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20 KULTUR JOKER interview

Kultur Joker: Welche Begegnungen

neben den Workshops

sind zwischen Publikum und den

Künstler*innen gegeben?

Yasmin Ulrich: Wir wollen

immer die Möglichkeit geben,

dass sich das Publikum

nach der Veranstaltung mit den

Künstler*innen austauschen

kann.

Jérémy Goltzéné: Wir bieten

für Künstler*innen auch Residenzen

an, also die Möglichkeit,

vor Ort an einer Vorführung zu

arbeiten. Manche Proben können

als öffentliche Proben vom

Publikum auch besucht werden.

Der Choreograf Daniel Rakovsky

zum Beispiel kommt im Dezember

zu uns und entwickelt

mit Claire Pastier sein neues

Projekt „Pas de deux“, das am

18. Februar zu sehen sein wird.

Das Publikum kann bei der Entstehung

des Projekts dabei sein.

Eines unserer größeren Projekte

heißt „Kultur und Solidarität“.

Über dieses Projekt veranstalten

Künstler*innen in französischen

Altersheimen Konzerte und

zeichnen im Anschluss die Reaktionen

des Publikums auf. Das

Elektro-Duo French fuse wird

diese Aufnahmen beim letzten

Konzert unserer Saison verwenden

und daraus ein Musikset entwickeln.

Yasmin Ulrich: Das wird ein

Mash-up aus älteren bekannten

Songs, diesen Aufnahmen und

Eigenkompositionen. Benjamin

und Jerry sind echte Profis, was

das Mixen angeht.

Kultur Joker: Einen Schwerpunkt

bildet Ihr Programm zur

kulturellen Bildung. Wie ist das

aufgebaut?

Jérémy Goltzéné: Unser Programm

„Künstlerische und kulturelle

Bildung“ fußt auf drei

Säulen: Die Begegnung zwischen

Künstler*in, Stück und

Publikum, die praktische Umsetzung

durch das Publikum und

das Entwickeln von Fähigkeiten

währenddessen. Das Programm

entwickeln wir für Kinder an

Schulen, aber auch innerhalb

unserer Workshops. Die Kompanie

Kiaï, die im April bei uns ihre

Zirkusshow „Ring“ veranstaltet,

bietet zum Beispiel Workshops

an, bei denen man lernen kann,

wie man akrobatisch auf dem

Trampolin springt.

Kultur Joker: Spiegelt sich die

Publikumsnähe von Art’Rhena

auch in der Architektur des Gebäudes

wider?

Yasmin Ulrich: Die Bühne unseres

Veranstaltungssaals schließt

ebenerdig zum Publikumsraum.

Es wird kein Unterschied zwischen

den Künstler*innen und

dem Publikum gemacht. Je

nach Typ der Aufführung kann

das Publikum einen Kreis um

die Künstler*innen bilden, aber

auch auf hinzugefügten Rängen

vor der Bühne sitzen. In

jedem Stockwerk befinden sich

darüber hinaus Vorräume. Vor

Eröffnen Ende Oktober die Saison: Die Kompanie Rois Vagabonds: „Concerto pour deux clowns“

jedem Stück können Vorfreude

oder Aufregung gemeinsam geteilt

werden. Nach dem Stück

kann man dort über die Aufführung

sprechen oder mit den

Künstler*innen ins Gespräch

kommen. Auch wir vom Team

wollen dort präsent sein und den

Austausch mitgestalten. Für Reflexionen,

auch kritische, haben

wir ein offenes Ohr.

Kultur Joker: Kann sich das

breite Publikum die Kulturinsel

auch leisten? Wie sieht Ihre

Preispolitik aus?

Jérémy Goltzéné: Wir möchten

unsere Vorführungen auch vom

Preis her zugänglich gestalten.

Die Spanne bewegt sich zwischen

4-15€ pro Person, je nach

Länge des Stücks, Alter und

Ermäßigung. Ein Besuch der

Kulturinsel soll nicht teurer als

der Besuch eines französischen

Kinos sein.

Kultur Joker: Wie weit sind die

Künstler*innen, wie weit die

Kulturinsel bei der kreativen

Ideenfindung für das Programm

beteiligt?

Yasmin Ulrich: Jérémy Goltzéné

ist Anfang des Jahres immer

unterwegs und sieht sich verschiedene

Künstler*innen und

Veranstaltungen an, setzt sich

mit ihnen in Kontakt und entwickelt

aus diesem Kontakt das

Programm. Meine Kollegin Mathilde

Feutry ist für die Zusammenarbeit

der Künstler*innen

mit dem Publikum zuständig.

Im Französischen nennt man das

„Médiation“. Aus dieser Verbindung

hat meine Kollegin auch

einen Kinoklub entwickelt, aber

auch das Projekt „Kultur und

Solidarität“. Die Ideen gehen

im Grunde von uns aus, für die

weitere Arbeit daran suchen wir

uns künstlerische Partner*innen.

Kultur Joker: Gibt es Initiativen

oder Formate, die saisonübergreifend

in Ihrem Programm

Platz finden?

Yasmin Ulrich: Wir stehen gerade

noch am Anfang unseres Programms,

deshalb müssen wir zunächst

sehen, wie das Publikum

auf die verschiedenen Formate

reagiert. Grundsätzlich freuen

wir uns natürlich über Veranstaltungen,

die wir auch saisonübergreifend

anbieten können. Die

Veranstaltungen dieses Jahr sind

aber erst einmal einmalig.

Kultur Joker: Dieses Jahr hattet

Sie bereits einen Probelauf

mit einem Programm, das außer

Haus stattfand. Wie waren die

Reaktionen darauf?

Yasmin Ulrich: Zur Coronazeit

war es natürlich schwierig, das

Programm so umzusetzen, wie

wir es gerne gemacht hätten.

Wir mussten leider viele Veranstaltungen

absagen, was uns im

Herzen weh getan hat. Deshalb

war es umso schöner, wenn wir

einmal etwas realisieren konnten.

Als wir dann auch ein positives

Feedback bekamen, war das nach

dieser Durststrecke umso nahrhafter.

Gerade bei den Kooperationen

mit Schulen gab es viele

Komplimente von Schüler*innen

und Lehrer*innen. Das war

schön.

Jérémy Goltzéné: Mit der Pandemie

wurden die Grenzen und

Säle geschlossen. Jetzt öffnen die

Säle und man spürt, dass es wieder

losgehen muss.

Kultur Joker: Eine gewisse Vorfreude

konnten Sie sicher schüren.

Yasmin Ulrich: Auf Facebook

haben wir tatsächlich schon

Anfragen bekommen: Wann ist

denn endlich die Eröffnung?

Wann geht’s los? Die Menschen

sind sehr neugierig.

Jérémy Goltzéné: Unsere Vorstellungen

an Schulen sind von

deutscher wie französischer

Seite bereits komplett ausgebucht.

Am 5. September waren

wir auch in Freiburg. Mit dem

Centre Culturel Français veranstalteten

wir die „Fête de la musique“.

Viele Leute dort waren

sehr an Art’Rhena interessiert.

Kultur Joker: Soll die Rheininsel

auch über Art’Rhena hinaus

zur Kulturinsel werden?

Jérémy Goltzéné: Es gibt da tatsächlich

etwas, das man im Französischen

„Masterplan“ nennen

würde. Die Insel soll ein Ausflugsziel

für die Bewohner*innen

der französischen und deutschen

Seite werden. Dafür soll auf der

Foto: V Vanhecke

Insel ein Park entstehen, den man

wie die ganze Insel mit einem

Leihfahrrad erkunden kann. Jetski

soll man auch fahren können.

Eine Fußgängerbrücke wird

Breisach direkt mit der Rheininsel

verbinden. Auf französischer

Seite sollen Kreuzfahrtschiffe

anlegen können. Menschen, die

den Rhein herunterfahren, um

Städte wie Colmar, Mulhouse

oder Freiburg zu besichtigen,

sollen auch bei uns anlegen können.

Art’Rhena wird der Beginn

einer Renaissance der Rheininsel

sein.

Kultur Joker: Das klingt vielversprechend.

Vielen Dank für das

Gespräch!

Art‘Rhena im Oktober/November

Musik, Akrobatik und Clownerie

kommen zusammen

im Programm der Kompanie

Les Rois Vagabonds, die

mit „Concerto pour deux

clowns“ das Programm der

ersten Saison von Art‘Rhena

eröffnen. Aufführung vom

28.–30. Oktober, 20 Uhr

und am 31. Oktober, 15 Uhr.

Magische Begegnungen verspricht

Peter Valance, der als

bester Illusionist Deutschlands

gehandelt wird. Am

6. November, 20 Uhr bietet

er auf der Kulturinsel seine

„Grand Magic Show“, die

Stunts, Magie und raffinierte

Tricks effektvoll kombiniert.

Weder Zirkus noch Magie,

dafür aber eine nachdenkliche

Reise in die Welt der

Objekte bietet das Korso-OP.

Kollektiv mit seiner neuesten

Aufführung „Lost puppy“

am 12./13. November, 20

Uhr. Eindringlich verhandelt

das Kollektiv, was Besitz bedeutet.

Objekttheater bringt

auch die Bühnenadaption des

Bilderbuchs „Akim rennt“

durch die Kompanie Toit végétal

am 17. November, 15

Uhr. Eine Erzählung über

die Flucht vor dem Krieg mit

Zeichnungen, Objekten und

Klang. Eine kritische Auseinandersetzung

mit Technologie

in unserem Alltag bietet

das Kollektiv Aïe Aïe Aïe

mit „Ersatz“. Am 23./24. November,

20 Uhr entführt das

Kollektiv in eine mögliche

Zukunft voller seltsamer Begegnungen.

Weitere Infos und Tickets:

www.artrhena.eu

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