Partners‘ View 2|2021 deutsch
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„<br />
Wir müssen<br />
krisen resistenter<br />
werden.“<br />
BEISPIEL 2:<br />
AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE<br />
Seit Frühjahr 2020 hat die Corona-Pandemie die ganze Welt<br />
fest im Griff. Noch sind die Auswirkungen auf die Gesellschaft<br />
und die verschiedenen Wirtschaftsbranchen nicht in vollem<br />
Umfang absehbar. Wird es ein Zurück zur Normalität geben –<br />
und worin besteht diese Normalität überhaupt? Oder befinden<br />
wir uns an einem Wendepunkt? Antworten auf diese Fragen<br />
werden sich wohl erst in Zukunft herauskristallisieren. Klar<br />
gezeigt hat sich jedoch schon jetzt die grosse Verunsicherung<br />
in der Gesellschaft. Die Corona-Pandemie hat die Welt in<br />
weiten Teilen unvorbereitet getroffen. In der Folge haben die<br />
Staaten bei der Bewältigung der Krise sehr unterschiedlich –<br />
zum Teil sogar gegensätzlich – reagiert. Auch das hat zusätzlich<br />
zur Irritation beigetragen. Dabei sind die Regierungen<br />
insbesondere in Krisenzeiten gefordert, für Stabilität und<br />
Sicherheit zu sorgen.<br />
LEARNINGS AUS DER PANDEMIE<br />
Welche Lehren ziehen wir aus dieser Pandemie? Es zeigt sich,<br />
dass unsere Gesellschaft, unsere Systeme fragiler sind, als wir<br />
geglaubt haben. Vieles, das wir als selbstverständlich betrachtet<br />
haben, ist plötzlich nicht mehr selbstverständlich. Risse,<br />
die heute erkennbar sind, wurden durch die Pandemie nur<br />
deutlicher gemacht. Hier müssen wir ansetzen und die Resilienz<br />
erhöhen. Mit anderen Worten: Wir müssen krisenresistenter<br />
werden.<br />
Wir sind gefordert, Trends und Entwicklungen frühzeitig zu<br />
erkennen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und rechtzeitig<br />
die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Konkret<br />
bedeutet das beispielsweise, dass wir uns anhand verschiedener<br />
Szenarien besser auf zukünftige Pandemien vorbereiten<br />
und diese Szenarien mit den Krisenstäben regelmässig durchspielen.<br />
Erkannte Schwachstellen können so rasch eliminiert<br />
werden. Ebenso ist es wichtig, die Zusammenarbeit auf europäischer<br />
Ebene besser und schneller zu koordinieren. Alleingänge,<br />
die auf Kosten der Nachbarstaaten gehen, sollten<br />
möglichst vermieden werden. So hat die unterschiedliche Vorgehensweise<br />
an den Grenzen (Grenzschliessungen) insbesondere<br />
im Bodenseeraum für Unverständnis gesorgt. Unser<br />
Wirtschaftsraum lebt geradezu von offenen Grenzen und einem<br />
regen Austausch. Deshalb sollten die regionalen Interessen<br />
ausreichend berücksichtigt werden. Ebenso erwarte ich von<br />
den EU-Staaten, dass Verträge auch in Krisenzeiten eingehalten<br />
werden. Exportbeschränkungen oder -blockaden sind aus<br />
meiner Sicht kein taugliches Mittel und untergraben das Vertrauen.<br />
Gleichzeitig lehren uns die letzten eineinhalb Jahre, dass es<br />
mehr Solidarität gibt, als wir gemeinhin erleben. Das ist sehr<br />
erfreulich und lässt hoffen, dass wir diesen gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalt auch in Zukunft behalten und weiterentwickeln<br />
können. Für mich hat sich gezeigt, dass Verlässlichkeit ins -<br />
besondere in Krisenzeiten von unschätzbarem Wert ist. In<br />
meiner Zeit als Regierungschef habe ich mich stets für diese<br />
Werte eingesetzt. Ich durfte persönlich erfahren, wie wichtig<br />
es für die Bevölkerung ist, dass die Regierung entschlossen<br />
„<br />
und mit Klarheit durch die Krise führt. Das stabilisiert eine<br />
Gesellschaft, die sich in Zeiten grosser Herausforderungen<br />
nach Sicherheit sehnt.<br />
Verlässlichkeit ist<br />
insbesondere in<br />
Krisenzeiten von<br />
unschätzbarem<br />
Wert.“<br />
8 Leitartikel Stabilität & Sicherheit | PARTNERS‘ VIEW