Ausgabe 1-2/11 - DGUV Forum
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Unfallversicherungsrecht<br />
*<br />
7 BVerfG vom 12.10.2010, Rd.-Nr. 49.<br />
8 Dahm, Die Leistungen 2009, S. 707.<br />
9 BVerfG vom 12.10.2010, Rd.-Nr. 54.<br />
10 BVerfG vom 12.10.2010, Rd.-Nr. 58.<br />
<strong>11</strong> BVerfG, Urt. vom 1.4.2008 –<br />
1BvR 1620 / 04, BVerfGE 121, S. 30; BVerfG,<br />
Beschl. vom 9.4.2003 – 1 BvR 1493 / 96,<br />
1724 / 01, BVerfGE 108, S. 83.<br />
12 BVerfG vom 12.10.2010, Rd.-Nrn. 62 / 63.<br />
13 Zum Beispiel BGH, Urt. vom 30.6.1971 –<br />
IV ZR 189 / 69, VersR 1971, S. 901. Zu einem<br />
ebenfalls das Familienprivileg des § <strong>11</strong>6<br />
SGB X berührenden Problem, die Anwendung<br />
des § <strong>11</strong>6 Abs. 6 SGB X auf die<br />
nichteheliche Lebensgemeinscha� : –<br />
hierzu im Einzelnen Dahm, BG 2003, S. <strong>11</strong>5<br />
und NZV 2008, S. 280 – hat die Rechtsprechung<br />
in dieser Klarheit bisher nicht<br />
Stellung genommen.<br />
14 KassKomm / Kater, § <strong>11</strong>6 SGB X, Rd.-Nr. 247.<br />
15 Krauskopf, D./Marburger. H.:<br />
Die Ersatzansprüche nach § <strong>11</strong>6 SGB X,<br />
6. Aufl. 2006, S. 46.<br />
Nach zutreffender Auffassung des Bundesverfassungsgerichts<br />
rechtfertigt dies,<br />
dass der Gesetzgeber bei getrennt lebenden<br />
Familienangehörigen – anders als bei<br />
solchen, die in häuslicher Gemeinschaft<br />
zusammenleben – nicht auf einen Forderungsübergang<br />
verzichtet hat. Denn nur,<br />
wenn einem Geschädigten durch Rückgriff<br />
auf den Schädiger Nachteile entstehen<br />
können, besteht Anlass, einen Schädiger<br />
zu Lasten der Allgemeinheit zu verschonen<br />
und Schadensersatzansprüche des<br />
Geschädigten nicht auf den staatlichen<br />
Leistungsträger übergehen zu lassen. 7<br />
Erhaltung des Familienfriedens<br />
Auch die Erhaltung des Familienfriedens<br />
als Sinn und Zweck des § <strong>11</strong>6 Abs. 6 SGB<br />
X 8 wird vom Bundesverfassungsgericht zu<br />
Recht herangezogen, den Übergang des<br />
Anspruchs nur bei Familienangehörigen<br />
auszuschließen, die in häuslicher Gemeinschaft<br />
leben. Zur Begründung wird ausgeführt,<br />
dass die mit einem Übergang der<br />
Schadensersatzforderung des Geschädig-<br />
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ten auf den Sozialleistungsträger verbundene<br />
Gefahr einer Störung des häuslichen<br />
Friedens zwischen dem schädigenden und<br />
geschädigten Familienangehörigen mit<br />
negativen Auswirkungen auf den Geschädigten<br />
deutlich größer sei als in Fällen, in<br />
denen die beiden Parteien getrennt voneinander<br />
wohnten. Dies trage zur Rechtfertigung<br />
bei, den Übergang des Anspruchs<br />
im Interesse des Geschädigten nur bei Familienangehörigen<br />
auszuschließen, die in<br />
häuslicher Gemeinschaft leben. 9 Es ist einleuchtend,<br />
wenn das Bundesverfassungsgericht<br />
in diesem Zusammenhang feststellt,<br />
dass schon allein das Schadensereignis ein<br />
Konfl iktpotenzial zwischen Schädiger und<br />
Geschädigtem entstehen lasse, das ihr Verhältnis<br />
zueinander schwer belasten könne.<br />
Und leben die beiden zudem in häuslicher<br />
Gemeinschaft und entstehen Streitigkeiten<br />
über die Verantwortlichkeit der Schadenszufügung,<br />
wird hiervon insbesondere der<br />
Geschädigte in weit stärkerem Maße in Mitleidenschaft<br />
gezogen als bei einer räumlichen<br />
Distanz zwischen ihm und dem Schädiger.<br />
Gemeinscha� zwischen Kind<br />
und Elternteil<br />
Die für den Ausschluss des Anspruchsübergangs<br />
nach § <strong>11</strong>6 Abs. 6 Satz 1 SGB<br />
X maßgebliche Voraussetzung, dass der<br />
schädigende mit dem geschädigten Familienangehörigen<br />
in häuslicher Gemeinschaft<br />
lebt, ist allerdings bei Kindern und<br />
von ihnen getrennt lebenden Elternteilen<br />
im Lichte des Schutzes der auch zwischen<br />
ihnen bestehenden Familie nach Art. 6<br />
Abs. 1 GG sowie des Elternrechts des getrennt<br />
lebenden Elternteils aus Art. 6<br />
Abs. 2 GG auszulegen. Von einer häuslichen<br />
Gemeinschaft zwischen einem Kind und<br />
seinem von ihm getrennt lebenden Elternteil<br />
ist demnach dann auszugehen, wenn<br />
der Elternteil seiner Verantwortung für<br />
das Kind in dem ihm rechtlich möglichen<br />
Maße tatsächlich nachkommt und regelmäßig<br />
längeren Umgang pflegt, sodass<br />
das Kind zeitweise auch in seinen Haushalt<br />
integriert ist und bei ihm ein Zuhause<br />
hat. 10 Die sich anschließende Aussage<br />
des Bundesverfassungsgerichts ist über-<br />
Quelle:Fotolia / calosgardel<br />
zeugend: Bei dieser Art familiären Zusammenlebens<br />
von Elternteil und Kind entstehe<br />
auch eine häusliche Gemeinschaft im<br />
Sinne des § <strong>11</strong>6 Abs. 6 Satz 1 SGB X. Diese<br />
häusliche Gemeinschaft ist nach Auff assung<br />
der Karlsruher Richter nicht minder<br />
schützenswert als diejenige, bei der<br />
Elternteil und Kind täglich zusammenleben.<br />
Das Bundesverfassungsgericht will<br />
dieser häuslichen Gemeinschaft in gleicher<br />
Weise den Schutz aus Art. 6 Abs. 1<br />
GG zusprechen.<br />
In Anlehnung an seine früheren Entscheidungen<br />
<strong>11</strong> betont das Bundesverfassungsgericht,<br />
dass einer solchermaßen gelebten<br />
familiären Beziehung zwischen Kind und<br />
Elternteil nicht allein aufgrund der Tatsache,<br />
dass beide nicht ständig zusammenleben,<br />
ein Leben in häuslicher Ge-