SB_19914NLP
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2020<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Untersuchung der Einflussgrößen<br />
und prozesstechnischen<br />
Randbedingungen<br />
auf die Schichtqualität<br />
beim Beschichten<br />
von rotationssymmetrischen<br />
Innenflächen mittels<br />
HVOF/HVAF
Untersuchung der<br />
Einflussgrößen und prozesstechnischen<br />
Randbedingungen<br />
auf die Schichtqualität beim<br />
Beschichten von<br />
rotationssymmetrischen<br />
Innenflächen mittels<br />
HVOF/HVAF<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 19.914 N<br />
DVS-Nr.: 02.2266<br />
Fraunhofer-Gesellschaft e.V.<br />
Fraunhofer-Institut für Großstrukturen<br />
in der Produktionstechnik IGP<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 19.914 / DVS-Nr.: 02.2266 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />
im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2020 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 478<br />
Bestell-Nr.: 170588<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-478-4<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 19.914N<br />
Thema<br />
Untersuchung der Einflussgrößen und prozess-technischen Randbedingungen auf die<br />
Schichtqualität beim Beschichten von rotationssymmetrischen Innenflächen mittels<br />
HVOF/HVAF<br />
Berichtszeitraum<br />
01.01.2018 bis 31.12.2020<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Lehrstuhl für Werkstofftechnologie, TU Dortmund (LWT)
Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.914N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Zusammenfassung .............................................................................................................. 4<br />
2 Zusammensetzung des projektbegleitenden Ausschusses .................................................. 5<br />
3 Ausgangssituation sowie wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Ziele .................. 6<br />
4 Arbeitshypothese und Arbeitsprogramm .............................................................................. 9<br />
5 Durchgeführte Arbeiten und erzielte Ergebnisse ............................................................... 11<br />
5.1 Pulverauswahl und Referenzbeschichtung ................................................................. 11<br />
5.2 Entwicklung einer Einheitsprobe ................................................................................ 19<br />
5.3 Partikeldiagnostik und Spritzparameteruntersuchung ................................................. 27<br />
5.4 Untersuchung der Bauteilkühlung ............................................................................... 38<br />
5.5 Validierung der Ergebnisse sowie Übertragung der Erkenntnisse auf andere<br />
Innenbrennersysteme ........................................................................................................... 42<br />
6 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 43<br />
7 Verwendung der Zuwendung ............................................................................................ 45<br />
8 Erläuterungen der Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit .................. 45<br />
9 Darstellung des wissenschaftlich-technischen und wirtschaftlichen Nutzens der erzielten<br />
Ergebnisse ............................................................................................................................... 45<br />
10 Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft ................................................................... 46<br />
10.1 Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen und aktualisierten<br />
Transferkonzepts .................................................................................................................. 48<br />
10.2 Literatur mit Bezug zum Projekt ................................................................................. 48<br />
11 Anhang .......................................................................................................................... 50
Seite 5 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.914N<br />
2 Zusammensetzung des projektbegleitenden Ausschusses<br />
Rainer Schwetzke*<br />
Aalberts Surface Treatment GmbH<br />
(ehemals Impreglon Moers GmbH)<br />
Altenbruchstraße 10<br />
47447 Moers<br />
Dr. Guido Reisel*<br />
Oerlikon Metco WOKA GmbH<br />
Im Vorwerk 25<br />
36456 Barchfeld-Immelborn<br />
Carsten Wolters<br />
Rybak + Hofmann rhv-Technik<br />
Eisentalstr. 27<br />
71332 Waiblingen<br />
Dr. Thorsten Stoltenhoff<br />
Dr. Sven Hartmann<br />
Oerlikon Metco Coating Services GmbH<br />
(ehemals TeroLab Surface GmbH)<br />
Helmholtzstr. 4-6<br />
40764 Langenfeld<br />
OBZ Innovation GmbH<br />
Elsässer Straße 10<br />
79189 Bad Krozingen<br />
Kerstin Ernst<br />
Putzier Oberflächentechnik GmbH<br />
Julius-Kronenberg-Straße 3<br />
42799 Leichlingen<br />
Dragan Uskovic<br />
TBC Uskovic GmbH<br />
Zinkhüttenweg<br />
44143 Dortmund<br />
*Projektpate: Herr Rainer Schwetzke verließ die Aalberts Surface Treatment GmbH zum<br />
30.09.2020 und stand als Projektpate nicht mehr zur Verfügung. Neuer Projektpate wurde ab<br />
dem 01.10.2020 Herr Dr. Guido Reisel.<br />
Wir danken den Mitgliedern im projektbegleitenden Ausschuss für die wertvollen<br />
Anregungen und konstruktive Mitarbeit zur erfolgreichen Bearbeitung dieses<br />
Forschungsprojekts.
Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.914N<br />
3 Ausgangssituation sowie wissenschaftlich-technische<br />
und wirtschaftliche Ziele<br />
Die Innenbeschichtung von Bauteilen (engl. „internal diameter“ (ID) coating) mittels thermischer<br />
Spritzverfahren zum Schutz gegen tribomechanische, thermische oder korrosive<br />
Beanspruchungen verzeichnet ein stetig wachsendes Interesse in Wissenschaft und Industrie.<br />
Das atmosphärische Plasmaspritzen, das Zweidraht-Lichtbogenspritzen, das Plasma<br />
Transferred Wire Arc Spraying (PTWA) und das Rotating Single Wire Verfahren haben sich zu<br />
den etablierten Verfahren entwickelt und werden weitgehend in der Automobilindustrie zum<br />
Innenbeschichten von Zylinderlaufbuchsen in Kurbelwellengehäusen eingesetzt, um die Reibung<br />
Kolben und Zylinderwandung zu reduzieren und so den Motorwirkungsgrad zu verbessern [1].<br />
Weitere typische ID Anwendungen werden durch hochverschleiß-beanspruchte Komponenten in<br />
der Öl- und Gasindustrie (z. B. Pumpen-, Ventil- und Kompressorenbau),<br />
kunststoffverarbeitenden Industrie (z. B. Extruderschneckengehäuse) sowie Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie (z. B. Fahrwerkskörper) beschrieben. Für konventionelle<br />
Beschichtungsaufgaben von Freiformflächen mit Außenradien haben sich vor allem<br />
hochkinetische Spritzverfahren (wie HVOF, HVAF und Warmspray) in Kombination mit<br />
karbidhaltigen Spritzzusätzen bewährt, um triblogisch beanspruchte Flächen vor einem<br />
frühzeitigen Verschleiß zu schützen. Die Vorteile derartiger Verfahren gegenüber anderen<br />
thermischen Spritzverfahren sind zahlreich [2] und machen sie für den ID-Bereich besonders<br />
interessant. Bislang kommen hochkinetische Verfahren hier jedoch nur selten zum Einsatz und<br />
gelten bei dieser Anwendung als wissenschaftlich kaum erforscht [3, 4]<br />
Die Innenbeschichtung mittels thermischer Spritzverfahren ist mit technologischen<br />
Herausforderungen verbunden. Zum einen müssen die zu beschichtenden Bereiche in der<br />
Sichtlinie des Brenners liegen, um einen anforderungsgerechten Schichtauftrag bzw.<br />
entsprechende Schichteigenschaften zu realisieren. Zum anderen begrenzen die Bauform und<br />
Abmessungen des Spritzbrenners die minimal beschichtbaren Innendurchmesser von Bauteilen<br />
und damit letztendlich auch die Anwendbarkeit des Verfahrens im ID-Bereich. Derzeitige<br />
Aktivitäten im Bereich der Forschung und Entwicklung zeigen umfängliche Bestrebungen, die<br />
prozessbedingten Einschränkungen bei der Beschichtung von Innenflächen durch neue<br />
hochkinetische ID-Brennerkonzepte mit besonders kompaktem (L-förmigen) Design<br />
entgegenzutreten. Die unterschiedlichen ID-Brennerkonzepte verfügen im Allgemeinen über<br />
kleinere Brennkammern und kürzere Beschleunigungsdüsen als herkömmliche Brenner. Der<br />
Gasfluss und die Brennerleistung sind zudem deutlich geringer, was zu einem kürzeren und<br />
weniger divergenten Spritzstrahl führt. Mit den zurzeit am Markt verfügbaren<br />
Spritzbrennerkonfigurationen können zylindrische Bauteilkomponenten mit minimalen<br />
Innendurchmesser von bis zu 125 mm beschichtet werden [5]. Die hierbei einhergehenden sehr<br />
kurzen Spritzabstände führen beim hochkinetischen Verspritzen konventioneller Spritzzusätze<br />
(z.B. Agglomeratgrößen: -45 +15 µm) aufgrund der kurzen Verweilzeiten der Partikel in der<br />
Überschall-Prozessgasströmung zu einer nur unzureichenden Aufschmelzung und<br />
Beschleunigung dieser. Neben einem geringen Auftragswirkungsgrad beim Spritzen erreichen<br />
die korrespondierenden Schichten vielfach nicht die notwendigen Eigenschaften einer<br />
Verschleißschutzschicht. Das Spritzen mit zunehmender Brennerleistung und zugleich kurzen<br />
Spritzabständen bewirkt einen erhöhten Wärmeeintrag in die Bauteiloberfläche.<br />
Die Verwendung von feinfraktionierten Spritzzusätzen stellt einen innovativen Ansatz dar, um<br />
diese Nachteile zu überwinden. Aufgrund ihrer größeren spezifischen Oberfläche und der
Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.914N<br />
geringeren Masse können derartige Pulver besser mit dem heißen Prozessgasstrom interagieren<br />
als gröbere Pulver. Dies ermöglicht auch bei sehr kurzen Spritzabständen eine hinreichende<br />
Partikelerwärmung und -beschleunigung. Das Verspritzen von feinfraktionierten Spritzzusätzen<br />
auf rotationsymmetrischen Innenflächen unter Einsatz von kompakten, energiearmen ID-<br />
HVOF/HVAF Spritzbrennern und kurzen Spritzabständen bringt jedoch neue prozesstechnische<br />
Herausforderungen mit sich. Demnach weisen feinfraktionierte Spritzzusätze eine mangelnde<br />
Fließfähigkeit sowie hohe Agglomerationsneigung auf. Zudem tendieren feinfraktionierte<br />
Spritzzusätze aufgrund ihrer erhöhten thermischen Empfindlichkeit dazu, schnell zu überhitzen,<br />
was zu unerwünschten Phasenumwandlungsvorgängen (z. B. bei WC-M<br />
(M = Metall) → Entkohlung, Oxidation und Karbid-Matrix-Reaktionen) führen kann. Aus diesem<br />
Grund ist eine sorgfältige Optimierung der Spritzparameter und der Spritzpulvereigenschaften<br />
erforderlich [5, 6]. Neben den prozesstechnischen Herausforderungen, welche sich durch<br />
feinfraktionierte Spritzzusätze ergeben, ist bei der Beschichtung von Innenflächen zudem der<br />
Bewegungsraum für die ID-Brenner deutlich eingeschränkt. Beispielsweise erschweren geringe<br />
Innendurchmesser bei rotationssymmetrischen Bauteilen sowie Aussparungen und sogenannte<br />
Taschen die Prozessführung bei der Beschichtung. Des Weiteren können Prozessmedien (wie<br />
z. B. Stäube, Abgase) und Wärme aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht hinreichend aus<br />
der Beschichtungszone abtransportiert werden und folglich das Beschichtungsergebnis<br />
verschlechtern. Die Kühlung der Bauteile ist dabei von entscheidender Bedeutung, um<br />
Überhitzungsreaktionen der Bauteiloberfläche zu vermeiden und thermische Spannungen zu<br />
reduzieren. Klassische Kühlkonzepte mittels Pressluft (z.B. Druckluftvorhang, Druckluft-Düsen)<br />
sind im ID-Bereich dem Anwender bereits zugänglich und ohne großen monetären Aufwand<br />
adaptierbar. Die Kühlwirkung solcher Kühlkonzepte auf die resultierenden Schichteigenschaften<br />
infolge des Wärmeeintrags in das (Substrat)Bauteilmaterial und den Schichtwerkstoff ist<br />
hingegen unzureichend untersucht.<br />
Ziel dieses Forschungsvorhaben ist es, die wesentlichen Einflussgrößen sowie<br />
prozesstechnischen Randbedingungen beim Beschichten von rotationssymmetrischen<br />
Innenflächen unter Einsatz feinfraktionierter Spritzzusätze zu untersuchen. Auf Basis der<br />
gewonnenen Erkenntnisse sollen Handlungsempfehlungen zur Prozessführung<br />
(Prozessieren feinfraktionierter Spritzzusätze, Spritzparameter, Bauteilkühlung) erarbeitet<br />
werden, um das Potential des Innenbeschichtens mittels ID HVOF/HVAF dem Anwender<br />
zu erschließen. Die Klärung einzelner wissenschaftlich-technischer Problemstellungen, wie<br />
beispielsweise die Qualifizierung einer praxistauglichen Auftragsrate bei einer gleichzeitig<br />
defektarmen Schichtgefügestrukur bei kurzen Spritzabständen soll darüber hinaus den<br />
wirtschaftlichen Zielen eines erweiterten Nutzkreises zu Gute kommen. Der durch die<br />
Forschungsergebnisse angesprochene Nutzerkreis setzt sich in erster Linie aus<br />
Lohnbeschichtern (KMU), aber auch Unternehmen, die Innenbeschichtungen in der<br />
Serienproduktion einsetzten wollen, zusammen. Diese können die gewonnenen Erkenntnisse<br />
nutzen, um das Innenbeschichten mittels HVOF/HVAF mit minimalem Aufwand in die eigene<br />
Fertigung zu adaptieren. Die KMU erhalten somit die Befähigung, Innenbeschichtungen mittels<br />
HVOF/HVAF mit entsprechenden Innenbrennern durchzuführen. Die Entwicklung und<br />
Validierung im Rahmen dieses Projekts minimiert dabei das Risiko für die KMU im Rahmen einer<br />
unternehmensspezifischen Erforschung und Erprobung, insbesondere, wenn unvorhersehbare<br />
Probleme und Fragestellungen auftreten. Die unmittelbare wirtschaftliche Bedeutung ergibt sich<br />
für die KMU durch die Erschließung vollkommen neuer Anwendungen und Geschäftsfelder, in<br />
denen die thermische Spritztechnik bis dato noch nicht etabliert ist, da die notwendige Technik<br />
und vor allem das dazugehörige Verständnis noch nicht vorhanden sind. Wird die Technik nach
Seite 8 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.914N<br />
Ablauf des Projektes in den KMU erfolgreich integriert, entsteht für diese Unternehmen ein<br />
bedeutender Wettbewerbsvorteil. Mögliche Anwendungsgebiete sind vor allem im Bereich des<br />
Verschleißschutzes zu sehen, da insbesondere mittels HVOF/HVAF verspritzte karbidhaltige<br />
Schutzschichten einen hohen Verschleißwiederstand aufweisen [7, 8]. Typische Werkstoffe sind<br />
dabei WC-Co, WC-CoCr oder Cr 3C 2-NiCr. Neue Anwendungen für HVOF/HVAF<br />
Innenbeschichtungen sind beispielsweise in Hydraulik- oder Fahrwerkszylindern als Ersatz für<br />
Hartchrombeschichtungen oder als Reparaturbeschichtung ebendort zu sehen. Weitere<br />
Anwendungsgebiete sind Innenbeschichtungen im Bereich von Kugelventil-Dichtsystemen, um<br />
diese vor Gleit-, Erosions- und Kavitationsverschleiß zu schützen sowie Innenbeschichtungen in<br />
Extruderschneckengehäusen oder in Zylinderlaufbuchsen von Kolbenverdichtern zum Schutz vor<br />
Abrasiv- und Reibverschleiß. Für die im Einzelfall bereits bestehenden Anwendungen<br />
(Innenbeschichtung mittels HVOF/HVOF), tragen die hier gewonnen Erkenntnisse dazu bei, die<br />
Schichtqualität zu steigern, was wiederum eine Absicherung des Bestandskundengeschäfts<br />
begünstigt.
Seite 9 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19.914N<br />
4 Arbeitshypothese und Arbeitsprogramm<br />
Die Arbeitshypothese, die bestätigt werden soll, basiert auf der Erkenntnis, dass das Beschichten<br />
von Innenflächen mittels HVOF/HVAF Innenbrennersystemen deutlich von den konventionellen<br />
Beschichtungsprozessen auf Außenflächen abweicht. Ursachen sind vor allem in der<br />
Verwendung feinfraktionierter Spritzzusätze und der räumlich begrenzten und teilweisen<br />
geschlossenen Spritzsituation zu sehen. Weiterhin müssen die Spritzusätze, aufgrund des kurzen<br />
Spritzabstands, innerhalb kürzester Zeit beschleunigt und auf- bzw. angeschmolzen werden,<br />
damit die applizierten Schichtsysteme gegenüber konventionellen Schichtsystemen<br />
vergleichbare Eigenschaften aufweisen. Daher müssen Einflussgrößen und prozesstechnische<br />
Randbedingungen neu betrachtet werden. Die Anpassung und Adaptierung des Prozesses ist<br />
nötig, um gleichwertige, hochwertige Beschichtungen zu erzielen.<br />
Um die Arbeitshypothese zu validieren, wurden die signifikanten Einflussgrößen auf den<br />
Beschichtungsprozess unter Verwendung von HVOF/HVAF Innenbrennersystemen identifiziert<br />
sowie wesentliche Wirkzusammenhänge zwischen der Flamm-Partikel Interaktion (In-Flug<br />
Partikeleigenschaften) und dem Schichtbildungsprozess analysiert. Die Analyse der<br />
Wirkzusammenhänge verfolgte das Ziel, geeignete Spritzparametereinstellungen (hier:<br />
optimierte Spritzpartikeltemperatur und -geschwindigkeit) zu qualifizieren, welche der<br />
Forschungsstelle und dem Anwender es ermöglichen, die gewonnenen Erkenntnisse auf andere<br />
Brennertypen zu übertragen. Die Durchführung der Spritzversuche erfolgte unter Einsatz<br />
eigenschaftsdifferenzierter Spritzzusätze hinsichtlich chemischer Zusammensetzung,<br />
Partikelmorphologie und Partikelgröße. Um den Innenbeschichtungsprozess mittels HVOF/HVAF<br />
Innenbrennern wissenschaftlich und zugleich anwendungsnah zu untersuchen, wurde für die<br />
Durchführung selektierter Spritzversuche ein prototypischer, zylindrischer Probenträger<br />
entwickelt. Die Bauteilerwärmung während des Innenbeschichtens wurde unter Berücksichtigung<br />
verschiedener Kühlkonzepte und Spritzparametereinstellungen simulationsgestützt sowie<br />
experimentell untersucht. Mithilfe eines prototypischen Versuchsaufbaus wurde die Splatbildung<br />
der auf dem Substrat auftreffenden Spritzpartikel unter Verwendung eigenschaftsdifferenzierter<br />
Spritzzusätze analysiert.<br />
Die Bearbeitung der Arbeitsinhalte erfolgte gemäß dem Arbeitsplan des Projektantrags<br />
(Abbildung 1). Zu Projektbeginn kam es jedoch zu einer zeitlichen Verzögerung im<br />
Projektverlaufs. Hauptursache hierfür ist die rückwirkende Bewilligung des Projektes aufgrund<br />
der verzögerten Bildung der Bundesregierung zu Beginn des Jahres 2018. Die Übermittlung des<br />
Zuwendungsbescheides erfolgte zum 11.04.2018, weshalb erst nach diesem Termin mit der<br />
Projektvorbereitung und -bearbeitung begonnen werden konnte. Ein(e) qualifizierte(r)<br />
wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in) war unmittelbar zu Projektbeginn nicht verfügbar. Die<br />
Projektbearbeitung erfolgte zunächst kommissarisch, bis ein(e) Projektbearbeiter(in) zugeteilt<br />
werden konnte. Des Weiteren bestand keine Vorlaufzeit, um Kick-Off-Meetings mit dem PA<br />
durchzuführen sowie die spezifischen Spritzwerkstoffe für das Innenbeschichten zu beschaffen.<br />
Die Projektbearbeitung verzögerte sich insgesamt um 6 Monate. Aus den genannten Gründen<br />
sowie einer längerfristigen Umbaumaßnahme im Versuchsfeld der Forschungsstelle, erfolgte<br />
eine Ratenverschiebung der Personalmittel in das Jahr 2019. Im Berichtszeitraum 2019 wurde<br />
das Projektvorhaben kostenneutral um 6 Monate verlängert (neue Laufzeit: bis zum 30.06.2020).