17.09.2021 Aufrufe

Baumeister 10/2021

Endlich wieder Kultur!

Endlich wieder Kultur!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

B<strong>10</strong><br />

B A U<br />

Oktober 21<br />

118. JAHRGANG<br />

Das Architektur-<br />

Magazin<br />

MEISTER<br />

Endlich<br />

4 194673 016508<br />

03<br />

D 16,50 €<br />

A,L 19 €<br />

I 19,90 €<br />

CH 2 4 S F R<br />

wieder<br />

Kultur!


B A U<br />

MEISTER<br />

SERIE: NACHHALTIG BAUEN<br />

FÜR NUR<br />

33€<br />

GRATIS<br />

+<br />

Ihr Geschenk:<br />

<strong>Baumeister</strong> 06/<strong>2021</strong> – Kuratiert von Snøhetta<br />

Kontext . Kultur . Umwelt<br />

DIE SERIENTHEMEN:<br />

B11/21: nachhaltig neubauen (Erscheint am 29.<strong>10</strong>.21)<br />

B12/21: nachhaltig umnutzen (Erscheint am 30.11.21)<br />

B1/22: nachhaltig restaurieren (Erscheint am 23.12.21)<br />

IHRE VORTEILE:<br />

1. 33% Preisvorteil ggü. Einzelkauf<br />

2. <strong>Baumeister</strong> Curated-Ausgabe „Snøhetta“ als Geschenk<br />

3. Lieferung endet automatisch<br />

JETZT BESTELLEN UNTER:<br />

shop.georg-media.de<br />

leserservice@baumeister.de<br />

Tel.: 0049 (0) 6123 / 92 38-225


B<strong>10</strong><br />

Editorial<br />

COVERFOTO: EDWARD BEIERLE<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wer vor der Corona-Krise einen vermeintlichen<br />

Kulturverlust beklagt hat, zielte damit<br />

wahrscheinlich auf Menschen, die im Restaurant<br />

telefonieren oder in Jogginghosen<br />

ins Büro gehen. Was Kulturverlust wirklich bedeutet,<br />

mussten wir in den vergangenen<br />

Monaten schmerzvoll erfahren. Natürlich:<br />

Die Kulturschaffenden, insbesondere diejenigen,<br />

die auf Publikum angewiesen sind,<br />

waren und sind die Hauptleidtragenden.<br />

Doch auch wir Kulturkonsumenten haben immer<br />

wieder in unserem Alltag feststellen<br />

müssen: Etwas fehlt!<br />

Den Architektinnen und Architekten wie der<br />

gesamten Baubranche hat die Pandemie<br />

glücklicherweise nur sehr mäßigen Schaden<br />

zugefügt. Nach wie vor boomt der Immobilienmarkt.<br />

Insofern zählt die Baukultur zu den<br />

wenigen Kultursparten, die nicht zum Stillstand<br />

verurteilt waren. Doch nicht wenige<br />

fertiggestellte Museen oder Theaterbauten<br />

konnten nicht eröffnen. Wir Architekturjournalisten<br />

wurden durch brandneue Gebäude<br />

geführt, die nicht der Öffentlichkeit übergeben<br />

werden konnten. Und sollten wir in unseren<br />

Heften und Internetseiten wirklich über<br />

neue Kulturbauten berichten, wenn nicht absehbar<br />

war, wann sich dort der erste Vorhang<br />

heben oder die erste Ausstellung gezeigt<br />

würde? Meist haben wir uns dagegen entschieden.<br />

Der Oktober-Titel ist deshalb auch Ausdruck<br />

unserer Freude darüber, dass sich nun langsam<br />

die Kulturveranstaltungen wieder mehren,<br />

Ausstellungen und Konzerte in größerer<br />

Zahl stattfinden können. Gleich eine ganze<br />

Reihe von Neubauten öffnen nun ihre Tore<br />

und erfüllen ihre eigentliche Funktion. Einige<br />

davon haben wir für dieses Heft ausgewählt.<br />

Darunter sind spektakuläre und bereits<br />

vor Eröffnung heiß diskutierte Projekte<br />

wie Tadao Andos Umbau der Bourse de Commerce<br />

in Paris für den Milliardär und Großsammler<br />

François Pinault; aber auch wunderbare<br />

Kleinode in der Provinz wie Peter<br />

Haimerls brillanter Konzertsaal im oberfränkischen<br />

Lichtenberg oder das neue Kunsthaus<br />

in Göttingen.<br />

Nicht anders als mit dem Wort beglückend<br />

kann ich diese Rückkehr der Kultur beschreiben.<br />

Es ist wunderbar zu sehen, dass auch in<br />

der Zeit des kulturellen Stillstands viele Bauten<br />

vorangeschritten sind, die nun oder in<br />

naher Zukunft das Kulturleben bereichern<br />

werden. Vielleicht hat dieser erzwungene<br />

Kulturverlust ja den einen oder anderen Entscheidungsträger<br />

an den Wert kultureller<br />

Veranstaltungen erinnert. Wenn das dazu<br />

führte, dass ein paar zusätzliche Kulturbauten<br />

beschlossen oder genehmigt würden,<br />

wäre das doch eine schöne Entschädigung<br />

für die verlorenen Monate.<br />

Fabian Peters<br />

f.peters@georg-media.de<br />

@der_baumeister<br />

@baumeister_architekturmagazin


B<strong>10</strong> Kulturbauten<br />

Expressiv: Peter Haimerls Konzertsaal<br />

im oberfränkischen Lichtenberg<br />

FOTOS VON LINKS: EDWARD BEIERLE; ERCO GMBH, WWW.ERCO.COM/MARCELA SCHNEIDER FERREIRA; REFORM-KÜCHEN/DK


Ideen<br />

Fragen<br />

Lösungen<br />

5<br />

16<br />

Konzertsaal in<br />

Lichtenberg<br />

28<br />

Drei Museen in<br />

Paris<br />

48<br />

Volkstheater in<br />

München<br />

60<br />

Kunsthaus<br />

Göttingen<br />

72<br />

Amare-Kulturzentrum<br />

in Den Haag<br />

82<br />

Museumsbeleuchtung:<br />

Mit Licht<br />

Geschichten<br />

erzählen?<br />

RUBRIKEN<br />

92<br />

Branchenfeature:<br />

Digitales Planen<br />

& Bauen<br />

96<br />

Fenstertechnik<br />

& Glas<br />

<strong>10</strong>4<br />

News<br />

T E<br />

I<br />

.<br />

W E B S<br />

M E H R<br />

U N S E R E R<br />

Z U M<br />

A U F<br />

T H E M A<br />

BAU<br />

MEISTER.<br />

DE<br />

Jetzt neu: unser Online-Magazin „Interieur & Design“<br />

unter interior.baumeister.de<br />

I E<br />

S<br />

L E S E N<br />

26<br />

SONDERFÜHRUNG<br />

46<br />

KLEINE WERKE<br />

58<br />

UNTERWEGS<br />

86<br />

NEUE BÜCHER<br />

88<br />

NXT A<br />

<strong>10</strong>2<br />

REFERENZ<br />

<strong>10</strong>8<br />

PORTFOLIO: FASSADE<br />

113<br />

IMPRESSUM + VORSCHAU<br />

114<br />

KOLUMNE


ul<br />

Endlich<br />

wieder<br />

Gast-Arbeiter<br />

Der Münchner Fotodesigner<br />

Edward<br />

Beierle porträtiert<br />

gern Häuser, Menschen<br />

und Landschaften.<br />

Als Teil<br />

des Künstlerduos<br />

beierle.goerlich inszeniert<br />

er gemeinsam<br />

mit Jutta Görlich<br />

Orte, die sich<br />

kurz vor oder nach<br />

ihrer Transformation<br />

durch architektonische<br />

Interventionen<br />

befinden.<br />

Der italienische Fotograf<br />

Simone Bossi<br />

hat in Mailand und<br />

Sevilla Architektur<br />

studiert und auch<br />

als Architekt in Italien,<br />

der Schweiz und<br />

den Niederlanden<br />

gearbeitet, bevor<br />

er sich ganz der Fotografie<br />

widmete.<br />

Seit 2012 reist er viel<br />

und macht Aufnahmen<br />

für Architekten<br />

und Redakteure<br />

weltweit.


tur!<br />

„Gestalt und Seele“<br />

Kaum ein europäisches Büro ist in den letzten Jahren für<br />

seine Museumsbauten mehr gefeiert worden als Christ<br />

& Gantenbein aus Basel. Die Erweiterungen des Landesmuseums<br />

Zürich und des Kunstmuseums Basel haben<br />

Emanuel Christ und Christoph Gantenbein binnen<br />

kürzester Zeit zu zwei der wichtigsten Architekten ihrer<br />

Generation gemacht. Gerade haben sie den ersten<br />

Auftritt Usbekistans auf einer Architekturbiennale verantwortet.<br />

Wir haben Emanuel Christ zum Interview getroffen<br />

und mit ihm über seine Idee von Kulturbauten<br />

gesprochen.


<strong>10</strong> Einführung<br />

BAUMEISTER: Als wir uns das letzte Mal getroffen<br />

haben, standen wir in einer Industriehalle des<br />

16. Jahrhunderts im Arsenal in Venedig. Dort ist<br />

derzeit Euer Beitrag für Usbekistan zur Architekturbiennale<br />

<strong>2021</strong> aufgebaut. Wir waren beide begeistert<br />

von dieser Halle als Ausstellungsraum. Was<br />

macht ihre Qualität aus?<br />

EMANUEL CHRIST: Diese Halle stellt für mich in<br />

mehrerlei Hinsicht beinahe den Idealtypus eines<br />

Ausstellungsraums dar. Einerseits ist sie ein ganz<br />

pragmatisches Werftgebäude. Andererseits verrät<br />

die Halle höchsten Anspruch in ihrer Gestaltung.<br />

Vielleicht ist sie ein Entwurf Jacopo Sansovinos. Ich<br />

erkenne in dem Bau Ordnung und Schönheit, die in<br />

meinen Augen wichtigsten Eigenschaften von Architektur.<br />

Ich glaube, dass uns dieses Zusammenspiel<br />

klassischer Architektursprache und strenger<br />

Ausrichtung auf die Funktion einen Fingerzeig für<br />

die Zukunft geben kann.<br />

B: Was berührt uns Deiner Meinung nach so an diesem<br />

Raum?<br />

EC: Ich finde, dass er zwei wesentliche Eigenschaften<br />

eines guten Ausstellungsraums besitzt: Gestalt<br />

und Seele. Es ist nicht nur die klare Form, die seine<br />

Qualität ausmacht. Hinzu tritt hier in meinen Augen<br />

die Fähigkeit, Zeit in sich aufzunehmen. Eines war<br />

uns, als wir unseren Biennale-Beitrag für und in diesem<br />

Raum konzipiert haben, immer bewusst: Das,<br />

was wir hier tun, ist eine von zahllosen Verwendungen,<br />

zu der diese Halle bereits gedient hat. Sie hat<br />

eine lange Geschichte. Vieles ist hier drin schon<br />

geschehen. Und man kann sich für die Zukunft vieles<br />

vorstellen. Die Möglichkeiten einer solchen Architektur<br />

sind praktisch unbegrenzt.<br />

B: Andererseits fehlt der Halle aber das zurückhaltend<br />

Neutrale, das wir ja zumeist mit einer idealen<br />

Ausstellungsarchitektur verbinden.<br />

EC: Da sind wir wieder bei Gestalt und Seele: Meines<br />

Erachtens mangelt es den „White Cubes“ häufig<br />

genau daran. Ein guter Ausstellungsraum muss<br />

unverwechselbar sein und trotzdem ein Höchstmaß<br />

an Offenheit und Flexibilität bieten.<br />

B: Welche Rolle spielt der Inhalt eines Ausstellungsraums?<br />

Euer Anbau an das Landesmuseum Zürich<br />

muss ja beispielsweise historische Themen vermitteln,<br />

während Eure Erweiterung des Basler Kunstmuseums<br />

ganz klassisch der Präsentation bildender<br />

Kunst dient (siehe <strong>Baumeister</strong> <strong>10</strong>/2016).<br />

EC: Grundsätzlich verstehen wir einen Ausstellungsraum<br />

als ein Gefäß, für unterschiedlichste Inhalte,<br />

auch für solche, die wir noch gar nicht kennen.<br />

Gleichwohl spielt der konkrete Zweck natürlich<br />

eine erhebliche Rolle. In einem historischen<br />

Museum wie dem Landesmuseum Zürich ist die<br />

Szenografie wesentlich wichtiger als in einem<br />

Kunstmuseum, bei dem die gezeigten Werke zumeist<br />

wenig Kontext benötigen. Wir haben uns<br />

deshalb beim Entwurf der Erweiterung des Landesmuseums<br />

dazu entschlossen, dass der Bau eher<br />

eine Bühne für Szenografien schaffen soll; dass er<br />

eher Infrastruktur für Ausstellungen bereitstellen<br />

soll und in der räumlichen Wahrnehmung hinter<br />

die temporären Einbauten zurücktritt. Wir haben<br />

aus diesem Grund bei diesem Gebäude auch Beton<br />

als dominierenden Werkstoff gewählt – als ein<br />

Zeichen dafür, dass es sich um Nutzarchitektur<br />

handelt, einen industriellen Kulturbau quasi. Deshalb<br />

ist auch der Grundton des Gebäudes ganz<br />

bewusst rau gewählt. Die dramatische Figur, die<br />

der Bau in seiner Großform entwickelt, haben wir<br />

dann kontrastierend gegen diese funktionellen<br />

Züge gestellt.<br />

B: Das Basler Kunstmuseum steht wesentlich stärker<br />

in der Tradition der Sammlungsarchitektur und<br />

des bürgerlichen Kulturbaus. Hier spielt Ihr subtil<br />

mit diesem Typus, etwa indem Ihr das klassische<br />

Inschriftenmotiv mit einer veränderbaren Leuchtschrift<br />

aufgreift. Ist das eine Frage der Angemessenheit,<br />

oder lag dem ein Wunsch des Bauherrn zugrunde?<br />

EC: Beides. Einerseits haben wir damit auf Vorstellungen<br />

der Institution reagiert. Andererseits erschien<br />

uns an diesem Ort die Bezugnahme auf<br />

eine klassische Museumstypologie und nicht zuletzt<br />

auf den Bonatz-Bau vis-à-vis, dem Stammhaus<br />

des Museums, passend. Das bedeutet aber<br />

natürlich keinesfalls, dass diese Interpretation die<br />

einzig gültige für ein Kunstmuseum ist. Spätestens<br />

seit dem Centre Pompidou wäre es anachronistisch,<br />

den Aspekt der Infrastrukturmaschine, die<br />

ein Museum eben auch ist, zu überspielen. Diese<br />

technische, teilweise beinahe industrielle Seite eines<br />

Museums ist deshalb auch zu einem wichtigen<br />

Aspekt bei der Erweiterung des Basler Kunstmuseums<br />

geworden.<br />

B: Wie sehr spielt das Kulturverständnis des Bauherrn<br />

bei solchen Projekten eine Rolle, wie sehr<br />

Euer eigenes?<br />

EC: Natürlich entstehen solche Projekte immer im<br />

Zusammenspiel von Auftraggeber und Auftragnehmer.<br />

Und was auch nicht zu bestreiten ist: Ein<br />

Kulturbau ist immer auch eine politische Aussage.<br />

Was wir unseren Klienten immer zu vermitteln versuchen,<br />

ist die folgende Überlegung: Sowohl wir<br />

Architekten als auch die Museumsleiter, Politiker<br />

oder Sammler, die in der Rolle des Bauherrn agieren,<br />

sind gemessen an der Lebensdauer eines solchen<br />

Gebäudes nur einen kurzen Augenblick in<br />

der Verantwortung. Deshalb ist es einerseits unab-<br />

FOTO: GABRIEL HILL<br />

WEITER


Emanuel Christ


14 Einführung<br />

E M A N U E L<br />

CHRIST<br />

„Ein Kulturbau<br />

ist immer<br />

auch eine politische<br />

Aussage.<br />

Was wir<br />

unseren Klienten<br />

immer<br />

zu vermitteln<br />

versuchen, ist<br />

die folgende<br />

Überlegung:<br />

Sowohl wir<br />

Architekten<br />

als auch die<br />

Museumsleiter,<br />

Politiker oder<br />

Sammler, die<br />

in der Rolle<br />

des Bauherrn<br />

agieren, sind<br />

gemessen<br />

an der Lebensdauer<br />

eines<br />

solchen Gebäudes<br />

nur<br />

einen kurzen<br />

Augenblick in<br />

der Verantwortung.“<br />

letztendlich aus der Antike herleitet. Gerade in ihrem<br />

Alterswerk, das im Umfeld der Postmoderne<br />

stattfand, kamen sie sich ja dabei aus unterschiedlichen<br />

Richtungen durchaus nahe. Wir haben beim<br />

Entwurf der Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums<br />

auf ein Mittel zurückgegriffen, das die Postmodernen<br />

und auch Rossi ausgiebig verwendet<br />

haben: die Architekturcollage. In meinen Augen<br />

ist sie immer noch ein exzellentes Mittel, sich Architekturtraditionen<br />

wieder verfügbar zu machen<br />

– sowohl die historischen wie die modernen.<br />

B: Neben dieser Collagetechnik sorgt auch das<br />

Backsteinmauerwerk mit unterschiedlichen Steinen<br />

und Formaten dafür, dass Euer Entwurf etwas<br />

Fragmentarisches, Zusammengesetztes besitzt.<br />

Welche Absicht verfolgt Ihr damit?<br />

EC: Das hängt wiederum mit unserem Kulturbegriff<br />

zusammen, der ja auch immer ein Identitätsbegriff<br />

ist. Gesellschaftliche Entwicklungen verlaufen selten<br />

linear. Es gibt Brüche. Unsere collagierende Arbeitsweise<br />

soll das verdeutlichen. Beim Landesmuseum<br />

Zürich haben wir dieses Collageverfahren<br />

verwendet, um zum Ausdruck zu bringen, dass<br />

wir kein homogenes Geschichtsbild zeigen wollen.<br />

Interessanterweise bediente sich Gustav Gull,<br />

der Architekt des historistischen Altbaus, ganz<br />

ähnlicher Mittel bei seinem Entwurf – wenn auch<br />

mit anderer Intention.<br />

B: Noch stärker mit dem Element des Fragmentarischen<br />

arbeitet Euer siegreicher Entwurf für den Erweiterungsbau<br />

des Museums für Moderne Kunst in<br />

Barcelona. Hier integriert Ihr ein ehemaliges Kloster<br />

aus dem 15. Jahrhundert in Euren Entwurf.<br />

EC: Interessanterweise besitzt das MACBA-Projekt<br />

ebenfalls einen neorationalistischen Kontext. Richard<br />

Meiers Museum aus den Neunzigerjahren,<br />

das die klassische Moderne fortschreibt, ist umgeben<br />

von zahlreichen, ungefähr gleichzeitigen Bauten<br />

der katalanischen Neorationalisten, die zum<br />

selben Stadterneuerungsprojekt gehören. Das erweckt<br />

ein wenig den Eindruck von These und Antithese.<br />

Mehr noch als unsere anderen Museumsprojekte<br />

verfolgt die Erweiterung des MACBA städtebauliche<br />

Absichten. Deshalb umfasst es auch<br />

mehr und anderen öffentlichen Raum als das Landesmuseum,<br />

das Basler Kunstmuseum und das<br />

Wallraf-Richartz-Museum. Vielleicht verdeutlicht<br />

es deshalb besonders klar, was wir uns für alle unsere<br />

Museums- und Kulturbauten wünschen: Sie<br />

sollen Teil der urbanen Gesellschaft sein.<br />

Interview Fabian Peters


SEITE<br />

16<br />

SEITE<br />

28<br />

SEITE<br />

48<br />

SEITE<br />

60<br />

SEITE<br />

72<br />

Konzertsaal<br />

in Lichtenberg<br />

Drei Museen<br />

in Paris<br />

Volkstheater<br />

in München<br />

Kunsthaus Göttingen<br />

Amare-Kultur -<br />

zentrum in Den Haag


28 Ideen<br />

Text:<br />

Fabian Peters<br />

Mit dem Hôtel de la<br />

Marine 1 ) und der Pinault<br />

Collection 2 ) in der ehemaligen<br />

Bourse de<br />

Commerce besitzt Paris<br />

zwei neue Besucherattraktionen.<br />

Zudem<br />

hat mit dem Musée<br />

Carnavalet 3 ) eine der<br />

bedeutendsten Sammlungen<br />

der Stadt nach<br />

vierjähriger Generalrenovierung<br />

wiedereröffnet.<br />

Die Konzepte der<br />

drei Häuser könnten<br />

unterschiedlicher kaum<br />

sein.<br />

Drei Museen


FOTO: DIDIER PLOWY/CENTRE DES MONUMENTS NATIONAUX<br />

Akribische Restaurierung der Flügeltüren im Hôtel de la Marine


48 Ideen<br />

Architekten:<br />

LRO Lederer<br />

Ragnarsdóttir<br />

Oei<br />

Text:<br />

Jessica<br />

Mankel<br />

Fotos:<br />

Roland<br />

Halbe<br />

Wer den neuen architektonischen<br />

Protagonisten<br />

des Münchner<br />

Schlachthofviertels<br />

noch nicht entdeckt<br />

hat, der wird durch<br />

eine hohe Stele darauf<br />

aufmerksam gemacht:<br />

Volkstheater – weiß<br />

auf rot steht es dort<br />

geschrieben. Verantwortlich<br />

für den gerade<br />

fertiggestellten Kulturbau<br />

ist das Architekturbüro<br />

LRO Lederer<br />

Ragnarsdóttir Oei aus<br />

Stuttgart.<br />

Vorhang auf


Die Zeiten des Provisoriums sind vorbei. Ab dem 15. Oktober lädt das Münchner Volkstheater in die eigenen vier Wände ein.


60 Ideen<br />

Architekten:<br />

Atelier ST<br />

Text:<br />

Ute Strimmer<br />

Fotos:<br />

Simone Bossi<br />

Vor beinahe 50 Jahren<br />

hatte der damals noch<br />

sehr junge Verleger<br />

Gerhard Steidl die Idee,<br />

ein Aus stellungshaus<br />

für zeitgenössische<br />

Kunst in Göttingen,<br />

seiner Geburtsstadt,<br />

zu bauen. Anfang Juni<br />

hat es eröffnet.<br />

Speicherhaus<br />

mit Charakter


Das Kunsthaus transformiert regionaltypische Details in eine eigenständige, zeitgemäße Architektur.


92 Branchenfeature<br />

Immer digitaler<br />

Immer mehr Bereiche<br />

des Planens<br />

und Bauens<br />

werden digital.<br />

BIM ist hier ein<br />

wichtiges Thema,<br />

aber beileibe<br />

nicht das einzige.<br />

Welche Veranstaltungen<br />

und<br />

Innovationen<br />

erwarten uns<br />

2022 rund um<br />

die Digitalisierung<br />

in der Architektur?<br />

von<br />

Fabian<br />

Peters<br />

Digitalität bestimmt seit Langem<br />

den Alltag von Architektinnen<br />

und Architekten. Sie hat<br />

das Berufsbild grundlegend<br />

gewandelt. Entwurf, Organisation,<br />

Kommunikation – all das<br />

ist bereits ohne digitale Unterstützung<br />

nicht mehr vorstellbar.<br />

Doch es zeichnet sich bereits<br />

klar ab, dass diese Entwicklung<br />

längst noch nicht an ihr Ende<br />

gelangt ist. Einen Ausblick wird<br />

die zweite Ausgabe der „digitalBAU“<br />

in Köln geben, die digitale<br />

Schwester der „BAU“ in<br />

München. Die „Fachmesse für<br />

die Digitalisierung der Baubranche“<br />

wird vom 15. bis 17.<br />

Februar 2022 ihre Tore öffnen.<br />

Gegenüber der Premiere im<br />

Jahr 2020 wird sich vieles ändern.<br />

Unter anderem, weil die<br />

Messe München, die die digitalBAU<br />

veranstaltet, bei der<br />

zweiten Durchführung mit deutlichen<br />

Zuwachsraten rechnet,<br />

wie Projektleiter Otto Nowack<br />

verrät – sowohl bei den Ausstellern<br />

als auch bei den Besuchern.<br />

Deshalb hat man 2022<br />

die Ausstellungsfläche auch<br />

erheblich vergrößert und das<br />

Hallenkonzept überarbeitet: Im<br />

kommenden Jahr wird die digitalBAU<br />

die Hallen 1, 4.2 und 5.2<br />

bespielen. Dann werden insgesamt<br />

35.000 Quadratmeter<br />

Ausstellungsfläche zur Verfügung<br />

stehen. „Zur kommenden<br />

Ausgabe wächst die digitalBAU<br />

von einer auf drei Hallen, und<br />

wir stellen mit einem neuen<br />

Hallenkonzept das Netzwerken<br />

der Teilnehmer deutlich stärker<br />

in den Mittelpunkt“, berichtet<br />

Otto Nowack. In die Messehallen<br />

gelangen die Besucher<br />

durch die Eingänge Süd und<br />

West des Kölner Messegeländes.<br />

Als Zielgruppe der Messe sieht<br />

Nowack dabei in erster Linie<br />

Planerinnen und Planer, Ingenieurinnen<br />

und Ingenieure, Architektinnen<br />

und Architekten.<br />

Aber auch das Handwerk, die<br />

Forschung oder auch Investo-<br />

digitalBAU 2022<br />

„Auf der digital-<br />

BAU kommen die Topexperten<br />

zusammen,<br />

die die Digitalisierung<br />

der Baubranche vorantreiben.<br />

Die Plattform<br />

profitiert dabei vom<br />

Netzwerk der Weltleitmesse<br />

BAU, die alle<br />

zwei Jahre in München<br />

stattfindet und die dem<br />

Thema natürlich ebenfalls<br />

großen Raum gibt.<br />

Die Innovationszyklen<br />

im digitalen Bereich<br />

sind jedoch kürzer,<br />

deshalb haben wir mit<br />

der digitalBAU eine<br />

zusätzliche Plattform<br />

geschaffen – und offensichtlich<br />

den Nerv<br />

der Zeit getroffen.“<br />

Otto Nowack,<br />

Projektleiter digitalBAU<br />

Messe München<br />

FOTO: MESSE MÜNCHEN


Digitales Planen & Bauen<br />

93<br />

ILLUSTRATION: DRAHTLER ARCHITEKTEN/DORTMUND<br />

ren haben die Veranstalter im<br />

Blick. Letztere werden sich sicherlich<br />

für die zahlreichen<br />

Start-ups interessieren, die sich<br />

in den drei Hallen an prominenter<br />

Stelle präsentieren können.<br />

„Für die Start-ups stellen<br />

wir besondere Stände zu vergünstigten<br />

Konditionen zur Verfügung“,<br />

erklärt Otto Nowack.<br />

Die jungen Unternehmen können<br />

ihre Zelte direkt an den<br />

Foren aufschlagen, die das<br />

Zentrum jeder Halle bilden. Neben<br />

den Start-up-Ständen sind<br />

auch großzügige Lounges rund<br />

um die Foren platziert. Sie sind<br />

speziell dafür gedacht, Networking<br />

auf der Messe zu fördern.<br />

Auf den Foren wird täglich ein<br />

umfangreiches Liveprogramm<br />

geboten, das die Schwerpunktthemen<br />

der Messe beleuchtet.<br />

Hier werden interessante Veranstaltungen<br />

den Messebesuchern<br />

neue Entwicklungen im<br />

Digitalsektor nahebringen. Es<br />

werden aber auch die Preisträger<br />

der „Innovation Challenge“<br />

auf den Foren ausgezeichnet<br />

werden – dem Wettbewerb der<br />

digitalBAU. Die Teilnehmer<br />

stellen in einem 60-Sekunden-<br />

Video, das auf der Messe-<br />

Homepage zu sehen ist, ihre<br />

Innovation vor. Die Besucher<br />

der Homepage können für ein<br />

Video stimmen. Die Sieger dieser<br />

Abstimmung „pitchen“<br />

dann ihr Projekt im Rahmen der<br />

Messe vor einer Fachjury. Als<br />

Preis winkt ein 30-Minuten-<br />

Block in einem Fachforum auf<br />

der BAU 2023.<br />

Auch auf der digitalBAU 2022<br />

wird es wieder spezielle Führungen<br />

für Architektinnen und<br />

Architekten geben. Die Messepartner<br />

World Architects und<br />

Plan.One werden spannende<br />

Rundgänge durch die Hallen<br />

anbieten und dabei auf die besonderen<br />

Interessen und Bedürfnisse<br />

der Architektenschaft<br />

eingehen. Zu diesen Führungen<br />

wird man sich über die Websei-<br />

WEITER<br />

BIM-basierter Bauantrag<br />

P<br />

C O M<br />

U<br />

T<br />

E<br />

R W O<br />

H A L L E 1 ,<br />

STAND 326.<br />

U<br />

A<br />

B<br />

L<br />

T A<br />

R<br />

K<br />

S<br />

I<br />

I G<br />

A<br />

U<br />

F<br />

D<br />

D<br />

E<br />

R<br />

Ein Pilotprojekt des<br />

Landes Nordrhein-<br />

Westfalen mit der Stadt<br />

Dortmund: Dort wurde<br />

der erste BIM-basierte<br />

Bauantrag genehmigt.<br />

Das Büro Drahtler<br />

Architekten hatte die<br />

Firmenzentrale eines<br />

Unternehmens mit<br />

BIM und der Softwarelösung<br />

von Vectorworks<br />

geplant und anschließend<br />

den Bauantrag<br />

als IFC- und BCF-<br />

Dateien eingereicht.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!