Cruiser im Oktober 2021
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Comeback des Jahrhunderts 22
ABBA sind zurück
cruiser
KUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITY
DAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZIN – OKTOBER 2021 CHF 8.10
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KAUFLEUTEN, SONNTAG, 07. NOVEMBER 21, 18.00 UHR
Verzaubert
Q U E E R E L E B E N S G E S C H I C H T E N
PAUL*
ein Theaterstück
über Transidentität
mit anschliessender
Diskussion
Theaterstück
Klaus Hemmerle
Regie
Mirza Šakić
Schauspieler
Diskussionsrunde
Eva Rottmann
Autorin von Paul*
Hannes Rudolph
Leiter der Fachstelle für
trans Menschen in Zürich
Mirza Šakić
Schauspieler
Moderation
Andreas Bühlmann
Ko-Festivalleiter Pink
Apple Filmfestival
ERMÖGLICHT DURCH: MEDIENPARTNER: VORVERKAUF:
DER LIVETALK MIT DER ANDEREN SICHT AUF KULTUR, EREIGNISSE UND BIOGRAPHIEN
EDITORIAL
Liebe Community
Bisher hatten wir noch nie eine Frau auf dem Cruiser-Cover, in den
ganzen 35 Jahren nicht. Nun sind es zwei: Agnetha und Frida von
ABBA. Warum wir das machen?
Die letzten Monate waren derart zermürbend: Dieses endlose Lamento
um unser Grundrecht rund um die «Ehe für alle». Die Pandemie, die
sich immer noch hinzieht. Dann immer wieder hate crimes gegenüber
LGBT*. Deswegen dachten wir, ein bisschen ABBA kann uns allen
nicht schaden. Denn das Quartett aus Schweden schaffte es mit dem
Comeback des Jahrhunderts, dass alle – wirklich alle – auf der Cruiser-
Redaktion irgendwann «I still have faith in you» summten. Manche
sangen es sogar. Und wenn es ein Lied einer Popgruppe schafft, dass
sich alle besser fühlen, dann gehört diese Combo aufs Cover.
Viele erinnern sich bei ABBA auch an ihre ersten, besten oder überhaupt
Sex-Erlebnisse. Nicht nur Musik gehört heute zum Sex, sondern
mehr denn je für viele Gays vor allem
auch Drogen, wie Birgit Kawohl im Artikel
ab Seite 4 feststellt. Eine beun ruhigende
Entwicklung, gegen die auch Agnetha
kaum ankommt. Aber trotzdem wünschen
wir allen:
Viel Spass mit dem neuen Cruiser!
IMPRESSUM
CRUISER MAGAZIN PRINT
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269
(1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)
Herausgeber & Verleger medienHay GmbH
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch
Chefredaktor Haymo Empl
Stv. Chefredaktorin Birgit Kawoh
Bildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter.
Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber.
Art Direktion Astrid Affolter
Agenturen SDA, DPA, Keystone
Autor*innen Vinicio Albani, Haymo Empl, Valeria Heintges,
Birgit Kawohl, Janne Kieselbach, Michi Rüegg, Alain Sorel,
Gregor Tholl, Ann-Kristin Wenzel
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch
Christina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare (2016)
Druck Druckerei Konstanz GmbH
Wasserloses Druckverfahren
Herzlich; Haymo Empl
Chefredaktor
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE
Cruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürich
redaktion@cruisermagazin.ch
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende
Angaben auf www.cruisermagazin.ch
Der nächste Cruiser erscheint am 4. November 2021
Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung
der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /
religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der
Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst -
mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie
die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden
darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer
Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen
können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen
abweichen. Geschlechtspronomen werden entspre -
chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet
die entsprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide
«Transgender Network Schweiz».
Nach nur drei Tagen haben ABBA mit dem Vorverkauf
für das Konzert den bisherigen Rekord von
«Take That» gebrochen. 80 000 Tickets wurden in
48 Stunden verkauft.
4 GESELLSCHAFT
SEX UNTER DROGEN
8 KOLUMNE MICHI RÜEGG
10 KULTUR BUCHTIPP
12 GESELLSCHAFT
MÄNNERSCHNUPFEN
16 KULTUR BUCHTIPP
18 SERIE HOMOSEXUALITÄT
IN GESCHICHTE UND LITERATUR
22 MUSIK NEUE CD VON ABBA
26 KULTUR THEATER IM SCHIFFBAU
32 CRUISER-JUBILÄUM
BALD WIRD GEFEIERT
34 RATGEBER DR. GAY
4
GESELLSCHAFT
SEX UNTER DROGEN
GESELLSCHAFT sliPPery
SEX UNTER SubjeCtS DROGEN
5
Ohne Chemie
läuft (oft) nichts
Beim Sex werden einige chemische Vorgänge in Gang gesetzt.
Damit dies geschieht, greifen viele Schwule vermehrt zu Drogen.
VON BIRGIT KAWOHL
der war voll drauf, das
glaubst du nicht», so Thomas*
«Also
(49) nach seinem letzten Sex-
Date, vereinbart über Grindr. «Der hüpfte
total hektisch durch die Gegend und konnte
überhaupt nicht stillhalten. Das war der
totale Stress für mich.» Das, was Thomas
noch mit Erstaunen konstatierte, ist mittlerweile
fast so etwas wie der Normalfall in
der schwulen Szene. «Chemsex», so der
vom britischen Aktivisten David Stuart im
Jahr 2001 geprägte Begriff für das Konsumieren
von psychoaktiven Drogen vor oder
beim Sex, scheint auch in der Schweiz
immer mehr auf dem Vormarsch zu sein.
Gemäss der Online-Seite des Positivrats
Schweiz sind die europäischen Grossstädte
«Hotspots», was den Konsum von (chemischen)
Drogen angeht. Zürich belegte im
Jahr 2016 diesbezüglich den wenig rühmlichen
fünften Platz – hinter Manchester,
London, Amsterdam und Barcelona –, in
Bezug auf den Konsum von Kokain gar
Platz 3.
Dabei sei der Chemsex, in der Szene
auch unter der Abkürzung PNP für Party
and Play bekannt, laut Positivrat vor allem
in der MSM-Community vorzufinden.
Früher eher ein Phänomen der
Techno-Szene
Ecstasy, Speed, Acid – alles Begriffe, die man
früher vor allem mit der Techno-Szene in
Verbindung brachte. Was zunächst einmal
logisch ist, schaffen es doch viele der synthetischen
Drogen, dem Körper vorzugaukeln,
VoN MARTIN MüHLHEIM
Folgte man auch in der Gayszene
C
oming-out-Filme gibt es mittlerweile
früher viele, der und Regel entsprechend anschauen, unterschiedlich
kommen Date sie vereinbaren,
daher: leichtfüssig-
ansprechen,
komisch
Sex haben,
wie
geht
der
das
britische
Ganze
Klassiker
heute
Beautiful Thing (1996), eher nachdenklich
wie dank das der brasilianische sozialen Medien Kleinod viel Seashore
(2015), schneller bisweilen und auch zutiefst anonymer. tragisch – so
im israelischen Drama Du sollst nicht lieben
(2009), das in der ultraorthodoxen Gemeinde
in Jerusalem spielt.
er sei Angesichts hellwach und solcher brauche Unterschiede keinen Schlaf. erstaunt
Zudem es werden umso Hunger mehr, mit und welcher Durst Regel- unterdrückt.
Alles uns sehr Coming-out-Filme praktisch, wenn Jungs ein Rave oder
mässigkeit
Männer mehrere zeigen, Tage dauert die – alleine, und man zu zweit keinesfalls oder Gruppen auch nur eine – schwimmen Sekunde verpassen gehen. Nun will. könnte Mittlerweile
das ist natürlich es zwar als so, dass Zufall auch oder auf Neben-
Tech-
man
sächlichkeit no-Events weiterhin abtun. Bei genauerem Drogen konsumiert Nachdenken
werden, zeigt allerdings sich allerdings, scheint es dass hier sich eine gleich kleine
Verschiebung Gründe für gegeben diese zu erstaunliche haben. So Häu-
sieht
mehrere
figkeit es jedenfalls finden Alfredo* lassen. (25), selbst seit Jahren
in der Szene aktiv. Man müsse unterscheiden
zwischen Haut «normalen» ohne allzu viel Besuchern Sex oder
Nackte
Eine den DJs. erste, Da nur sei scheinbar es ihm schon oberflächliche aufgefallen, Erklärung
dass er, wenn ist, dass er selbst (halb)entblösste auflege, häufig Körper angesprochen
nicht werde, bloss auf ob der nicht Leinwand, was «brauche» sondern
sich
auch und manchmal auf Filmpostern auch und komisch DVD-Covern angeschaut äusserst
werde, gut wenn machen. man ablehne. Schwimmszenen Als Gast jedoch bieten
ein komme perfektes man Alibi mittlerweile für das Zeigen seiner von Meinung nackter
nach Haut: nicht Sex mehr sells, so wie häufig es so schön mit XTC heisst. in Berührung.
Warum Er habe «Alibi»? eher Weil das Gefühl, man – gerade dass dies bei
Filmen mehr ein mit Reiz jungen für Leute Protagonisten vom Land – aufpassen
dächten, muss: das «Sex gehöre sells» zum mag Grossstadtfeeling
zwar zutreffen,
sei, die
aber dazu. allzu Umgesetzt explizite werde Sexszenen sicherlich noch können einiges,
seien mal zu doch hohen die Altersfreigaben Gewinnmargen füh-
im-
schnell
ren. mens, Dies aber wiederum es sei nicht möchten mehr ganz Filmemacher so offensichtlich
der Regel wie vermeiden: noch vor ein Filme, paar die Jahren. erst ab in 18
Leicht zu bekommen
freigegeben Das, was in sind, der Techno-Szene lassen sich nämlich in Bezug weniger
die Verfügbarkeit einfach vermarkten. gilt, kann Auf man Amazon.de natürlich
auf
zum 1:1 auf Beispiel die schwule werden Filme Subkultur mit Altersfreigabe
Eine 18 nur Pille an nachweislich ist durchaus volljährige erschwinglich, Perso-
übertragen.
nen schnell verkauft bekommt – und man gerade «Mengenrabatt» für Coming- und
out-Filme, man muss die sich sich nicht auch mehr an lange ein junges auf irgendwelchen
richten, Hinterhöfen ist dies sicher herumtreiben, kein wünschens-
um
Publikuwerter
sich von Effekt. dubiosen Typen irgendetwas in die
Hand drücken zu lassen. Der Drogenmarkt
ist mittlerweile bestens organisiert und für
jede*n erreichbar.
Filme,
Die
die
Verfügbarkeit
ersT ab
ist
18
auch darum
wichtig, weil es heutzutage oft schnell gehen
muss. Folgte man
FreiGeGeben sind,
auch
lassen
in der Gayszene
sicH früher nämlicH der Regel anschauen, WeniGer ansprechen,
einFacH Date vereinbaren, VermarKTen.
Sex haben, geht das Ganze
heute dank der sozialen Medien viel
schneller und auch anonymer. Der Trieb
und das anschliessende Funktionieren sind
die entscheidenden Schwimmszenen Kategorien. bieten hier Wenn eine man perfekte
jemanden Kompromisslösung: über Gay Romeo Man oder kann Grindr nackte dated,
kennt filmisch man ansprechend denjenigen inszenieren, meistens – ma-
da-
Haut
bei ximal aber – von allzu einem heisse Foto Techtelmechtel oder einem tugendhaft
Chat. vermeiden Es geht eigentlich (beispielsweise, subito indem zur Sache. der
kurzen
Wasserspiegel Das vereinbarte immer Treffen über dient der nur Gürtellinie
dem Austausch
wie von im Körpersäften, niederländischen da kann Film man(n) Jon-
bleibt,
gens, sich kein 2014). Versagen Um das leisten. Rezept knapp zusammenzufassen:
Man nehme eine grosszügige
Portion Warum feuchter aber vor Erotik, allem eine Gays? vorsichtige Prise
Dass Sex das – und Daten um Himmels heute anders Willen funktioniert kein Körnchen
als in Porno. der prä-Internet-Zeit, ist logisch,
trotzdem ist erstaunlich, dass das Phänomen
des Chemsex’ ins Triebleben vor allem eins der
Eingetaucht
Man schwulen täte Subkultur den lesBischwulen ist, obwohl FilmemacherInneros
auch aber der unrecht, sozialen wenn Netzwerke man ihre und erzäh-
Da-
sich Hetelerischeting-Apps
Entscheidungen (z. B. Tinder als allein Grindr-Pendant) auf finanzielles
Kalkül reduzieren wollte. Es gibt
nämlich auch ästhetisch-symbolische Gründe,
die Schwimmszenen für das Genre interessant
machen.
Da wäre zunächst die Funktion des
Wassers als Symbol für das Unbewusste.
Dieses Unbewusste, so weiss man spätestens
seit Sigmund Freud, hat viel mit der Triebnatur
des Menschen zu tun – und so erstaunt es
nicht, dass Hauptfiguren auf der Suche nach
ihrer sexuellen Identität sozusagen symbolisch
in die Tiefen des Unbewussten eintauchen
müssen, um ihr gleichgeschlechtliches
Begehren Eine Nase ziehen zu entdecken. – das kennt man schon lange.
Und gerne wird damit auch ein zum Röhrchen
Figuren gerollter Geldschein der Schwebe in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus hat die Filmwissenschaftlerin
Franziska Heller in ihrem Buch über die
Filmästhetik des Fluiden (2010) gezeigt, dass
schwimmende bedienen. Warum Figuren das so immer sein könnte, wieder hat als
«schwebende Kathrin Löffler Körper» für das inszeniert deutsche werden: Magazin oft
in «Spiegel» Zeitlupe untersucht. und seltsam Sie ist herausgelöst zu dem Schluss aus
dem gekommen, sonst dass zielstrebig Gays generell voranschreitenden
häufiger anfällig
für Drogenkonsum Dieser Schwebezustand seien, da sie durch wie-
Erzählprozess.
derum ihre Erfahrungen ist eine wunderbare mit Ausgrenzung visuelle und Metaphewertung
für die schnell Phase ein kurz geringeres vor dem Coming-out:
Selbstwert-
Ab-
Man gefühl ist als nicht Heteros mehr hätten. der oder Ihre die höhere Alte, aber psychische
noch Belastung nicht ganz versuchten in der neuen sie Identität dann
auch
angekommen. chemisch auszugleichen. Ein Film macht Hinzu das komme Schweben der
sogar immense explizit Erfolgsdruck, zum Thema: der In Kinder Gottes Szene
aus herrsche. dem Jahr So 2010 trauten zeigt sich Romeo viele dem erst neurotisch-verklemmten
Drogen zum Sex, weil Johnny, sie so «vermeintliche
wie befreiend
unter
das Attraktivitätsdefizite» «Floating» im Meer ausblenden sein kann. könnten.
Es gibt Neben also der sowohl Inszenierung einen inneren von Schwebezuständen
einen äusseren und dem Erfolgsdruck, Wasser als der Symbol kompen-
für
als auch
das siert Unbewusste werden muss. ist drittens ➔ das Motiv von ➔
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6 GESELLSCHAFT
GESELLSCHAFT 7
SEX UNTER DROGEN
SEX UNTER DROGEN
KLEINE EINFÜHRUNG IN DIE DROGENKUNDE
Die Vielfalt ist gross. Auch wenn die meisten Drogen weiterhin illegal sind, ist es meist kein Problem, schnell an den «Stoff» heranzukommen.
Dabei, so Löffler, seien die meisten der
User in der Gay-Szene durchaus gut gebildet
und gut verdienend. In dieser Hinsicht unterscheidet
sich die Chemsex-Szene eher
von der üblichen Drogenszene, obwohl man
dort z. B. im Hinblick auf Kokain auch feststellen
kann, dass der Drogenkonsum aus
der «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo»-
Schmuddelecke weggekommen ist und sich
eher im High-Budget-Bankenmilieu wiederfindet.
Gibt es «typische» Chemsexer*innen?
Die Szene ist so vielfältig wie die Menschen
an sich, trotzdem haben Studien u. a. aus
England einige Gemeinsamkeiten innerhalb
der Usergruppe feststellen können.
Bestätigt hat sich die Vermutung, dass
Chemsex vor allem unter Gays mittlerweile
zum Standard gehört, so seien ca. 2/3 der
User schwul. Von diesen Schwulen seien
dann erstaunlich viele HIV-positiv, stellt Dr.
Carsten Käfer von der Chemsex-Ambulanz
des Universitätsspitals im deutschen Tübingen
fest. Woran das liegt, kann man nur
vermuten. Ein möglicher Grund ist das
Ausschalten von Hemmungen und die gesteigerte
Geilheit, die den Fakt den HIV-Positiven
abschwächt. Trotzdem, so die Untersuchung,
seien die Betroffenen durchaus
verantwortungsvoll, sie genössen es lediglich,
auf weniger Ablehnung zu stossen.
CRUISER OKTOBER 2021
Dieses Verantwortungsbewusstsein
passt gut zum oben erwähnten sozialen
Background der Schwulen und auch zum
ermittelten Durchschnittsalter, das zwischen
40 und 50 liege.
So trauten sich viele erst unter
Drogen zum Sex, weil sie so
«vermeintliche Attraktivitätsdefizite»
ausblenden könnten.
Es gibt also sowohl einen
inneren als auch einen äusseren
Erfolgsdruck, der kompensiert
werden muss.
Ein unaufhaltsamer Trend?
Dass Drogen generell irgendwie schlecht
sind, weiss eigentlich jede*r. Trotzdem greifen
immer mehr Menschen auch in Zusammenhang
mit Sex dazu. Ähnlich wie beim
Alkohol, der ja früher häufig vor dem Sex
konsumiert wurde, lässt man schnell Hemmungen
fallen, wird spitz, traut sich, ein
schnelles Date auszumachen und liefert ab.
Die erwünschte Hemmungslosigkeit
führt dann jedoch schnell quasi nebenbei zu
sexuellen Übergriffen – es kann ja durchaus
sein, dass das Grindr-Date einen in Natur
plötzlich nicht mehr so attraktiv findet – und
natürlich auch zu körperlichen Negativeffekten.
In England untersucht man das Phänomen
Chemsex bereits genauer und hat festgestellt,
dass pro Monat ca. zwei Menschen
in dessen Folge sterben. Das klingt vielleicht
zunächst erst einmal nicht so wahnsinnig
viel, wenn man aber die Dunkelziffer und
die Vermeidbarkeit berücksichtigt, scheinen
diese Toten schnell sinnlos.
Für viele ist der einmal in Gang gekommene
Trend kaum abwendbar, hier
müsste sich grundsätzlich in der Community
etwas ändern. Es ist nicht zu erwarten,
dass sich das Kennenlernen in nächster Zeit
wieder in Bars und Saunen verlegen wird,
aber die eigene Erwartungshaltung – sich
selbst und anderen gegenüber – hat jede*r in
der Hand. Und zwar bei jedem neuen Date.
Klar kann es dann passieren, dass man
nicht à la minute bereit ist. Aber bringt man
nicht schon kleinen Kindern bei, mit Versagen
umzugehen? Warum gestehen wir uns
das dann im Alter plötzlich nicht mehr zu?
Unser Körper wird es uns jedenfalls danken
(siehe Nebenwirkungen) und manchmal
kann so vielleicht sogar eine ehrliche Beziehung
entstehen.
* Name der Redaktion bekannt
XTC (= Ecstasy) oder auch MDMA (= 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin):
Ecstasy
dient vor allem der Stimmungssteigerung, wobei
dies in beide Stimmungsrichtungen gehen kann.
Die Konsumenten nehmen «böse» Gesichtsausdrücke
weniger wahr, was der gesteigerten sozialen
Annäherung dient. Negative Folgen sind
neben der schnellen Abhängigkeit vor allem Panikattacken
und Halluzinationen. Körperliche
Auswirkungen sind vermindertes Hunger- oder
Durstgefühl sowie gesteigerter Puls, Blutdruck
und erhöhte Körpertemperatur. Es kommt häufig
zu Erektionsstörungen und Muskelkrämpfen.
Liquid XTC = GHB und GBL: Unter Liquid Ecstasy
versteht man die Substanz GHB (Gamma-
Hydroxybuttersäure). Wie der Name sagt, handelt
es sich um eine (meist) flüssige Variante
von Ecstasy, vermischt oder verdünnt mit (alkoholischen)
Getränken wird sie teils unbewusst
eingenommen bzw. verabreicht. GHB ist chemisch
eng verwandt mit GBL (Gamma-Butyrolacton),
das vorwiegend in der chemischen Industrie
als Lösungs- und Reinigungsmittel (z.B.
Felgenreiniger, azetonfreier Nagellackentferner
etc.) eingesetzt wird. Bei der Einnahme von
GHB ist ein Problem das schwindende Zeitgefühl,
sodass sich Konsumenten häufig einen Timer
stellen (müssen), um zu wissen, wann sie
eine neue Dosis einnehmen oder wann sie wieder
«clean» sind.
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Chrystal Meth (= Metamphetamin) auch Crank
oder Ice: Hierbei handelt es sich um eine synthetisch
hergestellte Substanz aus der Stoffgruppe
der Phenylethylamine. Ursprünglich in
der Medizin als Arzneistoff wird sie heute vor allem
missbräuchlich als euphorisierende und stimulierende
Rauschdroge verwendet. Der Stoff
ist verwandt mit dem in der Natur vorkommenden
Ephedrin. Der Konsum verursacht Euphorie,
verringert das Schlafbedürfnis, steigert die
Leistungsfähigkeit und das Mitteilungsbedürfnis.
Das sexuelle Verlangen wird gesteigert, die
sexuelle Leistungsfähigkeit sinkt allerdings
deutlich. Hunger- und Durstgefühl werden gemindert.
Ausserdem können Halluzinationen
auftreten.
Kokain (= Benzoylecgoninmethylester): Kokain
ist sowohl ein Stimulans als auch ein Betäubungsmittel,
das zu psychischer, aber nicht
physischer Abhängigkeit führt. Es gibt verschiedene
Formen des Konsums sowohl durch die
Nase, gespritzt oder geraucht (Crack). Die Art
der Einnahme entscheidet über die Schnelligkeit
der Wirkung. Die Verengung der Blutgefässe
führt zur Erhöhung des Blutdrucks und teilweise
zu Herzrhythmusstörungen. Zugleich bewirkt
Kokain auch ein Nachlassen des Hunger- oder
Durstgefühls. Zudem fühlen sich die Konsumenten
«wacher», der Schlafentzug kann auf den
Körper starke negative Auswirkungen haben.
Bei nachlassender Wirkung treten häufig depressive
Gefühle auf, was ein «Nachschieben»
des Wirkstoffes nötig macht.
Speed: Speed ist ebenfalls ein Amphetamin, es
gehört zu den Weckaminen und hat eine stark
stimulierende sowie aufputschende Wirkung.
Wie alle Amphetaminderivate und viele Stimulanzien
wirkt es appetitzügelnd und in hohen
Dosen euphorisierend. So vermindert es das
Schlafbedürfnis, steigert den Blutdruck, vermindert
die Schmerzfähigkeit, löst andererseits
aber Mundtrockenheit und Tremor (Muskelzittern)
aus. Bei dauerndem Konsum drohen neben
Psychosen auch Verlust von Libido und Potenz.
Benzos (= Benzodiazepine): Benzodiazepine
wirken angstlösend, sedierend (beruhigend),
muskelentspannend und schlaffördernd bis
schlaferzwingend. Die teilweise euphorisierende
Wirkung. Insgesamt gelten Benzodiazepine
weltweit als die Medikamente mit der höchsten
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8 KOLUMNE
9
MICHI RÜEGG
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Doch noch
Vater werden?
Michi Rüegg fragt sich, ob man heutzutage als schwuler Mann mittleren Alters
über Kinder nachdenken sollte.
VON MICHI RÜEGG
Neulich fragte wieder jemand, ob ich
denn Kinder wolle. Ich bin nun Mitte
40. Obwohl das per se kein Hinderungsgrund
für Nachwuchsplanung ist,
finde ich die Frage für mich etwas absurd.
Angenommen, mein Typ und ich beginnen
heute mit Sparen, um uns eine Leihmutter
leisten zu können – eine mögliche Geburt
käme wohl frühestens um 2030 in Frage. Ich
würde wohl mit dem Rollator an die Maturafeier
oder LAP unseres Nachwuchses
müssen.
Nein, nichts gegen Eltern im fortgeschrittenen
Alter, aber ich muss nicht zwingend
neben meiner Anti-Falten-Crème
noch Babyöl stehen haben. Ausserdem finde
ich das Leben bereits ordentlich kompliziert,
ohne mich um Kitaplätze, Kinder-
Judo, Musikstunden und Kuchenverkäufe
kümmern zu müssen. Ausserdem ist das
letzte, was ich wollen würde, eine Kindergeburtstagsparty
bei mir in der Wohnung. Ich
würde jeden der Bälger eigenhändig erwürgen.
Und das kommt bei anderen Eltern
schlecht an.
Als ich ein junges Ding war, hatten
Schwule per se keine Kinder. Es sei denn, sie
waren Spätzünder, hatten erst Frauen geschwängert
und waren dann auf den Geschmack
gekommen. Solche Konstellationen
kannte ich, fand ich auch ganz nett.
Nichts gegen Eltern im fortgeschrittenen
Alter, aber ich muss
nicht zwingend neben meiner
Anti-Falten-Crème noch Babyöl
stehen haben.
Wenn ich einen Mann kennenlernen würde,
der aus einer vergangenen Beziehung Kinder
hätte, wäre das ok. Hab ich aber nicht.
Ausser den einen Skilehrer aus Chamonix,
der mit zwei Lesben einen Sohn hatte. Aber
es blieb dann beim Fotosangucken. Das
Kind habe ich nie kennengelernt, dafür war
die Beziehung zu kurz.
Ich finde es wunderbar, wenn heute
junge Gays, Queers, whatever, völlig selbstbewusst
sagen, dass sie eines Tages Kinder
wollen. Das ist noch keine Garantie, dass sie
auch welche haben werden. Aber es ist ein
Anfang. Die Umsetzung wird dann trotz
Ehe für alle den einen oder anderen Stolperstein
in sich bergen. Zumindest für Männerpaare.
Aber man muss ja auch etwas
Vertrauen in die Zeit haben, die noch vor
uns liegt. Dinge haben die Angewohnheit,
sich zu verändern. Und eines Tages sind vermutlich
die Kinderhürden auch für Gays
tiefer als heute.
Irgendwie dünkt mich, wenn überhaupt
Kinder, sollte man sie in jungen Jahren
haben. Ist doch viel angenehmer. Wenn
die irgendwann ausziehen, ist man noch
immer halbwegs frisch. Meine Generation
hat das etwas verpennt. Viele Frauen aus
meinem Jahrgang haben kurz vor Torschluss
noch Nachwuchs produziert. Mit
einem Ei aus der letzten Serie. Die Bälger
haben dann deren Leben komplett auf den
Kopf gestellt. Darin sind Kinder gut. Wenn
man als Bekanntenkreis nicht so Lust auf
Abende hat, an denen sich alles um Windelkackende
Anderthalbjährige dreht, zieht
man den Kürzeren.
Vielleicht werde ich mich ja eines Tages
umentscheiden. Wenn an Fetischpartys
auch gleich ein Kinderparadies inbegriffen
ist. Wenn Men-Only-Hotels in Gran Canaria
Men-Only-with-Children werden. Und
wenn das Kind im Buggy den Jack-Russel-
Terrier als Aufreiss-Katalysator abgelöst
hat. Dann borgt man sich vielleicht das
Früchtchen der guten Freundin aus, damit
man auf dem Spielplatz geile Papis kennenlernen
kann.
Wenn’s soweit ist, dürfen sich gebärfreudige
Lesben gerne bei mir melden. Über
kostenlose Samenspenden können wir gerne
bei einem Glas Champagner reden. Ich
besorg dann schon mal Prospekte von Internaten
in den Alpen, damit wir dereinst die
Pubertät geografisch auslagern können.
Die Liebe macht da keinen Unterschied.
Die Vorsorgeregelung dagegen schon.
allianz.ch/risiko-lv
CRUISER OKTOBER 2021
CRUISER OKTOBER 2021
10 KULTUR
RUBRIKENTITEL 11
BUCHTIPP
RUBRIKENUNTERTITEL
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Wenn zwei Schriftsteller
sich treffen
Wenn nicht
Georges Simenon und Friedrich Glauser lebten zeitgleich und trafen sich nie.
Was wäre aber gewesen wenn?
VON BIRGIT KAWOHL
wir, wer dann?
Man kennt es aus der neueren Literatur,
dass der oder die Schriftsteller*in
einen Plot hinter dem Plot
kreiert, quasi eine Metabene schafft, auf der
man als Leser*in das Schreiben hautnah begleiten
darf. So etwa jüngst geschehen in
Joël Dickers «Das Geheimnis von Zimmer
622», in dem sich der Autor selbst auf die
Suche nach der Lösung eines Geheimnisses
in seiner Heimatstadt Genf macht.
Ursula Hasler geht in ihrer Story sogar
noch einen Schritt weiter: Sie lässt zwei
berühmte Kriminalschriftsteller, nämlich
Friedrich Glauser und Georges Simenon, in
einem Küstenort in Frankreich aufeinandertreffen
und die beiden spinnen zusammen
einen neuen Kriminalroman.
Das klingt unglaubwürdig? Ist es aber
überhaupt nicht, im Gegenteil, Hasler gelingt
es, das Ganze mit einer so grossen Portion
Plausibilität auszustatten – der Grund dahinter
sind sicherlich ihre vorab durchgeführten
Recherchen, die von einer langen Beschäftigung
mit beiden Autoren und mit dem Literaturgenre
zeugen –, dass die Geschichte absolut
logisch daherkommt.
Also Friedrich Glauser ist – wie eigentlich
immer in seinem Leben – finanziell und
kräftetechnisch am Ende und in einem kleinen
Seebad auf der Jagd nach einem Rezept
für das dringend von ihm benötigte Morphium.
Just in diesem Seebad weilt der französische
Schriftsteller Georges Simenon im
Urlaub. Man begegnet sich und kommt auf
die Idee, eine gemeinsame Geschichte zu erfinden,
Glauser wirft seinen Studer ins Feld,
Simenon, dessen Maigret in den Ruhestand
getreten ist, lässt eine neue Ermittlerin auftreten:
Amélie Morel (die an einigen Stellen
definitiv Züge von Agatha Christies Miss
Marple hat und das nicht nur, weil sie eben
auch eine Mademoiselle ist).
Das Spannende an dieser Konstruktion
ist, dass die Ermittler*innen nicht nur
einen Fall lösen, sondern dass Hasler immer
wieder auf die Metaebene schwingt
und die beiden Autoren über das Schreiben
eines Kriminalromans an und für sich debattieren
lässt. Dabei kommen Glauser,
vom Franzosen immer hübsch «Glosère»
«Darf ein Kriminalromankommissar
der Gerechtigkeit helfen
und nicht dem Recht?» Eine
Frage, die jede*n Betrachter
von Krimis oder auch Straftaten
in der Realität beschäftigt.
intoniert, und Simenon unter anderem auf
die literarische Frage zu sprechen, wie man
ein bekanntes Genre noch interessant machen
kann, sie gelangen aber auch auf eine
höhere, moralisch-ethische Ebene, wenn
sie diskutieren: «Darf ein Kriminalromankommissar
der Gerechtigkeit helfen und
nicht dem Recht?» Eine Frage, die jede*n
Betrachter*in von Krimis oder auch Straftaten
in der Realität beschäftigt, wenn es
da rum geht, dass man eine Tat nachvollziehen
kann, weil vielleicht der oder die
spätere Täter*in vorab zum Opfer des späteren
Opfers geworden ist. Eine Frage, die
sich ein*e Schriftsteller*in von Kriminalromanen
immer wieder stellen muss, schafft
er bzw. sie doch oftmals über die Emotionen
seine Verbindung zur Leserschaft.
Das zunächst gewagt scheinende Konstrukt
geht im Fall vollkommen auf und
man ist als Leser*in so von Glauser und Simenon,
ihren Diskussionen, aber auch von
der erdachten Kriminalgeschichte gefesselt,
dass man sich ein weiteres Doppel durchaus
vorstellen kann. Andererseits begibt man
sich anschliessend flink zum Bücherregal,
um noch einmal einen Studer-Roman zu
lesen, denn davon wird man so nebenbei
auch angefixt.
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Ursula Hasler: Die schiere Wahrheit. Glauser
und Simenon schreiben einen Kriminalroman.
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CRUISER OKTOBER 2021
CRUISER OKTOBER 2021
12
GESELLSCHAFT
MÄNNERSCHNUPFEN
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kränkeln schneller
Wenn Erkältung oder Grippe drohen, wirken Männer gerne mal weinerlich und
ängstlich. So zumindest sagen manche. Ist dem so? Cruiser wollte es wissen.
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weniger apart aus, finden wir.
VON JANNE KIESELBACH
haben’s schwer, nehmen’s
leicht», sang Herbert
«Männer
Grönemeyer in den 80er-Jahren
und landete einen grossen Hit. Doch
viele verpartnerte, die einen Mann mit drohender
Erkältung zu Hause haben, erleben
eher einen Jammerlappen als einen starken
Kerl. So hält sich hartnäckig das Klischee
vom Mann, der bei leichten Symptomen
gleich schwere Qualen erleidet. Doch während
sich die männliche Furcht vor kleinsten
Erkältungen in jedem Winter als vergnügliches
Smalltalk-Thema eignet, bleiben
die Ursachen für den sogenannten «Männerschnupfen»
ungeklärt. Könnte am Klischee
wissenschaftlich etwas dran sein? Wir
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CRUISER OKTOBER 2021
CRUISER OKTOBER 2021
14 GESELLSCHAFT
15
MÄNNERSCHNUPFEN
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nern», erklärt Marcus Altfeld vom Heinrich-
Pette-Institut in Hamburg. Und: Je höher
der Testosteron-Spiegel, desto mehr wird
das männliche Immunsystem geschwächt.
gaycity.ch
«Östrogen stimuliert das Immunsystem,
Testosteron hingegen
unterdrückt es. Das Immunsystem
von Frauen reagiert deshalb
schneller und aggressiver
gegen Krankheitserreger als das
von Männern.»
Marcus Altfeld
Was aussieht wie ein «einfacher» Schnupfen, lässt viele Exemplare der männlichen Spezies heftig leiden.
und Männern unterscheiden. Ihre Ergebnisse
geben all jenen Männern Hoffnung,
die sich in ihrer Angst vor Schnupfen und
Fieber nicht ernstgenommen fühlen. «Grob
vereinfacht lässt sich feststellen, dass Männer
durch die Unterschiede in der Immunantwort
häufiger krank werden können als
Frauen», sagt Grubeck-Loebenstein.
Um diese Schwäche zu verstehen, muss
man in die Tiefen des menschlichen Immunsystems
eintauchen. Dringen Krankheitserreger
in den Körper ein, werden sie
durch körpereigene Immunzellen bekämpft.
Es gibt grundsätzlich zwei Arten
dieser Helfer in der Not: spezifische und unspezifische
Immunzellen. Erstere sind nur
gegen ganz bestimmte Krankheitserreger
wirksam – sie sind quasi die Experten auf
ihrem Gebiet.
Testosteron unterdrückt Immunsystem
Doch die Vielfalt der spezifischen Immunzellen
hat einen Haken: Von diesen Experten
gibt es im Körper jeweils nur eine
geringe Menge. Um eindringende Krankheitserreger
tatsächlich besiegen zu können,
müssen sie sich millionenfach vermehren.
Und genau hier kommt der Unterschied
zwischen Frauen und Männern zum Tragen.
Während das weibliche Hormon Östrogen
die Vermehrung der spezifischen Immunzellen
unterstützt, wirkt sich das
männliche Hormon Testosteron genau gegenteilig
aus. «Östrogen stimuliert das Immunsystem,
Testosteron hingegen unterdrückt
es. Das Immunsystem von Frauen
reagiert deshalb schneller und aggressiver
gegen Krankheitserreger als das von Män-
Über die Ursachen dieses Unterschieds
zwischen den Geschlechtern können
die Forscher nur vage Aussagen machen.
Altfeld verweist darauf, dass sich das
menschliche Immunsystem über Jahrmillionen
entwickelt habe. Für eine mögliche
Erklärung müsse man daher weit zurückblicken:
«Unsere Vorfahren in der Steinzeit
lebten in gemeinsamen Höhlen und setzten
sich Gefahren aus. Die Aufgabe des weiblichen
Immunsystems war es, das ungeborene
oder neugeborene Kind besonders zu
schützen.» Dieser Zusammenhang könnte
auch den Einfluss der Hormonaktivität erklären,
weswegen junge Frauen geschützter
sind als alte.
Die geschlechterspezifischen Unterschiede
in der Immunantwort können also
eine wichtige Begründung dafür liefern,
warum Männer für viele Krankheiten anfälliger
sind als Frauen - und zwar nicht nur
für Erkältung und Grippe. Doch die Anfälligkeit
allein mit dem Testosteron-geschwächten
Immunsystem zu erklären,
würde zu kurz greifen. «Auch weitere Faktoren
spielen eine Rolle: Männer leben immer
noch risikoreicher, sie ernähren sich ungesünder
und sie lassen sich weniger diszipliniert
impfen», sagt Grubeck-Loebenstein.
Kurzum: Gänzlich können sich Männer
nicht auf die Natur berufen…
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CRUISER OKTOBER 2021
CRUISER OKTOBER 2021
16 KULTUR
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BUCHTIPP
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Was bedeutet
Zuhause?
Eine schwule Lovestory zwischen einem Schwarzen und einem Mann mit
japanischen Wurzeln. Washington entführt seine Leser*innen ins reale Leben.
JETZT
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UNTER
diversumverlag.ch
VON BIRGIT KAWOHL
Barack Obama hatte Bryan Washingtons
Short Stories auf seiner Leseliste,
Sunil Mann erwähnt den Roman
auf Instagram. Man hat schon das
Gefühl, dass man keinesfalls mehr zugeben
darf, den 1993 in Kentucky geborenen Autor
nicht zu kennen, gilt er doch als so etwas
wie die «neue Stimme» der USA mitten
in Zeiten von Rassendiskriminierung und
#Me-too-Bewegung.
Gleichzeitig spricht Washington aber
ein Thema an, dass wir schon in der Literatur
der Antike finden: das Zuhause,
manchmal auch als Heimat thematisiert,
also etwas einerseits sehr klar Definiertes –
näm lich die Adresse, die im jeweiligen
Pass steht –, andererseits aber auch etwas
überaus Emotionales.
Fragt man eine Reihe von Menschen,
was sie unter Zuhause verstehen, so wird
man eine Vielzahl von Antworten erhalten,
jede*r verbindet damit etwas Anderes. Für
manche ist es ein bestimmter Geruch, für
andere ein typisches Essen, ein Mensch,
eine Landschaft... Die Liste liesse sich noch
länger fortsetzen.
Die Protagonisten des eben erschienenen
Romans von Washington kommen aus
unterschiedlichen Welten: Benson, ein
schwarzer Kindergärtner aus Houston, und
Mike, ein Koch mit japanischen Eltern. Beide
haben sich gefunden und leben zusammen,
aber irgendwie nicht mehr wirklich
gemeinsam. Mike hat Affären, Ben kann
dies nicht thematisieren, statt zu streiten,
lassen sie eher Dinge durch die Luft sausen,
und statt sich zu versöhnen, haben sie Sex.
Sie merken beide, dass es kriselt, dass sie zu
wenig miteinander reden, dass die gemeinsame
Wohnung ihnen irgendwie kein Zuhause
mehr ist.
CRUISER OKTOBER 2021
Da geht es auch um die allgegenwärtigen
Fragen der Schwulen:
Wie leben meine Eltern mit
meiner Sexualität, wie werde
ich akzeptiert und was mache
ich aus meinem Leben.
Dann sagt sich Mikes Mutter aus Japan
zu Besuch an und ihr Sohn verschwindet im
selben Moment zu seinem an Krebs erkrankten
Vater. Ben hockt nun alleine mit
der ihm fremden Frau in der Wohnung. Die
beiden nähern sich an und lernen sich und
Mike auf ihre Art besser kennen.
Da geht es auch um die allgegenwärtigen
Fragen der Schwulen: Wie leben meine
Eltern mit meiner Sexualität, wie werde ich
akzeptiert und was mache ich aus meinem
Leben. Und doch ist es keine typische Coming-of-Age-Story,
dazu sind die Protagonisten
zu alt und zu gesetzt in ihren Lebensumständen.
Aber genau das ist es ja häufig,
was das queere Leben auf Dauer belastet.
Washington schreibt zudem eine Geschichte,
wie sie uns auf beziehungstechnischer
Ebene bekannt vorkommt. Man findet
eine Liebe, zieht zusammen und nach einigen
Jahren – Ben und Mike sind seit vier Jahren
zusammen – ist irgendwie die Luft raus.
Man müsste kämpfen, sich bemühen, aber
aus diversen Gründen macht man dies oft
nicht, sei es aus Bequemlichkeit oder aber
auch aus Angst vor der Wahrheit, vor Veränderung.
Diese Situation ist im Roman sehr
plastisch eingefangen.
Allerdings finden wir hier keine Story,
in die wir uns hineinfallen lassen könnten,
zu kurz sind die Einblicke in verschiedene
Situationen, zu sprunghaft die Erzählweise.
Dies kommt dem echten Leben sicherlich
sehr nah, lesetechnisch ist das Ganze aufgrund
dieser Bauweise etwas anstrengend,
zumal auf einer Länge von nahezu 400 Seiten.
Ebenso wie Ben muss man immer auf
dem Sprung sein, vom heimatlichen Herd
zum Kindergarten zum Treffen mit Bens Vater
treiben einen die kurzen Abschnitte
stakkatomässig durch die Seiten.
Und dann ist man froh, dass am Ende
doch noch «Ich liebe dich» gesagt werden
kann, was einem die Hoffnung auf die Liebe
und das Leben bestätigt.
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Bryan Washington: Dinge, an die wir nicht
glauben. Kein & Aber 2021.
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Tia Adam ist Fernsehköchin aus Leidenschaft. Ihre Mission: authentische, gesunde Küche
für die Nation. Sinkende Einschaltquoten, junge Hipster und gierige Produzenten bringen
ihre heile Welt bald ins Wanken - Tia Adam soll abgesetzt werden. Wenig hilfreich für Tia
sind die zahlreichen Giftmorde, die im Dunstkreis des Medienstars geschehen.
«Tödliche Intrigen» ist ein amüsanter und rasanter Stadt-Krimi über die Mediengesellschaft
im 21. Jahrhundert, die merkwürdigerweise immer noch an alten Werten und
Klischees festhält - und eine packende Geschichte über Schuld, Unschuld und Sühne. Es
ist das erste Buch nach Dekaden seit Haymo Empls Bestsellern «Milzbrand» und «Attila».
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CRUISER OKTOBER 2021
18 SERIE
SERIE 19
HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR
HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR
Lynchmord für das
schwule Idol
Ein schwuler Wagenlenker, ein attraktiver Sklave, ein mächtiger römischer
Heerführer und der Kaiser von Rom: Lasst das Drama beginnen!
VON ALAIN SOREL
D
ie meisten haben den Filmklassiker
Ben-Hur mit Charlton Heston in der
Titelrolle einmal gesehen. Höhepunkt
ist das legendäre Wagenrennen zwischen
dem jüdischen Fürsten Judah Ben-
Hur und dem hartherzigen römischen
Tribun Messala. Als sie den Wettkampf in
Jerusalem austrugen, waren die einstigen
Busenfreunde längst Todfeinde geworden.
Die unterschwellig vorhandene homoerotische
Neigung zwischen Ben-Hur und Messala
hatte die Feindseligkeit zwischen römischem
Besatzungsregime und der von ihm
unterdrückten jüdischen Bevölkerung in
Jerusalem nicht überwinden können. Es
gab im Circus nur den Sieg für den einen
und den Tod für den anderen …
Fangemeinde eines Wettkämpfers
Wagenlenken war eine Kunst im Römischen
Imperium. Auch in der Stadt Thessaloniki
beherrschte sie einer in dieser Zeit besonders
gut. Er hatte die Pferde immer im Griff.
Hielt die Zügel fest in der Hand. Nichts
konnte ihn auf dem Streitwagen aus dem
Gleichgewicht werfen. Er gewann Rennen
um Rennen. Deswegen war er der Liebling
des Volkes. Denn Wagenrennen waren nicht
nur eine Zerstreuung für die Herrschenden,
sondern Ablenkung auch für die Regierten.
Brot und Spiele.
Der Wagenlenker machte dem
Offizier eindeutige Avancen.
Dimitrios war jedes Mal stolz, wenn er
gewann. Er wusste, er war der Beste seines
Fachs. Und jeder Sieg stärkte auch seine
soziale Stellung, was nur von Vorteil sein
konnte unter den Römern und den Griechen
Thessalonikis. Er war sich sicher, auch heute
wieder, an diesem heissen Sommertag des
Jahres 390 n. Chr., zu triumphieren. Aber
dann klopfte es, draussen standen Bewaffnete
des römischen Heermeisters Butherich.
Die aufgeladene Menschenmenge wartete
vergeblich im Hippodrom auf ihr Idol. Dann
verbreitete sich das Gerücht wie ein Lauffeuer
unter seinen Fans: Dimitrios sei festgenommen
worden.
Butherich kannte den Wagenlenker.
Jedes Mal nach einem Sieg hatte er ihn zu
sich auf die Bühne rufen lassen, um ihn zu
bekränzen, mit einem Beutel Geld zu belohnen
und mit ihm zu plaudern. Eine Chronik
überliefert, dass Dimitrios dem Offizier
Avancen eindeutiger Art gemacht habe. In
der Stadt wusste man, dass der Wagenlenker
schwul war.
Erkannte der Truppenchef im anderen
einen Gleichgesinnten? Spürte er Gefühle,
wie er sie nie für möglich gehalten hätte,
geriet er gar aus der Fassung deswegen?
Klopfte sein Herz für Dimitrios? Butherich,
ein Meister des Waffenhandwerks, war
stäm mig und muskulös. Der Wagenlenker
schlank und von eleganter Wendigkeit.
Schickte der Kommandant am Abend vor ➔
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Butherich, ein Meister des Waffenhandwerks, war stämmig und muskulös. Wer nehmen an, dass er etwa so ausgesehen habe.
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CRUISER OKTOBER 2021
20
SERIE
HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR
Römern Soldaten und Landarbeiter zu stellen.
Der Kaiser wollte diese Tat nicht ungestraft
lassen, weil er sonst nachhaltige Erschütterungen
des Imperiums etwa in Form
von Aufständen befürchtete.
Wagenlenken war eine Kunst im römischen Imperium.
dem geplanten Rennen einen Diener zum
Wagenlenker? Wollte er es jetzt einfach wissen
und liess eine Einladung für ein Essen
nach dem morgigen Spektakel im Hippodrom
überbringen? Sollte es so gewesen
sein, hätte er aber nicht ausgerechnet einen
hochgewachsenen braungebrannten Burschen
als Überbringer aussuchen sollen.
Denn der Wagenlenker war heiss und ganz
offensichtlich nicht auf Butherich fixiert.
Quälende Enge statt Rausch
der Geschwindigkeit
Die Quellen sind dürftig, aber verbürgt ist
auf jeden Fall, dass ein junger Mann aus
dem Gefolge des Oberbefehlshabers in eine
Situation geriet, in der er mit Dimitrios allein
war. Der musste den Sklaven von früher
gekannt haben. Wahrscheinlich hatte ihn
der Wagenlenker stets in der Umgebung des
Generals gesehen.
Auf jeden Fall tauchte Butherichs Gefolgsmann
erst nach vielen Stunden wieder
auf. Verwirrt, in aufgelöstem Zustand. Es
hiess, er habe gesagt, von Dimitrios mehrfach
vergewaltigt worden zu sein. Der Spitzenmilitär,
bebend vor Zorn – war er eifersüchtig?
–, fackelte nicht lange: Er schickte
seine Häscher und liess den Wagenlenker
festsetzen. Der erlebte nun nicht einen neuen
Rausch der Geschwindigkeit, sondern
zermürbenden Stillstand in einer Zelle, unterbrochen
bloss durch Folter.
Er sei von Dimitrios mehrfach
vergewaltigt worden.
Inferno mit Tausenden von Toten
Doch nun entluden sich die ohnehin vorhandenen
Spannungen in der Stadt in einer
Orgie der Gewalt. Ein gnadenloses Morden
begann. Dem Volk gingen sportliche Wettkämpfe
über alles, die hatten stattzufinden,
gleichgültig, ob sich jene, die sie bestritten,
etwas hatten zuschulden kommen lassen
oder nicht. Die Fans wollten ihren Spass haben
und deshalb ihren Wagenlenker wieder
in Aktion sehen – sofort. Andernfalls waren
sie bereit zu randalieren. Butherich gab
nicht nach – und war einen Moment lang
unvorsichtig. Ein ausser Rand und Band
geratener Mob wurde seiner und eines anderen
Offiziers habhaft, bespuckte beide,
schleifte sie durch die Stadt und lynchte sie
schliesslich. Das rief nun den römischen
Kaiser Theodosius den Grossen auf den
Plan, der das von ihm erreichte Gefüge
des Ausgleichs für sein Herrschaftsgebiet
gefährdet sah: Butherich war ein Gote, denen
Theodosius Autonomie gewährt hatte
im Austausch gegen die Bereitschaft, den
Bischof nimmt Partei für
schwulen Wagenlenker
Also holte die Staatsmacht zum Gegenschlag
aus. Theodosius ordnete unverzüglich
eine Strafaktion an. Es hiess, der dem
Christentum verpflichtete Kaiser habe sie
alsogleich bereut und den Befehl auch auf
Intervention der Kirche hin rückgängig gemacht,
aber es sei zu spät gewesen. Die gotischen
Truppen wurden zur Soldateska,
lockten die vergnügungssüchtigen Leute
unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in
das Hippodrom von Thessaloniki und richteten
ein fürchterliches Massaker an. Getrieben
von Blutdurst, setzten sie das Gemetzel
danach in der Stadt fort. Die Zahl der
Toten wird mit 7000 angegeben, Familien
wurden umgebracht, auseinandergerissen,
traumatisiert.
Doch jetzt geschah etwas Unerhörtes
für die damalige Zeit. Der Bischof von Mailand,
Ambrosius, war empört über das Massaker
und liess den Kaiser nicht mehr zur
Messe zu – so lange, bis er Busse getan habe.
Theodosius kam dieser Aufforderung nach.
Die junge Kirche wies die alte weltliche
Macht Rom in die Schranken. Ein Bischof
hatte ein Massaker an Menschen verwerflich
gefunden, die für einen homosexuellen
Wagenlenker auf die Strasse gegangen waren.
Keine Selbstverständlichkeit damals.
Die Spuren des Wagenlenkers und des
Dieners von Butherich aber haben sich im
Laufe der Zeit verflüchtigt.
HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE
UND LITERATUR
Mehr oder weniger versteckt findet sich das
Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der
Politik, in antiken Sagen und traditionellen
Märchen – aber auch in Kunst, Wissenschaft,
Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne
Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie,
stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge
und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie
und da auch neue oder zumindest aufgefrischte
Erkenntnisse. In dieser Folge: Irren und Wirren
zwischen Waffenkünstlern, Wagenlenkern und
anderen kernigen Römern.
Bild © PD
szene &
kultur
CRUISER SZENE: AM PULS DER LGBT*-COMMUNITY.
AKTUELL, INFORMATIV UND MITTENDRIN.
CRUISER OKTOBER 2021
22 MUSIK
MUSIK 23
NEUE CD VON ABBA
NEUE CD VON ABBA
«Voyage» in die gute alte Zeit
ABBA elektrisiert
Als wären sie nie weg gewesen: Die ersten neuen Songs von ABBA klingen so,
wie Fans es wohl erhofft haben. Mehr Nostalgie war selten.
uns allen die Tränen», erzählt Regina Grafunde.
Die 55-Jährige aus Niedersachsen
hat in Berlin zusammen mit anderen geladenen
Fans die Londoner «ABBA Voyage»-
Veranstaltung verfolgt, bei der Benny Andersson
und Björn Ulvaeus die Rückkehr
ankündigten. «Es war so wunderschön, als
Frida anfing zu singen. Hinterher lagen wir
uns in den Armen.»
Es sind Songs, die wie aus
einer Zeitkapsel der späten 70er-
Jahre in unsere Gegenwart
gesprungen zu sein scheinen.
Bei den Konzerten handelt es sich nicht wie oft vermutet um Hologramm-Gigs! Die Abbatare sollen eine ganz andere «Körperlichkeit» als Hologramme haben, die
bisher auf Bühnen eingesetzt wurden. Das Aussehen der Bandmitglieder wurde gemäss eigenen Angaben auf den Stand von 1979 gebracht.
VON ANN-KRISTIN WENZEL / GREGOR
THOLL / BIRGIT KAWOHL / HAYMO EMPL
UND SO ZIEMLICH JEDEM MITGLIED
DER CRUISER-REDAKTION
Vor acht Jahren, damals wurde ihre
erste Single, «Ring Ring (Bara Du Slog
En Signal)», 40 Jahre alt, misteten
ABBA ihre Dachböden und Kellerräume aus
und liessen sich ihr eigenes Museum auf
der Insel Djurgarden errichten. Darin steht
seither das rote Festnetztelefon, das sie zu
«Ring Ring» inspiriert hatte. Dort hängen
ihre ausgefallenen Hosenanzüge. Die Kuratoren
haben die Grand-Prix-Bühne von
Brighton nachgebaut, auf der sie mit «Waterloo»
berühmt geworden waren, ihr Polar-
Studio in Stockholm und ihr Sommerhaus
auf Vigsö. Damit waren sie dann doch, wie
man so sagt, Geschichte.
Schon nach wenigen Stunden haben
Millionen die beiden neuen ABBA-Songs
bei YouTube angeklickt. Es ist eine Sensation
im Musikkosmos. Die legendäre schwedische
Pop-Band veröffentlicht zwei neue
Lieder, kündigt ein neues Album an und in
London ausserdem eine rund anderthalbstündige
Show mit 22 Songs, in der ab Mai
2022 digitale Abbilder/Avatare (sogenannte
Abbatare) der vier Musiker von einer zehnköpfigen
Liveband begleitet werden sollen.
Alle Rekorde gebrochen
Für viele Fans wird ein Traum wahr: «Als sie
das erste Lied angestimmt haben, liefen bei
Bild links © Industrial Light Magic / Bild rechts © PD
Nach ihrer Trennung im Jahr 1982 hatten
ABBA immer wieder ausgeschlossen,
noch einmal zusammenzukommen. Überraschend
teilte die Popgruppe dann 2018
mit: «Es war so, als ob die Zeit stillgestanden
habe, und wir waren nur für einen kurzen
Urlaub weg.» Damals verrieten Agnetha
Fältskog, Benny Andersson, Björn Ulvaeus
und Anni-Frid «Frida» Lyngstad (deren Vornamen
als sogenanntes Akronym den
Bandnamen ABBA ergeben), zwei neue
Songs aufgenommen zu haben.
Fans waren elektrisiert. Und mussten
nochmals drei Jahre warten. Doch jetzt,
wenn sie «Don’t Shut Me Down» und «I Still
Have Faith In You» hören, verstehen Millionen,
was mit der gefühlt kurzen Abwesenheit
von Agnetha (heute 71), Benny (74),
Björn (76) und Anni-Frid (75) gemeint war.
Es sind Songs, die wie aus einer Zeitkapsel
der späten 70er-Jahre in unsere Gegenwart
gesprungen zu sein scheinen. Kurz nachdem
der Ticketverkauf startete, wurde klar
dass hier etwas monumentales im Gange
ist – noch nie wurden ein England so viele
Tickets in so kurzer Zeit verkauft.
Als wären sie nie weg gewesen
«Sie hören sich genauso an wie früher.
Der ABBA-Sound ist absolut zeitlos und berührt
mich immer wieder», sagt Grafunder,
die einen internationalen Fanclub für die
Band leitet.
Viele trauen ihren Ohren kaum: Ist das
jetzt gerade das Jahr 2021 oder 1978? Passend
dazu heisst das neue Album, das für
Anfang November angekündigt worden ist,
auch noch «Voyage», also auf Deutsch «Reise».
Und die Musik ist wie eine Reise, eine
bon voyage in die Vergangenheit - in die
gute alte Zeit, wie wohl manche denken.
Bei der weltweit übertragenen Präsentation der Reunion und der neuen Songs waren über 2 Millionen
Menschen direkt oder indirekt vor dem TV oder auf Youtube dabei.
Die 70er-Jahre werden in (West-)
Deutschland gerne verklärt: Dann wird weniger
an die Konjunkturkrise, die Inflation
und den RAF-Terrorismus gedacht als an
sexuelle Befreiung, Schlaghosen und die
freche Kinderserie «Pippi Langstrumpf» mit
Inger Nilsson. Die schwedische TV-Serie lief
in der Bundesrepublik ab 1971. Schweden
war in den 70ern das sozialdemokratische
Vorzeige- und Sehnsuchtsland. Der Spitzensteuersatz
lag bei bis zu 85 Prozent.
Schweden, das war Wohlfahrt, Volvo, Ikea,
Astrid Lindgren, ABBA-Pop. Genau gleich in
der Schweiz: ABBA allüberall.
Online häufen die Kommentare bei
YouTube in vielen Sprachen: «Dass ich
das noch erleben darf. Wie Geburtstag,
Weihnachten und Silvester gleichzeitig»,
schreibt ein Mann, der ergänzt, auch ein
50-Jähriger dürfe mal weinen. «Das Leben
in diesen schwierigen Zeiten ist wieder
heller und bunter.» Und ein anderer Herr
gesteht: «ABBA ist wieder da und mit
ABBA meine Jugend und all’ die vergessen
geglaubten Gefühle.»
Patricia Dreyer beim «Spiegel» gab dagegen
zu, damit zu hadern, «dass wir als
Gesellschaft ständig Dinge tun, weil wir es
können, und uns nicht fragen, ob es tatsächlich
sinnvoll ist»: «Warum schon wieder
etwas beleben, das seine Zeit doch
hatte? Was abgeschlossen war, perfekt
nicht nur in seiner Vollendung, sondern
weil es endlich war.»
In der Schweiz hatten ABBA viele
Nummer-eins-Hits in den Jahren zwischen
1974 und 1981: «Waterloo», «S.O.S», «Mamma
Mia», «Fernando», «Dancing Queen»,
«Money, Money, Money», «Knowing Me,
Knowing You», «Super Trouper» und «One
of Us» - um nur einige zu nennen. Und auch
heute noch wird in Petras TipTop Bar in
Zürich mindestens einmal pro Abend irgendein
ABBA-Knaller gespielt.
Doch auch andere Lieder wurden
Kult, füllen noch heute auf Familienfesten
oder anderen Partys die Tanzfläche, darunter
«Gimme! Gimme! Gimme! (A Man
After Midnight)», «Voulez-vous», «Chiquitita»,
«I Have A Dream», «Summer Night
City», «The Winner Takes It All», «Thank
You For The Music» und jedes Silvester
«Happy New Year».
ABBA zählt zu den erfolgreichsten
Bands überhaupt. Es begann 1974 beim Eurovision
Song Contest im südenglischen
Seebad Brighton. In den Folgejahren wurde
ABBA europäischer Konsens-Pop. Die
Lieder wurden immer wieder gecovert oder
benutzt, etwa von Stars wie Cher (Album
«Dancing Queen», 2018), Madonna (der Hit
«Hung Up», 2005), den Fugees («Rumble In
The Jungle», 1997) oder Erasure («ABBAesque»,
1992). ➔
CRUISER OKTOBER 2021
CRUISER OKTOBER 2021
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MUSIK
NEUE CD VON ABBA
ADVERTORIAL
Viele Männer leiden unter Männerbrüsten
und haben Angst, ihren Oberkörper zu zeigen.
Dies muss nicht sein: Es gibt einfache,
minimal-invasive Behandlungsmöglichkeiten,
um “man boobs“ für immer zu entfernen.
Wenn schon, denn schon: ABBA bauen in London derzeit ihr eigenes Theater für die Konzertaufführungen.
Das Musical «Mamma Mia!» mit ABBA-
Hits und dessen Verfilmung mit Meryl
Streep und Amanda Seyfried festigte in den
Nullerjahren ältere Fans und gewann auch
jüngere für die Ohrwürmer hinzu. Viele dieser
Leute sind nun gerührt. Und ABBA
scheint sich auch an sie alle zu richten. Im
Text von «Don’t shut me down» heißt es
nämlich übersetzt: «Und jetzt siehst du ein
anderes Ich, ich wurde neu geladen». Und:
«Ich bin wie ein Traum in einem Traum, der
entschlüsselt wurde; Ich wurde entzündet,
ich brenne, schalt mich nicht aus.»
Braucht es so eine Show?
Die Frage stellt sich natürlich schon ein bisschen,
warum ABBA sich derart inszeniert.
Geld brauchen sie alle nicht, Erfolg hatten
und haben sie alle. Wir haben ein bisschen
auf der Cruiser-Reaktion herumgefragt und
Shehab, nicht gerade der grösste ABBA-Fan,
hat es auf den Punkt gebracht: «Sie beabsichtigen,
das virtuelle Konzertprojekt zu
starten - arbeiten hart dafür und investieren
in neue Technologien und ruhen sich dann
aus, während die ABBAtars die Arbeit machen,
ohne dass sie selbst singen müssen,
eine Art nachhaltige Ressource ihrer Karrie-
re. Geldverdienen während man rumsitzt,
so quasi». Und fügt an: «Das haben sie ja
schon bei Mama Mia so gemacht».
Die beiden neuen Songs werden als
Teaser für das neue Album veröffentlicht,
das das Herzstück ihres virtuellen Konzerts
sein wird. Ich denke, das ist ihr Investitionsprojekt,
das ihnen Geld bringt und ihren
Ruhm zeitlos wiederbelebt. Sie zeigen in
diesem Song, wie gut die CGI (Avatare) gestaltet
sind, um die Fans anzulocken, seien
es nostalgische alte Leute oder die junge
Generation, die ihren Song kennt und sich
für etwas Avantgardistisches in der Technologie
begeistern würde. Es ist also sehr, sehr
clever.» Und Moel findet: «Der klassische
Vorab-Beweis und Machbarkeit: Veröffentlichung
von zwei Songs des neuen Albums,
um die Reaktion der Leute zu sehen und testen
und somit sicher zu gehen, dass es erfolgreich
sein wird.»
«Aber warum zeigen sie sich nicht so
wie sie sind? Alt?» Kurzes Schweigen im
Cruiser-Kaffeekränzchen. Weil kein Mensch
eine 71-jähirge Agnetha sehen möchte?»
«Ich fand diese ‹Wiedergeburt› von
vornherein nicht gut. Ich denke, sie hatten
ihre Zeit, die sie 100 % genutzt haben und
dann sollte es auch gut sein. Früher war es
so, dass man an ABBA ihre momentanen
Lebensumstände an den Songs und an
ihnen ablesen konnte, das war ehrlicher
Kitsch, heute ist es für mich nur noch Fake»,
brummelt die stellvertretende Chefredaktorin
und schaltet erst einmal die Musik
aus.
Das neue Album Voyage wird am 5. November
veröffentlicht. Es ist die erste Studioproduktion
von ABBA seit 40 Jahren.
Bilder © PD
Schätzungsweise jeder zehnte Mann leidet
– oftmals im Stillen – unter Männerbrüsten.
Für die Betroffenen ist das Problem sehr
belastend: Sie fühlen sich unwohl in ihrer
Haut und ziehen nur ungern ihr Oberteil
aus. Auch wenn der Oberkörper bedeckt ist,
sind Männerbusen oft ersichtlich.
“Man boobs“ werden von vielen Menschen
als ästhetisch unattraktiv empfunden. Die
sogenannte Gynäkomastie bezeichnet eine
Vergrösserung der Brustdrüse beim Mann,
die meist von zusätzlichen Fetteinlagerungen
begleitet wird. Typisch ist, dass weder
Sport noch Diät etwas an der Form der
Männerbrust verändern können. Die Gynäkomastie
tritt sowohl bei schlanken als auch
bei übergewichtigen Herren auf, was zu
einer erheblichen Beeinträchtigung des
Selbstbewusstseins führen kann. Die Hauptursache
liegt meistens in hormonellen
Fehlsteuerungen, aber auch die Einnahme
von Hormonen (z.B. durch Ernährung)
sowie Übergewicht können Auswirkungen
auf die männliche Brust haben.
Die Behandlung der Gynäkomastie ist in
fast allen Fällen ambulant und minimal-invasiv
möglich: Für ein optimales Ergebnis
müssen zwei unterschiedliche Verfahren
miteinander verknüpft werden. Am Anfang
steht die Absaugung des überschüssigen
Fettes im Brustkörper. Häufig basiert das
störende Volumen jedoch (auch) auf dem
überproportionalen Drüsengewebe, welches
nur selten durch die Fettabsaugung alleine
reduziert werden kann. In vielen Fällen ist es
deshalb notwendig, den Drüsenkörper
Nie mehr unter
Männerbrüsten
leiden!
durch einen Millimeterstich in der Brustwarze
vollständig zu entfernen. Der gesamte
Eingriff ist schmerzfrei und dauert ungefähr
eine Stunde, die Nachbehandlung besteht
aus einem Verband für 24h. Direkt nach
dem Eingriff kann der Patient nach Hause
und am nächsten Tag zur Arbeit.
Je nach Erschlaffung des Gewebes und der
Grösse der Männerbrust lohnt es sich, die
Haut zusätzlich zu straffen. Hierfür empfehlen
wir bei der Männerbrust den Einsatz
eines Lasers. Ausgewählte Laserfrequenzen
erhitzen gezielt die Bindegewebestrukturen
unter der Haut und führen so zur
optimalen Straffung. Das Ergebnis: Die Haut
zieht sich perfekt zurück.
Kosten: ab CHF 4000.00 (wird nicht von der
Krankenkasse übernommen)
vorher
nachher
Das erste Beratungsgespräch ist immer
kostenlos und unverbindlich.
Dr. Linde ist einer der bekanntesten
Schönheitsärzte in der Schweiz und
ein international anerkannter Ästhetik-Experte
mit über 25 Jahren Erfahrung.
Er ist auf die Behandlung von
Fettpolstern, Falten und Veränderungen
der Haut mit neuesten, innovativen
Technologien spezialisiert.
Dr. Linde fokussiert sich seit Jahrzehnten
auf die Behandlung von Männern
und ist unter anderem Mitgründer der
The Gentlemen's Clinic.
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CRUISER OKTOBER 2021
26 KULTUR
KULTUR 27
THEATER IM SCHIFFBAU
THEATER IM SCHIFFBAU
Gedoppelt, gespiegelt,
gebrochen ...
Wu Tsang und ihre Gruppe «Moved by the Motion» g ehen im Zürcher
Schauspielhaus bildmächtig dem «Orpheus»-Mythos nach.
heben die Techniker den Boden ab, die Gestänge,
die ihn halten. Legen schliesslich –
in etwas lange währender Zeit – den ganzen
tieferliegenden Untergrund frei. Des Spiegels
Aufgabe ist es dann, den Zuschauern zu
zeigen, was sich da unten, jenseits ihres
Blickwinkels abspielt. Noch unter den Wurzelballen
der Bäume, die tatsächlich zu sehen
sind. Dort verliert Orpheus seine Eurydike.
Wieder und wieder...
Wu Tsang und «Moved by the Motion»
gründeln tief in ihrer ersten Inszenierung,
die ins Repertoire gehen und den derzeit
recht ausgedünnten Zürcher Spielplan anreichern
wird. Es interessiert sie der Umgang
mit dem griechischen Mythos an sich:
Was bedeutet er heute noch? Was bedeutet
er für queere Menschen, was für solche mit
nicht-weisser Hautfarbe? Und was überhaupt
sagt Eurydike zu all dem? Wird sie
überhaupt gefragt oder entscheidet der
Mann wieder einmal allein?
Und Wu Tsang fragt: Wer alles hat sich
schon mit diesem Mythos vom liebenden
Sänger beschäftigt, dem es gelingt, seine
Geliebte aus der Unterwelt zu holen und der
sie dann aus eigener Dummheit doch ver-
liert? Die Antwort ist klar: Es waren viele.
Von Claudio Monteverdis «Orpheus», der in
manch einem chronologisch-geordneten
Opernführer als erstes Werk aufgeführt
wird, bis zum Roman «Einstein Intersection»
von Samuel R. Delany. Delany ruft
letztlich dazu auf, sich von den alten Mythen
zu emanzipieren und eigene zu finden.
Dieser Aussage folgt Wu Tsangs «Orpheus»
weitgehend; der Autor des Werks, das 1967
als bester Science-Fiction-Roman mit dem
Nebula Award ausgezeichnet wurde,
kommt im Bühnenfilm zu Wort, mit einem
Zitat über die Grausamkeit von Religionen
im Allgemeinen und monotheistischen im
Besonderen.
Auf der Leinwand, die das Freilegen
der Unterwelt verdeckt, unterhalten sich im
Film auch Tosh Basco und Thelma Buabeng
als verdoppelte, aber doch recht unterschiedliche
Eurydikes. Ihr Tenor ist eindeutig:
Es gefällt ihnen in der Unterwelt mit ihrer
relaxten Atmosphäre, der Ruhe und der
fehlenden Hektik. Man könnte den Zustand
der beiden auch mit dem «Underground»,
der queeren Club-Subkultur assoziieren, in
dem sich die Mitglieder von Wu Tsangs ➔
Ein Spiel mit Visionen: Die Personen erscheinen
doppelt, hier Thelma Buabeng und Steven Sowah.
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Mit einem Blick zurück verbannt Orpheus seine geliebte Eurydike unwiederbringlich in die Unterwelt und stürzt sich selbst damit in tiefe Trauer. Die Geschichte
des mythischen Sängers trifft sich mit der langjährigen Auseinandersetzung der «roving band» «Moved by the Motion» (Wu Tsang, Tosh Basco – hier im Bild,
Josh Johnson, Asma Maroof, Patrick Belaga, u.a.) mit gesellschaftlichen Sichtbarkeiten.
VON VALERIA HEINTGES
Die Hauptrolle spielt der Spiegel. Riesengross
bedeckt er fast die gesamte
Rückseite der Schiffbau-Box. Leicht
gekippt hängt er da – und zeigt alles, was auf
der Bühne stattfindet, noch einmal. Doppelt
die vier Lichtlinien am Rand, die in der Mitte
ein grosses, schwarzes Quadrat lassen.
Doppelt später der Kreis, zu dem sich das
Quadrat rundet. Doppelt auch dann der
schwarze Punkt, bis auch der verschwindet
und nichts mehr undurchdringlich in der
Mitte wabert. Doppelt auch später die Unterwelt,
die sich öffnet in dieser «Orpheus»-
Inszenierung von Wu Tsang und ihrer
Gruppe «Moved by the Motion» in der
Schiffbau-Box des Zürcher Schauspielhauses.
Denn die Unterwelt liegt hier schlicht
unten, unter dem Boden: Platte für Platte
Bilder © Diana Pfammatter
CRUISER OKTOBER 2021
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KULTUR
THEATER IM SCHIFFBAU
sicher – schnell – legal
RUBRIKENTITEL
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Inspiriert von unzähligen Interpretationen des Mythos inszeniert die Gruppe
Orpheus als Tragödie des Blicks, als Erzählung von der Überwindung des Todes
und der Macht der Liebe. Hier im Bild Raphaël Geb-Loryie.
Gruppe «Moved by the Motion» kennengelernt
haben. Ganz zu Beginn des Abends fällt
das Wort «Club», das zwanglose Herumstreifen
der Akteure ist halb eben das, halb wirkt
es wie das Abchecken und Kennenlernen zu
Beginn eines (jeden) Dating-Abends.
Vieles wird an diesem Abend gedoppelt,
gespiegelt, gebrochen. Noch mehr aber
wird nur angedeutet und angerissen; könnte
so interpretiert werden oder anders. Zu den
zwei Eurydikes kommen zwei Orpheus’, von
denen einer zwischendurch aber auch als
Tod gedeutet werden könnte. Und wer ist
dieser Cowboy, der sich am Ende dann als
CRUISER OKTOBER 2021
Tod entpuppt? Aus Delaneys Roman hat es
«Kid Death», der Verschnitt des mordenden
Billy-the-Kid mit Totenwächter Charon, auf
die Bühne geschafft. Wer das aber nicht im
Programmheft liest, wird nicht verstehen,
was der Mann mit Western-Hut soll, der zudem
noch ein Korsett so über dem Hemd
trägt, dass es auch ein Skelett sein könnte.
Wieder gelingen Wu Tsang grossartige
Bilder; der Spiegeleffekt lässt immer wieder
staunen, wenn sich die Akteure so arrangieren,
dass sie wie Gemälde wirken: Zum heterogenen
Klangteppich von Asma Maroof,
Tapiwah Sohse und Patrick Belaga ein Spiel
Tosh Basco, Josh Johnson, Raphaël Geb-Loryie begeistern.
mit Licht, Schatten und Farbe, mit Weiss,
Schwarz und Rot. Das beeindruckt. Aber
zunehmend stört die Tatsache, dass alles
viel oder wenig, dies oder das oder etwas
ganz Drittes bedeuten könnte. Wenn zudem
noch alles in Englisch gesprochen wird, oft
genuschelt, oft verzerrt, oft geflüstert, dann
spürt man zwar sehr, dass alles mit Bedeutung
aufgeladen ist. Aber wenn diese für das
uneingeweihte Publikum so gar nicht zu
entziffern ist, dann schlägt das Beeindruckt-
Sein irgendwann in ein Sehr-Genervt-Sein
um. Und die grossartige Aussage wird sehr
beliebig.
Bilder © Diana Pfammatter
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Einfach und praktisch: testen von Zuhause
mit Check at Home
Und so funktioniert es:
1. Bestellung online
Entscheide dich für das passende Test-Kit,
wähle dein Gesundheitszentrum und bezahle.
5. Versand ins Labor
Du schickst deine Proben ans Labor zurück
– dabei hältst du dich genau an die Vorgaben
zum Versand, damit alles klappt.
2. Beratung am Telefon
Bei der telefonischen Erstberatung informiert
dich eine Fachperson über das korrekte
Testen und klärt Fragen zur sexuellen
Gesundheit. Die Beratung ist mit deiner
ersten Bestellung und jährlich zwingend.
Dazwischen kannst du sie kostenlos hinzubuchen.
3. Zustellung per Post
Das Kit von Check at Home wird dir in einer
neutralen Verpackung per Post zugestellt.
Es passt in jeden Briefkasten.
4. Probeentnahme zuhause
Du machst Blut- und Abstrichproben bei dir
zuhause nach unseren Anleitungen.
6. Analyse im Labor
Das Labor wertet die Proben aus und übergibt
die Resultate deinem Gesundheitszentrum.
7. Übermittlung Resultat
Dein Gesundheitszentrum übermittelt dir
deine Testergebnisse auf dem gewohnten
Weg. Bei einem positiven Resultat beraten
sie dich vertraulich, wie du vorgehen kannst.
8. Und wieder von vorne
Wer sexuell aktiv ist, testet sich regelmässig.
Deshalb erhältst du eine Erinnerung, wenn
dein nächster Termin fällig ist.
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So sieht das Test-Kit für den STI-Check aus.
Mit dem STI-Check testest du dich auf die vier
wichtigsten STI: HIV, Syphilis, Gonorrhö und
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Gerade für sexuell aktive Männer, die
Sex mit Männern haben (MSM) und
nicht in einer monogamen Beziehung
leben, sind regelmässige Tests deshalb
sinnvoll. Bei einem positiven Test kann
durch die Behandlung und die Information
der Sexpartner dazu beigetragen werden,
die Infektionsketten zu unterbrechen. Dadurch
wird die Gesundheit des Individuums,
aber auch die der ganzen queeren
Community verbessert und gestärkt.
Wir alle wissen, wie schwierig es
manchmal ist, sich zu testen – auch nach
einem Risiko. Aus diesem Grund hat die
Aids-Hilfe Schweiz in Zusammenarbeit mit
den Checkpoints und den Fachstellen für
sexuelle Gesundheit das Home Sampling
ins Leben gerufen: Check at Home. Mit
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bequem auf die sexuell übertragbaren Infektionen
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CRUISER OKTOBER 2021
32 CRUISER-JUBILÄUM
CRUISER-JUBILÄUM 33
BALD WIRD GEFEIERT
BALD WIRD GEFEIERT
Wir suchen deine
Cruiser-Geschichten
Der Cruiser hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vor 35 Jahren wurden die
ersten Exemplare im Niederdorf verteilt. Teile deine Erinnerungen!
VON TEAM CRUISER
Ein Brief aus dem Jahre 1987 – auf
Schreibmaschine getippt – belegt den
offiziellen Start des Cruiser: «Am 11.
Januar 1987 haben wir – das sind Markus
Christen, Thomy Schallenberger, Tony Vogt
und Roger Staub – den Verein Cruiser gegründet.
Wir wollen mit dem Cruiser eine
regelmässige Publikation für Zürich und
Umgebung schaffen.»
Zuvor, im November und Dezember
1986, wurde der Markt mit einer so genannten
Nullnummer getestet. Die erste Ausgabe
ist in unserem Archiv unter www.cruisermagazin.ch
abrufbar.
Im Frühjahr kam dann also die Ausgabe
1/87 heraus. Roger Staub gab im Editorial
bekannt:
Wir suchen persönliche
Anekdoten, Erinnerungen und
Fotos rund um das älteste Gay-
Magazin der Schweiz. Per Mail:
redaktion@cruisermagazin.ch
Per Post: Cruiser, Clausiusstrasse
42, 8006 Zürich
«Die Nullnummer des Cruiser, erschienen im November 86, war ein Erfolg –
im Handumdrehen hat Mann sich ein Exemplar gegriffen. Daraus schliessen
wir, dass wir eine ‹Marktlücke› gefunden haben, mit einem Szene-Blatt aus
Informationen, ein wenig Klatsch und Inseraten, die weiterhelfen, wohin und
oder wozu auch immer. Wir machen also weiter. Und weil wir meinen, es
müsste den Cruiser auch in einer etwas ferneren Zukunft noch geben, haben
wir einen Verein gegründet. Die Aktiv mitglieder machen das Heft, und die
Gönnermitglieder helfen. So soll dem Cruiser ein besseres Dasein ermöglicht
werden. – Eintagsfliegen hat’s ja schon genug gegeben.»
1986 wurde der erste Cruiser in Zürich verteilt, die Nachfrage nach dem neuen Szene-Magazin war von Anfang an riesig.
Bilder © PD
Die erste «reguläre» Ausgabe, die sich
im Layout nicht von der «Nullnummer» unterschied,
erschien im Februar 1987. Das
war die eigentliche Geburtsstunde des
Cruiser. Er leistete sich von Anfang an eine
Redaktion und bewies, dass ein Szeneblatt
mehr sein kann als nur Kontaktanzeiger.
Das war nicht immer einfach. Die Finanzierung
hing von einer Handvoll Inserenten
ab; in den Anfängen wurde in der Redaktion
viel Freiwilligenarbeit geleistet – das ist
auch heute noch so. Der Cruiser erschien
vorerst unregelmässig alle paar Monate,
scheinbar je nachdem, ob sich zahlende Inserenten
fanden und die neben- und ehrenamtlichen
Redaktoren Zeit fanden.
Der Cruiser hat sich aber schnell etabliert.
Er steigerte seine Auflage, wuchs
über den Raum Zürich hinaus, erschien in
monatlicher Frequenz und war damit bald
der Konkurrenz voraus. Er kam dank fundierter
und oft auch angriffiger, aufdeckender
Berichte über die Szene oder Szenebetriebe
bei den Lesern gut an. Das
polarisierte aber und kostete ab und zu
auch die Gunst der Inserenten. Die 35 Jahre
Cruiser sind eine bewegte Geschichte: Die
Formate und die Schriftzüge wechselten –
wie man auf der Titelseite sehen kann –
und auch die Personen, die daran gearbeitet
haben. So ist dem Protokoll der ersten
Generalversammlung des Vereins Cruiser
zu entnehmen, dass Tony Vogt bereits nach
einem Jahr seinen Austritt gab.
Der Cruiser wurde über Jahre unter
dem Dach eines nicht gewinnorientierten
Vereins geführt – was für den Kassier nicht
immer einfach war. So findet sich denn im
Mahnwesen auch eine Formulierung wie:
«Da wir am Cruiser nichts verdienen wollen,
haben wir auch kein Geldpolster. Wir
sind auf die speditive Zahlung unserer Inserenten
angewiesen. Darf ich Sie bitten,
Ihre Zahlung baldmöglichst zu begleichen.»
Die Vereinsform verlangte natürlich
von allen aktiv Mitarbeitenden viel Einsatz
und Freiwilligenarbeit. Nach Jahren erst
wurde der Verein aufgelöst und der Cruiser
stufenweise in andere Geschäftsformen
und Besitzverhältnisse überführt.
Der Cruiser erfuhr vor allem in der
zweiten Hälfte der 90er-Jahre Berg- und
Talfahrten. Wechsel an der Redaktionsspitze
und in der Administration brachten
eine gewisse Unruhe mit sich.
Richtig professionell wurde der Cruiser
dann mit der Übernahme von Martin
Ender, der den Cruiser bis kurz vor seinem
Tod in diesem Jahr massgeblich prägte. Zusammen
mit Dani Diriwächter brachte er
den Cruiser bis ganz an die Spitze.
Wir suchen deine «Cruiser»-
Geschichte
Und hier nun beginnt deine Geschichte:
Für unsere Jubiläumsausgabe im Dezember
suchen wir persönliche Anekdoten,
Erinnerungen aber auch Fotos rund um
das älteste Gay-Magazin der Schweiz. Maile
uns auf redaktion@cruisermagazin.ch
oder schreibe uns: Cruiser / Clausiusstrasse
42 / 8006 Zürich
CRUISER OKTOBER 2021 CRUISER OKTOBER 2021
34
RATGEBER
DR. GAY
KAUFLEUTEN, MONTAG, 25. OKTOBER 21, 20.00 UHR
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Dr. Gay
VON VINICIO ALBANI
IST TIEFES FINGERN EIN RISIKO?
Ein Freund von mir hat mich anal mit einem seiner Finger
recht tief gefingert und seinen Speichel als Gleitmittel benutzt.
Mir ist zwar keine Blutung aufgefallen und wir hatten
auch keinen Analverkehr. Aber wäre es möglich, sich so mit
HIV anzustecken? Markus (20)
Hallo Markus
WER WIRD BEIM BLASEN ALS AKTIV UND
WER ALS PASSIV BEZEICHNET?
Mir ist aufgefallen, dass beim Blasen oft unklar ist, wer als aktiv
und wer als passiv gilt. Beim Analverkehr sind sich wohl alle
einig. Aber wie ist die Regelung beim Blasen? In Chats kommt
es hier immer wieder zu Missverständnissen. Cedric (33)
Hallo Cedric
Die meisten denken bei einem Aktiven an
den Penetrierenden und bei einem Passiven
an den Penetrierten. Viele halten es auch
beim Blasen so, also der Bläser ist der Passive
und der Geblasene der Aktive. Das wäre sozusagen
die technische, theoretische Erklärung.
Nun ist es in der Praxis aber etwas
komplexer. Das heisst, die Rollen können
vertauscht sein, wenn es um den eigentlichen
Akt geht. Beim Blasen kann der Geblasene
still daliegen und der Bläser macht die
ganze «Arbeit». Dann wäre der Bläser eigentlich
der Aktive. Genauso kann aber der Bläser
nur seinen Mund zur Verfügung stellen
und der Geblasene penetriert seinen Mund/
Rachen (Deepthroat, Skullfuck etc.). In diesem
Fall wäre der Geblasene der Aktive.
Auch beim Analverkehr kann der Penetrierende
nur daliegen und der Penetrierte auf
ihm reiten und das Tempo bestimmen. Oder
len Sexpraktiken möglich, auch beim Fingern
(Schmierinfektion). Wie du dein Risiko
verkleinern kannst und was es sonst noch
alles über HIV und STI zu wissen gibt, findest
du auf drgay.ch unter Safer Sex.
Alles Gute, Dr. Gay
Du kannst beruhigt sein. Fingern birgt kein
HIV-Risiko. Auch Speichel hat keinen Einfluss
darauf. Sei dir aber bewusst, dass andere
sexuell übertragbare Infektionen (STI)
wie z. B. Tripper, Chlamydien oder Syphilis
einfacher als HIV übertragen werden können.
Eine Übertragung ist bei praktisch alvon
hinten steht der Penetrierende nur still
und der Penetrierte mach die ganzen Bewegungen
und/oder stimuliert so den Penis des
Penetrierenden. In beiden Fällen wäre hier
der Aktive eigentlich der Passive. Zugegeben,
das ist alles etwas spitzfindig und beim
Analverkehr sind sich die meisten einig, wer
als passiv und wer als aktiv bezeichnet wird.
Praktisch gesehen stimmt das aber so nicht
ganz. Du siehst, es ist gar nicht so einfach,
die richtige Bezeichnung zu finden und weil
es keine klare Regel gibt. Mein Vorschlag: beschreibe
zukünftig, was du magst, ohne die
Ausdrücke «aktiv» oder «passiv» zu verwenden.
Als Beispiel: «Ich blase gerne oder «ich
lass mich gerne blasen». So sagst du klar, was
deine Vorlieben sind, und vermeidest unnötige
Missverständnisse.
Alles Gute, Dr. Gay
DR. GAY
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe
Schweiz. Die Fragen werden online auf
www.drgay.ch gestellt. Ein Team von
geschulten Beratern beantwortet dort deine
Fragen,welche in Auszügen und anonymisiert
im «cruiser» abgedruckt werden.
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artischock.net
QUEER-LITERATUR ALS
EIGENES GENRE?
Zwischen Identitätsfindung,
Emanzipation und Integration
Mit
Donat Blum
Autor und Gründer der ersten und einzigen
queeren Literaturzeitschrift im
deutschsprachigen Raum «Glitter – die
Gala der Literaturzeitschriften»
Simone Meier
Autorin und Journalistin
Verzaubert
Q U E E R E L E B E N S G E S C H I C H T E N
Sunil Mann
Krimi-, Jugend- und Kinderbuchautor
Anna Rosenwasser
Autorin
Moderation: Andreas Bühlmann
Künstlerischer Ko-Leiter Pink Apple
Filmfestival
ERMÖGLICHT DURCH: MEDIENPARTNER: VORVERKAUF:
DER LIVETALK MIT DER ANDEREN SICHT AUF KULTUR, EREIGNISSE UND BIOGRAPHIEN
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spannend.
© Patrick Mettraux
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