Präsentation des Filmes und das<br />

Ergebnis war, sagen wir mal, ‚suboptimal‘. Das Problem<br />

lag im Drehbuch verborgen und dieses wurde von<br />

Jochen Kuhn zwar missmutig aber doch abgesegnet.<br />

Ich war wütend darüber, es war nicht meine Schuld.<br />

Ich war ein guter Regisseur, die Kontrollinstanzen der<br />

Filmschule hatten versagt.<br />

Jochen Kuhn hatte versagt.<br />

Ich erinnere mich noch an den Blick in seinen Augen,<br />

als ich ihm dies in ähnlicher Form durch den Raum zugerufen<br />

hatte. Die restlichen Studenten waren sehr still.<br />

Die nächsten Tage verbrachte ich in Abgeschiedenheit,<br />

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!