flip-Joker_2021-10
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THEATER KULTUR JOKER 3
Der Zauberkünstler und Illusionist
Willi Auerbach – alias The
Magic Man – veranstaltet am
2. Oktober, 20 Uhr eine hinreißende
Varieté Benefiz Gala zu
Gunsten der Äthiopienhilfe Stiftung
„Menschen für Menschen“
im Bürgerhaus Denzlingen und
virtuell im Livestream. Geboten
wird ein Programm aus Zauberei,
Artistik, Musik, Tanz und
Comedy, dessen gesamter Erlös
an die Äthiopienhilfe gespendet
wird, welche dieses Jahr ihr 40.
Jubiläum feiert.
Die Klugheit von Kindern und Katzen
„Non-Upgraded existence“ der Cia. Nadine Gerspacher hatte im E-Werk Premiere
Nach einem Sommer voller
Waldbrände will die Binsenlandschaft
auf der Bühne des
E-Werks nicht so recht idyllisch
wirken. Und wirklich wird das
Gras im Laufe des Tanzabends
„Non-upgraded existence“ ordentlich
rauchen und später
leuchten als stände es in Flammen.
Doch davor geht es bei der
Compagnie Nadine Gerspacher
erst einmal sehr kultiviert vor.
Mutter, Vater, zwei Töchter
und ein Kater (Hedvig Edvall
Bons, Vlad Ion, Camille Lejeune,
Paula Niehoff, Julien
Rossin) decken den Tisch für
das Sonntagsmahl, die jüngere
Tochter (Hedvig Edvall Bons)
bekommt Zöpfe geflochten, sie
schlüpft in die Jacke des Vaters
und ahmt dessen Eigenheiten
nach. Am Ende gibt es einen
begütigenden Kuss auf die Stirn
der Tochter. Der Kater Hector
lässt sich bitten und spielt Verstecken
mit der Familie. Dann
klettert er auf den Tisch, um
den sich mehrere Stühle gruppieren
und stellt das Setting vor,
während der Rest der Familie
wie in einem Still einfriert: wir
befinden uns in einem ganz
gewöhnlichen Haus, in einer
ganz gewöhnlichen Stadt, auch
die Familie ist ganz gewöhnlich.
Die Wohnung ist Schutz
und ein Heim, erzählt er. Man
könnte die Familie also glücklich
nennen. Doch die Crux ist,
dass das Private heute wieder
sehr politisch ist. Weil das Private
Ressourcen verbraucht. Es
gibt Austern, erst einen Teller
voll und dann ein ganzes
Tablett. Aber – zumindest in
Deutschland – steht nichts so
sehr für Luxus, Überfluss und
Völlerei wie Austern.
Allzu sinnlich muss man
sich dieses Festmahl nicht vorstellen.
Die Mutter stopft sich
die Muscheln besinnungslos
und verstörend in sich hinein.
Es geht sichtlich nicht um die
Austern, sondern um nicht befriedigte
Lebenslust und -flucht
sowie um Sehnsüchte. Der Titel
jedoch knüpft eine Verbindung
zu dem Wahn, dass es zum
Glück das nächste Upgrade
braucht, die Familie führt ein
entfremdetes Leben, stellvertretend
für uns. Entsprechend
angespannt ist das Verhältnis zu
ihrem Mann. Die beiden springen
über den Tisch und wälzen
sich über ihm, längst ist das
Essen abgetragen. Es braucht
eine Weile bis das Stück „Non-
Upgraded Existence“ derart an
Fahrt gewinnt. Vor allem am
Anfang überwiegt das Theatralische
das Tänzerische. Später
jedoch sind die Figuren und
ihre Konflikte so überdeutlich,
dass sie alle Mehrdeutigkeiten
ersticken. Oder im Falle, dass
Ein Abend der in Erinnerung bleibt: „Non-Upgraded existence“
man in der jüngeren Tochter
nicht ein Alter Ego von Greta
Thunberg erkennt, bleibt deren
messianischer Eifer, ihre Führungsrolle
ziemlich enigmatisch.
Da hätte die Dramaturgie
ein Gleichgewicht schaffen
können.
Tänzerisch jedoch ist das,
was die Compagnie im Großen
Saal zeigt, ziemlich mitreißend.
Extrem dynamisch werden die
Verhältnisse in der Familie
verhandelt, insbesondere die
Leckere
Pause
Eltern nehmen ihre Beziehung
geradezu sportlich: Abrollen,
Springen und Abprallen, hinzu
kommt der Tisch, der als
Sparringpartner seinen Part
einnimmt. Geradezu anrührend
ist hingegen, wie der Kater
die ältere Schwester, die angesichts
der gesellschaftlichen
und privaten Dystopien in eine
Art Dornröschenschlaf verfällt,
wieder zurück ins Leben
bringt. Ihr Körper droht jeden
Moment, in sich zusammenzufallen.
Und doch ist es in dieser
Choreografie eben die junge
Generation, von der Hoffnung
ausgeht. Am Ende bildet die
Compagnie eine Art Pyramide,
auf der die jüngste Tochter steht
und die Geschicke aller dirigiert.
Das ist dann ein bisschen
zu viel an Idealisierung. Tänzerisch
jedoch wird der Abend
fraglos in Erinnerung bleiben.
Annette Hoffmann
OKTOBER / NOVEMBER 2021
MONTAGS UND DIENSTAGS AB 11.30 UHR
SUPPE FÜR ALLE BLUTSPENDER*INNEN
©Nicolas Clausen
Menschen für Menschen
Illusionist The Magic Man präsentiert im Bürgerhaus in Denzlingen eine Varieté Benefiz Gala für Äthiopien
Der Magic Man, der bei den
Deutschen Meisterschaften der
Zauberkunst den zweiten Platz
belegte, präsentiert bei seiner
Gala spannende Illusionen und
führt als Moderator und Veranstalter
durch den Abend.
Unterstützt wird der bekannte
Magier durch ein engagiertes
Künstlerteam, welches für den
guten Zweck auf einen Großteil
der Gage verzichtet: Chenying
Lu und Junlin Zhang bilden das
„Duo Yingling“, das mit faszinierender
Spitzenartistik einen
Die
Künstler*innen
der Varieté
Benefiz Gala
Foto: Promo
feinen Hauch von fernöstlichem
Zauber auf die Bühne bringt.
Das Duett Complett, bestehend
aus den beiden Künstlern Simon
Flamm und Thomas Schaeffert,
verpackt klassische Zirkuskünste
in kleine unterhaltsame
Geschichten und verblüfft durch
Jonglage, kraftvolle Akrobatik,
Zauberei-, Comedy- und Publikumseinlagen.
Die Showtanzgruppe
von Elena Auerbach „Provocation
Dance“ sorgt mit einer sechsköpfigen
Tanzcrew für gekonnte
tänzerische Unterhaltung – gesanglich
untermalt von Elena und
Jenna Benos. Mit dabei ist auch
Fabian Flender. Er beherrscht den
urkomischen Kampf mit Alltagsgegenständen
und bringt das Publikum
zum Lachen, ohne auch
nur ein Wort zu sprechen. Musikalisch
wird Pianist Benedikt
Weigmann das Publikum am Piano
verzaubern. Atemberaubende
Magie-Kunststücke wird der
Gastgeber gemeinsam mit seinen
Assistentinnen präsentieren.
Willi Auerbach war zuletzt Gast
bei der Sendung „FOOL US“ im
US-amerikanischen Fernsehen.
Weitere Infos: www.magicman.de/benefizgala.html