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Theater KULTUR JOKER 9

Eine eigene Oper zum Abschied

Die neue Spielzeit am Theater Freiburg und die letzte des Generalmusikdirektors Fabrice Bollon

Am 2. Oktober feiert Yasmina Rezas

Stück „Anne-Marie die Schönheit“ mit

Robert Hungerbühler als Anne-Marie

im Theater Freiburg Premiere

Foto: Britt Schilling

Die kommende Spielzeit ist

die letzte Saison von Generalmusikdirektor

Fabrice Bollon.

Mit seiner von ihm komponierten

Oper „The Folly“ über

Erasmus von Rotterdam, die

am Theater Freiburg im Mai

2022 unter seiner Leitung uraufgeführt

wird, verabschiedet

sich der Franzose von seinem

Publikum. Bollon prägt auch

den Beginn der Saison, wenn

er am Eröffnungswochenende

bei Leoš Janačéks Oper „Das

Schlaue Füchslein“ (Regie:

Bojana Lazic) am 2. Oktober

am Pult des Philharmonischen

Orchesters Freiburg steht. Die

kommende Musiktheatersaison

ist besonders reichhaltig,

weil einige lange geplante,

geschobene Produktionen nun

stattfinden können. „Madama

Butterfly“ wurde schon dreimal

angekündigt – jetzt kann

Puccinis Meisterwerk endlich

in der Regie von Benedikt Arnold

und der musikalischen

Leitung von Fabrice Bollon im

Januar 2022 über die Bühne

gehen. Bollon dirigiert auch

die französische Oper „Manon“

von Jules Massenet (Regie:

Peter Carp) im Dezember

2021. Der erste Kapellmeister

Ektoras Tartanis betreut zwei

weitere Produktionen musikalisch:

Verdis Opernschocker

„Macbeth“ (Regie: Andriy

Zholdak) im März 2022 und

zum Abschluss der Saison

Strawinskys Oper „The Rake´s

Progress“ in der Regie von

Eva-Maria Höckmayr. Acht

Sinfoniekonzerte sind für die

Saison programmiert, wobei

man ab April 2022 mit großer

Orchesterbesetzung plant.

Der in Freiburg lebende Pianist

Igor Kamenz und der bekannte

Cellist Johannes Moser

werden wie auch die belgische

Harfenistin Anneleen Lenaerts

mit dem Orchester musizieren.

Beim Neujahrskonzert ist die

Freiburger Jazzsängerin Cécile

Verny zu hören.

Georg Rudiger

Antworten auf die gesellschaftliche

Krise

Wie eine Welle schiebt das

Theater Freiburg die Produktionen

vor sich her, an denen

während des Lockdowns

geprobt wurde. „Damaskus

2045“ von Mohammad Al Attar

(Regie: Omar Abusaada)

musste verschoben werden,

„Die Seuche“, eine Adaption

von Albert Camus‘ Roman

„Die Pest“ konnte doch noch

in der vergangenen Spielzeit

aufgeführt werden, ebenso

„Hedda Gabler“, inszeniert

von Lydia Bunk. Während

Weiterlesen, weitersprechen:

Die Vorfreude auf

die nunmehr 35. Ausgabe

des Freiburger Literaturgesprächs

könnte größer

kaum sein. Unter dem Motto

„schrift für blinde riesen“ –

dem Titel von Lutz Seilers

neuem Gedichtband – lädt

das älteste Lesefest Baden-

Württembergs zu vier entdeckungsreichen

Tagen ein.

Nach einem Auftakt zwischen

Lyrik und Prosa mit

Anja Kampmann und Lutz

Seiler im Ratssaal der Stadt

folgen das Sams, viele druckfrische

Bücher im Gespräch

und ein Jazz-Konzert mit Geschichten,

die in ihrem eigenen

Sound aufgehen, bis sie

plötzlich verschwunden sind.

Krzysztof Garbaczewski mit

„Faust II“ am ersten Teil der

Tragödie anknüpfen wird.

Das Schauspiel trägt in der

Spielzeit 2021/22 die Handschrift

des Intendanten Peter

Carp, der Theaterklassiker

von Tschechow, aber auch deren

zeitgenössische Pendants

Simon Stephens und Yasmina

Reza inszenieren wird. Auch

am Schauspielhaus Zürich war

man an der deutschen Erstaufführung

des Monologs über

das Älterwerden „Anne-Marie

die Schönheit“ interessiert,

doch da Yasmina Reza auf der

Besetzung mit einem Mann

bestand, verzichteten die

Schweizer. In Freiburg übernimmt

nun Rezas Wunschkandidat

Robert Hunger-Bühler

den Part.

Der Spielplan sucht Antworten

auf die gesellschaftliche

Krise. Solidarität könnte eine

sein. Kriegsheimkehrer Beckmann

hat sie jedenfalls nicht

erfahren. Seit Jahren erlebt

Wolfgang Borcherts „Draußen

vor der Tür“ eine Renaissance,

in Freiburg wird es als

surreales Trauerspiel von Stef

Lernous zu sehen sein. Dennis

Kellys Drama „Der Weg

zurück“ machte sich noch vor

dem Ausbruch von Corona in

ein einfacheres Leben auf, in

35. Freiburger Literaturgespräch

Den Programmablauf und

alle Details finden Sie im

Literaturgespräch-Leseheft –

erhältlich ab Mitte Oktober –

und unter www.literaturhaus.

freiburg.de.

Datum: 11.-14.11.2021

Orte: Rathaus, Literaturhaus

Karten-Vorverkauf: ab dem

5.10.2021

Freiburg wird Hanna Müller

Regie führen. Die freie Theatergruppe

Flinn Works wird

sich gleich mit zwei feministischen

Themenkomplexen befassen,

in „Learning Feminism

from Rwanda“ mit dem hohen

Anteil von Frauen im Parlament

von Ruanda, bzw. mit

dem geringen in Deutschland.

Und in einer zweiten Arbeit,

wie sich Staatsführerinnen in

der Krise bewährt haben. Als

Teil einer bundesweiten Initiative

„Kein Schlussstrich“ zum

NSU wird die Überschreibung

Dirk Lauckes von Horváths

„Ein Kind unserer Zeit“ nicht

nur am Nationaltheater Weimar,

sondern auch in Freiburg

zu sehen sein. Das rechtsextremistische

Netzwerk Hannibal

gab dem Stück den Namen.

Mit Simon Stones „Medea“

nach Euripides wird eine weitere

Überschreibung am Theater

Freiburg inszeniert, sie

verlagert den antiken Stoff

in die Gegenwart. Mit Erna

Ómarsdóttirs Inszenierung

„Orpheus und Eurydike“ steht

www.literaturhaus-freiburg.de

ein weiterer antiker Stoff auf

dem Spielplan. Und man darf

neugierig sein, was Jessica

Glause aus Mithu Sanyals Roman

„Identiti“ machen wird.

Beim Tanz setzt sich das von

Adriana Almeida Pees organisierte

Gastspielprogramm fort.

In der Spielzeit 21/22 gibt es

einen Mini-Kanada-Schwerpunkt

mit Produktionen des

Out Innerspace Dance Theatre,

der Gogol-Adaption „Revisor“

von Crystal Pite sowie

„Saudade“ von Joshua Beamish.

Darüber hinaus sind

internationale Tanzstücke

aus Belgien eingeladen, etwa

von Alexander Vantournhout

„Through the Grapevine“, aber

auch „Joy, enjoy joy“ von Ann

Van den Broek. Und Ersan

Mondtag wird sein Debüt als

Choreograf mit „Joy of Life“

geben, in dem er sich mit düsteren

Kindheiten und komplizierten

Familienverhältnissen

befassen wird. Das Stück ist

eine Koproduktion mit dem

Berliner HAU.

Annette Hoffmann

35. Freiburger Literatur gespräch

ûrift für

schrift für

blinde

Blinde riesen

r

Bertoldstraße 17 79098 freiburg

sen

11. bis 14. november 2021

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