Baumeister 10/2021
Endlich wieder Kultur!
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B<strong>10</strong><br />
B A U<br />
Oktober 21<br />
118. JAHRGANG<br />
Das Architektur-<br />
Magazin<br />
MEISTER<br />
Endlich<br />
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wieder<br />
Kultur!
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B<strong>10</strong><br />
Editorial<br />
COVERFOTO: EDWARD BEIERLE<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wer vor der Corona-Krise einen vermeintlichen<br />
Kulturverlust beklagt hat, zielte damit<br />
wahrscheinlich auf Menschen, die im Restaurant<br />
telefonieren oder in Jogginghosen<br />
ins Büro gehen. Was Kulturverlust wirklich bedeutet,<br />
mussten wir in den vergangenen<br />
Monaten schmerzvoll erfahren. Natürlich:<br />
Die Kulturschaffenden, insbesondere diejenigen,<br />
die auf Publikum angewiesen sind,<br />
waren und sind die Hauptleidtragenden.<br />
Doch auch wir Kulturkonsumenten haben immer<br />
wieder in unserem Alltag feststellen<br />
müssen: Etwas fehlt!<br />
Den Architektinnen und Architekten wie der<br />
gesamten Baubranche hat die Pandemie<br />
glücklicherweise nur sehr mäßigen Schaden<br />
zugefügt. Nach wie vor boomt der Immobilienmarkt.<br />
Insofern zählt die Baukultur zu den<br />
wenigen Kultursparten, die nicht zum Stillstand<br />
verurteilt waren. Doch nicht wenige<br />
fertiggestellte Museen oder Theaterbauten<br />
konnten nicht eröffnen. Wir Architekturjournalisten<br />
wurden durch brandneue Gebäude<br />
geführt, die nicht der Öffentlichkeit übergeben<br />
werden konnten. Und sollten wir in unseren<br />
Heften und Internetseiten wirklich über<br />
neue Kulturbauten berichten, wenn nicht absehbar<br />
war, wann sich dort der erste Vorhang<br />
heben oder die erste Ausstellung gezeigt<br />
würde? Meist haben wir uns dagegen entschieden.<br />
Der Oktober-Titel ist deshalb auch Ausdruck<br />
unserer Freude darüber, dass sich nun langsam<br />
die Kulturveranstaltungen wieder mehren,<br />
Ausstellungen und Konzerte in größerer<br />
Zahl stattfinden können. Gleich eine ganze<br />
Reihe von Neubauten öffnen nun ihre Tore<br />
und erfüllen ihre eigentliche Funktion. Einige<br />
davon haben wir für dieses Heft ausgewählt.<br />
Darunter sind spektakuläre und bereits<br />
vor Eröffnung heiß diskutierte Projekte<br />
wie Tadao Andos Umbau der Bourse de Commerce<br />
in Paris für den Milliardär und Großsammler<br />
François Pinault; aber auch wunderbare<br />
Kleinode in der Provinz wie Peter<br />
Haimerls brillanter Konzertsaal im oberfränkischen<br />
Lichtenberg oder das neue Kunsthaus<br />
in Göttingen.<br />
Nicht anders als mit dem Wort beglückend<br />
kann ich diese Rückkehr der Kultur beschreiben.<br />
Es ist wunderbar zu sehen, dass auch in<br />
der Zeit des kulturellen Stillstands viele Bauten<br />
vorangeschritten sind, die nun oder in<br />
naher Zukunft das Kulturleben bereichern<br />
werden. Vielleicht hat dieser erzwungene<br />
Kulturverlust ja den einen oder anderen Entscheidungsträger<br />
an den Wert kultureller<br />
Veranstaltungen erinnert. Wenn das dazu<br />
führte, dass ein paar zusätzliche Kulturbauten<br />
beschlossen oder genehmigt würden,<br />
wäre das doch eine schöne Entschädigung<br />
für die verlorenen Monate.<br />
Fabian Peters<br />
f.peters@georg-media.de<br />
@der_baumeister<br />
@baumeister_architekturmagazin
B<strong>10</strong> Kulturbauten<br />
Expressiv: Peter Haimerls Konzertsaal<br />
im oberfränkischen Lichtenberg<br />
FOTOS VON LINKS: EDWARD BEIERLE; ERCO GMBH, WWW.ERCO.COM/MARCELA SCHNEIDER FERREIRA; REFORM-KÜCHEN/DK
Ideen<br />
Fragen<br />
Lösungen<br />
5<br />
16<br />
Konzertsaal in<br />
Lichtenberg<br />
28<br />
Drei Museen in<br />
Paris<br />
48<br />
Volkstheater in<br />
München<br />
60<br />
Kunsthaus<br />
Göttingen<br />
72<br />
Amare-Kulturzentrum<br />
in Den Haag<br />
82<br />
Museumsbeleuchtung:<br />
Mit Licht<br />
Geschichten<br />
erzählen?<br />
RUBRIKEN<br />
92<br />
Branchenfeature:<br />
Digitales Planen<br />
& Bauen<br />
96<br />
Fenstertechnik<br />
& Glas<br />
<strong>10</strong>4<br />
News<br />
T E<br />
I<br />
.<br />
W E B S<br />
M E H R<br />
U N S E R E R<br />
Z U M<br />
A U F<br />
T H E M A<br />
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SONDERFÜHRUNG<br />
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NEUE BÜCHER<br />
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NXT A<br />
<strong>10</strong>2<br />
REFERENZ<br />
<strong>10</strong>8<br />
PORTFOLIO: FASSADE<br />
113<br />
IMPRESSUM + VORSCHAU<br />
114<br />
KOLUMNE
ul<br />
Endlich<br />
wieder<br />
Gast-Arbeiter<br />
Der Münchner Fotodesigner<br />
Edward<br />
Beierle porträtiert<br />
gern Häuser, Menschen<br />
und Landschaften.<br />
Als Teil<br />
des Künstlerduos<br />
beierle.goerlich inszeniert<br />
er gemeinsam<br />
mit Jutta Görlich<br />
Orte, die sich<br />
kurz vor oder nach<br />
ihrer Transformation<br />
durch architektonische<br />
Interventionen<br />
befinden.<br />
Der italienische Fotograf<br />
Simone Bossi<br />
hat in Mailand und<br />
Sevilla Architektur<br />
studiert und auch<br />
als Architekt in Italien,<br />
der Schweiz und<br />
den Niederlanden<br />
gearbeitet, bevor<br />
er sich ganz der Fotografie<br />
widmete.<br />
Seit 2012 reist er viel<br />
und macht Aufnahmen<br />
für Architekten<br />
und Redakteure<br />
weltweit.
tur!<br />
„Gestalt und Seele“<br />
Kaum ein europäisches Büro ist in den letzten Jahren für<br />
seine Museumsbauten mehr gefeiert worden als Christ<br />
& Gantenbein aus Basel. Die Erweiterungen des Landesmuseums<br />
Zürich und des Kunstmuseums Basel haben<br />
Emanuel Christ und Christoph Gantenbein binnen<br />
kürzester Zeit zu zwei der wichtigsten Architekten ihrer<br />
Generation gemacht. Gerade haben sie den ersten<br />
Auftritt Usbekistans auf einer Architekturbiennale verantwortet.<br />
Wir haben Emanuel Christ zum Interview getroffen<br />
und mit ihm über seine Idee von Kulturbauten<br />
gesprochen.
<strong>10</strong> Einführung<br />
BAUMEISTER: Als wir uns das letzte Mal getroffen<br />
haben, standen wir in einer Industriehalle des<br />
16. Jahrhunderts im Arsenal in Venedig. Dort ist<br />
derzeit Euer Beitrag für Usbekistan zur Architekturbiennale<br />
<strong>2021</strong> aufgebaut. Wir waren beide begeistert<br />
von dieser Halle als Ausstellungsraum. Was<br />
macht ihre Qualität aus?<br />
EMANUEL CHRIST: Diese Halle stellt für mich in<br />
mehrerlei Hinsicht beinahe den Idealtypus eines<br />
Ausstellungsraums dar. Einerseits ist sie ein ganz<br />
pragmatisches Werftgebäude. Andererseits verrät<br />
die Halle höchsten Anspruch in ihrer Gestaltung.<br />
Vielleicht ist sie ein Entwurf Jacopo Sansovinos. Ich<br />
erkenne in dem Bau Ordnung und Schönheit, die in<br />
meinen Augen wichtigsten Eigenschaften von Architektur.<br />
Ich glaube, dass uns dieses Zusammenspiel<br />
klassischer Architektursprache und strenger<br />
Ausrichtung auf die Funktion einen Fingerzeig für<br />
die Zukunft geben kann.<br />
B: Was berührt uns Deiner Meinung nach so an diesem<br />
Raum?<br />
EC: Ich finde, dass er zwei wesentliche Eigenschaften<br />
eines guten Ausstellungsraums besitzt: Gestalt<br />
und Seele. Es ist nicht nur die klare Form, die seine<br />
Qualität ausmacht. Hinzu tritt hier in meinen Augen<br />
die Fähigkeit, Zeit in sich aufzunehmen. Eines war<br />
uns, als wir unseren Biennale-Beitrag für und in diesem<br />
Raum konzipiert haben, immer bewusst: Das,<br />
was wir hier tun, ist eine von zahllosen Verwendungen,<br />
zu der diese Halle bereits gedient hat. Sie hat<br />
eine lange Geschichte. Vieles ist hier drin schon<br />
geschehen. Und man kann sich für die Zukunft vieles<br />
vorstellen. Die Möglichkeiten einer solchen Architektur<br />
sind praktisch unbegrenzt.<br />
B: Andererseits fehlt der Halle aber das zurückhaltend<br />
Neutrale, das wir ja zumeist mit einer idealen<br />
Ausstellungsarchitektur verbinden.<br />
EC: Da sind wir wieder bei Gestalt und Seele: Meines<br />
Erachtens mangelt es den „White Cubes“ häufig<br />
genau daran. Ein guter Ausstellungsraum muss<br />
unverwechselbar sein und trotzdem ein Höchstmaß<br />
an Offenheit und Flexibilität bieten.<br />
B: Welche Rolle spielt der Inhalt eines Ausstellungsraums?<br />
Euer Anbau an das Landesmuseum Zürich<br />
muss ja beispielsweise historische Themen vermitteln,<br />
während Eure Erweiterung des Basler Kunstmuseums<br />
ganz klassisch der Präsentation bildender<br />
Kunst dient (siehe <strong>Baumeister</strong> <strong>10</strong>/2016).<br />
EC: Grundsätzlich verstehen wir einen Ausstellungsraum<br />
als ein Gefäß, für unterschiedlichste Inhalte,<br />
auch für solche, die wir noch gar nicht kennen.<br />
Gleichwohl spielt der konkrete Zweck natürlich<br />
eine erhebliche Rolle. In einem historischen<br />
Museum wie dem Landesmuseum Zürich ist die<br />
Szenografie wesentlich wichtiger als in einem<br />
Kunstmuseum, bei dem die gezeigten Werke zumeist<br />
wenig Kontext benötigen. Wir haben uns<br />
deshalb beim Entwurf der Erweiterung des Landesmuseums<br />
dazu entschlossen, dass der Bau eher<br />
eine Bühne für Szenografien schaffen soll; dass er<br />
eher Infrastruktur für Ausstellungen bereitstellen<br />
soll und in der räumlichen Wahrnehmung hinter<br />
die temporären Einbauten zurücktritt. Wir haben<br />
aus diesem Grund bei diesem Gebäude auch Beton<br />
als dominierenden Werkstoff gewählt – als ein<br />
Zeichen dafür, dass es sich um Nutzarchitektur<br />
handelt, einen industriellen Kulturbau quasi. Deshalb<br />
ist auch der Grundton des Gebäudes ganz<br />
bewusst rau gewählt. Die dramatische Figur, die<br />
der Bau in seiner Großform entwickelt, haben wir<br />
dann kontrastierend gegen diese funktionellen<br />
Züge gestellt.<br />
B: Das Basler Kunstmuseum steht wesentlich stärker<br />
in der Tradition der Sammlungsarchitektur und<br />
des bürgerlichen Kulturbaus. Hier spielt Ihr subtil<br />
mit diesem Typus, etwa indem Ihr das klassische<br />
Inschriftenmotiv mit einer veränderbaren Leuchtschrift<br />
aufgreift. Ist das eine Frage der Angemessenheit,<br />
oder lag dem ein Wunsch des Bauherrn zugrunde?<br />
EC: Beides. Einerseits haben wir damit auf Vorstellungen<br />
der Institution reagiert. Andererseits erschien<br />
uns an diesem Ort die Bezugnahme auf<br />
eine klassische Museumstypologie und nicht zuletzt<br />
auf den Bonatz-Bau vis-à-vis, dem Stammhaus<br />
des Museums, passend. Das bedeutet aber<br />
natürlich keinesfalls, dass diese Interpretation die<br />
einzig gültige für ein Kunstmuseum ist. Spätestens<br />
seit dem Centre Pompidou wäre es anachronistisch,<br />
den Aspekt der Infrastrukturmaschine, die<br />
ein Museum eben auch ist, zu überspielen. Diese<br />
technische, teilweise beinahe industrielle Seite eines<br />
Museums ist deshalb auch zu einem wichtigen<br />
Aspekt bei der Erweiterung des Basler Kunstmuseums<br />
geworden.<br />
B: Wie sehr spielt das Kulturverständnis des Bauherrn<br />
bei solchen Projekten eine Rolle, wie sehr<br />
Euer eigenes?<br />
EC: Natürlich entstehen solche Projekte immer im<br />
Zusammenspiel von Auftraggeber und Auftragnehmer.<br />
Und was auch nicht zu bestreiten ist: Ein<br />
Kulturbau ist immer auch eine politische Aussage.<br />
Was wir unseren Klienten immer zu vermitteln versuchen,<br />
ist die folgende Überlegung: Sowohl wir<br />
Architekten als auch die Museumsleiter, Politiker<br />
oder Sammler, die in der Rolle des Bauherrn agieren,<br />
sind gemessen an der Lebensdauer eines solchen<br />
Gebäudes nur einen kurzen Augenblick in<br />
der Verantwortung. Deshalb ist es einerseits unab-<br />
FOTO: GABRIEL HILL<br />
WEITER
Emanuel Christ
14 Einführung<br />
E M A N U E L<br />
CHRIST<br />
„Ein Kulturbau<br />
ist immer<br />
auch eine politische<br />
Aussage.<br />
Was wir<br />
unseren Klienten<br />
immer<br />
zu vermitteln<br />
versuchen, ist<br />
die folgende<br />
Überlegung:<br />
Sowohl wir<br />
Architekten<br />
als auch die<br />
Museumsleiter,<br />
Politiker oder<br />
Sammler, die<br />
in der Rolle<br />
des Bauherrn<br />
agieren, sind<br />
gemessen<br />
an der Lebensdauer<br />
eines<br />
solchen Gebäudes<br />
nur<br />
einen kurzen<br />
Augenblick in<br />
der Verantwortung.“<br />
letztendlich aus der Antike herleitet. Gerade in ihrem<br />
Alterswerk, das im Umfeld der Postmoderne<br />
stattfand, kamen sie sich ja dabei aus unterschiedlichen<br />
Richtungen durchaus nahe. Wir haben beim<br />
Entwurf der Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums<br />
auf ein Mittel zurückgegriffen, das die Postmodernen<br />
und auch Rossi ausgiebig verwendet<br />
haben: die Architekturcollage. In meinen Augen<br />
ist sie immer noch ein exzellentes Mittel, sich Architekturtraditionen<br />
wieder verfügbar zu machen<br />
– sowohl die historischen wie die modernen.<br />
B: Neben dieser Collagetechnik sorgt auch das<br />
Backsteinmauerwerk mit unterschiedlichen Steinen<br />
und Formaten dafür, dass Euer Entwurf etwas<br />
Fragmentarisches, Zusammengesetztes besitzt.<br />
Welche Absicht verfolgt Ihr damit?<br />
EC: Das hängt wiederum mit unserem Kulturbegriff<br />
zusammen, der ja auch immer ein Identitätsbegriff<br />
ist. Gesellschaftliche Entwicklungen verlaufen selten<br />
linear. Es gibt Brüche. Unsere collagierende Arbeitsweise<br />
soll das verdeutlichen. Beim Landesmuseum<br />
Zürich haben wir dieses Collageverfahren<br />
verwendet, um zum Ausdruck zu bringen, dass<br />
wir kein homogenes Geschichtsbild zeigen wollen.<br />
Interessanterweise bediente sich Gustav Gull,<br />
der Architekt des historistischen Altbaus, ganz<br />
ähnlicher Mittel bei seinem Entwurf – wenn auch<br />
mit anderer Intention.<br />
B: Noch stärker mit dem Element des Fragmentarischen<br />
arbeitet Euer siegreicher Entwurf für den Erweiterungsbau<br />
des Museums für Moderne Kunst in<br />
Barcelona. Hier integriert Ihr ein ehemaliges Kloster<br />
aus dem 15. Jahrhundert in Euren Entwurf.<br />
EC: Interessanterweise besitzt das MACBA-Projekt<br />
ebenfalls einen neorationalistischen Kontext. Richard<br />
Meiers Museum aus den Neunzigerjahren,<br />
das die klassische Moderne fortschreibt, ist umgeben<br />
von zahlreichen, ungefähr gleichzeitigen Bauten<br />
der katalanischen Neorationalisten, die zum<br />
selben Stadterneuerungsprojekt gehören. Das erweckt<br />
ein wenig den Eindruck von These und Antithese.<br />
Mehr noch als unsere anderen Museumsprojekte<br />
verfolgt die Erweiterung des MACBA städtebauliche<br />
Absichten. Deshalb umfasst es auch<br />
mehr und anderen öffentlichen Raum als das Landesmuseum,<br />
das Basler Kunstmuseum und das<br />
Wallraf-Richartz-Museum. Vielleicht verdeutlicht<br />
es deshalb besonders klar, was wir uns für alle unsere<br />
Museums- und Kulturbauten wünschen: Sie<br />
sollen Teil der urbanen Gesellschaft sein.<br />
Interview Fabian Peters
SEITE<br />
16<br />
SEITE<br />
28<br />
SEITE<br />
48<br />
SEITE<br />
60<br />
SEITE<br />
72<br />
Konzertsaal<br />
in Lichtenberg<br />
Drei Museen<br />
in Paris<br />
Volkstheater<br />
in München<br />
Kunsthaus Göttingen<br />
Amare-Kultur -<br />
zentrum in Den Haag
28 Ideen<br />
Text:<br />
Fabian Peters<br />
Mit dem Hôtel de la<br />
Marine 1 ) und der Pinault<br />
Collection 2 ) in der ehemaligen<br />
Bourse de<br />
Commerce besitzt Paris<br />
zwei neue Besucherattraktionen.<br />
Zudem<br />
hat mit dem Musée<br />
Carnavalet 3 ) eine der<br />
bedeutendsten Sammlungen<br />
der Stadt nach<br />
vierjähriger Generalrenovierung<br />
wiedereröffnet.<br />
Die Konzepte der<br />
drei Häuser könnten<br />
unterschiedlicher kaum<br />
sein.<br />
Drei Museen
FOTO: DIDIER PLOWY/CENTRE DES MONUMENTS NATIONAUX<br />
Akribische Restaurierung der Flügeltüren im Hôtel de la Marine
48 Ideen<br />
Architekten:<br />
LRO Lederer<br />
Ragnarsdóttir<br />
Oei<br />
Text:<br />
Jessica<br />
Mankel<br />
Fotos:<br />
Roland<br />
Halbe<br />
Wer den neuen architektonischen<br />
Protagonisten<br />
des Münchner<br />
Schlachthofviertels<br />
noch nicht entdeckt<br />
hat, der wird durch<br />
eine hohe Stele darauf<br />
aufmerksam gemacht:<br />
Volkstheater – weiß<br />
auf rot steht es dort<br />
geschrieben. Verantwortlich<br />
für den gerade<br />
fertiggestellten Kulturbau<br />
ist das Architekturbüro<br />
LRO Lederer<br />
Ragnarsdóttir Oei aus<br />
Stuttgart.<br />
Vorhang auf
Die Zeiten des Provisoriums sind vorbei. Ab dem 15. Oktober lädt das Münchner Volkstheater in die eigenen vier Wände ein.
60 Ideen<br />
Architekten:<br />
Atelier ST<br />
Text:<br />
Ute Strimmer<br />
Fotos:<br />
Simone Bossi<br />
Vor beinahe 50 Jahren<br />
hatte der damals noch<br />
sehr junge Verleger<br />
Gerhard Steidl die Idee,<br />
ein Aus stellungshaus<br />
für zeitgenössische<br />
Kunst in Göttingen,<br />
seiner Geburtsstadt,<br />
zu bauen. Anfang Juni<br />
hat es eröffnet.<br />
Speicherhaus<br />
mit Charakter
Das Kunsthaus transformiert regionaltypische Details in eine eigenständige, zeitgemäße Architektur.
92 Branchenfeature<br />
Immer digitaler<br />
Immer mehr Bereiche<br />
des Planens<br />
und Bauens<br />
werden digital.<br />
BIM ist hier ein<br />
wichtiges Thema,<br />
aber beileibe<br />
nicht das einzige.<br />
Welche Veranstaltungen<br />
und<br />
Innovationen<br />
erwarten uns<br />
2022 rund um<br />
die Digitalisierung<br />
in der Architektur?<br />
von<br />
Fabian<br />
Peters<br />
Digitalität bestimmt seit Langem<br />
den Alltag von Architektinnen<br />
und Architekten. Sie hat<br />
das Berufsbild grundlegend<br />
gewandelt. Entwurf, Organisation,<br />
Kommunikation – all das<br />
ist bereits ohne digitale Unterstützung<br />
nicht mehr vorstellbar.<br />
Doch es zeichnet sich bereits<br />
klar ab, dass diese Entwicklung<br />
längst noch nicht an ihr Ende<br />
gelangt ist. Einen Ausblick wird<br />
die zweite Ausgabe der „digitalBAU“<br />
in Köln geben, die digitale<br />
Schwester der „BAU“ in<br />
München. Die „Fachmesse für<br />
die Digitalisierung der Baubranche“<br />
wird vom 15. bis 17.<br />
Februar 2022 ihre Tore öffnen.<br />
Gegenüber der Premiere im<br />
Jahr 2020 wird sich vieles ändern.<br />
Unter anderem, weil die<br />
Messe München, die die digitalBAU<br />
veranstaltet, bei der<br />
zweiten Durchführung mit deutlichen<br />
Zuwachsraten rechnet,<br />
wie Projektleiter Otto Nowack<br />
verrät – sowohl bei den Ausstellern<br />
als auch bei den Besuchern.<br />
Deshalb hat man 2022<br />
die Ausstellungsfläche auch<br />
erheblich vergrößert und das<br />
Hallenkonzept überarbeitet: Im<br />
kommenden Jahr wird die digitalBAU<br />
die Hallen 1, 4.2 und 5.2<br />
bespielen. Dann werden insgesamt<br />
35.000 Quadratmeter<br />
Ausstellungsfläche zur Verfügung<br />
stehen. „Zur kommenden<br />
Ausgabe wächst die digitalBAU<br />
von einer auf drei Hallen, und<br />
wir stellen mit einem neuen<br />
Hallenkonzept das Netzwerken<br />
der Teilnehmer deutlich stärker<br />
in den Mittelpunkt“, berichtet<br />
Otto Nowack. In die Messehallen<br />
gelangen die Besucher<br />
durch die Eingänge Süd und<br />
West des Kölner Messegeländes.<br />
Als Zielgruppe der Messe sieht<br />
Nowack dabei in erster Linie<br />
Planerinnen und Planer, Ingenieurinnen<br />
und Ingenieure, Architektinnen<br />
und Architekten.<br />
Aber auch das Handwerk, die<br />
Forschung oder auch Investo-<br />
digitalBAU 2022<br />
„Auf der digital-<br />
BAU kommen die Topexperten<br />
zusammen,<br />
die die Digitalisierung<br />
der Baubranche vorantreiben.<br />
Die Plattform<br />
profitiert dabei vom<br />
Netzwerk der Weltleitmesse<br />
BAU, die alle<br />
zwei Jahre in München<br />
stattfindet und die dem<br />
Thema natürlich ebenfalls<br />
großen Raum gibt.<br />
Die Innovationszyklen<br />
im digitalen Bereich<br />
sind jedoch kürzer,<br />
deshalb haben wir mit<br />
der digitalBAU eine<br />
zusätzliche Plattform<br />
geschaffen – und offensichtlich<br />
den Nerv<br />
der Zeit getroffen.“<br />
Otto Nowack,<br />
Projektleiter digitalBAU<br />
Messe München<br />
FOTO: MESSE MÜNCHEN
Digitales Planen & Bauen<br />
93<br />
ILLUSTRATION: DRAHTLER ARCHITEKTEN/DORTMUND<br />
ren haben die Veranstalter im<br />
Blick. Letztere werden sich sicherlich<br />
für die zahlreichen<br />
Start-ups interessieren, die sich<br />
in den drei Hallen an prominenter<br />
Stelle präsentieren können.<br />
„Für die Start-ups stellen<br />
wir besondere Stände zu vergünstigten<br />
Konditionen zur Verfügung“,<br />
erklärt Otto Nowack.<br />
Die jungen Unternehmen können<br />
ihre Zelte direkt an den<br />
Foren aufschlagen, die das<br />
Zentrum jeder Halle bilden. Neben<br />
den Start-up-Ständen sind<br />
auch großzügige Lounges rund<br />
um die Foren platziert. Sie sind<br />
speziell dafür gedacht, Networking<br />
auf der Messe zu fördern.<br />
Auf den Foren wird täglich ein<br />
umfangreiches Liveprogramm<br />
geboten, das die Schwerpunktthemen<br />
der Messe beleuchtet.<br />
Hier werden interessante Veranstaltungen<br />
den Messebesuchern<br />
neue Entwicklungen im<br />
Digitalsektor nahebringen. Es<br />
werden aber auch die Preisträger<br />
der „Innovation Challenge“<br />
auf den Foren ausgezeichnet<br />
werden – dem Wettbewerb der<br />
digitalBAU. Die Teilnehmer<br />
stellen in einem 60-Sekunden-<br />
Video, das auf der Messe-<br />
Homepage zu sehen ist, ihre<br />
Innovation vor. Die Besucher<br />
der Homepage können für ein<br />
Video stimmen. Die Sieger dieser<br />
Abstimmung „pitchen“<br />
dann ihr Projekt im Rahmen der<br />
Messe vor einer Fachjury. Als<br />
Preis winkt ein 30-Minuten-<br />
Block in einem Fachforum auf<br />
der BAU 2023.<br />
Auch auf der digitalBAU 2022<br />
wird es wieder spezielle Führungen<br />
für Architektinnen und<br />
Architekten geben. Die Messepartner<br />
World Architects und<br />
Plan.One werden spannende<br />
Rundgänge durch die Hallen<br />
anbieten und dabei auf die besonderen<br />
Interessen und Bedürfnisse<br />
der Architektenschaft<br />
eingehen. Zu diesen Führungen<br />
wird man sich über die Websei-<br />
WEITER<br />
BIM-basierter Bauantrag<br />
P<br />
C O M<br />
U<br />
T<br />
E<br />
R W O<br />
H A L L E 1 ,<br />
STAND 326.<br />
U<br />
A<br />
B<br />
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A<br />
U<br />
F<br />
D<br />
D<br />
E<br />
R<br />
Ein Pilotprojekt des<br />
Landes Nordrhein-<br />
Westfalen mit der Stadt<br />
Dortmund: Dort wurde<br />
der erste BIM-basierte<br />
Bauantrag genehmigt.<br />
Das Büro Drahtler<br />
Architekten hatte die<br />
Firmenzentrale eines<br />
Unternehmens mit<br />
BIM und der Softwarelösung<br />
von Vectorworks<br />
geplant und anschließend<br />
den Bauantrag<br />
als IFC- und BCF-<br />
Dateien eingereicht.